Städte wie , Vaison-la-Romaine, Nyons, Sault und Gordes, dokumentieren die Geschichte und Kultur dieses Teils der Provence. Provence. der Teils dieses Kultur und Geschichte die dokumentieren Lavendel, Oliven, Nougat, Wein und Trüffel, all die Spezialitäten pittoreske Dörfer wie Brantes, Séguret, und Gigondas und Crestet Séguret, Brantes, wie Dörfer pittoreske vielfarbig zugleich. Vom Grau des Mergels in den Die Provence rund um den ist vielseitig und bis hin zu den Ockersteinbrüchen in Roussillon sind alle sind Produkte dieser einzigartigen Landschaft. Farbschattierungen vertreten. vertreten. Farbschattierungen ISBN 978-3-86143-193-0

Die Provence rund um den Mont Ventoux rund umdenMontrund Ventoux Die Provence Wolfgang Hillen|Corinne Bart |Friedrich Gier Romanistischer Verlag

Die Provence rund um den Mont Ventoux

Für Ingrid, die sehr, sehr gerne an diesem gemeinsam geplanten Buch mitgearbeitet hätte Die Provence rund um den Mont Ventoux

Text: Wolfgang Hillen Corinne Bart

Fotos: Friedrich Gier

Romanistischer Verlag

2 3 Inhalt

Vorwort Corinne Bart Seite 5 Eine vieltausendjährige Geschichte Wolfgang Hillen Seite 6 Die Sprache der Provence Wolfgang Hillen Seite 20 Literaten auf und um den Mont Ventoux Wolfgang Hillen Seite 24 Landschaftsmosaik um den Mont Ventoux Corinne Bart Seite 34 Die Seele der Hochprovence Corinne Bart Seite 50 Der schwarze Diamant Vorwort Corinne Bart Seite 56 Durch seine längliche Form, seine Größe, sein Aus- liches Panorama in alle Richtungen. Nach Norden Das flüssige Gold der Provence sehen, durch den Wind, der ihn über 200 Tage im blickt man über die Baronnies hinweg bis zu den Corinne Bart Jahr peitscht und wegen seiner weißlichen Spitze, Alpen, nach Süden über die ganze Provence bis hin Seite 64 mal kahl, mal vom Schnee bedeckt, besitzt der Mont zum Mittelmeer. Dieses Spektakel ist sogar nachts Weinanbau mit Tradition Ventoux sehr viele Beinamen: „Ventoux, Spiegel ein Erlebnis. Wolfgang Hillen der Adler“ (René Char), „der Riese der Provence“, Seite 70 „der kahle Berg“, „der kleine Kilimandscharo“, „der Zu Füßen des Mont Ventoux erstreckt sich ein wahr- Olymp des Midi“, „das provenzalische Belvédère“, haftiges Landschaftsmosaik: Die schroffen Felsen Der Mont Ventoux und die Leiden der Radfahrer „der Windige“, um nur einige zu nennen. Dichter wie von Montmirail im Südwesten, das vom Gemüse- Wolfgang Hillen Petrarca und Schriftsteller wie Frédéric Mistral hat und Obstanbau geprägte grüne Tal von Carpentras Seite 76 er inspiriert, Wissenschaftler wie Jean-Henri Fabre, und das mit seinen roten Felsen besonders markan- Ein Paradies für Wanderfreunde der den mythischen Berg sechzig Mal bestiegen te Luberon-Gebirge im Süden, die wilden Schluch- Wolfgang Hillen hat, Sportler aller Couleurs und sogar den Piloten ten der Nesque und das mit leuchtenden lila Laven- Seite 79 Gustave Daladier, der 1920 mit seinem Flugzeug delfeldern übersäte Plateau de im Osten am Col des Tempêtes (1.841 m) gelandet ist, alle und schließlich die noch nicht so bekannten, aber hat der Mont Ventoux fasziniert. schönen Baronnies im Norden. Mit den Spezialitä- Foto vorhergehende Doppelseite: ten, den touristischen Routen und Wanderwegen, Der Mont Ventoux von Crestet aus gesehen Zwei Gesichter hat der Mont Ventoux: während sei- den geschmackvoll restaurierten Dörfern, die auf Foto links: Enge Gassen in der Altstadt von Crestet Foto rechte Seite: ne Südhänge sanft abfallen, sich mediterran geben, eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, mit all In Pernes-les-Fontaines, der Stadt der 40 Brunnen, gestalten sich seine Nordhänge als steil und abwei- dem laden der Mont Ventoux und die ihn umgeben- gehört die Fontaine du Gigot (1757) zu den schönsten. send. Vom Gipfel aus genießt man ein unvergess- den Landschaften zum Verweilen ein.

4 5 ramik und Schmuck) - sind zum größten Teil im fundene Inschriften genannt, Huldigungen an Vintur, Eine vieltausendjährige Musée Calvet in zu bewundern. galloromanischer Name des zur Gottheit erhobenen Berges. Ein bleibendes antikes Erbe Ein archäologisches Kleinod bilden die Ausgrabun- Geschichte gen in Vaison-la-Romaine, das auch als französi- Die älteste historisch greifbare Bevölkerung unse- sches Pompeji bezeichnet wird. res Gebiets bilden gallische (keltische) Volksgrup- Das am Nordrand der Stadt gelegene „Quartier pen, der relativ bedeutende Stamm der Vocontier de Puymin“ beherbergt u.a. das Patrizierhaus der im Norden sowie die kleineren Stämme der Memi- Messii (Maison des Messii), den Säulenhof des ner und der Albicer im Süden bzw. Osten. Nach der Pompeius (Portique de Pompée), das Nymphäum Eroberung durch die Legionen Roms in den Jahren (Nymphenheiligtum mit einem Wasserbecken) und Eine reiche Prähistorie gänglich, sondern normalerweise auch nicht zu 125 bis 122 v. Chr. wird das Gebiet um den Mont das Theater. besichtigen ist. Ernsthaft Interessierte können un- Ventoux Teil der römischen „Provincia Gallia Narbo- Im innerstädtischen „Quartier de la Villasse“ sind Von der intensiven Besiedlung des Mont Ventoux- ter Umständen über die „Mairie“ von eine nensis“ (so benannt nach ihrer späteren Hauptstadt die Mauern einiger weitläufiger und luxuriöser Villen Gebiets in prähistorischer Zeit zeugt eine Fülle Ausnahmegenehmigung erhalten. Narbo, dem heutigen Narbonne), und die Bevölke- wie die „Maison au Buste d’argent“ (Haus der Silber- archäologischer Fundorte bzw. einzelner Funde. rung öffnet sich bereitwillig der überlegenen römi- büste) und die „Maison du Dauphin“ (Haus des Del- Die ältesten der bisher entdeckten menschlichen Ähnliches gilt für die ebenfalls in der Nähe von Mo- schen Kultur und Zivilisation. Die bedeutendsten phins), Ladenlokale und Thermen zu bewundern. Überreste stammen aus dem mittleren Paläolithi- nieux gelegene „Grotte du Castellaras“; die dortigen Städte in der Region sind Vasio, das heutige Vaison- kum (Altsteinzeit). Es handelt sich um einen Unter- Funde - u.a. eine Fülle von Klingen aus Stein sowie la-Romaine, und Carpentorate (Carpentras). Die aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stam- kieferknochen, dessen Alter auf ca. 200.000 Jahre Fragmente von Bechern, Töpfen und Vasen - stam- mende Brücke (Pont romain) über den Fluss Ouvèze beziffert wird. Er wurde neben einer großen Anzahl men aus dem späten Neolithikum (Jungsteinzeit) so- Unter den zahlreichen Relikten der Epoche seien trotzte sowohl den Kriegswirren (u.a. im September von Steinwerkzeugen und Tierknochen in der im Tal wie der Bronzezeit. drei in Mirabel-aux-Baronnies (Departement Drô- 1944 einer missglückten Sprengung durch deutsche des Flusses Nesque gelegenen Grotte „Le Bau de Zumindest einen lebhaften optischen Eindruck von me) bzw. Apt und (Departement Vaucluse) ge- Truppen) als auch den zahlreichen Überschwem- l’Aubesier“ in der Nähe des Dorfes Monieux gefun- den außerordentlich zahlreichen Grotten der Region den, wo seit 1987 von einem Team der Universität vermittelt eine Fahrt von Sault aus über die D 942 Montreal gegraben wird. ins Tal der Nesque.

Um Enttäuschungen zu vermeiden, sei darauf hin- Ebenfalls auf die späte Jungsteinzeit geht die in der gewiesen, dass die Grotte nicht nur schwer zu- Nähe des Dorfes Mollans-sur-Ouvèze entdeckte „Hypogée du Perpétairi“ zurück. Es handelt sich um ein in den Felsen gegrabenes ca. 7,50 m breites und 6,50 m tiefes Massengrab, das erste, bereits im 18. Jahrhundert entdeckte be- kannte Beispiel einer zwischen ca. 3000 und 1700 v. Chr. praktizierten Gräberkultur. Auch dieses Monument kann leider nicht besichtigt werden; die außerordentlich reichen und zum Teil spektakulären Funde – die bedeutendsten jemals aus einem südfranzösischen Grab geborgenen (Werkzeuge und Waffen aus Stein und Bronze, Ke-

Foto links: Fast unzugängliche Höhlen in den steilen Felswänden der Gorges de la Nesque Foto rechts: Das „Quartier de la Villasse“ in Vaison-la-Romaine

6 7 fikat Klemens V. (1305-1314) wurde das Band zwi- Bevölkerung für die Entstehung der Seuche verant- schen Papsttum und Comtat Venaissin noch enger wortlich; auch in der Gemeinde Malaucène fielen, geknüpft. 1348 erwarb Klemens Vl. durch Kauf wie die Gerichtsakten dokumentieren, mehrere Ju- die Stadt Avignon, die damit ebenfalls päpstliche den der Volkswut zum Opfer. Als Folge dieser Ex- Enklave wurde. Die Verwaltung der beiden kirch- zesse konzentrierte man die Ansiedlung der Juden lichen Territorien erfolgte jedoch separat. Für die primär auf einige wenige größere Städte - innerhalb Grafschaft Venaissin lag sie in den Händen eines unseres Gebiets vor allem auf Carpentras. Dort be- „Recteur“ genannten päpstlichen Geistlichen mit wohnten sie ein Ghetto, dessen Tore täglich bei Sitz in Carpentras. Beide kirchliche Staaten besa- Sonnenuntergang geschlossen wurden. ßen das Recht, eigene Münzen zu prägen. Während ihrer sogenannten „Babylonischen Gefan- Die Autonomie des Gebiets kam auch den Juden zu- genschaft“ in Avignon (1309-1377) residierten die gute. Als König Philipp der Schöne im Jahre 1306 Päpste häufig nicht im dortigen Papstpalast, son- ihre Vertreibung aus Frankreich anordnete, flohen dern in Carpentras oder in der am Ausgang von Ma- zahlreiche jüdische Familien ins Comtat Venaissin. laucène am Fuß des Mont Ventoux gelegenen Abtei Insbesondere in Malaucène und der Hauptstadt Notre-Dame-du-Groseau, wo Klemens V. beispiels- Carpentras bildeten sich bedeutende jüdische Ge- weise in den Jahren 1309 bis 1313 jeweils mehrere meinden. In Carpentras entstand im 14. Jahrhun- Monate verbrachte. dert die älteste Synagoge auf dem Boden des heu- tigen Frankreichs. Die Rückkehr der Päpste nach Rom änderte nichts am grundsätzlichen Status des Gebiets. Bis zum Jah- Unglücklicherweise war auch die päpstliche Tole- re 1791 blieb es eine nicht mit dem Königreich Frank- ranz nicht von Dauer; mehrfach wurden die Juden reich verbundene unabhängige päpstliche Enklave. zwischenzeitlich aus der Grafschaft vertrieben und Opfer von Gewaltexzessen, namentlich während Den künstlerischen und kulturellen Reichtum der der verheerenden Pestepidemie des Jahres 1348. Grafschaft spiegeln die Museen der Hauptstadt mungen. Lediglich die Brüstung musste im Gefolge schen Revolution eine von Frankreich unabhängige Wie fast überall in Europa machte man die jüdische Carpentras wider, das Musée Sobirats sowie das des Jahrhunderthochwassers von 1992, das 35 Men- päpstliche Enklave mit eigener Verwaltung und ei- Musée Comtadin Duplessis, dem auch das früher schenleben forderte, grundlegend erneuert werden. nem privilegierten Status (Befreiung der Bevölke- selbständige Musée lapidaire et archéologie ange- rung von Steuerzahlung und Militärdienst). gliedert ist. Mit den Museen verbunden ist die 1745 Eine päpstliche Enklave im Mittelalter gegründete Stadtbibliothek, die über einen außer- Nicht zum Comtat zählte die nördlich vom Mont Ven- ordentlich reichen Bestand an mittelalterlichen Nach dem Untergang des römischen Reiches blie- toux gelegene Landschaft der Baronnies, die Anfang Handschriften und alten Druckwerken verfügt. ben die territorialen und administrativen Strukturen des 14. Jahrhunderts der Dauphiné angegliedert zunächst weitestgehend erhalten. Vaison-la-Ro- wurde. Ebenfalls außen vor blieb die Baronnie Sault Die romanischen Kirchen maine im Norden und Carpentras im Süden unseres unmittelbar südöstlich des Ventoux, die zunächst Gebiets, seit der Spätantike zudem Bischofssitze, der Grafschaft Forcalquier unterstand und 1561 ih- Zum kulturellen Erbe des Mittelalters rund um den behielten ihre führende Stellung. rerseits den Status einer Grafschaft erlangte. Mont Ventoux zählen insbesondere die zahlreichen Seit dem 12. Jahrhundert gehört der weitaus größ- romanischen Kirchen und Abteien der Region, von de- te Teil der Region um das Mont Ventoux-Massiv Durch die Verlegung der päpstlichen Residenz von nen einige exemplarisch vorgestellt werden sollen. zur Grafschaft Venaissin (Comtat Venaissin), de- Rom nach Avignon im Jahre 1309 unter dem Ponti- ren Name wohl auf ihre ursprüngliche Hauptstadt Von der bereits erwähnten, Ende des 7. Jahrhun- Foto oben: zurückgeht, die später durch Carpentras Das von Bischof Malachie d‘Inguimbert im derts gegründeten Benediktinerabtei Notre-Dame- ersetzt wurde. 18. Jahrhundert gegründete historische Krankenhaus 1271 gelangte das Gebiet durch Schenkung in den (Hôtel-Dieu) von Carpentras bildet eine Einheit mit der Foto links: Besitz des Papstes und bildete bis zur Französi- Bibliothek und den Museen der Stadt. Notre-Dame-du-Groseau bei Malaucène

8 9 du-Groseau an der Straße von Malaucène zum Ein weiteres beeindruckendes Zeugnis der proven- Ventoux ist nur noch der imposante, von einer acht- zalischen Romanik ist die in ihrer heutigen Form eckigen Kuppel gekrönte Chor der romanischen zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert erbaute Kirche aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Der Bau Kathedrale Notre- Dame-de-Nazareth der Stadt Vai- wurde unmittelbar an der in der Antike als Gottheit son-la-Romaine, eine dreischiffige, von einer Spitz- verehrten Quelle des Flüsschens Groseau errichtet, tonne überwölbte Konstruktion ohne Querschiff. das die Stadt Vasio (Vaison-la-Romaine) über eine Das Fundament des Chors besteht zum großen Teil 11 km lange Leitung mit Wasser versorgte. aus wieder verwendeten römischen Bauelementen wie Bruchstücken von Kapitellen und sonstigen Demgegenüber verkörpert die im Ort selbst gelege- Säulenfragmenten. ne, dem Apostel Petrus und dem Erzengel Michael geweihte Pfarrkirche von Malaucène (Eglise Saint- Michel-et-Saint-Pierre) den Typus der wuchtigen, mit Kasematten und Pechnasen ausgestatteten Wehrkirche. Der heutige monumentale Bau wurde Anfang des 14. Jahrhunderts von Papst Klemens V. begonnen und bildete einen wichtigen Bestandteil der städtischen Befestigungsanlagen (remparts) des im Mittelalter bedeutenden Handelsplatzes Malaucène. Die Bedrohung durch die Religionskriege des 16. Jahrhunderts führten zu einer Verstärkung der Wäl- le. Um einem möglichen Angreifer den Einlass zu versperren, wurde darüber hinaus das bisherige Hauptportal zugemauert.

Ein Kleinod der romanischen Baukunst in der Pro- vence ist die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhun- derts errichtete, abseits der Straße zwischen den Aus dem 12. Jahrhundert stammt der sowohl über Weinorten und Beaumes-de-Venise ge- den Chor der Kathedrale als auch separat von au- legene kleine Kirche Notre-Dame-d’Aubune. ßen zugängliche Kreuzgang, der römische und früh- Der ursprünglich als einschiffige Saalkirche errich- christliche Relikte und Fragmente birgt. Aufgrund tete Bau wurde im 17. Jahrhundert im Rahmen um- seiner klaren Struktur und der harmonisch auf sie fangreicher Restaurierungsarbeiten durch seitliche abgestimmten Bepflanzung verkörpert er eine At- Kapellen erweitert. Im Jahre 1990 überstand die Kir- mosphäre friedlicher Beschaulichkeit und reinster che unbeschadet einen verheerenden Waldbrand. Spiritualität. Sie dient jedoch seit langem nicht mehr sakralen Zwecken, sondern kann gegenwärtig als Ferien- wohnung für insgesamt 17 Personen von Wande- rern, Familien und Gruppen über die Organisation Foto links: „Gîtes de “ gemietet werden. Notre-Dame-d‘Aubune bei Beaumes-de-Venise Im Rahmen eines ausgiebigen Rundgangs um die Foto oben: Innenhof des Kreuzgangs der Kathedrale Außenanlagen können jedoch der elegante, hoch Notre-Dame-de-Nazareth in Vaison-la-Romaine aufragende Glockenturm, die drei Apsiden des Foto auf nachfolgender Doppelseite: östlichen Teils des Kirchenbaus und der Kranz aus Wandelgang des Kreuzgangs der Kathedrale Stützpfeilern bewundert werden. Notre-Dame-de-Nazareth in Vaison-la-Romaine

10 11 12 13 zahlreichen Überschwemmungen des Flüsschens Eygues unbeschadet und trotzte auch dem verhee- renden Hochwasser des Jahres 1992, während die in der Nähe gelegene moderne Brücke von den Flu- ten stark beschädigt wurde.

Ebenfalls aus nur einem Bogen besteht der „Pont médiéval“ (mittelalterliche Brücke) des östlich von Vaison-la-Romaine in den „Baronnies“ gelegenen Dorfs Mollans-sur-Ouvèze; von den ihn ursprünglich flankierenden drei Rundtürmen existiert nur noch ei- ner, auf den im 18. Jahrhundert ein Glockenturm auf- gesetzt wurde. Erkerartig an die Brücke angebaut ist ein winziges Kapellchen, das gewissermaßen über Brücken und Burgen dem Wasser der Ouvèze zu schweben scheint.

