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  Soziales  Reiserecht  Im Ausland bezahlen: Bargeld-Höchstgrenzen beachten

Pflege REISE

Familie Im Ausland bar bezahlen: Höchstgrenzen beachten!

Bildung & Ausbildung Ein Oldtimer aus Frankreich, Goldschmuck aus Italien oder Antiquitäten aus Spanien sind „Mitbringsel“ beziehungsweise Gegenstände, die häufig mit Bargeld bezahlt werden. Doch Vorsicht! Arbeitswelt In vielen EU-Staaten gibt es Höchstgrenzen für Barzahler. Wer dagegen verstößt, dem drohen teilweise hohe Geldstrafen. Freizeit

Reise

Reiserecht

©Marie Maerz - fotolia.com

Sie möchten die Miete für Ihr Ferienhaus in Kroatien oder das wertvolle Gemälde aus Rumänien bar bezahlen? Das ist keine Selbstverständlichkeit und im Zweifel keine gute Idee, denn in vielen EU-Staaten gibt es Grenzen für Bargeldzahlungen bei Geschäften zwischen Verbrauchern und Händlern. Größere Beträge müssen per Banküberweisung, Geld- oder Kreditkarte beglichen werden, sonst drohen Strafen von bis zu 40 Prozent der bar bezahlten Summe.

In Deutschland kann man bislang auch hohe Beträge mit Bargeld begleichen, doch gilt hier seit Juni 2017, dass bei Barzahlungen von über 10.000 Euro der Personalausweis vorzulegen ist. Hintergrund: Steuerhinterziehung und Schwarzgeldverkehr, Geldwäsche und Terrorfinanzierung sollen eingedämmt werden. Derzeit wird von der EU- Kommission ein Gesetzesvorschlag für einheitliche Bargeld-Obergrenzen diskutiert, der für 2018 in Aussicht gestellt wird.

Achtung: Bei jeder Urlaubsreise in andere Länder der EU gilt seit Juni 2017 generell: Reist man innerhalb der EU mit Bargeld über 10.000 Euro, muss man auf Anfrage den Betrag beim Zoll anmelden. Ansonsten macht man sich strafbar.

Obergrenzen für Barzahlung in den Euro-Ländern

1.000 €: Frankreich 1.000 Euro für in Frankreich ansässige Steuerzahler sowie für ausländische Händler. Ausnahmen: 15.000 Euro für Steuerausländer sowie unbegrenzte Bargeldzahlungen unter Privatpersonen (z. B. Kauf eines Autos). Allerdings ist das Ausstellen einer Rechnung bei Beträgen über 1.500 Euro Pflicht.

1.000 €: Portugal Die Höchstgrenze von 1.000 Euro bezieht sich auf Geschäfte zwischen Verbrauchern und Händlern. Bei Geschäften, die Verbraucher untereinander abschließen gibt es keine Höchstgrenze für Barzahlungen.

1.500 €: Griechenland Die Höchstgrenze für Barzahlungen beträgt 1.500 Euro. Einzige Ausnahme ist bislang noch der Autokauf (noch keine Höchstgrenze).

Bis 2.500 €: Spanien Die Summe gilt für Geschäfte zwischen ortsansässigen Verbrauchern und Händlern. Nicht in Spanien lebende Ausländer dürfen bis zu15.000 Euro bar bezahlen. Verstöße können mit 25 % der Barzahlungssumme geahndet werden.

Bis ca. 2.260 €: Rumänien Die Höchstgrenze für Bargeldzahlungen liegt bei 10.000 RON (ca. 2.260 €) pro Person und Tag.

Bis 3.000 €: Belgien Waren und Dienstleistungen dürfen nur bis 3.000 € bar bezahlt werden. Grundsätzlich darf in unserem Nachbarland kein Bargeld beim Immobilienerwerb fließen. Verstöße können sehr teuer werden: Geldstrafen von 250 bis 250.000 Euro sieht die belgische Gesetzgebung vor.

Bis 5.000 €: Slowakei Bei Geschäften zwischen Verbrauchern und Händlern bzw. Händlern untereinander liegt die Grenze bei 5.000 €. Barzahlungen bis zu 15.000 sind für Privatpersonen untereinander erlaubt.

Bis ca. 5.110 €: Bulgarien Beträge über 10.000 Lew (> ca. 5.110 €) dürfen nur unbar beglichen werden.

Bis 13.000 €: Tschechische Republik Pro Tag können Verbraucher bis zu 350.000 tschechische Kronen (13.000 Euro) in bar bezahlen.

Keine Höchstgrenze: Deutschland, Österreich, Luxemburg, , Slowenien, Malta, Zypern, Island, Litauen und Lettland.

Keine Höchstgrenze, aber Ausnahmen oder Einschränkungen in der Praxis: Dänemark, Finnland, Estland, Irland, Schweden, Ungarn, Niederlande (siehe unten):

In einigen europäischen Staaten haben Händler das Recht, Bargeld über einer bestimmten Summe abzulehnen, ebenso wie große Geldscheine oder die Zahlung mit mehr als 50 Geldstücken. Über diese Ausnahmen müssen Verbraucher im Geschäft vorab entsprechend informiert werden.

In einigen Ländern, wie in Dänemark oder Norwegen, werden Verbraucher mit zur Verantwortung gezogen, wenn der Händler bei größeren Barzahlungen keine Steuern und die Mehrwertsteuer abführt.

Tipp: Lassen Sie sich dort immer eine Quittung mit Angaben zu den Steuern aushändigen!

Stand: Oktober 2018

Links:  Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland: Höchstgrenzen Bargeldzahlung   Die Presse: Kommen einheitliche Grenzen für Bargeldzahlungen?   Biallo.de:Grenzen für Barzahler in der EU 

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Suche … Bargeldabschaffung: Diese Volkswirtschaften VEXCASH® AG funktionieren bargeldlos Rudi-Dutschke-Straße 7-9 24. Juli 2017 von Redaktion D-10969

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(030) 850 70 55 70 Geld regiert die Welt – so lautet jedenfalls eine alte Redensart. Doch was zu früheren Zeiten noch per Kutsche Mo – Fr von 9:00 – 16:00 und Pferd mühsam transportiert wurde, wird heutzutage innerhalb einer Sekunde per Mausklick transferiert. Durch die ansteigende Bargeldabschaffung wird das Bargeld immer unwichtiger, bargeldloser Zahlungsverkehr steht an der Tagesordnung. Das war nicht zuletzt das Ergebnis einer Studie, in der wir für 13 Währungen die Neue Beiträge Verteilung der Banknoten pro Kopf berechnet haben.

In die elektrische Mobilität – E-Scooter und E- Kreditbetrag Laufzeit Roller im Vergleich 100 Euro 15 Tage JETZT BEANTRAGEN Gebrauchte Kleidung im Secondhandladen verkaufen Private Altersvorsorge – Ruhestand ohne

Betrag: 100,58 EUR – Effektiver Jahreszins (fest): 14,82 % – Sollzins (13,90 %): 0,58 EUR finanzielle Sorgen Tipps zum Kredit richtig absichern Wirtschaftliche Abhängigkeit vom Bargeld Tipps zur Kreditablösung Geld verdienen mit Podcasts Zwei Monate später wollten wir es noch einmal genauer wissen und haben uns nun insgesamt 20 Währungen im Geld verdienen mit Fotos – sind Stockfotos eine Bezug auf ihre Volkswirtschaften vorgeknöpft. Zu diesem Zweck wurde der Wert des im Umlauf befindlichen sinnvolle Einnahmequelle? Bargeldes ermittelt und sein Anteil an der Wirtschaftsleistung, dem Bruttoinlandsprodukt, der Volkswirtschaften berechnet – mit unterschiedlichsten Ergebnissen: Wissen

Suchen: VEXCASH Erfahrungen Anteil der Gebühren Wert des Bargelds Währung  Währungsgebiet   BIP in Euro  Währung in Euro Newsletter am BIP Partnerprogramm Schwedische Finanzlexikon Schweden 5.495.000.000 441.918.717.461 1,24% Krone Sitemap

Norwegen, Bouvetinsel, Teilnahmebedingungen Norwegische Spitzbergen, Impressum 4.770.000.000 344.493.603.015 1,38% Krone Jan Mayen, Königin-Maud-Land, Peter-I.-Insel

Indische Rupie Inden, Bhutan, Nepal 32.130.000.000 1.882.233.127.567 1,71%

Dänische Krone Dänemark, Färöer, Grönland 8.729.941.143 264.975.154.125 3,29%

Isländische Island 484.134.157 14.589.984.903 3,32% Krone

Vereinigtes Königreich: England, Nordirland, Schottland, Wales, Falklandinseln, Gibraltar, Guernsey, Isle of Man, Britische Pfund 87.276.000.000 2.550.580.812.891 3,42% Jersey, St. Helena und Ascension, Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln, Tristan da Cunha

Kanadischer Kanada 55.440.000.000 1.384.065.139.553 4,01% Dollar

Australien, Weihnachtsinsel, Kokosinseln, Kiribati, Nauru, Norfolkinsel, Ashmore- und Australischer Cartierinseln, Australisches 49.034.000.000 1.193.571.302.993 4,11% Dollar Antarktis-Territorium, Korallenmeerinseln, Heard-Insel, McDonald-Inseln

Türkische Lira Türkei, Nordzypern 31.022.000.000 639.658.544.725 4,85%

Mexikanischer Mexiko 64.601.000.000 1.019.858.379.090 6,33% Peso

Israelischer Israel, Palästinensische 18.044.000.000 266.802.570.270 6,76% Schekel Autonomiegebiete

Vereinigte Staaten Bonaire Durchschnitt - 199.298.163.910 2.146.654.635.290 8,65% Anteil der Wert des Bargelds Währung  Währungsgebiet   BIP in Euro  Währung in Euro am BIP

Britische Jungferninseln Ecuador El Salvador Liberia US-Dollar Marshallinseln Mikronesien 1.360.000.000.000 16.250.122.192.306 8,37% Osttimor Palau Panama Saba Simbabwe Sint Eustatius Turks- und Caicosinseln

Polnische Zloty Polen 42.628.497.960 418.685.605.553 10,18%

Belgien Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Italien Lettland Litauen Luxemburg Malta Niederlande Österreich Euro 1.109.000.000.000 10.730.000.000.000 10,34% Portugal Slowakei Slowenien Spanien Zypern Andorra Monaco San Marino Vatikanstadt Kosovo Montenegro

Schweiz, Liechtenstein, Schweizer Campione d'Italia, Büsingen am 67.434.000.000 603.871.927.515 11,17% Franken Hochrhein

Malaysischer Malaysia 30.760.646.990 260.801.033.737 11,79% Ringgit

Tschechische Tschechien 20.531.403.092 159.833.007.791 12,85% Krone

Hongkong- Hongkong 45.863.707.621 272.892.855.563 16,81% Dollar

Japanischer Yen Japan 857.489.000.000 3.907.607.746.744 21,94%

Südafrikanischer Südafrika, Lesotho, Namibia 95.229.947.242 326.531.000.000 29,16% Rand

Durchschnitt - 199.298.163.910 2.146.654.635.290 8,65%

1 bis 20 von 20 Einträgen

Quelle: Zentralbanken der Länder; IWF

Wie lange „überleben“ nach der Bargeldabschaffung bargeldlose Gesellschaften beim digitalen Totalausfall?

Wir haben uns einmal überlegt, was passiert, wenn der bargeldlose Zahlungsverkehr und die Technik komplett versagen sollte und wir wieder auf die haptischen Zahlungsmittel angewiesen sind.

Welche Länder könnten mit ihrem Bargeld am längsten wirtschaftlich handlungsfähig bleiben? Unsere Berechnungen der Tage bis zur finanziellen Handlungsunfähigkeit haben folgendes ergeben:

Suchen:

BIP mit Bargeld Währung  Währungsgebiet  kompensieren  (in Tagen)

Schwedische Schweden 5 Krone

Norwegische Norwegen, Bouvetinsel, Spitzbergen, 5 Krone Jan Mayen, Königin-Maud-Land, Peter-I.-Insel

Indische Rupie Inden, Bhutan, Nepal 6

Dänische Krone Dänemark, Färöer, Grönland 12

Isländische Krone Island 12

Vereinigtes Königreich: England, Nordirland, Schottland, Wales, Falklandinseln, Britische Pfund 12 Gibraltar, Guernsey, Isle of Man, Jersey, St. Helena und Ascension, Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln, Tristan da Cunha

Kanadischer Kanada 15 Dollar

Australien, Weihnachtsinsel, Kokosinseln, Kiribati, Nauru, Australischer Norfolkinsel, Ashmore- und Cartierinseln, Australisches Antarktis- 15 Dollar Territorium, Korallenmeerinseln, Heard-Insel, McDonald-Inseln

Türkische Lira Türkei, Nordzypern 18

Durchschnitt - 32 BIP mit Bargeld Währung  Währungsgebiet  kompensieren  (in Tagen)

Mexikanischer Mexiko 23 Peso

Israelischer Israel, Palästinensische Autonomiegebiete 25 Schekel

Vereinigte Staaten Bonaire Britische Jungferninseln Ecuador El US-Dollar Salvador Liberia Marshallinseln Mikronesien Osttimor Palau Panama 31 Saba Simbabwe Sint Eustatius Turks- und Caicosinseln

Polnische Zloty Polen 37

Belgien Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Italien Lettland Litauen Luxemburg Malta Niederlande Österreich Euro 38 Portugal Slowakei Slowenien Spanien Zypern Andorra Monaco San Marino Vatikanstadt Kosovo Montenegro

Schweizer Schweiz, Liechtenstein, Campione d'Italia, Büsingen am Hochrhein 41 Franken

Malaysischer Malaysia 43 Ringgit

Tschechische Tschechien 47 Krone

Hongkong-Dollar Hongkong 61

Japanischer Yen Japan 80

Südafrikanischer Südafrika, Lesotho, Namibia 106 Rand

Durchschnitt - 32

1 bis 20 von 20 Einträgen

Quelle: Zentralbanken der Länder; IWF

Über VEXCASH

Das Berliner Fintech-Unternehmen VEXCASH ist Deutschlands erster Anbieter und Marktführer für Kurzzeitkredite mit einer Laufzeit von 30 Tagen. Beim Kredit erhalten Nutzer durch den vollautomatisierten Antragsprozess sofort ihre Zusage und profitieren zusätzlich von der Sofortauszahlungsfunktion innerhalb von 60 Minuten. Das macht VEXCASH zum schnellsten Sofortkredit Deutschlands, der auch bei Kunden mit mittlerer Bonität ausgezahlt werden kann.

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Adresse AGB Informationen Kredite

Vexcash AG AGB Vexcash AG Gebühren Minikredit Rudi-Dutschke-Straße 7–9 AGB net-m privatbank 1891 AG Widerrufsbelehrung Onlinekredit D-10969 Berlin Bedingungen für Kredite der net-m Wirtschaftsauskunft Kleinkredit Deutschland privatbank 1891 AG Datenschutzerklärung Blitzkredit Sonderbedingungen, AGB, Cookie-Richtlinien Expresskredit Datenschutzerklärung der Raisin Bank Tel: +49 30 8507055-70 Fernabsatzinformationen Sofortkredit AG Fax +49 30 8507055-30 Impressum Schnellkredit Teilnahmebedingungen Eilkredit Copyright © 2011 – 2019 Postident-Coupon Mikrokredit Kredit

vexcash.com Bewertungen bei Ekomi 4,7 von 5 Punkten, bei 953 Bewertungen Private Company Newsroom About Swish Help Developers SV

About Swish

Here you can read more about how it all started, see important milestones and get into statistics.

Our Story

Once upon a time, though not so long Sweden. Together Danske Bank, ago, there was a country high up in Handelsbanken, Länsförsäkringar, Nordea, Northern Europe where people tried to SEB and Swedbank and Sparbankerna pay for their share of the joint dinner. It own Getswish AB. Other banks have was tedious for the poor citizens who since connected to Swish. Each bank is really wanted to live a little more responsible for offers, terms and eventual spontaneously and southern-like - where charges for the service provided to their someone could take the whole bill customers. For information regarding the without making a scene having to count terms and conditions of Swish, visit your coins or running to the nearest ATM. bank’s website. That was the birth of an idea that came to be a natural part of more than seven If you want to know more about how million Swedes' everyday lives; Swish. Swish was sketched out on a whiteboard on Regeringsgatan in Stockholm we can Swish started in 2012 as a cooperation recommend the story about how Swish between six of the largest banks in was made.

2013 Mobile Payment of the Year

Swish wins the award ‘Mobile Payment of the Year’ at the gala for mobiles, 2012 ‘Guldmobilen’. Swish is launched

On December 12 in 2012 Swish is launched as a payment service for payments between private users.

Swish in numbers

215 000 51 630 000 Number of companies Transactions in December accepting payments via Swish

7 518 869 30% Private users Increase in the use of QR codes in November.

24 115 000 000 SEK The amount of money sent via Swish in December.

Want to know more about Swish and our statistics?

Monthly report January 2020 Annual report 2012-2019

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Achievements

Purposeful Brands Silver in the Swedish Sustainable Brand Top three in YouGovs Digital 2019 Design Awards Index Award Brand Index

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Getswish AB For press questions, Drottninggatan 26 technical support or other 115 44, Stockholm questions, you can use the links below. You can also If you have any questions write to us on Facebook regarding payments or Messenger. activation, please contact your bank. [email protected] [email protected] If you have a technical [email protected] question regarding Swish for merchants, contact our technical support

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Getswish AB, 2020

13.1.2020 Was bitte sind FIAT-Währungen? - Eine kurze Einführung | CAPinside.com

CAPinside 3 MIN LESEDAUER 29.12.2018 Was bitte sind FIAT-Währungen? - Eine kurze Einführung

Fiatgeld ist eine Währung, die keinen inneren bzw. festen Wert hat und durch gesetzliche Bestimmungen als Zahlungsmittel festgelegt wird. Traditionell basierten Währungen auf physischen Rohstoffen wie Silber und Gold, während das Fiat-Geld auf dem Kredit der Wirtschaft basiert. Der Wert des Geldes hängt von Angebot und Nachfrage ab und wurde als Alternative zu Waren- und Repräsentativgeld eingeführt. Rohstoffgeld wird aus Edelmetallen wie Gold und Silber geschaffen, während repräsentatives Geld einen Anspruch auf eine Ware darstellt, die gegen Geld eingelöst werden kann.

China war das erste Land, in dem um 1000 n.Chr. Fiat Währung verwendet wurde, und die Währung breitete sich dann auf andere Länder der Welt aus. Im 20. Jahrhundert wurde es populär, als US-Präsident Richard Nixon ein Gesetz einführte, das die Umwandlung des US-Dollars in Gold verhinderte. Derzeit verwenden die meisten Länder Papierwährungen, die nur als Zahlungsmittel dienen. Im Gegensatz zu den traditionellen Rohstoffwährungen kann die Währung nicht umgetauscht oder zurückgenommen werden. Es ist an sich wertlos und wird per Regierungsbeschluss verwendet. Damit eine Fiat- Währung erfolgreich sein kann, muss die Regierung sie gegen Fälschung schützen und die Geldmenge verantwortungsvoll verwalten. Wie funktioniert eine Fiat-Währung?

Fiat-Währung stützt sich nicht auf physische Güter, sondern auf den Glauben seiner Inhaber und die Vorzüge einer Regierungserklärung. Papiergeld dient als Speichermedium für die Kaufkraft und als Alternative zum Tauschsystem. Es ermöglicht den Menschen, Produkte und Dienstleistungen so zu kaufen, wie sie es brauchen, ohne Produkt für Produkt handeln zu müssen, wie dies beim Tauschhandel der Fall wäre. Die Menschen nutzen das Geld, um zu handeln und sich in der Zukunft entwickeln zu können. Durch die Fähigkeit, Kaufkraft zu speichern, können Menschen mit Leichtigkeit planen und spezialisierte wirtschaftliche Aktivitäten schaffen. So kann ein Unternehmen, das sich mit Smartphones befasst, neue Geräte kaufen, Mitarbeiter einstellen und bezahlen und in andere Branchen expandieren.

Der Wert des Geldes hängt davon ab, wie sich die Wirtschaft eines Landes entwickelt, wie sich das Land selbst regelt und welche Auswirkungen dies auf die Zinssätze hat. Ein Land, das politisch instabil ist, hat wahrscheinlich eine schwächere Währung und überhöhte Rohstoffpreise, was es den Menschen erschwert, Produkte zu kaufen. Eine Fiat-Währung funktioniert gut, wenn die Öffentlichkeit genügend Vertrauen in die Fähigkeit der Währung hat, als Speichermedium für Kaufkraft zu fungieren. Sie muss auch durch die volle Kreditwürdigkeit der Regierung gestützt werden, die ein Dekret erteilt und als gesetzliches Zahlungsmittel für Finanztransaktionen druckt.

Vorteile und Nachteile von Fiatwährungen Das wichtigste Merkmal von Fiat-Geld ist die Wertstabilität, im Gegensatz zu dem auf Rohstoffwährungen wie Gold, Kupfer und Silber. Die Verwendung von Fiat-Geld wurde im 20. Jahrhundert populär, als Regierungen und Banken einrückten, um ihre Wirtschaft vor den häufigen Zusammenbrüchen des Konjunkturzyklus zu schützen. Rohstoffbasierte Währungen waren aufgrund des regulären Geschäftszyklus und periodischer Rezessionen volatil. Die Zentralbanken können nach Bedarf Papiergeld drucken oder halten, wodurch sie die Geldmenge, die Zinssätze und die Liquidität besser kontrollieren können. https://capinside.com/contents/was-bitte-sind-fiat-waehrungen-eine-kurze-geschichteDiKtlld USNtbküb Gld d hf öliht ihbiil i diFi ki 1/2 13.1.2020 Was bitte sind FIAT-Währungen? - Eine kurze Einführung | CAPinside.com Die Kontrolle der US-Notenbank über Geldmenge und -nachfrage ermöglichte es ihr beispielsweise, die Finanzkrise von 2008 durch einen größeren Schaden für das US-amerikanische Finanzsystem und die Weltwirtschaft zu bewältigen. Zwar wird Fiat Geld als eine stabilere Währung angesehen, die Rezessionen abfedern kann, doch die globale Finanzkrise hat sich als anders erwiesen. Obwohl die Federal Reserve die Kontrolle über die Geldmenge hat, konnte sie die Krise nicht verhindern. Kritiker des Fiat-Geldes argumentieren, dass das begrenzte Angebot an Gold es zu einer stabileren Währung macht als Fiat-Geld, das unbegrenzt ist.

Fiat-Geld stammte im 11. Jahrhundert aus China, hauptsächlich in den Yuan-, Tang-, Song- und Ming-Dynastien. In der Tang-Dynastie (618-907) bestand eine große Nachfrage nach Metallwährungen, die das Angebot an Edelmetallen übertraf. Die Leute waren mit der Verwendung von Gutschriften vertraut, und sie akzeptierten leicht Papierstücke oder Papierentwürfe. Zu dieser Zeit wurden die Toten mit einer Münze begraben, um ihre Überfahrt in die nächste Welt bezahlen zu können. Der Mangel an Münzen zwang die Menschen, von Münzen zu Banknoten zu wechseln. Während der Song- Dynastie (960-1276) gab es in der Region Tchetchuan ein boomendes Geschäft, das zu einem Mangel an Kupfergeld führte. Die Händler begannen mit der Ausgabe privater Banknoten, die durch eine Währungsreserve gedeckt waren, und

dies wurde als erstes gesetzliches Zahlungsmittel angesehen. Papiergeld wurde zum einzigen gesetzlichen Zahlungsmittel in der Yuan-Dynastie (1276-1367), und die Ausgabe von Banknoten wurde dem Finanzministerium während der Ming- Dynastie (1368-1644) übertragen.

Der Westen führte im 18. Jahrhundert Papiergeld ein. Amerikanische Kolonien, Frankreich und der Kontinentalkongress begannen mit der Erteilung von Akkreditiven, die als gesetzliches Zahlungsmittel verwendet wurden. Die Provinzregierungen gaben Vermerke heraus, mit denen die Inhaber die Steuern an die Behörden entrichten würden. Die Ausgabe von zu vielen Krediten sorgte wegen der Inflationsgefahr für Kontroversen. In einigen Regionen wie New England und Carolinas wurden die Rechnungen drastisch herabgesetzt und die Rohstoffpreise stiegen, als die Rechnungen an Wert verloren. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Regierungen und Banken zugesichert, die Umwandlung von Banknoten und Münzen auf Wunsch in ihre Nominalware umwandeln zu können. Die hohen Kosten des amerikanischen Bürgerkriegs und die Notwendigkeit eines Wiederaufbaus der Wirtschaft zwangen die Regierung jedoch, die Rücknahme aufzuheben. Der Umtausch von Papiergeld in Gold wurde später erlaubt und ein Goldpreis festgesetzt. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Richard Nixon, führte 1971 eine Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen ein, darunter die Aufhebung der direkten Konvertibilität von Dollar in Gold aufgrund der abnehmenden Goldreserven. Seitdem haben die meisten Länder Fiat-Gelder eingeführt, die zwischen den Hauptwährungen ausgetauscht werden können.

https://capinside.com/contents/was-bitte-sind-fiat-waehrungen-eine-kurze-geschichte 2/2 Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Vierte Studie über die Verwendung von Bargeld und unbaren Zahlungsinstrumenten © Marcus Härtel © Marcus Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 2 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 3

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 6

1 Zusammenfassung ...... 8

2 Einordnung, Problemstellung und Studiendesign ...... 10

3 Ein Blick in die Geldbörse: Bargeld und Zahlungskarten ...... 13 3.1 Bargeldhaltung und Bargeldversorgung ...... 13 Reaktion auf Abhebegebühren ...... 16 3.2 Kartenbesitz ...... 16 3.3 Ausgangspunkt für den (un)baren Zahlungsverkehr: Girokonto ...... 19 Hintergrund Online-Kontoführung ...... 21

4 Zahlungsverhalten in Deutschland ...... 22 4.1 Zahlungstagebuch und Selbsteinschätzungen ...... 22 4.2 Einfluss der Höhe des Zahlbetrages ...... 23 Bekanntheit und Nutzung mobiler Bezahlverfahren ...... 26 4.3 Bedeutung des Zahlungsortes ...... 29 4.4 Entscheidungskriterien für bestimmte Zahlungsinstrumente ...... 31 4.5 Häufigkeit der Zahlungskartennutzung ...... 33 4.6 Zahlungen im Internet ...... 35

5 Veränderungen in den Einstellungen zum Zahlungsverkehr ...... 37 5.1 Bargeld als Basisangebot ...... 37 5.2 Erwartete Änderungen beim Zahlungsverhalten ...... 40

6 Glossar ...... 44

7 Anhang ...... 48 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 4

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Nutzungsintensität einzelner Abhebeorte, 2008 – 2017 ...... 13 Abbildung 2: Besitz von Zahlungskarten, 2008 – 2017 ...... 18 Abbildung 3: Verteilung privat genutzter Konten nach Institutsgruppen, 2008 und 2017 ...... 20 Abbildung 4: Bekanntheit und Nutzung von mobilen Bezahlverfahren, 2014 und 2017 ...... 27 Abbildung 5: Verwendung von Zahlungsinstrumenten in unterschiedlichen Betragsbereichen, 2008 – 2017 ...... 28 Abbildung 6: Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Zahlungsort bzw. -zweck, 2017 ...... 30 Abbildung 7: Anforderungen an Zahlungsmittel, 2017 ...... 32 Abbildung 8: Besitz und Nutzung verschiedener Zahlungskarten, 2014 und 2017 ...... 34 Abbildung 9: Bezahlung der Einkäufe im Internet, 2017 ...... 36 Abbildung 10: Einschätzungen zum Bargeld, 2017 ...... 38 Abbildung 11: Zustimmung zu einer Rundungsregel, 2011 und 2017 ...... 39 Abbildung 12: Bargeldbestand im Portemonnaie, 2008 – 2017 ...... 48 Abbildung 13: Kreditkartenbesitz nach Altersklassen und Geschlecht, 2014 und 2017 ...... 49 Abbildung 14: Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Haushaltsnettoeinkommen, 2008 – 2017 ...... 50 Abbildung 15: Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Geschlecht, 2008 – 2017 ...... 51 Abbildung 16: Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Altersklassen, 2008 – 2017 ...... 52 Abbildung 17: Verwendung von Zahlungsinstrumenten in den neuen und alten Bundesländern, 2008 – 2017 ...... 53 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 5

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht zum Zahlungstagebuch, 2017 ...... 12 Tabelle 2: Abhebeverhalten nach Abhebeorten, 2008 – 2017 ...... 14 Tabelle 3: Restgeldbestand vor erneuter Abhebung, 2008 – 2017 ...... 15 Tabelle 4: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Umsatz, 2008 – 2017 ...... 24 Tabelle 5: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Transaktionszahl, 2008 – 2017...... 25 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 6

Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, zum vierten Mal untersucht die Deutsche Bundesbank das Zahlungsverhalten der Bevölkerung in Deutschland. Dafür befragt sie seit 2008 alle drei Jahre Bürgerinnen und Bürger nach ihren Einstellungen zu verschiedenen Zahlungsinstrumenten und erfasst, wie sie ihre Einkäufe von Waren und Dienstleistungen am Point-of-Sale be- zahlen – sei es mit Bargeld, Karten oder anderen Zahlungsmitteln. Mit den im Jahr 2017 erhobenen Daten liegen erstmals vergleichbare Ergebnisse über einen Zeit- raum von fast zehn Jahren vor, die verschiedene Trends erkennen lassen. So ist Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel, auch wenn Kartenzahlungen an Bedeutung gewinnen. Mit diesem Ergebnis fügt sich Deutschland gut in das euro- päische Gesamtbild ein: Gemäß einer von der EZB veröffentlichten Studie1 wird in neun Ländern des Eurosystems mehr bar bezahlt als hierzulande, während weitere neun Länder einen geringeren Barzahlungsanteil aufweisen als Deutschland. Das Zahlungsverhalten in Deutschland ist also kein Sonderfall in Europa.

Insbesondere Debitkarten wie die verzeichnen die größten Zuwächse. Doch vor allem kleinere Beträge werden in der Regel immer noch bar beglichen. Neuerungen wie kontaktlose Kartenzahlungen oder das Bezahlen mit dem Smart- phone werden zunehmend wichtiger, während Internetbezahlverfahren inzwischen im Onlinehandel den Durchbruch geschafft haben. Jedoch zeigt sich auch, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt ihre Gewohnheiten beim Bezahlen nur langsam ändern. In der vorliegenden Studie bilden zahlreiche Tabellen und Grafiken neben den Ergebnissen der aktuellen Erhebung auch die Entwicklung im Zeitverlauf ab. Innovationen wie virtuelle Währungen (z. B. Bitcoin) werden zwar durch die Bundesbank aufmerksam beobachtet und gegebenenfalls kommentiert, sind aber nicht Teil der Zahlungsverhaltensstudie. Denn im Alltag sind virtuelle Währungen als Zahlungsmittel von so geringer Bedeutung, dass sie bei dieser Um- frage vernachlässigt werden konnten.

1 Vgl. Esselink, H. and Hernández, L., The use of cash by households in the euro area, ECB Occasional Paper Series No 201, November 2017. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 7

Die mit der Zahlungsverhaltensstudie gewonnenen Erkenntnisse dürften für alle Marktteilnehmer von Interesse sein. Hierzu zählen die Anbieter wie etwa Zahlungsdienstleister und Werttrans- portunternehmen ebenso wie die Nutzerinnen und Nutzer und nicht zu- letzt die Bundesbank selbst. Sie sorgt für Sicherheit und Effizienz des baren und unbaren Zahlungsverkehrs in Deutschland. Die Wahl des Zahlungs- mittels ist dabei den Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten. Da sich deren Präferenzen über die Zeit verändern, neue Formen des Bezahlens hinzu- kommen und die politische Diskussion fortschreitet, z. B. in Richtung einer administrativen Einschränkung der Bargeldnutzung oder in Bezug auf die Förderung der digitalen Wirtschaft, sind objektive Daten, wie die hier vorgelegten, ein guter Ausgangspunkt für sachgerechte Entscheidungen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante und informative Lektüre.

Carl-Ludwig Thiele Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 8

1 Zusammenfassung

Seit 2008 führt die Deutsche Bundesbank im Abstand von drei Jahren eine Haus- haltsbefragung zum „Zahlungsverhalten in Deutschland“ durch. Primäres Ziel der Studienreihe ist es, repräsentative Statistiken zur Nutzung von Bargeld und bargeld- losen Zahlungsinstrumenten am Point-of-Sale zu erheben. Darüber hinaus dient die Untersuchung dazu, das Meinungsbild in der Bevölkerung zu verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen rund um die Zahlungsmittelwahl abzubilden.

Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse kurz vorgestellt:

– Bargeld ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsinstrument: 74 % der Transaktionen wurden 2017 mit Banknoten und Münzen getätigt, das ent- spricht einem Rückgang um fünf Prozentpunkte gegenüber 2014. Insbesondere Kleinbetragszahlungen bis 5 € werden weiterhin zu 96 % und Ausgaben bis 50 € größtenteils in bar beglichen. Auch an bestimmten Zahlungsorten bzw. für bestimmte Zahlungszwecke, z. B. Zahlungen zwischen Privatpersonen, und Trinken außer Haus (inkl. Lieferdienste) sowie Automaten, wird überwiegend bar bezahlt.

– Erstmals seit dem Beginn der Erhebungen ist der Bargeldanteil am Umsatz auf unter 50 % gefallen. Der ermittelte Wert von unter 48 % der im Tagebuch er- fassten Ausgaben bedeutet im Vergleich zu 2014 einen Rückgang von sechs Prozentpunkten. Der zwischen 2011 und 2014 nachlassende Trend zur Substitution von baren durch bargeldlose Zahlungsinstrumente hat sich also wieder etwas beschleunigt.

– Die Nutzung der Debitkarten (hauptsächlich girocard, mit PIN oder Unterschrift)2 nimmt dagegen zu. Ihr Anteil am Umsatz ist gegenüber 2014 um knapp sechs

2 Abgefragt wurden (wie in den vorherigen Erhebungen) Transaktionen mit der „ec-Karte“, da dies weiterhin ein gebräuchlicher Begriff für die girocard ist. Den Befragten wurde dazu eine Liste mit den Logos aller in Deutschland erhältlichen Debitkarten gezeigt. Dies sind neben der girocard auch die Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme (s. Glossar). Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 9

Prozentpunkte auf 35 % gestiegen. Bezogen auf die Anzahl der Transaktionen liegen Debitkarten nun bei 19 % ( vier Prozentpunkte gegenüber 2014). 57 % der Besitzer nutzen ihre Debitkarten ein- oder mehrmals in der Woche – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber 2014.

– Kreditkarten werden etwas häufiger als vor drei Jahren verwendet. Ihr Anteil am Umsatz stieg leicht auf unter 5 %. Sie werden zumeist für größere Beträge (durchschnittlich 81 €) eingesetzt.

– Kontaktlose Kartenzahlungen weisen hohe Zuwächse auf. Erstmals ist ihr Anteil am Umsatz auf über 1 % gestiegen. Für eine weitere Verbreitung bedarf es der konsequenten Ausgabe kontaktloser durch alle Kreditinstitute und einer breiten Akzeptanz im Handel. Zudem muss den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Funktionsweise ansprechend vermittelt werden.

– Per Smartphone sowie mit Kunden- und Prepaid-Karten wird bisher kaum be- zahlt. Erstmalig wurden Besitz und Nutzung von Mensa- bzw. Stadionkarten sowie die Bekanntheit von Apps, um Geld an Freunde und Bekannte zu senden, separat erfasst. Bereits 5 % aller Befragten nutzen diese Apps, obwohl sie in größerem Umfang erst im Jahr der Befragung eingeführt wurden.

– Internetbezahlverfahren haben sich inzwischen im Onlinehandel etabliert. Sie konnten ihren Anteil am Gesamtumsatz und an der Anzahl der Transaktionen weiter auf fast 4 % bzw. 2 % ausbauen. 44 % aller Befragten verwenden Internet- bezahlverfahren, häufig jedoch aufgrund fehlender kostenloser Alternativen. Von denjenigen, die die Verfahren kennen, sagen 13 %, dass sie diese Instrumente gerne auch im Laden oder Restaurant einsetzen würden.

– Die überwiegende Mehrheit der Befragten (88 %) möchte auch in Zukunft unverändert mit Bargeld bezahlen und lehnt eine Bargeldabschaffung oder -einschränkung ab. Über alle vier Studien zum Zahlungsverhalten zeigt sich eine insgesamt hohe Zufriedenheit mit klassischen Bezahlverfahren und eine nur langsame – aber stetige – Änderung im Bezahlverhalten. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 10

– Nichtsdestotrotz sind die Wachstumsraten bei modernen Zahlungsmitteln wie kontaktlosen Kartenzahlungen, Internet- und mobilen Bezahlverfahren hoch. Ins- besondere jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher suchen Alternativen zum klassischen Zahlungsverkehr. So können sich insgesamt 15 % der Befragten vor- stellen, ihr Girokonto statt bei einer Bank oder Direktbank z. B. bei einem Internet- anbieter zu führen. 24 % der 18- bis 24-Jährigen möchten mit dem Mobiltelefon unkompliziert Geld an Freunde und Bekannte senden können.

– 38 % aller Befragten finden, dass es zu lange dauert bis bei Überweisungen das Geld auf dem Konto gutgeschrieben ist. Die Einführung von europäischen Echt- zeitzahlungen (immer häufiger auch Instant Payments genannt) kommt dem Wunsch nach schnellerem Bezahlen entgegen. Nun sind die Kreditinstitute ge- fragt, bequeme, sichere und kostengünstige Anwendungen zu schaffen, damit die Menschen Überweisungen bald in Echtzeit ausführen können.

2 Einordnung, Problemstellung und Studiendesign

Das Thema Zahlungsverhalten steht derzeit besonders im Fokus der Öffentlichkeit. So ist eine Tendenz zur Einschränkung des Barzahlungsverkehrs in der EU zu beobach- ten – als vermeintliche Antwort auf politisch drängende Fragen wie der effektiveren Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung und Schattenwirtschaft. Zu nennen sind hierbei die Entscheidung des EZB-Rates, die Produktion und Ausgabe der 500 €-Banknote einzustellen sowie die aktuelle Diskussion über die EU-weite Ein- führung einer Barzahlungsobergrenze, neben den bereits existierenden geldwä- scherechtlichen Regelungen. Der Bundesbank sind jedoch nach wie vor keine be- lastbaren Studien bekannt, welche die Wirksamkeit von Barzahlungsobergrenzen belegen. Gleichzeitig wird auf EU-Ebene die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Mün- zen thematisiert. Zudem zwingt das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Geschäfts- banken zu Anpassungen ihrer Kosten- und Gebührenstruktur, was die relative Attrak- tivität von Zahlungsinstrumenten langfristig beeinflussen kann. Darüber hinaus können Marktentwicklungen, Innovationen und insbesondere die voranschreitende Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 11

Digitalisierung zu grundlegenden Veränderungen bei der Nutzung von Zahlungs- mitteln führen. So könnten kontaktloses Bezahlen mit der Karte, Internet- oder mobile Bezahlverfahren (d. h. Bezahlen mit dem Smartphone) künftig stärker an Bedeutung gewinnen.

Vor diesem Hintergrund widmet sich die Zahlungsverhaltensstudie 2017 insbeson- dere folgenden Themen:

– Wie hat sich das Zahlungsverhalten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2008 entwickelt? Über welche Zahlungsmittel können die Menschen verfügen und welche gewinnen bzw. verlieren an Bedeutung?

– Anhand welcher Kriterien entscheiden sich die Nutzerinnen und Nutzer für be- stimmte Zahlungsinstrumente?

– Haben Geschäftsbanken ihre Gebühren rund um den Zahlungsverkehr angepasst und welche Konsequenzen ziehen die Verbraucherinnen und Verbraucher hieraus?

– Wie steht die Bevölkerung zu möglichen Einschränkungen im baren Zahlungs- verkehr?

– Welche Rolle spielen Innovationen inzwischen im bargeldlosen Zahlungsverkehr?

Methodisch orientiert sich die vorliegende Erhebung weitestgehend an den drei Vorgängerstudien der Jahre 20083, 20114 und 20145. Sie besteht aus zwei Teilen: einem computergestützten persönlichen Interview (CAPI), in dem die Befragten ihr Zahlungsverhalten selbst einschätzen sollten sowie einem einwöchigen Zahlungs-

3 Vgl. Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in Deutschland – Eine empirische Studie über die Aus- wahl und Verwendung von Zahlungsinstrumenten in der Bundesrepublik Deutschland, 2009. 4 Vgl. Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in Deutschland 2011 – Eine empirische Studie über die Verwendung von Bargeld und unbaren Zahlungsinstrumenten, Frankfurt 2012. 5 Vgl. Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in Deutschland 2014 – Dritte Studie über die Verwen- dung von Bargeld und unbaren Zahlungsinstrumenten, Frankfurt 2015. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 12

tagebuch, das in den auf das Interview folgenden sieben Tagen von den Teilneh- merinnen und Teilnehmern selbst ausgefüllt wurde.6 Insgesamt beantworteten 2.106 Personen den Fragebogen und 2.061 Befragte füllten auch das Tagebuch vollständig aus (s. Tabelle 1). Für diese Studie wurden nur jene Fragebogendaten- sätze herangezogen, für die auch ein vollständig ausgefülltes Tagebuch vorliegt.

Tabelle 1: Übersicht zum Zahlungstagebuch

2017

Anzahl der ausgefüllten Tagebücher 2.061

Davon Nutzung der Online-Variante 57

Durchschnittliche Transaktionsanzahl pro Person in der Woche 10,4

Durchschnittliche Transaktionsanzahl pro Person am Tag 1,5

Durchschnittsbetrag pro Transaktion 29,31 €

Die Anteile der einzelnen Zahlungsinstrumente in dieser Studienreihe beziehen sich auf die im Tagebuch erfassten Einkäufe am sogenannten Point-of-Sale (POS), d. h. auf den Ort, an dem Waren oder Dienstleistungen gekauft und bezahlt werden. Überwiegend handelt es sich dabei um Ladenkassen. Es können aber auch andere Orte sein, wenn beispielsweise Handwerkerleistungen in Privathaushalten, Einkäufe im Online- und Versandhandel oder etwa Reisebuchungen bezahlt werden. Ebenso sind Ausgaben zwischen Privatpersonen (z. B. auf Flohmärkten, Taschengeld) in den Daten enthalten. Nicht im Tagebuch erfasst werden regelmäßig wiederkehrende Zahlungen, die im Allgemeinen abgebucht oder (per Dauerauftrag) überwiesen werden (z. B. Miete, Versicherungen, Darlehensrückzahlungen, Abonnements, Sparen).

6 Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut MARPLAN durchgeführt und ist repräsentativ für Per- sonen über 18 Jahren, die in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten leben. Die Stichprobe der Befragten wurde im Rahmen des ADM-Mastersamples in einem dreistufigen Verfahren gezogen. Sie ist zunächst notwendigerweise eine Haushaltsstichprobe, die später durch Gewichtung mit der Haus- haltsgröße in eine Personenstichprobe transformiert wird. Darüber hinaus werden die Stichproben- gewichte so angepasst, dass die Verteilung der soziodemografischen Merkmale der Befragten der amt- lichen Statistik entspricht. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 13

3 Ein Blick in die Geldbörse: Bargeld und Zahlungskarten

3.1 Bargeldhaltung und Bargeldversorgung Im Durchschnitt führt eine Person ca. 107 € Bargeld mit sich, wobei etwa 101 € auf Scheine entfallen und ca. 6 € auf Münzen. Der Bargeldbestand im Portemonnaie hat sich damit seit Beginn der Erhebung 2008 nur wenig verändert, damals waren es 118 €, davon 7 € als Münzen (s. Abbildung 12 im Anhang).

Nutzungsintensität einzelner Abhebeorte Abb. 1

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

100

80 GAA

74 60 75 81 84 Schalter 40

POS 20 26 24 18 14 0 1 2 2 2008 2011 2014 2017

Hinweis: Dargestellt sind die relativen Anteile von Geldausgabeautomat (GAA), Schalter und Point-of-Sale (POS) an den durchschnittlichen jährlichen Abhebesummen der Befragten. Basis: alle Befragten, die Verfügungsmög- lichkeit über ein Girokonto haben. Fragen: Wie oft heben Sie Bargeld am Geldautomaten, am Bankschalter oder an der Supermarktkasse beziehungsweise der Tankstellenkasse ab? Und wie hoch ist der Betrag, den Sie im Durchschnitt dabei abheben? Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Deutsche Bundesbank

Hochgerechnet auf ein Jahr (auf Basis der Angaben im Fragebogen), hebt jeder Interviewte 7.374 € jährlich ab, davon 84 % an Geldausgabeautomaten (GAA), 14 % am Schalter in einem Kreditinstitut und 2 % an Supermarkt- und Tankstellen- kassen („POS-Abhebungen“, auch „Cashback“ genannt). Seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 nahm die Bedeutung des GAA als Bezugsquelle von Bargeld um zehn Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 14

Prozentpunkte zu. Die relative Bedeutung des Schalters als Abhebeort sank im gleichen Zeitraum um acht Prozentpunkte. Abhebungen am POS sind weiterhin die mit Abstand am seltensten genutzte Alternative. Gegenüber der letzten Erhebung 2014 stagniert deren Nutzung bei 2 % (s. Abbildung 1).

Das Abhebeverhalten der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer von GAA, Schalter in einem Kreditinstitut und POS weist hinsichtlich Abhebehäufigkeit und -betrag starke Unterschiede auf (s. Tabelle 2). Mit durchschnittlich 42 Abhebungen pro Jahr und einem durchschnittlichen Abhebebetrag von 189 € dient der GAA der Deckung des regelmäßigen Bargeldbedarfs. Am Schalter heben die Kundinnen und Kunden mit zehn Transaktionen pro Jahr deutlich seltener ab, mit durchschnittlich 447 € dafür aber wesentlich höhere Beträge. Am POS wird selten abgehoben und wenn, dann nur geringere Beträge: Mit acht Abhebungen pro Jahr und 87 € pro Abhebung spielt dieser Abhebeort insgesamt eine nachgeordnete Rolle.

Tabelle 2: Abhebeverhalten nach Abhebeorten

gemäß Selbstauskunft der Befragten

Abhebungen pro Jahr Durchschnittlich abgehobener Betrag

2008 2011 2014 2017 2008 2011 2014 2017

GAA 42 39 43 42 215 € 216 € 180 € 189 €

Schalter 18 13 12 10 378 € 449 € 354 € 447 €

POS – 10 12 8 – 107 € 87 € 87 €

Basis: alle Befragten, die Verfügungsmöglichkeit über ein Girokonto haben und diese Verfügungs- möglichkeit nutzen. Fragen: „Wie oft heben Sie Bargeld am Geldautomaten, am Bankschalter oder an der Supermarktkasse beziehungsweise der Tankstellenkasse ab? Und wie hoch ist der Betrag, den Sie im Durchschnitt dabei abheben?“ Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 15

Zum Abhebeverhalten gehört auch die Frage, ab welchem Betrag die Menschen ihren Bargeldbestand wieder auffüllen. Auch 2017 achten fast alle Befragten auf eine Sicherheitsreserve an Bargeld, nur etwas mehr als 3 % warten mit einer Ab- hebung bis zum letzten Cent. Mehr als die Hälfte möchte zumindest 20 € im Porte- monnaie haben, der Durchschnittsbetrag liegt bei ca. 34 €. Diese Werte unterlagen im Zeitablauf nur geringen Schwankungen (s. Tabelle 3).

Tabelle 3: Restgeldbestand vor erneuter Abhebung

gemäß Selbstauskunft der Befragten

2008 2011 2014 2017

Restgeldbestand vor erneuter Abhebung

Mittelwert 34 € 36 € 32 € 34 €

Median 20 € 20 € 20 € 20 €

Anteil Befragter ohne Sicherheitsreserve 5 % 3 % 6 % 3 %

Basis: alle Befragten. Frage: „Wie viel Bargeld haben Sie üblicherweise noch im Portemonnaie, bevor Sie sich entscheiden, neues Bargeld abzuheben?“ Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 16

Reaktion auf Abhebegebühren

Hintergrund: Bankkundinnen und -kunden bezahlen in der Regel keine Gebühren für Abhebungen, wenn sie Bargeld an GAA der eigenen Bank oder Institutsgrup- pe (Sparkassen, Volks- / Raiffeisenbanken, , CashPool, s. Abbildung 3) beziehen oder eine Vereinbarung über eine festgelegte Anzahl Abhebungen pro Zeiteinheit mit ihrer Direktbank haben. Hingegen werden bei Abhebungen an anderen GAA, sogenannten Fremdautomaten, Gebühren erhoben, die aber den Abhebenden vorher angezeigt werden müssen. Sie können den Vorgang an dieser Stelle abbrechen.

Im Fragebogen sollten die Befragten ein hypothetisches Szenario bewerten: Würden sie ihr Bargeldbezugsverhalten ändern, wenn jede Abhebung 50 Cent kosten würde? Ein Drittel der Menschen gibt an, dass sie daran nichts ändern, während eine größere Gruppe ihr Verhalten anpassen würde: 36 % der Personen würden seltener zum GAA gehen und dafür höhere Beträge abheben. 22 % würden dagegen nach günstigeren bzw. kostenlosen Alternativen suchen (z. B. im Handel). Nur 6 % wür- den weniger Bargeld abheben, was sich in Form einer stärkeren Kartennutzung manifestieren könnte.

3.2 Kartenbesitz Abbildung 2 zeigt die Ausstattung der Bevölkerung mit den abgefragten Zahlungs- karten. Im Vergleich zur Umfrage von 2008 ist erkennbar, dass bei den Verbraucherin- nen und Verbrauchern Zahlungskarten immer beliebter werden. Der Zuwachs beim Besitzanteil betrug bis 2017 fast sieben Prozentpunkte für Debitkarten – zumeist handelt es sich um girocards – und mehr als neun Prozentpunkte für Kreditkarten. Da die Ausstattung mit Debitkarten auch im Jahr 2014 schon sehr hoch war, fällt der Anstieg seitdem gering aus (plus ein Prozentpunkt) und beträgt nun 98 %. Hin- Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 17

gegen entschieden sich im Vergleich zu 2014 deutlich mehr Befragte – zumeist Männer sowie Personen zwischen 25 und 54 Jahren – zusätzlich für eine Kredit- karte (je plus sechs Prozentpunkte). Von den Befragten geben 10 % für 2017 an, mehr als eine Debitkarte zu besitzen. Gleichzeitig verfügen 5 % über zwei oder mehr Kreditkarten (s. Abbildung 13 im Anhang).

Die überwiegende Mehrzahl der Kredit- und Debitkarten der internationalen Karten- systeme ist inzwischen mit einer kontaktlosen Bezahlfunktion ausgestattet. Im Gegensatz dazu ist dies erst bei etwas mehr als einem Drittel der girocards, laut Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft bei aktuell 34 Millionen, der Fall.7 Bis Ende 2019 sollen jedoch die meisten anderen der bis dahin neu ausgegebenen girocards ebenfalls kontaktlos nutzbar sein.

Entgegen dem seit 2008 beobachteten, sinkenden Trend, ist die Anzahl an Kunden- karten mit Zahlungsfunktion im Vergleich zu 2014 wieder leicht gestiegen. Dies war vor allem bei Frauen und Personen zwischen 25 und 54 zu beobachten (plus acht bzw. plus drei Prozentpunkte). Zwei oder mehr solcher Karten haben 3 % der Interviewten im Portemonnaie.

Die Anzahl der vorausbezahlten Karten (d. h. GeldKarte, girogo oder Prepaid-Kredit- karten) ist über alle Altersgruppen hinweg gestiegen.8 Etwa ein Drittel der voraus- bezahlten Karten sind Prepaid-Kreditkarten.

7 Vgl. GfK-Kundenbefragung kontaktloses Bezahlen im Auftrag der EURO Kartensysteme, Oktober 2017, unter https://www.girocard.eu/media/171128_girocard_management_summary_kontaktloses_ bezahlen.pdf (08.01.2018). 8 Den Befragten wurde eine Übersicht mit den Logos aller Kartenarten, die unter dieser Kategorie erfasst werden sollten, gezeigt. Sie sollten diese Logos mit denjenigen auf ihren eigenen Karten abgleichen. Das Label „girogo“ wird für kontaktlose GeldKarten verwendet. Aktuell befinden sich ca. 45 Mio. girogo- Karten im Umlauf (s. https://www.geldkarte.de/presse/pressemitteilungen/2017/geldkarte-jahreszahlen- 2016). Trotzdem antworteten nur insgesamt 9 % der Befragten, dass sie über eine vorausbezahlte Karte verfügen (wovon ein Drittel eine Prepaid-Kreditkarte besitzt). Diese Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und wahrgenommenen Besitz lässt sich vermutlich damit erklären, dass girogo nur einem kleinen Teil der Inhaberinnen und Inhaber bekannt ist. Mit demselben Problem war zuvor die GeldKarte konfrontiert. In den Erhebungen 2008 und 2011 gaben ca. 20 % der Befragten an, eine solche zu be- sitzen. Gleichzeitig waren zu dem Zeitpunkt fast alle girocards mit der GeldKarte-Funktion ausgestattet. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 18

Erstmalig wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer danach gefragt, ob sie Mensa- oder Stadionkarten9 besitzen. Sie sind vor allem bei den Jüngeren in Gebrauch. Knapp 18 % der 18- bis 24-Jährigen und 9 % der 25- bis 34-Jährigen tragen mindestens eine im Portemonnaie.

Besitz von Zahlungskarten Abb. 2

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

98 97 Debitkarte1) 94 91

36 32 Kreditkarte 33 27 2017 13 Kundenkarte mit 11 2014 Zahlungsfunktion 12 2011 19 2008 9 Vorausbezahlte 5 Karte 3 5

5 Mensa- oder Stadionkarte

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: alle Befragten, Frage 2008 und 2011: Welche der folgenden Zahlungskarten kennen Sie und wie viele besitzen Sie davon? Frage 2014 und 2017: Welche der folgenden Karten mit Zahlungsfunktion besitzen Sie und in welcher Anzahl? Hier jeweils: Besitzt mindestens eine der angegebenen Karten. 1 girocard und Debitkarten- produkte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank

9 Einschließlich Karten für die Mitarbeiterkantine. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 19

3.3 Ausgangspunkt für den (un)baren Zahlungsverkehr: Girokonto Das Girokonto ist in Deutschland die Basis für das Ausführen von Bargeldgeschäften, Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen. So führen 97 % der Bürgerinnen und Bürger ein Girokonto in ihrem Namen und weitere 3 % können über das Konto ihrer Partnerin bzw. ihres Partners mitverfügen und dadurch am baren und unbaren Zahlungsverkehr teilnehmen. Bei der ersten Befragung 2008 waren es 93 %, die ein eigenes Girokonto nutzten und 6 %, die Zugang zu dem ihrer Partnerin bzw. ihres Partners hatten. Der Zuwachs ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass noch mehr Frauen ein eigenes Girokonto führen (89 % im Jahr 2008 und 95 % im Jahr 2017).

Die Verteilung der Konten auf einzelne Institutsgruppen hat sich seit 2008 nur wenig verändert und ist in Abbildung 3 dargestellt.10 Die geringen Verschiebungen sind u. a. darauf zurückzuführen, dass 81 % der Studienteilnehmerinnen und Studien- teilnehmer ihrer Hausbank ein hohes oder sehr hohes Vertrauen entgegenbringen. Auch ist die Wechselbereitschaft gering ausgeprägt. Lediglich 3 % derjenigen, die Zugriff auf ein Konto haben, wechselten in den vergangenen zwölf Monaten ihr hauptsächlich genutztes Girokonto. Als Gründe werden u. a. günstigere Gebühren bei der neuen Bank (62 %), Unzufriedenheit mit dem Kundenservice (24 %) und geeignetere Produkte des neuen Anbieters (19 %) genannt. Die Mehrheit der Konto- wechsler (54 %) war über zehn Jahre Kundin bzw. Kunde beim vorherigen Kredit- institut. Ein Drittel von ihnen war diesem sogar 20 Jahre oder länger treu geblieben. Die Stichprobe derjenigen, die ihr Konto in den vergangenen zwölf Monaten wechselten, ist mit 54 Befragten allerdings relativ klein, sodass die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren sind.

10 Ein ähnliches Bild stellt sich auch bei einem Blick in die Zahlungsverkehrsstatistik der Bundesbank dar: Zwar werden hier nicht nur Privatgirokonten gezählt, die Tendenz aber entspricht den Beobachtungen der Studien: 2008 wurden 45 % aller Girokonten bei Landesbanken und Sparkassen geführt, 2016 waren es 44 %. Dahingegen hat sich der Anteil bei Volksbanken / Raiffeisenbanken nicht geändert. Bei Kreditbanken, die in der Zahlungsverkehrsstatistik alle weiteren Banken (Cash Group Bank, CashPool- Bank, Direktbank und Sonstige) umfassen, kam es zu einem leichten Anstieg des Marktanteils von 27 % im Jahr 2008 auf 28 % im Jahr 2016. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 20

Verteilung privat genutzter Konten nach Institutsgruppen Abb. 3

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Sparkasse oder 51 Landesbank 52

Volksbank/ 20 1) Raiffeisenbank 20 2017 2008 Großbank/ 18 2 ) Cash Group Bank 20

7 CashPool-Bank 3 ) 5

3 Direktbank 4 ) 1

1 Sonstige 5 ) 2

0 10 20 30 40 50

Basis: Befragte, die über ein Girokonto verfügen. Frage: Bei welcher Bank wird das von Ihnen hauptsächlich genutz- te Girokonto geführt? 2008 wurden nur die Institutsgruppen abgefragt. 2017 wurden hingegen Einzelbanken abgefragt und im Zuge der Fragebogenauswertung den Institutsgruppen zugeordnet. 1 Einschl. apoBank, Evangeli- sche Bank und PSD Banken. 2 Commerzbank, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Norisbank und Postbank. 3 BB- Bank, Flessabank, Sparda-Bank, Targobank, Santander und Oldenburgische Landesbank. 4 1822direkt, Comdirect,

Consorsbank und ING-DiBa. 5 O2 Banking, DKB und Banken ohne weitere Angaben. Deutsche Bundesbank

Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld haben die Geschäftsbanken begonnen, ihre Kontomodelle zu überarbeiten und vermehrt Gebühren für die Nutzung von Konto- dienstleistungen zu erheben. Laut Angaben im Fragebogen wurden bei ungefähr einem Drittel der Bankkundinnen und Bankkunden in den vergangenen zwölf Monaten die Grundgebühren für die Kontoführung erhöht. Auch bei anderen Konto- dienstleistungen kam es zum Teil zu Gebührenerhöhungen: 27 % der Befragten melden höhere Preise für beleghafte Überweisungen und 11 % für Onlineüber- weisungen. Bargeldabhebungen wurden für 23 % der Befragten teurer. Die Jahres- gebühren für Debitkarten stiegen bei 18 % und für Kreditkarten bei 8 % der Bank- kundinnen und Bankkunden. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 21

Hintergrund Online-Kontoführung

Mit ausgedehnterer Internetnutzung (vgl. Kapitel 4.6) geht auch eine steigende Online-Kontoführung einher. Derartige Dienste werden von über der Hälfte der Internetnutzerinnen und -nutzer (58 %) in Anspruch genommen. Dabei greifen 53 % der Internetnutzerinnen und -nutzer über die Website auf das Online-Banking ihrer Bank zu und 12 % über eine bankeigene App (Mehrfachnennungen möglich).

Von den Website-Nutzerinnen und -Nutzern fragen 97 % ihren Kontostand online ab und 95 % veranlassen darüber auch Überweisungen. Die bankeigene App wird zwar von 96 % der App-Nutzerinnen und -Nutzer zur Abfrage des Kontostands, aber nur von 65 % für Überweisungen genutzt. Das Wertpapierdepot hingegen wird nur von wenigen Befragten über die Website (11 %) oder die App (13 %) ver- waltet.

Darüber hinaus existieren Apps, die einen Überblick über Konten bei verschiedenen Banken geben (sogenannte Kontoinformationsdienste). Darüber fragten jedoch nur rund 3 % der Internetnutzerinnen und -nutzer ihre Kontostände ab.

Neben klassischen Banken und Direktbanken könnten auch Internetfirmen mit einer entsprechenden Lizenz Zahlungsdienstleistungen anbieten. Allerdings hält es die überwiegende Mehrheit der Interviewten (84 %) für sehr oder eher unwahrschein- lich, ein Konto bei einem anderen Anbieter als klassischen Banken oder Direktbanken zu führen. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 22

4 Zahlungsverhalten in Deutschland

4.1 Zahlungstagebuch und Selbsteinschätzungen Die Auswertung der Zahlungstagebücher (s. Tabelle 4 und 5) ergibt, dass der Anteil der Bargeldtransaktionen an allen erfassten Zahlungen zwischen 2014 und 2017 von 79 % auf ca. 74 % gesunken ist. Im gleichen Zeitraum ist der Wert der Bar- zahlungen – gemessen am gesamten aufgezeichneten Umsatz – von über 53 % auf unter 48 % zurückgegangen. Die 50 %-Marke wird also im Jahr 2017 erstmals unterschritten. Seit der ersten Erhebung aus dem Jahr 2008 ist der Umsatzanteil der Barzahlungen um etwas mehr als zehn Prozentpunkte gefallen. Dennoch gilt unverändert, dass Bargeld – in Bezug auf die Anzahl der Transaktionen – das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel am POS in Deutschland ist.

Im Vergleich zum Bargeld hat sich der Umsatzanteil von Debitkarten (hauptsäch- lich girocards) von nicht ganz 26 % im Jahr 2008 auf nunmehr 35 % gesteigert.11 Der entsprechende Zuwachs bei Kreditkarten fällt mit einem Prozentpunkt – von ca. 4 % auf ca. 5 % – deutlich schwächer aus, obwohl die Zahl der Karten selbst stärker zugenommen hat. Erstmals seit Beginn der Erhebungen machen kontakt- lose Zahlungen mit der Karte mehr als 1 % des Tagebuchumsatzes aus. Von den verzeichneten kontaktlosen Kartentransaktionen entfallen 80 % auf Debit- und 19 % auf Kreditkarten. Der überwiegende restliche Teil der kontaktlosen Zahlungen wird mit Kundenkarten ausgeführt. Am Gesamtumsatz haben Transaktionen mit Kundenkarten jedoch – ebenso wie jene mit Mensa- bzw. Stadionkarten und vor- ausbezahlten Karten – nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung, auch wenn sie in ihrer jeweiligen Nische durchaus häufig genutzt werden (vgl. Kapitel 4.5).

Die Anteile von Internetbezahlverfahren an Umsatz und Anzahl der Transaktionen haben sich seit der ersten Erhebung – ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – deutlich erhöht. Eine Auswertung zu mobilen Bezahlverfahren findet sich im Kasten auf den Seiten 26 und 27.

11 Von den Zahlungen mit Debitkarten wurden 79 % mit PIN autorisiert, 18 % mit Unterschrift (ELV) und 3 % kontaktlos durchgeführt. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 23

Eine grafische Darstellung der erhobenen Tagebuchdaten nach soziodemografischen Merkmalen befindet sich im Anhang (Abbildung 14 bis Abbildung 17). Eine Aus- wertung nach Betragsbereichen und Zahlungsort bzw. -zweck ist in den Kapiteln 4.2 und 4.3 (Abbildung 5 und 6) aufgeführt.

Auf die Frage, ob die Menschen ihr Zahlungsverhalten in den vergangenen zehn Jahren geändert haben, antworten 55 %, sie würden genauso oft Bargeld verwen- den wie eine Dekade zuvor. 42 % geben an, mittlerweile seltener Banknoten und Münzen zu verwenden. Nur 3 % benutzen Bargeld häufiger als vor zehn Jahren. Hauptgründe für die seltenere Bargeldverwendung sind die vermehrte Akzeptanz von Karten in den Geschäften und die Einschätzung, dass es heute einfach üblicher sei, mit Karte zu bezahlen.

4.2 Einfluss der Höhe des Zahlbetrages Bei Beträgen unter 5 € ist Bargeld weiterhin das mit Abstand meist genutzte Zah- lungsmittel am POS (s. Abbildung 5). Dies gilt ebenso für Beträge zwischen 5 und 20 €, allerdings konnten Debitkarten hier ihren Anteil in den vergangenen neun Jahren mehr als verdoppeln. Zwischen 20 und 50 € wird Bargeld immerhin noch doppelt so häufig genutzt wie Debitkarten, über 50 € dominieren letztere. Zwischen 50 und 100 € liegt auch der Bereich, in dem viele Menschen von Bargeld auf Kartenzahlung wechseln. Bei der Frage, bis zu welchem Betrag sie auf jeden Fall bar zahlen würden, liegt der Mittelwert bei 67 € (Median: 35 €); umgekehrt wird die Frage, ab welchem Betrag die Menschen in den allermeisten Fällen bargeldlos zahlen würden, mit einem Mittelwert von 100 € (Median: 60 €) beantwortet. Über 100 € werden laut Zahlungstagebuch fast doppelt so viele Debitkarten- wie Bar- zahlungen registriert.

Fortsetzung auf Seite 28 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 24

Tabelle 4: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Umsatz gemäß Zahlungstagebuch

Zahlungsinstrument Umsatz Anteil in % in Euro 2017 2014 2011 2008 Barzahlung 297.901,48 47,6 53,2 53,1 57,9 Kartenzahlungen Debitkarte (ohne kontaktlos) 212.576,36 34,0 29,4 28,3 25,5 ... mit PIN1) 172.820,22 27,6 24,3 20,9 – ... mit Unterschrift2) 39.756,15 6,3 5,1 7,4 – Kreditkarte (ohne kontaktlos) 27.578,11 4,4 3,9 7,4 3,6 Kontaktloskarte 7.103,04 1,1 0,1 0,1 – Debitkarte 5.690,37 0,9 ––– Kreditkarte 1.314,22 0,2 ––– Sonstige 98,45 0,0 ––– Kundenkarte 411,71 0,1 0,1 0,1 0,2 Vorausbezahlte Karte 83,83 0,0 0,0 0,1 0,6 Mensa- / Stadionkarte 180,01 0,0 ––– Andere unbare Zahlungen Überweisung 34.749,06 5,6 5,3 8,2 8,9 Lastschrift 15.180,80 2,4 3,0 0,7 1,9 Internetbezahlverfahren 23.258,40 3,7 2,8 1,7 0,3 Mobile Bezahlverfahren 123,76 0,0 0,0 0,0 – Sonstige 1.005,63 0,2 0,1 0,2 0,4 Unbar, ohne Angaben des 5.949,32 1,0 2,3 – 1,0 Zahlungsinstruments Summe 626.101,51 100 100 100 100 1 Zahlungen mit girocard und Debitkartenprodukten der internationalen Kartensysteme. 2 Entspricht girocard-Zahlungen im elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) – siehe Glossar. Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf die von den Befragten während der Tagebuchwoche getätigten Transaktionen und sind repräsentativ für Deutschland. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 25

Tabelle 5: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Transaktionszahl gemäß Zahlungstagebuch

Zahlungsinstrument Anzahl Anteil in % Trans- aktionen 2017 2014 2011 2008 Barzahlung 15.864 74,3 79,1 82,0 82,5 Kartenzahlungen Debitkarte (ohne kontaktlos) 3.941 18,4 15,3 13,4 11,9 ... mit PIN1) 3.238 15,2 12,5 10,1 – ... mit Unterschrift2) 703 3,3 2,8 3,3 – Kreditkarte (ohne kontaktlos) 328 1,5 1,3 1,8 1,4 Kontaktloskarte 147 0,7 0,1 0,0 – Debitkarte 114 0,5 ––– Kreditkarte 27 0,1 ––– Sonstige 6 0,0 ––– Kundenkarte 12 0,1 0,0 0,1 0,1 Vorausbezahlte Karte 6 0,0 0,0 0,2 0,7 Mensa- / Stadionkarte 37 0,2 ––– Andere unbare Zahlungen Überweisung 275 1,3 1,0 1,3 1,8 Lastschrift 135 0,6 0,5 0,3 0,6 Internetbezahlverfahren 398 1,9 0,9 0,7 0,1 Mobile Bezahlverfahren 12 0,1 0,0 0,0 – Sonstige 33 0,2 0,1 0,1 0,2 Unbar, ohne Angaben des 173 0,8 1,7 – 1,0 Zahlungsinstruments Summe 21.361 100 100 100 100 1 Zahlungen mit girocard und Debitkartenprodukten der internationalen Kartensysteme. 2 Entspricht girocard-Zahlungen im elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) – siehe Glossar. Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf die von den Befragten während der Tagebuchwoche getätigten Transaktionen und sind repräsentativ für Deutschland. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 26

Bekanntheit und Nutzung mobiler Bezahlverfahren

Auch wenn viele Menschen angeben, mobile Bezahlverfahren zu kennen (s. Ab- bildung 4), sind die tatsächlichen Nutzerzahlen noch gering. Auf die Frage, ob sie schon einmal mit dem Smartphone bezahlt haben (inner- / außerhalb eines Ge- schäfts oder Geld senden / empfangen per App), antworteten insgesamt 7 % aller Befragten, mindestens eines der in Abbildung 4 genannten Verfahren zu nutzen. Die am häufigsten genannte Situation für das Bezahlen mit dem Handy ist der Einkauf im Internet, gefolgt von Mobilitätsdiensten wie etwa dem Ticketkauf für Bus und Bahn.

Von jenen, die mit Hilfe des Smartphones einkaufen, zahlen 72 % ein- oder mehrfach pro Monat damit im Geschäft, außerhalb des Geschäfts setzen es 55 % mindestens einmal im Monat ein. Erstmals wurde danach gefragt, inwieweit Apps zum Ver- schicken oder Empfangen von Geld genutzt werden. Obwohl diese Funktion erst im Umfragejahr in die Apps verschiedener Kreditinstitute integriert wurde, äußern schon 5 % der Befragten, dass sie diese bereits kennen und nutzen (s. Abbildung 4).

All jene, die eines der drei mobilen Bezahlverfahren zwar kennen, aber nicht nutzen (je nach Bezahlverfahren zwischen 48 % und 67 % der Befragten, s. grüne bzw. orangefarbene Abschnitte in Abbildung 4), wurden nach den Gründen dafür ge- fragt. Am häufigsten wird für alle drei Verfahren der fehlende Bedarf an einer solchen Bezahllösung genannt. Der zweithäufigste Grund ist, dass das Verfahren als zu unsicher wahrgenommen wird. Anderen sind diese neuen Bezahlvarianten zu kom- pliziert oder sie verfügen nicht über die technischen Voraussetzungen. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 27

Bekanntheit und Nutzung mobiler Bezahlverfahren Abb. 4

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Kenne ich Kenne ich dem Kenne ich und bin mit Kenne und nicht Namen nach, nutze dem Verfahren vertraut, nutze ich es jedoch nicht nutze es jedoch nicht 100

31 30 80 41 41 46

Kenne und 60 nutze ich 6 54 9 7 50 20 40 39 47 45 39 16 68 20 28 12 40 10 13 9 10 4 6 5 0 2 2 17 17 2014 2017 2014 20177 2017 mit dem Handy 7 mit dem Handy App, um einfach 9 6 außerhalb eines 3 in einem Geschäft Geld zu versenden 2 Geschäfts bezahlen1) bezahlen 2 ) und zu empfangen 3 )

Mehrmals pro Woche Einmal pro Woche Zweimal pro Monat Einmal pro Monat seltener Weiß nicht / keine Angabe

Basis: alle Befragten. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Frage: Welche der folgenden Bezahlverfahren kennen und nutzen Sie? Anschließende Frage an alle, die ein Verfahren kennen und nutzen: Wie häufig nutzen Sie dieses Verfahren normalerweise? 1 z. B. Bestellen und Bezahlen bei Onlinehänd- lern, Buchung und Bezahlung von Tickets für Bus, Bahn, Kino etc. 2 z. B. durch Apps von Supermarktketten, Pay- back. 3 z. B. PayPal, Cringle, Kwitt, Geld senden & anfordern. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 28

Verwendung von Zahlungsinstrumenten in unterschiedlichen Abb. 5 Betragsbereichen

Angaben in % der Transaktionsanzahl, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Internet- Über- Sonstige unbare zahlung karte 1) karte bezahlverfahren weisung Zahlungsinstrumente bis 5 € 2017 96 2 2014 96 3 2011 98 2008 97 2 5 € bis 20 € 2017 88 9 2 2014 90 8 1 2011 95 4 2008 94 4 1 20 € bis 50 € 2017 60 31 2 13 3 2014 68 26 111 3 2011 74 21 12 2008 73 20 2 2 3 50 € bis 100 € 2017 39 45 5 434 2014 42 43 6 2 3 4 2011 46 42 26 13 2008 48 38 6 4 4 100 € bis 500 € 2017 24 46 7 8 9 7 2014 30 43 9 5 7 6 2011 26 43 12 3 12 3 2008 32 38 6 15 9 ab 500 € 2017 25 34 9 3 19 10 2014 24 14 8 10 32 12 2011 11 31 24 3 31 2008 39 20 4 35 3

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Grafik weist den Anteil der verwendeten Zahlungsinstrumente im jeweiligen Betragsbereich gemessen an der Transaktionszahl aus. Das heißt zum Beispiel, dass im Jahr 2017 96 % aller Zahlungen bis zum Wert von 5 € mit Bargeld durchgeführt wurden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde auf die Beschriftungen für einige Zahlungsinstrumente ( < 1 %) verzichtet. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Basis: alle Transaktionen, die von den Teilnehmern eingetragen wurden, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 29

Im Betragsbereich über 500 € sind die Ergebnisse der Tagebücher über die Befra- gungswellen volatil, was an den geringen Fallzahlen liegen dürfte. Daher wurden die Befragten gebeten, gesonderte Angaben zu Großbetragszahlungen im Frage- bogen zu machen. Ausgaben mit einem Wert von über 500 € tätigen die Menschen demgemäß mehrheitlich nur einmal (bis max. zweimal) pro Jahr. Insgesamt fielen diese Zahlungen in den vergangenen zwölf Monaten vorrangig für den Kauf lang- lebiger Wirtschaftsgüter (in 67 % der Fälle) sowie für Urlaub (61 %) an. Demnach werden Zahlungen über 500 € überwiegend mit unbaren Zahlungsmitteln be- glichen – mit Ausnahme von Geldgeschenken, welche zu 77 % mit Bargeld erfolgen.

Von den Interviewten gaben 64 % an, sie hätten bereits einmal eine 500 €-Bank- note in der Hand gehabt, wovon 61 % diese nach eigenen Aussagen auch schon zur Zahlung verwendet haben. Als Geldgeschenk findet die 500 €-Banknote gemäß Selbsteinschätzung bei 20 % und zum Sparen bei 35 % der Personen Verwendung.

4.3 Bedeutung des Zahlungsortes Der Barzahlungsanteil – gemessen am Umsatz – ist an vielen Orten, z. B. im um- satzstarken Einzelhandel für den täglichen Bedarf, an der Tankstelle oder im Einzel- handel für längerfristige Anschaffungen, zurückgegangen. An den beiden letzt- genannten Orten haben Ausgaben mit Debitkarten erstmalig die 60 %-Marke überschritten, wohingegen die täglichen Einkäufe noch überwiegend in bar beglichen werden. Dies gilt ebenso für Zahlungen zwischen Privatpersonen, für Essen und Trinken außer Haus (inkl. Lieferdiensten) sowie für Automatenzahlungen. Kredit- karten sind nur in der Rubrik „Unterkunft / Übernachtung“ führend. In der erstmals abgefragten Kategorie „Ämter / Behörden / Öffentliche Verwaltung“ ist – zum Beispiel für die Bezahlung von Strafzetteln – die Überweisung wertmäßig dominierend. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 30

Verwendung von Zahlungsinstrumenten Abb. 6 nach Zahlungsort bzw. -zweck

2017, Angaben in % des Umsatzes, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Über- Internet- Sonstige unbare zahlung karte 1) karte weisung bezahlverfahren Zahlungsinstrumente

Einkaufen im Internet 6 12 14 58 10

Unterkunft / Übernachtung 4 27 33 24 13

Bestellung beim 9 12 2 35 15 28 Versandhandel

Ämter / Behörden / 19 10 62 2 8 Öffentliche Verwaltung

Einzelhandel für 25 65 46 längerfristige Anschaffungen

Tankstelle 26 61 49

Dienstleistungen außer Haus 31 27 12 21 10

Sonstiges 34 40 6 19

Einzelhandel für 61 36 2 täglichen Bedarf

Dienstleistungen im Haushalt 66 18 13 3

Apotheke 71 22 7

Freizeitaktivitäten 73 14 3 2 34

Automaten 77 20 2

Essen und Trinken 80 14 23 außer Haus / Lieferdienste

Ausgaben an Privatpersonen / 93 4 2 wohltätige Organisationen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: gesamte Umsätze der Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Aus Gründen der Übersicht- lichkeit wurden Beschriftungen für einzelne Zahlungsinstrumente ( < 2 %) weggelassen. 1 girocard und Debitkar- tenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 31

4.4 Entscheidungskriterien für bestimmte Zahlungsinstrumente Der Anteil der Menschen, die mindestens ein unbares Zahlungsinstrument besitzen und sich am POS situativ für ein Zahlungsmittel entscheiden, ist gegenüber der Umfrage aus dem Jahr 2014 von 50 % auf 56 % (wieder) gestiegen. Demnach legen sich 44 % im Vorfeld auf ein Zahlungsmittel fest. Dagegen nutzen 28 % der Be- fragten ausschließlich Bargeld (2014: 33 %) – obwohl sie im Besitz von Zahlungs- karten sind, während 16 % (2014: 17 %) hauptsächlich bargeldlose Zahlungsmittel verwenden. Der Anteil derjenigen, die sich drei Jahre zuvor noch als ausschließliche Barzahlerinnen und Barzahler bezeichneten, hat sich zu Gunsten der situativ ent- scheidenden Personen verlagert.

Auf die Frage welche Eigenschaften für die Menschen bei der Wahl ihrer bevor- zugten Zahlungsmittel unverzichtbar oder ziemlich wichtig sind, stechen Sicherheit vor Verlust, ein guter Überblick über die Ausgaben, einfache Nutzung und Ver- trautheit ebenso wie die Wahrung der Privatsphäre mit jeweils weit über 90 % der Nennungen hervor (s. Abbildung 7, oberer Teil). Fast alle diese Kriterien erfüllt Bar- geld nach wie vor mit weitem Abstand am besten (s. Abbildung 7, unterer Teil). Die Zahlerinnen und Zahler sind mit der Nutzung vertraut und empfinden sie als einfach. Bargeld schützt die Privatsphäre und bietet einen guten Ausgabenüberblick (jeweils über 90 % der Nennungen). Aus Sicht der Befragten bieten nur Debitkarten einen besseren Schutz gegenüber finanziellen Verlusten als Bargeld (48 % der Nennungen gegenüber 44 %). Andere Zahlungsvarianten, wie Kontaktlos- oder Internetbezahl- verfahren, schließen bezüglich aller abgefragten Kriterien weit schlechter ab und erreichen lediglich niedrige zwei- oder sogar nur einstellige Werte. Neben der ge- ringeren Akzeptanz im Handel ist diese Einschätzung zum Teil wohl auch darauf zurückzuführen, dass diese Instrumente (bislang) weniger bekannt sind und seltener eingesetzt werden.

Ein Blick auf die Antworten der Kreditkartenbesitzerinnen und -besitzer, welche in der Regel mit dem kontaktlosen Bezahlen und Internetbezahlverfahren vertraut sind, offenbart diesen Zusammenhang. Diese Gruppe bewertet die bargeldlosen Zahlungsinstrumente im Vergleich zur Gesamtheit aller Befragten zum Teil deutlich besser (s. Abbildung 7, unterer Teil). Bargeld wiederum wird von ihnen in allen Eigen- Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 32

Anforderungen an Zahlungsmittel Abb. 7

2017, Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Frage: Wie wichtig ist Ihnen die jeweilige Eigenschaft unverzichtbar ziemlich wichtig bei einem Zahlungsmittel? 1) Sicherheit vor 75 24 finanziellem Verlust

Guter Überblick über Ausgaben 69 30

Einfache Nutzung 59 38

Vertrautheit 56 39

Wahrung der Privatsphäre 66 28

Schneller Bezahlvorgang 34 52 Breite Einsatzmöglichkeiten (z.B. in vielen Geschäften, 39 43 im Internet, im Ausland) Finanzielle Vorteile (z.B. Rabatte, Bonuspunkte) 7 24

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Frage: Welches Zahlungsmittel erfüllt diese Eigenschaft aus Ihrer Sicht tatsächlich? 2) Internet- alle Befragten Kreditkartenbesitzer bezahl- Bargeld Debitkarte3) Kreditkarte verfahren Sicherheit vor 44 48 21 13 finanziellem Verlust 37 54 45 16 91 52 16 11 Ausgabenüberblick 88 63 37 13 94 71 26 20 Einfache Nutzung 92 82 58 27 96 72 24 17 Vertrautheit 95 86 58 25 Wahrung der 93 30 8 5 Privatsphäre 91 33 19 6 Schneller 89 66 25 21 Bezahlvorgang 84 74 51 28 Breite 80 74 38 15 Einsatzmöglichkeiten 74 78 72 19 39 25 16 13 Finanzielle Vorteile 34 24 29 16

0 50 100 0 50 100 0 50 100 0 50

1 Basis: alle Befragten. 2 Basis: alle Befragten und nur Kreditkartenbesitzer. 3 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 33

schaften geringfügig schlechter eingeschätzt als von der Gesamtheit der Interviewten. Jedoch erfüllt es grundlegende Eigenschaften wie einfache Nutzung, guter Aus- gabenüberblick, Vertrautheit, Wahrung der Privatsphäre und Schnelligkeit weiter- hin im Vergleich am besten.

4.5 Häufigkeit der Zahlungskartennutzung Inhaberinnen und Inhaber einer Debit- oder Kreditkarte setzen diese laut Frage- bogen inzwischen häufiger zum Bezahlen ein als in der Vorerhebung (s. Abbildung 8). Das spiegelt sich auch in den Einträgen im Zahlungstagebuch wider: Der Anteil des Kartenumsatzes ist seit 2014 weiter gestiegen (vgl. Kapitel 4.1).

Diejenigen, die eine Mensa- oder Stadionkarte besitzen, was vor allem in der Altersklasse der 18- bis 24-Jährigen der Fall ist, zahlen besonders häufig damit. Dies überrascht nicht, da diese Karten für einen spezifischen Zweck in einem abgegrenzten Umfeld ausgegeben und dort genutzt werden. Häufig besteht auch keine Alter- native. 33 % nutzen Mensa- oder Stadionkarten mehrmals in der Woche und ver- halten sich damit ähnlich wie Besitzerinnen und Besitzer von Debitkarten, von denen 38 % diese mehr als einmal pro Woche verwenden.

Hingegen ist auffällig, dass zwar die Anzahl der Kundenkarten mit Zahlungsfunktion und der vorausbezahlten Karten gestiegen ist, die einzelnen Karten aber seltener genutzt werden. Da im Zahlungstagebuch nur wenige Transaktionen verzeichnet sind, lassen sich daraus allein keine Ursachen für dieses Verhalten ableiten.

