Statistisches Monatsheft -Württemberg 4/2018 Titelthema

Wer zieht in die Großstadt, wer von ihr weg? Zum Wanderungsgeschehen der Städte Baden-Württembergs mit mehr als 100 000 Einwohnern

Werner Brachat-Schwarz

„Deutsche Städte locken“1, „Die Bürger zieht dem übrigen Bundesgebiet und vor allem ge- es in die Städte“2 oder „Großstädte boomen genüber den neuen Bundesländern, vier Fünftel auch in kommenden 20 Jahren“3 – so oder so gegenüber dem Ausland (Schaubild 1). In den ähnlich lauteten Schlagzeilen in den vergan- Folgejahren ging der Wanderungssaldo ins­ genen Jahren. Andererseits ist aber auch von besondere gegenüber dem Ausland fast stetig der „Mär vom Run auf die Städte“4 die Rede. zurück und wurde gegenüber dem übrigen Um diese unterschiedlichen Einschätzungen Bundes­gebiet sogar negativ. Um die Jahrtau- zu überprüfen, wird im vorliegenden Beitrag sendwende konnte der Südwesten aufgrund der Fokus auf das Wanderungsgeschehen der einer erneut hohen Zuwanderung vor allem aus Dipl.-Volkswirt Werner 5 neun Städte Baden-Württembergs mit mehr den neuen Bundesländern vorübergehend Brachat-Schwarz ist Leiter als 100 000 Einwohnern gerichtet. Konkret soll wieder höhere Wanderungsgewinne erzielen. des Referats „Bevölkerung, Gesundheit, Rechtspflege, den Fragen nachgegangen werden, welche In den Jahren 2008 und 2009 lag dann aber der Insolvenzen“ im Statis­ tischen Landesamt Alters­gruppen in die Großstädte des Landes Wanderungssaldo nur noch bei knapp 4 000 Baden-Württemberg. ziehen, ob es Unterschiede zwischen der deut- Personen6, um dann in den Folgejahren erneut schen und der ausländischen Bevölkerung gibt und zwar bis 2015 vor allem gegenüber Staaten und ob diese Städte stärker von der Fern- oder der Europäischen Union7 und aufgrund der der Nahwanderung profitieren. Zuvor soll aber Flüchtlingskrise fast stetig anzusteigen. Im 1 Deutsche Städte locken, ein kurzer Überblick über das Wanderungs­ Jahr 2016 war dann aber der Wanderungsge- Institut der deutschen Wirtschaft vom geschehen Baden-Württembergs seit 1990 ge- winn vor allem wegen des deutlich geringeren 03.01.2017, https://www. geben werden. Zuzugs von Schutzsuchenden wieder erheblich iwd.de/artikel/deutsche- 8 staedte-locken-318663/ niedriger als im Jahr zuvor. (Abruf: 19.03.2018).

2 Röhl, Klaus-Heiner: Die Bürger zieht es in die Städte, in: Institut der Baden-Württemberg erzielte 1990, im Jahr der Von der Suburbanisierung zur deutschen Wirtschaft Wiedervereinigung, mit rund 182 000 Personen Reurbanisierung – und wieder zurück? vom 14.01.2014, https:// www.iwkoeln.de/presse/ den bisher höchsten Wanderungsgewinn seit pressemitteilungen/bei Bestehen des Landes. Etwa ein Fünftel dieses Ebenfalls deutlich verändert hat sich das Wan- trag/metropolen-die- buerger-zieht-es-in-die- positiven Saldos entfiel auf Gewinne gegenüber derungsgeschehen innerhalb des Landes in den staedte-141018 (Abruf: 19.03.2018).

3 Institut: Großstädte boomen auch in kom- menden 20 Jahren, in: S1 Wanderungssaldo Baden-Württembergs 1990 bis 2016 welt.de vom 05.01.2017, https://www.welt.de/new sticker/news1/article 160893709/Institut- Grossstaedte-boomen- Saldo in 1 000 auch-in-kommenden- 200 20-Jahren.html (Abruf: 19.03.2018). 180 Wanderungssaldo gegenüber dem übrigen Bundesgebiet 160 Wanderungssaldo gegenüber dem Ausland 4 Kirchner, Christian: Die Mär vom Run auf die 140 Städte, in: Capital vom 21. Juli 2017, https:// 120 www.capital.de/immo 100 bilien/binnenwande rung-grossstaedte-ver 80 lieren-bewohner-ans- 60 umland-9196 (Abruf: 19.03.3018). 40 5 Brachat-Schwarz, Werner: 20 Wanderungen von Ost nach West – und wieder 0 zurück? Zum Wande- – 20 rungsgeschehen zwi- 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 schen Baden-Württem- berg und den neuen Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung. Bundesländern, in: Sta- tistisches Monatsheft Baden-Württemberg, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 308 18 9/2015, S. 3 ff.

