776 Deutscher – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. , Donnerstag, den 1. Februar 2018

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble (A) ZP 8 Beratung des Antrags der Fraktion BÜND- a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion (C) NIS 90/DIE GRÜNEN der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Verlängerung der Aussetzung des Bildung für alle – Globale Bildungspartner- Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberech- schaft substantiell unterstützen tigten Drucksache 19/456 Drucksache 19/439 ZP 9 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion Beschlussempfehlung und Bericht des Hauptaus- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: schusses Haltung der Bundesregierung zu Abgasversu- chen an Menschen und Affen Drucksachen 19/586, 19/595 Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so- b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- weit erforderlich, abgewichen werden. neten , , Roman Johannes Reusch, weiteren Abgeordneten und Die Debattendauer des Tagesordnungspunktes 3 soll der Fraktion der AfD eingebrachten Entwurfs ei- nunmehr 60 Minuten betragen. Der Tagesordnungs- nes Gesetzes zur Änderung des Aufenthaltsge- punkt 16 soll abgesetzt und stattdessen der Antrag auf setzes der Drucksache 19/456 mit dem Titel „Bildung für alle – Globale Bildungspartnerschaft substantiell unterstützen“ Drucksache 19/182 mit einer Debattenzeit von 38 Minuten aufgerufen wer- Beschlussempfehlung und Bericht des Hauptaus- den. schusses Schließlich mache ich noch auf zwei nachträgli- Drucksachen 19/586, 19/595 che Ausschussüberweisungen im Anhang zur Zusatz- punkteliste aufmerksam: c) Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten , , Die am 19. Januar 2018 gemäß § 80 Absatz 3 GO-BT ­, weiteren Abgeordneten und überwiesene nachfolgende Unterrichtung soll zusätzlich der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs dem Ausschuss für Gesundheit (14. Ausschuss) zur Mit- eines … Gesetzes zur Änderung des Aufent- beratung überwiesen werden: haltsgesetzes Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 19/425 (B) Bericht der Bundesregierung über den Stand Beschlussempfehlung und Bericht des Hauptaus- (D) von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit schusses und über das Unfall- und Berufskrankheiten- geschehen in der Bundesrepublik Deutschland Drucksachen 19/586, 19/595 im Jahr 2016 d) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- Drucksache 19/270 neten , Dr. André Hahn, Gökay Akbu- lut, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales (f) LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes – Fami- Verteidigungsausschuss liennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Drucksache 19/241 Ausschuss Digitale Agenda Beschlussempfehlung und Bericht des Hauptaus- Der am 19. Januar 2018 (8. Sitzung) überwiesene schusses nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem Innenausschuss (4. Ausschuss) zur Mitberatung überwiesen werden: Drucksachen 19/586, 19/595 Antrag der Abgeordneten Roman Johannes e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- Reusch, Dr. , Stephan Brandner, richts des Hauptausschusses zu dem Antrag der weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Obligatorische Altersfeststellung unbegleite- Familiennachzug auch zu subsidiär Schutzbe- ter minderjähriger Flüchtlinge rechtigten ermöglichen Drucksache 19/471 Drucksachen 19/454, 19/586, 19/595 Überweisungsvorschlag: Ich weise darauf hin, dass wir im Anschluss an die Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f) Aussprache drei namentliche Abstimmungen durchfüh- Innenausschuss ren werden. Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Dann ist das so die Aussprache – das habe ich eben schon einmal ge- beschlossen. sagt – 60 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich erneut Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 e auf: keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 777

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble (A) Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes- gegnerischen Positionen und gehört zum Wesen der (C) innenminister Thomas de Maizière. Demokratie. (Beifall bei der CDU/CSU) Das ist ein Kompromiss. (Beifall bei der CDU/CSU) Bundesminister des In- Dr. Thomas de Maizière, Nun ist dieser Kompromiss unterschiedlich bewertet nern: worden, und es ist wiederum kritisiert worden, dass er Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor unterschiedlich bewertet worden ist – ehrlich gesagt, si- zwei Wochen habe ich von diesem Pult aus für eine Lö- cher zum Teil zu Recht. Aber auch das ist ganz normal. sung bei diesem schwierigen Thema, das Humanität und Ich kenne keinen Tarifkonflikt, bei dem nicht am Ende Verantwortung verbindet, geworben, für eine Lösung, die jede Seite das Ergebnis unterschiedlich bewertet. befriedet und mit der man das Thema nicht erneut lange vor sich herschiebt, sondern zu einem Ergebnis kommt. ( [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier geht es nicht um Geld, hier Das Ergebnis, das wir jetzt haben, ist einfach zusam- geht es um Menschen! – Britta Haßelmann menzufassen: Die Aussetzung des Familiennachzugs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier geht es wird bis zum 31. Juli dieses Jahres verlängert. Ab dem nicht um Tarifverhandlungen!) 1. August dieses Jahres gibt es dann keinen Anspruch mehr auf Familiennachzug für subsidiär Schutzberech- Jeder will zeigen, dass er gut verhandelt hat; das ist okay, tigte. Stattdessen eröffnen wir im Rahmen eines Kontin- und das ist normal. Wir finden, dass die Union gut ver- gents für 1 000 Personen pro Monat die Möglichkeit der handelt hat. Die SPD findet – oder sollte auch sagen –, Familienzusammenführung. Die bestehenden Härtefall- dass auch sie gut verhandelt hat. Das ist das Wesen eines regelungen bleiben bestehen und werden nicht auf das Kompromisses. Kontingent angerechnet. Das Nähere – nicht zum Ob, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – aber zum Wie – regeln wir in einem Folgegesetz, das wir Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- auch bis Ende Juli fertig haben wollen. – Das ist das Er- NEN]: Es geht doch nicht um Koalitionsver- gebnis. handlungen!) Die meisten Praktiker begrüßen das Ergebnis. Manche Nur, das Entscheidende ist: Wir müssen zum Inhalt Idealisten halten die Regelung für zu streng. Ja, wir ha- des Kompromisses stehen. ben einen Kompromiss gemacht. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Was ist denn das für eine Rede? – (B) ( [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ (D) DIE GRÜNEN]: Es geht um Völkerrecht! – Dr. [DIE LINKE]: Sie haben Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE noch keine Koalition!) GRÜNEN]: Es geht um Menschen!) Aus dem Lateinischen übersetzt heißt „Kompromiss“, Für uns war wichtig, dass es nicht wieder zu einem An- dass man sich gegenseitig etwas verspricht. Das heißt, spruch auf Familiennachzug kommt; für die SPD war der Kompromiss gilt. wichtig, dass es überhaupt wieder Familiennachzug gibt. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ja, das ist ein Kompromiss. Gestern habe ich in einem NEN]: Ich denke, Sie haben noch gar keine Lexikon – in diesem Fall Wikipedia – nachgeguckt: Was Koalition!) ist eigentlich das Wesen eines Kompromisses? – Wir haben noch keine Koalition, Frau Haßelmann. (Lachen bei Abgeordneten der AfD – Dr. Alice Aber die CDU/CSU-Fraktion und die SPD-Fraktion ha- Weidel [AfD]: „Wikipedia“, das ist gut! – Irene ben einen Kompromiss geschlossen, und den vertrete Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das und erläutere ich hier. ist nicht zitierfähig!) (Dr. [FDP]: Als Regie- Das klingt so, als wäre es für uns geschrieben. Ich zitiere: rung?) Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes Nun zu ein paar Kritikpunkten. Die FDP bzw. Herr durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, un- Lindner hat gesagt: Warum 1 000? Die Zahl 1 000 ist ter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils doch willkürlich. – Dazu sage ich Ihnen Folgendes: gestellten Forderungen. Es wird von den Verhand- Erstens. Das Kontingent ist dem Resettlement nach- lungspartnern ausgehend von den eigenen Positio- gebildet. Da setzt man immer politisch eine Zahl fest. nen eine neue ...position gebildet und diese erzielte Wenn es um ein Einwanderungsgesetz geht, lieben Sie ja Einigung als gemeinsames Ergebnis dargestellt. Kanada. Kanada legt per Beschluss durch das Parlament (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE eine Zahl fest. GRÜNEN]: Hier geht es nicht um Koaliti- Zweitens. Die Zahl 1 000 ersetzt die bisher aus Italien onsverhandlungen! Hier geht es um Familien, und Griechenland kommenden Relocation-Fälle. Herr de Maizière!) Drittens. Wenn man von einer Bearbeitungskapazi- Der Kompromiss ist die vernünftige Art des Inte- tät des Auswärtigen Amtes von insgesamt 40 000 bis ressenausgleichs ... Er lebt von der Achtung der 50 000 Fällen ausgeht und die Zahl der subsidiär Schutz- 778 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Bundesminister Dr. Thomas de Maizière (A) berechtigen dazu ins Verhältnis setzt, dann ist die Zahl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (C) 12 000 genau angemessen. Es ist eine Zwischenfrage. Ich muss den Fall aller- Die nächste Kritik von einigen war: Warum sind denn dings darstellen, die Härtefälle nicht Teil des Kontingents? Nun, dazu will (Zurufe von der AfD: Nein! – Das müssen ich sagen: Wir brauchen natürlich für die 1 000 Personen Sie nicht!) pro Monat Kriterien. Die werden wir besprechen. Aber dass es immer Härtefälle gibt, die sich einer Kriterienbe- damit ich die Frage formulieren kann. schreibung im Vorhinein entziehen, ist einfach Teil der (Widerspruch bei der AfD sowie bei Abge- Realität. ordneten der CDU/CSU und der FDP) ( [SPD]: Richtig! – Wolfgang Es geht um eine Familie in Husum. Kubicki [FDP]: Das sind doch auch Tausende, oder?) (Zuruf von der AfD: Frage!) Ein bisschen Großzügigkeit oder – unter Christenmen- Ein Vater mit minderjähriger Tochter – – schen sage ich es einmal so – ein bisschen Barmherzig- (Zuruf von der AfD: Frage!) keit braucht man hier leider auch. – Darf ich den Sachverhalt darstellen, Herr Minister? (Zurufe von der LINKEN: Oh! – [DIE LINKE]: Ich lach mich tot! – Dr. Marco Buschmann [FDP]: Das ist Barmherzigkeit Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: gegenüber sich selbst, weil Sie nicht wissen, Frau Kollegin, Zwischenfragen müssen Zwischenfra- was Sie wollen!) gen sein und keine Redebeiträge. Nun zu den Zahlen. Die einen haben gesagt, die Zah- (Beifall bei der AfD sowie bei Abgeordneten len sind zu niedrig, und die anderen haben gesagt, die der CDU/CSU und der FDP – Zurufe vom Zahlen sind zu hoch. Auch dazu will ich etwas sagen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein!) Denjenigen, die Hunderttausende befürchten, sage ich: Stellen Sie bitte in einer begrenzten Zeit eine Frage. Mit dem Kontingent gibt es eine Grenze, und die wird nicht überschritten. (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Und wer legt die fest?) Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (B) Es geht um einen Einzelfall aus Husum. Ein Vater mit (D) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: seiner minderjährigen Tochter hat Asyl beantragt, subsi- Herr de Maizière, gestatten Sie eine Zwischenfrage diären Schutz bekommen und den Nachzug seiner Fami- aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen? lie beantragt. Es geht um seine Ehefrau (Jürgen Braun [AfD]: Seine zweite Ehefrau? – Bundesminister des In- Dr. Thomas de Maizière, Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD – Ge- nern: genruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜND- Gerne. NIS 90/DIE GRÜNEN]: Ekelhaft! – Gegenruf der Abg. Dr. [AfD]: „Ekelhaft“? Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das war doch nur eine Frage! Was kann denn Herr Minister, vielen Dank, dass Sie meine Zwischen- daran ekelhaft sein?) frage zulassen. – Wir reden in diesem Kontext viel über und zwei minderjährige Töchter sowie zwei volljähri- Härtefälle. Deshalb möchte ich Sie gerne mit einem Ein- ge Söhne. Einer davon ist gerade 18 geworden und ist zelfall konfrontieren, den ich kurz schildern muss. schwerstbehindert. Er braucht den ganzen Tag Betreu- (Zurufe von der AfD: Oh, interessant! Und so ung, da er querschnittsgelähmt und Asthmatiker ist und repräsentativ! – Aha, wieder mal ein Einzel- regelmäßig Krampfanfälle hat. fall!) (Jürgen Braun [AfD]: Frage!) – Ja. Das ist hier der politische Anspruch, oder? Wir wol- Die Mutter bekommt für ihre zwei minderjährigen Töch- len eine Lösung für die Menschen finden, und wir reden ter ein Visum zum Nachzug, die beiden gerade volljäh- über Härtefälle. rig gewordenen Söhne, darunter der schwerstbehinderte, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht. und bei der LINKEN) (Zurufe von der AfD: Frage!) Deshalb möchte ich Sie gerne mit einem Einzelfall kon- Ich schließe jetzt meine Frage an. frontieren, um einmal darzulegen, welche Probleme be- stehen. (Beifall bei der AfD) Ich habe mich für diesen Fall eingesetzt und vor dem Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Auswärtigen Amt eine Härtefallregelung geltend ma- Aber es ist eine Zwischenfrage, Frau Kollegin. chen wollen. Das Auswärtige Amt hat mir geantwortet: Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 779

Luise Amtsberg (A) Es ist menschlich nachvollziehbar, dass auch die bereits Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (C) volljährigen Söhne, insbesondere der schwerbehinderte Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Högl, SPD. Sohn, gemeinsam mit ihren Familien nach Deutschland einreisen wollen. Dies genügt aber nicht für das Vorlie- (Beifall bei der SPD) gen einer außergewöhnlichen Härte. (SPD): Ich frage Sie also, Herr Minister: Würden Sie per- Dr. Eva Högl sönlich sagen, dass es sich bei dem hier dargestellten Einen schönen guten Morgen, Herr Präsident! Lie- Fall um einen Härtefall handelt? Bezug nehmend auf be Kolleginnen und Kollegen! Der eine oder die andere das parlamentarische Verfahren – durch die Härtefallre- denkt vielleicht in diesen Tagen: Gibt es nicht wichtigere gelung, über die wir sprechen, wurden im letzten Jahr Themen in unserem Land als den Familiennachzug für 97 Menschen begünstigt; sie ist also ziemlich ins Leere subsidiär Schutzberechtigte? gelaufen –: Was werden Sie persönlich dafür tun, dass ab (Dr. [AfD]: Das ist wohl August eine Härtefallregelung greift, die Menschen dann wahr! Da haben Sie völlig recht, Frau Kolle- auch tatsächlich hilft? gin!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Rente, Pflege, Wohnen, Bildung, Arbeitsmarkt, Sicher- heit, die Zukunft Europas, das alles sind zentrale und Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In- wichtige Themen, um die wir gerade in diesen Tagen bei nern: den Koalitionsverhandlungen ringen und über die wir da- Frau Abgeordnete Amtsberg, es ist mir überhaupt rüber hinaus hier im Deutschen Bundestag und in unserer nicht möglich, anhand Ihrer Sachverhaltsschilderung zu Gesellschaft natürlich intensiv beraten und debattieren. beurteilen, ob das ein Härtefall ist. Trotzdem ist es richtig und wichtig, dass wir gemein- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und sam in diesem Haus so engagiert um den richtigen Kurs der AfD) in der Flüchtlingspolitik ringen; denn der Umgang in un- serem Land mit Menschen, die bei uns Schutz und Si- Der Außenminister sitzt hier im Saal und hat zugehört. cherheit suchen, ist ein Gradmesser dafür, wie ernst wir Wir hatten in den letzten zwei Jahren 1 300 Anträge auf es mit der Menschenwürde und dem Schutz der Familie Anerkennung eines Härtefalles; rund 200 sind bewilligt meinen. worden. Es muss natürlich eine Auswahlentscheidung geben. Ich glaube, diese Entscheidungen sind im Aus- (Beifall bei der SPD) wärtigen Amt in guten Händen und werden auch weiter- Wir haben hier gestern in der Gedenkstunde zum Tag (B) (D) hin verantwortungsvoll und menschlich getroffen. des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und zusammengesessen. Anita Lasker Wallfisch hat – viele der AfD) Kolleginnen und Kollegen waren dabei – eine wirklich bewegende und sehr beeindruckende Rede gehalten. Ich Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. finde, sie hat uns für unsere Debatte heute Morgen und Ich hatte in Richtung derer, die sagen, es könnten Hun- für unsere Entscheidung etwas mitgegeben. derttausende kommen, gesagt, diese Befürchtung brau- che man nicht mehr zu haben; durch das Kontingent wird (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): die Zahl begrenzt. Denjenigen, die sagen, es sind sowieso Dann machen Sie was draus!) nur 50 000 bis 60 000, sage ich: Dann ist es aber auch Ich zitiere: nicht so schlimm, dass man drei bis vier Jahre wartet, Für uns haben sich die Grenzen damals hermetisch (Widerspruch bei der LINKEN und dem geschlossen und nicht, wie hier, geöffnet, dank die- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ser unglaublich generösen, mutigen, menschlichen in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten europäi- Geste, die hier gemacht wurde. schen Länder ohnehin Wartefristen von drei bis fünf Jah- Ich finde, wir sollten gemeinsam stolz darauf sein, ren haben. dass Deutschland ein Sehnsuchtsort geworden ist und (Jan Korte [DIE LINKE]: Sehr christlich!) ein weltoffenes Land, in dem die Menschenwürde unser wichtigstes Grundrecht ist. Meine Damen und Herren, am Ende einer harten De- batte muss ein Ergebnis stehen, wenn es um Menschen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten geht. Unser Ergebnis, unser Kompromiss steht für Hu- der CDU/CSU) manität und Verantwortung, Liebe Kolleginnen und Kollegen, weil die Menschen- (Widerspruch bei der LINKEN und dem würde und der Schutz der Familie nicht nur für Deutsche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gelten und nicht nur für Christinnen und Christen, ringen wir hier heute Morgen und an vielen Stellen in unseren für Integration und Begrenzung, für Großzügigkeit und Debatten um den richtigen Weg. Wir machen es uns nicht Realismus. In diesem Sinne bitte ich um Ihre Zustim- einfach; mung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der CDU/CSU) der CDU/CSU) 780 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Dr. Eva Högl (A) niemand macht es sich einfach, weder hier im Haus noch bräuchten, wenn die Sozialdemokraten diesem Gesetz- (C) darüber hinaus. entwurf nicht zustimmen würden? Zur Wahrheit gehört auch, liebe Kolleginnen und (Beifall der Abg. Annalena Baerbock Kollegen, dass – das macht es ja so schwer – nicht alle [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Menschen, die verfolgt sind, nicht alle Menschen, die in einem Bürgerkriegsland leben, nicht alle Menschen, die Dr. Eva Högl (SPD): in ihrem Heimatland keine Perspektive haben, bei uns Schutz und Sicherheit bekommen können oder eine Per- Herr Kubicki, wir haben unter den gegebenen Um- spektive und eine gute Integration. ständen nach intensiver Debatte beschlossen, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei (Beifall bei Abgeordneten der AfD) Jahre auszusetzen, und zwar bis zum März dieses Jahres. Deswegen müssen wir hier im Bundestag entscheiden, Die Rahmenbedingungen, unter denen wir das gemacht wer zu uns kommen darf und wer hierbleiben darf. Dass haben, sind hier, glaube ich, bekannt. wir uns heute Morgen die Entscheidung nicht leicht ma- Ich lege in meiner Rede jetzt dar, warum uns allen, chen, das zeichnet uns auch aus, finde ich. denen der Familiennachzug und eine humanitäre Flücht- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten lingspolitik am Herzen liegen, die Verlängerung der Aus- der CDU/CSU) setzung nicht leichtfällt. Der Familiennachzug bietet alles, was wir bei der Zu- (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE wanderung wollen und uns wünschen. Er findet legal, si- GRÜNEN]: Sehr schwach!) cher und geordnet statt, und zwar nicht durch Schlepper Trotzdem habe ich deutlich gesagt, dass der Gesetzent- und Schleuser, und er ist absolut gut und wichtig für die wurf, den wir heute beraten und beschließen, ein ganz Integration bei uns. wichtiger Schritt ist, ein Kompromiss, den wir jetzt ein- (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des gehen, um eine gute Neuregelung ab 1. August 2018 auf Abg. [CDU/CSU]) den Weg zu bringen. Deshalb ist es für die SPD – das möchte ich hier heute (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Morgen noch einmal sehr deutlich sagen – immer sehr der CDU/CSU – Annalena Baerbock [BÜND- schwer, den Familiennachzug auszusetzen, zu begren- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Abschaffung des Fa- zen oder deutlich zu reduzieren. Aber ich sage auch sehr miliennachzugs!) deutlich: Trotzdem ist der Kompromiss, wie Herr de Der einzige Zweck dieser Verlängerung, die wir heute (B) Maizière schon gesagt hat – der Gesetzentwurf, den wir (D) Morgen beschließen, ist, eine neue Regelung zu formu- heute vorlegen und den wir mit vereinbart haben und auf lieren, mit der wir gewährleisten, dass ab dem 1. August jeden Fall mittragen –, akzeptabel. 2018 wieder Familienangehörige von subsidiär Schutz- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten berechtigten zu uns kommen können. der CDU/CSU) In der ersten Lesung am 19. Januar 2018 habe ich für Das Wichtigste vorab, liebe Kolleginnen und Kolle- die SPD-Fraktion hier ausgeführt, dass wir wollten, dass gen: Ab dem 1. August 2018 soll Familiennachzug für in diesem Gesetzentwurf das Datum 31. Juli 2018 expli- subsidiär Schutzberechtigte wieder möglich sein. Das ist zit genannt wird, und das ist jetzt der Fall. Bis dahin wird die gute Botschaft und wichtige Nachricht. längstens verlängert, und danach ist Familiennachzug wieder möglich. Damit es überhaupt wieder Familiennachzug gibt – auch wir kennen die Mehrheiten hier in diesem Haus –, (Beifall bei der SPD) haben wir uns darauf verständigt, den Familiennachzug jetzt für vier weitere Monate auszusetzen und diese Ver- Mit dieser Übergangsregelung greifen wir einer Neu- längerung zu beschließen. regelung, die ab dem 1. August 2018 gelten soll, nicht vor; denn diese Neuregelung wollen wir hier im Deut- schen Bundestag gemeinsam sorgfältig beraten, formu- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: lieren und dann miteinander beschließen. Das soll sicher- Frau Högl, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kol- stellen, dass ab 1. August 2018 wieder Menschen über legen Kubicki? den Familiennachzug zu uns kommen können. Der zweite Punkt, der der SPD wichtig war und den Dr. Eva Högl (SPD): wir auch gewährleistet haben, ist, dass wieder Anträge Ja, bitte. gestellt werden können. Wir haben entsprechende Infor- ( [CDU/CSU]: Leichte Über- mationen aus dem Auswärtigen Amt, dass bereits jetzt raschung!) wieder Anträge entgegengenommen werden, Menschen eine Beratung bekommen und die Anträge, soweit mög- lich, auch bearbeitet werden. (FDP): Frau Kollegin Dr. Högl, gehe ich recht in der Annah- Jetzt komme ich noch zu den Härtefällen, weil auch me, dass wir ab 1. April dieses Jahres einen unbegrenzten das etwas ist, was uns allen natürlich sehr am Herzen Familiennachzug hätten und gar keine Härtefallregelung liegt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 781