Im Vergleich zu 2014 kennen mehr Befragte die Möglichkeit, kontaktlos mit der Karte zu bezahlen; 60 % haben inzwischen zumindest schon einmal davon gehört – ein Anstieg von acht Prozentpunkten. Jene 54 %, die das Verfahren kennen, aber nicht nutzen, führen dies meist darauf zurück, dass sie keinen Bedarf dafür haben (54 %), es ihnen zu unsicher ist (33 %) oder sie nicht über die technischen Voraus- setzungen dafür verfügen (21 %). Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 34

Besitz und Nutzung verschiedener Zahlungskarten Abb. 8

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Mehrmals Einmal Ein- bis zweimal Zwei- bis viermal pro Woche pro Woche im Monat im Jahr Seltener Gar nicht weiß nicht / keine Angabe

Besitzt mindestens eine ...-karte Es setzen ihre Karte zum Bezahlen ein Debitkarte1) 2017 98 38 19 23 7 6 16

2014 97 33 18 23 8 7 11

Kreditkarte 2017 36 9 10 35 25 16 4

2014 32 5 11 32 32 13 16

Kundenkarte mit Zahlungsfunktion

2017 13 51 17 39 2215 1

2014 11 65 21 46 12 10

Vorausbezahlte Karte

2017 9 46 26 11 13 37 3

2014 5 28 35 13 19 20 3

Mensa-/ Stadionkarte 2) 2017 5 33 7 21 19 7 12

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: Befragte, die mindestens eine der entsprechenden Karten besitzen. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Frage: Welche der folgenden Karten mit Zahlungsfunktion besitzen Sie und in welcher Anzahl? Hier: Besitzt mindestens eine der angegebenen Karten (Kreisdiagramm). Anschlussfrage: Wie oft zahlen Sie mit dem Kartentyp? (Balkendiagramm) 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensyste- me. 2 Erst ab 2017 erhoben. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 35

4.6 Zahlungen im Internet Mittlerweile nutzen insgesamt mehr als 82 % der Befragten das Internet mindestens selten, 57 % sind einmal oder mehrmals täglich online. Zum Vergleich: Drei Jahre zuvor nutzten 77 % der Befragten das Internet mindestens selten, 51 % waren täglich online. Hinsichtlich der verwendeten Geräte zur Einwahl ins Internet stehen mittlerweile der Laptop und das Smartphone gleichauf an erster Stelle. Dabei hat das Smartphone den stationären PC im Vergleich zum Jahr 2014 auf den dritten Platz verdrängt (das Tablet folgt an vierter Stelle). Damit wird das Smartphone ein immer wichtigerer Zugangskanal für den Onlineeinkauf und bestimmt zunehmend die ergonomischen Kriterien – etwa im Hinblick auf die Bequemlichkeit und Ein- fachheit der Zahlung, an denen sich Internetbezahlverfahren messen lassen müssen.

67 % aller Befragten kaufen im Internet ein, davon etwa die Hälfte mindestens ein- oder mehrmals im Monat bzw. pro Woche. In der ersten Erhebung 2008 lag der Anteil der Onlinekäuferinnen und -käufer insgesamt lediglich bei 42 % (2014: 63 %). Im Zuge dieses deutlichen Anstiegs nahm die Bekanntheit von Internetbe- zahlverfahren ebenfalls zu. Laut Fragebogen kennen 87 % aller Befragten diese Verfahren, 44 % nutzen sie auch (2014: 82 % bzw. 41 %). Während im Fragebogen 57 % der Befragten angeben, bei freier Wahl bevorzugt per Überweisung zu zahlen, wurde ein Großteil des (tatsächlich getätigten) Onlineumsatzes in der Tagebuch- woche (58 %) schließlich über Internetbezahlverfahren wie z. B. PayPal oder Sofort-Überweisung bezahlt.12 Dies stellt einen Anstieg von rund 17 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2014 dar. Im Gegenzug ging der getätigte Umsatz vor allem bei Überweisungen (minus neun Prozentpunkte) und Kreditkarten (minus sechs Prozentpunkte) zurück.

Neben dem „klassischen“ Onlineeinkauf, bei dem die Ware online bestellt und per Post versandt wird, bieten einige Händler mittlerweile an, die Ware über das Inter- net zu bestellen und anschließend im Ladengeschäft abzuholen. Beispiele hierfür

12 Um die Komplexität des Tagebuchs für die Befragten so gering wie möglich zu halten, wurden Internet- bezahlverfahren hier gesammelt abgefragt (s. Abbildung 6). Im Interview hingegen wurden die konkre- ten Präferenzen für einzelne Produkte wie PayPal, Sofort-Überweisung, paydirekt oder giropay erhoben (s. Abbildung 9). Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 36

sind Fotoprodukte, Kleidung oder Bücher. Diese Art des Einkaufens kennt und nutzt nur knapp jeder Fünfte der Befragten. Die Bezahlung erfolgt dabei haupt- sächlich bei Abholung im Laden (82 %) anstatt über das Internet im Voraus.

Bezahlung der Einkäufe im Internet Abb. 9

2017, Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Auf Rechnung / 57 Überweisung 62 41 PayPal 52 15 Kreditkarte 24 15 Lastschrift 27 Sofort-Überweisung 10 18 Nutzung bei freier Wahl Login und Bezahlen 6 mit Amazon 10 üblicherweise genutzt 6 Nachnahme 8 5 Vorkasse 19 3 Barzahlung 1 2 paydirekt 2 1 Prepaid-Kreditkarte 1 1 giropay 1 0 Sonstige 1

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65

Basis: Befragte, die mindestens selten im Internet einkaufen. Mehrfachantworten möglich. Frage blauer Balken: Welches dieser Bezahlverfahren würden Sie nutzen, wenn Sie die freie Wahl hätten? Frage grüner Balken: Wie bezahlen Sie üblicherweise Ihre Einkäufe über das Internet? Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 37

5 Veränderungen in den Einstellungen zum Zahlungsverkehr

5.1 Bargeld als Basisangebot Bargeld ist nach wie vor das meist genutzte Zahlungsinstrument am POS, auch wenn der Anteil am Umsatz mittlerweile unter 50 % liegt. Auf die Frage nach ihren künftigen Präferenzen antworten 88 % der Bevölkerung, dass sie auch in Zukunft unverändert die Möglichkeit haben möchten, mit Bargeld zu bezahlen. Lediglich 2 % der Befragten befürworten eine komplette Abschaffung. Die restlichen 10 % plädieren für eine möglichst weitgehende Ersetzung von Bargeld durch andere Zahlungsinstrumente. Die bargeldfreundliche Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zeigt sich insgesamt deutlich.

Befragt nach der Einschätzung zum Bargeld (s. Abbildung 10), äußern ca. 96 % die Sorge, dass einige Bevölkerungsgruppen – wie z. B. ältere Menschen – ohne Bargeld Schwierigkeiten beim Bezahlen hätten. Nahezu 88 % nennen Ausgabenkontrolle und Anonymität als ein Kriterium für die Bargeldwahl. Über 80 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass eine Bargeldabschaffung eine große persönliche Einschränkung bedeuten würde. Die Argumente der Bargeldgegner finden dagegen weniger Anklang. Die Mehrheit der Bevölkerung kann nicht erkennen, dass eine Bargeldabschaffung zur Bekämpfung der Schwarzarbeit oder zur Gesundheitsvor- sorge beiträgt. Nur bei dem Argument, dass eine bargeldlose Welt zu Kostenein- sparungen führen würde, ist der Grad der Zustimmung und Ablehnung in etwa ausgeglichen. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 38

Einschätzungen zum Bargeld Abb. 10

2017, Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Stimme voll Stimme Stimme eher Stimme gar Weiß nicht/ und ganz zu eher zu nicht zu nicht zu keine Angaben

In einer Welt ohne Bargeld würden sich einige Bevölkerungsgruppen wie z. B. 77 19 3 ältere Menschen nicht mehr zurecht finden.

Bargeld ist wichtig, um Kinder an den 71 22 4 Umgang mit Geld heranzuführen.

Mit Bargeld hat man eine größere Kontrolle über seine Ausgaben als mit 64 23 0 31 anderen Zahlungsmitteln.

Bargeld sollte erhalten bleiben, damit 62 26 2 28 Zahlungen anonym getätigt werden können.

Die Abschaffung von Bargeld ist ein Eingriff 56 25 11 44 in die bürgerlichen Freiheitsrechte.

Die Abschaffung von Bargeld würde für mich persönlich eine große 53 28 14 4 Einschränkung bedeuten.

Bei einer Abschaffung von Bargeld lassen sich viele Kosten, die rund um die Produktion 12 33 27 16 12 und Logistik von Bargeld entstehen, einsparen.

Mit der Abschaffung von Bargeld können Schwarzarbeit und Geldwäsche 11 26 29 23 10 erfolgreich bekämpft werden.

Neue Zahlungsmethoden werden Bargeld 8 33 34 18 7 langfristig ersetzen.

Die Abschaffung von Bargeld ist ein Beitrag zur Gesundheitsförderung, da Scheine und 5 20 30 40 5 Münzen durch viele Hände gehen und so Krankheiten übertragen werden können.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: alle Befragten. Vorgenannte Aussagen für oder gegen die Beibehaltung von Bargeld wurden vorgelesen und die Befragten wurden gebeten, jeweils anzugeben, ob dieser Aussage voll und ganz zugestimmt, eher zuge- stimmt, eher nicht zugestimmt oder gar nicht zugestimmt wird. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Run- dungsdifferenzen. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 39

Doch nicht nur die Abschaffung des Bargelds insgesamt wird immer wieder disku- tiert, auch den Kleinmünzen (1 und 2 Cent) wird nachgesagt, lästig und außerdem teuer in der Herstellung und im Handling zu sein.13 Die Bundesbank hat diese Frage in der Zahlungsverhaltensstudie 2011 erstmals aufgegriffen und sie im Jahr 2017 erneut gestellt. Im Vergleich zu 2011 ist die ablehnende Haltung zu einer Rundungs- regel rückläufig (s. Abbildung 11).

Zustimmung zu einer Rundungsregel Abb. 11

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

2 Weiß nicht / keine Angabe 100 1 9 Es ist mir egal, ob in Deutschland 15 eine Rundungsregel eingeführt wird oder nicht 80 20 20 Ja, auf jeden Fall

60 22 27 Eher ja (2011: Wahrscheinlich) 40 20 Eher nicht 17 (2011: Wahrscheinlich nicht) 20 28 19 Nein, auf keinen Fall

0 2011 2017

Basis: alle Befragten. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Frage: In anderen Län- dern, z. B. Finnland und den Niederlanden, existiert seit einiger Zeit eine Rundungsregel für die Barzahlung im Einzelhandel, bei der der Gesamtbetrag an der Kasse auf 5 Cent auf- oder abgerundet wird. [Nur 2011: Damit sollen die Verbraucher, der Handel und die Banken vom Umgang mit 1- und 2-Cent-Münzen entlastet werden.] Würden Sie eine solche Rundungsregel in Deutschland begrüßen? Deutsche Bundesbank

13 Vgl. z. B. die Umfrage von mymarktforschung.de, unter https://www.splendid-research.com/ueber-uns/ presse/item/studie-abschaffung-cent-muenzen.html (15.12.2017). Vgl. auch Umfragen der EU-Kommission zur Abschaffung der Kleinmünzen (Flash Eurobarometer 446) unter http://ec.europa.eu/economy_finance/ articles/pdf/fl_446_en.pdf (15.12.2017) und die entsprechenden Umfragen der Jahre zuvor. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 40

Die Unentschlossenen, denen es im Grunde egal ist, nehmen stattdessen ebenso wie die Befürworter zu. Mit 47 % der Befragten gibt es derzeit mehr Befürworter einer Rundungsregel in Deutschland als Personen, die diese ablehnen (36 %).

Da aktuell in Deutschland (bis auf wenige Ausnahmen15) nicht gerundet wird, wur- den die Verbraucherinnen und Verbraucher nach der Verwendung der Kleinmün- zen gefragt. 63 % der Befragten nutzen diese zum Bezahlen, fast ein Viertel jedoch legt die 1- und 2-Cent-Stücke zu Hause zur Seite und hortet sie. Immerhin 12 % nehmen sie gleich gar nicht an oder werfen sie in die Spendenbox.

5.2 Erwartete Änderungen beim Zahlungsverhalten – Erstmals seit Beginn der Studienreihe sind mehr Umsätze am POS mit bargeld- losen Zahlungsinstrumenten als mit Bargeld beglichen worden. Außerdem sinkt der mit Bargeld durchschnittlich bezahlte Betrag weiter. In Verbindung mit einer zunehmenden Inanspruchnahme unbarer Bezahlverfahren ist mittelfristig eine weiter rückläufige Bargeldnutzung zu erwarten.

– Der Bestand an Bargeld im Portemonnaie bleibt relativ konstant. Ebenso verhält es sich mit der „Sicherheitsreserve“, die zu einer erneuten Beschaffung von Bargeld führt, sobald sie unterschritten ist. Dabei wird immer mehr der GAA anstelle des Bankschalters genutzt. Insgesamt zeigt sich der Wunsch der Bevöl- kerungsmehrheit, das Bargeld als Zahlungsmittel beizubehalten.

– Bargeld hat bei den Ausgaben zwischen Privatpersonen (z. B. für Taschengeld) sowie für Automatenzahlungen (z. B. für Getränke, Bahnfahrkarten oder Zigaretten) nach wie vor eine große Bedeutung. Aber auch hier deuten die Entwicklungen

15 Vereinzelt gibt es Initiativen wie z. B. „DEUTSCHLAND RUNDET AUF“, https://deutschland-rundet-auf. de/partner-dra/ (06.12.2017) oder die Initiative zum Auf- und Abrunden in der Stadt Kleve, die allerdings weder ein besonderer Erfolg wurde, noch Nachahmer fand, vgl. dazu https://www1.wdr.de/nachrichten/ rheinland/kleve-rundet-weiter-100.html (18.12.2017). Das Beispiel der „dm-drogerie markt“-Kette, in deren Märkten bereits seit 2002 eine Bonabrundung bzw. Preise in 5-Cent-Beträgen vorherrschen, hat jedoch einige wenige Nachahmer im deutschen Einzelhandel gefunden. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 41

unbarer Alternativen auf eine weiter rückläufige Nutzung des Bargeldes hin (vgl. Kasten zu „Bekanntheit und Nutzung mobiler Bezahlverfahren“ auf den Seiten 26 und 27).

– Am POS werden Kartenzahlungen beliebter – sowohl bei Verbraucherinnen und Verbrauchern als auch im Handel und bei anderen Dienstleistern. Die höhe- re Akzeptanz dürfte zum Teil eine Reaktion auf veränderte Erwartungen der Kundinnen und Kunden sein, für die es üblicher geworden ist, mit der Karte zu zahlen. Zudem könnte auch die Begrenzung der Interbankenentgelte (als ein Bestandteil der Händlergebühren) dafür gesorgt haben, die Kosten für die An- nahme von Kartenzahlungen zumindest für einige Akzeptanten ein Stück weit zu senken.16

– Für einen weiteren Schub bei Kartenzahlungen könnte die Kontaktlostechno- logie sorgen. Denn dadurch wird das Bezahlen wesentlich schneller und komfor- tabler. Diese Art des Bezahlens birgt das Potenzial, Bargeld – auch für kleinere Beträge – zurückzudrängen. Aufgrund ihrer flächendeckenden Verbreitung wird insbesondere die laufende Ausgabe kontaktloser girocards weitere Dynamik erzeugen. Mehr aktive Information über die Funktionsweise könnte die Akzep- tanz am POS und bei den Kundinnen und Kunden noch deutlich erhöhen.

– Onlineeinkäufe – auch über Smartphone und Tablet – werden zunehmen. Dies dürfte die Verbreitung von Internet- wie mobilen Bezahlverfahren vorantreiben. Wächst die Vertrautheit mit der Nutzung von Smartphones für Bankgeschäfte im Allgemeinen, ist vorstellbar, dass mobile Bezahlverfahren auch am stationären POS eine größere Verbreitung erlangen.

– Unterstützend für die Entwicklung und Verbreitung neuer Zahlverfahren könnte das Inkrafttreten der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie17 wirken. Sie schafft unter

16 Verordnung (EU) 2015/751 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2015 über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge. 17 Richtlinie (EU) 2015/2366 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über Zahlungsdienste im Binnenmarkt. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 42

anderem Regeln für sogenannte Zahlungsauslösedienste, welche Zahlungen im Auftrag ihrer Kundinnen und Kunden anstoßen, ohne selbst deren Konto zu führen. Darunter könnten auch Internet- wie mobile Bezahlverfahren fallen, die im Regelfall eine Überweisung, Lastschrift oder Kartenzahlung auslösen. Die nun klar geregelte Gesetzeslage könnte für zusätzliche Angebote von Zahlungs- auslösediensten und damit für weiteres Wachstum bei den genannten Zahlungs- instrumenten sorgen.

– Bei den Überweisungen dürfte eine Zeitenwende bevorstehen. Künftig sollen sie in Echtzeit als sogenannte Instant Payments verarbeitet werden können, sodass der Empfängerin bzw. dem Empfänger der Zahlbetrag sofort auf dem Konto gutgeschrieben werden kann. Je nachdem, in welcher Form und zu welchen Konditionen die Kreditinstitute ihren Kundinnen und Kunden den Zugang zu diesen Echtzeitzahlungen anbieten, werden die Karten im unbaren Zahlungsver- kehr noch einmal neu gemischt.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass bei aller Innovationsfreude den Bedürfnissen der Bevölkerung nach Schutz der persönlichen Daten, Sicherheit und Vertraulichkeit der Zahlungen sowie nach einfacher, universeller Nutzbarkeit durch die Anbieter Rechnung zu tragen ist. Aber es sind nicht nur die Anbieter der Zahlungsmittel, die das Zahlungsverhalten in Deutschland allein bestimmen: Die endgültige Wahl für eines der Instrumente treffen letztlich die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 43 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 44

6 Glossar

Bezahlen mit dem Handy außerhalb eines Geschäfts: Zahlverfahren, bei dem mit Hilfe eines Smartphones außerhalb der Räumlichkeiten des Händlers gezahlt wird. Hierzu gehören z. B. das Bestellen und Bezahlen bei Onlinehändlern oder der Ticket- kauf für Bus, Bahn oder Parkplatz.

Bezahlen mit dem Handy in einem Geschäft: Zahlverfahren, bei dem mit Hilfe eines Smartphones bei Anwesenheit des Kunden in den Räumlichkeiten des Händlers am POS-Terminal bzw. mit einer App gezahlt werden kann. Häufig wird dafür die NFC-Technologie benutzt, aber auch andere Ausgestaltungsmöglichkeiten, bspw. die Nutzung von QR-Codes, sind möglich.

Cashback: s. POS-Abhebung

Debitkarte: Zahlungskarte, die mit einem Girokonto verbunden ist, welches un- mittelbar nach der Zahlung belastet wird, häufig noch als „ec-Karte“ bezeichnet. In der Studie sind darunter girocards und die Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme gefasst (MasterCard Debit, , Visa Debit und V Pay).

E-Geld: Elektronisch auf einer Zahlungskarte oder auf einem Datenträger gespei- cherter monetärer Wert in Form einer Forderung gegenüber dem Emittenten, der gegen Zahlung eines Geldbetrages (z. B. per Überweisung, Lastschrift oder Karten- zahlung) ausgestellt und auch von anderen natürlichen oder juristischen Personen als dem E-Geld-Emittenten angenommen wird.

Elektronisches Lastschriftverfahren (ELV): Zahlverfahren, bei dem mit Hilfe der giro- card eine Lastschrift generiert wird, die der Kunde mit seiner Unterschrift autorisiert. Die Zahlung ist im Gegensatz zur girocard-Zahlung mit PIN nicht von der kartenaus- gebenden Bank garantiert, da es sich rechtlich und praktisch um eine widerrufbare Lastschrift handelt. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 45

girocard: Debitkarten der Deutschen Kreditwirtschaft für den Einsatz an Geldaus- gabeautomaten und POS-Terminals in Deutschland. Um die girocard im Ausland einsetzen zu können, ist häufig ein Co-Branding mit einer der Debitkartenmarken der internationalen Kartensysteme erforderlich. Durch die Eingabe der PIN ist die Zahlung durch die kartenausgebende Bank garantiert.

GAA: Abkürzung für Geldausgabeautomat(en).

Internetbezahlverfahren: Verfahren, die auf Überweisungen im Onlinebanking des Zahlers basieren (z. B. giropay, paydirekt, Sofort-Überweisung) sowie spezielle elek- tronische Zahlverfahren über das Internet, die eine Abwicklung der primären Zahlung innerhalb des eigenen Netzwerks ermöglichen (z. B. PayPal) und mit dem Zahlungskonto oder einer Zahlungskarte verknüpft werden.

Kontaktloskarte: Zahlungskarte, bei der die für eine Zahlung benötigten Daten kontaktlos, nur durch Vorhalten der Karte, via NFC an das Lesegerät übertragen werden. Für kleinere Beträge ist häufig keine PIN erforderlich, wobei nach einigen PIN-losen Transaktionen aus Sicherheitsgründen eine PIN abgefragt wird.

Kontoinformationsdienst: Bereitstellung von meist zusammengefassten Informa- tionen über ein oder mehrere Zahlungskonten, die bei einem oder mehreren Zahlungsdienstleistern geführt werden. Kontoinformationsdienste werden mit In- krafttreten der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (Richtlinie (EU) 2015/2366 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über Zahlungs- dienste im Binnenmarkt) zulassungspflichtig.

Kreditkarte: Zahlungskarte, bei der in der Regel eine zeitlich verzögerte Kontobe- lastung erfolgt, bei mehrfachem Einsatz entweder in einer Summe oder gestreckt in Form von Teilbelastungen. Die Zahlung ist dem Händler garantiert.

Kundenkarte mit Zahlungsfunktion: Kunden- oder Bonuskarte eines Händlers, die zum Zahlen genutzt werden kann. Die Bezahlung an sich erfolgt dabei meist nach- gelagert über einen Lastschrifteinzug oder die Belastung einer Kreditkarte. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 46

Lastschrift: Vom Zahlungsempfänger ausgelöster Auftrag zur Belastung des Zahlungskontos des Zahlers mit dessen Zustimmung.

Mobile Bezahlverfahren: Dazu gehören das Bezahlen mit dem Handy außerhalb eines Geschäfts und in einem Geschäft sowie die Nutzung einer App, um einfach ohne die Eingabe einer IBAN Geld zu versenden und zu empfangen. Zur Erläuterung s. jeweils dort. Einer mobilen Zahlung liegt im Regelfall eine Überweisung, Lastschrift oder Kartenzahlung zugrunde.

Mensa- oder Stadionkarte: Karten, die für einen spezifischen Zweck in einem abgegrenzten Umfeld ausgegeben und dort genutzt werden können. Dazu zählen auch Karten für die Mitarbeiterkantine.

Near-Field-Communication (NFC): Englisch für Nahfeldkommunikation. Hierbei handelt es sich um einen Standard für die kontaktlose Übertragung von Daten über eine Distanz von wenigen Zentimetern.

Nutzung einer App, um einfach Geld zu versenden und zu empfangen: Online- Anwendung, mit der man Freunden oder Familienmitgliedern direkt Geld per Handy (Smartphone) schicken kann (ohne die Eingabe einer IBAN), z. B. Cringle, Kwitt, PayPal, Geld senden & anfordern bzw. entsprechende Funktionen in Banking-Apps.

Onlinebanking: Abwicklung der Bankgeschäfte per Internet. Banken bieten dafür Internetseiten /-portale bzw. Apps an, auf denen man sein Girokonto online ver- walten kann.

POS (Point-of-Sale): Bezeichnet den Ort, an dem Waren oder Dienstleistungen ver- kauft und bezahlt werden. Überwiegend handelt es sich um Ladenkassen, es können aber auch andere Orte sein, beispielsweise wenn Handwerkerleistungen in Privat- haushalten Zug um Zug beglichen werden oder im Online- und Versandhandel bezahlt wird. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 47

POS-Abhebung: Möglichkeit, beim Händler zusätzlich zum Einkauf Bargeld abzu- heben, z. B. an Supermarktkassen. Voraussetzung ist ein Mindesteinkaufswert und die Bezahlung per girocard mit Eingabe der PIN. Der Gesamtbetrag für Einkauf und Auszahlung wird dann vom Girokonto abgebucht.

POS-Terminal: Terminal an der Ladenkasse zur Akzeptanz von Zahlungen mit Karte, Smartphone, etc.

Überweisung: Vom Zahler ausgelöste Übertragung von Guthaben auf das Zahlungs- konto des Zahlungsempfängers.

Vorausbezahlte Zahlungskarte: Damit sind Prepaid-Karten gemeint, d. h. solche, die vor Nutzung zunächst mit einem Guthaben aufgeladen werden müssen. Dazu gehören GeldKarte und girogo ebenso wie Prepaid-Kreditkarten der internationalen Kartensysteme.

Zahlungsinstrumente: Hierzu gehören Bargeld und alle unbaren Zahlverfahren (Überweisung, Lastschrift, Kartenzahlung) sowie darauf basierende Dienste wie Internet- und mobile Bezahlverfahren.

Zahlungsmittel: s. Zahlungsinstrumente. Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 48

7 Anhang

Bargeldbestand im Portemonnaie Abb.12

Angaben in %, gemäß Zahlungstagebuch

100 5 4 6 5 300 € und mehr 7 10 8 8 200 € bis unter 300 € 10 9 150 € bis unter 200 € 80 11 7

18 16 18 100 € bis unter 150 € 19 60

27 30 28 50 € bis unter 100 € 26 40

22 20 18 18 20 20 € bis unter 50 €

11 12 13 12 bis unter 20 € 0 2008 2011 2014 2017 Mittelwert: 118 €, Mittelwert: 103 €, Mittelwert: 103 €, Mittelwert: 107 €, davon 6,70 € davon 5,90 € davon 5,73 € davon 6,29 € in Münzen in Münzen in Münzen in Münzen

Basis: alle Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 49

Kreditkartenbesitz nach Altersklassen und Geschlecht Abb. 13

Angaben in %, gemäß Selbstauskunft der Befragten

Besitzt genau eine Kreditkarte Besitzt mehr als eine Kreditkarte

18 bis 2017 14 0 24 Jahre 2014 19 1

25 bis 2017 38 2 34 Jahre 2014 30 3

35 bis 2017 39 8 44 Jahre 2014 34 5

45 bis 2017 37 8 54 Jahre 2014 33 8

55 bis 2017 30 6 64 Jahre 2014 31 6

65 Jahre 2017 24 4 und älter 2014 18 4

2017 35 7 Männer 2014 29 7 27 4 Frauen 2017 2014 26 3

0 10 20 30 40 50

Basis: alle Befragten. Frage: Welche der folgenden Karten mit Zahlungsfunktion besitzen Sie und in welcher Anzahl? Hier: Besitzt mindestens eine Kreditkarte. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 50

Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Abb. 14 Haushaltsnettoeinkommen

Angaben in % des Umsatzes, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Internet- Über- Sonstige unbare zahlung karte 1) karte bezahlverfahren weisung Zahlungsinstrumente

3 000 € und mehr

2017 41 36 7 6 3 7

2014 44 32 7 5 3 10

2011 44 30 9 2 13 1

2008 48 32 5 12 3

1 500 € bis unter 3 000 €

2017 51 33 4 62 4

2014 55 32 22 5 4

2011 56 29 7 2 15

2008 57 26 4 7 6 unter 1 500 €

2017 56 31 53 5

2014 75 19 21 3

2011 72 20 2 15

2008 71 16 10 2

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: gesamte Umsätze der Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Aus Gründen der Übersicht- lichkeit wurde auf die Beschriftungen für einige Zahlungsinstrumente ( < 1 %) verzichtet. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 51

Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Geschlecht Abb. 15

Angaben in % des Umsatzes, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Internet- Über- Sonstige unbare zahlung karte1) karte bezahlverfahren weisung Zahlungsinstrumente Männlich

2017 45 33 6 4 6 6

2014 48 30 5 3 68

2011 52 29 9 2 8 1

2008 54 27 6 9 5

Weiblich

2017 51 34 3 3 54

2014 59 29 3 2 4 3

2011 55 28 6 1 9 1

2008 62 25 2 9 4

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: gesamte Umsätze der Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Abweichungen zu 100 % er- geben sich aus Rundungsdifferenzen. 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 52

Verwendung von Zahlungsinstrumenten nach Altersklassen Abb. 16

Angaben in % des Umsatzes, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Internet- Über- Sonstige unbare zahlung karte 1) karte bezahlverfahren weisung Zahlungsinstrumente 65 Jahre und älter 2017 58 27 2 8 4 2014 61 23 3 10 2 2011 58 16 6 19 2008 66 17 3 9 5

55 bis 64 Jahre 2017 48 34 526 6 2014 54 28 6 3 5 4 2011 57 29 7 6 2008 64 22 3 7 4

45 bis 54 Jahre 2017 46 36 4 6 72 2014 48 30 5 5 2 10 2011 52 31 8 26 2008 52 31 3 10 4

35 bis 44 Jahre 2017 38 40 9 4 7 3 2014 53 33 24 5 4 2011 50 36 8 3 3 2008 50 31 5 10 4

25 bis 34 Jahre 2017 44 39 54 6 3 2014 49 38 4 22 5 2011 49 36 4 2 6 3 2008 55 27 5 9 4

18 bis 24 Jahre 2017 44 33 2 8 4 8 2014 48 32 4 5 10 2011 51 22 18 2 4 3 2008 69 21 5 4

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: gesamte Umsätze der Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Aus Gründen der Übersicht- lichkeit wurde auf die Beschriftungen für einige Zahlungsinstrumente ( < 2 %) verzichtet. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 53

Verwendung von Zahlungsinstrumenten in den neuen und Abb. 17 alten Bundesländern

Angaben in % des Umsatzes, gemäß Zahlungstagebuch

Bar- Debit- Kredit- Internet- Über- sonstige unbare zahlung karte1) karte bezahlverfahren weisung Zahlungsinstrumente Neue Bundesländer einschließlich Ost-Berlin

2017 47 40 1 52 5

2014 56 33 3 35

2011 45 35 11 227

2008 43 34 3 14 6

Alte Bundesländer einschließlich West-Berlin

2017 48 33 5 4 6 5

2014 53 29 4 35 6

2011 55 27 7 2 9 1

2008 62 23 484

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Basis: gesamte Umsätze der Personen, die das Zahlungstagebuch ausgefüllt haben. Aus Gründen der Übersicht- lichkeit wurde auf die Beschriftungen für einige Zahlungsinstrumente ( < 1 %) verzichtet. Abweichungen zu 100 % ergeben sich aus Rundungsdifferenzen. 1 girocard und Debitkartenprodukte der internationalen Kartensysteme. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 54 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2017 Seite 55

Impressum

ISBN 978-3-95729-428-9 (Print) ISBN 978-3-95729-429-6 (Online)

Bearbeitet von Claudia Bruckmann, Dr. Martina Eschelbach, Fabio Knümann, Jan-Lukas Korella, Julien Novotny, Dr. Annett Pietrowiak, Christine Schwalm, Dr. Heike Wörlen

Abgeschlossen am 09.02.2018 Deutsche Bundesbank Wilhelm-Epstein-Straße 14 60431 Frankfurt am Main

Postfach 10 06 02 60006 Frankfurt am Main

Telefon 069 9566-0 Telefax 069 5601071 Internet http://www.bundesbank.de

EZB-ÖFFENTLICH

Mario DRAGHI Präsident Herrn Fabio De Masi Mitglied des Europäischen Parlaments Europäisches Parlament 60, rue Wiertz 1047 Brüssel Belgien Frankfurt am Main, 18. April 2016

L/MD/16/186

Ihr Schreiben (QZ-022)

Sehr geehrter Herr Abgeordneter, vielen Dank für Ihr Schreiben, das mir von Herrn Roberto Gualtieri, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaft und Währung, mit einem Anschreiben vom 10. März 2016 zugesandt wurde.

Im Rahmen der Plenardebatte des Europäischen Parlaments vom 1. Februar 2016 über den Jahresbericht 2014 der Europäischen Zentralbank (EZB) teilte ich den Mitgliedern des Europäischen Parlaments mit, dass die EZB derzeit darüber nachdenkt, die Ausgabe der 500-€-Banknote einzustellen. Grund hierfür ist die weit verbreitete Überzeugung, die sich in der Öffentlichkeit immer mehr durchsetzt, dass Geldscheine hoher Stückelungen zunehmend für kriminelle Zwecke genutzt werden. Es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen dieser Diskussion und den geldpolitischen Erwägungen des EZB-Rats. Sie hat auch nichts mit der Debatte außerhalb der EZB zu tun, bei der es um die Beschränkung oder sogar Abschaffung von Bargeldzahlungen geht. Lassen Sie mich auf Folgendes hinweisen: Bargeld ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Währungsgebiet und ergänzt andere Zahlungsinstrumente. Es bietet spezifische Vorteile, und wird dies auch in Zukunft tun. Hierzu zählt beispielsweise, dass man Schulden sofort und ohne vorherige Beurteilung der Bonität des Geschäftspartners und ohne technische Infrastrukturen begleichen kann.

Mit freundlichen Grüßen [Unterschrift]

Mario Draghi

Anschrift Postanschrift Europäische Zentralbank Europäische Zentralbank Tel.: +49 69 1344 0 Sonnemannstraße 20 60640 Frankfurt am Main Fax: +49 69 1344 7305 60314 Frankfurt am Main Deutschland Website: www.ecb.europa.eu Deutschland Jahresbericht

2017 Inhalt

Das Jahr im Überblick 4

Das Jahr in Zahlen 7

Wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen der EZB im Jahr 2017 9

1 Konjunkturaufschwung im Euroraum durch begünstigende Faktoren und Geldpolitik unterstützt 9

1.1 Weltwirtschaftswachstum entwickelt sich dynamischer 10

1.2 Makroökonomische, finanzpolitische und strukturelle Entwicklungen im Euroraum 13

Kasten 1 Arbeitsmarktstrukturpolitik im Euroraum 23

Kasten 2 Ein Erklärungsversuch zur verhaltenen Inflationsdynamik 25

Kasten 3 Antriebskräfte für die Umsetzung von Strukturreformen 28

1.3 Finanzmarktentwicklungen und Geldmengenwachstum 31

Kasten 4 Die Finanzierungsstruktur nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte im Euroraum 38

2 Geldpolitik: Geduld, Beharrlichkeit und Umsicht 43

2.1 Der geldpolitische Kurs: in hohem Maße expansiv 44

Kasten 5 Benchmarks für den Euroraum-Geldmarkt: jüngste Entwicklungen 47

2.2 Effektive Übertragung der geldpolitischen Impulse der EZB 49

2.3 Entwicklung der Eurosystem-Bilanz 55

3 Der europäische Finanzsektor: widerstandsfähig, aber gefordert 58

3.1 Risiken und Anfälligkeiten im Finanzsystem des Euroraums 59

Kasten 6 Entwicklungen am Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt im Euroraum 63

3.2 Die makroprudenzielle Funktion der EZB 66

3.3 Beitrag der EZB zu Regulierungsinitiativen 69

3.4 Die mikroprudenzielle Funktion der EZB 74

4 Finanzmarktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr 75

EZB Jahresbericht 2017 1 4.1 Integration und Innovationen 76

4.2 Sicherheit 78

Kasten 7 Echtzeitzahlungen und Innovationen im Massenzahlungsverkehr 80

Kasten 8 Cyberresilienz: Widerstandsfähigkeit des Finanzökosystems gegenüber Cyberattacken 81

5 Finanzdienstleistungen für andere Institutionen 83

5.1 Verwaltung von Anleihe- und Darlehensgeschäften 83

5.2 Dienstleistungen des Eurosystems im Bereich der Währungsreservenverwaltung 84

6 Banknoten und Münzen 85

6.1 Bargeldumlauf 85

Kasten 9 Die Verwendung von Bargeld durch private Haushalte im Euroraum 87

6.2 Euro-Banknotenfälschungen 89

6.3 Die zweite Euro-Banknotenserie 90

7 Statistik 91

7.1 Neue und verbesserte Euroraum-Statistiken 91

7.2 Sonstige Entwicklungen im Statistikbereich 92

Kasten 10 Europäische und internationale Zusammenarbeit im Bereich Statistik 95

Kasten 11 Entwicklungsstand von AnaCredit: zentrale Funktionalitäten 96

8 Volkswirtschaftliche Forschung 99

8.1 Forschungsschwerpunkte der EZB 99

8.2 Forschungscluster und -netzwerke des Eurosystems bzw. des ESZB 100

8.3 Konferenzen und Veröffentlichungen 102

9 Rechtliche Aktivitäten und Verpflichtungen 103

9.1 Beteiligung der EZB an Gerichtsverfahren auf EU-Ebene 103

9.2 Stellungnahmen der EZB und Verstöße gegen die Konsultationspflicht 105

EZB Jahresbericht 2017 2 9.3 Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und des bevorrechtigten Zugangs 109

10 Internationale und europäische Zusammenarbeit 110

10.1 Europäische Beziehungen 110

10.2 Internationale Beziehungen 112

11 Externe Kommunikation 114

11.1 Kommunikation als strategische Kernaufgabe der EZB 114

11.2 Verstärkter Dialog mit der Bevölkerung 116

12 Beschlussorgane und Corporate Governance 117

13 Entwicklungen im Bereich Organisation und Personal 119

Erweiterter Jahresabschluss der EZB 2017 A1

Konsolidierte Bilanz des Eurosystems zum 31. Dezember 2017 C1

Statistikteil (nur auf Englisch verfügbar) S1

EZB Jahresbericht 2017 3 Das Jahr im Überblick

Der Konjunkturaufschwung im Euroraum entwickelte sich 2017 zu einem soliden und breit angelegten Wirtschaftswachstum von 2,5 %. Zum Jahresende wurden 18 Wachstumsquartale in Folge verzeichnet. Dies bedeutete den stärksten Aufschwung seit 10 sowie das breiteste Wachstum seit 20 Jahren. Gleichzeitig sank im Berichtsjahr das Gefälle der Wachstumsraten zwischen den Ländern des Euroraums auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Währungsunion.

Dank des robusten Wachstums schritt auch die Erholung am Arbeitsmarkt rasch voran. Die Beschäftigung stieg um 1,6 % und erreichte – gestützt durch eine Erwerbsbeteiligung der weiblichen und älteren Arbeitnehmer auf Rekordniveau – den höchsten jemals verzeichneten Stand. Die Arbeitslosenquote fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 2009. Seit Mitte 2013 wurden insgesamt 7,5 Millionen Arbeitsplätze geschaffen und damit die während der Krise erlittenen Jobverluste insgesamt wieder ausgeglichen.

Wie bereits in den Vorjahren spielte die Geldpolitik der EZB bei der Erholung und Konvergenz der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum eine zentrale Rolle. 2017 waren die in der Vergangenheit beobachteten Asymmetrien bei der Übertragung der geldpolitischen Impulse kaum noch feststellbar, und die Finanzierungskosten stabilisierten sich im gesamten Euro-Währungsgebiet auf Rekordtiefstwerten. Dies trug zum kräftigsten Zuwachs der Kreditvergabe an den privaten Sektor seit Ausbruch der Krise im Jahr 2008 bei.

Die robuste realwirtschaftliche Entwicklung ging allerdings nicht mit einer entsprechenden Inflationsentwicklung einher. Während sich die Gesamtinflation von ihren einstigen Tiefständen erholte und im Jahresverlauf durchschnittlich 1,5 % betrug, blieb der binnenwirtschaftliche Preisdruck gedämpft, und die zugrunde liegende Inflation ließ keine Anzeichen für einen dauerhaften Aufwärtstrend erkennen.

Die unterschiedlichen Aussichten für Wachstum und Inflation prägten die geldpolitischen Beschlüsse der EZB während des gesamten Jahres und ließen auch eine Rekalibrierung des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten angebracht erscheinen.

Im Oktober beschloss der EZB-Rat, den monatlichen Umfang der Ankäufe weiter zu reduzieren – von 60 Mrd € auf 30 Mrd € –, das Programm jedoch um mindestens neun Monate bis September 2018 zu verlängern. Darüber hinaus verzichtete der EZB-Rat in seinen offiziellen Verlautbarungen im März 2018 darauf, ausdrücklich auf seine Bereitschaft hinzuweisen, das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten auszuweiten, falls sich der Ausblick eintrüben sollte.

In den Beschlüssen des EZB-Rats kommt sein gestiegenes Vertrauen in die Aussichten für die Wirtschaft zum Ausdruck. Vor diesem Hintergrund wäre ein unveränderter geldpolitischer Kurs zunehmend expansiv geworden. Die Beschlüsse

EZB Jahresbericht 2017 4 trugen jedoch auch dem Umstand Rechnung, dass es einer gewissen Zeit bedarf, bis sich Inflationsdruck aufgebaut hat, und dass eine konsequente Fortführung der Geldpolitik nötig ist, damit die Inflationsdynamik dauerhaft und selbsttragend wird.

Obwohl die Geldpolitik momentan die beabsichtigte Wirkung erzielt, sind Nebeneffekte nicht auszuschließen. Aus diesem Grund behielt die EZB die Risiken für die Finanzstabilität, die eingedämmt schienen, auch 2017 genau im Auge.

Das stärkere nominale Wachstum trug zu einer Verringerung der Risiken bei, indem es die Schuldentragfähigkeit von Unternehmen und privaten Haushalten verbesserte. Die Schuldenquoten in beiden Sektoren sanken auf ihr jeweiliges Niveau von Anfang 2008, woraus sich erkennen ließ, dass die Erholung nicht auf Kosten einer Neuverschuldung im privaten Sektor ging. Vielmehr stiegen praktisch erstmals seit Beginn der Währungsunion die Ausgaben des privaten Sektors, während seine Verschuldung zurückging.

Auch für Banken bot die anziehende Konjunktur eine Chance, ihre Bilanzen weiter zu stärken. Die robustere Wirtschaft half, die Ertragslage durch höhere Geschäfts- volumina und niedrigere Wertminderungskosten zu stabilisieren. Mit einem Anstieg der harten Kernkapitalquote im dritten Quartal 2017 auf durchschnittlich 14,5 % verbesserte sich die Schockabsorptionsfähigkeit der Banken, und auch die Aktivaqualität entwickelte sich positiv.

Darüber hinaus beschleunigten die Banken im Euroraum den Abbau notleidender Kredite (Non-Performing Loans – NPL), deren Quote von 8 % des Gesamtkredit- bestands im Jahr 2014 auf 5,2 % im dritten Quartal 2017 sank. Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2017 gingen die NPL um 119 Mrd € zurück, wobei der Anteil der Kreditverkäufe am Sekundärmarkt an den Gesamtveräußerungen anstieg. Dazu trugen auch Initiativen der EZB zur Verbesserung der Transparenz an den NPL-Märkten bei. Dennoch sind nach wie vor weitere Anstrengungen zum Abbau der hohen NPL-Bestände notwendig.

Auch die Lage an den Finanzmärkten beobachtete die EZB 2017 weiterhin genau. Die Märkte zeigten sich relativ ruhig, blieben jedoch anfällig gegenüber abrupten Neubewertungen von Risiken und einem Anstieg der Finanzmarktvolatilität. Diese Risiken traten Anfang 2018 an den globalen Aktienmärkten zutage, bislang haben sie allerdings nicht nennenswert auf die Kreditmärkte und somit die allgemeineren Finanzierungsbedingungen des Euroraums übergegriffen.

Das Jahr 2017 stand außerdem im Zeichen bedeutender Entwicklungen in der Zahlungsverkehrslandschaft des Euro-Währungsgebiets. So wurde die letzte Migrationsphase zu TARGET2-Securities abgeschlossen; danach verarbeitete die Plattform im Berichtsjahr durchschnittlich 556 684 Transaktionen pro Tag. Mit der Einführung der neuen 50-€-Banknote erhöhte sich die Zahlungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger des Euroraums, die an Verkaufsstellen nach wie vor am liebsten mit Bargeld bezahlen.

EZB Jahresbericht 2017 5 Zur Verbesserung ihrer Transparenz und Rechenschaftspflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern der EU ergriff die EZB 2017 eine Reihe von Maßnahmen. Unter anderem wurde das neue Besucherzentrum eröffnet, in dem künftig rund 40 000 Gäste pro Jahr erwartet werden. Ferner beantwortete die EZB 138 Anfragen von Mitgliedern des Europäischen Parlaments, und die EZB-Website wurde mehr als 17 Millionen Mal von Menschen aus aller Welt aufgerufen.

Die EZB geht davon aus, dass die Wirtschaft 2018 weiter kräftig wachsen wird, und ist nach wie vor zuversichtlich, dass sich die Inflation ihrem mittelfristigen Zielwert annähern wird; Unsicherheiten bezüglich der Unterauslastung der Wirtschaft bestehen allerdings weiterhin.

Eine von Geduld, Beharrlichkeit und Umsicht geprägte Geldpolitik ist daher nach wie vor notwendig, um eine Annäherung der Inflation an ihren Zielwert sicherzustellen.

Frankfurt am Main im April 2018

Mario Draghi Präsident

EZB Jahresbericht 2017 6 Das Jahr in Zahlen

Solides und breit angelegtes Inflation auf Erholungskurs Wirtschaftswachstum

2,5 % 1,5 %

Das Jahreswachstum des Die durchschnittliche Gesamtinflation Bruttoinlandsprodukts des im Euroraum erhöhte sich, wofür in Eurogebiets profitierte von einem erster Linie steigende Energie- und – kräftigeren Außenbeitrag und in geringerem Umfang – robusten Inlandsausgaben für Waren Nahrungsmittelpreise und Dienstleistungen. ausschlaggebend waren.

Beschäftigung über Vorkrisenniveau Gefälle der Wachstumsraten auf historischem Tiefstand

1998: 1,47 σ 1,6 % 2017: 0,75 σ

Die Erholung am Arbeitsmarkt setzte 2017 wurde das niedrigste Gefälle sich mit robustem der Wirtschaftswachstumsraten im Beschäftigungswachstum fort. Grund Euro-Währungsgebiet – gemessen in hierfür waren sowohl das positive Standardabweichungen der Wirtschaftsklima als auch erfolgreiche Bruttowertschöpfung – in der politische Maßnahmen. Geschichte der Währungsunion verzeichnet.

EZB Jahresbericht 2017 7 Verbesserte Eigenmittelsituation der Beschleunigter Abbau notleidender Banken Kredite

14,5 % −119 Mrd €

Die Eigenmittelausstattung der In den ersten drei Quartalen 2017 Banken des Eurogebiets verbesserte ging der Gesamtwert der sich weiter; im dritten Quartal 2017 notleidenden Kredite von Banken im erreichte die harte Kernkapitalquote Euroraum spürbar zurück. durchschnittlich 14,5 %.

Steigende Zahl von T2S-Transaktionen Beantwortung zahlreicher Anfragen des Europäischen Parlaments

556 684 pro Tag 138

Der Abschluss der Migration zu EZB-Präsident Mario Draghi TARGET2-Securities war ein beantwortete mehr als 130 Anfragen Meilenstein auf dem Weg zur von Mitgliedern des Europäischen Integration der europäischen Parlaments. Darin spiegelt sich der Wertpapierabwicklungsinfrastruktur, hohe Standard der davon zeugt nicht zuletzt die Rechenschaftspflicht und durchschnittliche Zahl der Transparenz der EZB wider. Transaktionen pro Tag nach Abschluss der letzten Migrationsphase.

EZB Jahresbericht 2017 8 Wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen der EZB im Jahr 2017

1 Konjunkturaufschwung im Euroraum durch begünstigende Faktoren und Geldpolitik unterstützt

Die seit 2013 beobachtete wirtschaftliche Erholung im Euroraum setzte sich 2017 fort und erwies sich dabei trotz bestehender Unsicherheiten als robust. Das Produktionswachstum verstetigte sich und gewann zunehmend an Breite. Der Streubereich der Zuwachsraten war sowohl auf Länder- als auch auf Sektorebene betrachtet so eng wie zuletzt vor zwanzig Jahren. Die anhaltende Belebung der Wirtschaft wirkte sich auch weiterhin günstig auf die Arbeitsmärkte aus. So erreichte die Beschäftigung ihren höchsten Stand seit Bestehen des Euroraums, und die Arbeitslosenquote sank auf das niedrigste Niveau seit dem ersten Quartal 2009.

Gestützt wurde der Aufschwung durch eine Reihe von günstig wirkenden zyklischen und strukturellen Faktoren. Durch das steigende globale Produktionswachstum wurde die Exportnachfrage positiv beeinflusst, gleichzeitig entfalteten die im Euroraum seit Jahren unternommenen Anstrengungen zur Bilanzsanierung, zum Aufbau von Institutionen sowie für Strukturreformen ihre Wirkung. Zudem war der finanzpolitische Kurs auf Euroraumebene weitgehend neutral. Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB unterstützten weiterhin die Geldmengen- und Kreditdynamik und trugen durch die Gewährleistung niedriger Zinssätze und anhaltend günstiger Finanzierungsbedingungen entscheidend dazu bei, dass sowohl der Verbrauch der privaten Haushalte als auch die Unternehmensinvestitionen anzogen.

Trotz des gefestigten Konjunkturaufschwungs ließen die Inflationsraten noch keine überzeugenden Anzeichen einer nachhaltigen Aufwärtsentwicklung der Teuerung hin zu einem der Preisstabilitätsdefinition der EZB entsprechenden Niveau von unter, aber nahe 2 % erkennen. Der Druck auf die zugrunde liegende Inflation war auf- grund der erheblichen Unterauslastung am Arbeitsmarkt noch immer verhalten. Die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt schlug sich allerdings noch nicht in einem dynamischeren Lohnwachstum nieder. Darüber hinaus war die Volatilität der kurzfristigen Inflationsdaten außer Acht zu lassen, da diese Daten (wenn überhaupt) nur begrenzte Auswirkungen auf die mittelfristigen Aussichten für die Preisstabilität hatten.

Das solide und breit angelegte Wachstum ließ indes Zuversicht aufkommen, dass sich die Inflationsdynamik im Zeitablauf verstärken würde. Der EZB-Rat betonte in diesem Zusammenhang, dass Geduld, Beharrlichkeit und Umsicht nötig seien, da dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte und weiterhin von einem sehr erheblichen Grad an geldpolitischer Akkommodierung abhängig sei.

EZB Jahresbericht 2017 9 1.1 Weltwirtschaftswachstum entwickelt sich dynamischer

Der weltweite konjunkturelle Aufschwung setzte sich 2017 fort (siehe Abbildung 1). Dabei gewann die Erholung sowohl auf Länderebene als auch im Hinblick auf die einzelnen Wachstumskomponenten an Breite. Während der Verbrauch nach wie vor einen wesentlichen Beitrag zum globalen Wachstum leistete, war insbesondere in den entwickelten Volkswirtschaften ein Anstieg der Investitionsnachfrage zu verzeichnen. Parallel zur Belebung des Welthandels verbesserte sich das Geschäftsklima, und die Nachfrage verlagerte sich in importintensivere Regionen, insbesondere nach Europa.

Abbildung 1 Reales Weltwirtschaftswachstum

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Quartalswerte) Entwickelte Volkswirtschaften ohne Euroraum Rohstoffexportierende Schwellenländer Rohstoffimportierende Schwellenländer 12

10

8

6

4

2

0

-2 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Haver Analytics, nationale Quellen und EZB-Berechnungen. Anmerkung: BIP-Wachstum nach Kaufkraftparitäten gewichtet. Entwickelte Volkswirtschaften: Australien, Japan, Kanada, Neuseeland, Norwegen, Schweden, die Schweiz, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. Rohstoffexportierende Länder: Argentinien, Brasilien, Chile, Indonesien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und Venezuela. Rohstoffimportierende Länder: Hongkong, Indien, Korea, Singapur, Taiwan, Thailand und die Türkei.

Die weltweite wirtschaftliche Erholung war einer Reihe begünstigender Faktoren in den entwickelten Volkswirtschaften zu verdanken, während der Einfluss stark negativer Faktoren in den aufstrebenden Volkswirtschaften nachließ. So verringerte sich in den entwickelten Volkswirtschaften die Unterauslastung sowohl der Produktionskapazitäten als auch des Arbeitskräfteangebots, da das Wachstum immer stärker durch endogene Faktoren bestimmt wurde. Zudem wirkten unter- stützende Maßnahmen der Politik und das zunehmende Vertrauen im Sektor der Unternehmen und der privaten Haushalte wachstumsfördernd. In den rohstoff- importierenden Schwellenländern trugen unterstützende Maßnahmen weiterhin zu einem robusten Wachstum bei, während in den rohstoffexportierenden Schwellen- ländern höhere Rohstoffpreise und neuerliche Kapitalzuflüsse für den Wachstums- anstieg verantwortlich waren.

EZB Jahresbericht 2017 10 Abbildung 2 Arbeitsmarktentwicklung in der OECD

(Quartalswerte)

Arbeitslosenquote (in %; rechte Skala; invertiert) Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer 4,0 9,0

3,5 8,5

3,0 8,0

2,5 7,5

2,0 7,0

1,5 6,5

1,0 6,0

0,5 5,5

0,0 5,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Haver Analytics, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer entspricht der Summe der (saisonbereinigten) jährlichen Veränderung der Lohnstückkosten und der Arbeitsproduktivität.

Obwohl in den meisten wichtigen Volkswirtschaften die Nachfrage auf nationaler Ebene anzog und die Arbeitslosenquote zurückging, sind dort bislang weder die Löhne (siehe Abbildung 2) noch die Kerninflation gestiegen. Weltweit betrachtet blieb die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel im Vergleich zum Jahr 2016 weitgehend stabil, während die Gesamtinflation aufgrund des Preisauftriebs bei Rohstoffen zunahm (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3 Inflationsraten in der OECD

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Monatswerte)

Gesamter Warenkorb HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel 4

3

2

1

0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Haver Analytics, OECD und EZB-Berechnungen.

EZB Jahresbericht 2017 11 Höhere globale Inflation durch Anstieg der Rohstoffpreise

Die Notierungen der Rohölsorte Brent folgten im ersten Halbjahr 2017 einem Abwärtstrend und sanken von 56 USD je Barrel im Januar auf 44 USD je Barrel im Juni. Dies hing hauptsächlich damit zusammen, dass Zweifel an der Gültigkeit der 2016 zwischen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) und wichtigen erdölfördernden Nicht-OPEC-Staaten geschlossenen Vereinbarung über die Drosselung der Förderquoten angesichts eines stark gestiegenen Ölangebots in den Vereinigten Staaten aufkamen. In der zweiten Jahreshälfte erholten sich die Ölpreise wieder (siehe Abbildung 4), mit entsprechenden Auswirkungen auf die globale Inflation. Der Jahresendstand von 67 USD je Barrel stand im Zeichen des Abbaus von Marktungleichgewichten infolge einer kontinuierlichen Verringerung der Ölvorräte, zu der es aufgrund der überraschend starken Nachfrage im Jahr 2017, der im Mai 2017 beschlossenen Verlängerung der Produktionskürzungen von OPEC- und Nicht-OPEC-Ländern und der Förderausfälle in einigen Ländern kam. Zusätzlich gestützt wurden die Ölpreise zum Jahresende durch geopolitische Spannungen und durch Erwartungen, dass die OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten eine weitere Verlängerung der Produktionskürzungen vereinbaren würden (was sich am 30. November 2017 mit dem tatsächlichen Beschluss einer Verlängerung bis Ende 2018 auch bestätigte) sowie durch die weltweit hohe Ölnachfrage.

Abbildung 4 Entwicklung wichtiger Rohstoffpreise

(Tageswerte)

Nahrungsmittel (2015 = 100) Metalle (2015 = 100) Öl (USD je Barrel) 180

160

140

120

100

80

60

40

20 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Bloomberg, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, EZB und EZB-Berechnungen.

Die Rohstoffpreise ohne Öl verzeichneten 2017 insgesamt einen Anstieg, was haupt- sächlich der Verteuerung von Metallen geschuldet war. Nach einem kurzzeitigen Ein- bruch im Sommer zogen die Metallpreise vor allem im dritten Quartal an. Ausschlag- gebend hierfür waren die starke Nachfrage und Lieferengpässe in einigen Export- ländern. Demgegenüber entwickelten sich die Nahrungsmittelpreise infolge eines weltweiten Überangebots an Sojabohnen, Weizen, Palmöl und Mais im Berichts- zeitraum insgesamt rückläufig, was jedoch durch den Preisauftrieb bei Metallen zum größten Teil aufgewogen wurde.

EZB Jahresbericht 2017 12 Aufwertung des Euro in effektiver Rechnung

Der Euro-Wechselkurs wertete 2017 in nominaler effektiver Rechnung auf (siehe Abbildung 5). Die Gemeinschaftswährung gewann gegenüber den meisten wichtigen Währungen an Boden. Besonders ausgeprägt war der Anstieg im Verhältnis zum US-Dollar, aber auch im Verhältnis zum japanischen Yen und – wenngleich in geringerem Umfang – zum Pfund Sterling legte der Euro deutlich zu.

Abbildung 5 Entwicklung des Euro-Wechselkurses

(Tageswerte; 1. Januar 2014 = 100)

USD/EUR GBP/EUR JPY/EUR Nominaler effektiver Wechselkurs des Euro 120

110

100

90

80

70 2014 2015 2016 2017

Quellen: Bloomberg, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Nominaler effektiver Wechselkurs gegenüber den Währungen von 38 wichtigen Handelspartnern.

Die dänische Krone ist nunmehr die einzige noch im Europäischen Wechselkurs- mechanismus II (WKM II) verbliebene Währung. Sie notierte 2017 in der Nähe ihres WKM-II-Leitkurses. Gegenüber der tschechischen Krone wertete der Euro ab, nachdem die Česká národní banka den Mindestwechselkurs der Krone gegenüber dem Euro im April 2017 aufgehoben hatte. Der Wechselkurs der kroatischen Kuna gegenüber dem Euro blieb vor dem Hintergrund der fortgesetzten Devisenmarkt- interventionen der Hrvatska narodna banka im Rahmen ihres kontrollierten Floatings weitgehend stabil. Die Koppelung des bulgarischen Lev an den Euro wurde beibehalten. Der Euro-Wechselkurs zum ungarischen Forint und dem rumänischen Leu war ebenso nahezu unverändert. Gegenüber der schwedischen Krone und dem Schweizer Franken wertete der Euro hingegen auf und gegenüber dem polnischen Zloty ab.

1.2 Makroökonomische, finanzpolitische und strukturelle Entwicklungen im Euroraum

Die konjunkturelle Erholung im Euroraum gewann 2017 an Fahrt, da zusätzlich zur starken Binnennachfrage der Außenhandel – begünstigt durch den breit angelegten Aufschwung der Weltwirtschaft – einen positiven Wachstumsbeitrag leistete (siehe Abbildung 6). Der Verbrauch der privaten Haushalte wurde durch den Vermögens-

EZB Jahresbericht 2017 13 zuwachs und die steigende Beschäftigung gestützt, die nicht zuletzt auf voran- gegangene Arbeitsmarktreformen zurückzuführen war (siehe Kasten 1). Zugleich nahmen auch die staatlichen Konsumausgaben weiter zu, was sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirkte. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen erhöhte sich weiter, was den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen und der verbesserten Ertragslage in diesem Sektor zu verdanken war. Die Investitionen im Baugewerbe zogen weiter an, nachdem sie die Talsohle im Jahr 2015 eindeutig durchschritten hatten. Auch die 2016 noch rückläufigen öffentlichen Investitionen verzeichneten im Berichtsjahr einen Zuwachs.

Abbildung 6 Reales BIP-Wachstum im Euroraum

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

Reales BIP Konsum Investitionen Außenbeitrag Vorratsveränderungen 4

2

0

-2

-4

-6 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Angaben zum BIP-Jahreswachstum im vierten Quartal 2017 beziehen sich auf die vorläufige Schnellschätzung, die jüngsten Angaben zu den Komponenten hingegen auf das dritte Quartal 2017.

Wirtschaft des Euroraums 2017 zunehmend widerstandsfähig

Der private Verbrauch im Euroraum nahm 2017 weiter zu und erreichte eine jahres- durchschnittliche Wachstumsrate von rund 1,8 %. Ausschlaggebend für diese Ent- wicklung war ein nominaler Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Arbeitseinkommens, wobei dieser Anstieg hauptsächlich auf die Zunahme der Erwerbstätigkeit und weniger auf das Lohnwachstum zurückzuführen war. Indes erhöhten sich die realen verfügbaren Einkommen 2017 etwas langsamer als im Vorjahr. Der Verbrauch der privaten Haushalte wurde auch durch die niedrigen Zinsen gestützt. Die Verschul- dung dieses Sektors nahm nicht weiter zu, und die Wohnimmobilieninvestitionen lagen noch immer auf einem im Vergleich zu den Vorkrisenjahren niedrigen Niveau.

Im Unternehmenssektor wirkte sich 2017 die kräftige Binnen- und Auslandsnach- frage im Eurogebiet förderlich auf die Investitionstätigkeit aus. Begünstigt wurde diese auch durch höhere Unternehmensgewinne, eine steigende Kapazitätsauslas- tung und die sehr akkommodierende Geldpolitik, durch die sich für die Unternehmen die Nettozinsausgaben verringerten und die Finanzierungsbedingungen verbes-

EZB Jahresbericht 2017 14 serten. Lässt man die Volatilität aufgrund der in Irland vorgenommenen statistischen Reklassifizierung von immateriellen Investitionen außer Acht, so zeigt sich über alle Vermögensbereiche hinweg ein breit angelegter Anstieg der Investitionen, beispiels- weise bei Fahrzeugen, sonstigen Ausrüstungsgütern und geistigem Eigentum. Gleichwohl wurde die Investitionstätigkeit der Unternehmen weiterhin durch einige Faktoren gehemmt, z. B. die Stabilisierung der langfristigen Wachstumserwartungen für den Euroraum auf einem relativ niedrigen Niveau (wie aus den Prognosen von Consensus Economics für die nächsten sechs bis zehn Jahre ersichtlich), die geopolitische Unsicherheit, ungünstige institutionelle und regulatorische Rahmen- bedingungen sowie anhaltende Bilanzanpassungen im Zusammenhang mit der hohen Unternehmensverschuldung in einigen Euro-Ländern.

Mit dem Aufschwung an den Wohnimmobilienmärkten des Eurogebiets zogen auch die Bauinvestitionen weiter an, wenn auch von einem niedrigen Niveau ausgehend. Die positive Entwicklung bei Wohnimmobilien hing mit einer gestiegenen Nachfrage zusammen, die wiederum vom Wachstum der Realeinkommen und einer Verbesse- rung des Verbrauchervertrauens sowie von günstigen Hypothekenzinssätzen und Kreditvergabebedingungen gestützt wurde. Die Markterholung vollzog sich auf brei- ter Basis in allen Ländern des Euroraums, wenngleich sich bei den Bauinvestitionen nach wie vor erhebliche Unterschiede zu dem Niveau der Vorkrisenjahre zeigten.

Die Außenwirtschaft des Euroraums leistete trotz negativer Auswirkungen des effektiven Euro-Wechselkurses einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Während vor allem die Warenexporte an die Handelspartner in Europa, aber auch jene nach China und in die Vereinigten Staaten zunahmen, blieb der Warenhandel mit dem Vereinigten Königreich und den OPEC-Ländern verhalten. Wie 2016 war für das Exportwachstum hauptsächlich der Handel mit Endprodukten und Vorleistungs- gütern verantwortlich. Der Handel innerhalb des Euroraums gewann an Dynamik und spiegelte die unvermindert kräftige Entwicklung der Binnennachfrage wider.

Der Anstieg der Wirtschaftsleistung vollzog sich 2017 auf breiter Basis über alle Sektoren hinweg (siehe Abbildung 7). Die gesamtwirtschaftliche Bruttowert- schöpfung erhöhte sich im Durchschnitt um etwa 2,4 %, nachdem sie den vor der Krise verzeichneten Höchststand bereits 2015 übertroffen hatte. Die Wertschöpfung wuchs mit rund 2,9 % in der Industrie (ohne Baugewerbe) und rund 2,2 % im Dienstleistungssektor stärker als 2016. Im Baugewerbe hingegen blieb die Wertschöpfung noch weit unter dem Vorkrisenniveau, gewann jedoch etwas an Dynamik und erreichte mit rund 3,0 % die höchste Wachstumsrate seit 2006. Dies zeigt, dass das Baugewerbe die schrumpfenden bzw. niedrigen Zuwachsraten, die nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 über längere Zeit zu beobachten waren, zusehends hinter sich lässt.

EZB Jahresbericht 2017 15 Abbildung 7 Reale Bruttowertschöpfung im Euroraum nach Wirtschaftszweigen

(Index: Q1 2010 = 100)

Bruttowertschöpfung insgesamt Dienstleistungen Baugewerbe Industrie ohne Baugewerbe 120

115

110

105

100

95

90

85 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017.

Der seit 2013 anhaltende Konjunkturaufschwung hat sich nach einem zunächst moderaten Verlauf verfestigt und alle Teile des Euroraums erreicht. Diese günstige Entwicklung unterscheidet sich somit deutlich von der kurzen Erholungsphase in den Jahren 2009 und 2010, als das Wachstum relativ ungleichmäßig verteilt war. Dass der Konjunkturaufschwung gegenwärtig an Breite gewinnt, zeigt sich darin, dass die Wachstumsraten der Wertschöpfung nach Sektoren und Ländern betrachtet eine erheblich geringere Streuung aufweisen. Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB und die damit einhergehende Lockerung der Finanzierungsbedingungen haben wesentlich zu dieser Erholung sowie zur Annäherung des Wachstums in den einzelnen Mitgliedstaaten beigetragen.

Seit 2009 weist die gewichtete Standardabweichung des jährlichen Wertschöpfungs- wachstums für die 19 Euro-Länder und ihre neun wichtigsten Wirtschaftssektoren (ohne Landwirtschaft) einen Abwärtstrend auf (siehe Abbildung 8). Die seinerzeit verzeichnete Spitze in der sektoralen Streubreite des Wachstums war auf den Zusammenbruch des Welthandels (mit Auswirkungen auf die Industrie) und die Flaute am Wohnimmobilienmarkt (mit Auswirkungen auf das Baugewerbe) zurück- zuführen, während der im Jahr 2011 beobachtete Höchstwert der Streuung des Wachstums in den einzelnen Ländern durch die Staatsschuldenkrise bedingt war. Die aktuellen Daten zeigen, dass die Streubreite des Wertschöpfungswachstums der Länder bzw. Sektoren mittlerweile so gering ist wie zuletzt zu Beginn der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Dies ist ein positives Signal für die künftige Entwicklung, denn ein Konjunkturaufschwung ist tendenziell stärker und robuster, wenn das Wachstum auf einer breiteren Basis steht.

EZB Jahresbericht 2017 16 Abbildung 8 Streuung des Wertschöpfungswachstums im Euroraum auf Länder- und Sektorebene

(Standardabweichung; in Prozentpunkten)

Länder (rechte Skala) Sektoren (linke Skala) Länder und Sektoren (linke Skala) 8 4,0

7 3,5

6 3,0

5 2,5

4 2,0

3 1,5

2 1,0

1 0,5

0 0,0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Streuung des Wachstums auf Länderebene entspricht der gewichteten Standardabweichung des jährlichen Wertschöpfungszuwachses. Für Malta stehen keine Daten zur Verfügung, und die Angaben zu Irland für den Zeitraum ab 2015 wurden nicht berücksichtigt. Als Maß für die Streuung der sektoralen Wachstumsraten dient die gewichtete Standardabweichung des jährlichen Wertschöpfungszuwachses in den neun wichtigsten Wirtschaftszweigen des Euroraums (ohne Landwirtschaft). Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017.

Arbeitslosigkeit im Euroraum weiter gesunken

Die Lage am Arbeitsmarkt verbesserte sich 2017 weiter (siehe Abbildung 9). Zum dritten Quartal 2017 lag die Zahl der Beschäftigten im Euro-Währungsgebiet 1,7 % über dem Vorjahrsniveau und 5,0 % über dem zuletzt verzeichneten Tiefstand vom zweiten Quartal 2013. Im aktuellen Konjunkturaufschwung hat sich die Zahl der Erwerbstätigen um insgesamt etwa 7,5 Millionen erhöht, sodass die Beschäftigung über den Vorkrisenhöchststand vom ersten Quartal 2008 hinaus auf einen neuen Rekord seit Einführung des Euro anstieg. Dabei vollzog sich das Beschäftigungs- wachstum länder- und sektorübergreifend auf breiter Basis.

In den ersten drei Quartalen 2017 nahm die Anzahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden ähnlich stark zu wie die Zahl der Erwerbstätigen, da die durch- schnittliche Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden je Beschäftigten weitgehend stabil blieb. Der jährliche Produktivitätszuwachs je Beschäftigten war nach wie vor gering. Er betrug in den ersten drei Quartalen 2017 im Schnitt rund 0,8 %, verglichen mit einem jährlichen Anstieg von 0,4 % im Jahr 2016.

Die Arbeitslosenquote sank 2017 weiter und lag im Dezember mit 8,7 % auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2009 (siehe Abbildung 9). Diese seit dem zweiten Halbjahr 2013 zu beobachtende Entwicklung zeigt sich praktisch in allen Alters- gruppen und sowohl bei Männern als auch bei Frauen; sie ging mit einer weiteren Zunahme der Erwerbsbevölkerung einher. Dennoch herrschte nach wie vor hohe Unterbeschäftigung im weiteren Sinn (siehe auch Kasten 1).

EZB Jahresbericht 2017 17 Abbildung 9 Arbeitsmarktindikatoren

(in % der Erwerbspersonen; vierteljährliche Wachstumsrate; saisonbereinigt)

Arbeitslosenquote (rechte Skala) Beschäftigung (linke Skala) 0,8 12,5

0,6 12,0

0,4 11,5

0,2 11,0

0,0 10,5

-0,2 10,0

-0,4 9,5

-0,6 9,0

-0,8 8,5 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: Eurostat.

Lohnwachstum und Inflation weiterhin verhalten

Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene durchschnittliche Gesamtinflation im Euroraum stieg 2017 auf 1,5 %, verglichen mit 0,2 % im Vorjahr. Hierin spiegelte sich hauptsächlich der größere Beitrag der Energiepreise und – im geringeren Umfang – der Nahrungsmittelpreise wider. Die am HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel gemessene zugrunde liegende Inflation erhöhte sich im Berichtszeitraum nur geringfügig auf durchschnittlich 1,0 % nach 0,9 % im Vorjahr, was mit dem noch immer eher verhaltenen binnenwirtschaftlichen Kostendruck zusammenhing (siehe Abbildung 10).

Abbildung 10 Teuerungsrate nach dem HVPI und Beiträge der Komponenten

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

HVPI insgesamt Energie Verarbeitete Nahrungsmittel Unverarbeitete Nahrungsmittel HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.

EZB Jahresbericht 2017 18 Auch das unterjährige Verlaufsmuster der HVPI-Gesamtinflation wurde maßgeblich von der Entwicklung der Energiepreise beeinflusst. Die höheren Ölpreise zum Jahreswechsel und Basiseffekte im Zusammenhang mit der Preisentwicklung ein Jahr zuvor bewirkten, dass die Gesamtinflation im Februar 2017 einen Spitzenwert von 2,0 % erreichte. Doch im Zuge der dann wieder moderateren Entwicklung der Ölnotierungen kehrte sich dieser Anstieg der Teuerung bis zur Jahresmitte größten- teils wieder um. Der witterungsbedingte kräftige Preisauftrieb bei Obst und Gemüse sorgte zu Jahresbeginn für einen hohen Inflationsbeitrag der Preise für unverarbei- tete Nahrungsmittel. In der zweiten Jahreshälfte wurde die Teuerung größtenteils von den Preisen für verarbeitete Nahrungsmittel bestimmt. Dies hing teilweise mit vorangegangenen Entwicklungen der Nahrungsmittelrohstoff- und der Ab-Hof-Preise zusammen, die langsam auf die Verbraucherpreise durchwirkten.

Ohne den Einfluss dieser typischerweise volatileren Komponenten bewegte sich die am HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel gemessene Teuerungsrate bis auf einen kurzzeitigen moderaten Anstieg zur Jahresmitte weiterhin nahe der 2016 beobach- teten niedrigen Raten. Weder die am HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel ge- messene Preissteigerungsrate noch andere Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation zeigten im zweiten Halbjahr einen beständigen Aufwärtstrend (siehe Kasten 2 zur niedrigen zugrunde liegenden Inflation im Euroraum).

Auch bei den zwei wichtigsten Komponenten des HVPI ohne Energie und Nahrungs- mittel – den Industrieerzeugnissen ohne Energie und den Dienstleistungen – waren keine überzeugenden Anzeichen für einen nachhaltigen Preisauftrieb erkennbar. Die Teuerung bei Industrieerzeugnissen ohne Energie blieb insgesamt relativ stabil und lag 2017 mit durchschnittlich 0,4 % auf Vorjahrsniveau. Dies implizierte einen eher geringen Aufwärtsdruck auf die Preise; offenbar wirkten weder die vorangegangene Verteuerung bei Öl noch die Abwertung des Euro so stark, dass sich dies in den Endverbraucherpreisen niedergeschlagen hätte. Die Jahresänderungsrate der Einfuhrpreise für Konsumgüter ohne Nahrungsmittel zeigte zwar die erwartete Reaktion auf die Wechselkursentwicklung, doch der Effekt dieser Schwankungen wurde dadurch verringert, dass die Jahresänderungsrate der Erzeugerpreise von im Inland verkauften Konsumgütern ohne Nahrungsmittel im Jahresverlauf niedrig blieb. Der schwache Druck entlang der Preiskette der inländischen Produktion und des Einzelhandels dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Gewinnmargen auf den unterschiedlichen Stufen als Puffer wirkten. Die Teuerung bei Dienstleistungen lag mit durchschnittlich 1,4 % im Berichtsjahr über dem Wert von 2016, aber noch immer weit unterhalb des langfristigen Durchschnitts. Dass die Preise gegen Ende 2017 nicht weiter anzogen, ist teilweise Sonderfaktoren geschuldet; dennoch schien die allgemeine Preisentwicklung bei Dienstleistungen weiterhin stärker durch den schwachen binnenwirtschaftlichen Kostendruck beeinflusst zu sein.

Der am BIP-Deflator gemessene inländische Kostendruck nahm im Berichtsjahr etwas zu, blieb jedoch insgesamt verhalten (siehe Abbildung 11). Das jährliche Wachstum des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer, das Mitte 2016 einen Wende- punkt erreicht hatte, stieg allmählich an und lag im dritten Quartal 2017 bei 1,7 %. Begrenzt wurde das Lohnwachstum möglicherweise unter anderem durch die immer noch erhebliche Unterauslastung am Arbeitsmarkt (insbesondere auch mit Blick auf

EZB Jahresbericht 2017 19 die bestehende Unterbeschäftigung), das schwache Produktivitätswachstum, die Wirkung der in der Vergangenheit niedrigen Inflation über formelle und informelle Indexierungsmechanismen sowie der nach wie vor spürbare Einfluss der in einigen Ländern während der Finanzkrise durchgeführten Arbeitsmarktreformen. Trotz des höheren Lohnwachstums beschleunigte sich der Anstieg der Lohnstückkosten nicht, da auch die Arbeitsproduktivität zunahm. Der Kostendruck aus der Gewinnent- wicklung (gemessen anhand des Bruttobetriebsüberschusses) blieb relativ schwach; er wurde teilweise durch die Verschlechterung der Terms of Trade aufgrund der höheren Ölpreise gedämpft.

Abbildung 11 Inflationsbeiträge der Komponenten des BIP-Deflators

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

BIP-Deflator Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer Produktivität Gewinne je BIP-Einheit Abgaben je BIP-Einheit 4

3

2

1

0

-1

-2 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.

Die längerfristigen Inflationserwartungen zeigten im Berichtsjahr einen kontinuier- lichen Anstieg gegenüber 2016. Gemäß dem Survey of Professional Forecasters der EZB verharrten die Erwartungen für die Teuerung in fünf Jahren mehrere Quartale in Folge bei 1,8 % und erhöhten sich dann im letzten Quartal 2017 auf 1,9 %. Die marktbasierten Messgrößen der langfristigen Inflationserwartungen, wie beispiels- weise der fünfjährige inflationsindexierte Swapsatz in fünf Jahren, nahmen ebenfalls größtenteils zu, während die sich aus Inflationsoptionen ergebende Deflationswahr- scheinlichkeit sehr niedrig blieb. Zugleich wies das zukunftsgerichtete Profil der marktbasierten Messgrößen der Inflationserwartungen weiterhin auf eine anhaltende Phase niedriger Preissteigerungsraten hin, und die Rückkehr zu Teuerungsraten von unter, aber nahe 2 % dürfte sich nur in sehr kleinen Schritten vollziehen.

Neutraler fiskalpolitischer Kurs und unterstützende Strukturreformen

Das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit im Euroraum ist im Berichtsjahr aufgrund der günstigen Konjunkturlage und sinkender Zinsausgaben nominal weiter gesunken. Den von Experten und Expertinnen des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaft-

EZB Jahresbericht 2017 20 lichen Projektionen vom Dezember 2017 zufolge ging die Defizitquote im Euroraum von 1,5 % im Jahr 2016 auf 1,1 % im Jahr 2017 zurück (siehe Abbildung 12). Hierzu leisteten strukturelle Konsolidierungsmaßnahmen einen im Durchschnitt begrenzten Beitrag.

Abbildung 12 Finanzierungssaldo und fiskalischer Kurs

(in % des BIP)

Fiskalischer Kurs (linke Skala) Finanzierungssaldo (rechte Skala) 2,0 8

1,5 6

1,0 4

0,5 2

0,0 0

-0,5 -2

-1,0 -4

-1,5 -6

-2,0 -8 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und von Experten des Eurosystems erstellte gesamtwirtschaftliche Projektionen vom Dezember 2017. Anmerkung: Der fiskalische Kurs wird anhand der Veränderung des konjunkturbereinigten Primärsaldos in % des BIP ohne Anrechnung temporärer Maßnahmen wie der staatlichen Unterstützungsleistungen für den Finanzsektor gemessen. Ein positiver Wert weist auf eine Straffung und ein negativer Wert auf eine Lockerung des haushaltspolitischen Kurses hin.

Die gesamtwirtschaftlichen Projektionen des Eurosystems deuten darauf hin, dass der – an der Veränderung des konjunkturbereinigten Primärsaldos gemessene – fiskalpolitische Kurs im Eurogebiet im Berichtsjahr weitgehend neutral war (siehe Abbildung 12).1 Für den Euroraum insgesamt mag eine neutrale Ausrichtung als angemessen gelten, um sowohl dem Erfordernis einer wirtschaftlichen Stabilisierung als auch der Notwendigkeit tragfähiger öffentlicher Finanzen gleichermaßen gerecht zu werden. Mit Blick auf die Beiträge der einzelnen Länder zum aggregierten Fiskalkurs dürfte die Entwicklung jedoch keineswegs optimal verlaufen sein. So blieben in einigen Staaten mit nach wie vor hohen öffentlichen Schuldenquoten, in denen zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen angezeigt wären, die für die Begrenzung der Schuldentragfähigkeitsrisiken erforderlichen Strukturreformen aus. Andere Länder mit tragfähigen öffentlichen Finanzen hingegen nutzten den ihnen zur Verfügung stehenden Spielraum nicht aus.

Aufgrund einer Verbesserung des Primärsaldos, der günstigen Konjunktur und der niedrigen Zinsen verringerte sich den Projektionen des Eurosystems zufolge die öffentliche Schuldenquote im Euroraum 2017 auf 87 %, verglichen mit 88,9 % im Jahr 2016 (siehe Abbildung 13). Dennoch war der Schuldenstand in einer Reihe von Euro-Ländern noch immer so hoch, dass ein plötzlicher Wiederanstieg der Zinssätze oder erneute Instabilität an den Finanzmärkten problematisch für sie werden könnte.

1 Zum Konzept des Fiskalkurses im Euroraum siehe EZB, Der fiskalische Kurs im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 4/2016, Juni 2016.

EZB Jahresbericht 2017 21 Abbildung 13 Bestimmungsfaktoren der öffentlichen Verschuldung

(in % des BIP)

Primärsaldo Deficit-Debt-Adjustments Zins-Wachstums-Differenzial Veränderung der Schuldenquote 6

4

2

0

-2 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und von Experten des Eurosystems erstellte gesamtwirtschaftliche Projektionen vom Dezember 2017. Anmerkung: Der Primärsaldo hat einen gegenläufigen Effekt auf die staatliche Schuldenquote, d. h., die Schuldenquote sinkt bei einem Primärüberschuss und steigt bei einem Primärdefizit.

Was die Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) in den einzelnen Mitgliedstaaten betrifft, so zeigte sich abermals ein gemischtes Bild. Positiv zu ver- merken sind die Verbesserungen bei der Erfüllung des nominalen Defizitkriteriums. Nachdem Griechenland und Portugal bereits im Jahresverlauf 2017 aus dem Defizitverfahren entlassen wurden und Frankreich sein übermäßiges Haushalts- defizit vor Jahresende beseitigt haben dürfte, unterliegt 2018 mit Spanien nur noch ein einziges Land im Euroraum diesem Verfahren. Ein negativer Befund, der auch durch die Herbstprognose 2017 der Europäischen Kommission bestätigt wird, ist hingegen der generell relativ geringe Fortschritt bei der Erfüllung der im präventiven Teil des SWP vorgeschriebenen strukturellen Konsolidierungsanforderungen.

Im Großen und Ganzen hat die Krise gezeigt, dass flexiblere Volkswirtschaften über eine größere Schockresilienz verfügen und dass sie sich tendenziell rascher wieder erholen und auf lange Sicht stärker wachsen. Zudem haben Länder, die Reformen an ihren Güter- und Arbeitsmärkten umgesetzt haben, seitdem positive Ergebnisse erzielt; nicht zuletzt aufgrund unterstützender finanzpolitischer und makroökonomischer Maßnahmen entfalten diese Reformen weiterhin ihre Wirkung.

Obwohl sich die Konjunkturerholung fortsetzt und an Breite gewinnt, könnte mehr getan werden, um entscheidende Hürden auf dem Weg zu einem nachhaltigeren und integrativeren Wachstum zu überwinden, beispielsweise durch Strukturreformen zur Steigerung des Arbeitsproduktivitätswachstums, das einen wesentlichen Faktor

EZB Jahresbericht 2017 22 für die Verbesserung des Lebensstandards darstellt,2 oder durch Maßnahmen, welche die Bilanzsanierung erleichtern, und effizientere gerichtliche und außer- gerichtliche Verfahren ermöglichen.3

Wie in Kasten 3 dargelegt, lässt sich anhand der Evidenz keine hemmende Wirkung der geldpolitischen Akkommodierung auf die Umsetzung von Reformen zeigen. Aller- dings werden wichtige Reformen mit geringerer Wahrscheinlichkeit durchgeführt, wenn das wirtschaftliche Umfeld günstig und der Druck durch externe Faktoren geringer ist. Gleichzeitig sind die bestehenden Reformhindernisse, vor allem politische Zwänge und der Widerstand von Interessengruppen, weiterhin als schwerwiegend einzustufen.4

Die Europäische Kommission konnte in ihrer Beurteilung der Reformanstrengungen auf Basis der länderspezifischen Kommissionsempfehlungen für 2017 nur in sehr wenigen Fällen eine „vollständige Umsetzung“ oder „substanzielle Fortschritte“ konstatieren; die meisten Fälle fielen in die Kategorie „einige Fortschritte“, „begrenzte Fortschritte“ oder „keine Fortschritte“. Demnach ist der Spielraum für weitere Reformen noch lange nicht ausgeschöpft.

Kasten 1 Arbeitsmarktstrukturpolitik im Euroraum

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich 2017 im Euroraum weiter verbessert. Im Zuge der von einer starken Beschäftigungsdynamik getragenen Erholung ist die Zahl der Erwerbstätigen seit Mitte 2013 um etwa 7,5 Millionen gestiegen und die Arbeitslosigkeit nachhaltig gesunken. Zudem hat der Aufschwung am Arbeitsmarkt auch sektoral spürbar an Breite gewonnen (siehe Abbildung A). Dennoch sind sowohl die Gesamt- als auch die Jugendarbeitslosigkeit nach wie vor hoch, und die Zahlen für die Arbeitslosigkeit im weiteren Sinn deuten auf eine hohe Unterbeschäftigung hin.5

2 Siehe EZB, Die Verlangsamung des Produktivitätswachstums im Euro-Währungsgebiet in einem globalen Kontext, Wirtschaftsbericht 3/2017, Mai 2017. 3 Siehe EZB, Verschuldung und Schuldenabbau des privaten Sektors in den Ländern des Euro- Währungsgebiets, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 4/2017, Juni 2017. 4 Siehe EZB, Bedarf an Strukturreformen im Euro-Währungsgebiet: Erkenntnisse aus einer Umfrage unter Großunternehmen, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 6/2017, September 2017. 5 Als unterbeschäftigt im weiteren Sinn gelten zusätzlich zu den in der amtlichen Arbeitslosenquote erfassten Arbeitslosen auch Personen, die a) momentan nicht nach Arbeit suchen, obwohl sie zur Verfügung stehen, b) aktiv Arbeit suchen, diese aber (noch) nicht aufnehmen können, und c) weniger Stunden arbeiten als sie möchten. Siehe EZB, Beurteilung der Unterauslastung am Arbeitsmarkt, Kasten 3, Wirtschaftsbericht 3/2017, Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 23 Abbildung A Sektorale Beschäftigungsentwicklung

Kumulierte Veränderung in % im Zeitraum Q3 2013-Q4 2015 Kumulierte Veränderung in % im Zeitraum Q1 2016-Q3 2017 6

4

2

0

-2 Gesamtwirtschaft Industrie ohne Baugewerbe Baugewerbe Marktbestimmte Dienstleistungen

Quellen: EZB-Berechnungen auf der Grundlage von Eurostat-Daten. Anmerkung: Die Darstellung beschränkt sich auf ausgewählte Sektoren. Zu den marktbestimmten Dienstleistungen zählen der Handel, Verkehrs- und Beherbergungsdienstleistungen, Informations- und Kommunikationsdienstleistungen, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie unternehmensnahe Dienstleistungen.

