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NATIONALPARK VORPOMMERSCHE BODDENLANDSCHAFT Nationalpark-Info 15 Stau auf dem Wasser Verstöße beim Bootsbetrieb werden erfasst

n den letzten Jahren nahm der I Bootsverkehr auf den Bodden- gewässern im Nationalpark stark zu. Neben der Nutzung der Wasserflächen gab es vermehrte Bestrebungen zum Ausbau von Häfen und Liegeplätzen im Schutzgebiet und dessen Vorfeld. Diese Nutzungsintensivierungen gehen jedoch mit Problemen einher. In einigen Bereichen wurden Schädi- gungen der Röhrichtbestände bis hin zu deutlichen Uferrückgängen ver- zeichnet. Als Folge ist eine Gefährdung von Deichen denkbar. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang eine Störung der Brut- und Rastbedingungen für die Küstenvögel zu erwarten. Zur Quan- tifizierung der Nutzungen wurden Aus der Vogelperspektive werden immer neue Sandbänke sichtbar. durch das Nationalparkamt 2004 umfangreiche Untersuchungen vor- genommen. Zunächst erfolgte eine Erfassung der Liegeplätze im Schutzgebiet, deren Prüfung auf bestehende Geneh- Faszination Darßer Ort migung gegenwärtig läuft. Zur Bewertung der Nutzung der Bodden- tetig plätschern die Wellen an den mütterchen leuchten lila in der Hier im Nationalpark, hier in der gewässer fand zwischen Mai und SStrand. Jede von ihnen trägt eine Sonne, Grasnelken recken ihre rosa Kernzone am Darßer Ort, hier kann September 2004 an sechs Tagen auf kostbare Fracht, die sie mal nimmt BIüten empor, das kleine Habichts- der Besucher seit nunmehr 15 Jahren den Gewässern im Nationalpark eine und mal gibt. Es ist feiner Sand. kraut trägt gelb und die Gräser schim- teilhaben an dieser einzigartigen, Synchronzählung statt. Um alle Damit baut die Natur hier am Darßer mern vielfarbig. Irgendwann können faszinierenden und äußerst dynami- Wasserflächen des Schutzgebietes Ort neues Land. Die Spitze der Halb- schen Entwicklung. Wer regelmäßig sich auch Sträucher wie Heidekraut weiter nächste Seite insel wächst jährlich um rund 10 m in und Krähenbeere ansiedeln. Sie bieten herkommt, wird die Veränderungen die See hinaus. Erst bilden sich unter Schutz und helfen mit, den Dünen- miterleben können. Wasser kleine und große Sandbänke. sand in nahrhafteren Boden zu Alles braucht seine Zeit. Aber es Inhalt 2005 Aus der Luft betrachtet, sehen sie aus verwandeln, so dass auch erste Bäume gibt auch Tage, an denen geht alles wie große Haken. Auf ihnen finden ganz schnell. Bei einem großen „Nils“ öffnete sich wohl fühlen. Hier und da pünktlich die Türen Seite 3 Vögel wie Alpenstrandläufer, Säbel- wachsen kleine Kiefern und in den Sturmhochwasser im November 1995 schnäbler und Rotschenkel schmack- zum Beispiel versetzte die Kraft der feuchten Bereichen ganze Reihen von hafte Nahrung im seichten Nass. Ist Wellen ganze Sandbänke komplett an 15 Jahre Nationalpark Seite 4 Erlen. genügend Material angelandet, so einen anderen Standort, baute hier Kleine und große Tiere wissen fallen die Sandbänke zeitweise trocken und da Teile von Dünen wieder ab um Der Uhu Seite 6 diesen Lebensraum am Darßer Ort und bieten Rastplatz für Adler und an anderer Stelle den Sand neu sehr zu schätzen. Mal sonnen sich die Möwen. Jetzt kann auch der Wind ans aufzuhäufen oder brachte Salzwasser Salz in der Suppe Seite 7 Kreuzottern in der Sonne, baden die Werk gehen. Er bläst den feinen Sand in die Strandseen. Doch die Natur ist zu Dünen auf, die von Strandhafer und Moorfrösche in den Senken oder flexibel, sie nimmt keinen Schaden. Die Dünenheide Strandroggen festgehalten werden. hoppelt ein Hase kreuz und quer, mal Tiere und Pflanzen finden hier immer auf Seite 11 In den noch jungen Dünen fühlen sich zupfen Rehe saftige Kräuter oder es wieder ihre ganz spezielle Wohlfühl- z. B. seltene Käferarten besonders reckt ein Hirsch den Kopf aus dem zone und besiedeln diese umgehend Schützenswerte wohl. Sie brauchen diesen Standort, Schilf der langsam verlandenden neu. Landschaft Seite 12 denn sie können nur hier überleben. Strandseen. Lassen Sie uns Gast sein und von Aber auch Dünen verändern sich Viele seltene Arten mögen den den Rundwegen und den Aussichts- Frühlingsfrische Falter stetig. Immer mehr Pflanzen fassen ungestörten Bereich. Ob Fischotter punkten die Faszination des Darßer Seite 15 Fuß und beleben die flache Landschaft. oder Zwergmaus, ob Sandlaufkäfer Ortes erleben. Im Frühjahr und Sommer oder Azurjungfer (eine kleine Libel- Zwergseeschwalben erfreuen sie die Besucher mit einem lenart) – sie alle profitieren von der Lutz Storm, in Gefahr Seite 16 prächtigen Farbenspiel. Winzige Stief- Einmaligkeit dieses Küstenabschnittes. Ranger am Darßer Ort

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Fortsetzung von Seite 1 einsehen zu können, wurden vorab 7 Standorte für diese Zählung festgelegt. Neben der Anzahl an Booten, welche dabei in verschiedene Bootstypen und Größenklassen eingeteilt wurden, erfolgte eine Überprüfung der Ein- haltung der Befahrensregelung (Befahrung gesperrter Bereiche, Geschwindigkeitsbegrenzung). Im Ergebnis dieser Synchron- zählungen zeichneten sich zwei Schwerpunkte ab. Im Prerowstrom und dem Bockfahrwasser sind bereits negative Auswirkungen auf das Öko- system (Uferrückgänge und Schädi- gung der Röhrichtbestände) sichtbar. In den westrügenschen Bodden- gewässern waren hingegen massive Verstöße gegen die Befahrensregelung, verbunden mit nachweislichen Störungen der Wasservögel, zu ver- zeichnen. Aus diesem Grund wurde in den Schwerpunkträumen das Monitoring intensiviert. Im Prerowstrom erfolg- te im Rahmen eines Schülerprak- Durch den Ausbau von Häfen und Liegeplätzen im Schutzgebiet erhöhte sich der tikums des Gymnasiums Barth eine Druck auf die Gewässerflächen erheblich. weiterführende Untersuchung. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Schädigung des Ökosystems selbst bei Beachtung der bestehenden Grußwort des Umweltministers Befahrensregelung erfolgt. Hier reichen demzufolge die gesetzlichen Bestimmungen nicht aus. Liebe Leserinnen, In den westrügenschen Bodden wurde im betonnten Fahrwasser die Einhal- tung der Geschwindigkeitsbegrenzung liebe Leser, für Sportboote über Zeitmessungen an eingerichteten Messstrecken geprüft. am 12. September 1990 wurde Mittlerweile betreibt das National- oder sich in der Natur zu erholen. Diese Überprüfung fand an 18 Tagen der Nationalpark Vorpommersche parkamt in eigener Regie sechs Nicht zuletzt aus diesem Grund wur- im August und September 2004 statt. Boddenlandschaft als Ergebnis des Informationseinrichtungen. Das de das Nationalparkamt im Jahr 2003 Mitglied im Regionalen Tourismus- Im Durchschnitt gab es einen Nationalparkprogramms der DDR fest- Nationalpark- und Gästezentrum gesetzt. Zehn Mitarbeiter, motiviert „Darßer Arche“ in Wieck sowie ande- verband. Das mit 4.000 Rindern täglichen Bootsverkehr von 27 Booten/ durch die Idee, noch weitgehend re Einrichtungen laden Touristen und ökologisch wirtschaftende Gut Darß Stunde, wobei an einigen Tagen intakte Natur einer möglichst natür- Einheimische zum Besuch ein. Der gewährleistet durch Beweidung den Maximalwerte von bis zu 80 Booten/ lichen Entwicklung zu überlassen, Nationalpark ist ein Markenzeichen Erhalt des Salzgrünlandes für Stunde ermittelt wurden. 23 % traten im November 1990 ihren Dienst geworden und erfreut sich großer Wiesenbrüter und der Rastplätze für aller Boote waren private Motorboote in der Aufbauleitung an. Beliebtheit bei seinen Gästen, die hier Kraniche, Gänse und andere Vogelarten. (davon 63 % über 7 m und 37 % unter hervorragende Möglichkeiten finden, Trotz aller Erfolge bewegen uns aber 7 m Länge). Während der Messungen Viele Bewohner der National- sich über die Natur zu informieren bis heute noch „altbekannte“ fuhren 50 % der großen Motorboote parkregion mussten sich nach der und 74 % der kleinen Motorboote politischen Wende beruflich neu deutlich zu schnell. Die Geschwindig- orientieren, waren verunsichert und suchten nach Perspektiven. Das mach- keit lag dabei im Durchschnitt bei te den Mitarbeitern der National- rund 20 Knoten, zulässig sind 12 parkverwaltung den Arbeitsalltag nicht Knoten. Es wurden aber auch „Raser“ leicht. Gemeinden halfen durch die mit bis zu 34,9 Knoten (fast 65 km/h!) Vermittlung von Arbeitskräften und erfasst. Im Sichtfeld dieser Messungen Bereitstellung von Räumen für Mit- gab es weiterhin ca. 10 Verstöße pro arbeiter, ja sogar Gebäuden für Tag gegen das Befahrensverbot in Ausstellungen. Bürger gaben moralische gesperrten Gewässerabschnitten. Unterstützung, engagierten sich aktiv In Auswertung dieser Ergebnisse für den Nationalpark. gab es erste Kontakte mit dem Innen- In den ersten 15 Jahren des Nationalparks wurden Höhen und ministerium. Über nunmehr notwen- Tiefen erlebt. Nicht selten führten dige Maßnahmen zur Durchsetzung Nutzungsinteressen zu Konflikten. der gesetzlichen Bestimmungen wird Trotz aktiver Informationsarbeit kam derzeit beraten. es gerade in der ersten Zeit zu Wissensdefiziten bei den Bürgern der Dr. Ingolf Stodian Region. Umweltminister Prof. Dr. W. Methling schaut wissend über die -Bucht.

