Pinzgauer Lokalbahn

EX | Grundlagen der Verkehrsplanung | LVA Nr.: 231.935

Verfasser: KOUKAL Michael | 0325932

PRENTNER Gerald | 0226238

SCHWIEGER Klemens | 0325607

E 630 - Raumplanung und Raumordnung

Wintersemester 2010/11 | Technische Universität Wien

Inhaltsverzeichnis:

1) Einleitung ...... 3 2) Geschichte der Pinzgauer - Lokalbahn ...... 4 3) Neue Lokalbahn ...... 4 3.1) Unternehmensphilosophie ...... 4 3.2) Wiederaufbau und Neutrassierung ...... 5 3.3) Hochwasserschutz ...... 5 3.4) Baumaßnahmen ...... 6 3.5) Personen und Güterverkehr ...... 7 3.6) Finanzierung ...... 8 3.7) Probleme bei der Neutrassierung ...... 9 4) Zukunftsperspektiven ...... 10 5) Zusammenfassung ...... 11 6) Abbildungsverzeichnis ...... 11 7) Quellenverzeichnis ...... 11

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 2 1) Einleitung

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Grundlagen der Verkehrsplanung“ fand für Studierende der TU- Wien, von Mittwoch den 10.11.2010 bis einschließlich Freitag den 12.11.2010, eine Exkursion zu dem Thema „Erfolgreiche Österreichische Regionalbahnen“ statt. Zunächst ging es mit der Westbahn nach wo der Ausgangspunkt für die Besichtigung der Pinzgauer Lokalbahn war. Bei der Pinzgauer Lokalbahn, auch Krimmler Bahn genannt, handelt es sich um eine Schmalspurbahn mit einer Bosnischen Spurweite von 760mm. Die Bahn führt von Zell am See nach und legt dabei 53 km zurück und hat auf dieser Strecke 35 Haltestellen.

Abb.1 | Haltestellen der Pinzgaubahn

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80km/h geht es entlang der Salzach durch die schöne Berglandschaft des Salzburger Pinzgaus. Die eingleisige Strecke ist mit einem digitalen Zugleitsystem ausgerüstet um Unfälle zu vermeiden. Sie wird hauptsächlich von Diesellokomotiven befahren. Für Touristen wird fallweise auch die Dampflok in Betrieb genommen. Bei speziellen Anlässen werden von der Betriebsleitung attraktive Sonderfahrten angeboten und organisiert. Um den Skifahrern ein interessantes Angebot zu machen, wurde die Haltestelle „Hollersbach Panoramabahn“ neu errichtet. Da Zell am See auf 752 Höhenmeter und Krimml auf 911 Höhenmeter liegt müssen ganze 159 Höhenmeter überwunden werden. Da dieser Höhenunterschied für die Lokomotiven eine Herausforderung darstellt, ist eine konstante Steigung und genau geplante Streckenführung notwendig. Die kontinuierlich steigenden Fahrgastzahlen spiegeln den Erfolg und die Beliebtheit der Pinzgauer Lokalbahn wider. Als Grundsatz der Salzburger Lokalbahn gilt: „Wenn Angebot und Qualität stimmen, wird die Bahn auch gut angenommen.“

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 3 2) Geschichte der Pinzgauer - Lokalbahn