Die an Breite gewinnende Konjunkturbelebung wirkte sich günstig auf die Arbeitsmärkte im Eurogebiet aus. Zudem haben Strukturreformen nachweislich dazu beigetragen, dass sich die Reagibilität der Beschäftigung auf die BIP-Entwicklung während der Erholung in einigen Euro- Ländern erhöht hat.6 Hierzu zählen Maßnahmen, die über eine Lockerung des Kündigungsschutzes (etwa durch Abfindungskürzungen) oder durch flexiblere Löhne zu einer höheren Arbeitsmarkt- flexibilität führen. Aber auch Reformen an den Produktmärkten – darunter der Bürokratieabbau und die Senkung von Markteintrittsbarrieren sowie ein geringerer Schutz von etablierten Unternehmen oder Berufen – könnten raschere und umfassendere Beschäftigungsanpassungen in den Firmen ermöglicht haben.

In einer von der EZB durchgeführten Ad-hoc-Umfrage unter führenden gebietsansässigen Unter- nehmen zu Strukturreformen im Euroraum wurden Reformen zur weiteren Verbesserung der Arbeitnehmerflexibilität und Ausbildungsqualität als wichtige Faktoren für die künftige Entwicklung eingestuft (siehe Abbildung B).7 Drei der vier am häufigsten (d. h. von mindestens 80 % der Befragten) genannten Reformschwerpunkte waren Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, zur Erleichterung der Vergabe befristeter Arbeitsverträge und zur Lockerung der Kündigungsschutzbestimmungen. Außerdem gaben rund 50 % der Umfrageteilnehmer an, dass Reformen, die auf eine höhere Arbeitnehmerflexibilität abzielen, für sich genommen den größten Einfluss auf die Geschäftsergebnisse haben dürften, da sie für die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Bedeutung sind und es den Unternehmen zudem ermöglichen würden, besser auf die zunehmend volatile und sich strukturell verändernde Nachfrage zu reagieren. Ferner nannten über 90 % der Unternehmen Reformen zur Verbesserung der Qualität der Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten als maßgeblichen Faktor. Dieser Bereich wurde von den Teilnehmenden als besonders relevant erachtet, insbesondere vor dem Hintergrund des Wandels hin zu wissensintensiven Qualifikationen, der Digitalisierung und des langjährigen strukturellen

6 Siehe EZB, Zur Beziehung zwischen Beschäftigung und BIP seit der Krise, Wirtschaftsbericht 6/2016, September 2016. 7 Siehe EZB, Bedarf an Strukturreformen im Euro-Währungsgebiet: Erkenntnisse aus einer Umfrage unter Großunternehmen, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 6/2017, September 2017.

EZB Jahresbericht 2017 24 Mangels an technischen Fachkräften. Die Umfrageergebnisse verdeutlichten auch den Reformbedarf an den Produktmärkten und die Notwendigkeit weiterer Fortschritte bei der Vollendung des Binnenmarkts; beide Aspekte sind unabdingbar, um das gesamte Potenzial von Arbeitsmarktreformen zu nutzen.8

Abbildung B Arbeitsmarktpolitischer Reformbedarf im Euroraum laut einer Ad-hoc-Umfrage unter Unternehmen

(in % der befragten Unternehmen; Anordnung der Antworten nach Gesamtbewertung)

Sehr wichtig Wichtig Nicht wichtig

Flexible Arbeitszeitregelungen Verbesserung des Aus- und Fortbildungsangebots Flexibler Einsatz befristeter Verträge Lockerung der Kündigungsschutzbestimmungen Steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit Wiedereingliederung von Arbeitslosen Erleichterte Lohnanpassung Tarifsystem (Lohnverhandlungen und Lohnsetzung) Illegale Beschäftigung im informellen Sektor Leistungsfähigkeit der staatlichen Arbeitsagenturen Festlegung von Mindestlöhnen

-60 -40 -20 0 20 40 60 80 100

Quellen: EZB-Umfrage zu Strukturreformen und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Gestellt wurde die Frage: „Wie beurteilen Sie den Arbeitsmarktreformbedarf in den Ländern des Euroraums in Ihrem Sektor?“ Die negativen Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil der Umfrageteilnehmer, die den jeweiligen Faktor als „nicht wichtig“ beurteilten.

Die Lage am Arbeitsmarkt im Euroraum hat sich 2017 insgesamt weiter aufgehellt. Die Beschäfti- gung und das Arbeitskräfteangebot nahmen jeweils zu, während die Arbeitslosigkeit zurückging. Die Verbesserungen waren in allen Ländern und Sektoren zu beobachten. Strukturreformen leisteten einen Beitrag zu dieser Entwicklung, doch in einem sich kontinuierlich wandelnden Wirtschafts- umfeld bedarf es weiterer Anstrengungen, um die Qualifizierung und die Flexibilität der Arbeitskräfte zu erhöhen.

Kasten 2 Ein Erklärungsversuch zur verhaltenen Inflationsdynamik

Trotz des aktuellen Wirtschaftsaufschwungs befindet sich die Teuerung bereits längere Zeit auf niedrigem Niveau. Dies wirft Fragen bezüglich der Grenzen herkömmlicher Modelle auf. Insbe- sondere die Phillips-Kurve, die einen der grundlegenden gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge beschreibt, wird mittlerweile kritisch hinterfragt.

Welche Bestimmungsfaktoren der Inflation werden im Konzept der Phillips-Kurve unterschieden?

An erster Stelle sind die für eine Verankerung der Teuerung sorgenden Inflationserwartungen zu nennen. Die umfragebasierten Messgrößen der Inflationserwartungen gingen im Zeitraum nach 2013 zurück, sodass Bedenken aufkamen, wonach sich die Phillips-Kurve möglicherweise nach

8 Siehe EZB, Strukturelle Indikatoren des Geschäftsumfelds im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 8/2016, Dezember 2016.

EZB Jahresbericht 2017 25 unten verschoben hat, sodass sich für jedes einzelne Niveau der gesamtwirtschaftlichen Produktion eine niedrigere Teuerungsrate ergibt. Durch die Effekte des EZB-Programms zum Ankauf von Vermögenswerten und die verbesserten Konjunkturaussichten für den Euroraum wurden diese Risiken jedoch begrenzt und die Verankerung der Inflationserwartungen unterstützt. Im Jahresverlauf 2017 nahmen die genannten Bedenken noch weiter ab, da sowohl die umfragebasierten als auch die marktbasierten Messgrößen der langfristigen Inflationserwartungen wieder anstiegen.

Ein weiterer maßgeblicher Bestimmungsfaktor der Teuerung im Phillips-Kurven-Modell ist die Unterauslastung der Wirtschaft. Im Beobachtungszeitraum seit 2012, der von einer moderaten Entwicklung der HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel gekennzeichnet war, ging von der Unterauslastung ein negativer Beitrag zur Teuerung aus. Zurzeit vollzieht sich jedoch im Euroraum eine robuste Erholung mit einer deutlichen Verbesserung am Arbeitsmarkt. Folglich wird die während der Double-Dip-Rezession entstandene Unterauslastung wieder abgebaut und wirkt immer weniger negativ auf die Inflation.

Ein dritter relevanter Faktor sind die Importpreise, die sich vor allem in der Gesamtinflation bemerkbar machen. Zum HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel leisteten sie 2017 einen nur begrenzt negativen Beitrag.9

Ist die Phillips-Kurve noch ein geeignetes Analysewerkzeug?

Jüngste Forschungsarbeiten des ESZB beantworten diese Frage positiv.10 Abbildung A zeigt die Out-of-Sample-Prognosen für die HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel auf Basis einer breiten Gruppe von Benchmark-Modellen der Phillips-Kurve, die mit den tatsächlichen Werten ver- schiedener Messgrößen der Inflationserwartungen und der wirtschaftlichen Unterauslastung sowie mit der Entwicklung der Importpreise verknüpft sind. Die Schwankungsbreite der Schätzungen ist relativ groß, was auf eine hohe Modellunsicherheit hinweist. Zugleich zeigte die tatsächliche Inflationsdynamik im Beobachtungszeitraum eine recht gute Übereinstimmung mit den Prognosen, welche die hier gewählten Modelle geliefert hätten. Dies spricht für die Eignung der Phillips-Kurve als konzeptioneller Rahmen zur Analyse der Inflationsdynamik.11 Allerdings bewegten sich die Teuerungsraten eher am unteren Ende der prognostizierten Spanne, was darauf hindeutet, dass es noch weitere Einflussfaktoren gibt, die in den meisten der hier berücksichtigten Modelle nicht erfasst werden.

9 Eine modellbasierte Aufschlüsselung findet sich in EZB, Binnenwirtschaftliche und globale Antriebskräfte der Teuerung im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 4/2017, Juni 2017. 10 M. Ciccarelli und C. Osbat (Hrsg.), Low inflation in the euro area: causes and consequences, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 181, Januar 2017. 11 Zur Brauchbarkeit der Phillips-Kurve für die Analyse der Inflationsdynamik im Euroraum siehe auch M. Jarociński und M. Lenza, An inflation-predicting measure of the output gap in the euro area, Working Paper Series der EZB, Nr. 1966, September 2016 sowie E. Bobeica und M. Jarociński, Missing disinflation and missing inflation: the puzzles that aren’t, Working Paper Series der EZB, Nr. 2000, Januar 2017.

EZB Jahresbericht 2017 26 Abbildung A Bedingte Prognosen auf Basis der Phillips-Kurve für den Zeitraum nach der Krise

(Veränderung gegen Vorjahr in %)

Tatsächliche HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel 1,8

1,6

1,4

1,2

1

0,8

0,6

0,4

0,2

0 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Erster Prognosezeitraum ist das erste Quartal 2012. Der graue Bereich stellt die bedingte Prognose der HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel dar; ermittelt wird diese auf Basis einer Regressionsgleichung mit folgenden Elementen: Verzögerung der HVPI-Inflation selbst, verzögerte Importpreise, verzögerte Messgröße der wirtschaftlichen Unterauslastung (modellbasierte Schätzung der Produktionslücke, BIP-Wachstum, Arbeitslosenquote, modellbasierte Schätzung der Arbeitslosigkeitslücke bzw. Produktionslücke gemäß Schätzungen der Europäischen Kommission) und Messgröße der Inflationserwartungen (basierend auf den Daten von Consensus Economics mit Prognosehorizonten von einem bis sieben Quartalen sowie auf den Ergebnissen des Survey of Professional Forecasters der EZB in Bezug auf die Inflation in einem, zwei bzw. fünf Jahren).

Da die Teuerung in den unterschiedlichen Phillips-Kurven-Modellen im Allgemeinen eher über- schätzt wird, ist zu vermuten, dass die Benchmark-Modelle die Auswirkungen einiger inflations- bestimmender Faktoren nicht abbilden. Zu diesen Faktoren zählen eine mögliche Fehlmessung der binnenwirtschaftlichen Unterauslastung oder der Inflationserwartungen, ein größerer, die Wirkung der Importpreise übersteigender Einfluss globaler Faktoren sowie eine veränderte Reaktion der Inflation auf die wirtschaftliche Unterauslastung (d. h. eine Veränderung des Anstiegs der Phillips- Kurve).

Die binnenwirtschaftliche Unterauslastung lässt sich nicht direkt beobachten und ist ein mehrdimen- sionales Phänomen. Mithilfe unterschiedlicher Indikatoren der wirtschaftlichen Unterauslastung kann das Risiko von Fehlmessungen zwar minimiert, jedoch nicht vollständig beseitigt werden. Die Tatsache, dass sich die HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel eher am unteren Ende der Modellberechnungen bewegte, könnte auf eine höhere Unterauslastung der Wirtschaft hindeuten. Die Arbeitslosenquote ist tatsächlich gesunken, doch der Anteil der Unterbeschäftigten (d. h. Teil- zeitbeschäftigte, die gern mehr arbeiten würden, sowie Erwerbspersonen, die die Arbeitssuche aufgegeben haben) hat sich nach der Großen Rezession erhöht, was sich in der beobachteten Arbeitslosenquote nicht vollständig widerspiegelt.12

Zudem könnten herkömmliche Phillips-Kurven-Modelle, die lediglich die binnenwirtschaftliche Unterauslastung abbilden, größere Auswirkungen globaler Entwicklungen übersehen, die sich aus dem steigenden Integrationsgrad der Volkswirtschaften und dem zunehmenden Wettbewerb an den

12 Siehe EZB, Beurteilung der Unterauslastung am Arbeitsmarkt, Kasten 3, Wirtschaftsbericht 3/2017, Mai 2017 sowie B. Cœuré, Scars or scratches? Hysteresis in the euro area, Rede am International Center for Monetary and Banking Studies, Genf, 19. Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 27 Arbeits- und Gütermärkten ergeben. Diese Theorie lässt sich kaum empirisch belegen,13 und es spricht nur wenig dafür, dass bei der Analyse der Inflationsentwicklung im Euroraum anhand von Phillips-Kurven auch Messgrößen der globalen Unterauslastung und der Integration in globale Wertschöpfungsketten einbezogen werden sollten.14 Schließlich könnte die Überzeichnung der Teuerung im Standardmodell auch eine Verringerung nominaler Rigiditäten15 aufgrund von jüngst umgesetzten Strukturreformen widerspiegeln – etwa im Zusammenhang mit dem Rückgang der Tarifbindung.16 Möglicherweise hat sich der Anstieg der Phillips-Kurve infolgedessen verändert, doch in der statistischen Praxis lassen sich solche Kurvenverschiebungen nur schwer von Fehlmessungen der Unterauslastung unterscheiden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die herkömmlichen Phillips-Kurven-Modelle zwar ein gutes Verständnis der inflationsbestimmenden Faktoren ermöglichen, sie allerdings nicht die Komplexität des derzeitigen wirtschaftlichen Umfelds und dessen Einfluss auf die Entstehung von Inflation vollständig abbilden können. Zugleich spielt die wirtschaftliche Unterauslastung nach wie vor eine wichtige Rolle, und im Euroraum dürfte der konjunkturelle Aufschwung für einen allmählichen Anstieg des zugrunde liegenden Preistrends sorgen.

Kasten 3 Antriebskräfte für die Umsetzung von Strukturreformen

Nach Ausbruch der Krise wurden verstärkt Strukturreformen umgesetzt, insbesondere in den stärker anfälligen Ländern des Euroraums. Allerdings wurde diese Dynamik in den letzten Jahren nicht aufrechterhalten. Dies wirft die Frage auf, welche Antriebskräfte für die Durchführung von Reformen notwendig sind. Aufschluss hierüber soll ein Überblick über die Fachliteratur zu den begünstigenden und hemmenden Faktoren der Umsetzung von Reformen geben.

Die Notwendigkeit, überhaupt Reformen in Angriff zu nehmen, hängt entscheidend von den bestehenden wirtschaftlichen Strukturen eines Landes ab. Ein Staat, der im jeweiligen Politik- bereich vom Best-Practice-Niveau noch weit entfernt ist, wird größere Reformanstrengungen unternehmen müssen, um die Funktionsfähigkeit seiner Institutionen zu verbessern, als ein Land, das sich eng an den Best Practices orientiert. Dies lässt sich durch viele Beispiele aus der Literatur belegen.17

13 Ebenso schwierig ist es, den Einfluss des E-Commerce auf die Teuerung zu messen, wenngleich es unbestreitbar sein dürfte, dass sich durch die Digitalisierung der Wettbewerb verschärft und die Kosten für die Verwaltung von Lagerbeständen verringert haben, was die Inflation wiederum bremsen würde. 14 Siehe EZB, Binnenwirtschaftliche und globale Antriebskräfte der Teuerung im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 4/2017, Juni 2017, sowie C. Nickel, The role of foreign slack in domestic inflation in the Eurozone, VoxEU.org, 28. Juli 2017. 15 Siehe M. Porqueddu und S. Fabiani, Changing prices… changing times: evidence for Italy, Working Paper Series der EZB, Nr. 2002, Januar 2017, sowie M. Izquierdo, J. F. Jimeno, T. Kosma, A. Lamo, S. Millard, T. Rõõm und E. Viviano, Labour market adjustment in Europe during the crisis: microeconomic evidence from the Wage Dynamics Network survey, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 192, Juni 2017. 16 Siehe EZB, Abwärtsgerichtete Lohnstarrheit und die Rolle von Strukturreformen im Euro- Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 8/2015, Dezember 2015. 17 Siehe beispielsweise A. Bonfiglioli und G. Gancia, Economic Uncertainty and Economic Reforms, mimeo, 2016, und A. Dias Da Silva, A. Givone und D. Sondermann, When do countries implement structural reforms?, Working Paper Series der EZB, Nr. 2078, Juni 2017.

EZB Jahresbericht 2017 28 Des Weiteren beeinflusst offenbar die Wirtschaftslage die Wahrscheinlichkeit, dass Staaten handeln, indem sie ehrgeizige Strukturmaßnahmen ergreifen. In der Literatur wird dies mit dem Umstand in Verbindung gebracht, dass deutliche Wohlfahrtseinbußen, wie sie im Verlauf von tiefen Rezessionen18 und Phasen hoher Arbeitslosigkeit19 auftreten, die Kosten des Status quo sichtbarer und den Widerstand von Interessengruppen gegenüber Veränderungen geringer werden lassen.

Ein weiterer potenzieller Einflussfaktor ist die politische Landschaft.20 Insbesondere kann der jeweilige Zeitpunkt innerhalb der laufenden Legislaturperiode von Bedeutung sein; mit dem Näherrücken von Wahlen lässt möglicherweise der Reformeifer nach (etwa wenn die Maßnahmen wahrscheinlich mit erheblichen kurzfristigen Kosten verbunden sind). Neu gewählte Regierungen hingegen scheinen eine größere Reformneigung aufzuweisen, solange der nächste Wahltermin noch in weiter Ferne ist.21 In ähnlicher Weise steigt die Umsetzbarkeit von Reformen, sofern eine Partei über die notwendige parlamentarische Mehrheit verfügt.22 Zudem kann die politische Unter- stützung für Reformen bisweilen sehr gering sein, da die Verteilungsfolgen (d. h. die Gewinner bzw. Verlierer von Reformen) im Vorhinein nicht immer klar absehbar sind. Unter solchen Bedingungen wird tendenziell der Status quo bevorzugt.23 Ferner kann die Reformdynamik durch eine mangelnde Transparenz in Bezug auf (Eventual-)Verbindlichkeiten des Staates geschwächt werden. Eine Reihe von Analysen kommt – auch für fortgeschrittene Volkswirtschaften – zu dem Schluss, dass die Haushaltsgebarung häufig lückenhaft ist und dass ein echtes Verständnis für die tatsächliche Lage der öffentlichen Finanzen samt der diesbezüglichen Risiken oft nicht gegeben ist.24

In den bislang vorliegenden Arbeiten wurde noch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen hergestellt. Einerseits könnte eine reformorientierte Regierung die Zeit, in der es ihr gelingt, den Struktursaldo zu verbessern, auch noch für Reformen nutzen.25 Andererseits reicht das politische Kapital möglicherweise nur für das Engagement in einem der Bereiche aus, sodass die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung von Strukturreformen während einer Haushaltskonsolidierungsphase sinkt.26

18 Siehe Bonfiglioli und Gancia, ebd.; Dias Da Silva et al., ebd.; A. Drazen und W. Easterly, Do Crises Induce Reform? Simple Empirical Tests of Conventional Wisdom, in: Economics and Politics, Bd. 13, Nr. 2, 2001, S. 129-157; L. Agnello, V. Castro, J. T. Jalles und R. M. Sousa, What determines the likelihood of structural reforms?, in: European Journal of Political Economy, Bd. 37, Ausgabe C, 2015, S. 129-145. 19 Siehe Dias Da Silva et al., ebd., sowie R. Duval und J. Elmeskov, The effects of EMU on structural reforms in labour and product markets, Working Paper Series der EZB, Nr. 596, März 2006. 20 Siehe N. Leiner-Killinger, V. López Pérez, R. Stiegert und G. Vitale, Structural reforms in EMU and the role of monetary policy – a survey of the literature, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 66, Juli 2007. 21 Siehe A. Alesina, R. Perotti und J. Tavares, The Political Economy of Fiscal Adjustments, in: Brookings Papers on Economic Activity, Bd. 29, Nr. 1, 1998, S. 197-266, und R. Duval, Is there a role for macroeconomic policy in fostering structural reforms? Panel evidence from OECD countries over the past two decades, in: European Journal of Political Economy, Bd. 24, Nr. 2, 2008, S. 491-502. 22 Siehe Dias Da Silva et al., ebd. 23 Siehe R. Fernandez und D. Rodrik, Resistance to Reform: Status Quo Bias in the Presence of Individual-Specific Uncertainty, in: American Economic Review, Bd. 81, Nr. 5, 1991, S. 1146-1155. Denkbar wäre beispielsweise eine auf Arbeitnehmerseite bestehende Ablehnung gegenüber Privatisierungen, weil unklar ist, ob die derzeitigen Qualifikationen danach noch benötigt werden; siehe z. B. J. De Haan, S. Lundström und J. E. Sturm, Market-oriented institutions and policies and economic growth: A critical survey, in: Journal of Economic Surveys, Bd. 20, Nr. 2, 2006, S. 157-191. 24 Siehe C. Wyplosz, Large and Unknown Implicit Liabilities: Policy Implications for the Eurozone, Graduate Institute of International Economics and Centre for Economic Policy Research, 2004. 25 Dias Da Silva et al., ebd., belegt dies für einige Bereiche. 26 Siehe Duval und Elmeskov, ebd.

EZB Jahresbericht 2017 29 Nur wenige Studien befassen sich mit der Frage, welchen Einfluss die Zinssätze auf die Durchfüh- rung von Reformen haben. Dias Da Silva et al. zeigen für einige Reformbereiche und Spezifikation- en einen Zusammenhang zwischen niedrigeren kurzfristigen Zinsen und einer höheren Reformum- setzungswahrscheinlichkeit. Für andere Spezifikationen lässt sich diesbezüglich jedoch keine signifikante Beziehung nachweisen. Die signifikant negative Korrelation könnte als antizipierter positiver Effekt niedriger Zinsen auf den gesamtstaatlichen Haushaltssaldo (aufgrund etwas geringerer Finanzierungskosten) oder aber auf Wachstum und Beschäftigung verstanden werden, wobei die Haushaltspolitik durch den letztgenannten Effekt wiederum mehr Spielraum hätte, einen Ausgleich für die von Reformen betroffenen Bevölkerungsgruppen herbeizuführen.27

Gütermarktreformen ebnen tendenziell den Weg für Arbeitsmarktreformen.28 Dies steht im Einklang mit der Argumentation, dass Gütermarktreformen günstigere Bedingungen für eine Lockerung des Kündigungsschutzes schaffen, da sie die Neugründung von Unternehmen erleichtern und somit die Beschäftigungsmöglichkeiten insgesamt verbessern.29 Gleichzeitig bewirken diese Reformen eine Verringerung der ökonomischen Renten, wodurch wahrscheinlich auch der Widerstand gegen Arbeitsmarktreformen sinkt.30

Neben binnenwirtschaftlichen Faktoren in den jeweiligen Ländern wird die Dynamik von Struktur- reformen auch durch externen Druck verstärkt. Durch die Finanzhilfeprogramme oder die europäischen Richtlinien zum Binnenmarkt standen die nationalen Regierungen unter Druck, Reformen an den Gütermärkten durchzuführen.31 Zudem lässt sich für die fünf Jahre vor Beitritt eines Landes zur EU ein größerer Reformeifer feststellen (möglicherweise auch aufgrund des Anreizes, die Beitrittskriterien zu erfüllen), während für die Jahre danach das Gegenteil zu beobachten ist.32

Abschließend lässt sich festhalten, dass eine schwache Ausgangsposition, ein nachteiliges gesamtwirtschaftliches Umfeld und externer Druck die Reformbereitschaft verstärken können. Darüber hinaus scheint ein günstiges politisches Umfeld (d. h. eine Mehrheit der Regierungspartei in allen Parlamentskammern und eine hinreichend lange Zeitspanne bis zu den nächsten wichtigen Wahlen) die Umsetzung strukturpolitischer Maßnahmen insgesamt zu erleichtern. Ferner stellen einige Studien einen – wenngleich nicht immer robusten – Zusammenhang zwischen einer expansiven Geldpolitik und der verstärkten Umsetzung von Reformen fest. In der Fiskalpolitik wiederum scheint es so, dass die Ergebnisse der Reformumsetzung vom jeweils untersuchten Politikbereich abhängen.

27 Siehe R. J. Gordon, Macroeconomic Policy in the Presence of Structural Maladjustment, Working Paper des National Bureau of Economic Research (NBER), Nr. 5739, 1996. 28 Siehe Dias Da Silva et al., ebd. 29 Siehe J. Høj, V. Galasso, G. Nicoletti, und T.-T. Dang, The Political Economy of Structural Reform: Empirical Evidence from OECD Countries, Working Paper des OECD Economics Department, Nr. 501, 2006, sowie O. Blanchard und F. Giavazzi, Macroeconomic Effects of Regulations and Deregulation in Goods and Labour Markets, in: Quarterly Journal of Economics, Bd. 118, Nr. 3, 2003, S. 879-907. 30 Siehe G. Saint-Paul, The Political Economy of Labour Market Institutions, Oxford University Press, Oxford, 2000. 31 Ähnliche Sichtweisen finden sich in W. Tompson und R. Price, The Political Economy of Reform: Lessons from Pensions, Product Markets and Labour Markets in Ten OECD Countries, OECD Publishing, Paris, 2009, sowie Bonfiglioli und Gancia, ebd. 32 Siehe Dias Da Silva et al., ebd.

EZB Jahresbericht 2017 30 1.3 Finanzmarktentwicklungen und Geldmengenwachstum

Die Entwicklungen an den Finanzmärkten des Euroraums waren im Jahr 2017 in hohem Ausmaß von den positiven gesamtwirtschaftlichen Aussichten sowie von der weiterhin akkommodierenden Geldpolitik der EZB bestimmt. So blieben die Geld- marktsätze und die längerfristigen Anleiherenditen auf sehr niedrigem Niveau. Außerdem stiegen die Kurse der Aktien von Banken und nichtfinanziellen Unter- nehmen deutlich an, da die verbesserten gesamtwirtschaftlichen Aussichten steigende Gewinne erwarten ließen und die Risikobereitschaft erhöhten. Das Geldmengenwachstum war robust, während sich die schrittweise Erholung des Kreditwachstums fortsetzte.

Stabilisierung der Euro-Geldmarktsätze auf sehr niedrigem Niveau

Vor dem Hintergrund unveränderter EZB-Leitzinsen und des weiterhin expansiven geldpolitischen Kurses im gesamten Berichtsjahr blieben die Geldmarktsätze außergewöhnlich niedrig.

Der EONIA (Euro Overnight Index Average) blieb mit einem Durchschnittswert von etwa -36 Basispunkten stabil (siehe Abbildung 14), während der Dreimonats- EURIBOR leicht nachgab und sich bei rund -33 Basispunkten stabilisierte. Diese Entwicklung stand im Einklang mit dem Aufwärtstrend der Überschussliquidität, die der Bankensektor im Euroraum infolge der geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB aufgebaut hat. Die Überschussliquidität stieg im Jahresverlauf um 600 Mrd € auf ein Niveau von rund 1 800 Mrd € zu Jahresende 2017 (siehe auch Abschnitt 2.3). Am besicherten Geldmarkt blieben die Reposätze auf von Euro- Ländern begebene Sicherheiten weiterhin sehr heterogen. Einige Reposätze lagen im Bereich des Zinssatzes für die Einlagefazilität der EZB, andere wiederum weit darunter; dies spiegelt die unterschiedlichen Marktbedingungen in den einzelnen Segmenten wider. So schlug sich die starke Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Sicherheiten jeweils zu Quartalsende in deutlichen Änderungen bei den Reposätzen nieder.

EZB Jahresbericht 2017 31 Abbildung 14 Geldmarktsätze

(in % p. a.; Tageswerte)

EONIA Dreimonats-EURIBOR RepoFunds Rate (Deutschland) RepoFunds Rate (Italien) Einlagesatz der EZB Hauptrefinanzierungssatz der EZB 0,2

0,0

-0,2

-0,4

-0,6

-0,8

-1,0

-1,0

-5,0 01/17 02/17 03/17 04/17 05/17 06/17 07/17 08/17 09/17 10/17 11/17 12/17

Quellen: EZB und Bloomberg. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 3. November 2017.

Weitgehend stabile Entwicklung der Staatsanleiherenditen im Euroraum und deutlicher Anstieg der Aktienkurse

Die Staatsanleiherenditen im Euroraum blieben 2017 weitgehend stabil, wenn auch auf einem höheren Durchschnittsniveau als 2016; darin spiegelten sich die Netto- effekte der schrittweisen Verbesserung der Konjunkturaussichten für die Euro- Länder und des Ausblicks für die Weltkonjunktur wider (siehe Abbildung 15) sowie, damit zusammenhängend, das nun als geringer wahrgenommene Deflationsrisiko und der weiterhin akkommodierende geldpolitische Kurs der EZB. Die BIP- gewichtete Durchschnittsrendite zehnjähriger Staatsanleihen im Euroraum lag mit 1,0 % am 29. Dezember 2017 unverändert auf dem Durchschnittsniveau vom Dezember 2016. Der Renditeabstand zehnjähriger Staatsanleihen der Euro-Länder gegenüber deutschen Bundesanleihen ging zurück; dies galt angesichts ihrer verbesserten Bonitätseinstufung im Jahresverlauf 2017 insbesondere für Portugal und Griechenland.

EZB Jahresbericht 2017 32 Abbildung 15 Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Euroraum, in den Vereinigten Staaten und in Deutschland

(in % p. a.; Tageswerte)

Euroraum Vereinigte Staaten Deutschland

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0

-0,5 01/16 04/16 07/16 10/16 01/17 04/17 07/17 10/17

Quellen: Bloomberg, Thomson Reuters Datastream und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Angaben für den Euroraum beziehen sich auf den BIP-gewichteten Durchschnitt der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 29. Dezember 2017.

Angesichts des kräftigeren inländischen und weltweiten Wirtschaftswachstums und des niedrigen Zinsniveaus zogen die Aktienkurse im Euroraum 2017 stark an. Konkret war beim Gesamtindex für die Notierungen nichtfinanzieller Unternehmen im Jahresverlauf ein Anstieg um 12 % und beim Index für Aktien von Banken ein Anstieg um 14 % zu verzeichnen. Die Aktienkurse nichtfinanzieller Unternehmen stiegen in den Vereinigten Staaten etwas rascher als im Euroraum, da angesichts der geplanten Senkung der Körperschaftsteuern in den USA eine positive Ertrags- entwicklung erwartet wird. Dennoch verharrten sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Euroraum die Aktienrisikoprämien,33 die für den Renditeaufschlag stehen, den Anleger dafür verlangen, dass sie Aktien statt langfristiger Anleihen halten, auf einem deutlich höheren Niveau als vor Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008.

33 Nähere Einzelheiten zur verwendeten Berechnungsmethode für Aktienrisikoprämien finden sich in EZB, Determinanten der Kursentwicklung an den Aktienmärkten des Euro-Währungsgebiets in jüngster Zeit, Kasten 2, Wirtschaftsbericht 5/2017, August 2017.

EZB Jahresbericht 2017 33 Abbildung 16 Aktienindizes im Euroraum und in den Vereinigten Staaten

(Index: 1. Januar 2016 = 100)

Nichtfinanzielle Unternehmen (Euroraum) Banken (Euroraum) Nichtfinanzielle Unternehmen (Vereinigte Staaten) Banken (Vereinigte Staaten) 160

140

120

100

80

60 01/16 04/16 07/16 10/16 01/17 04/17 07/17 10/17

Quelle: Thomson Reuters Datastream. Anmerkung: Für den Euroraum: Euro-STOXX-Index für Bankaktien und Datastream-Index für Aktien nichtfinanzieller Unternehmen; für die Vereinigten Staaten: Bankenindex von Standard & Poor’s sowie Datastream-Index für Aktien nichtfinanzieller Unternehmen. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 29. Dezember 2017.

Verstärkte Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen und privaten Haushalte

Insgesamt herrschten weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen für Unter- nehmensinvestitionen. Die Außenfinanzierungsströme nichtfinanzieller Unternehmen erhöhten sich und lagen über dem Durchschnittsniveau des Vorjahrs (siehe Abbil- dung 17). Längerfristig gesehen stützte sich die Erholung der Außenfinanzierungs- ströme nichtfinanzieller Unternehmen seit ihrem Tiefstand im vierten Quartal 2013 auf folgende Faktoren: a) günstige Finanzierungskosten, einschließlich gelockerter Kreditrichtlinien der Banken, b) den anhaltenden Konjunkturaufschwung und c) eine große Anzahl an Fusionen und Übernahmen. Auch die akkommodierende Geldpolitik der EZB erleichterte den nichtfinanziellen Unternehmen den Zugang zu markt- basierten Finanzierungen. Insbesondere das im Juni 2016 eingeführte Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) unterstützte die Nettoemission von Schuldverschreibungen durch nichtfinanzielle Unternehmen (siehe Abschnitt 2.2).

EZB Jahresbericht 2017 34 Abbildung 17 Netto-Außenfinanzierungsströme an nichtfinanzielle Unternehmen im Euroraum

(jährliche Ströme; in Mrd €)

MFI-Kredite Schuldverschreibungen Börsennotierte Aktien Nicht börsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte Sonstige Kredite Sonstige Insgesamt

1 500

1 250

1 000

750

500

250

0

-250

-500 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Eurostat und EZB. Anmerkung: Der Posten „Sonstige Kredite“ umfasst Kredite von Nicht-MFIs (sonstige Finanzinstitute, Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen) und Kredite aus der übrigen Welt. MFI-Kredite und Kredite von Nicht-MFIs sind um Kreditverkäufe und -verbriefungen bereinigt. Der Posten „Sonstige“ bezieht sich auf die Differenz zwischen dem Finanzierungsaufkommen insgesamt und dem Gesamtanteil der in der Abbildung angeführten Instrumente und umfasst Kredite zwischen Unternehmen und Handelskredite. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017.

Seit dem Ausbruch der Krise hat die Finanzierung über Nichtbanken erheblich an Bedeutung gewonnen.34 Während die Nettoströme der Kreditvergabe monetärer Finanzinstitute (MFIs) während bzw. nach der Krise tendenziell zurückgingen und sich während einiger Jahre ins Negative kehrten, blieben die Finanzierungsströme aus anderen Quellen (z. B. aus Emissionen von börsennotierten und nicht börsen- notierten Aktien und Schuldverschreibungen) positiv. Die zunehmende Bedeutung von Nichtbanken als Finanzierungsquellen der nichtfinanziellen Unternehmen des Euroraums hängt mit zyklischen sowie strukturellen Faktoren zusammen (siehe Kasten 4). Dessen ungeachtet war die Vergabe von MFI-Krediten an nichtfinanzielle Unternehmen seit 2014 per saldo wieder positiv.

Bezogen auf aushaftende Bestände stellten Kredite, die vom Finanzsektor des Euroraums insgesamt bereitgestellt wurden, das wichtigste Finanzierungsinstrument dar. Im dritten Quartal 2017 entfielen auf Kredite des Finanzsektors rund 56 % aller an nichtfinanzielle Unternehmen vergebenen Kredite. Von allen von nichtfinanziellen Unternehmen begebenen börsennotierten Aktien wurden rund 29 % vom Finanz- sektor gehalten, was einem leichten Anstieg gegenüber 2013 entspricht. Die vom Finanzsektor (ohne Eurosystem) gehaltenen Schuldverschreibungen erreichten im dritten Quartal 2017 einen Anteil von rund 68 % aller von nichtfinanziellen Unter- nehmen begebenen Schuldverschreibungen, womit auch hier ein kleines Plus gegenüber 2013 zu verzeichnen war. Mit einem Anteil von rund 73 % an den vom

34 Nähere Einzelheiten finden sich in EZB, Die Rolle der nichtmonetären Finanzinstitute im Euro- Währungsgebiet bei der Finanzintermediation, Wirtschaftsbericht 4/2016, Juni 2016.

EZB Jahresbericht 2017 35 Finanzsektor insgesamt an nichtfinanzielle Unternehmen vergebenen Krediten im dritten Quartal 2017 blieben MFIs auch weiterhin die wichtigsten Kreditfinanzierungs- quellen für nichtfinanzielle Unternehmen, wiewohl dieser Anteil etwas niedriger ausfiel als 2013.35

Die Jahreswachstumsrate der Gesamtkreditvergabe an private Haushalte zog im Berichtsjahr ebenfalls an, wofür in erster Linie die Bankkredite verantwortlich waren. Nach wie vor leisteten dabei Wohnungsbaukredite den weitaus größten Wachstums- beitrag. Zugleich wurde bei den Verbraucherkrediten ein Aufschwung verzeichnet, während die übrige Kreditvergabe zurückging.

Darüber hinaus wuchs das Nettovermögen der privaten Haushalte in den ersten drei Quartalen 2017 mit robustem Tempo. Vor allem anhaltende Preissteigerungen bei Wohnimmobilien sorgten für beträchtliche Bewertungsgewinne für die privaten Haus- halte (siehe Kasten 6). Das Anziehen der Aktienkurse im Jahr 2017 führte außerdem zu einem Anstieg des Geldvermögens der privaten Haushalte und leistete so einen bedeutenden Beitrag zum Wachstum des Nettovermögens. Die Bruttoverschuldung der privaten Haushalte – gemessen als prozentualer Anteil am nominal verfügbaren Bruttoeinkommen – ging im Berichtsjahr weiter zurück, lag aber dennoch deutlich über dem durchschnittlichen Vorkrisenniveau.

Geldmengenwachstum weitgehend stabil

Die Entwicklung der weit gefassten Geldmenge blieb im Berichtsjahr weiterhin robust (siehe Abbildung 18). So lag das jährliche M3-Wachstum im Dezember 2017 bei 4,6 %, verglichen mit 5,0 % am Ende des Vorjahrs. Das 2017 beobachtete Wachstum der weit gefassten Geldmenge entsprach dem seit Mitte 2015 verzeichneten stetigen Tempo der monetären Expansion. Der Anstieg der Geldmenge M3 wurde weiterhin durch ihre liquidesten Komponenten bestimmt, da die Opportunitätskosten für das Halten liquider Einlagen angesichts der sehr niedrigen Zinsen und einer flachen Zinsstrukturkurve gering waren. Zudem waren der anhaltende Wirtschaftsaufschwung und die Sondermaßnahmen der EZB, insbesondere das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP), wichtige Bestimmungsfaktoren für die monetäre Entwicklung im Euroraum. Der Zuwachs bei der Geldmenge M1, die von der starken Zunahme der von privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen gehaltenen täglich fälligen Einlagen profitierte, lag im Dezember 2017 weitgehend unverändert bei 8,6 %, gegenüber 8,8 % im Dezember 2016.

35 Nähere Einzelheiten finden sich in EZB, Report on financial structures, Abschnitt 1.2, Oktober 2017.

EZB Jahresbericht 2017 36 Abbildung 18 M3 und Kreditvergabe an den privaten Sektor

(Veränderung gegen Vorjahr in %)

M3 Buchkredite an den privaten Sektor 6

5

4

3

2

1

0

-1

-2

-3 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Inländische Gegenposten weiterhin wichtigste Stütze des Wachstums der weit gefassten Geldmenge

Der Erwerb von Staatsanleihen durch das Eurosystem (siehe Abbildung 19, rote Balken), der vor allem im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP) erfolgte, leistete einen positiven Beitrag zum M3- Wachstum. Ab April 2017 wurden die durchschnittlichen monatlichen Ankäufe im Rahmen des APP um 20 Mrd € gedrosselt, wodurch sich auch die Auswirkungen der APP-Ankäufe auf das M3-Wachstum verringerten. Darüber hinaus übten die inländischen Gegenposten ohne Kredite an öffentliche Haushalte 2017 einen positiven Einfluss auf das M3-Wachstum aus (siehe Abbildung 19, blaue Balken). Dazu trugen zwei Faktoren bei: Erstens wirkte sich die gegenwärtige Erholung der Kreditvergabe an den privaten Sektor (siehe Abbildung 18) positiv auf das M3- Wachstum aus. Hierunter fallen sowohl MFI-Kredite an den privaten Sektor als auch die MFI-Bestände an Wertpapieren des privaten Sektors (ohne MFIs) im Euroraum. Zu Letzteren zählen auch die vom Eurosystem im Rahmen des CSPP angekauften Schuldverschreibungen von Nicht-MFIs. Zweitens stützte der fortdauernde Rückgang der längerfristigen finanziellen Verbindlichkeiten der MFIs (ohne Kapital und Rücklagen), die in den inländischen Gegenposten ohne Kredite an öffentliche Haushalte enthalten sind, das M3-Wachstum. Die Jahresänderungsrate dieser Verbindlichkeiten der MFIs ist seit dem zweiten Quartal 2012 negativ. Bedingt ist dies zum Teil durch die Auswirkungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB, die als Ersatz für längerfristige marktbasierte Finanzierungsquellen gedient haben dürften. Diese Entwicklung war auch auf den verhältnismäßig flachen Verlauf der Zinsstrukturkurve zurückzuführen, der mit den geldpolitischen Maßnahmen der EZB zusammenhängt, die den Anreiz zur Haltung langfristiger Einlagen und

EZB Jahresbericht 2017 37 Bankanleihen für die Anleger verminderten. Im Gegensatz dazu trug der Verkauf von Staatsanleihen durch gebietsansässige MFIs (ohne Eurosystem) zum negativen Jahreswachstum der Kreditvergabe an öffentliche Haushalte durch MFIs (ohne Eurosystem) und somit zur Dämpfung des M3-Wachstums bei (siehe Abbildung 19, grüne Balken). Außerdem leistete die Netto-Auslandsposition des MFI-Sektors weiterhin einen negativen Beitrag zum jährlichen Wachstum der Geldmenge M3 (siehe Abbildung 19, gelbe Balken).

Abbildung 19 Geldmenge M3 und ihre Gegenposten

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

M3 Außenwirtschaftliche Gegenposten (Nettoforderungen) Vom Eurosystem gehaltene Staatsschuldverschreibungen Kredite an öffentliche Haushalte durch sonstige MFIs Inländische Gegenposten ohne Kredite an öffentliche Haushalte 10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB. Anmerkung: Der Posten „Inländische Gegenposten ohne Kredite an öffentliche Haushalte“ umfasst längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten (einschließlich Kapital und Rücklagen) der MFIs, MFI-Kredite an den privaten Sektor sowie sonstige Gegenposten.

Kasten 4 Die Finanzierungsstruktur nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte im Euroraum

Die Finanzierungsstruktur des nichtfinanziellen privaten Sektors ist nicht nur für die Transmission der Geldpolitik auf die Realwirtschaft von entscheidender Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf die Schockresistenz ganzer Wirtschaftsräume. Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten, wo marktbasierte Finanzierungen eine dominante Rolle spielen, werden im Euroraum die Ausgaben des nichtfinanziellen privaten Sektors in erster Linie durch Banken finanziert.

Seit 2007 ging der Anteil der Bankkredite (MFI-Kredite) am Gesamtbestand der Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum deutlich zurück. Im dritten Quartal 2017 stellten Bankkredite 12,4 % der Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen dar (Bestände; siehe Tabelle A); dieser Wert ist um 4,1 Prozentpunkte niedriger als der Vergleichswert aus dem Jahr 2007.36 Zugleich betrug der Anteil der Bankkredite an der Fremdkapitalfinanzierung der

36 Die Außenfinanzierung insgesamt umfasst die Fremdkapitalfinanzierung und die Eigenkapitalfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen.

EZB Jahresbericht 2017 38 nichtfinanziellen Unternehmen im dritten Quartal des Berichtsjahrs 27,7 % und lag somit um 9,2 Prozentpunkte unter dem 2007 verzeichneten Wert.37 Der Anteil der Bankkredite an der Außen- bzw. Fremdkapitalfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen fällt deutlich höher (und dessen Rückgang deutlich stärker) aus, wenn die intrasektorale Finanzierung unberücksichtigt bleibt. Unter dieser Prämisse hatten Bankkredite 2017 einen Anteil von 44,9 % an der Fremdkapitalfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen, gegenüber 59,5 % im Jahr 2007. Dass Bankkredite hier eine weniger bedeutende Rolle für die nichtfinanziellen Unternehmen spielen, hängt in erster Linie mit der Entwicklung der Finanzierungsstruktur großer Unternehmen zusammen. Demgegenüber finanzieren sich kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), die das Rückgrat der Wirtschaft des Euroraums bilden, weiterhin vorwiegend über Bankkredite. Auf von nichtfinanziellen Unternehmen begebene Schuldverschreibungen, Kredite von Nicht-MFIs und Kredite aus der übrigen Welt gemeinsam entfielen im dritten Quartal 2017 13,0 % der Außenfinanzierung und 29,2 % der Fremdkapitalfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen. Gegenüber 2007 stiegen diese Anteile um 4,0 bzw. 9,1 Prozentpunkte an. Kredite von Nicht-MFIs und Kredite aus der übrigen Welt umfassen u. a. Kredite von Finanzierungszweckgesellschaften38 an deren Mutterunternehmen, die über die Emission von Schuldverschreibungen der Tochterunternehmen finanziert wurden. Auf von nichtfinanziellen Unternehmen begebene börsennotierte Aktien, nicht börsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte entfielen im dritten Quartal 2017 55,4 % der Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen. Dieser kumulierte Anteil ist seit 2007 weitgehend unverändert, da die Bewertungsrückgänge aufgrund der niedrigeren Aktienkurse durch die Nettoemission von Aktien und einen Anstieg der einbehaltenen Gewinne während der Krise ausgeglichen wurden.39

37 Unter Fremdkapitalfinanzierung sind die Gesamtverbindlichkeiten ohne börsennotierte Aktien, nicht börsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte zu verstehen. 38 Finanzierungszweckgesellschaften sind in der Regel in einem anderen Land (innerhalb oder außerhalb des Euroraums) ansässig als ihre Mutterunternehmen, um von günstigen steuerlichen Bedingungen und Finanztechnologien zu profitieren. 39 Einbehaltene Gewinne werden in den Sektorkonten als nichtfinanzielle Transaktionen geführt und wie im betrieblichen Rechnungswesen der Innenfinanzierung (nicht den Finanztransaktionen) zugerechnet. Der Marktwert des umlaufenden Eigenkapitals nichtfinanzieller Unternehmen kann aber aufgrund von Neubewertungen in den Unternehmensbilanzen steigen.

EZB Jahresbericht 2017 39 Tabelle A Bilanzstruktur der nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum

(Bestände in % der Gesamtverbindlichkeiten)

Veränderung zwischen 2007 2017 2007 und 2017

Ins- Ohne intrasektorale Ins- Ohne intrasektorale Ins- Ohne intrasektorale gesamt Finanzierung gesamt Finanzierung gesamt Finanzierung

MFI-Kredite 16,5 19,9 12,4 14,9 -4,1 -5,0

Begebene Schuldverschreibungen 2,5 3,0 4,1 5,0 1,6 1,9

Begebene börsennotierte Aktien 19,7 23,7 17,9 21,6 -1,8 -2,1

Kredite von Nicht-MFIs 2,5 3,1 4,6 5,5 2,0 2,4

Kredite aus der übrigen Welt 3,9 4,7 4,4 5,2 0,4 0,5

Begebene nicht börsennotierte 35,6 42,8 37,5 45,2 1,9 2,4 Aktien und sonstige Anteilsrechte

Intrasektorale Finanzierung 16,9 - 17,0 - 0,1 -

Sonstige 2,3 2,7 2,2 2,6 -0,1 -0,1

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 0,0 0,0

Nachrichtlich: Anteile an der Fremdkapitalfinanzierung insgesamt

MFI-Kredite 37,0 59,5 27,7 44,9 -9,2 -14,6

Begebene Schuldverschreibungen 5,6 9,1 9,3 15,0 3,6 5,9

Kredite von Nicht-MFIs 5,7 9,2 10,2 16,5 4,5 7,4

Kredite aus der übrigen Welt 8,8 14,1 9,8 15,8 1,0 1,7

Intrasektorale Finanzierung 37,8 - 38,2 - 0,4 -

Sonstige 5,1 8,2 4,8 7,8 -0,3 -0,4

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 0,0 0,0

Quellen: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017. An sonstigen Verbindlichkeiten sind unter den Gesamtverbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen nur Handelskredite erfasst. In der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung wird das Eigenkapital zum Marktwert unter den Gesamtverbindlichkeiten erfasst. „Kredite von Nicht-MFIs“ umfassen von sonstigen Finanzinstituten (SFIs) sowie von Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen (VGPEs) an nichtfinanzielle Unternehmen vergebene Kredite. „Intrasektorale Finanzierung“ umfasst Kredite zwischen Unternehmen und Handelskredite. Der Posten „Sonstige“ bezieht sich auf die Differenz zwischen dem Posten „Insgesamt“ und dem Gesamtanteil der in der Tabelle angeführten Instrumente. Unter Fremdkapitalfinanzierung insgesamt ist die Gesamtfinanzierung ohne börsennotierte Aktien, nicht börsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte zu verstehen.

Der Anteil von Bankkrediten und Krediten sonstiger Finanzinstitute (SFIs) an der Gesamtkredit- vergabe an private Haushalte ist in den letzten zehn Jahren praktisch unverändert geblieben. Im dritten Quartal 2017 entfielen auf Bank- und SFI-Kredite 86,4 % bzw. 7,9 % der insgesamt an private Haushalte im Euroraum vergebenen Kredite (Bestände; siehe Abbildung A). Ein Großteil der Bankkredite an private Haushalte (75,3 % aller Bankkredite an den Haushaltssektor) sind Wohnungsbaukredite. Der Rest entfällt auf Konsumentenkredite (d. h. Kredite für den persön- lichen Konsum von Gütern und Dienstleistungen) und auf „sonstige Kredite an private Haushalte“ (z. B. Kredite an Familienunternehmen, Kredite für Ausbildungszwecke). 11,7 % bzw. 13,0 % der gesamten Kreditvergabe der Banken an private Haushalte entfallen auf diese beiden Kategorien. Aufgrund ihres vorherrschenden Verwendungszwecks haben die meisten Bankkredite an private Haushalte im Euroraum eine längere Laufzeit. Zu sonstigen Finanzierungsquellen zählen Kredite von SFIs und Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen (VGPEs). Zu SFIs zählen z. B. Nichtbanken, die auf die Vergabe von Konsumentenkrediten spezialisiert sind, sowie finanzielle Mantelkapitalgesellschaften/Verbriefungszweckgesellschaften (FMKGs), die Verbriefungen ursprünglich von Banken vergebener Hypotheken- und Konsumentenkredite vornehmen; VGPEs vergeben Wohnungsbaukredite. Quantitativ gesehen spielen derartige

EZB Jahresbericht 2017 40 Institute jedoch nur in wenigen Euro-Ländern eine nennenswerte Rolle bei der Bereitstellung von Finanzierungsmitteln für private Haushalte.

Abbildung A Bilanzstruktur der privaten Haushalte im Euroraum

(in % der ausstehenden Gesamtkredite)

MFI-Kredite SFI-Kredite VGPE-Kredite Sonstige 100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0 2007 2017

Quellen: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017. Der Posten „Sonstige“ bezieht sich auf die Differenz zwischen den Gesamtkrediten und dem Gesamtanteil der in der Abbildung angeführten Gläubigersektoren.

Der steigende Anteil der Finanzierung über Nichtbanken an der gesamten Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum seit 2008 hängt mit zyklischen sowie strukturellen Faktoren zusammen. In der Vergangenheit stützten sich Unternehmen bei der Neuaufnahme von Außenfinanzierungen vornehmlich auf Bankkredite.40 Im Euroraum waren die Netto- Finanzierungsströme von Banken an Unternehmen zum Höhepunkt der Großen Rezession und der Finanz- und Staatsschuldenkrise im Euroraum rückläufig, erholten sich danach jedoch schrittweise (siehe Abbildung B). Im Rückgang der Bankkreditvergabe spiegelten sich sowohl nachfrage- als auch angebotsseitige Faktoren wider. Der starke Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und die Notwendigkeit von Bilanzsanierungen reduzierten die Kreditnachfrage der nichtfinanziellen Unternehmen, während die Verschlechterung der Schuldendienstfähigkeit der Unternehmen und der Bankbilanzen zu einer Straffung der Kreditrichtlinien und einem Rückgang des Kreditangebots führte.41 Außerdem steigerten die nichtfinanziellen Unternehmen während der Krise ihre Nettoemission an Schuldverschreibungen, um das knappere Angebot an Bankkrediten auszugleichen und, in jüngerer Zeit, um von den günstigen Finanzierungsbedingungen am Markt zu profitieren, die vom EZB-Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors gestützt wurden. Analog zum Zuwachs der Kredite von Finanzierungszweckgesellschaften an deren Mutterunternehmen war auch bei der Kreditvergabe von SFIs an Unternehmen ein Anstieg zu verzeichnen. Zugleich griffen die nichtfinanziellen Unternehmen verstärkt auf Handelskredite und intrasektorale Kredite zurück und finanzierten ihre Tätigkeiten vermehrt über Innenfinanzierungsmittel und eine verstärkte Gewinneinbehaltung, um die negativen Auswirkungen

40 Siehe auch EZB, Entwicklung der Außenfinanzierungsstruktur der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Euro-Währungsgebiet, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 5/2016, August 2016. 41 Siehe auch EZB, Die Rolle der nichtmonetären Finanzinstitute im Euro-Währungsgebiet bei der Finanzintermediation, Wirtschaftsbericht 4/2016, Juni 2016.

EZB Jahresbericht 2017 41 des gesunkenen Bankkreditangebots zu mildern. Insgesamt hat die Finanzierung über Nichtbanken seit dem Beginn der Krise erheblich an Bedeutung gewonnen.

Abbildung B Außenfinanzierungstruktur der nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum nach Instrumenten

(jährliche Ströme; in Mrd €)

Außenfinanzierung insgesamt MFI-Kredite Schuldverschreibungen Börsennotierte Aktien Kredite von Nicht-MFIs Kredite aus der übrigen Welt Nicht börsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte Intrasektorale Finanzierung Sonstige 1 500

1 250

1 000

750

500

250

0

-250

-500 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017. An sonstigen Verbindlichkeiten sind unter den Gesamtverbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen nur Handelskredite erfasst. „Kredite von Nicht-MFIs“ umfassen Kredite von SFIs und VGPEs an nichtfinanzielle Unternehmen. „Intrasektorale Finanzierung“ umfasst Kredite zwischen Unternehmen und Handelskredite. Der Posten „Sonstige“ bezieht sich auf die Differenz zwischen der Außenfinanzierung insgesamt und dem Gesamtanteil der in der Abbildung angeführten Instrumente.

Der Sektor der privaten Haushalte im Euroraum finanziert den Erwerb von Immobilien und Gebrauchsgütern weiterhin in erster Linie über Bankkredite und hat sich im Gegensatz zum Unternehmenssektor keine anderen Finanzierungsquellen erschlossen. Die Gesamtkreditvergabe an private Haushalte im Euroraum ging mit Ausbruch der Großen Rezession zurück und das Kreditwachstum kehrte sich infolge der Finanz- und Staatsschuldenkrise des Euroraums ins Negative. Wie bei den nichtfinanziellen Unternehmen bewirkte die Krise auch bei der Kreditvergabe der Banken an private Haushalte einen Rückgang (siehe Abbildung C), in dem sich nachfrage- und angebotsseitige Faktoren widerspiegelten. Zugleich war bei SFI-Krediten an private Haushalte ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen als bei Bankkrediten und im Gegensatz zu Letzteren zeigten SFI-Kredite seit der Krise keine Anzeichen einer Erholung. Dies lag im Wesentlichen an zwei Faktoren: Erstens blieb das für die Banken zur Aufrechterhaltung von Kreditverbriefungen erforderliche Kreditwachstum aus, auf dem ein Großteil der SFI-Kredite an private Haushalte beruht hatte; zweitens gingen – angesichts der prominenten Rolle der FMKGs bei den Finanzmarkt- turbulenzen sowie infolge aufsichtlicher Änderungen – bei verbrieften Produkten sowohl Nachfrage als auch Angebot zurück.

EZB Jahresbericht 2017 42 Abbildung C Kreditvergabe an private Haushalte im Euroraum nach Gläubigersektor

(jährliche Ströme; in Mrd €)

Gesamtkreditvergabe MFI-Kredite SFI-Kredite VGPE-Kredite Sonstige 500

400

300

200

100

0

-100 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2017. Der Posten „Sonstige“ bezieht sich auf die Differenz zwischen der Gesamtkreditvergabe und dem Gesamtanteil der in der Abbildung angeführten Gläubigersektoren.

Dass die Finanzierung über Nichtbanken eine immer größere Rolle bei der Außenfinanzierung nichtfinanzieller Unternehmen spielt, könnte die geldpolitische Transmission insgesamt beschleu- nigen. Denn einige Nicht-MFIs passen ihre Risikoexponierung möglicherweise flexibler an Ände- rungen der Konjunktur- und Finanzzyklen an als die Banken. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich der aktuelle Trend in Richtung eines stärker marktbasierten Finanzierungsmusters in der Real- wirtschaft auch dann fortsetzt, wenn sich die Bankkreditvergabe vollständig erholt hat. Die stärkere Diversifizierung der Finanzierungsquellen dürfte jedenfalls die Anfälligkeit der Unternehmen gegen- über einem künftigen Rückgang des Bankkreditangebots oder der Verfügbarkeit marktbasierter Finanzierungsquellen reduziert haben. Im Gegensatz dazu bleiben die privaten Haushalte in ihrer Außenfinanzierung weiterhin von Bankkrediten abhängig, da die Nutzung anderer Finanzierungs- quellen nach wie vor eingeschränkt ist.

2 Geldpolitik: Geduld, Beharrlichkeit und Umsicht

Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB der letzten Jahre dienten dem Zweck, die Konjunkturerholung im Euro-Währungsgebiet zu stützen und das Inflationsniveau mittelfristig wieder auf ein mit Preisstabilität in Einklang stehendes Niveau von unter, aber nahe 2 % zu bringen. Die Übertragung der geldpolitischen Impulse auf die Finanzierungskonditionen für Unternehmen und private Haushalte hat funktioniert. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem laufenden Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) und den gezielten längerfristigen Refinanzierungs- geschäften war 2017 eine weitere Ausweitung der Bilanzsumme des Eurosystems zu beobachten.

EZB Jahresbericht 2017 43 2.1 Der geldpolitische Kurs: in hohem Maße expansiv

Verfestigung des Aufschwungs zu Jahresbeginn, doch moderate Inflationsdynamik verlangt weiterhin stete Geldpolitik

Nach den EZB-Ratsbeschlüssen vom Dezember 2016 funktionierte die Übertragung der geldpolitischen Impulse der EZB auf die Bedingungen für die Marktrefinanzie- rung und auf die Kreditkonditionen für Unternehmen und private Haushalte im Euroraum auch 2017 gut (siehe Abschnitt 2.2).42 Trotz einer generellen Verringerung der Risiken für den Wirtschaftsausblick zu Jahresbeginn blieb vor allem im Zusam- menhang mit dem globalen Umfeld, politischen Unsicherheiten und anhaltenden Bilanzschwächen in einzelnen Sektoren ein gewisses Abwärtsrisiko bestehen. Zudem war davon auszugehen, dass die Inflationsraten nur bei Fortbestand der sehr günstigen Finanzierungsbedingungen, die sich im Wesentlichen aus der akkommodierenden Geldpolitik ergaben, anziehen würden.

Die monetäre Analyse zwecks Gegenprüfung der Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse deutete darauf hin, dass sich ohne einen sehr expansiven geldpolitischen Kurs trotz der Verfestigung des Wirtschaftsaufschwungs dauerhaft kein selbst- tragender Inflationsdruck aufbauen würde. Damit war seitens des EZB-Rats eine Politik der ruhigen Hand gefragt, also eine Bestätigung der Weichenstellungen, die bei der geldpolitischen Sitzung im Dezember 2016 getroffen worden waren. Daraus ergab sich die Entscheidung, die EZB-Leitzinsen unverändert zu belassen (siehe Abbildung 20), am angepeilten Niveau und Zeithorizont der APP-Käufe nichts zu ändern und auch die Forward Guidance des EZB-Rats zu den Leitzinsen und zum APP zu bestätigen.

42 Im Dezember 2016 beschloss der EZB-Rat, ab Januar 2017 die APP-Parameter anzupassen, um weiterhin eine reibungslose Durchführung der Ankäufe garantieren zu können, und im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP) in begrenztem Umfang auch Barsicherheiten für Wertpapierleihgeschäfte zuzulassen, um die Liquidität und Funktionsfähigkeit des Repomarkts im Eurogebiet zu fördern. Konkret wurde die Halbierung der Mindestrestlaufzeit (von 2 Jahren auf 1 Jahr) beschlossen, die beim Ankauf PSPP-fähiger Wertpapiere gegeben sein muss. Außerdem können seither im erforderlichen Ausmaß auch Wertpapiere mit einer Rückzahlungsrendite unter dem Einlagenzinssatz der EZB angekauft werden.

EZB Jahresbericht 2017 44 Abbildung 20 Leitzinsen der EZB

(in % p. a.)

Spitzenrefinanzierungssatz Einlagesatz Hauptrefinanzierungssatz 3

2

1

0

-1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 31. Dezember 2017.

Anpassung der Forward Guidance infolge optimistischerer Risikoeinschätzung und unwahrscheinlicher gewordener Negativszenarien

Mit der Verfestigung des Wirtschaftsaufschwungs bis Mitte 2017 ergaben neue Projektionen, dass das BIP etwas stärker als zunächst erwartet und in den einzelnen Ländern und Sektoren auch auf breiterer Basis wachsen würde. Vor diesem Hinter- grund schätzte der EZB-Rat im Juni 2017 die Risiken für die Wachstumsaussichten als weitgehend ausgewogen ein. Auch die abwärtsgerichteten Extremrisiken hatten sich angesichts der robusteren Wachstumsdynamik verringert, wodurch zudem sehr ungünstige Szenarien, die sich etwa aus Deflationsrisiken ergeben könnten, weitgehend unwahrscheinlich geworden waren.

Der EZB-Rat reagierte daraufhin im Juni 2017 mit einer Anpassung seiner Forward Guidance zu den künftigen Leitzinsen, konkret mit einer Streichung des Verweises auf weitere Zinssenkungen, mit dem eine etwaige geldpolitische Reaktion auf mögliche negative Entwicklungen signalisiert worden war. Zugleich machte der EZB- Rat deutlich, dass nur nach und nach mit einer Zunahme des Inflationsdrucks zu rechnen und somit Geduld angebracht sei. Ferner zeigte sich der EZB-Rat wie bisher entschlossen, den sehr hohen Grad an geldpolitischer Lockerung beizu- behalten, weil die Erzielung einer nachhaltigen Inflationsanpassung nach wie vor davon abhing.

Dass sich die Forward Guidance sowohl auf das Leitzinsniveau als auch auf die Dynamik der Vermögensankäufe bezieht, unterstreicht generell, wie wichtig das Zusammenspiel innerhalb des geldpolitischen Instrumentariums im Hinblick auf die Beeinflussung des geldpolitischen Kurses ist. Jedes Instrument ist Teil eines Bündels ineinandergreifender Maßnahmen zur Bewahrung der sehr expansiven

EZB Jahresbericht 2017 45 Finanzierungsbedingungen, die notwendig sind, um die Inflation auf mittlere Sicht nachhaltig auf ein Niveau von unter, aber nahe 2 % zu bringen. In diesem Sinn nahm der EZB-Rat in seiner Forward Guidance im Jahr 2017 nicht nur auf die Umstände Bezug, unter denen die geldpolitischen Impulse zurückgenommen werden würden, sondern auch darauf, in welcher Abfolge dies geschehen würde.

Rekalibrierung der geldpolitischen Maßnahmen im Oktober bei Wahrung der sehr günstigen Finanzierungsbedingungen

Aktuelle Daten im dritten Quartal 2017, darunter die von Experten und Expertinnen des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen vom Septem- ber 2017, signalisierten länder- und sektorübergreifend einen anhaltend robusten Wirtschaftsaufschwung auf breiter Basis. Die unverminderte Wachstumsdynamik bestärkte den EZB-Rat in seiner Zuversicht, dass sich die Inflation mittelfristig wieder auf einem Niveau von unter, aber nahe 2 % einpendeln würde, vorausgesetzt es blieb bei den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen. Zugleich hielt die ver- haltene Inflationsdynamik an, und bei den Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation war noch kein beständiger Aufwärtstrend festzustellen. Die verhaltene Inflationsentwicklung könnte trotz des etwas höheren Lohnwachstums als Hinweis auf die nach wie vor beträchtliche Unterauslastung an den Arbeits- und Güter- märkten gewertet werden. Eine vorsichtige Einschätzung ergab, dass für eine nachhaltige Inflationsanpassung nach wie vor umfangreiche geldpolitische Impulse vonnöten waren, wobei eine Rekalibrierung der geldpolitischen Instrumente nach Ablauf des Jahres angebracht erschien.

Dementsprechend verabschiedete der EZB-Rat im Oktober 2017 eine Reihe von Beschlüssen im Sinne seines Preisstabilitätsziels.

• Erstens wurde die Ankündigung bestätigt, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit und weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf ihrem aktuellen Niveau bleiben würden.

• Zweitens sah sich der EZB-Rat angesichts der Verbesserung der Wachstums- aussichten und der realistischer gewordenen Konvergenz der Inflationsraten in der Lage, das Ausmaß der APP-Ankäufe zurückzunehmen, nämlich auf netto 30 Mrd € pro Monat. Diese Änderung gilt ab Januar 2018 bis Ende September 2018 oder erforderlichenfalls darüber hinaus – jedenfalls so lange, bis eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung festzustellen ist. Der EZB-Rat wies überdies erneut auf seine Bereitschaft hin, das Ankaufprogramm im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten, falls sich die Aussichten eintrüben oder die Finanzierungsbedingungen nicht mehr mit einem weiteren Fortschritt hin zu einer nachhaltigen Korrektur der Inflationsentwicklung im Einklang stehen sollten.

• Drittens kündigte der EZB-Rat an, dass das Eurosystem auch nach Auslaufen des Nettoerwerbs von Vermögenswerten im Rahmen des APP fällig werdende Tilgungsbeträge für längere Zeit und jedenfalls so lange wie erforderlich wieder

EZB Jahresbericht 2017 46 anlegen würde. Die Bestandserhaltung würde helfen, sowohl die günstigen Liquiditätsbedingungen als auch einen angemessenen geldpolitischen Kurs abzusichern.

• Viertens wurde die Durchführung der Refinanzierungsgeschäfte in Form von Mengentendern mit Vollzuteilung zumindest bis zum Ende der letzten Mindestreserveperiode im Jahr 2019 verlängert, um für eine anhaltend reibungslose Umsetzung der geldpolitischen Maßnahmen zu sorgen und zugleich die günstigen Konditionen an den Geldmärkten im Euroraum zu bewahren.

Der EZB-Rat agierte aus der Überlegung heraus, dass die anhaltende geldpolitische Unterstützung durch den zusätzlichen Nettoerwerb von Vermögenswerten, den be- trächtlichen Vermögensbestand und die bevorstehenden Reinvestitionen sowie die Forward Guidance im Hinblick auf die Zinssätze die sehr günstigen Finanzierungs- bedingungen aufrechterhalten würden, von denen eine nachhaltige Rückkehr der jährlichen Inflationsraten auf ein Niveau von mittelfristig unter, aber nahe 2 % nach wie vor abhing.

Kasten 5 Benchmarks für den Euroraum-Geldmarkt: jüngste Entwicklungen

Unter Finanzmarktbenchmarks sind im weitesten Sinn Indizes zu verstehen, die zur Bepreisung bzw. zur Ermittlung des Werts eines Finanzinstruments bzw. -kontrakts herangezogen werden. Für den Geldmarkt wird auf globaler Ebene am häufigsten der LIBOR (London Interbank Offered Rate) verwendet, während in Europa der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) und der EONIA (Euro Overnight Index Average) am weitesten verbreitet sind. Errechnet werden diese Benchmarks auf Basis freiwilliger Meldungen sogenannter Panel-Banken, wobei die gemeldeten Daten im Fall des EURIBOR auf Expertenmeinungen zum Marktpreisniveau („Quotierungen“) und im Fall des EONIA auf tatsächlichen Umsätzen beruhen.

Die EZB hat in den letzten Jahren die Reform der Benchmarksätze genau verfolgt und sich auch selbst in dem Prozess engagiert, weil das effiziente Funktionieren des Finanzsystems und die Transmission geldpolitischer Impulse nicht zuletzt auch von soliden Benchmarks abhängt. Im Finanz- marktgeschehen spielen Benchmarks eine zentrale Rolle als Referenzsätze in Finanzkontrakten, beispielsweise für Hypothekardarlehen, variabel verzinsliche Wertpapiere oder Derivate. Auch die tägliche Bewertung einer Reihe von Finanzinstrumenten fußt auf Benchmarks. Sind also keine konsistenten, robusten und verlässlichen Benchmarks verfügbar, kann es zu Marktbeeinträchtigungen mit möglicherweise signifikanten Implikationen für die Finanzstabilität kommen.

Im Euroraum aber auch darüber hinaus wird intensiv an einer Reform der Benchmarksätze gearbeitet. Die Stoßrichtung dieser Reform ist weitgehend durch Prinzipien vorgegeben, mit deren Veröffentlichung die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) 2013 auf LIBOR-Manipulationen reagierte, aber auch durch die EU-Benchmark-Verordnung. Die Reform der zwei gängigsten europäischen Benchmarks – EURIBOR und EONIA – wurde vom zuständigen Administrator, dem European Money Markets Institute (EMMI), initiiert. Infolge dieser Reformen werden Marktpraktiken und Kontrakte in den kommenden Jahren möglicherweise an das geänderte Umfeld anzupassen sein.

EZB Jahresbericht 2017 47 Im Hinblick auf den EURIBOR – den für Laufzeiten von 1 Woche bis 12 Monaten veröffentlichten Referenzsatz im unbesicherten Euro-Interbankengeschäft – hat das EMMI Pläne dahingehend vorgelegt, als methodische Basis künftig Umsätze statt Quotierungen heranzuziehen. Ein Anfang 2017 durchgeführter Machbarkeitstest einer gänzlich auf Umsätzen basierenden Methode scheiterte jedoch aufgrund des unzureichenden Geldmarktvolumens. Aus diesem Grund arbeitet das EMMI nun mit den Marktteilnehmern an einer möglichen Hybridmethode für den EURIBOR, die sowohl auf Umsätzen als auch Expertenmeinungen fußt. Die Entwicklung der Hybridmethode und entsprechende Folgeabschätzungen sollten bis zum ersten Halbjahr 2018 dauern; danach ist eine Konsultationsrunde vorgesehen. Bis auf Weiteres wird der EURIBOR wie bisher auf Basis von Quotierungen berechnet.

Im Hinblick auf den EONIA – den für Tagesgeld auf Basis der tatsächlich getätigten Geschäfte berechneten Durchschnittszinssatz im unbesicherten Euro-Interbankenmarkt – erklärte das EMMI auf Basis einer Studie zum unbesicherten Geldmarkt am 1. Februar 2018 eine umfassende Überarbeitung des EONIA mit Verweis auf das niedrige Ausleihvolumen und die bestehende Marktkonzentration als nicht mehr zweckmäßig. Sollte sich an den Marktkonditionen nichts ändern, so lassen sich laut dem EMMI auch die Vorgaben der EU-Benchmark-Verordnung nicht erfüllen. Denkbar ist für das EMMI aber, die Anpassung der methodischen Parameter in Betracht zu ziehen, um den EONIA gegebenenfalls auf eine robustere Basis stellen zu können.

Die Robustheit des EURIBOR und des EONIA, deren Datengrundlage auf freiwilligen Meldungen der involvierten Banken basiert, wird immer mehr zum Problem, weil das diesbezügliche Engagement der Banken im Lauf der Zeit abgenommen hat. Von den Panel-Banken wird erwartet, dass sie täglich entweder von Experten erstellte Quotierungen (beim EURIBOR) oder ihre Tagesgeldumsätze im unbesicherten Euro-Interbankengeschäft (beim EONIA) melden. Zuletzt sind aber mehrere Banken aus dem einen oder anderen Panel ausgeschieden, im Wesentlichen mit Verweis auf die immer aufwändiger gewordenen Reformvorgaben. Hinzu kommen Haftungs- und Reputationsrisiken.

Sollten weitere Banken aus den Panels ausscheiden, lässt sich das Problem mit der EU- Benchmark-Verordnung nur vorübergehend in den Griff bekommen. Einzelne Bestimmungen der Verordnung gelten speziell für als „kritisch“43 eingestufte Benchmarks wie den EURIBOR und den EONIA. So kann die Regulierungsbehörde – im Fall des EONIA und des EURIBOR die belgische Finanzaufsichtsbehörde (FMSA) – den Banken Meldungen vorschreiben, falls die Repräsentativität eines Benchmarks aufgrund des Ausscheidens von Panel-Banken nicht mehr gegeben wäre. Dieser Mechanismus gilt aber für maximal zwei Jahre, womit eine langfristige Lösung noch nicht gesichert ist, sollte der Fortbestand eines Benchmarks gefährdet sein.

Weil robuste und verlässliche Benchmarks für das Funktionieren der Märkte unerlässlich sind, kündigte die EZB am 21. September 2017 an, dass sie noch vor 2020 mit der Veröffentlichung eines unbesicherten Tagesgeldzinssatzes beginnt. Datengrundlage werden gemäß der Verordnung über Geldmarktstatistiken erhobene Zahlen sein. Dieser Zinssatz wäre eine Ergänzung zu den schon heute vom Privatsektor erstellten Referenzzinssätzen und würde eine Lücke schließen, sollten die anderen Referenzzinssätze ausfallen. In den kommenden beiden Jahren wird die EZB

43 Der EURIBOR und der EONIA wurden im Hinblick auf ihre große Bedeutung für den Markt und die Vielzahl an darauf abgestellten Kontrakten am 11. August 2016 bzw. am 28. Juni 2017 von der Europäischen Kommission als kritische Benchmarks im Sinn der EU-Benchmark-Verordnung eingestuft.

EZB Jahresbericht 2017 48 die genaue Ausgestaltung dieses neuen Zinssatzes definieren, eine Berechnungsmethode entwickeln und seine Robustheit testen. In diesem Zeitraum wird die EZB eine transparente Kommunikationsstrategie verfolgen und u. a. öffentliche Konsultationsverfahren durchführen. Die erste Konsultationsrunde wurde am 28. November 2017 gestartet, um Meinungen der Stakeholder zu den Eckpunkten des Zinssatzes und zum Veröffentlichungszeitpunkt einzuholen.

Unabhängig davon wurde auch am Euro-Geldmarkt eine Initiative gestartet. So soll eine neu formierte Arbeitsgruppe zu risikofreien Zinssätzen für das Euro-Währungsgebiet dem privaten Sektor ein Forum bieten, um alternative Zinssätze, mit denen sich der Ausfall bestehender Referenzzinssätze kompensieren lässt, und Fragen im Zusammenhang mit dem Umstieg auf mögliche alternative kurzfristige Euro-Zinssätze zu diskutieren. Die Arbeitsgruppe soll die im Juli 2014 veröffentlichten Empfehlungen des vom Finanzstabilitätsrat hierzu eingesetzten Gremiums aufgreifen, um für jeden großen Währungsraum einen risikofreien Zinssatz oder gegebenenfalls mehrere Zinssätze zu eruieren und festzulegen. Dieses Gremium – die Official Sector Steering Group – wird von Vertretern und Vertreterinnen der Privatwirtschaft beschickt und geleitet werden. Die öffentlichen Stellen werden Unterstützung leisten, wobei die EZB das Sekretariat stellt.44

2.2 Effektive Übertragung der geldpolitischen Impulse der EZB

Die Transmission der seit Juni 2014 ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen begünstigte auch 2017 die Kreditaufnahmebedingungen für Unternehmen und private Haushalte im gesamten Euroraum und schlug sich dementsprechend in einer stärkeren Kreditvergabe nieder. Die laufenden Ankäufe von Vermögenswerten im Rahmen des APP und die anhaltend niedrigen Leitzinsen sowie die diesbezügliche Forward Guidance plus die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRGs) sorgten weiterhin für sehr günstige Finanzierungsbedingungen und für wichtige Impulse für die Verfestigung des Wirtschaftsaufschwungs im Euroraum.

Das APP konnte reibungslos umgesetzt werden, sowohl im Rahmen der Programme zum Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors – also von Asset-Backed Securities (ABSPP), Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) und gedeckten Schuldverschreibungen (CBPP3) – als auch im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP), d. h. von Wertpapieren der öffentlichen Hand, staatsnaher Emittenten und supranationaler Institutionen. Das Ankaufvolumen deckte sich im Durchschnitt mit den Vorgaben des EZB-Rats, nämlich monatlich je 80 Mrd € von Januar bis März 2017 und je 60 Mrd € von April bis Dezember 2017 (siehe Abbildung 21). Dabei lagen die Ankäufe aufgrund saisonaler Schwankungen in der Marktliquidität im August und Dezember unter dieser Marke, die Differenz wurde aber durch etwas höhere Ankäufe im Rest des Jahres ausgeglichen. Auch auf Länderebene variierten die monatlichen Ankäufe geringfügig, weil ab März Tilgungsbeträge fällig werdender PSPP-Anleihen neu angelegt wurden. Insgesamt wichen die monatlichen Ankäufe relativ betrachtet kaum

44 Die Statuten der der Arbeitsgruppe sowie weiterführende Informationen finden sich auf der Website der EZB.

EZB Jahresbericht 2017 49 vom Zielwert ab. Berücksichtigt man Ersatzkäufe und die zeitliche Streuung der Wiederinvestitionen, so entwickelte sich der PSPP-Bestand, an dem die Verteilung der Ankaufvolumina zu messen ist, in engem Einklang mit der auf dem Kapital- schlüssel basierenden Anlagestrategie.

Abbildung 21 Monatliche Nettoankäufe und Tilgungen im Rahmen des APP (2017)

(in Mrd €)

PSPP CBPP3 CSPP ABSPP Tilgungen (insgesamt) 90

80

70

60

50

40

30

20

10

0 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

Quelle: EZB. Anmerkung: Buchwert der monatlichen Nettoankäufe; tatsächliche Tilgungsbeträge je Monat. Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PSPP erworbenen Wertpapiere werden vom Eurosystem flexibel und zeitnah wieder angelegt, möglichst noch im jeweiligen Fälligkeitsmonat oder innerhalb der darauffolgenden zwei Monate, wenn die Marktbedingungen dies zulassen.

Die letzte, im März 2017 vergebene GLRG-II-Tranche summierte sich auf brutto 233,5 Mrd €, was netto einem Liquiditätszuwachs von 204 Mrd € entspricht.45 In den vier GLRG-II-Tranchen insgesamt nahmen die Banken im Euroraum 740,2 Mrd € auf, was einer Ausschöpfung des gesamten GLRG-Kreditanspruchs (1 200 Mrd €) in Höhe von 62 % gleichkommt.

Geldpolitische Maßnahmen wirken über drei Kanäle auf die Wirtschaft: den Signalisierungskanal, den Portfolioumschichtungskanal und den direkten Weitergabekanal.46 Erstens unterstützt das APP die EZB im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit ihrer Ankündigung, die kurzfristigen Zinsen für längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau halten zu wollen. Der negative Einlagensatz verstärkte die Effekte des APP entlang der gesamten Renditekurve durch eine Schmälerung der Erwartungskomponente der längerfristigen Zinssätze. Zweitens

45 Der Bruttobetrag wurde 474 Banken zugeteilt. Maximal hätten die Banken Gebote in Höhe von 693 Mrd € abgeben können, was dem um die Mittelaufnahmen in den vorangehenden GLRGs verminderten Kreditanspruch entspricht. Gemessen an diesem Betrag wurde der Rahmen für die vierte GLRG-II-Tranche im März 2017 zu 34 % ausgenutzt. Der Netto-Liquiditätseffekt errechnet sich aus den freiwilligen GLRG-I-Rückzahlungen und aus dem Rückgang des Bietungsaufkommens bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften aufgrund der Verlagerung der Refinanzierung hin zu den GLRGs. Siehe auch EZB, Überblick über die Inanspruchnahme der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte und deren Einfluss auf die Bankenintermediation, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 3/2017, Mai 2017. 46 Eine detailliertere Analyse der drei wichtigsten Transmissionskanäle findet sich in EZB, Auswirkungen der Sondermaßnahmen der EZB auf die Finanzierungsbedingungen: Bestandsaufnahme der jüngsten Erkenntnisse, Kasten 3, Wirtschaftsbericht 2/2017, März 2017.

EZB Jahresbericht 2017 50 schafft das APP Anreize für Investoren, ihre Portfolios teilweise in riskantere Marktsegmente umzuschichten. Die laufenden Ankäufe von Vermögenswerten führen dazu, dass bei den Banken Zentralbankgeld an die Stelle mittel- und langfristiger Anleihebestände getreten ist, wodurch das Durationsrisiko der Investoren gesunken ist (siehe Abschnitt 2.3). Die damit einhergehende Reduktion der Laufzeitenprämie schafft Anreize dafür, Geld anderweitig anzulegen, etwa in Form von Krediten an private Haushalte und Unternehmen. Damit können auch Kreditnehmer ohne direkten Zugang zum Kapitalmarkt von der Übertragung der geldpolitischen Impulse profitieren. Und drittens wirken die GLRGs über den direkten Weitergabekanal. Der Zinsaufwand der Banken für die Mittel, die sie im Rahmen der GLRGs aufnehmen können, hängt von der Höhe ihrer Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte ab. Dadurch wird sichergestellt, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen auch an die Kreditnehmer weitergegeben werden. Außerdem hat die zusätzliche Nettoliquidität dazu beigetragen, die marginalen Refinanzierungskosten der teilnehmenden Banken zu reduzieren.

In Summe hatten die seit Juni 2014 von der EZB ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen substanzielle positive Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung im Euroraum. Der kumulierte Effekt auf das reale BIP-Wachstum und die Inflation im Euroraum wird auf jeweils rund 1,9 Prozentpunkte für den Zeitraum 2016 bis 2020 geschätzt.47

Weiterhin sehr günstige Finanzierungsbedingungen aufgrund der Maßnahmen der EZB

Mit den geldpolitischen Maßnahmen konnten die Marktzinsen auf einem niedrigen Niveau verankert werden. Sowohl die kurzfristigen Geldmarktzinsen als auch die Renditen auf längerfristige Staatsanleihen blieben im Jahresverlauf relativ stabil (siehe Abschnitt 1.3). Diese Konditionen wurden über die drei zuvor genannten Transmissionskanäle an die Wirtschaft insgesamt weitergegeben.

