Rote Liste Spinner Und Schwärmer
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HESSISCHES MINISTERIUM NATUR FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT IN HESSEN UND FORSTEN Rote Liste der Spinner und Schwärmer Hessens 1 Rote Liste der „Spinner und Schwärmer im weiteren Sinn” Hessens (Lepidoptera; „Bombyces et Sphinges” sensu lato) Hepialidae (Wurzelbohrer), Limacodidae (Schneckenspinner oder Assel- spinner), Sesiidae (Glasflügler), Cossidae (Bohrer), Thyrididae (Fenster- schwärmerchen), Lasiocampidae (Glucken), Endromidae (Scheckflügel), Saturniidae (Pfauenspinner), Lemoniidae (Herbstspinner), Sphingidae (Schwärmer), Drepanidae (Sichelflügler und Wollrückenspinner oder Eulenspinner), Notodontidae (Zahnspinner), Lymantriidae (Trägspinner), Nolidae (Kleinbären), Arctiidae (Bärenspinner) (Erste Fassung, Stand: 23.11.1998), Zusammengestellt im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten im Namen der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Lepidopterologen (Arge HeLep) von Andreas C. Lange und Jan T. Roth unter Mitwirkung von Mitarbeitern der Arge HeLep Anschrift der Autoren: Andreas C. Lange, Teutonenstraße 48, 65187 Wiesbaden Jan T. Roth, Westendstraße 49, 60325 Frankfurt/M. Red Data list of the ”Bombyces et Sphinges” sensu lato of Hesse (as of November, 23rd, 1998) Abstract: According to present knowledge 189 species of the ”Bombyces et Sphinges” sensu lato are recorded to occur presently or have been recorded in the past in the Federal State of Hesse, Federal Republic of Germany. The status of endangerment as defined by the criteria based on the IUCN-categories is considered as following: 0 ( = extinct) 16 species; 1 ( = nearly extinct) 8 species; 2 ( = highly endangered) 12 species; 3 ( = endangered) 24 species. In 11 species the data is not sufficent for classification, but endangerment is highly probable due to their confinement to endangered biotopes. 6 species are declining but not actually endangered. In 6 species data is deficient because of taxonomic or methodic difficulties. 99 species are considered not actually threatened. Conservation measures for the nearly extinct species are advised. 2 Inhalt: 1. Einleitung . .3 1.1. Bearbeiter . .7 Inhalt 2. Gefährdungsursachen . .9 3. Schutzmaßnahmen für die besonders gefährdeten Arten . .16 4. Definition der Gefährdungskategorien sowie der sonstigen Kategorien . .20 4.1. Definition der Gefährdungskategorien . .20 4.2. Definition der sonstigen Kategorien . .24 5. Standardartenliste . .26 6. Anmerkungen zu ausgewählten Arten . .38 7. Gefährdungsliste . .48 8. Gefährdungstabelle . .51 9. Index der verwendeten Artnamen, Synonyme und deutschen Namen . .53 9.1. Index der verwendeten Artnamen und der gebräuchlichen Synonyme . .53 9.2. Index der deutschen Namen . .60 10. Literatur . .65 3 1. Einleitung 1. Einleitung Die hier behandelte Gruppe der „Spinner und Schwärmer” bildet Im Vergleich zu den auffälligen keine systematische Einheit. Unter Tagfaltern genießen die sogenann- diesem Namen werden traditions- ten „Nachtfalter” wenig Aufmerk- gemäß die weniger artenreichen samkeit im amtlichen und ehren- Schmetterlingsfamilien zusammen- amtlichen Naturschutz. Dabei ma- gefaßt. Die aus praktischen