Bereits unter Kaiser Franz Josef I. wurde 1898 die Pinzgauer Schmalspurbahn eröffnet. Schon damals war eine Verlängerung der Bahnstrecke zu den Krimmler Wasserfällen sowie eine Verbindung mit der Zillertalbahn in Tirol geplant, was bis heute nicht verwirklicht wurde. Neben den Personenzügen verkehrte auch ein Güterzug, der vor allem dem Holztransport diente. In Zell am See, wo sowohl der Beginn der Schmalspurbahn als auch die normale Spurweite aufeinander treffen wurden die Güter umgeladen und weitertransportiert. Heute dient die Bahn größtenteils dem Personenverkehr. Neben dem Transport von Pendlern und Schülern ist die Bahn auch eine beliebte Attraktion für Touristen. Sowohl die Dampflokomotive als auch spezielle Züge für Radfahrer sind attraktive touristische Angebote, die äußerst gerne angenommen werden. Im Jahre 1987 wurde die Strecke zwischen und Krimml durch Hochwasser so sehr beschädigt, dass eine Einstellung der Bahn befürchtet wurde. Entgegen der Erwartung wurden die Gleisanlagen allerdings wieder aufgebaut und zusätzlich wurden enge Kurvenbögen entschärft. So konnte die Bahn eine neue Höchstgeschwindigkeit von 70km/h erreichen. 1989 wurde auf der Teilstrecke Zell am See und Bruckberg Golfplatz ein 30 Minuten - Takt eingeführt, der eine echte Konkurrenz zum Individual- und Autobusverkehr darstellte. Dennoch gab es ab 2000 massive Bestrebungen der ÖBB den gesamten Betrieb einzustellen. Nach langen Verhandlungen mit dem Land wurde zwischen Bund, Land und ÖBB ein Verkehrsdienstvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag sah für die Lokalbahn Investitionen in der Höhe von 21,2 Mio Euro vor. Als erste Investition wurden 2005 neue Fahrzeuge angeschafft. In diesem Jahr wurden Teile der Strecke von einem neuerlichen Hochwasser so sehr zerstört, dass diese unbefahrbar war. Es konnte lediglich ein kurzer Streckenabschnitt, zunächst nur bis und dann bis Mittersill, befahren werden. Die Strecke zwischen Mittersill und Krimml war so schwer beschädigt, dass der Wiederaufbau lange dauerte. Erst seit September 2010 ist die komplette Strecke für den regionalen Zugverkehr geöffnet. In der Zwischenzeit war ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden. Letztendlich übernahm das Land Salzburg im Jahr 2008 die Pinzgaubahn von der ÖBB. Im selben Jahr wurde auch der Güterverkehr nach 10 jähriger Pause wieder aufgenommen. Der seit September 2010 aufgenommene Vollbetrieb bietet einen Stunden - Takt zwischen den beiden Endstationen. Dabei sind 13 Zugpaare auf der Strecke unterwegs.

3) Neue Lokalbahn

3.1) Unternehmensphilosophie

Seit dem die Pinzgau Lokalbahn von den Salzburger Lokalbahnen betrieben wird, stehen neue Ziele im Vordergrund des Unternehmens. Neben der Verbesserung und dem Wiederaufbau der Streckenführung bis Krimml, und der Erweiterung des Remisenstandortes Tischlhäusl, wird der Kundenorientierung ein herausragender Stellenwert eingeräumt. Das bedeutet vor allem, dass die Fahrpläne an die Bedürfnisse der Fahrgäste angepasst werden. Auch werden spezielle Wünsche im Falle von Veranstaltungen in der Region berücksichtigt und zusätzliche außerfahrplanmäßige

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 4 Fahrten angeboten. Auch der Zubau der Halle in Tischlhäusl wurde nach bestem Ermessen an die umgebende Landschaft und die örtlichen Standortgegebenheiten angepasst. Der bestehende Teil der Halle, sowie der Zubau wurden mit - für den alpinen Raum typischem - Lerchenholz verkleidet. Diese Maßnahmen verdeutlichen die Verbundenheit mit der Region, die sich auch im neuen Namen „Pinzgauer Lokalbahn“ widerspiegelt.