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Probleme wie der Nothafen Darßer Ort in der Kernzone des Nationalparks Liebe Leser, oder noch nicht realisierte Renatu- rierungsvorhaben, an deren Lösung wir weiterhin gemeinsam arbeiten müssen. weitsichtig und verantwortlich ge- Also, der Nationalpark wird 15 Jahre dacht und beherzt gehandelt wurde alt! Mehrfach konnte ich mir ein Bild vor 15 Jahren, als der Nationalpark Das Fundament, auf dem diese Tatsa- von der Entwicklung in diesem Vorpommersche Boddenlandschaft im che vor allem gründet, besteht in dem Nationalpark machen. Zusammen September 1990 gegründet wurde. Vi- zukunftsweisenden Konzept des Na- mit Bundesumweltminister Jürgen sionen und vorangegangene Anläufe tionalparks, das zunehmend begriffen Trittin, Vertretern der Insel und Jour- von Naturschützern bekamen damit wird. Der im Februar 2004 nach lan- nalisten weilte ich im August 2000 auf ein Fundament. ger umfassender Diskussion verab- Hiddensee. Im September 2002 war Geschichte vollzieht sich in Schüben. schiedete Nationalparkplan gibt Ziel- ich beim Richtfest für den Wieder- Und vor 15 Jahren - in politische Um- vorgaben für eine Vielfalt von aufbau des durch Feuer zerstörten brüche eingebettet - erlebte der Na- Naturräumen auf einer Fläche von Beobachtungspunktes nahe Zingst turschutz in der Region und darüber 80.500 ha. dabei. Am nächsten Tag eröffnete ich hinaus einen solchen Schub. Galt im Oktober 1993 bezüglich der den Nationalparktag in Wieck auf dem Zivilcourage und gesetzliches Handeln Nationalpark-Widersacher noch ein Darß. Es ist für mich immer wieder bewirkten, dass an vielen Orten ein al- “Landgraf bleibe hart“, so ist heute das eine große Freude zu sehen, wie der ter Traum sich erfüllte: Schwerter zu Arbeitsklima durch Partnerschaften nicht selten als unlösbar angesehene Pflugscharen umzuschmieden, denn geprägt, was nicht zwingend Harmo- Amtsleiterabsprache mit dem Konflikt zwischen Schutz und die Entmilitarisierung großer Gebie- nie bedeutet. Wasser- u. Schifffahrtsamt Nutzung der Natur in der Region te und partiell auch ihre Einbindung Nach 15 Jahren ist der Nationalpark in vor Ort täglich im Sinne der Naturerhaltung in naturschutzgerechte Nutzung hat der Region eng verzahnt. Ob Natio- gelöst wird. sich im Gefolge der Nationalpark- nalpark- und Gästezentrum in der Ar- braucht der Nationalpark zuverlässige gründung vollzogen. che in Wieck, ob Natureum am Dar- Freunde - Menschen mit Weitsicht und Courage, Helfer in schwierigen Lassen Sie mich diese Gelegenheit Veränderung erfährt immer auch ßer Ort, ob Nationalparkhaus auf Zeiten, denn ohne Impuls und Schub nutzen, dem Nationalpark eine weiter- Widerstand. Das Neue wird auf seine Hiddensee oder der jüngst eröffnete Überlebenschancen geprüft. Auch der Aussichtsturm bei Barhöft – der Na- wird sich kein Großschutzgebiet ent- hin positive Entwicklung zu wün- Nationalpark Vorpommersche Bod- tionalpark hat eine Vielzahl von wickeln können. schen. Mögen die Mitarbeiterinnen denlandschaft hat diese Prüfungen zu „Leuchttürmen“ auf seinem Gebiet, Der Nationalpark Vorpommersche und Mitarbeiter des Nationalparkam- bestehen. Aber alle damit verbunde- um Menschen Orientierung über die Boddenlandschaft hat einen weiten tes und Sie, liebe Leserinnen und nen Herausforderungen wurden bis Vorpommersche Boddenlandschaft zu Horizont. Solch weite Sicht sollte alle Leser, auch in Zukunft zu konstruk- auf den heutigen Tag gemeistert. geben. politischen Entscheidungen, die ihn tiven Gesprächen im Interesse der Die Hauptakteure in unserer Land- Gemeindevertretungen, Tourismus- betreffen, charakterisieren. Nationalparkregion zusammenfinden. schaft sind die Elementarkräfte Wind verband, Saisonrat, Presse u. a. sind Trotz vieler Probleme in der zurück- und Wasser. Unter ihrer Regie erfolgt unsere wichtigen Partner. Umgang liegenden Zeit ist der Nationalpark das imposante Naturgeschehen zwi- und Pflege der Kontakte vor dem aber, auch dank seiner Freunde, ge- schen Darßer Ort und Hiddensee und Hintergrund der Vielfalt von Ent- wachsen! die Fahrrinne zum Nothafen wird von scheidungen haben einen hohen Stel- Wir dürfen optimistisch sein. Prof. Dr. Wolfgang Methling, Jahr zu Jahr ein immer leichterer lenwert, denn nicht alle Entscheidun- Umweltminister des Landes Spielball für diese Naturgewalten wer- gen im Sinne der Natur sind populär. Ihr Mecklenburg-Vorpommern den! Für seine weitere Entwicklung Siegfried Brosowski „Nils” öffnete pünktlich die Türen

ünktlich zu Ostern, genau nach Nun ist die Tür also wieder offen für merdame „Akka“, das Modell einer aktueller. Das beginnt schon mit dem P50 Tagen Schließzeit, wurde die jedermann. Zu Mieter „Nils“, einem Graugans, gesellt. Nichts ist wie es hinzugekommenen Raum auf der lin- Kranichmodell, hat sich die Vorzim- vorher war, alles ist neu, moderner, neue Ausstellung auf dem Ostzingst in ken Seite. Hier werden vor allem der Sundischen Wiese geöffnet. Vor- Widersprüche zwischen Schutzbemü- aussetzung für die planmäßige Eröff- nung am 6. April 2004 waren die hungen und erfolgter Nutzung in zügige Ausführung der Baumaß- früherer Zeit beleuchtet. Nach diesem nahmen, die federführend durch die Exkurs in die Vorgeschichte geht es Firma BAU-Schmidt in Zingst ausge- noch weiter zurück, nämlich in die führt bzw. organisiert wurden, und die Landschaftsentstehung, bevor der Zug zuverlässige Arbeit des Elektrohauses der Kraniche, der Osterwald, die Gielow in Prerow. Und, was nicht min- der wichtig war, es musste Geld da Küstenvögel, die Vielfalt der Lebens- sein. Dieses kam von zahlreichen räume, die Dünenlandschaft sowie das Spendern aus den Spendendosen in Windwatt eine Rolle spielen. Aber, den Nationalparkausstellungen und überzeugen Sie sich selbst. Die Aus- durch direkte Unterstützung der stellung „Lebensräume“ – der Name Kur- und Tourismus GmbH Ostsee- ist geblieben – hat täglich von 10 bis heilbad Zingst, der TT-Line GmbH & Co. KG Hamburg sowie des Elektro- 16, im Sommer bis 17 Uhr, geöffnet. hauses Gielow in Prerow. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank. Anfang vorigen Jahres sah es hier noch ganz anders aus. Dr. Helga Konow

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15 Jahre Nationalpark – eine lange oder kurze Zeit?

ie Ereignisse um die National- So kam es als Erstes darauf an, der Grenztruppen und der ehemaligen gen Keimling, der im Sommer 1990 D parkgründung werden schon von eine naturschonende Besucherlen- Volksmarine. auf dem Darß stand, sind harte Zeiten Historikern und Chronisten betrach- kung einzurichten und entsprechen- In der Sundischen Wiese auf dem vergangen. Er hat den sauren Regen tet. Da gab es einen Beschluss des de Wanderwege auszuweisen und Ostzingst wurde die Ruine eines überstanden und ist auch nicht von alten DDR-Ministerrates am 12. Sep- abzugrenzen. Mit dem Anliegen, industriemäßigen Trockenwerkes Hirschen weggefressen worden. Aus tember 1990, der einen Nationalpark Natur zu schützen, fanden sich hier zurückgebaut und entsorgt. Weitere dem Buchenkeimling ist bis heute ein festsetzte und den Namen „Vorpom- sofort Gemeinden, Betriebe und die Bauten verschwanden, so im letzten Jüngling von stattlichen drei Höhen- mersche Boddenlandschaft“ erteilte. damalige Aufbauleitung zusammen Jahr dann auch die Betonblöcke des metern geworden. Er muss aber min- Als zeitgleich ein großer land- und sicherten das Gebiet mit den ent- ehemaligen Truppenlagers aus NVA- destens noch mal 15 Jahre weiter wirtschaftlicher Intensivbetrieb zerfiel sprechenden Entscheidungen. Über Zeiten, das weithin sichtbar im Land- wachsen, um die ersten Bucheckern und ebenso zahlreiche Standorte der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wur- schaftsbild störte. Mit allen diesen als Samen zu bilden. Im Jahr 2290 – Nationalen Volksarmee, trug das nicht den durch die Gemeinden Anwohner Entsiegelungen durch Rückbauten in nach 300 Jahren – könnte die Buche nur bei den dort Beschäftigten zu eingestellt, um den Besucherstrom zu der Landschaft ist jetzt die Vorausset- voller Erhabenheit eine Höhe von bis einer großen Verunsicherung bei. lenken und zu leiten. Zahlreiche zung geschaffen, dass die Natur sich zu 45 Metern und einen Stammum- Kaum vorstellbar war es aus den Vor- Wegetrassen wurden angelegt und frei entwickeln kann. Was vor 15 Jah- fang bis zu 2 Metern erreicht haben. jahren, dass Arbeitskräfte nicht mehr beschildert, die sich in den Folgejah- ren noch schwer vorstellbar war, dass gebraucht wurden. Und dass es keinen ren als wichtige Infrastruktur im Natur und Mensch eine neue Chance Wie viele Menschen könnten auch Nutzen mehr geben sollte für Militär- Schutzgebiet erweisen sollten. erhalten, ist inzwischen eingetreten. dann noch dieses Wunderwerk der Na- bauten auf dem Bug, auf der Insel Mit den bestehenden Bauten, die Der Nationalpark schützt die Natur tur miterleben. Der Nationalpark bie- Hiddensee, in der Sundischen Wiese nicht mehr benötigt wurden und die großflächig und der Naturtourismus tet dafür alle Voraussetzungen. und am Darßer Ort, war für manch Landschaft verbauten, wurde konse- ist zum wirtschaftlichen Standbein der Wichtige 15 Jahre, eine verschwindend einen nicht zu glauben. Diese ein- quent verfahren. Hier kam nur der Region geworden. kurze Zeit in der Entwicklung der maligen, bis dahin gesperrten Natur- Abriss in Frage. Im Gebiet des So lang und bedeutungsvoll die Natur, sind seit der Nationalpark- landschaften wurden für die Öffent- Hiddenseer Leuchtturmes wurde eben- 15 vergangenen Nationalparkjahre im gründung vergangen. lichkeit frei und von vielen Anwohnern so „aufgeräumt“ wie am Leuchtturm Gedächtnis der Menschen sind, so kurz und Touristen bald erkundet. Darßer Ort und bei den NVA-Bauten sind sie für die Natur. Für einen jun- Hartmut Sporns

Den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens zeigen die beiden Fotos von einer durch Blitzschlag im Januar 1995 gefällten Buche im Darßwald; die zweite Aufnahme entstand genau 10 Jahre später. Das längste Panoramabild der Welt Der Internetauftritt des Tourismusverbandes und „sein“ Panoramabild

ktiviert man im Internetauftritt www.kuestenpanorama.de Projekt wurde im Mai/Juni 2003 im los dokumentiert, gilt der Werbeaspekt A des Tourismusverbandes Fisch- Auftrag des Tourismusverbands Fisch- für Region und Nationalpark gleicher- land-Darß-Zingst (www.tv-fdz.de) Was mag sich dahinter verbergen? In land-Darß-Zingst fotografisch realisiert maßen. die Rubrik „Alle Themen“, kommt der Projekt-Information steht dazu u. a.: und nach aufwändiger Fotomontage man zum folgenden Eintrag: „Die Idee zu diesem Fotoprojekt ent- von ca. 1000 Fotos sowohl im Internet Bewusst wird an dieser Stelle auf stand im April 2003. Ziel war, auf als auch als 210 m langer Print auf der eine Abbildung verzichtet, die beiden einem einzigen Foto die in Deutsch- BOOT 2003 in Düsseldorf dem „Ein einzigartiges Projekt – ein land einmalige Küstenlandschaft der Betrachter zugänglich gemacht.“ www-Adressen müssen reichen. ununterbrochenes Luftbild der Küste Region in ihrer Dimension und an Neugierig geworden? Dann klicken Sie von Graal-Müritz bis zum östlichen vielen Stellen unverbauten Naturbe- Da das dargestellte, circa 65 km sich durch! Ende der Halbinsel Zingst und damit lassenheit online erlebbar zu machen lange Küstenstück auch die gesamte das längste Panoramabild der Welt – und so für diese Region zu werben. Küstenlinie des Nationalparks im finden Sie hier: Das technisch nicht ganz einfache Bereich Fischland-Darß-Zingst lücken- Andreas Nehring

