Walliser Bote KULTUR Mittwoch, 5. Juni 2013 7

Literatur | Georg-Büchner-Preis 2013 für Sibylle Lewitscharoff, die 2009 den «Spycher: Literaturpreis Leuk» erhielt «Super – ich freue mich für sie»

LEUK-STADT/DARMSTADT | Sibylle Lewitscharoff ist bereits die vierte Georg- Büchner-Preisträgerin, die auch den «Spycher: Literaturpreis Leuk» er - hielt. «Was zeigt, dass wir jeweils eine gute Wahl treffen», findet der Leu - ker Hans Schnyder.

LOTHAR BERCHTOLD «Super – ich freue mich für sie», lautete denn auch der erste Kommentar des Leukers, als er von der frohen Kunde hörte. Die deutsche Autorin – 2009 mit dem «Spycher-Preis» ausge - zeichnet, erhielt gestern mit «Sie ist ein äus - dem Georg-Büchner-Preis 2013 serst direkter den wohl renommiertesten Preis für deutschsprachige Mensch, sie sagt Dichtung zugesprochen. unverblümt Die 59-jährige Autorin weilt momentan in Rom und ihre Meinung – wird diesen Preis am 26. Okto - aber sie ist nie ber in Darmstadt von der Deut - schen Akademie für Sprache verletzend» und Dichtung entgegenneh - Hans Schnyder men können. Im letzten Jahr über Sibylle Lewitscharoff fiel diese Ehre Felizitas Hoppe, ebenfalls «Spycher-Preisträge - rin», zu. Und mit Martin Mose - Ausgezeichnet. «Unerschöpfliche Beobachtungsenergie» und «sprachliche Erfindungskraft» sind zwei Fähigkeiten, welche bach und Durs Grünbein hatten die Darmstädter Jury Sibylle Lewitscharoff, Georg-Büchner-Preisträgerin 2013, zusprechen. FoTo WB bereits zwei weitere «Leuker Spycher-Preis»-Autoren den mit 50 000 Euro dotierten Preis er - und Autoren, die während fünf und fährt fort: «Doch bei all ih - schen rings um sie. Was nicht bylle Lewitscharoff. Eine Be - die Jury ihre Wahl 2013 be - halten. Jahren regelmässig in der Regi - rer Direktheit ist sie nie verlet - zuletzt auch für ihre Offenheit gründung, der Hans Schnyder gründet. on Leuk Gastrecht geniessen zend, haut also niemanden in spricht», führt er aus. Beson - zweifelsohne zustimmen könn - Und welchen Eindruck «Sie redet anregend und dürfen. Wie er Sibylle Lewit - die Pfanne, der Dinge anders ders spannend sei es, wenn in ei - te. «Diese Autorin vermag fan - hat Sibylle Lewitscharoff von wirklich druckreif» scharoff erlebt? sieht als sie.» nem Gespräch die gesellschaft - tasievoll zu reden und zu schrei - Leuk-Stadt? «Ihr gefällt es hier Der Leuker Hans Schnyder ist «Diese Schriftstellerin ist Was ihn an dieser Schrift - lichen Probleme zur Sprache ben – und dass sie gut beobach - sehr gut. Sie freue sich stets, sozusagen die «gute Seele» des ein äusserst direkter Mensch. stellerin zudem beeindruckt: kämen. «Da wirkt sie souverän ten und erklären kann, erlebte wenn sie wieder hierher kom - Leuker Literaturpreises. Er be - Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, «Sie wirkt im Gespräch anre - und kompetent – und kann mit ich unter anderem, als ich sie in men könne», sagt uns Hans treut jeweils die Autorinnen sagt, was sie denkt», beginnt er gend, vermag bestens zu argu - ihren Worten auch radikal sein, Berlin besuchte», sagt er. Schnyder. mentieren – und redet gerade - wenns sein muss», bemerkt «Philosophische und reli - zu druckreif.» Hans Schnyder. giöse Grundfragen der Exis - tenz entfaltet die Schriftstelle - BÜCHNER-PREIS Erfolgreiche Schriftstellerin «Sie spricht gerne Fantasie, Erfindungs - rin in einer subtilen Ausein- mit allen Leuten» kraft und Fragen andersetzung mit grossen lite - Mit dem Georg-Büchner-Preis Sibylle Lewitscharoff wurde am 16. April 1954 in ge - 2009 erhielt Sibylle Lewitscha - «In ihren Romanen hat Sibylle rarischen Traditionen und ausgezeichnet werden Schriftstel - boren. Sie studierte Religionswissenschaften in Berlin, wo sie ler, «die in deutscher Sprache auch heute lebt. 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Buch «36 roff den «Spycher-Preis». Lewitscharoff mit unerschöpf- mit erfrischend unfeierlichem schreiben, durch ihre Arbeiten Gerechte». Für ihren Roman «Pong» erhielt sie 1998 den Inge - Seitdem ist sie regelmässig in licher Beobachtungsenergie, Spielwitz. Nie ist das «Gespräch und Werke in besonderem Masse borg-Bachmann-Preis. Es folgten die Romane «Der höfliche Ha - Leuk-Stadt anzutreffen. Oft erzählerischer Fantasie und mit den Toten», das sie in ihren hervortreten und die an der Ge - rald», «Montgomery», «Consummatus», «Apostoloff» und und gerne sitzt sie in der Gar - sprachlicher Erfindungskraft Poetikvorlesungen als ein Ziel staltung des gegenwärtigen deut - schen Kulturlebens wesentlichen «Blumenberg». Zuletzt erschienen unter dem Titel «Vom Gu - tenbeiz – und redet mit den die Grenzen dessen, was wir für ihres Schreibens benennt, so le - ten, Wahren und Schönen» ihre 2011 in Frankfurt und in Zürich Anteil haben». , Leuten. unsere alltägliche Wirklichkeit bendig und lebenszugewandt Erich Kästner, Günter Grass, gehaltenen Poetikvorlesungen. Neben dem Ingeborg-Bach - Heinrich Böll, , Fried - mann-Preis erhielt sie auch den Preis der Leipziger Buchmesse, «Sie ist überaus kontakt - halten, neu erkundet und infra - geführt worden wie in ihren freudig», bestätigt denn auch ge gestellt»: Mit diesen Worten kunstvollen und unterhaltsa - rich Dürrenmatt und Adolf den Berliner Literaturpreis, den Kleist-Preis, den Ricarda-Huch- Muschg waren unter anderem Preis und den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. Derzeit ist Sibylle Hans Schnyder. «Sie geht auf die begründete die Jury in Darm - men Geschichten», heisst es bisherige Preisträger. Lewitscharoff Stipendiatin der in Rom. Leute zu, spricht mit allen Men - stadt ihre Entscheidung für Si - weiter im Text, mit welchem

