Yuri Ahronovitch Franz Liszt
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PH11026_Booklet_Ahronovitch 07.12.2010 11:15 Uhr Seite 1 Edition Günter Profil Hänssler Franz Liszt Die Ideale Antonín Dvorák Symphony no. 8 in G major op. 88 Gürzenich-Orchester Köln Yuri Ahronovitch PH11026_Booklet_Ahronovitch 07.12.2010 11:15 Uhr Seite 2 Yuri Ahronovitch Yuri Ahronovitch Franz Liszt: Die Ideale Regularien aufstellen ließen, an denen wird – und weil wir’s im vorliegenden andertreffen, die scheinbar nicht mit- Antonín Dvorák: man abzählen könne, ob und warum Falle überdies mit zwei Werken zu tun einander harmonierten, sich in Wahr- Symphonie Nr. 8 G-dur op. 88 etwas schön sei – und Richard Wagner, haben, die gemeinhin einer der beiden heit aber – siehe oben – zweifellos be- der seinen Freunden „mittheilt”, daß „Richtungen” zugeschlagen werden. dingten und beeinflußten. Getrennt „Jedes wahre Kunstwerk wird sich in ir- das Verstehen jeglicher Kunst sich weit Auf der einen Seite der enge Wagner- durch Carl Maria von Webers zweites gend eine Beziehung zu unserm Füh- oberhalb jeglicher ratio ereignet, das Freund, -Vertraute und -Anwalt Franz Klavierkonzert (auch ein unterschätz- len setzen, keines in eine ausschließ- wahrhaft Schöne also immer nur zu Liszt, einer der mißverständlichsten tes, weil kaum einmal als Instrumen- liche. Man sagt also gar nichts für das empfinden und nicht wirklich zu erklä- und demzufolge bis heute bereitwil- talballett begriffenes Werk) mit dem ästhetische Princip der Musik Entschei- ren ist. ligst mißverstandenen Künstler des Solisten Malcolm Frager, trafen sich dendes, wenn man sie durch ihre Wir- 19. Jahrhunderts, auf der andern der Franz Liszts zwölfte symphonische kung auf das Gefühl charakterisirt.” Aus heutiger Sicht wäre es leicht, diese scheinbar so biedere, nichts als seine Dichtung Die Ideale und Antonín abgrundtiefe Feindschaft zu beenden, Musik im Kopf habende Böhme Anto- Dvoráks achte Symphonie. Und auf- DEUTSCH „Der Künstler wendet sich an das Ge- indem man sie auf eine babylonische nín Dvorák, der nach ersten lokalen Er- merksamen Hörern dürfte nicht ent- fühl, und nicht an den Verstand: wird Begriffsverwirrung zurückführte: Wo folgen allmählich hinter seinem Brat- gangen sein, wie sich im Laufe von ihm mit dem Verstande geantwortet, der eine aus dem Blickwinkel des schenpult beim Prager Opernorchester kaum mehr als dreißig Jahren aus mu- so wird hiermit gesagt, daß er eben dumpfen Erdwurms emporschaut, der hervorkroch und zu einem Stern erster sikalischen Revolutionen, die man- DEUTSCH nicht verstanden worden ist, und unse- überhaupt erst einen Sinn fürs Schöne Ordnung am romantischen Komponi- cherorts sogar als Beleidigung des re Kritik ist in Wahrheit nichts Anderes erhofft, spricht der andere von götter- stenhimmel wurde, seit sich der acht guten Geschmacks empfunden wur- als das Geständniß des Unverständnis- gleichen Wesen, für die die verstandes- Jahre ältere Johannes Brahms – die den, gängige und gefragte Münze prä- ses des Kunstwerkes, das nur mit dem mäßige Zergliederung höherer Erschei- freiwillig-widerstrebende Standarte gen ließ. Als Antonín Dvorák sich Ende Gefühle verstanden werden kann – nungen bereits den Absturz in