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Dat giww’t ok

e rlaub naht, de Plan is all in Tüten, Wat, dat künn sien, dat Hirsch hier Ran an denn' Strand! De Frau fangt Villicht süll man dat ja mal U man hett lang'n nahdacht, roewerlöpen? an tau stoehnen: utprobieren? un denn hett man't wüsst: De giwt dat doch blot noch up Biller Oh Gott! Kiek blot, wat dor all allens Treffpunkt „Drei Eichen“? In Vörpommern ward man sick mal malt! liggt! Wanderung? Tau Faut? inmieten, So, fix nu noch 'n Kasten Bier Gaud. Makt kein' Spaß koen'w wo't Ostseestrand giwt un de inköpen, De Sünn, de meint dat gaud un ümmer noch ümkiehren. Boddenküst. rin in't Quartier, wi hebb'n aw hüt brennt von' Häben, Los, Uhrn un Ogen up! Villicht betahlt! doch is man hier, denn höllt man dat ward't gaud. Dat Auto vullpackt: ok ut! Hund un Frau un Kinner Nachtrauh beenden! Upstahn! Blot nachts ward klor: Tauväl wier Is't wohr, wi seihn ein' Seeadler dor un wat man noch so brukt för'n Brötchen halen! woll de Sägen, swäben? Urlaubstour. De Sünn fangt ok gliek mit ehr rin in dat Bett un bald all wedder De Wald, dat Wild hett hier sein Un denn ganz fix man von de Upgaw an! rut. Ruum un Tied? Landstraat rünner Mit'n witten Buuk koen'n wi tau Hus Nationalpark – dat heit nähmen un un flott per Autobahn in de Natur. nich prahlen! Man mücht sick blot in kolles Wader heit gäben Anträden tau'n Erhalen, alle Mann! wäuhlen, ahn Egoismus von de Minschensiet? Doch möt de Autobahn man mal rot is de Buuk, de Puckel un de Bein, verlaten, Wat snackt denn disse doemlich so möt sick woll ein Kräwt bi't Grot Staunen giww't, un Fragen de leider nich bet an denn' Strand Kierl dor ümmer? Kaaken fäuhlen. - oewer Fragen. rankümmt, Wat? Mit'n Fohrrad? Dat kann woll De ward de Strand so fix nich Antwurt hürt man un männig lütt möt up de Straat man an denn' Kopp nich sien! wedderseihn. Geschicht. sick faten, Radfohrn is wat för Spinner un för Un uns Familie deiht de Frag nu wiel alle annern ja Idioten sünd. Kinner, An' Morgen hett dat denn de Insicht plagen, de noch tau jung sünd för 'n gäben: wo man hier morgen woll ein Ah! Nu is Luft! Nu kann nix miehr Mopedschien! Dat kümmt dorvon, wenn man wat Fohrrad kriggt. mallüren! oewerdriwwt. De Faut bliwt stur nu, ein för alle Mal! Wi führ'n taumindst so dicht ran, as Se gahn tau Dörp. Kiek, up ein Tafel Manfred Brümmer, Wat? Nationalpark stünn dor? wi koenen. dor steiht schräben, Staatstheater Schwerin 70 führen? Los, fix, dat man ok noch 'n dat dat hier ok noch ganz wat anners Dat hew 'k nich seihn. Na, is ja ok egal. Parkplatz kriggt! giwwt! Zum Vorteil für Wirtschaft und Natur

eit zwei Jahren ist durch eine 4. Hotel „Blinkfüer“, Ostseebad Dierhagen Sgemeinsame regionale Initiative Landhaus Martens, Bresewitz des Nationalparkamtes Vorpommer- Hotel-Pension-Restaurant sche Boddenlandschaft mit den „Am Strand“, Ostseeheilbad Zingst Partnern Tourismusverband Fisch- Pension Bradhering, land-Darß-Zingst, dem Landkreis Ostseebad , der IHK und der Radisson SAS Ressort Trent, Trent DEHOGA der Wettbewerb um die 9. „Schlößchen“ Sundische Wiese, Verleihung des Titels „Nationalpark- Ostseeheilbad Zingst freundliches Hotel“ unter neuem 10. Jugendherberge Ibenhorst, Born Vorzeichen mit Erfolg fortgeführt wor- (Alle Häuser auf dem 4. Platz den. Den Auftakt zum Wettbewerb bil- erreichten die gleiche Punktzahl.) det der bereits traditionelle jährliche Für die Gewinner des Wettbewerbes, Informationstag vor Saisonbeginn mit die sich auf ein nationalparkfreund- den Verantwortlichen für den Tou- liches und umweltbewusstes Manage- rismus, den Hotel- und Pensionsbe- ment ihres Unternehmens einstellten, treibern im Nationalparkamt. Das Ziel gab es wieder attraktive Preise, wie ist eine Verbesserung der Zusammen- z. B. die neu gestaltete Siegerbronze- arbeit der genannten Akteure zur För- tafel für die ersten drei Plätze, derung des Nationalparkgedankens Gutscheine für geführte Kranich- und und die Stärkung eines natur- und Hirschbrunftbeobachtungen, die umweltgerechten Tourismus. Deshalb öffentlichkeitswirksame Nennung der erging im Jahr 2004 an 121 Hotels und Unternehmen in den Medien, wie der Pensionen der Region der Aufruf zur Tagespresse, im Ferienkatalog 2004 Teilnahme am Wettbewerb um den Ti- des Tourismusverbandes Fischland- tel „Nationalparkfreundliches Hotel Darß-Zingst und in der IHK-Zeit- 2004“. Am 12. 08. 04 wurden im Sie- schrift. Durch die Erhöhung des gerhotel „Haferland“ in Wieck (Darß) Bekanntheitsgrades der genannten die 10 erfolgreichsten Hotels/Pensio- Häuser und das gesteigerte Nachfra- nen mit der Preisverleihung geehrt. gepotenzial seitens naturinteressier- Zum zweiten Mal Wettbewerbssieger - das Hotel „Haferland“ der Familie Evers Die Platzierungen: ter Touristen kann sowohl ein verbes- zwischen den Tourismusanbietern und 1. Hotel „Haferland“, Wieck a. Darß sertes Betriebsergebnis als auch dem Nationalparkamt, die 2005 fort- 2. Romantik-Hotel „Namenlos & Akzeptanzzuwachs für das National- gesetzt wird. Fischerwiege“, Ostseebad Ahrenshoop parkanliegen erwartet werden. Der 3. Hotel-Restaurant Marks, Wettbewerb „Nationalparkfreundliches Ostseeheilbad Zingst Hotel“ - eine bewährte Kooperation Dr. Helmut Kühne

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Die Darß-Brombeere

ürzlich wurde eine Brombeerart Wie die meisten Haselblatt-Brom- K neu beschrieben, die Darß-Brom- beeren (Corylifolii) sind die Gebüsche beere, mit dem wissenschaftlichen meist nur tischhoch, vermehren sich Namen Rubus darssensis Henker et besonders durch sich bewurzelnde Kiesewetter. Diese Haselblatt-Brom- Triebe und sind für Beerensammler beere gehört zu den so genannten ohne besondere Bedeutung. Die Ver- Kleinen Regionalarten mit einem breitung erfolgt vor allem durch Vögel, kleinen Verbreitungsgebiet. Ihre Vor- die Früchte fressen und die Samen mit kommen beschränken sich auf den dem Kot ausscheiden. So gelangten auch mehrere skandinavische Brom- Nationalpark Vorpommersche Bodden- beerarten nach Mecklenburg-Vor- landschaft (Darß, Zingst, Bock) und pommern und bürgerten sich ein. Die einige Fundorte auf dem Festland. größten Bestände der Darß-Brombee- Kaum bekannt ist, dass in Mecklen- re wachsen mittlerweile entlang des burg-Vorpommern 103 wild wachsende Plattenweges nach Pramort, besonders Brombeerarten vorkommen! Die Darß- im Schutz von Wäldern und Gebü- Brombeere gehört wegen ihrer auf schen. Zu den besonderen Merkmalen Mecklenburg-Vorpommern beschränk- dieser Art gehören die blassrosa Blüten ten Verbreitung zu den so genannten mit rötlichen Staubfäden und behaar- Endemiten, die besonders schutzwür- ten Staubbeuteln. Es ist damit zu rech- dig sind. Es ist schon erstaunlich, dass nen, dass die Darß-Brombeere auch es in unserer Zeit noch Pflanzenarten Hiddensee erreicht und sich auf dem gibt, die bislang der Wissenschaft Festland weiter ausbreitet. unbekannt waren und als neue Arten Die Darß-Brombeere - eine neue endemische Art im Nationalpark beschrieben werden können! Dr. Heinz Henker, Neukloster Der Uhu – Vogel des Jahres 2005 auch bei uns!