Von der Solidität der romanischen Architektur zeu- Neben den romanischen Kirchen prägen die mittel- gen darüber hinaus einige noch intakte Brücken. alterlichen Burgen das Bild zahlreicher Dörfer und Ein zugleich kühnes und elegantes Bauwerk ist der Städtchen im engeren und weiteren Mont Ventoux- im Jahre 1341 begonnene und erst 1409 vollendete Gebiet. Während einige von ihnen nach vielfältigen „Pont roman“ (romanische Brücke) der Kleinstadt Beschädigungen perfekt restauriert sind, liegen die Nyons, der aus einem einzigen Bogen von 45 m meisten in Trümmern; jedoch bieten auch ihre Rui- Breite und 18 m Höhe besteht. Er überstand die nen einen pittoresken Anblick.

Weitgehend zerstört, aber in Restaurierung begrif- Auf eine wechselvolle Geschichte kann die Burg von fen, ist die Burg des zwischen Malaucène und Vai- Crestet unmittelbar südlich von Vaison-la-Romaine son-la-Romaine gelegenen Dorfs . Von zurückblicken. Mitte des 9. Jahrhunderts erbaut, den Burgen in Reilhanette und Montbrun-les-Bains, diente sie den Bischöfen von Vaison während ihrer unmittelbar östlich des Mont Ventoux, ist jeweils Auseinandersetzungen mit Graf Raymond VI. von nur der Bergfried erhalten. Dies gilt auch für das Toulouse als Zuflucht und wurde 1185 von diesem bereits im Zusammenhang mit seiner mittelalter- eingenommen. Nach erneuter Eroberung und Zer- lichen Brücke erwähnte Mollans-sur-Ouvèze. Sein störung durch die Hugenotten im Jahre 1574 wurden aufwändig restaurierter wuchtiger „donjon“ (Berg- ihre Befestigungsanlagen 1686 auf Befehl Ludwigs fried)geht auf das 12. Jahrhundert zurück und be- XIV. systematisch geschleift. Die Burg befindet sich herrschte den strategisch wichtigen Zugang nach seit 1968 in Privatbesitz und ist inzwischen weitge- Buis-les-Baronnies. hend restauriert, kann aber nicht besichtigt werden.

Foto linke Seite oben: Vollständig restauriert ist die südlich von Ma- Der „Pont roman” in Nyons überquert die Eygues. laucène gelegene monumentale Burganlage von Le Foto linke Seite unten: Barroux. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem Die Burg von Crestet dominiert den Ort; sie kann auf 12. Jahrhundert, wurde aber während der Renais- eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. sance tiefgreifend umgestaltet, sodass er in seiner Foto oben: Der mächtige Bergfried der Burg von Mollans-sur-Ouvèze heutigen Form Elemente einer Festung mit denen ist, wenn man von Buis-les-Baronnies kommt, schon eines Lustschlosses vereinigt. Die Einnahme durch von weitem sichtbar. die Hugenotten im Jahre 1563 überstand die Burg

14 15 relativ unbeschädigt, wurde dann jedoch 1793 von den Revolutionstruppen zerstört und im Gefolge als Steinbruch genutzt. Nach erfolgter Restaurierung im Jahre 1929 wurde sie 1944 von deutschen Trup- pen, die dort Resistancekämpfer vermuteten, ange- steckt und in den sechziger Jahren in den heutigen Zustand gebracht. Obwohl in Privatbesitz, kann die Burg nun besichtigt werden.

Sowohl Crestet als auch zählen zu den sogenannten „Villages perchés“, den auf Felsen ge- bauten Dörfern, in denen die Burg einen festen Be- standteil eines organischen Ganzen bildet.

Die Umwälzungen der Neuzeit

Während das Mittelalter zumindest in territoria- ler Hinsicht durch Kontinuität gekennzeichnet ist, brachte die Neuzeit für die Grafschaft Venaissin tiefgreifende Veränderungen mit sich.

Verheerende Folgen hatten die Religionskriege zwi- schen Katholiken und Protestanten, die in unserem Gebiet zwischen 1560 und 1563 besonders heftig tobten. Nach dem Massaker der Bartholomäusnacht (24. August 1572), dem allein in Paris ca. 3.000 der Hugenotten genannten französischen Protestanten zum Opfer fielen, flackerten die Kämpfe verstärkt auf. Eine Reihe von Dörfern und Städten des Comtat wie Malaucène, Le Barroux, Crestet und Mollans wurden von hugenottischen Truppen erobert und ihre Befestigungsanlagen teilweise zerstört, ande- re wurden Opfer der katholischen Vergeltung.

Zahlreiche Todesopfer auch im Mont Ventoux-Ge- biet forderte die Pestepidemie der Jahre 1629 bis 1631. Beim erneuten Aufflackern der Seuche 1720 und 1721 konnten diese dank wirksamerer und schneller umgesetzter Schutzmaßnahmen wie der Schließung der Dörfer und dem Bau einer ca. 2 m hohen und 20 km langen Pestmauer zwischen Lag- nes und Monieux weitgehend vermieden werden.

Foto links: Die Burg von Le Barroux im Abendlicht

16 17 Die Französische Revolution bedeutete für die bei- clave des Papes“ , mit den Gemeinden Valréas, Ri- den päpstlichen Enklaven das Ende der bisherigen cherenches, und . Autonomie. Nach einem mehrmonatigen blutigen Bürgerkrieg zwischen Anhängern der Revolution Die Geschichte des Mont Ventoux-Gebiets im und Getreuen des Papstes wurde im Juli und August 19. sowie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 1791 in jeder Gemeinde der beiden Kirchenstaaten ist - wie in zahlreichen anderen ländlichen Regio- ein Referendum durchgeführt. Sämtliche Dörfer im nen Frankreichs - durch Landflucht und Bevölke- Mont Ventoux-Gebiet mit Ausnahme von Brantes rungsrückgang geprägt. Ihre Hauptursache ist die sprachen sich mit deutlicher Mehrheit für den An- wachsende Armut, die ihrerseits durch die Krise schluss an Frankreich aus. Am 14. September 1791 der traditionellen lokalen Wirtschaftsformen be- erklärte die Pariser Nationalversammlung Avignon dingt ist: Extensive Viehwirtschaft auf den ohnehin und das Comtat Venaissin zu integralen Bestandtei- recht kargen Böden und rigoroses Abholzen der ur- len des französischen Territoriums. sprünglich reichen Wälder beeinträchtigten massiv die bisherigen Lebensgrundlagen. Die Furcht vor einer Gegenrevolution bedingte auch in unserem Gebiet eine Radikalisierung, die u.a. zur Insbesondere in den südlichen Gemeinden wird Zerstörung der Burgen in Buisson, Villedieu, Le diese Entwicklung seit dem zweiten Viertel des 20. Barroux und führte. „Konterrevolutionäre Jahrhunderts durch den Aufschwung des Wein-, Bestrebungen“ in den Jahren 1794 und 1795 wur- Obst- und Gemüseanbaus gestoppt. In den unmit- den mit großer Härte niedergeschlagen. So fielen in telbar nördlich des Ventoux gelegenen Dörfern er- Bédoin 35 Bürger der eigens angeschleppten Guil- folgt die Wende erst seit ca. 1970 mit dem Zuzug lotine und 28 einem Erschießungskommando zum neuer und höchst unterschiedlicher Bevölkerungs- Opfer, der Ort ging in Flammen auf. gruppen – u.a. „Aussteiger“, Intellektuelle, Künstler sowie Anhänger des ökologischen Land- und Wein- Im Zuge der 1790 vollzogenen Einteilung Frank- baus. Auch der Bau und Kauf zahlreicher Ferienhäu- reichs in zunächst 83 nach Flüssen und Gebirgen ser durch Franzosen aus den städtischen Ballungs- benannte Departements wurde das Gebiet im wei- gebieten und eine wachsende Zahl von Ausländern teren Umkreis des Mont Ventoux in zwei Teile zer- führte zu einer wirtschaftlichen Belebung, ande- schnitten, die seit 1793 den Departements Vauclu- rerseits natürlich auch zu einem Wandel der alten se und Drôme zugehören. dörflichen Struktur.

Zum Territorium der Vaucluse mit der Hauptstadt Dies gilt auch für den Tourismus, der sich mittler- Avignon zählen die südlich und westlich des Ven- weile zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren toux gelegenen Städte und Dörfer wie Carpentras, der Region entwickelt hat und ihre traditionellen Sault, Bédoin, Caromb, Le Barroux und Malaucène; wirtschaftlichen Stärken - in erster Linie die Erzeu- des weiteren nördlich des Bergmassivs u.a. Bran- gung von Wein, Obst, Lavendel, Oliven und Olivenöl tes, St-Léger-du-Ventoux, Beaumont-du-Ventoux, - wirksam ergänzt. Er bietet auch in der Zukunft Entrechaux und Vaison-la-Romaine. Zum Departe- noch gute Chancen. Es ist jedoch darauf zu achten, ment Drôme mit der Hauptstadt Valence gehören einen „sanften“, umweltverträglichen Tourismus zu die Landschaft der Baronnies mit Nyons, Buis-les- entwickeln, der die einzigartige Schönheit des Ge- Baronnies und Mirabel-aux-Baronnies sowie östlich biets nicht allzu sehr beeinträchtigt. des Mont Ventoux die Gemeinden Reilhanette und Zahlreiche Indizien lassen erkennen, dass das ent- Montbrun-les-Bains. sprechende Bewusstsein durchaus vorhanden ist.

Völlig vom Gebiet der Drôme umschlossen ist eine Foto rechts: Enklave des Departements Vaucluse, genannt „En- Bédoin liegt unmittelbar am Fuße des Mont Ventoux

18 19 tischen Unterschiede beziehen sich in erster Linie Die Sprache der Provence auf den Bereich der Phonetik.

Zeugnisse des Okzitanischen in unserem Gebiet finden sich vor allem in den Ortsnamen und sonsti- gen geographischen Bezeichnungen wie beispiels- weise pié = Hügel in Namen wie Pié Martin (bei Ma- laucène) oder Pié Gros (bei Bédoin).

Unmittelbarer Niederschlag des Alltagslebens, in dem Natur, Himmel und Wetter eine herausragen- Die originäre Sprache unseres Gebiets ist die pro- erlernt und gegenwärtig von ca. zwei bis drei Millio- de Rolle spielen, ist eine Vielzahl provenzalischer venzalische Variante der “Okzitanischen Sprache“, nen Sprechern in ihrem privaten Umfeld benutzt. Sprichwörter. deren Name sich in Abgrenzung zum Französischen von der Bezeichnung für das Wort „ja“ (altokzita- Als Reaktion auf diesen Verlust an Bedeutung sind Einige Kostproben: nisch: oc gegenüber altfranzösisch: oil > neufranzö- mehrere Bewegungen zu verzeichnen, die sich eine sisch: oui) ableitet. Seine größte Ausdehnung - die sprachliche und kulturelle Wiederbelebung zum Ziel Quand Ventós a son capeu, ursprünglich im Norden bis zur Loire reichte - und setzen. Die erste verbindet sich mit dem Begriff des Ei de plueia o ben de nèu seine Blütezeit erlebte das Okzitanische als Sprache „Félibrige“, einer um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Troubadourlyrik, aber auch als Rechts-, Verwal- vor allem von Schriftstellern aus dem im engeren Wenn der Mont Ventoux seinen Hut auf hat tungs- und Wissenschaftssprache im Mittelalter. Sinne provenzalischen Sprachgebiet wie Frédéric Artikel 75-1 : « Les langues régionales appartiennent (gemeint ist seine Wolkenkrone), Mistral, Théodore Aubanel und Joseph Roumanille au patrimoine de la France » (Die Regionalsprachen gibt es Regen oder Schnee Sein Niedergang beginnt mit dem Verlust der politi- gegründeten Bewegung für eine sprachliche und gehören zum kulturellen Erbe Frankreichs). schen Unabhängigkeit des Südens Frankreichs als literarische Renaissance des Okzitanischen. Quand janvier fait pas çò que deu Folge der Kreuzzüge gegen die als Ketzer gebrand- Das Massiv des Mont Ventoux bildet eine gewisse Febrier paga per eu markte Glaubensgruppe der „Katharer“ oder „Albi- In begrenztem Maße erfolgreicher sind demgegen- sprachliche bzw. dialektale Grenze zwischen der genser“. Bedingt unter anderem durch den Ausbau über die auch politisch motivierten Reformbestre- nordokzitanisch geprägten Mundart des Departe- Wenn der Januar nicht tut, was er tun muss zentralfranzösischer absolutistischer Verwaltungs- bungen des 20. Jahrhunderts. So kann das Okzita- ments Drôme und dem primär südokzitanischen Di- ( = wenn er nicht kalt genug ist), muss der strukturen verliert das Okzitanische im Verlauf des nische beispielsweise im Abitur als Prüfungsfach alekt des Departements Vaucluse. Die charakteris- Februar dafür bezahlen 16. Jahrhunderts seinen Status als Schriftsprache und seit 1982 vom 13. Lebensjahr an im Unterricht und wird zu einem in Dialekte zersplitterten, in ers- als zweite oder dritte Fremdsprache gewählt wer- Vau mieus un lop dins un tropèu ter Linie nur noch der mündlichen Verständigung im den. Seit 1979 wird in den „Calendretas“ (Wörtliche Qu’un mes de febrier tròp bèu Alltag dienenden Idiom. Übersetzung: „Kleine Lerchen“ ) genannten Grund- schulen ein offiziell anerkannter zweisprachiger Pri- Besser ein Wolf in der Herde Auch diese Rolle verliert es sukzessive im Gefolge marstufenunterricht geboten. als ein zu schöner Monat Februar der mit der Französischen Revolution, den napoleo- Parallel dazu ist eine gewisse Verstärkung der Prä- nischen Reformen und den Bestrebungen der „Drit- senz im öffentlichem Leben und in den Medien zu ten Republik“ (1870-1940) verbundenen Tendenz verzeichnen, beispielsweise zweisprachige Orts- zur Zentralisierung und bewussten Bekämpfung der und Straßenschilder, okzitanistische Vereinigun- Regionalsprachen. Marksteine bilden in dieser Hin- gen, Zeitschriften und Webseiten sowie kulturelle sicht die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht Darbietungen und Events. und der Allgemeinen Schulpflicht. Foto oben: Zweisprachige Straßenschilder in Caromb Ein positives Signal ist in diesem Zusammenhang Foto unten: Um 1950 sterben die letzten reinen Okzitanisch- die am 23. Juli 2008 gegen hartnäckige Widerstän- Zweisprachige Ortsschilder in Le Barroux sprecher aus – seitdem wird das Okzitanische nur de beschlossene Verankerung der Regionalspra- Foto auf nachfolgender Doppelseite: noch als Zweitsprache neben dem Französischen chen in der französischen Verfassung : Brantes vor der steilen Nordseite des Mont Ventoux

20 21 22 23 Literaten auf und um den Mont Ventoux

Ein Troubadour aus Vacqueyras während seiner Kindheit, die er nach der politisch bedingten Vertreibung seiner Familie aus Florenz in Der erste historisch greifbare bedeutende Literat Avignon und Carpentras verbrachte. unseres Gebiets ist der aus dem renommierten Weinort Vacqueyras stammende Troubadour Raim- Am 26. April 1336 macht er sich in Begleitung seines baut de Vacqueyras. Wohl zwischen 1155 und 1160 jüngeren Bruders und zweier Diener von Malaucène geboren, kam er bereits als relativ junger Mann an aus auf den Weg. Fortwährend in seine Gedanken den Hof des Markgrafen Bonifatius von Monferrat, vertieft, bewältigt der Dichter gemeinsam mit sei- dem er dann zeitlebens als Ritter und Hofdichter nen Gefährten das für die damalige Zeit unerhörte diente und den er auch auf dem von diesem ange- und tollkühne Unterfangen. Für die Strapazen des führten vierten Kreuzzug nach Konstantinopel be- Aufstiegs werden die Wanderer mit der prächtigen gleitete. Aussicht auf die benachbarte Bergwelt sowie auf Rhone und Mittelmeer belohnt. Es ergriff mich nun das ungestüme Verlangen, end- ers den höchsten Gipfel erstiegen, habe aber nichts Aller Wahrscheinlichkeit nach kam er gemeinsam mit lich einmal auszuführen, was ich täglich hatte aus- von dort zurückgebracht außer Reue und Mühsal seinem Herrn und Gönner im Jahre 1207 bei einem Während des ebenfalls beschwerlichen Abstiegs führen wollen (...). Am festgesetzten Tag brachen und einen von Felszacken und Dornsträuchern zer- Überfall aufständischer Bulgaren ums Leben - zu- lässt Petrarca seinen überströmenden Gedanken wir von zu Hause auf und kamen gegen Abend nach rissenen Leib und Mantel, und weder jemals vor mindest findet sich von diesem Zeitpunkt an keiner- und Gefühlen freien Lauf. In einem Brief an seinen Malaucène; dieser Ort liegt am Fuße des Berges, jener Zeit noch nachher habe man bei ihnen davon lei Zeugnis mehr in den zeitgenössischen Quellen. Freund Dionigi da Borgo San Sepolcro verfasst er gegen Norden. Dort verweilten wir einen Tag und gehört, dass irgendwer Ähnliches gewagt habe. (...) am Abend in seiner Herberge in Malaucène eine bestiegen heute endlich, jeder mit einem Diener, Raimbauts Werk zeichnet sich durch eine souverä- sehr persönliche Schilderung der Besteigung. Der den Berg, nicht ohne große Schwierigkeit: er ist Der Berg ist von allen der höchste (...). Auf seinem ne Beherrschung sämtlicher Gattungen der okzita- Text geht später in Petrarcas Briefsammlung „Epis- nämlich eine schroffe und beinahe unzugängliche Gipfel ist ein kleines Plateau. Dort erst setzten wir nischen Troubadourlyrik aus. Zu seinen herausra- tolae familiares XXIV“ ein und gilt als Zeugnis eines Felsmasse; doch trefflich hat der Dichter gesagt: uns erschöpft zum Ausruhen nieder. (...) gendsten Dichtungen zählen das lyrisch-epische neuartigen spirituellen Natur- und Selbstgefühls: Zuerst stand ich, durch den ungewohnten Hauch Gedicht „Le Carros ou L‘Amoroso carroccio“ (Der Rastlose Müh besiegt alles. der Luft und die ganz freie Rundsicht bewegt, einem Liebeswagen) und das Liebes- und Tanzlied „Kalen- „Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht Betäubten gleich da. Ich schaue zurück nach unten: da maia“ (Kalenden des Mai). zu Unrecht Ventosus, „den Windigen“, nennt, habe Ein langer Tag, liebkosende Luft, Spannkraft der Wolken lagen zu meinen Füßen (...). Ich wende dann ich am heutigen Tag bestiegen, allein vom Drang be- Seelen, Stärke und Behendigkeit der Körper und meine Blicke in Richtung Italien, wohin mein Herz seelt, diesen außergewöhnlich hohen Ort zu sehen. was dergleichen mehr ist, standen uns Wanderern sich stärker hingezogen fühlt. Die Alpen selber, eis- Ein Dichter besteigt den Gipfel - Viele Jahre lang hatte mir diese Besteigung im Sinn hilfreich zur Seite; einzig die Beschaffenheit des Or- starrend und schneebedeckt (...), sie zeigten sich Francesco Petrarca gelegen; seit meiner Kindheit habe ich mich näm- tes bot uns Widerstand. mir ganz nah, obwohl sie weit entfernt sind. (...) lich, wie Du weißt, in der hiesigen Gegend aufge- Foto oben: Die älteste literarische Beschreibung einer Bestei- halten, wie eben das Schicksal mit dem Leben der Einen uralten Hirten trafen wir an den Hängen des Nicht genordete Karte aus einer 1525 in Venedig gung des Mont Ventoux stammt aus der Feder des Menschen sein wechselvolles Spiel treibt. Dieser Berges, der uns wortreich von der Besteigung ab- erschienenen Druckausgabe der „Volgari opere” von italienischen Lyrikers Francesco Petrarca (1304- Berg aber, der von allen Seiten weithin sichtbar ist, zuhalten suchte, indem er sagte, er habe vor fünfzig Francesco Petrarca. Da die Karte nach Osten gerichtet 1374). Der Wunsch dazu reifte bereits lange zuvor steht mir fast immer vor Augen. Jahren mit demselben Ungestüm jugendlichen Feu- ist, befindet sich der Mont Ventoux links oben.

