Nordwind Mitgliederzeitschrift der SPD -Nord • 15. Jg. • Dezember 2015 • Nr. 43

Wir trauern um Helmut Schmidt Editorial Inhaltsverzeichnis Liebe Genossinnen und Genossen, Nachruf AsF Versuch einer kurzen Zeitreise ..3–5 Die Hälfte des Himmels und ein politisch ereignisreiches Jahr 2015 Der Mann, der einmal Kreis - mindestens 40% der Macht ..12 vorsitzender war ...... 6 geht zu Ende: Nach einem intensiven Bür - Kreispolitik gerschaftswahlkampf haben wir zwar Flüchtlingspolitik Aus Wissen Politik machen! ..13 nicht die absolute Mehrheit verteidigen Flüchtlinge ...... 7 Nach dem Olympia-Referendum ..13 können, aber dennoch einen starken Wäh - Gesundheitliche Versorgung ..8 Helfen – aber wie? ...... 9 Bürgerschafts - lerauftrag erhalten, der es uns ermöglicht, Integration ...... 10 abgeordnete ...... 14 zusammen mit unserem Koalitionspart - ner, den Grünen, die großen Herausfor - Bericht aus Frankreich Kreisvorstand ...... 15 derungen, vor denen die Stadt – nicht Zwischen Angst und Trotzhaltung ...... 11 Impressum/Nachruf ..16 nur in der Flüchtlingsfrage steht – ent - schlossen anzugehen. Dabei gibt es leider auch ab und zu Rückschläge, wie jüngst beim Olympiareferendum. Das ist zwar - nicht nur aus SPD-Sicht - sehr bedauer - Liebe Genossinnen und GenosseLn, eitliniWeirn haben lich und sicher muss man auch die Frage am 10. November 2015 hat die SPD Ham - die rechtliche, stellen, wieso in Hamburg noch kein Re - burg-Nord ihr wohl bekanntestes Mitglied aber vor allem ferendum, in dem ein Senatsvorhaben verloren. Der frühere Bundeskanzler Hel - die politische und zur Abstimmung stand, erfolgreich gewe - mut Schmidt war fast 70 Jahre Mitglied un - humanitäre Ver - sen ist, aber man muss natürlich auch be - seres Kreises und von 1956 bis 1964 für pflichtung, Men - zogen auf diesen konkreten Fall fragen, acht Jahre Kreisvorsitzender. Trotz seiner schen aufzuneh - warum es nicht gelungen ist, die Bevöl - vielen Ämter und Aktivitäten überall auf men, die auf ihrer kerung für dieses einmalige Event zu ge - der Welt war Helmut Schmidt seiner Her - Flucht zu uns winnen. kunft aus Barmbek und seiner Heimat in nach Hamburg Vor allem soll uns in diesem NORD - Langenhorn sehr verbunden. Die große kommen. Der Senat und die Bezirke haben WIND die Trauer um Helmut Schmidt Zahl der Eintragungen im Kondolenzbuch hierfür von Anfang an konsequent die er - und auch das Flüchtlingsthema beschäf - im Rathaus zeigen, wie stark sich auch die forderlichen Entscheidungen getroffen. Die tigen. Darüber hinaus berichtet unser der - Hamburgerinnen und Hamburger mit „ih - Behörden und öffentlichen Unternehmen zeit in Paris lebender Genosse Florian rem Bundeskanzler“ identifizieren. arbeiten jeden Tag mit vielen engagierten Staudt von der Situation in Frankreich Helmut Schmidt stirbt zu einer Zeit, in Beschäftigten an der Bewältigung der Auf - nach den Anschlägen von Paris. der seine Themen der internationalen Poli - gaben. Hinzu kommen die Ehrenamtlichen, Erholsame Feiertage und einen guten tik uns sehr beschäftigen. Politische und viele Bürgerinnen und Bürger, die mit Spen - Rutsch wünscht religiöse Konflikte, militärische Gewalt den oder ihrer eigenen praktischen Arbeit und materielle Not zwingen Menschen aus helfen, dass die Stadt die große Zahl an Euer vielen Ländern auf die Flucht. Die Flücht - Flüchtlingen gut aufnehmen kann. Trotz lingsentwicklung ist eine Bewährungs - „PEGIDA“ und mancher Entgleisung der probe für Deutschland und Europa. Wäh - öffentlichen Diskussion ist dies ein ermuti - rend die Staaten der Europäischen Union gendes Zeichen, dass wir die Bewährungs - Urs Tabbert und die Bundesregierung in Berlin nach ei - probe bestehen können. ner gemeinsamen Haltung suchen, organi - Viele Grüße sieren die Länder und Kommunen bereits Euer Kreisvorsitzender seit Monaten die Aufnahme von Hundert - tausenden Flüchtlingen in ganz Deutsch - land. Peter Tschentscher Rechtsanwälte Marc Kaiser & Urs Tabbert Kompetenzen: Gewerblicher Rechtsschutz Allgemeines Zivilrecht Verbraucherschutzrecht Arbeitsrecht Hochschulrecht Strafrecht Prüfungsrecht Mietrecht Personalvertretungsrecht Internetrecht Scheidungen, Erb- und Verkehrsrecht Sprechzeiten: Montag–Freitag 10–18 Uhr Möllner Landstraße 20 · 22111 Hamburg Tel.: 0 40/736 798§ 11 · Fax: 0 40/736 798 12 Nachruf

Helmut Schmidt – Versuch einer kurzen Zeitreise Mit Helmut Schmidt haben wir eine der letzten großen politischen Nachkriegspersönlichkei - ten verloren.

Von Urs Tabbert Den Ausstieg aus der Atomenergie und NORDWIND-Autor möge sich davon die Wiedereinführung der Vermögens - anregen lassen! s ist unmöglich, Helmut steuer hat er noch in einem Gespräch Unvergessen sind auch Helmut Schmidts Lebenswerk, zumal im mit Genossen im Jahr 2000 als Schmidts spontane Besuche von Veran - EUmfang eines NORDWIND-Arti - „Schwachsinn“ bezeichnet. Aber Anteil staltungen, so z.B. im Distrikt Langen - kels, angemessen zu würdigen. Daher be - am politischen Leben im Kreis hat er horn-Nord bei der Urwahl eines Kanz - schränke mich auf den Versuch das, was dann doch auf seine Art genommen. lerkandidaten, bei einer Mitgliedervoll- ich – vor allem mit Blick auf unseren Als im Jahr 2001 die Nr. 1 der Kreis - versammlung des Kreises oder auch ei - Kreis Hamburg-Nord – zu Helmut zeitung NORDWIND erschien, war Hel - ner Wahlkampfveranstaltung im LaLi Schmidt in Erfahrung bringen konnte, zu - mut Schmidt der erste, der sich mit ei - (Langenhorner Lichtspielhaus), um seine sammen zu führen. nem Leserbrief zu Wort meldete: „Mit Unterstützung für Olaf Scholz zu zeigen. Meine erste persönliche Erinnerung Interesse habe ich das neue Informations - Es ist viel gesagt und geschrieben an Helmut Schmidt ist mit dem Bundes - blatt des Kreises Nord gelesen – gewiss worden über das Verhältnis von Willy tagswahlkampf 1980 verbunden. Damals eine Initiative, die zur Hoffnung berech - Brandt, Herbert Wehner und Helmut war ich 8 Jahre alt, erinnere mich aber tigt.“ Knappe Worte, aber für den mit Schmidt. Enge Freunde waren die drei noch deutlich, dass mir Helmut Schmidt Lob sparsamen Helmut Schmidt beacht - vermutlich wirklich nicht, dennoch fin - bereits als Drittklässler einiges mehr an lich. Natürlich beschränkt er sich nicht det sich – dies haben Recherchen unserer Vertrauen einflößte als sein bayrischer darauf, sondern fährt fort: „Allerdings Kreisgeschäftsführerin Kerstin Völsch Mitbewerber um das Kanzleramt. habe ich eine deutliche Kritik anzumel - ergeben - in unseren Rechenschaftsbe - Schon mehr politisch mitbekommen den, sie bezieht sich auf den Artikel ‚De - richten auch ein Passus, in dem Helmut habe ich Anfang der 80er Jahre die De - montage des Sozialstaats‘ … all dies Schmidt über „Unseren Kanzlerkandida - batte über den Nato-Doppelbeschluss schießt in unanständiger polemischer Art ten“ (1961) ganz solidarisch schreibt: und das „konstruktive Misstrauensvo - über das Ziel hinaus.“ Dabei kritisiert er „Wir müssen jetzt endlich einen Mann an tum“, das ich und jedenfalls die meisten den Artikel nicht in seiner Zielrichtung, die Spitze unseres Staates stellen, dem Menschen in meinem Umfeld als wenig fordert aber Solidarität mit Regierung es ernst damit ist, unser Volk mit sich konstruktiv empfunden haben. und Mandatsträgern ein. selbst auszusöhnen. Willy Brandt hat be - Da ich selbst erst seit Anfang der Im Jahr 2011 gab es dann sogar ein wiesen, dass er die Fähigkeit hat, in 2000er Jahre in Hamburg-Nord politisch Interview mit Helmut Schmidt im schweren Zeiten alle politisch Denken - aktiv geworden bin – gut 40 Jahre nach NORDWIND, in dem dieser allerdings den zu vereinigen … Solch einen Mann der Zeit des Kreisvorsitzenden Helmut mit SPD-Parteizeitungen im Allgemei - braucht die Bundesrepublik heute, denn Schmidt - muss ich mich auf Erinnerun - nen und mit dem NORDWIND im Spe - das Notwendige muss endlich getan wer - gen anderer stützen, um einen Eindruck ziellen wenig gnädig umging. den.“ vom Wirken Helmut Schmidts in seiner „Das, was sie da rein geschrieben ha - aktiven Zeit in Hamburg-Nord (s. dazu ben in ihre Mitteilungs-Blätter, das gilt Bilanz als Kreisvorsitzender auch den Artikel von Henning Glinde - auch heute noch: Engstirnig. Da gibt es der SPD Hamburg-Nord mann über den „Mann, der einmal Kreis - ein Ding, das heißt „Nordwind“. Engstir - vorsitzender war“) zu vermitteln. nig, nur die eigene Meinung oder das, Spannend liest sich in diesem Zu - was sie für die sozialdemokratische Mei - sammenhang ein Zitat aus dem Rechen - Helmut Schmidt und die SPD nung halten. Keine Auseinandersetzung schaftsbericht des Kreisvorstands Ham - Hamburg-Nord: ein nicht mit fremden Ideen, keine Auseinander - burg-Nord der Jahre 1962-64 – dort setzungen mit gegenteiligen Vorstellun - schreibt Helmut Schmidt: immer einfaches Verhältnis gen, mit begründeten gegenteiligen Vor - „Nach über zehn Jahren Mitarbeit im stellungen.“ Kreisvorstand, davon acht Jahre als Vor - Mein Eindruck aus mehreren Gesprä - Tapfer haben wir dennoch am Kon - sitzender, darf ich am Schlusse ein per - chen mit Altvorderen ist, dass es sich zept der Mitgliederzeitung festgehalten, sönliches Wort einfügen. In keinem der Helmut Schmidt und der Kreis Hamburg- und waren dabei gleichwohl – wie auch politischen Gremien der Partei habe ich Nord gegenseitig nicht immer leicht ge - in dieser Ausgabe - bemüht, über den so - so viel Befriedigung gefunden wie in macht haben. Helmut Schmidt habe oft zialdemokratischen Tellerrand zu dem gemeinsamen Leistungswillen des über die „ewigen Theoriedebatten der so - schauen und sollten das auch weiter tun. Kreises Hamburg-Nord. Dieser Kreis hat genannten Intellektuellen“ gewettert. Jede NORDWIND-Autorin und jeder von Anbeginn seines Bestehens vielerlei

