Wir Trauern Um Helmut Schmidt
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Nordwind Mitgliederzeitschrift der SPD Hamburg-Nord • 15. Jg. • Dezember 2015 • Nr. 43 Wir trauern um Helmut Schmidt Editorial Inhaltsverzeichnis Liebe Genossinnen und Genossen, Nachruf AsF Versuch einer kurzen Zeitreise ..3–5 Die Hälfte des Himmels und ein politisch ereignisreiches Jahr 2015 Der Mann, der einmal Kreis - mindestens 40% der Macht ..12 vorsitzender war ................6 geht zu Ende: Nach einem intensiven Bür - Kreispolitik gerschaftswahlkampf haben wir zwar Flüchtlingspolitik Aus Wissen Politik machen! ..13 nicht die absolute Mehrheit verteidigen Flüchtlinge ..........................7 Nach dem Olympia-Referendum ..13 können, aber dennoch einen starken Wäh - Gesundheitliche Versorgung ..8 Helfen – aber wie? ..............9 Bürgerschafts - lerauftrag erhalten, der es uns ermöglicht, Integration ......................10 abgeordnete ..................14 zusammen mit unserem Koalitionspart - ner, den Grünen, die großen Herausfor - Bericht aus Frankreich Kreisvorstand ..............15 derungen, vor denen die Stadt – nicht Zwischen Angst und Trotzhaltung ....................11 Impressum/Nachruf ..16 nur in der Flüchtlingsfrage steht – ent - schlossen anzugehen. Dabei gibt es leider auch ab und zu Rückschläge, wie jüngst beim Olympiareferendum. Das ist zwar - nicht nur aus SPD-Sicht - sehr bedauer - Liebe Genossinnen und GenosseLn, eitliniWeirn haben lich und sicher muss man auch die Frage am 10. November 2015 hat die SPD Ham - die rechtliche, stellen, wieso in Hamburg noch kein Re - burg-Nord ihr wohl bekanntestes Mitglied aber vor allem ferendum, in dem ein Senatsvorhaben verloren. Der frühere Bundeskanzler Hel - die politische und zur Abstimmung stand, erfolgreich gewe - mut Schmidt war fast 70 Jahre Mitglied un - humanitäre Ver - sen ist, aber man muss natürlich auch be - seres Kreises und von 1956 bis 1964 für pflichtung, Men - zogen auf diesen konkreten Fall fragen, acht Jahre Kreisvorsitzender. Trotz seiner schen aufzuneh - warum es nicht gelungen ist, die Bevöl - vielen Ämter und Aktivitäten überall auf men, die auf ihrer kerung für dieses einmalige Event zu ge - der Welt war Helmut Schmidt seiner Her - Flucht zu uns winnen. kunft aus Barmbek und seiner Heimat in nach Hamburg Vor allem soll uns in diesem NORD - Langenhorn sehr verbunden. Die große kommen. Der Senat und die Bezirke haben WIND die Trauer um Helmut Schmidt Zahl der Eintragungen im Kondolenzbuch hierfür von Anfang an konsequent die er - und auch das Flüchtlingsthema beschäf - im Rathaus zeigen, wie stark sich auch die forderlichen Entscheidungen getroffen. Die tigen. Darüber hinaus berichtet unser der - Hamburgerinnen und Hamburger mit „ih - Behörden und öffentlichen Unternehmen zeit in Paris lebender Genosse Florian rem Bundeskanzler“ identifizieren. arbeiten jeden Tag mit vielen engagierten Staudt von der Situation in Frankreich Helmut Schmidt stirbt zu einer Zeit, in Beschäftigten an der Bewältigung der Auf - nach den Anschlägen von Paris. der seine Themen der internationalen Poli - gaben. Hinzu kommen die Ehrenamtlichen, Erholsame Feiertage und einen guten tik uns sehr beschäftigen. Politische und viele