Rote Liste Gefährdeter Nachtfalter (Lepidoptera: Sphinges, Bombyces, Noctuidae, Geometridae) Bayerns
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Rote Liste gefährdeter Nachtfalter (Lepidoptera: Sphinges, Bombyces, Noctuidae, Geometridae) Bayerns Bearbeitet von Werner Wolf und Hermann Hacker unter Mitarbeit von Günter Baisch, Daniel Bartsch, Armin Becher, Gottfried Behounek, Julian Bitter- mann, Ralf Bolz, Klaus von der Dunk, Gernot Embacher, Willi Fellinger, Konrad Fiedler, Gerhard Fink, Rüdiger Fischbacher, Karl-Heinz Fischer, Gerald Fuchs, Theo Grünewald, Axel Hausmann, Richard Hein- del, Klaus Heinze, Walter Hundhammer, Helmut Kolbeck, Walter Kwasnitza, Peter Lichtmannecker, Hel- mut Linhard, Konrad Loos, Johannes Mohr, Georg Nowak, Michael Ochse, Rudolf Oswald, Hans Platz, Herbert Pröse, Anton Ernst Rau, Frank Rosenbauer, Gerhard Rößler †, Walter Ruckdeschel, Walter Sage, Emil Scheuringer, Hans-Peter Schreier, Andreas Segerer, Axel Steiner, Rudi Tannert, Johannes Voith, Otmar Wanninger, Ludwig Weigert, Heino Werther, Toni Wolf, Christian Zehentner, die direkt an der Erstellung der Liste durch Beiträge und Teilnahme an den Arbeitskreistreffen beteiligt waren. Diese Rote Liste wäre ohne die tatkräftige Mitar- stark gefährdet angesehen und 78 Arten als ge- beit vieler Berufs- und Hobbyentomologen nicht fährdet. Damit mussten in Bayern 286 Arten zustandegekommen. diesen Gefährdungskategorien 0–3 zugeordnet Deswegen sei hier auch allen ungenannt geblie- werden, also knapp 30 %. Mit den weiteren 41 benen Entomologen gedankt, die durch ihre Be- Arten der Kategorie „R“ und den 6 Arten der Ka- obachtungs- und Sammlungsdaten die Basis für tegorie „G“ sind damit 333 Arten (33,3 %) in die- unser Wissen um die Verbreitung und Gefähr- ser Roten Liste der gefährdeten Nachtfalter Bay- dung der Nachtfalter in Bayern gelegt haben und erns vertreten (unbeachtet der 92 Arten in der auch in Zukunft die Fortschreibung dieser Arbeit Vorwarnliste bzw. der 12 Arten mit defizitärer Da- ermöglichen werden. tenlage). Aufgrund der stark angewachsenen In- formationsdichte gegenüber der 2. Fassung und Obwohl im Gegensatz zur 2. Fassung in diesem auch der Überarbeitung der Roten Listen der BRD Teil der Schmetterlinge 7 Familien nicht mehr be- und angrenzender (Bundes-)Länder gemäß unse- handelt werden (siehe Abschnitt „Spinner und res besseren Wissensstandes um die Gefähr- Schwärmer“), wurde die in der Naturschutzpraxis dung vieler Arten sind 36 Arten der 2. Fassung bewährte Grobgliederung der nachtaktiven soge- nicht mehr in dieser Roten Liste vertreten. Dem nannten Großschmetterlinge (Spinner/Schwärmer, steht die Neuaufnahme von 10 Arten gegenüber. Eulen, Spanner) beibehalten. Insbesondere bei den Noctuoidea hätte ansonsten eine streng der Systematik folgende Liste zu einer praxisfernen Spinner und Schwärmer (Bombyces et Zersplitterung geführt. Sphinges) Die für Bayern eruierte Nachtfalter-Artenzahl be- Im Gegensatz zur 2. Fassung werden in diesem läuft sich auf 1.050. Davon treten aber 36 Arten Teil der Roten Liste der gefährdeten Schmetterlin- nur als Vermehrungsgäste auf, d. h. sie wandern – ge Bayerns die Hepialidae, Psychidae, Cossidae, z. T. alljährlich – von südlich der Alpen zu und ent- Limacodidae, Sesiidae, Zygaenidae