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 3 Nachruf

Jahre zum Bundestagswahlkampf 1953 auf dem , wo der damals noch recht unbekannte Hel - mut Schmidt eine Kundgebung mit dem SPD-Urgestein Carlo Schmid durchführte. Hans erinnert sich daran, dass Carlo Schmid Hel - mut Schmidt bei dieser Gelegen - heit noch eine große politische Kar - riere prophezeite. Den Annalen ist allerdings auch zu entnehmen, dass der da - mals erst 34-jährige Diplom-Volks - wirt und Leiter des Amtes für Ver - kehr in der Wirtschaftsbehörde, Helmut Schmidt, den „Wahlkreis 18“ im Bezirk Hamburg-Nord (auch Wahlkreis Hamburg IV ge - nannt) nicht gewonnen hat, son - dern mit 54,9 % der FDP-Mann Dr. Hermann Schäfer – allerdings mit Unterstützung durch die CDU. Schmidt zog dennoch in den 2. Deutschen Bundestag ein über den Landeslistenplatz 6 der SPD. Spä - ter sollte Helmut Schmidt – mit weitaus besseren Erfolgen – in Hamburg-Bergedorf für den Bundestag kandidieren, und er er - hielt dort immer Ergebnisse über 50%, 1972 sogar 64 %. Festzuhal - ten bleibt jedenfalls: Hamburg- Nord war schon in den 50er-Jah - ren für die SPD kein Hans Saalfeld mit Helmut Schmidt am 13.09.1974 unproblematisches Pflaster! neue Probleme initiativ und beispielge - trum der Demokratie bleiben, ein Zen - bend für andere angepackt. Das wird ge - trum freiheitlicher Staatspraxis, ein Zen - Helmut Schmidt als Krisen- wiss auch so bleiben … Unabhängig von trum des fairen sozialen Ausgleichs und manager und Kümmerer den jeweiligen Vorsitzenden war der des sozialen Fortschritts. Die Hamburger Kreis Nord immer von politischem Le - Sozialdemokratie muss deshalb auch in Hans Saalfelds Erinnerungen an die ben erfüllt: hier wurde stets debattiert Zukunft vorangehen, und der Kreis Ham - frühen Jahre des politischen Wirkens von und auch gestritten, von hier aus haben burg-Nord wird dazu wie bisher seinen Helmut Schmidt umfassen einen gemein - viele Hamburger Sozialdemokraten ihren maßgebenden Anteil beizutragen haben.“ samen Betriebsbesuch bei Reemtsma erfolgreichen Weg in die Kommunalpo - Eigentlich wäre das bereits ein schö - während Schmidts erster Legislaturpe - litik, die Landes- und die Bundespolitik nes Schlusswort, aber wir wollen es nicht riode im deutschen Bundestag, wobei er angetreten; zugleich aber haben sie hier bei diesem Zitat aus den frühen sechzi - sich großer Beliebtheit bei der Beleg - im Kreis Nord stets ihre Basis finden ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schaft, insbesondere deren weiblichem und behalten können, die in der vertrau - bewenden lassen, sondern unsere Zeit - Anteil, erfreute. ensvollen Solidarität und der Treue von reise noch etwas fortsetzen. Als Schmidt dann in den frühen sech - Mitgliedern und Funktionären besteht. ziger Jahren als Innensenator erfolgreich Diesen Mitgliedern und Funktionären Aller Anfang ist schwer die Flutkatastrophe managte, hat er die dankbar zu bleiben, das ist eine selbst - Unterstützung durch die von den Gewerk - verständliche Pflicht aller Mandatsträger, Auf der Suche nach den wenigen ver - schaften organisierten Deichschutztrup - die ich bei meinem Ausscheiden stellver - bliebenen politischen Zeitgenossen von pen sehr willkommen geheißen, erinnert tretend für alle anderen Mandatsträger Helmut Schmidt führte mich die Spur sich der Gewerkschafter Hans Saalfeld. ausdrücklich anerkennen darf und muß. nach Langenhorn, und zwar zu Hans Saal - Im Übrigen denkt Hans noch immer Denn ohne diese treue und zuverlässige feld, dem langjährigen Hamburger DGB- gern an Helmut Schmidts oft spontanes Arbeit der Funktionäre geht es nun ein - Vorsitzenden und Vizepräsidenten der Klavierspiel bei diversen Geburtstagen, mal nicht. … Hamburg muss für die Hamburgischen Bürgerschaft. Hans' erste einschließlich von Hans eigenem 50., zu - Bundesrepublik ein ausstrahlendes Zen - Erinnerung reicht zurück in die 50er rück. Dies alles blieb auch so während

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Die SPD Hamburg-Nord trauert um

Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt *23.Dezember1918 † 10. November 2015

Er war fürunsnichtnureingroßer Politiker und Staatsmann.

Wir werden unserem langjährigen Mitglied und früheren Kreisvorsitzenden immer ein ehrendes Andenken bewahren.