3.2) Wiederaufbau und Neutrassierung

Die Trasse der Pinzgau Lokalbahn ist seit jeher stark von Hochwasser gefährdet. In den letzen 12 Jahren kam es zu 7 Hochwasservorfällen, die meist erheblichen Schaden an der Strecke anrichteten. Das letzte große Hochwasser zerstörte im Jahre 2005 18 Kilometer von der insgesamt 25 Kilometer langen Strecke zwischen Mittersiel und Krimml. Neben dem Wiederaufbau der Strecke bis Krimml, wurde als zweites großes Ziel die Erweiterung der Abstellanlagen und der Remisenhalle am Standort Tischlerhäusl in Angriff genommen. Die Salzburger Lokalbahn übernahm die Bahn auf 10 km Länge, in Form von einreichfertigen Neubauprojekten, mit dem Auftrag der Übernahme und Wiederherstellung. Die Neutrassierung des Bestandes ermöglicht die Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit von vormals 70 km/h auf nunmehr 80 km/h. Wobei die Maximalgeschwindigkeit nun auf großen Teilen der Strecke erreicht werden kann. Im Unterschied zu früher, wo diese nur in geringem Maße ausgeschöpft werden konnte, wodurch die Geschwindigkeit meist bei 50 bis 60 km/h lag, ergeben sich dadurch Zeitersparnisse. Wesentlich höhere Zeitersparnisse können durch neuere Triebwagen mit höherer Beschleunigung erreicht werden. Durch die Neutrassierung konnte jedoch auch der Fahrkomfort erhöht werden, da weniger Erschütterungen spürbar sind und die Laufruhe verbessert wurde. Für die Durchführung der Planungsarbeiten wurde eine Projektgruppe aus Spezialisten des Landes Salzburg und der Salzburger Lokalbahn gebildet. Von Seiten der Salzburger Lokalbahn stießen Spezialisten für Gleisbau und Sicherungstechnik, von Seiten des Landes Experten für Brückenbau, Unterbau und Controlling (Installation eines Projektcontrollers mit fokussiertem Blick auf Kosten) zur Projektgruppe hinzu. Das Arbeitsergebnis war eine auf 10 km komplett durchtrassierte Neubaustrecke. Zusammen mit 15 km Bestand, die von einem Fachmann der Salzburger Lokalbahn, unter Mitarbeit einer Assistentin, geplant wurden, ergaben sich nun vollständige exakt lagegenaue Pläne für die gesamte Trasse der Pinzgauer Lokalbahn. Dies stellt eine Besonderheit im Vergleich zu anderen österreichischen Schmalspurbahnen dar, da mit etwa 1600 Streckenprofilen – also Querschnitte alle 25 m - ein enormer Aufwand für die Projektierung betrieben wurde. Diese voll vermessene und durchtrassierte Streckenführung war ursprünglich nötig, um eine exakte Abrechnung zu gewährleisten. Es ergibt sich jedoch auch ein weiterer Vorteil, der für die Bahn einen äußerst autarken Betrieb ermöglicht: kleinere Veränderungen der Gleislage können über Nacht wieder korrigiert werden, ohne dass es zu Ausfällen im Fahrbetrieb kommt.

3.3) Hochwasserschutz

Im Zuge des Wiederaufbaus der Strecke, nach dem Hochwasser von 2005, kamen massive Hochwasserschutzmaßahmen zum Einsatz. Die Strecke verläuft auf neuen Hochwasserschutzdämmen. Es wurde somit möglich, bereits bei der Planung des Hochwasserschutzdammes die Streckenführung der Bahn zu berücksichtigen.

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 5 Moderner Hochwasserschutz basiert auf Retentionsflächen, die durch gezielte Überflutung überschüssige Abwassermengen von heiklen Siedlungs- und Betriebsgebieten fern halten sollen. Es werden also Sollbruchstellen entlang des Hochwasserschutzdammes benötigt. Durch diese Maßnahme sind Schäden nur entlang dieser vorgesehenen Schwachstellen zu erwarten. Dies erleichtert die Verortung der Schäden nach einem Hochwasserereignis. Somit wird eine Reduktion der Schäden, die vormals entlang der gesamten Strecke auftraten, auf Teilstücke die insgesamt ca. 800 m Länge aufweisen, bewirkt. Diese Sollbruchstellen befinden sich neben großen landwirtschaftlichen Flächen, die als Retentionsflächen vorgesehen sind. Mit Abständen von 100 bis 200 m erstrecken sie sich entlang der Bereiche der folgenden Ortschaften: Hollersbach, Mühlbach, Mayerhofen, im Wald; An diesen Sollbruchstellen muss das Hochwasser gesichert über die Bahngleise fließen können, wenn ein gewisses Wasservolumen für die Salzach zu groß wird. Es gibt hier nun die folgenden zwei Möglichkeiten dies zu bewerkstelligen: I. Die Errichtung einer festen Fahrbahn. Diese Variante birgt jedoch die Gefahr von Unterspülungen, die zu plötzlichen unvorhersehbaren Zwischenfällen führen können. II. Die Errichtung mit Schotteroberbau, speziell gesichert mit Lagerung innerhalb der Bahnsteigwinkel. Somit wird ein Wegspülen des Schotters und in weiterer Folge der Gleisanlage verhindert. Hier kann es jedoch auch zu Problemen durch Verschmutzung - verursacht durch übersteigendes Wasser - kommen. Es wurde die zweite Variante ausgewählt, da hier die Befahrung der Strecke nach dem Rückgang des Hochwassers in langsamer Fahrt (etwa 20 bis 30 km/h) möglich ist und so der Betrieb aufrecht erhalten werden kann.

