Freiflächen Des Südlichen Hansaviertels in Berlin (Ehemaliges Ausstellungsgebiet Der INTERBAU 57)
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Masterthesis im Studiengang Landnutzungsplanung des Fachbereichs Landschaftswissenschaften und Geomatik an der Hochschule Neubrandenburg vorgelegt am: 12.07.2019 Freiflächen des südlichen Hansaviertels in Berlin (ehemaliges Ausstellungsgebiet der INTERBAU 57) von Jascha Fabian Hotzan Betreut durch: Prof. Dr.-Ing. Helmut Lührs, Dipl.-Ing. Jeanette Höfner und Dipl.-Ing. Bernd Machatzi urn:nbn:de:gbv:519-thesis2019-0022-3 Inhalt Vorwort 1 I Einleitung 1 I.I Zusammenfassung der Ergebnisse 1 I.II Thesen 4 I.III Methoden 4 II Wohnen im Grünen 7 III Städtebauliches Konzept 14 III.I Vorrede 15 III.II Gebäudetypen 18 Beschreibung der Wohngebäude 20 III.III (Des)Orientierung 25 III.IV Stellung der Baukörper 25 III.V Erschließung, Straßen und Wege 27 IV Architektur und Freiflächen 30 IV.I Vorrede 30 IV.II Geschosswohnungsbau 32 Typ drei- bis viergeschossige Zeile 33 Typ Hoch“haus“ 36 IV.III Einfamilien“häuser“ bzw. Bungalows 39 IV.IV Zwischenfazit 43 V Geschichte in (Ge)schichten 46 V.I Schöneberger Wiesen 46 V.II Gründerzeitliches Hansaviertel 48 V.III Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg 53 V.IV Wiederaufbau in Ostberlin 54 V.V Städtebaulicher Wettbewerb in Westberlin 56 V.VI Die beteiligten Architekten und Grünplaner 60 Deutscher Werkbund 61 Vernetzungen 62 V.VII Disziplingeschichtliche Einordnung 63 V.VIII Das ökonomische Konzept 65 Vermarktung durch Trug in Wort und Bild 65 Bodenneuordnung 67 "Sozialer" Wohnungsbau? 68 VI Die Zeit vergeht 73 VI.I Sanierung 74 VI.II Zurück in die Zukunft 78 VI.III Was die Zeit hervor und zum Verschwinden bringt 79 VI.IV Denkmalpflege 98 VI.V Was tun 99 VI.VI Die Restauration der Verhältnisse 134 Inhalt VII Vegetations-Tabelle 141 VII.I Tabellenbeschreibung 143 VII.II Soziologische Übersicht der Tabelle 143 VII.III Beschreibung der Gesellschaften 144 VIII Ein planendes Resümee 150 Eidesstattliche Erklärung 152 Quellen 153 Filmografien 155 Internet-Quellen 156 Quellen der Abbildungen 157 Quellen der Pläne 160 Vorwort Die Meinungen bezüglich der anhaltenden Gültigkeit der Ideale der modernen Architektur sind gegensätzlich. Beispielsweise äußert sich der Architekt Thomas Michael Krüger in dem Dokumentarfilm „Leben in der Stadt von Morgen“ von Marian Engel folgendermaßen: „Ich denke, dass die Ideale der modernen Architektur die eben im Hansaviertel spürbar sind und die eben von zentralen Figuren wie Le Corbusier oder Walter Gropius oder Mies van der Rohe transportiert wurden, dass die die heute immer noch zum großen Teil gültig sind und keine Fehlentwicklung sind und dass man auch nicht sagen kann, dass das Konzept dieser großen Gartenstadt gescheitert ist.“ (Engel, M. 2007: min. 1:32:02 – 1:32:06) In einem Text von dem Bürgerverein Hansaviertel e.V. ist hingegen zu lesen: „Die Stadtplaner glaubten seinerzeit, mit ihren Konzepten einen sicheren Weg zur >>Stadt von Morgen<< zu zeigen. Diese Überzeugung gilt inzwischen als überholt.