Die Refinanzierungskosten der Banken blieben im Jahr 2017 sehr günstig, deutlich unter dem Niveau vor der Erleichterung des Zugangs zu Krediten durch die Maßnahmen der EZB ab Juni 2014 (siehe Abbildung 22). Die Spreads auf Anleihen von Banken im Euroraum gingen weiter deutlich zurück (siehe Abbildung 23). Zu dieser Entwicklung trug nicht zuletzt auch das letzte GLRG-II-Geschäft im März bei, im Zuge dessen Banken einen Teil ihres am Markt aufgenommenen Kapitals durch GLRG-Mittel ersetzen konnten. In Summe haben diese Entwicklungen dazu geführt,

47 Siehe Mario Draghis Rede zum Thema The state and prospects of the euro area recovery beim European Banking Congress in Frankfurt am Main am 18. November 2016. Siehe auch L. Gambetti und A. Musso, The macroeconomic impact of the ECB’s expanded asset purchase programme (APP), Working Paper Series der EZB, Nr. 2075, Juni 2017. In dem Paper wird ein signifikanter Effekt des APP sowohl auf das reale BIP als auch auf die HVPI-Inflation konstatiert (BIP: 0,18 Prozentpunkte im ersten Quartal 2015; bis zum vierten Quartal 2016 verringert sich der Effekt auf einen sehr geringen Wert; Inflation: ausgehend von einem geringfügigen Effekt im ersten Quartal 2015 Anstieg auf 0,18 bis Ende 2015 mit darauffolgendem Rückgang auf 0,36 Prozentpunkte bis zum vierten Quartal 2016). Diese Werte basieren auf einem Vergleich mit einer Situation ohne die betreffenden Maßnahmen.

EZB Jahresbericht 2017 51 dass die Banken ihre Refinanzierungskosten insgesamt weiter senken konnten und sich die Unterschiede bei den Refinanzierungskosten für Banken in den einzelnen Euro-Ländern verringerten.

Abbildung 22 Fremdfinanzierungskosten der Banken (gewichtet)

(Kosten der Finanzierung über Bankeinlagen und unbesicherte Kapitalmarktgeschäfte (gewichtet); in % p. a.) Deutschland Spanien Frankreich Italien Euroraum 7 GLRGs 6 ABSPP und CBPP3

5 APP

4

3

2

1

0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: EZB, Merrill Lynch Global Index und EZB-Berechnungen.

Abbildung 23 Spreads bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen

(in Basispunkten)

Nichtfinanzielle Unternehmen (linke Skala) Banken (linke Skala) Versicherungen (rechte Skala) 140 360

320 120

280 100 240 80 200 60 160

40 120

20 80 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16 01/17 04/17 07/17 10/17

Quellen: Markit und Bloomberg. Anmerkung: Die Spreads von Unternehmensanleihen werden anhand von Asset-Swap-Spreads gemessen. Die vertikalen Linien zeigen die EZB-Ratssitzungen vom 10. März und 21. April 2016 an. Die Indizes enthalten auch nachrangige Anleihen. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 4. Januar 2018.

Die rückläufigen Refinanzierungskosten der Banken drückten über den direkten Weitergabekanal und über niedrigere risikofreie Zinsen auch die Finanzierungs- kosten von Unternehmen. Seit der Ankündigung der Kreditlockerungsmaßnahmen der EZB sind die Kreditzinsen für nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte (gewichtet) stärker als die Referenzzinssätze am Geldmarkt gesunken.

EZB Jahresbericht 2017 52 Von Juni 2014 bis Dezember 2017 senkten die Banken ihre Zinsen für Unternehmenskredite um 123 Basispunkte und jene für Privatkredite um 108 Basispunkte. Unternehmen mit direktem Zugang zum Kapitalmarkt profitierten auch von der Senkung der Renditen auf Unternehmensanleihen infolge der CSPP-Käufe. Die Spreads auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen fielen 2017 analog zur Entwicklung im Banken- und Versicherungssektor um 26 Basispunkte (siehe Abbildung 23). Aufgrund von Portfolioanpassungen waren ähnliche Effekte auch bei Unternehmensanleihen ohne Investment-Grade-Status zu beobachten, die die Kriterien für Käufe im Rahmen des CSPP nicht erfüllen.48

Abbildung 24 MFI-Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte saison- und kalenderbereinigt; Kredite an den nichtfinanziellen privaten Sektor unbereinigt)

Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen Kredite an private Haushalte Kredite an den nichtfinanziellen privaten Sektor 4

2

0

-2

-4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Fortschreitende Erholung des Kreditwachstums

Die anhaltende Verbesserung der Kreditkonditionen im Euroraum zeigte sich nicht nur anhand rückläufiger Zinsen und Spreads, sondern auch an der steigenden Vergabe von Krediten an den privaten Sektor und am stabilen Zugang der Unternehmen zum Anleihemarkt. Die im Rahmen der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euroraum befragten Banken nützten ihren Angaben zufolge die durch das APP zusätzlich generierte Liquidität überwiegend für die Vergabe von Krediten, was auf eine weitere Verbesserung des Kreditangebots im Jahr 2017 hindeutet.49 Zudem stieg per saldo auch die Kreditnachfrage, während die Banken ihre Kreditvergaberichtlinien und generell ihre Konditionen für neu vergebene Kredite (insbesondere Kredite an private Haushalte) lockerten. Infolgedessen zog die Kreditvergabe an den privaten Sektor im Euroraum nach und nach weiter an. Gedämpft wird das Kreditwachstum allerdings trotz gewisser Fortschritte weiterhin durch die Konsolidierung der Bankbilanzen und das in einigen Ländern immer noch hohe Niveau an notleidenden Krediten.

48 Einzelheiten zu den CSPP-Zulassungskriterien finden sich unter Corporate sector purchase programme (CSPP) – Questions & answers. 49 Siehe EZB, The euro area bank lending survey – Third quarter of 2017, Oktober 2017.

EZB Jahresbericht 2017 53 Die Jahreswachstumsrate der Buchkredite an nichtfinanzielle Unternehmen und Haushalte zusammengenommen lag Ende 2017 bei 2,8 % nach 2,2 % im Dezember 2016. Dabei nahmen die Unternehmenskredite von Dezember 2016 bis Dezember 2017 um 2,9 % zu (gegenüber 2,3 % im Jahr davor), und die Haushaltskredite um 2,8 % (2,0 %). Die Emissionstätigkeit von Unternehmen mit Sitz im Euroraum blieb stabil: in Euro denominierte Neuemissionen beliefen sich auf 199 Mrd € verglichen mit 193 Mrd € im Jahr 2016 (siehe Abbildung 25). Beim Kapitalmarktzugang profitierten die Unternehmen weiterhin vom Nettoerwerb von Unternehmensanleihen im Rahmen des CSPP.

Abbildung 25 Bruttoanleiheemissionen nichtfinanzieller Unternehmen im Euroraum

(in Mrd €) Emissionen in Euro Emissionen in allen Währungen 100

75

50

25

0 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2014 2015 2016 2017

Quellen: Dealogic und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Daten beziehen sich sowohl auf Investment-Grade-Anleihen als auch auf Anleihen ohne Investment-Grade-Status. „Emission in Euro“ bezeichnet auf Euro lautende Neuemissionen durch nichtfinanzielle Unternehmen mit Sitz im Euro- Währungsgebiet. „Emission in allen Währungen“ bezeichnet alle Neuemissionen durch nichtfinanzielle Unternehmen mit Sitz im Euro- Währungsgebiet.

Aufgrund der geldpolitischen Maßnahmen der EZB verbesserten sich auch die Kreditkonditionen für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), die in der Regel keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt haben, beträchtlich. Der jüngsten Umfrage über den Zugang von Unternehmen zu Finanzmitteln zufolge haben sich die externen Finanzierungsbedingungen weiter verbessert, womit sich der bereits in vorangegangenen Erhebungen zu erkennende Trend fortsetzte.50 Die KMUs bestätigten eine Verbesserung des Kreditzugangs und in diesem Zusammenhang auch eine größere Bereitschaft seitens der Banken zur Vergabe günstigerer Kredite. Im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Bankkrediten meldeten KMUs aus allen großen Euro-Ländern per saldo Verbesserungen. Erstmals seit die Umfrage durchgeführt wird, gaben die KMUs an, dass die allgemeinen Wirtschaftsaussichten ihrer Ansicht nach die Verfügbarkeit von Außenfinanzierungsmitteln begünstigten. Die Finanzierungskosten im KMU-Sektor waren ebenfalls rückläufig. Der Abstand zwischen den Zinsen für Kleinstkredite und für großvolumige Kredite verringerte sich von Ende Mai 2014 bis Dezember 2017 um 118 Basispunkte.

50 Siehe hierzu die Pressemitteilung der EZB zur Umfrage über den Zugang von Unternehmen des Euro- Währungsgebiets zu Finanzmitteln – Oktober 2016 bis März 2017 vom Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 54 2.3 Entwicklung der Eurosystem-Bilanz

Umfang und Zusammensetzung der Eurosystem-Bilanz

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007-2008 haben sich Umfang und Zusammen- setzung der Bilanz des Eurosystems infolge der diversen konventionellen geld- politischen Maßnahmen des Eurosystems wie auch seiner Sondermaßnahmen kontinuierlich verändert. Diese Maßnahmen umfassten besicherte Geschäfte zur Geldversorgung der Geschäftspartner des Eurosystems mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu vier Jahren sowie den Erwerb von Vermögenswerten in verschiedenen Marktsegmenten mit dem Ziel, die geldpolitische Transmission und die Finanzie- rungsbedingungen im Euroraum zu verbessern. Zum Jahresende 2017 hatte die Bilanzsumme des Eurosystems mit 4,5 Billionen € einen historischen Höchststand erreicht; dies bedeutete einen Zuwachs von 0,8 Billionen € gegenüber Ende 2016.

Das erweiterte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten und die Zuteilung des letzten gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfts im März 2017 führten im Zuge der Bilanzausweitung auch zu Änderungen in der Bilanzstruktur. Ende 2017 entfielen aktivseitig 3,2 Billionen € bzw. 70 % der Bilanzsumme des Eurosystems auf Positionen im Zusammenhang mit der Geldpolitik, verglichen mit 61 % Ende 2016. Schlüsselt man diesen Betrag weiter auf, so machten Forderungen an Kreditinstitute im Euroraum 17 % der Bilanzsumme aus (nach 16 % Ende 2016) und zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere rund 53 % (verglichen mit 45 % Ende 2016; siehe Abbildung 26). Die sonstigen Finanzanlagen verteilten sich hauptsächlich auf: a) Fremdwährungs- und Goldbestände des Eurosystems, b) nicht mit der Geldpolitik in Zusammenhang stehende Anlageportfolios in Euro und c) Notfall-Liquiditätshilfe, die zahlungsfähigen Finanzinstituten mit vorübergehenden Liquiditätsproblemen von einzelnen Eurosystem-Zentralbanken gewährt wurde. Diese sonstigen Finanzanlagen unterliegen Eurosystem-internen Meldevorschriften und mehrfach gesetzlich verankerten Restriktionen insbesondere aufgrund des Verbots der monetären Finanzierung sowie der Vorgabe, dass sie die Umsetzung der Geldpolitik nicht beeinträchtigen dürfen.51

Passivseitig war die größte Veränderung bei den Reserveguthaben der Geschäfts- partner des Eurosystems zu beobachten. Die Reserveguthaben stiegen infolge des anhaltend expansiven geldpolitischen Kurses bis Ende 2017 um 0,6 Billionen € auf 1,9 Billionen € bzw. auf einen Anteil von 42 % (gegenüber 36 % Ende 2016). Der Anteil des Banknotenumlaufs an den Passiva ging verglichen mit Ende 2016 relativ gesehen zurück (von 31 % auf 26 %); in absoluten Zahlen setzte sich der Wachstumstrend aber fort. Die sonstigen Passiva, d. h. das Kapital der EZB und die

51 Das Verbot der monetären Finanzierung ist in Artikel 123 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union verankert. Zu den Einschränkungen für nicht im Zusammenhang mit der Geldpolitik stehende Anlagen siehe die Leitlinie der EZB über Inlandsgeschäfte zur Verwaltung von Aktiva und Passiva durch die nationalen Zentralbanken (EZB/2014/9), die Vereinbarung über Netto- Finanzanlagen (ANFA) vom 19. November 2014 sowie die Vereinbarung über die Gewährung von Notfall-Liquiditätshilfe (ELA) vom 17. Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 55 Neubewertungskonten, waren mit einem Anteil von 32 % an den Passiva relativ betrachtet rückläufig (Ende 2016: 33 %); in absoluten Zahlen kam es aber auch hier zu einem Anstieg, nämlich um 0,2 Billionen € (siehe Abbildung 26).

Abbildung 26 Entwicklung der konsolidierten Bilanz des Eurosystems

(in Mrd €) Banknotenumlauf Sonstige Passiva Liquiditätsabschöpfende Geschäfte insgesamt Nicht mit der Geldpolitik in Zusammenhang stehende Finanzanlagen Forderungen aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euroraum Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere Überschussliquidität 5 000

4 000

3 000

2 000

1 000

0

-1 000

-2 000

-3 000

-4 000

-5 000 06/14 09/14 12/14 03/15 06/15 09/15 12/15 03/16 06/16 09/16 12/16 03/17 06/17 09/17 12/17

Quelle: EZB. Anmerkung: Positive Zahlen kennzeichnen Aktiva, negative Zahlen Passiva. Die Überschussliquidität ist im positiven Bereich dargestellt, obwohl sie der Summe der folgenden Passiva entspricht: Einlagen auf Girokonten, die über das Mindestreserve-Soll hinausgehen, und Guthaben aus der Inanspruchnahme der Einlagefazilität.

Portfolio-Eckdaten (Durchschnittslaufzeit, Anlagestruktur, Länderanteile)

Über die Entwicklung der Bestände im Rahmen der unterschiedlichen APP- Programme veröffentlicht die EZB seit Beginn der Ankäufe wöchentlich aktuelle Zahlen. Zusätzlich veröffentlicht sie Monatsdaten zur Verteilung der Bestände auf Primär- und Sekundärmarktkäufe im Rahmen des CBPP3, des ABSPP und des CSPP. Für die Ankäufe im Zuge des PSPP veröffentlicht die EZB ihre Wertpapier- bestände aufgeschlüsselt nach der Herkunft der Emittenten52 samt Angaben zur gewichteten Durchschnittsfälligkeit.

Ende 2017 belief sich der Wert des APP-Portfolios auf 2,3 Billionen €.53 Die ABSPP-Bestände summierten sich mit 25 Mrd € auf 1 % des APP-Portfolios. Demgegenüber kamen die CBPP3-Bestände mit 241 Mrd € auf einen Anteil von 11 %. Für den größten Zuwachs beim Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors im Rahmen des APP zeichnete im Jahr 2017 das CSPP mit Ankäufen in Höhe von netto 82 Mrd € verantwortlich. Damit erhöhten sich die CSPP-Bestände

52 Die Bestände von Wertpapieren supranationaler Emittenten werden aggregiert dargestellt. 53 Die APP-Bestände werden zu fortgeführten Anschaffungskosten ausgewiesen.

EZB Jahresbericht 2017 56 auf 132 Mrd € bzw. 6 % der gesamten APP-Bestände. Seit 2017 veröffentlicht die EZB detaillierte Angaben zu ihren CSPP-Beständen, nämlich die Namen der Emittenten, das jeweilige Fälligkeitsdatum und die Kuponsätze sowie aggregierte Daten zu den CSPP-Beständen nach Länderrisiko, Rating und Sektor. Die CSPP- Ankäufe basieren auf einer Benchmark, die proportional zum Umlaufvolumen der ankauffähigen Anleihen aufgebaut ist. Dies impliziert eine Gewichtung der einzelnen in der Benchmark enthaltenen Emissionsländer entsprechend der Marktkapitalisierung.

Ende 2017 machten die PSPP-Bestände mit 1,9 Billionen € insgesamt 83 % des APP-Portfolios aus (Ende 2016: 82 %). Beim PSPP richtet sich die Verteilung der Ankäufe auf die jeweiligen Emissionsmärkte nach dem Kapitalschlüssel der EZB. Im Rahmen der jeweiligen Quoten können die EZB und die NZBen der Euro-Länder wahlweise Wertpapiere des öffentlichen Sektors (Bund, Länder oder Gemeinden) oder bestimmter staatsnaher Emittenten sowie gegebenenfalls Wertpapiere supranationaler Institutionen erwerben.

Die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit der PSPP-Bestände lag Ende 2017 bei 7,7 Jahren, also etwas unter dem Jahresendstand von 2016 (8,3 Jahre), wobei dieser Wert innerhalb des Euroraums etwas variierte. Der Rückgang der gewichteten Durchschnittsrestlaufzeit ist im Wesentlichen auf die Beschlüsse des EZB-Rats vom Dezember 2016 zurückzuführen, a) die Mindestrestlaufzeit beim Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors auf 1 Jahr zu halbieren und b) den Erwerb von Wertpapieren mit einer Rückzahlungsrendite unter dem EZB-Einlagenzinssatz im erforderlichen Umfang zuzulassen.

Die Laufzeit der vom Eurosystem angekauften Vermögenswerte ist aus zwei Gründen relevant: Zum einen kann das Eurosystem mit seinen Ankäufen Zinsänderungsrisiken aus dem Markt nehmen und so für Investoren Anreize für Portfolioumschichtungen schaffen. Zum anderen strebt das Eurosystem eine marktneutrale Portfoliostruktur an; d. h., beim Ankauf von Anleihen wird eine Streuung über alle zulässigen Laufzeiten und Länder bzw. Emittenten angepeilt, die der Struktur des Staatsanleihemarktes im Euroraum entspricht.

Das Eurosystem reinvestiert die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP erworben- en und fällig werdenden Wertpapiere. In diesem Sinn wurden 2017 insgesamt 24,3 Mrd € im Zusammenhang mit der Tilgung von Beständen aus dem Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors neu angelegt, womit die diesbezügliche Vorjahrespraxis fortgeführt wurde. Seit März 2017 werden auch Tilgungserlöse aus dem PSPP-Bestand wieder angelegt, wobei sich diese Investitionen bis Jahresende auf 24,9 Mrd € summierten. Angesichts der steigenden Relevanz der Reinvestitionen veröffentlicht die EZB seit November 2017 jeweils für die nächsten zwölf Monate die voraussichtlichen monatlichen Tilgungserlöse im Rahmen des APP.

Im Rahmen des APP erworbene Wertpapiere werden für Wertpapierleihgeschäfte zur Verbesserung der Marktliquidität am Anleihe- und Repomarkt zur Verfügung gestellt, ohne den normalen Handel am Repomarkt über Gebühr einzuschränken.

EZB Jahresbericht 2017 57 Der Monatsdurchschnitt der Beleihung von Wertpapieren wird aggregiert veröffent- licht. Um der Knappheit an Sicherheiten am Markt weiter entgegenzuwirken, lässt das Eurosystem seit Dezember 2016 im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors in begrenztem Umfang auch Barsicherheiten für Wertpapierleihgeschäfte zu. Zuvor waren ausschließlich Wertpapiere als Sicherheiten zugelassen gewesen. Die EZB veröffentlicht auch den diesbezüglichen Monatsdurchschnitt in aggregierter Form.

Entwicklung der Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems

Die Außenstände im Rahmen der Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems erhöhten sich im Lauf des Jahres 2017 um 168,3 Mrd € auf 764,0 Mrd €. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die Zuteilung von 233,5 Mrd € im Zuge des letzten GLRG-II-Geschäfts im März 2017 zurückzuführen. Im Gegenzug wurde zwar bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften weniger Geld zugeteilt, und im Rahmen der GLRG-I-Geschäfte kam es auch zu Rückzahlungen, aber in Summe erhöhten sich die Außenstände doch beträchtlich. Die gewichtete Durchschnittsrestlaufzeit der liquiditätszuführenden befristeten Transaktionen reduzierte sich von rund 3 Jahren Ende 2016 auf rund 2,7 Jahre Ende 2017. Da die letzten GLRG-II-Mittel (mit einer Ursprungslaufzeit von 4 Jahren) schon im März 2017 zugeteilt wurden, reduzierte sich die gewichtete Durchschnittsrestlaufzeit der Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems im Verlauf des Jahres.

3 Der europäische Finanzsektor: widerstandsfähig, aber gefordert

Die EZB beobachtet und analysiert die Entwicklungen im Hinblick auf die Stabilität des Finanzsystems im Euroraum und in der EU, um jegliche Anfälligkeiten und Ursachen systemischer Risiken zu identifizieren. Zudem unterstützt sie den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) im Bereich Finanzstabilitäts- analyse und leistet Beiträge zu wichtigen Regulierungsinitiativen. Um dem Aufbau möglicher Systemrisiken entgegenzuwirken, werden makroprudenzielle Maßnahmen ergriffen.

Die EZB nimmt diese Aufgaben gemeinsam mit den anderen Zentralbanken des Eurosystems bzw. des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) wahr. Innerhalb der EZB arbeiten die makro- und mikroprudenzielle Aufsicht bei der Identifizierung der größten Risiken und Anfälligkeiten im europäischen Finanzsektor sowie bei Fragen der Regulierung eng zusammen.

EZB Jahresbericht 2017 58 3.1 Risiken und Anfälligkeiten im Finanzsystem des Euroraums

In ihrem zweimal jährlich erscheinenden Financial Stability Review veröffentlicht die EZB ihre Analysen von systemischen Risiken.54 Die meisten Indikatoren für systemischen Stress im Euroraum wiesen 2017 weiterhin niedrige Werte auf (siehe Abbildung 27), was auf eine positive Entwicklung der Finanzstabilität im Lauf des Berichtsjahrs hindeutet. Die verbesserte wirtschaftliche Lage im Euroraum stützte die Vermögenspreise und sorgte dafür, dass 2017 die Volatilität über alle Anlage- klassen hinweg gering blieb (siehe Abschnitt 1). Infolge höherer Kreditvolumina und Kreditmargen erwarteten die Anleger eine Verbesserung der Ertragslage der Banken, sollten sich die Wachstumsaussichten weiter positiv entwickeln und die Zinssätze steigen; vor diesem Hintergrund blieb der Stress im Bankensektor des Euroraums gering. Im Gegensatz dazu nahm der systemische Stress an den Staatsanleihemärkten Anfang 2017 zu, was zum Teil der erhöhten politischen Unsicherheit in einigen Euro-Ländern geschuldet war. Der Ausgang der Wahlen in wichtigen Ländern des Euroraums führte dazu, dass diese Unsicherheit wieder abnahm, wodurch der Sovereign-Stress-Indikator im zweiten Halbjahr 2017 zurück- ging. Die restlichen Indikatoren für systemischen Stress im Euroraum blieben ungeachtet einzelner erhöhter geopolitischer Unsicherheitsfaktoren auf globaler Ebene, etwa im Zusammenhang mit den zunehmenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel, gedämpft.

Abbildung 27 Indikatoren für systemischen Stress an den Finanz- und Staatsanleihemärkten und Wahrscheinlichkeit des Ausfalls zweier oder mehrerer Bankengruppen (gewichtet)

(Januar 2010-Februar 2018)

Wahrscheinlichkeit des Ausfalls zweier oder mehrerer großer und komplexer Bankengruppen (in %; linke Skala) Indikator für systemischen Stress an Finanzmärkten (gewichtet; rechte Skala) Indikator für systemischen Stress an Staatsanleihemärkten (gewichtet; rechte Skala) 28 0,7

24 0,6

20 0,5

16 0,4

12 0,3

8 0,2

4 0,1

0 0,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quellen: Bloomberg und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls zweier oder mehrerer großer und komplexer Bankengruppen bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit gleichzeitiger Ausfälle in einer Stichprobe von 15 solchen Bankengruppen über einen einjährigen Zeithorizont.

54 Siehe EZB, Financial Stability Review, Mai 2017, und EZB, Financial Stability Review, November 2017. In Zusammenarbeit mit den nationalen zuständigen Behörden identifiziert und bewertet der mikroprudenzielle Arm der EZB-Bankenaufsicht regelmäßig die Risiken für den Bankensektor im Euroraum. Damit soll sichergestellt werden, dass die direkt überwachten Banken den wichtigsten Risiken effektiv begegnen. Diese Risiken sind in den SSM-Aufsichtsprioritäten abgebildet, die jährlich veröffentlicht werden (siehe Prioritäten des SSM im Jahr 2018).

EZB Jahresbericht 2017 59 In diesem Umfeld wurden im Jahr 2017 vier zentrale Risiken für die Finanzstabilität im Euroraum identifiziert.

Zunächst ist die Gefahr einer abrupten, deutlichen Korrektur der globalen Risiko- prämien zu nennen, die 2017 erneut das größte Risiko darstellte. Das Berichtsjahr war von insgesamt geringer Volatilität an den Finanzmärkten, erhöhten Bewertungen von Vermögenswerten sowie niedrigen Risikoprämien an einigen Märkten gekenn- zeichnet, was auf ein verstärktes Risikoengagement hindeutet. So blieben insbeson- dere die Aufschläge für die risikoreichsten Anleiheemissionen sehr niedrig; offenbar hielten es die Marktteilnehmer für nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Schwächen materialisieren würden. Während diese Entwicklungen zum Teil mit der Verbesse- rung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds – und somit der Fundamentaldaten – zu erklären waren, so mehrten sich doch die Anzeichen dafür, dass die Finanzmärkte der Möglichkeit einer raschen Änderung der Marktstimmung zu wenig Beachtung schenken könnten.

Das zweite wesentliche Risiko stellten die Ertragsaussichten der Banken im Euroraum dar. Dank einer Steigerung der zinsunabhängigen Erträge verbesserte sich die Ertragslage der Banken im Euroraum leicht. Die Eigenkapitalrendite der Banken stieg von 2,5 % in den ersten drei Quartalen 2016 auf 3,2 % in den ersten drei Quartalen 2017. Auch die Eigenmittelsituation entwickelte sich weiter positiv: die harte Kernkapitalquote belief sich im dritten Quartal 2017 auf 14,5 %, verglichen mit 13,9 % im Jahr davor.55

Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB könnten sich über zwei Hauptkanäle auf die Ertragslage der Banken auswirken: Einerseits trägt das Niedrigzinsumfeld zu einer Verringerung der Zinsmargen der Banken bei, wodurch das Nettozinsergebnis geringer ausfällt. Andererseits entstehen dem Bankensystem des Euroraums als Ganzes durch den Negativzins für die Einlagefazilität der EZB direkte Kosten für das Halten von Überschussliquidität. Diese negativen Aspekte wurden bisher allerdings im Allgemeinen durch die positiven Effekte des robusten und breit angelegten Konjunkturaufschwungs auf die Ertragslage der Banken ausgeglichen. So sinken die Risikovorsorgekosten der Banken, wenn sich die Bonität der Kreditnehmer im Zuge positiver Wachstumsaussichten erhöht. Darüber hinaus sorgen die mit dem Konjunkturaufschwung steigende Kreditvergabe sowie zusätzliche Kapitalerträge dank anziehender Vermögenspreise für eine Verbesserung der Ertragslage der Banken. Und zu guter Letzt besteht zwar bei den Einlagezinsen im Privatkunden- geschäft eine Rigidität nach unten, im Großkundengeschäft – vor allem mit Ansässigen außerhalb des Euroraums – kommen jedoch vielerorts negative Einlagezinsen zur Anwendung; dadurch werden die ungünstigen Auswirkungen der negativen Nominalzinsen auf das Nettozinsergebnis der Banken reduziert. Insgesamt blieben die Nettoeffekte der geldpolitischen Maßnahmen auf die Ertragslage der Banken im Euroraum im Zeitraum von 2014 bis 2017 also begrenzt, wenngleich geringe Unterschiede in den einzelnen Ländern feststellbar waren (siehe Abbildung 28).

55 Die Angaben zu sämtlichen Bankengruppen im Euroraum beruhen auf den konsolidierten Bankendaten der EZB.

EZB Jahresbericht 2017 60 Abbildung 28 Ertragskomponenten der Banken

(2014-2017; Beitrag zur Gesamtkapitalrendite der Banken in Prozentpunkten)

Nettozinserträge ohne Negativzins auf die Überschussliquidität und ohne Volumeneffekte Kapitalertrag Bonität Negativzins auf die Überschussliquidität Volumeneffekte auf die Nettozinserträge Nettoeffekt 0,4

0,3

0,2

0,1

0,0

-0,1

-0,2

-0,3

-0,4 Deutschland Spanien Frankreich Italien Euroraum

Quellen: C. Altavilla, D. Andreeva, M. Boucinha und S. Holton, Monetary policy, credit institutions and the bank lending channel in the euro area, Occasional Paper Series der EZB, erscheint in Kürze. Anmerkung: Der Effekt der Geldpolitik auf Anleiherenditen und jener auf Kreditzinssätze und -volumina entspricht den Effekten gemäß den von Experten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen. Die Kapitalerträge werden auf Grundlage der von der EBA veröffentlichten Daten berechnet. Die Zahlen für den Euroraum werden als gewichteter Durchschnitt der Länder in der Stichprobe berechnet, wobei die Gewichtung des Bankensystems eines Landes im Euroraum-Aggregat anhand konsolidierter Bankdaten erfolgt.

Ungeachtet dieser positiven Entwicklung blieben die Aussichten für den Banken- sektor gedämpft. Dies spiegelte sich auch in den relativ niedrigen Aktienkursen der Banken im Euroraum wider; der Marktwert der Banken blieb deutlich unter dem Buchwert. Die Skepsis des Marktes stand hauptsächlich mit zwei Faktoren im Zusammenhang: Erstens beeinträchtigten nach wie vor eine Reihe von Struktur- problemen einerseits die Kosteneffizienz vieler Banken im Euroraum und andererseits die Möglichkeiten zur Ertragsdiversifizierung. Zweitens wurden beim Abbau der hohen Bestände notleidender Kredite (NPL) im Berichtsjahr je nach Bank und Land recht unterschiedliche Fortschritte erzielt: während die Erfolge mancherorts beträchtlich waren, hinkten einige Länder und Banken noch hinterher (Abbildung 29). Die hohen NPL-Quoten belasteten weiterhin die Ertragslage der Banken, und zwar sowohl direkt über hohe Kreditrisikovorsorgen als auch indirekt durch die Tatsache, dass notleidende Kredite die Bilanzkapazität verringern.

Die EZB beteiligte sich an laufenden Diskussionen über die Möglichkeiten zur Bewältigung der noch immer bestehenden Herausforderungen im Bankensektor. So könnte beispielsweise die Einrichtung einer Transaktionsplattform für notleidende Kredite zu einer rascheren Sanierung der Bankbilanzen beitragen.56 Auch könnte das gemeinsame Engagement privater und staatlicher Investoren (unter Einhaltung der Regeln für staatliche Beihilfen) Informationsasymmetrien zwischen den potenziellen Käufern und Verkäufern von notleidenden Krediten reduzieren.57 In struktureller Hinsicht könnte eine weitere Konsolidierung und Digitalisierung die

56 Siehe EZB, Special Feature A, Financial Stability Review, November 2017. 57 Siehe EZB, Special Feature C, Financial Stability Review, Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 61 Kosteneffizienz des Bankensektors verbessern. Maßnahmen zum Abbau der Bestände an notleidenden Krediten könnten ferner das grenzüberschreitende Bankgeschäft ankurbeln und somit zu einer breiteren geografischen Diversifizierung der Erträge führen.58 Insbesondere grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen könnten die Integration im Retail-Geschäft fördern. In diesem Zusammenhang wären auch die Vollendung der Bankenunion sowie die Umsetzung weiterer Maßnahmen im Finanzsektor, wie etwa die Harmonisierung von Steuer- und Insolvenzgesetzen, hilfreich.59

Abbildung 29 Notleidende Kredite nach Sektor und Kreditart

(Q4 2014-Q2 2017; Quartalsdaten; in Mrd €)

KMU-Kredite Nicht-KMU-Unternehmenskredite Private Hypothekendarlehen Konsumkredite Sonstige Haushaltskredite Sonstige Kredite 1 000

800

600

400

200

0 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 2014 2015 2016 2017

Quelle: Aufsichtsdaten der EZB. Anmerkung: Basierend auf Daten für bedeutende Institute. KMU steht für kleine und mittlere Unternehmen.

Die zwei verbliebenen identifizierten Finanzstabilitätsrisiken haben ihren Ursprung außerhalb des Bankensektors. Zum einen nahmen in der ersten Jahreshälfte die Bedenken hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit des öffentlichen und privaten Sektors zu. Insbesondere mit der Verbesserung der Konjunkturaussichten und dem Rückgang politischer Unsicherheiten nach den Wahlen in einigen großen Euro- Ländern kam es im weiteren Jahresverlauf zu einer Stabilisierung dieses Risikos. Die Verschuldung des privaten Sektors im Euroraum blieb allerdings sowohl im historischen als auch im internationalen Vergleich hoch, und vor diesem Hintergrund stellte ein abrupter Zinsanstieg für Unternehmen eine besondere Gefahr dar. Zum anderen war im Nichtbankensektor eine Ausweitung des Investmentfondsgeschäfts zu beobachten; dank der besseren Konjunkturaussichten und der geringen Volatilität an den Finanzmärkten stiegen die Zuflüsse an. Darüber hinaus erwarben Investmentfonds verstärkt Wertpapiere mit niedrigeren Ratings und längeren Laufzeiten, während gleichzeitig die Liquiditätspuffer bei Anleihefonds weiter schrumpften. Zuflüsse zu bzw. Abflüsse von Investmentfonds reagieren oftmals

58 Siehe EZB, Special Feature B, Financial Stability Review, November 2017. 59 Siehe EZB, Special Feature, Financial integration in Europe, Mai 2017.

EZB Jahresbericht 2017 62 besonders rasch auf Änderungen in der Marktstimmung. Europaweite gesetzliche Obergrenzen für Fremdkapitalquoten wie bei OGAW-Fonds gibt es für alternative Investmentfonds derzeit nicht. Die Ausarbeitung eines Rahmens für die harmonisierte Umsetzung makroprudenzieller Leverage-Limits für alternative Investmentfonds stellte auch im Berichtsjahr eine wichtige Initiative bei der Ausweitung der makroprudenziellen Aktivitäten außerhalb des Bankensektors dar.60 Dieser soll den Aufbau sektorweiter Risiken verhindern.

Der Nichtbankensektor ist laut einer strukturellen Analyse des Finanzsektors des Eurogebiets im weiteren Sinn, d. h. einschließlich Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und Schattenbanken, weiter gewachsen. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der anhaltenden Rationalisierung im Bankensektor zu sehen; diese scheint allerdings nach wie vor nur begrenzte Auswirkungen auf die Effizienz im Finanzsystem insgesamt zu haben, wie die auf aggregierter Ebene noch immer hohe Aufwand/Ertrag-Relation der Banken zeigt.61

Kasten 6 Entwicklungen am Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt im Euroraum

Die zyklische Erholung des Wohnimmobilienmarkts im Euroraum setzte sich 2017 fort; die Preise und Hypothekarkreditvergabe stiegen in aggregierter Betrachtung moderat an. Die Anfälligkeiten an den Wohnimmobilienmärkten im Euroraum insgesamt erscheinen begrenzt, nehmen aber allmählich zu. Die Jahreswachstumsrate der nominalen Preise für Wohnimmobilien beschleunigte sich im dritten Quartal 2017 auf über 4 %, blieb aber unter dem historischen Durchschnitt und auch deutlich unter dem Vorkrisenniveau (siehe Abbildung A). Getrieben wurde der Preisanstieg von der starken Nachfrage, unterstützend wirkten darüber hinaus zunehmend die steigenden Einkommen. Insgesamt dürften sich die Preise im Euroraum im Einklang mit den Fundamentalwerten bzw. leicht darüber entwickelt haben (siehe Abbildung A).62 Das Jahreswachstum der Wohnungsbaukredite zog weiter an und kletterte gegen Ende 2017 auf über 3 %. Gleichzeitig war die Verschuldung der privaten Haushalte weiterhin rückläufig und sank im dritten Quartal 2017 auf 58 % des BIP (siehe Abbildung B).

60 Siehe EZB, Special Feature A, Financial Stability Review, November 2016. 61 Siehe EZB, Report on financial structures, Oktober 2017. 62 Bewertungsschätzungen sind mit großer Unsicherheit behaftet. Ihre Interpretation kann auf Länderebene angesichts nationaler Besonderheiten (z. B. steuerliche Behandlung von Immobilien, strukturelle Faktoren wie Wohnbesitzverhältnisse) schwierig sein.

EZB Jahresbericht 2017 63 Abbildung A Jahreswachstum von Wohnimmobilienpreisen und Überbewertungen im Euroraum

(in %)

Wohnimmobilienpreisindex (Veränderung in den letzten 12 Monaten; rechte Skala) Überbewertung der Wohnimmobilienpreise - Durchschnitt (linke Skala) Überbewertung der Wohnimmobilienpreise - Durchschnitt aus Preis-Einkommen-Verhältnis und Modellschätzung (linke Skala) 15 10

8 10 6 5 4

0 2

0 -5 -2 -10 -4

-15 -6 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die erste Messgröße für die Überbewertung (gelbe Linie) ist der Durchschnitt aus vier verschiedenen Bewertungsindikatoren (Preis-Einkommen- Verhältnis, Preis-Miet-Verhältnis, Ergebnis eines Asset-Pricing-Modells und Ergebnis eines ökonometrischen Modells (BVAR)). Die zweite Messgröße für die Überbewertung (rote Linie) ist der Durchschnitt aus zwei Bewertungsindikatoren (Preis-Einkommen-Verhältnis, Ergebnis des ökonometrischen Modells).

Abbildung B Wohnungsbaukredite an private Haushalte und Verschuldung privater Haushalte im Euroraum

(in %)

Verschuldung der privaten Haushalte (in % des BIP; linke Skala) Wohnungsbaukredite an private Haushalte (Veränderung in den letzten 12 Monaten; rechte Skala) 75 14

70 12

65 10

60 8

55 6

50 4

45 2

40 0

35 -2 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf September 2017 (Kredite) bzw. das zweite Quartal 2017 (Verschuldung).

Auch wenn es derzeit nicht viele Anzeichen für den Aufbau von Anfälligkeiten an den Wohnimmobilienmärkten des Euroraums insgesamt gibt, so stellt sich die Situation in den einzelnen Ländern doch heterogen dar. Im Zuge ihrer makroprudenziellen Tätigkeit unterzog die EZB einzelne Euro-Länder 2017 einer eingehenden Beobachtung. Davon betroffen waren insbesondere jene Länder, die Ende 2016 Warnungen vom Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) erhalten hatten.63

63 Im November 2016 veröffentlichte der ESRB für die folgenden Euro-Länder länderspezifische Warnungen über mittelfristige Anfälligkeiten im Wohnimmobiliensektor: Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und Finnland.

EZB Jahresbericht 2017 64 Zur Bekämpfung von Anfälligkeiten an den Wohnimmobilienmärkten wurden 2017 eine Reihe makroprudenzieller Maßnahmen wirksam oder von nationalen Behörden verabschiedet:

• In Finnland wurde beschlossen, dass Kreditinstitute, die den auf internen Ratings basierenden Ansatz verwenden, ab Januar 2018 für Hypothekarkredite ein durchschnittliches Risikogewicht von mindestens 15 % anwenden müssen. Diese Maßnahme bleibt zwei Jahre in Kraft und ist auf konsolidierter Basis anzuwenden. Sie gilt für Kredite zum Erwerb von Wohnimmobilien in Finnland.

• In Litauen wurden die Vorschriften zur Festlegung der wichtigsten Kreditvergabestandards (einschließlich der Anforderung, die Beleihungsquote (loan-to value – LTV) und das Verhältnis von Schuldendienst zu Einkommen (debt service-to-income – DSTI) zu berechnen) auf natürliche Personen ausgeweitet, die Bau- oder Leasingtätigkeiten zu Geschäftszwecken nachgehen.

• In Belgien gilt eine Empfehlung, wonach Banken, die den auf internen Ratings basierenden Ansatz verwenden, einen Aufschlag von 5 Prozentpunkten auf die Risikogewichte für bel- gische Hypothekarkredite für Wohnungsbauzwecke einkalkulieren sollen. Diese Empfehlung folgte einer ähnlichen makroprudenziellen Maßnahme, die bereits ausgelaufen war.

• In der Slowakei wurde zu Jahresbeginn 2017 im Zuge der Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur „verantwortungsvollen Kreditvergabe“ eine Verschärfung der Standards auf Kreditnehmerseite (d. h. der Obergrenzen für die LTV- und die DSTI-Quote sowie für Laufzeiten) vorgenommen.

• In Irland wurde eine Überprüfung und Neukalibrierung der Kennzahlen auf Kreditnehmerseite durchgeführt. Seit Januar 2017 kann bei 5 % der Neukredite für den erstmaligen Erwerb von Wohnimmobilien eine LTV-Quote jenseits der 90 %-Grenze akzeptiert werden und bei 20 % der Neukredite für den wiederholten Erwerb von Wohnimmobilien eine LTV-Quote jenseits der 80 %-Grenze.

An den Gewerbeimmobilienmärkten des Euroraums ist seit einigen Jahren ein starker Anstieg sowohl der Preise als auch der Transaktionsvolumina zu beobachten. 2016 kletterte das Jahreswachstum der Gewerbeimmobilienpreise im Euroraum auf 5,1 %, verglichen mit 3,8 % bzw. 1,9 % im Jahr 2015 und 2014. Ausschlaggebend für diesen Anstieg waren die Preise von Gewerbeimmobilien in Bestlagen, die 2016 im Jahresvergleich um 18 % anzogen (nach 14 % im Jahr 2015), und hier insbesondere von Einzelhandelsflächen (siehe Abbildung C), die 2017 weiter stiegen.

EZB Jahresbericht 2017 65 Abbildung C Preisindizes für Gewerbeimmobilien im Euroraum

(Q1 2005-Q4 2017; Index: Q1 2005 = 100)

Gewerbeimmobilien (insgesamt) Gewerbeimmobilien in Bestlagen (insgesamt) Gewerbeimmobilien in Bestlagen (Büros) Gewerbeimmobilien in Bestlagen (Einzelhandel) 280

260

240

220

200

180

160

140

120

100

80 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quellen: Jones Lang LaSalle und experimentelle EZB-Schätzungen auf Grundlage von MSCI-Daten und nationalen Daten. Anmerkung: Zu den Einzelhandelsflächen zählen auch Restaurants, Einkaufszentren und Hotels. Das Euroraum-Aggregat umfasst Belgien, Deutschland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Finnland.

In vielen Ländern, in denen die Gewerbeimmobilienpreise 2017 besonders kräftig stiegen, erfolgte die Finanzierung hauptsächlich durch direkte Investitionen institutioneller Anleger bzw. Fonds und weniger über Bankkredite. Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld bedienen sich US-Vermögens- verwaltungsgesellschaften und andere Investoren auf der Suche nach höheren Renditen zunehmend Immobilien-Investmentgesellschaften (Fonds und Trusts) für ihre Investitionen im Gewerbeimmobiliensektor. Im Prinzip sollte der größere Anteil von Beteiligungsfinanzierungen aus ausländischen Quellen die Gefahr direkter negativer Ansteckungseffekte aus einem plötzlichen Bewertungsrückgang für den Bankensektor verringern. Allerdings könnte der Anstieg ausländischer Direktinvestitionen auch die Volatilität der Hausse-Baisse-Zyklen erhöhen. Die Bankkredite für Gewerbeimmobilien verzeichnen derzeit zwar kein Wachstum, doch ist das Kreditengagement des Bankensektors am Gewerbeimmobilienmarkt noch beträchtlich; negative Preiskorrekturen stellen somit eine potenzielle Gefahr für die Banken dar. Natürlich ist der Gewerbeimmobilienmarkt in Anbetracht seiner Charakteristika und Größe nicht von ähnlicher systemischer Bedeutung wie der Wohnimmobilienmarkt. Die EZB wird die Entwicklungen am Gewerbeimmobilienmarkt im Euroraum weiter beobachten und dabei insbesondere die sehr unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten berücksichtigen.

3.2 Die makroprudenzielle Funktion der EZB

Die nationalen (zuständigen oder benannten) Behörden und die EZB sind gemeinsam für Entscheidungen im Hinblick auf makoprudenzielle Maßnahmen im Euroraum zuständig. Die Aktivierung und Umsetzung makroprudenzieller Maßnahmen obliegt weiterhin den nationalen Behörden im Euroraum. Die EZB wiederum prüft diese Maßnahmen, über die sie von den nationalen Behörden unverzüglich zu unterrichten ist, regelmäßig auf ihre Eignung. Sie kann gegen die von den nationalen Behörden ergriffenen Maßnahmen Einwände erheben und ist

EZB Jahresbericht 2017 66 zudem befugt, für die in ihren Zuständigkeitsbereich gemäß Unionsrecht fallenden makroprudenziellen Instrumente strengere Anforderungen zu stellen. Diese asymmetrische Aufteilung der Zuständigkeiten verdeutlicht die Rolle der EZB: ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass nationale Aufseher nicht oder nicht rechtzeitig tätig werden.

Auch 2017 fand sowohl auf technischer als auch auf politischer Ebene ein breit angelegter und offener Diskurs zwischen der EZB und den nationalen Behörden statt, um den Einsatz makroprudenzieller Instrumente und die Entwicklung von Methoden zur Bewertung unterschiedlicher Arten systemischer Risiken zu erörtern. Dank dieser Anstrengungen konnte das Verfahren zur Bewertung der Angemessenheit der makroprudenziellen Politik auf Euroraumebene sowie in den einzelnen Ländern der europäischen Bankenunion verbessert werden.

Makroprudenzielle Politik im Jahr 2017

Während des Berichtsjahrs baute die EZB ihre Koordinierungsrolle für die makroprudenzielle Politik weiter aus und intensivierte die öffentliche Kommunikation mit dem Ziel, größere Transparenz zu schaffen und die Wichtigkeit der makroprudenziellen Politik zu unterstreichen.

Des Weiteren prüfte die EZB gemäß ihrem gesetzlichen Auftrag die makroprudenziellen Beschlüsse der nationalen Behörden in den Ländern der Bankenunion. Der EZB wurden 2017 über einhundert solcher Beschlüsse angezeigt. Der Großteil von ihnen befasste sich mit der Festsetzung der antizyklischen Kapitalpuffer sowie mit der Identifizierung systemrelevanter Kreditinstitute und der Kalibrierung von deren Kapitalpuffern. Außerdem wurde die EZB von einigen Ländern über die Einführung des Systemrisikopuffers und die Anwendung von Artikel 458 der Eigenkapitalverordnung in Kenntnis gesetzt.

Die zyklischen Systemrisiken werden in allen 19 Euro-Ländern quartalsweise neu bewertet, woraufhin die Höhe des antizyklischen Kapitalpuffers gegebenenfalls angepasst wird. In den meisten Staaten hielten sich die zyklischen Systemrisiken 2017 in Grenzen. Hinsichtlich der von den nationalen Behörden gefassten Beschlüsse zu den antizyklischen Kapitalpuffern äußerte der EZB-Rat in keinem Fall Einwände. Mit Ausnahme der Slowakei und Litauens setzten alle anderen Länder den antizyklischen Kapitalpuffer auf 0 % fest. In der Slowakei trat am 1. August 2017 ein bereits im Juli 2016 beschlossener antizyklischer Kapitalpuffer von 0,5 % in Kraft. Aufgrund der anhaltenden Zunahme zyklischer Systemrisiken wurde dieser im Juli 2017 mit Wirkung zum 1. August 2018 auf 1,25 % erhöht. In Litauen beschlossen die Behörden einen antizyklischen Kapitalpuffer von 0,5 %, der am 31. Dezember 2018 in Kraft treten wird.

Die EZB, die nationalen Behörden und der Finanzstabilitätsrat (FSB) aktualisierten auch 2017 in Abstimmung mit dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht die Liste der global systemrelevanten Banken (G-SIBs) in den Euro-Ländern. Sieben Banken in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und den Niederlanden wurden den international für G-SIBs vereinbarten Kapitalpufferklassen 1, 2 und 3

EZB Jahresbericht 2017 67 zugeordnet, für die Kapitalpufferquoten von 1,0 %, 1,5 % bzw. 2,0 % vorgesehen sind.64 Diese Pufferquoten gelten ab dem 1. Januar 2019 und werden schrittweise eingeführt.

Zudem prüfte die EZB die Beschlüsse der nationalen Behörden zu Kapitalpuffern für die 109 anderweitig systemrelevanten Institute (A-SRIs).65 Diesen Beschlüssen stimmte der EZB-Rat ausnahmslos zu.

Auch im Jahr 2017 veröffentlichte die EZB halbjährlich ein Macroprudential Bulletin mit dem Ziel, die Transparenz im Hinblick auf die makroprudenziellen Arbeiten der EZB zu erhöhen. In der dritten Ausgabe wurden die makroprudenziellen Instrumente der EZB und die makroprudenzielle Perspektive der Zentralbank erläutert; im Mittel- punkt standen dabei a) die Methodik der EZB zur Festlegung der Untergrenze des Kapitalpuffers für identifizierte A-SRIs, b) die Qualitätssicherung der Stresstests auf Basis eines Top-down-Ansatzes, c) die Anfälligkeit eines künftigen europäischen Einlagensicherungssystems gegenüber Bankinsolvenzen und die Vorteile risiko- basierter Beiträge. In der vierten Ausgabe ging es um a) die kurzfristigen Auswirkungen der Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten (MREL) auf die Finanzmärkte und Banken unter dem Aspekt der Finanzstabilität, b) ein Modell zur Beurteilung der Effekte einer veränderten Kapitalausstattung der Banken in Abhängigkeit von der Anwendung eines Bail-in- oder Bail-out-Mechanismus und c) die makroprudenziellen Aspekte der aktuellen Stellungnahmen der EZB zu den Vorschlägen der Europäischen Kommission zur Änderung der EU-Vorschriften für den Bankensektor.

Zur Verbesserung der öffentlichen Kommunikation veröffentlichte die EZB erstmals im Berichtsjahr auf ihrer Website einen Überblick über die derzeit in den Ländern der Bankenunion aktivierten makroprudenziellen Maßnahmen. Auf der Website des ESRB finden sich diese Informationen ebenfalls, ergänzt um entsprechende Daten für nicht zum Eurogebiet zählende EU-Mitgliedstaaten.

Zusammenarbeit mit dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB)

Die EZB leistete dem ESRB-Sekretariat, das für das Tagesgeschäft des ESRB zuständig ist, im Berichtsjahr erneut analytische, statistische, logistische und administrative Unterstützung. Ebenso stand sie dem ESRB bei der fortlaufenden Ermittlung und Beobachtung potenzieller Systemrisiken zur Seite. Unter anderem hatte die EZB den Ko-Vorsitz der Expertengruppe des Beratenden Fachausschusses des ESRB inne, der für die Erstellung des im Juli 2017 veröffentlichten Berichts Resolving non-performing loans in Europe zuständig war. Der Bericht benennt Finanzstabilitäts- und makroprudenzielle Aspekte, die im Zusammenhang mit den erhöhten Beständen notleidender Kredite (NPL) und den Hindernissen für deren

64 Die Liste der G-SIBs für 2017 findet sich auf der Website des FSB. 65 Siehe EZB, ECB floor methodology for setting the capital buffer for an identified Other Systemically Important Institution (O-SII), Macroprudential Bulletin, Ausgabe 3, Juni 2017.

EZB Jahresbericht 2017 68 Abbau stehen. Zudem bietet er eine Orientierung, welche praktischen Schritte auf politischer Ebene erforderlich sind, um die NPL-Problematik generell in den Griff zu bekommen.

Die EZB leistete auch einen Beitrag zu dem ebenfalls im Juli 2017 vom ESRB veröffentlichten Bericht Financial stability implications of IFRS 9. Dieses Dokument wurde auf Anfrage des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments erstellt und analysiert, welche potenziellen Implikationen sich mit der Einführung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 9 für die Finanzstabilität ergeben. Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass der IFRS 9 von erheblichem Nutzen für die Finanzstabilität sein dürfte, da etwaige Kreditausfälle gemäß IFRS 9 früher als bisher erfasst werden müssen. Dennoch sind laut Bericht noch einige praktische Herausforderungen zu bewältigen, bevor der erwartete Nutzen eintreten kann, und es gilt auch, einige potenzielle prozyklische Effekte zu berücksichtigen.

Ferner unterstützte die EZB den ESRB bei der Analyse der ihm gemäß der Europäischen Marktinfrastrukturverordnung zur Verfügung gestellten Daten. Auf Basis dieser Daten wurden 2017 insgesamt vier Forschungspapiere veröffentlicht.66

Nähere Informationen zum ESRB finden sich auf dessen Website sowie im ESRB- Jahresbericht 2016.

3.3 Beitrag der EZB zu Regulierungsinitiativen

Entsprechend ihrem Mandat leistete die EZB im Jahr 2017 wesentliche analytische und politische Beiträge zu einer Reihe von Regulierungsinitiativen auf internationaler und europäischer Ebene. Zu den wichtigsten Regulierungsthemen aus Sicht der EZB zählten im Berichtsjahr a) die Finalisierung der Basler Rahmenvereinbarung über Eigenkapital und Liquidität (Basel III), b) die Überarbeitung des mikro- und makroprudenziellen Regulierungsrahmens für Banken in der EU, c) die Überarbei- tung des Rahmens für Krisenmanagement und Abwicklung, d) die Arbeiten zur Vollendung der Bankenunion und e) die Schaffung eines Regulierungsrahmens für den Nichtbankenfinanzsektor. Darüber hinaus brachte sich die EZB in die Diskussion über das künftige EU-Regelwerk zur Sanierung, Abwicklung und Beaufsichtigung zentraler Gegenparteien (siehe Abschnitte 4.2 und 9.2) sowie in die Überprüfung des Europäischen Finanzaufsichtssystems (ESFS) ein.

66 Die Titel lauten wie folgt: Compressing over-the-counter markets, Networks of counterparties in the centrally cleared EU-wide interest rate derivatives market, Syndicated loans and CDS positioning und Discriminatory pricing of over-the-counter derivatives.

EZB Jahresbericht 2017 69 Finalisierung der Basler Eigenkapital- und Liquiditätsbestimmungen

Am 7. Dezember 2017 einigte sich das Führungsgremium des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht – die Gruppe der Zentralbankpräsidenten und die Leiter der Bankenaufsichtsbehörden – auf ein Maßnahmenpaket, mit dem die Reformen von Basel III zu einem Abschluss gebracht werden sollen. Die EZB war intensiv in die politischen Diskussionen über die Finalisierung von Basel III eingebunden und nahm auch in vollem Umfang an den Auswirkungsanalysen teil. Nun gilt es, die Basel-III- Reformen in allen Ländern rechtlich umzusetzen und die dahingehenden Fortschritte aufmerksam zu beobachten. Angesichts der Tatsache, dass zur Wahrung der Finanzstabilität weltweit abgestimmte Standards unabdingbar sind, erachtet es die EZB für wichtig, das hohe Maß an internationaler Kooperation aufrechtzuerhalten, das die Aktivitäten in diesem Bereich seit der Krise kennzeichnet.

Überarbeitung des mikro- und makroprudenziellen Regulierungsrahmens für Banken in der EU

Am 23. November 2016 veröffentlichte die Europäische Kommission ein umfassend- es Reformpaket zur Bankenregulierung. Ziel der vorgeschlagenen Reformen war eine weitere Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Bankensektors und die Förde- rung der Finanzintegration innerhalb der EU.67 Mit dem geplanten Maßnahmenpaket werden wesentliche Elemente der globalen Regulierungsreform in europäisches Recht gegossen. Diese globalen Standards umfassen vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht ausgearbeitete Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften, wie z. B. die strukturelle Liquiditätsquote, die Höchstverschuldungsquote und die grund- legende Überprüfung der Handelsbuchregeln. Das Reformpaket der Europäischen Kommission sieht ferner eine Reihe zusätzlicher Änderungen des Aufsichtsrahmens vor, u. a. betreffend die der Aufsicht übertragenen Befugnisse (im Rahmen der Säule 2) sowie Bestimmungen zu Ausnahmen bei Kapitalanforderungen, zwischengeschalteten Muttergesellschaften, nationalen Wahlmöglichkeiten und Ermessensspielräumen, zum Proportionalitätsprinzip und zur Behandlung von Gruppen aus Drittstaaten.

67 Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2013/36/EU im Hinblick auf von der Anwendung ausgenommene Unternehmen, Finanzholding- gesellschaften, gemischte Finanzholdinggesellschaften, Vergütung, Aufsichtsmaßnahmen und - befugnisse und Kapitalerhaltungsmaßnahmen; und Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 in Bezug auf die Verschuldungsquote, die strukturelle Liquiditätsquote, Anforderungen an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten, das Gegenparteiausfallrisiko, das Marktrisiko, Risikopositionen gegenüber zentralen Gegenparteien, Risikopositionen gegenüber Organismen für gemeinsame Anlagen, Großkredite, Melde- und Offenlegungspflichten und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 648/2012.

EZB Jahresbericht 2017 70 Schaubild 1 Zeitleiste wichtiger Ereignisse

Jan. 2017: Bestellung Dez. 2017: Beschlüsse Q4 2018 bis Q1 2019: eines Berichterstatters im Schnellverfahren Voraussichtliche im Europäischen getroffen Verabschiedung der Nov. 2016: Parlament Gesetzesänderungen Veröffentlichung Nov. 2017: des Kommissions- Veröffentlichung Geplanter Beginn der vorschlags März 2017: des vorläufigen Trialogverhandlungen Beschlussfassung ECON-Berichts 2017 im Schnellverfahren 2018 vereinbart

Q1 2017: Q3 2017: Q1 2018: Q3 2018: Malta übernimmt Estland übernimmt Bulgarien übernimmt Österreich übernimmt EU-Ratspräsidentschaft, EU-Ratspräsidentschaft EU-Ratspräsidentschaft EU-Ratspräsidentschaft Start der Ratsverhandlungen

Quelle: EZB. Anmerkung: ECON ist die Abkürzung für den Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments.

Im November 2017 veröffentlichte die EZB ihre Stellungnahme zu den Vorschlägen. Darin wird die große Bedeutung der Umsetzung der Basler Standards in EU-Recht für die Gewährleistung weltweit gleicher Wettbewerbsbedingungen hervorgehoben. Ferner schlägt die EZB vor, Überprüfungsklauseln hinsichtlich sämtlicher Standards, die noch Gegenstand von Beratungen auf Ebene des Basler Ausschusses sind, in das Maßnahmenpaket aufzunehmen.

Im Hinblick auf die Überprüfung der Säule-2-Bestimmungen vertritt die EZB die Ansicht, dass der Kommissionsvorschlag zwar richtigerweise auf eine weitere Konvergenz bei der Aufsicht abzielt, den aufsichtlichen Handlungsspielraum jedoch in wichtigen Bereichen zu sehr einengt. Die Aufsicht muss über genug Flexibilität verfügen, um Risiken zu messen, institutspezifische zusätzliche Eigenkapital- erfordernisse festzulegen und über deren Zusammensetzung im eigenen Ermessen zu entscheiden.

Das Maßnahmenpaket der Kommission enthält darüber hinaus eine Reihe von Vorschlägen mit Auswirkungen auf die Ausgestaltung und praktische Anwendung des makroprudenziellen Rahmens. So wird etwa klargestellt, dass die Säule-2- Bestimmungen der Abdeckung institutspezifischer – und nicht systemischer oder makroprudenzieller – Risiken dienen. Dies ist insofern von besonderer Bedeutung für die EZB, als damit eine bessere Abgrenzung der Aufgaben und Instrumente der mikroprudenziellen Aufsichtsbehörden auf der einen und der makroprudenziellen Aufsichtsbehörden auf der anderen Seite erzielt wird. Dessen ungeachtet vertritt die EZB die Ansicht, dass die Entfernung der Säule 2 aus dem makroprudenziellen Instrumentarium mit einer gezielten Überarbeitung des makroprudenziellen Aufsichtsrahmens einhergehen sollte und dass die makroprudenziellen Aufsichts- behörden mit adäquaten Instrumenten zur wirkungsvollen Bekämpfung systemischer Risiken ausgestattet werden sollten.

EZB Jahresbericht 2017 71 Überarbeitung des Rahmens für Krisenmanagement und Abwicklung

Der Vorschlag der Kommission zur Reform der Bankenregulierung umfasste auch Maßnahmen zur Optimierung der geltenden EU-Sanierungs- und Abwicklungs- bestimmungen. Diese betrafen insbesondere: a) die Änderung der Mindestan- forderungen für Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten (MREL) und die Umsetzung eines auf global systemrelevante Banken anzuwendenden Standards zur Gesamtverlustabsorptionsfähigkeit (TLAC), b) die Übertragung neuer, harmonisierter Befugnisse zur Aussetzung von Zahlungs- bzw. Lieferverpflichtungen einer Bank (Moratorium) an die zuständigen Behörden bzw. die Abwicklungs- behörden und c) die verstärkte Harmonisierung der Gläubigerhierarchie durch die Erweiterung der Klassifizierung um „nicht bevorrechtigte“ vorrangige Schuldtitel, die nach erstklassigen unbesicherten Verbindlichkeiten, aber vor nachrangigen Verbindlichkeiten rangieren.

Die Stellungnahmen der EZB zu verschiedenen Aspekten des Kommissions- vorschlags wurden im März bzw. November 2017 veröffentlicht.

Im Hinblick auf die Änderung der MREL und die Umsetzung des TLAC-Standards sind für die EZB die folgenden Punkte wichtig: a) die Einführung einer Sicherheits- marge im Rahmen der MREL und die Abschaffung der MREL-Empfehlung, b) eine schärfere Abgrenzung zwischen den Aufgaben und Rechten der Abwicklungs- behörde und der Aufsichtsbehörde in Bezug auf bestimmte Bereiche (z. B. MREL- Verstöße, Verhängung eines Moratoriums), c) die Anwendung der vorgeschlagenen Ausnahme von Beschränkungen des ausschüttungsfähigen Höchstbetrags ‒ die normalerweise greifen würden, wenn das Institut gegen eine kombinierte Pufferanforderung in der obersten Schicht der MREL-Anforderung verstößt ‒ für eine Dauer von zwölf Monaten, und d) die Festlegung eines angemessenen Mindestübergangszeitraums für die Einführung der MREL-Anforderung für alle Kreditinstitute, der von der Abwicklungsbehörde individuell verlängert werden kann.

Die EZB unterstützt zwar grundsätzlich die von der Kommission vorgeschlagene Harmonisierung der Befugnisse zur Verhängung eines Moratoriums, spricht sich jedoch in ihrer Stellungnahme vom 8. November 2017 für Anpassungen des Anwendungsbereichs und -zeitraums von Moratorien im Vorfeld einer Abwicklung sowie eine klare Trennung zwischen Moratoriumsbefugnissen und Frühinterventionsmaßnahmen aus.

Im Zusammenhang mit den Vorschlägen über den Rang unbesicherter Schuldtitel in Bankinsolvenzverfahren tritt die EZB in ihrer Stellungnahme vom 8. März 2017 für die Verankerung einer allgemeinen Vorrangstellung der Einleger auf Grundlage eines abgestuften Ansatzes ein. Dies könnte durch die Einführung einer dritten Vorrangstellung erzielt werden, die für jene Einlagen gilt, die aktuell nicht zu den gemäß Banksanierungs- und -abwicklungsrichtlinie bevorrechtigten Forderungen zählen.

EZB Jahresbericht 2017 72 Auf internationaler Ebene veröffentlichte der Finanzstabilitätsrat (FSB) Leitlinien zur Unterstützung der Behörden bei der Umsetzung des FSB-Standards zur „internen TLAC“ (d. h. der Kapazität zur Verlustabdeckung, die Abwicklungseinheiten für ihre bedeutenden Sub-Institutsgruppen halten müssen) sowie seinen sechsten Bericht über die Umsetzung von nach der Krise eingeleiteten Abwicklungsreformen. Die EZB beteiligte sich aktiv an den Diskussionen im Vorfeld dieser Veröffentlichungen.

Arbeiten zur Vollendung der Bankenunion

In die laufenden Diskussionen zur Vollendung der Bankenunion brachte sich die EZB im Sinne der in der Mitteilung der Kommission vom 11. Oktober 2017 formulierten Ziele ein.

Um die Früchte einer voll entwickelten Bankenunion ernten zu können, ist ein weiteres entschlossenes Vorgehen zur Vollendung derselben von essenzieller Bedeutung. Als sich gegenseitig verstärkende Faktoren sollten Risikominderung und Risikoverteilung dabei gleichermaßen im Fokus stehen. Die EZB beteiligt sich an den Diskussionen zu möglichen Risikominderungsmaßnahmen und hat dazu auch Stellungnahmen veröffentlicht. Des Weiteren erachtet die EZB, wie in ihrer Stellungnahme dargelegt, die Umsetzung eines voll ausgebauten europäischen Einlagensicherungssystems als ein unverzichtbares Element der Bankenunion. Auch die möglichst rasche Entwicklung einer europäischen Lösung zur Absicherung („Backstop“) des Einheitlichen Abwicklungsfonds ist von großer Bedeutung. Hier unterstützt die EZB von technischer Seite die aktuell laufenden quantitativen Schätzungen zur Ermittlung der Fähigkeit des Bankensektors, eine solche Lösung zu finanzieren. Zur Bewältigung der Probleme im Zusammenhang mit notleidenden Krediten hat die EZB u. a. einen Leitfaden für Banken veröffentlicht und die Ausarbeitung eines Konzepts für die Ausgestaltung von Vermögensverwaltungs- gesellschaften vorgeschlagen, das auf nationaler Ebene umzusetzen wäre.

Schaffung eines Regulierungsrahmens für den Nichtbankenfinanzsektor

Mit ihrer eingehenden Analyse der Auswirkungen von Regulierungsreformen auf Repomärkte leistete die EZB einen Beitrag zu den auf globaler Ebene unter Schirm- herrschaft des Ausschusses für das weltweite Finanzsystem der BIZ laufenden Arbeiten über die Funktionsweise des Repomarkts. Daneben unterstützte die EZB den FSB und die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) in deren Anstrengungen zur Bekämpfung von strukturellen Anfälligkeiten, die durch das Asset-Management-Geschäft entstehen. Dies ist insofern von Bedeutung, als dieser Teil des Finanzsystems eine immer wichtigere Rolle spielt und das makroprudenzielle Instrumentarium zur Verringerung von Finanzstabilitäts- risiken, die außerhalb des Bankensektors entstehen, ausgeweitet werden sollte.

EZB Jahresbericht 2017 73 Auf europäischer Ebene veröffentlichte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) eine Stellungnahme über die Gestaltung des neuen Aufsichtsrahmens für Wertpapierfirmen, der auf die verschiedenen Geschäftsmodelle von Wertpapier- firmen und die ihnen innewohnenden Risiken abgestimmt werden soll. Die EZB unterstützt diese Maßnahmen, die darauf abzielen, dass der Aufsichtsrahmen sämtliche aufsichtlich relevante Risiken sowie jegliche von Wertpapierfirmen ausgehende systemische Risiken korrekt erfasst. Die Europäische Kommission stellte in diesem Zusammenhang in ihrer am 11. Oktober 2017 veröffentlichten Mitteilung klar, dass sie vorschlagen werde, große Wertpapierfirmen, die bankähnlichen Tätigkeiten nachgehen, als Kreditinstitute einzustufen und somit der europäischen Bankenaufsicht zu unterwerfen.

Überprüfung des Europäischen Finanzaufsichtssystems

Die EZB brachte sich auch in die Diskussionen im Rahmen der Überprüfung des ESFS ein. Im September 2017 verabschiedete die Europäische Kommission eine Reihe von Vorschlägen zur Stärkung des ESFS. Diese beinhalten eine Abänderung der Verordnungen zur Errichtung der drei Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) und des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) sowie eine Anpassung der Richtlinie über die Aufnahme und Ausübung der Versicherungs- und Rückversicherungstätigkeit (Solvabilität II) und der Europäischen Marktinfrastruktur- verordnung II. Die Überprüfung des ESFS zielt generell darauf ab, die Konvergenz in der Aufsicht in der EU voranzutreiben, die Governance- und Finanzierungsstrukturen der ESAs zu verbessern, die weitere Integration der Märkte sowie die Effizienz des ESRB zu fördern und die makroprudenzielle Koordination zu stärken. Die EZB veröffentlichte ihre Stellungnahme zur Überprüfung der ESRB-Verordnung am 2. März 2018.

3.4 Die mikroprudenzielle Funktion der EZB

Die EZB-Bankenaufsicht trug auch im Berichtsjahr zur Stabilität des europäischen Bankensektors sowie zur Sicherung gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Banken im Euroraum bei. Obwohl die Banken in den vergangenen Jahren ihre Widerstandsfähigkeit verbessert haben, stehen sie noch immer vor beträchtlichen Herausforderungen.

Für einige Euro-Länder stellte der hohe Bestand notleidender Kredite weiterhin ein großes Problem dar. Dieser drückt die Gewinne der Banken und erschwert es ihnen dadurch, die Realwirtschaft mit Finanzmitteln zu versorgen. Die Lösung des Problems der notleidenden Kredite war daher von Anfang an eines der wichtigsten Ziele der EZB im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit. 2017 kam man diesem Ziel entscheidende Schritte näher. Im März 2017 veröffentlichte die EZB-Bankenaufsicht einen qualitativen Leitfaden für Banken zu notleidenden Krediten. Eine Ergänzung zum Leitfaden, die den Zweck hat, künftig dem Aufbau unzureichend gedeckter notleidender Kredite entgegenzuwirken, wurde im vierten Quartal des Berichtsjahrs zur öffentlichen Konsultation vorgelegt. In dieser Ergänzung werden auf transparente

EZB Jahresbericht 2017 74 Art und Weise die allgemeinen Erwartungen der EZB-Bankenaufsicht im Hinblick auf Rückstellungen für neue notleidende Kredite dargelegt; diese sollen als Grundlage für die individuelle Beurteilung der Risikovorsorgepolitik der einzelnen Banken dienen.

Auch die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen, zieht Herausforderungen nach sich. Sowohl Banken im Vereinigten Königreich als auch jene im Euroraum werden die Folgen zu spüren bekommen. Die EZB beabsichtigt daher dafür zu sorgen, dass alle betroffenen Banken über angemessene Notfall- pläne verfügen, und erarbeitete zu diesem Zweck Positionspapiere zu Themen wie Genehmigungswesen, interne Modelle, interne Steuerung, Risikomanagement und Sanierungsplanung. Im Sinn der Transparenz wurden detaillierte Fragen und Antworten auf der Website der EZB zur Bankenaufsicht veröffentlicht und Workshops über die aufsichtlichen Erwartungen der EZB für betroffene Banken aus dem Vereinigten Königreich und dem Euroraum veranstaltet.

Angesichts der großen Bedeutung interner Modelle für die Berechnung der Eigen- kapitalerfordernisse von Banken setzte die EZB-Bankenaufsicht im Berichtsjahr ihre gezielte Überprüfung interner Modelle (TRIM) fort. Das TRIM-Projekt soll gewährleisten, dass a) die von den Banken verwendeten internen Modelle den regulatorischen Anforderungen entsprechen, b) es zu einer Harmonisierung der aufsichtlichen Behandlung interner Modelle kommt und c) die mittels interner Modelle erzielten Ergebnisse von tatsächlichen Risiken und nicht durch die Wahl des Modells bestimmt werden. Der erfolgreiche Abschluss des Projekts wird das Vertrauen in die Adäquanz der Eigenkapitalerfordernisse für Banken stärken.

Drei große Banken des Euroraums wurden im Berichtsjahr von der EZB als „ausfallend oder wahrscheinlich ausfallend“ eingestuft. Dabei handelte es sich um die ersten Ausfälle bedeutender Institute seit der Errichtung des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus; das System bestand seine erste Bewährungsprobe. Die Zusammenarbeit zwischen der EZB, dem Einheitlichen Abwicklungsausschuss, der Europäischen Kommission und den nationalen Abwicklungsbehörden funktionierte reibungslos und effektiv.

Jetzt gilt es noch, die dritte Säule der Bankenunion – ein europäisches Einlagen- sicherungssystem (EDIS) – aufzubauen. Alle Einlagen in der EU müssen gleich gut geschützt werden. Nur so kann ein wahrhaft europäischer Bankensektor entstehen.

Weitere Erläuterungen zur EZB-Bankenaufsicht finden sich im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2017.

4 Finanzmarktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr

In den Bereichen Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr spielt das Eurosystem in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle: Als Systembetreiber und Katalysator fördert es diesbezügliche Innovationen und die europaweite Integration, während es im Rahmen seiner Überwachungsfunktion zu sicheren und effizienten Finanzmarkt- infrastrukturen und Zahlungssystemen beiträgt. Vom reibungslosen Funktionieren

EZB Jahresbericht 2017 75 der Marktinfrastrukturen des Eurosystems hängen nicht zuletzt der Erhalt des Vertrauens in den Euro und die Durchführung der geldpolitischen Geschäfte ab. Zudem hat das Eurosystem mit seinen Aufgaben in den Bereichen Marktinfra- strukturen und Zahlungsverkehr eine bedeutende Rolle bei der Sicherung der Stabilität des europäischen Finanzsystems und bei der Belebung der Konjunktur übernommen.

4.1 Integration und Innovationen

Seit mehr als einem Jahrzehnt treibt das Eurosystem in enger Kooperation mit der Europäischen Kommission und dem privaten Sektor die Integration der ursprünglich stark fragmentierten europäischen Finanzmarktinfrastruktur und Zahlungsverkehrs- landschaft voran. Die dahingehenden Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen und bedürfen weiterer Anstrengungen, doch können mittlerweile konkrete Fortschritte vorgewiesen werden.

So hat TARGET2, das vom Eurosystem betriebene Bruttozahlungsverkehrssystem für die Echtzeitabwicklung von auf Euro lautenden Zahlungen, die europäische Integration erheblich beschleunigt. Im November 2017 konnte das Eurosystem auf zehn Jahre erfolgreichen Betrieb des oft als „RTGS-System des Euro“ bezeichneten Echtzeit-Bruttozahlungsverkehrssystems zurückblicken. Im Berichtsjahr verarbeitete TARGET2 89 % des von allen Euro-Großbetragszahlungssystemen abgewickelten Gesamtbetrags und 63 % des Gesamtvolumens. Damit ist TARGET2 in Europa Marktführer und weltweit eines der größten Zahlungssysteme.

Mit der finalen Migrationswelle auf TARGET2-Securities (T2S) wurde das T2S- Projekt, das auf eine stärkere Integration der bislang äußerst fragmentierten Marktinfrastrukturen für die europäische Wertpapierabwicklung abzielte, erfolgreich abgeschlossen. Seit Ende Oktober 2017 sind 21 Wertpapier-Zentralverwahrer aus 20 europäischen Finanzmärkten an die T2S-Plattform angebunden. Nach Abschluss der letzten Migrationswelle wurden in T2S im Schnitt 556 684 Transaktionen pro Tag mit einem durchschnittlichen Gesamtwert von 812,02 Mrd € abgewickelt.68

Neben der erfolgreichen T2S-Migration hat das Eurosystem in seiner Rolle als Katalysator die Harmonisierungsbestrebungen in den T2S-Märkten vorangetrieben. Diese tragen wesentlich dazu bei, dass sich der Nachhandelsmarkt in Europa zu einem echten Binnenmarkt entwickelt.

Darüber hinaus hat sich das Eurosystem im Bereich der Sicherheitenverwaltung auf Vorschläge für harmonisierte Geschäftsprozesse und -abläufe geeinigt. Dank dieser umfassenden Harmonisierungsmaßnahmen konnte der Grundstein für ein eurosystemweites Sicherheitenverwaltungssystem gelegt werden, dessen Aufbau vom EZB-Rat im Dezember 2017 beschlossen wurde. Unter der Bezeichnung „Eurosystem Collateral Management System“ (ECMS) sollen die bestehenden

68 Diese Zahlen basieren auf zwischen dem 19. September und 29. Dezember 2017 erhobenen Tageswerten und enthalten neben komplett und teilweise abgewickelten Transaktionen auch Liquiditätstransfers.

EZB Jahresbericht 2017 76 nationalen Sicherheitenverwaltungssysteme der 19 NZBen des Eurosystems zu einer harmonisierten Plattform für Sicherheitengeschäfte des Eurosystems zusammengefasst werden. Dies gilt für jene Funktionalitäten, die bis zum geplanten Einführungstermin vereinheitlicht werden können. Das ECMS ermöglicht es, Änderungen am existierenden Sicherheitenrahmen im gesamten Eurogebiet unmittelbar und einheitlich umzusetzen. Im Risikokontrollsystem kann dadurch auf eine einheitliche Datenbasis zugegriffen werden. Das ECMS soll im November 2022 in Betrieb gehen.

Parallel zur voranschreitenden Integration der europäischen Märkte sind Finanz- marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr auch einem rasanten technologischen Wandel unterworfen. Damit die Finanzmarktinfrastrukturen des Eurosystems auch für die Anforderungen der Zukunft gerüstet sind, beschloss der EZB-Rat im Dezem- ber 2017, TARGET2 und T2S zu konsolidieren. Im Zuge dieser Zusammenlegung werden die Echtzeit-Bruttozahlungsdienste von TARGET2 umfassend modernisiert und optimiert. Marktteilnehmer im gesamten Euroraum werden von verbesserten Möglichkeiten zur Liquiditätssteuerung profitieren. Zudem sollen die Betriebskosten gesenkt und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberattacken gestärkt werden (siehe Kasten 8).

Neben der Konsolidierung von TARGET2 und T2S entwickelt das Eurosystem einen gesamteuropäischen Service zur Abwicklung von Echtzeitzahlungen (Instant Payments) in Zentralbankgeld. Mithilfe dieses Dienstes, der den Namen „TARGET Instant Payment Settlement“ (TIPS) trägt und im November 2018 in Betrieb gehen soll, kann in ganz Europa Geld in Echtzeit überwiesen werden. Damit wird ein weiterer Schritt zur Integration und Modernisierung des Marktes für Euro- Massenzahlungen gesetzt.

Durch die Schaffung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (Single Euro Payments Area – SEPA) wurde ein integrierter Markt für den Massenzahlungs- verkehr in Euro weitgehend realisiert und gleichzeitig auch der Weg für innovative Zahlungsverkehrslösungen geebnet. Die Integration und Weiterentwicklung des Massenzahlungsverkehrs in Europa sind dem Eurosystem in seiner Rolle als Katalysator seit jeher ein großes Anliegen. So wurde im November 2017 unter Federführung des Euro Retail Payments Board, das als hochrangig besetztes Gremium den Austausch zwischen Zahlungsdienstleistern und Benutzern von Zahlungsdiensten fördert und dessen Vorsitz die EZB innehat, das SEPA- Überweisungsverfahren für Echtzeitzahlungen (SEPA Instant Credit Transfer Scheme) eingeführt. Weitere laufende gesamteuropäische Projekte betreffen mobile Zahlungen zwischen Privatpersonen, Zahlungsauslösedienste (gemäß der überarbeiteten Zahlungsdiensterichtlinie – ZDR II69), die Standardisierung im Bereich Kartenzahlungen, die Barrierefreiheit von Massenzahlungssystemen sowie die elektronische Rechnungsstellung.

69 Die Bestimmungen der ZDR II traten im Januar 2018 in Kraft.

EZB Jahresbericht 2017 77 Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Berichtsjahr waren einmal mehr die Auswirkungen der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) auf europäische Finanzmarktinfrastrukturen. In der EZB leistet eine eigene „FinTech-Gruppe“ Analysearbeit zu potenziellen digitalen Formen von Geld. Ferner beschäftigt sich das Eurosystem mit den möglichen Auswirkungen der „FinTech“-Entwicklung auf den Zahlungsverkehr, die Zahlungsverkehrsüberwachung, die Umsetzung der Geldpolitik und den diesbezüglichen Finanzmarktrisiken. Zudem wurde die Frage eingehend analysiert, ob bestimmte bestehende Funktionalitäten eines Echtzeit- Bruttozahlungsverkehrssystems in einer DLT-Umgebung sicher und effizient betrieben werden könnten.70 Die Testreihe lieferte zwar vielversprechende Ergebnisse, direkte Schlussfolgerungen hinsichtlich einer tatsächlichen Anwendung dieser Technologien konnten allerdings nicht gezogen werden. Ein Bericht zu den möglichen Auswirkungen der Distributed-Ledger-Technologie auf die Harmonisierung im Wertpapiernachhandel und auf eine umfassendere Integration der EU-Finanzmärkte71 beleuchtet die Anwendung von DLT auf die Finalität von Zahlungen, Cybersicherheit sowie Berichterstattung und zeigt auf, wie diese Technologie zur besseren Integration der Finanzmärkte in der EU genutzt werden könnte.

4.2 Sicherheit

Die EZB übt die führende Rolle bei der Überwachung der drei systemrelevanten Zahlungsverkehrssysteme TARGET2, EURO1 und STEP2 aus, die als „systemically important payment systems“ auch mit dem Kürzel SIPS bezeichnet werden. Das vierte systemrelevante Zahlungssystem im Euroraum, CORE (FR), wird von der Banque de France als oberster Instanz überwacht. Das Eurosystem setzte seine Arbeit an einer ersten umfassenden Beurteilung dieser Systeme anhand der Verordnung zu den Anforderungen an die Überwachung systemrele- vanter Zahlungsverkehrssysteme (SIPS-Verordnung) fort. Zudem führte das Eurosystem seine koordinierte Beurteilung nicht systemrelevanter Massenzah- lungsverkehrssysteme sowie nationaler und internationaler Kartenzahlungs- systeme fort und leitete eine Beurteilung des SEPA-Überweisungsverfahrens für Echtzeitzahlungen ein.

Bei der T2S-Inbetriebnahme und der stufenweisen Migration der Zentralverwahrer zu T2S führte das Eurosystem in behördenübergreifender Zusammenarbeit Überwachungstätigkeiten durch.

Im Bereich der Wertpapierabwicklungssysteme sind die EZB und die NZBen des Eurosystems in ihrer Funktion als Euro ausgebende Notenbanken an der Zulassung von Zentralverwahrern gemäß Zentralverwahrerverordnung beteiligt. Außerdem hat das Eurosystem ein neues Rahmenwerk für die Beurteilung von Wertpapierab-

70 Siehe EZB/Bank of Japan, Payment systems: liquidity saving mechanisms in a distributed ledger environment, September 2017 und EZB/Bank of Japan, BOJ/ECB joint research project on distributed ledger technology, September 2017. 71 Siehe EZB, The potential impact of DLTs on securities post-trading harmonisation and on the wider EU financial market integration, September 2017.

EZB Jahresbericht 2017 78 wicklungssystemen und Verbindungen zwischen solchen Systemen hinsichtlich ihrer Eignung für die Kreditgeschäfte des Eurosystems erarbeitet. Den neuen Regelungen, die 2018 eingeführt werden sollen, liegt im Wesentlichen der in der Zentralverwahrerverordnung festgelegte Zulassungsprozess zugrunde.

Ferner trug das Eurosystem weiter aktiv zur Arbeit der gemäß der Europäischen Marktinfrastrukturverordnung (EMIR) eingerichteten Aufsichtskollegien für zentrale Gegenparteien bei. Insbesondere unterstützte es die nationalen zuständigen Behörden in Bewilligungsverfahren hinsichtlich der Ausweitung des Tätigkeitsbereichs und der Dienstleistungen zentraler Gegenparteien oder grundlegender Modelländerungen.

In regulatorischer Hinsicht wurden im November 2017 Änderungen der SIPS- Verordnung sowie begleitende Rechtsakte über Sanktionen und Korrekturmaß- nahmen veröffentlicht. Die wichtigsten Änderungen der SIPS-Verordnung betreffen zusätzliche Anforderungen zur Minderung des Liquiditätsrisikos und zur Wider- standsfähigkeit gegenüber Cyberangriffen sowie die Übertragung zusätzlicher Befugnisse an die zuständigen Behörden.

Im Bereich des Massenzahlungsverkehrs erarbeitete die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) in enger Kooperation mit der EZB u. a. Entwürfe für technische Regulierungsstandards zu starker Kundenauthentifizierung und sicherer Kommunikation gemäß ZDR II. Die in den technischen Regulierungsstandards festgelegten Sicherheitsanforderungen, deren Verabschiedung aktuell noch aussteht, werden erst 18 Monate nach dem Inkrafttreten der Standards verpflichtend sein.

