Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande

49-1 | 2017 1957-1994

Édition électronique URL : https://journals.openedition.org/allemagne/504 DOI : 10.4000/allemagne.504 ISSN : 2605-7913

Éditeur Société d'études allemandes

Édition imprimée Date de publication : 16 juin 2017 ISSN : 0035-0974

Référence électronique Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande, 49-1 | 2017, « Berlin 1957-1994 » [En ligne], mis en ligne le 16 juin 2018, consulté le 19 mai 2021. URL : https://journals.openedition.org/allemagne/504 ; DOI : https://doi.org/10.4000/allemagne.504

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande revue tome49 d’allemagne numéro 1 janvier-juin et des pays de langue allemande 2017

Dossier

Berlin 1957-1994 Diane BarBE Valérie Carré & armin Owzar Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran des années 1960 à la chute Einleitung ...... 3 du Mur ...... 133 Hélène MiarD-DElaCrOix Berlin, ville quadripartite, dans les tensions Hans-ulricH THaMEr Bilder vom alltag in einer geteilten stadt. et crises de la Guerre froide ...... 11 Berlin zwischen Trümmerzeit Boris GrésillOn und Mauerfall ...... 147 la culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 ...... 23 Varia elisa GOuDin Florian la politique culturelle à Berlin : du système FErrEBEuF de la rDa au système démocratique de Entre résistances et acculturation. les minorités ethniques en Prusse-Orientale l’allemagne unifiée (1957-1994)...... 37 (1815-1920) ...... 161 Kerstin HausBEi rolanD Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten KrEBs une revue française pour les allemands : stadt? ...... 57 Lancelot, der Bote aus Frankreich (Lancelot, Krijn THijs le Messager de France) 1946-1951 ...... 193 Politische Feierkonkurrenz im jahre 1987. martial Die doppelte 750-jahr-Feier in Ost- und liBEra les jumelages économiques franco- west-Berlin ...... 71 allemands. le cas des chambres de HuBert GuiCHarrOussE commerce et d’industrie de Colmar Gropiusstadt, neukölln : un patronage et Fribourg-en-Brisgau ...... 209 prestigieux, une réputation sulfureuse ...... 85 PHiliPPe HaMMan PatricK FarGEs Ökonomische und soziokulturelle « Kreuzberg 36 » se révolte : occupations ungleichheiten in Bezug auf einen d’immeubles et luttes urbaines à Berlin ökologischen wandel. Die Energiewende (années 1970 et 1980)...... 99 am Beispiel von straßburg...... 223

Valérie rOBErT sanDie CalME les médias à Berlin, au centre Chronique juridique – la réforme du droit des conflits ...... 117 des sociétés luxembourgeois ...... 243 Revue publiée avec le concours du Projet « Réalité vs perceptions des conflits », projet du Pôle HALL d’USPC, de l’Université de Strasbourg (ARCHE [EA 3400], BETA [UMR 7522], DynamE [UMR 7367], SAGE [UMR 7363]) et de la Société des Amis des Universités de l’Académie de Strasbourg Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 3 T. 49, 1-2017

Dossier : Berlin 1957-1994 Einleitung

Valérie Carré * und armin Owzar **

Das Thema und das Programm dieses Dossiers werfen mehrere Fragen im Hinblick sowohl auf die räumliche als auch die zeitliche und thematische Eingrenzung auf: Warum Berlin? Warum Berlin in den Jahren von 1957 bis 1994? Und warum so ein starkes Gewicht auf soziokulturellen Phänomenen? Allzu oft konzentrieren sich Überblicksdarstellungen zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts auf die Ereignisse und Prozesse in den Metropolen. Die Peripherie gerät zumeist nur dann in den Blick, wenn von dort aus Initialzündungen ausgin- gen oder eigensinnige Reaktionen zu berichten sind. Insofern sich zentrale politische Ereignisse vor allem in jenen Hauptstädten vollziehen, die wie Paris oder London zugleich das ökonomische und kulturelle Zentrum eines Nationalstaates sind, scheint es fast selbstverständlich, wenn diese im Mittelpunkt stehen oder gar als Synonym für ein ganzes Land fungieren. So wird, im Extremfall, die Geschichte eines Landes zur Geschichte einer einzigen Stadt. Zwangsläufig lässt eine solche Identifizierung von Land und Metropole deren Spezifika, also das, was sie von anderen Städten und Sied- lungsformen eines Landes unterscheidet, in den Hintergrund treten. Die Metropole betritt insofern nur scheinbar als Protagonistin die politische Bühne eines Landes. Auf eine solche Auflösung urbaner Individualität stößt man auch in zahlreichen Stu- dien, die sich der modernen Stadt aus sozialgeschichtlicher Sicht verschrieben haben. Auch hier resultiert die Selektion des Raumes oftmals aus einer Perspektive, die die moderne Stadt nicht als einen eigenständigen und individuellen Gegenstand, sondern als ‚Spiegel‘ oder als ‚Bühne‘ der Gesellschaft betrachtet. Die einzelne Stadt wird somit zum Mikrokosmos allgemeiner Strukturen und Prozesse, zum „verkleinerten Abbild

* Professeur à l’uFr d’études germaniques et nordiques, université Paris-sorbonne – Paris 4. ** Professeur en histoire moderne et contemporaine, Département d’études germaniques, université sorbonne nouvelle – Paris 3. 4 Revue d’Allemagne der Gesamtgesellschaft“, wie es Hartmut Häußermann und Walter Siebel in ihren Thesen zurSoziologie der Stadt formuliert haben (1). Dadurch aber verliert die Stadt ihren Eigenwert: Was heute in Los Angeles oder Tokio passiert, ereignet sich mor- gen in Köln oder Freiburg und übermorgen in Hückeswagen oder Holzwickede. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen Großstadt und Kleinstadt, zwischen Metropole und Peripherie verblassen allmählich und lösen sich aus einer diachronen Perspektive schließlich auf. Am Ende bleibt die eine nationale oder gar die eine globale Gesellschaft. Angesichts der weitreichenden Suburbanisierungsprozesse, vor allem aber infolge der anhaltenden digitalen Revolution ist es insofern nur konsequent, wenn manche Soziologen den Bedeutungsverlust all jener Städte prognostizieren, die nicht den Global Cities zuzurechnen sind (2). Nichtsdestoweniger gibt es gute Gründe dafür, die Bedeutung auch jener Städte zu betonen, die wie Leipzig oder Barcelona, Lyon oder Bologna nicht als Globalstädte eingestuft werden. Als Laboratorium der Moderne oder der sogenannten Postmo- derne wird denn auch der europäischen und nordamerikanischen Stadt oftmals eine Qualität zugeschrieben, die ländlichen Siedlungsformen bestritten wird – und das bis in unsere Gegenwart hinein. Dementsprechend konstatieren manche Soziologen (noch) einen signifikanten Unterschied der Mentalitäten, Verhaltensmuster und Handlungsweisen im städtischen und im ländlichen Raum (3). Freilich nivelliert auch eine solche Betonung des Stadt-Land-Gegensatzes die Bedeutung der einzelnen Stadt als ‚Individuum‘: suggeriert sie doch die Existenz einer allen westlichen Städten einer bestimmten Größenordnung gemeinsamen Grundstruktur. Nun haben all diese Zugriffe durchaus ihre Berechtigung. Je nach Fragestellung ist und bleibt es sinnvoll, makrohistorische Strukturen und Prozesse am Beispiel einer Stadt oder eines Stadtviertels zu untersuchen. Der modernen Urbanisierungs- forschung verdanken wir denn auch grundlegende Kenntnisse zum Städtewachstum und zur Verstädterung, zur Herausbildung von Großstadtkultur und zur Verbrei- tung urbaner Lebensformen (4). Nirgendwo sonst vollzieht sich in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht die Bildung innovativer Milieus so häufig wie in den

1 Hartmut Häußermann, Walter Siebel, „Thesen zur Soziologie der Stadt“, Leviathan, 6 (1978), S. 484- 500, hier S. 484. 2 Siehe dazu Saskia Sassen, The Global City. New York, London, Tokyo, Princeton, 1991. „Global Cities“ definiert Sassen als „zentrale Standorte für hochentwickelte Dienstleistungen und Telekommunikati- onseinrichtungen, wie sie für die Durchführung und das Management globaler Wirtschaftsaktivitäten erforderlich sind“ und in denen sich tendenziell die Konzernzentralen insbesondere multinationaler Unternehmen konzentrieren (Saskia Sassen, Metropolen des Weltmarkts. Die neue Rolle der Global Cities, am Main/New York, 1996, S. 39). 3 Siehe etwa Gunnar Otte, Nina Baur, „Urbanism as a Way of Life? Räumliche Variationen der Lebensführung in Deutschland“, Zeitschrift für Soziologie, 37 (2008), S. 93-116. Dagegen bezeichnet Wendelin Strubelt nicht-städtische Räume als „unterschiedlich bestimmte Resträume“ (Wendelin Strubelt, Art. „Stadt – Land“, in: Bernhard Schäfers, Wolfgang Zapf, Handwörterbuch zur Gesell- schaft Deutschlands, Redaktion: Sabina Misoch, Opladen, 1998, S. 652-665, hier S. 662. 4 Siehe Paul M. Hohenberg, Lynn Hollen Lees, The Making of Urban Europe 1000-1994, Cambridge, Mass./London, 1995 (2. Aufl.); Friedrich Lenger, Metropolen der Moderne. Eine europäische Stadtge- schichte seit 1850, München, 2013; Jürgen Reulecke, Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt am Main, 1985; Clemens Zimmermann, Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Groß- stadtentwicklung, Frankfurt am Main, 2000 (2. Aufl.). Einleitung 5

Metropolen (5); nirgendwo sonst lassen sich Prozesse soziokultureller Segregation und Integration besser beschreiben als im Mikrokosmos der großen bevölkerungs- heterogenen Stadt (6); und nirgendwo sonst erzielt resistentes, antiautoritäres oder gar widerständiges Verhalten eine größere Wirkung als in lokalen Subkulturen einer gleichermaßen verdichteten wie Anonymität suggerierenden Großstadt (7). Insofern verspricht die Analyse städtischer Räume nach wie vor tiefgreifende Erkenntnisse über die Veränderung sozialer Verhaltensweisen und politischer Mentalitäten. Dennoch gibt es gute Gründe, die Stadt auch als Akteur sui generis ernst zu nehmen und nach der Eigenlogik von Städten zu fragen. Welche historischen, welche geogra- phischen und klimatischen, welche sozioökonomischen, politischen, kulturellen oder baulichen Bedingungen und Konkurrenzverhältnisse bringen eine bestimmte Stadt hervor und unterscheiden sie von anderen Städten vergleichbarer Größe und mit ähn- lichen Strukturen (8)? Von einem solchen Ansatz, wie ihn u.a. die Darmstädter Sozio- login Martina Löw einfordert, können auch die Geschichtswissenschaften profitieren, insbesondere die Zeitgeschichte, für die gerade im Vergleich zu älteren Epochen noch immer zahlreiche Desiderata zu konstatieren sind (9). Etwa mag dieses Konzept dazu beitragen, Verallgemeinerungen und Vereinfachungen, wie sie ein makrohistorischer Blick auf die Stadt nahelegt, abzuschwächen, wenn nicht sogar zu widerlegen. Die Suche nach der Eigenlogik und dem Eigensinn einer Stadt erzwingt geradezu eine vergleichende Perspektive, die nicht nur nach Gemeinsamkeiten, sondern vor allem nach Unterschieden fragt. Und hier bietet sich für das Deutschland der Nach- kriegszeit Berlin wie kaum eine andere Stadt an. Entstanden hier doch durch die fünfundvierzig Jahre andauernde Teilung Deutschlands zwei Teilstädte, die sich kon- tinuierlich auseinanderentwickelten und gleichzeitig politisch und damit auch sozial, wirtschaftlich und kulturell permanent aufeinander bezogen waren und aufeinander reagierten (10) – und das in positiver wie negativer Hinsicht (11).

5 Siehe Martina Heßler, Clemens Zimmermann (Hg.), Creative Urban Milieus. Historical Perspectives on Culture, Economy, and the City, Frankfurt am Main/New York, 2008; siehe auch Peter Hall, Cities in Civilization, New York, 1998, der Rolle als „Pioneer Technopolis“ in den Jahren 1840 bis 1930 hervorhebt (S. 377-395). 6 Das ergibt sich zwangsläufig, wenn man Louis Wirths klassischer Definition von Stadt als „a relatively large, dense, and permanent settlement of socially heterogeneous individuals“ folgt (Louis Wirth, „Urbanism as a Way of Life“, The American Journal of Sociology, 44/1 [Juli 1938], S. 1-24, hier S. 8). 7 Vgl. Manuel Castells, The City and the Grassroots. A Cross-cultural Theory of Urban Social Move- ments, Berkeley, 1983. 8 Siehe Martina Löw, Soziologie der Städte, Frankfurt am Main, 2010, hier S. 39; siehe grundsätzlich auch Löws programmatische Ausführungen auf den S. 24-115. 9 Siehe dazu den Forschungsüberblick von Friedrich Lenger, „Einleitung“, in: ders., Klaus Tenfelde, Die europäische Stadt im 20. Jahrhundert. Wahrnehmung – Entwicklung – Erosion, Köln et al., 2006, S. 1-21, hier S. 1-5. Für einen Überblick über die Institutionen und Ressourcen moderner Stadtge- schichtsschreibung siehe Christoph Bernhardt, „Moderne Stadtgeschichte“, in: Laura Busse, Wil- frid Enderle, Rüdiger Hohls, Gregor Horstkemper, ThomasMeyer , Jens Prellwitz, Annette Schuhmann (Hg.), Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissen- schaften, Berlin, 2016, http://guides.clio-online.de/sites/default/files/clio/guides/2016/Bernhardt_ Moderne-Stadtgeschichte_2016.pdf (5.02.2017, 16h45). 10 Für einen Überblick über die Geschichte Berlins seit 1945 siehe Hannelore Horn (Hg.), Berlin als Faktor nationaler und internationaler Politik, Berlin, 1988; Georg Kotowski, Hans J. Reichardt, 6 Revue d’Allemagne

(11) Aber auch wenn man beide Teilstädte auf dem Hintergrund ihres jeweiligen Systems mit west- bzw. ostdeutschen Städten vergleicht, tritt das Besondere, das Nicht-Exem- plarische Berlins zutage (12). Zum einen war keine andere Stadt im Kalten Krieg von dem zwischen den beiden Supermächten und ihren Bündnispartnern in Ost und West ausgetragenen Konflikt so betroffen wie Berlin. Als geteilte und doppelte Front- stadt war sie gleichermaßen Symbol und realer Austragungsort des Kalten Krieges. 1953 begann im Ostteil der erste größere Aufstand innerhalb des Ostblocks; im Zuge der 1958 ausgelösten Zweiten Berlin-Krise drohte von hier aus eine Eskalation in den Dritten Weltkrieg ihren Ausgang zu nehmen; und mit dem Mauerbau von 1961 schien die Teilung der Welt auf Jahrzehnte hin zementiert worden zu sein. Gleich- zeitig erlebte keine andere Stadt der Welt einen so intensiven Austausch zwischen den Systemen. Aufgrund der räumlichen Nähe drangen westliche Radiosendungen, aber auch vor dem Reichstag stattfindende Pop- und Rock-Konzerte sowie an der Mauer gehaltene Reden in den Ostteil der Stadt. Das direkt an der Grenze gelegene Springer-Hochhaus war so platziert worden, dass es von Osten aus intra muros zu liegen schien. Auf der Berlin-Wannsee mit Potsdam verbindenden Glienicker Brücke begegneten sich verfeindete Agenten Auge in Auge. Und die nach dem Mauerbau geschlossenen Transferabkommen ermöglichten zwischen beiden Teilstädten einen alltäglichen Austausch zwischen den Menschen zweier Systeme, wie er nirgends sonst auf der Welt möglich war (13). Paradoxerweise korrespondierte dieser politischen Ausnahmestellung als Front- stadt ein eklatanter Bedeutungsverlust als politische Metropole. Zwar hatte sich Ost- Berlin schon vor der Auflösung der ostdeutschen Länder im Jahre 1952 als politisches Zentrum des SED-Regimes etabliert. Doch sollte es zu keinem Zeitpunkt mehr den ehemaligen Status einer Weltstadt zurückgewinnen (14). Die zentralen politischen Ent- scheidungen wurden nicht hier, sondern in Moskau getroffen; und die friedliche Revo- lution von 1989 nahm ihren Ausgang nicht in Ost-Berlin, sondern in Leipzig. Auch die

Berlin als Hauptstadt im Nachkriegsdeutschland und Land Berlin 1945-1985, mit einem statistischen Anhang zur Wahl- und Sozialstatistik des demokratischen Berlin 1945-1985, hg. von der Arbeits- gruppe Berliner Demokratie (Berliner Demokratie 1919-1985, Bd. 2), Berlin/New York, 1987; David Clay Large, Berlin. Biographie einer Stadt, München, 2002, S. 347-602; Wolfgang Ribbe, Berlin 1945- 2000. Grundzüge der Stadtgeschichte, Berlin, 2002; Martin Sabrow, „Vierzig getrennte Jahre. Berlin- West/Berlin-Ost“, in: Julius H. Schoeps (Hg.), Berlin. Geschichte einer Stadt, Berlin, 2007, S. 176-211; Bernd Stöver, Kleine Geschichte Berlins, München, 2012, S. 83-150; Werner Süß, Ralf Rytlewski (Hg.), Berlin. Die Hauptstadt. Vergangenheit und Zukunft einer europäischen Metropole, Bonn, 1999; Florian Urban, „La ville divisée. 1945-1990“, in: David Sanson (Hg.), Berlin. Histoire, promenades, anthologie et dictionnaire, Paris, 2014, S. 93-134 sowie das unter dem Titel „Le nouveau Berlin. 1989- 2014“ veröffentlichte Interview mit der Stadtsoziologin Claire Colomb, in: ebd., S. 135-164. 11 Zur Verflechtungsgeschichte der beiden deutschen Staaten siehe Hermann Wentker, „Zwischen Abgrenzung und Verflechtung: deutsch-deutsche Geschichte nach 1945“, Aus Politik und Zeitge- schichte (3. Januar 2005), S. 10-17. 12 Siehe etwa Wilfried Rott, Die Insel. Eine Geschichte West-Berlins 1948-1990, München, 2009. 13 Das omnipräsente Nebeneinander von Teilung und ambivalenter Aufeinander-Bezogenheit ist auch zahlreichen zeitgenössischen Fotografien zu entnehmen. Siehe dazu Hans-Ulrich Thamer, Barbara Schäche, Alltag in Berlin. Das 20. Jahrhundert, Berlin, 2016. 14 Vgl. auch Albert Scharenberg (Hg.), Berlin: Global City oder Konkursmasse? Eine Zwischenbilanz zehn Jahre nach dem Mauerfall, Berlin, 2000. Einleitung 7

Besonderheit West-Berlins als Vorposten der sogenannten ‚Freien Welt‘ konnte nicht verhindern, dass mit dem Untergang der Reichshauptstadt der Verlust des ehemali- gen Metropolencharakters einherging. Wohl deklarierte der Deutsche Bundestag am 6. Februar 1957 Berlin offiziell zur Hauptstadt und galt Bonn bis zuletzt nur als provi- sorische Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Als Appendix der föderalisti- schen Bundesrepublik trat West-Berlin aber seit 1945 einen Gutteil seiner Funktionen an Städte wie Frankfurt am Main oder Düsseldorf ab, was auch in demographischer und sozioökonomischer Hinsicht zu mitunter gegenläufigen Entwicklungen führte. Ausgerechnet die Insellage und der allmähliche sozioökonomische Niedergang waren es indes, die West-Berlin in den 1960er Jahren zum Epizentrum der Außer- parlamentarischen Opposition (APO) und seit den 1970er Jahren zum Anziehungs- punkt für ethnische Minderheiten und die Neuen Sozialen Bewegungen machten, wodurch neuartige Subkulturen entstanden und West-Berlin mittelfristig zu einem Laboratorium der modernen pluralen Gesellschaft und zum Zentrum einer innova- tiven Kulturszene wurde. Auch in Hamburg oder Wuppertal entstanden solche Mili- eus. Aber nur in West-Berlin existierte über einen Zeitraum von rund zwanzig Jahren ein historisch einmaliges Biotop, das westdeutsche Jugendliche und avantgardisti- sche Künstler aus aller Welt anzog und das sich erst infolge der Öffnung der Mauer allmählich verflüchtigte. Gleichzeitig trugen massive staatliche Subventionen und Steuererleichterungen dazu bei, die Anschlussfähigkeit der Stadt an die westdeutsche Entwicklung aufrechtzuerhalten. Auch Ost-Berlin wurde dank der staatlichen Sub- ventionspolitik, aber auch infolge der Herausbildung eines eigensinnigen Milieus am Prenzlauer Berg seit den 1970er Jahren als sozioökonomischer und soziokultureller Mittelpunkt des Landes wahrgenommen. Berlin eignet sich somit in vielerlei Hinsicht und aus verschiedenen methodischen Perspektiven als Gegenstand stadthistorischer Forschung: als Frontstadt ist es zum einen ein repräsentativer Ort des Kalten Krieges, an dem sich politische, soziale, öko- nomische und kulturelle Prozesse der Auseinander- und der Gegenentwicklung sowie der wechselseitigen Perzeption besonders gut studieren lassen. Zum anderen bilden die beiden stets aufeinander bezogenen Teilstädte spätestens seit der sich Ende der 1950er Jahre abzeichnenden und 1961 erfolgten nahezu hermetischen Abschließung einen alltagspolitischen und soziokulturellen, aber auch einen verkehrspolitischen und stadtplanerischen Sonderfall – einen Sonderfall, der sich erst seit Mitte der 1990er Jahre aufzulösen begann. Denn mit dem politischen Bedeutungsgewinn ging auch ein schleichender Verlust an soziokultureller Autonomie einher. Insofern sind die Jahre 1957 und 1994 nicht als eindeutige Zäsuren zu verstehen, sondern als politische Sig- nale (Hauptstadtbeschluss, Berlin-Bonn-Gesetz), die auf die bereits vor dem Mauerbau vollzogene Teilung bzw. die sich seit dem Mauerfall vollziehende Wiedervereinigung der Stadt reagierten. Dieser sich vor allem in den Bereichen Politik, Kultur und Städtebau manifestie- renden Doppelfunktion Berlins als Exemplum und Sonderfall wollen wir mit diesem Dossier nachgehen. Der erste Teil versteht sich als Einleitung in die Stadtgeschichte mit zwei Beiträgen, die einen Bogen über den gesamten Zeitraum (von 1957 bis 1994) spannen. So zeigt Hélène Miard-Delacroix, inwiefern sich die Entwicklung der Stadt Berlin über Jahrzehnte hinweg wie ein Seismograph des Kalten Kriegs betrachten 8 Revue d’Allemagne lässt. Dies gilt sowohl für das Selbstverständnis der beiden Stadthälften als auch für die Haltung der Alliierten der Stadt gegenüber. Boris Grésillon legt den Schwerpunkt auf die kulturelle Entwicklung der Stadt. Dabei geht er ebenfalls auf die Rolle der Alliierten ein und untersucht, inwiefern das Aussehen Ost- bzw. Westberlins (durch Architektur, Städtebau und Verkehrspolitik), aber auch die kulturpolitischen Ereig- nisse, welche die jeweilige Stadthälfte geprägt haben, maßgeblich von den Alliierten beeinflusst wurden, gewollt oder ungewollt. Der zweite Teil fokussiert die verschiedenen Bereiche der Kunst- und Kulturszene. Während Elisa Goudin unter Bezug auf die Prämissen der Verflechtungsgeschichte sich auf die Kulturpolitik in Ostberlin konzentriert, geht Kerstin Hausbei näher auf die Theaterlandschaft und insbesondere auf die Verdoppelung der Einrichtungen nach der Teilung bzw. deren Schicksal nach dem Ende dieser Teilung ein, wobei auch die Einbettung der Berliner Theaterlandschaft in die bundesdeutsche bzw. ostdeutsche Theaterwelt berücksichtigt wird. Schließlich beschäftigt sich Krijn Thijs mit der 1987 abgehaltenen 750-Jahr-Feier. Zunächst zeigt er, wie sich diese notwendigerweise von der Feier von 1937 abgrenzen musste. Sodann stellt er die Überlegungen, Prinzipien und Fragestellungen vor, die zu den beiden Feiern in Ost- und Westberlin geführt haben und arbeitet mit Hilfe eines vergleichenden Blicks heraus, wie sehr der Hinter- grund der Systemkonkurrenz und der politische Kontext die Form der Doppelfeier bestimmten. Der dritte Teil versammelt zwei Texte zum Thema ‚Wohnen‘. Während sich Hubert Guicharrousse mit der Geschichte der Berliner Großensembles am Beispiel der Gro- piusstadt befasst, geht Patrick Farges den Straßenschlachten im Kreuzberg der frühen achtziger Jahre nach und beschreibt die Entwicklung der Hausbesetzerszene zwischen 1979 und 1982. Der vierte und letzte Teil untersucht die Art und Weise, wie Berlin in verschiede- nen Medien dargestellt wurde. Medien werden hier im weiten Sinne verstanden: es geht sowohl um die Medienlandschaft als auch um die Darstellung der Stadt in Film und Photographie. Valérie Robert zeigt, inwiefern man trotz der Teilung von einer verschränkten Mediengeschichte der Stadt sprechen kann – was sie am Beispiel der Person Axel Springer und der Opposition bzw. des Protestes gegen ihn herausarbeitet. Diane Barbe widmet sich in ihrem Aufsatz ausgewählten Spielfilmen, deren Hand- lung in West- bzw. Ost-Berlin verankert ist. Dabei zeichnet sie nach, wie anhand der Analyse der Orte, in denen sich die Geschichten entfalten, gezeigt werden kann, dass im Lauf der Zeit eine Änderung des Verhältnisses der Figuren zu der Stadt stattfindet. Im letzten Beitrag des Dossiers entwirft Hans-Ulrich Thamer eine Alltagsgeschichte Berlins vor dem Hintergrund der Politik, indem er Photographien aus verschiedenen Jahrzehnten auswählt und analysiert. Einleitung 9

Remerciements Le présent dossier, consacré à la question d’option « civilisation » au programme de l’agrégation externe d’allemand (2017-2018) est le résultat d’une journée d’étude qui s’est tenue à la Maison Heinrich Heine à Paris les 10 et 11 février 2017. Nous souhaitons exprimer ici toute notre reconnaissance à sa directrice, Madame Christiane Deussen, et à toute son équipe pour le chaleureux accueil qui nous a été réservé. Nous tenons également à remercier les personnes et institutions sans lesquelles l’organisation de cette journée n’aurait pas été possible. Ce sont le Deutscher Akademischer Aus- tauschdienst (DAAD), l’UFR d’Études germaniques et nordiques de l’Université Paris Sorbonne (Paris 4), le Département d’Études germaniques à l’Université Sorbonne Nouvelle / Paris 3, le Centre d’études et de recherches sur l’espace germanophone (CEREG, Paris 3) et le projet du Pôle HALL « Réalité vs perception des conflits » à l’Université Paris Sorbonne Cité. Nos remerciements vont également à Léo Ritte pour son assistance lors de la journée d’étude et à Béatrice Pellissier pour son aide lors des relectures d’articles. Nous souhaitons enfin exprimer toute notre gratitude à Catherine Maurer, direc- trice de la Revue d’Allemagne. Grâce à son précieux soutien, ce dossier a pu être publié dans un très court délai. Merci enfin à toute l’équipe de la revue pour son travail rapide et efficace. Valérie Carré et Armin Owzar Paris, le 30 mars 2017

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 11 T. 49, 1-2017

Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide

Hélène Miard-Delacroix *

Il est difficile de n’évoquer qu’en quelques pages le statut politique de Berlin pendant les presque quarante années concernées par le programme de l’agrégation d’allemand (1957-1994). Cela l’est plus encore si l’on prend en considération comme point de départ l’année 1945 qui est une borne chronologique plus pertinente pour le statut de la ville. Aussi est-ce un demi-siècle qu’il s’agit ici de brosser, en mettant en lumière l’imbrication des aspects internationaux et des aspects intérieurs de la question ainsi que leurs répercussions pour la vie dans la ville. Ville quadripartite entre le début de l’été 1945 et l’accord 2 + 4 ouvrant la voie à l’unité allemande du 3 octobre 1990, Berlin occupa une position très particulière dans le pays divisé, à la fois une parenthèse et un condensé de la question allemande. Elle fut le lieu de l’affrontement des grandes puissances, d’un face à face entre deux blocs et deux systèmes fondés sur deux visions antagonistes du monde, un espace de tension et de crises dans la Guerre froide (1). Cette esquisse met en évidence la continuité juridique, la succession de crises, la relativité des assouplissements obtenus et finalement l’emprise sur l’espace de ce lieu marqué par la Guerre froide.

Un cadre spécifique et rigide issu de 1945 – la question du droit Entre la défaite du Reich allemand au printemps 1945 et le règlement international des aspects extérieurs de l’unification en 1990, Berlin conserva à plusieurs titres un caractère exceptionnel. La géographie plaça la ville au milieu de la zone d’occupation soviétique puis de la RDA, ce qui lui valut d’être libérée par l’Armée rouge dans les tout derniers jours d’avril 1945. Suivant l’ordre de Staline de faire flotter le drapeau de

* Professeur d’histoire et de civilisation allemande à l’université Paris-sorbonne – Paris 4. 1 Rolf Steininger, Der Kalte Krieg, Francfort-sur-le-Main, Fischer, 2003 ; Jost Dülffer, Europa im Ost-West-Konflikt 1945-1991, Munich, Oldenbourg, 2004 ; Bernd Stöver, Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947-1991, Munich, Beck, 2007. 12 Revue d’Allemagne l’Union soviétique au sommet du Reichstag au plus tard le 1er mai, quelques soldats y parvinrent in extremis dans les dernières heures du 30 avril et réitérèrent la scène pour le photographe le 2 mai. L’image iconique ainsi produite symbolisa l’écroulement du Reich par l’évocation de la capitale en ruines, les colonnes de fumée rajoutées a posteriori en arrière-plan venant en renfort de cette lecture (2), au moment où le vainqueur soviétique installait les communistes allemands du Groupe Ulbricht aux postes de décision. Or, en septembre 1944, l’European Advisory Commission (EAC) avait, suite aux conférences de Moscou et de Téhéran en 1943, décidé que l’Allemagne serait conjoin- tement occupée en zones, de même que le serait le Grand-Berlin en secteurs, avec une commission de contrôle interalliée. Face au refus de Staline de céder le terrain gagné à Berlin, l’application de cette décision ne put avoir lieu qu’après que les États-Unis eurent cédé aux Soviétiques, le 28 mai 1945, une partie de la Thuringe déjà libérée par leurs troupes, en échange de secteurs pour les Occidentaux à Berlin. L’arrivée des troupes britanniques, américaines et françaises dans la partie occidentale de la ville matérialisa le statut quadripartite de l’ancienne capitale du Reich tel qu’il allait être décidé et fixé lors de la conférence qui se tint à Potsdam du 17 juillet au 2 août 1945. Cette conférence, qui exigea la mise en place de deux couloirs aériens au-dessus de la zone soviétique afin de permettre le transport des délégations américaine et britan- nique, aboutit à l’accord de Potsdam du 2 août qui constitua le fondement juridique du statut de l’Allemagne pour les décennies à venir et fixa les rapports avec les quatre puissances victorieuses. Berlin y est mentionnée à part en tant que capitale de l’Empire allemand dans ses frontières du 31 décembre 1937, et est l’objet d’une gestion collective. Les conséquences de ce statut quadripartite furent nombreuses pour Berlin. La répartition spatiale en quatre secteurs, qui demeura en droit, glissa rapidement vers une partition de fait en deux parties de ville en lien avec les zones correspondantes, à l’Est et à l’Ouest. Mais le même statut, de par le principe de libre circulation des occupants dans l’ensemble de la ville, contribua au maintien de flux et d’infrastruc- tures tant en matière d’approvisionnement que pour le réseau du métro permettant la circulation des personnes et des marchandises. L’organe de la gestion collective par les quatre puissances victorieuses était le Conseil de contrôle allié, situé à Berlin Schöneberg. Mais son efficacité cessa avec sa paralysie en 1948 lorsque les Soviétiques bloquèrent tout accord en représailles contre la signature du pacte de Bruxelles, l’al- liance défensive qui deviendra UEO, le 20 mars 1948. Toutefois, le Conseil de contrôle survécut et demeura l’institution majeure du quadripartisme à Berlin. Résultat de la géographie et du droit ainsi fixé, Berlin-Ouestdevint pour des décen- nies un îlot de liberté au milieu du régime communiste, tant dans la réalité que dans les représentations. La crise de 1948, avec le blocus des secteurs occidentaux par l’Union soviétique et la mise en place du pont aérien allié vers Tempelhof qui permit d’approvisionner Berlin-Ouest de juin 1948 à mai 1949 (3), joua un rôle majeur dans le

2 Jörn Glasenapp, « Die Sowjetflagge auf dem Reichstag – Ikone des Sieges », in : Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (éd.), Bilder im Kopf. Ikonen der Zeitgeschichte, Cologne, DuMont, 2009, p. 50-57. 3 Wilfried Loth, Die Teilung der Welt. Geschichte des Kalten Krieges 1941-1955, Munich, dtv, 2000 (éd. augm.), p. 229-236 ; Cyril Buffet, Mourir pour Berlin. La France et l’Allemagne, 1945-1949, Paris, Armand Colin, 1991. Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide 13 développement d’infrastructures autonomes à l’Ouest d’une part, et dans la création d’un imaginaire collectif de résistance d’autre part. En même temps que cet épisode ins- taurait une infinie gratitude envers les États-Unis, Berlin devenait un enjeu de mémoire en lutte. En 1951 était érigée devant l’aéroport de Tempelhof la sculpture d’Eduard Lud- wig comme monument commémoratif du pont aérien. Parmi les édifices symboliques, la porte de Brandebourg, à la lisière du secteur soviétique, l’était certainement plus que tout autre pour matérialiser le face à face des deux régimes. Ce n’est pas un hasard si de toutes les images du soulèvement du 17 juin 1953, celle d’un cortège d’ouvriers en colère passant ses arcs en agitant des drapeaux allemands est restée à l’Ouest. Justement, pour l’Allemagne de l’Ouest qui était devenue République fédérale d’Al- lemagne en mai 1949, Berlin (Ouest) était une exclave où s’appliquait le droit ouest- allemand. Mais son appartenance au territoire fédéral ainsi revendiquée par Bonn était contestée par les Alliés en raison du statut quadripartite de la ville. Aussi le droit constitutionnel ouest-allemand prévoyait-il une place et un régime très particuliers pour Berlin. Assimilée à une ville-État comme Hambourg et Brême au statut de Länder, Berlin-Ouest disposait d’organes du législatif (Chambre des députés – Abgeordneten- haus) et de l’exécutif (Sénat) avec à sa tête un maire (Regierender Bürgermeister), mais les décisions de ces organes étaient soumises à l’autorité des trois alliés occidentaux sans l’aval desquels aucune loi régionale votée et aucune décision de l’exécutif n’étaient valides (4). Les Allemands de l’Ouest obtinrent certes que des députés fussent élus à Berlin pour représenter la ville au Bundestag mais ces députés n’avaient qu’une voix consultative et ne participaient pas au vote des lois fédérales (5). Il en allait de même de la représentation de Berlin au Bundesrat (6). Et lorsque ces députés devaient se rendre à Bonn pour siéger, ils prenaient l’une des trois lignes de train ou empruntaient l’une des trois autoroutes qui traversaient la RDA, mais en aucun cas un avion de la Lufthansa : en raison du statut quadripartite de la ville, la navigation civile était et resta assurée uniquement par les compagnies Pan Am, British Airways et Air France qui reliaient plusieurs villes de République fédérale aux trois aéroports des trois secteurs occiden- taux, Tempelhof, Gatow et Tegel. Les liaisons entre Berlin-Est et les pays frères étaient, en miroir, assurées à l’aéroport de Schönefeld situé dans le secteur soviétique.

Pétrification de la division à Berlin après la crise de 1958 ou l’immobilisme contraint La rigidité de la réglementation des accès à Berlin est une des continuités frap- pantes de la situation exceptionnelle de la ville pendant la Guerre froide. Elle montre combien le maintien de l’îlot de Berlin-Ouest au milieu de la RDA incommodait autant cette dernière que l’Union soviétique. Selon l’accord du 30 novembre 1945 et

4 La coopération des Alliés occidentaux et des autorités ouest-allemandes à Berlin « qui doivent faciliter l’exercice de leur responsabilité à Berlin » est évoquée notamment dans l’accord général sur l’Alle- magne, Deutschlandvertrag, du 26 mai 1952, Art. 6. 5 Bundeswahlgesetz (BWahlG) § 54, Berlin-Klausel. 6 Les différents textes réglementant la vie publique (Loi fondamentale, loi électorale, loi sur les partis en particulier) comportaient une clause spécifique sur Berlin Berlin-Klausel( ). Toutes ces clauses dispa- rurent après la réunification. 14 Revue d’Allemagne le règlement du 20 octobre 1946, les avions occidentaux n’étaient autorisés à traver- ser l’espace aérien de la RDA qu’en empruntant l’un des trois couloirs (ou corridors) d’une trentaine de kilomètres de large et d’une hauteur fixée entre environ 800 m et 3 000 m ; ils étaient surveillés par le Berlin Air Safety Center (BASC) situé au siège du Conseil de contrôle. Toute infraction provoquait une réclamation du représentant soviétique, voire un incident diplomatique (7). Après avoir proposé aux Occidentaux, en 1956, de limiter l’affrontement des deux blocs en adoptant une « coexistence pacifique », Khrouchtchev raviva la tension avec son ultimatum du 27 novembre 1958 qui provoqua la seconde crise de Berlin (8). Avec la ferme intention d’éliminer l’îlot capitaliste au milieu de la RDA, il exigeait le retrait des forces alliées de Berlin dans un délai de six mois et la transformation de Berlin-Ouest en ville libre et démilitarisée, à défaut de quoi il signerait un traité séparé avec la RDA. Les Occidentaux défendirent le maintien du statu quo et la crise se prolongea dans un bras de fer entre les puissances. Le 25 juillet 1961, Kennedy répondit à un nouvel ultimatum soviétique par ses three essentials, c’est-à-dire les trois points sur lesquels les États-Unis ne cèderaient pas : la présence des trois Occidentaux à Berlin-Ouest, le libre accès à la ville et la capacité de sa survie. Khrouchtchev, agacé, voulait en finir avec cette « dent pourrie » qu’était Berlin-Ouest, mais en aucun cas il ne voulait la guerre (9). Pour les autorités est-allemandes, le problème principal résidait dans l’un des corol- laires du statut quadripartite, la libre circulation entre les secteurs à Berlin. En dehors des plus de 50 000 Est-Allemands faisant quotidiennement la navette vers Berlin- Ouest pour des raisons professionnelles, ces facilités de passage étaient une chance pour les candidats à un départ définitif de la RDA : Berlin trou de souris pour la fuite vers l’Ouest. Le nombre élevé de ces départs vidant la RDA d’une partie de ses forces vives provoqua tension et nervosité au début de l’année 1961 (10). Face à cet exode mas- sif (11), Walter Ulbricht réclamait depuis plusieurs mois l’autorisation du Kremlin et du Pacte de Varsovie de fermer la frontière entre les secteurs. Afin de lever les éticencesr de Moscou où l’on était peu enclin à un accrochage avec les autres Alliés, Ulbricht provoqua une nouvelle hausse des départs en juillet et août en évoquant habilement la question de la construction d’un mur à Berlin lors d’une conférence de presse devenue célèbre, le 15 juin 1961. Il obtint finalement le feu vert soviétique à condition que le mur n’empiète pas sur les secteurs occidentaux et que l’on soit prêt à reculer en cas de

7 Pour pacifier les relations, le Royaume-Uni, les États-Unis et la France respectèrent ces couloirs aériens. Les Soviétiques exigeaient en outre qu’ils ne soient utilisés que pour approvisionner les occu- pants et non pour faire voler des avions de combat. Toutefois, afin de manifester le droit collectif des Alliés sur l’ensemble de l’Allemagne, les États-Unis firent voler en 1959 un appareil Lockheed C-130 à haute altitude au-dessus de la RDA considérée comme zone soviétique. Par la suite, les vols à visée d’espionnage ne furent pas rares. 8 Michael Lemke, « Die Berlinkrisen von 1948/49 und 1958 bis 1963 », in : Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (éd.), Krisen im Kalten Krieg, Hambourg, HIS, 2008, p. 204-243. 9 Gerhard Wettig, Chruschtschows Berlin-Krise 1958 bis 1963. Drohpolitik und Mauerbau, Munich, Oldenbourg, 2006, p. 171. 10 Jean-Paul Cahn, Ulrich Pfeil, « Introduction », in : J.P. Cahn, U. Pfeil (éd.), Allemagne 1961-1974. De la construction du Mur à l’Ostpolitik, Villeneuve d’Ascq, Septentrion, p. 9-27, ici p. 9. 11 Helge Effner, Bettina Heidemeyer (éd.), Flucht im geteilten Deutschland. Erinnerungsstätte Notauf- nahmelager Marienfelde, Berlin, be.bra, 2005. Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide 15 réaction des autres Alliés. La construction du Mur à Berlin qui débuta le dimanche 13 août à 1 h du matin (12) fut donc une mesure de verrouillage accompagnée de l’affir- mation que la Volkspolizei était compétente pour contrôler, au alors mis en place, l’entrée des Occidentaux à Berlin-Est, y compris les fonctionnaires et officiels ayant le statut de forces d’occupation. Pensant que les États-Unis ne s’inté- ressaient qu’à Berlin-Ouest, les Soviétiques laissèrent faire. Mais cette entorse au statut quadripartite portant sur l’ensemble de la ville était inadmissible pour les Alliés occi- dentaux. C’est ainsi qu’eut lieu un accrochage à Checkpoint Charlie fin octobre 1961, les Américains bluffant un peu en avançant des chars le 25 octobre, puis à nouveau le 27 octobre, à la limite des secteurs sur la Friedrichstraße. Le 28 octobre montra au monde entier un face à face de chars américains et soviétiques, qui finirent par recu- ler après quelques heures, d’un commun accord. Mais les Américains avaient gagné : la présence des chars soviétiques (et non est-allemands) donnait la preuve que pour Moscou aussi on demeurait bien dans le statut de Potsdam (13). Le Mur provoqua la pétrification de la division arbitraire en plein milieu des quar- tiers. Des rues, anciennes artères de circulation, étaient coupées. Les habitants durent s’habituer à une nouvelle géographie urbaine et trouver de nouveaux parcours dans cette configuration dont la durée était indéterminée (14). Pendant les 28 années de son existence le Mur contribua à façonner de nouvelles pratiques spatiales, en particulier pour les Berlinois de l’Est qui avaient vu descendre un rideau de fer devant la vitrine berlinoise (15). Maintenant commençait une nouvelle époque à l’abri du Mur après la « fondation subreptice de la RDA » qu’avait représentée la construction du Mur (16). Sa justification officielle comme « rempart antifasciste », propagée dans des campagnes orchestrées par les autorités est-allemandes, n’était pas bien crédible pour tous les habitants de Berlin-Est mais beaucoup s’en contentèrent toutefois en s’installant dans la névrose de l’isolement protecteur (17). Berlin était un paradoxe : un mur courait tout autour de Berlin-Ouest et enserrait l’îlot occidental entre des murailles, mais ceux qui étaient vraiment enfermés et interdits de sortie n’étaient pas les Berlinois de l’Ouest. C’étaient les Allemands de RDA, à Berlin-Est et tout autour de la vitrine capitaliste.

12 Rolf Steininger, Der Mauerbau : Die Westmächte und Adenauer in der Berlinkrise 1958-1963, Munich, Olzog, 2001 ; Edgar Wolfrum, Die Mauer. Geschichte einer Teilung, Munich, Beck, 2009 ; Cyril Buffet, « La construction du Mur de Berlin », in : Cahn/Pfeil, Allemagne 1961-1974 (note 10), p. 31-44 ; Bernd Eisenfeld, Roger Engelmann, 13.8.1961 : Mauerbau. Fluchtbewegung und Macht- sicherung, Ausgabe BStU Berlin, 2001 (2e éd.) ; Hans-Hermann Hertle, Konrad Jarausch, Christoph Klessmann (éd.), Mauerbau und Mauerfall. Ursachen – Verlauf – Auswirkungen, Berlin, Ch. Links, 2002 ; Hélène Miard-Delacroix, « Le Mur comme matérialisation de la démarcation dans l’Alle- magne divisée », Allemagne d’aujourd’hui, n° 194 (2010), p. 76-85. 13 G. Wettig, Chruschtschows Berlin-Krise (note 9), p. 194-200. 14 Caroline Garrido, « Événement et émotion dans la construction d’un savoir historique : les terri- toires de l’historien(ne) du temps présent », in : Emmanuel Droit, Hélène Miard-Delacroix, Frank Reichherzer, Penser et pratiquer l’histoire du temps présent ; Essais franco-allemands, Villeneuve d’Ascq, Septentrion, 2016, p. 157-166. 15 C. Buffet, « La construction du Mur de Berlin » (note 12), p. 43. 16 « Heimlicher Gründungstag der DDR », Dietrich Staritz, Geschichte der DDR 1949-1985, Francfort- sur-le-Main, Suhrkamp, 1985, p. 138. 17 Marion Detjen, « Die Mauer », in : Martin Sabrow (éd.), Erinnerungsorte der DDR, Munich, Beck, 2009, p. 387-402, ici p. 393-394. 16 Revue d’Allemagne

Le Mur lui-même devint un espace dans la ville (18) avec une emprise grandissante sur le territoire de Berlin-Est. Dans les premiers mois et les premières années après sa construction, les habitants des maisons trop proches furent expulsés, les fenêtres murées, puis les maisons démolies, en particulier dans la Bernauer Straße dont le trot- toir sud était en secteur soviétique, alors que le nord faisait partie du secteur français. Le Mur comme édifice de défense fut modernisé au cours des ans, avec l’ajout de dis- positifs variés dans le no man’s land situé entre le « mur avant » au contact de l’Ouest et le « mur arrière » côté Est, jusqu’auquel pouvaient s’avancer les citoyens de l’Est. Tandis que le Mur devenait un lieu de visite, comme « mur de la honte » pour les hôtes occi- dentaux, mais aussi comme rempart antifasciste pour les invités du Bloc, on assista à une pacification relative de l’espace de contact. Berlin était installé dans la division (19).

Le statu quo dans la détente et le regain de tension – Berlin-Est et Berlin-Ouest entre attraction et compétition À partir du milieu des années 1960, les autorités est-allemandes multiplièrent les contrôles et les tracasseries à l’entrée des autoroutes de transit traversant la RDA et conduisant à Berlin-Ouest, de telle sorte que le trafic entre Allemagne fédérale et Ber- lin s’en trouvait extrêmement ralenti. Pour la République fédérale, il fallait obtenir de l’Union soviétique qu’elle contraigne la RDA à respecter le statut quadripartite. Mais même si le gouvernement ouest-allemand de Willy Brandt était engagé dans les traités de l’Ostpolitik normalisant les relations avec l’Union soviétique et la Pologne (traité de Moscou du 12 août 1970 et traité de Varsovie du 7 décembre 1970), c’était aux Alliés occidentaux d’obtenir ce respect. Ce fut l’objet des négociations en vue de l’accord quadripartite sur Berlin, signé le 3 septembre 1971 par les ministres des Affaires étrangères des Quatre. Le résultat reconfirma et pérennisa les principes de Potsdam concernant Berlin. Ainsi Moscou accepta de signer que « le gouvernement de l’Union des républiques socialistes soviétiques déclare que la circulation en transit des personnes et marchandises civiles entre les secteurs occidentaux de Berlin et la République fédérale d’Allemagne, par la route, le rail et la voie d’eau à travers le terri- toire de la République démocratique allemande, ne sera pas entravée ». En échange, les Occidentaux acceptèrent de confirmer la non-appartenance en droit de Berlin-Ouest à l’Allemagne fédérale : « les gouvernements de la République française, du Royaume- Uni et des États-Unis d’Amérique déclarent que les liens entre les secteurs occiden- taux de Berlin et la République fédérale d’Allemagne seront maintenus et développés, compte tenu de ce que ces secteurs continuent de ne pas être un élément constitutif de la République fédérale d’Allemagne et de n’être pas gouvernés par elle. » Après les lentes négociations entre RFA et RDA menées en vue de l’établissement de relations contractuelles entre les deux États allemands, la signature du traité fon- damental le 21 décembre 1972 permit un relatif assouplissement des relations entre les

18 ThomasFleming , Hagen Koch, Die Berliner Mauer. Geschichte eines politischen Bauwerks, Berlin, be.bra, 2001. 19 La visite au Mur était un passage obligé pour les hôtes des deux côtés. Ont été particulièrement remar- quées les visites des présidents américains Kennedy le 27 juin 1963, Nixon en 1969, Reagan en 1982 et 1987, mais aussi à Berlin-Est de Yasser Arafat en 1971 et de Fidel Castro en 1972. Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide 17 deux parties de la ville. Dans la Hannoversche Straße, à Berlin-Est, la représentation permanente de la République fédérale d’Allemagne près la République démocratique allemande faisait fonction d’ambassade sans en avoir le statut selon Bonn puisque la RDA n’était pas un pays étranger. Le terme près la RDA (et non en RDA) était aussi une précision de taille car elle exprimait l’attachement à l’existence d’une seule Alle- magne, le respect du statut quadripartite et le fait que Berlin-Est ne faisait pas partie de la RDA, comme Berlin-Ouest ne faisait pas partie intégrante de la RFA. Le traité fondamental fut suivi d’une série d’accords bilatéraux, réglant notamment des pro- blèmes locaux qui touchaient par exemple des questions d’approvisionnement ou de gestion des transports. Aussi la municipalité de Berlin-Ouest resta-t-elle en état de négociation permanente avec l’autre côté (20), poursuivant la politique des petits pas au niveau local. Un exemple de l’approche pragmatique et d’apaisement a été donné, en septembre 1983, par la visite du maire Richard von Weizsäcker à Erich Honecker qui le reçut au château Niederschönhausen à Pankow (21) et où l’on discuta notamment de la gestion par l’Ouest de la S-Bahn pour l’Est. Pour autant, les deux parties poursuivaient leur compétition afin de voir reconnu le statut de capitale pour « leur » Berlin. Comme précisé plus haut, Berlin ne pouvait, en droit, être ni la capitale de la RDA, ni celle de la RFA. Mais Moscou tolérait la reven- dication est-allemande de faire de Berlin « la capitale de la RDA », tandis que les Occi- dentaux acceptaient la position de l’Allemagne fédérale sur Berlin-Ouest comme Land Berlin (West). La RDA misait sur la normativité des faits imposés par le discours (22) et les cartes postales tirées par centaines de milliers et montrant Berlin Hauptstadt der DDR étaient autant de munitions dans ce combat. Afin de lutter contre la menace de l’isolement, les Allemands de l’Ouest multiplièrent les initiatives pour faire de Berlin-Ouest un pôle d’attraction. Une mesure séduisante était destinée à la jeunesse qui se trouvait dispensée de service militaire si elle résidait dans la ville, en particulier pour étudier à l’Université libre ou à l’Université technique. C’est ainsi que Berlin-Ouest devint un centre universitaire majeur de l’Allemagne fédérale, rivalisant avec d’autres villes comme Francfort-sur-le-Main comme foyer de contestation et de vie alternative. Dans les années 1980, Berlin-Ouest était devenu la ville où il se passe toujours quelque chose, un biotope accueillant notamment une scène alternative, des artistes d’avant-garde, des squats, et plus généralement qui dif- fusait l’image d’un lieu où étaient possibles des modes de vie plus libérés. Mais Berlin resta aussi, sous la surveillance des puissances victorieuses, un lieu de concurrence entre les systèmes. Il ne fallait pas lâcher Berlin. Jusqu’à la réunification, les Alliés occidentaux manifestèrent de la méfiance quant au possible affaiblissement de leur droit de regard lié au statut. On le vit lors des festivités du 750e anniversaire de la fondation de la ville. Eberhard Diepgen, maire de Berlin-Ouest depuis 1984, aurait bien

20 Werner Link, « Der lange Weg zum ‘geregelten Nebeneinander’. Die Deutschlandpolitik der Bun- desrepublik Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre », in : Christoph Klessmann, Deutsche Vergangenheiten – eine gemeinsame Herausforderung. Der schwierige Umgang mit der Nachkriegs- geschichte, Berlin, Ch. Links, 1999, p. 997-114, ici p. 113. 21 Richard v. Weizsäcker, Vier Zeiten. Erinnerungen, Berlin, BvT, 2002, p. 277-278. 22 Le terme renvoie à la notion de Normativität des Faktischen ou normative Kraft des Faktischen du juriste du xixe siècle, Georg Jellinek. 18 Revue d’Allemagne souhaité des contacts plus étroits avec l’autre partie mais il se heurta au scepticisme et à l’observation attentive des Alliés (23). Pour la France notamment, les services du Quai d’Orsay et de l’Élysée suivirent avec la plus grande attention les démarches autonomes des Allemands de l’Ouest et rappelèrent les prérogatives des Alliés à Berlin, conçues aussi pour protéger les intérêts ouest-allemands. Ainsi le président Mitterrand déclara-t-il à une émission de télévision sur la chaîne ZDF, le 30 avril 1987, « la France continuera à remplir les devoirs qui sont les siens envers Berlin et sa population pour qu’un jour viennent enfin l’écroulement des murs et l’apaisement des ressentiments. […] Berlin peut compter sur la France ». En retour, le maire de Berlin observa la plus grande attention à ne pas froisser les Alliés et à les consulter « avant d’arrêter définitivement sa position » (24). Mais à Paris, on relevait avec souci « la participation de présidents de plusieurs Länder ouest-allemands [aux festivités] en violation de l’accord quadripartite sur le statut de la ville, constamment grignoté par les autorités est-allemandes » (25). L’ambassadeur de France à Berlin-Est, Joëlle Timsit, concluait le 1er décembre 1987 que « l’année s’est soldée par l’échec, prévisible il est vrai, de la politique des invitations réciproques et par un dur- cissement au printemps des relations de la RDA avec Berlin (Ouest) : gel des négociations sur les échanges de territoires, arrêt des contacts interarrondissements » (26). Il serait toutefois erroné de conclure de cette surveillance et de cette notion « d’occu- pation » que les Berlinois de l’Ouest en auraient été agacés. Au contraire, les sondages occidentaux montraient leur satisfaction générale d’être protégés (27). Et beaucoup considérèrent le statut particulier de Berlin comme une condition favorable à la vie culturelle et intellectuelle et à l’explosion artistique dans la partie Ouest de la ville (28).

La réunification ou Berlin entre Altlasten et atouts On ne peut retracer ici les étapes de la révolution pacifique dans la ville de Berlin qui trouva un acmé et un soulagement avec l’ouverture du Mur le soir du 9 novembre 1989. La « capitale de la RDA » fut, entre l’automne 1989 et l’été 1990, le théâtre d’une transition vers la démocratie avec pour étapes majeures la Table ronde centrale (qui siégea chaque semaine du 7 décembre 1989 au 12 mars 1990) et les élections libres à la Chambre du peuple le 18 mars 1990. Pour le statut de la ville elle-même furent essentielles les négociations et l’accord dit « 2 + 4 » qui fut signé à Moscou

23 Krijn Thijs, Party, Pomp und Propaganda. Die Berliner Stadtjubiläen 1937 und 1987, Berlin, Nico- laische Verlagsbuchhandlung, 2012 ; et id., dans ce numéro. 24 Note du conseiller Musitelli à F. Mitterrand, 4.11.1986, Archives nationales (AN), 5 AG 4 6579, papiers Jean-Louis Bianco. Aussi note de synthèse du CAP rédigée par Anne-Marie Le Gloannec (CERI), 16.04.1987, évoquant « les enjeux d’un anniversaire » et le « risque » attaché à la rencontre de Diepgen avec Honecker et le maire de Berlin-Est Krack « de souscrire aux thèses est-allemandes et miner la légitimité de la présence alliée dans la ville », AN, cellule diplomatique, 5 AG 4 CD 173. 25 Note du secrétaire général de la Défense nationale, 29.12.1987, AN, cellule diplomatique, 5 AG 4 CD 189. 26 Note Joëlle Timsit (Berlin-Est), 1.12.1987, AN, cellule diplomatique, 5 AG 4 CD 173. 27 Institut für Markt- und Medienforschung, Meinungsumfrage im Auftrag des SFB, 21.10.1985, cité in : David E. Barclay, « Kein neuer Mythos. Das letzte Jahrzehnt West-Berlins », Aus Politik und Zeit- geschichte, 65/46 (2015), p. 41 (n 24). 28 Peter Bender, Wenn es West-Berlin nicht gäbe, Berlin, Siedler, 1987 ; et la recension de Bernd Rudolph, « West-Berlin als Mittler », Die Zeit, 6.11.1987. Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide 19 le 12 septembre 1990 par les quatre puissances victorieuses et les représentants des deux États allemands. Il entra en vigueur le 15 mars 1991. Accordant la pleine sou- veraineté à l’Allemagne en lui donnant le feu vert pour sa réunification politique, le traité mit un terme aux droits et obligations des Alliés de Potsdam sur l’Allemagne entière et sur Berlin. Un second traité, du 25 septembre 1990, portait sur le « règle- ment de questions particulières concernant Berlin ». Il ne toucha que l’Allemagne fédérale et les trois Alliés occidentaux, entra provisoirement en vigueur avec l’unité allemande le 3 octobre 1990, puis définitivement le 13 septembre 1994 (29). En appli- cation de ces accords, les personnels d’occupation (de l’américaine , de la britannique Berlin Infantry Brigade, et les Forces françaises à Berlin) quittèrent leur secteur respectif en 1994, laissant des infrastructures empreintes de leur passage, comme le Quartier Napoléon dans le secteur français, devenu la Caserne Julius Leber. Aujourd’hui encore des ponts et des rues portent dans ce quartier les noms français des années d’occupation. Le démantèlement du mur de Berlin fit apparaître la plaie infligée à la ville. Mais même si le contraste fut important entre les deux parties de la ville pour ce qui est de l’état de l’habitat, des infrastructures urbaines et des chaussées, les cicatrices s’estom- pèrent beaucoup plus vite qu’attendu. Les mots de Willy Brandt parlant de zusam- menwachsen, comme le font les tissus au moment de la cicatrisation d’une blessure, trouvèrent à Berlin une illustration notable. Toutefois de nombreuses différences perdurèrent longtemps, y compris dans la fièvre de construction qui accompagna le transfert de la capitale fédérale de Bonn à Berlin. Le traité d’unification entré en vigueur le 3 octobre 1990 fixa la fusiondu Land de Berlin (Ouest), jusqu’alors limité à la partie occidentale de la ville, avec la partie orientale, formant désormais le Bundesland de Berlin qui reconstituait à peu près la ville dans son état prévu par la loi sur le Grand Berlin de 1920. Mais même si le traité plaçait la capitale à Berlin, il fallait encore que soit adopté le déménagement des institutions de Bonn à Berlin. Avant que soit votée, le 20 juin 1991, cette loi dite « Berlin-Bonn », un débat opposa, traversant tous les partis, partisans et opposants au déménagement depuis les rives du Rhin très à l’Ouest vers celles de la Spree cette fois tout à l’Est du pays. La voix des opposants se fit entendre en particulier avec l’argument de l’énormité du coût et l’argument de l’importance de manifester la continuité de la République fédérale malgré la réunification. S’y ajouta la question de l’image de Berlin ancienne capitale de l’Empire alors que l’ancrage à l’Ouest était parfaitement incarné par la modeste Bonn. Les partisans du déménagement rétor- quèrent en arguant qu’il était conséquent d’aller enfin s’installer dans la capitale qui avait toujours été espérée au cours des dernières décennies, et qu’il était important d’envoyer un signal positif à la partie Est de l’Allemagne venant d’adhérer à l’ordre démocratique et constitutionnel de la République fédérale, ainsi qu’à l’Europe cen- trale et orientale. Il fallait enfin, aussi, redonner à l’Allemagneune normalité en la dotant d’une capitale digne des métropoles mondiales (30). Le vote fut juste, une courte

29 BGBl. II (1994), p. 3703. 30 Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik von 1949 bis in die Gegenwart, Munich, Siedler, 2009, p. 820-821. 20 Revue d’Allemagne majorité de 338 voix l’emporta pour le déménagement, contre 320 voix hostiles au départ de Bonn. Un compromis fut aussi trouvé par le maintien de certains minis- tères et institutions à Bonn, tandis que la majeure partie déménagea à Berlin. Mais il fallut attendre 1999 pour que la première séance du Bundestag se tienne dans le Reichstag rénové à Berlin. Car le déménagement entraîna des travaux et des inves- tissements pharamineux, publics comme privés. Dans certains quartiers, Berlin se couvrit de grues, notamment pour la reconquête de l’espace dans le no man’s land de l’ancienne Potsdamer Platz qu’il s’agissait de ressusciter comme carrefour de la modernité urbaine. Les terrains furent vendus à de grandes sociétés comme Daimler et les architectes transformèrent le lieu en un quartier aux formes futuristes. Ce fut ensuite le tourisme qui acheva de transformer en métropole la ville qui avait vécu pendant une cinquantaine d’années en état d’exception. En métropole à visibilité mondiale, Berlin a définitivement changé de statut. Avec le recul, on peut encore deviner à Berlin ces « frontières fantômes » (31) qui perdurent dans l’ensemble des pays de l’ancien bloc soviétique. Malgré les brassages de population et la gentrification de quartiers qui les rendent méconnaissables aux anciens habitants, ce sont des modes de vie et des parcours dans la ville qui perdurent ; ce sont aussi des traces que l’on retrouve jusque dans les choix politiques. Comme dans beaucoup de villes, chacun estime que « son » Berlin est le vrai, le meilleur. À Berlin plus qu’ailleurs, la représentation mentale de la ville est sans aucun doute une de ses plus solides pérennités, en particulier pour l’Est, malgré le changement des noms de rues au début des années 1990. Au-delà de la fameuse Ostalgie, cette nostalgie d’un passé utopique matérialisé dans des objets, des rituels et autres lieux de mémoire, le succès du Ampelmännchen, le petit bonhomme au signal du passage piéton, créé à l’Est en 1961, a transformé un élément d’identité est-allemande en symbole (bien commer- cialisé) d’une ville en rapide mutation.

Résumé Ville quadripartite entre le début de l’été 1945 et l’accord 2+4 ouvrant la voie à l’unité allemande du 3 octobre 1990, Berlin occupa une position très particulière dans le pays divisé, à la fois une parenthèse et un condensé de la question allemande. Elle fut le lieu de l’affrontement des grandes puissances, d’un face à face entre deux blocs et deux sys- tèmes fondés sur deux visions antagonistes du monde, un espace de tension et de crises dans la Guerre froide. La période étudiée est marquée par la continuité juridique dans le cadre spécifique et rigide issu de 1945, par la succession de crises aboutissant à la pétrifi- cation de la division et à l’immobilisme contraint, par la relativité des assouplissements obtenus entre détente et regain de tension et dans la compétition des deux parties de la ville et enfin par l’emprise sur l’espace de ce lieu marqué par la Guerre froide.

31 Béatrice von Hirschhausen et al., Phantomgrenzen. Räume und Akteure in der Zeit neu denken, Göttingen, Wallstein, 2015. Berlin, ville quadripartite, dans les tensions et crises de la Guerre froide 21

Zusammenfassung Die Viermächtestadt Berlin nahm zwischen dem Sommer 1945 und dem 2+4-Ver- trag, der den Weg zur Wiederherstellung der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ebnete, einen einzigartigen Platz im geteilten Deutschland ein. Sie war Klammer und Konzentrat der deutschen Frage zugleich. In der spannungs- und krisenreichen Zeit des Kalten Kriegs standen sich in Berlin die Blöcke und die auf zwei unterschiedlichen Welt- anschauungen ruhenden Systeme gegenüber. Vier Aspekte werden hier untersucht: die juristische Kontinuität im spezifischen Rahmen des Potsdamer Abkommens; die Abfolge von Krisen, die zur Versteinerung der Teilung und zur erzwungenen Immobilität führ- ten; das Zustandekommen von relativen Kontakterleichterungen im Zusammenspiel von Entspannung und erneuter Spannung und im Wettstreit der zwei Stadtteile; schließ- lich die räumlichen Spuren, die der Kalte Krieg in der Stadt hinterlassen hat.

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 23 T. 49, 1-2017

La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994

Boris Grésillon *

Introduction Berlin, 1957-1994. Pour le commun des mortels, les bornes chronologiques fixées par le jury de l’agrégation d’allemand n’évoquent pas grand-chose. Que ce soit pour ce qui est de l’histoire politique, géopolitique ou culturelle de Berlin, ces deux dates ne sont pas marquantes. Mais à y regarder de plus près, elles sont rattachées à deux événe- ments qui, bien que n’étant pas de même nature, peuvent être malgré tout rapprochés. 1957 évoque avant tout l’Interbau, c’est-à-dire l’Internationale Bauausstellung, l’ex- position internationale d’architecture de Berlin-Ouest, qui a marqué le paysage archi- tectural de cette partie de la ville et qui a donné naissance au quartier de la Hanse, le Hansaviertel en bordure du Tiergarten. L’Interbau de Berlin-Ouest est une réponse politico-urbaine très claire à l’édification de la Stalinallee dans la partie Est de la ville, inaugurée en grande pompe en 1953 d’après les plans de l’architecte Hermann Hen- selmann. Autrement dit, la première borne chronologique fait clairement référence à l’histoire architecturale et urbanistique des deux Berlin. Quant à 1994, on ne peut pas dire que ce soit une date marquante dans l’histoire architecturale, urbanistique et même culturelle de Berlin. Les très grands chantiers, ceux de la Potsdamer Platz et du quartier gouvernemental (Spreebogen, Reichstag, chancellerie, ministères), vont démarrer un peu plus tard, en 1995. De même, les mémoriaux (mémorial aux victimes de l’Holocauste, mémorial du Mur) et les musées mémoriels (musée juif construit par Daniel Libeskind, Topographie des Terrors) seront édifiés à la fin de la décennie 1990. En revanche, l’année 1994 revêt une certaine importance sur le plan politique car elle correspond au retrait définitif des troupes alliées de Berlin, autrement dit à la fin concrète de la Guerre froide sur le sol berlinois et allemand.

* Professeur de géographie à l’université d’aix-Marseille, chercheur associé au Centre Marc Bloch et à l’université Humboldt de Berlin. 24 Revue d’Allemagne

Du même coup, il est tentant d’interpréter le sujet proposé comme ressortant de l’histoire culturelle et politique de Berlin au temps de la Guerre froide. En essayant de trouver un lien entre un événement architectural en 1957 et un événement politique en 1994, le seul qui semble s’imposer est lié à la présence alliée dans Berlin. En effet, l’Interbau de 1957, on le verra, se déroule en partie sous l’influence de l’urbanisme états-unien. De plus, en 1957, les Américains inaugurent la Kongresshalle (aujourd’hui nommée Maison des cultures du monde, Haus der Kulturen der Welt), un cadeau qu’ils font à la ville de Berlin-Ouest, située non loin du Hansaviertel. De son côté, la Stalinallee, malgré ses quelques spécificités germaniques, correspond aux canons de l’art socialiste tels que dictés par Moscou. On peut donc considérer ces trois évé- nements architecturaux comme des actes politiques. Et en 1994, ces mêmes Alliés, après avoir beaucoup investi le terrain berlinois, se retirent de la ville en laissant aux Berlinois le soin de décider de leur destinée. On peut raisonnablement en déduire que l’intention du jury est d’orienter les candidats vers une lecture politique, marquée par l’influence des Alliés, de l’évolution culturelle, artistique, architecturale et urbaine de Berlin entre 1957 et 1994. À l’appui de cette thèse, on rappellera que Berlin fut sous administration alliée pendant toute cette période et que sa marge de manœuvre politique, économique, culturelle fut singulièrement réduite. Nous déclinerons cette perspective, à savoir « Berlin sous tutelle des Alliés », à travers trois périodes de durée inégale. Ainsi, on verra comment les deux Berlin se forgent une nouvelle identité dans la dépendance à l’égard des États-Unis d’un côté et de l’URSS de l’autre (années 1950 et 1960) ; puis comment dans les deux décennies suivantes (1970 et 1980), les deux villes s’émancipent progressivement de cette tutelle, sans qu’elle dis- paraisse pour autant ; et enfin comment la chute du Mur et la réunification inaugurent une nouvelle ère marquée par l’effacement puis le retrait des forces alliées. Dans un premier temps, entre 1957 et la fin des années 1960, Berlin est placé sous el signe de la reconstruction. Les deux décennies suivantes, 1970 et 1980, correspondent à la période des expérimentations. Enfin, la dernière période, 1990-1994, est placée sous le signe de la réunification et correspond à ce qu’on pourrait appeler l’apprentis- sage de l’autonomie.

I. 1957 – fin des années 1960 : la reconstruction dans la dépendance 1. En urbanisme et en architecture En 1957, Berlin se relève tout doucement de la guerre. Les habitants sont loin d’avoir effacé les stigmates des bombardements. Certains quartiers, à l’Est comme à l’Ouest, sont encore à moitié en ruines. La Kongresshalle va d’ailleurs être édifiée sur un champ de ruines. Elle figurera pendant longtemps comme un isolat au sein d’un no man’s land en bordure du Tiergarten lui-même réduit à néant par les flammes pendant les bombardements alliés en 1945. Le bâtiment, contribution de l’architecte américain Hugh Stubbins à l’exposition internationale d’architecture, a été érigé en 1957. Co- financé par le gouvernement américain, il a une valeur forte car il est censé symboliser l’amitié retrouvée et le dialogue intellectuel renoué entre les Allemands de l’Ouest et les Américains. On a beaucoup disserté sur son architecture inédite avec son toit en forme de coquillage ouvert. Ce qui est sûr, c’est que c’est un témoin précieux de ce qu’on pourrait qualifier d’« architecture américaine de réconciliation ». La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 25

Quant à l’Interbau, c’est bien plus qu’une vaste entreprise de reconstruction du Hansaviertel. C’est une réponse idéologique à la Stalinallee. De fait, tout les oppose. Autant la Stalinallee est une « magistrale » minérale impressionnante dans ses dimen- sions, construite sur le modèle des grands axes à la gloire du socialisme triomphant, autant le Hansaviertel est un ensemble d’immeubles variés disséminés dans la verdure du Tiergarten tout proche, construits par les plus grands architectes internationaux de l’époque (parmi lesquels Le Corbusier et Oskar Niemeyer). La Stalinallee est une avenue monumentale flanquée d’immeubles identiques. Le Hansaviertel est un quar- tier urbain dans la verdure au sein duquel chaque immeuble « signé » par un architecte de renom est différent. Ce qui est fascinant à travers ces deux réalisations, les pre- mières vraiment marquantes de l’après-guerre, c’est qu’elles sont le fidèle reflet de deux idéologies, qui trouvent avec l’urbanisme et l’architecture un terrain privilégié pour s’exprimer (1). On voit bien à quel point les deux Berlin servent de vitrine à des grands desseins qui les dépassent. Plus que jamais, en pleine Guerre froide, l’architecture et l’urbanisme sont politiques. 2. En art Il en va de même en art. La culture aussi est politique. À Berlin-Est, les autorités se dépêchent de reconstruire ou de rénover les grandes institutions culturelles, comme le Staatsoper, le Deutsches Theater, l’île aux musées ou encore le Berliner Ensemble, qui accueillera la troupe de Bertolt Brecht de retour d’exil en 1949. Mais ce n’est pas tout. En RDA, comme dans toute République socialiste et plus généralement dans tout régime totalitaire, l’art est fortement teinté d’idéolo- gie. Walter Ulbricht, le tout-puissant ministre-président de la RDA, cherche, dans les années 1950, à imposer un art officiel, qu’on a qualifié de « réalisme socialiste », à l’ensemble du milieu artistique. Devant la résistance d’une partie de celui-ci, le pou- voir change de tactique et impose en 1959 « la voie de Bitterfeld » (Bitterfelder Weg) qui consiste à inciter les ouvriers à s’emparer des outils de l’art pour exprimer le triomphe de la classe ouvrière – et à écarter les artistes « suspects » de ce même mouvement. Il s’ensuit une période de mise au pas de l’art et des artistes dissidents, qui culmine avec l’édification du Mur en 1961. La culture est-allemande vit alors ses heures les plus sombres. Mais paradoxalement, l’édification du Mur de Berlin va quelque peu des- serrer l’étreinte du régime sur les artistes est-allemands. En effet,le Mur remplissant sa fonction essentielle, à savoir empêcher la fuite de dizaines de milliers de citoyens est-allemands à l’Ouest, l’État a beau jeu de se montrer un peu plus magnanime envers les artistes est-allemands, qui de toute façon sont désormais prisonniers en leur propre

1 Cela dit, hormis les projets de prestige qui concernent la partie centrale et que tout oppose, en périphé- rie, les grands programmes de logement se ressemblent davantage, avec de grands ensembles de tours et de barres comme il en fleurit partout en Europe dans les années 1960. Mais la spécificité du Berlin divisé, c’est de se construire dans l’opposition, afin de prouver au monde entier qu’on est supérieur à son frère ennemi. Ainsi, les grands ensembles de Marzahn puis de Hellersdorf à Berlin-Est répondent non seulement à un besoin impérieux de logements mais ils peuvent aussi être interprétés comme des réponses socialistes aux programmes de grands ensembles lancés à Berlin-Ouest au début des années 1960, avec le Märkisches Viertel au nord et Gropiusstadt au sud. Voir sur ce point la contribution de Hubert Guicharrousse dans ce numéro. 26 Revue d’Allemagne pays et vont devoir tôt ou tard, pense le Politbüro du SED, rentrer dans le rang. Il résulte de cette fragile ouverture des œuvres critiques, qui marquent les années 1960 de leur empreinte, à l’instar du roman Der geteilte Himmel / Le ciel partagé de Christa Wolf (1963) et de son adaptation par le réalisateur Konrad Wolf (1964). À Berlin-Ouest, la situation est fort différente, mais elle est également sur-détermi- née par les champs de force de la géopolitique européenne. Ainsi, sur le plan cultu- rel, il s’agit de rivaliser avec le riche paysage culturel de Berlin-Est. Par conséquent, grâce aux subventions de l’État fédéral et du plan Marshall, le Sénat de Berlin édifie un « Théâtre populaire libre » Freie( Volksbühne) pour répondre à la Volksbühne de l’Est comme on a édifié auparavant une université « libre » Freie( Universität) grâce aux fonds américains, en réponse à l’Université Humboldt située à Berlin-Est et jugée idéologiquement orientée. On construit, sur des plans de l’architecte Hans Scharoun, une deuxième bibliothèque nationale (Staatsbibliothek) pour faire pièce à son homo- logue de Berlin-Est. À proximité, toujours sur des plans de Scharoun, sera édifiée en 1963 la fameuse Philharmonie (2 400 places) ainsi que la Neue Nationalgalerie en 1968 par l’architecte Mies van der Rohe, le tout constituant un « forum culturel » (« Kultur- forum ») devant concurrencer celui d’Unter den Linden à l’Est – qui comprend pour mémoire : le Staatsoper, le Komische Oper, le Maxim-Gorki-Theater, la Neue Wache, le Deutsches historisches Museum, le Berliner Dom, la Museumsinsel et ses cinq musées nationaux dont le Pergamon Museum, et un peu plus loin l’Admiralspalast, le Friedrich- stadtpalast, le Berliner Ensemble et le Deutsches Theater. Sur le plan radiophonique, la Guerre froide bat son plein. Dès 1946, pour contrer la radio mise en place par les Soviétiques, Américains et Britanniques créent une nou- velle radio, RIAS – Rundfunk im amerikanischen Sektor – qui va jouer un rôle essentiel auprès de la population de Berlin-Ouest jusqu’à la réunification. Adossés à la radio RIAS, un chœur (RIAS-Kammerchor), un orchestre symphonique (RSOB – Rundfunk- Symphonie-Orchester-Berlin) et d’autres formations musicales vont voir le jour dans les années 1950 pour faire pendant à leurs homologues de Berlin-Est (Rundfunk- Orchester und Chöre). À la fin des années 1960, les deux dispositifs culturels de Berlin-Est et de Berlin- Ouest sont en place, et en observant cette ville qui voit double, au « ciel partagé », cette ville qui a désormais deux bibliothèques « nationales », deux galeries de peinture « nationales », deux chœurs et orchestres radiophoniques et deux Volksbühnen, on est comme pris de vertige, dans ce jeu de miroir incessant entre l’Est et l’Ouest et l’im- pression de paradis quelque peu artificiel qui en résulte. Lesdeux décennies suivantes vont proposer des paradis artificiels d’un tout autre ordre.

II. Les décennies 1970-1980 : les années d’expérimentation 1. À Berlin-Ouest Le mouvement étudiant marque évidemment une rupture dans l’histoire politique, sociale et culturelle de Berlin-Ouest comme dans celle des autres grandes villes d’Europe. À l’image de la ville et de sa jeunesse engagée politiquement, la révolu- tion étudiante sera davantage violente que festive à Berlin-Ouest. La mort tragique de l’étudiant Benno Ohnesorg, abattu par un policier le 2 juin 1967 au cours d’une La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 27 manifestation, puis l’attentat perpétré sur le leader étudiant Rudi Dutschke le 11 avril 1968 vont contribuer à durcir et à radicaliser le mouvement étudiant. Ne trouvant pas de réel débouché politique, hormis sous des formes extrêmes (cf. naissance de la fraction Armée rouge – Rote Armee Fraktion), il s’épanouira finalement sur le terrain artistique, culturel et social. C’est la période de remise en question de l’ordre établi et de l’expérimentation sociale et artistique la plus radicale. Ainsi, des « Kommunen », c’est-à-dire des mini- communautés autogérées, des « WG » (pour Wohngemeinschaften), c’est-à-dire des appartements habités à plusieurs selon le principe de la colocation, se mettent en place, tandis que les squats illégaux fleurissent un peu partout dans le quartier de Kreuz- berg essentiellement (2), qui devient le symbole de la contre-culture en Allemagne de l’Ouest – ainsi que le symbole de la communauté turque, solidement implantée dans le quartier depuis l’arrivée des premiers « Gastarbeiter » dans les années 1960. Sur le plan artistique, la culture alternative autoproclamée expérimente des formes nouvelles, souvent à la frontière entre l’art et la politique : cirques itinérants, sit-ins, théâtre de rue, activisme à la façon du mouvement Dada, théâtre politique en langue turque (cf. le rayonnement du théâtre Tiyatrom de Kreuzberg, unique en son genre), nouveau théâtre pour enfants et adolescents (cf. succès du Grips Theater), cabarets politiques, cinéclubs critiques, etc. À la fin des années 1970, un mouvement musical finit par s’imposer, sur le modèle de Londres, c’est le punk, avec des groupes légendaires comme PVC ou Nina Hagen Band, qui se produisent dans des lieux tout aussi légendaires, tels le club SO-36 ou le Tempodrom. L’attractivité de Kreuzberg sur la jeunesse rebelle de la RFA ne fait alors que grandir, renforcée par le fait que Berlin-Ouest est la seule ville d’Allemagne de l’Ouest où le service militaire n’est pas obligatoire. C’est ainsi que convergent vers Berlin-Ouest et notamment vers Kreuzberg tous les « Querdenker » de la nation (lit- téralement « ceux qui pensent de travers » ou « qui pensent autrement »), sur fond de consommation quasi légale de toutes sortes de drogues. Attirés par l’aura sulfureuse de Kreuzberg, des artistes internationaux comme David Bowie ou Iggy Pop passeront des années dans ce quartier, y créant quelques-uns de leurs meilleurs albums, et par- ticipant ainsi du mythe. Dans les années 1980, d’autres styles de musique s’imposent, plus électroniques, avec notamment Blixa Bargeld et les Einstürzende Neubauten (un nom imprononçable pour un groupe de légende). Enfin, c’est aussi à Kreuzberg que naît un nouveau théâtre, la Schaubühne, dirigée par le metteur en scène Peter Stein et réunissant les meilleurs comédiens de cette géné- ration, Jutta Lampe, Bruno Ganz, Edith Clever, Otto Sander. Ce théâtre organisé en « Kommune » où tout est partagé va également devenir un mythe, avant de s’exiler en 1981 sur le noble Kurfürstendamm. Sur le plan architectural, l’heure est aussi à l’expérimentation. Dans le cadre des deux « IBA » (IBA-Alt et IBA-Neu) de l’Internationale Bauausstellung de 1984 à 1987, de nombreux îlots de Kreuzberg, Tiergarten ou Schöneberg sont reconstruits ou rénovés avec soin, comme l’expression de « rénovation douce » (behutsame Stadterneuerung), forgée pour l’occasion, le laisse entendre. Quant aux nouvelles constructions issues

2 Voir l’article de Patrick Farges sur les Hausbesetzer de Kreuzberg dans ce même numéro. 28 Revue d’Allemagne de l’IBA-Neu, elles doivent respecter les principes de la « reconstruction critique » (kritische Rekonstruktion) édictés par l’architecte Josef-Paul Kleihues, qui imposent aux maîtres d’œuvre de respecter les dimensions traditionnelles (hauteur, longueur) des immeubles berlinois. Ainsi, au grand dam des promoteurs, les constructions en hauteur, pourtant à la mode au début des années 1980, sont bannies. Il faut ici souli- gner le rôle majeur des « activistes » de Kreuzberg, qui, dès les années 1970, s’opposent farouchement à la destruction façon table rase (Kahlschlagsanierung) de très nom- breux immeubles « Gründerzeit » (construits au tournant des xixe et xxe siècles), certes endommagés par la guerre mais susceptibles d’être réhabilités. D’une certaine manière, l’IBA vient couronner leurs succès, arrachés de haute lutte à travers des actions spec- taculaires d’occupation des immeubles. Comme le dit avec du recul Hardt-Waltherr Hämer, le directeur de l’IBA-Alt : « À l’époque, la rénovation urbaine était un acte révolutionnaire contre le cartel de l’éco- nomie immobilière et de la politique. Aujourd’hui elle est pratiquée quotidiennement dans la ville existante » (3). Ce que la rénovation urbaine à Kreuzberg comportait, entre autres, de révolution- naire, c’est qu’elle impliquait systématiquement les habitants dans la rénovation de leurs logements. Ces derniers étaient les interlocuteurs de l’architecte et avaient le pouvoir de faire des suggestions. Ce processus de construction démocratique a, certes, un peu ralenti l’édification des immeubles mais il s’en est ensuivi des constructions variées, originales, de grande qualité, « öko » avant l’heure, visibles par exemple le long du Landwehrkanal. S’agissant essentiellement de logements sociaux, destinés aussi bien à des familles nombreuses d’origine turque qu’à des couples sans travail, on peut dire qu’une certaine forme d’utopie était devenue réalité. Plus généralement, il est frappant de constater qu’en l’espace de deux décennies, dans la foulée de mai 1968, les acteurs alternatifs de Berlin-Ouest vont inventer de nouveaux genres artistiques, de nouvelles façons d’habiter et de faire la ville qui sont révolutionnaires pour l’époque et qui, pour certains, sont rentrés dans les mœurs depuis. Ce qui caractérise la période, c’est à la fois le goût du risque, l’inventivité et une conscience politique aiguë de la part d’acteurs culturels militants. Les résultats de ce cocktail détonnant frappent par leur audace et leur avant-gardisme. Le quartier de Kreuzberg en fut le principal réceptacle, et secondairement les arrondissements voisins de Schöneberg, Tiergarten et Tempelhof. 2. À Berlin-Est Côté Est aussi, les choses bougent, même si c’est moins visible, moins spectacu- laire qu’à Kreuzberg. N’oublions pas qu’en régime totalitaire, l’art et la culture ont à se conformer à l’idéologie promue par le pouvoir, en l’occurrence celle du « réalisme socialiste ». Les artistes qui dérogent à la règle sont catalogués comme « anti-commu- nistes », « anti-socialistes », « ennemis du peuple », « occidentaux » et sont rapidement

3 « Damals war Stadterneuerung ein revolutionärer Akt gegen das Machtkartell von Wohnungswirt- schaft und Politik. Heute ist sie zum alltäglichen Umgang mit der bestehenden Stadt geworden. » Source : site de la Société d’architecture d’Autriche, ÖGFA, consulté le 16.02.2017, https://oegfa.at/ programm-1/vortraege/behutsame-stadterneuerung-und-iba-alt. La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 29 interdits de publication ou de représentation. Combien d’architectes non conformes n’ont jamais pu construire un bâtiment ! Combien d’écrivains ont vu leur espoir de publication anéanti par la censure ! Combien de metteurs en scène dissidents n’ont jamais pu franchir les portes d’un théâtre ? On ne le saura jamais. Néanmoins, à par- tir de 1970, une forme de culture alternative commence à naître ; elle porte les noms évocateurs de « culture de niche » (Nischenkultur) ou de « sub-culture » (Subkultur). Elle ne peut en effet prétendre à plus. Mais elle est bien présente dans les interstices du pouvoir et de la culture officielle. Dans toutes les grandes villes est-allemandes, Leipzig, Dresde, Halle, Erfurt, Ber- lin-Est, se met en place une « culture de niche ». Celle-ci prend la forme de galeries autonomes, de cercles littéraires, d’ateliers qui se développent dans des arrière-cours ou des appartements privés, en tout cas loin des regards de la Stasi (en fait on sait aujourd’hui que la « Szene » artistique est-allemande faisait l’objet d’une surveillance étroite et même d’une infiltration quasi-systématique par des « agents informateurs » de la police politique). Ainsi, en littérature, des auteurs majeurs comme Christa Wolf, Heiner Müller, Volker Braun ont maille à partir avec le SED mais parviennent quand même, grâce à leur notoriété, à publier leurs romans, tandis que l’écrivain opposant Stefan Heym se fera publier en RFA tout en restant fidèle à la RDA. Il est à noter que ces écrivains de Berlin-Est, éminemment respectés et lus dans les deux Allemagne, ont largement contribué, par leurs écrits puis par leurs actions concrètes lors des derniers mois de la RDA, à saper l’édifice du Mur. En peinture, on constate également que les grands peintres est-allemands, tels ceux de « l’école de Leipzig », bousculent les canons de l’art pictural des deux côtés du rideau de fer. Ainsi, lors de la 6e Documenta de Kassel en 1977, les organisateurs réservèrent pour la première fois une section du Salon à des représentants du « réalisme socialiste » de RDA. Les peintres de « l’école de Leipzig », Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte et Werner Tübke, d’authentiques créateurs interprétant à leur façon (cri- tique, abstraite, faussement historicisante, etc.) la ligne officielle du « réalisme social- iste », firent sensation et déclenchèrent une vive polémique auprès de leurs confrères ouest-allemands, dont certains se retirèrent du Salon en signe de protestation, tandis que d’autres, ainsi que des collectionneurs notamment, manifestèrent de l’intérêt pour leurs œuvres. De la même manière, on peut prendre l’exemple du cinéma est-allemand. Derrière les comédies médiocres ou les films officiels sans importance, quelques chefs-d’œuvre ont pu voir le jour. Parmi ceux-ci, il faut citer le film Die Legende von Paul und Paula de Heiner Carow (La légende de Paul et Paula) qui fut autorisé à sortir sur les écrans en 1973 grâce à l’intervention de Erich Honecker en personne, qui y voyait un film d’amour destiné à la jeunesse. Certes, mais Paul und Paula est avant tout une ode à la liberté, à l’amour passion et à la poésie. Ce film « libertaire » filmé à Berlin-Est comporte donc un aspect subversif évident. Le public est-allemand, qui s’est précipité dans les salles dès sa sortie, ne s’y est pas trompé. Dans un tout autre registre, on peut également citer le filmDie Architekten de Peter Kahane, qui sort sur les écrans en mai 1990 mais dont le scénario avait été autorisé par le régime en 1989, juste avant la chute du Mur. Ce film, qui conte les déboires d’un jeune collectif d’architectes de Berlin-Est broyé et interdit de construire par les fonctionnaires du ministère, a valeur 30 Revue d’Allemagne de symbole pour toutes les tentatives créatives de réformer le système de l’intérieur. Comme Die Legende von Paul und Paula, Die Architekten est tourné à Berlin-Est, confirmant un peu plus le statut spécial de la capitale de la RDA. Contrairement à ce que l’on pourrait penser, les relations entre artistes de Berlin- Est et de Berlin-Ouest, plus généralement entre créateurs de RDA et de RFA, étaient réelles et parfois régulières. Il s’agissait, certes, de se jauger, mais aussi d’apprendre à se connaître. Ainsi, on sait aujourd’hui que les architectes et urbanistes des deux Berlin entretenaient des liens secrets, du moins très discrets pour échapper à la sur- veillance du régime est-allemand. Même l’architecte officiel du régime et bâtisseur de la Stalinallee Hermann Henselmann rencontrait parfois ses confrères de Berlin- Ouest et échangeait librement avec eux. Cet exemple jette une autre lumière sur les rapports artistiques entre l’Est et l’Ouest sous la Guerre froide, qui étaient bien plus complexes qu’on l’a longtemps pensé et qui ne ressortaient pas de la seule confronta- tion idéologique directe ou de l’ignorance de l’autre. Pour reprendre l’exemple du film Die Legende von Paul und Paula, il fut montré en RFA avec le même succès qu’en RDA puis passa ensuite pendant des années sur les chaînes de télévision publique. Les deux acteurs principaux ont ainsi acquis une certaine notoriété à l’Ouest, ce qui facilita sans doute leur passage en Allemagne de l’Ouest au début des années 1980. Au niveau de la géographie artistique de la RDA, Berlin-Est, de par son statut de capitale d’un État centralisé, revêt à la fin de la période tous les atours d’une capitale culturelle. Même si les deux capitales saxonnes, Leipzig (avec « l’école de Leipzig », l’école des beaux-arts, l’orchestre du Gewandhaus) et Dresde (avec l’opéra du Sem- peroper, les musées royaux – « Zwinger »), constituent d’incontestables pôles culturels majeurs, Berlin-Est concentre malgré tout les studios de cinéma de la DEFA à Babels- berg, les joyaux de l’île aux musées, une scène théâtrale et orchestrale très dense, deux opéras, une bibliothèque nationale, auxquels vient s’ajouter en 1984 à Berlin-Mitte le Friedrichstadt-Palast, « le plus grand et le plus moderne théâtre de divertissement d’Europe » (ce qu’il est encore aujourd’hui). Au niveau de la scène alternative, le pendant de Kreuzberg à Berlin-Est, toutes choses égales par ailleurs, est le quartier de Prenzlauer Berg, qui fait figure de quartier de la bohème et de la contestation en RDA. C’est là que se réunissent de nombreux artistes, écrivains, architectes dissidents. C’est de là aussi qu’un certain nombre d’entre eux choisiront l’exil à l’Ouest après « l’affaire Biermann », autrement dit après l’expul- sion en novembre 1976 du chanteur hostile au régime, Wolf Biermann. Parmi eux, les deux acteurs principaux de Paul und Paula, Angelica Domröse et Winfried Glatzeder, expulsés en 1981. À l’issue de ce parcours à travers les années 1970 et 1980 dans les deux Berlin, une question se pose : comment expliquer cette soudaine floraison, de part et d’autre du Mur, d’une culture contestataire alors même que les deux moitiés de ville continuent de vivre sous tutelle alliée ? C’est justement parce qu’au début de la décennie 1970, la situation politique évolue. Avec l’accord quadripartite de 1971, Berlin-Ouest est reconnu officiellement et acquiert davantage d’autonomie par rapport aux Alliés américains, britanniques et français. En outre, la démographie en berne de Berlin- Ouest pousse les autorités sénatoriales et fédérales à inciter les jeunes Allemands de La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 31 l’Ouest à s’établir à Berlin-Ouest, en passant sous silence le fait qu’un grand nombre d’objecteurs de conscience, d’étudiants engagés politiquement et de « Querdenker » se trouvaient parmi eux. Le terreau subversif de Kreuzberg s’en trouva singulièrement renforcé. Quant à la RDA, le passage de témoin entre Walter Ulbricht et Erich Honecker à la tête du Comité central du SED en 1971 laisse dans un premier temps espérer une tolérance accrue du pouvoir vis-à-vis des créateurs. Effectivement, la sortie du film Paul und Paula en 1973 viendrait corroborer cette thèse. En fait, le dégel fut de courte durée et l’expulsion de Wolf Biermann en 1976 marque clairement une reprise en main du pouvoir. Côté Ouest, les utopies des années 1970 finissent par s’épuiser à la fin des années 1980. Enfin, l’année 1987 marque l’apogée de la rivalité idéologico-culturelle entre les deux moitiés de ville, à l’occasion du 750e anniversaire de la ville, fêté en grande pompe des deux côtés du Mur (4). À Berlin-Est, le Schauspielhaus de l’architecte Karl Friedrich Schinkel est rouvert au public après des années de restauration. Berlin-Ouest « riposte » avec l’inauguration de la Kammermusiksaal, la salle de concert voisine de la Philharmonie. D’un côté, on rouvre une salle de concert traditionnelle édifiée en 1821 ; de l’autre, on inaugure une salle de concert ultra-moderne. À Berlin-Est, on organise parades et inaugurations officielles. À Berlin-Ouest, on préfère lancer de nouveaux festivals et inviter des artistes du monde entier à célébrer la « vitrine de l’Occident ». Sur le plan urbanistique et architectural, Berlin-Ouest fête le succès de l’IBA et de son concept de « rénovation douce », qui préserve le bâti existant ; les autorités de Berlin- Est se félicitent quant à elles de l’avancée du tout nouveau chantier lancé un an plus tôt, la « ville-satellite » de Hellersdorf constituée de barres et située à l’extrême est de la ville. Plus que jamais, les deux villes se tournent le dos, font semblant de s’ignorer alors qu’elles ne cessent de s’épier, et se développent consciemment l’une contre l’autre. Mais dans les deux cas, à la fin de la décennie 1980, les utopies sont à bout de souffle, les modèles idéologiques s’épuisent, comme s’ils tournaient à vide.

III. 1989-1994 : le début d’une nouvelle ère Nous ne revenons pas sur les événements liés à la chute du Mur le 9 novembre 1989, sauf pour signaler quand même que les artistes dissidents de l’Est dont nous avons parlé, tous ceux qui ont été muselés si longtemps par le pouvoir, ont joué un rôle important dans sa chute. Dans les manifestations de Leipzig ou de Berlin, ils ont souvent été aux premières loges, même si l’Histoire les a oubliés ensuite. La chute du Mur de Berlin, totalement inattendue à l’Est comme à l’Ouest, inaugure pour la ville une période inédite à plus d’un titre. 1. La nouvelle donne géopolitique… D’une part, sur le plan politique qui nous intéresse, autrement dit du point de vue des Alliés, le traité dit « 4 + 2 » puis la réunification allemande le 3 octobre 9901 scellent la fin de l’influence des quatre puissances alliées sur l’Allemagne et sur Berlin. Entre

4 Voir l’article de Krijn Thijs dans ce même numéro. 32 Revue d’Allemagne l’effacement de l’armée soviétique et la débandade généraliséedu Bureau politique du SED et du Comité central, les Allemands de l’Est se trouvent bienheureux mais orphe- lins d’une direction politique et les Berlinois de l’Est sans personne à leur tête. Côté Ouest, la situation est nettement moins chaotique, d’autant plus que Helmut Kohl est réélu chancelier triomphalement fin 1990 par les deux Allemagne. Mais à Berlin- Ouest, les Alliés ne pèsent plus et le premier maire élu de la ville réunifiée, Walter Momper, a bien d’autres soucis que de s’occuper de culture. Enfin, Berlin redevient officiellement capitale de l’Allemagne en juin 1991 mais il faudra attendre la toute fin de la décennie 1990 pour que les institutions fédérales s’installent réellement sur les bords de la Spree. Autrement dit, les années 1990 constituent pour Berlin une période de latence politique, dont les acteurs culturels vont profiter. 2. … et ses conséquences sur le terrain Le retrait des troupes alliées a des conséquences à court et moyen terme sur la géo- graphie culturelle du Berlin réunifié. Comme on pouvait s’y attendre, les studios de cinéma de la DEFA à Babelsberg furent repris et continuent de fonctionner comme tels aujourd’hui. De même, l’immeuble de la radio RIAS abrite aujourd’hui Deutsch- landradio ainsi que d’autres radios. Même si la plupart des sites militaires, comme le « quartier Napoléon », base de la principale garnison française située dans le quartier de Reinickendorf, furent rétrocédés à la Bundeswehr qui y installa ses troupes, d’autres connurent des fortunes plus inattendues. Ainsi, l’aéroport militaire américain de Tem- pelhof fonctionna d’abord quelques années comme aéroport civil, puis fut fermé à la fin des années 1990 du fait de sa trop grande proximité avec les habitations. Après une longue période de stase, il trouva une fonction culturelle, ses vastes hangars désaffectés accueillant des concerts de musique techno en été. Puis ce fut la partie extérieure qui fut spontanément utilisée en 2010 par la population sans que le Sénat de Berlin ne s’y oppose. Le site immense devint rapidement un espace de loisirs, de sport et de culture (cirque, théâtre en plein air, jonglerie…) approprié par les Berlinois, ce qu’il est plus que jamais après le succès du référendum de 2014 qui « interdit » au Sénat d’y envisager quelque construction que ce soit. Enfin, depuis l’arrivée massive de réfugiés syriens, irakiens, afghans à Berlin à partir de l’été 2015, l’aéroport lui-même et ses hangars ont servi et servent encore de lieu d’accueil et d’hébergement provisoire pour les réfugiés. Quelle destinée pour cet aéroport édifié par les nazis dans les années 1930, épargné par les bombardements alliés en 1945, transformé en 1948 en base du pont aérien qui permit de sauver Berlin-Ouest du blocus soviétique, utilisé tel quel par l’armée amé- ricaine pendant 40 ans, fermé à la fin des années 1990, rendu aux Berlinois dans esl années 2010 puis utilisé depuis 2015 pour l’accueil de dizaines de milliers de réfugiés ! Tempelhof est à lui seul un condensé de la géopolitique mondiale depuis 80 ans. On pourrait en dire autant de la station d’espionnage américaine installée au sommet de la colline du Teufelsberg (la « montagne du diable »), dans la forêt de . À l’origine, il y avait à cet emplacement une université militaire conçue par l’architecte en chef Albert Speer, très solidement ancrée dans le sol. Les Alliés ne parvenant pas à la détruire, ils décidèrent de la recouvrir de milliers de tonnes de gravats issus des bombar- dements. Du haut de cette colline artificielle, les Américains installèrent une puissante station d’espionnage depuis laquelle ils captaient les signaux hertziens en provenance du bloc de l’Est. Après la chute du Mur, le matériel fut évacué par les Américains et la La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 33 station fut fermée. Dans les années 1990, des investisseurs firent construire des hôtels et des petits immeubles mais le projet n’aboutit pas. C’est là que la culture reprit ses droits. Pendant quelques années, le Teufelsberg fut squatté par une colonie d’artistes qui entreprit de réhabiliter le lieu. La « colline aux grandes oreilles » devint ainsi un lieu d’expérimentation artistique et social. Aujourd’hui, les autorités ont mis fin à cette occupation illégale mais en autorisent l’accès pour des visites guidées. Lieu de formation pour les jeunes nazis, montagne de gravats après la Deuxième Guerre mon- diale, principale station d’espionnage des Anglais et des Américains pendant la Guerre froide, fermeture puis renaissance avortée en tant que gros projet immobilier dans les années 1990, utopie sociale et culturelle temporaire, enfin tentative fragile de mise en tourisme : à sa façon, le Teufelsberg résume bien l’incroyable destinée de Berlin. Pour revenir à notre propos, le départ des Alliés en 1994 a libéré énormément de foncier partout dans la ville et a parfois permis à des projets culturels inattendus de voir le jour. Entre le retrait des forces alliées et l’absence des organes fédéraux sur les bords de la Spree jusqu’en 1999-2000, les acteurs culturels se sont engouffrés dans la brèche et ont, au sens propre, occupé le terrain. 3. La culture et les artistes à l’honneur Profitant consciemment ou inconsciemment de ce vide politique absolument inédit dans l’histoire de Berlin, les artistes, écrivains, créateurs, mais aussi responsables de structures artistiques, médiateurs culturels, opérateurs culturels, investissent le ter- rain berlinois et font très vite parler d’eux. Que ce soit les artistes allemands connus comme Frank Castorf à la tête de la Volks- bühne depuis 1992 ou Thomas Langhoff nommé directeur du Deutsches Theater en 1991, ou les artistes étrangers qui n’hésitent pas une seconde à reprendre les rênes de prestigieuses institutions berlinoises, tels Claudio Abbado à la direction de l’orchestre philharmonique de Berlin, Daniel Barenboim à la tête de l’orchestre du Staatsoper d’Unter den Linden ou Vladimir Ashkenazy à la direction du DSO (Deutsches Sym- phonie-Orchester), tous ces créateurs, au firmament de leur carrière, vont marquer de leur empreinte le paysage musical et culturel post-chute du Mur, et on mesure mieux aujourd’hui à quel point ils ont constitué une chance inestimable pour le renouveau culturel de la ville. Mais Berlin ne saurait se résumer à ses institutions de prestige. La scène off, après les expérimentations des années 1970, va connaître un nouvel âge d’or dans les années 1990. La chute du Mur libère littéralement des énergies créatrices trop longtemps muselées, et en l’absence de pouvoir politique visible, les esprits rebelles de l’Est comme de l’Ouest prennent d’assaut la ville, occupant illégalement d’anciennes friches (cf. Tacheles), transformant des usines ou des entrepôts désaffectés en clubs technos (cf. Bunker, E-Werk, Tresor), squattant chaque appartement inoccupé des quartiers de Mitte et de Prenzlauer Berg. Et il y en avait beaucoup, à cause du départ précipité de nombreux citoyens est-allemands profitant des premières brèches dans el rideau de fer (cf. passages possibles à l’Ouest via la frontière entre la Hongrie et l’Autriche à l’été 1989) ou tournant le dos à la RDA dès les premières heures de l’ouverture du Mur. C’est une période magique, où tout est possible. Le centre-ville de Berlin devient une sorte de scène à ciel ouvert où on refait le monde, même si les tensions restent 34 Revue d’Allemagne vives entre artistes de l’Est et artistes de l’Ouest. Les artistes étrangers, venant des quatre coins du monde, ne sont pas en reste, trouvant en Berlin ces espaces de création dont ils rêvaient, contribuant aussi à la réputation de la ville à l’étranger. La géogra- phie culturelle de la métropole retrouvée se redessine. Les arrondissements de Mitte et Prenzlauer Berg, centraux et aux loyers très abordables, deviennent in, Kreuzberg devient out. Pour la première fois dans l’histoire des capitales européennes, l’une d’entre elles, Berlin, devenait en son centre un terrain de jeu pour les créateurs du monde entier. C’est en cela que Berlin est unique et que les années 1990 constituent un moment exceptionnel de l’histoire de la ville.