3.4) Baumaßnahmen

Nach der Zerstörung der Gleisanlagen im Jahre 2005, konnte die Pinzgauer Lokalbahn nur mehr bis zum Bahnof Piesendorf verkehren. Erst nach mehrmonatiger Bauzeit, in welcher der Unterbau sowie Gleisanlagen neu errichtet wurden, konnte der Betrieb bis Mittersill wieder aufgenommen werden. Der Wiederaufbau des restlichen Abschnittes war, bis zu einer im Jänner 2007 geschlossenen Übereinkunft von ÖBB und des Landes Salzburg, ungewiss. Für die restlichen 25 Kilometer von Mittersill bis Krimml wurde eine verbesserte Trassenführung festgelegt. Erforderliche Bahndämme wurden wie bereits erwähnt schon beim Bau der Hochwasserschutzdämme berücksichtigt und verwirklicht. Der Streckenabschnitt Mittersill – Bramberg wurde von Juli bis Dezember 2009 wiederhergestellt, der restliche 14 Kilometer lange Abschnitt bis Krimml, konnte bis August 2010 fertig gestellt werden. Im Zuge der Instandsetzungen wurden vier Brücken erneuert, desweiteren sämtliche Bahnhöfe und Bahnsteige modernisiert bzw. restauriert. Diesen, im späten 19. Jahrhundert im Stile der damaligen Donaumonarchie errichteten Gebäuden, konnte somit zu neuem Glanz verholfen werden, was sich sehr positiv auf das Erscheinungsbild der Pinzgauer Lokalbahn auswirkt. Der Mittersiller Bahnhof wurde zu einem, mit Personal besetzten, Kundendienstzentrum mit angeschlossener Souvenierverkaufsstelle ausgebaut. Zu Kreuzungsbahnhöfen wurden der Bahnhof Fürth- und die Station Dorf Passthurn ausgebaut. Im Gegenzug dazu, wurde jedoch der Bahnhof Mühlbach eingleisig rückgebaut. Desweiteren wurde aufgrund der hohen Frequenz an Skifahrern, die Station Hollersbach-Panoramabahn neu errichtet. Auch in Neunkirchen, wo die Trasse verlegt wurde, wurde ein neues Bahnhofsgebäude errichtet.

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 6 Alle Haltestellen und Bahnhöfe wurden mit Lichtsignalanlagen, mit denen die Fahrgäste ein Anhalten des Zuges signalisieren können, sowie mit modernen Rand- und Mittelbahnsteigen, ausgestattet. Die Remise am Bahnhof Tischlerhäusl, dient der Pinzgauer Lokalbahn als Wartungshalle sowie als Abstellanlage. Dieses Gebäude wurde um einen Neubau erweitert, des weiteren die Abstellanlagen ausgebaut und neu überdacht. Dieses Hochbauvorhaben stellte sich im Vergleich zum Gleisbau in Planung und Ausführung wesentlich schwieriger dar. Das Leistungsverzeichnis sämtlicher Gewerke der Neuerrichtung beziehungsweise des Umbaus hatte circa den zehnfachen Umfang als jener des Gleisbaues.

Abb.3 | Station Tischlerhäusl, Remisenstandort

3.5) Personen und Güterverkehr

Neben Pendlern und Schülern nutzen viele Touristen das Angebot der Pinzgauer Lokalbahn. Attraktionen wie die Krimmler Wasserfälle, der Nationalpark Hohe Tauern sowie der Tauernradweg haben großes Potential für touristische Aktivitäten. Im Jahr 2009 benützten 440.000 Personen die Pinzgauer Lokalbahn. Für das Jahr 2010 werden rund 800.000 Fahrgäste prognostiziert, was einen gewaltigen Zuwachs bedeutet. Im fünften Jahr unter neuer Betriebsführung werden rund eine Million Fahrgäste erwartet!