Es ist davon auszugehen, dass die von Clearingsystemen und dabei insbesondere von den zentralen Gegenparteien ausgehenden Risiken für das reibungslose Funktionieren von Zahlungssystemen ansteigen. Diese Risiken könnten sich letztlich auf das vorrangige Ziel des Eurosystems – die Gewährleistung der Preisstabilität – auswirken. In Bezug auf zentrale Gegenparteien wurden von der Europäischen Kommission 2017 zwei Vorschläge für eine überarbeitete EMIR- Verordnung verabschiedet (siehe auch Abschnitt 3.3 und 9.2). Der erste Vorschlag zielt unter Anwendung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit auf eine Vereinfachung der Melde- und Clearingpflichten für eine Reihe von Gegenparteien ab, der zweite auf eine Verbesserung des EU-Rahmenwerks zur Zulassung und Beaufsichtigung zentraler Gegenparteien in der EU und eine Verschärfung der für systemrelevante zentrale Gegenparteien in Drittländern geltenden Anforderungen. Dieser Punkt ist angesichts der erheblichen Volumina an auf Euro lautenden Transaktionen, die von zentralen Gegenparteien mit Sitz im Vereinigten Königreich abgewickelt werden, besonders wichtig. Nach seinem EU-Austritt wird das Vereinigte Königreich nicht mehr dem regulatorischen und aufsichtlichen Rahmenwerk der EMIR-Verordnung unterliegen. Im Fall der Verabschiedung des Vorschlags der Europäischen Kommission wird u. a. das Eurosystem eine gewichtigere Rolle im Aufsichtssystem für zentrale Gegenparteien in der EU und in Drittländern erhalten. Damit das Eurosystem dieser Rolle gerecht werden kann, ist es von entscheidender Bedeutung, dass es gemäß EU-Vertrag und ESZB-Satzung über die erforderlichen Befugnisse verfügt. Der EZB-Rat hat bereits eine

EZB Jahresbericht 2017 79 Empfehlung zur Änderung des Artikels 22 der ESZB-Satzung erlassen, um die EZB mit einer eindeutigen rechtlichen Befugnis im Bereich zentrales Clearing auszustatten.

Kasten 7 Echtzeitzahlungen und Innovationen im Massenzahlungsverkehr

Echtzeitzahlungen

Seit der Einführung des Überweisungsverfahrens für SEPA-Echtzeitzahlungen (SEPA Instant Credit Transfer – SCT Inst) im November 2017 verfügt der Markt für Massenzahlungen über eine gemeinsame Grundlage für die Bereitstellung innovativer Produkte und Dienstleistungen, die für die Kunden einen Mehrwert schaffen und einen stärkeren Wettbewerb unter den Zahlungsdienstleistern ermöglichen. Bisher haben sich rund 600 Zahlungsdienstleister aus acht Euro-Ländern für SCT Inst registriert, d. h., sie stehen für SCT Inst zumindest als Zahlungsempfänger zur Verfügung. Mehr Zahlungsdienstleister aus anderen Ländern werden in diesem Jahr und in den kommenden Jahren folgen.

Massenzahlungslösungen, die auf SCT Inst aufbauen, bieten ihren Kunden – Privatpersonen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen – die Möglichkeit, bargeldlose Zahlungen in Europa in weniger als 10 Sekunden zu beauftragen und zu empfangen. Die Beträge werden dem Konto des Empfängers unverzüglich gutgeschrieben und sind daher sofort für weitere Transaktionen verfügbar.

Auf der Basis von SCT Inst können innovative Lösungen für Zahlungen zwischen Privatpersonen, zwischen Privatpersonen und Unternehmen an Verkaufsstellen und im Internet sowie für Zahlungen zwischen Unternehmen entwickelt werden. Zu solchen Innovationen zählen beispielsweise Mobil- telefonzahlungen zwischen Privatpersonen, bei denen die Mobiltelefonnummer des Empfängers als Ersatz für die IBAN fungiert. Vorstellbar ist auch eine Ausweitung auf Zahlungen zwischen Privat- personen und Unternehmen, beispielsweise für Leistungen, die im Internet oder an der Verkaufs- stelle bezogen werden. Online-Händler profitieren von Echtzeitzahlungen im Internet, da die Frei- gabe von Waren und Dienstleistungen mit der Bezahlung gekoppelt werden kann. Echtzeitzahlung- en zwischen Unternehmen wiederum führen zu einem verbesserten Cash-Flow und optimierter Betriebsmittelverwaltung. Weitere generelle Vorteile sind, dass Zahlungsfristen weniger oft überschritten und Rechnungen rascher beglichen werden.

SCT Inst-Zahlungen sind aber nicht nur schnell, sondern auch sicher und effizient. Das SCT Inst- Verfahren unterliegt der Überwachung des Eurosystems. Dank der zugrunde liegenden Marktinfrastruktur, die ebenfalls durch das Eurosystem überwacht wird, sind eine sichere und effiziente Verarbeitung und Abwicklung der SCT Inst-Zahlungen in ganz Europa sichergestellt. Die Zahlungsabwicklung erfolgt in Zentralbankgeld.

Innovationen im Massenzahlungsverkehr

Im Zusammenhang mit Innovationen im Massenzahlungsverkehr ist es wichtig, klar zwischen zwei Kategorien zu differenzieren: nämlich einerseits der Entwicklung von durch EU-Gesetze regulierten Zahlungsinstrumenten und -lösungen, die auf eine Währung lauten, die eine eindeutige Forderung an die ausgebende Zentralbank darstellt, und andererseits der Entwicklung und Verbreitung virtueller Geldsysteme wie beispielsweise Bitcoin. Die Bezeichnung „virtuelle Währung“ für diese

EZB Jahresbericht 2017 80 Systeme ist irreführend: im Unterschied zu echten Währungen stellen sie keine Forderung gegenüber einem Emittenten dar. Zudem entbehren Systeme wie Bitcoin einer klaren rechtlichen Basis und unterliegen keinerlei Regulierung. Aus diesem Grund betrachtet die EZB „virtuelle Währungen“ lediglich als eine „digitale Darstellung von Werten“.72

Nutzer sollten sich bewusst sein, dass der Wert „virtueller Währungen“ großen Schwankungen unterliegt und durch Spekulationen getrieben werden kann. Ein weiterer bedeutender Aspekt ist, dass der Strombedarf einiger solcher Systeme im Vergleich zu anderen digitalen Zahlungs- methoden sehr hoch ist, da der für die Überprüfung von Transaktionen eingesetzte Algorithmus eine hohe Rechenleistung erfordert.

Die euroraumweite Implementierung von Echtzeitzahlungen wird die Wettbewerbsfähigkeit und das Innovationspotenzial des Massenzahlungsverkehrs in Europa weiter erhöhen. Mit dem Euro liegt diesen Zahlungen eine sichere und zuverlässige Währung zugrunde. „Virtuelle Währungen“ hingegen sind als potenziell spekulative Vermögenswerte Risiken ausgesetzt. Für sie haftet keine Ausgabebehörde, weswegen nicht davon ausgegangen werden kann, dass sie stets als Zahlungsmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden können.

Kasten 8 Cyberresilienz: Widerstandsfähigkeit des Finanzökosystems gegenüber Cyberattacken

Durch Digitalisierung und Globalisierung haben sich für Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Institutionen neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und -verwaltung, der Durchführung von Geschäften und der Kommunikation eröffnet. Gleichzeitig ist angesichts der stärkeren Vernetzung, komplexeren IT-Landschaft, steigenden Nutzerzahlen und wachsenden Datenmengen auf digitalen Plattformen und in verschiedenen Netzwerken auch die Gefahr von Cyberattacken größer geworden. Cyberattacken auf Banken, Finanzmarktinfrastrukturen und Dienstleistungsanbieter geben Anlass zur ernsthaften Sorge: sie ziehen Verbraucher und Unternehmen in Mitleidenschaft, können Systemrisiken verursachen sowie die Finanzstabilität und schließlich das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen.

Da Cyberkriminelle immer neue Wege und Methoden finden, um IT-Systeme zu attackieren, sind Organisationen permanent gefordert, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern. Zu Letzteren zählen die Erhebung und Analyse von Bedrohungsinformationen, die Umsetzung von Abwehr- maßnahmen und die Erhöhung der Erkennungs- und Reaktionsfähigkeit.

Besonderes Augenmerk ist hierbei auf die betriebliche Systemstabilität (d. h. operationelle Resilienz) und im Speziellen auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberattacken (d. h. Cyberresilienz) zu richten. Unter betrieblicher Systemstabilität versteht man die Fähigkeit einer Organisation, Störungen vorherzusehen, diesen bei Auftritt standzuhalten sowie sie einzugrenzen und sich gegebenenfalls rasch davon zu erholen. Eine Organisation soll also imstande sein, ihren Geschäftsbetrieb vor, während und nach einem Vorfall fortzusetzen; gleichzeitig wird sie bedacht sein, die Auswirkungen während und nach einer Störung auf ein Minimum zu beschränken.

72 Siehe EZB, Virtual currency schemes – a further analysis, Februar 2015.

EZB Jahresbericht 2017 81 Angesichts der vielschichtigen Verflechtungen des Finanzsystems – sowohl in Bezug auf Geschäftsbeziehungen als auch auf die zugrunde liegende IT-Infrastruktur – liegt es nahe, dass Cyberresilienz nicht im Alleingang erreicht werden kann. Daher sind auf operationeller und politischer Ebene Zusammenarbeit und Abstimmung gefragt, in die das gesamte Finanzökosystem (Finanzmarktinfrastrukturen, Marktteilnehmer und Anbieter kritischer Dienstleistungen) einzube- ziehen ist, insbesondere wenn es um Informationsaustausch, die Wiederherstellung des Normal- betriebs und die Durchführung von Tests geht. Das Eurosystem begrüßt die Zusammenarbeit im Bereich Cybersicherheit auf europäischer Ebene.

Im Folgenden werden einige ausgewählte Maßnahmen vorgestellt, die das Eurosystem zur Stärkung der Widerstandskraft gegenüber Cyberattacken ergriffen hat:

1. Förderung der Cyberresilienz in der EZB

Für die EZB sind der Schutz der Vertraulichkeit und Integrität ihrer Daten und die Gewährleistung der Verfügbarkeit ihrer Systeme von elementarer Bedeutung. Dies setzt nicht nur die Umsetzung eines zuverlässigen Rahmens für das Management operationeller Risiken und der IT-Sicherheit sowie technische Wiederherstellungskapazitäten voraus, sondern auch die Ausarbeitung von Plänen zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs. Letztere legen fest, welche Geschäftsfelder und Ressourcen die EZB im Fall anhaltender Attacken prioritär behandeln würde und wie sie ihre wichtigsten Vermögenswerte schützen sowie Funktionalitäten wiederherstellen würde. Des Weiteren haben die Zentralbanken eine systematische Kooperation mit dem Ziel eingerichtet, einen gemeinsamen Rahmen für den Umgang mit IT-Sicherheitsrisiken, für entsprechende Strategien, die laufende Analyse aktueller Entwicklungen im Bereich Cybersicherheit sowie die Behandlung von Bedrohungen und Vorfällen auszuarbeiten.

2. Förderung der betrieblichen Systemstabilität und Cyberresilienz der (beaufsichtigten) Banken

Im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) besteht für die beaufsichtigten Banken eine Meldepflicht für signifikante Cybersicherheitsvorfälle. Das trägt zu einem besseren Verständnis von Cybervorfällen bei Banken weltweit bei. Die meisten Aspekte der Cybersicherheit sind im SSM durch die Überwachung von IT-Risiken abgedeckt, und zwar durch laufende Bankenanalysen und Risikobeurteilungen, thematische Überprüfungen bzw. Querschnittsüberprüfungen zu Schwerpunkt- themen (z. B. Cybersicherheit, IT-Outsourcing, Datenqualität) und gezielte Vor-Ort-Prüfungen (über IT-Risikobereiche im Allgemeinen und IT-Sicherheit und Cyberrisiken im Speziellen). Derzeit noch in Ausarbeitung sind Leitlinien zu den Erwartungen des SSM hinsichtlich der IT-Risiken der beaufsichtigten bedeutenden Institute. Darüber hinaus unterhält der SSM zum Erfahrungsaus- tausch über Best Practices und zur Abstimmung politischer Maßnahmen eine aktive Kooperation mit anderen Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt und insbesondere in Europa.

3. Sicherstellung der Cyberresilienz von Finanzmarktinfrastrukturen

Die Cyberresilienz-Strategie des Eurosystems für Finanzmarktinfrastrukturen (FMIs) ruht auf drei Säulen: der Bereitschaft und der sektoralen Widerstandskraft der FMIs sowie der strategischen Kooperation zwischen Regulierungsbehörden und FMIs. Im Rahmen der ersten Säule arbeitet das Eurosystem derzeit an der Umsetzung eines harmonisierten Ansatzes zur Beurteilung von Zahlungssystemen im Euroraum. Dieser Ansatz stützt sich auf die Grundsätze der Leitlinien zur Cyberresilienz von Finanzmarktinfrastrukturen des Ausschusses für Zahlungsverkehr und Marktinfrastrukturen (CPMI) und der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden

EZB Jahresbericht 2017 82 (IOSCO). Darüber hinaus entwickelt das Eurosystem eine Reihe von Instrumenten, mit denen FMI- Betreiber den Reifegrad ihrer Systeme im Hinblick auf Cyberresilienz verbessern können. Dazu zählt ein europäischer Rahmen für Red Team Testing.73 Dieser Rahmen für Testverfahren, dessen Einführung für 2018 vorgesehen ist, zielt EU-weit auf die Standardisierung und gegenseitige Anerkennung von Cybersicherheitstests ab. Damit soll vermieden werden, dass FMIs von allen Mitgliedstaaten bzw. von verschiedenen zuständigen Behörden ähnlichen Tests unterzogen werden. Mit der zweiten Säule zielt das Eurosystem darauf ab, die Widerstandsfähigkeit des gesamten Finanzsektors gegenüber Cyberattacken zu stärken. Erreicht werden soll das mithilfe grenzüberschreitender bzw. behördenübergreifender Zusammenarbeit, durch Informationsaus- tausch, sektorspezifischen Mappings und marktweit durchgeführten Business-Continuity-Analysen. Unter der dritten Säule wurde ein gemeinsames Forum für Marktakteure, zuständige Behörden und Anbieter von Cybersicherheitsdienstleistungen geschaffen. Dieses Forum dient zur gegenseitigen Vertrauensbildung und Zusammenarbeit und soll die Entwicklung gemeinsamer Initiativen zur Verbesserung der Leistungen und Kapazitäten des Finanzsektors fördern.

Die Widerstandsfähigkeit des Finanzökosystems gegenüber Cyberattacken setzt gemeinsame Anstrengungen von Institutionen, Infrastrukturen und Behörden voraus. Nichtsdestotrotz liegt die Zuständigkeit für die Sicherstellung von Cyberresilienz letztlich bei jedem einzelnen Finanzinstitut und jeder Finanzmarktinfrastruktur selbst.

5 Finanzdienstleistungen für andere Institutionen

5.1 Verwaltung von Anleihe- und Darlehensgeschäften

Die EZB ist für die Verwaltung der von der EU im Rahmen der Fazilität des mittelfristigen finanziellen Beistands (MTFA) 74 und des Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM)75 abgeschlossenen Anleihe- und Darlehensgeschäfte zuständig. So wickelte die EZB im Berichtsjahr Zinszahlungen im Zusammenhang mit MTFA-Krediten ab. Zum 31. Dezember 2017 beliefen sich die gesamten Außenstände im Rahmen der MTFA auf 3,05 Mrd €. Außerdem wickelte die EZB im Berichtsjahr diverse Zahlungen und Zinszahlungen im Zusammenhang mit EFSM-Krediten ab. Die Außenstände im Rahmen des EFSM betrugen zum 31. Dezember 2017 insgesamt 46,8 Mrd €.

73 Der Ausdruck „Red Team Testing“ kommt ursprünglich aus dem militärischen Bereich. Das „rote“ (d. h. feindliche) Team hat den Auftrag, „freundliche“ Einrichtungen zu infiltrieren, um deren Sicherheits- maßnahmen zu testen. Im Zusammenhang mit Cyberresilienz sollen in derartigen Tests Taktik, Techniken und Verfahren echter Angreifer simuliert werden. Angriffsfläche bieten dabei Menschen, Prozesse und die Technologien einer Finanzmarktinfrastruktur oder eines Unternehmens. Getestet werden Schutzvorkehrungen, Erkennung und Reaktionsfähigkeit. 74 Gemäß Artikel 141 Absatz 2 AEUV, Artikel 17, 21.2, 43.1 und 46.1 der ESZB-Satzung sowie Artikel 9 der Verordnung (EG) Nr. 332/2002 des Rates vom 18. Februar 2002. 75 Gemäß Artikel 122 Absatz 2 und Artikel 132 Absatz 1 AEUV, Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung sowie Artikel 8 der Verordnung (EU) Nr. 407/2010 des Rates vom 11. Mai 2010.

EZB Jahresbericht 2017 83 Die EZB ist ferner für die Abwicklung von Zahlungen im Zusammenhang mit Geschäften im Rahmen der Europäischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF)76 und des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)77 verantwortlich. So führte die EZB im Berichtsjahr mehrere Zins- und Gebührenzahlungen im Zusammenhang mit EFSF- Krediten durch. Des Weiteren ist die Abwicklung von Beitragszahlungen der ESM- Mitgliedstaaten sowie mehrerer Zins- und Gebührenzahlungen im Zusammenhang mit ESM-Krediten zu nennen.

Schließlich ist die EZB dafür zuständig, sämtliche Zahlungen im Zusammenhang mit der Kreditrahmenvereinbarung für Griechenland abzuwickeln.78 Zum 31. Dezember 2017 beliefen sich die gesamten Außenstände im Rahmen dieser Vereinbarung auf 52,9 Mrd €.

5.2 Dienstleistungen des Eurosystems im Bereich der Währungsreservenverwaltung

Seit 2005 können Kunden des Eurosystems ihre auf Euro lautenden Währungs- reserven vom Eurosystem verwalten lassen, wofür auch 2017 ein umfangreiches Spektrum an Finanzdienstleistungen im Rahmen der Eurosystem Reserve Management Services (ERMS) zur Verfügung stand. Eine Reihe nationaler Zentralbanken des Eurosystems (die sogenannten „Dienstleister des Eurosystems“) bieten außerhalb des Euroraums ansässigen Zentralbanken, Währungs- und Regierungsbehörden sowie internationalen Organisationen das gesamte Dienstleistungsspektrum zu harmonisierten Geschäftsbedingungen gemäß marktüblichen Standards an. Im Rahmen einer allgemeinen Koordinierungsfunktion fördert die EZB den reibungslosen Betrieb der ERMS-Dienstleistungen und berichtet an den EZB-Rat.

Die Anzahl der Nutzer des ERMS-Dienstleistungsangebots lag 2017 bei 278 gegenüber 286 im Jahr davor. Der vom Eurosystem im Zusammenhang mit solchen Dienstleistungen verwaltete Vermögensbestand (darunter Barvermögen und Wertpapiere) erhöhte sich 2017 gegenüber dem Jahresendstand 2016 um etwa 7 %.

76 Gemäß Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung (in Verbindung mit Artikel 3 Absatz 5 des EFSF- Rahmenvertrags). 77 Gemäß Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung (in Verbindung mit Artikel 5.12.1 der „ESM General Terms for Financial Assistance Facility Agreements“). 78 Im Zusammenhang mit der Kreditrahmenvereinbarung zwischen den Mitgliedstaaten des Euro- Währungsgebiets (mit Ausnahme Griechenlands und Deutschlands) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – die im öffentlichen Interesse handelt und den Anweisungen der Bundesrepublik Deutschland unterliegt, die eine Garantie zugunsten der KfW übernimmt – als Kreditgeber einerseits und der Hellenischen Republik als Kreditnehmerin und der griechischen Zentralbank als deren Vertreterin andererseits sowie gemäß Artikel 17 und 21.2 der ESZB-Satzung und Artikel 2 des Beschlusses EZB/2010/4 vom 10. Mai 2010.

EZB Jahresbericht 2017 84 6 Banknoten und Münzen

Die EZB und die NZBen des Euroraums sind für die Ausgabe von Euro-Banknoten innerhalb des Euroraums und für die Wahrung des Vertrauens in die Gemeinschaftswährung verantwortlich.

6.1 Bargeldumlauf

Im Jahr 2017 erhöhte sich der Euro-Banknotenumlauf mengen- bzw. wertmäßig um etwa 5,9 % bzw. 4,0 %. Zum Jahresende waren 21,4 Milliarden Euro-Banknoten mit einem Gesamtwert von 1 171 Mrd € im Umlauf (siehe Abbildung 30 und 31). Mit 7,9 % verzeichnete die 100-€-Banknote 2017 die höchste Jahreszuwachsrate. Der jährliche Zuwachs bei der 50-€-Banknote blieb mit 6,4 % weiterhin dynamisch, fiel jedoch geringer aus als 2016.

Abbildung 30 Mengen- und wertmäßiger Euro-Banknotenumlauf

Wert (in Mrd €; linke Skala) Anzahl (Milliarden Stück; rechte Skala) 1 400 35

1 200 30

1 000 25

800 20

600 15

400 10

200 5

0 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

EZB Jahresbericht 2017 85 Abbildung 31 Wertmäßiger Euro-Banknotenumlauf nach Stückelung

(in Mrd €)

500 € 20 € 200 € 10 € 100 € 5 € 50 € 600

500

400

300

200

100

0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Infolge des Beschlusses, die Ausgabe der 500-€-Banknoten mit Abschluss der Einführung der zweiten Euro-Banknotenserie (ES2) einzustellen, ging der Umlauf der 500-€-Banknote im Jahr 2017 weiter zurück. Dieser Rückgang wurde teilweise durch eine erhöhte Nachfrage nach 200-€-, 100-€- und 50-€-Banknoten ausgeglichen.

Auf Länder außerhalb des Euroraums entfällt schätzungsweise rund ein Drittel des wertmäßigen Euro-Banknotenumlaufs. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Banknoten höherer Denomination, die in erster Linie in den Nachbarländern des Euroraums gehalten und zur Wertaufbewahrung sowie zur Abwicklung von Transaktionen an internationalen Märkten genutzt werden.

Für die Herstellung der Euro-Banknoten sind die NZBen des Euroraums gemeinsam zuständig; im Jahr 2017 wurden sie mit der Produktion von insgesamt 5,72 Milliarden Banknoten betraut.

Der gesamte Euro-Münzumlauf erhöhte sich im Berichtsjahr um 4,2 % auf 126,0 Milliarden Stück (Jahresendstand). Der Gesamtwert des Münzumlaufs betrug am Ende des Berichtsjahrs 28,0 Mrd € und war somit um 4,0 % höher als Ende 2016.

Im Jahr 2017 prüften die NZBen des Euroraums rund 32,3 Milliarden Banknoten auf Echtheit und Umlauffähigkeit; etwa 6,1 Milliarden Stück wurden als nicht umlauffähig aus dem Verkehr gezogen. Zudem setzte das Eurosystem seine Bemühungen fort, gemeinsam mit den Herstellern von Banknotenbearbeitungsgeräten sicherzustellen, dass deren Produkte den Standards der EZB für die Überprüfung von Euro- Banknoten auf Echtheit und Umlauffähigkeit vor der Wiederausgabe entsprechen. Im Berichtsjahr wurden rund 36 Milliarden Euro-Banknoten von Kreditinstituten und anderen professionellen Bargeldakteuren mit Banknotenbearbeitungsgeräten auf Echtheit und Umlauffähigkeit geprüft.

EZB Jahresbericht 2017 86 Kasten 9 Die Verwendung von Bargeld durch private Haushalte im Euroraum

Mit dem Anstieg von Kartenzahlungen und dem vermehrten Einsatz alternativer Zahlungsmethoden mehren sich die Diskussionen über die Zukunft des Bargelds und auch die Bedeutung von Bargeld für die Gesellschaft wird immer häufiger hinterfragt. Obwohl die Euro-Banknoten und -Münzen nun schon seit 15 Jahren im Umlauf sind, ist nur wenig über die tatsächliche Verwendung von Bargeld durch die privaten Haushalte bekannt. Daher hat die EZB die Verwendung von Bargeld, Karten und anderen Zahlungsinstrumenten an Verkaufsstellen79 durch die Verbraucher im Euroraum im Jahr 2016 in einer umfassenden Studie80 analysiert. Als Grundlage für die Studie wurde in allen Euro- Ländern eine Umfrage durchgeführt; ausgenommen davon waren Deutschland und die Niederlande, wo 2014 bzw. 2016 eigene Umfragen zu diesem Thema stattgefunden hatten. Die Ergebnisse für Deutschland und die Niederlande wurden in die Studie einbezogen, um so die Anzahl und den Wert von Zahlungstransaktionen für alle 19 Länder des Euroraums schätzen zu können.

Im Jahr 2016 wurden 79 % aller Zahlungen an Verkaufsstellen im Euroraum (gemessen an der Anzahl der Transaktionen) mit Bargeld getätigt, für 19 % wurden Karten verwendet und für 2 % andere Instrumente wie Schecks, Überweisungen oder mobile Zahlungsformen. Gemessen am Transaktionswert wurden 54 % aller Zahlungen an Verkaufsstellen bar abgewickelt, 39 % mit Karten und 7 % mit anderen Zahlungsmitteln (z. B. Schecks). Sowohl in Bezug auf die Anzahl als auch auf den Wert der Transaktionen unterscheidet sich das Zahlungsverhalten in den einzelnen Euro-Ländern jedoch erheblich (siehe Abbildung A).

79 Als Verkaufsstelle ist jeder physische Ort zu verstehen, an dem Verbraucher Produkte oder Dienstleistungen erwerben können (siehe Abbildung B). 80 Siehe H. Esselink und L. Hernández, The use of cash by households in the euro area, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 201, November 2017.

EZB Jahresbericht 2017 87 Abbildung A Anteil der Bargeldtransaktionen an Verkaufsstellen nach Ländern

(Anzahl der Transaktionen) (Wert der Transaktionen)

Quellen: EZB, Deutsche Bundesbank und De Nederlandsche Bank.

Für Transaktionen im Wert von bis zu 45 € war Bargeld das meistgenutzte Zahlungsmittel im Euroraum. Für Zahlungen im Wert von über 45 € wurden am häufigsten Karten verwendet. Allerdings fielen nur 9 % aller erfassten Zahlungen in diese Kategorie. Im Durchschnitt gaben die Verbraucher nämlich pro erfasster Zahlung – unabhängig von der Art des Zahlungsinstruments – nur 18 € aus. Mehr als ein Drittel der Zahlungen machten sogar weniger als € 5 und zwei Drittel weniger als 15 € aus.

Die meisten Zahlungen (48 %) wurden in Geschäften für Waren des täglichen Bedarfs getätigt; danach folgten Gastgewerbebetriebe (21 %), Tankstellen (8 %) und Geschäfte für Gebrauchsgüter (6 %) (siehe Abbildung B). Dass laut der vorliegenden Studie häufiger bar bezahlt wird als gemeinhin angenommen, mag teilweise daran liegen, dass die meisten Zahlungen an Verkaufsstellen mit einem hohen Anteil an Bargeldzahlungen (zwischen 80 % und 90 % aller Zahlungen) erfolgten, sowie daran, dass der Transaktionswert in zwei Drittel der Fälle unter 15 € lag.

Abbildung B zeigt, dass lediglich 5 % aller Zahlungen auf sonstige Verkaufsstellen entfielen, insbesondere im Dienstleistungssektor (z. B. Friseur-, Reinigungs- und Installationsdienst- leistungen, Auto- und Fahrradreparatur oder Haushaltsdienste). In einigen Ländern umfasst diese Kategorie auch Zahlungen, die in anderen Ländern normalerweise durch Fernzahlungsmethoden wie Überweisungen oder Lastschriften getätigt werden. Dazu zählen in erster Linie regelmäßige Zahlungen, etwa für Mieten, Versorgungsleistungen oder Versicherungen, aber auch für Öl- oder Gaslieferungen oder medizinische Versorgung. Diesbezüglich ergab die Umfrage, dass 6 % der Befragten ihre Miete, 13 % ihre Stromrechnung und 31 % die Kosten für medizinische Versorgung

EZB Jahresbericht 2017 88 bar bezahlen (Euroraum-Durchschnitt ohne Deutschland). Allgemein lässt die Umfrage den Schluss zu, dass in Ländern, in denen insgesamt häufig bar bezahlt wird, auch regelmäßige Zahlungen öfter in bar vorgenommen werden.

Abbildung B Marktanteil der wichtigsten Zahlungsinstrumente an Verkaufsstellen (gemessen an der Anzahl der Transaktionen)

(in %)

Marktanteil Bargeld Bankomatkarte Kreditkarte Kontaktlose Zahlung Scheck Überweisung Lastschrift Internet Sonstige Straßen- und Marktverkauf (z. B. Zeitungsverkauf) 5 % 90 % 3 %3 %

Gastgewerbebetriebe 21 % 90 % 5 % 3 % Verkaufsautomaten, Fahrscheinautomaten 3 % 84 % 8 % 2 %

Kunst, Unterhaltung, Freizeit 2 % 83 % 8 % 4 %

Handel (Waren d. tägl. Bedarfs) 48 % 80 % 13 % 5 %

Behördliche Stellen 1 % 69 % 15 % 6 %

Sonstige Verkaufsstellen 5 % 63 % 15 % 7 %

Tankstellen 8 % 60 % 26 % 11 %

Handel (Gebrauchsgüter) 6 % 56 % 29 % 11 %

Beherbergungsbetriebe 0 % 45 % 18 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Quellen: EZB, Deutsche Bundesbank und De Nederlandsche Bank.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass in den meisten Euro-Ländern an Verkaufsstellen nach wie vor häufig bar bezahlt wird. Dies steht offenbar im Widerspruch zu der Wahrnehmung, dass bargeldlose Zahlungsmittel dem Bargeld in vielen Bereichen den Rang ablaufen. Tatsächlich nannten 32 % der Befragten Bargeld als ihr bevorzugtes Zahlungsinstrument, 43 % nannten Karten oder andere unbare Zahlungsinstrumente und 25 % gaben an, keine Präferenzen zu haben. Diese Diskrepanz zwischen Präferenzen und tatsächlichem Verhalten lässt sich zumindest teilweise dadurch erklären, dass größere Zahlungen, die weniger regelmäßig erfolgen, eher im Gedächtnis bleiben als die ungleich häufigeren kleineren Zahlungen, die in bar getätigt werden.

6.2 Euro-Banknotenfälschungen

Die Gesamtanzahl der Euro-Banknotenfälschungen stieg im Jahr 2017 leicht an: Rund 694 000 gefälschte Euro-Banknoten wurden aus dem Verkehr gezogen. Verglichen mit der Anzahl der im Umlauf befindlichen echten Euro-Banknoten ist der Anteil der Fälschungen sehr gering. Abbildung 32 zeigt die langfristige Entwicklung der Gesamtmenge der aus dem Umlauf sichergestellten Banknotenfälschungen. Bevorzugtes Ziel der Fälscher sind die 20-€- und die 50-€-Banknote, auf die im Berichtsjahr in Summe über 85 % aller sichergestellten Fälschungen entfielen. Dabei ging der Anteil der gefälschten 20-€-Banknoten im Jahr 2017 zurück.

EZB Jahresbericht 2017 89 Die EZB rät der Öffentlichkeit auch weiterhin zur Wachsamkeit im Hinblick auf möglichen Betrug und empfiehlt, Euro-Banknoten nach dem Prinzip „FÜHLEN– SEHEN–KIPPEN“ zu prüfen und sich nicht nur auf ein einziges Sicherheitsmerkmal zu verlassen. Außerdem bietet die EZB innerhalb wie auch außerhalb Europas regelmäßig Schulungen für professionelle Bargeldakteure an und unterstützt den Kampf des Eurosystems gegen Geldfälschungen, indem sie aktuelle Informations- materialien zur Verfügung stellt. Auch in der Zusammenarbeit mit Europol, Interpol und der Europäischen Kommission verfolgt die EZB dieses Ziel.

Abbildung 32 Anzahl der aus dem Umlauf sichergestellten Euro-Banknotenfälschungen

550 000

500 000

450 000

400 000

350 000

300 000

250 000

200 000

150 000

100 000

50 000

0 H1 H2 H1 H2 H1 H2 H1 H2 H1 H2 H1 H2 H1 H2 H1 H2 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

6.3 Die zweite Euro-Banknotenserie

Am 4. April 2017 wurde die neue 50-€-Banknote in Umlauf gebracht. Damit wurde ein weiterer Schritt zur Erhöhung der Fälschungssicherheit der Euro-Banknoten gesetzt. Mit der neuen 50-€-Banknote wurde nach den bereits ausgegebenen 5-€-, 10-€- und 20-€-Banknoten die vierte Stückelung der zweiten Euro-Banknotenserie, der so genannten Europa-Serie, eingeführt. Sie weist verbesserte Sicherheits- merkmale auf, wie etwa die „Smaragdzahl“, auf der sich beim Kippen ein Lichtbalken auf und ab bewegt und die dabei auch ihre Farbe verändert, und ein „Porträt- Fenster“ – ein innovatives Sicherheitsmerkmal, das erstmals bei der 20-€-Banknote der Europa-Serie zum Einsatz kam. Hält man die Banknote gegen das Licht, zeigt ein durchsichtiges Fenster im oberen Bereich des Hologramms ein Porträt der Europa, einer Gestalt aus der griechischen Mythologie, das auf beiden Seiten des Geldscheins zu erkennen ist. Dasselbe Porträt erscheint auch im Wasserzeichen.

Die gemeinsame Ausgabe der neuen 100-€- und 200-€-Banknoten, der letzten beiden Stückelungen der Europa-Serie, ist für die erste Hälfte 2019 geplant. Nach einer Überprüfung der Stückelungsstruktur der Euro-Banknoten beschloss der EZB- Rat, keine 500-€-Banknote in die Europa-Serie aufzunehmen. Mit dieser Entscheidung wurde Bedenken Rechnung getragen, dass diese Stückelung illegalen Aktivitäten Vorschub leisten könnte. Die EZB und die NZBen des Euroraums werden

EZB Jahresbericht 2017 90 die Öffentlichkeit und professionelle Bargeldakteure im Rahmen einer Kampagne über die Einführung der neuen 100-€- und 200-€-Banknoten, die einige neue Sicherheitsmerkmale aufweisen werden, informieren. Mit dieser Kampagne soll außerdem noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Ausgabe der 500-€- Banknote eingestellt wird. Angesichts der internationalen Rolle des Euro und des weit verbreiteten Vertrauens in die Euro-Banknoten wird die 500-€-Banknote wie die übrigen Stückelungen gesetzliches Zahlungsmittel bleiben und kann somit auch weiterhin für Zahlungen und zur Wertaufbewahrung genutzt werden. Alle Euro- Banknoten der ersten Serie (einschließlich der 500-€-Banknote) werden dauerhaft ihren Wert behalten, da sie auf unbefristete Zeit bei jeder NZB des Euroraums umgetauscht werden können.

Die EZB und die NZBen des Euroraums werden die Hersteller von Banknoten- bearbeitungsgeräten auch weiterhin bei den Vorbereitungen auf die Einführung der neuen 100-€- und 200-€-Banknoten unterstützen.

7 Statistik

Die EZB konzipiert, erhebt, erstellt und veröffentlicht mit Unterstützung der nationalen Zentralbanken (NZBen) eine breite Palette von Statistiken, die eine wichtige Basis für die Geldpolitik des Euroraums, die Aufsichtsfunktionen der EZB, verschiedene andere Aufgaben des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sowie für die Aufgaben des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) darstellen. Darüber hinaus werden die Statistiken von öffentlichen Stellen, Finanzmarktteilnehmern, den Medien und der Bevölkerung genutzt. Die regelmäßigen Statistiken des ESZB zum Euroraum konnten auch im Berichtsjahr reibungslos und termingerecht bereitgestellt werden. Außerdem wurden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um neuen Bedürfnissen nach sehr zeitnahen und hochwertigen Statistiken mit höherer Granularität auf der Länder-, Sektor- und Instrumentenebene nachzukommen.

7.1 Neue und verbesserte Euroraum-Statistiken

Seit dem Jahr 2017 veröffentlicht die EZB Statistiken zum Euro-Geldmarkt auf Grundlage granularer Daten, die gemäß Verordnung EZB/2014/48 erhoben werden. Diese Statistiken decken das unbesicherte Marktsegment ab und enthalten Angaben zum Gesamtumsatz, zum gewichteten Durchschnittszinssatz und zum durchschnitt- lichen täglichen Umsatz während der jeweiligen Mindestreserve-Erfüllungsperiode, aufgeschlüsselt nach Sektor der Gegenpartei, Transaktionsart und Laufzeit (63 neue Reihen). Durch die Veröffentlichung dieser Statistiken soll die Markttransparenz und somit die Funktionsfähigkeit des Geldmarkts erhöht werden.

Außerdem begann die EZB, gemäß Verordnung EZB/2014/50 erhobene Statistiken zu Versicherungsgesellschaften zu veröffentlichen. Diese Statistiken bilden die Bilanzen der Versicherungsgesellschaften im Euroraum ab und werden vierteljährlich aktualisiert.

EZB Jahresbericht 2017 91 Im Berichtsjahr stellte das ESZB klare Regeln für die Veröffentlichung der Zinssätze und der Kredit- und Einlagevolumina monetärer Finanzinstitute (MFIs) auf, um ein entsprechendes Angebot vergleichbarer nationaler MFI-Zinsstatistiken auf ESZB- Ebene sicherzustellen. In der Folge stieg die Anzahl der im Statistical Data Warehouse der EZB öffentlich verfügbaren MFI-Zinsstatistik-Serien um 1 840 an.

Die Auswahl an öffentlich verfügbaren konsolidierten Bankendaten wurde im November 2017 mit neuen Bilanzkennzahlen und Angaben zur Ertragslage, Liquidität und Kapitalausstattung der Banken sowie zur Qualität ihrer Aktiva erheblich erweitert.

Die EZB begann außerdem, euroraumweit aggregierte Bilanzdaten zu finanziellen Unternehmen, die Kredite an Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen mit Sitz im Euroraum vergeben, zu veröffentlichen. Diese Daten werden jährlich bzw. für einige Länder auch vierteljährlich veröffentlicht. Zur Verfügung gestellt werden Bestandsdaten sowie Daten zu Veränderungen der Bestände, welche um Reklassifizierungen bereinigt wurden.

Die Macroprudential Database (MPDB) wurde um eine Reihe von Indikatoren erweitert, die in erster Linie den Bankensektor betreffen; damit stehen nun in Summe über 300 Indikatoren zur Verfügung. Derzeit wird die MPDB insbesondere in jenen Bereichen, in denen Datenlücken bestehen, weiter ausgebaut.

7.2 Sonstige Entwicklungen im Statistikbereich

Eine neue EZB-Verordnung wird sämtlichen Pensionseinrichtungen mit Sitz im Euroraum, die in den Anwendungsbereich der Verordnung fallen, direkt Berichtspflichten auferlegen. Die Verordnung der EZB über die statistischen Berichtspflichten der Altersvorsorgeeinrichtungen wird die Mängel in der aktuellen vierteljährlichen Statistik, die seit Juni 2011 veröffentlicht wird, beheben und dabei insbesondere die eingeschränkte Datenlage verbessern, die sich daraus ergab, dass bisher keine Transaktionsdaten in ausreichender Qualität vorlagen. Mit dieser verbesserten Datengrundlage für seine monetären und finanziellen Analysen wird das ESZB einen noch besseren Beitrag zur Stabilität des Finanzsystems leisten können.

Während der Ausarbeitungsphase des Verordnungsvorschlags wurden eine Reihe von Treffen mit der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) und den durch PensionsEurope vertretenen Pensionseinrichtungen abgehalten. Die Verordnung sieht die harmonisierte Erhebung von Daten zu den Aktiva und Passiva der Pensionseinrichtungen aufgegliedert nach geografischen Geschäftspartnern, Sektoren und Laufzeiten vor. Sowohl Bestands- als auch Transaktionsdaten werden auf vierteljährlicher Basis veröffentlicht werden. Auf Basis der Ergebnisse eines öffentlichen Konsultationsverfahrens, das zwischen Ende Juli und Ende September 2017 abgehalten wurde, und der Antwort der Europäischen Kommission wurde dem EZB-Rat Anfang 2018 ein aktualisierter Entwurf vorgelegt. Die Verordnung wurde am 26. Januar 2018 vom EZB-Rat erlassen und am 17. Februar im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Die neuen statistischen Daten sind ab 2019 an die EZB zu melden.

EZB Jahresbericht 2017 92 Am 21. September 2017 kündigte die EZB an, dass sie noch vor 2020 mit der Ver- öffentlichung eines unbesicherten Tagesgeldzinssatzes beginnen wird. Datengrund- lage werden gemäß der Verordnung über Geldmarktstatistiken erhobene Daten sein. Dieser Zinssatz wäre eine Ergänzung bereits vorhandener, vom Privatsektor erstellter Referenzzinsätze und würde als Backstop-Zinssatz dienen. In den kommenden beiden Jahren wird die EZB die genaue Ausgestaltung dieses neuen Zinssatzes definieren, eine Berechnungsmethode entwickeln und seine Robustheit testen. In diesem Zeitraum wird die EZB eine transparente Kommunikationsstrategie verfolgen und u. a. öffentliche Konsultationsverfahren durchführen.

Im Jahr 2017 wurde die Qualitätssicherung im Bereich der MFI-Zinsstatistik durch folgende Maßnahmen gestärkt: a) eine Reihe von Best-Practice-Empfehlungen und einen Leitfaden für die Durchführung von Qualitätskontrollen, b) die erste ESZB- Erhebung lokaler Datenqualitätsprobleme der NZBen, die alle zwei Jahre aktualisiert werden wird, und c) einen verbesserten Compliance-Rahmen. Im Januar 2017 veröffentlichte die EZB auf ihrer Website eine aktualisierte Version des Handbuchs zur MFI-Zinsstatistik,81 das die in den letzten Jahren durchgeführten Verbesserungen der MFI-Zinsstatistik vorstellt.

Im Jahr 2017 wurde mit der Aktualisierung der Verordnung der EZB zur Zahlungsverkehrsstatistik begonnen. Dadurch sollen die statistischen Meldungen im Zahlungsverkehrsbereich verbessert werden, sodass sie ihren Zweck weiterhin optimal erfüllen können. Bei der Überarbeitung der Verordnung werden die neuesten Entwicklungen bei den anwendbaren unionsrechtlichen Bestimmungen sowie die aktuellsten Innovationen im Kundenzahlungsverkehr berücksichtigt.

Hinsichtlich der Erhebung von Bankdaten verfolgen das ESZB und dessen Ausschuss für Statistik langfristig den Ansatz, eine größtmögliche länder- und sektorübergreifende Standardisierung und Harmonisierung des bestehenden ESZB-Statistikangebots zu erzielen. Dadurch würde die Berichtslast der Banken verringert, die Automatisierung der Verarbeitung der laufend größer und granularer werdenden Datensätze vereinfacht und die Datenqualität erhöht. Die beiden Hauptinitiativen in diesem Bereich sind das Banks’ Integrated Reporting Dictionary (BIRD)82 und ein einheitlicher Rahmen für die Meldungen der Banken (European Reporting Framework). Im Jahr 2017 wurde die Pilotphase für BIRD, das Standarddefinitionen und Überleitungsregeln zur Unterstützung der meldepflichtigen Banken enthält, mit der Beschreibung der Vorgaben für AnaCredit und die Statistik zu den Wertpapierbeständen abgeschlossen. In einem nächsten Schritt wurde die Einbindung der Meldeanforderungen der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) in Angriff genommen. BIRD wird Banken und interessierten Dritten (etwa Anbietern von Meldewesensoftware) als „öffentliches Gut“ zur Verfügung gestellt; seine Anwendung erfolgt auf freiwilliger Basis. Im Jahr 2017 wurden Vorbereitungen für eine Kosten-Nutzen-Analyse des einheitlichen Rahmens für die Meldungen der Banken getroffen, der längerfristig der sektor- und länderübergreifenden Harmonisierung des Meldewesens dienen

81 Siehe EZB, Manual on MFI interest rate statistics, Januar 2017. 82 Nähere Informationen finden sich auf der BIRD-Website.

EZB Jahresbericht 2017 93 soll. Dabei sollen in enger Zusammenarbeit mit dem Bankensektor und sämtlichen betroffenen Akteuren die angebots- und nachfrageseitigen Auswirkungen bewertet werden.

Die Kapazität des RIAD-Systems (ESZB-Register der Institutionen und Datenbank für Tochterunternehmen) wird derzeit erweitert – einerseits um die zur Unterstützung des AnaCredit-Projekts erforderlichen Informationen (z. B. Daten zu nichtfinanziellen Unternehmen) und andererseits im Hinblick auf die Bedürfnisse von Datenanwendern im Rahmen des ESZB und der europäischen Bankenaufsicht. Als wichtiges Bindeglied zwischen den unterschiedlichen granularen Datensätzen – Statistikdatenbank für Wertpapierbestände des ESZB (SHSDB), zentralisierte Wertpapierdatenbank (CSDB) und AnaCredit – ermöglicht RIAD die Zusammenführung sämtlicher relevanter Informationen. Die Weiterentwicklung des RIAD-Systems wurde mit Ende des ersten Quartals 2018 abgeschlossen; eine eigene RIAD-Leitlinie der EZB sollte bis zum zweiten Quartal 2018 vorliegen.

Im Juni 2017 führte die Generaldirektion Statistik eine neue Organisationsstruktur ein und ebnete somit den Weg für eine rationelle und deutlich umfassendere Erstellung von Mikrodaten sowie für Fortschritte bei der Erstellung qualitativ hochwertiger makroökonomischer Statistiken. Die neu geschaffene Data Integration and Services Section dient als Anlaufstelle für die Datenintegration und bietet Shared Services im Statistikbereich. Eine wichtige Errungenschaft stellt das Dateninventar der EZB dar, über das Nutzer EZB-Daten aus unterschiedlichen Applikationen finden und abrufen können. Derzeit laufen mehrere Pilotprojekte zur Förderung der Zusammenarbeit sowie der Vergleichbarkeit von Studien aus verschiedenen Geschäftsbereichen. Dabei geht es in erster Linie um Themen wie Datenzugang, Identifizierungsschlüssel für Banken sowie um die Kombination von Datensätzen zur besseren Analyse der Aktiva und Passiva der Banken. Erhebliche Anstrengungen fließen in die Einführung internationaler Datenstandards, die die Berichtslast verringern und die Qualität und Konsistenz der Daten verbessern sollen.

Im Berichtsjahr setzte das EZB-Direktorium einen neuen Datenausschuss unter dem Vorsitz des Chief Services Officer ein, um Datenanwender und Datenproduzenten zusammenzubringen. In diesem Ausschuss arbeiten beide Seiten auf der oberen Führungsebene gemeinsam daran, eine EZB-Datenmanagementstrategie zu erstellen, deren Umsetzung zu steuern sowie die Aktivitäten der EZB zur Datenstandardisierung zu koordinieren. Ein weiteres Forum, die Data Steward Group, in der ebenfalls Datenanwender und Datenproduzenten vertreten sind, trägt zur EZB-weiten Erarbeitung und Abstimmung relevanter Themen im Bereich Datenmanagement, wie etwa Stammdaten, Metadaten und Datenzugang, bei.

Im Berichtsjahr konnte die EZB die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit ihrer Statistiken weiter verbessern. Die Statistiken der EZB stehen im Statistical Data Warehouse zur Verfügung; außerdem wurde die Website „UNSERE STATISTIKEN“ um neue Darstellungen der Finanzierungs- und Investitionsdynamik im Euroraum, bankenaufsichtliche Daten und kurze Erklärungen zu ausgewählten Grafiken erweitert. Die neuen Darstellungen lassen sich auch in Websites und Blogs einbetten und über sonstige digitale Foren teilen. Die Datenanzeige funktioniert nicht nur am PC, sondern auch auf Tablets, Smartphones und sonstigen mobilen Geräten.

EZB Jahresbericht 2017 94 Kasten 10 Europäische und internationale Zusammenarbeit im Bereich Statistik

Die EZB hat in enger Zusammenarbeit mit Eurostat die erforderliche Qualitätssicherung jener Statistiken, die dem Verfahren bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht zugrunde liegen, weiterentwickelt. Dieses Verfahren wurde 2011 als Teil der EU-Rechtsakte („Six-Pack“) zur wirtschaftspolitischen Steuerung zur Verhinderung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte in der Europäischen Union eingerichtet.

Es umfasst ein Scoreboard von 14 Hauptindikatoren (und 28 Hilfsindikatoren), die zur Früherken- nung vorhandener oder sich abzeichnender makroökonomischer Ungleichgewichte auf Ebene der Mitgliedstaaten dient. Diese Indikatoren werden aus den Wirtschafts- und Finanzstatistiken abgeleitet, die vom Europäischen Statistiksystem (ESS) und dem ESZB erstellt und sodann an Eurostat übermittelt werden.

Durch laufende Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen ESS und ESZB sicher, dass ihre statistischen Daten die erforderlichen Qualitätsstandards erfüllen, um für politische Entscheidungen herangezogen werden zu können. ESS, ESZB, Eurostat und EZB pflegen eine enge Zusammenarbeit mit dem Ziel, verlässliche statistische Daten für das Verfahren bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht zur Verfügung stellen zu können.

Einige der bei dem Verfahren verwendeten Indikatoren (z. B. Kennzahlen zum Leistungsbilanzsaldo und zur Verschuldung des privaten Sektors) basieren auf Daten zur Zahlungsbilanz und zum Auslandsvermögensstatus sowie auf Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung – also Statistiken, die in den meisten Mitgliedstaaten von der jeweiligen NZB erhoben werden. Im November 2016 unterzeichneten Eurostat und die Generaldirektion Statistik der EZB ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Qualitätssicherung dieser Statistiken. Das MoU regelt die Arbeitsmodalitäten zur Kooperation zwischen Eurostat und EZB und legt fest, dass die EZB für die Qualitätssicherung der von den NZBen erstellten Datensätze zuständig ist.

Zu diesem Zweck wurde nun ein Qualitätsberichtssystem umgesetzt, das drei Berichtsstufen umfasst: Berichte auf nationaler Ebene zur Selbsteinschätzung der wichtigsten Qualitätsaspekte der Statistiken durch die nationalen Behörden (Stufe 3), von der EZB und von Eurostat zu erstellende fachbereichspezifische Qualitätsberichte (Stufe 2) sowie ein gemeinsamer jährlicher Abschlussbericht von Eurostat und EZB zur Qualität der statistischen Grundlagen des Verfahrens bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht (Stufe 1).

Seit 2017 stellt die EZB Eurostat qualitätsgesicherte Datensätze zur Verfügung, die Detailinformationen zu wichtigen Ereignissen und Datenrevisionen mit Auswirkungen auf nationale Daten enthalten. Um die Statistikqualität laufend steigern zu können, werden die Datensätze auf Qualität und Konsistenz geprüft. Das MoU sieht auch Besuche von EZB und Eurostat bei den NZBen und den nationalen Statistikämtern vor, um diese bei der Bewertung der Datenqualität zu unterstützen. Die ersten derartigen Besuche begannen Ende 2017.

Die EZB pflegt eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die sich im Gefolge der Einrichtung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) seit 2014 noch verstärkt hat. Dies zeigt sich besonders deutlich im Bereich der bankenaufsichtlichen Daten, da die EZB nun organisatorisch für die Erhebung und Qualitätsprüfung der von den beaufsichtigten Instituten laut SSM-Rahmenverordnung zu meldenden Daten zuständig ist. Die

EZB Jahresbericht 2017 95 EBA ist – in enger Zusammenarbeit mit den nationalen zuständigen Behörden – für die Erstellung und Aufrechterhaltung technischer Durchführungsstandards für aufsichtliche Meldungen und Offenlegung verantwortlich.

Darüber hinaus ist die EBA auch wichtiger Bestandteil der Meldekette für aufsichtliche Datenmeldungen („sequenzieller Ansatz“), da die EZB automatisch ausgewählte Daten an die EBA weiterleitet. Dies erzeugt einen entsprechenden Abstimmungsbedarf, etwa in Bezug auf Business Cards, die für jedes meldepflichtige Institut zu führen sind. Zugleich nimmt die EZB als Beteiligte an der Meldekette und an den entsprechenden Datenqualitätskontrollen auch an der EBA Transparency Exercise teil.

Im Rahmen der Kooperation mit der EBA sind EZB-Mitarbeiter außerdem in die einschlägigen EBA- Arbeitsgruppen zum aufsichtlichen Meldewesen sowie in die gemeinsame Arbeit zu Datenqualitäts- fragen eingebunden, die etwa Wartung und Tests von Datenvalidierungsregeln, die Entwicklung von Plausibilitätsprüfungen oder den fachlichen Austausch zu Datenqualitätsprüfungen umfasst. Darüber hinaus bietet die EZB Unterstützung bei Governance-Fragen zur Datenqualität, z. B. durch Beiträge zum Frage-und-Antwortkatalog der EBA zur Auslegung von Meldebestimmungen.

Des Weiteren ist anzuführen, dass die EBA die mittelfristigen strategischen Initiativen der EZB zur Verringerung der Berichtslast der Banken unterstützt; dazu zählen z. B. das Banks’ Integrated Reporting Dictionary und der einheitliche Rahmen für die Meldungen der Banken (European Reporting Framework).

Auch mit anderen Organisationen arbeitet die EZB in unterschiedlichen Bereichen zusammen, etwa

• durch Vereinbarungen zur gemeinsamen Datennutzung mit dem Internationalen Währungsfonds im Rahmen von dessen nationalen und europäischen Programmen zur Bewertung des Finanzsektors;

• durch die Teilnahme am Ausschuss für die Koordination statistischer Tätigkeiten der Vereinten Nationen und am Irving Fisher Committee on Central Bank Statistics der BIZ, die sich beide für eine bessere Koordination und Kooperation zwischen den Statistikbehörden und somit auch den Zentralbanken europaweit bzw. weltweit engagieren. Thema sind hier beispielsweise das effiziente Funktionieren des Statistiksystems, gemeinsame Standards und Plattformen oder die Entwicklung statistischer Methoden.

Schließlich bietet die EZB anderen Behörden im Rahmen von Workshops, Seminaren und Vorträgen entsprechende Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese sind für Organisationen sowohl innerhalb als auch außerhalb des ESZB sowie des SSM gedacht, also etwa – im Hinblick auf eine potenzielle künftige EU-Mitgliedschaft – auch für die nationalen zuständigen Behörden und die NZBen von Nicht-EU-Ländern.

Kasten 11 Entwicklungsstand von AnaCredit: zentrale Funktionalitäten

AnaCredit steht für „analytical credit datasets“ und dient der Erhebung granularer Daten zur Bank- kreditvergabe an Unternehmen und andere Rechtsträger sowie zu den diesbezüglichen Kredit- risiken. Die auf Einzelkreditebene zu meldenden Daten werden einem breiten Benutzerkreis für

EZB Jahresbericht 2017 96 Analysezwecke zur Verfügung stehen. Die neuen Datenbestände unterstützen das ESZB bei der Erfüllung seiner Aufgaben und werden darüber hinaus entscheidend zur Verbesserung der bestehenden sowie zur Entwicklung neuer ESZB-Statistiken beitragen. Mit den granularen Daten zur Kreditvergabe an die Wirtschaft und zu den Risikopositionen der Banken lassen sich vielfältige Analysen durchführen, für deren Zwecke die aggregierten Daten nicht mehr ausreichend wären. Ein zentraler Aspekt im Hinblick auf eine möglichst hohe länderübergreifende Vergleichbarkeit der Daten ist die Harmonisierung der statistischen Konzepte und Definitionen. AnaCredit wird die Aussagekraft von Kredit- und Kreditrisikoanalysen für den Euroraum deutlich erhöhen, da detaillierte, zeitnahe und vollständig harmonisierte Informationen zu Krediten an alle Arten von Rechtsträgern vorliegen werden. Auf die granularen Daten selbst werden zur Wahrung der Vertraulichkeit lediglich Nutzer mit einem berechtigten Interesse Zugriff erhalten. Anderen Nutzern stehen teilaggregierte Daten zur Verfügung, die keine Rückschlüsse auf die Identität der einzelnen Rechtsträger erlauben.

Mit AnaCredit lassen sich die Kreditbestände und Kreditrisiken im Euroraum gleichsam wie durch ein Vergrößerungsglas im Detail betrachten. Insbesondere mit den AnaCredit-Daten zur Unter- nehmenskreditvergabe wird die Übertragung der geldpolitischen Impulse besser nachvollziehbar werden, vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen, die mit Blick auf ihre Investitionstätigkeit und Schaffung von Arbeitsplätzen das Rückgrat einer Volkswirtschaft darstellen. Auch die Berichtspflichtigen selbst können von AnaCredit profitieren, da es ihnen durch Rückmeldeverfahren (Feedback Loops) möglich sein wird, sich ein besseres Urteil über die Kreditwürdigkeit ihrer Schuldner im gesamten Eurogebiet zu bilden und eine umfassendere und robustere Analyse ihrer eigenen Risikopositionen vorzunehmen. Diese Rückmeldeverfahren innerhalb des AnaCredit-Rahmens werden derzeit festgelegt und in der Folge von den NZBen auf freiwilliger Basis implementiert.

Die AnaCredit-Verordnung, welche die Rechtsgrundlage für die Erhebung granularer Kreditdaten von Kreditinstituten durch das ESZB darstellt, wurde vom EZB-Rat im Mai 2016 erlassen. Gemäß dieser Verordnung werden ab September 2018 mehr als 4 000 Kreditinstitute im Euroraum und weitere Institute in einigen anderen EU-Mitgliedstaaten entsprechende Risikopositionsdaten auf Einzelbasis über ihre jeweiligen NZBen an die EZB melden. Rund 1 600 andere – vor allem kleine – Kreditinstitute werden teilweise oder vollständig von der Meldepflicht ausgenommen sein. Schätzungen zufolge dürften jeden Monat 50 bis 70 Millionen Meldungen zu insgesamt etwa 15 Millionen Vertragspartnern (zumeist im Unternehmenssektor) erfolgen. Die Erhebung der Vertragspartnerdaten beginnt indes bereits sechs Monate im Voraus, d. h. im April 2018, um auf Anlaufschwierigkeiten entsprechend reagieren zu können. Die Mitglieder des Eurosystems werden dann einen einheitlichen Kreditdatensatz verwenden; den anderen NZBen innerhalb der EU steht es offen, Meldungen auf Basis derselben Definitionen einzuführen, wofür ihnen im Gegenzug ein reziproker Datenzugriff eingeräumt würde. Der Melderahmen von AnaCredit ist das Ergebnis fundierter Analysen und Diskussionen innerhalb des ESZB. In diesem Zusammenhang gab es mehrere Konsultationsphasen mit Nutzern (darunter Vertreter aus der Finanzbranche und andere Beteiligte), um insbesondere eine Kosten-Nutzen-Analyse und eine Kalibrierung des Meldeumfangs (beispielsweise zur Gewährleistung der Verhältnismäßigkeit) durchzuführen. In seiner endgültigen Fassung berücksichtigt der Melderahmen die Nutzeranforderungen aus den verschiedensten Bereichen des Zentralbankwesens, ohne die mit der Systemimplementierung und der Erhebung und Verarbeitung der notwendigen Daten verbundenen Kosten aus dem Blick zu verlieren.

EZB Jahresbericht 2017 97 AnaCredit beinhaltet 88 (größtenteils monatlich zu aktualisierende) Kreditattribute, die auf vollständig harmonisierten, in allen Teilnehmerländern anzuwendenden Konzepten und Definitionen basieren. Die Attribute decken alle an einem Kreditvertrag beteiligten Parteien ab (d. h. Kreditgeber, Kreditnehmer, Garantiegeber) und enthalten sowohl strukturelle Daten (wirtschaftliche Tätigkeit, Unternehmensgröße, Jahresumsatz, Vertragsabschlussdatum, Tilgungstermin des Kredits, etc.) als auch dynamische Daten (z. B. ausstehender Betrag, Ausfallstatus des Instruments und des Vertragspartners, Rückstände, Ausfallwahrscheinlichkeit des Vertragspartners, etc.). Die Meldegrenze für ein Institut liegt bei 25 000 € je Kreditnehmer.

Die Kreditdaten werden mit einem Register, in dem sämtliche juristische Personen und andere institutionelle Einheiten (wie ausländische Niederlassungen) erfasst sind, zusammengeführt. Auf diese Weise lassen sich rund 15 Millionen Vertragspartner (Kreditgeber, Kreditnehmer, Garantie- geber) eindeutig identifizieren, wobei in Bezug auf die Konzepte und Definitionen ein hoher Harmonisierungsgrad sichergestellt ist, sodass eine valide Berechnung der Gesamtverbind- lichkeiten eines Kreditnehmers (Rechtsträger oder Bankengruppe) gegenüber unterschiedlichen Kreditgebern (Kreditinstituten) erfolgen kann. Die Kreditinstitute wiederum könnten dank der AnaCredit-Daten (die Implementierung entsprechender Rückmeldeverfahren vorausgesetzt) ihre eigenen Risikoengagements detaillierter und fundierter analysieren als derzeit möglich.

Nach Erlass der AnaCredit-Verordnung im Mai 2016 wurden von der AnaCredit-Arbeitsgruppe innerhalb des Ausschusses für Statistik des ESZB wichtige Arbeiten zur Methodik durchgeführt. Hierzu zählt die Erstellung eines 570-seitigen AnaCredit-Handbuchs mit detaillierten Informationen und Anleitungen zu den AnaCredit-Meldeanforderungen. Das Handbuch dient allgemein dazu, die Kreditinstitute beim Aufbau eines methodisch einwandfreien automatisierten Meldewesens zu unterstützen und eine konsistente und erfolgreiche Anwendung des in der Verordnung festgelegten statistischen Rahmens von AnaCredit innerhalb des gesamten Euroraums zu gewährleisten. Das Handbuch besteht aus drei Teilen:

• Teil I (im November 2016 veröffentlicht) enthält Angaben zur allgemeinen Methodik, zum Kreis der Berichtspflichtigen und zum Aufbau von AnaCredit, einschließlich einer allgemeinen Beschreibung des zugrunde liegenden Datenmodells.

• In Teil II (im Februar 2017 veröffentlicht) findet sich eine ausführliche Erläuterung aller in AnaCredit zu erhebenden Datensätze und Datenattribute, einschließlich spezifischer Meldehinweise.

• In Teil III (im Mai 2017 veröffentlicht) werden ausgewählte Fallbeispiele und Szenarios vorgestellt, die einer genaueren Erklärung bedürfen.

Das Handbuch wurde bereits von Branchenvertretern kommentiert und wird nun durch weitere Arbeiten zur Methodik ergänzt. Hierzu werden im Rahmen eines fortlaufenden Q&A-Prozesses ausführliche Erläuterungen verfasst. Kreditinstitute und andere Beteiligte können jederzeit mit Fragen an ihre jeweilige NZB herantreten. Die – häufig in Abstimmung mit der EZB – verfassten Antworten werden in der Regel auch den anderen NZBen zur Verfügung gestellt. Im August 2017 veröffentlichte die EZB auf ihrer Website eine Auswahl dieser Fragen und Antworten, die regelmäßig aktualisiert wird.

EZB Jahresbericht 2017 98 Der Ausschuss für Statistik des ESZB und die AnaCredit-Arbeitsgruppe entwickelten darüber hinaus Validierungsprüfungen, um die Automatisierung der Datenübertragung zu erleichtern und die von den Kreditinstituten bei der Datenübertragung einzuhaltenden Mindestqualitätsstandards festzulegen. Validierungsprüfungen sollen die ordnungsgemäße Identifizierung und Verarbeitung der Daten ermöglichen. Eine Zusammenstellung solcher Prüfungen wurde im August 2017 auf der Website der EZB veröffentlicht.

Neben der AnaCredit-Verordnung, welche die verbindlich geltenden Vorschriften zu den von Kreditinstituten durchzuführenden Primärmeldungen enthält, liegt eine Leitlinie der EZB vor, in der geregelt ist, wie die NZBen die geforderten Kreditdaten in ihren Sekundärmeldungen an die EZB zu melden haben. Sie liefert insbesondere genauere Angaben zur Übermittlung der gemäß der AnaCredit-Verordnung erhobenen Kreditdaten und Vertragspartnerstammdaten an die EZB.

Wie in den Erwägungsgründen der Verordnung angedeutet, könnte AnaCredit durch Erweiterung des Meldeumfangs um zusätzliche Arten von Kreditgebern, Kreditnehmern und Instrumenten in Zukunft weiter ausgebaut werden.

8 Volkswirtschaftliche Forschung

Volkswirtschaftliche Forschungsarbeiten auf hohem Niveau tragen dazu bei, eine solide Grundlage für den wirtschaftspolitischen Kurs der EZB zu schaffen. Im Jahr 2017 lieferte die volkswirtschaftliche Forschung der EZB neue Erkenntnisse zu einer Reihe wichtiger wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Darüber hinaus wurde durch die Aktivitäten von drei neuen Forschungsclustern und zwei Forschungsnetzwerken die Zusammenarbeit innerhalb des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) gefördert.83

8.1 Forschungsschwerpunkte der EZB

Im Berichtsjahr konzentrierten sich die EZB-Forschungsteams auf eine Reihe klar definierter Forschungsschwerpunkte. Einen wichtigen Schwerpunkt bildete bei- spielsweise die Transmission der geldpolitischen Sondermaßnahmen vor dem Hintergrund negativer Leitzinsen. Diesbezügliche Studien machten deutlich, wie wichtig die Sondermaßnahmen zum Ausgleich der wirtschaftlichen Folgen negativer finanzieller Schocks sind, indem sie die Unsicherheit an den Märkten reduzieren und den Zugang zu Bankfinanzierung für kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Die geldpolitischen Sondermaßnahmen sowie die Wechselwirkungen zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft standen auch im Mittelpunkt jener Forschungs- aktivitäten, die auf die Verbesserung von länderübergreifenden und euroraumweiten EZB-Modellen für die Prognose und die geldpolitische Analyse abzielen. Hohe

83 Nähere Informationen zur Forschungstätigkeit der EZB sowie zu forschungsbezogenen Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Netzwerken finden sich auf der Website der EZB.

EZB Jahresbericht 2017 99 Priorität hatten auch Forschungsarbeiten zur Identifizierung der Bestimmungs- faktoren der anhaltend niedrigen Inflation im Euroraum sowie zur Ausgestaltung institutioneller und politischer Vereinbarungen zur Stärkung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU).

Im Jahr 2017 wurde außerdem der Makroaufsicht besonderes Forschungsinteresse zuteil. Ein wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang war die Kalibrierung des sogenannten „3D-Modells“, das alle am Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) teilnehmenden Länder abdeckt. Dieses Modell unterscheidet drei Stufen von Ausfallrisiko (für Banken, nichtfinanzielle Unternehmen und Haushalte) und ist besonders für die Beurteilung der Eigenkapitalausstattung der Banken von großem Nutzen. Für die Analyse der Wechselwirkungen von geldpolitischen und makroprudenziellen Maßnahmen wurde außerdem eine Modellversion entwickelt, die nominale Rigiditäten berücksichtigt.

8.2 Forschungscluster und -netzwerke des Eurosystems bzw. des ESZB

Zur Vertiefung der Zusammenarbeit der volkswirtschaftlichen Forschung im ESZB beschlossen die Leiter der ESZB-Forschungsabteilungen, im Jahr 2017 drei neue Forschungscluster zu schaffen, die die Forschungsarbeit in den wichtigsten Bereichen durch regelmäßige Workshops und gemeinsame Forschungsprojekte koordinieren sollen (siehe Schaubild 2). Im Berichtsjahr veranstaltete jeder Forschungscluster einen Eröffnungsworkshop, an dem Forscher aus dem gesamten ESZB sowie externe Experten und Expertinnen teilnahmen.

Schaubild 2 ESZB-Forschungscluster

Leiter der ESZB-Forschungsabteilungen

FORSCHUNGSCLUSTER 1 FORSCHUNGSCLUSTER 2 FORSCHUNGSCLUSTER 3

Monetäre Ökonomie, geldpolitische Internationale Makroökonomie, Finanzstabilität, makroprudenzielle Transmission (konventionelle Fiskalpolitik, Arbeitsmarkt, Regulierung und mikroprudenzielle Maßnahmen und Sondermaßnahmen) Wettbewerbsfähigkeit, WWU-Governance Aufsicht

Quelle: EZB. Anmerkung: Struktur der neuen ESZB-Forschungscluster gemäß Beschluss der Leiter der ESZB-Forschungsabteilungen aus dem Jahr 2016.

EZB Jahresbericht 2017 100 Zwei Forschungsnetzwerke des Eurosystems bzw. des ESZB konnten im Berichtsjahr bedeutende Fortschritte erzielen. Das Wage Dynamics Network (WDN) schloss die dritte Welle seiner Umfrage ab, in der mehr als 25 000 Unternehmen aus 25 EU-Ländern befragt wurden. In der dritten Welle ging es darum, Kosten und Preissetzungsverhalten von Unternehmen sowie die Auswirkungen diverser Strukturreformen, die im Zeitraum von 2010 bis 2013 stattfanden, auf Arbeitsmarktanpassungen zu untersuchen. Zu den Haupterkenntnissen dieser neuen Forschungsarbeiten zählt, dass die großen Arbeitsmarktreformen in Ländern, die von der Krise stark betroffen waren, die Arbeitsmarktanpassungen tatsächlich erleichtert haben (siehe Abbildung 33).84

Das Household Finance and Consumption Network (HFCN) koordiniert die Durchführung der Erhebung des Eurosystems zu den Finanzen und zum Konsum der privaten Haushalte (HFCS). Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der zweiten Welle der Erhebung Ende 2016 hat sich das HFCN unter anderem damit befasst, welche Rolle die Heterogenität der Haushalte in der geldpolitischen Transmission und für die Finanzstabilität spielt. So schätzten die HFCN-Forscher den Effekt des aktuellen Programms der EZB zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) auf die Einkommens- und Vermögensschere und gelangten dabei zu der wichtigen Erkenntnis, dass die APP-Maßnahmen die Vermögensungleichheit nur moderat beeinflussen, jedoch durch die Senkung der Arbeitslosenrate bei den Haushalten mit niedrigem Einkommen die Einkommensungleichheit reduzieren.

84 Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der WDN-Umfrage findet sich in EZB, Labour market adjustment in Europe during the crisis: microeconomic evidence from the Wage Dynamics Network survey, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 192, Juni 2017. Einzelne Länderberichte und damit zusammenhängende Working Papers stehen auf der Website des WDN zur Verfügung.

EZB Jahresbericht 2017 101 Abbildung 33 Entwicklung des Spielraums für Beschäftigungs- und Lohnanpassungen zwischen 2010 und 2013

(Nettoveränderung in %)

a) Beschäftigung 50

40

30

20

10

0

-10

-20

-30 BE DE FR AT MT LU UK LV LT SK IE BG EE IT RO CZ HU HR PL SI NL CY ES PT GR

b) Löhne 80

60

40

20

0

-20

-40

-60 BE DE FR AT EE LT LU UK MT LV IT HU SK RO BG IE CZ PL HR PT SI NL ES CY GR

Quelle: Wage Dynamics Network. Anmerkung: Differenz zwischen dem Prozentsatz an Unternehmen, die 2013 mehr Spielraum für Beschäftigungs- und Lohnanpassungen aufgrund veränderter Geschäftsbedingungen sahen als 2010, und dem Prozentsatz an Unternehmen, die 2013 weniger Spielraum orteten. Positive Werte zeigen an, dass die Anzahl an Unternehmen, die mehr Spielraum orteten, überwiegt.

8.3 Konferenzen und Veröffentlichungen

Der Dialog mit Wirtschaftsexperten aus der Wissenschaft und anderen politischen Institutionen hat verstärkt an Bedeutung gewonnen, da die Komplexität der EZB- relevanten Themen in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist. Vor diesem Hintergrund organisierte die EZB 2017 eine Reihe von hochrangigen forschungs- bezogenen Veranstaltungen, wie etwa das Zentralbankforum der EZB in Sintra und die zweite jährliche Forschungskonferenz (ARC) der EZB. Das Zentralbankforum in Sintra befasste sich vorrangig mit den wichtigsten realwirtschaftlichen Entwicklungen, die für die Geldpolitik von Relevanz sind – in erster Linie

EZB Jahresbericht 2017 102 Investitionen und Produktivität.85 Die ARC 2017 präsentierte innovative Forschungsarbeiten zu Themen wie den Kosten der Inflation, den Auswirkungen negativer Zinsen, dem Zusammenhang zwischen den Überzeugungen der Wirtschaftsakteure und wirtschaftlicher Stagnation sowie Vermögensungleichheit. Weitere wichtige Konferenzen bezogen sich auf Strukturreformen im Euroraum, makroprudenzielle Maßnahmen und die Zentralbankkommunikation.

Zu vielen Forschungsaktivitäten der EZB wurden auch Beiträge in wissenschaft- lichen Fachzeitschriften oder Working Papers publiziert. Insgesamt wurden im Jahr 2017 in der Working-Paper-Reihe der EZB 132 Arbeiten veröffentlicht. Darüber hinaus erschienen im Berichtsjahr eine Reihe eher politikorientierter analytischer Studien in der Occasional-Paper-Reihe, der Statistics-Paper-Reihe und der Discussion-Paper-Reihe der EZB. Diese Fülle an qualitativ hochwertigen Forschungsarbeiten und Analysen diente als Grundlage dafür, die Kommunikation von Forschungsergebnissen der EZB an ein breiteres Publikum zu verbessern. So wurden etwa über das Research Bulletin der EZB im Berichtsjahr 12 Beiträge veröffentlicht.86

9 Rechtliche Aktivitäten und Verpflichtungen

Im Jahr 2017 war die EZB an verschiedenen Gerichtsverfahren auf EU-Ebene beteiligt. Zudem verabschiedete sie zahlreiche Stellungnahmen hinsichtlich der im Vertrag verankerten Verpflichtung zur Anhörung der EZB zu allen Vorschlägen für Rechtsakte der EU und allen Entwürfen für Rechtsvorschriften auf einzelstaatlicher Ebene in ihrem Zuständigkeitsbereich sowie hinsichtlich der Überwachung der Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und des Verbots des bevorrechtigten Zugangs.

9.1 Beteiligung der EZB an Gerichtsverfahren auf EU-Ebene

Im Januar 2017 wies das Gericht der Europäischen Union (in der Folge „das Gericht“) die von zwei französischen Parteien (Nausicaa Anadyomène und Banque d’Escompte) gegen die EZB eingebrachte Klage auf Schadensersatz in der Rechts- sache T-749/15 ab. Der von den beiden Parteien geforderte Schadensersatz bezog sich auf den Abschlag betreffend bestimmte griechische Schuldtitel, die die beiden Parteien im Zusammenhang mit einer teilweisen Umstrukturierung der griechischen Staatsschulden im Jahr 2012 erworben hatten. Die wichtigsten Klagegründe gegen die EZB bestanden in dem angeblichen Verstoß gegen die folgenden Grundsätze: a) Vertrauensschutz und Rechtssicherheit, b) Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung und c) ordnungsgemäße Verwaltung.

85 Sämtliche im Rahmen des Zentralbankforums in Sintra gehaltenen Vorträge, Diskussionen und Reden finden sich im Konferenz-E-Buch; Videoaufnahmen aller Sessions stehen über den YouTube-Kanal der EZB zur Verfügung. 86 Mit dem online publizierten Research Bulletin der EZB sollen wichtige Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Die einzelnen Ausgaben dieser Publikation sind auf der Website der EZB abrufbar.

EZB Jahresbericht 2017 103 Mit seinem Urteil wies das Gericht die Klage ab und schloss somit jegliche Haftung seitens der EZB aus; damit bestätigte es seine bereits in Bezug auf natürliche Personen, die griechische Schuldtitel halten, getroffene Feststellung (siehe Rechts- sache T-79/13, Accorinti u. a. gegen EZB). Das Gericht befand, dass die EZB nicht verpflichtet ist, den Schaden zu ersetzen, der den Geschäftsbanken, die griechische Schuldtitel halten, im Jahr 2012 im Rahmen der Umstrukturierung der griechischen Staatsschulden entstanden sein soll. Nach Auffassung des Gerichts können sich Geschäftsbanken in einem Bereich wie dem der Geldpolitik, deren Zweck eine ständige Anpassung an die Veränderungen der wirtschaftlichen Lage mit sich bringt, weder auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes noch auf den Grundsatz der Rechtssicherheit berufen. Das Gericht befand, dass keine Äußerung oder Maßnahme der EZB als an die Anleger gerichtete Aufforderung dahin verstanden werden könne, dass sie griechische Schuldtitel erwerben oder behalten sollten.

Das Gericht bestätigte außerdem, dass der allgemeine Grundsatz der Gleichbehandlung nicht anwendbar sei, da sich die Geschäftsbanken, die griechische Schuldtitel erworben hatten, um einen Gewinn zu erzielen, einerseits und die EZB und die nationalen Zentralbanken, die ihre Aufgaben im öffentlichen Interesse wahrnehmen, andererseits nicht in einer vergleichbaren Lage befanden.

Im März 2017 entschied das Gericht in der Rechtssache T-22/16 über eine Untätigkeitsklage, die von einer portugiesischen Firma (Comprojecto – Projectos e Construções, Lda.) und anderen Parteien gegen die EZB eingebracht worden war. Zugleich hatten die Kläger eine Klage auf Nichtigerklärung des entsprechenden Beschlusses der EZB, den diese angeblich durch Untätigkeit stillschweigend angenommen hatte, sowie eine Klage auf Ersatz des den Klägern in Folge dieser Untätigkeit angeblich entstandenen Schadens eingebracht.

Die Kläger hatten vorgebracht, dass sie bei der EZB eine schriftliche Beschwerde betreffend ein Kreditinstitut eingelegt hätten und es die EZB durch Rücksendung besagter Beschwerde an den Absender unterlassen habe, diesbezüglich tätig zu werden.

Die Klage wurde vom Gericht sowohl im Hinblick auf die Untätigkeitsklage als auch im Hinblick auf die Nichtigkeitsklage für offensichtlich unzulässig und unbegründet befunden. Hinsichtlich der Untätigkeitsklage befand das Gericht, dass eine solche nur zulässig sei, wenn die beklagte EU-Institution vor Einreichung der Klage zum Tätigwerden aufgefordert wurde; die Kläger hätten jedoch keinen ausreichenden Beweis dafür erbracht, dass die EZB ihre Beschwerde tatsächlich erhalten habe. Hinsichtlich der Nichtigkeitsklage gelangte das Gericht zu dem Schluss, dass der Versuch, die EZB zu benachrichtigen, nicht erfolgreich gewesen sei und somit die Rücksendung der Beschwerde an die Kläger auf dem Postweg nicht als eine Unterlassungshandlung der EZB interpretiert werden könne. Schließlich hätten daher die Kläger aufgrund der fehlenden Aufforderung zum Tätigwerden keine Untätigkeit oder Unterlassung seitens der EZB nachweisen können, die eine Verantwortlichkeit der Europäischen Union bedingen könnte; somit wurden die Voraussetzungen für einen Ersatzanspruch für Vermögensschäden als nicht erfüllt befunden.

EZB Jahresbericht 2017 104 Im Juli 2017 setzte das deutsche Bundesverfassungsgericht (in der Folge „das Verfassungsgericht“) die Verfahren in einer Reihe von Verfassungsbeschwerden aus, die im Hinblick auf das erweiterte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) erhoben worden waren. Das Verfassungsgericht legte dem Gerichtshof der Europäischen Union (in der Folge „der Gerichtshof“) mehrere Fragen vor und beantragte die Durchführung des beschleunigten Verfahrens.

Der Antrag auf ein beschleunigtes Verfahren wurde vom Gerichtshof zurück- gewiesen. Im November 2017 legte die EZB ihre schriftliche Erklärung vor. Ein Termin für die mündliche Anhörung wurde noch nicht festgelegt. Auf Grundlage der Antwort des Gerichtshofs auf die vorgelegten Fragen wird das Verfassungsgericht über die Vereinbarkeit des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP), in der Auslegung des Gerichtshofs, mit der deutschen Verfassung (Grundgesetz) entscheiden.

9.2 Stellungnahmen der EZB und Verstöße gegen die Konsultationspflicht

Die EZB ist gemäß Artikel 127 Absatz 4 und Artikel 282 Absatz 5 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union zu allen in ihren Zuständigkeitsbereich fallenden Vorschlägen für Rechtsakte der EU und Entwürfen für Rechtsvorschriften auf einzelstaatlicher Ebene zu hören.87 Sämtliche Stellungnahmen der EZB werden auf der Website der EZB veröffentlicht. Sofern sie Vorschläge für Rechtsakte der EU betreffen, werden die Stellungnahmen der EZB auch im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.

Im Berichtsjahr verabschiedete die EZB 7 Stellungnahmen zu Vorschlägen für EU- Rechtsakte sowie 47 Stellungnahmen zu Entwürfen für Rechtsvorschriften auf einzelstaatlicher Ebene, die in ihren Zuständigkeitsbereich fielen.

Auf EU-Ebene bezogen sich die wichtigsten von der EZB verabschiedeten Stellungnahmen88 auf einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010 und der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 hinsichtlich der für die Zulassung von zentralen Gegenparteien anwendbaren Verfahren und zuständigen Behörden und der Auflagen für die Anerkennung zentraler Gegenparteien aus Drittstaaten (CON/2017/39), Änderungen des Unionsrahmens für Eigenmittelanforderungen von

87 Gemäß dem Protokoll (Nr. 15) über einige Bestimmungen betreffend das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, das den Verträgen beigefügt ist, gilt diese Konsultationspflicht nicht für das Vereinigte Königreich. 88 Bei den weiteren Stellungnahmen handelt es sich um CON/2017/22 zu einem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über präventive Restrukturierungsrahmen, die zweite Chance und Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Restrukturierungs-, Insolvenz- und Entschuldungsverfahren und zur Änderung der Richtlinie 2012/30/EU sowie CON/2017/42 zu einem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 in Bezug auf die Clearingpflicht, die Aussetzung der Clearingpflicht, die Meldepflichten, die Risikominderungstechniken für nicht durch eine zentrale Gegenpartei geclearte OTC-Derivatekontrakte, die Registrierung und Beaufsichtigung von Transaktionsregistern und die Anforderungen an Transaktionsregister.

EZB Jahresbericht 2017 105 Kreditinstituten und Wertpapierfirmen (CON/2017/46), Änderungen des Unionsrahmens für das Krisenmanagement (CON/2017/47), einen Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2014/59/EU im Hinblick auf den Rang unbesicherter Schuldtitel in der Insolvenzrangfolge (CON/2017/6) und einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über einen Rahmen für die Sanierung und Abwicklung zentraler Gegenparteien und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 1095/2010, (EU) Nr. 648/2012 und (EU) 2015/2365 (CON/2017/38).

In einer Reihe von Fällen wurde die EZB von nationalen Behörden zu Rechtsvor- schriften betreffend die Beschränkung von Barzahlungen ab gewissen Schwellen- werten89 und die Regulierung und Bestimmung Kritischer Infrastrukturen90 konsultiert.

Die EZB verabschiedete außerdem eine Reihe von Stellungnahmen betreffend die NZBen, etwa zur Übertragung neuer Aufgaben auf einzelne NZBen,91 zur Teilnahme einer NZB an Programmen des Internationalen Währungsfonds,92 zur finanziellen Unabhängigkeit einer NZB,93 zur Rechnungsprüfung der Geschäftstätigkeiten einer NZB,94 zur Änderung des Organisationsstatus einer NZB in Bezug auf die Anzahl der Direktoren im Direktorium,95 zu Änderungen der Entscheidungsstrukturen einer NZB,96 zur potenziellen Haftung einer NZB für Schäden, die durch die Ausübung der Aufsichtsbefugnisse gegenüber Zahlungsdienstleistern entstehen,97 zu für Entscheidungen einer NZB im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus anzuwendenden Verfahren,98 zur Überwachungsfunktion einer NZB im Hinblick auf Zahlungsverkehrssysteme, Zahlungssysteme, Zentralverwahrer und Clearing- und Abwicklungssysteme,99 zur Vergütung und Altersversorgung für NZB-Mitarbeiter,100 zu Clearing und Abwicklung der Interbank-Geschäfte seitens einer NZB,101 zum Eigentum an einer Zweckgesellschaft zur Herstellung von Euro-Banknoten,102 zum Ausschluss von Aufrechnungsrechten in Bezug auf bei einer NZB als Sicherheit gestellte Forderungen,103 zur Unabhängigkeit der Beschlussorgane einer NZB im Hinblick auf Finanzstabilitätsfragen,104 zur Übertragung zusätzlicher Befugnisse an eine NZB zur Verhängung von Strafen über Institute, die den Meldepflichten im

89 Siehe CON/2017/8, CON/2017/18, CON/2017/20, CON/2017/27 und CON/2017/40. 90 Siehe CON/2017/10 und CON/2017/31. 91 Siehe CON/2017/2, CON/2017/3, CON/2017/12, CON/2017/19, CON/2017/32 und CON/2017/43. 92 Siehe CON/2017/4. 93 Siehe CON/2017/17. 94 Siehe CON/2017/24. 95 Siehe CON/2017/34. 96 Siehe CON/2017/51. 97 Siehe CON/2017/44. 98 Siehe CON/2017/36. 99 Siehe CON/2017/5. 100 Siehe CON/2017/49. 101 Siehe CON/2017/37. 102 Siehe CON/2017/25. 103 Siehe CON/2017/23. 104 Siehe CON/2017/23.