Conclusion Cette période a fini, comme toutes les utopies, par s’achever. En gros, elle a duré dix ans, éventuellement divisible en deux, les cinq premières années, de 1989 à 1994, étant celles de tous les possibles, et les cinq dernières années, de 1994 à 1999, la période de l’affirmation du off et d’un début d’institutionnalisation. En 1999-2000, avec l’instal- lation des organes fédéraux à Berlin, avec l’achèvement des immenses chantiers de la Potsdamer Platz et de la Friedrichstraße, dévolus au commerce et au divertissement, avec l’irrépressible essor du tourisme, avec enfin le début d’un processus de gentrifi- cation marqué à Mitte et Prenzlauer Berg, Berlin change d’époque en changeant de siècle. La double reprise en main politique, par le pouvoir municipal et par le pouvoir fédéral, se marque par leur volonté que les choses rentrent dans l’ordre, que la ville se normalise après avoir été si longtemps « anormale », que les aspérités berlinoises se lissent, et aussi que la culture devienne « sexy »… et rentable. L’expression « Arm, aber sexy » (« pauvre mais sexy ») lancée par le maire de Berlin Klaus Wowereit en 2003 devient le slogan officiel de la ville tout au long des années 2000. On peut se deman- der s’il n’est pas remplacé dans la décennie 2010 par l’expression « Reich und sexy geht auch » (« riche et sexy, ça marche aussi ») tant l’argent s’affiche dans les quartiers désormais totalement gentrifiés de Mitte, Prenzlauer Berg et Friedrichshain – ceux-là même, cruelle ironie de l’histoire, qui avaient été le berceau des squats et de la contre- culture 25 ans auparavant. Au demeurant, le moteur créatif berlinois ne s’est pas éteint, loin s’en faut. Côté pile ou officiel, les pionniers des grandes institutions berlinoises ont trouvé leurs dignes héritiers, qui se nomment Simon Rattle à la tête du Philharmonique, Thomas Ostermeier à la direction de la Schaubühne ou la chorégraphe Sasha Waltz à la tête du Radialsystem. Côté face ou alternatif, il est vrai que la plupart des squats d’artistes ont disparu et que la scène off n’a plus rien à voir avec celle de la décennie 1990, mais elle est toujours présente dans tous les domaines de l’art et de l’architecture, suscitant toujours l’attention des professionnels et du public. Les mythes ne meurent jamais complètement.

Indications bibliographiques Volker Braun, Training des aufrechten Gangs. Gedichte, Halle, Mitteldeutscher Verlag, 1979. Cyril Buffet, Berlin, Paris, Fayard, 1993. Collectif, Oper Dynamo West – Die Stadt als Bühne, Ostfildern, Hatje Cantz Verlag, 2010. Claire Colomb, Staging the new Berlin, Londres/New York, Routledge, 2012. La culture sous le sceau de la Guerre froide. Berlin 1957-1994 35

Boris Grésillon, Berlin métropole culturelle, Paris, Belin, 2002. Boris Grésillon, « Le Tacheles, histoire d’un ‘SquArt’ berlinois », Multitudes, 17 (2004), p. 147- 157. Boris Grésillon, « Contre-culture, musique et urbanisme : le cas emblématique de Berlin- Kreuzberg, de la fin des années 1960 à aujourd’hui », in : Charlotte Bomy, André Combes, Hilda Inderwildi (dir.), Contre-cultures à Berlin des années 1960 à nos jours, Cahiers d’études germaniques, 64 (2013). Ares Kalandides, « Berlin : les industries créatives et l’aménagement urbain », in : J.-J. Terrin (dir.), La ville des créateurs, Marseille, Parenthèses, 2012, p. 30-49. Hélène Miard-Delacroix, Le défi européen. Histoire franco-allemande de 1963 à nos jours, Lille/Villeneuve d’Ascq, Presses du Septentrion, 2011. Anaïs Prosaïc, « Rockin’ Berlin », Autrement, numéro spécial sur « Berlin, le ciel partagé », Pa- ris, janvier 1983, p. 120-128. Tobias Rapp, Lost and Sound. Berlin, Techno und den Easyjet Set, Francfort-sur-le-Main, Suhr- kamp/Insel, 2009. Régine Robin, Berlin chantiers, Paris, Stock, 2001. David Sanson (dir.), Berlin, Paris, Robert Laffont, 2015. Wim Wenders, Les ailes du désir, 1987. Christa Wolf, Der geteilte Himmel, Halle, Mitteldeutscher Verlag, 1963.

Résumé Entre 1957 et 1994, c’est-à-dire entre l’inauguration de l’exposition internationale d’architecture de Berlin-Ouest et le retrait des troupes alliées de Berlin, la ville est profon- dément marquée par la Guerre froide et l’occupation des quatre puissances victorieuses. Celles-ci imposent leurs normes architecturales, urbaines et culturelles. On peut diviser la période en trois séquences : de 1957 à 1969, le maître-mot, à Berlin-Ouest comme à Berlin-Est, est la reconstruction sous contrôle allié ; les deux décennies suivantes, de 1970 à 1989, sont celles de toutes les expérimentations ; enfin, la chute du Mur fin 1989 inaugure une ère nouvelle, où le Berlin réunifié doit réapprendre à ne faire qu’un, sans la tutelle alliée. Au total, cette séquence de 40 ans aura été tout sauf une parenthèse historique. Malgré la division et les déchirements, ce fut une période fondatrice.

Zusammenfassung Zwischen 1957 und 1994, d.h. zwischen der Eröffnung der Internationalen Bau-Aus- stellung (IBA) in West-Berlin und dem Rückzug der Allierten, ist die Stadt vom Kalten Krieg und von der Besatzung der vier Siegesmächte tief geprägt. Diese setzen ihre archi- tektonischen, städtebaulichen und kulturellen Normen durch. Die Gesamtperiode lässt sich in drei Teile einteilen: Zwischen 1957 und 1969, in West-Berlin wie in Ost-Berlin, heißt das Schlüsselwort Rekonstruktion unter allierte Kontrolle; die nächsten zwei Jahr- zehnte, von 1970 bis 1989, sind von vielen Experimenten geprägt; schließlich beginnt mit dem Mauerfall Ende 1989 eine neue Ära, in der das wiedervereinigte Berlin wieder lernen muss, zusammenzuwachsen, und das ohne den Einfluss der Allierten.

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 37 T. 49, 1-2017

La politique culturelle à Berlin : du système de la RDA au système démocratique de l’Allemagne unifiée (1957-1994)

Elisa Goudin *

La politique culturelle peut être considérée comme un des éléments centraux de la gouvernance urbaine, et ceci est d’autant plus vrai dans une ville comme Berlin, qui servait pendant la division de vitrine pour les deux États et est ensuite redevenue la capitale de l’Allemagne unifiée. Nous proposons donc de retracer ici les grandes lignes de cette politique (1), avant et après la chute du Mur, afin de montrer comment ce secteur de l’action publique a été amené à se reconfigurer suite à la transition démocratique. Nous étudierons donc dans un premier temps les mesures de politique culturelle mises en place en RDA et leurs répercussions sur le cas particulier de Berlin-Est. Ce faisant, nous nous autoriserons ponctuellement des mises en perspective avec ce qui se passe de l’autre côté du Mur, car il est impossible de raconter une histoire de la politique cultu- relle est-allemande indépendante de celle de la RFA, qui présupposerait que les deux politiques sont des objets suffisamment étanches l’un à l’autre pour être étudiés dans une perspective uniquement comparatiste ou en termes de transferts (2). Dans un second temps nous examinerons les mesures de transition mises en place au moment de la réu- nification afin de redéfinir des modalités d’action de l’État sur la culture qui puissent

* Maître de conférences en études germaniques, université sorbonne nouvelle – Paris 3. 1 Les trois tomes de Dokumente zur Kunst-, Literatur-, und Kulturpolitik der SED constituent vrai- semblablement la source la plus exhaustive de documents officiels sur cette question : Elimar Schubbe (dir.), t. 1 : 1946-1970, Stuttgart, Seewald, 1972 ; Gisela Rüss (dir.), t. 2 : 1971-1974, Stuttgart, Seewald, 1976 ; Peter Lübbe (dir.), t. 3 : 1975-1980, Stuttgart, Seewald, 1984. 2 Nous proposons donc de nous inspirer de la méthode dite de « l’histoire croisée » développée par M. Werner et B. Zimmermann à l’EHESS et qui vise à adopter des perspectives multiples afin de dépasser l’écriture nationale de l’histoire. En effet, l’une des limites de l’approche comparée entre histoires nationales ou de l’histoire des transferts culturels est qu’elles risquent de présupposer que leurs objets d’études sont a priori distincts et peuvent être saisis en termes de transferts alors que l’on sait que les histoires nationales, surtout pour la RDA et la RFA, étaient très imbriquées, en particulier lorsqu’on s’intéresse à la ville de Berlin. 38 Revue d’Allemagne

éviter que ne se perde la « substance culturelle est-allemande », conformément à ce qui est stipulé à l’article 35 du traité d’unification entré en vigueur le 3 octobre 1990.

I. La politique culturelle dans Berlin divisé (1957-1990) Ce n’est qu’en 1965 qu’a lieu le 11e plenum du comité central du SED (Kahlschlag- plenum), qui durcit l’appareil de répression pour infiltrer et neutraliser toute ormef d’opposition, notamment dans le domaine artistique, mais déjà dans les années 1950 les fondamentaux de la politique culturelle de la RDA étaient en place. Cette politique culturelle avait une fonction idéologique, elle constituait un instrument de propagation de l’orthodoxie politique : promouvoir « la culture socialiste », perçue comme un socle sur lequel s’enracine le projet plus global de développement d’une société socialiste. Un autre pilier de cette politique culturelle est l’idée de favoriser un échange fruc- tueux entre l’art professionnel et l’art populaire, « Berufskunst » et « Volkskunst ». Il s’agit de créer un quotidien socialiste où l’art a une place importante, et ceci reste une constante jusqu’à la fin. Un ouvrage collectif publié en 1989 par « l’Institut pour la recherche sur l’art populaire » de RDA (3) cherche à définir une stratégie de développement de l’art populaire pour les années 1990, en s’appuyant sur les acquis de la quatrième conférence sur l’art populaire, IV. Volkskunstkonferenz. La notion de création populaire, kulturelles Volksschaffen, y est présentée comme un outil de démocratisation sociale, dans la mesure où l’art devient accessible à tous les citoyens. À Berlin-Est, on a ainsi créé la Berliner Haus für Kulturarbeit, Maison berlinoise du travail culturel, fondée en 1953 (4) sous le nom de Berliner Volkskunstkabinett et dis- soute en 1991. L’objectif était de fédérer les différents collectifs artistiques de la ville, d’organiser tous les ans un concours du meilleur cercle d’ouvriers écrivains, peintres, etc. La Maison berlinoise du travail culturel s’occupait aussi de faire vivre des festivals, des fêtes de l’art populaire, préparées dans ces collectifs artistiques par les ouvriers et des artistes de métier qui devaient travailler ensemble (5). Par ailleurs elle a aussi été responsable de la politique de la mémoire, en organisant par exemple les festivités pour les 750 ans de la ville de Berlin-Est, dans un esprit de surenchère face à ce qui se passait à Berlin-Ouest. À Berlin, ville-vitrine pour les deux États, la politique cultu- relle est constamment liée au contexte de rivalité entre les deux États allemands sur le plan de l’acquisition d’une légitimité internationale. La RDA cherchait à saboter la prétention de la RFA à représenter seule la nation allemande à un niveau international. La RFA a en effet toujours prétendu être le seul État héritier de l’Allemagne antérieure au Troisième Reich et s’est d’emblée constituée comme le prolongement unique de la nation allemande et donc des différentes incarnations de cette nation dans des États au gré des évolutions historiques (6).

3 Cf. Beiträge zur Strategie des künstlerischen Volksschaffens für die neunziger Jahre, Wissenschaftliche Beiträge, Heft 19, Institut für Volkskunstforschung beim Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR, Leip- zig, Zentralhaus-Publikation, 1989. 4 Elle a été créée en janvier 1953, donc avant le contexte traumatique généré par le soulèvement de juin et sa répression sanglante. 5 La lecture des archives de cette institution montre que cette coopération n’a pas toujours été facile. 6 C’est ce que l’on nomme en allemand « Alleinvertretungsanspruch », la prétention de la RFA à représen- ter seule l’Allemagne dans son ensemble. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 39

Cette conception de la culture comme instrument de propagation de l’orthodoxie politique implique une approche normative de l’art, qui repose sur une dichotomie entre le politiquement souhaitable et le politiquement nuisible dans l’art. Des rap- prochements ont même parfois été établis sur ce point avec l’approche normative de l’art sous le régime national-socialiste qui prétendait définir un art « sain » et un art « malade », nommé « art dégénéré » (entartete Kunst). Indépendamment de la ques- tion de savoir si ce rapprochement est légitime ou non, il importe de comprendre les enjeux de cette fonction idéologique de la politique culturelle en RDA : l’art devait acquérir un rôle d’éducateur, il devait permettre d’ancrer la « morale socialiste » dans les consciences, de transformer cette morale en une expérience quotidienne, et donc d’éviter que les tentations de remise en cause de cette idéologie ne se transforment en une véritable opposition politique. Tout se passe comme si le Parti partait systémati- quement du postulat que la population était a priori très réceptive aux idées qu’il com- bat (7). L’existence de la RDA, qui n’a jamais été légitimée par les urnes, n’était garantie que par la seule puissance militaire de l’URSS. Les dirigeants est-allemands étaient parfaitement conscients du manque d’adhésion populaire. Il faut noter que cette volonté du Parti d’imposer sa domination sur la culture est apparue très tôt : dès l’été 1945, le poète communiste Johannes R. Becher crée la Confé- dération culturelle pour le renouveau démocratique de l’Allemagne (8) (Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands). Son ancêtre est l’Aide internationale des travailleurs, Internationale Arbeiterhilfe, fondée en 1921 par Willy Münzenberg, dans l’objectif de diffuser des livres, films, et revues diverses à la classe ouvrière. Ensuite, en juillet 1946, le Parti socialiste unifié, SED sozialistische( Einheitspartei), organise une commission culturelle (Kulturausschuss). Progressivement, toutes les organisations de masse du SED vont créer et entretenir leurs propres commissions culturelles (9). C’est ainsi que furent créées au début des années 1950 une « Commission étatique pour les affaires artistiques » Staatliche( Kommission für Kunstangelegenheiten) et une « Admi- nistration pour la littérature et l’édition » (Amt für Literatur und Verlagswesen), de même qu’une Académie des sciences fondée en 1946 et une Académie des arts en 1950. Enfin, le SED créa en 1954 le ministère de la Culture, qui se substitua à la Commission étatique pour les affaires artistiques (10). La question essentielle qui se pose alors pour l’analyse de la politique culturelle du SED est celle de la censure. En juin 1971, Erich Honecker déclare qu’il ne doit plus y avoir de tabous dans le domaine culturel, il encourage les artistes à s’exprimer librement

7 Cf. Jacques Poumet, « Sous l’œil de la censure : la série de courts métrages Das Stacheltier », Allemagne d’aujourd’hui, n° 128 (1994), p. 120-130. 8 Pour de plus amples détails sur cette institution, on pourra se reporter au manifeste qui a été publié lors de sa fondation, en 1945 : Manifest des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutsch- lands, Berlin-Est, Aufbau, 1945. 9 Cf. Manfred Jäger, Kultur und Politik in der DDR. Ein historischer Abriss, Cologne, Wissenschaft und Politik, 1982. 10 Le soulèvement en Hongrie au cours de l’automne 1956 explique également le durcissement de la politique culturelle du SED. On peut lire des symboles de ce durcissement dans l’arrestation de deux personnages importants de la vie littéraire est-allemande : le philosophe Wolfgang Harich et le direc- teur de la maison d’édition Aufbau, Walter Janka. 40 Revue d’Allemagne et même à présenter une « vision critique de la société socialiste et de ses contradic- tions » (11). Pourtant, si l’on analyse les faits, aucune libéralisation ne s’est produite suite à cette déclaration d’intention. Le remplacement en 1971 d’Ulbricht par Honecker à la tête de l’État et du Parti n’a pas apporté le dégel dans le domaine artistique auquel certains s’attendaient. On peut au contraire parler d’un durcissement supplémentaire. Si la censure proprement dite n’existait officiellement pas en RDA, les écrivains étaient néanmoins contraints de présenter leurs manuscrits à la Direction de l’édition et de la distribution du livre, Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel, qui pouvait refuser ou accorder l’autorisation officielle de publication, Druckgenehmigung. Il existait donc à l’évidence une censure de facto. De même, les galeries d’art par exemple étaient soit des galeries dépendant de l’Organisation nationale du commerce de l’art de RDA, staatli- cher Kunsthandel der DDR, soit des galeries communales, gérées par les municipalités, toujours sous le contrôle strict des autorités de l’État, comme le Studio Bildende Kunst à Berlin-Est. Il existait par ailleurs de très rares galeries privées en dehors de Berlin telles que celle de Judy Lybke à Leipzig, la galerie Kuehl à Dresde, ou la galerie Klara Mosch (12) à Karl Marx-Stadt/Chemnitz, mais ce sont vraiment des exceptions. Le Studio Bildende Kunst de Berlin-Est était nettement plus représentatif de la réalité du quotidien des galeries d’art en RDA, où la mainmise de l’État était constante. La politique culturelle de l’État a progressivement été transférée au ministère de la Sécurité d’État, Ministerium für Staatssicherheit (Stasi), et elle s’est ainsi dotée d’une dimension nouvelle, celle d’une force de surveillance, de conspiration. Les collaborateurs officieux de ce ministère, Inoffizielle Mitarbeiter (IM), ont constamment cherché à infil- trer les milieux artistiques, en particulier la scène littéraire, en utilisant le chantage et l’espionnage. De nombreux artistes et intellectuels critiques vis-à-vis du régime vivaient à Berlin-Est, c’est la raison pour laquelle la Stasi était particulièrement mobilisée dans les institutions culturelles berlinoises, même si des phénomènes comparables étaient à l’œuvre sur tout le territoire de la RDA. Walther Joachim a montré, dans l’ouvrage intitulé Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der DDR (13), la façon dont le ministère de la Sécurité d’État concevait son rôle à l’égard des écrivains, et notamment la façon dont la police secrète tentait d’établir qui pensait quoi, et, parfois, mettait en scène des procès politiques qui, à 43 reprises, ont abouti entre 1945 et 1989 à ce que des écrivains soient condamnés à des peines de prison. Grâce à ce travail, on sait comment fonctionnait la sous-division de la Stasi responsable de la surveillance des écrivains, et qui s’appelait Hauptabteilung XX (depuis 1964 HA XX/7). À l’aide des archives des cadres employés dans cette section, W. Joachim reconstitue dans son cha- pitre « Der Apparat » l’origine et la mentalité de ces cadres et montre l’ampleur de leur désintérêt pour les questions littéraires et même culturelles en général, toutes généra- tions confondues (14), et leur peur que des facteurs de déstabilisation venus de Berlin-Est

11 Cf. G. Rüss, Dokumente (note 1), p. 287. 12 Ce nom fait allusion à une figure de l’histoire et est composé des premières lettres des noms des artistes : Cla(us), Ra(nft), Mo(rgner), Sch(ade). 13 Walther Joachim, Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der DDR, Berlin, Ch. Links Verlag, 1996. 14 Il distingue les « Pioniere », qui ont, dans les premières années de la RDA, mis en place ce système de persécution des écrivains non conformes à la ligne du Parti, puis les « Profis» entre 1969 et 1978 et enfin le «Nachwuchs » qui a travaillé dans les années 1980 dans cette section. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 41 ou d’autres grandes villes ne contaminent le reste de la RDA. Mais cette étude se base uniquement sur les archives de la Stasi et ne prétend donc pas analyser comment les directives de la Stasi ont été reçues par ces agents, ni si et à quelles conditions des marges de manœuvre existaient pour contourner ces directives. Or, les archives de la Berliner Haus für Kulturarbeit montrent que des marges de manœuvre existaient (15). Au total, la culture est donc appréciée à Berlin-Est et plus généralement en RDA uniquement pour son « efficacité » sociale, c’est-à-dire pour ses répercussions sur l’adhésion du peuple aux principes posés par le régime. Le poème de Bertolt Brecht intitulé « La solution » est à cet égard très révélateur. Bertolt Brecht choisit de dénoncer, sur le mode de l’ironie, les apories de l’approche de l’éducation populaire choisie par le régime : utiliser la politique culturelle comme vecteur d’une « morale » revient fina- lement à nier toute autonomie au peuple lui-même, ce que Bertolt Brecht radicalise en proposant que le Parti choisisse un autre peuple sur lequel ses stratégies d’éducation fonctionneraient mieux. L’ensemble des critères appliqués à l’art a été résumé sous le terme de réalisme socia- liste, qui se caractérise d’abord par le principe de l’optimisme, de l’exemplarité, du héros positif au théâtre par exemple. Le regard de l’artiste devait constamment être « tourné vers un avenir radieux » (16), rendu possible par le passage au socialisme. On demandait aussi à l’artiste de ne pas s’attacher à l’expression des exigences individuelles mais seulement à celle des besoins collectifs. Cette exigence est également formulée à plusieurs reprises dans les rapports établis à la suite des conférences sur l’art populaire de RDA (17). En voici l’une des occurrences les plus significatives : « Nous, les participants de la quatrième conférence sur l’art populaire, nous nous adressons à tous ceux qui produisent de l’art populaire en RDA : […] Nous voulons rendre tangibles par le biais de notre activité artistique les avantages du socialisme et la beauté de notre patrie, nous voulons aider à faire découvrir les trésors de notre patrimoine culturel huma- niste, propager l’optimisme, la joie de vivre et l’assurance de la victoire, approfondir la coo- pération étroite et fraternelle et l’amitié à toute épreuve qui nous lient à l’Union soviétique et aux autres pays de la communauté d’États socialistes » (18).

15 Cf. Elisa Goudin-Steinmann, « Gedächtnis und Aneignung der Geschichte in einer kulturellen Organisation der DDR in den 1980er Jahren : das Berliner Haus für Kulturarbeit », in : Oliver Dim- bath, Hanna Haag, Nina Leonhard, Gerd Sebald (dir.), Organisation und Gedächtnis. Über die Vergangenheit der Organisation und die Organisation der Vergangenheit, Stuttgart, Springer VS, 2016, p. 225-248 ; Elisa Goudin-Steinmann, « Subversion, détournement et opposition : l’exemple de quelques Kulturhäuser de Berlin-Est dans les années 1980 », in : Hélène Camarade et Sybille Goep- per (dir.), Résistance, dissidence et opposition en RDA, 1949-1990, Villeneuve d’Ascq, Presses univer- sitaires du Septentrion, 2015, p. 199-212. 16 Cette expression est récurrente dans les écrits émanant des autorités proches du SED, on pourra se reporter en particulier à l’ouvrage suivant : Dokumente zur Kulturpolitik der SED, 1971-1986, Zentral- rat der FDJ, Berlin-Est, Dietz, 1986. 17 Cf. par exemple : Dokumente und Materialen der IV. Volkskunstkonferenz der DDR, Gera, 1er décembre 1984, Wissenschaftliche Beiträge, Heft 14, Leipzig, Zentralhaus-Publikation, 1985. 18 « Wir Teilnehmer der IV. Volkskunstkonferenz wenden uns an alle Volkskunstschaffenden der DDR : […] Wir wollen mit unserem künstlerischen Schaffen die Vorzüge des Sozialismus und die Schönheit unserer Heimat erlebbar machen, die Schätze unseres humanistischen Kulturerbes entdecken helfen, Optimismus, Lebensfreunde und Siegeszuversicht verbreiten, die enge, brüderliche Zusammenarbeit 42 Revue d’Allemagne

Cette approche de l’art condamnait aussi d’emblée toutes les tendances non figuratives. Ainsi, lors du troisième congrès du Parti en 1952, le SED a condamné en bloc ce qu’il nommait la « décadence de l’image humaine », « les théories du cosmopolitisme hostiles au peuple », « l’objectivisme bourgeois » et « la préférence pour le laid et l’absurde », pour ne citer que les expressions les plus représentatives de l’argumentation développée (19). Le refus de toute prise de distance face à la réalité immédiate se lit aussi dans la véhémence des attaques contre le théâtre de Bertolt Brecht, et en particulier contre son concept de « distanciation » (Verfremdungseffekt), qui avait justement pour objectif de briser la perspective aristotélicienne du théâtre comme imitation de la réalité (20). À cet égard, Berlin-Est a constitué un point central de ces débats sur le formalisme, car c’est à Berlin-Est qu’était située la Hochschule für angewandte Kunst Berlin- Weißensee, dont un peintre comme Horst Strempel, parti vivre en 1947 dans ce qui deviendra la RDA, deviendra un professeur d’arts plastiques influent vanta de quitter la RDA en 1953 en raison de divergences fondamentales sur le refus du formalisme dans l’art, qu’il considérait comme une absurdité. L’ensemble de ces exigences à l’encontre de la création artistique constitue ce qu’il est courant de nommer le Bitterfelder Weg. Cette approche normative de tout processus de création artistique trouve peut-être sa source dans une lettre célèbre publiée en 1955 par une bibliothécaire de la ville de Nachterstedt, en Saxe-Anhalt, dans la revue Tribüne (21). Dans cette lettre ouverte, elle reproche aux écrivains de RDA de ne pas avoir su abandonner « le goût bourgeois » et se « conformer à la base », c’est-à-dire se

und unverbrüchliche Freundschaft mit der Sowjetunion und denanderen Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft vertiefen », ibid., p. 5. 19 Dokumente der SED, vol. III, Berlin-Est, 1952, p. 118 sq. 20 Brecht a été invité dès la fin de la guerre à rentrer en RDA pour contribuer à la construction du pays et mettre en scène lui-même ses pièces de théâtre. Il a accepté et en octobre 1948, à l’invitation du Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, qui se nommera ensuite Kulturbund der DDR, il rentre de Zurich à Berlin en passant par Prague. Son nom est dès lors associé au Berliner Ensemble sur le Schiffbauerdamm. Il y développe sa théorie du théâtre épique et met notamment en scène, avec Erich Engel, Mutter Courage und ihre Kinder, dont la première a lieu dès janvier 1949 et obtient un succès immédiat et considérable. Pourtant, les premières esquisses des futurs conflits avec les fonctionnaires de la culture de RDA se font déjà jour : on commence à lire dans les archives des concepts comme celui de « volksfremde Dekadenz », etc. Mais Brecht continue le travail et s’entoure d’élèves comme Benno Besson, Peter Palitsch et Egon Monk. Il travaille aussi avec Jakob Lenz sur la mise en scène de la pièce Der Hofmeister. Pendant toutes ces années, et malgré le durcissement des principes du SED en matière de politique culturelle, Brecht réussit à poursuivre dans la voie qu’il s’est tracée, par une politique des petits pas, qui lui permet de ne pas trop subir les reproches de formalisme que d’autres auteurs comme Paul Dessau vont subir. Il a toujours agi de façon très habile, cherchant le compromis, même après que le SED a cherché, en distribuant des cartons d’invitation à des personnes mal intentionnées, à organiser un échec lors de la première de la pièce Das Verhör des Lukullus le 17 mars 1951. Cette attitude lui permit même d’obtenir le Nationalpreis der DDR I. Klasse fin 1951. Cela n’a pas été le cas pour tous les auteurs de ce que l’on pourrait appeler l’avant-garde artistique de RDA. L’ouvrage d’Alfred Kurella, qui était responsable de la culture au SED et membre du Bureau poli- tique dans les années 1960, montre que des auteurs comme Ionesco et Beckett ou un peintre comme Miro étaient considérés comme « des produits extrêmes de la décadence », cf. Alfred Kurella, « Zum Problem der Dekadenz », Einheit, 5 (1958), p. 749. 21 « Offener Brief an unsere Schriftsteller »,Nachterstedter Brief, 27.01.1955, in : E. Schubbe, Dokumente (note 1), t. 1, p. 350. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 43 tourner de façon définitive vers le peuple lui-même. Cette lettre ouverte est devenue l’un des symboles du Bitterfelder Weg, dont elle est probablement, au moins en partie, à l’origine (22). Le topos de la mise en conformité de l’écriture littéraire et de « la base » y est déjà développé. Le corollaire de cela est la volonté de permettre par la politique culturelle l’avène- ment d’un citoyen nouveau, à la fois travailleur manuel et artiste. On retrouve cette idée dans le terme Volkskunst : un art que les ouvriers se seraient approprié, qui ne serait plus l’apanage d’une élite. Le mot d’ordre formulé pour la première fois lors de la conférence de Bitterfeld en 1959, « Greif zur Feder, Kumpel ! », « À vos plumes, camarades ! », résume à lui seul l’utopie de l’avènement d’une culture nouvelle. Le symbole le plus marquant de cette orientation est le mouvement dit des ouvriers écri- vains (schreibende Arbeiter), qui se développe dans le sillage de cette conférence. Les ouvriers étaient incités à écrire, avec l’idée sous-jacente que cette littérature serait plus conforme à l’idéal d’expression du « socialisme réellement existant ». C’est ce principe qui définissait le concept d’«agit-prop » en Union soviétique, fondé sur une volonté de diffusion des idées révolutionnaires sur les lieux de travail (23). En RDA, chaque entreprise d’envergure devient ainsi le lieu d’un développement de la vie culturelle du quartier où elle est implantée, grâce aux bibliothèques et aux maisons de la culture qui constituent de nouveaux centres culturels et se développent dans le cadre de ces entreprises (VEB). Dans un article intitulé « La RDA, un Kulturstaat ouvrier ? », Sandrine Kott souligne l’envergure de ce phénomène : « En mars 1957, lors d’une conférence sur l’art populaire organisée par le syndicat, Rentzsch, alors responsable de la culture, recense 4 500 chœurs, 3 000 troupes de danse et 1 500 troupes dramatiques. Quelque 40 000 personnes seraient alors impliquées dans l’élaboration d’une nouvelle culture socialiste » (24). Il y a plusieurs exemples concrets à Berlin-Est des modalités de ce transfert de l’acti- vité artistique vers les entreprises. S. Kott s’appuie notamment sur l’entreprise Berg- mann Borsig de Berlin qui accueille en 1950 la troupe du Deutsches Theater sous la direction de Wolfgang Langhoff (25). Les personnes concernées sont souvent devenues des experts dans le maniement du double-sens, de l’ironie. Elles recherchaient souvent dans ces collectifs artistiques le second degré, la parodie. Cette « culture du contre » profondément subversive est surtout le fait de ceux qui sont nés sous la RDA et n’ont donc connu que cette référence politique, que l’on nomme les Hineingeborene. C’est ainsi que le quartier de Prenzlauer Berg à Berlin-Est se transforme en une véritable métaphore, qui symbolise une non-légalité en dehors de la culture officielle cautionnée par l’État. Une rétrospective a été consacrée à cette culture parallèle en 1997 au musée historique allemand de Berlin sous le titre « Bohème et dictature en RDA ».

22 Pour de plus amples détails, on pourra se reporter à l’article de Jean Mortier, « La lettre de Nachter- stedt, coup d’envoi du Bitterfelder Weg », Allemagne d’aujourd’hui, n° 129 (1994), p. 126-141. 23 Cette conception était en particulier celle du chef de la commission culturelle du Bureau politique du SED, Alfred Kurella. 24 Sandrine Kott, « La RDA, un Kulturstaat ouvrier ? », Documents, 1 (1999), p. 51. 25 Ibid., p. 50. 44 Revue d’Allemagne

Matthias Theodor Vogt évoque les conséquences en termes de pratiques sociales : « L’objectif du travail culturel de masse, organisé de part en part, était de constituer un substitut à ce que le système refusait : la rencontre du citoyen avec lui-même au sein d’une communauté autonome. L’effet secondaire a été une culture des niches très diversifiée » (26). Au total, ce qui caractérisait la politique culturelle à Berlin-Est, c’est qu’elle dépassait largement le cadre strict d’une politique culturelle « traditionnelle » et englobait tous les aspects de la vie sociale. Sur le thème de l’unité culturelle nationale, la position de la RDA n’a pas été constante. Si, jusque dans les années 1950, on chantait encore l’hymne national conte- nant l’expression « Deutschland, einig Vaterland » et si l’on revendiquait encore une unité nationale basée sur le socialisme, cela n’est plus du tout le cas ensuite. Seule la musique de l’hymne écrit par Johannes R. Becher est encore autorisée et il n’est plus question de se référer à une unité culturelle entre les deux États. L’ouvrage de E. Hexelschneider et E. John intitulé La culture comme lien ? Une analyse de la thèse de la « nation culturelle allemande unitaire » (27) illustre bien ce refus de la thèse de la nation culturelle allemande qui aurait persisté malgré la division du pays en deux États, thèse qui est celle qui caractérise la position officielle de la RFA. « De même qu’une nation socialiste, dont les caractéristiques fondamentales ont été et sont toujours déterminées par la classe ouvrière victorieuse, se développe en RDA, une culture nationale allemande socialiste a également vu le jour » (28). Les auteurs font en particulier référence à un article du Frankfurter Rundschau du 1er décembre 1978 qui explique les motivations qui ont conduit à la signature par les ministres de la Culture (29) des Länder d’un texte sur la façon dont la « question alle- mande » devait être traitée en cours, en insistant en particulier sur les notions de « nation culturelle » et de « culture nationale allemande unitaire ». E. Hexelschneider et E. John ne nient pas qu’il puisse exister des liens affectifs individuels uiq ont survécu à la division de l’Allemagne, mais ils ajoutent aussitôt : « Mais nous refusons catégorique- ment d’utiliser ces sentiments au service d’objectifs revanchistes et de les estampiller du sceau d’une appartenance nationale commune » (30). L’idée de l’existence d’une unité culturelle est analysée comme un point de vue bourgeois : la classe bourgeoise a utilisé à son profit les sentiments d’appartenance nationale dans le passé, et ceci à plusieurs

26 « Ziel der durchorganisierten Breitenkulturarbeit war ein Ersatz für die vom System nicht erwünschte Selbstfindung der Bürger in selbstorganisierter Gemeinschaft, Nebenergebnis war eine vielfältige Nischenkultur », in : Matthias TheodorVogt (éd.), Kulturräume in Sachsen. Eine Dokumentation zur Genese des sächsischen Kulturraumgesetzes und zum « Probejahr » 1995, Universitätsverlag Leipzig, 1996, p. 25. 27 Erhard Hexelschneider et Erhard John, Kultur als einigendes Band ? Eine Auseinandersetzung mit der These von der « einheitlichen deutschen Kulturnation ,» Berlin, Dietz Verlag, 1984. 28 « In dem Maße […], wie sich in der DDR die sozialistische Nation entwickelt, deren Wesenszüge von der siegreichen Arbeiterklasse bestimmt wurden und werden, bildete sich auch eine sozialistische deutsche Nationalkultur heraus », ibid., p. 5. 29 Il s’agit en fait des « Kultusminister ». 30 « Aber wir wenden uns dagegen, solche Gefühle […] für revanchistische Zwecke auszunutzen und sie mit dem Stempel nationaler Gemeinsamkeiten zu versehen », in : Hexelschneider/John, Kultur als einigendes Band ? (note 27), p. 6. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 45 reprises, et c’est exactement le même processus qui est en train de se répéter. La classe bourgeoise se réfère de façon artificielle à une prétendue unité culturelle afin de se légitimer elle-même. Ce faisant, elle refuse de reconnaître le processus objectif de for- mation d’une culture socialiste nationale en RDA afin de servir ses propres fins. La RDA s’efforce en fait de démasquer derrière l’idéal d’échanges culturels et der- rière la thèse ouest-allemande de la nation culturelle unitaire une nouvelle variante de la stratégie globale d’agression de la RFA, et du monde impérialiste tout entier contre la RDA : « Par le biais du concept ethnique de “l’Allemand” existant par-delà les frontières étatiques, on fait revivre, voire on entretient (“Mais nous sommes bien tous des Allemands”) des émotions, qui sont censées suggérer un sentiment d’appartenance commune à l’Est et à l’Ouest. Ceci est lié à un point de vue revanchiste, que caractérise particulièrement bien la formule “l’Allemagne, l’Allemagne par-dessus tout” » (31). Pour résumer, le point de vue de la RDA sur la question de l’unité culturelle allemande consiste essentiellement à affirmer que la RFA développe une idéologie de Allemagne,l’ qui est dépassée historiquement mais maintenue juridiquement et politiquement par la classe dirigeante bourgeoise. L’apparition d’une culture nationale en RDA est donc aux yeux du SED à la fois une conséquence et une cause de la transformation sociale, de la prise de conscience par les travailleurs de leur « rôle historique ». C’est la raison pour laquelle le SED insiste sur le fait qu’il n’y a jamais eu dans l’histoire allemande de natio- nalisme bourgeois au contenu démocratique, car dès le début, celui-ci est allé de pair avec une « arrogance nationaliste » et une « définition romantique de la germanité » (32). Par ailleurs, les structures socio-économiques des deux États allemands étant désormais antagonistes, l’idée même d’unité culturelle est un non-sens du point de vue du SED : « Il ne peut y avoir d’unité culturelle […] et idéologique entre des classes antagonistes qui vivent ensemble dans une même nation, et donc encore moins entre des nations aux orga- nisations sociales différentes. Dans les sociétés de classes, la culture a toujours un caractère de classe » (33). Cependant, la notion de Kulturnation n’a pas cessé d’être une notion problématique en RDA, notamment après la signature du traité interallemand en 1972. Il n’était pas possible de nier totalement l’existence d’un Panthéon littéraire commun, ni d’empê- cher que ne circule le discours de la RFA autour de l’Allemagne comme nation cultu- relle, ne serait-ce que par des médias comme la télévision. Suite à ce traité, le thème

31 « Mit dem ethnischen Begriff des über Staatsgrenzen hinweg existierenden ‘Deutschen’ werden Emoti- onen wachgerufen oder sogar bewahrt (‘Wir sind doch alle Deutsche’), die ein nationales Zusammen- gehörigkeitsgefühl in Ost und West suggerieren sollen. Damit hängt ein revanchistisches Moment eng zusammen, das am ehesten mit der Formel des ‘Deutschland, Deutschland über alles’ charakterisiert ist », in : Hexelschneider/John, ibid., p. 13. Pour davantage de détails sur cette question, cf. Georg Herde, « Regierung Kohl und die Revanchistenverbände », Marxistische Blätter, 6 (1983), p. 97-102. 32 « nationalistische Überhebung » et « romantische Deutschtümelei », in : Alfred Kosing, Nation in Geschichte und Gegenwart, Berlin, Dietz Verlag, 1976, p. 277. 33 « Eine kulturelle […] und ideologische Einheit kann es bei antagonistischen Klassen, die in einer Nation zusammenleben, nicht geben, geschweige denn zwischen Nationen unterschiedlicher Gesell- schaftsordnung. Die Kultur trägt in Klassengesellschaften immer Klassencharakter », in : Hexel- schneider/John, Kultur als einigendes Band ? (note 27), p. 43. 46 Revue d’Allemagne de Kulturnation est devenu problématique en RFA aussi mais pour d’autres raisons : la nation risquait de s’épuiser en une « nation culturelle » sans expression politique (34). Le statut de la RFA lui-même devait être redéfini : la RFA ne pouvait plus prétendre représenter la seule incarnation du Reich, et elle ne pouvait pas non plus se présenter comme un État définitif. Cette question a été résolue par le Tribunal de Karlsruhe, qui a admis l’identité de la République fédérale au Reich dont elle est l’incarnation, mais en précisant que les deux États sont des parties d’un « État allemand » qui continue d’exister (35). Ce jugement a été à l’origine de la thèse de « l’identité partielle », Teiliden- tität, des deux États avec l’Allemagne. La chute du Mur de Berlin puis les négociations préalables à la signature du traité d’unification obligent à définir une forme d’action publique sur la culture radica- lement nouvelle pour la RFA. Pour la première fois, on admet que l’intervention de la Fédération (le Bund) dans le domaine de la vie culturelle intérieure va être nécessaire, car il était clair que les institutions culturelles est-allemandes ne pou- vaient pas assurer elles-mêmes du jour au lendemain leur survie sur le plan finan- cier. Mais en même temps, il n’était pas question pour la Fédération de définir des modes d’action dans le domaine culturel qui auraient eu vocation à se pérenniser, il s’agissait uniquement de financer un sursis, de proposer une aide transitoire pour éviter que le passage entre une politique culturelle dictatoriale, centralisée, où tout ou presque était pris en charge par l’État, à une politique culturelle démocratique ne se traduise par un effondrement de toutes les institutions culturelles est-allemandes. La situation était là encore un peu particulière à Berlin, dans la mesure où la division pendant 40 ans avait eu tendance à créer une densité de théâtres, de maisons de la culture, de cinémas, de bibliothèques (36), etc., plus importante que dans une ville « normale ». Tout existait en quelque sorte en double. Il fallait donc à la fois sauver ces institutions culturelles et faire en sorte qu’elles puissent acquérir une autonomie financière permettant à la Fédération de se retirer dans un second temps. Cela a fait l’objet de négociations dans le cadre des discussions autour de la rédaction du traité d’unification entré en vigueur le 3 octobre 1990. La phrase sur laquelle les deux États se sont mis d’accord est la suivante : « La substance culturelle [dans les nouveaux Länder] ne doit pas connaître de dommages » (37). Nous proposons donc

34 Cf. sur cette question les analyses de Karl Jaspers : Karl Jaspers, Freiheit und Wiedervereinigung. Auf- gaben deutscher Politik, Munich, Piper, 1960, ainsi que Karl Jaspers, Wohin treibt die Bundesrepublik ? Tatsachen, Gefahren, Chancen, Munich, Piper, 1966. Il montre que la RFA n’est pas identique au Reich, mais est une construction nouvelle qu’il est urgent de définir, et aborde en particulier la question de l’abandon de l’impératif d’unification. On pourrait également se reporter à la position de Gustav Heinemann. 35 Cf. « Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Juli 1975 über Verfassungsbeschwerden gegen die Verträge von Moskau und Warschau », in : Rechtsstellung Deutschlands : Völkerrechtliche Verträge und andere rechtsgeltende Akte, Munich, DTV, 1985. 36 Cf. Elisa Goudin, Culture et action publique en Allemagne. L’impact de l’unification, Paris, Éditions Connaissances et Savoirs, 2004. 37 Cf. Artikel 35 : « (1) In den Jahren der Teilung waren Kunst und Kultur – trotz unterschiedlicher Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland – eine Grundlage der fortbestehenden Einheit der deutschen Nation. Sie leisten im Prozeß der staatlichen Einheit der Deutschen auf dem Weg zur europäischen Einigung einen eigenständigen und unverzichtbaren Beitrag. Stellung und Ansehen La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 47 de montrer de quelles façons la Fédération a tenté, dans le contexte de l’Allemagne réunifiée entre 1990 et 1994, de remplir cette exigence, quels programmes ont été mis en œuvre et sur quelles convictions ils reposent.

II. Les programmes d’action mis en place après 1990 par le nouvel État réunifié Les dispositions en matière de politique culturelle suite à l’unification se déclinent en plusieurs programmes d’action qui ont concerné l’ex-RDA tout entière, et tout par- ticulièrement Berlin et la Saxe en raison de la densité particulièrement importante d’institutions culturelles qui les caractérisait. Ces mesures n’ont pas toujours permis d’éviter les fermetures. 60 % des chômeurs dans le secteur culturel à la fin des années 1990 vivaient en Saxe ou à Berlin-Est (38), mais elles ont tenté de limiter les conséquences du passage brutal à l’économie de marché. A. Le programme de maintien de la substance culturelle, « Substanzerhaltungsprogramm » Ce programme a été mis en place par le ministère de l’Intérieur en coopération avec un conseil spécialisé (Fachbeirat) constitué de spécialistes des questions cultu- relles. Dès son adoption, en février 1991, 10 millions de DM ont été attribués à Berlin, comme à chaque nouveau Land, afin d’apporter une aide d’urgence aux institutions culturelles qui se trouvaient dans une impasse financière. Il est conçu pour être une aide transitoire : à terme, les Länder de l’Est devaient être en mesure de financer eux- mêmes leurs activités culturelles, mais ce fut loin d’être le cas. Cette notion d’aide transitoire, de sursis financé par la Fédération, distingue ce programme d’un clas- sique programme de subvention de la culture. Il s’agissait d’éviter un effondrement économique immédiat, et non de mettre en place des structures d’aides qui auraient eu vocation à se pérenniser. C’est la raison pour laquelle dans ce programme, les ins- titutions concernées devaient financer elles-mêmes au moins 50 % de leurs activités. La seule exception à cette règle générale est la ville de Berlin, où la Fédération a décidé de financer la restructuration culturelle pour les trois quarts, car Berlin possédait une très forte concentration d’institutions culturelles que la ville ne pourrait en aucun cas financer elle-même pour moitié, en raison du rôle de vitrine qu’elle avaitjoué pendant la division. Ce programme de maintien de la substance culturelle avait pour priorités : – les institutions ou initiatives de rang européen ou international, – les théâtres, musées, orchestres, bibliothèques, qui sont prédominants pour leur région, – les manifestations mises en place dans le passé, reprises régulièrement, et significatives,

eines vereinten Deutschlands in der Welt hängen außer von seinem politischen Gewicht und sei- ner wirtschaftlichen Leistungskraft ebenso von seiner Bedeutung als Kulturstaat ab. Vorrangiges Ziel der Auswärtigen Kulturpolitik ist der Kulturaustausch auf der Grundlage partnerschaftlicher Zusammenarbeit. (2) Die kulturelle Substanz in dem in Artikel 3 genannten Gebiet darf keinen Schaden nehmen. » 38 D’après Anja Scholz et Cornelia Waldkircher-Heyne, Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern, Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin/Munich, Duncker & Humblot, 1994. 48 Revue d’Allemagne

– la promotion culturelle du film, – les lieux commémoratifs (39). Concrètement, la ville de Berlin, comme chaque nouveau Land, a été chargée au début de l’année 1991 d’établir une liste des institutions culturelles qui pouvaient entrer dans le cadre de ce programme, « Förderliste ». Ensuite, la Fédération (40) a décidé si oui ou non telle ou telle institution culturelle donnée pouvait bien figurer sur la liste, mais la mise en œuvre finale de ce programme d’action a été le fait des Länder : chaque Land a réparti la somme d’argent globale versée par la Fédération entre les institutions culturelles. Au total, la Fédération a dépensé 1,5 milliard de DM dans le cadre de ce pro- gramme (41). L’aide s’est étendue sur trois ans, de façon légèrement dégressive : en 1991, 600 millions de DM, en 1992, 491 millions, et en 1993, 378 millions (42). À Berlin, 72 % de cette aide ont été attribués aux théâtres. Ce chiffre, qui peut paraître démesuré, s’explique par plusieurs raisons : tout d’abord les théâtres coûtent cher comparative- ment à d’autres institutions culturelles, notamment en personnel. Le retrait du SED de ses responsabilités à l’égard des théâtres est-allemands a donc créé un important vide à combler. De plus, la Fédération a toujours souhaité privilégier une forme « vivante » d’expression artistique. Par ailleurs, une priorité très claire est accordée, dans la définition des critères à remplir pour pouvoir prétendre à cette aide, aux institutions culturelles ayant une résonance extrarégionale, voire européenne (43). Ceci ne doit pas nous surprendre, car il s’agit de la vocation de la Fédération, à la différence de la mis- sion des communes et des Länder qui concerne les activités culturelles locales. B. Le programme portant sur l’infrastructure culturelle, « Infrastukturprogramm » Ce programme repose juridiquement sur l’article 91a de la Loi fondamentale, en vertu duquel la Fédération est compétente pour établir des conditions de vie com- parables dans les différentes régions allemandes, et donc pour atténuer les inégalités régionales. Or, la densité des infrastructures culturelles est un élément de la définition du cadre de vie. Ce programme a été mis en œuvre entre 1991 et 1993, avec la dotation budgétaire suivante : 300 millions de DM en 1991, 246 millions en 1992, et 184 millions en 1993, soit un total de 730 millions (44). De même que pour le programme précédent, la

39 Les termes exacts utilisés dans le programme sont les suivants : - Einrichtungen bzw. Vorhaben von europäischem/nationalem Rang - Theater, Museen, Orchester, Bibliotheken, die überwiegend für ihre Region von Bedeutung sind - in der Vergangenheit begonnene, wiederkehrende bedeutsame Veranstaltungen - kulturelle Filmförderung - Mahn- und Gedenkstätten. 40 La Fédération a chargé un conseil spécialisé (Fachgremium) de statuer sur ces questions de financement. 41 Ce chiffre est donné dans l’ouvrage de synthèse publié par le ministère fédéral de l’Intérieur sur les cinq premières années de l’aide financière à la culture est-allemande : Bundesministerium des Innern, 5 Jahre Kulturförderung für die neuen Länder, Bonn, Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, 1996. 42 Ce programme est parfois nommé « Übergangsfinanzierung zur Erhaltung der kulturellen Substanz im Gebiet der ehemaligen DDR », ou encore « Sonderfonds Förderung gefährdeter kultureller Einrich- tungen und Veranstaltungen insbesondere von europäischem Rang ». 43 On trouve l’expression « Förderung kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen insbesondere von europäischem Rang », Kabinettvorlage des BMI, 5 novembre 1990. 44 Cf. Bundesministerium des Innern, 5 Jahre Kulturförderung (note 41). La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 49

Fédération a exigé que 50 % des coûts soient pris en charge par l’institution culturelle concernée. Ce principe se situe dans la lignée des efforts de la Fédération pour obliger les institutions culturelles est-allemandes à rompre avec la logique de l’assistance éta- tique. D’autre part, ce programme est une réponse à la préoccupation exprimée par la commission culturelle qui avait siégé avant l’unification et avait souligné la nécessité d’apporter une aide au maintien de l’infrastructure culturelle : « Pour parvenir à une compensation des effets de la division de l’Allemagne, il faut renfor- cer en priorité le maintien et le développement de l’infrastructure culturelle, ainsi que les initiatives culturelles sur le territoire de l’ancienne RDA » (45). Plusieurs secteurs d’action ont été définis dans le cadre de ce programme : « le théâtre, les arts plastiques, la musique, la littérature, le film et les médias, les biblio- thèques, les musées, les archives et collections, l’entretien des monuments, la formation pour jeunes et pour adultes, la socio-culture, la culture de la patrie, l’art populaire et la civilisation historique » (46). L’objectif était explicitement de mettre en place une sorte de contrepoids au pro- gramme de maintien de la substance culturelle, car cette aide financière ’adressaits surtout aux petites institutions culturelles. Il s’agissait donc, par le biais de subven- tions au secteur culturel, de corriger les déséquilibres régionaux qui existaient entre les anciens et les nouveaux Länder, mais aussi entre les nouveaux Länder eux-mêmes. Ce programme a donc plutôt défavorisé Berlin. Au total, la répartition s’est faite de la façon suivante : Berlin : 5 %, Brandebourg : 21 %, Mecklenbourg-Poméranie occiden- tale : 17 %, Saxe : 23 %, Saxe-Anhalt : 18 %, Thuringe : 16 %. Par ailleurs, ce programme devait apporter une réponse au problème posé par la disparition de nombreuses entreprises de RDA. Les entreprises populaires de l’ex- RDA comme lieux de culture comptaient parmi les bénéficiaires de ce programme. Le partage des institutions concernées s’est effectué là encore selon le critère de la capacité à payer 51 % des coûts de la restructuration. C. Le programme d’atténuation des conséquences de la division Le programme « Milderung von Teilungsfolgen » est un autre programme fédéral mis en place par le ministère de l’Intérieur. Le budget qui l’accompagnait a été très forte- ment dégressif, puis très légèrement en hausse : 18 millions en 1991, puis seulement 3 millions en 1992 et 4 en 1993. De même que pour les autres programmes, il était transitoire, n’a duré que trois ans et exigeait des institutions culturelles concernées qu’elles apportent un volume financier supplémentaire correspondant à 51 % de l’aide totale à la restructuration. L’originalité de ce programme tient au fait qu’il a été conçu explicitement pour accompagner l’unification en lui ajoutant un volet culturel :

45 « Zum Ausgleich der Auswirkungen der Teilung Deutschlands sind die Erhaltung und der Ausbau der kulturellen Infrastruktur sowie kulturelle Maßnahmen in den Gebieten der ehemaligen DDR bevor- zugt zu stärken », in : Manfred Ackermann, Der kulturelle Einigungsprozeß. Schwerpunkt : Substanz- erhaltung, Forum Deutsche Einheit, Perspektiven und Argumente, n° 7 (1991), p. 37. 46 « darstellende Kunst, bildende Kunst, Musik, Literatur, Film und Medien, Bibliotheken und Büche- reien, Museen, Archive und Sammlungen, Denkmalpflege, Jugend- und Erwachsenenbildung, Sozio- kultur, Heimatpflege, Volkskunst und historische Landeskunde ». 50 Revue d’Allemagne

« L’objectif est de démonter les handicaps qui pèsent sur les manifestations culturelles dans les Länder de l’Est, de relier entre eux des secteurs culturels et des organisations dans l’Est et dans l’Ouest de l’Allemagne […] et de rendre possibles des projets interallemands sur le long terme, ou le cas échéant de les reconduire » (47). Cette volonté de favoriser une étroite coopération interallemande concerne tout particulièrement Berlin. Ce programme devait apporter les moyens financiers néces- saires pour inciter les artistes de RFA et de l’ex-RDA à travailler ensemble, notamment à Berlin, afin d’œuvrer à réunifier la ville sur le plan culturel. L’enjeu est donc, au-delà de la mise en place d’une coopération culturelle plus étroite, de favoriser la volonté des Allemands de réaliser ensemble un projet de société partagé. En ce sens, ce programme repose sur une conception d’une nation allemande en reconstruction. Alain Renaut définit l’approche rationaliste de la nation, par opposition à l’approche organiciste, comme suit : « La nationalité est en effet pensée en termes, non pas d’adhésion urep et simple, ni d’appartenance pure et simple, mais d’éducabilité » (48). C’est bien autour de cette notion d’éducabilité que se noue le lien entre ce programme fédéral et la création d’une nouvelle identité allemande née de l’unification. Il ne s’agit pas de créer une culture allemande parfaitement homogène, une communauté de culture, mais bien de faire en sorte que les Allemands, aussi bien de l’Est que de l’Ouest, soient davantage en mesure de réapprendre à se connaître après les années de séparation. D. Le programme de qualification dans le domaine culturel, « Qualifizierungsprogramm » Ce programme fédéral a été mis en place en 1992 par le ministère fédéral de la Science, de la Formation, de la Recherche et de la Technologie. Il a été doté au total, sur les trois ans d’action, d’un budget de 7 millions de DM (49). Sa particularité est d’apporter une réponse au besoin d’information, de qualification et de conseils des employés des institutions culturelles est-allemandes. Il a notamment permis la mise en place de l’IBF-K, « Service d’information, de conseil et de formation continue pour les administrations culturelles est-allemandes » (50). Cet organisme est composé essentiellement d’institutions culturelles originaires de l’Ouest, qui s’occupent de la vie culturelle locale dans les nouveaux Länder, et donc en particulier dans l’ex- Berlin-Est (51). Il s’agit de mettre en place un réseau de structures non-étatiques capables de proposer aux institutions culturelles est-allemandes des prestations de conseil et de formation. L’objectif est, à terme, d’assurer la décentralisation culturelle

47 « Ziel ist es, Benachteiligungen bei kulturellen Veranstaltungen in den Ost-Ländern abzubauen, Kulturbereiche und Organisationen in Ost- und Westdeutschland organisatorisch miteinander zu vernetzen […] und langfristige gesamtdeutsche Projekte zu ermöglichen bzw. weiterzuführen », in : Scholz/Waldkircher-Heyne, Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien (note 38), p. 167. 48 Alain Renaut, Présentation de l’ouvrage de Johann Gottlieb Fichte, Discours à la nation allemande (1806), Paris, Imprimerie nationale, 1992, p. 41. 49 Cf. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, So fördert der Bund Kunst und Kultur. Inner- staatliche Kulturförderung und Auswärtige Kulturpolitik, 1996. 50 « Informations-, Beratungs- , und Fortbildungsdienst für ostdeutsche Kulturverwaltungen ». 51 Parmi ces institutions, on trouve le Deutscher Städtetag, le Deutscher Landkreistag, le Deutscher Städte- und Gemeindebund. Et l’une des institutions les plus importantes de ce IBF-K est la Stiftung für kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung in Ost-Berlin. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 51 de l’ex-RDA. Ce programme a permis la création du premier embryon d’économie de la culture dans les nouveaux Länder, en aidant financièrement les galeries, les librairies, les maisons d’édition, les bureaux de design et d’architecture. Le souci constant des concepteurs de ce programme d’action était de s’orienter vers les ques- tions pratiques : aides aux nouvelles entreprises du secteur culturel, conseils, soutien des initiatives culturelles ayant une vocation commerciale, etc., afin de favoriser concrètement la transition des structures de gestion culturelle est-allemandes vers l’économie de marché. E. Les autres formes d’intervention fédérale La Fédération a également subventionné un certain nombre d’actions ponctuelles, comme la fondation du Fonds culturel, « Stiftung Kulturfonds », qui correspond à l’ancien Fonds culturel de RDA, « Kulturfonds DDR », et dont la vocation est d’aider les artistes est-allemands en difficulté. Au total, le financement de cettendation fo sur quatre ans s’est élevé à 20,5 millions de DM (52), soit environ cinq millions de DM par an. La Fédération s’est engagée par contrat à assurer la survie financière de cette insti- tution seulement jusqu’au 31 décembre 1994 (paragraphe 35.6 du traité d’unification). Cette institution se trouvait au moment de l’unification dans une véritable impasse financière, mais elle avait un rôle social déterminant, ce qui explique qu’elle ait fait partie des priorités de la Fédération. Quant au programme « Essor de l’Est », « Aufschwung Ost », il a été mis en place en 1991 et a été doté d’un budget global de 230 millions de DM (53). Il comportait quelques dispositions sur l’aide au développement de l’infrastructure culturelle est-allemande, mais de façon relativement marginale, puisque ce programme était avant tout un pro- gramme économique, dont la vocation était d’accélérer le développement économique des nouveaux Länder. Ensuite, le programme intitulé « Phares », le « Leuchtturm-Programm », a permis d’apporter une aide ponctuelle pour entretenir des bâtiments, ou moderniser certaines constructions qui servaient de lieux de création culturelle mais menaçaient de s’effon- drer. Ici, la Fédération a rempli une mission que des entreprises traditionnelles ne pou- vaient pas prendre à leur charge. Au total, la Fédération a ainsi dépensé 20 millions (54) de DM par an, afin de régler le problème du manque chronique d’investissements. Il faudrait également mentionner la parution en 1996 d’un ouvrage intitulé « Abécé- daire de l’artiste », Künstlerfibel, établi par le ministère de l’Économie en coopération avec le Conseil culturel, Kulturrat, afin d’aider les artistes est-allemands en difficulté à connaître les différentes aides auxquelles ils ont droit, les organismes de conseils auxquels ils peuvent s’adresser, etc.

52 Ce chiffre est celui qui est indiqué dans l’ouvrage de Klausvon Beyme, Kulturpolitik und nationale Identität. Studien zur Kulturpolitik zwischen staatlicher Steuerung und gesellschaftlicher Autonomie, Wiesbaden, Westdeutscher Verlag, 1998. D’autres sources proposent des chiffres très proches, variant toujours entre 19 et 21 millions de DM. 53 Cf. Bundesminister des Inneren, Bericht zum Stand der Übergangsfinanzierung der Kultur im Bei- trittsgebiet, Bonn, 20 septembre 1991, p. 2. 54 D’après le chiffre indiqué par le ministère fédéral de l’Intérieur, in : ibid., p. 2. 52 Revue d’Allemagne

Pour conclure, ajoutons que certains souhaitaient, lors de la rédaction du traité d’unification, que la protection de la culture entre dans la liste des prérogatives de l’État, au même titre que la protection de l’environnement par exemple. Cela n’a pas été le cas mais la Fédération a pu, grâce à l’article 35 de ce traité, poser les principes d’une action de grande envergure dans le domaine de la restructuration des institutions culturelles est-allemandes. Elle a été amenée à offrir un sursis aux institutions cultu- relles est-allemandes, afin de leur laisser du temps pour s’adapter aux mécanismes du marché. Certains y ont même vu un danger dans la mesure où cela remettait en cause le principe de l’autonomie des Länder dans le domaine culturel (Kulturhoheit der Län- der) et constituerait donc une entorse à la Loi fondamentale. L’idée d’un empiètement sur le terrain des Länder est souvent définie comme un danger, une menace (55) par les partisans d’une interprétation stricte du fédéralisme culturel. Ainsi lors de l’unifica- tion, la fusion des fonds de Berlin-Est et de ceux de Berlin-Ouest au sein de la Fonda- tion du patrimoine prussien, Stiftung Preußischer Kulturbesitz (56), a été dénoncée, dans la mesure où il était décidé que cette institution unifiée serait financée à uteurha de 75 % par la Fédération. Toutefois il serait erroné de considérer que la politique culturelle de l’Allemagne unifiée est devenue une politique centralisée, définie depuis Berlin, comme l’était celle de la RDA. Les programmes fédéraux n’étaient pas conçus comme un soutien pérenne, ils devaient seulement « acheter du temps » pour sauver la culture (57). L’autre critique récurrente porte sur le supposé manque de responsabilité des acteurs culturels est- allemands. Une enquête effectuée par Eberhard Diepgen, membre de la CDU, qui était alors maire de Berlin, conclut en 2000 à la nécessité de « dépolitiser les entreprises culturelles implantées à Berlin » (58). Par l’expression de « dépolitiser », il faut entendre dans ce cas précis une volonté de supprimer l’influence des autorités publiques. Selon lui, « la prise directe du législatif et de l’exécutif sur les budgets, la programmation et les décisions concernant le personnel a renforcé l’attitude passive de nombreuses institutions culturelles face au problème des coûts. C’est pourquoi les “entreprises culturelles d’État” devraient être transformées en entreprises libres » (59). La mainmise de l’État sur les institutions culturelles conduirait donc, dans cette perspective, à déresponsabiliser les acteurs culturels eux-mêmes. Ces propos ont bien sûr suscité de

55 Une des conséquences de cela est le fait que la Fédération n’est souvent perçue que comme une ins- tance de paiement, mais qui n’est pas habilitée à définir des directives, à poser des principes d’action. Ainsi par exemple, la fondation du patrimoine prussien, Stiftung preußischer Kulturbesitz, est financée à hauteur de 20 % par les Länder, mais ces derniers détiennent 40 % des voix au conseil de gestion, cette disproportion nous semble se situer dans la lignée des efforts de certains représentants des Länder pour éloigner la Fédération le plus possible des décisions de politique culturelle. 56 Cette institution avait été fondée le 25 juillet 1957. 57 Le dernier ministre de la Culture de RDA, Herbert Schirmer, a utilisé l’expression « tortillard dans le train express de l’unification », « Bummelzug im Einigungsexpress », à propos du secteur culturel. 58 « Eine Entpolitisierung der Berliner Kulturbetriebe », in : « Berliner Kulturlandschaft soll reformiert werden – ‘Entpolitisierung’ der Theater gefordert »,Neue Musikzeitung, 04.04.2000. 59 « Der direkte Zugriff von Legislative und Exekutive auf Budgets, Programme und Personalentschei- dungen habe die passive Haltung vieler Kulturinstitutionen gegenüber dem Kostenproblem verfestigt. Deshalb sollten ‘kulturelle Staatsbetriebe’ in freie Unternehmensformen überführt werden », Neue Musikzeitung, ibid. La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 53 vives réactions, notamment de l’intendant du Berliner Ensemble, Claus Peymann, qui reproche à Eberhard Diepgen de conduire une argumentation simpliste : « La ville de Berlin montre à nouveau la figure grotesque d’un individu terre à terre » (60). Indépendamment des critiques formulées contre les programmes fédéraux, il est indéniable que les nouveaux Länder, et notamment Berlin-Est, se sont trouvés dans une situation nettement plus confortable que les États d’Europe centrale et orientale par exemple, qui ont été contraints de financer eux-mêmes en grande partie eurl propre changement sociétal, notamment dans le domaine de la culture. Toutefois cela n’a pas empêché la fermeture de très nombreux établissements culturels de Berlin-Est. Et, d’une façon générale, le sentiment des acteurs culturels est-allemands a souvent été celui d’une mise à l’écart. Beaucoup étaient convaincus que la RDA avait beaucoup à apporter, ils se fondaient sur des éléments aussi disparates que les mouvements pour la démocratie, les liens culturels privilégiés avec l’Europe centrale, la présence de la culture dans la vie professionnelle, la démocratisation de l’accès à la pratique culturelle dans le cadre des collectifs artistiques dans les entreprises, etc. Or, à l’image de la RDA elle-même, rien de tout cela n’a été importé dans la nouvelle Allemagne, ce qui a créé des ressentiments importants. C’est le sens de l’assertion de Günter Grass : « Des sommes considérables ont été injectées à l’Est. Avec quelques résultats, il va sans dire. Mais la culture, ce n’est pas uniquement la restauration à coup de millions du patrimoine architectural. L’erreur la plus grossière a été de décréter que la culture de l’ancienne RDA, à l’instar de ses industries déclarées inadaptées et dépassées, était bonne à être envoyée à la casse. D’où une immense amertume, notamment chez les plus âgés » (61). Jürgen Habermas insiste quant à lui sur le danger que représentait pour le maintien du consensus social cette gestion à court terme, qui visait une autonomie financière rapide des institutions culturelles : « La liquidation administrative des académies, des universités, des musées, la réorgani- sation des théâtres, du film et de la littérature sur le modèle bien éprouvé à l’Ouest du marché et des subventions, ont des effets bien plus graves que la destruction des capacités de production dans d’autres secteurs » (62). Au total, la politique culturelle de la RFA a donc été nettement plus politisée après 1990, elle a fait l’objet de débats nettement plus virulents que ce qui caractérisait la poli- tique culturelle de la RFA d’avant 1990. Ces débats portaient notamment sur la façon dont il fallait intervenir pour sauvegarder la « substance culturelle est-allemande » et gérer l’héritage culturel de la RDA. Cela s’illustre dans la gestion du musée historique de Berlin. Le premier gouvernement démocratiquement élu en RDA a fait fermer ce musée, qui présentait l’histoire de l’Allemagne uniquement sous l’angle d’une suc- cession de luttes des classes. Et il a ensuite été rouvert, avec un objectif radicalement

60 « Die Stadt zeigt wieder ihre Banausenfratze », Claus Peymann sur la radio berlinoise « radio kultur », cité dans l’article de la Neue Musikzeitung, ibid. 61 Interview de Günter Grass, Le Figaro, 12 octobre 1995. 62 Jürgen Habermas, « Was bedeutet ‘Aufarbeitung der Vergangenheit’ heute ? Bemerkungen zur ‘dop- pelten Vergangenheit’ » (1990), in : Die Moderne, ein unvollendetes Projekt. Philosophisch-politische Aufsätze, 1977-1992, Leipzig, Reclam, 1992, p. 264, cité par Pascale Laborier, in : Culture et édification nationale en Allemagne. Genèse des politiques de la culture, doctorat sous la direction de M. le profes- seur Jean Leca, Institut d’études politiques de Paris, 1996, non publié, p. 697. 54 Revue d’Allemagne différent, celui de contribuer à long terme à rapprocher les deux Allemagnes, et de permettre une compréhension plus grande du passé commun des deux anciens États allemands. Ce musée emploie aujourd’hui un tiers d’employés originaires de RFA et deux tiers d’employés de l’ex-RDA (63) et se nomme l’Arsenal. Notons enfin que la situation juridique floue dans les nouveauxLänder après l’unifi- cation a permis à de nombreux projets culturels alternatifs de voir le jour sans que cela ne soit lié à la politique culturelle. Des projets de squats d’artistes comme la Kultur- brauerei ou le Tacheles, en marge des mesures de politique culturelle, ont fait la répu- tation de Berlin dans les années 1990. Il s’agissait d’utiliser les lieux abandonnés, en développant parfois une véritable métonymie entre le lieu et l’état d’esprit des artistes. La devise du Tacheles était par exemple : « Les idéaux sont ruinés, sauvez la ruine » (64). À cet égard, même si d’autres lieux similaires ont vu le jour dans d’autres villes de l’ex-RDA, Berlin fait figure de référence, en raison de sa situation géographique très particulière d’ex-ville du Mur. L’emplacement occupé pendant 28 ans par le Mur ainsi que toutes les anciennes usines fermées constituaient autant d’opportunités spatiales à investir pour les artistes du monde entier qui ont convergé à Berlin. De la même façon, lorsqu’il a été décidé de mettre en place en 1997 une grande exposition temporaire nommée Deutschlandbilder, qui présentait ensemble des œuvres d’artistes est-alle- mands et ouest-allemands, le choix du lieu s’est porté sur le bâtiment Gropius, situé sur l’emplacement de ce qui était Berlin-Ouest pendant la division de l’Allemagne, mais juste au niveau de la frontière avec Berlin-Est, tout près des lieux commémoratifs de la fin du régime national-socialiste, et en particulier de l’exposition « Topologie de la Terreur », « Topologie des Terrors », un emplacement qui était donc chargé de très nombreux symboles propres à Berlin.

Résumé Cet article retrace les grandes lignes de la politique culturelle de la RDA. La politique culturelle de Berlin-Est est analysée dans son rôle de propagation de l’orthodoxie poli- tique, mais aussi comme une pratique sociale, en montrant son rôle dans les entreprises par exemple. Dans un second temps nous examinons les mesures de transition mises en place au moment de la réunification afin de redéfinir des modalités d’action de l’État sur la culture qui puissent éviter que ne se perde la « substance culturelle est-allemande », conformément à l’article 35 du traité d’unification. L’idée qui sous-tend ces différents programmes fédéraux est qu’il fallait laisser du temps aux institutions culturelles pour s’adapter, ils ne prétendaient pas représenter une solution de long terme, mais seulement « acheter du temps » pour la culture. Nous montrons les logiques sur lesquels ils reposent.

63 Pour une étude détaillée de ce revirement, cf. par exemple l’étude de Christoph Stölzl, « Un musée fait une pirouette – Le musée historique allemand et l’Arsenal – Un laboratoire de l’unification », in : Hermann Glaser, Ce qui reste, ce qui sera. Le changement culturel dans les nouveaux Länder, Bonn, Internationes, 1995, p. 161-164. 64 « Die Ideale sind ruiniert, rettet die Ruine. » La politique culturelle à Berlin (1957-1994) 55

Zusammenfassung Dieser Artikel beschreibt zunächst die Kulturpolitik der DDR: sowohl deren Funktion zur Beförderung von SED-Botschaften als auch deren soziale Praxis in den Unterneh- men. Anschließend werden die Übergangsmaßnahmen analysiert, die zum Zeitpunkt der Vereinigung definiert wurden und die verhindern sollten, dass die „ostdeutsche kulturelle Substanz“ verloren gehe (gemäß Artikel 35 des Einigungsvertrages). Den ver- schiedenen Programmen des Bundes lag die Idee zugrunde, dass man den kulturellen Institutionen Zeit lassen müsse, sich anzupassen. Der Bund sollte in dieser Übergangs- phase ‚Zeit‘ für die Kultur ‚kaufen‘.

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Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt?

Kerstin Hausbei *

Dass die Mathematik eine relative Kunst ist, hat meine Generation in der Bundes- republik von Pippi Langstrumpf gelernt: „3 mal 3 macht 6, witte witte wer will’s von mir lernen? Ich mach mir die Welt, witte witte wie sie mir gefällt!“ Eine antiautoritäre, ja anarchistische Mathematik, derer ich mich hier bedienen will, um einem Thema gerecht zu werden, bei dem die ‚einfache‘ Mathematik schnell an ihre Grenzen stößt. „Es wird hier dröhnend, knarrend, quietschend zusammengeschraubt, was gar nicht zusammenpasst“ (1), bemerkte schon Frank Castorf zu Beginn der 1990er Jahre mit Bezug auf Berlin, das ihm wie ein Fragment deutscher Geschichte erschien. Eine geteilte Stadt sollte wieder zu einer ganzen Stadt gemacht werden. Eigentlich eine einfache Rechnung: ½ + ½ = 1. Nur dass die Hälften eben nicht mehr so nahtlos zusammengehen wollten. Für das Theater war das vielleicht trotz allem leichter als für den Rest der Gesell- schaft. So lautet zumindest das Urteil von August Everding, dem Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins (DBV) (2) anlässlich der Vereinigung des westdeutschen DBV mit dem ostdeutschen Bühnenbund 1990: „Wir [gemeint sind die Theaterleute] waren die einzigen, deren Taue nicht völlig gekappt und deren Wurzeln nicht radikal zerschnitten waren“ (3). Im Theater hätte es demnach eine vom Rest der Gesellschaft

* Maître de conférences en études germaniques, université sorbonne nouvelle – Paris 3. 1 Zitiert nach Jürgen Balitzki, Castorf, der Eisenhändler. Theater zwischen Kartoffelsalat und Stahlge- witter, Berlin, 1995, S. 232. 2 Der 1846 gegründete und 1948 neu gegründete Deutsche Bühnenverein, Bundesverband deutscher Theater ist ein eingetragener Verein der öffentlichen und privaten Träger der Theater und Kulturor- chester. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder auf kulturpolitischem und arbeitsrechtlichem Gebiet und ist Tarifpartner auf Arbeitgeberseite. Für eine Kurzinformation zu Institutionen, und einzelnen Häusern vgl. Manfred Brauneck, Gérard Schneilin (Hg.), Theaterlexikon, Bd. 1: Begriffe und Epochen. Bühnen und Ensembles, Reinbek, 2001. 3 Festrede von August Everding, zuerst abgedruckt in: Die Deutsche Bühne, 12 (1990), hier zitiert nach Knut Lennartz, Theater, Künstler und die Politik. 150 Jahre Deutscher Bühnenverein, Berlin, 1996, S. 75. Für eine Kurzinforation zu Personen vgl. C. Bernd Sucher (Hg.), Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker, München, 1995. 58 Revue d’Allemagne getrennte Mathematik gegeben, die man auf die Formel 1 ÷ 2 = 1 bringen könnte. Auch wenn diese optimistische Einschätzung sicher zum Teil dem Gebot der Stunde geschuldet war – allein die Tatsache, dass der Bühnenbund 1990 eigens für den Zweck der Vereinigung mit dem DBV gegründet werden musste und durch Vollzug dersel- ben im Oktober 1990 wieder aufgelöst wurde (4), spricht hier Bände –, hatte es in der Tat in den Bühnenkünsten reale, wenn auch zahlreichen Belastungen ausgesetzte Ost-West-Beziehungen während der ganzen Zeit der deutschen Teilung gegeben. Neben politischen Entscheidungen wie Gastspiel- und Gastinszenierungspolitik, die allerdings Berlin meist gezielt aussparte, ergaben diese Kontakte sich vor allem aus den Lebensentscheidungen einzelner Künstler. Daneben gilt aber festzuhalten, dass institutionell gesehen in der geteilten Stadt eine doppelte Theaterlandschaft entstan- den war. Hier müsste die Formel also lauten: 1 ÷ 2 = 1 + 1. Durch die Implosion der DDR, die Wiedervereinigung und vor allem die angespannte Finanzlage der Nach- wendezeit wurde diese Entwicklung dann wieder rückgängig gemacht. Auf die Formel gebracht: 1 + 1 = 1. Ganz so mechanisch wie in unseren Rechnungen ging es natürlich nicht zu, aber die Tendenz ist durchaus richtig, wobei Doppelung nicht als quanti- tative Verdoppelung, sondern als Aufbau zweier getrennter Theaterlandschaften und -systeme zu verstehen ist, wohingegen die Halbierung nicht nur die Vereinheitlichung der Theatersysteme betraf, sondern auch Theaterschließungen umfasste. Wir wol- len diese Entwicklungen zunächst nachzeichnen und uns dann der Kunst und den Künstlern zuwenden und fragen, ob es, wie August Everding meint, während der Teilung „ungekappte Taue“ gegeben hat oder ob Manfred Brauneck Recht zu geben ist, wenn er angesichts der „gänzlich unterschiedlichen politischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen“ zu dem Fazit kommt, diese hätten auch „die künstlerische Entwicklung des deutschen Theaters in den folgenden Jahrzehnten, bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990“ geprägt (5).

Theaterlandschaften in der geteilten Stadt oder 1 ÷ 2 = 1 + 1 Wenn man von den Theatern in öffentlicher Trägerschaft ausgeht, so steht man im geteilten Berlin vor zwei konkurrierenden Strukturen. Es gab zwei parallele Opern- strukturen (Staatsoper und Komische Oper im Osten/Deutsche Oper im Westen), zwei große Staatstheater (das Deutsche Theater mit Kammerspielen im Osten/die Staatlichen Schauspielbühnen – Schiller-Theater mit Schiller-Werkstatt und Schloß- parktheater – im Westen), zwei Volksbühnen (die Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz im Osten/die Freie Volksbühne im Westen) und nicht zuletzt auch zwei staatliche Schauspielschulen (die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (6) im Osten/die Universität der Künste (7) im Westen). Die Liste ließe sich noch mühelos fortsetzen:

4 Einen dem DBV vergleichbaren Verbund der Theaterträger gab es in der DDR nicht (s.u.). 1990 gegründet und aufgelöst war der Bühnenbund eine ephemere Struktur, die als Verhandlungspartner auf Ostseite fungierte, um die Theater der ehemaligen DDR in das Arbeits- und Tarifrecht der Bun- desrepublik zu überführen. 5 Manfred Brauneck, Die Welt als Bühne. Geschichte des europäischen Theaters, Bd. 5: Das Europäische Theater in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, Stuttgart, 2007, S. 207. 6 Zuvor Deutsche Schauspielschule. 7 Zunächst Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, dann Hochschule der Künste. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 59

Friedrichstadtpalast und Theater des Westens für Unterhaltungskunst, Berliner Ensemble im Osten und Schaubühne am Lehniner Platz im Westen als international exponierte Bühnen. Doch da beginnt man schon, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, denn die beiden letztgenannten Theater im Westen waren Privattheater (wie übrigens auch die Freie Volksbühne). Einen solchen Status hat es in der DDR nicht gegeben. Die festgestellte Doppelung liegt in der Natur der Sache selbst. Theater ist eine öffent- liche Kunst. Eine Kunst, die mit der Polis in Griechenland entstand und in diesem weiten Sinne eine politische Kunst ist. Eine Kunst also, die zu dem Bereich gehört, den Jacques Rancière konzeptuell als „le politique“ von der partei- und tagespolitischen Sphäre „la politique“ trennt, eine gesellschaftliche Kunst, die die verschiedensten poli- tischen Systeme sich zunutze gemacht und auch gefürchtet haben und die so letztlich auf der Schwelle zwischen „le politique“ und „la politique“ angesiedelt ist: Repräsen- tation, Bildungsinstitution und kritisches Potential zugleich. Im Kalten Krieg ein Medium von entscheidender Bedeutung und Brisanz. Der Suche nach Repräsentation und der festen Verankerung des Theaters im Bildungskonzept beider deutscher Staaten und auch der vier Besatzungsmächte verdankt sich denn auch die Doppelung. Dabei kam es aber keineswegs zu einer Vermehrung der vorhandenen Spielstätten. Vielmehr konnten beide Stadthälften trotz der kriegsbedingten Zerstörung zahlreicher Theater auf gewachsene Strukturen und bestehende Häuser zurückgreifen, was freilich eine intensive Wiederaufbauarbeit, provisorische Einquartierungen und Umzüge bis in die sechziger Jahre nicht ausschloss. Vor 1933 war Berlin eine Theatermetropole gewesen. Aufgrund der geschichtli- chen Entwicklung gab – und gibt – es in Deutschland die größte Theaterdichte der Welt, ein Status, den zwischenzeitlich die „Bühnenrepublik DDR“ (8) innehatte. Wie in anderen deutschen Städten geht die Struktur der öffentlichen Theater in Berlin auf die Feudalzeit zurück, in der jede Residenzstadt ihr Hoftheater besaß, das dann in der Weimarer Republik zum Staats-, Landes- oder Stadttheater umfunktioniert werden konnte (9). In Berlin betraf das die königlich preußischen Bühnen (die Staatsoper und das von Karl Friedrich Schinkel erbaute, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schauspiel- haus am Gendarmenmarkt, beide im späteren Ostteil der Stadt). Gleichzeitig war im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert vor allem in den Großstadtmetropolen Berlin und München ein dichtes Netz an bürgerlichen Privattheatern entstanden (darunter das Deutsche Theater in Berlin, das unter Max Reinhardt Weltruhm erlangte). In der Finanzkrise der zwanziger Jahre waren diese Theater zum Teil ebenfalls in öffentliche Trägerschaft überführt worden, so beispielsweise die späteren Staatstheater Westber- lins: die in Charlottenburg als Bürgeroper gegründete Deutsche Oper und das Schil- lertheater, das 1907 in enger Zusammenarbeit mit dem Charlottenburger Magistrat als Aktiengesellschaft mit dem Auftrag gegründet worden war, die Kultur an Minder- verdienende heranzutragen (10). In Berlin gab es aber nicht nur sehr zahlreiche Thea-

8 Die Bühnenrepublik. Theater in der DDR lautet der Titel einer von Wolfgang Bergmann herausgegebe- nen Begleitschrift zur gleichnamigen Fernsehdokumentation, Berlin, 2003. 9 Vgl. K. Lennartz, „Theaterhistorie – Die Wurzeln der deutschen Theaterlandschaft“, in: Deutscher Bühnenverein (Hg.), Theater und Orchester in Deutschland, Köln, 2005, S. 24-35. 10 Für die Etappen des Übergangs in die öffentliche Trägerschaft vgl. den kurzen historischen Abriss auf der Internetseite des Bezirksamts Charlottenburg, http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ 60 Revue d’Allemagne ter (11), sondern hier entwickelte sich auch der größte Teil der Theater-Avantgarde, die Berlin zu einer international führenden Theatermetropole machte. In Berlin konnte man bei Max Reinhardt die erste Drehbühne der Welt bewundern (im Theater am Schiffbauerdamm 1905), hier wurden die spektakulären Piscator-Bühnen gebaut (ab 1927 im Theater am Nollendorfplatz und im Wallner-Theater). Hier wirkten Brecht, Jessner und Kortner. Hier wurde mit der Uraufführung der Stücke von Horváth und Fleißer die Grundlage für ein kritisches Volkstheater gelegt. Durch die Ausblutung der Kulturszene in der NS-Zeit war von diesem vergangenen Glanz nicht viel übrig geblieben. Wie weit die Berliner Theaterlandschaft hinter ihre einstige Größe zurück- gefallen war, lässt der Vergleich ermessen, mit dem der Berliner Starkritiker aus der Weimarer Republik, Herbert Jhering, inzwischen Chefdramaturg am Deutschen The- ater, seine 1947 erscheinende Abhandlung Berliner Dramaturgie eröffnete: „Keinem Pariser, keinem Moskauer, keinem Londoner, keinem New-Yorker würde es einfallen, wenn er dramaturgische Betrachtungen über die Theatersituation seiner Stadt her- ausgäbe, ausdrücklich zu begründen, warum er sich das Recht nähme, diese grund- sätzlichen Untersuchungen nach Moskau, New York, London oder Paris zu nennen. Berlin war einst durch Jahrzehnte eine der Theaterhauptstädte der Welt, und doch muß einem Deutschen erst auseinandergesetzt werden, warum Berlin das Recht hat, […] neue Maßstäbe zu schaffen und den Versuch einer prinzipiellen dramaturgischen Skizzierung nach sich zu benennen“ (12). Beide Stadthälften bauten also ihre Theaterlandschaft auf einem Trümmerhaufen auf, griffen dafür aber vor allem auf die Staats- und Stadttheater der Weimarer Repu- blik zurück. Das war im Osten leichter, denn die renommiertesten Bühnen lagen im Stadtteil Mitte, beruhte aber auf einer politischen Entscheidung, die sich im Wieder- aufbau wichtiger Spielstätten spiegelt. Die ehemals königlich preußische Staatsoper (dann Staatsoper der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“) wurde (1955 wieder aufgebaut) zur Staatsoper der DDR. Schon 1947 war die Komische Oper im wieder aufgebauten Metropoltheater eröffnet worden. Das ehemalige Staatstheater, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, wurde nicht wieder aufgebaut, aber mit dem Deutschen Theater gab es eine prestigereiche Alternative. Die (1954 wieder aufge- baute) Volksbühne, das historische Haus der Besucherorganisation Freie Volksbühne, an dem Reinhardt und Piscator gewirkt hatten, unter dem Nationalsozialismus durch Enteignung verstaatlicht, wurde zum Ostberliner Stadttheater. Neugegründet wurde das Maxim Gorki Theater, das man mit dem Auftrag der Pflege sowjetischer Dra- matik in der ehemaligen Singakademie einquartierte. Als 1949 Bertolt Brecht und Helene Weigel die Möglichkeit gegeben wurde, das Berliner Ensemble zu gründen, musste dieses bis 1954 im Deutschen Theater mit dem dortigen Ensemble unter der

ueber-den-bezirk/kultur-und-wissenschaft/buehnen/artikel.180256.php [zuletzt eingesehen am 21.2.2017]. Zur Geschichte der Theatergebäude vgl. auch HaraldZielske , „Thalia in urbaner Enge. Theaterstandorte und Theaterbau in Berlin 1890-1990“, in: Erika Fischer-Lichte, Doris Kollesch (Hg.), Berliner Theater im 20. Jahrhundert, Berlin, 1998, S. 53-76. 11 Die Berlin Tourismus & Kongress GmbH wirbt heute wieder damit, dass Berlin über 150 Spielstät- ten verfügt: http://www.visitberlin.de/sites/default/files/berlin_in_zahlen_wussten_sie_schon_0.pdf (zuletzt eingesehen am 21.2.2017). 12 Herbert Jhering, Berliner Dramaturgie, Berlin, 1947, S. 5. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 61

Intendanz von Wolfgang Langhoff kohabitieren, bevor es sich, nachdem das olksV - bühnenensemble wieder ins eigene Haus umgezogen war, als weiteres Staatstheater der DDR im Theater am Schiffbauerdamm (auch dies ein Wirkungsort von Brahm und Reinhardt und Spielstätte des kritischen Volkstheaters) etablierte. 1984 wurde schließlich mit dem neuen Friedrichstadtpalast der letzte Prachtbau der DDR einge- weiht: mit 3.000 m2 bespielbarer Fläche ist er bis heute die größte Theaterbühne der Welt. Alle diese Theater liegen in Fußnähe zueinander. Privattheater existierten in der DDR bis in die 1980er Jahre nicht. Allerdings gab es viele Amateurtheatergruppen, die von professionellen Regisseuren geleitet wurden. In Westberlin hatte man es ungleich schwerer. Nicht nur musste man auf ehemals private Spielstätten in der Peripherie des historischen Theaterzentrums zurückgreifen, sondern die Spielstätte der Deutschen Oper war auch durch Kriegsschäden vollstän- dig zerstört, was dazu führte, dass das Ensemble zunächst ins Theater des Westens ausweichen musste, was aber keine dauerhafte Lösung war. Der nach den Plänen von Fritz Bornemann erstellte Neubau in Charlottenburg (in unmittelbarer Nähe zum ursprünglichen Standort) stand erst 1961 zur Verfügung. Bei der Gründung der Staat- lichen Schauspielbühnen entschied man sich 1951 für das Schillertheater. Damit war in Westberlin der Schwerpunkt der öffentlichen Theater nach Charlottenburg gelegt worden (13), eine Entscheidung gegen Kreuzberg, wo das Hebbel-Theater stand, auf das die Besatzungsmächte, vor allem unter der Intendanz des von ihnen berufenen und 1948 verstorbenen Karl Heinz Martin, für die kulturelle reeducation gesetzt hatten. Neben den Theatern in öffentlicher Trägerschaft gab es in Westberlin ein dichtes Netz an Privattheatern, von denen viele der in der direkten Nachkriegszeit (vor allem mit amerikanischen Lizenzen) neu gegründeten allerdings die durch die Währungs- reform entstandene Krise nicht überstanden (14). Die Freie Volksbühne, die 1947 als Zuschauerorganisation in beiden Stadtteilen getrennt wiedergegründet worden war, blieb im Westen ihrem historischen Status als eingetragener Verein treu (15), musste aber – da die historische Spielstätte im Ostteil der Stadt lag – zunächst das Theater am Kurfürstendamm mieten, bis 1963 ein eigenes Haus im selben Viertel gekauft werden konnte (16). Es war so letztlich ein Ost-West-Gefälle in der Bedeutung der Häuser vor- programmiert, das sich durch den verschiedenen Status der Stadthälften im jeweiligen Staat noch verschärfte: während Ostberlin als Hauptstadt zur Theatermetropole der DDR wurde, entstand (auch aufgrund der dezentralen Lage und der Teilung von Ber- lin) in der Bundesrepublik eine dezentrale Struktur, in der Westberlin sich als Theater- stadt kaum neben den alten und neuen Zentren wie München, Hamburg, Düsseldorf,

13 Das Schloßparktheater als kleines Haus der Staatlichen Spielstätten war allerdings in Steglitz angesiedelt. 14 Vgl. Peter Jammerthal, Henning Rischbieter, „Hektischer Betrieb nach Kriegsende – Theater- Frontbildungen im Kalten Krieg 1945-1948“, in: Henning Rischbieter (Hg.), Durch den Eisernen Vorhang. Theater im geteilten Deutschland 1945 bis 1990, Berlin, 1999, S. 20, und mit leicht abweichen- den Zahlen M. Brauneck, Welt als Bühne (Anm. 5), S. 206. 15 Die Freie Volksbühne war 1890 im Zuge der Volksbühnenbewegung in ganz Europa in Berlin als Verein gegründet worden, um die Zensur zu umgehen, die auf geschlossene Aufführungen keinen Einfluss nehmen konnte. Sie verhalf dem Naturalismus zum Durchbruch. 16 Heute sind dort die Berliner Festspiele untergebracht. 62 Revue d’Allemagne

Bochum, Stuttgart, Frankfurt, Bremen und Darmstadt behaupten konnte. Seit den 1960er Jahren entwickelte sich in Westberlin wie in der gesamten Bundesrepublik eine umfangreiche freie Theaterszene, deren prominentester Vertreter sicher die 1962 von ehemaligen Studierenden der Freien Universität gegründete und zunächst im Theater am Halleschen Ufer untergebrachte Schaubühne war. Da Peter Stein und sein Ensemble die internationale Aufmerksamkeit auf sich zogen und die Schaubühne zum „Werbeschlager“ (Friedrich Luft (17)) für Westberlin machten, erlangten sie eine Verhandlungsbasis zur Erhöhung der zunächst bescheidenen Subvention von 1,8 Mil- lionen DM und vor allem für den Umzug in die größere Spielstätte am Lehniner Platz (1981) (18). Die Schaubühne erhielt dadurch einen Status, der sich letztlich nicht sehr von dem eines Staatstheaters unterschied. Das Haus am Halleschen Ufer blieb in den Händen der freien Theaterszene. Es wurde zunächst zur Spielstätte der Theaterma- nufaktur, einer 1970 gegründeten Gruppe, und nach der Wende (1992) zur zentralen Spielstätte der freien Gruppen Berlins (19). In der Freien Theaterszene kam es auch zu einer publikumsorientierten Ausdifferenzierung. Das von Volker Ludwig 1966 als Kindertheater gegründete GRIPS-Theater ist das prominenteste Beispiel und spielt bis heute eine bedeutende Rolle in der Theaterlandschaft Berlins.

Theatersysteme in der geteilten Stadt oder 1 ÷ 2 = 1 + 1 Diese Theaterlandschaften in Ost und West waren während der Teilung an getrennte Theatersysteme rückgebunden, in denen die Intendanten, Regisseure und Schauspieler sehr verschiedene Arbeitsbedingungen hatten. In beiden Staaten war das Theater dezentral organisiert, hing also von lokalen oder regionalen politischen Ins- tanzen ab. Diese spielten aber eine nicht vergleichbare Rolle in beiden Stadthälften. Im Osten bestand eine direkte Abhängigkeit der Theater von der Politik. Es wurde Einfluss genommen auf die Spielplangestaltung, die Programmhefte sowie berufliche Belange wie die Künstlervermittlung und die ‚Kaderbildung‘ an den Theatern. Die Tarife wurden gesetzlich festgelegt. Ab 1978 erhielten die Bühnenkünstler der DDR unbefristete Arbeitsverträge und waren praktisch unkündbar. Auch der als Volks- bühne 1947 wiedergegründete Zuschauerverein (ehemals und im Westen wieder Freie Volksbühne) wurde wie alle Zuschauerorganisationen ins System überführt und war nun Teil des FDGB. Für die Ostberliner Staatstheater als Hauptstadttheater war seit 1954 direkt das Kulturministerium unter Johannes R. Becher zuständig, sowie die 1958 gegründete „Kommission für Fragen der Kultur“ beim Politbüro der SED unter der Leitung von Alfred Kurella. Die eigentlichen Entscheidungen fielen denn auch in der Partei. Neben dem bekannten ‚Kahlschlag-Plenum‘ von 1965 befassten sich auch die Tagungen des Zentralkomitees der SED mit Theater. Es wurde dort über Stücke- und Inszenierungsverbote befunden, aber auch Personalpolitik betrieben. 1963 wurde hier beispielsweise die als Rücktritt verschleierte Absetzung von Wolfgang Langhoff

17 Zitiert nach M. Brauneck, Welt als Bühne (wie Anm. 5), S. 305. 18 Vgl. Monika Sandhack, „Schaubühne am Lehniner Platz“, in: Braunek/Schneilin (Hg.), Theater- lexikon 1 (Anm. 2), S. 878f. 19 Seit 2003 ist das Theater am Halleschen Ufer mit dem Hebbel-Theater und dem Theater am Ufer als Hebbel am Ufer (HAU 1, 2, 3) zusammengeschlossen. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 63 als Intendant des Deutschen Theaters beschlossen. Die politischen Übergriffe betrafen auch rein künstlerische Fragen. Inhaltlich und ästhetisch war der Rahmen des ‚sozia- listischen Realismus‘ verbindlich – das hieß eine ideologische Normierung der Spiel- pläne durch Festlegung auf „positive Helden des sozialistischen Aufbaus“ und auch eine ästhetische Normierung im Sinne einer Inszenierungs- und Schauspieltradition des einfühlenden Spiels, wie sie vom russischen Regisseur Konstantin S. Stanislavskij begründet worden war (20) und wie sie beispielsweise bei der Stanislawski-Konferenz 1953 in Ostberlin verkündet wurde. Festgelegt wurde auch die Orientierung am Vor- bildcharakter des bürgerlich-humanistischen Kulturerbes und der bürgerlichen Frei- heitsbewegung des 19. Jahrhunderts. Alles andere – vor allem die avantgardistischen Ansätze der Weimarer Republik – wurden als Formalismus diskreditiert. Es setzte sich so die Frontstellung der 1930er Jahre ungebrochen fort. Die Etablierung von Brecht in Ostberlin führte allerdings zu einem Spannungsfeld, das sich zunächst im Haus des Deutschen Theaters in extremer Konzentration entwickelte, da dort bis 1954 Brecht als Vertreter des epischen Schauspielstils und Wolfgang Langhoff als Hauptvertreter der Stanislavskij-Ästhetik auf engstem Raum nebeneinander arbeiten mussten. In Westberlin war der Kultursenator zuständig. Seine Rolle war begrenzt. Ein The- atergesetz gibt es in der Bundesrepublik nicht. Tarifverträge wurden – und werden – für die ganze Bundesrepublik zwischen der Vertretung der Theaterleitungen, also dem DBV, und der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger ausgehandelt (21). Die zentrale Figur im Theater der Bundesrepublik ist seit 1949 der Intendant. Er hat das alleinige Recht zu engagieren und den Spielplan zu gestalten. Er ist dementsprechend souverän gegenüber der Politik. Die politische Sphäre spielt als Theaterträger eine vor allem finanzielle Rolle, hat aber durch die Besetzung von Intendantenstellen und die Zuteilung von Subventionen trotz allem eine nicht unbeträchtliche Möglichkeit der indirekten Einflussnahme. In Bezug auf die Personalpolitik war von entscheidender Bedeutung, dass die westlichen Alliierten und die Stadt Westberlin (wie auch die übrige Bundesrepublik) keine Politik der Rückkehr von exilierten Bühnenkünstlern betrieben. Die Intendanten der 1950er Jahre wurden aus den Theaterschaffenden der NS-Zeit rekrutiert. Die personale Kontinuität wirkte sich auf die Spielplangestaltung, aber auch auf den Regiestil aus, der noch stark von der NS-Ästhetik geprägt blieb. Fritz Kortner und Berthold Viertel nannten das den „Reichskanzleistil“ (22). Ein Anknüpfen an die politisch orientierte Modernität der Weimarer Republik war dadurch unmög- lich. Es gab auf der einen Seite Vertreter der Werktreue, auf der anderen Seite ein Modernitätskonzept, das mit Mitteln der Abstraktion und der Enthistorisierung die Grundfragen der Existenz zu erschließen versuchte. An der Freien Volksbühne stand

20 Es ist ein Paradox des Kalten Krieges, dass sich diese Schauspieltradition nach der Tournee des Mos- kauer Künstlertheaters von 1927 auch in den USA etabliert hatte und mit dem 1947 gegründeten Actors Studio maßgeblichen Einfluss auf das amerikanische Theater und Kino erhielt und bis heute behält. 21 Vgl. (aus Arbeitgebersicht): Rolf Bolwin, „Die rechtliche Struktur – Tarifverträge und Arbeitsver- träge“, in: Deutscher Bühnenverein (Hg.), Theater und Orchester in Deutschland(Anm. 9), S. 124-139. 22 Vgl. vor allem Berthold Viertel, „Der Reichskanzleistil“, in: ders., Die Überwindung des Übermen- schen. Exilschriften (Studienausgabe, Bd. 1), hg. von Konstantin Kaiser und Peter Roessler, Wien, 1989, S. 275-277. 64 Revue d’Allemagne

Oscar Fritz Schuh für ein für die 1950er Jahre typisches Konzept des Theaters als ‚geis- tigen Raums‘ (23), eines Ortes also, an dem „Fragen der menschlichen Existenz jenseits von Geschichte und Politik“ verhandelt werden (24). In dieser Atmosphäre der Entpolitisierung hatten es die Rückkehrer entsprechend schwer. Fritz Kortners Hoffnung auf die Intendanz des Schiller-Theaters zerschlug sich nach dem Skandal um seine Don Carlos-Inszenierung 1950, in der er Don Carlos als unheldischen Verlierer gegen das System interpretiert hatte (25). Er pendelte weiter ohne eigenes Theater zwischen Berlin und München. Auch Erwin Piscator schaffte es zunächst nicht, wieder Fuß zu fassen. Den USA zu kommunistisch, der UdSSR zu trotzkistisch, der DDR zu avantgardistisch, der Bundesrepublik zu politisch saß er zwischen allen Stühlen, arbeitete zunächst zehn Jahre als Gastregisseur an westdeut- schen Bühnen und musste Kompromisse eingehen. Er versuchte in dieser Zeit, Fried- rich Schiller wieder von der nationalen Überhöhung zu befreien und als Revolutionär des 18. Jahrhunderts sichtbar zu machen, wobei er allerdings nicht mehr mit einer direkten Aktualisierung wie in den 1920er Jahren arbeitete. Mit Stücken wie Gas von Georg Kaiser nahm er vorsichtig Stellung zu tagespolitischen Themen wie dem der atomaren Bewaffnung. Seine Hoffnung auf eine parteipolitische Anbindung an die SPD zerschlug sich 1958 an der gleichen Frage. Als er 1962 mit der Freien Volksbühne endlich ein eigenes Haus übertragen bekam (bezeichnenderweise kein öffentliches Theater), positionierte er das Haus in der Eröffnungsrede der neuen Spielstätte (1963) jenseits der Parteipolitik (26). Es ging ihm nun darum, ein Forum für die kritische Befragung der Gesellschaft zu schaffen. Piscator setzte dabei vor allem auf die neue Autorengeneration – Rolf Hochhuth, Heinar Kipphardt, Peter Weiss – und wurde zum Geburtshelfer des neuen Dokumentartheaters nicht nur dadurch, dass er die Stücke zur Uraufführung brachte, sondern auch dadurch, dass er sich für ihre Verbreitung – beispielsweise durch Ring-Uraufführungen – einsetzte. In seinen Inszenierungen legte er den Akzent auf den Umgang mit der NS-Vergangenheit und die Frage der Verantwortung des Wissenschaftlers und entschärfte diejenigen Aspekte der Stücke, die im Kontext des Kalten Krieges (gerade in Berlin) durch ihre Kapitalismuskritik tagespolitisch aufgeladen werden konnten (27). Seine Intendanz an der Freien Volks- bühne rückte Westberlin ins Zentrum des internationalen Interesses und wurde zum Anstoß einer Politisierung des Theaters im Sinne eines modernen Denktheaters. Neben der Intendantenbesetzung standen in Westberlin aber auch Versuche direkter Eingriffe in den Entscheidungsbereich der Intendanten. Dabei ging es zunächst um die Konkurrenz mit Ostberlin. In der dezentralen Struktur der Bundesrepublik war für die Karriere eines Bühnenkünstlers ein Engagement nach Westberlin kein Aufstieg,

23 Vgl. Oscar Fritz Schuh, Die Bühne als geistiger Raum, Bremen, 1963. 24 M. Brauneck, Welt als Bühne (Anm. 5), S. 218. 25 Vgl. Henning Rischbieter, „Im Gefängnis der Tyrannei. Kortners Don Carlos-Inszenierung, West- Berlin 1950“, in: Fischer-Lichte/Kollesch (Hg.), Berliner Theater im 20. Jahrhundert (Anm. 10), S. 171-184. 26 Abgedruckt in: Erwin Piscator, Eine Arbeitsbiographie, Bd. 2, hg. von Kurt Boeser u. Renata Vat- ková, Berlin, 1986. 27 Vgl. Klaus Wannemacher, Erwin Piscators Theater gegen das Schweigen. Politisches Theater zwischen den Fronten des Kalten Krieges (1951-1966), Tübingen, 2004. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 65 wohingegen die westdeutschen Künstler, solange das noch möglich war, gerne ihren Gastspielurlaub dazu nutzten, in der Staatsoper, der Komischen Oper oder dem Deut- schen Theater aufzutreten oder auch gleichzeitig in West- und Ostberlin unter Vertrag standen. Im Kontext des Kalten Krieges hatte das zur Konsequenz, dass der Westberliner Senat, aber auch das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen und der Deutsche Bühnenverein seit 1951 darauf drangen, „die an den Westberliner Bühnen beschäftig- ten Künstler [sollten] nur noch hier und nicht zugleich auch im Osten auftreten“ (28). Auch wurden die westdeutschen Theater dazu aufgerufen, „Gastspiele eschlossenerg Ensembles aus Ostberlin oder der Ostzone [genannt werden das Berliner Ensemble und das Deutsche Theater] grundsätzlich abzulehnen“ (29). Begründet wurde das wie folgt: „Jedes Ensemble aus dem Osten, das nach Westdeutschland geht, dient dem Zweck, dort eine Kulturfassade aufzurichten, hinter der sich der Kommunismus zu verbergen sucht, auch dann, wenn die Mitglieder dieses Ensembles ihn persönlich ablehnen und keine derartigen Absichten verfolgen“ (30). Damit wurde von westlicher Seite eine Spal- tung der Theaterlandschaft in Berlin betrieben, die zuvor noch nicht bestanden hatte. Aus der Analyse der Spielpläne der Endvierzigerjahre ergibt sich, dass die Regisseure sich zunächst noch frei zwischen den Zonen hin- und herbewegt hatten (31). Bis zum Mauerbau lebten auch etwa 1.000 an den Ostberliner Theatern tätige Musiker, Sänger und Schauspieler im Westteil der Stadt. Diese vom Westberliner Arbeitsamt als „Aus- pendler“ bezeichneten Künstler wurden nach dem Mauerbau von der DDR gezwungen, sich innerhalb eines Monats zu entscheiden, ob sie in den Ostteil der Stadt umziehen oder ihr Engagement verlieren wollten. Viele entschieden sich für den Westen, was in Westberlin, wo es ohnehin viele erwerbslose Bühnenkünstler gab, zu einem kaum lösbaren Problem führte, das noch dadurch verschärft wurde, dass die Angestellten der Ostbühnen in der Bundesrepublik nicht arbeitslosenversichert waren und dadurch keinerlei Ansprüche auf Leistungen geltend machen konnten (32). Nur wenige Promi- nente Ostberliner Künstler konnten auch nach dem Mauerbau ihren Wohnsitz im Westen behalten. Zu ihnen zählten Walter Felsenstein, der Intendant der Komischen Oper, Erich Engel, Regisseur am Berliner Ensemble, Gerhart Bienert, Schauspieler am Deutschen Theater und Hans Nocker, Sänger in Felsensteins Ensemble (33). Im Westen

28 Nachrichtendienst des Deutschen Bühnenvereins, 4 (1951), abgedruckt in K. Lennartz, Theater, Künstler und die Politik (Anm. 3), S. 297. Die zitierte Passage betrifft ein vom Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen dem DBV „mit der Bitte, sich nach diesen Grundsätzen zu richten“, über- mitteltes Gutachten. Bei Lennartz ebenfalls abgedruckt findet sich ein Bericht aus der SPD-nahen Westberliner Zeitung Der Telegraf von 1955, in dem über einige spektakuläre Fälle berichtet wird, in denen die Westberliner Behörden gleichzeitige Engagements in West- und Ostberlin als vertragswid- rig zurückwiesen. Vgl. ebd., S. 301. 29 Ebd. 30 Ebd., S. 297f. 31 Vgl. dazu die Zeittafel in Ursula Heukenkamp (Hg.), Unterm Notdach. Nachkriegsliteratur in Berlin 1945-1949, Berlin, 1996, S. 453-528. 32 Vgl. den Brief des Deutschen Städtetags „Betr.: Maßnahme zur Unterbringung Berliner Künstler“ vom 11.10.1961, abgedruckt im Quellenteil „Zeitzeugnise zur Geschichte des deutschen Theaters und des deutschen Bühnenvereins“, in: K. Lennartz, Theater, Künstler und die Politik (Anm. 3), S. 310f. 33 Vgl. C. B. Sucher, Theaterlexikon (Anm. 3), sowie K. Lennartz, Theater, Künstler und die Politik (Anm. 3), vor allem Kapitel VIII „Ost-West-Beziehungen“. 66 Revue d’Allemagne antwortete man auf diese Situation – wie schon 1953 und 1956 – mit dem Aufruf zu einem Brecht-Boykott, der in Westberlin länger durchgehalten wurde als im Rest der Bundesrepublik. Allerdings reagierten 68 Intendanten der Bundesrepublik und West- berlins diesmal mit einer Erklärung, in der sie „vor jeder tendenziösen Beeinflussung der Spielpläne durch Gruppen außerhalb des Theaters nachdrücklich“ warnten (34). Zu einer ähnlichen Auseinandersetzung kam es noch einmal 1970 im Zusammen- hang der Mitbestimmungsexperimente in Berliner Theatern. Nach dem Tod Pisca- tors war zunächst die Freie Volksbühne in die Politisierung der End-1960er Jahre hineingerissen worden. Unter der Intendanz von Hansjörg Uzerath unterbrachen die Schauspieler eine Horváth-Inszenierung, um einen Resolutionsentwurf gegen die Notstandsgesetze zu verlesen und zu diskutieren. Die Freie Volksbühne hatte sich so vom Politischen zur Politik entwickelt – von „le politique“ zu „la politique“. Diese Entwicklung mündete in der Spielzeit 1969/70 erstmals in die Entstehung eines eigenen Ensembles, das mit der Einführung gleicher Gagen für alle und einer kol- lektiven Leitung Akzente setzte, die dann an der Schaubühne weitergeführt wurden und das Theater zu einem Experimentierfeld für gesellschaftliche Entwicklungen machen sollten. Für kurze Zeit kam es so zu der Forderung der Aufhebung zwi- schen Kunst und Leben, einer Konzeption der Kultur für alle, in der Autorschaft und Werkcharakter infrage gestellt wurden. 1970 erhob die CDU-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses gegen Peter Steins Ensemble Anklage mit dem Vorwurf, dieses habe Subventionsgelder zweckentfremdet, um politische Agitation für den Kommu- nismus zu betreiben. Zu einer Großoffensive des DBV kam es dann nicht mehr, da die gesperrte Subvention nach Entkräftung der Vorwürfe ausbezahlt wurde (35). Neben diesen repressiven politischen Eingriffen wurde vom Westberliner Senat auch eine voluntaristische Politik betrieben, um Westberlin als Theaterstadt aufzuwerten. Das begann 1951 mit der Gründung der Berliner Festwochen (im Rahmen der Berliner Festspiele), die, zunächst von den Westalliierten finanziert, als Vitrine internationaler westlicher Bühnenkunst konzipiert waren. Auf Vorschlag des Berliner Bürgermeisters Suhr wurde 1956 vom Bundestagsausschuss Film, Presse, Funk ein Umtauschkurs von 1:1 für den Besuch Westberliner Kulturstätten eingeführt, um das Ostberliner Pub- likum anzulocken. Der Magistrat Ostberlins konterte 1958 mit der Schaffung eines eigenen Festivals, den Berliner Festtagen. 1964 wurde dann in Westberlin das Berliner Theatertreffen gegründet, ein im deutschen Sprachraum führendes Festival, zu dem eine Kritikerjury eine Selektion von herausragenden Produktionen der Vorsaison aus allen deutschsprachigen Ländern einlud. Auch Produktionen aus Ostberlin wurden immer wieder eingeladen, was aber von der DDR boykottiert wurde. Ihren Höhepunkt erreichte diese Politik 1970 mit der politisch umstrittenen Anwerbung von Peter Stein an die Schaubühne, die Westberlin in den Blickpunkt internationaler Aufmerksam- keit brachte. Stein kam nur deshalb nach Berlin, weil er als Regisseur 1969 nicht in München bleiben konnte, nachdem er die Parteilichkeit des Vietnam-Diskurses von Peter Weiss so weit hatte treiben wollen, eine Sammelaktion im Publikum für die Bewaffnung des Vietkong zu starten. Gestützt durch das Berliner Theatertreffen

34 Abgedruckt in ebd., S. 313f. 35 Vgl. die entsprechenden Dokumente, ebd., S. 322-326. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 67 wurde dann mit dem Regietheater ein neues Konzept von Autorschaft geschaffen, das sich diesmal auf den Regisseur bezog. Dabei stand aber nicht mehr die Politisierung im Mittelpunkt. So irritierte auch Peter Stein den politisierten Erwartungshorizont, indem er zwar analytisch-kritisch inszenierte, dabei aber eher auf psychologische Fallstudien setzte denn auf sozialkritische Analyse.