beck- der „altdeutschen” Riege um Hanslick der achtziger Jahre vornahm, seine bis allerdings mit dem gebildeten und messerisch-menschliche Niederungen & Co. – für ihn und sein in der Tat inspi- dahin neueste Symphonie nicht in den dabei nicht verbildeten Gefühle.” bedeutet. Für unsere Betrachtung ist es riertes Schaffen verwandte. „gewohnten, allgemein benützten und dennoch ratsam, das zwischen den Ex- anerkannten Formen” zu komponieren, Wieder einmal stehen sie sich in ihrer tremen ausgebreitete Spannungsfeld Am 8., 9. und 10. Januar 1979 ließen Yuri da schreckte er vor Konstruktionen ganzen Unversöhnlichkeit gegenüber: bestehen zu lassen, weil zwischen Ahronovitch und das Gürzenich-Or- nicht zurück, mit denen Liszt um die Eduard Hanslick, der vom Musikalisch- Gegenpolen geistiger Raum und damit chester der Stadt Köln diese beiden Re- Mitte des Jahrhunderts noch wütende Schönen redet, als ob sich ästhetische Bewegung überhaupt erst möglich präsentanten zweier Welten aufein- Debatten provoziert hatte: Ausgerech- 2 3 PH11026_Booklet_Ahronovitch 07.12.2010 11:15 Uhr Seite 2 Yuri Ahronovitch Yuri Ahronovitch Franz Liszt: Die Ideale Regularien aufstellen ließen, an denen wird – und weil wir’s im vorliegenden andertreffen, die scheinbar nicht mit- Antonín Dvorák: man abzählen könne, ob und warum Falle überdies mit zwei Werken zu tun einander harmonierten, sich in Wahr- Symphonie Nr. 8 G-dur op. 88 etwas schön sei – und Richard Wagner, haben, die gemeinhin einer der beiden heit aber – siehe oben – zweifellos be- der seinen Freunden „mittheilt”, daß „Richtungen” zugeschlagen werden. dingten und beeinflußten. Getrennt „Jedes wahre Kunstwerk wird sich in ir- das Verstehen jeglicher Kunst sich weit Auf der einen Seite der enge Wagner- durch Carl Maria von Webers zweites gend eine Beziehung zu unserm Füh- oberhalb jeglicher ratio ereignet, das Freund, -Vertraute und -Anwalt Franz Klavierkonzert (auch ein unterschätz- len setzen, keines in eine ausschließ- wahrhaft Schöne also immer nur zu Liszt, einer der mißverständlichsten tes, weil kaum einmal als Instrumen- liche. Man sagt also gar nichts für das empfinden und nicht wirklich zu erklä- und demzufolge bis heute bereitwil- talballett begriffenes Werk) mit dem ästhetische Princip der Musik Entschei- ren ist. ligst mißverstandenen Künstler des Solisten Malcolm Frager, trafen sich dendes, wenn man sie durch ihre Wir- 19. Jahrhunderts, auf der andern der Franz Liszts zwölfte symphonische kung auf das Gefühl charakterisirt.” Aus heutiger Sicht wäre es leicht, diese scheinbar so biedere, nichts als seine Dichtung Die Ideale und Antonín abgrundtiefe Feindschaft zu beenden, Musik im Kopf habende Böhme Anto- Dvoráks achte Symphonie. Und auf- DEUTSCH „Der Künstler wendet sich an das Ge- indem man sie auf eine babylonische nín Dvorák, der nach ersten lokalen Er- merksamen Hörern dürfte nicht ent- fühl, und nicht an den Verstand: wird Begriffsverwirrung zurückführte: Wo folgen allmählich hinter seinem Brat- gangen sein, wie sich im Laufe von ihm mit dem Verstande geantwortet, der eine aus dem Blickwinkel des schenpult beim Prager Opernorchester kaum mehr als dreißig Jahren aus mu- so wird hiermit gesagt, daß er eben dumpfen Erdwurms emporschaut, der