it dem Uhu wurde ein Vogel parks geschlüpfte, auf Wollin auf- Mausgewählt, der bis vor wenigen gezogene und mit Sendern versehene Jahrzehnten aus seinem deutschen Uhus in die freie Wildbahn entlassen Lebensraum fast vollständig ver- wurden. Nachkommen dieser aus- schwunden war. gewilderten Exemplare sind inzwi- Bis zum Ende des 18. Jahrhun- schen auf der Insel Usedom heimisch derts war der Uhu in größeren Wal- geworden. dungen Mecklenburgs heimisch und Ähnliche Einbürgerungsversuche brütete vereinzelt auch in Vorpom- liefen auch in Schleswig-Holstein. mern (Siemssen 1794, Homeyer Betrachtet man den Umstand, dass 1837). flügge gewordene Junguhus im Schnitt Wegen seiner angeblichen Jagd- 50 - 80 km weite Wanderungen unter- schädlichkeit wurde der Uhu in der nehmen, um ein eigenes Revier zu Folgezeit fast völlig ausgerottet. gründen, so war es eigentlich nur eine Letzte Brutnachweise gab es bis 1876 Frage der Zeit, bis die ersten Exem- in der Ueckermünder Heide (Vollmer plare bei uns auftauchen würden. 1891), 1910 im Revier Neugarten, Die Lebensbedingungen, die unser Kreis Strasburg (Kuhk 1939), 1913 im Nationalpark dem Uhu bietet, sind Revier Poggendorf, Kreis nahezu ideal. Entgegen der landläu- (Garduhn 1921) sowie 1920 bzw. 1922 figen Meinung, Eulen seien Bewohner am Ostufer der Müritz (Deppe u. Prill großer ausgedehnter Waldgebiete, 1973). benötigt der Uhu gut strukturierte Der Borner Totfund wurde präpariert und dient jetzt als Anschauungsobjekt. Erfolglose Einbürgerungsversu- Landschaften, insbesondere Bereiche che wurden 1932 auf dem Darß mit mit unterschiedlichen landwirtschaft- Lau im Jahre 2001 im Bereich Müg- Fängen dieses Weibchens befand sich 5 Exemplaren und von 1932 bis 1934 lichen Nutzungsformen, Hecken und genburg/Zingst. ein erbeutetes Blesshuhn, die Flug- mit 4 Paaren am Ostufer der Müritz Feldgehölzen. Ein reichliches Nah- Im März 2003 erfolgten mehrere richtung vom Bodden in Richtung durchgeführt. rungsangebot ist vorhanden, sein Hörnachweise im Bereich Prerow bzw. Wald lässt vermutlich auf Bruttätig- Das im Herbst 1932 in Altha- Beutespektrum reicht von Kleinsäu- Wieck durch die Herren J. Jahnke und keit bzw.- erfolg schließen. Leider gen/Fischland geschossene Exemplar gern bis zu Vögeln von Singvogel- bis C. Kupz. konnte diese Vermutung bislang nicht und die im März 1936 bzw. im Bussardgröße. Ruhige Waldgebiete Im Juni 2003 wurde von Urlau- bestätigt werden. Dezember 1937 in Neustrelitz gesich- mit verlassenen Horsten größerer bern der Totfund eines Uhuweibchens Fazit ist jedoch, dass der Uhu auf teten Vögel stammten sicherlich Greifvögel zur ungestörten Aufzucht im Bereich Ibenhorst/Born gemeldet. dem besten Wege ist, verloren gegan- aus diesen Einbürgerungsversuchen seiner Brut gibt es ebenfalls. Todesursache war vermutlich Strom- genes Terrain wieder zu erobern und (Banzhaf 1938). Vermutungen zum Vorkommen schlag durch eine in der Nähe vor- es in absehbarer Zeit auch gelingen Danach wurde es hier zu Lande des Uhus auf dem Darß gab es erst- handene Hochspannungsleitung. Die- wird, den ersten Bruterfolg dieser still um die größte europäische Eule. malig im Jahr 2000, belegt durch ses Exemplar war nicht beringt, ein imposanten Eulenart in unserem 1992 begann im polnischen National- Federfunde auf der Insel Kirr. Zeichen dafür, dass es sich bei diesem Nationalpark nachzuweisen. park Wollin ein Auswilderungsprojekt, Die erste Beobachtung eines Tier um einen Nachkommen ehemals in dem bis jetzt 42 in polnischen Tier- lebenden Exemplares gelang Herrn U. ausgewilderter Vögel handelt. In den Ralf Oswald

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welches dann das Süßwasser unter- Das Salz in der „Suppe“ schichtet. Naturschutz Im Ergebnis der im Sommer 2004 von der Technischen Universität Berlin er Darß wird durch ein aufwän- Bereich des Nationalparks werden seit in Gemeinden Ddiges Schöpfsystem hydrologisch einigen Jahren dazu Untersuchungen durchgeführten Untersuchungen zur gesteuert und kontrolliert. Dabei wur- durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, Salzwasserbeeinflussung des Grund- wird gefördert de in der Vergangenheit versucht, in dass in den letzten Jahren auf der wassers wurde für den Bereich des nter dem Motto „Naturverbun- der winterlichen Vegetationsruhe den Halbinsel Darß eine deutliche Absen- Vordarßes eine eindeutige Beeinflus- denes Dorf“ werden vom Land Grundwasserspiegel abzusenken und kung des Grundwassers zu beobach- sung des Grundwassers durch Salz- U wasser bereits nachgewiesen. Das Mecklenburg-Vorpommern finanziel- im Sommer anzuheben. Dieser Ein- ten ist. Es ist daher zu vermuten, dass le Mittel für die Förderung ausge- konnte anhand der Verteilung chemi- staueffekt über das Grabensystem im die Entnahme von Wasser größer als wählter Maßnahmen des Naturschut- scher Elemente (Bromidkonzentra- Sommer ist jedoch nur in den Randbe- die natürliche Neubildung ist. Dieser zes im Dorfbereich bereitgestellt. tion) belegt werden. reichen wirksam, großflächig kann Umstand, verbunden mit dem Betrieb Ziel sind der Schutz, die Pflege, die trotzdem mit Grundwasserabsenkun- der Schöpfwerke, kann zu einer Be- Im Zuge weiterer Untersuchungen soll Wiederherstellung und die Schaffung gen in dieser Zeit gerechnet werden. einflussung des Grundwassers mit in den nächsten Jahren die Grund- von dörflichen, ökologisch bedeutsa- Selbst bei hohen Niederschlägen Salzwasser führen. Das Grundwasser und Salzwasserdynamik im Darßwald men Lebensräumen. kommt es zu keiner langfristigen steht hier mit der Ostsee und dem in einem Strömungsmodell dargestellt Gefördert werden können hier Biotop- Erhöhung der Grundwasserstände, da Bodden im hydraulischen Zusammen- werden, da neben den anthropogenen und Pflegemaßnahmen, Erhaltung über das Meliorationssystem die Ent- hang und wird von ihnen unmittelbar Faktoren (z. B. Wasserentnahme) auch und Entwicklung landschaftstypischer wässerung erfolgt. Weiterhin wird die beeinflusst. Bei Grundwasserlagen klimatische (z. B. Niederschlag) und Elemente, aber auch Maßnahmen, die Grundwasserdynamik stark durch die unter dem Meereswasserspiegel (z. B. hydrogeologische Faktoren (z. B. das Wohn- und Lebensfeld verbessern. Förderung des Wasserwerkes Peters- durch Schöpfwerksbetrieb, Wasser- Durchlässigkeit) das sensible Gleich- Das Förderprogramm wird seit 1995 kreuz beeinflusst. entnahme) kann es zu einem Salz- gewicht der Süß- und Salzwasser- in Mecklenburg-Vorpommern erfolg- Vor dem Hintergrund der Ziel- wassereinbruch kommen. Begünsti- grenze bestimmen. reich praktiziert. stellung zur Entwicklung natürlicher gend wirkt in diesem Zusammenhang Mit diesen Mitteln wurden unter an- hydrologischer Bedingungen im die höhere Dichte des Salzwassers, Dr. Ingolf Stodian derem Kleingewässer saniert, Hecken gepflanzt, Streuobstwiesen angelegt und Trockenmauern aufgesetzt. Privatpersonen oder Gemeinden kön- nen sich im Nationalparkamt Vor- pommersche Boddenlandschaft bera- ten lassen. Bund probt im Nationalpark Birgit Mohns

ie Umweltprobenbank (UPB) Proben entnommen. Diese Proben Auf Proben von gestern werden D unter der Administration und werden in der Umweltprobenbank Methoden von morgen angewandt! Koordination des Umweltbundesam- langfristig veränderungsfrei unter Tief- Innerhalb des Netzes der Probe- tes ist eine wichtige Grundlage für die kühlbedingungen bei maximal –140°C nahmegebiete spielen naturnahe Öko- Umweltpolitik Deutschlands. Sie ist über flüssigem Stickstoff gelagert, systeme, wie sie in unseren National- ein Archiv von repräsentativen Um- damit auch Jahre später noch Unter- parken und Biosphärenreservaten welt- und Humanproben zur Bewer- suchungen an ihnen durchgeführt noch verbreitet vorkommen, als Refe- tung der Umweltqualität. werden können. Dabei können renzgebiete zur Darstellung der Typischen Ökosystemen in ganz beispielsweise neue chemische Analy- natürlichen „Hintergrundbelastung“ Deutschland - von Küstenregionen senverfahren angewendet und/oder die eine wichtige Rolle. über Ballungsräume bis hin zu Entwicklung einer neu erkannten So werden seit 1991 auch aus Gebirgsregionen - werden regelmäßig Schadstoffbelastung verfolgt werden: dem Nationalpark Vorpommersche

UPB-Lagerproben im Fraunhofer IME, Schmallenberg

Boddenlandschaft jährlich Proben gewonnen, untersucht und gelagert. Sie stammen von Silbermöwen (Eiinhalte), Aalmuttern (Lebern und Muskulatur), Miesmuscheln (Weich- körper) und Blasentang. Die Probe- nahmen werden von Mitarbeitern des Instituts für Biogeographie der Uni- versität Trier in enger Zusammenar- beit mit dem Nationalparkamt nach standardisierten Verfahren durch- geführt, um eine dauerhafte Vergleich- barkeit der Proben zu gewährleisten. Weitere ausführliche Informatio- nen zur Umweltprobenbank bietet die Internetseite www.umweltproben- bank.de des Umweltbundesamtes. Hier besteht auch die Möglichkeit zu gezielten Datenrecherchen. Schalen von Silbermöweneiern aus der Brutkolonie Heuwiese zur Bestimmung von Vitalitätsparametern nach der Beprobung der Eiinhalte Dr. Martin Paulus, Universität Trier

7 Nationalpark-15.qxd 07.03.2005 11:26 Uhr Seite 8 16 Schlaglichter Demonstration gegen den Raketen- Schießplatz in der Sundischen Wiese NOVEMBER 1990

1. Ausstellungseröffnung am Darßer Ort durch den Direktor des Meeresmuseums Herrn Dr. Sonnfried Streicher

JUNI 1991

Rückbau der Militär- NOVEMBER 1992 anlagen auf dem Dornbusch von Hiddensee durch eine Pioniereinheit

Eine Podiums- diskussion findet auf dem 1. Nationalparktag in Wieck in der Alten Schule statt.

JUNI 1994

NOVEMBER 1993

Ein neues neues Eingangs- schild wird von Wachtmitar- beitern am Vordarß aufge- richtet. SEPTEMBER 1995

Übergabe der ersten Sonderpostwertzeichen-Blockausgabe „Deutsche Nationalparke“ auf der Insel Kirr

Europas Jugend forscht, Bundesforschungsminister Dr. Jürgen Rüttgers besucht JULI 1996 die Boddenlandschaft.

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Insbesondere die Borner Feuerwehr verhindert ein Übergreifen der Flammen auf das gesamte Nationalparkamt.

SEPTEMBER 1997 Der Orkan „Anatol“ wirft Anfang Dezember im Darß- wald über 10.000 fm Holz. MAI 1998

Landwirtschaftsminister DEZEMBER 1999 Martin Brick und Bürgermeister Gino Leonhard eröffnen das Nationalparkhaus auf Hiddensee.

MAI 2000

In Barhöft wird für den Dienst auf den AUGUST 2001 Boddengewässern ein neues Wachtboot übergeben. Verbraucherschutzministerin Renate Künast bei der Agrar-GmbH Zingst zu Gast aus 15 Jahren Nationalpark Richtfest der aus Sponsorenmitteln wieder aufgebauten Besucherplattform SEPTEMBER 2002 westlich Zingst

Umweltminister Prof. Dr. Wolfgang Methling übergibt in der Darßer Arche den Pflege- und Entwicklungsplan des Nationalparks.

FEBRUAR 2005 Der National- park wird als 100. Mitglied Küstendynamik wirkt – starke Ufer- in den Tourismus- abbrüche machen den Abriss des alten verband Fischland- FEBRUAR AUGUST Maschinenhauses am Leuchtturm 2004 Darß-Zingst 2003 Darßer Ort notwendig. aufgenommen.