3 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018

vergangenen Jahrzehnten. Noch in den 1970er- Bevölkerung bereits ab 1996 – bezogen auf die bis 1990er-Jahren war die Dynamik in den eher jeweilige Einwohnerzahl – höher bzw. die Ver- ländlich strukturierten Teilräumen des Landes luste geringer als im übrigen Baden-Württemberg deutlich höher als in den verdichteten Gebieten waren. Seit 2011 sind die relativen Gewinne 6 Die Ergebnisse für diese (sogenannte „Suburbanisierung“). Im ersten aber wieder hinter die der Landesentwicklung beiden Jahren sowie auch für 2010 und 2011 Jahrzehnt des neuen Jahrtausends hatten da- zurückgefallen. Bei der deutschen Bevölkerung sind allerdings nur ein- geschränkt aussagekräf- gegen die Städte und verdichteten Gebiete im setzte die Trendumkehr hin zu einer günstigeren tig, da diese zahlreiche Land für Zuziehende an Attraktivität gewonnen, Wanderungsbilanz in den Großstädten erst Melderegisterbereini- gungen enthalten, die während die Dynamik in den dünner besiedel- später ein und war von kürzerer Dauer (Schau- infolge der Einführung ten Regionen tendenziell geringer geworden bild 2a). Ledig­lich zwischen 2006 und 2012 der persönlichen Steuer­ 9 identifikationsnummer ist. waren die relativen Wanderungsgewinne höher durchgeführt wurden. als im übrigen Südwesten.11 7 Brachat-Schwarz, Werner: Wie hat sich vor diesem Hintergrund das Wan- Baden-Württembergs Wanderungsverflech- derungsgeschehen der neun Großstädte Baden- tung mit der Europä- Württembergs seit 1990 und vor allem am ak- „Trend in die Stadt“ nur bei jungen ischen Union – Zu den Gründen der unter- tuellen Rand im Vergleich zum übrigen Land Erwachsenen schiedlich hohen Zu- konkret entwickelt? Dieser Frage soll differenziert wanderung aus den ein- zelnen EU-Staaten, in: nach Deutschen und Ausländern nachgegangen Die Zuwanderung in die Großstädte verlief nicht Statistisches Monatsheft werden, da bei letzteren die Wanderungsakti­ nur im Zeitablauf und differenziert nach der Baden-Württemberg, 10 3/2016, S. 9 ff. vität erheblich größer ist. Staatsangehörigkeit unterschiedlich. Deutliche

8 Ergebnisse für das Be- Unterschiede zeigen sich vielmehr vor allem richtsjahr 2017 waren Schaubild 2b zeigt, dass die Wanderungsge- auch dann, wenn nach dem Alter der Zu- bzw. bis Redaktionsschluss noch nicht verfügbar. winne der Großstädte bei der ausländischen Fortziehenden differenziert wird. So belegt

Wanderungssaldo der deutschen und der ausländischen Bevölkerung in den Großstädten Baden-Württembergs S2 und in Baden-Württemberg ohne Großstädte 1990 bis 2016

a) Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung

Saldo je 1 000 Deutsche 20

15

10 Baden-Württemberg ohne Großstädte Großstädte 5

0

– 5

– 10 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16

b) Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung

Saldo je 1 000 Ausländer 140

120 Baden-Württemberg ohne Großstädte 100

80

60

40 Großstädte 20

0

– 20 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16

Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 309 18

4 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018 Titelthema

Schaubild 3 insbesondere, dass die Zentren Ansonsten präferieren ältere Menschen als des Landes im Zeitraum 2010 bis 2016 prak- „Alters­ruhesitz“ oftmals landschaftlich beson- tisch ausschließlich von Wanderungsgewin- ders attraktive Gegenden (zum Beispiel den nen bei den jungen Erwachsenen profitiert Bodensee) oder Standorte mit einer insbe- haben. Das bedeutet, dass der Trend insbe­ sondere in medizinischer Hinsicht auf Ältere sondere dadurch bestimmt sein dürfte, dass zugeschnittenen Infrastruktur (zum Beispiel immer mehr junge Menschen zur Ausbildung Baden-Baden). Schließlich ist der Verlust der und zum Studium in die Städte gezogen sind. Selbst­ständigkeit einer der wichtigsten Gründe, Allerdings ist diese Entwicklung nicht nur auf im höheren Alter umzuziehen. Ein Ortswechsel eine gestiegene städtische Attraktivität zu­ dürfte daher in etlichen Fällen auch davon ge- rückzuführen. Vielmehr spiegelt sich darin leitet sein, wo Familienangehörige leben oder auch wider, dass immer mehr junge Erwach­ wo sie einen Platz in einer Altenpflegeeinrich- senen eines Jahrgangs studieren.12 tung erhalten. In solchen Fällen handelt es sich nicht um eine „bewusste“ Entscheidung für Für andere Altersgruppen kann dagegen kein „Stadt“ oder „Land“.13 „Trend in die Großstadt“ festgestellt werden. Vor allem bei Familien ist es wohl nach wie vor so, dass diese per Saldo die Zentren verlassen, Großstädte sind keine homogene Gruppe, da die Wanderungsbilanz in der Altersgruppe aber … der 30- bis unter 50-Jährigen und bei den Minderjäh­rigen ungünstiger als im übrigen Bisher wurden die Großstädte Baden-Württem- Land war. bergs als Gruppe im Vergleich zum übrigen Land betrachtet. Im Folgenden soll das Wande- Auch bei der älteren Bevölkerung weisen die rungsgeschehen in den einzelnen Städten mit Großstädte nach wie vor Wanderungsverluste mehr als 100 000 Einwohnern (Tabelle) seit auf. Dies ist nachvollziehbar, da der Fortzug dem Jahr 2010 analysiert werden. Da diese im älte­rer Menschen aus dem Land nicht zuletzt Schnitt – wie gezeigt – seit 2013 ungünstiger ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger als das übrige Land abgeschnitten haben, wer- 9 Brachat-Schwarz, Werner: betrifft, die in ihre frühere Heimat zurückkehren. den die Ergebnisse für den Zeitraum 2013 bis Reurbanisierung – Gibt Ausländerinnen und Ausländer leben aber 2016 den Jahren 2010 bis 2012 gegenüber- es eine „ der Städte“ in Baden- überdurch­schnittlich oft in den Arbeitsplatz­ gestellt und zwar differenziert nach Deutschen Württemberg? in: Sta­ zentren und damit in den größeren Städten. und Ausländern. tistisches Monatsheft Baden-Württemberg 11/2008, S. 5 ff.

