Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht

254. Sitzung

Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Inhalt:

Abwicklung der Tagesordnung . . . . . 18102 A Beratung des Berichts und des Antrags des Verteidigungsausschusses zu dem Jahres- Regelung für die Einreichung von Fragen bericht 1975 des Wehrbeauftragten des während der Sommerpause ...... 18102 B Deutschen Bundestages — Drucksachen 7/4812, 7/5342 — Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 18101 A Leber, Bundesminister BMVg 18102 C Beratung des Berichts und des Antrags des Dr. Wörner CDU/CSU ...... 18108 D Verteidigungsausschusses zu dem Weiß- Neumann SPD 18115 C buch 1975/1976 zur Sicherheit der Bundes- republik Deutschland und zur Entwick- Möllemann FDP 18120 B lung der Bundeswehr — Drucksachen Biehle CDU/CSU 18127 A 7/4554, 7/5323 — Möhring SPD 18131 C in Verbindung mit Werner CDU/CSU ...... 18135 A Beratung des Berichts und des Antrags des Ollesch FDP . . . . . . . . . . . . 18137 C Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wörner, Handlos, Ernesti CDU/CSU 18139 B Stahlberg, Ernesti, de Terra, Biehle, Frau Schlaga SPD 18142 A Tübler, Dr. Kraske, Gierenstein, Dr. Kunz Stahlberg CDU/CSU 18144 B (Weiden), Rommerskirchen, Dr. Jobst, Lö- her, Geisenhofer, Kiechle, Sick, Eigen, Dr. Horn SPD 18145 B Freiherr Spies von Büllesheim und Genos- sen betr. Verbesserung der Aufstiegsmög- Nächste Sitzung 18146 C lichkeiten für Unteroffiziere in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen des Hee- res — Drucksachen 7/4433, 7/5316 —, Be- Anlagen richt des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/5317 — Anlage 1 in Verbindung mit Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 18147* A II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Anlage 2 Bezug auch über das 18. Lebensjahr hin- aus Tatsachen zur Belegung der Aussage der Bundesregierung in ihrer Zeitungsannonce MdlAnfr A43 18.06.76 Drs 07/5404 zur Entwicklungspolitik hinsichtlich der Pawelczyk SPD pünktlichen Rückzahlung aller Entwick- SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18150* C lungskredite MdlAnfr Al 18.06.76 Drs 07/ 5404 - Anlage 7 Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ . . . . . 18143* D Berücksichtigung des ostbayerischen Grenzlandes bei der im Bereich der Arbeits- verwaltung geplanten Errichtung von zen- Anlage 3 tralen Dienststellen für den Forderungs- einzug Unterbindung der Praktiken einzelner Ge- MdLAnfr A44 18.06.76 Drs 07/5404 schäftsinhaber, die zur Verhinderung von Ladendiebstählen sogenannte Fangprämien Dr. Jobst CDU/CSU aussetzen, sowie Maßnahmen der Bundes- SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18150* D regierung zur bundeseinheitlichen Rege- lung des Problems der Ladendiebstähle Anlage 8 MdlAnfr All 18.06.76 Drs 07/5404 Schlaga SPD Erhöhung der Arbeitslosenhilfe auf den So- MdlAnfr Al2 18.06.76 Drs 07/5404 zialhilferegelsatz nach dem Bundessozial Schlaga SPD hilfegesetz SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 18148* B MdlAnfr A45 18.06.76 Drs 07/5404 Müller (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18151* A Anlage 4

Gefährdung der Existenz der Mitglieder des Anlage 9 Bundesverbandes Freier Tankstellen durch die Reduzierung der Inlandsproduktion Bereitstellung der erforderlichen Mittel an Benzin und den Aufkauf der ausländi- für die geplanten Arbeitsbeschaffungs- schen Ware auf den mittelständischen Maßnahmen, insbesondere im Zonenrand- Märkten durch die Mineralölkonzerne so- gebiet wie Schaffung einer Clearingstelle zur MdlAnfr A46 18.06.76 Drs 07/5404 Festlegung der Kontingente für freie Tank- Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU stellen SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18151* B MdlAnfr A13 18.06.76 Drs 07/5404 Biehle CDU/CSU Anlage 10 MdlAnfr A14 18.06.76 Drs 07/5404 Biehle CDU/CSU Zuordnung überzähliger Stellen im „Ar- beitsbereich Kindergeld" in andere Abtei- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18149* A lungen der Bundesanstalt für Arbeit statt des ersatzlosen Wegfalls dieser Stellen Anlage 5 MdlAnfr A47 18.06.76 Drs 07/5404 Frau Steinhauer SPD Zumutbarkeit der Beantwortung des Frage- bogens für Klein- und Kleinstbetriebe auf SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18151* C Grund des Ernährungssicherstellungsgeset- zes, der Ernährungswirtschaftsmeldeverord- Anlage 11 nung und der Verordnung über das Form- blatt zur Ernährungswirtschaftsmeldever- Irreführung durch den Faltbrief des Bun- ordnung desarbeitsministers hinsichtlich der Ren- tenerhöhungen für Kriegsopfer und der MdlAnfr A40 18.06.76 Drs 07/5404 Anspruchsvoraussetzungen für die Gestel- Frau Will-Feld CDU/CSU lung oder Finanzierung einer Haushalts- SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . 18150* A hilfe durch die Krankenkasse MdlAnfr A48 18.06.76 Drs 07/5404 Anlage 6 Kiechle CDU/CSU Unterrichtung der Kindergeldberechtigten MdlAnfr A49 18.06.76 Drs 07/5404 über den Wegfall des Kindergeldes bei Kiechle CDU/CSU Nichtanzeige von Voraussetzungen zum SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18151* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag. den 25. Juni 1976 III

Anlage 12 zielung höherer Grundstückspreise, als vom Bund an private Grundstücksbesitzer ge- Sicherstellung des Sozialversicherungs- zahlt wurden schutzes für über Verträge mit Reinigungs- MdlAnfr A73 18.06.76 Drs 07 5404 firmen bei öffentlichen Arbeitgebern be- Lemmrich CDU/CSU schäftigte Raumpflegerinnen SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 18153* C MdlAnfr A50 18.06.76 Drs 07/5404 - Immer (Altenkirchen) SPD

SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18152* B Anlage 18

Ansuchen der Bundesbahn beim Bundes- Anlage 13 verkehrsministerium um die Genehmigung Höhe der Aufwendungen der Bundesre- zur Fahrpreiserhöhung im Personenver- gierung für die Krebsforschung kehr ab 1. Juni 1976 MdlAnfr A51 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A74 18.06.76 Drs 07/5404 Fiebig SPD Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 18152* C SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 18153* D

Anlage 14 Anlage 19

Verkauf von Bahngelände an Warenhaus- Vereinbarkeit der Installierung der Strom- konzerne oder Verbrauchermärkte durch versorgung von Bundesbahnstrecken auf die Bundesbahn bis zu zehn Meter hohen Fahrbahndämmen und ca. fünfzehn Meter hohen Stromversor- MdlAnfr A68 18.06.76 Drs 07/5404 gungsmasten mit dem Gesetz für Natur- Dr. Dollinger CDU/CSU schutz und Landschaftspflege SchrAntw PStSckr Jung BMV 18152* D MdlAnfr A75 18.06.76 Drs 07/5404 Becker (Nienberge) SPD Anlage 15 MdlAnfr A76 18.06.76 Drs 07/5404 Gründe für die Ablehnung der Überprü- Becker (Nienberge) SPD fung der Regiebetriebe von Bundesbahn SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 18154* A und Bundespest im Kfz-Bereich auf Mög- lichkeiten zur Rationalisierung MdlAnfr A69 18.06.76 Drs 07/5404 Anlage 20 Hauser (Krefeld) CDU/ CSU Gründe für das Ausstehen der Stellung- MdlAnfr A70 18.06.76 Drs 07 5404 nahme des Bundesverkehrsministers zu Hauser (Krefeld) CDU/CSU dem Angebot des Hauptverbands der Deut- SchrAntw PStSekr Jung BMV 18152* D schen Bauindustrie e. V. zur Übernahme des Naßbagger-Regiebetriebs der Wasser Bundes durch Pri--straßenverwaltung des Anlage 16 vatfirmen mit dem Ziel der Verbilligung der Unterhaltungsarbeiten an den Bundes- Pressemeldungen über den Absturz einer wasserstraßen und der Entlastung des Bun- dem Verband der Reservisten der Bundes- deshaushalts; Höhe der bisher entstande- wehr e. V. gehörenden und von einem nen Kosten für die geplante Bundesbahn- Piloten der Bundeswehr gesteuerten Ma- neubaustrecke Hannover—Würzburg schine mit drei Passagieren sowie Aus- kunft über die Besitz-, Rechts- und Haf- MdlAnfr A77 18.06.76 Drs 07/5404 tungsverhältnisse von Maschine und Ver- Böhm (Melsungen) CDU/CSU band MdlAnfr A78 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A71 18.06.76 Drs 07/5404 Böhm (Melsungen) CDU/CSU Reiser SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV . . . . . 18154* B MdlAnfr A72 18.06.76 Drs 07/5404 Reiser SPD Anlage 21 SchrAntw PStSekr Jung BMV 18153* B Besetzung der im Bereich der Oberpostdi- rektion Kiel vorhandenen Ausbildungs- Anlage 17 plätze Verhalten der Bundesbahn bei einer Bau MdlAnfr A79 18.06.76 Drs 07/5404 maßnahme des Bundesstraßenbaus zur Er Emeis fraktionslos IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

MdlAnfr A80 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A86 18.06.76 Drs 07/5404 Emeis fraktionslos Elchlepp SPD SchrAntw PStSekr Jung BMP . . . . . 18154* C SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 18156* B

Anlage 22 Anlage 27

Gewährleistung einer einheitlichen Posi- Verbindliche Aussage der Bundesregierung tion der Bundesrepublik Deutschland ge- über die Abschaffung des Numerus clausus genüber der DDR sowie der UdSSR bei der MdlAnfr A87 18.06.76 Drs 07/5404 Einbeziehung Berlins in bilaterale Abkom- Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU men MdlAnfr A88 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A81 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 18157* A SchrAntw PStSekr Herold BMB . . . . . 18155' A

Anlage 28 Anlage 23 Beurteilung des von der Touristik Union Verletzung der Vereinbarungen von Hel- International entwickelten Modells einer sinki durch Veranlassung christlicher El- generellen Neuordnung der Schulferien- tern zur Abmeldung ihrer Kinder vom regelung kirchlichen Unterricht in der DDR MdlAnfr A89 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A82 18.06.76 Drs 07/5404 Hoffie FDP Roser CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18157* D SchrAntw PStSekr Herold BMB 18155* B

Anlage 29 Anlage 24 Einfluß der Herstellung oder Verwendung Verletzung des Viermächteabkommens von Landkarten, die einer behaupteten durch Zurückweisung und Schikanierung Rechtsposition widersprechen, auf den Aus- von mit politischen Bekenntnissen an ihrem gang von Verfahren vor dem Internationa- Auto Reisenden auf den Zugangswegen von len Gerichtshof oder von Schiedsverfahren und nach Berlin sowie Verweigerung der bei Gebietsstreitigkeiten; Konsequenzen Kontaktaufnahme mit der Vertretung in bezüglich einer grundgesetzmäßigen karto- Ost-Berlin graphischen Darstellung Deutschlands in MdlAnfr A83 18.06.76 Drs 07/5404 seinen Grenzen vom 31. Dezember 1937 in Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Publikationen der Bundesregierung SchrAntw PStSekr Herold BMB . . . . . 18155` D MdlAnfr A113 18.06.76 Drs 07/5404 Windelen CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 18158* A Anlage 25

Verletzung des Viermächteabkommens Anlage 30 durch das in der „Welt" vom 9. Juni 1976 geschilderte Verhalten von DDR-Organen Einbeziehung Berlins in die drei Entwürfe gegenüber Mitarbeitern des Axel-Springer- deutsch-sowjetischer Abkommen über wis- Verlags senschaftlich-technische Zusammenarbeit, MdlAnfr A84 18.06.76 Drs 07/5404 Kultur und Rechtshilfe Spranger CDU/CSU MdlAnfr A114 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw PStSekr Herold BMB . . . . . 18156* A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18158* C Anlage 26 Anlage 31 Verringerung der Abhängigkeit von her- kömmlichen Energiequellen durch Nutzung Verbesserung der materiellen Möglichkei- der Sonnenenergie sowie staatliche Hilfen ten für den Austausch deutscher Kulturgü- im Rahmen der Innovationsförderung für ter zwischen der Bundesrepublik Deutsch- Klein- und Mittelbetriebe auf dem Gebiet land und Polen im Sinne der Schlußakte der Sonnenenergiegewinnung von Helsinki sowie Schaffung von Stipen- MdlAnfr A85 18.06.76 Drs 07/5404 dien für unabhängige Wissenschaftler und Elchlepp SPD Fachleute der osteuropäischen Nachbarvöl- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 V ker zur Vertiefung ihrer Studien bei ver- Anlage 36 schiedenen Einrichtungen Maßnahmen der Bundesregierung zur Si- MdlAnfr A115 18.06.76 Drs 07/5404 cherung der Existenz der deutschen Schule Freiherr von Fircks CDU/CSU in Durban MdlAnfr A116 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A 123 18.06.76 Drs 07/5404 Freiherr von Fircks CDU/CSU - Rollmann CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 18158* D MdlAnfr A 124 18.06.76 Drs 07/5404 Rollmann CDU/CSU Anlage 32 SchrAntw StMin Moersch AA ... 18160* C

Wertung des Eintretens für die Übersied- lung der in Rumänien lebenden Deutschen Anlage 37 in die Bundesrepublik Deutschland durch den rumänischen KP- und Staatschef sowie Teilnahme heimatvertriebener Wissen- Erhaltung der bisherigen deutsch-rumä- schaftler und Forscher an Veranstaltun- nischen Beziehungen nur bei Erteilung von gen, internationalen Konferenzen und Se- Visen zu Besuchsreisen mindestens im Um- minaren sowie Erörterung der Massenver- fang der Jahre 1973 und 1974 treibung, des Selbstbestimmungsrechts, des Rechts auf Heimat und der Volksgruppen MdlAnfr A117 18.06.76 Drs 07/5404 rechte mit Vertretern der östlichen Nach- Hösl CDU/CSU barvölker im Sinne der Schlußakte von MdlAnfr A118 18.06.76 Drs 07/5404 Helsinki Hösl CDU/CSU MdlAnfr A 125 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18159* A Sauer (Salzgitter) CDU/CSU MdlAnfr A126 18.06.76 Drs 07/5404 Anlage 33 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18161 * A Verletzung der Ausreisevereinbarungen durch Polen hinsichtlich des Kriteriums der Volkszugehörigkeit und des Arbeits- platzverlustes der ausreisewilligen Antrag- Anlage 38 steller Entwicklung der kulturellen Zusammenar- MdlAnfr A119 18.06.76 Drs 07/5404 beit mit Deutschen aus den Oder-Neiße- Graf Stauffenberg CDU/CSU Gebieten sowie des Zugangs zu aus der MdlAnfr A 120 18.06.76 Drs 07/5404 Bundesrepublik Deutschland übersandtem Graf Stauffenberg CDU/CSU Kulturgut auf Grund der Schlußakte von Helsinki SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18159* C MdlAnfr A127 18.06.76 Drs 07/5404 Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU Anlage 34 MdlAnfr A128 18.06.76 Drs 07/5404 Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU Äußerungen des polnischen KP-Chefs über die Fähigkeit der Bundesrepublik Deutsch- SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18161* C land zur Aufnahme von Deutschen aus Po- len Anlage 39 MdlAnfr A 121 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Verwendung der 1976 bereitgestellten SchrAntw StMin Moersch AA 18160* A Haushaltsmittel von 1,9 Millionen DM im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Aus- wärtigen Amts Anlage 35 MdlAnfr A129 18.06.76 Drs 07/5404 Reddemann CDU/CSU Intervention der Bundesregierung zugun- sten der Ausreise deutscher Ehegatten und SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . l8161* D Kinder in Rumänien zu ihren Ehegatten und Eltern in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der Schlußakte von Helsinki Anlage 40

MdlAnfr A 122 18.06.76 Drs 07/5404 Zugang deutscher Studenten, Lehrer und Dr. Fuchs CDU/CSU Wissenschaftler in den Oder-Neiße-Gebie SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18160* B ten zu Bildungs-, kulturellen und wissen- VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 schaftlichen Institutionen eines jeden an- Anlage 45 deren Teilnehmerstaats entsprechend der Schlußakte von Helsinki; Verhandlungen Teilnahme nicht staatlich organisierter pol- der Bundesregierung mit Rumänien wegen nischer Jugendlicher am Jugendaustausch der restriktiven Praxis bezüglich der Fa- mit der Bundesrepublik Deutschland im milienzusammenführung Sinne der Schlußakte von Helsinki

MdlAnfr A130 18.06.76 Drs 07/5404 - MdlAnfr A137 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Hupka CDU/CSU Schmöle CDU/CSU MdlAnfr A131 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA ... 18163* D Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18162* A Anlage 46

Auswirkungen der Meinungsverschieden- Anlage 41 heiten wegen des Treffens des südafrika- nischen Premierministers Vorster und des Gewährleistung des gegenseitigen Besuchs USA-Außenministers Kissinger auf das An- eng verwandter Volksdeutscher durch Ru- sehen der Bundesrepublik Deutschland und mänien im Sinne der Schlußakte von Hel- das Verhältnis zu den USA sinki MdlAnfr A138 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A132 18.06.76 Drs 07/5404 Niegel CDU/CSU Roser CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA ... 18163* D SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18162* C Anlage 47

Anlage 42 Finanzielle Unterstützung der Arbeit der „Universität der Vereinten Nationen" Gespräche der Bundesregierung mit dem durch die Bundesregierung polnischen Parteichef Edward Gierek über die drängenden humanitären Probleme MdlAnfr A139 18.06.76 Drs 07/5404 der Deutschen in Polen anläßlich seines Dr. Schweitzer SPD Besuchs SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18164* A MdlAnfr A 133 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 18162* D Anlage 48 Ursachen des unzutreffenden Berichts über eine „Mahnung" von Bundesaußenminister Anlage 43 Genscher gegenüber dem südafrikanischen Botschafter in der englischsprachigen Aus- Folgerungen der Bundesregierung aus der gabe des Bulletins Tatsache der Enteignung der vertriebenen Deutschen mit einem Gesamtvermögen von MdlAnfr A140 18.06.76 Drs 07/5404 mehr als 350 Milliarden DM nach heute Dr. Marx CDU/CSU gültigen Umrechnungswerten MdlAnfr A141 18.06.76 Drs 07/5404 MdlAnfr A134 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Marx CDU/CSU Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18164* B SchrAntw StMin Moersch AA 18163* A

Anlage 49

Anlage 44 Intervention anderer EG-Mitgliedsländer gegenüber Südafrika nach dem Beispiel Berichte der Internationalen Juristenkom- der Bundesregierung mission über Mißachtung der Menschen- rechte im Iran sowie Sinn eines Kultur- MdlAnfr A142 18.06.76 Drs 07/5404 abkommens mit dem Iran; Maßnahmen der Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU Bundesregierung zu Hilfeleistungen für po- SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18164* D litische Gefangene im Iran MdlAnfr A135 18.06.76 Drs 07/5404 Schinzel SPD Anlage 50

MdlAnfr A136 18.06.76 Drs 07/5404 Wiedergabe der Intervention von Bundes Schinzel SPD außenminister Genscher gegenüber dem SchrAntw StMin Moersch AA ... 18163* B südafrikanischen Botschafter im Informa- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 VII tionsfunk bzw. im englischsprachigen Bul- Anlage 55 letin vom 4. Mai 1976 Intervention des Bundesaußenministers MdlAnfr A143 18.06.76 Drs 07/5404 zugunsten der Familienzusammenführung Dr. Jenninger CDU/CSU von Rumäniendeutschen in der Bundesre- SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18165* A publik Deutschland; Zugang deutscher Stu- denten, Lehrer und Wissenschaftler aus den Oder-Neiße-Gebieten zu Bildungs-, kultu- Anlage 51 rellen und wissenschaftlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland im Sinne Reaktion der USA auf die Verlegung der der Schlußakte von Helsinki geplanten Gespräche zwischen dem ameri- MdlAnfr A151 18.06.76 Drs 07/5404 kanischen Außenminister Kissinger und Dr. Götz CDU/CSU dem südafrikanischen Premierminister Vorster von Hamburg in den Bayerischen MdlAnfr A152 18.06.76 Drs 07/5404 Wald Dr. Götz CDU/CSU MdlAnfr A144 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18166* D Wawrzik CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18165* B Anlage 56

„Observer"-Meldung über die Inhaftierung, Anlage 52 Folterung und Ermordung von Angehörigen der äthiopischen Königsfamilie Beseitigung von Repressalien gegen aus- reisewillige Deutsche in Polen im Sinne MdlAnfr A153 18.06.76 Drs 07/5404 der Schlußakte von Helsinki Schmöle CDU/CSU MdlAnfr A145 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA 18167* B Dr. Czaja CDU/CSU MdlAnfr A146 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Czaja CDU/CSU Anlage 57 SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18165* B Anerkennung der im September selbstän- dig werdenden Republik Transkei durch die Bundesregierung Anlage 53 SchrAnfr B3 18.06.76 Drs 07/5404 Zugang der in den Oder-Neiße-Gebieten Engelsberger CDU/CSU lebenden Deutschen zu den kulturellen SchrAntw StMin Moersch AA 18167* C Leistungen aus der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der Schlußakte von Helsinki; Verbesserung der Familienzu- Anlage 58 sammenführung von Rumäniendeutschen in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne Nichtteilnahme des Bundesministers des der Schlußakte von Helsinki Auswärtigen an der Ratssitzung der Euro- päischen Gemeinschaft am 1. Juni 1976; MdlAnfr A147 18.06.76 Drs 07/5404 Verhältnis Deutschlands zu den übrigen Jäger (Wangen) CDU/CSU Mitgliedern der EG MdlAnfr A148 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B4 18.06.76 Drs 07/5404 Jäger (Wangen) CDU/CSU Graf Stauffenberg CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18166* A SchrAntw StMin Moersch AA 18167* D

Anlage 59 Anlage 54 Interpretation des Viermächteabkommens Intervention der Bundesregierung zugun- über Berlin durch Moskau und Ost-Berlin sten der 20 000 Härtefälle ausreisewilliger Deutscher in Polen im Sinne der Schluß- SchrAnfr B5 18.06.76 Drs 07/5404 akte von Helsinki Hösl CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 18168* B MdlAnfr A149 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Abelein CDU/CSU MdlAnfr A150 18.06.76 Drs 07/5404 Anlage 60 Dr. Abelein CDU/CSU Intervention der Bundesregierung bei der SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18166* C sowjetischen Regierung gegen religiöse VIII Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Verfolgungen, Verfolgung von Bürgerrecht- Anlage 66 lern und Künstlern in der Sowjetunion Auffassung der Bundesregierung über die SchrAnfr B6 18.06.76 Drs 07/5404 Verfassungsmäßigkeit der DKP Gierenstein CDU/CSU SchrAnfr B14 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 18168* C Spranger CDU/CSU

- SchrAntw PStSekr Baum BMI 18170*D Anlage 61 Anlage 67 Inkrafttreten des Abkommens von Helsinki für die Wolga-Deutschen Verbot der Inbetriebnahme von Baumaschi SchrAnfr B7 18.06.76 Drs 07/5404 nen jeder Größenordnung durch gewerb Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU liche Betriebe zu bestimmten Tageszeiten SchrAntw StMin Moersch AA 18168* D SchrAnfr B15 18.06.76 Drs 07/5404 Müller (Bayreuth) SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 18171* A Anlage 62

Finanzieller Umfang der mit Polen abge- Anlage 68 schlossenen 14 Wirtschaftsverträge sowie Gesamtaufwand an DM aus öffentlichen Private und berufliche Einbußen von Per- Mitteln für die Verträge sonen infolge eines durch die Bundesan- waltschaft eingeleiteten und dann einge- SchrAnfr B8 18.06.76 Drs 07/5404 stellten Ermittlungsverfahrens Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18169* B SchrAnfr B16 18.06.76 Drs 07/5404 Frau Schuchardt FDP SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 18171* C Anlage 63

Forderung der UdSSR an deutsche Ausstel- Anlage 69 ler auf sowjetischen Messen, das Wort ,,deutsch" auf den Firmennamen zu strei- Zahl der eingeleiteten und wieder einge- chen und durch die Abkürzung „BRD" zu stellten Ermittlungsverfahren der Bundes- ersetzen anwaltschaft wegen Verdachts eines Lan- desverrats oder einer Gefährdung der äuße- SchrAnfr B10 18.06.76 Drs 07/5404 ren Sicherheit Dr. Fuchs CDU/CSU SchrAnfr B17 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw StMin Moersch AA 18169* D von Schoeler FDP SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 18172* A Anlage 64

Einzelheiten über den geplanten Einsatz Anlage 70 von Rettungshubschraubern im Raum Undurchführbarkeit einer wirksamen Be- Wolfsburg/Helmstedt sowie ihre Verwen- kämpfung des Rauschgiftschmuggels wegen dung unmittelbar an der Zonengrenze Personalabbaus in der Zollverwaltung SchrAnfr B11 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B18 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU Frau Schleicher CDU/CSU SchrAnfr B12 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18172* B Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 18169* D Anlage 71

Einrichtung einer bundeseinheitlichen In- Anlage 65 formationszentrale für den Steuerfahn- dungsdienst zur Bekämpfung der Wirt- Nötigung der Insassen eines Ruderboots schaftskriminalität zum Anlegen am östlichen Elbufer durch SchrAnfr B19 18.06.76 Drs 07/5404 ein Patrouillenboot der DDR Röhlig SPD SchrAnfr B13 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B20 18.06.76 Drs 07/5404 Hösl CDU/CSU Röhlig SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 18170* B SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 18172* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 IX

Anlage 72 Anlage 78

Wahrung der Autonomie der Deutschen Entwicklung der Eigenkapitalquote der Un- Bundesbank gemäß § 12 des Bundesbank- ternehmen der Bundesrepublik Deutschland gesetzes auch im Hinblick auf Interventio- im internationalen Vergleich nen am Devisenmarkt SchrAnfr B28 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B21 18.06.76 Drs 07/5404 - Dr. Dollinger CDU/CSU Dr. Graf Lambsdorff FDP SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18175* C SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18173* B Anlage 79 Anlage 73 Maßnahmen der Bundesregierung zur Un- Angabe der Länder, die sich noch nicht dem terstützung des Antrags der Städte Breisach Eurocheque-System angeschlossen haben; (Bundesrepublik Deutschland) und Neuf Einführung des Eurocheque-Systems in der Brisach (Frankreich) auf Anerkennung als DDR internationaler Ausbauort SchrAnfr B22 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B29 18.06.76 Drs 07/5404 Wohlrabe CDU/CSU Dr. Evers CDU/CSU SchrAnfr B23 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18175* D Wohlrabe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18173* C Anlage 80 Beurteilung der marktstrukturellen und Anlage 74 steuerlichen Folgen aus dem Direktverkauf von Automobilen vom Hersteller an Schutz spendenwilliger Bürger durch Aus- Werksangehörige kunfterteilung der zuständigen Finanzver- SchrAnfr B30 18.06.76 Drs 07/5404 waltung über die Gemeinnützigkeit der Ey CDU/CSU bedachten Vereine und Stiftungen SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 181 76* B SchrAnfr B24 18.06.76 Drs 07/5404 Dürr SPD Anlage 81 SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 18173* D Pläne der Bundesregierung bezüglich des Geländes der NATO-Raketenstellung Nord- Anlage 75 horn-Hesepe Bundesmittel für die Beseitigung von Bun- SchrAnfr B36 18.06.76 Drs 07/5404 kerruinen aus dem zweiten Weltkrieg im Seiters CDU/CSU Grenzgebiet zwischen der Bundesrepublik SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 18176* D Deutschland und Frankreich SchrAnfr B25 18.06.76 Drs 07/5404 Anlage 82 Dr. Evers CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18174* B Zahl der genehmigten Anträge auf Aner- kennung als Wehrdienstverweigerer sowie Zahl der Wehrdienstverweigerer, die ihren Anlage 76 zivilen Ersatzdienst bzw. den Zivildienst in- zwischen abgeleistet haben bzw. zur Zeit Beseitigung der im internationalen Maßstab ableisten vorhandenen Wettbewerbsnachteile für den Sektor Schiffbau und Schiffahrt SchrAnfr B37 18.06.76 Drs 07/5404 Ziegler CDU/CSU SchrAnfr B26 18.06.76 Drs 07/5404 Seiters CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 18177* A SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18174* C Anlage 83

Anlage 77 Termin zur Räumung des gegenwärtig von der Unteroffiziersvereinigung der Luftwaffe Äußerung des Bundeskanzlers über die Neubiberg e. V. genutzten Heimes sowie wirtschaftspolitische Situation der Türkei deren endgültige Unterbringung SchrAnfr B27 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B38 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Jenninger CDU/CSU Graf Stauffenberg CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 18175* B SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 18177* C X Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Anlage 84 Anlage 89

Äußerung eines Sprechers des MAD gegen- Bereitstellung von Fernsprechanlagen im über einem Bonner Pressedienst hinsichtlich Neubaugebiet B 25 in Glinde einer Sicherheitsüberprüfung aller Bundes- SchrAnfr B58 18.06.76 Drs 07/5404 wehrsoldaten; Zahl der in den Akten des Baron von Wrangel CDU/CSU MAD geführten Bundeswehrangehörigen - SchrAnfr B59 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B39 18.06.76 Drs 07/5404 Baron von Wrangel CDU/CSU Marschall SPD SchrAntw PStSekr Jung BMP 18179* D SchrAnfr B40 18.06.76 Drs 07/5404 Marschall SPD Anlage 90 SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 18177* D Baubeschränkungen im Rahmen der Errich- tung eines Fernmeldeturmes der Deutschen Anlage 85 Bundespost in Euskirchen SchrAnfr B60 18.06.76 Drs 07/5404 Benachteiligung der Gehörlosen im Um- Milz CDU/CSU gang mit Behörden wegen mangelnder Ver- ständigungsmöglichkeit; Mangel an ausge- SchrAntw PStSekr Jung BMP 18180* B bildeten Dolmetschern für Gehörlose SchrAnfr B41 18.06.76 Drs 07/5404 Müller (Mülheim) SPD Anlage 91 SchrAnfr B42 18.06.76 Drs 07/5404 Möglichkeit zum Anmieten von Telefonlei- Müller (Mülheim) SPD tungen, über die zu Lasten des Empfängers von Gesprächen (R-Gespräch) telefoniert SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 18178* A und pauschal abgerechnet werden kann SchrAnfr B61 18.06.76 Drs 07/5404 Hoffie FDP Anlage 86 SchrAnfr B62 18.06.76 Drs 07/5404 Beurteilung der Pläne zur Herstellung eines Hoffie FDP Junktims zwischen der Einführung einer SchrAntw PStSekr Jung BMP 18180* C detaillierten Meldepflicht über ratsuchende Patienten nach der Neuregelung des § 218 StGB und der Anerkennung als beratender Arzt in Bayern Anlage 92 SchrAnfr B43 18.06.76 Drs 07/5404 Aufhellung der Fassade des neuen Bundes- Schmidt (Kempten) FDP kanzleramtes SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 18178* C SchrAnfr B63 18.06.76 Drs 07/5404 Freiherr Ostman von der Leye SPD SchrAntw BMin Ravens BMBau . . . . 18181* A Anlage 87

Besetzung der vakanten Stelle des Leiters Anlage 93 des Instituts für Sozialmedizin und Epide- miologie des Bundesgesundheitsamtes Entscheidung über die Deklarierung der den Städten und Gemeinden mit Sanie- SchrAnfr B44 18.06.76 Drs 07/5404 rungsgebieten gewährten Bundes- und Lan- Frau Schleicher CDU/CSU desmittel als Zuschuß oder als Darlehen SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 18179* B SchrAnfr B64 18.06.76 Drs 07/5404 Dr. Graß CDU/CSU SchrAntw BMin Ravens BMBau . . . . 18181* B Anlage 88

Verstoß gegen § 22 des Lebensmittelgeset- Anlage 94 zes durch Herausgabe der „Raucherdepe- sche", der „Raucher-Revue" und des „R 6 Höhe der in den letzten Jahren und für das Raucher-Report" Jahr 1977 zur Erforschung der Sonnenener- SchrAnfr B45 18.06.76 Drs 07/5404 gie bereitgestellten bzw. vorgesehenen Dr. Blüm CDU/CSU Haushaltsmittel; Chancen des wirtschaft lichen Einsatzes von Sonnenenergie in na- SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 18179* C her Zukunft Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 XI

SchrAnfr B70 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B74 18.06.76 Drs 07/5404 Burger CDU/CSU Josten CDU/CSU SchrAnfr B31 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B75 18.06.76 Drs 07/5404 Burger CDU/CSU Josten CDU/CSU SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 18181* D SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 18182* D

Anlage 95 Anlage 97

Nutzung der geothermischen Energie in der Finanzielle Auswirkungen der Forderung Bundesrepublik Deutschland; Bau einer Mo- der Entwicklungsländer nach Annullierung dellanlage zur Erzeugung von Elektrizität ihrer Auslandsschulden auf die Bundes- in Landau in der Pfalz; Durchführung von republik Deutschland Versuchsbohrungen in Urach SchrAnfr B76 18.06.76 Drs 07/5404 SchrAnfr B72 18.06.76 Drs 07/5404 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU Leicht CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18183* C SchrAnfr B73 18.06.76 Drs 07/5404 Leicht CDU/CSU SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 18182* B Anlage 98

Feststellung erheblicher Mängel in der Ver- Anlage 96 waltung der deutschen Entwicklungshilfe in einem Gutachten des Bundesrechnungshofs Möglichkeiten der Stundung von Darlehen aus dem Bundesausbildungsförderungsge- SchrAnfr B77 18.06.76 Drs 07/5404 setz bei Arbeitslosigkeit nach abgeschlosse- Gierenstein CDU/CSU nem Studium SchrAntw PStSekr Brück BMZ . . . . . 18183* D

Deutscher Bundestag -- 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18101

254. Sitzung

Bonn, den 25. Juni 1976

Beginn: 9.00 Uhr

Gemeinsamen Zolltarifs, mit Ursprung in Malta (für das Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Die Sit- Jahr 1976) (Drucksache 7/5364) zung ist eröffnet. überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß- Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden fassung im Rat ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht auf- Richtlinie des Rates betreffend die von den Mitgliedstaaten durchzuführenden Erhebungen über die Schweineerzeugung genommen: (Drucksache 7/5393) Der Bundesminister des Innern hat mit Schreiben vom überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und 21. Juni 1976 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Vogel Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor (Ennepetal), Dr. Miltner, Berger, Dr. Klein (Göttingen), Gerster der endgültigen Beschlußfassung im Rat (Mainz) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Fortentwicklung des öffentlichen Dienstes (Drucksache 7/5282) beantwortet. Sein Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3015/75 des Rates Schreiben wird als Drucksache 7/5433 verteilt. vom 17. November 1975 über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für unver- Der Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fern- arbeiteten Tabak der Sorte „flue cured" Virginia (Drucksache meldewesen hat mit Schreiben vom 16. Juni 1976 die Kleine 7/5405) Anfrage der Abgeordneten de Terra, Dr. Hornhues, Frau Bene- dix, Böhm (Melsungen), Franke (Osnabrück), Sauer (Salzgitter), überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um Dr.-Ing. Oldenstädt, Mursch (Soltau-Harburg), Nordlohne, Dr. Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß- von Bismarck und Genossen betr. Schülerwarteräume in Ver- fassung im Rat bindung mit Büchereien in Bahnhöfen der Deutschen Bundes- Verordnung (EWG) des Rates zur Aussetzung der Preisbin- bahn (Drucksache 7/5341) beantwortet. Sein Schreiben wird als dung, der die Einfuhr frischer Zitronen in die Gemeinschaft Drucksache 7/5447 verteilt. mit Ursprung in den Mittelmeerländern unterliegt, mit denen die Gemeinschaft Abkommen schließt (Drucksache 7/5406) Der Bundesminister für Wirtschaft hat mit Schreiben vom 24. Juni 1976 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Russe, überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um Springorum, Schmidhuber, Zeyer, Dr. Müller-Hermann, Eigen, Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß- Müller (Remscheid), Dr. Stavenhagen, Dr. Narjes und der fassung im Rat Fraktion der CDU/CSU betr. statistischer Bericht über die Elek- trizitätswirtschaft in der Bundesrepublik Deuschland im Jahr Verordnung (EWG) des Rates über die Lieferung von Mager- 1974 sowie im Jahr 1975 (Drucksache 7/5372) beanwortet. Sein milchpulver an die Republik Zaire zugunsten der Bevölke- Schreiben wird als Drucksache 7/5479 verteilt. rung im Gebiet des Kivu-Sees als Nahrungsmittelhilfe im Rahmen der Verordnung (EWG) Nr. 1348/75 (Drucksache Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Ge- 7/5407) sundheit hat mit Schreiben vom 9. Juni 1976 mitgeteilt, daß der Ausschuß gegen die nachfolgende, vom Ministerrat zwischenzeit- überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtchaft und lich bereits verabschiedete Vorlage keine Bedenken erhoben Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor hat: der endgültigen Beschlußfassung im Rat Richtlinie des Rates zur fünften Änderung der Richtlinie Verordnung (EWG) des Rates des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mit- über die Sofortlieferung von Butteroil als Nahrungsmittel- gliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln ver- hilfe an das Hochkommissariat der Vereinten Nationen für wendet werden dürfen (Drucksache 7/4563) Flüchtlinge und des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zugunsten der Bevölkerung von Vietnam im Rahmen der

Überweisung von EG-Vorlagen Verordnung (EWG) Nr. 1542/75 Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß über die Sofortlieferung von Magermilchpulver als Nah- des Bundestages vom 25. Juni 1959 die nachstehenden Vorlagen rungsmittelhilfe an das Internationale Komitee vom Roten überwiesen: Kreuz, das Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge und das Kinderhilfswerk der Vereinten Natio- Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung einer Über- nen zugunsten der Bevölkerung von Vietnam im Rahmen gangsvergütung für den am Ende des Wirtschaftsjahres der Verordnung (EWG) Nr. 1348/75 1975/1976 eingelagerten Mais (Drucksache 7/5361) über die Sofortlieferung von Magermilchpulver als Nah- überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und rungsmittelhilfe an das Kinderhilfswerk der Vereinten Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor Nationen zugunsten der Bevölkerung von Vietnam im Rah- der endgültigen Beschlußfassung im Rat men der Verordnung (EWG) Nr. ../76 (Drucksache 7/5408) Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung der Schwel- überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und lenpreise für Getreide für das Wirtschaftsjahr 1976/77 Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor (Drucksache 7/5362) der endgültigen Beschlußfassung im Rat überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Verordnung (EWG) des Rates zur Festlegung der für die Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor Intervention erforderlichen Mindestanforderungen für ver- der endgültigen Beschlußfassung im Rat backbaren Weichweizen (Drucksache 7/5409) Verordnung (EWG) des Rates Nr. ../76 zur Aussetzung der überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und autonomen Zollsätze des Gemeinsamen Zolltarifs für be- Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor stimmte Waren, die für die Geschädigten der im Mai 1976 der endgültigen Beschlußfassung im Rat durch ein Erdbeben betroffenen italienischen Regionen vor- gesehen sind (Drucksache 7/5363) Verordnung (EWG) Nr. 1281/76 des Rates vom 1. Juni 1976 zur zweiten Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 567/76 überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um über allgemeine Regeln für die Destillation von Tafelwein, Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß- für den der Destillationsvertrag vor dem 15. April 1976 fassung im Rat genehmigt werden muß Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verord- überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und nungen Nrn. 3152/75 und 3153/75 über die Eröffnung, Auf- Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts innerhalb eines teilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten Monats, wenn im Ausschuß Bedenken gegen den Vorschlag er- für Oberkleidung der Tarifnummern 60.05 und 61.01 des hoben werden 18102 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen Verordnung (EWG) Nr. 1022'76 des Rates vorn 30. April 1976 zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 873/76 hinsichtlich betr. Verbesserung der Aufstiegsmöglichkei- des Transfers bestimmter Mengen Weichweizen aus Be- ten für Unteroffiziere in den Kampf- und ständen von Interventionsstellen zur italienischen Inter- ventionsstelle Kampfunterstützungstruppen des Heeres überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und — Drucksachen 7/4433, 7/5316 — Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts innerhalb eines Monats, wenn im Ausschuß Bedenken gegen den Vorschlag er- Berichterstatter: Abgeordneter Horn hoben werden dazu Verordnung des Rates über die Anwendung des Protokolls Nr. 6 zu dem am 22. Juni 1972 unterzeichneten Abkommen- zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus Republik Island (Drucksache 7/5415) schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß- — Drucksache 7/5317 — fassung im Rat Berichterstatter: Abgeordneter Würtz Verordnung (EWG) des Rates über Sondermaßnahmen für Leinsamen (Drucksache 7,5440) 50. Beratung des Berichts und des Antrags des überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor Verteidigungsausschusses (12. Ausschuß) zu der endgültigen Beschlußfassung im Rat dem Jahresbericht 1975 des Wehrbeauftrag- Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verord- nung (EWG) Nr. 619/71 zur Festlegung der Grundregeln für ten des Deutschen Bundestages die Gewährung einer Beihilfe für Flachs und Hanf )Druck- sache 7/5441) — Drucksachen 7/4812, 7/5342 — überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Berichterstatter: Abgeordneter Ernesti Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat Ich danke den Herren Berichterstattern. Eine Er- Verordnung (EWG) des Rates zur Ergänzung der Verordnung (EWG) Nr. 885/68 über die Grundregeln der Vorausfestset- gänzung der Berichte wird nicht gewünscht. zung der Erstattungen bei der Ausfuhr von Rindfleisch (Drucksache 7/5442) Wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der Herr Bundesverteidigungsminister. der endgültigen Beschlußfassung im Rat Für die Verteidigungsdebatte — Tagesordnungs- Leber, Bundesminister der Verteidigung: Herr punkte 48 bis 50 — ist nach einer interfraktionellen Präsident! Meine Damen und Herren! Erlauben Sie Vereinbarung die Dauer der Aussprache auf vier mir bitte, daß ich zum Weißbuch der Bundesregie- Stunden festgelegt. Ich frage das Haus, ob es damit rung und zu seinem Inhalt ein paar über den Text einverstanden ist. — Ich sehe und höre keinen Wi- hinausführende Anmerkungen mache. derspruch; es ist so beschlossen. Vor zwei Wochen sind die Konferenzen des Nord- Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, den Al- atlantischen Bündnisses beendet worden. Sie ha- testenrat zu ermächtigen, von der Geschäftsordnung ben gezeigt, daß das Bündnis in der Erfüllung seiner abweichende Regelungen für die Einbringung von militärischen Aufgaben voll funktionsfähig ist. Das Fragen in den kommenden Monaten zu treffen, die Bündnis hat wahrgenommen, daß der Osten seine dann schriftlich beantwortet werden. militärische Kraft auch in der jüngsten Zeit weiter Für die nächsten drei Monate ist vorgesehen, daß gestärkt hat. Angesichts dieser Tatsache und an- jedes Mitglied je Monat vier Fragen einreichen derer Vorgänge ist der Wille des Westens, durch darf. Die Fragen für Juli müssen bis Freitag, den eigene Anstrengungen die Balance der Kräfte zwi- schen Ost und West aufrechtzuerhalten und der 30. Juli, 11 Uhr, die für August bis Dienstag, den 31. August, 11 Uhr, und die für September bis Don- erkannten gewachsenen militärischen Bedrohung nerstag, den 30. September, 11 Uhr, im Parlaments- entgegenzusetzen, was notwendig ist, stärker ge- sekretariat eingereicht werden. Die weiteren Ter- worden. Was der Osten produziert hat, ist nicht mine werden noch bekanntgegeben. — Ich sehe und Überlegenheit über den Westen, sondern sind wach- höre keinen Widerspruch; es ist so beschlossen. gerüttelte Wachsamkeit und Vorsorge unter den Ländern des Bündnisses. Das ist wohl das wichtigste Ich rufe nunmehr die Punkte 48 bis 50 der Tages- Ergebnis der letzten NATO-Konferenzen. ordnung auf: Die Bundesregierung hat das Kräfteverhältnis zwi- 48. Beratung des Berichts und des Antrags des schen West und Ost im letzten Weißbuch ausführ- Verteidigungsausschusses (12. Ausschuß) zu lich dargestellt. Ich möchte dem, was dort nieder- dem Weißbuch 1975/1976 zur Sicherheit der gelegt ist, noch folgendes hinzufügen. In einigen Bundesrepublik Deutschland und zur Entwick- Bereichen gibt es, wenn man sie für sich betrach- lung der Bundeswehr tet, Unausgewogenheiten. Ein oberflächlicher Blick z. B. auf die Panzer- und die Flugzeugzahlen könnte — Drucksachen 7/4554, 7/5323 — jemand, der beziehungslos nur diese Zahlen sieht Berichterstatter: Abgeordneter Möhring und die übrigen Fähigkeiten des Bündnisses und sein militärisches Konzept übersieht oder nicht 49. Beratung des Berichts und des Antrags des kennt, zu falschen Schlußfolgerungen führen. Verteidigungsausschusses (12. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wörner, Die Nordatlantische Allianz ist ausschließlich Handlos, Stahlberg, Ernesti, de Terra, Biehle, auf Verteidigung angelegt. Die militärische Fähig- Frau Tübler, Dr. Kraske, Gierenstein, Dr. keit zur Verteidigung gegen Offensivwaffen des Kunz (Weiden), Rommerskirchen, Dr. Jobst, Ostens ergibt sich aus der Zahl und der Qualität Löher, Geisenhofer, Kiechle, Sick, Eigen, Dr. der eigenen gepanzerten Kräfte und der Zahl und Freiherr Spies von Büllesheim und Genossen der Qualität der eigenen sonstigen Panzerabwehr- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18103

Bundesminister Leber Waffen. Beides zusammen macht die Abwehrfähig- aber ich lese das doch ständig, wo Sie überall ge- keit aus, die wir den Panzermassen des Ostens ge- zählt haben. gegenüberzustellen haben. Aus diesem Sachverhalt Es muß ein erhebendes Gefühl sein, zu sehen, wie haben bisher weder die Sowjetunion noch die deut- die Leute dann Angst und Furcht bekommen, wenn sche Opposition die notwendigen Schlußfolgerun- man Ihnen diese Bilder an die Wand malt, und wie gen gezogen. die Leute dann hoffen, daß die gute, liebe Opposi-

(Beifall bei der SPD und der FDP) - tion, die ihnen die Angst gerade eingejagt hat, sie ihnen dann auch wieder nimmt. Und darum geht es Wir wissen aus vielen Quellen, daß auch im ja. Osten Konzeptionen der Panzerabwehr diskutiert (Beifall bei der SPD und der FDP) werden. Wir wissen aber auch, daß dies keine An- erkennung des Defensivprinzips bedeutet, sondern Meine Damen und Herren, wir wollen nicht mehr, daß die Diskussionen dort mit dem Ziel geführt wer- als uns nur verteidigen können. Das heißt nicht: den, die Fähigkeit zu überraschender Offensive bei- ein wenig schwächer sein. Das heißt in einem ande- zubehalten und die Panzerabwehrkapazität, die der ren Sinne: stark sein. Das heißt: dem Angreifer Westen zur Verfügung hält, durch mehr Offensiv- keine Chance lassen für einen Erfolg, mit wieviel waffen immer mehr zu überlagern. Die Sowjet- Kräften er es auch immer versuchen könnte. union will nicht wahrhaben, daß sie sich mit diesem Konzept in einer schlechten und in einer sehr kost- Dies meinen wir, so wie wir das sagen, weil wir spieligen Gasse befindet. Wieviel Offensivkraft sie uns gedanklich auf nichts anderes festlegen als nur auch immer produziert, auf diesem Gebiet wollen darauf: Wie können wir Krieg verhindern, und was wir nicht mit ihr konkurrieren. Wieviel Offensiv- müssen wir tun, damit es keinen Krieg gibt. kraft sie auch immer produziert, den westlichen (Beifall bei der SPD und der FDP) Demokratien wird es immer möglich sein, ihren Völkern deutlich zu machen, daß man gegen Be- Das Kräfteverhältnis zwischen den Blöcken ist drohung nicht Bedrohung setzen muß, sondern daß nicht statisch. Die Strategie des atlantischen Bünd- man gegen Bedrohung Abwehrfähigkeit setzen muß. nisses ist auf die Kräfte des Ostens eingestellt. In Mitteleuropa — da, wo es in engerem Sinne beson- (Beifall bei der SPD und der FDP) ders um unsere Sicherheit geht — ist der Westen Dies verstehen freie Völker. Dies ist moralisch nicht schwächer geworden, sondern er hat Schritt legitim. Dies versteht auch die junge Generation in gehalten, seine Kraft ist mit der Kraft des Ostens den Völkern. Und dies zehrt weniger an der Wohl- gewachsen. Die amerikanischen Kräfte sind heute fahrt der Bürger, als Offensivwaffen mit ihren höhe- wesentlich stärker, als sie es vor einigen Jahren ren Kosten daran zehren. waren; und sie werden noch stärker. Die Kanadier sind nicht hier weggegangen, sondern werden stär- (Beifall bei der SPD und der FDP) ker. Wir wissen, daß die Franzosen konzeptionell Herr Chruschtschow hat das gesehen, als er einmal ihre Aufgaben in Mitteleuropa klären. Und die Bun- sagte: „Welch ein Jammer, diese Abwehrwaffen tun deswehr ist nicht schwächer geworden, sondern weh. Schließlich haben wir viel gutes Geld für un- durch Beschlüsse des Parlaments wesentlich stärker. sere Panzer ausgegeben. Sie würden in Flammen Weil das so ist, sollten wir uns davor hüten, die aufgehen, bevor sie zum Schuß kämen." Genau das militärischen Stärke des Ostens zu überschätzen und ist es, was wir meinen. Und genau das ist es, worauf die Kraft der NATO herabzureden. Wer ständig ein es ankommt: Wer uns nicht angreifen will, braucht einseitiges Bild von sowjetischer Stärke und ein keine Angst — auch um seine schönen Panzer — zu anderes Bild von den Schwächen des Westens und haben. des eigenen Bündnisses zeichnet, der leistet der (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der Sicherheit der westlichen Welt einen schlechten FDP) Dienst. (Beifall bei der SPD und der FDP) Wir wollen es jedenfalls nicht. Wir wollen es auch nicht können. Wer so redet, diskriminiert auch die Verteidigungs- anstrengungen und macht sie in den Augen des Auch die Opposition hier im Lande will das nicht eingestehen. Sie bleibt lieber bei der altgeübten eigenen Volkes sinnlos. Ob man es will oder nicht — ich unterstelle nicht, daß man es will —: und bewährten Methode der Panzerzählung, und einige ihrer Sprecher erzählen draußen im Lande (Damm [CDU/CSU]: Wie großzügig!) Geschichten, so wie man Kindern die Geschichte Wer nur so redet, betreibt psychologisch das Ge- vom Wolf und den sieben Geißlein abends erzählt, schäft des Ostens. wenn sie nicht ins Bett gehen wollen. (Beifall bei der SPD und der FDP — van (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm Delden [CDU/CSU] : Wen meinen Sie denn [CDU/CSU]: Haben Sie denn in dem Weiß eigentlich?) buch die Panzer nicht gezählt?!) — Sie meine ich damit zum Beispiel. — Sie sind ständig dran. Ich weiß nicht, welche Zahlen Sie jetzt haben; (van Delden [CDU/CSU]: Mich persönlich?) (Damm [CDU/CSU] : Die Zahlen aus Ihrem — Nicht Sie persönlich, aber Ihre Herren. Aber Weißbuch! Oder stimmen die etwa nicht?) ich werde hier jetzt schon persönlich werden. 18104 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Bundesminister Leber Herr Kollege Wörner, Sie haben vor zwei Tagen dort genießen, kann man auch verspielen, wenn man wieder hören lassen — ich zitiere jetzt wörtlich —, zu Hause zuviel mit dem Säbel rasselt. (Damm [CDU/CSU]: Hoffentlich auch (Beifall bei der SPD — Damm [CDU/CSU]: richtig!) Dummes Zeug: mit dem Säbel rasseln! Wer rasselt denn hier mit dem Säbel? — van daß Verteidigungsminister Georg Leber und die Delden [CDU/CSU] : Das sind die dummen Bundesregierung versuchten, die sicherheitspoli- Sprüche! — Dr. Kraske [CDU/CSU]: Wer ist tische Lage zu schönen und rosiger darzustellen, denn der „Feldwebel" draußen?) als sie wirklich sei. Herr Kollege Wörner, was Die Ausgewogenheit der Kräfte zwischen den um die schönen wir denn eigentlich dort, wo es westeuropäischen Partnern des Bündnisses, in die Sicherheit unseres Landes geht? Das müßten Sie sich die Bundesrepublik mit ihrer Stärke einfügen jetzt hier sagen, denke ich. Haben Sie nicht ge- muß, wenn sie nicht eine innere Unbalance in West- hört, was z. B. in dieser Woche der Generalsekretär europa erzeugen will, ist nicht minder wichtig wie der NATO, der doch gewiß nicht ein Verschönerer die Wahrung der Balance zwischen West und Ost. ist, in Wilhelmshaven über die Stärke des Bünd- Die Bundesrepublik Deutschland darf nicht heraus- nisses in Mitteleuropa gesagt hat? Ist Ihnen das wachsen aus einer miteinander synchronisierten ganz entgangen? Haben Sie, Herr Kollege Wörner, Stärke, die die einzelnen Bündnispartner in das nicht gehört, daß kürzlich der Vorsitzende der Bündnis eintragen. Chefs des amerikanischen Generalstabes, Herr Ge- (Beifall bei der SPD und der FDP) neral Brown, in Amerika gesagt hat: In Mittel- europa haben wir und unsere Alliierten die militä- Wenn das, was Sie hier im Lande als Ihre Auffas- rische Stärke, um einem Angriff des Warschauer sung vertreten, von Ihnen im Bündnis vertreten Paktes zu begegnen? Ist Ihnen das alles entgangen? würde, würden Sie erleben, daß Sie dort Antworten Oder glauben Sie, Sie allein wären klüger als alle ernteten, die für unser Land schlecht wären; Sie wür- die Leute, die das Bündnis und alles, was das Bünd- den dann erfahren, daß das, was Sie hier in Text nis kann, übersehen können? und Ton verkünden, im Bündnis anders verstanden würde als Sie es hier vielleicht meinen. Ich sage das (Beifall bei der SPD und der FDP) nicht einmal als Vorwurf, sondern ganz einfach als Rat zum Nachdenken. Denn auch die deutsche Op- Was wollen Sie eigentlich, wenn Sie draußen position spricht für die Bundesrepublik Deutsch- durch das Land ziehen? Was wollen Sie dann mehr, land, und was sie sagt, wird im Ausland gehört. was wir jetzt nicht haben? Was wollen sie mehr als das, was allen Partnern des Bündnisses ge- Unsere Politik muß von dem bestimmt sein, was nügt? Das sollten Sie sagen. Sie sollten sagen, was unsere Sicherheit wirklich gebietet. Wir müssen uns Sie darunter verstehen. Wollen Sie den Haushalt des dabei von falschen sogenannten Realitäten ebenso Verteidigungsministers wesentlich ausweiten? Dazu freihalten wie von Illusionen. Wir dürfen die Ver- teidigungspolitik auch nicht von anderen Überle- hätten Sie in diesem Jahr Gelegenheit gehabt. Dann gungen leiten lassen und dürfen sie nicht anderen hätten Sie das sagen müssen; Sie hätten auch sagen Überlegungen unterordnen als solchen, die allein müssen, wieviel das sein soll und woher das Geld die Sicherheit unseres Landes gebietet. Wir wehren kommen soll. uns dagegen, daß die Sicherheitspolitik als Ausfluß (Beifall bei der SPD und der FDP) der Konjunkturpolitik betrachtet wird — das ist nicht geschehen —. Wir müssen uns auch dagegen Dann müßten Sie sagen, um wieviel die Bundes- wehren, daß sie zum Element parteitaktischer Aus- wehr Ihnen zu klein ist. Dann müßten Sie sagen, einandersetzungen gemacht wird. Die Sorge um die um wieviel Sie sie größer machen wollen. Sie müß- Sicherheit hat immer Konjunktur. Wir wollen in ten sagen, ob die Bundeswehr schlecht bewaffnet Frieden leben. Wir wollen mit allen Völkern in der ist, und dann müßten Sie sagen, welche Beschaf- Welt auch künftig in Frieden leben können. Wir fungsentscheidungen dem Bundestag vorzulegen wissen, daß mit Gewalt keine Probleme zu lösen von der Regierung versäumt worden ist. Dann müß- sind. Wir müssen aber auch sicher sein, daß unsere ten Sie sagen, welche Waffen in welcher Zahl wir Freiheit und unser Frieden und unsere Unabhängig- noch brauchen. Hier fängt es an, konkret zu wer- keit nicht von der Gunst anderer abhängig werden. den. Sie müssen aufhören, Sprüche zu klopfen, Aus dem gleichen Grund haben wir uns nicht nur meine Damen und Herren. in angemessener Weise um militärische Vorsorge für unsere Sicherheit bemüht, sondern auch Ursachen (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP) zu mindern versucht, aus denen militärische Kon- Wissen Sie eigentlich, Herr Kollege Wörner, daß flikte entstehen können. Dies wird so bleiben — das Spiel, das Sie da spielen, auch in einer anderen trotz allem, was darüber geredet wird. Denn das Hinsicht sehr gefährlich ist? — An dem Tisch, an Leben in einer Welt mit hoher Rüstung und mit dem die Verteidigungsminister sitzen, genießt die hohen und wachsenden politischen Spannungen ist Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig Ansehen risikoreicher als das Leben in einer Welt, in der es und einen guten Ruf; sie genießt dort Vertrauen. zwar auch noch hohe Rüstungen gibt, aber die Span- Das ist für mich immer so wichtig gewesen, meine nungen abgetragen und vermindert und damit die Herren, wie die Soldaten und die Panzer, die das Konfliktgefahren verkleinert werden. Bündnis hat, wichtig sind. Dieses Vertrauen, das wir (Beifall bei der SPD und der FDP) Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18105 Bundesminister Leber Politische Spannungen abtragen und abbauen, schehen ist — denn dafür sind wir verantwortlich heißt Ursachen vermindern, die in einer hochgerü- — und was vor allem in der eigenen Armee ge- steten Welt zu militärischen Konflikten führen kön- schehen ist. Wir haben daran gearbeitet, daß die nen. Weil das so ist, ist es gut für unser Land, daß Bundeswehr ihren politischen Auftrag, gemeinsam wir uns durch nichts irremachen lassen und diesen mit den verbündeten Streitkräften Krieg zu verhin- Weg weitergehen. dern und Frieden zu wahren, heute besser erfüllen kann als jemals vorher, als wir, die Sozialdemokra- Wir wissen dabei natürlich, daß durch die Ver-- minderung politischer Spannungen, auch wenn da- ten, das Verteidigungsministerium noch nicht zu durch die Zündschnüre besser unter Kontrolle kom- verantworten hatten. men können, noch kein Gewehr aus der Welt ge- (Beifall bei der SPD und der FDP) schafft wird. Wir wissen, daß die Zahl der Waffen Dies ist eine Feststellung, die augenfällig ist. sogar wachsen kann, obwohl politische Spannungen auf bestimmten Feldern abgetragen worden sind. (Zuruf von der CDU/CSU: Angeber!) Das ist so, weil es sich um zwei verschiedene Me- — „Angeber" haben Sie gesagt. Ich nehme das gerne daillen handelt und weil keine davon durch die zur Kenntnis. Das ist wahrscheinlich Ihre Art, so et- andere ersetzt werden kann. Der Abbau der poli- was zu kommentieren. Das ist der feine Stil der tischen Spannungen bleibt wichtig. Er ist aber kein Opposition. Ersatz für die militärische Vorsorge gegen militä- rische Bedrohung. Militärische Vorsorge kann nicht (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe durch das ersetzt werden, was auf dem politischen [CDU/CSU] : Wenn man so überheblich da Gebiet zur Verminderung von Spannungen ge- herredet, darf man sich nicht wundern!) schieht. Was Sie als Angabe bezeichnen, genießt im Bünd- Bei einer militärischen Betrachtung der Ballance nis, bei unseren Verbündeten einen hohen Ruf. Das zwischen Ost und West fällt natürlich auf, daß es müssen Sie erst einmal nachholen. auf der westlichen Seite an den Flanken Schwä- (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe chen gibt, die man bei einer vollständigen Betrach- [CDU/CSU] : Sie kennen doch den Satz vom tung nicht übersehen kann. Der Westen ist dort Eigenlob; den machen Sie sich mal zu ei nicht mitgewachsen, sondern durch die Verminde- gen!) rung des Beitrags einiger Länder zur gemeinsamen Sicherheit sogar schwächer geworden. Das ist so, Der Umfang der Bundeswehr ist um 30 000 Solda- auch wenn wir wissen, daß sich einiges in einigen ten stärker geworden. Ist das Angabe? Dies haben Ländern zum Besseren gewendet hat. Wir haben ge- wir gemacht. Sie haben das nicht gemacht. Sie haben holfen, wo wir konnten, und wir haben zusammen dem Bündnis einen Umfang der Bundeswehr ver- mit anderen Freunden ganz gewiß manches bewegt. sprochen, den Sie in den Jahren, in denen Sie die Dies wird unsere Aufgabe bleiben. Verteidigungspolitik zu verantworten hatten, dem Bündnis gegenüber nie eingehalten haben. Es ist aber nicht gut, wenn in einer Phase, während der die Bundesregierung sich in verbündeten Län- (Beifall bei der SPD und der FDP) dern bemüht, die Opposition im eigenen Land den Es ist befohlen, daß bis zum 30. Juni dieses Jahres Eindruck zu erwecken versucht, die eigene Regie- drei neue Brigaden aufzustellen sind. Sie haben dem rung trage die Verantwortung dafür, daß in einigen Bündnis 36 Brigaden versprochen, haben ihm aber Ländern am Mittelmeer oder anderswo Bündnis- immer nur 33 zur Verfügung gestellt. Wir stellen verpflichtungen nicht richtig erfüllt werden. ihm 36 zur Verfügung. (Beifall bei der SPD und der FDP) (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm Herr Kollege Wörner, wenn Sie schon auf die Flan- [CDU/CSU] : Wenn es nach Ihnen gegan ken ausweichen müssen, weil es anscheinend im gen wäre, hätten wir doch überhaupt keine Zentrum des Bündnisses hier in Mitteleuropa nicht Bundeswehr!) genug Stoff für Ihre Reden gibt, die Sie abends Ich denke, daß die Meldung über die Erfüllung die- draußen halten, und wenn Sie so tun, als sei es ses Auftrags in wenigen Tagen vorliegen wird. Sache der Deutschen und der Bundesregierung und als seien wir fähig und mächtig und klug beraten, Alle erforderlichen Entscheidungen, die zu einer uns bei unseren unabhängigen Bündnispartnern in so gut wie völligen Erneuerung und Modernisierung die inneren Angelegenheiten ihrer eigenen unab- in der Ausstattung unserer Streitkräfte führen, sind hängigen Länder einzumischen, dann muß ich Ihnen getroffen. sagen, daß Sie auf einem sehr schlechten und ungu- In all den Jahren, seit die Bundeswehr besteht, ist ten Weg sind. um die Möglichkeit der sogenannten Integration der (van Delden [CDU/CSU] : Sagen Sie das Bundeswehr in Staat und Gesellschaft viel Tinte mal dem Bundeskanzler!) vergossen worden. Seit einigen Jahren ist dieses Sie laufen jedenfalls durch das Land und sehen Wort aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Die nicht, daß Sie hier ein Eisen in der Hand haben, das Bundeswehr ist heute in einer sehr natürlichen nicht ungefährlich ist. Weise ein unumstrittener Bestandteil staatlicher Da- seinsvorsorge geworden. Damit ist etwas erreicht Ich möchte mit ein paar Beispielen und Feststellun- worden, was in der Form, wie es jetzt gelungen ist, gen zeigen und deutlich machen, was hier ge in der deutschen Geschichte, soweit wir auch zu- 18106 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Bundesminister Leber rückblicken, keine Parallelen findet. Weil dies für sie den Soldaten nach Beendigung ihres Dienstes die Stabilität sowie die Sicherung und Sicherheit in der Bundeswehr natürlich auch einen geordne- unseres Staates von hohem Rang ist, wäre es, wenn ten Übergang in das zivile Leben ermöglichen. wir sonst nichts als dies aufzuweisen hätten, schon Die CDU scheint auf diesem Gebiete kein an- ungeheuer viel. deres Konzept zu haben. Das war jedenfalls bisher (Beifall bei der SPD) mein Eindruck. Deshalb war ich auch sehr über- Wir haben aber mehr aufzuweisen. - rascht, als ich in der „Wehrkunde" Nr. 5 dieses Jahres einen Artikel von Herrn Dr. Wörner gele- Die Bundeswehr ist eine Wehrpflichtarmee, und sen habe. Wenn ich ihn richtig verstehe, soll die sie zeichnet sich dadurch aus, daß es gelungen ist, Bundeswehr im schnellen Vormarsch in die 60er in ihr — dies ist ein weiterer Punkt — Disziplin und Jahre zurückgeführt werden. menschliche Würde nicht als sich widersprechende Faktoren zu verstehen, sondern sie in einem Maße (Zuruf von der CDU/CSU: Wie reizend!) in Übereinstimmung miteinander zu bringen, daß Es soll ein Zustand wiederhergestellt werden, der wir alle stolz darauf sein können. damals dazu geführt hat, daß die Bundeswehr den (Beifall bei der SPD und der FDP) qualifizierten Nachwuchs, auf den sie angewiesen ist, nicht bekommen hat. Dies ist etwas, was in der ganzen Welt ungeheuer beachtet wird. Diese Bundeswehr muß auch künftig (Damm [CDU/CSU] : Sie haben das nicht eine Wehrpflichtarmee bleiben. Wir wissen, daß das richtig verstanden!) unbequemer ist, als anderen Gedanken nachzu- — Ich empfehle Ihnen, den Artikel einmal zu lesen. gehen. Wir wollen aber die lebendige Verzahnung Ich unterstelle, Sie haben ihn nicht gelesen. Neh- zwischen Bürger und Armee, zwischen Gesellschaft men Sie ihn bitte nicht in Schutz, wenn Sie ihn und Bundeswehr im Alltag und nicht nur an den nicht kennen. Ich habe ihn gelesen Feiertagen. (Damm [CDU/CSU] : Und nicht verstanden!) (Zustimmung bei der SPD) und war erschrocken. Die Bundeswehr ist in den letzten Jahren nicht nur eine moderne Armee, sondern auch eine Stätte der (Damm [CDU/CSU]: Sie haben ihn nicht Ausbildung geworden. Es sind viele und große verstanden! — Weitere Zurufe von der Schritte nach vorn in Neuland getan worden. Dies CDU/CSU) gilt für die Ausbildung der Unteroffiziere ebenso — Das hat nichts mit konservativ, sondern mit zu- sehr, wie es für die Ausbildung der Offiziere gilt. rück in die Vergangenheit zu tun. Lesen Sie zum Am 30. September, also in wenigen Wochen werden Vergleich einmal die Schnez-Studie aus dem Jahre erstmalig mehr als 1 000 junge Offiziere unsere ei- 1969. Dann haben Sie eine schöne Synopse und genen Hochschulen verlassen und der Truppe nach können vergleichen. Sie wollen nämlich das wieder einem Studium von drei Jahren mit staatlichem herbeiführen, was Herr Schnez im Jahre 1969 sehr Examen und abgelegten Prüfungen zur Verfügung hart kritisiert hat. stehen. Dies ist ein ungeheurer Schritt nach vorne. (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm Diese Ausbildung wird in sehr breit angelegter [CDU/CSU] : Wer hat denn den Schnez ver Form am Anfang der militärischen Laufbahn ver- teidigt? Das war doch der Schmidt!) mittelt. Da sieht man wieder einmal: Wenn jemand zu Wir wollen einen militärischen Führer, der mit etwas, was gut ist, keine wirkliche Alternative den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft aus- hat und versucht, einfach eine zu entwickeln, dann gestattet ist und deshalb auch fähig ist, hochwertige geht das manchmal schief. Leistungen in einer modernen und hochtechnisier- ten Armee zu vollbringen. Wir wollen aber auch, Um die Entwicklung im personellen Bereich steht daß der junge Offizier, der z. B. Diplomingenieur es im ganzen in Wirklichkeit erfreulich gut. geworden ist, wenn er von der Schule in die Truppe (Zurufe von der CDU/CSU: Das darf doch zurückkehrt, die Erkenntnisse der pädagogischen nicht wahr sein! — Das haben wir schon Wissenschaften mit auf den Weg bekommen hat, oft gehört!) weil wir davon überzeugt sind, daß es nicht seine erste Aufgabe ist, nur mit technischen Apparaturen — Es steht so gut, daß ich sogar über einen Punkt, und herausfordernden technischen Apparaten um- bei dem es nach meiner Auffassung nicht glänzend zugehen; seine erste Aufgabe ist vielmehr, Men- steht, ganz offen reden kann. So gut steht es im schen mit Fleisch und Blut richtig zu führen. Deshalb personellen Bereich. muß er die Erkenntnisse der pädagogischen Wissen- Bei den Unteroffizieren mit einer zweijährigen schaft mitbekommen. Verpflichtungszeit haben wir einen nicht unbe- zu verzeichnen. Ende 1974 (Beifall bei der SPD und der FDP) trächtlichen Rückgang hatte die Zahl der Soldaten mit kurzen Verpflich- Diese Ausbildung liegt auch deshalb am Anfang tungszeiten einen Höchststand erreicht. Es waren der militärischen Laufbahn, weil die Bundeswehr 80 000 Unteroffiziere. Deshalb wurde für ein Quar- auf diese Weise, so wie jedes Unternehmen in der tal eine vorübergehende Begrenzung der Einstel- Wirtschaft auch, natürlich selber etwas von dem lungen und der Erstverpflichtungen bei Zeitsoldaten haben will, was die bessere Ausbildung ihrer Füh- mit zweijähriger Verpflichtung erforderlich. Ent- rungskräfte mit sich bringt. Darüber hinaus soll sprechende Beschränkungen wurden für Abiturien- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag. den 25. Juni 1976 18107