Bürgerinnen und Bürger, die mit Spen - Rutsch wünscht religiöse Konflikte, militärische Gewalt den oder ihrer eigenen praktischen Arbeit und materielle Not zwingen Menschen aus helfen, dass die Stadt die große Zahl an Euer vielen Ländern auf die Flucht. Die Flücht - Flüchtlingen gut aufnehmen kann. Trotz lingsentwicklung ist eine Bewährungs - „PEGIDA“ und mancher Entgleisung der probe für Deutschland und Europa. Wäh - öffentlichen Diskussion ist dies ein ermuti - rend die Staaten der Europäischen Union gendes Zeichen, dass wir die Bewährungs - Urs Tabbert und die Bundesregierung in Berlin nach ei - probe bestehen können. ner gemeinsamen Haltung suchen, organi - Viele Grüße sieren die Länder und Kommunen bereits Euer Kreisvorsitzender seit Monaten die Aufnahme von Hundert - tausenden Flüchtlingen in ganz Deutsch - land. Peter Tschentscher Rechtsanwälte Marc Kaiser & Urs Tabbert Kompetenzen: Gewerblicher Rechtsschutz Allgemeines Zivilrecht Verbraucherschutzrecht Arbeitsrecht Hochschulrecht Strafrecht Prüfungsrecht Mietrecht Personalvertretungsrecht Internetrecht Scheidungen, Erb- und Verkehrsrecht Sprechzeiten: Montag–Freitag 10–18 Uhr Möllner Landstraße 20 · 22111 Hamburg Tel.: 0 40/736 798§ 11 · Fax: 0 40/736 798 12 Nachruf Helmut Schmidt – Versuch einer kurzen Zeitreise Mit Helmut Schmidt haben wir eine der letzten großen politischen Nachkriegspersönlichkei - ten verloren. Von Urs Tabbert Den Ausstieg aus der Atomenergie und NORDWIND-Autor möge sich davon die Wiedereinführung der Vermögens - anregen lassen! s ist unmöglich, Helmut steuer hat er noch in einem Gespräch Unvergessen sind auch Helmut Schmidts Lebenswerk, zumal im mit Genossen im Jahr 2000 als Schmidts spontane Besuche von Veran - EUmfang eines NORDWIND-Arti - „Schwachsinn“ bezeichnet. Aber Anteil staltungen, so z.B. im Distrikt Langen - kels, angemessen zu würdigen. Daher be - am politischen Leben im Kreis hat er horn-Nord bei der Urwahl eines Kanz - schränke mich auf den Versuch das, was dann doch auf seine Art genommen. lerkandidaten, bei einer Mitgliedervoll- ich – vor allem mit Blick auf unseren Als im Jahr 2001 die Nr. 1 der Kreis - versammlung des Kreises oder auch ei - Kreis Hamburg-Nord – zu Helmut zeitung NORDWIND erschien, war Hel - ner Wahlkampfveranstaltung im LaLi Schmidt in Erfahrung bringen konnte, zu - mut Schmidt der erste, der sich mit ei - (Langenhorner Lichtspielhaus), um seine sammen zu führen. nem Leserbrief zu Wort meldete: „Mit Unterstützung für Olaf Scholz zu zeigen. Meine erste persönliche Erinnerung Interesse habe ich das neue Informations - Es ist viel gesagt und geschrieben an Helmut Schmidt ist mit dem Bundes - blatt des Kreises Nord gelesen – gewiss worden über das Verhältnis von Willy tagswahlkampf 1980 verbunden. Damals eine Initiative, die zur Hoffnung berech - Brandt, Herbert Wehner und Helmut war ich 8 Jahre alt, erinnere mich aber tigt.