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INDOOR DVV-FRAUEN DER UNTERGA Kaum Vorbereitung, Spielerinnen außer Form und ein indisponierter SIEGFRIED KÖHLER: Die deutsche Mannschaft versagte bei der WELTMEISTERSCHAFT IN JAPAN auf ganzer Linie Als der letzte Ball im Spiel gegen Eine Niederlage, die ebenso bru- vorzuweisen hatte und im weite- Auch sonst waren die Vorausset- Brasilien zu Boden gefallen war, tal wie fatal war, bedeutete sie ren Turnierverlauf kein Spiel zungen für Köhler nicht erfolgver- und das Debakel bei der Weltmei- doch praktisch schon das Aus. mehr gewann. sprechend: Gerade einmal vier- sterschaft für die DVV-Frauen Denn niemand konnte von dieser Spielverständnis, mannschaft- zehn Tage bekam er von den Erst- endgültig seinen Lauf genommen deutschen Mannschaft ernsthaft liches Auftreten, Athletik, Kampf- ligisten eingeräumt, um sein hatte, war Siegfried Köhler kaum annehmen, daß sie gegen die bereitschaft und Leidenschaft – Team für die WM einzuspielen. noch wahrzunehmen. In sich zu- übrigen Vorrundengegner Ruß- die deutsche Mannschaft zeigte Die im Ausland beschäftigten Pro- sammengesunken saß der Bundes- land und Brasilien auch nur den keine dieser Tugenden. Nicht ein- fis stießen sogar erst zehn Tage trainer auf der Bank. Grau, blaß, Hauch einer Chance haben würde. mal, als sie im Tie-break die vor Turnierbeginn zur Mann- zu keiner Regung fähig. Es hätte Chance hatten, bei zwei Match- schaft. So wenig Zeit hatte kein wohl kaum jemanden im ,Matsu- Blamage gegen einen bällen die Katastrophe doch noch anderer Coach zur Verfügung. moto City Gymnasium’ gewun- international völlig abzuwenden, ergriffen die DVV- „Ich hatte vier Wochen mit mei- dert, wenn zwei Ordner gekom- bedeutungslosen Gegner Frauen diesen Strohhalm. nen Spielerinnen, und schon das men wären, und den 54jährigen Für Susanne Lahme war das Ver- hat vorne und hinten nicht ge- aufgehoben und ins Wachsfigu- Dabei hatte die Begegnung gegen sagen vor allem eine Frage der reicht”, sagte Brasiliens Trainer renkabinett getragen hätten. die Dominikanische Republik so Psyche: „Wir haben als Mann- ,Bernadinho’. Dessen russischer Aus Köhler war für kurze Zeit jeg- verheißungsvoll begonnen: 15:1 schaft kein Format, wenn wir un- Kollege Nikolai Karpol hatte für liches Leben gewichen, so sehr gewann die deutsche Sechs den ter Druck stehen.” Der Italien- die minimalistischen Deutschen hatten ihn die Darbietungen sei- ersten Satz und profitierte dabei Profi zeigte sich entsetzt, vom Zu- nur Hohn und Spott übrig. ner Spielerinnen mitgenommen. von der Schwäche eines total ver- stand ihrer Mitspielerinnen: „Pro- Tatsächlich war die Art, wie sich unsicherten Gegners. Warum die fessionalität und Einsatzbereit- Zu wenig: Mangelhafte die Mannschaft beim Gipfeltref- DVV-Auswahl in der Folgezeit das schaft mangelhaft”, lautete ihr Vorbereitung gegen fen der weltbesten Teams präsen- Spiel aus der Hand gab, blieb vernichtendes Urteil. schwache Gegner tierte, durchweg blamabel. Das allen Beteiligten unverständlich. Dazu kommt die fehlende techni- Desaster nahm seinen Lauf, als Und das gegen einen allenfalls sche Ausbildung. Susanne Lahme „Das ganze System stimmt die DVV-Frauen gleich die Auf - zweitklassigen