8. Februar 2019 Alain Altinoglu … dies apokalyptische Umschlagen in der so enthusiastisch begonnenen humanen Entwicklung des 20. Jahrhunderts – … er hörte und sah die herannahenden, riesigen, in der Geschichte noch nie dagewesenen Menschheitsvernichtungen nicht – oder wollte besser nichts sehen … Dieses Nichtzulassen der „surrealistischen“ Schreckenswirklichkeit, dieses Sich-nicht-Beugen, dieses Sich-nicht-Gestatten von Tränen, dieses Nichteingehen auf Beschimpfungen – das schien Rettung zu sein. Doch diese Rettung war leider nur Illusion – der noch wichtigere, der unsichtbare, der wesentlichste Teil dieser sportlich- geschäftsmännischen Persönlichkeit Prokofjew verdrängte das Unüberwundene so tief, dass es ihn nicht mehr losließ und mit 61 Jahren in den Tod riss. … Er gehörte zu denen, die bei allen schrecklichen Umständen ihre menschliche Würde bewahrten und den scheinbar allmächtigen Alltagssituationen nicht die Oberhand ließen. Er leistete einen stillen, aber umso zäheren Widerstand.

Alfred Schnittke über Sergei Prokofjew, 1990 4 PROGRAMM 5

Fr 8. Februar 19 20 Uhr Konzerthaus Berlin

RSB Konzerthaus-Abo Gold RSB Abo Goldene Mischung

Alain Altinoglu Ludwig van Beethoven Sergei Prokofjew Emmanuel Pahud / Flöte (1770 – 1827) (1891 – 1853) Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Ouvertüre zu Heinrich Joseph Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100 von Collins Trauerspiel „Coriolan“ › Andante c-Moll op. 62 › Allegro marcato 18.45 Uhr, Werner-Otto-Saal › Allegro con brio › Adagio Einführung von Steffen Georgi › Allegro giocoso Matthias Pintscher (geb. 1971) „Transir“ für Flöte und Kammerorchester

Pause rlic tü h a n

Konzert mit

und

Live-Übertragung. Europaweit. In Berlin auf 89,6 MHz; Kabel 97,55; Digitalradio (DAB); Satellit; online und per App. Wir bitten um etwas Geduld zu Beginn der beiden Konzerthälften. Es kommt zu kleinen Verzögerungen wegen der Abstimmung mit den Radioprogrammen. 6

Steffen Georgi Stolz und starr

Am Ende stürzt er sich ins Ludwig van Beethoven eigene Schwert: Gaius Marcius „Coriolan“-Ouvertüre c-Moll Coriolanus, römischer Feldherr op. 62 des frühen 5. Jahrhunderts vor Christus. Plutarch berichtete im Besetzung 1. Jahrhundert nach Christus von 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, ihm, Shakespeare (1607) und 2 Fagotte, 2 Hörner, Brecht (1952/53) setzten sich mit 2 Trompeten, Pauken, Streicher seinem Schicksal auseinander. Dazwischen verdichtete der k.u.k. Dauer Hofsekretär Heinrich Joseph von ca. 9 Minuten Collin (1771–1811) das Leben des Coriolanus zu einem fünfaktigen Verlag Trauerspiel, das 1802 am Wiener Breitkopf & Härtel Burgtheater uraufgeführt wurde Wiesbaden, Leipzig und fünf Jahre lang im Repertoire blieb. Ein mit Collin gut bekannter, Entstanden ortsansässiger Musiker kompo- 1807 nierte 1807 eine reichlich ver- spätete Ouvertüre dazu. Uraufführung So könnte eine missglückte März 1807 Zusammenarbeit – man plante Wien immer wieder gemeinsame Opern- oder Oratorienprojekte, aus denen nichts wurde – zu einer Marginalie der Musikgeschichte verplätschern, wenn, ja wenn es sich bei der Ouvertüre nicht um ein Meisterwerk von Ludwig van Beethoven gehandelt hätte.

Ludwig van Beethoven 8 BEETHOVEN – „CORIOLAN“-OUVERTÜRE 9

„Coriolan“-Ouvertüre von allen elf Zerrissen zwischen dem brennen- angetrieben wird. Zusehends RSB-Aufführungen seit 1945 Ouvertüren Beethovens die erste, den Wunsch nach Vergeltung und gewinnt das Seitenthema an 31. Dezember 1954, welche der Symbiose mit dem einer leidenschaftlichen Vater- Bedeutung: Mit ihm erst findet die Theater nicht länger bedurfte und landsliebe, wählt der Verzweifelte Reprise in harmonisch „richtige“ 14. Januar 1963, ein Eigenleben als selbständige den Freitod, nachdem er den Bahnen. Und das Seitenthema ist György Lehel Konzertouvertüre führen konnte – Friedensschluss herbeigeführt es, das nach dem krachenden Zu- 8. März 1970, Juri Alijew ein nicht hoch genug zu schätzen- hat – „Ich hasse jedes Menschen- sammenbruch auf einen einsamen 18. März 1982, Heinz Rögner, der Auftakt für die Herausbildung antlitz, bin mir selbst ein Rätsel.“ Hornruf antwortet – auf das Bitten Funkhaus Nalepastraße der sogenannten Programmmusik Beethoven mochte sich durch von Mutter und Gattin. Der Held (Aufnahme) im 19. Jahrhundert. Das binnen den tragischen Konflikt zwischen zieht die harte Konsequenz: Nicht 28. Oktober 1992, Jan Krenz zwei Monaten komponierte Werk Utopie und Enttäuschung, zwi- Rom, sondern Coriolan fällt. 22. Oktober – 1. November 1999, avancierte zu einem der gelun- schen individuellem Willen und Karl Anton Rickenbacher (Berlin, gensten Beispiele für Beethovens gesellschaftlichen Konventionen Bern, Lausanne, Zürich, Genf, stupende Fähigkeit, Musik zu persönlich berührt gefühlt haben, St. Gallen, Schaffhausen, Olten, dramatisieren, in dem Fall das galt er doch selber nicht weni- La Chaux-de-Fonds) Schauspiel in die Welt der Töne gen seiner Zeitgenossen als ein 28. September – 17. Oktober hineinzuholen, ohne es nachzu- stolzer, ja menschenfeindlicher 2000, Rafael Frühbeck de Burgos erzählen. Sonderling, dem man die humani- (Taiwan, Tottori, Tokio, Kyushu) tären Ideale, die ihn leiteten, nicht 20. November 2002, Theater ohne Text unbedingt auf den ersten Blick Michael Sanderling ansah. 14. November – 1. Dezember Coriolan, dem einstmals gefeier- Es ist nur logisch, dass der Kom- 2003, ten Feldherrn wird – so ist dem ponist den römischen Feldherrn, (Yokohama, Kakamigahara, Kyoto) eröffnenden Gespräch zwischen einen „Fremdling auf der Erde“ 24./25. April 2014, seiner Mutter und seiner Frau zu (Collin), innerhalb der als Sona- Marek Janowski entnehmen – vorgeworfen, sein tensatz angelegten Ouvertüre in politisches Amt einseitig zum seiner ganzen tragischen Ambiva- Vorteil einer Elite und gegen das lenz beleuchtet. Das heldenhaft Volk benutzt zu haben. Auf die Unbeugsame spricht aus dem Möglicherweise haben strategi- Verbannung reagiert das gekränk- unruhig pulsierenden, von Gene- sche Überlegungen eine Rolle te Ego des Helden so stolz wie ralpausen und Tuttischlägen zer- gespielt (Beethoven bewarb sich – uneinsichtig. Grimmig sinnt er furchten Hauptthema. Der zutiefst vergeblich – um die Stelle eines auf Rache und verbündet sich mit menschliche Zug Coriolans aber Hoftheaterkomponisten), als er den Feinden Roms. Das Schicksal klingt als fast verschütteter, zarter sich Anfang 1807 entschloss, scheint ihm günstig gewogen. Es-Dur-Kern im Seitenthema an. für das schon etwas in die Jahre Siegessicher erreicht er die Tore Beide Themen ringen in der seuf- gekommene Trauerspiel von seiner Heimatstadt, wird dort aber zerreichen Durchführung mitein- Collin eine Ouvertüre zu kompo- von Freunden und Familie dazu ander, während das tönende Rad nieren. Jedenfalls war die noch bewogen, Rom und damit sein des Schicksals von den Streichern für das Schauspiel konzipierte eigenes Gewissen zu schonen. in starrer, eigensinniger Bewegung 10