Theatersystem und -landschaft in der wiedervereinigten Stadt oder 1 + 1 1= Nach der Wende kam dann das Nachspiel der Doppelung. Das Theatersystem der DDR wurde schlicht in das Theatersystem der Bundesrepublik überführt, eine beängs- tigende Situation für die Bühnenkünstler der ehemaligen DDR, die nun den arbeits- und tarifrechtlichen Verhältnissen der Bundesrepublik unterstellt wurden und damit ihre unbefristeten Arbeitsverträge verloren. In der angespannten Finanzlage der Nachwendezeit – dem Theaterkritiker Urs Jenny zufolge ging es um eine Kürzung des Berliner Kulturetats um 60 Millionen D-Mark (36) – wurde auch die Doppelung der Theaterlandschaften rückgängig gemacht, ein schmerzhafter Prozess, dem zunächst 1991 die Freie Volksbühne und dann 1993 die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin (Schiller-Theater, Schiller-Werkstatt und Schloßparktheater) zum Opfer fielen, was dem damaligen Kultur-Senator Ulrich Roloff-Momin den Beinamen „Schiller-Killer“ einbrachte. Das Budget der Volksbühne und das des Deutschen Theaters wurden hin- gegen (geringfügig) aufgestockt. Das ehemalige DDR-Staatstheater Berliner Ensemble wurde in ein privatrechtliches Unternehmen umgewandelt, dem nun ein Direktorium vorstand, dem neben Heiner Müller noch Peter Zadek, Peter Palitzsch, Fritz Marquart und Matthias Langhoff angehörten, mit Ausnahme von Peter Zadek eine Mischung aus Zurückgekehrten und Dagebliebenen aus DDR-Zeiten. Wenn Matthias Lilienthal als Chefdramaturg der Volksbühne in den 1990er Jahren eine „Entwertung von allem, was in der DDR bestand (mit dem bloßen Argument, dass es zur DDR gehörte)“ (37) diagnostizierte, so traf das also auf die Theaterlandschaft gerade nicht zu. Die Entscheidung gegen die Westtheater kann verschieden begründet werden. Einerseits ergab sie sich recht logisch aus dem historischen Status der Häuser vor der Teilung, dem Ost-West-Gefälle während der Teilung und auch aus ihrer Lage in der Stadt. Nach der Wiedervereinigung orientierte sich das Westberliner Publikum zurück in das alte Theaterzentrum der Stadt und frequentierte vor allem wieder das Deutsche Theater und das Berliner Ensemble. Antje Dietzke sieht das als Teil einer „allgemeinen räumlichen Verschiebung im Kulturbereich der Stadt nach der Mauer- öffnung […] in die historische Stadtmitte, die sich innerhalb kurzer Zeit wieder zum kulturellen Zentrum der Stadt entwickelte“ (38). Andererseits spielte der im Einigungs- vertrag festgelegte Substanzschutz für die DDR-Theater eineRolle. Der Bund sorgte

36 Vgl. Urs Jenny, „Notstand ist jetzt“, Der Spiegel, 26 (1993), S. 206-208. 37 Matthias Lilienthal, „Die Chance des Scheiterns der Betonarbeiterbrigade“, in: Hans-Dieter Schütt, Castorfs Volksbühne. Schöne Bilder vom häßlichen Leben, Berlin, 1999, S. 37. 38 Antje Dietzke, Ambivalenzen des Übergangs. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin in den neunziger Jahren, Göttingen, 2014, S. 176. Ausführliche Darstellung der Krise und Umstrukturie- rung der Berliner Theaterlandschaft nach der Wende im Kapitel „Die Berliner Theaterlandschaft der neunziger Jahre“. 68 Revue d’Allemagne für eine Übergangsfinanzierung, die zwar die Finanzkrise des Landes Berlin, das zum neuen Träger der Theater geworden war, nicht ausglich, aber doch die Krise für die Ostberliner Theater abschwächte.

Ungekappte Taue? Oder doch unüberwindliche Unterschiede? Wendet man sich der künstlerischen Entwicklung in beiden Stadthälften zu, so gilt zunächst festzuhalten, dass in beiden Stadthälften – wie auch in beiden Staaten – die kritische Auseinandersetzung mit der je eigenen Gesellschaft im Vordergrund stand. Wenn Manfred Brauneck rückblickend feststellt, dass das historisch wichtigste Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte, die Teilung der Nation, an den bundesdeutschen Bühnen beinahe spurlos vorübergegangen ist (39), so ließe sich Ähnliches vielleicht auch für die DDR und Ostberlin sagen. Denn dort ging es vom Lohndrücker Heiner Müllers bis hin zur Übergangsgesellschaft Volker Brauns in verschiedener Weise um die nicht eingelösten Hoffnungen in der sozialistischen Gesellschaft. Dabei lassen sich verschie- dene Phasen in den Reaktionen des Regimes auf Kritik feststellen, die wiederum zu verschiedenen Strategien auf Seiten der Künstler führten. Nach dem Verbot der kon- struktiven Kritik der Dramatik von Müller und Hacks, die im Zuge des Bitterfelder Wegs entstanden war, wichen die Regisseure zunächst auf Klassikerinszenierungen aus, die sie allerdings oppositionell inszenierten. Auch das war gefährlich. Beispiels- weise musste infolge der Faust-Inszenierung von Adolf Dresen 1968 Wolfgang Heinz die Intendanz des Deutschen Theaters aufgeben. Trotzdem wurde dieser egW – auch am Deutschen Theater – weiterverfolgt (etwa durch Alexander Lang). In den 1970er Jahren kamen dann auch Inszenierungen von unliebsamen Stücken (beispielsweise des Prinzen von Homburg) hinzu. Andere Stücke – wie Goethes Iphigenie – wurden radikal uminterpretiert. In der Dramatik war das eine Zeit, in der – etwa bei Heiner Müller – die Auseinandersetzung mit der in der DDR verdrängten (Kontinuität der) NS-Vergangenheit in den Blick geriet. Während die entsprechenden Stücke aber nicht an Ostbühnen aufgeführt werden konnten, kamen nun zeitversetzt die in den 1960er Jahren verbotenen Stücke auf die Bühne. Insgesamt bildete sich an den Ostberliner Bühnen wie in der übrigen DDR eine subtil verbergende politische Kommunikation mit dem Publikum heraus, die dem Theater den Status eines ‚Medienersatzes‘ ein- brachte. Auch wenn für das Publikum durch die vom RIAS übertragenen Theaterkriti- ken von Friedrich Luft und durch die Besprechungen von Ostberliner Produktionen in der Westpresse die Möglichkeit der Information über die jeweils andere Theaterland- schaft gegeben war, waren auf diese Weise doch vollkommen unterschiedliche Reso- nanzräume entstanden, die es auch schwer machten, Stücke, die in dem einen Kontext entstanden waren, in den anderen zu überführen, worauf Heiner Müller mit Bezug auf Der Auftrag und den Viet Nam Diskurs von Peter Weiss verweist (40). Was die Künstler angeht, so ist allerdings von Mobilität und Informiertheit auszu- gehen. Anders als im Westen war man im Osten bemüht gewesen, Bühnenkünstler aus dem Exil zurückzuholen. Die sowjetische Besatzungszone wurde so zunächst zum Sammelbecken für linksbürgerliche und sozialistische Kreise, die die Ideen

39 Vgl. M. Brauneck, Welt als Bühne (Anm. 5), S. 350. 40 Vgl. Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht, Köln, 1992, S. 298f. bzw. 222f. Berlin: Theaterlandschaft in einer doppelten Stadt? 69 der Volksfront aus den 1930er Jahren wieder aktivieren wollten. Schon 1947 erfolgte allerdings die Umorientierung der Spielpläne, die sich zunächst auf eine antifaschis- tische, demokratische Neuordnung konzentriert hatten, hin zu einer klaren Propa- gandalinie im Kalten Krieg. Viele Bühnenkünstler und Autoren kamen trotzdem in der Anfangszeit der DDR aus dem Westen (einschließlich der Schweiz und Österreich) nach Ostberlin. Neben Brecht und Helene Weigel, die ein wichtiger Anziehungspunkt für viele andere wurden, traf das beispielsweise auch auf Wolfgang Langhoff und Wolfgang Heinz (Intendanten am DT) zu, ebenso auf den Chefdramaturgen am DT, Herbert Jhering, sowie auf dessen Nachfolger, den Autor Heinar Kipphardt. Der Inten- dant der Volksbühne, Fritz Wisten, war vom NS-Regime verfolgt worden. Der Autor Peter Hacks kam noch 1955 als Dramaturg ans Berliner Ensemble. Viele kamen und blieben wegen Brecht. In Krieg ohne Schlacht erklärt Heiner Müller: „Brecht war die Legitimation, warum man für die DDR sein konnte. […] Weil Brecht da war, mußte man dableiben. […] Brecht war das Beispiel, daß man Kommunist und Künstler sein konnte – ohne das oder mit dem System, gegen das System oder trotz des Systems“ (41). Letztlich wiederholte sich aber immer wieder das Brecht-Paradox. Die aktive Mitarbeit von überzeugten Sozialisten am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft wurde von der Partei behindert oder direkt unterbunden. Daran scheiterten letztlich alle, auch dann noch, als Brecht schon zum Klassiker erhoben war. Deshalb verlief der Weg der Künstler später umgekehrt. In mehreren Schüben gingen Künstler von Ostberlin in die Bundesrepublik: Peter Palitzsch, Manfred Karge und Matthias Langhoff, Benno Besson, Jürgen Gosch, Einar Schleef, Alexander Lang, Adolf Dresen sowie die Autoren Kipphardt und Thomas Brasch, um nur einige zu nennen. Sie wurden zu zentralen und geschätzten Bestandteilen der westdeutschen und europäischen Theaterland- schaft und zu wesentlichen Vermittlern der Theatertheorie und -praxison v Brecht. Die Wertschätzung des Osttheaters lässt sich auch an den zahlreichen Einladungen von Produktionen zum Berliner Theatertreffen ablesen, die allerdings bis 1989 von der DDR abgewiesen wurden (42). Die DDR reagierte auf diese Entwicklungen indem sie Ostregisseuren die Möglichkeit einräumte, im Westen zu inszenieren, vielleicht in der Hoffnung, manche würden Rückweg nicht mehr antreten. Der ästhetische ustauschA war vielfältig. Auch wenn nach der Wende die Ostberliner Zuschauer zunächst weniger ins Thea- ter gingen als zu DDR-Zeiten, konnte sich in Berlin in den 1990er Jahren auf dieser Grundlage schnell wieder eine gemeinsame Theaterkultur entwickeln, in der sich in den Theatern im Stadtteil Mitte, aber auch in der Spielstätte der Freien Bühnen das Publikum schneller als andernorts mischte. Neben Abgesängen auf die DDR (etwa Heiner Müllers Hamlet-Inszenierung, in die er seine Hamletmaschine einfügte, oder Castorfs John Gabriel Borkman) waren nun Inszenierungen zu sehen, in denen es direkt um die Folgen der Wiedervereinigung ging (Schleefs Wessis in Weimar von Hochhuth am Berliner Ensemble sowie Castorfs Inszenierungen). Castorf holte dann mit Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief eine neue Generation von

41 Ebd., S. 112. 42 1989 konnte das Stück Die Übergangsgesellschaft von Volker Braun (Maxim Gorki Theater/Inszenie- rung Thomas Langhoff) als erste DDR-Produktion gezeigt werden. 70 Revue d’Allemagne

Westregisseuren in sein Team. 1996 überträgt der Ostberliner Intendant Thomas Langhoff dem jungen Westdeutschen Thomas Ostermeier die künstlerische Leitung der Baracke des Deutschen Theaters. So bricht in der Mitte der 1990er Jahre in Berlin eine neue Theaterepoche an, in der Ost und West anders und mehr als in anderen Städten zusammenarbeiten, zusammenstoßen und zusammenfinden, in der sich neue Ästhetiken entwickeln und Berlin wieder zu einem Mittelpunkt des, freilich auch weiterhin dezentralen, Theaterlebens in den deutschsprachigen Ländern wird. Die Grundlage dazu war eine gemeinsame ästhetische Kultur, die sich trotz allem ‚über die Mauer hinweg‘ hatte entwickeln können. Trotz der Krise eine aufregende (1 : 2) x (1 + 1) Zeit: = 1. Ganz im Sinne von Pippi Langstrumpf. 2

Zusammenfassung Die Autorin zeichnet die Entwicklung der Berliner Theaterlandschaft von der Nach- kriegszeit über Teilung und Wende bis in die Mitte der 1990er Jahre nach. Sie geht dabei vor allem der Frage nach, inwiefern es in diesem Zeitraum „ungekappte Taue“ (August Everding) zwischen Ost- und Westtheater in der geteilten Stadt gegeben hat oder ob von einer doppelten Struktur mit jeweils eigenen Bezugsystemen auszugehen ist. Dabei bezieht sie sich zunächst auf die Struktur, den Status, die Geschichte und die geographische Verteilung wichtiger Spielstätten, erklärt dann die konkurrierenden Theatersysteme und geht vor allem Fragen der politischen Einflussnahme auf das The- ater im Kalten Krieg nach. Ausgehend von der Darstellung der Entwicklung nach der Wende fragt sie abschließend, auf welche biographischen und ästhetischen Kontakte die Zusammenführung der Theaterlandschaften aufbauen konnte.

Résumé L’article retrace l’évolution du paysage théâtral à Berlin, de l’après-guerre jusque dans les années 1990, en prêtant une attention particulière aux moments charnières de la construction du Mur et de la réunification. Y a-t-il eu un „cordon non coupé“ (August Everding) entre le théâtre de l’Est et de l’Ouest ou faut-il partir de l’idée qu’il y a eu un double paysage théâtral pendant la séparation de la ville ? Comment les deux moitiés du paysage théâtral se sont-elles remises ensemble en 1990 ? Pour répondre à ces questions, l’auteure se réfère d’abord à la structure du paysage théâtral dans Berlin Est et Ouest, situe géographiquement et historiquement les lieux les plus importants avant d’abor- der les systèmes et conditions de travail, en mettant l’accent sur le rôle du politique à l’époque de la Guerre froide. Passant en revue l’évolution dans ces domaines après le „tournant“ de 1990, elle demande enfin sur quels contacts biographiques et esthétiques la réunification théâtrale pouvait s’appuyer. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 71 T. 49, 1-2017

Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die doppelte 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin

Krijn Thijs *

Berlin gehörte lange Zeit zu den umstrittensten Städten der Welt. Das hängt nicht zuletzt mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts zusammen, die sich weit über Deutschland hinaus als ein Ringen dreier politischen Gesellschaftsordnungen erzäh- len lässt: des Faschismus, des Kommunismus und der freiheitlichen Demokratie (1). Jedes dieser Systeme schuf sein eigenes Berlin. Sie prägten die Stadt durch Archi- tektur und Planung, durch die Bindung und Beeinflussung der jeweiligen Stadt- bevölkerung und durch öffentliche Ereignisse und Selbstdarstellungen. Zu diesen letzteren, im politisch-kulturellen Bereich anzusiedelnden Repräsentationen zählen die Feierlichkeiten zu drei auffälligen städtischen Geburtstagen. Denn mehr oder weniger zufällig inszenierte jedes der drei genannten Systeme ein eigenes Berliner Stadtjubiläum. Die erste Geburtstagsfeier fand im Jahre 1937 statt, das 700jährige Jubiläum der damaligen nationalsozialistischen Reichshauptstadt. Folgerichtig gab es 1987 eine 750-Jahr-Feier, und zwar in doppelter Ausführung: einmal in der öst- lichen Hauptstadt der DDR und einmal in der ummauerten Inselstadt West-Berlin. Dreimal also feierte Berlin im vergangenen Jahrhundert Geburtstag, und jedes Mal unter anderen ideologischen Vorzeichen. Die vergleichende Erforschung dieser Feste bietet einen aufschlussreichen Einblick in die gesellschaftliche und ideologische Zeit- geschichte der Stadt. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Ziele, den Verlauf und das Erbe der drei historischen Jubiläen, mit einem besonderen Interesse für ihre Interaktionen und Abgrenzungen (2).

* Dr. Krijn Thijs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Duitsland instituut amsterdam der universität amsterdam. 1 Siehe Mark Mazower, Dark Continent. Europe’s twentieth century, London, 1998. 2 Siehe Krijn Thijs, Party, Pomp und Propaganda. Die Berliner Stadtjubiläen 1937 und 1987, Berlin, 2012. 72 Revue d’Allemagne

Politik der Stadtjubiläen Die Systemkonkurrenz in Berlin kreierte eine ganz besondere Feierkonkurrenz zu den Geburtstagen der Stadt. Denn natürlich waren die Jubiläen von 1937 und 1987 mehr als nur fröhliche Volksfeste mit Berliner Bären und geschmückten Straßen. Stets begriffen die Stadtverwaltungen die Feiern als höchst politisch, und das zu Recht. Gerade im scheinbar unpolitischen Gewand einer Geburtstagsfeier ließ sich politische Orientierung anbieten: durch emotionale Bindungen, Freund-Feind-Bilder, Gemein- schaftserfahrungen und die Verortung in der Geschichte (3). Die Berlin-Inszenierungen konnten kaum unterschiedlicher ausfallen als in der Hauptstadt des Dritten Reiches, der DDR-Metropole und dem West-Berliner Biotop – und das machte etwaige Ähn- lichkeiten immer wieder so brisant. Bis 1937 hatte Berlin keine Tradition von Gründungsfeiern oder Jubiläen. Die Idee wurde erstmals in den zwanziger Jahren diskutiert. Damals richteten viele deutsche Städte Ortsjubiläen aus, darunter 1929 mit seiner 1000-Jahr-Feier. 1928 wurde die Berliner Stadtverwaltung gefragt: Könne nicht auch Berlin eine Geburts- tagsfeier machen? Der Archivar bestätigte „1230 oder 1231“ als Gründungsjahr von Berlin – „höchstwahrscheinlich“, wie er schrieb, und irrtümlich, wie man heute weiß, denn die Stadt ist etwas älter (4). Damals aber lehnte Oberbürgermeister Gustav Böß die Idee einer 700-Jahr-Feier ab. Ein festes Gründungsdatum sei nicht überliefert, und darüber hinaus meinte Böß, dass „die gegenwärtigen Zeitverhältnisse für die Abhal- tung prunkvoller Feste doch wohl nicht geeignet“ seien. „Politische Gründe kämen für eine derartige Feier ebenfalls nicht in Frage“ (5). In der krisengeschüttelten Metro- pole der Weimarer Republik war eine teuere Selbstfeier nicht opportun. Das sah acht Jahre später ganz anders aus. Der nationalsozialistische Kommunal- politiker Julius Lippert festigte Ende 1936 endlich seine lang ersehnte Herrschaft über die Stadtverwaltung, die er seit 1933 gesäubert hatte. Als neuer „Stadtpräsident und Ober- bürgermeister“ hatte Lippert viele Gründe für ein prunkvolles Fest, mit dem er sich und sein neues Amt inszenieren konnte. So reaktivierte Lippert die alte Idee einer 700-Jahr- Feier und legte sie für den Sommer 1937 fest. Als Begründung diente nun die urkundliche Ersterwähnung von Cölln. Damit stifteten die Berliner Nazis eine bis heute wahrende Tradition: folgerichtig wurde 1987 und, viel bescheidener, 2012 erneut gefeiert (6).

Die 700-Jahrfeier der Reichshauptstadt 1937 Die ersten, die den Geburtstag der Stadt überhaupt begingen, waren also die Natio- nalsozialisten. Ihre 700-Jahr-Feier 1937 war eine lokale Veranstaltung. Das Stadtfest sollte die Gemeinschaft und Heimatliebe der Berliner festigen und die Stadt in das

3 Siehe Adelheid von Saldern (Hg.), Inszenierter Stolz. Stadtrepräsentationen in drei deutschen Gesell- schaften (1935-1975), Stuttgart, 2005. 4 Landesarchiv Berlin (LAB), A Rep 021-2, 49: Ernst Kaeber an das Nachrichtenamt, 19.1.1928. Vgl. Norbert Meier, Berlin im Mittelalter. Berlin/Cölln unter den Akaniern, Berlin, 2012; Wolfgang Fritze, Gründungsstadt Berlin. Die Anfänge von Berlin-Cölln als Forschungssproblem, Berlin, 2000. 5 LAB, A-Rep 021-2, Aktennotiz, 6.2.1928. 6 Dazu Krijn Thijs, „An der Marienkirche. Die Berlinjubiläen von 1937 und 2012. Ein Vergleich“, Ber- liner Museumsjournal, 4 (2012), S. 18f. Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 73

Dritte Reich eingliedern. Das Programm dauerte eine Woche im August und umfasste neben dem Festzug auch ein Festspiel im Olympiastadion, eine Freiluftausstellung und einen Blumenkorso. Das alles wurde zwar mit viel nationalsozialistischem Pathos aufgeladen, bewegte sich zugleich aber innerhalb des für Stadtfeste damals üblichen Rahmens. Kein Albert Speer und keine „Germania“-Planungen – Berlins 700-Jahr- Feier war nicht mehr und nicht weniger als ein Heimatfest. Stadtpräsident Lippert ließ sich feiern und ordnete seine Stadt und ihre Bevölkerung ostentativ in das Dritte Reich ein. „Ich bin überzeugt“, verkündete er, „daß alle Berliner Volksgenossen heute stolz auf ihre Heimatstadt sind und mich im Zeichen der 700-Jahr-Feier darin unterstützen werden, eine Volksgemeinschaft zu schaffen, die in vorderster Reihe in dem Kampf um Deutschlands Größe steht“ (7). Und in der Tat beteiligten sich die Berliner rege am Jubiläumsfest: Sie säumten in großer Zahl den Festzug, schmückten ihre Fenster und nahmen am Blumenkorso teil. Die NSDAP-Parteigrößen zeigten wenig Interesse an dem lokalen Ereignis. Hitler blieb dem Jubiläum fern, und der populäre Berliner Gauleiter Joseph Goebbels nahm als Ehrengast nur einen Tag daran teil. In seiner Festrede blickte er auf die „Kampf- zeit“ nach 1926 zurück, grenzte das Dritte Reich von der verhassten Zeit der Republik ab und stellte fest: „Es ist uns gelungen, in knapp zehn Jahren aus dieser nach Mos- kau einst rötesten Stadt der Welt wieder eine wahrhaft deutsche Stadt zu machen“ (8). Anschließend amüsierte er sich beim großen Festumzug. In seinen Tagebüchern spot- tete er aber. Lippert habe „gar kein Format für Berlin“, und seine 700-Jahr-Feier sei „ein wahrer Witz“. Goebbels weiter: „Berlin hat sich zum 700 Jahrfest geschmückt. Sehr pompös, aber wenig geschmackvoll. Typisch Lippert“ (9). Der historische Festzug war bei Stadtjubiläen der traditionelle Höhepunkt, und so war es auch 1937 in Berlin. Das Geburtstagsfest wurde am Sonntag, dem 15. August, mit einer historischen Parade eröffnet, an der etwa 4.300 Darsteller, 70 Wagen und 10 Musikkapellen teilnahmen. Thema der 130 Bildfolgen war laut Programmheft „das Werden und Wachsen unserer Heimat, der Stadt, die aus einer kleinen Stadtgründung auf ostdeutschem Kolonialboden zur Hauptstadt des Dritten Reiches geworden ist“ (10). Der Festzug wurde vom Organisationsausschuss inhaltlich und politisch sorgfältig vorbereitet und veranschaulichte in seinem ersten Teil die Stadtgeschichte in szeni- schen Bildern. Im zweiten Teil stellten sich die Berliner Bezirke dar, die erst 17 Jahre zuvor eingemeindet worden waren und teilweise über eine ausgeprägte eigene Identität verfügten. In einem abschließenden, etwas kürzeren Teil präsentierte sich das national- sozialistische Berlin der Gegenwart: Neben bunten Wagen der Industrie marschierten Hitlerjugend und Soldaten. Für die Größe der Parade spielte die traditionelle deutsche Städtekonkurrenz eine wichtige Rolle, in diesem Fall die Rivalität mit München. Dort war im Juli 1937 mit einem beeindruckenden Festumzug der Tag der deutschen Kunst

7 Lippert, zitiert nach Berliner Morgenpost, 15.8.1938. Vgl. Christoph Kreuzmüller und Michael Wildt (Hg.), Berlin 1933-1945, Berlin, 2013; Gianluca Falanga, Berlin 1937. Die Ruhe vor dem Sturm, München, 2007. 8 Goebbels, zitiert nach Völkischer Beobachter, 17.8.1937. 9 Einträge vom 13. und 14.8.1937, in: Elke Fröhlich (Hg.), Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Bd. I/4, München, 2000, S. 263f. 10 LAB 001-2, 428: Programmheft, S. 1. 74 Revue d’Allemagne begangen worden. Der von Lippert kontrollierte Organisationsausschuss im Roten Rathaus beschloss umgehend, dass „der Berliner Festzug dem Münchener Festzug – ohne Rücksicht auf Geld – nicht nachstehen“ dürfe und dass „die Ausgestaltung des Berliner Festzuges möglichst pompös vorgenommen werden“ solle (11). Der Zug legte schließlich eine Strecke von nicht weniger als zwanzig Kilometern zurück und zog überall in Berlin – trotz gelegentlicher Regenschauer – Tausende von Zuschauern an. Anders als der Festzug durch die Stadt war das historische Festspiel im Olympia- stadion ein Musterbeispiel nationalsozialistischer Massenchoreographie. Hier wurde die Stadtgeschichte szenisch umgesetzt, mit Trompetenfanfaren, Glockengeläuten und Scheinwerfern im dunklen Stadion. Im ausverkauften Olympiastadion verfolgten die Berliner gebannt die abwechslungsreichen Massenszenen. „Das Festspiel ist ein Spiel des Volkes für das Volk, Zehntausende spielen für Hunderttausende. Möge es alle zusammenschließen zu einer wahrhaft freudig bewegten und festlich erhobenen Gemeinschaft“, wünschte sich der Intendant Hanns Niedecken-Gebhard im Pro- grammheft (12). Das Festspiel hatte einen solchen Erfolg, dass zusätzlich zu den drei geplanten Aufführungen noch drei weitere angesetzt wurden. So gehören die Jubiläen untrennbar zur politischen Geschichte Berlins dazu: Sie machten durch Festzüge und Ausstellungen die Gemeinschaft erfahrbar, den Stadtkör- per gleichsam sichtbar und den Geschichtsverlauf anschaulich. Ob und inwiefern die Bevölkerung diese Sinn- und Identifikationsangebote auch tatsächlich annahm, steht auf einem anderen Blatt. Diese Frage nach Dissens und Protest ist für das doch ziemlich kleine und kurze Stadtjubiläum von 1937 schwieriger zu beantworten als für 1987.

Die Ost-Berliner 750-Jahr-Feier 1987 Ein halbes Jahrhundert später war Berlin eine geteilte Stadt. Und 1987 war ein Ende der Teilung noch nicht absehbar (rückblickend vielleicht schon, zeitgenössisch aber nicht). So standen sich beide Stadthälften zum Jubiläum in voller Ausprägung gegenüber. Ost-Berlin, das als Sowjetsektor lange Zeit im Schatten des legendenumwobenen West-Berlin gestanden und 1961 mit dem Bau der Mauer die Spaltung der Stadt besiegelt hatte, erlebte seit den 1970er Jahren so etwas wie einen Aufschwung. Die zunehmende internationale Anerkennung der DDR, und insbesondere das Viermäch- teabkommen über Berlin im Jahr 1971, hatten auch das Ansehen Ost-Berlins gestei- gert. Es richtete sich in der Ära Honecker in seiner Rolle als „Hauptstadt der DDR“ ein, die die Westmächte indes nicht anerkannten. Die rechtlich umstrittene Situation führte zu einer nahezu obsessiven Empfindlichkeit in Statusfragen. So führte Ost- Berlin seine Funktion stets im Namen mit: „Berlin, Hauptstadt der DDR“. Im Osten kam das anstehende Stadtjubiläum um 1980 auf die Agenda und wurde sofort als Staatsereignis eingestuft. Politbüromitglied Kurt Hager erklärte 1981, das Jubiläum könne erstens „einen wesentlichen Beitrag bei der Festigung des sozialistischen Heimat- und Nationalbewusstseins der Bürger der DDR leisten“, zweitens „das internationale Ansehen Berlins als sozialistische Metropole stärken“ und schließlich „imperialistische

11 Ebd., S. 431: Vermerk zum Festzug, 17.7.1937. 12 Hanns Niedecken-Gebhard, „Zum Ausklang“, in: 700-Jahr-Feier der Reichshauptstadt. Folge der Feier vom 14. bis 22. August 1937, Berlin, 1937. Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 75

Konzeptionen von einer ‚Gesamtberliner Geschichte‘ bzw. vom ‚Offenhalten der deut- schen Frage‘ wirksam zerschlagen helfen“ (13). Anders als im Dritten Reich gewann das Fest in der DDR direkt staatspolitischen Rang. Damit war eines von vornherein klar: Man würde 1987 auf gar keinen Fall mit West-Berlin zusammen feiern. In den folgenden Jahren geriet die DDR aber in eine Phase der Stagnation, in erster Linie wirtschaftlich, aber auch politisch und sozial. Der notwendige Generations- wechsel kam nicht zustande, die Zahl der Ausreiseanträge stieg, und es entwickel- ten sich, vor allem in der Hauptstadt und unter dem Dach der Kirche, oppositionelle und ‚unabhängige‘ Gruppen. Ausgerechnet im Realsozialismus fehlten überzeugende Konzepte für die Zukunft. Dennoch feierte Honecker 1987 mit seinem offiziellen Besuch in Bonn seinen größten diplomatischen Triumph – der DDR-Chef galt nun als Staatsmann und manchen sogar als Friedensbotschafter. Unterdessen hatte die geplante 750-Jahr-Feier gewaltige Dimensionen angenom- men, angetrieben von der direkten Legitimationskonkurrenz zu West-Berlin. Der Staats- und Parteichef stand selbst dem Vorbereitungskomitee vor, das im Feb- ruar 1985 gegründet wurde und dem, wie Honecker betonte, nicht weniger als „169 Persönlichkeiten aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens unserer Republik“ angehörten (14). Die eigentlichen Weichenstellungen wurden hinter den Kulissen im Zentralkomitee der SED vorgenommen und vom Politbüro bestätigt, während die Berliner Stadtverwaltung eher ausführende Aufgaben übernahm. Der Rang der Feier spiegelte sich besonders im Wohnungsbau und in der Pflege des Stadtbildes. achN Jahrzehnten modernistischer Stadtplanung leistete sich die DDR nun einige promi- nente Rekonstruktionsprojekte. Am Platz der Akademie (dem heutigen Gendarmen- markt), der lange eine imposante Ruinenlandschaft gewesen war, wurden zwischen 1978 und 1987 das Schauspielhaus, der Französische Dom und der Deutsche Dom wieder aufgebaut. Ebenso überraschend war die Wiedererstehung des Nikolaiviertels, Berlins Geburtsstätte. Sie stattete Ost-Berlin mit einer historischen Kulisse aus, die im Realsozialismus durchaus spektakulär war (15). Und sie unterstrich zudem, dass die Wurzeln der Stadt diesseits der Mauer lagen und nicht drüben, in West-Berlin. Böse Zungen witzelten aber über das Nikolaiviertel, das wie ein abgeschlossenes Sonder- viertel mit guter Versorgung und hübscher Kulisse ein scharfes Kontrast zur grauen DDR-Realität abgab („Honni’s Disneyworld“). Im Wettrennen mit West-Berlin um die größte 750-Jahr-Feier hatte sich das Programm in Ost-Berlin auf das ganze Jahr ausgestreckt. Es gab internationale Konferenzen, Jahr- märkte, Bücher, Ausstellungen, gute Versorgung, Rockkonzerte und Volksfeste (16). Der Geburtstag selbst wurde mit einem Staatsakt im Palast der Republik gefeiert. Hier malte Honecker stolze Wunschbilder: „Mit dem heutigen Staatsakt finden die Feierlichkeiten zum 750-jährigen Jubiläum Berlins ihren Höhepunkt. […] Während der zurückliegen- den Monate war besonders eindrucksvoll zu spüren, wie kraftvoll der Puls des Lebens in unserem Lande schlägt. Berlin, die Stadt des Friedens, erwies sich als weltoffener

13 Kurt Hager an Konrad Naumann, 9.7.1981, in: Bundesarchiv Berlin SAPMO (BA), DY30/vorl SED 38791. 14 750 Jahre Berlin. Konstituierung des Komitees der DDR, Berlin, 1985. 15 Florian Urban, Berlin/DDR, neohistorisch. Geschichte aus Fertigteilen, Berlin, 2007. 16 Siehe 750 Jahre Berlin. Das Buch zum Fest, Berlin, 1986. 76 Revue d’Allemagne

Ort der Begegnung, des Dialogs und der Zusammenarbeit, als Anziehungspunkt für namhafte Künstler und Ensembles der internationalen Kultur“ (17). Unbestrittener Höhepunkt der 750-Jahr-Feier war der große historische Fest- zug, der am 4. Juli 1987 bei strahlendem Sonnenschein durch die Magistralen der Hauptstadt rollte. Im Vergleich zu 1937 war die Strecke von Unter den Linden bis zur Karl-Marx-Allee zwar kurz, die Zahl der Mitwirkenden mit 40.000 Menschen dafür aber fast zehn Mal so hoch. Der Zug umfasste 291 Bildfolgen und dauerte volle fünf Stunden. Es kostete die kriselnde DDR aber erhebliche Energien, um dieses Wagnis ‚störungsfrei‘ über die Bühne zu bekommen. Der Platz um die Haupttribüne an der Karl-Liebknecht-Straße war weiträumig abgeriegelt und mit ausgewähltem Publikum besetzt. Die Beamten der Staatssicherheit befanden sich im Großeinsatz (18). Doch der Tag wurde ein großer Erfolg. Der Festzug überraschte Freund und Feind mit seiner ideenreichen Ausstattung. Ganz anders als die üblichen sozialistischen Aufmärsche verströmte er Lockerheit und echte Volksfeststimmung – darüber waren sich Infor- manten des ostdeutschen Geheimdienstes und westdeutsche Journalisten einig. Inhaltlich orientierte sich der Zug an den Thesen 750 Jahre Berlin, einer parteioffi- ziellen Kurzdarstellung der Berliner Geschichte, die als Leitfaden für alle historisch ausgerichteten Veranstaltungen des Jubiläums diente (19). Damit sorgte Ost-Berlin für ein einheitliches Geschichtsbild, das auf Klassenkämpfe und den gesetzmäßigen Fortschritt zum Sozialismus abhob. Dabei nahm man die Zeit nach 1949, beschränkt auf Ost-Berlin, mindestens ebenso wichtig wie die 700-jährige Geschichte zuvor: Die DDR galt offiziell als Höhepunkt und Erfüllung der Berliner Stadtgeschichte. Der Festzug sparte die sensiblen Kapitel der Ost-Berliner Geschichte nicht aus. Das galt beispielsweise für die ‚Befreiung‘ 1945 durch die Rote Armee, die viele ältere Berli- ner mit schrecklichen Erfahrungen verbanden. Sogar die Berliner Mauer kam im Fest- zug vor. In der Bildfolge 13. August – wir schützen zuverlässig die Grenzen der Republik und den Frieden rollte das zugemauerte und von Veteranen überwachte Brandenbur- ger Tor im Zug mit. Ein Thema der Nachkriegsgeschichte fehlte in Ost-Berlin jedoch völlig, und das war West-Berlin. Weder in den Geschichtsdarstellungen noch in den Festveranstaltungen wurde auf die Entwicklung im Westteil eingegangen – wie selbst- verständlich verengte sich die Berliner Stadtgeschichte ab 1949, dem Gründungsjahr der DDR, auf die östliche Hälfte. Alles in allem war es durchaus spektakulär, was Ost-Berlin zum Berlin-Geburtstag auf die Beine brachte. Doch die mühsam aufrechterhaltene Fassade zeigte (vor allem im Rückblick) bereits viele Risse. Michael Gorbatschow kam nach Berlin und wurde besonders laut bejubelt, während die offiziellen Beziehungen zur SED-Führung bereits sehr abgekühlt waren. Im April degradierte Kurt Hager die Perestrojka zum „Tapeten- wechsel“ und Demonstranten zeigten bei den offiziellen 1. Mai-Kundgebungen dann zahlreiche Gorbatschow-Bilder (20).

17 750 Jahre Berlin. Staatsakt der DDR am 23. Oktober 1987, Berlin, 1988. 18 Siehe Das Bilderbuch vom Festumzug, Berlin, 1987; Jens Schöne, Stabilität und Niedergang. Ost-Berlin im Jahr 1987, Berlin, 2006. 19 750 Jahre Berlin. Thesen, Berlin, 1986. Ausführlich zu den Geschichtserzählungen bei den Feiern: Krijn Thijs, Drei Geschichten, eine Stadt. Die Berliner Stadtjubiläen 1937 und 1987, Köln u.a., 2008. 20 Zu den Protestkulturen: J. Schöne, Stabilität (Anm. 18); Ilko-Sascha Kowalczuk, Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR, München, 2009. Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 77

Auch bei manchen Jubiläumsveranstaltungen wurde die Opposition sichtbar. Zu Pfingsten kam es bei West-Berliner Rockkonzerten an der Mauer zu Unruhen in Ost-Berlin – darauf komme ich noch zurück. Ende Juni fand in Berlin ein kritischer „Kirchentag von unten“ statt, wo öffentlich überGlasnost und Perestrojka debattiert wurde. Zudem setzte die alternative Szene der Staatspropaganda eigene Berlin-Bilder entgegen. So zeigten der Fotograf Harald Hauswald und der Autor Lutz Rathenow in der Umweltbibliothek erstmals ihre Fotoausstellung Ostberlin – die andere Seite einer Stadt. Ihr Projekt war auch gegen das Jubiläum gerichtet und dokumentierte Aussteiger, Alltag und Jugendkulturen der Hauptstadt und wurde über die DDR hin- aus bekannt. Hauswalds Bilder wurden auch im Westen sehr bekannt, unter anderem durch die Zeitschrift GEO, die 1986 eine Sonderausgabe zu den Szenen in West- und Ost-Berlin herausbrachte und mit seinen Fotos illustrierte (21). Somit war der hohe politische Rang, der dem Fest staatlicherseits zuerkannt wurde, auch eine Belastung für das Jubiläum. Es blieb dadurch wenig Raum für die Beto- nung einer eigenständigen Berliner Identität. Zudem stieg überall im Land der Ärger auf die Hauptstadt, die für 1987 noch offensichtlicher bevorzugt wurde als ohnehin schon üblich. Über Berlin zu lästern wurde 1987 in der Region fast zu einer patrioti- schen Bürgerpflicht. Es gab Sprüche und Witze ohne Ende: „Für Berlin das Beste, für die Republik die Reste“; „Kann man ohne Ekel bis 1.000 zählen? Nein, man muss an den 750 vorbei“; „Das Versorgungsproblem im Sozialismus ist gelöst: Wir schaffen alles nach Berlin, und dort holt sich jeder ab, was er braucht“. Bauarbeiter aus der gesamten Republik wurden nach Berlin beordert, um die Hauptstadt herauszuputzen, während zuhause die Innenstädte weiter zerfielen. So kam es, dass in Berlin Zementlaster aus der Provinz mit Losungen wie „1026 Jahre Halle“ fuhren. Autoaufkleber und Signets wie „781 Jahre Dresden“ und „821 Jahre Leipzig“ wurden vom Staat heuchlerisch zu Zeichen sozialistischer Heimatliebe umgedeutet (22). Nicht selten endete der Berlin-Hass in regel- rechtem Vandalismus: Mehrfach wurden im Umland Berliner Autos beschädigt oder mit Farbe beschmiert („Ärsche 750“). Die entsprechenden Motive wurden hungrig von westlichen Medien aufgegriffen. So mischte sich die Berlinfeierei mit allerlei alltäglichen Themen des Spätsozialismus, und im Westen war das im Grunde nicht anders.

Die West-Berliner 750-Jahr-Feier 1987 Mitte der 1980er Jahre war West-Berlin einer der merkwürdigsten Orte Europas. Seit fast vierzig Jahren hatte die halbe Metropole nun schon überlebt, eingemauert und doch frei, eine Enklave in feindlichem Land. Durch das Berlinabkommen 1971 hatte sich ihre exponierte geografische Lage zwar inzwischen stabilisiert. Doch das warf letztlich die Frage auf: Wozu ist West-Berlin eigentlich noch da? Die Insel war vollkommen abhängig von Subventionen aus der Bundesrepublik und erlebte 1981 ein regelrechtes Krisenjahr mit Bau- und Korruptionsskandalen, Hausbesetzern und Straßenschlachten und gar drei Regierenden Bürgermeistern. Zunehmend schien Berlins neue Aufgabe darin zu liegen, innerhalb der Bundesrepublik neue alternative

21 Siehe Harald Hauswald, Lutz Rathenow, Ost-Berlin. Die andere Seite der Stadt, Berlin, 1990. Vgl. GEO Special, Nr. 6, 3.12.1986 (Themenheft Berlin). 22 Wolfgang Oschlies, „‚Man nennt uns manchmal Fischkopf…‘ Zum DDR-Regionalismus und seinen subkulturellen Reflexen“,Deutschland Archiv, 21 (1988), S. 778-786. 78 Revue d’Allemagne

Strömungen zu integrieren. Als faszinierender (aber inzwischen ungefährlicher) Grenzraum zog die Halbstadt nicht nur bundesdeutsche Wehrdienstverweigerer, sondern auch Studenten, Künstler und Abenteurer aus der gesamten westlichen Welt an. Sie pflegten auf ihrer Insel eine leicht überhebliche Äquidistanz sowohl zum weit entfernten Westdeutschland mit seinen spießigen Berlinbesuchern und seinem pro- vinziellen Kanzler als auch zur ungeliebten DDR, der sie hauptsächlich in Gestalt ihrer launischen Grenzbeamten im gespenstischen Transitverkehr begegneten. In Berlin tickten die Uhren eben anders. Nationale Identität, Wiedervereinigungsgebot und Hauptstadtambitionen waren für weite Teile der jüngeren Generation Begriffe aus einer anderen Welt. Politisch regierte aber ab 1981 das konservative Berlin die Stadt, erst mit Richard von Weizsäcker, dann ab 1984 mit Eberhard Diepgen (23). Für die Insel war der 750. Geburtstag zunächst ein schwieriges Datum. Es gab in den 1980ern wenig Anlass für stolze Selbstinszenierungen. Die historische Altstadt lag hinter der Mauer. Zudem wurden im Abgeordnetenhaus nachdrücklich Vergleiche angestellt: „Wir wollen nicht, dass eine Feier per Dekret stattfindet, etwa wie jene, die jetzt mit militärischem Pomp in Ost-Berlin vorbereitet wird“, hieß es dort (24). Ursprünglich hatte man auf gemeinsame Veranstaltungen mit Ost-Berlin gehofft, um die Zusammengehörigkeit zu unterstreichen. Mit einem getrennt-doppelten Jubiläum, so die Abgeordneten ganz richtig, würde sich Berlin „mehr oder weniger der Lächer- lichkeit“ der Weltöffentlichkeit aussetzen (25). Doch Ende 1985 zerschlugen sich alle Hoffnungen. Ost-Berlin zog ein eigenes Staatsfest auf und blendete sein Vorstadtge‚ - biet‘ aus. So musste West-Berlin allein die Einheit der Stadt vor Augen führen. „Das Geschichtsfest wird doppelt begangen, aber gemeinsam gesehen“, verkündete deshalb das Programmbuch, das ganz bewusst auch auf die Ost-Berliner Veranstaltungen hinwies (26). Als zentralen Veranstaltungsort wählte West-Berlin das Gebiet „vor den Toren der Stadt“. Die doppeldeutige Formel bezeichnete historisch die Gegend entlang der früheren Stadtgrenze zwischen Brandenburger Tor, Potsdamer Tor, Halleschem Tor usw. Hier verlief jetzt aber die Berliner Mauer, und so war die Festchoreogra- phie vor den Toren 1987 durchaus auch politisch gemeint, wie es die Richtlinien des Senats ausdrückten: „Die Mauer kann und darf nicht die Mitte Berlins zur Peripherie machen. Der Senat wird das Jahr 1987 bewußt mit dem Blick auf den Reichstag und auf die Mauer – aber auch über sie hinweg – begehen“ (27). In den 1980er Jahren war West-Berlin ohnehin dabei, diese lange vernachläs- sigte Mitte der alten Reichshauptstadt wiederzuentdecken (28). 1987 gab es hier eine

23 Siehe Wilfried Rott, Die Insel. Eine Geschichte West-Berlins 1948-1990, München, 2009. Spezifisch zu den späten 1980er Jahren: Krijn Thijs, „Entfernter Erfahrungsraum. Überlegungen zu West-Berlin und 1989“, Eurostudia, 7/1F. (2011), S. 29-46; Stefanie Eisenhuth, West-Berlin und der Umbruch in der DDR. Grenzübergreifende Wahrnehmungen und Verhandlungen 1989, Berlin, 2012. 24 Abgeordnetenhaus von Berlin, Plenardebatte 9/28, 23.9.1982, S. 1737B (Biewald, CDU). 25 Abgeordnetenhaus von Berlin, Plenardebatte 9/41, 10.3.1983, S. 2445A (Kollat, SPD). 26 Ulrich Eckhardt (Hg.), 750 Jahre Berlin. Stadt der Gegenwart, Berlin, 1987 (Klappentext). 27 Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 9/2292, 30.11.1984, S. 3. 28 Siehe Krijn Thijs, „West-Berliner Visionen für eine neue Mitte. Die Internationale Bauausstellung, der ‚Zentrale Bereich‘ und die ‚Geschichtslandschaft‘ an der Mauer (1981-1985)“, Zeithistorische For- schungen, 11/2 (2014), S. 235-261. Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 79

Reihe von Renovierungsprojekten, beispielsweise den Hamburger Bahnhof, den Martin-Gropius-Bau und die Kongresshalle. Im geplanten Filmmuseum im Hotel Esplanade gab es eine erste Ausstellung; im Kino lief Wim Wenders Der Himmel über Berlin, eine Hommage an den ehemaligen Potsdamer Platz. Am Kulturforum wurde die Philharmonie um den Kammermusiksaal erweitert und eine Probestrecke der futuristischen Magnetbahn aufgebaut. Auch die Gründung des Deutschen Histo- rischen Museums passte zu dieser Strategie, die Mitte wiederzubeleben. Seinen Sitz sollte das neue Museum gegenüber dem Reichstag haben, und Bundeskanzler Helmut Kohl enthüllte zum Geburtstag der Stadt den Grundstein. Hier in der leeren Mitte fand auch die große Jubiläumsausstellung Berlin, Berlin statt, im Gropiusbau, wo West-Berlin seine stolze Metropolengeschichte inszenierte. Die Besucher sollten die dynamische Geschichte der Großstadt sinnlich erfahren. Bei- spielhaft dafür stand die Inszenierung im großen Lichthof, die unter dem Titel Die schnellste Stadt der Welt die verlorene Metropole der Weimarer Republik vor Augen führte. Zum Geschichtsbild gehörten auch die Schattenseiten der Berliner Geschichte, die an diesem Ort sowieso präsent waren. Der Haupteingang des Martin-Gropius- Baus wurde von der Berliner Mauer versperrt. Nebenan lag das Brachgelände des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes, Hauptsitz der SS. Auf Betreiben von Bür- gerinitiativen wurde die Geschichte dieses ‚Gestapo-Geländes‘ 1987 erstmals in einer Begleitausstellung aufgearbeitet – der Ursprung der heutigen Dauerausstellung Topo- graphie der Terrors. So präsentierte West-Berlin 1987 ein durchaus nachdenkliches Ausstellungsprogramm. So wie sich Gorbatschow und die führenden Köpfe des Warschauer Paktes im Osten zeigten, so kamen die westlichen Alliierten zum Geburtstag nach West-Berlin. Fran- çois Mitterrand, die britische Queen Elizabeth II. und schließlich der amerikanische Präsident Ronald Reagan besuchten ihr exponiertes Schutzgebiet. Die amerikanische Geburtstagsparty fand am 12. Juni in einem Hangar am Flughafen Tempelhof statt. Anschließend hielt Ronald Reagan seine berühmte Rede vor dem Brandenburger Tor (29). Mit solchen Bauprojekten, Ausstellungen und Staatsbesuchen hatte West-Berlin seine Jubiläumsfeier weitgehend beisammen. Die zentralen Festveranstaltungen aller- dings verlangten vom Organisationsbüro B750 besondere Aufmerksamkeit und Kre- ativität. Denn die nationalsozialistische 700-Jahr-Feier hatte eine Reihe traditioneller Festformen diskreditiert. Dies galt an erster Stelle für den Festzug. Bereits in den ersten Ideenskizzen wurde festgehalten, dass „alle Peinlichkeiten mit historisierenden Auf- zügen und einer dazu nötigen Massenregie“ zu vermeiden seien (30). Auch große histo- rische Aufführungen im Olympiastadion waren nicht wiederholbar. Volksfeste sollte es 1987 aber unbedingt auch geben, hier musste West-Berlin sich also erfinderisch zeigen. Das gelang zuallererst mit dem „Wasserkorso“, einem Festzug auf dem Wasser, zu dem historische Schiffe aus ganz Westeuropa eingeladen wurden. So konnte man den gefürchteten Gleichschritt vermeiden und sich zugleich als weltoffen präsentieren. „Kein Jubiläum ohne Festzug!“, erklärten die Veranstalter. „Doch diesmal muss nicht

29 Zu den Hintergründen: Helmut von Trotnow, Florian Weiss (Hg.), Tear down this Wall. US-Präsi- dent Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor, 12. Juni 1987, Berlin, 2007. 30 LAB, B Rep 150, 54: Ideenskizze, 19.9.1983. 80 Revue d’Allemagne marschiert werden, denn der Umzug findet auf dem Wasser statt, auf den Kanälen, den Havelseen und natürlich auf der Spree, die unbeeindruckt von Grenzen die Stadt wie vor 750 Jahren in ihrem alten Bett durchfließt“ (31). Ein weiterer Höhepunkt des Jubiläumsfestes wurden die multimedialen Inszenie- rungen an der Siegessäule. Die SternStunden präsentierten im August eine Theater- und Musik-Revue zur Geschichte Berlins. Auch das war als demokratische Variante des Stadtfestes gedacht. Statt des Olympiastadions wählte West-Berlin einen öffent- lichen Park, den Tiergarten, und organisierte hier eine Show nicht auf der Basis von Massenchoreografien, sondern mit Einzelauftritten und technischen Projektionen. Rückblickend erklärte Kultursenator Volker Hassemer emphatisch, dass die Stern- Stunden „die 700-Jahr-Feier aufgehoben“ hätten. Die Siegessäule sei in eine „Friedens- säule“ umgewandelt worden (32). Dennoch gab es auch in West-Berlin viel Kritik und am Ende auch Gewalt. Im Laufe des Feierjahres wurde der nicht ablassende Strom an Festveranstaltungen, Reden, Empfängen und Ausstellungen von wachsendem Spott und Zynismus begleitet, zumal es in Kreuzberg im Mai und Juni schwere Krawalle gegeben hatte, die durchaus von der dauernden politischen Selbstdarstellung beflügelt wurden. In der Hektik verstie- gen sich Senatoren gar zu der Aussage, dass die Randalierer keine Berliner gewesen seien, sondern „Anti-Berliner“, was in Kreuzberg fortan als stolze Selbstbezeichnung aufgenommen wurde. Im Oktober nahmen die „Anti-Berliner“ mit einer satirisch- karnevalistischen B750-Antiparade den Ku’damm in Besitz (33). Parolen wie „750 Jahre – es reicht“ zierten Wände und Fassaden. Darüber hinaus erregten einige avantgar- distische Kunstprojekte im öffentlichen Raum den Unmut der Stadtbevölkerung, was West-Berlins liberal-tolerantes Selbstbild erheblich irritierte. So überwog im Herbst die Ernüchterung: Das Jubiläum war ein wenig zu groß geraten und hatte nicht, wie erhofft, zu klaren Fortschritten im innerstädtischen Verhältnis geführt. Oder doch?

Interaktionen, Klopfzeichen und Echos Diese Annäherung an die Berliner Jubiläen zeigt, dass sich Stadtgemeinschaften in der Herausbildung und Schärfung ihrer Identität natürlich aufeinander beziehen und voneinander abgrenzen. Prominent war jedes Mal die klassische Städtekonkurrenz, die Berlin im Sommer 1937 etwa veranlasste, einen pompöseren Festzug aufzuzie- hen als München kurz vorher. In der DDR spielten konkurrierende Städteidentitä- ten beim Wut auf die bevorzugte Hauptstadt eine große Rolle: Zumindest in Bezug auf das Lebensalter konnten Dresden („781 Jahre“), Leipzig („821 Jahre“) oder Halle („1026 Jahre“) die mächtige Hauptstadt hinter sich lassen. Noch dazu kam 1987 die innerstädtische Ost-West-Konkurrenz um das wahre Berlin, die natürlich als Sonder- fall durch den Kalten Krieg und die Stadtspaltung ausgelöst wurde.

31 LAB, B Rep 150, 54: Pressematerialien, 3.9.1984. 32 Torsten Mass (Hg.), 750 Jahre Berlin. Sternstunden. Eine Dokumentation, Berlin, 1987, S. 3. 33 Siehe Cornelia Kühn, „Trachtenumzug, Skulpturenboulevard oder B-750 Parade? Aushandlungspro- zesse um die politische Repräsentation und ästhetische Gestaltung der 750-Jahr-Feier in West-Berlin“, in: Kaspar Maase, Christoph Bareither, Brigitte Frizzoni, Mirjam Nast (Hg.), Macher – Medien – Publika. Beiträge der europäischen Ethnologie zu Geschmack und Vergnügen, Würzburg, 2014. Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 81

Aber nicht nur solche ‚synchronen‘ Wettbewerbe prägten die verschiedenen poli- tisch beladenen Städteidentitäten im 20. Jahrhundert. Das umstrittene Berlin prägte sich gerade auch in der ‚diachronen‘ und besonders taktschnellen Systemfolge heraus und bezog somit sein Profil auch durch dauernde historische Abgrenzungsversuche. Die Berliner Geburtstagsfeiern zeugen davon. West-Berlin betrieb mit seinem neu- erfundenen „Wasserkorso“ und mit der Vermeidung des Olympiastadions als Reprä- sentationsbühne regelrechte Vergangenheitsbewältigung im Fest. Der Senat und das Vorbereitungsbüro setzten sich mit der braunen 700-Jahr-Feier explizit auseinander und grenzten sich von ihr ab. West-Berlin habe bewiesen, so lautete ihre Bilanz, „dass auch eine offene, demokratische Gesellschaft den großen Raum kulturell in Besitz nehmen kann und ihn nicht immer der Erinnerung an gleichgeschaltete Kolonnen einer unseligen Vergangenheit überantworten muß“ (34). Solcherart Abgrenzung pro- duzierte demokratische Legitimität. Im Osten verliefen die diachronen Verbindungen entlang ganz anderer Linien, denn die SED zog es vor, die Existenz des nationalsozialistischen Vorgängerfestes ganz und gar zu verschweigen. Die Parteispitze selbst hatte den Hinweis darauf aus dem Manu- skript der Thesen 750 Jahre Berlin herausgestrichen, und auch sonst war darüber in den DDR-Medien nichts Genaues zu erfahren. Somit musste sich die Parteiführung auch nicht für den eigenen Festzug rechtfertigen. Weil das Thema tabu war, zirkulierte es nun als verbotenes Wissen in Oppositionskreisen. Die illegale Zeitschrift grenzfall nannte das Jubiläum eine Erfindung von Joseph Goebbels. „So wird nun in beiden Teilen Berlins der 50. Jahrestag der 700 Jahrfeier begangen, irgendwelche Ähnlich- keiten beider bzw. der drei Feiern können wir leider nicht kommentieren, da wir über den Ablauf der 700 Jahrfeier zu wenig wissen“ (35). Diese Äußerung weist einmal mehr auf die Querverbindungen zwischen den Berliner Stadtjubiläen von 1937 und 1987 hin. Ost und West bezogen sich explizit oder implizit auf das Vorgängerjubiläum und stärker noch aufeinander, indem sie miteinander konkurrierten, Ideen übernahmen, aber sich auch ostentativ voneinander abgrenzten. Ganz besonders deutlich wurde dies im Juli 1987. West-Berlin hatte, die nationalsozialistische Feier vor Augen, einen neuerlichen Festzug abgelehnt und nach langem Hin und Her den „Wasserkorso“ erfunden. Ost-Berlin fand diese Idee gut, wollte sich die Show nicht stehlen lassen und veranstaltete ebenfalls ein „Wasserfest“, überdies am selben Tag. Am 25. und 26. Juli feierten die beiden Stadthälften denselben Geburtstag auf demselben Berliner Fluss. So sorgfältig aber die Jubiläumsfeiern geplant und vorbereitet waren, es gab 1987 doch viele unerwartete und spontane Ereignisse. Als besonders unberechenbar erwies sich der direkte Austausch zwischen Ost- und West-Berlin. Immer wieder kam es, auf den verschiedensten Kommunikationswegen, zu solchen Interaktionen; sie wurden oft als „Klopfzeichen an der Mauer“ bezeichnet. Natürlich ging die Initiative dazu häufi- ger von West-Berlin aus, das zum Geburtstag ja stets das Gemeinsame betonen wollte. Aber auch aus Ost-Berlin kamen Signale, vom Staat wie auch von der Bevölkerung. Beispielhaft dafür stehen die bereits erwähnten Rockkonzerte am Reichstag samt „Mauerschlacht“ in Ost-Berlin (36). Konzerte an der Mauer hatte es öfter gegeben,

34 Th.Mass , 750 Jahre Berlin (Anm. 32), S. 3. 35 Grenzfall, 6/87. 36 Für das Folgende: J. Schöne, Stabilität (Anm. 18) sowie I.-S. Kowalczuk, Endspiel (Anm. 20). 82 Revue d’Allemagne und die West-Berliner Veranstalter sorgten ganz bewusst für die Beschallung von Ost-Berlin. So auch am Pfingstwochenende im Juni 1987, als das dreitägigeConcert for Berlin stattfand, mit u.a. David Bowie, der New Model Army, Neil Young, den Eurythmics und Genesis. Doch diesmal waren die Auswirkungen verblüffend. Wäh- rend sich etwa 60.000 zahlende West-Berliner entspannt auf ein Open-Air-Konzert freuten, stieg drüben Unter den Linden die Spannung. Die DDR-Jugend war bestens über das Festival informiert, und so versammelten sich am Samstagabend einige hun- dert Fans so nahe am Brandenburger Tor wie möglich, um David Bowie zu hören. Der Rockstar begrüßte sogar auf Deutsch seine Freunde „auf der anderen Seite der Mauer“. Die Volkspolizei war darauf nicht vorbereitet und drängte die Menge zurück. Empört reagierte diese mit Sprechchören. Das sprach sich herum, und am nächsten Sonntag war die Ost-Berliner Fanschar auf über 2.000 Menschen angewachsen. Der DDR-Sicherheitsapparat mischte nun Zivil- beamte unter die Fans, um die „Rädelsführer“ ausfindig zu machen und die Menge zu zügeln. So richtig gelang dies nicht. Beim Auftritt der Eurythmics kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Die Rockfans riefen „Wir wollen Gorbatschow!“ und dann sogar „Die Mauer muss weg!“. Am folgenden Montagabend fanden sich noch einmal deutlich mehr Menschen ein. Das Brandenburger Tor war jetzt allerdings im Osten so weiträumig abgesperrt, dass das Konzert der Gruppe Genesis hier kaum noch zu hören war. Nun eskalierte die Situation. Die Jugendlichen riefen „Bullen raus!“, „Die Mauer muss weg!“, aber auch „Kreuzberg ist überall!“ und „Kreuzberger Nächte sind lang“ – eine mit einem popu- lären Schlagertitel zum Ausdruck gebrachte Anspielung auf die Situation im anderen Stadtteil, wo es im Mai, wie die Ost-Berliner Szene sehr wohl wusste, schwere Krawalle gegeben hatte. Nun flogen Flaschen und Gummiknüppel, die Staatsorgane schritten mit brutaler Gewalt ein und nahmen etwa 120 Menschen fest. Eine solche Straßen- schlacht zwischen Volkspolizei und Jugendlichen war in der DDR völlig ungewöhn- lich. Die Westmedien berichteten ausführlich, nicht zuletzt weil sich verschiedene Westreporter, begierig auf diese Story, im Ost-Berliner Publikum befunden hatten und ebenfalls von den Stasimitarbeitern schikaniert worden waren. West-Berliner Fernsehen war fast live dabei, und so bekam Deutschland zur 750-Jahr-Feier auch das hässliche Gesicht Ost-Berlins zu sehen. Die Ost-Berliner „Mauerschlacht“ zum West-Berliner Rockkonzert war noch in aller Munde, als einige Tage später Ronald Reagan anreiste (37). Seine große Rede am 12. Juni gehörte zu den sorgfältig geplanten und inszenierten Klopfzeichen an der Mauer. Vor allem die Wahl des Ortes, die telegene Kulisse mit dem Blick auf Ost- Berlin, erwies sich als bestens gewählt. Diesmal war der westliche Bereich vor dem Brandenburger Tor weiträumig abgesperrt, denn es war schon tagelang unruhig in West-Berlin. Demonstrationen fanden in der City West statt, die Autonomen wurden mit Straßensperren in Kreuzberg abgeschnitten, und vor der Bühne hatte man ein ausgewähltes Publikum versammelt, darunter viele Amerikaner und auch sogenannte „Stabilisatoren“, die Störer sofort einkapseln konnten. (Die taz verglich hämisch die „Stabis“ hier mit den „Stasis“ drüben.) Nur vom Erzfeind, der doch direkt im Rücken

37 Für das Folgende: Trotnow/Weiss, Tear down this Wall (Anm. 29). Politische Feierkonkurrenz im Jahre 1987. Die 750-Jahr-Feier in Ost- und West-Berlin 83 des US-Präsidenten an der Mauer stand, schien man keine bösen Überraschungen zu erwarten. Die DDR-Organe verfolgten das Treiben vor ‚ihrem‘ Brandenburger Tor mit Argusaugen. Wie erwartet richtete sich Reagan in seiner Ansprache mehrfach an die Ost-Berliner hinter ihm: „Es gibt nur ein Berlin“, sagte er auf Deutsch. Und über Ost- Berlin hinaus adressierte er seinen berühmten Appell an Moskau: „Mr. Gorbachev, tear down this wall“. Reagans Besuch rief in West-Berlin neben Zustimmung auch viel Kritik hervor, denn der amerikanische Präsident galt als Kalter Krieger. So konnte es dazu kommen, dass Demonstranten beiderseits der Mauer die herrschende Ordnung mit „Gorbi, Gorbi“- Rufen herausforderten – auch wenn ihre Situation in Ost- und West-Berlin unterschied- licher kaum sein konnte. Die Abfolge von Demonstration, Konfrontation und Eskalation entwickelte sich beim Anti-Reagan-Protest am 11. und 12. Juni in West-Berlin nach bekanntem Muster. Im Übrigen gab es auch hier den Echoeffekt: Demonstranten, die am 11. Juni stundenlang vor dem Kaufhaus des Westens von Einsatzkräften eingekesselt waren, riefen in Richtung der Polizeikette: „Die Mauer muss weg!“

Fazit So endete die Feierkonkurrenz von 1987 in Erschöpfung. Blickt man heute auf die Ereignisse zurück, so liegen die Bezüge zum großen Jahr 1989 auf der Hand. Gorbat- schows Name war in aller Munde, und auf vielen Kommunikationskanälen hatten sich Ost- und West-Berlin neu aufeinander bezogen, sowohl diplomatisch kontrolliert als auch hemmungslos und subversiv. Im Osten versuchte die Staatssicherheit nach der gewissen Lockerheit und den oppositionellen Erfolgen des Feierjahres die Uhren wieder zurückzudrehen. Sie drang im November in die Berliner Zions-Kirche ein, wo die unabhängige Umweltbibliothek untergebracht war. Die Aktion misslang, weil Westmedien rasch zur Stelle waren, die Ereignisse übertrugen und somit ein unge- wöhnlich starker öffentlicher Druck entstand. Hier, in der sogenannten „Schlacht um Zion“, erlitt das Ministerium für Staatssicherheit Ende 1987 seine erste große Nieder- lage. Heute spricht man von der ersten Niederlage, weil man weiß, was 1988 und 1989 folgte. Die Berliner von 1987 wussten das nicht. Für die politisch Interessierten unter ihnen aber häuften sich die Anzeichen für eine Veränderung – ohne dass man Art, Richtung oder Tempo erahnen konnte. Es kann deshalb nicht häufig genug betont werden, dass 1987 vieles vorstellbar war, nur nicht ein baldiger Fall der Berliner Mauer. Bei aller unterschiedlicher Bewertung der Lage waren sich Ost und West 1987 wenigstens darüber einig: Ein Ende der deut- schen Teilung käme, wenn überhaupt, in ferner, ferner Zukunft. Erst wenn man sich dies vergegenwärtigt, werden die Handlungen, Spannungen und Hoffnungen des Jah- res 1987 verständlich, wie auch die spezifische Bedeutung mancher Worte. Da wäre etwa der Appell von Reagan an Gorbatschow, die Mauer niederzureißen: bestechend und kühn gerade wegen seiner Wirklichkeitsferne. Oder man denke an die zahlrei- chen Beteuerungen des Senats, dass Berlin eine Stadt sei und bleibe. Dies war 1987 weder ein Allgemeinplatz noch eine vorausschauende Ankündigung des baldigen Mauerfalls. Es ging vielmehr um die politische Entscheidung, auch gegen den Strom der Zeit an einer Vorstellung von Berlin festzuhalten, die vielen Zeitgenossen als histo- risch überholt galt. Gerade der Kontrast zur West-Berliner Alltagswirklichkeit machte 84 Revue d’Allemagne das Einheitspathos damals so markant und teilweise auch umstritten. Substanzielle Veränderungen erwartete man dennoch auch in Regierungskreisen nicht, wie die Ein- schätzung eines Senatssprechers 1986 illustriert, der das kommende Jubiläum eine große Sache nannte, „vermutlich für Berlin das größte Ereignis bis zum Ende dieses Jahrhunderts“ (38). Hoffen konnte man vieles, glauben aber kaum. Und ein paar Jahre später tanzten die Berliner auf der Mauer. Und so war es auch nach dem überspannten, doppelten Stadtjubiläum. Trotz einiger aufregender Ereignisse hatten sich die meisten Zukunftserwartungen kaum verbes- sert. Im Gegenteil, Ende 1987 gab es überall Übermüdung und Skepsis – man hatte die ewige Selbstfeier satt, nicht nur im Osten, sondern auch im Westen. Mit einigem Unbehagen blickte man jetzt auf das Jahr 1988, denn dann sollte West-Berlin zu allem Überfluss auch noch Europas Kulturhauptstadt werden (im Volksmund „751-Jahr- Feier“). Versuchte die Inselstadt ihre Sinnkrise mit großen Festivals zu überdecken? So etwa kommentierte das Volksblatt Berlin und schaute Ende 1987 spöttisch in die Zukunft: 1987 Berlin-Jubiläum, 1988 Kulturhauptstadt, „für 1989 wird noch ein Anlaß zu feiern gesucht“ (39).

Zusammenfassung Die Systemkonkurrenz in Berlin kreierte eine ganz besondere Feierkonkurrenz: Drei- mal feierte Berlin im 20. Jahrhundert Geburtstag, jedes Mal unter anderen ideologi- schen Vorzeichen. Im Jahre 1937 beging die nationalsozialistische Reichshauptstadt das 700jährige Jubiläum Berlins. Folgerichtig gab es in der Mauerstadt 1987 eine doppelte 750-Jahr-Feier: einmal in der Hauptstadt der DDR und einmal in West-Berlin. Stets ließen sich im Gewand der Geburtstagsfeier politische Werte vermitteln: emotionale Bindungen, Freund-Feind-Bilder, Gemeinschaftserfahrungen. Der Beitrag gibt einen vergleichenden Überblick über die Selbstdarstellungen und fragt nach Beteiligung, Kri- tik und Tragweite der Festprogramme. Er zeigt, wie die Stadtgemeinschaften in der Her- ausbildung und Schärfung ihrer politischen Identität stets aufeinander bezogen blieben.

Résumé La concurrence des systèmes à Berlin a créé une concurrence des jubilés. Au xxe siècle, Berlin fêta à trois reprises son anniversaire, à chaque fois sous des prémisses idéolo- giques différentes. En 1937, la capitale du Troisième Reich fêta son 700e anniversaire ; et, en 1987, il y eut deux organisations distinctes de festivités, dans la capitale de la RDA et à Berlin-Ouest. Ce fut l’occasion de transmettre des valeurs politiques en mettant en évidence des liens émotionnels, en articulant des images ennemis/amis, en soulignant l’expérience d’une communauté. Cet article se propose à travers une approche compa- rative de donner un aperçu d’ensemble des autoreprésentations auxquelles ces festivi- tés ont donné lieu et s’interroge sur la participation aux événements, sur la critique et la portée du programme des festivités. Il montre aussi comment les deux villes, dans l’accentuation de leur identité politique, n’ont eu de cesse de se référer l’une à l’autre.

38 Winfried Fest, in: Presse- und Informationsamt, Informationen zur 750-Jahr-Feier, Berlin, 1986. 39 Volksblatt Berlin, 22.11.1987. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 85 T. 49, 1-2017

Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse

Hubert Guicharrousse *

La Gropiusstadt est un grand ensemble d’habitation construit entre 1962 et 1975, situé au sud-est de l’arrondissement de Neukölln, occupant une surface de 265 hec- tares. Avec 17 000 logements et environ 35 000 habitants (1), elle constitue la plus impor- tante réalisation de ce type à Berlin-Ouest. L’association de ce grand ensemble au nom de Walter Gropius (1883-1969), fondateur du Bauhaus et « icône » de la modernité, ne manque pas d’intriguer. Quel fut donc le rôle de Gropius dans la conception de cette cité et quels sont les principes d’urbanisme qu’il a voulu lui appliquer ? À quoi attribuer l’évolution du projet, de l’utopie urbanistique à sa réputation actuelle ? Sa conception et sa réalisation doivent tout d’abord être replacées dans l’évolution urbaine de Ber- lin-Ouest et des politiques publiques du logement des années 50 à 70. On présentera dans un deuxième temps les principales étapes de sa planification et de sa construc- tion. Enfin, il y aura lieu d’esquisser l’évolution urbanistique et sociale de ce grand ensemble et de la confronter à sa réputation médiatique.

I. Les grands ensembles dans la politique du logement à Berlin-Ouest 1. Démographie et crise du logement dans les années d’après-guerre La question du logement, dans le Berlin d’après-guerre, fut la préoccupation prin- cipale des autorités municipales. Comme dans toutes les villes allemandes gravement touchées par les bombardements, deux options s’offraient aux gouvernants, tant à l’Est qu’à l’Ouest : reconstruire l’espace urbain en respectant le plan préexistant ou réor- ganiser totalement la structure urbaine. À Berlin, plusieurs plans de réorganisation de la ville furent élaborés, dont le plus connu est le Kollektivplan de Hans Scharoun

* Maître de conférences à l’université Paris-Ouest-nanterre-la Défense. 1 Quartiersmanagement Gropiusstadt, http://www.qm-gropiusstadt.de/181.0.html. Le site Internet du Bezirksamt de Neukölln donne pour sa part 36 842 habitants fin 2015 : https://www.berlin.de/ ba-neukoelln/ueber-den-bezirk/zahlen-und-fakten/statistische-daten/einwohnerzahlen (sites consul- tés le 10 février 2017). 86 Revue d’Allemagne

(1893-1972), présenté en 1946 (2). Aucun de ces plans ne fut mis en œuvre, pour des rai- sons financières et techniques, ces dernières étant surtout liées à la présence d’infras- tructures souterraines quasiment impossibles à modifier. Dans une ville où plus du quart des logements avaient été endommagés par les bom- bardements, la crise du logement se posait avec une exceptionnelle gravité. La majeure partie de la population qui avait quitté la ville pendant la guerre retourna à Berlin après 1945. De très nombreux réfugiés vinrent s’ajouter à ce mouvement de conver- gence vers la capitale. La situation politique de l’après-guerre, en particulier le blocus soviétique des années 1948-49, ralentit la reconstruction de la partie occidentale de la ville, mais eut aussi pour résultat de gonfler le flux de réfugiés en provenance de la zone soviétique, même si la plupart d’entre eux étaient dirigés vers l’Allemagne de l’Ouest. De 1948 à 1958 (année de l’ultimatum de Khrouchtchev), la population de Berlin-Ouest augmenta de 125 000 habitants, pour atteindre 2,26 millions, son étiage le plus élevé (3). Confrontées à une pénurie de logements sans précédent, les autorités de Berlin-Ouest optèrent pour un développement très rapide du logement social, dont l’importance considérable devait rester une caractéristique jusqu’à l’unification. 2. Le logement social et son financement Le Sénat de Berlin-Ouest, qui devait faire face à d’importantes difficultés financières, eut tout d’abord recours, dans les années 1949-1950, à des fonds du Plan Marshall (ERP), qui lui permirent de financer, avec des apports du gouvernement fédéral – le Berliner Aufbauprogramm –, principalement ses mesures d’urgence, dont l’objectif fut surtout de déblayer les décombres, mais aussi de construire une première série de logements sociaux. Environ 20 millions de DM de l’ERP furent ainsi utilisés dans les secteurs occidentaux de Berlin (4). Aujourd’hui encore, les bâtiments construits à cette époque sont reconnais- sables par la plaque métallique ornée d’un ours, indiquant l’année de réalisation. De fait, la reconstruction de Berlin-Ouest resta tributaire des fonds fédéraux, dont la ville bénéficia dès l’entrée en vigueur, en avril 1950, de laPremière loi sur la construction de logements (Erstes Wohnungsbaugesetz), portant sur le financement public du logement social. L’adoption par le Bundestag de cette loi marqua le véritable début de la reconstruc- tion du parc de logements à Berlin-Ouest. En dépit des réserves exprimées par les trois gouverneurs militaires occidentaux en mai 1949, Berlin-Ouest fut de facto, dès la création du nouvel État, intégré au système des finances publiques de la RFA, comme en témoigne en particulier la Loi sur le soutien à l’économie du Grand Berlin (Ouest) du 7 mars 1950, rebaptisée en 1964 Loi sur l’aide à Berlin (Berlinhilfegesetz) (5). L’un des premiers projets de construction financé dans ce cadre fut l’aménagement du secteur de l’actuelle station de métro de Britz-Süd à Neukölln, qui débuta en 1953, dans la continuité de la Cité du fer à cheval (Hufeisensiedlung), l’une des plus importantes réalisations du Berlin des années 20 en matière de logement social. Elle est principalement due à l’architecte Bruno

2 Greg Castillo, « Asceticism as Progress : Scharoun’s Berlin Kollektivplan, 1946-1949 », Journal of the Society of Architectural Historians, 73/3 (2014), p. 447-455. 3 Peter Ring, « Bevölkerung », in : Horst Ulrich, Uwe Prell (éd.), Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt, Berlin, FAB Verlag, 1992, p. 240. 4 Wolfgang Bohleber, Mit Marshallplan und Bundeshilfe. Wohnungsbaupolitik in Berlin 1945 bis 1968, Berlin, Duncker & Humblot, 1990, p. 135-136. 5 Gesetz zur Förderung der Wirtschaft von Groß-Berlin (West). Pour plus de précisions, cf. ibid., p. 179. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 87

Taut (1880-1938). Un autre projet important fut en 1957 la reconstruction de la partie sud du Hansaviertel dans l’arrondissement de Tiergarten, à laquelle participèrent des architectes internationaux tels Le Corbusier, Alvar Aalto, Oscar Niemeyer ou Walter Gropius, dans le cadre de l’Interbau 57 (quatrième édition de l’Exposition internationale d’architecture – Internationale Bauausstellung, IBA) (6). Ce projet, conçu comme riposte occidentale à la construction de la Stalinallee, constitua le premier aménagement de grande ampleur réalisé à Berlin dans l’esprit de la Charte d’Athènes. 3. Rénovation urbaine et Kahlschlagsanierung La crise du logement à Berlin-Ouest demeura une constante, et la construction du Mur en 1961 ne l’atténua pas. Même si la population des secteurs occidentaux ne cessa de diminuer après 1958 (jusqu’au milieu des années 80), l’offre de logements, au début des années 60, restait très inférieure à la demande. La politique de rénovation du bâti ancien menée par le Sénat supprima dans un premier temps plus de surfaces habitables qu’elle n’en créa. L’habitat locatif berlinois traditionnel, celui des « casernes locatives » (Mietskasernen) de l’époque impériale, était critiqué depuis longtemps pour sa piètre qualité (7). En effet, le caractère très concentré de l’habitat, le manque d’équipements, les conditions de vie misérables, en particulier dans des quartiers comme Wedding, Kreuzberg ou Neukölln, conduisit les architectes et urbanistes de la mouvance dite du Neues Bauen, dès les années 1910, à proposer des solutions radicales de rénovation. C’est au nom de ces carences urbaines que Willy Brandt, maire de Berlin depuis 1957, lança en 1963 le premier programme de rénovation urbaine (Erstes Stadt- erneuerungsprogramm), qui allait profondément bouleverser le paysage urbain de la capitale (8). Financé sur fonds fédéraux, ce programme, dont le but était de rénover 56 000 logements considérés comme trop vétustes, conduisit en effet à la destruc- tion pure et simple du bâti ancien, surtout dans les quartiers ouvriers de Wedding et Neukölln. Sur les terrains ainsi libérés, le Sénat, qui avait la plupart du temps fait jouer son droit de préemption, confia aux différentes sociétés de logements sociaux la construction de nouveaux immeubles. Ces modifications de très grande échelle, avec les aménagements visant à faire de Berlin-Ouest une « ville adaptée à l’automobile » (autogerechte Stadt), eurent des conséquences considérables. De nombreuses analyses critiques, dès cette époque, parlèrent même de « deuxième destruction » (après celles de la Deuxième Guerre mondiale). Cette politique de rénovation urbaine, qui dura jusqu’à la fin des années 0, 7 fut systématique et sans la moindre considération pour le patrimoine architectural. La destruction de l’ancienne Mietkasernenstadt constituait en effet, aux yeux de ses pro- moteurs, un véritable bienfait. Ainsi, quand le bâtiment dit Meyer’s-Hof à Wedding fut dynamité en 1970, personne n’éleva la voix. La destruction de quartiers entiers provoqua cependant plus tard un vaste mouvement de protestation, en particulier à

6 Sandra Wagner-Conzelmann, Die Interbau 1957 in Berlin, Petersberg, Michael Imhof Verlag, 2007. 7 Cf. Werner Hegemann, Das Steinerne Berlin. Geschichte der größten Mietskasernenstadt der Welt, Berlin, Kiepenheuer, 1930. 8 Sur ce programme, cf. Harald Bodenschatz et Cordelia Polinna, « Ein halbes Jahrhundert Stadt- erneuerung in Berlin », in : Günter Schlusche, Verena Pfeiffer-Kloss, Gabi Dolff-Bonekämper, Axel Klausmeier (éd.), Stadtentwicklung im doppelten Berlin. Zeitgenossenschaften und Erinnerungs- orte, Berlin, Ch. Links Verlag, 2014, p. 206-213. 88 Revue d’Allemagne

Kreuzberg (9) et Wedding. La politique de réhabilitation du Sénat, que les historiens de l’urbanisme qualifient de Kahlschlagsanierung, aggrava la crise du logement. Le terme de « Kahlschlag » utilisé dans la polémique berlinoise, est emprunté à la sylviculture et désigne la « coupe rase » ou « coupe claire », c’est-à-dire l’abattage d’arbres à grande échelle. L’incapacité à créer suffisamment de logements pour compenser des pertes considérables sur le marché locatif provoqua, au début des années 80, le mouvement des squatteurs (Hausbesetzerbewegung). En 1983, au cours de la mandature de Richard von Weizsäcker (1981-1984), le Sénat modifia sa politique en faveur d’une rénovation dite « prudente » ou « douce » (behut- same Renovierung). Ce tournant fut entériné par l’acceptation en mars 1983 par la Chambre des députés de Berlin des 12 principes de rénovation urbaine (12 Grundsätze der Stadterneuerung). Ces principes réclament une réhabilitation « douce », en particu- lier par la promotion du mélange des fonctions dans les centres urbains (10). Les Expo- sitions internationales d’architecture (IBA) organisées par le Sénat en 1984 et 1987 furent placées sous cette devise, qui constitua un véritable changement de paradigme dans l’aménagement urbain. 4. Les grands ensembles à Berlin Dans les années 50 et 60, tous les facteurs évoqués eurent pour résultat une raréfac- tion de l’offre de logements. La situation spécifique de la ville et donc l’impossibilité d’étendre les surfaces constructibles hors des limites des trois secteurs occidentaux fit très rapidement augmenter le prix des terrains. Il faut ajouter à cela l’urgence de trouver des solutions de relogement pour des milliers de locataires. L’option prise en faveur de la construction de grands ensembles (Großsiedlungen, Großwohnsiedlun- gen, Großwohnanlagen) en zone périphérique apparaît par conséquent parfaitement logique dans le contexte idéologique de l’époque. L’industrialisation des techniques de construction permettait en effet de construire rapidement, à grande échelle, et, en pri- vilégiant la dimension verticale, de densifier l’habitat à peu de frais. À Berlin-Ouest, ce sont principalement 6 projets de grands ensembles qui furent réalisés (11) :

Unités Années de Nom de la cité Arrondissement/quartier d’habitation construction Gropiusstadt Neukölln 19 000 1962/75 Märkisches Viertel Reinickendorf 17 000 1963/73 Falkenhagener Feld Spandau 11 000 1963/74 Hildburghauser Straße Lichterfelde (Steglitz) 5 200 1964/74 Heerstraße-Nord Spandau 6 800 1968/74 Thermometersiedlung Lichterfelde (Steglitz) 2 700 1969/72 Total des unités d’habitation : 61 700

9 Voir au sujet de Kreuzberg, l’article de Patrick Farges dans ce même volume. 10 Sur les 12 Grundsätze, cf. Hardt-Waltherr Hämer, Behutsame Stadterneuerung, Berlin, Michael Bollé, Universität der Künste, 2007. On notera que la politique de la rénovation douce fut initiée par le même Hardt-Waltherr Hämer à partir du milieu des années 70, notamment avec le projet « Block 118 » à Charlottenburg. 11 Cf. Rainer Baatz (éd.), Nachbesserungen von Groß-Siedlungen in Berlin (West) – Gropiusstadt, Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität, Projektbericht 5, 1987, p. 5. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 89

Ces grands ensembles furent construits sur fonds publics, selon des principes inspirés de la Charte d’Athènes, publiée par Le Corbusier en 1941 sous le titre La Ville fonction- nelle (les principes en avaient été rédigés 10 ans auparavant). Le Corbusier et ses collè- gues du Congrès international d’architecture moderne (CIAM) de 1933 y préconisent notamment la division du tissu urbain en quatre zones, répondant aux « fonctions » sui- vantes : habitat, travail, loisirs, transports. Cette conception est en général appelée, dans le débat urbanistique allemand « die gegliederte und aufgelockerte Stadt » (12), expression que l’on peut traduire par « ville structurée et aérée ». En outre, la ville doit être divisée en « zones de voisinage » (Nachbarschaften) spécialisées dans l’une des quatre fonctions. C’est ce modèle qui présidera à la construction des grands ensembles dans les deux États allemands et bien sûr dans le reste de l’Europe et du monde.

II. Planification et construction de la Gropiusstadt 1. La GEHAG et les quartiers sud de Neukölln : renouer avec les années 20 ? La Gropiusstadt est, en tout cas au départ, un projet de la Gemeinnützige Heimstät- ten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (GEHAG), société de logement social fondée en 1924 dans la mouvance syndicale, à l’origine de programmes de construction de l’entre-deux-guerres inspirés des cités-jardins anglaises qui ont fait la réputation de Berlin comme ville du logement social : Hufeisensiedlung (1925), Waldsiedlung Zeh- lendorf (1926), Onkel Toms Hütte (1926-1932), ainsi que la Wohnstadt Carl Legien à Prenzlauer Berg (1929). L’histoire de l’entreprise est étroitement liée au nom de Bruno Taut (1880-1938), qui en fut l’architecte principal et joua un rôle majeur dans l’élabo- ration de ces projets. Deux d’entre eux font partie des six cités d’habitation (Siedlungen der Berliner Moderne) classées en 2008 au patrimoine mondial de l’UNESCO. Le logo de la GEHAG figure d’ailleurs depuis 1927 sur le bâtiment en fer à cheval dû à Bruno Taut. Réorganisée en 1952, la GEHAG, avant sa privatisation à partir de 1998, appar- tenait au Land de Berlin, au DGB ainsi qu’à la Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG), qui détenaient chacun un tiers du capital (13). Elle fut chargée en 1955 par le Sénat de construire un grand ensemble locatif. La logique des grands ensembles se heurtait cependant, dans le Berlin-Ouest de cette époque, au manque de terrains de grande étendue – contrairement à ce qui se passera dans les années 70-80 à Berlin-Est, où les grands ensembles de Marzahn et Hellersdorf bénéficièrent de surfaces considé- rables, de surcroît extensibles (comme ce fut le cas pour Hellersdorf). La GEHAG identifia un territoire agricole d’environ 265 hectares, situé au sud de l’arrondissement de Neukölln, entre les villages de Britz, Buckow et Rudow. Elle pro- jeta ainsi une extension de sa cité de Britz (Hufeisensiedlung). Dans l’esprit des respon- sables de la GEHAG, particulièrement de son directeur Karl-Heinz Peters, il s’agissait de renouer avec les cités de la modernité berlinoise qui avaient fait la réputation de la société dans les années 20 et 30. La planification et construction de ce qui ’appelaits à l’origine BBR (pour Berlin-Buckow-Rudow) est l’une des mieux connues d’Allemagne.

12 Cette expression a été popularisée par Johannes Göderitz, Roland Rainer, Hubert Hoffmann, Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen, Wasmuth, 1957. 13 Site Internet de l’entreprise Deutsche Wohnen, à laquelle est aujourd’hui intégrée la GEHAG, https:// www.deutsche-wohnen.com/html/historie.php (site consulté le 5 février 2017). 90 Revue d’Allemagne

Une documentation complète et abondamment illustrée a été publiée en 1974 par les architectes Hans Bandel et Dittmar Machule (14). 2. Walter Gropius et la planification de la cité BBR La planification commença en 1958, en concertation avec le Sénat, et conduisit la GEHAG à procéder à des acquisitions de terrains. Jusqu’au début de la phase de construc- tion, elle avait acquis à peu près la moitié de la surface totale (un quart étant propriété municipale). À la fin de l’année 1958, le directeur de la GEHAG émit l’idée de s’adresser à Walter Gropius pour réaliser les plans de la nouvelle cité. Gropius vivait depuis 1934 aux États-Unis, où il dirigeait un bureau d’architecture, TAC (The Architects Collaborative), sis à Cambridge (Massachusetts). L’idée de la GEHAG était de confier à Gropius la tota- lité du projet, tant le plan général que la conception des édifices, afin de ne pas répéter les erreurs de la reconstruction disparate du Hansaviertel. Architecte et urbaniste « pro- gressiste » par excellence, le fondateur du Bauhaus était une légende vivante du Neues Bauen, mais aussi un architecte qui, depuis 1945, était revenu à plusieurs reprises dans sa ville natale et avait fourni plusieurs contributions à sa reconstruction. Il avait notam- ment participé à l’Interbau de 1957 en concevant avec son élève Wils Ebert (1909-1979) un bâtiment de neuf étages dans le Hansaviertel. Une demande officielle fut envoyée par la GEHAG en mars 1959 à Gropius, à laquelle l’intéressé répondit positivement. Wils Ebert, qui travaillait depuis 1945 pour l’administration de Berlin-Ouest et connaissait parfaitement la situation locale, fut nommé architecte de liaison par la GEHAG (15). Le milieu professionnel des architectes de Berlin, cependant, souhaita très vite être partie prenante, afin de profiter de la manne des fonds fédéraux. Le document de cadrage transmis par la GEHAG à Gropius prévoyait un projet de très grande ampleur : une cité comportant environ 16 000 logements, où pourraient habiter 50 000 personnes. Un tel ordre de grandeur n’avait alors jamais été atteint en Allemagne, et – si l’on excepte le Märkisches Viertel à Reinickendorf, d’une taille com- parable – ne fut plus jamais atteint par la suite. Il s’agit donc bien là du point culminant de la construction de logements sur fonds publics en Allemagne. Les planificateurs ont dès le départ prévu un ensemble entièrement dédié au logement, conformément au prin- cipe de séparation fonctionnelle. Le directeur de la GEHAG Karl-Heinz Peters ne cessa d’ailleurs de répéter que rien n’était prévu sur le site pour des activités économiques (16). Les trajets des futurs habitants jusqu’à leur lieu de travail devaient être facilités par la prolongation de la ligne de métro U7 de la station Grenzallee jusqu’à Rudow, promise par la société des transports publics de Berlin (BVG : Berliner Verkehrsbetriebe) dès le début du projet. Cette prolongation fut terminée en 1970, avant même l’achèvement

14 Hans Bandel, Dietmar Machule, Die Gropiusstadt. Der städtebauliche Planungs- und Entscheidungsvor- gang, im Auftrag des Senators für Bau- und Wohnungswesen Berlin, Berlin, Kiepert, 1974. Voir également Roland Enke, « TAC 5431. Wie Berlin zur Gropiusstadt kam », in : Dorothea Kolland (éd.), Der lange Weg zur Stadt. Die Gropiusstadt im Umbruch, Berlin, Kramer, 2002, p. 7-18. 15 R. Enke, « TAC 5431 », ibid., p. 10. 16 Interview au Tagesspiegel du 16 janvier 1962 : « Die neue Siedlung soll das Musterbeispiel einer Schlaf- stadt werden. Ein ganz ruhiges Wohngebiet, in dem kein Platz ist für Gewerbetreibende irgendwelcher Art. Ein Laden bringt für die Anwohner immer ein gewisses Maß an Belästigung mit sich. » Cité par Bandel/Machule, Die Gropiusstadt (note 14), p. 109. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 91 de la cité. La Gropiusstadt, avec ses quatre stations de métro, Johannisthaler Chaussee, Lipschitzallee, Wutzkyallee et Zwickauer Damm, est sans nul doute le grand ensemble allemand le mieux relié au réseau de transports local. La GEHAG pria Gropius de fournir un plan d’aménagement (Strukturplan), ce qu’il fit en mai 1960 1.( TAC-Plan) (17). Il prévoyait une voie verte (Grünzug) centrale située au sud du tracé de la ligne de métro, intégrant de nombreux équipements collectifs. 640 immeubles d’habitation étaient projetés, d’une hauteur maximale de 17 étages, les immeubles de quatre étages devant être les plus nombreux. Trois formes géométriques étaient prévues pour les constructions : cercle, rectangle et ligne. Le plan reçut un accueil extrêmement critique de la part de l’équipe de planification. On lui reprocha surtout de ne pas respecter le plan de voirie (Aufschließungsplan) fixé par la munici- palité : l’axe central était beaucoup trop encombré d’équipements et ne respectait pas le principe de séparation des fonctions : il risquait de gêner les piétons. En outre, son orientation ne convenait pas au tracé de la ligne de métro. Enfin, les bureaucrates du Sénat critiquèrent l’utilisation trop systématique à leurs yeux de la forme circulaire, qui constituait une importante contrainte : ils souhaitaient la réserver à quelques points névralgiques comme les centres commerciaux (18). Paradoxalement, toutes ces critiques étaient dirigées contre des éléments architecturaux que Gropius avait conçus comme des hommages à la Hufeisensiedlung et à Bruno Taut, dans la continuité desquels il était censé travailler. En réalité, le plan de voirie fixait par avance un grand nombre de paramètres : tracé du métro, des canalisations, situation des centres commerciaux, orientation de la voie verte, ainsi que la délimitation des surfaces à bâtir, bref tout ce qui incombe à une autorité de tutelle compétente en matière d’urbanisme et de construc- tion, critères indispensables à l’obtention des fonds nécessaires à la construction. Gro- pius l’avait ignoré et était ainsi entré en conflit avec les autorités de sa ville natale. 3. « Zu viele Köche verderben den Brei » La situation devint vite désagréable pour Gropius et ses collègues de TAC : le plan fut bel et bien rejeté – sans que le refus soit clairement exprimé. Il est vrai que le cabinet TAC n’avait guère l’expérience des projets de cette ampleur. Wils Ebert se rendit aux États-Unis avec un responsable de la GEHAG et présenta à Gropius toutes les critiques qui s’étaient exprimées. L’architecte accepta de revoir sa copie – sans enthousiasme. Peu après, la GEHAG signa avec TAC un contrat qui prévoyait des missions beaucoup plus limitées, comprenant un plan général de la cité respectant le plan d’aménage- ment du Sénat, ainsi que des plans de construction de quelques secteurs. Le deuxième plan (2. TAC-Plan) fut transmis à la GEHAG en avril 1961 et présenté par Gropius lui-même aux responsables berlinois. L’axe central y est remplacé par deux rues tan- gentielles, la voie verte est déplacée au nord de la ligne de métro, les accès piétons aux différents équipements sont améliorés. La densité des constructions est plus grande, et l’utilisation de la forme circulaire limitée (seulement trois constructions). Enfin, Gropius a prévu, à la demande de ses interlocuteurs, davantage d’espace pour le sta- tionnement automobile. Cependant, l’architecte maintenait beaucoup de traits de son

17 Ibid., p. 36. 18 R. Enke, « TAC 5431 » (note 14), p. 12-13. 92 Revue d’Allemagne premier plan, ce qui le rendait encombrant aux yeux d’une autorité de tutelle pressée par l’urgence. Il en résulta une isolation croissante de l’architecte, ce qui conduisit à son éviction de fait en tant que coordinateur du projet. Tout cela, bien sûr, resta dans le non-dit, car tant le Sénat que la GEHAG avaient besoin du nom de Gropius pour donner l’illusion que le projet renouait avec le passé glorieux des cités des années 20. La période qui suivit, jusqu’au décès de Gropius en 1969, fut marquée par les malen- tendus et un manque de respect criant de l’équipe berlinoise envers l’architecte. La GEHAG salua le nouveau plan et considéra que la tâche de Gropius était achevée. Ce n’était manifestement pas l’avis de Gropius, qui revendiqua la supervision de la pla- nification et de la construction jusqu’en 1966. En fait, la GEHAG avait déjà demandé au Sénat que la conception des bâtiments fût confiée à ses propres architectes. Cinq mois après la présentation du deuxième plan, Wils Ebert modifia une fois de lusp le projet en tenant compte des demandes de densification supplémentaire formulées par le Sénat. Le projet échappait à Gropius et TAC, trop éloignés géographiquement et mentalement des réalités berlinoises. Gropius avait avant la guerre préconisé la verti- calité (donc la tour d’habitation comme solution possible au problème du logement) mais devait à présent, de façon paradoxale, refréner les demandes de ses interlocuteurs visant à ajouter toujours plus d’étages aux bâtiments (19). Afin de faire profiter les architectes berlinois de ce projet gigantesque,e l Sénat décida en mars 1962 d’impliquer, outre la GEHAG, six autres sociétés de construction de logements, dont la Degewo (Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaues, fondée en 1924), ainsi qu’une société privée d’investissement et sept maîtres d’ouvrage privés. Le terrain à bâtir devenait ainsi un patchwork de parcelles devant être loties de façon indépendante, sans coordination. La GEHAG chargea 14 architectes berlinois de faire des propositions pour les bâtiments prévus sur ses parcelles. En guise de lot de consolation, Gropius se vit confier le rôle d’expert dans la procédure de concours. Il se plia à cet exercice, tout en critiquant vivement la médiocrité des projets présentés et la disparité qu’on lui imposait (20). La Degewo adopta une procédure de concours analogue à la GEHAG et fit réaliser par Wils Ebert un plan de construction indépendant pour la partie est de la cité, dont elle avait la responsabilité. Walter Gropius, dans une lettre au directeur de la GEHAG, se plaignit de l’incompatibilité de ces procédures avec sa conception d’origine, sou- lignant que la ville moderne devait être une unité impliquant une coordination. Il exprima sa crainte de voir le projet dériver vers une addition de petites cités indépen- dantes, sans jonction (Nahtstellen) entre elles. Il se plaignit en outre du trop grand nombre de personnes impliquées dans le projet et de l’absence de communication et de coordination. Il ne cessa d’être mis devant le fait accompli, tant par la GEHAG que par le Sénat. En vain, il tenta de s’opposer à la densification imposée par l’administration, en particulier dans la partie est du site (21). La densification supplémentaire apparut inévitable après la construction du Mur en août 1961. Ce qui devait à l’origine être une cité-jardin dans l’esprit de Bruno Taut

19 Bandel/Machule, Die Gropiusstadt (note 14), p. 114. 20 Ibid., p. 78. 21 Ibid., p. 114. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 93

ill. 1 devint définitivement un grand ensemble. Le 7 novembre 1962, lapremière pierre fut solennellement posée en présence de Walter Gropius et Willy Brandt. Cependant, jusqu’à la fin de la construction, Gropius exprima à de nombreuses reprises ses critiques envers l’avancement du projet. Il ne réalisa au bout du compte avec TAC que les plans de trois bâtiments : la Gesamtschule qui porte aujourd’hui son nom, le bâtiment semi-cir- culaire dit Gropiushaus (ill. 1), enfin la tour IDEAL qui se trouve à proximité. Cette tour passe pour la plus haute tour d’habitation d’Allemagne (31 étages, 91 m) et est située approximativement au centre de la cité (ill. 2). Après une dernière tentative institution- nelle en 1966 visant à obtenir le rôle de coordinateur « même sans rémunération », Gropius résuma ainsi son rôle dans la réalisation du projet : « Ich bin schließlich der zuletzt Verantwortliche für die Gesamtsiedlung und mir ist sehr daran gelegen, zu guten Ergebnissen zu kommen, aber wie Sie schreiben, scheint eine wirksame Koordination in der gegebenen Lage mit den vielen am Brei beteiligten Köchen äußerst schwierig zu sein » (22). Quelques mois plus tard, il tira même le bilan suivant :

ill. 2 22 Lettre de W. Gropius à Hans Bandel, 10.01.1966, ibid., p. 112. 94 Revue d’Allemagne

« Ich muß gestehen, daß dieses Unternehmen das enttäuschendste ist, mit dem ich je zu tun hatte, da der Kontakt mit den Siedlungsträgergesellschaften fast auf den Nullpunkt gesunken ist » (23). Trois ans après la mort de Gropius, en septembre 1972, la nouvelle cité fut officiel- lement baptisée Gropiusstadt, nom qui était déjà en usage avant cette décision mais qui, pour toutes les raisons exposées, tient de l’imposture. En effet, il ne reste plus grand-chose, dans l’actuelle cité, des conceptions initiales de Gropius, en particulier en ce qui concerne le nombre, la situation et surtout la hauteur des édifices, mais ussia les foyers de densification et les voies de communication. Au cours du travail de pla- nification, les directives formulées par les responsables politiques, surtout après 1961, avaient été trop souvent modifiées, et les intérêts des différents acteurs étaient trop contradictoires pour permettre la réalisation d’un projet cohérent. Pour autant, la cité serait-elle devenue un lieu moins problématique si les idées de Gropius avaient été mises en œuvre dans le moindre détail ? Il est bien sûr impossible de répondre à cette question. En revanche, il est légitime de se demander si les problèmes sociaux qui ont fait connaître la Gropiusstadt dans les médias peuvent être mis en relation avec son architecture et son urbanisme.