SPD Hamburg-Nord SPD Langenhorn-Nord Peter Tschentscher Gabriele Greguhn Kreisvorsitzender Distriktsvorsitzende

seiner Zeit als Bundeskanzler. So tauchte scher Orientierung nach Kriegsende, aus - tie. Jeder der etwa bei Kandidatenaufstel - er zu Zeiten des Terrors der RAF, als er gerichtet an Personen wie Herbert Weh - lungen neu hinzutritt, müsse wissen, auf durch seine klare Haltung und seine Ent - ner, Max Brauer und Paul Nevermann. welchen Schultern er steht, wissen, scheidungen den Ruf eines Krisenmana - Er zitiert Max Weber und mahnt die wessen Arbeit er fortzusetzen hat. Wich - gers festigte, teils ohne Personenschutz notwendige Distanz sich selbst gegenü - tig sei dabei der Geist, die Kraft und der bei privaten Treffen mit Freunden wie ber in der Politik an, die stets durch die Willen der praktischen und durchaus Peter Schulz auf - mit der lakonischen Todfeindin der sachlichen Hingabe, die auch kompromissbereiten Vernunft, der Bemerkung „Ich habe meine Bewacher Eitelkeit, bedroht sei. Zu den drei von befähigt, „das Ganze über den Teil zu abgehängt, die kennen doch Langenhorn Weber hervorgehobenen Qualitäten eines stellen, das Ganze unserer Partei über nicht.“ Politikers, Leidenschaft, Verantwortungs - den persönlichen partiellen Geltungsan - Schließlich hat Hans Saalfeld noch gefühl und Augenmaß fügt er Einfüh - spruch, das Ganze unserer Gesellschaft einen denkwürdigen Landesparteitag aus lungsvermögen, Beredsamkeit und – als über partikuläre Gruppeninteressen und dem Jahr 1986 im Gewerkschaftshaus wichtigste – Zivilcourage hinzu. Er pran - das Ganze der Demokratie in unserer Na - in bleibender Erinnerung, auf dem Hel - gert politischen Opportunismus und tion und das Ganze der Demokratie in mut Schmidt eine Rede hielt, deren mit „Fraktionismus“ an und hält ein Plädoyer Europa über unsere eigene, schmerzhaft dem Titel „Mein Wunsch an die Partei“ für Durchschaubarkeit und Transparenz. geliebte sozialdemokratische Partei.“ überschriebenes Manuskript mir Hans Interessanterweise plädiert er gut 20 Mit diesem - ja fast „visionären“ - zur Lektüre überließ. Jahre vor „Mehr Demokratie“ für die Satz eines großen Staatsmannes soll un - Einführung von Bürgerschaftswahlkrei - sere kleine Zeitreise ausklingen, zumal „Mein Wunsch an die Partei“ sen und war damit seiner Zeit voraus. dieser Satz weitaus mehr war als „eine Gleichzeitig erweist er sich aber auch pampige Antwort auf eine dusselige Darin zieht Helmut Schmidt zum als ein glühender Verfechter von guter Frage.“ Ende seiner Zeit als Berufspolitiker eine politischer Repräsentation. Bilanz seines politischen Lebens, ange - Zum Abschluss seiner Rede be - fangen bei seinem Bedürfnis nach politi - schwört er den Geist der Sozialdemokra -

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 5 Nachruf

Helmut Schmidt – der Mann, der einmal Kreisvorsitzender war Der auszugsweise Nachdruck des folgenden Artikels stammt aus der Jubiläumsschrift anläss - lich „50 Jahre Hamburg-Nord“ im Jahr 2000. Die Genossen Henning Glindemann und Hol - ger Martens hatten sich in den Neuberger Weg aufgemacht, um Helmut Schmidt nach seiner Zeit als Kreisvorsitzender zu befragen. Zu vielen Fragen kam es nicht – der Bundeskanzler a.D. hatte viel zu viel zu erzählen. Den vollständigen Artikel kann man über das Kreisbüro erhalten.

Von Henning Glindemann wicht seiner Autorität und seiner unbe - wenthal oder auch ausländische Sozial - strittenen Kraft zur Analyse auch mit demokraten waren Gastredner im Win - ie meisten von uns haben Hel - seiner Fähigkeit zu delegieren zu - terhuder Fährhaus, das bei solchen Ge - mut Schmidt zunächst als den sammenhängen. Jedenfalls notierte er legenheiten aus allen Nähten platze. Es Dpolitischen Macher aus Bonn minutiös, wer für welchen Teil welcher müssen doch auch andere Randbedin - kennengelernt, aus dem Fernsehen, als Veranstaltung die Verantwortung trägt. gungen gewesen sein, wenn man sich er mit den Mächtigen dieser Welt Für Wahlkampfaktivitäten, die offenbar in Erinnerung ruft, dass im Wahlkampf agierte, als er seinen politischen Geg - ähnlich wie heute geplant wurden, wur - 1998 der Bremer Senatspräsident nern und dem Publikum Lektionen er - den Teams auf Kreisebene gebildet, die Scherff bei einer Veranstaltung in Ep - teilte über die ökonomischen sich zuständig zu fühlen hatten und in pendorf gerade 7 (in Worten: sieben) Zu - Zusammenhänge in dieser Welt und denen Abgeordnete, Kandidaten, Vor - hörer anzog. über die fragile Sicherheitsarchitektur standsmitglieder und Funktionäre aus al - Auch Vertreter der Kirchen, Bi - in den Zeiten des Kalten Krieges. len Distrikten zusammenarbeiteten. schöfe zumal, und anderer Parteien (…) Auch die Personalplanungen für die Bür - (CDU, FDP) wurden in den Kreisvor - Schmidt weiß heute nicht mehr ge - gerschaft, für die Bezirksversammlung stand eingeladen. nau, wer ihn dazu bewegt hat, für den und für die Ortsausschüsse wurden prä - Helmut Schmidt: „Nicht nur ständig Kreisvorsitz des SPD-Kreises Nord zu zise vorbereitet und in den Vorstandgre - im eigenen Saft kochen!“ kandidieren. Irgend jemand aus der Par - mien diskutiert, kurz, auch um diese (…) tei, vermutlich Willi Schade oder Willi scheinbar marginalen Fragen hat sich Ungeduld und Leidenschaftlichkeit Berkhan, muß es wohl gewesen sein. der Kreisvorsitzende Schmidt bis ins De - treiben ihn bis heute um, und statt über Uns interessiert, wie er den Kreis da - tail gekümmert. Er kann sich heutzutage, den Kreisvorsitz vor vielen Jahren will mals, zwischen 1956 und 1964 geführt wenn man ihm eine Funktionärsliste aus er lieber über das reden, was heute die hat. War es im Prinzip wie heutzutage: jenen Tagen präsentiert, an jede einzelne öffentliche Diskussion beherrscht. Auch Viel kommunalpolitisches Klein-klein, Mitstreiterin und jeden einzelnen Mit - das nimmt einen für ihn ein, einen gro - diese ewigen Sitzungen des Geschäfts - streiter erinnern und kann zu jedem von ßen Mann, der ein wenig grantelnd zwar, führenden Kreisvorstandes (GKV) und ihnen etwas Kennzeichnendes sagen. aber hellwach die Zeitläufe begleitet und des Großen Kreisvorstandes, die Kreis - War das damals anders als heute? kommentiert: in Langenhorn, im Kreis delegiertenversammlungen (KDV) und Der Kreisvorstand traf sich mindes - Nord, in Hamburg und hauptsächlich Wahlkämpfe aller Art, die die Kraft ei - tens einmal im Jahr zu einem Woche - darüber hinaus. nes Kreisvorsitzenden binden? Offenbar nende außerhalb Hamburgs, z.B. in Ber - (aus: Zwischen Tradition und Mo - war es damals nicht viel anders als heute. lin, Brüssel, Kiel oder Lüneburg. Es derne – 50 Jahre Kreis Hamburg-Nord. Schmidt hat sämtliche Protokolle der wurden gemeinsam zu bearbeitende The - Streiflichter aus der Kreisgeschichte – es Kreisgremien aufbewahrt, einschließlich men vorbereitet, z.B. „Hamburg und der wurde die im Artikel seinerzeit verwen - seiner persönlichen Notizen und Re - Ostseeraum“ mit Referaten von Apel, dete Rechtschreibung beibehalten) deentwürfe. Die KDVs wurden haupt - Schmidt, dem Kieler Bürgermeister und sächlich im „Winterhuder Fährhaus“ ab - anderen. Aber auch gemeinsame Thea - gehalten, aber auch bei Tomfort in terbesuche wurden unternommen, was Langenhorn oder in der Kantine des Orts - die Schlagkraft und die Gruppendyna - amts Fuhlsbüttel. Der Kreisvorstand mik eines solchen Gremiums sicherlich tagte entweder im Kreisbüro oder im verbessern konnte. Haus der Gartenfreunde in Ohlsdorf, der Außerdem lud Schmidt zu Kreisver - GKV manchmal auch bei Schmidts im anstaltungen mit bundespolitischer Pro - Neubergerweg. minenz ein: Politiker aus der sogenann - Mag sein, daß Schmidts Erfolge als ten ersten Garnitur wie Willy Brandt, Kreisvorsitzender außer mit dem Ge - Carlo Schmid, Fritz Erler, Richard Lö -

6 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 Flüchtlingspolitik

Flüchtlinge Die meisten Hamburgerinnen und Hamburger beschäftigen zurzeit vor allem zwei Themen: Die schrecklichen Terroranschläge in Paris und die Situation der Flüchtlinge in Hamburg.