und Thyridi- wickeln hier dann Nachfolgegenerationen, deren dae nicht mehr behandelt. Diese Familien werden Imagines jedoch entweder wieder zurückwandern ihrer systematischen Stellung entsprechend bei oder aber während des Winters zugrunde gehen. den sogenannten Kleinschmetterlingen darge- 13 Arten werden als für Bayern zweifelhaft be- stellt. trachtet (z. T. nur aus der Literatur ohne Beleg- Nach Abzug der 7 Vermehrungsgäste verbleiben exemplare in Sammlungen bekannt oder begrün- für Bayern 153 als bodenständig bekannte Arten. dete vermutete Fehletikettierungen). Damit sind Von diesen müssen mittlerweile 13 (8,5 %) als bis jetzt für Bayern 1.001 Nachtfalter („Großnacht- verschollen oder ausgestorben betrachtet wer- falter“) sicher nachgewiesen worden. den, gegenüber der 2. Fassung eine Zunahme um 66 Arten werden als verschollen oder ausgestor- 4 Arten (eine dieser Arten – Saturnia pavoniella – ben betrachtet. Es sind dies in erster Linie wär- wurde allerdings erst kürzlich als neu für Bayern meliebende Arten der Trockengebiete (Mager- (und Deutschland) aus älterem Sammlungsmateri- rasen, Ödländer), eine Folge der zunehmenden al nachgewiesen). Eigentlich sind es 5 neue Zu- Verdichtung (Vergrasung, Zuwachsen offener Bo- ordnungen, da auch eine Rückstufung erfolgte: denstellen) und Verbuschung dieser Lebensräu- Arctia villica, der Schwarze Bär, der nicht nur in me. Von den 69 als „vom Aussterben bedroht“ Bayern, sondern auch in Baden-Württemberg und eingestuften Arten kommen viele in Bayern nur in einigen ostdeutschen Bundesländern (hier mit noch an einzelnen, durch vielfältige Ursachen be- offensichtlicher Ausbreitungstendenz) wieder auf- drohten Standorten vor. Auch diese Arten sind gefunden wurde. Die Anzahl vom Aussterben be- vielfach wärmeliebend (Trockenstandorte), aber drohter Arten beträgt weiterhin 13 (8,5 %), wenn auch einige Spezialisten wie diverse Moorbewoh- auch in leicht veränderter Zusammensetzung. ner fallen durch die Bedrohung ihres Lebensrau- Stark gefährdet sind 10 Arten (6,5 %) und 7 Arten mes in diese Kategorie. 73 Arten werden als (4,6 %) müssen als gefährdet eingestuft werden. BayLfU/166/2003 224 Rote Liste gefährdeter Nachtfalter (Lepidoptera: Sphinges, Bombyces, Noctuidae, Geometridae) Bayerns Diesen 4 Gefährdungskategorien sind damit 43 gefährdet betrachtet werden. 2 weitere Arten der Arten zugeordnet, d. h. 28,1 % des Artenbestan- 2. Fassung sind in dieser Roten Liste nicht mehr des. Als vermutlich gefährdet, aber mit unbe- vertreten (und auch nicht in denen der Nachbar- kanntem Status, wird eine Art betrachtet. Der Ka- länder). tegorie „R“ werden 5 Arten (3,3 %) sowie der Vorwarnliste 23 Arten (15,0 %) zugeordnet. Damit sind bei den bayerischen Spinnern und Schwär- Spanner (Geometridae) mern 49 Arten (32 %) in den Gefährdungskatego- rien der Roten Liste (0–R) vertreten. 