10 Die Wanderungsaktivität der ausländischen Be- S3 Wanderungssaldo der Großstädte Baden-Württembergs sowie Baden-Württembergs völkerung, das heißt die ohne Großstädte 2010 bis 2016*) nach Altersgruppen Summe der Zu- und Fortzüge bezogen auf die ausländische Bevöl- kerung, lag in den ver- Saldo je 1 000 der jeweiligen Altersgruppe gangenen Jahren rund fünfmal so hoch wie der 62,9 entsprechende Wert für Großstädte die deutsche Bevölke- rung. Baden-Württemberg ohne Großstädte 11 Der Autor dankt Herrn Ingolf Girrbach für die umfangreichen Auswer- tungen der Wanderungs- statistik.

12 Adam, Brigitte/Sturm, Gabriele: Zurück in die Stadt – oder: Gibt es eine neue Attraktivität der Städte? in: BBSR- Berichte KOMPAKT, Bundesinstitut für Bau-, 11,4 10,5 Stadt- und Raumfor- 8,8 schung (Hrsg.), 2/2011, S. 4. 2,1 1,4 13 Brachat-Schwarz, Werner/ – 1,8 – 1,6 – 0,5 Schmidt, Heike: Reurba- – 4,3 nisierung in Baden-Würt- temberg – Ausmaß und räumliche Unterschiede, unter 18 18 – 30 30 – 50 50 – 65 65 und älter in: Fricke, Axel u. a. Altersgruppe von ... bis unter ... Jahren (Hrsg.): Reurbanisierung in baden-württember- *) Jahresdurchschnittswerte. gischen Stadtregionen, Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung. Arbeitsberichte der ARL (Akademie für Raumfor- schung und Landespla- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 310 18 nung) 14, 2015, S. 46 ff.

5 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018

T Ausgewählte Kenndaten der Großstädte Baden-Württembergs

Durchschnitts- Bevölkerungs- Einwohner Ausländeranteil Studierende im Wohnungs- alter dichte Wintersemester versorgung 1) Großstadt 2015/16 2016 am 31.12.2016

Anzahl/ Anzahl Jahre % Einwohner/km2 % 1 000 Einwohner

111000 628 032 41,8 24,2 3 029 97 – 2,6

121000 123 771 42,5 23,6 1 239 62 2,1

212000 309 999 42,1 18,1 1 788 136 – 4,4

221000 159 914 40,1 20,4 1 469 241 – 3,0

222000 304 781 42,3 22,8 2 102 86 1,7

231000 123 493 42,8 24,3 1 259 50 0,7

311000 im 227 590 40,3 16,7 1 487 146 – 4,5

415061 115 006 43,3 17,8 1 321 51 0,8

421000 123 953 41,7 18,5 1 044 120 1,0

Großstädte insgesamt 2 116 539 41,8 21,3 1 777 111 – 1,7

zum Vergleich: übriges Baden-Württemberg 8 835 354 43,7 12,9 256 14 4,0

1) Negative Werte bedeuten ein Defizit, positive Werte eine rechnerische Überversorgung; vergleiche zur Berechnung i-Punkt. Datenquellen: Bevölkerungsfortschreibung; Studierenden- und Prüfungsstatistik; Fortschreibung des Gebäude- und Wohnungsbestandes; eigene Berechnungen.