24 25 gelegenen Teil des Hauses, um Dir dies in hastiger Eile Wir verließen gegen Mitternacht das am Fuß des und aus dem Stegreif zu schreiben, damit nicht, wenn Berges gelegene Dorf Bédoin und erreichten den ich es aufschöbe, durch den Ortswechsel sich die in- Gipfel eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Ich nere Stimmung vielleicht entsprechend ändere (...). werde Ihnen nichts über die eigentliche Besteigung Am 26. April (1336) zu Malaucène." des Berges erzählen, denn wir machten sie auf eine bequeme Art, auf dem Packsattel der Maultiere, die von Führern durch die Felsen, Steilhänge und Hügel Ein kurioser Abstieg - der Combe-Fillole geleitet wurden. Frédéric Mistral Wir sahen die Sonne plötzlich wie einen wunder- Wesentlich weniger beschwerlich verlief mehr schönen König in seiner Herrlichkeit zwischen den als 500 Jahre später die Besteigung des Mont mit Schnee bedeckten und blendenden Gipfeln der Ventoux durch den aus Maillane im Departe- Alpen aufgehen und den Schatten des Ventoux im- ment Bouches-du-Rhône stammenden Dichter mer breiter werden, die Triangulation seines riesi- Frédéric Mistral (1830-1914), der als Haupt- gen Kegels bis weit hinten ins Gebiet der Grafschaft vertreter der neuprovenzalischen Literatur gilt. Comtat Venaissin, bis zur Rhône und dem Langue- Zu seinen Hauptwerken zählen das Versepos doc verlängern. „Mirèio“ (Mireille, 1859), das ihm 1904 den No- belpreis für Literatur eintrug, das Drama „La rèino Gleichzeitig rollten dicke weiße Wolken schnell über Jano” (Die Königin Jeanne, 1890), eine Vielzahl von unsere Köpfe hinweg und hüllten die Täler in Nebel; Gedichten und Erzählungen sowie das zweibändige auch wenn das Wetter schön war, so war es doch neuprovenzalische Wörterbuch „Lou tresor dou féli- nicht warm. brige“ (Der Schatz des Félibrige, 1879-87). Die Berge der Provinz von Lyon zur Rechten, zur Dann aber wandte ich, zufrieden, vom Berg genug Gegen neun Uhr, nach einem leichten Frühstück, Linken sogar der Golf von Marseille und der, der gesehen zu haben, die inneren Augen auf mich Gemeinsam mit den Schriftstellern Théodore Auba- begannen wir den Abstieg - aber dieses Mal zu Fuß, an Aigues-Mortes brandet, waren ganz deutlich zu selbst, und von jener Stunde an konnte keiner mich nel (1829-1886) und Joseph Roumanille (1818-1891) einen mit Metallspitze versehenen Stock in der sehen, obwohl dies alles einige Tagereisen entfernt reden hören, bis wir ganz unten angelangt waren; - die wie er und vier weitere provenzalische Auto- Hand und mit dem Rucksack auf dem Rücken. Nur, ist. Die Rhone lag geradezu unter meinen Augen. jenes Wort hatte mir genügend stumme Beschäfti- ren zu den sieben Gründungsmitgliedern zählen - jetzt stürzten wir Hals über Kopf auf der Gegensei- Während ich dies eins ums andere bestaunte und gung gebracht. (...). war Mistral die Seele der 1854 ins Leben gerufenen te hinunter, also auf den Ubacs, so nennt man die bald an Irdischem Geschmack fand, bald nach dem Bewegung des „Félibrige“, die die Erneuerung der Nordseite aller unserer Berge und insbesondere die Beispiel des Körpers die Seele zu Höherem erhob, Unter solchen Bewegungen meines aufgewühl- provenzalischen bzw. okzitanischen Sprache und des Ventoux. kam ich auf den Gedanken, in das Buch der Be- ten Herzens kehrte ich in tiefer Nacht, ohne den Kultur auf ihre Fahnen schrieb. kenntnisse des Augustinus hineinzuschauen (...). mit spitzen Steinen besäten Weg wahrzunehmen, Nun aber ist die Nordseite des Mont Ventoux so zu jener kleinen bäuerlichen Herberge zurück, von In Begleitung Théodore Aubanels und eines be- rauh und steil, dass Vater Laval folgendes erzählte: Zufällig aber bot sich mir das zehnte Buch dieses wo ich vor dem ersten Sonnenstrahl aufgebrochen freundeten Malers unternahm er 1857 den Anstieg Die Gebirgler, die seinerzeit (im 18. Jahrhundert), Werkes dar. (...) Und es gehen die Menschen hin, zu war, und der Mond erwies uns Wanderern die gan- auf den Ventoux und hielt seine Eindrücke in den am 14. September, ganz hoch oben zur Kapelle hin bewundern die Höhen der Berge und die gewaltigen ze Nacht hindurch seinen willkommenen Dienst. erstmals 1906 im provenzalischen Original erschie- pilgerten, kamen über die Ubacs wieder herunter, in- Fluten des Meeres und das Fließen der breitesten Während das Bereiten des Mahls die Diener in Be- nenen „Memòri e raconte: moun espelido“ (Erinne- dem sie sich hinabgleiten ließen; sie saßen kauernd Ströme und des Ozeans Umlauf und die Kreisbah- schlag nahm, ging ich unterdessen allein in einen ab- rungen und Berichte: meine Ursprünge) fest, denen auf einem Doppel­brett, das drei lange Spannen im nen der Gestirne - und verlassen dabei sich selbst. fast gleichzeitig die französische Übersetzung „Mé- Quadrat groß war und das sie plötzlich bremsten, Ich war betäubt, ich gestehe es (...), zornig auf mich moires et récits : mes origines“ folgte: wenn es zu schnell ging oder sie zu nah an einem selber, daß ich jetzt noch Irdisches bewunderte, Foto oben: „Zusammen mit Théodore Aubanel, der immer dazu Abgrund vorbeiglitten, indem sie ihren Stock vorne Die raue und steile Nordseite des Mont Ventoux ich, der ich schon längst selbst von den Philoso- aufge­legt war, Bergtouren zu arrangieren, und mit feststeckten. So stiegen sie innerhalb weniger als ei- wird beschrieben in Francesco Petrarcas Bericht phen der Heiden hätte lernen müssen, daß nichts über die Besteigung des Bergs und in Frédéric Mistrals unserem Kameraden, dem Maler Pierre Grivolas ner halben Stunde hinab; man muss dabei bedenken, bewundernswert ist außer der Seele: Im Vergleich Schilderung des Abstiegs vom Gipfel nach Saint Léger, aus Avignon, bestiegen wir den Mont Ventoux an dass der Mont Ventoux tausendneunhundertsechzig zu ihrer Größe ist nichts groß. in der Nähe von Brantes. einem schönen Sep­tembertag. Meter über dem Meer hoch ist! Da wir auch unseren

26 27 Abstieg verkürzen wollten, die Wege aber nicht kann- seren Köpfen sich große schwarze Wolken nähern In der Abenddämmerung erreichten wir endlich Der Duft der Provence - ten, verirrten wir uns in eine kleine steile Schlucht, sahen, die uns, wenn sie geplatzt wären, überflu- Saint Léger, ein am Fuß des Ventoux gelegenes ar- Jean Giono die Loubatière des Ventoux, die mit Fels­brocken so tet hätten ... So oder so muss­ten wir also durch die mes, kleines Dorf, das von Köhlern bewohnt wird verstopft und so gefährlich war, dass wir einen gan- Schlucht hinabsteigen, durch diese Schlucht, in der und ganz in Lavendel eingebettet ist. Dort konnten Unter den neueren französischsprachigen Schrift- zen Tag brauchten, um unten anzukommen. wir verloren waren. Dann warfen wir unsere Caban- wir aber nirgendwo Unterkunft finden. stellern der Provence zollt insbesondere der aus jacken und unsere Rucksäcke in den Abgrund und, Manosque im Departement Alpes-de-Haute-Pro- Die Schlucht der Loubatière wird, wie ihr Name es nachdem wir unser Leben in Gottes Hände gelegt Trotz der Nacht und obwohl wir außer Atem waren vence stammende Jean Giono (1895-1970) dem besagt, nur von Wölfen heimgesucht, und sie stürzt hatten, ließen wir uns kriechend, schleppend und und vollkommen erschöpft, mussten wir noch zwei Mont Ventoux poetische Bewunderung. Sein Werk sich direkt vom Gipfel bis hin zum Fuß des Berges, vor allem rutschend entlang der fast senkrechten Stun­den laufen, bis Brantes nämlich, einem auf ist durch den Einfluss der antiken Literatur sowie die zwischen dermaßen unwegsamen Böschungen, Felswand hinabgleiten, einer Felswand, wo Buchs- hohen Felsen gelegenen Dorf, direkt dem Ventoux ihn umgebende Landschaft der Provence und ihre dass es fast unmög­lich ist, wieder herauszukom- baum- oder Lavendelwurzeln uns daran hinderten, gegenüber, wo wir uns überglücklich ein Omelett Menschen geprägt, die er in einer anschaulichen men, wenn man einmal hin­eingerät. Da sind wir kopfüber abzu­stürzen. mit Schinkenspeck braten ließen und uns danach und bildhaften Sprache besingt. Dies gilt beispiels- nun! Über die losen Felsbrocken und das Geröll, auf dem Heuboden schlafen legten.“ weise für die aus den Romanen „Colline“ (1929), „Un über die Stämme der Kiefern, Buchen und Lärchen, Als wir dann unten angelangt waren, glaubten wir de Baumugnes“ (1929) und „Regain“ (1930) beste- die durch die Heftigkeit der Gewitter um­- und fort- uns außer Gefahr, und nachdem wir unsere Klei- hende „Trilogie du Pan“ (Trilogie des Gottes Pan). gerissen wurden und so jeden unserer Schritte be- dung wieder angezogen hatten, gingen wir weiter Foto linke Seite: hinderten, stiegen wir hinab und stürzten wir herun- abwärts in dem Bett des Gebirgsbaches. Wir wur- Eine Landschaft in den Baronnies, wie sie Jean Giono In einem historischen Rahmen spielt demgegen- ter, als sich das Bett des Gebirgsbaches direkt vor den aber dann durch einen starken und reißenden erlebt und beschrieben hat. über der Roman „Le Hussard sur le toit“ (Der Hu- Foto oben: unseren Füßen, ganz unvermittelt, in einen hundert Wasserfall aufgehalten, und unter Lebensgefahr sar auf dem Dach, 1951), der von den Abenteuern Eine blaue Karre, wie sie die Bauern früher für ihre Klafter tiefen, gähnenden Abgrund verwandelte. mussten wir nochmals herunterrutschen und uns Feldarbeit benutzten. „La Charrette bleue“ lautet auch eines jungen italienischen Offiziers in dem von der Was sollten wir jetzt tun? Wieder hochsteigen? Es dabei festklammern. Noch ein drittes Mal gerieten der Titel des autobiographischen Werks René Barjavels Cholera heimgesuchten provenzalischen Städtchen war sehr schwierig, um so mehr, als wir über un- wir in eine solche Situation. über das Leben in den Baronnies. Manosque berichtet.

28 29 Den Ventoux und seine Umgebung thematisiert auf das enge und tiefe schwarze Tal, in dem das Giono u.a. in einer Reihe von Aufsätzen und Reise- Dorf Brantes liegt, und auf den Ventoux, zum Be- beschreibungen zu seiner provenzalischen Heimat, rühren mit der Hand nah.“ die posthum zum Sammelband „Provence“ (1993 bzw. erweiterte Neuauflage 1995; vergriffene deut- sche Ausgaben 2002 bzw. 2004) zusammengefasst Mont Ventoux und Science-Fiction - wurden: René Barjavel

„Es gibt eine Straße, die ich besonders liebe. Seien Ein Kind der Landschaft „Les Baronnies“ ist der in Sie nicht beunruhigt; sie ist bekannt, total bekannt. Nyons geborene und aufgewachsene René Barja- Es ist diejenige, (genauer gesagt, es sind diejenigen, vel (1911-1985), der in seinem autobiographischen denn man muss sie mehrmals wechseln), die von Werk „La Charrette bleue“ (Der blaue Karren, 1981) Nyons nach Manosque führt. Nehmen wir sie! (...) auf eine sehr poetische Weise die Geschichte sei- Es gibt viel zu sehen bei diesem Aufstieg. Befrei- ner Kindheit in der elterlichen Bäckerei vor dem en wir uns von diesem Blechdach, das auf unseren Hintergrund des Ersten Weltkriegs thematisiert. Kopf drückt, von dieser Wagentür, die unsere Sicht Barjavel ist auf dem Friedhof des Dorfes Tarendol einschränkt, tun wir einige Schritte. unmittelbar gegenüber dem Mont Ventoux begra- ben – und Tarendol ist zugleich der Titel sowie der (...) Da ist eine wilde Nelke. Und 100 Meter links Name des Protagonisten seines 1946 erschienenen vom Pass, am Rand einer kleinen Vertiefung, die „klassischen Liebesromans“. wohl einen nahen unterirdischen Wasserlauf an- zeigt, denn sie ist von einigen Binsen umrandet, da Andere Werke wie die erstmals 1943 bzw. 1968 ver- sind Vanille-Orchideen. Die Wurzel, die man sehr öffentlichten Romane „Ravage“ (Verheerung) und tief mit einem Messer ausgraben muss, ist wie „La Nuit des temps“ (Die Nacht der Zeiten; 2009 in eine kleine Hand, eine Alraune, die nach Vanille neuer deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die riecht. Fremde aus dem Eis“) begründen Barjavels Ruhm Wochen ausgerissen. An ihre Stelle setzten die In- me brechen nicht. Der Wind, der sich an den Gräten als Vorläufer bzw. frühen Repräsentanten des ni- genieure Metallbäume. (...) aus Stahl bricht, schreit mit einer Wut, die man bis Da wir nun bei den Gerüchen sind, weisen wir dar- veauvollen Science-Fiction-Romans. zur Rhone hört. auf hin, dass man diesen Straßenabschnitt (denje- Bäume aus Eisen wuchsen nun auf dem Ventoux. nigen, der vom Col de Fontaube zum Col des Aires In diese Kategorie ist auch sein bisher nicht ins Ein schwarzer Wald ohne Widerschein bedeckt ihn Im Inneren des Ventoux hört man nichts. Der hoh- führt) zur Zeit der Lindenblüte begehen muss, und Deutsche übersetzter Roman „Colomb de la lune“ wie ein struppiger und steifer Mantel. Dies bildet le Berg ist wie ein Schmuckkasten ausgepolstert. nur zu dieser Zeit. Sie werden keine Anordnung mei- (Kolumbus des Mondes, 1962 ) einzuordnen, in dem am Horizont eine enorme dunkle Beule im Blau des Alles ist dort mit Schaumstoff ausgekleidet und ge- nerseits benötigen, um aus dem Auto auszusteigen der Mont Ventoux eine wichtige Rolle spielt. Die Himmels, und selbst nachts sieht man diese Mauer, füttert. Die große blaue Straße, die den Berg in ge- (das immer ein wenig nach Benzin riecht). Sie sind Präsenz einer Radarstation der französischen Luft- die dunkler ist als der Rest der Nacht. Sobald es Tag rader Linie von Sault nach Malaucène durchquert, in einem einzigen Honigmeer! Ihre Lunge wird zu ei- waffe auf dem Gipfel nimmt Barjavel zum Anlass, wird, wenden sich Milliarden von schwarzen Blättern ist mit Schaumgummi gepflastert. Dreiundzwanzig nem Instrument der Erkenntnis, und plötzlich wird der Zeit ein wenig vorzugreifen: Er lässt auf dem zur Sonne hin, sie folgen ihr in ihrem Lauf, sie trin- Kilometer lautloser Verkehr in gerader Linie, in ei- Ihnen klar, dass es für Ihren Geist nicht gleichgültig Plateau des Ventoux eine Basis für den ersten be- ken sie und wandeln sie in elektrischen Strom um. nem fluoreszierenden Licht.“ ist, ob Sie mit irgendeinem Gas oder mit reiner Luft mannten Mondflug in der Geschichte der Mensch- Die Wurzeln dringen in den Berg ein und bringen die vollgepumpt sind; einer Luft wie hier, rein und mit heit errichten, während im Inneren des Berges der Elektrizität in die unterirdischen Speicherfabriken. Gott sei Dank ist dies nicht Realität, sondern allen Düften Arabiens. Protagonist Colomb unter mondähnlichen Bedin- Science-Fiction ! gungen in einer Art Winterschlaf auf die besonde- An den Tagen ohne Sonne funktioniert dies auch, Legen Sie also die wenigen Kilometer, die den Col ren Umstände der Expedition vorbereitet wird: denn das Licht bleibt. Und auch nachts funktioniert de Fontaube vom Col des Aires trennen, zu Fuß zu- „Der Mont Ventoux hat sein Laub gewechselt. Die es, denn die Nacht ist nur für uns dunkel. Es sind Foto oben: Die Hügel aus blauem Mergel von Tarendol mögen rück. Das ist der Ort, wo die Mischung der reinen Wälder, die so mühsam von Generationen von be- unsere Augen, die dunkel sind. Und an den Tagen, René Barjavel zu der Beschreibung einer mondähnlichen Luft mit dem Duft der Linden am intensivsten ist. amteten Förstern wieder an seinen Hängen ange- wo der Mistral weht, drehen sich die Blätter in die Landschaft in seinem Science-Fiction-Roman animiert Sie haben zu Ihrer Rechten einen weiten Ausblick pflanzt worden waren, wurden innerhalb weniger Windrichtung, die Äste biegen sich, aber die Stäm- haben.