Von Ksenija Bekeris seit Oktober An - selm Sprandel, der nd im Grunde hängen beide Themen eng miteinander bisherige Leiter zusammen – denn nicht zuletzt sind viele der zu uns des Amtes „Zen - Ukommenden Menschen vor genau den Terroristen ge - trale Dienste“ der flohen, die in Syrien nach Schätzungen von Beobachtern be - BASFI, zum Leiter reits für eine Viertelmillion Toter verantwortlich sind und jetzt des „Koordinie - auch blutige Gewalt nach Frankreich gebracht haben. rungsstabs Flücht - Bei dem einen drücken wir unsere Anteilnahme aus und linge“ ernannt wor - sind gleichzeitig wachsam – ohne in Panik zu verfallen, damit den und damit auch weder eine mögliche Gefahr übersehen wird, noch die Terro - formal eine behör - risten ihr Ziel erreichen, unsere liberale Lebensweise einzu - denübergreifende schränken. Abteilung mit ei - Aber für die geflüchteten Menschen in unserer Stadt haben nem erfahrenen, viele Hamburgerinnen und Hamburger von Beginn an mit an - durchsetzungsstar - gepackt. Das freiwillige Engagement war und ist unglaublich. ken Leiter entstan - Es ersetzt natürlich nicht die Verantwortung des Staates, die den, der nicht nur Ksenija Bekeris Geflüchteten unterzubringen und denen, die bei uns bleiben, ein guter Kenner eine Perspektive zur Integration zu bieten. Aber die Freiwilli - der Behördenab - gen machen vieles leichter. läufe ist, sondern auch den sozialen Aspekten von Flüchtlings - unterbringung bereits vorher nahestand. Forum Flüchtlingshilfe als Integrationsmotor Systematische Anpassungen Damit es ihnen noch besser gelingen kann, haben wir das an neue Herausforderungen „Forum Flüchtlingshilfe“ ins Leben gerufen. Es ist eine Platt - form für alle, die geflüchteten Menschen in Hamburg eine Es müssen aber nicht nur neue Instrumente entwickelt wer - Perspektive geben. Es verbindet Politik, Bezirke, Initiativen, den, um Hilfe und Unterbringung zu organisieren. Auch beim Einrichtungen, Organisationen und freiwillig Engagierte. Da - Bauen der benötigten Unterkünfte passt sich die Stadt den Er - bei soll das Forum Erfahrungsaustausch, Informationen, An - fordernissen mit System an. Schon von Beginn der steigenden sprechpersonen, Impulse und Fortbildung bieten. Die Auftakt - Flüchtlingszahlen an wurden die Plätze der öffentlichen Unter - veranstaltung findet am 18. Dezember statt. Das Programm bringung aufgestockt. Zuerst wurden schnell realisierbare sowie die Möglichkeit zur Anmeldung findet sich in Kürze Plätze geschaffen, um Obdachlosigkeit zu verhindern. Zeit - auf http://www.hamburg.de/ fluechtlinge. gleich wurde auch nach Möglichkeiten gesucht, dauerhafte Die Situation rund um die Unterbringung von Flüchtlingen Lösungen zu finden. Hallen und Zelte waren immer nur als bleibt aber auch mit dem großen Engagement sehr dynamisch. vorübergehende Notlösungen gedacht. Manchmal wirkt es in den Medienberichten fast, als würden Seit November bietet nun eine Änderung im Baurecht die ständig grundlegende Neuerungen vorgenommen. Tatsächlich Möglichkeiten zum schnellen Bau von Unterkünften für sind sie aber nur eine konsequente Fortsetzung des längst be - Flüchtlinge. Auf dieser Grundlage werden bis Ende 2016 in gonnenen Aufbaus leistungsfähiger Verwaltungsstrukturen, jedem Hamburger Bezirk 800 neue Wohnungen gebaut, die die den wachsenden Herausforderungen gerecht werden müs - zwar im baulichen Standard von Sozialwohnungen errichtet sen. werden, aber zunächst als Flüchtlingsunterbringung genutzt So arbeiten beispielsweise schon seit langem die Mitar - werden. Weil dann mehr Personen pro Wohnung einziehen beiterinnen und Mitarbeiter der Innenbehörde (BIS) – die für werden, können so über das Stadtgebiet verteilt über 20.000 den Ausbau und die Betreuung der Zentralen Erstaufnahme neue Plätze für Flüchtlinge entstehen, die bereits Ende 2016 (ZEA) und der Erstaufnahmen (EA) zuständig sind – und die zur Verfügung stehen sollen. der Sozialbehörde (BASFI) – die für die sogenannte Folgeun - Die Bezirke, die die jeweiligen Flächen benannt haben, terbringung sorgen – eng zusammen. werden dann so schnell wie möglich nachträglich dafür sorgen, dass die neuen Wohnungen in Sozialwohnungen umgewandelt Kurze Entscheidungswege werden können, die von allen Berechtigten genutzt werden können. So gehen wir zwei der großen Aufgaben der Stadt – Teilweise sind die Abteilungen sogar in ein gemeinsam Flüchtlinge und Wohnungsbau – zeitgleich an. Und der Bund genutztes Gebäude umgezogen, um die Wege zwischen den beteiligt sich dabei an den Kosten. Entscheidungsträgern wortwörtlich kurz zu halten. Nun ist Eine der größten aktuellen Aufgaben im Zusammenhang

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 7 Flüchtlingspolitik mit Flüchtlingen ist die Registrierung. Dabei geht es um mehr Ankunftszentrum soll Erstaufnahme verbessern als Formalitäten. Ohne verlässliche Zahlen kann beispiels - weise nicht vernünftig geplant werden, wie viele Menschen Um jetzt für Entlastung zu sorgen, kommt mit dem ge - tatsächlich unsere Unterstützung benötigen, weil ein großer planten „Ankunftszentrum“ in Rahlstedt ein neuer „Baustein“ Teil der in Hamburg ankommenden Menschen nach dem Kö - hinzu. Hier werden alle Maßnahmen rund um die Erstauf - nigsteiner Schlüssel in andere Bundesländer „umverteilt“ wer - nahme an einem Ort zentral gebündelt. So soll die Erstauf - den. Zunächst wurde versucht, den größeren Aufwand mit nahme nicht zuletzt im Sinne der Flüchtlinge schneller und mehr Personal in den Erstaufnahmen zu bewältigen. effizienter als bislang organisiert werden. Doch es zeigte sich, dass vor allem die Räumlichkeiten So kann sich eines ins andere fügen – freiwilliges Engage - an den verschiedenen Unterkünften dafür zu klein und nicht ment, Bau von Unterkünften und funktionierende Verwaltungs - geeignet waren, je mehr Menschen ankamen. arbeit – und nur so schaffen wir es, den Weg für eine gelun - gene Integration zu ebnen.

Gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen bleibt eine Herausforderung

Von Sylvia Wowretzko sundheitlichen Pro - blemen. Hamburg hat bereits im März 2012, mit der Einführung Bereits seit der Versicherungskarte der AOK-Bremen/Bremerhaven für März 2012 hat Flüchtlinge früh neue Standards gesetzt. Das medizinische Hamburg als eines Hilfesystem wird erfolgreich neu organisiert. Mit zusätzlichen von zwei Bundes - Angeboten wird die medizinische Versorgung auch einen wert - ländern die elektro - vollen Beitrag zur Integration leisten. nische Gesundheits - Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen beginnt karte für bei Ankunft in der zentralen Erstaufnahme mit der im Asyl - Flüchtlinge einge - verfahrensgesetz unter § 62 vorgeschriebenen Erstuntersu - führt. Hierüber be - chung, in der es insbesondere um das Erkennen bzw. Behan - kamen Flüchtlinge deln von Infektionskrankheiten wie z.B. Tuberkulose geht. einen diskriminie - Gleichzeitig wird hier der Impfstatus erfragt und ggf. ergänzt. rungsfreien Zu - In Hamburg gehören auch Grippeschutzimpfungen zum An - gang zu niederge - gebot. Da die Umverteilung in andere Bundesländer aktuell lassenen Ärzten, verzögert stattfindet, werden alle in Hamburg ankommenden Therapeuten und Sylvia Wowretzko asylsuchenden Flüchtlinge in der zentralen Erstaufnahmeein - Krankenhäusern richtung untersucht. und die Leistungs - erbringer im Gesundheitswesen können auf die bewährten Allgemeinmedizinische Sprechstunden und Abrechnungsverfahren der Krankenkassen zurückgreifen. Das Gesundheitskarte erleichtert das Verfahren für alle Beteiligten und führt zudem zu relevanten Einsparungen bei den Verwaltungskosten. Flücht - Die gestiegene Zahl von Flüchtlingen stellt unsere medizi - linge können mit der Karte alle Leistungen erhalten, die auch nischen Einrichtungen vor eine große Herausforderung. Um ein gesetzlich Versicherter erhält. Ausgenommen sind Leis - die Krankenhäuser, wie auch niedergelassene Ärztinnen und tungen, die auch ein gesetzlich Versicherter nur auf Antrag er - Ärzte zu entlasten, wird inzwischen in allen Erstaufnahme - hält. Hierzu gehören bspw. Zahnersatz oder längerfristige einrichtungen eine allgemeinmedizinische Basisversorgung psychotherapeutische Behandlungen. Diese müssen von der angeboten. Diese wird in Abstimmung mit der Behörde für Sozialbehörde genehmigt werden. Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) durch das Gesund - heitsamt Altona koordiniert. Psychologische und psychotherapeutische Unter Leitung der BGV wurden in einer behördenüber - Betreuung – Traumabehandlung greifenden Koordinierungsgruppe einheitliche fachliche Stan - dards für die Sprechstunden erarbeitet, die sowohl für den Derzeit etabliert sich die Zusammenarbeit zwischen Kran - Umfang der Versorgung, wie auch für die Ausstattung mit kenhäusern mit Fachabteilungen für Psychiatrie und Psycho - Medikamenten, Hilfsmitteln und Räumlichkeiten gelten. therapie und Erstaufnahmeeinrichtungen. So bieten einzelne Diese allgemeinmedizinischen Sprechstunden sollen die Krankenhäuser vor Ort in Erstaufnahmeeinrichtungen regel - medizinische Versorgung der Flüchtlinge bis zu ihrer Erfas - mäßig psychiatrische Sprechstunden ihrer Institutsambulanzen sung und Anmeldung bei der AOK Bremen/Bremerhaven ver - (PIA) an, weitere Angebote sind im Aufbau. bessern und sind eine erste und direkte Anlaufstelle bei ge - In Hamburg ist darüber hinaus ein wertvolles Netzwerk