Zunächst zum Wanderungsgeschehen der derungsverluste wiesen zuletzt vor allem Heil- deutschen Bevölkerung in den Großstädten. bronn und Mannheim auf. Damit hat sich diese Deren Wanderungssalden reichten im Zeit- Kenngröße für alle Großstädte 2013 bis 2016 raum 2010 bis 2012 von einem deutlich posi- gegenüber 2010 bis 2012 zum Teil deutlich tiven Wert in Freiburg im Breisgau14 bis zu verschlechtert, während das Wanderungs­ einem geringfügig negativen in Reutlingen geschehen im übrigen Land praktisch unver­ und Pforzheim (Schaubild 4a). In den Jahren ändert blieb. 2013 bis 2016 war dagegen der Saldo nur noch in Karlsruhe leicht positiv und in Heidel- Der Wanderungsgewinn bei der ausländi- berg zumindest ausgeglichen. Deutliche Wan- schen Bevölkerung hat sich dagegen im Zeit-

Schätzung der Wohnungsmarkt notwendigen Fluktuations- Wohnungsversorgung reserve andererseits gegenübergestellt.

Die Zahl der Wohnungen in den einzelnen Eine detaillierte Ermittlung der Wohnungs- Großstädten lag aus der Fortschreibung des 14 Als Gründe für die dyna­ 1 mische Bevölkerungs- versorgung ist relativ aufwändig; aktuelle Wohnungsbestandes zum 31.12.2016 vor. entwicklung der Stadt Ergebnisse liegen hierzu für Baden-Würt­ Ebenfalls verfügbar war die Zahl der Haus- an der werden insbesondere die Lage temberg nicht vor. Aus diesem Grund wurde halte aus einer Modellrechnung des Statisti- im Dreiländereck mit für die vorliegende Untersuchung mithilfe schen Landesamtes.2 Als für einen funktio- Vorzügen bei den Kon- sum- und Freizeitange- eines vereinfachten Verfahrens die Woh­ nierenden Wohnungsmarkt erforderliche boten, die als überdurch- nungsversorgung in den neun Großstädten Fluktuationsreserve wurden 2,5 % des Woh- schnittlich empfundene Lebensqualität in der geschätzt. Hierzu wurde die Zahl der Haus- nungsbestandes angenommen. Die Tabelle Stadt sowie das gute halte einerseits und der Wohnungsbestand zeigt die so für die Großstädte geschätzte Bildungs- und Arbeits- platzangebot genannt; abzüglich einer für einen funktionierenden Wohnungsversorgung. vergleiche Adam, Bri- gitte/Sturm, Gabriele: Zurück in die Stadt – 1 Vergleiche beispielsweise Brachat-Schwarz, Werner/Richter, Hans Joachim: Wohnungsbedarfsprognose für Baden-Württem- oder: Gibt es eine neue berg: Ermittlung der Wohnungsversorgung 2002 sowie des Wohnungsneu- und Wohnungsersatzbedarfs in den Teilräumen Attraktivität der Städte? des Landes bis 2020, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, 8/2003, S. 4. in: BBSR-Berichte KOM- PAKT 2/2011, Bundesins­ 2 Zum methodischen Ansatz vergleiche: Hochstetter, Bernhard: Neues Datenangebot ab Gemeindeebene: Zahl der Haushalte titut für Bau-, Stadt- und nach Personenzahl, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, 11/2015, S. 18. Raumforschung (Hrsg), S. 9.

6 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018 Titelthema

Wanderungssaldo der deutschen und der ausländischen Bevölkerung in den Großstädten S4 Baden-Württembergs 2010 bis 2012 sowie 2013 bis 2016*)

2013 – 2016 2010 – 2012 a) Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung b) Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung

Saldo je 1 000 Deutsche Saldo je 1 000 Ausländer 0,6 zum Vergleich: 86,6 Karlsruhe übriges Baden- 4,2 Württemberg 39,5

0,0 83,1 Heidelberg Pforzheim 5,2 54,0

– 0,3 79,9 Ulm Heilbronn 0,9 38,8

zum Vergleich: – 0,7 73,7 übriges Baden- Heidelberg Württemberg – 1,3 36,3

– 1,9 71,4 Reutlingen Karlsruhe – 1,5 54,2

70,2 – 2,2 Freiburg im Stuttgart Breisgau 3,9 45,0

– 2,8 69,8 Freiburg im Reutlingen Breisgau 9,7 36,6

– 3,3 67,5 Pforzheim Ulm – 2,3 24,4

– 4,4 58,0 Mannheim Mannheim 0,5 36,7

– 4,5 53,3 Heilbronn Stuttgart 0,8 29,0

*) Jahresdurchschnittswerte; Sortierung nach den Ergebnissen für 2013 bis 2016. Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 311 18

