Caroline Rudolphi Und Der Kulturgeschichtliche Ort Des Landsgemeindeliedes

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Caroline Rudolphi Und Der Kulturgeschichtliche Ort Des Landsgemeindeliedes Caroline Rudolphi und der kulturgeschichtliche Ort des Landsgemeindeliedes Autor(en): Eisenhut, Heidi Objekttyp: Article Zeitschrift: Appenzeller Kalender Band (Jahr): 288 (2009) PDF erstellt am: 28.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-377376 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Caroline Rudolphi und der kulturgeschichtliche Ort des Landsgemeindeliedes Heidi Eisenhut «Zu Beginn der Landsgemeinde «Alles Leben etc.», um Viertel Rückseite der Geschäftsordnung wurde von Stimmvolk und vor 11 Uhr auf dem Platz in der Landsgemeinde abgedruckt: Regierung das Appenzeller gemässigtem Tempo zu singen. bis 1985 unter dem Namen von Landsgemeindelied gesungen (Text: Dies ist der älteste Beleg, der Johann Heinrich Tobler, 1986 <Ode an Gott> von Karoline die «Ode an Gott» mit der mit beigedrucktem «Text: Karoline Rudolphi, Musik: Johann Heinrich Landsgemeinde verbunden zeigt. Es Rudolphi», 1987 ohne Tobler).» - Diese Worte findet dauerte aber noch 39 Jahre, bis Rudolphi und zwischen 1988 und die eilige Leserin auf Wikipedia, das Lied 1877 als einziges 1997 mit Tobler und Rudolphi, wenn sie sich in der Online-Enzyklopädie Landsgemeindelied bestimmt wurde. ab 1990 zusätzlich unter über Appenzell Ab 1896 finden sich die Worte Nennung von Albrecht Tunger, Ausserrhoden informieren möchte. und zwischen 1905 und 1997 Kantonaldirigent des Appenzellischen Der Begriff «Landsgemeindelied» zusätzlich die Noten auf der Kantonalsängerver- ist mit einer MP3-Audio- datei hinterlegt, die dem PC die 3ufcfjrift an bie ©dnger beo 2ani>e$. ; vierstrophige «Ode an Gott» in der Vertonung von Johann Heinrich SSertbe ©anger! ber SanoSgemeinbe na&t. ÜJiönnergefang er« Tobler (1777 bis 1838) aus Ser Sag ©rofer SDian fût) man*ma( SKü&e, einen dem Jahre 1825 entlockt. &ö&t bie geier bereiten. gab f*on einen @efang ebne Zum 20-Jahr-Jubiläum der 9?ation«f0efang, allgemeinen fcerjuftellen, baß ein befonberê geglütft batte. SEftan fctjfeppt baft nic&t gerne Einführung des Frauenstimmrechts foirer fo fruì) an Ort unb auf kantonaler Ebene in #efte mit, begie&t ft* au* ni*t gernr ©teile; bieg mß*ten »ir affo »ermejten. Seit 14 Sabren bat man man* Appenzell Ausserrhoden reizt es *eê Sieb gelernt, einige fino in aßen 3 Sanbeêtbeilen ä" Sieb« mich, einerseits die grosse geworben, biefe fennte man auêmenbtg, biefe Unbekannte vorzustellen, deren Worte lingêhe&ern fotfte man einanber fingen &elfen, gleitetet, »ón mem fie angefan* im Zusammenspiel mit Toblers mürben. ®of*e Sieber ftab: Melodie Generationen von gen allgemeine 5Bo firaft unb Söiutt) je. Landsgemeindebesuchern in Slfleg geben lt. Rührung versetzt haben und 2Bir fommen, unâ îc auch nach der Abschaffung der 3Baê jie&en fo freubtg jc. ' Landsgemeinde nicht verklungen JWufe mein Sßaterianb 2C. sind, und andererseits din aSiertel »or 11 lît)r begiebt man fi* auf ben <})la£ unb aufzuzeigen, wie stark «unser» Lied fttmmt etnee tiefer Sieber in gemäßigtem Sempo an. ©oDte etwa in der abendländischen Kultur mogli* fein? s^be baè nur ale 35orf*Iag unb mö*te wurzelt. iat nt*t 3* »ernebmen, ob baS überall 23etfaU ftnbe unb auäfübrbar betrachtet 1838 machte «ein Freund des merbe. Sine Slntmort tur* bie 3eitung märe mir febr willfom« Gesangs» in einem Leserbrief in mm. Sin greunb beê ©efangô. der Appenzeller Zeitung die Anregung, an der Landsgemeinde Leserbrief in der Appenzeller Zeitung vom 21. April 1838 (Kantonsbibliothek verschiedene Lieder, darunter Appenzell Ausserrhoden). 57 bandes, der 1988 eine scheidenen Holzhäuschen nach vierstimmige Bearbeitung für dem Vorbild des bekannten Gemischten Chor herausgab. Erziehers Wilhelms von Humboldt Dabei wäre die Dichterin seit und Schulreformers Joachim 1938 bekannt, seit der Literar- Heinrich Campe ein Mädcheninstitut und Musikhistoriker Walter betrieb. 