Gegner, der als in- fand die „fehlende Ballsicherheit nicht”, hat auch Zuspielerin Tanja taktbegegnung gegen die Domi- ternationale Referenz bislang die erschreckend” und kritisierte die Hart erkannt. Dennoch reicht es FOTOS (3): STEFFEN MARQUARDT nikanische Republik verloren. Plätze 21 und 19 bei den Welt- Arbeit der Klubs: „Die Bundesliga nicht, das Dilemma nur an den meisterschaften 1974 und ’78 bietet einfach viel zu wenig an.” mangelhaften Bedingungen fest- Zeit der Depression: Nach der blamabelen Niederlage gegen die Dominikanische Republik herrschte im deutschen Lager Weltuntergangs- stimmung 14 DVZ 12/98 INDOOR So energisch wie hier Hanka Pachale im Spiel gegen Rußland setzten sich die DVV-Frauen in Japan nur NG selten in Szene zumachen. Mannschaft und Trai- Die nötige Entschlos- ner hätten einen Gegner wie die senheit lebte jedoch Dominikanische Republik auch auch Siegfried Köhler sei- ohne Vorbereitung in Straßenklei- ner aus Youngster und dung schlagen können, wenn Ein- Routiniers zusammenge- stellung und Betriebsklima ge- würfelten Truppe nicht stimmt hätten. Doch die Spiele- vor. Am 54jährigen schie- rinnen präsentierten sich in Japan den sich in Japan einmal ohne Biß und Ausstrahlung. Vor mehr die Geister. Sein Auf- allem Spielführerin Sylvia Roll war treten, die Vorbereitung, völlig außer Form. Taktik und Wechselstrategie Im so wichtigen Spiel gegen die – am Ende wurde alles, was der Dominikanische Republik versag- einst so erfolgreiche Coach an- Warum nicht öfters? Kaum einmal zeigte sich das deutsche Team so einig wie gegen Rußlands Evguenia Artamonova ten der ,Volleyballerin des Jahres’ packte, von seinen Spielerinnen die Nerven und sie traf kaum ei- kritisch beurteilt. Den Anfang nen Ball. Schon vor dem Tie-break machte Susanne Lahme, die entschuldigte sie sich bei ihren schon lange nicht mehr verheim- Mitspielerinnen, die sie nur un- licht, daß sie Köhler menschlich gläubig anstarrten. Ihre Mitspie- zwar schätzt, seine fachlichen lerinnen ließen jedoch auch nicht Qualitäten jedoch negativ beur- gerade das Gefühl aufkommen, teilt. Vor Jahren schrieb sie als daß sich hier eine Einheit präsen- Spielführerin einen Brief an die tierte, die den unbedingten Erfolg DVV-Spitze mit kritischen Anmer- sucht. Symptomatisch war die kungen zur Kompetenz des Bun- Aussage von Johanna Reinink destrainers, worauf sie ihres Po- vom USC Münster, die be- stens enthoben wurde. Nach den reits am Abend vor dem Olympischen Spielen in Atlanta Spiel gegen Brasilien das verkündete Grit Naumann, Köhler Fazit zog, eine WM sei zwar habe nicht mehr die Energie, um eine lohnende Erfahrung, die Mannschaft führen zu können. aber es sei „schade, daß alles So hätten sich die Spielerinnen so enden mußte”. weitgehend selbst trainiert. ̈ DVZ 12/98 15 INDOOR Ähnlich, allerdings nicht ganz so rinnen wie Judith Flemig bemän- Beatrice Dömeland. Allerdings kraß beurteilte Beatrice Döme- gelten zudem das Festhalten an muß zu Köhlers Ehrenrettung ge- land das Auftreten des Trainers in bewährten Kräften, auch als sagt werden, daß Türkei-Le- Japan. Die Zuspielerin aus Dres- längst zu sehen war, daß die ihrer gionärin Nancy Celis aufgrund ih- den hat beobachtet, daß Köhler Form meilenweit