Bundesminister Leber ten eingeführt. Das war notwendig, weil sonst die genstandes zu dem Schluß gekommen ist, jetzt erst Bewerber, die bereit gewesen wären, eine längere abzuwarten, wie die Entwicklung in den Wochen Verpflichtung einzugehen, keine Stelle zur Ver- nach dem 1. Juli sein wird. Wenn die Personallage fügung gehabt hätten; denn alle Stellen wären es dann erfordert, wird die Bundesregierung nicht durch diejenigen in Anspruch genommen worden, zögern, die Maßnahmen zu ergreifen und dem Deut- die sich nur für zwei Jahre oder weniger verpflich- schen Bundestag die Maßnahmen vorzuschlagen, die tet hätten. Das ist ein Vorgang, den wir damals notwendig sind, um auch künftig ein funktionieren- - wahrgenommen haben, dem wir begegnen mußten. des Unteroffizierkorps zu haben — wenn es not- Deshalb war die vorübergehende Begrenzung der wendig ist, auch zweijährige Verpflichtungen wieder Einstellungen notwendig. Darüber hat es auch über- mehr in den Vordergrund zu stellen. Sie können haupt keinen Streit gegeben, auch keine Meinungs- sicher sein, daß das nicht übersehen wird. verschiedenheiten im Verteidigungsausschuß. Meine Damen und Herren, unsere gewiß fort- Dieser Vorgang kann aber den tieferen Einbruch schrittliche Verfassung hat uns allen ein Problem nicht bewirkt haben — damals gab es noch kein zum Vollzug anheimgegeben, unter dem die Bundes- Haushaltsstrukturgesetz —, der sich in den Zahlen wehr nicht minder gelitten hat, wie viele junge Män- des Jahres 1975 ausdrückt. Die Hauptursache für den ner und wie viele Bürger darunter gelitten haben, die Rückgang der Verpflichtungen 1975 — das ist aus sich mit der Durchführung dieses Verfassungsauf- unseren Unterlagen zu entnehmen — war die Tat- trags aus Art. 4 des Grundgesetzes in der Rechts- sache der für viele Jugendliche geringer geworde- praxis befassen mußten. Ich bin aus diesem Grunde nen Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Darüber ist in dankbar dafür, daß sich der Deutsche Bundestag auf diesem Hohen Hause vielfach diskutiert worden. eine Initiative der beiden Regierungsfraktionen hin Das war ein psychologisches Moment, das auf den einer Lösung dieser Frage zugewandt hat. Um dieses Jugendlichen gelastet hat. Wer 15 Monate Wehr- Thema sind aber in jüngster Zeit erneut öffentliche dienst leistet, dessen Arbeitsplatz ist gesichert; so Debatten entstanden. Ich möchte hier ausdrücklich steht es im Gesetz. Wer sich bei der Bundeswehr für feststellen, daß ich in Wahrung meiner vollen Ver- mehr als zwei Jahre verpflichtet, braucht keine son- antwortung, wie ich sie begreife, das Gesetz für stige Sicherung seines Arbeitsplatzes, weil ihm die einen abgesicherten Versuch halte, mit dem der Verpflichtung über einen längeren Zeitraum bei der Spannungsbogen zwischen den Art. 4 und 87 a der Bundeswehr einen sicheren Arbeitsplatz gewähr- Verfassung wesentlich gemildert werden kann. Ich leistet. bin heute auch sicher, daß wir mit dieser Lösung Wer sich aber nur für zwei Jahre oder nur für kein Wagnis eingehen, das wir politisch nicht ver- 21 Monate verpflichtet — hier liegt der Einbruch —, antworten könnten. verliert wegen einiger Monate Dienstleistung über (Beifall bei der SPD) seinen Wehrdienst hinaus jedweden Anspruch auf den alten Arbeitsplatz, weil er einige Monate mehr Es gibt viele Hinweise dafür, die darauf schließen Dienst geleistet hat, als das Wehrpflichtgesetz vor- lassen, daß der übergroße Teil unserer Jugend sehr sieht. In Zeiten der Vollbeschäftigung hat dieser wohl auch um seine Pflichten im Staate weiß. Eine Sachverhalt nie eine Rolle gespielt; denn der Unter- Jugend, die solche Signale setzt, wie wir sie gegen- nehmer war natürlich froh, wenn der Soldat zurück- wärtig erkennen, kann auch erwarten, daß der Staat, kam, auch wenn er ein paar Monate später zurück- ihr Staat, der Jugend selber dann, wenn sie mehr kam, als es das Ende der Wehrpflicht eigentlich an- Bereitschaft erkennen läßt, auch mehr Vertrauen gezeigt hätte. entgegenbringt. Deshalb halte ich die durch die Be- schlußfassung des Deutschen Bundestages angebo- Dazu kam dann ab 1. Januar 1976 die Wirkung tene Lösung auch für eine großartige Offerte des des Haushaltsstrukturgesetzes, mit dem zusätzliche Staates an die Jugend. Leistungen an die Soldaten mit längerer Dienstzeit gekürzt oder annulliert wurden. Die Dienstbezüge Um zu einem Übergang von der alten Regelung zu werden künftig ab siebtem Monat gewährt, nicht einer neuen Lösung zu kommen, wie sie das Gesetz mehr als erstem Monat. Dieses Gesetz gilt, wie be- vorsieht, habe ich im November des vergangenen reits erwähnt, seit dem 1. Januar 1976. Jahres von meinem Recht Gebrauch gemacht und die Praxis nach altem Gesetz erheblich auf die neue Die Bundesregierung hält es daher für zu früh, Linie hin orientiert, die der Rahmen des neuen Ge- (Damm [CDU/CSU]: Die Zahlen liegen doch setzes spannen wird. Damit sollte schon im Vorfeld schon seit Monaten vor!) des neuen Gesetzes eine liberalere Praxis geschaffen, zugleich aber auch eine weitgehende Erprobung der vor dem 1. Juli diesen Tatbestand abschließend zu neuen Lösung ermöglicht werden. Ich will Ihnen da- beurteilen, weil wir es für denkbar halten, daß man zu sagen: ich wollte auch, wenn es möglich ist, im Verpflichtungen, die man früher am Anfang der Vorfeld der Wirkung des neuen Gesetzes für mich Dienstzeit wegen der höheren Dienstbezüge einge- eine Gelegenheit schaffen, zu sehen, ob das Gesetz gangen ist, jetzt nicht mehr am Anfang eingeht, weil das bringt, was wir uns davon erhoffen, um nicht die Dienstbezüge erst im siebten Monat höher wer- Risiken einzugehen, die man vielleicht im vorhinein den und daher auch die Verpflichtung erst ab 1. Juli schon hätte ausloten können. von denen eingegangen wird, die am 1. Januar ein- getreten sind. Dies ist der logische Grund, warum In Zahlen ausgedrückt zeigt sich gegenwärtig fol- die Bundesregierung nach langer Diskussion und gende Entwicklung. Wir haben in den ersten fünf gründlicher, verantwortlicher Beratung dieses Ge Monaten dieses Jahres 4 587 Anträge auf Kriegs- 18108 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Bundesminister Leber dienstverweigerung mehr als in den vergleichbaren — Es ist ja nicht einfach, zuzugeben, daß das gut fünf Monaten des vergangenen Jahres. Das sind im geworden ist, was wir gemacht haben. Das verstehe Durchschnitt der zurückliegenden Monate rund 900 ich ja. Antragsteller pro Monat mehr. Aus diesen Zahlen (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der wird deutlich, auch wenn ich sie nicht bagatellisiere, FDP — Anhaltende Zurufe von der CDU/ daß es nicht zu einer Lawine, daß es nicht zu einem CSU) Zusammenbruch der Bundeswehr gekommen ist, - sondern es handelt sich um 900 Kriegsdienstverwei- Ich nehme an, daß damit schon vor dem Inkraft- gerer im Monat mehr. Dieser Zuwachs ist entstan- treten des neuen Gesetzes sehr weitgehend bewie- den, ohne daß dabei berücksichtigt wird, daß allein sen ist, daß die Risiken, die das neue Gesetz brin- der Geburtsjahrgang, der in diesem Jahr gemustert gen wird, nicht so groß sind. Auch das praktische worden ist und in dem diese 900 mehr in einem Verhalten unserer jungen Männer beweist, daß die Monat zustande gekommen sind, um 19 000 Wehr- ausgestreckte Hand, die wir ihnen entgegengehalten pflichtige größer ist als der Musterungsjahrgang des haben, von ihnen sehr richtig verstanden worden ist. Jahres 1975. Wenn Sie das in Rechnung stellen — Was sich hinter diesem Komplex befindet, ist in das wird ja wohl auch Auswirkungen auf die Quote Wirklichkeit aber viel mehr, als durch die Worte der Kriegsdienstverweigerung im Normalfall ha- „Regelung für Kriegsdienstverweigerer" umschrie- ben —, dann ist damit schon ein gut Teil der zusätz- ben und sichtbar wird. Es sind Fragen, die an den lichen 900 in diesem Jahr erklärt. Kern des Ganzen rühren. Es gibt wenig Staaten auf der Welt, in denen der Mensch freier, gesicherter, Ich möchte gerne noch sehr persönlich etwas dazu geachteter und besser leben kann als hier in diesem sagen: Wenn ich vor der Wahl stünde, 900 junge unseren eigenen Lande. Männer nach den Methoden, wie das bis jetzt üblich war, zur Erfüllung ihres Wehrdienstes zu zwingen (Beifall bei der SPD und der FDP) oder sie statt der Erfüllung ihrer Wehrpflicht unge- Was wir wollen, ist ein Bürger, der Freiheit nicht prüft hinüberwechseln zu lassen in einen 18mona- nur als Freisein von etwas, sondern auch als Pflicht tigen Zivildienst und dafür einigen hundert Angehö- und Verantwortung für etwas, rigen von Prüfungsausschüssen und Kammern und vielen jungen Männern die Marter einer Gewissens- (Beifall bei der SPD) prüfung ersparen könnte, würde ich mich immer mit als Pflicht und Verantwortung für den freiheitlich einem Risiko in einer Größenordnung, wie es sicht- verfaßten Staat und seine Sicherung versteht. bar geworden ist, für mehr Freiheit und für weniger Marter entscheiden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD und FDP — Zurufe von Diese Sicherung, meine Damen und Herren, wollen der CDU/CSU) wir nicht nur auf Zwang und staatliche Order grün- den, sondern wir wollen den Versuch machen, sie — Ja, darum geht es! mehr auf die Freiheit, auf die in Freiheit empfundene Pflicht des Bürgers zur Fürsorge für den Staat zu Dies ist aber nicht das einzige positive Element, gründen. Dies ist der hohe moralische Anspruch, der das sich aus einer Praxis ergibt, die dem noch nicht auch Leitgedanke unserer Verteidigungspolitik ist in Kraft getretenen Recht sehr nahekommt. Seit und sie ausmacht. diese Praxis geübt wird, ist die Bundeswehr von viel mehr Last befreit worden, als wir uns vorstellen (Anhaltender Beifall bei der SPD und der können. Seit dem November des vergangenen Jah- FDP) res gibt es keine Unruhe mehr in den Einheiten und keine Belastungen des Einheitsführers mehr, die Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Das Wort durch einen Kriegsdienstverweigerer ausgelöst wer- hat der Herr Abgeordnete Wörner. den, der der Einheit angehört. (Zurufe von der CDU/CSU) Dr. Wörner (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine — Meine Damen und Herren, das ist so, daß ein sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir ha- Kriegsdienstverweigerer in der Kompanie dem Kom- ben soeben ein neues Kapitel in der recht aben- paniechef oft mehr Arbeit macht und mehr Last be- teuerlichen Geschichte der Rückkehr des Herrn Le- deutet als die Arbeit insgesamt für den größten Teil ber in seine eigene Partei erlebt. der Kompanie. (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall bei der SPD und der FDP — Biehle [CDU/CSU] : Sie haben doch angeordnet, Wir fragen uns: wie muß es um die innere Verfas- daß sie nicht mehr eingezogen werden dür sung eines Mannes bestellt sein, der sich auf diese fen! Das ist doch die Tatsache! Es sind doch Weise Heimatrechte in seiner eigenen Partei ver- keine mehr da!) schaffen muß? — Sie wollen sie als Soldaten haben, obwohl Sie sie (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der nicht brauchen. Wir wollen sie, wenn sie nicht zu SPD — Horn [SPD]: Lächerlich!) den Soldaten wollen, dem Zivildienst zuführen. Herrn Leber sei gesagt: Sie waren schon wesentlich (Beifall bei der SPD und der FDP — Erneu besser, als Sie noch wesentlich sachlicher waren. ter Zuruf von der CDU/CSU) (Zurufe von der SPD) Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18109 Dr. Wörner Wir können verstehen, daß es bitter ist, wenn man dige Pfennig für unsere eigene Sicherheit investiert seine Unterstützung in der Opposition suchen muß, ist." weil man sie in seiner eigenen Partei nicht hinrei- (Dr. Ritz [CDU/CSU] : Alles das war Herr chend hat. Leber! — Hört! Hört! bei der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der Herr Leber, Sie sagten: Säbelrasseln. Gestern hörte SPD) man es noch anders von Ihnen, ganz anders! Ich zi- Stellen Sie sich einmal hin und erzählen Sie doch, - tiere aus einem Artikel, den Sie in der „Frankfurter daß beispielsweise das wichtigste Projekt — jeden- Allgemeinen Zeitung" geschrieben haben: falls nach dem Finanzumfang —, das Ihre Regierung Wenn es ohne Risiko möglich ist und für oppor- hier vorgelegt hat, nur deswegen den Verteidigungs- tun gehalten wird, wird nicht gezögert und wird ausschuß passiert hat, weil die CDU/CSU wie bei al- auch künftig nicht gezögert werden, der Aus- len anderen Beschaffungsprojekten zugestimmt hat, breitung der Ideologie auch mit Schwert und während Leute Ihrer eigenen Partei hinausgelaufen Feuer den Weg zu bereiten. sind und gesagt haben: Wir machen diesen Krampf So haben Sie es gesagt, und jetzt klagen Sie uns nicht mit. So ist es gewesen. an, daß wir vor den Rüstungsanstrengungen der Herr Leber, wie verlangen dafür überhaupt kei- Sowjetunion warnen. Plötzlich hört man das von nen Dank, wir verlangen dafür keine Anerkennung; Ihnen ganz anders. aber wir verlangen wenigstens, daß dann ein Ver- (Zurufe von der SPD) teidigungsminister das nötige Verantwortungsgefühl aufbringt, die Gemeinsamkeiten nicht mutwillig zu Nicht nur wir, auch viele Beobachter draußen fragen zerstören, sich: Was ist eigentlich mit Herrn Leber los, warum ist er plötzlich so nervös, warum schimpft dieser (Damm [CDU/CSU]: Sehr richtig! Das ist Mann, der sich bisher durch Sachlichkeit ausgezeich- es!) net hat und der von uns dafür die nötige Anerken- die die Verteidigung in unserem Volke tragen und nung erhalten hat? sicher machen. (Zuruf von der SPD: Er hat Angst vor Wör (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : ner!) Er hat doch nur auf Ihre abendlichen Re Eines allerdings lassen Sie mich gleich vorweg zu- den geantwortet!) rechtrücken: Man kann im Vorwahlkampf — Sie haben ja gezeigt, daß man das kann — sicher über- — Ach, Herr Wehner, Sie können sich doch Ihr Ge- treiben. Aber eines sollte man nicht tun, Herr Leber schrei sparen! — und diesen Versuch machen Sie jetzt hier in die- (Zuruf von der SPD: Wer schreit denn hier?) sem Parlament zum zweitenmal, und draußen ma- Sie wissen doch, daß das immer wieder die gleiche chen Sie ihn noch schärfer , nämlich den Eindruck Wirkung erzeugt. Sie sind nicht der Schulmeister der zu erwecken, als ob früher die Bundeswehr zu offen- Nation! Wenn sich die Nation an Ihrem Beispiel siven Zwecken aufgebaut worden sei. orientieren würde, gäbe es keine demokratische Ge- (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!) meinsamkeit unter den Parteien mehr. Wir haben von der ersten Stunde an die Bundeswehr (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der für die Defensive geschaffen. Wir wollten nieman- CDU/CSU: Wehner ist der Abschaffer der den bedrohen, wir wollten uns verteidigen, und Sie Wehrpflicht! — Zurufe von der SPD) wissen das! Man muß einmal den Werdegang des Herrn Le- (Beifall bei der CDU/CSU) ber nachzeichnen. Herr Leber, Sie haben bis vor Dann tun Sie doch draußen nicht so, als ob erst Sie kurzem, genau bis zum Ende letzten Jahres selbst den Defensivauftrag verankert hätten. Wir waren zu denen gehört, die gemahnt und gewarnt haben. von Anfang an Mitglied der NATO; wir wären es Zum Teil geschah das so deutlich, daß Sie von Herrn allerdings nicht geworden, wenn es nach Ihrer Wehner in Ihrer eigenen Fraktion zurechtgewiesen Stimme und nach der Stimme der SPD gegangen werden mußten. Ich darf einmal ein paar der Schlag- wäre. zeilen zitieren. (Beifall bei der CDU/CSU) (Zurufe von der SPD) Sie unterstellen doch damit der NATO, daß sie 17. Dezember 1975: „Leber warnt vor der gewaltigen früher Offensivaufträge gehabt hätte. Sie wissen Übermacht der Sowjetunion", 10. Dezember 1975 im doch: Das ist vom ersten bis zum letzten Wort nicht „General-Anzeiger" „Leber warnt die NATO vor die Wahrheit. Aber Sie brauchen das, Sie müssen ja Rüstungsabbau", Ihren Linken wieder gefallen. (Zuruf von der CDU/CSU: Das war ein an (Widerspruch bei der SPD) derer Leber!) Es ist ja nicht genug, daß Sie Ihren Wahlkreis ver- „Stuttgarter Nachrichten" vom 3. November 1975: loren haben — auch noch auf den Rat Ihres Partei- „Leber warnt die Bündnispartner". Sehr geehrter vorsitzenden hin —, Sie müssen sich Ihren Listen- Herr Leber, wenn Sie uns Säbelrasseln vorwerfen, platz vor Ihren Linken erdienen. so frage ich, wer denn am 17. Dezember 1973 — ich (Beifall bei der CDU/CSU — Horn [SPD] : zitiere wieder — gesagt hat: „Keinen Pfennig Kapi- So ein Quatsch! — Weitere Zurufe von der talhilfe an Moskau, solange nicht der letzte notwen SPD) 18110 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Dr. Wörner Und dann schimpfen Sie, wie gesagt, auf die Opposi- für das breite Publikum und einen anderen so tion, die genau das tut und auf genau dasselbe hin- zusagen für den inneren dienstlichen Gebrauch. weist, was Sie bis vor kurzem auch getan haben. (Hört! Hört! bei der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, es nützt nichts, wenn Weiter heißt es da: es kalt wird, daß man das Thermometer zerschlägt. Zum erstenmal gesteht der Mann, der nicht müde Dadurch wird die Kälte nicht geringer. Es nützt wurde, auf die Notwendigkeit der Forcierung nichts, daß man die Dinge beschönigt, Herr Leber. - des Wettrüstens zu pochen, offen ein, daß die steigende Dadurch wird die Bedrohung durch die Theorie der militärischen Überlegenheit des nicht um einen Deut Offensivkraft der Sowjetunion Ostens ein Bluff ist. geringer. Wenn wir weiterhin wie Sie warnen, dann deshalb, weil wir wissen, daß aus dieser gestiege- So wie Sie uns vorher unterstellt haben, wir besorg- nen Bedrohung durch die Sowjetunion nicht nur mili- ten das Geschäft unserer Gegner, weil wir das tun, tärische, sondern auch politische Gefahren für unser was Sie bis gestern auch getan haben, so sagen wir Land und seine Bevölkerung drohen. Ihnen: Mit Ihrer Kehrtwendung besorgen Sie das Geschäft derer, die nichts mit Ihnen, nichts mit uns (Beifall bei der CDU/CSU) und nichts mit der Freiheit unseres Volkes im Sinn Im übrigen: Was hat sich denn eigentlich in dieser haben. Zeit geändert, daß Sie Ihre Meinung geändert haben? (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : (Werner [CDU/CSU]: Wir haben bezahlt!) Unerhört! — Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Unverschämt! Herr Wörner, nehmen Sie selbst gehören zu denen, die am 11. Juni 1976, Sie das zurück!) also in diesem Monat, folgendes Kommuniqué mit unterzeichnet haben — ich zitiere aus Ihrer eigenen Meine Damen und Herren, wenn der Herr Leber Mitteilung des Bundesverteidigungsministeriums an meint, er müsse nun seinen Unmut über die Entwick- die Presse —: lung in seiner eigenen Partei an der Opposition aus- lassen, dann sei er doch einmal an das erinnert, was Die Minister hörten sodann einen Vortrag über er unlängst im „Spiegel" gesagt hat: die neuerliche Erhöhung der militärischen Stärke des Warschauer Pakts Ich habe manchmal Schwierigkeiten in meiner eigenen Partei; (Windelen [CDU/CSU] : Hört! Hört!) (Zuruf von der SPD: Wörner!) und brachten ihre Besorgnis darüber zum Aus- das bestreite ich nicht. Was mir weh tut, ist, daß druck, daß diese Stärke auch weiterhin über das sie sich wenig mit meiner Arbeit als Verteidi- zur Selbstverteidigung erforderliche Maß hinaus gungsminister befaßt. anwächst. Sie befaßten sich besonders eingehend mit den Auswirkungen der gesteigerten Beto- Dann geht es in diesem Interview weiter. nung der Offensivkraft der Streitkräfte des War- (Damm [CDU/CSU] : Alles Falschmeldun schauer Pakts, besonders der Luftstreitkräfte. gen!) Daran anschließend hielt der Vorsitzende des Auf die Frage: Militärausschusses einen Vortrag über den der- Hat sich nicht für Sie eingesetzt, zeitigen Stand der Verteidigung der NATO, als Sie Ihren Wahlkreis an einen Jungsoziali- — jetzt kommt es — sten verloren haben? wobei er erneut die anhaltende Verschiebung sagen Sie selber: des Kräfteverhältnisses zugunsten des War- Ich wollte mit dem Parteivorsitzenden darüber schauer Pakts betonte. reden. Aber es ist, durch die Umstände des Ich betone: die anhaltende Verschiebung des Kräfte- Sommers bedingt, nicht zu einem Gespräch ge- verhältnisses zugunsten des Warschauer Pakts. Und kommen. Statt dessen hat er mir einen Brief ge- Sie stellen sich hier im gleichen Monat, in dem Sie schrieben und von einer Kandidatur in diesem das unterzeichnet haben, hin und erklären: Wir Wahlkreis abgeraten, wenn sich nicht eine über- haben, die NATO hat mit dem Warschauer Pakt zeugende Situation ergäbe, die für eine erneute Schritt gehalten. — Meine Damen und Herren, ent- Aufstellung als Kandidat spreche. weder ist das eine oder das andere richtig oder aber (Dr. Schweitzer [SPD] : Bleiben Sie beim Sie haben zwei Gesichter, eines für den Hausge- Thema, Herr Wörner! — Dr. Marx [CDU/ brauch und ein anderes für die internationale CSU] : Das ist ein wichtiges Thema!) Offentlichkeit. (Beifall bei der CDU/CSU) — Wenn wir hier über die Sicherheit unseres Vol- kes diskutieren, dann ist die Tatsache, daß die große Das merken inzwischen ja nicht nur wir. Gestern Regierungspartei in den Fragen der Verteidigung kam mir aus den Mitteilungen des Bundespresse- innerlich gespalten ist, eine Frage, die die Sicherheit amts folgender Auszug aus einer Sendung von unseres Volkes und nicht nur Ihre Partei angeht. „Radio Frieden und Fortschritt" in die Hände — auch drüben merkt man, daß sich mit dem Herrn Leber (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der irgendwas geändert haben muß —, in dem es heißt: SPD) Er hat aber dazu nicht nur einen Standpunkt, Herr Leber kann sich weniger als irgendein ande- wie man erwarten könnte, sondern zwei: einen rer Minister darüber beklagen, daß wir etwa ange- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18111

Dr. Wörner fangen hätten, zu polemisieren. Wir haben diesen wand des Westens ist. Das Institut für Strategische Verteidigungsetat bis zum heutigen Tage mitgetra- Studien in London, das die Meinung vertritt, die gen. Ich kann nur sagen: Wenn die SPD mit Ihrem wir auch vertreten, die uns also gar nicht trennt, Parteivorsitzenden an der Spitze ähnlich geschlossen daß nämlich die gegenwärtige Balance, nimmt man wäre wie die CDU/CSU, dann bräuchten wir eine alles in allem, ausreicht, kommt auch zu dem solche Polemik, wie Herr Leber sie hier entfacht hat, Schluß und zu der Warnung, daß dann, wenn sich dieser unterschiedliche Aufwand für Forschung und überhaupt nicht zu haben. - Entwicklung in Ost und West fortsetzt, der qualita- (Beifall bei der CDU/CSU — Jung [FDP] : tive Vorsprung des Westens zusammenschmelzen Können Sie auch einmal etwas zur Sache wird und dann wieder die größere Zahl ihr Gewicht sagen!) haben und sich durchsetzen wird. — Ich kann mir vorstellen, daß Sie das ärgert. Aber: Wie man in den Wald hineinruft, Und waren es nicht Sie, Herr Leber, der unlängst auf die unterschiedlichen Produktionskapazitäten (Wehner [SPD] : Sie sind doch kein Wald!) hingewiesen hat? Sie wissen doch — Sie selbst ha- so schallt es heraus. ben es gesagt —, die Produktionskapazitäten der (Zurufe von der SPD) Sowjetunion sind zum Teil bei den Waffen, bei den Rüstungen sechsmal größer als die des Westens. Meine Damen und Herren, wenn wir über die Si- Sie wissen doch, daß die UdSSR im Augenblick in tuation der Verteidigung in diesem Volk diskutie- einem Monat mehr Panzer produziert als die Ame- ren, dann sei an den Anfang ausdrücklich die Fest- rikaner in einem Jahr. Auch das ist eine Zahl, die stellung gesetzt — diese Feststellung der Opposi- nicht von uns kommt. Sie wissen doch, daß sie tion ist nicht neu —, daß die gegenwärtige Vertei- viermal mehr Unterseeboote produziert, daß sie digungsstärke, das gegenwärtige Verteidigungsdis- 70 % mehr Kampfflugzeuge produziert. positiv der NATO auch nach unserer Auffassung ausreicht, um den Warschauer Pakt abzuschrecken (Damm [CDU/CSU]: Er will doch keine — ich sage: gerade noch ausreicht —, Panzer mehr zählen!) (Wehner [SPD] : Na und!) Und wie kommt es denn, daß sich im Kommuniqué der letzten NATO-Tagung zum erstenmal, während allerdings — das hat Herr Leber vergessen, zu er- sonst immer von „Sorge" gesprochen wurde, der wähnen, aber das wissen Sie so genau wie wir Ausdruck und die Feststellung findet, man sei „be- auch — nur deswegen, weil die Amerikaner — unruhigt" über die Geschwindigkeit sowjetischer Gott sei Dank — mit ihrer Nuklearhaftung die kon- Rüstung? Und dann steht in diesem Kommuniqué ventionelle Schwäche der NATO in Mitteleuropa ganz klar drin, daß die Sowjetunion die Absicht bis zum heutigen Tage ausgleichen. habe, sich nicht mit dem Gleichgewicht zufrieden- (Horn [SPD] : Und die Bundeswehr quan zugeben, daß die Sowjetunion auf das Ziel der titativ und qualitativ besser wurde!) Überlegenheit ausgerichtet sei, daß sie stärkste Deswegen ist es nicht richtig, wenn so einfach ge- Macht der Welt werden wolle und daß der konzen- sagt wird, das Gleichgewicht sei noch intakt. Wir trierte Ausbau der Offensivkraft der Warschauer- haben hier eine bedrohliche Schwäche. Wenn sich Pakt-Streitkräfte, den Sie ja gar nicht bestreiten diese Schwäche im Westen fortsetzt, riskieren wir können, den Sie ja in Ihrem Weißbuch selber dar- eines Tages, daß die Sowjetunion die Nuklear- stellen, einer globalen politischen Expansion schwelle unterläuft. dient. Und, Herr Leber: Unsere Hauptsorge, die früher Haben wir nicht in Angola erlebt, daß sich die auch Ihre Hauptsorge war, gilt nicht so sehr — Sowjetunion nicht scheut, militärische Macht — wenngleich auch — der gegenwärtigen Lage, son- wenngleich durch Satelliten — einzusetzen? Und dern unsere Hauptsorge gilt — und das im Ein- Sie wissen doch auch, daß es in manchen Staaten klang mit der NATO und ihren führenden Persön- der NATO einen entgegengesetzten Trend gibt. Sie lichkeiten — der sich anbahnenden Entwicklung, wissen doch, daß die Dänen und die Belgier und die den unterschiedlichen Trends, dem unterschiedli- Italiener und auch unsere britischen Freunde hinter chen Ausmaß der Rüstung in Ost und West. Nicht dem zurückgeblieben sind, was sie leisten sollten. wir, sondern Schlesinger — von dem Sie immer Und Sie wissen so gut wie ich, daß auch der Ver- wieder sagen, er sei Ihr Freund — hat doch nicht teidigungsetat der Bundesrepublik Deutschland — nur einmal darauf hingewiesen, daß die jährlichen das ist eine ganz nüchterne Feststellung — mit Aufwendungen der UdSSR um ein Drittel größer 2,6 % Steigerungsrate in diesem Jahr und mit einer seien als die der USA, daß die UdSSR 15 % ihres Steigerungsrate von unter 4 % im letzten Jahr hin- Bruttosozialprodukts für die Rüstung ausgebe, wäh- ter den Inflationsziffern zurückgeblieben ist. Sehen rend es bei den Amerikanern nur 10 % sind und bei Sie, deswegen gehören wir zu denen, die — nicht den westeuropäischen Staaten der NATO im um Panik zu machen, sondern um unser Volk zu

Schnitt noch nicht einmal 4 %. den nötigen Opfern bereit zu machen — darauf hin- (Zuruf von der FDP: Neuerdings!) weisen, daß wir dann, wenn sich dieser Trend fort- setzt, langfristig keine Chance haben, die Freiheit Sie wissen doch auch, daß der Forschungsauf- unseres Volkes und die Freiheit Europas zu si- wand der UdSSR — auch das eine Zahl von Schle- chern. singer — um 20 % höher als der Forschungsauf (Beifall bei der CDU/CSU) 18112 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Dr. Wörner Wenn Sie schon — völlig unnützerweise und po- Deswegen fordern wir wieder und wieder den lemisch — fragen, ob ich denn allein klüger sei als Ausbau der NATO zu einer politischen Schicksals- die Staatsmänner des Westens und die Soldaten der gemeinschaft, wieder und wieder den Ausbau der NATO, europäischen Verteidigung, wieder und wieder die Stärkung konventioneller Anstrengungen, und wir (Möllemann [FDP] : Das war eine rhetori fordern die konsequente Eindämmung der kommu- sche Frage!) nistischen Expansion, wo immer sie sich auf dieser dann, Herr Leber, muß ich sagen: General Alexan- - Welt vollzieht. der Haig hat — auch das zitiere ich aus einer Ver- (Beifall bei der CDU/CSU) öffentlichung der Bundesregierung, des Bundespres- Wenn der Westen die politische Initiative zu- seamtes selbst — am 5. Dezember 1975 — so lange rückgewinnen will, dann muß er nicht militärisch, ist das also noch nicht her — auf die Frage von aber geistig endlich wieder auf die politische Of- Lothar Ruehl: fensive, auf die ideologische Herausforderung des Wie würden Sie den militärischen Zustand der Ostens offensiv reagieren und die Werte der Frei- Allianz angesichts des massiven Kräfteaufbaus heit offensiv betonen, meine Damen und Herren. des Warschauer Pakts in Europa und der Pro- (Beifall bei der CDU/CSU — Pawelczyk bleme im Bündnis beschreiben? [SPD] : Können Sie einmal erklären, was geantwortet: in den Worthülsen drinsteckt?) Ich wäre weniger als aufrichtig, wenn ich ihn — In den „Worthülsen" steckt beispielsweise, daß irgendwie anders als besorgniserregend nennen wir, wenn die Sowjetunion ihren gesamten Propa- würde. gandaaufwand auf Westeuropa konzentriert, wenn Da sagen Sie, wir stünden allein! der Kommunismus in Westeuropa auf dem Vor- marsch ist, nicht die beiden Rundfunkanstalten ste- Herr Schlesinger muß doch seine Gründe haben, rilisieren können, die wenigstens einen Rest von wenn er in einer deutschen Zeitung wörtlich freier Information in den Ostblock tragen. schreibt: (Beifall bei der CDU/CSU — Pawelczyk Zweifelsohne wollen im derzeit herrschenden [SPD]: Reden Sie mal in Italien!) politischen Klima viele Menschen die Tatsa- Und dann kommt — das haben Sie auch jetzt chen einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Die wieder versucht, Herr Leber — eine Darstellung Kenntnisnahme der Tatsache, daß das Gleich- der Bundeswehr, die wir nur als Schönfärberei gewicht kippt, erfordert schwierige Entschei- kennzeichnen können. Sie vertreten die Auffassung, dungen. Es könnte von diesem Land verlangen, die Sie auch hier und heute wieder und wieder vor- etwas zu tun, was viele nicht tun möchten: die getragen haben und die Sie draußen noch viel deut- militärische Stärke zu erhalten oder zu verbes- licher aussprechen: Die Bundeswehr ist heute bes- sern. ser als jemals zuvor. -Und Sie tun so, als ob das die Ich könnte diese Zitate nun wirklich reihenweise Leistung allein der Sozialdemokraten wäre. fortsetzen. Aber Sie sagen, wir seien allein. (Zuruf von der SPD: Das ist so!) Sie werfen uns vor, wir zählten die Panzer. Bis Herr Leber — das hätte ich nicht gesagt, wenn Sie zum heutigen Tag ist der Panzer nun einmal das uns nicht provoziert hätten — Sie scheinen lang- entscheidende Offensivmittel des Warschauer sam zu vergessen, was Sie und Ihre Parteifreunde Pakts. Sie wissen sehr wohl, warum Sie selber in gemacht haben, als wir die Bundeswehr ins Leben Ihrem Weißbuch die Panzer gezählt haben. Wenn riefen. Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, hätten sie von Panzerabwehrwaffen sprechen: Wir haben wir heute noch keine Bundeswehr, dann hätten wir nie vergessen, in unserer Betrachtung des Kräfte- das Sicherheitssystem nicht, auf dem unsere Sicher- verhältnisses die Panzerabwehrwaffen mit aufzu- heit ruht. nehmen. Es war die CDU/CSU, die die Vorlagen, (Beifall bei der CDU/CSU) die Sie dem Ausschuß zugeleitet haben, in allen Fällen unterstützt hat, mit deren Stimmen in diesem Sehen Sie, Ihr Vorgänger, Parlament gerade die Panzerabwehrwaffen be- (Damm [CDU/CSU]: Helmut der Große!) schlossen wurden. der jetzige Bundeskanzler , hatte Also reißen Sie doch keine Gräben auf, wo keine wenigstens noch den Anstand, bei seiner Amtsüber- Veranlassung dazu ist! Wir sind nicht — ich wie- nahme, als er das Ministerium von Schröder über- derhole es — Pessimisten. Wären wir Pessimisten, nahm, zu sagen: Aus dieser Erkenntnis heraus be- wäre ich nicht davon überzeugt, daß der Westen tont der Tagesbefehl, den ich Ihnen soeben verlas, die Kraft, das Potential hätte, die technologische, die Kontinuität der Sicherheitspolitik der Bundesre- die wirtschaftliche und vor allen Dingen die Über- publik Deutschland. Er hat mir einmal persönlich legenheit in der freiheitlichen Gesellschaftsord- gesagt — und wenn er hier wäre, würde er dazu nung, so stünde ich nicht hier, um das zu sagen. stehen —, daß wir alles daransetzen müssen, gera- Aber entscheidend ist, daß der Westen diese Kräfte de um der Bundeswehr willen, die Gemeinsamkeit mobilisiert. Dazu gehören Führungskraft und Wil- der demokratischen Parteien in diesem Parlament len. Daran fehlt es gelegentlich in der westlichen aufrechtzuerhalten. Aus dieser Verantwortung her- Allianz. aus haben wir das eben nicht getan, was Herr Le- (Beifall bei der CDU/CSU) ber behauptet. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18113

Dr. Wörner Keiner meiner Kollegen und ich schon gar nicht Manchmal erinnert mich dieses Verhalten, Herr haben jemals die Kampfkraft und den Wert der Leber, an die jüdische Definition des Begriffes Bundeswehr angezweifelt. Wir haben immer gesagt „Chuzpe", daß nämlich ein Elternmörder vor Ge- — und ich wiederhole das hier —: Diese Bundes- richt mildernde Umstände beantragt, weil er Voll- wehr ist eine gute Armee, sie ist eine modern aus- waise sei. gerüstete Armee, die den Vergleich mit den Arme- (Heiterkeit bei der CDU/CSU) en der westlichen Staaten nicht zu scheuen - So verhalten Sie sich neuerdings, während wir hier braucht. ein gutes Gewissen haben. Wir haben diese Bun- (Zuruf von der SPD: Seit 1969, ja! — Ge deswehr geschaffen. Wir haben natürlich nicht in genruf des Abg. Damm [CDU/CSU] : Seit den ersten 20 Jahren dieser Bundeswehr alles ver- dem Sie heraus sind, vielleicht!) wirklichen können. Aber niemand wird doch be- Dann gehen Sie doch nicht her und ziehen Sie das streiten, daß die Bundeswehr heute nicht so gut in Zweifel! sein könnte, wenn wir nicht das Fundament gelegt hätten gegen Widerstände in unserem Volk und Ich will jetzt im einzelnen auf Ihre Argumente von der Opposition. eingehen. Sie behaupten immer wieder, die Bundes- (Beifall bei der CDU/CSU) wehr sei noch nie so gut gewesen wie heute. Wir hätten uns eine Opposition gewünscht, wie Sie (Zuruf von der SPD: Stimmt auch!) sie die ganze Zeit haben. Natürlich ist das Gerät, das die Bundeswehr heute Daß Sie sich auf Schnez berufen, das haut sozu- hat, moderner und damit kampfkräftiger als das, sagen „dem Faß die Krone ins Gesicht". Ausgerech- das wir in den 50er und 60er Jahren hatten. Es net Sie — die SPD — haben doch Herrn Schnez wäre ja schlimm, wenn das nicht so wäre. Aber massiv angegriffen. Damals waren Sie gegen ihn. vergessen Sie doch nicht, daß auch die Modernität Alle, die an dieser Studie mitgearbeitet habe — mit und die Kampfkraft des Gerätes im anderen Teil einer Ausnahme —, wurden entweder kaltgestellt Deutschlands und der Welt — d. h. im Osten — ge- oder sind freiwillig gegangen. Und jetzt wird Herr wachsen ist. Das ist der entscheidende Vergleich, Schnez plötzlich als Kronzeuge bemüht, der im üb- meine Damen und Herren. rigen in dieser Studie Maßstäbe aufgestellt hat, von Wir wollen doch auch nicht vergessen, Herr Le- denen ich nicht weiß, ob das Urteil, wenn Sie die ber, wenn Sie sich auf die Modernität dieses Ge- heutige Bundeswehr diesen Maßstäben unterwer- räts berufen: Wer hat denn den „Leoparden" bei- fen, günstiger wäre. spielsweise entwickelt? Unter welcher Verantwor- (Zuruf von der CDU/CSU: Das sind schon tung ist er denn zunächst entwickelt und herge- immer diese Roßtäuschertricks gewesen!) stellt worden, wenn nicht unter der Verantwortung der CDU/CSU und ihrer Verteidigungsminister? Auch die Modernität der Waffensysteme — ich wiederhole das, Herr Leber — beruht auf der ge- Dann sagen Sie: Wir haben jetzt 495 000 Mann, meinsamen Anstrengung der Parteien in diesem und damals hatten wir nur 465 000. Sie wissen doch Parlament. Wir versagen Ihnen dafür nicht die An- genau, warum, nämlich weil Sie die Wehrpflichtzeit erkennung, auch heute nicht, selbst nach dieser Po- von 18 auf 15 Monate heruntergesetzt haben. Sie lemik nicht. Wir gehen gar nicht so weit, wie Sie wissen, daß der Schüleretat gestiegen ist, d. h., daß es jetzt tun; wir bestreiten Ihnen nicht das Ver- sich die faktische Präsenz nicht erhöht hat. Und dienst, es um diese Bundeswehr redlich zu meinen. dann kommen Sie mit dieser alten Milchmädchen- Deswegen u. a. haben wir dem Verteidigungsetat rechnung: 36 Brigaden, und wir hätten immer nur zugestimmt. Ich sage Ihnen aber: Wenn Sie noch 33 gehabt. Sie wissen doch ganz genau, daß es zwei eine Weile so weitermachen, verlieren Sie nicht Panzerregimenter gab, die Sie jetzt aufgelöst haben, bloß bei uns die entsprechende Anerkennung, son- um daraus die neuen Brigaden zu machen, und daß dern auch draußen in der Truppe und in diesem Ihre Brigaden kleiner sein werden als die Brigaden, Volk, das schon Ihre letzten Reden nicht mehr so die bei uns waren. Das ist doch eine Milchmäd- günstig aufgenommen hat, wie das früher der Fall chenrechnung. Die können Sie draußen aufmachen, war. aber nicht in diesem Parlament. (Beifall bei der CDU/CSU) (Damm [CDU/CSU]: Roßtäuscherei!) Nur der Vollständigkeit halber seien doch einige Sehen Sie, auch das muß noch einmal gesagt Schwächen der Bundeswehr hier aufgeführt — werden: Wenn man heute von Ihnen draußen die nicht um sie abzuwerten, sondern um ihre volle Aussage hört, diese Bundeswehr sei besser in Staat Wirklichkeit zu zeigen: die unzulängliche Grund- und Gesellschaft eingegliedert als jemals zuvor, ausbildung, die Ihnen jeder Kompaniechef draußen bestätigen wird, die zu kurze Ausbildung der Un- (Zuruf von der FDP: Das stimmt!) teroffiziere, die Ihnen jeder draußen bestätigen dann kann ich nur sagen: Das hätte schon weit frü- wird, die Bürokratisierung dieser Armee, die lang- her der Fall sein können, wenn nicht Sie und Ihre sam auf eine Aushöhlung des bewährten Prinzips Partei in den Anfangsjahren der Bundeswehr mas- der Auftragstaktik hinausläuft, die draußen unun- siv Opposition getrieben und diese Bundeswehr terbrochen und mit Recht beklagt wird, die Ten- massiv in das Ghetto des Mißtrauens eingesperrt denz zur einseitigen und übertriebenen Verwissen- hätten. schaftlichung in der Ausbildung. Wir haben ja ge- (Beifall bei der CDU/CSU) sagt zur Hochschulausbildung, wir sagen weiterhin 18114 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Dr. Wörner ja zur wissenschaftlichen Ausbildung des Offiziers, alles hat man abgelehnt und so getan, als ob wir aber das militärische Erfordernis muß Vorrang ha- schwarzmalten. Heute haben wir die Wirklich- ben. Wir bilden auch an den Bundeswehrhochschu- keit. len und zumal an der Generalstabsakademie Offi- ziere, d. h. militärische Führer, aus. So hat sich Weiter muß auf die finanzielle Hypothek hinge- auch die Ausbildung auszurichten; das muß der wiesen werden, Schwerpunkt sein. (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Da (Beifall bei der CDU/CSU) - hat er sich wahrscheinlich nicht durchge setzt! Das ist der ganze Grund.) Die Heeresstruktur hat doch, wie Sie wissen, Un- die auf die nächste Regierung wartet. Sie haben, ruhe gebracht, unvermeidliche Unruhe. Ein endgül- Herr Leber, in einem Gespräch, das die „Badi- tiges Urteil darüber wird ja von uns gar nicht ge- troffen. Wir haben ja nur Fragen gestellt und den schen Neuesten Nachrichten" am 27. März 1976 Versuch erzwungen. Aber eines steht doch jetzt wiedergegeben haben, nicht zu Unrecht erklärt, mit schon fest: An den ursprünglichen Vorstellungen den schon jetzt beschlossenen Beschaffungsvorha- ben sei der Investitionshaushalt der Bundeswehr dieser Heeresstruktur muß manches geändert wer- bis 1985 ausgebucht. Sie haben wörtlich hinzuge- den, wenn das Ziel erreicht werden soll, fügt: „Der Nachfolger kann nur noch bezahlen, was (Möllemann [FDP] : Sagen Sie doch kon ich bestellt habe." Auch das klingt etwas anders kret, was denn! Sagen Sie doch einmal als das, was Sie heute gesagt haben. Ich versichere endlich irgend etwas Konkretes!) Ihnen: Mit den Steigerungsraten, die Sie in der mit- die Kampfkraft dieses Heeres zu verbessern. telfristigen Finanzplanung ausgewiesen haben, kann die nächste Regierung, egal, wer sie stellt, Weiterhin müssen wir — und jeder wird uns dar- noch nicht einmal das bezahlen, was wir schon be- an messen können — auf drei ernste Hypotheken schlossen haben, geschweige denn andere dringen- hinweisen, die Sie hinterlassen. de Vorhaben beschließen. Es sind zunächst zwei Hypotheken auf personel- (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) lem Gebiet. Da ist einmal der Beförderungsstau bei Das ist der Grund, warum wir immer wieder sagen: den Oberfeldwebeln und den Hauptleuten in dieser Armee, der schwer auf die Stimmung dieser Truppe Ohne eine reale Steigerung des Verteidigungsetats drückt, der in dieser Truppe zunehmend Unruhe er- ist das in Zukunft nicht zu meistern. zeugt. Ich mache nicht alles mit, was da draußen (Beifall bei der CDU/CSU) gesagt wird, aber ich kann Ihnen sagen: Die Offi- Die Betriebsausgaben können Sie nicht uferlos kür- ziere und die Unteroffiziere, die ja eine wesentlich zen. Das war eine Notmaßnahme für zwei Jahre. höhere Stundenbelastung haben als der übrige öf- Die Nachteile sehen wir heute schon. Wenn Sie die fentliche Dienst, fragen sich natürlich auf die Dau- Betriebsausgaben weiter so schröpfen, er, warum ihre Beförderungschancen schlechter sein sollen als die in anderen Zweigen des öffentli- (Zuruf von der CDU/CSU: Vor allem die chen Dienstes. Instandhaltung!) (Beifall bei der CDU/CSU) dann wird die Bundeswehr auch in ihrer Einsatzbe- Und dann haben Sie im Augenblick — das hat ja reitschaft und Kampfkraft leiden. die letzte Sitzung des Verteidigungsausschusses er- Ein letztes, weil Sie hier von der Wehrdienstver- geben — eine alarmierende Entwicklung in der Per- weigerung und Ihren Vorschlägen zur Wehrdienst- sonallage. Das hat man draußen, außerhalb der verweigerung reden: Am 18. September 1972 haben Truppe, noch gar nicht zur Kenntnis genommen. Sie, Herr Leber, in einem anderen „Spiegel"-Ge- Wir haben doch einen echten Einbruch in die Wei- spräch — das sind wahre Enthüllungen — auf die terverpflichtungstendenz. Frage „Wollen Sie das Spruchkammerverfahren, (Damm [CDU/CSU] : Seit Monaten!) die Gewissensprüfung für Wehrdienstverweigerer Das wird doch langfristige Nachteile haben, auch abschaffen?" gesagt: „Ich habe gar keine Veranlas- wenn Sie das wieder reparieren, wozu wir Sie drin- sung und auch kein Recht, das abzuschaffen, im gend auffordern. Wir haben einen entsprechenden Gegenteil." Antrag eingebracht, und ich sage hier und heute: (Zuruf von der CDU/CSU: Heute nennt er Wir müssen diese Maßnahme des Haushaltsstruk- es machbar!) turgesetzes schnellstmöglich rückgängig machen, Jetzt kommen Sie, Herr Leber, daher und erklären, noch in dieser Legislaturperiode, weil wir sonst es sei eine Frage des Vertrauens in die junge Ge- langfristig viel mehr Geld zahlen müssen, um die neration. Hier in diesem Haus weiß doch jeder, daß Lücke, die wir uns da geschlagen haben, wieder Sie das nicht wollten, sondern daß Sie dem Druck auszugleichen. Es steht doch nach Ihrem eigenen der Linken in SPD und FDP nachgegeben haben, als Bericht einfach fest, daß wir am Ende des Jahres Sie ihn nicht mehr bremsen konnten. 20 000 Zeitsoldaten weniger haben werden. (Beifall bei der SPD und der FDP) (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Das war doch vorauszusehen!) Wir sagen: Das ist nicht eine Offerte an die jun- — Das war vorauszusehen, und wir haben es vor ge Generation, sondern das ist eine Versuchung der ausgesagt. Wir haben Anträge gestellt. Aber das jungen Generation, eine Art Korrumpierung. Das Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18115 Dr. Wörner wird ein Massenverschleiß des Gewissens wer- Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Meine den. Damen und Herren, ich bin in dieser Verteidigungs- (Beifall bei der CDU/CSU) debatte nicht davon ausgegangen, daß meist das Das Ernsteste daran, Herr Leber, ist: In der jun- Florett benutzt würde; ich habe mit schwerem Sä- gen Generation wird das Bewußtsein schwinden, bel gerechnet. Ich wäre Ihnen aber sehr dankbar, daß es die normale staatsbürgerliche Pflicht des wenn wir in diesem Hause den Kern der Gemein- jungen Mannes ist, diese unsere Demokratie, dieses samkeit sichern würden. Dies ist auch eine Frage - unser Volk in der Bundeswehr als Soldat wenig- der inneren Bereitschaft, die sich bei den Rednern stens für 15 Monate zu verteidigen. ausdrücken muß. (Beifall bei der CDU/CSU — Pawelczyk (Sehr gut! bei der CDU/CSU — Zurufe von [SPD] : Sprechen Sie der jungen Genera der CDU/CSU) tion ruhig das Verantwortungsbewußtsein Das Wort hat der Herr Abgeordnete Neumann ab!) (Stelle). — „Sprechen Sie der jungen Generation das Ver- antwortungsbewußtsein ab!" — ach, kommen Sie! Das ist genauso, wie wenn Sie sagen: Ich spreche Neumann (SPD) : Herr Präsident! Meine sehr ver- der älteren Generation das Vertrauen ab und spre- ehrten Damen und Herren! Ich möchte zunächst die che ihr das Mißtrauen aus, weil ich bis heute ge- infamen Äußerungen des Herrn Wörner gegenüber setzlich an der Steuerzahlungspflicht festhalte. Das Herbert Wehner mit aller Schärfe zurückweisen. ist ein ähnlicher Quatsch, wie das, was Sie hier er- (Beifall bei der SPD und der FDP) klären. Da Sie an die politische Potenz dieses Mannes — (Pawelczyk [SPD] : Nein, das ist kein Herbert Wehners — nicht herankommen, können Quatsch!) Sie stets nur in gehässigen, infamen Ausfällen ge- Die Aufgaben der nächsten Bundesregierung sind gen ihn antreten. damit vorgezeichnet. Sie wird sich um Steigerung (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Dafür verfüge der konventionellen Kampfkraft der Bundeswehr ich über die Selbstdisziplin, die er nicht bemühen müssen. Sie wird dies — ich wiederhole hat!) es: egal wer sie stellt, Herr Leber — nicht ohne Herr. Dr. Wörner, das trifft für jede Plenardebatte reale Steigerungsraten des Verteidigungsetats be- zu — in jeder Plenardebatte können wir das erle- wältigen können. Sie wird die Ausbildung der Sol- ben —, und das setzt sich im Wahlkreis fort, wo daten, besonders der jungen Unteroffiziere, verlän- sich der CDU-Abgeordnete wie ein Dackel be- gern und verbessern müssen. Sie wird dafür sorgen nimmt, der das Bein hebt, weil ihm die Argumente müssen, daß die Armee wieder geführt und nicht fehlen. nur verwaltet wird. Sie wird die Streitkräfte von überflüssigem bürokratischem Ballast befreien und (Beifall bei der SPD — Damm [CDU/ der Auftragstaktik wieder zu ihrem Recht verhelfen CSU] : Haben Sie denn nicht gehört, was müssen. Sie wird Erziehung und Ausbildung wieder Herr Schmitt-Vockenhausen eben gesagt vorrangig am militärischen Auftrag orientieren hat?) müssen. Sie wird das Reservistenpotential besser — Sie sind gemeint, Herr Damm. Genau Sie sind nutzen und die Herstellung der Einsatzbereitschaft gemeint. Ich hatte gedacht, Sie würden schwei- beschleunigen müssen; eine ganz entscheidende gen. Maßnahme. Sie wird das vernachlässigte System (Zustimmung bei der SPD) der Gesamtverteidigung — insbesondere der zivil- militärischen Zusammenarbeit — verbessern und Herr Dr. Wörner, Sie haben hier so getan, ais ob schließlich dafür sorgen müssen, daß Leistung und die Verteidigungspolitik von den Sozialdemokraten Charakter des Soldaten und nicht sein Parteibuch nicht mit getragen würde. seinen Weg in der Armee bestimmen. (van Delden [CDU/CSU] : Sie sollten mal (Beifall bei der CDU/CSU) auf das hören, was der amtierende Präsi Sie wird schließlich das Prüfungsverfahren für dent gesagt hat!) Wehrdienstverweigerer verbessern müssen, es aber — Herr van Delden, man darf doch wohl einmal nicht abschaffen dürfen. Außerdem wird sie sich reagieren — oder? mehr um Wehrgerechtigkeit kümmern müssen, als (Zurufe von der CDU/CSU) es die gegenwärtige Regierung getan hat. — Nein, auf Sie muß man manchmal reagieren. Die vornehmste Aufgabe aber — hoffentlich sind wir in diesem Punkt noch einig — wird sein, daß Sie haben hier so getan, als ob die Verteidi- wir alles daransetzen, den Willen zur Verteidigung, gungspolitik von den Sozialdemokraten nicht mit den Freiheitswillen in unserem Volk wachzuhalten. getragen würde. Voraussetzung für diese Politik ist Denn die Verteidigung ist nicht nur die Aufgabe der Einzelplan 14, der die einstimmige Zustimmung des bezahlten Spezialisten, des freiwilligen Solda- der SPD-Fraktion fand. Ich werde auf diesen Einzel- ten, sondern die Aufgabe des ganzen Volkes. Sonst plan noch zurückkommen. wird sie nicht wirksam sein können. (Biehle [CDU/CSU] : Es hat aber lange ge (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU) dauert, bis die Zustimmung kam!) 18116 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Neumann — Herr Biehel, in jener Nacht, als wir die letzte mal versucht, zwischen Politik und Mann zu tren-