Atmende Traumgesichte

Am Anfang weiß man beim Hören Matthias Pintscher manchmal gar nicht, wo sie „Transir“ herkommen. Die Geräusche, aus für Flöte und Kammerorchester denen sich Matthias Pintschers Komposition „Transir“ heraus- Besetzung schält, scheinen aus dem Nichts 2 Flöten (2. auch Piccolo), aufzutauchen. Einzelne, ver- 2 Oboen, 2 Klarinetten (2. auch sprengte Laute weben allmählich Bassklarinette), 2 Fagotte einen traumartigen Klangraum, (2. auch Kontrafagott), 2 Hörner, in welchem die Flöte, das Solo- 2 Trompeten, 1 Posaune, instrument, zu leben beginnt. Schlagzeug, Harfe, Streicher Viele Werke von Matthias Pint- scher „thematisieren Mythen Dauer von Schöpfung und Zerstörung, ca. 20 Minuten Entstehen und Auslöschung“ (Marie Luise Maintz). In „Transir“ Verlag ist es die Flöte, die gleichsam Bärenreiter eine Innenschau der Seele Kassel u. a. zelebriert, indem sie sich nach und nach mit allen Laut- und Entstehung Geräuschäußerungen hören lässt, 2005 – 2006 die in Wechselwirkung eines versierten Instrumentalisten Uraufführung mit diesem Instrument möglich 13. August 2006, Luzern sind. Von rauen, kehligen Lauten Emmanuel Pahud, Flöte; über zartes Flüstern, flatterndes Mahler Chamber Orchestra; Hauchen, wellenartiges Singen, Daniel Harding, Dirigent ruhiges Pulsieren und Überblasen mit Stimme bis hin zu stechen- dem Pfeifen ist alles möglich.

Matthias Pintscher 12 PINTSCHER – „TRANSIR“ 13

An keiner Stelle wird verhohlen, Orchester mehrfach in einen len Projekten ebneten. Die Oper kian Orchestra, dem Finnischen dass Flötespielen mit Atmen Dialog, nachdem sie vorher mehr „Thomas Chatterton“ kam 1998 Rundfunk-Sinfonieorchester, zu tun hat. Ähnlich wie die oder weniger gemeinsam agiert an der Semperoper in Dresden dem Rundfunk-Sinfonieorchester Trompete, die Matthias Pintscher haben. Ein Abschnitt ist nur dem heraus, „L’espace dernier“ folgte Berlin, dem Mahler Chamber einige Jahre später auslotet, Orchester vorbehalten, Laut- 2004 an der Opéra National de Orchestra (Beethovens 9. Sin- erfährt die Flöte hier über weite stärke, Tondichte und Vielstim- Paris. 2002 war er Composer fonie), dem Saint Paul Chamber Strecken die elementarste Form migkeit nehmen plötzlich zu, die in Residence beim Cleveland Orchestra und dem Orchestre der Klangwerdung als hörbares, Erregungskurve steigt – die Flöte Orchestra, danach im Konzert- de la Suisse Romande. Zudem tonhöhenrelevantes, extrem schweigt. Dann „antwortet“ die haus Dortmund, beim Lucerne debütierte Matthias Pintscher geräuschdifferenziertes Atmen. Flöte mit einer deeskalierenden Festival, beim Radio-Sympho- beim Königlichen Concertgebouw- „Trompete assoziieren wir sofort Kadenz, die von wenigen Tönen nie-Orchestra Saarbrücken, in orchester Amsterdam und beim mit Fanfaren, Militärmusik, aus dem Orchester unterstützt der Philharmonie Köln und beim London Symphony Orchestra. emphatischen, starken, metalli- wird. Schließlich meldet sich das RSO Stuttgart. Seit 2010 Artist Als Komponist arbeitet Matthias schen, glänzenden Tönen, aber Orchester wieder, nunmehr er- in Association beim BBC Scottish Pintscher weltweit mit renom- die Trompete kann auch ganz fasst die allgemeine Beschleuni- Symphony Orchestra, 2014 Artist mierten Künstlern zusammen, anders. Die Trompete wird wie gung auch die Flöte. Nach dieser in Residence beim Danish Radio die seine Werke zur Aufführung eine Flöte auch durch Luft be- Klimax im Zentrum gewinnt das Orchestra, arbeitet Matthias bringen. Im März 2017 wurde atmet und ich wollte auch dieses ruhige Atmen zunehmend wieder Pintscher mittlerweile auch als das Cellokonzert „Un Despertar” andere Spektrum der Möglich- die Oberhand. Am Ende sind es Dirigent regelmäßig mit führen- von Alisa Weilerstein und dem keiten mal ausloten …“ (Matthias der Puls und die Atemzüge eines den Orchestern und Ensembles Boston Symphony Orchestra Pintscher) Schlafenden, die den Konzert- in Europa und den USA. Seit uraufgeführt. Im April 2017 diri- Das Orchester liefert zumeist besucher aus Pintschers Welt 2013 leitet er das renommierte gierte Christoph Eschenbach die Stützakkorde und Klanghin- wieder herausführen. Ensemble intercontemporain als Premiere von „Shirim“ für Bariton tergrund, der sich zu einem Musikdirektor, ab Herbst 2016 und Orchester mit Bo Skovhus fast physisch erfahrbaren, Der Komponist war er für zwei Jahre Chefdiri- und der NDR Elbphilharmonie. überwiegend dunklen Raum zu gent des Orchesters der Lucerne Matthias Pintscher ist Professor formen scheint. Mit der Flöte Matthias Pintscher wurde 1971 Festival Academy, eines Schwei- für Komposition an der Juilliard korrespondierende Instrumen- in Marl in Nordrhein-Westfalen zer Bildungsprogrammes, das School in New York. te unterbreiten dem virtuosen geboren und studierte Kompo- der neuen Musik gewidmet ist. Soloinstrument im Sinne eines sition bei Giselher Klebe und Für die erste Saison der neuen Das Flötenexperiment Klangkontinuums Anlauf- und Manfred Trojahn. Richtungs- Elbphilharmonie in Hamburg Auslaufstrecken. Auch regelrech- weisende Einflüsse erfuhr er stand er 2016/2017 als Dirigent Der geheimnisvolle Titel „Transir“ te „Notbremswege“ sind einge- von Hans Werner Henze, der ihn und Komponist maßgeblich zur enthält das lateinische Verb baut, wo einzelne Orchesterins- 1991 und 1992 nach Montepul- Verfügung. „transire“, dessen Stamm auch trumente kraft ihrer Lautstärke ciano einlud, sowie von Helmut Höhepunkte der Saison 2017/2018 in den Worten „Transit“, „Trance“ oder ihrer Frequenz Flötenlinien Lachenmann, Pierre Boulez und waren Gastauftritte mit dem Los und „Transzendenz“ enthalten ist. zu Ende führen, die der Flöte so Peter Eötvös. Bereits als Student Angeles Philharmonic und dem „Transire“ im Sinne von „hinüber- nicht zur Verfügung stehen. erhielt der angehende Komponist BBC Scottish Symphony Orches- fließen, sterben“ findet sich im Kurz vor Erreichen der Mitte der eine Vielzahl von Preisen, die ihm tra, Projekte mit dem Utah Sym- Französischen als poetischer Komposition treten Flöte und den Weg zu großen internationa- phony Orchestra, dem Gulben- Begriff für „erstarren lassen, 14 PINTSCHER – „TRANSIR“ 15

