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1976 Nobelpreis für Medizin

Diese mikroskopische Aufnahme zeigt ein Schafshirn, das von der mit BSE ver- wandten Traber- Die beiden Amerikaner erhielten den krankheit zer- Nobelpreis für die Entdeckung »neuer Me- stört wurde. Daniel Gajduseks Forschung chanismen bei der Entstehung und beschäftigte sich mit den Übertragungs- Verbreitung von Infektionskrankheiten«. möglichkeiten der 1960 Krankheit auf den Baruch S. Blumberg, * 28.7.1925, 1957 Dr. für Menschen. Sie wurde ei der Verleihung des Nobelpreises für Phy- Biochemie an der Oxford University, 1957 Leiter der Ab- von Stanley Prusiner b (Nobelpreis 1997) mit siologie und Medizin des Jahres 1976 kam die teilung für Geographic and Genetics Section an Tropenmedizin zu Ehren. Und für die Arbeiten der den National Institutes of Health (NIH), veröffentlicht 1966 der Erforschung von BSE fortgeführt. Laureaten Blumberg und Gajdusek spielten deren »Immunology: The Making of a Modern Science«, 1970 Professur für genetische Medizin am Fox Chase Cancer lange Aufenthalte in Südamerika, Australien und Center in . Neuguinea eine bestimmende Rolle. Beide haben : »Das große Zittern« Er fand heraus, dass die Krankheit in Verbin- zudem eine weitere Gemeinsamkeit in ihrer Aus- Daniel Carleton Gajdusek, * Yonkers (New York) 9.9.1923, Auch Gajdusek präsentiert sich als Globetrotter- dung mit kannibalistischen Akten zur Ehrung der bildung, da sie zunächst Mathematik und Physik 1946 Promotion an der , 1952–53 Wissenschaftler. Nach dem Studium geht er 1951 Toten stand. Die Männer verspeisten vornehmlich am Institut Pasteur in Teheran, 1958 Professor an den National studierten, ehe sie sich dem biomedizinischen Be- als Virologe zur Armee. Dort beginnt er mit dem das Muskelfleisch der Opfer und ließen Frauen 1970 Institutes of Health (NIH). reich zuwandten. Reisen. Er besucht alle Kontinente und erweitert und Kindern die übrigen Stücke, darunter das Ihre Arbeiten betreffen die Untersuchung phy- seine Verbindungen durch seine Angliederung an Hirn. Gajdusek entnahm Gewebeproben und siologischer Besonderheiten, die in abgelegenen das Institut Pasteur in Teheran. schickte sie nach Australien, wo die Ähnlichkeit Ländern beobachtet wurden, sowie die Anwen- nem bestimmten Antigen, das von einem an Hepa- Den Nobelpreis teilt er sich mit Blumberg für der Beschädigungen mit denen bei einer Schafser- dung der dort gewonnenen Kenntnisse zum besse- titis erkrankten australischen Aborigine stammt. seine Forschungen in Neuguinea. Seit 1955 verfüg- krankung bemerkt wurde, der Scrapie (aus dem ren Verständnis von bereits bekannten Krank- Dieses nennt er das »-Antigen3«. 1967 ten die USA dort über eine medizinische Beobach- Englischen »to scrape« für »kratzen, scharren«; An- 1976 heiten in Europa und den USA. Von einem zeigt er, dass sich dieses Antigen auf der Ober- tungsstation. Eine Krankheit war besonders spek- spielung auf das Verhalten der Schafe). Die Inku- erkenntnistheoretischen Standpunkt her ist die fläche eines der -Viren befindet. takulär und ein wenig untypisch, da sie lediglich bationszeit von Scrapie beträgt Jahre, dasselbe Tragweite der beiden Entdeckungen gleichwohl Erst einige Jahre später wird dieses als das den ansässigen Fore-Stamm betraf. Vor allem die nahm man für die Schimpansen an, die mit dem nicht dieselbe. Hepatitis-B-Virus identifiziert, das durch Blut Frauen und Kinder des Stammes starben in weni- krankhaften Material geimpft wurden. 