raum 2013 bis 2016 gegenüber 2010 bis 2012 in verlief. Gemeinsam war aber, dass sich bei allen allen Großstädten erhöht (Schaubild 4b). Den- Zentren die Position im regionalen Wanderungs- noch lag dieser zuletzt in allen Zentren niedri- geschehen in den letzten Jahren sowohl bei der ger als im übrigen Baden-Württemberg. In wel- deutschen als auch bei der ausländischen Be- chem Umfang hierfür die Verteilung der völkerung wieder verschlechtert hat. Schutzsuchenden auf die einzelnen Kommunen des Landes eine Rolle gespielt hat, kann nicht Bisher wurden lediglich Wanderungssalden quantifiziert werden. betrach­tet, ohne danach zu differenzieren, wo­ her die Menschen zuzogen bzw. wohin sie per Als Zwischenfazit kann damit festgehalten wer- Saldo wegzogen. Um auch diesen Aspekt zu den, dass das Wanderungsgeschehen in den berücksichtigen, wurde das Wanderungsge- einzelnen Großstädten recht unterschiedlich schehen der Großstädte zusätzlich in Abhän-

7 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018

der ausländischen Bevölkerung aufgrund des Abgrenzung der „Nahbereiche“ um die Großstädte Ü Zustroms der Flüchtlinge teilweise zu erheb- Baden-Württembergs*) lichen Verzerrungen geführt hätte.15

Zum Nahbereich der … alle verlieren Einwohner an das Umland zählen die Kreise … Großstadt … Anhand des Schaubilds 5 werden insbeson- dere folgende Sachverhalte deutlich:16 Stuttgart Böblingen „„ Alle Großstädte verzeichneten gegenüber ihrem Nahbereich Wanderungsverluste; Rems-Murr-Kreis am stärksten war das Minus – bezogen auf 1 000 Deutsche – in Stuttgart, Heidelberg und Heilbronn Heilbronn (LKR) Mannheim.

Karlsruhe Karlsruhe (LKR) „„ Auch in das Ausland sind aus allen Großstäd- ten per Saldo mehr Deutsche fort- als zuge- Heidelberg Mannheim zogen. Rhein-Neckar-Kreis „„ Gegenüber dem „übrigen Baden-Württem- Mannheim Heidelberg berg“ konnten alle Großstädte mit Ausnahme Rhein-Neckar-Kreis von Heilbronn, Pforzheim und Reutlingen Frankenthal (Pfalz), Stadt Wanderungsgewinne erzielt. Relativ betrach- am Rhein, Stadt tet waren diese in Stuttgart und in Freiburg Speyer, Stadt im Breisgau am höchsten. Rhein-Pfalz-Kreis Bergstraße „„ Heidelberg erzielte die mit Abstand höchsten Wanderungsgewinne gegenüber den ande- ren Bundesländern. Pforzheim

„„ Reutlingen und Pforzheim hatten Wande- Freiburg im Breisgau-Hochschwarzwald rungsverluste bei allen vier gebildeten „Ent- Breisgau fernungskategorien“. Allerdings waren die Verluste vor allem gegenüber ihrem jewei- Reutlingen Reutlingen (ohne Stadt Reutlingen) ligen Nahbereich deutlich geringer als in den Tübingen anderen Städten.

Ulm Alb-Donau-Kreis Neu-Ulm Freiburg im Breisgau und Pforzheim – woher resultieren die Unterschiede? *) Die Abgrenzung erfolgte anhand der Arbeitsmarktregionen, die zum Teil erweitert wurden. Die bisherigen Auswertungen zeigten unter an- Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). derem, dass zum einen das Wanderungsge­ schehen der Großstädte sehr stark von der Altersgruppe der jungen Erwachsenen geprägt wird und zum anderen, dass eine starke Über- lagerung der Nah- durch die Fernwanderung gigkeit von der „Umzugsdistanz“ der Zu- bzw. zu beobachten ist. Abschließend soll deshalb 15 Ursache hierfür ist, dass Fortziehenden aufbereitet, wozu folgende vier noch die Wanderungsverflechtung nicht nur sich Schutzsuchende bei ihrer Ankunft in Deutsch- Kategorien gebildet wurden: nach der Entfernung sondern zusätzlich diffe- land zunächst in der renziert nach Altersgruppen analysiert werden. Landeserstaufnahme- stelle für Flüchtlinge „„ „Nahbereich“ der jeweiligen Großstadt Aus Platzgründen wird allerdings hierzu nur die (LEA) anmelden müssen; (vergleiche Übersicht) Großstadt mit dem höchsten positiven Wande- anschließend werden sie innerhalb des Landes „„ Übriges Baden-Württemberg rungssaldo bei der deutschen Bevölkerung seit weiterverteilt. Dadurch „„ Andere Bundesländer 2010 (Freiburg im Breisgau) und diejenige mit erzielte vor allem Karls- ruhe in den vergangenen „„ Ausland dem höchsten negativen Saldo (Pforzheim) ge- Jahren enorme rechne- genübergestellt. rische Wanderungsge- winne gegenüber dem Diese differenzierte Betrachtung wurde auf das Ausland bei gleichzeitig Wanderungsgeschehen der deutschen Bevöl- Schaubild 6 macht deutlich, dass der enorme starken Verlusten gegen- über dem übrigen Land. kerung beschränkt, da die Mitberücksichtigung Unterschied zwischen den beiden Städten vor