EZB Jahresbericht 2017 106 Zusammenhang mit der Zahlungsbilanzstatistik nicht nachkommen,105 zur Dotierung einer Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung durch eine NZB106 sowie zu zusätzlichen makroprudenziellen Instrumenten107 und zur Umsetzung der Geldpolitik108 von NZBen außerhalb des Euroraums.

Die EZB verabschiedete Stellungnahmen zu verschiedenen Aspekten der Tätig- keiten von Finanzinstituten, etwa zur Steigerung von Transparenz und Qualität einer nationalen Finanzmarktaufsicht,109 zur Umstrukturierung von auf Fremdwährung lautenden bzw. fremdwährungsabhängigen Krediten,110 zur Unterstützung von Wohnungsbaudarlehensnehmern in finanziellen Schwierigkeiten,111 zur Bereit- stellung außerordentlicher Unterstützung aus öffentlichen Mitteln für den Banken- sektor,112 zur Auferlegung von Mindestkapitalanforderungen,113 zu Anforderungen an die Tilgung von Immobilienkrediten,114 zu makroprudenziellen Instrumenten zur Gegensteuerung bei systemischen Risiken aus der Fremdkapitalfinanzierung von Immobilien,115 zur Verschärfung der Beschränkungen in der Kreditvergabe an verbundene Parteien,116 zu zentralen Kreditregistern und zum Bankkontenregister,117 zur Meldung von Kreditdaten,118 zur Zulassung von Zahlungsverkehrssystemen,119 zum Rechtsrahmen für gedeckte Schuldverschreibungen,120 zu Rücklagen von Bankenstiftungen,121 zur Schaffung einer neuen Kategorie von Abwicklungsstellen,122 zur Schaffung einer neuen Kategorie von nicht bevorrechtigten vorrangigen Schuldtiteln in der Insolvenzrangfolge von Kreditinstituten123 sowie zu latenten Steueransprüchen aus Unterschiedsbeträgen.124

Darüber hinaus gab die EZB Stellungnahmen zu Rechtsmitteln für Inhaber qualifizierter Eigenkapitalinstrumente und Schuldtitel von Banken ab.125

Im Berichtsjahr wurden zwei Fälle verzeichnet, in denen gegen die rechtliche Verpflichtung zur Konsultation der EZB zu Vorschlägen für Rechtsakte der EU verstoßen wurde. Dabei wurde der nachfolgende Fall als eindeutig und erheblich

105 Siehe CON/2017/23. 106 Siehe CON/2017/26. 107 Siehe CON/2017/14. 108 Siehe CON/2017/30. 109 Siehe CON/2017/35. 110 Siehe CON/2017/9 und CON/2017/48. 111 Siehe CON/2017/48. 112 Siehe CON/2017/1. 113 Siehe CON/2017/23. 114 Siehe CON/2017/29. 115 Siehe CON/2017/11, CON/2017/21 und CON/2017/36. 116 Siehe CON/2017/50. 117 Siehe CON/2017/13 und CON/2017/28. 118 Siehe CON/2017/33 und CON/2017/36. 119 Siehe CON/2017/15. 120 Siehe CON/2017/36. 121 Siehe CON/2017/19. 122 Siehe CON/2017/23. 123 Siehe CON/2017/23. 124 Siehe CON/2017/7. 125 Siehe CON/2017/16 und CON/2017/41.

EZB Jahresbericht 2017 107 eingestuft. Die Europäische Kommission versäumte es, die EZB zur delegierten Verordnung zum endgültigen System der Beiträge zu den Verwaltungsausgaben des Einheitlichen Abwicklungsausschusses zu konsultieren. Da der fragliche Rechtsakt der EZB rechtliche Verpflichtungen auferlegt, stufte die EZB diesen Fall als eindeutigen und erheblichen Verstoß gegen die rechtliche Verpflichtung zur Anhörung der EZB ein.

Im Berichtsjahr wurden fünf Fälle verzeichnet, in denen gegen die rechtliche Verpflichtung zur Anhörung der EZB zu Entwürfen für Rechtsvorschriften auf einzelstaatlicher Ebene verstoßen wurde. Davon wurden vier Fälle als eindeutig und erheblich eingestuft.126

Das italienische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen konsultierte die EZB zum Gesetzesdekret über dringende Finanzbestimmungen, Initiativen zugunsten von Gebietskörperschaften, weitere Interventionen für von seismischen Ereignissen betroffene Gebiete sowie Entwicklungsmaßnahmen und insbesondere zu einer verpflichtenden Rundungsregel für auf Euro lautende Barzahlungen, räumte ihr jedoch zur Prüfung des betreffenden Gesetzesentwurfs sowie zur Verabschiedung einer Stellungnahme vor Erlass des Gesetzesdekrets keinen ausreichend bemessenen Zeitrahmen ein.

Der spanische Staatsekretär für Wirtschaft und Unternehmensunterstützung ersuchte die EZB um eine Stellungnahme zu einem Entwurf für ein königliches Gesetzesdekret über dringende finanzielle Maßnahmen zur Schaffung einer neuen Kategorie von Bankschuldtiteln, räumte ihr jedoch zur Prüfung des betreffenden Gesetzesentwurfs sowie zur Verabschiedung einer Stellungnahme vor Erlass des königlichen Gesetzesdekrets keinen ausreichend bemessenen Zeitrahmen ein.

Die kroatischen Behörden unterließen es, die EZB zu einem Gesetz über die Ungültigkeit von Kreditvereinbarungen mit internationalen Bestandteilen, die in der Republik Kroatien mit einem nicht zugelassenen Kreditgeber abgeschlossen wurden, zu konsultieren.

Schließlich versäumte es die niederländische Regierung, die EZB zu einem Gesetz zur Regelung der Rechtsstellung von Beamten zu konsultieren, das potenzielle Auswirkungen auf die Zentralbankunabhängigkeit hat.

Die Verstöße der Niederlande, Spaniens und Kroatiens gegen die rechtliche Verpflichtung zur Anhörung der EZB wurden als eindeutige und erhebliche Fälle eingestuft; der Verstoß Italiens gegen die rechtliche Verpflichtung zur Anhörung der EZB wurde als eindeutiger, erheblicher sowie als wiederholter Fall eingestuft.

126 Dazu zählen: a) Fälle, in denen es eine nationale Behörde unterließ, der EZB Entwürfe für Rechtsvorschriften, die innerhalb der Zuständigkeitsbereiche der EZB liegen, zur Stellungnahme vorzulegen, und b) Fälle, in denen eine nationale Behörde die EZB zwar formell konsultierte, ihr jedoch zur Prüfung der betreffenden Entwürfe für Rechtsvorschriften sowie zur Verabschiedung einer Stellungnahme vor Erlass der jeweiligen Rechtsvorschriften keinen ausreichend bemessenen Zeitrahmen einräumte.

EZB Jahresbericht 2017 108 9.3 Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und des bevorrechtigten Zugangs

Gemäß Artikel 271 Buchstabe d des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) ist die EZB mit der Aufgabe betraut, die Einhaltung der in Artikel 123 und 124 des AEUV sowie in den Verordnungen (EG) Nr. 3603/93 und 3604/93 des Rates festgelegten Verbote durch die nationalen Zentralbanken (NZBen) der EU-Mitgliedstaaten und durch die EZB selbst zu überwachen. Nach Artikel 123 ist es der EZB und den NZBen untersagt, Regierungsstellen sowie Organen bzw. Einrichtungen der EU Überziehungs- oder andere Kreditfazilitäten einzuräumen oder von solchen Institutionen begebene Schuldtitel am Primärmarkt zu erwerben. Gemäß Artikel 124 sind Maßnahmen, die nicht aus aufsichtsrechtlichen Gründen getroffen werden und Regierungsstellen sowie Organen bzw. Einrichtungen der EU einen bevorrechtigten Zugang zu Finanzinstituten verschaffen, verboten. Über die Einhaltung dieser Bestimmungen durch die Mitgliedstaaten wacht neben dem EZB-Rat auch die Europäische Kommission.

Die EZB überwacht ferner die durch die Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten am Sekundärmarkt getätigten Käufe von Schuldtiteln der öffentlichen Hand – also Käufe inländischer Staatspapiere sowie Käufe von Schuldtiteln, die von anderen Mitglied- staaten oder von Organen bzw. Einrichtungen der EU begeben wurden. Laut den Erwägungsgründen der Verordnung (EG) Nr. 3603/93 des Rates darf der Erwerb von Schuldtiteln der öffentlichen Hand am Sekundärmarkt nicht zur Umgehung der Zielsetzung von Artikel 123 des Vertrags genutzt werden. Solche Käufe dürfen also nicht zu einer indirekten monetären Finanzierung des öffentlichen Sektors führen.

Die für 2017 durchgeführten Prüfungen bestätigten, dass die Bestimmungen von Artikel 123 und 124 des AEUV und der diesbezüglichen Ratsverordnungen im Allgemeinen eingehalten wurden.

Festzustellen war auch, dass die meisten NZBen in der EU im Berichtsjahr die geltenden Obergrenzen für die Verzinsung von Einlagen der öffentlichen Hand in vollem Umfang einhielten. Allerdings müssen einzelne NZBen sicherstellen, dass die Verzinsung von Einlagen der öffentlichen Hand nie über der Obergrenze liegt, auch wenn diese negativ sein sollte.

In ihrem letzten Jahresbericht hatte die EZB festgestellt, dass die Errichtung und Finanzierung der Vermögensverwaltungsgesellschaft MARK Zrt. durch die ungarische Zentralbank (MNB) eine Verletzung des Verbots der monetären Finanzierung darstellt, die es zu korrigieren gilt. Die MNB hat Korrekturmaßnahmen ergriffen und sämtliche Eigentums- oder Kontrollrechte an der MARK Zrt. abgetreten, doch ist die diesbezügliche Finanztransaktion zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen, weshalb der Korrekturprozess noch nicht für beendet befunden und der Fall noch nicht formal abgeschlossen werden kann.

EZB Jahresbericht 2017 109 Schon seit 2014 hatte die EZB in ihren Jahresberichten Bedenken im Hinblick auf einige von der MNB 2014 und 2015 initiierte Programme geäußert, die sie seither laufend überwacht. Diese nicht geldpolitisch ausgerichteten Programme stehen potenziell im Widerspruch zum Verbot der monetären Finanzierung, da der Eindruck entstehen könnte, dass die MNB hier Aufgaben des Staates übernimmt oder der öffentlichen Hand anderweitig finanzielle Vorteile angedeihen lässt. Die gegen- ständlichen Programme umfassen ein über verflochtene Stiftungen betriebenes Finanzbildungsprogramm, die Übernahme von vormals bei der ungarischen Finanzmarktaufsicht beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Personalstand der MNB sowie ein Programm zum Ankauf ungarischer Kunstwerke und Kulturgüter. Im Jahr 2017 traf die MNB eine Reihe von Maßnahmen, um die Bedenken der EZB auszuräumen. Dennoch wird die EZB diese umfangreichen Maßnahmen weiterhin genau überwachen, um sicherzustellen, dass sie dem Verbot der monetären Finanzierung und des bevorrechtigten Zugangs entsprechen. Darüber hinaus wird die EZB weiterhin die Beteiligung der MNB an der Budapester Börse überwachen, da die im November 2015 begründete Mehrheitsbeteiligung der MNB an der Budapester Börse nach wie vor Anlass zu Bedenken hinsichtlich der monetären Finanzierung geben könnte.

Die irische Zentralbank konnte 2017 den Bestand an Vermögenswerten im Zusammenhang mit der Irish Bank Resolution Corporation (IBRC) hauptsächlich durch Veräußerung langfristiger, variabel verzinster Anleihen reduzieren und so dem erforderlichen vollständigen Abbau dieser Vermögenswerte einen großen Schritt näherkommen. Ein ambitionierterer Zeitplan für die Veräußerung dieser Vermögenswerte würde die nach wie vor schwerwiegenden Bedenken hinsichtlich der monetären Finanzierung rascher zerstreuen.

10 Internationale und europäische Zusammenarbeit

10.1 Europäische Beziehungen

Die EZB stand auch im Jahr 2017 in einem engen Dialog mit europäischen Gremien und Institutionen, insbesondere mit dem Europäischen Rat, dem ECOFIN-Rat, der Euro-Gruppe, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission. Auf der Tagesordnung der Sitzungen der Euro-Gruppe und des ECOFIN-Rats, an denen der EZB-Präsident und weitere Direktoriumsmitglieder teilnahmen, standen unter anderem die Vollendung der Bankenunion, die weitere Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) sowie Themen im Zusammenhang mit der Stärkung der wirtschaftlichen Konvergenz im Euroraum.

Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion Europas

Im Berichtsjahr wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung der WWU diskutiert sowie die allgemeine Entwicklung der europäischen Integration erörtert.

EZB Jahresbericht 2017 110 Die EZB brachte sich bei mehreren Gelegenheiten in die Debatte zur Stärkung des wirtschafts- und finanzpolitischen Steuerungsrahmens ein. Dabei betonte sie wiederholt, dass die Bestimmungen des Stabilitäts- und Wachstumspakts und des Verfahrens bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht in allen Ländern und im Zeitablauf einheitlich anzuwenden sind. Die diesbezüglichen Fortschritte waren bislang wenig zufriedenstellend.

Eine Vertiefung der WWU ist nur auf Grundlage gegenseitigen Vertrauens unter den Mitgliedstaaten möglich; dieses aufzubauen erfordert wiederum die vollständige Durchsetzung der Haushaltsregeln und eine wirksamere Abstimmung der Wirtschaftspolitik.

Im Bereich der Finanzmarktintegration in Europa wurden 2017 mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Bankenunion weiter auszubauen. Mit dem Ziel, gleiche Rahmen- bedingungen für alle Banken im Euroraum zu schaffen, nahm die EZB eine umfassende Überprüfung der in der Eigenkapitalrichtlinie und der Eigenkapital- verordnung enthaltenen nationalen Optionen und Ermessensspielräume vor, um hier eine stärkere Harmonisierung zu erreichen. Auch in ihrer Aufsichtsfunktion verfolgte die EZB dieses Ziel, indem sie die Angleichung der Aufsichtspraktiken weiter vorantrieb. Unter anderem veröffentlichte die EZB einen Leitfaden für Banken zum Umgang mit notleidenden Krediten in der Bankenunion.

Parallel dazu wurde in EU-Gremien weiter an den technischen Details eines künftigen europäischen Einlagensicherungssystems und eines gemeinsamen Absicherungsmechanismus („Backstop“) für den Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) gearbeitet. Zusätzlich unterstützt wurden diese Bemühungen durch eine Mitteilung der Europäischen Kommission vom Oktober 2017 zur Vollendung der Bankenunion.

Neben der Wahrnehmung ihrer Aufsichtsfunktion beteiligte sich die EZB auch an der Ausarbeitung einer EU-weiten Lösung im Hinblick auf den Rang unbesicherter Schuldtitel in Bankinsolvenzverfahren. Außerdem gestaltete sie einen Verordnungs- entwurf mit, der Übergangsregelungen im Zusammenhang mit den Auswirkungen des neuen internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 9 auf die regulatorischen Eigenkapitalanforderungen festlegt.

Als Ergänzung der Bankenunion könnte eine europäische Kapitalmarktunion die Integration der Finanzmärkte durch verbesserten Zugang zu Kapital fördern und so die Schockresistenz der WWU erhöhen. Daher fand im Berichtsjahr eine Halbzeit- überprüfung des Maßnahmenplans zur Verwirklichung der Kapitalmarktunion statt. In diesem Zusammenhang wurden einige Verordnungen verabschiedet, z. B. zur Festlegung gemeinsamer Verbriefungs- und Risikokapitalvorschriften.

Erfüllung der demokratischen Rechenschaftspflicht

Durch Ratifizierung der EU-Verträge schufen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union die EZB als unabhängige Institution mit einem klaren Mandat zur Gewähr- leistung der Preisstabilität. Dieser Unabhängigkeit steht notwendigerweise auch ein

EZB Jahresbericht 2017 111 hohes Maß an Rechenschaftspflicht gegenüber. Die Unabhängigkeit gewährleistet, dass die EZB ihr demokratisches Mandat frei von politischer Einflussnahme und ohne jeglichen Druck durch kurzsichtige Interessen erfüllen kann. Die Rechen- schaftspflicht wiederum stellt sicher, dass Unabhängigkeit nicht in Willkür mündet und dass die EZB ihr Mandat erfüllt.

Laut Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union hat die EZB ihre Handlungen primär gegenüber dem Europäischen Parlament als der gewählten Vertretung der EU-Bevölkerung zu verantworten. So trat der Präsident der EZB auch 2017 im Rahmen der regelmäßigen Anhörungen viermal vor den Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments.127 Im Mittelpunkt standen dabei die Geldpolitik der EZB (vor allem die geldpolitischen Sondermaßnahmen), die Zukunft der WWU und der EU sowie die politischen Maßnahmen im Finanzsektor. Außerdem stellten die Abgeordneten Fragen zu den externen Risiken für die Wirtschaftsaussichten (z. B. durch politische Unsicherheit).

Die Rechenschaftspflicht der EZB umfasst neben der regelmäßigen Berichterstat- tung auch die Beantwortung von schriftlichen Anfragen der Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Im Berichtsjahr wurden 53 Schreiben mit derartigen An- fragen an den Präsidenten der EZB gerichtet; die Antworten wurden online veröffent- licht.128 Entsprechend den hohen Standards der EZB im Hinblick auf Rechenschafts- pflicht und Transparenz beantwortete der EZB-Präsident insgesamt 138 Fragen der Abgeordneten des Europäischen Parlaments schriftlich oder im Zuge seiner Anhörungen. Die meisten Anfragen betrafen die Umsetzung der geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB, wirtschaftliche Anpassungsprogramme sowie die Entwicklung der TARGET2-Salden.

Auch hinsichtlich ihrer Tätigkeit im Rahmen der Bankenaufsicht ist die EZB gegenüber dem Europäischen Parlament und dem EU-Rat rechenschaftspflichtig.129 Nähere Informationen dazu finden sich im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2017.

10.2 Internationale Beziehungen

G 20

Vor dem Hintergrund einer an Fahrt gewinnenden globalen Wirtschaftserholung konzentrierte sich die Arbeit der G 20 unter dem Vorsitz Deutschlands darauf, die Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften zu stärken und bereits beschlossene Vorhaben voranzutreiben. In diesem Zusammenhang bekräftigten die Finanz-

127 Die einleitenden Bemerkungen sind auf der Website der EZB abrufbar. 128 Alle Antworten des Präsidenten der EZB auf Anfragen der Abgeordneten des Europäischen Parlaments sind in einem eigenen Bereich der EZB-Website einsehbar. 129 Antwortschreiben der Vorsitzenden des EZB-Aufsichtsgremiums auf Anfragen durch Abgeordnete des Europäischen Parlaments werden auf der Website der EZB zur Bankenaufsicht veröffentlicht.

EZB Jahresbericht 2017 112 ministerinnen und -minister sowie die Zentralbankpräsidentinnen und -präsidenten der G 20 ihr Bekenntnis zu angemessenen Wechselkursen und die Staats- und Regierungschefs der G 20 brachten ihre Absicht zum Ausdruck, sich weiter für den Kampf gegen Protektionismus einzusetzen. Die G 20 überprüften im Berichtsjahr auch verstärkt die Wirksamkeit politischer Maßnahmen zur Förderung eines starken, nachhaltigen, integrativen und ausgewogenen Wirtschaftswachstums auf Grundlage eines dreigleisigen Ansatzes. Im Vordergrund standen dabei weiterhin Struktur- reformen, die zur Verbesserung der mittelfristigen Konjunkturaussichten unbedingt erforderlich sind. Auch die Arbeiten zur Finalisierung und Umsetzung der Reform- agenda im Regulierungsbereich wurden fortgeführt. Hierzu zählten z. B. Maß- nahmen zur Erhöhung der Widerstandskraft des Schattenbankensektors und die Überprüfung der Wirksamkeit von Reformen im Bereich der Finanzmarktregulierung. Die G 20 erzielten 2017 auch Fortschritte bei der internationalen Zusammenarbeit in Steuerfragen sowie im Bereich der finanziellen Transparenz. Darüber hinaus bekräftigten die G 20 ihr Bekenntnis zur Optimierung der internationalen Finanz- architektur und des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes. Die G 20 und andere internationale Institutionen, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), richteten ihr Augenmerk auch verstärkt auf die systemische Verbesserung des internationalen Kapitalverkehrs. Außerdem starteten die G 20 im Berichtsjahr die Initiative „Compact with Africa“, um private Investitionen in Afrika zu fördern.

IWF und internationale Finanzarchitektur

Auch im Berichtsjahr gestaltete die EZB den im Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderen Foren geführten Diskurs zum internationalen Währungs- und Finanzsystem aktiv mit, indem sie ihre Zentralbankperspektive zur Förderung einer gemeinsamen europäischen Sichtweise einbrachte.

Mehrere Initiativen zur Stärkung des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes wurden vorangetrieben. Im Zuge der Überarbeitung seines „Lending Toolkits“ entwickelte der IWF ein Instrument zur Koordinierung von Politikmaßnahmen. Dieses ermöglicht es Ländern, ihre Entschlossenheit zu wirtschaftlichen Reformen zu signalisieren und alternative Finanzierungsquellen zu erschließen. Das Exekutivdirektorium des IWF billigte im Berichtsjahr neue Grundsätze und Modalitäten für die Zusammenarbeit zwischen dem IWF und regionalen Finanzierungseinrichtungen (RFAs), um deren wachsender Bedeutung im globalen finanziellen Sicherheitsnetz Rechnung zu tragen.

Ein bedeutender Schritt in der Überwachung des Finanzsektors war die 2017 erst- malig vom IWF durchgeführte FSAP-Überprüfung für den Euroraum. Die Ergebnisse dieser umfassenden Analyse, an der die EZB in ihrer Rolle als Zentralbank und Aufsichtsbehörde gemeinsam mit anderen europäischen Institutionen beteiligt ist, werden letztlich auch in die FSAP-Analysen auf nationaler Ebene einfließen und diese somit erleichtern.

EZB Jahresbericht 2017 113 Was die Entwicklung der Quoten und Governance beim IWF betrifft, so wurden 2017 die Arbeiten im Rahmen der 15. allgemeinen Quotenüberprüfung fortgesetzt. Ein starker, quotenbasierter und finanziell adäquat ausgestatteter IWF im Zentrum des internationalen Währungssystems ist weiterhin von entscheidender Bedeutung.

Internationale Zentralbankkooperation

In ihrer Rolle als wichtige globale Wirtschaftsakteurin und europäische Institution baute die EZB ihre Zusammenarbeit mit Notenbanken außerhalb der EU weiter aus.

Im Berichtsjahr kam es zu zwei hochrangig besetzten Treffen zwischen Vertreter- innen und Vertretern des Eurosystems und Delegationen aus Zentralbanken der Mittelmeerländer und der Golfregion. Im Bereich der bilateralen Zusammenarbeit verstärkte die EZB ihre Kooperation mit der South African Reserve Bank. Außerdem intensivierte sie im Berichtsjahr sowohl auf Management- als auch auf Experten- ebene ihre Kontakte mit jenen Notenbanken der G-20-Schwellenländer, die ein Memorandum of Understanding mit der EZB unterzeichnet haben. Im Berichtsjahr weitete die EZB auch ihren Kooperationsradius weiter aus, vor allem in Richtung Lateinamerika, Asien und Afrika.

In ihrer Rolle als EU-Institution setzte die EZB ihre Zusammenarbeit mit den Noten- banken von Ländern mit einer EU-Beitrittsperspektive fort – im Wesentlichen in Form einer Workshop-Reihe, die in enger Kooperation mit einigen ESZB-Zentralbanken angeboten wurde. Darüber hinaus entwickelte sie im Berichtsjahr in enger Abstimmung mit den ESZB-Partnern Leitlinien für die Organisation der Kooperation mit Notenbanken außerhalb der EU. Diese wurden vom EZB-Rat und vom Erweiterten Rat genehmigt und Ende 2017 unter dem Titel „International Central Bank Cooperation: ESCB Best Practices“ veröffentlicht.130 Der Leitfaden erläutert die Zielsetzungen, die Grundsätze und die praktische Durchführung der internationalen Zentralbankkooperation auf Experten- und Managementebene.

11 Externe Kommunikation

11.1 Kommunikation als strategische Kernaufgabe der EZB

Kommunikation ist für Zentralbanken eine Grundvoraussetzung für den Erfolg ihrer geldpolitischen Maßnahmen, die Erfüllung ihrer Rechenschaftspflichten und die Wahrung ihrer Reputation. Da gezielte Öffentlichkeitsarbeit immer wichtiger wird, organisierte die EZB im November 2017 ihre erste Konferenz zu diesem Thema (ECB Central Bank Communications Conference). Vertreterinnen und Vertreter des Zentralbankbereichs, der Politik, der Medien, der Finanzmärkte und der Wissen- schaft nutzten die Konferenz, um die derzeit wichtigsten Themen der Zentralbank-

130 Das Dokument ist auf der Website der EZB abrufbar.

EZB Jahresbericht 2017 114 kommunikation zu erörtern: Wie können Notenbanken durch ihren Außenauftritt die Wirksamkeit ihrer Geldpolitik und ihre Reputation verbessern? Wie können sie durch verstärkte Transparenz die Erfüllung ihrer Rechenschaftspflichten gewährleisten? Und wie können sie ihre Botschaften klar formulieren, um mehr Menschen zu erreichen und auf diese Weise mehr Vertrauen in der Bevölkerung und eine breitere Akzeptanz für die Notwendigkeit von Zentralbankunabhängigkeit zu schaffen?

Podiumsdiskussion bei der ECB Central Bank Communications Conference

David Wessel (Brookings Institution), Janet Yellen (Federal Reserve), Mario Draghi (EZB), Mark Carney (Bank of England) und Haruhiko Kuroda (Bank of Japan) bei der ECB Central Bank Communications Conference, 14. November 2017.

Folgende wichtige Botschaften nahm die EZB aus der Konferenz mit: Erstens: Kommunikation kann nur unterstützend wirken. Zweitens: Kommunikation als explizites geldpolitisches Instrument – z. B. in Form der Forward Guidance – hat sich als wirksam und erfolgreich erwiesen und wird Teil des Instrumentariums der EZB bleiben. Drittens: Kommunikation darf keine Einbahnstraße sein – die Zentralbanken sollten einen echten Dialog suchen. Viertens: Die Zentralbanken sollten sich aus ihrer Komfortzone hinauswagen und abseits ihrer gewohnten Kommunikations- kanäle – Märkte, Fachleute, Wirtschaftsmedien – nach Wegen suchen, über die sie neue Zielgruppen ansprechen können. Um das Vertrauen innerhalb der Bevölkerung zu stärken, müssen Zentralbanken ihr Handeln besser erklären und darlegen, inwiefern ihre Arbeit dem Gemeinwohl dient. Diese wesentlichen Erkenntnisse spiegeln sich bereits in vielen Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit der EZB wider, und auch im Berichtsjahr wurden wichtige Kommunikationsinitiativen auf den Weg gebracht. Die Bemühungen der EZB konzentrieren sich dabei auf verstärkten externen und internen Austausch – sowohl durch direkte Kommunikation als auch durch die Nutzung digitaler Kanäle.

EZB Jahresbericht 2017 115 11.2 Verstärkter Dialog mit der Bevölkerung

Um den Dialog mit der Bevölkerung weiter auszubauen, eröffnete die EZB im Oktober 2017 ein eigenes Besucherzentrum in ihrem Hauptgebäude in Frankfurt am Main. In diesem innerhalb von zwei Jahren fertiggestellten Interaktionsraum können Besucherinnen und Besucher aus Europa und der ganzen Welt mehr über die EZB und ihre Aufgaben erfahren.

Die vier Schlüsselbereiche im Besucherzentrum der EZB

Das Konzept des Besucherzentrums beruht auf vier zentralen Themenbereichen, die alle mit dem Euro zu tun haben. Im ersten Bereich („maintain“) geht es darum, wie die EZB Preisstabilität gewährleistet. Der zweite Bereich („safeguard“) erläutert, welche Rolle der EZB bei der Förderung von Finanzstabilität und in der Banken- aufsicht zukommt. Der dritte Bereich („connect“) beleuchtet die Aufgaben der EZB im Zusammenhang mit der Entwicklung von Zahlungsverkehrssystemen und der Aus- gabe von Euro-Banknoten. Der vierte Bereich („achieve“) bietet eine breitere europäische Perspektive und hebt die Errungenschaften Europas hervor. Das Aus- stellungskonzept ermöglicht eine interaktive und praktische Lernerfahrung durch Spiele, Videos, Objekte zum Anfassen und eine Nachbildung des Sitzungssaals des EZB-Rats. Durch das neue Zentrum wurden die Kapazitäten der EZB für Besucher- gruppen verdreifacht. Ab 2018 werden 40 000 Gäste pro Jahr erwartet. 2017 begrüßte die EZB bereits 811 Gruppen mit mehr als 22 700 Besucherinnen und Besuchern aus 42 Ländern in Frankfurt. In der Regel sind die angebotenen Führungen und Vorträge auf die spezifischen Interessen der jeweiligen Gruppen zugeschnitten und geben diesen ausreichend Gelegenheit zur aktiven Beteiligung.

Um verstärkt junge Menschen anzusprechen, richtete die EZB 2017 den ECB Youth Dialogue ein. Die ersten beiden Veranstaltungen in diesem neuen interaktiven Format, das es Studierenden ermöglicht, Fragen direkt an den EZB-Präsidenten zu richten, fanden in Lissabon und Dublin statt. Um den Austausch mit jungen Menschen ging es der EZB auch bei der 2017 erstmals veranstalteten Euro Video Challenge. Junge Europäerinnen und Europäer waren aufgerufen, einen leicht verständlichen Kurzfilm zur Arbeit der EZB zu drehen, der ein junges Publikum anspricht, das nicht unbedingt über Vorkenntnisse in diesem Bereich verfügt. Diese

EZB Jahresbericht 2017 116 neuen innovativen Kommunikationsinitiativen ergänzen die bereits etablierten Maßnahmen wie den im Berichtsjahr zum siebenten Mal veranstalteten Schülerwettbewerb Generation €uro Students’ Award und den Tag der offenen Tür für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren, der in Zusammenarbeit mit der beliebten deutschen TV-Kindersendung „Die Sendung mit der Maus“ angeboten wird.

Die EZB verstärkte auch weiter ihre Online- und Social-Media-Präsenz, um Menschen aller Altersgruppen – unabhängig von deren Bildungsstand oder beruflichen und privaten Interessen – direkt anzusprechen. Die aus mehr als 137 000 Einzelseiten bestehende EZB-Website wurde im Berichtsjahr von etwa 18 Millionen Menschen aus aller Welt besucht. Besonders beliebt ist der Bereich „Wissenswertes“. Hier werden komplexe Zentralbankthemen in 24 Sprachen einfach erklärt – z. B.: Warum sind die Zinsen niedrig?, Wie funktioniert quantitative Lockerung? oder Was sind notleidende Kredite? Die Anzahl der Follower des EZB- Twitter-Accounts erreichte im Berichtsjahr 400 000; die Kontakte auf LinkedIn wuchsen auf 50 000. Dem YouTube-Kanal der EZB folgen mittlerweile 16 000 Menschen.

Im März 2017 würdigte der Europäische Bürgerbeauftragte das innovative Kommunikationskonzept der EZB mit einer Auszeichnung für gute Verwaltungspraxis in der Kategorie „Excellence in communications“. Hervorgehoben wurden dabei die Website, Multimediaformate, gezielte Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere die Bemühungen der EZB, der Bevölkerung ihre Aufgaben und Verantwortungsbereiche zielgruppengerecht näherzubringen. Darüber hinaus steht die Auszeichnung auch für eine gute öffentliche Verwaltung, die sich durch eine gelebte Dienstleistungskultur auszeichnet und sich dem Gedanken verpflichtet fühlt, einen unmittelbar bürgerrelevanten Beitrag zu leisten.

12 Beschlussorgane und Corporate Governance

Die Leitung des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) oblag 2017 unverändert den Beschlussorganen der EZB (EZB-Rat, Direktorium, Erweiterter Rat), deren Zuständigkeiten im Vertrag über die Europäische Union und im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, in der ESZB-Satzung und in den einschlägigen Geschäftsordnungen geregelt sind. Der Präsident und der Vizepräsident der EZB hielten auch 2017 regelmäßig Pressekonferenzen ab, um die Ergebnisse der acht geldpolitischen Sitzungen des EZB-Rats zu präsentieren. Die Zusammenfassungen der geldpolitischen Sitzungen sowie andere Informationen zu Beschlüssen des EZB-Rats wurden im Berichtsjahr regelmäßig auf der EZB-Website veröffentlicht.

Im Januar 2017 kam das Direktorium der EZB, das die geldpolitischen Entschei- dungen des EZB-Rats umsetzt und die laufenden Geschäfte der EZB führt, bereits zu seiner 1 000. Sitzung zusammen. Im Berichtsjahr war mit Tallinn erstmals eine Stadt in einem baltischen Land Schauplatz der einmal jährlich außerhalb von Frankfurt stattfindenden Sitzung des EZB-Rats. Die Gelegenheiten, zu denen der EZB-Rat an einem anderen europäischen Ort tagt, ermöglichen es seinen

EZB Jahresbericht 2017 117 Mitgliedern, die Vielfalt des Euroraums zu erleben; gleichzeitig sind diese Termine ein Anlass für die Menschen im jeweiligen Land, mehr über die EZB und ihr Mandat zu erfahren. Der Erweiterte Rat, in dem Themen mit Relevanz für das gesamte ESZB erörtert werden, informierte sich im Berichtsjahr unter anderem in einem eigenen Seminar über die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems gegenüber Cyberattacken. Damit die Trennung der geldpolitischen und übrigen Aufgaben von den Aufsichtspflichten der EZB gemäß Verordnung (EU) Nr. 1024/2013 des Rates sichergestellt ist, finden zur Erörterung von Aufsichtsfragen separate EZB- Ratssitzungen statt. Weitere Informationen zur Aufsichtsfunktion der EZB sowie zum leitenden Aufsichtsgremium finden sich auf der Website der EZB zur Bankenaufsicht und im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2017.

Die Ausschüsse des Eurosystems/ESZB unterstützten die Beschlussorgane der EZB auch im Berichtsjahr maßgeblich bei der Aufgabenerfüllung. Zu diesem Zweck tagten sie entweder in der Eurosystem- bzw. ESZB-Zusammensetzung oder in der SSM-Zusammensetzung, wenn Themen der Bankenaufsicht auf der Tagesordnung standen (in diesem Fall sind sowohl die Zentralbanken als auch die nationalen zuständigen Behörden aller Euro-Länder mit je einem Ausschussmitglied vertreten).

Zur Regelung von Corporate-Governance-Fragen stützt sich die EZB auf zwei hochrangig besetzte Ausschüsse – den Prüfungsausschuss und den Ethikauschuss – sowie weitere externe und interne Kontrollinstanzen. Hinzu kommen moderne Ethik-Regeln, klar definierte Vorgaben für Untersuchungen im Bereich der Betrugsbekämpfung sowie entsprechende Transparenzregelungen.

Integrität, Offenheit und ordnungsgemäße Verwaltung sind unerlässlich, um das Vertrauen der Belegschaft und der Bevölkerung in die EZB zu wahren. Daher unterstützt die direkt dem Präsidenten der EZB berichtende Stabsstelle Compliance und Governance das Direktorium dabei, ethische Verhaltensstandards zu fördern und somit die Integrität und das Ansehen der EZB zu schützen.

Angesichts der zentralen Bedeutung ethischen Verhaltens machte das Direktorium 2017 Schulungen in diesem Bereich für die gesamte Belegschaft verpflichtend. Außerdem setzte der EZB-Rat im Berichtsjahr auf Eurosystem- und SSM-Ebene eine Arbeitsgruppe aus Ethik- und Compliance-Beauftragten ein, um einheitliche Verhaltensstandards umzusetzen und den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen der EZB, den nationalen Zentralbanken und den nationalen zuständigen Behörden zu erleichtern.

Im Sinn der Offenheit und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung pflegt die EZB auf höchster Ebene einen regelmäßigen Dialog mit Fachleuten aus dem Bankensektor, institutionellen Anlegern und nichtfinanziellen Unternehmen, um gezielten Input zu konjunkturellen, strukturellen, finanziellen und realwirtschaftlichen Themen zu erhalten. Dieser Austausch wird ferner ergänzt durch regelmäßige Kontakte mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Interessensverbänden und Zivilgesellschaft, die einen Blick auf Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklungen aus umfassenderer gesellschaftlicher Perspektive ermöglichen. Auch in operativen Fragen tauscht sich die EZB mit vielen verschiedenen Akteuren aus.

EZB Jahresbericht 2017 118 Die Pflege externer Kontakte unterliegt klar definierten Rahmenbedingungen, die Transparenz und Fairness garantieren.

Unter dem Aspekt der Transparenz veröffentlicht die EZB auch die Terminkalender der Mitglieder des Direktoriums und die Terminkalender der Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums.

Die Transparenzregelungen der EZB stehen dabei im Einklang mit den Ziel- setzungen und Standards anderer Einrichtungen und Organe der EU zum Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten. In diesem Zusammenhang gilt es, das Recht der Öffentlichkeit auf Information einerseits und die notwendige Vertraulichkeit bestimmter Angelegenheiten, die speziell die Erfüllung der Aufgaben der EZB betreffen, andererseits abzuwägen. Angesichts der wachsenden Aufgaben der EZB sind sowohl Anzahl als auch Komplexität der Anfragen hinsichtlich Dokumenten- einsichtnahme durch die Öffentlichkeit und die nationalen Behörden erheblich angestiegen.

13 Entwicklungen im Bereich Organisation und Personal

Im September 2017 finalisierte die EZB ihre neue Geschäftsstrategie für 2018 bis 2020. Im Sinne einer strategischen Ausrichtung für die Zukunft wurden konkrete institutionelle Prioritäten und Ziele definiert, die die EZB dabei unterstützen werden, notwendige Anpassungen in einer sich ständig ändernden Welt durchzuführen und gleichzeitig ihrem Mandat treu zu bleiben. Die vier im Einklang mit den Aufgaben der EZB definierten Prioritäten sind: a) Wahrung der Preisstabilität, b) Erhaltung der Stabilität des Finanzsystems, c) Stärkung des Rufs der EZB als Institution von Weltrang und d) Inspiration, Weiterentwicklung und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zur Absteckung des strategischen Rahmens analysierte das Direktorium interne und externe Trends und Herausforderungen für die EZB. Zu den externen Herausforde- rungen zählen die niedrige Inflation, die den Einsatz unkonventioneller geldpolitisch- er Instrumente notwendig macht, die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit sowie Cybersicherheitsrisiken. Auf der institutionellen Ebene gilt es, den Dienstleis- tungsbereich weiter zu optimieren, die organisatorische Belastbarkeit der EZB zu erhöhen, das Potenzial technologischer Innovationen stärker zu nutzen sowie bereichsübergreifend die Zusammenarbeit und den Informationsfluss zu verbessern.

In diesem Sinn erarbeiteten Teams aus allen Geschäftsbereichen auf Grundlage der vier strategischen Prioritäten mittelfristige Ziele, aus denen wiederum untergeord- nete Ziele für die unterschiedlichen Organisationseinheiten abgeleitet wurden. Die definierten Ziele und die Umsetzungsfortschritte werden regelmäßig überprüft.

Auf Grundlage der strategischen Weichenstellungen für die nächsten drei Jahre kann sich die EZB auf die Dinge, die wirklich wichtig sind, konzentrieren, um so den Menschen im Euroraum den bestmöglichen Dienst zu erweisen.

EZB Jahresbericht 2017 119 Personal

Die EZB baute ihr Instrumentarium zum Talentmanagement und zur Weiterent- wicklung von Führungskräften 2017 weiter aus. Anfang des Jahres kam mit dem Leadership Growth Programme ein wichtiges neues Ausbildungsprogramm hinzu, das inzwischen bereits von mehr als 80 % der Teilnahmeberechtigten in Anspruch genommen wurde. Parallel dazu wurde das Schulungsangebot auf ESZB-Ebene um ein Einführungsprogramm für neue Führungskräfte im Topmanagement erweitert. Die Geschäftsstrategie der EZB für 2018 bis 2020 wird die Entwicklung einer starken Führungskultur weiter forcieren und gleichzeitig ein hohes Maß an Eigenverantwor- tung innerhalb der gesamten Belegschaft fördern.

Zahlreiche weitere Maßnahmen, die im Berichtsjahr initiiert wurden, sollen eine von höchster Professionalität und Kompetenz geprägte Arbeitskultur fördern. Dazu zählen: ein Modell zur Zuordnung von Schlüsselkompetenzen und Aufgabenrollen; Initiativen zur strategische Personaleinsatzplanung; ein überarbeitetes Leistungs- management- und Entwicklungskonzept inklusive Ableitung von Personalzielen aus der Unternehmensstrategie; die Einführung eines verpflichtenden E-Learning- Programms zu ethischen Fragen, das bereits von mehr als 4 000 Personen absolviert wurde; und ein neues Angebot zur Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung außerhalb der EZB, das fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommen wird. Durch gezielte Initiativen vielfältig begabte Spitzenkräfte aufzunehmen, in ihrer Entwicklung zu fördern und im Unternehmen zu halten, bleibt ein strategisches Schlüsselziel der EZB.

Die EZB setzte ihre Bemühungen zur Förderung personeller Vielfalt als Erfolgsfaktor 2017 fort. Als leistungsorientierte Institution hat sie sich den Werten der Diversität verschrieben: Alle in der EZB verdienen Respekt, Fairness, Inklusion und Chancengleichheit – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft, Alter, kultureller Zugehörigkeit oder Behinderung. In diesem Sinn wurden 2017 wiederholt Zeichen gesetzt, darunter die Veranstaltung der Diversity Days mit Vortragenden aus dem universitären Bereich und aus dem öffentlichem Leben. Darüber hinaus wurde die EZB-Website um einen Diversity- Bereich ergänzt und anlässlich des Internationalen Tags gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (IDAHOT) die Regenbogenflagge gehisst.

Die Anhebung des Frauenanteils in der Belegschaft ist ein in der Strategie der EZB verankertes Ziel. Es wurden konkrete Zielvorgaben definiert, die mithilfe entsprechender Begleitmaßnahmen bis Ende 2019 zu erreichen sind. Diese Maßnahmen umfassen z. B. einen verstärkten Fokus auf inklusives Führen, aber auch Diversity-Beauftragte in allen Geschäftsbereichen, ein Mentoringprogramm, ein Weiterbildungsprogramm zur Förderung von Frauen in Führungspositionen, einen Informationstag für Studentinnen und den Ausbau flexibler Arbeitszeitregelungen.

EZB Jahresbericht 2017 120 Schaubild 3 Frauen-/Männeranteil bei der EZB – Status quo und Zielwerte

Frauenanteil, Frauenanteil, Frauen-/Männeranteil, EZB-Beschäftigte obere Führungsebene alle Führungsebenen insgesamt

43,6 % 56,4 %

EZB EZB Frauen-/Männeranteil bei Neuanstellungen (Anzahl der Auswahlverfahren = 113)

Zielwert Ende 2019 Zielwert Ende 2019 28 % 35 %

42,6 % 57,4 %

Zwischenziel Zwischenziel Frauen-/Männeranteil bei Neubesetzungen Ende 2017 Ende 2017 von Führungspositionen 24 % 29 % (Anzahl der Auswahlverfahren = 18)

Ist-Wert Ende 2017 Ist-Wert Ende 2017 17,1 % 26,5 % 50,0 % 50,0 %

Quelle: EZB. Anmerkung: Die Zahlen zum Frauen-/Männeranteil beziehen sich auf EZB-Beschäftigte mit befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen. Die Zahlen zum Frauen-/Männeranteil bei Neuanstellungen beziehen sich auf interne und externe Ausschreibungen für befristete Stellen, die 2017 besetzt wurden. Stand: 31. Dezember 2017.

Um den sozialen Dialog auf EZB-Ebene umfassend zu verbessern, wurden zahl- reiche Aspekte der Personalarbeit im Jahr 2017 im Rahmen eines Kooperations- programms mit Belegschaftsvertretern und -vertreterinnen abgestimmt. Das Pro- gramm deckt sechs Schlüsselbereiche am Arbeitsplatz ab: persönliches Wohlbe- finden, Gesundheit und Sicherheit; berufliche Weiterentwicklung und Leistungs- management; Vertragsgestaltung; Diversität und Inklusion; Personalaufnahme; sowie Mechanismen zur Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Beleg- schaftsvertretung hat zu unterschiedlichen dieser Themen wertvollen Input geliefert.

2017 wurde die zweite Generation von Nachwuchskräften in das ESZB-weite SSM- Traineeprogramm aufgenommen (insgesamt 31). Neu war im Berichtsjahr das Schuman-Programm, im Rahmen dessen mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ESZB für bis zu neun Monate zu einer anderen ESZB-Institution entsandt wurden, um dort an klar definierten Projekten mitzuarbeiten. Außerdem wurde eine Taskforce zu Mobilitätsthemen eingerichtet, um einen sinnvollen Personalaustausch innerhalb des ESZB zu fördern.

Zum 31. Dezember 2017 waren im Personalplan der EZB 3 252 Stellen in Vollzeitäquivalenten veranschlagt (Ende 2016: 2 898,5). Die tatsächliche Mitarbeiterzahl betrug in Vollzeitäquivalenten ausgedrückt 3 384 (31. Dezember 2016: 3 171).131 Im Berichtsjahr vergab die EZB 246 neue befristete Verträge (die teils nach Ablauf des Vertrages enden und teils in unbefristete Verträge

131 Diese Zahl enthält neben den auf Basis von Vollzeitäquivalenten gerechneten Verträgen auch Kurzzeitverträge für zur EZB entsandte Angestellte nationaler Zentralbanken und internationaler Organisationen sowie Verträge für Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Graduate Programme.

EZB Jahresbericht 2017 121 umgewandelt werden können). Außerdem wurden zu Vertretungszwecken 393 Kurzzeitverträge (mit einer Laufzeit von unter einem Jahr) abgeschlossen bzw. einige Kurzzeitverträge verlängert. Die EZB bot im Berichtsjahr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nationaler Zentralbanken und internationaler Organisationen erneut Kurzzeitverträge mit einer Laufzeit von bis zu 36 Monaten an. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 waren 232 Angestellte nationaler Zentralbanken und internationaler Organisationen in verschiedenen Funktionen bei der EZB tätig (7 % weniger als Ende 2016). Im September 2017 ging das Graduate Programme der EZB mit 15 Personen in die zwölfte Runde, und zum 31. Dezember 2017 sammelten 376 Praktikantinnen und Praktikanten bei der EZB erste Berufserfahrung (ein Plus von 18 % gegenüber dem Vorjahr). Darüber hinaus vergab die EZB im Rahmen der Forschungsprogramme für führende Ökonominnen und Ökonomen (Wim Duisenberg Research Fellowship) und für Nachwuchsforschende (Lamfalussy Fellowship) zwei bzw. fünf Stipendien.

Während die EZB als Organisation 2017 in Summe etwas wuchs, schieden auch insgesamt 113 Personen mit befristeten bzw. unbefristeten Arbeitsverträgen aus dem Dienst der EZB aus, weil sie sich beruflich verändern wollten oder in Rente gingen (2016: 56); außerdem liefen im Berichtsjahr 344 Kurzzeitverträge aus.

EZB Jahresbericht 2017 122 Erweiterter Jahresabschluss der EZB

2017

Managementbericht A 2

Jahresabschluss der EZB A 25

Bilanz zum 31. Dezember 2017 A 25

Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2017 A 27

Rechnungslegungsgrundsätze A 28

Erläuterungen zur Bilanz A 37

Außerbilanzielle Geschäfte A 55

Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung A 58

Bestätigungsvermerk A 66

Erläuterungen zur Gewinnverteilung/Verlustabdeckung A 70

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 1 Managementbericht

1 Zweck des EZB-Managementberichts

Der Managementbericht ist Bestandteil des erweiterten Jahresabschlusses der EZB und soll den Leserinnen und Lesern Hintergrundinformationen zum Jahresabschluss liefern.1 Da die Aktivitäten und Geschäfte der EZB auf ihre Ziele ausgerichtet sind, ist auch ihre Finanz- und Ertragslage im Kontext ihrer Maßnahmen zu sehen.

Zu diesem Zweck erläutert der Managementbericht die wichtigsten Aktivitäten und Geschäfte der EZB sowie deren Auswirkungen auf den Jahresabschluss. Darüber hinaus enthält er eine Analyse der wichtigsten Entwicklungen in der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung und enthält Informationen zu den finanziellen Mitteln der EZB. Der Bericht erläutert außerdem das Risikoumfeld, in dem die EZB tätig ist. Er liefert Informationen zu den finanziellen und operativen Risiken, denen die EZB ausgesetzt ist, sowie zu den Risikomanagementrichtlinien, die zur Risikominderung angewandt werden.

2 Aktivitäten

Die EZB ist Teil des Eurosystems, dessen vorrangiges Ziel in der Gewährleistung von Preisstabilität besteht. Zu den wichtigsten Aufgaben der EZB zählen gemäß der ESZB-Satzung2 die Ausführung der Geldpolitik des Euroraums, die Durchführung von Devisengeschäften, die Verwaltung der offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets und die Förderung des reibungslosen Funktionierens der Zahlungsverkehrssysteme.

Die EZB ist auch dafür verantwortlich, dass der Einheitliche Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) wirksam und einheitlich funktioniert, um im Wege einer eng begleitenden und effektiven Bankenaufsicht zur Sicherheit und Solidität des Bankensystems und zur Stabilität des Finanzsystems beizutragen.

Das Prinzip der dezentralen Durchführung der Geldpolitik im Eurosystem spiegelt sich darin wider, dass die geldpolitischen Geschäfte des Eurosystems im Jahresabschluss der EZB und im Jahresabschluss der nationalen Zentralbanken (NZBen) erfasst werden. Schaubild 1 liefert einen Überblick über die wichtigsten von der EZB in Erfüllung ihres Mandats ausgeführten Geschäfte und wahrgenommenen Funktionen und erläutert die jeweiligen Auswirkungen auf den EZB-Jahresabschluss.

1 Der Jahresabschluss umfasst die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die entsprechenden Erläuterungen. Der erweiterte Jahresabschluss besteht aus dem Jahresabschluss, dem Managementbericht, dem Bestätigungsvermerk und den Erläuterungen zur Gewinnverteilung/Verlustabdeckung. 2 Protokoll über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 2 Schaubild 1 Die wichtigsten Aktivitäten der EZB und ihre Auswirkungen auf den Jahresabschluss

Umsetzung der Geldpolitik

Geldpolitische Standardgeschäfte in Euro Liquiditätszuführende Geschäfte in Fremdwährungen

Über Standardinstrumente (d. h. Offenmarktgeschäfte, Die EZB tritt als Intermediär zwischen Zentralbanken ständige Fazilitäten und Mindestreserveanforderungen außerhalb des Eurogebiets und NZBen des Eurosystems für Kreditinstitute) abgewickelte geldpolitische Geschäfte auf. Dabei setzt sie Swap-Geschäfte ein, mit denen werden dezentral von den NZBen des Eurosystems Geschäftspartnern des Eurosystems eine kurzfristige durchgeführt. Dementsprechend erfolgt ihr Ausweis nicht Refinanzierung in Fremdwährung ermöglicht werden soll. im Jahresabschluss der EZB. Diese Geschäfte werden in der Bilanz unter „Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets“ und „Sonstige Intra-Eurosystem-Forderungen“ oder „Sonstige Intra- Eurosystem-Verbindlichkeiten“ erfasst und schlagen sich nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung der EZB nieder.

Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere Wertpapierleihe

Käufe dieser Wertpapiere werden von der EZB und den Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere NZBen des Eurosystems getätigt und unter der werden im Eurosystem für Wertpapierleihgeschäfte zur Bilanzposition „Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Verfügung gestellt.* Für die EZB werden diese Wertpapiere“ ausgewiesen. Die gegenwärtig gehaltenen Geschäfte über ein Spezialinstitut abgewickelt. Sie Wertpapiere werden zu fortgeführten werden in der Bilanz unter „Sonstige Verbindlichkeiten in Anschaffungskosten abzüglich etwaiger Wertminderung Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro- erfasst. Währungsgebiet“ und „Verbindlichkeiten in Euro Der Zinslauf und amortisierte Agio- oder Disagiobeträge gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro- werden in der Gewinn- und Verlustrechnung auf Währungsgebiets“ erfasst, wenn Sicherheiten in Form Nettobasis unter „Sonstige Zinserträge“ (bei einem von Bargeld gestellt wurden und diese Barsicherheiten positiven Saldo) bzw. „Sonstige Zinsaufwendungen“ (bei noch nicht angelegt worden sind. Andernfalls werden die einem negativen Saldo) erfasst. betreffenden Wertpapierleihgeschäfte in Nebenbüchern (außerbilanziell) erfasst.

* Weitere Informationen zur Wertpapierleihe finden sich auf der Website der EZB.

Durchführung von Devisengeschäften und Verwaltung der offiziellen Währungsreserven der Euro-Länder

Devisengeschäfte und Verwaltung der Währungsreserven

Die Währungsreserven der EZB werden in erster Linie unter „Gold und Goldforderungen“, „Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets“, „Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro- Währungsgebiet“ „Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen im Euro-Währungsgebiet“ und „Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets“ bilanzwirksam erfasst. Devisengeschäfte werden bis zum Datum der Abwicklung außerbilanziell erfasst. Der Nettozinsertrag, darunter auch der Zinslauf und amortisierte Agio- und Disagiobeträge, wird in der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Zinserträge aus Währungsreserven“ ausgewiesen. Nicht realisierte Preis- und Wechselkursverluste, die über den bisher ausgewiesenen nicht realisierten Gewinnen für dieselben Positionen liegen, sowie realisierte Gewinne und Verluste aus der Veräußerung von Währungsreserven werden ebenfalls in der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Abschreibungen auf Finanzanlagen und -positionen“ und „Realisierte Gewinne (Verluste) aus Finanzoperationen“ erfasst. Nicht realisierte Gewinne werden in der Bilanz unter „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ ausgewiesen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 3

Förderung des reibungslosen Funktionierens von Zahlungsverkehrssystemen

Zahlungsverkehrssysteme (TARGET2)

Aus TARGET2* resultierende Intra-Eurosystem-Salden der NZBen des Euro-Währungsgebiets gegenüber der EZB werden in der Bilanz der EZB zusammengefasst als saldierte Intra-Eurosystem-Forderungen bzw. Intra-Eurosystem- Verbindlichkeiten ausgewiesen. Die Verzinsung dieser Salden wird in der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Sonstige Zinserträge“ und „Sonstige Zinsaufwendungen“ erfasst.

* Weitere Informationen zu TARGET2 finden sich auf der Website der EZB.

Beitrag zur Sicherheit und Solidität des Bankensystems und zur Stabilität des Finanzsystems

Bankenaufsicht – der Einheitliche Aufsichtsmechanismus

Die jährlichen Aufwendungen der EZB im Zusammenhang mit ihren Aufsichtsaufgaben werden über jährliche Aufsichtsgebühren gedeckt, die den beaufsichtigten Unternehmen auferlegt werden. Die Aufsichtsgebühren werden in der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Nettoerträge aus Gebühren und Provisionen“ erfasst. Darüber hinaus ist die EZB berechtigt, Verwaltungssanktionen gegen beaufsichtigte Unternehmen zu verhängen, die gegen die EU-Bankenaufsichtsvorschriften (einschließlich Aufsichtsbeschlüssen der EZB) verstoßen. Die damit verbundenen Erträge werden in der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Nettoerträge aus Gebühren und Provisionen“ erfasst.

Sonstiges

Banknotenumlauf Eigenmittelportfolio

Auf die EZB entfällt ein Anteil von 8 % am Gesamtwert Das Eigenmittelportfolio der EZB wird in der Bilanz in des Euro-Banknotenumlaufs. Dieser Anteil ist durch erster Linie unter der Position „Sonstige finanzielle Forderungen gegenüber den NZBen gedeckt, die zum Vermögenswerte“ ausgewiesen. Satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte verzinst Der Nettozinsertrag, darunter auch der Zinslauf und werden. Diese Zinsen werden in der Gewinn- und amortisierte Agio- und Disagiobeträge, wird in der Verlustrechnung in der Position „Zinserträge aus der Gewinn- und Verlustrechnung unter „Sonstige Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Zinserträge“ und „Sonstige Zinsaufwendungen“ erfasst. Eurosystems“ erfasst. Nicht realisierte Kursverluste, die über den bisher Kosten im Zusammenhang mit dem ausgewiesenen nicht realisierten Kursgewinnen für grenzüberschreitenden Transport von Euro-Banknoten dieselben Positionen liegen, sowie realisierte Gewinne zur Belieferung der NZBen mit druckfrischen und Verluste aus der Veräußerung von Wertpapieren Geldscheinen sowie zwischen den NZBen zum werden ebenfalls in der Gewinn- und Verlustrechnung Ausgleich von Engpässen durch Überschussbestände unter „Abschreibungen auf Finanzanlagen werden zentral von der EZB getragen. Diese und -positionen“ und „Realisierte Gewinne (Verluste) aus Aufwendungen werden in der Gewinn- und Finanzoperationen“ erfasst. Nicht realisierte Verlustrechnung unter „Aufwendungen für Banknoten“ Kursgewinne werden in der Bilanz unter erfasst. „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ ausgewiesen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 4 3 Finanzielle Entwicklungen

3.1 Bilanz

Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Positionen der EZB-Bilanz im Zeitraum 2013-2017. Die Ausweitung der Bilanz der EZB begann im vierten Quartal 2014 mit dem Erwerb von Wertpapieren im Rahmen des CBPP3 und des ABSPP und setzte sich in den darauffolgenden Jahren fort, wofür in erster Linie der Ankauf von Wertpapieren im Rahmen des PSPP verantwortlich war.

65,2 Mrd € 2017 stiegen die Aktiva der EZB insgesamt um 65,2 Mrd € auf 414,2 Mrd €, wofür Anstieg der Aktiva im hauptsächlich die Wertpapierkäufe der EZB im Rahmen des Programms zum Ankauf Jahr 2017 von Vermögenswerten (APP)3 verantwortlich waren. Die Ankäufe ließen die Bilanzposition „Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere“ ansteigen. Gleichzeitig führte der Barausgleich dieser Ankäufe über TARGET2-Konten zu einem entsprechenden Anstieg der „Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten“.

3 Das APP umfasst das CBPP3, das ABSPP, das PSPP und das CSPP. Weitere Informationen zum APP finden sich auf der Website der EZB.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 5 Abbildung 1 Bilanz der EZB

(in Mrd €)

Währungsreserven Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere Intra-Eurosystem-Forderungen Sonstige Vermögenswerte Banknotenumlauf Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten Sonstige Verbindlichkeiten Allgemeine Risikorückstellung, Ausgleichsposten aus Neubewertung, Kapital, Reserven und Jahresüberschus

+18,7 %

500 414,2 400 349,0 65,7

71,4 300 256,6

228,4 174,2 185,3 67,4 200 160,8 54,7 62,2 77,8 100 18,2 17,8 76,5 81,3 86,7 90,1 93,7 Aktiva: 0 24,8 24,0 24,8 26,6 26,4 Passiva: 76,5 81,3 86,7 90,1 93,7 100 40,4 64,1 27,3 123,9 30,0 36,2 200 192,0 41,3 258,5

300 21,7 45,2 23,4 400 38,6

500 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

55 % Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Euro-Wertpapiere machten Ende 2017 der gesamten Aktiva 55 % der gesamten Aktiva der EZB aus. Unter dieser Bilanzposition weist die EZB sind zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere aus, die sie im Rahmen des Programms für die Wertpapiermärkte Wertpapiere (SMP), der drei Programme zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP1, CBPP2 und CBPP3), des ABSPP und des PSPP erworben hat.4 2017 wurden die Ankäufe von Wertpapieren im Rahmen des CBPP3, ABSPP und PSPP5 fortgesetzt. Grundlage dafür sind die Beschlüsse des EZB-Rats über das monatliche Gesamtvolumen der vom Eurosystem getätigten Ankäufe und die im Voraus festgelegten Zulassungskriterien.

67,6 Mrd € Die Ankäufe führten dazu, dass 2017 das Portfolio der EZB an zu geldpolitischen Anstieg der zu Zwecken gehaltenen Wertpapieren um 67,6 Mrd € auf 228,4 Mrd € stieg (siehe geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere Abbildung 2). Der Großteil des Zuwachses entfiel dabei auf die im Rahmen des

PSPP getätigten Ankäufe. Der Rückgang der Bestände in den Portfolios aus dem

4 Die EZB erwirbt keine Wertpapiere im Rahmen des CSPP. 5 Die Ankäufe im Rahmen der ersten zwei Programme zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen bzw. des Programms für die Wertpapiermärkte wurden 2017 eingestellt, nachdem der EZB-Rat beschlossen hatte, diese Programme zu beenden.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 6 CBPP1, CBPP2 und SMP war auf Tilgungen zurückzuführen, die sich auf 1,5 Mrd € beliefen.

Abbildung 2 Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere

(in Mrd €)

Insgesamt CBPP3 CBPP1 und CBPP2 ABSPP SMP PSPP +42,0 % 240 228,4 220

200

180 160,8 160

140 176,0

120

100 112,3 77,8 80

60 39,4

40 22,8 25,0 18,2 17,8 15,3 20 11,5 16,6 19,7 13,0 10,1 8,9 7,5 0 6,6 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

2017 sank der Euro-Gegenwert der Währungsreserven der EZB, die Gold, Sonderziehungsrechte und Devisen (US-Dollar, japanische Yen und seit 2017 chinesische Renminbi) umfassen, um 5,7 Mrd € auf insgesamt 65,7 Mrd €.

Der Euro-Gegenwert der Bestände der EZB an Gold und Goldforderungen ging 2017 um 0,3 Mrd € auf 17,6 Mrd € (siehe Abbildung 3) zurück, was dem rückläufigen Goldpreis in Euro zuzuschreiben war. Derweil blieb der Goldbestand in Feinunzen unverändert. Aus diesem Rückgang ergab sich auch eine Veränderung bei den Ausgleichsposten aus Neubewertung der EZB, die um denselben Betrag sanken (siehe Abschnitt 3.2).

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 7 Abbildung 3 Goldbestand und Goldpreis

(linke Skala: in Mrd €; rechte Skala: Euro pro Feinunze Gold)

Goldpreis (rechte Skala) Ausgleichsposten aus Neubewertung für Gold Anschaffungskosten −1,5 %

30 1 098 1 082 1 200 988 973 25 1 000 871

20 17,8 17,6 800 16,0 15,8 14,1 15 600

13,9 13,7 10 12,1 11,9 400 10,1

5 200

3,9 3,9 3,9 3,9 3,9 0 0 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Der Wert der Die Nettofremdwährungsbestände der EZB in US-Dollar, japanischen Yen und Nettofremdwährungs- bestände der EZB sank chinesischen Renminbi gingen in Euro um 5,4 Mrd € auf 47,5 Mrd € zurück (siehe aufgrund der Aufwertung Abbildung 4). Hauptgrund war die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar des Euro und dem japanischen Yen. Dieser Rückgang spiegelt sich auch in den gesunkenen

Salden der Ausgleichsposten aus Neubewertung der EZB wider (siehe Abschnitt 3.2).

Abbildung 4 Devisenbestände

(in Mrd €)

Insgesamt USD JPY CNY 60 52,9 € 50,9 € 47,5 € 50 45,1 € 40,0 € 40 41,2 € 40,5 € 36,2 € 35,8 € 30 43,4 $ 31,0 € 44,1 $ 43,4 $ 43,5 $ 42,8 $ 20

10 10,4 € 11,7 € 10,8 € 9,0 € 9,3 € 1 365,4 ¥ 1 445,7 ¥ 1 460,9 ¥ 0 1 303,2 ¥ 1 345,6 ¥ 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 8 Der chinesische 2017 investierte die EZB den Gegenwert von 0,5 Mrd € in chinesische Renminbi ist nun Teil der 6 Währungsreserven der Renminbi, womit dieser zur drittwichtigsten Reservewährung wurde. Zur EZB Finanzierung dieser Investition veräußerte sie einen kleinen Teil ihrer US- Dollarbestände und reinvestierte den gesamten Betrag in chinesische Renminbi. Der US-Dollar ist mit einem Anteil von rund 76 % am Gesamtbestand weiterhin die wichtigste Reservewährung der EZB.

Die EZB legt ihre Währungsreserven in einem dreistufigen Prozess an. Zunächst wird von den Risikomanagern der EZB ein strategisches Benchmark-Portfolio entwickelt, das vom EZB-Rat zu genehmigen ist. Dann stellen die Portfoliomanager der EZB ein taktisches Benchmark-Portfolio zusammen, das der Genehmigung des Direktoriums unterliegt. Im letzten Schritt werden die laufenden Anlagegeschäfte dezentral von den NZBen durchgeführt.

Die Währungsreserven der EZB werden hauptsächlich in Wertpapiere und Geldmarkteinlagen investiert oder auf Girokonten gehalten (siehe Abbildung 5). Die in diesem Portfolio enthaltenen Wertpapiere werden zum Marktpreis zum Jahresultimo bewertet.

Abbildung 5 Zusammensetzung der Devisenanlagen

(in Mrd €)

Insgesamt Wertpapieranlagen Giroeinlagen Geldmarkteinlagen Reverse-Repo-Geschäfte −10,3 % Repo-Geschäfte (Verbindlichkeiten) 60 52,9 50,9 50 47,5 45,1

40,0 40

41,1 30 42,1 34,7 39,1 36,7 20

10 6,8 6,8 4,4 2,6 2,6 3,5 4,0 4,7 0 2,3 1,3 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

62,8 % Die Währungsreserven ermöglichen es der EZB, gegebenenfalls Auf Fremdwährungen Devisenmarktinterventionen zu finanzieren. Entsprechend verfolgt die EZB bei der lautende Wertpapiere mit einer Laufzeit von Verwaltung ihrer Währungsreserven drei Ziele, nämlich – in dieser Reihenfolge – weniger als einem Jahr Liquidität, Sicherheit und Rentabilität. Deshalb umfasst das Portfolio hauptsächlich Wertpapiere mit kurzen Laufzeiten (siehe Abbildung 6).

6 Siehe die Pressemitteilung der EZB vom 13. Juni 2017.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 9 Abbildung 6 Laufzeitstruktur der in Fremdwährung denominierten Wertpapiere

1,0 %

10,2 %

< 1 Jahr 1-5 Jahre 26,0 %

5-10 Jahre > 10 Jahre 62,8 %

Quelle: EZB.

2017 belief sich das Eigenmittelportfolio der EZB quasi unverändert auf 20,5 Mrd € (siehe Abbildung 7). Dieses Portfolio enthält in erster Linie auf Euro lautende Wertpapiere, die zum Marktpreis zum Jahresultimo bewertet werden.

Abbildung 7 Eigenmittelportfolio der EZB

(in Mrd €) Insgesamt Auf Euro lautende Wertpapiere Sonstige finanzielle Vermögenswerte (netto) −0,6 % 25

20,5 20,6 20,4 20,6 20,5

20 1,5 2,4 1,5 1,2 2,1

15

10 18,1 19,1 19,2 19,1 18,4

5

0 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Das Eigenmittelportfolio der EZB wird als direkter Gegenposten zum eingezahlten Kapital, zur Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken und zum allgemeinen Reservefonds gehalten. Durch die Portfolioerträge werden die nicht mit Aufsichtsaufgaben zusammenhängenden Betriebsaufwendungen der EZB mitfinanziert.7 Die Verwaltung des Eigenmittelportfolios zielt auf eine Maximierung der Erträge ab, wobei eine Reihe

7 Die Aufwendungen der EZB für die Wahrnehmung ihrer Aufsichtsaufgaben werden über die jährlichen Aufsichtsgebühren gedeckt, die den beaufsichtigten Unternehmen auferlegt werden.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 10 von Risikolimiten zu beachten sind. Daraus ergibt sich eine stärker diversifizierte Laufzeitstruktur (siehe Abbildung 8) als bei den Währungsreserven.

Abbildung 8 Laufzeitstruktur der im Eigenmittelportfolio enthaltenen Wertpapiere

1,2 %

20,6 %

35,1 % < 1 Jahr 1-5 Jahre

5-10 Jahre > 10 Jahre

43,1 %

Quelle: EZB.

3.2 Finanzielle Mittel

38,7 Mrd € Die EZB verfügt über finanzielle Mittel in Form ihres Kapitals, der allgemeinen Die finanziellen Mittel Risikorückstellung, der Ausgleichsposten aus Neubewertung und der jährlichen der EZB Nettoerträge. Diese Mittel werden a) gewinnbringend investiert und/oder b) verwendet, um aus finanziellen Risiken resultierende Verluste direkt auszugleichen. Zum 31. Dezember 2017 verfügte die EZB über finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt 38,7 Mrd € (siehe Abbildung 9), was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Mrd € entspricht. Verantwortlich dafür war der durch die Aufwertung des Euro bedingte Rückgang in den Ausgleichsposten aus Neubewertung.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 11 Abbildung 9 Finanzielle Mittel der EZB

(in Mrd €)

Insgesamt Ausgleichsposten aus Neubewertung* Risikorückstellung Kapital −14,8 % Jahresüberschuss 50 45,4 41,4 38,7 40 36,5

30,0 30 28,8 25,0 22,0 20,2 13,4 20

7,5 7,6 7,6 7,6 7,6 10

7,7 7,7 7,7 7,7 7,7

0 1,4 1,0 1,1 1,2 1,3 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB. * Umfasst den gesamten Gewinn aus der Neubewertung der Gold-, Fremdwährungs- und Wertpapierbestände, ohne Berücksichtigung der Ausgleichsposten aus Neubewertung von Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

+14 % Nicht realisierte Gewinne auf Gold, Fremdwährungen und Wertpapiere, die Aufwertung des Euro Neubewertungen unterliegen, werden in der Gewinn- und Verlustrechnung nicht als gegenüber dem US- Dollar im Jahr 2017 Erträge ausgewiesen, sondern direkt unter den Ausgleichsposten aus

Neubewertung auf der Passivseite der EZB-Bilanz erfasst. Mit den Salden aus diesen Posten können die Auswirkungen künftiger ungünstiger Schwankungen der entsprechenden Preise und/oder Wechselkurse aufgefangen werden. Sie stärken somit die Widerstandsfähigkeit der EZB gegenüber den zugrunde liegenden Risiken. 2017 gingen die Ausgleichsposten aus Neubewertung von Gold, Fremdwährungen und Wertpapieren8 um 6,8 Mrd € auf 22,0 Mrd € zurück, was hauptsächlich der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und dem japanischen Yen geschuldet war (siehe Abbildung 10).

8 Die Bilanzposition „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ umfasst auch Neubewertungen in Bezug auf Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 12 Abbildung 10 Die wichtigsten Wechselkurse und Goldpreise im Zeitraum 2013-2017

(prozentuale Veränderungen gegenüber 2013)

XAU/EUR-Goldpreis USD/EUR-Wechselkurs JPY/EUR-Wechselkurs CNY/EUR-Wechselkurs 40%

20%

0%

-20% 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Die Nettoerträge aus Forderungen und Verbindlichkeiten der EZB in einem Geschäftsjahr können zum Auffangen potenzieller Verluste desselben Jahres verwendet werden. 2017 waren die Nettoerträge der EZB mit 1,3 Mrd € um 0,1 Mrd € höher als 2016.

Die allgemeine In Anbetracht ihrer finanziellen Risiken (siehe Abschnitt 4.1) unterhält die EZB eine Risikorückstellung beläuft sich auf den Rückstellung für Wechselkurs- (Währungs-), Zinsänderungs-, Kredit- und zulässigen Höchstwert Goldpreisrisiken (bzw. Rohstoffrisiken). Der Umfang dieser Rückstellung wird jährlich unter Berücksichtigung einer Reihe von Faktoren geprüft. Hierzu zählen unter anderem die Höhe der Bestände an risikobehafteten Anlagen, die für das kommende Jahr zu erwartenden Ergebnisse und eine Risikobeurteilung. Die Risikorückstellung darf zusammen mit dem allgemeinen Reservefonds der EZB den Wert der von den NZBen des Eurosystems eingezahlten Kapitalanteile nicht übersteigen. Seit 2015 beläuft sich diese Rückstellung auf den zulässigen Höchstwert von 7,6 Mrd €.

Das von NZBen innerhalb und außerhalb des Euro-Währungsgebiets eingezahlte Kapital der EZB blieb im Vergleich zum Jahresende 2016 unverändert. Zum 31. Dezember 2017 betrug es somit 7,7 Mrd €.

3.3 Gewinn- und Verlustrechnung

Abbildung 11 zeigt die wichtigsten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung der EZB im Zeitraum 2013-2017. In diesem Zeitraum lag der Jahresüberschuss der EZB zwischen 1,0 Mrd € und 1,4 Mrd €. In den letzten drei Jahren ist der Jahresüberschuss der EZB allmählich gestiegen, was hauptsächlich auf höhere Zinserträge aus Währungsreserven und aus den zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren zurückzuführen ist. Dank dieser Zuwächse wurde der

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 13 Rückgang der Zinseinkünfte aus dem Banknotenumlauf9 und aus dem Eigenmittelportfolio mehr als kompensiert.

1 275 Mio € Im Jahr 2017 belief sich der Jahresüberschuss der EZB auf 1 275 Mio € (2016: Jahresüberschuss der 1 193 Mio €). Für den Anstieg von 82 Mio € gegenüber 2016 waren in erster Linie EZB im Jahr 2017 höhere Nettozinserträge verantwortlich.

Abbildung 11 Gewinn- und Verlustrechnung der EZB

(in Mio €)

Jahresüberschuss/(-fehlbetrag) Nettozinsertrag Nettoertrag aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikorückstellungen Sonstige Erträge und Aufwendungen Betriebsaufwendungen +6,8 % 2 500

2 000

1 440 1 500 1 275 1 193 1 082 989 1 000

1 475 1 648 1 812 500 76 56 1 536 150 482 2 005 320 422 0 96

-527 -677 -864 -500 -954 -1 075

-1 000

-1 500 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB. Anmerkung: Die Position „Sonstige Erträge und Aufwendungen“ umfasst „Nettoerträge/-aufwendungen aus Gebühren und Provisionen“, „Erträge aus Aktien und Beteiligungen“, „Sonstige Erträge“ und „Sonstige Aufwendungen“.

Anstieg der Zinserträge Die Nettozinserträge der EZB stiegen um 163 Mio € auf 1 812 Mio € (siehe aus Währungsreserven und zu geldpolitischen Abbildung 12). Dies war hauptsächlich auf die höheren Zinserträge aus Zwecken gehaltenen Währungsreserven und zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren Wertpapieren zurückzuführen.

9 Die Einkünfte der EZB aus dem Euro-Banknotenumlauf umfassen die Einkünfte aus den Zinszahlungen für die Intra-Eurosystem-Forderungen der EZB gegenüber den NZBen in Bezug auf ihren 8%-Anteil an den gesamten im Umlauf befindlichen Banknoten.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 14 Abbildung 12 Nettozinserträge

(in Mio €)

Nettozinsertrag Zinserträge aus zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren Zinserträge aus Währungsreserven Zinserträge aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems Sonstige Nettozinserträge Verzinsung der Forderungen der NZBen aus übertragenen Währungsreserven +9,9 %

2 400 2 005

2 000 1 812 1 648 1 536 1 600 1 166 1 475

1 070 1 200 903 1 044 890 187 800 406 217 283 534 400 126 370 42 437 347 278 229 207 0 -192 -57 -18

-400 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

Anstieg der Zinserträge Die Zinserträge aus Währungsreserven erhöhten sich um 164 Mio € auf aus Währungsreserven hauptsächlich aufgrund 534 Mio €, vor allem infolge der höheren Zinserträge aus Wertpapieren in US-Dollar, höherer US-Dollar- die im kurzen Laufzeitbereich steigende Renditen verzeichneten (siehe Renditen Abbildung 13).

Abbildung 13 Wichtige Referenzzinssätze

(in % p. a.; monatliche Daten)

Effektiver US-Tagesgeldsatz Leitzins der Bank of Japan Basiszinssatz der People’s Bank of China 5,00% 4,50% 4,00% 3,50% 3,00% 2,50% 2,00% 1,50% 1,00% 0,50% 0,00% -0,50% 12.16 01.17 02.17 03.17 04.17 05.17 06.17 07.17 08.17 09.17 10.17 11.17 12.17

Quellen: Federal Reserve Board, Bank of Japan und People’s Bank of China.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 15 Anstieg der Erträge aus Die Nettozinserträge aus zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren dem APP durch Rückgang der Erträge lagen 2017 bei 1 070 Mio € und waren damit 27 Mio € höher als 2016 (siehe aus beendeten Abbildung 14). Die Zinserträge aus Wertpapieren, die im Rahmen des APP erworben Programmen teilweise neutralisiert wurden, stiegen um 140 Mio € auf 575 Mio €. Grund hierfür war der höhere

Wertpapierbestand (siehe Abbildung 2), während die Renditen von Staatsanleihen des Euroraums im Jahresverlauf im Durchschnitt weiterhin niedrig blieben (siehe Abbildung 15). Allerdings wurde dieser Anstieg größtenteils durch rückläufige Nettozinserträge aus den Wertpapieren, die im Rahmen des SMP, CBPP1 und CBPP2 erworben wurden, neutralisiert. Denn aufgrund fällig werdender Wertpapiere sank der Umfang dieser Portfolios, was die Zinserträge um 113 Mio € auf 496 Mio € sinken ließ. 2017 generierten die zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere rund 60 % des Nettozinsertrags der EZB.

Abbildung 14 Nettozinserträge aus zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren

(in Mio €)

Insgesamt Erträge aus dem SMP Erträge aus dem CBPP1 und CBPP2 Erträge aus dem APP +2,6 %

1 400

1 166 1 200 1 044 1 070

1 000 903 890

447 800 520 962 600 609 48 728 88 400 575 200 120 435 204 173 161 0 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 16 Abbildung 15 Renditen 10-jähriger Staatsanleihen

(in % p. a.; monatliche Daten)

Deutschland Frankreich Spanien Italien Euroraum 2,50

2,00

1,50

1,00

0,50

0,00 12.16 01.17 02.17 03.17 04.17 05.17 06.17 07.17 08.17 09.17 10.17 11.17 12.17

Quelle: EZB.

0,0 % Die Zinserträge aus dem Anteil der EZB am gesamten Euro-Banknotenumlauf Hauptrefinanzierungs- und Zinszahlungen an die NZBen im Zusammenhang mit der Übertragung von satz im Jahr 2017 Währungsreserven lagen bei null. Verantwortlich hierfür war der für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems geltende Zinssatz von 0 %.

Die sonstigen Nettozinserträge waren rückläufig, was hauptsächlich den niedrigeren Zinserträgen aus dem Eigenmittelportfolio infolge des Niedrigzinsumfelds im Euroraum zuzuschreiben war.

Nettoertrag aus Das Nettoertrag aus Finanzoperationen und Abschreibungen auf Finanzanlagen Finanzoperationen und Abschreibungen betrug 56 Mio € und lag damit 20 Mio € unter dem Ergebnis von 2016 (siehe hauptsächlich auf Abbildung 16), vor allem bedingt durch die niedrigeren realisierten Netto- Veränderung der US- Dollar-Renditen Kursgewinne. zurückzuführen

Hauptgrund für den Rückgang der realisierten Netto-Kursgewinne waren die rückläufigen Kursgewinne bei US-Wertpapieren, da ihr Marktwert durch den 2015 einsetzenden Aufwärtstrend der US-Dollar-Renditen geschmälert wurde.

Der negative Effekt auf den Marktpreis von Wertpapieren im US-Dollar-Portfolio fiel 2017 geringer aus als 2016. Dies spiegelt sich in den gegenüber dem Vorjahr gesunkenen Abschreibungen im Jahr 2017 wider.

Der Anstieg der realisierten Wechselkurs- und Goldpreisgewinne (netto) war auf die realisierten Währungsgewinne vor allem aus dem Verkauf von US-Dollarbeständen zur Finanzierung der Bildung des Renminbi-Portfolios zurückzuführen.

Die wechselkursbedingten Abschreibungen beziehen sich auf die Renminbi- Bestände und sind eine Folge der Abwertung des Renminbi gegenüber dem Euro verglichen mit dem Ankaufskurs der chinesischen Devisen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 17 Abbildung 16 Realisierte Gewinne und Verluste und Abschreibungen

(in Mio €)

Insgesamt Realisierte Kursgewinne (netto) Realisierte Wechselkurs- und Goldpreisgewinne (netto) Kursbedingte Abschreibungen auf Wertpapiere und Zinsswaps Wechselkursbedingte Abschreibungen −26,8 %

250

200 38 65

150 139 150 100 76 49 56 11 50 176 41 47 159 22 0 -8 -62 -64 -79 -50 -148 -100 -115 -27

-150

-200 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

437 Mio € Die Betriebsaufwendungen der EZB insgesamt, einschließlich Abschreibungen und Von der EZB für Aufwendungen für die Banknotenherstellung, stiegen um 121 Mio € auf 1 075 Mio € Aufsichtsaufgaben erhobene Gebühren (siehe Abbildung 17). Der Anstieg beruhte hauptsächlich auf höheren Aufwendungen

im Zusammenhang mit der Bankenaufsicht und der Einführung des Programms zur beruflichen Neuorientierung (CTS), das Mitarbeitern dabei hilft, neue berufliche Wege außerhalb der EZB einzuschlagen. Aus der nachstehenden Abbildung geht hervor, dass die Schaffung des SSM im Jahr 2014 zu einem erheblichen Anstieg der Personal- und Verwaltungskosten geführt hat. Allerdings werden die mit der Bankenaufsicht verbundenen Aufwendungen vollständig durch die den beaufsichtigten Unternehmen auferlegten Gebühren gedeckt.10

10 Aufsichtsgebühren sind in der Position „Sonstige Erträge und Aufwendungen“ enthalten (siehe Abbildung 11).

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 18 Abbildung 17 Betriebsaufwendungen und Aufsichtsgebühren

(in Mio €)

Personalaufwendungen (Zentralbankaufgaben) Personalaufwendungen (Bankenaufsicht) Verwaltungsaufwendungen (Zentralbankaufgaben) Verwaltungsaufwendungen (Bankenaufsicht) Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte (Zentralbankaufgaben) Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte (Bankenaufsicht) Aufwendungen für Banknoten Aufsichtsgebühren 600

400

200 382 437 277

0

-241 -301 -300 -286 -320 -200

-400 -268 -141 -181 -215 -354 -230 -600 −277 -246 −382 -271 -121 −437 -800 -50 -168 -14 -31 -8 -34 -192 -1 000 -8 -37 -30 -9 -1 200 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: EZB.