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Die Dünenheide auf Hiddensee – die letzte große Küstendünenheide im Bereich der deutschen Ostseeküste

So präsentiert sich (noch) die Dünenheide: eine offene Landschaft mit charakteristischen Dünen.

as Gebiet zwischen Vitte und Neu- Aber wenn alle an einem Strang Dendorf ist nacheiszeitlich entstan- ziehen, können fast alle Hürden denes, nährstoffarmes Schwemmland. genommen werden. Die Dünenheide ist eine Kulturland- Ob Landwirtschaftsamt, Staatli- Das Pommersche Rauwollige ist eine anspruchslose, robuste und ches Amt für Umwelt und Natur oder schaft, sie entstand durch menschliche anpassungsfähige Landschafrasse. Nutzung: Holzeinschlag, Brand- die Biologische Station der Universität rodung, Ackerbau, Beweidung, Torf- Greifswald - alle hatten die Vision von Stockausschlag, der ohne jahrelange Baumstümpfe über Jahre das Land- gewinnung. Unbewachsene Stellen einer gehüteten Schafherde in der Nachbehandlung den Sinn von Holz- schaftsbild. Eine sachkundige Infor- wurden vom Wind ausgeblasen, der Heide und wollten mithelfen diese zu einschlag zur Heidepflege in Frage mation der Besucher über das verwirklichen. stellt. Anliegen dieser Pflegemaßnahme ist Sand zu den charakteristischen Dünen Am 30. April 2004 war es dann Im Rahmen einer Projektarbeit deshalb sehr wichtig. aufgetürmt. Die typische Heidevegeta- soweit. Die Fähre von nach zwischen der Regionalen Schule Hid- tion (u. a. Besenheide, Kriechweide, Neuendorf brachte die ersten Schafe densee und dem Nationalparkamt, 1. Tag der Heide auf Hiddensee Krähenbeere) erfuhr so eine kontinu- mitsamt Schäfer Falk Majewski und Außenstelle Hiddensee, wurde erfolg- „Wann blüht denn die Heide eigent- ierliche Verjüngung, während Bäume Hütehund Mira nach Hiddensee. reich eine Alternative getestet. Birken lich?“ hört man gelegentlich Besucher und Sträucher nicht Fuß fassen konn- Inzwischen haben die Pommerschen wurden nicht wie üblich über dem fragen. Einheimische und Stammgä- ten. In feuchten Senken findet man Rauwolligen die erste Hütesaison er- Boden sondern in ca. 1 m Höhe abge- ste wissen das: „Im August, aber frü- noch heute streng geschützte Pflanzen folgreich absolviert, Hütehund Mira sägt. Es bildete sich nur spärlicher her blühte sie üppiger. Und man konn- wie Wollgras, Glockenheide und Son- hat nicht nur das Hüten gelernt son- Stockausschlag, der im Verlauf von 2 te von Neuendorf bis zum Dornbusch nentau. Seit dem Rückgang der dern auch den Biss einer Kreuzotter Vegetationsperioden bei fast allen sehen, heute ist da Wald zwischen.“ menschlichen Nutzung wandelt sich überstanden. Stümpfen wieder abstarb. Die einzi- Warum verändert die Heide ihr das Bild der Heide: Bäume wachsen Erscheinungsbild? Der Förderverein schnell heran und verdrängen die „Hiddenseer Dünenheide e. V.“ hat sich Heidevegetation. Die Dünenheide ist der Pflege und dem Erhalt der Heide Lebensraum für viele, zum Teil vom verschrieben, wobei sachkundige In- Aussterben bedrohte Tiere und Pflan- formation der Öffentlichkeit besonders zen, besitzt kulturhistorischen Wert wichtig ist. Zusammen mit der Bio- und trägt wesentlich zur touristischen logischen Station wurde am 19. Attraktivität der Insel Hiddensee bei. August 2004 der „1. Tag der Heide“ Es ist Ziel, mit Pflegemaßnahmen, die veranstaltet. Vormittags wurden dem die frühere menschliche Nutzung zahlreich erschienenen Publikum Vor- ersetzen, die offene Heidelandschaft träge mit anschließenden ausführ- lichen Diskussionen über die Heide zu erhalten bzw. wiederherzustellen. und mögliche Pflegemaßnahmen, wie Heidepflege durch Schafe – eine Um die Bildung von Stockausschlag zu verhindern, werden die Birken in 1 m das Abbrennen überalterter Heide, ge- Vision wird wahr Höhe abgesägt. boten. Nachmittags ging es direkt in Die Beweidung ist neben Holzung die Heide. Nach Exkursionen durch und Brand eine der wichtigsten Pfle- Heidepflege durch Holzeinschlag ge Nacharbeit besteht nach einigen die Heide folgte ein Pflegeeinsatz, bei gemaßnahmen die Kulturlandschaft – aber wie? Jahren im Entfernen der vertrockne- dem junge Bäume und Strauchwerk Heide zu erhalten. Die Hiddenseer Dünenheide ist in ten Baumreste. Positive Erfahrungen entfernt wurden. Zum Abschluss Deshalb war die Freude bei allen ihrem Bestand unter anderem durch mit dieser Behandlungsweise werden präsentierte sich eine neue – alte – Beteiligten groß, als 2002 der Land- Gehölzaufwuchs bedroht. Besonders auch für die Traubenkirsche berichtet. Attraktion von Hiddensee: ein Schäfer wirtschaftsbetrieb Neubauer und Sohn schnellwüchsige Birken siedeln sich Nach den jetzigen Ergebnissen kann mit seiner Herde in der Heide und erste die ersten Pläne über den Aufbau einer an. Birkensämlinge können gut von diese Methode, möglichst kombiniert sichtbare Erfolge der Beweidung. Hüteschäferei äußerte. Hand entfernt werden, z. B. in mit einer Abweidung des Stockaus- Zuerst einmal mussten jedoch wichti- Projektarbeit mit Schülern. Größere schlages, zur Offenhaltung der Heide- Dr. Christiane Wolff, ge Fragen geklärt werden, wie z. B. die Birken sägt man üblicherweise ab. Aus landschaft empfohlen werden. Aller- Kloster/Hiddensee Förderfähigkeit der Flächen. den Stümpfen bildet sich aber üppiger dings beeinträchtigen die 1 m hohen Birgit Mohns

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Ohne Praktikanten geht es nicht

eit 15 Jahren gibt es in unserem nach konnten eine Vielzahl mehr S Nationalpark die „Commerzer“: Besucher erreicht werden, als mit zwei Praktikantinnen und Praktikanten, die Halbtagskräften möglich wäre. Die unsere Umweltbildungsarbeit unter- Studenten selbst erleben die Zeit des stützen und dabei durch die Praktikums als sehr intensiv, erfah- Commerzbank AG unterstützt werden. rungsreich und meistens bestimmend 74 „Praktikanten für die Umwelt“ plan- für den weiteren Lebenslauf. Mehr als ten, organisierten und verwirklichten die Hälfte der ehemaligen Praktikan- bisher schon Projekte und Aktionen ten arbeitet jetzt in den Bereichen für die Kinder und Jugendlichen in der Naturschutz oder Umweltbildung. Je- Region oder für Besucher des Natio- der fünfte ist im Land Mecklenburg- nalparks. Für die Mitarbeiter des Vorpommern geblieben. Vielen Dank Amtes sind die sehr engagierten und für die Unterstützung durch die oftmals bereits spezialisierten Stu- Commerzbank AG und Europarc denten mehr als nur eine Bereiche- Deutschland. Mögen noch viele Prak- rung. Die Umweltbildung wurde bis tikantengenerationen kommen. 1996 hauptsächlich durch die Prakti- Kerstin Schäfer, vor 15 Jahren erste Praktikantin für die Umwelt, heute kanten durchgeführt, aber auch da- Ulrike Rentz/Chris Bokemeyer-Siems Sachgebietsleiterin Umweltbildung im Müritz-Nationalpark

Nationalparkhauses. Allein im Jahre 2004 nahmen 5.350 Leute an 207 Das Nationalparkhaus Hiddensee Veranstaltungen teil. Tradition haben die Führungen in erwartet 200.000. Besucher die Dünenheide und auf den Alten Bes- sin sowie die Vorträge von Herrn Prof. cht Jahre ist das Nationalparkhaus Dr. Möbus zur Entstehung der Insel A Hiddensee nun schon alt. Inzwi- Hiddensee, von Herrn Dipl.-Geol. Rolf schen ist das „Haus mit dem schiefen Reinicke zu Hiddensee und Rügen, von Dach“ auf der Insel nicht mehr weg- Herrn Dr. Schmidt zur Vogelwelt und zudenken. von Frau Dr. Blindow zur Pflanzenwelt Wir sollten uns noch einmal daran Hiddensees. erinnern, wie schwierig es war, das Ein Höhepunkt im vergangenen Haus zu errichten. Jahr waren die „Ostseetage“ im Natio- Schon 1991 gab es die ersten nalparkhaus. Eine Sonderausstellung Pläne, die auch von der Gemeinde der befasste sich mit dem Thema „Ostsee Insel Hiddensee intensiv unterstützt und Ostseeforschung“. Der Meeres- wurden. Aber erst am 07. Juli 1997 biologe, Herr Dr. Alexander Lüdeking, konnte die Finanzministerin Sigrid machte uns in drei Vorträgen mit den Keler den Grundstein legen und das Besonderheiten der Ostsee vertraut. ohne Baugenehmigung, weil die Ein- Auf Segeltouren mit dem Zeesenboot tragung von Baulasten für benötigte ging es mit fachkundiger Begleitung Abstandsflächen noch fehlte. Ein Bau- durch die Boddengewässer auf die Ost- stopp war die Folge. Die Zeit drängte. see bis vor die Steilküste Hiddensees. Die seit Jahren von der EU bereit- Führungen am Strand rundeten das gestellten 600 TDM für den Bau des Programm ab. Nationalparkhauses drohten zu Auch das Jugend-Akkordeon-Orchester aus Leipzig spielte vor dem Herr Dipl. Biol. Christopher Honnef verfallen. Aber nun ging alles sehr Nationalparkhaus zünftig auf. vom Deutschen Meeresmuseum Stral- schnell, auch dank der Stralsunder sund berichtete über das Projekt der Baufirma Schurig. Am 22. Oktober Nationalparkhaus eine professionell erwartet das Haus 2005, im achten Erforschung der Schweinswalpopula- wurde endlich Richtfest gefeiert. gestaltete Ausstellung. Allen Betei- Jahr seines Bestehens, den 200.000. tion in der deutschen Ostsee. Übrigens Durch die von der Europäischen Rei- ligten erschien es wie ein kleines Besucher der Ausstellung. wurden allein im Jahr 2004 an den seversicherung AG mit der Aktion Wunder, dass am 27. Mai 1998 das „Panta rhei – Alles fließt“, ein Hiddenseer Stränden vier tote Schweins- „Umweltgroschen 1997“ bereitgestell- Nationalparkhaus der Öffentlichkeit Ausspruch, der dem griechischen wale gefunden, die wir zur weiteren te Spende über 92.330 DM erhielt das übergeben werden konnte. Und nun Philosophen Heraklit (ca. 540 – 480 v. Untersuchung an das Meersmuseum u. Z.) zugesprochen wird und die Idee nach Stralsund geschickt haben. eines Nationalparks treffend charak- Neu waren die Hiddensee-Vorträ- terisiert, ist das Motto dieser Ausstel- ge in Raumbildtechnik. Viele Gäste lung. Auch hier ist vieles in Bewegung. konnten zunächst mit dem Begriff Und so entdeckte der interessierte Be- „Raumbildtechnik“ nichts anfangen sucher in jedem Jahr etwas Neues, und waren dann um so überraschter, seien es Schautafeln, ein Informa- als sie mit Hilfe einer Polarisations- tionssystem, Stereo-Bilder, Fossilien brille Hiddensee dreidimensional er- oder heimische Pflanzen. lebten, praktisch in der Natur zu ste- Doch nicht nur die interessante hen schienen. Ausstellung lockte jährlich 25.000 Be- Mögen auch weiterhin alle Besu- sucher in das Nationalparkhaus. Gro- cher des Nationalparkhauses Hiddensee ßen Zuspruchs erfreuen sich auch Vor- so zufrieden sein wie Frau G. Grötingen, träge und naturkundliche Führungen. die 2004 ins Gästebuch schrieb: „Ich Von 1998 bis 2004 konnten 28.235 ahnte gar nicht, welch Schatz an Wis- Teilnehmer an 1.128 Veranstaltungen senswertem hier zu heben ist. Man begrüßt werden. Schulklassen, kann sicher jedes mal etwas Anderes Bildungsreisegruppen, Studenten, und Neues in diesem Haus lernen, so- Urlauber und natürlich auch die oft man es besucht. Danke!“ Exkursion durch die Hiddenseer Dünenheide unter fachkundiger Leitung Hiddenseer nutzten die Angebote des Bernd Blase