lähmen, stilllegen, einfrieren“. In verschiedenen Quellen wird be- hauptet, die Komposition sei ein Requiem für den französischen die Komponisten Dominic Transir, der im Alter von 33 Jahren verstor- ben ist. In Wahrheit handelt kunst es sich um den französischen Komponisten Dominique Troncin zu (1961–1994), der Pintscher nach seinen eigenen Worten 1987 hören zum Komponieren ermutigt hat. Dessen letztes, äußerst beein- druckendes Werk wurde „Alti- tudes“. Wie Pintscher erklärt, habe Troncin ihm kurz vor seinem Tod 1994 Skizzen zu einer geplanten Komposition mit dem Titel „Transir“ zugeschickt. Matthias Pintscher hat das Werk für den Flötisten Emmanuel Pahud komponiert, während dieser Artist-in-Residence beim Lucerne Festival gewesen ist. Der renommierte Schweizer Flötist, der auch heute Abend den Solo- part spielt, beschreibt das hoch- komplexe Werk als „avantgar- distischste Arbeit, die ich bisher gespielt habe, hinsichtlich aller erforderlichen Spezialeffekte und 92,4 der Art und Weise, wie sie mit dem Orchester synchronisiert werden können.“ 16

Eigensinn und Anpassung

Die wilden Jahre sind lange Sergei Prokofjew vorbei, als Sergei Prokofjew nach Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100 16-jähriger sinfonischer Pause 1944 seine Sinfonie Nr. 5 in Besetzung B-Dur op. 100 komponiert. Nahe- Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, zu alles an diesem Werk, welches Englischhorn, 2 Klarinetten, von bedeutenden Musikern und Es-Klarinette, Bassklarinette, von vielen Kollegen Prokofjews 2 Fagotte, Kontrafagott, für sein Meisterwerk schlechthin 4 Hörner, 3 Trompeten, gehalten wird, ist anachronis- 3 Posaunen, Tuba, Pauken, tisch. Unzeitgemäß aus westli- Schlagzeug, Harfe, Klavier, cher, nach-schönbergischer Streicher Sicht ist im Jahre 1944 bereits die Gattung Sinfonie – nicht so Dauer in der Sowjetunion, nicht so bei ca. 43 Minuten einigen wenigen zentraleuropä- ischen Komponisten, darunter Verlage dem Deutschen Karl Amadeus Boosey & Hawkes, London, Berlin Hartmann. Der Zusatz „B-Dur“, Musgis, Moskau das Bekenntnis zur Tonalität, noch bevor der erste Ton erklun- Entstanden gen ist, der heiter-elegische Duk- Sommer 1944 tus des Werkes, das alles steht außerhalb der Zeit anno 1944, Uraufführung dem vorletzten Kriegsjahr. 13. Januar 1945 Prokofjew hatte in den 1910er-, Moskau 1920er-Jahren die Musikwelt Sergei Prokofjew, Dirigent schockiert. Von Petersburg bis Paris, von Moskau bis New York gruselte man sich vor seiner

Sergei Prokofjew 18 PROKOFJEW – SINFONIE NR. 5 19

stählernen Kraft, den bizarren ließ sich von den Kulturfunktio- Rhythmen, den grellen Harmoni- nären der KPdSU maßregeln, en. Nicht anders als Strawinsky, komponierte fortan im auf- war er für Konzertsaal-Skandale richtigen Bemühen um Volks- berüchtigt – und wurde für sei- verbundenheit, Klarheit und nen frechen Mut gefeiert. Die Eingängigkeit. Im Unterschied zu Arbeiter-und-Bauern-Revolution in zahlreichen Kollegen vermochte seiner Heimat ging an dem Sohn Prokofjew, den Anforderungen aus gutbürgerlichem Haus glatt inspiriert nachzukommen, ohne vorbei. Er wich nach Westeuropa jemals die Komplexität und Kom- aus, lebte ein luxuriöses Leben pliziertheit des musikalischen mit moderner Kleidung, teuren Satzes aus den Augen zu verlie- Parfüms, Urlaub am Genfer See, ren. Von Trivialität, wie sie eine leistete sich ein Auto, heirate- vordergründige „Volksnähe“ te eine Spanierin. Warum der nahelegen würde, kann bei ihm stets unpolitisch sich gebende keine Rede sein. Prokofjew hat Komponist ab 1927 besuchswei- nie aufgehört, seinen Traum se und ab 1936 für immer unter von einer besseren Welt gegen die Fittiche der Sowjetunion die ihn umgebende Realität zu zurückkehrte, wird ein Geheimnis behaupten. bleiben. Es mögen verschiede- Die Ästhetiker des sozialisti- ne Gründe zusammengewirkt schen Realismus waren dennoch haben: mentale Probleme im Exil, überwiegend zufrieden mit ihm, typisch russisches Heimweh, zumal er sich für vermeintliche politische Naivität, wirtschaftli- Fehltritte beflissen entschuldigte, che Bequemlichkeit. Erstaunlich bei Bedarf beteuerte, durch Ato- genügsam geworden, gab er sich nalität gesündigt zu haben. Pro- ab 1936 zufrieden mit den be- kofjew betäubte sein Gewissen scheidenen Bedingungen, welche mit unerbittlichem Fleiß, scharfer die Sowjetunion ihm im Vergleich Selbstdisziplin, freundlicher Selbst- zum Westen bieten konnte. ironie und feinem Zynismus. Dass seine spanische Frau (von Inwieweit schlichte Todesangst – der er sich getrennt hatte) viele Stalins „Maßnahmen“ trafen eine Jahre in einem sowjetischen Reihe von Prokofjews Freunden Arbeitslager verbringen musste, und Weggefährten –, ehrliche nahm er genauso hin, wie die politische Läuterung oder gleich- künstlerischen Restriktionen und gültiger Opportunismus den den Aufführungsbann, mit dem Ausschlag für sein angepasstes