“ Knappe Worte, aber für den mit Schmidt. Enge Freunde waren die drei noch deutlich, dass mir Helmut Schmidt Lob sparsamen Helmut Schmidt beacht - vermutlich wirklich nicht, dennoch fin - bereits als Drittklässler einiges mehr an lich. Natürlich beschränkt er sich nicht det sich – dies haben Recherchen unserer Vertrauen einflößte als sein bayrischer darauf, sondern fährt fort: „Allerdings Kreisgeschäftsführerin Kerstin Völsch Mitbewerber um das Kanzleramt. habe ich eine deutliche Kritik anzumel - ergeben - in unseren Rechenschaftsbe - Schon mehr politisch mitbekommen den, sie bezieht sich auf den Artikel ‚De - richten auch ein Passus, in dem Helmut habe ich Anfang der 80er Jahre die De - montage des Sozialstaats‘ … all dies Schmidt über „Unseren Kanzlerkandida - batte über den Nato-Doppelbeschluss schießt in unanständiger polemischer Art ten“ (1961) ganz solidarisch schreibt: und das „konstruktive Misstrauensvo - über das Ziel hinaus.“ Dabei kritisiert er „Wir müssen jetzt endlich einen Mann an tum“, das ich und jedenfalls die meisten den Artikel nicht in seiner Zielrichtung, die Spitze unseres Staates stellen, dem Menschen in meinem Umfeld als wenig fordert aber Solidarität mit Regierung es ernst damit ist, unser Volk mit sich konstruktiv empfunden haben. und Mandatsträgern ein. selbst auszusöhnen. Willy Brandt hat be - Da ich selbst erst seit Anfang der Im Jahr 2011 gab es dann sogar ein wiesen, dass er die Fähigkeit hat, in 2000er Jahre in Hamburg-Nord politisch Interview mit Helmut Schmidt im schweren Zeiten alle politisch Denken - aktiv geworden bin – gut 40 Jahre nach NORDWIND, in dem dieser allerdings den zu vereinigen … Solch einen Mann der Zeit des Kreisvorsitzenden Helmut mit SPD-Parteizeitungen im Allgemei - braucht die Bundesrepublik heute, denn Schmidt - muss ich mich auf Erinnerun - nen und mit dem NORDWIND im Spe - das Notwendige muss endlich getan wer - gen anderer stützen, um einen Eindruck ziellen wenig gnädig umging. den.“ vom Wirken Helmut Schmidts in seiner „Das, was sie da rein geschrieben ha - aktiven Zeit in Hamburg-Nord (s. dazu ben in ihre Mitteilungs-Blätter, das gilt Bilanz als Kreisvorsitzender auch den Artikel von Henning Glinde - auch heute noch: Engstirnig. Da gibt es der SPD Hamburg-Nord mann über den „Mann, der einmal Kreis - ein Ding, das heißt „Nordwind“. Engstir - vorsitzender war“) zu vermitteln. nig, nur die eigene Meinung oder das, Spannend liest sich in diesem Zu - was sie für die sozialdemokratische Mei - sammenhang ein Zitat aus dem Rechen - Helmut Schmidt und die SPD nung halten. Keine Auseinandersetzung schaftsbericht des Kreisvorstands Ham - Hamburg-Nord: ein nicht mit fremden Ideen, keine Auseinander - burg-Nord der Jahre 1962-64 – dort setzungen mit gegenteiligen Vorstellun - schreibt Helmut Schmidt: immer einfaches Verhältnis gen, mit begründeten gegenteiligen Vor - „Nach über zehn Jahren Mitarbeit im stellungen.“ Kreisvorstand, davon acht Jahre als Vor - Mein Eindruck aus mehreren Gesprä - Tapfer haben wir dennoch am Kon - sitzender, darf ich am Schlusse ein per - chen mit Altvorderen ist, dass es sich zept der Mitgliederzeitung festgehalten, sönliches Wort einfügen. In keinem der Helmut Schmidt und der Kreis Hamburg- und waren dabei gleichwohl – wie auch politischen Gremien der Partei habe ich Nord gegenseitig nicht immer leicht ge - in dieser Ausgabe - bemüht, über den so - so viel Befriedigung gefunden wie in macht haben. Helmut Schmidt habe oft zialdemokratischen Tellerrand zu dem gemeinsamen Leistungswillen des über die „ewigen Theoriedebatten der so