Abstimmung hatten, war einer von Ihnen nicht nen. ganz da und stimmte anders, nicht wir. Das Eingeständnis Ihrer eigenen Unfähigkeit (Heiterkeit bei der SPD — Biehle [CDU/ konnte nicht besser dokumentiert werden als durch CSU] : Bei Ihnen haben eine ganze Menge Ihr „Quick"-Interview vom 16. Oktober 1975. Dort gefehlt!) finden wir die schlichte, aber zutreffende Erkennt- nis: „Denn jeder, der nach ihm" — gemeint ist Ge- Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einlei- - org Leber — „in dieses Amt käme, wäre schlech- tend ein paar Worte zu unserer Bundeswehr sagen. ter." „Käme" sagte Kollege Dr. Wörner, und recht Bundeswehr im Bild Zweimal in diesem Jahr ist die hat er. Diese gedankliche Leistung, Herr Kollege besonders positiv aufgefallen. der Öffentlichkeit Dr. Wörner, muß Sie, kaum ausgesprochen, doch Hochwasserkatastrophe Zum einen ist sie bei der recht gewurmt haben. an der deutschen Küste am 3. Januar positiv aufge- fallen. Bundesminister Leber hat in der Debatte am Dann hörte man zu diesem Thema eine ganze 15. Januar 1976 das Nötige dazu gesagt, als er lo- Weile nichts. Sie waren wahrscheinlich in Klausur; bend hervorhob, daß von 10 000 aufgerufenen Sol- denn ein paar Monate später teilten Sie der „FAZ" daten schon 7 000 auf dem Wege in ihre Standorte das Ergebnis ihrer Klausur mit. Sie haben sich jetzt waren, als der Aufruf kam. entschlossen, besser sein zu wollen als Georg Le- ber; denn Sie versprechen, „aus einer guten Bun- Erdbebenkatastro- Das zweite Mal ist sie bei der deswehr eine noch bessere" zu machen. Langsam phe in Italien positiv aufgefallen, wo deutsche Pio- kommt einem so der Gedanke, daß zu einem guten niere eingesetzt sind. Wie ich von unserem Passau- CDU-Mann auch fromme Wünsche gehören. er Kollegen Fritz Gerstl hörte, der vor einigen Ta- gen die sonst in Passau stationierten Pioniere des Ein anderes Bild ergeben Ihre Versprechungen, Bataillons 240 in Gimono und Osoppi besucht hat, meine Damen und Herren von der CDU/CSU. Las- werden dort die großartigen Leistungen unserer sen Sie mich das an einem Beispiel belegen, und Pioniere dankbar anerkannt. Die Passauer Pioniere zwar an der für mich wichtigsten Frage zur Vertei- werden in Italien genauso beurteilt wie die Pionie- digungspolitik der Christdemokraten: Wieviel Geld re aus Brannenburg, die vorher dort eingesetzt wa- will die Opposition nun tatsächlich für die Vertei- ren. Ich möchte dem Kollegen Gerstl sagen, daß wir digung ausgeben? Zur Frage, wieviel Geld Sie tat- alle miteinander diese Leistung unserer Soldaten sächlich für die Verteidigung ausgeben wollen, ge- aus Passau und Brannenburg und wo sie sonst auch hört eine zweite, die die Glaubwürdigkeit Ihrer immer stationiert sind, mit großem Respekt verfol- heutigen Versprechungen ins rechte Licht rückt: gen. Wir sind ihnen für ihre Leistungen dankbar. Welche Leistungen haben Sie nämlich erbracht, als Sie die Verantwortung für das Verteidigungsressort (Beifall bei der SPD) trugen? Es sollen also Taten gemessen werden; Wenn das Thema unserer heutigen Debatte nicht denn mit dem Munde kann man viele Milliarden so ernst wäre, könnte man der Rede des Kollegen ausgeben. Dr. Wörner die Überschrift geben: „Alternative '76 Da fällt der Blick zunächst auf das Jahr 1968. Der — CDU-Verteidigungspolitik zum Schmunzeln". So damalige Finanzminister Franz Josef Strauß — der könnte auch Ihr Wahlslogan zu diesem Thema hei- Mann mit dem großen Verteidigermund und der ßen. Einem aufmerksamen Beobachter zwingt sich schwachen Finanzierungshand — schlug vor, die dieses Bild geradezu auf, wenn er die geistigen Verteidigungsausgaben zu kürzen. Und so geschah Verrenkungen des CDU-Hauptsprechers für Vertei- es: prozentuale Abnahme 12 %. digungsfragen verfolgt, der, wie man dem „Spiegel" entnehmen konnte, neuerdings sogar „stehend frei- Ich habe schon in der Debatte zu Ihrer Anfrage händig" im Spind schlafen kann. zur Verteidigungspolitik am 15. Januar darauf hin- gewiesen, daß Sie, Herr Dr. Wörner, in der 139. Sit- Man merkt, Herr Kollege Dr. Wörner, wie Sie hin zung des Deutschen Bundestages am 19. Dezember und her gerissen werden zwischen neidloser Aner- 1974 eine falsche Aussage gemacht zu haben, als kennung der Leistung der Sozialdemokraten für die Sie über die Steigerungsraten des Verteidigungs- Verteidigung etats und die Inflationsraten sprachen und behaup- (Damm [CDU/CSU] : Du lieber Gott!) teten, daß die Inflationsraten höher als die Steige- — aber ja — und der Parteiräson des oppositionel- rungsraten des Verteidigungsetats seien. Das war len Neins. Sie suchen krampfhaft nach einem Weg unseriös. für eine christdemokratische Alternative zu Helmut (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Stimmt Schmidt und Georg Leber. Da kommen dann Ihre aber doch!) Stilblüten und Klimmzüge entsprechender Quali- Unter unserer Verantwortung für den Bereich der tät zustande. Da die Leistungen Georg Lebers für Verteidigung lagen die Verteidigungsausgaben im unsere Bundeswehr vom überwiegenden Teil der Durchschnitt jährlich um 4 % über dem durch- Bevölkerung anerkannt werden, hüten Sie sich — schnittlichen Kaufkraftverlust. Die durchschnitt- Sie haben es jedenfalls bis heute getan —, auf die- liche Steigerung der Verteidigungsausgaben betrug sem Bild herumzumalen. Dafür könnte man ja vom , der durchschnittliche Kaufkraftverlust Bürger vielleicht eins auf die Finger bekommen. Ihr 10,6 % 6,66 % in den Jahren von 1969 bis 1975. Gegenrezept in der Vergangenheit war schnell zur Hand: Georg Lebers Politik wurde kurzerhand für Ein Blick in Ihre Leistungsbilanz zeigt, daß die die CDU beansprucht. Heute haben Sie zum ersten Verteidigungsausgaben in den Jahren 1963 bis 1969 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18117 Neumann nur um 1,1 % gestiegen sind. Hätte die CDU/CSU ten Sie damals getreu Ihrer heutigen Forderung ge- damals ihre heute lauthals verkündete Parole selbst handelt, wären für die Bundeswehr unter dieser erfüllt, nämlich Steigerung der Verteidigungsausga- Forderung 16 Milliarden DM mehr vorhanden ge- ben gemäß dem allgemeinen Kaufkraftverlust, dann wesen. hätten der Bundeswehr für diese Zeit 10,24 Milliar- (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Ha den DM mehr zur Verfügung gestanden. ben Sie das damals beantragt? Sie stellen aber nicht nur die Forderung nach - — Sie fordern ja heute. Wir müssen uns mit Ihren Kaufkraftausgleich, Herr Kollege Dr. Wörner. In Forderungen von heute auseinandersetzen und sie Kiel haben Sie im Oktober 1974 folgendes zum Aus- mit Ihren Leistungen in der Vergangenheit verglei- druck gebracht. Sie haben dort gesagt: „Jahr um chen. Jahr geht der Anteil der Verteidigungsausgaben am (Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Bruttosozialprodukt zurück." Nur haben Sie ge- [CDU/CSU] : Nur hatten wir damals keine schickterweise gar nicht erwähnt, daß während der Inflation!) Verantwortungszeit Ihrer Partei der Anteil des Ver- Zum Schluß noch ein Wort zu Ihrer vierten For- teidigungshaushalts, gemessen am Bruttosozialpro- derung. Die Deutsche Presseagentur hat am 9. April dukt, von 1963 bis 1969 — also in einem vergleich- 1976 gemeldet: Eine Erhöhung des Verteidigungs- baren Zeitraum — von 4,7 % auf 3,2 % gesunken etats „mindestens in der Höhe der allgemeinen Stei- ist. Hätten Sie den Stand gehalten, hätte die Bun- gerung des Bundesetats von 12 %" hat Dr. Wörner deswehr in dieser Zeit 32 Milliarden DM mehr zur gefordert. Nun ist das Hin und Her, das Hü und Verfügung gehabt. Sehen Sie sich das Weißbuch Hott, perfekt. Auch hier wieder, auch wenn es Ih- aus dem Jahre 1969 an, das die Unterschrift Ihres nen nicht schmeckt, Herr Dr. Wörner, die Rech- Parteifreundes Dr. Schröder trägt, dann werden Sie nung Ihrer Versäumnisse aus der Zeit von 1963 bis feststellen können, wie damals die Entwicklung ge- 1969. wesen ist. Sie hatten einen Investitionsanteil von (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Da- 20,6 %, im Jahre darauf von 22,5 %. Wir liegen mals war er noch gar nicht im Bundestag!) heute bei 32 %. Ich will aus diesem Weißbuch nicht mehr zitieren. Sie finden dort eine ganze Rei- he von Aussagen, die Sie einmal nachlesen sollten. Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Herr Ab- Wenn wir das gemacht hätten, würden Sie uns heu- geordneter gestatten Sie eine Zwischenfrage des te vorgeworfen haben, die Sicherheit gefährdet, ei- Herrn Abgeordneten Wörner? nen sicherheitspolitischen Ausverkauf betrieben zu haben. Neumann (SPD): Aber ja. (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Der Ausdruck „Sicherheitsrisiko" stammt doch Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Bitte. von Ihnen, Herr Kollege!) Dr. Wörner (CDU/CSU) : Herr Neumann, wollen — Ach, wissen Sie, Herr Dr. Lenz, wir wollen uns Sie zur Kenntnis nehmen, daß ich überall, auch ge- darüber nicht unterhalten. genüber der Deutschen Presseagentur, genau das (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Das gleiche erklärt habe, was ich heute hier wiederholt glaube ich!) habe — Sie können jede neue Bundesregierung dar- an messen —, daß ohne eine reale Steigerung des Wir wissen — und Sie wissen es auch —, daß die Verteidigungsetats die Kampfkraft der Bundes- Bundeswehr noch nie in ihrer Geschichte in einem wehr weder aufrechterhalten noch gar verbessert besseren Zustand war, als sie es heute ist. werden kann? (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Herr Neumann, Sie kennen sie weder von außen noch von Neumann (SPD) : Ja, okay! Dann müssen Sie aber innen, wenn Sie so etwas sagen!) zur gleichen Zeit auch die Frage von Minister Le- — Es bleibt Ihnen vorbehalten, Herr Dr. Wörner, ber beantworten: Haben Sie hier im Parlament, im ständig Unterlegenheitskomplexe zu züchten. Verteidigungsausschuß, etwas gefordert? (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Glauben Sie (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Aber natürlich! doch nicht Ihre eigenen Propagandamär — Immer [Altenkirchen] [SPD] : Im chen!) Haushaltsausschuß nicht!) — Herr Dr. Wörner, am 21. Mai 1974 hat die Bun- — Im Haushaltsausschuß nicht, bei uns auch nicht. destagsfraktion der CDU/CSU einen Antrag ge- — Sie hätten nach Ihrer vierten Forderung der stellt. Dieser Antrag enthielt die Formulierung: Bundeswehr damals 29 Milliarden DM mehr geben können. Sie können sich also heute aussuchen, wie- Die Bundesregierung wird aufgefordert ... da- viel Milliarden DM Sie unter Ihrer Regierungsver- für zu sorgen, daß der Anteil der Verteidi- antwortung zuwenig ausgegeben haben: 10, 17, 29 gungsausgaben an den Gesamtausgaben des oder 32 Milliarden DM, immer als Antwort auf die Bundes nicht weiter absinkt.. . vier Forderungen, die Sie im Verlauf der Zeit ge- Was haben Sie, meine Damen und Herren von der stellt haben. Wir wissen sehr wohl, daß der Bun- Opposition, in der Zeit von 1963 bis 1969 gemacht? deswehr dieses Geld gefehlt hat und möglicherwei- Der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bundes- se noch heute fehlt. Die Bestandsaufnahme des haushalt sank um 10 % von 33,3 % auf 23,3 %. Hät Weißbuches 1970 des damaligen Verteidigungsmi- 18118 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Neumann nisters und heutigen Bundeskanzlers Helmut aufgenommen, der aber durchgestrichen war, also Schmidt hat dies ans Licht gebracht. Es hätte keine auch nicht vorgetragen wurde. Was wollte Herr 150 Weißbuchmaßnahmen der sozialliberalen Koali- Kohl in diesem Passus sagen? tion zu geben brauchen. Der größte Teil der Kfz- (Zuruf des Abg. Dr. Lenz [Bergstraße] Folgegeneration könnte schon bei der Truppe sein [CDU/CSU]) und vieles mehr, wenn wenigstens die fehlenden 10 Milliarden DM vorhanden gewesen wären. Sie kön- Dieser durchgestrichene Abschnitt lautet: - nen sicher sein, daß wir dem Bürger draußen diese Es führt aber kein Weg daran vorbei, daß sich Rechnung Ihrer Versäumnisse präsentieren wer- in Zeiten von Engpässen bei den Staatsfinanzen den. die Zuwachsraten der Verteidigungsausgaben (Beifall bei der SPD) langsamer erhöhen. Auch die Bundeswehr muß Aber wir dürfen uns natürlich nicht nur mit Ih- sich nach der kürzer werdenden Decke der ren Fehlern in der Vergangenheit auseinanderset- Staatsfinanzen strecken. zen. Wir müssen auch Ihre heutigen Wahlverspre- Sehr wahr, Herr Kohl, kann man da nur sagen. chen zerpflücken, und das werden wir tun. Dazu Aber er durfte es wohl nicht aussprechen, was da eine kleine Kostprobe. Am 12. Januar gab sich der im Manuskript vermerkt war. Ich habe Sie im Ver- „Kurfürst" des Landes Rheinland-Pfalz die Ehre, zu- dacht, Herr Kollege Dr. Wörner, daß Sie der Strei- sammen mit Ihnen, Herr Dr. Wörner, die verteidi- cher im Manuskript gewesen sind. gungspolitischen Leitlinien der CDU vorzustellen. Dabei wurden Sie zum zweitenmal zum Minister- (Zuruf von der SPD: Strauß! — Dr. Wörner aspiranten für die Verteidigung gekürt. Sie wissen, [CDU/CSU] : Endlich mal nicht der Herr daß sich die Presse in ihrer Berichterstattung Strauß, sondern jetzt streicht der Herr hauptsächlich den Passus über den Verteidigungs- Wörner im Manuskript von Herrn Kohl haushalt herausgriff, weil sonst in diesen „Leitlini- herum! Hoffentlich glauben Sie es auch!) en" nur Allgemeinplätze und Selbstverständlichkei- — Das ist doch nett, Herr Wörner. Ich habe ja nur ten zu finden sind. Dort versprechen Sie, daß Sie vermutet, daß Sie es gewesen sind. den Verteidigungsausgaben „höchsten Rang" zu- (Zuruf von der SPD: Man soll ihn doch weisen, und meinen, daß es einer „jährlichen, kon- nicht überschätzen!) tinuierlichen, realen Steigerung des Verteidigungs- haushalts" bedürfe, wie Sie es auch jetzt gesagt Verfolgt man die programmatischen Verspre- haben. chungen von der „jährlichen, kontinuierlichen, rea- (Dr. Wörner [CDU/CSU]: So ist es!) len Steigerung des Verteidigungshaushalts", dann Meinen Sie nicht, daß es ein kühnes Versprechen wird bereits bei der Wahlplattform der CDU/CSU ist, Herr Dr. Wörner, wenn man an die Zeit von deutlich, daß dies eine leere Versprechung ist. Im 1963 bis 1969 zurückdenkt, die letzten .Jahre Ihrer Diskussionsentwurf der Wahlplattform der CDU Regierungsverantwortung im Verteidigungsbereich? heißt es nur noch: Damit Sie auf dieses Versprechen nicht festgelegt Wir werden die Verteidigungsausgaben ent- werden können, gibt es noch eine andere Aussage sprechend den militärischen Erfordernissen im Programm, und zwar unter dem Kapitel „Bünd- steigern. nispolitik". Dort heißt es: (van Delden [CDU/CSU]: So ist es!) Wir werden dem Bündnis politische und mili- — Moment, Herr van Delden, das ist noch nicht die tärische Beiträge leisten, die der Gefährdung letzte Aussage. Die letzte Aussage sieht nämlich unseres Landes sowie seiner Wirtschaftskraft anders aus. Diese letzte Aussage Ihres Wahlpro- entsprechen. gramms ist noch dünner. Es heißt dort: Das bedeutet aber nichts anders als die Anpassung Wir werden deshalb die Verteidigungsausga- der Verteidigungsausgaben auch an nachlassende ben den sicherheitspolitischen Erfordernissen Wirtschaftskraft und so möglicherweise sinkende anpassen. Verteidigungsaufwendungen. (van Delden [CDU/CSU] : Dasselbe in (van Delden [CDU/CSU] : Dann können grün, aber das begreifen Sie nicht! — Zu wir ja weniger Kredite in den Osten ge ruf des Abg. Rommerskirchen [CDU/ ben; das wäre auch eine Lösung!) CSU] sowie weitere Zurufe von der CDU/ In einer Presseerklärung vom 12. Januar 1976 zur CSU) Veröffentlichung Ihrer Leitlinien habe ich zum — Aber wo steht denn da noch etwas von „stei- Ausdruck gebracht, daß dieser vorsichtige Passus gern", Herr Rommerskirchen? „Anpassen" sagen wohl von Herrn Kohl geschrieben worden ist, der Sie. Passus mit der jährlichen, kontinuierlichen, realen (Erneuter Zuruf des Abg. Rommerskirchen Steigerung des Verteidigungshaushalts wohl aber [CDU/CSU]) von Ihnen stammt, Herr Kollege Dr. Wörner. — Das kann auch nach unten sein, das wissen Sie Einige Ihrer Kollegen haben das kritisiert, was doch ganz genau, Herr Rommerskirchen. ich damals gesagt habe. Ich möchte daher heute versuchen, die Richtigkeit nachzuweisen. Herr Kohl Wer das „Prinzip der Hinlänglichkeit der Kräfte" hatte in seinem Redemanuskript für den „Sicher- aus der Militärstrategie kennt, wird hier unschwer heitspolitischen Kongreß der CDU" einen Abschnitt das „Prinzip der Hinlänglichkeit der Finanzen" er- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18119 Neumann kennen. Man sieht, die Opposition hat richtig( noch die Ihnen nahestehende Presse davon Kennt- Strategen. nis nehmen. (van Delden [CDU/CSU] : Wer hat Ihnen (van Delden [CDU/CSU] : Denken Sie nur denn den Quatsch aufgeschrieben?) an die Inflation!) — Nix „Quatsch aufgeschrieben", Herr van Del — Herr van Delden, machen Sie sich doch nicht lä- den. Lesen Sie es bei Gelegenheit einmal nach. cherlich! Vergleichen Sie einmal diese beiden Zah- - len miteinander! Dabei können Sie die Höhe der In- Schon heute können wir ganz eindeutig nachwei flation vergessen! sen, daß die CDU/CSU in der Regierungsverantwor- tung die Verteidigungsausgaben allein schon des- In Ihren Kreisen schreibt und redet man gern je- halb senken müßte, käme sie wieder an die Regie den Tag ganz ausführlich von der Aufrüstung des rung, weil sie z. B. die Mehrwertsteuererhöhung ab. Warschauer Pakts. lehnt. Das bedeutet nämlich, daß im Bundeshaus- (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Das halt 1977 6,9 Milliarden DM, 1978 8,5 Milliarder stimmt doch auch, oder?) DM und 1979 9,3 Milliarden DM fehlen würden. — Es ist nicht so, daß ich dagegen etwas vorzutra- (Damm [CDU/CSU] : Die Mehrwertsteuer gen hätte; aber man sollte nicht gleichzeitig die Tä- erhöhung ist doch unsozial! Das hat doch tigkeiten der NATO auf diesem Gebiet verschwei- der Apel gesagt!) gen. Deshalb möchte ich Ihnen jetzt nur die quanti- — Bundesfinanzminister Apel, den Sie da gerade tativen Verbesserungen aus den Jahren 1971 bis zitieren, hat vor dem Bundesrat darauf hingewie- 1976 zusammenzählen, sen, daß diese Beträge nur in den Bereichen Sozia- (Damm [CDU/CSU] : Vorsicht, Sie dürfen les und Verteidigung eingespart werden können. keine Panzer zählen!) Auch in dieser Frage können Sie sicher sein, daß wir den Wähler bitten werden, Sie zu fragen, wie die die Eurogroup in den einzelnen Jahren ange- Sie angesichts dieser Sachlage Ihre großartigen kündigt und beschafft hat. Versprechungen zur Verteidigungspolitik wahrma- (Damm [CDU/CSU]: Ach!) chen wollen. — Aber Herr Damm, Sie zählen doch sonst zu de- (Damm [CDU/CSU] : Wir werden keine nen, die die Eurogroup noch besser machen möch- Regierungspropaganda machen wie ihr!) ten. Es waren 2 800 Kampfpanzer, 753 schwere Ge- schütze auf Selbstfahrlafetten, 3 700 Panzerabwehr- Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu den Lei- raketensysteme — — stungen unserer Bündnispartner sagen. Sie, Herr Kollege Dr. Wörner, haben in einem namentlich ge- (van Delden [CDU/CSU] : Leber hat doch zeichneten Beitrag für die Zeitung „Die Welt" alle das Zählen verboten! — Zuruf von der Bündnispartner als „blind" bezeichnet, und am CDU/CSU: Sie dürfen nicht zählen!) 23. Januar 1966 haben Sie im „Rheinischen Merkur" — Ich habe gesagt: zunächst die quantitativen Ver- den NATO-Partnern folgenden Vorwurf gemacht: besserungen; zu dem anderen kommen wir noch. Es ... kaum ein Land, das sich von der allgemei- waren weiter 5 700 Späh-, Schützen- und Transport- nen Konferenzseligkeit und den Kooperations- panzer, 30 Zerstörer und Fregatten, 6 Nuklear- und beteuerungen der Kommunisten nicht anstek- 39 konventionelle U-Boote, 117 Marinehubschrau- ken ließ und seine Verteidigungsbereitschaft ber, 37 Schnellboote, 1 131 Kampfflugzeuge und nicht zugunsten des Wohlstands und Sozial- Seeaufklärer, 100 Transportflugzeuge, 650 Hub- komforts schrauber, 3 200 Flugabwehrgeschütze und 2 000 Flugabwehrraketen. Anzumerken ist, daß amerika- was ist eigentlich Sozialkomfort? nische Verbesserungen und auch qualitative Ver- (Zuruf von der SPD: Das ist die Frage!) besserungen hierbei nicht eingerechnet sind, von denen Sie selbstverständlich auch Kenntnis ha- vernachläßigt ... leider macht auch die Bun- ben. desrepublik Deutschland hier nur eine sehr be- grenzte Ausnahme. Die Militärexperten der Opposition zählen dage- gen lieber sowjetische Panzer. Herr Dr. Wörner, Sie sollten, bevor Sie derarti- (Damm [CDU/CSU] : Von denen werden gen Unsinn verbreiten, einmal überprüfen, was die wir auch bedroht, nicht von den anderen!) Bündnispartner gemeinsam für ihre Sicherheit aus- geben. Es wird Ihnen hoffentlich nicht schwerfal- Verteidigungsminister Leber hat kürzlich darauf len, sich den NATO-Brief 1/76 zu besorgen und die hingewiesen, was wir dem entgegenhalten: 2 500 Verteidigungsausgaben der europäischen NATO- Abschußanlagen der Panzerabwehrrakete Milan Partner nachzulesen. In den Jahren 1966 bis 1969 und 40 000 Raketen dazu. bewegten sie sich noch zwischen 21 Milliarden US- (Damm [CDU/CSU] : Sind die alle schon da?) Dollar und 23 Milliarden US-Dollar, von 1970 bis 1975 wuchsen sie jedoch von 24,5 Milliarden US- — Herr Damm, Sie haben in der Vergangenheit Dollar auf 57,2 Milliarden US-Dollar. Wenn Sie heute bestellt und morgen geliefert bekommen, so auch das nicht zur Kenntnis nehmen wollen, emp- tun Sie! fehle ich Ihnen das Studium der Eurogroup-Kommu- (Damm [CDU/CSU] : Ich frage nur, ob sie niqués von 1971 bis 1975. Ich weiß, daß weder Sie alle da sind! Antworten Sie konkret!) 18120 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Neumann — Sie haben in Ihrer Regierungszeit die Waffen doch, so meine ich, an konstruktiven Vorschlägen heute bestellt, und sie wurden morgen geliefert. Sie in seinem Beitrag weitgehend fehlen lassen. Es wissen ganz genau, daß es da selbstverständlich wäre hilfreich gewesen, wenn hier nicht nur die — eine gewisse Zeit gibt — — zweifellos legitime — Kritik vorgetragen worden wäre, sondern auch die Alternative, die Herr Wör- (van Delden [CDU/CSU] : Sie profitierten ner für den Fall, daß er Verantwortung übernehmen von unseren Bestellungen! — Rawe müßte, was kein Mensch annehmen kann, hier prä- [CDU/CSU] : Also haben Sie eine falsche - sentierte. Zahl genannt! Er hat nur gefragt, ob sie da (Beifall bei der FDP und der SPD) sind! Mehr brauchen Sie gar nicht zu be antworten! — Gegenrufe von der SPD) Herr Wörner, gestatten Sie mir deswegen, daß — Das wissen Sie genauso gut wie ich. ich, bevor ich unsere eigenen Vorstellungen vortra- ge, auf einige Ihrer Bemerkungen eingehe. Sie ha- Es ist uns klar, daß Sie die intensive und sach- ben gesagt, Sie wunderten sich, daß der Verteidi- kundige Auseinandersetzung mit diesen Fragen gungsminister Sie derartig kritisch angehe, obwohl nicht wollen und lieber eilfertig, weil Ihnen das in Sie doch im Verteidigungsausschuß ständig so soli- den Kram paßt, dem verspäteten Studenten vom darisch hinter ihm stünden. Ich finde es gut, daß NATO-Defence-College beipflichten und Ihre War- Sie im Verteidigungsausschuß unsere positive Poli- nungen vor einer weiteren Verminderung der kon- tik auch so positiv bewerten. Das Problem liegt nur ventionellen Stärke in Europa bestätigt sehen. darin, daß Sie nach der Sitzung des Ausschusses (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Sind nach draußen gehen und so tun, als sei diese Poli- die Raketen da, oder sind sie nicht da?) tik, die Sie im Ausschuß mit getragen haben, nicht positiv. Dies ist unredlich. Man kann nicht allen Der Finanzminister von 1968 mit dem „Mi- Vorlagen zustimmen und dann draußen den Ein- nus-12 %-Zeichen für Verteidigungsausgaben" darf druck zu erwecken versuchen, als sei das alles dabei natürlich nicht fehlen. Getreu dem Sonthofe- falsch — es sei denn, man hätte selbst für all das ner Panikorchester wußte auch Strauß zu berichten, Falsche bewußt oder unbewußt gestimmt. daß der belgische General sich vielleicht nur in der Zeitangabe geirrt hatte — nach welcher Seite, das Herr Wörner, Sie haben hier zweitens gesagt, hat er lächelnd offengelassen. Bundesminister Leber müßte allen möglichen Leu- Meine Damen und Herren von der Opposition, ten in seiner Partei gefallen und sei deswegen zu wir haben eine ernste Bitte an Sie und Ihre Freun- Kompromissen genötigt. Ich weiß nicht, welches de draußen im Lande. Unterlassen Sie es, in unse- Demokratieverständnis Sie hierbei zugrunde legen. rem Lande Unterlegenheitskomplexe zu kultivieren, Vielleicht wollen Sie den Eindruck erwecken, als nur um daraus dann den parteipolitischen Honig hätten Sie selbst keine verschiedenen Gruppierun- saugen zu wollen, gen in Ihrer Fraktion, mit denen Sie sich abstim- (Beifall bei der SPD) men müssen, bei denen es unter Umständen unter- schiedliche Interessen gibt. Sie können darüber hin- daß Sie als der starke Max erscheinen können. Sie aus auch nicht sagen, in Ihrer Partei fände gerade waren es nie und werden es auch in der Zukunft die Sicherheitspolitik das größte Interesse. Man nicht sein. muß sich ja, glaube ich, nur die Besetzung des Ple- Wir Sozialdemokraten werden dem Bürger drau- nums hier anschauen, um zu sehen, daß dies tat- ßen sachlich die Leistungen dieser Regierung für sächlich ein Problem in allen Fraktionen ist, daß die äußere Sicherheit darlegen und mit ihm darüber verschiedene Sachgebiete eben nicht auf das Inter- diskutieren. Diese Leistungen können sich sehen esse aller Abgeordneten stoßen. lassen. Wenn der Bürger die solide Sicherheitspoli- tik von Helmut Schmidt und Georg Leber mit der Ein weiteres, Herr Wörner. Es mutet schon apart Fata-Morgana-Politik der Opposition vergleicht, an, Herr Kollege Damm, wenn bei Ihnen davon ge- dann weiß er, wo seine äußere Sicherheit — und sprochen wird, da gebe es eine in sich gespaltene nicht nur die — besser gewahrt ist. Auf jeden Fall SPD und vielleicht auch FDP, und die CDU sei so geschlossen. Wissen Sie, das klingt nun wirklich nicht bei Ihnen. lächerlich zu einem Zeitpunkt, da gerade der Kolle- (Beifall bei der SPD und der FDP) ge Wörner wohl der kleinste gemeinsame Nenner ist, auf den man sich, was die Ministermannschaft

Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Meine anlangt, gerade noch einigen konnte. Damen und Herren, das Wort hat der Herr Abge- (Beifall bei der FDP und der SPD) ordnete Möllemann. Wo ist denn die Erfüllung des Versprechens von Herrn Kohl, seine komplette Ministermannschaft Möllemann (FDP) : Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst auch auf Herrn bis zum Mai vorzustellen? Das findet nicht statt. Wörner eingehen, (Zuruf des Abg. Rawe [CDU/CSU]) (Zuruf von der SPD: Lohnt sich doch gar — Er darf eben nicht, Herr Rawe. Die Leute, die nicht!) ihm das nicht erlauben, tagen heute in München obwohl es etwas schwer ist, die Substanz seiner und sind deswegen hier nicht anwesend. Äußerungen zu fassen; denn mit Ausnahme einer (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf Anhäufung von kritischen Äußerungen hat er es des Abg. Dr. Wulff [CDU/CSU]) Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 181 9 1

Möllemann — Außerordentlich geistreich, Herr Wulff! Würden tend attackiert haben. Das können Sie uns, glaube Sie den Zwischenruf noch einmal wiederholen? ich, wohl nicht vorwerfen: daß wir hier Leute zitie- ren, die auf ihrem Gebiet keine Fachleute gewesen (Dr. Wulff [CDU/CSU] : Es reicht mir seien. schon, wenn ich Sie einmal höre!) — Das kann ich mir vorstellen. Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Herr Abgeordneter Möllemann, gestatten Sie eine Zwi- Ich darf weiter auf Herrn Wörner eingehen. Er - hat von der Finanzierungsfrage gesprochen. Ich schenfrage? meine, das muß man unter zwei Gesichtspunkten betrachten. Man kann ja wohl schlecht vortragen Möllemann (FDP) : Ja sicher, gerne. — und wir sagen dies ja —, die Bundeswehr habe heute ihren höchsten Leistungsstandard erreicht, Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Bitte. den sie bisher gehabt habe, wenn man es nicht gleichzeitig für vertretbar hält, die derzeitigen Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Herr Kollege Mölle- Verteidigungsausgaben als zureichend anzu- mann, würden Sie zur Kenntnis nehmen, daß die schauen. Überdies halte ich es auch nicht für ge- Angriffe, die wir zur Zeit gegen das Verhalten der rechtfertigt, immer nur vom Einzelplan 14 zu spre- Koalitionsparteien im Umgang mit den radikalen chen, wenn man von den Ausgaben für die Sicher- Kräften im Sozialismus richten, gerade dadurch pro- heit unseres Landes spricht. Sie wissen so gut wie voziert worden sind, daß die Gemeinsamkeit der ich, daß nach NATO-Kriterien nicht nur die ca. Demokraten bei Ihnen und bei den Sozialdemokra- 30 Milliarden DM des Einzelplans 14 für die Sicher- ten immer stärker durch gemeinsame Aktionen mit heit aufgewandt werden, sondern — im letzten Kommunisten und anderen Linksradikalen ersetzt Bundeshaushalt — ca. 47 Milliarden DM. Ich finde, worden ist? auch dieses sollte man unserer Bevölkerung klar (Lachen und Zurufe von der SPD) sagen, wenn man davon redet, hier würde zuwenig aufgewandt. Möllemann (FDP) : Das ist nun für mich allerdings Abschließend zu diesem Finanzaspekt: Es ist ein- die neueste Begründung, eine von vielen, die Sie für fach unerträglich, daß jeder Ihrer Fachressort-Ver- diesen Slogan geliefert haben, allerdings auch die treter — für die Entwicklungspolitik Herr Toden- einfältigste, muß ich sagen. höfer, für die Agrarpolitik Herr Ritz, für die Ver- (Beifall bei der FDP und der SPD) teidigungspolitik Herr Wörner — hier herkommt und sagt, wir müssen mehr ausgeben. Wenn es dann Daß ich die von Ihnen höre, wundert mich dabei aber um die Einnahmeseite des Staates geht, sind Sie weniger. die ersten, die sagen: Nein, es kann nicht mehr durch Herr Wörner, bei den wenigen Sachpunkten, die die Steuererhöhung eingenommen werden. Wie wol- Sie angesprochen haben, sind Sie auf Punkte einge- len Sie das denn eigentlich machen? Dies ist eine gangen, an denen die Bundeswehr Schwächen hat. unredliche Politik. Sie haben gesagt, die Ausbildungsqualität der Wehr- (Beifall bei der FDP und der SPD) pflichtigen sei nicht zureichend. Darüber kann man ja diskutieren. Aber was heißt das? Wollen Sie — Ein weiteres. Ich kann nun ein bestimmtes Wort dann sagen Sie das bitte auch — die Wehrpflicht allmählich wirklich nicht mehr hören — tut mir wieder von 15 Monate auf 18 Monate verlängern? leid —, obwohl die meisten vielleicht darauf be- Dann sagen Sie das doch einmal! Ich fände das harren wollen: das von der Gemeinsamkeit der De- übrigens ganz interessant, gerade zu diesem Zeit- mokraten. Ich bin, genau wie Sie, jetzt jeden Tag im punkt. Aber dazu trauen Sie sich natürlich wieder Wahlkampf. Und da hört man ununterbrochen einen nicht. Nur festzustellen, daß das alles nicht gut ist, bestimmten Slogan: Freiheit statt/oder Sozialismus. ohne konkret zu sagen, wie Sie dem abhelfen wol- Derjenige, der diesen Slogan propagiert, hat sich len, hilft der Bundeswehr ganz sicherlich auch nicht längst außerhalb der Gemeinsamkeit von Demokra- weiter. ten gestellt, Ein weiteres — und da komme ich auf Sie zurück, (Beifall bei der FDP und der SPD) Herr Jäger. Sie sprachen von den Linken, was im- hat uns diffamiert. Dann kann er doch von uns nicht mer Sie darunter verstehen mögen. Links von Ihnen erwarten, plötzlich anders behandelt zu werden, als zu sein, ist, glaube ich, gar nicht so sehr schwer —: er als Erfinder eines solchen Slogans behandelt wer- Herr Jäger, Sie sagten, die KDV-Novelle sei ein Sieg den muß. der Linken über Minister Leber. Na ja, 1967 ist dies auf dem Wehrpolitischen Kongreß der FDP von den Und ein weiterer Aspekt, Herr Wörner, ist apart: Radikal-Linken Kurt Jung, Alfred Ollesch, Hans- Sie sagen uns, wir könnten uns auf Herrn Schnez Dietrich Genscher usw. beschlossen worden. Ich weiß als Kronzeugen nicht berufen, da wir ja wohl die zwar nicht mehr, was bei Ihnen links ist, aber wenn Frechheit besessen hätten, ihn früher zu kritisieren. ich mir das so überlege, wie die Fronten da so ver- Das müssen gerade Sie sagen! Wenn Sie über den laufen, kann ich mir unter „Linken" etwas anderes Liberalismus sprechen, berufen Sie sich neuerdings vorstellen. immer auf Heuss, Reinhold Maier, der Sie übrigens (Heiterkeit bei der SPD) als schwarzes Gewürm bezeichnet hat. Wenn Sie über die Sozialdemokratie sprechen, dann finden Sie Schließlich eine letzte Bemerkung — Herr Wör- immer wieder zu denen zurück, die Sie damals wü ner, ich mußte nun einmal so auf Sie eingehen —, 18122 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Möllemann bevor ich zu meinen Ausführungen zur Sache kom- stellung geben? Wir veröffentlichen das Weißbuch, men möchte. Herr Wörner, Sie haben versucht — das von Ihnen selbst als eine ungeschminkte Dar- der Kollege Neumann hat mit Recht darauf verwie- stellung bezeichnet worden ist, in einer Auflage von sen —, das hohe Ansehen, das der Bundesverteidi- 180 000 Stück; Ihr Petitum ist doch erfüllt. gungsminister in der Öffentlichkeit hat, hier etwas In diesem Weißbuch wird noch eindrucksvoller zwiespältig zu behandeln. Sie haben gesagt: Einer- und deutlicher als in den früheren das internationale seits leisten Sie was, aber andererseits benehmen militärische Kräfteverhältnis dargestellt, und ich Sie sich nicht so, wie Sie sich benehmen müßten, - meine, es werden daraus auch die notwendigen und damit wir Ihnen weiterhin unseren Beifall zollen angemessenen, der wirtschaftlichen Potenz unseres können. Das verstehe ich ja. Kurz vor den Wahlen Staates entsprechenden Konsequenzen gezogen. Da- können Sie ja nicht klatschen. Denn wie wollten Sie bei wird zu Recht deutlich, daß die Bundesrepublik ihn denn dann attackieren? Über den Bundesvertei- Deutschland und mit ihr die Staaten des freien digungsminister hat eine Ihnen nicht ganz fern- Westens nicht gezwungen sind, ihre Sicherheit aus- stehende Zeitung, die „Frankfurter Allgemeine Zei- schließlich dadurch zu gewährleisten, daß für jeden tung", im Anschluß an die Haushaltsberatungen zu- gegnerischen Panzer ein eigener Panzer produziert treffend folgendes formuliert — ich darf dies zitie- wird, sondern daß die Sicherheitspolitik als ein sehr ren —: komplexer Bereich viele unterschiedliche Komponen- Allerdings ten hat, die alle erfüllt sein müssen, um wirklich — so heißt es hier — unsere Sicherheit zu gewährleisten. Für uns gibt es hat unabhängig von Parteidisziplin, Opportu- für die Gewährleistung unserer Sicherheit vor Bedro- nismus oder Einsicht ein Mann ein besonderes hungen von außen drei wesentliche Voraussetzun- Verdienst, daß dieses Abstimmungsergebnis so gen; nur wenn diese gegeben sind, kann unsere Kon- positiv ausfiel: Georg Leber. Der Verteidigungs- zeption und unsere Politik erfolgversprechend und minister hat all die Jahre über eine überzeu- erfolgreich sein. gende Verteidigungspolitik getrieben. Das zahlt Die erste Voraussetzung ist eine auf Friedens- sich heute aus. sicherung und Ausgleich gerichtete Außenpolitik, die Das allerdings meine ich auch. Und das wird sich uns in aller Welt Freunde und Verbündete schafft. nicht nur heute auszahlen, sondern — ich bin ganz Unter deren Primat, unter dem Primat der Außen- sicher — auch an dem Tag, an dem Sie wieder ein- politik steht die Verteidigungspolitik — und nicht mal vergeblich darauf warten werden, die Regie- umgekehrt. Ergänzt wird diese Außenpolitik durch rung zu übernehmen. eine Entwicklungspolitik, die das Entstehen neuer Konfliktzonen verhindern soll, und ergänzt wird sie (Beifall bei der FDP und der SPD) auch durch eine Außenwirtschaftspolitik, die die Zu- fuhr von Energien und Rohstoffen und die Ausfuhr Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir von Produkten — auf beides sind wir ja existentiell haben diese Debatte über das Weißbuch und auch über den Jahresbericht des Wehrbeauftragten zu angewiesen — sichert. führen; ich möchte mich im wesentlichen mit dem Die zweite Voraussetzung ist eine ausreichend Weißbuch auseinandersetzen. Dieses Weißbuch hat starke Notwehrorganisation, die jeden militärischen die Erwartungen hinsichtlich der ehrlichen und offe- Angriff eines potentiellen Gegners für diesen zum nen Darstellung der sicherheitspolitischen Lage voll unkalkulierbaren Risiko werden läßt. Wir bemühen erfüllt. In Ihrer Stellungnahme vom 20. Januar ha- uns daher darum, für unsere Notwehrorganisation, ben Sie, Kollege Wörner, das Weißbuch „ein Doku- die Bundeswehr, die Voraussetzungen für eine sol- ment der Ernüchterung, dem man über weite Strek- chermaßen notwendige Stärke zu schaffen, und da- ken Realitätssinn bescheinigen muß", genannt. Sie von war die Politik dieser Koalition in den vergan- haben — ich zitiere noch einmal — von der „unge- genen Jahren geprägt. Struktur und Organisation schminkten Schilderung des Kräfteverhältnisses in dieser Einrichtung müssen, soweit dies unter Be- Ost und West und der daraus resultierenden Bedro- rücksichtigung der gestellten Aufgaben möglich ist, hung" gesprochen. mit den Struktur- und Organisationsprinzipien der übrigen demokratischen Gesellschaft in Einklang Nach diesem Lob mußte naturgemäß gleich wieder stehen. ein konterkarierender Tadel folgen. In der Februar Ausgabe der „Sicherheitspolitik" — Herausgeber: Die dritte Voraussetzung ist die Überzeugung der die Kollegen Klepsch und Wörner — schrieben Sie breiten Mehrheit der Bevölkerung, daß es lohnend dann gleich: und notwendig zugleich ist, ihren Staat zu verteidi- gen und dafür einen so hohen Anteil des Sozialpro- Die Bundesregierung sollte jedoch die Lageent- dukts zu investieren. Insoweit unterstreichen wir im wicklung ungeschminkt nicht nur in vertrauli- Bereich der liberalen Sicherheitspolitik immer wie- chen Ausschußsitzungen, sondern auch vor der der den ursächlichen Zusammenhang zwischen Ver- Öffentlichkeit darstellen. teidigungswürdigkeit und Verteidigungsfähigkeit Ich weiß nicht, was das heißen soll. Dieses Weißbuch einer Gesellschaft. Oder, anders gesagt: Wir glau- ist einer breiten sicherheitspolitisch interessierten ben, daß alle Maßnahmen, die unsere Gesellschaft Öffentlichkeit in einer Auflage von 180 000 Exem- noch sozialer und liberaler gestalten, auch dazu an- plaren zugänglich gemacht worden. Welche Erklä- getan sind, die Verteidigungsbereitschaft in unserem rung eigentlich haben Sie parat, wenn Sie Aussagen Volk zu verstärken. Die jüngsten Umfragen bestär- wie die machen, wir sollten eine ungeschminkte Dar ken uns in dieser Meinung. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18123

Möllemann Die Opposition ist nun — dies ist hier mit Recht wohl kaum noch übertroffen werden können. Aber angesprochen worden in den letzten Monaten auch hier werden wir noch Geduld brauchen. Wir nicht müde geworden, das Bild einer übermäßigen werden diesen Weg allerdings, da er ohne Alter- militärischen Bedrohung der Bundesrepublik native ist, weiter fortsetzen. Deutschland in den düstersten Farben zu zeichnen. Schon in der Debatte im Januar habe ich darauf ver- Im Namen der Freien Demokraten darf ich fest- wiesen, daß es zu einseitigen Schlüssen führt, wenn stellen, daß wir die im Weißbuch dargelegte sicher- heitspolitische Zielsetzung dieser Bundesregierung man nur die Stärken des Warschauer Pakts heraus- für richtig halten und sie unterstützen werden. Die streicht und die fraglos ebenso vorhandenen Schwä- Bundesregierung und die sie tragenden Koalitions- chen unterschlägt. Bei dieser Auffassung bleiben wir. parteien haben in den vier Jahren dieser Legisla- Inzwischen gibt es auch andere Stimmen, die das turperiode — das drückt der Kommentar der bestätigen. Außenminister Kissinger hat im März „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sehr deutlich 1976 in seiner Rede in Boston darauf hingewiesen, aus — eine gute Sicherheits- und Verteidigungspo- daß auch nach seiner Auffassung die von uns ge- litik gemacht. Diese Politik findet im übrigen die sehenen Schwächen des sowjetischen Systems vor- Zustimmung der Bürger und die Anerkennung un- handen sind. Es ist darum schlicht falsch, sich auf der serer Verbündeten. Die beharrlich betriebene Ent- einen Seite einen disziplinierten, produktiven und spannungspolitik, die in ihren Grundzügen von den starken Osten und auf der anderen Seite einen de- Freien Demokraten bereits in den 50er Jahren ent- kadenten, in sich zerfallenen Westen vorzumalen. wickelt worden ist, haben nicht zuletzt die libera- Diejenigen, die ein übertriebenes Bild von sowjeti- len Außenminister und Hans- scher Stärke und westlicher Schwäche malen, leisten Dietrich Genscher mit Erfolg in die Tat umgesetzt. — das unterstreiche ich — der Sicherheit der Allianz, Auch das hat als zweite Säule der Sicherheitspoli- auch und besonders der Sicherheit unseres Landes tik dazu geführt, daß sich die Bürger sicherer füh- keinen Dienst. Der Slogan der Bundeswehr heißt: len. „Wir produzieren Sicherheit." Sie, verehrte Rolle- Zugleich hat die Wertschätzung der Bundeswehr gen, müßten für sich den Slogan in Anspruch neh- einen außerordentlich hohen Grad erreicht. Ich men: Wir produzieren Unsicherheit. sage es noch einmal, auch wenn es Ihnen nicht (Beifall bei der FDP und der SPD) paßt: Diese Armee ist heute so fest im Volk veran- Von daher sind Sie für diesen Bereich ganz sicher kert wie keine andere vor ihr; man könnte sagen: nicht geeignet. seit den Befreiungskriegen. Wir, Herr Wörner, se- hen das ein wenig historisch; Ihre Fraktion aber, Die sowjetische Stärke ist eben ungleich. Der War- Herr Rommerskirchen, sieht es etwas mehr hyste- schauer Pakt hat ein starres Wirtschafts- und Füh- risch. rungssystem, das Rentabilität und Effizienz, welche (Beifall bei der FDP und der SPD) wir in unserer Ordnung haben, verhindert. In der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung ist Diese Rolle haben Sie übernommen. er, insgesamt gesehen, weit hinter den westlichen Industrienationen zurück. Die Bundeswehr zählt heute 495 000 Soldaten. 1969 waren es — auch das kann man nicht hinweg- All dies hebt natürlich die militärische Bedro- reden — 465 000 Soldaten. Es kommen zwei zu- hung nicht auf. Aber es unterstreicht den Verteidi- sätzliche amerikanische Brigaden nach Nord- gungswert der freiheitlichen Demokratie im Westen deutschland. Der amerikanische Verteidigungsmini- und unterstreicht die Konkurrenzlosigkeit unseres ster hat sich erst kürzlich in Brüssel über die Ver- freiheitlichen, wirtschaftlich überlegenen Systems. teidigungsanstrengungen der europäischen Verbün- Ich glaube, daß die von uns betriebene Außen-, deten anerkennend ausgesprochen. NATO-General- Wirtschafts- und Sicherheitspolitik diese Überle- sekretär Luns hat in dieser Woche Zuverlässig- genheit bewahren wird, daß dies aber nicht durch keit und Kampfwert der Bundeswehr deutlich mit die von Ihnen betriebene Schwarzmalerei möglich folgenden Worten unterstrichen. Er sagte in Wil- ist. helmshaven — ich darf das zitieren —: Ich habe den Ausführungen von Herrn Wörner, Ihr Land spielt eine besondere positive Rolle wie ich bereits sagte, in der Substanz nichts ent- im Bündnis. Da ist zunächst die besondere geo- nehmen können, was von der Bundesregierung graphische Lage unmittelbar am kommunisti- nicht bereits geplant oder zur Realisierung einge- schen Machtbereich. Dann ist aber da eine mi- leitet worden wäre. Soweit Sie Bereiche kritisiert litärisch hervorragende Bundeswehr, die eine haben, die zu ändern nicht in der Macht und Kom- vorzügliche Aufbauleistung Ihres Landes ver- petenz unseres Staates liegt, teilen wir zwar mit körpert. Und schließlich hat die Bundesrepu- der Bundesregierung Ihre Sorgen, aber auf dem blik Deutschland durch einen klugen Einsatz Wege zur Überwindung dieser Probleme sind die ihrer wirtschaftlichen Macht einen guten Ruf Freien Demokraten durch ihre immer wieder gefor- in der Welt erworben. derte europäische Option doch wohl beispielhaft Dem, meine ich, ist an Deutlichkeit nichts hinzuzu- aktiv gewesen. Die Bemühungen des Bundesaußen- fügen. ministers Hans-Dietrich Genscher in den vergange- nen Monaten, insbesondere in den letzten Wochen Die Frühjahrskonferenzen der NATO in Oslo und und Tagen, eine einheitliche Willensbildung der Brüssel haben gezeigt, daß auf das Bündnis auch in freien europäischen Staaten zu bewirken, dürften Zukunft Verlaß ist und daß sich das Bündnis den 18124 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Möllemann Herausforderungen stellt. Die Zuverlässigkeit Por- Auch bei meinem nächsten Punkt ist das, glaube tugals als Bündnispartner steht erfreulicherweise ich, notwendig. Eine besondere Bedeutung kommt wieder außer Zweifel. Der Konflikt zwischen Groß- nämlich nach Auffassung der Liberalen in diesem britannien und Island ist beigelegt. Frankreich hat Zusammenhang der Arbeit des Sozialwissenschaftli- seine Bereitschaft erkennen lassen, seine Verpflich- chen Instituts der Bundeswehr in München zu, von tungen als Mitglied der Allianz so zu erfüllen, wie deren Nützlichkeit und besonderer Qualität ich es das gemeinsame Verteidigungsinteresse gebie- mich überzeugen konnte. Wir sind überzeugt und tet. erwarten, daß dies auch im Bundesministerium der Die in Brüssel und Oslo erzielten Ergebnisse und Verteidigung so gesehen wird. Wir begrüßen es Vereinbarungen lassen den optimistischen Schluß ausdrücklich, daß der Bundesminister der Verteidi- zu, daß in der Nato ein Prozeß der Revitalisierung gung das Forschungsinteresse, das Sozialwissen- in Gang gekommen ist. Es gibt heute erfreulicher- schaftler an der Bundeswehr nehmen, unterstützt weise mehr positive als negative Entwicklungen. und durch die Genehmigung von Befragungen in- Die NATO-Staaten begreifen sich offenkundig wie- nerhalb der Bundeswehr erst ermöglicht. Die Ergeb- der stärker als eine Solidargemeinschaft. Es wird nisse nützen der Bundeswehr selbst. Ich halte das natürlich immer widerstrebende Einzelinteressen für wichtig, damit das gespannte Verhältnis zwi- geben, was in der Natur eines solchen heterogenen schen Sozialwissenschaften und Bundeswehr, das Bündnisses liegt. Doch setzt sich verstärkt die Er- lange Zeit für die Situation kennzeichnend war, kenntnis durch, daß bestehende Probleme nicht ge- überwunden werden kann. geneinander, sondern eben nur miteinander gelöst werden können. Im übrigen hat die Opposition vor nicht langer Zeit erst den Vorwurf erhoben, daß neue Vorschlä- Der Jahresbericht '75 des Wehrbeauftragten stellt ge für die Behandlung der Kriegsdienstverweigerer der Bundeswehr insgesamt betrachtet ein gutes nicht zuerst durch Umfrage wissenschaftlich abge- Zeugnis aus. Auf ihn wird mein Kollege Ollesch sichert worden sind. Wir tun dies. Die ständige Ab- näher eingehen. Hier sei nur so viel gesagt: Aus qualifizierung der Gesellschaftswissenschaften der Stellungnahme der Opposition zum Jahresbe- durch den verteidigungspolitischen Sprecher der richt des Wehrbeauftragten läßt sich unschwer Er- Opposition signalisiert deshalb nach unserer Auf- leichterung darüber ablesen, daß man sich mit fassung eher dessen gebrochenes Verhältnis zu und offenbar unverständlich wissenschaftlich-theoreti- sein persönliches Unverständnis für moderne Füh- schen Grundüberlegungen nun nicht mehr zu be- rungs- und Managementmethoden. schäftigen braucht. Theoriedefizit, ja Theoriefeind- lichkeit der Konservativen schlagen auch hier, ähn- Wir sollten uns allerdings nicht allein mit dem lich wie in Ihren anderen Stellungnahmen, wieder Gestern und Heute aufhalten. Ich möchte vielmehr durch. die sicherheitspolitische Debatte nutzen, auch die Für den Kollegen Wörner sind solche grundsätz- nächsten und übernächsten Schritte zur Realisie- lichen Erwägungen und Aussagen über das Konzept rung der notwendigen Maßnahmen auf dem Gebiete der Inneren Führung — ich zitiere —, pseudowis- der Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit dem senschaftlicher Klimbim", wie er jüngst wieder ge- Ziel einer möglichst breiten Übereinstimmung mit äußert hat. Wie angekündigt, will er dann auch die Ihnen zu besprechen. Ausbildung der Soldaten befreien, falls er — so sagt er — dafür einmal die Kompetenz und die Ver- Die Freien Demokraten halten es für erforderlich, antwortung haben sollte. Ich finde es sehr erfreu- daß den militärischen Fachleuten eine eindeutige lich, daß Sie sich bisher noch nicht für kompetent politische Zielsetzung für die Erfüllung ihrer Auf- halten. gaben, ihrer Planungen und deren Verwirklichung gegeben wird, um hinterher nicht einzig die Mög- Wir Freien Demokraten werden dieser konserva- lichkeit der Billigung oder Genehmigung zu haben. tiven Attacke auf die Innere Führung denn dar- auf läuft es ja letztlich hinaus — entschlossen ent- Für diese Zielsetzung sind wir alle in diesem Hause gegentreten. Wir sind auch der Meinung, daß ein zusammen verantwortlich und zuständig. Wir je- gänzlicher Verzicht auf die Erörterung von Grund- denfalls halten es für erforderlich und möglich, die satzfragen dem Jahresbericht des Wehrbeauftragten parlamentarische Kontrolle für diesen wichtigen nicht gut bekommt. Keine gesellschaftliche Institu- und aufwendigen Bereich noch zu verstärken. tion kommt ohne ein gesichertes theoretisches Fun- Liberale Verteidigungspolitik, der militärische dament aus. So muß es denn auch in der Armee Teil einer umfassenden Sicherheitspolitik, setzt sich Leute geben, die sich über die Grundfragen der sol- das Ziel, die Freiheit aller Bürger zu sichern und datischen Existenz in der Welt von heute Gedan- den Frieden zu festigen. Eine wirksame Friedenspo- ken machen — ich meine damit nicht die Theolo- glaubhaf- gen, Herr Kollege Rommerskirchen, obwohl ich sie litik ist in unserer heutigen Welt auf eine nicht ausschließen will — und die auch in der Lage te militärische Verteidigungsfähigkeit angewiesen. sind, Antworten auf die kritischen Fragen zu ge- Herr Kollege Jäger, dies wird bei uns in der gesam- ben, wie sie in einer Wehrpflichtarmee an die Vor- ten Partei so gesehen, und Sie sollten nicht immer gesetzten aller Dienstgrade immer wieder herange- wieder versuchen, Untertöne hereinzubringen, als tragen werden. Bei dieser Aufgabe, finde ich, muß seien das Auffassungen, die sozusagen von Grup- der Wehrbeauftragte der Bundeswehr zur Seite ste- pen am Rande akzeptiert würden, aber in der Partei hen. ansonsten umstritten seien. Dies ist eine unredliche Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18125 Möllemann Argumentation, für die Sie keinen Beleg bringen Großmächte zur Begrenzung der strategischen Waf- können. fen — SALT — und wird weiterhin intensiv auf den (Zuruf von der CDU/CSU: Aber leider Erfolg der von Ihnen angesprochenen MBFR-Ver- wahr!) handlungen zu ausgewogenen und gleichgewichti- gen Reduzierungen von Streitkräften hinwirken. Zu diesem Ziel müssen im übrigen alle freiheitli- Herr Kollege Jäger, insbesondere nach einem Ge- chen Staaten zusammenstehen. Die hohe Industrie- spräch mit dem Vertreter der Bundesrepublik bei und Bevölkerungsdichte in unserem Staate läßt es diesen Verhandlungsrunden in Wien würde es auch nicht zu, territoriale Verluste und die Vernichtung mich reizen, hierzu einiges zu sagen. Aber ich habe eines Teils seiner Bevölkerung, seiner Industrie mich davon überzeugen können, daß es — und das und Infrastruktur hinzunehmen. Die Bundesrepublik meine ich sehr ernst — wenig sinnvoll wäre, die Deutschland ist deshalb auf eine militärische Ab- Verhandlungsspielräume beider Seiten durch de- schreckung, die jede kriegerische Auseinanderset- taillierte Erörterungen der Möglichkeiten beider zung verhindert, sogar in ganz besonderem Maße Seiten hier im Plenum einzuengen. Wir gehen da- angewiesen. Auch eine nach Zeit und Kräften be- von aus, daß hier wie bei den anderen internationa- grenzte Aggression würde für uns verheerende Fol- len Verhandlungsrunden, z. B. bei der Seerechts- gen haben. konferenz, bei der Weiterentwicklung des humani- Nach Auffassung der Liberalen muß die Bundes- tären Völkerrechts die Sicherheitsinteressen unse- republik deshalb übernommene Bündnisverpflich- res Staates berücksichtigt werden, und wir werden tungen im NATO-Bündnis, durch das allein unsere darauf Wert legen. Ich sage noch einmal: Es ist militärische Sicherheit gewährleistet werden kann, von der eigentlichen Intention dieser Verhandlun- ehrlich erfüllen. Wir haben im Bundestag und in gen her unmöglich, im jetzigen Stadium eine De- der Bundesregierung alle Maßnahmen zur Festi- taildebatte über die Verhandlungsspielräume beider gung des inneren Zusammenhalts der NATO und Seiten hier anzufangen. zur Verbesserung ihrer Funktionsfähigkeit unter- Die NATO-Strategie ist den politischen Gegeben- stützt. heiten, den eigenen technischen und wirtschaftli- Angesichts der zunehmenden sowjetischen Rü- chen Möglichkeiten sowie den Fähigkeiten und stungsanstrengungen, die ja auch wir nicht leug- möglichen Absichten eines potentiellen Gegners nen, ist es erforderlich, erstens die Effektivität der anzupassen. Die Aufgabenverteilung im Bündnis NATO zu steigern, auch und gerade durch Standar- muß noch konsequenter verwirklicht werden. Hier- disierung der Ausrüstung und Arbeitsteilung in bei ist die angestrebte europäische Zusammenarbeit Forschung und Produktion, zweitens die politische auch auf dem Gebiet der Verteidigung bei den Pla- Zusammenarbeit zwischen den Bündnispartnern nungen zu berücksichtigen. weiter zu verbessern und zu intensivieren und drit- Das Wehrmaterial der Bündnispartner muß stär- tens die aktive Rolle des Bündnisses in der Ent- ker standardisiert werden, und zwar aus operativen spannungspolitik fortzusetzen. — Diese Feststellun- und logistischen Gründen ebenso wie zur effekti- gen aus der Wahlplattform der Freien Demokraten, ven Nutzung der verfügbaren und eben begrenzten die im Mai in Freiburg verabschiedet worden ist, finanziellen Mittel. Natürlich sind wir uns über die umreißen die Zukunft unseres sicherheitspoliti- Schwierigkeiten im klaren. Eine derartige Koopera- schen Programms. tion kann nicht befohlen oder verordnet werden. Sie muß organisch wachsen, getragen von der öf- Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege Mölle- fentlichen Meinung und beständigen parlamentari- mann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn schen Bemühungen, damit politisch und wirtschaft- Abgeordneten Jäger (Wangen)? lich unerwünschte Nebenfolgen ausbleiben. In diesem Zusammenhang des Wehrmaterials Möllemann (FDP) : Immer, gerne. darf ich darauf verweisen, daß die FDP bei der Ab- lehnung von Waffenlieferungen in Spannungsgebie- te bleibt und überdies für internationale Abma- Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Herr Kollege Mölle- chungen zur Beschränkung des Exports von Rü- mann, wenn Sie von der Bedeutung der Entspan- stungsgütern eintritt. nungspolitik reden, weshalb enthalten Sie uns dann Die neue Struktur der Bundeswehr, die in einigen eigentlich die Auffassung Ihrer Fraktion zum ge- Teilen in Erprobung ist, ist mit dem Ziel weiterzu- genwärtigen Stand der MBFR-Gespräche in Wien entwickeln, für die Bundeswehr höchstmögliche und der dort offensichtlich gewordenen mangeln- Kampfkraft zu entwickeln. Zwischen der Zahl von den Bereitschaft der Sowjetunion zu echter Ent- Soldaten in Kampfverbänden einerseits und den spannung vor? Stäben andererseits muß vor allem bei längerdie- nenden Soldaten ein vernünftiges Verhältnis beste- Möllemann (FDP) : Ich will Ihnen weder meine Auf- hen. Die Kommandostruktur darf nicht kopflastig fassung noch die Haltung meiner Fraktion zu die- sein. Es ist deshalb nach unserer Auffassung zu sem Thema vorenthalten, weil ich exakt im näch- prüfen, ob die neue Struktur eine Verminderung sten Moment darauf gekommen wäre und einiges der Zahl der Kommandoebenen zuläßt. dazu sagen möchte. Nach Auffassung der Liberalen müssen die Im Blick auf die Abrüstungs- und Entspannungs- NATO-Kampfverbände, die für die Erfüllung der politik unterstützt die FDP die Bemühungen der NATO-Strategie erforderlich sind, durch Reserve- 18126 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Möllemann verbände für Sperr- und Kampfaufgaben zahlenmä- serer militärischen Verteidigung. In Übereinstim ßig ergänzt werden. Die Vorne-Verteidigung ist in mung mit dem Grundgesetz ist für Liberale die all- einem tiefgestaffelten System zu organisieren. Zur gemeine Wehrpflicht aber nur ein Teil, wenngleich Ergänzung der assignierten Streitkräfte sind zusätz- ein sehr wesentlicher Teil einer allgemeinen liche territoriale Verbände notwendig, um durch sie Pflicht, für die Zwecke der Verteidigung unseres cien Schutz des gesamten Raums des Bundesgebiets Landes etwas zu leisten. Wir nehmen auch auf die- sem Gebiet das Grundgesetz sehr genau. Nach libe- zu verbessern. - ralem Verständnis nämlich bedingt die Wahrneh- Für die Reserveverbände ist eine neue Reservi- mung persönlicher Freiheitsrechte auch die Bereit- unter Einbe- sten- und Mobilmachungskonzeption schaft zur Übernahme staatsbürgerlicher Pflichten. ziehung der Verfugungsbereitschaft zu entwickeln. Die Verantwortung für die Sicherung und Erhal- Wir wissen, daß das Haus daran arbeitet. tung des Friedens obliegt allen Bürgern. Von dieser (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wie schön, daß Verpflichtung kann sich niemand befreien lassen. Sie uns recht geben!) Unsere Bürger müssen wissen — und ich denke, sie — Herr Wörner, im Gegensatz zu Ihnen stelle ich wissen es auch —, daß sie ihre Persönlichkeit in mich doch nicht hier her und sage, nur weil Wah- Freiheit nur entfalten können, wenn sie zugleich len sind, Sie haben in allen Punkten unrecht. Eine bereit sind, diese demokratische Ordnung zu festi- Debatte hier muß doch die Möglichkeit bieten, gen und zu schützen. auch solche Ansätze Ihrerseits aufzunehmen, die Nach unserem liberalen Verständnis ist diese vernünftige Gedanken enthalten. — Wir arbeiten Verpflichtung aber in erster Linie nicht durch auch auf diesem Feld einer Reservistenkonzep- Zwangsmaßnahmen zu realisieren. Vielmehr geben tion. wir dem Prinzip der freiwilligen Erfüllung von Ge- Bundeswehrgemeinsame Aufgaben sind stärker meinschaftspflichten in jedem Fall den Vorrang. zentral wahrzunehmen. Nur so ist eine wirksame Unser Leitprinzip heißt eben: in dubio pro libertate, Ausnutzung der verfügbaren Mittel zu erreichen. im Zweifel für die Freiheit. Dieser Grundsatz „im Dies berührt die Eigenständigkeit der Teilstreitkräf- Zweifel für die Freiheit" war ja Richtschnur des te nicht. Deren Aufträge sind auf ihre spezifischen Handelns unserer Fraktion im Deutschen Bundestag Fähigkeiten abzustellen. Ihre Ausgewogenheit und gemeinsam mit dem sozialdemokratischen Partner Koordinierung untereinander wollen wir überprüft bei allen politischen Maßnahmen während dieser sehen. Legislaturperiode. Die stärkere Nutzung der zivilen Ressourcen soll- (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Meinen Sie te ebenfalls geprüft werden. Wir müssen, denke das Datenschutzgesetz?) ich, neue Formen einer materiellen Mobilmachung — Herr Kollege Jäger, ich sagte gerade, daß nach schaffen. Auch im Zivilbereich sind entsprechende unserer Auffassung alle politischen Maßnahmen, Maßnahmen zu ergreifen. Erst beides zusammen er- die wir realisiert haben, mehr Freiheit bewirkt ha- gibt ja eine glaubwürdige Abschreckung. Auf die- ben. Bei allen politischen Maßnahmen in den ver- sem Gebiet bietet sich ein weites Aktionsfeld für schiedensten Bereichen haben Sie konkret für die unsere jüngeren Bürger, um in einer freiwilligen Eingrenzung von Freiheit, für weniger Freiheit für Mitwirkung im Zivilschutz zu mehr Wehr- und den einzelnen Bürger plädiert. Dienstgerechtigkeit zu kommen. Meine Fraktion be- grüßt deshalb ausdrücklich, daß der Bundesinnen- (Beifall bei der FDP und der SPD — minister ein Schwerpunktprogramm für die Zivil- Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Mölle verteidigung und den Zivilschutz verfolgt, um im manns Märchenstunde!) Rahmen des derzeit finanziell Möglichen die zivile Man kann deswegen auch nur darüber staunen, mit Seite ausrüstungs- und ausbildungsmäßig zu stär- welch geistigem Salto mortale, bei dem die Dinge ken, damit unsere Verteidigung auch im eigenen ja nun wirklich auf den Kopf gestellt werden, die Land glaubwürdig ist. CDU/CSU darangeht, sich als den einzigen verläßli- Auch in der Bundeswehr hat moderne Menschen- chen Hüter der Freiheit in unserem Lande zu prä- führung an erster Stelle zu stehen. Erst durch die sentieren. Gerade Sie haben es doch bislang verhin- Möglichkeit der persönlichen Entfaltung der Solda- dert, daß es bei der Wahrnehmung des Grundrechts ten wird eine optimale Leistung erzielt. Für uns Li- auf Kriegsdienstverweigerung ein Mehr an Freiheit berale ist eben die Freiheit der Kernbegriff bei der gibt. Auch in diesem Bereich wird Ihr Wahlslogan Definition aller politischen Ziele — auch auf die- nicht nur karikiert, sondern durch Ihre praktische sem Feld. Es ist deshalb bei allen staatlichen Maß- Politik faktisch widerlegt. nahmen zu prüfen, ob sie Einschränkungen der Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ab- Freiheit bringen, ob sie solche Einschränkungen schließend in dieser letzten Debatte zum Thema notwendig machen oder ob Einschränkungen der „Sicherheitspolitik" in dieser Legislaturperiode zu- Freiheit vermieden werden können. Deshalb haben sammenfassend folgendes verdeutlichen. Für die wir auch im Bereich der Sicherheitspolitik aktiv an Freien Demokraten bilden Außen- und Verteidi- solchen Vorschlägen mitgewirkt, die dem jungen gungspolitik eine untrennbare Einheit. Als Politik Bürger so viel Freiheit wie möglich einräumten. zur Wahrung unserer Freiheit haben beide das Ziel, Die allgemeine Wehrpflicht — hier teilen wir die die Entspannungspolitik erfolgreich fortzusetzen Auffassungen der übrigen Fraktionen — war und und damit den besten Weg einer Friedenssicherung bleibt nach unserer Auffassung die Grundlage un- zu gewährleisten. Weder eine von konservativer Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18127