Dr. Eva Högl (A) Nach § 22 Aufenthaltsgesetz können bei Härtefäl- Des Weiteren kann es Familienzusammenführungen in (C) len Visa ausgestellt werden, sodass Menschen, für die Schutzzonen und Schutzlagern in Nachbarländern geben, diese Härtefallregelung gilt, eine Aufenthaltserlaubnis was Aufgabe der UNO ist und nicht der Bundesrepublik bekommen können. Im letzten Jahr waren das 66 Perso- Deutschland. nen. Deswegen sage ich ganz deutlich, liebe Kolleginnen (Beifall bei der AfD – Annalena Baerbock und Kollegen: Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deutschland Härtefallregelung anders auszulegen und auszugestalten, ist Teil der Vereinten Nationen!) damit darunter mehr als 66 Personen fallen. Diese Härte- fallregelung muss vor allen Dingen, so wie es richtig und Die Entscheidung von Frau Merkel, 2015 die deut- wichtig ist, im Sinne des Kindeswohls und unter Berück- schen Grenzen von einer Flut Migranten überrennen und sichtigung der UN-Kinderrechtskonvention interpretiert weiterhin offen zu lassen, ist ein eklatanter Rechtsbruch; werden. Das ist unsere Aufgabe. so bereits die ehemaligen Verfassungsrichter Di Fabio und Papier, so die Wissenschaftlichen Dienste des Bun- (Beifall bei der SPD – Dr. Marco Buschmann destages. Auch das OLG Koblenz hat in seiner Entschei- [FDP]: Rechtsauslegung ist nicht Sache des dung vom 14. Februar 2017 zu Problemfällen der ille- Parlaments! Recht: sechs, setzen! – Stephan galen Einreise in das Bundesgebiet wörtlich festgestellt: Thomae [FDP]: Sie können das ändern! Tun Sie aber nicht!) Die rechtsstaatliche Ordnung in der Bundesrepublik ist in diesem Bereich jedoch seit rund eineinhalb Wir gehen heute mit dem Gesetzentwurf – und ich Jahren außer Kraft gesetzt ... werbe für die SPD-Fraktion um Zustimmung – einen ersten wichtigen Schritt. Wir verlängern die Aussetzung (Beifall bei der AfD) des Familiennachzugs längstens bis zum 31. Juli dieses Die Auswirkungen dieses permanenten Rechtsbruches Jahres. Das ist vereinbart, und das ist notwendig, um uns werden die Bürger Deutschlands auf Generationen finan- Zeit für eine Neuregelung zu schaffen. Dann wollen wir ziell, kulturell und in der inneren Sicherheit massiv be- diese Neuregelung hier miteinander debattieren. lasten. Die „Neue Zürcher Zeitung“ hat im Sommer 2017 veröffentlicht, was der Schweizer Finanzwissenschaftler Ich hoffe sehr, dass es eine Neuregelung sein wird, mit Raffelhüschen errechnet hat, dass uns nämlich jeder der Menschen zu uns kommen können und die einen ak- Migrant zu seinen Lebzeiten aufgrund des geringen Bil- zeptablen Kompromiss darstellt. Dafür werbe ich. dungsniveaus per saldo 450 000 kostet. Bei circa Herzlichen Dank. 2 Millionen Migranten von 2015 bis 2018 entspricht das Gesamtkosten in Höhe von etwa 900 Milliarden Euro. (B) (Beifall bei der SPD – Einfach atemberaubend! (D) [CDU/CSU]: Ich würde dringend raten, nach- zulesen, was die Härtefallregelung ist!) (Beifall bei der AfD) Mit dieser Summe könnten die größten Probleme der Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Rentenversicherung, der Alters- und Kinderarmut und der Bildung in Deutschland behoben werden. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Christian Wirth, AfD. (Widerspruch bei Abgeordneten der LIN- KEN) (Beifall bei der AfD) Eine Regierung, die einen solchen Rechtsbruch ver- ursacht, sollte bemüht sein, diese Schäden zu mindern Dr. Christian Wirth (AfD): bzw. zu beheben, etwa dadurch, dass die Grenzen nach Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordne- geltendem Recht geschlossen werden und eine Rückfüh- ten! Guten Morgen! Die AfD beantragt den Wegfall des rung bzw. Abschiebung der illegalen Migranten vorge- Anspruchs auf Nachzug der Familienangehörigen von nommen wird, wie auch schon von Frau Merkel gefor- subsidiär schutzberechtigten Migranten. Die Große Ko- dert: Das Wichtigste ist Rückführung, Rückführung und alition will sich nunmehr dahin gehend geeinigt haben, nochmals Rückführung, und es bedarf einer nationalen dass die Aussetzung des Nachzuges für Migranten mit Kraftanstrengung bei der Abschiebung. – Schneller ver- eingeschränktem Schutz bis zum 31. Juli dieses Jahres gessen als gesprochen! befristet werden soll und sodann auf 1 000 Menschen pro (Beifall bei der AfD) Monat begrenzt wird, ergänzt um eine bereits bestehende Härtefallregelung. Aber will die Bundesregierung überhaupt die subsidi- ären Migranten zurückführen? Wir haben eine Antwort Die Interpretation der Koalitionspartner ist abenteu- darauf: Nein, will sie nicht. Lippenbekenntnisse! Wie die erlich. Warum die Aussetzung befristen, wenn seit 2016 Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage die Einsicht bei den Regierungsparteien besteht, dass der der AfD zeigt, ist seitens der Bundesregierung eine sol- Nachzug nicht angebracht ist? Wir sind der Auffassung, che Rückkehr überhaupt nicht gewollt, unabhängig da- dass eine Familienzusammenzuführung nicht in unserem von, ob eine Bedrohungssituation vor Ort in Syrien noch Land zu erfolgen hat, sondern zum Beispiel in Schutz- besteht. zonen in Syrien, welches zum größten Teil befriedet ist. In der Antwort auf die Kleine Anfrage schreibt die (Beifall bei der AfD) Bundesregierung: 782 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Dr. Christian Wirth (A) Der Rückgang militärischer Gewalt in Teilen Syri- neues Geschäftsfeld für Schleuser eröffnet. Besonders pi- (C) ens ist nicht mit einem Ende des Konfliktes gleich- kant ist – das sage ich in Richtung der CSU, die in diesem zusetzen. Jahr in Bayern Landtagswahlen hat –, dass diese Rege- lung auch von der CSU-Europaabgeordneten Hohlmei- Welchen Maßstab legt die Bundesregierung an, da die er getragen wird, immerhin die Tochter von Franz Josef letzte Lagebeurteilung Syriens von 2012 stammt? Dies Strauß. ergibt sich dann aus der weiteren Antwort: Und zur FDP: Nur im Wahlkampf bei der AfD abkup- Ein Ende des Konfliktes muss durch eine verhan- fern reicht nicht; man muss auch liefern. delte, politische Lösung herbeigeführt werden, die derzeit auch wegen fehlender Teilnahme des syri- (Beifall bei der AfD) schen Regimes am Friedensprozess der Vereinten Nationen in Genf nicht absehbar ist. Die CDU/CSU hat in ihrem Wahlkampfprogramm be- hauptet, man habe aus 2015 gelernt, die Migration soll Hier sieht man, dass die Bundesregierung die Rück- auf einem niedrigen Stand gehalten werden – was auch führung syrischer Migranten mit einem rhetorischen immer das ist. Der Bürger hätte aufatmen können, wenn Trick auf ewige Zeiten verschieben kann. Hiermit be- da nicht zwei Anglizismen folgen würden, die die wah- geht die Bundesregierung abermals einen erheblichen re Absicht der CDU/CSU verschleiern, nämlich dass die Rechtsbruch zulasten Deutschlands, da natürlich auf die CDU/CSU jenem durch Resettlement und Relocation tatsächliche Bedrohungslage abzustellen ist. nachkommen will. Auf Deutsch: durch Neubesiedlung (Beifall bei der AfD) und Umsiedlung. Damit hat sich prinzipiell auch die derzeitige Diskus- Nicht umsonst hat uns unser heutiger Präsident Herr sion über den seit knapp zwei Jahren ausgesetzten Fa- Schäuble bereits 2016 belehrt, wir bräuchten die Migrati- miliennachzug von Syrern erledigt. Der vollkommene on aus Afrika und dem Nahen Osten, um in Europa nicht Familiennachzug wird kommen. in Inzucht zu degenerieren. Doch der Hiobsbotschaften noch nicht genug. Denn (Beifall bei Abgeordneten der AfD) der „Spiegel“ meldet in seiner Ausgabe vom 13. Januar Meine Damen und Herren, dies ist das Vokabular der 2018, dass der GroKo-Betrug mit dem Asylrecht noch „Replacement“-Agenda der UNO und der EU, nachzule- viel schlimmer ist, als man sich je vorstellen konnte. sen ab 2001 auf den offiziellen Seiten der UNO und der Bereits im November 2017 hat das Europaparlament EU, wonach für Europa eine Migration aus Nahost und eine Änderung der Asylbestimmungen beschlossen. Da- Afrika gefordert wird, um den Nationalstaaten in Europa (B) nach soll künftig nicht mehr das Land in der EU, das ein das Rückgrat zu brechen, mit einer Quote für Deutsch- (D) Migrant zuerst betritt, für dessen Asylverfahren zustän- land von an die 12 Millionen Menschen. dig sein, sondern das Land, zu dem bereits Verbindungen (Beifall bei der AfD) bestehen. Solche Verbindungen können aufgrund frühe- rer Aufenthalte bestehen oder dadurch, dass sich bereits Nach diesem Abstimmungsverhalten im Europapar- ein Angehöriger im Land befindet. lament fordern wir die Altparteien auf, endlich Farbe zu bekennen: Wenn Sie weiterhin die Massenmigration Nach Parlamentsvorschlägen soll „faktisch die bloße nach Deutschland wollen, wie die beiden linkspopulisti- Behauptung einer Familienverbindung ausreichen“. Zi- schen Parteien im Bundestag, dann sagen Sie es jetzt und tat: ehrlich und machen den Weg für Neuwahlen frei! An- Wenn jeder der über 1,4 Millionen Menschen, die sonsten beginnen Sie endlich damit, Politik zu machen seit 2015 in Deutschland Asyl beantragt haben, zur für die, die Sie gewählt haben und die Sie bezahlen: für Ankerperson für neu in der EU ankommende … das deutsche Volk und Deutschland! Migranten (Beifall bei der AfD) wird, reden wir über ganz andere Größenordnungen Stimmen Sie unserem Antrag zu! als bei der Familienzusammenführung. Vielen Dank. So Innenstaatssekretär Ole Schröder, CDU. (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der AfD) Und was machen die Abgeordneten der CDU/CSU, Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: SPD und FDP im Europaparlament? Sie stimmen die- Nächster Redner ist der Kollege Stephan Thomae, ser vollkommen irrsinnigen Regel zu und dürfen sich FDP. bald als Garanten einer neuen Völkerwanderung nach (Beifall bei der FDP) Deutschland feiern lassen.

(Beifall bei der AfD) Stephan Thomae (FDP): Hiermit sind auch sämtliche geplanten Pseudo-Ober- Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! grenzen bei der Migration in Höhe einer Sozialhilfegroß- Wir beraten heute vier Gesetzentwürfe und einen Antrag stadt von 220 000 Personen, also in der Größenordnung und hören von Ihnen, Herr Bundesinnenminister, dass von zum Beispiel Freiburg, Makulatur – und es wird ein Sie einen Kompromiss, also einen Ausgleich, zwischen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 783