4 Risikomanagement

Das Risikomanagement ist ein wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten der EZB und erfolgt durch einen kontinuierlichen Prozess bestehend aus a) Risikoidentifikation und -bewertung, b) Überprüfung der Risikostrategie und -politik, c) Umsetzung von risikomindernden Maßnahmen und d) Risikoüberwachung und -berichterstattung. Alle Teilprozesse stützen sich auf effektive Methoden, Verfahren und Systeme.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 19 Schaubild 2 Risikomanagement-Kreislauf

Risikoidentifikation und -bewertung

Methoden, Verfahren Risikoüberwachung Risikostrategie und und -politik -berichterstattung

Systeme

Risikomindernde Maßnahmen

Die EZB ist sowohl finanziellen als auch operationellen Risiken ausgesetzt. In den nachfolgenden Abschnitten werden diese Risiken, deren Quellen und die jeweiligen Risikokontrollmaßnahmen erläutert.

4.1 Finanzielle Risiken

Das Direktorium schlägt Vom Direktorium vorgeschlagene Richtlinien und Verfahren sollen einen Richtlinien und Verfahren vor, die einen angemessenen Schutz gegen die finanziellen Risiken gewährleisten, denen die angemessenen Schutz EZB ausgesetzt ist. Der Ausschuss für Risikomanagement (RMC), dem Experten gegen Risiken gewährleisten der Zentralbanken des Eurosystems angehören, trägt unter anderem zur

Überwachung, Messung und Meldung finanzieller Risiken im Zusammenhang mit der Bilanz des Eurosystems bei. Außerdem legt er die diesbezüglichen Methoden und Rahmenwerke fest und überprüft sie. Auf diese Weise hilft der RMC den Beschlussorganen dabei, einen angemessenen Schutz für das Eurosystem zu gewährleisten.

Finanzielle Risiken Die finanziellen Risiken der EZB ergeben sich aus ihren Kerntätigkeiten und ergeben sich aus den Kerntätigkeiten und den damit verbundenen Engagements. Die daraus resultierenden Engagements der EZB Risikokontrollmaßnahmen und -limite unterscheiden sich nach der Art der Geschäfte und spiegeln die Politik oder Anlageziele der verschiedenen Portfolios sowie die Risikomerkmale der zugrunde liegenden Vermögenswerte wider.

Die EZB stützt sich auf Zur Überwachung und Beurteilung dieser Risiken stützt sich die EZB auf eine eine Reihe von intern entwickelten Reihe von intern entwickelten Verfahren zur Risikoschätzung. Diese basieren Risikoschätzungs- auf einem Risikosimulationssystem, das Markt- und Kreditrisiken parallel verfahren quantifiziert. Die zentralen Modellierungskonzepte, -techniken und -annahmen, auf denen die Risikomessgrößen beruhen, orientieren sich an Branchenstandards und verfügbaren Marktdaten. Die Risiken werden üblicherweise anhand des zu

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 20 erwartenden Ausfalls (Expected Shortfall – ES)11 quantifiziert, der mit einem Konfidenzniveau von 99 % über einen Einjahreshorizont geschätzt wird. Zur Risikoberechnung werden zwei Ansätze verwendet: a) der bilanztechnische Ansatz, wonach die Ausgleichsposten aus Neubewertung bei der Ermittlung der Risikoschätzwerte gemäß allen anwendbaren Rechnungslegungsvorschriften als Puffer berücksichtigt werden, und b) der finanzielle Ansatz, wonach die Ausgleichsposten aus Neubewertung bei der Risikoberechnung nicht als Puffer berücksichtigt werden. Die EZB berechnet außerdem regelmäßig andere Risikomessgrößen mit verschiedenen Konfidenzniveaus, führt Sensitivitäts- und Stresstestszenario-Analysen durch und erstellt längerfristige Projektionen zu Risiken und Erträgen, um über die Risiken stets umfassend im Bild zu sein.12

10,6 Mrd € Die Risiken, denen die EZB ausgesetzt ist, sind im Jahresverlauf insgesamt Gesamtrisikobetrag im gestiegen. Zum 31. Dezember 2017 beliefen sich die finanziellen Risiken, Jahr 2017 (ES, 99 %, gemessen als ES für ein Konfidenzniveau von 99 % über einen Einjahreshorizont, Buchungsansatz) für alle Portfolios der EZB zusammengenommen bilanztechnisch bewertet auf 10,6 Mrd €. Dieser Wert lag 1,4 Mrd € über den zum 31. Dezember 2016 geschätzten Risiken. Grund für den Anstieg war in erster Linie der fortgesetzte Erwerb von Wertpapieren im Rahmen des APP.

Kasten 1 Änderung der im erweiterten Jahresabschluss ausgewiesenen Risikomessgröße

Seit 2007 weist die EZB in ihren erweiterten Jahresabschlüssen die finanziellen Risiken für alle ihre Portfolios zusammengenommen nach dem finanziellen Ansatz als Value-at-Risk (VaR) mit einem Konfidenzniveau von 95 % über einen Einjahreshorizont aus. Zum 31. Dezember 2016 belief sich dieser – wie im erweiterten Jahresabschluss 2016 berichtet – auf 10,6 Mrd €.

In den vergangenen Jahren hat die EZB ihren Rahmen für die Risikomodellierung weiterentwickelt. Daraus ergaben sich folgende Änderungen:

• Die EZB verwendet nun den zu erwartenden Ausfall (ES) mit einem Konfidenzniveau von 99 % über einen Einjahreshorizont als wichtigste Messgröße für Risikoberechnungen. Andere Risikomessgrößen und Konfidenzniveaus werden zu Informationszwecken bereitgestellt.

• Der finanzielle Ansatz wird nun durch einen bilanztechnischen Ansatz ergänzt. Nach dem finanziellen Ansatz werden die Ausgleichsposten aus Neubewertung bei der Risikoberechnung nicht als Puffer berücksichtigt, während beim bilanztechnischen Ansatz Risiken erst nach Berücksichtigung der Ausgleichsposten aus Neubewertung gemäß den anwendbaren Rechnungslegungsgrundsätzen quantifiziert werden. Die beiden Ansätze verkörpern somit zwei verschiedene Risikosichtweisen: Der finanzielle Ansatz betrachtet den Einfluss der Risiken auf das Nettovermögen der EZB, während der bilanztechnische Ansatz ihre Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung der EZB berücksichtigt.

11 Der ES ist der wahrscheinlichkeitsgewichtete durchschnittliche Verlust in den Szenarien, deren Eintretenshäufigkeit unter dem gegebenen Konfidenzniveau liegt. 12 Weitere Informationen zum Risikomodellierungsansatz finden sich in „The financial risk management of the Eurosystem monetary policy operations“, EZB, Juli 2015.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 21 Der bilanztechnische Ansatz wird im Zusammenhang mit dem erweiterten Jahresabschluss als besser geeignet erachtet, weil er die bilanztechnischen Auswirkungen der Risiken klarer darstellt. Deshalb wird – auch zur Angleichung der veröffentlichten Daten an den internen Ansatz zur Risikomodellierung und -berichterstattung – im erweiterten Jahresabschluss der EZB ab jetzt der ES mit einem Konfidenzniveau von 99 % gemäß dem bilanztechnischen Ansatz ausgewiesen statt wie bisher in Form des VaR mit einem Konfidenzniveau von 95 % nach dem finanziellen Ansatz.

Abhängig vom Umfang der Ausgleichsposten aus Neubewertung können sich die Risikoparameter in puncto Größe und Zusammensetzung je nach Ansatz deutlich unterscheiden. So führt der finanzielle Ansatz bei gleicher Risikomessgröße und gleichem Konfidenzniveau nicht zuletzt aufgrund der beträchtlichen Marktrisiken im Zusammenhang mit den Währungsreserven zu höheren Risikoschätzungen. Da für diese Risikopositionen umfangreiche Ausgleichsposten aus Neubewertung bestehen, ergeben sich beim bilanztechnischen Ansatz niedrigere Risikobeträge, die hauptsächlich aus potenziellen Kreditrisikoereignissen resultieren.

Die Umstellung vom VaR mit einem Konfidenzniveau von 95 % nach dem finanziellen Ansatz auf den ES mit einem Konfidenzniveau von 99 % nach dem bilanztechnischen Ansatz führt zu einer nominal höheren Risikoschätzung (siehe Tabelle 1). Denn der Anstieg des geschätzten Risikos aufgrund des höheren Konfidenzniveaus (99 % statt 95 %) und der konservativeren Risikomessgröße (ES statt VaR) fällt höher aus als der Rückgang des geschätzten Risikos infolge der Berücksichtigung der Ausgleichsposten aus Neubewertung als Puffer.

Tabelle 1 VaR mit Konfidenzniveau 95 % nach dem finanziellen Ansatz und ES mit Konfidenzniveau 99 % nach dem bilanztechnischen Ansatz zum 31. Dezember 2017 (in Mrd €)

VaR (finanzieller Ansatz, 95 %) ES ( bilanztechnischer Ansatz, 99 %)

8,6 10,6

Kreditrisiko Kreditrisiken entstehen aus den für geldpolitische Zwecke gehaltenen Portfolios der EZB, ihrem auf Euro lautenden Eigenmittelportfolio und ihren Währungsreserven. Wenngleich die zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere zu fortgeführten Anschaffungskosten abzüglich etwaiger Wertminderung erfasst werden und somit keinen Preisänderungen im Zusammenhang mit Kreditmigrationen unterliegen, sind sie dennoch dem Kreditausfallrisiko ausgesetzt. Die auf Euro lautenden Eigenmittel und Währungsreserven werden zu Marktpreisen bewertet und sind daher Kreditmigrations- und Ausfallrisiken ausgesetzt. Infolge der 2017 fortgesetzten Käufe im Rahmen des APP stieg das Kreditrisiko der EZB im Vergleich zum Vorjahr.

Das Kreditrisiko wird vorwiegend durch Zulassungskriterien, Due-Diligence- Verfahren und Limite gemindert, die sich von Portfolio zu Portfolio unterscheiden.

Fremdwährungs- und Fremdwährungs- und Rohstoffrisiken entstehen aus den Währungsreserven Rohstoffrisiken und Goldbeständen der EZB. Infolge der vor allem durch die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar bedingten Verringerung der Ausgleichsposten aus Neubewertung für diese Bestände haben die Fremdwährungs- und Rohstoffrisiken, bilanztechnisch bewertet, im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 22 Angesichts der geldpolitischen Bedeutung dieser Vermögenswerte sichert die EZB die damit verbundenen Fremdwährungs- und Rohstoffrisiken nicht ab. Stattdessen werden diese Risiken durch die Ausgleichsposten aus Neubewertung und die aktive Diversifizierung der Bestände über verschiedene Währungen und Gold hinweg gemindert.

Zinsänderungsrisiko Die Währungsreserven der EZB und die auf Euro lautenden Eigenmittelportfolios sind überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere investiert und einem Marktrisiko aufgrund von Zinsschwankungen ausgesetzt, weil sie zu Marktpreisen bewertet werden. Die Währungsreserven der EZB sind vor allem in Vermögenswerte mit vergleichsweise kurzen Laufzeiten investiert (siehe Abbildung 6 in Abschnitt 3.1), während die Vermögenswerte im Eigenmittelportfolio in der Regel eine längere Laufzeit aufweisen (siehe Abbildung 8 in Abschnitt 3.1). Bilanztechnisch bewertet blieb dieses Risiko gegenüber 2016 unverändert.

Das aus der Bewertung zu Marktpreisen resultierende Zinsänderungsrisiko der EZB wird durch Vorgaben zur Portfoliostrukturierung und die Ausgleichsposten aus Neubewertung gemindert.

Die EZB ist zudem dem Zinsänderungsrisiko aufgrund von Inkongruenzen zwischen den Zinserträgen aus ihren Vermögenswerten und den für ihre Verbindlichkeiten fälligen Zinszahlungen ausgesetzt, das sich im Nettozinsertrag niederschlägt. Dieses Risiko hängt nicht direkt mit einem spezifischen Portfolio zusammen, sondern ist eher der Struktur der Bilanz der EZB insgesamt und insbesondere dem Vorhandensein von Inkongruenzen bei Laufzeiten und Renditen von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten geschuldet. Es wird mittels mit einer vorausschauenden Analyse der Rentabilität der EZB überwacht, die zeigt, dass die EZB auch in den kommenden Jahren mit einem insgesamt positiven Nettozinsertrag rechnen kann, obwohl der Anteil der zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere mit niedriger Rendite und langer Laufzeit in der Bilanz der EZB zunimmt.

Diese Art von Risiko wird mit Vorgaben zur Portfoliostrukturierung gesteuert und durch das Bestehen von unverzinsten Verbindlichkeiten in der Bilanz der EZB weiter gemindert.

4.2 Operationelles Risiko

Das Management operationeller Risiken13 (Operational Risk Management – ORM) der EZB umfasst alle nichtfinanziellen Risiken.

13 Das operationelle Risiko ist definiert als das Risiko negativer Auswirkungen auf die Finanzlage, den Betrieb oder den Ruf der EZB, das durch die Beschäftigten, eine unzureichende Umsetzung bzw. ein Versagen der internen Governance oder der Geschäftsabläufe, ein Versagen der den Abläufen zugrunde liegenden Systeme oder durch externe Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen oder Angriffe von außen) verursacht wird.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 23 Management Das Direktorium ist für die ORM-Richtlinie und den ORM-Rahmen der EZB operationeller Risiken ist integraler Bestandteil der verantwortlich und genehmigt diese. Der Ausschuss für operationelle Risiken Governance- und Managementprozesse (Operational Risk Committee – ORC) unterstützt das Direktorium in seiner Aufsichtsfunktion hinsichtlich des Managements operationeller Risiken. ORM ist ein integraler Bestandteil der Governance-Struktur und der Managementprozesse der EZB.14

Der ORM-Rahmen der EZB soll vor allem dazu beizutragen, dass die EZB ihren Auftrag erfüllt und ihre Ziele erreicht, und gleichzeitig ihren Ruf und ihre Vermögenswerte vor Verlust, Missbrauch und Schaden zu schützen. Im Rahmen des ORM ist jeder Geschäftsbereich für die Ermittlung, Beurteilung, Meldung und Überwachung seiner operationellen Risiken, Vorfälle und Kontrollen sowie diesbezügliche Maßnahmen verantwortlich. In diesem Zusammenhang bietet die Risikotoleranzpolitik der EZB Orientierungshilfe bezüglich der Strategie zur Risikobewältigung und der Verfahren für die Risikoübernahme. Sie ist an eine 5×5-Risikomatrix gekoppelt, die auf den Skalen für Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit basiert (bei denen quantitative und qualitative Kriterien angewandt werden).

Das Bedrohungsumfeld, in dem die EZB tätig ist, wird immer komplexer, und in ihrem Tagesgeschäft ist sie vielfältigen operationellen Risiken ausgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit widmet die EZB den folgenden Bereichen: Risiken für die Informationssicherheit (z. B. Cyberbedrohungen), IT-bezogene Risiken sowie Risiken, die mit der Gebäudesicherheit und der physischen Sicherheit im Zusammenhang stehen. Deshalb hat die EZB Verfahren eingerichtet, die das laufende und wirksame Management ihrer operationellen Risiken unterstützen und sicherstellen, dass Risikoinformationen in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Zudem wurden Notfallpläne erarbeitet, die im Falle von Störungen den unterbrechungsfreien Betrieb kritischer Geschäftsbereiche gewährleisten.

14 Weitere Einzelheiten zur Governance-Struktur der EZB finden sich auf der EZB-Website.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 24 Jahresabschluss der EZB

Bilanz zum 31. Dezember 2017

Erläuterung 2017 2016 AKTIVA Nr. (in €) (in €)

Gold und Goldforderungen 1 17 558 411 241 17 820 761 460

Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets 2

Forderungen an den IWF 2.1 670 290 069 716 225 836

Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva 2.2 43 760 643 939 50 420 927 403

44 430 934 008 51 137 153 239

Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet 2.2 3 711 569 259 2 472 936 063

Sonstige Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 3 143 315 512 98 603 066

Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 4

Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere 4.1 228 386 260 874 160 815 274 667

Intra-Eurosystem-Forderungen 5

Forderungen im Zusammenhang mit der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems 5.1 93 657 169 470 90 097 085 330

Sonstige Aktiva 6

Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte 6.1 1 196 018 177 1 239 325 587

Sonstige finanzielle Vermögenswerte 6.2 20 502 633 142 20 618 929 223

Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften 6.3 451 129 972 839 030 321

Aktive Rechnungsabgrenzungsposten 6.4 2 597 290 354 2 045 522 937

Sonstiges 6.5 1 527 699 142 1 799 777 235

26 274 770 787 26 542 585 303

Aktiva insgesamt 414 162 431 151 348 984 399 128

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 25 Erläuterung 2017 2016 PASSIVA Nr. (in €) (in €)

Banknotenumlauf 7 93 657 169 470 90 097 085 330

Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 8 1 060 813 972 1 851 610 500

Verbindlichkeiten in Euro gegenüber sonstigen Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 9

Sonstige Verbindlichkeiten 9.1 1 150 056 196 1 060 000 000

Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets 10 19 549 390 872 16 730 644 177

Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten 11

Verbindlichkeiten aus der Übertragung von Währungsreserven 11.1 40 792 608 418 40 792 608 418

Sonstige Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten (netto) 11.2 217 751 769 550 151 201 250 612

258 544 377 968 191 993 859 030

Sonstige Passiva 12

Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften 12.1 431 115 965 660 781 618

Passive Rechnungsabgrenzungsposten 12.2 76 283 568 69 045 958

Sonstiges 12.3 1 063 113 810 1 255 559 836

1 570 513 343 1 985 387 412

Rückstellungen 13 7 669 798 641 7 706 359 686

Ausgleichsposten aus Neubewertung 14 21 945 472 247 28 626 267 808

Kapital und Rücklagen 15

Kapital 15.1 7 740 076 935 7 740 076 935

Jahresüberschuss 1 274 761 507 1 193 108 250

Passiva insgesamt 414 162 431 151 348 984 399 128

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 26 Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2017

Erläuterung 2017 2016 Nr. (in €) (in €)

Zinserträge aus Währungsreserven 22.1 534 161 570 370 441 770

Zinserträge aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems 22.2 0 8 920 896

Sonstige Zinserträge 22.4 1 527 294 605 1 604 648 023

Zinserträge 2 061 456 175 1 984 010 689

Zinsaufwendungen aufgrund der Forderungen der NZBen aus übertragenen Währungsreserven 22.3 0 (3 611 845)

Sonstige Zinsaufwendungen 22.4 (249 812 879) (332 020 205)

Zinsaufwendungen (249 812 879) (335 632 050)

Nettozinsertrag 22 1 811 643 296 1 648 378 639

Realisierte Gewinne (Verluste) aus Finanzoperationen 23 161 069 043 224 541 742

Abschreibungen auf Finanzanlagen und -positionen 24 (105 133 331) (148 172 010)

Zuführung zu/Auflösung von Rückstellungen für allgemeine Währungs-, Zins-, Kredit- und Goldpreisrisiken 0 0

Nettoertrag aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikorückstellungen 55 935 712 76 369 732

Nettoerträge/-aufwendungen aus Gebühren und Provisionen 25 440 069 889 371 322 769

Erträge aus Aktien und Beteiligungen 26 1 181 547 869 976

Sonstige Erträge 27 51 815 338 50 000 263

Nettoerträge insgesamt 2 360 645 782 2 146 941 379

Personalaufwendungen 28 (535 251 909) (466 540 231)

Verwaltungsaufwendungen 29 (463 232 194) (414 207 622)

Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte (66 722 125) (64 769 605)

Aufwendungen für Banknoten 30 (9 478 047) (8 315 671)

Sonstige Aufwendungen 31 (11 200 000) 0

Jahresüberschuss 1 274 761 507 1 193 108 250

Frankfurt am Main, 13. Februar 2018

Europäische Zentralbank

Mario Draghi Präsident

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 27 Rechnungslegungsgrundsätze15

Form und Darstellung des Jahresabschlusses

Der Jahresabschluss der EZB ist gemäß den folgenden Rechnungslegungsgrundsätzen16 aufgestellt worden, mit denen nach Auffassung des EZB-Rats eine angemessene Darstellung des Jahresabschlusses erzielt wird und die zugleich für die Tätigkeit einer Zentralbank angemessen sind.

Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze

Die folgenden Grundsätze kamen bei der Erstellung des Jahresabschlusses zur Anwendung: Bilanzwahrheit/Bilanzklarheit, Bilanzvorsicht, Berücksichtigung von Ereignissen nach dem Bilanzstichtag, Wesentlichkeit, Unternehmensfortführung, Periodenabgrenzung, Stetigkeit und Vergleichbarkeit.

Ausweis von Aktiva und Passiva

Aktiva bzw. Passiva werden nur dann in der Bilanz ausgewiesen, wenn es wahrscheinlich ist, dass der damit verbundene künftige wirtschaftliche Nutzen oder Aufwand der EZB zugutekommt bzw. von ihr zu tragen ist, im Wesentlichen alle damit verbundenen Risiken und Nutzen auf die EZB übergegangen sind und die Anschaffungskosten oder der Wert des Vermögensgegenstands bzw. die Höhe der Verpflichtung zuverlässig ermittelt werden können.

Bewertungsansatz

Die Bewertung erfolgt grundsätzlich zu historischen Anschaffungskosten. Abweichend davon werden marktfähige Wertpapiere (mit Ausnahme von zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren), Gold und alle sonstigen Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten (einschließlich außerbilanziell geführter Positionen) zum Marktwert ausgewiesen.

15 Die detaillierten Rechnungslegungsgrundsätze der EZB sind in Beschluss (EU) 2016/2247 der EZB vom 3. November 2016 über den Jahresabschluss der EZB (EZB/2016/35) (ABl. L 347 vom 20.12.2016, S. 1), geänderte Fassung, festgelegt. Um eine harmonisierte buchmäßige Erfassung und Meldung der Geschäfte des Eurosystems sicherzustellen, stützt sich der Beschluss auf die Leitlinie (EU) 2016/2249 der EZB vom 3. November 2016 über die Rechnungslegungsgrundsätze und das Berichtswesen im Europäischen System der Zentralbanken (EZB/2016/34) (ABl. L 347 vom 20.12.2016, S. 37). 16 Diese Grundsätze, die bei Bedarf regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, stehen im Einklang mit den Bestimmungen von Artikel 26.4 der ESZB-Satzung zur Harmonisierung der buchmäßigen Erfassung und der Meldung der Geschäfte des Eurosystems.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 28 Für die Erfassung von Transaktionen in finanziellen Aktiva und Passiva ist der Erfüllungstag maßgeblich.

Mit Ausnahme von Wertpapierkassageschäften werden Geschäfte mit Finanzinstrumenten in Fremdwährung am Abschlusstag in Nebenbüchern (außerbilanziell) erfasst. Am Abwicklungstag werden die außerbilanziellen Buchungen zurückgebucht, und die Geschäfte werden in der Bilanz erfasst. Devisenkäufe und -verkäufe wirken sich am Abschlusstag auf die Nettowährungsposition aus; realisierte Gewinne und Verluste aus Verkäufen werden ebenfalls zum Abschlusstag berechnet. Aufgelaufene Zinsen und Agio- bzw. Disagiobeträge für Finanzinstrumente in Fremdwährung werden täglich berechnet und ausgewiesen, und auch die Fremdwährungsposition ändert sich durch diese aufgelaufenen Beträge täglich.

Gold, Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten

Auf Fremdwährung lautende Forderungen und Verbindlichkeiten werden zu dem am Bilanzstichtag geltenden Wechselkurs in Euro umgerechnet. Bei Erträgen und Aufwendungen ist der Wechselkurs am Buchungstag maßgeblich. Die Neubewertung von Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten (einschließlich bilanzieller und außerbilanzieller Instrumente) erfolgt für jede Währung gesondert.

Bei der Neubewertung von Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten werden Marktpreis- und Wechselkurseffekte getrennt behandelt.

Die Goldposition wird zum Marktpreis am Bilanzstichtag bewertet. Bei der Neubewertung der Goldposition wird nicht zwischen Preis- und Wechselkurseffekten differenziert. Für das Geschäftsjahr 2017 erfolgte die bilanzielle Einzelbewertung zum Euro-Preis je Feinunze Gold auf Basis des Wechselkurses des Euro gegenüber dem US-Dollar am 29. Dezember 2017.

Der Wechselkurs eines Sonderziehungsrechts (SZR) beruht auf einem Währungskorb. Der Wert eines SZR wird als Summe der Werte der fünf im Währungskorb enthaltenen wichtigsten Weltwährungen (US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi, japanischer Yen und Pfund Sterling) in entsprechender Gewichtung berechnet. Die SZR-Bestände der EZB wurden anhand des am 29. Dezember 2017 geltenden Wechselkurses des SZR zum Euro umgerechnet.

Wertpapiere

Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere

Die gegenwärtig zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere werden zu fortgeführten Anschaffungskosten (abzüglich etwaiger Wertminderung) erfasst.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 29 Sonstige Wertpapiere

Die Bewertung von marktfähigen Wertpapieren (mit Ausnahme von zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren) und vergleichbaren Forderungen erfolgt entweder zum mittleren Marktpreis oder auf Grundlage der Zinsstrukturkurve am Bilanzstichtag für jedes Wertpapier getrennt. In Wertpapiere eingebettete Optionen werden nicht getrennt bewertet. Für das Geschäftsjahr 2017 wurden die mittleren Marktpreise vom 29. Dezember 2017 herangezogen. Nicht marktgängige Aktien und sonstige als dauerhafte Anlagen gehaltene Eigenkapitalinstrumente werden zu Anschaffungskosten abzüglich etwaiger Wertminderung bewertet.

Ergebnisermittlung

Aufwendungen und Erträge werden in derjenigen Periode erfasst, der sie wirtschaftlich zuzurechnen sind.17 Realisierte Gewinne und Verluste aus dem Verkauf von Fremdwährungsbeständen, Gold und Wertpapieren werden erfolgswirksam verbucht, wobei die durchschnittlichen Anschaffungskosten der jeweiligen Position als Berechnungsgrundlage dienen.

Nicht realisierte Gewinne werden nicht erfolgswirksam erfasst, sondern in der Bilanzposition „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ ausgewiesen.

Nicht realisierte Verluste werden in die Gewinn- und Verlustrechnung eingestellt, wenn sie zum Jahresende die im betreffenden Ausgleichsposten aus Neubewertung erfassten Neubewertungsgewinne aus Vorperioden übersteigen. Nicht realisierte Verluste aus einem Wertpapier, einer Währung oder Gold werden nicht mit nicht realisierten Gewinnen aus anderen Wertpapieren, Währungen oder Gold verrechnet. Sind nicht realisierte Verluste in die Gewinn- und Verlustrechnung einzustellen, dann werden die durchschnittlichen Anschaffungskosten der jeweiligen Position durch Neuberechnung zum Wechselkurs bzw. Marktpreis zum Jahresultimo herabgesetzt. Am Jahresende in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasste nicht realisierte Verluste aus Zinsswaps werden in den Folgejahren amortisiert.

Wertminderungsaufwendungen werden in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst und in den Folgejahren nicht zurückgebucht, es sei denn, die Wertminderung geht aufgrund der weiteren Entwicklung nachvollziehbar zurück.

Agio- oder Disagiobeträge bei Wertpapieren werden über die Restlaufzeit der Wertpapiere abgeschrieben.

17 Rechnungsabgrenzungsposten und Rückstellungen für Verwaltungsaufwendungen werden erst ab einem Mindestbetrag von 100 000 € erfasst.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 30 Befristete Transaktionen

Befristete Transaktionen sind Geschäfte, bei denen die EZB Vermögenswerte im Rahmen einer Rückkaufsvereinbarung verkauft (Repo-Geschäft) bzw. kauft (Reverse Repo) oder gegen Überlassung von Sicherheiten Kredite gewährt.

Bei einem Repo-Geschäft verkauft die EZB Wertpapiere und verpflichtet sich zugleich, diese Wertpapiere zu einem bestimmten Termin zum dafür vereinbarten Preis wieder vom Geschäftspartner zurückzukaufen. Repo-Geschäfte werden als besicherte Einlagen auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen. Alle im Rahmen solcher Geschäfte verkauften Wertpapiere verbleiben in der Bilanz der EZB.

Bei einem Reverse Repo kauft die EZB Wertpapiere und verpflichtet sich gleichzeitig, diese Wertpapiere zu einem bestimmten Termin zum dafür vereinbarten Preis dem Geschäftspartner wieder zu verkaufen. Reverse-Repo-Geschäfte werden als besicherte Kredite auf der Aktivseite der Bilanz erfasst, sind jedoch nicht im Wertpapierbestand der EZB enthalten.

Befristete Transaktionen im Rahmen eines Programms, das von einem Spezialinstitut angeboten wird (einschließlich Wertpapierleihgeschäfte), werden nur dann in der Bilanz erfasst, wenn sie mit Barmitteln besichert sind und diese Barmittel noch nicht angelegt wurden.

Außerbilanzielle Geschäfte

Devisentermingeschäfte, die Terminseite von Devisenswaps und andere Währungsinstrumente, bei denen ein Tausch zwischen zwei Währungen an einem zukünftigen Termin vereinbart wird, werden zur Berechnung von Wechselkursgewinnen und -verlusten in die Nettowährungsposition einbezogen.

Zinsinstrumente werden einzeln bewertet. Die täglichen Veränderungen von Nachschussleistungen der offenen Zinsterminkontrakte sowie der Zinsswaps, deren Clearing von einem zentralen Kontrahenten durchgeführt wird, werden in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen. Die Bewertung von Wertpapiertermingeschäften und von Zinsswaps, deren Clearing nicht von einem zentralen Kontrahenten durchgeführt wird, beruht auf allgemein anerkannten Bewertungsmethoden, bei denen festgestellte Marktpreise und -kurse sowie die Diskontierungsfaktoren vom Abwicklungs- bis zum Bewertungstag herangezogen werden.

Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Bei der Bewertung von Aktiva und Passiva werden Sachverhalte berücksichtigt, die zwischen dem Bilanzstichtag und dem Tag eingetreten sind, an dem das Direktorium die Übermittlung des erweiterten Jahresabschlusses der EZB an den EZB-Rat

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 31 zwecks Feststellung genehmigt, soweit diese Sachverhalte als wesentlich für die Darstellung der Aktiva und Passiva in der Bilanz erachtet werden.

Wichtige Ereignisse nach dem Bilanzstichtag, die keine Auswirkungen auf die Darstellung der Aktiva und Passiva in der Bilanz haben, werden in den Erläuterungen angeführt.

Intra-ESZB-Salden/Intra-Eurosystem-Salden

Intra-ESZB-Salden resultieren in erster Linie aus grenzüberschreitenden Zahlungen in der EU, die in Zentralbankgeld in Euro abgewickelt werden. Diese Transaktionen werden in den meisten Fällen von privaten Wirtschaftssubjekten (d. h. Kreditinstituten, Unternehmen oder Privatpersonen) veranlasst. Sie werden über TARGET2 – das transeuropäische automatisierte Echtzeit-Brutto-Express- Zahlungssystem – abgewickelt und führen zu bilateralen Salden auf den TARGET2- Konten der Zentralbanken der EU. Die bilateralen Salden werden täglich verrechnet und der EZB zugewiesen, sodass jede nationale Zentralbank (NZB) eine einzige bilaterale Nettoposition – ausschließlich gegenüber der EZB – aufweist. Von der EZB durchgeführte und über TARGET2 abgewickelte Zahlungen wirken sich ebenfalls auf die einzelnen bilateralen Nettopositionen aus. Diese Positionen in den Büchern der EZB entsprechen der Nettoforderung bzw. Nettoverbindlichkeit jeder einzelnen NZB gegenüber dem übrigen Europäischen System der Zentralbanken (ESZB). Die Intra- Eurosystem-Salden der NZBen des Euroraums gegenüber der EZB, die sich aus ihrer Teilnahme an TARGET2 ergeben, sowie sonstige auf Euro lautende Intra- Eurosystem-Salden (z. B. Gewinnvorauszahlungen an die NZBen) werden in der Bilanz der EZB saldiert unter „Sonstige Intra-Eurosystem-Forderungen (netto)“ bzw. „Sonstige Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten (netto)“ ausgewiesen. Intra-ESZB- Salden der nicht dem Eurosystem angehörenden NZBen gegenüber der EZB, die sich aus ihrer Teilnahme an TARGET218 ergeben, werden unter „Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets“ erfasst.

Aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems resultierende Intra-Eurosystem-Salden werden als Gesamtnettoforderung unter „Forderungen im Zusammenhang mit der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems“ ausgewiesen (siehe „Banknotenumlauf“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

Intra-Eurosystem-Salden, die sich aus der Übertragung von Währungsreserven an die EZB im Zuge des Beitritts von NZBen zum Eurosystem ergeben, lauten auf Euro und werden unter „Verbindlichkeiten aus der Übertragung von Währungsreserven“ erfasst.

18 Zum 31. Dezember 2017 nahmen folgende NZBen außerhalb des Euroraums an TARGET2 teil: Българска народна банка (Bulgarische Nationalbank), Danmarks Nationalbank, Hrvatska Narodna Banka, Narodowy Bank Polski und Banca Naţională a României.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 32 Sachanlagen

Sachanlagen einschließlich immaterieller Anlagewerte, ausgenommen Grundstücke und Kunstwerke, werden zu Anschaffungskosten, vermindert um Abschreibungen, angesetzt. Grundstücke und Kunstwerke werden zu Anschaffungskosten bilanziert. Das Hauptgebäude der EZB wird zu Anschaffungskosten abzüglich Abschreibungen und etwaiger Wertminderung bewertet. Was die Abschreibung des EZB- Hauptgebäudes betrifft, so werden die Kosten den entsprechenden Kategorien von Sachanlagen zugeordnet, die wiederum entsprechend ihrer jeweiligen geschätzten Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Abschreibungen werden, beginnend mit dem Quartal, das auf den Zeitpunkt der Nutzungsbereitschaft folgt, linear über die erwartete wirtschaftliche Nutzungsdauer vorgenommen. Nachfolgend ist die jeweilige Nutzungsdauer für die wichtigsten Kategorien von Sachanlagen aufgeführt:

Gebäude 20, 25 oder 50 Jahre

Einbauten 10 oder 15 Jahre

Technische Ausstattung 4, 10 oder 15 Jahre

EDV-Ausstattung inkl. Software sowie Kraftfahrzeuge 4 Jahre

Mobiliar 10 Jahre

Beim aktivierten Herstellungsaufwand für die derzeit angemieteten Räumlichkeiten der EZB wurde die Abschreibungsdauer so angepasst, dass etwaige Ereignisse, die sich auf die erwartete wirtschaftliche Nutzungsdauer der betreffenden Sachanlage auswirken, Berücksichtigung finden.

Seit 2017 überprüft die EZB ihr Hauptgebäude jährlich auf Wertminderung gemäß dem International Accounting Standard (IAS) 36 „Wertminderung von Vermögenswerten“. Ergibt sich dabei ein Hinweis auf eine mögliche Wertminderung des Hauptgebäudes, so wird der erzielbare Betrag geschätzt. Ist der erzielbare Betrag niedriger als der Nettobuchwert, so wird in der Gewinn- und Verlustrechnung ein Wertminderungsaufwand erfasst.

Sachanlagen mit einem Anschaffungswert unter 10 000 € werden im Jahr des Erwerbs abgeschrieben.

Sachanlagen, welche die Aktivierungskriterien erfüllen, sich aber derzeit noch in Bau oder in Entwicklung befinden, werden in der Position „In Bau befindliche Anlagen“ erfasst. Ab dem Zeitpunkt der Nutzungsbereitschaft werden die diesbezüglichen Beträge umgebucht und unter Sachanlagen ausgewiesen.

Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, andere langfristig fällige Leistungen sowie Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses

Die EZB unterhält für ihre Mitarbeiter sowie für Direktoriumsmitglieder und die bei der EZB beschäftigten Mitglieder des Aufsichtsgremiums leistungsorientierte Versorgungspläne.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 33 Der Versorgungsplan für die Mitarbeiter wird über einen eigenen langfristig ausgelegten Fonds zur Erfüllung von Leistungen an Arbeitnehmer finanziert. Die Pflichtbeiträge der EZB und der Mitarbeiter finden in der leistungsorientierten Säule des Plans ihren Niederschlag. Mitarbeiter können im Rahmen einer beitragsorientierten Säule auf freiwilliger Basis zusätzliche Beiträge leisten, um Ansprüche auf zusätzliche Leistungen zu erwerben.19 Diese zusätzlichen Leistungen richten sich nach der Höhe der freiwillig gezahlten Beiträge und der mit diesen Beiträgen erzielten Investitionserträge.

Für Direktoriumsmitglieder und die bei der EZB beschäftigten Mitglieder des Aufsichtsgremiums bestehen Vereinbarungen ohne Fondsdeckung für Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses sowie andere langfristig fällige Leistungen. Für die Mitarbeiter bestehen ebenfalls Vereinbarungen ohne Fondsdeckung für Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses (ohne Pensionsbezüge) sowie andere langfristig fällige Leistungen und Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen

Die Verbindlichkeit, die hinsichtlich der leistungsorientierten Versorgungspläne einschließlich anderer langfristig fälliger Leistungen und Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses in der Bilanz unter „Sonstige Verbindlichkeiten“ ausgewiesen wird, entspricht dem Barwert der leistungsorientierten Verpflichtung zum Bilanzstichtag abzüglich des beizulegenden Zeitwerts des zur Finanzierung der betreffenden Verpflichtung eingesetzten Planvermögens.

Der Barwert der leistungsorientierten Verpflichtung wird jährlich von unabhängigen Aktuaren auf Basis des Anwartschaftsbarwertverfahrens berechnet. Zur Ermittlung des Barwerts werden die geschätzten künftigen Zahlungsströme abgezinst, wobei der verwendete Zinssatz anhand der am Bilanzstichtag geltenden Marktrenditen erstklassiger Euro-Unternehmensanleihen mit ähnlicher Fälligkeit bestimmt wird.

Versicherungsmathematische Gewinne und Verluste können infolge erfahrungsbedingter Anpassungen (Abweichungen der Ist-Werte von den getroffenen versicherungsmathematischen Annahmen) entstehen oder aus Änderungen der versicherungsmathematischen Annahmen resultieren.

Nettoaufwand für leistungsorientierte Versorgungspläne

Der Nettoaufwand für leistungsorientierte Versorgungspläne unterteilt sich in Komponenten, die in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden, und Neubewertungen in Bezug auf Leistungen nach Beendigung des

19 Die von den Mitarbeitern auf freiwilliger Basis geleisteten Beiträge können bei der Pensionierung für den Erwerb einer zusätzlichen Pension verwendet werden. Ab diesem Zeitpunkt wird diese Pension Bestandteil der leistungsorientierten Verpflichtung.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 34 Arbeitsverhältnisses, die in der Bilanz unter „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ erfasst werden.

Der in der Gewinn- und Verlustrechnung auszuweisende Nettobetrag setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

a) dem laufenden Dienstzeitaufwand (dem Barwert der im Berichtsjahr erworbenen Leistungsansprüche)

b) dem aus Planänderungen resultierenden nachzuverrechnenden Dienstzeitaufwand

c) der Nettoverzinsung zum Abzinsungssatz der Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen sowie

d) den Neubewertungen bezüglich der anderen langfristig fälligen Leistungen und gegebenenfalls Leistungen langfristiger Art aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses insgesamt

Der unter „Ausgleichsposten aus Neubewertung“ ausgewiesene Nettobetrag setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

a) den versicherungsmathematischen Gewinnen und Verlusten aus der leistungsorientierten Verpflichtung

b) den tatsächlichen Erträgen aus dem Planvermögen abzüglich der Beträge, die in der Nettoverzinsung der Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen enthalten sind, sowie

c) einer etwaigen Veränderung bei der Auswirkung der Vermögensobergrenze abzüglich der Beträge, die in der Nettoverzinsung der Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen enthalten sind

Die diesbezüglichen Beträge werden jährlich von unabhängigen Aktuaren bewertet und im Jahresabschluss entsprechend ausgewiesen.

Banknotenumlauf

Die EZB sowie die NZBen des Euroraums, die zusammen das Eurosystem bilden, sind mit der Ausgabe von Euro-Banknoten betraut.20 Der Gesamtwert des Euro- Banknotenumlaufs wird jeweils am letzten Arbeitstag im Monat entsprechend dem Banknoten-Verteilungsschlüssel auf die Zentralbanken des Eurosystems verbucht.21

20 Beschluss der EZB vom 13. Dezember 2010 über die Ausgabe von Euro-Banknoten (Neufassung) (EZB/2010/29) (2011/67/EU) (ABl. L 35 vom 9.2.2011, S. 26), geänderte Fassung. 21 Der Banknoten-Verteilungsschlüssel bezeichnet die Prozentsätze, die sich unter Berücksichtigung des Anteils der EZB an den insgesamt ausgegebenen Euro-Banknoten und aus der Anwendung des Kapitalzeichnungsschlüssels auf den Anteil der NZBen an den insgesamt ausgegebenen Banknoten ergeben.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 35 Der auf die EZB entfallende Anteil am gesamten Euro-Banknotenumlauf in Höhe von 8 % wird auf der Passivseite der Bilanz unter der Position „Banknotenumlauf“ ausgewiesen. Dieser Position stehen entsprechende Forderungen an die NZBen gegenüber. Diese Forderungen werden verzinst22 und in der Unterposition „Intra- Eurosystem-Forderungen: Forderungen im Zusammenhang mit der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems“ ausgewiesen (siehe „Intra-ESZB- Salden/Intra-Eurosystem-Salden“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze). Die Zinserträge aus diesen Forderungen werden in der Gewinn- und Verlustrechnung in der Position „Zinserträge aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems“ erfasst.

Gewinnvorauszahlung

Ein Betrag in Höhe der Summe der Einkünfte der EZB aus dem Euro- Banknotenumlauf und der Einkünfte aus den zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren, die im Rahmen a) des Programms für die Wertpapiermärkte, b) des dritten Programms zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen, c) des Programms zum Ankauf von Asset-Backed Securities und d) des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors erworben wurden, wird im Januar des Folgejahres im Wege einer Gewinnvorauszahlung verteilt, sofern der EZB-Rat keine anderslautende Entscheidung trifft.23 Der Betrag wird in voller Höhe ausgezahlt, es sei denn, er liegt über dem Jahresüberschuss der EZB. Außerdem kann der EZB-Rat beschließen, der Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken Mittel zuzuführen. Der EZB-Rat kann zudem beschließen, den im Januar auszuschüttenden Betrag der Einkünfte aus dem Euro- Banknotenumlauf um den Betrag der Kosten der EZB für die Banknotenausgabe und -bearbeitung zu kürzen.

Sonstiges

Als externer Rechnungsprüfer der EZB wurde für den Fünfjahreszeitraum bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2017 die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Niederlassung ) bestellt. Die Bestellung erfolgte gemäß Artikel 27 der ESZB-Satzung auf Empfehlung des EZB-Rats mit Billigung durch den EU-Rat.

22 Beschluss (EU) 2016/2248 der EZB vom 3. November 2016 über die Verteilung der monetären Einkünfte der nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist (EZB/2016/36) (ABl. L 347 vom 20.12.2016, S. 26). 23 Beschluss (EU) 2015/298 der EZB vom 15. Dezember 2014 über die vorläufige Verteilung der Einkünfte der EZB (EZB/2014/57) (Neufassung) (ABl. L 53 vom 25.2.2015, S. 24), geänderte Fassung.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 36 Erläuterungen zur Bilanz

1 Gold und Goldforderungen

Am 31. Dezember 2017 hielt die EZB 16 229 522 Unzen24 Feingold. 2017 wurden keine Goldtransaktionen durchgeführt, und die Bestände der EZB blieben daher gegenüber dem 31. Dezember 2016 unverändert. Die Abnahme des Euro- Gegenwerts dieser Bestände war auf den Rückgang des Goldpreises in Euro im Berichtsjahr zurückzuführen (siehe „Gold, Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze sowie Erläuterung Nr. 14 „Ausgleichsposten aus Neubewertung“).

2 Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets sowie an Ansässige im Euro- Währungsgebiet

2.1 Forderungen an den IWF

In dieser Position werden die Bestände der EZB an SZR zum 31. Dezember 2017 ausgewiesen. Sie ergibt sich aus Transaktionen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der von der EZB autorisiert ist, in ihrem Namen innerhalb einer vereinbarten Bandbreite SZR gegen Euro zu kaufen bzw. zu verkaufen. Bilanztechnisch werden SZR wie Fremdwährungen behandelt (siehe „Gold, Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze). Der Rückgang des Euro-Gegenwerts der Bestände der EZB an SZR war auf die Abwertung der SZR gegenüber dem Euro im Berichtsjahr zurückzuführen.

2.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva sowie Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet

Diese beiden Positionen bestehen aus Guthaben bei Banken, Fremdwährungskrediten sowie Wertpapieranlagen in US-Dollar, japanischen Yen und chinesischen Renminbi.

24 Umgerechnet 504,8 Tonnen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 37 Forderungen an Ansässige außerhalb des Euro- 2017 2016 Veränderung Währungsgebiets (in €) (in €) (in €)

Giroeinlagen 6 793 888 796 6 844 526 120 (50 637 324)

Geldmarkteinlagen 2 316 566 582 2 005 810 644 310 755 938

Reverse-Repo-Geschäfte 0 503 747 273 (503 747 273)

Wertpapieranlagen 34 650 188 561 41 066 843 366 (6 416 654 805)

Insgesamt 43 760 643 939 50 420 927 403 (6 660 283 464)

Forderungen an Ansässige im Euro- 2017 2016 Veränderung Währungsgebiet (in €) (in €) (in €)

Giroeinlagen 1 022 379 1 211 369 (188 990)

Geldmarkteinlagen 2 422 295 400 1 964 182 715 458 112 685

Reverse-Repo-Geschäfte 1 288 251 480 507 541 979 780 709 501

Insgesamt 3 711 569 259 2 472 936 063 1 238 633 196

Der Gesamtwert dieser Positionen ging im Jahr 2017 zurück. Der Hauptgrund dafür war die Abwertung des US-Dollar und des japanischen Yen gegenüber dem Euro.

Die Nettofremdwährungsbestände der EZB25 beliefen sich zum 31. Dezember 2017 auf:

2017 2016 (Währung in Mio) (Währung in Mio)

US-Dollar 46 761 46 759

Japanischer Yen 1 093 563 1 091 844

Chinesischer Renminbi 3 755 0

In der ersten Jahreshälfte 2017 setzte die EZB einen Beschluss des EZB-Rats um, einen kleinen Teil ihrer Währungsreserven in chinesische Renminbi (CNY) zu investieren. Um die Investition zu tätigen, änderte die EZB die Zusammensetzung ihrer Währungsreserven. Sie veräußerte einen kleinen Teil ihrer US-Dollarbestände und reinvestierte den gesamten Betrag in chinesische Renminbi.26

3 Sonstige Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Euro- Währungsgebiet

Zum 31. Dezember 2017 umfasste diese Position Giroeinlagen bei im Euroraum ansässigen Geschäftspartnern in Höhe von 143,3 Mio € (2016: 98,6 Mio €).

25 Forderungen abzüglich Verbindlichkeiten in der jeweiligen Fremdwährung, die einer Neubewertung unterliegen. Diese sind in den Positionen „Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets“, „Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet“, „Aktive Rechnungsabgrenzungsposten“, „Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften“ (Passivseite) und „Passive Rechnungsabgrenzungsposten“ erfasst und berücksichtigen in außerbilanziellen Positionen ausgewiesene Devisentermin- sowie Devisenswapgeschäfte. Kursgewinne bei Finanzinstrumenten in Fremdwährung infolge von Neubewertungen sind nicht enthalten. 26 Siehe die Pressemitteilung der EZB vom 13. Juni 2017.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 38 4 Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro- Währungsgebiet

4.1 Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere

Zum 31. Dezember 2017 enthielt diese Position Wertpapiere, welche die EZB im Rahmen der drei Programme zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP), des Programms für die Wertpapiermärkte (SMP), des Programms zum Ankauf von Asset-Backed Securities (ABSPP) und des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP) erworben hatte.27

Die Ankäufe im Rahmen des ersten CBPP wurden am 30. Juni 2010 abgeschlossen, das zweite CBPP endete am 31. Oktober 2012. Der EZB-Rat beschloss am 6. September 2012, keine weiteren Ankäufe im Rahmen des SMP zu tätigen.

2017 führte das Eurosystem seine Wertpapierkäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) fort, das sich aus dem dritten CBPP, dem ABSPP, dem PSPP und dem CSPP zusammensetzt.28 Die von den NZBen und der EZB im Rahmen des APP getätigten monatlichen Nettokäufe beliefen sich zusammengenommen bis März 2017 auf durchschnittlich 80 Mrd € und ab April 2017 bis zum Jahresende auf durchschnittlich 60 Mrd €. Gemäß dem Beschluss des EZB- Rats vom Oktober 201729 soll der Nettoerwerb von Vermögenswerten ab Januar 2018 bis Ende September 2018 oder erforderlichenfalls darüber hinaus in einem monatlichen Umfang von 30 Mrd € erfolgen und in jedem Fall so lange, bis der EZB- Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht. Der Nettoerwerb von Vermögenswerten wird parallel zur Reinvestition der Tilgungszahlungen für im Rahmen des APP erworbene und fällig werdende Wertpapiere durchgeführt.

Die im Rahmen der genannten Programme angekauften Wertpapiere werden zu fortgeführten Anschaffungskosten abzüglich etwaiger Wertminderungen bewertet (siehe „Wertpapiere“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

Nachfolgend sind die fortgeführten Anschaffungskosten der von der EZB gehaltenen Wertpapiere sowie deren Marktwert30 (der nicht in der Bilanz ausgewiesen und lediglich zu Vergleichszwecken herangezogen wird) aufgeführt:

27 Die EZB erwirbt keine Wertpapiere im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP). 28 Weitere Informationen zum APP finden sich auf der Website der EZB. 29 Siehe die Pressemitteilung der EZB vom 26. Oktober 2017. 30 Marktwerte sind indikativer Natur und werden anhand von Marktnotierungen abgeleitet. Sind keine Marktnotierungen verfügbar, werden die Marktpreise anhand interner Eurosystem-Modelle geschätzt.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 39 2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Fortgeführte Fortgeführte Fortgeführte Anschaffungs- Anschaffungs- Anschaffungs- kosten Marktwert kosten Marktwert kosten Marktwert

Erstes Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen 618 533 956 654 666 968 1 032 305 522 1 098 106 253 (413 771 566) (443 439 285)

Zweites Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen 385 880 413 421 794 246 690 875 649 743 629 978 (304 995 236) (321 835 732)

Drittes Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen 19 732 748 768 19 958 910 843 16 550 442 553 16 730 428 857 3 182 306 215 3 228 481 986

Programm für die Wertpapiermärkte 6 644 212 912 7 554 660 470 7 470 766 415 8 429 995 853 (826 553 503) (875 335 383)

Programm zum Ankauf von Asset-Backed Securities 25 014 963 778 25 044 597 490 22 800 124 065 22 786 088 513 2 214 839 713 2 258 508 977

Programm zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors 175 989 921 047 177 087 513 888 112 270 760 463 112 958 545 591 63 719 160 584 64 128 968 297

Insgesamt 228 386 260 874 230 722 143 905 160 815 274 667 162 746 795 045 67 570 986 207 67 975 348 860

Der Rückgang der fortgeführten Anschaffungskosten in den Portfolios aus dem ersten und zweiten CBPP sowie dem SMP war auf Tilgungen zurückzuführen.

Der EZB-Rat beurteilt regelmäßig die finanziellen Risiken im Zusammenhang mit den Wertpapieren, die im Rahmen dieser Programme gehalten werden.

Auf Basis der Daten zum Jahresende werden jährliche Wertminderungstests durchgeführt und vom EZB-Rat verabschiedet. Im Rahmen dieser Tests werden Hinweise auf eine mögliche Wertminderung für jedes Programm separat geprüft. Bei Hinweisen auf eine mögliche Wertminderung wurden zusätzliche Analysen durchgeführt, um eine wertminderungsbedingte Beeinträchtigung der Cashflows der zugrunde liegenden Wertpapiere ausschließen zu können. Basierend auf den Ergebnissen der diesjährigen Wertminderungstests stellte die EZB bei ihren im Jahr 2017 zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapierportfolios keine Verluste fest.

5 Intra-Eurosystem-Forderungen

5.1 Forderungen im Zusammenhang mit der Verteilung von Euro- Banknoten innerhalb des Eurosystems

In dieser Position werden jene Forderungen der EZB gegenüber den NZBen des Euroraums erfasst, die sich im Zusammenhang mit der Verteilung der Euro- Banknoten innerhalb des Eurosystems ergeben (siehe „Banknotenumlauf“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze). Die Zinszahlungen für diese Forderungen werden täglich zum jeweils geltenden marginalen Zinssatz berechnet, der bei den Tenderoperationen des Eurosystems für seine Hauptrefinanzierungsgeschäfte31

31 Seit dem 16. März 2016 liegt der Zinssatz, der bei den Tendern des Eurosystems für seine Hauptrefinanzierungsgeschäfte Anwendung findet bei 0,00 %.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 40 Anwendung findet (siehe Erläuterung Nr. 22.2 „Zinserträge aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems“).

6 Sonstige Aktiva

6.1 Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte

Diese Position gliederte sich zum 31. Dezember 2017 wie folgt:

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Anschaffungskosten

Grund und Gebäude 1 006 108 554 1 011 662 911 (5 554 357)

Einbauten 221 866 010 221 888 762 (22 752)

EDV-Ausstattung inkl. Software 109 919 236 88 893 887 21 025 349

Betriebs-/Geschäftsausstattung, Mobiliar und Kraftfahrzeuge 95 383 187 96 197 706 (814 519)

In Bau befindliche Anlagen 3 364 162 3 024 459 339 703

Sonstige Sachanlagen 10 082 651 9 713 742 368 909

Anschaffungskosten insgesamt 1 446 723 800 1 431 381 467 15 342 333

Kumulierte Abschreibung

Grund und Gebäude (95 622 635) (72 284 513) (23 338 122)

Einbauten (47 644 949) (31 590 282) (16 054 667)

EDV-Ausstattung inkl. Software (74 188 322) (57 935 440) (16 252 882)

Betriebs-/Geschäftsausstattung, Mobiliar und Kraftfahrzeuge (31 856 677) (29 107 438) (2 749 239)

Sonstige Sachanlagen (1 393 040) (1 138 207) (254 833)

Kumulierte Abschreibung insgesamt (250 705 623) (192 055 880) (58 649 743)

Buchwert (netto) 1 196 018 177 1 239 325 587 (43 307 410)

Der Nettoanstieg in der Kategorie „EDV-Ausstattung inkl. Software“ ist auf Investitionen in Server, Datenspeicher, Netzwerkkomponenten und Software zur Verbesserung der aktuellen technischen Infrastruktur zurückzuführen.

Für das EZB-Hauptgebäude wurde zum Jahresende ein Wertminderungstest durchgeführt; ein Wertminderungsaufwand wurde nicht erfasst.

6.2 Sonstige finanzielle Vermögenswerte

Diese Position umfasst in erster Linie die Anlage der Eigenmittel der EZB, die als direkter Gegenposten zu Kapital und Rücklagen sowie zur Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken der EZB gehalten werden. Sie beinhaltet zudem 3 211 Aktien an der Bank für Internationalen

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 41 Zahlungsausgleich (BIZ), die zu den Anschaffungskosten von 41,8 Mio € ausgewiesen sind.

Diese Position setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Giroeinlagen in Euro 30 000 30 000 0

Auf Euro lautende Wertpapiere 18 416 779 029 19 113 074 101 (696 295 072)

Reverse-Repo-Geschäfte in Euro 2 043 990 172 1 463 994 460 579 995 712

Sonstige finanzielle Vermögenswerte 41 833 941 41 830 662 3 279

Insgesamt 20 502 633 142 20 618 929 223 (116 296 081)

Die im Jahr 2017 verzeichnete Nettoabnahme dieser Position war hauptsächlich auf den Rückgang des Marktwerts der im Eigenmittelportfolio der EZB gehaltenen Euro- Wertpapiere zurückzuführen.

6.3 Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften

In dieser Position sind in erster Linie die Bewertungsänderungen der am 31. Dezember 2017 offenen Swap- und Termingeschäfte in Fremdwährung ausgewiesen (siehe Erläuterung Nr. 19 „Devisenswap- und Devisentermingeschäfte“). Die Bewertungsänderungen beliefen sich auf 450,3 Mio € (2016: 837,4 Mio €) und ergeben sich aus der Umrechnung dieser Geschäfte in ihren Euro-Gegenwert zu dem am Bilanzstichtag geltenden Wechselkurs gegenüber dem Euro-Gegenwert, der aus der Umrechnung der Geschäfte zu den Durchschnittskosten der jeweiligen Fremdwährung an diesem Tag resultiert (siehe „Außerbilanzielle Geschäfte“ sowie „Gold, Fremdwährungsforderungen und -Verbindlichkeiten“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

Ebenfalls in dieser Position erfasst sind Bewertungsgewinne aus offenen Zinsswap- Geschäften (siehe Erläuterung Nr. 18 „Zinsswaps“).

6.4 Aktive Rechnungsabgrenzungsposten

2017 waren in dieser Position abgegrenzte Kuponzinsen aus Wertpapieranlagen, einschließlich beim Erwerb gezahlter und noch ausstehender Zinsen, in Höhe von 2 476,3 Mio € erfasst (2016: 1 924,5 Mio €) (siehe Erläuterung Nr. 2.2 „Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva sowie Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet“, Erläuterung Nr. 4 „Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet“ und Erläuterung Nr. 6.2 „Sonstige finanzielle Vermögenswerte“).

In dieser Position werden darüber hinaus a) abgegrenzte Erträge aus gemeinsamen Eurosystem-Projekten (siehe Erläuterung Nr. 27 „Sonstige Erträge“), b) verschiedene Vorauszahlungen sowie c) abgegrenzte Zinserträge aus sonstigen finanziellen Vermögenswerten ausgewiesen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 42 6.5 Sonstiges

In dieser Position sind die abgegrenzten Gewinnvorauszahlungen der EZB ausgewiesen (siehe „Gewinnvorauszahlung“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze und Erläuterung Nr. 11.2 „Sonstige Intra-Eurosystem- Verbindlichkeiten (netto)“).

Ausgewiesen werden zudem Salden in Höhe von 491,6 Mio € (2016: 804,3 Mio €) im Zusammenhang mit am 31. Dezember 2017 offenen Swap- und Termingeschäften in Fremdwährung. Diese Salden sind das Ergebnis der Umrechnung dieser Geschäfte in ihren Euro-Gegenwert zu den Durchschnittskosten der jeweiligen Währung am Bilanzstichtag gegenüber dem Euro-Gegenwert, zu dem die Transaktionen ursprünglich ausgewiesen wurden (siehe „Außerbilanzielle Geschäfte“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

7 Banknotenumlauf

Der in dieser Position ausgewiesene Betrag entspricht dem Anteil der EZB (8 %) am gesamten Euro-Banknotenumlauf (siehe „Banknotenumlauf“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

8 Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet

Die Zentralbanken des Eurosystems können für PSPP-Wertpapierleihgeschäfte Barsicherheiten akzeptieren, ohne dass diese Mittel reinvestiert werden müssen. Im Falle der EZB werden diese Geschäfte über ein Spezialinstitut abgewickelt.

Zum 31. Dezember 2017 belief sich der ausstehende Betrag dieser PSPP- Wertpapierleihgeschäfte mit Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet auf 1,1 Mrd € (2016: 1,9 Mrd €). Als Sicherheit erhaltene Barmittel wurden auf TARGET2-Konten übertragen. Da die Barmittel zum Jahresende noch nicht angelegt waren, wurden diese Transaktionen in der Bilanz ausgewiesen (siehe „Befristete Transaktionen“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).32

32 Wertpapierleihgeschäfte werden in Nebenbüchern (außerbilanziell) erfasst, es sei denn, sie werden gegen Barsicherheiten abgewickelt, die bis zum Jahresende noch nicht angelegt worden sind (siehe Erläuterung Nr. 16 „Wertpapierleihprogramme“).

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 43 9 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber sonstigen Ansässigen im Euro-Währungsgebiet

9.1 Sonstige Verbindlichkeiten

Diese Position beläuft sich auf 1 150,1 Mio € (2016: 1 060,0 Mio €). In ihr werden von der EZB akzeptierte Einlagen oder Zahlungen von Mitgliedern oder für Mitglieder von EURO1 und RT133 erfasst, die als Sicherungsfonds für EURO1 oder zur Unterstützung der Abwicklung in RT1 verwendet werden.

10 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets

Zum 31. Dezember 2017 war die größte Komponente eine Verbindlichkeit in Höhe von 10,1 Mrd € (2016: 4,1 Mrd €) aus dem unbefristeten wechselseitigen Währungsabkommen mit der Federal Reserve Bank of New York. Im Rahmen dieses Abkommens stellt die US-Notenbank der EZB US-Dollar im Wege von Swapgeschäften zur Verfügung, um den Geschäftspartnern des Eurosystems kurzfristige Refinanzierung in US-Dollar bereitzustellen. Die EZB geht ihrerseits Back-to-back-Swapgeschäfte mit NZBen des Eurogebiets ein, welche die hieraus resultierenden Mittel nutzen, um mit Geschäftspartnern des Eurosystems liquiditätszuführende Geschäfte in US-Dollar in Form von befristeten Transaktionen durchzuführen. Die Back-to-back-Swapgeschäfte führen zu Intra-Eurosystem-Salden zwischen der EZB und den NZBen (siehe Erläuterung Nr. 11.2 „Sonstige Intra- Eurosystem-Verbindlichkeiten (netto)“). Darüber hinaus erwachsen aus den mit der US-Notenbank und den NZBen des Euroraums durchgeführten Swapgeschäften Forderungen und Verbindlichkeiten aus Termingeschäften, die außerbilanziell erfasst werden (siehe Erläuterung Nr. 19 „Devisenswap- und Devisentermingeschäfte“).

Diese Position enthält zudem einen Betrag in Höhe von 6,1 Mrd € (2016: 9,5 Mrd €). Dieser setzt sich aus Salden auf Konten zusammen, welche die EZB für Zentralbanken außerhalb des Euroraums führt. Diese Salden sind das Ergebnis bzw. der Gegenposten von über TARGET2 abgewickelten Transaktionen. Der Rückgang dieser Salden im Jahr 2017 ist auf Zahlungen von Ansässigen außerhalb des Euro- Währungsgebiets an Ansässige im Euro-Währungsgebiet zurückzuführen.

Auf den verbleibenden Anteil dieser Position entfällt ein Betrag von 3,4 Mrd € (2016: 3,1 Mrd €) aus offenen PSPP-Wertpapierleihgeschäften mit Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets, bei denen in Form von Barmitteln erhaltene Sicherheiten auf TARGET2-Konten übertragen wurden (siehe Erläuterung Nr. 8 „Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro- Währungsgebiet“).

33 EURO1 und RT1 sind von der ABE CLEARING S.A.S à capital variable (EBA Clearing) betriebene Zahlungsverkehrssysteme.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 44 11 Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten

11.1 Verbindlichkeiten aus der Übertragung von Währungsreserven

In dieser Position sind die Verbindlichkeiten ausgewiesen, welche die EZB im Rahmen der Übertragung der Währungsreserven durch NZBen des Euroraums im Zuge des Beitritts der Notenbanken zum Eurosystem eingegangen ist. 2017 gab es in dieser Position keine Änderungen.

Seit 1. Januar 2015 (in €)

Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique 1 435 910 943

Deutsche Bundesbank 10 429 623 058

Eesti Pank 111 729 611

Banc Ceannais na hÉireann/Central Bank of Ireland 672 637 756

Bank of Greece 1 178 260 606

Banco de España 5 123 393 758

Banque de France 8 216 994 286

Banca d’Italia 7 134 236 999

Central Bank of Cyprus 87 679 928

Latvijas Banka 163 479 892

Lietuvos bankas 239 453 710

Banque centrale du Luxembourg 117 640 617

Bank Ċentrali ta‘ Malta/Central Bank of Malta 37 552 276

De Nederlandsche Bank 2 320 070 006

Oesterreichische Nationalbank 1 137 636 925

Banco de Portugal 1 010 318 483

Banka Slovenije 200 220 853

Národná banka Slovenska 447 671 807

Suomen Pankki – Finlands Bank 728 096 904

Insgesamt 40 792 608 418

Die Verzinsung dieser Verbindlichkeiten wird auf Tagesbasis zum jeweils geltenden marginalen Zinssatz berechnet, der bei den Tendern des Eurosystems für seine Hauptrefinanzierungsgeschäfte Anwendung findet, vermindert um einen Abschlag für die unverzinsten Goldbestände (siehe Erläuterung Nr. 22.3 „Zinsaufwendungen aufgrund der Forderungen der NZBen aus übertragenen Währungsreserven“).

11.2 Sonstige Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten (netto)

Im Jahr 2017 beinhaltete diese Position vor allem die TARGET2-Salden von NZBen des Euroraums gegenüber der EZB (siehe „Intra-ESZB-Salden/Intra-Eurosystem- Salden“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze). Der Anstieg dieser Position ist in erster Linie auf über TARGET2-Konten abgewickelte Nettoankäufe im Rahmen des APP zurückzuführen (siehe Erläuterung Nr. 4 „Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet“). Der Effekt der Nettoankäufe wurde zum Teil

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 45 durch den Anstieg der Beträge aus den Back-to-back-Swapgeschäften neutralisiert, die mit den NZBen im Zusammenhang mit liquiditätszuführenden Transaktionen in US-Dollar durchgeführt wurden.

Die Verzinsung von TARGET2-Positionen wird – mit Ausnahme von Salden aus Back-to-back-Swapgeschäften im Zusammenhang mit liquiditätszuführenden Transaktionen in US-Dollar – täglich zum jeweils geltenden marginalen Zinssatz berechnet, der bei den Tenderoperationen des Eurosystems für seine Hauptrefinanzierungsgeschäfte Anwendung findet.

In dieser Position sind auch die Verbindlichkeiten gegenüber den NZBen des Euroraums im Zusammenhang mit der Gewinnvorauszahlung der EZB (siehe „Gewinnvorauszahlung“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze) enthalten.

2017 2016 (in €) (in €)

Verbindlichkeiten gegenüber den NZBen des Euroraums aus dem TARGET2- Zahlungsverkehr 1 263 961 444 256 1 058 484 156 256

Forderungen an die NZBen im Euroraum aus dem TARGET2-Zahlungsverkehr (1 047 197 405 166) (908 249 140 203)

Verbindlichkeiten gegenüber den NZBen im Euroraum im Zusammenhang mit der Gewinnvorauszahlung der EZB 987 730 460 966 234 559

Sonstige Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten (netto) 217 751 769 550 151 201 250 612

12 Sonstige Passiva

12.1 Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften

In dieser Position sind in erster Linie die Bewertungsänderungen der am 31. Dezember 2017 offenen Swap- und Termingeschäfte in Fremdwährung ausgewiesen (siehe Erläuterung Nr. 19 „Devisenswap- und Devisentermingeschäfte“). Diese Bewertungsänderungen ergeben sich aus der Umrechnung dieser Geschäfte in ihren Euro-Gegenwert zu dem am Bilanzstichtag geltenden Wechselkurs gegenüber dem Euro-Gegenwert, der aus der Umrechnung der Geschäfte zu den Durchschnittskosten der jeweiligen Fremdwährung an diesem Tag resultiert (siehe „Außerbilanzielle Geschäfte“ sowie „Gold, Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

Ebenfalls in dieser Position erfasst sind Bewertungsverluste aus offenen Zinsswaps (siehe Erläuterung Nr. 18 „Zinsswaps“).

12.2 Passive Rechnungsabgrenzungsposten

Zum 31. Dezember 2017 umfasste diese Position Rechnungsabgrenzungsposten für Verwaltungsaufwendungen, transitorische Posten hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) (siehe Erläuterung Nr. 25

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 46 „Nettoerträge/-aufwendungen aus Gebühren und Provisionen“) und Rechnungsabgrenzungsposten für Finanzinstrumente.

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Rechnungsabgrenzungsposten für Verwaltungsaufwendungen 41 447 444 20 723 173 20 724 271

Finanzinstrumente 6 767 861 3 621 142 3 146 719

Transitorische Posten 28 068 263 41 089 798 (13 021 535)

Übertragung von Währungsreserven an die EZB 0 3 611 845 (3 611 845)

Insgesamt 76 283 568 69 045 958 7 237 610

12.3 Sonstiges

2017 beinhaltete diese Position wie im Vorjahr Salden in Höhe von 498,3 Mio € (2016: 714,9 Mio €) im Zusammenhang mit Swap- und Termingeschäften in Fremdwährung, die am 31. Dezember 2017 offen waren (siehe Erläuterung Nr. 19 „Devisenswap- und Devisentermingeschäfte“). Diese Salden waren das Ergebnis der Umrechnung dieser Geschäfte in ihren Euro-Gegenwert zu den Durchschnittskosten der jeweiligen Währung am Bilanzstichtag gegenüber dem Euro-Gegenwert, zu dem die Transaktionen ursprünglich ausgewiesen wurden (siehe „Außerbilanzielle Geschäfte“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

Zusätzlich war in dieser Position die Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen der EZB im Zusammenhang mit Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses sowie anderen langfristig fälligen Leistungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Direktoriumsmitglieder und die bei der EZB beschäftigten Mitglieder des Aufsichtsgremiums erfasst. Enthalten sind außerdem die Leistungen für EZB-Mitarbeiter aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, andere langfristig fällige Leistungen sowie Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses34

Bilanz

Die in der Bilanz ausgewiesenen Beträge für Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, andere langfristig fällige Leistungen sowie Leistungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses setzten sich wie folgt zusammen:

34 Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen. Die jeweiligen Beträge für das Direktorium und das Aufsichtsgremium werden in der Spalte „Leitungsgremien“ erfasst.

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 47 2017 2016 2017 Leitungs- 2017 2016 Leitungs- 2016 Mitarbeiter gremien Insgesamt Mitarbeiter gremien Insgesamt (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €)

Barwert der Verpflichtung 1 510,0 28,9 1 538,9 1 361,3 27,7 1 388,9

Beizulegender Zeitwert des Planvermögens (1 017,1) – 1 017,1 (878,0) – (878,0)

In der Bilanz ausgewiesene Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen 492,9 28,9 521,8 483,3 27,7 510,9

2017 umfasste der Barwert der Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern in Höhe von 1 510,0 Mio € (2016: 1 361,3 Mio €) Leistungen ohne Fondsdeckung in Höhe von 224,6 Mio € (2016: 187,0 Mio €) im Zusammenhang mit Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses (ohne Pensionsbezüge), anderen langfristig fälligen Leistungen sowie Leistungen für Mitarbeiter aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Der Barwert der Verpflichtung gegenüber den Direktoriumsmitgliedern und den Mitgliedern des Aufsichtsgremiums in Höhe von 28,9 Mio € (2016: 27,7 Mio €) bezieht sich ausschließlich auf bestehende Vereinbarungen ohne Fondsdeckung für Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses sowie andere langfristig fällige Leistungen.

Gewinn- und Verlustrechnung

Die in der Gewinn- und Verlustrechnung für 2017 ausgewiesenen Beträge setzten sich wie folgt zusammen:

2017 2017 2017 2016 2016 2016 Mitarbeiter Leitungsgremien Insgesamt Mitarbeiter Leitungsgremien Insgesamt (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €)

Laufender Dienstzeitaufwand 153,2 1,9 155,1 104,4 1,6 106,0

Nachzuverrechnender Dienstzeitaufwand 4,1 – 4,1 – – –

Nettoverzinsung der Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen 10,1 0,6 10,7 9,7 0,6 10,3

davon:

Verpflichtungsbezogene Zinsaufwendungen 28,3 0,6 28,9 29,1 0,6 29,8

Zinserträge aus Planvermögen (18,2) – (18,2) (19,5) – (19,5)

(Gewinne)/Verluste aus Neubewertungen bezüglich anderer langfristig fälliger Leistungen (0,9) 0,2 (0,7) 0,6 0,1 0,7

Gesamtbetrag nach versicherungsmathematischer Bewertung 166,5 2,7 169,2 114,6 2,4 117,0

Auflösung der CTS-Rückstellung (9,0) – (9,0) – – –

In den „Personalaufwendungen“ enthaltener Gesamtbetrag nach Auflösung der Rückstellung 157,5 2,7 160,2 114,6 2,4 117,0

Der laufende Dienstzeitaufwand erhöhte sich 2017 auf 155,1 Mio € (2016: 106,0 Mio €), was vornehmlich der Einführung des befristeten Programms zur beruflichen Neuorientierung (CTS) im Jahr 2017 geschuldet war. Das Programm

EZB, Jahresbericht 2017 - Jahresabschluss A 48 unterstützt unter bestimmten Bedingungen langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich außerhalb der EZB beruflich neu orientieren möchten. Die Auswirkungen auf die Personalaufwendungen wurden durch die Auflösung der 2016 zu diesem Zweck gebildeten Sonderrückstellung in Höhe von 9,0 Mio € teilweise ausgeglichen.

Der im Jahr 2017 nachzuverrechnende Dienstzeitaufwand ist auf die Einführung des Langzeitpflegeplans – eines leistungsorientierten Vorsorgeplans zurückzuführen, der nichtmedizinische Leistungen abdeckt. Der nachzuverrechnende Dienstzeitaufwand bezieht sich auf derzeitige Pensionsempfänger, die mit sofortiger Wirkung Anspruch auf Leistungen aus dem neuen Plan haben.

Veränderung der leistungsorientierten Verpflichtung, des Planvermögens und der Ergebnisse aus Neubewertung

Der Barwert der leistungsorientierten Verpflichtung änderte sich wie folgt:

2017 2016 2017 Leitungs- 2017 2016 Leitungs- 2016 Mitarbeiter gremien Insgesamt Mitarbeiter gremien Insgesamt (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €) (in Mio €)

Leistungsorientierte Verpflichtung zum Jahresbeginn 1 361,3 27,7 1 388,9 1 116,7 24,1 1 140,8

Laufender Dienstzeitaufwand 153,2 1,9 155,1 104,4 1,6 106,0

Nachzuverrechnender Dienstzeitaufwand 4,1 – 4,1 – – –

Verpflichtungsbezogene Zinsaufwendungen 28,3 0,6 28,9 29,1 0,6 29,8

Beiträge der Mitglieder des Versorgungsplans35 23,1 0,2 23,3 19,5 0,2 19,8

Gezahlte Leistungen (11,9) (0,9) (12,7) (8,6) (0,8) (9,5)

(Gewinne)/Verluste aus Neubewertung (48,1) (0,6) (48,7) 100,2 1,9 102,1

Leistungsorientierte Verpflichtung zum Jahresende 1 510,0 28,9 1 538,9 1 361,3 27,7 1 388,9

Die für 2017 insgesamt ausgewiesenen Gewinne aus der Neubewertung der leistungsorientierten Verpflichtung in Höhe von 48,7 Mio € waren auf die Erhöhung des Abzinsungssatzes von 2 % (2016) auf 2,1 % (2017) und eine Reduzierung des angenommenen künftigen Anstiegs der Pensionen von 1,4 % (2016) auf 1,3 % (2017) zurückzuführen.

Der beizulegende Zeitwert des Mitarbeiter-Planvermögens in der leistungsorientierten Säule änderte sich 2017 wie folgt:

35 Die Pflichtbeiträge der Mitarbeiter belaufen sich auf 7,4 % des Grundgehalts, die der EZB auf 20,7 % des Grundgehalts.

A 49 2017 2016 (in Mio €) (in Mio €)

Beizulegender Zeitwert des Planvermögens zum Jahresbeginn 878,0 755,3

Zinserträge aus Planvermögen 18,2 19,5

Gewinne aus Neubewertung 54,6 44,7

Arbeitgeberbeiträge 51,8 45,0

Beiträge der Mitglieder des Versorgungsplans 23,1 19,5

Gezahlte Leistungen (8,6) (6,0)

Beizulegender Zeitwert des Planvermögens zum Jahresende 1 017,1 878,0

Die auf das Planvermögen erzielten Gewinne aus Neubewertung für 2016 und 2017 spiegelten die Tatsache wider, dass die tatsächlichen Erträge der Fondsanteile höher ausfielen als die geschätzten Zinserträge aus dem Planvermögen.

Folgende Veränderungen ergaben sich im Jahr 2017 bei den Ergebnissen aus Neubewertung (siehe Erläuterung Nr. 14 „Ausgleichsposten aus Neubewertung“):

2017 2016 (in Mio €) (in Mio €)

Verluste aus Neubewertung zum Jahresbeginn (205,1) (148,4)

Gewinne aus Planvermögen 54,6 44,7

Gewinne/(Verluste) aus der Verpflichtung 48,7 (102,1)

In der Gewinn- und Verlustrechnung verbuchte Gewinne/(Verluste) 0,7 0,7

In den Ausgleichsposten aus Neubewertung enthaltene Verluste aus Neubewertung zum Jahresende (102,5) (205,1)

Grundlegende Annahmen

Die hier aufgeführten Bewertungen beruhen auf versicherungsmathematischen Annahmen, die vom Direktorium für Bilanzierungs- und Offenlegungszwecke gebilligt wurden. Die Berechnung der Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses und anderen langfristig fälligen Leistungen beruht in erster Linie auf den nachfolgend dargelegten Annahmen:

A 50 2017 2016 (in %) (in %)

Abzinsungssatz 2,10 2,00

Erwartete Erträge aus dem Planvermögen 36 3,10 3,00

Allgemeine künftige Gehaltserhöhungen 37 2,00 2,00

Künftige Pensionserhöhungen 38 1,30 1,40

Die im Jahr 2017 von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen einer beitragsorientierten Säule auf freiwilliger Basis geleisteten Beiträge beliefen sich auf 149,9 Mio € (2016: 133,2 Mio €). Diese werden in das Planvermögen investiert. Ihnen steht eine entsprechende Verpflichtung in gleicher Höhe gegenüber.

13 Rückstellungen

Diese Position umfasst in erster Linie eine Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken.

Die Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken dient dem Ausgleich künftiger realisierter und nicht realisierter Verluste, wobei der EZB-Rat über etwaige Auflösungen der Rückstellung entscheidet. Der Umfang und die Notwendigkeit dieser Rückstellung werden jährlich auf Basis einer entsprechenden Risikoanalyse und unter Berücksichtigung einer Reihe von Faktoren geprüft. Der Umfang darf zusammen mit dem allgemeinen Reservefonds der EZB nicht den Wert des von den NZBen des Eurogebiets eingezahlten Kapitals übersteigen.

Zum 31. Dezember 2017 war die Rückstellung für Wechselkurs-, Zinsänderungs-, Kredit- und Goldpreisrisiken mit 7 619 884 851 € unverändert gegenüber dem Vorjahr. Dieser Betrag entspricht dem Wert des zu diesem Datum von den NZBen des Euro-Währungsgebiets eingezahlten Kapitals.

14 Ausgleichsposten aus Neubewertung

Dieser Posten enthält in erster Linie Neubewertungssalden, die sich aus buchmäßigen Gewinnen aus Forderungen, Verbindlichkeiten und außerbilanziellen Geschäften ergeben (siehe „Ergebnisermittlung“, „Gold, Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten“, „Wertpapiere“ und „Außerbilanzielle Geschäfte“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze). Er beinhaltet außerdem die Neubewertungen der

36 Diese Annahmen wurden zur Berechnung der leistungsorientierten Verpflichtung der EZB, die durch Vermögenswerte mit zugrunde liegender Kapitalgarantie finanziert wird, herangezogen. 37 Auch künftige individuelle Gehaltserhöhungen von bis zu 1,8 % pro Jahr (abhängig vom Alter der Mitglieder des Versorgungsplans) werden berücksichtigt. 38 Gemäß den Vorschriften des Versorgungsplans der EZB werden die Pensionen jährlich erhöht. Fällt die allgemeine Gehaltsanpassung der EZB-Mitarbeiter geringer aus als die Teuerungsrate, so erfolgen die Pensionserhöhungen im Einklang mit der allgemeinen Gehaltsanpassung. Übersteigt die allgemeine Gehaltsanpassung die Teuerungsrate, so wird Erstere zur Festlegung der Pensionserhöhung herangezogen, sofern die Finanzlage der EZB-Versorgungspläne eine solche Anhebung zulässt.

A 51 Nettoschuld der EZB aus leistungsorientierten Versorgungsplänen in Bezug auf Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses (siehe „Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, andere langfristig fällige Leistungen sowie Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze sowie Erläuterung Nr. 12.3 „Sonstiges“).

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Gold 13 664 030 012 13 926 380 231 (262 350 219)

Devisen 7 851 010 723 14 149 471 665 (6 298 460 942)

Wertpapiere und sonstige Instrumente 532 971 621 755 494 021 (222 522 400)

Nettoschuld aus leistungsorientierten Versorgungsplänen in Bezug auf Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses (102 540 109) (205 078 109) 102 538 000

Insgesamt 21 945 472 247 28 626 267 808 (6 680 795 561)

Der Rückgang der Ausgleichsposten aus Neubewertung ist im Wesentlichen auf die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und dem japanischen Yen im Jahr 2017 zurückzuführen.

Im Folgenden sind der Goldpreis und die Wechselkurse aufgeführt, die für die Neubewertung zum Jahresende herangezogen wurden:

Wechselkurse/Goldpreis 2017 2016

US-Dollar je Euro 1,1993 1,0541

Japanischer Yen je Euro 135,01 123,40

Chinesischer Renminbi je Euro 7,8044 7,3202

Euro je SZR 1,1876 1,2746

Euro je Feinunze Gold 1 081,881 1 098,046

15 Kapital und Rücklagen

15.1 Kapital

Das gezeichnete Kapital der EZB beläuft sich auf 10 825 007 069 €. Das von den NZBen innerhalb und außerhalb des Euro-Währungsgebiets eingezahlte Kapital beträgt 7 740 076 935 €.

Die NZBen des Euro-Währungsgebiets haben ihren Anteil am gezeichneten Kapital voll einbezahlt. Dieser beläuft sich seit 1. Januar 2015 auf 7 619 884 851 €, wie in der Tabelle aufgeführt.39

39 Die einzelnen Beträge wurden auf den nächsten vollen Euro gerundet. Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

A 52 Kapitalschlüssel Eingezahltes Kapital seit seit 1. Januar 201540 1. Januar 2015 (in %) (in €)

Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique 2,4778 268 222 025

Deutsche Bundesbank 17,9973 1 948 208 997

Eesti Pank 0,1928 20 870 614

Banc Ceannais na hÉireann/Central Bank of Ireland 1,1607 125 645 857

Bank of Greece 2,0332 220 094 044

Banco de España 8,8409 957 028 050

Banque de France 14,1792 1 534 899 402

Banca d’Italia 12,3108 1 332 644 970

Central Bank of Cyprus 0,1513 16 378 236

Latvijas Banka 0,2821 30 537 345

Lietuvos bankas 0,4132 44 728 929

Banque centrale du Luxembourg 0,2030 21 974 764

Bank Ċentrali ta‘ Malta/Central Bank of Malta 0,0648 7 014 605

De Nederlandsche Bank 4,0035 433 379 158

Oesterreichische Nationalbank 1,9631 212 505 714

Banco de Portugal 1,7434 188 723 173

Banka Slovenije 0,3455 37 400 399

Národná banka Slovenska 0,7725 83 623 180

Suomen Pankki – Finlands Bank 1,2564 136 005 389

Insgesamt 70,3915 7 619 884 851

Die NZBen außerhalb des Euroraums müssen als Beitrag zu den Betriebskosten der EZB 3,75 % ihres Anteils am gezeichneten Kapital der EZB einzahlen. Seit 1. Januar 2015 ist dieser Beitrag auf insgesamt 120 192 083 € angewachsen. Die NZBen außerhalb des Euroraums haben weder Anspruch auf ausschüttbare EZB-Gewinne, noch müssen sie für Verluste der EZB aufkommen.

Die nicht dem Eurosystem angehörenden NZBen haben die nachfolgend aufgeführten Beiträge eingezahlt:

40 Die Anteile der einzelnen NZBen am Schlüssel für die Zeichnung des Kapitals der EZB wurden zuletzt am 1. Januar 2014 geändert. Am 1. Januar 2015 jedoch erhöhte sich die Gesamtgewichtung der NZBen des Euroraums im Kapitalschlüssel der EZB aufgrund des Beitritts Litauens zum Euroraum, während die Gesamtgewichtung der NZBen außerhalb des Euroraums zurückging. Seitdem sind keine Veränderungen eingetreten.