etliche seiner Werke durch den Verhalten gaben, soll hier nicht Sergei Prokofjew, Sinfonie Nr. 5, Beginn des ersten Satzes, Staat belegt worden waren. Er polarisiert werden. Autograph der Klavierpartitur mit Instrumentationsangaben 20 PROKOFJEW – SINFONIE NR. 5 21

Kein lauter, „Die 5. Sinfonie ist für mich der bohrend grotesk, rhythmisch ihn bei seinem vermeintlich ein lauterer Gesang Abschluss eines langen künst- vertrackt, instrumentatorisch propagandistischen Wort, so lerischen Weges. Ich plante sie verspielt mit besonderem Einsatz wird man schnell eines Besseren Die Sowjetunion bemühte sich als eine Sinfonie von der Würde des Schlagzeugs. Inmitten des belehrt durch seine Musik. Denn während des Krieges, Ressour- des menschlichen Geistes … Mit turbulenten Treibens verschafft meisterhaft versteht er es gerade cen zu schützen, indem sie sie der 5. Sinfonie wollte ich den ein Hörnerchor kurze Rast. in der Sinfonie Nr. 5, eine mitrei- weit nach Osten, in die Tiefe des freien und glücklichen Menschen Bereits im ersten Violinkonzert ßende Geste – etwa zu Beginn großen Landes transportierte. besingen, seine schöpferischen (1917) hatte Prokofjew eine des zweiten Satzes – an einen Das galt auch für Künstler. Im Kräfte, seine edle Gesinnung, Fähigkeit zu lyrischem Komponie- grellen, unheimlichen Abgrund Sommer 1944 durften viele von seine seelische Reinheit.“ Dieses ren offenbart, die heute zu den zu führen. Und am Ende der Sin- ihnen schon zurückkehren in die ganz und gar unpolitische Sta- an seinen Werken am meisten fonie friert das Herz trotz (oder Nähe von Moskau. Gute Arbeits- tement eignete sich sowohl für geschätzten Eigenschaften wegen) aller Volksfeststimmung, bedingungen gewährte ihnen und eine Propagierung des Werkes in gehört. Der dritte Sinfoniesatz im ein beklemmendes Gefühl, genau ihren Familien das abgeschie- der Sowjetunion als auch für eine Stile der Pater-Lorenzo-Szene aus wie in den Finali von Tschaikow- dene Künstlerdörfchen Iwanowo Ankündigung im Westen. „Romeo und Julia“ knüpft dort an skys Vierter oder Schostako- bei Moskau. Neben Prokofjew und beschreibt ohne Sentimenta- witschs Fünfter. Der affirmative befand sich auch Schostako- Ethos und Pathos lität einen weiten, ausdrucksvol- Jubel ergeht sich in motorischem witsch damals dort und arbeitete len Bogen. Im Mittelteil steigert Leerlauf, vorangepeitscht durch u. a. an seinem Klaviertrio op. 67. Die Themen des ersten Satzes er sich zu hymnisch-opernhafter martialische Rhythmen und Prokofjew, der nie sterbende lassen keinen Zweifel an der groß- Deklamation in der Nachfolge militärische Signale. Was zieht Soldaten gesehen oder selbst formatigen, epischen Absicht, Mussorgskis, nimmt mit stren- hier die Mundwinkel in die Höhe: an einer Front gekämpft hatte, atmen das typisch russische gem Schritt den Duktus eines Lachen oder Grinsen? komponierte in jenem Sommer, Pathos eines Borodin oder Gla- Trauermarsches auf. als der Krieg für die Sowjetunion sunow. Gleichwohl von herbem Innere Reife praktisch schon entschieden Ernst gezügelt, bemühen sie sich Bedrohlich heiter war, die Sinfonie Nr. 5. Er ent- um Beethovensche Klarheit und Prokofjew dirigierte am 13. Januar rollte kein pathetisches Schlacht- ebensolche Wandlungsfähigkeit. Deftig russisch geht es im 1945 in Moskau die Uraufführung gemälde, keine triumphale Der maßvoll beherrschte, ein- Finale zu. Volksnah, lebensfroh, der Sinfonie Nr. 5. Wenige Stun- Siegeshymne, sondern ein durch stimmige Gesang führt auf direk- diesseitig hält Prokofjew ein stür- den zuvor war der Roten Armee und durch positives Idealbild des tem Weg hin zur großen Geste, misches Plädoyer für sinnlichen der Übergang über die Weichsel zuversichtlichen und souveränen zur festlichen Breite. In der Coda Optimismus. Doch die scheinbar gelungen, der Marsch auf Berlin Menschen. Seine tiefe Sympathie gibt Prokofjew jede Zurückhal- populären Konzessionen erwei- begann. Die sowjetische Staats- galt den vom Krieg ausgezehrten tung auf. Mit voller dynamischer sen sich als trügerisch. „Es ist führung feierte diesen wichtigen Landsleuten, er achtete die wür- Wucht behauptet sich das vorher heute nicht mehr die Zeit, Musik militärischen Erfolg nebenan im devolle Art ihres stillen Leidens musikalisch definierte Prinzip für einen kleinen Kreis von ästhe- Kreml mit Salutschüssen. „Nie- und schrieb ihnen eine Musik der des Guten. tisierenden Hörern zu schreiben“, mals vergesse ich die Aufführung selbstbewussten Kraft, aber auch Der zweite Satz ist eine fröhlich- Ziel sei laut Prokofjew „eine seiner fünften Sinfonie im Jahre der leisen, unaufdringlichen Töne. freche Burleske mit allen entscheidende Begegnung von 1945, dem Abend jenes Sieges … Ohne dieses Wissen muss jede Merkmalen des Prokofjewschen weitesten Kreisen unseres Volkes Es war das letzte Auftreten Wertung der Sinfonie scheitern. Humors: tänzerisch leicht, mit ernster Musik“. Nimmt man Prokofjews als Dirigent. Ich saß 22 PROKOFJEW – SINFONIE NR. 5 BALLETT 23 vorn, in der dritten oder vierten die Sinfonie Nr. 5 von Prokofjew AUS MOSKAU Reihe. Der große Saal war wie aufführen sollte. Das Konzert gewöhnlich beleuchtet, aber als fand trotzdem statt. „Aber diese LIVE IM KINO Prokofjew aufstand, schien das traurige Geschichte hat eine für Licht direkt von oben auf ihn mich persönlich wichtige Seite … herabzufallen. Er stand wie ein Warum ist der Dirigent, der sich Denkmal auf seinem Posta- anschickt, diese Sinfonie zu 16 Uhr Liveübertragung so 11 ment. Und plötzlich, als Stille dirigieren, bedroht worden? Doch LA SYLPHIDE eintrat und er den Taktstock nicht etwa deswegen, weil diese 11 Choreografie: Johan Kobborg Musik: Herman Severin Løvenskiold schon erhoben hatte, ertönten Komposition die Freiheit des die Artilleriesalven. Er wartete menschlichen Geistes verherr- 02 11 Uhr Liveaufzeichnung und begann nicht eher, als bis licht?“ (Sergei Prokofjew) so DON QUIXOTE die Kanonen schwiegen. Wieviel Im Sinne des weitgereisten 12 Choreografie: Alexei Fadejechew Bedeutsames, Symbolhaftes kam Naturforschers Alexander von Musik: Léon Minkus da zum Ausdruck. Als ob sich ein Humboldt ist die gefährlichste 16 Uhr Liveübertragung Schlagbaum vor allen erhoben Weltanschauung jene Welt- 23 so DER NUSSKNACKER hätte … auch vor Prokofjew. Die anschauung von Menschen, 12 Choreografie: Juri Grigorowitsch fünfte Sinfonie gibt seine völlige welche die Welt nie angeschaut Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski innere Reife und auch seinen haben. Prokofjew hatte die Welt Blick zurück wieder. Er sieht von angeschaut, sich sein eigenes 20 16 Uhr Liveübertragung der Höhe auf sein Leben zurück, Urteil gebildet über „die Freiheit so LA BAYADÈRE auf alles, was da war – etwas des menschlichen Geistes“. 01 Choreografie: Juri Grigorowitsch Olympisches liegt darin.“ Mit Immerhin wären ohne seine Musik: Léon Minkus diesen Worten erinnerte sich der Öffnung gegenüber den ästheti- 10 11 Uhr Liveaufzeichnung legendäre Pianist Swjatoslaw schen Vorgaben des sozialisti- so DORNRÖSCHEN Richter, der neben Aram Chat- schen Realismus Meisterwerke 03 Choreografie: Juri Grigorowitsch schaturjan, Dmitri Kabalewski wie das musikalische Märchen Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski und vielen anderen zugegen war, „Peter und der Wolf“, das Ballett an das bewegende Ereignis. „Romeo und Julia“ oder die 07 11 Uhr Liveaufzeichnung Tatsächlich dauerte es nach der Sinfonie Nr. 5 vermutlich nicht so DAS GOLDENE ZEITALTER Uraufführung nur wenige Monate, komponiert worden. 04 Choreografie: Juri Grigorowitsch bis das Werk im ganzen Land, Musik: Dmitri Schostakowitsch in Westeuropa und in den USA 19 17 Uhr Liveübertragung gespielt wurde. 1951 ereignete so CARMEN / PETRUSCHKA sich ein Zwischenfall anlässlich 05 Choreografie: Alberto Alonso / Edward Clug einer Aufführung in Salt Lake Musik: Georges Bizet & Rodion Schtschedrin / Igor Strawinski City. Der dortige Dirigent Maurice Abravanel hatte einen anonymen IM Anruf erhalten, erschossen und DELPHI FILMPALAST verstümmelt zu werden, wenn er charlottenburg | kantstraße 12a FILMTHEATER AM FRIEDRICHSHAIN prenzlauer berg | bötzowstraße 1 24 DIRIGENT 25