Stephan Thomae (A) den Vorstellungen der Union und den Vorstellungen der – ich muss keine Frage stellen; lesen Sie einmal die Ge- (C) SPD gefunden haben. Sie haben uns auch erläutert, was schäftsordnung – ein Kompromiss ist. Was Sie aber nicht sagen, ist, dass (Beifall bei der SPD – Dr. Marco Buschmann dieser Kompromiss jemanden kompromittiert, nämlich [FDP]: Sie haben aber eine Frage angekün- die SPD. Denn die Streitigkeiten um die Lesart und die digt!) Deutung Ihres Änderungsentwurfs beginnen schon. Hat sich denn nun die Union auf ganzer Linie durchgesetzt, dass die FDP einen Gesetzentwurf vorgelegt hat, der auf oder hat die SPD Spuren hinterlassen? Vielleicht kann eine Aussetzung des Familiennachzugs für die nächsten ich bei diesem Streit für eine Lösung sorgen. Die Union zwei Jahre abzielt. Auch die Kollegen von den Grünen hat sich auf ganzer Linie durchgesetzt. haben im Rahmen der Jamaika-Verhandlungen eine Aus- setzung für ein Jahr vorgesehen. In Wahrheit bringt also (Beifall der Abg. Katrin Göring-Eckardt der zwischen Union und SPD gefundene Kompromiss, [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) was den Familiennachzug angeht, den Menschen, um die Das, was Sie uns heute vorlegen, ist das, was Sie von es geht, deutlich mehr Humanität als der Gesetzentwurf der Union schon immer gesagt haben, nur sprachlich der FDP und übrigens auch mehr als der Vorschlag der schlechter und eigentlich völlig unverständlich. Ich will Grünen. kurz sagen, weshalb das so ist. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der FDP) Sie sagen: Bis zum 31. Juli dieses Jahres gibt es keinen Stephan Thomae (FDP): Familiennachzug. Ab dem 1. August dieses Jahres gibt es Frau Kollegin Hagedorn, bitte lesen Sie unseren Ge- ein Kontingent von 1 000 Menschen pro Monat aus hu- setzentwurf ganz und gründlich. Wir wollen in der Tat manitären Gründen. Schon hier beginnt die Unklarheit. keinen ungeregelten, kompletten Nachzug, sondern ei- Ist das ein Tatbestandsmerkmal? Können also maximal nen geregelten Nachzug. Unsere Regelung sieht zwar 1 000 Menschen aus humanitären Gründen nachziehen, eine weitere Aussetzung vor. Aber der springende Punkt oder erlauben Sie aus humanitären Gründen – sozusagen ist – das haben Sie offensichtlich nicht gelesen – unsere als Begründung – 1 000 Menschen den Nachzug plus Härtefallregelung. Ein Härtefall kann demnach sowohl Härtefälle, so wie es die SPD deuten will? Aber so steht in der Person, die bereits hier im Land lebt, als auch in es nicht im Gesetz. Dort heißt es: 1 000 Menschen aus der Person, die nachziehen will, begründet sein. Nun humanitären Gründen – was auch immer das genau ist –, kommt der große Unterschied. Wir sagen: Warum wollen bis die Zahl von 1 000 erreicht ist. – Das ist immer Ihre wir nicht auch den Menschen, die gut integriert sind, sich Vorstellung gewesen, meine Damen und Herren von der selbst versorgen, Arbeit gefunden haben, Deutsch spre- (B) (D) Union. 1 000 ist nichts anderes als eine Obergrenze. Sie chen, straffrei geblieben sind, Geld verdienen, Miete und schaffen sogar eine Obergrenze für Härtefälle. Das kann Steuern zahlen, den Nachzug der Familie ermöglichen? nicht angehen. Das ist der wesentliche Unterschied. Dazu finde ich in Ihrem Entwurf nichts, aber auch gar nichts. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Da Sie der Anhörung, die wir am Montag zum Fami- Herr Kollege Thomae, gestatten Sie eine Zwischenfra- liennachzug durchgeführt haben, beigewohnt haben, ha- ge der Kollegin Hagedorn? ben Sie vielleicht bemerkt, dass dort etwas ganz Seltenes und Außergewöhnliches passiert ist. Sogar die von der Stephan Thomae (FDP): Regierung benannten Sachverständigen haben klar und deutlich attestiert, dass die vorgesehene Kontingentie- Ja, gestatte ich. rung auf 1 000 Menschen pro Monat eine Zwischenlö- sung sein kann, dass aber letztlich der Vorschlag der FDP (SPD): richtig ist, die Härtefälle klar zu definieren. Lieber Herr Kollege Thomae, ich finde das ganz span- nend. Sie haben darauf hingewiesen, dass vier Gesetzent- (Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der würfe vorliegen, davon einer von der FDP. Sie arbeiten SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – sich in Ihrer Redezeit hauptsächlich an dem zwischen Andrea Nahles [SPD]: Faktencheck!) CDU/CSU und SPD gefundenen Kompromiss ab. Auch der Vertreter des Deutschen Städte- und Gemeinde- bundes hat deutlich gemacht, dass das, was die FDP vor- (Dr. Marco Buschmann [FDP]: Seine Rede ist gelegt hat, schon die endgültige Lösung durchschimmern doch noch nicht vorbei!) lässt, dass unser Entwurf richtig ist und dass es in diese Schon die Zwischenfrage von Herrn Kubicki an unsere Richtung gehen muss. Es kommt ganz selten vor, dass Kollegin Eva Högl hat den falschen Eindruck erweckt, sogar die von einer Regierung benannten Sachverständi- als ginge der FDP die Regelung zum Familiennachzug gen einen Oppositionsentwurf für richtig halten. nicht weit genug. (Beifall bei der FDP) Fakt ist aber, Stattdessen sieht die jetzt beschlossene Regelung vor, (Dr. Marco Buschmann [FDP]: Sie müssen dass ab 1. August 2018 bis zu 1 000 Betroffenen pro Mo- eine Frage stellen!) nat der Nachzug ermöglicht werden soll; bei Ihnen ist 784 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Stephan Thomae (A) sogar eine Kontingentierung der Härtefälle vorgesehen. das, was hier von Ihnen als Kompromiss ausgehandelt (C) Was bewirken Sie denn damit, Herr Bundesminister? Sie worden ist, schmackhaft machen wollen. bewirken, dass sogar bei der Behandlung der Härtefälle Warteschlangen von Menschen entstehen. Gleichzeitig (Andrea Nahles [SPD]: Das lassen Sie mal sagen Sie nicht, wie Sie bei den Härtefällen priorisieren unsere Sorge sein! Wir kriegen das schon ge- wollen. Wie wollen Sie denn sicherstellen, dass nicht die backen!) schlimmsten, gravierendsten Fälle am längsten warten Wir sind sehr gespannt, wie es mit diesem Thema wei- müssen? Keinerlei Antwort darauf findet sich in Ihrem tergehen wird. Gesetzentwurf. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der FDP)

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Herr Kollege Thomae, gestatten Sie noch eine Zwi- Danke sehr. – Jetzt hat das Wort der Vorsitzende der schenfrage? Fraktion Die Linke, Dr. Dietmar Bartsch. (Beifall bei der LINKEN) Stephan Thomae (FDP): Ich kann noch unendlich lange reden, sehr gerne. Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was wir

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: in den letzten Wochen von Union und SPD beim Thema Das fürchte ich schon. Familiennachzug erlebt haben, das ist wirklich ein Trau- (Heiterkeit) erspiel. (Beifall bei der LINKEN) Stephan Thomae (FDP): Ich rede mich gerade erst in Rage. Es ist ein Trauerspiel zulasten der Menschlichkeit. Diese Einigung ist offensichtlich ein Vorgeschmack Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: auf die kommenden schwarz-roten Jahre, und wahrhaftig Frau Esken, bitte. kein guter. Es ist doch so: Sie streiten wie die Irren, und dann machen Sie faule Kompromisse. Herr de Maizière, (B) Sie hätten bei Wikipedia nicht unter „Kompromiss“, son- (D) (SPD): dern unter „Fauler Kompromiss“ nachschauen sollen; Herr Kollege Thomae, was schätzen Sie, wie viele Jahre ein geflüchteter Mensch hier bei uns gut integriert (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- sein muss, um Deutsch zu sprechen, eine Wohnung zu neten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE haben, diese Wohnung bezahlen zu können, eine Arbeit GRÜNEN) zu haben, damit Sie ihm erlauben würden, seine Familie dann hätten Sie hier auch etwas anderes vorlesen können. nachzuholen? Dann haben Sie hier gesagt: Das ist so ähnlich wie in Stephan Thomae (FDP): einem Tarifkonflikt. – Das ist es überhaupt nicht. Hier Frau Kollegin, da schätzen Sie mich völlig falsch ein. geht es um Menschen. Fragen Sie einmal die Leute, die Wir haben bereits eine ganze Reihe von Menschen, die da draußen demonstrieren. Das ist ein unzulässiger Ver- seit gar nicht allzu langer Zeit hier leben, gut Deutsch gleich. sprechen, sich redlich verhalten, gegen die kein Einwand (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- besteht, die hier arbeiten und in der Lage sind, ihre Fa- NIS 90/DIE GRÜNEN) milie nachzuholen. Ich kann Ihnen keine Zahlen nennen. Aber dass es solche Fälle bereits jetzt gibt, daran kann in Familienzusammenführung zu ermöglichen, ist eine meinen Augen kein Zweifel bestehen. moralische Pflicht. Die Aussetzung soll nun bis zum 31. Juli 2018 verlängert werden, und danach sollen 1 000 (Beifall bei der FDP) Familienangehörige pro Monat kommen können. Nun Was wir erreichen wollen, ist, dass Menschen, die haben Sie erzählt: Das ist keine Willkür. – Natürlich ist Leistung zeigen, ihre Familien nachholen können. Das es Willkür. Warum denn nicht 900 oder 1 500 Familien- aber ist in Ihrem Entwurf nicht zu erkennen. Deswegen angehörige? Es ist reine Willkür. sind wir der Meinung, dass das, was Sie uns hier vor- Dann sagen Sie: Wir haben keine Kriterien. – Was ist legen, für eine christlich ausgerichtete Regierung nicht denn das für ein Eingeständnis? Sie müssen dem Deut- der große Wurf sein kann. Ich glaube, Sie verschieben schen Bundestag einmal sagen, was es für Kriterien für die Lösung dieses Problems auf einen noch zu erlassen- diejenigen gibt, die kommen können. den Gesetzentwurf, der dann kommen soll, wenn die Tinte unter dem Koalitionsvertrag trocken ist. Was dann (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- kommt, darauf sind wir sehr gespannt. Ich bin jedenfalls neten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE gespannt, Frau Nahles, Herr Schulz, wie Sie Ihrer Partei GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 785

Dr. Dietmar Bartsch (A) In einem hat der Kollege Thomae völlig recht gehabt: Der Schutz der Familieneinheit ist ein Menschenrecht, (C) In dieser Frage hat sich die Union komplett durchgesetzt. meine Damen und Herren. Das ist es! Dobrindt sagt: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Fami- liennachzug mehr. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das Das gilt nicht nur für diejenigen mit einem deutschen stimmt auch!) Pass, sondern das gilt generell. Wo bleibt denn da das Da hat er einfach recht, und das bedauere ich sehr. „C“ in Ihrer Partei, meine Damen und Herren? (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- Wenn Sie uns, der Linken, das schon nicht abnehmen, neten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) dann hören Sie doch wenigstens auf die Kirchen. Wenn ich jetzt alle Zitate von den Kirchen in Deutschland hier Ersetzt wird die bisherige Regelung durch eine bloße anbringe, muss ich eine Stunde reden. Aber zumindest ­Ermessensregelung. Sie beinhaltet, dass bis zu 1 000 Fa- zwei will ich Ihnen nicht ersparen: Herr Jüsten, der Ver- miliennachzüge pro Monat ermöglicht werden können. treter der katholischen Bischöfe in Berlin, sagt: „... bis zu ... können“: Ich meine, es können auch 2 sein oder 1. Es ist eine Willkürregelung, und das geht so über- Es ist eine untragbare Härte, haupt nicht. – ein untragbare Härte! – (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- wenn Familien auf unabsehbare Zeit getrennt blei- NIS 90/DIE GRÜNEN) ben. Dazu kommt die Härtefallregelung. Auf Grundlage (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- der Härtefallregelung wurden im gesamten letzten Jahr NIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordne- 66 Visa ausgestellt. Davon waren also gut 100 Leute ten der SPD) betroffen – und das feiert die SPD. Es ist doch unfass- bar, wenn diese Härtefallregelung jetzt verlängert wird. Herr Bedford-Strohm, der EKD-Vorsitzende, sagt: Wer Es kann doch wirklich nicht wahr sein. Sie müssen sich um seine Familie fürchtet, der kann sich kaum integrie- einmal überlegen: In Nordsyrien flüchten jetzt Tausen- ren. – Nehmen Sie doch wenigstens das Wort der Kirchen de Menschen, unter anderem vor deutschen Panzern. Da in Deutschland ernst, meine Damen und Herren von der zeigen Sie kein Engagement, aber bei diesen wenigen Union! Das wäre das Mindeste. engagieren Sie sich. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (B) (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- (D) NIS 90/DIE GRÜNEN) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Wenn das für die 45 000, 50 000, 60 000, wie viele Herr Kollege Bartsch, gestatten Sie eine Zwischenfra- auch immer das sein mögen, umgesetzt wird, dann dauert ge von Kollegen Ehrhorn, AfD? – Bitte. das vier, fünf Jahre – länger, als die Koalition bestehen wird. Meine Damen und Herren, das wird ein Lottospiel, aber Familie darf doch kein Lottospiel sein. (AfD): Sehr geehrter Herr Kollege, wenn man Sie reden hört, (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- hat man den Eindruck, dass Sie unter dem Aspekt der NIS 90/DIE GRÜNEN) Menschlichkeit gar nicht genug Menschen in unser Land Wir reden hier über Menschen, denen in ihrer Heimat einwandern lassen wollen. Ist Ihnen dabei bewusst, dass eine Gefahr für das Leben droht, die aus Bürgerkriegs- für jeden, der in unser Land einwandert, irgendwo in gebieten flüchten. Hinter dem sperrigen Begriff „subsidi- Deutschland ein deutscher Familienvater oder eine ande- är“ verstecken sich schwerste Schicksale, und mit dieser re Person mitarbeiten muss? Regelung werden diese Schicksale noch mal gnadenlos (Beifall bei Abgeordneten der AfD – Annalena erschwert. Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Würde des Menschen! – Zurufe von der Liebe Union: Familienpartei. Ich will mal Andy LINKEN: Oh!) Scheuer zitieren: Sind Sie der Meinung, dass das Geld, das dafür verwen- Ehe und Familie stehen bei der CSU im Mittel- det wird – wir haben die Zahl eben sehr eindrücklich punkt. Ich wende mich gegen jegliche Relativie- gehört; wir werden uns in der Größenordnung von viel- rungsversuche. leicht 900 Milliarden Euro in den nächsten Jahrzehnten Gilt das denn nur für einige, oder gilt das für alle? bewegen –, das Sie hier so großzügig auszugeben bereit sind, Ihr Geld ist, oder glauben Sie nicht auch, dass das (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- das Geld der Steuerzahler ist, mit dem man hier mit einer NIS 90/DIE GRÜNEN) großen Verantwortung umzugehen hat? Ich will Sie mal ans Grundgesetz erinnern: Danke schön. Ehe und Familie stehen unter dem besonderen (Beifall bei der AfD – Bettina Hagedorn Schutze der staatlichen Ordnung. [SPD]: 10 000 für Schnittchen!) 786 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

(A) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE): Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (C) Sehr geehrter Herr – Ihren Namen habe ich nicht ver- Jetzt hat die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die standen; muss ich mir aber vielleicht auch nicht mer- Grünen, Katrin Göring-Eckardt, das Wort. ken –, um das ganz klar zu sagen: Was Sie hier gerade (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gefragt haben, geht an der Sache unendlich vorbei.

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. NEN): [CDU/CSU] – Widerspruch Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! bei der AfD) Wir werden über dieses Gesetz abstimmen, und ich bitte Wissen Sie, welche Personengruppe es betrifft? Für mei- Sie, jede Einzelne und jeden Einzelnen in diesem Haus: ne Fraktion, für Die Linke, will ich Ihnen eines ganz klar Überlegen Sie sich, was wäre, wenn es Ihr Kind wäre. sagen – vielleicht begreifen Sie es ja sogar –: Wir wollen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für solche Bedingungen sorgen, dass jedes Kind, egal wo sowie bei Abgeordneten der LINKEN) es geboren wird, dort seine Entwicklungsmöglichkeiten entfalten kann und später auch entscheiden kann, wohin Ich nehme an, auch Sie haben Kinder, für die Sie Ver- es geht. antwortung haben, liebe Kolleginnen und Kollegen von der AfD. Stellen wir uns einmal vor, eines Ihrer Kinder (Beifall bei der LINKEN) würde irgendwo im Kriegsgebiet warten und Sie könnten Wir kritisieren, dass über Fluchtursachen nicht geredet es nicht nachholen. wird, dass aus Deutschland sogar ein Beitrag zu Flucht (Zurufe von der AfD) und Vertreibung geleistet wird, aktuell in Nordsyrien. Da würden selbst Sie mit Ihren menschenverachtenden (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN) Parolen sagen: Ich tue alles für dieses Kind. Das ist unsere Position und nicht die Position der Frem- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN denfeindlichkeit, die davon ausgeht, dass möglichst ab- sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Abg. geschottet wird und am Ende auf Flüchtlinge geschossen [AfD] meldet sich zu einer wird, wie das aus Ihrer Fraktion gesagt wird. Das wollen Zwischenfrage) wir nicht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: NIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordne- (B) Frau Kollegin? (D) ten der SPD – Zurufe von der AfD) Da sich die Union bei diesem Kompromiss, diesem Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- faulen Kompromiss, durchgesetzt hat, will ich auch für NEN): die SPD noch eine Einschätzung zitieren, nämlich die Nein, das ist AfD-TV. Ich lasse keine Frage zu. Sie Einschätzung des Deutschen Anwaltvereins. Frau Gisela können das ohne mich machen. Seidler sagt: Dieses Gesetz bedeutet eine unglaubliche Verschlechterung für die Menschen. Aus einem Rechts- (Dr. Alice Weidel [AfD]: Unsouverän! – Wei- anspruch wird reines Ermessen gemacht. Die SPD hat tere Zurufe von der AfD) unsagbar schlecht verhandelt. – Liebe Sozialdemokra- Ich will auch die Kolleginnen und Kollegen von der ten und Sozialdemokratinnen, was habt ihr eigentlich im CSU – christlich und sozial nennt sich diese Partei ja – Wahlkampf gesagt? Wie habt ihr diesen Jamaika-Kom- einmal fragen: Wie kann es eigentlich sein, dass Sie die promiss kritisiert? Frage, ob Familien zusammenkommen können, ob Kin- (Christian Lindner [FDP]: Welchen Jamai- der in den Flieger steigen und sicher nach Deutschland ka-Kompromiss?) kommen können, zur Gretchenfrage einer Koalition ma- chen, zur Gretchenfrage für dieses Land machen? Das Das ist doch unfassbar! Das hier böte im Übrigen die ist doch nicht christlich, das ist doch nicht sozial. Das ist Möglichkeit, glaubwürdig aus diesem Wahnsinnsprojekt doch komplett absurd, meine Damen und Herren. Schwarz-Rot auszusteigen. Das wäre mal eine Idee. So könnte man da glaubwürdig herauskommen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Heute Morgen hätten Sie vor dem Bundestag sehen Ich will und meine Fraktion will, dass jedes Kind in können, dass dort eine Reihe von Demonstrantinnen und Sicherheit bei seiner Familie aufwachsen kann. Das muss Demonstranten standen, mit denen unter anderem ich ge- Normalität überall auf der Welt sein. Dieses Gesetz ist redet habe. willkürlich, moralisch fragwürdig und unmenschlich. Sie haben die Gelegenheit, es abzulehnen. (Zurufe von der AfD) Danke schön. Dort waren zwei Jungs aus Syrien, acht Jahre und sechs Jahre alt. Diese beiden Jungs sind mit ihrer älteren (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- Schwester hierhergekommen. Ihre Eltern sind nach wie NIS 90/DIE GRÜNEN) vor in Syrien. Sie sind genau dort in Syrien, wo gerade die Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 787