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Neues von der Partner- schaft mit Lahemaa och besser als bisher soll auf dem parkhaus Hiddensee Demonstrations- Rüütel verschaffte sich Einblick in die N Gelände des Gutshauses Palmse beispiele vorgeführt und erörtert und speziellen Themen der Projekttage mit in Nordestland die notwendige Infor- Vergleichbares diskutiert. Es gibt vie- Schulklassen. Sie lernte Beispiele der mation für Nationalparkbesucher le Gemeinsamkeiten zwischen unse- Praktikantentätigkeiten in der Um- erfolgen. Dazu haben internationale ren beiden Küstennationalparken an weltbildung bei uns kennen. Nach un- Experten ein Konzept entwickelt. Dies der Ostsee, mit ihren Dünen, Wäldern seren Erfahrungen mit den „Wiecker Projekt von EUROPARC-Consulting und Gewässerflächen. Dadurch wird Wildniscamps“ mit Kindern aus der wird von der Deutschen Bundesstif- die Aufgabenstellung vergleichbar. Für Nationalparkregion wird der Natio- Imbi Rüütel, Mitarbeiterin für tung Umwelt finanziert. Es ist neben beide Nationalparke ist der Informa- nalpark Lahemaa auch sein Junior- Öffentlichkeitsarbeit im Lahemaa- der Ausstellung im Besucherzentrum tionsbedarf durch ständig steigende Ranger-Programm 2005 weiterführen. Nationalpark, und Lutz Heinke von Palmse auf den Aufbau der Bildungs- Besucherzahlen immer größer ge- So entstehen für beide Partner immer EUROPARC-Consulting erörtern arbeit mit Kindern und Jugendlichen worden. wieder neue Ideen, die es ohne den die Ausstellung in der Sundischen aus der Region gerichtet. Die Vor- Für Imbi Rüütel, Interpretation Offi- Austausch nicht gäbe. Wer in abseh- Wiese pommersche Boddenlandschaft als cer von Lahemaa, war der Besuch im barer Zeit eine Reise zur Ostseeküste Partnernationalpark von Lahemaa Nationalpark Vorpommersche Bod- Estlands nach Lahemaa unternimmt, diente im Jahr 2004 mehrfach als Kon- denlandschaft und in seinen Besu- darf gespannt sein auf das neue Infor- sultationsort. So wurden in der Dar- cherzentren sehr hilfreich. Als Schwer- mationszentrum auf dem Gut Palmse. ßer Arche, in der Besucherausstellung punkt wurden Methoden der Sundische Wiese und im National- Umweltbildungsarbeit erörtert. Frau Hartmut Sporns Nachhaltigkeit in der Wildnis – nachhaltige Wildnis? Beginn der Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ist der Begriff nach wie vor nicht recht Welt für unsere Kinder lebenswert zu greifbar. Eine weltweit anerkannte erhalten, mehr noch, wir sollen ihnen ie Vereinten Nationen haben mit bewusst werden, die die Zukunft der Beschreibung lieferte der Brundtland- alle Möglichkeiten offen lassen, ihre D Beginn diesen Jahres die Weltde- Welt bedrohen. Die Großschutzgebiete, Bericht der Weltkommission für Bedürfnisse zu erfüllen. Da wir ihre kade „Bildung für eine nachhaltige also auch die Nationalparke als nicht- Umwelt und Entwicklung 1987: Bedürfnisse und Wertvorstellungen Entwicklung“ ausgerufen. Das Thema formelle Bildungseinrichtungen der „Nachhaltige Entwicklung ist jene Ent- heute nicht kennen, ist dies eine nachhaltige Entwicklung soll in die Nation, sind daran beteiligt und wer- wicklung, die den Bedürfnissen der hohe Anforderung an uns. Erziehungssysteme integriert werden, den durch EUROPARC vertreten. heutigen Generation entspricht, ohne Eine Definition ist der Satz wegen sei- von der Grundschule bis zur Univer- die Möglichkeiten künftiger Genera- ner vielen offenen Bedingungen nicht. sität wie auch in die Erwachsenen- Was ist nun aber eine nachhaltige tionen zu gefährden, ihre eigenen bildung und die außerschulischen Entwicklung? Bedürfnisse zu befriedigen.“ Wo gibt es Vorbilder, so zu handeln? Bildungseinrichtungen. Die gesamte Das Wort „nachhaltig“ wird schon seit Wir sollen bei der Erfüllung unserer Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt Bevölkerung soll sich der Probleme Jahren inflationär benutzt. Trotzdem Lebenswünsche nicht vergessen, die aus der Forstwirtschaft. Um 1700 postulierte Hans Carl von Carlowitz eine „continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung“, also in einem Planungszeitraum nicht mehr Holz einzuschlagen, als im gleichen Zeit- raum nachwächst. Nun ist das eine schlichte und pragmatische Idee, die natürlich über die Jahrhunderte weiterentwickelt wurde. Der Forst- mann Alfred Möller hatte 1923 die Idee vom Organismus Wald. Er sah den Wald nicht einfach als bloße Produktions- stätte, sondern als lebenden Orga- nismus, den es pfleglich, unter Be- rücksichtigung aller wirksamen Kräfte zu fördern galt. Ein moderner Aus- druck dafür ist heute „Ökosystem“, der zu Möllers Zeiten noch unbekannt war. Im Ökosystem funktioniert alles „nach- haltig“. Die Natur macht uns vor, wie es geht, über Jahrhunderte und Jahr- tausende „nachhaltig zu wirtschaften“, so dass das System bestehen bleibt. Wie kommt es zu einer weltweiten Einigung auf diese Bildungsinhalte? Wir sind Teil der Natur, wir Menschen weltweit. Wir begreifen uns als Teil

Einige Teilnehmer am Wiecker Wildniscamp 2004 weiter nächste Seite

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eines Ökosystems. Wir müssen lernen, den Rahmen nicht zu sprengen. Wie Abschließende Meldung der FFH-Gebiete in lernen wir das? Indem wir die Natur mit ihren Regeln kennen lernen – der Zuständigkeit des Nationalparkamtes indem wir Ökologie lernen. Und das geht in Nationalparken besonders gut, denn im Nationalpark gibt es noch intakte Ökosysteme, „wilde“ Systeme, die vom Menschen unbeeinflusst ab- laufen. Das zu zeigen, ist Aufgabe der Umweltbildung im Nationalpark und es hat besonders die nächsten zehn Jahre weltweite Bedeutung. „Im Walde müssen die Gedanken immer Generationen zurück- und Ge- nerationen vorausgeschickt werden. Das erzieht zur Bescheidenheit und zum behutsamen Urteil, es erzieht zum prüfenden Nachdenken über- haupt.“ Josef Nikolaus Köstler, 1954

Ulrike Rentz/Chris Bokemeyer-Siems 7. Borner Markt am 28. Mai 2005 aum zu glauben - aber wahr, am K28. Mai werden Einheimische und Gäste bereits zum 7. Borner Markt eingeladen. Traditionell wird auf der Festwiese in Born von 11.00 uch im vergangenen Jahr wur- mit Hiddensee (23.278 ha) das Land Mecklenburg-Vorpommern - 18.00 Uhr ein buntes Markttreiben A den die Arbeiten zur Ausweisung Recknitz-Ästuar und Halbinsel Zingst eine ganz besondere Verantwortung, stattfinden. von FFH-Gebieten im Nationalpark (27.890 ha) da diese auf europäischer Ebene recht Wie in jedem Jahr werden Händler, und den angrenzenden Bereichen Darß (4.204 ha). selten sind oder weil deren Erhal- Handwerker und Künstler Regionales weitergeführt (Nationalpark-Info 14 Durch diese Zusammenlegung ist tungszustand gefährdet ist. Für den für Herz und Magen sowie Augen und berichtete). Ende 2004 gab es eine ab- nunmehr das Nationalparkamt auch Nationalpark Vorpommersche Bod- Ohren anbieten. schließende Meldung durch das Land für Bereiche zuständig, die sich z. T. denlandschaft sind das insbesondere Die Aktivitäten des Nationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern. Im Zuge weit außerhalb des Schutzgebietes be- die Dünenkomplexe von der Primär- stehen in diesem Jahr unter dem Mot- der Überarbeitung wurden die bishe- finden. Unter den insgesamt 31 Le- düne bis zur Braundüne und die Bod- to: 15 Jahre Nationalpark. 15 Jahre ist rigen 13 Teilgebiete im Nationalpark bensraumtypen dieser Gebietskulisse dengewässer, die als „Lagunen des Kü- eine lange Zeit, in der einiges passiert zu drei Gebieten zusammengefasst. befinden sich 6 „prioritäre“ Lebens- stenraumes“ definiert sind. ist. Lassen Sie sich überraschen. Die entstandenen Vorschlagsgebiete raumtypen. Für diese vom Verschwin- Birgit Mohns sind: Westrügensche Boddenlandschaft den bedrohten Lebensraumtypen trägt Dr. Ingolf Stodian Ein Turm im Wandel der Zeit uf dem nordöstlichsten Fest- und seinem Leuchtturm, in Richtung Nachdem der Grund und Boden der Alandszipfel Deutschlands in Meck- Westen sieht man hinter der Hohen Gemeinde Mitte der 90er Jahre zuge- lenburg-Vorpommern finden wir am Düne von Pramort den Darßer Ort mit ordnet wurde, kam es im Herbst 2004 oberen Rande eines inaktiven Steil- seinem Leuchtturm. Schweift der zur feierlichen Eröffnung der ersten kliffs ein Kleinod, den Barhöfter Aus- Blick entgegengesetzt, so erblickt man Ausbaustufe durch die Gemeinde sichtsturm. Nach 102 Stufen hat man rechts neben dem Kirchturm von der Klausdorf. Vorangegangen war viel Ar- Auch der Info-Raum unter der 17 Meter Turmhöhe erreicht und fin- Stadt Bergen auf der Insel Rügen auch beit durch die Gemeinde bei der An- Aussichtsplattform lässt einen det einen faszinierenden Ausblick vor. noch den Turm vom Schloss Granitz. werbung von finanziellen Mitteln. weitgehenden Rundumblick zu. In Richtung Norden erstreckt sich die In Richtung Süden sieht der Besucher Schließlich konnten durch EU-För- Insel Hiddensee mit dem Dornbusch die Silhouette der Hansestadt Stral- dermittel im Rahmen von „Leader+“ 16.00 Uhr, für jeweils eine halbe Stun- sund mit ihren drei Kirchtürmen und und einem Eigenmittelanteil die nöti- de geöffnet ist. Interessenten melden der riesigen Halle der Volkswerft. Aber gen Gelder für dieses Projekt bereit- sich bitte in der kleinen Informa- auch die maritimen Freunde kommen gestellt werden. Der Ausbau erfolgte tionsausstellung am Kliff unterhalb auf ihre Kosten, neben den zahlreichen dann in fünfmonatiger Bauzeit durch Schiffen in der Kadetrinne kann jeder lokale Firmen. Bei der feierlichen Ein- des Aussichtsturmes. Diese ist täglich Besucher bei guter Sicht die Kreide- weihung durch den Bürgermeister der kostenlos von 10.00 bis 17.00 Uhr ge- felsen der Insel Moen sehen. Gemeinde Klausdorf wurde dem Lei- öffnet. Nach dem weiteren Ausbau des Diese schöne Aussicht war aber nicht ter des Nationalparks die Ehre zuteil, Turmes durch die Gemeinde Klausdorf immer möglich, denn früher diente das rote Band zur Eröffnung des Tur- folgen Drehtüren mit Münzeinwurf- der Steinturm der Beobachtung der mes zu zerschneiden. Bis zum Ende DDR-Grenze durch die Grenztruppen des Jahres 2004 nutzten schon über kästen, die ein zeitlich unabhängiges der Nationalen Volksarmee (NVA). 2600 Gäste die Möglichkeit, die schö- Betreten ermöglichen. Der Eintritt be- Nach der Wende 1989 fand der ehe- ne Aussicht auf einen großen Teil des trägt zurzeit für Erwachsene 1 Euro malige Beobachtungsturm keine wei- Nationalparks Vorpommersche Bod- und für Kinder bis 14 Jahre 50 Cent. tere Verwendung. Um den Turm der denlandschaft zu genießen. Ansprechpartner für Fragen, Hinweise Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Sollte auch Ihr Interesse geweckt wor- folgten viele Jahre der Mühen durch den sein, beachten Sie bitte, dass der und Öffnungszeiten ist der Eigentü- die Mitarbeiter des Nationalparks vor Turm nach der ersten Ausbaustufe täg- mer, die Gemeinde Klausdorf. Außenansicht des Barhöfter Turmes Ort und der Gemeinde Klausdorf. lich 4 mal, um 10.00; 12.00; 14.00 und Andreas Kästner