Alain Altinoglu

Der französische Dirigent und CD-Produktion von Liszts Klavier- Théâtre du Châtelet. Er gastiert Supérieur de Musique de Paris, Pianist mit armenischen Wurzeln konzerten dirigierte. Seitdem regelmäßig bei den Festspielen in wo er gegenwärtig die Dirigier- ist seit Januar 2016 Directeur leitete er regelmäßig Konzerte Bayreuth, Salzburg, Orange und klasse unterrichtet. Zuvor hatte Musical des Théâtre Royal de la des RSB, darunter Gastspiele Aix-en-Provence. er dort zehn Jahre lang eine Monnaie in Brüssel, wo er aktuell beim Rheingau-Musikfestival und Als Pianist gilt seine besondere Professur für die Gesangsen- Donizettis „Don Pasquale“, beim Choriner Musiksommer. Aufmerksamkeit dem Liedgesang. semble-Klasse inne. Rimski-Korsakows „Zar Saltan“ In den großen Opernhäusern der So begleitet er regelmäßig die und Wagners „Tristan und Isolde“ Welt ist Alain Altinoglu häufig als Mezzosopranistin Nora Gubisch dirigiert. Zudem gab er eine Serie Gast zu erleben, zum Beispiel am Klavier. Aufnahmen mit Lie- von Neukompositionen in Auf- an der Metropolitan Opera New dern von Henri Duparc und von trag, die jeweils im Zusammen- York, dem Royal Opera House Maurice Ravel sowie Volkslieder hang mit einer Beethoven-Sinfonie Covent Garden, dem Teatro von de Falla, Obradors, Gra- uraufgeführt werden. Als Gast Colón Buenos Aires, der Wiener nados, Berio und Brahms sind dirigiert er regelmäßig renom- Staatsoper, dem Opernhaus Zü- auf CD erschienen, Verfilmungen mierte Orchester in den USA, rich, der Deutschen Oper Berlin, von Honeggers „Jeanne d’Arc Frankreich, England, Österreich, der Staatsoper Unter den Linden, au bûcher“ und Wagners „Der der Schweiz und in Deutschland. der Bayerischen Staatsoper fliegende Holländer“ auf DVD. Mit dem Rundfunk-Sinfonie- München und den drei Pariser Alain Altinoglu wurde 1975 in orchester Berlin traf er erstmals Opernstandorten Opera National, Paris geboren und studierte 2012 zusammen, als er eine Théâtre des Champs-Élysées und am Conservatoire National 26 SOLIST 27