Katrin Göring-Eckardt (A) Türkei mit deutschen Panzern angreift. Ich habe diesen ne Damen und Herren, darum geht es doch; es geht hier (C) beiden Jungs versprochen, dass ich Ihnen hier sagen wer- nicht um irgendeinen Kompromiss, es geht um Familie de: Diese beiden Kinder warten seit zwei Jahren darauf, und Kinder. dass Mutter und Vater zu ihnen kommen. Es wäre doch unmenschlich, wenn man nicht sagen würde: Selbstver- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ständlich müssen die Eltern dieser beiden Jungs, die hier draußen standen, die schon Deutsch gelernt haben, die Nein, ein bisschen Barmherzigkeit gibt es nicht, und alles daransetzen, hier anzukommen, die alles daranset- Härtefälle sind eben Härtefälle. Es ist sehr nett, Herr zen, hier in Frieden zu leben, nachkommen. Die Kinder Gabriel, dass Sie auf die Anmerkung von Frau Amtsberg brauchen doch Mutter und Vater. – Es ist doch absurd, zu hier durch den Saal gegangen sind – ich nehme an, es sagen: Vielleicht ist das ein Härtefall – oder eben auch gibt Fotos davon – und sich diesen einen Härtefall noch nicht, meine Damen und Herren. einmal genau anschauen wollten, um zu sehen, ob Sie nicht doch etwas tun können. Aber genau das ist der fal- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sche Ansatz. sowie bei Abgeordneten der LINKEN) Sie schaden auch dem Ansehen unseres Landes. Sie Was ist denn ein Härtefall? Sind diese beiden Jungs da schaden aber auch dem Rechtsstaat. Die Leute da drau- draußen ein Härtefall? Muss man schwerstbehindert sein ßen haben nämlich vertrauensvoll gewartet. Sie waren oder was auch immer? Nein. die ganze Zeit ziemlich ruhig. Denen hatten Sie nämlich (Jürgen Braun [AfD]: Zweite Ehefrau! Poly- gesagt: In zwei Jahren geht es wieder. – Jetzt haben Sie gamie ist ein Härtefall!) die aber betrogen. Die fragen sich jetzt: Wieso ist das Land, in dem ich angekommen bin, ein Rechtsstaat, in- Jeder einzelne Fall – wenn Familien getrennt sind, wenn dem mir alle immer wieder sagen, ich müsse mich an Kinder von ihren Eltern getrennt sind, wenn Geschwister Recht und Gesetz halten? Selbstverständlich wollen die getrennt sind – ist doch ein Härtefall. Das ist die Wirk- das. Jetzt aber werden sie betrogen, und es wird ihnen lichkeit, wenn es um Familien geht, meine Damen und gesagt: „April! April!“, und es ist doch nicht so. – Wie Herren. können Sie eigentlich dem eigenen Rechtsstaat, auf den wir so stolz sind, auf diese Art und Weise schaden? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Dr. Alexander Gauland [AfD]: Ja, ja!) sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Alexander Gauland [AfD]: Ja, Sie wol- Liebe Union und liebe SPD, ich verstehe es einfach nicht. len alle hierherholen, aber wir nicht! Und die (B) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Deutschen draußen auch nicht! Sie wollen sie (D) Abg. Jürgen Braun [AfD] meldet sich zu einer nicht!) Zwischenfrage) Frau Högl, Sie haben darauf hingewiesen, dass Sie das alles unter der Berücksichtigung der Kinderrechts- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: konvention machen wollen. Das kann man nicht; man Frau Kollegin Göring-Eckardt, ich habe es richtig kann nicht nur ein bisschen die Kinderrechtskonvention verstanden, dass Sie Zwischenfragen der AfD-Fraktion berücksichtigen. nicht beantworten wollen? (Zuruf von der SPD: „Ein bisschen“, sagen Sie!) Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Die Kinderrechtskonvention gilt! Das ist der Unter- Das haben Sie richtig verstanden. Vielen Dank. schied: Sie gilt für jedes Kind und nicht nur für 1 000 Herr Dobrindt hat leider recht; Herr Bartsch hat da- oder für 1 000 plus 97. Für jedes einzelne Kind gilt die rauf hingewiesen. Herr Dobrindt hat sehr klar gesagt: Die Kinderrechtskonvention. Das ist das Problem, das Sie neue alte GroKo schafft das Recht auf Familiennachzug mit Ihrem sogenannten Kompromiss geschaffen haben, ab. – Genauso ist es. Es geht um das, was eigentlich Völ- meine Damen und Herren. kerrecht ist, um das, was eigentlich selbstverständlich mit unserem Grundgesetz vereinbar sein muss, nämlich den (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN besonderen Schutz von Ehe und Familie. Das schaffen sowie bei Abgeordneten der LINKEN) Sie ab. Sie machen daraus nicht mehr ein Völkerrecht, Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, man nicht mehr ein Grundrecht – Sie machen daraus jetzt ein kann ja viel darüber reden, auf welche Art und Weise Sie Gnadenrecht. Ich finde, bei Familie kann es kein Gna- verhandeln und was uns wahrscheinlich mit dieser Art denrecht geben. von Großen Koalition – „kleine Koalition“ kann man ja Lieber Herr de Maizière, Sie sagten hier am Anfang, eigentlich nur sagen – bevorstehen wird. Sie knicken in wir sollten doch einmal darüber nachdenken, dass es ein der Familienfrage ein. Du liebe Güte! Sie stellen sogar bisschen Barmherzigkeit geben soll. Dann machen Sie immer noch die Familienministerin. Ich frage: Wie klein lange Ausführungen darüber, was bei Wikipedia über will sich die SPD noch machen? Sie sind noch in keiner „Kompromiss“ steht. Haben Sie vielleicht einmal nach- Koalition. Sie können heute hier zeigen, dass es Ihnen geguckt, was bei Wikipedia über „Familie“ steht? Mei- wirklich um die Familien geht. Sie können es heute hier 788 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Katrin Göring-Eckardt (A) zeigen, indem Sie diesem unsäglichen Kompromiss, den Ich spreche jetzt ein sehr unangenehmes Thema an, (C) Ihre Führung gemacht hat, nicht zustimmen. weil es die Menschen in unserem Lande bewegt. Ich fra- ge: Wer ist Familie? (Andrea Nahles [SPD]: Was haben Sie denn hier vorzuweisen? Unverschämt! Das ist ja (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wohl das Letzte!) NEN]: Das definieren Gott sei Dank nicht Sie!) Jeder Einzelne von Ihnen kann heute entscheiden: Ich setze mich ein für die syrischen Familien. Ich setze mich Wer gehört zum Beispiel nach Ihrer Auffassung, Frau ein dafür, dass jedes Kind das Recht hat, mit seinen El- Göring-Eckardt, zur Familie? Gehört dazu auch die tern zusammenzuleben. Zweitehefrau? Gehört dazu die Zweitehefrau wie in Pin- neberg, wo im Rahmen des Familiennachzugs bewilligt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – wurde, dass die Zweitehefrau eines Syrers nach Deutsch- Dr. Alexander Gauland [AfD]: Ja, ja, ja!) land kommen durfte? Es ist unglaublich. Mittlerweile sind es zwölf Menschen, die auf Kosten der Steuerzah- Ich setze mich dafür ein, dass die Frage: „Was wäre, ler unseres Landes in Pinneberg sind, weil Polygamie wenn es mein Kind wäre?“, beantwortet wird mit: Ja, ich ermöglicht wird. Polygamie darf in Deutschland keine würde alles dafür tun, dass diese Kinder hierherkommen Zukunft haben. können. (Beifall bei der AfD) Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Frau Kollegin Göring-Eckardt, Sie können antworten. Andrea Nahles [SPD]: Das ist doch so was von unglaubwürdig! Das gibt es doch nicht!) (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Vielleicht kann man ihm erst mal die Geschäftsordnung erklären!) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Dr. Braun zu Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- einer Kurzintervention. NEN): Erstens. Ich kann Ihnen eines sagen: Ich werde mir Jürgen Braun (AfD): von Ihnen nicht erklären lassen, was Demokratie ist, mei- (B) Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her- ne Damen und Herren von der AfD. (D) ren! Ich stelle ein sehr begrenztes Demokratieverständnis (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – bei Frau Göring-Eckardt fest – ein sehr begrenztes. Norbert Kleinwächter [AfD]: Haben Sie aber (Beifall bei Abgeordneten der AfD – Wider- nötig!) spruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zweitens. Ihre Zwischenfragen hier im Parlament Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE haben vor allen Dingen ein Ziel: Sie wollen noch ein GRÜNEN]: Deswegen gehen alle raus?) bisschen mehr Redezeit haben für Ihre Schimpftiraden. In diesem Fall haben Sie übrigens auch Ihre Unmensch- Ihre Gesprächsbereitschaft gilt offenbar nur für Men- lichkeit unter Beweis gestellt. Das lasse ich in meiner schen, die Ihrer Meinung sind. Demokratie lebt aber von Rede nicht zu. Daneben gibt es noch einen anderen ganz verschiedenen Meinungen. Deswegen ist die AfD hier einfachen Grund: Ich fand, ehrlich gesagt, dass die Zwi- im Deutschen Bundestag. Wir sind drittstärkste Kraft ge- schenfrage aus Ihren Reihen überhaupt nichts mit dem worden, damit Pluralismus endlich auch wieder in diesen Thema zu tun hatte. Deutschen Bundestag einzieht. (Jürgen Braun [AfD]: Familiennachzug!) (Beifall bei der AfD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Nehmen Sie doch mal die Hand aus der Außerdem wollte ich mich mit dem auseinandersetzen, Tasche!) was die Große Koalition hier vorschlägt. Das ist Demo- kratie. Frau Göring-Eckardt, ich finde es armselig, wenn Sie wie ein Bundestagsküken jegliche Zwischenfrage einer (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Fraktion ablehnen. Drittens will ich Ihnen noch etwas sagen: „Was ist Fa- (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: milie?“, das war Ihre Frage. Worum geht es bei diesem Unverschämt!) Fall in Pinneberg? Ich finde es armselig. Es ist ein Zeichen von mangelnder (Jürgen Braun [AfD]: Zweitfrauen!) Kollegialität in diesem Hohen Hause. Es geht darum, dass eine Mutter zu ihren vier Kindern, die hier in Deutschland sind, will. Mutter und Kinder, (Beifall bei der AfD – Volker Kauder [CDU/ genau das ist für mich Familie. CSU]: Nein, das ist Unsinn! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie sind der (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Maßstab für Demokratie oder was?) sowie bei Abgeordneten der LINKEN) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 789

(A) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: schafft. … Neue Härtefallregelungen, die ein Mehr (C) Nächster Redner in der Debatte ist der Kollege an Zuwanderung bedeutet hätten, gibt es nicht. Dr. , CDU/CSU. (Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Stimmt (Beifall bei der CDU/CSU) auch!) Nun frage ich Sie als Vertreter der Union: Wie ist es Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): denn nun? Wo finde ich eine konkrete, klare Regelung in Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! diesem Gesetz? Wo kann ich es nachlesen? Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Stephan Thomae [FDP]: Ich habe es auch Unser Herz ist weit. Aber unsere Möglichkeiten vergeblich gesucht!) sind endlich. Wenn es nicht in diesem Gesetz steht, dann ist doch da- Mit diesen Worten hat der ehemalige Bundespräsident raus zu schließen, dass es wieder nur eine Ankündigung Gauck uns den Weg zu einer verantwortungsvollen ist, dass so eine Regelung kommen kann, aber nicht kom- Flüchtlingspolitik gewiesen. Deshalb haben wir in den men muss. Auf jeden Fall ist das nicht verlässlich. vergangenen Jahren, weil unser Herz weit ist, die Augen Wieso glauben Sie angesichts dieser unterschiedli- nicht verschlossen vor den Menschen, die Zuflucht in un- chen Interpretationen, dass Ihnen die Leute – sowohl die serem Land gesucht haben, und wir haben Zuflucht in in der SPD, die darüber entscheiden sollen, ob es diese einer sehr großzügigen Weise gewährt. Koalition geben soll, als auch die Bürgerinnen und Bür- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) ger in diesem Land – glauben, dass Sie das gebacken be- kommen? Weil wir wissen, dass unsere Möglichkeiten endlich (Beifall bei der LINKEN) sind, wissen wir aber auch, dass man die Aufnahmefähig- keit und Integrationsbereitschaft eines Landes und einer Gesellschaft nicht überfordern darf. Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): Frau Kollegin Sitte, Sie haben mich gefragt, wo in die- (Beifall bei der CDU/CSU) sem Gesetzentwurf die Regelungen stehen, die einerseits Dem wird der Gesetzentwurf, den wir heute in diesem die Bereitschaft enthalten, Menschen in einer schwieri- Parlament verabschieden werden, gerecht. CDU/CSU gen Situation aus humanitären Gesichtspunkten Zuflucht und SPD haben sich in einer schwierigen Phase einer zu gewähren, und die andererseits der Integrationsfähig- schwierigen Aufgabe gemeinsam gestellt. Keine Partei keit unseres Landes Rechnung tragen. Ich will es Ihnen (B) hat es sich einfach gemacht, und auch keine beteiligte gerne erläutern. (D) Person hat es sich einfach gemacht, weil wir wissen, dass Wir haben vor dem Hintergrund unserer Überzeugung, es im Rahmen der Flüchtlingspolitik um den Umgang dass Zuwanderung auch zahlenmäßig begrenzt werden mit dem Schicksal von Menschen geht. muss, vorgesehen, dass es einen Maximalkorridor von (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) 180 000 bis 220 000 Menschen pro Jahr gibt. Wir haben geregelt, dass es ab dem 1. August 2018 einen humanitär motivierten Zuzug von 1 000 Menschen pro Monat zu

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: subsidiär Schutzberechtigten geben wird. Herr Kollege Harbarth, gestatten Sie eine Zwischen- frage der Kollegin Dr. Sitte? ( [DIE LINKE]: Was hat das mit der Frage zu tun?) Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): Die Kriterien, die im Einzelnen Anwendung finden, Ich gestatte gerne eine Zwischenfrage der Kollegin werden wir in einem weiteren Gesetz definieren, mit dem Sitte. der Deutsche Bundestag in den kommenden Wochen be- fasst sein wird. Dr. (DIE LINKE): (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE Danke, Herr Harbarth. – Angesichts des Verhand- GRÜNEN]: Aha!) lungsergebnisses zitiere ich einmal zwei Vertreter zwei Für uns ist klar – so haben wir das mit den Sozialdemo- verschiedener Parteien und schließe daran meine Frage kraten vereinbart –, dass der Familiennachzug nur ge- an. währt wird, wenn es sich um Ehen handelt, die vor der hat gesagt – ich zitiere wörtlich –: Flucht geschlossen wurden, wenn keine schwerwiegen- den Straftaten begangen wurden und wenn es sich nicht Die SPD hat über die im Sondierungsergebnis hi- um Gefährder handelt. Der Nachzug wird nur dann ge- naus vereinbarten 1 000 Angehörigen pro Monat stattet, wenn eine Ausreise kurzfristig nicht zu erwarten eine deutlich weiter gehende Härtefallregelung … ist. Diese Kriterien werden wir in den Gesprächen mit durchgesetzt. Leben erfüllen. Wir haben in den vergangenen Tagen ge- Dagegen Alexander Dobrindt – ich zitiere wieder –: zeigt, dass wir auch in einer Phase, in der es noch keine neugewählte Regierung gibt, unserer Verantwortung für Mit der Neuregelung wird der Anspruch auf Famili- dieses Land gerecht werden. In diesem Geiste werden ennachzug für subsidiär Geschützte endgültig abge- wir miteinander die Kriterien in den kommenden Wo- 790 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Dr. Stephan Harbarth (A) chen in diesem Parlament verabschieden und auch gerne aber von vielen Oberbürgermeistern und Bürgermeistern (C) mit Ihnen diskutieren. um Gespräche gebeten worden. (Beifall bei der CDU/CSU) (Zuruf der Abg. Annalena Baerbock [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Sie haben mir gesagt: Trotz besten Willens, Flüchtlinge Herr Kollege Harbarth, jetzt hat sich noch die Kolle- in unsere Gesellschaft zu integrieren, sind wir an einem gin Frau Dr. Rottmann, Bündnis 90/Die Grünen, zu einer Punkt angekommen, an dem wir sagen müssen: Unsere Zwischenfrage gemeldet. Kapazitäten sind endlich. – Das ist die Realität in diesem Land. Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): (Beifall bei der CDU/CSU und der AfD so- Sehr gerne. wie bei Abgeordneten der FDP) Für uns ist es wichtig, dass wir die Bereitschaft, Dr. (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Menschen, die Schutz benötigen, in unserem Land Zu- NEN): flucht zu gewähren, langfristig erhalten. Wir sind über- Vielen Dank. – Sie beziehen sich immer auf die In- zeugt: Die Bereitschaft, notleidende Menschen in un- tegrationsfähigkeit dieses Landes. Eine Frage, die mich serem Land aufzunehmen, kann langfristig nur erhalten schon länger beschäftigt, ist: Mit welchen Vertretern von bleiben, wenn alle, die diese Bereitschaft zeigen, nicht Kommunen haben Sie eigentlich gesprochen, außer mit überfordert werden. Ich finde es schade, dass von Teilen dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und dieses Parlaments versucht wird, die große humanitäre Gemeindebundes, Herrn Landsberg von der CDU? Ich Leistung, die dieses Land in den vergangenen Jahren er- habe gestern Abend mit Stadträten aus Aschaffenburg bracht hat, kleinzureden. gesprochen. Die haben vor diesem Sondierungsergebnis Angst, und zwar aus zwei Gründen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD und der FDP) Punkt eins. Sie haben die Flüchtlinge bisher dezentral untergebracht, professionell betreut. Sie drohen ihnen an, Wir haben in diesem Land in den vergangenen Jahren sie wieder in Gemeinschaftsunterkünfte zu stecken. Da- mehr Menschen, die in Not geraten sind, aufgenommen vor haben die Kommunen Angst. als der Rest Europas zusammen. Ich glaube, da sollten wir in puncto humanitäre Bereitschaft und humanitäres Punkt zwei. Sie haben eine gut funktionierende In- Wohlwollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. frastruktur. Sie haben ehrenamtliche Helfer. Sie haben (B) professionelle Helfer; 30 für ganz Aschaffenburg. Die (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (D) Struktur ist vorhanden, sie ist aufnahmefähig. Mir wurde neten der SPD – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ gestern gesagt: 60 000 Kinder nach Deutschland zu ho- DIE GRÜNEN) len, ist für die Kommunen überhaupt kein Problem. Wir sind nicht der Auffassung, dass Integration am besten funktioniert, wenn möglichst viele Menschen in (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unser Land kommen, sondern wir sind der Überzeugung, sowie bei Abgeordneten der LINKEN) dass Integration dann am besten funktioniert,

Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE Sie haben mich gefragt, mit welchen Bürgermeistern GRÜNEN]: Wenn die Familien zusammenge- und Oberbürgermeistern ich gesprochen habe. Ich kann führt werden!) Ihnen zunächst einmal sagen – jenseits der Gespräche wenn wir uns auf diejenigen konzentrieren, die eine lang- mit Vertretern von Verbänden –: mit Bürgermeistern und fristige Bleibeperspektive in unserem Land haben, und Oberbürgermeistern meines Wahlkreises. schauen, dass wir diese Menschen in puncto Sprache, (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Nennen Arbeitsleben und Gesellschaft in unser Land integrieren. Sie einmal den Wahlkreis!) Das funktioniert eben nicht, (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE Ich gehöre diesem Bundestag seit gut acht Jahren als GRÜNEN]: Wenn sie getrennt sind!) direktgewählter Abgeordneter an, für den es sehr nahe- liegend ist, dass er nicht nur mit Funktionären spricht, wenn wir einen unkontrollierten Zugang bzw. eine un- sondern auch mit den Bürgermeistern und den Oberbür- kontrollierte Zuwanderung in unser Land haben. germeistern seines Wahlkreises. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ordneten der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE NEN]: Haben wir mit dem Familiennachzug LINKE]: Wahlkreis sagen!) auch nicht!) Ich sage Ihnen: Ich kenne keinen einzigen Ober- Deshalb sage ich Ihnen: Ich möchte Sie herzlich bit- bürgermeister oder Bürgermeister, der in den letzten ten, dass wir in einer schwierigen Zeit den Gesetzentwurf Wochen auf mich zugekommen ist und gesagt hat: Die zu einem schwierigen Thema, den wir dem Deutschen Integrationsprobleme in meiner Kommune lassen sich Bundestag vorgelegt haben, heute verabschieden. Es ist dadurch lösen, dass mehr Menschen kommen. – Ich bin unsere Überzeugung, dass wir damit die Weichen richtig Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 791

Dr. Stephan Harbarth (A) stellen, auch für eine Gesellschaft, die in fünf und in zehn setzung, 60 000 bei einer kompletten Wiederaufnahme (C) Jahren ebenfalls die Akzeptanz aufbringt, Menschen auf- des Familiennachzuges, und die Zahl von 40 000 mitten- zunehmen, die tatsächlich in Not geraten sind. Dafür ist drin –, dann wird man doch nur zu dem Schluss kommen es erforderlich, dass wir diese Gesellschaft heute nicht können, den auch Herr de Maizière gezogen hat: Das ist überfordern. Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung. ein Kompromiss. – Die Zahl von 40 000 liegt zwischen null und 60 000. Das ist ein Mittelweg zwischen den Ma- Herzlichen Dank. ximalforderungen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD) Wir haben jetzt, ab Sommer, Planbarkeit für un- sere Kommunen. Kein Bürgermeister muss irgendei- ne Turnhalle räumen, nur weil in den nächsten Jahren Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: 40 000 Menschen zu uns nach Deutschland, einem Land Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Burkhard mit über 80 Millionen Einwohnern, kommen. Aber ich Lischka, SPD-Fraktion. sage auch ganz deutlich: 40 000 Menschen heißt, dass (Beifall bei der SPD) die Mehrheit der Betroffenen ihre Familienangehörigen in dieser Wahlperiode wieder wird in die Arme schließen können. Und ja, dass wir Familiennachzug in dieser Grö- (SPD): ßenordnung überhaupt ermöglichen – was weit über die Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir spü- Verabredung von Jamaika hinausgeht –, ist ein Erfolg der ren es auch in dieser Debatte: In den letzten Wochen und Sozialdemokratie. Monaten wurde über kaum ein Thema so erbittert dis- kutiert wie über das Thema des Familiennachzugs. Die (Beifall bei der SPD) Diskussion war kontrovers, teilweise heftig und auch un- versöhnlich. Das ist auf der einen Seite verständlich: Fa- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: milie ist etwas ganz, ganz Wichtiges. Unsere Verfassung schützt Ehe und Familie, und zwar aus gutem Grund. Herr Kollege Lischka, Frau Kollegin Baerbock würde Überall auf der Welt gilt: Kinder gehören zu ihren Eltern, Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen. genauso wie Ehefrau und Ehemann zusammengehören. Andersherum ist aber auch nachvollziehbar, dass - Burkhard Lischka (SPD): de Städte und Gemeinden auf eine Steuerung von Zuzug Ja, okay. drängen. Denn sie sind es, die sich vor Ort um Schulplät- ze, Kitaplätze und Wohnungen kümmern müssen. (B) Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (D) Gleichwohl sage ich bei aller Wichtigkeit dieses The- NEN): mas: Manchmal konnte man in den letzten Wochen schon Vielen Dank, Herr Lischka. Da Sie gerade Jamaika den Eindruck gewinnen, wir hätten in unserem Land angesprochen haben: Es ist ja gut, dass Sie etwas wissen, sonst keine gravierenden Probleme. Der CSU möchte was da gar nicht vereinbart wurde; aber sei’s drum. ich ganz ehrlich sagen: Die Hartnäckigkeit, die Sie beim Thema Familiennachzug an den Tag gelegt haben, würde (Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie der ich mir hin und wieder auch bei anderen Problemberei- Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE chen wie gute Pflege, faire Löhne und armutsfeste Ren- GRÜNEN]) ten wünschen. Ich komme zu meiner Frage. Sie haben gesagt, dass (Beifall bei der SPD – Jan Korte [DIE man es mit Ihrer Regelung innerhalb von vier Jahren LINKE]: Unser Reden!) schafft, 40 000 Menschen nach Deutschland zu holen. Dieses Land hat sicherlich noch mehr Herausforderungen Sie haben by the way gesagt: Ach, was soll das Emotio- zu meistern als den geordneten Zuzug von 60 000 Kin- nale hier? – Wissen Sie, was vier Jahre bedeuten? Viele dern und Ehefrauen. hier haben Kinder. Nehmen Sie meine zweijährige Toch- ter: In vier Jahren ist sie sechs. Es ist ja nicht so, dass sie Damit kommen wir zu den Zahlen. Die meisten Ex- vier Jahre in einem Land sind, in dem sie einfach mal perten und Studien sagen uns: Wenn wir den Famili- zur Schule gehen können. Diese Kinder sind in einem ennachzug wieder komplett zulassen, kommen etwa Kriegsgebiet. Das heißt, vier Jahre setzen Sie diese Kin- 60 000 Menschen zu uns ins Land. Das ist die eine Po- der jeden Tag der Gefahr aus, von einer Bombe getötet sition. Die andere Position in dieser Debatte lautet: Wir zu werden, Herr Lischka. Deswegen frage ich Sie jetzt: setzen den Familiennachzug weiter komplett aus, dann Wenn Sie sagen, dass eigentlich alle hierherkommen sol- kommt keiner. len, warum holen Sie sie dann nicht jetzt? Jetzt kommen wir zu den Planungen von Union und Zur Frage des Innenministers. Hier gab es jetzt unter- SPD, nämlich 1 000 Menschen pro Monat ab Sommer schiedliche Ausführungen zu den Zahlen, auch schon auf den Familiennachzug zu ermöglichen. die Zwischenfrage von Frau Sitte. Werden jetzt die 1 000 (Jan Korte [DIE LINKE]: Bis zu!) auf die Härtefälle angerechnet, oder werden die Härtefäl- le auf die 1 000 angerechnet? Das bedeutet, liebe Kolleginnen und Kollegen: bis Ende dieser Legislaturperiode etwa 40 000. Wenn man ganz (Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir nüchtern diese Zahlen betrachtet – null bei einer Aus- doch schon geklärt!) 792 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Annalena Baerbock (A) Wir haben Herrn de Maizière ganz genau zugehört. Danke. (C) Da kam auch noch der Punkt, dass die 1 000 auf die (Beifall bei der SPD) Flüchtlinge aus Italien und Griechenland angerechnet werden. Das sind ja Kontingente, die die Bundesrepu- blik Deutschland den europäischen Partnern zugesagt Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: hat. Wenn stimmte, was Herr de Maizière gerade gesagt Jetzt erteile ich der Kollegin Dr. Petry das Wort. hat, dann hieße das ja, dass wir sogar die Kontingente für Flüchtlinge aus Italien und Griechenland kürzen, wo die Dr. (fraktionslos): Leute schon jetzt seit anderthalb Jahren warten. Was be- Sehr geehrter Präsident! Meine sehr geehrten Damen deutet das eigentlich für die Zusage der Bundesrepublik und Herren! Ich finde es erstaunlich, auf welchem- Ni Deutschland gegenüber der Europäischen Union? Was veau wir hier zum Teil wieder einmal diskutieren, in Ver- wird denn dann die Antwort der anderen Länder sein? antwortung für die Bürger, aber dann im Grunde eines Erklären Sie: Was wird wo wie angerechnet? Sonst kön- nicht sind: ehrlich. nen Sie niemals sagen, dass in vier Jahren alle Menschen da sein werden. Bei jeder Plenardebatte haben wir junge Menschen in unserem Parlament sitzen. Ich frage mich, ob Sie, die Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Eltern sind – und viele von Ihnen betonen das –, als El- sowie bei Abgeordneten der LINKEN) tern genauso agieren würden, wie Sie es hier als Politiker tun. Liebe Linke, Sie möchten gerne für alle Kinder alles Burkhard Lischka (SPD): Gute auf der Welt – und das ehrt Sie menschlich – und Sehr geehrte Frau Kollegin, ich kann Ihnen ganz ein- versprechen dies auch, aber würden Sie als Eltern Ihren fach erklären, was unsere Lösung bedeutet: dass ab Som- Kindern auch alles versprechen und das als gute Erzie- mer Monat für Monat 1 000 Kinder hier nach Deutschland hung bezeichnen? Nein, das ist leider das Gegenteil von kommen können. Wo Sie den Familiennachzug ein Jahr guter Erziehung und auch das Gegenteil von guter Poli- ausgesetzt hätten, holen wir in einem Jahr 12 000 Kinder tik. Wir können als deutsche Politiker nicht allen Men- ins Land. schen auf der Welt alles versprechen. (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des GRÜNEN]: Das tut auch niemand!) Abg. [DIE LINKE] – Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben eine Verantwortung für dieses Land. Wenn es Unwahrheit! – Claudia Roth [Augsburg] diesem Land gut geht, dann können wir in anderen Regi- [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch onen der Welt helfen. Aber wahr ist auch: Wir werden nie (B) gar nicht!) allen Menschen auf der Welt helfen können. (D) Das ist der Unterschied zwischen diesen beiden Konzep- (Zuruf des Abg. [BÜNDNIS 90/ ten. DIE GRÜNEN]) Menschlichkeit und Steuerung – das ist die einfache An diejenigen, die Einzelfälle aus Syrien oder wo- Formel für unseren Kompromiss. her auch immer zitieren: Was macht denn eine Familie in Afrika, in Syrien oder in einem anderen notleidenden (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Land der Welt weniger wert, wenn sie keine Schlepper NEN]: Stimmt auch nicht! – Claudia Roth bezahlen kann? Sind diese Familien mit Kindern es nicht [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: etwa auch wert, Unterstützung in dem möglichen Maße Nee! Jetzt reicht’s langsam!) zu bekommen, oder sind es nur diejenigen, die sich auf den Weg nach Deutschland machen? – Ja! – Ich finde, mit dieser Formel kann unser Land gut leben. Dann noch ein Wort zum Begriff „Familie“, der hier von allen im Mund geführt wird. Wir wissen genau, dass (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE Familien in Europa und Familien im Mittleren Osten GRÜNEN]: Herr Lischka, das wissen Sie zum Teil Lichtjahre auseinanderliegen. Hier reden wir doch besser! – Weitere Zurufe vom BÜND- von Gleichberechtigung – oder wenn es nach Ihnen geht, NIS 90/DIE GRÜNEN) von Gleichstellung –, dort reden wir von der Unterdrü- Ich weiß: Kompromisse sind nicht dafür da, jeden glück- ckung der Frau, von der Benachteiligung von Mädchen, lich zu machen. Und ich weiß: Wer weiterhin seine von nicht staatlich geahndeter Gewalt in der Familie. Maximalforderungen vertreten wird, der wird an dieser Und das wollen Sie alles in einen Topf werfen? Das ist Lösung kein gutes Haar lassen. Aber ich sage auch: Ver- eines Parlaments auf dieser Ebene nicht würdig. antwortungsvolle Politik darf nicht auf Dauer bei Ma- Deswegen sollten wir uns ehrlich machen. Herr de ximalforderungen verharren, sondern sie muss Brücken Maizière, der Kompromiss ist faul – das wissen Sie bauen, gerade bei solchen Streitigkeiten. selbst –, aber er ist in der Tat – das sagte ich das letzte (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Mal auch schon – besser als gar keine Begrenzung. Noch CDU/CSU) viel besser wäre eine ehrliche Asylpolitik, die endlich konstatiert, dass wir in Deutschland und in Europa nicht Ich finde, wenn wir das jetzt hier gemeinsam machen, ist allen Menschen auf der Welt helfen können und dass wir das nicht das schlechteste Zeichen für Deutschland. aufhören müssen, so zu tun, als sei es das Heil der Welt, Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 793

Dr. Frauke Petry (A) alle Menschen nach Europa und nach Deutschland zu oder CDU/CSU und SPD gesprochen. Wir wollen, dass (C) holen. Solange wir bei dieser Ehrlichkeit nicht angekom- der Familiennachzug für die nächste Zeit ausgesetzt men sind, wird die Debatte leider immer, je nach part- bleibt, dass es aber die Möglichkeit einer Härtefallre- eigefärbter Ideologie, ein Stück verlogen bleiben, und gelung gibt, die weiter geht als die, die im Auswärtigen genau das ist schlechte Politik für dieses Land. Amt unter einem Sozialdemokraten praktiziert wird, und dass es die Möglichkeit gibt, sich in Deutschland in den (Beifall bei Abgeordneten der AfD – Helin deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, hier zu leben, zu [DIE LINKE]: Das müssen arbeiten, die Sprache zu erlernen und dann auch seine Sie gerade sagen!) Familie nachzuholen.

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (Beifall bei der FDP – Stephan Thomae [FDP]: Das ist ein Konzept!) Nächster Redner ist der Kollege Dr. , FDP. Das alles kann aber nur eine Übergangslösung bis zum Inkrafttreten eines Einwanderungsgesetzes sein. Ich (Beifall bei der FDP) kämpfe seit 20 Jahren dafür, dass wir eine geordnete Ein- wanderung nach Deutschland bekommen. Dieser Kampf Dr. Stefan Ruppert (FDP): ist leider noch nicht von Erfolg gekrönt worden. Leider Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- ist eine geordnete Zuwanderung in Deutschland immer ren! Wir haben in den letzten Monaten oft gehört, dass noch in weiter Ferne. Das ist ausgesprochen bedauerlich. es einen Konsens beim Familiennachzug gab. Ich habe Wir Freien Demokraten werden weiter für dieses Ein- der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen wanderungsgesetz kämpfen. aufmerksam zugehört. Sie sprach lange Zeit von einem Durchbruch, von einem Konsens zwischen CSU und Vielen Dank. Grünen. Über den Inhalt des Konsenses haben wir in die- (Beifall bei der FDP) sem Haus relativ wenig erfahren dürfen; (Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Annalena Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen , CDU/CSU. aber alle haben gesagt, sie seien vor einem Durchbruch gewesen. An diesen Durchbruch scheinen Sie sich – das (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) legt Ihre heutige Positionierung nahe – nicht mehr beson- ders gut zu erinnern. (B) Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): (D) (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kollegin- der SPD) nen! Sehr geehrte Kollegen! Wir führen heute eine of- fenkundig sehr intensive Debatte über ein sehr streitiges Wir Juristen sprechen von verstecktem Dissens, es Thema, den Familiennachzug. Ich bin aber der festen scheint mir aber eher ein offener Dissens zu sein, Überzeugung, dass wir, die CDU/CSU-Fraktion – die ( [FDP]: Sehr richtig!) SPD-Fraktion stimmt zu –, im Deutschen Bundestag mit dem vorliegenden Gesetzentwurf heute eine sehr tragfä- den es zwischen Sozialdemokraten und Union in dieser hige, verantwortungsbewusste und sachgerechte Verein- Frage gibt. barung zur Abstimmung stellen. Ich bin auch der festen Sie haben sich auf eine Zahl, auf eine Obergrenze Überzeugung, dass dieser Gesetzentwurf die Chance zur geeinigt. Nun stellt sich die Frage: Was passiert eigent- Befriedung in sich trägt. lich, wenn in einem Land humanitäre Bedingungen herr- Aus meiner Sicht sind drei zentrale Punkte zu erwäh- schen, angesichts derer es gerechtfertigt wäre, dass in nen: einem Monat 1 800 oder 2 000 Menschen nach Deutsch- land einreisen bzw. nachziehen dürfen, aber im nächsten Erstens. Wir setzen das Regelwerk zur Migration, auf Monat, weil sich die Verhältnisse, in Syrien etwa, nach das sich CDU und CSU verständigt haben, um und schaf- einem halben Jahr drastisch geändert haben, vielleicht fen den individuellen Rechtsanspruch von 280 000 ein- nur ganz wenige oder gar keine Menschen kommen dür- geschränkt schutzbedürftigen Personen auf Familien- fen? Laut Ihrer Regelung macht es Sinn, in einem Jahr nachzug ab. Menschen nachzuholen, die vielleicht gar kein Recht auf (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nachzug haben und in einem anderen Monat lassen Sie Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE Menschen in ihrem Umfeld ohne Berücksichtigung der GRÜNEN]: Genau! Das muss man leider so dortigen humanitären Verhältnisse. Das ist keine logische sagen!) Vorgehensweise. (Beifall bei der FDP – Stephan Thomae Zweitens. Wir schaffen ab dem 1. August 2018 ein [FDP]: Konzeptionslos!) Kontingent für monatlich maximal 1 000 Personen, so- dass im Rahmen einer Härtefallregelung aus rein huma- Die FDP – und hierin unterscheiden wir uns – hat ei- nitären Gründen Familienangehörige, die einen schwe- nen konkreten Vorschlag gemacht und nicht von einem ren Schicksalsschlag erlitten haben oder schwerstkrank zukünftigen Konsens zwischen CDU/CSU und Grünen sind, die Chance haben, nach Deutschland zu kommen. 794 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Stephan Mayer (Altötting) (A) Drittens. Wir als CDU/CSU halten Wort und erhöhen – Lesen Sie einfach einmal die Geschäftsordnung. Da- (C) auch mit dieser Regelung die Nettozuwanderung nach rin steht, dass man auch Bemerkungen machen kann, ob Deutschland nicht. Ihnen das passt oder nicht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, zum Ich möchte Sie, Herr Mayer, bitten, klarzustellen, weil ersten Punkt möchte ich erläuternd Folgendes feststellen: Sie ja ein wahrheitstreuer Mensch sind, dass es einen gro- Manche meinen, es gab schon immer den Familiennach- ßen Unterschied zwischen Ihrer und unserer Auffassung zug für eingeschränkt schutzbedürftige Personen. Dem zu Familienzusammenführung, Völkerrecht, Grundrech- ist nicht so. Bis August 2015 war der Familiennachzug te und Menschenrechte gibt. für eingeschränkt schutzbedürftige Personen ausge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) schlossen. Nur in dem sehr kurzen Zeitraum zwischen August 2015 und dem 16. März 2016 gab es den Famili-