30 31 32 33 Landschaftsmosaik um den Mont Ventoux

Am Fuße des höchsten Berges der Provence breiten nen der Grave (1.500 m). So ist es nicht verwunder- sich durch verschiedene Bodenbeschaffenheiten, lich, dass Jean-Henri Fabre den „kahlen Berg“ mit Reliefs und daraus resultierende Klimabedingungen einem „Haufen Steine“ verglich, wo „das Rauschen ganz verschiedene Landschaften aus. So erschei- des Gerölls das Murmeln des Wassers“ ersetzt hat. nen sie alle miteinander wie ein wunderschönes So sieht der kahle Gipfel auch aus. Im Sommer meint Mosaik um den Mont Ventoux. man aus der Ferne, er sei noch mit Schnee bedeckt. Vom Nahen entdeckt man dann eine Alpenflora wie Der Mont Ventoux gelbe Mohnblumen, die auch in Grönland wachsen.

„Verrückt ist nicht derjenige, der ihn besteigt, son- 1836 war der Mont Ventoux unterhalb 1.100 m völlig dern derjenige, der ihn nochmals besteigt“, so lautet abgeholzt. Nicht nur die Flotte brauchte das wert- ein in der Provence bekanntes Sprichwort. Von die- volle Material, sondern auch die Menschen, um zu sem Sprichwort hat sich der berühmte Entomologe kochen und zu heizen, ihre Häuser zu bauen und um Jean-Henri Fabre (1823-1915) nicht beeindrucken Holzkohle zu produzieren. Erst 1858 wurde auf dem Dentelles de Montmirail Landschaft, sondern auch die typischen provenzali- lassen. 1865 bestieg er zum dreiundzwanzigsten Südhang wieder aufgeforstet: einheimische Flaum- schen Dörfer dieser Gegend wirken anziehend. Mal den Mont Ventoux und gab im Bericht darüber eichen, Strand- und Aleppo-Kiefern, Schwarztannen Wie steinerne „Klöppelspitzen“ wirken die bizarr seine Höhe mit 1.912 m an. aus Österreich und Zedern aus dem Atlas. Erst 40 geformten Kalksteinfelsen, die den Dentelles ih- Le Crestet Jahre später fing man mit der Aufforstung des Nord- ren Namen gaben und westlich vom Mont Ventoux Seine Lage auf einem Grat (Crête) hat dem mittel- Der nach den letzten Messungen 1.909 m hohe Berg hangs an: Buchen, Grüneichen, Rottannen und Lär- liegen. Ihr Aussehen verdanken sie der Pyrenäen- alterlichen Dorf seinen Namen gegeben. Die roma- ist vor mehr als 65 Millionen Jahren aus Meerabla- chen. In der Nähe von Mont Serein (1.150 m) sieht und Alpenfaltung. Durch beide aufeinander folgen- nische Fassade der Burg aus dem 9. Jahrhundert gerungen entstanden, wobei er durch die Kompres- man vereinzelte vom Wind gepeitschte, klein ge- de Gebirgsbildungen wurden die Kalkfelsen in die wurde restauriert. Durch die mit runden Kieseln sion der Pyrenäen- (Ende des Mesozoikums) und bliebene Tannen, die sich im Geröll noch festhalten Vertikale gesetzt und nach oben geschoben. Mit gepflasterten Gässchen und Treppen führt der Auf- Alpenfaltung (Tertiär) eine Ost-West Richtung ange- können. Die abrupt abfallende Nordseite des Mont der Erosion verschwanden die weicheren Kalkab- stieg am Waschhaus vorbei, von dem die Wasch- nommen hat. Im Wesentlichen bestehen der Mont Ventoux lässt das Geröll helle Schärpen bilden. lagerungen, die sie ursprünglich überdeckten oder frauen ein wunderschönes Panorama auf den Mont Ventoux, der südlich von ihm gelegene Luberon und zwischen den härteren Kalkschichten lagen. Das Ventoux genießen konnten, bis zum mit einem die Anhöhen der Vaucluse aus Ablagerungen von Vom Gipfel aus genießt man einen wunderschönen Ergebnis ist unter dem Beinamen „Montmirail“ be- Brunnen aus dem 16. Jahrhundert gezierten Kirch- Korallen aus der Kreidezeit. Als sich im Mesozoikum Panoramablick über die Montagne de Lure im Os- kannt, „mons mirabilis“ auf Latein, „Wunderberg“. vorplatz. An der Rue Durieux sind schön renovierte das Meer, das die ganze Provence bedeckte, zurück- ten, auf die Silhouette der Alpen im Norden, über Häuser aus der Renaissance zu sehen. Vom Platz zog, hat das Wasser im Tertiär Furchen und Schluch- die Anhöhen der Vaucluse und des Luberon im Sü- Direkt am Fuß der Dentelles wächst die Garrigue. vor der Burg aus hat man eine wunderschöne Sicht ten in den Kalkgestein gegraben, unterirdisch seine den, auf das Rhone-Tal im Westen. Vom Col des Den Boden um die Felsen hat der Mensch fruchtbar auf die leicht hügelige Landschaft. Wege gesucht. So sind Karstquellen wie dieFontai- Tempêtes (Pass der Stürme, 1.841 m) aus hat man gemacht. Weinberge und Olivenhaine teilen sich die ne de Vaucluse, Schluchten und Höhlen wie bei der eine schöne Sicht auf Brantes und die Baronnies. zahlreichen Terrassen. Dörfer wie Vacqueyras, Gi- Foto vorhergehende Doppelseite: Nesque entstanden. Durch den karstigen Boden Bei einem solchen Ausblick kann man nur Jean- gondas und Beaumes-de-Venise sind für ihre Weine La Roque-Alric in den Dentelles de Montmirail des Mont Ventoux sickert das Wasser sofort ab und Henri Fabre verstehen, der von sich behauptet hat, berühmt. Letzeres verdankt den Höhlen (Beaumes) Foto oben: sprudelt wieder heraus, wie zum Beispiel am Brun- er könne sich nie daran satt sehen. seinen Namen. Nicht nur die abwechslungsreiche Bei Mont Serein an der Nordseite des Mont Ventoux

34 35 nen Tonfiguren das Antlitz seiner Nachbarn. Von Die Ernte ist mühsam, denn schließlich sind für ein Berlingot wäre die Verballhornung dieses Namens. weitem sieht Séguret wie ein Krippen-Dorf aus, am einziges Gramm Safranfäden 150 bis 200 Blüten 1851 hat Gustave Eysseric das Rezept verfeinert Heiligabend wird das Dorf tatsächlich zum „Bethle- nötig. Seit 2000 aber veredelt wieder das kostba- und ist auf die Idee gekommen, den sehr süßen Si- hem der Provence“. Die Opfergabe an das Jesuskind re, als „Le safran du Ventoux“ benannte Gewürz die rup zu verwenden, den er für die Herstellung der wird von den kostümierten Bewohnern nachgespielt, Gerichte, nicht nur der gehobenen Gastronomie. kandierten Früchte benötigte. Um Früchte zu kan- eine Tradition, die immer mehr Besucher anzieht. dieren, muss man sie, je nach Obstsorte und Größe, Die fruchtbare Ebene von Carpentras Wochen oder Monate lang in immer süßere Zucker- La Roque-Alric lösungen legen. Gustave Esseyric kochte den Sirup Zwischen dem für seinen natürlichen Süßwein be- Seit dem Mittelalter ist die Ebene von Carpentras weiter ein, fügte Minze hinzu und ließ ihn halbfest kannten Dorf Beaumes-de-Venise und Le Barroux als Garten der Provence bekannt. Gemüse, Trüf- werden. Die weiche Masse wickelte er in eine wei- liegt das Dorf La Roque-Alric. Es wird nach dem feln, aber auch Obst wie Erdbeeren, Melonen und ße Zuckerschicht ein, rollte sie aus, faltete sie und steilen Fels genannt, an dem es sich anlehnt. Die- Kirschen bester Qualität werden von hier aus in die wiederholte diesen Vorgang mehrmals. Schließlich se Anlehnung geht so weit, dass der Fels als eine ganze Welt exportiert. Durch die Anwesenheit der zog er dicke Fäden daraus, die er schnitt. So be- Mauer der Kirche aus dem 18. Jahrhundert dient. Päpste und vor die Schwierigkeit gestellt, Obst zu kamen die fertigen Berlingots ihre unverwechsel- In seinem Schutz dreht das pittoreske kleine Dorf, konservieren, wurde die Technik des Kandierens baren weißen Streifen. Mindestens vierzig Streifen das durch seine Lage als Paradebeispiel eines „vil- perfektioniert. Noch heutzutage sind kandierte muss seitdem ein echter Berlingot aus Carpentras lage perché“ (Felsennestes) gilt, dem fantastischen Früchte aus Apt weltweit bekannt. Eine weitere aufweisen. Deren Erfolg war so groß, dass sie seit- Panorama der Dentelles de Montmirail den Rücken Süßigkeit ist mit dem Namen Carpentras und dem dem die ehemalige Spezialität der Stadt, kandierte zu. Obst der Ebene verbunden: die Berlingots. Früchte, abgelöst haben.

Safran bei Le Barroux Berlingots von Carpentras Kanal von Carpentras In der Nähe von Le Barroux wurde seit 2000 dank Genau so bunt wie die Berlingots sind die Erklärun- Um eine immer weiter florierende Landwirtschaft des Einsatzes von Marie und François Pillet das teu- gen über die Herkunft ihrer Bezeichnung. Das Re- zu sichern, wurde schon im 16. Jahrhundert über- erste Gewürz der Welt wieder angepflanzt: Crocus zept soll vom Koch des Papstes Klemens V. stam- legt, das Wasser aus der Durance durch die Ebene Sativus, aus dem Safran gewonnen wird. Mit den men, der sich eigentlich Bertrand de Got nannte. von Carpentras umzuleiten. 1856 wurde der 69 km Kreuzzügen wurde die mediterrane Pflanze nach lange Kanal von Carpentras - mit seinen 725 km Séguret Frankreich eingeführt und bis ins 19. Jahrhundert langen Querverbindungen – in Anwesenheit von Nördlich der Dentelles de Montmirail, zwischen Vai- im Comtat Venaissin aus verschiedenen Gründen Kaiserin Eugénie, Gattin des Kaisers Napoleon III., son-la-Romaine und Gigondas, von einer Burgruine kultiviert: als Gewürz, für medizinische Zwecke, ins- eingeweiht. Seitdem hat sich der modernisierte Ka- mit dem Bergfried (13. Jh.) beherrscht, schmiegt besondere wegen ihrer wunderschönen goldgelben nal auf 85 km ausgedehnt. Im Norden von Carpen- sich das typisch provenzalische Dorf Séguret auf Farbe für die Buchmalerei und als Färbemittel, das tras ist das Aquädukt aus dem 18. Jahrhundert nicht halber Höhe an den Hügel. Durch seine Lage, die vom Markt von Carpentras aus exportiert wurde. zu übersehen: 23 m hoch und 630 m lang. Schon im für die Grafen von Toulouse von strategischer Be- 14. Jahrhundert brachte sein Vorgänger das Quell- deutung war, genießt man einen schönen Blick auf wasser aus Caromb in die päpstliche Stadt. die Umgebung. Séguret, das „Sicherheit“ bedeutet, behält aus dieser Zeit ein mittelalterliches Flair, das Vénasque den Ort zu den schönsten Dörfern Frankreichs zäh- Von seinem Felsennest aus wacht Vénasque, das zu len lässt. der erlesenen Gruppe der „schönsten Dörfer Frank- Das Kunsthandwerk der Santons (kleinen Heiligen) reichs“ gehört, über die Ebene von Carpentras und genießt in Séguret einen besonderen Ruf, denn der das Tal der Nesque. Durch seine strategische Lage Santonnier Philippe Fournier gibt gerne seinen klei- auf dem Felsvorsprung spielte das Dorf schon im 10. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Heutzutage Foto oben: trägt Vénasque den Titel der französischen Haupt- Enge Gassen mit Kopfsteinpflaster prägen das Bild von Séguret. Foto rechts: Foto links: In Le Barroux wird seit 2000 wieder Safran geerntet. Die Berlingots sind Fruchtbonbons aus Carpentras.

36 37 gem famose Quelle der Sorgue ist durch meinen langen Aufenthalt und meine Gesänge noch be- rühmter geworden“ (Senil, X, 2). Als mächtigste Karstquelle Europas ist die Fontaine de Vaucluse, die wie ein Siphon funktioniert, nicht nur ein großartiges Naturschauspiel, sondern eine Herausforderung für Höhlenforscher und Wissen- schaftler. Ihre Tiefe wurde zum ersten Mal 1878 untersucht. Nach anfänglichen 23 m wurden im Laufe des folgenden Jahrhunderts mit dem Robo- ter „Modena“ 308 m Tiefe und vielleicht der Grund erreicht. Zahlreiche Tauchgänge brachten wertvolle antike Münzen zutage, die im Höhlenkundemuseum Ecomusée du Gouffre zu bewundern sind. stadt der Süßkirsche „Monts de Vénasque“. Die Nach der möglichen Tiefe der Karstquelle wurde un- Kirschbaumplantagen sichern eine Ernte von 2.000 t tersucht, woher die Fontaine de Vaucluse ihr Was- pro Jahr und sind auf 21 Kommunen verteilt, darun- ser bezieht. Durch die Färbung des Wassers der ter , Pernes-les-Fontaines, Bédoin und Nesque konnte man u. a. beweisen, dass ein Teil des Villes-sur-Auzon, dessen Kirche die Nachwirkungen Quellwassers aus diesem Fluss kommt. Das durch der französischen Revolution von 1789 überstand, weil die im Stein gemeißelten Worte „République Française“ ihre Westfassade zieren durften. das kalkhaltige Plateau de Vaucluse eingesickerte der Besucher von der Galerie aus betrachten. In der Die Fontaine de Vaucluse Regenwasser und das Schmelzwasser aus den Süd- Boutique der Mühle kann man im wahren Sinne des Die Fontaine de Vaucluse, Paradebeispiel einer hängen des Mont Ventoux sammeln sich in riesi- Wortes handgeschöpftes Papier, Bögen mit oder Karstquelle, liegt am Fuße einer 230 m hohen Klip- gen, unterirdischen Wasserspeichern, die bis 1.000 ohne Blüten-, Blätter- und Gräsereinschlüsse, Büt- pe am südwestlichen Rand des Plateau de Vaucluse, m tief liegen. Warum die Sorgue in den trockenen tenpapier für Aquarelle und Grafiken, Produkte ei- am Ende des „geschlossenen Tals“ („vallis clausa“ Sommern zwar nicht mehr aus der Kopfquelle, son- nes Kunsthandwerks bewundern und kaufen, das es auf Lateinisch). Das Departement Vaucluse trägt dern aus den sogenannten „griffons“ - einige Me- nur noch einmal in Frankreich gibt, in der Auvergne. den Namen der Quelle der Sorgue, aus der 630 Mil- ter unterhalb der Höhle - immer noch regelmäßig lionen Kubikmeter pro Jahr sprudeln. Im Frühjahr ist sprudelt, ist bisher nicht ganz geklärt. Im Sommer Der nördliche Luberon die herausquellende, tosende Wassermenge mit ei- nimmt sie eine wunderschöne, smaragdgrüne Fär- ner Abflussgeschwindigkeit von 120 m³ pro Sekun- bung an und verleiht ihrer pittoresken Lage einen Gordes, das Künstlerdorf de einfach beeindruckend und wirkt wie ein Magnet zusätzlichen Reiz, der zahlreiche Schriftsteller und Majestätisch beherrscht das Felsennest Gordes auf Touristen. Angesichts der Besucherscharen im Dichter inspiriert hat. Eben weil die Sorgue zu jeder das um 300 m tiefer gelegene Tal der Coulon (auch Sommer ist es schwer vorstellbar, dass sich Petrar- Jahreszeit Wasser führt, säumten bis Ende des 18. Calavon genannt). Als Krone trägt dieses Dorf, das ca 1339 der Ruhe wegen hierher zurückgezogen Jahrhunderts elf Papiermühlen ihre Ufer, vier befan- zu einem der hundert schönsten Frankreichs gekürt hat. Jedenfalls war ihm bewusst, dass seine Anwe- den sich im Ort Fontaine de Vaucluse. wurde, ein mit zwei runden Halbtürmen flankier- senheit der Fontaine de Vaucluse noch mehr Ruhm Als die älteste (1522 gegründet) und letzte Papier- tes Renaissance-Schloss, das vom Künstler Victor eingebracht hat: „Die sehr illustre, an sich seit lan- mühle „Moulin du Martinet“ 1968 schloss, erinnerte Vasarely (1908-1997) restauriert wurde. 1938 ent- man sich daran, dass die traditionelle Papierherstel- deckte der Künstler und Pädagoge André Lhote das Foto oben: lung über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschafts- Dorf. Seine Begeisterung für dieses schmucke Dorf Vénasque thront auf einem Felsvorsprung. zweig für die Gegend darstellte. 1973 renovierte die steckte andere Künstler, Schriftsteller und Politiker Fotos rechts: In Fontaine de Vaucluse treibt die Sorgue die Wasser- Gesellschaft Vallis Clausa eine Mühle und lässt die- räder der Papiermühle an, in der heute noch handge- ses alte Handwerk aus dem 15. Jahrhundert wieder Foto oben: schöpftes Papier hergestellt wird. aufleben. All die Stufen der Papierherstellung kann Victor Vasarely prägte den Ruf Gordes als Künstlerdorf.