Professor am Genfer Konserva- Widmann zu hören. Mit dem RSB Holt, Toshio Hosokawa, Michaël Emmanuel torium, kehrte Emmanuel Pahud ist er heute erstmals zu erleben. Jarrell, Luca Lombardi, Philippe Pahud im April 2002 zu den Philharmo- Als passionierter Kammermusiker Manoury, Matthias Pintscher und nikern zurück. Als Solist konzer- tritt Emmanuel Pahud mit den Christian Rivet haben neue Werke Emmanuel Pahud ist französi- tiert er weltweit mit den großen Pianisten Eric Le Sage, Alessio für ihn komponiert. scher und schweizerischer Her- Orchestern an der Seite von Bax, Yefim Bronfman, Hélène Seit 1996 nimmt Emmanuel Pahud kunft. Als Sechsjähriger erhielt Dirigenten wie Claudio Abbado, Grimaud, Stephen Kovacevich ausschließlich für EMI/Warner er in Rom den ersten Flötenun- Giovanni Antonini, Daniel Baren- und Jacky Terrasson auf. 1993 Classics auf. Fast alle seiner in- terricht. Später studierte er in boim, Pierre Boulez, Ivan Fischer, gründete er zusammen mit Eric zwischen mehr als 25 Aufnahmen Brüssel, dann in Paris bei Michel Valeri Gergiev, John Eliot Gardi- Le Sage und Paul Meyer das wurden international ausgezeich- Debost sowie in Basel bei Aurèle ner, Daniel Harding, Paavo Järvi, Sommer-Musik-Festival „Salon net. Wegen seiner Verdienste um Nicolet. Orchestererfahrungen Lorin Maazel, Yannick Nézet- de Provence“. Als Solist und mit die französische Musik wurde sammelte er als Soloflötist im Séguin, Andres Orozco-Estrada, dem Bläserquintett „Les Vents er 2009 mit dem französischen Radio-Sinfonieorchester Basel Itzhak Perlman, Trevor Pinnock, Français“ (Emmanuel Pahud, Orden für Kunst und Literatur und bei den Münchner Philhar- Simon Rattle, Mstislaw Rostro- François Leleux, Paul Meyer, ausgezeichnet. Er ist HonRAM monikern, bevor er 1993 im Alter powitsch und David Zinman. Bei Gilbert Audin, Radovan Vlatkovic) der Royal Academy of Music und von 22 Jahren während der Ära den Berliner Philharmonikern war engagiert er sich für die Erweite- betätigt sich als Botschafter für von Claudio Abbado als Soloflö- er u. a. mit den Flötenkonzerten rung des Repertoires. Komponis- Unicef. Seit 2017 ist Emmanuel tist zu den Berliner Philharmo- von Carl Nielsen, Marc-André ten wie Elliott Carter, Marc-André Pahud Ehrenpräsident der franzö- nikern kam. Zwischenzeitlich Dalbavie, Elliott Carter und Jörg Dalbavie, Thierry Escaich, Simon sischen Flötengesellschaft. 28 RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN 29

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Seit Herbst 2017 ist Vladimir Bedeutende Komponisten traten Järvi, Yannick Nézet-Séguin, Vasily zum Deutschlandfunk Kultur in Jurowski Chefdirigent und Künst- selbst ans Pult des Orchesters Petrenko, Jakub Hrůša, Alain Alti- Berlin, zum Deutschlandfunk in lerischer Leiter des Rundfunk- oder führten als Solisten eigene noglu, Omer Meir Wellber, Alondra Köln und zum Rundfunk Berlin- Sinfonieorchesters Berlin (RSB). Werke auf: Paul Hindemith, de la Parra, Lahav Shani, Karina Brandenburg. Die Sender übertra- Zuvor stand Marek Janowski von Sergei Prokofjew, Richard Strauss, Canellakis, Thomas Søndergård. gen die meisten Konzerte des RSB 2001 bis 2016 an der Spitze des Arnold Schönberg, Igor Stra- In der Saison 2018/2019 debü- im Rundfunk. Die Zusammenar- Orchesters. winsky, Kurt Weill, Alexander tieren u. a. Sylvain Cambreling, beit trägt überdies reiche Früchte Das Rundfunk-Sinfonieorchester Zemlinsky sowie in jüngerer Antonello Manacorda, Ariane auf CD. Nach den großen Wagner- Berlin geht zurück auf die erste Zeit Krzysztof Penderecki, Peter Matiakh, Edward Gardner und und Henze-Editionen mit Marek musikalische Funkstunde des Ruzicka, Jörg Widmann, Matthias Nicholas Carter in Konzerten des Janowski hat mit den Einspielun- deutschen Rundfunks im Oktober Pintscher, Berthold Goldschmidt, RSB. Frank Strobel sorgt weiterhin gen unter der Leitung von Vladimir 1923. Die früheren Chefdirigen- Siegfried Matthus, Heinz Holliger für exemplarische Filmmusik-Kon- Jurowski ein neues Kapitel der ten, u. a. , und Thomas Adès. Brett Dean ist zerte. Zahlreiche Musikerinnen Aufnahmetätigkeit begonnen. , Hermann Abend- „Composer in Residence“ des und Musiker engagieren sich mit Seit mehr als 50 Jahren gastiert roth, Rolf Kleinert, Heinz Rögner RSB 2018/2019. großem persönlichem Einsatz für das RSB regelmäßig in Japan und und Rafael Frühbeck de Burgos Namhafte junge Dirigenten der die Heranwachsenden. Korea sowie bei deutschen und formten einen Klangkörper, der in internationalen Musikszene Als Mitglied der 1994 gegründeten europäischen Festivals und in besonderer Weise die Wechsel- finden es reizvoll, ihr jeweiliges Rundfunk-Orchester und -Chöre Musikzentren weltweit. fälle der deutschen Geschichte Berlin-Debüt mit dem RSB zu ab- GmbH Berlin (roc berlin) verfügt im 20. Jahrhundert durchlebt hat. solvieren: Andris Nelsons, Kristjan das RSB über enge Verbindungen 30 RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN 31