III. Problèmes sociaux et urbanisme 1. L’effet Christiane F. « Gropiusstadt, das sind Hochhäuser für 45 000 Menschen, dazwischen Rasen und Ein- kaufszentren. Von weitem sah alles neu und sehr gepflegt aus. Doch wenn man zwischen den Hochhäusern war, stank es überall nach Pisse und Kacke. Das kam von den vielen Hunden und den vielen Kindern, die in Gropiusstadt leben. Am meisten stank es im Treppenhaus » (24). C’est par ces mots que la biographie Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, publiée en 1978 par les journalistes Kai Hermann et Horst Rieck aux éditions du magazine Stern d’après des interviews, évoque la jeunesse de Christiane. Le film réa- lisé en 1981 par Ulrich Edel (25) d’après le livre commence par deux phrases reprenant sous forme condensée cette description. On pourrait imaginer portrait plus flatteur que ce prologue dans lequel Christiane Felscherinow (puisque tel est son nom) évoque son enfance à la Gropiusstadt. La biographie, qui décrit une descente dans l’enfer de la toxicomanie et de la prostitution liée à la drogue, devint un best-seller mondial qui forgea très largement la réputation sulfureuse de la cité. Les auteurs y évoquent assez longuement la situation des enfants livrés à eux-mêmes, délaissant les aires de jeu qui leur sont destinées, et dénoncent l’autoritarisme des concierges (Hauswarte) empêchant les enfants d’accéder à de très nombreux espaces. Résultat : les enfants entrent très vite en conflit avec le monde des adultes et forment des

23 Lettre de W. Gropius au sénateur chargé de l’Urbanisme, Werner Düttmann, 19 avril 1966, ibid., p. 112. 24 Christiane F., Kai Hermann, Horst Rieck, Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, nach Ton- bandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann und Horst Rieck, Vorwort von Horst E. Richter, Hambourg, Stern-Verlag, 1978, p. 16. 25 Ulrich Edel, Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, 1981. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 95 bandes qui les font dériver vers la délinquance. Face au manque chronique d’offre de loisirs destinée aux plus jeunes, les travailleurs sociaux sont impuissants (26). Le contact avec la drogue commence pour Christiane à la Haus der Mitte, maison des jeunes de l’Église protestante (aujourd’hui fermée). Son premier responsable, le pasteur Jürgen Quandt, ne parvient pas à empêcher que la discothèque du centre ne devienne en un temps record une plaque tournante de la vente et consommation de drogues, d’abord douces, puis dures, suite à l’intrusion massive de l’héroïne dans le Berlin de la fin des années 60 (27). L’évocation de l’enfance et de l’adolescence de Christiane Felscherinow établit un lien permanent entre l’architecture de la Gropiusstadt et surtout ses principes d’urba- nisme et l’évolution des enfants et adolescents : absence d’espaces naturels utilisables, surfaces bétonnées reliant les constructions (ce qui empêche le développement de la vie sociale), dégradation très rapide des espaces intermédiaires, enfin constructions de piètre qualité, situation aggravée par un entretien inexistant. La Gropiusstadt est-elle pour autant plus touchée par les problèmes sociaux que d’autres cités du même genre en Allemagne, par exemple le Märkisches Viertel au nord de Berlin, Steilshoop à Ham- bourg ou encore Chorweiler à Cologne, pour ne citer que quelques lieux considérés par les médias comme des quartiers sensibles (soziale Brennpunkte) ? On peut en douter. Pourtant, la Gropiusstadt reste attachée à Christiane F. – bien que l’histoire sociale de la cité ne se soit pas arrêtée à l’année 1978. 2. « Améliorations » de l’habitat dans les années 80 Confronté à de sévères critiques, le Sénat fut contraint, à l’occasion du 25e anniver- saire de la cité, de prendre des mesures. Un comité consultatif fut créé, chargé de faire des propositions d’amélioration (Wohnumfeldverbesserungen) (28). Outre des mesures de rénovation et d’embellissement des immeubles, on attacha une importance par- ticulière aux espaces verts. En février 1986, un colloque fut organisé lors duquel des demandes diverses furent formulées, notamment au sujet de la rénovation du « pay- sage » de la cité, mais aussi des mesures de communication ayant pour but d’amé- liorer la relation entre les sociétés gestionnaires du parc immobilier et les habitants. Cependant, la question qui, aujourd’hui encore, constitue la critique principale des locataires, à savoir le montant des loyers, fut exclue de la discussion. Le Sénat consacra deux millions de DM à des mesures d’amélioration, essentiellement paysagères. En 1989, un conseil de quartier fut créé, dans lequel siègent, outre des représentants des habitants, des membres du conseil d’arrondissement de Neukölln et des représentants des sociétés de logement. À la fin des années 80 et après l’unification, le Sénat continua à financer des mesures visant à améliorer l’offre de loisirs, pour les enfants et adolescents, mais aussi pour les personnes âgées. C’est ainsi que la Maison des jeunes et de la culture située près de la station de métro Wutzkyallee fut inaugurée en 1989. D’une façon générale, on peut dire que toutes ces mesures n’ont pas été vaines et ont globalement amélioré l’image de la cité. La Gropiusstadt dispose aujourd’hui d’une infrastructure sociale et médicale

26 Christiane F. (note 24), p. 24-34. 27 Ibid., p. 43-56 et 85-87. 28 Voir les propositions dans R. Baatz, Nachbesserungen (note 11). 96 Revue d’Allemagne qui n’a sans doute guère d’équivalent à Berlin et en Allemagne. L’engagement social du Sénat et des habitants de la cité est manifeste et a porté ses fruits. Depuis la réuni- fication de Berlin, l’attention des médias s’est d’ailleurs plutôt focalisée sur les grands ensembles de la partie est (Marzahn et Hellersdorf), alors que ceux de l’Ouest sont moins soumis à la pression médiatique. Les « Plattenbauten » de la RDA sont ainsi devenus les nouveaux repoussoirs urbanistiques par excellence. 3. Évolution sociale de la Gropiusstadt Au moment de l’achèvement de la cité, la population de la Gropiusstadt était de 45 000 personnes, pour la plupart (environ 99 %) locataires des sociétés de logement social. Elle a aujourd’hui considérablement baissé, les habitants les plus favorisés ayant tendance à déménager. Les premiers locataires étaient surtout des employés, des cadres et des fonctionnaires, mais la composition sociale a beaucoup évolué depuis 1975, les sociétés gérantes ayant par la suite surtout attribué les logements à des ouvriers et à des chômeurs. Dans les années 90, un apport de population très important a été constitué par des Allemands d’Europe de l’Est (Aussiedler, Spätaussiedler), surtout venus de Russie après l’éclatement de l’URSS. Le pourcentage d’étrangers est de 45 %, soit un peu plus que dans l’ensemble de l’arrondissement de Neukölln (43 %) (29). Cette popula- tion est surtout concentrée dans la partie est. Pendant longtemps, la Gropiusstadt a eu un pourcentage d’étrangers de l’ordre de 10 %, soit beaucoup moins que le pourcentage de l’arrondissement. Cette augmentation est due principalement à un afflux considérable de population en provenance d’Europe de l’Est, après l’ouver- ture des frontières en 1990 et surtout depuis l’adhésion de nouveaux pays à l’Union européenne en 2004 et 2007. La proportion d’habitants d’origine turque ou arabe en revanche y est bien inférieure à celle de Neukölln, mais a tendance à augmenter, car les plus défavorisés d’entre eux migrent vers le sud de l’arrondissement. On constate aujourd’hui un fort contraste entre les habitants âgés, souvent des Allemands issus de la classe moyenne, qui ont constitué la première génération des années 60 et les nouveaux venus installés depuis l’unification, souvent étrangers et défavorisés. Le taux de chômage est supérieur à l’ensemble de l’arrondissement, qui atteint 15 % (contre 11 % sur l’ensemble de Berlin) (30). Cependant, la Gropiusstadt se caractérise par une grande diversité de situations. Elle ne donne pas aujourd’hui l’impression du « désert de béton » souvent dénoncé dans les années 80. La nature a eu le temps de s’y développer, et a profité des mesures d’embellissement paysager des années 80 et 90. La Gropiusstadt est bien loin de la cité idéale, mais n’est manifestement pas non plus l’enfer évoqué par les médias. Faut-il voir dans la malheureuse histoire de ce projet l’échec de l’urbanisme comme Gesamtkunstwerk, comme utopie d’un art considéré dans sa dimension créatrice, voire

29 Site Internet de l’arrondissement de Neukölln, consulté le 6 février 2017 – Über den Bezirk/Einwoh- nerregisterstatistik, URL : https://www.berlin.de/ba-neukoelln/ueber-den-bezirk/zahlen-und-fakten/ statistische-daten/einwohnerzahlen/. 30 Cf. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Jugend und Gesundheit, Planungs- und Koordi- nierungsstelle Gesundheit, Sozialbericht Neukölln. Zur sozialen Lage der Bevölkerung 2016, Berlin, janvier 2016. Gropiusstadt, Neukölln : un patronage prestigieux, une réputation sulfureuse 97 démiurgique, à qui l’on attribue le pouvoir de créer de nouvelles conditions sociales ou d’améliorer celles qui existent déjà ? Ou ne faut-il pas plutôt raisonner en termes de rapports de forces, et constater l’échec de l’urbaniste-créateur face aux réalités sociales, économiques et politiques ? Dans le cas de la réalisation de la Gropiusstadt, on observe des institutions porteuses de projet (Trägergesellschaften) faiblement coordonnées, organisant volontairement, par souci de rapidité et de rentabilité, un éclatement architectural et urbanistique et finalement une disparité totale. En d’autres termes, on voit un mythe vivant de l’ar- chitecture et de l’urbanisme utilisé comme faire-valoir par les sociétés impliquées et l’autorité de tutelle, afin de créer très rapidement et à des coûts les plus bas possibles un grand nombre de logements, sans se poser la question des conséquences de la den- sification ainsi entreprise. Et pourtant, il faut noter que, dans le débat qui a lieu à Berlin depuis plusieurs années sur le thème du logement « abordable » (bezahlbarer Wohnraum), la construction de tours d’habitation et de grands ensembles redevient une hypothèse plausible. Dans une ville dont la population augmente d’environ 40 000 personnes par an, on annonce ces derniers mois non seulement la construction d’une tour sur l’Alexanderplatz, mais aussi de nouveaux grands ensembles, notamment à Lichterfelde et Pankow. Une fois encore, ces projets se feront dans l’urgence. Faut-il redouter que les erreurs commises il y a cinquante ans se répètent ?

Bibliographie Rainer Baatz (éd.), Nachbesserungen von Groß-Siedlungen in Berlin (West) – Gropiusstadt, Ber- lin, Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität, Projektbericht 5, 1987, 88 p. Hans Bandel, Dietmar Machule, Die Gropiusstadt. Der städtebauliche Planungs- und Ent- scheidungsvorgang, im Auftrag des Senators für Bau- und Wohnungswesen Berlin, Berlin, Kiepert, 1974, 178 p. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Jugend und Gesundheit, Planungs- und Koordi- nierungsstelle Gesundheit, Sozialbericht Neukölln. Zur sozialen Lage der Bevölkerung 2016, Berlin, janvier 2016, 38 p. Harald Bodenschatz et Cordelia Polinna, « Ein halbes Jahrhundert Stadterneuerung in Berlin », in : Günter Schlusche, Verena Pfeiffer-Kloss, Gabi Dolff-Bonekämper, Axel Klausmeier (éd.), Stadtentwicklung im doppelten Berlin. Zeitgenossenschaften und Erinne- rungsorte, Berlin, Ch. Links Verlag, 2014, p. 206-213. Wolfgang Bohleber, Mit Marshallplan und Bundeshilfe. Wohnungsbaupolitik in Berlin 1945- 1968, Berlin, Duncker & Humblot, 1990, 310 p. Greg Castillo, « Asceticism as Progress : Scharoun’s Berlin Kollektivplan, 1946-1949 », Jour- nal of the Society of Architectural Historians, 73/3 (2014), p. 447-455. Roland Enke, « TAC 5431. Wie Berlin zur Gropiusstadt kam », in : Dorothea Kolland (éd.), Der lange Weg zur Stadt. Die Gropiusstadt im Umbruch, Berlin, Kramer, 2002, p. 7-18. Christiane F., Kai Hermann, Horst Rieck (éd.), Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann und Horst Rieck und mit einem Vorwort von Horst E. Richter, Hambourg, Stern-Verlag, 1978, 333 p. Johannes Göderitz, Roland Rainer, Hubert Hoffmann, Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen, Wasmuth, 1957, 101 p. Hardt-Waltherr Hämer, Behutsame Stadterneuerung, Berlin, Universität der Künste, 2007, 95 p. 98 Revue d’Allemagne

Werner Hegemann, Das Steinerne Berlin. Geschichte der größten Mietskasernenstadt der Welt, Berlin, Kiepenheuer, 1930, 505 p. Peter Ring, « Bevölkerung », in : Horst Ulrich, Uwe Prell (éd.), Berlin Handbuch. Das Lexi- kon der Bundeshauptstadt, Berlin, FAB Verlag, 1992, 1548 p. Sandra Wagner-Conzelmann, Die Interbau 1957 in Berlin, Petersberg, Michael Imhof Verlag, 2007, 192 p.

Résumé La Gropiusstadt, grand ensemble de Berlin-Ouest, porte un nom prestigieux. Mais quel fut réellement le rôle du créateur du Bauhaus dans la conception et la réalisation de cette cité située au sud de l’arrondissement de Neukölln ? Plus largement, pourquoi le Sénat de Berlin-Ouest opta-t-il pour la construction de grands ensembles ? La réponse à ces questions conduit à replacer la construction de la Gropiusstadt dans le contexte des politiques d’urbanisme des années 50 à 80, en particulier comme conséquence de la « rénovation urbaine » mise en œuvre par le maire de Berlin Willy Brandt à partir de 1963. La mauvaise réputation faite à la cité depuis la fin des années 70 doit d’autre part être confrontée à la réalité de son évolution sociale.

Zusammenfassung Die West-Berliner Großsiedlung Gropiusstadt trägt einen prestigeträchtigen Namen. Welche Rolle spielte der Begründer des Bauhaus in der Planung und Verwirklichung dieser Siedlung im Süden des Bezirks Neukölln? Warum optierte darüber hinaus der West-Berliner Senat für den Bau von Großsiedlungen? Die Beantwortung dieser Fra- gen führt dazu, den Bau der Gropiusstadt im Kontext der Stadtpolitik der Fünfziger- bis Achtzigerjahre zu betrachten, insbesondere als Folge der von Bürgermeister Willy Brandt seit 1963 umgesetzten « Stadterneuerung ». Ferner wird der schlechte Ruf, der seit Ende der Siebzigerjahre der Siedlung vorauseilt, mit der Realität ihrer sozialen Ent- wicklung konfrontiert. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 99 T. 49, 1-2017

« Kreuzberg 36 » se révolte : occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) *

Patrick Farges **

À la fin des années 1960, en réaction à l’urbanisme fonctionnaliste, naît une pensée critique qui souligne que l’organisation spatiale est un élément déterminant de la vie sociale. La mise en place d’une planification urbaine dans l’après-guerre en Europe de l’Ouest avait en effet consacré un pouvoir expert et technocratique, contre lequel il s’agissait de réhabiliter les pulsations urbaines (1). L’urbain est repensé comme un ensemble d’espaces multiples, produits par des pratiques et usages sociaux soumis à différents rapports de pouvoir (2) : dès lors, il devient possible de penser la « spatialisa- tion » (Verräumlichung) des rapports sociaux (3). Nés dans le sillage des mouvements étudiants et de la « nouvelle gauche », les « nouveaux mouvements sociaux » en RFA se sont saisis de ces réflexions. Ils partageaient, outre une sociologie et des modes de vie communs, un répertoire politique, des formes d’action en rupture avec la mobilisation ouvrière, un langage radical, doublé d’une attention portée à l’efficacité rhétorique. Parmi ces groupes – groupes d’entraide, centres de soins alternatifs, mouvements des minorités sexuelles, mouvements « autonomes » – il y a le mouvement d’occupation d’immeubles (Hausbesetzerbewegung) (4). La question de l’habiter y croise les nouvelles mobilisations politiques et sociales, à l’occasion des luttes relatives à la préservation de l’habitat en centre-ville. Pour les personnes mobilisées, il s’agissait de créer des « Frei-

* je remercie les documentalistes de la Zentral- und Landesbibliothek Berlin (site de Breite straße) pour leur aide précieuse ainsi qu’antoine Fleury et Valérie Carré pour leurs relectures attentives. ** Maître de conférences HDr, Département d’études germaniques, université sorbonne nouvelle – Paris 3. 1 Pour la France, ce « tournant » est incarné par Henri Lefebvre (Le Droit à la ville [1968], suivi d’Espace et politique, Paris, Anthropos, 1972). 2 Henri Lefebvre, « La production de l’espace », L’Homme et la société, 31/1 (1974), p. 15-32. 3 Martina Löw, Raumsoziologie, Francfort-sur-le-Main, Suhrkamp, 2001. 4 Roland Roth, Dieter Rucht (éd.), Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Francfort-sur-le-Main, Campus, 2008. 100 Revue d’Allemagne räume », c’est-à-dire des espaces d’intérêt collectif et d’usage public, libres mais aussi libérés de certains rapports de domination : cafés alternatifs (Szenekneipen), centres d’information politisés (Infoläden), etc. Le cas de Berlin-Ouest est particulièrement parlant, notamment parce qu’on y trouve une « Szene » alternative de gauche, où se construisent des logiques subculturelles collectives, qui contribuent à « faire » la ville. En retour, des identités collectives urbaines se sont créées par des mobilisations au quotidien, rattachées à des lieux précis (5). C’est ce qui nous intéresse ici. Une première manière d’aborder le phénomène est de s’intéresser aux slogans brandis lors de manifestations ou sur les façades. Ils offrent un mélange de radicalité politique assumée, d’utopie urbaine à construire, de références historiques et cultu- relles que l’on trouve dans la « génération 68 », et d’inventivité linguistique propre aux nouveaux mouvements sociaux (6) : « Friede den Besetzern, Kampf den Besitzern ! » (7) « Lieber instandbesetzen als kaputtbesitzen ! Kaputte Stadt retten. Legal – illegal – scheißegal. Des Spekulanten Brot ist Wohnungsnot » (8). « Der Kiez gehört denen, die hier leben ! […] K36 lebt solange wir uns wehren » (9). « Wir haben nichts zu verlieren als unsere Angst. Wir brauchen Räume, die ein herrschaftsfreies Leben zumindest vorstellbar machen » (10). « Über die Provokation der Absa(h)nierungspolitik rein in die aufgelassenen Häuser ! Geschichte ? Planung ? – Scheiß drauf, wir sind jetzt drin ! » (11) « Kein Abriß unter dieser Nummer » (12). Les slogans produits en l’espace de quelques années dans les collectifs de Kreuzberg frappent par leur force rhétorique. Ils mettent en avant les « braconnages » façonnant l’espace public urbain à l’époque (13) et permettent un survol sémiotique de cette sub- culture militante. Les nouveaux mouvements sociaux, tels qu’ils se sont exprimés à Berlin-Kreuzberg à travers les occupations et la création d’espaces alternatifs, allient

5 Cf. Tatiana Golova, Räume kollektiver Identität. Raumproduktion in der “linken Szene” in Berlin, Bielefeld, transcript, 2011. 6 On retrouve cette même inventivité au sein du mouvement de mobilisation anti-nucléaire ou du mou- vement féministe. 7 Cf. Arlette Moser, Wolfgang Albrecht, Peter Ott, Instandbesetzungen in Kreuzberg : Friede den Besetzern, Kampf den Besitzern !, Berlin, Sozialistische Einheitspartei Westberlins KV Kreuzberg, 1981, s. p. 8 Slogans extraits de Lothar Schmid, Häuserkampf im Berlin der 1980er, Berlin, Berlin Story Verlag, 2013. 9 A.G. Grauwacke, Autonomie in Bewegung. Aus den ersten 23 Jahren, Berlin/Hambourg, Assoziation A, 2008, p. 79. 10 Stefan Aust, Sabine Rosenbladt (éd.), Hausbesetzer. Wofür sie kämpfen, wie sie leben und wie sie leben wollen, Hambourg, Hoffmann und Campe, 1981, p. 7 sq. 11 Boris Penth, Günter Franzen, Last Exit – Punk : Leben im toten Herz der Städte, Reinbek, Rowohlt Taschenbuch, 1982, p. 147. 12 Cf. Bernd Laurisch, Kein Abriß unter dieser Nummer : 2 Jahre Instandbesetzung in der Cuvrystraße in Berlin-Kreuzberg, Gießen, Anabas, 1981. 13 Sur le « braconnage », cf. Michel de Certeau, L’Invention du quotidien, vol. 1 : Arts de faire, éd. L. Giard, Paris, Gallimard, 1990. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 101 d’une part des revendications issues de la démocratie radicale et de la participation citoyenne directe et, d’autre part, une volonté de transformer le quotidien par des modes de vie anticonformistes. Il s’agit là de politiques « de la première personne » (14), où l’échelle micro joue un rôle primordial. La question des modalités de l’action mili- tante y est déterminante, en particulier celle de l’utilisation ou non de la violence. Dans le même temps, le dynamisme, la jeunesse, l’inventivité voire l’aspect insur- rectionnel de ce milieu alternatif remettaient largement en question, dans le sillage des revendications intellectuelles de l’après-1968, l’ordre socio-économique ainsi que le consensus politique hérités. Comme l’exprime un témoin de l’époque : « Hausbesetzungen verunsichern und provozieren das politische Establishment und die mehr oder minder konservative Mehrheit älterer Westdeutscher. Kein Zweifel: Hausbe- setzungen sind keineswegs isolierte Aktionen wohnungssuchender Vagabunden, sondern konkrete Demonstrationsversuche und Kristallisationspunkte einer handlungsorientier- ten Alternativbewegung, die nicht in papiernen Programmen und Postulaten stecken bleiben will » (15). Nous proposons ici de rappeler l’histoire d’un mouvement à l’échelle d’un quartier sur quelques années. Ce sera aussi l’occasion d’aborder à une échelle locale et décen- trée l’histoire des politiques urbaines. Dans un premier temps, nous rappellerons certains aspects de la politique de rénovation urbaine avant le milieu des années 1970. Ensuite, nous présenterons l’identité du quartier qui nous intéresse ici : Kreuzberg SO 36. Enfin, nous ferons la chronique (entre 1979 et 1982) de la mobilisation des « occupa-rénovateurs » (Instandbesetzer) et de leur ancrage local.

1. Habitat et politiques de rénovation urbaine L’histoire des mobilisations urbaines à l’échelle d’un quartier s’articule avec un contexte plus large et multi-scalaire, qui caractérise largement l’histoire de Berlin dans l’après-guerre : Berlin est observée à l’échelle internationale (et interallemande) dans le cadre d’une concurrence des systèmes qui influe sur la politique urbaine ; à l’échelle fédérale, Berlin-Ouest constitue un foyer de contestation depuis l’après-1968 ; à l’échelle locale enfin, plusieurs plans d’aménagement se sont succédé, produisant à chaque fois des effets sociaux (16). Le contexte qui nous intéresse ici est celui de la décennie qui a suivi l’accord quadripartite sur le statut de Berlin (1971), qui a eu pour effet collatéral de détourner l’attention internationale (17), et de relâcher quelque peu les injonctions contradictoires pesant sur la politique urbaine. Après 1971, Berlin a moins eu à jouer le rôle de « ville-front » (Frontstadt) (18). Car il est vrai que dans les premières

14 Roland Roth, Dieter Rucht, « Autonomie und die Politik der ersten Person », in : Roth/Rucht (éd.), Die sozialen Bewegungen (note 4), p. 459 sq. 15 Karl-Michael Kuntz, « Spontis, Schlaffis und Chaoten. Psychologische und politische Perspektiven der neuen Jugendbewegung », in : Aust/Rosenbladt (éd.), Hausbesetzer (note 10), p. 193. 16 Sur l’imbrication des différentes échelles, cf. DirkRotenberg , Berliner Demokratie zwischen Exis- tenzsicherung und Machtwechsel 1971-1981, Berlin, Haude & Spener, 1995, p. 1 sq. 17 Arnulf Baring évoquait une « Außenfixierung ». Arnulf Baring, « Die Rolle Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg », Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, vol. 34 (1985), p. 28. 18 Cf. Thomas Flemming, Berlin im Kalten Krieg. Der Kampf um die geteilte Stadt, Berlin, be.bra Verlag, 2008. 102 Revue d’Allemagne années de l’après-guerre, tant Berlin-Ouest que Berlin-Est avaient fait l’objet de projets urbanistiques spectaculaires de reconstruction (19). Ces expérimentations ont conduit à d’importantes destructions de la substance héritée de la Gründerzeit (20). À l’Ouest, cela s’est fait sous l’égide d’un Sénat où les sociaux-démocrates ont la majorité absolue entre 1958 et 1975, puis une majorité relative, en coalition avec les libéraux, dans la seconde moitié des années 1970. La politique en matière de logement, de transports, d’éducation et en matière sociale s’est largement confondue avec les options prises loca- lement par le SPD, en accord avec les sociétés en régie directe (Berliner Eigenbetriebe). Le premier grand plan de rénovation urbaine à Berlin-Ouest, après la phase de reconstruction, a débuté dès les années 1960, avec une volonté de créer du logement social. Il s’agissait de répondre à l’une des traces de la guerre : la problématique de l’insalubrité de certains îlots. Des zones (Sanierungsgebiete) sont alors définies. C’est à Wedding que sont expérimentés des procédés et techniques contestés par la suite, en raison de leur radicalité et de l’absence de concertation : la rénovation intégrale de grands périmètres urbains (Flächensanierung) par destruction totale (Totalabriss) ou partielle, notamment par le biais de l’évidement d’îlots (Blockentkernung). Ces procédés ont été perçus comme menant à des « coupes claires » dans le tissu urbain (Kahlschlagsanierung) (21). Par ce biais, la priorité politique du Sénat, qui évoque même en 1964 le danger d’avoir des « slums » au cœur de la ville, est d’empêcher la constitu- tion de quartiers en crise et d’îlots dégradés concentrant les problèmes. L’urbanisme d’alors est celui du « miracle économique » et il dévalorise le bâti ancien de centre-ville. Parallèlement, ce qui correspond d’ailleurs à une évolution générale des métropoles européennes jusque dans les années 1980, la politique des transports est largement orientée vers une « ville adaptée à l’automobile » (autogerechte Stadt). Il est ainsi prévu de percer de grands axes autoroutiers (Stadtautobahnen). Or Kreuzberg est situé sur l’axe projeté de la « tangente sud » (Südtangente). De ce fait, une partie du quartier doit être transformée en échangeur (22). Ces projets, en gestation depuis le milieu des années 1960, ont pris du retard, notamment parce que l’accord quadripartite de 1971, qui scelle la division de Berlin, a nécessité qu’ils soient adaptés, sans toutefois être abandonnés. Le résultat en est que dans les quartiers concernés, l’investissement dans la rénovation du parc immobilier recule, les propriétaires spéculant sur les grands travaux à venir. Cela produit des effets cumulatifs et des évictions d’habitants vers la périphérie, où des grands ensembles ont vu le jour depuis les années 1960, par exemple Märkisches Viertel ou Gropiusstadt. C’est cette « question sociale » qui mettra le feu aux poudres.

19 Cf. TheoWinters , Niklas Fluß, « Überblick über die Stadterneuerung im geteilten Berlin », in : Gün- ter Schlusche, Verena Pfeiffer-Kloss, Gabi Dolff-Bonekämper, Axel Klausmeier (éd.), Stadt- entwicklung im doppelten Berlin. Zeitgenossenschaften und Erinnerungsorte, Berlin, Christoph Links Verlag, 2014, p. 176-189. 20 Cf. Harald Bodenschatz, Cordelia Polinna, « Ein halbes Jahrhundert Stadterneuerung in Berlin », in : Schlusche et al. (éd.), ibid., p. 206-213. 21 Cf. Heinrich Suhr, « Stadterneuerung in West-Berlin am Beispiel Ackerstrasse Nord », in : Schlusche et al. (éd.), ibid., p. 98-109. 22 Cf. Udo Dittfurth, « Verkehrsplanung in West-Berlin. Ein Bericht aus dem ideologischen Sektor », in : Schlusche et al. (éd.), ibid., p. 226-241. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 103

Dès la fin des années 1960 et le début des années 1970, des voix se font entendre, qui dénoncent la brutalité de la rénovation urbaine et réclament des formes plus douces (behutsam) respectant les cadres de vie locaux. En 1975, dans le cadre de l’année euro- péenne du patrimoine architectural, qui débouche sur la signature d’une Charte, de gros efforts sont déployés dans l’ensemble des pays européens pour sensibiliser aux valeurs culturelles, sociales et économiques des monuments et des sites hérités du passé. Cela conduit pour Berlin à une lente remise en question de la rénovation, initiée à la fin du mois d’avril 1976 par la tenue, dans le cadre du Conseil de l’Europe, d’une Conférence sur la conservation du patrimoine architectural. Émerge alors l’idée de « réparation urbaine » (Reparatur) voire de « reconstruction » (Rekonstruktion) (23). En 1974, le portage des projets de rénovation urbaine est modifié : le Sénat décide de faire entrer des sociétés privées dans les projets, justifiantsa décision par la taille des zones à rénover (24). Cette décision est vivement critiquée par les habitants. Par ailleurs, le système des grandes sociétés de logement (Wohnungsbaugesellschaften) était taillé pour des rénovations intégrales de grande ampleur et non pour la concer- tation à petite échelle. Dans ce contexte, personne – ni les sociétés de logement, ni les nouveaux acteurs privés, ni le Sénat – ne voit l’intérêt d’expérimenter de nouveaux modèles participatifs et les habitants perturbent plutôt les rouages d’une politique bien huilée. Harry Ristock, sénateur au logement, a beau déclarer en 1978 que la rénovation urbaine garantira dorénavant continuité historique et préservation des structures (25), le système politique en place est difficile à changer. Hartmut Häußermann et Andreas Kapphan font ainsi le constat amer que c’est bien la politique en matière d’urbanisme qui a produit des zones urbaines sensibles, en négligeant le tissu social de certains quartiers, au premier rang desquels Kreuzberg SO 36 (26).

2. Kreuzberg : la poudrière de Berlin ? L’arrondissement de Kreuzberg est l’héritier du faubourg de la Luisenstadt, qui a radicalement changé de visage durant la révolution industrielle. Le quartier est consti- tué à la fois d’immeubles d’habitation, d’ateliers d’artisans et de commerces, créant ce « mélange » (Kreuzberger Mischung) typique des faubourgs industriels (27), marqué en particulier par l’habitat socialement et fonctionnellement dense des « casernes

23 Cf. IBA (éd.), Idee Prozeß Ergebnis – Die Reparatur und Rekonstruktion der Stadt, Berlin, Fröhlich & Kaufmann, 1984. Voir aussi Harald Bodenschatz, Volker Heise, Jochen Korfmacher (éd.), Schluß mit Zerstörung ? Stadterneuerung und städtische Opposition in West-Berlin, Amsterdam und London, Gießen, Anabas, 1983. 24 Andreas Suttner, ‘Beton brennt’: Hausbesetzer und Selbstverwaltung in Berlin, Wien und Zürich der 80er Jahre, Münster, Lit-Verlag, 2011, p. 112. 25 « Die Sanierung kann heute nicht mehr als Flächensanierung, sondern muß als eine unsere gewach- senen Strukturen erhaltende Stadterneuerung verstanden werden. » Cité dans Harald Bodenschatz, Platz frei für das neue Berlin ! Geschichte der Stadterneuerung seit 1871, Berlin, Transit, 1987, p. 190.

26 Hartmut Häußermann, Andreas Kapphan, Berlin. Von einer geteilten zur gespaltenen Stadt ? Sozial- räumlicher Wandel seit 1990, Opladen, Leske + Budrich, 2000, p. 80-81. 27 Cf. Karl-Heinz Fiebig, Dieter Hoffmann-Axthelm, Eberhard Knödler-Bunte (éd.), Kreuzber- ger Mischung. Die innerstädtische Verflechtung von Architektur, Kultur und Gewerbe, Berlin, Verlag Ästhetik und Kommunikation, 1984 ; Erika Hausmann, Clarissa Soltendiek, Von der Wiese zum Baublock : Studie zur Entwicklungsgeschichte der Kreuzberger Mischung, Berlin, Publica, 1986. 104 Revue d’Allemagne locatives » (Mietskasernen). C’est un quartier à l’identité ouvrière, en particulier dans sa partie nord-est. Cette dernière, qui appartenait à la zone postale du « Sud-Est 36 » du Grand-Berlin (Südost 36 ou SO 36) a gardé le nom de « Kreuzberg SO 36 » ou « Kreuz- berg 36 », même après que l’indicatif 36 a définitivement disparu des codes postaux en 1993. Durant les bombardements alliés de la Seconde Guerre mondiale, la zone est durement touchée, et les « trous urbains » (Baulücken), tout comme les sites industriels à l’abandon sont une réalité visible. De plus, Kreuzberg 36 est enclavé : au nord et à l’est, il y a à partir de 1961 le Mur ; à l’est et au sud, la limite est marquée par la Spree et le canal. Dans les années 1960, la zone de SO 36 autour de Kottbusser Tor, délimitée à l’est par la Manteuffelstraße, à l’ouest par l’Oranienplatz, au nord par la Naunynstraße et au sud par la Skalitzer Straße, est classée en « zone d’aménagement » (Sanierungsgebiet) et des « coupes claires » y sont prévues. Cette zone se trouve dans l’immédiat voisinage d’un autre micro-quartier particulièrement enclavé, autour de la Wrangelstraße (28). C’est toute cette zone qui devient dans les années 1970 et 1980 un « point chaud ».

Alors qu’à Berlin-Ouest en général, la proportion de logements anciens et neufs est à peu près équilibrée à la fin des années 1970, le déséquilibre en faveur de l’ancien reste très fort à Kreuzberg. En raison de la faiblesse des loyers, liée à la décrépitude des bâtiments et au contrôle des loyers, SO 36 est devenu en quelques années un lieu de vie pour différentes populations au revenu limité : personnes âgées, étudiants, « alternatifs », populations d’origine immigrée, en particulier d’origine turque. On assiste donc à une nouvelle forme de « mélange kreuzbergeois », caractérisée par le

28 Cf. Hartmut Häußermann, « Wohnen in Berlin. Die Entwicklung sozialräumlicher Strukturen », in : Werner Süss, Ralf Rytlewski (éd.), Berlin. Die Hauptstadt. Vergangenheit und Zukunft einer europä- ischen Metropole, Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung, 1990, p. 468-501. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 105 multiculturalisme et une forte imprégnation par les cultures de jeunesse (29). Si d’autres arrondissements de Berlin-Ouest sont également marqués par les (sub)cultures alter- natives de l’après-1968 (30), Kreuzberg l’est davantage : c’est aussi ce qui en fait l’attrait pour qui cherche à vivre différemment. Le sénateur berlinois en charge de la recherche à partir de 1977, Peter Glotz, en prend acte lorsqu’il évoque publiquement la coexis- tence de « deux cultures » parmi les jeunes : l’une « établie », l’autre « alternative » (31). Kreuzberg 36 a ainsi développé une forte identité locale et constitue un « Kiez » berli- nois, c’est-à-dire un quartier à l’identité marquée par des relations sociales de proxi- mité et une dynamique culturelle propre (32). Dans le contexte d’une décennie marquée par les nouveaux mouvements sociaux, SO 36 développe une économie alternative, des groupes d’entraide, des « ateliers d’histoire citoyenne » (Geschichtswerkstätten), et propose une alternative politique, puisque c’est le terreau qui voit naître la « Liste alternative », précurseur des Verts. L’éventail de l’engagement est large ; il inclut une réflexion concrète sur l’habiter et le vivre-ensemble, qui dépasse les mobilisations « à cause unique » (single-issue-movements (33)). Comme le rappelle un témoin de l’époque : « Für mich war es entscheidend, auch in einer größeren Gruppe – es sind also 20 bzw. 25 Leute meistens in solchen Häusern – zusammenzuleben und […] das Leben in der Gruppe halt zu organisieren [und] auch Versuche zu unternehmen, außerhalb der üblichen Arbeiten oder Schule oder Universität ein Selbst zu finden, Projekte oder irgendwelche Selbsthilfegruppen oder irgendwelche Angelegenheiten oder auch nur mal in der Arbeit mit den anderen Mietern hier, halt wirklich einen Versuch von unten, so eine Politik zu machen und die sich nicht immer von oben aufsetzen zu lassen » (34). En 1979-80, la crise du marché du travail accentue la nécessité de ces économies alternatives reposant sur l’entraide, le troc et la solidarité. « Faire Kiez » est donc inti- mement lié aux caractéristiques sociales, aux formes du logement (locatif) et du bâti (immeubles avec arrière-cours). À partir des années 1970, la pression immobilière augmente fortement, aussi en raison de l’augmentation du nombre des ménages indi- viduels, qui passe de 44 à 53 % au cours de la décennie. Pourtant, dans le même temps, la démographie de Berlin-Ouest est globalement en recul. Environ 40 % des ménages ont un revenu faible, 15 % sont au seuil de pauvreté. 80 % des ménages dépensent un quart ou plus de leur revenu pour le loyer (hors charges locatives). La perspective d’une destruction ou d’une rénovation de logements anciens pour faire du neuf est particulièrement anxiogène pour toute une partie de la population : si le loyer plancher

29 Cf. Barbara Lang, Mythos Kreuzberg : Ethnographie eines Stadtteils (1961-1995), Francfort-sur-le- Main, Campus, 1996. 30 Cf. Olaf Leitener (éd.), West-Berlin ! Westberlin ! Berlin (West) ! Die Kultur – die Szene – die Politik. Erinnerungen an eine Teilstadt der 70er und 80er Jahre, Berlin, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2002. 31 Cité dans D. Rotenberg, Berliner Demokratie (note 16), p. 394. 32 Sur l’importance de l’échelle du « Kiez », voir Ralf Rytlewski, « Berliner Politik : Zwischen Kiez und Stadtstaat », in : Süss/Rytlewski (éd.), Berlin (note 28), p. 295-329. 33 Stephen P. Turner, Gerard Delanty, « Social, Political, and Cultural Theory since the Sixties », in : S. Turner, G. Delanty (éd.), Routledge International Handbook of Contemporary Social and Political Theory, New York, Routledge, 2011, p. 1-30. 34 Walter Hornstein, Unsere Jugend – Über Liebe, Arbeit und Politik, Weinheim/Bâle, Beltz, 1982, p. 229-230. 106 Revue d’Allemagne dans le logement social neuf est d’environ 6 DM / m2, il se situe entre 1,80 et 4 DM / m2 dans l’ancien non rénové (35). La « tradition » des occupations d’immeubles à Kreuzberg débute au début des années 1970. En juillet 1971, des jeunes investissent deux étages d’une usine désaf- fectée, au 13 de la Mariannenstraße, pour y instaurer un foyer culturel ; ils sont rapi- dement délogés par la police. Dès décembre, l’hôpital de Béthanie, fermé en 1970, est occupé par 300 étudiants venus de l’Université technique. Au bout de trois semaines de négociations, les occupants obtiennent un bail provisoire (36). Des organes de concer- tation et de participation des habitants existent également dès 1974 à Kreuzberg, avec la mise en place d’un conseil de quartier à Kottbusser Tor, qui réclame d’être consulté à propos du grand ensemble « Neues Kreuzberger Zentrum », décidé en 1971 (37). La résistance des habitants conduit à un ralentissement des travaux. En 1977, un appel à projet, « Stratégies pour Kreuzberg », est lancé, qui conduit à la structuration de divers conseils de quartiers en une « initiative citoyenne », la « Bürgerinitiative SO 36 e.V. » (ou BI SO 36), qui démarche individuellement les habitants (38). En 1978, poursuivant et élargissant les réflexions des « Stratégies pour Kreuzberg », le Sénat décide d’organiser l’Exposition internationale d’architecture (Internationale Bauausstellung, IBA), afin de répondre à la question de la « reconquête du centre-ville comme lieu d’habitation » (Wiedergewinnung der Innenstadt als Wohnort). Il s’agit de proposer des projets de « rénovation urbaine douce » (behutsame Stadter- neuerung) et BI SO 36 est reconnu comme interlocuteur légitime. En 1977, la coalition sociale-libérale a également proposé un nouveau « modèle de participation » (Modell der Betroffenenmitwirkung), où les habitants choisissent leurs représentants (39). Mais la mise en place des structures de concertation patine et le nombre de mécontents grossit. Le processus lancé par l’IBA prendra environ dix ans avant de donner des résultats concrets. La mobilisation « par le bas » contribue de manière déterminante à l’émergence de nouveaux acteurs locaux et à une prise de conscience collective, qui finit par se retourner contre la politique de la ville. Un pamphlet de l’époque, intitulé « zones libres » (rechtsfreie Räume), rappelle les enjeux de la mobilisation : « In diesem Stadtteil sammelt sich [die “Szene”], in diesem Kreuzberg, das vor 20 Jahren die erste Sanierungswelle über sich ergehen lassen mußte, deren betongewordenes Denk- mal das Märkische Viertel und die Wunden im Stadtbild des alten Kreuzbergs sind – eine Sanierung, deren Sinn nicht nur in den hohen Profiten der Bauwirtschaft lag, sondern zugleich auch in der Zerschlagung eines alten Arbeiterviertels, eines “Kiezes”, in dem es noch Reste von Zugehörigkeit gab » (40).

35 Cf. Horst Riese, « Wohnen in Berlin », in : Ingrid Müller-Münch, Wolfgang Prosinger, Sabine Rosenbladt, Linda Stibler et al., Besetzung – weil das Wünschen nicht geholfen hat. Köln, Freiburg, Gorleben, Zürich und Berlin, Reinbek, Rowohlt, 1981, p. 94-107. 36 A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 114-115. 37 Sophie Perl, Erik Steffen (éd.), Abriss und Aufbruch am Kottbusser Tor 1945-2015, Berlin, FHXB Museum, 2015. 38 A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 113. 39 H. Bodenschatz, Platz frei (note 25), p. 195. 40 « Rechtsfreie Räume », in : Aust/Rosenbladt, Hausbesetzer (note 10), p. 152. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 107

La deuxième moitié des années 1970 annonce la fin de la « vague rouge » (social- démocrate) à Berlin-Ouest. Entre 1963 et 1975, le SPD, usé et déconsidéré, a perdu près de 20 % de voix. En mai 1977, le maire Klaus Schütz démissionne en raison d’un scan- dale financier impliquant un membre du Sénat. Il est remplacé par Dietrich Stobbe, fils spirituel de Willy Brandt. Mais le SPD s’est coupé d’une partie de la population, jeune ou alternative, qui aspire, dans l’« après-1968 », à des changements plus radicaux.

3. Le mouvement social des « occupa-rénovateurs » (Instandbesetzer) : chronique d’une mobilisation (1979-1982) Le mouvement d’occupation qui débute en 1979-80 constitue une mobilisation pro- testataire spectaculaire contre la politique de rénovation urbaine, les failles du marché locatif, les « coupes claires » occasionnées dans le tissu urbain et la politique de dé- densification des cœurs d’îlots. Le changement de paradigme sous l’égide du sénateur au Logement, Harry Ristock, qui prône une politique de « réparation urbaine » (Stadt- reparatur) n’y change rien. Les premières « rénovations douces » ont en réalité produit des logements de standing, qui renforcent la pression locative à la hausse. Certains propriétaires n’hésitent pas à accélérer la dégradation du bâti ancien en cassant les fenêtres ou en abîmant les toitures (41). On aboutit à un paradoxe : alors même qu’au tournant des années 1980, plusieurs dizaines de milliers d’unités de logements et des centaines d’immeubles à Berlin-Ouest sont vides, il y a pénurie de logements (42). Le marché est segmenté entre l’ancien et le neuf, et la spéculation immobilière pérennise les logements vides. C’est de cette contradiction que naît le mouvement des occupants. Le 3 février 1979, l’initiative citoyenne BI SO 36 investit illégalement deux appar- tements situés dans deux immeubles (l’un Görlitzer Straße, l’autre Lübbenerstraße) appartenant à la société de logements publique BeWoGe (43). Cela marque le début d’une série d’occupations dans le quartier. Un mois plus tard, c’est l’étage d’un immeuble industriel, au 33 de la Waldemarstraße, qui est occupé par de jeunes chô- meurs réclamant des lieux « de vie et de travail ». En mai, la police empêche de justesse l’occupation de l’immeuble situé au numéro 8, Fraenkelufer. Début septembre 1979, l’immeuble situé au numéro 9, Leuschnerdamm est intégralement occupé. Dans la Cuvrystraße, aux numéros 20-23 et 25-27, des destructions sont prévues, afin de permettre la construction d’immeubles neufs. Le 26 novembre 1979, des membres de BI SO 36 occupent trois appartements au numéro 25. Mi-décembre, la société immobi- lière BeWoGe procède à une destruction partielle du numéro 27. C’est à cette occasion que le mouvement prend son nom : il s’appellera « mouvement d’occupa-rénovation » (Instandbesetzer-Bewegung), qui prône la rénovation douce et respectueuse du bâti (Instandsetzung) au moyen d’une occupation illégale (Besetzung). La logique première

41 Cf. Jacqueline Klein, Sabine Porn, « Instandbesetzen », in : Müller-Münch et al., Besetzung (note 35), p. 124. 42 On estime qu’en 1978, plus de 27 000 logements sont vides à Berlin-Ouest. Début 1981, il en reste encore plus de 10 000. De même, environ 850 immeubles sont entièrement délaissés. Voir A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 121. 43 Sur la chronologie des événements à Kreuzberg 36, voir Jörg Klitscher, « Der Häuserkampf in Kreuzberg », Berlinische Monatsschrift, n° 6 (2001), p. 150-154. 108 Revue d’Allemagne vise toutefois à obtenir des contrats de location en bonne et due forme. Lorsque les premières régularisations ont lieu – signe que la stratégie est payante –, les occupations s’accélèrent. En janvier 1980, douze appartements sont occupés dans divers immeubles de la Mariannenstraße, afin d’empêcher une revalorisation. Au même moment, les occupa- rénovateurs investissent les adresses suivantes : Heinrichplatz 8, Naunynstraße 77-79, Leuschnerdamm 37-39. Suivent en mars 1980 : Luckauer Straße 3 et Mariannen- straße 48. Le nombre d’unités occupées oblige le mouvement à se structurer. Le 28 mars 1980, des représentants de divers immeubles occupés dans le quartier SO 36 se réunissent dans la Cuvrystraße et créent le « Conseil des occupants K36 » (Besetzerrat K36), organe de représentation. Dorénavant, les rencontres seront hebdomadaires, une stratégie d’action commune est mise en place ainsi qu’une politique de communication externe. Le 29 mai 1980, alors que le collectif occupe un immeuble voué à la destruc- tion au numéro 56, Wrangelstraße, la police intervient. En représailles, des militants se rendent dans la partie plus cossue de Kreuzberg, « Kreuzberg 61 », et occupent un immeuble de la société berlinoise de logement GeWoBAG situé au numéro 3, Chamis- soplatz, qui abritait déjà un « bureau d’aide aux locataires » (Mieterladen). Le 4 juin, la police intervient pour déloger les occupants (44). Dès lors se met en place un jeu du chat et de la souris avec la police, dans le contexte d’une méfiance des milieux alternatifs envers les forces de l’ordre, héritée de l’état d’urgence en 1968 et du climat de l’« automne allemand » de 1977. Dans le même temps, il y a un flou juridique concernant l’occupation d’immeubles. En l’absence d’une loi interdisant explicitement l’occupation, la police a recours au droit pénal et civil, par exemple aux articles 123 (« violation de domicile »), 242 (« vols et agressions »), 248 (« consommation illégale d’électricité »), 303 (« dommages à la propriété ») voire, dans le cas d’un accès entravé à l’immeuble, l’article 129a (« soupçon d’association crimi- nelle ou terroriste ») ! En juin 1980, de nouveaux immeubles sont occupés : le numéro 6, Adalbertstraße, et le numéro 29, Fichtestraße. Parmi les personnes qui investissent ce dernier bâtiment, il y a le jeune député berlinois Walter Momper, membre du SPD et futur maire-gouverneur (1989-1991), qui allait plus tard, en novembre 1990, ordonner l’expulsion des squatteurs de la Mainzer Straße à Friedrichshain. Le 5 juillet 1980, les « Indiens dans la ville » (Stadtindianer), micro-mouvement de gauche radicale, occupent l’immeuble des numéros 44 et 45, Oranienstraße, et fondent un lieu alternatif mythique : le « Geronimo-Haus ». Cela amorce une radicali- sation croissante au cours de l’année 1980, qui conduit à une isolation progressive des membres du BI SO 36, avec leur politique de régularisation. La stratégie de médiation voulue par le Sénat de Dietrich Stobbe (coalition sociale-libérale), qui propose léga- lisations et relocalisations, n’est pas suivie (45). Les revendications des occupa-rénova- teurs évoluent : il ne s’agit plus seulement de « rénovation douce » et d’aménagement ; il s’agit de créer des « zones franches » ou « libres » (Freiräume) au cœur de la ville,

44 Cf. Alf Bremer, Kreuzberg Chamissoplatz : Geschichte eines Berliner Sanierungsgebietes, Berlin, Pro- Polis-Verlag, 2007. 45 Le Parti libéral déclare pourtant que l’occupation peut être comprise comme une mesure d’entraide, certes radicale mais légitime. Voir A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 130. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 109 où la vie s’organiserait collectivement. Le mouvement d’occupa-rénovation attire une jeunesse radicale et punk qui théorise la vie anti-bourgeoise et anticapitaliste, comme en témoigne l’extrait suivant : « Die Grenzen zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum verschwimmen. Es geht nicht darum, sich schmuck und kuschelig einzurichten, sich zu der Abgrenzung zu der Welt draußen einen gemütlichen Schonraum zu schaffen. Man trifft sich in den Räumen wie man sich am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg treffen würde, Boden wie sonst auf dem Bürgersteig, trägt drinnen wie draußen die gleichen Kleider » (46). Si les articles de presse (tant locale que fédérale) avaient jusque-là été plutôt bien- veillants à l’égard des occupants, le ton change au cours de l’année 1980. De plus en plus fréquemment, les titres évoquent la radicalité, la violence voire l’action « terroriste ». En réaction, le mouvement organise début octobre une « semaine d’information » publique afin de lutter contre la « diffamation médiatique » organisée tammentno par le groupe Springer (47). La semaine d’information se clôt le 10 octobre par une mani- festation réunissant 1 500 personnes, marquée par des échauffourées avec la police, par l’occupation du numéro 198, Oranienstraße, puis, deux semaines plus tard, du numéro 20, Admiralstraße. Le 8 novembre 1980, l’immeuble du numéro 50, Fraenkel- ufer, est occupé. La radicalisation croissante s’accompagne d’une logique de diffusion de proche en proche, qui produit une insularisation (Verinselung) du « Wrangelkiez » dans le sec- teur Cuvrystraße/Wrangelstraße. Début novembre 1980, deux immeubles industriels (aux numéros 20 et 23, Cuvrystraße) s’ajoutent aux cinq immeubles déjà occupés dans le secteur, pour former un noyau cohérent, appelé « Kerngehäuse » ou « Cuvryland ». L’îlot est dirigé par une association, « Kerngehäuse e.V. », et comporte une crèche parentale, un atelier de mécanique, un centre d’entraide médicale, une société alter- native de construction, un magasin coopératif, une éolienne, une école de langue, le théâtre Ratibor (48) ou encore un orchestre (le « Cuvryland Trümmer-Orkäster ») (49). Le 21 novembre 1980, c’est l’avant et l’arrière du numéro 36, Görlitzerstraße, qui est occupé : cette adresse sera pour de longues années connue sous le nom de « Villa Kun- terbunt » (multicolore) sur rue, et de « Villa Dröhn » (vacarme) et « Villa Chaotica » dans l’arrière-cour. C’est au cours de cette période, fin 1980, que des habitants d’ori- gine turque commencent également à recourir aux occupations en investissant deux immeubles vides de la Forster Straße. Le 5 janvier 1981, une « maison de sorcières » (Hexenhaus) exclusivement féminine est créée au numéro 5, Liegnitzer Straße. Le 27 février 1981, une « maison des soins » (Heilehaus) ouvre ses portes, composée d’un centre médical alternatif et d’une épicerie coopérative au numéro 36, Waldemarstraße.

46 Cité dans Monika Reimitz, « Drinnen und draußen. Vom Wohnen der Punks », in : Marlene Bock, Monika Reimitz, Hors-Eberhard Richter, Wolfgang Thiel, Hans-Jürgen Wirth (éd.), Zwischen Resignation und Gewalt – Jugendprotest in den achtziger Jahren, Opladen, Leske + Budrich, 1989, p. 103-104. Sur le lieu mythique de la culture punk qu’est le Club SO 36, voir Sub Opus 36 e.V. (SO 36) (éd.), SO 36. 1978 bis heute, Mayence, Ventil Verlag, 2016. 47 Cf. l’article de Valérie Robert dans le présent numéro. 48 Cf. http://www.ratibortheater.de, rubrique « Über uns » (dernière consultation : 17/02/2017). 49 Cf. la brochure d’information éditée par l’« Initiative Kerngehäuse Cuvrystraße » : Kerngehäuse. Gewerbehof Cuvrystraße 20/23. Leben und Arbeiten in SO 36, Berlin, 1980. 110 Revue d’Allemagne

En décembre 1980 commence la phase la plus tendue du phénomène d’occupa-réno- vation, qui se poursuit jusqu’à l’été 1981, soit en pleine campagne pour les élections anticipées à la Chambre des députés. La presse se déchaîne, évoquant chaque semaine les débordements et la situation quasi-insurrectionnelle (50). Le 12 décembre 1980, dix personnes tentent d’occuper l’immeuble vide du numéro 48, Fraenkelufer. La police procède à des arrestations. S’ensuit une bataille rangée entre manifestants, venus en nombre, et forces de l’ordre, qui se poursuit onze heures durant jusque tard dans la nuit. Les manifestants sont peu à peu refoulés vers Kottbusser Tor et Oranienplatz. Au passage, des vitrines de banques et de commerces sont saccagées. La tentative de médiation par le collectif des locataires de la Dresdner Straße (« Mieterinitiative Dresdner Straße », dirigée par Werner Orlowsky) et la BI SO 36 échoue. 58 personnes sont arrêtées (40 hommes, 18 femmes) ; 53 ont moins de trente ans. Le 15 décembre, une grande manifestation de soutien rassemble 15 000 personnes. À partir de là, les revendications des occupa-rénovateurs incluent la libération des personnes arrê- tées, au cri de « eins-zwei-drei, lasst die Leute frei ». Comme d’autres mouvements de l’époque, les occupa-rénovateurs se radicalisent voire se militarisent, jusqu’à créer un corps alternatif d’infirmiers-secouristes arborant une croix ouge,r des vestes en cuir et des casques de moto (51). Ces modes d’action conduisent à un clivage irréconciliable entre, d’un côté, celles et ceux qui, organisés au sein d’associations, veulent « négo- cier » (Verhandler) et, de l’autre, celles et ceux qui ne le veulent pas (Nicht-Verhandler), qui peuvent en partie être rattachés à l’archipel complexe des mouvements radicaux « autonomes » (52). Selon des témoins de l’époque, la ligne de fracture sépare les « idéa- listes légalos » et les « fauteurs de trouble » (Krawallmacher) (53). Les « non-négociateurs autonomes » s’organisent en un « forum plénier » et préparent le « Congrès TUWAT » (« Fais quelque chose » en berlinois) qui réunit à Berlin-Ouest 50 000 personnes venues de toute l’Europe occidentale au mois d’août 1981 (54). L’un des autonomes témoigne : « Bei uns Nichtverhandlern gibt es eine große Gruppe, die einfach in den Häusern bleiben will, solange es geht. Sie haben kein Interesse an Verhandlern, Instandbesetzern, Paten oder ähnlichem » (55). Cette fracture recouvre des aspects idéologiques et politiques, mais également des caractéristiques sociologiques et générationnelles. Parmi les « négociateurs », il y a les membres des milieux alternatifs, les membres d’associations de quartier et des

50 Ce dont témoignent les volumineuses archives de presse à la Zentral- und Landesbibliothek Berlin (B-139 & B-140, Presseschnitte, Hausbesetzungen). 51 Cf. « Im Fadenkreuz. Drei Mitglieder der Sanitäter-Gruppe über sich selbst », in : Aust/Rosenbladt, Hausbesetzer (note 10), p. 170-192. 52 Cf. la documentation réunie dans l’ouvrage anonyme : A. G. Grauwacke, Autonomie in Bewegung (note 9). Voir aussi Thomas Schultze, Almut Gross, Die Autonomen. Ursprünge, Entwicklung und Profil der autonomen Bewegung, Hambourg, Konkret Literatur Verlag, 1997 ; Jan Schwarzmeier, Die Autonomen zwischen Subkultur und sozialer Bewegung, Libri books on demand, 2001. 53 Michael Wieczorek, « Bullenparanoia und das Gefühl vom Paradies », in : Aust/Rosenbladt, Haus- besetzer (note 10), p. 106. Voir aussi Sabine Rosenbladt, « Die ‘Legalos’ von Kreuzberg », in : ibid., p. 28-51. 54 En janvier 1978, le Congrès alternatif TUNIX (« Ne fais rien ») avait réuni 15 000 personnes. 55 A. G. Grauwacke, Autonomie in Bewegung (note 9), p. 63. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 111 habitants de longue date, qui perçoivent les radicaux comme des personnes venues spécifiquement dans le quartier « pour en découdre ». Rainer Milzkott, un « négo- ciateur », décrit début 1981 le mouvement ainsi : « Die Instandbesetzer können nicht als politische Gruppe definiert werden. Sie bezeich- nen sich als “Stadtindianer”, “Spontis”, “Anarchisten” […], “Aussteiger”, “Freie Bürger”, “Freaks” usw. » (56). La tension est renforcée par les aléas politiques que connaît Berlin-Ouest en 1981, l’« année des trois maires ». Le 15 janvier, Dietrich Stobbe est contraint à la démission, en raison de l’affaire Garski, du nom de l’architecte dont la faillite coûte 00 millions1 de marks au contribuable. Hans-Jochen Vogel, figure d’envergure fédérale au SPD et ancien maire de Munich, devient maire durant cent jours, jusqu’aux élections anti- cipées. D’emblée, il cherche le dialogue et plaide pour qu’on distingue deux catégo- ries d’occupa-rénovateurs : les personnes impliquées dans les problèmes sociaux et urbains, et les casseurs. La simple « violation de domicile » (Hausfriedensbruch) sans dégradation ni détérioration est tolérée. En guise de mea culpa politique, il met en place fin janvier 1981 une « Commission d’enquête sur les manquements en matière de rénovation et de modernisation urbaine et sur le retour à la paix sociale » et prend des mesures immédiates, chiffrées à 20 millions de marks, afin de financer des projets alternatifs. La responsabilité du Sénat concernant le problème des logements vacants et la destruction du tissu social est donc officiellement reconnue (57). Le maire-gou- verneur formule aussi en mars 1981 la politique de la « ligne berlinoise de la raison » (Berliner Linie der Vernunft), entérinée par son successeur : toute nouvelle occupation se soldera par une évacuation sous 24 heures ; en contrepartie, les immeubles et appar- tements déjà occupés ne sont évacués que si le propriétaire porte plainte et s’engage à une rénovation rapide. En réalité, cette « ligne » renforce les tensions. Une victoire de la CDU se dessine en effet, qui annonce une période plus intransigeante envers lesoccupants (58). À l’hiver et au printemps, de nouveaux logements sont occupés presque quotidiennement, tant à Kreuzberg – où le mouvement proclame même une « République libre » – qu’ail- leurs, par exemple autour de Winterfeldtplatz (Schöneberg) ou autour de Klausener Platz (Charlottenburg) (59). En janvier 1981, 25 nouveaux immeubles sont occupés, soit autant en un mois que depuis le début du mouvement. Début février 1981, 10 nou- veaux immeubles sont occupés. À la fin du mois de février, le mouvement revendique 100 immeubles occupés dans tout Berlin-Ouest. En mars 1981, 123 immeubles et deux églises sont occupés. Le mouvement s’accélère : au cours de la mandature de Hans- Jochen Vogel, 171 nouvelles occupations ont lieu ; 26 immeubles sont évacués par les occupants et 17 immeubles par la police. Les interventions policières se font de plus en

56 Cité dans A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 138. 57 Cf. Heidede Becker, Jochen Schulz zur Wiesch (éd.), Sanierungsfolgen. Eine Wirkungsanalyse von Sanierungsmaßnahmen in Berlin, Stuttgart, Deutscher Gemeindeverlag, 1982. 58 Bernd Sonnewald, Jürgen Raabe-Zimmermann, Die Berliner Linie und die Hausbesetzer-Szene, Berlin, Berlin-Verlag Spitz, 1983. 59 Pour l’évolution des occupations, voir les cartes interactives sur le site : http://berlin-besetzt.de (der- nière consultation : 15.02.2017). 112 Revue d’Allemagne plus spectaculaires, comme lorsque, le 7 avril 1981, les 132 membres du « Conseil des occupants » de l’immeuble du numéro 3, Luckauer Straße, sont arrêtés, dont le propre fils du préfet de police Klaus Hübner. L’escalade paraît inévitable et leséchauffourées se multiplient. À la mi-mai 1981, 169 immeubles sont occupés dans Berlin-Ouest, dont 80 à Kreuzberg uniquement. À l’occasion de la campagne électorale, des pancartes s’affichent sur les immeubles occupés : Statt« Wohnungspolitik plant die CDU den Bürgerkrieg ! » ; « Gegen Wohnungsnot, Abriß, Beton und Spekulation ! » La « guerre des affiches »Lappenkrieg ( ) recommencera d’ailleurs de plus belle lors de la visite officielle du président américain, Ronald Reagan, en juin 1982 : les slogans s’afficheront sur les façades jusqu’à ce que la police les fasse retirer. La victoire de la CDU aux élections du 10 mai 1981 constitue une rupture politique importante. Le SPD essuie une défaite cinglante qui met fin à 35 années de pouvoir. Les élections marquent l’entrée à la Chambre des députés de la « Liste alternative », qui a obtenu 7,2 % des suffrages et 12 députés. Cette liste, qui se définit comme porte-parole des occupa-rénovateurs (réclamant par exemple la relaxe immédiate des manifestants arrêtés) et comme son moyen d’accéder aux institutions (60), a réussi à fédérer différentes énergies en fournissant au fil des mois un appui logistique au mouvement et en culti- vant une identité anti-establishment. C’est d’ailleurs au titre de la « Liste alternative » que Werner Orlowsky (sans étiquette politique), représentant des habitants de Dresd- ner Straße, est nommé conseiller au Logement de Kreuzberg. Les craintes au sujet de la politique chrétienne-démocrate sont nombreuses : en mars, le congrès fédéral du parti, réuni à Mannheim, a voté la dérégulation du marché des logements sociaux. Pourtant, la politique envers les occupa-rénovateurs menée par le Sénat minoritaire (CDU), avec à sa tête Richard von Weizsäcker, est plutôt marquée par une certaine continuité. Dès février 1982, Weizsäcker avait d’ailleurs déclaré en interview ne pas vouloir « évacuer pour évacuer » (61). Le nouveau sénateur au Logement, Ulrich Rastemborsky, annonce qu’il souhaite continuer le dialogue avec les occupa-rénovateurs. D’autres décisions vont dans le même sens, par exemple le fait que l’IBA (Internationale Bauausstellung) obtienne le statut d’aménageur à titre fiduciaire. Un an plus tard, en 1982, l’IBA devient organe de coordination auprès du sénateur au Logement afin de mettre en œuvre la politique de « rénovation douce » (behutsame Stadterneuerung), de concertation et de participation des habitants (Betroffenenbeteiligung). Pour l’heure toutefois, le pouvoir décisionnel reste encore concentré dans les mains des grandes sociétés immobilières en régie directe, qui n’ont toujours pas intérêt à organiser la concertation. La question des occupations restera un problème aigu durant toute la mandature Weizsäcker. Le nouveau sénateur à l’Intérieur, Heinrich Lummer, qui signe les ordres d’expulsion, concentre la haine des occupa-rénovateurs. En réaction aux évacuations, les églises protestantes de Kreuzberg vont même jusqu’à se mobiliser pour parrainer des immeubles occupés (62). Dès juin 1981, les affrontements

60 Selon la théorie politique de la complémentarité entre jambe d’appui (Standbein) et jambe libre (Spielbein). 61 « Keine Räumung um der Räumung willen », Interview de Richard von Weizsäcker, Stern, 15.02.1981. 62 Cf. Erika Fechner, Christian Gülzow, Hausbesetzungen und evangelische Kirche in Berlin-Kreuz- berg. Dokumentation, Berlin, Evangelische Kirche, 1981. Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 113 reprennent. Le 22 septembre 1981, l’évacuation de huit immeubles (dont le « Bobby Sands Haus » à Tiergarten, du nom d’un combattant de l’IRA mort d’une grève de la faim) dégénère. Au cours des affrontements qui s’ensuivent, un étudiant de 18 ans, Klaus-Jürgen Rattay, est accidentellement fauché par un bus (63). Le congrès plénier des autonomes élabore alors un plan stratégique de barricades dans Kreuzberg 36 afin d’empêcher la police d’y pénétrer (64). Cette date marque une césure et la fin de l’année est plus calme. Le 7 octobre 1981, el Sénat adopte une résolution, portée par le SPD, sur l’arrêt provisoire des évacuations, suivie d’un moratoire jusqu’au printemps. Le 13 novembre a lieu la dernière action d’éclat des occupa-rénovateurs. Début 1982, les conseils d’habitants de Kreuzberg appellent tout le monde à prendre position dans le débat sur les régularisations. En juillet 1982, huit immeubles occupés se rassemblent en une coopérative autogérée, le « Kiezträger SHIK » (Selbstverwaltete Häuser in Kreuzberg), et obtiennent une régula- risation. Mais la ligne souple du sénateur au Logement Rastemborski se heurte à l’in- flexibilité du sénateur à l’Intérieur Lummer, qui poursuit les évacuations. Cela suscite encore quelques flambées de violence, par exemple à l’été 1983 sur le Leuschnerdamm. En 1982, le programme de rénovation urbaine est redéfini, les zones de rénovation sont réduites et l’échelle change. Le 17 mars 1983, le Sénat vote « Douze principes d’une rénovation urbaine douce » (Zwölf Grundsätze zur behutsamen Stadterneuerung) (65). Il y est question de « maintien de la substance » (Substanzerhaltung), de « caractéris- tiques propres à Kreuzberg » (Eigenart Kreuzbergs), d’aménagements « conformes aux besoins » (bedarfsgerecht), de « participation » (Beteiligung) et de « représentation des habitants » (Betroffenenvertretung). En septembre 1983, le Sénat conclut un accord fiduciaire avec la société immobilière STATTBAU, qui met en œuvre les légalisations et supervise l’autogestion. En mars 1984, il n’y a plus que 18 occupations illégales à Berlin-Ouest (66). Le 25 juillet 1984, le KuKuCK (Kunst- und Kultur-Centrum Kreuz- berg) d’Anhalter Straße est évacué, ce qui provoque une manifestation spontanée d’environ 1 500 personnes. Trois mois plus tard, la police procède à l’évacuation du dernier immeuble à Kreuzberg, au numéro 63a, Reichenbergerstraße.

Conclusion C’est finalement la ligne des négociateurs et des légalisations qui l’a emporté. La révolte de SO 36 a accompagné un changement politique qui, s’il avait été annoncé dès la seconde moitié des années 1970, n’avait pas été mis en place, ou alors trop lentement (67). Comme on peut le remarquer pour d’autres mouvements sociaux (68),

63 Cf. les documents réunis dans : Ermittlungsausschuss im Mehringhof (éd.), abgeräumt ? 8 Häuser geräumt… Klaus-Jürgen Rattay tot. Eine Dokumentation, Berlin, 1981. 64 A.G. Grauwacke, Autonomie in Bewegung (note 9), p. 64. 65 On trouvera le texte original dans H. Bodenschatz, Platz frei (note 25), p. 207. 66 A. Suttner, ‘Beton brennt’ (note 24), p. 190. 67 Cf. Bernd Drewes, Dagmar Heyne (éd.), Kaputte Stadt retten. Ergebnisse der behutsamen Stadt- erneuerung in Kreuzberg. Bauen in bewohnten Häusern Adalbertstr. 80, 81, 82 in Berlin Kreuzberg, Berlin, IBA, 1985. 68 Margit Mayer, « Städtische Soziale Bewegungen », in : Ansgar Klein, Hans-Josef Legrand, Thomas Leif (éd.), Neue Soziale Bewegungen, Opladen/Wiesbaden, Westdeutscher Verlag, 1998, p. 257-271. 114 Revue d’Allemagne celui des occupa-rénovateurs s’est fait un chemin vers les institutions et a trouvé une représentation politique au sein de la « Liste alternative ». Ce chemin s’est fait au détriment de la frange la plus radicale, la plus jeune et parfois la moins « berlinoise ». On estime à quelques centaines de personnes le noyau radical du mouvement, sur un total d’environ 12 000 membres et sympathisants. Les personnes qui ont vécu et milité ensemble entre 1979 et 1982 venaient de milieux très divers (militants de gauche radi- cale et autonome, étudiants, punks, alternatifs, membres des initiatives citoyennes, habitants d’origine), et ces différences sociologiques ont contribué à fracturer le mou- vement autour de la question de la négociation visant à la régularisation. Certains expriment une certaine déception (69). Un poème militant résume la situation ainsi : « Als wir billige Wohnungen wollten, ließen sie Häuser leerstehen, als wir gemeinsam im Kiez leben wollten, rissen sie ganze Blöcke nieder, bauten in Betonkästen dorthin, verlangten sie Wuchermieten. Als wir dagegen demonstrierten, ignorierten sie uns. Als wir Häuser besetzten, sagten sie, wir seien Kriminelle. Als wir damals verhandeln wollten, drohten sie mit Räumung. Als wir protestierten, schlugen sie uns ihre Knüppel auf den Kopf, sagten sie, wir seien kriminelle Gewalttäter. Als wir schrien, räumten sie, denn von uns geht die Gewalt aus, sagten sie, warfen sie Tränengas, denn von uns geht die Gewalt aus, sagten sie, fertigten sie Terrorurteile, denn von uns geht die Gewalt aus, sagten sie. Wir glauben ihnen nicht mehr » (70). Pour autant, des lieux, infrastructures et modes de vie alternatifs ont perduré à Kreuzberg, entre magasins bio, jardins d’enfants parentaux, cinémas alternatifs et formes d’économie sociale et solidaire, englobant tous les domaines de la vie. Pour qui voulait vivre à la kreuzbergeoise, il y avait même une « bible », le WestBerliner Stattbuch, répertoriant les lieux, groupes et projets alternatifs (71). Kreuzberg est resté en partie un « autre lieu », une « hétérotopie » chère à Michel Foucault (72). Si la rénovation douce, à

69 Dieter Hoffmann-Axtheim, Straßenschlachtung : Geschichte, Abriß und gebrochenes Weiterleben der Admiralstraße, Berlin, Nishen, 1984. 70 Cité dans H. Bodenschatz, Platz frei (note 25), p. 204. 71 Arbeitsgruppe WestBerliner Stattbuch (éd.), WestBerliner Stattbuch, Berlin, 1978 (1re éd.). 72 C’est l’IBA qui publie en 1984 – avec l’autorisation de l’auteur peu de temps avant sa mort – le dis- cours prononcé en 1967 sur les « autres lieux ». Michel Foucault, « Andere Räume », in : IBA (éd.), Idee Prozeß Ergebnis (note 23). Occupations d’immeubles et luttes urbaines à Berlin (années 1970 et 1980) 115

échelle humaine et participative est devenue un attendu de toute politique urbaine, les luttes n’en ont pas cessé pour autant (73). Après la chute du Mur, une nouvelle vague d’occupations a lieu, à Berlin-Est cette fois (Prenzlauer Berg et Friedrichshain) (74). Ces vingt dernières années, la prise de conscience des effets de la gentrification, du rôle que jouent les pouvoirs publics dans l’accompagnement du changement social et l’évic- tion des couches socialement faibles hors des centres-villes n’est pas sans rappeler les débats des années 1970 et 1980. La ville reste un terrain d’étude primordial pour une géographie sociale radicale (75).

Résumé Berlin-Ouest a rassemblé dans l’après-1968 un important milieu alternatif, marqué par une subculture et des actions collectives. Cette politique au quotidien est attachée à des lieux précis, par exemple le quartier de Kreuzberg SO 36. Le mouvement des occu- pations d’immeubles au tournant des années 1970 et 1980 répondait à un problème social et aux manquements de la politique en matière d’urbanisme menée jusque-là. Les occupants ont repensé la ville comme un ensemble d’espaces multiples, produits par des usages sociaux soumis à des rapports de pouvoir. Malgré d’importantes dissen- sions internes, ils partageaient, outre une sociologie et des modes de vie communs, un répertoire politique, des formes d’action et un langage radical. Par leurs actions parfois spectaculaires, ils ont contribué à « faire la ville ».

Zusammenfassung West-Berlin stand im Zuge von 1968 für eine aktive alternative Szene, mit ihren Subkulturen und kollektiven Mobilisierungen. Diese Politik von unten verortete sich in bestimmten Vierteln, beispielsweise Kreuzberg SO 36. In den 1970er und 1980er Jahren war die Hausbesetzerbewegung eine Antwort auf eine soziale Wohnungsnot und auf die Defizite der Stadterneuerungspolitik in der Nachkriegszeit. Den Hausbesetzern galt die Stadt als ein multipler und verflochtener Raum, in dem soziale Praktiken stattfanden

73 Hartmut Häussermann, « Segregation – Partizipation – Gentrifikation. Zur Bedeutung von kul- turellem Kapital in der Stadterneuerung », in : Jens S. Dangschat, Alexander Hamedinger (éd.), Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen, Hanovre, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 2007, p. 161-181. 74 Susan Arndt (éd.), Berlin, Mainzer Straße : “wohnen ist wichtiger als das Gesetz”, Berlin, Basis-Druck, 1992 ; Hartmut Häussermann, Andrej Holm, Daniela Zunzer, Stadterneuerung in der Berliner Republik, Modernisierung in Berlin-Prenzlauer Berg, Opladen, Leske + Budrich, 2002 ; Wolfram Kempe, « Aufbruchstimmung in Prenzlauer Berg. Hausbesetzungen in der Dunckerstrasse », in : Bernt Roder, Bettina Tacke (éd.), Prenzlauer Berg im Wandel der Geschichte. Leben rund um den Helmholtzplatz, Berlin, be.bra Verlag, 2004, p. 223-241. Dans les années 1980, des occupations avaient aussi eu lieu à Berlin-Est, mais selon des modalités différentes qu’à l’Ouest. Voir Christian Halbrock, « Vom Widerstand zum Umbruch : die oppositionelle Szene in den 80er Jahren », in : ibid., p. 98-124 ; Wolfgang Kil, « Kaum Konfrontation, eher Unterwanderung », in : Schlusche et al. (éd.), Stadtent- wicklung (note 19), p. 190-199. 75 Cf. David Harvey, Villes rebelles. Du droit à la ville à la révolution urbaine, trad. O. Demange, Paris, Éditions Buchet/Chastel, 2015 ; Anne Clerval, Antoine Fleury, Julien Rebotier, Serge Weber (éd.), Espace et rapports sociaux de domination, Rennes, PUR, 2015. 116 Revue d’Allemagne und Machtverhältnisse bestanden. Trotz zahlreicher interner Unstimmigkeiten war diese Bewegung von gemeinsamen soziologischen, weltanschaulichen, politischen und diskursiven Merkmalen gekennzeichnet. Durch ihre teilweise spektakulären Mobilisie- rungen hat die Hausbesetzerbewegung « Stadt gemacht ». Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 117 T. 49, 1-2017

Les médias à Berlin, au centre des conflits

Valérie robert *

Berlin, ville vitrine, ville sous cloche, ville d’observation de l’autre, de l’ennemi, où les conflits sont exacerbés par une situation insulaire : toutes ces images valent aussi pour les médias berlinois, pris dans les conflits Est et Ouest mais aussi dans des luttes spécifiques aux sociétés respectives et dans un entrelacs de relations toujours interdépendantes et parfois difficiles à démêler. Moyens de communication, les médias permettent que celle-ci ait lieu entre chaque côté de la ville et son « arrière- pays » respectif mais aussi entre Berlin-Est et Berlin-Ouest, et ce dans les deux sens. Il s’agit d’une communication compliquée, parfois indirecte, à épisodes, mais qui existe, qui entraîne des évolutions et des dynamiques dans les médias eux-mêmes, et qui sert aussi à construire une image de l’autre société par le biais de l’observation de ses médias (1). Berlin n’est donc pas séparée en deux zones de communication et n’est pas non plus une zone de communication séparée du reste des pays dont elle relève ; l’affrontement Est/Ouest se fait par le biais des médias dans la ville et par la ville, celle-ci devenant elle-même dans son organisation et dans sa matérialité un acteur et une chambre d’écho de ces conflits.

Deux espaces de communication imbriqués Berlin est historiquement un centre de presse, mais ce marché a été fortement réduit pendant la période nazie. Dans l’après-guerre, les zones occidentales repré- sentent un marché local et largement coupé du reste de l’Allemagne. Berlin-Ouest

* Maître de conférences en études germaniques, université sorbonne nouvelle – Paris 3 / CErEG (Centre d’études et de recherches sur l’espace germanophone). 1 Jens Ruchatz, « Unsere Medien/ Eure Medien. Zur Logik und Geschichte deutsch-deutscher Medien- beobachtung », in : Thomas Beutelschmidt, Rüdiger Steinlein, Henning Wrage (éd.), Das litera- rische Fernsehen. Beiträge zur deutsch-deutschen Medienkultur, Francfort-sur-le-Main, Peter Lang, 2007, p. 156. 118 Revue d’Allemagne reste cependant un marché très dense, avec un grand nombre de quotidiens, mais dont beaucoup vont disparaître pour des raisons économiques pendant la période étudiée. Les éditeurs de presse de Berlin-Ouest n’ont pas la possibilité d’étendre géo- graphiquement leur diffusion (2) et leur audience est uniquement locale : les horaires des trains ne permettent pas une diffusion à temps dans le reste de la RFA, alors que l’inverse est vrai (3). C’est la raison pour laquelle Berlin ne connaît plus de quotidien suprarégional – jusqu’à la création de la tageszeitung en 1979. Les journaux impor- tants pour le débat public en RFA ne sont donc pas des journaux qui proviennent de Berlin. Le marché berlinois est de plus très sensible aux fluctuations économiques et politiques : ainsi, après la crise de 1958, plusieurs grands annonceurs renoncent à y faire de la publicité (4). La concurrence de la télévision est très forte à cause de la situation insulaire, ce qui vaut autant pour l’audience que pour les recettes publici- taires (5). À la baisse des recettes publicitaires vient s’ajouter une baisse de la diffusion : entre 1960 et 1965, alors que la presse quotidienne de RFA augmente sa diffusion de 17 %, celle de Berlin-Ouest baisse de 7 % (6). Plusieurs quotidiens disparaissent malgré les subventions fédérales (7), et le marché est de plus en plus concentré : en 1959, le groupe Springer, alors basé à Hambourg, rachète la Berliner Morgenpost au groupe Ullstein, et absorbe l’ensemble du groupe en 1960, ce qui lui confère une position ultra-dominante. En 1989, les journaux Springer représentent plus des trois quarts de la diffusion des quotidiens de Berlin-Ouest. Il existe cependant quelques avantages,

Tableau 1 : Quotidiens à Berlin (1957-1989)

Berlin-Ouest Berlin-Est • Der Abend (1946-1981) • Berliner Zeitung 1945 • (Berliner Extra-Blatt/Berliner Extra-Dienst 1967 →) • BZ am Abend 1949 Die Neue (1979-1982) • Neues Deutschland 1946 • Berliner Morgenpost 1952 • 8 quotidiens suprarégionaux des Block- • Bild Berlin 1957 parteien et des organisations de masse • B.Z. 1953 • Der Kurier (1945-1966) • Nachtdepesche (1949-1972) • Der Tag (1948-1963) • Der Tagesspiegel 1945 • die tageszeitung 1979 • Der Telegraf (1946-1972) • Die Wahrheit (1958-1989) • Spandauer Volksblatt 1946 → Spandauer Volksblatt Berlin 1981

2 Cf. Günter Bentele, Otfried Jarren, Ulrich Kratzsch (éd.), Medienlandschaft im Umbruch. Medien- und Kommunikationsatlas Berlin, Berlin, VISTAS, 1990, p. 11. 3 Peter de Mendelssohn, Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse, Francfort-sur-le-Main/Berlin/Vienne, Ullstein, 1982 (éd. augm.), p. 583. 4 Ibid. 5 Ibid., p. 585. 6 Ibid. 7 Ibid., p. 592-595. Les médias à Berlin, au centre des conflits 119 par exemple les subventions fédérales spécifiques à Berlin grâce au programme de soutien financier du Bund Berlinförderung( ) (8). Il y a de plus à Berlin toute une série d’antennes et de succursales de ministères et d’administrations fédérales (9) dont les personnels constituent un lectorat captif. Il est en revanche impossible depuis la fin des années 40 de diffuser à l’Est la presse de l’Ouest (10), mais il y a encore en août 1961, lors de la construction du Mur, 52 000 Ber- linois de l’Est qui travaillent à l’Ouest et y achètent la presse, qui est aussi distribuée gratuitement par exemple lors de manifestations culturelles (11). La construction du Mur interrompt cette diffusion (12), ce qui aura des conséquences à la fois économiques pour les éditeurs de presse mais aussi sur le comportement des consommateurs de l’Est, qui vont largement se reporter sur l’audiovisuel de l’Ouest. Du côté Est, les médias relèvent du système centralisé et contrôlé de RDA, dans lequel ils doivent suivre les consignes de la Abteilung Agitation du comité central du SED et, pour la presse, du Presseamt qui en dépend. Hormis Neues Deutschland et les journaux des organisations de masse et des partis, on trouve à Berlin-Est, la Berliner Zeitung et BZ am Abend, qui dépendent de fait du SED (13). Pour autant, il faut se garder d’en conclure que la RDA était un système dans lequel les médias étaient totalement subordonnés aux intérêts du régime, et éviter de sures- timer le contrôle de la population par les médias (14). Les recherches récentes sur les médias de RDA ont montré que leurs contenus ont fait l’objet d’un « processus de négociation entre la société et les dirigeants, lesquels ont reculé progressivement et n’ont pas réussi à maintenir le contrôle de l’opinion publique ni une séparation rigide vis-à-vis de l’Ouest » (15). Ceci est dû, bien sûr, à la présence de l’audiovisuel de l’Ouest dans le quotidien des habitants de l’Est, particulièrement sensible à Berlin, un phéno- mène d’influence et de transfert transnational qui relève de l’histoire croisée. La plupart des programmes radio que les habitants de Berlin pouvaient écou- ter avaient été mis en place dès 1945/46, dont certains spécifiquement pour Berlin, ce qui montre l’importance de ce bassin d’auditeurs pour les différentes puissances

8 Stephan Weichert, Leif Kramp, Der Berliner Pressemarkt. Historische, ökonomische und internatio- nal vergleichende Marktanalyse und ihre medienpolitischen Implikationen, Berlin, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen/Projekt Zukunft, 2009, p. 12. 9 Bernd Stöver, Geschichte Berlins, Munich, Beck, 2010, p. 84. 10 Franziska Kuschel, Schwarzhörer, Schwarzseher und heimliche Leser. Die DDR und die Westmedien, Göttingen, Wallstein, 2016, p. 49. 11 Ibid. 12 On peut à partir de 1977 acheter la presse occidentale à l’hôtel Metropol de Berlin-Est, mais en devises, ibid., p. 270. 13 Arne Kapitza, « Verlegerische Konzentration und redaktionelle “Ostalgie” : Die Printmedien », in : Roland Czada, Gerhard Lehmbruch (éd.), Transformationspfade in Ostdeutschland. Beiträge zur sektoralen Vereinigungspolitik, Francfort-sur-le-Main/New York, Campus, 1998, p. 250. 14 Stefan Zahlmann, « Medien in der DDR. Medienproduktion und Medienrezeption als kulturelle Praktiken », in : S. Zahlmann (éd.), Wie im Westen, nur anders. Medien in der DDR, Berlin, Panama Verlag, 2010, p. 17. 15 Christoph Classen, « DDR-Medien im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Politik », in: ibid., p. 405. 120 Revue d’Allemagne

Tableau 2 : Radio à Berlin 1957-1989

Berlin-Ouest Berlin-Est • RIAS 1946 • Berliner Rundfunk 1946, Berliner Welle 1958- • RIAS 2 1953, devient un programme pour 1971 jeunes en 1985 • Deutschlandsender 1948 → Stimme der DDR • SFB 1953 → SFB 1, 2, 3 1971 • Programme en allemand de la BBC • Radio DDR I 1953 • Radios des forces alliées pour leurs soldats • Radio DDR II 1958 respectifs • DT64 1986/87 • À partir de 1986 radios privées • Radio Berlin International 1987 (radio vers • Radios de l’opposition est-allemande émettant l’étranger) de Berlin-Ouest : Roter Stachel 1983-84 et • Radios clandestines vers l’Ouest, camouflées Schwarzer Kanal 1986 (16) en radios de l’Ouest (17) (16) (17) alliées (18). Côté Ouest, le RIAS (Radio im amerikanischen Sektor), qui est resté jusqu’à sa disparition sous contrôle américain mais était financé depuis la fin des années 60 par le Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, se définissait lui-même comme « la voix libre du monde libre » (19) dans un contraste explicite avec les radios de l’Est, où il était considéré par les autorités comme un « poison ». Il diffusait depuis avril 1949 des émissions spécialement destinées au public de l’Est, notamment « Ber- lin spricht zur Zone » ou l’émission satirique « Pinsel und Schorchel » mettant en scène deux fonctionnaires du SED (20). Le deuxième programme du RIAS devint en 1985 un programme pour jeunes censé faire pièce à la concurrence des radios privées. Si le RIAS dominait l’audience à Berlin, ce n’était pas seulement à cause de l’informa- tion mais aussi pour son offre de divertissement (21). Le Sender Freies Berlin a pour sa part débuté ses programmes autonomes en 1953, après une période de coopération avec le Nordwestdeutscher Rundfunk sous contrôle britannique. Côté Est, le Berliner Rundfunk (nous passons sur les différentes étapes dans l’organisation de la radio en

Tableau 3 : Télévision à Berlin 1957-1989

Berlin-Ouest Berlin-Est • Deutsches Fernsehen (ARD) 1954 • Deutscher Fernsehfunk 1956 • ZDF 1963 → Fernsehen der DDR 1972 : • SFB 1958 → Drittes Programm : coopération NDR, Radio 2 chaînes Bremen, SFB • RIAS TV 1988 • Chaînes privées à partir de 1986 : Sat.1 avec programme régional ; RTL ; chaînes du câble • Chaînes des forces alliées à destination de leurs soldats

16 F. Kuschel, Schwarzhörer (note 10), p. 276. 17 Klaus Arnold, « Musikbox mit Volkserziehungsauftrag. Radio in der DDR I », in : S. Zahlmann (éd.), Wie im Westen (note 14), p. 314. 18 B. Stöver, Geschichte Berlins (note 9), p. 75. 19 F. Kuschel, Schwarzhörer (note 10), p. 52. 20 Ibid., p. 47. 21 C. Classen, « DDR-Medien » (note 15), p. 398. Les médias à Berlin, au centre des conflits 121

RDA avant 1957) avait également jusqu’en 1971 un deuxième programme, la Berliner Welle, destinée spécifiquement aux auditeurs berlinois de l’Ouest. La zone Est créa en 1948 le Deutschlandsender destiné aux zones occidentales, qui devint en 1971 la Stimme der DDR, absorbant au passage la Berliner Welle. S’ajoutaient à cela les deux programmes Radio DDR I et II, avec de plus, à partir de 1986/1987, le programme pour jeunes DT64, lancé en réponse à RIAS 2. La télévision s’est développée plus tard mais a vite acquis une position dominante dans la concurrence entre médias. Les téléspectateurs avaient le choix à l’Ouest entre les programmes de l’ARD, du ZDF, un programme régional du SFB et enfinRIAS TV à partir de 1988 et différentes chaînes privées à partir de 1986. Côté Est, les pro- grammes de RDA se limitaient aux deux chaînes du Fernsehfunk, devenu Fernsehen der DDR en 1972.

Regarder, écouter, observer l’autre La communication entre l’Est et l’Ouest passe donc par l’audiovisuel, et ce dans les deux sens. Si à l’Ouest, on craint de moins en moins l’influence des médias de l’Est (22), ceux-ci ne sont pas si largement méprisés que le veut la représentation tra- ditionnelle. Ainsi, en 1959, un sondage d’audience montre que le Deutscher Fern- sehfunk a des spectateurs dans les zones de RFA qui peuvent le recevoir (23), et – en réaction à cela ? – le groupe Springer lance en 1960 dans ses magazines radio-télé, dont Hör zu, une campagne de boycott des programmes de l’Est, qui ne sont plus publiés (24). Or il s’avère que les magazines continuant à publier la grille des pro- grammes de l’Est voient leur diffusion augmenter fortement… Finalement, Sprin- ger reviendra sur le boycott, entre autres après que le Tagesspiegel a décidé en 1964 de publier à nouveau les programmes du DFF, avec un texte d’accompagnement commandé à Uwe Johnson (25). Il semble qu’il y ait donc bien eu une demande, tout particulièrement à Berlin. Du côté de la RDA, la consommation des médias n’est pas marquée par un rejet absolu des médias officiels et une adoption totale et sans recul des médias de l’Ouest : des entretiens avec des habitants de l’ex-RDA ont montré qu’ils consommaient en masse les médias de RDA sans pour autant être dupes du système, entre autres pour se tenir au courant des évolutions politiques, pour apprendre à décoder le discours officiel du moment (26). Il y avait plutôt une utilisation en parallèle et complémentaire des médias de l’Est et de l’Ouest (27), cette dernière ayant tout d’abord été combattue et punie par le régime, avant d’être reconnue et tolérée dans les années 70, même

22 Jens Ruchatz, « Einleitung », in : Jens Ruchatz (éd.), Mediendiskurse deutsch/deutsch, Weimar, VDG, 2005, p. 9-10. 23 J. Ruchatz, « Orte und Anlässe der Beobachtung. Eine Einleitung », ibid., p. 32. 24 Christina Bartz, J. Ruchatz, « Kommunikationsanlaß Springer », ibid., p. 78. 25 J. Ruchatz, « Orte » (note 23), p. 28. 26 Voir notamment Michael Meyen, Anke Fiedler, « Totalitäre Vernichtung der politischen Öffentlich- keit ? Tageszeitungen und Kommunikationsstrukturen in der DDR », in : S. Zahlmann (éd.), Wie im Westen (note 14), p. 35-59. 27 C. Classen, « DDR-Medien » (note 15), p. 400. 122 Revue d’Allemagne si l’audiovisuel de l’Ouest continuait à être considéré comme « un poison venant des ondes » (28). Les programmes de l’Ouest étaient principalement consommés à des fins de divertissement, sauf dans les moments de crise où l’on recherchait de manière ciblée une information fiable (29). D’après Christoph Classen (30), l’influence des médias de l’Ouest n’était pas directement politique, elle a plutôt mené à diffuser un modèle de société de consommation, et les programmes de l’audiovisuel de l’Est qui corres- pondaient aux besoins des habitants étaient tout aussi appréciés que ceux de l’Ouest. Cependant, la présence permanente des programmes de l’Ouest a mené à une évolu- tion des programmes de l’Est, qui se sont adaptés à la concurrence (31). Il y a donc bien eu une influence, même si elle était publiquement niée. L’audiovisuel de l’Ouest reste en effet la (contre)-référence permanente, explicite ou implicite, des médias de l’Est et du discours officiel sur ces médias (par exemple avec l’émission « Der Schwarze Kanal » à la télévision de 1960 à 1989), tant dans la réalité de la consommation que dans les représentations. La définition de la société socialiste se fait en permanence par contraste avec l’Autre, et le discours sur l’Ouest passe en grande partie par le discours sur ses médias, un discours qu’on peut donc qualifier de transnational et qui mène à des représentations croisées et imbriquées des médias respectifs. Les médias ainsi thématisés ne sont pas seulement ceux qui sont effectivement consommés à l’Est, mais aussi ceux qui ne peuvent pas l’être, notamment, et tout particulièrement à Berlin, le groupe de presse Springer. Springer est en effet omniprésent dans la réalité des médias, dans le discours des médias et enfin dans la réalité matérielle de la ville, qui est le lieu d’une véritable intersection ayant des effets et des répercussions utanta dans le discours que dans les pratiques médiatiques (32).

Axel Cäsar Springer, acteur et objet omniprésent de la communication Springer, c’est, dans la période qui nous occupe, le premier groupe de presse quoti- dienne en Allemagne, propriétaire entre autres de Bild et de Die Welt, un groupe fondé à Hambourg mais qui, à l’encontre de la tendance générale, va installer en 1967 son siège à Berlin. Après avoir absorbé le légendaire groupe Ullstein en 1960, Springer devient le groupe le plus puissant sur le marché berlinois. Les raisons de ce déménagement à Berlin sont financières (subventions) tout autant que politiques (33), et les deux aspects

28 Gunter Holzweissig, « Massenmedien in der DDR », in : Jürgen Wilke (éd.), Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung, 1999, p. 587 ; voir égale- ment Meyen/Fiedler, « Totalitäre Vernichtung der politischen Öffentlichkeit ? » (note 26), p. 35-59 et Knut Hickethier, « Das Fernsehen der DDR », in : S. Zahlmann (éd.), Wie im Westen (note 14), p. 119-130. 29 F. Kuschel, Schwarzhörer (note 10), p. 46. 30 C. Classen, « DDR-Medien » (note 15). 31 Ibid., p. 401 ; Uwe Breitenborn, « Spurrinnen und Leitplanken des Programms. Genre- und Format- entwicklung im Deutschen Fernsehen Ost », in : S. Zahlmann (éd.), Wie im Westen (note 14), p. 140. 32 Sur la question de l’intersection et de l’histoire croisée, voir notamment Michael Werner, Bénédicte Zimmermann, « Beyond comparison : Histoire croisée and the challenge of reflexivity »,History and Theory, 45 (2006), p. 38. 33 Jochen Staadt, Tobias Voigt, Stefan Wolle, Feind-Bild Springer : ein Verlag und seine Gegner, Göt- tingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, p. 18. Les médias à Berlin, au centre des conflits 123 sont liés : Springer vise le marché de l’Est à court et long terme, en misant sur une réu- nification proche. Springer intervient d’ailleurs dans le champ politique, notamment en soutenant Willy Brandt pour l’élection à la mairie de Berlin (34), et aussi par un projet politique pour Berlin et pour l’Allemagne. Ainsi, il part en janvier 1958 pour Moscou présenter à Khrouchtchev son plan, celui d’une Allemagne réunifiée neutre, qui com- prend la réunification de Berlin sous contrôle allié. Derrière ce programme précis (35), il y a une volonté politique mais aussi un intérêt économique : celui d’avoir de nouveau un marché médiatique uni et de pouvoir donc pénétrer le marché de l’Est – d’ailleurs, Springer aurait, d’après un rapport de la Stasi, envisagé de diffuser à l’Est ses magazines Hör zu et Constanze (36) et c’est aussi dans ce cadre qu’il faut voir ses projets de télévision privée dans les années 50. Après l’échec du voyage à Moscou, Springer passe à une atti- tude de rejet global de la RDA, que ses journaux nommeront entre guillemets « DDR » jusqu’en août 1989. On trouve également parmi les principes de la maison d’édition, adoptés en 1967, l’engagement pour la réunification et le rejet de la RDA. Springer est donc au plus tard depuis 1958 un ennemi acharné et puissant du second État allemand. Mais l’hostilité existe également dans l’autre sens, si bien que l’on peut parler d’une sorte d’affrontement localisé à Berlin. Alors même que esl journaux Springer sont, après la construction du Mur, introuvables en RDA, celle-ci mène plusieurs campagnes contre Springer, qui visent donc moins les médias eux-mêmes que celui qui, pour Berlin-Est, symbolise le « système » de Bonn, la manipulation et l’abrutissement du public, une continuité présumée entre le national-socialisme et la RFA (37), le capitalisme monopolistique et les relations entre politique et argent (il n’est pas anodin que la RDA utilise les deux prénoms de Springer et l’appelle la plupart du temps « Axel Cäsar Springer » (38)), et enfin le monopole dans la formation de l’opinion. Ce dernier point peut surprendre de la part d’un régime contrôlant les médias, mais ce qui compte, c’est la société que ce monopole est censé aider à construire (39). Cette campagne se manifeste entre autres par la forte présence de Springer parmi les médias de l’Ouest critiqués par le « Schwarzer Kanal », ainsi que par des ouvrages et brochures ou encore une série télévisée (Fernsehroman) entièrement consacrée à Axel Springer et diffusée entre 1968 et 1970 à la télévision est-allemande (40). Mais l’affrontement passe aussi par l’architecture, ce dont témoigne le onumentm édifié à Berlin-Est pour le soldat Reinhold Huhn en 1963, tué par Rudolf Müller qui avait creusé un tunnel depuis le terrain appartenant à Springer pour aller chercher sa famille à Berlin-Est et la ramener de l’autre côté. Le monument a été édifié en quelque sorte à l’ombre de l’immeuble Springer qui se dressait de l’autre côté du Mur, avec un message clair : pour la RDA, c’était Springer qui était derrière cette affaire (41). La

34 Cf. une lettre de Springer à Karl Ullstein du 16.10.1957, ibid., p. 21. 35 Ibid., p. 22-25. 36 Ibid., p. 32. 37 Bartz/Ruchatz, « Kommunikationsanlaß Springer » (note 24), p. 74. 38 Ibid., p. 75. 39 Ibid., p. 77. 40 Ibid., p. 72. 41 Staadt et al., Feind-Bild Springer (note 33), p. 38-40. 124 Revue d’Allemagne

RDA et Springer se parlent ainsi, à Berlin, par le biais de l’architecture ; reproches et accusations sont mis en scène et se répondent de part et d’autre du Mur. Pour autant, l’affrontement est mêlé d’admiration ; ainsi, il semble qu’il y ait eu en RDA, vers 1976, des réflexions menées au plus haut niveau pour développer une sorte de Bild local. Et dans l’autre sens, la RDA a produit à Berlin un journal d’un genre tout à fait unique : la Neue Bild-Zeitung, une copie de Bild produite à l’Est et destinée exclu- sivement au public de l’Ouest, parue entre 1957 et 1963 ou 1965 selon les sources (42). Il s’agissait, en imitant le ton racoleur de Bild, de mettre en lumière des scandales en RFA et de dénoncer la société capitaliste ; ce journal, édité par le Nationalrat de la Nationale Front, l’organisation qui regroupait l’ensemble des partis et organisations de masse de RDA, n’affichait pas son origine mais celle-ci était identifiable par différents indices, dont l’utilisation du terme « Westmark ». On observe donc comment, dans le cas particulier de Berlin et plus largement de la relation Est/Ouest pendant la Guerre froide (43), les objets médiatiques « ne doivent pas seulement être considérés dans leur relation les uns aux autres mais l’un à travers l’autre » et qu’il faut donc « examiner les processus complexes d’interaction et d’appropriation » (44). Le signe le plus tangible de la place de Springer à Berlin était l’immeuble Springer, qui « a énervé l’Est et l’Ouest pendant plus de 20 ans » (45). Édifié entre 1959 et 1966 dans l’ancien quartier de la presse de Berlin, dont les ruines ne furent déblayées qu’en 1957 (46), et inspiré par l’immeuble du Daily Mirror à Londres, cet immeuble devait faire 130 m de haut et a finalement vu sa taille réduite à cause de la nature du sol ; il restait cepen- dant le bâtiment le plus haut de Berlin après le Funkturm (47). La construction du Mur eut lieu juste à côté, pendant les travaux, menant Springer à se demander s’il fallait continuer l’édification ou se limiter à achever la partie du bâtiment uiq devait abriter l’imprimerie (48). Finalement, il décida de poursuivre pour édifier un siège abritant à la fois la fabrication technique et les rédactions de ses quotidiens berlinois. Résolument tourné vers l’Ouest, ce bâtiment devait être un « Phare de la liberté » (« Leuchtturm der Freiheit ») selon les termes de Springer (49). Pour la RDA, ce bâtiment symbolisait l’Ouest et le conflit.