38 39 40 41 Vorsprünge, Schluchten und bizarre Felsen alle Besucher. Die in allen Schattierungen von weiß bis dunkelrot über ockergelb bis orange gefärbten Fels- strukturen bestehen aus Ablagerungen aus dem Meer, die sich in der Zeitspanne zwischen vor 200 und 100 Millionen Jahren gebildet haben. Ocker be- steht aus einer Mischung aus Ton, Sand und Eisen- oxyd (Goethit bestimmt dabei die Farbe). Bei all ihrer Schönheit ist die Ockerlandschaft, wie wir sie jetzt bewundern, durch Menschenhand ent- standen. 1785 hat der Einheimische Jean-Etienne Astier zufälligerweise entdeckt, dass man aus den Felsen Ockerfarbe gewinnen konnte. Die Land- schaft um Roussillon verrät, dass Ockervorkommen unregelmäßig verteilt war. Zwischen und Gignac hingegen waren die bunten Sandschichten bis zu 15 hoch. Bei Gargas wurden Galerien in einer Vaucluse. Da das Flussbett abwärts von Monieux Gesamtlänge von mehr als 40 km gegraben, die bis völlig trocken ist, lädt es zu ausgedehnten Wande- zu 10 m hoch waren. Um die exzellente Qualität der rungen durch die Schluchten ein. Farbechtheit der Pigmente geht es in Roussillon, 1866 beabsichtigte der Literaturnobelpreisträ- Gargas, Rustrel und Gignac. Mangels Alternative ger Frédéric Mistral, zusammen mit zweien seiner war die Nachfrage groß; so boomte in der Vaucluse Freunde, an einem einzigen Tag durch die Schluch- der Ockerabbau zwischen 1920 und 1950 und be- ten der Nesque von Monieux bis Vénasque zu wan- schäftige 1.200 Personen. Pro Jahr wurden bis zu dern. Bei Sonnenuntergang befanden sie sich erst 40.000 t weltweit exportiert. Das Pulver wurde in unterhalb des Rocher du Cire (Fels des Wachses). an, die es zu einem Sommer-Kulturzentrum avan- art, findet man noch vereinzelt um Gordes. Um den Holzfässer abgefüllt, die in der Fabrik angefertigt Durch die Schönheit der unberührten Natur beein- cieren ließen. Gordes, das früher von Seidenwe- Mont Ventoux verteilt zählt man über 3.000 dieser wurden. Ab Mitte des 19. Jahrhundert wurde es druckt, wählte Frédéric Mistral die spektakuläre, bereien, Gerbereien, Steinbrüchen, Olivenhainen, typischen Steinhütten. still um die Naturpigmente, die synthetischen liefen leicht überhängende Felswand für eine Episode im Maulbeerbäumen (für die Seidenraupen), Mühlen ihnen den Rang ab. Mit einer jährlichen Produk- Gesang VII seines Werkes „Calendal“ (Calendau auf und Färberröte lebte, übt heutzutage eine magi- Ockerfelsen tion von 2.000 t Ockerfarbe rühmt sich diese Land- Provenzalisch) „Weder Katze, Ziege, noch Satyr, sche Anziehungskraft auf Touristen aus, besonders Knapp 15 km trennen Roussillon von Gordes und schaft der Vaucluse, immer noch einer der größten das schwöre ich Ihnen, werden ihn jemals erklim- im Sommer. der Kontrast zwischen den beiden wunderschönen Ockerlieferanten der Welt zu sein. men“, behauptete der Held, bevor er den Rocher du Felsennestern kann nicht größer sein, so bunt prä- Cire bezwang und sich abseilte, um die legendären Einen Steinwurf von Gordes entfernt, kann man das sentiert sich Roussillon. Eine Orgie von warmen Durch die Schluchten der Nesque zum wilden Bienenstöcke aufzustöbern, die dem Fels seit 1997 zum Freilichtmuseum erklärte „Village des Farben überdeckt seine Häuser und seine Lage Plateau von Sault seinen Namen gegeben haben. bories“ (Dorf der Steinhütten) besuchen, ein Dorf, auf steilen Ockerklippen verleiht ihm seinen unver- Die Straße, die zwischen Monieux und Villes-sur- das zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert lediglich wechselbaren Charakter. Immerhin zählt das Dorf Die Schluchten der Nesque Auzon an den Schluchten entlang führt, wurde aus Trockenmauerwerk gebaut wurde. Etwa 300 zu den zehn schönsten Frankreichs und wird Jahr Einer der schönsten Canyons Südost-Frankreichs erst 1911 gebaut. Die touristische Strecke bietet „bories“, Steinhäuschen dieser mörtellosen Bau- für Jahr von etwa 120.000 Touristen besucht. Von hat sich im karstigen Boden des Plateau de Vauclu- wunderschöne Ausblicke. Durch die Vielfalt ih- diesem Naturschauspiel beeindruckt unternimmt se im Laufe des Quartärs gebildet. Atemberaubend rer schutzwürdigen Flora und Fauna gehören die Foto vorhergehende Doppelseite: man gern eine kleine Wanderung in seine direkte hohe Steilfelsen, tiefe Schluchten und Höhlen sind Schluchten zum Biosphärenreservat des Mont Ven- Die Ockerfelsen von Roussillon Umgebung. dadurch entstanden. Nahe Aurel, einem kleinen toux. Am Belvédère du Castellaras, 734 m hoch ge- Foto oben: Das „provenzalische Colorado“ bei Rustrel, das Dorf nördlich von Sault, entspringt die Nesque und legen, kann man in aller Ruhe die Felswände, die Die Häuser von Rousillon zeigen die ganze Vielfalt an Ockerfarben. sich über 30 ha erstreckt, gehört zu den schönsten fließt bis Monieux. Kurz nach Monieux sickert das bis 200 m hoch sein können, die Höhlen, die sich Foto rechte Seite: Landschaften Frankreichs überhaupt. Faszinierend Wasser durch den Kalkboden, bleibt unterirdisch eingegraben haben und vor allen Dingen die Schön- Die wilden Schluchten der Nesque durch ihre Farbigkeit begeistern Hügel, Klippen, und speist die berühmte Karstquelle Fontaine de heit des Rocher du Cire bewundern.

42 43 mer lang wie ein wunderschöner lilafarbener und gelber Flickenteppich ausschaut. Von seinem Felsvorsprung aus wacht Sault, die Hauptstadt des Lavendels, über das Plateau, das im Rahmen der UNESCO-Welterbekonvention zur Kul- turlandschaft gekürt wurde. Die Spezialitäten der Gegend, Lavendelhonig, Makronen und „Nougat“ (türkischer Honig), machen aus diesem Dorf eine kulinarische Etappe auf der Route de la Lavande.

„Nougat de Sault“ Nougat, ursprünglich als Spezialität aus Montéli- mard bekannt, wird handwerklich von Maître Nou- gatier und Confiseur Michel Boyer in Sault herge- stellt, eine Delikatesse, die nichts gemeinsam mit Das Plateau de Sault den Nougatstreifen hat, die man ansonsten kauft. Nordöstlich der Schluchten der Nesque erstreckt Nur die besten Produkte werden verwendet: Laven- sich das für seine Lavendelfelder berühmte Plateau delhonig aus dem Plateau und Mandeln aus der Pro- de Sault. Auf 1.100 ha blühen echter Lavendel und vence. Weißer und schwarzer Nougat, besonders auf 1.700 ha. Lavandin, das sind 40% der französi- gern in der Adventzeit gekostet und verschenkt, schen Produktion. Das aus echtem Lavendel des- sind Weihnachten ein Muss, denn sie gehören zu tillierte Öl ist für die Parfümindustrie und Aroma- den berühmten „Treize Desserts“ (dreizehn Nach- therapie bestimmt, bei Lavandin hingegen, aus dem tischen). ertragreicher Öl gewonnen wird, ist die Industrie für Wasch- und Putzmittel ein dankbarer Abnehmer. In dem Vercors-Massiv im Norden und dem Mont Ven- im Osten der Baronnies wirkt der Zusatz „les-Bains“ den Monaten Juli und August sind die lila Lavendel- toux-Lure-Massiv im Süden entstanden. Unzählige etwas überraschend, aber das Dorf zählt immerhin felder - die Bienenweide schlechthin - wunderschön 1.000 - 1.400 m hohe Berge erschweren den Durch- vierzehn Brunnen; einer unter ihnen trägt den Na- anzusehen. So ist es nicht verwunderlich, dass in gang von einem Tal zum anderen. Enge Schluchten men „Fontaine de la Justice“, denn mit seinem Was- dieser Gegend der Lavendelhonig, hellfarben und wie Le Défilé des Trente Pas (der dreißig Schritte) ser wusch der Henker seine blutige Axt und seine wegen seines delikaten Aromas gepriesen, eine be- nördich von Nyons, Pässe wie der Col de Soubeyran Kleidung. Früher exportierte Montbrun-les-Bains sondere Rolle spielt. (990 m), schroffe Felsen wie der Rocher St-Julien Früchte und Gemüse in weniger vom Klima und Auf dem Plateau de Sault wird seit etwa 10 Jahren bei Buis-les-Baronnies, der sich ähnlich wie die Den- Wasser verwöhnte Dörfer seiner Umgebung. Heut- der heimische „petit épeautre“ (kleiner Dinkel) wie- telles de Montmirail gebildet hat, Mondlandschaf- zutage erfreuen sich Touristen und Kurgäste seiner der verstärkt und erfolgreich angebaut. Von den ten aus Mergel wie im Val d’Ennuye, steile Hänge schön restaurierten Architektur. Römern eingeführt, war der Dinkel, trotz seiner Ge- wie bei Brantes, aber auch Hügel mit Weinbergen, nügsamkeit, was den Boden betrifft, lange aus der Obstplantagen, Lavendelfeldern und Olivenhainen Brantes Gegend verschwunden. In Sault wird wieder - man zeigen, wie abwechslungsreich die Baronnies sind. Zwischen der nördlichen Seite des Mont Ventoux kennt dort 100 verschiedene Rezepte - die typische und dem parallel zu ihm länglich verlaufenden Berg Dinkelsuppe gekocht. Erst im August wird er geern- Die Baronnies Montbrun-les-Bains Montagne de Bluye hat sich das Flüsschen Toulou- tet, gleichzeitig wie der echte Lavendel. So kommt Die Dörfer dieser Landschaft haben ihren Charak- renc einen Weg gegraben. Sein Name, eine Verball- es, dass die Landschaft um Sault den ganzen Som- Abseits der großen Verkehrsachsen entlang der ter behalten. So zum Beispiel das Felsennest Mont- hornung des Ausdrucks „tout ou rien“ (alles oder Rhône, nördlich und parallel zum Mont Ventoux brun-les-Bains, das als eines der hundert schönsten nichts) verrät seinen Charakter. 1163 wurde das Foto oben: erstreckt sich wellenartig die zerklüftete Bergland- Dörfer Frankreichs gilt. Wie die Orgelpfeifen ange- Sault ist umgeben von den Lavendelfeldern des Plateau de Vaucluse. schaft der Baronnies. Dies ist vielleicht ein Grund, ordnet, schmiegen sich die bis acht Stockwerke ho- Foto oben: Foto rechts: warum sie trotz ihrer Schönheit noch unentdeckt hen Häuser an die Felswand, die ihnen Halt gibt. In Montbrun-les-Bains ist ein Kurort in den Bergen Nougat des Confiseur Michel Boyer aus Sault bleiben. Sie sind durch den Riesendruck zwischen dieser ansonsten so trocken anmutenden Gegend der Baronnies.

44 45 kleine wehrhafte Dorf Brantes am südlichen Aus- läufer der Montagne de Bluye gebaut. Von der mit- telalterlichen Burg bleibt eine Ruine. Auf einer Höhe von 546 m steht das Felsennest doch auf unstabi- lem Grund (harte Kalkschichten und weiche Schich- ten im Wechsel), so erklärt sich der ursprüngliche Name Brantule (Wackelig). Seiner außergewöhnli- chen Schönheit tut dies aber keinen Abbruch. Der wunderbare Panoramablick auf die schroffe Nord- seite des Mont Ventoux, auf den „Ubac“, vermittelt den Eindruck, man könne den Berg berühren. Meh- rere Künstler haben sich hier fest etabliert, darun- ter eine Santons-Herstellerin.

Buis-les-Baronnies, Hauptstadt der Linde Von den Römern wurde sie Vicani Boxani genannt, eine Anspielung auf die Buchsbaum-Sträucher (Buis), die in dieser Gegend wuchern. Jedoch nicht dem immergrünen Strauch verdankt sie ihr Re- nommee, sondern der Linde, ihrer Blüten wegen. Aus den Baronnies kommen 80% der Lindenblüten- produktion Frankreichs. Um Le Buis erfreuen sich 30.000 Linden bester Gesundheit. Sie wurden im großen Stil eingepflanzt, gerade auf den Feldern, wo die von der Phylloxerose kranken Weinreben ausgerissen werden mussten und wo eine andere Pflanze ausgedient hatte: der Färberkrapp. Dieser wurde 1869 durch die Herstellung des roten, syn- thetischen Farbstoffs Alizarin überflüssig. Zwischen Buis-les-Baronnies und Nyons zutage Weinberge, Aprikosenplantagen, Lavendel- Es sind die Blüten, deren Deckblätter bis 20 cm Auf der Strecke zwischen Buis-les-Baronnies und felder und Olivenhaine nebeneinander gedeihen. lang sein können, die dem Baum zu einem seiner Nyons, die über den Col d’Ey führt, entdeckt man Zwischen Ste-Jalle und Curnier wiederum offenbart beiden Spitznamen, „arbre à tisane“ (Teebaum), das früher „Kornkammer der Baronnies“ genannte sich bei Arpavon - wie ein von einem riesigen Messer verholfen haben. Eine einzige Linde trägt nämlich liebliche Tal Val d’Ennuye von Ste-Jalle, wo heut- durchgeschnittener Schichtkuchen - ein Paradebei- bis zu 60.000 Blüten, eine wahrhaftige Bienenwei- spiel der geologischen Besonderheit dieser Gegend: de. Deshalb wird sie auch gerne nach ihrem zweiten eine Aufeinanderfolge von harten, weißen Kalk- und Spitznamen genannt: „arbre à miel“ (Honigbaum). weichen, schwärzlichen Mergelschichten. Bei der Ernte wird jede Blüte einzeln gepflückt. Die Bei einem Abstecher von Ste-Jalle nach Tarendol, Blüten werden in riesige „Bourraches“ (Tücher) ver- wo der Schriftsteller René Barjavel begraben liegt, packt. Nach dem Trocknen werden sie in diesen entdeckt man die nackten, schwärzlichen Mergel- Bourraches - früher auf den durch René Barjavel be- hügel mit dem Spitznamen „pachydermes“ (Dick- rühmt gewordenen blauen Karren – zum Markt ge- häuter). Nach einigen Serpentinen blickt man auf bracht. Jeden dritten Samstag im Juli findet in Buis- Foto oben: les-Baronnies der einzigartige Lindenblütenmarkt Die gepflückten Lindenblüten werde auf große Foto oben: Tücher geschüttet und später zu einem Ballen statt, auf dem auch aromatische und medizinische Der Ort Le Poët-Sigillat liegt oberhalb von Ste-Jalle. zusammengeknüpft. So werden sie nach Hause Pflanzen – eine weitere Spezialität der Baronnies – Foto links: transportiert, wo sie getrocknet werden. verkauft werden. Die Felswand von Arpavon besteht aus Mergel und Kalk.

46 47 das von mehreren jahrhundertealten Weißeichen Frucht „Tanche“, offiziell „Olive noire de Nyons“ ge- umgebene, auf einem schmalen Grat thronende nannt, jeweils die begehrte AOC verliehen. und schön renovierte Dorf Le Poët-Sigillat. Abseits der großen touristischen Achsen haben die Nyons, Hauptstadt der Oliven Baronnies ein gewisses Flair behalten. Ihre Dörfer, Jean Giono schwärmte geradezu von Nyons: „Die- oft Felsennester, sind authentisch geblieben. So be- se bewundernswerte Landschaft aus glücklichen kommt man einen unverfälschten Eindruck vom hie- Hügeln und Licht berührt mich zutiefst im Herzen, sigen Dorfleben. Nachdem sie hart gearbeitet haben, Nyons scheint mir, Paradies auf Erden zu sein“. Vor sitzen die älteren Einheimischen immer wieder gerne dem Mistral-Wind geschützt, genießt das Städtchen auf der Bank zusammen und genießen ihr Leben. ein Mikroklima, das ihm den Titel „Klein-Nizza“ ver- liehen hat. Dieses Mikroklima hat auch dazu beige- Foto linke Seite: tragen, dass Olivenhaine der Sorte „Tanche“ dieser Im April werden in den Baronnies die Olivenbäume zurückgeschnitten. nördlich des Mont Montoux gelegenen Gegend eine Foto oben: echte provenzalische Note verleihen. 1994 beka- Mittagspause in einem Dorf der Baronnies. Die drei men das Olivenöl „Huile d’Olive de Nyons“ und die Männer beobachten und kommentieren das Dorfleben.

48 49 Die Seele der Hochprovence

Spätestens im Hochsommer, wenn sich die regel- tischen Sinne: weder die Sträucher, die wild in der mäßigen violetten Wogen der Lavendelähren im Natur wachsen, noch diejenigen, die in den „ba- Wind bewegen, ihren intensiven Duft als Gischt dassières“ (Lavendelfelder) gesät oder eingepflanzt verströmen, und als einziges wahrnehmbares Ge- werden. Die „badassières“, wahre Augenweiden, räusch das Summen der Bienen zu vernehmen ist, zeigen Lavendelblüten in den verschiedensten kann sich keiner dem Charme dieser Meere ent- Farbnuancen: von hell rosa über blau bis hin zu lila. ziehen. „Lavendel ist die Seele der Hochprovence“ Aufgrund der genetischen Vielfalt solcher Laven- nannte der Schriftsteller Jean Giono poetisch die delsträucher auf ein und demselben Feld bekommt emblematische Pflanze. man durch das Destillieren ein „Lavendelöl extra“. Diese sehr seltene Qualität wird dementsprechend Ein Tausendsassa teuer gehandelt.