24 weitere Nach Abzug der 4 Vermehrungsgäste und einer Arten, die in der Roten Liste BRD bzw. angren- mittlerweile als zweifelhaft betrachteten Art sind zender (Bundes-)Länder eine Einstufung erfahren z . Z. 402 Arten dieser Familie für Bayern nachge- haben, werden in Bayern als nicht gefährdet be- wiesen. Es ist die einzige der drei hier behandel- trachtet. ten Großgruppen, in der ein Rückgang der als „ausgestorben oder verschollen“ einzuordnenden Arten gegenüber der 2. Fassung festzustellen ist. Eulen (Noctuidae) Dies ist aber in erster Linie auf die früher (und z. T. auch jetzt immer noch) unzureichende Beachtung Von den mittlerweile 483 für Bayern gemeldeten dieser Familie zurückzuführen. Insofern sind bei Eulenarten können nach derzeitigem Wissens- einer ganzen Anzahl von Arten besonders die re- stand nur 446 als (ehemals) bodenständig be- gionalen Einstufungen von sehr vorläufigem Cha- trachtet werden (25 Vermehrungsgäste und 12 als rakter. Neuere gezielte Suchen nach als „ver- zweifelhaft ausgeschiedene Arten). Hier fand ein schollen“ geführten Arten der 2. Fassung (d. h. dramatischer Anstieg in der Zuordnung zur Kate- keine Nachweise innerhalb der letzten 20 Jahre) gorie „ausgestorben oder verschollen“ statt: 35 erbrachten gleich 7 Wiederfunde z. T. geografisch Arten (7,8%) müssen mittlerweile hierher gestellt beschränkter Arten (allein 3 der Wiederfunde fal- werden (2. Fassung: 5,2 %), und zwar hauptsäch- len jetzt in diese Kategorie). Auch 2 von den 4 lich wärmeliebende Arten der Trockengebiete Neueinstufungen kommen von „R“. Es sind jetzt (Magerrasen, Ödländer). 22 Neuzuordnungen ste- also 18 Arten (4,5 %) als ausgestorben oder ver- hen 9 „Rückstufungen“ gegenüber, wovon allein schollen zu betrachten. Als vom Aussterben be- 5 nur einen Kategorienwechsel darstellen (4 Arten droht werden 12 Arten (3,0 %) angesehen. Als werden jetzt als für Bayern zweifelhaft und eine stark gefährdet sind 27 Arten (6,7 %) eingestuft Art als Vermehrungsgast betrachtet). Nur 4 Arten worden, darunter eine Anzahl von Arten, die in der Kategorie „0“ der 2. Fassung wurden inzwi- der 2. Fassung (meist aufgrund der damaligen schen wieder aufgefunden: Catocala elocata, Datenlage) eine Kategorie höher eingeordnet wa- Shargacucullia lanceolata, Lithophane semibrun- ren. 33 Arten (8,2 %) müssen als gefährdet be- nea und Gortyna borelii lunata, wobei das Vor- trachtet werden. Damit ist ein knappes Viertel kommen der Letzteren inzwischen wahrscheinlich (90 Arten = 22,4 %) der bayerischen Spannerar- wieder erloschen ist (Besammlung!). Als zum Teil ten diesen vier Gefährdungskategorien zugeord- akut gefährdet und daher vom Aussterben be- net. Als der Kategorie „R“ zugehörig werden 22 droht gelten 44 Arten (9,9 %). Stark gefährdet Arten (5,5 %) betrachtet sowie 3 Arten der Kate- sind 36 Arten (8,1 %) und als gefährdet werden gorie „G“. In die Vorwarnliste wurden 27 Arten 38 Arten (8,5 %) angesehen. Diese 153 Arten der ( 6 , 7 %) aufgenommen. Bei 6 Arten ist die Daten- Gefährdungskategorien 0–3 stellen mit den 2 Ar- lage defizitär. 49 Arten, die in der Roten Liste ten der Kategorie „G“ und den 14 Arten der Kate- BRD bzw. angrenzender (Bundes-)Länder einer gorie „R“ 37,9% aller in Bayern heimischen Eu- Gefährdungskategorie zugeordnet wurden, kön- lenarten dar. Die Vorwarnliste enthält zusätzlich nen in Bayern als nicht gefährdet angesehen wer- 42 Arten (9,4 %), bei 6 weiteren Arten ist die Da- den. Eine Art der 2. Fassung ist in dieser Roten tenlage defizitär. In der Roten Liste BRD bzw. an- Liste als auch in denen der angrenzenden Länder grenzender (Bundes-)Länder sind insgesamt nicht mehr vertreten.