hervorkroch und zu einem Stern erster sikalischen Revolutionen, die man- DEUTSCH nicht verstanden worden ist, und unse- überhaupt erst einen Sinn fürs Schöne Ordnung am romantischen Komponi- cherorts sogar als Beleidigung des re Kritik ist in Wahrheit nichts Anderes erhofft, spricht der andere von götter- stenhimmel wurde, seit sich der acht guten Geschmacks empfunden wur- als das Geständniß des Unverständnis- gleichen Wesen, für die die verstandes- Jahre ältere Johannes Brahms – die den, gängige und gefragte Münze prä- ses des Kunstwerkes, das nur mit dem mäßige Zergliederung höherer Erschei- freiwillig-widerstrebende Standarte gen ließ. Als Antonín Dvorák sich Ende Gefühle verstanden werden kann – nungen bereits den Absturz in beck- der „altdeutschen” Riege um Hanslick der achtziger Jahre vornahm, seine bis allerdings mit dem gebildeten und messerisch-menschliche Niederungen & Co. – für ihn und sein in der Tat inspi- dahin neueste Symphonie nicht in den dabei nicht verbildeten Gefühle.” bedeutet. Für unsere Betrachtung ist es riertes Schaffen verwandte. „gewohnten, allgemein benützten und dennoch ratsam, das zwischen den Ex- anerkannten Formen” zu komponieren, Wieder einmal stehen sie sich in ihrer tremen ausgebreitete Spannungsfeld Am 8., 9. und 10. Januar 1979 ließen Yuri da schreckte er vor Konstruktionen ganzen Unversöhnlichkeit gegenüber: bestehen zu lassen, weil zwischen Ahronovitch und das Gürzenich-Or- nicht zurück, mit denen Liszt um die Eduard Hanslick, der vom Musikalisch- Gegenpolen geistiger Raum und damit chester der Stadt Köln diese beiden Re- Mitte des Jahrhunderts noch wütende Schönen redet, als ob sich ästhetische Bewegung überhaupt erst möglich präsentanten zweier Welten aufein- Debatten provoziert hatte: Ausgerech- 2 3 PH11026_Booklet_Ahronovitch 07.12.2010 11:15 Uhr Seite 4 Yuri Ahronovitch Yuri Ahronovitch net der musikalische „Aufnahmean- nach einer kurzen langsamen Einleitung Wenn doch, so hätte ihm vermutlich silberglänzende Gedicht Die Ideale von trag” für die böhmische Kaiser-Franz- die Flöte das Hauptthema exponiert und am wenigsten behagt, daß von diesem Schiller – der Hörer darf und soll wis- Joseph-Akademie, den Dvorák selbst in dem man auch die Elemente von Finale ganz direkte Beziehungen zum sen, was den Zündfunken gab, soll aber am 2. Februar 1890 im Prager Rudol- Durchführung und Reprise erkennt – das Erzfeind Nr. 2 führten: Franz Liszts sicher nicht mit dem Textbuch in der finum der Öffentlichkeit vorstellte, ist weder formal noch musikalisch allzu Dichtung Die Ideale faltet und schich- Hand konkrete Aktionen nachvollzie- weicht in so vielen Details von den Vor- widerborstig. Doch der insgesamt im- tet sämtliche wichtigen Elemente der hen und kunstsinnig nicken, wenn er’s schriften ab, daß ihm symphonische provisatorische Zug, der am Anfang die Symphonie in einem dreigliedrigen „gefunden” hat. Ganz etwas anderes Sittenwächter wie Salomon Jadassohn vorschriftsmäßige Sonatenform an den Satz nebst langsamer Introduktion und sind die formalen Strukturen und Emo- oder Carl Reinecke in Leipzig wohl nur Kanten aufweicht; der insgesamt rhap- gestaltet aus einfachsten themati- tionskurven, die im vorliegenden Werk ein „secundum ordinem”