Das französische Wort „Lavande“ stammt aus dem Das duftende Öl lateinischen „lavare“ (waschen). Schon die Römer mochten den Lavendelduft für ihre Wäsche und um Lavendelöl aus echtem Lavendel ist seit jeher Basis ihr Bad zu parfümieren. für Parfüms. König René der Gute (1409-1480), der u.a. auch Graf der Provence war, überreichte die durch Abkühlen wiederum verflüssigt. Ein einen Basis für Parfüms Das Sammeln von Lavendel in der Hochprovence kostbare Essenz im Jahre 1478 stolz seiner Gemah- Hektar großes Feld ist nötig, um einen Ertrag von beruht auf einer langen Tradition. Als Heilkraut fehl- lin Jeanne de Laval. Sinn und Gespür für diesen Lu- 15 bis 20 kg echtem Lavendelöl zu erzielen. Sieht ein Lavendelfeld aus echtem Lavendel unifar- te er in keinem Klostergarten und galt als probates xus besaßen auch die Medici. Ihnen und der Mode ben aus, besteht es aus Stecklingen aus der weltbe- Mittel gegen manches Zipperlein, aber auch gegen der parfümierten Handschuhe ist es zu verdanken, Bis Anfang des 20. Jhs. handelte es sich bei der kannten Sorte Lavandula angustifolia Miller. Auf sol- Magenschmerzen, Blähungen und Läuse. Im 16. dass aus Grasse, einer kleinen Stadt im Hinterland Lavendelernte um ein Zubrot, Frauen und Kinder chen „badassières“ sind alle Sträucher gleich groß und 17. Jahrhundert galt er als Schutz vor Pest und von Nizza, die Welthauptstadt der Parfümerie wur- schnitten mit der Sichel die Ähren in den steini- und zur selben Zeit reif, so dass eine maschinelle Cholera. Heutzutage wird das Lavendelöl gerne im de. Die Nachfrage nach Lavendelöl war riesig. Die gen, steilen Lagen. Vor dem ersten Weltkrieg hatte Ernte unproblematisch ist. Der optimale Zeitpunkt Wellnessbereich verwendet. Destillieranlagen der Parfümhersteller, schlicht man damit begonnen, echten Lavendel zu züchten, für die Ernte und das anschließende Destillieren „Alambics“ genannt, wurden damals eigens in die denn das Sammeln von wildem Lavendel reichte der Halme ergeben eine hervorragende Ölqualität, Der wilde Lavendel Hochprovence gebracht, um vor Ort das kostbare nicht mehr. Ab 1920, als für jede Frau Parfüm die von der Parfümindustrie sehr geschätzt ist. Um Öl zu gewinnen. Das Destillieren ist ein Handwerk erschwinglich wurde, war die Nachfrage nach La- die hochwertige Qualität des Öls aus echtem La- Bekannt unter den Bezeichnungen „lavande vraie“ geblieben. Heutzutage aber gehören die „Alam- vendelöl sehr groß. So groß, dass sich manch ein vendel der Hochprovence gegen die Konkurrenz oder „lavande fine“, wächst der echte Lavendel ganz bics“ den Bauern. Sofort nach der Ernte werden die Bauer aus der Hochprovence mit einer einzigen La- aus Bulgarien zu schützen, wurde im Jahre 1981 spontan in den sonnigen Lagen zwischen 800 und gesammelten Ähren auf ein Sieb in einem Bottich vendelernte ein Haus kaufen konnte. eine genau definierte und streng überwachte AOC 1200 m auf trockenen und steinigen Kalkböden und gepresst, dessen unterer Teil mit Wasser gefüllt (geprüfte Herkunftsbezeichnung) „Huiles essenti- findet in der Gegend um den Mont Ventoux ideale ist. Durch Erhitzen steigt der Wasserdampf auf und Foto oben: elles de Lavande de Haute-Provence“ eingeführt. Bedingungen vor. Kein Strauch des echten Laven- wird durch den Lavendel geleitet, dem Ester, freie Das Plateau de Vaucluse bei Sault gleicht einem riesigen Auf etwa insgesamt 3.000 ha Gesamtfläche müs- dels gleicht dem anderen im genetischen und op- Alkohole und Aldehyde entweichen; diese werden Flickenteppich aus Lavendel- und Kornfeldern. sen alle Felder auf mindestens 800 m Höhe an-

50 51 Entwurfsscan

gelegt sein und zu den Departements Drôme und zwischen dem echten und dem breitblättrigen, Lavandin gewonnenen Öls eignet sich fast nur für geerntet und sofort auf Plastikplanen ausgebreitet, Vaucluse gehören. stark kampherhaltigen Lavendel (Lavandula latifo- die Reinigungs- und Putzmittelindustrie. Um den so dass die Sonne sie schonend trocknet. Um zu lia Medicus) entstanden ist. Der Lavandin ist steril Mont Ventoux werden 6.000 ha Lavandin angebaut. verhindern, dass sie durch Überhitzung Schaden Berühmte Parfümeure haben Lavendelöl mit an- und lässt sich nur durch Stecklinge vermehren. Sei- Echter Lavendel in hohen Lagen, sozusagen auf der nehmen, werden sie mit Holzgabeln aus Zürgelholz deren Essenzen verfeinert. Mit einer seiner legen- ne Vorteile: er wächst und gedeiht auf niedriger ge- Beletage, und Lavandin in niedrigen Lagen, beide mehrmals am Tag gewendet. Metallgabeln könnten dären Kreationen, „Lavande Yardley“, war der Brite legenen Böden, und sein Ertrag pro Hektar ist drei sind gleichermaßen schön anzusehen und machen die Planen beschädigen, so dass die Blüten mit der Charles Yardley 1770 einer der ersten, der Laven- bis fünf Mal höher als der des echten Lavendels. in dieser Landschaft 80% der französischen Pro- Feuchtigkeit aus dem Boden in Berührung kämen. del aus der Provence für Parfüm und parfümierte Sein Nachteil: der kampherhaltige Geruch des aus duktion aus. Das hätte zur Folge, dass die im Blütenkelch ent- Kosmetika verwendete. Auch „Lavande velours“ haltene Essenz verwässert würde, was wiederum von Guerlain, „Paco Rabanne pour homme“, „Mou- Foto links: Hauptsache lavendelblaue Blüten einen großen Qualitätsverlust bedeutete. Solch stache“ von Rochas, „Arden for men“ von Elisabeth Der Bauer füllt den Bottich mit frisch geerntetem ein Schaden wäre sofort sichtbar, denn die dunkel- Arden und „Eau sauvage“ von Christian Dior, um nur Lavendel, um daraus Lavendelöl zu destillieren. In den Baronnies gibt es Bauern, die sich auf die violette Farbe der Kelche kippt um ins Rosa. Durch einige zu nennen, basieren darauf. Foto Mitte: getrockneten Blüten des echten Lavendels spe- das vorsichtige Wenden fallen die Kelche von den Lavendelfelder in den Baronnies bei St-Auban zialisiert haben. Es sind die Blüten, die in bunte Ähren ab, sie werden gesammelt und in einen dun- Foto rechts: Lavandin Säckchen aus provenzalischen Stoffen gefüllt wer- klen Lagerraum gebracht. In bunte Stoffsäckchen Mehrmals am Tag wenden die Bauern mit Forken aus Zürgelholz die Lavendelähren, so dass die Halme den und wie zu Omas Zeiten die Schränke parfü- abgefüllt, reisen sie so durch die ganze Welt. 1930 wurde in der Hochprovence Lavandin ent- trocknen und die Blütenkelche abfallen, die dann mieren und die Motten vertreiben sollen. Auf sol- deckt, eine hybride Pflanze, die aus der Kreuzung später aufgesammelt werden. chen Bauernhöfen werden die Halme maschinell

52 53 Der schwarze Diamant

Die berühmteste Botschafterin der französischen gegründete Bruderschaft Confrérie de la Truffe du Gastronomie in der ganzen Welt, die schwarze Trüf- Mont Ventoux et du Comtat Venaissin. Der knollen- fel, findet um den Mont Ventoux die günstigsten artigen Form der Trüffel und deren Farbe wegen hat Bedingungen vor: sommerwarme Kalkböden, in de- sich die offizielle Bezeichnung Tuber melanospo- nen sie meist im Schatten von Eichen - am liebsten rum durchgesetzt. Solch ein langer Name konnte Flaumeichen - unterirdisch entsteht und von Mitte für den üblichen Sprachgebrauch nur von Nachteil November bis Ende März reifen kann. Ist die weiße sein, deshalb trägt sie den Kosenamen „melano“. Marmorierung ihres Inneren auf ein Minimum redu- Für die Provenzalen heißt sie einfach „rabasse“. ziert, hat die Trüffel den optimalen Zeitpunkt ihrer Reife erreicht. Von der Hölle zum Himmelreich

Viele Namen für einen köstlichen Pilz In einer aus dem ersten Jahrhundert überlieferten Beschreibung von Plinius dem Älteren ist belegt, „Nun sind wir am sacrum sacrorum der Gastrono- dass der edle Pilz damals schon wohl bekannt war. men angelangt, an diesem Namen, den die Fein- Ihrer dunklen Farbe wegen und weil sie unterirdisch schmecker aller Zeiten nie ausgesprochen haben, wächst, war diese Pilzart den Christen jedoch lange ohne mit der Hand ihren Hut berührt zu haben, an unheimlich. Ein Teufelswerk sei sie. Zumal sich da, sein. Der Autor des Werkes „Physiologie du goût“ Die sonderbare Vermehrung der dem tuber cibarium, an dem lycoperdon gulosorum, wo sie vorkommt, auf dem Boden riesige Hexen- (Physiologie des Geschmacks), Anthelme Brillat- Diamantenminen an der Trüffel.“ So beginnt im „Grand dictionnaire kreise bilden. Tatsächlich wird ihre Präsenz in der Savarin, dem sie ihren Titel „schwarzer Diamant de cuisine“ (Großes Lexikon der Küche, 1873) der Nähe von Eichen durch dunkle Kreise sichtbar, wo der Gastronomie“ verdankt, schrieb 1825 sogar, sie Der Wunsch, solch eine Kostbarkeit züchten zu kön- Artikel des Schriftstellers Alexandre Dumas über das Gras wie verbrannt wirkt. dürfte bei keinem Festessen fehlen. nen, wuchs immer mehr. Die Bauern um den Mont die Trüffel. Er meint jene Pilzart, die fünf bis dreißig Ventoux herum hatten beobachtet, dass die Trüf- Zentimeter unter der Erdoberfläche in dieser Land- Dass sich nicht alle Christen vor der schwarzen Trüf- Seit dem 19. Jahrhundert ist die Trüffel zum kost- feln in der Nähe von bestimmten Bäumen zu finden schaft der Hochprovence und im Périgord wächst fel fürchteten, ist gesichert, denn Klemens V., dem barsten Naturprodukt der Gastronomie avanciert. waren. Neben Flaumeichen zählen Grüneichen, Bu- und gedeiht. Im Périgord wurde sie wegen des Wür- ersten Papst von Avignon, der aus dem Südwesten Ihr Aroma und ihr Geschmack bringen sie auf alle chen, Erlen, Linden und Haselnusssträucher zu den zens von Gänselebern, erlesenen Pasteten, Galanti- Frankreichs gebürtig war und 1309 Carpentras als Speisetafeln der Welt. In den einfachsten Rezepten Lieblingswirten, mit denen sie symbiotisch leben. nen und feinen Würsten und wegen der gelungenen Residenz wählte, war die Trüffel bestens bekannt. wie der „Brouillade“ (eine Art Rührei) bis hin zu den Vermarktung dieser hochwertigen Produkte so be- raffiniertesten Rezepten der Sterneköche, erfüllt In Saint-Saturnin d’Apt, einem kleinen Dorf im Lubé- kannt, dass der Name „Truffe“ mit dem Zusatz „du Ihre offizielle Karriere begann die Trüffel aber erst der schwarze Diamant die Ansprüche der schwie- ron, hatte schließlich der Hirt Joseph Talon 1808 die Périgord“ lange selbstverständlich war. Da aber je- durch König Franz I., der sie während seiner Ge- rigsten Gourmets, die sich dann im siebten Himmel zündende Idee, Eicheln in die Erde zu stecken. Die des Jahr achtzig Prozent der in Frankreich vermark- fangenschaft in Spanien kennen gelernt hatte und wähnen. Erde seines Grundstücks war wohl reich an Sporen: teten Trüffeln in den Eichenwäldern am Fuße des schließlich in Frankreich hoffähig machte. Ludwig Einige Jahre später erntete er schon so viele Trüf- Mont Ventoux ausgegraben werden, gewinnt der XIII., der Sonnenkönig Ludwig XIV. bis hin zu Ludwig Foto oben: feln, dass man seine Methode nachahmte. Die Trüf- Zusatz „du Mont Ventoux et du Comtat Venaissin“ XVIII., alle schworen auf sie. Der „König von Rom”, Die schwarze Trüffel, ein Diamant unter den felzucht war geboren. In Saint-Saturnin d’Apt hat der immer mehr an Bedeutung. So heißt auch die 1999 Sohn Napoleons I., soll dank ihr zur Welt gekommen kulinarischen Produkten „Père de la trufficulture“ (Vater der Trüffelkultur) Jo-

54 55 seph Talon, „lou rabassiè“, wie ihn die Provenzalen Heiligen Siffrein, die Bruderschaft "Confrérie de la nennen, ein ehrwürdiges Denkmal erhalten. Truffe du Mont Ventoux et du Comtat Venaissin" ist anwesend. Der Hof des Hôtel-Dieu bietet dem ältes- Eine Plage verhalf manchen Bauern zum Umden- ten und bestens organisierten Trüffelmarkt ein Am- ken: Durch die Phylloxera wurden die Bauern ge- biente, das seinesgleichen sucht. Gegen neun Uhr zwungen, ab 1863 ihre Weinreben herauszureißen. ertönt drei Mal der schrille Ton aus der Trillerpfeife Glück im Unglück, eignet sich doch der Boden der des für den Markt zuständigen Kommunalbeamten, ehemaligen Weinberge besonders gut für das spon- welcher den Spitznamen „merle“ (Amsel) trägt. Ab tane Wachstum der Trüffeln, was man damals noch jetzt ist es still, Trüffelverkäufer, Käufer und Zwi- nicht wusste. In ihrer Not bepflanzten die Bauern schenhändler reden leise miteinander, sehr leise. ihre Äcker mit Eichen. Ein Zeichen genügt und ein Beutel wird geöffnet. Es wird abgewogen, ein Blick über die Schulter ge- Im Dorf Bédoin, am Fuße des Mont Ventoux, wur- worfen und die Transaktion findet statt. Im Hof, wo den die Förster vom Bürgermeister sogar dazu ge- die Profis unter sich sind, sieht es konspirativ aus. zwungen, die weiten Ländereien der Kommune mit Der Preis richtet sich nach der Qualität der Trüffel Eichen aufzuforsten. Obgleich der Bürgermeister in und nach der angebotenen Menge. Es handelt sich erster Linie dem schrecklichen Abholzen entgegen- mehr um einen Richtwert für die anderen Märkte. wirken wollte und sich mit der Aufforstung nur Fein- Der Kurs variiert stark von einer Woche zur anderen. de machte, erlebten die Einwohner einige Jahre spä- Wer es weniger konspirativ mag, schaut nach den ter eine Überraschung. Die Trüffeln wuchsen üppig. Einzelhändlern unter der Vorhalle des ehemaligen 1892 erreichte man in Frankreich eine Rekordernte Krankenhauses. Wer sein Glück noch nicht gefun- von 2.000 Tonnen schwarzer Diamanten. den hat, fährt am nächsten Tag nach .

Seit 1977 kann man Trüffeln mit künstlich vorbe- Richerenches handelten Eichen züchten. Und mit der Aufforstung um den Mont Ventoux ist ein neuer Aufschwung für Jeden Samstag von November bis Ende März fin- die Trüffelproduktion beabsichtigt. Den zukünftigen det im kleinen Dorf Richerenches wohl nicht der Diamantenminen sind in dieser Gegend keine Gren- schönste, so doch der wichtigste Trüffelmarkt zen gesetzt. Frankreichs statt. Alles geschieht wie zufällig unter den kahlen Platanen der Avenue de la Rabasse. Der Trüffelmarkt von Carpentras Limousinen parken neben unscheinbaren Autos auf Durch eine Charta zwischen dem Grafen von Tou- beiden Seiten der Avenue, und zwar so, dass Kof- louse, Raymond V., und dem Bischof von Carpent- ferräume und Heckklappen Richtung Straßenmitte ras wurde erst einmal festgehalten, dass der Markt zu öffnen sind. Die Nummernschilder verraten ei- von Carpentras seit je her existiert und rechtlich nem schon, dass deren Besitzer aus anderen De- dem Bischof unterstellt ist. Durch die Bulle von partements und aus dem Ausland gekommen sind. 1525, eine von vielen, die Papst Klemens VII. ver- fasst hat, bekam Carpentras das Recht auf zwei Foto rechts: Freimärkte pro Jahr. Ab 1781 schließlich wurde der Saint Saturnin d'Apt, der Heimatort von Joseph Talon, Trüffelmarkt reglementiert. dem "Vater der Trüffelkultur". Fotos Seite 58 und 59: Auf dem Trüffelmarkt in Richerenches versuchen die Noch heutzutage wird der Trüffelmarkt jedes Jahr an Anbieter einerseits über Gespräche zu erfahren, wie einem Freitag vor dem großen Saint-Siffrein-Markt hoch die Angebote für die kostbare Ware sind, und die Ende November festlich eröffnet. Der Pastor segnet Käufer, wie z.B. Spitzenköche, andererseits zeigen stolz feierlich den Markt mit der Reliquie, dem Arm des ihre Einkäufe.

56 57 58 59 In der Hauptstadt der Trüffel, immerhin zählt Riche- in die Hand genommen und schnell wieder in den in Sicherheit. An so einem Tag, oder besser gesagt Zu den Dorfbewohnern gesellen sich an diesem renches zu den bedeutendsten Trüffelmärkten Eu- Beutel gesteckt. Plötzlich taucht eine Nonne auf, innerhalb so einer Stunde können 300 kg Trüffeln Sonntag die festlich angezogenen Mitglieder der ropas, parliert man zwar nicht nur auf Französisch, entpuppt sich als Verkäuferin, schreitet rasch zu verkauft werden. Confrérie du Diamant Noir et de la Gastronomie aber auffällig leise. ihrem Händler und verschwindet genau so schnell (Bruderschaft des Schwarzen Diamanten und der wie sie gekommen ist, nachdem sie das Geld sorg- Eine merkwürdige Messe Gastronomie), die ihren Sitz in Richerenches hat, Neben den Autos stehend überlegen sich Kunden, fältig in ihre Tasche gesteckt hat. Auf solch einem ein ganzer Chor, die Trüffelzüchter und –liebhaber, Zwischenhändler und Verkäufer, ob hier schönere, Markt wechseln Diamanten ohne lange Begutach- Am dritten Sonntag im Januar wird traditionell seit Händler, Köche, Journalisten. Die Messe wird auf dickere Trüffeln angeboten werden, ob man nicht tung den Besitzer. Alles Vertrauenssache, auf bei- 1950 in der kleinen Kirche von Richerenches das Provenzalisch gehalten, was um den Mont Ventoux doch besser gestern in Carpentras hätte zuschla- den Seiten. Ist man sich einig, wird die Handwaage sogenannte „Hochamt der Trüffel“ zu Ehren des nichts besonderes ist. Die Kollekte aber ist von gen sollen und ob die Preise noch gestiegen sind. aus dem Kofferraum geholt, der ganze Beutel sorg- Schutzheiligen Antonius und der Trüffel gehalten. ganz besonderer Art. Anstelle des Geldes werden Die Stimmung an diesem kühlen Wintertag ist ge- fältigst abgewogen. Es wird nur bar bezahlt. Und Sankt Antonius, Schutzpatron der Bauern und ihrer in die Kollektenkörbe Trüffeln deponiert, eine schö- spannt, aber ruhig. Man ist unter sich, kennt sich vor allen Dingen sehr diskret. Ist der Markt zu Ende, Nutztiere, wird schon mal mit einem Schwein abge- ner, größer als die andere, ganz nach dem Motto schon lange und andere erkennt man wieder, weil verlassen die meisten Marktbesucher Richeren- bildet. Des Trüffelschweins wegen wird sein Schutz „geben ist seliger denn nehmen“. Nach der Messe sie einen Tag zuvor auch in Carpentras waren. Der ches sofort wieder und bringen ihre kostbare Ware in diesen Gefilden gerne auch auf die Trüffeln aus- werden die Trüffeln auf dem Vorplatz gewogen und Sternekoch war gestern nicht da, er kommt nur gedehnt. Der Schutzpatron der Trüffel müsste mitt- von einem Auktionator versteigert. Dank der Trüf- nach Richerenches zum Einkauf. lerweile eher mit einem Hund abgebildet werden, feln und dieser Messe erfreuen sich mittlerweile Foto oben: denn das Schwein hat sich für den Rabassier als zu die Kirche und die zwei Kapellen von Richerenches Kritisch schaut sich der Händler die ihm angebotenen Gegen neun Uhr endlich werden die Kofferräume gierig erwiesen. besten Zustands. Heutzutage kommt der Erlös Trüffeln an. und Heckklappen mit ihrem duftenden Inhalt ge- Foto rechte Seite: wohltätigen Zwecken zugute, die Messe der Trüffel lüftet, der eine oder andere Stoffbeutel für den Zu Hause werden die erstandenen Trüffeln sofort Wer während der Messe nicht vor der Kirche stehen ist eine Wohltätigkeitsmesse geworden. Kunden herausgeholt, geöffnet, mal eine Trüffel gereinigt und nach eventuellen Fehlern untersucht. will, muss zwei Stunden früher als üblich kommen.