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 7 Abschließend sollte noch bemerkt werden, dass sich das Verhältnis von Fahrgästen zu den Bahnbediensteten bedeutend verändert hat. Waren zu Zeiten der ÖBB ca. 250 Mitarbeiter bei ca. 250.000 Fahrgästen im Dienst, sind derzeit rund 50 Bedienstete direkt für die Bahn tätig.

Durch die Anbindung von Gewerbebetrieben an das Schienennetz der Pinzgauer Lokalbahn ist indirekt eine Verbindung zum Schienennetz der ÖBB und in weiterer Folge an das europäische Netz hergestellt. Die Salzburger Lokalbahn, Betreiber der Pinzgauer Lokalbahn, gilt als ein, im Güterverkehr erfahrenes Unternehmen. Gewerbebetriebe, wie z.B. die Firma Senoplast oder das Holzunternehmen Meissnitzer, nutzen die Pinzgauer Lokalbahn als Transportmittel. Um neue Holztransporte lukrieren zu können, ist in der Gemeinde Wald ein neues Ladegleis sowie eine Ladestelle in Arbeit, ein Pufferlager ist bereits vorhanden. Jedoch ist der Holztransport, insbesondere die „Aufschemelung“ von Normalspurwaggons auf die Schmalspur ein sehr arbeits- und zeitintensives sowie mitunter gefährliches Unterfangen. Um den Holztransport gewinnorientierter zu gestalten, müsste dieser Schemelvorgang wesentlich beschleunigt werden. Ein Umstieg auf ein anderes Verfahren ist aufgrund hoher Investitionskosten nicht zu erwarten.

3.6) Finanzierung

Die Infrastruktur der Pinzgauer Lokalbahn ist im Besitz des Landes Salzburg, der Betrieb wird jedoch von der Salzburger Lokalbahn (SLB) geführt. Die SLB ist ein Tochterunternehmen der Salzburg AG, diese wiederum befindet sich im Besitz des Landes Oberösterreich und des Landes Salzburg sowie in Händen von Privataktionären.

Insgesamt wurden für den Wiederaufbau der Pinzgauer Lokalbahn rund 32,5 Mio. Euro investiert. Dies beinhaltet sämtliche Kosten für die Verbesserung der Strecken- und Linienführung sowie für die Erneuerung des Remisenstandortes Tischlerhäusel. Die Anfangsbudgetierung des Projektes wurde somit eingehalten! Das Projekt wurde zu einem Großteil durch den Katastrophenfond der ÖBB mit circa 20 Mio. Euro sowie durch das Land Salzburg mit 8-10 Mio. Euro finanziert. Die restlichen Subventionen stammen aus sogenannten „Zweckgebundenen Finanzkörben“, wie etwa jenen aus dem Sozialministerium. Die Hochwasserkatastrophe trug somit erheblich zur „Rettung“ der Pinzgauer Lokalbahn bei. Das Land Salzburg hat sich bei der Übernahme der Bahn verpflichtet, sämtliche Verluste zu übernehmen. Bemerkenswert ist der Laufmeterpreis von 750 Euro, der sämtliche Kosten für Unterbau, Gleisanlagen sowie Bahnsteige und Brücken beinhaltet. Dieser geringe Wert konnte durch getrennte Ausschreibungen für Unter- und Gleisbau sowie durch das Vermeiden von Überdimensionierungen des Unterbaues erreicht werden. Letzteres konnte aufgrund des geringen Achsdrucks (12,5 Tonnen) sowie durch entsprechende Bodenstabilisierungsmaßnahmen möglich gemacht werden. Desweiteren ermöglichte diese getrennte Ausschreibung die Beauftragung regionaler Baufirmen. So konnte der Unterbau von ansässigen Betrieben erstellt werden. Auch die Gegebenheit, dass ein großes österreichisches Bauunternehmen derzeit am „Gleisbaumarkt“ Fuß fassen wollte und zu einem günstigen Preis die Errichtung der Gleisanlagen durchführte (ca. 10% günstiger als das Anbot der Konkurrenz), schlug sich positiv in den Errichtungskosten zu Buche. Die Kosten für die Umbauarbeiten an der Wartungshalle in Tischhäusl konnten von Anfangs prognostizierten 1,8 Mio. Euro durch einige kostensenkende Faktoren auf 1,4 Mio. Euro gesenkt