1. Violinen Anne-Kathrin Seidel Kontrabässe Hörner Erez Ofer / Erster Konzertmeister Kyoungjie Kim* Hermann F. Stützer / Solokontrabassist Dániel Ember / Solohornist Rainer Wolters / Erster Konzertmeister Maria Hamela Redecilla* N. N. / Solokontrabassist _ in Martin Kühner / Solohornist N. N. / Konzertmeister_in Ferdinand Ries* N. N. /stellv. Solokontrabassist_ in Ingo Klinkhammer /stellv. Solohornist Susanne Herzog / Stefanie Rau / Vorspielerin Felix Hetzel de Fonseka stellv. Konzertmeisterin Bratschen Iris Ahrens Uwe Holjewilken Andreas Neufeld / Vorspieler Alejandro Regueira Axel Buschmann Anne Mentzen Kosuke Yoshikawa / Vorspieler Caumel / Solobratschist Nhassim Gazale Frank Stephan Philipp Beckert Lydia Rinecker /Solobratschistin Georg Schwärsky Susanne Behrens Gernot Adrion / stellv. Solobratschist Krzysztof Mickiewicz* Trompeten Marina Bondas Christiane Silber / Vorspielerin Rui Pedro Rodrigues* Florian Dörpholz / Solotrompeter Franziska Drechsel Christoph Zander / Vorspieler Lars Ranch / Solotrompeter Anne Feltz Claudia Beyer Flöten Simone Gruppe Karin Kynast Alexey Doubovikov Prof. Ulf-Dieter Schaaff /Soloflötist Patrik Hofer Anna Morgunowa Jana Drop Silke Uhlig / Soloflötistin Jörg Niemand Maria Pflüger Ulrich Kiefer Rudolf Döbler / stellv. Soloflötist Richard Polle Emilia Markowski Franziska Dallmann Posaunen Prof. Joachim Scholz Carolina Alejandra Montes Markus Schreiter / Piccoloflötist Hannes Hölzl / Soloposaunist Bettina Sitte Ulrich Quandt Prof. Edgar Manyak / Soloposaunist Oboen Steffen Tast Andriy Huchok* Hartmut Grupe Gabriele Bastian / Solooboistin Misa Yamada Ekaterina Manafova* József Vörös Prof. Clara Dent-Bogányi / Elisabeth Eftimova* Giulia Wechsler* Jörg Lehmann / Bassposaunist Solooboistin Davit Khachatryan* Florian Grube / stellv. Solooboist Juliette Leroux* Violoncelli Tuba Gudrun Vogler Prof. Hans-Jakob Fabian Neckermann Thomas Herzog / Englischhornist 2. Violinen Eschenburg / Solocellist Nadine Contini / Stimmführerin Konstanze von Gutzeit /Solocellistin Klarinetten Pauken/Schlagzeug N. N. / Stimmführer_in Ringela Riemke / stellv. Solocellistin Michael Kern / Soloklarinettist Jakob Eschenburg / Solopaukist Maximilian Simon / stellv. Stimmführer Jörg Breuninger / Vorspieler Oliver Link / Soloklarinettist Arndt Wahlich / Solopaukist David Drop / Vorspieler Volkmar Weiche / Vorspieler Peter Pfeifer / stellv. Soloklarinettist Tobias Schweda / stellv. Solopaukist Sylvia Petzold / Vorspielerin Peter Albrecht und Es-Klarinettist Frank Tackmann Ania Bara Christian Bard Ann-Kathrin Zacharias Rodrigo Bauza Georg Boge Christoph Korn / Bassklarinettist Harfe Maciej Buczkowski Andreas Kipp Maud Edenwald Brigitte Draganov Andreas Weigle Fagotte Martin Eßmann Josephine Bastian* Sung Kwon You / Solofagottist * Orchesterakademie Juliane Färber Konstantin Bruns* N.N. / Solofagottist_in Neela Hetzel de Fonseka Laure Le Dantec* Alexander Voigt / stellv. Solofagottist Juliane Manyak Francisco Esteban Enrico Palascino Clemens Königstedt /Kontrafagottist 32 33

FREUNDE UND FÖRDERER

Exklusiv für Werden Sie Freund und Förderer unsere Abonnenten des RSB und unterstützen Sie Abo-Newsletter unsere Arbeit im breit gefächerten Bereich der Musikvermittlung und im Rahmen von Sonderprojekten in Berlin!

Meet & Greet mit Alain Altinoglu Wenn Sie mehr dazu erfahren Unsere Konzerthaus-GOLD-Abonnen- wollen, helfen Ihnen die Kollegen ten haben in Ihrem letzten Abon- am RSB-Infostand gerne weiter. nenten-Newsletter die Möglichkeit Dort haben Sie auch die Möglich- erhalten, im Anschluss an das heutige keit, Ihre Adressdaten inklusive Konzert ein exklusives Treffen mit E-Mail-Adresse zu hinterlassen, Alain Altinoglu zu gewinnen. um in Zukunft weitere Informatio- Wir wünschen den glücklichen Gewinnern ein spannendes Gespräch nen zur Arbeit des RSB und seiner mit dem Dirigenten, den mit dem RSB inzwischen mehrere gemein- Unterstützer zu erhalten. same CD-Aufnahmen und Konzerte verbinden.

Die Saison 2019/2020 naht Mit Beginn des neuen Jahres intensivieren sich die Vorbereitungen auf die kommende Konzertsaison 2019/2020. Anfang März erhalten Sie bereits Ihren exklusiven Überblick über die Abonnements per Post und können nach Ihren Vorlieben ein für Sie passendes auswählen Machen Sie oder mit der automatischen Verlängerung bequem ihr bereits gebuch- tes Abonnement fortführen. die Musik zu Ihrer Sache – als RSB-Botschafter! Sie sind bereits Freund und Förderer und bekommen unsere Informationen derzeit noch per Post nach Haus geschickt? Dann freuen wir uns auch über Ihre E-Mail-Adresse – der Umwelt zuliebe! „Natur pur“

Mit dem Stichwort „Natur pur“ erhalten Sie das Chefdirigenten- konzert-Paket in Platzkategorie II zum Vorteilspreis von 111 €. Damit zahlen Sie nur 37 € statt 49 € pro Konzertticket.

22. Februar 2019 16. Mai 2019 Konzerthaus Berlin Konzerthaus Berlin Leif Ove Andsnes / Klavier Alina Ibragimova / Violine Einojuhani Rautavaara Felix Mendelssohn Bartholdy „Cantus Arcticus“ „Die Hebriden“ Wolfgang Amadeus Mozart Richard Strauss Klavierkonzert C-Dur KV 467 Violinkonzert Richard Strauss Ludwig van Beethoven „Eine Alpensinfonie“ Sinfonie Nr. 6 („Pastorale”)

23. Juni 2019 Philharmonie Berlin „Natur pur“ Joseph Haydn 3 Konzerte mit Chefdirigent „Die Jahreszeiten“ für 111 € türl na ic h