42 Ibid., p. 52-73 ; voir par exemple le numéro de 1965 conservé au Deutsches Historisches Museum, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/3BLDFS7IOESC2EH4C6JSEKJMBDAQN4E4, page consultée le 10.02.2017. 43 Cf. à ce sujet Simo Mikkonen, Pia Koivunen, « Beyond the Divide : Introduction », in : S. Mikkonen, P. Koivunen (éd.), Beyond the Divide : Entangled Histories of Europe, New York, Berghahn, 2015, p. 1-19. 44 Jonathan Bignell, Andreas Fickers, « Introduction : Comparative European Perspectives on Television History », in : J. Bignell, A. Fickers (éd.), A European Television History, Londres, Wiley Blackwell, 2008, p. 11. 45 Stephanie Warnke-De Nobili, « Jerusalemer Straße/Ecke Kochstraße. Anmerkungen zur Lage von Axel Springers West-Berliner Verlagshaus », in : Günter Schlusche, Verena Pfeiffer-Kloss, Gabi Dolff-Bonekämper, Axel Klausmeier (éd.), Stadtentwicklung im doppelten Berlin. Zeitgenossen- schaften und Erinnerungsorte, Berlin, Ch. Links, 2014, p. 18. 46 P. de Mendelssohn, Zeitungsstadt Berlin (note 3), p. 574. 47 Ibid., p. 576. 48 Ibid., p. 581. 49 Discours à Columbia du 3.5.1967 cité par Manuel Seitenbecher, Den deutschen “Cäsar” bezwingen. Die 1960er und die Kampagne gegen Springer, Marbourg, Tectum, 2008, p. 49. Les médias à Berlin, au centre des conflits 125

Deux exemples montrent l’importance symbolique accordée à cet immeuble par Berlin-Est : en 1969, la rumeur circula en RDA que les Rolling Stones allaient don- ner un concert sur le toit de l’immeuble Springer (50), ce qui mena des jeunes de tout le pays à s’approcher du Mur à cet endroit-là, provoquant des heurts avec la police et des arrestations. Indépendamment du caractère hautement improbable d’un tel concert pour quiconque connaissait le groupe Springer, peu friand de jeunes che- velus, cet épisode montre une chose : la RDA avait tant projeté sur Springer et son immeuble que celui-ci en était devenu pour la jeunesse l’incarnation toute-puissante de l’Ouest. Cette représentation a également eu des conséquences architecturales. En face de l’immeuble Springer se trouvait l’immeuble de la société immobilière GSW (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft), sur le toit duquel était placé un dispositif lumineux permettant d’afficher des informations visibles de loin, et donc de Berlin-Est à qui elles étaient destinées. Ce dispositif émanait du Sénat de Berlin. Or, dans les archives de Berlin-Est, Staadt et al. ont retrouvé des documents témoignant de discussions pour neutraliser ce dispositif que l’on localisait – faussement – sur le toit de l’immeuble Springer (51). Finalement, cela mena à la construction d’un nouveau quartier sur la Leipziger Straße, qui devait permettre de bloquer la vue sur l’immeuble Springer. Ces immeubles, nommés par les habitants « Springerdecker », ont ainsi été construits sur la base d’une représentation fausse : l’information ennemie émanait nécessairement de Springer, et la lutte contre celui-ci a donc laissé une trace matérielle et architecturale dans l’aménagement urbain. La circulation des représentations, leur va-et-vient par-delà (ou par-dessus) le Mur, va donc au-delà d’une influence directe.

1967-1968 : Berlin contre Springer Pour Staadt et al., « les batailles médiatiques de ces années sont très certainement un ‘lieu de mémoire’ allemand » (52). On peut même avancer l’idée que ce lieu de mémoire est commun aux deux parties de Berlin, dans la mesure où elles furent toutes les deux impliquées, certes de manière différente, dans un conflit dont l’épicentre se trouvait à Berlin-Ouest : celui entre Springer et l’APO (Außerparlamentarische Opposition) et le mouvement étudiant entre 1967 et 1969, qui était aussi un conflit de générations dans la ville divisée et un écho de la confrontation Est-Ouest. Ce conflit, spécifique à la société de RFA, converge cependant avec les attaques de la RDA contre Springer. À l’Ouest, les critiques envers la position dominante du groupe Springer étaient de plus en plus nombreuses depuis le début des années 60, avec comme axes principaux : la forte concentration de la presse en RFA, encore plus marquée à Berlin, le poids de Springer dans la formation de l’opinion, et enfin, même si ce n’était pas affiché, une concurrence entre éditeurs de presse. Ce n’est pas un hasard si le Spiegel et son éditeur Rudolf Augstein furent à la tête du mouvement anti-Springer (en particulier par une série d’articles intitulée « Geschichte und Analyse des Springer-Konzerns »

50 Staadt et al., Feind-Bild Springer (note 33), p. 191. 51 « Mögliche Gegenmaßnahmen gegen die im Bau befindliche Nachrichtenleuchtschrift auf dem Hochhaus des Springer-Konzerns vom 16. Oktober 1963 mit Anschreiben von Paul Verner an Albert Norden vom 17. Oktober 1963 », cité par ibid., p. 8-9. 52 Ibid., p. 13. 126 Revue d’Allemagne en 1968 (53)). Springer était donc omniprésent dans le discours public des années 60, ce qui mena en 1967 à la mise en place d’une commission du Bundestag chargée d’exa- miner la concentration dans les médias (« Günther-Kommission »). À Berlin même, dont les étudiants passaient déjà dans les années 50 pour très engagés (54), l’APO était très active, portée en particulier par le Republikanischer Klub et le SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), et s’engageait contre la guerre au Vietnam et la politique des États-Unis. Les nombreuses manifestations ont suscité une forte couverture médiatique, en particulier dans les journaux Springer, dont le discours était particu- lièrement violent, parlant de « terreur », de « rouges », de « Krawallmacher » et appelant les autorités à « éliminer les fauteurs de troubles parmi les étudiants » ou à cesser de financer « ces singes aux cheveux longs » (55). La tension atteint son apogée en juin 1967 avec l’assassinat de l’étudiant Benno Ohnesorg (dont la mort mènera à une radicalisa- tion de nombreux étudiants) lors d’une manifestation contre la visite du shah d’Iran, puis avec l’attentat contre Rudi Dutschke le 11.04.1968, attaque perpétrée par un lecteur de Bild. Pour de nombreux étudiants, c’est « Springer qui a tiré » et Springer, dont les journaux avaient fait de Dutschke l’ennemi public numéro 1, est responsable de l’attentat. Cela conduit à une manifestation devant l’immeuble Springer, lors de laquelle des vitres sont brisées et des véhicules de livraison incendiés (56) (il y avait déjà eu des jets de pierre contre l’immeuble en février 1968). Le lendemain de l’atten- tat, l’APO réunie établit une liste de revendications adressée au Sénat de Berlin dans laquelle on voit bien le lien entre contestation sociale et médias. En plus de la démis- sion du Sénat, elle réclame : l’expropriation de Springer et la mise en place, pour gérer l’entreprise, d’un conseil composé d’ouvriers, d’employés, d’étudiants et d’élèves ; la démocratisation de l’audiovisuel, en particulier la fin du contrôle américain sur le RIAS, et l’entrée de représentants de l’APO dans les conseils du SFB (57). En parallèle, l’APO tente de mettre en place un « tribunal Springer », opération pour laquelle on envisage même de faire venir Wolf Biermann de l’Est, demande formulée par écrit auprès du ministère de l’Intérieur de RDA par Peter Schneider en novembre 1967 (58). L’APO à l’Ouest et la RDA ont donc un ennemi commun, et Springer est un facteur d’unité au moins comme « objet d’une observation » et comme « thème ‘germano-alle- mand’ » (59). La convergence des campagnes contre Springer a suscité la question d’une éventuelle manipulation par Berlin-Est des mouvements de l’Ouest. Si le groupe Sprin- ger est, dans son travail de mémoire et d’amélioration de son image, très favorable à cette hypothèse, c’est moins le cas des historiens, même ceux dont le travail a été financé par le groupe Springer – ainsi, Staadtet al. en arrivent à la conclusion que « le

53 Bartz/Ruchatz, « Kommunikationsanlaß Springer » (note 24), p. 59. 54 B. Stöver, Geschichte Berlins (note 9), p. 106. 55 Weichert/Kramp, Der Berliner Pressemarkt (note 8), p. 31. 56 Henno Lohmeyer, Springer. Ein deutsches Imperium, Berlin, edition q im Quintessenz Verlag, 1992, p. 330-333. 57 « Forderungen der APO an Senat und Abgeordnetenhaus von Berlin, Westberlin, den 12.04.1968 », in : Deutsche Geschichte 1962-1983, Bd. 1, hg. und kommentiert von Irmgard Wilharm, Francfort-sur-le- Main, Fischer, 1985, p. 175-178. 58 Staadt et al., Feind-Bild Springer (note 33), p. 130. 59 Bartz/Ruchatz, « Kommunikationsanlaß Springer » (note 24), p. 81. Les médias à Berlin, au centre des conflits 127 mouvement étudiant antiautoritaire n’a pas été téléguidé par la RDA » (60) et parlent de convergence plus que de manipulation. S’il est avéré qu’il y a eu des rencontres à Berlin- Ouest entre représentants de la FDJ et du SDS (61), les comptes-rendus montrent que les approches étaient différentes, même si l’ennemi était le même. La critique de Springer du côté de l’APO était plutôt inspirée par l’École de Francfort et son analyse des médias, de l’industrie culturelle et de la culture de masse (62), et l’arrière-plan intellectuel n’était pas le même que celui de la RDA. Cependant, on en tire la même conclusion : « Enteig- net Springer ! », une revendication qui semble avoir été exprimée pour la première fois, même si c’était en d’autres termes, par Walter Ulbricht en avril 1966 (63). À l’Ouest, on trouve pour la première fois ce slogan en Une du Berliner Extra-Blatt du 13.05.1967 : « Expropriez Axel Cäsar Springer ! » (« Enteignet Axel Cäsar Springer ! »). La présence du « Cäsar » est un indice qui signale une origine à l’Est, et en effet, l’histoire de ce journal montre comment se mêlent campagne de l’APO, concurrence entre éditeurs et campagne venant de RDA. En 1966, Rudolf Augstein avait envisagé de fonder un nou- veau journal à Berlin, qui devait être résolument anti-Springer. Il s’est retiré du projet en 1967, pas convaincu par la qualité journalistique du projet, mais a financé une partie ce qui est devenu le Berliner Extra-Blatt. Celui-ci, qui se présentait comme le journal de l’APO à Berlin-Ouest, bénéficiait en réalité d’une aide financière et rédactionnelle de la Stasi, et avait dans sa rédaction 5 IM – dont deux travaillaient de surcroît pour le Verfassungsschutz (64), un bon résumé de la situation complexe de Berlin.

Berlin, creuset de médias alternatifs D’une manière générale, la critique des médias Springer menée par l’APO avait besoin elle aussi de médias ; comme tout mouvement social, sa publicité passait par la mise en scène d’événements répondant aux besoins des médias traditionnels, avec lesquels existait un rapport de « symbiose compétitive » (65). Mais le mouvement a aussi développé à Berlin-Ouest ses propres médias alternatifs : tracts, affiches, jour- naux comme le Berliner Extra-Blatt mais aussi films – ce dont témoignent les travaux d’étudiants de la Deutsche Film- und Fernsehakademie, fondée à Berlin en 1966 (66). La Gruppe 3, qui regroupait les étudiants les plus politisés, s’est précisément penchée sur la question du documentaire en traitant le thème de Springer et de la concen- tration dans la presse. On voit ainsi dans Unsere Steine de Ulrich Knaudt (1968) (67) comment est brisée une des vitres de l’immeuble Springer, derrière laquelle figure

60 Staadt et al., Feind-Bild Springer (note 33), p. 143. 61 Ibid., p. 123-124. 62 Dominik Lachenmeier, « Die Achtundsechziger-Bewegung zwischen etablierter und alternativer Öffentlichkeit », in : Martin Klimke, Joachim Scharloth (éd.), 1968. Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung, Stuttgart, Metzler, 2007, p. 68. 63 Staadt et al., Feind-Bild Springer (note 33), p. 76. 64 Pour l’histoire détaillée, voir ibid. p. 94-98 mais aussi M. Seitenbecher, Den deutschen “Cäsar” bezwingen (note 49), p. 45-46. 65 D. Lachenmeier, « Die Achtundsechziger-Bewegung » (note 62), p. 62. 66 Cf. notamment https://dffb-archiv.de/editorial/dies-jenseits-bilder-film-politik-dffb-1966-1995, page consultée le 10.02.2017. 67 https://dffb-archiv.de/dffb/unsere-steine, page consultée le 10.02.2017. 128 Revue d’Allemagne une photo d’Axel Springer en compagnie du vice-président américain Hubert Hum- phrey, puis l’immeuble progressivement effacé par un nuage de fumée (6’00 à 6’44) ; au début du film, une jeune femme lit ce que laB.Z . écrit sur la guerre au Vietnam puis enveloppe dans le journal une pierre qu’elle lance ensuite (3’09 à 4’11). Dans Ihre Zeitungen (1967) (68), Harun Farocki met en parallèle les bombardements américains au Vietnam et le bombardement de la population de RFA par des paquets de journaux (12’05 à 12’25) ; Brecht die Macht der Manipulateure de Helke Sander est aussi consacré à Springer et à la manipulation de l’opinion (69). Si les années 70 sont marquées par l’éclosion partout en RFA d’une presse alterna- tive, c’est particulièrement le cas à Berlin ; fortement liée à l’opposition aux médias dominants (70), on ne peut, à Berlin, la dissocier de la critique contre Springer. Berlin fournit également un milieu urbain particulier, marqué par le mouvement étudiant qui suscite de nouvelles formes d’expression médiatique (71). Ainsi, les années 70 voient la création du magazine féministe Courage (1976-1984) ou encore de tip en 1972, une nouvelle formule de city-magazine qui va devenir un succès économique. Enfin, c’est à Berlin qu’est créée en 1979 la tageszeitung, émanation des mouvements alternatifs et des Bürgerinitiativen, qui va devenir le seul quotidien suprarégional installé à Berlin. Très marquée par la critique des médias (la Une de son premier numéro quotidien représente un clown en train de lancer un pavé sur lequel est inscrit « taz », un rappel entre autres des pierres lancées dans les années 60 contre l’immeuble Springer), la taz est un nouveau modèle de journal, sans éditeur, financé par seslecteurs et administré par son personnel et qui se veut la voix d’une Gegenöffentlichkeit. Si la taz s’installe à Berlin, c’est aussi pour des raisons économiques et pour profiter des subventions fédérales spécifiques à Berlin (30 000 marks par mois) (72). D’abord situé à Wedding, le journal déménage en 1989 dans la Kochstraße, en face de l’immeuble Springer, où le conflit avec Springer continue d’un point de vue rédactionnel mais aussi urbanistique.

Berlin, capitale d’un espace public divisé Après la chute du Mur, les systèmes médiatiques se rapprochent au sens où l’Est adopte le modèle occidental ; dans le domaine de la presse, cela se fait au profit des éditeurs de l’Ouest qui investissent largement sur ce nouveau marché. C’est ainsi le cas pour le Berliner Verlag, éditeur de la Berliner Zeitung et de BZ am Abend, qui est racheté par Gruner+Jahr et Robert Maxwell en 1990, et ce avant même que la Treu- hand ne mette en vente les entreprises d’État de RDA. Les phases du changement sont les suivantes (73) : d’octobre 1989 à février 1990, les rédacteurs en chef des grands jour- naux de RDA changent et le SED se sépare de plusieurs titres. Durant cette période, de nombreux journaux sont créés, après l’appel à la liberté d’expression et de la presse

68 https://dffb-archiv.de/dffb/ihre-zeitungen, page consultée le 10.02.2017. 69 https://dffb-archiv.de/dffb/brecht-die-macht-der-manipulateure, page consultée le 10.02.2017. 70 Cf. Christina holtz-Bacha, « Alternative Presse », in: J. Wilke (éd.), Mediengeschichte der Bundesre- publik Deutschland (note 28), p. 330-349. 71 Bentele et al., Medienlandschaft im Umbruch (note 2), p. 191. 72 Weichert/Kramp, Der Berliner Pressemarkt (note 8), p. 12. 73 A. Kapitza, « Verlegerische Konzentration und redaktionelle “Ostalgie” » (note 13), p. 242-244. Les médias à Berlin, au centre des conflits 129 exprimé notamment lors de la grande manifestation sur l’Alexanderplatz du 4.11.1989. Dans la phase suivante, à partir de mars 1990, le PDS, successeur du SED, arrête ses subventions aux journaux, qui sont contraints d’avoir recours à l’aide des éditeurs de l’Est, c’est notamment le cas pour le Berliner Verlag, qui se retrouve indépendant en avril 1990 et va donc trouver des investisseurs de l’Ouest. La troisième phase, qui dure jusqu’à l’été 1991, est marquée par la privatisation des titres menée par la Treuhand ; la quatrième phase, qui débute au milieu de 1991, voit « le déclin et la disparition de la plupart des quotidiens suprarégionaux, des anciens journaux des Blockparteien, des créations de la Wende et d’une bonne partie de titres de magazines traditionnels » (74). Dans l’audiovisuel, les chaînes et stations de radio de l’Est disparaissent en tant que telles et leurs fréquences sont intégrées dans le système existant, ce qui va aussi mener à des changements dans l’audiovisuel de Berlin-Ouest. Le RIAS, en particulier, dispa- raît en tant que tel avec la fin de la Guerre froide.

Tableau 4 : Quotidiens à Berlin 1990-1994

Berlin-Ouest Berlin-Est • Berliner Morgenpost • BZ am Abend → 1990 Berliner Kurier • Bild Berlin am Abend → Berliner Kurier am • B.Z. Morgen → Berliner Kurier (racheté en 1990 par Gruner+Jahr/Maxwell, 1992 Gruner+Jahr • Der Tagesspiegel (racheté par le groupe Holtz- seul propriétaire) brinck en 1992) • Berliner Zeitung (racheté en 1990 par • die tageszeitung Gruner+Jahr/Maxwell, 1992 Gruner+Jahr seul • Spandauer Volksblatt Berlin → Volksblatt propriétaire) Berlin 1991 • Neues Deutschland Die Welt (Springer) déménage de Bonn à • • Privatisation par la Treuhand des journaux du Berlin 1993 SED

Tableau 5 : Audiovisuel à Berlin 1990-1994 (75)

• SFB 1 télévision • Radio DDR2, Stimme der DDR, RIAS 1 → réunis dans Deutschlandsender Kultur 1990 puis Deutschlandradio (Berlin/Cologne) 1994 • Berliner Rundfunk privatisé 1992 • RIAS-TV → DW-TV 1992 • RIAS 2 privatisé 1992 (75) Le vote de 1991 en faveur du déménagement à Berlin a suscité l’espoir de voir Berlin redevenir une capitale de la presse, menant à une « course de vitesse des grands éditeurs allemands pour mettre en place un journal de la capitale » (76), par exemple lorsque le groupe Holtzbrinck rachète le Tagesspiegel en 1992, mais ceci se situe en grande partie dans les années postérieures à la période étudiée ici. Berlin reste cependant le marché le plus difficile de RFA, et il a été impossible de développer un nouveau suprarégional

74 Ibid., p. 244. 75 Cf. particulièrement Bentele et al., Medienlandschaft im Umbruch(note 2), p. 260-261. 76 Sophie Mützel, « Von Bonn nach Berlin : Der gewachsene Hauptstadtjournalismus », in : Stephan Weichert, Christian Zabel (éd.), Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt, Cologne, Halem, 2007, p. 55, citée par Weichert/Kramp, Der Berliner Pressemarkt (note 8), p. 14. 130 Revue d’Allemagne

émanant de la capitale – même si le groupe Springer a déménagé Die Welt de Bonn à Berlin en 1993, suivi par la Welt am Sonntag en 2001 et par Bild en 2008 qui ont rejoint le reste des quotidiens dans l’immeuble Springer. Les traces de la séparation, matérielle mais aussi en systèmes médiatiques différents, sont bien présentes dans les habitudes de consommation des médias : ainsi, on conti- nue à lire davantage le Tagesspiegel à l’Ouest et la Berliner Zeitung à l’Est (77), même si les deux journaux ont des lecteurs de l’autre côté, comme c’est aussi le cas pour la Berliner Morgenpost ou B.Z. La tageszeitung pour sa part reste un suprarégional de l’Ouest. La séparation Est/Ouest ne s’arrête d’ailleurs pas à Berlin, et le Mur continue à exister dans l’espace public (78) ; c’est aussi le cas pour l’audiovisuel, les téléspectateurs des nouveaux Länder ayant une préférence pour les programmes de divertissement privés mais aussi pour les programmes régionaux qui traitent de leur actualité spéci- fique (ce qui n’est pas le cas des programmes nationaux) et rediffusent les émissions de divertissement cultes de RDA (79). Enfin, alors même que les traces du Mur ont été effacées très rapidement, les conflits autour des médias ont laissé une trace matérielle dans la chair de la ville : ainsi, un morceau de la Lindenstraße et de la Kochstraße ont été rebaptisés respectivement en 1996 et en 2008, et se croisent désormais sous le nom de Axel-Springer-Straße et Rudi-Dutschke-Straße. Le groupe Springer a son siège au numéro 65 de la première, la tageszeitung a ses locaux au numéro 23 de la deuxième. Le croisement de ces deux rues raconte en concentré l’histoire des médias à Berlin, à l’intersection de deux systèmes et en permanente interaction les uns avec les autres, des médias qui ont investi l’espace urbain et l’ont ainsi transformé de manière durable.

Résumé L’affrontement Est/Ouest se fait à Berlin par le biais des médias dans la ville et par la ville, celle-ci devenant elle-même dans son organisation et dans sa matérialité un acteur et une chambre d’écho de ces conflits. Les deux espaces de communication sont imbri- qués, en particulier par la circulation des médias audiovisuels d’Ouest en Est mais aussi d’Est en Ouest. L’audiovisuel de l’Ouest est la (contre)-référence permanente, explicite ou implicite, des médias de l’Est et du discours officiel sur ces médias, tant dans la réalité de la consommation que dans les représentations. On a donc affaire à un phénomène transnational de représentations croisées et imbriquées des médias respectifs, qui fait qu’ils s’influencent également mutuellement. Le groupe Springer, installé à Berlin, est à la fois un acteur (notamment avec son immeuble de la Kochstraße) mais aussi un objet omniprésent de la communication et des conflits des deux côtés du Mur, ce qui aura des conséquences à moyen et long terme dans le domaine des médias (naissance de nouveaux médias alternatifs) mais aussi sur le plan de l’urbanisme.

77 Ibid., p. 90. 78 Valérie Robert, La presse en France et en Allemagne, Paris, Presses Sorbonne Nouvelle, 2012, p. 89-90. 79 Beate Schneider, « Massenmedien im Prozeß der deutschen Vereinigung », in : J. Wilke (éd.), Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland (note 28), p. 621. Les médias à Berlin, au centre des conflits 131

Zusammenfassung Der Ost-West-Konflikt hat in Berlin auch durch die Medien stattgefunden; die Stadt Berlin selbst ist in ihrer Organisation und ihrer Materialität zu einem Aktanten und einer Echokammer dieser Konflikte geworden. Die beiden Öffentlichkeiten bzw. Kom- munikationsräume waren insbesondere dadurch miteinander verflochten, dass Rund- funkmedien von West nach Ost, aber auch umgekehrt sendeten. Der Westrundfunk blieb für die Ostmedien ein ständiges, implizites oder explizites Gegenmodell, was auch für den offiziellen Diskurs über diese Medien der Fall war; dies galt sowohl für die Medi- enkonsumgewohnheiten als auch für die Repräsentationen. Man hat es hier mir einem transnationalen Phänomen von verflochtenen Repräsentationen der jeweiligen Medien zu tun, die in einem wechselseitigen Verhältnis stehen und dadurch auch einen Einfluss auf einander ausüben. Der seit den 60er Jahren in Berlin ansässige Springer-Konzern war mit seinem Springerhochhaus sowohl Aktant als auch allgegenwärtiges Objekt der über die Mauer hinweg stattfindenden Kommunikation und der konvergierenden bzw. mit einander verflochtenen Konflikte. Dies sollte mittel- und langfristig Spuren im Bereich der Medien (mit der Gründung neuer, alternativer Medien) wie auch im Stadtbild selbst hinterlassen.

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 133 T. 49, 1-2017

Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran des années 1960 à la chute du Mur

Diane Barbe *

C’est en centaines que se comptent les productions filmées « à » et « sur » Berlin, durant la période de la division de la ville : fictions et documentaires, courts et longs métrages, vidéos, bandes d’actualités sont autant de récits et d’images traversés d’éléments communs participant de son identité. Jusqu’en 1989, la « ville siamoise », telle que la nomme Peter Schneider dans Le Sauteur de Mur (1), a occupé les écrans enrichissant deux systèmes de représentation de l’espace urbain, nourris d’éléments propres à chaque partie de la ville et de formes esthétiques spécifiques. Ces deux ima- geries ont produit un discours, à l’Est et à l’Ouest, participant à la fabrication identi- taire de ces deux territoires. Dans une démarche comparatiste de cette filmographie urbaine double, ces images cinématographiques peuvent être observées en ce qu’elles permettent d’enrichir une pensée de l’espace berlinois, une pensée déployée dans le cadre de l’écran. En arpentant le système spatial tel qu’il nous est donné à voir par les caméras, il s’agit de « comprendre-avec-le-cinéma » (2) la ville, afin de saisir dans toutes ses complexités cet objet kaléidoscopique. Cela signifie adopter une démarche géo- centrée (3), c’est-à-dire donner la primeur à l’espace et s’attacher à l’analyse du territoire tel qu’il est composé dans les productions cinématographiques. Des années 1960 à 1989, les images filmées berlinoises expriment, de part et d’autre du Mur, un propos sur la ville qui connaît deux grandes orientations : il participe

* Docteur en études cinématographiques, université sorbonne nouvelle – Paris 3. 1 Peter Schneider, Le sauteur de Mur (1982), Paris, Éditions Grasset, 2000. 2 Antoine Gaudin, L’espace cinématographique. Esthétique et dramaturgie, Paris, Armand Colin, 2015, p. 207. 3 Il s’agit de placer le lieu au cœur de l’attention et de faire d’un référent spatial l’égide sous lequel sont placées les productions cinématographiques soumises à l’analyse. Sur le sujet, voir Bertrand West- phal (dir.), La géocritique mode d’emploi, Limoges, Presses universitaires de Limoges, 2000 ; Bertrand Westphal, La géocritique. Réel, fiction, espace, Paris, Les Éditions de Minuit, 2007. 134 Revue d’Allemagne tantôt à faire de Berlin une vitrine politique, il en fait tantôt l’espace d’une critique sociétale. Le présent article entend ainsi questionner la manière dont ces deux dis- cours s’expriment au niveau audiovisuel dans le cinéma de fiction est- et ouest-alle- mand sur la période retenue (4). Point de repère dans l’expérience de l’espace et dans la pratique du bâti, assignant une charge affective et symbolique aux morphologies urbaines, l’architecture apparaît comme un élément d’analyse particulièrement riche quant à la fabrication d’espaces de significations au sein de la ville. Ainsi, ce sont les images cinématographiques de constructions architecturales emblématiques qui vont retenir notre attention : les héritages passés et les édifices récemment sortis de terre, les lieux emblématiques anciens et modernes d’un Berlin connu et attendu.

Les odes urbaines des années 1960 Dans les années 1960, les architectures emblématiques sont portées à l’écran dans des odes urbaines où la modernité est vantée, tant à l’Est qu’à l’Ouest, par la compo- sition d’un espace urbain filmé louant la réussite de leur système respectif tant sur le plan urbanistique que sociétal. Des longs métrages tels que Die endlose Nacht de Will Tremper (1963, RFA), Es d’Ulrich Schamoni (1966, RFA), Verliebt und vorbestraft (Erwin Stranka, 1963, RDA) ou encore Der tapfere Schulschwänzer (Winfried Junge, 1967, RDA) donnent à voir Berlin telle une ville-vitrine. Cela est particulièrement flagrant dansPlaygirl, Berlin ist eine Sünde wert (Will Tremper, 1966, RFA) où tout se présente comme apparemment moderne : l’héroïne, Alexandra, une mannequin célèbre et courtisée, voit se succéder séances de photogra- phies et rendez-vous galants. Les lieux qu’elle fréquente, ses relations avec les hommes et sa répartie façonnent un personnage émancipé. « Étrange figure oscillant entre le cinéma commercial et le cinéma d’avant-garde » (5), Will Tremper réalise un long métrage un peu hybride où se côtoient des scènes à l’esthétique ambitieuse et d’autres saturées de clichés et d’invraisemblances du scénario. Plusieurs séquences dans l’espace urbain viennent ponctuer le récit et l’évolution des flirts de l’héroïne, dans une mise en cadre révélant la modernité de la ville. Le système spatial filmé opère comme une mise en vitrine de Berlin-Ouest où se marient le uxel des villas de Dahlem, l’élégance moderne de nouvelles constructions, le chic des res- taurants et les vitrines illuminant la nuit du Kurfürstendamm. Un plan de la Funkturm amorce ce portrait urbain, opérant tel un rappel de la métropole berlinoise des Goldene Zwanziger avec toute la portée symbolique de la référence (6). Ce travelling sur la tour de la radio, devenue un emblème audiovisuel, inscrit topographiquement l’arrivée dans la ville de la protagoniste, ce que son exclamation « Berlin » vient renforcer. Se succè- dent par la suite différentes scènes venant en surenchère asseoir la modernité urbaine.

4 Cet article découle de l’étude empirique de près de quatre-vingts longs métrages de fiction est- et ouest-allemands, menée dans le cadre d’une recherche doctorale. Voir Diane Barbe, Berlin(s) à l’écran de 1961 à 1989. Essai de topographie cinématographique, thèse de doctorat d’Études cinémato- graphiques et audiovisuelles, dirigée par Laurent Véray, soutenue le 12 décembre 2016 à l’Université Sorbonne Nouvelle – Paris 3. 5 Ulrich Gregor, « Le Jeune cinéma allemand », Cinéma, n° 110 (1966), p. 36. 6 La tour commença à diffuser des émissions radiophoniques en 1925 et émit le premier programme télévisé régulier au monde en 1935. Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 135

Alexandra est ravie devant la Gedächtniskirche ; sur le Kurfürstendamm éclairé dans la nuit, elle va au théâtre et au restaurant. Elle participe à une séance de photographie sur la Ernst-Reuter-Platz, récemment reconstruite, et danse sur le parterre de la Phil- harmonie, édifiée d’après les plans de Hans Scharoun sur le Kulturforum et inaugurée en 1963. La succession de ces scènes propose une représentation de l’espace urbain édulcorée, collant parfaitement à l’image-vitrine de la ville composée dans ces années- là : un Berlin moderne et cosmopolite où il fait bon vivre. La manière dont le Mur est montré, à deux reprises, appuie ce constat. Lors d’une scène où la mannequin pose devant la paroi de parpaings pour une séance de cli- chés de mode, son photographe est apostrophé par deux passants, qui lui demandent s’il n’a pas honte de photographier des femmes nues devant le Mur ; la protagoniste leur répond « Ne frimez pas trop avec votre Mur ! ». Cette scène est intéressante parce qu’elle assoie déjà une image du Mur occultant quelque peu sa caractéristique fonda- mentale de frontière. Le comportement et les propos du photographe et de la manne- quin tendent à banaliser le décor, les barbelés et le passage d’une jeep, et par extension le contexte de la Guerre froide. La frontière est encore suggérée, alors qu’Alexandra traverse la Friedrichstraße, à proximité du Checkpoint Charlie, et qu’elle entend les énoncés diffusés par les haut- parleurs du poste-frontière dénonçant le Mur de la honte. Succède à cela une scène, où la jeune femme attend Joachim Steigenwald, promoteur immobilier, pour visiter le chantier de la tour de bureaux, presque terminée, du siège berlinois des éditions Axel Springer. Le parcours ainsi donné à voir entre ces deux lieux use de l’ellipse grâce à la médiation du son : il exprime la proximité du plus célèbre checkpoint de la ville avec le futur bâtiment du fameux groupe de presse, cet immeuble vitrine du capitalisme triomphant. Un motif récurrent de la mise en images de la ville dans ces années-là est, de surcroît, convoqué dans ces plans : celui du chantier. Les deux filmographies ont, en effet, en par- tage de porter à l’écran le chantier comme témoin de la modernisation de la ville et de ses transformations. Il se rencontre à plusieurs reprises dans un portrait de Berlin-Est à la modernité affichée : Ein Lord am Alexanderplatz (Günter Reisch, 1967, RDA). Le scénario, drôle et léger, écrit par Kurt Belicke, se fait presque prétexte à la mise en image de l’espace urbain tant la ville s’invite dans ce film comme une protagoniste à part entière. Le héros, Ewald Honig, fraîchement arrivé, sillonne la ville au volant d’une Mercedes-Benz 220 aussi rutilante et tape-à-l’œil que son propriétaire aux manières aristocratiques et à la galanterie excessive. Façade de son prétendu confort financier basé sur une succession de mensonges, la voiture est à l’image de la vie qu’il veut reconstruire à Berlin. Le système spatial filmé connaît ce qui apparaît comme une progression. Ce qui défile pendant le générique de début en surimpression et la séquence suivante se fait programmatique des évolutions de l’espace urbain telles qu’elles vont être portées à l’écran. Pendant près de deux minutes, plans fixes sur certaines architectures alternent avec des travellings et des panoramiques suivant la Mercedes ou filmés depuis son habitacle. Le centre-ville historique défile au rythme de la conduite d’Ewald chanton- nant et ces vues sont entrecoupées de plans fixes d’immeubles dynamités et de façades s’effondrant dans un grand fracas. LeRotes Rathaus, l’allée Unter den Linden et la porte de Brandebourg, le Deutsche Oper laissent place aux nouvelles constructions d’après-guerre : au patrimoine architectural de la Museumsinsel, affichant une légiti- mité territoriale, s’adjoignent les nouvelles constructions de l’Alexanderplatz, fleurons 136 Revue d’Allemagne des politiques de rénovation de cette partie de la ville. Les plans fixes d’immeubles dynamités viennent asseoir visuellement la construction d’un centre de Berlin-Est moderne, qui se fait de plus en plus présent à l’écran à mesure que l’on avance dans le film. Ces vues de destruction d’anciens immeubles se présentent comme des combi- naisons audiovisuelles éloquentes et puissantes, significatives de la logique de trans- formation de la ville en vue de sa modernisation : le réel inhérent au film, en renvoyant par un jeu de référentialité à l’extrafilmique, invite le spectateur à « retrouver une expé- rience visuelle dans une image répétitive, condensée, maîtrisable » (7). L’effondrement de ces Altbauten renverse la figure du déchet, qui, dans son rapport à la temporalité, évoque l’état antérieur et dépassé d’une chose, d’un système. Dans cet espace urbain est-berlinois en mutation, l’image du déchet urbain suite à une destruction revêt une connotation positive : il ne s’agit plus des tonnes d’éboulis de la ville bombardée en 1945 mais d’un dynamitage décidé pour la métamorphose moderne de la ville. À la catastrophe d’hier répond le progrès d’aujourd’hui (8). Si la première moitié du long métrage est ainsi ponctuée de vues et de scènes se déroulant dans le quartier de Mitte dans une forme d’affichage du classicisme de ses lieux emblématiques, dans la seconde moitié du film, place est faite aux monumenta- lités modernes autour de l’Alexanderplatz, telle la Haus des Lehrers, la Kongresshalle et la Karl-Marx Allee. Le mouvement vers l’est que donne à voir la progression du sys- tème spatial filmé traduit le cheminement vers la modernité, dans un subtil mariage entre passé et présent, où ce dernier prend l’ascendant comme en témoigne une des dernières scènes urbaines du long métrage. Deux panoramiques de grand ensemble embrassent la ville, l’œil de la caméra tourné vers l’Est. La ville s’offre au regard, parée de ses nouveaux immeubles quadrillant l’espace ; la Haus des Lehrers et ses fresques en mosaïque, aisément reconnaissables, rappellent la modernité architecturale incar- née notamment dans la rénovation de l’Alexanderplatz et les réalisations du célèbre architecte Hermann Henselmann. L’image de l’appareil de levage s’imposant dans le champ figure, de surcroît, en surenchère la reconstruction du centre de Berlin-Est, tel le symbole du chantier de modernisation de l’espace urbain. Ces prises de vue, cadrées en plan d’ensemble, et les nombreuses architectures emblématiques portées à l’écran viennent asseoir topographiquement la réplique d’un des personnages du récit, la cri- minologue Johanna Farkas, à son arrivée à la Ostbahnhof : « Das ist unsere Hauptstadt der DDR ». Il est intéressant me semble-t-il d’y voir la manifestation d’une efficience du regard – à travers l’œil de la caméra en surplomb – au service de la ville-vitrine. Ce regard éminent et le symbole qu’il charrie, associés à ces vues de très grand ensemble, se rencontrent aisément dans les films est-allemands des années 1960. La volonté d’afficher la modernité du nouveau centre de Berlin-Est transparaît par exemple dans les vues en plongée depuis des immeubles en construction au sud de l’Alexanderplatz dans Verliebt und vorbestraft (Erwin Stranka, 1963, RDA) (9). Der

7 Jacques Aumont, L’ image, Paris, Nathan, 1990, p. 59. 8 Il est à noter que ces plans se rencontrent tout au long des années 1970 dans la cinématographie est- allemande, notamment dans l’un des plus grands succès des studios de la DEFA Die Legende von Paul und Paula (Heiner Carow, 1973, RDA), et même jusqu’au début de la décennie qui suit tel qu’en témoigne Sabine Kleist, 7 Jahre (Helmut Dziuba, 1982, RDA). 9 Sur ce sujet, voir Diane Barbe, « Ville nouvelle à l’écran : le stéréotype filmé des grands ensembles berlinois (1961-1989) », Revue Trait d’Union (en ligne), n° 7 (2017), à paraître. Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 137 tapfere Schulschwänzer (Winfried Junge, 1967, RDA), encore, propose pour faire suite au générique des plans d’ensemble de lieux emblématiques de Berlin-Est montés en alternance avec des instantanés du jeune protagoniste, Thomas. Ces vues, à l’instar de celles qui ponctuent fréquemment la diégèse, donnent à voir la Museumsinsel, le Rotes Rathaus, le Gendarmenmarkt (à l’époque de la RDA, Platz der Akademie), le Berliner Dom, la Marienkirche ou encore le café Moskau sur la Karl-Marx Allee. Elles obéissent à un cadrage faisant que la partie occidentale de la ville n’est à aucun moment ni montrée, ni suggérée. Le « Das ist Berlin », prononcé en voix off sur un plan du cœur historique, associe, dans une forme de surenchère, le nom de la ville à la succession d’images apparaissant à l’écran. Dans ce film dont le scénario est prétexte à une succession de scènes opérant comme un album de cartes postales animées parti- cipant à une représentation urbaine telle une vitrine, ces plans insérés au cœur même du récit peuvent se lire comme des « manifestations d’un regard panoptique » (10), où la caméra recouvrerait la toute puissance fantasmatique de l’œil. Ce regard total portant une ambition globalisante, embrasse, en récurrence, le cœur, l’intérieur de la partie orientale de la ville. Il l’unifie autour de son centre historique et semble quelque part se faire l’instrument d’une possible maîtrise du monde urbain en affirmant, par la répétition, l’identité de la ville. L’angle de prise de vue en plongée ou bien la position de la caméra en surplomb confortent une vision hégémonique sur l’espace montré que le travail sur la lumière, dense et chaude, souligne d’un vernis flatteur. Ces plans d’ensemble ont de surcroît en commun le fait d’être filmés en caméra objective : ce sont des vignettes jalonnant la diégèse, des « cartes postales animées » marquant des pauses dans le récit au service d’une mise en valeur de la ville-personnage. Ces vues ont ainsi la particularité d’être déconnectées d’un possible regard des protagonistes, de n’y faire aucune référence explicite, accentuant, de fait, une impression de globalité. La caméra y symbolise un œil collectif, incarnation de la masse et de la communauté. Ces mises en cadre de certains lieux et motifs qui se succèdent sont au service de ces odes à la modernité qui vantent la ville-vitrine dans les années 1960. Moderne et charmant, ce paysage se nuance peu à peu et les protagonistes l’occupent de manière plus contrastée à partir du début de la décennie qui suit.

L’image carte-postale de la ville : entre complexification et retournement dans les années 1970 Les années 1970 amorcent ainsi une complexification du système spatial filmé où les lieux emblématiques se chargent d’une portée sémantique par l’expérience des person- nages du récit, qui alourdit d’un signifié l’image carte-postale de la ville. Les deux Ber- lin ont dès lors en partage de se déployer à l’écran de façon kaléidoscopique. Certains longs métrages composent un espace urbain filmé affichant une forme de neutralité, tandis que d’autres s’emparent du paysage pour faire un territoire où s’exprime un propos critique. Dans la filmographie est-allemande, la vision panoptique circonscrivant Berlin à sa seule partie orientale, observée quelques années plus tôt, laisse place à un usage des

10 Patrick Vienne, « You are here : la ville en plan d’ensemble dans le cinéma américain contemporain », in : Julie Barillet, Françoise Heitz, Patrick Louguet, Patrick Vienne (dir.), La ville au cinéma, Arras, Artois Presses Université, 2005. p. 56. 138 Revue d’Allemagne plans de très grand ensemble et en plongée permettant d’embrasser la ville et de don- ner à voir l’autre côté. Un long métrage est, à ce titre, éloquent. Hostess (Rolf Römer, 1976, RDA) dresse le portrait de Jette, hôtesse à la tour de la Télévision animant visites guidées de monuments et tours dans la ville en bus. Berlin-Est y est révélé comme une ville touristique, où le montage, telle une brochure touristique, décline les différents lieux incontournables de la ville. La similitude des vues urbaines dans cette séquence avec les photographies qui ont pu être observées dans les fascicules à l’intention des visiteurs (11) est frappante et conduit à considérer ces mises en cadre comme un album de cartes postales animées emblématiques de la partie orientale de Berlin. Que le système spatial filmé dans Hostess réponde de l’image-vitrine est indéniable. Toutefois, trois courtes scènes, portant à l’écran la porte de Brandebourg, invitent à complexifier l’analyse de l’espace urbain filmé dans ce long métrage. La emièrepr se déroule dans la salle panoramique, en haut de la tour de la Télévision, où la protagoniste commente en anglais une visite de ce Berlin vu d’en haut. Alors qu’elle explique que cette partie de la ville fut détruite à près de 80 % lors de la Seconde Guerre mondiale, la caméra s’attarde sur ce qu’elle nomme « the center of the town before the war » : une partie de l’Île des Musées avec le Berliner Dom, Unter den Linden et ses bâtiments célèbres et, à son extrémité, la porte de Brandebourg ouvrant sur la Straße des 17. Juni. Le travelling optique dure cinq secondes et se rapproche de la porte jusqu’à la distinguer nettement et montrer l’absence d’activité autour d’elle. Ce vide « humain » matérialise l’existence du Mur, qui n’est pas visible à l’écran, et semble venir nuancer le tableau que dresse la guide des reconstructions et des rénovations entreprises par les autorités est-allemandes pour faire de Berlin-Est la façade de la République démocratique. Une autre image de la porte de Brandebourg survient lors d’une visite guidée à travers la ville à bord d’un bus. Ce travelling de trois secondes fait suite à une prise de vue de la fontaine Schwebender Ring sur la Karl-Marx Allee et précède un plan du Dom et d’Unter den Linden. La scène finale, enfin, peut être lue comme un prolongement d’un procédé centrifuge de mise en cadre de l’espace urbain où il ne s’agit plus d’aller du centre vers la périphérie mais d’embrasser la ville dans sa totalité. Plusieurs travellings optiques arrière partant d’un plan rapproché sur le dernier étage d’un immeuble, puis s’éloignant pour inclure les toits alentour, sont suivis de vue aériennes révélant Berlin. L’apparition de l’église du Souvenir et de la colonne de la Victoire, incarnant la partie occidentale de la ville, vient en outre rappeler que si Berlin-Est est un objet unifié, identifié et identifiable comme un espace urbain complexe, il existe un autre espace urbain au-delà du Mur. La porte de Brandebourg est ainsi insérée dans cet « album filmé » de Berlin-Est et révélée comme intégrée à la topographie berlinoise en tant que monument historique ayant un attrait touristique. Toutefois, la charge mémorielle et symbolique en référence à la frontière n’en est pas moins gommée. Ce qui apparaît dans les images filmées de la porte de Bran- debourg témoigne d’un paradoxe dans les expressions complexes de la représentation du Mur en RDA. Le photographier ou le filmer signifiait prendre le risque de menaces et de

11 À titre d’exemples, voir : Berlin, capitale de la République démocratique allemande, Dresde, Verlag Zeit im Bild, 1987 ; Berlin Hauptstadt der DDR (1977), Berlin, VEB Tourist Verlag, 1983 ; Berlin. La capitale de la RDA salue ses visiteurs, Berlin-Est, Berlin-Information, 1984 ; Kurzgefaßt : Berlin, Berlin, Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, 1966 ; Eckart Stratenschulte, Berlin-Est, Berlin, Informationszentrum, 1988. Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 139 répression (12). Exceptés les Mauerfilme (13) et l’iconographie des premières années de son existence, l’enceinte bétonnée n’était jamais représentée comme telle et rapidement, la porte de Brandebourg devint le lieu incarnant la frontière dans les dessins et les clichés. Pour autant, il était possible de faire du monument des « prise[s] de vue d’un point de vue touristique en conformité avec la doctrine socialiste » (14). À l’instar de Rolf Römer, Rosa von Praunheim, dans Berliner Bettwurst (1973, RFA), usant d’une mise en cadre de l’espace urbain tel un album de cartes postales animées, propose un collage de motifs intrinsèques à l’image-vitrine de Berlin-Ouest en les détournant systématiquement par le jeu des protagonistes ou bien en les juxtaposant. Ces différents motifs, de surcroît, se superposent à l’écran, adjoignant à la prise de vue urbaine des objets sonores, des représentations dessinées et des paroles attachées à une vision attendue de la ville, où le kitsch se confronte au poids de l’Histoire. Une séquence de près de trois minutes donne à voir le couple de protagonistes, filmés, en plan fixe, assis au premier étage d’un bus passant devant un certain nombre de lieux emblématiques. S’improvisant guide touristique pour Luzy, Dietmar commente ce qu’ils voient défiler derrière les vitres. S’il n’est pas aisé pour le spectateur, au regard de l’angle de prise de vue, de distinguer nettement les lieux mentionnés, la ville défile, en réalité, à travers les propos du couple et les toponymes cités, dans une forme de visite aveugle de la ville-vitrine. Il évoque la Siegessäule, son déplacement en 1938 sur la Straße des 17. Juni. En répétant à l’envi combien l’endroit est célèbre, Dietmar pointe du doigt l’Europa-Cen- ter, l’Église du Souvenir, le siège des éditions Alex Springer, le Checkpoint Charlie sur lequel il s’attarde dans ses explications. Grossissant le trait du registre comique en jouant avec la caricature, le didactisme excessif, presque artificiel, de Dietmar, usant abondam- ment de la répétition, ses gestes très maniérés, associés à la légèreté de Luzy oscillant entre indifférence et excentricité, enveloppent la séquence d’un ton flirtant avec le burlesque. S’ensuit une scène au pied du Mur, où le bus s’est arrêté devant la façade d’un Altbau de la Bernauer Straße, dont les fenêtres et portes ont été murées parce que le bâtiment se trouvait sur la ligne de démarcation. Dietmar relate à Luzy l’histoire récente de la célèbre rue et, de fait, celle de la frontière urbaine. Les deux personnages sont filmés devant une croix de bois ornée d’une couronne et d’un bouquet de fleurs, placée là en hommage à une des victimes du Mur ayant trouvé la mort lors d’une tentative de fuite vers Berlin-Ouest (15). Suite à leur dialogue a lieu une séance de photographies où, avec

12 Sur les photographies clandestines de la frontière, voir Berliner Mauer : Fotos verboten ! Die heimlichen Fotos von Detlef Matthes in Ost-Berlin, Berlin, BStU Bildungszentrum, 2013. 13 Sur les Mauerfilme, voir Cyril Buffet, « “RDA – MON AMOUR”. La représentation du mur de Ber- lin dans le cinéma est-allemand », Allemagne d’aujourd’hui, n° 189 (2009), p. 190-204 ; Diane Barbe, « Projecteurs sur le Mur. La représentation du Mur de Berlin dans le cinéma de fiction est- et ouest- allemand de 1961 à 1990 », in : Christin Niemeyer, Ulrich Pfeil (dir.), Der deutsche Film im Kalter Krieg. Cinéma allemand et Guerre froide, Bruxelles, Peter Lang, p. 197-212. 14 Jean-Louis Georget, « Photographier le Mur », in : Nicole Colin, Corine Defrance, Ulrich Pfeil, Joachim Umlauf (dir.), Le Mur de Berlin. Histoire, mémoires, représentations, Bruxelles, Peter Lang, 2016, p. 238. 15 Une première croix avait été placée à l’endroit où Ida Siekmann se blessa mortellement le 22 août 1961, en sautant du troisième étage de l’immeuble sis au 48 de la Bernauer Straße, dont la porte avait été murée le matin même. Elle est considérée comme la première victime du Mur. D’autres croix furent par la suite installées en mémoire d’autres personnes décédées lors de tentatives de fuite. 140 Revue d’Allemagne un enthousiasme exubérant, ils prennent la pose devant l’objet mémoriel au premier plan, la frontière au second. Le comportement du couple répond de la mise en scène induite par la présence double d’un objectif photographique et d’un lieu embléma- tique, touristique, objet d’un parcours menant jusqu’à lui. Aucune différence n’est faite entre ce lieu-là, le Mur, et n’importe quel autre : leurs attitudes, gestes et expressions sont similaires à ceux vus dans d’autres scènes, pour d’autres photographies dans la ville. En gommant les spécificités du lieu et en bousculant l’attitude attendue des tou- ristes en visite, Rosa von Praunheim impose le décalage. Décalage chromatique dans les teintes criardes de leurs vêtements tranchant sur les dégradés de gris et de marron du bâti environnant. Décalage de rythme aussi lorsque le couple s’élance en courant vers la plateforme d’observation en se tenant la main, tandis que les autres touristes sont discrets, observateurs concentrés, conscientisant l’expérience géographique de la Guerre froide. Un décalage enfin entre la charge mémorielle incarnée dans la croix et leur enthousiasme exagéré, la légèreté de ton de leurs propos et de leurs réactions. S’agitant, littéralement, devant l’objet commémoratif, Luzy exprime sa déception de ne pas voir « les barbelés dont on lui a parlé » avant de convenir avec Dietmar de l’urgence de prendre des photos au vu de la courte durée de la pause du bus. Dans cette scène flirtant avec l’absurde, le comique improbable de la situation tourne en déri- sion ce tourisme du Mur et la valorisation de la frontière comme lieu touristique dans l’aménagement du territoire urbain. La présence de la croix, rappelant les politiques commémoratives de ses victimes, invite à s’interroger aussi sur le détournement de ce symbole, non pas au regard de la mémoire de ces individus, mais plus en ce qu’il parti- cipait à la charge emblématique de la Bernauer Straße. Dès 1961, du fait de sa position, la rue se fit icône médiatique et elle le resta en devenant un des lieux incontournables des circuits touristiques et des visites officielles. Le détournement de l’image-vitrine de Berlin-Ouest trouve un prolongement dans un plan fixe, à la vingtième minute du long métrage, portant à l’écran un coussin, en satin bleu nuit, orné de broderies représentant, à ses quatre coins, la Funkturm, le grand magasin KaDeWe, le mémorial pour le Pont aérien situé devant l’aéroport de Tempelhof et l’Église du Souvenir. La porte de Brandebourg figure au centre, au- dessus du nom de la ville écrit en lettres capitales et de l’ours, son emblème, ceint d’un écusson. Cette composition kitsch brodée d’image de lieux emblématiques opère comme un finale du portrait touristique de la ville avant d’ouvrir sur une appréhen- sion plus hétéroclite de l’espace urbain filmé. Avec une dynamique centrifuge, le sys- tème spatial donné à voir dans ce long métrage semble être construit en deux parties où l’image de ce coussin opère telle une césure entre un premier temps, s’emparant pour la détourner de l’image-vitrine de Berlin-Ouest, et un second apparaissant comme un collage de motifs urbains qui ne sont plus touristiques, entrecoupés de longues scènes en intérieur et d’un voyage du couple à Majorque. Plus aucune prise de vue de lieux célèbres n’apparaît après ce plan du coussin, sorte de condensé iconique et symbolique de Berlin-Ouest. Sont réunis des monuments emblématiques ayant une charge sémiotique et historique forte renvoyant au passé d’avant-guerre (excepté le mémorial pour le Pont aérien) tout en symbolisant l’expérience de la Guerre froide. La porte de Brandebourg et sa position centrale dans la composition, particulière- ment, mettent en exergue le palimpseste berlinois. Concentrant les strates de passé, investie par les gouvernements successifs, depuis la fin duxix e siècle, d’un message Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 141 politique (16), elle raconte la constitution de l’État-nation en 1871, la surenchère de la propagande nazie et l’exaltation du sentiment national, puis la « catastrophe alle- mande » en 1945. Avec la partition du pays, elle s’est retrouvée à l’extrémité de la zone soviétique puis de la partie orientale de Berlin, et devint, après la construction du Mur, un lieu inaccessible, au milieu du no man’s land, symbole de la division de la ville. Et, de fait, ce lieu de mémoire par excellence de l’histoire allemande récente était le seul monument commun aux deux filmographies (17), qui, tout en incarnant la frontière, est devenu un motif iconique objet d’enjeux mémoriels et politiques propres à chaque système de représentation. Ces broderies sur satin, de surcroît, rapprochent ce coussin des babioles kitsch, ces petits objets vendus dans des kiosques pour touristes, dont la surcharge, les matériaux bon marché et la fonctionnalité incertaine font qu’ils sont bien souvent taxés de « mau- vais goût ». Détournés, les lieux emblématiques ainsi présentés sont, dans cette mise en abîme figurée, non pas seulement exposés mais presque caricaturés, artificialisés, invitant à jouer avec les mots, à rapprocher ce brocart de soie, parce que flirtant avec le sarcasme, avec son homonyme, le brocard, la raillerie. Hostess et Berliner Bettwurst partagent une mise en cadre de l’espace urbain com- posite. Les architectures emblématiques telles qu’elles ont été observées apparaissent à l’écran comme des motifs urbains notoires, admis et connus comme tels, dans une forme de mise en vitrine qui, jouant de certains clichés, correspond à une représen- tation « attendue », tout en la complexifiant par l’appréhension de l’espace des prota- gonistes. Elle n’est plus seulement le support d’un propos topo-centré ouvrant une réflexion sur la « ville carte postale », elle s’alourdit, elle s’épaissit d’un signifié relevant de l’expérience, celle des personnages dans le réel diégétique.

L’altération de l’image-vitrine : la ville, espace d’une critique sociétale À Berlin-Ouest, l’éloignement d’avec la ville-vitrine, marqué dès le début des années 1970 et s’affirmant au milieu de la décennie, se traduit par des contre-images, inscrites dans une tradition contre-culturelle que la fin des années 1960 a profondément ancrée dans cet espace isolé (18). Elles expriment une critique du système dominant et de son modèle économique par la territorialisation d’un propos politique s’attachant aux architectures et à la frontière. La modernité s’incarne dans l’étoile Mercedes brillant dans la nuit de l’Europa Center tandis que les monuments historiques sont de près ou de loin liés à la dictature fasciste, réactivant dans le présent un passé lourd. L’histoire se déploie dans l’espace urbain, pesant sur son appréhension, sur son appropriation. La « ville-Phoenix », témoin de sa capacité à se relever du chaos de l’après-1945, est délaissée pour la ville-mémoire. Helke Sander (Redupers, 1978, RFA), Ulrike Ottinger

16 Sur le sujet, voir Stéphane Füzessery, « L’emblème et le symbole. Un siècle d’imageries cinémato- graphiques de la porte de Brandebourg », Vingtième Siècle. Revue d’histoire, n° 72, oct.-déc. 2001, p. 89-96 ; Étienne François, Hagen Schulze (dir.), Mémoires allemandes, Paris, Gallimard, 2007. 17 Voir précédemment les remarques sur Hostess (Rolf Römer, 1976, RDA). 18 Sur le sujet, voir, entre autres, Charlotte Bomy, André Combes, Hilda Inderwildi, Contre-cultures à Berlin de 1960 à nos jours, Cahiers d’Études germaniques, n° 64 (2013) ; Nicole Colin, « Splendid isolation. Biotopes créatifs à l’ombre du Mur », in : Colin/Defrance/Pfeil/Umlauf (dir.), Le Mur de Berlin (note 14), p. 197-212. 142 Revue d’Allemagne

(Bildnis einer Trinkerin, 1979, RFA), Rainer Werner Fassbinder (Die dritte Generation, 1979, RFA), Helma Sanders-Brahms (Die Berührte, 1981, RFA) ou Thomas Brasch (Domino, 1982, RFA) écrivent en images filmées un espace urbain tel un feuilleté de mémoire, un sismographe de l’histoire que le présent ne parvient pas à apaiser. Le Reichstag et la Colonne de la victoire (Siegessäule) sont deux monuments dont les expressions cinématographiques sont caractéristiques de l’expression d’un « passé qui ne passe pas ». Dans Bildnis einer Trinkerin (Ulrike Ottinger, 1979, RFA), par exemple, l’image de la Siegessäule est éloquente. La Straße des 17. Juni, sur laquelle se dresse le monument, se fait le décor du passage de la protagoniste, lors d’un de ses périples alcoolisés, suivie par son acolyte, la « clocharde du Zoo ». La scène est précédée d’une de leurs dérives nocturnes les ayant menées en bordure du Mur, s’achevant sur un plan fixe où, longeant la frontière, elles disparaissent dans la nuit noire au fond du cadre, les pas incertains de l’une répondant au roulis du chariot de l’autre, l’éclairage des lampa- daires composant une image en pointillés. Devant la caméra d’Ulrike Ottinger, le Mur trouve sa place dans le système spatial filmé berlinois et cette présence dans les images de la ville tend à s’insérer dans une réflexion plus large sur les notions d’enfermement, de frontière – matérielle ou non – entre les individus, les groupes sociaux, les par- cours de vie. Le plan suivant, filmé en légère contre-plongée au niveau du sol, voit leurs jambes entrer dans le champ ; l’héroïne, d’une démarche tout aussi distinguée, altière dans sa robe de soirée, qu’incertaine, sous l’effet de l’alcool, se dirige entementl vers la Siegessäule. Elle choisit ce lieu, cette rue, pour jeter son sac à main dont le contenu se répand sur la chaussée, avant d’être ramassé par sa comparse. Un homme se saisit aussi d’une trousse, tente d’approcher l’héroïne pour la lui rendre, renonce devant son indifférence et se dirige vers le trottoir où il s’assoit, déposant sur le bitume les menus effets qu’elle renfermait, avant de les photographier un à un. Leurs clichés se succèdent à l’écran conférant à leur banalité une valeur quasi documentaire oscillant entre l’ar- chive et la trace. Il est tentant de lire cet enchaînement de plans au prisme de l’identité : devant la mémoire de la nation incarnée dans la colonne, la protagoniste, en abandon- nant son sac, semble se défaire de sa propre identité, inscrite sur les papiers officiels que ce dernier renferme le plus souvent, mais aussi d’une partie d’intimité, signifiée par ces objets a priori banals et pourtant personnels contenus dans la pochette. Il y aurait presque, face à l’histoire collective, une négation de la sienne propre, qui trouverait un prolongement dans son alcoolisme et la fuite dans les paradis artificiels. C’est encore la charge historique du monument dont s’empare Thomas Brasch dans Domino (1982, RFA). Portant à l’écran les déambulations et les rencontres d’une jeune actrice, Lisa, c’est un Berlin hivernal et enneigé qui y est portraituré comme un lieu épais de l’Histoire, où le passé vient permuter le présent inlassablement. Ce Berlin au passé dans le présent transparaît dans la mise en cadre de certaines architectures et notamment celle de la colonne de la Victoire et du Reichstag. En moto, la protagoniste et un ami traversent la nuit berlinoise, roulant sur la Straße des 17. Juni jusqu’à la Siegessäule dont ils font le tour. L’emblème de la victoire de la Prusse en 1871 et de l’unification duKaiserreich semble refléter ici la vision de Walter Benjamin, qui écrira, lors de son exil en France, combien ce monument, symbole du patriotisme alle- mand, risque de n’être plus qu’un tombeau de l’Histoire, incarnation des angoisses dans le contexte de résurgence du nationalisme fasciste des années 1930. Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 143

« Dans la nuit glaciale, la statue impose une présence lugubre et écrasante. Dans la rude topographie du Berlin de la Guerre froide, « », le boulevard qui mène au monu- ment, est tronqué par le Mur de Berlin, les personnages en étant réduits à encercler le lieu symbolique en signe de stagnation » (19). La présence dans le champ de la Siegessäule, tandis que les deux personnages se rendent chez Lisa pour y passer la nuit, semble annoncer le silence et la lenteur des plans qui vont suivre. Elle se rapproche des déambulations de Lisa, la nuit de la Saint- Sylvestre : sur le parvis du Reichstag, elle fait la rencontre d’une jeune fille avec qui elle troque son manteau contre un chapeau ; cette dernière s’exclame en voyant Lisa : « Maintenant tu as l’air de quelqu’un qui partirait à la guerre ». Ces deux scènes façon- nent un espace où les cauchemars de Lisa, ses angoisses, prennent corps peu à peu jusqu’à cette séquence fantasmagorique où les feux d’artifice, illuminant le ciel berli- nois le 1er janvier, semblent être des grenades et des bombes explosant. La guerre, celle passée, et celle dont on craint le surgissement, dans le contexte de ce début des années 1980, devient un motif de plus en plus présent dans le récit, jusqu’à devenir obsession- nelle, expression des angoisses de la protagoniste. Derrière la crise existentielle de l’héroïne, Thomas Brasch critique uvertemento les structures politiques et économiques du système capitaliste écrasant l’individu : « les films sont d’abord des images » (20) et celle récurrente du Kurfürstendamm illuminé, occupé par une foule désordonnée qui poursuit le même objectif d’achats de présents pour Noël, exprime les effets aliénants de la société de consommation. Le premier des cauchemars de Lisa porté à l’écran la révèle paniquée, bloquée dans un grand maga- sin dont elle ne peut ouvrir les portes, littéralement enfermée dans ce « temple » de la consommation et engloutie par ce « paradis » capitaliste. Les trophées et fétiches de la prospérité en République fédérale, décalque de la société américaine, ne parviennent pas à rendre acceptable une économie basée, entre autres, sur la production d’armes (21). Pour ce « cinéaste à l’écart des modes, mais avec un sens du présent et en particulier des décors urbains » (22), la notion de « progrès » est frontalement rejetée, dans la conti- nuité de la pensée benjaminienne. Occupée par un présent qui n’est pas encore là, et un passé qui ressurgit en permanence, Lisa trébuche dans ce Berlin agissant comme un entrepôt collectif de souvenirs et de traumatismes dont les vitrines illuminées du KaDeWe ne sont qu’un masque de paillettes. Ces deux longs métrages, pris en exemple, témoignent d’une représentation des architectures emblématiques, qui, par la relation espace-personnage, bouleverse la manière dont elle participait à l’image-vitrine de la ville au service d’un discours cri- tique. À partir de la fin des années 1970, à Berlin-Est aussi, un certain nombre de fictions donnent à voir un repli sur le quotidien et sur l’individu qui se spatialise dans les représentations cinématographiques de la ville.

19 Christian Rogowski, « “To be continued.” History in Wim Wenders’s “Wings of Desire” and Thomas Brasch’s “Domino” », German Studies Review, vol. 15, n° 3 (1992), p. 548. 20 ThomasBrasch , propos recueillis par Jeanne von Stebut, « Cinéastes berlinois », Jeune cinéma, n° 139 (1981/82), p. 10. 21 En 1980, Thomas Brasch, avec Günter Grass, Peter Schneider et Sara Kirsch, écrivit une lettre ouverte au chancelier Helmut Schmidt lui demandant de résister au déploiement de missiles américains sur le sol allemand, appréhendant la possibilité d’un troisième conflit mondial. 22 Jean-Claude Sarafian, « Allemagne années 80 », Cinéma, n° 298 (1983), p. 53. 144 Revue d’Allemagne

Lothar Warneke porte ainsi à l’écran dans Die Beunruhigung (1982, RDA) l’Alexan- derplatz, fierté de la modernité de la capitale de la RDA, comme l’espace de l’expérience de la solitude. Portrait d’une psychologue, Inge, le film relate la journée récédantp son opération pour un cancer du sein, lors de laquelle elle s’engage dans un itinéraire au cœur de la ville ponctué de rencontres et de moments solitaires, structuré par des vues urbaines qui viennent accompagner le nouveau regard qu’elle porte sur son existence suite à ce diagnostic. Son cheminement introspectif la conduit à questionner son pré- sent et à remonter dans son passé, constamment ancrée dans l’espace qu’elle occupe, observant les lieux dans lesquels elle évolue. La ville donne corps à cette expérience réflexive, se calquant sur ses va-et-vient entre passé et présent. Son parcours solitaire est associé au Berlin de la modernité et des plans de l’Alexanderplatz, étrangement vide, scandent son après-midi, tandis que c’est dans des quartiers aux architectures plus anciennes, tel Prenzlauer Berg, qu’elle retrouve amies et vieilles connaissances. Son cheminement invite à une lecture individuelle du système spatial filmé, une appréhension de l’espace au regard de la sphère de l’intime. La ville semble portée à l’écran avec autant de force que de banalité. Ce long métrage est emblématique d’une évolution dans la composition filmée de Berlin-Est. On observe ainsi, à la charnière des décennies soixante-dix et quatre-vingt, combien les personnages de fiction s’approprient l’espace berlinois en injectant du privé dans le public : ils désaffectent certains lieux emblématiques des années 1960, comme la Karl Marx Allee, et n’occupent pas les espaces investis d’une charge sym- bolique forte par le régime, tel le Palast der Republik. Plus qu’une rupture, cette délo- calisation et l’absence à l’écran de certains lieux expriment une négation de l’ordre spatial prévalant dans l’imagerie officielle. Cette insoumissionu a cadre d’un discours dominant trouve un prolongement dans la marginalité de certains protagonistes – ou bien est la résultante. La dernière décennie de la période voit les écrans se peupler de personnages entretenant avec leur Berlin respectif des relations flirtant avec la dys- phorie. Les sujets sont physiquement dans la ville mais n’en partagent pas les valeurs. La chanteuse de Solo Sunny (Konrad Wolf, 1980), la jeune femme de Bürgschaft für ein Jahr (Hermann Zschoche) ou le protagoniste de Die Architekten (Peter Kahane, 1990), par exemple, voient leur malaise, leur mal-être se déployer dans l’espace. Leurs désillusions s’écrivent dans l’espace urbain, ils sont déchirés entre un ici physique et un ailleurs psychologique. La ville est donnée à voir comme un territoire qui, s’éloi- gnant d’un discours dominant et d’une image officielle, devient oppositionnel et se fait l’espace d’une critique sociétale. En somme, l’analyse des images cinématographiques de lieux emblématiques ber- linois, de part et d’autre du Mur à travers les exemples choisis, révèle, non seulement deux orientations dans les discours attachés à la ville – l’une révélant son image-vitrine, l’autre faisant du territoire l’espace d’une critique sociétale – mais, de plus, une évolu- tion allant de l’une à l’autre. Si dans les années 1960, les portraits berlinois célèbrent la métropole moderne et la réussite de leur système respectif par une mise en cadre des architectures, la décennie qui suit amorce une complexification de ces deux vitrines politiques en détournant notamment l’image touristique de la ville. Dans un mouve- ment presque synchrone dans les années 1980, un certain nombre de longs métrages de fiction est- et ouest-berlinois composent à l’écran un territoire au service d’une cri- tique de leurs sociétés respectives jusqu’à dépeindre l’échec de leurs systèmes politique Entre vitrine politique et critique sociétale : Berlin à l’écran 1961-1989 145 et économique. Ces conclusions invitent à élargir le champ des motifs urbains analy- sés et ouvrent des questionnements sur la manière dont les représentations filmées des lieux en « nom commun » que sont les rues, les places, les boulevards et les immeubles d’habitation viennent appuyer ou, a contrario, nuancer cette évolution du propos et de la charge identitaire contenus dans l’image de Berlin au cinéma.

Résumé Des années 1960 à 1989, de nombreux films portent à l’écran Berlin-Est et -Ouest, tra- duisant de part et d’autre du Mur, un propos sur la ville divisée. Le présent article entend questionner, à travers quelques exemples choisis, les expressions audiovisuelles de ce discours urbain dans le cinéma de fiction est- et ouest-allemand sur la période retenue, en s’emparant des images cinématographiques de constructions architecturales emblé- matiques. L’analyse de ces images révèle deux orientations dans les discours attachés à la ville : l’une révélant son image-vitrine, l’autre faisant du territoire l’espace d’une critique sociétale. Elle traduit aussi une évolution allant de l’une à l’autre. Si dans les années 1960, les portraits berlinois célèbrent la métropole moderne et la réussite de leur système respectif, la décennie qui suit amorce une complexification de ces deux vitrines politiques en détournant notamment l’image touristique de la ville. En un mouvement presque synchrone dans les années 1980, un certain nombre de longs métrages de fiction est- et ouest-berlinois composent à l’écran un territoire au service d’une critique de leurs sociétés respectives.

Zusammenfassung Zwischen 1960 und 1989 werden in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR zahlreiche Filme gedreht, die in West- oder Ost-Berlin spielen und ein jeweils eigenes Bild der geteilten Stadt entwerfen. Anhand ausgewählter Beispiele aus ost- und westdeut- schen Spielfilmen untersucht der vorliegende Beitrag die audiovisuellen Aspekte dieses urbanen Diskurses, wobei der Schwerpunkt auf die Darstellung symbolträchtiger Orte und der dort angesiedelten Architektur gelegt wird. Grundsätzlich lassen sich dabei zwei Perspektiven unterscheiden: eine, welche die Stadt wie ein Schaufenster darstellt, und eine, die den städtischen Raum zur Bühne von Gesellschaftskritik macht. ittelsM eines diachronen Vergleichs wird eine Verschiebung beider Perspektiven herausgearbeitet: So feiern die Filme auf beiden Seiten in den 1960er Jahren Berlin als moderne Metropole und betonen dadurch den Erfolg des jeweils eigenen Systems. Im Folgejahrzehnt werden die Stadtdarstellungen komplexer, indem sie beispielsweise das touristische Image der Stadt entstellen. Auf nahezu übereinstimmende Weise machen einige Spielfilme der 1980er Jahre dann den städtischen Raum zum Austragungsort gesellschaftskritischer Betrachtungen.

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 147 T. 49, 1-2017

Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall

Hans-ulrich Thamer *

Alltag, das ist das, was sich in der Lebenswelt und in der Wahrnehmung der Men- schen immer wiederholt. Der morgendliche Gang zum Bäcker, die U-Bahn-Fahrt zum Arbeitsplatz oder der Familienausflug. Die Ordnung des Vertrauten, die unser Verhalten wie unsere Mentalitäten und Identitäten bestimmt. Eine Wirklichkeit, die als natürliche Einstellung erfahren wird, in die man hineingeboren und die nicht hin- terfragt wird. Eine Wahrnehmung, die also sehr subjektiv und oft mit persönlichen Erinnerungen verbunden ist. Das gilt natürlich auch für die Fotografen, deren Lebens- umstände wir nur gelegentlich kennen. Auch über den Kontext, in dem ihre Aufnah- men entstanden sind, haben wir oft nur unvollständige Informationen. Griffen sie zufällig zur Kamera oder mit festem Auftrag? Den politischen Zusammenhang vieler Aufnahmen können wir vor allem dann entschlüsseln, wenn diese nicht die alltägliche zufällige Normalität, sondern den Einbruch des Politischen in die Welt des ‚kleinen Mannes‘ spiegeln. In einer geteilten Stadt, wo sich auf engem Raum zwei antagonisti- sche Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme gegenüberstehen, wo sich weltpolitische Konflikte wie im Brennglas verdichten (1), ist der politische Hintergrund der Bilder oft erkennbar. Denn dort gehören auch das Außergewöhnliche und die Erfahrung politi- scher Brüche und Eingriffe in lebensweltliche Zusammenhänge zum Alltag der Men- schen und konstituieren eine andere Alltagserfahrung.

* Prof. Dr. Hans-ulrich Thamer ist senior Professor an der westf. wilhelms-universität Münster. 1 Siehe Georg Kotowski, Hans J. Reichhardt, Berlin als Hauptstadt im Nachkriegsdeutschland und Land Berlin 1945-1985, mit einem statistischen Anhang zur Wahl- und Sozialstatistik des demo- kratischen Berlin 1945-1985, hg. von der Arbeitsgruppe Berliner Demokratie (Berliner Demokratie 1919-1985, Bd. 2), Berlin/New York, 1987; Wolfgang Ribbe, Berlin 1945-2000. Grundzüge der Stadt- geschichte, Berlin, 2002; Hannelore Horn (Hg.), Berlin als Faktor nationaler und internationaler Poli- tik, Berlin, 1988. 148 Revue d’Allemagne

Das Außergewöhnliche und das Alltägliche Solche prägenden Groß-Ereignisse, die auch das Alltägliche veränderten, waren im Falle Berlins die Teilung der Stadt und die politischen Krisen um die Stadt, vor allem der Bau der Mauer im August 1961 und deren Fall am 9. November 1989. Dem Mau- erbau waren Monate und Jahre der sowjetischen Drohungen und politischen Krisen vorangegangen, die zu einer wachsenden Beunruhigung der Bevölkerung führten und auch ihren Alltag veränderten. Die gepackten Koffer und die gehorteten Lebensmittel waren vielfach Reaktionen darauf und Zeichen der lange schwelenden Berlin-Krise. Der Zusammenbruch der SED-Herrschaft 28 Jahre später in den Novembertagen von 1989 kam dagegen so plötzlich und unerwartet, dass vielen Berlinern in Ost und West dafür nur die Charakterisierung als „Wahnsinn“ einfiel. Von beiden Zäsuren der politischen Geschichte der Stadt und ihrer Alltagswelten zeugen visuelle und schrift- liche Quellen. Einen festen Platz in unserem Bildgedächtnis haben vor allem Bilder von entschlossenen Menschenmassen an den Grenzübergängen im November 1989 und vom Jubel auf Berliner Straßen unmittelbar danach. Sie geben einen Eindruck von der Dynamik der Ereignisse, die für viele Ost-Berliner plötzlich neue Lebens- welten öffneten und auch zu (welt-)politischen Veränderungen führen sollten. Das rasche Verschwinden der für viele Jahre unüberwindlichen Grenzanlagen aus Beton und Stacheldraht veränderte das alltägliche Verhalten und die Wahrnehmung der Menschen in kurzer Zeit und für immer. Dass die Bilder vom Alltag in den Jahren nach dem Mauerfall schließlich wieder mehr die ubiquitären Bilder einer pulsieren- den Metropole und nicht mehr das Außergewöhnliche spiegelten, zeigt die Rückkehr zur Normalität und auch eine gewisse Entpolitisierung des Alltäglichen. Die Mau- erbrache und das Zusammenwachsen der beiden Teilstädte wurden allmählich ein Stück Selbstverständlichkeit, und dies so sehr, dass bereits zwei Jahrzehnte später ein Gedenkort „Berliner Mauer“ bzw. die Rekonstruktion des sog. Tränenpalastes am innerstädtischen Bahnhof Friedrichstraße an die Zeiten des Kalten Krieges und der davon geprägten Lebenswelten erinnern müssen. Bilder, vor allem Fotos, sind ein bevorzugtes Medium der Erinnerung wie der „Pro- duktion von städtischer Identität“ (2). Sie konstruieren eine Wirklichkeit. Dies gilt vor allem in der geteilten Stadt, wo Fotos die veränderten politischen und sozialen Lebens- bedingungen herausstellen und gewissermaßen auf den Punkt bringen können. Unter den Bedingungen des Kalten Krieges können Bilder sich dann auch als wirkungsvolles Instrument politischer Propaganda und Selbstvergewisserung nach innen wie nach außen erweisen. Kein Bild hat beispielsweise die massenhafte politische Mobilisie- rung der Berliner und ihren Durchhaltewillen während der sowjetischen Blockade so sehr versinnbildlicht und verstärkt wie das vom zerstörten Dach des Reichstages aufgenommene Foto von den dicht gedrängten Menschenmassen, die dem Regie- renden Bürgermeister Ernst Reuter zuhören und folgen, der selbst gar nicht auf dem Foto zu sehen ist. Auch die Bilder von der weltpolitischen Konfliktsituation nach dem 13. August 1961 sollten die Dramatik und Komplexität der Situation symbolisie-

2 Rolf Sachsse, „Urbanes Flair im Bild. Städtische Identität zwischen Werbung, Dokumentation und Kritik in fotografischen Publikationsformen des 20. Jahrhunderts“, Geschichte im Westen, 28 (2013), S. 11-27, hier S. 11. Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall 149 ren und die Wahrnehmung der Betroffenen bzw. deren politisches Verhalten in das öffentliche Bewusstsein rücken. Die unmittelbare Konfrontation amerikanischer und sowjetischer Panzer zu beiden Seiten der Demarkationslinie am Checkpoint Char- lie, dem Grenzübergang für Angehörige westalliierter Truppen, veranschaulicht den Konflikt, der auch das Leben der Berliner für Jahrzehnte verändern sollte. Das abrupte Abbremsen der US-Panzer, nachdem sie mit hoher Geschwindigkeit auf die Kontroll- linie zugefahren waren, stellte eine symbolische Repräsentation amerikanischer Prä- senz, aber auch westlicher Selbstbegrenzung dar. Vor allem sollte diese Inszenierung der Stärke den sich extrem bedroht fühlenden West-Berlinern ein Gefühl des Schutzes vermitteln und hat sich darum tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben. Der auf diese Weise berühmt gewordene Grenzübergang in der Heinrich-Heine-Straße wurde seither Objekt unzähliger Foto- und Filmaufnahmen von Berufs- wie von Amateur- fotografen. Nicht nur an dieser prominenten Stelle war die insgesamt 160 km lange Berliner Mauer, mit der West-Berlin eingemauert war, sichtbares Zeichen für einen Systemkonflikt, der in ihre Arbeitswelten wie in ihre Familien- und Freundeskreise eingriff, die plötzlich zerrissen waren und oft nur ein paar Hundert Meter neinanvo - der getrennt in jeweils anderen Systemen lebten. Der Bau der Mauer war zugleich das unfreiwillige Selbsteingeständnis der DDR- Machthaber, dass sie in dem ökonomischen und kulturellen Systemwettbewerb eine entscheidende Niederlage erlitten hatten. Bis dahin hatte auf beiden Seiten der Grenz- linie ein ideologiepolitischer und sozial-kultureller Wettbewerb geherrscht, in dem die eine Seite sich der jeweils anderen Seite als Schaufenster für die eigene Attraktivität darstellen sollte (3). Unmittelbar nach dem Ende der Blockade im Mai 1949 riefen volle Schaufenster bei den Berlinern noch ungläubiges Staunen darüber hervor, dass es nach Monaten der Entbehrung plötzlich wieder Wurst und Schinken gab. Die Hausfrauen, die wir hinter der Scheibe einer Metzgerei auf die dort ausgestellten Waren prüfend und diszipliniert blicken sehen, erzählen von den Zeiten der Not und der Hoffnung. Bald danach wurde das Schaufenster in einer sich wieder etablierenden Waren- und Konsumwelt Ausweis der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, aber auch Meta- pher für die soziale und kulturelle Selbstdarstellung und Attraktivität. Das Schaufen- ster stand symbolisch für das permanente Bemühen um die Zustimmung der Bürger und um die Legitimation der eigenen Sozialordnung. Beide Seiten im Systemkonflikt nutzten bezeichnenderweise diese Metapher und setzten diese Praxis auch nach dem Bau der Mauer in veränderter Form fort. Das doppelte Schaufenster als Ausdruck des Systemkonfliktes und als Leitmedium der alltäglichen Erfahrungen und Wünsche soll darum die folgenden Ausführungen leiten und die Flut der Bilder ordnen. Fotos und Plakate besitzen in der visuellen Systemkonkurrenz des doppelten Schau- fensters eine mehrfache Funktion. Sie sind Teil der Schaufensterdekoration und der Werbung bzw. der Imagebildung. Überbordende Warenangebote und leuchtende Vit- rinen mit eleganter Mode, die sich fotografisch beliebig reproduzieren und verbreiten lassen, werden zugleich Ausdruck und Instrument der politischen Systemkonkurrenz.

3 Zur Schaufensterfunktion Alexander Sedlmaier, „Berlin als doppeltes ‚Schaufenster‘ im Kalten Krieg“, in: Thomas Biskup, Marc Schalenberg (Hg.), Selling Berlin. Imagebildung und Stadtmarke- ting von der preußischen Residenz bis zur Bundeshauptstadt, Stuttgart, 2008, S. 227-244. 150 Revue d’Allemagne

Daher produziert eine mediale Gesellschaft, die auf Grund ihrer Brennpunkt- und Schaufensterfunktion zudem häufiger Gegenstand der Berichterstattung und Doku- mentation ist, eine Flut von Presse- und Amateurfotos, aber auch von Fernsehbildern (die hier ausgeklammert werden), die der Vermittlung dieser Botschaft dienen. Sie alle gehören zum visuellen Gedächtnis der Teilstadt und besitzen einen gro- ßen Stellenwert für die Geschichtskultur. Sie geben einen eindringlichen und meist intendierten, aber auch nicht-intendierten Eindruck von historisch-politischen Kon- stellationen und ihrer Wahrnehmung durch die Zeitgenossen und Bildproduzenten, die ihrerseits Teil einer historischen bedingten Wahrnehmungssituation sind. Fotos können und sollen, vor allem im Propagandakrieg, oft auch lügen; bei historisch kon- sequenter Entschlüsselung der Bildmanipulationen geben aber auch sie Einsichten in ihre historische Bedingtheit und sind für uns darum ebenso historische Quelle wie der scheinbar harmlose und formal-ästhetisch wenig anspruchsvolle Schnappschuss eines privaten ‚Knippsers‘. Sie zeigen die Konstanz bestimmter Verhaltens- und Ausdrucks- formen, aber auch deren Veränderung. Das gilt vor allem dann, wenn man Fotos von vergleichbaren Alltagshandlungen oder -eindrücken zu einer Zeitreihe zuordnet, die zu erkennen gibt, was sich trotz aller Banalität des Alltäglichen dennoch verändert hat. Der Fotoband des amerikanischen Fotojournalisten Will McBride, der die Stadt in den Jahren 1956 bis 1963 mit der Kamera beobachtete, zeigt eindrucksvoll die kulturellen Veränderungen dieser Jahre: neben den Schaffnern in alten Uniformen und den Kin- dern in kurzen Hosen aus der Nachkriegszeit bald auch junge Leute mit Schmalztollen und Kofferradios der späten 1950er Jahre auf der Suche nach ihrer Individualität (4). Dies zu entschlüsseln ist Aufgabe einer bildhistorischen Quellenkritik, die allein schon darum vor schwierigen, oft kaum zu lösenden Herausforderungen steht, weil wir die Fotografen und die Umstände ihrer Bildproduktion oft nicht genau kennen; weil wir in der Masse der Überlieferung leicht ertrinken und kaum zu gesicherten Aussagen über die Repräsentativität bestimmter Bildmotive gelangen können. Die ausgewählten Fotos zur Alltagsgeschichte im geteilten Berlin, die Grundlage dieser Ausführungen sind, stammen zum großen Teil aus öffentlichen Bildarchiven oder aus mittlerweile edierten Dokumentationen der Fotosammlung einzelner, uns bekannter, formal-ästhetisch anspruchsvoller Fotografen (5). Damit stellt sich ein weiteres metho- disches Problem, das hier nur angedeutet werden kann. Es geht um die ästhetische Qualität der Fotos, die im Vergleich unschwer zu erkennen ist. Sie soll in unserem Fall nur insofern eine Rolle spielen, als ein qualitätsvolles Bild in der Regel seine inhaltliche Botschaft besser vermittelt bzw. auf den Punkt bringt als ein beliebiges Foto, das möglicherweise dasselbe Motiv zeigt, aber die bedrückende Situation der Zerrissenheit bzw. Hilflosigkeit, die Zeitgenossen etwa an der Mauer überfiel, weniger eindringlich ins Bild setzte. In der Zeitreihe von Mauerbildern von den frühen 1960er Jahren bis in die 1980er Jahre wird auch die ‚Veralltäglichung‘ der Mauer erkennbar, die irgendwann zur Bildwand für Graffiti wurde.

4 Mathias Bertram (Hg.), Will McBride. Berlin im Aufbruch. Fotografien 1956-1963, mit einem Vor- wort von Hans-Martin Koetzle, Leipzig, 2013. 5 Dazu Hanno Hochmuth, „West-Berlin in neuen Fotobänden“, Zeithistorische Forschungen, 11 (2014), S. 312-327; Hans-Ulrich Thamer, Barbara Schäche, Alltag in Berlin. Das 20. Jahrhundert, Berlin, 2016. Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall 151

Die Auswahl der Fotos versucht, einen Eindruck von der Vielfalt der alltäglichen Lebenswelten in ihrer historischen Veränderung zu vermitteln, vom Außergewöhnli- chen der ‚Frontstadt‘ und dem Eindringen der großen Politik in das alltägliche Leben, aber auch vom Verhalten der Menschen bei ihrer Arbeit und in ihrer Freizeit, in ihren Wohnungen und von ihrer Kleidung. Die Besonderheit des Alltags in der Teil-Stadt legt es nahe, vor allem die Schaufenster-Situation in der für Berlin charakteristischen Systemkonkurrenz und ihre bildliche Erfassung bzw. Reproduktion zu dokumentie- ren, weil von ihr das Leben und das Image der Stadt für lange Zeit in besonderer Weise geprägt wurde, ohne dass sich die Geschichte des Alltäglichen darin erschöpft. In dem Maße, in dem die Funktion der Konfrontation zurückging oder von anderen Lebens- formen und -entwürfen verdrängt wurde, wurden für die zeitgenössischen Fotografen dann auch Einblicke in die Pluralität der städtischen Kulturen und in ihre histori- schen Veränderungen bildwürdiger und fanden verstärkt ihr Interesse.

Leben in der Trümmergesellschaft Das Leben in der geteilten Viersektorenstadt während der verschiedenen Phasen des Kalten Krieges zwischen 1948 und 1989 war von bisweilen äußerst scharfen, brandgefährlichen Konfrontationen und Konflikten, aber auch von wandlungsreichen Kooperationen geprägt. Das war oft den technisch-lebensweltlichen Notwendigkeiten moderner Infra- und Verkehrsstrukturen geschuldet; allein der einigermaßen rei- bungslose Betrieb der U- und S-Bahn, deren Schienennetze von den Grenzziehungen gestört oder unterbrochen waren, verlangte nach Kontakten und Absprachen. Aber auch der zähe Überlebenswille der Berliner Bürger hielt die Gemeinsamkeiten der Erinnerungen und Empfindungen aufrecht. Massenhaft erkennbar war das Fortwir- ken des Aufeinanderbezogenseins und des Zusammengehörigkeitsgefühls, das ver- schüttet schien, dann in den Novembertagen 1989 nach dem Fall der Mauer. In den ersten Jahren nach der Befreiung von 1945 und der schrittweisen Teilung der Stadt durch die vier Siegermächte überwogen die Gemeinsamkeiten der Überle- bensstrategien und der verwirrenden Eindrücke. Denn der Prozess der deutschen und der Berliner Teilung vollzog sich zwischen 1945 und 1948 in verschiedenen Schritten, deren Tragweite zunächst noch nicht erkennbar war, auch wenn die Schilder, die auf die Sektorengrenzen hinwiesen, bald unübersehbar waren. Auch die materiellen und kulturellen Ausgangsbedingungen in den vier Sektoren Berlins seit Juni 1945 waren trotz der sich ausbildenden alliierten Besatzungsherrschaft lange von gemeinsamen Erfahrungen und von identischen Herausforderungen bestimmt. Das dokumentieren auch die Fotos und Bildberichte der ersten Nachkriegsjahre, die vorrangig von Bildern der Trümmergesellschaft und deren Beseitigung bestimmt waren. Sie dokumentier- ten nicht nur die dramatische Not und Zerstörung, die vielen kleinen Strategien des Behelfs und zusätzlich das Elend der nun eintreffenden und bewältigenden Flücht- lingsströme; sie entwickelten auch den Eindruck des gemeinsamen, tatsächlich auch zwangsverordneten Aufräumens und Anpackens und vermittelten mit dem Bildtypus der Trümmerfrau ein Frauenbild, das später in der entstehenden Wirtschaftswunder- und Wohlstandgesellschaft seit der Mitte der 1950er Jahre kaum noch vorkam. Die Bilder der 1950er Jahre spiegeln dann viel mehr die traditionellen Rollenbilder und die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Systemdivergenzen. Die Fotos 152 Revue d’Allemagne verraten etwas von der politisch induzierten Veränderung der Lebenswelten. Das gilt für die Frauenbilder wie für Bilder der Kulturoffensiven und der Erziehung sowie der öffentlichen bzw. der familiären Lebensfeiern. Dominieren in den Westsektoren Bemühungen um eine Restauration überkommener Lebensformen, so zeigen sich im Ostsektor deutliche Systemeingriffe in die Lebenswelten. Einen prägenden Einschnitt im Leben eines Jugendlichen stellte bis 1989/90 die Jugendweihe dar, die die Tradition der kirchlichen Konfirmation verdrängen sollte und darum von den SED-Machtha- bern in ihrem Anspruch auf umfassende Lenkung und Formierung besonders rasch eingeführt wurde. Sie blieb ein die Lebenswelt der Jugendlichen bestimmendes Über- gangsritual, das die jugendlichen Lebenserwartungen bis in die 1990er Jahre formte. Wenigstens die Praxis des Schenkens, das zu dieser Gelegenheit üblich war und blieb, unterschied sich kaum von den entsprechenden Lebensabschnittsfeiern im Westen. Werbefotos und Ausstellungsobjekte bezeugen dies. Auch die Sektorengrenzen, die im alltäglichen Leben immer spürbarer wurden, traten jetzt deutlicher ins Bild, obwohl bis 1952 die West-Berliner noch massenhaft Ausflüge in den Ostteil und das Umland, das zur DDR gehörte, unternehmen konnten.

Das doppelte Schaufenster Bestimmte die Ost-West-Konfrontation naturgemäß Politik und Wirtschaft, die zunehmend den zentralen Bedingungen der Systemkonkurrenz unterlag, so galten in Kultur und Alltag noch stärkere Affinitäten und Annäherungen, die auf Gemein- samkeiten der Lebensführung, der kulturellen Kontinuitäten und Prägungen wie schließlich seit den 1960er Jahren auf einer deutlichen, durch die elektronischen Massenmedien geförderten Angleichung und Nachahmung bzw. Übernahme von Konsum- und Kleidungsgewohnheiten beruhten. Der Anspruch der auch in der DDR zu Lasten der Provinz hochsubventionierten Schaufenster-Politik, die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der DDR und vor allem ihrer ‚sozialistischen Hauptstadt‘ am Vorzeigebeispiel Berlin zu präsentieren, geriet dabei immer wieder in Widerspruch zu dem ‚Magnetismus‘, der seit den 1950er Jahren und den Erfolgen der westdeut- schen Wohlstandsgesellschaft von der urbanen, scheinbar nur glitzernden Zivilisa- tion West-Berlins ausging. Das führte dazu, dass viele Produkte der DDR bis in ihr Design sich an West-Produkten orientierten. Da wurden Rundfunkgeräte und Spiel- sachen in ihrer Gestaltung nachempfunden, schließlich auch Jeans nachgeschneidert; die Curry-Wurst eroberte in den 1970er Jahren auch die Imbissbuden in Ost-Berlins Straßen. Zur Jugendweihe gab es Geschenke, die oft ein westliches Design besaßen, mitunter aber aus billigeren Materialien gefertigt waren. „Plaste und Elaste“ hieß der entsprechende Werbespruch. Es war für die DDR-Wirtschaft schwierig und unmöglich, selbst wenn sie Ost-Berlin mit Vorrang belieferte, mit ihrem Warenangebot und ihrer Versorgungsleistung den Westen einzuholen oder gar die „Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsord- nung“ zu beweisen. So ging es aus der Sicht der Moskauer Machthaber nicht nur darum, die eigene Bevölkerung von den Vorzügen des Lebens im Sozialismus zu überzeugen, sondern die gesamte DDR zu einem sozialistischen Vorzeigeobjekt zu machen. Dabei hatte man schon in den 1950er Jahren festgelegt, dass alle eigenen „Maßnahmen“ immer in ihrer „Wirkung nach Westdeutschland und Westberlin und insbesondere Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall 153 auf die dortige Arbeiterklasse“ berücksichtigt und festgelegt werden sollten (6). Dass es in der DDR beispielsweise bis 1958 Lebensmittel nur auf Bezugskarten gab, während im Westen der Stadt die vollen Schaufenster entstehenden Wohlstand signalisierten, war mit diesem Postulat nicht vereinbar. SED-Chef Walter Ulbricht musste darum im Mai 1958 zugeben: „Die ursprüngliche Konzeption, die DDR als Schaufenster des sozialistischen Lagers gegenüber dem Westen zu machen, konnte bisher nicht durch- geführt werden“ (7). Die Fotos, die wir von den spärlichen Auslagen selbst in Ost-Ber- liner Schaufenster besitzen, sind ein visueller Beweis für diese Mangelsituation. Das war in der Wahrnehmung der Berliner besonders gravierend, weil bis zum Bau der Mauer 1961 die Bürger von Ost-Berlin sich bei ihren Kino-Besuchen im Westen oder bei ihrer täglichen Fahrt zu ihrer Arbeitsstätte in West-Berlin von den materiellen Verlockungen des Westens überzeugen und diese mit ihren eigenen Lebensbedingun- gen vergleichen konnten. Umgekehrt hatte der West-Berliner Senat nach dem Ende der Berlin-Blockade durch die sowjetischen Machthaber stolz die wirtschaftliche Erholung der eigenen Teil-Stadt durch eine neu gegründete Werbe-Abteilung herausstellen lassen. Sichtbares Zeichen dafür war die Wiedereröffnung des luxuriösen Kaufhauses des Westens (KaDeWe) im Jahre 1950, das mit seiner reich sortierten Lebensmittelabteilung die Besucher zum Staunen und Bewundern bringen sollte. Der Kurfürstendamm wurde schon Anfang der 1950er Jahre in West-Berliner Werbe-Broschüren „zum shopping-Zentrum par excellence“ erhoben (8) und von Berlin-Besuchern auch tatsächlich so wahrgenommen. Das Verkehrsamt verglich stolz die Schaufenster im Westen mit der Friedrichstraße im Osten: „Schon an den Schaufenstern entlang zu streunen ist für Fremde und Ber- liner eine Lustbarkeit“ (9). Das konnte, so stellte man im Westen befriedigt fest, die Friedrichstraße im Osten nicht vermitteln. Neben der Kosmetik und der Mode, die in den Schaukästen am Kurfürstendamm zu bewundern waren, auch wenn sie für viele vermutlich unerschwinglich waren, lockten vor allem die Kinos mit ihrem attraktiven, sehr stark auf amerikanische Filme ausgerichteten Programm. Die amerikanischen Besatzungsbehörden drängten den Berliner Senat, den Lichtspielhäusern Steuervergünstigungen einzuräumen, so dass auch die Besucher aus dem Osten trotz des ungünstigen Wechselkurses (seit der Wäh- rungsreform im Juni 1948 war Berlin in zwei Währungszonen aufgeteilt, wobei das Verhältnis von der West- zur Ost-Mark etwa 1:4 betrug) zu ermäßigten Preisen im Westen sog. Grenz-Kinos besuchen konnten. Der Senat unterstützte 1954 tatsächlich 23 Kinos. Seit 1958 wurden auch die eleganten Kinos am Kurfürstendamm für Ost- Besucher als „Maßnahme zur Förderung des Gesamtberliner Kulturlebens“ entspre- chend subventioniert (10). Nach einer Schätzung von Ost-Berliner Behörden besuchten 1956/567 täglich etwa 26.000 Bewohner aus dem Ost-Teil die Kinos in West-Berlin.

6 Zitiert nach Michael Lemke, Die Berlinkrise 1958 bis 1963. Interessen und Handlungsspielräume der SED im Ost-West-Konflikt, Berlin, 1995, S. 51. 7 Zitiert nach A. Sedlmaier, Doppeltes Schaufenster (Anm. 3), S. 227. 8 Berlin. Treffpunkt der Welt, hg. vom Magistrat von Großberlin, Verkehrsamt Berlin, um 1950, S. 22, zitiert nach A. Sedlmaier, Doppeltes Schaufenster (Anm. 3), S. 229. 9 Ebd., S. 230. 10 Ebd., S. 232. 154 Revue d’Allemagne

Kulturkonsum wurde als die wirkungsvollste Waffe im Kalten Krieg entdeckt. Darum förderten Senat und amerikanische Behörden auch die Gründung der Internationalen Filmfestspiele bereits im Jahr 1951, von denen seither eine große Publikumswirksam- keit und ein Hauch von Internationalität und Starkult ausgingen. Auch im Ost-Teil setzten die Behörden auf die Magnetwirkung von Massenkultur wie von Hochkultur. Die Berliner Festtage, eine 1956 entstandene östliche Gegengründung zu den 1951 mit Bundesmitteln gegründeten Berliner Festwochen, setzten neben populären Ange- boten im Friedrichstadt-Palast auf ein anspruchsvolles Theaterprogramm etwa des Berliner Ensembles von Bert Brecht, das auch manchen West-Berliner Kulturkonser- vativen, der des amerikanischen Massenkonsums überdrüssig war, anlockte. Auch das Literaturprogramm mit ebenfalls hochsubventionierten Büchern war auf ein gesamt- deutsches Lesepublikum ausgerichtet, das die Klassiker-Ausgaben usw. zu günstigen Preisen erwerben konnte, und sollte den Mythos vom ‚Leseland DDR‘ verbreiten und diese als das bessere, weil kulturell anspruchsvollere Deutschland darstellen. Neben den konkurrierenden Konsum- und Kulturangeboten, die in der System- konkurrenz die Schaufenster im tatsächlichen oder übertragenen Sinne zum Schau- platz der materiellen und kulturellen Überlegenheit bzw. der Defizite und Rückstände machten, gehörten zum urbanen Flair in der Wiederaufbauphase der 1950er und 1960er Jahre vor allem spektakuläre Neubauten von Einkaufs-, Kultur- und Freizeit- zentren in West wie in Ost, von breiten Flanierstraßen mit Cafés und Restaurants. Das Europa-Center am Breitscheidplatz und das Café Kranzler am Kurfürstendamm wur- den zum Aushängeschild, dem die DDR den Wiederaufbau der Friedrichstraße, der Straße Unter den Linden und des Alexanderplatzes mit einiger Verzögerung in Zeiten des neuen sozialistischen Städtebaus der 1970er Jahre entgegenzusetzen versuchte. Sie alle sollten Internationalität und urbane Freizeit- und Konsumkultur repräsentieren, auch zu einem Zeitpunkt, als mit dem Mauerbau 1961 die DDR-Führung längst einge- stehen musste, dass sie den Schaufenster-Wettbewerb verloren hatte. Dafür hatten sich seit 1968 im Westen alternative Deutungs- und Lebensmodelle entwickelt, die immer lautstärker auf eine Überwindung der bipolaren Schaufens- terkonkurrenz drängten und mit alternativen Lebensmodellen von Kinderläden und Dritte Weltläden bis hin zu Hausbesetzungen in den 1980er Jahren die Kehrseiten des kapitalistischen Städtebaus und der westlichen Konsumkultur anprangerten. Was die strukturkonservativen und prüden Machthaber der DDR, die mit den alternativen Lebensformen der Hippies und Punker wenig anfangen konnten, immer mehr beunru- higte, war das zunehmende Hinüberschwappen dieser Protestbewegungen und ihrer nicht-bürgerlichen Kleidung bzw. Lebensformen in den Osten der Stadt. Denn trotz der Mauer war man nicht abgeschottet und teilweise auch auf die Vitaminspritzen aus dem Westen angewiesen. Zudem hatten die zunehmenden Besuchsmöglichkeiten von West nach Ost als Folge von Passierscheinregelungen bzw. des Transitvertrags der 1970er Jahre Nebenwirkungen, die auch ein rigoroses Überwachungs- und Repressi- onssystem nicht verhindern oder abfangen konnte. Wie weit das reichte, können die Bilder von den Anpassungen in Kleidung und Freizeitverhalten zeigen, die neben dem industriellen Arbeitsleben noch die stärksten Berührungspunkte und Angleichungen bzw. Gemeinsamkeiten zwischen West und Ost besaßen und sich immer wieder anglichen und erneuerten. Auch das gestaltete sich zunehmend als Einbahnstraße, war man doch im Osten immer mehr auf den Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall 155

Westen fixiert als umgekehrt. Das SED-Regime konnte in den 1980er Jahren nicht mehr umhin, Stars aus dem internationalen Film- und Showgeschäft zu umjubelten Auftritten nach Ost-Berlin einzuladen.

