Diplomarbeit
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View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Das Kind im Drama – Kinderrollen im deutschen Schauspiel des 18. und 19. Jahrhunderts“ Verfasserin Melanie Deutsch angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil) Wien, 2010 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater -, Film- und Medienwissenschaft Betreuerin / Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Hilde Haider Danksagung Ich danke meiner Betreuerin Prof. Hilde Haider, die mich an dieses Thema herangeführt und mich stets mit wertvollen Ratschlägen unterstützt hat. Darüber hinaus danke ich meinem Vater Wolfgang Deutsch, meiner Mutter Wilma Deutsch und ihrem Lebensgefährten Franz Rieger, die mir soviel Liebe und Geduld schenken. Zum Abschluss möchte ich meinem Freund Stefan Kohlhauser danken, der mich in schwierigen Phasen ertragen und mir immer Mut zugesprochen hat. Für meine Mutter Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 1. Kindheit und Kindheitsgeschichte 2 1.1. Was ist Kindheit? 2 1.2. Forschungsgeschichte der Geschichte der Kindheit 5 1.3. Kindheit bei Jean Jaques Rousseau 11 1.4. Kindheit und Familie 15 1.5. Kindheit und Arbeit 19 2. Drama um das Theater – Theater um das Drama 24 2.1. Entwicklung des deutschen Dramas im 18. Jahrhundert 24 2.2. Das bürgerliche Trauerspiel 31 2.3. Das bürgerliche Rührstück 35 2.4. Kindheit und Leben für das Theater – Karoline Schulze- Kummerfeld und Auguste Koberwein 38 3. Das Kind im Drama 44 3.1. Die Kinderrolle – ein Definitionsversuch 44 3.2. Das bürgerliche Trauerspiel 46 Gotthold Ephraim Lessing: Miß Sara Sampson 46 Resümee 48 3.3. Rührstück und Familiengemälde 50 Friedrich Ludwig Schröder: Der Vetter in Lissabon 50 August von Kotzebue: Menschenhaß und Reue 52 August Wilhelm Iffland: Die Hagestolzen 55 August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters 57 Karl Gutzkow: Werner 59 Charlotte Birch-Pfeiffer: Nacht und Morgen 61 Charlotte Birch-Pfeiffer: Die Waise aus Lowood 64 Resümee 68 3.4. Die Komödie 71 Christian Dietrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung 71 Ludwig Anzengruber: Ein Faustschlag 75 Ludwig Anzengruber: Heimgfunden 77 Resümee 79 3.5. Posse und Zaubermärchen 80 Ferdinand Raimund: Der Alpenkönig und der Menschenfeind 80 Ferdinand Raimund: Der Verschwender 83 Johann Nestroy: Der gefühlvolle Kerckermeister 86 Johann Nestroy: Zu ebener Erde und erster Stock 88 Johann Nestroy: Eine Wohnung ist zu vermiethen 91 Johann Nestroy: Der Unbedeutende 94 Johann Nestroy: Mein Freund 96 Resümee 98 3.6. Tragödie und Trauerspiel 101 Friedrich Ludwig Schröder: Die unglückliche Heirat 101 Friedrich Schiller: Don Karlos 103 Ludwig Tieck: Leben und Tod des kleinen Rothkäppchens 105 Zacharias Werner: Attila, König der Hunnen 109 Zacharias Werner: Die Mutter der Makkabäer 111 Franz Grillparzer: Medea 114 Franz Grillparzer: Ein treuer Diener seines Herrn 117 Heinrich Laube: Montrose, der schwarze Markgraf 119 Frank Wedekind: Frühlings Erwachen 120 Resümee 124 3.7. Stücke, die keiner Gattung zuzuordnen sind und den Kampf um die Freiheit zum Thema haben 128 Ludwig Tieck: Alla Moddin 128 Friedrich Schiller: Wilhelm Tell 132 Heinrich von Kleist: Die Herrmannsschlacht 134 Resümee 136 Zur Geschlechteraufteilung 138 Schlussbemerkung 140 Bibliographie 142 Einleitung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Kinderrollen im deutschen Drama im 18. und 19. Jahrhundert. Kinderrollen sind meist kleine Rollen und haben oberflächlich betrachtet keinen großen Einfluss auf die Handlung eines Schauspiels. Erst eine nähere Untersuchung zeigt, dass vermeintlich unbedeutende Kinderrollen durchaus tragende Rollen sein können, die dem Verlauf der Handlung die vom Dramatiker gewünschte Richtung geben. Die Arbeit ist in drei Kapitel unterteilt. Um eine Einführung in die Thematik zu bieten, ist das erste Kapitel dem Begriff „Kindheit― gewidmet. Der Suche nach einer passenden Definition für diesen Begriff folgt ein kurzer Überblick über die facettenreiche Forschungsgeschichte der Geschichte der Kindheit. Weiters wird das Verhältnis des Kindes zu Arbeit sowie seine Stellung innerhalb der Familie sowohl in sozial gehobenen als auch in ärmeren Schichten erläutert. Die theoretische Seite zum Thema Kindheit darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Daher runden Auszüge aus Jean-Jacques Rousseaus Roman Emil oder Über die Erziehung dieses Kapitel ab. Das zweite Kapitel geht auf die Entwicklung des deutschen Dramas im 18. Jahrhundert ein, besonders auf die von Gottsched und Lessing herbeigeführten Veränderungen. Die in diesem Jahrhundert entstandenen Gattungen, das bürgerliche Trauerspiel und das bürgerliche Rührstück werden gesondert erläutert. Ein Vergleich der Lebensgeschichten der Schauspielerinnen Karoline Schulze-Kummerfeld