Möllemann Erstarrung gekennzeichnete Sicherheitspolitik, die Auf demselben Kongreß der Kollege Horn: „Das sich fast ausschließlich auf den militärischen Be- Züchten von dramatischen Monsterbildern ist ge- reich stützen will, die wesentliche Methoden als fährlich." Kein Wort zur Sache, nur vordergründige Klimbim bezeichnet und die die Entspannungspoli- Polemik mit dem Ziel, Unangenehmes aus der Dis- tik permanent attackiert und diffamiert dies im kussion herauszuhalten. übrigen in völliger Isolierung von allen verbünde- (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Zur ten NATO-Staaten —, noch eine solche, die die mi- Sache, Schätzchen!) litärischen Belange geringschätzen würde, kann die - Interessen unseres Landes wahren. Wir werden uns Aber gerade die Leichtgläubigkeit — urn nicht zu entsprechend unserem Verständnis von Sicher- sagen: die Leichtfertigkeit — in der gesamten Ost- heitspolitik — auch künftig für eine Fortführung politik der Bundesregierung und damit dieser Koali- der Grundzüge jener Politik einsetzen, die die so- tion hat doch bisher gezeigt, daß Verpflichtungen zialliberale Koalition auch auf dem Felde der Si- und Verträge oft genug Schall und Rauch waren cherheitspolitik als ein erfolgreiches Bündnis aus- bzw. sind. weist. (Damm [CDU/CSU]: So ist es!) (Beifall bei der FDP und der SPD) Da brauchen wir nur die KSZE als Beispiel zu neh- men. Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- geordnete Biehle. Mit dieser Meinung stehen wir gar nicht alleine. Selbst das DGB-Blatt „Welt der Arbeit" hat dazu festgestellt — ich zitiere —: Biehle (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Zunächst eine Sechs Monate nach der Konferenz für Sicher- Vorbemerkung. Ich darf feststellen, daß der Bericht heit und Zusammenarbeit in Helsinki hört sich des Verteidigungsausschusses meiner Fraktion und das Wort Entspannung nur noch wie eine Leer- mir nur in bereits ausgedruckter Form zur Kenntnis formel an. Alle Welt redet davon, keiner will kam. Zwar ist die Inhaltsangabe des Weißbuches mehr so recht daran glauben. Noch vor weni- mit dem Bericht in Übereinstimmung, aber das Re- gen Jahren war die Zuversicht groß. Heute sind sümee des Berichtes gibt nur die Meinung der SPD/ alle Illusionen verflogen. FDP-Koalition wieder. Ich wollte das zu Protokoll (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Hört! Hört!) geben, damit nicht der Eindruck entsteht, als ob wir mit diesem Bericht einverstanden seien. Dem kann man nur voll und ganz zustimmen. (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Lenz (Beifall bei der CDU/CSU) [Bergstraße] [CDU/CSU]: Muß nach der Ge Ich frage: Wo ist denn Ihre Entspannung? Das schäftsordnung in einem Ausschußbericht neue Weißbuch zeigt doch, daß nicht die Union, son- nicht auch die Auffassung der Minderheit dern die Koalition die Möglichkeiten der Ostpolitik stehen?) von Grund auf falsch eingeschätzt hat. Die Koali- Im Zusammenhang mit den Überlegungen zu un- tion hat in ihrer Entspannungseuphorie eine Politik serer Sicherheit und zur Lage der Bundeswehr er- verfolgt, die den Realitäten doch in keinster Art warten wir als Opposition von dieser Bundesregie- und Weise gerecht geworden ist. Heute müssen rung klare Antworten. Dementsprechend haben wir selbst SPD und FDP einräumen, daß die rapide die Aussagen des Weißbuches 1975/76 geprüft und Stärkung der Streitkräfte des Warschauer Paktes auch bewertet. Wir freuen uns, daß auch die Bundes- ausgerechnet in der Zeit seit 1969 stattgefunden regierung in diesem Weißbuch nunmehr eine reali- hat, seitdem diese Koalition Entspannungspolitik tätsbezogene Betrachtungsweise der Entspannungs betreibt. politik zum Ausdruck gebracht hat. (Beifall bei der CDU/CSU) Mit großem Befremden nehmen wir allerdings zur Wenn sich Herr Leber hier hinstellt und etwas an- Kenntnis, daß Vertreter der SPD und FDP in öffent- deres sagt — ich hoffe nicht, daß das Wetter daran lichen Äußerungen zu diesen Fragen regelmäßig schuld ist —, dann erfüllt er nur sein Plansoll gegen- bemüht sind, den Ernst der Lage zu beschönigen, über den Linken. Bei der Bundeswehr würde man um von dem Hauptproblem abzulenken. dazu sagen: Das sind Überlebensübungen. (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!) (Beifall bei der CDU/CSU) Herr Leber besitzt die Unbefangenheit, das auf der Schon 1975 wurde ihm angekündigt — ich zitiere —: wehrpolitischen Fachkonferenz der SPD in München „Leber muß eine eindeutige politische Abfuhr er- am 9. Mai dieses Jahres wieder einmal so darzustel- teilt werden." Das ist geschehen. Einzelheiten hat der len — ich zitiere —: Kollege Wörner ja schon ausgeführt. Da wird ein Bild von der Bedrohung durch den Ausgerechnet der Berichterstatter zum Weißbuch, Osten gemalt, das blutrot ist, so rot, daß den der Kollege Möhring, stellt auch noch die Vergleiche ängstlichen Gemütern schwarz vor Augen wird. seines eigenen Ministers zwischen NATO und War- So einfach ist das! Der für unsere Verteidigung zu- schauer Pakt in Frage, weil sie der Öffentlichkeit ständige Ressortminister argumentiert vor einem angeblich die Überlegenheit des Warschauer Paktes großen Zuhörerkreis der SPD, als hätte er Frika- suggerieren. dellen zu verkaufen. (Damm [CDU/CSU] : Hört! Hört!) 18128 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Biehle Aber diese Haltung ist verständlich, wenn man um Playboys dieser Partei, die Judos, verteilen sogar die innere Einstellung von SPD- und FDP-Mitglie- Flugblätter — ich zitiere —: „25 Jahre NATO sind dern, -Funktionären und -Mitgliedern dieses Hauses genug — Frieden durch Abrüstung" sowie: weiß. Es genügt einfach nicht, daß der Herr Minister In der 25jährigen NATO-Geschichte zeigte sich: gelegentlich eine harte Linie in der Öffentlichkeit Mit immer größerer Zerstörungskraft soll der vertritt. Es ist so, wie vor kurzem eine Illustration Gegner bedroht, abgeschreckt, notfalls auch ver- gezeigt hat: Der Minister dient der SPD als sicher-- nichtet werden. Die NATO war in diesem Ren- heitspolitische Attrappe im Schaufenster des SPD- nen immer der Schrittmacher. Parteibuchladens, und hinter der Theke werden noch Marx und Lenin gehandelt. (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Na, Herr Mölle mann? — Zurufe von der FDP) (Damm [CDU/CSU] : Und das von der „roten Heidi"! — Lachen bei der SPD) Wie glaubwürdig ist die SPD/FDP-Koalition, wenn wichtige Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr nur Beschämend und skandalös ist es, daß ein SPD- mit den Stimmen der CDU/CSU im Verteidigungs- Abgeordneter dieses Hauses, der Kollege Dr. Jens, ausschuß erfolgreich über die Bühne gehen? Jüng- nach Rückkehr aus der Sowjetunion über die Bun- stes Beispiel war die MRCA-Vorlage, bei deren Ab- deswehr in „Radio Frieden und Freiheit" erklärt hat stimmung im Verteidigungsausschuß Mitglieder — — ich zitiere —: laut eines Pressedienstes — der „linken SPD-Riege" Ich habe wirklich nach vielen Gesprächen den abwesend waren oder den Sitzungssaal verlassen Eindruck gewonnen, daß die Bürger in der haben, während die FDP ihr Verständnis durch Sowjetunion friedliebend sind. Von der Sowjet- völlige Abwesenheit auch ihres seit wenigen Mona- union wird sicherlich niemals wieder mehr ein ten dort tätigen sogenannten jungen Verteidigungs- Krieg ausgehen. Er ist ja auch noch nie davon experten Möllemann bekundete. ausgegangen. Aber was mich persönlich und als (Beifall bei der CDU/CSU) Einzelbeispiel besonders beeindruckt hat: Wir haben in Wolgograd ein Gespräch geführt mit Zu seinem Vorwurf, daß wir draußen anders sprä- einem hochdekorierten Militär, einem Offizier, chen als im Verteidigungsausschuß, kann man nur sagen: Wenn man nicht anwesend war, kann man der so intensiv und nachhaltig über Frieden natürlich draußen auch nicht anders reden. gesprochen hat, daß man das wirklich glauben mußte, daß man fest überzeugt war, daß die (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU) Militärs — selbst die Militärs hier (nämlich in Moskau) — Frieden wollen. Ich würde Herr Kollege, gestat- mir wünschen, daß die Militärs bei uns auch Vizepräsident Frau Funcke: ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordne- z. T. etwas häufiger mal über den Frieden reden ten Möllemann? würden. (Dr. Wörner [CDU/CSU] [zur SPD] : Sagen Sie mal was dazu! So sprechen Sie von der Biehle (CDU/CSU): Wenn sie mir nicht auf meine Bundeswehr!) Zeit angerechnet wird, bitte. So etwas sagt ein Abgeordneter dieses Hauses nach der Rückkehr aus der Sowjetunion. Möllemann (FDP) : Herr Kollege, würden Sie freundlicherweise hier wie im Verteidigungsaus- Diese Bundeswehr hat Friedensgeist bewiesen, schuß noch einmal zur Kenntnis nehmen, daß ich (Damm [CDU/CSU]: So ist es!) es für einigermaßen unredlich halte, wenn man die zeitweilige Abwesenheit eines Kollegen — und ihre Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten ver- mitteln dies jeden Tag aufs neue, im Gegensatz zur (van Delden [CDU/CSU] : Bei der Abstim Haßerziehung in der DDR. Wir danken diesen Offi- mung!) zieren und Unteroffizieren und auch den Zivilper- — auch bei Ihnen geschieht es ja wohl des öfteren, sonen für diese Erkenntnis und den aufopfernden daß Sie nicht alle permanent anwesend sind — so Dienst. interpretiert, als seien wir dagegen, insbesondere (Beifall bei der CDU/CSU) nachdem von exakt demselben, nämlich von mir, Wie glaubwürdig diese Bundeswehr, Herr Leber, für die Freien Demokraten bereits vorher klar und ist, fragt man sich, wenn die SPD über ihre Ab- deutlich mitgeteilt worden war, daß wir dieses geordneten dieses Hauses Zeitungen mit der Schlag- Beschaffungsvorhaben unterstützten? Ich meine, Sie zeile verteilen läßt: „CSU will Kanonen, SPD will wissen genau, daß es immer schwieriger ist — — Kindergärten!" (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Das ist die Praxis! Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, Sie dür- — Zurufe von der SPD) fen nur fragen. Wie glaubwürdig sind Sie, wenn allenthalben von der SPD, wie in Frankfurt, Flugblätter mit dem Text Möllemann (FDP) : Ja. Wissen Sie nicht, Herr Kol- verteilt werden — ich zitiere —: „Wir fordern die lege, daß es naturgemäß etwas schwieriger ist, radikale Senkung des preistreibenden Rüstungs- wenn eine Fraktion nur durch zwei Abgeordnete haushaltes und der Militärausgaben"? Die FDP im Ausschuß vertreten ist, daß diese immer gleich- nehme ich davon nicht aus; denn die politischen zeitig anwesend sind? Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18129

Biehle (CDU/CSU): Herr Kollege Möllemann, ich Minister Leber steht in krassem Widerspruch habe erwartet, daß Sie diese Frage stellen würden. zu SPD-Parteitagsbeschlüssen und der erklärten Es war auch gar kein Vorwurf gegen Sie persön- Friedens- und Entspannungspolitik der Bundes- lich, denn ein einzelner kann immer einmal fehlen. regierung. Aber die FDP-Fraktion hat ja vier Kollegen zu (Wehner [SPD]: Zitatende!) benennen, zwei ordentliche Mitglieder und zwei Der sicherheitspolitische Kongreß der Jungsoziali- Stellvertreter. Es war keiner von den vieren an- sten in Gießen fordert die Einführung von Soldaten- wesend. räten, Reduzierung von Verteidigungsausgaben, Ab- (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!) zug aller US-Truppen aus Europa. Ihre Erklärung, daß Sie dem MRCA-Projekt zu- (Wehner [SPD]: Zitatende!) stimmten, kam erst dann, als Sie in der Offentlich- keit Druck verspürten, weil die FDP bei dieser wich- Frankfurter Jungsozialisten fordern Haushaltskür- tigen Entscheidung nicht dabei war. Das sind die zungen, z. B. 10 Milliarden im Verteidigungshaus- Realitäten. halt. (Beifall bei der CDU/CSU) (Erneuter Zuruf des Abg. Wehner [SPD]) Die Juso-Zeitschrift schreibt: Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, gestat- Wir sind auf Grund unserer Analyse der außen- ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten politischen Situation sicher, daß wir uns schritt- Damm? — Bitte! weise aus der Vormundschaft einer imperialisti- schen Großmacht befreien können und daß es Damm (CDU/CSU) : Herr Kollege, könnte es sein, völlig unlogisch ist, wenn immer behauptet daß die FDP-Kollegen deswegen nicht an der Ab- wird, unsere Sicherheit beruhe auf den Verträ- stimmung über die MRCA-Vorlage teilgenommen gen und den Waffen des NATO-Bündnisses. haben, damit sie nach Regierungsübernahme durch Man fährt fort: die CDU/CSU ein Alibi haben, gegen das MRCA zu sein? Auch die Funktion der Bundeswehr muß neu (Oh-Rufe von der SPD) überdacht werden, inwieweit diese als Instru- ment der Sicherheit notwendig ist oder inwie- weit sie nur als Bürgerkriegswaffe neben ihrer Biehle (CDU/CSU) : Diese Überlegungen sind Funktion als Pfründe ganzer Industrien und pri- durchaus anzustellen. vilegierter Offiziers- und Beamtenkasten zur Wie glaubwürdig ist denn diese Koalition, wenn Sicherung unseres Gesellschaftssystems und zur FDP- und SPD-Mitglieder die Aufrufe zu Protestak- Aufrechterhaltung der amerikanischen Vorherr- tionen des Komitees für Frieden, Abrüstung und schaft am Leben erhalten wird. Zusammenarbeit, laut SPD eine kommunistische Or- (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Das sind alles ganisation mit über 15 000 Teilnehmern, in Bonn Mitglieder der SPD!) unterstützen? Pikanterweise haben sich zu dieser Volksfrontgruppierung auch Frau und Tochter des — Ja, Mitglieder der SPD. ehemaligen Bundespräsidenten bekannt, dessen da- Lassen Sie mich ein letztes Beispiel bringen, das malige Partei mit dem Slogan durch die Lande ge- deutlich macht, welche Entwicklung das genommen zogen ist: „Wählst du die Heinemann-Partei, hat. Da sagt ein Genosse von Ihnen, der jetzt in kommst du am Barras vorbei." Schleswig-Holstein als Kandidat für den Bundestag (Damm [CDU/CSU] : Hört! Hört!) aufgestellt worden ist und der jetzt schon Sprecher Ihrer Landtagsfraktion für innenpolitische Angele- Daran sollte man sich auch gelegentlich erinnern. genheiten ist: Die SPD und Minister Leber kommen immer wie- Wenn dieser Staat nicht mehr nach den Vor- der mit dem abgedroschenen Schlagwort der ausblei- stellungen meiner Partei geordnet ist, muß man benden Alternative der Opposition. Dazu muß doch über die Anwendung von Gewalt als Mittel der deutlich gesagt werden, daß diese Bundeswehr und Politik neu nachdenken. das Bündnis in den 50er Jahren — man muß es im- mer wiederholen, damit es auch der letzte Mann in (Wehner [SPD]: Zitatende! — Zuruf des unserem Lande weiß — gegen den harten Wider- Abg. Dr. Wörner [CDU/CSU]) stand der SPD in diesem Hause geschaffen worden — Ja, Zitatende, Herr Wehner. Man könnte von sind. Ihnen auch noch einiges dazu bringen. Aber es ist (Beifall bei der CDU/CSU) auch so schon gesagt. Ich komme auf Sie noch zu- Leider beseelt dieser Geist von damals viele in rück. Ihren Reihen auch noch heute, und es geht darum, (Wehner [SPD]: Ja, sehr gut, kommen Sie daß dieser Geist sich nicht durchsetzt. mal zurück!) (Beifall bei der CDU/CSU) Wenn die CDU/CSU nicht über 20 Jahre in der Verantwortung auch für die Sicherheitspolitik dieses Die Jusos und eine Reihe SPD-Mitglieder haben Landes gestanden hätte, ich glaube, wir würden eine Reihe von Beweisen geliefert. Lassen Sie mich heute vielleicht nicht mehr die Chance haben, uns einige Kostproben aufzählen: als Demokraten in diesem Parlament in Freiheit aus- (Wehner [SPD] : Kosten Sie mal!) einanderzusetzen, denn noch heute gilt der Spruch: 18130 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Biehle Jedes Volk hat eine Armee, entweder die eigene militärischen Wert der Bundeswehr zu verbessern. oder die der Besatzungsmacht. Das ist dieser Geist. (Zustimmung bei der CDU/CSU) (Wehner [SPD] : Wieder „Geist"! Sie sind sehr „Geist"-reich!) Die Beispiele Ungarn, CSSR und in anderen Ländern mögen uns genügend Hinweis sein. Sie haben ferner einen neuen großen Beförde- rungsstau bei Feldwebeln und Offizieren entstehen Wenden wir uns der Entwicklung der Bundeswehr lassen. Sie haben es bis heute weder gegenüber den zu. Herr Leber hat sich angewöhnt, den Zustand der Betroffenen noch gegenüber dem Parlament für not- Bundeswehr in goldenen Farben zu malen. Wenn es wendig befunden, dazu auch nur annähernd kon- so wäre, Herr Minister, würden wir uns in unserer krete Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Zustimmung zu solchem Lob von keinem übertreffen Unser bereits am 18. Februar 1976 im Verteidi- lassen. Sie aber lassen sich von der Fassade blen- gungsausschuß eingebrachter Antrag auf Wieder- den. Die Qualität der Truppe bekommt man nicht in einführung der Besoldung von Zeitsoldaten vom den Griff, wenn man Statistiken studiert, an der ersten Tag der Verpflichtung an einschließlich der einen oder anderen Lehrvorführung teilnimmt, die Verpflichtungsprämien war bis zum 23. Juni 1976 Leistungsdaten moderner Waffensysteme vergleicht immer wieder verzögert worden. Am Mittwoch oder die größeren Probleme mancher westlicher stimmten plötzlich die Koalitionsparteien einstim- Bündnispartner für die Bewertung der Bundeswehr mig zu, nachdem selbst das Ministerium einen nie- zugrunde legt. derschmetternden Bericht über die echte Situation, (Möllemann [FDP] : Sondern?) die Personallage, vorgelegt hat. Das sind die Reali- täten. Die Soldaten und Zivilbediensteten der Bundeswehr (Beifall bei der CDU/CSU) können Ihnen jederzeit aus dem Handgelenk eine realistische Zustandsbeschreibung vortragen. Am al- Der Bestand von 34 000 liegt derzeit bereits um lerwenigsten kann es aber die Truppe vertragen, 20 000 unter dem Soll der Streitkräfte; so konnten wenn man ein unzutreffendes Bild von ihr malt, im wir dem schriftlichen Bericht entnehmen. Zum Jah- guten wie im schlechten. resende 1976 wird man bei den Z 2-Soldaten auf rund 18 000 absinken, so daß das Fehl 35 000 errei- (Ollesch [FDP] : Und wie ist es?) chen wird. Insgesamt ging bei den Zeitsoldaten SAZ Gegen jedwede Schönmalerei spricht z. B. ein Presse- 3 bis 15 die Zahl von Januar bis Mai 1976 um 60 % bericht einer Division mit der Überschrift: ,,Anerken- zurück, und sie sinkt weiter rapide ab. nung für Soldaten — Schelte für das Material". Es (Zurufe von der SPD) wird dann davon gesprochen, daß das überalterte Gerät Sorgen macht, daß man kaum noch größere Der Bericht sagt, die Hauptursachen seien — so das Divisionsübungen durchführen kann, sie finden Ministerium — die Maßnahmen des Haushaltsstruk- mangels Masse — ich meine damit die finanzielle turgesetzes vom Dezember 1975. Ausstattung — im Saale statt. (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Genau wie wir das vorausgesagt haben! — Damm [CDU/ Zweifellos stimmt es, daß die Soldaten ein unver- CSU] : Leber weiß alles besser!) mindert hohes Maß an Leistungen bringen. Dafür zollen wir ihnen immer wieder höchstes Lob; aber Wir haben gewarnt, haben es vorausgesagt; aber das ständig steigende, im Übermaß geforderte man wollte uns nicht ernst nehmen. Engagement zahlloser Führer und Unterführer wird Es scheint Ihnen auch gleichgültig zu seine, daß immer mehr aufgezehrt. In dieser Überforderung die Soldaten trotz Eignung und Leistung je nach bleiben der Truppe viele notwendige Erfolgserleb- ihrer Jahrgangszugehörigkeit bis zu mehreren Jah- nisse versagt. ren unterschiedliche Beförderungszeiten erfahren (Zuruf von der SPD: Reden Sie über die müssen. Sie haben gegen unsere wiederholten ern- Bundeswehr?) sten Warnungen — für die wir sogar als Panik- macher bezeichnet wurden — für Soldaten auf Zeit Der unter Ihrer Verantwortung ausgebaute Zen- in den ersten sechs Monaten ihrer Dienstzeit durch tralismus, die von oben her verordnete Gestaltung das Haushaltsstrukturgesetz vom Dezember 1975 auch der letzten Dienststunde, hat den erforderlichen viele Dinge abgeändert. Sie werden schon jetzt als Handlungsspielraum der unteren Befehlsebene un- Folge davon nach wenigen Monaten zu erheblichen erträglich eingeengt. Sie läßt kaum mehr Platz für finanziellen Mehraufwendungen gezwungen sein. schöpferisches Planen und Handeln. Im Gegenteil: Seit zwei Jahren fordert dieses Parlament auf sie fördert einen Geist des Absicherns, des oben einen Antrag der CDU/CSU hin die Einführung des Nachfragens Spitzendienstgrades der Unteroffiziere. Bis heute (Wehner [SPD]: Wieder „Geist"!) hat sich diese Bundesregierung nicht auf einen Lo- sungsvorschlag einigen können. Der Streit der be- und damit der politischen Einflußnahme im Sinne teiligten Ministerien wird auf dem Rücken der des ehemaligen Verteidigungsministers und heuti- Soldaten ausgetragen. gen Bundeskanzlers Schmidt, der laut Sozialdemo- (Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!) kratischem Pressedienst vom 3. Dezember 1970 vor dem SPD-Parteirat die Befolgung sozialdemokrati- Die Hauptfeldwebel werden es Ihnen sicher zu loh- scher Befehle in der Bundeswehr forderte, um den nen wissen. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18131 Biehle Die Wohnungsfürsorge hat sich zur Wohnungs- vormachen. Das, was Sie hier zur Bundeswehr ge- zuteilung entwickelt. Einschneidende Maßnahmen liefert haben, ist kein Weißbuch, sondern ein Weiß- werden verschwiegen. Wo bleibt die Fürsorge für macherbuch. die Soldaten? Die Bundesdarlehenswohnungen ha- Sie können sich darauf verlassen, daß die näch- ben längst die Mietsätze des freien Wohnungs- ste, von der CDU/CSU geführte Bundesregierung marktes überschritten. Wo bleibt Ihre Fürsorge, dieses Weißbuch ernster nehmen und im Interesse Herr Minister, von der Sie sagen, daß alles so der Soldaten und auch der künftigen Wehrpflichti- Kantinenreform wird in - bestens bestellt sei? Die gen auch handeln wird. Gleichwohl empfehlen wir zahlreichen Standorten mit bitterer Enttäuschung besonders den Damen und Herren von der SPD/ kommentiert. FDP-Koalition den ersten Teil dieses Weißbuches Das Problem der Wehrgerechtigkeit, zu dem in eindringlich zur sorgfältigen Lektüre. früheren Weißbüchern umfangreiche Betrachtungen (Wehner [SPD]: Hört! Hört!) angestellt worden waren, wird herabgespielt und bleibt ungelöst. Sie sagen in Ihrem Weißbauch so- Wenn es aber um die Freiheit und Sicherheit durch gar — ich zitiere —: Abwehr aller äußeren Gefahren für unsere Bürger geht, sollte dies unser volles Engagement wert sein. Wehrgerechtigkeit ist in der jungen Generation Dies haben wir wiederholt bekundet. Dazu gehört kein wichtiges Diskussionsthema. nach wie vor auch die Devise der NATO: „Wach- Gehen Sie hinaus, fragen Sie junge Menschen und samkeit ist der Preis der Freiheit." deren Eltern, wie sie zu diesen Dingen stehen! (Beifall bei der CDU/CSU) Das Revervistenkonzept und seine Unzulänglich- keiten werden mit keinem Wort erwähnt. Neuord- Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr nung der Wehrdienststruktur ist lediglich eine Ab- Abgeordnete Möhring. sichtserklärung, es ist Funkstille eingetreten. (Möllemann [FDP] : Was wollen Sie eigent Möhring (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen ich?) -l und Herren! Nach diesen etwas launischen Wahl- Das neue Ausbildungs- und Bildungsangebot ist zu kampfthemen — ich denke, sie wurden in der Haupt- wenig berufsorientiert. sache für die Heimatzeitung angesprochen — möchte ich zu den wesentlichen Schwerpunkten des Weiß- Die Steigerungsraten des Verteidigungshaushaltes buchs und zu seinen Aussagen zurückkehren. Ich bleiben unter der Inflationsrate. Jedem Laien wird möchte beginnen mit der Präambel: klar, daß dies angesichts explosionsartig steigender Unser Ziel ist es, den Frieden zu wahren, die Kosten für Personal und neue Waffensysteme zu Unversehrtheit unseres Landes zu sichern, die einem faktischen Rückgang unserer Leistungen für Freiheit der Bürger zu schützen und den politi- die äußere Sicherheit führt. Lange genug haben wir schen Handlungsspielraum dieser Bundesregie- auch hier vor einer solchen Entwicklung gewarnt. rung zu erhalten. Dazu sind personelle Zusam- Auf diesem Gebiet müßten wenigstens einiger- mensetzung, Ausrüstung und Ausbildungsstand maßen wieder reale Steigerungsraten hergestellt der Bundeswehr besser als je zuvor. werden. Das ist das Vorwort, das der Bundeskanzler diesem Die Thesen des Herrn Möllemann waren sicher- Weißbuch gegeben hat, und ich füge hinzu: Diese lich wenig nützlich. Diese hörten sich ja an, als ob unsere Bundeswehr ist in einem sehr guten Zustand. die Bundeswehr ein Kindergarten sei; sie waren Ich werde dies durch einige Weißbuchschwerpunkte überhaupt nicht realitätsbezogen. beweisen. Nur, der Zustand dieser Bundeswehr war Schwerwiegende Folgen wird schließlich auch die nicht immer so. Auch dafür gibt es ausreichend Be- von der SPD/FDP gewollte Neuordnung des An- weise. Dankenswerterweise hat ein CDU-Verteidi- erkennungsverfahrens für Wehrdienstverweigerer gungsminister, nämlich Herr Schröder, ein kleines haben. Wir haben hinreichend klargemacht, daß Büchlein geschrieben, das Weißbuch 1969. Weißbü- wir dem vorliegenden Gesetz nicht zustimmen kön- cher kann man vergleichen; das ist eine gute Sache. nen. Bereits am 15. April 1957 hat der Herr Kollege Ich werde das punktuell tun, es ist sehr interessant. Wehner angekündigt: „Die SPD wird die Wehr- Beginnen wir beim Personalstärkenbereich. Wir pflicht abschaffen, wenn sie an die Regierung stellen fest, daß erstmals eine Bundesregierung ihre kommt." Dies wird immer deutlicher. NATO-Verpflichtung voll erfüllt hat. 36 Brigaden (Zurufe von der SPD) stehen dem Bündnis zur Verfügung. Da vorher das Lassen Sie mich zum Schluß kommen. Diese Ent- Zahlenspiel angezweifelt wurde bezüglich der Briga- wicklung in der Bundeswehr besorgt uns. Ich möchte den, darf ich dazu sagen: Diese Brigaden haben die keinen Zweifel daran lassen: Wer immer im Herbst CDU-Krankheit der äußerst mangelhaften Tages- als Minister die Verantwortung auf der Hardthöhe dienststärken von vor 1969 abgelegt. Ihre Sollstärke tragen wird, übernimmt eine schwere Hypothek. So von 495 000 ist fast erreicht. Sie betrug im ersten sehr wir insgesamt der Bewertung des Weißbuchs Quartal 1976 490 000. Es kommt eben darauf an, was zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu- hinter den Zahlen steht. stimmen, so reserviert betrachten wir andererseits Dies geschah dank einer neuen Wehrstruktur, die die schönfärberische Darstellung der Entwicklung sich allein ausrichtet a) an der Bedrohung durch den der Bundeswehr. Das Buch soll den Bürgern nichts Warschauer Pakt und b) den Forderungen der 18132 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Möhring NATO-Strategie, und zwar, Herr Kollege Biehle, auf gekehrt. Ich sage Ihnen: Wenn nach CDU-Vorstel- Grund der dem Bündnis zugrunde liegenden Zahlen, lungen der Anfangsjahre 508 000 Soldaten die Si- nicht derjenigen, die Sie mir bei dem Versuch, mich cherheit garantieren sollten, dann war diese Bun- zum Pseudojuso abzustempeln, unterstellen möchten, desrepublik unter dieser schlechten Struktur sicher um mich draußen vielleicht ein wenig madig zu ma- weniger als nur „bedingt abwehrbereit". Das war die chen. Ich bin überzeugt, daß Ihr bayerischer Hemds- Wirklichkeit noch 1969. ärmelkampfstil auch innerhalb Bayerns nicht überall - ungeteilten Beifall finden wird. Dieses ganze konzeptionslose Chaos ist erst sicht- bar und transparent geworden, als wir die Regie- Das Ziel dieser Wehrstruktur ist es, mehr Ver- rung übernahmen. teidigungskraft durch mehr Panzer, durch mehr Artil- (Ernesti [CDU/CSU] : Übernehmen Sie sich lerie und durch mehr Panzerabwehrraketensysteme doch nicht!) zu bekommen. Denn wir machten Bestandsaufnahme. Wir machten (Zuruf von der CDU/CSU: Der Minister will dieser Armee, die unter der CDU/CSU bis dahin das doch nicht!) über ihre inneren Zustände stillschweigen mußte, Drei neue Brigaden sind aufgestellt, zwei Modell- den Mund auf. Und sie schrieben und sie redeten, brigaden werden ein Jahr lang erprobt. Auch hier diese Soldaten, drei Monate lang. Tausende von An- ein Fortschritt gegenüber früher. Es gibt keine Über- regungen erreichten den Verteidigungsminister hastung wie bei der Aufstellung der Bundeswehr Schmidt. Das Weißbuch 1970 gibt darüber sehr er- unter CDU-Verantwortung, unter deren Folgen wir schöpfend Auskunft. Und dann machten wir uns dar- heute noch zum Teil leiden. an, diese Anregungen in Taten umzusetzen, oft ge- gen Ihre härteste Kritik. (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU) (Zuruf von CDU/CSU: Haben Sie die Bi Wer über Personalschwankungen klagt und meint, lanz einmal gelesen?) die Bundeswehr stehe vor dem totalen Zusammen- bruch und sei nur noch durch einen Dr. Wörner zu retten — zumindest bis zum 3. Oktober —, darf mit Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, gestat- mir einmal einen Ausflug in die CDU-Vergangen- ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Kliesing? heit machen.

Wie sah Ihre Personalstärke denn damals aus? Möhring (SPD) : Ich möchte angesichts der unter Am Anfang — Herr Kollege Biehle, genau dies ist uns fair eingeteilten Zeit keine Zwischenfragen zu- der Punkt, warum wir damals unsere Bedenken an- lassen, um nicht diejenigen, die noch zum Wehrbe- gemeldet haben — stand eine der unbedachtesten, auftragten-Bericht sprechen möchten, nach 13 Uhr weil realitätsfremdesten Verpflichtungen, abzudrängen. — (Damm [CDU/CSU] : Ihr wolltet damals (Damm [CDU/CSU] : Schade, denn sonst überhaupt keine Verteidigung!) hätte Sie einmal ein Kenner aus der Zeit nämlich in kurzer Zeit insgesamt 508 000 deutsche des „konzeptionslosen Chaos" gefragt!) Soldaten aufzustellen. Das haben wir als unreali- Wer wissen möchte, was die Regierung und die stisch angesehen. Denn: Nach 14 Jahren Wehrver- SPD/FDP-Koalition geleistet haben, darf sich gern fassung, 1966, mußte die CDU-Regierung einräumen, noch einmal die Weißbücher von 1971 bis 1974 an- (Zuruf von der CDU/CSU: Was machen Sie sehen. denn für eine Vergangenheitsbewältigung!) (Dr. Kliesing [CDU/CSU] : Ich hätte Ihnen gern etwas über das Jahr 1953 erzählt!) daß ihr immer noch 53 000 Soldaten fehlten. 1967 war ein weiteres Ansteigen der Fehlstellen auf 54 000 zu Sie gehören nämlich mit zur Beurteilung der Quali- verzeichnen, 1968 waren es bereits 65 000. Zwischen- tät dieser Regierung. Jede Einzelmaßnahme, mit der durch bekam Ihr Verteidigungsminister Angst und wir konkret etwas gegenüber der Zeit, die Sie hier hat den Versuch gemacht, diese ursprüngliche Zahl zu verantworten haben, verbessert haben, ist dort sogar um 91 000 auf 417 000 zu kürzen. Und Sie aufgelistet. In 180 Einzelmaßnahmen haben wir für reden heute von Sicherheitsabschwächung! Damals Soldaten Entscheidendes tun können, gab es diese Schwäche, aber das wollen Sie ja nicht (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Jeden hören. Tag eine Reform!) Bei genauerer Beobachtung gab die Personal- nicht mit Allgemeinsprüchen wie bei Ihnen, mit misere noch etwas preis: 18 % oder insgesamt „Man müßte" und „Man würde", sondern ganz kon- 26 000 Unteroffiziere fehlten Ihnen. 40 % der Offi- kret, oft sogar in vielen Kleinigkeiten. Denn Kleinig- ziere waren nicht vorhanden. Darüber hinaus be- keiten sind es ja, die den Soldaten oft ärgern oder stand ein völliges Mißverhältnis in der Relation erfreuen, besonders, wenn sie sich summieren. Wehrpflichtige zu Ausbildern. Gemessen an unse- (Damm [CDU/CSU] : Ja, z. B. die Socken!) rem Leitbild, daß wir 60 % Zeit- und Berufssoldaten und 40 % Wehrpflichtige haben wollen, hatten Sie — Ja, genau, Ihre Socken! Aber sie sind gegenüber damals 47 % Längerdienende, aber 13 % mehr Wehr- der Grundausstattung von 1956 nicht reduziert wor- pflichtige! Heute ist das Zahlenverhältnis genau um- den. Sie haben ja den Soldaten von Anfang an nicht Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18133 Möhring genügend mitgegeben. Erst unter dieser Regierung Dies alles — diese an sich nur kleine Auswahl — haben sie genügend Socken bekommen, Herr Damm! (Zuruf von der CDU/CSU: Es ist doch nicht (Zustimmung bei der SPD — Lachen bei zu fassen!) der CDU/CSU — Zurufe von der CDU/CSU: zeigt, was alles diese CDU und diese CSU nicht ge- Ihr habt ja dem Haushalt nie zugestimmt! tan haben; sonst wären diese Maßnahmen ja nicht — Ihr habt ja nie Geld bewilligt! — Wei erforderlich gewesen. Das heißt also, unser Lei- tere Zurufe) - stungskatalog ist Ihre Versäumnisbilanz, Herr Rom- Ich darf daran erinnern: Wir haben erreicht: die merskirchen. vorgezogene Beförderung von Wehrpflichtigen, die (Beifall bei der SPD — Zurufe von der Transparenz des Werdeganges aller, die sich für CDU/CSU) eine Tätigkeit innerhalb der Bundeswehr interes- sieren, die Einführung des FD-Offiziers, den Haupt- Ein schwieriges Problem — ich gebe das zu, und feldwebel nach A 9, funktionsbezogene Speziallauf- ich muß mich damit beschäftigen, weil hierüber das bahn, letzte Wort noch nicht gesprochen ist — ist der (Damm [CDU/CSU] : Habt ihr den Fachoffi- Komplex der Kriegsdienstverweigerung. Aber, mei- zier eingeführt? — Dr. Wörner [CDU/CSU] : ne Herren von der Opposition, statt klar zu erken- Herr Möhring, überlegen Sie einmal, was nen, daß der Versuch einer Gewissensprüfung un- Sie da gesagt haben! — Weitere Zurufe) ehrlich, weil unmöglich ist, und daraus endlich sau- bere Konsequenzen zu ziehen, findet man in der Verbesserungen in Einödstandorten, zentrale Kanti- Zeit der CDU/CSU-Verantwortung nur völlige Hilf- nenorganisation, Einführung der Sozialabteilung — losigkeit gegenüber steigenden Antragszahlen. Siehe nichts ist Ihnen damals eingefallen! —, Wohnungs- Weißbuch 1969: modernisierungsprogramm, Soldatenheime als Be- gegnungsstätten, Die Bundesregierung wird u. a. gesetzgeberi- sche Maßnahmen prüfen, die geeignet sind, den (Biehle [CDU/CSU] : Wissen Sie nicht, daß Mißbrauch des Rechts auf Kriegsdienstverweige- wir schon Soldatenheime gebaut haben, als rung zu verhindern. Sie noch gegen die Bundeswehr waren? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU) Diese Formulierung erinnert mich ganz fatal an die substanzlosen Bemerkungen des Kollegen Wörner Bundeswehrkrankenhäuser; auch die Reservisten- zur Verteidigungspolitik von vorhin. So wurde Ver- konzeption 1971 ist nicht von Ihnen erfunden wor- teidigungspolitik gemacht, deklamatorisch, aber den, sondern ist von uns verabschiedet worden. nicht faktisch! (Lachen bei der CDU/CSU — Damm [CDU/ (Zustimmung bei der SPD) CSU]: Ein Komiker ist das!) Und auch heute noch, als wir das Gesetz zur Aus- Herr Dr. Wörner, Sie haben vieles gesagt, was Sie setzung dieses unwürdigen Verfahrens vorlegten, sich alles gewünscht hätten. Darauf kommt es über- war die Opposition nicht bereit, Wehrpflichtige und haupt nicht an! Truppe von diesem belastenden Problem zu be- (Zustimmung bei der SPD) freien. Meine Damen und Herren von der Opposi- Ihre guten Ideen von damals, Herr Dr. Wörner, sind tion, wenn Sie dieses Gesetz zu Fall bringen, werden allesamt nur ein Stück Papier, wenn sie nicht ver- Sie dafür — davon bin ich überzeugt — von vielen wirklicht werden. Ich gebe zu, wir leben nicht ohne jungen Menschen am 3. Oktober eine Quittung er- Vergangenheit, nicht ohne das, was vor uns ge- halten, und zwar nicht nur von Kriegsdienstver- wesen ist, weigerern, sondern auch von all denen, die in Ihrer Haltung ein generelles Mißtrauen gegenüber unse- (Damm [CDU/CSU] : Und was für eine Ver rer Jugend sehen müssen, daß sie nicht bereit sei, gangenheit ihr habt!) in der Stunde der Not zu unserem Staat zu stehen. aber wir haben in unserer Regierungszeit alles ver- Wir Sozialdemokraten bescheinigen dieser Ju- wirklicht, was den Soldaten damals vorenthalten gend noch einmal ausdrücklich unser Vertrauen, worden ist. Das ist das Entscheidende! weil sie in der Vergangenheit überwiegend ihren (Zustimmung bei der SPD — Lachen bei der Wehrdienst geleistet hat, obwohl sie jederzeit und CDU/CSU — Weitere Zurufe) in jeder Zahl ihr Gewissen anmelden konnte und — Es ist sehr interessant, wie Sie sich ereifern, auch heute noch anmelden kann. Deshalb ist der (Weitere Zurufe von der CDU/CSU) Vorwurf der Abschwächung unserer Verteidigungs- fähigkeit, den Sie uns einreden wollen, auch kom- aber das zeigt mir, daß Sie sehr gut mitdenken kön- pletter Unfug. Unsere Jugend ist viel, viel besser als nen und daß Sie sich getroffen fühlen. der Ruf, den Sie dieser Jugend insgesamt anhängen (Biehle [CDU/CSU]: Das ist ja eine Rede möchten. unter Bezirkstagsniveau!) (Beifall bei der SPD — Prinz zu Sayn-Witt Wir haben die Mitwirkung der Soldaten durch die genstein-Hohenstein [CDU/CSU] : Es ist Verbesserung des Vertrauensmännerwahlgesetzes doch eine Unverschämtheit, so etwas zu und des Soldatengesetzes weiter ausgebaut, und wir sagen!) haben Bildung und Ausbildung neu geordnet. Die Verteidigungsfähigkeit beruht aber nicht nur (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht zu glau auf 495 000 präsenten Soldaten. Für den Verteidi- ben!) gungsfall sind 750 000 Reservisten aufgerufen, gut 18134 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Möhring ausgebildet und richtig strukturiert, um den V-Um- unverbindlichen Sprüchen. So habe ich im Deutsch- fang herzustellen. 1971 hat diese Bundesregierung landmagazin gelesen: eine Reservistenkonzeption verabschiedet und die- Solange die militärische Bedrohung aus dem sen Mob-Anteil neu geordnet. Sie hat auch erstmals Osten wächst, müssen wir mit unseren Vertei- den Mut besessen, zivile Kraftfahrzeuge schon in digungsanstrengungen Schritt halten. Friedenszeiten vorführen zu lassen. Die CDU hat sich dazu nie getraut. Und so weiter. Heißt das eigentlich: Bundeswehr adäquat Warschauer Pakt? Oder was ist damit ge- Im Territorialbereich gilt es nun, angepaßte Struk- meint? turen durch Modellversuche zu erarbeiten. um höch- ste Verteidigungseffektivität zu erreichen. Nicht Nein, Herr Dr. Wörner, da ist es schon besser, Sie mehr eingeplante Reservisten der Personalreserve überlassen uns das Weiterregieren auch im Ver- gilt es durch neuformulierte Aufträge im vertei- teidigungsbereich, so wie es der Bürger laut diesen digungspolitischen Bereich sinnvoll zu nutzen. Wir Befragungsergebnissen ja wünscht. Denn dieser dürfen und können dabei auf keinen Fall auf Frei- Bürger will keine Politiker, die ihm Angst machen. willige verzichten. In der Zeit der CDU/CSU-Ver- Dieser Bürger will Politiker, die ihm seine Sicher- antwortung wurde viel guter Wille ungenutzt vertan heit garantieren, und wurden Reservisten im Status eines Kriegerver- (Dr. Kliesing [CDU/CSU] : Die Jusos! — eins gehalten. Die Koalition hat ihnen endlich wieder Rommerskirchen [CDU/CSU] : Warum haben ihre ursprüngliche Bedeutung gegeben. Sie sollten die Jusos den Leber abgewählt?) sich einmal die Reservistenzahlen von vor 1969 und ihre Nutzung ansehen, wenn Sie über dieses kom- und er kann sich bei Sozialdemokraten darauf ver- plexe Thema mit uns reden wollen. lassen. ist ein ausgezeichneter und Ausbildung und Bildung wurden neu geordnet Das Weißbuch 1975/76 Leistungsbericht dieser Bundesregie- und ihre Grundzüge der Bildungsreform unserer beispielloser im Gegensatz zu dem verschämt dünnen zivilen Umwelt angeglichen. Das Ziel ist: Soldaten rung Bändchen, das damals von einem CDU-Minister sollen mehr Verwendung unter zivilberuflich ver- unterschrieben war und das, wie Herr Kollege Her- wertbarer Aus- und Fortbildung finden und mit bert Wehner damals treffend formulierte, seinen beruflichem Zugewinn als Zeitsoldat die Bundes- Namen besser verdient hätte, „wenn seine Blätter wehr durchlaufen. Heute sind im Offiziersstudium: weiß geblieben wären". Außer einigen resignieren- 1287 in Hamburg, 1900 in München, 610 in Fach- den Allgemeinplätzen und statistischen Ausdeutun- hochschulen. gen fehlte aber auch alles, was heute mit moderner Unter CDU/CSU-Verantwortung war dieser Be- Menschenführung und Teilhabe am Fortschritt in reich völlig ungeordnet. Oft kam der gelernte Bäk- Staat, Beruf und Gesellschaft auch für unsere Sol- ker in die Schreibstube und der Abiturient in die daten zusammenhängt. Küche. Diese fundamentalen Fehler der CDU-geführten (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU) Regierungen sind nun unter einer klaren und ziel- Glorreicher Erfolg dieser verfehlten Personalpolitik strebigen Führung von zwei sozialdemokratischen war jahrelang der Negativbegriff des „Gammelns" Verteidigungsministern, die jeder für sich einen als Bewertung sinnloser Tätigkeiten unter CDU- noch nie dagewesenen Beliebtheitsgrad erreichen Verteidigungsministern. Das war Ihr Konzept: näm- konnten, zum Vorteil unserer Soldaten beseitigt lich keines! worden. (Zurufe von der CDU/CSU) (Beifall bei der SPD) Was sagen zu alledem die Bürger, die diese Ver- Unter unserer Regierung sind Soldaten das gewor- teidigung tragen sollen? Da die CDU/CSU in ihren den, was in den CDU-Gründerjahren von manchem Regierungsjahren den Bürger um seine Meinung Skeptiker vom Dienst verlacht wurde: freie und nicht gefragt hat — im Weißbuch 1969 fehlt dazu mündige Staatsbürger in Uniform. Die Redensarten jeder Hinweis —, haben wir es 1970 getan. 68 % der vom inneren Gewürge stammen nicht von uns, sie Bürger sagten ja zur Bundeswehr. 32 % hielten sie stammen aus Ihrem Bereich. nicht für wichtig oder gar für schädlich. 1975, nach (Dr. Kliesing [CDU/CSU] : Das ist falsch! fünf Jahren Regierungszeit dieser Koalition, sagten Das ist unwahr! — Rommerskirchen [CDU/ 74 % der Bürger ja und nur noch 26 % je in oder CSU] : Eine der vielen Unwahrheiten!) nein. Da muß unsere Verteidigungspolitik wohl doch nicht so schlecht gewesen sein, wie Sie sie hier dar- Dafür haben wir nicht nur Graf von Baudissin zu zustellen versuchen. danken. Helmut Schmidt, Georg Leber und jedem Soldaten, der sich in der Vergangenheit engagiert (Dr. Kliesing [CDU/CSU] : Seit wann sagt auf die Seite dieser Leitgedanken stellte, und der die SPD ja zur Bundeswehr?) SPD und FDP, die seit 1969 diese Verteidigungs- Dies kann natürlich auch Herr Dr. Wörner nicht politik vertreten haben, gebührt unser aller Dank. bestreiten. Aber er möchte die Bundeswehr natür- (Beifall bei der SPD und der FDP) lich noch viel besser machen; wenn es geht, unter drastischen Sparmaßnahmen in anderen Bereichen, vielleicht im Sozialbereich; er muß das schon deut- Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- licher sagen. Vielleicht versucht er es aber auch mit geordnete Werner. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18135

Werner (CDU/CSU) : Frau Präsident! Meine Damen und Bestrebungen in den Reihen der Oppostions- und Herren! Wir stehen kurz vor dem Beginn eines parteien, die darauf hinausliefen, diese NATO — wie ich meine heftigen Wahlkampfes. Es ist irgendwie zu verändern oder wenigstens Allein- eigentlich unüberhörbar, Herr Möhring, daß es vor gänge zu unternehmen. Das ist das, was uns in allen Dingen Ihr Bestreben und das Ihrer Freunde anderer Form in den früheren Jahren, als wir die ist, alles daranzusetzen, in diesem Wahljahr so zu Verantwortung für die Verteidigungspolitik in die- tun und der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, sem Hause getragen haben, immanent und bestän- - als wäre die Bundeswehr noch niemals zuvor so gut dig aus den Reihen Ihrer Partei unterschoben wor- aufgehoben gewesen, wie das heute der Fall ist, den ist. (Beifall bei der CDU/CSU) (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Rapacki-Plan, der Öffentlichkeit jenes falsche Bild vor Augen zu SPD-Plan, Isolierung, Neutralisierung!) stellen, die SPD sei zu jeder Zeit ein treuer Sach- Deswegen meine ich, wir sollten doch den Mut walter der verteidigungspolitischen Interessen die- haben, zu erklären, daß zweifelsohne keiner von ses Landes gewesen. uns weiß, wie sich die Entwicklung im verteidigungs- Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich und sicherheitspolitischen Bereich in der Zukunft meine, wenn wir gerade auch aus dem Munde von definitiv gestalten wird. Aber gerade weil wir das Herrn Leber, auch aus dem Munde des Herrn Bun- nicht definitiv wissen, gerade weil wir Anzeichen deskanzlers immer wieder den Appell vernehmen, und Versuche sehen, die Entwicklung zu bestimmen der da lautet, Verteidigungspolitik sei etwas, was und die Bedrohlichkeit der derzeitigen Lage etwas uns alle betreffe und angehe als ein Ganzes, dann, abzuschwächen — was wir gar nicht tadeln, son- glaube ich, müssen wir doch mit einem höheren dern anerkennen wollen —, muß es uns doch er- Maß von Redlichkeit miteinander umgehen. laubt sein, darüber nachzudenken, ob das, was Sie tun, ob das, was diese Regierung verteidi- (Beifall bei der CDU/CSU) gungs- und sicherheitspolitisch vertritt, richtig oder Ich finde es einfach nicht fair, hier so zu tun, als falsch ist. Das, sehr geehrter Herr Verteidigungs- sei die Bundeswehr erst in den vergangenen sechs minister, kann doch nun bei Gott nicht dem Kollegen Jahren zu einer schlagkräftigen Armee, zu einem Wörner nachträglich als „Säbelrasseln" untergeju- Instrument der Friedensbewahrung und der Frie- belt und in die Schuhe geschoben werden. denssicherung, zu einem Instrument geworden, das nun auch politische Entscheidungs- und Ermessens- (Beifall bei der CDU/CSU) spielräume offenhalten soll und kann, und dem- Wenn es so ist, Herr Leber, daß nur noch Sie die gegenüber dann all das, was vor 1969/70 stattfand, Patentrezepte haben, wenn es so ist, daß nur noch in primitivster Weise abzuwerten. Denn, meine Sie und der Kreis Ihrer engsten Berater wissen, wie Damen und Herren, es war doch eigentlich unüber- die Entwicklung weitergehen wird, können wir ja hörbar, daß gerade der Kollege Wörner, aber auch nach Hause gehen, wenn es sich um Verteidigungs- in den vergangenen Diskussionen immer wieder und Sicherheitspolitik handelt. Wenn dem aber nicht unsere Debattenbeiträge eines deutlich gemacht so ist — und ich schätze Sie als Demokraten eigent- haben, nämlich daß wir die letzten sind und sein lich so ein, daß Sie uns auch andersartige Meinun- werden, die den Versuch, die Schlagkraft der Bun-. gen und Auffassungen gestatten —, dann müssen deswehr beizuhalten und nach Möglichkeit zu ver- Sie das bitte auch zur Kenntnis nehmen und uns größern ein Versuch, der mit Unterstützung der hier die uns zustehende Möglichkeit geben, andere überwiegenden Mehrzahl dieses Hauses auch in den Auffassungen auch vorzutragen. vergangenen Jahren unternommen wurde , ver- (Zuruf des Abg. Möllemann [FDP]) eiteln wollen. (Beifall bei der CDU/CSU) — Herr Kollege Möllemann macht es sich ebenfalls einfach. Herr Bundesverteidigungsminister, nun muß ich Sie ansprechen: Sie sind doch eigentlich der letzte, (van Delden [CDU/CSU] : Das war nicht ein der berufen wäre, uns vorzuwerfen, wir hätten fach, sondern oberflächlich!) außer Schwarzmalereien — wie Sie das darstellen, Herr Kollege Möllemann, Sie haben im Grunde wenn wir von Realitäten sprechen — angeblich keine mit Ihren drei Grundpositionen, die Sie aufgezeigt Alternativvorstellungen, keine Alternativen darzu- haben, nichts anderes gebracht als das, legen. Sie wissen doch, und es wurde auch schon (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Was wir die ganze wiederholt angesprochen, wer eigentlich die vertei- Zeit sagen!) digungspolitischen Grundkonzeptionen der NATO für dieses Land mit verbindlich gemacht hat, wer was Sie im Wahlprogramm der CDU nachlesen kön- dieses Land und diese Bundeswehr von den ersten nen. Ich verehre Ihnen gerne die Mannheimer Erklä- Augenblicken ihres Aufbaus bis hin zur jeweils fort- rung und die anderen Schriften meiner Partei; Sie schreitenden Phase ihres Ausbaus dann bis 1969/70 werden dann feststellen, daß wir hier — sollte dies unmittelbar in das Bündnis der freien europäischen Ihr Standpunkt sein gar nicht so weit auseinander und atlantischen Partner hineingebunden hat. Des- liegen. wegen ist es doch nicht möglich zu sagen: Nun (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Das war ein FDP- macht ihr, die Opposition, doch einmal deutlich, was Versuch der Opposition in der Regierung ihr eigentlich wollt. Sie können uns nicht unter- mit unseren Vorschlägen! — Zuruf von der schwellig unterstellen, es gäbe offensichtlich da CDU/CSU: Er hat also doch etwas von der irgendwelche größenwahnsinnigen Überlegungen Jungen Union mitgebracht!) 18136 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Werner Die inhaltliche Ausprägung, die Ausfüllung, Herr die zu dem geführt haben, was wir heute an Stellung Möllemann, kann sehr wohl unterschiedlicher Natur und Aufgabenbeschreibung des Fachoffiziers haben. sein. Deswegen empfinde ich es einfach als unred- (Haase [Kellinghusen] [SPD] : Das stimmt lich, es so auszudrücken, wie es der Herr Bundes- doch nicht!) verteidigungsminister in München mit jenem — ich möchte es gelinde ausdrücken — plumpen Satz getan — Herr Haase, ich bedaure es einfach, daß Sie hier hat — ich hatte ursprünglich einen schärferen Aus- so tun, als sei das alles, was wir heute haben, bis - zum letzten Schnürsenkel vor Ihrem Hause gewach- druck — : sen und entstanden und als sei die schwierigste Auf- Von 1949 bis 1969 ist es von Jahr zu Jahr in gabe, den Auf- und Ausbau der Bundeswehr durch- Mitteleuropa, in Deutschland, schlechter, schlim- zuführen, nicht von anderen gegen Ihren Willen und mer, gefährlicher und konfliktgeladener gewor- gegen Ihre Entscheidung verwirklicht worden. den. (Beifall bei der CDU/CSU) (Damm [CDU/CSU] : Hat er das gesagt? Ein weiteres. Es heißt, die Sicherheit und die Unmöglich!) Sicherheitspolitik seien umfassend. Dazu, Herr Möl- lemann, ist ein Hinweis auf das angeblich umfas- Es soll dann wohl in der Folge manches Jahr für sende Sicherheitspaket des Innenministers ange- Jahr besser und sicherer geworden sein. bracht. Die Ausgaben für zivile Verteidigung sinken (Damm [CDU/CSU] : Das lag dann wohl an kontinuierlich. Das Verhältnis zwischen der zivilen Bau-Steine-Erden!) und der militärischen Verteidigung klafft immer mehr auseinander. Wir alle wissen und bedauern, Verehrter Herr Leber, ich meine, eine derartig daß — aus welchen Gründen auch immer — zum Bei- plumpe Geschichtsbetrachtung können Sie vielleicht spiel die Mittel für Schutzraumbau und für Lebens- Ihren Jungsozialisten zumuten, die auf merkwürdige mittelbevorratung gekürzt wurden. Es ist unfair und Weise dort Beifall geklatscht haben, ohne die Dis- unredlich, das zu verschweigen. Es wäre besser, kussion eröffnen zu können; aber dies sollte eigent- wenn man sagen würde: Wir haben hier gekürzt. lich nicht den Gang der Diskussion im sicherheits- Alle miteinander sind wir bereit, hier auch Schwie- und verteidigungspolitischen Bereich insgesamt be- riges zu tragen. Das wäre dem Ernst der Lage ange- stimmen. messener. (Beifall bei der CDU/CSU)

Nun, Herr Möhring, zu Ihnen. Es war für mich Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, gestat- interessant, einen Wirbel von Beispielen zu sehen. ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Ich hatte zunächst versucht, einmal mitzuschreiben, Blank? um zu sehen, ob Sie alle 180 Punkte — andere spra- chen einmal von 150; die waren etwas bescheidener Blank (SPD) : Wissen Sie oder würden Sie bestäti- — mit Grandezza abhaken würden. Ich meine, Sie gen, daß dieses Parlament mit den Stimmen der haben auch hier des Eifers etwas zuviel getan. Um CDU/CSU den Einzelplan 14 in diesem Jahr ganz nur ein Beispiel zu nennen: Meinen Sie tatsächlich, schlicht hat passieren lassen, ohne ihn auch nur zu daß die Ankündigung früherer Weißbücher: jedem diskutieren? Feldwebel, jedem Unteroffizier seine eigene Stube (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wenn Sie nicht im mit entsprechender Ausstattung, eingehalten wurde? Verteidigungsausschuß sind, dann behaup- Die Truppe sagt Ihnen etwas anderes! ten Sie das doch nicht! Sie wissen, daß wir (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Gehen Sie raus einen Änderungsantrag gestellt haben und und erkundigen Sie sich nach der Woh daß er mit Ihren Stimmen abgelehnt wurde!) nungsfürsorge!) — Ich habe doch gar nicht Sie gefragt, Herr Kollege!

Meinen Sie eigentlich tatsächlich und wollen Sie im Ernst behaupten, daß zum Beispiel das in der Frage Werner (CDU/CSU) : Verehrter Kollege, hier geben der Unterkunftsheime Erreichte ein Verdienst Ihrer Sie wieder einmal dem recht, was ich vorhin be- Partei und Ihrer Minister sei? Wissen Sie eigentlich hauptet habe. Ich habe nämlich nichts anderes er- nicht, daß diese Heime weitestgehend von kirch- klärt, als daß wir uns in den vergangenen Jahren lichen Trägervereinigungen und auch von Träger- darum bemüht haben, nicht so zu tun, als ob alles, schaften aus den Reihen der Soldaten getragen wer- was getan wurde, schlecht sei, sondern daß wir den Mut hatten, Entscheidungen mitzutragen und auch den? die Haushalte mitzuverantworten, die diesem Hause (Möhring [SPD] : Die halten nur die Hand vorgelegt wurden. Dies haben wir getan. Dazu ste- auf! — Zuruf von der SPD: Wer bezahlt da hen wir. Denn wir sehen, daß die entscheidenden für?) fundamentalen konzeptionellen Vorstellungen von Dies muß doch ebenso wie etwa die Tatsachen Ihnen Gott sei Dank — wenngleich unserer Auffas- gesehen werden, über die, Herr Möhring, eine Dis- sung nach leider zu spät — übernommen wurden. kussion gar nicht aufzukommen bräuchte. Ich denke Nach dem, was hier erzählt und angesprochen etwa an den Fachoffizier. Sie scheinen vergessen zu wurde, könnte man noch einiges zur Lage in der haben, daß es Herr von Hassel und Herr Schröder Bundeswehr sagen. Auch hier bin ich der letzte, der waren, die als erste jene Anstöße gegeben haben, schwarzweißmalen möchte. Wir, die wir oft in der Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18137 Werner Truppe sind, in die Truppe hineingehen und mit der wehr haben — so meinen wir — die Offentlichkeit Truppe Kontakt haben, wissen — das hat Kollege und dieses Haus einen Anspruch. Wörner stets betont —, daß diese Truppe gut, loyal (Beifall bei der CDU/CSU) und unmittelbar diesen Staat in entscheidender Funktion mitträgt. Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- Diese Truppe weiß aber auch von den Mängeln, geordnete Ollesch. mit denen sie im Bereich der Bewaffnung und der- Beschaffung zu kämpfen hat. Ich möchte jetzt nicht Ollesch (FDP) : Frau Präsidentin! Meine sehr ver- die Probleme der Bewaffnung der Bundeswehr im ehrten Damen und Herren! Der Kollege Werner hat einzelnen ansprechen, sondern die Frage der quanti- seine Ausführungen mit der Feststellung eingeleitet, tativen und qualitativen Vergleiche erwähnen. Für hier sei nicht sachlich beraten worden, sondern die mich war es, Herr Horn, überraschend, daß zum Debatte sei weitgehend vom Wahlkampf bestimmt Beispiel Herr Würtz in München bei jener sicher- gewesen. heitspolitischen Konferenz offen zugegeben hat, (van Delden [CDU/CSU] : Das hat Präsident daß die einstige qualitative Überlegenheit des west- lichen Bündnisses praktisch geschwunden sei, und Schmitt-Vockenhausen bei Herrn Leber auch schon festgestellt!) daß auch der Herr Bundeskanzler in München, wenn ich es in der Niederschrift richtig gelesen habe, da- Den Eindruck, daß der bevorstehende Wahlkampf von gesprochen hat, daß es nunmehr so sei, daß bei Ihren Rednern schon eine hervorragende Rolle wir mit einer Lage rechnen müßten, in der die Droh- spielt, haben wir auch gewinnen können und leider fähigkeit im konventionellen Bereich seitens des gewinnen müssen, denn im Grunde wurde sachliche, Warschauer Pakts stetig stärker werde. Dies alles fundierte Kritik an der Verteidigungspolitik der ist doch zur Kenntnis zu nehmen. Bundesregierung und der Koalitionsfraktionen, die diese Regierung tragen, nicht vorgebracht. Herr Kollege Horn, wenn ich gerade Ihren Beitrag (van Delden [CDU/CSU] : Sie schlafen, wie richtig gelesen habe und einmal von der Polemik immer!) absehe, die Sie gegen uns und unseren Obmann ge- richtet haben, so ist doch festzustellen, daß Sie im — Nein, Herr Kollege Rembert, ich schlafe wohl, Grunde nichts anderes als das gesagt haben, was wir aber niemals im Plenum. immer wieder betonen, daß nämlich der Zeitpunkt Sie haben sich mit Ausführungen oder angeblich gekommen ist, in dem nicht nur die quantitative an verschiedenen Orten gemachten Ausführungen Überlegenheit des Warschauer Pakts immer deut- des Bundesverteidigungsministers beschäftigt. Der licher und bedrückender wird, sondern in dem sich Kollege Biehle hat einen tiefen Griff in die Zitaten- diese quantitative Überlegenheit in einer Vielzahl kiste getan, um an Hand dieser Zitate darzustellen, von Bereichen auch mit qualitativem Gleichziehen, daß diese Bundesregierung in Sachen gemeinsame unter Umständen sogar Vorbeiziehen gepaart hat. Anstrengungen auf dem Gebiet der Verteidigungs- (Damm [CDU/CSU]: So ist es!) politik zur Aufrechterhaltung unserer äußeren Si- cherheit nicht so ganz vertrauenswürdig sei. Ich erinnere an die Mig 25 und die Tu 28. Ich er- innere an die Panzer T 62 und T 72, Dinge und, die (Damm [CDU/CSU] : Diese Regierung ist wir einfach nicht stillschweigend übergehen wollen doch überhaupt nicht vertrauenswürdig! — und können. Deswegen, meine Damen und Herren, Biehle [CDU/CSU] : Die ganze Koalition, muß man hieraus die notwendigen Konsequenzen nicht nur die Regierung!) ziehen. — Herr Kollege Biehle, man kann noch tiefer in (Abg. Horn [SPD] meldet sich zu einer diese Kiste greifen. Dann kommen beispielsweise Zwischenfrage) Zitate von Ihrem Kollegen Dr. h. c. Strauß oder so- gar von dem verstorbenen früheren Bundeskanzler — Herr Horn, verzeihen Sie, die rote Lampe leuchtet Adenauer zum Vorschein, die ganze Zeit schon. (Damm [CDU/CSU] : Was hat der denn ge Das Weißbuch gliedert sich in zwei Teile, in eine sagt?) nüchterne Tatsachenbeschreibung, Herr Minister, Zitate, in denen von der Wehrfreudigkeit nicht die die wir auf Grund Ihrer Einlassungen wenige Tage Rede war und die jede Wehrbereitschaft in der Ver- zuvor im Ausschuß eigentlich in dieser Nüchtern- gangenheit vermissen ließen. heit und Sachlichkeit gar nicht mehr erwarten durf- ten, (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sind aber (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!) vorsichtig genug, nicht zu zitieren, weil Sie wissen, daß dies nicht stimmt!) und in jenen zweiten Teil, in dem zwar nur Positi- ves dargestellt wurde, aber genau das vergessen — Es gibt eine ganze Reihe von solchen Zitaten. — wurde, was jene, die 1968/69 die Verantwortung Wenn Sie die Jungdemokraten anführen, die soge- hatten, noch den Mut darzulegen hatten, indem nannten Playboys, wie Sie sich auszudrücken belie sie nämlich in offiziellen Schriften auch auf bestehen- liebten: de Mängel und Unzulänglichkeiten hinwiesen. Ge- (van Delden [CDU/CSU] : Gucken Sie sich rade auf ein objektives Bild und auf eine objektive Herrn Möllemann an! — Damm [CDU/CSU] : Beschreibung der Wirklichkeit auch in der Bundes Denken Sie an die Matthäus!) 18138 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Ollesch Herr Kollege Biehle, wenn Sie in Ihrer Partei davon ben. Die allgemeine Respektierung der Grund- einige hätten, kämen Sie in allen Sparten der Politik rechte in den Streitkräften kann ich aus Über- wahrscheinlich früher und schneller aus Ihrem Im- zeugung als gesichert bezeichnen. mobilismus heraus, der heute bei Ihnen festzustel- Die Grundsätze der Inneren Führung werden len ist. anerkannt. Die über eine lange Zeit hinweg ge- (Beifall bei der FDP und der SPD) führte Grundsatzdiskussion über das Konzept Von daher empfinden wir es gar nicht als einen der Inneren Führung hat ihren Abschluß ge- - Mangel, sondern als einen Vorzug, daß unsere jun- funden. gen Leute die Dinge von ihrer Warte aus mit Kritik Soweit die Bewertung des Wehrbeauftragten. — naturgemäß mit überzogener Kritik; in den jun- gen Jahren kann man ja gar nicht anders sein — Ich brauche nicht eigens anzuführen, daß uns die- sehen. Ausschlaggebend, Herr Biehle, ist jedoch die ser Befund der Kontrolltätigkeit des Wehrbeauf- Politik, die wir als Gesetzgeber betreiben bzw. die tragten außerordentlich zufriedenstellt. Wir sehen die Bundesregierung in unserem Auftrage betreibt. diese Feststellung als die wichtigste Aussage dieses (Biehle [CDU/CSU]: Aber nicht mehr lange!) Jahresberichtes an. Als erfreulich werten wir aber auch die Tatsache, daß bei der Behandlung des Jah- Noch einmal zum Thema Wehr-, Kriegsdienstver- resberichts im Verteidigungsausschuß des Bundesta- weigerer. Herr Kollege Biehle, ich gehöre zu den ges die überwiegende Mehrheit der Probleme, die Initiatoren des Beschlusses von 1967; vom Wehrbeauftragten angesprochen worden sind, gelöst werden konnten oder aber der Wille besteht, (Damm [CDU/CSU] : Schlimm genug!) das zu tun. Wo das nicht der Fall war, sind es kaum aber nicht aus ideologischen Gründen oder weil ich zu beeinflussende Sachzwänge, die einer alle Seiten aus einer dunklen linken Ecke komme — nein —, zufriedenstellenden Lösung im Wege stehen. (van Delden [CDU/CSU] : Sondern weil Sie Wir stellen aber auch mit Zufriedenheit fest, daß mußten!) sich die Fraktionen über die Erweiterung der Kom- sondern weil ich um den Unsinn der Gewissensprü- petenzen des Wehrbeauftragten geeinigt haben. Wir fung durch Kammern weiß und ich diesen Unsinn regen an, die Novellierung des Wehrbeauftragten- beseitigen wollte. Darüber hinaus wollte ich die gesetzes auf der Grundlage dieser Vereinbarungen Bundeswehr nicht mit jungen Soldaten belasten, die nunmehr vorzunehmen. gegen ihr Gewissen — oder angeblich gegen ihr Meine Damen und Herren, wir empfehlen Ihnen, Gewissen — den Bericht des Verteidigungsausschusses und den (van Delden [CDU/CSU]: Aha! Das ist schon Antrag zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten zur besser!) Kenntnis zu nehmen. Wir schließen uns dem im Aus- schuß ausgesprochenen Dank an den Wehrbeauf- unwillig Dienst tun. Im Gegensatz zu Ihnen — Sie tragten für seine Arbeit an. haben die Meinung ja heute wieder geäußert — bin ich der Auffassung, daß die Bundeswehr daran nicht (Beifall bei der FDP und der SPD) zugrunde geht. Im Gegenteil: Ich bin auch heute der Ich möchte noch einige wenige Worte zu dem An- Auffassung, daß der Großteil unserer Jugend bei trag einer Reihe von Abgeordneten der Opposition der Entscheidung, Ersatzdienst oder Wehrdienst zu sagen, über den sicherlich gleich debattiert werden leisten, lieber den Wehrdienst vorzieht; einmal aus wird, einem Antrag, der sich mit der Verbesserung ihrer Verpflichtung heraus, aber auch auf Grund der der Aufstiegsmöglichkeiten für Unteroffiziere in den Möglichkeiten, die wir den jungen Leuten während Kampf- und Kampfunterstützungstruppen des Hee- der Monate des Wehrdienstes für ihre Weiterbil- res beschäftigt. Wir Freien Demokraten haben uns dung bieten, auch für ihre berufliche Weiterbildung. immer für eine Verbesserung der Ausbildung ein- (Stahlberg [CDU/CSU] : Aber mit Gewissen gesetzt. hat das doch wohl nichts zu tun!) (van Delden [CDU/CSU] : Nur keine An Die Bundeswehr wird nicht, obwohl zum größten träge gestellt!) Teil Wehrpflichtarmee, an innerer Auszehrung ster- — Oh, Herr Kollege van Delden, ich habe in der ben. Vergangenheit, als ich im Verteidigungsausschuß Nun einige wenige Worte zum Jahresbericht des noch Aktiver war, Wehrbeauftragten und zu Ihrem Antrag. Der Jahres- (Damm [CDU /CSU] : Man merkt, daß Sie bericht des Wehrbeauftragten des Deutschen Bun- jetzt Reservist sind! — Weitere Zurufe von destages 1975 bestätigt den positiven Eindruck, den der CDU/CSU) die Bürger unseres Landes von der Bundeswehr ha- eine ganze Reihe von Anträgen in dieser Richtung ben. Der Wehrbeauftragte hat dem Verteidigungs- ausschuß bereits am 5. November 1975 — zum gestellt, nicht nur als wir in der Opposition waren. 20. Geburtstag der Bundeswehr — eine Würdigung Wir waren ja zu der Zeit noch gemeinsam in der Re- übermittelt, die er in seinem Bericht wiederholt. We- gierung gen der grundsätzlichen Bedeutung darf ich daraus (van Delden [CDU/CSU] : Da waren Sie noch einige Sätze zitieren. Da heißt es: vernünftig!) Verletzungen von Grundrechten der Soldaten und hatten, wenn ich mich recht erinnere, damals sind unwesentliche Randerscheinungen geblie gemeinsam das schwere Problem der ungenügenden Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18139

