Ludwig Anzengruber – Ein Verkannter Naturalist?

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Ludwig Anzengruber – Ein Verkannter Naturalist? Ludwig Anzengruber – ein verkannter Naturalist? Naturalistische und antinaturalistische Tendenzen in Ludwig Anzengrubers Stahl und Stein Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Matthias Rainer LUXENBERGER am Institut für Germanistik Begutachter: Assoz. Prof. Mag. Dr. Christian Neuhuber Graz, 2019 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Gedanken als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz, Oktober 2019 ____________________________ Matthias Luxenberger Gender-Erklärung Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Diplomarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll. Danksagung An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich unterstützt haben. Besonderer Dank gilt meinem Betreuer Assoz. Prof. Mag. Dr. Christian Neuhuber, der mir immer mit gutem Rat und wertschätzender Unterstützung zur Seite stand. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................................ 7 2 Die Epoche des deutschen Naturalismus ......................................................................... 9 2.1 Versuch einer Begriffsbestimmung .......................................................................................... 11 2.2 Abgrenzung zum Realismus ..................................................................................................... 12 2.3 Gesellschaftliche, historische und kulturelle Gegebenheiten ................................................... 13 2.4 Zentren, Gruppen, Autoren ....................................................................................................... 16 2.5 Kunst und Wissenschaft ........................................................................................................... 18 2.6 Interkulturelle Bezüge .............................................................................................................. 21 2.7 Zur Stellung der literarischen Formen im Naturalismus .......................................................... 24 2.8 Literarische Praxis: das naturalistische Drama ......................................................................... 25 2.9 Meilensteine des naturalistischen Theaters .............................................................................. 30 3 Österreich vor und zur Zeit des deutschen Naturalismus ........................................... 33 3.1 Historische und gesellschaftliche Bedingungen in Österreich ................................................. 34 3.2 Literarische Rahmenbedingungen und Entwicklungen ............................................................ 38 3.3 Die Frage nach einem österreichischen Naturalismus .............................................................. 40 4 Ludwig Anzengruber ....................................................................................................... 47 4.1 Leben und Werk ....................................................................................................................... 47 4.2 Seine Dramatik ......................................................................................................................... 51 4.3 Erneuerung des Volksstücks durch Anzengruber ..................................................................... 54 4.4 Rolle der Zensur ....................................................................................................................... 56 4.5 Ein zu Lebzeiten verkannter Naturalist? ................................................................................... 58 5 Das Volksstück Stahl und Stein ....................................................................................... 65 5.1 Handlung und Aufbau ............................................................................................................... 66 5.2 Vergleich mit der Erzählung Der Einsam ................................................................................ 69 5.3 Figurenkonzeption und -konstellation ...................................................................................... 72 5.4 Raum und Zeit .......................................................................................................................... 82 5.5 Sprachliche Gestaltung ............................................................................................................. 87 5.6 Naturalistische und antinaturalistische Tendenzen im Stück ................................................... 90 5.7 Rezension .................................................................................................................................. 96 6 Fazit ................................................................................................................................... 99 7 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 101 7.1 Primärliteratur ......................................................................................................................... 101 7.2 Sekundärliteratur ..................................................................................................................... 101 7.3 Internetquellen ........................................................................................................................ 108 7.4 Zeitungsartikel ........................................................................................................................ 109 1 Einleitung Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich dem österreichischen Schriftsteller Ludwig Anzengruber, dem erst posthum im deutschen Naturalismus die für sein dichterisches Schaffen angemessene Anerkennung zuteilwurde. Dieser schrieb neben Dramen auch Romane, Novellen, Gedichte und war für unterschiedliche Zeitschriften tätig. Seinen ersten großen Erfolg hatte er 1870 mit seinem Stück Der Pfarrer von Kirchfeld (UA 1870). Zu seinen heute bekanntesten Werken zählt Das Vierte Gebot (UA 1877), das vor allem im deutschen Naturalismus wiederentdeckt wurde und seinen Durchbruch feierte, den der Künstler aber selbst nicht mehr erleben durfte. Das Drama erhielt in Deutschland um 1890 gerade deshalb solch große Anerkennung, weil es diverse Elemente aufweist, die in der damals vorherrschenden literarischen Richtung, dem Naturalismus, zu finden waren. Dennoch bereitet die epochenspezifische Zuordnung des Autors einige Probleme, denn in seinen Werken sind nicht nur naturalistische Elemente zu finden, sondern auch etliche Merkmale des Realismus, der oft nicht eindeutig vom Naturalismus getrennt werden kann, und der Heimatdichtung. Deshalb bezeichnen viele Literaturwissenschaftler Anzengruber als Realisten, einige als naturalistischen Vorläufer, manche als Naturalisten und wieder andere sprechen von einem Heimatdichter. Folglich herrscht kein Konsens darüber, welcher literarischen Richtung der Künstler tatsächlich zugerechnet werden kann. In dieser Arbeit soll überprüft werden, ob es nicht möglich ist, Anzengruber zur Epoche des Naturalismus zuzuordnen, indem gezeigt wird, was den Autor in die Nähe des Naturalismus bringt und was ihn von diesem trennt. Um einer Beantwortung der Frage, ob Anzengruber als Naturalist gelten kann, näher zu kommen, soll sein vorletztes Stück Stahl und Stein (UA 1887) genauer analysiert werden. Würde sich die Annahme, dass Anzengruber die naturalistischen Bestrebungen, die im Vierten Gebot zu finden sind, später konsequent weiterverfolgte, bestätigen, so würde es nahe liegen, ihn der Epoche des Naturalismus zuzuordnen. Zu Lebzeiten Anzengrubers konnte das Vierte Gebot in Wien keinen großartigen Erfolg verzeichnen, vor allem weil wesentliche Auszüge des Werks der vorherrschenden Zensur zum Opfer fielen und das Publikum in Wien nicht bereit für die Darstellung von etwas derart Erschütterndem war. Deshalb wäre es wenig verwunderlich, wenn sich der Künstler, der vom Erfolg seiner Stücke finanziell abhängig war, wieder vom Naturalismus entfernt hätte. In diesem Sinn soll untersucht werden, ob Stahl und Stein dem Naturalismus ähnlich nahe steht wie das Vierte Gebot. Dieses Stück wurde deshalb ausgewählt, weil es erst zehn Jahre nach der Uraufführung des Vierten Gebots auf die Bühne 7 gebracht wurde und es deshalb Aussagen darüber zulässt, ob sich Ludwig Anzengruber der naturalistischen Poetik weiter nähert oder ob er sich doch wieder von dieser entfernt. Außerdem wurde diesem Stück unter dem Gesichtspunkt des Naturalismus noch äußerst wenig Aufmerksamkeit gewidmet, weshalb eine literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung als besonders sinnvoll erscheint. Es sollen unterschiedliche Aspekte untersucht und herausgearbeitet werden, um zu zeigen, in welchen Bereichen der Künstler den naturalistischen Weg weiterging und wo er sich vielleicht von diesem abwandte bzw. wo er an andere Traditionen anknüpfte. Wer sich mit dem Schriftsteller Ludwig Anzengruber beschäftigt, wird nicht umhin kommen, danach zu fragen, ob es so etwas wie einen
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