“ (Bürgerverein Hansaviertel e.V. 2011: S. 12) Im Unterschied zu dem Städtebaulichen Wettbewerb und dem Denkmalpflegekonzept ist diese Arbeit frei von dem Zwang einen Auftrag erfüllen zu müssen entstanden und unabhängig erarbeitet worden. „Das Versteck hinter der dritten Person des Auftrags, den imaginären Spekulanten (s. Notizbuch 48, AutorInnen 1997), macht den Experten aus, der nicht bedenkt, was richtig wäre, sondern was gefällt.“ (Hülbusch, K.H. 2013: S. 12) In diesem Sinne ist es nicht Sinn dieser Arbeit zu gefallen, sondern einen unverblümten Blick auf die Dinge zu vermitteln, das Leben und die Arbeit der Bewohner ernst zu nehmen und das gescheiterte Experiment als solches kenntlich zu machen. I Einführung I.I Zusammenfassung der Ergebnisse Das „Experiment Stadt von Morgen“ ist in vielerlei Hinsicht ein gescheitertes „Experiment“. Das Konzept des im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 entstandenen südlichen Hansaviertels hat sich weder sozial noch ökonomisch bewährt. Die Freiräume sind institutionell beschlagnahmt. Bereits die Organisation der Wohngebäude bietet kaum Möglichkeiten zur Aneignung von Freiräumen. Die Grünflächengestaltung, die genau wie die Architektur aus Großmannssucht hervorging, trägt ihren Teil zur Beschlagnahmung von Freiräumen bei. Steuerte das „Experiment“ bereits während seiner Aufbauphase bzw. Entstehungszeit seiner wirtschaftlichen Pleite entgegen, so ist es nun als Denkmal zu einer kostenintensiven 1 Dauerbaustelle geworden. Die damaligen Verheißungen blieben indes unerfüllt, dennoch wird das südliche Hansaviertel in der Literatur bis heute meistens verherrlicht und viel zu selten und spärlich wird sich kritisch mit ihm auseinandergesetzt. Die Entwicklung des Quartiers seit der Interbau 57 zeigt, dass die frühe Skepsis gegenüber den damaligen Verheißungen berechtigt war, die frühe Kritik angebracht und dass den späteren rezeptionellen Verherrlichungen bezüglich des Ausgangs des Experiments mit Skepsis zu begegnen ist. Es stellt sich die Frage, ob das südliche Hansaviertel entweder nett gedacht aber schlecht gemacht wurde, oder ob es schlecht gemacht und nett geredet wurde. Die ideologische und politisch orientierte Stadtentwicklungspolitik, die der Internationalen Bauausstellung 1957 nicht nur bezüglich der Freiflächen zugrunde lag, stand in keinem Bezug zu den Menschen, die das Quartier letztendlich bewohnen würden. Die Diskrepanz zwischen dem Planungsanspruch und der realen Entwicklung machen das deutlich. In den Wohngebäuden des südlichen Hansaviertels findet das gemeinschaftliche Wohnen, so wie die Planer sich es vorstellten, nicht statt. Die Menschen wurden auf geringer Grundfläche zusammengepfercht und in x Geschossen gestapelt, so sind sie zwar auf engem Raum konzentriert, leben aber eher separiert. Weil im Sinne der Funktionstrennung die Arbeit in Wohngebieten keine Rolle spielen sollte, wurden die Wirtschaftsflächen sowohl in den Wohnungen als auch in den Freiflächen vermeintlich zu Gunsten des Wohnraumes reduziert. Da das Innen und das Außen in keiner direkten sozioökonomischen Beziehung mehr zueinanderstehen, blieb das Prinzip von Vorderseite und Rückseite des Hauses unangewendet und so weisen nur die wenigsten Gebäude Ausgänge speziell zur praktischen Erschließung der Freiflächen auf und laden damit auch zur Aneignung durch die Bewohner ein. Die Bewohner versuchen die alltäglich anfallenden häuslichen Arbeiten innerhalb ihrer eigenen