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 8 werden. Wesentlich dabei war, dass die Leistungen in Einzelgewerken und nicht als Generalunternehmung ausgeschrieben wurden und desweiteren durch mehrere Verhandlungsverfahren die Preise erheblich gesenkt werden konnten. Leistungen, wie Planung und Bauaufsicht, wurden von der Pinzgauer Lokalbahn übernommen. Auch die Wiederverwendung gebrauchter Einrichtungen wirkte sich positiv auf die Erstellungskosten aus.

3.7) Probleme bei der Neutrassierung

Der alte Trassenverlauf beim Abschnitt Ruttendorf – Mittersil erlaubt lediglich Geschwindigkeiten von 35 km/h. Vor allem der enge Kurvenradius von etwa 100 m und das unverschweißte Gleis verhindern höhere Geschwindigkeiten. Diese, aus heutiger Sicht, ungünstige Trassierung beim Bau wurde gewählt, da um die Jahrhundertwende Erdarbeiten nur händisch durchgeführt werden konnten, Einschnitte und Dämme also immens teuer waren und die Steigfähigkeit der früheren Zugmaschinen sehr gering (maximal 10 bis 15 Promille) ausfiel. Im Zuge der Neutrassierung soll dieser Bogen begradigt und so die Strecke beschleunigt werden. Wesentlich dabei ist die Zugänglichkeit zum Bahnsteig zu optimieren und der Barrierewirkung der stark befahrenen Bundesstraße, durch eine Unterführung, entgegenzuwirken. Dabei stellt sich jedoch das Problem, dass sich der benötigte Grund nicht im Eigentum der Salzburger Lokalbahn befindet. Größtes Ziel der Bahn ist es hier jedoch einvernehmliche Lösungen zu finden. In einem Teil des betrachteten Bogens konnten treffende Gründe für Grundstückstausche vorgebracht werden. Die folgende Skizze in Abbildung 2 zeigt diese, den Eigentümern A, B, C und D zugehörigen, Grundstücke.

Abb.2 | Neutrassierung

Hier zerschneidet der alte Trassenverlauf landwirtschaftliche Flächen, die links und rechts der Trasse demselben Eigentümer gehören. Durch eine Verlegung der Trasse und den Tausch von deckungsgleichen Flächen, können diese im Ganzen bewirtschaftet und so die Nutzung der

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 9 Grundstücke erleichtert werden. Im Bereich der Grundstücke die im Besitz der Eigentümer E, F, G, H und I stehen, ist die Argumentation hinsichtlich eines Grundstückstauschs wesentlich problematischer. Die Grundstücksbesitzer fordern hier meist einen flächenmäßig größeren Teil als Ersatz ein. Dies verkleinert den Verhandlungsspielraum der Bahn enorm. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Bahn nur Flächen für einen Tausch im Verhältnis 1:1 zur Verfügung stehen. Nebst dieser Problematik ist die Zufahrtssituation zu den entsprechenden Grundstücken zu lösen. Für jeden Besitzer landwirtschaftlicher Flächen muss eine gesonderte Zufahrt bestehen. Auch der Zeitraum von etwa 20 Jahren, in dem diese Begradigung forciert wird, verdeutlicht die damit verbundenen Schwierigkeiten. Es sind dies heutzutage keine technischen Schwierigkeiten, sondern vor allem die Problematik alle Grundstücksbesitzer für den neuen Trassenverlauf und die damit verbundenen Änderungen der Besitzverhältnisse zu gewinnen.