Ollesch Ausbildung der Starfighter-Piloten zu lösen. Sie wis- aus der Sache nicht herausstehlen, wie Sie es hier sen, was es uns gemeinsam für Sorge und Arbeit ge- getan haben. Wir werden dafür sorgen, daß Ihre kostet hat, Rede verbreitet wird, damit die Bundeswehr darüber (van Delden [CDU/CSU] : Gemeinsam, ja lachen kann. wohl! Wären Sie nur auf diesem Wege (Beifall bei der CDU/CSU) geblieben!) Sie haben sich hier als Trittbrettfahrer mit Weih- die Piloten auf einen besseren Ausbildungsstand zu - rauchfaß betätigt. Das war keine gute Rolle. bringen. Wir waren immer zu einer Verbesserung Wir sind in der Debatte bereits beim Jahresbe- der Ausbildung bereit und haben uns sehr dafür ein- richt des Wehrbeauftragten 1975 angelangt. In die- gesetzt. sem Bericht ist eine Anzahl von Problemen ange- Wir sind der Auffassung, daß die Ausbildung ver- sprochen. Im wesentlichen sind es die Sachkom- bessert werden müßte, weil eine Steigerung der plexe Wehrbeauftragter und Parlament, Grund- Qualität der Streitkräfte nur durch Anhebung der rechte der Soldaten, Grundsätze der Inneren Füh- persönlichen, geistigen und fachlichen Eignung des rung und Fürsorgeangelegenheiten. Der Bericht ist einzelnen zu erreichen ist. Dies gilt für die Offiziere, aus der Sicht der CDU/CSU insgesamt instruktiv aber besonders auch für die Unteroffiziere. Wenn und abgewogen. Ich stelle das mit besonderer Ge- wir uns trotzdem gegen eine Annahme Ihres Antrags nugtuung fest, weil wir bei der Beratung dieses — Drucksache 7/4433 — auf Verbesserung der Auf- Berichts im Verteidigungsausschuß eine gute Atmo- stiegsmöglichkeiten ausgesprochen haben, so hat das sphäre gehabt haben, die sich vielleicht heute mor- folgenden Grund. gen im Saale hätte widerspiegeln sollen. Das wäre auch möglich gewesen, wenn der Minister nicht zu Der Antrag geht hinsichtlich der Gewährung von Anfang geredet hätte. Chancengleichheit für die Unteroffiziere ins Leere, weil diese Chancengleichheit durch die Maßnahmen (Beifall bei der CDU/CSU) des Bundesverteidigungsministeriums bereits herge- Meine Freunde und ich haben Verständnis dafür, stellt ist. Sie besteht darin, daß in Zukunft in der daß der Wehrbeauftragte, der erst eine relativ kurze Truppe den als Diplompädagogen ausgebildeten Of- Amtszeit aufweist, in seiner Kritik an der Exeku- fizieren Unteroffiziere aus den Kampf- und Kampf- tive etwas zurückhaltend geblieben ist, weil er unterstützungstruppen zur Seite stehen werden, die kurz vorher noch die Verantwortung mitgetragen an einer Fachschule zu staatlich anerkannten Erzie- hat. Wir sehen aber die Einrichtung des Wehrbe- hern ausgebildet worden sind. Darüber hinaus wol- auftragten vorwiegend als „Frühwarnsystem" und len wir uns aber, wie im Verteidigungsausschuß in besonderem Maße auch als Kontrollorgan an. Da- mehrheitlich beschlossen, dafür einsetzen, daß im her erwarten wir, daß sich der Wehrbeauftragte Zuge der Untersuchung zur Personalstruktur das in seinem nächsten Bericht — mehr als er das aus Laufbahngefüge aller Offiziere neu überdacht wird. den erwähnten Gründen im vorliegenden Bericht Die zu erwartenden Ergebnisse sollten jetzt nicht getan haben mag — mit größerem Nachdruck all der durch isolierte Änderungen und vorgezogene Einzel- Probleme in schonungsloser Offenheit widmet, die maßnahmen präjudiziert werden. schon seit einiger Zeit Ursache großer Unruhe in Meine Damen und Herren, ich darf für die Freien der Truppe sind. Auf diese Sorgen werde ich noch Demokraten abschließend zum Thema Sicherheits- etwas eingehen. politik und zum Thema Bundeswehr folgendes sa- Bei der Beratung des Berichts des Wehrbeauftrag- gen. Wir haben uns darum bemüht, die Kampfkraft ten ist von drei Voraussetzungen auszugehen: unserer Bundeswehr zu verstärken. Sie haben das 1. Die im Bericht aufgeworfenen Fragen und Pro- anerkannt, und Sie können nicht bestreiten, daß zu- bleme beziehen sich auf Beobachtungen, die zum mindest seit der Einführung der Flexible Response Teil inzwischen mehr als ein Jahr zurückliegen. die konventionelle Kampfkraft der Bundeswehr zah- lenmäßig, materialmäßig, aber auch ihr gesamter Daher konnte sich dieser Bericht z. B. nicht mit den Folgen der Sparmaßnahmen der Bundesregierung Kampfwert, hervorragend verbessert wurde. Wir für die Soldaten und mit der vorgesehenen Abschaf- haben dabei mitgewirkt. Wir sind stolz auf diese Leistung, und wir dürfen diesen Stolz auch zum fung des Prüfungsverfahrens für Kriegsdienstver- weigerer beschäftigen. Ausdruck bringen. Unser Bemühen gilt weiterhin, unserem Lande ein Gefühl der Sicherheit durch Be- 2. Mit Sicherheit gibt es eine Anzahl von Vor- reitstellung der notwendigen Mittel zur äußeren kommnissen und Beobachtungen, sowohl im Bundes- Verteidigung auch für die Zukunft zu geben. ministerium der Verteidigung als auch in der Trup- (Beifall bei der FDP und der SPD) pe, mit denen sich der Bericht deshalb nicht be- schäftigen konnte, da diese dem Wehrbeauftragten einfach nicht durch Eingaben bekanntgeworden sind. Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- geordnete Ernesti. 3. Die bei der Wahrnehmung der Kontrolle ge- wonnenen Erkenntnisse des Wehrbeauftragten kön- nen ein umfassendes Bild vom tatsächlichen Gesamt- Ernesti (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr zustand der Bundeswehr nicht liefern. Sie beschäf- verehrten Damen und Herren! Es würde mich reizen, tigen sich — dem Auftrag entsprechend — in der Herrn Möhring noch zu antworten. Die Zeit wird Mehrzahl mit Vorkommissen vorwiegend negativer dazu nicht reichen. Herr Möhring, so kann man sich Art. 18140 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Ernesti Meine Ausführungen, die ich im Zusammenhang Erstens. Es wird manchmal zu erzieherischen mit den Feststellungen des Berichts des Wehr Maßnahmen gegriffen, ohne daß geprüft wurde, ob beauftragten über die augenblicklichen Probleme der wirklich ein Fehlverhalten vorliegt. Bundeswehr zu machen habe, sollen sich aber nicht allein mit der Vergangenheit beschäftigen, sie müs- Zweitens. Die erzieherischen Maßnahmen —ins sen sich auch auf die Gegenwart beziehen. Zum besondere die, die sich in den Freizeitraum der anderen ändert die hier und heute vorgebrachte Soldaten erstrecken — stehen oft in keinem Zusam- Kritik nichts an dem Maß des Vertrauens und dem - menhang mit der Verfehlung. Sie tragen vielfach großen Respekt, den meine Fraktion allen Soldaten auch abschreckenden Strafcharakter. Dies ist aber aller Dienstgrade entgegenbringt. Wir haben große nicht Sinn erzieherischer Maßnahmen. Um das Ge- Achtung vor der Hingabe und der Verantwortung, sagte zu verdeutlichen, sei darauf hingewiesen, daß mit der die überwiegende Mehrzahl dieser Soldaten über 50 % der erzieherischen Maßnahmen in die ihre Pflicht zum treuen Dienen wahrnimmt. Freizeit des Soldaten eingreifen und damit nicht nur er, sondern auch die Familie, Kinder, Freunde und (Beifall bei der CDU/CSU) Sportvereine am Wochenende beeinträchtigt wer- Ohne diese loyale Pflichterfüllung dieser Soldaten den. wäre es um die Funktionsfähigkeit unserer Bundes- Ich bitte daher den Wehrbeauftragten, auch die- wehr und damit um unsere Sicherheit bei der un- sem Problem in Zukunft erhöhte Aufmerksamkeit verkennbaren Tendenz zu parteipolitischer Einfluß- zu widmen und im nächsten Jahresbericht eingehend nahme schlecht bestellt. Auf diesen Punkt werde ich darüber zu berichten. noch zurückkommen. (Damm [CDU/CSU]: Sehr gut!) Wie der Wehrbeauftragte begrüßen wir es sehr, daß nicht über Grundrechtsverletzungen berichtet Bei der Behandlung der Grundsätze der Inneren werden mußte. Hier wird knapp ausgeführt, daß Führung kritisiert der Wehrbeauftragte, daß die unzulässige Eingriffe in die verfassungsmäßig ge- Vorgesetzten auf der Kompanie-, Zug- und Grup- schützte Grundrechtssphäre der Soldaten gering penführerebene verhältnismäßig früh in Verant- geblieben seien. Aus der lapidaren Feststellung, wortungsbereiche hineingestellt werden, für die sie schwere Verstöße seien nicht zu berichten, muß nicht in jedem Fall hinreichend vorbereitet werden aber nicht ohne weiteres geschlossen werden, daß konnten. Dieser wichtigen Frage aus dem Bereich die Wertordnung des Grundgesetzes im täglichen der Inneren Führung sollte weiterhin besondere Leben respektiert werde. Aufmerksamkeit gewidmet werden. So hilfreich und so bedeutungsvoll die Leitsätze der zentralen Sicherlich sind öffentlichkeitswirksame Fälle ekla- Dienstvorschrift „Hilfen für die Innere Führung" tanter Grundrechtsverletzungen selten; jedoch ist sind, zum Durchsetzen dieser Prinzipien kommt der der Grundrechtsschutz nicht auf diese Fälle be- Fähigkeit der Menschenführung allerdings erhöhte schränkt. Gerade die kleinen Übergriffe des Alltags Bedeutung zu. Die Anwendung der Leitsätze setzt sind es, die die Rechte der unterstellten Soldaten nämlich Erfahrungen im Umgang mit Menschen vor- beeinträchtigen, ohne daß dies aus dem besonderen aus; sie vermittelt aber keine. Daher rührt u. a. Pflichtverhältnis geboten wäre: das leichtfertige das Verlangen von Unteroffizieren, die ohne nen- Beschneiden der Freizeit, das willkürlich abgelehnte nenswerte Führungserfahrungen zum Unterführer Urlaubsgesuch oder die fahrlässige Mißachtung ausgebildet werden, nach Patentrezepten für den eines truppenärztlichen Ratschlags. Erst dann, wenn Umgang mit ihnen anvertrauten Soldaten. auch solche Übergriffe nachlassen und die „Wert- ordnung des Grundgesetzes im täglichen Dienst- (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!) betrieb respektiert wird", kann „das Bewußtsein Hier zeigt sich ferner, daß die ZDV 10/1 — geschrie- der Verfassungsbezogenheit eine wichtige Grund- ben für Einheitsführer — für Zugführer gerade noch lage für die Dienstbezogenheit des Soldaten" dar- anwendbar ist. Für Gruppenführer gibt sie so gut stellen. wie nichts her. Dies beweist erneut, daß die Aus- (Sehr gut! bei der CDU/CSU) bildung der Unteroffizieranwärter und der jungen Auf die deutliche Betonung dieses Zusammenhangs Unteroffiziere zum Vorgesetzen immer noch nicht hätte nicht verzichtet werden dürfen, um den Grund- zufriedenstellend geregelt ist. Diese Frage berührt rechten die ihnen zukommende Bedeutung auch allerdings insgesamt die Funktionsbereitschaft der tatsächlich zukommen zu lassen. Streitkräfte in ihrem Kern. Meine Damen und Herren, auch dem Hinweis Ein anderes Kapitel. Vermehrte Eingaben aus dem des Wehrbeauftragten, daß der Erlaß „Erzieherische Bereich des Arbeitsplatzschutzgesetzes bestätigen Maßnahmen" nicht immer sachgerecht angewandt erneut, daß das Arbeitsverhältnis nach Ablauf des wurde, sollte mit größerem Ernst nachgegangen Wehrdienstes vom Arbeitgeber jeweils zum frü- werden, als dies die Bemerkung des Bundesmini- hestmöglichen Zeitpunkt gekündigt oder aber der sters der Verteidigung in seiner Stellungnahme vom Betroffene nach seinem Wehrdienst in einer gegen- 14. Mai 1976 erwarten läßt. Er schränkt diese Fest- über früher geringer zu bewertenden Funktion ver- stellung symptomatischer Art dadurch ein, daß er wendet wird. Der Wehrbeauftragte regt daher mit sie lediglich auf wenige Einzelbeispiele bezieht. Recht eine Überprüfung der derzeitigen Bestimmun- Die Gefahr des Mißbrauchs der erzieherischen Maß- gen an. Wir haben bereits durch den Entwurf eines nahmen ist indessen nach meinen Erfahrungen groß. Gesetzes zur Änderung des Arbeitsplatzschutzge- Diese Gefahr liegt vorwiegend in zwei Ursachen: setzes einen Vorschlag unterbreitet. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18141

Ernesti Der Wehrbeauftragte stellt mit uns gemeinsam te ich vorsorglich den Herrn Wehrbeauftragten auf den unhaltbaren Zustand fest, daß eine Vielzahl dieses Problem hinweisen und ihm das Studium von Hauptfeldwebeln in der Bundeswehr, die alle unserer Kleinen Anfrage und auch der Antwort der Qualifikationen besitzen, mangels entsprechender Bundesregierung, die darauf gegeben wurde, emp- Planstellen nicht nach A 9 eingewiesen werden kön- fehlen. nen. „Im Heer gibt es Hauptfeldwebel, die seit vier Unsere besondere Sorge gilt der weiter um sich Jahren sämtliche Einweisungsvoraussetzungen er- - greifenden Politisierung der Bundeswehr. Wir sehen füllen und gleichwohl in absehbarer Zeit nicht ein- in vielen Aktionen grobe Verstöße gegen die ge- gewiesen werden können." Der Wehrbeauftragte botene parteipolitische Neutralität. Meine Damen kritisiert hierbei die Weigerung des Bundesmini- und Herren, ich sage dies nicht etwa aus partei- steriums der Verteidigung, eine Änderung der Ein- politischer Empfindsamkeit. Wir halten eine solche weisungsrichtlinien vorzunehmen. Gerade hierfür Tendenz — auf die wir oft genug hingewiesen ha- hat sich meine Fraktion in der Vergangenheit bei ben — für staatspolitisch verhängnisvoll. den Beratungen immer wieder eingesetzt. Wir haben in dieser Frage immer die Auffassung vertreten, Wir alle in diesem Hohen Hause sollten uns dar- daß die Bundesregierung zunächst den bereits mit über einig sein, daß die Bundeswehr nicht eine Wirkung zum 1. Juli 1975 durch das 2. Besoldungs- Armee der SPD, nicht eine der FDP und nicht eine vereinheitlichungs- und Neuregelungsgesetz ver- der CDU/CSU ist. besserten A 9-Stellenanteil auf 15 % endlich haus- (Beifall bei der CDU/CSU) haltsmäßig absichern sollte. Sie ist die Armee dieses Staates, und das sollte sie Bei der Behandlung der Fürsorgeangelegenheiten auch bleiben, so wie sie Fritz Erler am 5. Februar fällt weniger die Aufzählung einzelner Sachkom- 1957 in einem Vortrag „Heer und Staat in der Bun- plexe ins Auge. Als besorgniserregend erscheint desrepublik" charakterisierte: vielmehr die Tatsache dieser erheblich hohen Zahl Die Armee darf unter gar keinen Umständen so der insgesamt 4 253 Eingaben aus diesem Bereich. etwas ähnliches wie das Eigentum der Regie- Diese sprechen der Sozialabteilung des Bundes- rung oder gar der Regierungsparteien oder einer ministeriums der Verteidigung kein gutes Zeugnis einzigen Regierungspartei werden. aus. Man hätte eine positivere Auswirkung der mit so viel eigenen Vorschußlorbeeren aufgetretenen Aber seit jenem unglückseligen Wort des damali- Abteilung erwarten dürfen. gen Verteidigungsministers Helmut Schmidt, wel- ches hier schon einmal angeschnitten wurde, daß Es muß festgestellt werden, daß der Wehrbeauf- „eine deutsche Armee ihren gesellschaftlichen und tragte der ihm zugeordneten Funktion als „soziales militärischen Wert verbessert, indem sie sozial- Frühwarnsystem" nicht in allen Punkten gerecht ge- demokratische Befehle befolgt", hat sich eine partei- worden ist. Auf die Ursachen der Unruhe in der politische Tendenz entwickelt, die mit den Grund- Truppe will ich noch kurz eingehen. Ich tue dies sätzen der vom Gesetz vorgeschriebenen Neutralität mit der gleichzeitigen Aufforderung an den Herrn nicht mehr im Einklang steht. Wehrbeauftragten, sich dieser Fragen in seinem nächsten Bericht ausführlich zu widmen. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich weise auf § 15 des Soldatengesetzes und auf den Im Interesse der fortgeschrittenen Zeit verzichte Erlaß bezüglich der politischen Betätigung von Sol- ich auf einige Punkte, die anzusprechen wären. Wir daten hin. haben das hier bereits am Rande behandelt: den Beförderungsstau, die verschlechterte Personallage Gerade in einer Zeit vor der Wahl ist eine partei- usw. Aber auf eines muß ich näher eingehen. politische Einwirkung auf die Bundeswehr zu beob- achten. Sie wissen das selbst. Truppenbesuche von Große Unruhe in der Truppe verursacht das Ge- Angehörigen des Bundesministeriums der Verteidi- biet der Wohnungsfürsorge. gung in Begleitung von Bundestagsabgeordneten (Beifall bei der CDU/CSU — Damm [CDU/ und Parteifunktionären gehen Hand in Hand mit CSU] : Sehr richtig!) Wahlkampfveranstaltungen, in denen Angehörige Es ist kein Geheimnis, daß die Sparmaßnahmen nach des Verteidigungsministeriums, unter Anführung dem Haushaltsstrukturgesetz für die Soldaten we- ihres höheren Vorgesetzten, auf breiter Front zum sentliche Belastungen gebracht haben. Der prakti- Einsatz kommen. Ich könnte Ihnen all die Anzeigen sche Wegfall der Wohnungsfürsorge stellt die ein- vorzeigen, die ich hier in meiner Mappe habe. Der- schneidendste Verschlechterung dar. Durch die Miet- artige und eine Anzahl ähnlicher Vorfälle verstoßen erhöhung ab 1. März 1976 für den größten Teil der doch im Prinzip sehr deutlich gegen den im Soldaten- Bundesdarlehenswohnungen werden viele Soldaten- gesetz geforderten Geist der Unterlassung jedweder haushalte belastet. Ich erinnere hierbei an § 31 des parteipolitischen Beeinflussung im militärischen Be- Soldatengesetzes, nach dem die Wohnungsfürsorge reich. Hier sollte man den Untergebenen und den ein Teil der Fürsorge des Bundes ist. Offensichtlich Soldaten ein gutes Beispiel geben. versteht das Bundesministerium der Verteidigung Meine Damen und Herren, eine Schlußbemerkung. unter „Wohnungsfürsorge" inzwischen lediglich, bei Mit diesen im einzelnen aufgeführten Feststellungen der Beschaffung von Wohnungen behilflich zu sein. wiederhole ich meine Aufforderung an den Herrn Dabei beweisen viele akute Beispiele, die wir auf- Wehrbeauftragten, sich der angesprochenen Pro- zählen könnten, daß auch auf diesem Gebiet eine bleme in seinem nächsten Jahresbericht ausführlich schleichende soziale Demontage droht. Darum möch zu widmen. Wir erwarten — aus der Neutralität sei- 18142 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 Ernesti nes Amtes — ein stärkeres Wirksamwerden in sei- — Das hat die Präsidentin nicht gehört. ner parlamentarischen Kontrollaufgabe. Insgesamt (Damm [CDU/CSU] : Das kann sie gern aber danken wir dem Herrn Wehrbeauftragten und hören! Wenn Sie unterstellen, wir wollen allen seinen Mitarbeitern, die mit ihm an der Ab- den Wehrbeauftragten wieder abschaffen, fassung dieses Jahresberichts gearbeitet haben. sage ich noch einmal: Sie spinnen! Ist (Beifall bei der CDU/CSU) doch wirklich wahr!) - Der Verteidigungsausschuß hat den Bericht des Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Wehrbeauftragten beraten, und über diesen Bericht gleich den Entschließungsantrag auf Drucksache haben wir uns im Verteidigungsausschuß weitge- 7/5481, der sicherlich gleich vorgelegt und auch be- hend verständigt. Das hat bereits Herr Kollege Er- gründet wird, mit einem Satz behandeln. nesti gesagt. Dazu stehe ich. Der Wehrbeauftragte (Dr. Marx [CDU/CSU]: Ein Witz ist das!) selbst hat die Gelegenheit gehabt und sie auch sehr positiv und konstruktiv genützt, um seine Meinung Es handelt sich um den Entschließungsantrag der zu den Problematiken, die er aufgespürt und festge- Fraktionen der SPD und der FDP zur Beratung des stellt hat, zum Ausdruck zu bringen. Es gab in dem Berichts und des Antrags des Verteidigungsaus- Bericht des Wehrbeauftragten eine Fülle von Anre- schusses zum Weißbuch. Dies ist eine einzige Selbst- gungen. Ich darf hier nur wiederholen, was in der beweihräucherung, der wir unsere Zustimmung mit ersten Lesung auch von mir dazu gesagt worden Sicherheit nicht geben. ist: Er ist ein Beispiel dafür, wie man geräuschlos, (Beifall bei der CDU/CSU) schnell, aber erfolgreich arbeiten kann. Der Wehrbeauftragte hat die Aufgabe, Vorgänge, Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- Mißstände, soweit sie vorhanden sind, zu kritisie- geordnete Schlaga. ren und konstruktiv und informativ zu arbeiten.

Herr Kollege, gestat- Schlaga (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Damen Vizepräsident Frau Funcke: und Herren! Herr Ernesti, Sie hatten sicher keinen ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordne- Grund, den Verteidigungsminister bezüglich seiner ten Biehle? Ausführungen zu rügen. Ich hätte es wirklich viel lieber gesehen, Sie hätten ihren Kollegen Biehle zu- Schlaga (SPD) : Herr Biehle, Sie hatten vorhin ge- rechtgerückt; denn das, was er hier gesagt hat, war nügend Gelegenheit, sich sachlich zu äußern. Das genau das, was Ihr von Ihnen so allseits geschätz- haben Sie nicht getan. Ich sehe keinen Grund, auf ter Kollege Strauß in Sonthofen der Welt zur Ihre Fragen einzugehen. Kenntnis gebracht hat. Das war wirklich die totale (Beifall bei der SPD — Damm [CDU/ Konfrontation. CSU] : Er ist dir nicht gewachsen, Alfred! (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sagen Sie lie — Zuruf des Abg. Biehle [CDU/CSU]) ber, wo er irgendein falsches Zitat ge In den Vorbemerkungen des Berichts des Wehr- bracht hat! Herr Schlaga, wo hat er falsch beauftragten zitiert?) (Erneuter Zuruf des Abg. Biehle [CDU/ — Passen Sie doch einmal auf! Ich weiß ja, daß Sie CSU]) das nicht gern hören. Aber deswegen sage ich es — Mensch, reden Sie doch zu Hause einmal so viel, Ihnen ja, genau deswegen. — Ich bin sicher, daß wie Sie jetzt hier dauernd dazwischenreden; das das für Sie in die Hosen geht, das mit der Freiheit wäre doch eine gute Sache — statt des Sozialismus; buchstäblich. Nach dem 3. Oktober wird man Sie an Ihrem Geruch erken- (Beifall bei der SPD) nen. war ein Passus enthalten, der zweifellos Grund bie- (Heiterkeit bei der SPD und der FDP — tet, darüber nachzudenken und auch unterschiedli- Damm [CDU/CSU] : Wieso, ist Verteidi cher Meinung sein zu dürfen. Unter Ziffer 4 auf Sei- gungsminister zu sein ein schlechter Be te 4 — ich zitiere nur den letzten Satz, weil ich da- ruf?) von ausgehe, daß die Anwesenden das hinreichend kennen — bringt der Wehrbeauftragte zum Aus- Und das darf ich noch hinzufügen: Sie gestehen mir druck: doch wohl zu, daß ich am Anfang erst einmal auf das eingehe, was meine Vorredner gesagt haben. Unsere Streitkräfte brauchen nicht die Mitläu- Das, was der Kollege Biehle gesagt hat, würde tat- fer und Jasager, sondern eigenverantwortliche sächlich Freiheiten einschränken. Und ich habe als Soldaten. Berichterstatter für den Bericht des Wehrbeauftrag- Was diesen Satz angeht, so gibt es gar keinen ten Bedenken, daß, wenn man diese Tendenzen lau- Grund, unterschiedlicher Auffassung zu sein. Nur, fen läßt, dieser oder jener Kollege der CDU/CSU der Wehrbeauftragte stellt weiter fest, daß es be- sogar bereit sein könnte, das Amt des Wehrbeauf- stimmte Gründe gibt, warum in diesem und jenem tragten wieder abzuschaffen. Verhalten der Soldaten nach seiner Auffassung ein (Damm [CDU/CSU]: Sie spinnen ja! — bißchen mehr Courage oder Zivilcourage notwen- Ernesti [CDU/CSU] : Das können Sie doch dig wäre. Er führt einige Gründe an, von denen er wohl nicht im Ernst sagen!) meint, daß sie dazu geführt haben könnten. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18143 Schlaga Wir haben uns darüber unterhalten und haben werteten erzieherischen Maßnahmen mehr als 50 % uns des Auftrags, den der Wehrbeauftragte dem mit Eingriffen in die Freizeit des Soldaten verbun- Verteidigungsausschuß hiermit meinte geben zu den waren. — Das Ministerium äußert sich dazu sollen, insofern entledigt — und das halte ich für etwa in folgender Form: Die Bedenken des Wehrbe- die beste Lösung —, daß wir an das Sozialwissen- auftragten können nicht in vollem Umfange geteilt schaftliche Institut der Bundeswehr den Auftrag werden. Und es gibt dazu eine Begründung. Die Be- vergeben haben, zu untersuchen, ob die Ursachen gründung mag technisch, manchmal auch techno- und Wirkungen, die hier erst einmal relativ vorder- - kratisch richtig sein, aber menschlich stimmt sie gründig dargestellt worden sind, so stimmen, sich mich doch etwas bedenklich. Denn z. B. mehrfach so verhalten, oder ob es da andere Gründe gibt. Ich über einen einzelnen Soldaten verhängte Freizeit- bin daran interessiert, diesen Bericht eines Tages in beschränkungen, besonders bei Heimatfernen, finde die Hand zu bekommen. ich bedenklich. Denn die Störungen der Bindung an Ein weiterer Punkt, auf den ich kurz eingehen die Familie, der Bindung an Freunde, Freundinnen und Freundeskreise können bei diesen jungen Leu- will, befaßt sich mit jenem G 1-Hinweis des Vertei- digungsministers, das Grundrecht der Kriegsdienst- ten zu Verhaltensweisen, zu Kurzschlußhandlungen verweigerung betreffend. Zum besseren Verständ- führen, die auch wiederum der Bundeswehr nicht nis darf ich einmal kurz den Text dieses G 1-Hin- dienlich sein können. weises zitieren: Mir fällt da immer wieder das Beispiel meines ei- Ein Soldat, der den Kriegsdienst mit der Waffe genen Sohnes ein, der 350 km von zu Hause ent- verweigert, ist grundsätzlich verpflichtet, bis fernt eingezogen gewesen ist, der ein begeisterter zur Feststellung seiner Berechtigung alle Volleyballspieler war, der sehr viele Meisterschaf- Dienstpflichten in den Streitkräften, einschließ- ten mitgemacht hat. Er wollte eben am Samstagfrüh lich des Waffendienstes, zu erfüllen. Erscheint an einer Meisterschaft teilnehmen, mußte aber am für einen Soldaten, der die Feststellung seiner Freitagnachmittag in der Kaserne bleiben — was Berechtigung, den Kriegsdienst mit der Waffe auch immer er „verbrochen" hatte; das ist eine an- zu verweigern, beantragt hat, der Dienst mit dere Sache. Das Ergebnis war: Er fuhr um Mitter- der Waffe als eine unzumutbare Härte, kann er nacht mit seinem Wagen von der Kaserne doch von der unmittelbaren Bedienung der Waffe noch nach Hause und hat dann also morgens ge- befreit werden. spielt und das Spiel verloren — sicher nicht allein deswegen; aber die Mannschaft war der Auffas- Nun, das ist zweifellos das, was der Minister heute sung: dies wäre nicht passiert, wenn du rechtzeitig morgen als eine fortschrittliche Entwicklung inner- gekommen wärst. — Das ist ein ganz minimales, halb der Führung der Streitkräfte dargestellt hat, ein ganz kleines Beispiel; über solche Dinge gibt es und auch ich unterstütze das. Es hat keinen Sinn, sicher mehr zu sagen. daß man Kriegsdienstverweigerer in die Truppe (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: einberuft, in der sie den Disziplinarvorgesetzten tatsächlich das Leben oft schwermachen. Deswegen Solche Sachen werden im Deutschen Bun also dieser Erlaß. destag vorgetragen! Das ist ja unglaublich! Familiengeschichten!) Nur sind — das ist unsere Auffassung — die Dis- ziplinarvorgesetzten oft überfordert, weil ihnen — Na hören Sie mal, das Induktive ist noch immer Handreichungen fehlen. Und das ist das, was der das, was am ehesten verständlich wirkt. Das sollten Wehrbeauftragte hier eben auch möchte: daß den Sie doch wissen. Disziplinarvorgesetzten Handreichungen in die (Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht bei Hand gegeben werden, mit deren Hilfe sie dann tat- einem Schlaga!) sächlich auch Entscheidungen treffen können, die Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Ich ein hohes Maß an Gerechtigkeit gewährleisten. bin der Auffassung, daß man, um Aversionen ent- Der Verteidigungsminister sagt dazu: Wir haben gegenzuwirken, um sie nicht wachsen zu lassen — noch zu wenig Erfahrung, der Erlaß ist erst zu kur- denn so etwas könnte festsitzen —, mit der Ein- ze Zeit in Kraft, wir müssen noch abwarten. — Dies schränkung der Freizeit restriktiv verfahren sollte, mag aus seiner Sicht richtig sein. Er sagt auch: Es wenn auf die Dauer Nachteile vermieden werden liegen noch zu wenige Fälle vor. sollen. Aber damit unterschiedliche und damit ungerech- Es ist richtig, wie das Bundesverteidigungsmini- te Entscheidungen weitestgehend vermieden wer- sterium sagt, daß eben diese erzieherischen Maß- den, waren wir der Auffassung, daß eben etwas ge- nahmen besonders wehtun, wenn man die Freizeit tan werden muß, und sei es erst einmal nur in Form kürzt und beschränkt. Aber gerade weil es wehtut, einer Handreichung, mit der vorläufig gearbeitet sollte man besonders sparsam damit umgehen. werden muß und die dann schließlich vom Vertei- Ein weiterer Komplex sind die Familienheimfahr- digungsminister fortgeschrieben wird. Ich bitte den ten. Es schiene mir tatsächlich ein Stück mehr Verteidigungsminister, tatsächlich auch so zu ver- Wehrgerechtigkeit zu sein, könnte man da zu ei- fahren. nem Ergebnis kommen. Jedem Wehrpflichtigen ste- Punkt 3 waren erzieherische Maßnahmen, die ich hen im Jahr 12 Freifahrten zu; daneben stehen ihm hier noch einmal nennen zu sollen meinte. Da unbegrenzt Fahrten nach Hause oder woandershin schreibt der Wehrbeauftragte in seinem Bericht: Es zu 50 % Ermäßigung zu. Das heißt, derjenige, der ist bedenklich, daß von den von mir gezielt ausge 50 km von zu Hause entfernt ist, hat 50 % Ermäßi- 18144 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Schlaga gung; der, der 500 km entfernt ist, auch 50 %. Es 1975, mit der die von uns angesprochenen Schwie- trifft also die Heimatfernen. rigkeiten angeblich bereits behoben seien. Der Vorschlag des Wehrbeauftragten geht dahin, Dieser Auffassung müssen wir entschieden wi- eine Staffelung einzuführen. Die könnte z. B. so dersprechen. Im Interesse der betroffenen Unteroffi- aussehen, daß bei 50 km nur eine Ermäßigung von ziere möchte ich Sie, meine Kolleginnen und Kolle- 30 % gewährt wird, bei 500 km aber eine von 70 %, ge, mit allem Ernst darauf hinweisen, daß der Be- so daß insgesamt bei gleichem Volumen ein Aus- richterstatter bei Abfassung seines Berichts entwe- gleich zustande käme. Das würde, wie gesagt, eine der über die tatsächliche Sachlage im Bundesmini- fühlbare Entlastung für die Heimatfernen und eine sterium der Verteidigung nicht richtig orientiert durchaus tragbare Belastung für die Heimatnahen wurde oder die erhaltenen Informationen falsch in- sein. Das würde auch zu einer positiven Motivation terpretiert hat. Wehrpflichtiger führen und ein Stück mehr Wehr- gerechtigkeit sein. Der Haushalt dürfte natürlich Richtig hingegen ist, daß erstens bis heute die nicht ausgeweitet werden. Von der Möglichkeit Feldwebel der Kampf- und Kampfunterstützungs- darf auch nur bei Fahrten zwischen Standort und truppen nicht in einer eigenen Fachrichtung Offi- Heimatort Gebrauch gemacht werden. Es darf auch ziere des militärischen Dienstes werden können nur einen geringen Verwaltungsaufwand verursa- (Beifall bei der CDU/CSU) chen. Wenn also auf Grund der Haushaltslage schon kein höherer Sold gezahlt werden konnte, und daß damit die wiederholt behauptete Chancen- dann sollte man auch angesichts der gestiegenen gerechtigkeit weder durch die Weisung des Bun- Fahrpreise diese Staffelung einführen. desverteidigungsministers vom 11. September 1975 noch durch eine andere Weisung hergestellt oder Das Bundesverteidigungsministerium ist nach auch nur eingeleitet worden ist und daß zweitens meiner Kenntnis im Prinzip einverstanden, aber — der Antrag der CDU/CSU-Fraktion geeignet ist, die- da kommt das Aber — die Bundesbahn ist nicht se Chancengerechtigkeit in einer gemeinsamen Be- einverstanden. Denn die Automaten, die sie einge- mühung aller im Bundestag vertretenen Parteien richtet hat, spielen nicht mit. Diese unterschiedli- herbeizuführen. che Staffelung läßt sich nicht einspeisen. Mehr Wehrgerechtigkeit in einem solchen Fall, die von Des weiteren meint der Berichterstatter, die Ver- dem einzelnen Wehrpflichtigen sicher begrüßt wer- wirklichung des Vorschlags der CDU/CSU-Bunde- den würde, soll nun also an einer perfektionierten stagsfraktion führe zu einer Überalterung der Ein- Rationalisierung scheitern. Hier handelt es sich um heitsführer und damit zu Friktionen in der Truppe. einen seelenlosen Vorgang, der auf Kosten der Er meint, man sollte zudem solche Pläne zur Menschlichkeit geht. Die Bundesbahn macht sich Neuordnung so lange zurückstellen, bis das Lauf- das nach meiner Auffassung zu einfach. Sie sollte bahngefüge aller Offiziere im Rahmen der Untersu- gefälligst noch einmal nachdenken. Es geht hier um chungen zur Personalstruktur der Streitkräfte ins- 300 000 junge Leute, denen geholfen werden könn- gesamt überdacht sei. te. Zu der ersten Sorge des Berichterstatters möchte Mein Dank gilt dem Wehrbeauftragten. Mein ich Ihnen an einem konkreten Zahlenbeispiel ver- Wunsch ist, daß er weiterhin ein waches Auge und deutlichen, daß sie völlig unbegründet ist. eine glückliche Hand haben und eine erfolgreiche Zur Zeit geschieht die Auswahl zum Offizier des Arbeit leisten möge. militärfachlichen Dienstes unter den jungen Feld- (Beifall bei der SPD und der FDP) webeln im Alter von etwa 25 Jahren. Sie haben der Truppe dann in Verwendungen als Gruppen- und Zugführer insgesamt nur etwa vier bis fünf Jahre Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat Herr Ab- geordneter Stahlberg. zur Verfügung gestanden. Die zur Laufbahn der Of- fiziere des militärfachlichen Dienstes zugelassenen jungen Feldwebel erhalten dann eine etwa zweijäh- Stahlberg (CDU/CSU) : Frau Präsident! Meine sehr rige Ausbildung und werden anschließend in Fach- verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU hat richtungen der verschiedensten Führungsgrundge- am 10. Dezember 1975 einen Antrag vorgelegt, der biete verwendet. Nur, meine Kolleginnen und Kol- mithelfen soll, die Benachteiligung der Unteroffi- legen: In die Verwendung als Führer in der Truppe ziere bei den Kampf- und Kampfunterstützungs- kehren sie nicht wieder zurück. Das empfinden wir truppen des Heeres gegenüber den sogenannten als sehr schade. Hier liegt der entscheidende An- Spezialisten auszuräumen. Geeigneten und bewähr- satz unserer Kritik. Wir sind der Auffassung, daß ten Unteroffizieren in Führungsverwendungen der es darauf ankommen muß, den Kampf- und Kampf- Kampf- und Kampfunterstützungstruppen sollte unterstützungstruppen über einen sehr viel länge- nach unserer Meinung der Aufstieg zum Offizier ren Zeitraum hin auch die hervorragendsten Feld- unter gleichen Bedingungen ermöglicht werden wie webel in Führungsfunktionen wirklich zu erhal- den Unteroffizieren in speziellen Verwendungen. ten. Im Bericht des Abgeordneten Horn vom 4. Juni (Beifall bei der CDU/CSU) 1976 — Drucksache 7/5316 — wird nunmehr vorge- Wir denken dabei an mindestens zwei weitere Zug- schlagen, unseren Antrag als unbegründet abzuleh- führerverwendungen und an die Möglichkeit, daß nen. Kollege Horn verweist auf eine Fachschulwei- die besten von ihnen auch zum Einheitsführer, zum sung des Verteidigungsministers vom 11. September Kompaniechef, aufsteigen können. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18145

Stahlberg Dabei ist es völlig unbegründet, von einer Über- lege Werner, haben gesagt, wir lägen tendenziell alterung der Einheitsführer und Friktionen in der gleich. Ich möchte Sie bitten: Lesen Sie bitte beide Truppe zu sprechen, da auch die Verwendung als die Unterlagen etwas korrekter, dann kommen Einheitsführer vor dem 40. Lebensjahr abgeschlos- nicht die gravierenden Widersprüche in ihrer eige- sen sein kann und der Betreffende dann nahtlos in nen Fraktion hoch. Ich kann das hier wegen der eine andere Laufbahnrichtung überführt werden Kürze der Zeit leider nicht ausführlicher darstel- kann. len. - Zum zweiten Punkt der Kritik des Berichterstat- Zu dem Antrag, der hier vorliegt, darf ich noch ters muß ich wiederum richtigstellen, daß unser folgendes sagen. Wir haben im Verteidigungsaus- Auftrag das Ziel verfolgte, die Neuordnung im Sin- schuß eingehend darüber diskutiert. Wir sind nicht ne des Bildungsgutachtens weiterzuführen. Es ist vom Antrag der CDU/CSU überzeugt worden. Es nicht beabsichtigt, einer späteren umfassenderen bleiben für mich die beiden gravierenden Mängel Regelung hier vorzugreifen. Die CDU/CSU-Fraktion entscheidend — auch für unsere Kollegen —, näm- will in einem ganz konkreten Fall die Neuordnung lich daß die Verwendung der Unteroffiziere in lediglich vollenden. Diese ist bisher an den Unter- Kampf- und Kampfunterstützungstruppen nach ent- offizieren der Kampf- und Kampfunterstützungs- sprechenden Aufstiegsmöglichkeiten, die den Auf- truppen vorbeigegangen. Wir haben kein Verständ- stieg der Fachoffiziere zu Einheitsführern anbetrifft, nis dafür, daß die Truppe hier mit ihren aktiven zu einer Überalterung der Einheitsführer und damit Soldaten immer gegenüber den Dienststellen, dem zu einer Friktion in der Truppe führt. Ministerium und anderen Einrichtungen der Bun- deswehr benachteiligt werden soll. Zweitens. Im Zuge der Untersuchungen zur Per- sonalstruktur der Streitkräfte mit ihren neu zu ord- (Beifall bei der CDU/CSU) nenden Ausbildungs- und Verwendungsreihen wird letztlich auch das Laufbahngefüge aller Offiziere Der Berichterstatter tut so, als ob die bei der neu zu überdenken sein. Die Ergebnisse dieser Fachschule des Heeres in Munster ausgebildeten Überlegungen und Untersuchungen dürfen jedoch Erzieher Offiziere des militärfachlichen Dienstes so- nicht dadurch präjudiziert werden, daß bereits jetzt zusagen von selbst würden. Es müßte hier außer- auf Grund isolierter Einzelbetrachtungen Änderun- dem, Herr Kollege Horn, bekannt sein, daß diese gen vorgenommen werden, die die Zuordnung zu Ausbildung nicht 1978, sondern 1980 abgeschlossen den einzelnen Laufbahnen bzw. deren Abgrenzung sein wird. Es müßte vollkommen klar sein — in späteren Weisungen steht das mehr als deutlich ge- untereinander betreffen. schrieben —, daß diese Gehilfen des Offiziers Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion lehnt Hauptfeldwebel sein sollen und eben nicht Offizie- den CDU/CSU-Antrag ab, da er zum Teil überholt re des militärfachlichen Dienstes werden können. ist — das habe ich hier schon einmal ausgeführt Wir sind der Meinung, diese Soldaten sind auch (Stahlberg [CDU/CSU]: Genauso falsch schon vor ihrer Offizierausbildung zum Zugführer wie beim letztenmal!) qualifiziert. Aus diesem Grunde wollen wir die und zum Teil unausgegoren ist. Wir fordern unserer- Chancengerechtigkeit für alle Soldaten. seits die Bundesregierung auf, die bisherigen Maß- (Beifall bei der CDU/CSU) nahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit für Wer unseren Auftrag unterstützt, folgt damit auch die Unteroffiziere in den Kampf- und Kampfunter- einer militärischen Forderung, die jüngst erneut im stützungstruppen konsequent fortzusetzen und das Heeresamt erhoben worden ist. Deshalb appelliere Problem der Personalstruktur in einen sinnvollen ich an alle Damen und Herren des Hohen Hauses, Gesamtzusammenhang einzuordnen. dem Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im (Beifall bei der SPD und der FDP) Interesse eines Großteils der Unteroffiziere zuzu- stimmen. Vizepräsident Frau Funcke: Meine Damen und (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Wörner Herren, Wortmeldungen liegen nicht mehr vor. Ich [CDU/CSU] : Und dafür die Verleumdung schließe die verbundene Debatte. Wir kommen zu der Unteroffiziere, sie saufen zuviel, zu un den Abstimmungen. terlassen!) Zunächst der Antrag des Verteidigungsausschus- Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Ab- ses zum Weißbuch auf Drucksache 7/5323. Wer zu- geordnete Horn. zustimmen wünscht, den bitte ich um das Hand- zeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das erste war die Mehrheit; angenommen. Horn (SPD) : Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vielleicht zunächst ein Wort Hierzu liegt der Entschließungsantrag der Frak- in eigener Sache, nachdem ich heute morgen zwei- tionen der SPD und der FDP vor. Ich nehme an, mal von Kollegen der CDU/CSU angesprochen daß er in der Debatte schon begründet worden ist wurde: Herr Biehle hat einerseits behauptet, ich und wir abstimmen können. Wer diesem Entschlie- hätte auf der Wehrkundetagung der SPD in Mün- ßungsantrag zustimmen möchte, den bitte ich um chen die Gefahr der potentiellen militärischen Be- das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltun- drohung aus dem Osten unterschätzt. Sie, Herr Kol gen? — So beschlossen. 18146 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Vizepräsident Frau Funcke Ich rufe nun den Antrag des Verteidigungsaus- Ich komme nunmehr zur Abstimmung zu schusses zu Punkt 49 der Tagesordnung auf Druck- Punkt 50 der Tagesordnung, Antrag des Ausschus- sache 7/5360 auf. ses auf Drucksache 7/5342. Wir können wohl über alle drei Einzelpunkte gemeinsam abstimmen. Wer (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Frau Präsidentin, dem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich könnten wir erfahren, um was es sich da um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltun- handelt?) gen? — Es ist so beschlossen. — Es handelt sich um den Antrag des Verteidi- Damit, meine Damen und Herren, sind wir am gungsausschusses, Ihren Antrag abzulehnen. Es Ende unserer Tagesordnung. kann hier nur in dieser Form abgestimmt werden, weil der Ausschuß die Ablehnungsempfehlung Ich berufe das Haus auf Mittwoch, den 30. Juni gibt. 1976, 9 Uhr ein.

Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte Die Sitzung ist geschlossen. ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthal- tungen? — Es ist so beschlossen. (Schluß der Sitzung: 13.13 Uhr) Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode - 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 1814T

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lücker * 25. 6. Liste der entschuldigten Abgeordneten Maucher 25. 6. Memmel * 25. 6. Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 25. 6. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller (Mülheim) * 25. 6. Dr. Achenbach * 25. 6. Dr. Müller (München) ** 25. 6. Dr. Ahrens* 25. 6. Mursch * 25. 6. Dr. Aigner* 25. 6. Dr. Narjes 25. 6. Alber ** 25. 6. Picard 25. 6. Amrehn ** 25. 6. Pieroth 25. 6. Dr. Arnold 25. 6. Rainer 25. 6. Dr. Artzinger * 25. 6. Reddemann 25. 6. Dr. Bangemann 25. 6. Reuschenbach 25. 6. Dr. Bardens 25. 6. Richter ** 25. 6. Behrendt * 25. 6. Dr. Riedl (München) 25. 6. Dr. von Bismarck 2. 7. Röhner 25. 6. Frau von Bothmer ** 25. 6. Prof. Dr. Schellenberg 2. 7. Büchler (Hof) 25. 6. Frau Schleicher 25. 6. Büchner (Speyer) ** 25. 6. Schmidhuber 25. 6. Prof. Dr. Burgbacher * 25. 6. Schmidt (München) * 25. 6. Prof. Dr. Carstens (Fehmarn) 25. 6. Schmidt (Wattenscheid) 25. 6. Christ 25. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 25. 6. Conradi 25. 6. Schwabe * 25. 6. Dr. Corterier 25. 6. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 25. 6. Dr. Schwörer * 25. 6. Dr. Dollinger 25. 6. Dr. Dregger 25. 6. Seefeld * 25. 6. Dreyer 2. 7. Seibert 25. 6. Dr. Ehrenberg 25. 6. Sieglerschmidt ** 25. 6. Engelsberger 25. 6. Spilker 25. 6. Entrup 25. 6. Springorum * 25. 6. Dr. Evers 25. 6. Dr. Starke (Franken) * 25. 6. Fellermaier * 25. 6. Graf Stauffenberg 25. 6. Flämig * 25. 6. Frau Stommel 25. 6. Dr. Früh 25. 6. Strauß 25. 6. Frehsee * 25. 6. Stücklen 25. 6. Friedrich 25. 6. Suck * 25. 6. Geisenhofer 25. 6. Frau Tübler 2. 7. Gerlach (Emsland) * 25. 6. Dr. Vohrer ** 25. 6. Dr. Graß 25. 6. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 2. 7. Härzschel 25. 6. Dr. Waigel 25. 6. Hansen 25. 6. Walkhoff * 25. 6. von Hassel 25. 6. Wallmann 2. 7. Frau Huber 25. 6. Walther 2. 7. Dr. Jaeger 25. 6. Frau Dr. Walz * 25. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 6. Dr. Warnke 25. 6. Junghans 25. 6. Dr. von Weizsäcker 25. 6. Dr. Klepsch * 25. 6. Frau Dr. Wex 25. 6. Dr. Köhler 25. 6. Dr. Wittmann (München) 25. 6. Krall * 25. 6. Frau Dr. Wolf ** 25. 6. Dr. Kreile 25. 6. von Wrangel 2. 7. Kroll-Schlüter 25. 6. Wurbs 25. 6. Prof. Dr. Laermann 25. 6. Dr. Zimmermann 25. 6. Lagershausen 25. 6. Lautenschlager * 25. 6. Lemmrich ** 25. 6. Prof. Dr. Lohmar 25. 6. Anlage 2 Antwort * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündliche ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) Versammlung des Europarates (Drucksache 7/5404 Frage A 1): 18148* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Durch welche Tatsachen läßt sich die Aussage der Bundesregie- einer „Bearbeitungsgebühr" steht dem Ge- rung in ihrer bundesweiten Zeitungsannonce zur Entwicklungs- politik vom 5. Juni 1976 belegen, wonach alle Entwicklungskre- schäftsinhaber grundsätzlich nicht zu. Die soge- dite mit Zinsen pünktlich zurückgezahlt werden? nannten Fangprämien dürften in der Regel zu den allgemeinen Kontroll- und Vorsorgemaß- Im Rahmen der finanizellen Zusammenarbeit mit nahmen des Geschäftsinhabers gehören und Entwicklungsländern hat die Bundesregierung bis ebenfalls keinen vom Ladendieb zu ersetzenden zum 31. Dezember 1975 Darlehensverträge über rund Schaden darstellen. 21,6 Mrd. DM abgeschlossen. Die Auszahlungen be- tragen rund 18,1 Mrd. DM. — Droht der Geschäftsinhaber dem Ladendieb die Einleitung eines Strafverfahrens für den Fall an, Die darauf fälligen Tilgungen von rund 3 Mrd. daß der Dieb die pauschalierte Bearbeitungsge- DM sowie die Zinsen in Höhe von rund 3,2 Mrd. DM bühr oder die Fangprämie nicht bezahlt, so kann sind — von relativ geringen Beträgen abgesehen — er sich der Erpressung (§ 253 StGB) schuldig vertragsgemäß gezahlt worden. machen, wenn er weiß, daß seine Forderung zivil- rechtlich nicht begründet ist. Außerdem kann in Mit einigen Schuldnerländern hat die Bundesre- einem solchen wissentlich unberechtigten Zah- gierung die vertraglich vereinbarten Fälligkeiten lungsverlangen ein Betrug (§ 263 StGB) des Ge- durch Umschuldungsverträge neu geregelt. schäftsinhabers gegenüber dem Ladendieb liegen.

Die zur Zeit feststellbare Ausfallquote ist wohl Die Bundesregierung sieht sich in ihrer Rechts- kaum höher als die Ausfallquote oder der Wertbe- auffassung durch die in der Anfrage zitierte neuere richtigungsbedarf in anderen Sparten des in- und Rechtsprechung bestärkt. Sie ist der Ansicht, daß die ausländischen Kreditgeschäfts. Deshalb betont die aufgezeigten zivilrechtlichen und strafrechtlichen von der Bundesregierung veröffentlichte Informa- Sanktionen — jedenfalls zur Zeit — ausreichen, um tion zu Recht, daß die Entwicklungsländer gute die mißbräuchliche Durchsetzung unberechtigter Schuldner sind. Das in der Frage unterlegte Wort Geldforderungen gegenüber Ladendieben wirksam „alle", das Ausnahmslosigkeit unterstellt, ist im zu bekämpfen. Gesetzgeberische Maßnahmen er- Text der Anzeige nicht enthalten. scheinen ihr daher derzeit nicht veranlaßt zu sein.

Zu Frage A 12:

Das Problem, wie Ladendiebstählen und sonstigen Anlage 3 Fällen der Kleinkriminalität angemessen begegnet werden kann, wird zur Zeit in der Rechtswissen- Antwort schaft lebhaft diskutiert. Der 51. Deutsche Juristen- des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Münd- tag wird u. a. die Frage prüfen, ob es sich empfiehlt, lichen Fragen des Abgeordneten Schlaga (SPD) in diesen Bereichen die bisherigen strafrechtlichen (Drucksache 7/5404 Fragen A 11 und 12) : Sanktionen durch andere Maßnahmen, etwa durch verschärfte zivilrechtliche Rechtsfolgen, abzulösen. Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß einzelne Geschäftsinhaber sogenannte Fangprämien zur Verhinderung von Auf eine teilweise Entkriminalisierung des Laden- Ladendiebstählen aussetzen oder auch eine pauschalierte Bear- beitungsgebühr einbehalten, wenn ein Ladendieb ertappt wird, diebstahls zielt auch der von mehreren Rechtspro- und wie will sie dieser Form von Privatjustiz, die nach neueren fessoren erarbeitete „Alternativentwurf — Gesetz Entscheidungen verschiedener Amtsgerichte (Mundren in NJW 1972, S. 2038, Essen 10 C 591/74, Mettmann 21 C 244/75) und gegen den Ladendiebstahl" ab, der im Schrifttum Oberlandesgerichte (Koblenz 1 Ss 199/75, Braunschweig Ss ein unterschiedliches Echo gefunden hat. 63/75) nicht rechtmäßig ist, begegnen? Sieht die Bundesregierung die Möglichkeit, im Rahmen eines Gesamtkonzepts strafrechtlicher, zivilrechtlicher und wirtschafts- Die Möglichkeiten einer angemessenen Bekämp- rechtlicher Maßnahmen, das Problem des Ladendiebstahls bun- fung der Kleinkriminalität, insbesondere des Laden- deseinheitlich zu regeln? diebstahls, sind im Bundestag bei der Beratung des Einführungsgesetzes zum StGB eingehend behandelt Zu Frage A 11: worden. Mit diesem am 1. Januar 1975 in Kraft Die Frage, ob ein Ladendieb dem Geschäftsinha- getretenen Gesetz hat sich der Bundestag mit Zu- ber eine von diesem ausgesetzte „Fangprämie" er- stimmung aller Fraktionen dieses Hohen Hauses statten oder eine pauschalierte Bearbeitungsgebühr gegen eine materiellrechtliche Entkriminalisierung entrichten muß, ist umstritten. Die Bundesregierung des Ladendiebstahls ausgesprochen: Durch die neue hat zu diesem Problem wiederholt — u. a. in der Regelung ist der Übertretungstatbestand der Ver- Fragestunde vom 14. Februar 1974 — Stellung ge- brauchsmittelentwendung („Mundraub") entfallen; nommen; sie vertritt folgende Rechtsauffassung: er ist in dem allgemeinen Diebstahlstatbestand auf- gegangen. Der Diebstahl geringwertiger Sachen wird — Ladendiebstahl ist zivilrechtlich eine unerlaubte allerdings nur dann strafrechtlich verfolgt, wenn der Handlung. Der Ladendieb ist daher gemäß §§ 823, Verletzte Strafantrag stellt oder die Staatsanwalt- 249 BGB verpflichtet, dem Geschäftsinhaber den schaft das besondere öffentliche Interesse an der ihm aus dem Ladendiebstahl entstandenen Scha- Strafverfolgung bejaht. Die Bewertung des früheren den zu ersetzen. Ersatzfähig ist nur der durch Tatbestandes des „Mundraubs" als Vergehen ist da- die konkrete Tat verursachte Schaden, den der bei im Zusammenhang mit den durch das Einfüh- Geschäftsinhaber im einzelnen nachzuweisen rungsgesetz eingeführten strafprozessualer Neu- hat. Ein pauschalierter Schadensersatz in Form regelungen zu sehen. Diese werden sich vor allem Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18149* auf die sogenannte Bagatellkriminalität auswirken. entwicklung in den ersten vier Monaten dieses Jah- Der neu eingeführte § 153 a StPO ermöglicht es der res zwar weniger rentabel gewesen und deshalb Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des Beschuldig- zurückgegangen, er ist aber keineswegs zum Erlie- ten und des Gerichts — bei Diebstahl geringwerti- gen gekommen. Da auch der Anteil der Gruppe der ger Sachen auch ohne Zustimmung des Gerichts —, unabhängigen Importeure an diesen Importen im dem Beschuldigten Auflagen zu machen — beispiels- Zeitraum Januar—April nicht wesentlich anders als weise die Zahlung einer Geldbuße an eine gemein- im Vorjahr war, und diese Gruppe traditionell auch nützige Institution — oder Weisungen aufzulegen. - die freien Tankstellen versorgt, ist davon auszu- Sind diese erfüllt, kann die Tat nicht mehr verfolgt gehen, daß ein wesentlicher Teil der Versorgung werden. Diese Neuregelungen erlauben eine elasti- der freien Tankstellen unverändert aus Importen sche Bekämpfung der Ladendiebstahlskriminalität, stammt. die vor allem unterschiedliche Reaktionen gegen- über Erst-, Rückfall- und Serientätern einschließt. Was den angeblichen Aufkauf gesetzeskonformen Benzins auf den Auslandsmärkten durch die Mine- Die Bundesregierung beobachtet sorgfältig, wie ralölkonzerne angeht, so wird diese Behauptung sich die am 1. Januar 1975 in Kraft getretene Neu- durch die neuesten Daten über Umfang und Ausnut- regelung bewährt. Sie ist der Auffassung, daß erst zung der für den Import höher verbleiten Benzins nach einer eingehenden Auswertung der mit dem erteilten Ausnahmegenehmigungen nicht gestützt. neuen Recht gemachten Erfahrungen abgesehen wer- Danach sind Ausnahmegenehmigungen für den Im- den kann, ob und gegebenenfalls welche legislativen port höher verbleiten Benzins zwar großzügig er- Änderungen hier notwendig sind. Bei dieser Prü- teilt, aber nur in geringem Umfang (10,9 % der Im- fung wird sich die Bundesregierung die derzeitigen porte) genutzt worden. Der weitaus größte Teil der Erörterungen der Rechtswissenschaft zunutze ma- Benzinimporte sind also Importe sogenannten ge- chen. setzeskonformen Benzins mit einem Bleigehalt von 0,15 g/1 oder weniger. Dies sowie der bereits er- wähnte Umstand, daß der Anteil des unabhängigen Handels an diesen Importen im Vergleich zum Vor- jahr nicht wesentlich zurückgegangen ist (Januar Anlage 4 bis April 1976 57,6 %, Januar bis April 1975 62 %, Gesamtjahr 1975 53,3 %), sprechen dagegen, daß Antwort das im Ausland zur Verfügung stehende gesetzes- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen konforme Benzin allein von den Mineralölgesell- Fragen des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) (Druck- schaften aufgekauft wird. sache 7/5404 Fragen A 13 und 14) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Mitglieder des Bun- Zu Frage A 14: desverbands Freier Tankstellen wegen des Aufkaufs von freien gesetzeskonformen Benzinmengen auf den traditionellen mittel- ständischen Auslandsmärkten durch die Mineralölkonzerne nur Die Benzinproduktion der Raffineriegesellschaften noch am Inlandsmarkt aufgrund von Verträgen 40 bis 50 % ihres Benzinbedarfes decken können, und welche Folgerungen in der Bundesrepublik lag in den ersten vier Mona- zieht sie daraus? ten dieses Jahres um 4 % über der Produktion des Trifft es zu, daß die Mineralölkonzerne ihre eigene Inlands- gleichen Vorjahreszeitraums. produktion an Benzin um bis zu 50 % reduzierten und durch den Aufkauf der ausländischen Ware auf den mittelständischen Märkten zu einer Existenzgefährdung der preisgünstigeren Zapf- Richtig ist, daß infolge der ungleichgewichtigen stellen des Bundesverbands Freier Tankstellen beitrugen, und ist die Bundesregierung bereit, wie in früheren Jahren, eine Nachfrageentwicklungen bei Benzin einerseits und Clearingstelle zur gemeinsamen Festlegung von Kontingenten für die freien Tankstellen zu schaffen? leichten und schwerem Heizöl andererseits die Mine- ralölgesellschaften ihre Raffinerien seit Beginn des Zu Frage A 13: vergangenen Jahres nur mit gedrosselten Kapazitä- ten fahren können und dadurch auch die Benzinpro- Die Bundesregierung hat in der Fragestunde am duktion niedriger liegt, als sie sein könnte. Da auch 9./10. Juni 1976 auf eine Frage des Abgeordneten in anderen Ländern die Raffinerieauslastung ver Wolfram zur Situation der freien Tankstellen Stel- gleichbar niedrig liegt, ist das Benzinangebot auch lung genommen und ausgeführt, daß nach ihrer Auf- international relativ knapp. Andererseits wird eine fassung die internationale Marktentwicklung auf im Zusammenhang mit der konjunkturellen Bele- dem Benzinmarkt, die im wesentlichen durch eine bung zu erwartende steigende Nachfrage nach Heiz- generelle Verknappung und wesentlich gestiegene ölen auch eine bessere Auslastung der Raffinerien Benzinpreisnotierungen gekennzeichnet ist, für die und damit eine größere Benzinproduktion erlauben. gegenwärtigen Probleme der freien Tankstellen ver- Wie in meiner Antwort auf die Frage des Abgeord- antwortlich sind. Ich darf auf diese Antwort Bezug neten Wolfram dargestellt, beobachtet die Bundes- nehmen. regierung sehr sorgfältig die Entwicklung auf dem Benzinmarkt und eventuelle Auswirkungen auf die Im übrigen trifft es nicht zu, daß die freien Tank- vorhandene ausgewogene Marktstruktur, die die stellen gegenwärtig nur 40-50 % ihres Benzinbe- Existenz der Gruppe der freien Tankstellen mit ein- darfs decken können. Einmal beträgt der Anteil der schließt. Sie steht im Gespräch auch mit den freien Versorgung der freien Tankstellen, der durch in- Tankstellen. Für die Schaffung einer Clearingstelle, ländische Raffinerieproduktion gedeckt wird, nach wie sie auf dem Höhepunkt der Ölkrise eingerichtet eigenen Angaben der freien Tankstellen ca. 60 %. worden war, sieht die Bundesregierung jedoch ge- Zum anderen ist der Import durch die o. a. Markt genwärtig keinen Anlaß. 18150* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Anlage 5 Anlage 6

Antwort Antwort

des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Münd- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- liche Frage der Abgeordneten Frau Will-Feld (CDU/ liche Frage des Abgeordneten Pawelczyk (SPD) CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 40) : (Drucksache 7/5404 Frage A 43) : - Ist die Bundesregierung der Meinung, daß die Beantwortung Ist die Bundesregierung bereit, bei der Arbeitsverwaltung des Fragebogens für Klein- und Kleinstbetriebe auf Grund des darauf hinzuwirken, daß die Kindergeldberechtigten rechtzeitig Ernährungssicherstellungsgesetzes 1968, der Ernährungswirt vor Erreichen der Volljährigkeit eines Kindes unterrichtet wer- schaftsmeldeverordnung vom 15. September 1975 und der Ver- den, daß die Anspruchsvoraussetzungen wegfallen, wenn sie ordnung über das Formblatt zur Ernährungswirtschaftsmeldever- nicht anzeigen, daß die Voraussetzungen zum Bezug auch über ordnung vorn 24. September 1975, wonach Fragen auf 42 Seiten das 18. Lebensjahr hinaus gegeben sind? zu beantworten sind, noch zumutbar ist, und wenn nein, wird sie eine Änderung vornehmen? Das Bundeskindergeldgesetz sieht vor, daß ein Auf die Angaben nach der Ernährungswirtschafts- Kind nach Vollendung des 18. Lebensjahres nur meldeverordnung und der zugehörigen Formblatt- dann weiterhin beim Kindergeld berücksichtigt wird, verordnung kann nicht verzichtet werden. Sie sind wenn der Berechtigte anzeigt, daß die Vorausset- in der Form, wie sie nach Abwägung aller maß- zungen für einen weiteren Kindergeldbezug vor- geblichen Gesichtspunkte in die Verordnung ein- liegen: z. B. bei Schul- oder Berufsausbildung des gegangen sind, den meldepflichtigen Betrieben auch Kindes. Die Kindergeldberechtigten werden in der zumutbar. Entgegen der Darstellung in der Frage Regel bei der Antragstellung durch einen besonde- handelt es sich im übrigen nicht um 42, sondern ren Hinweis im Merkblatt über Kindergeld auf diese Rechtslage hingewiesen. um 14 Blätter.