8 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018 Titelthema

Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung in den Großstädten Baden-Württembergs 2010 bis 2016 S5 nach der Entfernung der Wandernden

Wanderungssaldo gegenüber ... Saldo je 1 000 Deutsche Nahbereich1) übriges Baden-Württemberg andere Bundesländer Ausland 60

50

40

30

20

10

0

– 10

– 20

– 30

– 40

– 50 Stuttgart Heilbronn Karlsruhe Heidelberg Mannheim Pforzheim Freiburg im Reutlingen Ulm Breisgau

1) Arbeitsmarktregion, zum Teil erweitert; vergleiche Übersicht. Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 312 18

allem auf die „wanderungsaktive“ Altersgruppe zurückzuführen, dass der Anteil eines Jahrgangs, der 18- bis unter 30-Jährigen zurückzuführen der ein Studium beginnt, seither deutlich ange- ist. Die Stadt Pforzheim profitiert in dieser stiegen ist. Altersgruppe praktisch ausschließlich von Zu- zügen aus ihrem Umland. Freiburg im Breisgau Seit 2013 haben die Großstädte aber wieder verzeichnete in dieser Altersgruppe noch etwas deutsche Einwohner durch Abwanderung ver- höhere Wanderungsgewinne gegenüber dem loren und zwar stärker als das übrige Land. Die Umland. Die südlichste Großstadt Deutschlands Wanderungsgewinne der Zentren bei der aus- hat aber darüber hinaus vor allem auch noch ländischen Bevölkerung waren in den letzten enorme Gewinne gegenüber dem übrigen Ba- Jahren zwar hoch, aber dennoch geringer als den-Württemberg und auch gegenüber den an- im übrigen Land. Es ist zu vermuten, dass dieser deren Bundesländern. Trend im Zusammenhang mit dem in den vo- rangegangenen Jahren enormen Zustrom von In den Altersgruppen der unter 18-Jährigen so­ Menschen in die Zentren steht, mit dem die wie der 30- bis unter 65-Jährigen schneidet Wohnungsbautätigkeit nicht Schritt halten Pforzheim dagegen sogar etwas günstiger als konnte. Die dadurch verursachte zunehmende Freiburg im Breisgau ab. Vor allem sind die Wohnungsknappheit führte zu erheblich ge­ Wanderungsverluste in der Altersgruppe der stiegenen Wohnungskosten, was die Attrakti­ 30- bis unter 50-Jährigen an das Umland deut- vität der betroffenen Großstädte in den letzten lich geringer. Jahren sicherlich gemindert haben dürfte.

Eine Gegenüberstellung der Wohnungsversor- Fazit: Wohnungsknappheit verhindert gung (i-Punkt) und der Entwicklung des Wan- stärkeren Zuzug derungssaldos in den einzelnen Großstädten scheint diese These zu bestätigen. So war ins- Wie gezeigt, kann in Baden-Württemberg sicher­ besondere in Freiburg im Breisgau und in lich nicht pauschal von einem „Trend in die Karlsruhe der Wohnungsmarkt zuletzt deutlich Großstädte“ gesprochen werden. Lediglich junge angespannt (Tabelle), weshalb sich der Wan­ Erwachsene sind seit der Jahrtausendwende derungsgewinn in diesen beiden Städten im verstärkt in die Zentren gezogen. Dies spricht Zeitraum 2013 bis 2016 gegenüber den Jahren 16 Um Zufallseinflüsse dafür, dass die Großstädte für diese Alters- 2010 bis 2012 wohl deshalb schwächer als im möglichst zu eliminieren, gruppe tatsächlich attraktiver geworden sind. Durchschnitt der Großstädte entwickelt hatte wurde hier der Zeitraum 2010 bis 2016 zugrunde Allerdings ist diese Entwicklung auch darauf oder sogar zurückging. Dagegen war der gelegt.

9 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018

Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung in Pforzheim und Freiburg im Breisgau S6 2010 bis 2016 nach Altersgruppen und Entfernung der Wandernden

Nahbereich1) übriges Baden-Württemberg andere Bundesländer Ausland a) Wanderungssaldo der Stadt Pforzheim

