Das Ärgernis Der Deutschen Rundfunkordnung
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A Service of Leibniz-Informationszentrum econstor Wirtschaft Leibniz Information Centre Make Your Publications Visible. zbw for Economics Stiftung Marktwirtschaft (Ed.) Research Report Das Ärgernis der deutschen Rundfunkordnung Argumente zur Wirtschaftspolitik, No. 34 Provided in Cooperation with: Stiftung Marktwirtschaft / The Market Economy Foundation, Berlin Suggested Citation: Stiftung Marktwirtschaft (Ed.) (1991) : Das Ärgernis der deutschen Rundfunkordnung, Argumente zur Wirtschaftspolitik, No. 34, Frankfurter Institut für Wirtschaftspolitische Forschung, Bad Homburg This Version is available at: http://hdl.handle.net/10419/99853 Standard-Nutzungsbedingungen: Terms of use: Die Dokumente auf EconStor dürfen zu eigenen wissenschaftlichen Documents in EconStor may be saved and copied for your Zwecken und zum Privatgebrauch gespeichert und kopiert werden. personal and scholarly purposes. 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Nicht zeichnen kann. Augenfälliges Bei- ren Umstrukturierung von Wirt- zentrale Planbehörden befinden spiel ist gerade das Rundfunkwe- schaft und Gesellschaft in den darüber, was hergestellt und ange- sen (Hörfunk und Fernsehen). Es neuen Bundesländern wird dort boten werden soll. Die Bürger ent- wird immer noch dominiert von derzeit ein Feld bestellt, das wegen scheiden selbst, was sie haben den öffentlich-rechtlichen Rund- seiner weitreichenden Aus- und möchten und wem sie es zu wel- funkanstalten, zusammengeschlos- Rückwirkungen größte Aufmerk- chem Preis abnehmen wollen. Eine sen in der Arbeitsgemeinschaft der samkeit verdient. Es geht - nach solche Ordnung ermöglicht nicht Rundfunkanstalten Deutschlands vierzigjährigem Staatsfunk und nur ein hohes Maß an Entschei- (ARD). Hinzu tritt im Fernsehbe- Staatsfernsehen - um den Aufbau dungsfreiheit, Eigenverantwor- reich das Zweite Deutsche Fernse- einer zukunftweisenden Rund- tung und, in der Folge, an Wohl- hen (ZDF). Diesen Anstalten ge- funk- und Fernsehordnung. Wie stand. Auch ihr weiterer Wertege- genüber kann der einzelne Bürger die Länder darangehen, derInfor- halt ist durch den Zusammenbruch nicht, wie sonst üblich, mit seiner mations-, Meinungs- und auch des sozialistischen Systems im Zahlungsbereitschaft darüber ent- Unterhaltungsfreiheit ihrer Bürger mittleren und östlichen Europa für scheiden, was er vorgesetzt haben die von der Verfassung vorge- alle sichtbar geworden. möchte. Er hat keinen Einfluß schriebene Geltung zu verschaf- darauf und wird von den Anstalten fen, das wird nicht nur von ARD, Freilich ist diese Ordnung auch in dennoch zur Kasse gezwungen. ZDF und den Privatsendern mit der alten Bundesrepublik keines- Entziehen könnte er sich der öf- gespannter Aufmerksamkeit ver- wegs durchgehend verwirklicht. fentlich-rechtlichen Zwangsge- folgt. Es geht vielmehr alle Zeitge- Auch hier gibt es Bereiche, die bühr - die bis heute, inzwischen nossen an. Denn diese Arbeiten man in vereinfachender Gegen- verfassungsrechtlich bedenklich, werfen in kristallener Deutlichkeit überstellung als planwirtschaft- lediglich an der Empfangswög- eine Frage auf, der künftig nicht lich-sozialistische Enklaven be- lichkeit festmacht - nur dadurch, mehr ausgewichen werden kann: Steht die Rundfunkordnung auf dem Territorium der bisherigen Entwicklung der Kabelanschlüsse seit 1982 Bundesrepublik überhaupt noch in 1 Einklang mit unserer auf den wei- Q Versorgungsgrad ) terentwickelten Bürgerfreiheiten • Anschlußdichte2) aufbauenden Gesellschaftsord- 47 nung, mit den technischen Ent- 45 wicklungen auf dem Mediensektor und mit den darauf fußenden 35 36 geänderten Einstellungen, Verhal- 34 33 34 34 tensweisen und Wünschen der Menschen? 