Fischereiforschungsstel
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FISCHEREIFORSCHUNGSSTELLE DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG Bericht zur Vergrämung von Kormoranen im Winter 2006/07 gemäß Kormoranverordnung und vorläufiger Verwaltungsvorschrift zur Kormoranverordnung August 2007 Hans-Peter Billmann, Siegfried Blank, Peter Dehus und Dr. Rainer Berg Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg beim Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild, Fischerei) Untere Seestraße 81 88085 Langenargen Zusammenfassung Die Kormoranverordnung vom 4. Mai 2004 ermöglicht den unteren Verwaltungsbehörden für die Zeit vom 16. September bis 15. März Gewässer auszuweisen, an denen Kormorane geschos- sen werden dürfen. Die Anzahl erlegter Kormorane ist über die jagdliche Streckenliste mit An- gabe des Gewässers oder der Gewässerstrecke und des Erlegungsdatums zu erfassen. Die Ent- scheidungen der unteren Verwaltungsbehörden und die Daten aus der jagdlichen Streckenliste sind der Fischereiforschungsstelle (FFS) für die Berichterstellung zur Verfügung zu stellen. In 36 Land- oder Stadtkreisen wurden Gewässer oder Gewässerstrecken für eine Kormoranver- grämung ausgewiesen. Die Verfügungen der unteren Naturschutzbehörden waren entweder auf den Zeitraum 2006/07 befristet, sind mehrjährig befristet oder unbefristet. In der Zeit vom 16. September 2006 bis 15. März 2007 wurden insgesamt 729 Kormorane erlegt, davon 475 an Fließgewässern und 233 an stehenden Gewässern; bei 21 Kormoranen war keine Zuordnung zu diesen Gewässertypen möglich. Während der vorangegangenen Vergrämungspe- rioden lag die Anzahl erlegter Kormorane im Winter 2005/06 bei 1227 und 2004/05 bei 950. Trotz des gestiegenen Gesamtbestandes an Kormoranen in Europa wurden im vergangenen Win- ter weniger Kormorane geschossen als in den beiden letzten Vergrämungsperioden. Aufgrund des sehr milden Winters suchten weniger Kormorane die Binnengewässer auf als die Jahre zu- vor, wobei aber regionale Unterschiede zu beobachten waren. An bedeutenden Probestellen werden von der FFS weiterhin, wie in den vergangenen Jahren, die Auswirkungen des Kormoraneinfalls auf Fischbestände untersucht. Im Gegensatz zu vorange- gangenen Jahren werden die Ergebnisse dieser Untersuchungen jedoch aus Gründen der Straf- fung und Effizienz nicht mehr in jedem Abschlussbericht dargestellt und erläutert. Sie sollen zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert werden und dabei mehrere Vergrämungs- und Untersu- chungsperioden umfassen. 2 Einleitung Die Landesregierung erließ am 4. Mai 2004 die fünfte Verordnung zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden durch Kormorane sowie zum Schutz der heimischen Tierwelt (Kormoranverordnung). Mit Schreiben vom 18. August 2004 erließ das Ministerium für Ernäh- rung und Ländlichen Raum die vorläufige Verwaltungsvorschrift zur Kormoranverordnung. Aufgrund der Verordnung können wie in den vergangenen Jahren die unteren Verwaltungsbe- hörden Gewässer festsetzen, an denen in der Zeit vom 16. September bis zum 15. März Kormo- rane geschossen werden dürfen. Die Abschüsse dienen der Vergrämung, um fischereiwirtschaft- liche Schäden zu vermeiden und Fischbestände zu schützen. Gemäß Verwaltungsvorschrift sind die Verfügungen und andere relevante Entscheidungen der unteren Verwaltungsbehörden der FFS zur Kenntnis zu geben. Der Jagdbezirk, das Erlegungsda- tum, das Gewässer oder die Gewässerstrecke und die Anzahl der erlegten Kormorane werden im Rahmen der jagdlichen Streckenliste erfasst; diese Daten sind ebenfalls von den zuständigen Behörden der FFS zur Verfügung zu stellen. Von der FFS werden die Untersuchungen zu den Auswirkungen des Kormoraneinfalls auf Fischbestände an wichtigen, ausgewählten Probestellen weitergeführt. Im Gegensatz zu den vo- rangegangenen Jahren werden die Ergebnisse aber nicht mehr in jedem Bericht dargestellt und diskutiert. Die Erstellung der Berichte ist dadurch effizienter. Es ist vorgesehen, die Ergebnisse der Untersuchungen, die dann mehrere Vergrämungs- und Untersuchungsperioden umfassen werden, zu einem späteren Zeitpunkt zu präsentieren. Die Probestellen, an denen die Fischbestände im Rahmen der Kormoranverordnung untersucht wurden, werden ferner in das fischbezogene Mess- und Überwachungsnetz für die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eingebunden. Dadurch lässt sich insgesamt der Befischungs- und Berichtsaufwand optimieren. Festsetzung von Gewässern und Zeiträumen Gewässer, Gewässerstrecken oder teichwirtschaftliche Anlagen, an denen der Abschuss von Kormoranen erlaubt ist, wurden in 36 Land- oder Stadtkreisen von den unteren Naturschutzbe- hörden ausgewiesen. Die Daten sind im Anhang 1 in der Tabelle 1 enthalten. Neben den festge- setzten Gewässern sind die örtlichen Begrenzungen, Zeiträume oder