1784 zog sie Rüsch im Vorfeld der Enthüllung nach Billwerder bei Hamburg des Toblerdenkmals auf der und begründete dort ein eigenes Vögelinsegg die Verfasserschaft der Erziehungsinstitut für Mädchen, «Ode an Gott» aufgedeckt hatte. womit sie als Vorreiterin auf dem Dieser Enthüllung vor der Gebiet der Erziehung des Denkmalsenthüllung widmet der weiblichen Geschlechts hervortrat. Speicherer Chronist Arnold 1785 siedelte sie mit diesem Eugster eineinhalb Seiten der Institut nach Hamm bei Hamburg Festschrift zu Toblers 100. Todestag: um, wo sie Zugang zu den Rüsch zeigt und Eugster bekanntesten Familien der Hansestadt wiederholt, dass das Gedicht Profilbildnis von Caroline Rudolphi fand. In den folgenden 20 ursprünglich neun Strophen hatte (in: Schriftlicher Nachlass). Jahren verkehrten in ihrem Haus und 1787 erstmals abgedruckt zahlreiche bekannte worden war. In welchem Rahmen sich bei Nachbarn mit den Werken Gelehrtenpersönlichkeiten des 18. dies geschah, zeigen die nachfolgenden Gleims, Kleists, Klopstocks, Jahrhunderts. Ihr Biograph Otto Aufzeichnungen zum Goethes und Wielands zu befassen, Rüdiger schreibt: «In C. Rudolphis Leben und Werk der Dichterin. was sie offensichtlich Leben spiegelt sich unsere ganze inspirierte, selbst erste - schwärmerische klassische Literaturperiode.» Gedichte zu Tatsächlich zählte sie nicht nur Caroline Rudolphi - erzeugen. Ihr Talent wurde durch den Friedrich Gottlieb Klopstock An einem 24. August zwischen Kapellmeister und Goethes (1724 bis 1803), dessen Morgenritte 1750 und 1754 in Magdeburg musikalischen Mentor Johann Friedrich zum Institut fast legendär oder Berlin geboren, verbrachte Reichardt entdeckt; ein wurden, sondern auch Matthias Caroline Rudolphi ihre Jugend Glücksfall, denn Reichardt Claudius, Johann Wilhelm Ludwig in ärmlichen Verhältnissen in vertonte eine Reihe ihrer Gedichte Gleim, Gotthold Ephraim Potsdam. Nach dem frühen Tod und fand für eine erste Lessings Freundin Elise Reima- des Vaters wuchs sie bei der Mutter Gedichtsammlung, die im Jahre 1781 rus, den Schwiegersohn von auf und müsste bald für den herausgegeben wurde, zahlreiche Christoph Martin Wieland und Unterhalt des Bruders Ludwig Subskribenten. Kantianer Karl Leonhard Reinhold sorgen, der nach dem Besuch der Caroline Rudolphi wählte ein und Friedrich Jacobi zu Lateinschule auf die Universität Leben als unverheiratete Frau, ihren Freunden. Der Zürcher nach Halle geschickt wurde. Ihre was ihren beruflichen Weg Johann Caspar Lavater versöhnte literarische Kinderstube bestand vorzeichnete: Sie wurde Erzieherin. sich im Juni 1793 im aus der Bibellektüre und dem Zunächst lebte sie als Gouvernante Rudolphischen Institut mit Klopstock. Vorlesen aus Andachtsbüchern. in einer Familie in Trollenhagen Allein diese Episode zeigt die Caroline war Autodidaktin. Sie (Mecklenburg), von der vernetzende Funktion, die das hatte, wie sie in ihrer Autobiographie sie 1783 vier Töchter nach Trit- Institut in der damaligen festhält, ab dem tau in die Nähe von Hamburg Gelehrtenwelt innehatte. Die Lite- dreizehnten Lebensjahr Gelegenheit, mitnahm, wo sie in einem be¬ raturwissenschafterin Gudrun 58 Loster-Schneider nennt es einen In dieser zweiten Sammlung Das Schicksal von Text und «Knotenpunkt im soziokultu- ist auf Seite 10 das neunstro- Melodie lässt sich in den rellen und intertextuellen <net- phige Gedicht «Alles Leben folgenden vier Jahren gut working> um 1800». Der strömt aus dir» abgedruckt. nachzeichnen: Campe hat alle neun erwähnte Philosoph Reinhold Dem aber nicht genug: Wie Strophen des Gedichts in seine prägte für Caroline die Bezeichnung Rüsch herausgefunden hat, wurde «Kleine Kinderbibliothek» «weiblicher Sokrates». In das Gedicht vor Tobler übernommen. Von dort aus fanden Caroline Rudolphis engstem bereits zweimal vertont. Der Text und Melodie 1791 als Nr. Umfeld befanden sich ihr Bruder erwähnten zweiten Gedichtsammlung 227 und im Kapitel «Freude an Ludwig und Campe, der 1787 die sind drei grosse Notenblätter der Erkenntniß Gottes» Eingang erneute Auflage der ersten beigelegt, auf denen sich die in das «Gesangbuch zur öffentlichen Gedichtsammlung und gleichzeitig erste Vertonung der Ode durch und häuslichen Andacht die Herausgabe der zweiten Johann Georg Witthauer (1751 für das Herzogthum Oldenburg». Sammlung besorgte. bis 1802) findet. - Die zweite Vertonung Erste Vertonung finì» t>wt des Gedichts eàmtim WldMm «um éwteit $i)etl 3. ©. SBittM«^. «An Gott» durch Johann grübttngslteb. ©• 4. Georg Witthauer .' '" ' ..-' ,•'. - .a. r, i/T 1. _ (Ci.. ft.. < UiA Otni Iw.lfi U Itt Ctn.i ..-I. :n » liu~in,
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