26 Rundfunkordnung als Fremd- körper der Gesellschaftsordnung 18 Die Entscheidungs- und Verant- 11 wortungsstrukturen unserer Ge- sellschaft sind, in der Ausschnitt- vergrößerung, gekennzeichnet von den Prinzipien des Marktes, des 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 19903) Wettbewerbs und der größtmögli- chen Zurückhaltung des Staates 1) Versorgungsgrad=anschließbare Wohnungen/Gesamtzahl der Wohnungen (in %) zumindest überall da, wo es um die 2) An8chlußdichte=angeschlossene Wohnungen/anschließbare Wohnungen (in %) Produktion und Verteilung von 3) Stand: 31. Märe 1990 Quelle: Telekom Deutsche Bundespost Gütern und Dienstleistungen Argumente Nr 34/März 1991 zur Wirtschaftspolitik Seite 2 ihr Kostenaufwand gewaltig. Per- ...staatsfern, aber parteinah Nach dem jüngsten Bericht des sonelle Überbesetzung und hohe Hessischen Rechnungshofes ist Gehälter sind kennzeichnend. Es Das Fehlen jeder wirksamen Kon- das Finanzgebaren des Hessi- ist "Ehrensache11, daß ein Inten- trolle der Anstalten durch das täg- schen Rundfunks (HR) in höch- dant mehr verdient als der Mini- liche Verbraucherplebiszit am stem Maße kritikwürdig. So sterpräsident des Landes, in dem Markt soll durch "gesellschaftlich monierten die Prüfer insbeson- die Anstalt ihren Sitz hat. Allein legitimierte11 Aufsichtsgremien dere den steigenden Personal- das ZDF zahlt mehr Gehälter in kompensiert werden. Doch gerade aufwand des HR. Sie stellten der Generalskategorie als die ge- da wird die deutsche Rundfunk- fest, daß im Vergleich zu den samte Bundeswehr an Generälen ordnung zur Karikatur: Im wirt- Beschäftigten des öffentlichen aufzuweisen hat. schaftlich-organisatorischen Be- Dienstes im Lande Hessen der reich sind diese Aufsichtsorgane HR einen überproportionalen Das braucht nicht zu verwundern: dem Insider-Wissen der Anstalten Anteil hoher Vergütungsgrup- Wenn sich die Kosten durch Anhe- für gewöhnlich hoffnungslos un- pen ausweise. Nach Darstellung bung der Gebühren im Ergebnis terlegen. Die ehrenamtlich tätigen des Rechnungshofes gewährte schlicht auf den Verbraucher wei- Feierabend-Kontrolleure haben in der Sender 1988 123 seiner 1.904 terschieben lassen, entwickeln sich der Regel gar nicht genügend De- Bediensteten (6,5 % der Be- solche Einrichtungen schnell zu tailkenntnisse, um mit den mächti- schäftigten) eine Vergütung Selbstbedienungsläden. Von be- gen Bürokratie-Apparaten mithal- entsprechend der Besoldungs- sonderem Ideenreichtum, von ten, geschweige denn sie wirksam gruppe B 4 und höher. Das Land künstlerischer Phantasie, von kontrollieren und in die Schranken Hessen verfügt demgegenüber Wagnis und Innovation hingegen weisen zu können. Und im Inhalt- im selben Zeitraum lediglich ist in dieser Szenerie nur wenig zu lichen, im Programmbereich, hat über 106 Planstellen der Besol- beobachten. Mehr als 40% der von sich die verfassungsrechtlich vor- dungsgruppe B 4 und höher den öffentlich-rechtlichen Anstal- geschriebene Staatsferne des (ohne Richterplanstellen) bei ten ausgestrahlten Fernsehsendun- Rundfunks in der Alltagsrealität über 140.000 Bediensteten (0,08 gen stammen denn auch aus ame- schon lange in eine große Parteien- %). Eine scharfe Mißbilligung rikanischer Produktion oder sind nähe verwandelt. Auffälligstes des Rechnungshofes fand auch amerikanischen Vorbildern direkt Merkmal sind die "Freundeskrei- der Umstand, daß der HR die nachgestaltet. Dazu genügen im se" in den Aufsichtsgremien. In Einführung eines 14. Monatsge- wesentlichen Einkäufe auf dem ihnen kommen Mitglieder und haltes für seine tariflichen An- internationalen Programm-Markt. Sympathisanten der einflußreichen gestellten zum Anlaß nahm, auch die Gehälter seiner "ohne- hin hoch angesiedelten" Direk- Netto-Umsätze des 'Werbefernsehens 1985 - 1989 !) toren auf nunmehr 14 Monats- gehälter zu erhöhen. Damit liegt ohne Produktionskosten (in Mio. DM) die Vergütung dieser Direktoren noch über der höchsten Besol- 1985 1986 1987 1988 1989 dungsgruppe (B 10) des öffent- lichen Dienstes im Lande Hes- ARD Gesamt 860,0 884,3 914,4 943,6 935,4 sen. ZDF 579,8 576,0 617,8 632,4 679,1 daß er auf jeglichen Programm- RTL plus 15,3 24,6 47,7 124,6 294,4 empfang verzichtet. SAT 1 5,9 10,9 37,9 115,5 307,4 Öffentlich-rechtliche Anstalten: Verschwenderisch... TELE 5 18,0 26,0 Wie für öffentliche Unternehmen PRO 7 14,5 immer dann typisch, wenn sie nicht voll dem Wettbewerb ausge- Gesamt 1461,0 1495,8 1617,8 1834,1 2256,8 setzt sind, zeichnen sich die An- stalten durch hohe Ineffizienz aus. 1) vor Skonti, nach Absug von Rabatten und Mittlergebühren Quellen: ARD-Werbung, ZDF-Werbefernsehen, RTL plus, SAT 1, TELE 5, PRO 7 An den Ergebnissen gemessen ist Argumente Nr 34/März 1991 zur Wirtschaftspolitik Seite 3 Parteien regelmäßig vor den Sit- das Leistungsangebot nicht unmit- Behinderungen Teil einer gezielten zungen zusammen, um die eigent- telbar beeinflussen. Sie sind im Politik sind. Für Nordrhein-West- lichen Weichenstellungen mög- wesentlichen als Konsumenten von falen, Bremen