Befristungen sowie Ein- schränkungen und Bemerkungen aufgelistet. Die unteren Naturschutzbehörden haben teilweise den nach der Verordnung möglichen Zeitrah- men einer Vergrämung bis zum 15. März voll ausgeschöpft. Teilweise haben sie aber auch den Zeitrahmen auf den 15. Januar oder ein anderes Datum verkürzt, wenn eine Beeinträchtigung anderer schutzbedürftiger Tierarten als Fische zu befürchten war. Neben den befriedeten Bezirken, Naturschutzgebieten, Naturdenkmalen und den nach der euro- päischen Vogelschutzrichtlinie ausgewiesenen Vogelschutzgebieten, in denen in der Regel eine Vergrämung durch Abschüsse nicht vorgenommen werden darf, haben die unteren Naturschutz- behörden teilweise weitere räumliche Einschränkungen vorgenommen. Die maximale Anzahl von Kormoranen, die erlegt werden darf, oder ein Abschuss, der erst nach einer bestimmten An- zahl von Kormoranen, die sich am betreffenden Gewässer aufhalten, erlaubt ist, waren weitere, relativ häufig anzutreffende Beschränkungen (Anh. 1, Tab. 1). In europäischen Vogelschutzgebieten am Bodensee-Untersee und am Rhein bei Märkt–Breisach hat die höhere Naturschutzbehörde von der Möglichkeit, Ausnahmen von dem Verbot des Ab- schusses in Vogelschutzgebieten zuzulassen, Gebrauch gemacht und mit mehreren Auflagen eine Genehmigung zum Abschuss von Kormoranen erteilt (Anh. 1, Tab. 1). 3 Die unteren Naturschutzbehörden haben entweder zeitlich unbefristete Verfügungen erlassen, sie auf mehrere Jahre befristet oder sie nur auf den Vergrämungszeitraum 2006/07 beschränkt. Teilweise haben bereits in der Vergangenheit untere oder höhere Naturschutzbehörden Anregun- gen von Fischereivereinen oder -verbänden, Gewässer oder Gewässerabschnitte für eine Ver- grämung festzusetzen, nicht aufgegriffen und eine entsprechende Festsetzung abgelehnt. Der FFS sind keine neuen Entscheidungen der Naturschutzbehörden dazu bekannt worden. Anzahlen erlegter Kormorane Im Zeitraum 16. September 2006 bis 15. März 2007 wurden insgesamt 729 Kormorane erlegt. 475 Kormorane wurden an Fließgewässern und 233 an stehenden Gewässern geschossen; 21 erlegte Kormorane konnten diesen Gewässertypen nicht zugeordnet werden. Während der Ver- grämungsperiode 2005/06 lag die Anzahl erlegter Kormorane bei 1227 und 2004/05 bei 950. Im Winter 2005/06 wurden nicht 1162, wie im letztjährigen Bericht angegeben, sondern 1227 Kor- morane erlegt; die Korrektur ergab sich aufgrund einer späten Nachmeldung. Der vergangene Winter war sehr mild, so dass offenkundig weniger Kormorane die Binnenge- wässer aufsuchten als in den vergangenen Jahren. Der Druck auf Fischbestände war dementspre- chend geringer und konsequenterweise wurden daher auch weniger Kormorane geschossen. Al- lerdings sind offensichtlich regional Abweichungen von diesem allgemeinen Eindruck oder Trend vorhanden. Die Zählungen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee (OAB) ergaben im Rahmen der internationalen Wasservogelzählung für September 2006 mit 1665 Kormoranen den höchsten Wert der letzten Jahre (Ornithol. Rundbrief Bodenseegebiet 185). Er lag etwa ein Drittel höher als der Durchschnitt für die Jahre 2003 bis 2005. Im Oktober wurden dann deutlich weniger Kormorane gezählt als in den Vorjahren, und in den Wintermonaten No- vember bis März lag die Zahl innerhalb der üblichen Werte, wobei für diese Monate generell hohe Schwankungen zu verzeichnen sind. Im April wurden dann erneut überdurchschnittlich viele Kormorane gezählt. Die Anzahlen erlegter Kormorane sind im Anhang 2 in der Tabelle 1 für jeden Stadt- oder Land- kreis, der entsprechende Gewässer festgesetzt hatte, aufgelistet. Gemäß Verwaltungsvorschrift sind von den Jagdausübungsberechtigten neben dem Jagdbezirk, dem Gewässer oder der Gewäs- serstrecke und der Anzahl erlegter Kormorane auch das Erlegungsdatum auf dem Einlageblatt zur jagdlichen Streckenliste einzutragen. In der Regel wurden die Daten vollständig übermittelt, teilweise fehlte aber das Erlegungsdatum oder der genaue Ort. Die genannten Daten sind im An- hang 2 in der Tabelle 2 enthalten. 4 Anhang 1 Tabelle 1: Ausgewiesene Gewässer in Land- und Stadtkreisen der Regierungsbezirke mit Ver- grämungszeiträumen, Befristungen sowie Einschränkungen und Bemerkungen; jeweils ausge- nommen sind befriedete Bezirke, Naturschutzgebiete, Naturdenkmale und im Bundesanzeiger bekannt gemachte Gebiete nach der Richtlinie 79/409/EWG in der geltenden Fassung. Regierungs- Land-, Gewäs- Gewässer Begrenzung Zeitraum Befristung Einschränkungen, bezirk Stadtkreis serart Bemerkungen Freiburg Breisgau- Fließgewäs- Rhein Rhein ab 500 m unterhalb 16.09.06 - Bei Vergrämung Min- Hochschwarz- ser des Stauwehrs Märkt (auf 15.01.07 destabstand von Was- wald Höhe Zulauf Umge- servogelansammlungen hungsgewässer) von (>50 Ex.) von 200 m. Rhein-km 174,5 bis Keine Vergrämung an Rhein-km 183,4 (Süd- offiziellen