Saldo je 1 000 der jeweilen Altersgruppe 80

60

40

20

0

– 20

– 40

17 Adam, Brigitte: Wachs- – 60 tumsdruck in deutschen Wanderungsaldo gegenüber ... in der Altersgruppe von ... bis unter ... Jahren Großstädten, in: BBSR- unter 18 18 – 30 30 – 50 50 – 65 65 und älter Analysen KOMPAKT 10/2017, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.), b) Wanderungssaldo der Stadt Freiburg im Breisgau S. 13. Saldo je 1 000 der jeweilen Altersgruppe 18 Nach Einschätzung von 200 Brigitte Adam und Gabriele Sturm tragen Studierende dazu bei, 150 „Quartiere zu lebendigen­ Vierteln mit Geschäften, Gastronomie und dezen­ 100 tralen Kulturangeboten zu formen“; vergleiche: 50 Adam, Brigitte/Sturm, Gabriele: Zurück in die Stadt – oder: Gibt es eine 0 neue Attraktivität der Städte? in: BBSR-Be- richte KOMPAKT, Bun- – 50 desinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfor- schung (Hrsg.), 2/2011, – 100 S. 4. Wanderungsaldo gegenüber ... in der Altersgruppe von ... bis unter ... Jahren unter 18 18 – 30 30 – 50 50 – 65 65 und älter 19 Im Wintersemester 2015/16 hatten 38 % der *) Jahresdurchschnittswerte; Sortierung nach den Ergebnissen für 2013 bis 2016. Studierenden in Heidel- berg ihre Hochschulzu- Datenquellen: Wanderungsstatistik; Bevölkerungsfortschreibung. gangsberechtigung in einem anderen Bundes- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 313 18 land erworben, im Lan- desdurchschnitt waren es lediglich 25 %; ver- gleiche Kommunale Bil- dungsdatenbank, Tabelle Wohnungsmarkt in Heilbronn, Reutlingen und entschei­dend für die Zu- und Fortzugsstruk- F7.3, www.bildungs monitoring.de (Abruf: Ulm in etwa ausgeglichen, weshalb die Wan- tur, wie am Beispiel Heidelbergs mit der höchs­ 20.03.2018). derungsgewinne in diesen Städten zuletzt ten „Studentendichte“ in Baden-Württemberg 20 Adam, Brigitte/Sturm, weit überdurchschnittlich angestiegen sind gezeigt werden kann (Tabelle). Die älteste Gabriele: Zurück in die bzw. ansteigen konnten. Der Einschätzung von Universi­tätsstadt Deutschlands weist traditio­ Stadt – oder: Gibt es eine neue Attraktivität der Brigitte Adam ist deshalb zuzustimmen: „De- nell einen hohen Anteil von Studierenden mit Städte? in: BBSR-Be- mographische Effekte beim Wanderungsver­ einer überregionalen Herkunft auf.19 Entspre- richte KOMPAKT, Bun- desinstitut für Bau-, halten und bei Wohnstandortpräferenzen finden chend hoch ist der Wanderungsgewinn gegen- Stadt- und Raumfor- schung (Hrsg.), 2/2011, ihren messbaren Niederschlag nur dann, wenn über den anderen Bundesländern. Andererseits S. 16. entsprechende Kapazitäten in den Großstädten hat Heidelberg überdurchschnittlich viel Ein- 21 Ergebnisse der Bevölke- vorhanden sind. (…) Nur unter diesen Bedin- wohner an das Umland verloren. Dies deutet rungsvorausrechnung gungen lässt sich eine weitere Bevölkerungs- auf den plausiblen Zusammenhang hin, dass des Statistischen Landes- 17 amtes auf der Basis zunahme (…) in den Großstädten realisieren.“ eine ausgeprägte Zuwanderung von jungen 31.12.2014 (Haupt­ variante). Erwach­senen eine bestehende Wohnungs­ Schließlich ist ein weiterer Sachverhalt von knappheit verstärkt, was zu einer Abwanderung 22 Faltin, Thomas: Studen­ ten als Motoren des Bedeutung: Wenn eine Stadt ein (bedeutender) anderer Bevölkerungsgruppen in das Umland Aufschwungs, in: Stutt- Hochschulstandort ist, erhöht dies nicht nur führen kann. So können beispielsweise Studie- garter Zeitung vom 18 16.02.2018, S. 27. deren Attraktivität ; vielmehr ist dies auch rende, die sich zu Wohngemeinschaften zu­

10 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2018 Titelthema sammenschließen, Familienhaushalte­ auch in städte ziehen werden bzw. können, muss offen hochpreisigen Stadtquartieren verdrängen.20 bleiben. Denn die ausreichende Verfügbarkeit