Leben und Arbeiten in der geteilten Stadt Kriegszerstörungen und die Folgen der Teilung haben die wirtschaftliche Bedeutung des einst bedeutenden Industriestandortes Berlin erheblich geschwächt. West-Berlin lebte seit der knapp zwölfmonatigen Blockade der Teilstadt auch nach deren Aufhe- bung im Mai 1949 in beträchtlichem Maße von westlichen Subventionen, was auch der Schaufenster-Funktion zu verdanken war. Seither hinkte jedoch die West-Berliner Wirtschaftskraft deutlich hinter der westdeutschen hinterher, während Ost-Berlin, das in die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung des Ostblocks völlig eingebunden war, von den Zwängen der Zentralistischen Planwirtschaft unter sowjetischer Kon- trolle und Vorgabe eingeengt war und blieb (11). Gleichwohl gab es auf beiden Seiten einen wirtschaftlichen Wiederaufbau, der an alte Produktionsstrukturen anknüpfte. Die Fotos von industriellen acharbeiternF und ihren Fabriken vermitteln den Eindruck von Kontinuität und Kongruenz: Maschi- nenbau und Elektroindustrie hüben und drüben, auch die Bedingungen industriel- ler Arbeit waren auf den ersten Blick nicht voneinander zu unterscheiden. Fotos von Brigadeversammlungen und Aufmärschen ganzer Belegschaften sowie deren Freizeit- und Ferienorganisationen lassen allerdings die gravierenden Differenzen zwischen einer freien Markwirtschaft und einer zentralistischen Planwirtschaft erahnen. Dasselbe gilt für den Konsumbereich, wo mit der Enteignungs- und Sozialisie- rungswelle in der DDR seit den späten 1940er und 1950er Jahren die staatliche Han- delsorganisation HO Lebensmittel- und Textilgeschäfte bis hin zu Gaststätten und Friseurläden gleichschaltete und zentralisierte. Mangelwirtschaft bei niedrigen Prei- sen und lange Schlangen vor den HO Läden gehörten immer wieder zum Alltagsbild und waren beliebtes Thema von teilweise regimekritischen Witzen. Bis zum Mauer- bau nutzten nicht wenige West-Berliner das Preis- und Währungsgefälle, um sich im Osten mit billigen Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Mit dem Mauerbau war der Strom von Arbeitskräften, die täglich von Ost nach West pendelten, abgeschnitten, was die aufstrebende West-Berliner Wirtschaft sehr bald zur Anwerbung von Gastarbeitern aus Italien und Spanien, bald aus der Türkei veranlasste. Später ging auch die DDR zur Anwerbung von sog. Vertragsarbeitern aus Vietnam über, die ähnlich wie die Türken in Berlin geblieben sind und den Auslän- deranteil bzw. die Multikulturalität in der Stadt deutlich anwachsen ließ. Die gewaltigen Kriegszerstörungen und die langen Jahre der Nachkriegsnot ver- schärften die Wohnungsnot, die schon in den 1930er Jahren geherrscht hatte. Woh- nungsbau war darum für beide Seiten eine dringende sozialpolitische Notwendigkeit und ein unverzichtbares Legitimationsmittel für die eigene Sozialordnung. Hinzu kam

11 Zur Wirtschaftsgeschichte Berlins siehe Harald Engler, „Wirtschaftliche Systemkonkurrenz im Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg während des Kalten Krieges 1945-1961. Fragestellungen und Forschungsperspektiven“, in: Michael Lemke (Hg.), Schaufenster der Systemkonkurrenz. Die Region Berlin-Brandenburg im Kalten Krieg, Köln u.a., 2006, S. 129-144. 156 Revue d’Allemagne das Bedürfnis, die Überlegenheit des jeweiligen Systems durch den Wiederaufbau tra- ditionsreicher öffentlicher Gebäude, von Straßen und Plätzen zu demonstrieren. Wäh- rend die Internationale Bauausstellung IBA im Hansaviertel in West-Berlin, neben dem sozialen Wohnungsbau in Trabantenstädten wie dem Märkischen Viertel, immer auf den Nachweis architektonischer Modernität und Weltoffenheit ausgerichtet war, sollten in Ost-Berlin monotone, im industrialisierten Wohnbau gefertigte Wohnanla- gen von der Stalin-Allee der 1950er Jahre bis zu den Phasen sozialistischer Stadtpla- nungen mit seinen riesigen Neubausiedlungen aus Plattenbauten an den Stadträndern Ost-Berlins seit den 1970er Jahren den egalitären gesellschaftspolitischen Anspruch des real existierenden Sozialismus auf ausreichende Grundversorgung demonstrieren, was angesichts der immer herrschenden Materialknappheit zu einer immer stärker sichtbaren Vernachlässigung der Alt-Bauten in einigen Stadtteilen in Berlin-Mitte und im Prenzlauer Berg führten. Es gehört zur paradoxen, historischen Kongruenz, dass auf beiden Seiten, freilich mit deutlichem Vorsprung von West-Berlin und dort verbunden mit heftigen Protestbewegungen der westlichen Hausbesetzer-Szene der frühen 1980er Jahre, seit dieser Zeit und als Reaktion auf diesen Mentalitätswandel der Charme der sanierten Altbau-Wohnungen wiederentdeckt und auf diese Weise nicht wenige historische Quartiere vor dem Abriss gerettet wurden. Kurz vor dem Ende der DDR begann man mit der Altbausanierung, gleichsam fünf nach zwölf, auch in Berlin-Mitte oder Prenzlauer-Berg, dessen Mythos übrigens noch vor 1989 begrün- det wurde, etwa in der Spandauer Vorstadt und am Kollwitz-Platz, heute begehrten Wohnlagen der gentrifizierten ‚Kieze‘ der schicken, trendbewussten Schichten und der Berlin-Touristen (12). Spätestens in den 1980er Jahren hatte man sich in Berlin, so der äußerliche Ein- druck, mit dem Leben in der Teilung abgefunden, im Westen stärker als im Osten. West-Berlin hing weiter am finanziellen Tropf der Bundesrepublik und gründete viele Arbeitsplätze auf ausgelagerte Fertigungsstätten aus dem Westen. Im Übrigen war das Leben in West-Berlin sehr viel bunter und widersprüchlicher geworden. Im Osten wurde der ökonomische Rückstand immer auffälliger, auch wenn das ganze Ausmaß des Sanierungsbedarfs für die Westdeutschen erst nach 1989 erkenn- bar wurde. Industrieanlagen waren marode und konnten im technologischen Moder- nisierungswettlauf nicht mehr mithalten. Das konnten auch die Bilder nicht mehr verbergen. Der Chef eines japanischen Elektronikkonzerns, den man im Frühjahr 1989 in der DDR mit großem Aufwand empfangen hatte, bemerkte am Ende seiner Besuchsreise ironisch, er habe die verschiedenen traditionellen Museen in der DDR kennengelernt, vom Pergamon-Museum bis zu Robotron. Letzteres war aber eigentlich der Stolz der DDR-Elektronik und Computer-Herstellung (13). Die Mangelwirtschaft erreichte Ausmaße, die weder durch West-Kredite zu beheben noch durch kulturpo- litische und massenkulturelle Zugeständnisse bzw. Anpassungen an den westlichen Zeitgeist von einer Renaissance des Preußen-Kultes und der aufwändigen Feier zum

12 Vgl. Günter Schlusche, Verena Pfeiffer-Kloss, Gabi Dolff-Bonekämper, Axel Klausmeier (Hg.), Stadtentwicklung im doppelten Berlin. Zeitgenossenschaften und Erinnerungsorte, Berlin, 2014. 13 So soll sich der Toshiba-Chef nach seinem Besuch gegenüber dem DDR-Chef Devisenbeschaffer Ale- xander Schalck-Golodkowski geäußert haben. Bilder vom Alltag in einer geteilten Stadt. Berlin zwischen Trümmerzeit und Mauerfall 157

750jährigen Berliner Stadtjubiläums noch durch die Auftritte von westlichen Pop- Größen zu übertünchen waren. Der ökonomische Zusammenbruch und damit Machtverfall des Ostblocks sowie die Unzufriedenheit einer jungen kritischen Generation vorwiegend in der DDR, aber vorher schon in Polen, brachten schließlich das System DDR zum Einsturz. Friedens- und Umweltbewegungen in Ost-Berlin ließen sich seit den offenkundig manipulierten Kommunalwahlen in der DDR im Frühjahr 1989 nicht mehr kaltstellen; es sei denn, man hätte zu den Methoden einer gewaltsamen Verfolgung und Unterdrückung nach dem Vorbild des brutalen militärischen Vorgehens der chinesischen Parteiführung auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 greifen können. In der Bun- desrepublik hat man die Brisanz dieser Oppositionsbewegung erst relativ spät erkannt und auch nicht die Tatsache, dass das Schaufenster Ost-Berlin längst viele Risse und blinde Scheiben hatte. Erst Bilder vom Protest bei den letzten Staatsfeiern der DDR im Oktober 1989, von den Demonstrationen in Ost-Berliner und Leipziger Kirchen und Straßen kündigten Veränderungen an, ohne dass sich vor dem 9. November 1989 kaum jemand vorstellen konnte, dass die Mauer plötzlich fallen und ein Regime vor aller Augen in wenigen Wochen kollabieren würde. In diesem revolutionären Prozess kam freilich den Bildern, die nun überall ausgestrahlt und verbreitet wurden, eine gewaltige symbolische Macht und Verstärkerfunktion zu, die von keiner Stasi mehr zu bremsen war.

Zusammenfassung Zum Alltag in einer geteilten Stadt wie Berlin gehört immer auch das Außergewöhnli- che politischer Konfrontationen und Umbrüche. Sinnbild des Systemkonfliktes zwischen Ost und West, der in Berlin auf engstem Raum ausgetragen wurde, war das Schau- fenster. Es versprach Konsum und Wohlstand, und es war zugleich Metapher für den Anspruch der beiden Systeme, die eigene Ordnung als die bessere zu präsentieren und zu legitimieren. Die Bilder vom Alltagsleben in der geteilten Stadt, von der Versorgung mit Lebensmitteln bis hin zu den Wohnungen, der Kleidung und den kulturellen Angebo- ten, zeigen die Anstrengungen und Ergebnisse in diesem Systemkonflikt und deuten den Grad der Politisierung des Alltäglichen in den Zeiten des Kalten Krieges an.

Résumé Confrontations et ruptures politiques appartiennent au quotidien d’une ville divisée comme Berlin. La vitrine est devenue au fil des ans le symbole de la concurrence des systèmes à laquelle l’Est et l’Ouest se livraient sur l’étroitesse du territoire berlinois. La vitrine promettait consommation et prospérité, mais elle était aussi la métaphore des prétentions de chacun des systèmes à démontrer à des fins de légitimation qu’il était le meilleur des deux. Les images de la vie quotidienne,qui vont de la procuration de den- rées alimentaires à l’octroi de logements en passant par les vêtements et l’offre culturelle mettent en évidence les efforts de chacun des systèmes en même temps que les résultats obtenus et insistent sur le degré de politisation du quotidien durant la Guerre froide.

Presses universitaires de strasbourg

collection « Études alsaciennes et rhénanes »

Transition énergétique et inégalités environnementales. Énergies renouvelables et implications citoyennes en Alsace Guillaume Christen, Philippe Hamman 2015 > 228 p. > 24,00 €

L’Alsace actuelle. Développement régional et métropolisation depuis les années 1950 Henri Nonn 2015 > 204 p. > 22,00 €

La coloration des façades en Europe. Bâti urbain et paysage bâti Denis Steinmetz dir. 2015 > 256 p. > 39,00 € > 19,5 x 24cm

Clergé catholique et politique en Alsace 1871-1940 Christian Baechler 2014 > 252 p. > 24,00 €

L’espace rhénan, pôle de savoirs Catherine Maurer et Astrid Starck-Adler dir. 2013 > 446 p. > 32,00 €

Sociologie des espaces-frontières. Les relations transfrontalières autour des frontières françaises de l’Est Philippe Hamman 2013 > 244 p. > 24,00 €

Imposer « l’environnement ». Le travail révélateur des associations alsaciennes (1965-2005) Carole Waldvogel • 2011 > 256 p. > 20,00 € Le patriciat strasbourgeois (1789-1830). Destins croisés et voix intimes Laure Hennequin-Lecomte • 2011 > 398 p. > 28,00 €

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Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 161 T. 49, 1-2017

Entre résistances et acculturation. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920)

Florian Ferrebeuf *

Nous avons choisi ici de privilégier le temps long car il permet de mieux cerner les enjeux et les transformations qui se sont produites dans la province de Prusse-Orien- tale au cours du siècle des nationalités. Lorsque l’on s’intéresse à la province ostroprus- sienne, on ne peut en effet qu’être frappé par la diversité de sa population, que ce soit au niveau linguistique ou au niveau confessionnel. Le caractère multi-ethnique de cette vieille province prussienne, d’ailleurs parfois appelée « Vieille-Prusse », est ancien. En effet, dès lexii e siècle, les Allemands ont rejoint, dans le sillage des Chevaliers teutoniques, les Borusses (ou « Vieux-Prussiens », voire Pruthènes), les Polonais, les Coures et les Lituaniens qui peuplaient déjà ces terres baltes (1). Toutes ces populations se convertissent au luthéranisme en 1525 avec le grand-maître de l’ordre teutonique, Albert de Brandebourg, qui devient duc de Prusse sous suzeraineté polonaise (2). Seule la Warmie, dirigée par un prince-évêque lui aussi sous suzeraineté polonaise, reste catholique. Si les relations entre les différentes populations apparaissent comme apaisées jusqu’au début du xixe siècle, les mesures prises ensuite par le gouvernement prussien

* Docteur en histoire, université de strasbourg. 1 À propos de la Prusse-Orientale, voir notamment les travaux d’Andreas Kossert, Ostpreußen. Geschichte und Mythos, Munich, Siedler, 2005. Voir aussi ceux d’Hermann Pölking, Ostpreußen – Biographie einer Provinz, Berlin, be.bra Verlag, 2011 et Das Memelland. Wo Deutschland einst zu Ende war. Ein historischer Reisebegleiter, Berlin, be.bra Verlag, 2013. Les monographies générales sur la Prusse parues récemment en France font peu de place à la Prusse-Orientale au xixe siècle : Jean-Paul Bled, Histoire de la Prusse, Paris, Fayard, 2007 ; Michel Kerautret, Histoire de la Prusse, Paris, Le Seuil (coll. Points), 2010. L’ouvrage de l’historien australien Christopher Clark, Histoire de la Prusse, 1600-1947 (Paris, Perrin [coll. Tempus], 2014) est celui qui en parle le plus. 2 Bernhard Jähning, « Albert de Brandebourg-Ansbach et la sécularisation de l’Ordre teutonique en Prusse », Histoire, économie et société. Époques moderne et contemporaine, n° 2 (2013) : La Prusse, du duché au royaume, p. 19-27. 162 Revue d’Allemagne semblent aller à l’encontre des droits des différentes nationalités, héritage de plus en plus lointain d’un Ancien Régime en voie de disparition. Les crispations ethniques se superposent à d’autres conflits sociaux, qui trouvent à leur tour une répercussion au niveau politique et montrent la vitalité d’une province que l’on a trop souvent présen- tée comme monolithique (3). Rappelons que la question des conflits nationaux dans l’Est de la Prusse est l’une des mieux traitées par les historiens. Depuis les années 1990 en effet, cette question a connu un regain d’intérêt, dans le contexte du renouveau des études sur l’Est prussien, en Allemagne comme dans les pays qui couvrent aujourd’hui ce territoire : Pologne, Russie, Lituanie. Certaines de ces études sont même issues de coopérations ou de financements internationaux. C’est notamment le cas de l’ouvrage de Christian Pletzing, qui concerne les conflits nationaux entre 1848 et 1871 (4), et de ceux d’Andreas Kossert sur la région ostroprussienne de Mazurie (5). De nombreux historiens se sont cependant concentrés sur la Prusse-Occidentale, où les crispations étaient beaucoup plus affirmées : c’était déjà le cas des études de William W. Hagen et d’Eva Rimmele (6), plus récemment de celles de Thomas Serrier (7) et des historiens anglo-saxons Richard Blanke, James E. Bjork ou Mark Tilse (8). Mais, plus récemment encore, les études du Polonais Robert Traba (9) et du Lituanien Vasilijus Safronovas (10) témoignent de l’intérêt inassouvi pour les questions nationales en Prusse-Orientale à la fin du xixe et au début du xxe siècle.

3 Voir Florian Ferrebeuf, « Au pays des sombres forêts et des lacs cristallins » : le district de Königsberg en Prusse-Orientale. Aspects d’histoire économique, sociale et politique (1850-1914), thèse de doctorat soutenue à l’Université de Strasbourg en 2016 (non publiée). 4 Christian Pletzing, Vom Völkerfrühling zum nationalen Konflikt. Deutscher und polnischer Nationa- lismus in Ost- und Westpreußen 1830-1871, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag, Deutsches Historisches Institut Warschau (Quellen und Studien, n° 13), 2003. 5 Andreas Kossert, Preußen oder Polen ? Die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus 1870-1956, Wiesbaden, Harrassowitz, 2001 ; id., Masuren. Ostpreußens vergessener Süden, Munich, Siedler, 2001. 6 William W. Hagen, Germans, Poles and Jews : the Nationality Conflict in Prussian East 1772-1914, Chicago, University of Chicago Press, 1980 et Eva Rimmele, Sprachenpolitik im Deutschen Kaiserreich vor 1914. Regierungspolitik und veröffentlichte Meinung in Elsaß-Lothringen und den östlichen Provin- zen Preußens, Berne, Peter Lang, 1996. 7 Thomas Serrier, Entre Allemagne et Pologne. Nations et identités frontalières (1848-1914), Paris, Belin, 2002. 8 Richard Blanke, Polish-speaking Germans ? Language and National Identity Among the Masurians since 1871, Cologne/Weimar, Böhlau, 2001 ; James E. Bjork, Neither German nor Pole. Catholicism and National Indifference in a Central European Borderland, Ann Arbor, University of Michigan Press, 2008 ; Mark Tilse, Transnationalism in the Prussian East : From National Conflict to Synthesis, 1871-1914, Basingstoke, Palgrove MacMillan, 2011. 9 Robert Traba, Selbstbewusstsein und Modernisierung. Sozialkultureller Wandel in Preußisch-Litauen vor und nach dem Ersten Weltkrieg, Osnabrück, fibre Verlag (Einzelveröffentlichungen des Deutsches Historisches Institut Warschau, n° 3, 2000) ; id., Ostpreußen, die Konstruktion einer deutschen Provinz. Eine Studie zur regionalen und nationalen Identität 1914-1933, Osnabrück, fibre Verlag (Deutsches Historisches Institut Warschau : Klio in Polen, n° 12), 2010. 10 Vasilijus Safronovas, Kampf um Identität. Die ideologische Auseinandersetzung in Memel/Klaipeda im 20. Jahrhundert, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag (Veröffentlichungen des Nordost Instituts, t. 20), 2015 ; id., The Creation of Nationals Spacies in a Pluricultural Region : The Case of Prussian Lithuania, Brighton (Ma), Academic Studies Press, 2016. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 163

Si les conflits dans les régions voisines, en particulier en Pologne russe ou dans les provinces prussiennes marquées par la présence polonaise (Prusse-Occidentale, Silésie…), ont été parfois importants, ils sont restés très limités en Prusse-Orientale. Des mouvements de résistance à l’offensive germanisatrice ont néanmoins eu lieu. On peut même observer que les antagonismes ont crû au fur et à mesure que s’affirmait la politique de germanisation validée par l’administration allemande. Néanmoins, les minorités ethniques n’ont pas toutes bénéficié du même traitement et ont réagi différemment. Il nous a donc semblé pertinent d’examiner les particularismes des minorités ethniques en Prusse-Orientale et d’étudier la manière dont elles ont tenté de les préserver. De même, le rôle de l’État prussien (puis allemand) et ses réactions face à ces situations seront scrutés avec attention. Nous nous arrêterons d’abord sur les relations entre l’État et les différentes minorités ethniques de Prusse-Orientale

N Memel (Klaïpeda) MEMELLAND LITUANIE RUSSE MER BALTIQUE

Heydekrug Petite Lituanie (Silute) Warmie Lagune de Tilsit (Sovetsk) Mazurie Courlande Heinrichswalde Niémen (Memel) (Slavsk) Ragnit (Neman) (Kurisches Haff) Schirwindt PETITE (Koutouzovo) SAMBIE Labiau Pillkallen (Polessk) LITUANIE (Dobrovolsk) Fischhausen Königsberg Stallupönen (Primorsk) (Kaliningrad) (Gvardeïsk) Pregel Gumbinnen (Nesterov) Tapiau Wehlau Eydtkuhnen NATANGIE Insterburg (Goussev) (Frisches (Znamensk)(Tcherniakhovsk) (Tchernochevskoïe) Haff) Lagune Allenburg (Pregolia) (Drouchba) Darkehmen de Heiligenbeil Domnau (Oziorsk) la (Mamonovo) Friedland (Pravdinsk) Vistule (Domnovo) Goldap Preussisch Eylau Gerdauen (Goldap) Braunsberg (Bagrationovsk) (Jeleznodorojny) () Angerburg Passarge BARTEN Bartenstein (Bartoszyce) (Wegorzewo) Elbing Heilsberg Rastenburg Marggrabowa (Lidzbark (Oletzko) (Elblag) Mohrungen Warminski) Rössel (Ketrzyn) Lötzen (Morag) WARMIE (Reszel) (Gizycko)

Nogat Alle Preussisch Holland Bischofsburg Sensburg Lyck (Elk) (Paslek) (Biskupiec) (Mragowo) OBERLAND (Pasleka) Allenstein Prestken (Lyna) (Olsztyn) MAZURIE (Prostki) Vistule Johannisburg Osterode Grajewo Hohenstein (Pisz) Bialla (Ostroda) Ortelsburg (Biala Piska) (Olsztynek) (Szczytno)

Willenberg PRUSSE OCCIDENTALE Neidenburg (Nidzica) (Wielbark) POLOGNE RUSSE

Soldau 20 km (Dzialdowo) Illowo (Illowo)

Carte n° 1 : La Prusse-Orientale en 1914 (F. Ferrebeuf, 2016) 164 Revue d’Allemagne avant 1870. Puis nous nous intéresserons aux conséquences de la fondation du Reich et à l’avènement de l’ère germanisatrice. Se posera ensuite la question des résistances des minorités, à dimension politique dans un premier temps, confessionnelle dans un second. Nous examinerons enfin les conséquences de la Première Guerre mondiale sur les rapports ethniques dans la province. Pour cette étude, nous nous appuierons essentiellement sur les résultats récents de l’historiographie internationale dont les travaux sont encore trop méconnus dans la partie occidentale de l’Europe.

Des minorités anciennes et longtemps protégées (jusqu’en 1871) L’influence de la peste de 1709-1710 Les minorités ethniques en Prusse-Orientale n’ont en réalité pas toujours été minoritaires. Toutes sont présentes depuis très longtemps et ont été rejointes pro- gressivement par les Allemands à partir de l’arrivée des Chevaliers teutoniques, au xiie siècle. En 1708, avant le grand épisode de peste de 1709-1710 qui laisse la pro- vince exsangue, les Borusses formaient l’ethnie la plus nombreuse de la province, avec 228 500 représentants (33,8 % de la population), devant les Allemands (166 000, 24,6 %), les Lituaniens (143 000, 21,2 %) et les Mazures (127 000, 18,8 %). Néanmoins, dès cette période, les Borusses étaient germanisés, au moins au niveau linguistique, puisque le borussien aurait disparu faute de locuteurs à la fin duxvi e siècle (11). La peste fait environ 225 000 morts dans la province (sans la Warmie) sur les 650 000 habitants qu’elle compte alors, soit environ un tiers de la population. C’est en Petite-Lituanie que le taux de mortalité est le plus élevé : on ne compterait plus que 28 500 Lituaniens en 1740. Andreas Kossert parle ainsi de 128 000 morts dans les quatre baillages litua- niens (Insterburg, Tilsit, Memel et Ragnit) contre à peine 9 180 dans ceux de Natangie (Balga, Brandenburg, Preußisch Eylau et Bartenstein), largement peuplés de Borusses et d’Allemands. La mortalité est importante également en Mazurie et il n’y aurait plus que 89 600 Mazures en 1740. Dans le même temps, Borusses et Allemands affer- missent leur domination avec 191 000 représentants pour les premiers, et 130 800 pour les seconds (12), d’autant plus qu’ils ont été renforcés par les vagues de repeuplement successives lancées par les monarques prussiens, Frédéric-Guillaume Ier surtout. En Lituanie notamment, on fait appel à des calvinistes de Hesse-Nassau, du Siegerland (Westphalie), du Palatinat, de Wallonie, de Suisse francophone et ger- manophone, à des protestants de Salzbourg (environ 12 000 en 1732-1733), d’Hal- berstadt ou de Magdebourg, ou encore à des Anglais et des Écossais dissidents (13). La Mazurie est le parent pauvre de ce repeuplement, plus long à se mettre en place et se prolongeant jusqu’au début du xixe siècle. On y retrouve néanmoins quelques foyers de Salzbourgeois, mais ce sont surtout des Lituaniens et des Polonais qui

11 L’historien Christoph Hartknoch (1644-1687) s’en fait l’écho. Pour ces chiffres, voir Klaus-PeterJur - kat (éd.), Neue Beiträge zur Baltistik, 2005 (autoédition), p. 9-11. 12 A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 96-97 ; id., Masuren (note 5), p. 85-87 ; Ch. Clark, Histoire de la Prusse (note 1), p. 116-117 et Kl.-P. Jurkat (éd.), Neue Beiträge zur Baltistik, ibid., p. 14. 13 M. Kerautret, Histoire de la Prusse (note 1), p. 126-127 ; Wulf D. Wagner, Kultur im ländlichen Ostpreußen, t. 1, Husum, Husum Verlag, 2008, p. 78-80 ; A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 104-106 et Ch. Clark, Histoire de la Prusse (note 1), p. 180-185. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 165 s’y installent (14). Le poids des Allemands s’accroît encore avec la germanisation des Borusses, qui leur sont désormais assimilés. Une tolérance réelle jusqu’au début du xixe siècle Bien que les minorités aient été ainsi affaiblies, les souverains prussiens font preuve, jusqu’au début du xixe siècle, d’une véritable tolérance à leur égard. C’est le cas en Mazurie comme en Lituanie prussienne, même si l’attention des autorités est plus marquée pour les Lietuvininkai (« Petits-Lituaniens »). En 1718, Frédéric-Guillaume Ier fait ouvrir un séminaire de lituanien à l’Université Albertina de la capitale provinciale, Königsberg (aujourd’hui Kaliningrad), à destination principale des futurs pasteurs, qui doivent utiliser la langue du peuple à l’église, selon la doctrine de Luther. Devant le manque d’étudiants lituaniens, on incite des Allemands à étudier le lituanien. Pour renforcer l’efficacité de cette mesure, le souverain instaure huit bourses royales de 600 marks par an à destination d’étudiants de Petite-Lituanie souhaitant étudier la théologie et le lituanien. 1 300 théologiens sont ainsi formés entre 1718 et 1859 (15). Face à ce succès, Frédéric-Guillaume Ier fait ouvrir un séminaire de polonais à l’Albertina en 1728, à destination des Mazures, avec les mêmes bourses et les mêmes objectifs que pour les Lituaniens (16). Le président de la province de Prusse de 1824 à 1842, Theodor von Schön, né à Schreitlaugken (Šereitlaukis, arr. de Tilsit), est tout à fait dans cet état d’esprit, lui qui évoque ses « bien-aimés Lituaniens » (17). C’est sous son contrôle qu’est créé en 1811, alors qu’il est président du district de Gumbinnen, un séminaire pour instituteurs à Karalene (Zelyony Bor, arr. d’Insterburg), pour leur formation au lituanien (18). En 1825, Schön intervient pour favoriser la nomination d’Eduard Gisevius (1798-1880) comme professeur au lycée de Tilsit, contre l’avis du Schul- und Konsistorialrat Gustav Friedrich Dinter (19). Gisevius y enseigne le lituanien jusqu’en 1873.

14 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 90-93. 15 Fritz Gause, Die Geschichte der Stadt Königsberg, t. 2 : Von der Königskrönung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1965), Cologne, Böhlau, 1996, p. 345 ; Danuta Bogdan, « Das polnische und das litauische Seminar an der Königsberger Universität vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts », Nordost-Archiv, 3/2 (1994), p. 393-394 ; Arthur Hermann, « Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens 1871-1933 », in : R. Traba, Selbstbewusstsein und Modernisierung (note 9), p. 88 et Günter Uschtrin (dir.), Wo liegt Coadjuthen ? Die Geschichte eines ostpreußischen Kirchspiels im ehemaligen Memelland, Berlin, Berliner Wissenschaftsverlag, 2011, p. 376. 16 D. Bogdan, « Das polnische und das litauische Seminar an der Königsberger Universität » (note 15), p. 401 et A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 112. 17 Jurgis Mališauskas, « Theodor von Schön und sein “geliebtes Litthauen” »,Annaberger Annalen, 12 (2004), p. 123-132. 18 Ce séminaire est ouvert à l’initiative de la reine Louise, qui, durant l’exil de la famille royale en Prusse- Orientale entre 1807 et 1810, fut marquée par les besoins criants d’éducation, en Petite-Lituanie notamment. Le mot karaliene signifie reine en lituanien, et l’institution, fondée sur un domaine royal, prit ce nom en honneur de la souveraine décédée l’année précédente. D’autres voient le jour à Ragnit, Memel et Pillkallen. Voir https://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Insterburg#Lehrerseminar_ Karalene, consulté le 25 janvier 2017 et H. Pölking, Das Memelland (note 1), p. 106 et 213. 19 Rimantas Sliužinskas, « Eduardo Gizevijaus ir Gustavo Gizeviuaus Gyvenimas ir Veikla », Gimtasai Kraštas, 4 (2011), p. 21-28. 166 Revue d’Allemagne

Du fait de ces créations, Königsberg, et dans une moindre mesure Tilsit (Sovetsk), jouent le rôle de centres culturels lituaniens d’importance. C’est dans ces deux villes que sont publiés les livres religieux qui représentent l’essentiel des publications en lituanien, mais ces livres émanent à 79,1 % d’auteurs allemands entre 1547 et 1807 (20) ; entre 1807 et 1919, c’est encore le cas pour 56 % des livres édités en lituanien (21). Comme dans toute la province et dans tous les États allemands au xixe siècle, les livres sont édités en écri- ture gothique, si bien que les Lituaniens (comme les Mazures) se révèlent incapables de lire les livres en écriture latine : cela a son importance durant les périodes de tensions nationalistes (22). Le développement d’une littérature profane en Petite-Lituanie est plus tardif. Le premier poème en lituanien, Metai (Les saisons), rédigé par le pasteur Kristijo- nas Donelaitis (Christian Donelitius, 1714-1780), n’est publié qu’en 1818 par le linguiste Ludwig Rhesa, directeur du séminaire de lituanien à l’Albertina depuis 1810. En Mazurie, il n’y a pas de réel développement d’une culture propre avant les pre- mières décennies du xixe siècle, avec les pasteurs et linguistes Christoph Cölestin Mrongovius (1764-1855, installé à Dantzig en 1798) et Gustav Gisevius (1810-1848) (23). Mrongovius publie en 1805 un manuel d’apprentissage du polonais pour les Allemands et des dictionnaires germano-polonais. Ce n’est qu’avec Gisevius qu’apparaît en 1842 le Przyjaciel Ludu Lecki (L’Ami du peuple de Lyck, 1842-1850), premier journal en langue mazurienne et même première publication en mazurien. La Mazurie est donc plus en retrait que la Lituanie mineure en ce qui concerne la publication d’œuvres et l’émulation intellectuelle. Néanmoins, les structures sociales sont assez similaires en Petite-Lituanie et en Mazurie, où il n’y a presque pas de noblesse « indigène ». Les rares familles nobles de Mazurie sont progressivement assimilées à la noblesse allemande. C’est le cas des Rogalla von Bieberstein, qui parlent toujours le dialecte mazure à la fin duxix e siècle. D’autres, comme les Gregorovius (Grzegorzewski) ou les Gisevius (Giżycki) (24) perdent en influence et deviennent des familles de pasteurs et de fonctionnaires. Elles lati- nisent progressivement leur nom au cours des xviie et xviiie siècles. Il en va de même en Lituanie, où la noblesse est germanique ou germanisée. Ceci explique l’influence prussienne, puis allemande, sur la population locale, qui fait face à un seigneur et à un pasteur quasi exclusivement allemands. Aussi n’est-il pas étonnant que les dialectes « mazurien » et « petit-lituanien » aient été très tôt influencés par l’allemand. En Lituanie prussienne, du fait du mélange des popu- lations dans les villages, le lituanien local, appelé le buriškai, est constellé de germa- nismes (25), mais l’inverse est aussi vrai, et des lituanismes ont envahi le langage courant

20 Daiva Kšanienė, « Die Entwicklung der kleinlitauischen evangelischen Kirchenlieder », Annaberger Annalen, 16 (2008), p. 139-169, ici p. 146. 21 A. Hermann, « Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens » (note 15), p. 88-89. 22 Silva Pocytė, « Die litauische Presse und die Kulturvereine in Kleinlitauen, 1871-1935 », in : R. Traba (éd.), Selbstbewusstsein und Modernisierung (note 9), p. 132-133. 23 R. Blanke, Polish-speaking Germans ? (note 8), p. 46. 24 Pour les Gisevius, voir R. Sliužinskas, « Eduardo Gizevijaus ir Gustavo Gizeviuaus Gyvenimas ir Veikla » (note 19), p. 21 et 26-27. 25 A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 165. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 167 du nord de la province (26). Néanmoins, le buriškai est moins éloigné du lituanien litté- raire que ne l’est le mazurien du polonais, ce qui montre que des passerelles existent de part et d’autre de la frontière (27). De plus, les dialectes sont nombreux, et Friedrich Kurschat insiste notamment sur la singularité du dialecte de la région de Memel (28). Le dialecte mazurien est lui aussi largement influencé par l’allemand. Pour le linguiste mazure Martin Gerss (Marcin Giersz, 1808-1895), dont les travaux ont été repris par des historiens comme Richard Blanke, le mazurien est du mazovien du xve siècle, influencé par l’allemand et imprimé en gothique (29). Hans Schmauch précise d’ailleurs que « c’est seulement à l’époque de la Contre-réforme que cette différenciation [entre langue polo- naise et dialecte mazurien] a vraisemblablement commencé. La forte différence reli- gieuse, maintenant instituée, entre les Mazures luthériens et leurs voisins catholiques a rompu le lien avec les frères d’origine, aussi bien en Mazovie catholique qu’en Warmie. La conséquence en fut que la langue des Mazures n’a pas participé au développement de l’idiome polonais, mais est restée bloquée à son niveau de développement médiéval » (30). Des modes de vie originaux mais influencés par les Allemands Toutes ces populations semblent se mélanger sans heurts au sein des communau- tés villageoises. Néanmoins, les minorités conservent certains particularismes. C’est particulièrement le cas des Lietuvininkai dont deux coutumes au moins paraissent essentielles dans les relations entre habitants d’un même village, la bičiulystė (amitié profonde sacralisée) et la talka (assistance mutuelle traditionnelle, en particulier pour les travaux agricoles) (31). À la fin du xixe siècle encore, les voyageurs et les ethnologues sont frappés par la cohésion entre les membres d’un même village. En Mazurie également, la population a un mode de vie particulier, d’autant plus que la population allemande est moins présente dans les campagnes et que les communau- tés vivent davantage renfermées sur elles-mêmes à cause de la topographie particulière de la région, en particulier ses nombreux lacs. Du fait de ses racines polonaises dans une province largement germanisée, la Mazurie revêt un caractère exotique pour les voyageurs, souvent des pasteurs, et les Allemands parlent très souvent de la soi-disant barbarie de cette contrée. En réalité, les traditions et le folklore mazures sont large- ment liés à la culture religieuse (32).

26 Gerhard Bauer, « “Kupst und Kaddig”. Lituanismen im Ostpreußischen – Sprache und Alltag im Nord-Ostpreußen », Annaberger Annalen, 11 (2003), p. 112-158. 27 Robert Traba, « Einführung in die Problematik », in : R. Traba (éd.), Selbstbewusstsein und Moderni- sierung (note 9), p. 14. 28 Albert Zweck, Ostpreußen Land und Volk, t. 1 : Litauen, ein Landes- und Volkskunde, Stuttgart, Hob- bing & Büchle, 1898, p. 148. 29 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 18-19. 30 Hans Schmauch, « Besiedlung und Bevölkerung des südlichen Ermland », in : Kreisgemeinschaft Allenstein-Land (éd.), Heimatbuch des Landkreises Allenstein, 1968, p. 28-29. 31 Manfred Klein, « Die soziale Struktur des litauischen Dorfes. Ein Modell für Litauens Gegenwart », Annaberger Annalen, 11 (2003), p. 274 et A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 166-168. 32 C’est le cas par exemple des Himmelbriefe, des lettres qui proviendraient directement de Dieu. Elles circulent entre la Pologne, la Warmie (Ermland) et la Mazurie, et mêlent des éléments catholiques et protestants, à la grande fureur des pasteurs qui en interdisent la lecture, mais ne peuvent en empêcher la diffusion, qui reste très importante jusqu’au xxe siècle. 168 Revue d’Allemagne

Avec le premier partage de la Pologne en 1772, la Prusse-Orientale se voit adjoindre l’évêché de Warmie. Le prince-évêque est contraint d’abandonner sa souveraineté sur la province en échange d’une dotation annuelle versée par l’État prussien. Il conserve cependant un grand poids dans la région, comme du reste l’ensemble du clergé. L’influence de ce dernier est d’autant plus forte chez les paysans qu’il se recrute majo- ritairement en leur sein (33). Comme en Mazurie, célébrations et fêtes religieuses sont abondamment fréquentées, comme le pèlerinage de Heiligelinde (Święta Lipka, arr. de Rastenburg, depuis le xive siècle) qui célèbre le culte marial (34). On le voit, les trois minorités les plus importantes de Prusse-Orientale possèdent un certain nombre de particularismes, qui perdurent pour certains jusqu’en 1914. Or, dès le début du xixe siècle, l’influence de la culture allemande est prégnante. En même temps domine un patriotisme régionaliste qui englobe l’ensemble des nationalités (35). Ce patriotisme a pour principale origine la longue séparation avec le reste de l’espace allemand, séparation qui a perduré jusqu’en 1871 (avec une courte parenthèse en 1848- 1849), et qui se manifeste par une certaine défiance à l’égard de Berlin. Le ralliement d’une large partie des élites ostroprussiennes à un libéralisme virulent et parfois radi- cal en témoigne. Néanmoins, ce libéralisme est aussi l’un des vecteurs du nationalisme allemand en Prusse-Orientale et en Allemagne (36). Les premières crispations (1815-1865) Les relations commencent à se détériorer à partir de 1815, après la victoire des armées coalisées contre Napoléon Ier, victoire à laquelle les Ostroprussiens ont par- ticipé avec un soulèvement spontané face à la Grande Armée de retour de Russie (37). La Prusse tire d’avantageux bénéfices territoriaux de la défaite de l’empereur. Un nombre important de catholiques rhénans intègrent l’État prussien, rejoignant ainsi les Warmiens et les Polonais de Prusse-Occidentale. La Prusse est dès lors confron- tée à une importante minorité catholique, capable, le cas échéant, de s’engager dans un rapport de force. De plus, les guerres révolutionnaires et napoléoniennes ont éveillé les peuples d’Europe au nationalisme et les Allemands comme les Polonais cherchent rapidement à faire valoir leurs intérêts, bientôt antagoniques (38). Enfin,

33 Friedrich Salomo Oldenberg, Zur Kunde Masurens. Bericht für den Central-Ausschuß für Angelegen- heiten der Inneren Mission aus dem Jahre 1865, Dortmund, Forschungsstelle Ostmitteleuropa, 2001, p. 164-165. 34 August Ambrassat, Die Provinz Ostpreußen. Bilder aus der Geographie, Geschichte und Sage unserer Heimatprovinz, Königsberg, Wilhelm Koch Verlag, 1896, p. 243-245. 35 Sur les variations entre nationalisme allemand et patriotisme prussien avant 1871, voir Christian Pletzing, « “Nous voulons être Prussiens” : le patriotisme à l’égard de l’État prussien en Prusse orien- tale et occidentale entre 1830 et 1871 », in : Catherine Maurer (dir.), Les espaces de l’Allemagne au xixe siècle. Frontières, centres et question nationale, Strasbourg, Presses universitaires de Strasbourg, 2010, p. 135-148 et id., Vom Völkerfrühling (note 4), p. 26-27. 36 Magdalena Niedzielska, « Opposition als Elite und Gegen-Elite. Die liberale Gruppierung in der Provinz Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (bis 1871) »,Zapiski Historyczne, Toruń Scientific Society, t. LXXV, livre 4 (2010), p. 43-56. 37 A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 124-126 ; Ch. Clark, Histoire de la Prusse (note 1), p. 430-435 ; M. Kerautret, Histoire de la Prusse (note 1), p. 310-314. 38 Ce n’est pas encore le cas dans la première moitié du xixe siècle, où des libéraux et des démocrates allemands comme l’Ostroprussien Johann Jacoby (1805-1877) défendent la cause polonaise : Ch. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 169 pour un certain nombre d’Allemands, la Prusse devient un recours en vue d’une éventuelle unité nationale. Dès le début du xixe siècle, la langue maternelle est devenue pour un certain nombre de penseurs allemands, Fichte en particulier, le révélateur de la nationalité du locu- teur (39). L’État prussien s’oriente vers une politique allemande au risque d’oublier ses traditions de tolérance. Cette évolution apparaît avec les conflits qui l’opposent à l’Église catholique dès les années 1820, puis aux Polonais, en réaction à l’insurrection polo- naise de 1830-1831, insurrection qui ne manque pas de l’inquiéter. La situation se tend alors dans tout l’Est de la Prusse, même si les autorités de Prusse-Orientale restent plus mesurées qu’en Prusse-Occidentale ou en Posnanie. Néanmoins, une première entorse est faite à la tolérance séculaire quand, en 1834, un décret de la régence de Gumbinnen stipule que « tous les enfants sans exception et sans égard à la langue qu’ils entendent et utilisent à la maison » seront scolarisés en allemand. Outre qu’il est irréalisable, en Mazurie notamment, où de nombreux instituteurs n’ont pas la capacité d’enseigner l’allemand dans des zones encore presque exclusivement polonophones, il entraîne les protestations véhémentes d’instituteurs, de pasteurs, en particulier le superintendant d’Oletzko (Olecko), Friedrich Czygan, et de parents d’élèves. Tous sont motivés par la dimension religieuse car ils estiment que seul l’enseignement moral et religieux dans la langue natale est compatible avec le respect de la morale. Ils obtiennent finalement gain de cause et le décret est modifié dans un sens beaucoup plus libéral. En 1842, Christoph Mrongovius obtient son abrogation par Frédéric-Guillaume IV (40). La politique de plus en plus conservatrice de ce dernier va cependant dans le sens d’un statu quo : l’effer- vescence révolutionnaire est de courte durée et démocrates et libéraux, porteurs des idéaux nationalistes, font l’objet d’une sévère répression (41). Remarquons néanmoins que l’acculturation des minorités en Prusse-Orientale est déjà en cours à cette période, du fait de la longue vie commune des différentes popu- lations et de la toute puissance de l’État prussien, qui encourage la diffusion du odem de vie allemand. La presse, en particulier les journaux officiels des arrondissements (Kreisblätter), joue un rôle dans la germanisation de la population, de même que l’arri- vée progressive du chemin de fer. Alors que la fidélité au souverain prussien perdure, la religion des Mazures et des Lituaniens les éloigne de l’attrait des nationalismes polonais ou lituanien dont le catholicisme est trop affirmé. Signe de l’influence gran- dissante de la culture germanique, le nombre de candidats au séminaire de lituanien de Königsberg diminue et en 1860, sur les 101 candidats, il n’y a que 26 Lituaniens. S’il y a une légère amélioration à partir des années 1870, les autorités sont obligées, après 1910, de favoriser les grandes paroisses, les petites paroisses étant souvent dépourvues

Clark, Histoire de la Prusse (note 1), p. 489 ; Ch. Pletzing, Vom Völkerfrühling (note 4), p. 175-176 ; Jürgen Manthey, Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik, Munich, Hanser Verlag, 2005, p. 478-485 et Edmund Silberner, « Zur Jugendbiographie von Johann Jacoby », Archiv für Sozialge- schichte, t. IX (1969), p. 102. 39 Morgane Labbé, « Dénombrer les nationalités en Prusse au xixe siècle : entre pratique d’administra- tion locale et connaissance statistique de la population », Annales de démographie historique, 105/1 (2003), p. 46-47 et M. Kerautret, Histoire de la Prusse (note 1), p. 305-306. 40 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 150-153. 41 Voir en particulier Ch. Pletzing, Vom Völkerfrühling (note 4), p. 167-316. 170 Revue d’Allemagne de pasteurs lituaniens (42). L’achèvement de l’unité allemande va renforcer les tendances à la germanisation.

La fondation du Reich et la germanisation : la politique nationaliste des autorités face aux minorités (1865-1914) Un État beaucoup moins tolérant sous la pression des nationalistes allemands L’attention du nouveau chancelier Otto von Bismarck se porte aussi sur les minorités ethniques du royaume de Prusse. En Mazurie et en Petite-Lituanie, où divers jour- naux en lituanien ou en polonais avaient pourtant paru en 1848-1849 (43), parfois avec l’intervention indirecte de l’État, il fait prendre des mesures aux objectifs sans ambi- guïté : dès 1865 sont introduits des manuels scolaires bilingues, premier pas vers la germanisation des élèves (44), et sont instaurées plusieurs lois qui induisent un nouveau rapport à la scolarisation. En effet, les deux premières années d’enseignement restent dans la langue maternelle, mais c’est l’allemand qui est utilisé pour les suivantes, sauf en ce qui concerne l’enseignement religieux. Cette législation a certainement entraîné la stagnation d’un analphabétisme encore important en Prusse-Orientale, ainsi que le maintien au travail des enfants (45). Néanmoins, le témoignage du poète et petit paysan Michael (Michał) Kajka (1858-1940), originaire d’Ogrodtken (Ogródek, arr. de Lyck) et qui a effectué toute sa scolarité en polonais, prouve que l’application de ces mesures n’était pas systématique (46). La véritable offensive germanisatrice intervient à partir duKulturkampf , qui s’at- taque surtout aux catholiques, mais qui concerne aussi bien les Polonais, victimes de leur catholicisme supposé (ce qui est erroné dans le cas des Mazures), que toutes les minorités ethniques, parmi lesquelles les Lituaniens. En adéquation avec les souhaits de Bismarck, Karl von Horn, président de la province de Prusse, propose en 1872 que l’allemand soit utilisé dès la première année de scolarisation. Un an plus tard, le 25 juillet 1873, l’ordonnance du ministre des Cultes Adalbert Falk prévoit que toute la scolarité se fera désormais en allemand, à l’exception de l’éducation religieuse, qui passe cependant en allemand trois ans plus tard. Le polonais ne peut être utilisé que comme langue de soutien à l’apprentissage de l’allemand (47). Il s’agit d’un changement

42 A. Hermann, « Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens » (note 15), p. 99-100. 43 Citons en Petite-Lituanie le Keleiwis (Le randonneur), fondé en avril 1848 par le pasteur et linguiste Friedrich Kurschat avec le soutien des autorités ; la démocrate Dorfzeitung für Preußen (Tilsit, jan- vier 1849-juillet 1850), qui édite un supplément lituanien bimensuel, le Kiemo Ceitungas Lietuwinin- kas ; enfin, le Lietuvininkiu prietelis (L’ami des Lituaniens) (Memel, 1849), dirigé par le pasteur Zippel. En Mazurie paraît d’abord la Neue Dorfzeitung/Nowa Gazeta Wiejska démocrate (Hohenstein/Olsz- tynek, arr. d’Osterode), puis, dans la même ville, le Przyjaciel Ludu (Ami du peuple), conservateur. Voir Ch. Pletzing, Vom Völkerfrühling (note 4), p. 234 et 237-238. 44 Nijolė Strakauskaitė, « Der Einfluss politischer Faktoren auf das kleinlitauische Schulwesen, 1817- 1933 », in : R. Traba (éd.), Selbstbewusstsein und Modernisierung (note 9), p. 70. 45 En 1871, 30,6 % des enfants sont analphabètes en Prusse-Orientale, et les zones rurales de la Mazurie et de la Petite-Lituanie comptent parmi les plus touchées : Étienne François, « Alphabetisierung in Frankreich und Deutschland während des 19. Jahrhunderts : erste Überlegungen zu einer vergleichen- den Analyse », Zeitschrift für Pädagogik, 29 (1983), p. 759. 46 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 38-39. 47 Ibid., p. 52-53. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 171 radical en Prusse, dicté par des raisons de politique intérieure car les pressions des nationalistes allemands se font alors très fortes. L’administration poursuit son œuvre dans les décennies suivantes, délivrant offi- cieusement des fonds dans chaque arrondissement ostroprussien afin de favoriser la création de laiteries, de coopératives agricoles ou de journaux pro-allemands en polonais. Plusieurs associations jouent aussi un rôle, en premier lieu le Verein zur Förderung des Deutschtums in den Ostmarken, créé en 1894 à Posen (Poznań), puis renommé Deutsche Ostmarkenverein (DOMV) en 1899. Celui-ci tente de favoriser la colonisation allemande dans tout l’Est prussien. Bientôt, chaque ville de Prusse- Orientale en possède une section locale à laquelle appartiennent les notables. Cer- taines villes y adhèrent même en qualité de membres corporatifs, comme Osterode (Ostróda), Ortelsburg (Szczytno), Neidenburg (Nidzica) et Soldau (Działdowo). Les réactions des autorités et de ces associations face à toute éventuelle « menace » sont vives, et la moindre initiative privée de Polonais s’implantant dans la province est regardée avec suspicion. La défiance grandit encore à la fin des années 1900 (48). Assez régulièrement, des lois d’expulsion ou d’expropriation de propriétaires polonais sont votées par la Chambre prussienne ou le Reichstag. Elles concernent le plus souvent la Prusse-Occidentale (49), mais inquiètent les exploitants agricoles ostroprussiens qui comptent sur les ouvriers polonais pour les travaux agricoles de l’été. Toutes ces mesures ne font qu’aviver un antagonisme qui n’existait pas à grande échelle en Prusse-Orientale. Les minorités se voient aux prises avec des dispositifs étatiques, mais aussi associatifs, qui n’ont d’autre but que l’éradication de leurs parti- cularismes, linguistiques en priorité, afin de faire d’eux des Allemands. L’application des lois linguistiques en Prusse-Orientale et leurs résultats De quelle manière les lois scolaires se sont-elles appliquées dans chaque région de la Prusse-Orientale ? De manière assez incroyable, elles ne semblent pas avoir causé de remous en Mazurie, du moins de manière perceptible, nous y reviendrons. Comme Horn le rapporte au ministre de l’Intérieur Robert Viktor von Puttkamer en 1881, tous les Mazures « sont fiers d’être Prussiens et Allemands ; même les parents qui en parlent pas allemands eux-mêmes sont heureux que leurs enfants l’apprennent. Il ne s’est pas élevé une seule voix dans les écoles depuis que cette loi a été adoptée en 1873 » (50). Si ce tableau semble idyllique, il n’est pas trop éloigné de la réalité et le mazurien devient peu à peu « la langue de la maison, de l’église et du passé » dont l’usage se perd dans les jeunes générations (51). Signe que cette cause ne convainc pas, des pétitions en faveur de l’enseignement en polonais, en 1885, ne rassemblent que 86 signatures dans la circons- cription de Sensburg-Ortelsburg (52). Enfin, il n’y a aucune réaction quand l’instruction religieuse passe définitivement en allemand en 1888 (53).

48 Pour tous ces éléments, voir A. Kossert, Masuren (note 5), p. 198-199. 49 C’est le cas par exemple en 1908 : Le Temps, 14 décembre 1907, n° 16974, p. 2 ; 18 janvier 1908, n° 17008, p. 2. 50 Rapport de Karl von Horn, cité in R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 53. 51 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 52. 52 Hans-Jürgen Karp, « Bischof Andreas Thiel (1886-1908) und die Sprachenfrage im südlichen Ermland », Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, t. 37 (1974), p. 96-103, ici p. 63. 53 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 89. 172 Revue d’Allemagne

Cependant, pour imposer l’allemand, les vexations sont nombreuses et peuvent être violentes, en particulier à l’école (54). La germanisation entraîne une diminution du nombre de locuteurs polonais en Mazurie, comme le montrent aussi bien les chiffres officiels que ceux de Leszek Belzyt (tableau n° 1) (55). Ces derniers révèlent toutefois un recul moins spectaculaire, même si certaines diminutions se font très rapidement, comme dans l’arrondissement d’Oletzko entre 1861 et 1910. Le changement de langue dans la population mazure semble de fait irréversible, tout comme sa volonté de s’assi- miler : en 1910, 6 % des Mazures déclarent l’allemand comme langue maternelle et la proportion de ceux qui déclarent parler polonais diminue très fortement par rapport à ceux qui déclarent parler le « mazurien » (56). Enfin, la population urbaine augmente et l’émigration s’intensifie : en 1914, 25 % des Mazures habitent la Ruhr, où ils refusent de se mêler aux immigrés polonais (57).

Tableau n° 1 : La part des locuteurs polonais en Mazurie (1846-1910)

1846 1861 1890 1905 1910 Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Arrondissements officiels officiels L. Belzyt officiels L. Belzyt officiels L. Belzyt District de Königsberg Neidenburg 71,4 % 81,6 % 87 % 72,8 % 84 % 67,5 % 80 % Ortelsburg 88,5 % 87,9 % 92 % 73,3 % 85 % 72,9 % 82,9 % Osterode 62,6 % 63,1 % 67 % 50,6 % 63 % 45,1 % 55,9 % District de Gumbinnen Angerburg 24,7 % 16,3 % ? 6,5 % ? 4,1 % ? Goldap 6,9 % 4,7 % ? 1,5 % ? 1 % ? Johannisburg 87 % 82,4 % 90 % 74,3 % 83 % 70,2 % 77,9 % Lötzen 64,9 % 64,5 % 80 % 45,2 % 65 % 40,6 % 58,9 % Lyck * 81,9 % 78,6 % 85 % 61,5 % 73 % 54,8 % 68,9 % Oletzko 70 % 57,6 % 75 % 43,8 % 57 % 32,3 % 51 % Sensburg 78,5 % * 74,7 % 87 % 58,5 % 72 % * 51,6 % 67,5 % * Les chiffres sont incertains.

Source : D’après L. Belzyt, Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815-1914 (note 55), p. 69, 71, 76, 84-89 et 91 et id., « Zur Frage des nationalen Bewußtseins der Masuren im 19. und 20. Jahrhundert (auf der Basis statistischer Angaben) », Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 45 (1996), p. 41.

La situation est différente en Lituanie prussienne, où la résistance est réelle, à tel point que le gouvernement doit reculer en 1879. En 1881, il autorise l’utilisation du

54 Néanmoins, lorsque les inspecteurs découvrent des pratiques stigmatisantes, les enseignants peuvent être sanctionnés : ibid., p. 90 et A. Kossert, Masuren (note 5), p. 197-198. 55 Leszek Belzyt, Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815-1914. Die preußische Sprachensta- tistik in Bearbeitung und Kommentar, Marbourg, Verlag-Herder-Institut, 1998. 56 Afin de diminuer le nombre de locuteurs polonais, les autorités prussiennes font apparaître dans leurs recensements la langue « mazurienne », alors que celle-ci n’est en réalité qu’un dialecte polonais. 57 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 85-87. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 173 lituanien pour la religion sauf… pour la lecture de la Bible (58) ! Pour autant, le proces- sus de germanisation s’intensifie si bien qu’en 1883, il n’y a plus d’école lituanienne dans l’arrondissement de Memel (Klaïpeda), où, en dehors du chef-lieu, 80 % de la population est lituanienne ! Entre 1871 et 1890, 36 nouvelles écoles sont fondées dans le seul arrondissement de Heydekrug (Šilutė). L’enseignement s’y effectue presque uni- quement en allemand, y compris lorsque les élèves sont majoritairement lituaniens (59). Comme en Mazurie, les arrondissements les plus touchés sont ceux où la pratique de la langue était déjà fragilisée, comme dans les arrondissements de Goldap (Gołdap), Insterburg (Tcherniakhovsk) ou Stallupönen (Nesterov) (tableau n° 2). La réévalua- tion des chiffres par Leszek Belzyt montre une résistance plus forte dans ceux de Heydekrug et Memel, voire celui de Ragnit (Neman).

Tableau n° 2 : La part des locuteurs lituaniens en Petite-Lituanie (1846-1910)

1846 1861 1890 1905 1910 Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Chiffres Arrondissements officiels officiels L. Belzyt officiels L. Belzyt officiels L. Belzyt District de Königsberg Labiau 32,2 % * 20,3 % 30 % 15,1 % 18 % 10,3 % 13 % Memel 58,1 % 44,5 % 57 % * 40,9 % 49,6 % 43,1 % 50,5 % District de Gumbinnen Goldap 6 % 4,1 % 7 % 1,2 % 1,5 % 0,4 % 1 % Heydekrug 68,7 % 63,1 % 70 % 58 % 60 % 53,8 % 57,8 % Insterburg 9,3 % 5,4 % 10 % 1,4 % 2,2 % 0,5 % 1,2 % Niederung 41 % 34,6 % 42 % 21,1 % 22 % 11,7 % 13,9 % Pillkallen 34,3 % 26,1 % 33 % 12 % 15 % 7,9 % 10 % Ragnit 42,6 % 38,2 % 43 % 23,9 % 26 % * 15,3 % 18,5 % Stallupönen 15,7 % 8,6 % 15 % 1,7 % 3 % 0,8 % 2 % Tilsit 48,6 % 43,3 % 48 % 34,4 % 39 % ** 26,4 % ** 28,3 % * Les chiffres sont incertains. ** Tilsit devient une « ville libre » en 1896. Dans la ville, on ne recense que 3,9 % de Lituaniens en 1905 (1910 : 5,5 %), contre 44,5 % (1910 : 47,5 %) dans l’arrondissement de Tilsit-Land. Source : D’après L. Belzyt, Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815-1914 (note 55), p. 25, 59-60 et 69-80.

Le lituanien devient progressivement la langue du pauvre, du paysan, évolution sou- vent mal vécue. Wilhelm Gaigalat (Vilius Gaigalaitis, 1870-1945) en témoigne quand il se souvient que, dans l’école où il était scolarisé dans l’arrondissement de Heydekrug, « la majorité des élèves étaient Lituaniens, mais à l’école, on n’apprenait que l’alle- mand. On ne lisait en lituanien qu’à de rares occasions – le Nouveau Testament ou le catéchisme – ou bien pour réciter le catéchisme. Les Allemands se moquaient de nous

58 A. Hermann, « Die Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens » (note 15), p. 91-92. 59 N. Strakauskaitė, « Der Einfluss politischer Faktoren auf das kleinlitauische Schulwesen » (note 44), p. 71-73. 174 Revue d’Allemagne

à cause de cela, mais nous nous énervions et nous avions honte » (60). Il montre bien la tragédie vécue par ces populations, moquées par les Allemands et éprouvant un sentiment de honte d’eux-mêmes. Les autorités ecclésiastiques exercent également un rôle certain dans la germanisa- tion. Le superintendant général de Prusse-Orientale, Friedrich Wilhelm Gustav Carus (1819-1889), en atteste en 1885, lors d’une visite dans le diocèse de Heydekrug : « Préser- ver et entretenir une fausse lituanité spécifique serait un malheur pour les Lituaniens eux-mêmes, et peut-être aussi un danger pour l’État. Le passage de l’essence litua- nienne aux usages allemands est inévitable, du fait de la supériorité de ces derniers, et par conséquent le processus de germanisation devrait s’accomplir de lui-même, avec la nécessité de l’histoire naturelle, même si l’on ne veut intervenir en aucune façon dans son élaboration. […] La sphère religieuse est la dernière miette de la tradition à laquelle les Lituaniens s’agrippent avec un amour obstiné et presque désespéré : c’est comme le dernier éclat du crépuscule avant le coucher du soleil » (61). À partir de 1900, le consistoire de Königsberg se lance aussi dans une politique de germanisation, en ne nommant des pasteurs lituaniens que dans les paroisses de plus de 50 fidèles ayant cet idiome comme langue maternelle ; la même politique est appliquée en Mazurie (62) et en 1907, on ne prêche plus en lituanien que dans 69 églises de Prusse-Orientale. En 1919, au sud du Niémen, on ne prêche plus en lituanien que dans dix communes, dont Tilsit (63). N’oublions pas cependant que le manque de candidats ne joue pas en faveur des Lituaniens. En Warmie enfin, les résistances sont assez fortes. D’après Leszek Belzyt, les mesures du Kulturkampf en sont la principale raison car elles semblent avoir entraîné l’arrêt du processus de germanisation, comme dans les autres arrondissements polonais où elles ont eu cours (64). Du fait de leur double minorité, les Warmiens polonais sont encore plus touchés que leurs coreligionnaires allemands et en nourrissent une rancune tenace à l’égard des autorités allemandes. D’après les chiffres officiels, le nombre de locuteurs

60 Ibid., p. 72. 61 « Visitation Heydekrug, 27. Juni bis 15. Juli 1885 », in : Walther Hubatsch (éd.), Die evangelischen General-Kirchen- und Schulvisitationen in Ost- und Westpreußen. 1853 bis 1944, Göttingen, Vanden- hoeck & Ruprecht, 1970, p. 140-141, cité in A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 173. 62 A. Hermann, « Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens » (note 15), p. 98. 63 « Die heutige Verbreitung der Litauer. Basis : Visitationsrezesse des Königl. Konsistoriums 1878 », Litauische Literarische Mitteilungen, n° 2, cahier n° 7 (1884), p. 1-3, cité in A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 170-171. 64 Le Kulturkampf est violent en Warmie, où l’évêque Philipp Krementz défend ses prérogatives avec acharnement et est condamné à de multiples amendes pour infraction au Kanzlerparagraph de 1871, qui interdit les prises de position du clergé en chaire. Les églises des prêtres récalcitrants sont fermées, parfois plusieurs années. Le séminaire de Braunsberg est aussi fermé dix ans, entre 1876 et 1886. Enfin, les autorités allemandes soutiennent le courant vieux-catholique, opposé au dogme de l’infaillibilité pontificale et excommunié par l’évêque, et multiplient les humiliations contre les catholiques. Voir L. Belzyt, Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat (note 55), p. 19-20 ; Johannes Kissling, Geschichte des Kulturkampfes im Deutschen Reiche, t. 2 : Die Kulturkampfgesetzgebung 1871-1874, Fribourg-en-Brisgau, Herdersche Verlagshandlung, 1913, p. 1-39 et 400-401 ; Robert Traba, « Zur Entwicklung des politischen Katholizismus im Ermland 1871-1914 », Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, t. 47 (1994), p. 108-109 ; A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 186 ; Franz Dittrich, Der Kulturkampf im Ermland, Berlin, Germania, 1913. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 175 polonais se maintient dans l’arrondissement de Rößel (Reszel), tandis qu’il ne cesse de diminuer dans celui d’Allenstein (Olsztyn) (tableau n° 3). Cela est dû en grande partie à la rapide expansion de la ville d’Allenstein qui passe de 6 000 habitants en 1875 à 33 000 en 1910 ! Celle-ci est finalement détachée de l’arrondissement et devient une Kreisfreie Stadt (ville libre) en 1910. La même année, il y a 33 286 locuteurs polonais sur les 57 919 habitants que compte l’arrondissement rural d’Allenstein, soit 57,5 % de locu- teurs polonais. À l’inverse, dans la ville d’Allenstein, ils ne sont plus que 7,1 % (2 349 sur 33 077). Au sein d’une même micro-région, la situation peut donc être contrastée.

Tableau n° 3 : La part des locuteurs polonais en Warmie polonaise (1846-1905)

Arrondissements 1846 1861 1890 1905 Allenstein 73,5 % 73,8 % 51,7 % 45,2 % Rößel 14,8 % 19,3 % 15 % 14,7 %

Source : Chiffres officiels, d’après Belzyt L. , Sprachliche Minder- heiten im preußischen Staat 1815-1914 (note 55), p. 83 et 90.

Il est incontestable que les mesures prises contre les langues nationales, en particu- lier à l’école, contribuent largement, et rapidement, au déclin de celles-ci. Seules les régions où les populations sont nombreuses, homogènes et soudées résistent le mieux, du fait de la pratique de la langue maternelle au sein du foyer. Peu à peu cependant, cette dernière devient la langue utilisée avec les parents et les grands-parents et les jeunes se parlent entre eux en allemand. Pour les autorités comme pour l’opinion publique, l’usage de l’allemand ne peut être que le propre d’Allemands au sens eth- nique du terme, d’où le nombre de plus en plus élevé de « Deutsche » signalés dans ces contrées, y compris dans les arrondissements où ils sont minoritaires. Les moyens utilisés au profit de la germanisation sont sans commune mesure avec ceux dont sont dotées les associations de défense des minorités. Celles-ci ne peuvent donc lutter à armes égales. Seule la volonté des plus récalcitrants peut encore freiner la politique gouvernementale. Néanmoins, à la fin de la période, entre 1890 et 1910, les chiffres en valeur absolue montrent une stabilisation du nombre de locuteurs mazuriens et litua- niens : Mazures et Lietuvininkai ont un taux de fécondité supérieur aux Allemands et ces derniers sont plus enclins à l’émigration que leurs voisins issus des minorités (65).

Des résistances politiques plus ou moins fortes selon les minorités La création du Reich, qui fait des populations issues des minorités de nouveaux citoyens d’un ensemble germanique, modifie radicalement leur rapport à l’État et à la couronne. Si les résultats de la germanisation ne font pas de doute (même s’il convient de modérer quelque peu les chiffres officiels), les résistances des différentes minorités sont bien réelles. On a longtemps cru à leur passivité en se fiant aux chiffres officiels déjà présentés, aux résultats électoraux peu à l’avantage des nationalistes et aux résul- tats sans appel des référendums de 1920 en Mazurie et en Warmie méridionale. Or, des résistances ont existé, mais elles n’ont eu qu’un faible écho sur le plan politique, hormis dans quelques espaces favorables au conflit.

65 L. Belzyt, Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815-1914 (note 55), p. 18. 176 Revue d’Allemagne

Les mouvements lituaniens La Petite-Lituanie est, on l’a vu, choyée par l’État prussien jusqu’aux années 1860. C’est à ce moment qu’émerge le mouvement lituanien : la séparation entre les mouve- ments nationalistes polonais et lituaniens se produit en effet au moment du soulève- ment de 1863-1864. Les divisions entre catholiques et protestants n’entravent pas un rapide rapprochement entre les nationalistes de Lituanie majeure et mineure. Pour autant, cette proximité se concentre uniquement sur la question de la langue : les Petits-Lituaniens ne sont pas favorables à une quelconque indépendance et souhaitent défendre leurs propres particularismes, y compris face aux Lituaniens catholiques (66). C’est au cours des années 1870 que se développe le mouvement lituanien en Prusse- Orientale, alors que les Lietuvininkai sont très liés à la couronne de Prusse et font preuve de leurs opinions conservatrices lors des différents scrutins électoraux. S’ils ont cependant conscience d’appartenir à l’Empire allemand et sont fidèles à l’empereur, ils ne se considèrent pas comme des Allemands (67). La rupture définitive d’une partie des Lituaniens avec les autorités allemandes se produit après l’échec de la visite d’une délégation lituanienne à l’empereur à Berlin en décembre 1878. Cette tentative avortée donne aux plus résolus la certitude que l’heure est venue d’agir. Le principal initiateur de ce mouvement serait le linguiste allemand Georg Sauer- wein (ou « Girėnas », 1831-1904). Ce dernier avait un intérêt tout particulier pour la langue lituanienne, et plus encore pour le combat des Petits-Lituaniens (68). C’est sous son influence qu’est formée à Tilsit, en 1879, laLitauische Literarische Gesellschaft (69). Quelques mois auparavant, en 1878, Henrich Holz avait fondé et édité à Tilsit la Lie- tuwiszka Ceitunga (Gazette lituanienne) ; il en déplaça le siège à Memel peu après (70). Un puissant mouvement pétitionnaire pour la défense du lituanien à l’école se met ensuite en place, comme cela avait été le cas, avec succès, dans les années 1830-1840. En 1879, une pétition pour la réintroduction du lituanien dans les cours d’instruction religieuse obtient 16 410 signatures, dont celle d’un superintendant, de cinq pasteurs

66 Joachim Tauber, « Überlegungen zur Bedeutung der kleinlitauischen Bewegung », in : R. Traba (éd.), Selbstbewusstsein und Modernisierung (note 9), p. 113 et 135. 67 Algirdas Matulevičius, « Zur Nationalen Identität der Preußisch-Litauer », Annaberger Annalen, 9 (2001), p. 267. 68 Sauerwein est l’auteur du poème bilingue Lietuvninkai mes esam gimę (Nous sommes nés (Petits)- Lituaniens), très populaire en Lituanie mineure et qui y fut une sorte d’hymne national : Domas , « Georg Sauerweins Bedeutung für die litauische Nationalbewegung. Die Memeler Phase », Annaberger Annalen, 17 (2009), p. 191-205, ici p. 201. 69 Parmi ses fondateurs, Karl Rudolf Jacoby, pasteur et professeur de lituanien au lycée de Memel (1817- 1881), le linguiste Adalbert Bezzenberger (1851-1922), tout juste nommé à l’Albertina, le vieil Eduard Gisevius et le médecin et chef nationaliste Jonas Basanavičius (1851-1927), installé en Bulgarie. Selon Robert Traba, la Litauische Literarische Gesellschaft est une société savante réunissant des Allemands amis de la culture lituanienne, et ses activités littéraires, linguistiques et culturelles n’ont rien de sub- versives. Ibid., p. 199-200 et 203 ; R. Traba, Ostpreußen (note 9), p. 82. 70 Le journal est dirigé par Martin Szernius (Martynas Šernius), qui s’oppose à la ligne conservatrice et allemande du Keleiwis de Friedrich Kurschat, qui fut son maître. Il est obligé d’adoucir sa ligne édito- riale après 1881. Il est finalement racheté en 1888 et adopte une sensibilité national-libérale allemande. D. Kaunas, « Georg Sauerweins » (note 68), p. 198-200 et Rapport de Johannes Sembritzki, mars 1909, cité in « Anlage : Vier Dokumente », in : R. Traba (éd.), Selbstbewusstsein und Modernisierung (note 9), p. 26. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 177 et de neuf instituteurs (71). D’autres suivent en 1882, 1892, 1896, 1902 et 1904. Celle de 1892 obtient 19 537 paraphes, celle de 1896, la plus conséquente, 27 765, majoritaire- ment dans les arrondissements de Memel, Heydekrug et Tilsit (72). Ce mouvement se prolonge rapidement sur le plan politique, mais Sauerwein, qui réside quatre ans en Petite-Lituanie et accepte de représenter les Lituaniens lors de l’élection à la Chambre de Prusse en 1879 puis en 1881, échoue cruellement (73). Sauerwein, en conflit avec les meneurs du mouvement lituanien et sous la pression des autorités prussiennes et de la presse allemande, quitte Memel en 1882 et Martin (Martynas) Jankus (1858-1946) (74) reprend le flambeau. Jankus, nationaliste assumé, est un jeune éditeur qui, outre son implication dans la vie culturelle lituanienne, cherche à consolider politiquement le mouvement, ce qui lui vaut de nombreux démê- lés avec les autorités. Il publie différents journaux comme l’Aušra (l’Aube, 1883-1886, le premier journal lituanien), puis Varpas (la Cloche, 1889-1905), où collaborent les grandes figures indépendantistes lituaniennes. Enfin, en 1890, il cofonde la première association politique de Petite-Lituanie, qui devient en 1892 le Parti conservateur lituanien (Lietuvių konservatorių partija, en allemand Litauische konservative Partei, LKP). Celui-ci présente des candidats dès 1890. Les autorités allemandes s’inquiètent de l’importance grandissante du mouvement et aident à la fondation à Tilsit du pério- dique pro-allemand Nauja Lietuwiszka Ceitunga (Nouvelle gazette lituanienne), qui sera publié entre 1890 et 1923.

Tableau n° 4 : L’évolution du vote lituanien (parti LKP) au Reichstag en Petite-Lituanie (1893-1912)

Circonscriptions 1893 1898 1903 1907 1912 Königsberg 1 (Memel-Heydekrug) 20,20 % 22,9 % / 54,8 % 25,10 % 23,20 % 20,10 % Königsberg 2 (Labiau-Wehlau) / 0,80 % / / / Gumbinnen 1 (Tilsit-Niederung) / 16,60 % 7,70 % / 1,70 % Gumbinnen 2 (Ragnit-Pillkallen) 3 % 5,30 % 2,30 % / / En gras, le siège obtenu.

Source : C.-W. Reibel, Handbuch der Reichstagswahlen (note 83), p. 7-8, 11-12, 37 et 39-40.

71 A. Hermann, « Die Preußisch-Litauer und die Evangelische Kirche Ostpreußens » (note 15), p. 91-92. 72 Vygantas Vareikis, « Memellander/ Klaipėdiškiai Identity and German-Lithuanian Relations in Lithuania Minor in the Nineteenth and Twentieth centuries », Sociologija. Mintis ir veiksmas, 6/1 (2001), p. 54-65, ici p. 61. 73 Sauerwein s’installe à Memel entre 1879 et 1882. Après son départ, il reste en liens avec plusieurs meneurs nationalistes et séjourne à diverses occasions à Tilsit : voir Hans Masalskis, Georg Sauer- wein, der Sprachgenie, Oldenburg, Igel Verlag, 2003, p. 140-141, 144-145 et 192. 74 Jankus est surnommé « le Patriarche de la Petite-Lituanie ». Il participe à la fondation d’associations culturelles et publie environ 360 livres et 25 périodiques à destination de la Lituanie russe surtout, où les publications lituaniennes sont interdites entre 1864 et 1904 et où elles entrent en contrebande. Ces différentes publications ne rencontrent guère de succès en Lituanie mineure car elles sont imprimées en alphabet latin. Rapport de Johannes Sembritzki (note 70), p. 27 ; S. Pocytė, « Die litauische Presse und die Kulturvereine in Kleinlitauen » (note 22), p. 132 ; Manfred Klein, « Martynas Jankus und das Deutsche Reich », Annaberger Annalen, 17 (2009), p. 222. 178 Revue d’Allemagne

C’est surtout au nord de la Lituanie mineure, autour de Tilsit et de Memel, que la langue résiste le mieux (tableau n° 2) et c’est donc là que se portent les efforts des militants. Le LKP rassemble près d’un quart des suffrages dans la circonscription de Memel-Heydekrug lors des élections au Reichstag à partir de 1893 (tableau n° 4). Il réussit même à envoyer un représentant à Berlin en 1898, puis en 1901, et obtient, dans la même circonscription, entre 1903 et 1918, un siège à chaque élection à la Chambre prussienne en la personne de Gaigalat (75). Néanmoins, les chiffres nous montrent que le LKP n’obtient pas les mêmes succès dans les autres régions de Lituanie mineure. De même, les rares tentatives de passerelle entre la Lituanie mineure et la Lituanie russe échouent (76). Seul un petit groupe suit Jankus et les véritables indépendantistes comme Johannes Wannagat (Jonas Vanagaitis, 1869-1946) (77). En réalité, la majorité souhaite simplement défendre ses droits élémentaires et rêve tout au plus à une certaine auto- nomie. C’est le cas de l’instituteur et écrivain tilsitois Wilhelm Storost « Vydūnas » (Vilius Storostas, 1868-1953), qui est à l’initiative de grands rassemblements folklo- riques sur la colline Rombinus (Rambynas) à partir de 1895 mais qui ne s’intéresse pas à la question politique (78). Les mouvements mazures En Mazurie, les figures du roi et du pasteur sont aussi importantes qu’en Petite- Lituanie. Cela est parfaitement visible avec l’une des personnalités principales de la défense des traditions et du dialecte mazuriens dans la seconde partie du xixe siècle, Martin Gerss. Cet instituteur résume à lui seul toutes les contradictions des Mazures. Bien qu’il défende le peuple auquel il appartient, il se considère comme un Prussien, pas comme un Polonais, ni un Allemand. En 1848, il fonde à Lötzen (Giżycko) le Haupt- verein für die Verbreitung des Deutschen in Masuren afin de lutter contre l’influence polonaise en Mazurie et en favoriser la germanisation. Dans ses publications, il glorifie la dynastie des Hohenzollern, tout en défendant la langue et la littérature polonaises. Gerss ne s’oppose d’ailleurs pas à l’enseignement en allemand, au contraire, mais considère que la langue mazurienne doit être préservée, en particulier à l’église (79). Ses

75 Les conservateurs allemands, peu suspects de sympathies pour les minorités nationales, ont bien cerné l’importance du mouvement lituanien. Ils décident donc de passer une alliance électorale qui réserve au LKP l’un des deux sièges de la circonscription de Memel-Heydekrug à la Chambre. Le LKP n’est en effet pas si éloigné des orientations morales et politiques des conservateurs. Rapport de Johannes Sembritzki (note 70), p. 29. 76 Ceci est visible avec l’échec de la Fédération des Lituaniens de Prusse (Lietuvininkų susivienijimas Prūsuose) (1901-1906, Tilsit) comme celui de l’association Santara (1912-1914), chargée de coordonner l’action des associations lituaniennes en vue d’unifier le mouvement lituanien en Petite-Lituanie. 77 Propriétaire terrien, membre de l’association culturelle Birutė de Tilsit, il s’implique dans l’insur- rection lituanienne de 1905 et siège au grand Seimas de comme représentant de la Lituanie prussienne. Revenu à Tilsit, il y promeut l’idée d’une autonomie de la région et prend la direction de plusieurs journaux. https://lt.wikipedia.org/wiki/Jonas_Vanagaitis, consulté le 20 août 2016. 78 J. Tauber, « Überlegungen zur Bedeutung der kleinlitauischen Bewegung » (note 66), p. 117. 79 Il publie depuis 1860 les Kalendarz mazurski, vendus à 10 000 exemplaires chaque année, puis la Gazeta Lecka et enfin le Calendrier royal-prussien et protestant dans lequel il insère des œuvres d’auteurs polonais, des recueils de chansons mazures et publie des articles et des poèmes glorifiant les grands hommes polonais comme Kosciuszko ou Sobieski. R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 46. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 179 points de vue sont largement partagés par la population mazure, ce qui explique le peu de résistance au niveau politique. Pourtant, comme en Petite-Lituanie, les lois linguistiques de 1873 sont mal accueil- lies. Les choses rentrent néanmoins rapidement dans l’ordre, contrairement à ce qui s’était passé au cours des années 1830 et 1840. De fait, contrairement à la Warmie catholique, la Mazurie protestante n’est guère attirée par l’influence polonaise (80). Au plus fort des troubles cependant, les Mazures semblent avoir contesté le gouverne- ment. Les élections au Reichstag sont effectivement défavorables aux conservateurs soutenant le gouvernement dans cette région traditionnellement très conservatrice. Après les deux attentats contre Guillaume Ier en 1878, les Mazures soutiennent les conservateurs presque sans discontinuer jusqu’en 1918. En ce qui concerne l’action nationaliste et contrairement au mouvement lituanien, elle n’émane pas réellement de Mazures, qui ne forment qu’un minuscule contingent parmi les agents qui interviennent dans la région à partir des années 1880. Jusque-là, les Polonais ignoraient presque tout de la Mazurie, avec qui ils n’avaient plus de liens depuis des siècles, et ils estiment vite leur aide nécessaire face à l’aliénation supposée des Mazures. C’est justement cette assistance venue de l’étranger qui alimente la suspi- cion de ces derniers à leur encontre. L’homme à l’origine de l’intérêt des nationalistes polonais est l’historien mazure Wojciech Kętrzyński (81), qui commence par contacter Martin Gerss, mais s’en éloigne rapidement en raison de son action favorable aux Prus- siens. Les tentatives suivantes ne rencontrent pas plus de succès. La première émane du pharmacien Johannes Karl Sembritzki (Jan Karol Sembrzycki, 1856-1919), qui fonde deux hebdomadaires, d’abord Mazur à Osterode (novembre 1883-24 décembre 1884), puis Mazur. Wschodnio-Pruski (Mazure. Ostroprussien) en janvier 1885 à Til- sit. Dans les deux cas, Sembritzki, conservateur acharné, défend la politique prus- sienne et dénonce ses camarades. Dix ans plus tard, Karol Bahrke (1868-1935) lance en janvier 1896 la Gazeta Ludowa (Gazette du peuple), rédigée en dialecte mazurien mais cantonnée à des positions linguistiques et culturelles. La même année, il crée le Mazurska Partia Ludowa (MLP, ou Masurischen Volkspartei, MVP), qui se concentre sur la question agraire et non sur la question nationale. La Gazeta Ludowa, dont les rédacteurs sont de plus en plus anti-allemands, finit par disparaître en évrier 1902f (82). En 1898, le candidat polonais Zenon Lewandowski (1859-1927), concurrent du MLP, obtient 5 874 voix dans la circonscription de Gumbinnen 7 (Sensburg-Ortelsburg) (83), où il se présente avec le soutien des libéraux du Fortschrittlichen Volkspartei et pas sous étiquette polonaise ! Les scores polonais ne cessent de s’amenuiser ensuite (tableau n° 5).

80 Les ravages causés par une expédition punitive polonaise menée lors de la guerre polono-suédoise de 1655-1660, épisode qui aurait fait 11 000 morts en plus des 80 000 victimes de la famine qui en serait née, ont marqué les mémoires. L’événement semble avoir été largement exploité par les autorités prussiennes, en étant notamment enseigné à l’école. Ibid., p. 35-36. 81 Pour sa biographie, voir ibid., p. 47-48. 82 Bahrke, un Mazure né en Pologne russe, se considérait comme le continuateur de Martin Gerss. Il obtient 229 voix aux élections au Reichstag en 1898 pour la circonscription de Gumbinnen 6 (Oletzko- Lyck-Johannisburg), puis, persécuté par la police, s’installe à Cracovie. Ibid., p. 72-73. 83 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 70-72 et Carl-Wilhelm Reibel, Handbuch der Reichstagswahlen 1890-1918. Bündnisse – Ergebnisse – Kandidaten, Düsseldorf, Droste, 2007, vol. 1, p. 52-53 et 55. 180 Revue d’Allemagne

Tableau n° 5 : L’évolution du vote polonais et mazure au Reichstag en Mazurie (1893-1912)

Circonscriptions 1893 1898 1903 1907 1912 Königsberg 8 3,70 % 1,9 % / 4,9 % / 0,7 % 2,5 %/ 1,5 % 5,90 % 5 % (Osterode-Neidenburg) Gumbinnen 5 / 0,30 % / / / (Angerburg-Lötzen) Gumbinnen 6 / 1,3 % / 0,2 % 0,70 % 0,20 % / (Oletzko-Lyck-Johannisburg) Gumbinnen 7 0,30 % 43,50 % 23,10 % 1,2 % / 0,2 % 14 % (Sensburg-Ortelsburg) En gras, les candidats MLP. En maigre, les candidats polonais. Source : C.-W. Reibel, Handbuch der Reichstagswahlen (note 83), p. 29, 49-50, 52-53, et 55. L’expérience la plus durable voit finalement le jour à Ortelsburg autour de la evuer Mazur (1906-1914). Après que la revue a soutenu les grèves scolaires de 1907 en Prusse- Occidentale, les éditeurs du journal sont traduits en justice. Le journal est racheté en 1908 et placé sous la direction de Kazimierz Jaroszyk (1878-1941). Il passe d’un tirage de 500 exemplaires en 1908 à 2 000 en 1914, dont seulement 400 payants (84). Jaroszyk est en outre le secrétaire du MLP, le directeur financier des coopératives agricoles de Mazurie et de la campagne pour les droits des Mazures, enfin le directeur de laBank Mazurki, fondée en 1910 (85). On le voit néanmoins, toutes ces tentatives restent vaines, et très peu de Mazures s’intéressent à un mouvement qu’ils perçoivent comme opposé à leur identité prus- sienne. Pourtant, la germanisation forcée ne semble pas avoir été aussi forte qu’en Prusse-Occidentale, car les autorités avaient conscience qu’elle aurait été contre-pro- ductive du fait de la germanophilie réelle des Mazures. Elles ont tout de même réagi avec diligence en 1896, après la création de la Gazeta Ludowa, et ont lancé la Gazeta Mazurska, distribuée gratuitement à des milliers d’exemplaires et rédigée en dialecte mazurien. En 1900, cette dernière est remplacée par la Pruski Przyjacel Ludu (L’Ami du peuple prussien), dont le tirage atteint 8 000 exemplaires en 1913, et avec laquelle Otto Gerss, neveu de Martin, collabore un temps (86). Les minorités polonaises de Warmie Le mouvement polonais émerge à la fin des années 1860 en Warmie. Il se renforce ensuite avec le Kulturkampf, nous y reviendrons, puis en 1873, au moment de la publi- cation des lois scolaires. Le poète Andrzej Samulowki (1840-1928) en est à l’origine, lui qui fonde en 1878 la première bibliothèque polonaise de la région à Dietrichswalde (Gietrzwałd) (87). Il attire à lui quelques personnalités motivées, comme l’instituteur Jan Liszewski (1852-1894), qui fonde à Raschung (Rasząg) une antenne de la Société de lecture populaire (Towarzystwo Czytelni Ludowych, TCL) (88). En 1885, Samulowki,

84 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 210 et R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 80. 85 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 79-81. 86 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 91. 87 Samulowski est originaire de Schönbrück (Sząbruk, arr. d’Allenstein). Il est l’auteur de poèmes patriotiques et religieux très populaires en Warmie. Voir https://pl.wikipedia.org/wiki/Andrzej_ Samulowski_%28poeta%29, consulté le 20 août 2016. 88 Voir H.-J. Karp, « Bischof Andreas Thiel » (note 52), p. 63. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 181

Liszewski et le propriétaire terrien Franciszek Szczepański organisent à Allenstein et à Wartenburg (Barczewo) deux manifestations en faveur de l’enseignement en polonais à l’école. Ils font aussi paraître 85 pétitions dans l’arrondissement d’Allenstein, signées par 3 005 personnes, et 9 dans l’arrondissement de Rößel, paraphées de 430 signatures (89). Si la majorité des Polonais de Warmie reste passive, une minorité exaspérée glisse de plus en plus vers des revendications nationalistes. Ce terreau nationaliste trouve son épicentre à Allenstein et dans ses environs, la zone la plus polonaise de la région. Finalement, en 1886, Samulowki, Liszewski et Szczepański fondent la Gazeta Olsztyńska grâce à des financements provenant, entre autres, de riches paysans war- miens. Seweryn Pieniężny (1864-1905), un journaliste originaire de Posen, en prend la tête en 1888. Il s’investit dans la société warmienne et organise en janvier 1892 un ras- semblement pour la défense de la langue polonaise, puis crée en 1893 la société catholique Zgoda (Consentement) pour unir les ouvriers et les artisans (90). La Gazeta Olsztyńska subit quant à elle de nombreux procès de presse et est condamnée à des amendes. La fréquence de parution augmente néanmoins car un lectorat de plus en plus conséquent s’est constitué (91). À la mort de Seweryn Pieniężny en 1905, son frère Wladyslaw prend sa suite (92). En 1910 enfin est fondée la Banque populaire d’Olsztyn Banku( Ludowego w Olsztynie), chargée de financer la vie culturelle et politique polonaise.

Tableau n° 6 : L’évolution du vote polonais au Reichstag en Warmie (1893-1912)

Circonscription 1893 1898 1903 1907 1912 Königsberg 9 32,5 % / 54,9 % 34,70 % 24,30 % 25 % 34,50 % (Allenstein-Rößel) En gras, le siège obtenu. Source : C.-W. Reibel, Handbuch der Reichstagswahlen (note 83), p. 32. L’action de ce groupe, dont font aussi partie des prêtres polonais, rencontre l’adhésion d’une partie des Warmiens polonais de l’arrondissement d’Allenstein. Cela est confirmé par les résultats électoraux dans la circonscription d’Allenstein-Rößel (tableau n° 6) : les Polonais obtiennent à chaque scrutin entre un quart et un tiers des voix (93). Néanmoins, d’après Robert Traba, « seule la moitié d’entre eux [les Polonais de War- mie] s’est identifiée à la nation polonaise, 20 % ont subi un processus de germanisation,

89 Ibid., p. 63. Un exemplaire de cette pétition est conservé au musée de la Gazeta Olsztyńska à Olsztyn. 90 Notice biographique du musée de la Gazeta Olsztyńska, Olsztyn, consultée en juillet 2014. 91 Tirée à 400 exemplaires en 1890, elle avoisine les 1 000 exemplaires en 1918. En plus de la direction de la Gazeta Olsztyńska, Seweryn Pieniężny devient l’éditeur de la Gazeta Toruńska, ainsi que du mensuel Odczyty dla Towarzystw Polskich (Lectures pour les sociétés polonaises) et contribue au déve- loppement de 15 bibliothèques polonaises en Warmie, ce qui lui vaut une condamnation à une peine de prison en 1901. Notice biographique du musée de la Gazeta Olsztyńska, Olsztyn, consultée en juil- let 2014 et « Czytelnictwo “Gazety Olsztynskiej” w latach 1886-1914 », carte de la diffusion de la Gazeta Olsztyńska exposée au musée de la Gazeta Olsztyńska, Olsztyn, consultée en juillet 2014. 92 Notice du musée de la Gazeta Olsztyńska à Olsztyn et http://ipsb.tymczasowylink.pl/index.php/a/ wladyslaw-pieniezny, consulté le 20 août 2016. 93 Szczepański, candidat au Reichstag pour la circonscription de Königsberg 9 (Allenstein-Rößel) en 1890, obtient 5 171 voix. Trois ans plus tard, le curé Anton von Wolszlegier (1843-1922) l’emporte face au candidat du Zentrum, le parti catholique. Voir H.-J. Karp, « Bischof Andreas Thiel » (note 52), p. 68. 182 Revue d’Allemagne

30 % ne possédaient aucune identité nationale spécifique » (94). De fait, les mouvements nationalistes restent moins forts qu’en Prusse-Occidentale (95). Pour autant, le mouve- ment polonais connaît une vitalité certaine à la veille de la Première Guerre mondiale, bien qu’il ne concernât, au plus, que la moitié des Polonais. Plus encore qu’en Litua- nie prussienne, ceux-ci font preuve d’une certaine cohérence politique dans les choix qu’ils manifestent lors des différents scrutins. À l’aune de ces premiers résultats, un premier bilan s’impose. Les minorités ethniques de Prusse-Orientale n’ont pas développé un nationalisme virulent, capable de séduire une large partie de leurs membres. Au contraire, seules des franges, parfois très faibles comme en Mazurie, plus conséquentes en Petite-Lituanie et en Warmie, se sont radica- lisées et ont tenté de former un mouvement revendicatif. Encore faut-il bien comprendre que, même pour une partie de ces franges, la sécession avec l’Allemagne et le rallie- ment à un mouvement indépendantiste transnational ne sont pas des options crédibles. Plusieurs raisons à cela, nous l’avons vu : un patriotisme prussien ancien et souvent indépassable, la fidélité au serment donné au souverain et une acculturation réelle qui comprend une appropriation des valeurs du Reich comparable à celle des populations allemandes. Toutefois, les questions sociale et politique ne sont pas les seules à prendre en compte et la question religieuse doit aussi être intégrée à la réflexion. En effet, la dimension confessionnelle est très importante pour les trois minorités concernées et, à notre sens, c’est dans ce domaine que leur force de résistance s’est surtout exprimée.

Des singularités religieuses à la base d’une résistance réelle mais souterraine Les mouvements piétistes en Petite-Lituanie Depuis le milieu du xviiie siècle, on voit apparaître en Lituanie prussienne, au sein de l’Église évangélique, des communautés de piété (Gemeinschaftsbewegungen) qui séduisent une partie croissante de la population (96). Leurs adeptes, bien que respectueux du pouvoir des pasteurs, entendent suivre au plus près les enseignements de Luther afin de développer une piété plus importante et de pratiquer leur foi en petits groupes (97). Issus des couches paysannes les plus modestes, les prédicateurs piétistes lituaniens se considèrent comme en mission divine (98). Les autorités, très méfiantes envers ces pré- dicateurs itinérants (ou Stundenhalter), interdisent quasiment le mouvement en 1834 : les prêches sont désormais soumis à l’autorisation du consistoire et les prédicateurs qui officient en dehors de leur paroisse sont poursuivis (99). Ces derniers sillonnent les

94 Cité dans H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 120. 95 Ainsi, la grève scolaire de 1907 pour l’utilisation du polonais dans l’instruction religieuse, qui fait rage dans la province voisine, a peu d’ampleur. Hartmut Boockmann, Ostpreußen und Westpreußen, Berlin, Siedler (Deutsche Geschichte im Osten Europas), 1992, p. 391. 96 Voir Grzegorz Jasinski, « Zwischen Sekte und Kirche. Die litauische und masurische Gemeinschafts- bewegung im 19. Jahrhundert (bis 1885) », in : Hans-Jürgen Bömelburg, Beate Eschment (éd.), Der Fremde im Dorf. Überlegungen zum Eigenen und zum Fremden in der Geschichte. Rex Rexheuser zum 65. Geburtstag, Lüneburg, Institut Nordostdeutsches Kulturwerk, 1998, p. 63-84. 97 D. Kšanienė, « Die Entwicklung der kleinlitauischen evangelischen Kirchenlieder » (note 20), p. 161-163. 98 L’un des plus fameux est, au début du xixe siècle, Klimkus Grigolaitis (1750-1825), un batelier origi- naire de Paaschken (Poškos, arr. de Memel). A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 174. 99 H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 303. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 183 villages de la région, prêchent en lituanien et font preuve d’une piété extrême. Leurs disciples s’habillent en noir et repoussent aussi bien les chants, religieux ou profanes, que la musique, les danses, l’alcool et le tabac. D’après l’historien allemand Andreas Kossert, cette austérité a paradoxalement nui aux traditions lituaniennes (100). Le prédicateur le plus important est sans conteste Christoph Kukat (Kristupas Kukaitis, 1844-1914). Il acquiert une grande importance dans les années 1870, à tel point que ses prédications trouvent écho non seulement à Memel, mais aussi dans des cercles lituaniens de Berlin, de Rhénanie et de Westphalie. Durant l’été, il réunit 1 000 à 2 000 personnes lors d’assemblées en plein air. Son mouvement s’étend pro- gressivement et il donne lui-même l’ordination à au moins 85 prédicateurs itinérants : 25 lituaniens, 30 allemands et 30 mazures. On estime que près d’un Lietuvininkai sur deux fait partie du mouvement vers 1880. Beaucoup de pasteurs le définissent comme une secte et les autorités religieuses, méfiantes, l’interdisent en 1880. Certains prédica- teurs sont même emprisonnés. Le consistoire de Königsberg interdit ensuite la fréquen- tation des assemblées aux mineurs, puis toutes les manifestations sans autorisation écrite sont proscrites. Les choses changent en 1883, lorsque Kukat prêche à l’église de la garnison de Berlin en présence de Guillaume Ier. Fort de cette reconnaissance, Kukat fonde en 1885 les Ostpreußischen Evangelischen Gebetsvereine (Associations ostro- prussiennes de prières évangéliques), dont il est élu président et premier prédicateur, et qui reçoivent l’agrément des autorités. De nombreuses associations affiliées sont créées dans la province, bien que la porte des églises leur reste fermée jusqu’en 1918 (101). Le pasteur et député Wilhelm Gaigalat (1870-1945), fondateur à Memel de l’association de prière Sandora (Engagement) en 1905 (102), estime que 16 % des évangéliques de Petite- Lituanie appartiennent à ces mouvements vers 1910 (103). L’investissement massif des Lietuvininkai dans le piétisme nous apparaît comme une réponse indirecte à la germanisation car les communautés de piété ne peuvent selon nous être comprises uniquement comme des manifestations religieuses. Fai- sant la part belle au lituanien, elles agissent comme des mouvements de défense, peut-être inconscients, des intérêts linguistiques et culturels d’une population qui se sait menacée et qui, incapable de remettre en cause sa fidélité au souverain, éprouve des difficultés à s’engager sur le terrain politique (104). Car la différence est flagrante entre le développement des communautés de piété et le faible essor du mouvement nationaliste, hormis au nord du Niémen. En effet, les Lituaniens, tout imprégnés de culture religieuse et de leurs liens antédiluviens avec la Prusse, n’ont pas vraiment la volonté de suivre les indépendantistes, alors que leur roi bien-aimé est à la tête de l’Église évangélique. Rappelons néanmoins que fraudes et pressions sont nombreuses, et même institutionnalisées, lors des scrutins en Prusse-Orientale, le plus souvent

100 A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 174. 101 La plus grosse, à Ragnit, compte 3 000 membres, celle de Königsberg, près de 300. https://de.wikipedia. org/wiki/Christoph_Kukat, consulté le 20 août 2016 et H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 301-303. 102 Grâce à cette association, dont le mot d’ordre était « Craindre Dieu, honorer le roi et aimer ses frères », Gaigalat veut approfondir la religiosité des Lietuvininkai via la conservation des prières en lituanien. A. Matulevičius, « Zur Nationalen Identität der Preußisch-Litauer » (note 67), p. 267. 103 A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 173-174. 104 A. Matulevičius, « Zur Nationalen Identität der Preußisch-Litauer » (note 67), p. 268. 184 Revue d’Allemagne au profit des conservateurs. Néanmoins, les idées nationalistes, qui visent pourtant à défendre les particularismes, n’obtiennent jamais une popularité durable. Le mou- vement de défense par l’intermédiaire de la religion est donc bien réel, même s’il a amenuisé les possibilités de résistance de la population et a conduit les Lietuvininkai à la disparition de leur culture. Une situation comparable peut s’observer en Mazurie. Le mouvement Gromadki en Mazurie L’appartenance religieuse de la population mazure prend, comme en Lituanie mineure, une importance décisive et s’exprime là aussi par le biais d’un piétisme ori- ginal (105). Le véritable essor a lieu sous l’influence des prédicateurs lituaniens. Kukat surtout détient une forte aura et est l’un des inspirateurs du mouvement des Gromadki (« petite troupe »). Il s’agit de prédicateurs laïcs qui interviennent dans des granges ou des habitations privées et prennent position contre la consommation d’alcool ou de tabac. Comme en Petite-Lituanie, les autorités religieuses estiment que les Gromadki mettent à mal l’autorité des pasteurs et de l’Église, et les considèrent comme des concurrents. La répression est donc brutale, et les gendarmes interdisent toutes les célé- brations. Pourtant, l’organisation des Gromadki est des plus faibles et les prédicateurs agissent généralement spontanément, sans lien avec l’organisation. Cela n’empêche pas les nationalistes allemands les plus virulents de reprocher aux autorités locales leur laxisme à leur égard (106). En réalité, les prêches des Gromadki n’ont rien de politique et ne s’opposent pas au pouvoir du pasteur. Celui-ci conserve tout son poids même s’il est tenu en dehors des célébrations. Signe du succès du mouvement et de l’échec des mesures répressives, près du quart des Mazures sont liés aux Gromadki en 1914. C’est pourquoi conclure à la passivité et à l’acceptation de la germanisation sans résis- tance de la part des Mazures ne nous semble pas satisfaisant. En effet, le mouvement Gromadki émerge au milieu des années 1870, au même moment que les lois interdisant l’usage du polonais et du lituanien lors des célébrations religieuses. Son objectif est uni- quement la préservation de l’usage traditionnel de la langue dans le culte, l’un des élé- ments les plus importants de la doctrine luthérienne à ses yeux, ce contre quoi l’Église et surtout l’État s’élèvent. On peut donc voir dans ce mouvement non seulement un mouvement religieux, mais aussi une réaction de défense en faveur de la protection de l’idiome mazure et des particularismes culturels. C’est dans ce domaine qu’a eu lieu l’action que les Mazures n’ont pas voulu conduire sur le champ politique. Le mouvement catholique en Warmie En Warmie enfin, le mouvement de défense des particularismes et de la langue polonaise est plus récent et se construit d’abord en réaction au Kulturkampf. Cette épreuve douloureuse pour les populations polonaises y est effectivement cruellement ressentie. Les fonctionnaires d’origine polonaise ou bilingues, jugés peu fiables, sont systématiquement remplacés par des Allemands (107). Les catholiques manifestent leur

105 Divers groupes se développent dans les arrondissements d’Oletzko, Goldap et Angerburg à partir de 1848. L’un des prédicateurs les plus influents est le paysan Johann Jenczio, de Markowsken (Markows- kie, arr. d’Oletzko), qui a l’appui de la Mission intérieure. H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 304 et A. Kossert, Masuren (note 5), p. 143. 106 R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 93. 107 H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 120. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 185 foi avec d’autant plus de vigueur qu’ils estiment cette foi menacée, et c’est encore plus vrai pour les Polonais, eux qui sont placés en une sorte de « double minorité » puisque Polonais et catholiques (108). L’apparition d’un pèlerinage spontané en plein Kultur- kampf, à Dietrichswalde (Gietrzwałd, arr. d’Allenstein), témoigne de cet état d’esprit. Il est opportunément récupéré par le clergé et rencontre l’adhésion immédiate des Polonais : près de 500 000 pèlerins se rendent à Dietrichswalde durant les trois mois pendant lesquels se déroulent les apparitions. Le pouvoir civil se prononce rapidement contre ce pèlerinage qu’il assimile à une manifestation du nationalisme polonais et arrestations de pèlerins et de prêtres se multiplient. Clergé et catholiques allemands y sont beaucoup moins sensibles et boudent le pèlerinage (109). D’ailleurs, à l’issue du Kulturkampf, Allemands et Polonais se séparent progressivement. À ce moment en effet, si l’influence de l’Église catholique dans la région a sans utedo empêché un temps la formation d’un mouvement polonais, en raison du rôle protecteur qu’elle doit jouer à l’égard de toutes ses ouailles, les liens se distendent singulièrement avec le clergé, très souvent favorable à l’Allemagne, comme du reste avec le Zentrum, le parti politique favorable aux intérêts catholiques. La hiérarchie catholique se montre tout de même relativement compréhensive avec les Polonais. Ainsi, Andreas Thiel (1826-1908), le nouvel évêque de Warmie depuis 1886, s’il est plutôt favorable à une germanisation progressive des Polonais de son diocèse, n’envisage pas d’être un rouage direct du processus. Il est tout de même en lien direct avec les autorités prussiennes, ayant compris le rôle joué par une partie du clergé polonais dans le mouvement natio- naliste, mais il reste trop conciliant à leurs yeux (110). Car dans les années 1890, certains prêtres polonais de Warmie se rapprochent des nationalistes, ce qui ne va pas sans créer des frictions avec la hiérarchie. Les plus importants d’entre eux sont Anton von Wolsz- legier, Valentin (Walenty) Barczewski (1856-1928) et Robert Bilitewski (1859-1935). Wolszlegier est élu au Reichstag en 1893 contre le candidat du Zentrum, et donc de l’Église, mais doit s’incliner en 1898. Barczewski, qui écrit de nombreux articles dans la presse locale, en polonais et en allemand, est candidat polonais en 1911 à la Chambre, puis en 1913 au Reichstag (111). Bilitewski enfin est muté dans la partie allemande de la Warmie en 1903, puis relevé de ses fonctions d’inspecteur local des écoles à cause de ses activités pro-polonaises, avant de se prononcer officiellement pour les Polonais en décembre 1910 (112). Après le Kulturkampf, les autorités ecclésiastiques ont donc tenté un périlleux numéro d’équilibriste en combattant l’agitation politique polonaise tout en défendant les droits des catholiques polonais de leur diocèse. Signe manifeste des

108 Pourtant, comme le rappelle Hartmut Boockmann, « la comparaison qui allait devenir habituelle au xixe siècle entre la confession catholique et la nationalité polonaise n’était pas valable en Warmie. Après que la région a été rattachée au Brandebourg-Prusse en 1772 lors du premier partage de la Pologne, l’intégration a été rapide. Les catholiques warmiens se sont considérés très tôt comme aussi prussiens que leurs concitoyens évangéliques de l’ancien duché ». H. Boockmann, Ostpreußen und Westpreußen (note 95), p. 273. 109 Deux jeunes filles polonaises affirment avoir eu plusieurs visions de la Vierge entre juin et sep- tembre 1877, une Vierge qui leur aurait parlé en polonais. H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 308 et https://de.wikipedia.org/wiki/Gietrzwa%C5%82d, consulté le 20 août 2016. 110 H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 87-94. 111 H.-J. Karp, « Bischof Andreas Thiel » (note 52), p. 84. 112 Ibid. 186 Revue d’Allemagne tensions entre les deux camps, les nationalistes polonais n’hésitent pas à fonder des revues et des associations religieuses concurrentes de celles de l’Église. On voit apparaître ici le point commun entre le mouvement warmien et les mou- vements liés aux autres minorités de Prusse-Orientale : comme elles, les Polonais s’éloignent progressivement des structures religieuses classiques au profit d’associa- tions et de journaux qui leur sont propres. Comme en Petite-Lituanie et en Mazurie, cette défiance est toutefois mesurée, puisque le clergé reste un interlocuteur privilégié. Mais il est indéniable selon nous qu’une partie des Polonais se sont regroupés entre eux, avec un clergé qui leur était acquis, en opposition au clergé favorable aux Allemands. Nous pouvons dresser ici un bilan des résistances des minorités de Prusse-Orien- tale. Toutes se sont massivement réfugiées dans des mouvements religieux en marge des Églises officielles et mal considérés par les autorités tant civiles que religieuses. À l’intérieur de ces mouvements, elles ont pu poursuivre la pratique de leur culte dans leur langue maternelle et en conserver un usage qui était de plus en plus circonscrit à la sphère privée. Il est donc indéniable qu’outre la dimension religieuse réelle que revêtaient ces mouvements, ils ont également permis la sauvegarde d’une partie des pratiques culturelles des minorités concernées. Mais l’entêtement dont les populations font preuve pour pratiquer le culte comme elles l’entendent est proportionnellement opposé à leur apathie apparente sur le plan politique et à leur soumission aux lois linguistiques pour les enseignements laïcs : lorsqu’elles manifestent leur opposition à l’enseignement en allemand, cela ne concerne que l’instruction religieuse. Les résis- tances sont donc réelles mais partielles.