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Schon früh dabei

nterview mit Dr. Helmut Kühne, und Boddenlandschaft großflächig I Leiter Gebietsentwicklungspla- geschützt werden sollte. Also hieß es, nung und touristische Infrastruktur Ärmel hochkrempeln und angefangen! im Nationalparkamt Einen Nationalpark aufzubauen und Info: Sie gehörten zu den ersten zu verwalten auf einer riesigen Fläche Mitarbeitern in der Nationalparkver- und die Verantwortung, die ich als waltung. Was hat Sie bewogen, sich zu Stellvertreter des Aufbauleiters, Hart- bewerben? mut Sporns, dafür zu tragen hatte, – Dr. Kühne: Ich war im Fischgesund- das stand wie eine Riesenwand vor mir. heitsdienst tätig. Nach der politischen Zunächst war mir völlig unklar, wie Wende befand sich die Tierproduktion dieses hohe Ziel in der Praxis umge- in einer wirtschaftlichen Umstel- setzt werden sollte. lungsphase. Ich musste mich beruflich Info: Wie gingen Sie vor? neu orientieren. Gerade zu diesem Dr. Kühne: Was wir in Angriff nahmen, Zeitpunkt kam es zur Nationalparkge- ergab sich ganz sachlich aus der setzgebung in den neuen Ländern. Im Nationalparkverordnung. Wir ver- Sommer 1990 schrieb der Rat des schickten sie an die Träger öffentlicher Bezirkes in der Ostsee-Zeitung Stellen Belange und diverse Einrichtungen, für einen Aufbaustab des Nationalparks begannen mit der Planung und aus. Auch Freunde und Bekannte Öffentlichkeitsarbeit und nahmen z. B. ermutigten mich zur Bewerbung. Kontakt auf mit allen, die mit dem Natur, Landschaft, Gewässer und Um- Nationalpark näher zu tun hatten. weltprobleme waren mir gut bekannt. Info: Kamen Ihnen dabei Ihre Erfah- Ich sah darin für mich eine neue rungen zugute? berufliche Perspektive. Dr. Kühne: Zum Teil schon. Gerade bei Info: Sie gehörten zu den Mitarbeitern, der Klärung von Fragen der Fische- die im November eingestellt wurden. rei und des Angel- oder Wassersports Wie haben Sie die Anfänge erlebt? griff ich auf langjährige Erfahrungen Dr. Kühne: Ich hatte meine Bewer- zurück. Durch meine frühere Tätigkeit bung Ende August geschrieben, einen und meine privaten Touren in der Bod- Glücklich kehrte Herr Dr. Kühne 1994 von einer Dienstfahrt zurück. Tag vor meinem Urlaub. Dann reiste denlandschaft brachte ich Gebiets- ich ab. Als ich zurückkam, war kenntnisse bis ins Detail mit. Mit tungsverfahren vertraut machen. rend dieser Zeit am meisten beein- Bewerbungsgespräch. Es lief für mich Ausnahme der Sperrgebiete kannte ich Anfangs hatten wir noch nicht einmal druckt? beinahe alles. positiv. Ich bekam, wie alle anderen Büromöbel. Unsere Arbeitsräume im Dr. Kühne: Das Projekt ist gelungen! ehemaligen Staatsjagdgebäude waren Mitarbeiter, einen Arbeitsvertrag über Info: Woran denken Sie, wenn Sie heu- Der Nationalpark konnte etabliert und te auf die Anfangszeit zurückblicken? Zimmer für Jagdgäste. Die Betten stan- drei Monate, also bis Ende des Jahres. entwickelt werden zum Erhalt der den noch. Das einzige Telefon befand Der nächste Vertrag war für ein halbes Dr. Kühne: Das war für alle eine großen Ökosysteme, zur Freude und sich im Flur auf dem Fußboden. Jahr. Über Sicherheit und Geld habe schwierige Zeit. Nationalparkbefür- Erbauung der Menschen, wie es in den ich da nicht nachgedacht. Überstun- Dauernd hallte es über den Flur: „Ist worter und -kritiker mussten Demo- IUCN-Kriterien steht. den waren Normalität. Beflügelt hat kratie üben und lernen, fair miteinan- jetzt frei?“ mich, dass der Nationalpark vom Land der umzugehen. Der Aufbaustab Info: In diesem Jahr wird der Natio- gewollt war und die naturnahe Küsten- musste sich mit den neuen Verwal- nalpark 15 Jahre alt. Was hat Sie wäh- weiter nächste Seite

Weststrand DVD Impressum Ausgabe Nr. 15/März 2005

Herausgeber, Redaktion: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft „Weststrand“ Im Forst 5, 18375 Born a. Darß Tel. (03 82 34) 5 02-0 Fax (03 82 34) 5 02 24 E-Mail: [email protected] eit März ist die neue DVD „Weststrand" in www.nationalpark-vorpommersche-boddenlandschaft.de S Redaktionsschluss: allen Kurverwaltungen, Fremdenverkehrseinrich- 15.02. 2005

tungen sowie Informations- und Ausstellungsorten des Fotos: L. Storm (Titelbild), Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft er- H. Konow (S. 2 u., 8/9 6x, 12 o., 15 o.), H. Sporns (S. 3 o., 4 r., 8/9 5x, 14 o.), hältlich. Der neue Imagewerbeträger entstand unter der A. Nehring (S. 3 u., 5, 6 u., 8/9 2x), Prämisse, einen emotional ansprechenden Werbeträger J. Purps (S. 4 l.), I. Stodian (S. 2 o.), H. Henker ( S. 6 o.), W. Wilke (S. 8/9 1x), für Fischland-Darß-Zingst zu schaffen. Getragen wird Frauenhofer IME (S. 7 o.), Biogeogr. Univ. Trier (S. 7 u.), er von der Musik Lutz Gerlachs und romantischen B. Blase (S. 8/9 1x, 11 m.), A. Schlabs (S. 8/9 1x), A. Kästner (S. 13 m. u. u.), Bildern aus der Nationalparkregion. Die DVD steht im C. Wolff (S. 10, 11 u.), J. Reich (S. 16 u.), B. Lüthi-Herrmann (S. 11 o.), Ein Film über die Landschaft der Halbinsel besonderen Kontext zum 15-jährigen Bestehen des M. Timmermann (S. 12 u.), Fischland-Darß-Zingst J. Schmiedel (S. 15 m.), und angrenzende Gebiete Nationalparks. NABU, M. Delpho (S. 16 o.);

Satz und Druck: Musik von Ostsee Druck GmbH Rostock Lutz Gerlach & LGM-Records Fried Krüger, Mit freundlicher Unterstützung der Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst Ostsee-Zeitung GmbH & Co.KG

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Von Erfolg gekrönt waren die Ziel- stellung, die militärische Nutzung 15 Jahre einzustellen und der Rückbau von ge- waltigen militärischen Anlagen und Nationalpark Bauten. Beeindruckt bin ich, wie sich Gä- nter diesem Motto steht auch ste, die noch nie hier waren, begeistert Uder Nationalparktag, der am zu Natur und Landschaft äußern und Samstag, dem 10. September, ab 11.00 wie im Verlauf der Jahre die Akzeptanz Uhr am Hafen in Wieck auf dem für den Nationalpark auch seitens der Darß stattfinden wird. Mit der Fest- Gastgeber wuchs. setzung von fünf Nationalparken in den neuen Bundesländern am 12. Sep- Sehr wichtig war es, dass nach tember vor 15 Jahren begann eine ein- wiederholter Auslegung, Diskussion malige Entwicklung. Millionen Men- und schließlich Einarbeitung von 641 schen besuchten inzwischen unseren Hinweisen und Anregungen aus der Nationalpark und lernten seine Beson- Öffentlichkeit der Nationalparkplan derheiten kennen. Auf eine kleine im vergangenen Jahr erscheinen Rückschau wird man neben dem konnte. Seitdem hat sich das Werk als bekannten Mix aus Kultur und Unter- sicher treffen. Das gesonderte Programm Interessante Ausstellungen bereicher- viel genutztes Arbeitsmittel bewährt. haltung, Handel und Wandel, Bildung wird zeitnah bekannt gemacht. ten 2004 das bunte Tagesprogramm. Dr. Helga Konow (Info) und Ausstellung sowie Gastronomie Andreas Nehring Frühlingsfrische Falter