Durch die auf Grund der Verordnungen geforder- Es kann in der Tat zweifelhaft sein, ob diese ten Meldungen soll insbesondere den regional und einmalige und in der Regel weit zurückliegende örtlich zuständigen Stellen ein Überblick über Um- Unterrichtung für die Berechtigten ausreicht. Ich werde deshalb Ihr Anliegen nach einer zusätzlichen stände gegeben werden, die für die Sicherstellung Unterrichtung der Kindergeldberechtigten kurz vor der Versorgung der Bevölkerung und der Streit- Vollendung des 18. Lebensjahres eines Kindes ge- kräfte mit Erzeugnissen der Ernährungswirtschaft meinsam mit dem Bundesminister für Jugend, Fami- im Hinblick auf einen Spannungs- oder Verteidi- lie und Gesundheit und der Bundesanstalt für Arbeit gungsfall notwendig sind, um geeignete Vorsorge- auch unter verwaltungspraktischen und finanziellen maßnahmen planen zu können. Dabei soll auch der Gesichtspunkten prüfen lassen. Bedarf der meldepflichtigen Betriebe an Arbeits- kräften und Betriebsmitteln mit erfaßt werden, um diese Daten in die Planungen mit einbeziehen zu können. Auf Grund allgemeiner statistischer Er- hebungen stehen die hierfür erforderlichen spezi- Anlage 7 fischen Angaben nicht zur Verfügung. Antwort In dem Bemühen um eine angemessene Abgren- zung der zu erfassenden Betriebe hat der Verord- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- nungsgeber dabei versucht, den genannten Ziel- liche Frage des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) setzungen gerecht zu werden, ohne den kleineren (Drucksache 7/5404 Frage A 44) : Handwerksbetrieben eine unzumutbare Belastung Wird die Bundesregierung darauf hinwirken, daß hei der im aufzuerlegen. Der Meldepflicht für Bäckereien und Bereich der Arbeitsverwaltung geplanten Errichtung von zen- tralen Dienststellen für den Forderungseinzug zum Zweck der Fleischereien wurde daher eine nach der Anzahl Verbesserung der Wirtschaftskraft auch das ostbayerische Grenz- der in der Produktion Beschäftigten bemessene Be- land berücksichtigt wird? triebsgröße zugrunde gelegt. Gerade das Bewußt- sein, daß den kleineren Betrieben des Ernährungs- Die Bundesanstalt für Arbeit trifft als selbständige handwerks eine bedeutsame Funktion bei der ört- Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstver- lichen und regionalen Versorgung der Bevölkerung waltung organisatorische Entscheidungen der von mit Lebensmitteln zukommt, hat den Verordnungs- Ihnen angesprochenen Art in eigener Verantwor- geber veranlaßt, die für diese Betriebe vorgesehene tung. Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bundesre- Meldepflicht besonders sorgfältig zu erwägen. gierung beschränken sich — abgesehen von der Rechtsaufsicht über die Bundesanstalt — darauf, Um den meldepflichtigen Betrieben die Erfüllung über ihre Vertreter in den Selbstverwaltungsorga- der Meldepflicht möglichst zu erleichtern, ist jedem nen der Bundesanstalt auf deren Entscheidungen Formblatt ein Merkblatt beigegeben worden, in dem einzuwirken. Die Bundesanstalt hat sich für die ausführliche Erläuterungen zu Positionen des Form- Stadt Fulda als Sitz der Einzugsstelle für den hessi- blatts enthalten sind. Außerdem sind die Verord- schen und nordbayerischen Raum entschieden, weil nungen im Entwurfsstadium den Spitzen- und Dach- das Arbeitsamt Fulda, das ebenfalls im Grenzgebiet verbänden der Ernährungswirtschaft zugeleitet wor- liegt, seit 1974 als Modellamt für diesen Zweck den, deren Stellungnahmen bei der Fassung der personell und sachlich ausgestattet ist. Diese Ent- Verordnungen auch Berücksichtigung gefunden scheidung ist nicht zu beanstanden. Insgesamt sollen haben. nur 6 Einzugsstellen errichtet werden. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18151*

Anlage 8 schäftigung bestimmter Personengruppen noch wei- tere Mittel dringend benötigt werden. Erst wenn der Antwort Bericht des Präsidenten der Bundesanstalt vorliegt, wird die Bundesregierung in der Lage sein, zu die- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- ser Frage Stellung zu beziehen. liche Frage des Abgeordneten Müller (Berlin) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 45) :

Ist der Bundesregierung bekannt, daß Arbeitslosenhilfeemp- - fänger mit ihren Einkünften häufig unter dem Sozialhilferegel- satz nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) bleiben und sich damit gezwungen sehen, beim zuständigen Sozialhilfeträger Hilfe zum Lebensunterhalt zu beantragen, und welche Möglich- Anlage 10 keiten sieht die Bundesregierung, daß in Fällen, in denen die Arbeitslosenhilfe den Regelsatz nach dem BSHG nicht erreicht, die Anspruchsberechtigten sich nicht einer erneuten Bedürftig- Antwort keitsprüfung im Sinne des BSHG unterwerfen müssen, und daß mit der Arbeitslosenhilfe gleichzeitig auch der Differenzbetrag des Pari. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- bis zum Sozialhilferegelsatz von dem Arbeitsamt, bei dein der Betroffene als Arbeitsuchender gemeldet ist, im Auftrag des So- liche Frage der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) zialhilfeträgers ausgezahlt bzw. überwiesen wird? (Drucksache 7/5404 Frage A 47) : Trifft es zu, daß bei der Bundesanstalt für Arbeit einige Hun- Es ist zutreffend, daß die Arbeitslosenhilfe niedri- dert Stellen im „Arbeitsbereich Kindergeld" im Überhang sind, ger sein kann als die Hilfe zum Lebensunterhalt nach und sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, an Stelle eines ersatzlosen Wegfalls dieser überzähligen Stellen im Kindergeld- dem Bundessozialhilfegesetz. Zusätzliche Leistungen bereich die Stellen anderen Abteilungen in der Bundesanstalt für Arbeit, z. B. dem Beratungs- und Vermittlungsdienst, zuzu- der Sozialhilfe können vor allem bei Arbeitslosen ordnen? mit sehr niedrigem Bemessungsentgelt oder großer Familie in Betracht kommen. Es trifft zu, daß die Bundesanstalt für Arbeit von Die Sozialhilfe ist im Verhältnis zur Arbeitslosen- 1977 an für die Zahlung des Kindergeldes etwa 400 hilfe nachrangig. Sie prüft die Bedürftigkeit nach an- Stellen weniger benötigt als bisher. Bis dahin wird deren und strengeren Grundsätzen als die Arbeits- die Überprüfung der rd. 2,65 Millionen Fälle, in de- losenhilfe. Sofern zusätzliche Leistungen der Sozial- nen das Kindergeld bei Einführung des neuen Kin- hilfe erforderlich werden, ist daher eine weitere dergeldrechts vor 1 1 /2 Jahren zunächst ohne Nach- Bedürftigkeitsprüfung unumgänglich. weis angewiesen wurde, abgeschlossen sein. Die er- wähnten 400 Stellen sind bereits im Haushaltsplan Die Bundesanstalt für Arbeit kann aus verfas- der Bundesanstalt für Arbeit für 1976 mit dem Haus- sungsrechtlichen Gründen nicht mit der Durchfüh- haltsvermerk „wegfallend am 31. Dezember 1976" rung gemeindlicher Aufgaben beauftragt werden. Es versehen worden. ist daher nicht zulässig, die zusätzliche Hilfe zum Lebensunterhalt durch die Arbeitsämter auszahlen Zunächst werden Vorstand und Verwaltungsrat zu lassen. der Bundesanstalt für Arbeit bei Aufstellung und Feststellung des Haushaltsplanes der Bundesanstalt für 1977 darüber zu entscheiden haben, ob diese Stellen dem erwähnten Haushaltsvermerk entspre- chend mit Ablauf des Jahres 1976 wegfallen oder in Anlage 9 anderen Aufgabenbereichen der Arbeitsämter ver- wendet werden sollen. Sollten sich die Selbstverwal- Antwort tungsorgane der Bundesanstalt für die zweite Alter- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- native entscheiden, so wird die Bundesregierung im liche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) Rahmen des Haushaltsgenehmigungsverfahrens prü- (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 46) : fen, ob sie dem zustimmen kann, ist die Bundesregierung bereit, angesichts der immer noch hohen Arbeitslosenzahlen die erforderlichen Mittel für die be- reits in Planung befindlichen AB-Maßnahmen insbesondere im Zonenrandgebiet kurzfristig bereitzustellen? Anlage 11 In den Jahren 1975/76 sind für die Förderung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen insgesamt 1,6 Mil- Antwort liarden DM bereitgestellt worden. des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- Davon hat allein die Bundesregierung aus Haus- lichen Fragen des Abgeordneten Kiechle (CDU/CSU) halts- und Programmitteln rd. 900 Millionen DM auf- (Drucksache 7/5404 Fragen A 48 und 49) : gebracht. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der Faltbrief Die Mittel werden überwiegend im Haushaltsjahr des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung ins Abschnitt Kriegsopferversorgung den falschen Anschein erweckt, daß die 1976 ausgegeben. Kriegsopfer entsprechend den Erhöhungen der Rentensätze un- eingeschränkt mehr bekommen, und warum enthält der Faltbrief Angesichts der sich stetig bessernden Arbeits- keinen Hinweis auf die Anrechnungsbestimmungen, die dazu führen, daß die Rentenerhöhungen oft nicht zu entsprechenden marktlage und wegen der Größenordnung der 1976 Erhöhungen der Einkommen der Kriegsopfer führen? noch ausgabewirksam werdenden Beträge hat die Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß in dem Faltbrief des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung die Vorausset- Bundesregierung den Präsidenten der Bundesanstalt zungen für die Gestellung oder Finanzierung einer Haushalts- für Arbeit gebeten zu prüfen, ob über die hohen hilfe durch die Krankenkasse so dargestellt werden, als oh jedes Familienmitglied, das zur Versorgung des Haushalts beiträgt, für das Jahr 1976 zur Verfügung gestellten Mittel einen entsprechenden Anspruch hätte, und warum wurde diese Art der Darstellung gewählt. statt die Anspruchsvoraussetzun- hinaus für Förderungsschwerpunkte oder für die Be gen im vollen Umfang zu erwähnen? 18152* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Die Bundesregierung teilt Ihre Auffassung nicht. Anlage 13

In dem von Ihnen angesprochenen Informations- Antwort brief wurde die Rentenentwicklung in der Kriegs- opferversorgung zutreffend dargestellt. des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Fiebig (SPD) (Drucksache Das gilt grundsätzlich auch, soweit Rentenleistun- 7/5404 Frage A 51):

gen des Bundesversorgungsgesetzes vom Einkom-- Wie hoch sind die Aufwendungen der Bundesregierung für die Krebsforschung — mit Einschluß des Deutschen Krebsfor- men des Berechtigten abhängen. Denn durch ent- schungsinstituts —, und welcher Prozentsatz wurde davon für sprechende Erhöhung der Einkommensfreibeträge im Forschungen der besonderen Heilverfahren, z. B. der Entwick- lung der Behandlung von Krebs durch Mistelpräparate, zur Ver- jeweiligen Zeitpunkt der allgemeinen Rentenan- füg ung gestellt? passung ist sichergestellt, daß Einkommenserhöhun- gen, die sich im Rahmen der allgemeinen Einkom- Die aus Bundesmitteln insgesamt der Krebsfor- mensentwicklung bewegen, einer entsprechenden schung zufließenden Haushaltsmittel lassen sich Erhöhung der Ausgleichs- und Elternrenten nicht nicht differenziert ausweisen. Die Mittel sind in den entgegenstehen. Zuweisungsbeträgen enthalten, die der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den anderen die For- Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes be- schung fördernden Institutionen zufließen. merken: Das Deutsche Krebsforschungszentrum erhielt als Bei der Darstellung in dem genannten Faltblatt Betriebsmittelzuweisung aus Bundesmitteln 1976 handelt es sich um eine Kurzinformation, bei der über 35 Millionen DM. Als Sonderzuweisung wur- naturgemäß die präzise Beschreibung der einzelnen den ihm 2,66 Millionen DM als Projektmittel zur Anspruchsvoraussetzungen nicht erreicht werden Verfügung gestellt. kann. Es kam hier nur auf den Hinweis an, daß die Gestellung einer Haushaltshilfe in der gesetzlichen Eine Ausweisung darüber, welcher Prozentsatz Krankenversicherung als neue Leistung gesetzlich der Gesamtförderung auf Forschungen entfiel, die festgelegt worden ist. sich besonderen Heilverfahren widmeten, läßt sich nicht vornehmen, da sowohl die klinische Onkologie wie auch verschiedene Spezialgebiete, etwa die bio- chemische oder immunologische Krebsforschung di- rekt oder unmittelbar mit den Fragen nach spezifi- Anlage 12 schen Behandlungsverfahren verbunden sind. Für Forschungen über die Bedeutung von Mistelpräpa- Antwort raten in der Krebsbehandlung sind keine Bundes- mittel zugewiesen worden. des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- liche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) Im übrigen möchte ich auf die Beantwortung der (SPD) (Drucksache 7/5404 Frage A 50) : Frage 3 aus der Großen Anfrage zur Krebsforschung Ist der Bundesregierung bekannt, daß öffentliche Arbeitgeber — BT-Drucksache 7/4711 — vom 9. Februar 1976 ver- zunehmend dazu übergehen, die bei ihnen beschäftigten Raum- weisen. pflegerinnen zu entlassen, Verträge mit Reinigungsfirmen abzu- schließen, die dann ihrerseits dazu übergehen, die Beschäfti- gungszeiten so festzulegen, daß die Frauen nur noch 30 % der bisherigen Vergütung erhalten und nicht mehr sozialversichert sind, und welche gesetzlichen Regelungen kann die Bundes- regierung ergreifen, um dieses Unterlaufen des Sozialversiche- rungsschutzes zu verhindern? Anlage 14

Es ist zu treffend, daß öffentliche Stellen vielfach Antwort Verträge mit Reinigungsfirmen abschließen. Diese Firmen führen die Reinigung mit eigenem Personal des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche durch. Unmittelbare vertragliche Beziehungen beste- Frage des Abgeordneten Dr. Dollinger (CDU/CSU) hen nur zwischen dem öffentlichen Auftraggeber und (Drucksache 7/5404 Frage A 68) : der Reinigungsfirma, dagegen nicht zwischen dem Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn beabsichtigt, Bahn- gelände an Warenhauskonzerne oder Verbrauchermärkte zu ver- öffentlichen Auftraggeber und dem bei der Firma kaufen, und falls ja, um welche Flächen und Orte handelt es angestellten Personal. sich?

Offenbar beschäftigen die Reinigungsfirmen ne- Es trifft nicht zu, daß die Deutsche Bundesbahn ben dem hauptberuflichen Personal auch Personal in die Absicht hat, Bahngelände an Warenhauskon- Nebenbeschäftigung. Dabei greifen die Firmen auf zerne oder Verbrauchermärkte zu verkaufen. Personal, das stundenweise oder zur Aushilfe ein- gestellt wird, vor allem für die Reinigung von Büros in den Abendstunden zurück. Der Bundesregierung sind keine gesetzwidrigen Verhaltensweisen von Anlage 15 Firmen zur Kenntnis gekommen. Antwort Sollten Sie Fälle im Auge haben, in denen das Recht der Sozialversicherung nicht zutreffend ange- des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen wendet wird, müßte die zuständige Krankenkasse Fragen des Abgeordneten Hauser (Krefeld) (CDU/ sich dieser Fälle annehmen. CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 69 und 70) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18153*

Ist es zutreffend, daß die Deutsche Bundesbahn und die Deut- Der Flugzeugführer und die drei weiteren Insassen sche Bundespost nicht bereit sind, ihre Regiebetriebe im Kfz-Be- reich durch ein Institut für technische Betriebsführung daraufhin wurden getötet. überprüfen zu lassen, ob die in Frage kommenden Arbeiten bes- ser durch Bahn- oder Postregiebetriebe oder aber von Hand- Bei diesem Flug handelte es sich nicht um einen werksbetrieben ausgeführt werden könnten? Dienstflug der Bundeswehr. Welche Gründe sind gegebenenfalls dafür maßgebend, daß die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bundespost sich gegen Prüfungen von Möglichkeiten zur Rationalisierung in ihren Ge- schäftsbereichen sperren?

Zu Frage A 69: Anlage 17 Es trifft zu, daß die Deutsche Bundespost (DBP) Antwort und die Deutsche Bundesbahn (DB) nicht bereit sind, die vom Zentralverband des Kraftfahrzeughand- des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche werks gewünschte Untersuchung durch das „Institut Frage des Abgeordneten Lemmrich (CDU/CSU) für technische Betriebsführung im Handwerk (ITB) " (Drucksache 7/5404 Frage A 73): Karlsruhe, durchführen zu lassen. Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn bei einer Bau- maßnahme des Bundesstraßenbaus durch ihr Verhalten erreicht hat, wesentlich höhere Grundstückspreise zu erzielen, als sie Zu Frage A 70: der Bund privaten Grundstücksbesitzern für gleichartige Grund- stücke zahlte, und wenn ja, hält die Bundesregierung dieses Die Entscheidung über Auswahl der Gutachter Verhalten mit einer Politik wirtschaftlicher Stabilität für ver- einbar? und Häufigkeit von Untersuchungen ist der DBP bzw. der DB in eigener Zuständigkeit vorbehalten. Ich nehme an, daß Sie sich mit Ihrer Frage auf die DBP und DB haben alle gebotenen Möglichkeiten Veräußerung von Grundstücken durch die Deutsche zur Aufwandsminderung und Rationalisierung aus- Bundesbahn im Zusammenhang mit dem Ausbau der zuschöpfen. Sie haben in ihren Unternehmensberei- Ortsdurchfahrt Möttingen der B 25 beziehen. Auf chen wiederholt Prüfungen durch außenstehende Ihre Veranlassung hat sich der Bundesminister für Gutachter durchführen lassen. Auch künftig soll auf Verkehr bereits damit befaßt und die Deutsche Bun- die Möglichkeit derartiger Untersuchungen keines- desbahn gehört. Sie hat mitgeteilt, daß die zustän- falls verzichtet werden. dige Bundesbahndirektion München für ca. 650 qm Wegen der Offenlegung vertraulicher Betriebs- bisherige Straßenfläche 0,75 DM/qm und für die daten müssen jedoch an die Objektivität der Prüf- übrige Fläche von rund 1 059 qm, bei der es sich um organisationen besondere Anforderungen gestellt z. B. als Lagerplatz verwertbares Betriebsgelände werden. Bei dem „ITB" besteht offenkundig eine handelt, 10 DM pro qm gefordert hat. Die Deutsche Interessenkollision, insoweit konnten bestehende Bundesbahn hält den Preis von 10 DM pro qm im Bedenken nicht ausgeräumt werden. Verhältnis zu vergleichbaren anderen Fällen für an- gemessen und nicht für überhöht. Die Bundesregie- rung sieht keinen Anlaß, an dieser Aussage der Deutschen Bundesbahn zu zweifeln. Anlage 16 Im übrigen hat auch die Deutsche Bundesbahn ge- mäß § 28 Bundesbahngesetz ihre Liegenschaften Antwort nach kaufmännischen Grundsätzen, d. h. so wirt- schaftlich wie eben möglich, zu nutzen. Schließlich des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen sind ihr nach § 5 Bundesbahngesetz Leistungen für Fragen des Abgeordneten Reiser (SPD) (Drucksache den. Bund angemessen abzugelten. 7/5404 Fragen A 71 und 72): Die Bundesregierung sieht schließlich im Verhal- Trifftam es zu, daß — wie von einer Bamberger Zeitung 31. Mai 1976 berichtet — drei Passagiere in einer dem Verband ten der Deutschen Bundesbahn auch keinen Verstoß der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V. gehörenden gegen ihre Politik wirtschaftlicher Stabilität. und von einem Piloten der Bundeswehr gesteuerten Maschine mitflogen, die bei diesem Flug mehrmals das Wochenendhaus eines dieser Passagiere in niedriger Höhe umkreiste und dann fast senkrecht zu Boden stürzte, wobei alle vier Insassen ver- brannten? Handelte es sich bei dem Flug um einen Dienstflug, und ist die Bundesregierung in der Lage, erschöpfende Auskunft über Anlage 18 die Besitz-, Rechts- und Haftungsverhältnisse von Maschine und Verband zu geben und anzugeben, ob bei diesem Flug alle für die Bundeswehr gültigen Sicherheitsbestimmungen beachtet wur- Antwort den? des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Es trifft zu, daß ein von einem Feldwebel der Frage des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) Bundeswehr gesteuertes Flugzeug vom Muster Piag- (Drucksache 7/5404 Frage A 74): go 149 D, das der Fliegerkameradschaft im Verband Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn beim Bundesver- der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V., kehrsministerium um die Genehmigung, die Fahrpreise im Per- Bamberg, gehörte und zivil zugelassen war, sonenverkehr zum 1. Juni 1976 zu erhöhen, nachgesucht hatte? — am 30.5. 1976 mehrmals das Wochenendhaus des Der Bundesminister für Verkehr hat die Deutsche Bekannten eines Fluggastes in niedriger Höhe Bundesbahn am 16. Dezember 1975 ermächtigt, mit umkreist hat, Wirkung vom 1. Februar 1976 an — dabei abstürzte und durch Aufschlagbrand zer- — ihre Tarife im Güter-, Personen- Gepäck- und stört wurde. Expreßgutverkehr innerhalb eines Rahmens 181541* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

selbständig fortzubilden, der zwischen dem Eine Stellungnahme zu dem Vorschlag des Ver- Preisstand vom 31. Januar 1976 und einer maxi- bandes gegenüber Dritten haben Vertreter des Bun- malen Erhöhung von 20 % liegt, desministers für Verkehr nicht abgegeben. — außerhalb dieses Rahmens strukturelle Tarif- änderungen durchzuführen, die ihr — wie bis- Zu Frage A 78: her — im Personen-, Gepäck- und Expreßgut Die bisher entstandenen Planungskosten und an- verkehr eine zusätzliche Einnahme von 70 Millio- - deren Kosten für die Bundesbahnneubaustrecke von nen DM und im Güterverkehr eine solche von Hannover nach Würzburg betrugen bis zum Jahres- 150 Millionen DM ermöglichen. ende 1975 rd. 57 Millionen DM. Hiervon sind 12 Mil- Für eine Erhöhung der Personenverkehrstarife lionen DM externe Planungskosten für die gesamte innerhalb des Rahmens bedarf es daher keiner aus- 325 km lange Neubaustrecke und 45 Millionen DM drücklichen Genehmigung des Bundesministers für Baukosten für den bereits im Bau befindlichen ersten Verkehr. 12 km langen Teilabschnitt zwischen Hannover-Bis- marckstraße und Rethen (an der Leine). Der Wirtschaftsplan der Deutschen Bundesbahn enthält für 1976 weitere Ausgaben für Planungen Anlage 19 an der gesamten Strecke von 15,5 Millionen DM und Baukosten für den Abschnitt Hannover-Bismarck- Antwort straße—Rethen (an der Leine) von 43 Millionen DM. des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Becker (Nienberge) (SPD) (Drucksache 7/5404 Fragen A 75 und 76): Anlage 21 Trifft es zu, daß zur Stromversorgung von Bundesbahn- strecken 110 KV Überlandleitungen auf bis zu zehn Meter hohen Fahrbahndämmen der Deutschen Bundesbahn geplant sind und Antwort daß dabei auf diesen Fahrdämmen rd. 15 Meter hohe stählerne Stromversorgungsmasten installiert werden sollen? des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Hält die Bundesregierung, nach dem im Bundestag verab- schiedeten Gesetz für Naturschutz- und Landschaftspflege, die Fragen des Abgeordneten Emeis (fraktionslos) Errichtung solcher Leitungen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Wohngebieten für tragbar? (Drucksache 7/5404 Fragen A 79 und 80) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß von den etwa 700 qualifizierten Ausbildungsplätzen im Bereich der Oberpostdirek- Ihre Frage Nr. 75 beantworte ich mit Nein; da- tion Kiel z. Z. weniger als die Hälfte besetzt sind, und wenn ja, vertritt die Bundesregierung nicht auch die Auffassung, daß durch entfällt eine Beantwortung Ihrer Frage Nr. 76. diese Tatsache für die ohnehin strukturschwache Westküste Schleswig-Holsteins mit ihrem Mangel an qualifizierten Aus- bildungsplätzen, eine unbillige Härte darstellt? Ist die Bundesregierung bereit, die brachliegenden Ausbil- dungskapazitäten bei der Deutschen Bundespost voll für die Ausbildung Jugendlicher zur Verfügung zu stellen, auch wenn diese nicht wie bisher alle in den Dienst der Deutschen Bundes- Anlage 20 post übernommen werden können? Antwort Die Deutsche Bundespost verfügt im Bezirk der des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Oberpostdirektion Kiel über vier Ausbildungsstät- Fragen des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ ten mit einer jährlichen Ausbildungskapazität von CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 77 und 75): insgesamt 116 Ausbildungsplätzen. Für 1976 sind der Oberpostdirektion Kiel bisher 72 Einstellungser- Trifft es zu, daß der Bundesverkehrsminister bisher einerseits nicht wenigstens grundsätzlich zu dem ihm bereits vor einem mächtigungen zugewiesen worden. dreiviertel Jahr (17. Oktober 1975) unterbreiteten und bis zum 31. Juli 1976 befristeten Angebot des Hauptverbands der Die Gründe, warum die Deutsche Bundespost in Deutschen Bauindustrie e. V., den Naßbagger-Regiebetrieb der Wasserstraßenverwaltung des Bundes im ganzen durch Privat- den letzten Jahren nicht die gesamte jährliche Aus- firmen zu übernehmen und danach die bisher in Regie durch- bildungskapazität nutzen konnte, sind bereits mehr- geführten Unterhaltungsarbeiten an den Bundeswasserstraßen um mindestens 10 % billiger auszuführen, dem Verband gegen- fach in den Fragestunden des Deutschen Bundestages über Stellung genommen hat, obwohl der Bundeshaushalt nach dem Angebot, für das Sicherheiten gestellt werden können, um erörtert worden. namhafte Beträge entlastet werden kann, während anderer- seits Vertreter des Bundesverkehrsministers inzwischen mehr- Obwohl für 1976 kein Bedarf an Auszubildenden fach anderen Stellen gegenüber nachdrücklich gegen das Ange- für das Fernmeldehandwerk vorliegt, hat die Deut- bot Stellung bezogen haben, obwohl die wiederholt geforderte objektive Feststellung der Kosten des Regiebetriebs durch eine sche Bundespost unter Inkaufnahme einer finanziel- neutrale Stelle noch nicht durchgeführt ist, und wenn ja, welche Gründe hat das Verhalten des Bundesverkehrsministers? len Belastung von rd. 165 Millionen DM die Einstel- Wie hoch sind die bisher entstandenen Planungskosten und lung von 1 800 Auszubildenden für Herbst dieses anderen Kosten für die beabsichtigte Bundesbahnneubaustrecke Jahres bereits verfügt. Außerdem sind im Frühjahr von Hannover nach Würzburg, und wie hoch sind die Kosten für weitere Planungsaufträge? 1976 im Rahmen des Sonderprogramms der Bundes- regierung zur Durchführung zusätzlicher berufsbil- Zu Frage A 77: dungspolitischer Maßnahmen 800 Auszubildende bei Der von Ihnen als Angebot bezeichnete Vor- der Deutschen Bundespost angenommen worden. schlag der Naßbaggerindustrie ist kein entschei- Der Bundespostminister hat sich darüber hinaus dungsreifes Angebot, weil darin weder Leistungs- kurzfristig zu einer erheblichen Ausweitung der umfang noch Preisbasis ausreichend konkretisiert Ausbildungsmaßnahmen entschlossen. Es sollen im sind. Herbst 76 weitere 2 000 Fernmeldelehrlinge einge- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18155* stellt werden. Der Bundespostminister will damit insbesondere ist außerordentlich schwierig. Ich darf einen wesentlichen Beitrag zur Überbrückung der aber hier auch darauf aufmerksam machen, daß es schwierigen Lage leisten, die infolge der Ablehnung auf die feste Haltung der Kirche in der DDR zurück- der Neufassung des Berufsbildungsgesetzes durch zuführen ist, daß in das SED-Parteiprogramm auf die Opposition entstanden ist. Die Deutsche Bundes- dem IX. Parteitag der Passus „die Gleichberechtigung post schöpft damit ihre Ausbildungskapazität voll der Bürger unabhängig von . . . Weltanschauung aus und nimmt weitere finanzielle Belastungen in und religiösen Bekenntnis" eingefügt wurde. Es ist Kauf. zu hoffen, daß dies nicht nur Absichtserklärungen bleiben, aber man darf nicht außer acht lassen, daß die DDR auch künftig in einer positiven Einstellung gegenüber ihrem gesellschaftlichen System eine Anlage 22 selbstverständliche Voraussetzung für eine Beteili- gung an allen Möglichkeiten des Bildungssystems Antwort sehen wird. des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Mündliche Korb 3 der KSZE-Dokumente wird durch diesen Frage des Abgeordneten Dr. Mertes (Gerolstein) Problem-Kreis nicht tangiert und so nehme ich an, (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 81) : daß Sie sich auf den Prinzipien-Katalog beziehen. Auf welche Weise ist angesichts der völligen oder fast Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, daß die völligen Identität der rechtlichen und politischen Auffassungen der UdSSR und der DDR in der Berlin-Frage gesichert, daß die KSZE-Dokumente Absichtserklärungen zur Durch- effektive Einbeziehung Berlins in entsprechende oder ver- führung konkreter Maßnahmen sind oder enthalten. gleichbare Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR mit der effektiven Einbeziehung Berlins in Ab- kommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit UdSSR inhaltlich koordiniert wird, so daß insoweit eine ein- heitliche Position der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet jede sich bietende Möglichkeit genutzt, um zu Ver- wird? besserungen für die Menschen in beiden deutschen Staaten zu kommen. Die Bundesregierung hat in ihrer Praxis stets den Standpunkt vertreten, daß Berlin in jedes Abkom- men, das dieses inhaltlich erlaubt, einzubeziehen ist.

Die Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundes- Anlage 24 ministerien gewährleistet eine ständige Koordinie- rung zwischen den beteiligten Ressorts; hier insbe- Antwort sondere zwischen dem Bundeskanzleramt, dem Aus- wärtigen Amt und dem Bundesministerium für in- des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Mündliche nerdeutsche Beziehungen, sowie den von der Sache Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) her zuständigen anderen Bundesministerien. (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 83) : Wie bewertet die Bundesregierung die wiederholte wider- Im übrigen darf ich darauf verweisen, daß die rechtliche Zurückweisung und Schikanierung von Reisenden auf Einbeziehung Berlins in Abkommen den Fachleuten den Zugangswegen von und nach Berlin, die politische Be- kenntnisse an ihrem Auto angebracht hatten, und was hat die in den verschiedenen Bundesministerien als Problem Bundesregierung gegen diese neuerliche Verletzung des Vier- Mächte-Abkommens und seiner Durchführungsbestimmungen un- von allen Seiten dieser Materie her wohl bekannt ternommen, insbesondere gegen die verweigerte Kontaktauf- und vertraut ist. nahme mit der Vertretung in Ost-Berlin? Den allgemeinen Gepflogenheiten folgend, sind im übrigen die Verhandlungen über die erwähnten Ab- Die Bundesregierung beobachtet sehr sorgfältig kommen vertraulich. die Tatsache, daß DDR-Organe bei Transitreisenden nach und von Berlin (West) Autoaufkleber mit poli- tischem Inhalt beanstanden und bisher in einigen Fällen eine Durchreise nur gestattet haben, wenn die betreffenden Aufkleber entfernt wurden. Anlage 23 Diese Vorfälle werden auf der nächsten Sitzung Antwort der Transitkommission am 13. Juli in Berlin (Ost) von unserer Seite angesprochen. Der Leiter unserer des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Mündliche Ständigen Vertretung, Staatssekretär Gaus, hat Frage des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Druck- diese Thematik unverzüglich nach Bekanntwerden sache 7/5404 Frage A 82) : der ersten Beanstandungen gegenüber dem Mini- Trifft es zu, daß christliche Eltern in Mitteldeutschland von seiten der SED häufig mit dem Hinweis auf die sonst ge- sterium für Auswärtige Angelegenheiten ange- fährdeten Zukunftsaussichten ihrer Kinder unter Druck gesetzt sprochen. Der Chef des Bundeskanzleramtes, Staats- werden mit dem Ziel, diese vom kirchlichen Unterricht abzu- melden, und wie hat die Bundesregierung — bejahendenfalls — sekretär Dr. Schüler, hat in gleicher Angelegenheit auf diese Verletzung der Vereinbarungen von Helsinki reagiert? mit dem Leiter der Ständigen Vertretung der DDR, Dr. Michael Kohl, gesprochen. Die Bundesregierung hat mehrfach im Deutschen Bundestag zur Beeinträchtigung der Chancengleich- Dabei läßt sich unsere Seite von zwei Grundüber- heit von Christen im Bildungswesen der DDR Stel- legungen leiten: lung genommen. 1. Die Transitwege sind sicher nicht der geeignete Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in den Ort für politische Manifestationen, aber darum sozialistischen Staaten allgemein und in der DDR handelt es sich ja hier letzlich doch auch gar 18156* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

nicht. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel muß der Sonnenenergie in der Bundesrepublik Deutsch- also unter allen Umständen gewahrt werden. land gedeckt werden kann. (Der Jahresprimärener- 2. Diese Aufkleber sind nach dem Zweck ihrer gieverbrauch betrug in der Bundesrepublik für 1974 Verwendung nicht gegen die DDR gerichtet. Es rd. 3 000 TWh). besteht deshalb keine Veranlassung, daß die Die Bundesregierung ist darüber hinaus der Mei- DDR sich hier zum Eingreifen genötigt sieht. nung, daß die Sonnenenergie geeignet ist, langfri- stig einen nennenswerten Teil des Niedertempera- turwärmebedarfs (< 100°C) zu decken. Damit kann im Rahmen der umfassenden Bemühungen der Bun- Anlage 25 desregierung um eine rationelle Energieverwendung ein Beitrag zur Verminderung der Abhängigkeit von Antwort importierter Energie geleistet werden. des Parl. Staatssekretärs Herold auf die Mündliche Es ist zu erwarten, daß durch die Markteinfüh- Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) lung der Solartechnik neue Arbeitsplätze im Pro- (Drucksache 7/5404 Frage A 84) : duktions- und Dienstleistungssektor geschaffen wer- Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es sich bei dem den können. Eine wichtige Voraussetzung für eine in der „Welt" vom 9. Juni 1976 geschilderten Verhalten von Organen der DDR gegenüber Mitarbeitern des Axel-Springer- breite Vermarktung ist, daß die Kosten durch eine Verlags um schikanöse Verletzungen des Vier-Mächte-Ab- kommens handelt, und wenn ja, was hat die Bundesregierung Großserienproduktion von Komponenten gesenkt dagegen unternommen, und was gedenkt sie zu unternehmen, werden können. Für die mittelständische Industrie um bei der DDR auf eine Unterlassung solcher Schikanen hin- zuwirken? werden sich besondere Chancen bei der Systemaus- legung, beim Bau und bei der Wartung von Solar- Der Bundesregierung ist die Meldung in der anlagen eröffnen. Auf diese Aspekte sind die For- Welt vom 9. Juni 1976 bekannt. Der darin geschilder- schungs- und Entwicklungsarbeiten in der Solartech- te Vorfall hat sich offensichtlich im Rahmen des Ber- nik zur Zeit ausgerichtet. liner Reise- und Besucherverkehrs zugetragen; es handelt sich also nicht um eine Journalistenreise. Zu Frage A 86: Es besteht die Möglichkeit, erkennbare Schikanen Im Rahmen der bestehenden Steuervergünstigun- bei der Abfertigung gegenüber der DDR im Rahmen gen können auch Aufwendungen für den Einbau der Beauftragten-Gespräche beschwerdeführend an- von Sonnenkollektoren und Wärmespeichern be- zusprechen. Dieses Verfahren setzt jedoch voraus, rücksichtigt werden. daß der Betroffene bei der dafür vorgesehenen In- Im übrigen habe ich eine Studie in Auftrag ge- stitution, nämlich der Beratungsstelle des Senats geben, welche die spezifischen Wirkungen vo n für den Besucher- und Reiseverkehr, nähere An- steuerlichen und sonstigen Maßnahmen auf die gaben zu dem Vorfall macht. Das ist nach Auskunft Markteinführung von Solartechniken beurteilen hel- der Senatskanzlei bisher nicht geschehen. fen soll. Der Förderungswürdigkeit der von Ihnen ange- sprochenen Einrichtungen hat die Bundesregierung Anlage 26 im übrigen dadurch Rechnung getragen, daß für energieeinsparende betriebliche Investitionen In- Antwort vestitionszulagen nach § 4 a Investitions-Zulagen- des Bundesministers Matthöfer auf die Mündlichen gesetz in Betracht kommen können. Fragen des Abgeordneten Elchlepp (SPD) (Druck- Das Erstinnovationsprogramm der Bundesregie- sache 7/5404 Fragen A 85 und 86) : rung, das ganz überwiegend kleinen und mittleren Sieht die Bundesregierung auf Grund des derzeitigen in- und Betrieben zugute kommt, ist nicht branchenbezogen. ausländischen Forschungs- und Entwicklungsstands eine Chance darin, mittel- und langfristig die Abhängigkeit der Bundesre- Es können daher im Rahmen dieses Programms publik Deutschland von herkömmlichen Energiequellen durch grundsätzlich auch Vorhaben zur Nutzung der Son- die Nutzung der Sonnenenergie entscheidend zu verrin- gern bzw. den zu erwartenden Energiemehrbedarf da- nenenergie gefördert werden. Das Programm ist zur durch abzudecken, und könnte die Serienfertigung von Anlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie für Haushaltszwecke Zeit allerdings nur mit jährlich 10 Millionen DM einen nennenswerten Beitrag zur Schaffung zukunftssicherer ausgestattet. Arbeitsplätze darstellen, und wenn ja, welche Folgerungen wird die Bundesregierung aus diesen Erkenntnissen ziehen? Die Bundesregierung ist bemüht, den Kenntnis- Beabsichtigt die Bundesregierung, den Einbau von Sonnen- kollektoren und Wärmespeichern steuerlich zu begünstigen, stand in der Solartechnik in der Öffentlichkeit zu und sind staatliche Hilfen im Rahmen der Innovationsförderung verbreitern, wobei jedoch die Möglichkeiten von der für Klein- und Mittelbetriebe auch auf dem Gebiet der Sonnen- energiegewinnung vorgesehen, und wird die Bundesregierung personellen und finanziellen Kapazität her begrenzt Anstrengungen unternehmen, die Offentlichkeit über die Ein- satzmöglichkeiten und Vorteile dieser neuen Technologie auf- sind. Hier wird insbesondere auf die PR-Arbeit, die zuklären? Herausgabe von Taschenbüchern, die Veranstaltung von Statusseminaren und die Teilnahme an Veran- Zu Frage A 85: staltungen privater Vereine hingewiesen. lm Bür- Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort zur gerdialog über Kernenergie nimmt die Diskussion Kleinen Anfrage betr. Neue Primärenergiequellen der sogenannten alternativen Energiequellen einen (Drucksache 7/5313) dargelegt hat, kommt eine kürz- wichtigen Platz ein. lich beendete Studie zu dem Ergebnis, daß im Jahre Auch von industrieller Seite wird zunehmend die 2000 ein Energiebedarf von 80-100 TWh/a mit Aufklärung über Solartechnik betrieben. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18157*

Anlage 27 schulen, das ihre dazu beizutragen, um durch eine Überlastquote auch für die geburtenstarken Jahr- Antwort gänge ausreichende Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen. des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Münd lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klein (Stolberg) Um das Bewußtsein für die Notwendigkeit von (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 87 und 88): Überlastquoten an den Hochschulen durchzusetzen, Wieso konnte sich der Numerus clausus in den letzten Jahrer - bedurfte es im übrigen einer langwierigen und oft so weit ausbreiten, wenn es mit einem Mal möglich sein soll schwierigen Diskussion, an der sich die Bundesre- den Numerus clausus trotz weiter wachsender Abiturientenzahl tendenziell zu beseitigen? gierung konstruktiv beteiligt hat. Ist es der Bundesregierung möglich, nachdem führende Koali- tionspolitiker unterschiedliche Fristen bis zur Abschaffung des Numerus clausus genannt haben, eine verbindliche Aussage Zu Frage A 88: darüber zu machen, bis wann in welchen Fächern der Numerus clausus spätestens abgebaut werden kann? Der Bundeskanzler hat auf der Grundlage des 7-Punkte-Programms des BMBW den Ministerpräsi- Zu Frage A 87: denten der Länder einen konkreten Vorschlag zum Die Frage fällt zwar nahezu ausschließlich in den Abbau des Numerus clausus für die nächste Be- Zuständigkeitsbereich der Länder. ratung übermittelt. Darin wird davon ausgegangen, daß aus dem sog. harten Numerus clausus-Verfahren Ich will sie aber trotzdem, so gut ich kann, zu be- sobald wie möglich, spätestens im Jahr 1977, alle antworten suchen. Fächer bis auf die harten Numerus clausus-Fächer Die gegenwärtige Zulassungssituation wird durch (medizinische Fächer, Biologie und Biochemie, Phar- den Staatsvertrag der Länder bestimmt. Der Staats- mazie, Lebensmittelchemie und Psychologie) her- vertrag führte zu einem „Parkstudium" zigtausender ausgenommen werden. Dies ist realisierbar, wenn Studenten, das in dieser Form kaum jemand vorher die Länder unverzüglich die notwendigen politischen gesehen hat. Zwar brachte die bisherige Kapazitäts- Entscheidungen treffen. Hierzu gehören nach Auf- berechnung erstmals bestimmte Vergleichsmöglichkei- fassung des Bundes insbesondere: ten in der Auslastung der Universitäten; anderer- — die notwendigen Entscheidungen in den Gremien seits wirkte das bisherige Verfahren in dem Sinne der ZVS zur Ausgliederung der sog. „weichen" eigengesetzlich, daß es zu einer Einbeziehung immer Numerus clausus-Fächer aus dem bisherigen Zu- neuer Studiengänge in das Verfahren selbst dann lassungsverfahren führte, wenn dieses nach dem Verhältnis von Bewer- bern und Studienplätzen an sich noch nicht erforder- — Festlegung der Kapazitäten nach einem Richt- lich war. wertverfahren Es ist kein Zufall, daß die Diskussion über die — Rasche Inangriffnahme der Studienreform Öffnung der Hochschulen kurze Zeit nach der Ver- — Festlegung einer Überlast-Quote als „Notzu- abschiedung des Hochschulrahmengesetzes einsetzte, schlag auf Zeit" das die wesentliche Grundlage für eine rationellere — Hilfestellung des Staates zur Realisierung dieser und sinnvollere Nutzung der Hochschulkapazitäten Überlast-Quote durch die Hochschulen legt. — Verbesserung der Studienberatung Es ist aber zusätzlich auch darauf hinzuweisen, daß die Zulassungssituation gegenwärtig nicht so — Rasche Einführung eines einfachen Verteilungs- schlecht ist, wie es aufgrund einer nicht immer prä- verfahrens, das die gleichmäßige Auslastung zisen Berichterstattung den Anschein hat. Immer der Hochschulen gewährleistet und Mehrfachbe- noch finden alle Studienbewerber einen Studienplatz werbungen vermeidet. an den Hochschulen, wenn auch nicht immer im Ich betone nochmals: Die Entscheidung über die Fach ihrer Wahl. Es stehen also nicht, wie es manch- Herausnahme weiterer Studienfächer aus dem ZVS- mal den Anschein hat, zigtausende junger Menschen Verfahren muß in erster Linie im Verwaltungsaus- vor den Hochschulen. Auch in denjenigen Fächern, schuß der ZVS, in dem nur die Länder Stimmrecht in denen Zulassungsbeschränkungen bestehen, sind haben, getroffen werden. in den letzten Semestern überwiegend doch alle Bewerber zugelassen worden. Ausnahmen sind sicherlich die medizinischen Fächer. Anlage 28 Die jetzt vor allem auch von der Bundesregierung eingeleitete Diskussion über die Öffnung der Hoch- Antwort schulen hat vor allem zum Ziel, die Hochschulen auf die absehbare Phase eines zusätzlichen Zudrangs des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche von Studienbewerbern aus den geburtenstarken Frage des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache Jahrgängen vorzubereiten und alles zu tun, um 7/5404 Frage A 89) : Kapazitätsreserven dort zu erschließen, wo sie Wie beurteilt die Bundesregierung das von der Touristik bisher aufgrund der geschilderten Verfahrensmän- Union International (TUI) entwickelte Modell einer generellen Neuordnung der Schulferienregelung, und wird sie eine ent- gel verborgen waren oder wo sie infolge der drohen- sprechende Anregung der Kultusministerkonferenz geben? den Resignation von Hochschulen und Hochschul- verwaltungen unerschlossen blieben. Diese Absicht Die Neugestaltung einer Schulferienordnung, die wird erleichtert durch die Bereitschaft der Hoch bis weit in die 80er Jahre hineinreichen soll, ist von 18158* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 erheblicher Tragweite für eine Vielzahl von Betrof- Rechtspositionen nicht präjudiziert werden. Eine fenen, nicht nur für die Fremdenverkehrswirtschaft Rückwirkung auf Rechtspositionen entfällt im übri- im engeren Sinne. In dem TUI-Vorschlag sehe ich gen vielfach schon deshalb, weil die in den Karten einen konstruktiven Diskussionsbeitrag, der sicher- enthaltene Aussage im allgemeinen nicht rechtlicher, lich auch für die Meinungsbildung der Kultusmini- sondern tatsächlicher Natur ist. Ich verweise inso- sterkonferenz von Gewicht sein wird. weit auch auf die Ausführungen, die Staatsminister Wischnewski zur Frage des Abgeordneten Dr. Czaja Der TUI-Vorschlag baut auf dem Kernpunkt der in der Fragestunde am 7. Juni 1974 gemacht hat. geltenden Schulferienregelung, dem sogenannten rollierenden System innerhalb eines Drei-Monats- Zeitraums von Mitte Juni bis Mitte September, auf. Dieses im Grundsatz bewährte System sollte auch nach Meinung der Bundesregierung beibehalten Anlage 30 werden. Antwort Als wesentliche Abweichung von der geltenden Regelung schlägt TUI vor, parallel zu dem rollieren- des Staatsministers Moersch auf die Mündliche den Verfahren hinsichtlich der Sommerferien einen Frage des Abgeordneten Dr. Mertes (Gerolstein) entsprechenden, für eine Staffelung geeigneten Früh- (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 114) : jahrsblock einzuführen. Diesen Gedanken halte ich Welches ist im einzelnen der derzeitige Sachstand in der Frage der Einbeziehung Berlins in die drei vorliegenden deutsch-sowje- für ernsthaft prüfenswert und zwar einmal, weil der tischen Abkommensentwürfe über wissenschaftlich-technische Zu- unaufhaltsamen Entwicklung zu einem echten Zweit- sammenarbeit, Kultur und Rechtshilfe? urlaub Rechnung zu tragen ist und zum andern, weil es den erholungssuchenden Familien ermöglicht wer- Über die folgenden drei Komplexe sind die Ver- den sollte, einen längeren Urlaub auch außerhalb handlungen mit der Sowjetunion noch nicht abge- der Sommermonate zu verbringen. schlossen: — Zweijahresprogramm zum Kulturabkommen Die bisherigen Versuche, die Weihnachts- und Osterferien zu verlängern, stoßen an enge Grenzen. — Absprache über den Übermittlungsweg von Sie ermöglichen erfahrungsgemäß keine weiter- Rechtshilfeersuchen gehende, ausreichende Staffelung von Land zu Land. — Abkommen über wissenschaftlich-technische Zu- Daher bietet sich die Schaffung eines selbständigen sammenarbeit. Ferienblocks im Frühjahr, der eventuell auch los- Die Sachpunkte sind im wesentlichen ausgehan- gelöst von den Feiertagen zu bestimmen ist, als delt. Auch über die Einbeziehung von Berlin (West) Lösungsmöglichkeit im Prinzip an. besteht im Grundsatz Einvernehmen; jedoch konn- ten die Modalitäten dafür bislang nicht abschließend geregelt werden. Ich bitte Sie um Verständnis dafür, daß es der Anlage 29 Bundesregierung nicht möglich ist, Einzelheiten aus laufenden Verhandlungen in der Öffentlichkeit zu Antwort erörtern. Ich bin jedoch gerne bereit, den Auswärti- des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage gen Ausschuß im einzelnen zu unterrichten. des Abgeordneten Windelen (CDU/CSU) (Druck- sache 7/5404 Frage A 113) : Weiß die Bundesregierung, daß das Völkerrecht mehrere Präzedenzfälle kennt, in denen die Herstellung oder bloße Ver- wendung von Landkarten, die der durch den jeweiligen Staat vor dein Internationalen Gerichtshof oder in Schiedsverfahren Anlage 31 behaupteten Rechtsposition widersprechen, entscheidend zum Un- terliegen dieses Staates bei Gebietsstreitigkeiten mit einem anderen beitrug, und welche Konsequenzen zieht die Bundes- Antwort regierung daraus für eine grundgesetzmäßige kartographische Darstellung Deutschlands in seinen Grenzen vom 31. Dezember des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fra- 1937 in ihren Publikationen? gen des Abgeordneten Freiherr von Fircks (CDU/ Der Bundesregierung ist bekannt, daß bei zwi- CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 115 und 116) : Sind nach der Konferenz von Helsinki und im Einklang mit schenstaatlichen Gebietsstreitigkeiten, die interna- der Schlußakte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und tionalen Gerichten zur Entscheidung unterbreitet der Volksrepublik Polen die materiellen Möglichkeiten für den Austausch und die Verbreitung deutscher Kulturgüter tat- wurden, Karten als zusätzliche Beweismittel für den sächlich verbessert worden, und sind als Empfänger deutscher Verlauf einer Grenze berücksichtigt worden sind. Büchersendungen gleichwertig auch Deutsche in den Oder-Neiße- Gebieten beteiligt worden? Die Bedeutung, die diesen Karten von Gerichten bei- Sind Stipendien für unabhängige Wissenschaftler und Fach- gelegt wurde, war allerdings je nach Lage des Falles leute geschaffen, die als Angehörige unserer osteuropäischen Nachbarvölker ihre Studien bei verschiedenen Einrichtungen ver- verschieden und hing insbesondere von Natur und tiefen wollen? Zweckbestimmung der betreffenden Karte sowie von den sonstigen Umständen ab. Zu Frage A 115: Bei Karten, die unter der Verantwortung der Der Kulturaustausch mit Polen wurde auch nach Bundesregierung erstellt werden, wird selbstver- der Konferenz von Helsinki kontinuierlich weiter- ständlich darauf geachtet, daß bestehende deutsche entwickelt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18159*

Die materiellen Möglichkeiten für den Austausch Die Bundesregierung hat keinen rechtlichen An- und die Verbreitung deutscher Kulturgüter wurden knüpfungspunkt, um den bei uns verfassungsmäßig verbessert, wie das im Einklang mit der Schlußakte verankerten Grundsatz der Freizügigkeit für in der KSZE stehende deutsch-polnische Kulturabkom- einem anderen Staat lebende deutsche Volkszu- men zeigt, das am 11. Juni 1976 unterzeichnet wurde. gehörige durchsetzen, die ausschließlich dessen Bücherspenden werden meistens auf Anforderungen Staatsangehörigkeit besitzen. Dies entspricht inter- versandt. Die meisten Anforderungen kommen von national geltendem Recht. Institutionen, wie z. B. Universitäten. Bei den An- forderungen von Einzelpersonen ist in der Regel Die Bundesregierung hat die rumänische Seite in nicht ersichtlich, welche Volkszugehörigkeit die An- den laufenden Gesprächen und Konsultationen auf die tragsteller haben. Es ist deshalb nicht festzustellen, Bedeutung hingewiesen, die der Familienzusammen- in welchem Verhältnis die in Polen lebenden Deut- führung und den Besuchsreisen angesichts der viel- schen an den Büchersendungen beteiligt wurden. fältigen menschlichen und familiären Bindungen zwischen beiden Ländern für die deutsch-rumäni- Zu Frage A 116: schen Beziehungen zukommen. Sie wird dies auch weiterhin tun. Eine Fixierung von Mindestzahlen Ja. für die Ausreisen hält sie jedoch in diesem Zusam- menhang nicht für zweckmäßig.

Anlage 32 Anlage 33 Antwort Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Druck- des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fra- sache 7/5404 Fragen A 117 und 118) : gen des Abgeordneten Graf Stauffenberg (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 119 und 120) : Trifft es zu, daß der rumänische KP- und Staatschef das Ein- treten für die Freiheit der in Rumänien lebenden Deutschen, in Trifft es zu, daß Polen sich in der Praxis hinsichtlich des den freien Teil Deutschlands überzusiedeln, als Propaganda i ns Kriteriums der Volkszugehörigkeit nicht an die Ausreisever- Interesse der Monopolkapitalisten bezeichnet hat, und wie hat einbarungen hält, sondern eine Einladung von Verwandten aus die Bundesregierung — bejahendenfalls -- diesen Verstoß dem freien Teil Deutschlands verlangt und nicht einmal alle gegen die Vereinbarungen von Helsinki zurückgewiesen? Verwandtschaftsverhältnisse als ausreichend anerkennt — wie die Wird die Bundesregierung auch in Zukunft dafür eintreten, FAZ vom 5. Juni 1976 gemeldet hat —, und wird die Bundes- daß jeder Deutsche, der es wünscht, die Möglichkeit zur freien regierung gegebenenfalls gegenüber dem politischen KP-Chef Ausreise erhält, und wird die Bundesregierung der rumänischen dieses neuerliche polnische Abweichen von getroffenen Verein- Seite unmißverständlich klarmachen, daß die Beziehung zwischen barungen mit dem gebotenen Nachdruck zur Sprache bringen? Deutschland und Rumänien nur dann so bleiben können wie Trifft es ferner zu, daß Ausreisewillige nach wie vor ihren bisher, wenn die Ausreiseanträge und die Anträge auf Ertei- Arbeitsplatz verlieren, indem die staatlichen Betriebe die An- lung von Visen zu Besuchsreisen mindestens in demselben Um- tragsteller zur Kündigung zwingen, anderenfalls ihnen der er- fang wie in den Jahren 1973 und 1974 genehmigt werden? forderliche Stempel auf dem Antrag verweigert wird, und welche weiteren Verletzungen der Ausreisevereinbarungen sind der Bundesregierung darüber hinaus bekannt? Zu Frage A 117: Der Bundesregierung ist die Haltung Rumäniens Zu Frage A 119: in der Frage der Auswanderung von Angehörigen der nationalen Minderheiten seit langem bekannt. Diese Feststellung trifft in dieser Verallgemeine- Rumänien wünscht keine Auswanderung größeren rung nicht zu. Dem Auswärtigen Amt sind jedoch Ausmaßes. Die Bundesregierung hat keine Veran- Fälle bekannt, in denen einzelne Verwaltungsbehör- lassung, zu der von Ihnen verkürzt zitierten Äuße- den so verfahren. Diese Frage wurde bei den Ge- rung von Staatspräsident Ceausescu Stellung zu sprächen erörtert ; die anläßlich des Besuchs des nehmen. Ersten Sekretärs der Polnischen Vereinigten Arbei- terpartei, Gierek, geführt wurden. Dabei hat die Der Bundesregierung sind im übrigen auch keine polnische Seite zugesagt, für die Einhaltung des Äußerungen von Ministerpräsident Kohl bekannt, Ausreiseprotokolls zu sorgen und den Beschwerden in denen er aus Anlaß seines Besuches in Bukarest nachzugehen. die Rede von Staatspräsident Ceausescu als Ver- stoß gegen die Schlußakte von Helsinki bezeichnet Zu Frage A 120: hätte. Ich verweise hierzu auf meine Ausführungen in der Fragestunde vom 3. Juni 1976, in denen ich dar- Zu Frage A 118: gelegt habe, daß entsprechend der Erklärung der Die Bundesregierung setzt sich mit Nachdruck für polnischen Regierung gegenüber der Bundesregie- Familienzusammenführung, für freie Kontakte und rung die Benachteiligungen von Ausreisewilligen ab- regelmäßige Begegnungen auf der Grundlage fa- genommen haben und die Ausreisewilligen im all- miliärer Beziehungen und für die Genehmigung von gemeinen korrekt behandelt werden. Der Bundes- Eheschließungen zwischen deutschen und rumäni- regierung sind allerdings einige wenige Fälle von schen Staatsangehörigen ein. Damit trägt sie zur Kündigungen Ausreisewilliger bekanntgeworden. Verwirklichung der Beschlüsse von Helsinki bei Sie hat sie gegenüber der polnischen Regierung auf- und handelt im Interesse der deutschen Volkszu- genommen. In einem Teil dieser Fälle sind den Be- gehörigen in Rumänien. troffenen inzwischen die Ausreisegenehmigungen 18160* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 erteilt worden. Die restlichen Fälle werden noch ge- der Ausreisewünsche volksdeutscher Ehegatten und prüft. Kinder in Rumänien zu ihren in der Bundesrepublik lebenden Angehörigen zu erreichen. Sie wird dies Die Bundesregierung hat den Eindruck, daß sich auch weiterhin tun. die polnische Seite im ganzen gesehen an das Aus- reiseprotokoll hält. Über die genannten Schwierig- Die Bundesregierung betrachtet eine befriedi- keiten hinaus, die Einzelfälle betreffen, sind der Bun- gende Lösung der Familienzusammenführung als desregierung keine Verletzungen der Ausreisever- eine wichtige Frage im bilateralen Verhältnis zu einbarungen bekanntgeworden. Rumänien. Die Familienzusammenführung war auch Gegenstand der kürzlich in Bukarest geführten bi- lateralen Konsultationen zu KSZE-Fragen.

Der Nachzug von Familienangehörigen des von Anlage 34 Ihnen angesprochene Personenkreises wurde bisher von Rumänien restriktiv gehandhabt, weil dieser Antwort vorwiegend aus solchen Personen besteht, die sich nach der rumänischen Gesetzgebung wegen „illega- des Staatsministers Moersch auf die Mündliche len Grenzübertritts" oder „Verweigerung der Rück- Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) kehr" strafbar gemacht haben. (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 121) : Hat der Bundeskanzler dem polnischen KP-Chef unzweideutig erklärt, daß es nicht Aufgabe des polnischen KP-Chefs ist, Erwägungen darüber anzustellen, wie viele Deutsche aus dem polnischen Herrschaftsbereich im freien Teil Deutschlands auf- genommen werden können, und welchen Anlaß hatte der polnische KP-Chef zu der Bemerkung, Polen werde niemanden Anlage 36 zur Ausreise zwingen? Antwort Die Bundesregierung hat in den Gesprächen, die anläßlich des Besuchs des Ersten Sekretärs der Pol- des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen nischen Vereinigten Arbeiterpartei, Gierek, geführt Fragen des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) wurden, noch einmal darauf hingewiesen, daß die (Drucksache 7/5404 Fragen A 123 und 124) : Erfüllung des Ausreiseprotokolls besonders wichtig Entspricht es den Tatsachen, daß sich die deutsche Schule in Durban, Südafrika, in so großen finanziellen Schwierigkeiten für gute deutsch-polnische Beziehungen ist. Sie sieht befindet, daß sich der diese Schule tragende Deutsche Schul- verein Port Natal inzwischen mit verzweifelten Hilferufen an es in diesem Zusammenhang für wesentlich an, daß Persönlichkeiten in Deutschland wendet, und wenn ja, was hat die polnische Regierung ihr gegenüber erklärt hat, die Bundesregierung bisher zur Beseitigung der Schwierigkeiten getan? daß sie ein Interesse habe, daß die Ausreise- Was tut die Bundesregierung, um die Existenz der deutschen aktionen gut und reibungslos verlaufen werden. Schule in Durban zu sichern? Diese polnische Äußerung wird durch die Entwick- lung der Ausreisezahlen in den letzten Monaten Die Bundesregierung vermag nicht zu beurteilen, belegt. ob sich die Deutsche Schule Durban in so großen finanziellen Schwierigkeiten befindet, daß der sie Die Bundesregierung hat angesichts dieses Sach- tragende Deutsche Schulverein Port Natal gezwun- verhalts keinen Anlaß, zu den in der Frage zitier- gen ist, sich mit Hilferufen um Unterstützung an ten Äußerungen des polnischen Parteichefs Stellung einzelne Institutionen und Personen in der Bundes- zu nehmen. republik Deutschland zu wenden. Der Bundesregie- rung ist allerdings bekannt, daß der Schulverein seit etwa eineinhalb Jahren eine umfangreiche Brief- aktion an Empfänger im gesamten Bundesgebiet be- Anlage 35 treibt. Da es sich bei der Deutschen Schule Durban um Antwort eine private Schule ausländischen Rechts handelt, ist des Staatsministers Moersch auf die Mündliche das Auswärtige Amt nicht befugt, sich zu diesem Frage des Abgeordneten Dr. Fuchs (CDU/CSU) Spendenaufruf zu äußern. (Drucksache 7/5404 Frage A 122) : Das Auswärtige Amt fördert im Rahmen der Aus- Wird die Bundesregierung von der rumänischen Regierung mit allem Nachdruck — auch durch Intervention beim rumä- wärtigen Kulturpolitik in Südafrika eine Reihe von nischen Staats- und KP-Chef selbst — dafür eintreten, daß dem Schulen personell und finanziell. Folgende Über- Ausreisebegehren aller deutschen Ehegatten und Kinder, die teilweise bereits vor Jahren die Ausreise zu ihren Ehegatten legungen haben das Auswärtige Amt bewogen, die und Eltern im freien Teil Deutschlands beantragt hatten, un- verzüglich stattgegeben wird, und wird die Bundesregierung die Schule in Durban nicht in diese Förderung einzu- rumänische Seite ferner darauf hinweisen, daß eine fortdauern- beziehen: de Weigerung eine Verletzung der Vereinbarungen von Helsinki darstellt, die eine zügige Behandlung derartiger Gesuche in positivem und humanitärem Geist unter besonderer Beachtung Die Schule wurde 1971 gegründet. Es hat sich von Gesuchen dringenden Charakters vorsehen? rasch gezeigt, daß sie aus sich heraus wirtschaftlich nicht existenzfähig ist. In dem etwa 180 km von Die Bundesregierung hat bisher im Rahmen aller Durban entfernt liegenden Hermannsburg ist mit ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf Bundesmitteln ein neuer Grundschulbau errichtet allen Ebenen auf die rumänische Seite eingewirkt, worden, der auch genügend Platz für die Kinder aus um eine beschleunigte Prüfung und Genehmigung Durban bietet. Dazu sind Heimunterbringungsmög- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18161* lichkeiten sowie eine weiterführende Sekundarstufe Anlage 38 vorhanden. Für die Wochenendheimfahrten der Kin- der aus Durban ist ein Autobus zur Verfügung ge- Antwort stellt worden. Die in Südafrika durchaus normale Heimunterbringung — auch bei Kindern im Grund- des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen schulalter — läßt für Durban eine schulische Ver- Fragen des Abgeordneten Schmidt (Wuppertal) Die Konzentration (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 127 und sorgung durch Hermannsburg zu. - auf gesicherte, leistungsfähige größere Einheiten ist 128) : aus pädagogischen wie wirtschaftlichen Erwägungen Sind auf Grund der Schlußakte von Helsinki Kontakte und die Zusammenarbeit zwischen Deutschen aus den Oder-Neiße- erforderlich. Sie entspricht im übrigen auch den von Gebieten und Deutschen aus der Bundesrepublik Deutschland, den südafrikanischen Schulbehörden aus den glei- die eine kulturelle Tätigkeit ausüben, erweitert und vermehrt worden, und wird es in dieser Richtung ein „langfristiges Vor- chen Gründen verfolgten Plänen. Die Schule in Dur- gehen" geben? ban war bereits im Juli 1973 über die Deutsche Bot- Inwiefern ist Deutschen in den Oder-Neiße-Gebieten auf Grund der Schlußakte von Helsinki der „umfassende Zugang" zu schaft in Pretoria in diesem Sinne unterrichtet wor- kulturellen Leistungen insbesondere auf dem Gebiet des aus den. der Bundesrepublik Deutschland übersandten Kulturguts er- leichtert worden, und wie soll dies in Verfolgung der feier- lichen Erklärung von Helsinki in Zukunft geschehen?