8 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 Flüchtlingspolitik

sehr engagierter und erfolgreich in diesem Bereich tätiger Erstunterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Träger und Initiativen - wie Haveno, Traumaambulanz UKE, Das Angebot richtet sich vornehmlich an jene, die medizinisch Flüchtlingszentrum, MediBüro und Clearingstelle - entstanden. versorgt werden müssen: an Schwangere, die hier mit ihren Um Zugänge zu erleichtern und eine schnelle Beratungs- Familien unterkommen können, an chronisch Kranke und Be - und Behandlungsmöglichkeit zu gewährleisten, wollen wir hinderte. Insgesamt finden 90 Menschen auf den beiden über - in Hamburg ein koordinierendes Zentrum aufbauen, dass diese einander liegenden Stationen Platz. Die Bewohnerinnen und Initiativen bündelt und stärkt, so haben wir es mit unserem Bewohner profitieren vor allem von der Lage ihrer Unterkunft Koalitionspartner vereinbart. – in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gynäkologie und Medi - Leider ist festzuhalten, dass Flüchtlinge vielfach bedroh - zinischer Klinik. lichen und traumatisierenden Situationen ausgesetzt waren Das Albertinen-Diakoniewerk wird ab Mitte Januar 2016 sowohl in Ihren Heimatländern, aber auch durch die Umstände vorübergehend ein Gebäude auf dem Gesundheitscampus ihrer oft monatelangen Flucht. Volksdorf an der Farmsener Landstraße für die Versorgung Die Chronifizierung nicht behandelter posttraumatische von Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Rund 65 Plätze für Belastungsstörungen verstetigt nicht nur weiteres - unnötiges die Versorgung von allein reisenden Frauen, Schwangeren - Leid der Betroffenen. Untätigkeit birgt auch hier die Gefahr und Müttern mit kleinen Kindern werden hier entstehen. Auf - hoher Folgekosten für die Gesellschaft, vor allem durch lang - grund des besonderen Schutzbedürfnisses, auch aufgrund der fristige Arbeitsunfähigkeit und delinquentes Verhalten. oftmals belastenden Erfahrungen durch die Flucht, ist geplant, Spracherwerb und Ausbildung, sind nur bei ausreichender in dem Gebäude ausschließlich diese Personengruppe unter - (psychischer) Gesundheit möglich. Damit leistet die medizi - zubringen. Durch die räumliche Nähe zum Ev. Amalie Sieve - nische Versorgung von Flüchtlingen immer auch einen wich - king-Krankenhaus mit seiner Geburtshilfe schafft perfekte tigen Beitrag für eine erfolgreiche Integration. Rahmenbedingungen für die Versorgung von Frauen vor- und Besondere Schutzorte nach der Entbindung. Wir alle wissen, dass das Tempo in dem Unterbringungs - Es ist gut und wichtig, dass sich derzeit alle Beteiligten möglichkeiten geschaffen werden mussten und müssen, immer um weitere Standorte bemühen! auch zu Bedingungen führen kann, die nicht mit unseren eige - Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die ge - nen Ansprüchen vereinbar sind. sundheitliche Versorgung von Flüchtlingen in Hamburg ver - Vor diesem Hintergrund kommt besonderen Schutzorten gleichsweise gut aufgestellt ist und die wesentlichen Heraus - für allein reisende Frauen, Schwangere und Mütter eine be - forderungen systematisch angegangen werden. Und sondere Rolle zu. schließlich: Auch für diesen Bereich gilt, dass wir auf Unter - Das Asklepios Klinikum Harburg hat als erstes Kranken - stützung durch Ehrenamtliche angewiesen sind und weiter haus in Hamburg, einen leer stehenden Bettentrakt für die für das gesellschaftliche Engagement werben müssen. Helfen – aber wie?

Von Kerstin Völsch, Kreisgeschäftsführerin Wenn jemand keinen Zugang ast täglich bekommen wir Anfragen dazu wie Flüchtlin - zum Internet hat, gen am besten geholfen werden kann. Viele wollen vor können wir ggf. FOrt helfen, viele etwas spenden. Manchmal ist das gar Hinweise geben. nicht so einfach –die Mitarbeitenden in den Unterkünften sind Und eine Bitte mit der Arbeit vor Ort mehr als ausgelastet und können sich an Euch: Wir hät - oft nicht noch zusätzlich um die Annahme von Spenden und ten gern eine etwas deren Weitergabe oder um den Einsatz von ehrenamtlichen genauere Übersicht Helfern kümmern. Deshalb geben wir gern ein Hinweise dar - darüber, wer von auf, wohin man sich wenden kann! Euch bereits in der Unter www.zusammenschmeissen.de findet man umfang - Flüchtlingshilfe en - reiche Hinweise zu Sachspenden – die Seite wird laufend ak - gagiert ist, damit tualisiert und sagt nicht nur wohin mit den Spenden, sondern wir bei Bedarf auf auch, was benötigt wird und sinnvoll ist. Eure Informatio - Wer ehrenamtlich helfen möchte, wendet sich möglichst nen dazu zurück - direkt an die Initiativen und Freundeskreise, die sich für die greifen oder Kon - jeweiligen Flüchtlingsunterkünfte gegründet haben. Diese takte herstellen Kerstin Völsch sind über das Internet oder auch Facebook-Gruppen gut zu können! Also lasst finden – z.B. unter diesem Link http://www.hamburg.de/ uns ggf. wissen, wenn Ihr irgendwo mitmacht! Eine kurze fluechtlinge/nofl/4384088/hamburg-hilft/ Mail an [email protected] oder ein Anruf unter 4 60 30 42 ge - Die Liste der Unterkünfte (auch geplanter) in Hamburg- nügen! Nord, findet Ihr unter http://www.hamburg.de/fluechtlinge- unterbringung/nofl/4373126/unterbringung-nord/.

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 9 Flüchtlingspolitik

Integration braucht gute Nachbarschaft Eine Geschichte aus Fuhlsbüttel

Von Indira Chuda Die Hetzer vom rechten Rand ver - ie Wohnunterkunft Eschenweg wurde im März 2015 schwanden nach eröffnet. Sie befindet sich in einem Wohngebiet in und nach wieder an DFuhlsbüttel. In der Unterkunft leben asylsuchende Fa - ihre Stammtische, milien sowie alleinstehende Asylbewerber vorwiegend aus Sy - und ein Teil der Un - rien, Afghanistan und Eritrea. Es gibt dort Platz für bis zu 300 entschlossenen ge - Menschen. Sie sind in Wohncontainern in möblierten Doppel - sellte sich nach eini - zimmern untergebracht. Einige der Container sind durch Zwi - gen Gesprächen zu schentüren verbunden, um eine Familienunterbringung zu den Helfern. ermöglichen. Die Unterkunft besteht aus sechs doppelstöckigen Mittlerweile Wohncontainerblöcken. Jeder dieser Wohnblöcke verfügt über gibt es 10 Arbeitsge - eigene Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume. In zwei weite - meinschaften die ren, eingeschossigen Blöcken befinden sich die Räume der Ver - sich mit der Organi - waltung sowie Räume für Gemeinschaftsaktivitäten.“ sation von Deutsch - Soweit die behördliche Beschreibung, wie sie auf der Ho - kursen, Ausflügen, mepage von fördern & wohnen zu finden ist. Hausaufgabenhilfe, Indira Chuda Was dort nicht zu finden ist, ist die Geschichte einer Nach - Fahrradwerkstatt barschaft, die sich durch die 300 neuen Mitbewohner (100 von u.v.m. beschäftigen. ihnen sind Kinder!) verändert hat. Auch die ansässigen Sportvereine sind dabei. Kurzum: Am Anfang war die Skepsis groß. Von ehrlicher Besorgnis Während die Parteien in Berlin sich über Transitzonen und (Wie sollen die Menschen vernünftig versorgt werden?), über Abschiebungen streiten, eher unnötige Bedenken (Wir haben jetzt schon zu wenige Park - arbeiten die Menschen hier daran, die neuen Nachbarn ins plätze…) bis hin zu menschenverachtenden Kommentaren (Ein - Viertel zu integrieren. Natürlich gab und gibt es Konflikte. Haupt - fach die Container zumachen und dann ab auf hohe See…) sächlich wegen des Lärms, den 100 Kinder halt so machen… habe ich wirklich alles gehört. Aber schon nach den ersten Treffen des Runden Tisches Willy Brandt hat mal gesagt: zeigte sich, dass der größte Teil der Fuhlsbüttler helfen wollte. „Es ist wichtiger, etwas im kleinen zu tun, als im großen dar - Die Nachbarschaft lernte sich neu kennen. Menschen, die jahre - über zu reden.“ lang nicht mehr als ein „Moin“ miteinander gewechselt hatten, überlegten jetzt gemeinsam, wie sie sich einbringen könnten. Er hat Recht. Zwischen Angst und Trotzhaltung - Frankreich nach den Terroranschlägen