Grün- chen in Hessen die Tagfalter mit den erfolgte Unterteilung der 142 Arten nur einen kleinen Teil Großschmetterlinge in Tagfalter der insgesamt etwa 1000 Groß- („Diurna”, Rhopalocera), „Spinner schmetterlingsarten aus. Dazu kom- und Schwärmer” („Bombyces et men noch einmal ebenso viele Sphinges”), Eulen (Noctuidae) und Kleinschmetterlinge („Motten”). Spanner (Geometridae) wird in der Aufgrund der großen Artenzahl gängigen Bestimmungsliteratur und und der Bindung an sehr unter- den Roten Listen verwendet. Des- schiedliche Biotope eignen sich halb wird auch in dieser Roten Nachtfalter gut zur Charakterisie- Liste die systematisch heterogene rung von Biotopen, zur Bioindika- Gruppe der Spinner und Schwär- tion beziehungsweise zum Biomo- mer zusammengefaßt, die 16 Fa- nitoring. Im Gegensatz zu den milien aus neun unterschiedlichen Tagfaltern, die überwiegend an Überfamilien umfaßt. vom Menschen geschaffenes Of- Die üblicherweise zu den „Spin- fenland angepaßt sind, bewohnen nern und Schwärmern” gezählten zahlreiche Arten ursprünglich die Widderchen (Zygaenidae) wurden geschlossenen Wälder der natür- bereits durch ZUB et al. (1997) be- lichen Vegetation. Viele dieser Ar- arbeitet. Die Bearbeitung der ten können aber auch die anthro- ebenfalls zu dieser Gruppe gerech- pogen überformten Forste und die neten Sackträger (Psychidae) wird im Siedlungsbereich angepflanzten auf einen späteren Zeitpunkt ver- Gehölze besiedeln, was sich im ge- schoben, weil die Datenlage in ringen Anteil gefährdeter Arten Hessen aufgrund der geringen der Gehölzbewohner widerspie- Größe der Tiere, des unschein- gelt. baren Aussehens und der versteck- Einige der sogenannten Nacht- ten Lebensweise unzureichend ist. falter sind tagaktiv, und neben In ihren ökologischen Ansprü- vielen eher unscheinbaren Arten chen sind die „Spinner und gibt es auch auffällig bunte wie Schwärmer” sehr heterogen. Es viele Bärenspinner (Arctiidae) und gibt neben vielen nachtaktiven einige Schwärmer (Sphingidae). auch einige tagaktive Arten. 4 Neben Bewohnern von primär of- Flechtenbewuchs (lichenophage fenen Standorten (Felsen, offene Arten) dar. Blockschutthalden, natürliche Ra- Über die Ernährung der Ima- senflächen) sind viele Arten auf gines ist noch wenig bekannt. vom Menschen geschaffenes Of- Manche Arten besuchen Blüten fenland (Mähwiesen, Weiden, Ma- und nehmen Nektar auf, saugen gerrasen, Heideflächen) angewie- an zuckerhaltigen Ausscheidungen sen. Neben Bewohnern der ge- der Blattläuse (Honigtau) oder an schlossenen Wälder gibt es auch Baumsäften. Andere Falter (z. B. Arten, die Waldränder und Wald- die Zahnspinner) haben einen saumstrukturen benötigen. Be- zurückgebildeten Saugrüssel und wohner von trocken-warmen können daher keine Nahrung auf- Lebensräumen (xero-thermophile) nehmen. stehen Bewohnern von feucht- Bundesweit sind die „Spinner kühlen Lebensräumen (hygrophile) und Schwärmer” im weiteren Sinn gegenüber, viele Arten besitzen mit etwa 320 Arten vertreten mittlere Ansprüche an das Klein- (PRETSCHER in BINOT 1998), darin klima (mesophile Arten). Ent- sind allerdings auch die hier nicht sprechend den unterschiedlichen berücksichtigten Sackträger (Psy- Lebensräumen ergeben sich unter- chidae) und Widderchen (Zygaeni- schiedliche Gefährdungsursachen. dae) enthalten. Alle Arten sind phytophag, das Die Nomenklatur in den Listen heißt, die Larven ernähren sich von folgt dem aktuellen Werk von Pflanzenmaterial. Bei den meisten KARSHOLT & RAZOWSKI (1996). Diese Arten leben die Raupen frei an Zusammenstellung der Schmetter- Blättern; ein Teil, beispielsweise lingsfauna Europas ist als Nomen- viele Zahnspinner, in der Baum- klatur Grundlage der aktuellen schicht, andere, beispielsweise Roten Liste der Bundesrepublik viele Bärenspinner, in der Kraut- Deutschland (PRETSCHER et al. 1998) schicht. Dabei sind viele Arten und wird voraussichtlich in den polyphag, das heißt, sie haben ein nächsten Jahren als Standard für breites Nahrungsspektrum, andere faunistische Bearbeitungen die- dagegen ernähren sich nur von nen. wenigen Pflanzenarten (sind oligo- In der vorliegenden Roten Liste phag). Spezielle Anpassungen stel- wurden die folgenden Familien be- len die Lebensweise von und in rücksichtigt (Überfamilien und Fa- Holz (xylobionte Arten), an und in milien, deutsche Bezeichnung in Wurzeln (rhizophage Arten) sowie runden Klammern, Unterfamilien die Ernährung von Algen und in eckigen Klammern): 5 Hepialoidea: Hepialidae (Wurzel- phische Einheit bezeichnet. In der bohrer); Zygaenoidea: Limacodi- faunistischen Literatur wurden die dae (Schneckenspinner oder As- Bearbeitungsgebiete der Autoren selspinner), Heterogynidae (Motten- jeweils nach den damaligen politi- spinner); Sesioidea: Sesiidae (Glas- schen Einheiten (z. B. Hessische flügler); Cossoidea: Cossidae (Boh- Staaten, Hessen und Nassau, Her- rer); Thyridoidea: Thyrididae (Fen- zogtum Nassau, königlicher Regie- sterschwärmerchen); Lasiocampoi- rungsbezirk Wiesbaden, Fürsten- dea: Lasiocampidae (Glucken); tum Waldeck) abgegrenzt, so daß Bombycoidea: Endromidae (Scheck- die Zuordnung alter Nachweise flügel), Saturniidae (Pfauenspinner), zum Gebiet des heutigen Bundes- Lemoniidae (Herbstspinner), Sphin- landes Hessen nicht immer sicher gidae (Schwärmer); Drepanoidea: möglich ist. Vielfach werden in der Drepanidae (Sichelflügler und Literatur nur Funde für ein großes Wollrückenspinner oder Eulenspin- Gebiet, ohne Angabe heute auf- ner) [Drepaninae und Thyatirinae]; findbarer Ortsnamen (z. B. „Hin- Noctuoidea: Notodontidae (Zahn- terland”), genannt. Berücksichtigt spinner) [Notodontinae, Thaume- wurden in jedem Fall nur Mel- topoeinae, Pygaerinae, Phalerinae, dungen, die sich eindeutig einem Heterocampinae], Lymantriidae Gebiet innerhalb der heutigen (Trägspinner), Nolidae (Kleinbären) Landesgrenzen zuordnen lassen. [Nolinae, Chloephorinae, Eariadi- Eine Angabe der Gefährdungs- nae], Arctiidae (Bärenspinner) [Syn- einstufungen für die einzelnen Na- tominae, Arctiinae, Lithosiinae]. turräume in Hessen ist derzeit Die Chloephorinae und die nicht möglich, da nicht ausrei- Eariadinae („Kahneulchen”) wur- chend Angaben aus ganz Hessen den bisher zu den Eulenfaltern vorliegen. Wie schon bei den Tag- (Noctuidae) gestellt. Bei KARSHOLT & faltern (KRISTAL & BROCKMANN 1997) RAZOWSKI (1996) werden diese und den Widderchen (ZUB et al. Arten zu den Kleinbären (Nolidae) 1997) erfolgte eine Differenzie- gerechnet, weshalb sie in diese rung nach Verwaltungseinheiten Rote Liste