Zu Frage A 127:

Anlage 37 Die weitgehend auf privater Ebene stattfindenden Kontakte zwischen kulturell Tätigen aus der Bun- Antwort desrepublik Deutschland und Deutschen aus Polen werden von der Bundesregierung nicht erfaßt. Eine des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen exakte Aussage über ihre Erweiterung und Ver- Fragen des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ mehrung ist daher nicht möglich. Im Rahmen des CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 125 und 126) : im Kulturabkommen vorgesehenen Kulturaustau- Welche Bemühungen hat die Bundesregierung unternommen, sches können jedoch sowohl Kontakte als auch eine um Beiträge zu Veranstaltungen und zum Verlauf internationaler Konferenzen und Seminare unter Teilnahme von Wissenschaft- Zusammenarbeit zwischen den erwähnten Personen- lern und Forschern unserer östlichen Nachbarvölker auch aus den Reihen und unter Teilnahme von Wissenschaftlern und Forschern kreisen gefördert werden. Die zuständigen Stellen der heimatvertriebenen Deutschen im Sinne der Schlußakte von stehen entsprechenden Anträgen auf Förderung auf- Helsinki zu fördern? geschlossen gegenüber. Sind im Vollzug der Schlußakte von Helsinki in einem gemein- samen wissenschaftlichen und kulturellen Forum die Fragen der Massenvertreibung, die Sicherung der Selbstbestimmung und des Rechtes auf die Heimat und die Fragen der Volksgruppen Zu Frage A 128: rechte mit Vertretern unserer osteuropäischen Nachbarn er- örtert worden oder sollen diese Fragen in Zukunft auf solch einem Forum im Sinne der Schlußakte von Helsinki erörtert Der Zugang zu den in Polen angebotenen kulturel- werden? len Leistungen der Bundesrepublik Deutschland steht allen polnischen Bürgern, auch den in Polen Zu Frage A 125: zurückbleibenden Deutschen, offen. Ich habe hier in der Fragestunde am 3. Juni 1976 bereits darauf auf- Die Bundesregierung hat im Rahmen der UNESCO merksam gemacht, daß hochrangige polnische Ge- zusammen mit den anderen Regierungen der Euro- sprächspartner der Bundesregierung versichert ha- päischen Gemeinschaft die Initiative zu einem Pro- ben, daß die in Polen lebenden Deutschen gleich- gramm von Konferenzen, Seminaren und anderen berechtigt am deutsch-polnischen Kulturaustausch Veranstaltungen in den Jahren 1977/78 unter Teil- teilnehmen können. nahme von Wissenschaftlern und Forschern aus ganz Europa ergriffen, das mit den osteuropäischen Regierungen im Sinne der Schlußakte von Helsinki durchgeführt werden soll. Anlage 39 An diesen und anderen internationalen Konfe- renzen und Seminaren können „Wissenschaftler und Antwort Forscher der heimatvertriebenen Deutschen" teil- nehmen; sie unterliegen keiner unterschiedlichen des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Behandlung. Die Bundesregierung ist aber der Auf- Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) fassung, daß alle heimatvertriebenen Deutschen (Drucksache 7/5404 Frage A 129) : nicht anders behandelt werden als alle anderen Welche Maßnahmen sind im Rahmen der Öffentlidikeitsarbeit des Auswärtigen Amts mit den im Bundeshaushaltsplan 1976 erst- deutschen Wissenschaftler und Forscher. Daher kön- mals bereitgestellten Mitteln von 1,9 Millionen DM finanziert worden, bzw. welche Maßnahmen sollen damit finanziert wer- nen sie unter gleichen Bedingungen wie alle ande- den? ren Bundesbürger zu internationalen Konferenzen und Seminaren beitragen ; und sie tun dies auch. Bei den 1,9 Millionen DM für Öffentlichkeitsarbeit des Auswärtigen Amts im Inland handelt es sich um Zu Frage A 126: einen neu eingerichteten Titel. Über die Mittel durfte deshalb erst nach Verabschiedung des Haus- Die Schlußakte von Helsinki sieht eine derartige haltsgesetzes 1976 verfügt werden. So erklärt es Veranstaltung nicht vor. Sie kann daher auch nicht sich, daß bisher Zahlungen aus diesem Titel über- „im Vollzug der Schlußakte" erfolgen. haupt noch nicht geleistet worden sind, sondern 18162* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag. den 25. Juni 1976

daß sich alle Maßnahmen noch in Vorbereitung Zu Frage A 131: befinden. Nach dem bisherigen Stand der Planun- gen ist ein Informationsangebot in zwei Stufen vor- Das Auswärtige Amt hat zuletzt im Mai 1976 in gesehen. Bukarest im Rahmen von KSZE-Konsultationen mit dem rumänischen Außenministerium Gespräche über Stufe 1 informiert in einer 8 DIN-A 4-Seiten um- diese Frage geführt und den deutschen Standpunkt fassenden Zeitungsbeilage über die wesentlichen mit Nachdruck dargelegt. Bereiche der Außenpolitik. Hierfür ist eine Aufla- genhöhe von 7,5 Millionen geplant. Die Beilage wird Die Bundesregierung bleibt weiterhin bemüht, die einen sogenannten Informationsgutschein enthal- rumänische Verhärtung in dieser Frage, die im übri- ten, mit dem man speziellere Informationen zu be- gen nicht nur gegenüber der Bundesrepublik sonders interessierenden Themen anfordern kann. Deutschland, sondern auch gegenüber anderen west- lichen und neutralen Ländern erfolgt ist, durch im- Diese Spezialinformationen stellen die Stufe 2 der mer neue Gespräche zu überwinden. Maßnahmen dar. Vorgesehen sind 8 Publikationen insgesamt zu den Themen Ost-West-Beziehungen, Bündnispolitik, Europa-Politik und Nord-Süd-Politik. Diese Publikationen sollen gleichzeitig als Grund- stock für die Informationstätigkeit des Auswärti- Anlage 41 gen Amts über einen längeren Zeitraum dienen. Es ist also nicht daran gedacht, diese Publikationen Antwort alle noch in diesem Jahr an den Mann zu bringen. des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 132) : Hat die Bundesregierung erreicht, daß alle Frauen und Kinder von Deutschen in Rumänien ihre Ehegatten und Väter in dem Anlage 40 Umfang, in dem sie dies wünschen, besuchen können, und was wird die— Bundesregierung — soweit dies nicht der Fall ist Antwort unternehmen, um Rumänien zur strikten Einhaltung und vollen Anwendung der Vereinbarungen von Helsinki zu veranlassen, die eine wohlwollende Prüfung von entsprechenden Gesuchen des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen für eine zeitweilige oder regelmäßige Ein- und Ausreise vor- Fragen des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) sehen? (Drucksache 7/5404 Fragen A 130 und 131): Ich nehme an, daß Ihre Frage auf die Einreise- In welcher Weise haben entsprechend der Schlußakte von Hel- sinki deutsche Studenten, Lehrer und Wissenschaftler in den möglichkeiten derjenigen Ehefrauen und Kinder ab- Oder-Neiße-Gebieten einen „Zugang zu Bildungs-, kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen eines jeden anderen Teil- zielt, deren Ehegatten oder Väter bereits in der nehmerstaats", zum Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, Bundesrepublik Deutschland leben. Es handelt sich erhalten, oder wie wird die Bundesregierung dahin gehend wir- ken, daß dies geschieht? um den gleichen Personenkreis, über dessen Aus- Hat die Bundesregierung angesichts der restriktiven Praxis der reisemöglichkeiten ich mich bereits bei meiner Ant- rumänischen Regierung bezüglich der Familienzusammenführung wort an Herrn Kollegen Dr. Fuchs geäußert habe. — Rückgang in den fünf Monaten 1976 gegenüber 1975 um nahe- zu 40 % — unter Bezugnahme auf Korb III 1 b der Schlußakte Nach unseren Erkenntnissen unterscheidet die von von Helsinki mit der rumänischen Regierung Gespräche oder Verhandlungen geführt, oder wie gedenkt die Bundesregierung mir bereits geschilderte restriktive rumänische Ver- als Mitunterzeichner der Schlußakte gegenüber anderen Mit- waltungspraxis in diesen Fällen nicht zwischen Be- unterzeichnern tätig zu werden? suchsreisen und definitiven Ausreisen. Zu Frage A 130: Die Bundesregierung setzt sich, wie ich Herrn Kol- Anders als Ihre Frage das unterstellt, soll der legen Fuchs heute bereits gesagt habe, mit Nach- „Zugang zu Bildungs-, kulturellen und wissenschaft- druck für die Lösung dieser humanitären Fälle ein. lichen Institutionen eines jeden anderen Teilneh- merstaates" für Studenten, Lehrer und Wissen- schaftler nach dem Wortlaut der Schlußakte von Helsinki lediglich verbessert werden durch einzeln Anlage 42 aufgeführte Maßnahmen wie z. B. durch den erwei- terten Austausch von Informationen über Studien- Antwort möglichkeiten und Zulassungsbedingungen, durch die Erleichterung von Reisen, durch Stipendienver- des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage gabe u. ä. des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 133) : Dieser in der Schlußakte aufgeführte Maßnahmen- Hat die Bundesregierung den polnischen Parteichef Edward katalog wurde auch in den am 11. Juni 1976 unter- Gierek bei seinem letzten Besuch in der Bundesrepublik Deutsch- land auf die drängenden humanitären Probleme der Deutschen zeichneten deutsch-polnischen Kulturabkommen im polnischen Machtbereich (z. B. auf Gewährung von Minder- weitgehend berücksichtigt und damit der Zugang heits- und Gruppenrechten) angesprochen? zu den angesprochenen Institutionen im Sinne des Wortlauts der Schlußakte von Helsinki verbessert. In den Gesprächen, die anläßlich des Besuchs des Diese Verbesserung kommt auch den in Polen zu- Ersten Sekretärs der Polnischen Vereinigten Arbei- rückbleibenden deutschen Studenten, Lehrern und terpartei, Gierek, geführt worden sind, ist die Mög- Wissenschaftlern zugute, die, wie ich bereits mehr- lichkeit der Pflege der deutschen Sprache für die in fach hier ausgeführt habe, gleichberechtigt am Kul- Polen verbleibenden Deutschen erörtert worden. Die turaustausch teilnehmen können. polnische Seite verweist zu dieser Frage grundsätz- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18163* lich darauf, daß die polnische Verfassung jedem Bür- richtet worden sind. Davon waren 10 wegen Beteili- ger gleiche Rechte zusichert, jedoch keine Sonder- gung an dem Mord von zwei amerikanischen Offizie- rechte für bestimmte Gruppen vorsieht. Die polni- ren und einem Angehörigen der amerikanischen Bot- sche Seite hat betont, daß sie die Kenntnis der deut- schaft verurteilt worden. Weiterhin ist bekannt, daß schen Sprache und Kultur fördern und in diesem bei Zusammenstößen zwischen Ordnungskräften Zusammenhang insbesondere vermehrt Schulen mit und bewaffneten Terroristen Todesopfer zu ver- deutscher Unterrichtssprache einrichten wolle. zeichnen waren, und zwar unter den Angehörigen - der Terroristengruppen ebenso wie unter den Poli- zeibeamten. Genaue Zahlen sind der Bundesregie- Anlage 43 rung nicht bekannt. Die in der Frage enthaltene Fest- stellung, daß im Iran die elementarsten Menschen- Antwort rechte mißachtet werden, kann die Bundesregie- rung sich nicht zu eigen machen. des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) Zwischen der Abwehr von Terroristen und dem (Drucksache 7/5404 Frage A 134) : Abschluß eines Kulturabkommens sehe ich keinen Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Tat- Zusammenhang. sache, daß die vertriebenen Deutschen als Einzelne und als An- gehörige ihrer Bevölkerungsgruppen mit einem Gesamtvermö- 2. Die politische Situation jedes Landes muß ge- gen enteignet wurden, das nach den heute gültigen Umrechnungs- werten den Betrag von 350 Milliarden DM überschreitet? sondert betrachtet werden. Vergleiche, wie der in der Frage angestellte, helfen nicht weiter. Die Bun- Die Bundesrepublik Deutschland hat die notwen- desregierung setzt sich für die Verwirklichung der digen Folgerungen aus der Tatsache der Vertrei- Menschenrechte in allen Länder ein und tut alles in bung deutscher Staats- und Volkszugehöriger und ihren Kräften Liegende, um dieses Ziel zu erreichen. der Entziehung ihres Vermögens bereits vor Jahr- Sie nutzt ihre politischen Beziehungen um in mög- zehnten durch das große Werk der Lastenausgleichs- lichst vielen Einzelfällen zu helfen. Spektakuläre gesetzgebung gezogen. Im Bundeshaushalt wurden Aktionen liegen nach aller Erfahrung nicht im Inter- für den Lastenausgleich, einschließlich der Aufwen- esse der Menschen, denen wir helfen wollen. dungen für die Flüchtlinge aus der heutigen DDR, insgesamt bisher rund 100 Milliarden DM aufge- bracht. Schätzungsweise wird der gesamte Lasten- Anlage 45 ausgleich den Betrag von rund 140 Milliarden DM Antwort erreichen. des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Die in Ihrer Frage genannte Ziffer von 350 Milliar- Frage des Abgeordneten Schmöle (CDU/CSU) den DM muß stark angezweifelt werden. Sie beruht (Drucksache 7/5404 Frage A 137) : auf fiktiven Berechnungen mit heutigen Preisrelatio- Hat die Volksrepublik Polen auf Grund der Schlußakte von nen, die unter den gegebenen Umständen nicht an- Helsinki auch Jugendlichen, die nicht in staatlichen Jugendorga- wendbar sind. nisationen tätig sind, „den Austausch und die Kontakte auf kurz- oder langfristiger Grundlage in der Arbeit, in der Ausbildung oder im Studium" nach der Bundesrepublik Deutschland er- Im Hinblick auf die von mir erwähnten hohen leichtert, oder besteht die Absicht, ein bilaterales Abkommen Leistungen des Lastenausgleichs sind weitere gesetz- mit der Volksrepublik Polen als Teilnehmerstaat der Konfe- renz von Helsinki dahin gehend abzuschließen, daß ohne Rück- geberische Folgerungen nicht zu erwarten. Was For- sicht auf Herkunft und Organisation Jugendlichen ein solcher derungen gegenüber anderen Staaten betrifft, hat Austausch ermöglicht wird? die Bundesregierung mehrfach wissen lassen, daß davon erst bei einer Gesamtregelung der Vermö- Im deutsch-polnischen Kulturabkommen, das am gensprobleme des 2. Weltkrieges, d. h. in Zusam- 11. Juni 1976 unterzeichnet worden ist, ist im Arti- menhang mit einem Friedensvertrag für Gesamt- kel 10 vorgesehen, daß auch Jugendliche, die nicht deutschland, gesprochen werden kann. in staatlichen Jugendorganisationen Mitglieder sind, am Jugendaustausch teilnehmen können. In der anläßlich des Besuchs des Ersten Sekretärs Anlage 44 der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichten „Ge- Antwort meinsamen Erklärung" heißt es: „Beide Seiten ha- des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fra- ben die Absicht, eine Vereinbarung über den Ju- gen des Abgeordneten Schinzel (SPD) (Drucksache gendaustausch abzuschließen." In einer solchen Ver- 7/5404 Fragen A 135 und 136) : einbarung über den Jugendaustausch wird wie im Trifft es zu, daß im Iran allein in diesem Jahr schon 70 Per- Kulturabkommen vorgesehen werden, daß auch sonen hingerichtet oder auf offener Straße erschossen worden nichtorganisierte Jugendliche am Jugendaustausch sind und die elementarsten Menschenrechte mißachtet werden, wie u. a. aus neuesten Berichten der Internationalen Juristen- teilnehmen können. kommission hervorgeht, und wenn ja, welchen Sinn sieht die Bundesregierung im Abschluß eines Kulturabkommens mit dem Iran? Ist die Bundesregierung bereit, wie im Falle von Chile, sich für die Haftentlassung von politischen Gefangenen im Iran ein- Anlage 46 zusetzen, bei der Ausreise behilflich zu sein und ihnen in der Bundesrepublik Deutschland politisches Asyl zu gewähren? Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche 1. Der Bundesregierung ist bekannt, daß 1976 im Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Druck- Iran 12 Personen zum Tode verurteilt und hinge sache 7/5404 Frage A 138) : 18164* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Sind die Meinungsverschiedenheiten wegen des Treffens des kam, daß in der englischsprachigen Ausgabe des Bulletins ein südafrikanischen Premierministers Vorster und des USA-Außen- unzutreffender Bericht über eine „Mahnung" Bundesaußenmini- ministers Kissinger dem Ansehen der Bundesrepublik Deutsch- sters Genscher gegenüber dem südafrikanischen Botschafter ver- land und dem Verhältnis zu den USA nützlich, und stellt der öffentlicht wurde, abgeschlossen mit welchem Ergebnis? Ausspruch, daß sich die Staatsminister irgendwo an einem abge- schiedenen Ort treffen sollen, nicht eine Ausladung dar? Zu Frage A 140: Der Bundesregierung ist von angeblichen Mei- Der Informationsfunk der Bundesregierung, des- nungsverschiedenheiten wegen des Treffens zwi- sen Aufgabe die Unterrichtung der deutschen Aus- schen Premierminister Vorster und Außenminister landsmissionen über wichtige politische Vorgänge Kissinger nichts bekannt. Pressemeldungen, die auf ist, brachte am 28. April 1976 eine Wiedergabe solche Meinungsverschiedenheiten anspielen, sind verschiedener Agenturmeldungen, die sich mit dem in dieser Form unzutreffend. Die Bundesregierung Gespräch zwischen dem Bundesaußenminister und hat, nachdem ursprünglich Hamburg als Gesprächs- dem südafrikanischen Botschafter Sole vom 27. April ort genannt worden war, nach erneuten Überlegun- 1976 befaßten. Durch ein redaktionelles Versehen gen einen ruhigeren und abgelegeneren Ort vorge- und nur durch ein solches wurden die Meldungen schlagen. Eine „Ausladung" ist hierin keinesfalls zu des Informationsfunks am darauffolgenden Tage in sehen. das englischsprachige Bulletin übernommen. Dieser Abdruck war keine beabsichtigte und gewollte Offizialisierung des Vorgangs. Für einen Außenste- henden erhielten die Agenturmeldungen damit je- Anlage 47 doch einen offiziellen Charakter, der ihnen seitens des Auswärtigen Amts nicht zugedacht war. Antwort Das englischsprachige Bulletin ist wie alle fremd- sprachigen Bulletins des BPA kein offizielles des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Sprachrohr der Bundesregierung. Die Bundesregie- Dr. Schweitzer (SPD) Frage des Abgeordneten rung räumt jedoch ein, daß sowohl die Bezeichnung (Drucksache 7/5404 Frage A 139) : Bulletin wie auch der Hinweis auf die veröffentli- Hat die Bundesregierung die Absicht, nunmehr die Arbeit der „Universität der Vereinten Nationen" kontinuierlich finanziell chende Stelle den Eindruck regierungsoffizieller zu unterstützen? Verlautbarungen vermitteln können. Deshalb hat das Auswärtige Amt Herrn Botschafter Sole gegen- Die Bundesregierung steht nach wie vor dem Ge- über sein Bedauern über den Abdruck ausgespro- samtprojekt der Universität der Vereinten Nationen chen. aufgeschlossen gegenüber. Sie hat ihm in den Ent- scheidungsgremien der Vereinten Nationen und der Zu Frage A 141: UNESCO zugestimmt und ihre positive Einstellung durch Unterstützung der Wahl des Staatssekretärs Der Abdruck gibt die zugrunde liegenden Agen- im Bundesministerium für Bildung und Wissen- turmeldungen in redaktionell überarbeiteter Form in schaft, Prof. Dr. Reimut Jochimsen, in den Rat der der Sache jedoch korrekt wieder. In seiner Erklä- Universität bekräftigt. rung vor dem Deutschen Bundestag am 2. Juni 1976 hat Herr Staatsminister Wischnewski in sei- Jedoch kann angesichts des hohen jährlichen Fi- nem Bedauern wegen des Abdrucks im Bulletin nanzaufwands der Bundesrepublik Deutschland für nicht auf sachliche Unterschiede zwischen tatsäch- multilaterale weltweite Zwecke und angesichts der lichem Gesprächsinhalt und der Veröffentlichung, angespannten Finanzlage der Bundes z. Z. noch nicht sondern auf die unbeabsichtigte Offizialisierung des abgesehen werden, wann und in welcher Höhe die Vorgangs abgehoben. Bundesregierung einen Beitrag zu dem Stiftungs- Die Bundesregierung bewegt sich in ihrer Politik fonds der Universität der Vereinten Nationen lei- gegenüber den Problemen des südlichen Afrika im sten kann (aus dessen Erträgen das Forschungspro- Rahmen der gemeinsamen Politik der Neun. Bei- gramm und die Verwaltung der Universität der Ver- spiele für diese gemeinsame Haltung sind die De- einten Nationen finanziert werden). marche der neun Staaten der Europäischen Ge- meinschaft am Vorabend der Sitzung des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen über Namibia im Januar 1976, die Erklärung der europäischen Au- Anlage 48 ßenminister vom 23. Februar 1976 sowie die Erklä- rung des Europäischen Rates zur Rhodesienfrage Antwort vom 1./2. April 1976. des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Marx (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 140 und 141): Anlage 49 War es ein „technisches Versehen", daß die Bundesregierung bereits am 28. April 1976 in einer Sendung ihres Informations- funks an die auswärtigen Vertretungen den gleichen Text hin- Antwort sichtlich ihrer Einschätzung der deutschen Politik gegenüber Südafrika gesendet hat, den sie auch am 4. Mai 1976 im eng- lischsprachigen Bulletin veröffentlicht hatte? des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Hat das Auswärtige Amt seine Prüfung — die Staatsminister Frage des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) Wischnewski am 2. Juni vor dem Plenum des Deutschen Bundes- tages bekannt gab —, wie es zu dem „technischen Versehen" (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage A 142) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18165*

Haben nach Kenntnis der Bundesregierung die Regierungen Was haben die Volksrepublik Polen und die Bundesrepublik anderer EG-Mitgliedsländer eine in Form und Inhalt vergleich- Deutschland bisher veranlaßt oder vereinbart, damit die Minde- bare politische Inte rv ention gegenüber Südafrika vorgenommen, rung von „Rechten und Pflichten deutscher Gesuchsteller oder wie dies die Bundesregierung am 28. April 1976 in ihrem Infor- ihrer Familienmitglieder" am Arbeitsplatz und im Bereich der mationsfunk und am 4. Mai 1976 im englischsprachigen Bulletin Grundrechte nach der Antragstellung auf Ausreise, sofern eine tat? solche Minderung früher erfolgte, beseitigt wird, und sind ein- getretene mindernde „Veränderungen der Rechte" Deutscher tatsächlich im Sinne der Schlußakte von Helsinki in allen Fällen Ich verweise auf die Antwort, die ich Herrn Kol- beseitigt worden? legen Dr. Marx zum Gegenstand auch Ihrer Frage Welche Schritte hat die Bundesregierung bei der Volksrepu- blik Polen unter Berufung auf die allgemeinen Regeln des Völ- gegeben habe. kerrechts und die polnische feierliche Erklärung von Helsinki unternommen, wenn für deutsche Staatsangehörige durch geset- zes- und völkerrechtswidrige polnische Forderungen zur Be- zeichnung von Geburtsorten die Erteilung von Einreisesichtver- merken und die Anerkennung von Ehefähigkeitszeugnissen bei polnischen Standesämtern und damit die Einreise zu Besuchs- Anlage 50 zwecken oder die Eheschließung verhindert wird? Antwort Zu Frage A 145: des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) Wie ich schon in der Fragestunde vom 3. Juni 1976 (Drucksache 7/5404 Frage A 143) : auf die Frage des Abgeordneten Hupka dargelegt Ist nach Auffassung der Bundesregierung Intervention von habe, hat die polnische Regierung gegenüber der Bundesaußenminister Genscher gegenüber dem südafrikanischen Botschafter von 27. April 1976 in der am Tag darauf folgenden deutschen Regierung im Rahmen der Gespräche, die Darstellung des Informationsfunks bzw. im englischsprachigen Bulletin vom 4. Mai 1976 exakt wiedergegeben, oder gibt es zwi- der Bundesminister des Auswärtigen im Oktober schen diesen Veröffentlichungen und dem eigentlichen Inhalt 1975 in Warschau geführt hat, erklärt, daß Benach- des Gesprächs mit dem genannten Botschafter so bedeutende Unterschiede, daß Staatsminister Wischnewski am 2. Juni 1976 teiligungen von Ausreisebewerbern, durch entspre- die Veröffentlichung im englischsprachigen Bulletin vor dem Bun- destag bedauerte? chende Anweisungen ausgeschlossen sind. Ich habe dabei auch darauf hingewiesen, daß Benachteiligun- Ich verweise auf die Antwort, die ich Herrn Ab- gen abgenommen haben und die Ausreisewilligen im geordneten Dr. Marx zum Gegenstand auch Ihrer allgemeinen korrekt behandelt werden. Hinsichtlich Frage gegeben habe. der vor Abschluß der Vereinbarungen eingetretenen Diskriminierungen von Ausreisewilligen bemüht sich die Bundesregierung in erster Linie darum, daß die Betroffenen ihrem Wunsch entsprechend aus- Anlage 51 reisen können. Die Botschaft Warschau führt keine Antwort Statistik darüber, wie viele der Ausreisegenehmigun- gen Personen erteilt wurden, die unter beruflichen des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Benachteiligungen zu leiden hatten. Bei dem star- Frage des Abgeordneten Wawrzik (CDU/CSU) ken Ansteigen der Ausreisegenehmigungen ist je- (Drucksache 7/5404 Frage A 144) : doch anzunehmen, daß diese Tendenz auch diesem Trifft es zu, daß die Regierung der USA über die Mitteilung der Bundesregierung, daß die geplanten Gespräche zwischen Personenkreis zugute gekommen ist. dem amerikanischen Außenminister Kissinger und dem südafrika- nischen Premierminister Vorster von Hamburg in den Bayeri- schen Wald verlegt wurden, ihr „Erstaunen" zum Ausdruck ge- bracht und von „Irritationen" gesprochen hat, und welches sind Zu Frage A 146: die Gründe für diese Verlegung? Für die Bezeichnung von Geburtsorten in Visen Der Bundesregierung liegen Meldungen vor, wo- verweise ich auf die schriftliche Antwort, die ich nach der Sprecher des amerikanischen Außenmini- dem Abgeordneten Schedl am 10. Juni 1976 gegeben steriums erklärt hat, über das deutsche Ersuchen habe. Darin habe ich dargelegt, daß die Bundesre- „erstaunt" zu sein. Von „Irritationen" der ameri- gierung mit der polnischen Regierung für die Be- kanischen Regierung wegen der vorgeschlagenen zeichnung von Geburtsorten in Pässen, soweit die Verlegung des Gesprächsortes von Hamburg in den Geburtsorte in den Gebieten des Deutschen Reiches Bayerischen Wald war dagegen nicht die Rede. in den Grenzen von 1937 liegen, 1970 eine Absprache Der für die Bundesregierung maßgebliche Grund, getroffen hat. Insofern sollten bei entsprechend eine Verlegung der Gespräche an einen ruhigeren ausgestellten Visumsanträgen keine Schwierigkeiten und abgelegeneren Ort vorzuschlagen, war es, einen ruhigen Verlauf der Gespräche sicherzustellen. Hier- auftreten. für bietet die Wahl der Kurorte im Bayerischen Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, auch Wald mehr Gewähr als die ursprünglich in Aussicht über die Ortsbezeichnung in anderen Bereichen, ins- genommene Großstadt Hamburg. besondere in Ehefähigkeitszeugnissen, mit der pol- nischen Regierung zu einer Regelung zu gelangen. Die Frage ist anläßlich des Gierek-Besuches zwischen Anlage 52 den beiden Außenministern erörtert worden. Nach dem Verlauf dieser Gespräche rechnet die Bundes- Antwort regierung damit, daß die anstehenden Fragen nun- des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen mehr bald in abschließenden Gesprächen auf Exper- Fragen des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) tenebene geklärt werden können und die bestehen- (Drucksache 7/5404 Fragen A 145 und 146) : den Schwierigkeiten ein Ende nehmen. 18166* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Anlage 53 Anlage 54 Antwort Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Abelein (CDU/CSU) Fragen des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ (Drucksache 7/5404 Fragen A 149 und 150) : CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen A 147 und 148): Hat die Bundesregierung auf Grund der Information von 1970 und auf Grund der feierlichen politischen Erklärung der Volks- Wie ist auf Grund der Schlußakte von Helsinki der Zugang republik Polen bei der Schlußakte von Helsinki dahin gehend in der in den Oder-Neiße-Gebieten lebenden Deutschen zu den Polen interveniert, daß die 20 000 Härtefälle, wegen derer sie kulturellen Leistungen aus der Bundesrepublik Deutschland ge- seit Jahren bei polnischen Behörden wegen des „dringlichen fördert und ermoglicht worden? Charakters" im S inn der Schlußakte vorstellig ist, sofort und nicht erst binnen vier Jahren ausreisen können und gegebenen- Inwiefern hat die Bundesrepublik Deutschland auf Grund der falls mit welchem Ergebnis? Schlußakte von Helsinki beim Teilnehmerstaat Rumänien für Hat die Volksrepublik Polen nach ihren feierlichen Erklärungen die dort lebenden Deutschen „bessere Bedingungen" für die in der Schlußakte von Helsinki über die Zusammenarbeit im Familienzusammenführung erreicht, nachdem nach der Antwort humanitären Bereich allen deutschen Ehefrauen, die seit Jahren von Staatsminister Moersch vom 19. Mai 1976 (Stenographischer die Ausreise oder den Besuch zu ihren in der Bundesrepublik Bericht Seite 17277) trotz steigender Antragsflut die Zahl der Deutschland lebenden Ehegatten betreiben, im Sinne des Wort- Ausreisen auf mehr als die Hälfte gesunken ist? lauts der Schlußakte es erlaubt, als „Dringlichkeitsfälle" inner- halb vernünftiger Fristen auszureisen, oder hat sie ihnen „Be- gegnungen und Kontakte auf der Grundlage familiärer Bin- dungen" ermöglicht? Zu Frage A 147: Zu Frage A 149: Wie ich bereits auf die Frage des Kollegen Man- fred Schmidt (Wuppertal) sinngemäß festgestellt Es ist allgemeine Praxis, daß bei Übergabe der habe, stehen den in Polen lebenden Deutschen wie Interventionsnotizen darum gebeten wird, den Be- allen anderen polnischen Bürgern die von der Bun- troffenen die Ausreise so bald wie möglich zu ge- desrepublik Deutschland in Polen angebotenen kul- nehmigen. turellen Leistungen offen. Über das Ergebnis ist zu berichten, daß vom 11. November 1975 bis 18. Juni 1976 4 226 Personen, für die interveniert worden war, die Ausreisegeneh- Zu Frage A 148: migung erhalten haben. Dies sind etwa 30 % der Personen, für die die Botschaft Warschau aufgrund Ich nehme an, daß sich Ihre Frage nach den „bes- der Ausreisegenehmigungen Sichtvermerke erteilt seren Bedingungen" für die Familienzusammenfüh- hat. Dies zeigt, daß seit Abschluß der deutsch-polni- rung auf die Präambel zu Korb III (Zusammenarbeit schen Vereinbarungen auch die Zahl der positiv er- in humanitären und anderen Bereichen) der Schluß- ledigten Interventionsfälle stark zugenommen hat akte von Helsinki bezieht. und zügiger erledigt worden sind. Der relevante Teil dieser Präambel lautet wie Zu Frage A 150: folgt: Die Botschaft Warschau führt keine gesonderte „Die Teilnehmerstaaten Statistik über die polnische Genehmigungspraxis von Ausreiseanträgen von Ehegatten — nicht nur im Bewußtsein, daß eine Steigerung des Austau- Ehefrauen — die zu ihren Partnern in der Bundes- sches auf dem Gebiet der Kultur und Bildung, eine republik Deutschland ausreisen möchten. Teilweise werden die Genehmigungen zügig erteilt. Soweit die größere Verbreitung von Information, Kontakte zwi- Betreffenden trotz längerer Bemühungen noch keine schen den Menschen und die Lösung humanitärer Ausreisegenehmigung erhalten haben, gehören sie Probleme zur Erreichung dieser Ziele beitragen wer- zu den Fällen, für die die Botschaft in erster Linie den, interveniert. daher entschlossen, unabhängig von ihren politi- Darüber hinaus wertet es die Bundesregierung in schen, wirtschaftlichen und sozialen Systemen un- diesem Zusammenhang positiv, daß die polnische tereinander zusammenzuarbeiten, um in den oben Regierung im Ausreiseprotokoll erklärt hat, daß genannten Bereichen bessere Bedingungen zu schaf- dieses auch für Personen gilt, „deren nächste Fami- fen, bestehende Formen der Zusammenarbeit zu ent- lienangehörige (Ehegatten und Verwandte in gera- wickeln und zu stärken sowie neue, diesen Zielen der Linie) in der Bundesrepublik Deutschland aus gemäße Mittel und Wege auszuarbeiten". unterschiedlichen Gründen nicht zu ihren Familien nach Polen zurückgekehrt sind." Denn dieser Teil Wie aus der Formulierung hervorgeht, handelt es des Ausreiseprotokolls kommt besonders Ehegatten sich um eine Absichtserklärung, die von den Teil- zugute. nehmerstaaten zu verwirklichen ist, an die die An- träge auf Familienzusammenführung gestellt wer- den. Im Falle Rumäniens ist diese Absichtserklärung Anlage 55 bisher nicht verwirklicht worden. Dementsprechend Antwort hat auch die Bundesregierung nicht behauptet, daß sie für die in Rumänien lebenden Deutschen bessere des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Bedingungen für die Familienzusammenführung er- Fragen des Abgeordneten Dr. Götz (CDU/CSU) reicht hat. (Drucksache 7/5404 Fragen A 151 und 152) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18167*

Ist zu erwarten, daß der Bundesaußenminister, der die beson- ders guten amtlichen und persönlichen Beziehungen zum rumä- Ein Vertreter des Internationalen Roten Kreu- nischen Außenminister nach dem letzten Besuch öffentlich be- zes hat im Dezember 1974 zum letzten Mal die poli- tont hat, auf höchster Ebene eindringlich und unter Berufung auf die feierliche Erklärung von Helsinki bei Rumänien wegen der in tischen Häftlinge in Äthiopien besucht. Er hat nach Helsinki in Aussicht gestellten ''dringenden" Ausreise deutscher seinem Besuch keinen für die Öffentlichkeit be- Ehegatten und Kinder, die seit Monaten und Jahren getrennt von ihren in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Männern stimmten Bericht gegeben. Die Bundesregierung hat und Vätern zurückgehalten werden, interveniert? keine eigenen Erkenntnisse über die Haftbedingun- Können deutsche Studenten, Lehrer und Wissenschaftler aus den Oder-Neiße-Gebieten praktisch den freien Zugang zu Bildungs-, gen. kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen der Bundes- republik Deutschland unter annehmbaren Bindungen im Sinn des Abgesehen von dem Fehlen konkreter Informatio- Wortlauts der Schlußakte von Helsinki wahrnehmen? nen ist die Bundesregierung grundsätzlich darauf beschränkt im Ausland für eigene Staatsangehörige Zu Frage A 151: unmittelbar zu intervenieren. Sie kann darüber hin- aus nur in allgemeiner Form für die Verwirk- Die Bundesregierung ist seit vielen Jahren be- lichung der Menschenrechte eintreten. In Einzel- müht, die Familienzusammenführung von Deutschen aus Rumänien sicherzustellen und das nicht ohne Er- fällen kann sie aufgrund guter bilateraler Bezie- folg. Der Bundesaußenminister hat bei seinem Besuch hungen versuchen zu helfen. Das hat aber nur Er- folg, wenn es ohne öffentliches Aufsehen vor sich in Rumänien vom 3. bis 5. Dezember 1975 diese Frage zum Gegenstand eines ausführlichen Gesprächs mit geht. dem rumänischen Staatschef Ceausescu gemacht. Es ist selbstverständlich, daß diese Frage auch Gegen- stand des Gesprächs mit dem rumänischen Außen- minister war und sein wird, wenn dieser in Kürze Anlage 57 die Bundesrepublik Deutschland besucht. Antwort Nicht zuletzt im Hinblick auf die Konferenzergeb- nisse von Helsinki tut die Bundesregierung alles in des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche ihren Kräften Stehende, um die Ausreise von Deut- Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) schen aus Rumänien zu erleichtern, und zwar trotz (Drucksache 7/5404 Frage B 3) : der entgegenstehenden Auffassung der rumänischen Trifft es zu, daß sich die Bundesregierung bei internationalen Organisationen, wie z. B. der OAU, auf eine Nichtanerkennung Regierung. der im September selbständig werdenden Republik Transkei festgelegt hat, und wenn ja, aus welchen Gründen hat sie sich so verhalten, und wie ist dies zu beurteilen im Zusammenhang mit der Anerkennung von neuen Staaten, wie z. B. Angola, Zu Frage A 152: durch die Bundesregierung?

In dem von Ihnen, Herr Kollege, angezogenen Es trifft nicht zu, daß die Bundesregierung sich Passus der Schlußakte von Helsinki heißt es abwei- bei internationalen Organisationen, wie der OAU chend von Ihrer Formulierung: „Den Zugang für Stu- oder den Vereinten Nationen, auf eine Nichtaner- denten, Lehrer und Wissenschaftler der Teilnehmer- kennung der Transkei festgelegt hat. Vielmehr hat staaten zu Bildungs-, kulturellen und wissenschaftli- sich die Bundesregierung bei einer entsprechenden chen Institutionen eines jeden anderen Teilnehmer- Entschließung der Vollversammlung der Vereinten staates unter gegenseitig annehmbaren Bedingun- Nationen (Resolution Nr. 3411 D vom 29. November gen zu verbessern und den Austausch zwischen die- 1975) gemeinsam mit den Partnern der Europäischen schen Insitutionen in allen Bereichen gemeinsamen Gemeinschaft der Stimme enthalten. Interesses zu verstärken". Wie ich vorhin auf die Frage des Kollegen Dr. Hupka ausgeführt habe, Die Bundesregierung ist bestrebt, in der Frage wurde im Sinne des Wortlauts der Schlußakte der der Anerkennung der Transkei zu gegebener Zeit Zugang u. a. auch durch das am 11. Juni 1976 abge- eine gemeinsame Haltung der Neun herbeizufüh- schlossene deutsch-polnische Kulturabkommen ver- ren. Gegenwärtig ist der Meinungsbildungsprozeß bessert. Im übrigen verweise ich auf meine Beant- in dieser Frage jedoch noch nicht abgeschlossen. wortung der Frage des Kollegen Dr. Hupka, die den gleichen Sachverhalt betraf.

Anlage 58

Antwort Anlage 56 des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche Antwort Frage des Abgeordneten Graf Stauffenberg (CDU/ des Staatsministers Moersch auf die Mündliche CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 4) : Frage des Abgeordneten Trifft die Meldung der Neuen Zürcher Zeitung vom 3. Juni Schmöle (CDU/CSU) 1976 zu, die am 1. Juni 1976 zur Ratssitzung der Europäischen (Drucksache 7/5404 Frage A 153) : Gemeinschaft versammelten Außenminister hätten sich gefragt, warum sie eigentlich überhaupt zusammengekommen seien, da Sind der deutschen Botschaft in Addis Abeba Einzelheiten über unter anderem wegen der Abwesenheit des Bundesministers des die vom „Observer" vom 8. Februar 1976 geschilderten Vorfälle Auswärtigen, der sich seiner Parteipolitik gewidmet habe, nur bekannt, wonach die Angehörigen der äthiopischen Königs- Routineprobleme entschieden werden konnten, die genausogut familie in einem Gefängnis unter furchtbaren Bedingungen in auf Beamtenebene hätten erledigt werden können, und kann es Haft gehalten werden, mehrere Männer der Familie bereits er- die Bundesregierung gegebenenfalls verantworten, das durch die mordet, Frauen, Kinder und Enkel gefoltert und in grausamer Äußerungen des Bundeskanzlers ohnehin verschlechterte Ver- Weise gequält worden sind, und sieht sich die Bundesregierung hältnis Deutschlands zu den übrigen Mitgliedern der Euro- in der Lage, gegebenenfalls Änderungen dieser Zustände zu er- päischen Gemeinschaft durch eine derartige Amtsführung des reichen? Bundesministers des Auswärtigen noch zusätzlich zu belasten? 18168* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß sich ausdrücklich bekräftigt wurde, ist für die Bundes- Teilnehmer an der Sitzung des Ministerrats der EG regierung von unverzichtbarer Bedeutung. am 31. Mai/1. Juni 1976 in dem behaupteten Sinne Die Bundesregierung wird auch weiterhin darauf geäußert hätten. Sie hält eine solche Äußerung bestehen, daß im Interesse der Berliner und des auch für höchst unwahrscheinlich, weil der Minister- Fortschritts bei der Zusammenarbeit in Europa alle rat auf dieser Tagung nicht nur einige sehr wichtige Bestimmungen des Viermächte-Abkommens, insbe- Punkte auf seiner Tagesordnung hatte, sondern auch- sondere aber die Bestimmungen, die sich auf die einige Entscheidungen von erheblicher Tragweite Vertretung der Interessen von Berlin (West) im getroffen hat. Es wurde Einigung über das Handels- Ausland durch die Bundesrepublik Deutschland be- und Kooperationsabkommen mit Kanada erzielt, ziehen, voll angewandt und strikt eingehalten wer- das Interimsabkommen mit den Maghreb-Staaten den. Wie die letzte NATO-Ministerratstagung wie- gebilligt und ein Beitrag der Gemeinschaft in Höhe der gezeigt hat, besteht hierüber auch mit unseren von 220 Millionen DM als Wiederaufbauhilfe für westlichen Partnern volles Einvernehmen. Friaul beschlossen.

Ich darf im übrigen darauf hinweisen, daß im Gegensatz zum Fragesteller die Vertreter der ande- Anlage 60 ren Regierungen die Abhaltung durch den Bundes- parteitag der FDP voll respektiert haben. Schließ- Antwort lich scheint es Ihnen, Herr Abgeordneter, entgangen zu sein, daß die Bundesregierung auf dieser Tagung des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche durch Staatsminister Wischnewski voll vertreten Frage des Abgeordneten Gierenstein (CDU/CSU) war. Und außerdem sei noch darauf hingewiesen, (Drucksache 7/5404 Frage B 6) : daß nicht nur der Bundesaußenminister nicht an der Ist die Bundesregierung in der gleichen Weise, wie sie gegen- Tagung teilgenommen hat, sondern auch die Außen- über Malawi nachdrücklich auf die den Beziehungen abträgliche Reaktion in der deutschen Offentlichkeit auf die Verfolgung von minister der Mehrzahl der anderen Regierungen, Zeugen Jehovas hingewiesen hat (Staatsminister beim Bundes- minister des Auswärtigen Moersch in seiner Antwort auf Frage z. B. des Vereinigten Königreichs, bei der Tagung B 1 in Drucksache 7/5290) gegenüber der sowjetischen Regierung nicht oder nur teilweise anwesend waren, was hinsichtlich der religösen Verfolgungen, der Verfolgung von Bürgerrechtlern und Künstlern in der Sowjetunion vorstellig durchaus üblich ist. Nicht zuletzt sind ja zwei Staats- geworden, und was rechtfertigt, falls dies nicht geschehen ist, minister im Auswärtigen Amt bestellt worden, um ein unterschiedliches Vorgehen? eine hochrangige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei allen Gelegenheiten jederzeit zu Die Bundesregierung hat sich in der Vergangen- gewährleisten. heit wiederholt bemüht, in Fällen von Verletzung individueller Menschenrechte in geeigneter Weise darauf hinzuwirken, daß den davon Betroffenen ge- holfen wird. Angesichts der ungelösten Problematik, die sich Anlage 59 aus dem in der Charta der Vereinten Nationen nie- Antwort dergelegten Nichteinmischungsgebot in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes und dem des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche Grundsatz der Wahrung und Durchsetzung der Men- Frage des Abgeordneten Hösl CDU/CSU) (Druck- schenrechte ergibt, hat die Bundesregierung in je- sache 7/5404 Frage B 5) : dem einzelnen Fall zu prüfen, welches Vorgehen Wie wertet die Bundesregierung, daß Moskau und Ost-Berlin zweckmäßig, angebracht und erfolgreich erscheint. ohne Rücksicht auf die Haltung der westlichen Signatarmächte Bei der oft sehr schwerwiegenden Entscheidung über als Ausgangspunkt jeder gegenseitigen Verständigung die Ak- zeptierung ihrer verfälschenden und verkürzenden Interpretation den Einsatz ihrer politischen Instrumente muß auch des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin verlangen und gleich- zeitig die Aufforderung der westlichen Signatarmächte zurück- die Erfolgsaussicht jedes Schrittes erwogen werden. weisen, die Bestimmungen über die Vertretung des Landes Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Interessen Berlin durch den Bund zu beachten, und welche Folgerungen zieht sie daraus? der betroffenen Menschen selbst. Dabei ist auch zu bedenken, daß sich ein offizielles Die Haltung der Bundesregierung zu Versuchen Vorgehen möglicherweise nicht zum Vorteil, son- der östlichen Seite, einseitig verkürzende Inter- dern letztlich zum Nachteil der Betroffenen auswir- pretationen des Viermächte-Abkommens zum Aus- ken könnte. gangspunkt der gegenseitigen Verständigung zu ma- Diese Erwägungen schließen auch den von Ihnen chen, wurde nicht nur vor dem Deutschen Bun- genannten Kreis von Personen in der Sowjetunion destag, sondern auch gegenüber der östlichen Seite mit ein. mehrfach und unmißverständlich zum Ausdruck gebracht.

Berlin ist und bleibt für uns Prüfstein der Ent- Anlage 61 spannung. Antwort Die Aufrechterhaltung und Entwicklung der Bin- dungen zwischen Berlin (West) und dem Bund ein- des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche schließlich des Außenvertretungsrechts für Berlin Frage/ des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU (West), so wie dies vom Viermächte-Abkommen CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 7) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18169*

Trifft es zu, daß die Bundesregierung auf die Appelle der Welchen finanziellen Umfang haben die mit Polen abgeschlos- Wolga-Deutschen bisher nicht reagiert hat, und was gedenkt sie senen 14 Wirtschaftsverträge, und welchen Gesamtaufwand an gegebenenfalls zu unternehmen, damit das Abkommen von DM machen diese Verträge aus öffentlichen Mitteln (Darlehen Helsinki auch für diese deutsche Volksgruppe wirksam wird? und Zinszuschüsse) notwendig?

Der Bundesregierung und anderen deutschen Stel- Der finanzielle Umfang der von deutschen Un- len sind in der vergangenen Zeit umfangreiche Peti- ternehmen anläßlich des Besuchs des 1. Sekretärs tionen von ausreisewilligen deutschen Volkszugehö- der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei Gierek rigen, die in der Sowjetunion leben, zugegangen. mit Polen abgeschlossenen Wirtschaftsverträge ist Hierbei handelte es sich nicht nur um sogenannte der Bundesregierung im einzelnen nur insoweit be- Wolga-Deutsche oder deren Nachkommen, sondern kannt, als die deutschen Firmen sich um eine Bun- um ausreisewillige Personen deutscher Abstam- desbürgschaft bemühen. mung, deren frühere und heutige Wohngebiete auch in anderen Teilen der Sowjetunion liegen. Die Bun- Bisher ist lediglich für das Kohle-Vergasungspro- desregierung hat zu diesen Petitionen im Deutschen jekt eine normale Ausfuhrbürgschaft für den vorge- Bundestag wiederholt Stellung genommen. Zuletzt sehenen Exportkredit von 2 Mrd. DM beantragt wor- wurde diese Materie mit ihrer komplexen Problema- den. Diese Bürgschaft wurde von der Bundesregie- tik in der Fragestunde des Deutschen Bundestages rung grundsätzlich in Aussicht gestellt. Bei dem am 3. Juni 1976 ausführlich behandelt. Um Wieder- ebenfalls in der Öffentlichkeit bekanntgewordenen holungen zu vermeiden, darf ich auf die entspre- Kupferprojekt haben die deutschen Firmen bisher chenden Bundestagsprotokolle verweisen. noch keine Vereinbarung mit der polnischen Seite getroffen. Die Übernahme einer Bundesbürgschaft Die Bundesregierung möchte jedoch nachdrück- im Zusammenhang mit diesem Projekt kann erst lich feststellen, daß sie sich mit der hier angespro- nach Abschluß einer solchen Vereinbarung in Be- chenen Problematik bereits beschäftigt und — auf tracht kommen. dem Gebiet der Familienzusammenführung — auch unbestreitbare Erfolge erzielt hat. Irgendwelche Darlehen oder Zinszuschüsse aus öffentlichen Mitteln werden weder für eines der an- Die Bundesregierung hat sich zusammen mit ihren läßlich des erwähnten Staatsbesuches abgeschlosse- Freunden und Verbündeten auch auf der KSZE ein- nen Geschäfte noch für sonstige Geschäfte deut- gesetzt, um unmittelbare wirkungsvolle Erleichte- scher Firmen mit Polen gewährt. rungen für die Menschen in Europa herbeizuführen. Dies gilt nicht zuletzt für die Frage der Familien- zusammenführung. Die positiven Auswirkungen der Schlußakte von Helsinki spiegeln sich in den stark angestiegenen Zahlen der Aussiedler aus der So- Anlage 63 wjetunion am deutlichsten wider. Dies bezieht sich auf alle Gruppen der in der Sowjetunion leben- Antwort den deutschen Ausreisewilligen — auch auf die sogenannten Wolga-Deutschen —, sofern sie Ver- des Staatsministers Moersch auf die Schriftliche wandte bei uns haben. Frage des Abgeordneten Dr. Fuchs (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 10) : In der Schlußakte von Helsinki, die, wie im Deut- Ist den deutschen Ausstellern auf sowjetischen Messen von schen Bundestag wiederholt ausgeführt wurde, kein sowjetischer Seite das Ansinnen gestellt worden, das Wort „deutsch" aus den Firmennamen zu streichen und durch die völkerrechtlich verbindliches Abkommen, sondern sowjetische Abkürzung für „BRD" zu ersetzen, und ist dieses Ansinnen der sowjetischen Seite in den Augen der Bundesre- nur eine Absichtserklärung — wenn auch von ho- gierung nicht rechtswidrig und schikanös? her politisch-moralischer Bedeutung — ist, konnten zwar beträchtliche Zugeständnisse des Ostens auf Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse dem Gebiet der Familienzusammenführung und darüber vor, daß sowjetische Stellen deutsche Teil- in anderen humanitären Fragen erreicht werden. nehmer an Ausstellungen in der Sowjetunion gebe- Die Akte postuliert jedoch nicht das allgemeine ten hätten, das Wort „deutsch" aus dem Firmenna- Recht auf Freizügigkeit der Staatsbürger eines Lan- men zu streichen. Sie verweist im übrigen auf ihre des — ein Recht, das in der Bundesrepublik Antwort zu der von Ihnen bereits früher in gleicher Deutschland allgemein anerkannt ist und für des- Sache gestellten Anfrage; sie ist als Anlage 13 des sen Durchsetzung in der Welt die Bundesregie- Protokolls über die 250. Sitzung des Deutschen Bun- rung sich auch weiterhin mit allen ihr zur Ver- destages vom 10. Juni 1976 abgedruckt. fügung stehenden Mitteln einsetzen wird.

Anlage 64 Anlage 62 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen B 11 CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 8) : und 12) : 18170* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Ist die Bundesregierung in der Lage, Einzelheiten über den Bundesregierung wird den neuerlichen Vorfall in geplanten Einsatz von Rettungshubschraubern im Raum Wolfs- burg/Helmstedt mitzuteilen, und zwar unter Berücksichtigung den Sitzungen der Grenzkommission vom 22. bis der Fragen von Trägerschaft, Art der Alarmierung, Einsatz- charakteristik, Gesamt- und Einsatzkosten? 24. Juni 1976 und in der Sitzung der Verkehrskom- Wird der Einsatz von Rettungshubschraubern auch unmittelbar mission am 24. Juni 1976 ansprechen und sich ge- an der Zonengrenze möglich sein? gen das Verhalten der DDR-Organe verwahren. In beiden Kommissionen wird auch ein weiterer ähnli- Zu Frage B 11: - cher Vorfall angesprochen werden: Am 11. Juni Nach Auskunft des für den Luftrettungsdienst zu- 1976 ist ein Sportboot, das sich — nach den Anga- ständigen Niedersächsischen Sozialministers ist die ben des Schiffsführers — auf der Elbe verfahren Einrichtung einer Luftrettungsstation in oder bei hatte und in ein Buhnenfeld des östlichen Ufers Wolfsburg oder Helmstedt derzeit nicht beabsich- eingelaufen war, um ein Streifenboot der DDR um tigt. Dagegen unterstützt der Niedersächsische So- eine Auskunft zu bitten, ebenfalls festgehalten wor- zialminister Bestrebungen des Kreises Goslar, ab den. Die Insassen konnten erst am 12. Juni 1976 die 1977 in Goslar einen Rettungshubschrauber zu sta- DDR verlassen. tionieren; dessen Einsatzradius von ca. 50 km wür- Wie bereits am 5. Mai 1976 in der Antwort auf de den Raum Wolfsburg/Helmstedt an seiner Peri- Ihre frühere Frage dargelegt wurde, ist das Auftre- pherie erfassen. Dem Wunsch Niedersachsens, hier- ten von Organen der DDR auf der Elbe nicht erst in für einen Hubschrauber des Katastrophenschutzes jüngster Zeit zu beobachten, sondern mindestens zur Verfügung zu stellen, kann der Bundesminister seit Beginn der 50er Jahre. Schon seit dieser Zeit des Innern auf absehbare Zeit nicht entsprechen, da ist die DDR auf der Elbe mit Streifenbooten hoheit- nach der zwischen Bund und Ländern abgestimmten lich tätig. — Auch auf der Elbe werden unsere Gesamtkonzeption die Stationierung eines zusätzli- Grenzsicherungsbehörden weiterhin alles in ihren chen Hubschraubers östlich von Hannover nicht Möglichkeiten Stehende tun, um Zwischenfälle zu vorgesehen ist und da nach dem Beschaffungs- und vermeiden und Übergriffe zu verhindern. Die Bun- Stationierungsprogramm auch kein weiterer Hub- desregierung gibt allerdings mit Nachdruck der Er- schrauber bereitsteht. Nach Mitteilung des Bundes- wartung Ausdruck, daß die DDR es künftig nicht zu ministers der Verteidigung kann für diesen Raum Wiederholungen der von mir erwähnten Zwischen- auch kein Hubschrauber der Bundeswehr zur Ver- fälle kommen läßt. fügung gestellt werden. Die Vorfälle zeigen freilich auch, daß die Klä- rung der zahlreichen Probleme des Elbabschnitts, Zu Frage B 12: die seit mehreren Jahren in der Grenzkommission Der Einsatz von Rettungshubschraubern unmittel- und in der Verkehrskommission erörtert werden, bar an der Grenze zur DDR ist möglich und wird — im allgemeinen Interesse besonders wichtig und bisher ohne Schwierigkeiten — praktiziert. dringlich ist.

Anlage 65 Anlage 66

Antwort Antwort

des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Druck- Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) sache 7/5404 Frage B 13) : (Drucksache 7/5404 Frage B 14) : Trifft es zu, daß das Ruderboot, dessen Insassen sieben Hat die Bundesregierung im Zusammenhang mit neuen Doku- Stunden in der „DDR" festgehalten wurden, von einem Pa- mentationen ihre Auffassung über die Verfassungswidrigkeit trouillenboot der „DDR" gegen das östliche Elbufer abgedrängt der DKP geändert, und gibt es fortgeltende Zusagen an die und dort zum Anlegen gezwungen worden war, und wird die östliche Seite, aus der Verfassungswidrigkeit der DKP für ihre Bundesregierung — etwa durch eine entsprechende Konzentration öffentliche Tätigkeit keine Konsequenzen zu ziehen? von Wachbooten — dafür sorgen, daß dem widerrechtlichen Treiben der „DDR"-Patrouillenboote auf der Elbe das Hand- werk gelegt wird? Die Bundesregierung hat ihre früher wiederholt erklärte Auffassung, daß die DKP verfassungsfeind- Es trifft zu, daß am 6. Juni 1976 ein Ruderboot liche Ziele verfolgt, noch einmal ausführlich in der mit 5 Insassen auf der Elbe von dem DDR-S-Boot Antwort vom 28. Oktober 1975 — BT-Drucksache Nr. 341 unter Waffenvorhalt in ein ostwärtiges 7/4231 — auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU Buhnenfeld abgedrängt worden ist. Die Insassen raktion — BT-Drucksache 7/3912 — dargelegt. wurden anschließend festgenommen und 7 Stunden Diese Auffassung ist erneut in dem am 4. Juni 1976 lang in der DDR festgehalten. vom Bundesminister des Innern veröffentlichten Die Bundesregierung hat bereits einen ähnlichen und auch allen Angehörigen des Deutschen Bundes- Zwischenfall am 10. April 1976 zum Anlaß genom- tages zugeleiteten Verfassungsschutzbericht 1975 men, die DDR durch unsere Ständige Vertretung zum Ausdruck gebracht worden. darauf hinzuweisen, daß das Verhalten von DDR- Auch zum zweiten Teil Ihrer Frage kann ich auf Organen der bisherigen Praxis auf der Elbe wider- frühere Äußerungen der Bundesregierung verwei- spricht und geeignet scheint, die Lage dort zu ver- sen. So hat z. B. der vormalige Bundesminister des schärfen. Dies ist im Deutschen Bundestag am Innern, Genscher, in der 138. Sitzung des VI. Deut- 5. Mai 1976 in Beantwortung einer von Ihnen ge- schen Bundestages am 30. September 1971 auf eine stellten Mündlichen Frage dargelegt worden. Die entsprechende Frage des Herrn Kollegen Niegel Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18171* festgestellt, daß die Bundesregierung in ihrer Ent- tende Baulärmregelung. Während der Betrieb von scheidung über Verbotsmaßnahmen gegen die DKP Rasenmähern nach der vorgelegten Regelung zur völlig frei ist (vgl. Niederschrift über diese Sitzung Abend- und Nachtzeit grundsätzlich untersagt sein S. 8032). soll, sind für Baumaschinenemissionen zur Abend- Diese Erklärung ist auch noch heute gültig. Das und Nachtzeit so scharfe Anforderungen festgelegt gilt auch für die weitere Erklärung von Bundesmi- worden, daß in Wohngebieten im Regelfall Störun- gen kaum eintreten dürften. nister Genscher in derselben Fragestunde auf eine - Zusatzfrage des Herrn Kollegen Engelsberger, daß Angesichts dieser Sachlage sieht die Bundesregie- die Frage, ob gegen Parteien Verbotsmaßnahmen rung ihre Bemühungen um den Schutz der Bevölke- eingeleitet werden sollen, nicht Gegenstand öffent- rung vor Lärm durchaus als konsequent und erfolg- licher Erörterungen sein kann (a. a. O. S. 8033). versprechend an. Sie geht allerdings davon aus, Seit der Gründung der DKP im Jahre 1968 haben daß auch die Länder und Kommunen die ihnen ge- alle Bundesregierungen — auch die Regierung Kie- gebenen Möglichkeiten voll ausschöpfen und im singer — eine einheitliche Haltung gegenüber der Rahmen ihrer Kompetenzen ergänzende Maßnah- DKP eingenommen. Dem entspricht die Haltung al- men treffen. ler Landesregierungen.

Anlage 68 Anlage 67 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Schu- Frage des Abgeordneten Müller (Bayreuth) (SPD) chardt (FDP) (Drucksache 7/5404 Frage B 16) : (Drucksache 7/5404 Frage B 15): Ist der Bundesregierung bekannt, daß eine Anzahl von Per- sonen wegen eines durch die Bundesanwaltschaft eingeleiteten Sieht die Bundesregierung einen erfolgversprechenden Lärm- und dann eingestellten Ermittlungsverfahrens gravierende pri- schutz gewährleistet, wenn durch Lärmschutzverordnungen zu vate und berufliche Einbußen und Folgewirkungen zu erleiden bestimmten Tageszeiten zwar das private Rasenmähen und hatten, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu Teppichklopfen, nicht aber die Inbetriebnahme von Baumaschi- ergreifen, um diesen Personenkreis öffentlich zu rehabilitieren? nen jeder Größenordnung durch gewerbliche Betriebe verboten werden? Der Bundesregierung sind derzeit weder von be- Nach Auffassung der Bundesregierung ist es eine troffenen noch von anderen Personen Fälle der von Voraussetzung einer sachgerechten Lärmschutzpoli- Ihnen angesprochenen Art mit dem Wunsch nach tik, daß Lärmschutzmaßnahmen sich an den spezifi- öffentlicher Rehabilitierung vorgelegt worden. schen Gegebenheiten der Lärmquellen orientieren. Grundsätzlich möchte ich jedoch zur Problematik Diese Gegebenheiten sind bei Baulärm wesentlich der Folgewirkungen eingestellter Ermittlungsver- anders als bei Rasenmäherlärm oder auch bei den fahren auf folgendes hinweisen: Geräuschen, die etwa beim Teppichklopfen entste- hen. Dies gilt insbesondere für die Art und Weise Die Bundesanwaltschaft ist wie jede Staatsan- der Geräuschentstehung, für Zeit und Ort des Ein- waltschaft nach dem Legalitätsprinzip und den Vor- satzes der Geräte und für die technisch-admini- schriften der Strafprozeßordnung verpflichtet, Er- strativen Möglichkeiten der Lärmbekämpfung. Es mittlungsverfahren einzuleiten, wenn sie durch An- ist sonach geboten, diesen Geräuschquellen mit zeige oder auf anderem Wege Kenntnis von dem unterschiedlichen Maßnahmen zu begegnen: Verdacht einer in ihre Zuständigkeit fallenden Straftat erhält. Insoweit unterscheidet sich ein von Während die Bundesregierung zur Minderung des der Bundesanwaltschaft betriebenes Ermittlungsver- Baulärms in den vergangenen Jahren ein sehr de- fahren grundsätzlich nicht von den Verfahren aller tailliertes und anspruchsvolles Regelwerk geschaf- anderen Strafverfolgungsbehörden. Der Gesetzgeber fen hat, hielt sie es für sachgerecht, in der nunmehr hat dem Umstand, daß sich für die Betroffenen, die vorgelegten „Rasenmäherlärmschutzverordnung" mit einem Ermittlungsverfahren überzogen wurden, (Bundesrats-Drucksache 408/76) im wesentlichen das später eingestellt worden ist, unzumutbare ne- nur Emissionswerte und zeitliche Beschränkungen gative Folgewirkungen ergeben können, bereits an- für den Einsatz der Rasenmäher vorzusehen; für gemessen Rechnung getragen. So ist jede Staatsan- Geräusche des Teppichklopfens hält sie eine bun- waltschaft, mithin auch die Bundesanwaltschaft, deseinheitliche Regelung für überflüssig. nach § 170 Abs. 2 StPO verpflichtet, dem Beschul- Ungeachtet dieses Differenzierungsgebots gehört digten über die Einstellung eines gegen ihn gerich- es auch zu einer verantwortungsvollen Lärmschutz teten Ermittlungsverfahrens einen schriftlichen Be- politik, daß bei allen Entscheidungen wesentlich scheid zu erteilen. Darin ist ausdrücklich die Un- gemeinsame Aspekte beachtet werden. So muß ins- schuld des Beschuldigten auszusprechen oder zu besondere der größeren Schutzbedürftigkeit der vermerken, daß gegen den Beschuldigten kein be- Menschen zu den Zeiten, die im allgemeinen der gründeter Verdacht mehr besteht, falls die Ermitt- Rekreation gewidmet sind, also vor allem zur lungen das ergeben haben (vgl. Nr. 78 RiStBV). Abend- und Nachtzeit, besonders Rechnung ge- Darüber hinaus sieht das Gesetz über die Entschä- tragen werden. Diesem Grundsatz entspricht so- digung von Strafverfolgungsmaßnahmen von 1971 wohl die von der Bundesregierung vorgelegte „Ra- unter den dort normierten Voraussetzungen einen senmäherlärmschutzverordnung" als auch die gel Ausgleich für negative Folgewirkungen eines sol- 18172* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 chen Ermittlungsverfahrens vor. Diese Vorkehrun- Trifft es zu, daß die Zollverwaltung die Arbeit nur dadurch geschafft hat, daß sie den Warenverkehr teilweise fast unkon- gen reichen generell aus, um gravierenden Folge- trolliert passieren ließ, und wie will die Bundesregierung ihr Versprechen einhalten, den Rauschgiftschmuggel wirksam zu be- wirkungen entgegenwirken zu können. Welche kämpfen, wenn es zutreffen sollte, daß wegen Personalabbaus Maßnahmen zur Rehabilitation zu ergreifen sind der Zoll sich in Zukunft noch stärker auf zufällige Stichproben beschränken wolle? bzw. in welchem Umfange eine Strafverfolgungsbe- hörde im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Es trifft nicht zu, daß — wie auch nach Pressebe- einen Betroffenen bei seinem Bestreben, sich öffent- richten von seiten einer Beamtengewerkschaft be- lich zu rehabilitieren, unterstützen kann und muß, hauptet worden ist — die Zollverwaltung den Wa- ist jeweils im Einzelfall zu prüfen und zu entschei- renverkehr bisher teilweise fast unkontrolliert pas- den. Dabei sollte nicht übersehen werden, daß ne- sieren ließ. Bei der ständigen Zunahme des grenz- gative Folgewirkungen besonders im spektakulären überschreitenden Verkehrs sind zwar im Interesse Verfahren nicht durch die Tatsache der Einleitung einer zügigen Zollabfertigung die Kontrollen weit- und Einstellung eines Ermittlungsverfahrens eintre- gehend auf Stichproben beschränkt worden. Die ten, sondern durch die Publizitätswirkung der Be- stichprobenweise Durchführung der Kontrollen richterstattung in öffentlichen Medien, die nicht reicht aber auch oft aus, weil bei dem stetigen Ab- durch das Verhalten der Strafverfolgungsbehörden bau der Zölle und sonstigen Handelshemmnissen verursacht wurde. sowie der damit einhergehenden Angleichung der Die Bundesregierung sieht unter diesen Umstän- Handelspreise innerhalb der EG und den Rest- den keinen Anlaß, den bereits bestehenden Schutz EFTA-Staaten bei vielen Waren der Anreiz zu einer durch generelle Maßnahmen zu verbessern. illegalen Wareneinfuhr entfallen ist. Unabhängig davon hat die Zollverwaltung zur Bekämpfung des Waffen- und Rauschgiftschmug- gels besondere Maßnahmen ergriffen. So wurden Anlage 69 — 60 Sondertrupps aus Beamten des Grenzauf- sichtsdienstes für die Überholung von Kraftfahr- Antwort zeugen bei Grenzzollämtern gebildet, — des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die der Zollfahndungsdienst personell erheblich ver- stärkt und Schriftliche Frage des Abgeordneten von Schoeler (FDP) (Drucksache 7/5404 Frage B 17): — die Zolldienststellen vermehrt mit Kraftfahrzeu- Ist der Bundesregierung bekannt, in wie vielen Fällen bisher gen, Funkgeräten, besonderen Einrichtungen für von der Bundesanwaltschaft Ermittlungsverfahren wegen Ver- die Kraftfahrzeugüberholung und 150 Rausch- dacht eines Landesverrats oder einer Gefährdung der äußeren Sicherheit (Straftaten nach II 93 ff. StGB) eingeleitet wurden giftspürhunden ausgestattet. und wieder eingestellt werden mußten, und was gedenkt sie gegebenenfalls hiergegen zu unternehmen? Eine Verminderung des zur Überwachung des grenzüberschreitenden Verkehrs eingesetzten Per- Vom Generalbundesanwalt beim Bundesgerichts- sonals ist bisher nicht erfolgt und auch nicht beab- hof sind in den Jahren 1974 und 1975 658 bzw. 678 sichtigt. Die Zollstellen sind vielmehr angewiesen Ermittlungsverfahren, die Straftaten aus dem zwei- worden, auch künftig zur Verhinderung illegaler ten Abschnitt des Strafgesetzbuches zum Gegen- Wareneinfuhren und zur Bekämpfung des Waffen- stand haben, betrieben worden. Davon wurden im und Rauschgiftschmuggels gezielt und verstärkt Jahre 1974 468 Verfahren, im Jahre 1975 400 Ver- Kontrollen im grenzüberschreitenden Verkehr fahren durch Einstellung endgültig erledigt. durchzuführen. Die geführten Statistiken weisen eine Untertei- lung nach den Einstellungsgründen nicht aus. Diese Einstellungsquote entspricht durchaus den- jenigen bei den Staatsanwaltschaften der Länder Anlage 71 für Delikte der allgemeinen Kriminalität. Antwort Ergänzend weise ich darauf hin, daß diese Zahlen des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- nur ein unvollständiges Bild ergeben, weil zahlrei- lichen Fragen des Abgeordneten Röhlig (SPD) che Verfahren vom Generalbundesanwalt gemäß (Drucksache 7/5404 Fragen B 19 und 20) : § 142 a Abs. 2 GVG an die Staatsanwaltschaften bei Ist die Bundesregierung bereit, der herausragenden Rolle der den Oberlandesgerichten abgegeben werden. Steuerfahndung bei der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität dadurch Rechnung zu tragen, daß entsprechend ausländischer Für Maßnahmen der Bundesregierung ist kein zentraler Strafverfolgungsbehörden und der Arbeit des Bundes- kriminalamts auch der Steuerfahndungsdienst auf Bundesebene Anlaß ersichtlich. zentral organisiert wird? Wann werden die seit Juni 1973 andauernden Arbeiten der Bundesregierung zur Einrichtung einer bundeseinheitlichen In- formationszentrale für den Steuerfahndungsdienst abgeschlossen sein, und soll diese Informationszentrale an das von der Zoll- verwaltung geplante Informationssystem beim Bundeskriminal- Anlage 70 amt angeschlossen werden? Antwort Zu Frage B 19: des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- Die Bundesregierung befürwortet die Konzentra- liche Frage der Abgeordneten Frau Schleicher tion der Aufgaben der Steuerfahndung, da damit (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 18) : die Aufklärung von Hinterziehungsfällen überregio- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18173*

und wird sie im Hinblick auf die in § 12 des Bundesbankgesetzes naler und internationaler Bedeutung wesentlich er- garantierte Autonomie der Deutschen Bundesbank in ihrer Wäh- leichtert werden könnte. rungspolitik hieraus Konsequenzen ziehen? Die Verfolgung von Steuerstraftaten ist jedoch ebenso wie die Verwaltung der Besitz- und Ver- Die Bundesregierung teilt nicht die Auffassung, kehrsteuern Sache der Länder. Um dieser Aufga- daß es keine Verpflichtung der Deutschen Bundes- bank für Interventionen am Devisenmarkt gibt. Die benverteilung und den Bemühungen um eine ver- - stärkte Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität Wechselkurspolitik ist — entgegen der in der Wirt- Rechnung zu tragen, hat die Bundesregierung im schaftswoche vertretenen These — Sache der Bun- Einverständnis mit den Ländern im Rahmen der Be- desregierung. Es handelt sich hier um eine Frage, ratungen des Einführungsgesetzes zur Abgabenord- die das Verhältnis zu anderen Staaten betrifft. Die- nung (EGAO) eine Ergänzung der Bestimmung des se Rechtslage wird im Ergebnis durch die Materia- § 17 des Finanzverwaltungsgesetzes über die Auf- lien zum Gesetz über die Deutsche Bundesbank be- gaben der Finanzämter vorgeschlagen (vgl. Arti- stätigt. Die Durchführung der Wechselkurspolitik kel 1 Nr. 5 a Buchst. b EGAO — BT-Drucks. 7/261) . ist Sache der Deutschen Bundesbank. Die Bundesre- Die Ergänzung ermöglicht die Übertragung von Zu- gierung wird wie bisher in Fragen der Wechsel- ständigkeiten für bestimmte Aufgaben auf ein zen- kurspolitik eng mit der Deutschen Bundesbank zu- trales Finanzamt durch Staatsvertrag zwischen sammenarbeiten. mehreren Ländern. Der Bundesgesetzgeber gibt den Ländern damit die rechtliche Möglichkeit, eine Konzentration der Steuerfahndung innerhalb des Bundesgebiets zu vereinbaren. Anlage 73 Zu Frage B 20: Antwort Die Steuerfahndungsreferenten des Bundes und der Länder hatten 1974 den Beschluß gefaßt, eine des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- bundeseinheitliche ADV-Informationszentrale für lichen Fragen des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/ den Steuerfahndungsdienst zu errichten. Sie hatten CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen B 22 und 23) : sich für einen Anschluß an das für den Zollfahn- Welche europäischen Länder haben sich dem Eurocheque-Sy- dungsdienst geplante Informationssystem ausge- stem noch nicht angeschlossen? Welche Bemühungen hat die Bundesregierung in Gesprächen sprochen, dessen Integration in das Informations- mit der DDR in der Zwischenzeit unternommen, um sie zu be- system der Polizei (INPOL) beim Bundeskriminal- wegen, daß auch in der DDR, insbesondere zur Erleichterung der Zahlungsweise zwischen den Mitbürgern in den beiden amt vor dem Abschluß steht. Teilen Deutschlands, das Eurocheque-System eingeführt wird? Wegen der angespannten Haushaltslage können für eine gemeinsame Informationszentrale von Zoll- Zu Frage B 22: und Steuerfahndung beim Bundeskriminalamt keine Nach den der Bundesregierung vorliegenden In- Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Ein formationen haben sich außer der DDR alle europä- derartiges Informationssystem ist daher auf abseh- ischen Länder dem Euroschecksystem angeschlos- bare Zeit nicht zu realisieren. sen. Die Steuerfahndungsreferenten haben deshalb be- schlossen, zunächst eine manuelle Steuerstraftäter Zu Frage B 23: Kartei der Steuerfahndungsdienste der Länder auf- Die Bundesregierung begrüßt jede Maßnahme, zubauen, der alle Fälle von überregionaler Bedeu- die der Verbesserung des Zahlungsverkehrs zwi- tung zu melden sind. Wegen der Nähe zum Bundes- schen den beiden deutschen Staaten dient. Sie be- kriminalamt ist als Standort der Kartei die Steuer- absichtigt deswegen, hei der bereits angekündigten fahndungsstelle beim Finanzamt Wiesbaden ge- Fortsetzung der Verhandlungen mit der DDR über wählt worden. Die Kartei soll am 1. Januar 1977 den nichtkommerziellen Zahlungs- und Verrech- eingerichtet sein. nungsverkehr auch das Thema des Euroscheckver- Die Frage der Zweckmäßigkeit einer ADV-Infor- kehrs mit der DDR in die Verhandlungen mit einzu- mationszentrale für die Steuerfahndung wird nach beziehen. Erprobung der Kartei in drei Jahren erneut geprüft werden.