Paris befindet sich im Schockzustand - und mit ihr die ganze Welt. Von Florian Staudt gen auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo Anfang Januar steht die öffentliche Sicherheit wieder ganz oben auf der ie jüngsten Anschläge Mitte November haben nicht nur politischen Tagesordnung. Die schrecklichen Ereignisse werden Frankreich im Herzen seiner gesellschaftlichen Grund - dabei (wie so oft) zum Anlass genommen, um sie entweder mit Dwerte der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlich - der Migrationsproblematik und der Forderung nach schärferen keit getroffen, sondern sie erschüttern ebenfalls das westliche Grenzkontrollen, mit einer Verstärkung der Überwachungsdien - Gesellschaftsbild in ihren Grundfesten der individuellen Freiheit, ste oder sogar mit einem militärischen Eingreifen in den syri - der Toleranz und der Menschenwürde. Bereits seit den Anschlä - schen Bürgerkrieg in Verbindung zu bringen.

10 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 Bericht aus Frankreich

Staatspräsident François Hollande selbst spricht unmittelbar denten und möglicherweise eine Schwächung parlamentrischer nach den Attentaten in seiner Rede vor den zwei Parlaments - Kontrollmechanismen zur Folge. Nichtsdestotrotz sollen diese kammern davon, dass sich Frankreich im Krieg gegen den isla - verfassungsrechtlichen Veränderungen im Einklang mit der Aus - mistischen Terrorismus befinde und dementsprechend sicher - übung öffentlicher Freiheiten stehen, versicherte François Hol - heitspolitische Maßnahmen zu ergreifen habe. So ließ er mit lande, der schon bald konkrete Vorschläge dem Parlament liefern der Zustimmung des französischen Parlaments den Notstand möchte. bis Februar nächsten Jahres verlängern, der damit nicht nur weiterhin Hausarreste und Hausdurchsuchungen ohne richterli - Der Sicherheitsapparat wird ausgebaut che Kontrolle ermöglicht (seit dem Attentat wurden innerhalb von zwei Wochen mehr als 1000 Hausdurchsuchungen durch - Neben dem zusätzlichen Versprechen, die Verteidigungs - geführt), sondern auch (in der Theorie) zu Ausgangssperren, streitkräfte bis 2019 nicht zu abzubauen, wolle er ebenfalls eine Einschränkungen der Reise- und Versammlungsfreiheit und Kon - Nationalgarde aus 59.000 Reservisten und rund 8.500 neue Pos - trolle von Presse und Rundfunk führen kann. Kein Wunder also, ten in der Justiz und im Sicherheitsbereich schaffen. Außerdem dass die Nerven bei der französischen Bevölkerung zurzeit sollen Französinnen und Franzosen, die eine doppelte Staats - blank liegen. Es kommt dadurch vermehrt zu Denunzierungen bürgerschaft besitzen und eine Bedrohung der öffentlichen Ord - unschuldiger Personen (meist wegen körperlicher Merkmale), nung und nationalen Sicherheit darstellen, schneller ausgebürgert die zwangsweise dazu führen, dass Personen willkürlich ohne und des Landes verwiesen, bzw. an der Wiedereinreise gehindert nähere Indizien festgenommen und Stunden später von der Po - werden. lizei wieder freigelassen werden. All die genannten Vorschläge sind Maßnahmen, die trotz ih - rer verfassungsrechtlichen Tragweite und ihres deutlich rechten „Sicherheitspakt“ soll Staatsmacht stärken Tonfalls von einer parteiübergreifenden Mehrheit getragen wird. Die „neue“ Härte des Sozialisten und die Rolle des Krisenma - Der französische Staatschef möchte über die Verlängerung nagers kommen dabei auch gut bei der Mehrheit der Franzosen des Notstandes hinaus durch eine Verfassungsänderung einen an, die die verschärften Regeln befürworten. Die Popularitäts - sogenannten Sicherheitspakt einfügen, der dem französischen werte des französischen Staatspräsidenten stiegen bereits nach den Anschlägen im Januar. Jüngsten Umfragen zufolge liegt er nun bei 33% - ein Plus von rund 20 Prozentpunkten im Vergleich zum letzten Jahr. Die Zustimmung der Bevölkerung mag aber nicht weiter verwunderlich erscheinen in einem Land, in dem der rechtsextreme Front National zur stärksten politischen Partei aufgestiegen ist und wo man befürchtet, dass die Partei von Ma - rine Le Pen aus dem ersten Wahlgang der anstehenden Präsi - dentschaftswahlen im Jahr 2017 als klarer Sieger hervorgehen könnte. Die französischen Sozialisten und Republikaner haben Schwierigkeiten, dem Front National Paroli zu bieten: Les Ré - publicains mit Nicolas Sarkozy als Parteichef driftet in ihren Diskursen und Positionen immer weiter nach rechts während die Parti Socialiste versucht sich mit Manuel Valls als Premier - minister und Emmanuel Macron als Wirtschaftsminister immer mehr dem wirtschaftsliberalen Sektor zu öffnen.

Fraglicher Nutzen der Freiheitseinschränkungen Staat mehr Handlungsspielraum in „Krisensituationen“ und Angesichts der derzeitigen Entwicklungen kann man sich beim Kampf gegen den Terrorismus ermöglicht. Dabei sollen fragen, inwiefern die Einschränkung der Bürgerrechte (und da - im Besonderen die Artikel 16 und 36 der französischen Verfas - mit der Errungenschaften der französischen Revolution) wirklich sung reformiert werden, die die Bedingungen für die „außeror - zu mehr Sicherheit beitragen kann. Freiheit und Sicherheit lassen dentlichen Vollmachten“ des Präsidenten in Notstandssituationen sich zwar nicht aufwiegen, da sie sich gegenseitig bedingen. und für den „Belagerungszustand“ näher bestimmen (jener er - Dennoch ist anzuzweifeln, dass die Freiheitsbeschränkungen möglicht im Falle eines Krieges oder eines bewaffneten Angrif - weder zukünftige Terroranschläge verhindern, noch deren Ursa - fes oder Aufstandes u.a. den Transfer der Polizeigewalt an die chen lösen werden. Im Gegenteil. Wenn eine Regierung die bür - Armee und eine militärisch kontrollierte Gerichtsbarkeit). Die gerlichen Freiheiten einschränkt, würde das nicht bedeuten, dass beiden Artikel müssten laut französischen Staatspräsidenten der die Terroristen damit erreicht hätten, was sie wollten? Das den - derzeitigen Situation, in der sich Frankreich befinde, angepasst ken sich vielleicht auch die Pariserinnen und Pariser in diesen werden. Er erwähnt dabei einen Bericht eines Verfassungskomi - Tagen, die versuchen weiterhin –mit Sicherheit ein Stück weit tees unter dem ehemaligen Premierminister Edouard Balladur aus Trotz – kulturell das Leben in all ihren Facetten zu genießen. aus dem Jahr 2007, der damals bereits selbige Überlegungen Ein wenig Angst bleibt dennoch. Und das wird noch eine Weile angestellt hatte. Die vorgeschlagenen Reformen hätten eine Aus - so bleiben – wohlmöglich sogar über das Ende des Notstands weitung der Staatsgewalt mit einem frei agierenden Staatspräsi - in Frankreich hinaus.