enn im zeitigen Frühjahr die weißlingen, tragen keine Spur von W Sonne höher steigt und die Tage leuchtendem orange und gaukeln spürbar länger werden, ist das eine gute unerkannt über die blühenden Früh- Zeit für Aurora - die Göttin der Mor- lingswiesen. Wenige heimische Tag- genröte. Als Sonderservice für Lang- falter zeigen derart ausgeprägte schläfer lässt sie einen Frühlingsboten Geschlechtsunterschiede. Bei häufigen den ganzen Tag über Wiesen und durch Arten wie Pfauenauge und Kleinem Wälder gaukeln, strahlend orange wie Fuchs kann sie nur der Spezialist der Morgen, der dem wachen Auge ein- erkennen. leuchtend die wachsende Kraft der Ein Allerweltsfalter ist der Auro- Sonnenstrahlen kundtut. Der Aurora- rafalter nicht mehr, besiedelt er doch falter fliegt schon im April durch die selten gewordene Lebensräume wie Hier ein männliches Exemplar des Aurorafalters Landschaft und ist mit seinen leuch- Bruchwälder und feuchte Wiesen. Im tend farbigen Flügelbändern einer un- Nationalpark Vorpommersche Bod- verborgen auf niedrigen Kräutern wie Auch unzählige andere Tiere lassen es serer prachtvollsten Schmetterlinge. denlandschaft werden jedoch genau dem Wiesen-Schaumkraut. Die üppi- sich in diesen bunten, blütenreichen Der Aurorafalter ist häufiger als diese Habitate großflächig geschützt, gen weiß-rosafarbenen Blütenteppiche Lebensräumen gut gehen. Seltene und gemeinhin vermutet. Mit seinen grell so dass der schöne Schmetterling hier des Schaumkrauts erscheinen just häufige, auffällige und unscheinbare orangefarbenen Flügelbändern ist er im April fast überall zu sehen ist. Doch zum Flugzeitpunkt der Falter - die Su- Arten – einfach eine riesengroße auffällig und unverkennbar - sollte man nur bis Mai, dann ist das kurze Falter- che nach Eiablageplätzen wird für die Fülle, denn Feuchtgebiete sind ein meinen. Doch tatsächlich bemerkt leben zu Ende und für den Rest des nektarfressenden Falter damit zu Eldorado für die biologische Vielfalt. man nur jeden Zweiten. Denn die Jahres gibt es nur noch Raupen. Grün einer Reise durch ein Schlemmer- und Weibchen ähneln gewöhnlichen Kohl- wie ihre Umgebung leben diese gut Schlaraffenland. Jörg Schmiedel, Rostock Schützenswerte Landschaft als Grundbesitz rundbesitz ist im Nationalpark tungsbereich von 18 Kommunen und der Eigentumsverhältnisse durch Übertragung von Naturschutzflächen G im übertragenen Sinne die Ver- 59 Gemarkungen. Vermögenszuordnung (Treuhand- Im Koalitionsvertrag vom 20.10.1998 waltung von Liegenschaften. Naturschutz liegt in der Zustän- flächen werden Landesflächen), wurde der Ausverkauf von Natur- Die Gesamtfläche des National- digkeit des Landes. Die Bestrebungen Übertragung von Naturschutzflächen schutzflächen gestoppt und durch das parks beträgt 80.500 ha. Diese setzt des Landes M-V gehen deshalb dahin, (BVVG-Flächen werden Landesflächen), Vermögensrechtsergänzungsgesetz sich aus 68.700 ha Wasserfläche und einen Großteil der im Nationalpark Flächenankauf und Rückübertragung vom 15.09.2000 eine unentgeltliche 11.800 ha Landfläche zusammen. Die liegenden Flächen auch in Eigentum an den Bund (Insel Bock) ergeben. Übertragung von Naturschutzflächen Landfläche im Nationalpark (von des Landes M-V zu überführen. an das Land eingeräumt. Born/Zingst über Barhöft/Westrügen So haben sich in den letzten 15 Vermögenszuordnung Am 02. 09. 2002 wurden dem bis Hiddensee) umfasst einen Verwal- Jahren grundlegende Veränderungen Am 30. 05. 2000 wurde eine Vereinba- Nationalpark Vorpommersche Bod- rung über Vermögenszuordnungen denlandschaft von der BVVG Berlin ca.

59,2 zwischen der Bodenverwertungs- und 280 ha und am 04. 08. 2004 in einer

Änderung der Eigentumsverhältnisse -verwaltungsgesellschaft mbH Berlin zweiten Runde nochmals 24 ha zur 49,0 Angaben in % zur Gesamtfläche (BVVG) und dem Land M-V/Finanzmi- Flächenverwaltung übertragen. Ein nisterium unterzeichnet. Das ehemals Großteil dieser Flächen befindet sich preußische land- und forstwirtschaft- im Bereich Westrügen. 1992 2004 lich genutzte Vermögen wurde nach der 3. Durchführungsverordnung zum Flächenankauf 22,1 Treuhandgesetz einschließlich der sog. Auf dem Zingst im Bereich der „Sundi-

11,4 Umwidmungsflächen an das Land schen Wiese“ wurden 1993 durch das Land 10,5 10,6 10,1 9,0 7,6 6,1 übertragen. Dazu gehören die großen M-V für den Naturschutz 1.142 ha und 1,8 2,0 0,3 0,1 0,1 0,1 Waldkomplexe auf dem Darß und der im Bereich Born weitere kleine Flächen

Bund Treuhand Land Kommune Körperschaft Kirche privat sonst. „Osterwald“ auf dem Zingst mit insge- von Privateigentümern angekauft. samt ca. 5.600 ha. Hannelore Reinhardt

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Von besonderem Adel – Der Zaunkönig

in Bettler kann ein König sein, Hier ist er Verschwender. Eein Vogel kann es auch. Süchtig wechselt er Residenzen, auch, Er hat keinen Platz an des Hochadels wie man sagt, zur Pflege familiärer Tafel, besitzt keinen Hermelin, ver- Dinge. Soll auch (verdächtig!) osma- mutlich auch kein Geld in der Schweiz, verkehrt nicht mit dem Prü- nische Traditionen pflegen, Vorwürfe gelprinzen und küsst auch Gloria von der Vielweiberei wurden nie demen- Thurn und Taxis nicht die Hand. Nein, tiert. der Kratzfuß ist dem Zaunkönig fremd Auch sind seine Paläste rund. Scheint, und jenes Parkett zu glatt. Hundertwasser hat hier gekupfert! Sein Adel ist ein Besonderer. Weiß Sänften verschmähend – reist er bo- wohl auch, was er dem Stande schuldet. Seinen Fontane zitiert er gern: „Alle dennah. So behält man Haftung! kleinen Könige haben ein Gefolge, das Und die Königin? Sie zeigt sich, eman- sich in Huldigungen und Purzelbäu- zipiert, schlicht im Gewand. men überschlägt.“ Lebt, scheint so, ungebunden mit ih- Er kommt allein daher und Purzel- Dieser König bricht keinen Krieg vom Zaun. ren Verehrern. Sehr modern. bäume schlägt er selbst. Genug! Genug von diesem König! Ein rühriger König, sein eigener Diener! „Rührt euch, Rührt euch, Gott ist Be- vien bis zum Vesuv ist er präsent. Zu Schon zu Zeiten des Heiligen Römi- wegung!“ Dann Sprung in Farn und Staatsanlässen schmückt ihn seine Und doch, hat je ein König musiziert? schen Reichs verfügte er: Hofkapelle Gestrüpp zu König Laurins Zwergen. Gattin nicht. - Ja! König David! Und der Alte Fritz! und Zeremonienmeister werden ab- Verwilderte Gärten – da schwelgt er, Er meidet Teppich, spart Kerosin, er Adel verpflichtet? geschafft. Seitdem singt der König hier genießt er sein Palais, sein Sans- fliegt selbst. Wozu? souci, hier gibt er Liederabende für Was für ein König! selbst. Der erste Diener seines Volks zu sein! Ansprachen zu Anlässen erfolgen vom Schneewittchen. Audienzen kennt er nicht, sein Grund- Bravo! Zaunpfahl knapp. Bühne, Pult, Emblem Politisch war er schon immer für die satz ist: „Mücken und Spinnen müs- und Wasserglas – alles wegverfügt! Erweiterung der EU. sen von hinnen“. Ansonsten bricht die- Es lebe der König! Bevor es dämmert wird schon regiert. Hat vorgearbeitet – vom Ural bis zu ser König keinen Krieg vom Zaun. Aus des Försters Tanne ruft er: den Britischen Inseln, von Skandina- Schlösser baut er in Efeu und Moos. Manfred Wetzel Zwergseeschwalben in Gefahr ie Entwicklung der Brutbestände Vogelschutzgebieten Mecklenburg- faktoren für diese Entwicklung zu menschliche Eingriffe erzeugte, öko- D an Küstenvögeln ist in den letz- Vorpommerns. Neben dem allgemei- erfassen. logisch nicht vertretbare Populations- ten Jahren und Jahrzehnten stark nen Habitatschutz werden bei be- Neben nicht beeinflussbaren Fakto- dichten von Prädatoren (Haarraub- rückläufig. Dieser Trend zeichnet sich standsbedrohten Arten des Anhanges ren (Witterungseinflüsse bzw. Extrem- und Schwarzwild), die ohne effektive jedoch nicht nur im Nationalpark, I der Vogelschutz-Richtlinie weitere ereignisse, klimatische Veränderun- Bejagung in den Brutgebieten und sondern auch landes-, bundes- und Schutzmaßnahmen erforderlich. Zu gen, Nahrungsverfügbarkeit außerhalb angrenzenden Bereichen eine Bruter- europaweit ab. Vor dem Hintergrund diesen Arten gehört u. a. die Zwerg- des Schutzgebiets, Bedingungen im folgschance für die Küstenvögel europäischer Naturschutzgesetzge- seeschwalbe, von deren Landesbrut- Überwinterungsgebiet, natürliche nahezu unmöglich machen. Weiterhin bung sind insbesondere Vogelschutz- bestand rund 90 % auf dem Neubessin Veränderungen des Bruthabitats, drängen touristische Aktivitäten in die gebiete in der Pflicht, die Erhaltung brütet. Der Besorgnis erregenden Ent- Verschiebung der Artenzusammen- letzten unberührten Bereiche vor. und Optimierung von Lebensraum- wicklung der Brutbestände der Zwerg- setzung in den Brutgebieten mit even- Stark steigende wassersportliche bedingungen für die Vögel zu ge- seeschwalben in den letzten Jahren tuellen Verdrängungseffekten) sind Aktivitäten unter Missachtung der währleisten. Der Nationalpark ist auf muss nun Rechnung getragen werden. einige beeinflussbare Faktoren gesetzlichen Bestimmungen zum gesamter Fläche EU-Vogelschutzgebiet Dazu wurde versucht, im Zuge einer unmittelbarer anthropogener Nutzung Befahren der Gewässer (Geschwindig- und zählt zu den bedeutendsten langen Fachdiskussion alle Einfluss- erkennbar. Dazu zählen durch keitsbegrenzungen, gesperrte Bereiche – s. a. Artikel „Stau auf dem Wasser“), Tiefflüge von Kleinflugzeugen und un- befugtes Betreten der sensiblen und gesperrten Brutbereiche häuften sich in den letzten Jahren dramatisch. Zur Lösung dieses Problems wurde nunmehr ein Handlungsplan abge- stimmt, welcher sich aus einem Prädatorenmanagement und einem umfassenden Störungsmonitoring zu- sammensetzt. Für das erforderliche Prädatorenmanagement machte sich eine Ausnahmegenehmigung zur Bejagung in den Jagdruhezonen im weiteren Umfeld dieses Küstenvogel- brutgebietes erforderlich. Es bleibt zu hoffen, dass das Brutgebiet des Neubessins im Zuge der Störun- gen durch menschliche und touris- tische Aktivitäten nicht auf der Strecke bleibt. In Küstenvogelbrutgebieten ist der Fuchs ein Hauptkonfliktpunkt. Dr. Ingolf Stodian

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