Die Provence Rund Um Den Mont Ventoux Ist Vielseitig Und Bis Hin Zu Den Ockersteinbrüchen in Roussillon Sind Alle Sind Produkte Dieser Einzigartigen Landschaft
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die Provence rund um den Mont Ventoux ist vielseitig und vielfarbig zugleich. Vom Grau des Mergels in den Baronnies bis hin zu den Ockersteinbrüchen in Roussillon sind alle Farbschattierungen vertreten. Lavendel, Oliven, Nougat, Wein und Trüffel, all die Spezialitäten Die Provence sind Produkte dieser einzigartigen Landschaft. Städte wie Carpentras, Vaison-la-Romaine, Nyons, Sault und Gordes, rund um den Mont Ventoux pittoreske Dörfer wie Brantes, Séguret, Crestet und Gigondas dokumentieren die Geschichte und Kultur dieses Teils der Provence. Die Provence rund um den Mont Ventoux rund um den Mont Die Provence Wolfgang Hillen | Corinne Bart | Friedrich Gier ISBN 978-3-86143-193-0 Romanistischer Verlag Die Provence rund um den Mont Ventoux Für Ingrid, die sehr, sehr gerne an diesem gemeinsam geplanten Buch mitgearbeitet hätte Die Provence rund um den Mont Ventoux Text: Wolfgang Hillen Corinne Bart Fotos: Friedrich Gier Romanistischer Verlag 2 3 Inhalt Vorwort Corinne Bart Seite 5 Eine vieltausendjährige Geschichte Wolfgang Hillen Seite 6 Die Sprache der Provence Wolfgang Hillen Seite 20 Literaten auf und um den Mont Ventoux Wolfgang Hillen Seite 24 Landschaftsmosaik um den Mont Ventoux Corinne Bart Seite 34 Die Seele der Hochprovence Corinne Bart Seite 50 Der schwarze Diamant Vorwort Corinne Bart Seite 56 Durch seine längliche Form, seine Größe, sein Aus- liches Panorama in alle Richtungen. Nach Norden Das flüssige Gold der Provence sehen, durch den Wind, der ihn über 200 Tage im blickt man über die Baronnies hinweg bis zu den Corinne Bart Jahr peitscht und wegen seiner weißlichen Spitze, Alpen, nach Süden über die ganze Provence bis hin Seite 64 mal kahl, mal vom Schnee bedeckt, besitzt der Mont zum Mittelmeer. Dieses Spektakel ist sogar nachts Weinanbau mit Tradition Ventoux sehr viele Beinamen: „Ventoux, Spiegel ein Erlebnis. Wolfgang Hillen der Adler“ (René Char), „der Riese der Provence“, Seite 70 „der kahle Berg“, „der kleine Kilimandscharo“, „der Zu Füßen des Mont Ventoux erstreckt sich ein wahr- Olymp des Midi“, „das provenzalische Belvédère“, haftiges Landschaftsmosaik: Die schroffen Felsen Der Mont Ventoux und die Leiden der Radfahrer „der Windige“, um nur einige zu nennen. Dichter wie von Montmirail im Südwesten, das vom Gemüse- Wolfgang Hillen Petrarca und Schriftsteller wie Frédéric Mistral hat und Obstanbau geprägte grüne Tal von Carpentras Seite 76 er inspiriert, Wissenschaftler wie Jean-Henri Fabre, und das mit seinen roten Felsen besonders markan- Ein Paradies für Wanderfreunde der den mythischen Berg sechzig Mal bestiegen te Luberon-Gebirge im Süden, die wilden Schluch- Wolfgang Hillen hat, Sportler aller Couleurs und sogar den Piloten ten der Nesque und das mit leuchtenden lila Laven- Seite 79 Gustave Daladier, der 1920 mit seinem Flugzeug delfeldern übersäte Plateau de Vaucluse im Osten am Col des Tempêtes (1.841 m) gelandet ist, alle und schließlich die noch nicht so bekannten, aber hat der Mont Ventoux fasziniert. schönen Baronnies im Norden. Mit den Spezialitä- Foto vorhergehende Doppelseite: ten, den touristischen Routen und Wanderwegen, Der Mont Ventoux von Crestet aus gesehen Zwei Gesichter hat der Mont Ventoux: während sei- den geschmackvoll restaurierten Dörfern, die auf Foto links: Enge Gassen in der Altstadt von Crestet Foto rechte Seite: ne Südhänge sanft abfallen, sich mediterran geben, eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, mit all In Pernes-les-Fontaines, der Stadt der 40 Brunnen, gestalten sich seine Nordhänge als steil und abwei- dem laden der Mont Ventoux und die ihn umgeben- gehört die Fontaine du Gigot (1757) zu den schönsten. send. Vom Gipfel aus genießt man ein unvergess- den Landschaften zum Verweilen ein. 4 5 ramik und Schmuck) - sind zum größten Teil im fundene Inschriften genannt, Huldigungen an Vintur, Eine vieltausendjährige Musée Calvet in Avignon zu bewundern. galloromanischer Name des zur Gottheit erhobenen Berges. Ein bleibendes antikes Erbe Ein archäologisches Kleinod bilden die Ausgrabun- Geschichte gen in Vaison-la-Romaine, das auch als französi- Die älteste historisch greifbare Bevölkerung unse- sches Pompeji bezeichnet wird. res Gebiets bilden gallische (keltische) Volksgrup- Das am Nordrand der Stadt gelegene „Quartier pen, der relativ bedeutende Stamm der Vocontier de Puymin“ beherbergt u.a. das Patrizierhaus der im Norden sowie die kleineren Stämme der Memi- Messii (Maison des Messii), den Säulenhof des ner und der Albicer im Süden bzw. Osten. Nach der Pompeius (Portique de Pompée), das Nymphäum Eroberung durch die Legionen Roms in den Jahren (Nymphenheiligtum mit einem Wasserbecken) und Eine reiche Prähistorie gänglich, sondern normalerweise auch nicht zu 125 bis 122 v. Chr. wird das Gebiet um den Mont das Theater. besichtigen ist. Ernsthaft Interessierte können un- Ventoux Teil der römischen „Provincia Gallia Narbo- Im innerstädtischen „Quartier de la Villasse“ sind Von der intensiven Besiedlung des Mont Ventoux- ter Umständen über die „Mairie“ von Monieux eine nensis“ (so benannt nach ihrer späteren Hauptstadt die Mauern einiger weitläufiger und luxuriöser Villen Gebiets in prähistorischer Zeit zeugt eine Fülle Ausnahmegenehmigung erhalten. Narbo, dem heutigen Narbonne), und die Bevölke- wie die „Maison au Buste d’argent“ (Haus der Silber- archäologischer Fundorte bzw. einzelner Funde. rung öffnet sich bereitwillig der überlegenen römi- büste) und die „Maison du Dauphin“ (Haus des Del- Die ältesten der bisher entdeckten menschlichen Ähnliches gilt für die ebenfalls in der Nähe von Mo- schen Kultur und Zivilisation. Die bedeutendsten phins), Ladenlokale und Thermen zu bewundern. Überreste stammen aus dem mittleren Paläolithi- nieux gelegene „Grotte du Castellaras“; die dortigen Städte in der Region sind Vasio, das heutige Vaison- kum (Altsteinzeit). Es handelt sich um einen Unter- Funde - u.a. eine Fülle von Klingen aus Stein sowie la-Romaine, und Carpentorate (Carpentras). Die aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stam- kieferknochen, dessen Alter auf ca. 200.000 Jahre Fragmente von Bechern, Töpfen und Vasen - stam- mende Brücke (Pont romain) über den Fluss Ouvèze beziffert wird. Er wurde neben einer großen Anzahl men aus dem späten Neolithikum (Jungsteinzeit) so- Unter den zahlreichen Relikten der Epoche seien trotzte sowohl den Kriegswirren (u.a. im September von Steinwerkzeugen und Tierknochen in der im Tal wie der Bronzezeit. drei in Mirabel-aux-Baronnies (Departement Drô- 1944 einer missglückten Sprengung durch deutsche des Flusses Nesque gelegenen Grotte „Le Bau de Zumindest einen lebhaften optischen Eindruck von me) bzw. Apt und Goult (Departement Vaucluse) ge- Truppen) als auch den zahlreichen Überschwem- l’Aubesier“ in der Nähe des Dorfes Monieux gefun- den außerordentlich zahlreichen Grotten der Region den, wo seit 1987 von einem Team der Universität vermittelt eine Fahrt von Sault aus über die D 942 Montreal gegraben wird. ins Tal der Nesque. Um Enttäuschungen zu vermeiden, sei darauf hin- Ebenfalls auf die späte Jungsteinzeit geht die in der gewiesen, dass die Grotte nicht nur schwer zu- Nähe des Dorfes Mollans-sur-Ouvèze entdeckte „Hypogée du Perpétairi“ zurück. Es handelt sich um ein in den Felsen gegrabenes ca. 7,50 m breites und 6,50 m tiefes Massengrab, das erste, bereits im 18. Jahrhundert entdeckte be- kannte Beispiel einer zwischen ca. 3000 und 1700 v. Chr. praktizierten Gräberkultur. Auch dieses Monument kann leider nicht besichtigt werden; die außerordentlich reichen und zum Teil spektakulären Funde – die bedeutendsten jemals aus einem südfranzösischen Grab geborgenen (Werkzeuge und Waffen aus Stein und Bronze, Ke- Foto links: Fast unzugängliche Höhlen in den steilen Felswänden der Gorges de la Nesque Foto rechts: Das „Quartier de la Villasse“ in Vaison-la-Romaine 6 7 fikat Klemens V. (1305-1314) wurde das Band zwi- Bevölkerung für die Entstehung der Seuche verant- schen Papsttum und Comtat Venaissin noch enger wortlich; auch in der Gemeinde Malaucène fielen, geknüpft. 1348 erwarb Klemens Vl. durch Kauf wie die Gerichtsakten dokumentieren, mehrere Ju- die Stadt Avignon, die damit ebenfalls päpstliche den der Volkswut zum Opfer. Als Folge dieser Ex- Enklave wurde. Die Verwaltung der beiden kirch- zesse konzentrierte man die Ansiedlung der Juden lichen Territorien erfolgte jedoch separat. Für die primär auf einige wenige größere Städte - innerhalb Grafschaft Venaissin lag sie in den Händen eines unseres Gebiets vor allem auf Carpentras. Dort be- „Recteur“ genannten päpstlichen Geistlichen mit wohnten sie ein Ghetto, dessen Tore täglich bei Sitz in Carpentras. Beide kirchliche Staaten besa- Sonnenuntergang geschlossen wurden. ßen das Recht, eigene Münzen zu prägen. Während ihrer sogenannten „Babylonischen Gefan- Die Autonomie des Gebiets kam auch den Juden zu- genschaft“ in Avignon (1309-1377) residierten die gute. Als König Philipp der Schöne im Jahre 1306 Päpste häufig nicht im dortigen Papstpalast, son- ihre Vertreibung aus Frankreich anordnete, flohen dern in Carpentras oder in der am Ausgang von Ma- zahlreiche jüdische Familien ins Comtat Venaissin. laucène am Fuß des Mont Ventoux gelegenen Abtei Insbesondere in Malaucène und der Hauptstadt Notre-Dame-du-Groseau, wo Klemens V. beispiels- Carpentras bildeten sich bedeutende jüdische Ge- weise in den Jahren 1309 bis 1313 jeweils mehrere meinden. In Carpentras entstand im 14. Jahrhun- Monate verbrachte. dert die älteste Synagoge auf dem Boden des heu- tigen Frankreichs. Die Rückkehr der Päpste nach Rom änderte nichts am grundsätzlichen Status des Gebiets. Bis zum Jah- Unglücklicherweise