GESCHENK- EMPFEHLUNG 030 202 987 15 rsb-online.de rsb-online.de/konzertpaket-natur-pur 36 NACHRICHTEN UND EMPFEHLUNGEN 37 Der NABU Berlin setzt sich für Offene Kammermusikprobe im Köstlich – Pankower Apfelsaft „Leeren Raum“ vom NABU Berlin Landesverband Berlin saubere und Im Vorfeld einiger Kammerkon- Der Kooperationspartner des lebendige zerte öffnen die Mitglieder des Rundfunk-Sinfonieorchesters Gewässer ein. Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, der NABU Berlin, sammelt Berlin in dieser Saison wieder die jedes Jahr zusammen mit vielen Türen zu ihrem Probensaal, so freiwilligen Helfern Äpfel auf Gute auch am Montag, dem 11. Februar den Streuobstwiesen im ehema- Wasserqualität ist 2019. Im „Leeren Raum” direkt ligen Grenzgebiet und heutigen die Voraussetzung am S-Bhf. Schöneberg besteht Naturareal am Köppchensee im für eine hohe die Möglichkeit, die Musiker*in- Pankower Norden. Dabei kamen nen bei der Arbeit zu beob- dieses Mal vier Tonnen des lecke- aquatische achten, ihnen zu lauschen und ren Kernobstes zusammen, die Artenvielfalt. Fragen zu stellen. Moderiert wird anschließend gekeltert wurden. die etwa einstündige Probe in Der daraus entstandene, natur- UFERSCHUTZ Naturnahe Ufer, lockerer Atmosphäre von Henrike belassene Apfelsaft kann nun Wassermeyer. Der Eintritt ist frei, in der NABU-Landesgeschäfts- Schilf und es werden Getränke zum Verkauf stelle in Pankow (Wollankstr. 4, Totholz bilden angeboten. Mo–Do 10–12 Uhr und 14–16 Uhr, Schutzzonen für Fr 10 –12 Uhr) zugunsten der Offene Kammermusikprobe Naturschutzarbeit erworben am Gewässer Montag, 11. Februar 2019 werden. lebende Arten. 20.30 Uhr berlin.nabu.de Im Leeren Raum Unterstützen Ebersstraße 27, 10827 Berlin Sie uns mit Geprobt werden u. a. die „Hamlet- Ihrer Spende Fragmente“ von Ruth Zechlin für Bariton und Streichquartett. Das zugehörige Kammerkonzert findet am Donnerstag, dem 14. Februar Wir schützen Ufer, 2019, um 19.30 Uhr im Theater kämpfen für die im Delphi, dem ehemaligen Vorreinigung von Stummfilmkino in Berlin-Weißen- see statt. Straßenabwässern und die Entwicklung Spendenkonto: NABU Berlin naturnaher Bank für Sozialwirtschaft Gewässerrand- DE76 1002 05000 003 2932 00 streifen.

Foto: Volker Gehrmann

rsb_Uferschutzanzeige.indd 1 11.10.2018 11:06:24 38 ABENDPROGRAMM 39 DAS KONZERT IM Buchen Sie unter 030 202 987 15 rsb-online.de RADIO Chefdirigent und Künstlerischer Leiter

Aus Opernhäusern, Die nächsten Konzerte Philharmonien und Konzertsälen. mit Vladimir Jurowski Jeden Abend. 22. Februar 2019 16. Mai 2019 Konzerthaus Berlin Konzerthaus Berlin KONZERT Rautavaara, Mozart & Strauss Mendelssohn Bartholdy, Sonntag bis Freitag Strauss, Beethoven 20.03 Uhr 24. Februar 2019 Konzerthaus Berlin 19. Mai 2019 Brahms & Strauss Konzerthaus Berlin OPER Grisey „Les espaces Samstag 31. März 2019 acoustiques“ Konzerthaus Berlin 19.05 Uhr Brahms & Mahler 26. Mai 2019 Philharmonie Berlin Haydn, Mahler & Dean bundesweit und werbefrei In Berlin auf UKW 89,6 DAB+, Kabel, Satellit, Online, App deutschlandfunkkultur.de

SH_DLR_Deutschlandfunk_Kultur_Musikanzeige_RSB_120x190_RZ.indd 1 13.04.17 15:03 40 VORSCHAU 41

Do 14. Februar 19 So 17. Februar 19 Fr 22. Februar 19 So 24. Februar 19 19.30 Uhr 16 Uhr 20 Uhr 20 Uhr Theater im Delphi Philharmonie Berlin Konzerthaus Berlin Konzerthaus Berlin

Kammerkonzert RSB Philharmonie-Abo Gold RSB Konzerthaus-Abo Gold RSB Konzerthaus-Abo Silber RSB Abo Silberne Mischung

Markus Schreiter / Flöte Lahav Shani Vladimir Jurowski Nadine Contini / Violine Leitung und Klavier Vladimir Jurowski Akiko Suwanai / Violine Kirstin Maria Pientka / Viola Leif Ove Andsnes / Klavier Peter Albrecht / Violoncello Carl Maria von Weber Johannes Brahms Hermann F. Stützer / Kontrabass Ouvertüre zur Oper „Oberon“ Einojuhani Rautavaara Konzert für Violine und Orchester Frank Gutschmidt / Klavier Ludwig van Beethoven „Cantus Arcticus“ – D-Dur op. 77 Georg Streuber / Bariton Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 Konzert für Vogelstimmen und Richard Strauss Maria Pflüger / Violine G-Dur op. 58 Orchester op.61 „Eine Alpensinfonie“ op. 64 Juliane Färber / Violine Robert Schumann Wolfgang Amadeus Mozart Samuel Espinosa / Viola Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 Konzert für Klavier und Orchester Jörg Breuninger / Violoncello („Frühlingssinfonie“) C-Dur KV 467 Richard Strauss Konzert mit George Crumb „Eine Alpensinfonie“ op. 64 „Vox Balaenae“ (Die Stimme des Wales) Konzert mit für Flöte, Violoncello und Klavier (alle türl elektrisch verstärkt) und na ic Konzert mit h John Dowland „Ayres“ – Lieder für Gesang und und türl Laute – bearbeitet für Bariton und na ic h Streichquartett von Jörg Schneider Ruth Zechlin türl na ic „Hamlet-Fragmente“ h für Bariton und Streichquartett Brett Dean „Voices of Angels“ für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier

Konzert präsentiert von 42 43

Giesebrechtstraße 10 Berlin-Charlottenburg www.blumenladen.com

Impressum

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Werkeinführungen und Redaktion Steffen Georgi Künstlerischer Leiter und Chefdirigent Vladimir Jurowski Gestaltung und Realisierung schöne kommunikation Orchesterdirektor A. Spengler & D. Schenk GbR Adrian Jones Druck Ein Ensemble der Rundfunk- H. Heenemann GmbH & Co, Berlin Orchester und -Chöre GmbH Berlin Redaktionsschluss Geschäftsführer 4. Februar 2019 Anselm Rose Ton- und Filmaufnahmen sind nicht Kuratoriumsvorsitzender gestattet. Programm- und Rudi Sölch Besetzungsänderungen vorbehalten!

Gesellschafter © Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlandradio, Bundesrepublik Berlin, Steffen Georgi Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg Programmheft 3,– € Für RSB-Abonnenten kostenfrei Besucherservice des RSB Charlottenstraße 56. 10117 Berlin Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr T 030 202 987 15 F 030 202 987 29 [email protected] www.rsb-online.de