Anlage 74

Anlage 72 Antwort

Antwort des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dürr (SPD) (Druck- des Parl. Staatssekretär Haehser auf die Schriftliche sache 7/5404 Frage B 24) : Frage des Abgeordneten Dr. Graf Lambsdorff (FDP) Trifft es zu, daß Vereine und Stiftungen, die unter Berufung (Drucksache 7/5404 Frage B 21): auf ihre ''anerkannte Gemeinnützigkeit" um Spenden werben, eine Auskunfterteilung durch die zuständige Finanzverwaltung Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wonach es keine an spendenwillige Bürger über die Richtigkeit dieser Angabe gesetzlichen Verpflichtungen der Deutschen Bundesbank für wegen des Steuergeheimnisses verhindern können, und sieht Interventionen am Devisenmarkt gibt — wie die Wirtschafts- die Bundesregierung gegebenenfalls eine Möglichkeit, die In- woche vom 4. Juni 1976 auf Seite 109 zum Ausdruck bringt —, teressen spendenwilliger Bürger zu schützen? 18174 * Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Zu den durch das Steuergeheimnis geschützten Nach dem Bundeshaushaltsplan (Erläuterungen Verhältnissen eines Vereins oder einer Stiftung ge- zu Kapitel 0807 Titel 671 02) dürfen nur solche hören auch Angaben darüber, ob die Finanzbehör- ehem. Westwallanlagen beseitigt werden, die die den eine solche Organisation als gemeinnützig an- Durchführung von im öffentlichen Interesse liegen- erkannt haben. Auskünfte hierüber sind daher den Vorhaben behindern und deren Entfernung grundsätzlich unzulässig. wirtschaftlich vertretbar ist. Im Einvernehmen zwi- - schen dem Bund und dem jeweiligen Bundesland Das Steuergeheimnis steht einer Auskunftertei- wird geprüft und entschieden, ob und ggf. welche lung dann nicht entgegen, wenn der betreffende Maßnahmen im Einzelfall durchgeführt werden. Verein oder die Stiftung hierzu ihre Zustimmung erteilen. Ein Bürger, der einer Organisation eine In diesem Rahmen sollen auch weiterhin ehem. Spende zukommen lassen will, kann seine Spende Westwallanlagen beseitigt werden. Wann die erfor- von der Zustimmung der Organisation zu einer derlichen Beseitigungsmaßnahmen beendet sein Auskunfterteilung durch die Finanzbehörden ab- werden, läßt sich nicht absehen. Im Jahr 1976 sind hängig machen. Falls diese Zustimmung verweigert für die erforderlichen Arbeiten 700 000, DM be- wird, kann er daraus die entsprechenden Folgerun- reitgestellt worden. Nach der Finanzplanung sind gen ziehen. für die Jahre 1977 und 1978 ebenfalls je 700 000, — DM vorgesehen. Spender, bei denen erst nach Spendenleistung Be- denken auftauchen, haben diese Möglichkeit nicht. Sie können sich jedoch mit einem entsprechenden Hinweis an die zuständige Landesfinanzbehörde Anlage 76 wenden und um eine Überprüfung der betreffenden Organisation bitten. Das Ergebnis der Überprüfung Antwort kann die Finanzbehörde mit Rücksicht auf ihre Pflicht zur Wahrung des Steuergeheimnisses dem des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Spender aber grundsätzlich nicht mitteilen. Frage des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 26) : Eine Ausnahme von diesem Grundsatz ist mög- Wie beurteilt die Bundesregierung die Forderung der Küsten- lich, wenn sich bei den Ermittlungen der Finanzbe- länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen vom 9. Juni in Kiel, grolle Anstrengungen zu unternehmen, für den Sektor hörden herausstellen sollte, daß eine Organisation Schiffbau und Schiffahrt im internationalen Maßstab die vor- wahrheitswidrig mit der Behauptung, sie sei durch handenen Wettbewerbsnachteile zu beseitigen, entweder die Subventionen in den anderen Ländern abzubauen oder in der die Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt, Bundesrepublik Schiffbau und Schiffahrt staatlich stärker zu fördern, und welche Entscheidungen werden von seiten der um Spenden wirbt und möglicherweise sogar un- Bundesregierung angestrebt? richtige Spendenbescheinigungen ausstellt. In ei- nem solchen Fall kann unter dem Gesichtspunkt Der Bundesregierung liegen zwei Entschließun- des zwingenden öffentlichen Interesses, der eben- gen der Konferenzen der Wirtschafts- und Ver- falls eine Durchbrechung des Steuergeheimnisses kehrsminister/-senatoren der norddeutschen Küsten- zuläßt, eine Unterrichtung der Öffentlichkeit gebo- länder und Berlins vom 12. März 1976 in Kiel ten sein, damit weitere Spender geschützt werden. und 21. Mai 1976 in Glücksburg vor. Die von Ihnen Ob eine solche Unterrichtung der Öffentlichkeit er- erwähnten Forderungen der Küstenländer Schles- forderlich ist, prüfen die zuständigen Finanzbehör- wig-Holstein und Niedersachsen dürften hiermit den von Fall zu Fall. identisch sein. Die in den Entschließungen gegenüber der Bun- desregierung vorgeschlagenen Maßnahmen laufen im wesentlichen darauf hinaus, Anlage 75 — in internationalen Verhandlungen verstärkt auf Antwort eine Harmonisierung der Wettbewerbsbedingun- gen im Weltschiffbau und auf einen weltweiten des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- Abbau der Überkapazitäten im Schiffbau hinzu- liche Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/ wirken, CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 25) : — das Kumulierungsverbot von Werft- und Ree- Welche Zeitvorstellungen hat die Bundesregierung über die derhilfen aufzuheben und die Werfthilfemittel Beseitigung von Bunkerruinen aus dem zweiten Weltkrieg im Grenzgebiet zwischen der Bundesrepublik Deutschland und entsprechend aufzustocken, Frankreich, und welche Bundesmittel sollen hierfür in den Jahren 1976, 1977 und 1978 für die Beseitigung der Ruinen auf — das VIII. Werfthilfeprogramm zu verbessern, da- bundeseigenem Gelände und auf nicht bundeseigenem Gelände mit eine volle Ausnutzung der in den internatio- zur Verfügung gestellt werden? nalen Vereinbarungen, insbesondere dem OECD-Exportkreditabkommen für Schiffsausfuh- Die ehem. Westwallanlagen befinden sich ganz ren zulässigen Bedingungen ermöglicht wird. überwiegend auf fremdem Grund und Boden. Ob- wohl die Grundstückseigentümer gemäß § 1 des Die in den Entschließungen niedergelegten Vor- Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes vom 5. Novem- schläge sind eingehend geprüft worden. Zu den bei- ber 1957 keinen Anspruch auf Beseitigung dieser den ersten Forderungen kann folgendes gesagt wer- Anlagen haben, stellt der Bund freiwillig Haus- den: haltsmittel für Räumungsmaßnahmen zur Verfü- — Durch Regierungsabkommen ist in jahrelangen gung. mühevollen Verhandlungen ein weitgehender Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18175*

Abbau der spezifischen Schiffbausubventionen Anlage 78 und damit eine Verringerung der Wettbewerbs- verfälschungen auf dem Weltschiffbaumarkt er- Antwort reicht worden. Soweit noch immer Wettbe- werbsverzerrungen bestehen, sind diese in er- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche ster Linie auf sektorale Auswirkungen allgemei- Frage des Abgeordneten Dr. Dollinger (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 28) : ner Fördersysteme im Rahmen der nationalen - Wirtschaftspolitiken zurückzuführen. Auch hier Trifft es zu, daß die Bundesrepublik Deutschland mit einer Eigenkapitalquote der Unternehmen von etwa 23 % im interna- drängt die Bundesregierung auf ihren schrittwei- tionalen Vergleich das Schlußlicht bildet und daß die Entwick- sen Abbau oder zumindest auf Begrenzung. lung weiter rückläufig ist? Im Mai dieses Jahres sind in der OECD „Leitli- Über die Eigenkapitalverhältnisse der gewerbli- nien für nationale Schiffbaupolitiken" beschlos- chen Unternehmen gibt es keine internationalen re- sen worden, die einen Rahmen für eine konzer- präsentativen Angaben. Ein internationaler Ver- tierte Schiffbaupolitik der OECD-Länder mit gleich etwa vorhandener Daten aus Teilbereichen dem Ziel einer Verringerung der Werftkapazitä- würde außerdem durch die verschiedenen Rech- ten setzen sollen. nungslegungsvorschriften der einzelnen Staaten, — Der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundesta- wie z. B. die unterschiedlich geregelten Möglichkei- ges hat am 1. April 1976 eine Aufstockung der ten zur Bildung stiller Reserven, erschwert. Eine Reederhilfe beschlossen und sich gleichzeitig fundierte vergleichende Analyse ist deshalb nicht für die Aufhebung des Kumulierungsverbotes möglich. ausgesprochen. Die Bundesregierung wird in Nach dem vorläufigen Ergebnis der Unterneh- Kürze über die Aufhebung des Kumulierungs- mensbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank für verbotes Beschluß fassen. das Jahr 1974 betrug der durchschnittliche Eigenka- Über die Forderung nach Verbesserung des pitalanteil der Unternehmen der gewerblichen VIII. Werfthilfeprogramms werden nach Klärung Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland der Finanzierungsfragen im Zusammenhang mit der 24 %. Aufhebung des Kumulierungsverbotes alsbald Be- Die Statistik zeigt zwar, daß die Entwicklung der sprechungen zwischen den Ressorts und mit den Eigenkapitalausstattung in den letzten Jahren rück- Wirtschaftsministerien der Küstenländer stattf in läufig gewesen ist. Der Aussagewert einer isolier- den. Hierbei soll auch die Frage für die Werften ten Betrachtung der Eigenkapitalquote ist aller- sehr wesentlicher technischer Erleichterungen und dings gering. Hier muß vielmehr der Zusammen- damit einer flexibleren Handhabung bei der Durch- hang mit den in den Unternehmen langfristig ge- führung des Werfthilfeprogramms erörtert wer- bundenen Vermögensteilen gesehen werden. den.

Anlage 77 Anlage 79

Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/ 5404 Frage B 27) : (Drucksache 7/5404 Frage B 29) : Trifft es zu, daß der Bundeskanzler — wie in Berichten des Welche Maßnahmen beabsichtigt die Bundesregierung zur Un- „Spiegel" und der „Welt am Sonntag" gemeldet — geäußert terstützung des Antrags der Städte Breisach (Bundesrepublik hat, „wirtschaftspolitisch ist die Türkei ein Saustall", und wenn Deutschland) und Neuf-Brisach (Frankreich) auf Anerkennung ja, welche Erkenntnisse haben den Bundeskanzler zu dieser als internationaler Ausbauort, und wie beurteilt die Bundesre- Äußerung veranlaßt? gierung die Chancen dieses Antrags? Die von einem Teil der deutschen Presse dem Am 21. Mai 1971 richtete die Interessengemein- Herrn Bundeskanzler in den Mund gelegten Äuße- schaft „Moyenne Alsace-Breisgau" (CIMAB) — rung zur Wirtschaftspolitik der Türkei sind we- ein als Verein eingetragener loser Zusammenschluß der in dieser noch in ähnlicher Form gefallen. Dies kommunaler Gebietskörperschaften und anderer hat der Chef des Presse- und Informationsamtes der Organisationen beiderseits der deutsch-französi- Bundesregierung, Herr Staatssekretär Bölling, be- schen Grenze am Oberrhein — einen „Antrag" an reits in seinem Leserbrief an den SPIEGEL (Nr. 25/ die beteiligten Regierungsstellen in Deutschland 1976, S. 8) betont und dabei darauf hingewiesen, daß der Herr Bundeskanzler ganz im Gegenteil und Frankreich sowie an die Kommission der Euro- mehrfach der Energie erheblichen Respekt gezollt päischen Gemeinschaften mit dem Ziel, die Städte habe, mit der Ministerpräsident Demirel die wirt- Breisach und Neu-Breisach als „internationalen schaftliche Modernisierung seines Landes angeht. Ausbauort" etwa im Sinne der damals im Bereich Er habe sich lediglich kritisch zu den bürokrati- der regionalen Wirtschaftspolitik bestehenden „Bundesausbauorte" anzuerkennen. schen Schwierigkeiten geäußert, die den an Investi- tionen interessierten deutschen Firmen durch unter- Die Bundesregierung und die baden-württembergi- geordnete türkische Verwaltungsstellen in der Ver- sche Landesregierung nahmen die Initiative der In- gangenheit gemacht wurden. teressengemeinschaft zum Anlaß, um mit der fran- 18176* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 zösischen Regierung Gespräche über Fragen der re- Der Direktverkauf durch Hersteller an ihre Be- gionalen Wirtschaftspolitik im allgemeinen und triebsangehörigen zu ermäßigten Preisen ist eine den Antrag der Interessengemeinschaft im besonde- seit Jahrzehnten weit verbreitete Erscheinung in ren aufzunehmen. Diese Gespräche, an denen sich unserer Wirtschaft. Auch im Handel selbst ist eine auch schweizerische Stellen beteiligten, haben in- solche Praxis üblich und zulässig. Beanstandungen zwischen zu einer Vereinbarung zwischen den Re- darüber sind in den letzten Jahren nicht bekanntge- gierungen der Bundesrepublik Deutschland, der worden. französischen Republik und der Schweizerischen Diese Direktverkäufe gehen zwar dem Handel im Eidgenossenschaft über die Bildung einer Kommis- Neuwagengeschäft zum allergrößten Teil verloren, sion zur Prüfung und Lösung von nachbarschaftli- nicht dagegen in gleichem Umtang auch beim Ge- chen Fragen geführt. Diese Vereinbarung ist am brauchtwagengeschäft. Einige Hersteller haben 22. Oktober 1975 in Kraft getreten (BGBl. II, Pressemeldungen zufolge damit begonnen, die Ver- S. 194 ff.). Die Kommission hat die Aufgabe, insbe- triebsorganisationen beim Verkauf an Werksange- sondere auch Fragen der regionalen Wirtschaftspo- hörige einzuschalten bzw. stellen entsprechende litik zu behandeln. Das Ersuchen der CIMAB ist be- Überlegungen an. reits zuvor im Rahmen der deutsch-französisch- schweizerischen Gespräche erörtert worden. Diese Die verbilligte Abgabe von Kraftfahrzeugen Gespräche werden nun in Form einer Arbeitsgrup- durch die Hersteller an Werksangehörige führt — pe der Regierungskommission fortgesetzt. Zu einer über den niedrigeren Kaufpreis — zunächst zu ei- gemeinsamen Entschließung kam es bisher nicht. nem geringeren Umsatzsteueraufkommen aus die- sen Verkäufen. Geht man aber davon aus, daß die Aus der Sicht der Bundesregierung ist zum „An- Werksangehörigen die Ersparnisse aus dem verbil- trag" der CIMAB folgendes zu bemerken: Zum Zeit- ligten Kauf letztlich doch verbrauchen, so wird das punkt der „Antragstellung" war Breisach „Landes- Umsatzsteueraufkommen durch die genannten Ge- ausbauort". Mit der Einführung der Gemeinschafts- schäfte insgesamt kaum berührt. aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- Ähnlich sind die Auswirkungen auf das Aufkom- struktur" wurde die Stadt als sog. D-Schwerpunkt- men der Einkommen- und Körperschaftsteuer zu be- ort in die gemeinsame Förderung von Bund und urteilen. Hinsichtlich der Lohnsteuer gilt folgendes: Land im Rahmen dieser Gemeinschaftsaufgabe Die verbilligte Überlassung von Pkw an Werksan- übernommen (vgl. 1. bis 3. Rahmenplan — BT- gehörige könnte grundsätzlich als geldwerter Vor- Drucksachen 6/2451, 7/401, 7/1769). Bei den Unter- teil aus einem Dienstverhältnis im Sinne des § 2 suchungen zur Neuabgrenzung der Fördergebiete Abs. 1 LStDV betrachtet werden. In langjähriger konnte indessen festgestellt werden, daß sich die Übung sieht die Finanzverwaltung aber von der Wirtschaftskraft der Region erheblich verbessert Heranziehung der Preisdifferenz zur Lohnsteuer hatte. Daher beschloß der Planungsausschuß der beim Arbeitnehmer dann ab, wenn pro Arbeitneh- Gemeinschaftsaufgabe am 20. März 1975, die Förde- mer jährlich nicht mehr als ein Fahrzeug verbilligt rung des Regionalen Aktionsprogramms „Südlicher abgegeben wird und der Erwerber dieses Fahrzeug Oberrhein-Hochschwarzwald", zu dem auch der nicht vor Ablauf eines Jahres weiterveräußert. Schwerpunktort Breisach gehörte, nach einer Über- gangszeit auslaufen zu lassen (BT-Drucksache Die Bundesregierung sieht keinen Anlaß, den 7/3601). Auf deutscher Seite sind daher die Voraus- Verkauf an Betriebsangehörige in der bisherigen setzungen für eine gemeinsame deutsch-französi- Form einzuschränken: sche Aktion z. Z. nicht gegeben. Sollte sich bei der — Abgesehen davon, daß es aus grundsätzlichen Fortschreibung des Rahmenplans der Gemeinschafts- Erwägungen bedenklich wäre, hier Herstellern aufgabe eine Änderung bezüglich der Förderung bestimmte Vertriebswege vorzuschreiben, könn- von Breisach ergeben, wird sich die Bundesregie- te eine solche Vorschrift nicht auf eine Branche rung in dieser Frage erneut mit den französischen beschränkt werden. Stellen ins Benehmen setzen. — Ein Abbau des verbilligten Warenverkaufs an Eine gemeinsame Aktion in den beiden Nachbar- Betriebsangehörige würde von diesen mit Recht städten Breisach und Neu-Breisach könnte dann im als Beeinträchtigung ihres sozialen Besitzstan- Rahmen der deutsch-französisch-schweizerischen des angesehen werden und eine Verschlechte- Regierungskommission vereinbart werden. rung der Arbeitsbedingungen darstellen. — Steuerlich sind die Möglichkeiten des Verkaufs an Betriebsangehörige im Fall der Autoindustrie ausreichend eingegrenzt. Anlage 80

Antwort

des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Anlage 81 Frage des Abgeordneten Ey (CDU/CSU) (Drucksache Antwort 7/5404 Frage B 30): Wie beurteilt die Bundesregierung die marktstrukturellen des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schrift- und steuerlichen Folgen, die sich daraus ergeben, daß in der Bundesrepublik Deutschland von den Herstellern Automobile liche Frage des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) an Werksangehörige direkt verkauft werden, und welche Folgerungen wird sie daraus ziehen? (Drucksache 7/5404 Frage B 36) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18177*

Welche Planungen bestehen innerhalb der Bundesregierung Die in der Spalte „Ersatz-/Zivildienstleistende" bezüglich des jetzt freistehenden Geländes der NATO-Raketen- stellung Nordhorn-Hesepe? wiedergegebene Statistik weist lediglich die Ge- samtzahl der jährlich Ersatz-/Zivildienstleistenden Ihre Frage nach den Planungen der Bundesregie- aus, Die Zahl derer, die jährlich den Dienst begon- rung bezüglich des jetzt freistehenden Geländes der nen oder beendet haben, ist geringer, weil die NATO-Raketenstellung Nordhorn-Hesepe beant- Dienstzeit nicht 12 Monate, sondern bis 31. Dezem- worte ich wie folgt: - ber 1972 = 18 Monate, ab 1. Januar 1973 = 16 Mo- nate betrug. Eine Mitte 1975 durchgeführte Prüfung über den Anschlußbedarf bzw. die Anschlußnutzung hatte er- Am Stichtag 31. März 1976 hatten 51 143 aner- geben, daß derzeit weder bei der NATO noch bei kannte Kriegsdienstverweigerer ihren zivilen Er- der Bundeswehr eine militärische Verwendungs- satzdienst bzw. Zivildienst abgeschlossen. Zu die- möglichkeit für die ehemalige NIKE-Raketenstel- sem Zeitpunkt befanden sich 15 556 anerkannte lung bestand. Kriegsdienstverweigerer im Dienst. Aufgrund neuester Planungen im Bereich der Neuere Vergleichszahlen liegen noch nicht vor. Teilstreitkraft Heer erfolgte eine nochmalige Über- prüfung der Liegenschaft. Es ist nunmehr geplant, ab 1977 Geräteeinheiten Anlage 83 des Heeres in dem Abschlußbereich der ehemaligen FlaRak-NIKE-Stellung Nordhorn-Hesepe zu statio- Antwort nieren. des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftliche Der ehemalige Feuerleitbereich wird an die Bun- Frage des Abgeordneten Graf Stauffenberg (CDU/ desvermögensverwaltung abgegeben. CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 38) : Zu welchem Termin muß die Unteroffiziervereinigung der Luftwaffe Neubiberg e. V. das gegenwärtig genutzte Heim, das in dem Gebäude 78 untergebracht ist, räumen, und welches Ge- bäude wird der Unteroffiziervereinigung zur endgültigen Unter- bringung des Unteroffizierheims zur Verfügung gestellt? Anlage 82 Ihre Frage nach der zeitlichen Räumung des ge- Antwort genwärtig von der Unteroffiziervereinigung der Luftwaffe Neubiberg e. V. genutzten Heimes beant- des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schriftliche worte ich wie folgt: Frage des Abgeordneten Ziegler (CDU/CSU) (Druck- sache 7/5404 Frage B 37): Das Heim der Unteroffiziere im Gebäude 78 des Wie vielen Anträgen auf Anerkennung als Wehrdienstver- Fliegerhorstes Neubiberg wird voraussichtlich im weigerer ist in den einzelnen Jahren bisher stattgegeben wor- September 1976 abgerissen werden, da das Gelände den, und wie viele anerkannte Wehrdienstverweigerer haben den zivilen Ersatzdienst bzw. den Zivildienst inzwischen ab- für Zwecke der Hochschule der Bundeswehr benö- geleistet bzw. leisten ihn zur Zeit ab? tigt wird.

In den Jahren 1957 bis 1969 wurde ingesamt Die Untersuchung über die endgültige Unterbrin- 35 759 Anträgen auf Anerkennung als Kriegsdienst- gung des Unteroffizierheimes ist noch nicht abge- verweigerer stattgegeben; nicht darin enthalten schlossen. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß die sind 38 Anerkennungen von Antragstellern des Ge- in Neubiberg verbleibenden Unteroffiziere Heim- burtsjahrgangs 1922, der zwar erfaßt, aber nicht räume im Udethof erhalten werden. Die Entschei- herangezogen wurde. Im gleichen Zeitraum haben dung darüber dürfte etwa im Herbst 1976 nach Klä- 8 371 anerkannte Kriegsdienstverweigerer Ersatz- rung von Stationierungsfragen und nach einer wei- dienst geleistet. Eine Ersatzdienst-Jahresstatistik teren Ortsbesichtigung fallen. für diese Zeit liegt nicht vor. Nach der Räumung des jetzigen Heimes werden Ab 1970, als der Bundesbeauftragte für den Zivil- den Unteroffizieren als Übergangslösung ausrei- dienst eingesetzt wurde, ergibt sich folgendes chende Räume im Gebäude 66 zur Verfügung ge- Bild: stellt. Sie können bis zur Fertigstellung der neuen Heimräume genutzt werden. Jahr Anerken Ersatz-/Zivil nungen dienst leistende Anlage 84

1970 9 521 5 489 Antwort 1971 11 033 7 338 des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Schrift- 1972 13 132 10 467 lichen Fragen des Abgeordneten Marschall (SPD) 1973 16 649 12 583 (Drucksache 7/5404 Fragen B 39 und 40) : Trifft es zu, daß ein Sprecher des MAD Anfang Juni gegen- 1974 18 621 15 018 über einem Bonner Pressedienst eine Darstellung gegeben hat, derzufolge fast alle Bundeswehrsoldaten eine Sicherheitsüber- 1975 18 496 17 087 prüfung über sich ergehen lassen müssen, und wenn ja, wie ist dies mit der Stellungnahme der Bundesregierung zu verein- 1976 (I. Quartal) 4 744 15 556 baren, daß nur diejenigen Bundeswehrangehörigen in den Akten des MAD geführt werden, die für eine Verwendung in sicher- heitsempfindlichen Bereichen vorgesehen sind? 18178* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Wie groß ist der Anteil der in den Akten des MAD ge- wöchentlich ausgestrahlte Sendung „Sehen statt führten Bundeswehrangehörigen? Hören". Die Antwort der Bundesregierung in der Frage- stunde des Deutschen Bundestages am 2. Juni 1976 Zu Frage B 42: bezog sich auf die Frage, inwieweit Kriegsdienst- Die Bundesregierung ist bereit, eine Zusatzausbil- verweigerer in den Akten des Militärischen Ab- dung von geeigneten Personen, insbesondere von schirmdienstes geführt werden. Demgegenüber be- Sozialarbeitern, zu Gehörlosendolmetschern finan- faßte sich die Äußerung des Sprechers des Militäri- ziell zu fördern. Versuche, derartige Lehrgänge bei schen Abschirmdienstes mit der Sicherheitsüber- einem Gehörlosen-Selbsthilfeverband bundeszentral prüfung aller Soldaten. Einen Widerspruch in den durchzuführen, sind in der Vergangenheit daran ge- beiden Aussagen vermag ich insoweit nicht festzu- scheitert, daß die Dienstherren oder Arbeitgeber stellen. der Interessenten an einer solchen Schulung nicht Berufs- und Zeitsoldaten der Bundeswehr werden zu der erforderlichen längerfristigen Freistellung sämtlich vorsorglich einer Sicherheitsüberprüfung bereit waren. unterzogen. Soldaten im 15monatigen Grundwehr- In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzu- dienst dagegen werden nur dann sicherheitsmäßig weisen, daß die auf örtlicher Ebene stattfindenden überprüft, wenn sie für eine sicherheitsempfindli- Ablesekurse, in denen die Gehörlosen das Ablesen che Tätigkeit vorgesehen sind. Dies trifft besonders vom Mund erlernen bzw. trainieren, eine wesentli- auf Soldaten im Grundwehrdienst bei der Luftwaffe che Hilfe zur Verbesserung der Verständigungs- und Marine zu, die z. T. schon während ihrer möglichkeiten darstellen. Grundausbildung Zugang zu Verschlußsachen er- halten müssen.

Anlage 86

Anlage 85 Antwort

Antwort des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (FDP) des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Schriftlichen (Drucksache 7/5404 Frage B 43) : Fragen des Abgeordneten Müller (Mülheim) (SPD) Trifft es zu, daß die bayerische Staatsregierung erwägt, im (Drucksache 7/5404 Fragen B 41 und 42) : Zusammenhang mit der landesrechtlichen Regelung der Aner- kennung von Beratungsstellen und beratenden Ärzten im Rah- Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Personenkreis der men der verfassungsmäßigen Neuregelung des § 218 StGB eine Gehörlosen sich mehr als andere Behindertengruppen darüber detaillierte Meldepflicht über die ratsuchenden Patienten ein- beklagt, im Umgang mit Behörden wegen mangelnder Ver- zuführen und die Bereitschaft zu dieser Meldepflicht zur Voraus- ständnismöglichkeiten benachteiligt zu sein, und welche Folge- setzung der Anerkennung als „beratender" Arzt zu machen, rungen wird die Bundesregierung daraus für ihren Verant- und wenn ja, welche Haltung nimmt die Bundesregierung — wortungsbereich ziehen? insbesondere unter dem Aspekt der Verfassungmäßigkeit und der ärztlichen Schweigepflicht — gegenüber dieser Erwägung Trifft es zu, daß ein ausgesprochener Mangel an ausgebildeten bei ihren koordinierenden, auf eine einheitliche und rasche Dolmetschern für Gehörlose besteht, und welche Möglichkeiten Länderregelung abzielenden, Bemühungen ein? sieht die Bundesregierung, diesem Umstand abzuhelfen? Nach Auskunft des Bayerischen Staatsministe- Zu Frage B 41: riums für Arbeit und Sozialordnung war bei den Nach den sozialhilferechtlichen Vorschriften Vorüberlegungen, ob und in welcher Form ein über die Eingliederungshilfe für Behinderte (§ 40 Nachweis der Beratung zu fordern sei, tatsächlich Abs. 1 des Bundessozialhilfegesetzes in Verbindung einmal daran gedacht worden, vorzusehen, daß von mit § 21 der Eingliederungshilfeverordnung) sind jeder nach § 218 b Absatz 1 Nr. 1 StGB erfolgten bei Vorliegen der allgemeinen Voraussetzungen Beratung unverzüglich eine Mitteilung mittels eines der Sozialhilfegewährung Gehörlosen oder anderen dafür bestimmten Formblattes an das örtlich zu- Personen mit besonders starker Beeinträchtigung ständige Gesundheitsamt zu übersenden sei, wobei der Hörfähigkeit, wenn sie aus besonderem Anlaß, die Tatsache der erfolgten Beratung, Zeitpunkt und vor allem im Verkehr mit Behörden zur Verständi- Dauer der Beratung, Name, Alter und Anschrift der gung der Hilfe eines anderen (Dolmetschers) bedür- Ratsuchenden sowie Name und Anschrift der aner- fen, die angemessenen Aufwendungen hierfür zu kannten Beratungsstelle oder des beratenden Arztes erstatten. Für die Gewährung dieser Leistung sind festgehalten werden sollten. Die Anerkennung von die Träger der Sozialhilfe zuständig. Beratungsstellen und Ärzten nach § 218 b sollte von der Bereitschaft, dieser Meldepflicht nachzukom- Die Bundesregierung hat darüber hinaus die Her- men, abhängig gemacht werden. Die Absicht, eine ausgabe von Merkblättern für die Polizei und ande- Meldepflicht bei den Gesundheitsämtern einzufüh- re öffentliche Dienststellen sowie für Ärzte und ren, ist jedoch wieder fallengelassen worden. Krankenhäuser über die lautsprachliche Verständi- gung mit gehörlosen Menschen finanziell gefördert. Mit Bekanntmachung des Bayerischen Staatsmi- Ergänzend fördert sie die Weiterentwicklung und nisteriums für Arbeit und Sozialordnung vom Verbreitung der Gebärdensprache. Ein Beitrag zur 15. Juni 1976 Nr. VI 6 — 461/24 4/76, die am Erweiterung des Sprachschatzes der Gehörlosen ist 18. Juni 1976 im Bayerischen Staatsanzeiger veröf- die auf Anregung der Bundesregierung geschaffene, fentlicht wurde, sind die anerkannten Beratungs- inzwischen von fast allen 3 Fernsehprogrammen stellen verpflichtet, Name, Geburtstag und An- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18179*

schrift der Ratsuchenden sowie den Tag der Bera- menen Bewerbern, ist nach Gesprächen mit beiden tung aufzuzeichnen, soweit Schwangere einen von Frau Minister Dr. Focke persönlich getroffen Nachweis über die Beratung wünschen. Ein Bera- worden. tungsnachweis wird aber der Schwangeren nicht ausgehändigt. Einen solchen Nachweis erteilen die anerkannten Beratungsstellen auf Anfrage nur ei- Anlage 88 nem Arzt oder einem Krankenhaus, sofern dieser Anfrage eine schriftliche Einwilligungserklärung Antwort der beratenden Schwangeren beiliegt. des Parl. Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Schrift- Nach § 218 b StGB ist eine Bescheinigung über liche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) die grundsätzlich vor jedem legalen Schwanger- (Drucksache 7/5404 Frage B 45) : schaftsabbruch durchzuführende Beratung nicht er- Hält die Bundesregierung die Herausgabe der „Raucherde- forderlich. Da aber der abbrechende Arzt grund- pesche", „Raucher-Revue" oder des „R 6 Raucher Report" für einen Verstoß gegen § 22 des Lebensmittelgesetzes, und wenn sätzlich nur dann straffrei bleibt, wenn vor dem ja, was gedenkt sie dagegen zu tun? Schwangerschaftsabbruch eine Beratung über die zur Verfügung stehenden öffentlichen und privaten Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß ein- Hilfen stattgefunden hat, sprechen Praktikabilitäts- zelne Formulierungen im Text der „Raucherdepe- gründe nach Auffassung der Bundesregierung für sche" gegen die in § 22 des Lebensmittelgesetzes einen schriftlichen Nachweis, der am zweckmäßig- enthaltenen Werbeverbote für Tabakerzeugnisse sten der Schwangeren selbst ausgehändigt wird. verstoßen. Diese Auffassung wurde auch vom Mini- ster für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Diese Auffassung ist auch in einer Länderreferen- Nordrhein-Westfalen in seiner Antwort auf die tenbesprechung, zu der das Bundesministerium für Kleine Anfrage 252 des Abgeordneten Büssow Jugend, Familie und Gesundheit eingeladen hatte, (SPD) vom 16. Februar 1976 vertreten (Drucksache vertreten worden und wird voraussichtlich in ein- 8/734 des Landtags Nordrhein-Westfalen). Inzwi- zelnen landesrechtlichen Bestimmungen ihren Nie- schen hat sich jedoch herausgestellt, daß die „Rau- derschlag finden. cherdepesche", die in ihrem Inhalt auch dem Ver- band der deutschen Zigarettenindustrie e. V. abge- lehnt wird, nicht mehr herausgegeben wird. Die im Bundesministerium für Jugend, Familie Anlage 87 und Gesundheit bekannte „Raucher-Revue", Nr. I /76 ist zwar als eine Werbemaßnahme in der Art ei- Antwort ner Kundenzeitschrift anzusehen, die auf eine Stei- gerung des Absatzes von Tabakerzeugnissen ab- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche zielt. Konkrete Verstöße gegen § 22 Lebensmittelge- Frage der Abgeordneten Frau Schleicher (CDU/CSU) setz, die auch mit Erfolg gerichtlich geahndet wer- (Drucksache 7/5404 Frage B 44) : den könnten, lassen sich aber wohl nicht nachwei- Trifft es zu, daß von den beiden für die vakante Stelle des sen. Leiters des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamts Benannten einer ein Duzfreund des Der „R 6 Raucher Report" ist auf Grund einer Ini- Staatssekretärs des aufsichtsführenden Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit ist, und wer im Bundesmini- tiative des Bundesministeriums für Jugend, Familie sterium für Jugend, Familie und Gesundheit hat anläßlich der Besetzung der vakanten Stelle bisher welche Schritte unternom- und Gesundheit bereits Gegenstand von Erörterun- men? gen der im Verband der deutschen Zigarettenindu- strie e. V. zusammengeschlossenen Firmen gewe- Wie ich auf die Fragen Ihres Herrn Kollegen sen. Dabei hat die Firma Reemtsma zugesagt, künf- Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in der Fra- tig von der Veröffentlichung des „R 6 Raucher-Re- gestunde am 9. Juni 1976 (Schriftlicher Bericht der ports" abzusehen. 249. Sitzung S. 17710 ff.) ausgeführt habe, waren Die Bundesregierung wird die künftige Entwick- beim Auswahlverfahren zur Besetzung der Stelle lung der Werbung für Tabakerzeugnisse weiter des Leiters des Instituts für Sozialmedizin und Epi- sehr kritisch beobachten, und zwar sowohl unter demiologie des Bundesgesundheitsamtes aus- den Gesichtspunkten der Werberegelungen in § 22 schließlich fachliche Kriterien maßgebend. Keiner Lebensmittelgesetz, als auch der Ermächtigung in der für die vakante Stelle des Leiters des Instituts § 22 Absatz 3, die den Bundesminister in den Stand für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesge- versetzt, gegebenenfalls weitere Vorschriften zur sundheitsamtes Benannte ist ein „Duzfreund" des Durchführung der Werbeverbote zu treffen. Staatssekretärs des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit. Die Tatsache, daß der Staatssekretär des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit und der künftige Leiter des Anlage 89 Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie sich von früher kennen — dies trifft im übrigen auch Antwort für den anderen Bewerber zu —, hatte auf die Ent- scheidung selbstverständlich keinen Einfluß. Die des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen endgültige Entscheidung zwischen den beiden, von Fragen des Abgeordneten Baron von Wrangel (CDU, einem Berufungsheirat in die engste Wahl genom- CSU) (Drucksache 7/5404 Fragen B 58 und 59) : 18180` Deutscher Bundestag -- 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976

Ist die Bundesregierung bereit, im Neubaugebiet B 25 Oher Weg/Holstenkamp in Glinde unverzüglich die notwendigen wird diese Abstimmung z. Z. durchgeführt. Hierbei Fernsprechanschlüsse bereitzustellen? werden die Belange der Bauleitplanung und die Ist die Bundesregierung bereit, diese Angelegenheit mit Wünsche der Stadt Euskirchen und deren Bevölke- Vorrang zu behandeln, um die dort ansässigen Bürger nicht zu- sätzlich zu belasten? rung mit den überörtlichen strukturellen Erforder- nissen zur Versorgung der Bevölkerung und der Zu Frage B 58: Wirtschaft mit Einrichtungen des Fernmeldewesens und der technisch bedingten eng begrenzten Stand- Das Neubaugebiet B 25 Oher Weg/Holstenkamp ortwahl gegeneinander abgewogen. in 2056 Glinde umfaßt etwa 160 Einzelwohnhäuser, von denen erst rund 50 Häuser fertiggestellt wur- den. Die Planung der Versorgung des Gebiets mit Fernsprechanschlüssen konnte von meinen Dienst- Anlage 91 stellen erst nach Zuweisung der Kabeltrassen durch die Gemeinde Ende Oktober/ Anfang November Antwort 1975 begonnen werden. Die Bauausführung ist in- zwischen so weit fortgeschritten, daß mit der Fer- des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftlichen tigstellung des 1. Bauabschnitts voraussichtlich be- Fragen des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache reits ab Mitte Juli und mit der Fertigstellung des 5404 Fragen B 61 und 62) : Gesamtbauvorhabens bis Oktober dieses Jahres ge- Ist die Bundesregierung bereit, bei der Deutschen Bundes- post auf die Anmietungsmöglichkeit von Telefonleitungen hin- rechnet werden kann. Die beantragten Fernsprech- zuwirken, über die — entsprechend der früheren R-Gesprächs- anschlüsse werden dann dem Baufortgang ent- regelung — zu Lasten des Empfängers von Gesprächen telefoniert werden kann, jedoch entsprechend US-amerikanischen Praktiken sprechend Zug um Zug eingerichtet. Pauschalabrechnungen erfolgen? Welche technischen oder wirtschaftlichen Überlegungen stehen Z. Z. liegen für das Neubaugebiet 50 Anträge auf einem solchen „IN-WATS-System" (Incoming Wide Area Tele- Herstellung von Fernsprechanschlüssen vor. Unter phone Service) entgegen? der Voraussetzung, daß die betreffenden Wohnhäu- ser rechtzeitig fertiggestellt und bezogen sind, wer- Zu Frage B 61: den bis Ende August etwa 3/4 und bis Ende Oktober Für die Übernahme von Gesprächsgebühren dieses Jahres der Rest der vorliegenden und der durch den gerufenen Fernsprechteilnehmer zeigt noch eingehenden Anträge ausgeführt werden kön- sich in jüngerer Zeit auch in der Bundesrepublik nen. Deutschland ein wachsendes Interesse. Als Anstoß wirkt dabei insbesondere die weite Verbreitung des Zu Frage B 59: „toll free calling" in den USA. Die Fernmeldebauarbeiten werden so schnell wie In Deutschland kann — im Gegensatz zu den möglich (auch an Samstagen) durchgeführt. USA, wo jedes Ferngespräch mit mindestens drei Minuten berechnet wird der Gerufene durch ein billiges Kurzgespräch zum Rückruf und damit zur Gebührenübernahme aufgefordert werden. Die Deutsche Bundespost untersucht gegenwärtig die- Anlage 90 sen Problemkreis im Zusammenhang mit der Wei- terschaltung von Anrufen innerhalb des Fern- Antwort sprechnetzes auf breiter Basis. Neben Möglichkei- des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Schriftliche ten zur vollständigen Gebührenentlastung des ru- Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- fenden Teilnehmers werden auch Verfahren ge- sache 7/5404 Frage B 60): prüft, mit deren Hilfe nur ein Teil der Gesprächsge- bühren (z. B. für die Fernverbindung) vom Angeru- Trifft es zu, daß im Rahmen der Errichtung eines Fern- meldeturms der Deutschen Bundespost in Euskirchen, In den fenen übernommen werden kann. Die Deutsche Herrenbenden, und durch seine Verwendung im Richtfunknetz Baubeschränkungen längs der Verbindungsstrahlen entstehen Bundespost hofft, daß die Untersuchungen bis zum und eine partielle Festlegung des Richtfunknetzes Tatsachen Ende des Jahres 1976 zu ersten konkreten Angaben schafft, die später bei der dringend erforderlichen überörtlichen Festlegung zu nachteiligen Sachzwängen führen? über technisch realisierbare und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen führen. Sie beabsichtigt auf der Es trifft zu, daß die Anlagen und der Betrieb des Basis dieser Ergebnisse eine Marktanalyse durchzu- Richtfunknetzes der Deutschen Bundespost am führen. Standort der Anlagen und längs der Richtfunkstrek- ken Baubeschränkungen zur Folge haben. Deshalb Zu Frage B 62: sind solche Anlagen raumbedeutsame Maßnahmen Die Konzeptionen der Fernsprechvermittlungssy- und Planungen im Sinne des Bundesraumordnungs- steme in den USA und in der Bundesrepublik gesetzes vom 8. April 1965 und unterliegen hier- Deutschland unterscheiden sich grundsätzlich von- nach der Abstimmungspflicht mit den Planungsbe- einander. Dies gilt insbesondere für die Ortsebene, hörden der Länder. in der auch die Gesprächsgebühren erfaßt werden. Neuplanungen werden in Nordrhein-Westfalen Während im Wählsystem der Deutschen Bundes- nach den Bestimmungen des Landesplanungsgeset- post der Verbindungsaufbau unmittelbar von den zes mit den Landesplanungsbehörden abgestimmt. ausgesendeten Wählimpulsen gesteuert wird (Di- Für den Standort des für etwa 1980 geplanten Fern- rektwahlsystem), werden in den USA die Wahlim- meldeturmes in Euskirchen (In den Herrenbenden) pulse zunächst in Registern gespeichert und ausge- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. 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Ist der Bundesregierung bewußt, daß es für die Städte und wertet, bevor die Verbindung weiter aufgebaut Gemeinden mit Sanierungs- und Entwicklungsgebieten zuneh- wird (indirekte Registersteuerung). Register-Syste- mend dringlicher wird, Gewißheit darüber zu erhalten, ob die nach dem Städtebauförderungsgesetz zur Verfügung ge- me bieten günstigere Voraussetzungen, Einzelge- stellten Bundes- und Landesmittel endgültig als Zuschüsse anzu- sehen sind oder später in Darlehen umgewandelt werden können, spräche in Abhängigkeit von bestimmten Vorwahl- und ist die Bundesregierung bereit, schnellstens Klarheit in die- ziffern (z. B. 800 für gebührenfreien Anruf) beson- ser zentralen Frage zu schaffen? ders zu behandeln. Die vom Bund im Rahmen des Bundesprogramms Die unterschiedlichen Systemstrukturen erlauben nach § 72 Städtebauförderungsgesetz bereitgestellten es nicht, die technische Lösung des „toll free cal- Sanierungs- und Entwicklungsförderungsmittel wer- ling" der USA in das Fernsprechnetz der Deut- den den Ländern — wie es § 39 Absatz 5 StBauFG schen Bundespost zu übernehmen. Die bereits lau- vorsieht — als zins- und tilgungsfreie Vorauszah- fenden Untersuchungen dienen dazu, ein an das lungen gewährt. Die Mehrzahl der Länder reicht Fernsprechvermittlungssystem der Bundesrepublik diese Förderungsmittel des Bundes zusammen mit Deutschland angepaßtes Verfahren für die Gebüh- den zusätzlichen Landesmitteln ebenfalls als Vor- renübernahme durch den gerufenen Teilnehmer zu auszahlungen an die Gemeinden weiter. Diese Vor- finden. Dabei werden auch die Möglichkeiten der auszahlungen ergehen unter dem Vorbehalt einer Gebührenabgeltung sowohl nach tatsächlicher Ver- späteren Bestimmung, ob sie als Darlehen oder Zu- kehrsmenge als auch durch Pauschalbeträge be- schuß gewährt werden. Für welche Zwecke später rücksichtigt werden. eine Umwandlung als Zuschuß oder als Darlehen in Betracht kommt, ist in der Allgemeinen Verwal- tungsvorschrift über den Einsatz von Förderungs- Anlage 92 mitteln nach dem Städtebauförderungsgesetz vom 14. Februar 1975 (Beilage zum Bundesanzeiger Antwort Nr. 39 vom 26. Februar 1975) näher geregelt. Die endgültige Bestimmung, ob Zuschuß oder Darlehen, des Bundesministers Ravens auf die Schriftliche hängt allein davon ab, zu welchem Zweck die För- Frage des Abgeordneten Freiherr Ostman von der derungsmittel von der Gemeinde tatsächlich einge- Leye (SPD) (Drucksache 7/5404 Frage B 63) : setzt werden. In der Regel wird für alle sog. unren- Wird die Bundesregierung die Fassade des neuen Bundes- tierlichen Kosten eine Umwandlung in einen Zu- kanzleramts, die heute durch ihre düstere Farbgestaltung und die sowieso nicht mehr änderbare falsche Ausrichtung des Bau- schuß vorgenommen werden. körpers die an sich gelungene bauliche Gestaltung nicht zur Geltung kommen läßt, aufhellen lassen und dadurch wenigstens Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die ein- einen Beitrag zur besseren städtebaulichen Situation am Bundes- kanzlerplatz leisten? schlägigen Vorschriften ausreichen, um alle in der Praxis auftauchenden Zweifelsfragen beantworten Ein Leitgedanke der planerischen Überlegungen zu können. Soweit bei einzelnen Gemeinden über für den Neubau des Bundeskanzleramtes war es, die Tragweite dieser Vorschriften noch Unklarhei- die Baukörper ohne wesentliche Zäsuren in die Park- ten bestehen sollten, wird es Aufgabe der für die landschaft zwischen dem Rhein und der Adenauer- Durchführung des Städtebauförderungsgesetzes zu- allee einzufügen und die dominierende Stellung ständigen Länder sein, durch verstärkte Information des Palais Schaumburg zu erhalten. und Beratung Abhilfe zu schaffen. Im Rahmen dieser Überlegungen ist als Kontrast Ergänzend erlaube ich mir, Sie auf die Antwort zu der weißen Farbe des Palais Schaumburg für den der Bundesregierung hinzuweisen, die auf eine ent- Neubau ein sich der natürlichen Umgebung unter- sprechende Frage des Abgeordneten Spranger ordnender Bronzeton gewählt worden. (CDU/CSU) im Februar 1975 ergangen ist (Nieder- Wenn auch zuzugeben ist, daß die Fassade des schrift über die 153. Sitzung vom 28. Februar 1975, Neubaus z. Z. verhältnismäßig dunkel wirkt, ist - Anlage 59). schon aus Kostengründen — an eine nachträgliche Änderung der Fassadenfarbe nicht gedacht. Eine gewisse Aufhellung des Gesamteindrucks ist bereits zu erwarten, wenn das Gebäude bezogen ist Anlage 94 und die hinter den Fensterscheiben angebrachten weißen Jalousien sichtbar werden. Antwort Eine weitere wesentliche Verbesserung wird ein- des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftlichen treten, wenn die Bepflanzung heranwächst und der Fragen des Abgeordneten Burger (CDU/CSU) Neubau sich eingebettet in die ihn umgebende Park- (Drucksache 7/5404 Fragen B 70 und 71) : landschaft darstellt. In welchem Umfang standen in den letzten Jahren Mittel zur Erforschung der Sonnenenergie zur Verfügung, und welche Haushaltsmittel sind für das Jahr 1977 für diesen Bereich vor- gesehen? Welche Chancen hat der wirtschaftliche Einsatz von Sonnen- Anlage 93 energie in der nahen Zukunft?

Antwort Zu Frage B 70: des Bundesministers Ravens auf die Schriftliche Bisher wurden insgesamt ca. 28,0 Millionen DM Frage des Abgeordneten Dr. Graß (CDU/CSU) von der Bundesregierung für die Sonnenenergiefor- (Drucksache 7/5404 Frage B 64) : schung über das Rahmenprogramm Energiefor- 18182* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 schung bewilligt, davon entfielen auf das Jahr 1975 ge über das wirtschaftliche Potential aus. Darüber rd. 12,0 Millionen DM. Darüber hinaus werden be- hinaus sind die mit der Nutzung der Erdwärme ver- reits seit vielen Jahren Forschungs- und Entwick- bundenen Umwelt- und Sicherheitsprobleme noch lungsarbeiten zur photovoltaischen Energiewand- zu klären. lung im Rahmen der Weltraumforschung mit ca. 5 Der Bau einer Modellanlage zur Erzeugung von Millionen DM pro Jahr gefördert. Elektrizität in Landau in der Pfalz wird in der Stu- Wie in der Antwort zur Kleinen Anfrage betr. die „Energiequellen für morgen?" nicht vorgeschla- neue Primärenergiequellen (Drucksache 7/5313) gen. Vielmehr wird in der Studie lediglich eine Mo- ausgeführt wurde, hat die Bundesregierung für 1976 dellrechnung zur Kostenabschätzung für die Nut- Mittel in Höhe von 20 Millionen DM für alternative zung geothermischer Energie zur Stromerzeugung Energiequellen eingesetzt. Der Bundesminister für und alternativ zur Erzeugung von Heizwärme Forschung und Technologie strebt an, diese Auf- durchgeführt. Soweit in diese Rechnung geologi- wendungen in den folgenden Jahren zu verstärken. sche Daten eingehen, werden diese von der be- Genauere Angaben lassen sich z. Z. nicht machen, kannten geothermischen Anomalie Landau genom- weil die Aufstellung des Haushaltsentwurfs 1977 men. Aus den Ergebnissen dieser Rechnung wird in noch nicht abgeschlossen ist. Aber auch im Jahre der Studie folgende Schlußfolgerung gezogen: 1977 werden wichtige Projekte auf diesem Gebiet „Die geothermischen Gegebenheiten in der Bun- weiterlaufen oder neu aufgegriffen werden kön- desrepublik Deutschland erlauben selbst für die nen. günstigsten Lagerstätten noch keine heute wirt- schaftlich konkurrenzfähige Nutzung der Erdwärme Zu Frage B 71: zur Elektrizitätserzeugung. Für die Zukunft wird Die ersten in der Bundesrepublik Deutschland ge- einerseits wegen des Abwärmeproblems und ande- fertigten Solaranlagen werden bereits auf dem rerseits wegen der großen erforderlichen Flächen Markt angeboten. Wie Wirtschaftlichkeitsbetrach- (ca. 1 km 2/10 MW) ein volkswirtschaftlich nennens- tungen zeigen, ist zunächst ein Einsatz der Solar- werter Beitrag der Geothermie zur Elektrizitätser- technik nur bei der Brauchwassererwärmung und zeugung nicht zu erwarten sein." bei der Schwimmbadbeheizung in Sicht. Die Bun- Im Hinblick auf diese Ergebnisse gibt die Bun- desregierung schätzt, daß noch ein Entwicklungs- desregierung der Nutzung der Erdwärme für die Er- zeitraum von 5 - 10 Jahren benötigt wird, bevor zeugung von Wärme zu Heizzwecken den Vorzug. auch solare Heizungsanlagen unter wirtschaftli- Sie ist bemüht, die Voraussetzungen für diese Art chen Bedingungen einsatzbereit sind. Im übrigen der Erdwärmenutzung zu klären. wird auf die Antwort zur Frage 1 in Drucksache 7/5313 verwiesen. Zu Frage B 73: Es trifft zu, daß eine Versuchsbohrung zur Nut- zung der geothermischen Energie in Urach nieder- Anlage 95 gebracht wird. Die Wahl von Urach als Standort Antwort für eine Versuchsbohrung ist im wesentlichen be- dingt durch den zeitlichen Vorsprung, den dieses des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftlichen Projekt hinsichtlich der Projektorganisation hat, so- Fragen des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) wie vor allem durch die niedrigeren Bohrkosten im (Drucksache 7/5404 Fragen B 72 und 73) : Vergleich zum Standort Landau. In Urach wird die Wie beurteilt die Bundesregierung die Vorschlage zur Nutzung für die Nutzung der Wärme aus heißem, trockenen der geothermischen Energie in der Bundesrepublik Deutschland Gestein wichtige Gesteinsformation, das sog. Kri- in der vom Bundesforschungsministerium selbst herausgegebenen Broschüre „Energiequellen für morgen?" und inbesondere hier stallin, bereits in einer Tiefe von 1 500 m erwartet den Vorschlag zum Bau einer Modellanlage zur Erzeugung von Elektrizität in Landau in der Pfalz, weil dort die relativ größten und nicht erst bei 3 000 m wie in Landau. Darüber Temperaturen in der Tiefe vorhanden sind? hinaus konnte in Urach ein Projektpartner gefun- Trifft es zu, daß Versuchsbohrungen zur Nutzung der geo- den werden, der bereit ist, sich mit eigenen Mitteln thermischen Energie entgegen fachlichen Stellungnahmen nicht in Landau sondern in Urach durchgeführt werden, und welches an den Kosten der Versuchsbohrung zu beteiligen. sind im einzelnen die Gründe für diese Entscheidung entgegen Schließlich war für die Entscheidung zugunsten sachlichen Erkenntnissen? Urach auch noch maßgebend, daß der Antrag zur Zu Frage B 72: Durchführung dieses Projektes fristgerecht im Ja- Die Bundesregierung hat ihre Auffassung zu den nuar 1976 bei der Kommission der Europäischen Aussagen der Studie „Energiequellen für morgen?" Gemeinschaften im Rahmen des Energieforschungs- für den Bereich Erdwärme in der Antwort auf die programms eingereicht werden konnte. Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr.-Ing. Laer- mann, Blank, Dr. Haenschke, Dr. Lohmar, Dr. Mei- necke (Hamburg), Scheffler, Schluckebier, Stahl (Kempten), Wendt, Wolfram (Recklinghausen), Hof- Anlage 96 fie, Ollesch, Frau Schuchardt, Dr. Vohrer und der Fraktionen der SPD, FDP betreffend neue Prämien- Antwort energiequellen dargelegt (Drucksache 7/5313). Da- nach reichen die vorliegenden Ergebnisse über die des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Schrift- technische Durchführbarkeit von Projekten zur lichen Fragen des Abgeordneten Josten (CDU/CSU) Nutzung der Erdwärme noch nicht für eine Aussa- (Drucksache 7/5404 Fragen B 74 und 75) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 254. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1976 18183*

Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, der Stundung allgemein geltenden Stundungsbestimmungen der von Darlehen aus dem Bundesausbildungsförderungsgesetz auf Antrag zuzustimmen, soweit es sich um Studenten mit abge- Bundeshaushaltsordnung (§ 59 Abs. 1 Nr. 1) wä- schlossenem Studium handelt, die jedoch arbeitslos bzw. unver- schuldet ohne Einkommen sind? ren. Ist die Bundesregierung bereit, mir bis zum 1. August 1976 mitzuteilen, welche Lösung sie im Interesse der betroffenen Studenten gefunden hat? Anlage 97 In dem Entwurf des 2. Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes, durch den Antwort die Bundesregierung 1974 vorgeschlagen hat, Aus- bildungsförderung vermehrt in Form von Darlehen des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche zu leisten, hat sie zugleich eine sozial ausgewogene Frage des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) Rückzahlungsregelung vorgeschlagen (vgl. BT- (CDU/CSU) (Drucksache 7/5404 Frage B 76): Drucks. 7/2098). Der Entwurf hat insoweit die Zu- In welcher Höhe und in welcher Weise würde sich die Forde- rung der Entwicklungsländer auf der Unctad-Konferenz von stimmung der gesetzgebenden Körperschaften des Nairobi auf Annullierung ihrer Auslandsschulden für die Bundes- Bundes gefunden. republik Deutschland auswirken? Der Darlehensnehmer ist danach zur Rückzah- Die Entwicklungsländer forderten auf der lung nur verpflichtet, soweit sein Einkommen die IV. Welthandels- und Entwicklungskonferenz im Gesetz festgelegten, nach Familienstand und der (UNCTAD IV) ohne Einschränkung die Streichung Zahl unversorgter Kinder gestaffelten Freibeträge der öffentlichen Auslandsschulden für die am we- übersteigt. Diese Freibeträge entsprechen den Frei- nigsten entwickelten Länder, für die Entwicklungs- beträgen vom Einkommen der Eltern und des Ehe- länder ohne direkten Zugang zum Meer und für die gatten des Auszubildenden in § 25 BAföG; seine Inselländer, sofern diese Länder das beantragen Pflicht zur Rückzahlung des von ihm für seine eige- würden. Die Bundesrepublik und andere Industrie- ne Ausbildung in Anspruch genommenen Darlehens länder hatten nicht die Absicht, auf diese Vorstel- beginnt danach erst bei einer Einkommenshöhe, bei lungen einzugehen. Die UNCTAD IV ist am 31. Mai der auch seine Eltern bzw. sein Ehegatte verpflich- 1976 beendet worden, ohne daß diese Forderung tet wären, aus ihrem Einkommen einen Betrag zu Eingang in eine Resolution gefunden hat. seiner Ausbildung zu leisten.

Die Regelung in § 18 Abs. 4 BAföG hat folgenden Wortlaut: Anlage 98 „(4) Zur Rückzahlung ist der Darlehensnehmer Antwort nur soweit verpflichtet, wie in einem Kalender- monat sein Einkommen den Betrag von 640 DM des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche übersteigt. Der in Satz 1 bezeichnete Betrag er- Frage des Abgeordneten Gierenstein (CDU/CSU) höht sich für (Drucksache 7/5404 Frage B 77) : 1. den Ehegatten um 360 DM, Trifft es zu, daß in einem Gutachten des Bundesrechnungs- hofs erhebliche Mängel in der Verwaltung der deutschen Ent- 2. jedes Kind des Darlehensnehmers, das zu wicklungshilfe festgestellt werden, und wenn ja, wie kann die Bundesregierung dann in einer als Zwischenbilanz ihrer bis- Beginn des in Satz 1 bezeichneten Monats herigen Tätgkeit bezeichneten Anzeige behaupten, die Mittel für die Entwicklungshilfe seien gut angelegt und sorgfältig kontrol- a) das 15. Lebensjahr noch nicht vollendet liert worden? hat, um 240 DM, b) das 15. Lebensjahr vollendet hat, um Der Rechnungsprüfungsausschuß des Deutschen

320 DM , Bundestages hat sich am 13. März 1974 mit einer gutachtlichen Äußerung des Bundesrechnungshofs Die Beträge nach Satz 2 mindern sich um das zur verwaltungsmäßigen Durchführung der bilate- Einkommen des Ehegatten und des Kindes. Der ralen Technischen Hilfe vom Dezember 1973 befaßt Darlehensnehmer hat das Vorliegen der Vor- und dabei einstimmig festgestellt, daß einige pau- aussetzungen nach Satz 1 bis 3 geltend und schale Formulierungen auf Einzelfällen beruhen, glaubhaft zu machen. § 47 Abs. 3 bis 5 gilt ent- die auch ihrer Art nach verallgemeinernde Be- sprechend." hauptungen nicht zu tragen vermögen. In der glei- Darlehensnehmer sind daher, solange sie nach chen Sitzung hat der Bundesrechnungshof erklärt, Abschluß ihres Studiums kein Einkommen erzielen, er wolle keine Vorwürfe gegen das Bundesministe- zur Rückzahlung nicht verpflichtet. Sie sind durch rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit erheben die vorstehende förderungsrechtliche Sonderrege- und bedauert, daß sein Gutachten als politisches lung wesentlich besser gestellt, als sie es nach den Werkzeug benutzt wurde.