1965, zwei 1980 übertragbar ist (im Gegensatz zum Hepatits-A-Vi- ger als einem Jahr an »Kuru«, was in ihrer Sprache Jahre nach der Impfung des ersten Schimpansen, Vom Australia-Antigen zum Hepatitis-B-Virus rus). Durch eine genetische Bevölkerungsstudie »Zittern« bedeutet. Neben dem Zittern waren die zeigten sich bei diesem erste Störungen. Die Un- Seit dem Ende der 1940er-Jahre studiert Blumberg zeigt Blumberg, dass ungefähr 0,1 Prozent der ersten Symptome Gleichgewichts- und Koordina- tersuchung des Gehirns ergab dieselben Beschädi- Parasitologie. Dies führt ihn nach Südamerika. weißen Bevölkerung der USA Träger dieses Anti- tionsstörungen. Allgemein folgte darauf Geistes- gungen. Die Impfung mit einer Hirnprobe führte Dort unternimmt er erste epidemiologische Un- gens sind. Da es sich bei Ihnen um potentielle Trä- schwäche. Als die Krankheit 1957 gemeldet wurde, zu einer Übertragung der Krankheit. Dies konnte tersuchungen über die Malaria und studiert die ger der Krankheit handelt, bemüht sich Blumberg war Gadjusek gerade in und beschloss, auch für die Impfung mit Hirnproben von Verstor- erblichen Unterschiede in der Empfindlichkeit mit dem Mikrobiologen Irving Millman um die ein Jahr auf Neuguinea zu verbringen, um dort die- benen der Creutzfeld-Jakob-Krankheit festgestellt gegenüber der Krankheit, denn es erkranken nur Entwicklung eines Tests zum Nachweis des Anti- se Krankheit und ihre Ursachen zu studieren. werden. Experimente belegten die außerordentli- bestimmte Gruppen an speziellen Charakteristika gens. Die Infektionen durch Transfusion werden che Widerstandskraft des ursächlichen Erregers der Krankheit. in der Folge drastisch reduziert und sie erarbeiten gegenüber physikalischen und chemischen Ein- 1990 1955 begibt er sich nach Oxford, um dort Bio- einen Impfstoff zum Schutz der Bevölkerungen Baruch Blumberg ent- wirkungen: er widerstand der Gefriertrocknung chemie zu studieren. Er promoviert 1957 und Asiens und Afrikas. deckte 1967 das und einer dreißigminütigen Erhitzung auf 85 °C. Hepatitis-B-Virus bricht, angebunden an die US-amerikanischen Na- Blumbergs Arbeiten über das Hepatitis-B-Vi- Gajduseks Arbeiten gaben vor allem den An- (elektronenmikrosko- tional Institutes of Health (NIH) nach Nigeria auf. rus beruhen auf einer interdisziplinären Herange- pische Aufnahme) , stoß zu erkenntnistheoretischen Überlegungen Blumberg tritt 1964 in das Krebsforschungsin- hensweise, für die auch seine Professorentitel für das durch Blut über- zur Natur von Infektionen, die von Stanley Prusi- stitut von Philadelphia () Humangenetik und Anthropologie Beleg sind. Der tragen wird. Seine ner (Nobelpreis 1997) fortgeführt wurden. Mit der ein, wo er die Bluteiweiße untersucht. Er behan- äußerst reisefreudige Wissenschaftler kokettierte: weiteren Forschun- Identifikation des Hepatits-B-Virus, noch zu Be- delt einen Hämophiliepatienten mit Proben, die er »Die Virologen sagen, ich sei nicht wirklich ein Vi- gen ermöglichten ginn des dritten Jahrtausends nach demTabak der von seinen zahlreichen Reisen mitgebracht hat. rologe. Die Genetiker sagen, ich sei nicht wirklich einen wirksamen zweitgefährlichste Krebserreger, hatte sich Blum- Schutz vor der Über- Bei den Blutuntersuchungen dieses Patienten be- ein Genetiker. Tatsächlich halte ich mich für einen berg dagegen eines Problems der öffentlichen Ge- tagung der Krankheit. obachtet er die Reaktion eines Antikörpers mit ei- klinischen Forscher.« sundheit angenommen. J. segal 2000

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