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 11 AsF

Die Hälfte des Himmels und mindestens 40% der Macht

Schon 1988 hat die SPD eine Geschlechterquote beschlossen und damit gesellschaftspoliti - sche Weichen gestellt! Von Petra Ackmann (AsF-Landesvor - Und so soll es bleiben: Also Augen sitzende) auf, wenn es um die Quote geht! In den nächsten Wochen und Mona - ie Maßnahme war in der Partei ten werden in unseren Distrikten, Ar - umstritten – es musste harte beitsgemeinschaften und Kreisen neue DÜberzeugungsarbeit geleistet Vorstände und eine Vielzahl von Kreis- werden. Doch der Beschluss kam und und Landesdelegierten gewählt! Das ist die SPD war damit die erste große Orga - die Gelegenheit für Frauen sich dort zu nisation überhaupt, die sich verpflichtet engagieren und die weibliche Sicht der hatte, Frauen einen angemessenen An - Dinge in die politische Arbeit einzubrin - teil an Funktionen und Mandaten ein - gen. Traut Euch in den Gremien mitzu - zuräumen. Seitdem gab es einen großen mischen! Erkundigt Euch, was wann ge - Fortschritt an weiblicher Beteiligung in nau gewählt wird und welche der Partei, in anderen Parteien und Ver - Aufgaben/Funktionen zu vergeben sind; bänden sowie in der Gesellschaft insge - erklärt Eure Bereitschaft und Euren samt. Wunsch mitzumachen und zu kandidie - Petra Ackmann ren! In jedem Parteigre - nengremien wie Vorstände, geschäftsfüh - mium und bei rende Vorstände, von Vorständen einge - den Delegier - setzte Gremien und Delegationen. tenwahlen gilt Und noch ein paar Hinweise: der § 11 (2) In der Satzung heißt es „mindestens“, der Parteisat - das bedeutet zum Beispiel bei 11 Dele - zung: gierten müssen mindestens 5 Frauen ge - „§ 11, 2: In wählt werden, denn es wird aufgerundet. den Funktio - Natürlich dürfen es auch 6 Frauen und nen und Man - 5 Männer sein … daten der Par - In der Geschäftsordnung der Ham - tei müssen burger SPD gibt es die Regelung (§4), nach Maß - dass Menschen, die sich in Parteiämter gabe dieses wählen lassen, schon mindestens ein Statuts und Jahr lang Mitglied der SPD sein müssen. der Wahlord - Davon gibt es Ausnahmen, denen aber nung Frauen die nächsthöhere Gliederung zustimmen und Männer muss. mindestens zu Sicher bleiben noch Fragen, manch - je 40 % vertre - mal stellen sie sich sogar am Abend der ten sein.“ Wahlen oder zu anderen ungewöhn - Die lichen Zeiten – kein Problem, dafür gibt Pflicht richtet es unsere ASF-Quoten-Hotline! Wählt sich an das die Nummer unserer Quoten-Hotline: wählende 0171-94 23 205 und lasst uns wissen, oder entsen - wie wir helfen können! dende Gre - Wir freuen uns auf viele neue weib - mium. Die liche Gesichter in Ämtern und Funktio - Quotierung be - nen! zieht sich ins - besondere auf Mehrperso -

12 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 Partei/Olympiareferendum Aus Wissen Politik machen!

Ein Angebot der SPD Landesorganisation Hamburg zum Lernen und Netzwerken

Von Kerstin Völsch als Beauftragter teressantes finden können – besonders menden viele Fragen zu ihrem zukünfti - für Politische Bildung in der SPD im Blick haben wir unsere „Neuen“, un - gen Engagement beantworten können. Hamburg sere Funktionär_innen und die Förde - Auf einer Homepage https://www. rung von Frauen. spd-hamburg.de/organisationen/politi - ie SPD ist eine Mitgliederpartei Ende Oktober haben wir mit einem sche-bildung/ sind weitere Termine mit – unsere Mitglieder erfüllen die ersten Workshop zum Thema „Konflikt - Workshops und Infos zu unserem Team DPartei mit Leben. Wir wollen lösung“ mit Daniela Jänicke als Traine - zu finden. Ein Flyer wurden ebenfalls sie stärken und haben dafür ein Angebot rin begonnen und konnten uns über viel erstellt – er informiert über das Angebot. entwickelt, das helfen soll sich zurecht - positives Feedback freuen. Ein Works - Wer keinen Internetzugang hat, kann zufinden, sich regelmäßig mit anderen hop im November mit Tina Winter für den Flyer gern unter der Rufnummer 28 auszutauschen und Neues zu lernen, es „Neue“ zur „SPD-Kultur“ war ebenfalls 08 48 74 anfordern. soll Unterstützung geben und … natür - schnell ausgebucht und hat den Teilneh - lich Spaß machen! Jeder wird etwas In -

Nach dem Olympia-Referendum – positive Ansätze weiterentwickeln Eine knappe Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat sich beim Referendum gegen die Aus - richtung von Olympischen und Paralympischen Spielen ausgesprochen.

Von Urs Tabbert ideen, die in den vergangenen Monaten erarbeitet und in der Stadt breit disku - ieses Votum ist für die vielen tiert worden sind, ihre grundsätzliche Menschen, die sich in den letz - Bedeutung durch das Votum nicht verlo - Dten Monaten für die Ausrich - ren. Diese positiven Ansätze der Bewer - tung von Olympischen und bung für die Stadt und den Sport gilt es Para lympischen Spiele eingesetzt haben, nun weiterzuentwickeln. eine herbe Enttäuschung und eine ver - Dies haben die Fraktionen von SPD tane Chance für Hamburg, sich der Welt und Grünen mit einem Antrag in der Bür - als weltoffene und sympathische „Se - gerschaft (Drs. 21/2383) nach dem ge - cond City“ zu präsentieren. Bedauerlich scheiterten Referendum zum Ausdruck ist es nicht nur in sportlicher Hinsicht, gebracht: sondern auch was die mit einer Olympia - Dies betrifft vor allem die Weiterent - ausrichtung verbundenen Chancen für wicklung einer zunehmend inklusiven eine nachhaltige und inklusive Stadtent - und barrierefreien Stadt, und die Fort - wicklung anbelangt. führung der richtigen und wichtigen De - Urs Tabbert Das betrifft vor allem den Kleinen kadenstrategie für den Sport. Grasbrook mit geplanten 8.000 Woh - Klar ist aber auch: das IOC wird neinheiten. sich weiter reformieren müssen, damit Aber alles Lamentieren hilft leider sich Olympia überhaupt jemals wieder nichts: Der Hamburger Souverän hat – einem Bürgervotum in einer kritischen wenn auch knapp – entschieden und die - Bürgergesellschaft stellen kann. ses Votum ist bindend und somit ist auch klar, dass die unmittelbar mit der Bewer - bung verknüpften Infrastrukturprojekte nicht realisiert werden können. Gleichwohl haben viele Konzept -

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 13 Kontaktdaten der Büros der Bürgerschaftsabgeordneten

Ksenija Bekeris Fax: 61 19 83 13 Pestalozzistraße 21 A Mail: [email protected] 22305 Hamburg www.wolfgang-rose.info Tel: 51906908 Mitarbeiter: Sönke Klages Fax: 51906910 Mail: [email protected] Mail: [email protected] www.vertes-schuetter.de www.ksenija-bekeris.de Mitarbeiter: Jan Greve Mitarbeiter: Alexander Kleinow, Sören Tomasek Bürozeiten: Täglich geöffnet Bürozeiten: Mo 9.00 – 13.00, Di und Fr 9.30 – 13.00, (barrierefrei erreichbar) Do 13.30 -19.00 (barrierefrei erreichbar) Jenspeter Rosenfeldt Bussestraße 29 Annegret Kerp-Esche 22299 Hamburg bis 31.12.2015: Hegestraße 40 Tel.: 59352393 20251 Hamburg Fax: 59352395 Mail: [email protected] Mail: [email protected] http://kerp-esche.spd-hamburg.de Mitarbeiter: Cornelius Seyfarth Mitarbeiterin: Jutta Bruhn Urs Tabbert Gulfam Malik Bussestraße 29 Tangstedter Landstraße 33 22299 Hamburg 22415 Hamburg Tel: 59352393 Tel: 040-730 55 300 Fax: 59352395 Fax: 040-730 55 299 Mail: [email protected] Mail: [email protected] www.urstabbert.de www.gulfammalik.de Mitarbeiter: Tina Winter, Carsten Gerloff, Sebastian Mitarbeiter: Peter Bröcker, Dennis Geisweller Mietzner, Benjamin Nielsen, Nils Peters Bürozeiten: Di bis Do 10.30 - 17.30 Bürozeiten: Mo bis Fr 9.00 – 12.00 Fr 10.30 bis 13.00 Di und Do 18.00 – 20.00 Sa nach Vereinbarung Sven Tode Dorothee Martin Fuhlsbüttler Straße 458 Am Hasenberge 44 22309 Hamburg 22337 Hamburg Tel: 32843427 Tel:. 3987 6622 Fax: 32843429 Fax: 3987 6624 Mail: [email protected] Mail: [email protected] www.dorotheemartin.de www.sven-tode.de Mitarbeiter: Nicholas Gildemeister, Mitarbeiter: Dr. Carsten Maßmann. Morlin Schmerfeldt, Gabi Greguhn (barrierefrei erreichbar) Bürozeiten: Mo 11.00 – 14.00, Di 15.00 – 18.00, Do 11.00 – 14.00 Sylvia Wowretzko Sa nach Vereinbarung Dithmarscher Straße 32 22049 Hamburg Jan Quast Tel: 18063241 Kurt-Schumacher-Allee 10 Mail: [email protected] 20097 Hamburg www.wowretzko.de Tel: 31810318 Mitarbeiter: Jan Greve, Alexander Kleinow, Sebastian Fax: 31810345 Gerdes Mail: [email protected] Bürozeiten: www. janquast.de Do 9.00 – 13.00 Mitarbeiter: Nina Behlert, Markus Hahn Fr 9.00 – 14.00 (barrierefrei erreichbar) (barrierefrei erreichbar)