4) Zukunftsperspektiven

Da die Pinzgauer Lokalbahn eine lange und geschichtsträchtige Vergangenheit aufweist und viele Probleme und Hürden überstanden hat, ist es notwendig auch Zukunftsperspektiven im Auge zu behalten. Die Haltestelle „Hollersbach Panoramabahn“ stellt das Unternehmen vor neue Herausforderungen, da die Gästefrequenz wesentlich größer ist als ursprünglich angenommen. Die überfüllten Züge fordern einen kürzeren Takt. Da dies aber auf der einspurigen Strecke schwierig ist, werden völlig neue Lösungen verlangt. Außerdem zahlen die Skigäste durch Kombitickets nicht den Betrag, der für eine positive Bilanz notwendig wäre. Hier bedarf es neuer und mutiger Ideen um ein gelungenes Geschäftsmodell mit zufriedenen Gästen zu schaffen.

Auch die Anrainergemeinden, die bereits aktiv Verantwortung übernommen haben und für die die Schmalspurbahn eine wichtige Tourismusattraktion darstellt, sollten innovative Ideen einbringen. Hier ist eine enge Kooperation zwischen Betriebsführung und der betroffenen Bevölkerung äußerst wichtig. So kann sich z.B. der Krimmler Bürgermeister unter gewissen Umständen eine Verlängerung der Bahn zu den Krimmler Wasserfällen vorstellen. Seine Bedingung ist allerdings ein neuer Bahnhof zwischen den Krimmler Wasserfällen und dem Ort. Eine Machbarkeitsstudie soll im Winter vom Land Salzburg durchgeführt werden. Die Kosten für dieses Vorhaben würden sich allerdings auf geschätzte 6-10 Mio Euro belaufen.

Die wichtigste aber derzeit noch utopische Zukunftsperspektive ist eine Verlängerung der Lokalbahn über die Wasserfälle hinüber ins Zillertal. Dies wäre die schnellste und optimalste Verbindung nach Tirol. So könnten die Gäste auf die Zillertalbahn umsteigen und auch das dortige Tourismusangebot nutzen. Da dieser Ausbau allerdings enorme Kosten beansprucht und länderübergreifend verhandelt werden muss, ist mit der Umsetzung so eines Projekts wahrscheinlich in näherer Zukunft nicht zu rechnen.

Pinzgauer - Lokalbahn Grundlagen der Verkehrsplanung 2010/11 | 10 5) Zusammenfassung

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Bahn derzeit ein Publikumsmagnet ist, obwohl sie schon oft in ihrer 112-jährigen Geschichte totgesagt wurde. Dies ist vor allem auf die großen Investitionen zurück zu führen. Auf Grund der enormen Hochwasserschäden waren umfangreiche Planungs- und Sanierungsarbeiten notwendig. Da auch in Zukunft die Pinzgauer Lokalbahn den Gefahren von Hochwasserschäden standhalten muss, wurde die Strecke technisch optimal erneuert. Bei dieser Streckensanierung konnte außerdem die maximale Fahrgeschwindigkeit erhöht werden. Großer Wert wurde auch auf die Sicherung der ca. 150 Bahnübergänge gelegt. Eine Bahnverlängerung zu den Krimmler Wasserfällen wäre eine Aufwertung für die ganze Region und könnte noch mehr Touristen anziehen. Derzeit gibt es zwar noch keinen konkreten Plan für eine diesbezügliche Linienführung, aber eine Machbarkeitsstudie sowie eine Kostenschätzung sind in Planung. 2013 rechnet die Pinzgauer Lokalbahn mit 1 Mio. Passagieren jährlich. Das erfordert allerdings eine Aufstockung der Züge. Aus diesem Grund wird bereits die Remise in Zell am See ausgebaut. Da die Pinzgauer Lokalbahn für die Region zwischen Zell am See und Krimml sowohl für die Anrainer als auch für Touristen eine große Bedeutung hat, ist es wichtig, dass sich die Gemeinden mit diesem Verkehrsmittel identifizieren. Eine produktive Zusammenarbeit zwischen Betreiber und Gemeinden ist für eine erfolgreiche Zukunft der Lokalbahn eine wichtige Voraussetzung.

6) Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Haltestellen der Pinzgaubahn Abb.2: Neutrassierung Abb.3: Station Tischlerhäusl, Remisenstandort

7) Quellenverzeichnis www.pinzgauerlokalbahn.at www.pinzgaubahn.wg.am www.salzburg.gv.at www.wikipedia.com

Vortrag von Experten der Salzburger Lokalbahn am 10.11.2010

Eigene Mitschrift Eigene Fotos

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