Eine Hochschule vor Ort bewirkt also zweierlei: von Wohnraum und damit verbunden modera- 23 Adam, Brigitte/Sturm, Sie erhöht einerseits die Attraktivität ihrer Stadt tere Wohnungskosten sind ja nur ein – wenn Gabriele: Zurück in die Stadt – oder: Gibt es und andererseits den Bedarf an Wohnraum. auch wichtiger – Einflussfaktor. Bedeutsam dürf- eine neue Attraktivität te darüber hinaus sein, wie sich die Lebensver- der Städte? in: BBSR- Berichte KOMPAKT, Dagegen weisen Pforzheim und Reutlingen die hältnisse in Stadt und Land weiter entwickeln Bundesinstitut für Bau-, niedrigste „Studentendichte“ der Großstädte werden und wie diese von der Bevölkerung be- Stadt- und Raumfor- schung (Hrsg.), 2/2011, auf. Beide Städte hatten – wie bereits aufge- wertet werden. S. 17. zeigt – die geringsten Wanderungsverluste ge- 24 Adam, Brigitte/Sturm, genüber ihrem jeweiligen Nahbereich. Es gab Als Vorteil des Stadtlebens wird vor allem die Gabriele: Zurück in die Stadt – oder: Gibt es kaum „Verdrängung“ durch Studierende, wohl vorhandene und vergleichsweise schnell zu er- eine neue Attraktivität wegen der relativ guten Wohnungsversorgung. reichende Infrastruktur genannt, also vor allem der Städte? in: BBSR- Berichte KOMPAKT, die vielfältigen Bildungs- und Kultureinrich- Bundesinstitut für Bau-, tungen, die Betreuungs- und Gesundheitsdienst- Stadt- und Raumfor- schung (Hrsg.), 2/2011, Ausblick leistungen sowie die Einkaufsmöglichkeiten und S. 19. 23 Verkehrssysteme. Bieten die Zentren allerdings 25 Vergleiche beispielsweise: Welches künftige regionale Wanderungsgesche- zu wenig „Städtisches“24, wirkt sich dies ange- „Städter entdecken die Lust am Landleben neu“; hen ist zu erwarten? Demografisch bedingt wird sichts der höheren Wohnungskosten negativ Interview von Philipp sich in den kommenden Jahren der Zuzug von auf die Zuzugsbereitschaft aus. Die Großstädte Demling mit Marc Rede­ penning, Professor für jungen Erwachsenen in die Städte aller Voraus- untereinander, aber auch gegenüber den klei- Kulturgeografie an der sicht nach weiter abschwächen. Die Zahl der neren Kommunen und den suburbanen Teilräu- Uni Bamberg, in: Nürn- berger Zeitung vom 18- bis unter 30-Jährigen könnte nämlich in men des Landes könnten deshalb mittel- und 18.08.2015, http://www. Baden-Württemberg von derzeit knapp 1,7 Mill. langfristig – wenn aller Voraussicht nach die nordbayern.de/ressorts/ szene-extra/stadter-ent 21 bereits bis 2025 auf ca. 1,5 Mill. absinken. Ob Einwohnerzahlen altersstrukturbedingt sinken decken-die-lust-am-land leben-neu-1.4595532 dieser Rückgang durch eine entsprechend hö- werden – wieder verstärkt in einem Wettbewerb (Abruf: 21.03.2018). Da- here Studierquote kompensiert wird, erscheint um neue Einwohner stehen, zumal bereits von rüber hinaus ergab eine Befragung des Verbandes fraglich. Es könnte also künftig landesweit we- einer steigenden Attraktivität des ländlichen Kommunaler Unterneh- niger Studierende geben, die außerdem ver- Raums die Rede ist.25 mer, dass die Digitalisie- rung dabei helfen könnte, stärkt auch an Hochschulen außerhalb der Groß- den Bevölkerungs- städte studieren, weil sich immer mehr schwund auf dem Land zu beenden; vergleiche kleinere Städte als Hochschulstandort etablie- Schultz, Stefan: Digitali- ren.22 Auch dies dürfte den Trend in die Groß- sierung könnte Land- flucht stoppen, in: spie- städte zusätzlich verringern. gel.de vom 22.02.2018, Weitere Auskünfte erteilt http://www.spiegel.de/ wirtschaft/soziales/digi Ob ein geringerer Zuzug von jungen Erwach­ Werner Brachat-Schwarz, talisierung-loest-unter senen dazu führen wird, dass dann insbeson- Telefon 0711/641-25 70, schiede-zwischen-stadt- und-land-auf-a-1194399. dere Familien oder Ältere verstärkt in die Groß- [email protected] html (Abruf: 21.03.2018).

Baden-Württemberg und die Europäische Union Wussten Sie, dass Baden-Württemberg im EU-Vergleich nicht nur den höchsten Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung erreicht und damit sogar China hinter sich lässt, sondern auch im Forschungsvergleich der 98 Regionen der Europäischen Union den Spitzenplatz belegt? Aber nicht nur zur Wirtschaft und Innovationskraft, auch zu

weiteren interessanten Themenfeldern wie beispielsweise 2018 Bevölkerung und Soziales bietet die 2018er-Ausgabe des Falt- blattes „Baden-Württemberg und die Europäische Union“ Baden-Württemberg einen aktuellen Überblick. und die Europäische Union Soweit verfügbar sind zudem Vergleichsdaten für die USA, Japan, die Schweiz sowie zu den BRIC-Staaten Brasilien, Russ­ land, Indien und die Volksrepublik China aufgenommen. Erhältlich als kostenloser Download (PDF-Datei) unter: www.statistik-bw.de Telefon: 0711/641-28 66 – E-Mail: [email protected]

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