ennachzug für eingeschränkt schutzbedürftige Personen. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Herr Mayer. Ich möchte einem weiteren Eindruck in aller Deut- lichkeit entgegentreten, weil das immer wieder insinuiert Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): wird, und sagen: Wir bewegen uns mit dieser Regelung, Liebe Frau Kollegin Roth, zunächst einmal vielen die wir heute zur Abstimmung stellen, vollkommen auf herzlichen Dank für die Frage und vielen herzlichen dem Boden des Völkerrechts und auf dem Boden des Eu- Dank für die Vorschusslorbeeren, dass ich ein wahr- roparechts. heitstreuer Mensch sei. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Davon gehe ich aus!) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Ich möchte Ihnen aber deutlich entgegnen: Ich kann Herr Kollege Mayer, die Frau Kollegin Roth möchte dem Anspruch, Ihnen eine zufriedenstellende Antwort zu gerne eine Zwischenfrage stellen. geben, beim besten Willen nicht gerecht werden, schlicht- weg weil ich in der Runde, die letzten Endes das Thema Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Migration verhandelt hat, und auch in der Schlussrunde, die über das Gesamtwerk verhandelt hat, nicht dabei war. Selbstverständlich, sehr gerne. (Wolfgang Kubicki [FDP]: Frau Roth auch (B) (D) nicht!) Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Um hier keine falsche Aussage zu treffen: Es ist doch Vielen Dank, Herr Mayer. – Es gibt hier immer wieder vollkommen klar – das ist kein Geheimnis –, dass das interessengeleitete Behauptungen dazu, was im Rahmen Thema Migration, so wie es bei den Jamaika-Verhand- der Jamaika-Verhandlungen tatsächlich sondiert worden lungen der Fall war, auch in den Koalitionsverhandlun- ist oder auch nicht. Herr Dobrindt sagt zu Recht, dass er gen zwischen CDU, CSU und SPD eines der umstrittens- und die CSU sich mit ihren Positionen durchgesetzt ha- ten, wenn nicht das umstrittenste Thema ist. Natürlich ben. Herr Lischka hat diese Behauptung aufgegriffen und hat jede Partei versucht, wie heute schon vom Bundesin- gesagt, unter den Jamaika-Sondierern sei eine einjährige nenminister klargemacht wurde, aufeinander zuzugehen Aussetzung verabredet gewesen. Herr Mayer, stimmen und letzten Endes einen Kompromiss zu schließen. Es Sie mit mir darin überein, dass der Wahrheitsgehalt die- hat sich dort möglicherweise schon abgezeichnet, dass ser Aussage gleich null ist? Weder die FDP hat einem sol- man, ähnlich wie bei der jetzt geplanten Regelung, eine chen Vorschlag zugestimmt – dabei hatte sie eine andere weitere temporäre Aussetzung vornimmt. Wie diese dann Perspektive als wir –, geschweige denn wir Grüne. genau und konkret ausgesehen hätte, entzieht sich beim besten Willen meiner Kenntnis. Aber ich lege wirklich (Wolfgang Kubicki [FDP]: Das stimmt Wert auf die Feststellung, dass es mit der Regelung, die nicht!) wir heute zur Abstimmung stellen, gelungen ist, den Fa- miliennachzug für eingeschränkt schutzbedürftige Perso- Wir haben immer klargemacht: Wir werden so etwas wie nen endgültig abzuschaffen. Das ist aus meiner Sicht ein das, was Sie heute beschließen, auf keinen Fall mittragen; erheblicher Fortschritt. mit uns wird es keine Aussetzung geben; mit uns wird es erst recht keine Abschaffung der Familienzusammenfüh- (Beifall bei der CDU/CSU) rung geben. Immer wieder haben CSU-Kollegen wie der Kollege Müller oder der Kollege Scheuer behauptet, wir Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: hätten – – Herr Kollege Mayer, Ihre Wahrheitsliebe wird weiter in Anspruch genommen. Der Kollege Sichert möchte (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Diese gerne eine Zwischenfrage stellen. Zwischenfrage stellen Sie nur, um die Grünen besser dastehen zu lassen! Das liegt doch alles zwei Monate zurück! – Weiterer Zuruf von der Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): CDU/CSU: Zwischenfrage!) Selbstverständlich, sehr gerne. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 795

(A) Martin Sichert (AfD): handeln, deren Ausreise nicht kurzfristig zu erwarten ist. (C) Sie haben vorhin behauptet, die Nettozuwanderung Auch dieser Punkt ist wichtig, weil heute immer wieder würde sich nicht erhöhen. Wie können Sie das hier allen die Bedeutung der Familie angesprochen und strapaziert Ernstes vertreten, wenn Sie weiterhin für offene Grenzen wurde. Es geht bei dem Kreis der eingeschränkt schutz- einstehen, über die jeder in dieses Land kommen kann? bedürftigen Personen nicht um Menschen, bei denen an- gedacht ist, dass sie sich dauerhaft in unsere Gesellschaft (Beifall bei Abgeordneten der AfD) integrieren. Es handelt sich um Personen, die einen Fluchtgrund haben. Wir haben die klare Erwartung, dass Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): sie Deutschland dann, wenn dieser Fluchtgrund wegfällt, Auch auf diese Frage, Herr Kollege, eine klare Ant- wieder verlassen. wort: Es ist für mich ein wichtiger Aspekt, dass die Netto- (Beifall bei der CDU/CSU) zuwanderung durch die geplante Kontingentlösung nicht erhöht wird. Es wurde heute schon darauf hingewiesen, Es geht also nicht darum, diese Personen dauerhaft in die dass die Verpflichtung Deutschlands gegenüber Italien deutsche Gesellschaft und in unseren Arbeitsmarkt, in und Griechenland, die auf der Relocation-Vereinbarung unsere Berufswelt zu integrieren. basiert, monatlich 500 anerkannte Flüchtlinge zu über- nehmen, ausgelaufen ist. Aus diesen beiden Ländern, Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein klares Italien und Griechenland, kommen nunmehr pro Monat Wort dazu, man könne, wie immer wieder auch von der 1 000 Flüchtlinge weniger nach Deutschland, sodass, SPD behauptet wird, an der Härtefallregelung noch ein- selbst wenn das monatliche Maximalkontingent, das es mal schrauben und drehen und könne sie öffnen. Auch ab 1. August dieses Jahres im Hinblick auf den Famili- hier gilt der Grundsatz: Man hat sich an geschlossene ennachzug für eingeschränkt schutzbedürftige Personen Verträge zu halten. An der Härtefallregelung und insbe- gibt, ausgeschöpft würde, die Nettozuwanderung nach sondere an § 22 Aufenthaltsgesetz wird unsererseits nicht Deutschland insgesamt nicht zunehmen würde. gerüttelt. Dieser Punkt steht dem entgegen, was heute immer (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – wieder stereotyp behauptet wurde: dass die Festlegung Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE eines Kontingents von 1 000 Personen willkürlich und GRÜNEN]: Das heißt, 97 pro Jahr?) nicht erklärbar sei. Das Kontingent von 1 000 Personen ist erklärbar, und zwar dergestalt, dass die Verpflichtung Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ich Deutschlands gegenüber Italien und Griechenland, mo- hatte schon erwähnt, dass sich die Nettozuwanderung natlich 500 Personen zu übernehmen, ausgelaufen ist. nach Deutschland durch diese Regelung nicht erhöht. In (B) (D) Um als Antwort auf Ihre Frage noch eines zu ergän- diesem Zusammenhang möchte ich abschließend die Si- zen: Selbstverständlich bewegt sich auch der Familien- tuation in den Kommunen ansprechen. Wir haben in der nachzug bei subsidiär schutzberechtigten Personen im Anhörung am vergangenen Montag deutlich ins Stamm- Gesamtrahmen zwischen 180 000 und 220 000 Personen buch geschrieben bekommen: Was die Aufnahme von im Jahr; darauf haben wir uns mit der SPD verständigt. Migranten angeht, sind die Kommunen in Deutschland, Deswegen kann man mit Fug und Recht und mit voller sind unsere Städte und Gemeinden teilweise an der Be- Überzeugung behaupten, dass durch die Neuregelung, lastungsgrenze. Das gilt auch für unsere Schulen und Bil- die wir heute zur Abstimmung stellen, die Nettozuwan- dungseinrichtungen. Ich sage es ausdrücklich: Es würde derung nach Deutschland nicht erhöht wird. zu einer Überforderung des Wohnungs- und des Arbeits- marktes in Deutschland führen, wenn wir eine ungezü- (Beifall bei der CDU/CSU) gelte Familienzusammenführung bei subsidiär schutzbe- rechtigten Personen zulassen würden. Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, zum zweiten Punkt. Wir treffen eine Härtefallregelung, die (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) insbesondere in humanitär schwerwiegenden Fällen den Familiennachzug – im Einzelfall wohlgemerkt – auf Ba- Wir ermöglichen mit der Regelung, die wir heute verab- sis einer reinen Ermessensentscheidung ermöglicht. Wir schieden – auch das ist ein wichtiger Punkt –, Planungs- werden nach diesem Gesetz natürlich ein weiteres Gesetz sicherheit, und zwar insbesondere für die Landkreise, für erarbeiten, in dem wir die konkreten Kriterien bzw. Pa- die Städte und die Gemeinden. rameter festlegen, nach denen dann bemessen wird, wie sich das Maximalkontingent von 1 000 Personen im Mo- Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin der nat zusammensetzt. festen Überzeugung, dass wir mit diesem Gesetzentwurf eine gute Lösung präsentieren. Mit diesem Gesetzentwurf Bei der Erarbeitung dieses weiteren Bundesgesetzes werden wir einerseits unserem christlichen Anspruch auf wird uns natürlich, meine sehr verehrten Kolleginnen Humanität gerecht, setzen aber auf der anderen Seite un- und Kollegen, das Sondierungspapier von CDU, CSU seren klaren Kurs der Steuerung, der Begrenzung und der und SPD eine klare Richtschnur sein. Dabei wird es da- Reduzierung der Zuwanderung fort. rum gehen, vor allem die Personen zu privilegieren, die keine Gefährder sind und sich auch keine schwerwie- Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. genden Straftaten haben zu Schulden kommen lassen. Es darf sich nur um Ehen handeln, die vor der Flucht (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- geschlossen wurden, und es darf sich nur um Personen ordneten der AfD) 796 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

(A) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (CDU/CSU): (C) Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin Nein. – Ich wiederhole, was der Vertreter des Städ- Andrea Lindholz, CDU/CSU-Fraktion. tetages am Montag gesagt hat. Er hat deutlich gemacht, dass man zur Integration Wohnraum, Sprachkurse, sozia- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) le Teilhabe, Kitaplätze, Jobs und Schulplätze braucht und dass das begrenzte Güter sind. Frau Rottmann frage ich, ob sie sich auch mit Herrn Palmer unterhalten hat. Andrea Lindholz (CDU/CSU): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute in der zweiten und dritten Beratung Wir haben im Sondierungspapier klar vereinbart, dass streckenweise emotional unterschiedliche Anträge zum der Familiennachzug ausgesetzt bleibt. Wenn er wieder Familiennachzug bei subsidiär Schutzberechtigten. Die zugelassen wird, dann geht es um 1 000 Menschen pro Forderungen reichen von der Abschaffung des Fami- Monat, und er wird an Bedingungen geknüpft. Warum liennachzuges für subsidiär Schutzberechtigte – das ist haben wir das gemacht? Wir haben das gemacht, weil der Antrag der AfD – bis hin zur Ermöglichung des un- wir festgestellt haben, dass die Härtefallregelung, die es begrenzten Familiennachzugs, wie in den Anträgen der gibt, zu eng und zu starr ist und an manchen Stellen keine Linken und der Grünen gefordert wird. Möglichkeiten bietet, die wir gerne einräumen würden. Deswegen ist die Zahl von 1 000 Menschen pro Monat Subsidiär Schutzberechtigte sind Flüchtlinge, die nur auch gut gewählt. Zahlen sind natürlich nie zufrieden- einen vorübergehenden Schutzstatus besitzen und die stellend; man kann immer mehr fordern. nach europäischem Recht und nach dem Völkerrecht ge- nerell keinen Anspruch auf Familiennachzug haben. Mit dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf setzen wir genau unsere Forderung nach Begrenzung und Steuerung (Beifall bei der AfD) und genau das um, was im Sondierungspapier vereinbart wurde. Wir haben im Juli 2015 diese Regelung geändert – da- mals hatten mit Blick auf das Jahr 2014 gerade einmal (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) 2 000 Personen diesen Schutzstatus erhalten – und ha- ben diese Menschen den Flüchtlingen nach der Gen- Es bleibt bei der Aussetzung des Familiennachzuges fer Flüchtlingskonvention gleichgestellt. Nachdem die für subsidiär Schutzberechtigte, die nur einen vorüberge- Zahlen dann aber gegen Ende des Jahres 2015 und im henden Aufenthalt in Deutschland haben sollen, bis zum 31. Juli 2018. Ab dem 1. August 2018 ist ein Nachzug (B) Jahr 2016 signifikant in die Höhe gestiegen sind, haben (D) wir uns in diesem Parlament dazu entschlossen, den Fa- von bis zu 1 000 Personen pro Monat möglich. Gleich- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte – nur für zeitig läuft unsere Regelung mit Griechenland und Italien sie – zunächst für zwei Jahre auszusetzen. Im Jahr 2016 aus. Das heißt, die 1 000 Personen, die wir aufgrund die- haben 153 000 Menschen – das sind 40 Prozent al- ser Regelung aufgenommen haben, und die 1 000 Perso- ler berechtigten Asylbewerber in diesem Jahr – diesen nen aufgrund des Nachzugs halten sich dann sozusagen Schutzstatus erhalten, im Jahr 2017 waren es weitere die Waage. Die Zuwanderung wird dadurch im Ergebnis 96 000 Menschen. also nicht erhöht. Die Entscheidung erfolgt im Einzelfall und im Ermessen, und das ist auch gut so, weil wir dann Die Aussetzung des Familiennachzugs läuft im März auch unsere Vorstellungen daran knüpfen können. aus, daher besteht Handlungsbedarf. Es ist immer ein- Ganz besonders wichtig ist uns, dass wir zumindest fach, wenn man von Steuerung und Begrenzung spricht, teilweise zur Rechtslage von vor August 2015 zurück- nach Europa zu schauen und zu sagen, auf dieser Ebe- kehren, indem wir den generellen Rechtsanspruch auf ne müsse es geregelt werden. Es ist immer einfach, von Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte besei- Fluchtursachenbekämpfung zu sprechen. Das ist ein gro- tigen. ßer Begriff, hinter dem aber natürlich sehr viel steckt. Fluchtursachenbekämpfung ist wichtig und richtig. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Schwierig wird es, wenn man in Deutschland Regelun- gen treffen muss. Das erleben wir heute. Damit gibt es auch keinen generellen Anspruch auf einen Familiennachzug für die Menschen, die bei uns nur eine Auch die Regierungsparteien machen es sich nicht vorübergehende Aufenthaltserlaubnis haben. einfach. Sie haben aus meiner Sicht einen guten Kompro- miss gefunden. Die Vertreter der kommunalen Spitzen- Ja, die Härtefallregelung bleibt bestehen, und ich finde verbände haben in sämtlichen Anhörungen in den letzten das auch gut so. Die Härtefallkommissionen in den Län- drei Jahren und auch am Montag wieder darauf hinge- dern entscheiden darüber, auf wen sie angewendet wird. wiesen, dass die Kommunen überfordert sind, und haben Dort ist die Expertise, dort kann man sich die Einzelfälle uns gebeten, den Familiennachzug weiterhin auszusetzen besser anschauen. Nachdem sie im letzten Jahr gerade und für Einzelfälle Ausnahmen zuzulassen. einmal 66 Personen betraf, brauche ich Ihnen nicht nä- her zu erklären, wie eng gefasst diese Regelung ist. An dieser Regelung wird nicht gerüttelt. Sie steht neben der Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Regelung über die 1 000 Personen pro Monat, und das ist Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage? eine gute Lösung. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 797