60 61 in zwanzig Kommunen des nördlichen Teils der Vau- Das flüssige Gold der Provence cluse bedeutet das eine Anerkennung ersten Rangs für ca. 250.000 Olivenbäume und die Arbeit der Oli- venbauern und Müller.

Die „Aglandau“

Südlich des Mont Ventoux, bei Carpentras, findet der Olivenbaum „Aglandau“, auch „Verdale de Car- pentras“ genannt, günstigere klimatische Bedin- gungen vor als die „Tanche“ in den Baronnies. Im Typisch für die mediterranen Gefilde ist der Oliven- ßend noch zwanzig Tage lang anhielt, erwies sich Departement Vaucluse befinden sich etwa 2.700 baum. Umso erstaunlicher ist es, ihn nördlich des als fatal für den symbolträchtigen Baum aus dem ha Olivenhaine, in denen die Sorte „Aglandau“ do- Mont Ventoux bewundern zu können. Olivenhaine Mittelmeerraum. Nur in den Baronnies haben die miniert. Da dieses Gebiet nicht sortenrein ist, war mit mehrere hundert Jahre alten Exemplaren zei- meisten der mehrere hundert Jahre alten Bäume es unmöglich - auch bei bester Ölqualität - eine AOC gen, dass sie, bedingt durch das zackige Relief der diesen schrecklichen Winter überlebt. Seit Men- für das Öl aus der Aglandau-Olive zu vergeben. Um Baronnies, in den Genuss eines Mikroklimas kom- schengedenken häufeln die Bauern wie bei einem der ausgezeichneten Ölqualität aus bestimmten men. So ist Nyons in dieser Beziehung eine beson- Rosenstock sorgfältig die Erde um den unteren Teil Mühlen der Vaucluse gerecht zu werden, vergibt dere Stadt. Sie hat zwar ihren eigenen Wind, den der dicken Stämme. Dies schützt die Bäume und in das zuständige Institut seit 2006 für dieses Gebiet „Pontias“, der fast so gefürchtet wie der Mistral ist, jedem Frühling blühen dann Klatschmohn und an- die kontrollierte Herkunftsbezeichnung AOC „Huile aber sie zählt auch genau so viele Sonnenstunden dere Wiesenblumen um sie herum. d’olive de Haute-Provence“. wie Nizza. Den besten Oliven und dem Öl hat die Stadt ihren Namen gegeben. Im Sommer schützt Zwei Orden für die tapfere „Tanche“ In der Weinlandschaft der Dentelles de Montmirail der Mont Ventoux noch zusätzlich die Baronnies hat zum Beispiel die Ölmühle „La Balméenne“ aus vor dem aus dem Süden kommenden Regen. Diese Die Olivenbäume der Baronnies haben in der Ver- Beaume-de-Venise neben zahlreichen Medaillen klimatischen Bedingungen haben dazu beigetragen, gangenheit immer wieder mit strengen Wintern zu bei renommierten Wettbewerben auch die begehr- dass der Olivenbaum dort ein Methusalem-würdi- kämpfen gehabt, mehrmals im 18. Jahrhundert, ins- te AOC für ihr hervorragendes Öl bekommen. Die ges Alter erreichen kann. Nur lang anhaltende Käl- besondere im Jahre 1789, und auch während des 1856 durch den Herzog de Gaudemaris gegründete tetemperaturen unterhalb -15°C sind für ihn prob- 19. Jahrhunderts. Immerhin wachsen sie am nördli- Mühle hat sich mittlerweile zu einer hochmodernen lematisch. chen Rand des Anbaugebietes von Olivenbäumen in Ölkooperative entwickelt und presst jeden Winter Frankreich. Die „Tanche“ - so heißen in den Baron- 300 Tonnen Oliven für ihre 900 Mitglieder. Der schreckliche Winter von 1956 nies sowohl der Baum als auch die Frucht - hat sich im Laufe der Jahrhunderte als diejenige erwiesen, Das flüssige Gold Die Liebe der Provenzalen zu ihren Bäumen ist le- die der Kälte am besten standhalten konnte. Dieser gendär. Im Winter 1956, als strenge Kälte 70% der besonderen Eigenschaft wegen wird sie im nördli- Das Olivenöl der Provence gilt unter den Genießern Olivenbäume im Departement Vaucluse und in den chen Teil des Departements Vaucluse und im De- als eines der feinsten. Um solche Qualität zu errei- Baronnies vernichtete, meinten die betroffenen partement Drôme angebaut, und hier großflächig chen, scheut der Provenzale keine Mühe. Im Winter Bauern, ihre Bäume schreien gehört zu haben. um die Städtchen Nyons und Buis-les-Baronnies. werden die reifen Früchte mühsam mit der Hand Nach dem milden Monat Januar sank nämlich am Ähnlich wie beim Wein wurde die territoriale Be- geerntet. Auf Leitern stehend pflücken die Bauern Nachmittag des 2. Februar 1956 die Temperatur grenzung der „Tanche” zum Hauptargument, um für jede noch so hoch hängende Olive und legen sie in vom Gefrierpunkt auf –20°C. eine AOC (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) zu einen Korb oder in eine Stofftasche. Weder durch kämpfen, die das Öl und die Frucht betrifft. 1994

Die plötzlich zu Eis gewordene Feuchtigkeit im Holz bekam die „Tanche“ jeweils für die Frucht („Olive Foto links: ließ die Stämme der Olivenbäume regelrecht bers- noire de Nyons“) und das Olivenöl („Huile d’olive Olivenöl aus der Sorte „Tanche“, das man in Nyons her- ten, die Äste brachen von selbst ab. Dieser Tempe- de Nyons“) die begehrte AOC verliehen. Das war stellt, und aus der Sorte „Aglandau“, das in Beaumes- ratursturz war verheerend. Dass die Kälte anschlie- eine Premiere in Frankreich. In den Baronnies und de-Venise gepresst wird.

62 63 Die gerade angelieferten Oliven werden erst einmal kalibriert. Die größten unter ihnen werden maschi- nell gestochen, in eine spezielle Lake gelegt und dann einige Monate später als „Olives Noires de Nyons“ (schwarze Oliven aus Nyons) zum Aperitif gereicht oder in der Küche verarbeitet. Dem sehr milden Geschmack der „Tanches“ ist es zu verdan- ken, dass 1968 zum ersten Mal, wie beim Wein, die Herkunftsbezeichnung (AO) für die Oliven aus Ny- ons gerichtlich anerkannt wurde, und zwar für die „Olives de Nyons“ und die „Olives noires de Nyons“ einerseits und für das daraus gepresste Öl „Huile d’Olive de Nyons“ andererseits. Es war eine ent- scheidende Etappe auf dem Weg bis hin zur kontrol- lierten Herkunftsbezeichnung AOC, die erst 1994 verliehen wurde.

Nach ein oder zwei Tagen haben die Oliven die Innentemperatur der Mühle angenommen. Das daraus gepresste Öl schmeckt ein wenig nach Artischocken oder Äpfeln. Verbleiben die Oliven drei bis vier Tage in der Mühle, beginnt die Fer- mentierung, die dem Öl besondere Geschmacks- noten - Pilze oder Pflaume - verleiht. Bei zu langer Lagerung erhöht sich der Säuregrad im Öl und die Qualität verschlechtert sich stark. So hängt es nicht nur von der Qualität der gelieferten Früchte, den kalten Mistral-Wind, noch durch anhaltenden digt zur Mühle gelangen. So vermeidet man, dass sondern auch vom Können des Müllers ab, welche Frost lassen sie sich davon abschrecken. Die Oli- das Fruchtfleisch oxydiert und dadurch zu viel Aromen sich entwickeln und welchen Säuregrad venbäume, die im nördlichen Teil des Anbaugebie- Säure das ausgepresste Öl beeinträchtigt. Vom das Öl erreichen wird. So überließ zum Beispiel der tes gedeihen, in den Baronnies, brauchen sogar Säuregrad nämlich hängen die Qualität und der Schriftsteller Jean Giono nichts dem Zufall, wenn diese Kälte. Erst durch den Frost bekommt die für Geschmack des Öls ab. Öl der Qualität „Vierge ex- es um die Ernte seiner dreihundert Olivenbäume die Landschaft typische Olivensorte „Tanche“ eine tra“ soll weniger als 1% Säure enthalten, „Vierge“ ging, um die er sich höchstpersönlich kümmerte. faltige Haut, ihre schwarz-violette Farbe und diesen weniger als 1,5%. Bei seiner Inthronisierung als Ehrenpräsident der unvergleichlich milden Geschmack. 1964 gerade entstandenen „Confrérie des Che- Olivenernte valiers de l’Olivier“ (Bruderschaft der Ritter des Das Durchkämmen der Zweige ist in dieser Gegend Olivenbaums) begründete er die Leidenschaft für verpönt, denn Oliven wachsen nur am neuen Holz; Bei der „Olivade“, so wird die Ernte genannt, ach- seine Olivenbäume so: „Seit siebzig Jahren konsu- durch das Kämmen werden jedoch die kleinen Zwei- ten die Olivenbauern auch darauf, nicht zu viele Oli- ge beschädigt und die Oliven bekommen Druckstel- ven auf einmal in der Mühle anzuliefern. Um eine Foto linke Seite: len. Außerdem müssten die Blätter aussortiert wer- optimale Qualität zu erreichen, sollen die Früchte Die „Tanche” wird in den Baronnies im Winter geerntet den, denn sie würden den feinen Geschmack des nach der Ernte nicht länger als nötig in der Mühle und kommt dann sofort zur Pressung in die Ölmühlen. Öls beeinträchtigen. liegen, bis sie gepresst werden. Etwa 5 kg Oliven Fotos links: Olivenernte ist Handarbeit; einzeln werden die Oliven sind nötig, um einen Liter Öl zu bekommen, jeder von den Zweigen gepflückt, so gelangen keine Blätter Nur selten werden Netze unter den Olivenbäumen Erntehelfer (meist aus der Familie) pflückt ca. 90 kg zwischen die Früchte und können das Olivenöl ausgebreitet, denn die Früchte sollen unbeschä- Oliven pro Tag. geschmacklich nicht verunreinigen.

64 65 miere ich nur das Öl aus den Oliven, die ich selber pelt er diese auf einem kleinen Wagen und fährt sie schwärzlich gefärbten Flüssigkeit - auch „eaux des die Hauptrolle spielt: eine Knoblauchmayonnaise, pflücke. Das Olivenöl ist mein wichtigstes Lebens- unter die hydraulische Presse. enfers“ (Gewässer der Hölle) genannt - ist leich- die mit dem neuen Öl angerührt wird. Solche „aïoli mittel. Fahre ich nach Paris, nehme ich welches ter als Wasser und steigt langsam in dicken Blasen monstre“ werden auch gelegentlich in Restaurants mit.“ Unter starkem Druck, der langsam gesteigert wird, an die Oberfläche der Wanne, wo es sich absetzt. angeboten. tropft eine schwärzliche, etwas säuerlich duften- Nach und nach schöpfte der Müller die „Jungfrau“ Von der Kaltpressung zur Himmelfahrt de Flüssigkeit durch den Rand der „scourtins“. mit einer flachen Metallschöpfkelle ab. Heutzuta- der Jungfrau Eine solche Kaltpressung dauert etwa eine halbe ge wird die „Himmelfahrt“ durch eine Zentrifuge Stunde. Die Flüssigkeit, die sich einen Weg durch erheblich beschleunigt. Die „Vierge“, das flüssige In den traditionellen Mühlen wie im „Moulin à hui- die engen Maschen der Matten bahnt, wird in Wan- Gold der Provence, begeistert jeden aufs Neue. le Chauvet“ in Mollans-sur-Ouvèze, in den Baron- nen gesammelt. Eigentlich handelt es sich um den Foto linke Seite: nies, werden die „Tanches“ in einer runden Wanne Fruchtsaft, eine fast schwarze Flüssigkeit, eine Mi- Anfang Februar wird in Nyons die „Alicoque“, das Nyons ist das Zentrum des Olivenöls aus mit zwei sich im Kreis drehenden Mahlsteinen eine schung aus Öl und Wasser aus dem Fruchtfleisch. neue Öl, gefeiert. Die Bruderschaft lädt die Einwoh- den Baronnies. Stunde lang zu Brei zerquetscht. Der Müller Francis Früher wurde die Flüssigkeit in Steinwannen im un- ner und die Olivenbauern zur Verkostung des neuen Foto oben: Jacquet füllt anschließend die bräunliche Paste auf teren Teil der Mühle, auch „Hölle“ genannt, gesam- „Huile d’Olive de Nyons“ ein. Es schmeckt ein wenig In der Ölmühle von Francis Jacquet in Mollans-sur-Ouvèze wird das Öl noch nach die „scourtins“ - große runde, aus künstlichen Fa- melt. Der Müller hat dann geduldig auf die „Ascen- nach Mandeln und seine Bitterkeit ist kaum wahr- traditioneller Art gepresst. sern geflochtene Matten, mit einem zur Mitte hin sion de la Vierge“ (Himmelfahrt der Jungfrau) nehmbar. Das Fest endet mit einem „aïoli monst- Foto auf nachfolgender Doppelseite: umgeschlagenen Rand. Eine nach der anderen sta- gewartet. Das Öl, die „Vierge“, ein Bestandteil der re“ (riesigen aïoli), eine Mahlzeit, bei der die Soße Olivenhain im Frühjahr bei Curnier in den Baronnies.

66 67 68 69 der Winzerbruderschaft (Confrérie des vignerons Weins wurde 1990 eine eigenständige «Appellation Weinanbau mit Tradition des Côtes du Ventoux) veranstaltete jährliche Wein- d‘origine contrôlée Vacqueyras» geschaffen und fest (Fête des Côtes du Ventoux). 2001 ausdrücklich bestätigt.

Mit dem Namen des bedeutendsten Troubadours Der Vacqueyras ist dunkelrot, kräftig und gehaltvoll, der Region ist der südwestlich vom Mont Ventoux ideal zu rotem Fleisch, Wild und würzigem Käse. Im am Fuß der Dentelles de Montmirail gelegene Gegensatz zum «Côtes du Ventoux» kann er durch- Weinort Vacqueyras verbunden. Das Anbaugebiet aus mehrere Jahre gelagert werden ; die Haltbarkeit ist mit ca. 1.300 Hektar vergleichsweise klein und wird mit fünf bis sieben Jahren angegeben. beschränkt sich auf die Gemeinde Vacqueyras und Nicht versäumt werden sollte das jeweils am 13. den Nachbarort . und 14. Juli in Vacqueyras gefeierte Weinfest, das Wie in großen Teilen Frankreichs wurde auch in un- erschwinglich und mittlerweile auch in Deutschland jährlich 3.000 bis 5.000 Besucher anzieht und Ge- serem Gebiet der bereits für Antike und Mittelalter leicht erhältlich. Die jährlich produzierte Gesamtmenge beläuft sich legenheit zur kostenlosen «dégustation» der lokalen nachgewiesene bodenständige Weinanbau durch auf rund 50.000 Hektoliter, von denen etwa 97 Pro- Produktion bietet. die 1863 aus den USA eingeschleppte Phylloxero- Unverkennbar ist das Bemühen um höhere Qualität, zent auf den «Roten» entfallen. Immerhin 20 Pro- se weitestgehend vernichtet und erholte sich in der sowohl in den insgesamt 15 genossenschaftlichen zent der ins Ausland exportierten Produktion gehen Zahlreiche Gemeinsamkeiten mit dem Vacqueyras Folgezeit nur sehr langsam. Kellern (caves coopératives), die ca. 80 Prozent der nach Deutschland. Die hauptsächlich verwendeten weisen die Weine des etwas weiter nordöstlich ge- produzierten Gesamtmenge erzeugen, als auch in Rebsorten sind Grenache noir und in zweiter Linie legenen Orts Gigondas auf, der seit 1971 über eine Mit dem Namen des Berges verbunden ist die nach den inzwischen mehr als 100 privaten Weinkellern Mourvèdre und Syrah sowie in geringerem Um- aus dem Côtes-du-Rhône-Gebiet herausgehobene jahrzehntelangen hartnäckigen Bemühungen im und -gütern. Ein folkloristisches Highlight ist das seit fang Cinsault. Die «Appellation contrôlée» war zu- eigenständige lokale Appellation contrôlée (AOC Jahre 1973 als eigenständiges Prädikat (Appellati- 1988 in der zweiten Julihälfte an zum Teil wechseln- nächst der AOC «Côtes du Rhône» subsummiert ; Gigondas) verfügt. Die Übereinstimmungen bezie- on d’origine contrôlée, abgekürzt: AOC) verliehene den Orten - im Jahre 2010 am 18. Juli in Bédoin - von in Anbetracht der hohen Qualität des produzierten hen sich auf die hauptsächlich verwendeten Reb- Bezeichnung „Côtes du Ventoux“, die 2008 in AOC Ventoux umbenannt wurde. Der Anbau konzentriert sich in erster Linie auf die südlichen Hänge und nimmt eine Fläche von ca. 7.500 Hektar ein. Die aktuelle jährliche Produktion liegt bei gut 300.000 Hektolitern - den Löwenanteil stellt mit rund 75 Pro- zent der „vin rouge“, gefolgt vom „rosé“ mit ca. 20 Prozent, während der Weißwein mit etwa 5 Prozent eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielt. Als hauptsächlich verwendete Rebsorten dominie- ren Grenache noir, Syrah, Carignan, Mourvèdre und Cinsault. Der „Rote“ gilt als voll und kräftig, wenn auch ein wenig leichter als der aus dem angrenzen- den riesigen „Côtes-du-Rhône“-Gebiet und sollte vorzugsweise nach etwa zwei bis drei Jahren ge- trunken werden; der „Rosé“ ist trocken und fruch- tig und - namentlich im Sommer - erfreulich erfri- schend. Beide sind vom Preisniveau her durchaus

Foto rechts: Kieselsteine speichern die Wärme des Tages für die Nacht. Foto rechte Seite: Weinberge bei Châteauneuf-du-Pape