La Première Guerre mondiale et ses prolongements : la fin d’une époque (1914-1920) La guerre et le ralliement définitif d’une large partie des minorités On oublie souvent que la Prusse-Orientale a été la seule province allemande direc- tement touchée par la Première Guerre mondiale, et cela dès le mois d’août 1914. En effet, contrairement aux prévisions de l’état-major allemand, les premières troupes russes entrent sur le territoire ostroprussien le 15 août 1914. À cette date, l’armée alle- mande ne peut opposer aux deux armées russes que la VIIIe armée et entre août 1914 et février 1915, la Prusse-Orientale est le théâtre de plusieurs affrontements sanglants. Si la bataille « des lacs mazures » (7-13 septembre 1914) contraint l’essentiel des troupes russes à quitter le territoire ostroprussien, les batailles continuent à se succéder d’oc- tobre à fin décembre, avec un continuel défilé de troupes allemandes et russes.près A une nouvelle offensive russe en février 1915, les Russes sont définitivement expulsés du territoire ostroprussien le 21 février 1915. Durant ces quelques mois, l’armée russe a occupé une bonne partie des districts de Gumbinnen et d’Allenstein, où son avancée a provoqué un véritable exode de la population ostroprussienne. 500 000 habitants des districts frontaliers fuient d’abord en direction de Königsberg, puis des provinces voisines, et même jusqu’à Berlin, provo- quant un véritable traumatisme (113). Cependant, de nombreux officiers allemands sont

113 Maurice Carrez, « Les débuts de la Première Guerre mondiale dans l’espace baltique : la fin des illu- sions ? », Revue d’histoire nordique, n° 15, 2e semestre 2012, p. 75. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 187 des Germano-baltes qui ont des liens forts avec la province et qui font de leur mieux pour tenir leurs troupes. Et la propagande allemande fait son miel des nombreuses et impressionnantes destructions. Il est indéniable en effet que le conflit a causé d’impor- tants dommages à la province. Certaines villes ont été partiellement voire totalement anéanties, comme Neidenburg ou Ortelsburg. C’est aussi le cas d’une centaine de vil- lages. Plusieurs massacres ont également eu lieu : 2 000 personnes ont été assassinées, dont 707 dans le district d’Allenstein (114). Enfin, plusieurs milliers d’otages, dont beau- coup appartiennent aux élites locales, sont déportés en Sibérie (115). Les récoltes de l’an- née 1914 sont détruites ou confisquées par les deux adversaires. Les réquisitions sont nombreuses également, au profit de l’armée d’occupation ou envoyées en Russie. Cela a d’importantes conséquences sur l’approvisionnement des villes et notamment Königs- berg. Pour l’ensemble de la province, les dégâts s’élèvent à 1,5 milliard de marks (116). Une fois l’intégrité territoriale retrouvée, les autorités allemandes font tout leur possible pour un retour rapide des populations exilées, car la province s’avère cru- ciale pour l’approvisionnement agricole du pays et de l’armée (117). Ainsi, les nombreux dommages en Mazurie et en Petite-Lituanie sont instantanément pris en charge par les autorités (118). Des « jumelages de guerre » sont mis en place avec des munici- palités de l’Ouest ou d’Autriche-Hongrie. Ce vaste plan d’aide (Ostpreußenhilfe) se monte à 12 millions de marks en 1916. Les reconstructions doivent être des exemples. 500 architectes et ingénieurs sont employés par la province et les villes sont électri- fiées. En 1919, 19 000 des 32 000 bâtiments détruits dans la province ont été recons- truits (119). La guerre et l’occupation marquent profondément les Ostroprussiens. Mais ils le sont encore davantage par la solidarité nationale et la générosité à leur endroit, ce qui contribue sans doute à les conforter dans l’idée qu’ils forment une communauté avec les autres Allemands. Les conséquences territoriales de la Première Guerre mondiale La Prusse-Orientale est en première ligne face à la formation de nouveaux États (Pologne, Lituanie, Lettonie, Estonie) dont elle connaît l’animosité, en raison notam- ment d’occupations militaires souvent féroces au cours du premier conflit mondial. Les tractations diplomatiques sont proches de signer son arrêt de mort, en particulier parce que la Pologne a de grands appétits. Mais le président Wilson repousse les exi- gences de Roman Dmowski et la province chère à la couronne et aux élites prussiennes peut survivre, mais amputée d’une partie de son territoire. Elle se voit aussi séparée du reste de l’Allemagne par la création du corridor de Dantzig. Au sud, elle se voit privée de Soldau et de sa région pour des raisons stratégiques : la ville se trouve sur la

114 Créé en 1905, ce district englobe la Warmie polonaise et la Mazurie. M. Carrez, « Les débuts de la Première Guerre mondiale », ibid., p. 75. 115 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 236. Prenons l’exemple de l’indépendantiste lituanien Martynas Jankus, déporté en Sibérie avec toute sa famille, et qui y perd son père et son fils cadet. Il y reste jusqu’en 1918. 116 A. Kossert, Masuren (note 5), p. 239. 117 W. D. Wagner, Kultur im ländlichen Ostpreußen (note 13), p. 156-157. 118 400 millions de marks sont octroyés par le ministère des Finances le 10 novembre 1914. Ibid., p. 159. 119 L’inflation galopante du début des années 1920 contraint à l’abandon de nombreux projets. H. Pölk- ing, Ostpreußen (note 1), p. 414-417. 188 Revue d’Allemagne ligne de chemin de fer Varsovie-Dantzig et il s’agit d’éviter des frontières superflues. Les vainqueurs, sous l’instigation de Wilson, choisissent aussi de faire agir le droit des peuples à disposer d’eux-mêmes en organisant des référendums dans les régions multi-ethniques de l’Est allemand, notamment dans le district d’Allenstein. Au nord enfin, la région septentrionale du Niémen se voit reconnaître une existence quasi indé- pendante sous le nom de Territoire de Memel. Ce dernier est laissé sous administra- tion française, sous mandat de la Société des Nations (SDN), ce qui mécontente aussi bien l’Allemagne que la Lituanie, qui avait des vues sur la région (120). Les référendums de Warmie-Mazurie qui doivent décider du sort de la province ont lieu dans un climat très troublé (121). Les conditions pour participer au scrutin sont assez larges : toute personne âgée de plus de vingt ans et née dans le district peut voter, ainsi que tous ceux qui y résident depuis plus de quinze ans, ainsi que ceux qui n’y résident plus, point sur lequel les Polonais ont insisté (122). Or, le scrutin n’a lieu que le 11 juillet 1920, ce qui laisse à la situation le temps de se tendre. Les Allemands orga- nisent rapidement des comités, des associations et des journaux autour de l’homme le plus en vue, l’industriel Max Worgitzki (1884-1937) (123). Le gouvernement allemand fournit des moyens très importants (25 millions de marks en juillet 1919, 19 millions en avril 1920) pour la propagande comme pour le recensement des Mazures en Alle- magne, qui seront transportés vers la zone de vote le moment venu (124). Les Polonais, eux, connaissent de nombreuses difficultés, ce qui renforce la déception et le pessimisme qui suit l’annonce des référendums en Pologne. Mazur, relancé par Kazimierz Jaroszyk en 1919, peine à dépasser les 500 exemplaires gratuits ; aucune asso- ciation ne suscite d’engouement particulier et les moyens à disposition sont beaucoup plus modestes. Seule la Gazeta Olsztyńska voit son audience croître dans l’arrondisse- ment d’Allenstein (125). Le climat est en outre pesant, car la population allemande menace voire perturbe violemment les assemblées polonaises. C’est surtout le cas à Allenstein et dans son arrondissement, où la campagne a un peu plus de succès. En conséquence, les Polonais boycottent la campagne référendaire entre mi-avril et début juin 1920 (126).

120 Le Territoire de Memel est finalement annexé par la Lituanie suite à un coup d’État le 9 janvier 1923. Face à la défiance des habitants allemands et à la réprobation internationale, la convention de Memel du 8 mai 1924 octroie finalement l’autonomie à la région au seinde l’État lituanien. Elle est reprise par les nazis en mars 1939. 121 L’Armée rouge occupe la Lituanie entre janvier et mai 1919. La Pologne déclare la guerre à l’URSS en février. Une insurrection spartakiste éclate dans la Ruhr (4-15 janvier 1919). Après une offensive victo- rieuse, la contre-offensive soviétique reprend Minsk le 11 juillet 1920 et se rapproche dangereusement de la Prusse-Orientale. À Berlin, Wolfgang Kapp tente un putsch auquel le président socialiste de la province, August Winnig, se rallie. Il est suspendu puis exclu du SPD dès la fin du putsch. 122 Ils pensaient que les expatriés voteraient largement en faveur de la Pologne, alors qu’ils étaient très lar- gement germanisés. 104 000 seront finalement rapatriés pourle vote. H. Pölking, Ostpreußen (note 1), p. 128 et 134. 123 Celui-ci fonde en juillet le Masuren- und Ermländer Bund, qui rassemble 978 Heimatvereine dans le district d’Allenstein et 171 131 membres. Le succès de cette association doit cependant être relativisé car il est apparu rapidement que les résistants à l’adhésion faisaient l’objet de menaces. R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 132. 124 Ibid., p. 133-134. 125 Ibid., p. 146-147, 149 et 150-152. 126 Ibid., p. 179-180. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 189

Une Commission interalliée (CIA) prend le contrôle de la zone six mois avant le scrutin. Celui-ci se solde par un véritable triomphe pour la cause allemande (tableau n° 7). La participation s’élève à 88 % et neuf communes seulement votent majoritaire- ment pour la Pologne (127), alors que 75 % du vote polonais vient de Warmie (128). Cepen- dant, le résultat obtenu dans cette dernière région est largement en deçà des scrutins au Reichstag d’avant 1914, ce qui montre que les menaces et les intimidations qui ont émaillé la préparation des référendums ont influencé le vote des Polonais. Si la victoire allemande ne souffre d’aucune contestation, il semble que, dans des conditions plus sereines, le résultat des Polonais aurait été différent.

Tableau n° 7 : Les résultats aux référendums en Mazurie et en Warmie (11 juillet 1920) (129)

Arrondissements Prusse-Orientale129 Pologne Oletzko 99,99 % 0,007 % Lötzen 99,97 % 0,03 % Sensburg 99,93 % 0,07 % Lyck 99,88 % 0,12 % Johannisburg 99,96 % 0,04 % Ortelsburg 98,51 % 1,49 % Neidenburg 98,54 % 1,46 % Osterode 97,81 % 2,19 % Allenstein 86,53 % 13,43 % Rössel 97,90 % 2,10 % Total 97,89 % 2,11 %

Source : A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 222. Les résultats des référendums, points d’orgue aux conflits ethniques en Prusse- Orientale, sont sans appel et tiennent sans doute à plusieurs raisons. D’abord, la réelle acculturation des Mazures et d’une large partie des Warmiens qui ne voyaient leur futur qu’avec les Allemands, aux côtés desquels ils vivaient depuis des siècles. Ensuite, la souffrance partagée pendant la guerre : Mazures, Warmiens etAllemands, tous ont été touchés par les destructions et l’occupation russe, dont les effets sur esl menta- lités ont été particulièrement prégnants. Et le fait de combattre avec les Allemands

127 Des neuf villages ayant voté majoritairement pour la Pologne, quatre se trouvent en Warmie et cinq en Mazurie. Parmi ces derniers, trois sont à la frontière avec la Pologne et sont donc donnés à celle-ci : il s’agit de Klein Lobenstein (Lubstynek, 92 voix contre 51), Klein Nappern (Napromek, 45 voix contre 43) et Groschken (Groszki, 69 voix contre 9), dans l’arrondissement d’Osterode. Voir A. Kossert, Masuren (note 5), p. 254. 128 Les résultats ont été catastrophiques pour les Polonais en Mazurie orientale, où ils ne récoltent que deux voix dans l’arrondissement d’Oletzko, neuf dans celui de Lötzen, 25 dans celui de Sensburg, 44 dans celui de Lyck et quatorze dans celui de Johannisburg. Dans l’arrondissement de Neidenburg, sur 144 communes, seules 38 donnent des voix pour la Pologne ; un seul, Thurau, vote majoritairement pour elle. R. Blanke, Polish-Speaking Germans ? (note 8), p. 187 et A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 223. 129 Pour faire une concession aux autorités polonaises, les Alliés avaient fait figurer sur les bulletins de vote non pas « Allemagne » mais « Prusse-Orientale ». On peut penser que c’était un cadeau empoisonné, étant donné l’attachement des Mazures à leur province. A. Kossert, Ostpreußen (note 1), p. 220. 190 Revue d’Allemagne a certainement produit un résultat psychologique comparable. Surtout, la solidarité nationale dont les Ostroprussiens ont été les bénéficiaires a aussi ancré dans les esprits le fait qu’ils avaient une communauté de destin avec le reste de l’Allemagne. Enfin, la richesse de l’Ouest, où une partie des Ostroprussiens s’étaient réfugiés temporaire- ment, a fait forte impression, alors que les soldats ayant combattu en Pologne en ont rapporté peu d’informations positives. L’ensemble de ces facteurs, en plus du climat pesant de ferveur nationaliste que nous avons décrit, nous semble expliquer le vote massif des Mazures et des Warmiens en faveur du maintien dans l’Allemagne. Le ralliement de la population à l’Allemagne va plus loin. On observe une diminution très rapide du nombre de locuteurs « polonais » ou mazuriens dans les statistiques offi- cielles (130). Progressivement, les noms de ville et de village sont germanisés, de manière systématique à partir de 1938, dans le contexte du régime national-socialiste (131). Seule Allenstein conserve son statut de centre polonais, alors que la population polonaise de Warmie, isolée au cœur du district, est confrontée à des persécutions (132).

Conclusion L’étude comparée des minorités ethniques de Prusse-Orientale sur une longue période nous montre différents points de convergence qui nous semblent expliquer le ralliement massif de ces minorités à l’Allemagne au début du xxe siècle. D’abord, un réel sentiment d’allégeance à la couronne prussienne qui se transforme en fidélité à l’Allemagne, née de la longue vie commune des minorités avec leurs voisins alle- mands. Ce lien s’est révélé indéfectible et s’est même paradoxalement renforcé, malgré les attaques de l’État envers les particularismes des différentes populations. Ni les lois linguistiques, ni les brimades n’ont entravé l’acculturation progressive : les minorités sont devenues allemandes sans presque s’en apercevoir. Un autre point de convergence est le sentiment de supériorité de la culture allemande, qui a été largement distillé par la propagande nationaliste et a certainement joué un rôle dans le rejet plus ou moins accentué des options nationales vite qualifiées d’étrangères. Dans ce cas, le facteur religieux a joué un rôle, variable selon les minorités concernées. Tous ces facteurs ont eu une influence sur les mouvements politiques, dont on a vu les résultats souvent limités sur le plan électoral. Cependant, les résistances ont été plus nombreuses qu’on ne pourrait le penser de prime abord et c’est en explorant la dimension religieuse qu’on peut le mieux les observer. La force des mouvements piétistes ou d’un mouvement polonais en marge du clergé catholique favorable aux Allemands montre que les différentes populations n’ont pas totalement accepté la disparition de leur langue et de certains de leurs par- ticularismes. La sévérité des Églises et du pouvoir civil n’a pas empêché la floraison

130 En 1925, ils ne seraient plus que 9,3 % à l’échelle de toute la Mazurie à parler « mazurien », 0,5 % à par- ler « polonais » et 6,6 % à être bilingue « allemand-polonais » ou « allemand-mazurien ». Cela voudrait dire que le nombre de locuteurs allemands aurait bondi de 80 % depuis le dernier recensement en 1910 ! Ibid., p. 268. 131 Ibid., p. 277. 132 Elle parvient tout de même à faire élire son candidat, Jan Baszewski (1890-1958), au Landtag de Prusse de 1922 à 1928. Les minorités ethniques en Prusse-Orientale (1815-1920) 191 des mouvements qui ont essaimé dans toute la province, au point de rallier des parties importantes de la population, notamment en Mazurie et en Petite-Lituanie. Ce succès est d’autant plus frappant qu’il contraste avec les échecs des mouvements nationalistes sur le plan politique et atteste du poids du religieux dans la définition que se donnaient ces minorités d’elles-mêmes. N’oublions pas enfin que le choix de la langue d’expression courante chez une population est un paradigme crucial et qu’un changement de langue est révélateur du contexte précis dans lequel cette population se trouve. Si ces populations ont accepté presque sans protester le remplacement de leur langue traditionnelle (sauf dans le domaine religieux), c’est qu’elles estimaient la langue allemande plus adaptée à leur situation particulière. Le choix de cette langue après 1920, officiellement du moins (133), en est la preuve, d’autant que les pressions nationalistes ont encore crû d’un cran à ce moment. Les questions linguistiques n’étaient plus à l’ordre du jour et les autorités allemandes ne toléraient plus que l’on parle une autre langue que la langue officielle du Reich. Les rares minorités qui tentaient encore de contester étaient en butte à des persécutions, comme ce fut le cas en Warmie ou en Petite-Lituanie. Le régime nazi « simplifia » la situation en rassemblant tous les résistants de ce type dans l’unique, mais efficace catégorie d’« ennemis duReich ». La défaite de 1945 se solda par l’exode de la quasi-totalité de ces populations vers l’Allemagne, ce qui mit un terme définitif à la question linguistique en Prusse-Orientale, puisque d’Ostroprussiens, quelle que soit leur origine, il n’y en avait plus.

Résumé Les différentes ethnies qui peuplent la Prusse-Orientale sont confrontées, à partir du début du xixe siècle, à une germanisation progressive. Si celle-ci, dans un premier temps, s’effectue de manière apaisée et avec l’assentiment de la population, les mesures répres- sives des autorités allemandes après 1865 viennent troubler la quiétude des relations ethniques. Si l’on a tôt fait de voir les succès indéniables de cette politique, il convient néanmoins de s’intéresser à la réception de ces mesures par ces populations, et aux résis- tances dont elles ont fait preuve. Celles-ci prennent un tour inattendu, à savoir un refuge vers des groupes religieux non officiels d’une ampleur qui contreditla passivité politique des ethnies. L’originalité de la province au niveau ethnique prend fin à l’issue de la Pre- mière Guerre mondiale, avec le ralliement massif de la population à l’Allemagne.

Zusammenfassung Die Ostpreußen bewohnenden Volksstämme sind ab Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer fortschreitenden Germanisierung konfrontiert. Wenn diese zuerst auf ruhige Art und mit der Zustimmung der Bevölkerung erfolgt, so trüben die repressiven Maßnah- men der deutschen Behörden nach 1865 die Ruhe der ethnischen Beziehungen. Auch wenn man die unleugbaren Erfolge dieser Politik vorsehen kann, muss man trotzdem

133 En réalité les zones les plus reculées, en Mazurie surtout, conservent leurs pratiques linguistiques traditionnelles jusqu’en 1945, avec l’accord tacite des autorités malgré la sévérité des lois sous le régime nazi. A. Kossert, Masuren (note 5), p. 341-343. 192 Revue d’Allemagne sich für den Empfang dieser Maßnahmen von diesen Bevölkerungen und für die Wider- stände, die sie bewiesen haben, interessieren. Diese entwickeln sich auf unerwartete Weise, nämlich als eine Zuflucht zu nicht offiziellen religiösen Gruppen, deren Umfang die politische Passivität der Bevölkerungen widerspricht. Die Originalität der Provinz auf ethnischer Ebene geht nach dem Ersten Weltkrieg mit dem massigen Anschluss der Bevölkerung an Deutschland zu Ende. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 193 T. 49, 1-2017

Une revue française pour les Allemands : Lancelot, der Bote aus Frankreich (Lancelot, le Messager de France) 1946-1951

roland Krebs *

Histoire de la revue Dans ses souvenirs (1), Pierre Grappin raconte comment son épouse Jacqueline Grap- pin-Prévost venue s’installer auprès de lui à Baden-Baden en février 1946 eut l’idée, au cours d’un dîner, d’une revue en allemand consacrée à la culture et à la pensée fran- çaises. Une telle publication lui semblait absolument nécessaire. Non seulement les lec- teurs allemands, pendant les douze ans de la dictature nazie, avaient perdu le contact avec la culture française contemporaine, mais ce déficit subsistait sous le régime de l’occupation. Les responsables de l’information interdisaient en effet l’entrée de jour- naux et de revues français dans leur zone. La raison en était double. On ne tenait pas à révéler à la population occupée les divisions politiques de la puissance occupante, divi- sions qui déjà n’étaient que trop visibles sur place. Par ailleurs, la littérature française de l’après-guerre était tout entière imprégnée de l’esprit de la Résistance et d’aucuns craignaient le pouvoir de contagion de textes qui pouvaient encourager d’éventuels résistants allemands. La crainte de la fantasmatique organisation secrète, Werwolf, n’était pas encore entièrement éteinte en 1946. Né donc d’une initiative privée, Lancelot n’eut cependant pas de difficultés à obtenir les autorisations nécessaires… et la quantité de papier dont il avait besoin. Les fonc- tions qu’occupait le mari de Jacqueline Grappin au sein du gouvernement militaire de la zone (2) ont sans doute facilité les démarches pour l’agrément. Le nom de Pierre

* Professeur émérite à Paris-sorbonne. 1 L’Île aux peupliers. De la Résistance à Mai 1968. Souvenirs du Doyen de Nanterre, Nancy, Presses Uni- versitaires de Nancy, 1993, p. 168. 2 Pierre Grappin travaillait depuis juillet 1945 dans les services de l’Administrateur civil Lafon avant de devenir chargé de mission auprès du général Koenig, gouverneur militaire de la zone d’occupation française. Il ne revint à l’enseignement qu’en 1948. Plusieurs jeunes germanistes furent impliqués à 194 Revue d’Allemagne

Grappin apparaît parfois au sommaire de la revue, mais il a probablement participé aussi au travail rédactionnel et à la recherche de textes à publier sans que son nom soit mentionné (3). À partir du numéro 3 en revanche, Jacqueline Grappin est nommée sur la page de garde comme éditrice et directrice. La cheville ouvrière jusqu’en 1947, date à laquelle, avec son collègue Hans Jaeschke, il partit fonder la revue Merkur, ne fut autre que l’ex-responsable de la littérature au sein de la Propagandastaffel de Paris durant la guerre, Gerhard Heller (4). D’après Pierre Grappin, il était chargé de traduire ou de « réviser les traductions » (5) en allemand des textes français, car la revue avait recours à plusieurs traducteurs allemands, dont les noms apparaissent généralement à la fin de chaque article. On peut penser qu’il occupait, en fait, les fonctions d’un secrétaire de rédaction. D’abord installée à Baden-Baden (6), la rédaction ne tarda pas à s’installer à Coblence, puis à Neuwied am Rhein. Avec de quatre à sept numéros par an, Lancelot se rapproche du type du bimensuel. Lancelot connut un succès immédiat impressionnant. Le premier numéro imprimé à 20 000 exemplaires fut épuisé en quelques jours. En fait, durant la première année, la revue atteignit un tirage tournant autour des 120 000 exemplaires et fut diffusée dans les quatre zones d’occupation. Elle fut lue même dans la zone soviétique jusqu’en avril 1948, date à laquelle les Soviétiques interdirent l’introduction de la presse occi- dentale. Elle répondait donc aux attentes de beaucoup de lecteurs avides de contacts avec l’étranger, mais elle profitait aussi du contexte particulier des années de l’immé- diat après-guerre caractérisé par une extrême pénurie matérielle et une intense curio- sité intellectuelle. Le tirage atteignait encore 80 000 exemplaires en 1947. Comme pour les autres revues du même genre, la situation se retourna après la réforme monétaire de mars 1948. Dès l’année 1949, la revue connut des difficultés, les ventes ne cessèrent de baisser pour stagner à 20 000 exemplaires. Elle eut donc besoin d’une subvention, mais

cette époque dans la politique culturelle et universitaire française, cf. Corine Defrance, « Le rôle des germanistes dans la politique universitaire de la France en Allemagne pendant la période d’occu- pation (1945-1949) », Lendemains, 103/104 (Französisch-deutsche Kulturbeziehungen : Entente cor- diale ?), 26/4 (2001), p. 56-67. 3 Selon Rudolf Steinbeck, à partir de 1947, Pierre Grappin préféra ne plus s’occuper de Lancelot pour ne pas entrer en conflit avec le service d’information du gouvernement civil après le départ de l’admi- nistrateur Lafon. Rudolf Steinbeck, Lancelot – der Bote aus Frankreich. Analyse eines publizistischen Beitrags zur deutsch-französischen Verständigung nach 1945, Berlin, 1967, entretien avec Jacqueline et Pierre Grappin, p. 292. 4 Gerhard Heller dans ses propres souvenirs, Un Allemand à Paris, Paris, Le Seuil, 1982, p. 192, affirme avoir été à l’origine de la création de Lancelot, que l’idée avait été reprise par les « autorités françaises » – ce qui est inexact, Lancelot n’a jamais été une publication officielle du gouvernement militaire – et qu’il a dirigé la revue. Les affirmations de Heller sont souvent sujettes à caution. Il n’en est pas moins vrai qu’occupant en France de 1940 à 1944, puis occupé en Allemagne à partir de 1945, il a incontes- tablement joué un rôle important dans les relations culturelles franco-allemandes. 5 L’Île aux peupliers (note 1), p. 168. 6 Il est probable que la rédaction quitta la « capitale » de la ZOF pour échapper aux difficultés qu’on lui y faisait. Certains services restaient hostiles, comme le prouve la lettre de Roger Ikor à Jacqueline Grap- pin en 1948 dans laquelle il évoque « les démêlés de Lancelot avec les services de Baden… ». Vincent Wackenheim, « Création de Lancelot – der Bote aus Frankreich. Dialogue ou monologue ? », in : Franz Knipping, Jacques Le Rider, Frankreichs Kulturpolitik in Deutschland 1945-1950. Ein Symposium 19. und 20. September 1985, Tübingen, Attempto Verlag, 1987, p. 393 (note). Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 195 le Haut-Commissariat qui avait succédé au gouvernement militaire n’accorda son aide en 1950 qu’à la demande du Président de la République, Vincent Auriol lui-même (7). Le nombre de pages qui, au début, atteignait ou dépassait la centaine tomba à environ quatre-vingts. Parallèlement, on remarque un net épuisement de la matière. Lancelot ne publiait, en principe, que des traductions d’articles ayant paru précédemment dans des revues françaises. Or, on constate que, vers la fin de son existence, la revue s’écarte de ce principe en publiant un roman, des pièces de théâtre entières, des nouvelles ou encore de longs entretiens sur la musique (8). La littérature contemporaine est même parfois abandonnée au profit d’un extrait de Monsieur Bergeret à Paris d’Anatole France publié en 1920 (9) ou même de poèmes anciens de Jehan Régnier ou de Mellin de Saint-Gelais (10) ! Cette pratique due sans aucun doute à la difficulté de trouver des textes d’actualité s’écarte de la mission d’information sur la vie intellectuelle française contemporaine que la revue s’était donnée, mais reste dans l’axe de son orientation idéologique. Lancelot cessa de paraître en 1951 après 32 numéros. Presque la moitié de l’ultime numéro est constituée d’un extrait d’une trentaine de pages de Notre-Dame de Paris de Victor Hugo (11). Une fin qui marque cruellement l’essoufflement de l’entreprise. L’éditrice estima cependant plus tard que Lancelot avait rempli sa mission, contribué à la création d’une pensée humaniste et pacifique et aidé au rapprochement entre les peuples (12). Lancelot a profité de deux patronages prestigieux. Sur place, de celui du gouverneur militaire de la zone, le général Pierre Koenig, et à Paris, de celui de Louis Aragon. Lorsqu’en 1947, on fêta à la Sorbonne le premier anniversaire de la création de la revue, on vit trinquer ensemble le gaulliste de la première heure et le leader incontesté des intellectuels communistes ! C’est à cette occasion que Koenig prononça les mots : « Lancelot, c’est cela qu’il faut faire en Allemagne » (13). Quant à Aragon, il publia dans L’Ordre, au nom du Comité national des Écrivains, une présentation élogieuse de la revue. Il en profita pour expliciter le sens symbolique du titre : « …Lancelot-du-Lac est l’image la plus pure de la chevalerie de la France, de cet esprit de générosité qui s’oppose à la morale des maîtres, à la loi des seigneurs de la tradition germa- nique, codifiée par les nazis. Lancelot, c’est celui que n’arrêtent ni le qu’en dira-t-on, ni la règle établie, imposée. C’est celui qui met sa fidélité plus haut que son orgueil. Celui qui, par obéissance à sa dame (comme hier les vrais Français à leur patrie) n’hésita point à monter dans la charrette des condamnés, parmi les voleurs et les assassins, et calmement traversa

7 C’est en 1950 aussi que Lancelot fut récompensé, un an avant sa disparition, par un prix décerné par un jury de journalistes et d’écrivains à la meilleure revue littéraire française paraissant à l’étranger. Cf. Lancelot, cahier 24, p. 80. 8 « Freude an der Musik », entretiens avec Roland Manuel à partir du cahier 22 ; « Wesen und Vergehen », roman de Franz Hellens du cahier 18 à 26 ; « Der Ball des Leutnant Helt », pièce de Gabriel Arout, dans le cahier 25 ; « Der Purpurstreifen », pièce de Lem, dans le cahier 29. 9 Cahier 21, p. 6-29. 10 Respectivement dans les cahiers 25, p. 18-19, et 31, p. 32-33. Il est vrai que ces deux poètes anciens plaident pour la paix, une préoccupation essentielle de Lancelot. 11 « Esmeraldas Tod » (cahier 32, p. 47-80). 12 R. Steinbeck, Lancelot – der Bote aus Frankreich (note 3), p. 17, entretien avec Jacqueline Grappin. 13 V. Wackenheim, « Création de Lancelot » (note 6), p. 393. 196 Revue d’Allemagne

la ville sous les crachats et les huées. Lancelot le chevalier à la charrette, jamais humilié des refus qui lui viennent de l’objet de son amour, mais l’inlassable champion de cet amour. Lancelot le contraire de Machiavel, Lancelot qui a rompu tant de lances pour les faibles et les asservis, qu’on l’imagine arrivant aux portes de Buchenwald ou de Dachau » (14). Le titre de la revue était déjà, en fait, un hommage au poète de la Résistance qui avait fait de la référence médiévale un motif central de sa poésie patriotique, mais Aragon explicite et actualise la référence. Chaque numéro de Lancelot paraîtra avec une vignette représentant le chevalier Lancelot à cheval tenant à la main une clé, sym- bolisant l’accès à la culture et à la pensée humanistes (15). Aragon définit ensuite la tâche qui attend Lancelot dans l’Allemagne de l’après- guerre et de l’après-nazisme : « Oui, Lancelot, dans l’Allemagne désarçonnée et mystérieuse de la défaite, dans l’Alle- magne infidèle (non pas au sens chrétien, mais infidèle à l’humanité), a devant elle une tâche immense, et qui semble infinie. Qu’il fasse connaître les couleurs de sa dame, qu’il soit encore le champion de la France au grand cœur ! Le travail ne lui manque pas : c’est dans chaque Allemand qu’il s’agit, avec acharnement, avec patience, d’aller réveiller l’homme, l’être humain. À ce point de la conscience, où ne parviennent ni la contrainte des lois, ni la force armée, mais la poésie, la pensée, l’expression des sentiments. Et où naît la conviction nouvelle de cette harmonie du rêve et de la réalité qui est à proprement parler la France » (16). En mêlant étroitement le retour aux valeurs humanistes dont l’Allemagne se serait écartée avec une mission particulière de la France dans ce domaine, Aragon exprime parfaitement l’idée de rééducation et de dénazification, en particulier de la jeunesse, non par la contrainte, mais par la persuasion, dans une relation qui n’a cependant rien d’égalitaire, ce qui correspond à la nature monologique de Lancelot (17). La rencontre entre Koenig et Aragon pour fêter Lancelot a été saluée dans un article des Lettres Françaises qui souligne la continuité de l’esprit de la Résistance qu’elle symbolise : « Et l’on se croyait revenu aux jours douloureux mais beaux de la France, lorsqu’on voyait le héros de Bir Hakeim et le poète du Crève-Cœur lever une coupe à la santé de cette belle revue » (18). L’accord entre le général et le poète est dans le droit fil des alliances nouées dans la Résistance entre patriotes de tendances différentes et qui ont subsisté dans les gouvernements tripartites (socialistes, communistes, démocrates chrétiens) de l’immédiat après-guerre. Or, justement en mai 1947, les communistes sont obligés de quitter le gouvernement.

14 Cité d’après V. Wackenheim, ibid., p. 395. 15 Cette vignette a été longuement commentée par Patricia Oster : « Die Zeitschrift als Ort der Konstitu- tion eines transnationalen kulturellen Feldes. Lancelot – der Bote aus Frankreich und Die Wandlung », in : Patricia Oster, Hans-Jürgen Lüsebrinck, Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945. Zur Dynamik eines transnationalen kulturellen Feldes, Bielefeld, Transcript Verlag, 2008, p. 231- 242. L’interprétation de Patricia Oster, parce que déconnectée du contexte historique, reste cependant abusivement abstraite (« Akt der Ritterlichkeit », « der von Lancelot in idealistischer Absicht über- reichte Schlüssel »). 16 Cité d’après V. Wackenheim, « Création de Lancelot » (note 6), p. 395. 17 La rédaction a reçu, semble-t-il, de nombreuses lettres de lecteurs, ce qui représente incontestablement une forme de dialogue. Mais la revue n’en rend pas compte et les lettres n’ont pas été conservées. 18 Lettres Françaises (numéro 160, 13 mai 1947). Cité d’après V. Wackenheim, « Création de Lancelot » (note 6), p. 393. Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 197

Aragon occupera toujours une place privilégiée dans Lancelot. Trois vers tirés de son Cantique à Elsa (19) servent de devise à tous les numéros de la revue : « La terre accouchera d’un soleil sans bataille Il faut que la guerre s’en aille. Mais seulement que l’homme en sorte triomphant. » C’est placer la revue sous le signe de l’humanisme et de la paix à l’opposé des valeurs guerrières dont la jeunesse allemande avait été saturée. Louis Aragon fournit plu- sieurs textes à Lancelot (20), mais surtout Les Lettres Françaises qu’il animait et dont il deviendra plus tard le directeur devaient fournir le plus grand nombre d’articles à la rédaction (25 au total).

Image de la France et de la culture française Lancelot se devait de présenter une image flatteuse de la puissance occupante, de sa littérature, de sa langue, de sa culture, c’est ainsi seulement que pouvait être justifié le rôle d’éducatrice du peuple allemand que la France s’était attribué. Dès le premier numéro, Vercors fait l’éloge de la littérature clandestine qui a fleuri sous l’Occupa- tion allemande et dont il est un des plus célèbres représentants. Elle s’est mise sans ambiguïté au service de la liberté et de l’esprit, révélant ainsi sa fidélité à la tradition française (21). La brillante tradition littéraire française ininterrompue depuis dix siècles, dans laquelle toujours les qualités formelles se combinent avec la fidélité au réel, est glorifiée par Pierre-Richard Bloch (22). Même la « légèreté française », si souvent décriée, reçoit l’hommage d’André Obey pour qui elle permet de délivrer un message de joie et de bonheur et d’oublier les horreurs de la guerre (23). Les mérites incompa- rables de la langue française : clarté, précision, discipline, sont soulignés par Raymond Las Vergnas qui affirme sa supériorité sur toutes les autres langues européennes, en particulier l’anglais (24). Jean Cassou caractérise l’art français comme « aristocratique » et « populaire » à la fois alliant l’habileté technique à l’intellect et affirme que « la vraie formation de l’homme a toujours été un but essentiel de l’art français » (25). Il souligne aussi le rayonnement universel de la peinture française dont témoignent les innom- brables artistes venus de tous les horizons qui se sont établis en France pour former la célèbre « école de Paris ». « Paris devient la capitale mondiale de l’art » (26). La mission de

19 Le poème lui-même est publié dans le premier numéro dans une traduction de Hans Jaeschke, p. 36-59 (en version bilingue). Tous les poèmes français seront publiés en bilingue. 20 Outre le Cantique à Elsa, on peut signaler un extrait du Cri du butor (« Der Schrei der Rohrdom- mel », cahier 9) et des textes sur la peinture, « Girodet-Trioson oder über das Thema in der Malerei » (cahier 21, p. 30-40), et Picasso (cahier 28, p. 10-13). 21 Vercors, « Beständigkeit des französischen Denkens » (cahier 1, p. 3-24). 22 Jean-Richard Bloch, « Verantwortlichkeit des Talents » (cahier 5, p. 3-8). 23 André Obey, « Französische Leichtigkeit » (cahier 6, p. 6-8). 24 Raymond Las Vergnas, « Unvergängliche französische Sprache » (cahier 11, p. 105-113). 25 Jean Cassou, « Die moderne französische Malerei » (cahier 4, p. 95-99). Le texte servit de présentation à l’exposition de peinture française à Baden-Baden, puis à Berlin, organisée par la section « Beaux Arts » du gouvernement militaire. 26 Après la Seconde Guerre mondiale, New-York allait cependant remplacer Paris comme capitale de l’art. 198 Revue d’Allemagne la France découle logiquement de cette situation : elle se doit de répandre sa culture au- delà de ses frontières, sa fidélité aux valeurs humanistes universelles et intemporelles doit lui assurer un rôle de guide en Europe (et en particulier en Allemagne, bien sûr). Cassou retrouve ainsi un thème récurrent de la propagande culturelle française depuis des siècles au moment même où son rayonnement commence à être sérieusement contesté. La science universitaire elle-même n’est pas oubliée comme en témoigne le reportage sur les cours donnés au Collège de France par des maîtres illustres (27).

Objectifs et orientation idéologique Revue sans comité de rédaction, ne publiant que des textes déjà parus ailleurs, Lan- celot n’affiche aucune ligne éditoriale propre, la rédaction renonce même à la tradi- tionnelle déclaration d’intention en tête du premier numéro. Elle prétend simplement faire connaître et informer. Bien entendu, le choix des textes est loin d’être neutre et imprime forcément à la revue son orientation idéologique. Il n’empêche que Lance- lot offre un tableau assez complet de la production littéraire française de l’immédiat après-guerre. Le nombre élevé de revues et de journaux utilisés (30) garantit déjà la pluralité des opinions, même si les deux publications les plus sollicitées, Les Lettres Françaises (25 contributions) et Europe (16 contributions), sont clairement d’inspi- ration communiste. Mais sont représentés aussi Les Cahiers du Sud (8), La Gazette des Lettres (8), Les Nouvelles littéraires (12), Poésie 46 et Poésie 47 (8) (28). La revue joue aussi dûment son rôle d’information littéraire en publiant une vingtaine de portraits d’écrivains français contemporains, souvent situés à gauche, mais pas exclusivement, de sorte qu’elle présente au lecteur allemand un tableau assez juste du champ lit- téraire français, si on fait abstraction des auteurs non encore sortis du purgatoire de l’épuration (29). Il n’y a pas à s’étonner de la domination absolue des revues issues de la Résistance et des auteurs faisant partie du Comité national des Écrivains, cela correspond à la réalité de la vie littéraire française de ces années-là. Les écrivains qui s’étaient compromis dans la Collaboration étaient de fait réduits au silence s’ils figuraient sur les listes noires du CNE, leur réhabilitation et leur retour ’étaientn pas encore d’actualité. Lancelot de ce fait présente la France littéraire telle qu’elle est sortie de la guerre et de l’Occupation. Par ailleurs, il annonce certains événements de la vie littéraire française : élections à l’Académie Goncourt (30) (mais non à l’Académie Française !), disparitions d’écrivains (Emmanuel Mounier (31), André Gide (32)). Le cinéma est représenté par les critiques de

27 Pierre Audiat, « Im Collège de France » (cahier 4, p. 22-46). 28 R. Steinbeck, Lancelot – der Bote aus Frankreich (note 3), p. 12-14. 29 « Aragon » par Claude Roy (cahier 9, p. 44-71) d’après son livre paru chez Seghers dans la collection « Poètes d’aujourd’hui », « Paul Éluard » par Claude Roy (cahier 2, p. 24-33), mais Claude Roy pré- sente aussi Thierry Maulnier (cahier 10, p. 86-106). Bénéficient aussi d’un portrait Jules Supervielle (cahier 26, p. 8-44), Paul Claudel (cahier 24, p. 12-75), André Gide (par Albert Béguin, cahier 11, p. 60-71), etc. 30 Ainsi l’élection de Pierre Mac-Orlan est annoncée dans le cahier 22 et celle de Raymond Queneau dans le cahier 31. 31 Cahier 23 avec un hommage de Pierre Emmanuel. 32 Cahier 30 avec un hommage de Robert Kemp (Le Monde), p. 73-78. Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 199

Georges Sadoul (33), la musique par les entretiens avec Roland Manuel (34), la peinture, en particulier, par les articles de Cassou et d’Aragon, la sculpture par une présentation de la jeune sculpture française (35). La revue fut soupçonnée dans les milieux de l’Occupation française de sympathies procommunistes. Le bruit courut même que Jacqueline et Pierre Grappin étaient membres du parti communiste français, ce que les intéressés ont nié formellement (36). Par la suite, la littérature scientifique a appliqué parfois à la revue le qualificatif de « crypto-communiste » ou de « philo-communiste » (37). C’est un fait que les auteurs communistes ou proches du PCF sont très fortement représentés : Aragon, Elsa Trio- let, Paul Éluard, Claude Morgan, Claude Roy, Jacques Decour, Georges Sadoul, Jean Marcenac, etc. Mais, comme Lancelot en sa qualité de revue culturelle s’abstient de traiter directement des problèmes de politique intérieure ou internationale, on y cher- cherait vainement des prises de position partisanes. Du reste, la politique allemande du PCF, marquée par la volonté de vengeance et une absence totale d’empathie pour les souffrances du peuple allemand, se situait à l’opposé du projet même deLancelot. Par ailleurs, la revue publie des auteurs appartenant à d’autres courants comme le prouve la présence de la pensée chrétienne représentée par Pierre Emmanuel, Emmanuel Mounier, Robert d’Harcourt ou Albert Béguin. Lancelot se situe incontestablement à gauche sur l’échiquier politique, mais il ne faut cependant pas oublier que le programme de la Résistance lui aussi prévoyait de profondes réformes sociales, économiques et politiques d’inspiration socialiste, un dépassement du capitalisme, une démocratisation radicale de la société. Lancelot res- tait, en fait, fidèle à une ligne élaborée dans la clandestinité.

Humanisme, pacifisme et entente entre les peuples Ce sont les valeurs essentielles défendues par les auteurs de Lancelot et les écrivains français qu’ils présentent. De ce point de vue, loin d’une conception d’une littéra- ture pure, c’est une littérature engagée qui est défendue. Une idée de l’engagement cependant éloignée de celle défendue par Jean-Paul Sartre à la même époque et qui prône des valeurs humanistes universelles et intemporelles. Le nom de Romain Rolland présent trois fois peut résumer cette orientation. Pierre Grappin consacre

33 Cf. en particulier sa présentation de La Beauté du diable de René Clair (cahier 23, p. 38-41). 34 « Freude an der Musik ». Ces entretiens occupent une place importante dans la revue à partir du cahier 22. 35 B. Champigneulle, « Die junge französische Skulptur » (cahier 3, p. 27-35). Sont présentés Maillol, Zadkine, Laurens, Brancusi. 36 R. Steinbeck, Lancelot – der Bote aus Frankreich (note 3), p. 291, entretien avec Jacqueline et Pierre Grappin. 37 V. Wackenheim, « Création de Lancelot » (note 6), p. 395. Son opinion est confirmée dans la discus- sion qui a suivi sa communication par un témoin, René Cheval : « cela ne fait pas de doute pour aucun d’entre nous qui avons été en Allemagne à cette époque – Lancelot était une revue très liée aux sources d’inspiration communiste, je ne dis pas du tout du parti communiste… », p. 400, et Martin Strick- mann, « L’Allemagne nouvelle » contre « l’Allemagne éternelle ». Die französischen Intellektuellen und die deutsch-französische Verständigung 1944-1950. Diskurse, Initiativen, Biografien,Francfort-sur-le- Main/Berlin/Berne, Peter Lang, 2004, p. 326. 200 Revue d’Allemagne un article aux relations de Rolland avec un groupe de pacifistes allemands durant la Grande Guerre (38). Même si leur action a échoué, Rolland et ses amis allemands sont à considérer comme des pionniers de la solidarité internationale. Lancelot publie aussi deux extraits du Journal de Romain Rolland. En 1933, il y condamne fermement le national-socialisme comme une doctrine antihumaniste (39), dans le second extrait, il rapporte l’analyse qu’Albert Einstein livre de l’Empire wilhelminien dans lequel les élites seraient sous l’emprise d’un nationalisme agressif et où le peuple se montrerait d’une soumission servile (40). Le pacifisme, avec toutes les ambiguïtés que le mot recèle, est au centre des valeurs défendues par Lancelot. Les auteurs du passé que Lancelot publie ont, comme Romain Rolland, défendu la paix, ainsi Descartes ou Paul Valéry. Les articles de l’Encyclopédie de Diderot et d’Alembert (Jancourt, Diderot, Marmontel) condamnent la guerre de conquête et célèbrent les bienfaits de la paix (41). Plus généralement sont privilégiés les auteurs du passé ayant défendu les valeurs humanistes ou qui ont été proches de l’idée de socialisme : Victor Hugo (42), Charles Péguy (43), Anatole France (44). Ceci vaut égale- ment pour les quelques auteurs allemands du passé publiés par la revue : de Lessing à Thomas Mann en passant par Goethe et Heine (45), ce sont des représentants de la « bonne Allemagne ». Si, à la disparition de H.G. Wells, on lui rend hommage dans une nécrologie, c’est que Lancelot voit en lui avant tout le socialiste (46). Mais la question de la guerre et de la paix reste d’une brûlante actualité quelques années après la fin de la Seconde Guerre mondiale, alors que la menace atomique pèse maintenant sur l’humanité. Paul Langevin adresse un appel aux savants de tous les pays pour qu’ils ne participent pas à la course aux armements (47). Thomas Mann, dans un entretien, révèle qu’il a signé l’appel de Stockholm (48) et condamne fermement l’usage de la bombe atomique. Il se place sur la ligne du Mouvement de la paix fran- çais fondé par d’anciens résistants voulant préserver l’unité de la Résistance, mais où, depuis 1949, l’influence du parti communiste est prépondérante. L’entente entre les peuples apparaît à la fois comme un idéal et comme une nécessité.

38 « Romain Rolland und der Bund ‘Neues Deutschland’ » (cahier 24, p. 5-11). Ce sujet constitue la matière de la thèse complémentaire que Pierre Grappin soutiendra en 1951 : Der Bund « Neues Vater- land » (1914-1916). Ses rapports avec Romain Rolland, Lyon, 1952. 39 « Tagebuch-Fragment » (cahier 1, p. 60-80). 40 Romain Rolland, « Begegnung mit Einstein », extrait du Journal à la date du 16 septembre 1915 (cahier 4, p. 68-71). 41 L’Encyclopédie de Diderot et d’Alembert est mise à contribution dans les numéros 28 à 31 et reçoit un hommage final dans le cahier 32, p. 3-6 (PierreGrosclaude , « Zweihundertjähriges Jubiläum der Enzyklopädie »). 42 « Vor achtzig Jahren : Victor Hugo und Louise Michel » (cahier 32, p. 25-27). 43 « Der Antisemitismus entehrt ein Volk » (cahier 3, p. 48-49), texte écrit en 1910. 44 Extrait de Monsieur Bergeret à Paris (cahier 21, p. 6-29). 45 André Suarez, « Zum Bilde Heinrich Heines » (cahier 5, p. 9-28). 46 Claude Morgan, « Die Universalität von H. G. Wells » (cahier 4, p. 3-4). 47 Paul Langevin, Jean Marcenac, « Das französische Denken im Dienst des Friedens » (cahier 3, p. 3-12). 48 L’appel de Stockholm (1950) demandait l’interdiction de l’arme nucléaire. Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 201

Les auteurs français contemporains défendent les mêmes valeurs à partir de l’expé- rience du passé récent – l’inhumanité du nazisme, le mépris de l’homme régnant dans les camps (49) – mais aussi à partir de la crainte d’une survie de l’idéologie fasciste et de la menace nouvelle que représente la bombe atomique. Tous les essais portant sur la lit- térature et l’art soulignent la responsabilité de l’écrivain et de l’artiste sur ce plan. C’est ainsi que Paul Éluard leur demande de s’engager dans leurs œuvres pour la liberté, la dignité humaine, de proclamer l’amour de la vie, la confiancedans l’avenir de l’huma- nité (50). De cette manière, ils contribueront à empêcher le retour du fascisme, à créer une paix durable. On leur demande un clair engagement démocratique et une prise de conscience de leur responsabilité sociale et politique. Ces exigences s’appuient le plus souvent sur l’exemple qu’a fourni la poésie clandestine de la Résistance. Elle était compréhensible par tous et pouvait donc agir sur tous les esprits. En revanche, Julien Benda présente l’ésotérisme d’une grande partie du lyrisme moderne – y compris celui du surréalisme – comme dépassé (51). Plusieurs auteurs insistent sur la nécessité de rénover de fond en comble la vieille société bourgeoise fondée sur l’injustice sociale et l’inégalité des conditions et des sexes. C’est ainsi que Maurice Toesca et Édith Thomas plaident pour l’égalité de la femme et le dépassement de la répartition traditionnelle des rôles dans la société (52). On défend l’idée d’un renouveau, d’une renaissance, qui libérerait l’individu de ses chaînes et créerait les conditions d’une vie plus humaine, d’une société plus frater- nelle. Cette société future est simplement définie à l’aide de notions générales, comme le respect de la dignité humaine, la liberté, la fraternité, la paix. Marxistes et parti- sans d’un christianisme social, comme Mounier, peuvent se retrouver sur ce plan, ces derniers n’hésitant pas à critiquer durement l’attitude des Églises et la pratique des partis politiques se réclamant du christianisme (53). Les notions de joie, de bonheur, de solidarité, voire d’amour, sont mises en avant dans cette évocation d’un avenir radieux à créer. Elles sont typiques d’une époque qui pense que l’utopie est à portée de main à condition de ne pas retomber dans l’ornière des vieilles habitudes. La charte du Conseil national de la Résistance ne parle pas un autre langage. Par ailleurs, la revue va chercher dans le passé des auteurs ayant pressenti les contours de la société idéale future (Balzac, Rousseau) ou exprimé leur sympathie pour le socialisme (Anatole France, H.G. Wells).

La polémique anti-existentialiste C’est sans aucun doute parce que la directrice est persuadée du caractère antihu- maniste de l’existentialisme qu’elle choisit tout d’abord de publier des textes hostiles

49 Cf. le témoignage de Gilbert Debrise sur le camp de concentration de Mauthausen/Ebensee, extrait de son livre Cimetières sans tombeaux paru en 1945 (cahier 2, p. 60-72). 50 Paul Éluard, « Von des Dichters Verdienst » (cahier 6, p. 6-9). Le même point de vue est défendu par Aragon, Jean Marcenac, Pierre Emmanuel, Vercors, Claude Roy, Pierre-Richard Bloch. 51 Julien Benda, « Über das Poetische » (cahier 27, p. 3-9). 52 Édith Thomas, « Eine Stendhal’sche Heldin » (cahier 3, p. 50-52), texte consacré au Journal de Marie Lenéru ; Maurice Toesca, « Die Frauenfrage » (cahier 23, p. 3-12). 53 Emmanuel Mounier, « Agonie des Christentums » (cahier 3, p. 13-26). 202 Revue d’Allemagne au mouvement d’idées le plus influent dans la France de l’après-guerre. Manifeste- ment la fameuse conférence de Jean-Paul Sartre : « L’existentialisme est un huma- nisme » n’a pas convaincu Jacqueline Grappin. On a l’impression qu’elle est aussi influencée par l’image populaire de l’existentialisme que les médias se plaisent à répandre, celle des « existentialistes » chevelus et mal lavés s’agitant dans les caves enfumées de Saint-Germain des Prés en tenant des propos sombrement nihilistes. L’existentialisme semble prendre le contrepied de l’optimisme historique qui anime Lancelot. À cela vient s’ajouter, sans aucun doute, un différend plus spécifiquement politique. C’est l’œuvre de Sartre qui concentre toutes les critiques : pas moins de six essais lui sont consacrés. Dès le premier numéro, Gaëtan Picon, dans sa présentation des romans de Sartre (54), en déplore l’esprit pessimiste, la vision de l’amour comme « quelque chose de définitivement sale » et exprime sa crainte de l’influence d’une semblable phi- losophie désolée de la vie sur les lecteurs. Il est évident que l’éditrice partage cette crainte et considère une telle œuvre comme inappropriée à la situation spirituelle de l’Allemagne. Henri Mougin récuse, lui, l’existentialisme comme un avatar du vieil idéalisme auquel il oppose la pensée dialectique, c’est donc un courant rétrograde, fondé sur le sentiment et l’irrationalisme (55). Charles Eubé se place lui aussi sur le plan philosophique pour condamner l’antihumanisme sartrien tout en concédant que la notion de liberté centrale dans l’existentialisme pourrait être la base d’un humanisme nouveau (56). Maurice Toesca rejette la notion d’absurde, la destruc- tion de la langue pratiquée par Sartre (57). André Charmel s’attaque au théâtre de Sartre (58). Partant de la thèse que rarement les romanciers réussissent à la scène, il analyse toutes les faiblesses des pièces de Sartre. Ce sont des pièces à thèse qui ne convainquent que les convaincus, les antiracistes dans le cas de La p… respectueuse, les anticommunistes en ce qui concerne Les Mains sales. Les thèses sont démontrées par des procédés dignes du mélodrame, ce qui concourt à la faiblesse esthétique de cette production. Ces pièces n’ont aucune originalité dramaturgique : Les Mouches reprennent l’héritage de Jean Giraudoux, Huis-Clos est du théâtre philosophique voué à l’échec, Mort sans sépulture, une pièce sur la Résistance, n’est que du Grand- Guignol. Même si Charmel se place surtout sur un plan esthétique, on peut se demander si la campagne menée par les intellectuels communistes contre Les Mains sales n’est pas à l’arrière-plan de son rejet du théâtre de Sartre (59). Par ailleurs, Sartre, en créant un mouvement socialiste en marge du PCF, était devenu une cible privilé- giée de la presse communiste.

54 « Jean-Paul Sartre und der zeitgenössische Roman » (cahier 1, p. 94-103). 55 « Kleine Geschichte des Existentialismus » (cahier 7, p. 6-23 ; cahier 8, p. 68-78). 56 « Für und wider den Existentialismus » (cahier 9, p. 117-122). 57 « Die Frauenfrage » (cahier 23, p. 3-12). 58 « Das Theater des Jean-Paul Sartre » (cahier 22, p. 69-79). 59 Charmel considère lui aussi Les Mains sales comme une œuvre avant tout anticommuniste, même si Sartre a protesté contre l’utilisation qu’en ont faite les Américains dans leur propagande : ils ont été simplement plus royalistes que le roi. Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 203

Le sommet de la polémique est atteint dans un texte collectif que Steinbeck consi- dère, à juste titre, comme unique exemple d’article diffamatoire dansLancelot (60). Il est dirigé contre les romans de Jean Genet présenté par l’éditrice « comme pédéraste et criminel », qui reçoivent l’admiration sincère des existentialistes comme Sartre (61). Les arguments, même habillés de réflexions théoriques, se résument, en fait, au reproche de pornographie pure et simple attaché à l’œuvre de Genet. Ce n’est pas l’évocation de la sexualité qui serait choquante : lorsque celle-ci est « naturelle » et « saine », elle serait tout à fait licite. Mais l’aborder uniquement par l’intellect conduirait à la pornogra- phie, la réduction de l’être humain à l’intellect et au sexe. On attire l’attention sur les conséquences nocives de ce genre de littérature sur la jeunesse : « on peut aussi… tuer l’imagination et la vie sentimentale de la jeunesse ou lui nuire dangereusement » (62). L’appel à la censure n’est pas loin. On voit donc ici des auteurs de gauche (63) prendre la défense de la morale, de la société, de la jeunesse, de la dignité de l’art contre de dange- reux iconoclastes. On peut s’étonner de la publication d’un texte aussi grossièrement polémique dans une revue de la qualité de Lancelot, mais le texte répond sans doute à la vision qu’a Jacqueline Grappin de la fonction de la littérature. Une des rares fois où elle prend la parole, c’est en 1951 dans l’annonce du contenu du numéro 29, un cahier thématique consacré à l’amour : « Ce numéro spécial sur l’amour, comme notre travail pour Lancelot de quatre ans, est une protestation contre une littérature sans espoir que ceux qui ont intérêt à abandonner l’hu- manité consciemment ou inconsciemment au malheur essaient de maintenir à la mode. » Ces lignes nous semblent encore une fois viser la littérature d’inspiration « existen- tialiste » assimilée abusivement au pessimisme et au nihilisme, une philosophie qui servirait les intérêts de la classe bourgeoise en prenant le contrepied des valeurs huma- nistes qui, elles-mêmes, conditionnent le progrès historique.

Les problèmes de l’heure Revue publiée en Allemagne pour les Allemands, Lancelot ne pouvait ignorer les grands problèmes de l’après-guerre : démocratisation, dénazification, rééducation. Elle n’intervient cependant pas dans les débats concernant l’avenir politique de l’Allemagne, mais analyse le passé tout en essayant de définir un avenir meilleur. Plusieurs textes reviennent sur le passé récent pour dénoncer l’antihumanisme de l’idéologie national- socialiste fondée sur le racisme biologique (64). L’anthropologue Henri Vallois démontre

60 « Pornographie und bürgerliche Konvention » (cahier 32, p. 36-41) ; R. Steinbeck, Lancelot – der Bote aus Frankreich (note 3), p. 171. 61 Les principaux romans de Genet ont été publiés entre 1944 et 1949, Jean-Paul Sartre avait publié en 1951 dans Les Temps Modernes un long article sur Genet. L’année suivante, il rédigera en introduction aux Œuvres complètes de Genet son fameux essai Saint Genet, comédien et martyr. 62 Cahier 32, p. 41. 63 Le texte est présenté comme un travail collectif de la rédaction de la revue Roman fondée à Saint-Paul de Vence par Pierre de Lescure, résistant, cofondateur des Éditions de Minuit clandestines et Celia Bertin, également résistante, qui se fera connaître plus tard par ses romans. Le texte est paru dans le numéro 2 de la revue. 64 Jacques Decour, « Der deutsche Humanismus » (cahier 1, p. 88-92). 204 Revue d’Allemagne l’inanité de la notion de race pure (65). Le témoignage du médecin Gilbert Debrise révèle l’inhumanité de l’univers concentrationnaire fondé sur le combat pour la survie parmi les déportés sous l’autorité suprême de leurs gardiens (66). On peut citer aussi les poèmes de Jean Cayrol et l’extrait de la nouvelle de Vercors mettant en scène un survivant des camps tourmenté par le remords (67). Albert Béguin considère l’ouverture des camps de concentration comme l’événement fondateur de l’antihumanisme contemporain, mais affirme cependant son origine spécifiquement allemande et son ancrage dans la mentalité germanique (68). On ne sera pas étonné que plusieurs auteurs réclament un châtiment exemplaire des responsables des crimes de guerre nazis (69). C’était une exi- gence de l’opinion publique française largement répandue. Plus généralement, la revue aborde la question de la culpabilité allemande en publiant en particulier les textes d’Albert Béguin et de Robert d’Harcourt, qui ont beaucoup réfléchi au problème. Robert d’Harcourt analyse, comme à son habitude, l’attitude des Allemands face aux demandes qu’on leur fait de reconnaître leur responsabilité dans les atrocités commises par les nazis en Europe. Il doute de leur capacité à penser en dehors de la catégorie de la force et déplore leur absence d’empathie pour les victimes des camps de concentration. Il serait nécessaire de les convertir aux valeurs humanistes par un processus de rééducation de longue haleine, une sorte de « transmutation de toutes les valeurs », dans un sens anti-nietzschéen, cette fois-ci (70). Jacques Duvaldizier a si peu confiance dans le changement profond du tempérament allemand qu’il perçoit déjà des signes d’une volonté de revanche (71). Un certain scepticisme se fait donc jour parmi les auteurs publiés concernant le succès de la « rééducation » tentée par les Alliés. Il est à remarquer que d’Harcourt est le seul à rendre hommage à la Résistance allemande, en évoquant le sacrifice des membres de la Rose Blanche (72). S’appuyant sur les écrits de Friedrich Meinecke, de Karl Jaspers, de Max Picard, de Georges Bernanos, citant le Père Jésuite Pribilla, Albert Béguin souligne le manque de maturité politique des Allemands, leur propension à s’échapper du réel et leur goût de l’impossible – l’Allemand est un rêveur – et aussi leur absence de courage politique (Zivilcourage) contrastant avec leur indéniable courage militaire (73).

Maître Vermeil et son disciple Grappin On a, jusqu’à présent, totalement ignoré le lien de Lancelot avec la vie universitaire française et plus particulièrement avec la germanistique. Ce lien est assuré par Pierre

65 Henri Vallois, « Der Mythos der nordischen Rasse » (cahier 14, p. 3-6). 66 G. Debrise (note 49). 67 Jean Cayrol, « Gedichte aus Nacht und Nebel » (cahier 13, p. 58-71) ; Vercors, « Die Waffen der Nacht » (cahier 12, p. 130-169). 68 Albert Béguin, « Deutschland und die Kultur » (cahier 13, p. 3-14). 69 Par exemple Vercors (cahier 1, p. 8-24). 70 Robert d’Harcourt, « Der Gesichtskreis der Deutschen » (cahier 9, p. 8-15). Il s’agit de la traduction d’un article paru dans La Revue de Paris (février 1947). 71 Jacques Duvaldizier (cahier 11, p. 3-20). 72 Robert d’Harcourt, « Umriβ des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus » (cahier 17, p. 3-24). Il s’agit de la traduction du chapitre XII de son livre Les Allemands d’aujourd’hui. 73 Albert Béguin, « Deutschland und die Kultur » (cahier 13, p. 3-14). Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 205

Grappin, jeune germaniste à l’orée d’une grande carrière. Grappin a entrepris dès les années de guerre une thèse de doctorat d’État sur le xviiie allemand sous la direction d’Edmond Vermeil, qu’il ne terminera qu’en 1951 (74). À partir d’octobre 1949, il occupe un poste d’assistant à la Sorbonne, ce qui permet de le présenter dans la revue comme « un collaborateur » d’Edmond Vermeil (75). IL paraît donc normal que son maître et directeur de thèse occupe une place privilégiée dans Lancelot. Pierre Grappin lui-même y publie trois articles en relation avec ses propres recherches. Sur les quatorze études sur la littérature allemande, la majorité est due à Edmond Vermeil et Pierre Grappin (76). Edmond Vermeil est représenté dans pas moins de 10 numéros avec 7 contributions différentes. Certaines ont un caractère avant tout philologique et littéraire (77), mais deux au moins abordent directement la problématique historique allemande. Vermeil y défend sa thèse principale concernant le nazisme : son ancrage dans l’his- toire allemande dont il est le prolongement et l’aboutissement inévitables. L’étude sur la révolution avortée de 1848 en Allemagne (78) analyse l’échec du libéra- lisme, son incapacité à combiner acquisition des libertés démocratiques et réalisation de l’unité allemande. Le refus de la Prusse de se fondre dans un ensemble qu’elle n’au- rait pas dominé a contribué à l’échec. La Prusse réalisera l’unité au temps de Bismarck, non par des moyens pacifiques, mais grâce à trois guerres successives, par « el fer et le sang ». Elle ouvre la voie à un nationalisme pangermaniste qui sera à l’origine des tragédies du xxe siècle. L’article sur l’évolution de l’Église protestante allemande (79) permet à Vermeil d’ex- poser sa thèse de la responsabilité du luthéranisme dans la catastrophe allemande. En sacralisant l’autorité temporelle, en restreignant la liberté à la liberté intérieure, il a encouragé la passivité politique des élites, il s’est rallié à la monarchie militariste comme plus tard au Reich hitlérien, deux formes de « religion national-allemande ». Le rêve communautaire du piétisme s’est incarné dans l’idée d’un Reich toujours en devenir, jamais achevé. Pierre Grappin illustre un autre aspect de la réflexion historique des germanistes français concernant l’Allemagne. Il insiste non pas sur le Sonderweg fatal qu’a pris la culture allemande au cours des xixe et xxe siècles, mais affirme l’existence d’un

74 La Théorie du génie dans le préclassicisme allemand, Paris, PUF, 1952. 75 Cahier 24, p. 5. 76 Signalons parmi les autres études l’article de Pierre Klossowski sur Hamann (Cahier 25, p. 3-17) et quatre articles sur Rilke : Claude Aveline (cahier 23, p. 30-46) ; Pierre Klossowski (cahier 7, p. 30-46) ; Charles du Bos (cahier 8, p. 58-62) ; Mavilo Miserocchi (cahier 30, p. 69-72). Rilke, écri- vain cosmopolite, lié au sculpteur français Rodin, est évidemment une personnalité exemplaire pour Lancelot. 77 Il s’agit de textes précédemment parus dans la revue de la Société des Études germaniques, Études Germaniques, créée en 1946 et qui allait s’imposer comme la principale revue de la germanistique universitaire française. « Revolutionäre Hintergründe in Goethes Faust » (cahier 9, 10, 11) ; « Verfall und Wiedergeburt bei Goethe und Nietzsche » (cahier 17) ; « Goethe im Lichte des Marxismus » (cahier 18) ; « Die Aufgabe der Poesie in Goethes West-Östlicher Diwan » (cahier 19) ; « Goethe und Rousseau » (cahier 30). 78 « Die Revolution von 1848 in Deutschland » (cahier 12, p. 43-77). 79 « Der Schicksalsweg der ev.-lutherischen Kirche in Deutschland » (cahier 15, p. 3-19 et cahier 16, p. 3-27). 206 Revue d’Allemagne courant humaniste et rationaliste – les deux termes désignent pratiquement la même chose – souvent occulté par l’histoire littéraire officielle – mais bien réel. La pensée de Lessing permet d’illustrer ce propos. Aussi Grappin publie-t-il la tra- duction de son introduction à l’édition bilingue des Dialogues maçonniques (80) qu’il vient de donner aux éditions Aubier (81). Lessing y définissait une franc-maçonnerie idéale capable de dépasser les barrières qui séparent et divisent les hommes : condition, religion et nation en particulier. Audacieusement, Grappin lance un pont entre la pen- sée de Lessing et le marxisme. Lessing préfigurerait l’humanisme communiste qui, lui aussi, a inscrit à son programme l’extinction de l’État. Grappin cite même Staline dans ce contexte. Propos étonnant qui ne s’explique que par le climat de l’époque, le prestige de Staline qui passait pour un important théoricien du marxisme, et celui de l’URSS qui avait pris une part essentielle dans la victoire sur le national-socialisme. Enfin dans le cahier 31, Grappin fait paraître la traduction de la conclusion de sa thèse d’État sur l’idée de génie sous un titre programmatique « Auch Deutschland besitzt eine rationalistische Überlieferung » (« L’Allemagne elle aussi possède une tradition rationaliste ») (82). Si le rationalisme, depuis le romantisme, est discrédité en Allemagne, il n’en a pas moins connu au xviiie siècle une époque faste et fait partie du patrimoine intellectuel allemand. Il est synonyme d’humanisme et de progrès. L’ensemble de la thèse de Pierre Grappin (83) tend, du reste, à réévaluer l’apport des Lumières allemandes à la constitution de la période classique, d’où la notion de « pré- classicisme » appliqué à l’époque de l’Aufklärung. C’était du même coup réintégrer pleinement l’époque des Lumières dans l’histoire littéraire et affirmer l’unité du xviiie siècle. Un point de vue novateur qui devait influencer fortement par la suite les études sur le xviiie siècle. L’opposition entre deux traditions allemandes, l’une agressivement militariste et expansionniste, qui conduit d’Arminius à Rosenberg en passant par le prussianisme, Bismarck et le pangermanisme, l’autre humaniste et progressiste qui va de Dürer à Thomas Mann, se trouvait déjà au cœur d’un article de Jacques Decour de 1939repris dans Lancelot. Ces deux traditions cohabitent perpétuellement, selon Decour, dans l’histoire allemande sans jamais se fondre, toujours l’épée s’oppose à l’esprit, alors qu’en France ils s’unissent, l’épée se met au service de l’esprit, comme le montre l’exemple de Napoléon exportant les idéaux de 1789 en Europe (84). Vermeil n’ignore pas non plus l’existence d’une tradition humaniste en Allemagne à certaines époques. Elle a atteint son apogée dans la personne de Goethe à qui Ver- meil ne consacre pas moins de quatre études. Ainsi l’analyse de la Nouvelle Héloïse révèle les analogies de la pensée de Rousseau avec l’œuvre de Goethe (85). Les deux auteurs s’efforcent de concilier raison et sentiment et de discipliner esl passions en leur

80 « Lessing und die Erziehung des Menschengeschlechts » (cahier 4, p. 5-21). 81 Ernst und Falk. Dialogues maçonniques, traduction et avant-propos de Pierre Grappin, Paris, Aubier, 1946. 82 Cahier 31, p. 9-20. Ce texte a aussi paru en brochure au Progress-Verlag (Düsseldorf, Munich) et figure dans la bibliographie des écrits de Pierre Grappin. 83 La Théorie du génie (note 74). 84 Article paru dans la revue Commune en février 1939. « Der deutsche Humanismus » (Lancelot, cahier 1). 85 « Goethe et Rousseau » (cahier 30, p. 5-20). Une revue française pour les Allemands : lancelot, der Bote aus Frankreich 207 imposant mesure et ennoblissement. Le rationalisme français, en effet, n’ignore pas le sentiment et la tradition allemande, au siècle de Goethe, n’ignore pas la raison. Un dialogue entre les deux nations peut donc s’engager. Les études sur Faust montrent la relation de Goethe à la Révolution française : Goethe y a thématisé une triple révolu- tion (dans la connaissance, l’amour et la société) (86). Même sa conception tardive de la poésie porte la trace des événements révolutionnaires dans la mesure où il ne cherche plus un idéal du beau dans l’Antiquité mais met l’art au service de valeurs morales comme la modestie, la sagesse, l’énergie et la raison (87). En revanche, Vermeil nie tout lien entre la pensée de Goethe et celle de Nietzsche. Tandis que Goethe se rattache constamment à des valeurs éternelles, Nietzsche les rejette pour glorifier l’élan vital. Alors que Goethe a constamment condamné tout nationalisme, Nietzsche – au prix, certes, de quelques déformations – a pu être mis au service du pangermanisme wilhel- minien comme du national-socialisme (88). Edmond Vermeil comme Pierre Grappin voit dans les Lumières et dans le classi- cisme weimarien qui en serait l’aboutissement une période durant laquelle il n’existe pas de contradiction entre la France et l’Allemagne. Le fossé ne s’est creusé que pen- dant le Romantisme avec sa critique partiale du supposé rationalisme français et son abandon à l’irrationalisme. Privilégier la période préclassique et classique est dans le contexte de 1946 totalement cohérent avec la politique de la revue. Ce qui a existé au xviiie siècle peut être réactualisé après la Seconde Guerre mondiale et réorienter dans la voie juste la culture allemande égarée. La thèse d’État de Pierre Grappin s’inscrit, en fait, dans une voie ouverte par Georg Lukács, en particulier dans ses études sur Goethe (89). Ce n’est donc pas un hasard si Lancelot publie la traduction d’un compte rendu très favorable de Vermeil aux thèses de Lukács (90). Lukács, lui aussi, entend rétablir le lien entre l’œuvre de Goethe et les événements contemporains, entendez la Révolution française. Goethe, par ailleurs, n’est pas pour lui le précurseur de Schopenhauer et de Nietzsche, mais de Hölderlin, de Hegel et de Marx, les représentants de la pensée dialectique. Quand Lancelot cesse de paraître en 1951, il a en grande partie perdu sa raison d’être. Il existe dorénavant une grande quantité de journaux et de revues allemandes, l’accès à la culture française peut se faire directement, les Allemands peuvent même reprendre le chemin de la France. Une nouvelle littérature allemande – dont Lancelot ne parlait pas – a vu le jour. La situation intérieure allemande et le contexte international ont profondément changé depuis 1946. Le problème de la culpabilité historique a été en grande partie refoulé par une population attelée à la reconstruction politique, sociale et économique du pays dans le cadre de la nouvelle République fédérale d’Allemagne.

86 « Revolutionäre Hintergründe in Goethes Faust » (cahier 9, p. 16-38, cahier 10, p. 11-21, cahier 11, p. 21-53). 87 « Die Aufgabe der Poesie nach Goethes Westöstlichem Divan » (cahier 19, p. 3-20). 88 « Verfall und Wiedergeburt bei Goethe und Nietzsche » (cahier 17, p. 25-35). Jacques Duvaldizier, « Die Verantwortung Nietzsches » (cahier 11, p. 3-20) reproche également à Nietzsche d’avoir encou- ragé le Machtstreben allemand. 89 Georg Lukács, Goethe und seine Zeit, Berne, 1947. 90 « Goethe im Lichte des Marxismus » (cahier 18, p. 3-28). 208 Revue d’Allemagne

La division de l’Europe en deux blocs antagonistes – et avec elle de l’Allemagne – est devenue une réalité incontournable. L’évolution du contenu même de Lancelot – dans la mesure où « le messager de France » traite encore des questions d’actualité – témoigne de ce changement. Les dernières années il y est, en effet, moins question des problèmes allemands que de la menace atomique et de la nécessité de préserver la paix dans l’atmosphère anxiogène du début de la Guerre froide.

Résumé Publiée entre 1946 et 1951 dans la zone d’occupation française en Allemagne, la revue Lancelot, der Bote aus Frankreich, créée et dirigée par Jacqueline Grappin-Prévost, s’était donné pour but de faire connaître aux Allemands, par la traduction d’articles parus dans des revues françaises, la culture française contemporaine dont les avait tenus éloignés douze années de dictature et de guerre. Au-delà de ce rôle d’information, la revue entendait contribuer à la rééducation et à la démocratisation du peuple allemand telles qu’on les concevait à l’époque. Elle se réclamait des valeurs humanistes bafouées par le national-socialiste, analysait les origines de la catastrophe allemande, plaçait le peuple allemand devant sa responsabilité historique. Elle plaidait pour la paix, la justice sociale et l’entente entre les peuples. Sur l’échiquier politique, Lancelot se situait nettement à gauche par le choix des articles et des auteurs sans qu’on puisse parler d’une inféodation idéologique au com- munisme. En fait, il est pluraliste et défend des valeurs communes à la Résistance. Par ailleurs, sa critique de l’existentialisme sartrien révèle un certain traditionalisme litté- raire et éthique. Enfin, les articles des germanistes, Edmond Vermeil et Pierre Grappin, analysent les aspects négatifs et positifs de la culture allemande du passé.

Zusammenfassung Die von Jacqueline Grappin-Prévost gegründete und geleitete Zeitschrift Lancelot, der Bote aus Frankreich, die von 1946 bis 1951 in der französischen Besatzungszone erschien, hatte sich zum Ziel gesetzt, den Deutschen die zeitgenössische französische Kultur wieder zugänglich zu machen, von der sie zwölf Jahre lang abgeschnitten waren. Sie brachte zu diesem Zweck Übersetzungen von Aufsätzen, die in französischen Kultur- zeitschriften erschienen waren, heraus. Über die Vermittlungsfunktion inaush wollte die Zeitschrift einen Beitrag zur Umerziehung und Demokratisierung des deutschen Volks liefern, wie man sie zu dieser Zeit verstand. Sie berief sich auf humanistische Werte, die der Nationalsozialismus verhöhnt hatte, untersuchte die Ursachen der deutschen Katastrophe und stellte die Deutschen vor ihre historische Verantwortung. Sie setzte sich für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Völkerverständigung ein. Lancelots eindeutige Linksorientierung zeigt sich in der Wahl der Artikel und Auto- ren, ohne dass man von einer ideologischen Vereinnahmung durch die Kommunisten sprechen kann. Ihr Pluralismus erlaubt der Zeitschrift vielmehr, die gemeinsamen Werte der Widerstandsbewegung zu verteidigen. Ihre Kritik am Sartreschen Existentia- lismus zeugt von einem gewissen Traditionalismus im Bereich der Literaturtheorie und der Ethik. Die Aufsätze der beiden Germanisten, Edmond Vermeil und Pierre Grappin, untersuchen die positiven und negativen Züge der deutschen Kultur der Vergangenheit. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 209 T. 49, 1-2017

Les jumelages économiques franco-allemands. Le cas des chambres de commerce et d’industrie de Colmar et Fribourg-en-Brisgau

Martial libera *

L’histoire des jumelages franco-allemands après 1945 est aujourd’hui bien connue. Les recherches entreprises sur ce sujet se sont concentrées sur les appariements (1) entre villes ou collectivités territoriales (2). Ces travaux ont montré que la réconciliation franco-allemande n’aurait pu aboutir sans les rapprochements menés à la base, entre acteurs de la société civile. C’est qu’en effet par leur ampleur, par leur précocité égale- ment, la dynamique de ces relations transnationales, très largement indépendantes des États, a « permis d’ancrer la coopération franco-allemande au niveau local et régional et d’impliquer une très grande partie des deux sociétés dans l’échange bilatéral grâce à un maillage étroit des deux territoires » (3). En définitive, ces jumelages ont constitué un préalable nécessaire au rapprochement durable entre les gouvernements français et allemand et, plus globalement, à la réconciliation franco-allemande (4). Jusqu’aux

* Maître de conférences HDr en histoire contemporaine à l’université de strasbourg, DynamE (uMr 7367). 1 Avant 1945, le terme « appariement » est utilisé. Celui de jumelage n’apparaît qu’après la Deuxième Guerre mondiale. 2 Sur les jumelages entre villes, voir, par exemple, l’étude pionnière de John E. Farquharson et Stephen C. Holt, Europe from Below : An assesment of Franco-German Popular Contacts, New York, St. Martin’s press, 1975 et, pour les jumelages des lendemains de guerre, Corine Defrance, « Les premiers jume- lages franco-allemands, 1950-1963 », Lendemains, n° 21 (1996), p. 83-95. Sur les jumelages entre régions, voir, à titre d’exemple, Christian Sebeke, « “Wir müssten Brücken bauen von Mensch zu Mensch”. Die Partnerschaft Rheinland-Pfalz – Burgund als regionales Annäherungsmodell », in : Corine Defrance, Michael Kiβener et Pia Nordblom (dir.), Wege der Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen nach 1945. Zivilgesellschaftliche Annäherungen, Tübingen, Narr Verlag, 2010, p. 311-326. 3 Corine Defrance, « Les jumelages franco-allemands. Aspects d’une coopération transnationale », Vingtième Siècle. Revue d’histoire, n° 99 (2008), p. 189-201, ici p. 199. 4 Corine Defrance (dir.), « La “réconciliation” après les conflits : un “savoir-faire” européen ? », Les Cahiers Sirice, n° 15 (2016). Voir aussi dans Nicolae Paun, Sylvain Schirmann (éd.), Borders, 210 Revue d’Allemagne années 1960 et 1970, les activités des jumelages entre villes et collectivités territoriales ont été centrées sur des domaines relevant avant tout des sphères culturelles et éduca- tives, comme la formation de la jeunesse, la culture et la science, la presse et la radio, le sport. À partir des années 1970 et 1980, et plus encore dans les années 1990, la dimen- sion économique des jumelages s’affirme et tend même à prévaloir sur les questions d’ordre culturel (5). Ce tropisme progressif vers l’économique conduit à interroger l’existence de jumelages franco-allemands à vocation strictement économique. Dans ce domaine, les chambres de commerce et d’industrie (CCI) portent l’essentiel des initiatives (6). Aujourd’hui, ceux-ci font d’ailleurs partie de leurs pratiques courantes (7). Mais tel n’était pas le cas au sortir de la Deuxième Guerre mondiale. Sur l’espace franco-alle- mand, il faut attendre 1959 pour que deux compagnies consulaires, celle de Colmar, dans le Haut-Rhin, et celle de Fribourg-en-Brisgau, dans le Bade, décident de se jume- ler. L’histoire de ce jumelage économique peut s’analyser selon plusieurs perspectives complémentaires. Au-delà du rôle déterminant des acteurs qui ont œuvré à sa réa- lisation, ce jumelage met en lumière le poids des forces profondes, qu’il s’agisse de l’ancienneté des relations commerciales existant de part et d’autre du Rhin ou de la complémentarité et de l’interdépendance des économies alsacienne et badoise. Il est également le fruit de contraintes extérieures, avec la nécessité pour ces régions frontalières de s’adapter à la nouvelle donne européenne induite par le Marché com- mun. Le jumelage conduit par ailleurs à repenser les relations entre État et acteurs économiques parce qu’il permet aux acteurs consulaires de s’affranchir en partie de la tutelle publique et d’initier leurs « propres » relations bilatérales. Sur le plan franco- allemand et transfrontalier, ce jumelage montre enfin l’antériorité d’initiatives pri- vées sur celles des États et le rôle d’incubateur qu’elles ont joué dans la réconciliation des deux pays. Pour comprendre la genèse du jumelage, les relations entre chambres de commerce françaises et allemandes seront abordées depuis la fin de la guerre. C’est u’enq effet, de 1945 à 1959, le contexte est à maints égards favorable au rapprochement entre les compagnies alsaciennes et badoises. Dans un deuxième temps, il s’agira d’explorer l’âge d’or du jumelage dans les années 1960. Un troisième mouvement analysera la montée de diverses difficultés qui, à partir de la crise de 1973, conduisent à une mise en sommeil progressive du jumelage puis, au début des années 1980, à sa réactivation.

Identities, Communities. The Road to Reconciliation and Partnership in Central and Eastern Europe, Baden-Baden, Nomos, 2016, la partie dirigée par Sylvain Schirmann sur « la réconciliation franco- allemande, un modèle » (p. 209-334). 5 C. Defrance, « Les jumelages franco-allemands » (note 3), p. 198. 6 Rappelons ici que, dans les deux pays, les compagnies consulaires, organismes parapublics, sont char- gées de représenter auprès de leurs pouvoirs publics les intérêts des industriels et des commerçants de leur circonscription. 7 Actuellement, les jumelages des chambres françaises ou allemandes dépassent souvent le cadre bila- téral ou européen pour se développer avec des chambres situées sur d’autres continents. Ils ont pour principaux objectifs « d’instituer des ponts relationnels avec la compagnie partenaire » et de « créer des partenariats durables ». Voir par exemple la politique de la chambre de commerce et d’industrie de Caen sur le site http://www.caen.cci.fr/jumelages-avec-des-cci-etrangeres (consulté le 10 février 2017). Les jumelages économiques franco-allemands 211

1. Un contexte favorable au jumelage Dans l’immédiat après-guerre, les chambres de Colmar et de Fribourg-en-Bris- gau participent au rétablissement des relations rapides entre institutions consulaires alsaciennes et badoises qui s’opère à l’échelle régionale. Les chambres de commerce du Rhin et de la Moselle sont les principales initiatrices de la reprise des relations commerciales frontalières. Ce volontarisme découle des représentations qu’elles ont de la frontière. Il s’impose également à cause de l’interdépendance des économies frontalières et de la mise en œuvre du Marché commun. Ces trois séries de facteurs expliquent que les chambres alsaciennes œuvrent beaucoup plus rapidement que les acteurs publics à la reprise des relations d’affaires avec le Bade. Le Rhin d’abord. En 1945, comme en 1918, la plupart des Français le considèrent comme une frontière militaire. Sa largeur, véritable barrière naturelle, est censée interdire toute nouvelle agression allemande. Le contrôler, c’est assurer la sécurité de la France (8). Les militaires français ne disent pas autre chose lorsqu’ils demandent pour la France l’occupation de toute la rive gauche du fleuve et l’installation de têtes de pont sur sa rive droite, visant à faire du Rhin le centre d’une sorte de glacis défensif (9). Pour les chambres de commerce alsaciennes, le Rhin est tout autre. À leurs yeux, il est un axe économique, une voie de transport, un lien propice à des échanges avec l’Allemagne et avec les autres pays riverains. Aussi, dès 1946, les chambres demandent au gouvernement français de constituer une commission interministérielle de l’économie rhénane, qui coordonnerait les efforts en faveur de la navigation sur le Rhin (10). En parallèle, elles envisagent le déve- loppement du port strasbourgeois (11). Bref, dès la fin de la guerre, les chambres veulent faire du Rhin une véritable artère économique de l’Europe occidentale. L’interdépendance économique des territoires, de part et d’autre de la frontière, est également déterminante dans les prises de position des compagnies alsaciennes. De leur point de vue, le relèvement de l’Alsace dépendra au premier chef de la reprise d’échanges commerciaux avec le Bade, les économies alsacienne et badoise étant dépendantes l’une de l’autre. Cette interdépendance résulte aussi bien de relations nouées de longue date que de l’histoire singulière de l’Alsace, ballotée entre la France et l’Allemagne (12). Par conséquent, nombre d’entreprises alsaciennes ne peuvent trouver

8 Marie Ducet-Huillard, « Le Rhin dans les représentations françaises de 1945 à 1963 », in : Frédéric Dessberg, Frédéric Thébault (dir.), Sécurité européenne. Frontières, glacis et zones d’influence. De l’Europe des alliances à l’Europe des blocs (finxix e siècle – milieu xxe siècle), Rennes, Presses universi- taires de Rennes, 2007, p. 129-140, ici p. 130-132. 9 Sur les projets des militaires français relatifs au Rhin, voir les décisions arrêtées par le Comité de défense nationale en août 1944. Ces décisions fixent la doctrine des militaires sur le Rhin pour tout l’après-guerre. « Extrait de la décision prise en séance du Comité de défense nationale », très secret, État-major de la défense nationale, 12 août 1944, Archives diplomatiques du ministère français des Affaires étrangères, DE-AAA, t. 8. Voir aussi le « mémorandum sur la frontière militaire de l’Ouest européen », État-major de la défense nationale, 1re section, commission d’études de l’armistice, sans date (antérieure au 12 août 1944), Service historique de l’Armée de terre, 4 Q 11 dossier 3. 10 Procès-verbaux des séances de la chambre de commerce et d’industrie (désormais CCI) de Strasbourg, 21 février et 26 septembre 1946, Archives départementales du Bas-Rhin (désormais ADBR), 1430 W 56. 11 Procès-verbal de la séance extraordinaire de la CCI de Strasbourg, 7 octobre 1946, ADBR, 1430 W 56. 12 Bernard Vogler, Histoire politique de l’Alsace de la Révolution à nos jours : un panorama des passions alsaciennes, Strasbourg, La Nuée Bleue, 1995. 212 Revue d’Allemagne qu’outre-Rhin les pièces de rechange nécessaires à leurs machines. De la même façon, bien des firmes locales se procurent matières premières et produits manufacturés sur la rive allemande du fleuve. Quant aux agriculteurs alsaciens, ils exportent de longue date certaines de leurs productions dans le Bade (13). Entre les compagnies de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau d’autres éléments jouent en faveur de la reprise des échanges. La proximité géographique entre les deux instances consulaires est évidemment déterminante. Dans les deux circonscriptions, l’activité industrielle et commerciale respective présente de surcroît de nombreuses similitudes : le secteur textile y est par exemple prépondérant (14). Mais au sortir de la guerre, la reprise de ces relations d’affaires traditionnelles bute sur la législation en vigueur : les Allemands n’ont pas le droit de commercer avec l’étranger et les échanges entre la France et l’Allemagne, strictement contingentés, sont régis par le seul gouvernement français, qui s’oppose à ce que les industriels et les commerçants interviennent dans les affaires allemandes (15). Pour contourner cette interdiction de principe, les chambres prennent dès novembre 1946, avec l’aval du gouvernement français, l’initiative de créer et de gérer une structure originale, l’Office de compensa- tion des chambres de commerce du Rhin et de la Moselle, dont la tâche essentielle est de permettre la circulation de marchandises et de services qui sont indispensables aux industriels et commerçants alsaciens et mosellans mais qui ne figurent pas dans les plans généraux d’importation et d’exportation français (16). L’accord de clearing ainsi instauré permet la reprise de relations commerciales entre l’Alsace, la Moselle et le territoire de Belfort d’une part, les provinces allemandes de la zone française d’occu- pation (zFO) d’autre part, c’est-à-dire le sud du Bade et du Wurtemberg, le Palatinat et la partie méridionale des provinces rhénanes (17). Initialement dirigé par les seules chambres de commerce françaises et à leur seul profit, l’Office se transforme, à partir de l’automne 1948, en un organisme mixte au sein duquel les Allemands, regroupés dans la Kompensationsstelle der Handelskammern, à Fribourg-en-Brisgau, deviennent des partenaires sur un pied d’égalité (18). En 1949, avec la fin de la période d’occupationstricto sensu, la création de la Répu- blique fédérale d’Allemagne et la normalisation des relations économiques franco-alle- mandes (19), l’Office et l’accord de clearing semblent appelés à disparaître. Pour Paris et

13 Patrick J. Schaeffer, L’Alsace et l’Allemagne de 1945 à 1949, Metz, Centre de recherches Relations internationales de l’Université de Metz, 1976, p. 213-223. 14 Procès-verbal de la séance commune de la chambre de commerce et d’industrie de Colmar et de la chambre d’industrie et de commerce de Fribourg-en-Brisgau tenue à Colmar et Fribourg-en-Brisgau le 4 novembre 1959 relative au jumelage des deux compagnies, Archives départementales du Haut- Rhin (désormais ADHR), 2897 W 41. 15 Il s’agit de la loi n° 53 du SHAEF et de la décision n° 1 du Conseil de contrôle interallié. Sur la politique économique de la France vis-à-vis de l’Allemagne après 1945, voir Martial Libera, Un rêve de puis- sance. La France et le contrôle de l’économie allemande (1942-1949), Bruxelles, P.I.E. Peter Lang, 2012. 16 Procès-verbal de la séance de la CCI de Strasbourg, 14 novembre 1946, ADBR, 1430 W 56. 17 P. J. Schaeffer, L’Alsace et l’Allemagne de 1945 à 1949 (note 13), p. 213-223. 18 Procès-verbal de la séance de la CCI de Strasbourg, 11 mai 1950, ADBR, 1430 W 56. 19 Sur les relations économiques franco-allemandes après 1945, voir Sylvie Lefèvre, Les relations éco- nomiques franco-allemandes de 1945 à 1955. De l’occupation à la coopération, Paris, Comité pour l’histoire économique et financière de la France, 1998. Les jumelages économiques franco-allemands 213

Bonn, l’accord commercial franco-allemand, signé en février 1950, rend inutile leur maintien : l’accord commercial prévoit en effet une large libéralisation des échanges franco-allemands qui devrait donner ample satisfaction aux importateurs et expor- tateurs des deux pays. Mais, cette fois encore, les intérêts des chambres divergent de ceux des gouvernements. Les compagnies craignent que les différences de législation en matière de commerce extérieur entre la France et l’Allemagne tarissent certains courants d’affaires traditionnels et que la gestion d’affaires locales par les adminis- trations au niveau national nuise aux échanges. Aussi, pendant toute l’année 1950, les chambres frontalières ne cessent-elles de faire des propositions à leur gouvernement pour maintenir l’accord frontalier (20). À la fin de l’année, elles obtiennent satisfaction. Un protocole additionnel à l’accord commercial de février 1950 fixe les échanges entre les régions frontalières des deux pays. Il garantit la souplesse des transactions et assure aux chambres un rôle central dans leur détermination. L’accord révise les limites de la zone frontalière au sein de laquelle les transactions sont autorisées. Côté français, elle comprend les départements du Rhin, de la Moselle, et les territoires de Belfort et de la Sarre. Côté allemand, elle recouvre les cercles jouxtant la frontière franco-allemande dans une profondeur d’environ 30 km (21). L’entrée en vigueur du Marché commun conduit à son tour les chambres à plus de coopération. La libération progressive des échanges, prévue dans le traité instituant la Communauté économique européenne (CEE), fait perdre à la frontière l’essentiel de ses fonctions de barrière économique. Face à cette nouvelle donne européenne, les organismes économiques des régions frontalières resserrent leur coopération. C’est que, de part et d’autre de la frontière, les problèmes se posent désormais dans les mêmes termes. Pour les chambres, les relations économiques entre l’Alsace et le Bade, les questions d’aménagement du territoire ou de développement des infrastructures de transport doivent être envisagées à l’échelle transfrontalière. Par les modifications que le Marché commun risque d’entraîner dans la structure économique des deux côtés du Rhin, les compagnies de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau considèrent néces- saire de renforcer les liens entre les organisations professionnelles représentatives (22). Pour ce faire, contrairement à ce qui s’était passé dans l’immédiat après-guerre, lors duquel ces coopérations avaient été pensées à l’échelle régionale, les structures qui se mettent en place à la fin des années 1950 et au début des années 1960 s’organisent à l’échelon infra-régional et local. Il s’agit de s’entendre avec son voisin direct. Ces structures impliquent souvent différents types d’acteurs, politiques et économiques. La Regio Basiliensis, créée en 1963, en est un exemple (23), la Communauté d’inté- rêts Moyenne Alsace – Brisgau (CIMAB), instituée la même année entre Colmar et

20 Ibid. Voir aussi les procès-verbaux des séances de la CCI de Strasbourg, 15 juin et 14 décembre 1950, ADBR, 1430 W 56. 21 Procès-verbal de la séance de la CCI de Strasbourg, 8 février 1951, ADBR, 1430 W 57. 22 Résolution adoptée par les chambres de commerce de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau réunies en séance plénière commune le 4 novembre 1959 à l’occasion du jumelage des deux compagnies, ADHR, 2897 W 41. 23 Sur la coopération transfrontalière dans l’espace du Rhin supérieur, cf. Birte Wassenberg, Vers une eurorégion ? La coopération transfrontalière franco-germano-suisse dans l’espace du Rhin supérieur de 1975 à 2000, Bruxelles, P.I.E. Peter Lang, 2007. 214 Revue d’Allemagne

Fribourg-en-Brisgau en est un autre. Dans ce vaste mouvement, les chambres ne sont pas en reste. Dès le début des années 1960, la CCI de Strasbourg noue par exemple des relations privilégiées avec celle de Stuttgart, son alter ego pour le Bade-Wurtemberg, et avec la compagnie de Lahr, sa voisine directe dans le Bade. Dans les deux cas, les chambres considèrent leurs régions « comme une zone commune de développement au sein de laquelle une collaboration doit s’instaurer dans les différents domaines de l’expansion économique et de l’aménagement du territoire » (24). À Colmar et Fribourg- en-Brisgau, les chambres vont plus loin encore dans leur volonté de coopération. En novembre 1959, elles procèdent à leur jumelage.