Andrea Lindholz (A) Unser Gesetzentwurf mit den nachfolgenden Rege- Wir kommen damit zum Tagesordnungspunkt 3 b. (C) lungen, die wir noch verabschieden werden – natürlich Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion vertraue ich darauf, dass das mit der SPD einvernehmlich der AfD zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes. Der klappen wird –, ist ein guter Kompromiss. Ich bitte Sie Hauptausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be- daher ganz herzlich, diesem Gesetzentwurf heute zuzu- schlussempfehlung auf Drucksachen 19/586 und 19/595, stimmen. den Gesetzentwurf der Fraktion der AfD auf Drucksa- che 19/182 abzulehnen. Wir stimmen nun über diesen Man muss manchmal auch durchaus schwierige Ent- Gesetzentwurf in zweiter Beratung auf Verlangen der scheidungen treffen, wenn man sich in der Regierungs- Fraktion der AfD namentlich ab. Ich bitte die Schrift- verantwortung befindet. führerinnen und Schriftführer wieder, die vorgesehenen Vielen Dank. Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze an den Urnen be- setzt? – Dann eröffne ich die Abstimmung. (Beifall bei der CDU/CSU) Hatten alle Kolleginnen und Kollegen die Chance, ihre Stimme abzugeben? – Das ist der Fall. Dann schlie- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: ße ich die Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen Ich schließe die Aussprache. und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird später bekannt gegeben.3) Mir liegen eine Reihe von Erklärungen nach § 31 der Geschäftsordnung vor, die zu Protokoll genommen Ich komme zum Tagesordnungspunkt 3 c. Das ist die werden.1) Abstimmung über den von der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Auf- Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, bitte ich enthaltsgesetzes. alle Kolleginnen und Kollegen, bei der Stimmabgabe sorgfältig darauf zu achten, dass die Stimmkarten, die Liebe Kolleginnen und Kollegen, so können wir nicht Sie verwenden, Ihren Namen und nicht einen anderen abstimmen. Nehmen Sie bitte die Plätze ein, auch Sie, Namen tragen. Frau Vizepräsidentin Roth. Mitglieder des Präsidiums müssen ein vorbildliches Verhalten zeigen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Gesetzentwurf Jetzt können wir über den von der FDP eingebrachten zur Verlängerung der Aussetzung des Familiennachzugs Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Aufenthaltsge- zu subsidiär Schutzberechtigten. Der Hauptausschuss setzes abstimmen. Der Hauptausschuss empfiehlt unter empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa- (B) auf Drucksachen 19/586 und 19/595, den Gesetzentwurf chen 19/586 und 19/595, den Gesetzentwurf der Fraktion (D) der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 19/439 in der FDP auf Drucksache 19/425 abzulehnen. Ich bitte der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim- um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun- men wollen, um das Handzeichen. – Das sind CDU/CSU gen? – Damit ist in zweiter Beratung der Gesetzentwurf und SPD. Wer stimmt dagegen? – Das sind AfD, FDP, gegen die Stimmen der FDP mit den Stimmen der übri- Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – gen Fraktionen abgelehnt. Damit entfällt nach der Ge- Eine Enthaltung. Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter schäftsordnung eine weitere Beratung. Beratung angenommen. Damit sind wir bei Punkt 3 d der Tagesordnung. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Fraktion Die Linke ein- gebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des dritten Beratung Aufenthaltsgesetzes – Familiennachzug zu subsidiär und Schlussabstimmung. Es ist namentliche Abstim- Schutzberechtigten. Der Hauptausschuss empfiehlt un- mung verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und ter Buchstabe d auf Drucksachen 19/586 und 19/595, Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Je den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke auf Drucksa- schneller die Plätze an den Urnen besetzt sind, desto eher che 19/241 abzulehnen. Wir stimmen über den Gesetz- können wir abstimmen. – So, jetzt sind alle Plätze an den entwurf in zweiter Beratung auf Verlangen der Fraktion Urnen besetzt. Damit eröffne ich die erste namentliche Die Linke namentlich ab. Ich sage noch einmal: Wir Abstimmung, und zwar die Schlussabstimmung über den stimmen über den Gesetzentwurf ab, nicht über die Be- Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU. schlussempfehlung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die Plätze an den Urnen einzunehmen. – Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Die Plätze sind an allen Urnen besetzt. Ich eröffne die Stimme nicht abgeben konnte? – Dann bitte. Nutzen Sie dritte namentliche Abstimmung, die Abstimmung über die Chance! Noch jemand? – Das ist nicht der Fall. Dann den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke. schließe ich die Abstimmung. Ich bitte die Schriftführe- rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin- Gibt es Kollegen, die noch keine Gelegenheit hatten, nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird später bekannt ihre Stimme abzugeben? – Das ist nicht der Fall. Dann gegeben.2) schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführe- rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung der Stim- 1) Anlagen 2 bis 11 2) Ergebnis Seite 802 C 3) Ergebnis Seite 810 C 798 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble (A) men zu beginnen. Auch das Ergebnis dieser Abstimmung Jetzt bitte ich die Schriftführerinnen und Schriftführer, (C) wird Ihnen später bekannt gegeben.1) – Bitte nehmen Sie wieder die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle wieder Platz. Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Wahl. Wir kommen damit zu Tagesordnungspunkt 3 e. Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Haupt- ausschusses auf Drucksachen 19/586 und 19/595. Der Vizepräsident : Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe e in seiner Be- Darf ich fragen, ob es noch Kolleginnen oder Kollegen schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak- gibt, die ihre Stimmkarte nicht abgegeben haben? – Das tion Bündnis 90/Die Grünen auf der Drucksache 19/454 ist nicht der Fall. Dann schließe ich diesen Wahlgang, mit dem Titel „Familiennachzug auch zu subsidiär und ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, Schutzberechtigten ermöglichen“. Wer für diese Be- mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Wahl schlussempfehlung stimmt, den bitte ich um das Hand- wird Ihnen später bekannt gegeben.2) zeichen? Das sind die Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und AfD. – Wer stimmt dagegen? Das sind die Fraktio- Ich darf die Gelegenheit nutzen, das von den Schrift- nen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. – Damit ist führerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der die Beschlussempfehlung angenommen. namentlichen Schlussabstimmung über den Gesetzent- wurf der Fraktion der CDU/CSU zur Verlängerung der Damit kommen wir zum Zusatzpunkt 2 unserer Tages- Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutz- ordnung: berechtigten bekannt zu geben: abgegebene Stimmen Wahlvorschlag der Fraktion der AfD 678. Mit Ja haben gestimmt 376, mit Nein haben ge- stimmt 248, Enthaltungen 4. Der Gesetzentwurf ist damit Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen in dritter Beratung angenommen.3) Kontrollgremiums gemäß Artikel 45d des Grundgesetzes (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD) Drucksache 19/587 Meine Damen und Herren, ich rufe jetzt den Tagesord- Die Fraktion der AfD schlägt auf der Drucksa- nungspunkt 4 auf: che 19/587 den Abgeordneten Roman Johannes Reusch vor. Beratung des Antrags der Abgeordneten Bevor wir zur Wahl kommen, bitte ich wieder um Ihre Dr. , Dr. Gottfried Curio, Beatrix (B) Aufmerksamkeit für einige Hinweise zum Wahlverfah- von Storch und der Fraktion der AfD (D) ren. Extremismus ächten, nicht fördern – Demo- Nach § 2 Absatz 3 des Gesetzes über die parlamenta- kratieklausel einführen rische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit ist ge- wählt, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Drucksache 19/592 Bundestages auf sich vereint; das heißt, wer mindestens Überweisungsvorschlag: 355 Stimmen erhält. Die Wahl erfolgt mit Stimmkarte Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f) und Wahlausweis. Die Wahl findet offen statt. Sie können Innenausschuss (f) Ihre Stimmkarte also an Ihrem Platz ankreuzen. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Federführung strittig Den Wahlausweis können Sie, soweit noch nicht ge- schehen, Ihrem Stimmkartenfach in der Lobby entneh- Es gibt eine interfraktionelle Vereinbarung; danach men. Bitte achten Sie auch hier unbedingt darauf, dass sind für die Aussprache 38 Minuten vorgesehen. – Ich der Wahlausweis Ihren Namen trägt. höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Die Stimmkarten wurden im Saal verteilt. Sollten Als erster Redner in der Aussprache hat Dr. Anton Sie noch keine Stimmkarte haben, besteht jetzt noch die Friesen für die AfD das Wort, der heute seine erste Rede Möglichkeit, diese von den Plenarassistentinnen und -as- im Bundestag hält. sistenten zu erhalten. (Beifall bei der AfD) Gültig sind nur Stimmkarten mit einem Kreuz bei „Ja“, „Nein“ oder „Enthalte mich“. Ungültig sind also (AfD): alle Stimmkarten, die kein Kreuz oder mehr als ein Dr. Anton Friesen Kreuz, andere Namen oder Zusätze enthalten. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir leben in einer wehrhaften De- Bevor Sie die Stimmkarte in eine der Wahlurnen mokratie, und das ist auch gut so. Wer von diesem Staat werfen, übergeben Sie bitte den Schriftführerinnen und für sein Engagement gegen Extremismus das Geld des Schriftführern an den Wahlurnen Ihren Wahlausweis. Wählers und Steuerzahlers bekommt, hat auch die Ver- Der Nachweis der Teilnahme an der Wahl kann nur durch Abgabe des Wahlausweises erbracht werden. 2) Ergebnis Seite 816 B 3) Siehe weitere Ausführungen des Vizepräsidenten zum Abstim- 1) Ergebnis Seite 813 C mungsergebnis 802 C 802 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

Mahmut Özdemir (Duisburg) (A) Bertolt Brecht hat es einmal markanter formuliert: des Abg. Mahmut Özdemir [Duisburg] [SPD]: (C) Lern mal Lesen!) Die Veränderbarkeit der Welt besteht auf ihrer Wi- dersprüchlichkeit. Vizepräsident Thomas Oppermann: Ich bin der festen Überzeugung: Unsere Demokratie Vielen Dank. – Bevor ich die nächste Rednerin auf- braucht keine zusätzlichen Klauseln. Für mich ist das rufe, muss ich die Bekanntgabe des Ergebnisses der Grundgesetz Garant gegen Extremismus genug. namentlichen Schlussabstimmung über den Gesetz- Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, liebe Kollegin- entwurf der CDU/CSU zum Familiennachzug korrigie- nen und Kollegen. ren – es hat da einen Übertragungsfehler gegeben –: Mit Ja haben gestimmt 376; so hatte ich das auch gesagt. Mit (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP, Nein haben gestimmt 298, nicht 248. Am Ergebnis, dass der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE der Gesetzentwurf angenommen ist, ändert sich dadurch GRÜNEN – Zuruf von der AfD – Gegenruf nichts.

Endgültiges Ergebnis Gitta Connemann Dr. Abgegebene Stimmen: 678; davon Alexander Dobrindt Andrea Lindholz ja: 376 Dr. nein: 298 Marie-Luise Dött Dr. enthalten: 4 Hansjörg Durz Nikolas Löbel Alexander Hoffmann Hermann Färber Dr. Jan-Marco Luczak Ja Dr. CDU/CSU Dr. Hans-Jürgen Irmer Dr. Dr. Thomas de Maizière Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Norbert Maria Altenkamp (Hof) (B) Michael Frieser Hans-Georg von der Marwitz (D) Hans-Joachim Fuchtel Ingo Gädechens Torbjörn Kartes Stephan Mayer (Altötting) Dr. Volker Kauder Dr. Dorothee Bär Dr. Stefan Kaufmann Dr. Thomas Bareiß Michael Kießling Dr. h. c. Ursula Groden-Kranich Dr. Dr. (Börde) Hermann Gröhe Klaus-Dieter Gröhler Karsten Möring Michael Grosse-Brömer Dr. André Berghegger Astrid Grotelüschen Markus Grübel Carsten Körber Dr. Gerd Müller Alexander Krauß Axel Müller Sepp Müller Monika Grütters Dr. Günter Krings Carsten Müller Fritz Güntzler Rüdiger Kruse () Stefan Müller (Erlangen) Dr. Roy Kühne Dr. Dr. Dr. Dr. h. c. Karl A. Lamers Michael Brand (Fulda) Dr. Stephan Harbarth Andreas G. Lämmel Dr. Jürgen Hardt Dr. Georg Nüßlein Dr. Ulrich Lange Dr. Florian Oßner Dr. () Dr. Dr. Mark Helfrich Dr. Dr. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 803

(A) Hans-Jürgen Thies Dr. Rolf Mützenich (C) Dr. Christoph Ploß Andrea Nahles Dr. Dr. Volker Ullrich Thomas Oppermann Angelika Glöckner Mahmut Özdemir (Duisburg) Alois Rainer Aydan Özoğuz Dr. (Kleinsaara) Michael Groß Uli Grötsch Dr. Johann David Wadephul Bettina Hagedorn Johannes Röring Rita Hagl-Kehl (Minden) Dr. Norbert Röttgen Dr. h. c. Dr. Erwin Rüddel () Dr. (Peine) Peter Weiß (Emmendingen) Sönke Rix Anita Schäfer (Saalstadt) Sabine Weiss (Wesel I) Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Barbara Hendricks Dr. René Röspel Annette Widmann-Mauz Gabriele Hiller-Ohm Dr. Michael Roth (Heringen) Bettina Margarethe Dr. Wiesmann Dr. Eva Högl Bernd Rützel Christian Schmidt (Fürth) Klaus-Peter Willsch Elisabeth Winkelmeier- Axel Schäfer (Bochum) Nadine Schön Becker Dr. Klaus-Peter Schulze Johannes Kahrs Dr. (B) (D) (Weil am Dr. (Wetzlar) Rhein) (Erfurt) SPD Ingrid Arndt-Brauer Dr. Bärbel Kofler Martin Schulz Dr. (Spandau) Dr. Björn Simon Dr. Christian Lange (Backnang) Sören Bartol Dr. Rita Schwarzelühr-Sutter Bärbel Bas Dr. () Burkhard Lischka Martina Stamm-Fibich Dr. Kirsten Lühmann Sonja Amalie Steffen Dr. Karl-Heinz Brunner Dr. Markus Töns (Rostock) Dr. Carsten Träger Christian Frhr. von Stetten Dr. Marja-Liisa Völlers Dirk Vöpel Saskia Esken Siemtje Möller Dr. Bettina Müller Michael Stübgen Dr. Detlef Müller (Chemnitz) Gülistan Yüksel Dr. Hermann-Josef Tebroke Dr. Michelle Müntefering 804 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

(A) Dr. Christian Wirth Alexander Müller (C) Dr. Jens Zimmermann Roman Müller-Böhm Udo Theodor Hemmelgarn Frank Müller-Rosentritt AfD FDP Dr. (Lausitz) Dr. Grigorios Aggelidis Reinhold Dr. Heiko Heßenkemper Nein Christine Aschenberg- Dugnus Dr. Stefan Ruppert CDU/CSU Dr. Dr. h. c. Leif-Erik Holm Christian Sauter Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Frank Schäffler Dr. Jens Dr. (Rhein-Neckar) Matthias Seestern-Pauly SPD Dr. Marco Buschmann Norbert Kleinwächter Bettina Stark-Watzinger Carl-Julius Cronenberg Marco Bülow Jörn König Britta Katharina Dassler Steffen Kotré Bijan Djir-Sarai Dr. Rainer Kraft Christian Dürr Michael Theurer Rüdiger Lucassen Stephan Thomae Susann Rüthrich Dr. Dr. Dr. Daniel Föst Dr. Dr. Manja Schüle Dr. Dr. Birgit Malsack- Winkemann Katrin Helling-Plahr Johannes Vogel (Lüdenscheid) AfD (B) Hansjörg Müller (D) Volker Münz Dr. Sebastian Münzenmaier Manuel Höferlin DIE LINKE Stephan Brandner Dr. Christoph Hoffmann Jürgen Braun Gökay Akbulut Marcus Bühl Matthias Büttner Dr. Dietmar Bartsch Tobias Matthias Peterka Lorenz Gösta Beutin Paul Viktor Podolay Dr. Matthias W. Birkwald Joana Eleonora Cotar Jürgen Pohl Thomas L. Kemmerich Dr. Gottfried Curio Thomas Ehrhorn Martin Erwin Renner Dr. Berengar Elsner von Gronow Roman Johannes Reusch Katharina Kloke Birke Bull-Bischoff Dr. Ulrike Schielke-Ziesing Jörg Cezanne Dr. Jörg Schneider Dr. Lukas Köhler Dr. Dr. Anton Friesen Anke Domscheit-Berg Dr. Alexander Gauland Wolfgang Kubicki Dr. Martin Sichert Konstantin Elias Kuhle Albrecht Heinz Erhard Glaser Dr. Alexander Graf Lambsdorff René Springer Dr. André Hahn Beatrix von Storch Christian Lindner Matthias Höhn Armin-Paulus Hampel Dr. Alice Weidel Mariana Iris Harder-Kühnel Dr. Ulla Jelpke Dr. Jürgen Martens Dr. Dr. Katja Kipping Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 805

(A) Jan Korte Dr. Britta Haßelmann Dr. Manuela Rottmann (C) Andreas Wagner Dr. Bettina Hoffmann Corinna Rüffer Dr. Ralph Lenkert Dr. Dr. Dr. Gesine Lötzsch Sabine Zimmermann Dr. Kirsten Kappert-Gonther Stefan Schmidt (Zwickau) Kordula Schulz-Asche Dr. Wolfgang Strengmann- BÜNDNIS 90/ Sven-Christian Kindler Kuhn Cornelia Möhring DIE GRÜNEN Maria Klein-Schmeink Luise Amtsberg Sylvia Kotting-Uhl Norbert Müller (Potsdam) Jürgen Trittin Dr. Alexander S. Neu Stephan Kühn () Dr. Annalena Baerbock Christian Kühn (Tübingen) Sören Pellmann Markus Kurth Beate Walter-Rosenheimer Dr. Tobias Pflüger Sven Lehmann Fraktionslos Dr. Dr. Dr. Frauke Petry Dr. Eva-Maria Elisabeth Ekin Deligöz Claudia Müller Enthalten Schreiber Katja Dörner Beate Müller-Gemmeke Dr. Petra Sitte Katharina Dröge Dr. CDU/CSU Helin Evrim Sommer Kai Gehring Cem Özdemir Dr. Katrin Göring-Eckardt SPD (B) Tabea Rößner Dr. (D) Claudia Roth (Augsburg)

Als nächste Rednerin rufe ich Linda Teuteberg von vorgelegt. Denn bei Ihnen bleibt offen, wer eigentlich die der FDP auf. Es ist ihre erste Rede heute im Bundestag. Erklärung unterschreiben soll. (Beifall bei der FDP) (Beatrix von Storch [AfD]: Jeder, der Geld kriegt!)

Linda Teuteberg (FDP): Das müssen die Erstantragsteller sein, die schließlich später auch den Gesamtverwendungsnachweis erbringen Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- und dafür geradestehen müssen. Das aufzuführen, gehört ren! Vieles Notwendige und Richtige wurde hier gerade zu einem ordentlichen Antrag dazu. schon gesagt. Klar ist: Extremistische Organisationen und verfassungsfeindliche Aktivitäten dürfen nicht mit (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Maik Steuergeld gefördert werden. Beermann [CDU/CSU]) (Beifall bei der FDP und der AfD sowie bei Jetzt könnte man versucht sein, zu denken: Viel Lärm Abgeordneten der CDU/CSU) um nichts. – Aber ganz so ist es nun auch nicht. Es ist doch verräterisch, wenn Vertreter der AfD Vertreter an- Entscheidend ist, dass dies auch um- und durchgesetzt derer Parteien regelmäßig mit dem Kampfwort „System- wird. Gerade aus Respekt vor den Menschen, die sich parteien“ belegen. redlich für unsere Demokratie engagieren, müssen wir (Zuruf von der AfD: Altparteien!) garantieren, dass sich Extremisten keine Förderungen erschleichen können. Darauf werden wir Freien Demo- Den Begriff hört man oft von Ihnen. Ob bewusst oder kraten sehr genau achten. unbewusst – es ist Ihre Sprache, die Sie hier verrät. Es ist Ihre Sprache, die zeigt, wie Sie denken, und es ist Ihre (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der Sprache, die zeigt, wo Sie stehen. AfD) (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD, Ginge es Ihnen von der AfD um die Sache, dann hätten der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE Sie allerdings auch einen hinreichend bestimmten Antrag GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 813

(A) Tobias Pflüger Lisa Badum Dr. Kirsten Kappert-Gonther Tabea Rößner (C) Ingrid Remmers Annalena Baerbock Uwe Kekeritz Claudia Roth (Augsburg) Martina Renner Margarete Bause Katja Keul Dr. Manuela Rottmann Bernd Riexinger Dr. Danyal Bayaz Sven-Christian Kindler Corinna Rüffer Eva-Maria Elisabeth Canan Bayram Maria Klein-Schmeink Manuel Sarrazin Schreiber Dr. Franziska Brantner Sylvia Kotting-Uhl Dr. Gerhard Schick Dr. Petra Sitte Agnieszka Brugger Oliver Krischer Dr. Frithjof Schmidt Kersten Steinke Dr. Anna Christmann Stephan Kühn (Dresden) Stefan Schmidt Friedrich Straetmanns Ekin Deligöz Christian Kühn (Tübingen) Kordula Schulz-Asche Dr. Kirsten Tackmann Katja Dörner Markus Kurth Dr. Wolfgang Strengmann- Alexander Ulrich Katharina Dröge Monika Lazar Kuhn Kathrin Vogler Harald Ebner Sven Lehmann Margit Stumpp Dr. Sahra Wagenknecht Markus Tressel Andreas Wagner Matthias Gastel Steffi Lemke Jürgen Trittin Harald Weinberg Kai Gehring Dr. Tobias Lindner Katrin Werner Stefan Gelbhaar Irene Mihalic Dr. Julia Verlinden Hubertus Zdebel Katrin Göring-Eckardt Claudia Müller Daniela Wagner Sabine Zimmermann Erhard Grundl Beate Müller-Gemmeke Beate Walter-Rosenheimer (Zwickau) Anja Hajduk Dr. Konstantin von Notz Britta Haßelmann Omid Nouripour Enthalten BÜNDNIS 90/ Dr. Bettina Hoffmann Friedrich Ostendorff DIE GRÜNEN Dr. Anton Hofreiter Cem Özdemir Fraktionslos Luise Amtsberg Ottmar von Holtz Lisa Paus Mario Mieruch Kerstin Andreae Dieter Janecek Filiz Polat Dr. Frauke Petry

Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den ennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten“: abgegebe- Gesetzentwurf der Abgeordneten Ulla Jelpke, Dr. André ne Stimmen 677. Mit Ja haben gestimmt 123, mit Nein (B) Hahn, Gökay Akbulut und weiterer Abgeordneter und haben gestimmt 554, keine Enthaltungen. Damit ist der (D) der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Entwurf eines Ge- Gesetzentwurf in zweiter Beratung abgelehnt. Auch hier setzes zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes – Famili- entfällt eine dritte Beratung.