Wolfgang Rose und SPD-Bürgerschaftsfraktion Isabella Vértes-Schütter Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg Ifflandstraße 85 Telefon: 428 31 1325 22087 Hamburg Telefax: 428 31 2435 Tel: 61 19 83 12 Mail: [email protected]

14 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 Kreisvorstand der SPD Hamburg-Nord Geschäftsführender Kreisvorstand Vorsitzender Tschentscher Peter 4 60 30 42 [email protected] stellv. Vorsitzende Tabbert Urs 01 79/5 05 91 56 [email protected] Wowretzko Sylvia 2 27 67 02 [email protected] Schatzmeister Bornhöft Ralph 4 28 39-48 20 [email protected] BeisitzerInnen im GKV Klages Sönke 01 57/71 33 03 90 [email protected] Ros Karin 01 76/49 77 11 62 [email protected] Rugbarth Andrea 01 74/9 16 32 52 [email protected]

Weitere BeisitzerInnen im Kreisvorstand Bekeris Ksenija 01 63/2 69 20 20 [email protected] Buter Maria 2 27 88 06 [email protected] Näther Jürgen 27 29 72 [email protected]

Distriktsvorsitzende Langenhorn-Nord Greguhn Gabriele 01 73/2 97 13 11 [email protected] Langenhorn-Süd Malik Gulfam 01 79/3 90 74 49 [email protected] Fuhlsbüttel (komm.) Meß Christine 01 51/53 64 41 08 [email protected] Groß Borstel Nitruch Barbara 52 87 87 92 [email protected] Eppendorf Freitag Jan 88 88 87 77 [email protected] Winterhude-Nord Seyfarth Cornelius 01 76/20 22 90 05 [email protected] Jarrestadt Hahn Markus 01 63/9 83 13 30 [email protected] Mühlenkamp Mellies Dirk 01 60/96 25 47 51 [email protected] Barmbek-Nord/Dulsberg Wendt Rüdiger 01 70/8 57 52 02 [email protected] Barmbek-Mitte Kleinow Alexander 01 51/40 52 13 87 [email protected] Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde Tode Sven 25 49 73 73 [email protected]

Weitere Mitglieder im Kreisvorstand ASF Faltynek Christine 01 76/57 14 42 70 [email protected] 60plus Winkel Helgard 01 71/7 88 38 09 [email protected] Bezirksfraktion Bester Angelika 01 72/4 53 99 66 [email protected] Jusos Heßelbarth Martin 01 73/1 76 71 92 [email protected]

Mitglieder im Landesvorstand aus Hamburg-Nord Damerau Inka 64 20 25 32 [email protected] Peter Tschentscher, Sönke Klages und Sylvia Wowretzko: Kontakt siehe oben!

Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43 15 Impressum Absender: SPD-Kreis Nord Am Hasenberge 44 22337 Hamburg Schon etwas zum Schmökern für’s Frühstück geholt? Grafik-Design: Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Broschüren, Magazine, Kataloge, Geschäftsberichte

Kreativ-Schmiede www.kreativ- Wir sprechen mit Ihnen und helfen, wo wir können Thomas Biedermann schmie.de SPD Zentrales Bürgerbüro Hans-Robert Niemann ist gestorben Di., Mi., Do. 14–16 Uhr · Tel. 28 08 48-32/-0 Kurt-Schumacher-Allee 10 · 20097 Hamburg Von Renate Herzog Impressum ans-Robert Niemann, einer der engagiertesten und profilierte - Der Bezug der Mit glie der zei tung ist im Mit - glieds bei trag ent hal ten. sten Kommunalpolitiker unseres H Redaktionsschluss (Nordwind Nr. 44): Kreises der 70-er und 80-er Jahre, ist am 01.03.2016 . Bitte die Beiträge nicht zu 9. September diesen Jahres im Alter von lang werden lassen, da wir ansonsten ge - 87 Jahren gestorben. Hans-Robert war zwungen sind, sie redaktionell zu kürzen. von 1966 bis 1986 Abgeordneter der Be - Ein An schlags muster für den Artikel mit Vor - zirksversammlung Hamburg-Nord, von gaben zu Spaltenbrei te, Anschläge usw. ist 1970 bis 1976 Vorsitzender der SPD-Be - bei der Redaktion zirksfraktion und bis zu seinem Ausschei - erhältlich. Bilder: S/W-, Farb fotos, Zeichun - den aus der Bezirksversammlung Vorsit- gen oder digital als TIF-, JPG- oder EPS-For- mat, Auflösung mind. 300 dpi ( keine zender des Ausschusses für Umwelt - Inter net-Bilder! ). schutz, Grünanlagen und Sport. ✉ Post: Beiträge und Fotos per Brief Bis heute sind die Spuren seiner kom - oder digitale Daten auf CD an die Re - munalpolitischen Tätigkeit erhalten und Friedhof einst für den Fahrradverkehr ge - dak tion: Urs Tabbert, Möllner Landstr. unübersehbar. sperrt war. Dass es Hans-Robert gelang, 20, 22111 Hamburg Mit dem Fahrrad oder zu Fuß ent - diese grüne Oase für Radfahrer zu öffnen, ✉ E-Mail: deckte der begeisterte Natur- und Wan - hat ihn viel Zeit und Überzeugungskraft [email protected] derfreund die Schönheit unseres Bezirkes, gekostet. & Telefon: die zu seiner Zeit noch weitgehend uner - Für ihn bestand die Attraktivität und Urs Tabbert, 01 79/5 05 91 56 Herausgeber: schlossen und der breiten Öffentlichkeit Anziehungskraft einer Stadt und ihrer Stadt - SPD Hamburg-Nord · Am Hasen ber ge 44 · nicht zugängig war. Ihm verdanken wir teile nicht nur in der Ansiedlung neuer und 22337 Hamburg · Tel.: 4 60 30 42 die Öffnung und Herstellung der Wasser - schicker Shoppingmeilen und der Verle - Fax: 46 23 68 · E-Mail: [email protected] schauwe - ge an Tarpenbek, Bornbach und gung der Radwege auf die Straße, sondern www.spd-hamburg-nord.de Osterbek sowie den Ausbau des Alster - auch in der Erschließung und Bewahrung V.i.S.d.P.: Peter Tschentscher wanderweges zwischen Ohlsdorfer der natürlichen Ressourcen. So verwundert Redaktion: Urs Tabbert Schleuse und Alsterquelle. Durch den es auch nicht, dass er zu den leidenschaft - Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben großzügigen Einsatz von bezirklichen lichen Gegnern der sogenannten Osttan - nicht unbedingt die Meinung Sondermitteln entstand durch seine Initi - gente gehörte, in deren Folge unsere Stadt - der Redaktion wieder. Gestaltung: Kreativ-Schmiede, ative ein zusammenhängendes Netz von teile mit Tunneln, Hochbrücken und Hamburg, www.kreativ-schmie.de Rad- und Wanderwegen, das die SPD- vierspurigen Zubringerstraßen ihr Gesicht Bilder: Titelfoto © SPD Kreis Hamburg-Nord, Fraktion mit einer “ Radwanderkarte für und ihre Wohnqualität verloren hätten. S. 2 © Peter Tschentscher, S. 3 © Hans Saal - den Bezirk Hamburg-Nord“ erfolgreich Hans-Robert Niemanns grüne Umweltpo - feld, S. 7 © Ksenija Bekeris , S. 8 © Sylvia „vermarkten“ konnte. Es ist heute kaum litik wirkte weit über den Bezirk hinaus, Wowretzko , S. 9 © Kerstin Bake-Völsch, S. 10 noch vorstellbar, dass der Ohlsdorfer lange bevor es die „Grünen“ gab. © Indira Chuda, S. 11 © tokamuwi/pixelio. de, S. 12 Petra Ackmann, AsF, S. 13 © Urs Der aktuelle Veranstaltungkalender der SPD Hamburg-Nord kann im Internet eingesehen wer - Tabbert, S. 16 © SPD Kreis Hamburg-Nord den – hier finden sich auch Veranstaltungen der Distrikte: www.spd-hamburg.de/Nord Druck: Flyeralarm, flyeralarm.de

16 Nordwind Dezember 2015 · Nr. 43