70 71 sorten (Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault), den exportiert, traditionell zu einem hohen Anteil blauen und hellen Beeren) gewonnen und führt be- die Dominanz des „Rouge“ (98 Prozent gegenüber nach Deutschland, Belgien und in die Schweiz, in reits seit 1945 das Prädikat „Vin doux naturel“, ab- 2 Prozent Rosé) und das vergleichsweise kleine, neuerer Zeit auch nach Großbritannien, Nordame- gekürzt VDN (natürlicher Süßwein). Die kultivierte ausschließlich auf dem Territorium der Gemeinde rika und Skandinavien. Das Preisniveau überschrei- Fläche umfasst rund 500 Hektar, die jährliche Pro- Gigondas gelegene Anbaugebiet (ca. 1.230 Hektar) tet noch leicht das des Gigondas. duktion ca. 12.700 Hektoliter, die sich drei genos- mit einer in Relation zu den Großanbaugebieten senschaftliche und knapp 30 unabhängige Keller quantitativ eher bescheidenen Produktion von rund Als Rebsorte dominiert Grenache mit deutlichem teilen. 40.000 Hektolitern. Sie verteilt sich auf drei genos- Abstand vor Syrah und Mourvèdre. Der Château- senschaftliche und über 70 private Kellereien. neuf weist eine purpur- bis granatrote Farbe auf, ist Der Beaumes-de-Venise muss über einen Mindest- arm an Säure, außerordentlich gehaltvoll und kräftig alkoholgehalt von 15% Vol. verfügen und sollte kühl Der Gigondas ist in aller Regel noch ein wenig kräf- und rund im Geschmack. Er ist ein „vin de conser- (bei ca. 6-10° C) getrunken werden. Er besitzt eine tiger, gehaltvoller und alkoholreicher und aufgrund vation“ par excellence; selbst schwächere Jahrgän- feine, angenehme Süße und bietet sich zum einen dieser Eigenschaften ein „vin de conservation“, ein ge können mehr als zehn Jahre gelagert werden. In als Aperitifwein an, zum anderen begleitet er tradi- haltbarer Wein, der durchaus 10 Jahre und länger der Gastronomie wird er insbesondere zu rustikalen tionell Terrinen und Pasteten sowie milde Käsesor- gelagert werden kann. Traditionell empfohlen wird Wildgerichten (Hase, Reh, Wildschwein) serviert. ten und reichhaltige Desserts. er zu Wildgerichten wie beispielsweise Hasen- oder Aufgrund seines hohen Alkoholgehalts kann er pro- Wildschweinragout, aber auch zu traditionellen Der wie Vacqueyras ebenfalls am Fuß der Dentelles blemlos mehr als zehn Jahre gelagert werden. Gerichten wie der „daube avignonnaise“ oder der de Montmirail gelegene Ort Beaumes-de-Venise ist „daube provençale“ (Schmortopf mit Lamm bzw. in besonderem Maße für seinen Süßwein (Muscat Rind). Sein höheres Renommee schlägt sich ent- de Beaumes-de-Venise) renommiert. Dieser wird sprechend im Preisniveau nieder. ausschließlich aus der Rebsorte „Muscat à petits grains blancs et noirs“ (Muskateller mit kleinen Die Krone der Weinproduktion in unserer Region gebührt - wenn auch natürlich stets ein subjektives Element mitspielt - dem ein Stück weiter südwest- lich angebauten Châteauneuf-du-Pape, der alle gu- ten Eigenschaften der eben beschriebenen Weine auf sich vereinigt und noch ein wenig übertrifft.

Das Anbaugebiet ist mit ca. 3.200 Hektar deutlich größer und umfasst neben dem eigentlichen zwei Kilometer östlich der Rhone gelegenen Ort auch Teile der Gemeinden Bédarrides, Courthézon, Orange und ; dementsprechend liegt auch die auf 320 Weingütern erzeugte jährliche Pro- duktionsmenge mit rund 110.000 Hektolitern (97 Prozent rouge, 3 Prozent blanc) wesentlich höher. Die 1936 vergebene lokale „Appellation contrôlée“ (AOC Châteauneuf-du-Pape) zählt zu den ältesten Frankreichs. Rund 50 Prozent der Produktion wer-

Foto rechts: Weine aus drei Weinlagen der Dentelles de Montmirail Foto rechte Seite: Der für seine guten Weine bekannte Ort Gigondas liegt an der Westseite der Dentelles de Montmirail.

72 73 74 75 Spitze. Ähnliches gilt für die Route von Malaucène Es empfiehlt sich, für die Abfahrt eine der beiden Der Mont Ventoux aus, doch bietet ein flaches Teilstück nach einem anderen Routen zu wählen. Seien sie vorsichtig Drittel der Strecke Gelegenheit zum Verschnaufen; und lassen Sie sich nicht von der Geschwindig- die letzten Kilometer sind dann wiederum schwie- keit mitreißen - Sie sind nicht allein auf der Straße und die Leiden der Radfahrer rig. Mitnehmen sollte man eine warme Jacke und und könnten eine Kurve verpassen. Schonen Sie einen Windschutz für den Gipfel und die Abfahrt. Ihre Bremsen - auf 20 Kilometern Abfahrt könnten Anzuraten ist, sich vor dem eigentlichen Aufstieg Bremsklötze und Felgen heißlaufen. Bewegen Sie einige Kilometer in der Ebene „einzurollen“. Man Ihre Hände, um Ihre vom Bremsen verkrampften sollte seinen eigenen Rhythmus finden und daran Finger wieder gelenkig zu machen. Gute Fahrt! festhalten - der Versuch, anderen Fahrern folgen oder sie überholen zu wollen, kann zu gefährlicher Die „Bekloppten“ des Mont Ventoux Neben dem Wandern dominiert unter den im Mont Für den Aufbruch empfiehlt sich der frühe Morgen Überanstrengung führen. Mitführen sollte man Ventoux-Gebiet betriebenen Sportarten der Rad- nach einem ordentlichen Frühstück. ausreichend Flüssigkeit und konzentrierte Nah- Einzige Vorausetzung für die Aufnahme in den 1988 sport. Tagaus, tagein quälen sich zu allen Jahres- Drei Routen bieten sich für den Weg zum Gipfel an: rung wie Trockenfrüchte und Müsliriegel; es gilt der gegründeten exzentrischen „Club des Cinglés du zeiten zahlreiche begeisterte Hobby-Radfahrer und Die leichteste geht von Sault aus und führt über Grundsatz: trinken vor dem Durst, essen vor dem Mont-Ventoux“ , der „Bekloppten“ des Mont Ven- Radfahrerinnen aller Altersklassen in höchst unter- 26 km bei 1.100 m Höhenunterschied und einer Hunger. toux, ist die Bewältigung des Aufstiegs über die drei schiedlichem Outfit die insgesamt über gut 20 km durchschnittlichen Steigung von 4,7 Prozent; die beschriebenen Hauptrouten an ein und demselben führende Steigung hinauf. letzten - mit der Straße von Bédoin aus gemeinsa- Nun haben Sie den Giganten der Provence bezwun- Tag. Seit der Gründung ist dies bisher insgesamt rund men - Kilometer sind allerdings sehr schwierig. Der gen! Ziehen Sie sich etwas über, genießen Sie die 3.000 Frauen und Männern im Alter zwischen 10 und Dies ist durchaus zu empfehlen, sofern gewisse Vo- Aufstieg ab Bédoin gilt als der härteste: 21,5 km bei Aussicht und lassen Sie diesen historischen Mo- 80 Jahren gelungen. Seit 1998 kann als zusätzliche raussetzungen gegeben sind: 1.600 m Niveauunterschied und einer Steigung von ment für die Ewigkeit festhalten - einer der zahlrei- vierte Strecke die noch wesentlich beschwerlichere, Zunächst einmal sollte man eine kontinuierliche 7,5 Prozent im Durchschnitt und 11 Prozent in der chen anderen Radfahrer fotografiert Sie gern. nur zum Teil asphaltierte „Route forestière“ absol- Praxis des Radsports mitbringen, die auch das Er- klettern von Bergen bzw. steileren Anstiegen mit einschließt. Wichtig ist die Wahl der Jahreszeit - von Mitte November bis Mitte Mai könnte der Gipfel schneebedingt unpassierbar sein. Im Jahr 2010 beispielsweise war die nördliche Auffahrt bis zum 15.5. gesperrt. Der technische Zustand des Rads sollte perfekt sein - unabdingbar sind kleine Über- setzungen.

Hilfreich ist der Wetterbericht - die Temperaturdif- ferenz zwischen dem Fuß und der Spitze des Ven- toux kann ca. 13 Grad betragen, und Mistral in der Ebene entspricht äußerst heftigem Wind auf dem Gipfel.

Foto auf vorhergehender Doppelseite: Der Gipfel des Mont Ventoux ist Ende April noch mit Schnee und Eis bedeckt. Foto rechts: Kilometersteine zeigen dem Radfahrer die Steigung und die Entfernung bis zum Gipfel an. Foto rechte Seite: Auf dem Gipfel angekommen, wird man mit einem herrlichen Blick über die Weiten der Provence belohnt.

76 77 viert werden. In diesem Fall sind an einem Tag 187 Herausragende Zielankünfte km mit insgesamt über 6.000 m Höhenunterschied auf dem Ventoux: Ein Paradies für Wanderfreunde zurückzulegen. Wer diese kolossale Leistung erbringt (in den vergangenen 10 Jahren immerhin über 300 10. Juli 1970: Der Belgier Eddy Merckx, späterer Unentwegte von 18 bis 73 Jahren) steigt vom einfa- Gesamtsieger und bereits im Gelben Trikot, gewinnt chen „Cinglé“ zum „Galérien“ (Galeerensklaven) auf die über 170 km führende, von Gap aus gestartete und kann sich mit diesem Ehrentitel schmücken. Etappe bei großer Hitze mit deutlichem Vorsprung, muss jedoch unmittelbar nach der Ankunft wegen Eine berüchtigte Etappe der „Tour de France” Sauerstoffmangels ärztlich behandelt werden.

Parallel zu den Aktivitäten der „Amateure“ bildet 13. Juli 2000: Auf der Etappe von Carpentras zum der Aufstieg auf den Gipfel eine beliebte Etappe Ventoux setzen sich die Gewinner der Tour de Fran- Den Wanderern in Frankreich steht ein eng geknüpf- Alternativ können beliebige Teilstrecken auf den verschiedener Rundfahrten der Profis, insbeson- ce der Jahre 1998 und 1999, der Italiener Marco tes und namentlich in den letzten Jahren gut ausge- beiden genannten „GR“ bzw. der Vielzahl der sie dere der seit 1903 veranstalteten „Tour de France“, Pantani bzw. der Amerikaner Lance Armstrong, bautes Netz von Wanderwegen zur Verfügung, das ergänzenden „PR“ gewählt werden. Eine gute Ori- die zum ersten Mal 1951 über den Ventoux rollte. vom Feld ab; Armstrong verzichtet auf den Final- vom französischen Wandererverband (Fédération entierung geben Wanderführer sowie die vom Insti- sprint und gönnt Pantani den Etappensieg. française de la randonnée pédestre) unterhalten tut Géographique National (IGN) herausgegebene Traurige Berühmtheit erlangte namentlich die Etap- wird. Wanderkarte des Mont Ventoux-Gebiets im Maß- pe des Jahres 1967: 21. Juli 2002: Schon früh auf der mit 221 km sehr Es besteht zum einen aus den Fernwanderwegen stab 1:25.000 (s. Literaturtipps). Es ist der 13. Juli, Vorabend des französischen Na- langen Etappe von Lodève zum Mont Ventoux un- (sentiers de grande randonnée, abgekürzt GR), die tionalfeiertags. Die heutige Etappe führt von Mar- ternimmt der französische Publikumsliebling und eine Gesamtlänge von derzeit ca. 65.000 km auf- Eine permanente wunderbare Aussicht bieten bei- seille nach Carpentras über den berüchtigten Mont vielfache Gewinner des gepunkteten Trikots des weisen; ergänzt werden sie durch die Spazier- und spielsweise Wanderungen auf Teilstücken des GR 4 Ventoux, der - obwohl mit 1.912 m Höhe an sich nur besten Bergfahrers Richard Virenque einen erfolg- Wanderwege (itinéraires de promenade et randon- oder des GR 9 über den langgestreckten Kamm des in die Kategorie „Hohes Mittelgebirge“ einzustufen reichen Ausreißversuch und fährt einen riesigen née, abgekürzt PR), die gegenwärtig rund 115.000 Berges. - in Anbetracht seiner langen und zum Teil äußerst Vorsprung heraus; Lance Armstrong, wiederum km umfassen. steilen Steigung von den Fahrern mehr gefürchtet Träger des Gelben Trikots und späterer Gesamtsie- Zu empfehlen ist auch ein Rundweg vom ca. 1.400 wird als so mancher wesentlich höhere Alpen- oder ger, setzt nach und startet eine furiose Aufholjagd, Über den Mont Ventoux führt der GR 4, der seinen m hoch gelegenen Parkplatz am Mont Serein aus Pyrenäenpass. kann den Franzosen jedoch nicht mehr abfangen. Ausgang an der Atlantikküste nimmt, in Royan im mit einer Gesamtlänge von ca. 15 km, der bei durch- Departement Charente-Maritime, und sich quer schnittlicher Marschgeschwindigkeit in etwa vier Mit von der Partie ist der englische Radprofi Tom Sim- 25. Juli 2009: Vorletzte Etappe der diesjährigen Tour durch Frankreich bis nach Grasse im Departement Stunden absolviert werden kann: Man nehme den pson, der sich zwei Jahre zuvor völlig überraschend - nach der Regie der Veranstalter soll heute die Ent- Alpes-Maritimes am Mittelmeer erstreckt. GR 4 bis zum Gipfel des Mont Ventoux auf 1.912 m das „Regenbogentrikot“ des Weltmeisters im Stra- scheidung über den Gesamtsieg fallen. Allerdings Innerhalb unseres Gebiets verläuft er von Malaucène Höhe und folge ihm weiter bergab bis zur 1.627 m ßenrennen gesichert hatte. Er ist heute besonders zeichnet sich bereits eine gewisse Vorentscheidung aus über den Weiler Les Alazards und den Col du hoch gelegenen „Tête de la Grave“. Dort schlägt man ambitioniert und hat versucht, seine Leistungsfähig- ab, da der Spanier Alberto Contador, Gewinner der Comte zur Skistation am Mont Serein, von dort in einen entsprechend ausgeschilderten „PR“ ein, der keit mit Hilfe von Amphetaminen - dem Doping der Tour 2007, einen mittlerweile komfortablen Vor- Serpentinen auf den Gipfel und wieder bergab nach nach gut einem km auf den GR 9 trifft; auf diesem damaligen Zeit - und Alkohol zu steigern. sprung vor dem jungen Luxemburger Ändy Schleck Sault. gelangt man dann zum Mont Serein zurück. und dem siebenmaligen Toursieger Lance Armst- Bei 45 Grad Hitze erleidet er kurz vor dem Gipfel ei- rong herausgefahren hat. Den Etappensieg sichert Er trifft mehrfach auf den GR 9, der sich von St Wie der Radfahrer sollte auch der Wanderer die nen Schwächeanfall, klettert wieder auf sein Rad und sich der Spanier Juan Manuel Garate vor dem star- Amour im Departement Jura bis nach Port Grimaud richtige Saison wählen - am besten die Zeit von stürzt kurz darauf erneut - Herzstillstand, sämtliche ken deutschen Nachwuchsfahrer Tony Martin. im Departement Var zieht. Im Mont Ventoux-Gebiet Mitte Mai bis Oktober. In der zweiten Aprilhälfte Wiederbelebungsversuche bleiben ohne Erfolg. Die Allen Angriffen der Konkurrenten zum Trotz bleibt führt er von Buis-les-Baronnies über Brantes zum 2010 beispielsweise waren die oben beschriebenen ihm zugeschriebenen letzten Worte „Put me back die Reihenfolge im Gesamtklassement erhalten - Mont Serein und von dort hinab ins Tal der Nesque. Wege tief verschneit. on my bike!“ sind vermutlich nicht authentisch. am nächsten Tag auf den Pariser Champs Elysées Den ganz in der Nähe des Todesorts aufgestellten siegt Contador vor Schleck und Armstrong. Aufstieg und Abstieg - über jeweils mehr als 20 km Gedenkstein aus Granit schmücken Blumen und di- - an einem Tag sind heute weit weniger beschwer- verse Gaben von Radsportfreunden, vor allem mit lich als zu Zeiten Petrarcas und Mistrals, aber nach Wasser gefüllte Trinkflaschen. wie vor selbst für geübte Wanderer durchaus hart.

78 79 Literaturtipps: Deutsche Übersetzungen: Informative Internetseiten Provence. „Club des Cinglés du Mont-Ventoux“: München: Matthes u. Seitz 2002 http://www.clubcinglesventoux. Gesamtgebiet org/ G. Barruol, N. Dautier, B. Mondon: Provence. München: Piper 2004 Le mont Ventoux, encyclopédie Bistrots mit regionaler Küche: d’une montagne provençale. 348 S. René Barjavel: http://www.bistrotdepays.com/ Forqualquier: Alpes de Lumière 2007 La Charrette bleue. 248 S. Paris:Gallimard 1982 Informationen über die Landschaft Okzitanische/ Keine deutsche Übersetzung des Mont Ventoux: Provenzalische Sprache erschienen! http://www.ventoux-en-provence. Peter Cichon: com/village.html Einführung in die okzitanische Jean-Henri Fabre: Sprache. 2., korr. Aufl. 147 S. Ich aber erforsche sie mitten im Informationen über die Drôme Bonn: Romanistischer Verlag 2002 Leben. provençale/Baronnies: Frankfurt/Main: Heinrich & Hahn http://www.drome-provence.com/ Belletristik 2008 index.html Francesco Petrarca: Die Besteigung des Mont Ventoux. Radsport Lateinisch/Deutsch. 67 S. Nicolas Moreau-Delaquis: Umschlagfotos Stuttgart: Reclam 2007 Tour de France - die klassischen Vorderseite: Brantes vor der Bergstrecken. Nordseite des Mont Ventoux Frédéric Mistral: Mit dem Rennrad auf den Berg- Rückseite: Olivenhain bei Curnier Mes origines. Mémoires et récits. etappen der Tour: Alpe d’Huez, in den Baronnies 349 S. Mont Ventoux, Tourmalet u.a. Hintergrundfoto: Ockerfelsen in Arles: Actes Sud 2008 3.Aufl. 189 S. Roussillon Bielefeld: Delius Klasing 2007 Deutsche Übersetzungen: Erinnerungen und Erzählungen. Wandern Leipzig: Grethlein & Co 1908 IGN - Institut Géographique National: Carte de randonnée 3140 ET Mont Seele der Provence. Ventoux. 1:25.000 - 1cm = 250 m Bern: Scherz 1959 Isabelle und Henri Agresti: Jean Giono: Ventoux et Dentelles. Randonnées Provence. 348 S. pédestres. 2e éd. 192 S. Paris: Gallimard 1995 Aix-en-Provence: Edisud 2001

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