hinterherliefen. rer Rückenprobleme und einer „zuletzt müder wirkte als sonst”. Die 19jährige Münsteranerin fand Bänderdehnung im Fuß kaum ein- Zumindest ist dem Trainer-Stra- es „enttäuschend, daß beim Bun- setzbar war. Zudem erhielt Jo- tegen seine größte Fähigkeit ab- destrainer Namen offensichtlich hanna Reinink gegen die Domini- handen gekommen, Mannschaf- das Wichtigste sind.” kanische Republik ihre Chance, ten auf den Punkt für Großereig- doch sie versagte. nisse fit zu machen. Nach Olympia Erst als Susanne Lahme Was blieb war ein Haufen Ge- ’96und der Europameisterschaft Köhler anschrie, holte er scheiterter, der frustiert den lan- ’97 war die WM in Japan bereits Sylvia Roll vom Feld gen Heimflug gen Europa antrat das dritte große Turnier in Folge, und sich auf die Spiele in der hei- beim dem das deutsche Team ne- Tatsächlich blieb Sylvia Roll auch mischen Liga freute. Immerhin ben sich stand. auf dem Feld, als längst klar war, winken dort Erfolgserlebnisse, die Für Beatrice Dömeland war das daß sie das Team nicht nach vor- auf internationalem Parkett nicht Versagen auch die Folge des Vor- ne bringen würde. So reagierte zu erwarten sind. Siege, zwar auf bereitungsprogramms gegen der Bundestrainer im Tie-break niedrigem Niveau, aber immerhin schwache Gegner, die sämtlich des Auftaktspiels erst, als Susanne Siege. Das zumindest ist eine mit 3:0 geschlagen wurden: „Als Lahme aufgebracht zur Seiten- tröstliche Aussicht, wie nicht nur wir gegen die Dominikanische Re- linie lief und ihn anschrie, Sylvia Judith Flemig finden dürfte: „Ich FOTO: STEFFEN MARQUARDT publik einen Satz abgegeben ha- Roll endlich vom Feld zu holen. möchte endlich mal wieder Spaß Einer der wenigen Lichblicke ben, konnten wir doch gar nicht „Er hat sie auf dem Parkett ster- beim Spielen haben.” in der deutschen Mannschaft: damit umgehen.” Junge Spiele- ben lassen”, bemängelte auch Felix Meininghaus ˾ Angelina Grün WM-STATISTIK WELTMEISTERSCHAFT FRAUEN Kroatien – Thailand 3:0 (9, 13, 10) WELTMEISTERSCHAFT MÄNNER Südkorea – China 3:2 (13, 15, -6, -10, 9) Vorrundengruppe A in Tokio: TABELLE SÄTZE PUNKTE Vorrundengruppe A in Fukoka: Südkorea – Ägypten 3:0 (10, 6, 7) Niederlande – Kenia 3:0 (7, 1, 6) 1. Südkorea 9:4 6:0 Spanien – Japan 3:0 (11, 9, 13) Japan – Peru 3:0 (8, 6, 3) 2. China 8:5 4:2 Spanien – Südkorea 3:2 (-7, 6, -13, 13, 14) Niederlande – Peru 3:0 (3,6,14) 3. Kroatien 7:6 2:4 Japan – Ägypten 3:0 (9, 12, 9) Japan – Kenia 3:0 (5, 4, 2) 4. Thailand 0:9 0:6 Peru – Kenia 3:2 (9, -13, -6, 13, 10) Spanien – Ägypten 3:2 (-9, -13, 9, 1, 14) Japan – Niederlande 3:0 (9, 12, 6) Zwischenrunde Gruppe E in Nagoya: Japan – Südkorea 3:0 (8, 12, 2) TABELLE SÄTZE PUNKTE Rußland – Japan 3:1 (-16, 7, 5, 8) Vorrundengruppe B in Kobe: 1. Japan 9:0 6:0 Brasilien – Niederlande 3:0 (5, 7, 3) Italien – Kanada 3:0 (10, 13, 2) 2. Niederlande 6:3 4:2 Peru – Dom. Republik 3:2 (-9, 12, 13, -8, 11) USA – Thailand 3:0 (3, 9, 1) 3. Peru 3:8 2:4 Brasilien – Japan 3:0 (10, 4, 7) Italien – Thailand 3:0 (0, 2, 3) 4. Kenia 2:9 0:6 Rußland – Peru 3:0 (2, 9, 6) USA – Kanada 3:1 (-6, 9, 14, 13) Vorrundengruppe B in Tokuyama: Niederlande – Dom. Republik 3:0 (8, 3, 7) Kanada – Thailand 3:0 (3, 7, 1) Italien – Bulgarien