Kultur | Die Walliser Kulturpreise: Oberwalliser Kellertheater erhält Spezialpreis für Kulturförderung Hagen und Brunner ausgezeichnet

WALLIS | Der diesjährige als Tenor und Countertenor ar - geben. Neben den welschen Sarah Brunner Kirchenmusike - Walliser Kulturpreis geht beitet er eng mit verschiedenen Künstlern Léonard Bertholet rin in Visp und Zermatt. an den Musiker Javier Komponisten zusammen. Be - und Samuel Dématraz gewinnt Hagen. Einen Spezial - reits über 200 Werke hat Hagen einen solchen auch die 1984 in Spezialpreis fürs preis erhält das Keller - an renommierten Festivals für Eischoll geborene Sarah Brun - Kellertheater theater. moderne Musik auf der ganzen ner. Sie studierte an der Hoch - Zum dritten Mal in Folge wird Welt uraufgeführt. Seine eige - schule Luzern Orgel bei Monika auch ein Spezialpreis an Perso - Seit 1980 verleiht der Walliser nen Arbeiten zeugen von einem Henking sowie Kirchenmusik nen oder Gruppen vergeben, Staatsrat jedes Jahr einem Wal - intensiven Sich-Auseinander - und Chorleitung bei Ulrike die sich für die Kulturför- liser oder einem im Wallis setzen mit den Ausdrucksmög - Grosch, Stefan Albrecht und derung einsetzen. Diese Aus - wohnhaften Kunstschaffenden lichkeiten von Sprache und Pascal Mayer. Jeweils mit Aus - zeichnung geht dieses Jahr den mit 20 000 Franken dotier - Stimme und enthalten oft sze - zeichnung schloss sie 2008 das ans Oberwal liser Kellertheater. ten Walliser Kulturpreis. In die - nische Elemente. Mit Ulrike Lehrdiplom, 2009 das Konzert - Das Oberwalliser Kellertheater sem Jahr macht der Künstler Ja - Mayer-Spohn bildet er das ex - diplom Orgel und Chorleitung verfolgt seit seiner Gründung vier Hagen das Rennen. perimentelle Neue-Musik-Duo ab. Ihr Studium für Orgel setzte 1972 unbeirrt das Ziel, das kul - UMS ’n JIP, eines der aktivsten Sarah Brunner an der Universi - turelle Leben im Oberwallis In Barcelona geboren, Ensembles für Neue Musik welt - tät der Künste (UdK) Berlin bei zu fördern. Der Stiftungsrat in Leuk aufgewachsen weit. Seit 2006 leitet Javier Ha - Leo van Doeselaar fort, das sie des Stockalperschlosses stellte Der 1971 in Barcelona geborene gen zudem das Festival für im Sommer 2011 erfolgreich dem Verein, der bereits von Be - Hagen studierte klassischen Ge - zeitgenössische Musik «Forum mit einem Master abschloss. ginn an jährlich zwischen 30 sang, Lied sowie mittelalter - Wallis» und ist einer der Mit - 2009 erhielt die talentierte und 40 Ver anstaltungen aller Preisträger. Seit Jahren mischt Javier Hagen das hiesige Kultur - liche und barocke Musik in begründer der Walliser Sektion Musikerin den Alois-Koch-Preis Art organisierte, im ehemali - leben rege auf. FoTo ZVG Deutschland, Italien und der der internationalen Gesell - und bereits 2010 wurde sie im gen Carnotzet die nötigen Schweiz und gilt als einer der schaft für Neue Musik. Rahmen des 8. Bad Homburger Räumlichkeiten zur Verfü - überragendsten klassischen Orgelfestivals «Fugato» erneut gung. Offiziell beginnt die Ge - Max Frischs «Als der Krieg zu die hinter dem Kellertheater Sänger seiner Generation, der Förderpreis an Sarah mehrmals ausgezeichnet – un - schichte des Kellertheaters Ende war» hob und damit die stecken, ihrem Publikum ein zudem auch das moderne Re - Brunner ter anderem mit dem Förder - aber am 16. März 1973, als sich neue Oberwalliser Kellerthea - ebenso abwechslungsreiches pertoire beherrscht. Nebst sei - Neben dem Kulturpreis werden preis und Publikumspreis für der Vorhang zum ersten Mal ter-Ära einläutete. Und noch wie hochstehendes Programm ner intensiven Gesangskarriere immer auch Förderpreise ver - junge Organisten. Seit 2012 ist für das Zürcher Theater 58 und heute bemühen sich die Köpfe, zu bieten. gse