Wohnung zu verrichten, obwohl diese nicht dafür ausgerichtet sind. Die Verheißung war zwar die Grenze zwischen Innen und Außen zu überkommen, jedoch wurde stattdessen effektiv die Grenze verhärtet. Dem Planungsanspruch für die Freiflächen des südlichen Hansaviertels, nämlich als erweiterter Wohnraum ins Freie zu fungieren, ist die Enttäuschung immer schon immanent gewesen, denn durch Grünplanung künstlerisch gestalteten „Außenwohnraum“ können die Bewohner nicht gebrauchen. So ist es nicht verwunderlich, dass die parkähnlich und zur Erholung gestalteten Freiflächen des südlichen Hansaviertes mit weiten ehemaligen Scherrasen von den Bewohnern nicht als erweiterter „Außenwohnraum“ angenommen werden, sozial entleert sind und durch die benötigte Pflege lediglich einen Kostenfaktor darstellen. Die Enttäuschung war 2 vorhersehbar und unnötig. Nötig wäre ein Konzept für gebrauchbare Freiräume gewesen, eine `soziale Freiraumplanung, die die Verfügung der Bewohner über das Außenhaus verfolgt und sicherstellt´ (vgl. Böse, H. 1981: S. 126), `sich also auch unweigerlich in die Architektur hätte einmischen müssen´ (vgl. Hülbusch, K.H. 2013: S. 12). „Die Handhabbarmachung von Freiräumen beginnt mit dem Außenhaus, also dem Komplementär zum Innenhaus (Hülbusch, I.M.) als städtischer Weiterentwicklung von >>Haus und Hof<<.“ (Böse, H. 1981: S. 131) Eine Architektur und Stadtplanung, die sich zum Ziel gesetzt hat die neue Demokratie auch baulich zu verkörpern, führte effektiv zur Refeudalisierung, denn die Bewohner haben keine Entscheidungsfreiheit bzw. Verfügungsgewalt über ihre Flächen. Ein Bewohner eines Bungalows sagte: „Hier hat man die Nachteile eines Eigentümers kombiniert mit den Nachteilen eines Mieters. Man hat alle Posten an der Backe, darf aber nichts frei entscheiden.“ (Bewohner eines Bungalows 2019: mündlich) Entweder das Konzept des sanitären Grüns in Form von „Außenwohnraum“ ist nicht aufgegangen oder der Leitgedanke des Außenwohnraumes wurde nur als Vorwand geheuchelt um das Konzept der Enteignung umzusetzen, welches in der Tat aufgegangen wäre. Die Untauglichkeit des ursprünglichen Konzeptes wird jedenfalls nicht akzeptiert, sondern ignoriert. Das Konzept wurde nicht angepasst, sondern verherrlicht und das Quartier unter Denkmalschutz gestellt, um das ursprüngliche Konzept zu konservieren, sodass sich die Bewohner anpassen müssen. Das Denkmalpflegekonzept sieht u.a. vor die aufgewachsenen oder spontan gewachsenen sichtschutzbildenden Gehölze an den Grenzen privater Grundstücke, die von den Bewohnern/Eigentümern gepflanzt bzw. genutzt wurden um sich etwas Privatheit auf den für Jedermann veröffentlichten Flächen zu verschaffen, zurückzunehmen um die Weiträumigkeit sowie die Sichtbeziehungen wiederherzustellen. Absurderweise wird dieses Vorhaben bzw. Vorgehen mit einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität der Freiflächen begründet. Trotz des Denkmalpflegekonzepts für das ehemalige Ausstellungsgebiet ist es aber weder gelungen die Freiflächen in öffentlichem Eigentum, noch die Freiflächen in privatem Eigentum Denkmalpflegekonzeptgerecht instand zu setzen. So ist nicht nur das ursprüngliche Gestaltungskonzept für das südliche Hansaviertel untauglich, sondern auch das Denkmalpflegekonzept für