2. Un jumelage fécond dans les années 1960 Dès le printemps 1959, la compagnie colmarienne profite de l’autorisation qui est accordée en février par l’Assemblée des présidents des chambres de commerce de la Communauté française à une compagnie française de se jumeler avec une institution consulaire étrangère pour faire aboutir le plus rapidement possible le jumelage avec sa sœur fribourgeoise (25). Cette décision, qui s’appuie sur le contexte favorable évoqué pré- cédemment, répond à « un vœu déjà ancien des milieux économiques des deux rives du Rhin en raison des relations étroites de voisinage existant de longue date entre les deux régions voisines. […] Il s’y ajoute que les deux chambres jouent un rôle identique dans le domaine du commerce extérieur, notamment dans le cadre du régime des échanges frontaliers » (26). L’acte de jumelage, signé à Colmar et à Fribourg le 4 novembre 1959 lors d’une séance commune des deux compagnies, doit beaucoup à l’action des deux secré- taires généraux, Georges Lasch et Adolf Sauter, épaulés par leurs présidents, Robert Schwindenhammer et Hermann Linnemann. Ils en ont été les véritables artisans. Tous les quatre sont nés au tournant du siècle (27). Ils ont vécu les deux guerres mondiales. Dans l’entre-deux-guerres, ils assistent au rétrécissement des relations économiques entre l’Alsace et le Bade. Pendant le second conflit mondial, les deux secrétaires géné- raux sont victimes de mesures d’éloignement. Celles-ci facilitent leur rapprochement après 1945. Grâce aux contacts établis à titre personnel, les deux hommes en viennent à sympathiser (28). Ils comprennent que l’amélioration des relations entre leurs chambres sera déterminante pour le redressement de leurs économies et plaident dès lors sans relâche pour une coopération renforcée entre leurs institutions. Dans la pratique le jumelage se traduit, sur le plan formel, par l’organisation annuelle d’une séance commune, alternativement à Colmar et Fribourg. Lors de chacune d’elles,

24 Annexe n° 3 : « Visite à la chambre de commerce et d’industrie de Stuttgart » du procès-verbal de l’Assemblée plénière de la CCI de Strasbourg, 11 décembre 1967, ADBR, 1430 W 64. 25 Procès-verbal de la séance commune de la chambre de commerce et d’industrie de Colmar et de la chambre d’industrie et de commerce de Fribourg-en-Brisgau (note 14). 26 Ibid. 27 En 1959, le plus vieux d’entre eux, Hermann Linnemann (né en 1893), a 66 ans. Adolf Sauter, né en 1895, a 64 ans. De leur côté, Georges Lasch et Robert Schwindenhammer, tous les deux nés en 1901, ont 58 ans. 28 Robert Schwindenhammer, « Discours prononcé à l’occasion du jumelage de la chambre de com- merce de Colmar et de l’Industrie- und Handelskammer Freiburg im Breisgau », in : IHK Südlicher Oberrhein (éd.), 1959-2009, 50 Jahre Partnerschaft – 50e anniversaire du jumelage IHK Südlicher Oberrhein – CCI Colmar Centre-Alsace, Kehl, Kehler-Druck, 2009, p. 16-17. Les jumelages économiques franco-allemands 215 les compagnies traitent ensemble de thèmes variés qui ont une incidence sur leurs acti- vités. En 1959, chacune des chambres présente les caractéristiques de sa circonscription à l’autre. Par la suite, les sujets abordés sont fonction de l’actualité et des dossiers en cours dans les compagnies : moyens de communication, enseignement professionnel, régime des taxes, aménagement du territoire, questions énergétiques, rôle du Rhin dans le développement économique, tourisme et hôtellerie, zones industrielles ou réglemen- tation du commerce de détail. Lors de chacune de ces séances, les membres des deux compagnies présentent la situation dans leur circonscription, leurs projets de dévelop- pement, les entraves et difficultés de toutes sortes auxquelles elles sont confrontées (29). Les objectifs des deux chambres sont clairs. Elles entendent dynamiser les relations entre leurs deux circonscriptions. Pour ce faire, elles escomptent un renforcement des moyens de communication – ferroviaire et routier – et un aménagement du territoire qui prennent en compte les évolutions sur l’autre rive du Rhin. Elles tablent également sur une coordination, voire une harmonisation de leur potentiel économique, tou- ristique et culturel. Celle-ci suppose une concurrence non faussée. Sur ce point, les compagnies comptent sur l’action régulatrice de la Commission de la CEE (30). Pour l’ensemble de ces objectifs, le jumelage constitue un apport précieux pour les deux chambres. Il leur permet d’abord d’être parfaitement informées de la situation dans l’autre circonscription et des projets de toutes sortes conçus par leur sœur. C’est ainsi que les chambres échangent sur la notion et les structures d’aménagement du territoire qui divergent sensiblement dans leurs deux pays. Les questions de concur- rence, en particulier les problèmes liés à sa distorsion, sont également beaucoup ana- lysées. Tout au long des années 1960, les entrepreneurs alsaciens se plaignent en effet de la taxe à l’exportation – Umsatzausgleichsteuer – qu’ils doivent acquitter pour la vente de leurs produits outre-Rhin et dont ils considèrent qu’elle constitue en réalité une mesure permettant à la République fédérale de protéger son marché intérieur. Les compagnies abordent le sujet lors de leur séance commune de 1966 au moment où la Commission de la CEE prévoit de réformer les régimes des taxes sur le chiffre d’affaires – articles 99 et 100 du traité de Rome – dans le but d’éviter que ces derniers ne faussent la concurrence. Paul Schäfer, secrétaire général de la CCI de Fribourg, se félicite que la réforme en cours en Allemagne, qui aboutira au rapprochement du système allemand de celui de la taxe sur la valeur ajoutée (TVA), en vigueur en France depuis 1954, sera plus juste et facilitera les échanges (31). Jusqu’à cette date, le système allemand de taxation est fondé sur une taxe à cascade, c’est-à-dire une taxe cumulative perçue à chaque transaction. Dans le cas d’échanges internationaux, les produits à l’importation en Allemagne sont grevés d’une taxe compensatrice sur le chiffre d’affaires, censée correspondre aux taxes en cascade qui auraient été prélevées si le produit avait été fabriqué en Allemagne. Pour les exportations, les entrepreneurs

29 Sur ce point, voir les procès-verbaux des séances communes entre les deux CCI de 1959 à 1973 dans ADHR, 2897 W 41 à 44. 30 Ibid. 31 « Système et réforme de la taxe sur le chiffre d’affaires en France et en République fédérale d’Alle- magne », exposé présenté par Paul Schäfer, secrétaire général de la CCI de Fribourg, lors de la réunion commune des chambres de commerce et d’industrie de Colmar et Fribourg-en-Brisgau, ADHR, 2897 W 42. 216 Revue d’Allemagne se voient restituer les taxes nationales à la frontière. Schäfer pointe les inconvénients d’un tel système : il contribue à des distorsions sur le plan concurrentiel, la taxe com- pensatoire ne correspondant pas exactement, selon les produits, à la taxe à cascade, ce qui renchérit les marchandises étrangères sur le marché allemand ; ce système fiscal encourage également la concentration industrielle, la diminution des intermédiaires réduisant le prix de revient de production ; il est enfin fondé sur un calcul injuste. Le nouveau système, appelé à entrer en vigueur au 1er janvier 1968, sera basé sur une taxe unique qui éliminera les effets cumulatifs de la taxe et rendra possible l’instauration d’une taxe compensatoire équitable dans les opérations de commerce extérieur (32). Si ces développements sur l’harmonisation des taxes dans les deux pays n’ont qu’une fonction informationnelle, d’autres thèmes étudiés en commun par les chambres les conduisent à se concerter et, dans certains cas au moins, à coordonner leur action dans leur zone mutuelle d’influence, voire même à œuvrer en faveur d’une certaine harmonisation. Les débats sur le tourisme les conduisent par exemple à s’opposer à une logique de concurrence et à promouvoir au contraire un plan concerté qui mise sur les complémentarités entre les sites alsaciens et badois (33). Le jumelage amène surtout les deux compagnies à se pencher sur des problèmes concrets. Elles constatent par exemple les difficultés de circulation sur le pont reliant Brisach et Neuf-Brisach. Après étude du problème, elles décident d’intervenir auprès des services des travaux publics et de la circulation des deux côtés de la frontière pour que les feux qui règlent la circulation sur le pont à voie alternée restent plus longtemps au vert, permettant ainsi le passage de davantage de véhicules et réduisant de ce fait l’attente pour franchir le pont sur le Rhin (34). Dans le même ordre d’idées, les compa- gnies sont favorables à l’installation d’un bureau de douane commun à la frontière franco-allemande, grâce auquel les contrôles d’entrée et de sortie seraient facilités et leurs durées considérablement réduites (35). Au vrai, le partage d’informations entre compagnies présente bien d’autres avantages. Il permet par exemple aux chambres de suivre des dossiers dont la décision dépend des pouvoirs publics des deux États. C’est le cas de la reconstruction du pont ferroviaire entre Colmar et Fribourg. À la fin des années 1950, cette dernière paraît en bonne voie. Lors d’une visite à Colmar en 1959, le général de Gaulle, sensibilisé au projet, demande à Robert Buron, ministre français des Transports, de se saisir du dossier (36). Des échanges ont lieu avec Hans Seebohm, son homologue allemand (37). Des deux côtés du Rhin, on se veut confiant et des assurances sont données. En 1959, le Parlement fédéral prend même une résolution sur la question et appelle le gouvernement allemand à

32 Ibid. 33 Procès-verbal de la séance commune de la chambre de commerce et d’industrie de Colmar et de la chambre d’industrie et de commerce de Fribourg-en-Brisgau (note 14). 34 Séance commune des chambres de commerce et d’industrie de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau, 7 décembre 1960, ADHR, 2897 W 41. 35 Ibid. 36 « Rapport sur l’état actuel du projet de reconstruction du pont ferroviaire sur le Rhin », exposé de Georges Lasch lors de la séance commune des chambres de commerce et d’industrie de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau (note 34). 37 Ibid. Les jumelages économiques franco-allemands 217 entreprendre avec le gouvernement français toutes les démarches nécessaires en vue de la reconstruction du pont. Grâce aux informations qu’elles se transmettent, les compagnies de Colmar et de Fribourg comprennent que ces prises de contact entre gouvernements n’ont pas véritablement lieu. Elles apprennent de surcroît que le projet bute sur des questions financières, les Allemands insistant pour que la France prenne en charge deux tiers des dépenses, ce que Paris refuse. Par leurs échanges répétés, les compagnies décryptent également la tactique dilatoire du ministère fédéral des Trans- ports et de la Circulation, qui met en avant l’autonomie de décision de la Deutsche Bundesbahn et, par conséquent, la possibilité de cette dernière de s’opposer au projet, pour ne pas faire avancer le dossier (38). Au total, si les deux compagnies ne parviennent pas à peser sur l’issue de la reconstruction du pont, leurs échanges répétés d’informa- tions, conséquence directe du jumelage, leur permettent de pointer les manquements des deux États à leurs engagements. Grâce au jumelage, l’entraide entre compagnies devient enfin effective. Chacune d’elles peut désormais intercéder auprès de son administration nationale en faveur des ressortissants de l’autre compagnie. Au début des années 1960, la compagnie fribour- geoise saisit par exemple son homologue haut-rhinoise des difficultés que rencontrent les sociétés badoises de transport routier lorsqu’elles sont amenées à circuler en France. Pour chaque voyage, une demande d’autorisation doit être adressée au ministère des Transports à Paris. Comme le traitement de ces demandes est très long, les sociétés allemandes sont contraintes d’envoyer ces dernières des semaines à l’avance, ce qui n’est guère compatible avec la bonne marche de leurs activités. Fait aggravant, il leur faut préciser la nature de leur fret de retour, ce qui est impossible à de si grands inter- valles. Bref, les dispositions administratives françaises pèsent sur l’activité des sociétés badoises de transport routier. Or, et c’est là un atout considérable, l’intervention de la CCI de Colmar en faveur des ressortissants de la chambre de Fribourg permet d’obte- nir un régime dérogatoire puis l’obtention d’autorisations de circulation désormais valides pour trois mois (39). À la faveur du jumelage, les ressortissants de chacune des compagnies intéressés par les échanges franco-allemands ont, dans le même ordre d’idées, la possibilité de s’adresser directement à l’autre chambre. Par là même, chacune d’elles est en mesure de renseigner au mieux les ressortissants de l’autre sur la législation en vigueur, la meilleure façon de procéder aux transactions ou les besoins du marché local et régio- nal. Reste que cette véritable « coopération renforcée » entre les compagnies de Colmar et de Fribourg n’est effective que durant les années 1960 et ledébut de la décennie suivante. À partir de 1973, le jumelage fait les frais de la crise.

3. Heurs et malheurs du jumelage en temps de crise Ses effets sont en effet très différents de part et d’autre du Rhin. Ils creusent les écarts entre les économies alsacienne et badoise et aggravent la dépendance de la pre- mière vis-à-vis de la seconde. Cette dissymétrie économique conduit au recul de la

38 Ibid. 39 Ibid. et séance commune des chambres de commerce et d’industrie de Colmar et de Fribourg-en- Brisgau, 4 juillet 1962, ADHR, 2897 W 41. 218 Revue d’Allemagne coopération transfrontalière au profit de solutions nationales de sortie de crise. À ces enjeux économiques s’ajoute une marginalisation des chambres de commerce dans les structures de coopération transfrontalières et un essoufflement du jumelage entre les compagnies de Colmar et Fribourg-en-Brisgau. Le long du Rhin, les conséquences de la crise se font sentir avec plus d’intensité en Alsace que dans le Bade. La première est davantage touchée par la désindustrialisation. Pour l’essentiel, cela est dû au fait que l’Alsace comprend plus de branches industrielles fragiles que sa voisine et que, dans bien des cas, l’équipement industriel y a été trop peu modernisé. Les industries de l’habillement, du cuir et du textile sont ainsi mas- sivement touchées. La branche textile, notamment celle localisée dans le Haut-Rhin autour de Mulhouse, connaît de très graves difficultés. Le « déclin industriel »(40), pour reprendre l’expression de Bernard Vogler et Michel Hau, touche également les entre- prises mécaniques et de la machine-outil. La forte désindustrialisation de l’Alsace par rapport à sa voisine se lit en creux dans l’évolution comparée des taux de chômage. À partir des années 1980, il pèse davantage en Alsace. Les jeunes en sont les principales victimes. Disposant de qualifications professionnelles inférieures à celles de leurs coreligionnaires du Bade, leurs périodes de chômage sont plus longues. Sur le plan du commerce extérieur également, l’Alsace marque divers symptômes d’insuffisance, qu’il s’agisse de la faiblesse de son taux de couverture, de l’étroitesse de son ouverture géographique ou de la fragilité et du manque de rentabilité de ses principaux postes à l’exportation. Au total, les effets dissymétriques de la crise accroissent la dépendance de l’Alsace à l’encontre du Bade. Aux marqueurs traditionnels de cette dépendance – les travailleurs frontaliers alsaciens s’employant en Allemagne et les implantations industrielles allemandes en Alsace, deux phénomènes qui prennent une ampleur considérable à partir des années 1970 – s’ajoutent désormais une certaine emprise foncière et la faiblesse du rayonnement urbain alsacien outre-Rhin qui, dans le cas de Colmar et de Fribourg, se manifeste par un important différentiel de croissance. Dans ce contexte déprimé, les sorties de crise sont résolument envisagées sur un plan national. L’État français est désormais décidé à prendre en compte les spécificités de l’Alsace en tant que région frontalière et entend la doter d’atouts lui permettant de rivaliser à armes égales avec le Bade. Pour ce faire, les chambres alsaciennes, y com- pris celle de Colmar, recommandent de dynamiser le commerce extérieur régional en introduisant en Alsace les méthodes commerciales allemandes qui ont fait leur preuve. Un autre point vise à renforcer le tissu industriel alsacien en investissant les espaces en bordure du Rhin. Bref, le glacis défensif d’autrefois doit faire place à des complexes industriels de dernière génération. Les compagnies de Colmar et, indirectement, de Fribourg, sont directement touchées par ces projets. Dans la zone industrielle et portuaire d’Ottmarsheim, les Français prévoient ainsi l’installation d’une aciérie élec- trique (41). Un peu plus au sud, à Hombourg, une usine d’incinération des déchets est achevée en 1974. C’est le premier établissement de ce type construit en France. Il doit

40 Bernard Vogler, Michel Hau, Histoire économique de l’Alsace. Croissance, crises, innovations : vingt siècles de développement régional, Strasbourg, La Nuée bleue, 1997, p. 347-349. 41 Courrier de la CCI de Mulhouse à la CCI de Fribourg-en-Brisgau a/s du « projet d’implantation d’une aciérie électrique à Ottmarsheim », 22 mars 1974, Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg (désormais WABW), Y 62 Bü 255 H. Les jumelages économiques franco-allemands 219 traiter 5 000 tonnes de déchets par an (42). En 1978, la centrale nucléaire de Fessen- heim commence à produire de l’électricité. À côté de ces usines, les projets de zones industrielles fleurissent. Dans le Haut-Rhin, plusieurs d’entre eux sont en cours de réalisation : à Fessenheim-Nambheim, la zone industrielle, forte de 550 hectares, doit employer 6 000 personnes ; un peu plus au nord, celle de Neuf-Brisach comprend 650 hectares sur lesquels il est prévu de créer 6 000 emplois. À Markolsheim, située à 20 kilomètres de Neuf-Brisach, une autre zone de 800 hectares est en cours d’aménage- ment (43). Dans le Bas-Rhin, les projets ne manquent pas non plus (44). Ces initiatives, qui traduisent bien la priorité des solutions nationales dans les schémas français de sortie de crise et d’expansion économique, sont imposées aux Badois sans concertation préalable. Elles conduisent à une crispation des relations sur la frontière, notamment au niveau de Colmar et Fribourg, où un certain émoi saisit les milieux politiques et économiques de la région du Brisgau. Ces derniers appréhendent les effets délétères de ces projets sur leur territoire : accroissement de la pollution flu- viale et atmosphérique comme du bruit mais aussi conséquences néfastes sur la qualité de l’habitat et la santé des populations, sur l’image de marque du tourisme local, fondé, grâce au thermalisme et à la Forêt-Noire, sur la nature et la pureté. La chambre de Fri- bourg réagit donc vivement aux projets français. Elle saisit les ministères compétents du Land et du Bund, d’une part pour les informer, de l’autre pour tenter d’obtenir, par leur entremise, le retrait du projet d’aciérie électrique à Ottmarsheim (45). Elle demande par ailleurs au Verband der chemischen Industrie de l’instruire sur les dangers de pol- lution que font encourir les usines chimiques travaillant le plomb (46). La compagnie badoise s’enquiert également de la réglementation franco-allemande qui existerait en matière de pollution frontalière. Sur ces questions, de nombreuses instances interna- tionales ont pris position. Le comité des ministres du Conseil de l’Europe a par exemple adopté en 1971 une résolution sur la pollution atmosphérique dans les régions fronta- lières. Au sein de la CEE, la protection de l’environnement est à l’étude depuis la fin de l’année 1973. Il en va de même pour les membres de l’Organisation de coopération

42 « Aktennotiz für Herrn Dr. Schäfer betr. Industrieansiedlung im Elsaß », chambre de commerce du Südlicher Oberrhein (Fribourg-en-Brisgau), 1er avril 1974, WABW, Y 62 Bü 255 H. 43 Courrier de Hans Quester et de Paul Schäfer, président et secrétaire général de la CCI du Südlicher Oberrhein, à Günther Hartkopf, secrétaire d’État au ministère fédéral de l’Intérieur, au sujet de la coopération transfrontalière, 3 mai 1974, WABW, Y 62 Bü 255 H. 44 Au sud de Strasbourg, une autre zone est prévue de même qu’à Offendorf, au sud de la raffinerie de Drusenheim. Enfin, une dernière zone industrielle de 200 hectares est en projet à Seltz. Sur tous ces points, voir « Aktennotiz betr. Industrieansiedlung im Elsaß, hier / Gespräche mit der adira und der Kammer Straßburg », chambre de commerce du Südlicher Oberrhein, Ahhy, 2 janvier 1975, WABW, Y 62 Bü 255 H. 45 Courrier du ministère fédéral de l’Économie à la CCI de Fribourg au sujet de « la planification régio- nale transfrontalière », 1er août 1974 ; courrier du ministère de l’Économie, des petites et moyennes Entreprises et des Transports du Land de Bade-Wurtemberg à la CCI de Fribourg au sujet de la « coo- pération transfrontalière dans la région sud du Rhin supérieur », 16 août 1974 ; courrier du ministère fédéral de l’Aménagement du Territoire, de la Construction et de l’Urbanisme à la CCI de Fribourg au sujet de la « coopération franco-allemande dans le domaine de l’aménagement du territoire », 27 août 1974, WABW, Y 62 Bü 255 H. 46 Courrier du Verband der chemischen Industrie à la CCI de Fribourg, 2 janvier 1975, WABW, Y 62 Bü 255 H. 220 Revue d’Allemagne et de développement économique qui prévoient de proposer en novembre 1974 une recommandation sur la question de la pollution transfrontalière. Mais, quelles que soient ces dispositions internationales, force est de constater qu’aucune réglementa- tion franco-allemande n’existe (47). À Fribourg, Paul Schäfer, le secrétaire général de la CCI, prend acte de la relative inefficacité de la coopération transfrontalière dans certains domaines, en particulier pour les questions d’aménagement du territoire. À la fin de l’année 1974, son constat est amer. La coopération transfrontalière lui semble illusoire parce que les lois et réglementations sont pensées et destinées à s’appliquer dans un cadre strictement national qui ne prend nullement en compte la dimension transnationale de la coopération aux frontières. Quant aux autorités nationales, elles sont responsables devant leurs administrés mais en aucun cas devant ceux du pays voisin. Leur poids dans les hiérarchies politiques et administratives conduit en outre à faire valider prioritairement chaque projet par les pouvoirs publics centraux, les instances frontalières n’étant saisies qu’en cas d’accord sur le plan national. Bref, derrière la coopération affichée et portée haut, Paul Schäfer regrette le maintien de pratiques, notamment administratives, centrées sur le seul espace national (48). Sans doute n’est-il pas loin de partager l’avis du Spiegel, qui consacre au printemps 1977 un article à la coopération transfrontalière au titre provocateur : « Seule la pollution est transfrontalière » (49). Pour Schäfer, il est vain d’essayer de continuer à réduire les barrières que constituent les lois nationales. Cette voie lui semble sans issue. De son point de vue, la solution réside bien davantage dans une dynamique constructive, telle la création d’une com- mission binationale chargée des questions d’aménagement du territoire. Il lui paraît donc essentiel d’obtenir que les instances de coopération frontalière, qui sont en 1974 et 1975 en pleine phase d’institutionnalisation, comprennent des structures réflé- chissant à l’aménagement du territoire frontalier au sens large et que les compagnies consulaires soient représentées en leur sein (50). Ses espoirs, partagés par les chambres alsaciennes et badoises, sont déçus. Le traité de Bonn, signé le 3 novembre 1975, qui institutionnalise la coopération transfrontalière sur le Rhin supérieur entre la France, la République fédérale d’Allemagne et la Suisse, qui définit les compétences des orga- nismes décisionnels et en arrête la composition (51), écarte en effet les CCI. Combiné

47 Karl Moersch, ministre d’État au ministère des Affaires étrangères, au président du Parlement alle- mand, au sujet de la « coordination dans le Rhin supérieur lors de l’instauration de grands projets », 13 novembre 1974, WABW, Y 62 Bü 255 H. 48 Courrier de Paul Schäfer, secrétaire général de la CCI de Fribourg, à Fr. Dole, président de la CCI de Cologne au sujet de la coopération transfrontalière, 23 décembre 1974, WABW, Y 62 Bü 255 H. 49 « Grenzüberschreitend ist nur der Schmutz », Der Spiegel, n° 20, 9 mai 1977, WABW, Y 62 Bü 255 H. 50 Courrier de Paul Schäfer, secrétaire général de la CCI de Fribourg, à Fr. Dole, président de la CCI de Cologne au sujet de la coopération transfrontalière (note 48). 51 Elles se composent d’une commission intergouvernementale et de deux comités régionaux. L’un est dévolu à la coopération franco-allemande dans la partie Nord du Rhin supérieur, l’autre à la coopé- ration trinationale autour de Bâle, Mulhouse et Lörrach. Sur ce sujet, cf. Birte Wassenberg, « Die Entwicklungsgeschichte der grenzüberschreitende zusammenarbeit am Oberrhein seit 1963 », in : Anita Prettenthaler-ziegerhofer, Michael Kissener, Jan Kisber (dir.), Zwischenräume. Grenz- nahe Beziehungen in Europa seit den 1970er Jahren, Innsbruck/Vienne/Bolzano, Studienverlag, 2011, p. 25-48, ici p. 31. Les jumelages économiques franco-allemands 221 aux difficultés économiques, ce recul de l’influence consulaire dans les dossiers de coopération transfrontalière conduit les compagnies de Colmar et de Fribourg-en- Brisgau à désinvestir leur jumelage. Il faut dire qu’en la matière la pérennisation des relations entre les deux compagnies s’est routinisée. Au fildu temps, l’élan initial, redevable à l’engagement et au volontarisme des secrétaires généraux, bute sur les conséquences de la crise et s’essouffle pendant la décennie 1970. Pourtant, à partir des années 1980, le jumelage connaît un second souffle. Sur le plan spatial, il s’élargit en 1981 à l’ensemble des chambres de commerce alsaciennes. Du côté allemand, le champ de la coopération est étendu aux chambres de Fribourg et de Lahr qui, depuis 1973, ont fusionné pour former la chambre du Südlicher Oberrhein. De nouvelles missions, qui s’inscrivent dans le renforcement des relations directes entre entreprises, sont alors confiées aux compagnies frontalières. Il leur revient de mener en commun des tra- vaux d’analyse conjoncturelle et structurelle des économies alsacienne et badoise (52), d’organiser des bourses de produits ou de dynamiser les exportations communes de petites et moyennes entreprises (PME) innovantes des deux rives du Rhin. Avec la relance européenne du milieu des années 1980, les compagnies participent également à un programme de la Commission européenne qui vise à dynamiser les transferts de technologie entre PME (53). Au total, le jumelage entre les chambres de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau est riche d’enseignements. Il confirme premièrement le rôle essentiel des forces pro- fondes, des éléments structurants sur le long terme, comme le Marché commun, qui poussent au rapprochement entre les compagnies. Il souligne également l’importance des initiatives prises par les acteurs consulaires. Reste que ces facteurs déterminants peuvent avoir des effets strictement inverses : que l’interdépendance des économies frontalières soit remise en cause ou que les relations entre acteurs se distendent et l’étroitesse des relations entre compagnies est alors immédiatement revue à la baisse. Deuxièmement, entre la fin des années 1950 et le début des années 1980, les finalités du jumelage évoluent considérablement. Pensé au départ pour faciliter les relations entre acteurs économiques d’un pays et pouvoirs publics de l’autre, le jumelage devient progressivement, avec la relance européenne et la libéralisation des échanges, un intermédiaire entre acteurs économiques des deux circonscriptions et un relais des institutions européennes. Il faut troisièmement rappeler la précocité de ce jumelage entre compagnies consulaires. Il précède les rapprochements au niveau politique et en constitue, par les milieux économiques, administratifs et politiques qu’ils touchent, un préalable indispensable.

52 « Réunion commune des chambres de commerce et d’industrie d’Alsace et du Bade-Wurtemberg : pro- jet d’allocution du président Moritz », chambre régionale de commerce et d’industrie d’Alsace, service des études, 3 décembre 1981, WABW, Y 60 Bü 1278. 53 Sur toutes ces questions, voir Martial Libera, Diplomatie patronale aux frontières. Les relations des chambres de commerce frontalières françaises avec leurs homologues allemandes (1945 – milieu des années 1980), Genève, Librairie Droz, 2017 (à paraître au second semestre). 222 Revue d’Allemagne

Résumé Cet article étudie le jumelage économique institué depuis 1959 entre les chambres de commerce et d’industrie de Colmar et de Fribourg-en-Brisgau. Il retrace d’abord sa genèse et souligne que des éléments structurants sur la frontière – signature du Marché commun ; échanges économiques franco-allemands soutenus – ont favorisé le rappro- chement entre compagnies. Il présente ensuite son fonctionnement dans les années 1960, analyse les domaines dans lesquels il conduit à une coopération approfondie entre chambres et montre qu’il a contribué au renforcement des relations transnationales entre institutions consulaires. Il relate enfin les difficultés auxquelles le jumelage est confronté à partir de 1973. À ce propos, il rappelle que les chambres ont été exclues de l’institutionnalisation de la coopération transfrontalière en 1975 alors que leur travail en commun avait constitué un préalable indispensable à ces initiatives. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 223 T. 49, 1-2017

Ökonomische und soziokulturelle Ungleichheiten in Bezug auf einen ökologischen Wandel Die Energiewende am Beispiel von straßburg

Philippe Hamman *

Einleitung Bei den aktuellen Herausforderungen im Umweltschutz und in der nachhaltigen Entwicklung wird in unserer manchmal als „postpolitisch“ bezeichneten Zeit (1) oft von einer „Konsenspolitik“ ausgegangen: Wer könnte ernsthaft gegen die Auseinanderset- zung mit der Zukunft unseres Planeten sein, der von Klimaerwärmung, Naturkatastro- phen und anderen „globalen“ Risiken bedroht wird? Diese Einstellung übersieht jedoch die zahlreichen Kontroversen hinsichtlich dieser Zukunft (2). Geht es darum, sich in unserer immer stärker mit ihrer Endlichkeit konfrontierten Welt, deren Ressourcen nicht unerschöpflich sind und teilweise vom Menschen bereits unwiederbringlich ver- braucht wurden, von der herrschenden Ansicht zu befreien, das ewige Wirtschafts- wachstum sei auch ein ewiger Fortschrittsmotor? (3) Oder sind Forschung und Technik in der Lage, „nachhaltige“, umweltkompatible Konzepte zu erfinden, insbesondere unter dem Schlagwort des „grünen Wachstums“? (4)

* Professor für stadt- und umweltsoziologie am institut für stadtsoziologie und regionale raumpla- nung der Fakultät für sozialwissenschaften, universität straßburg: . 1 Slavoj Zizek, The Ticklish Subject: The Absent Centre of Political Ontology, London, Verso, 1999; Erik Swyngedouw, „The Antinomies of the Postpolitical Cities: In Search of Democratic Politics of Envi- ronmental Production“, International Journal of Urban and Regional Research, 33/3 (2009), S. 601-620. 2 Siehe die kritische Medienanalyse von Jean-Baptiste Comby, La question climatique. Genèse et dépoli- tisation d’un problème public, Paris, Raisons d’agir, 2015. 3 Nicholas Georgescu-Roegen, The Entropy Law and the Economic Process, Cambridge, Harvard Univer- sity Press, 1971; Federico Demaria, François Schneider, Filka Sekulova, Joan Martinez-Alier, „What is Degrowth? From an Activist Slogan to a Social Movement“, Environmental Values, 22 (2013), S. 191-215. 4 Arthur P. J. Mol, David A. Sonnenfeld, Gert Spaargaren (Hg.), The Ecological Modernisation Reader: Environmental Reform in Theory and Practice, New York, Routledge, 2009; Ian Bailey, 224 Revue d’Allemagne

Während des Weltgipfels zu Umwelt und Entwicklung in Rio im Jahr 1992, wurde die nachhaltige Entwicklung grundsätzlich als Bruch mit den Prinzipien des Wirtschafts- wachstums entworfen, wobei gleichzeitig genügend Spielraum gelassen wurde, um den verschiedenen Akteuren und ihren unterschiedlichen Zielsetzungen ihre jeweils eigene Aneignung zu ermöglichen (5). Das nachhaltige Wachstum wurde infolgedessen in den Jahren 1990-2000 ein erfolgreiches Handlungsrepertoire, dessen praktische Umsetz- barkeit sich bewährt hat, indem es den Bezugsrahmen der Gesellschaftspolitik in Europa verändert hat (6). Doch die Wirtschaftskrise von 2007-2008 hat die Schwachstel- len dieses Konzeptes der nachhaltigen Entwicklung offengelegt, das schematisch eine technische und wirtschaftliche Interpretation der Nachhaltigkeit einer ökologischen und sozialen entgegensetzt (7). Wäre es folglich nicht sinnvoller, die Möglichkeit eines Rückzugs in Betracht zu ziehen, im Sinne einer „Entkolonialisierung der natürlichen Systeme“ durch einen Rückzug der Technik, wie sie von Marina Fischer-Kowalski et al. erwogen wurde (8), zusammen mit einer Förderung des sozialen Zusammenhalts? Die Problematik der Systeme zur Nutzung der erneuerbaren Energien verdeutlicht diese Fragestellungen angesichts der in der „Roadmap 2050“ beschriebenen Ziele der EU, 80% Einsparung bei den CO₂-Emissionen, bezogen auf den Wert von 1990, zu erreichen (9). Auch wird deutlich, dass die nachhaltige Entwicklung nicht bloß ein „gro- ßes Thema“ auf globaler Ebene ist; im Gegenteil, sie konkretisiert sich gerade in den Interaktionen zwischen globaler und lokaler Ebene. Verbreitung und lokale Umsetzung von Fachwissen und lokalem Wissen spielen hier eine essentielle Rolle (10), sowohl auf Ebene der individuellen, als auch der kollektiven Lebensumstände. Dies unterstreicht

Federico Caprotti, „The Green Economy: Functional Domains and Theoretical Directions of Enquiry“, Environment and Planning A, 46/8 (2014), S. 1797-1813. 5 Phil McManus, „Politics, Stories and Discourses of Sustainability“, Environmental Politics, 5/1 (1996), S. 48-73; Lamont C. Hempel, „Conceptual and Analytical Challenges in Building Sustainable Com- munities“, in: Daniel A. Mazmanian, Michael E. Kraft (Hg.), Towards Sustainable Communities, Cambridge, MIT Press, 1999, S. 43-74; Edwin Zaccai, „Over Two Decades in Pursuit of Sustainable Development: Influence, Transformation, Limits“,Environmental Development, 1/1 (2012), S. 79-90. 6 Es kann sich um ein umrissenes Set an Aktivitäten zur Erreichung eines nachhaltigen Wachstums handeln, und/oder um die Vermeidung bestimmter Aktivitäten, die einem Mehr an Nachhaltigkeit im Wege stehen: Philippe Hamman, „Urban Sustainable Development and the Challenge of French Metropolitan Strategies“, Urban Research and Practice, 2/2 (2009), S. 138-157; Philippe Hamman, Sociologie urbaine et développement durable, Bruxelles, De Boeck, 2012. 7 Hamil Pearsall, Joseph Pierce, Robert Krueger, „Whither Rio+20? Demanding a Politics and Practice of Socially Just Sustainability“, Local Environment, 17/9 (2012), S. 935-941; Philippe Ham- man, Virginie Anquetin, Céline Monicolle, „Contemporary Meanings of the ‚Sustainable City‘. A Comparative Review of the French and English-Language Literature“, Sustainable Development, 24 (2016), DOI: 10.1002/sd.1660. 8 Marina Fischer-Kowalski, Helmut Haberl, Walter Hüttler, Harald Payer, Heinz Schandl, Verena Winiwarter, Helga Zangerl-Weisz, Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung von Natur, Amsterdam, G+B Verlag Fakultas, 1997. 9 https://ec.europa.eu/energy/sites/ener/files/documents/2012_energy_roadmap_2050_en_0.pdf (letz- ter Zugriff am 19.11.2016). 10 Susan Baker, Katarina Eckerberg (Hg.), In Pursuit of Sustainable Development: New Governance Practices at the Sub-National Level in Europe, London, Routledge, 2008; Ph. Hamman, Sociologie urbaine et développement durable (Anm. 6). Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 225 den Platz des Sozialen in dem, was zuweilen zu Unrecht primär als ein technisches Thema wahrgenommen wird, besonders, was die Energieerzeugung angeht (11). Die Klimaerwärmung ist heute in der Politik angekommen und ist zu einem zen- tralen Thema nachhaltiger Gesellschaftspolitik geworden (12), was zugleich das Risiko einer ausschließlichen Sicht aus der Perspektive der politischen Führung birgt (13). Die Instrumente der öffentlichen Politik sind dabei Träger einer bestimmten Sicht der sozialen Welt und bestimmter Interpretationsschemata (14): Sie führen Konzepte der Energiewende ein, welche die Beziehungen zwischen Ökologie und Ökonomie unter- schiedlich definieren. 2012 wurde beim Weltgipfel Rio+20 die progressive Ablösung der fossilen Energien beschlossen. Zugleich wurde die Energiewende zu einem Motor der Green Economy gemacht (15). Die erneuerbaren Energien gehorchen demzufolge den Gesetzen des Marktes, da sie einen neuen Wirtschaftssektor entwickeln. Beispiel- haft kann hier das französische Gesetz zur „Energiewende für ein grünes Wachstum“ genannt werden, das im November 2014 mit dem Ziel verabschiedet wurde, die Ent- wicklung technologischer Innovationen zur Förderung weniger energieintensiver Lebensweisen zu vereinfachen, ohne die Wirtschaft nachteilig zu beeinflussen. Es können drei zentrale Logiken des Strommarktes identifiziert werden: eine kor- poratistische Versorgungslogik, eine wettbewerbsorientierte Marktlogik und eine partizipative Umweltlogik (16). Vom soziologischen Standpunkt aus können in diesem Kontext der handelnden Akteure drei Analyse-Ebenen miteinander in Verbindung gesetzt werden: die Branchen, welche die erneuerbaren Energien verbreiten; der Inhalt dessen, was verbreitet wird; sowie die Praktiken und Aneignungsgrade, welche die Einführungsmethoden erlauben (17). Die Frage der Aneignung beleuchtet auch die der

11 Guillaume Christen, Philippe Hamman, Matthias Jehling, Maurice Wintz (Hg.), Erneuerbare Energien-Systeme in Deutschland und Frankreich – Systèmes énergétiques renouvelables en France et en Allemagne, Paris, Orizons, 2014, S. 279-318; Guillaume Christen, Philippe Hamman, „Associer les habitants à la transition écologique : Quelle dimension participative des projets d’énergies renouvelables en Alsace ?“, Cahiers de recherche sociologique, 58 (2015-2016), S. 119-137, DOI: 10.7202/1036209ar; Philippe Hamman, „Durabilité et lien social : transition et transaction dans l’expérimentation“, Socio- logieS, juin 2016, https://sociologies.revues.org/5384. Siehe auch Marie-Christine Zélem, Christophe Beslay (Hg.), Sociologie de l’énergie. Gouvernance et pratiques sociales, Paris, CNRS Éditions, 2015. 12 Cyria Emelianoff, „Local Energy Transition and Multilevel Climate Governance: The Contrasted Experiences of Two Pioneer Cities (Hanover, , and Växjö, Sweden)“, Urban Studies, 51/7 (2014), S. 1378-1393; Stefanie Rössler, „Klimawandelgerechte Stadtentwicklung durch grüne Infra- struktur“, Raumforschung und Raumordnung, 73/2 (2015), S. 123-132. 13 Vincent Béal, Gilles Pinson, „From the Governance of Sustainability to the Management of Climate Change: Reshaping Urban Policies and Central-Local Relations in France“, Journal of Environmental Policy and Planning, 17/3 (2015), S. 402-419. 14 Pierre Lascoumes, Patrick Le Galès, „From the Nature of Instruments to the Sociology of Public Policy Instrumentation“, Governance, 20/1 (2007), S. 1-21. 15 Pearsall/Pierce/Krueger, „Whither Rio+20?“ (Anm. 7); Christian Schulz, Ian Bailey, „The Green Economy and Post-Growth Regimes: Opportunities and Challenges for Economic Geography“, Geografiska Annaler: Series B, Human Geography, 96/3 (2014), S. 277-291. 16 ThomasKern , „Die Umweltbewegung und der Wandel der institutionellen Logik auf dem Strom- markt“, Zeitschrift für Soziologie, 43/5 (2014), S. 322-340. 17 Energieerzeugung und -verteilung beruhen auf einer Vielfalt von interagierenden Akteuren: Entschei- der, Kollektivitäten, Verbraucher usw. Die Nutzung und die Verbreitung einer Energiequelle gleicht 226 Revue d’Allemagne

Partizipation, die als Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung und ihrer lokalen Umset- zung identifiziert wurde (18): Es geht dabei um die Sensibilisierung und Einbindung der Einwohner, insbesondere, was den Einsatz von Technologien betrifft, die zur ökolo- gischen Energiegewinnung beitragen sollen. Dieser Artikel befasst sich im Detail mit der räumlichen Umsetzung neuer Formen der Ungleichheit und stellt dabei die Frage: Überwindet, verfestigt oder vertieft die Einführung der erneuerbaren Energien die sozialen Gräben in der Stadt? In diesem Sinne untersuchen wir die umweltbezogenen sozialen Ungleichheiten anhand der Fähigkeiten der Akteure, sich bei Umweltprojekten vor Ort zu engagie- ren und zu integrieren: Ist das etwas grundlegend „Neues“ oder eine weitere Spielart bereits existierender sozialer Ungleichheiten? Dazu greifen wir auf qualitative und quantitative Vor-Ort-Umfragen im urbanen Umfeld zurück, die von 2012 bis 2014 im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes in der Metropolregion Straßburgs durchgeführt wurden. Wir haben uns auf zwei Standorten fokussiert (siehe unten), und eine quantitative Umfrage durchgeführt (Sampling basiert auf der Zusammen- setzung der Berufsgruppen in beiden Fällen; wir erhalten 300 verwertbare Antwor- ten, davon 150 pro Standort – Die Antworten wurden unter Verwendung von SAS und CALMAR-Software (19) analysiert), verbunden mit einem Dutzend Leitfadenin- terviews mit den betroffenen Einwohnern (von den Antworten auf den quantitativen Fragebögen ausgewählt). Ziel ist eine neue Herangehensweise an das Thema der umweltbezogenen Ungleich- heiten, welche sich nicht auf die Ungleichheiten bei der Belastung durch Umweltschä- den fokussiert, sondern die konkreten Zusammenhänge zwischen umweltbezogenen Ungleichheiten und dem Diskurs der Partizipation untersucht, hinter dem sich „Öko- Innovationen“ verbergen können, die in Wirklichkeit Präskriptionen gleichkommen (1. Teil). Wir zeigen somit auf, dass die Entstehung umweltbezogener Ungleichheiten, welche die Auswirkungen des sozialen Gefälles in der Stadt verschärfen, in hohem Maße auf den unterschiedlichen Bezug der Einwohner zu den technischen Instrumen- ten, welche die Realisierung einer Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen mög- lich machen sollen, zurückzuführen ist (2. Teil). Dies ermöglicht, die Nachhaltigkeit aus

einem soziotechnischen System, das auf drei interagierenden Säulen gründet: Die Energiequelle, die technischen Mittel, dank derer die Ressource nutzbar gemacht wird (beispielsweise Sonnenenergie) und das technisch-wirtschaftliche Modell: Guillaume Christen, Philippe Hamman, Transition éner- gétique et inégalités environnementales: énergies renouvelables et implications citoyennes en Alsace, Strasbourg, Presses universitaires de Strasbourg, 2015. Siehe auch Paul Burger et al., „Advances in Understanding Energy Consumption Behavior and the Governance of its Change – Outline of an Integrated Framework“, Frontiers in Energy Research, 3 (2015), DOI: 10.3389/fenrg.2015.00029. 18 Meg Holden, „Public Participation and Local Sustainability: Questioning a Common Agenda in Urban Governance“, International Journal of Urban and Regional Research, 35/2 (2011), S. 312-329; Christopher V. Hawkins, XiaoHu Wang, „Sustainable Development Governance. Citizen Participa- tion and Support Networks in Local Sustainability Initiatives“, Public Works, Management and Policy, 17/1 (2012), S. 7-29; Ph. Hamman, Sociologie urbaine et développement durable (Anm. 6). 19 „Statistical Analysis System“ und „calages à la marge“ (gewichtete Stichprobe): http://www.insee.fr/fr/ methodes/default.asp?page=outils/calmar/accueil_calmar.htm (letzter Zugriff am 19.11.2016). Diese Studie wäre ohne die Mitwirkung von Guillaume Christen, Camille Cretté und Céline Monicolle (For- schungszentrum SAGE, UMR 7363), die wir an dieser Stelle danken möchten, nicht denkbar gewesen. Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 227 einer grassroot sozialen Perspektive zu betrachten, und in der Technologie nicht unbe- dingt „die“ Antwort auf die aktuelle Umweltkrise zu sehen (3. Teil). Damit unterschei- det sich dieser Artikel von einem großen Teil soziologischer Studien zur Energiewende, welche sich vor allem mit den Möglichkeiten der Umsetzung, selten aber mit der kriti- schen Reflektion des Konzepts der Partizipation/Bürgerbeteiligung beschäftigen (20).

Öko-Innovationen zwischen Anreiz und Präskription Die ersten sozialwissenschaftlichen Forschungsarbeiten, welche die Beziehung zwischen sozialen Ungleichheiten und Umwelt problematisieren, stammen aus den Vereinigten Staaten. Sie befassen sich vor allem mit der „Umweltgerechtigkeit“, bei der die Faktoren Umwelt und Natur als Grundsteine für eine bessere soziale Gerechtig- keit verstanden werden. Haupthypothese ist, dass die sozialräumliche Ausgrenzung ethnischer Minderheiten, die in eigenen Stadtvierteln angesiedelt werden, mit einer weiteren, umweltbezogenen Ausgrenzungsform einhergeht. Die Minderheiten sind Umweltbelastungen stärker „ausgesetzt“, weil sie in der Nähe von großen Verkehrs- achsen, Schienen oder Industrieanlagen leben. Besonders Robert D. Bullard hat am Beispiel Bodenverschmutzung die verstärkte Belastung von Bevölkerungsgruppen aufgezeigt, die aus benachteiligten sozialen Schichten stammen und/oder ethnischen Minderheiten angehören (besonders Afroamerikaner) (21). In der Folge haben manche Forscher zwischen umweltbezogenen Ungleichhei- ten und ökologischen Ungleichheiten inhaltlich unterschieden (22). Bei ökologischen Ungleichheiten wird das Soziale in Verbindung zur Umwelt gesetzt und es werden die sozialen Ungleichheiten gegenüber der Umwelt thematisiert. Dabei geht es um Unter- schiede bei Wissen und Verhaltensweisen der verschiedenen Akteure in Bezug auf die Umwelt sowie um den unterschiedlichen Zugang zu soziokulturellen Ressourcen, die notwendig sind, um an Umwelttechnologien teilhaben zu können (23). Die Beziehungen

20 Diese Forschungsarbeit wurde mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Interreg IV Programm für die Region Oberrhein in Zusammenarbeit mit der Wis- senschaftsoffensive der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO): Projekt C31 „Plan-Énergies renouvelables“ („Plan-EE“, Entwicklung eines Planungstools zur Einführung der erneuerbaren Ener- gien in der Region Oberrhein, 2012-2015) durchgeführt. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website: http://www.plan-ee.eu/. 21 Robert D. Bullard, Dumping in Dixie: Race, Class, and Environmental Quality (1990), Boulder, CO, Westview Press, 2000. 22 Mathieu Durand, Sylvy Jaglin, „Inégalités environnementales et écologiques : quelles applications dans les territoires et les services urbains ?“, Flux, 89-90 (2012), S. 4-14. Siehe auch Aurélie Choné, Isabelle Hajek, Philippe Hamman (Hg.), Guide des Humanités environnementales, Villeneuve d’Ascq, Presses universitaires du Septentrion, 2016, Teil 2. 23 Es ist möglich, die technischen Entscheidungen auf soziale Determinismen wie dem Werdegang der Akteure, ihre Ausbildung, ihre sozialen Beziehungen und ihre Verankerung in verschiedenen Strukturen zurückzuführen. Gleichzeitig bildet das Dispositiv einen Rahmen, der es den Akteuren ermöglicht, sich das Instrument ihrer Praxis entsprechend anzueignen. Die Herausforderung ist, zu erfahren, ob die Akteure die Möglichkeit haben, diesen Rahmen zu verlassen und das Wissen und die Handlungsrepertoires stärker mitzubestimmen. Siehe Philippe Hamman, „Die Aneignungsungleich- heiten in Hinsicht auf die regionale Energieerzeugung im Zeitalter der ökologischen Wende. Sozio- logische Analyse eines kooperativen Instrumentes im Bereich ‚Bürgerwindkraft‘ im Elsass“, Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande, 48/1 (2016), S. 143-164 ; Guillaume Christen, Philippe 228 Revue d’Allemagne zwischen Partizipation und Umwelt spielen eine entscheidende Rolle, da der offizielle institutionelle Diskurs die Bürger dank verschiedener Anreize an der Nachhaltigkeit beteiligen will (24). Doch einfach zu behaupten, die Einwohner in die Energiewende einzubeziehen, reicht nicht: Die praktischen Modalitäten, welche die Partizipation regeln, können deren Handlungsmöglichkeiten einschränken. Die Bürger können nicht alle gleichermaßen zum Gemeingut einer „grünen Energieproduktion“ bei- tragen (25). Insbesondere, der zentralgesteckte bzw. vorformatierte Aktionsrahmen schließt die Bevölkerung oft von der Möglichkeit aus, ihr eigenes Gebrauchswissen zum Thema Energie einzubringen (26). Heute beinhalten die Technologien zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quel- len, welche die industriellen Energieerzeuger den Privatkunden und Pächtern anbie- ten, partizipative Instrumente zur Sensibilisierung der Akteure. Diese Anreize sollen zuvor verborgene Fragen sichtbar machen, deren Aneignung sich ursprünglich dem Bürger entzieht. Wie von Ulrich Beck gezeigt, sind die postmodernen Risiken, wie zum Beispiel der Klimawandel, nicht ohne weiteres sichtbar (27). Ihre Konkretisierung wird erst durch eine technische und wissenschaftliche Beschreibung ermöglicht. Es geht folglich darum, die Energiewende greifbar zu machen, indem sie im alltäglichen Handeln verankert wird (28). Um diese Dimension zu untersuchen, befassen wir uns mit zwei signifikanten älF - len des Straßburger Stadtgebiets. Beim Ersten geht es um ein Photovoltaikprojekt in Plobsheim, einem Straßburger Vorort mit 4.110 Einwohnern im Jahr 2012, das sich an private Hausbesitzer richtet. Der Zweite betrifft die Erneuerung eines Wärmenetzes in einem Sozialbauviertel im Norden von Straßburg, der Cité de l’Ill. Es wurde in den 60er Jahren gebaut und zählt heute an die 6.500 Einwohner; die Technologie will sie mit Hilfe von sogenannten „Öko-Reflexen“-Anreizen Heizungsthermostat( einstellen usw.) für die neue Heizart gewinnen und ihr Verhalten im Alltag verändern. Tatsache ist, die Verfügungsrechte von Eigentümern und Mietern (und damit auch die Pla- nungs- und Mitbestimmungshorizonte) unterscheiden sich maßgeblich voneinander. Dazu werden wir die ungleichen Partizipationschancen auch mit unterschiedlichen Wissensbeständen erklären.

Hamman, „Quelle participation habitante dans les projets locaux d’énergie renouvelable ? Retour sur un dispositif d’énergie ‚citoyenne‘ dans une commune alsacienne“, in: Pascal Tozzi (Hg.), Villes et quartiers durables: la place des habitants, Bordeaux, Carrières sociales Éditions, 2016, S. 461-477. 24 M. Holden, „Public Participation and Local Sustainability“ (Anm. 18); Ph. Hamman, Sociologie urbaine et développement durable (Anm. 6), S. 109-131. 25 Gavin Brown, Peter Kraftl, Jenny Pickerill, Caroline Upton, „Holding the Future Together: Towards a Theorisation of the Spaces and Times of Transition“, Environment and Planning A, 44/7 (2012), S. 1607-1623. 26 Ph. Hamman, „Die Aneignungsungleichheiten auf die regionale Energieerzeugung“ (Anm. 23); Christen/Hamman, „Quelle participation habitante“ (Anm. 23); Guillaume Faburel, „Inéga- lités environnementales“, in: Choné/Hajek/Hamman, Guide des Humanités environnementales (Anm. 22), S. 529-543. 27 Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1986. 28 Siehe auch in diesem Sinne, was Kernenergie anbelangt, Caroline Kramer, Simon Kretz, „Wie bewerten junge Menschen an Standorten von Kernkraftwerken die Kernenergie? Eine empirische Studie“, atw, International Journal of Nuclear Power, 59/12 (2014), S. 697-700. Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 229

Die Anreize für Privateigentümer In Frankreich können die privaten Hausbesitzer sich zwischen zwei Formen der Solartechnik entscheiden: Photovoltaik und Photothermik. Die Photovoltaikanlagen sind mit dem zentralen Stromnetz verbunden. Es gibt eine Abnahmegarantie und einen garantierten Mindestpreis für den erzeugten Strom, den Électricité de France (EDF) dem Hausbesitzer zahlen muss. Die Photothermikanlagen arbeiten hingegen in einem geschlossenen Kreis (Warmwasser für die Sanitäranlagen). Generell wer- den diese Anlagen durch verschiedene Maßnahmen gefördert. Die Gemeinde oder die Region kann sogenannte Energieschecks vergeben, insbesondere im Rahmen des Programms Je rénove BBC („Ich mache mein Haus zum Niedrigenergiehaus“). Natio- nale Hilfen gibt es beim Dispositiv J’éco-rénove, j’économise („Ich saniere ökologisch und spare“), das 2013 gestartet wurde, um Sanierungen zur Energieeinsparung zu fördern (29). 2016 beinhalten diese Maßnahmen einen zinsfreien Kredit, eine Prämie für den Hausbesitzer und eine Steuergutschrift für die Energiewende sofern Wärme- dämmungsmaßnahmen durchgeführt werden und Heizungen verbaut werden, die erneuerbare Energien nutzen. Viele Einwohner von Plobsheim berichten, häufig von Photovoltaikanbietern kon- taktiert zu werden: „Ja, oft gehen Vertreter von Tür zu Tür oder werfen einen Flyer in den Briefkasten. Wir werden auch regelmäßig angerufen und gefragt, ob wir Interesse hätten“ (aus dem Interview mit einem Einwohner von Plobsheim, April 2014). In der Gemeinde haben 2014 von den 120 von uns befragten Hausbesitzern 18 eine Anlage zur Nutzung regenerativer Energien installiert, hauptsächlich Holzenergieanlagen oder Photovoltaikanlagen. Die geäußerten Beweggründe sind vor allem wirtschaftli- cher Natur: es geht um die Steuergutschrift und die Senkung der Stromkosten. Die Anreizpolitik im Sozialwohnungsviertel: Eine auf Verbrauchssenkung beschränkte Partizipation Die Umstellung von Heizsystemen bietet die Gelegenheit, die Material- und Ener- gieströme, die in die Stadt und wieder hinaus fließen, zu relokalisieren (30). Dieser Lokalisierungsprozess kann als Wille verstanden werden, den Kreislauf zwischen Produktion und Verbrauch in einem kleinen Versorgungsnetz zu schließen. Die Fern- wärme bietet einen guten Hebel zur Einführung erneuerbarer Energien, vor allem wenn man bedenkt, dass 2012 der Energiebedarf aller Gebäude auf 68,7 TOE (Tonnen Öl-Äquivalent) geschätzt wurde, das heißt auf 44,5% des französischen Endenergie- verbrauchs (31). Die Fernwärmenetze entsprechen vollumfänglich dem Konzept der „nachhaltigen Stadt“ in dem der Einwohner als Akteur seines eigenen Lebensrahmens anerkannt wird, vor allem bei großen Wohnanlagen. In Wirklichkeit werden die Ein- wohner mithilfe eines umfassenden Regelwerks bei der Reduzierung ihres Energiever- brauchs „unterstützt“, das sie zur Annahme sog. Öko-Verhaltensweisen bewegen soll.

29 http://renovation-info-service.gouv.fr/ (letzter Zugriff am 19.11.2016). 30 Sabine Barles, L’invention des déchets urbains. France: 1790-1970, Seyssel, Champ Vallon, 2005; Christopher A. Kennedy et al., „Energy and Material Flows of Megacities“, Proceedings of the Natio- nal Academy of Sciences, 112/19 (2015), S. 5985-5990, DOI: 10.1073/pnas.1504315112. 31 Französisches Ministerium für Ökologie, Nachhaltigkeit und Energie, Energiebilanz Frankreichs 2012, Juli 2013. 230 Revue d’Allemagne

In der Cité de l’Ill wird das ursprüngliche Fernwärmenetz durch ein Kraft-Wärme- Kopplungs-Holzheizkraftwerk ergänzt, und die Umstellung auf das neue Heizsystem wird von Gebäudesanierungsmaßnahmen zur Steigerung der Wärmeeffizienz beglei- tet, die sich über drei Jahre erstrecken (2012-2015); sie beinhalten das Dämmen der Dachböden (19.500 m2), die Fassadendämmung (104.100 m²) und das Verlegen von Thermostatventilen (11.278 Stück). Ziel dieser Maßnahmen ist eine ergieeinspaEn - rung von 42% (32). Diese Sanierungsmaßnahmen sind für den Sozialwohnungsträger, der einem Dienstleister seine „grüne“ Energie abkaufen wird, von großer Bedeutung. Das Wärmenetz wurde im Jahr 2000 an einen Energieversorger, Idex, übertragen, der auch mit dem Betrieb des Wärme-Kopplungs-Holzheizkraftwerks beauftragt wurde. Er ist für die Versorgung des Kraftwerks zuständig, die Wärmeerzeugung und die Wärmeversorgung sowie für den Unterhalt des Netzes. Der Sozialwohnungsträger hat folglich ein Interesse daran, den Energieverbrauch an der Quelle zu reduzieren. Die Energiepolitik ermutigt die Bürger, für das globale Anliegen des Umweltschut- zes und gegen die Energieverschwendung einzutreten: dafür dringen die Instrumente bis in die Privatsphäre vor, in den Kreis der Familie und in die Verbrauchsgewohnhei- ten der Menschen. Unter dem Motto „Renov’Ill: Gut leben in der eigenen Wohnung“ („Rénov’Ill: bien vivre dans son logement“) führt der Sozialwohnungsträger in der Cité de l’Ill eine Kampagne mit dem Namen „Öko-Einstellung“ („Éco-attitude“) durch, die eine Reihe von Vorschriften beinhaltet. Diese betreffen zum Beispiel edi mechanisch gesteuerte Belüftung, welche die manuelle Belüftung der Räume ablöst: Hier findet ein kompletter Resozialisierungsprozess statt, der nicht selbstverständlich ist, und der die früheren Vorschriften zur „gesunden“ Lüftung durch Öffnen der Fenster ersetzt (33). Diese Technologien haben den Anspruch, den Bewohnern der Sozialwohnungen dazu zu verhelfen, ihren Energieverbrauch durch die Aneignung neuer Normen und Verhaltensweisen zu reduzieren. Deutlich wird hier ein weitergefasstes Paradoxon der urbanen Nachhaltigkeitspolitik: Während einerseits zu einer aktiven Teilnahme der Bürger bei den Veränderungen des Alltags aufgerufen wird (Mülltrennung, Energie- verbrauch usw.), wird andererseits das Bild des passiven Verbrauchers heraufbeschwo- ren, der erst mit pädagogischen Methoden „erzogen“ werden muss – wie ein Kind in der Schule. Obwohl die neuen Verhaltensweisen, die es anzunehmen gilt, nicht als Ver- pflichtungen oder Zwänge dargestellt werden, sind sie dennoch als „Erziehungsmaß- nahme“ gedacht. Die verschiedenen Aktivitäten (Dusche, Heizung, Geschirrspülen, Beleuchtung) werden alle im Lichte des Diskurses der individuellen Verantwortung für die bewußte Energienutzung betrachtet. Die in der Cité de l’Ill verteilten Infobroschüren fokussieren sich vor allem auf die Heizung, die den größten Teil des Energieverbrauchs ausmacht. Die Einwohner erhal- ten eine Anleitung, um ihnen die „rationale und rationelle“ Benutzung des Thermo- stats nahezubringen, mit einer vorgeschriebenen Maximaltemperatur von 20°C, die als „Komforttemperatur“ beschrieben wird. Die Anleitung fungiert auch als Nach- schlagewerk in Sachen „Best Practices“ beim Verbrauch von Warmwasser im Bad, das

32 http://www.habitationmoderne.org/fr/Habitation-Moderne-3.html (letzter Zugriff am 19.11.2016). 33 Philippe Hamman, Cécile Frank, Marie Mangold, „Les trajectoires de conversion écologique face aux enjeux socio-économiques du ‚logement durable‘ en France“, VertigO, 14/2 (2014), http://vertigo. revues.org/15018 (letzter Zugriff am 19.11.2016). Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 231 auch mit dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Holzheizkraftwerk erzeugt wird. Dabei wird empfohlen, anstatt zu baden, lieber zu duschen, und zwar am besten innerhalb der „optimalen Dauer“ von 4 Minuten (34). Bei den Broschüren wird der Begriff der „Partizipation“ von der Behörde verwendet, um Praktiken der Energieersparnis durchzusetzen. Die Beziehung zwischen Eigen- tümer und Mieter ist asymmetrisch angelegt und wurde so gestaltet, dass der Sender die Verhaltensweisen der Empfänger lenkt. So sind die Mieter nicht mehr in der Lage, nach eigenem Gutdünken das Thermostat zu verstellen, da die Maximaltemperatur direkt von der Zentrale aus festgelegt wird. Die Umstellung stützt sich folglich auf eine vertikal organisierte Top-down-Steuerung, die einen normierten Gebrauch der Res- source vorschreibt. Im Kontext eines Sozialwohnviertels können solche Instrumente zu neuen Stigmatisierungsskriterien gegenüber den sozial Schwachen führen sowie zu einer Bevormundung der schwächsten Haushalte, denen ein verschwenderischer Lebensstil und das Versagen bei der Steuerung ihres Energieverbrauchs unterstellt wird, bei gleichzeitiger Hilfe, ihnen in ihrem eigenen materiellen Interesse zu einem besseren Verhalten zu verhelfen; es entsteht so zwecks einer Erziehung zur Nachhal- tigkeit ein Mitspracherecht der Entscheider in ganz privaten Bereichen der Lebens- führung der Mieter. Obwohl die Technologien, die den Sozialwohnungsträgern und den privaten Eigentümern angeboten werden, unterschiedlich sind, gehen sie doch alle von einer gemeinsamen Grundannahme aus, nämlich, dass es sich bei dieser Vor- gehensweise um eine Win-win-Strategie handelt. Hieraus kann ein erstes Postulat abgeleitet werden: dass es sich hier um eine Rezeption der Öko-Innovationen handelt, welche die Vielfalt der sozialen Kontexte ignoriert (35) (insbesondere weil diese Rezeption gleichermaßen auch bereits eine praktische Nut- zung bzw. Implementierung der Öko-Innovationen bildet). Wie aus dem Beispiel der in der Cité de l’Ill ausgeteilten Infobroschüren ersichtlich ist, setzen die Einbindungsmo- dalitäten der industriellen Technologien rationale Akteure voraus, was besonders beim Hinweis auf die erzielbaren Einsparungen bei entsprechender Verhaltensänderung bzw. Umstieg auf das neue Heizsystem deutlich wird. Dieses Social Engineering tut so, als ob die Mietergemeinschaft aus einer homogenen Gruppe bestehen würde, die in der Lage ist, all seine energetisch relevanten Verhaltensweisen zu steuern. Zweitens tragen Dispositive wie die „Öko-Einstellung“, die einem Modell entspre- chen, das von der ADEME (36) landesweit propagiert wird, dazu bei, die Verantwortung auf die Bürger zu verlagern, anstatt die sozialen Unterschiede zu berücksichtigen. Diese Art der Dekontextualisierung steht im Widerspruch zu den Verbraucherstudien, die beweisen, dass es die finanziell besser gestellten Bevölkerungsschichten sind, die den größten Einfluss auf die Produktion von Treibhausgasen haben. Als Beispiel kann hier eine Studie des staatlichen französischen Statistik- und Wirtschaftsforschungsamtes genannt werden (37): In Frankreich benutzen über 70% der leitenden Angestellten und

34 Broschüre Rénov’Ill, Vermieter Habitation Moderne, 2013. 35 J.-B. Comby, La question climatique (Anm. 2). 36 http://www.ademe.fr/particuliers-eco-citoyens/habitation/bien-gerer-habitat (letzter Zugriff am 19.11.2016). 37 INSEE, „Erhebung zur Ausstattung der Haushalte mit Haushaltsgeräten und Fahrzeugen unter Berücksichtigung der sozioprofessionellen Kategorien“, 2010, http://www.insee.fr/fr/themes/tableau. asp?ref_id=NATnon05135®_id=0 (letzter Zugriff am 19.11.2016). 232 Revue d’Allemagne oberen akademischen Berufe eine Spülmaschine, gegenüber 44% der Arbeiter und 48% der Angestellten. Auch bei der Mobilität sind die Unterschiede aufschlussreich: 52% der leitenden Angestellten und oberen akademischen Berufe besitzen zwei Fahr- zeuge, gegen 33% der Arbeiter. In der zu beheizenden Wohnfläche offenbaren sich ebenfalls Unterschiede: Nicht-qualifizierte Arbeiter verfügen über weniger als 30 m² pro Person, während die leitenden Angestellten und oberen akademischen Berufe 38 m² beanspruchen. Die Anreizdispositive, welche auf der individuellen Verantwor- tung basieren, ignorieren den unterschiedlichen ökologischen Fußabdruck der ver- schiedenen sozialen Schichten in Bezug auf die Klimaerwärmung.

Aneignungsungleichheiten bei den energetischen Herausforderungen und Technologien Wie auch in der Cité de l’Ill ist in Plobsheim der Einsatz von Anreizinstrumen- ten rund um Fachwissen und Technikkenntnisse organisiert. Die Diskrepanzen bei der Beteiligung der Bürger verweisen auf die Entstehung neuer sozialräumlicher Ungleichheiten. Der Fragebogen beinhaltete 98 in fünf Themenbereiche aufgeteilte Fragen. Der erste Teil betraf die Beschreibung des Wohnraumes (Art des Wohnraumes, Fläche) sowie die Art des Energieverbrauchs (Heizungstyp usw.). Im zweiten Teil wurden die Ver- brauchsgewohnheiten abgefragt, um die Problematik der Energiewende im Lichte der unterschiedlichen Lebensweisen zu betrachten: Sowohl die Ernährungsangewohnhei- ten (biologisch, Rolle von Qualitätslabels usw.) als auch die Mobilitätsgewohnheiten und der Bezug zur Natur (Besuch von Naherholungsgebieten, Freizeitaktivitäten im Freien) wurden erhoben. Im dritten Teil wurden die technischen Kenntnisse bezüg- lich der energetischen Innovationen und der verschiedenen Anlagen abgefragt (wie zum Beispiel der Unterschied zwischen Photovoltaik und Solarthermie), während weitere Fragen sich mit möglichen (bekannten oder unbekannten) Zukunftsszenarios befasst haben. Wir haben zum Beispiel die Befragten gebeten, uns ihre Einschätzung darüber zu geben, ob die erneuerbaren Energien in vierzig Jahren den landesweiten Energiebedarf decken könnten, oder wie realistisch sie ein Energieerzeugungsmodell einschätzen, dass vollständig auf Kernkraft verzichtet. Der vierte eilT variiert je nach Umfragegebiet. In der Cité de l’Ill ging es um die Umstellung des Heizungssystems und um das „Öko-Reflexe“-Sensibilisierungsprogramm. In Plobsheim haben wir die Motive der Einwohner untersucht, eine private Anlage zur Erzeugung regenerativer Energie zu installieren. Im letzten Teil haben wir uns mit dem sozioökonomischen Status der Befragten befasst, wie zum Beispiel dem Bildungsniveau, der sozioprofessi- onellen Kategorie, dem Familienstand usw. Die zwei untersuchten Standorte unterscheiden sich in ihren sozioökonomischen Profilen (38). Während in Plobsheim 2009 das durchschnittliche Netto-Einkommen eines steuerpflichtigen Haushalts bei 27.968 € lag, waren es in der Cité de l’Ill im selben Jahr lediglich 11.700 €. Auch bei der Arbeitslosenquote gibt es große Unterschiede:

38 Cité de l’Ill ist ein eigener Census Tract, wie auch Plobsheim, so dass die sozioprofessionellen Katego- rien stadteilgenau vorliegen: http://www.insee.fr/fr/methodes/zonages/iris/cartes/carte_iris_67482. pdf (letzter Zugriff am 19.11.2016). Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 233

2010 waren es 4,3% in Plobsheim gegen 16% in der Cité de l’Ill. Ein weiterer Mar- ker, die Verteilung der sozioprofessionellen Kategorien (Abbildung 1), weist auf einen höheren Anteil an Angestellten und Arbeitern in der Cité de l’Ill hin. Leitende Ange- stellte und obere akademische Berufen stellen dort weniger als 3% der Einwohner, gegenüber 12% in Plobsheim. Während in der Cité de l’Ill 100% der Einwohner Mieter von Sozialwohnungen sind, sind es in Plobsheim lediglich 2%. Zudem sind 80% der befragten Plobsheimer Haus- oder Wohnungseigentümer. Die sozialen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen werden auch bei den Bildungsabschlüssen sehr deut- lich, insbesondere bei den höchsten und niedrigsten Abschlüssen (Abbildung 2).

Abbildung 1: Verteilung der Stichproben der Einwohner der Cité de l’Ill und von Plobsheim nach sozioprofessionellen Kategorien (Neue Volkszählung des französischen Statistikamtes, INSEE, 2010) (gewichtete Stichprobe)

Abbildung 2: Verteilung nach Bildungsabschlüssen der Stichproben der Cité de l’Ill und von Plobsheim (gewichtete Stichprobe, N=300) 234 Revue d’Allemagne

Unterschiede bei der technischen Aneignung Der Fragebogen ermittelt die Kenntnisse, welche die Akteure von den verschie- denen Energiesystemen haben und betrachtet diese Wissensformen als Indikatoren für Aneignungsungleichheiten. Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede zwi- schen der Cité de l’Ill und Plobsheim nicht allzu groß: In Plobsheim erklären 74,2% der Befragten, dass sie ausführliche Kenntnisse beim Thema Sonnenenergie haben und ebenfalls 74,2% geben an, ausführliche Kenntnisse beim Thema Windkraft zu haben, gegen 62,2% und 53,2% in der Cité de l’Ill (Abbildung 3). Die Sonnenener- gie und die Windkraft haben den öffentlichen Raum erobert und werden in allen sozioökonomischen Schichten der Bevölkerung wahrgenommen. Genau betrachtet sind die Unterschiede zwischen Plobsheim und der Cité de l’Ill jedoch größer. Der Anteil der Einwohner, die nicht mit den technischen Begriffen vertraut sind (Geo- thermie, Biomasse, Solarthermie, Photovoltaik) – bzw. die im Fragebogen „keinerlei Vorstellung“ angekreuzt haben – ist in der Cité de l’Ill wesentlich größer, und zwar bei allen Formen erneuerbarer Energien (Abbildung 3). Je komplexer die Systeme zur

Abbildung 3: Wissensverteilung laut Angaben der Befragten zu den verschiedenen erneuerbaren Energien (gewichtete Stichprobe, N=300) Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 235

Energieerzeugung, desto größer der Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Diese ungleichen Wissensstände lassen sich am Beispiel der Biogaserzeugung besonders gut ablesen: 90,7% der Befragten der Cité de l’Ill geben an, „keinerlei Vorstellung“ davon zu haben, gegen 56,5% in Plobsheim. Die zur Realisierung der erneuerbaren Energiekonzepte verwendeten Technologien basieren auf einem technischen Modell, das den Bezugssystemen von Fachspezialisten entspringt. Dies erschwert die Beherrschung des Themengebiets. Um dies zu verifi- zieren, bezog sich eine Frage auf den Unterschied zwischen Wärmeerzeugung und Stromerzeugung aus Sonnenenergie. Sonnenenergie ist als Energiequelle zwar weitge- hend bekannt, jedoch bleiben die Unterschiede zwischen Photovoltaik und Solarther- mie für viele unklar. Die größten Wissenslücken bestehen in der Cité de l’Ill, sowohl bei denen, die behaupten, sich mit Sonnenenergie „bestens“ auszukennen, als auch bei denen, die angeben, nur „vage“ Bescheid zu wissen. Über 55% der Befragten gaben an, „keinerlei Vorstellung“ über die Unterschiede zwischen den beiden Techniken zu haben, gegen circa 30% der Plobsheimer Befragten (Abbildung 4).

Abbildung 4: Angaben zum Unterschied zwischen Solarthermie und Photovoltaik (N=300)

Eine weitere signifikante Variable sind die Energietypen, welche die Befragten mit erneuerbaren Energien in Verbindung bringen (Abbildung 5). Wir haben vier Pro- duktionsmodi aufgezählt, und die Befragten gebeten, mit „ja“ oder „nein“ zu ant- worten. Dabei sind wir davon ausgegangen, dass diese Vorschläge zumindest einige der Befragten dazu bewegen, ihre Antworten nicht spontan zu geben, sondern die verschiedenen Items erst auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Auch hier schneiden die meisten Sozialwohnungsmieter wieder schlechter als die Einwohner von Plobsheim ab 236 Revue d’Allemagne

(mit einer Ausnahme bei den Biokraftstoffen). So verbinden über 95% der Plobsheimer Befragten die Stromerzeugung mit einer erneuerbaren Energiequelle (Sonnenenergie, Windkraft), gegen 60% in der Cité de l’Ill. Bestätigt wird dies durch eine weitere Ant- wort auf die Frage nach der aktuellen Relevanz der Kernenergie (unverzichtbar, wich- tig, muss aufgegeben werden usw.): 27% der Einwohner der Cité de l’Ill antworteten mit „weiß nicht“, gegen 1% in Plobsheim.

Abbildung 5: Anteil der Befragten, der angegeben hat, dass dieser oder jener Energietyp durch eine erneuerbare Quelle produziert werden kann (gewichtete Stichprobe, N=300)

Sozial bedingte Unterschiede bei der Akzeptanz In Verbindung mit den unterschiedlichen Aneignungsgraden beim technischen Wissen variiert auch die Akzeptanz der verschiedenen Technologien stark je nach sozialer Gruppe. Dabei offenbart sie eine unterschiedliche Beziehung zu den damit verbundenen Belastungen. Vor diesem Hintergrund haben wir den Befragten zwei Fotografien gezeigt, eine von einem Windpark und eine von einemSolarkraftwerk, und sie gefragt, ob sie den Bau einer solchen Anlage „sicher“, „wahrscheinlich“, „wahr- scheinlich nicht“, oder „sicher nicht“ akzeptieren würden (Abbildung 6). Es fällt auf, dass die Befragten in der Cité de l’Ill öfter bereit sind, eine Anlage in Sichtweite zu akzeptieren, als die Befragten in Plobsheim. Dies ist insbesondere der Fall bei dem Solarkraftwerk, das circa 10% der Plobsheimer Befragten akzeptieren würden, gegen 30% in der Cité de l’Ill. Auch bei den Windrädern sind die Unter- schiede deutlich: 32% der Befragten in der Cité de l’Ill würden sie „sicher“ akzeptieren Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 237 gegen weniger als 25% in Plobsheim; und in der Cité de l’Ill zeigt die Umfrage ein überproportionales Auftreten von „weiß nicht“ Antworten (10% gegen weniger als 5% in Plobsheim). Die Tatsache, dass die sozial schwächeren Gruppen mit einer größe- ren Wahrscheinlichkeit eine solche Anlage in ihrer Sichtweite akzeptieren würden, korrespondiert mit den Ungleichheiten bei der Aneignung und den technischen Kenntnissen, die sich im Alltag in ökologischen Ungleichheiten manifestieren.

Abbildung 6: Akzeptanz von zwei Technologien zur Energieerzeugung durch die Einwohner von Plobsheim und der Cité de l’Ill (gewichtete Stichprobe, N=300) (dept = Departement)

Geteilte Sorgen, doch ungleiche Möglichkeiten der Teilhabe Die Veränderungen der Umwelt sind für beide befragte Gruppen Anlass zur Sorge: über 85% der Befragten in der Cité de l’Ill und 88% der Befragten in Plobsheim machen sich Sorgen über die Klimaerwärmung. Was die beiden sozialen Gruppen dabei 238 Revue d’Allemagne unterscheidet, ist weniger der der Umwelt beigemessene Wert, sondern die Ungleich- heiten bei den Mitgestaltungsmöglichkeiten, da diese die Fähigkeit voraussetzen, sich auf dem Gebiet der innovativen Energieerzeugungstechnologien auszukennen: „Das ist ja jetzt Mode, sich Sonnenmodule auf das Dach zu montieren, aber ich weiß nicht so recht, wozu das gut sein soll. Mir wurde gesagt, dass man die Sonnenenergie verkaufen oder nutzen kann“ (Interview, Einwohnerin der Cité de l’Ill, März 2014). Neben dem technischen Hemmnis stellt auch die schwer zu verstehende Reglemen- tierung bei den Photovoltaikmodulen eine Hürde dar: „Das ist nicht leicht, mit den Solarmodulen, da muss man mit EDF reden, ich glaube, da muss man Anträge stellen, sie um Erlaubnis bitten, um seinen eigenen Strom produzieren zu dürfen“ (Interview, Einwohnerin der Cité de l’Ill, Mai 2013). Dieser Umstand kann man als „ökologische Ungleichheit“ bezeichnen. Zusammenfassend wird deutlich, dass das Engagement der Bürger nicht nur von einer positiven Einstellung gegenüber den erneuerbaren Energien abhängt, sondern vor allem von ihrem praktischen Wissen und ihren Kenntnissen des Energiesektors: Aus diesem Grunde ist ihre Fähigkeit zur Mitwirkung bei der Energiewende ungleich verteilt. Trotz einer insgesamt großen Befürwortung der erneuerbaren Energien zeigt die Statistik, dass die technischen Kenntnisse auf den beiden Standorten ungleich ver- teilt sind: so wissen nur 60% der Befragten der Cité de l’Ill, dass man mit Solarenergie Strom erzeugen kann, gegen über 95% in Plobsheim. Auch bei der Bereitschaft, sich zu engagieren, zeigen sich große Unterschiede, die sich bei Weitem nicht nur durch unterschiedliche Interessensschwerpunkte und Wertesysteme erklären lassen. Allgemeiner gesehen, geht es darum die Gesamtheit der umweltbezogenen Ver- haltensmuster und Lebensweisen sichtbar zu machen. Vergleicht man zum Beispiel die Ernährungsangewohnheiten anhand des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln, stellt man erhebliche Unterschiede fest. In der Cité de l’Ill steht der Preis für 45% der Befragten an erster Stelle bei der Wahl der Lebensmittel und nur 1% bevorzugen Bio- Lebensmittel. Die Unterschiede zu Plobsheim sind signifikant:dort sind für 27% der Einwohner Lebensmittel aus biologischem Anbau die erste Wahl. Weitere 14% gaben „andere Qualitätslabels“ als ausschlaggebend beim Lebensmittelkauf an. Auch was den Zugang zur Natur die Freizeitaktivitäten im Freien angeht, sind die Unterschiede offensichtlich – sowohl bei der Häufigkeit der Ausflüge als auch bei den Ausflugszie- len: 31% der befragten Plobsheimer nennen die Vogesen oder den Schwarzwald, gegen 2,6% der Befragten in der Cité de l’Ill. Letztere unternehmen eher kürzere Spazier- gänge in der Nähe ihres Wohnsitzes – ein Hinweis auf Ungleichheiten bei dem Zugang und der Nutzung der „Natur“. In diesem Sinne beleuchten wir die sozialen Ungleichheiten gegenüber der Instru- mente, welche die Energiewende ermöglichen sollen, das Anreize schaffen sollen, sich dabei aber auf Wissensformen stützen, mit denen die Akteure in situ nicht unbedingt vertraut sind: Der Bezug zur Bürgerbeteiligung kann bestehende soziale Ungleichhei- ten verstärken oder kumulieren. Dabei haben sich in der Praxis Ungleichheiten bei der Partizipation oder bei der Motivation offenbart, oder unterschiedliche Fähigkeiten, die Relevanz von Umweltfragen zu begreifen. Die Beziehung zwischen sozialen Ungleichheiten und Ökologie am Beispiel der Energiewende hat sich auf zweierlei Art manifestiert. Zunächst beziehen sich die Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 239 eruierten Ungleichheiten nicht einfach auf die Wertevorstellungen der Einwoh- ner, sondern auf die Beherrschung des nötigen technischen Instrumentariums der erneuerbaren Energien. Die Aneignung dieser Ermächtigungswerkzeuge setzt die Verfügbarkeit von Know-how und Kenntnissen voraus. Eine bloß partielle Kenntnis schränkt die Möglichkeiten der Einwohner ein, ihre Sorgen bezüglich der Umwelt, welche viele von ihnen teilen, in konkrete Handlungen umzusetzen. Folglich stellt die Verwendung spezialisierter Expertenbezugssysteme bei der Energiewende keinen urbanen oder sozialen Zusammenhalt her, wie er im Bezugssystem der nachhaltigen Entwicklung vorausgesetzt wird: Ganz im Gegenteil können die umweltbezogenen Ungleichheiten die ökonomischen und sozialräumlichen Ungleichheiten verstärken. Ein zweites Ergebnis betrifft die Art, mit der die erneuerbaren Energien eingeführt werden. In der Cité de l’Ill lässt das kollektive Regelwerk wenig Platz für individuelle Privatinitiativen. Die Bürgerpartizipation wird auf das Einsparen von Energie redu- ziert. Im Vergleich dazu wird in einem wohlhabenderen Rahmen wie Plobsheim die Energiewende mit weniger Zwangsmitteln eingeleitet. Der Aufruf zu mehr Sparsam- keit beim Energieverbrauch im Wohnraum wird bei sozial schwächeren Schichten mit mehr Nachdruck durchgesetzt (z. B. Maximaltemperatur von 20°C).

Diskussion Die Analyse trägt vor allem der environmental Justice im Allgemeinen und die Kri- tik des Partizipationsmodells im Besonderen bei, wodurch die Aufmerksamkeit auf die ökologischen und ökonomischen Ungleichheiten gelenkt wird. Das Fallbeispiel in zwei verschiedenen Wohngegenden in Straßburg zeigt, dass die gängige Praxis der Umsetzung der Energiewende diese Ungleichheiten verstärkt. Welche Einbindung der Einwohner in die Energiewende? Die Prozesse der Energiewende im urbanen Umfeld erscheinen vielfältig und wan- delbar. In diesem Kontext stellt die „Wende“ keinen deutlichen Bruch mit dem Status quo dar, da die Reduzierung der CO2-Werte zu einem Bestandteil der Marktwirtschaft geworden ist. Wir haben gesehen, wie die Kontrolle dieser Themen von spezialisier- ten Akteuren übernommen wird, wie z. B. Energieversorger Idex. Die Umstellung auf erneuerbare Energien liegt hauptsächlich bei existierenden Industrien und Dienstleis- tern, und die Suche nach Mittelwegen zwischen Sozialwohnungsträgern, öffentlicher Hand und Unternehmen aus dem Energiesektor zwecks Bedienung aller Interessen kann letzten Endes zu einer Ausgrenzung der Einwohner führen, die nicht zu diesen Spezialistengruppen gehören. Die marktbeherrschenden Akteure bewahren ihre Stel- lung, indem sie das Konzept der nachhaltigen Energieerzeugung durch erneuerbare Quellen in ihren Diskurs aufnehmen; dies geht einher mit politischen Entscheidungen des Energiewandels, welche sich stärker auf das Angebot als auf die Nachfrage fokus- sieren, und dies durch eine entsprechende Anreizpolitik unterstützen; dabei wird über die Dimension der Verbrauchs- und Lebensgewohnheiten trotz ihrer großen sozialen Bedeutung hinweggesehen. Die Teilhabemöglichkeiten der Bürger sind umso beschränkter, als die Governance- modelle der städtischen Projekte zur Einführung erneuerbarer Energien zwischen dezentralisierten Konzepten, Zwangslogiken und einer Professionalisierung und 240 Revue d’Allemagne

Normierung der Partizipationsmodalitäten schwanken (39). Der Vergleich zwischen Plobsheim und der Cité de l’Ill verrät ungleiche Mitwirkungsgrade: Aus dem Blickwinkel des Einzelnen wird die Einführung der erneuerbaren Energien vor allem durch techni- sche Innovationen ermöglicht, welche die sozioökonomischen Unterschiede weiter ver- stärken, vor allem den Unterschied zwischen Eigentümern und Mietern. Während die Installation von PV-Anlagen im Falle von Eigentümern weitgehend ohne Abstimmung mit den Nachbarn erfolgen kann, handelt es sich bei einem Nahwärmenetz um eine Technologie, die mit einem sehr viel größeren Abstimmungsaufwand verbunden ist. Damit zeichnet sich ab, dass unterschiedliche Partizipationsgrade technisch wie auch sozial bedingt sind. Zugleich ist es ein Zeichen der Prozeduralisierung der Einwohner- partizipation, die im Rahmen des Nachhaltigkeitsdiskurses vorangetrieben wird: Die Energiepolitiken enthalten Ad-hoc-Dispositive, deren Rolle es ist, die Verbraucher zu sozialisieren. Die „Öko-Reflexe“, deren Ziel die Verbrauchsreduzierung ist, oder die Abnahmegarantie mit Mindestpreis für den von Privatpersonen erzeugten Ökostrom, verstärken noch diesen Normierungseffekt. So beruhen zum Beispieldie Infobroschü- ren, die an die Sozialwohnungsmieter in der Cité de l’Ill vergeben werden, auf leicht zu übernehmende Bezugssysteme der Energieverbrauchsreduzierung. Die Partizipation der Einwohner ist auf die Annahme des Instrumentes beschränkt, obwohl es die Vielfalt der sozialen und urbanen Räume, in denen die Innovationen stattfinden, ignoriert. In der Cité de l’Ill beschränken die Anreizinstrumente die Partizipation der Ein- wohner auf eine Reduzierung ihres Energieverbrauchs. Offenbleibt das Nachdenken über eine andere Dynamik der Wende, die sich auf ein Register gemeinsamen Wissens basieren würde, z. B. die Notwendigkeit, ökologische Initiativen zu entwickeln, wel- che sich die Einwohner leicht aneignen können – was voraussetzt, dass diese neuen Lösungsansätze sie auch miteinbeziehen. Oft wird also implizit die Behauptung aufge- stellt, dass es sich bei Partizipation bzw. Partizipationschancen um ein gesellschaftlich wertvolles Gut handle, das von allen gleichermaßen erwünscht sei. In der Tat sind die befragten Haushalte nicht in gleicher Weise über alternative Energien informiert, und engagieren oder interessieren sich auch nicht in gleicher Weise für PV-Anlagen bzw. Wärmenetze. Der Partizipationsrahmen ist eigentlich durch die Behörden finanziell oder institutionell vorgegeben. Da wirken sich Fähigkeiten und Möglichkeiten auf die Ungleichheit aus – und so erscheint das Verhältnis zwischen sozialer und ökologischer Ungleichheit. Auf dem Weg zu einer Neudefinition der Energiewende? Im Lichte des ständigen Spannungsfeldes zwischen technischen und ökonomi- schen Herangehensweisen auf der einen Seite und ökologischen und sozialen auf der anderen (40), offenbaren unsere Analysen die Notwendigkeit einer Resubstantialisie- rung der sozialen Bindung und eines kollektiven Projektes des Wandels (41). Infrage

39 Christen/Hamman/Jehling/Wintz, Erneuerbare Energien-Systeme (Anm. 11); Christen/Ham- man, Transition énergétique et inégalités environnementales (Anm. 17). 40 Hamman/Anquetin/Monicolle, „Contemporary Meanings of the ‚Sustainable City‘“ (Anm. 7). 41 Ian Bailey, Geoff A. Wilson, „Theorising Transitional Pathways in Response to Climate Change: Technocentrism, Ecocentrism, and the Carbon Economy“, Environment and Planning A, 41/10 (2009), S. 2324-2341; Choné/Hajek/Hamman, Guide des Humanités environnementales (Anm. 22). Die Energiewende am Beispiel von Straßburg 241 steht die Rolle der Politik beim Thema Nachhaltigkeit (42). Wir sind mit einer ganzen Grammatik der Legitimation konfrontiert, welche die Grundlage aller Diskurse zur Nachhaltigkeit bildet (43). Wenn von einem „einfachen“, „erweiterbaren“, „intelligen- ten“ usw. Dispositiv die Rede ist, ist damit die Weiterentwicklung in Richtung einer managementgesteuerten Vorgehensweise in einer technisch geprägten und kollekti- ven „Risikokultur“ gemeint (44), in der es darum geht, sich zu schützen (indem man „besser integriert“ oder „anpassungsfähiger“ usw. ist). Dieses instrumentelle Bezugs- system der Nachhaltigkeit hat sich als dominantes Modell etabliert, mit begleitenden Maßnahmen, die zu „positiven“ Verhaltensweisen ermahnen, vor allem was den Ener- gieverbrauch angeht. Das haben das kollektive Heizungssystem der Cité de l’Ill und die privaten Erzeuger „grüner Energien“ in Plobsheim gezeigt. Man befindet sich nicht einfach nur in einem technischen Repertoire oder in einer Aufforderung zu Handeln; es handelt sich um einen ganzen Diskurs über das Soziale und des Sozialen, aus dem die Verbindung zwischen Energiewende und ökologischen Ungleichheiten hervortritt. Sich für die erneuerbaren Energien zu interessieren, ist für den Durchschnittsbürger keine Selbstverständlichkeit. Hierbei geht es nicht nur um Ungleichheiten bei dem der Umwelt und der Nachhaltigkeit entgegengebrachten Interesse (45); die Einwohner sind auch mit Ungleichheiten bei den lokalen Mitwirkungsmöglichkeiten konfrontiert, im Sinne von Amartya Sen (46). Dies kann zu verstärkten Ungleichheiten führen, indem die Akteure daran gehindert werden, an der Erschaffung eines Gemeinguts teilzu- nehmen – obwohl dies ein zentrales Element einer geteilten Politik der ökologischen Wende darstellt (47).

Zusammenfassung Dieser Artikel befasst sich mit den umweltbezogenen sozialen Ungleichheiten, welche aus den unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Bürger entstehen, sich im Rahmen der Energiewende beim Thema erneuerbare Energien einzubringen. Der Artikel fußt auf qualitativen und quantitativen Feldstudien im urbanen Umfeld, die zwischen 2012 und 2014 im Stadtgebiet Straßburg (Frankreich) durchgeführt wurden. Wir zeigen, dass

42 E. Swyngedouw, „The Antinomies of the Postpolitical Cities“ (Anm. 1). 43 Ortwin Renn, Jürgen Deuschle, Alexander Jäger, Wolfgang Weimer-Jehle, Leitbild Nachhaltig- keit: Eine normativ-funktionale Konzeption und ihre Umsetzung, Wiesbaden, VS Verlag für Sozial- wissenschaften, 2007; Gabriele Dürbeck, Urte Stobbe (Hg.), Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Böhlau, 2015; Aurélie Choné, Isabelle Hajek, Philippe Hamman (Hg.), Rethinking Nature, Challen- ging Disciplinary Boundaries, New York/London, Routledge, 2017. 44 Anthony Giddens, Modernity and Self-Identity, Stanford, Stanford University Press, 1991. 45 Hamman/Frank/Mangold, „Les trajectoires de conversion écologique face aux enjeux socio-écono- miques“ (Anm. 33). 46 Amartya Sen, Inequality Reexamined, Oxford, Clarendon Press, 1992; Emily Schultz, Marius Christen, Lieske Voget, Paul Burger, „A Sustainability-Fitting Interpretation of the Capabilities Approach: Integrating the Natural Dimension by Employing Feedback Loops“, Journal of Human Development and Capabilities, 14 (2013), H. 1, S. 115-133. 47 Joan Martinez-Alier, The Environmentalism of the Poor: A Study of Ecological Conflicts and Valua- tion, Cheltenham, Edward Elgar, 2002. 242 Revue d’Allemagne sich hinter dem im Vordergrund stehenden Diskurs der „Bürgerpartizipation“ in Wirk- lichkeit „Ökoinnovationen“ verbergen, die aus Zwängen und Vorschriften bestehen, und dass die unterschiedlichen Beziehungen der Einwohner zu den technischen Instrumen- ten, welche die Einführung erneuerbarer Energien ermöglichen sollen, die Grundlage von ökologischen Ungleichheiten bilden, welche die sozio-ökonomischen Gräben in der Stadt weiter vertiefen.

Résumé Cet article interroge les inégalités sociales face à l’environnement, à travers les capa- cités des citoyens à se mobiliser autour des dispositifs d’énergies renouvelables dans le cadre de la transition énergétique. Il s’appuie sur des enquêtes de terrain, qualitatives et quantitatives, à l’échelle urbaine, conduites de 2012 à 2014 au sein de l’aire métropoli- taine de Strasbourg (France). Nous montrons que le registre de l’implication habitante, mis en avant, masque des « éco-innovations » relevant en fait de prescriptions ; et qu’à partir des rapports différenciés des habitants face aux instruments techniques censés matérialiser les énergies renouvelables, des inégalités écologiques renforcent les lignes de partage socio-économiques dans la ville.

Summary This paper deals with socio-environmental inequalities regarding the capacity of citi- zens to mobilize action on renewable energy as part of the energy transition. It is based on field surveys (qualitative and quantitative) on an urban scale, conducted from 2012 to 2014 in the Strasbourg metropolitan area (France). We show that the often highlighted register of resident participation actually masks prescriptive regulatory “eco-innova- tions”; and that the differentiated perceptions of the inhabitants facing the technical tools supposed to materialize renewable energy explain environmental inequalities that reinforce socio-economic dividing lines in the city. Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 243 T. 49, 1-2017

Chronique juridique La réforme du droit des sociétés luxembourgeois

sandie Calme *

Le droit des sociétés luxembourgeois a fait l’objet d’une refonte récente qui conduit à la restructuration des sociétés relevant du droit luxembourgeois. Cette restructuration relève aussi de règlementations transitoires pour les sociétés de droit luxembourgeois préexistantes. Ainsi, des dispositions transitoires prescrivent le passage progressif au nouveau régime pour une période de vingt-quatre mois, de sorte que les sociétés préexistantes qui ne modifient pas leurs statuts relèvent de l’ancien régime jusqu’au 23 août 2018 et de façon à ce que les dispositions de la réforme s’appliquent impérativement dès le 24 août 2018, toute disposition contraire étant réputée non écrite. Désormais, l’article 2 de la loi sur les sociétés commerciales reconnaît comme « sociétés commerciales dotées de la personnalité juridique » les structures suivantes : la société en nom collectif, la société en commandite simple, la société anonyme et son corollaire la société par actions simplifiée, la société en commandite par actions, la société à responsabilité limitée, qui peut être simplifiée, la société coopérative et la société européenne. La société en nom collectif est celle dans laquelle tous les associés sont indéfiniment et solidairement tenus de tous les engagements de la société (article 14 de la loi sur les sociétés commerciales). La société en commandite simple est celle que contractent, pour une durée limitée ou illimitée, un ou plusieurs associés indéfiniment et solidai- rement responsables des engagements sociaux, avec un ou plusieurs associés com- manditaires qui n’engagent qu’une mise déterminée, constitutive de parts d’intérêts, représentées ou non par des titres conformément aux modalités prévues dans le contrat social (article 16 alinéa 1er de la loi sur les sociétés commerciales). La société

* Docteur en droit, ll.M. (Francfort-sur-le-Main, allemagne), avocate au barreau de Paris. 244 Revue d’Allemagne en commandite spéciale se caractérise en ce qu’elle est dépourvue de la personnalité morale. La société anonyme est celle dont le capital est divisé en actions et qui est constituée par une ou plusieurs personnes qui n’engagent qu’une mise déterminée (article 23 alinéa 1er ab initio de la loi sur les sociétés commerciales). La société en commandite par actions est celle que contractent, pour une durée limitée ou illi- mitée, un ou plusieurs actionnaires, indéfiniment et solidairement responsables des engagements sociaux, avec un ou plusieurs actionnaires qui n’engagent qu’une mise déterminée (article 102 de la loi sur les sociétés commerciales). Les sociétés à respon- sabilité limitée sont celles où des associés en nombre limité n’engagent qu’une mise déterminée, et dont les parts sociales représentées exclusivement par des titres non négociables ne peuvent être cédées que selon les prescriptions spéciales propres au droit luxembourgeois (article 179 ab initio de la loi sur les sociétés commerciales). À responsabilité limitée ou illimitée, les sociétés coopératives se composent d’associés dont le nombre et les apports sont variables et dont les parts sont incessibles à des tiers (article 113 de la loi sur les sociétés commerciales). La société européenne est issue du droit de l’Union Européenne. Le vocable de société concerne également les sociétés momentanées et les sociétés en participation, autrefois désignées par le terme d’association, dépourvues de la per- sonnalité morale. Les premières traitent une ou plusieurs opérations de commerce déterminées (article 138 de la loi sur les sociétés commerciales) et les secondes sont celles par lesquelles une ou plusieurs personnes s’intéressent dans des opérations qu’une ou plusieurs autres personnes gèrent en leur propre nom (article 139 de la loi sur les sociétés commerciales). Si leur consistance doit être prouvée, leurs dirigeants sont solidairement responsables envers les tiers avec qui ils ont traité. Le Code civil luxembourgeois spécifie le droit commun des sociétés, qui s’applique également aux sociétés dont l’objet est civil, par définition non commerciales. Désormais, d’après l’article 4 de la loi du 10 août 1915 modifié, les sociétés en nom collectif, les sociétés en commandite simple, les sociétés coopératives, les sociétés civiles, les sociétés en commandite spéciale et les sociétés à responsabilité limitée sim- plifiées sont, à peine de nullité, formées par des actes spéciaux notariés, mais peuvent l’être également par des actes spéciaux sous signatures privées. Cette possibilité de création par actes spéciaux sous signatures privées n’est pas ouverte aux autres formes sociales de droit luxembourgeois. La réforme est inscrite dans la loi du 10 août 2016 portant modernisation de la loi du 10 août 1915 sur les sociétés commerciales entrée en vigueur le 23 août 2016 ainsi que dans la loi du 23 juillet 2016 instituant la société à responsabilité limitée (« SARL.-S. ») entrée en vigueur à compter du 16 janvier 2017. Notoirement, le nouveau droit des sociétés luxembourgeois modernise l’organisation des sociétés anonymes et des sociétés à responsabilité limitée, met en place les sociétés par actions simplifiées et dispose des modalités de changement de forme sociale. La réforme du droit des sociétés luxembourgeois 245

I. Réforme de la SARL A. La SARL classique Les sociétés à responsabilité limitée, qui peuvent être unipersonnelles, sont celles où des associés en nombre limité n’engagent qu’une mise déterminée, et dont les parts sociales représentées exclusivement par des titres non négociables ne peuvent être cédées que conformément à un régime spécifique (article 179 de la loi sur les sociétés commerciales). Elles ne peuvent être des sociétés d’assurances, de capitalisation et d’épargne (article 180 de la loi sur les sociétés commerciales). Ainsi, pour ce qui concerne les SARL, le capital social minimum est désormais fixé à 12 000 euros (article 182 de la loi sur les sociétés commerciales), le seuil de quarante actionnaires maximum passe à un maximum de cent actionnaires (article 181 de la loi sur les sociétés commerciales), les apports en industrie (article 183 in fine de la loi sur les sociétés commerciales) sont admis, donnant lieu à des parts sociales incessibles et intransmissibles et impliquant la contribution aux pertes, et permettent de participer au partage des bénéfices sans être inclus dans le capital social (article 183 in fine de la loi sur les sociétés commerciales), les SARL peuvent émettre des emprunts obli- gataires, des parts bénéficiaires et des parts rachetables. En outre, la cession de parts sociales à un tiers est assouplie par les options suivantes : – les statuts de la SARL peuvent permettre l’agrément des associés sur la base de la moitié du capital social au lieu des trois quarts ; – au cas où le transfert n’est pas approuvé, les actionnaires restants sont autorisés à proposer des alternatives dans un délai de trois à six mois et au-delà de ce délai, l’actionnaire sortant concerné est en droit de transférer ses parts sociales au tiers initialement envisagé. B. La société à responsabilité limitée simplifiée (« SARL.-S ») La forme sociale de société à responsabilité limitée simplifiée est une variante de la société à responsabilité limitée. Elle est basée sur le régime juridique de cette dernière, avec certains assouplissements. Elle ne regroupe que des personnes phy- siques qui ne peuvent faire partie que d’une SARL.-S., sauf si les parts sociales sont transmises à cause de mort. Le capital social initial d’une telle SARL doit être com- pris entre un et douze mille euros. Pour un capital de moins de douze mille euros, une réserve d’un vingtième des bénéfices nets est prévue. L’objet social de la société concerne les professions de la loi modifiée ud 2 septembre 2011 réglementant l’accès aux professions d’artisan, de commerçant, d’industriel ainsi qu’à certaines profes- sions commerciales.

II. Réforme des sociétés anonymes Pour ce qui est des sociétés anonymes (ou « SA »), leur capital social minimal est fixé à 30 000 euros, les actionnaires minoritaires voient leurs droits élargis, notamment en ce qui concerne le droit d’action contre les administrateurs de la SA, le personnel salarié peut gratuitement disposer d’actions, il est également possible d’émettre des obligations. Il y a également création d’une nouvelle forme sociale basée sur le modèle de la société anonyme, la société par actions simplifiée (« SAS »). 246 Revue d’Allemagne

III. La société par actions simplifiée La mise en place de la forme sociale de société par actions simplifiée est conçue sur la base de la réforme française de 1994, en vue, notamment, d’une harmonie avec le droit des sociétés français. La société par actions simplifiée, relevant des articles 101-18 à 101-26 de la loi sur les sociétés commerciales, est une forme flexible de société ano- nyme. Elle ne saurait procéder à une émission publique d’actions. Elle est dirigée par un président qui la représente envers les tiers et envers la justice et auquel les statuts peuvent prévoir de substituer un ou plusieurs directeurs. Si le président ou un direc- teur est une personne morale, cette dernière intervient impérativement en la personne d’un représentant permanent qu’elle désigne. La responsabilité des dirigeants s’orga- nise sur le modèle de la société anonyme et toute cession d’actions doit se conformer aux clauses statutaires.

IV. Possibilité de passage d’une forme sociale à une autre Le passage d’une forme sociale à une autre est strictement encadré. La réforme du droit des sociétés luxembourgeois doit permettre le passage d’une forme sociale à une autre : il s’agit, le cas échéant, de choisir de passer à une nouvelle forme sociale en cohérence avec le droit des sociétés réformé. Dès lors, les sociétés dont l’objet est civil pourront revêtir une forme de société com- merciale : elles deviendront commerciales et devront se conformer aux lois et usages du commerce (loi du 10 août 2016). Les sociétés civiles, quelle que soit l’époque de leur constitution, peuvent, si aucune disposition de leur contrat constitutif ne l’interdit, être transformées en sociétés à forme commerciale dotées de la personnalité juridique (article 2 alinéa 1er de la loi de 1915 modifiée), par décision d’une assemblée générale spécialement convoquée à cet effet. Cette assemblée arrêtera les statuts de la société et sa décision ne sera valable que si elle obtient l’adhésion des titulaires de parts représentant les trois cinquièmes au moins des parts sociales (loi du 23 juillet 2016). De même, les sociétés civiles pourront, quelle que soit l’époque de leur constitu- tion, si aucune disposition de leur contrat constitutif ne l’interdit, être transformées en l’une des sociétés à forme commerciale, à l’exception de la société à responsabilité limitée simplifiée, par décision d’une assemblée générale spécialement convoquée à cet effet. Cette assemblée arrêtera les statuts de la société et sa décision ne sera valable que si elle obtient l’adhésion des titulaires de parts représentant les trois cinquièmes au moins des parts sociales (loi du 10 août 2016). Un groupement européen d’intérêt économique pourra être transformé en une société dotée de la personnalité juridique, à l’exception de la société à responsabilité limitée simplifiée, en vertu de la loi du 23 juillet 2016, et vice-versa, une société dotée de la personnalité juridique pourra être transformée en groupement européen d’inté- rêt économique. Chacune des sociétés dotées de la personnalité juridique, quelles que soient la nature primitive de son objet et l’époque de sa constitution, pourra, si aucune disposition de son contrat constitutif ne l’interdit, être transformée en une société de l’un des autres types prévus par ledit article 2 de la loi de 1915 modifiée, revêtue de la personnalité La réforme du droit des sociétés luxembourgeois 247 juridique ou non, ou en une société civile, à l’exception de la société européenne (SE) et de la société à responsabilité limitée simplifiée (loi du 23 juillet 2016). Une société anonyme de droit luxembourgeois pourra se transformer en société européenne (SE) si elle a depuis au moins deux ans une société filiale relevant du droit d’un autre État membre de l’Espace Économique Européen (loi du 10 août 2016). Les dispositions de la loi sur les sociétés commerciales relatives à la transformation sont également applicables à la transformation de personnes morales autres que des sociétés dans l’une des formes de sociétés dotées de la personnalité juridique en vertu de la présente loi de 1915 modifiée sur les sociétés commerciales, à l’exception de la société à responsabilité limitée simplifiée, dans la mesure où les lois particulières rela- tives à ces personnes morales le prévoient et dans le respect des dispositions spéciales de ces mêmes lois particulières (loi du 23 juillet 2016). La société européenne (SE) ayant son siège statutaire au Grand-Duché de Luxem- bourg peut se transformer en société anonyme de droit luxembourgeois. La déci- sion concernant la transformation ne peut être prise avant deux ans à partir de son immatriculation et avant que les deux premiers comptes annuels n’aient été approuvés (article 3 de la loi de 1915 modifiée sur les sociétés commerciales). Il s’agit d’un ajustement justifié par la réforme : les transformations visées au pré- sent article ne donnent lieu ni à dissolution ni à création d’une personnalité juridique nouvelle. Toutefois, les droits des tiers, qui peuvent être des sociétés non luxembourgeoises, sont réservés, afin de garantir un certain degré de sécurité juridique. En somme, la réforme du droit des sociétés luxembourgeois aspire à son attractivité, notamment pour les investissements internationaux. Elle implique une attention toute particulière en ce qui concerne les structures sociales transnationales dotées d’une implantation au Luxembourg.