und Auguste Koberwein zeigt die unterschiedlichen Lebensbedingungen zweier Frauen aus zwei Jahrhunderten, da erstere 1745 geboren wurde und in einer Wandertruppe spielte, letztere 1819 das Licht der Welt erblickte und am Burgtheater spielte. Besonders in ihrer Rollenauswahl in der Kindheit strebten die beiden Frauen in gänzlich unterschiedliche Richtungen. Das dritte und größte Kapitel umfasst schließlich die Analysen von 30 Stücken, die alle eine oder mehrere Kinderrolle(n) enthalten. Diese Stücke entstammen unterschiedlichen Gattungen, bilden insgesamt eine ausgewogene Mischung an Rührung, Komik und Tragik. Die Analyse vieler Stücke zeigt, dass eine Kinderrolle mehr als nur kitschiger Aufputz sein kann. Auch wenn sie nicht den Textumfang einer Hauptrolle hat, auch wenn sie nicht der Titelheld ist, so kann eine Kinderrolle trotzdem eine tragende Rolle sein. 1 1. Kindheit und Kindheitsgeschichte 1.1. Was ist Kindheit? Die Kindheit ist der Lebensabschnitt, der sich einerseits durch große Abhängigkeit und andererseits durch eine besondere Form der Freiheit auszeichnet. Der Vormund des Kindes, im Regelfall die Eltern treffen in den ersten Lebensjahren sämtliche Entscheidungen für das Kind; sie bestimmen beispielsweise den Aufenthaltsort, die Schlafenszeiten, die Mahlzeiten, die Kleidung. Die Freiheit des Kindes besteht darin, dass Fehlverhalten moralischer Art leicht verziehen wird mit dem Hinweis er/sie sei ja noch ein Kind bzw. bei Missachtung eines Gesetzes ein Kind gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann aufgrund seines Kindsseins. Der Begriff Kindheit wurde in den letzten drei Jahrhunderten einem grundlegenden Wandel unterzogen. Die in der heutigen Zeit gängige „Struktur― von Kindheit, die zum einen in Kindergarten und Schule, zum anderen in Freizeit unterteilt ist, verbunden mit dem Status der Unmündigkeit, in den junge Menschen bis zum 14. Lebensjahr, also bis zum Ende ihrer Kindheit gesetzt werden, unterscheidet sich grundlegend von den Inhalten, die man im Zeitalter der Aufklärung mit Kindern verbunden hat. Kindheit in der Praxis ist so alt wie die Menschheit, Kindheit in der Theorie ist wesentlich jünger, was aber keinesfalls bedeuten soll, dass sich die Materialien zu dieser Thematik in Grenzen halten. Der Begriff Kindheit eröffnet in der Forschung ein sehr weites Feld. Um einen Ausgangspunkt fixieren zu können, werden im Folgenden verschiedene aktuelle Definitionen von dem Begriff Kindheit vorgestellt. Das Wörterbuch der Pädagogik definiert den Begriff Kindheit aus juristischer und biologischer Perspektive: „Kindheit erstreckt sich von der Geburt bis zur Vollendung des 14. Lj. (rechtlich) bzw. bis zum Beginn der Geschlechtsreife (entwicklungstheoretisch) […].“1 Der Eintritt der Geschlechtsreife vollzieht sich unabhängig vom Alter des Kindes, die rechtliche Begrenzung der Kindheit arbeitet mit statischen Werten wie weiter unten beschrieben wird. Das Lexikon Pädagogische Grundbegriffe beschreibt mehrere Definitionen für Kindheit: „Einen Abschnitt der menschlichen Entwicklung, eigentlich Kindesalter; eine Phase des 1 Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. – 15., überarb. Auflage, Kröner, Stuttgart, 2000, S.296 2 Lebenslaufes je bestimmter Individuen, die dann von ihrer persönlichen Kindheit sprechen […]; ein alltägliches oder theoretisches Konzept für die historisch veränderliche Seinsweise des Menschen im Kindesalter.“2 Das Ende der Kindheit wird in diesem Nachschlagewerk ebenfalls mit dem vollendeten 14. Lebensjahr angegeben, außerdem wird der gesamte Lebensabschnitt Kindheit in Monate bzw. Jahre eingeteilt und benannt: „Das heutige Alltagsverständnis unterscheidet häufig zwischen dem Neugeborenen (Geburt bis zum 10. Lebenstag), dem Säugling (11. Lebenstag bis 12. Lebensmonat), dem Kleinkind (2.-5. Lebensjahr) und dem Schulkind (6.-14. Lebensjahr).“3 Ein weiteres Lexikon, welches den Titel Wörterbuch Pädagogik trägt verzichtet auf eine Definition des Begriffes Kindheit und beschreibt stattdessen den Begriff Kind: „Der Mensch in seiner Entwicklung zwischen Geburt und Pubertät.“4 Zusammenfassend wurde festgestellt, dass der Begriff Kindheit eine juristische und biologische Tatsache darstellt. Die zitierten Nachschlagewerke sind in den letzten zwanzig Jahren verfasst bzw. in dieser Zeit überarbeitet worden, der zu erforschende Bereich liegt jedoch im 18. und 19. Jahrhundert. Um sich diesem Zeitraum anzunähern, folgt nun ein Auszug aus Meyer`s Großes Konversationslexikon welches 1905 erschienen ist. Der Eintrag erfolgte unter dem Stichwort „Kind―: „Der Mensch von seiner Geburt bis zu seiner geschlechtlichen Entwicklung (s. Pubertät), die aber bei dem einen Individuum früher als bei dem anderen eintritt.“5 Der Autor setzt „das eigentliche Kindesalter“ in die Zeit vom „1.-7. Lebensjahr, wo der Zahnwechsel