Endgültiges Ergebnis Jörg Cezanne Cornelia Möhring Harald Weinberg Abgegebene Stimmen: 677; Fabio De Masi Niema Movassat Katrin Werner davon Dr. Diether Dehm Norbert Müller (Potsdam) Hubertus Zdebel ja: 123 Anke Domscheit-Berg Dr. Alexander S. Neu nein: 554 Susanne Ferschl Petra Pau BÜNDNIS 90/ enthalten: 0 Brigitte Freihold Sören Pellmann DIE GRÜNEN Sylvia Gabelmann Victor Perli Luise Amtsberg Ja Nicole Gohlke Tobias Pflüger Kerstin Andreae Dr. André Hahn Ingrid Remmers Lisa Badum CDU/CSU Matthias Höhn Martina Renner Annalena Baerbock Kees de Vries Andrej Hunko Bernd Riexinger Margarete Bause Ulla Jelpke Eva-Maria Elisabeth Dr. Danyal Bayaz DIE LINKE Kerstin Kassner Schreiber Canan Bayram Dr. Petra Sitte Doris Achelwilm Katja Kipping Dr. Franziska Brantner Gökay Akbulut Jan Korte Helin Evrim Sommer Agnieszka Brugger Simone Barrientos Jutta Krellmann Kersten Steinke Dr. Anna Christmann Dr. Dietmar Bartsch Caren Lay Friedrich Straetmanns Ekin Deligöz Lorenz Gösta Beutin Ralph Lenkert Dr. Kirsten Tackmann Katja Dörner Matthias W. Birkwald Michael Leutert Jessica Tatti Katharina Dröge Heidrun Bluhm Dr. Gesine Lötzsch Alexander Ulrich Harald Ebner Michel Brandt Thomas Lutze Kathrin Vogler Matthias Gastel Christine Buchholz Pascal Meiser Dr. Sahra Wagenknecht Kai Gehring Birke Bull-Bischoff Amira Mohamed Ali Andreas Wagner Stefan Gelbhaar 814 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

(A) Katrin Göring-Eckardt Philipp Amthor Manfred Grund Dr. Katja Leikert (C) Erhard Grundl Artur Auernhammer Oliver Grundmann Dr. Andreas Lenz Anja Hajduk Peter Aumer Monika Grütters Dr. Ursula von der Leyen Britta Haßelmann Dorothee Bär Fritz Güntzler Antje Lezius Dr. Bettina Hoffmann Thomas Bareiß Olav Gutting Andrea Lindholz Dr. Anton Hofreiter Norbert Barthle Christian Haase Dr. Carsten Linnemann Ottmar von Holtz Maik Beermann Florian Hahn Patricia Lips Dieter Janecek Manfred Behrens (Börde) Dr. Stephan Harbarth Nikolas Löbel Dr. Kirsten Kappert-Gonther Veronika Bellmann Jürgen Hardt Bernhard Loos Uwe Kekeritz Sybille Benning Matthias Hauer Dr. Jan-Marco Luczak Katja Keul Dr. André Berghegger Mark Hauptmann Daniela Ludwig Sven-Christian Kindler Melanie Bernstein Dr. Matthias Heider Karin Maag Maria Klein-Schmeink Christoph Bernstiel Mechthild Heil Yvonne Magwas Sylvia Kotting-Uhl Peter Beyer Frank Heinrich (Chemnitz) Dr. Thomas de Maizière Oliver Krischer Marc Biadacz Mark Helfrich Dr. Astrid Mannes Stephan Kühn (Dresden) Steffen Bilger Rudolf Henke Matern von Marschall Christian Kühn (Tübingen) Peter Bleser Michael Hennrich Hans-Georg von der Marwitz Markus Kurth Norbert Brackmann Marc Henrichmann Andreas Mattfeldt Monika Lazar Dr. Reinhard Brandl Ansgar Heveling Stephan Mayer (Altötting) Sven Lehmann Michael Brand (Fulda) Dr. Heribert Hirte Dr. Michael Meister Steffi Lemke Dr. Ralf Brauksiepe Christian Hirte Dr. Angela Merkel Dr. Tobias Lindner Dr. Helge Braun Alexander Hoffmann Jan Metzler Irene Mihalic Silvia Breher Karl Holmeier Dr. h. c. Hans Michelbach Claudia Müller Sebastian Brehm Dr. Hendrik Hoppenstedt Dr. Mathias Middelberg Beate Müller-Gemmeke Heike Brehmer Erich Irlstorfer Dietrich Monstadt Dr. Konstantin von Notz Ralph Brinkhaus Hans-Jürgen Irmer Karsten Möring Omid Nouripour Dr. Carsten Brodesser Thomas Jarzombek Marlene Mortler Friedrich Ostendorff Gitta Connemann Andreas Jung Elisabeth Motschmann (B) Cem Özdemir Astrid Damerow Ingmar Jung Dr. Gerd Müller (D) Lisa Paus Alexander Dobrindt Alois Karl Axel Müller Filiz Polat Michael Donth Anja Karliczek Sepp Müller Tabea Rößner Marie-Luise Dött Torbjörn Kartes Carsten Müller Claudia Roth (Augsburg) Hansjörg Durz Volker Kauder (Braunschweig) Dr. Manuela Rottmann Thomas Erndl Dr. Stefan Kaufmann Stefan Müller (Erlangen) Corinna Rüffer Hermann Färber Ronja Kemmer Dr. Andreas Nick Manuel Sarrazin Uwe Feiler Roderich Kiesewetter Petra Nicolaisen Dr. Gerhard Schick Enak Ferlemann Michael Kießling Michaela Noll Dr. Frithjof Schmidt Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Georg Kippels Dr. Georg Nüßlein Stefan Schmidt Land) Volkmar Klein Wilfried Oellers Kordula Schulz-Asche Dr. Maria Flachsbarth Axel Knoerig Florian Oßner Dr. Wolfgang Strengmann- Thorsten Frei Jens Koeppen Josef Oster Kuhn Dr. Hans-Peter Friedrich Markus Koob Henning Otte Margit Stumpp (Hof) Carsten Körber Sylvia Pantel Markus Tressel Michael Frieser Alexander Krauß Martin Patzelt Jürgen Trittin Hans-Joachim Fuchtel Gunther Krichbaum Dr. Joachim Pfeiffer Dr. Julia Verlinden Ingo Gädechens Dr. Günter Krings Stephan Pilsinger Daniela Wagner Dr. Thomas Gebhart Rüdiger Kruse Dr. Christoph Ploß Beate Walter-Rosenheimer Alois Gerig Michael Kuffer Eckhard Pols Eberhard Gienger Dr. Roy Kühne Thomas Rachel Nein Eckhard Gnodtke Dr. Dr. h. c. Karl A. Lamers Kerstin Radomski Ursula Groden-Kranich Andreas G. Lämmel Alexander Radwan CDU/CSU Hermann Gröhe Katharina Landgraf Alois Rainer Dr. Michael von Abercron Klaus-Dieter Gröhler Ulrich Lange Dr. Peter Ramsauer Stephan Albani Michael Grosse-Brömer Dr. Silke Launert Eckhardt Rehberg Norbert Maria Altenkamp Astrid Grotelüschen Jens Lehmann Lothar Riebsamen Peter Altmaier Markus Grübel Paul Lehrieder Josef Rief Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018 815

(A) Johannes Röring Dr. Johann David Wadephul Kerstin Griese Thomas Oppermann (C) Dr. Norbert Röttgen Marco Wanderwitz Michael Groß Mahmut Özdemir (Duisburg) Stefan Rouenhoff Kai Wegner Uli Grötsch Aydan Özoğuz Erwin Rüddel Dr. h. c. Albert Weiler Bettina Hagedorn Christian Petry Albert Rupprecht Marcus Weinberg (Hamburg) Rita Hagl-Kehl Detlev Pilger Stefan Sauer Dr. Anja Weisgerber Metin Hakverdi Sabine Poschmann Anita Schäfer (Saalstadt) Peter Weiß (Emmendingen) Sebastian Hartmann Florian Post Dr. Wolfgang Schäuble Sabine Weiss (Wesel I) Dirk Heidenblut Achim Post (Minden) Andreas Scheuer Marian Wendt Hubertus Heil (Peine) Florian Pronold Jana Schimke Kai Whittaker Gabriela Heinrich Dr. Sascha Raabe Tankred Schipanski Annette Widmann-Mauz Wolfgang Hellmich Martin Rabanus Dr. Claudia Schmidtke Bettina Margarethe Dr. Barbara Hendricks Andreas Rimkus Christian Schmidt (Fürth) Wiesmann Gustav Herzog Sönke Rix Patrick Schnieder Klaus-Peter Willsch Gabriele Hiller-Ohm Dennis Rohde Nadine Schön Elisabeth Winkelmeier- Thomas Hitschler Dr. Martin Rosemann Felix Schreiner Becker Dr. Eva Högl René Röspel Dr. Klaus-Peter Schulze Oliver Wittke Frank Junge Dr. Ernst Dieter Rossmann Uwe Schummer Emmi Zeulner Josip Juratovic Michael Roth (Heringen) Armin Schuster (Weil am Paul Ziemiak Thomas Jurk Susann Rüthrich Rhein) Dr. Matthias Zimmer Oliver Kaczmarek Bernd Rützel Torsten Schweiger Johannes Kahrs Sarah Ryglewski Detlef Seif SPD Elisabeth Kaiser Johann Saathoff Johannes Selle Ralf Kapschack Axel Schäfer (Bochum) Niels Annen Reinhold Sendker Gabriele Katzmarek Dr. Nina Scheer Ingrid Arndt-Brauer Dr. Patrick Sensburg Ulrich Kelber Marianne Schieder Heike Baehrens Thomas Silberhorn Cansel Kiziltepe Udo Schiefner Ulrike Bahr Björn Simon Arno Klare Dr. Nils Schmid Dr. Katarina Barley Tino Sorge Lars Klingbeil Uwe Schmidt Doris Barnett (B) Jens Spahn Dr. Bärbel Kofler Dagmar Schmidt (Wetzlar) (D) Dr. Matthias Bartke Katrin Staffler Daniela Kolbe Carsten Schneider (Erfurt) Sören Bartol Dr. Frank Steffel Elvan Korkmaz Johannes Schraps Bärbel Bas Dr. Wolfgang Stefinger Anette Kramme Michael Schrodi Lothar Binding (Heidelberg) Albert Stegemann Christine Lambrecht Dr. Manja Schüle Leni Breymaier Andreas Steier Christian Lange (Backnang) Ursula Schulte Dr. Karl-Heinz Brunner Sebastian Steineke Dr. Karl Lauterbach Martin Schulz Johannes Steiniger Katrin Budde Helge Lindh Swen Schulz (Spandau) Peter Stein (Rostock) Marco Bülow Burkhard Lischka Frank Schwabe Christian Frhr. von Stetten Martin Burkert Kirsten Lühmann Stefan Schwartze Dieter Stier Dr. Lars Castellucci Heiko Maas Andreas Schwarz Gero Storjohann Bernhard Daldrup Caren Marks Rita Schwarzelühr-Sutter Stephan Stracke Dr. Karamba Diaby Katja Mast Rainer Spiering Max Straubinger Esther Dilcher Christoph Matschie Svenja Stadler Karin Strenz Sabine Dittmar Hilde Mattheis Martina Stamm-Fibich Michael Stübgen Dr. Wiebke Esdar Dr. Matthias Miersch Sonja Amalie Steffen Dr. Hermann-Josef Tebroke Saskia Esken Klaus Mindrup Mathias Stein Hans-Jürgen Thies Yasmin Fahimi Susanne Mittag Kerstin Tack Alexander Throm Dr. Johannes Fechner Falko Mohrs Claudia Tausend Dr. Dietlind Tiemann Dr. Fritz Felgentreu Claudia Moll Michael Thews Antje Tillmann Dr. Edgar Franke Siemtje Möller Markus Töns Markus Uhl Ulrich Freese Bettina Müller Carsten Träger Dr. Volker Ullrich Dagmar Freitag Detlef Müller (Chemnitz) Ute Vogt Arnold Vaatz Sigmar Gabriel Michelle Müntefering Marja-Liisa Völlers Oswin Veith Michael Gerdes Dr. Rolf Mützenich Dirk Vöpel Kerstin Vieregge Martin Gerster Andrea Nahles Gabi Weber Volkmar Vogel (Kleinsaara) Angelika Glöckner Dietmar Nietan Bernd Westphal Christoph de Vries Timon Gremmels Ulli Nissen Dirk Wiese 816 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Februar 2018

(A) Gülistan Yüksel Fabian Jacobi Dr. Christian Wirth Wolfgang Kubicki (C) Dagmar Ziegler Uwe Kamann Uwe Witt Konstantin Elias Kuhle Stefan Zierke Jens Kestner Alexander Kulitz Dr. Jens Zimmermann Stefan Keuter FDP Alexander Graf Lambsdorff Norbert Kleinwächter Grigorios Aggelidis Ulrich Lechte AfD Enrico Komning Renata Alt Christian Lindner Dr. Bernd Baumann Jörn König Christine Aschenberg- Michael Link () Marc Bernhard Steffen Kotré Dugnus Oliver Luksic Andreas Bleck Dr. Rainer Kraft Nicole Bauer Till Mansmann Peter Boehringer Rüdiger Lucassen Jens Beeck Dr. Jürgen Martens Stephan Brandner Frank Magnitz Nicola Beer Christoph Meyer Jürgen Braun Dr. Lothar Maier Dr. Alexander Müller Marcus Bühl Jens Maier (Rhein-Neckar) Roman Müller-Böhm Matthias Büttner Dr. Birgit Malsack- Mario Brandenburg Frank Müller-Rosentritt Petr Bystron Winkemann Dr. Marco Buschmann Dr. Martin Neumann (Lausitz) Tino Chrupalla Corinna Miazga Karlheinz Busen Joana Eleonora Cotar Andreas Mrosek Carl-Julius Cronenberg Bernd Reuther Dr. Gottfried Curio Hansjörg Müller Britta Katharina Dassler Dr. Stefan Ruppert Siegbert Droese Volker Münz Bijan Djir-Sarai Dr. h. c. Thomas Sattelberger Thomas Ehrhorn Sebastian Münzenmaier Christian Dürr Christian Sauter Berengar Elsner von Gronow Christoph Neumann Hartmut Ebbing Frank Schäffler Dr. Michael Espendiller Ulrich Oehme Dr. Marcus Faber Dr. Wieland Schinnenburg Peter Felser Gerold Otten Daniel Föst Matthias Seestern-Pauly Dietmar Friedhoff Frank Pasemann Otto Fricke Frank Sitta Dr. Anton Friesen Tobias Matthias Peterka Thomas Hacker Judith Skudelny Dr. Alexander Gauland Paul Viktor Podolay Katrin Helling-Plahr Bettina Stark-Watzinger Dr. Axel Gehrke Jürgen Pohl Markus Herbrand Benjamin Strasser Albrecht Heinz Erhard Stephan Protschka Torsten Herbst (B) Glaser Martin Reichardt Katja Hessel Katja Suding (D) Franziska Gminder Martin Erwin Renner Dr. Gero Clemens Hocker Linda Teuteberg Wilhelm von Gottberg Roman Johannes Reusch Manuel Höferlin Michael Theurer Armin-Paulus Hampel Ulrike Schielke-Ziesing Dr. Christoph Hoffmann Stephan Thomae Mariana Iris Harder-Kühnel Dr. Robby Schlund Reinhard Houben Manfred Todtenhausen Verena Hartmann Jörg Schneider Ulla Ihnen Dr. Florian Toncar Dr. Roland Hartwig Uwe Schulz Olaf In der Beek Dr. Andrew Ullmann Jochen Haug Thomas Seitz Gyde Jensen Gerald Ullrich Martin Hebner Martin Sichert Dr. Christian Jung Johannes Vogel Udo Theodor Hemmelgarn Detlev Spangenberg Thomas L. Kemmerich (Lüdenscheid) Lars Herrmann Dr. Dirk Spaniel Karsten Klein Sandra Weeser Martin Hess René Springer Dr. Marcel Klinge Nicole Westig Dr. Heiko Heßenkemper Beatrix von Storch Katharina Kloke Karsten Hilse Dr. Alice Weidel Daniela Kluckert Fraktionslos Dr. Bruno Hollnagel Dr. Harald Weyel Pascal Kober Mario Mieruch Leif-Erik Holm Wolfgang Wiehle Dr. Lukas Köhler Dr. Frauke Petry Johannes Huber Dr. Heiko Wildberg Carina Konrad

Ergebnis der Wahl eines Mitglieds des Parlamentari- men erhalten. Die erforderliche Mehrheit von mindes- schen Kontrollgremiums gemäß Artikel 45d des Grund- tens 355 Stimmen wurde erreicht. Damit sind Sie, Herr gesetzes: abgegebene Stimmen 677, keine ungültigen Reusch, gewählt. Ich wünsche Ihnen eine gute Hand für Stimmen, gültige Stimmen also 677. Mit Ja haben ge- Ihre Aufgabe.1) stimmt 378,

(Beifall bei Abgeordneten der AfD) (Beifall bei der AfD – Abgeordnete der AfD gratulieren Roman Johannes Reusch [AfD]) mit Nein haben gestimmt 205, 94 Enthaltungen. Der Abgeordnete Roman Johannes Reusch hat 378 Stim- 1) Namensverzeichnis der Teilnehmer an der Wahl siehe Anlage 12