A 53 Kapitalschlüssel Eingezahltes Kapital seit seit 1. Januar 2015 1. Januar 2015 (in %) (in €)

Българска народна банка (Bulgarische Nationalbank) 0,8590 3 487 005

Česká národní banka 1,6075 6 525 450

Danmarks Nationalbank 1,4873 6 037 512

Hrvatska narodna banka 0,6023 2 444 963

Magyar Nemzeti Bank 1,3798 5 601 129

Narodowy Bank Polski 5,1230 20 796 192

Banca Naţională a României 2,6024 10 564 124

Sveriges riksbank 2,2729 9 226 559

Bank of England 13,6743 55 509 148

Insgesamt 29,6085 120 192 083

A 54 Außerbilanzielle Geschäfte

16 Wertpapierleihprogramme

Im Rahmen der Eigenmittelverwaltung hat die EZB ein Spezialinstitut damit beauftragt, Wertpapierleihgeschäfte in ihrem Namen durchzuführen.

Ferner hat die EZB in Übereinstimmung mit den Beschlüssen des EZB-Rats ihre Bestände an Wertpapieren, die im Rahmen des ersten, zweiten und dritten CBPP erworben wurden, sowie ihre Bestände an Wertpapieren, die im Rahmen des PSPP erworben wurden, und ihre Bestände an Wertpapieren, die im Rahmen des SMP erworben wurden und auch für einen Ankauf im Rahmen des PSPP zugelassen sind, für Wertpapierleihgeschäfte zur Verfügung gestellt.41

Diese Wertpapierleihgeschäfte werden in Nebenbüchern (außerbilanziell) erfasst, es sei denn, sie werden gegen Barsicherheiten abgewickelt, die bis zum Jahresende noch nicht angelegt worden sind.42 Zum 31. Dezember 2017 waren derartige Wertpapierleihgeschäfte mit einem Volumen von 13,4 Mrd € (2016: 10,9 Mrd €) offen. Davon standen 7,2 Mrd € (2016: 3,9 Mrd €) mit der Leihe von Wertpapieren im Zusammenhang, die zu geldpolitischen Zwecken gehalten werden.

17 Zinsfutures

Zum 31. Dezember 2017 waren die folgenden Fremdwährungsgeschäfte, ausgewiesen zu Marktkursen am Jahresende, offen:

2017 2016 Kontraktwert Kontraktwert Veränderung Fremdwährungs-Zinsfutures (in €) (in €) (in €)

Käufe 6 518 052 197 558 770 515 5 959 281 682

Verkäufe 6 584 789 977 2 258 798 975 4 325 991 002

Diese Geschäfte wurden im Zusammenhang mit der Verwaltung der Währungsreserven der EZB durchgeführt.

18 Zinsswaps

Zum 31. Dezember 2017 waren Zinsswap-Geschäfte mit einem Nominalwert von 415,9 Mio € (2016: 378,3 Mio €), ausgewiesen zu Marktkursen am Jahresende,

41 Die EZB erwirbt keine Wertpapiere im Rahmen des CSPP und verfügt daher nicht über entsprechende Bestände für Wertpapierleihgeschäfte. 42 Gibt es zum Jahresende Barsicherheiten, die nicht angelegt wurden, werden diese Transaktionen in der Bilanz erfasst (siehe Erläuterungen Nr. 8 „Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet“ und Nr. 10 „Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets“).

A 55 offen. Diese Geschäfte wurden im Zusammenhang mit der Verwaltung der Währungsreserven der EZB durchgeführt.

19 Devisenswap- und Devisentermingeschäfte

Verwaltung der Währungsreserven

2017 wurden im Rahmen der Verwaltung der Währungsreserven der EZB Devisenswap- und Devisentermingeschäfte durchgeführt. Die Forderungen und Verbindlichkeiten aus diesen Transaktionen, die zum 31. Dezember 2017 offen waren, werden wie folgt zu Marktkursen am Jahresende ausgewiesen:

2017 2016 Veränderung Devisenswap- und Devisentermingeschäfte (in €) (in €) (in €)

Forderungen 2 731 848 697 3 123 544 615 (391 695 918)

Verbindlichkeiten 2 719 012 506 2 855 828 167 (136 815 661)

Liquiditätszuführende Geschäfte

Im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Liquidität in US-Dollar an Geschäftspartner des Eurosystems entstanden auf US-Dollar lautende Forderungen und Verbindlichkeiten, die 2017 abgewickelt wurden (siehe Erläuterung Nr. 10 „Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro- Währungsgebiets“).

20 Verwaltung der Anleihe- und Darlehensgeschäfte

Die EZB war auch 2017 für die Verwaltung der von der EU im Rahmen der Fazilität des mittelfristigen finanziellen Beistands, des Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus, der Europäischen Finanzstabilitätsfazilität und des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) abgeschlossenen Anleihe- und Darlehensgeschäfte sowie für die Kreditrahmenvereinbarung für Griechenland zuständig. 2017 wickelte die EZB Zahlungen im Zusammenhang mit diesen Geschäften sowie im Zusammenhang mit der Zeichnung von Anteilen am genehmigten Stammkapital des ESM durch dessen Mitglieder ab.

21 Eventualverbindlichkeiten aus anhängigen Rechtsstreitigkeiten

Eine Reihe von Einlegern, Aktionären und Anleihegläubigern zyprischer Kreditinstitute reichte vier Klagen gegen die EZB und andere EU-Organe ein. Die Kläger bringen vor, dass sie infolge von Handlungen, die ihrer Ansicht nach zur

A 56 Umstrukturierung dieser Kreditinstitute im Zusammenhang mit dem Finanzhilfeprogramm für Zypern führten, finanzielle Verluste erlitten haben. Zwölf vergleichbare Klagen wurden 2014 vom Gericht der Europäischen Union in ihrer Gesamtheit als unzulässig abgewiesen. Gegen acht dieser Urteile wurden Rechtsmittel eingelegt, und im Jahr 2016 bestätigte der Gerichtshof der Europäischen Union entweder die Unzulässigkeit der Fälle oder urteilte bei diesen Klagen zugunsten der EZB. Die Rolle der EZB im Prozess, der zum Abschluss des Finanzhilfeprogramms führte, beschränkte sich auf die Bereitstellung von fachlicher Beratung gemäß dem ESM-Vertrag in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission sowie auf die unverbindliche Stellungnahme zum Entwurf des zyprischen Abwicklungsgesetzes. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der EZB infolge dieser Gerichtsverfahren keine Verluste entstehen.

A 57 Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung

22 Nettozinsertrag

22.1 Zinserträge aus Währungsreserven

Diese Position beinhaltet die im Zusammenhang mit den Netto-Währungsreserven der EZB angefallenen Zinserträge abzüglich der Zinsaufwendungen:

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Zinserträge aus Giroeinlagen 5 111 897 1 499 288 3 612 609

Zinserträge aus Geldmarkteinlagen 54 839 007 18 095 835 36 743 172

Zinsaufwendungen aus Repo-Geschäften (1 101 476) (34 017) (1 067 459)

Zinserträge aus Reverse-Repo-Geschäften 37 067 062 12 745 338 24 321 724

Zinserträge aus Wertpapieranlagen 389 779 270 304 958 993 84 820 277

Zinserträge/(Zinsaufwendungen) für Zinsswaps (109 873) 19 080 (128 953)

Zinserträge aus Devisentermin- und Devisenswapgeschäften 48 575 683 33 157 253 15 418 430

Nettozinserträge aus Währungsreserven 534 161 570 370 441 770 163 719 800

Der im Jahr 2017 verzeichnete Anstieg der Nettozinserträge insgesamt war hauptsächlich auf die höheren Zinserträge aus dem US-Dollar-Portfolio zurückzuführen.

22.2 Zinserträge aus der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems

In dieser Position werden die Zinserträge aus dem Anteil der EZB von 8 % an der gesamten Euro-Banknotenausgabe erfasst (siehe „Banknotenumlauf“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze sowie Erläuterung Nr. 5.1 „Forderungen im Zusammenhang mit der Verteilung von Euro-Banknoten innerhalb des Eurosystems“). Im Jahr 2017 lagen diese Zinserträge bei null, weil der Hauptrefinanzierungssatz während des gesamten Jahres 0 % betrug.

22.3 Zinsaufwendungen aufgrund der Forderungen der NZBen aus übertragenen Währungsreserven

In dieser Position werden die Zinsaufwendungen aufgrund der Forderungen der NZBen des Euroraums aus den an die EZB übertragenen Währungsreserven (siehe Erläuterung Nr. 11.1 „Verbindlichkeiten aus der Übertragung von Währungsreserven“) ausgewiesen. Die Zinsaufwendungen lagen 2017 bei null, weil der Hauptrefinanzierungssatz während des gesamten Jahres 0 % betrug.

A 58 22.4 Sonstige Zinserträge und sonstige Zinsaufwendungen

Im Jahr 2017 waren in diesen Positionen in erster Linie Nettozinserträge in Höhe von 1,1 Mrd € (2016: 1,0 Mrd €) auf die von der EZB zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapiere enthalten. Davon entfielen 0,6 Mrd € (2016: 0,4 Mrd €) auf Nettozinserträge auf die im Rahmen des APP erworbenen Wertpapiere und 0,4 Mrd € (2016: 0,5 Mrd €) auf Nettozinserträge auf die im Rahmen des SMP erworbenen Wertpapiere, wobei 154,5 Mio € (2016: 185,3 Mio €) davon aus im SMP-Portfolio der EZB gehaltenen griechischen Staatsanleihen resultierten.

Der Restbetrag dieser Positionen bestand in erster Linie aus Zinserträgen auf und Zinsaufwendungen für das Eigenmittelportfolio der EZB (siehe Erläuterung Nr. 6.2 „Sonstige Finanzanlagen“) sowie aus anderen zinstragenden Einlagen.

23 Realisierte Gewinne/Verluste aus Finanzoperationen

Realisierte Nettogewinne aus Finanzgeschäften setzten sich 2017 wie folgt zusammen:

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Realisierte Kursgewinne (netto) 22 249 008 159 456 244 (137 207 236)

Realisierte Wechselkurs- und Goldpreisgewinne (netto) 138 820 035 65 085 498 73 734 537

Realisierte Nettogewinne aus Finanzoperationen 161 069 043 224 541 742 (63 472 699)

Realisierte Kursgewinne (netto) schließen realisierte Gewinne und Verluste aus Wertpapieren, Zinsfutures und Zinsswaps ein. Der Rückgang der realisierten Kursgewinne (netto) im Jahr 2017 war hauptsächlich auf die niedrigeren realisierten Kursgewinne der Wertpapiere aus dem US-Dollar-Portfolio zurückzuführen.

Der Anstieg der realisierten Wechselkurs- und Goldpreisgewinne insgesamt (netto) war vor allem auf die Veräußerung eines kleinen Teils der US-Dollarbestände zur Finanzierung der Bildung des Renminbi-Portfolios zurückzuführen43 (siehe Erläuterung Nr. 2.2 „Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva sowie Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet“).

24 Abschreibungen auf Finanzanlagen und -positionen

Die Abschreibungen auf Finanzanlagen und -positionen gestalteten sich 2017 wie folgt:

43 Siehe die Pressemitteilung der EZB vom 13. Juni 2017.

A 59 2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Nicht realisierte Wertpapierkursverluste (78 577 070) (148 159 250) 69 582 180

Nicht realisierte Wechselkursverluste (26 556 261) (12 760) (26 543 501)

Insgesamt (105 133 331) (148 172 010) 43 038 679

Der Marktwert einer Reihe von im US-Dollar-Portfolio gehaltenen Wertpapieren ging 2017 weiter zurück, während die entsprechenden Renditen anstiegen. Daraus ergaben sich im Geschäftsjahr nicht realisierte Wertpapierkursverluste.

Die nicht realisierten Wechselkursverluste resultieren – infolge der Abwertung des chinesischen Renminbi gegenüber dem Euro verglichen mit dem Ankaufskurs – in erster Linie aus der Abschreibung der durchschnittlichen Anschaffungskosten der Renminbi-Bestände der EZB gemäß dem Wechselkurs zum Jahresende 2017.

25 Nettoerträge/-aufwendungen aus Gebühren und Provisionen

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Erträge aus Gebühren und Provisionen 452 095 734 382 191 051 69 904 683

Aufwendungen für Gebühren und Provisionen (12 025 845) (10 868 282) (1 157 563)

Nettoerträge aus Gebühren und Provisionen 440 069 889 371 322 769 68 747 120

Im Jahr 2017 enthielten die in dieser Position erfassten Erträge hauptsächlich Aufsichtsgebühren und Verwaltungssanktionen, die gegen beaufsichtigte Unternehmen wegen Verstößen gegen die EU-Bankenaufsichtsvorschriften (einschließlich Aufsichtsbeschlüssen der EZB) verhängt wurden. Die Aufwendungen setzten sich vor allem aus Depotgebühren sowie Gebühren der externen Vermögensverwalter für auf konkrete Weisung und im Namen des Eurosystems bis Ende März 2017 getätigte Ankäufe zugelassener Asset-Backed Securities zusammen.44

Erträge und Aufwendungen im Zusammenhang mit Aufsichtsaufgaben

Im November 2014 übernahm die EZB ihre Aufsichtsaufgaben gemäß Artikel 33 der SSM-Verordnung45. Um ihre Ausgaben für die Wahrnehmung dieser Aufgaben zu decken, erhebt die EZB jährliche Gebühren von den beaufsichtigten Unternehmen. Die EZB gab im April 2017 bekannt, dass sich die jährlichen Aufsichtsgebühren 2017 auf 425,0 Mio € belaufen würden.46 Dieser Betrag basierte auf geschätzten

44 Siehe die Pressemitteilung der EZB vom 15. Dezember 2016. 45 Verordnung (EU) Nr. 1024/2013 des Rates vom 15. Oktober 2013 zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die EZB (ABl. L 287 vom 29.10.2013, S. 63). 46 Dieser Betrag wurde im Oktober 2017 mit Fälligkeitstermin 30. November 2017 in Rechnung gestellt.

A 60 jährlichen Ausgaben für Aufsichtsaufgaben in Höhe von 464,7 Mio € im Jahr 2017, bereinigt um a) den Aufsichtsgebührenüberschuss von 41,1 Mio € im Jahr 2016 und b) die im Zusammenhang mit Änderungen der Anzahl oder des Status beaufsichtigter Unternehmen erstatteten Beträge47 (1,4 Mio €).

Basierend auf den tatsächlichen Ausgaben der EZB für ihre Aufsichtsaufgaben beliefen sich die Erträge aus Aufsichtsgebühren 2017 auf 436,7 Mio €. Der Nettoüberschuss von 27,9 Mio €, der sich aus der Differenz zwischen den geschätzten Ausgaben (464,7 Mio €) und den tatsächlichen Ausgaben (436,7 Mio €) für 2017 ergibt, ist unter „Passive Rechnungsabgrenzungsposten“ ausgewiesen (siehe Erläuterung Nr. 12.2 „Passive Rechnungsabgrenzungsposten“). Er wird mit den 2018 fälligen Aufsichtsgebühren verrechnet.

Die EZB ist außerdem berechtigt, Verwaltungssanktionen gegen beaufsichtigte Unternehmen zu verhängen, die gegen die EU-Bankenaufsichtsvorschriften (einschließlich Aufsichtsbeschlüssen der EZB) verstoßen.48 Die diesbezüglichen Einnahmen bleiben bei der Berechnung der jährlichen Aufsichtsgebühren unberücksichtigt. Sie werden stattdessen in der Gewinn- und Verlustrechnung der EZB als Erträge erfasst und im Rahmen der Gewinnvorauszahlungen an die NZBen des Euroraums verteilt. 2017 beliefen sich die von der EZB gegen beaufsichtigte Unternehmen verhängten Strafgelder auf 15,3 Mio €.

Die Erträge im Zusammenhang mit den Aufsichtsaufgaben der EZB für das Jahr 2017 setzten sich somit wie folgt zusammen: 49

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Aufsichtsgebühren 436 746 219 382 151 355 54 594 864

davon:

Von bedeutenden Unternehmen oder bedeutenden Gruppen erhobene Gebühren 397 493 784 338 418 328 59 075 456

Von weniger bedeutenden Unternehmen oder weniger bedeutenden Gruppen erhobene Gebühren 39 252 435 43 733 027 (4 480 592)

Verhängte Verwaltungssanktionen 15 300 000 0 15 300 000

Erträge aus Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht insgesamt 452 046 219 382 151 355 69 894 864

Die Ausgaben im Zusammenhang mit der Bankenaufsicht ergeben sich aus der direkten Aufsicht über bedeutende Unternehmen, der Überwachung der Aufsicht über weniger bedeutende Unternehmen sowie den Querschnitts- und Expertenaufgaben. Sie enthalten zudem Ausgaben, die sich aus Supportbereichen

47 Basierend auf Artikel 7 der Verordnung (EU) Nr. 1163/2014 der EZB vom 22. Oktober 2014 über Aufsichtsgebühren (EZB/2014/41) (ABl. L 311 vom 31.10.2014, S. 23), wird in Fällen, in denen a) ein beaufsichtigtes Unternehmen oder eine beaufsichtigte Gruppe nur während eines Teils des Gebührenzeitraums beaufsichtigt wird oder b) sich der Status einer beaufsichtigten Bank von bedeutend zu weniger bedeutend ändert oder umgekehrt, die jährliche Aufsichtsgebühr entsprechend angepasst. Solche erhaltenen oder erstatteten Beträge werden bei der Berechnung des in den folgenden Jahren fälligen Gesamtbetrags der jährlichen Aufsichtsgebühren berücksichtigt. 48 Einzelheiten zu den von der EZB verhängten Verwaltungssanktionen finden sich auf der Website zur EZB-Bankenaufsicht. 49 Die einzelnen Beträge wurden auf den nächsten vollen Euro gerundet. Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

A 61 ergeben, darunter Gebäude, Personalmanagement, Verwaltung, Haushaltsplanung und Controlling, Rechnungswesen, Rechtsdienste, Interne Revision, Statistik- und IT-Dienstleistungen, die zur Erfüllung der Aufsichtsaufgaben der EZB erforderlich sind.

Hinzu kommt, dass die Vereinnahmung eines Betrags in Höhe von 11,2 Mio € im Zusammenhang mit einer von der EZB gegen ein beaufsichtigtes Unternehmen verhängten Verwaltungssanktion als ungewiss eingestuft wurde, weil dem betreffenden Unternehmen später die Bankzulassung entzogen wurde und es sich gegenwärtig in Abwicklung befindet. Gemäß dem Vorsichtsprinzip wurde zum Jahresende eine Einzelwertberichtigung über den vollen Forderungsbetrag gebildet (siehe Erläuterung Nr. 31 „Sonstige Aufwendungen“). Der diesbezügliche Aufwand bleibt bei der Berechnung der jährlichen Aufsichtsgebühren unberücksichtigt, wird jedoch in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen und mindert den Jahresüberschuss.

Für 2017 lassen sich die tatsächlichen Gesamtausgaben im Zusammenhang mit den Aufsichtsaufgaben der EZB in folgende Positionen untergliedern:

2017 2016 Veränderung (in €) (in €) (in €)

Gehälter und Leistungen 215 017 183 180 655 666 34 361 517

Miete und Gebäudeinstandhaltung 52 959 161 58 103 644 (5 144 483)

Sonstige betriebliche Aufwendungen 168 769 875 143 392 045 25 377 830

Aufwendungen aus für Aufsichtsgebühren relevanten Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht 436 746 219 382 151 355 54 594 864

Einzelwertberichtigung für ungewisse Verwaltungssanktionen 11 200 000 0 11 200 000

Aufwendungen aus Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht insgesamt 447 946 219 382 151 355 65 794 864

Gründe für die Zunahme der tatsächlichen Ausgaben für die Bankenaufsicht im Berichtsjahr gegenüber 2016 waren der Anstieg der Mitarbeiterzahl der EZB- Bankenaufsicht und die höheren Kosten für externe Berater, vorwiegend im Zusammenhang mit der gezielten Überprüfung interner Modelle (Targeted Review of Internal Models – TRIM).

26 Erträge aus Aktien und Beteiligungen

Die Dividenden der Aktien, welche die EZB an der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hält (siehe Erläuterung Nr. 6.2 „Sonstige Finanzanlagen“), werden in dieser Position ausgewiesen.

27 Sonstige Erträge

Diese Position enthält vor allem die Beiträge der NZBen des Euroraums zu Kosten, die der EZB im Zusammenhang mit gemeinsamen Eurosystem-Projekten entstanden sind.

A 62 28 Personalaufwendungen

Die höhere durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten der EZB im Jahr 2017 und die Ausgaben für Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses im Rahmen des 2017 von der EZB eingeführten CTS-Programms (siehe Erläuterung Nr. 12.3 „Sonstiges“) führten zu einem Anstieg der Personalkosten.

In dieser Position sind Aufwendungen für Gehälter, Zulagen, Mitarbeiterversicherungen und sonstige Personalkosten in Höhe von 366,0 Mio € (2016: 349,5 Mio €) erfasst. Sie enthält zudem einen Betrag in Höhe von 169,2 Mio € (2016: 117,0 Mio €) für die Leistungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, andere langfristig fällige Leistungen sowie Leistungen aus Anlass der Beendigung des Arbeitsverhältnisses (siehe Erläuterung Nr. 12.3 „Sonstiges“).

Die Gehälter und Zulagen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EZB orientieren sich im Wesentlichen am Gehaltsschema der EU und sind mit diesem vergleichbar.

Die Direktoriumsmitglieder und die bei der EZB beschäftigten Mitglieder des Aufsichtsgremiums erhalten ein Grundgehalt, während die bei der EZB beschäftigten Teilzeit-Mitglieder des Aufsichtsgremiums in Abhängigkeit von der Anzahl der Sitzungen, an denen sie teilgenommen haben, zusätzliche Vergütungen erhalten können. Darüber hinaus erhalten die Mitglieder des Direktoriums und die bei der EZB beschäftigten Vollzeit-Mitglieder des Aufsichtsgremiums eine Residenzzulage sowie eine Aufwandsentschädigung. Dem Präsidenten der EZB wird anstatt einer Residenzzulage ein Amtssitz zur Verfügung gestellt. Gemäß den Beschäftigungsbedingungen für das Personal der Europäischen Zentralbank können Direktoriumsmitglieder und Mitglieder des Aufsichtsgremiums, je nach persönlicher Situation, Anspruch auf eine Haushalts- sowie eine Kinder- und Ausbildungszulage haben. Die auf das Gehalt erhobenen Steuern gehen an die EU; des Weiteren werden Beiträge für die Altersversorgung sowie für Kranken- und Unfallversicherung abgezogen. Zulagen sind steuerfrei und werden bei der Berechnung der Pensionsansprüche nicht berücksichtigt.

Die Grundgehälter der Mitglieder des Direktoriums und der bei der EZB beschäftigten Mitglieder des Aufsichtsgremiums (d. h. ohne die Vertreter der nationalen Aufsichtsbehörden) im Jahr 2017 waren wie folgt:50

50 Es werden Bruttobeträge ausgewiesen, also vor Abzug von Steuern zugunsten der Europäischen Union.

A 63 2017 201651 (in €) (in €)

Mario Draghi (Präsident) 396 900 389 760

Vítor Constâncio (Vizepräsident) 340 200 334 080

Peter Praet (Direktoriumsmitglied) 283 488 278 388

Benoît Cœuré (Direktoriumsmitglied) 283 488 278 388

Yves Mersch (Direktoriumsmitglied) 283 488 278 388

Sabine Lautenschläger (Direktoriumsmitglied) 283 488 278 388

Direktorium insgesamt 1 871 052 1 837 392

Aufsichtsgremium insgesamt (bei der EZB beschäftigte Mitglieder) 52 793 817 632 060

davon:

Danièle Nouy (Vorsitzende des Aufsichtsgremiums) 283 488 278 388

Insgesamt 2 664 869 2 469 452

Die Teilzeit-Mitglieder des Aufsichtsgremiums erhielten außerdem eine zusätzliche Vergütung. Diese belief sich 2017 auf 96 470 € (2016: 343 341 €).

Die an die Mitglieder beider Leitungsgremien gezahlten Zulagen und der für sie gezahlte Beitrag der EZB zur Kranken- und Unfallversicherung betrugen insgesamt 852 998 € (2016: 807 475 €). Der Anstieg gegenüber 2016 war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass im Februar 2017 ein neues Mitglied in das Aufsichtsgremium aufgenommen wurde.

Die an ehemalige Mitglieder beider Leitungsgremien und deren Angehörige ausgezahlten Pensionen (inklusive Zulagen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses) sowie die für sie geleisteten Beiträge zur Kranken- und Unfallversicherung beliefen sich auf 857 476 € (2016: 834 668 €).53

Ende 2017 beschäftigte die EZB 3 384 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente)54, von denen 330 Führungspositionen bekleideten. Die Veränderung des Personalstands im Jahr 2017 stellt sich wie folgt dar:

51 Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Gehälter des Präsidenten und des Vizepräsidenten enthielten die jährliche allgemeine Gehaltsanpassung. Bei anderen Mitgliedern beider Leitungsgremien, einschließlich der Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums, erfolgte die allgemeine Gehaltsanpassung 2017 rückwirkend. 52 Ohne das Gehalt von Sabine Lautenschläger – der stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums –, das zusammen mit dem der übrigen Mitglieder des Direktoriums ausgewiesen wird. 53 Angaben zu dem in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Nettobetrag im Zusammenhang mit dem Altersversorgungssystem für die aktuellen Direktoriumsmitglieder und Mitglieder des Aufsichtsgremiums finden sich in Erläuterung Nr. 12.3 „Sonstiges“. 54 Ohne Mitarbeiter in unbezahltem Urlaub. Mitarbeiter mit unbefristeten, befristeten oder Kurzzeitverträgen sowie Teilnehmer am Graduate Programme der EZB sind eingerechnet. Ebenfalls erfasst sind Mitarbeiter, die langfristig krankgeschrieben sind oder sich im Mutterschutz befinden.

A 64 2017 2016

Stand zum Vorjahresende 3 171 2 871

Zugänge 726 725

Abgänge (443) (380)

Nettoanstieg/(Nettorückgang) im Rahmen der jeweiligen Teilzeitregelungen (70) (45)

Stand zum 31. Dezember 3 384 3 171

davon:

Abgänge zum 31. Dezember 113 80

Durchschnittlicher Personalstand 3 254 3 007

29 Verwaltungsaufwendungen

In dieser Position, die sich auf 463,2 Mio € (2016: 414,2 Mio €) beläuft, sind alle sonstigen laufenden Aufwendungen erfasst, insbesondere Mieten, Ausgaben für Gebäudeinstandhaltung, Informationstechnologie, nicht aktivierungsfähige Ausgaben für Sachanlagen und Honorare. Hinzu kommen die mit der Einstellung und Weiterbildung von Mitarbeitern verbundenen Ausgaben, einschließlich der Umzugskosten.

30 Aufwendungen für Banknoten

Diese Aufwendungen ergeben sich vor allem aus dem grenzüberschreitenden Transport von Euro-Banknoten zur Belieferung der NZBen mit druckfrischen Geldscheinen sowie zwischen den NZBen zum Ausgleich von Engpässen durch Überschussbestände. Diese Kosten werden zentral von der EZB getragen.

31 Sonstige Aufwendungen

2017 umfasste diese Position eine Einzelwertberichtigung für eine von der EZB gegen ein beaufsichtigtes Unternehmen verhängte Verwaltungssanktion, deren Vereinnahmung als ungewiss eingestuft wurde (siehe Erläuterung Nr. 25 „Nettoerträge/-aufwendungen aus Gebühren und Provisionen“).

A 65

Ernst & Young GmbH Claus-Peter Wagner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Managing Partner Financial Services Mergenthalerallee 3-5 Telefon +49 6196 996 26512 65760 Eschborn/Frankfurt/M. Telefax +49 181 3943 26512 Postfach 53 23 [email protected] 65728 Eschborn/Frankfurt/M. www.de.ey.com

Von der EZB zu Informationszwecken angefertigte Übersetzung des Bestätigungsvermerks ihres externen Wirtschaftsprüfers. Im Fall von Abweichungen gilt die von EY unterzeichnete englische Fassung.

An den Präsidenten der Europäischen Zentralbank 14. Februar 2018 und den EZB-Rat Frankfurt am Main

Bestätigungsvermerk

Prüfungsurteil Wir haben den Jahresabschluss der Europäischen Zentralbank geprüft, der die Bilanz zum 31. Dezember 2017, die Gewinn- und Verlustrech- nung für das Geschäftsjahr 2017, eine Zusammenfassung der Rechnungslegungsgrundsätze sowie sonstige Erläuterungen enthält. Nach unserer Einschätzung vermittelt der vorliegende Jahresabschluss der Europäischen Zentralbank gemäß den vom EZB-Rat aufgestellten Grundsätzen, die im Beschluss (EU) 2016/2247 der EZB vom 3. November 2016 über den Jahresabschluss der EZB (EZB/2016/35), geänderte Fassung, dargelegt sind, ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Europäischen Zentralbank zum 31. Dezember 2017.

Grundlagen für das Prüfungsurteil Wir haben unsere Prüfung gemäß den International Standards on Auditing (ISA) durchgeführt. Unsere Verantwortung nach diesen Standards ist im Abschnitt „Verantwortung des Abschlussprüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses“ unseres Vermerks weitergehend beschrieben. Wir sind in Übereinstimmung mit den deutschen berufsrechtlichen Vorschriften, die für unsere Prüfung des Jahresabschlusses maßgeblich sind und die mit dem Verhaltenskodex für Berufsangehörige des International Ethics Standards Boards for Accountants (IESBA-Kodex) in Einklang ste- hen, von der Europäischen Zentralbank unabhängig und haben unsere sonstigen Berufspflichten gemäß diesen Anforderungen erfüllt. Wir sind der Auffassung, dass die von uns erlangten Prüfungsnachweise ausreichend und angemessen sind, um als Grundlage für unser Prüfungsurteil zu dienen.

Pflichten des Direktoriums der Europäischen Zentralbank und der für die Überwachung des Jahresabschlusses Verantwortlichen Das Direktorium ist für die Erstellung und eine den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Darstellung des Jahresabschlusses gemäß den vom EZB-Rat aufgestellten Grundsätzen verantwortlich; diese Grundsätze sind im Beschluss (EU) 2016/2247 der EZB vom 3. November 2016 über den Jahresabschluss der EZB (EZB/2016/35), geänderte Fassung, dargelegt. Ferner ist das Direktorium für die internen Kontrollen ver- antwortlich, die nach seinem Ermessen für die Erstellung eines Jahresabschlusses notwendig sind, der frei von wesentlichen – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – falschen Angaben ist. Bei der Erstellung des Jahresabschlusses ist das Direktorium dafür verantwortlich, gemäß Artikel 4 des geltenden Beschlusses (EZB/2016/35), geänderte Fassung, den Rechnungslegungsgrundsatz der Unternehmensfortführung anzuwenden. Die für die Überwachung Verantwortlichen sind für die Überwachung des Rechnungslegungsprozesses der Europäischen Zentralbank verant- wortlich.

Verantwortung des Abschlussprüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses Unser Ziel ist es, hinreichende Sicherheit darüber zu erlangen, ob der Jahresabschluss insgesamt frei von wesentlichen – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – falschen Angaben ist, und einen Vermerk zu erteilen, der unser Prüfungsurteil zum Jahresabschluss beinhaltet. Hinreichende Sicherheit ist ein hohes Maß an Sicherheit, aber keine Garantie dafür, dass eine gemäß den ISA durchgeführte Abschlussprüfung eine wesentli- che falsche Angabe stets aufdeckt. Falsche Angaben können aus Verstößen oder Unrichtigkeiten resultieren und werden als wesentlich angese- hen, wenn nach vernünftigem Ermessen davon ausgegangen werden kann, dass sie einzeln oder insgesamt die auf der Grundlage dieses Jah- resabschlusses getroffenen wirtschaftlichen Entscheidungen von Adressaten beeinflussen.

Unabhängiges Mitglied von Ernst & Young Global Limited Vorsitzender des Aufsichtsrats: WP/StB Georg Graf Waldersee – Mitglieder der Geschäftsführung: WP/StB Hubert Barth, Vorsitzender WP/StB Ute Benzel – WP/StB Alexander Kron – WP/StB Mathieu Meyer CPA Julie Linn Teigland – WP/StB Claus-Peter Wagner – WP/StB Prof. Dr. Peter Wollmert Sitz der Gesellschaft: Stuttgart – Rechtsform: GmbH – Amtsgericht Stuttgart HRB 730277 – Umsatzsteueridentifikations-Nr./VAT: DE 147799609 Als Teil einer Abschlussprüfung gemäß den ISA üben wir während der gesamten Abschlussprüfung pflichtgemäßes Ermessen aus und bewahren eine kritische Grundhaltung. Darüber hinaus:

• identifizieren und beurteilen wir die Risiken wesentlicher – beabsichtigter oder unbeabsichtigter – falscher Angaben im Jahresab- schluss, planen und führen Prüfungshandlungen als Reaktion auf diese Risiken durch und erlangen Prüfungsnachweise, die ausrei- chend und angemessen sind, um als Grundlage für unser Prüfungsurteil zu dienen. Das Risiko, dass wesentliche falsche Angaben nicht aufgedeckt werden, ist bei Verstößen höher als bei Unrichtigkeiten, da Verstöße betrügerisches Zusammenwirken, Fälschun- gen, beabsichtigte Unvollständigkeiten, irreführende Angaben oder das Außerkraftsetzen interner Kontrollen beinhalten können. • gewinnen wir ein Verständnis von dem für die Abschlussprüfung maßgeblichen internen Kontrollsystem, um Prüfungshandlungen zu planen, die unter den gegebenen Umständen angemessen sind, jedoch nicht mit dem Ziel, ein Prüfungsurteil zur Wirksamkeit des in- ternen Kontrollsystems der Bank abzugeben. • beurteilen wir die Angemessenheit der von den Verantwortlichen angewandten Rechnungslegungsgrundsätze sowie die Vertretbar- keit der von den Verantwortlichen dargestellten geschätzten Werte und damit zusammenhängenden Angaben. • ziehen wir Schlussfolgerungen zur Angemessenheit der Anwendung des Rechnungslegungsgrundsatzes der Unternehmensfortfüh- rung durch die Verantwortlichen und leiten aus den erlangten Prüfungsnachweisen ab, ob eine wesentliche Unsicherheit im Zusam- menhang mit Ereignissen oder Gegebenheiten besteht, die erhebliche Zweifel an der Fähigkeit der Bank zur Fortführung ihrer Tätig- keit aufwerfen können. Falls wir zu dem Schluss kommen, dass eine wesentliche Unsicherheit besteht, sind wir verpflichtet, im Bestä- tigungsvermerk auf die dazugehörigen Angaben im Jahresabschluss aufmerksam zu machen oder, falls diese Angaben unangemes- sen sind, unser Prüfungsurteil abzuändern. Wir ziehen unsere Schlussfolgerungen auf der Grundlage der bis zum Datum unseres Be- stätigungsvermerks erlangten Prüfungsnachweise. • beurteilen wir die Gesamtdarstellung, den Aufbau und den Inhalt des Jahresabschlusses einschließlich der Angaben, und prüfen, ob der Jahresabschluss die zugrunde liegenden Geschäftsvorfälle und Ereignisse so darstellt, dass er ein den tatsächlichen Verhältnis- sen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Bank vermittelt.

Wir erörtern mit den für die Überwachung Verantwortlichen unter anderem den geplanten Umfang und die Zeitplanung der Prüfung sowie bedeu- tende Prüfungsfeststellungen, einschließlich etwaiger Mängel im internen Kontrollsystem, die wir während unserer Abschlussprüfung feststel- len. Wir geben gegenüber den für die Überwachung Verantwortlichen eine Erklärung ab, dass wir die maßgeblichen Unabhängigkeitsanforderungen eingehalten haben, und erörtern mit ihnen alle Beziehungen und sonstigen Sachverhalte, von denen nach vernünftigem Ermessen angenommen werden kann, dass sie sich auf unsere Unabhängigkeit auswirken, sowie gegebenenfalls die hierzu getroffenen Schutzmaßnahmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Claus-Peter Wagner Victor Veger Wirtschaftsprüfer Certified Public Accountant Erläuterungen zur Gewinnverteilung/Verlustabdeckung

Diese Erläuterungen sind nicht Bestandteil des Jahresabschlusses der EZB für das Jahr 2017.

Gemäß Artikel 33 der ESZB-Satzung wird der Nettogewinn der EZB in der folgenden Reihenfolge verteilt:

a) Ein vom EZB-Rat zu bestimmender Betrag, der 20 % des Nettogewinns nicht übersteigen darf, wird dem allgemeinen Reservefonds bis zu einer Obergrenze von 100 % des Kapitals zugeführt;

b) der verbleibende Nettogewinn wird an die Anteilseigner der EZB entsprechend ihren eingezahlten Anteilen ausgeschüttet.55

Falls die EZB einen Verlust erwirtschaftet, kann der Fehlbetrag aus dem allgemeinen Reservefonds der EZB und erforderlichenfalls nach einem entsprechenden Beschluss des EZB-Rats aus den monetären Einkünften des betreffenden Geschäftsjahres im Verhältnis und bis in Höhe der Beträge gezahlt werden, die nach Artikel 32.5 der ESZB-Satzung an die nationalen Zentralbanken verteilt werden.56

Der Jahresüberschuss der EZB belief sich im Jahr 2017 auf 1 274,7 Mio €. Nach einem entsprechenden Beschluss des EZB-Rats wurde am 31. Januar 2018 eine Gewinnvorauszahlung in Höhe von 987,7 Mio € an die NZBen des Eurogebiets geleistet. Des Weiteren beschloss der EZB-Rat, den verbleibenden Gewinn von 287,0 Mio € an die NZBen des Eurogebiets auszuschütten.

2017 2016 (in €) (in €)

Jahresüberschuss 1 274 761 507 1 193 108 250

Gewinnvorauszahlung (987 730 460) (966 234 559)

Überschuss nach Gewinnvorauszahlung 287 031 047 226 873 691

Ausschüttung des verbleibenden Gewinns (287 031 047) (226 873 691)

Insgesamt 0 0

55 NZBen außerhalb des Euroraums haben weder Anspruch auf ausschüttbare EZB-Gewinne, noch müssen sie für Verluste der EZB aufkommen. 56 Gemäß Artikel 32.5 der ESZB-Satzung wird die Summe der monetären Einkünfte der NZBen unter den NZBen entsprechend ihren eingezahlten Anteilen am Kapital der EZB verteilt.

A 70 Abkürzungen

ABSPP Programm zum Ankauf von Asset-Backed Securities

APP Programm zum Ankauf von Vermögenswerten

BIZ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

CBPP Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen

CNY Chinesischer Renminbi

CSPP Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors

CTS Programm zur beruflichen Neuorientierung

EBA Euro Banking Association

ES zu erwartender Ausfall

ESM Europäischer Stabilitätsmechanismus

ESZB Europäisches System der Zentralbanken

EU Europäische Union

EZB Europäische Zentralbank

IT Informationstechnologie

IWF Internationaler Währungsfonds

NZB Nationale Zentralbank

ORC Ausschuss für operationelle Risiken

ORM Management operationeller Risiken

PSPP Programm zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors

RMC Ausschuss für Risikomanagement

SMP Programm für die Wertpapiermärkte

SSM Einheitlicher Aufsichtsmechanismus

SZR Sonderziehungsrecht

TARGET2 Transeuropäisches automatisiertes Echtzeit-Brutto-Express-Zahlungsverkehrssystem

TRIM Gezielte Überprüfung interner Modelle

VaR Value at Risk

A 71 Konsolidierte Bilanz des Eurosystems zum 31. Dezember 20171

(In Mio EUR) 2

AKTIVA 31. Dezember 2017 31. Dezember 2016

1 Gold und Goldforderungen 376 300 382 061

2 Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets 296 217 327 859

2.1 Forderungen an den IWF 70 214 78 752

2.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva 226 002 249 107

3 Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet 38 058 30 719

4 Forderungen in Euro an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets 19 364 19 082

4.1 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen und Kredite 19 364 19 082

4.2 Forderungen aus der Kreditfazilität im Rahmen des WKM II 0 0

5 Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 764 310 595 873

5.1 Hauptrefinanzierungsgeschäfte 3 372 39 131

5.2 Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte 760 639 556 570

5.3 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen 0 0

5.4 Strukturelle Operationen in Form von befristeten Transaktionen 0 0

5.5 Spitzenrefinanzierungsfazilität 299 172

5.6 Forderungen aus Margenausgleich 0 0

6 Sonstige Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 37 563 69 134

7 Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 2 660 726 1 974 866

7.1 Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere 2 386 012 1 653 995

7.2 Sonstige Wertpapiere 274 714 320 870

8 Forderungen in Euro an öffentliche Haushalte 25 015 26 460

9 Sonstige Aktiva 254 010 235 384

Aktiva insgesamt 4 471 563 3 661 439

1 Basierend auf vorläufigen ungeprüften Zahlen. Alle NZBen werden ihren Jahresabschluss bis Ende Mai 2018 abschließen. Danach wird die endgültige konsolidierte Jahresbilanz des Eurosystems veröffentlicht. 2 Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

EZB, Jahresbericht 2017 - Konsolidierte Bilanz des Eurosystems C 1 PASSIVA 31. Dezember 2017 31. Dezember 2016

1 Banknotenumlauf 1 170 716 1 126 215

2 Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 1 881 596 1 313 264

2.1 Einlagen auf Girokonten (einschließlich Mindestreserveguthaben) 1 185 792 888 988

2.2 Einlagefazilität 695 801 424 208

2.3 Termineinlagen 0 0

2.4 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen 0 0

2.5 Verbindlichkeiten aus Margenausgleich 2 69

3 Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 20 984 9 427

4 Verbindlichkeiten aus der Begebung von Schuldverschreibungen 0 0

5 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber sonstigen Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 286 889 220 760

5.1 Einlagen von öffentlichen Haushalten 168 457 114 887

5.2 Sonstige Verbindlichkeiten 118 432 105 873

6 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets 355 381 205 678

7 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 3 830 3 644

8 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets 11 254 9 301

8.1 Einlagen, Guthaben und sonstige Verbindlichkeiten 11 254 9 301

8.2 Verbindlichkeiten aus der Kreditfazilität im Rahmen des WKM II 0 0

9 Ausgleichsposten für vom IWF zugeteilte Sonderziehungsrechte 55 218 59 263

10 Sonstige Passiva 225 543 218 929

11 Ausgleichsposten aus Neubewertung 357 852 394 357

12 Kapital und Rücklagen 102 298 100 601

Passiva insgesamt 4 471 563 3 661 439

EZB, Jahresbericht 2017 - Konsolidierte Bilanz des Eurosystems C 2 Statistical section

1. Financial and monetary developments S2

2. Economic activity S14

3. Prices and costs S28

4. Exchange rates and balance of payments S35

5. Fiscal developments S40

Further information

ECB statistics: http://sdw.ecb.europa.eu/

Methodological definitions can be found in the General Notes to the Statistics Bulletin: http://sdw.ecb.europa.eu/reports.do?node=10000023

Details on calculations can be found in the Technical Notes to the Statistics Bulletin: http://sdw.ecb.europa.eu/reports.do?node=10000022

Explanations of terms and abbreviations can be found in the ECB’s statistics glossary: http://www.ecb.europa.eu/home/glossary/html/glossa.en.html

Specific methodological note

Multi-annual averages of growth rates are calculated using the geometric mean. For all the other indicators included in this section, the multi-annual averages are computed using the arithmetic mean.

Cut-off date for the Statistical section

The cut-off date for the statistics included in the Statistical section was 15 March 2018.

Conventions used in the table

- data do not exist/data are not applicable (p) provisional

. data are not yet available s.a. seasonally adjusted

... nil or negligible n.s.a. non-seasonally adjusted

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 1 1 Financial and monetary developments

1.1 Key ECB interest rates (levels in percentages per annum; changes in percentage points)

With effect from: 1) Deposit facility Main refinancing operations Marginal lending facility

Fixed rate tenders Variable rate tenders

Fixed rate Minimum bid rate

Level Change Level Level Change Level Change

12 3 4567 1999 1 Jan. 2.00 - 3.00 - - 4.50 - 4 Jan. 2) 2.75 0.75 3.00 - ... 3.25 -1.25 22 Jan. 2.00 -0.75 3.00 - ... 4.50 1.25 9 Apr. 1.50 -0.50 2.50 - -0.50 3.50 -1.00 5 Nov. 2.00 0.50 3.00 - 0.50 4.00 0.50 2000 4 Feb. 2.25 0.25 3.25 - 0.25 4.25 0.25 17 Mar. 2.50 0.25 3.50 - 0.25 4.50 0.25 28 Apr. 2.75 0.25 3.75 - 0.25 4.75 0.25 9 June 3.25 0.50 4.25 - 0.50 5.25 0.50 28 June 3) 3.25 ... - 4.25 ... 5.25 ... 1 Sep. 3.50 0.25 - 4.50 0.25 5.50 0.25 6 Oct. 3.75 0.25 - 4.75 0.25 5.75 0.25 2001 11 May 3.50 -0.25 - 4.50 -0.25 5.50 -0.25 31 Aug. 3.25 -0.25 - 4.25 -0.25 5.25 -0.25 18 Sep. 2.75 -0.50 - 3.75 -0.50 4.75 -0.50 9 Nov. 2.25 -0.50 - 3.25 -0.50 4.25 -0.50 2002 6 Dec. 1.75 -0.50 - 2.75 -0.50 3.75 -0.50 2003 7 Mar. 1.50 -0.25 - 2.50 -0.25 3.50 -0.25 6 June 1.00 -0.50 - 2.00 -0.50 3.00 -0.50 2005 6 Dec. 1.25 0.25 - 2.25 0.25 3.25 0.25 2006 8 Mar. 1.50 0.25 - 2.50 0.25 3.50 0.25 15 June 1.75 0.25 - 2.75 0.25 3.75 0.25 9 Aug. 2.00 0.25 - 3.00 0.25 4.00 0.25 11 Oct. 2.25 0.25 - 3.25 0.25 4.25 0.25 13 Dec. 2.50 0.25 - 3.50 0.25 4.50 0.25 2007 14 Mar. 2.75 0.25 - 3.75 0.25 4.75 0.25 13 June 3.00 0.25 - 4.00 0.25 5.00 0.25 2008 9 July 3.25 0.25 - 4.25 0.25 5.25 0.25 8 Oct. 2.75 -0.50 - - - 4.75 -0.50 9 Oct. 4) 3.25 0.50 - - - 4.25 -0.50 15 Oct. 5) 3.25 ... 3.75 - -0.50 4.25 ... 12 Nov. 2.75 -0.50 3.25 - -0.50 3.75 -0.50 10 Dec. 2.00 -0.75 2.50 - -0.75 3.00 -0.75 2009 21 Jan. 1.00 -1.00 2.00 - -0.50 3.00 ... 11 Mar. 0.50 -0.50 1.50 - -0.50 2.50 -0.50 8 Apr. 0.25 -0.25 1.25 - -0.25 2.25 -0.25 13 May 0.25 ... 1.00 - -0.25 1.75 -0.50 2011 13 Apr. 0.50 0.25 1.25 - 0.25 2.00 0.25 13 July 0.75 0.25 1.50 - 0.25 2.25 0.25 9 Nov. 0.50 -0.25 1.25 - -0.25 2.00 -0.25 14 Dec. 0.25 -0.25 1.00 - -0.25 1.75 -0.25 2012 11 July 0.00 -0.25 0.75 - -0.25 1.50 -0.25 2013 8 May 0.00 ... 0.50 - -0.25 1.00 -0.50 13 Nov. 0.00 ... 0.25 - -0.25 0.75 -0.25 2014 11 June -0.10 -0.10 0.15 - -0.10 0.40 -0.35 10 Sep. -0.20 -0.10 0.05 - -0.10 0.30 -0.10 2015 9 Dec. -0.30 -0.10 0.05 - ... 0.30 ... 2016 16 Mar. -0.40 -0.10 0.00 - -0.05 0.25 -0.05

Source: ECB. 1) From 1 January 1999 to 9 March 2004, the date refers to the deposit and marginal lending facilities. For main refinancing operations, changes in the rate are effective from the first operation following the date indicated. The change on 18 September 2001 was effective on that same day. From 10 March 2004 the date refers both to the deposit and marginal lending facilities, and to the main refinancing operations (with changes effective from the first main refinancing operation following the Governing Council decision), unless otherwise indicated. 2) On 22 December 1998 the ECB announced that, as an exceptional measure between 4 and 21 January 1999, a narrow corridor of 50 basis points would be applied between the interest rates for the marginal lending facility and the deposit facility, aimed at facilitating the transition to the new monetary regime by market participants. 3) On 8 June 2000 the ECB announced that, starting from the operation to be settled on 28 June 2000, the main refinancing operations of the Eurosystem would be conducted as variable rate tenders. The minimum bid rate refers to the minimum interest rate at which counterparties may place their bids. 4) As of 9 October 2008 the ECB reduced the standing facilities corridor from 200 basis points to 100 basis points around the interest rate on the main refinancing operations. The standing facilities corridor was restored to 200 basis points as of 21 January 2009. 5) On 8 October 2008 the ECB announced that, starting from the operation to be settled on 15 October, the weekly main refinancing operations would be carried out through a fixed rate tender procedure with full allotment at the interest rate on the main refinancing operations. This change overrode the previous decision (made on the same day) to cut by 50 basis points the minimum bid rate on the main refinancing operations conducted as variable rate tenders.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 2 1 Financial and monetary developments

1.2 Eurosystem monetary policy operations allotted through tender procedures 1) (EUR millions; interest rates in percentages per annum)

1.2.1 Main and longer-term refinancing operations 2), 3)

Date of Bids Number of Allotment Fixed rate tender Variable rate tender Running for settlement (amount) participants (amount) procedures procedures (...) days

Fixed rate Minimum Marginal Weighted bid rate rate 4) average rate

123 45678 Main refinancing operations 2017 18 Oct. 3,821 40 3,821 0.00 - - - 7 25 Oct. 5,311 38 5,311 0.00 - - - 7 1 Nov. 2,995 34 2,995 0.00 - - - 7 8 Nov. 2,703 38 2,703 0.00 - - - 7 15 Nov. 2,844 38 2,844 0.00 - - - 7 22 Nov. 2,976 42 2,976 0.00 - - - 7 29 Nov. 4,994 44 4,994 0.00 - - - 7 6 Dec. 2,256 30 2,256 0.00 - - - 7 13 Dec. 1,919 29 1,919 0.00 - - - 7 20 Dec. 3,372 42 3,372 0.00 - - - 14 Longer-term refinancing operations 5), 6) 2017 30 Mar. 1,314 28 1,314 0.00 - - - 91 27 Apr. 1,470 26 1,470 0.00 - - - 91 1 June 3,050 26 3,050 0.00 - - - 91 29 June 2,667 27 2,667 0.00 - - - 91 27 July 2,860 23 2,860 0.00 - - - 91 31 Aug. 2,899 24 2,899 0.00 - - - 91 28 Sep. 2,531 22 2,531 0.00 - - - 84 26 Oct. 2,498 18 2,498 0.00 - - - 98 30 Nov. 2,883 21 2,883 0.00 - - - 91 21 Dec. 7) 2,367 21 2,367 . - - - 98 Source: ECB. 1) Only the 10 last operations until the end of 2017 are displayed in each category. 2) With effect from April 2002, split tender operations (i.e. operations with a one-week maturity conducted as standard tender procedures in parallel with a main refinancing operation) are classified as main refinancing operations. 3) On 8 June 2000 the ECB announced that, starting from the operation to be settled on 28 June 2000, the main refinancing operations of the Eurosystem would be conducted as variable rate tender procedures. The minimum bid rate refers to the minimum interest rate at which counterparties may place their bids. On 8 October 2008 the ECB announced that, starting from the operation to be settled on 15 October 2008, the weekly main refinancing operations would be carried out through a fixed rate tender procedure with full allotment at the interest rate on the main refinancing operations. On 4 March 2010 the ECB decided to return to variable rate tender procedures in the regular three-month longer-term refinancing operations, starting with the operation to be allotted on 28 April 2010 and settled on 29 April 2010. 4) In liquidity-providing (absorbing) operations, the marginal rate refers to the lowest (highest) rate at which bids were accepted. 5) For the operations settled on 22 December 2011 and 1 March 2012, after one year counterparties have the option to repay any part of the liquidity that they have been allotted in these operations, on any day that coincides with the settlement day of a main refinancing operation. 6) Targeted longer-term refinancing operation. Further information can be found in the ‘‘‘‘Monetary Policy’’’’ section of the ECB’s website (https://www.ecb.europa.eu) under ‘‘‘‘Instruments’’’’ then ‘‘‘‘Open market operations’’’’. 7) In this longer-term refinancing operation, the rate at which all bids are satisfied is indexed to the average minimum bid rate in the main refinancing operations over the life of the operation. The interest rates displayed for these indexed longer-term refinancing operations have been rounded to two decimal places. For the precise calculation method, please refer to the Technical Notes.

1.2.2 Other tender operations

Date of Type of Bids Number of Allotment Fixed rate Variable rate tender Running settlement operation (amount) participants (amount) tender procedures for procedures (...) days

Fixed rate Minimum Maximum Marginal Weighted bid rate bid rate rate 2) average rate 12 34 5678910 2014 9 Apr. Collection of fixed-term deposits 192,515 156 172,500 - - 0.25 0.24 0.22 7 16 Apr. Collection of fixed-term deposits 153,364 139 153,364 - - 0.25 0.25 0.23 7 23 Apr. Collection of fixed-term deposits 166,780 139 166,780 - - 0.25 0.25 0.23 7 30 Apr. Collection of fixed-term deposits 103,946 121 103,946 - - 0.25 0.25 0.24 7 7 May Collection of fixed-term deposits 165,533 158 165,533 - - 0.25 0.25 0.23 7 14 May Collection of fixed-term deposits 144,281 141 144,281 - - 0.25 0.25 0.24 7 21 May Collection of fixed-term deposits 137,465 148 137,465 - - 0.25 0.25 0.24 7 28 May Collection of fixed-term deposits 102,878 119 102,878 - - 0.25 0.25 0.25 7 4 June Collection of fixed-term deposits 119,200 140 119,200 - - 0.25 0.25 0.24 7 11 June Collection of fixed-term deposits 108,650 122 108,650 - - 0.15 0.15 0.13 7 Source: ECB. 1) Only the 10 last operations until the end of 2017 are displayed in each category. 2) In liquidity-providing (absorbing) operations, the marginal rate refers to the lowest (highest) rate at which bids were accepted.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 3 1 Financial and monetary developments

1.3 Long-term government bond yields 1) (percentages per annum; period averages)

1999-2017 2) 1999-2008 2) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.4 4.5 2.3 1.7 0.8 0.5 0.7 3.0 4.3 1.5 1.2 0.5 0.1 0.3 Estonia 3) ...... Ireland 4.2 4.4 4.0 2.4 1.2 0.7 0.8 Greece 7.5 4.8 10.4 6.9 9.7 8.4 6.0 Spain 4.0 4.4 3.5 2.7 1.7 1.4 1.6 France 3.3 4.4 2.1 1.7 0.8 0.5 0.8 Italy 4.1 4.6 3.5 2.9 1.7 1.5 2.1 Cyprus 5.2 5.3 5.0 6.0 4.5 3.8 2.6 Latvia 4.9 5.3 4.6 2.5 1.0 0.5 0.8 Lithuania 4.7 5.2 4.3 2.8 1.4 0.9 0.3 Luxembourg 3.0 4.1 1.8 1.3 0.4 0.3 0.5 Malta 3.9 5.0 3.0 2.6 1.5 0.9 1.3 Netherlands 3.2 4.4 1.8 1.5 0.7 0.3 0.5 Austria 3.3 4.4 2.0 1.5 0.7 0.4 0.6 Portugal 5.0 4.5 5.5 3.8 2.4 3.2 3.1 Slovenia 4.2 5.1 3.5 3.3 1.7 1.1 1.0 Slovakia 4.0 5.3 2.8 2.1 0.9 0.5 0.9 Finland 3.2 4.4 1.8 1.4 0.7 0.4 0.5 Euro area 3.6 4.4 2.7 2.0 1.2 0.9 1.1 Bulgaria 4.4 5.0 4.0 3.3 2.5 2.3 1.6 Czech Republic 3.4 4.6 2.3 1.6 0.6 0.4 1.0 Denmark 3.2 4.5 1.7 1.3 0.7 0.3 0.5 Croatia 5.1 5.1 5.0 4.1 3.6 3.5 2.8 Hungary 6.5 7.3 5.8 4.8 3.4 3.1 3.0 Poland 5.4 6.6 4.4 3.5 2.7 3.0 3.4 Romania 6.2 7.3 5.7 4.5 3.5 3.3 4.0 Sweden 3.2 4.5 1.8 1.7 0.7 0.5 0.7 United Kingdom 3.6 4.8 2.2 2.1 1.8 1.2 1.2 European Union 3.7 4.6 2.8 2.2 1.4 1.1 1.3 United States 3.6 4.7 2.5 2.5 2.1 1.8 2.3 Japan 1.1 1.5 0.7 0.6 0.4 0.0 0.1

Source: ECB calculations based on daily data from national central banks. Thomson Reuters data for the United States and Japan. 1) Further methodological information can be found on the ECB’s website (https://www.ecb.europa.eu/stats/financial_markets_and_interest_rates/long_term_interest_rates/html/index.en.html). 2) Data for Cyprus, Latvia, Lithuania, Malta, Slovenia, Slovakia, Czech Republic, Hungary and Poland available since January 2001. Data for Bulgaria available since January 2003; for Romania since April 2005; and for Croatia since December 2005. 3) There are no Estonian sovereign debt securities that comply with the definition of long-term interest rates for convergence purposes. No suitable proxy indicator has been identified.

Chart 1.3 Long-term government bond yields 1), 2) (percentages per annum; monthly averages)

euro area United States European Union Japan 8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB calculations based on daily data from national central banks. Thomson Reuters data for the United States and Japan. 1) Further methodological information can be found on the ECB’s website (https://www.ecb.europa.eu/stats/financial_markets_and_interest_rates/long_term_interest_rates/html/index.en.html). 2) Data for Cyprus, Latvia, Lithuania, Malta, Slovenia, Slovakia, Czech Republic, Hungary and Poland available since January 2001. Data for Bulgaria available since January 2003; for Romania since April 2005; and for Croatia since December 2005.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 4 1 Financial and monetary developments

1.4 Selected stock market indices (percentage changes)

1999-2017 1) 1999-2008 1) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium - BEL 20 Index 19.1 -42.9 58.4 12.4 12.6 -2.5 10.3 Germany - DAX 30 Index 85.6 -30.9 116.8 2.7 9.6 6.9 12.5 Estonia - OMXT Index 889.7 119.0 207.0 -7.7 19.1 19.6 15.5 Ireland - ISEQ Index 40.3 -53.3 136.6 15.1 30.0 -4.0 8.0 Greece - ASE Index -85.9 -68.7 -63.5 -28.9 -23.6 1.9 24.7 Spain - IBEX 35 Index -13.7 -21.0 -15.9 3.7 -7.2 -2.0 7.4 France - CAC 40 Index -10.8 -46.0 35.0 -0.5 8.5 4.9 9.3 Italy - FTSEMIB Index -48.7 -54.3 -6.0 0.2 12.7 -10.2 13.6 Cyprus - CSE Index -93.1 9.4 -95.6 -17.0 -20.9 -2.0 4.7 Latvia - OMXR Index 539.4 74.1 257.1 -11.3 45.7 23.5 35.8 Lithuania - OMXV Index 553.3 79.3 149.6 7.3 7.4 14.9 17.0 Luxembourg - LuxX Index 17.3 -29.8 19.5 4.9 -8.5 20.0 -1.8 Malta - MSE Index 30.9 -6.8 30.3 -9.6 33.0 4.5 -2.6 Netherlands - AEX Index -18.9 -63.4 62.4 5.6 4.1 9.4 12.7 Austria - ATX Index 185.5 46.2 37.0 -15.2 11.0 9.2 30.6 Portugal - PSI 20 Index -54.9 -47.0 -36.3 -26.8 10.7 -11.9 15.2 Slovenia - SBITOP Index -45.3 -42.0 -17.9 19.6 -11.2 3.1 12.4 Slovakia - SAX Index 322.5 366.0 22.0 12.4 31.5 9.0 2.2 Finland - OMXH Index -35.0 -62.9 46.7 5.7 10.8 3.6 6.4 Euro area - DJ EURO STOXX Broad Index -7.4 -46.5 40.3 1.7 8.0 1.5 10.1 Bulgaria - SOFIX Index 534.7 236.0 58.6 6.2 -11.7 27.2 15.5 Czech Republic - PX 50 Index 120.2 75.3 -3.5 -4.3 1.0 -3.6 17.0 Denmark - OMXC 20 Index 300.6 -3.1 204.2 20.9 36.2 -12.8 15.9 Croatia - CROBEX Index 57.2 46.9 -8.0 -2.7 -3.2 18.1 -7.6 Hungary - BUX Index 346.5 38.8 85.5 -10.4 43.8 33.8 23.0 Poland - WIG Index 252.5 50.6 59.4 0.3 -9.6 11.4 23.2 Romania - BET Index 1,628.7 546.8 65.3 9.1 -1.1 1.2 9.4 Sweden - OMXS 30 Index 31.5 -44.8 65.7 9.9 -1.2 4.9 3.9 United Kingdom - FTSE 100 Index 10.9 -36.0 42.0 -2.7 -4.9 14.4 7.6 United States - S&P 500 Index 82.0 -38.5 139.8 11.4 -0.7 9.5 19.4 Japan - Nikkei 225 Index 20.2 -53.2 115.9 7.1 9.1 0.4 19.1

Source: ECB calculations based on Thomson Reuters Datastream and Bloomberg daily data. 1) Data for Latvia and Bulgaria available since 2000; for Croatia since 2002; for Cyprus since 2004; and for Slovenia since 2007.

Chart 1.4 Dow Jones EURO STOXX broad index, Standard & Poor’s 500 and Nikkei 225 (index: January 1999 = 100; monthly averages)

Dow Jones EURO STOXX broad index Nikkei 225 Standard & Poor’s 500 220 220

200 200

180 180

160 160

140 140

120 120

100 100

80 80

60 60

40 40 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB calculations based on Thomson Reuters Datastream and Bloomberg daily data.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 5 1 Financial and monetary developments

1.5 Money markets: 3-month interbank offered rates 1) (percentages per annum; period averages)

1999-2017 2) 1999-2008 2) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Euro area - EURIBOR 1.97 3.35 0.43 0.21 -0.02 -0.26 -0.33 Bulgaria - SOFIBOR 2.97 4.57 2.06 0.78 0.54 0.15 0.09 Czech Republic - PRIBOR 2.35 3.70 0.84 0.36 0.31 0.29 0.41 Denmark - CIBOR 2.22 3.64 0.64 0.31 -0.12 -0.15 -0.26 Croatia - ZIBOR 5.19 7.54 2.57 0.97 1.23 0.85 0.60 Hungary - BUBOR 7.04 9.70 4.09 2.41 1.61 0.99 0.15 Poland - WIBOR 6.30 9.11 3.17 2.52 1.75 1.70 1.73 Romania - ROBOR 14.69 24.65 4.42 2.54 1.33 0.78 1.15 Sweden - STIBOR 2.18 3.44 0.77 0.66 -0.19 -0.49 -0.50 United Kingdom - LIBOR 1.95 3.35 0.39 0.18 -0.02 -0.28 -0.37 United States - LIBOR 2.21 3.73 0.51 0.23 0.32 0.74 1.26 Japan - LIBOR 0.23 0.29 0.16 0.13 0.09 -0.02 -0.02 Source: ECB calculations based on Thomson Reuters and Thomson Reuters Datastream daily data. 1) Interbank offered rates for the currency of each reference area. 2) Data for Bulgaria available since 2003.

Chart 1.5 Money markets: 3-month interbank offered rates (percentages per annum; monthly averages)

euro area (EURIBOR) Japan (LIBOR) United States (LIBOR) 8 8

7 7

6 6

5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB calculation based on Thomson Reuters daily data.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 6 1 Financial and monetary developments

1.6 Composite cost of borrowing (percentages per annum; new business; period averages)

1.6.1 Non-financial corporations 1)

2003-2017 2003-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.13 4.24 2.30 2.26 1.98 1.76 1.69 Germany 3.62 4.75 2.78 2.48 2.09 1.88 1.74 Estonia - - 3.61 2.97 2.51 2.49 2.57 Ireland 4.16 5.10 3.46 3.69 3.06 2.81 2.71 Greece 5.71 5.78 5.66 5.83 5.13 4.92 4.51 Spain 3.58 4.21 3.10 3.36 2.61 2.12 1.89 France 3.10 4.11 2.33 2.11 1.74 1.60 1.52 Italy 4.00 4.90 3.34 3.56 2.67 2.15 1.87 Cyprus - - 5.92 5.82 4.78 4.18 3.89 Latvia - - - 3.51 3.33 2.87 2.85 Lithuania ----2.50 2.32 2.30 Luxembourg 2.88 4.03 2.02 1.65 1.56 1.34 1.35 Malta - - 4.39 4.26 3.94 3.51 3.66 Netherlands 3.21 4.30 2.40 2.31 1.86 1.52 1.41 Austria 3.08 4.26 2.20 1.97 1.82 1.71 1.64 Portugal 5.11 5.34 4.93 5.00 3.96 3.28 2.81 Slovenia 4.41 4.36 4.45 4.39 3.12 2.43 2.36 Slovakia - - 2.87 2.66 2.41 2.24 2.15 Finland 2.96 4.05 2.14 2.13 1.85 1.71 1.71 Euro area 2) 3.56 4.51 2.85 2.78 2.25 1.92 1.76 Source: ECB MFI interest rate statistics. 1) The composite cost of borrowing indicator for non-financial corporations combines interest rates on all loans to corporations, including overdrafts. This indicator is derived from the MFI interest rate statistics. 2) Data refer to the changing composition of the euro area.

1.6.2 Households for house purchase 1)

2003-2017 2003-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.77 4.38 3.31 3.17 2.49 2.11 2.09 Germany 3.77 4.81 2.98 2.50 1.96 1.76 1.83 Estonia - - 2.96 2.52 2.30 2.32 2.38 Ireland 3.67 4.13 3.32 3.44 3.41 3.25 3.18 Greece 3.86 4.53 3.36 2.93 2.63 2.69 2.78 Spain 3.39 4.16 2.81 2.93 2.23 1.94 1.90 France 3.67 4.25 3.24 2.95 2.31 1.87 1.60 Italy 3.78 4.49 3.26 3.20 2.51 2.13 2.05 Cyprus - - 4.54 4.42 3.63 3.08 2.77 Latvia - - - 3.33 3.08 2.88 2.68 Lithuania ----1.88 1.94 2.09 Luxembourg 2.93 4.02 2.12 2.03 1.86 1.68 1.74 Malta - - 3.17 2.93 2.79 2.81 2.82 Netherlands 4.15 4.54 3.87 3.35 2.91 2.58 2.41 Austria 3.30 4.28 2.57 2.29 2.01 1.90 1.85 Portugal 3.48 4.17 2.96 3.19 2.38 1.90 1.64 Slovenia 4.24 5.55 3.26 3.21 2.53 2.20 2.34 Slovakia - - 4.12 3.42 2.74 2.04 1.82 Finland 2.74 3.85 1.90 1.81 1.36 1.16 1.03 Euro area 2) 3.66 4.42 3.09 2.80 2.26 1.97 1.86 Source: ECB MFI interest rate statistics. 1) The cost of borrowing indicator for new loans to households combines interest rates on loans to households for house purchase. This indicator is derived from the MFI interest rate statistics. 2) Data refer to the changing composition of the euro area.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 7 1 Financial and monetary developments

1.7 Aggregated deposit rate (percentages per annum; period averages)

1.7.1 Non-financial corporations 1)

2003-2017 2003-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.42 2.79 0.40 0.35 0.15 -0.04 -0.12 Germany 1.49 2.86 0.47 0.24 0.16 0.02 -0.04 Estonia - - 0.65 0.31 0.23 0.17 0.13 Ireland 1.67 2.75 0.87 0.41 0.15 0.05 0.01 Greece ------Spain 2.00 2.90 1.32 0.80 0.36 0.21 0.21 France 1.76 2.89 0.92 0.74 0.31 0.21 0.13 Italy 1.99 2.88 1.33 1.22 0.87 1.04 0.64 Cyprus - - 2.74 2.44 1.72 1.41 1.38 Latvia ------Lithuania - - 0.62 0.22 0.17 0.19 0.16 Luxembourg ------Malta ------Netherlands - - - 0.17 0.04 -0.03 -0.20 Austria 1.67 2.92 0.74 0.44 0.32 0.26 0.14 Portugal 2.10 2.97 1.46 0.96 0.46 0.25 0.23 Slovenia - - 1.29 0.72 0.27 0.11 0.08 Slovakia - - 0.55 0.39 0.24 0.17 0.12 Finland 1.48 2.80 0.50 0.42 0.30 0.39 0.23 Euro area (2) 1.72 2.86 0.87 0.61 0.32 0.18 0.11 Source: ECB MFI interest rate statistics. Note: Data on deposit interest rates for Greece, Latvia, Luxembourg and Malta are available, but are being treated as confidential under ECB rules. 1) New deposits with agreed maturity excluding overnight deposits and deposits redeemable at notice. 2) Data refer to the changing composition of the euro area.

1.7.2 Households 1)

2003-2017 2003-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.84 2.75 1.16 1.17 1.00 0.65 0.40 Germany 1.79 2.80 1.04 0.69 0.47 0.42 0.28 Estonia 1.70 2.75 0.92 0.55 0.58 0.54 0.63 Ireland 1.80 2.64 1.17 0.64 0.29 0.16 0.09 Greece ------Spain 2.22 2.89 1.72 0.99 0.46 0.21 0.10 France 2.39 2.89 2.01 2.19 1.68 1.24 0.96 Italy 1.88 2.07 1.73 1.59 1.20 1.08 0.86 Cyprus - - 3.21 2.56 1.77 1.53 1.33 Latvia - - 1.23 0.50 0.56 0.56 0.61 Lithuania - - 1.01 0.43 0.28 0.24 0.29 Luxembourg - - - - 0.38 - - Malta - - 2.01 1.83 1.34 1.17 0.82 Netherlands - - - 2.09 1.91 1.64 1.42 Austria 1.88 2.89 1.11 0.74 0.45 0.37 0.31 Portugal 2.25 2.67 1.94 1.59 0.75 0.39 0.28 Slovenia - - 1.80 1.25 0.58 0.33 0.24 Slovakia - - 1.83 1.67 1.68 1.13 0.70 Finland 2.03 2.97 1.32 1.09 0.96 0.56 0.40 Euro area (2) 2.24 2.81 1.80 1.35 0.81 0.56 0.40 Source: ECB MFI interest rate statistics. Note: Data on deposit interest rates for Greece and Luxembourg are available, but are being treated as confidential under ECB rules. 1) New deposits with agreed maturity excluding overnight deposits and deposits redeemable at notice. 2) Data refer to the changing composition of the euro area.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 8 1 Financial and monetary developments

1.8 Debt securities issued by euro area residents in all currencies (annual percentage changes; period averages)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.4 2.6 2.8 1.4 1.3 4.2 4.7 Germany 2.0 4.8 -1.0 -2.6 -0.6 -1.3 0.3 Estonia - - 7.6 10.4 -0.5 2.4 4.6 Ireland 5.2 9.9 -1.1 -3.5 0.8 -1.4 2.7 Greece 1.5 12.6 -11.0 -11.4 -4.2 -28.3 -20.3 Spain 8.1 15.6 -0.3 -6.9 -4.5 -0.7 0.8 France 6.0 8.4 3.2 2.7 0.6 1.4 3.2 Italy 3.9 6.4 0.5 -1.3 -3.8 -2.3 0.0 Cyprus - - 4.0 -5.6 -2.9 4.7 35.3 Latvia - - 19.6 40.4 10.3 12.2 9.7 Lithuania - - 2.7 - -2.1 6.7 8.7 Luxembourg 5.6 0.2 10.7 13.3 16.6 2.3 0.8 Malta - - 8.8 14.3 13.1 11.1 4.6 Netherlands 6.7 12.5 0.7 -0.5 1.4 0.5 0.9 Austria 4.2 9.6 -1.3 -1.7 -3.3 -0.8 -2.4 Portugal 6.5 10.4 0.4 -7.5 -6.7 0.9 1.6 Slovenia - - 7.7 29.6 3.6 1.6 2.1 Slovakia 11.5 13.7 9.1 7.7 1.6 3.1 4.5 Finland 4.9 3.6 5.5 7.2 -0.9 1.3 2.6 Euro area 4.7 7.7 1.0 -0.7 -0.5 -0.2 1.3 Source: ECB.

Chart 1.8 Debt securities issued by euro area residents, by sector (annual percentage changes)

general government non-financial corporations monetary financial insitutions financial corporations other than MFIs 50 50 45 45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 9 1 Financial and monetary developments

1.9 Listed shares issued by euro area residents (annual percentage changes; period averages)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 0.3 0.1 0.4 1.3 1.0 1.1 0.6 Germany 1.2 1.4 0.8 0.7 0.9 0.3 0.5 Estonia - - -6.4 -3.8 -4.8 -4.0 -2.2 Ireland 2.3 1.0 0.2 -0.7 0.2 -0.1 -2.3 Greece 8.0 1.5 16.3 39.3 6.2 40.9 0.3 Spain 1.2 1.1 1.4 0.3 2.5 1.1 1.7 France 0.9 0.7 0.7 0.7 0.8 0.5 0.7 Italy 1.7 1.1 2.0 1.4 1.8 1.4 3.1 Cyprus - - 16.0 13.8 23.1 9.2 23.3 Latvia - - 3.9 0.1 0.6 1.7 2.5 Lithuania - - -0.4 - -3.9 0.3 -0.2 Luxembourg 6.2 5.7 7.5 9.6 6.9 11.5 5.5 Malta - - 9.1 5.1 8.0 6.0 38.5 Netherlands 0.3 0.3 0.3 0.6 0.0 0.5 0.5 Austria 5.5 8.7 2.4 5.2 2.3 0.4 1.7 Portugal 2.4 2.3 2.4 3.5 3.6 0.5 2.7 Slovenia - - 0.7 1.1 0.5 0.0 0.0 Slovakia - - 0.4 0.0 -0.1 -0.2 0.0 Finland 0.2 -0.5 1.0 2.3 0.9 0.8 0.6 Euro area 1.2 1.1 1.1 1.4 1.2 0.9 0.8 Source: ECB.

Chart 1.9 Listed shares issued by euro area residents, by sector (annual percentage changes)

monetary financial institutions financial corporations other than MFIs non-financial corporations 14 14

12 12

10 10

8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 10 1 Financial and monetary developments

1.10 Monetary aggregates, components and counterparts 1) (annual percentage changes at the end of each year; period averages; seasonally adjusted)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Components of M3 M3 5.2 7.5 2.8 3.9 4.7 5.0 4.6

M2 5.5 7.3 3.5 3.8 5.3 4.8 5.1

M1 7.6 7.8 7.4 8.1 10.6 8.8 8.7 Currency in circulation 7.1 9.0 5.1 6.5 6.8 3.6 3.4 Overnight deposits 7.7 7.6 7.9 8.4 11.3 9.7 9.7

M2-M1 (other short-term deposits) 2.7 7.1 -2.0 -2.2 -3.3 -2.5 -2.1 Deposits with an agreed maturity of up to two years 1.4 10.3 -7.7 -5.2 -8.5 -7.4 -8.5 Deposits redeemable at notice of up to three months 3.5 3.3 3.7 0.2 0.6 0.7 1.6

M3-M2 (marketable instruments) 2.2 8.7 -4.6 4.6 -3.8 7.8 -4.3 Repurchase agreements 0.1 6.3 -6.5 3.1 -38.9 -5.7 9.8 Money market fund shares 3.7 9.4 -2.3 2.8 11.4 7.8 -2.6 Debt securities issued with a maturity of up to two years -1.4 11.6 -14.1 18.5 -25.4 21.0 -24.0

Counterparts of M3 2) MFI liabilities:

Central government holdings 4.5 7.4 1.3 -1.4 3.5 9.4 14.4

Longer-term financial liabilities vis-a-vis 3.5 6.6 0.2 -2.3 -3.0 -1.6 -1.1 other euro area residents Deposits with an agreed maturity of over two years 2.5 5.8 -0.9 -5.1 -4.8 -3.3 -3.8 Deposits redeemable at notice of over three months -3.7 -0.9 -6.8 2.3 -14.4 -11.5 -12.4 Debt securities issued with a maturity of over two years 2.3 7.3 -3.0 -6.3 -8.8 -4.9 -3.4 Capital and reserves 6.3 7.4 5.2 4.5 4.8 2.9 3.3

MFI assets:

Credit to euro area residents 4.5 6.9 1.8 -0.2 2.3 4.9 3.8 Credit to general government 3.5 0.6 6.7 2.1 8.2 12.5 6.7 of which: loans 0.1 -0.1 0.3 1.5 -1.8 -3.1 -4.0 Credit to the private sector 3) 4.7 8.7 0.5 -0.8 0.7 2.5 2.9 of which: loans 4) 4.6 8.3 0.6 -0.3 0.7 2.4 2.9

Source: ECB. 1) Data refer to the changing composition of the euro area. 2) The table presents only selected counterparts to M3; i.e. net external assets and "other counterparts" (residual) are not included. 3) Private sector refers to euro area non-MFIs excluding general government. 4) Adjusted for loan sales and securitisation (resulting in derecognition from the MFI statistical balance sheet) as well as for positions arising from notional cash pooling services provided by MFIs.

Chart 1.10 Monetary aggregates 1) (annual percentage changes at the end of each month; seasonally adjusted)

M3 M1 15 15

10 10

5 5

0 0

-5 -5 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB. 1) Data refer to the changing composition of the euro area.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 11 1 Financial and monetary developments

1.11 MFI loans to non-financial corporations 1) (annual percentage changes at the end of each year; period averages; not seasonally adjusted)

2004-2008 2009-2017 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Belgium 9.5 2.5 1.3 1.1 0.7 3.8 6.9 6.5 Germany 3.6 0.3 0.6 -1.9 -0.5 0.8 3.5 4.2 Estonia 39.2 1.5 3.1 3.6 3.6 6.4 6.6 5.5 Ireland 24.2 -3.4 -4.0 -5.7 -6.4 -5.2 0.2 1.3 Greece 13.6 -1.4 -6.2 -3.2 -2.8 -1.3 -0.1 -0.1 Spain 19.3 -3.8 -7.6 -9.8 -6.6 -1.2 -0.8 0.1 France 10.2 2.6 1.3 -0.2 2.9 3.3 5.3 6.6 Italy 9.2 -0.8 -2.2 -5.5 -2.5 -0.5 0.3 0.5 Cyprus 26.1 1.1 4.6 -5.7 -0.8 0.8 -8.0 0.3 Latvia - -0.1 3.3 -0.6 -6.7 1.1 5.9 2.1 Lithuania 33.6 -0.4 2.5 -3.2 -1.2 3.3 9.8 5.4 Luxembourg 12.3 -0.8 -7.5 -3.0 2.9 7.5 12.0 4.5 Malta 11.0 1.5 -1.7 -9.1 4.1 -10.3 7.2 24.4 Netherlands 9.7 0.3 2.8 1.7 -3.5 -3.9 -0.4 -1.3 Austria 6.9 1.6 0.5 -0.2 1.1 0.7 2.2 5.3 Portugal 7.8 -1.9 -5.2 -3.0 -6.8 -1.1 -1.5 0.1 Slovenia 24.0 -3.9 -4.8 -7.8 -13.9 -7.6 0.4 1.9 Slovakia 20.3 2.9 -2.3 1.7 1.9 7.3 4.2 7.8 Finland 11.7 4.1 4.7 5.7 4.9 5.3 4.4 4.2 Euro area 10.2 -0.1 -1.6 -3.2 -1.5 0.5 2.3 3.1 Bulgaria - 3.1 5.4 1.4 2.4 -0.1 2.2 4.8 Czech Republic - 4.5 2.7 2.5 2.3 6.4 8.0 6.1 Denmark - -0.4 -2.0 1.1 0.5 -0.1 3.3 1.0 Croatia - -0.3 -9.1 1.3 -3.4 -3.2 1.5 5.0 Hungary - -0.6 -3.6 -1.3 1.8 -7.1 4.9 10.2 Poland - 5.7 5.6 1.8 5.1 7.9 5.1 8.6 Romania - 3.1 2.0 -4.8 2.1 -1.6 2.9 6.7 Sweden - 3.7 2.3 1.0 2.5 3.7 4.6 5.8 United Kingdom - -2.6 -5.1 -5.6 -3.4 -0.3 3.2 3.7 Source: ECB. 1) Data for euro area countries refer to loans granted by other MFIs to euro area non-financial corporations, while data for non-euro area EU countries refer to loans granted to domestic non-financial corporations. Data are adjusted for loan sales and securitisations (resulting in derecognition from the MFI statistical balance sheet) as well as for positions arising from notional cash pooling services provided by MFIs. Data for euro area countries are available for the years since 2004, with the exception of Estonia, Lithuania and Slovenia (from 2005), Cyprus and Malta (from 2006), Slovakia (from 2007) and Latvia (from 2011). Data for non-euro area EU countries are available for the years since 2010, with the exception of Croatia (from 2011).

Chart 1.11 MFI loans to the private sector and to non-financial corporations 1) (annual percentage changes at the end of each month; seasonally adjusted)

loans to the private sector loans to non-financial corporations 16 16

14 14

12 12

10 10

8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB. 1) Private sector refers to euro area non-MFIs excluding general government. Data are adjusted for loan sales and securitisation (resulting in derecognition from the MFI statistical balance sheet) as well as for positions arising from notional cash pooling services provided by MFIs.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 12 1 Financial and monetary developments

1.12 MFI loans to households 1) (annual percentage changes at the end of each year; period averages; not seasonally adjusted)

2004-2008 2009-2017 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Belgium 10.2 4.5 4.1 2.2 3.8 4.3 5.1 5.0 Germany 0.0 1.6 1.3 1.2 1.5 2.8 2.8 3.2 Estonia 42.3 0.9 -2.3 0.4 2.5 3.9 5.3 7.0 Ireland 18.7 -3.4 -3.8 -3.9 -3.6 -3.6 -2.6 -1.5 Greece 24.3 -2.2 -4.2 -3.0 -3.0 -2.9 -2.8 -1.9 Spain 15.3 -2.2 -3.9 -5.0 -3.9 -2.2 -1.2 -0.5 France 10.4 3.9 2.5 2.6 1.9 3.5 4.4 6.0 Italy 11.1 1.6 -0.5 -1.3 -0.5 0.7 1.9 2.8 Cyprus 15.9 1.6 1.7 -4.6 -2.7 -1.0 -0.9 0.0 Latvia - -3.1 -5.3 -4.8 -3.9 -2.5 0.6 0.6 Lithuania 56.9 1.0 -1.5 0.0 1.5 4.9 8.2 7.6 Luxembourg 4.4 4.9 5.6 3.9 4.2 4.8 4.0 7.7 Malta 11.1 6.1 4.4 4.3 6.8 6.5 5.0 6.5 Netherlands 7.2 0.0 -0.4 -1.7 -1.3 -0.7 -0.5 0.0 Austria 5.9 1.5 0.6 0.6 1.1 1.9 3.1 3.2 Portugal 8.2 -1.6 -4.4 -4.1 -3.5 -2.6 -1.6 0.0 Slovenia 22.7 2.6 -1.7 -2.8 -1.5 0.6 4.9 7.2 Slovakia 26.9 11.9 10.3 10.3 13.2 13.1 13.4 12.3 Finland 12.1 3.8 4.9 2.1 1.9 2.6 2.6 2.7 Euro area 7.6 1.3 0.1 -0.3 0.1 1.4 2.0 2.9 Bulgaria - 1.5 -0.3 0.4 -1.0 -0.1 4.2 8.8 Czech Republic - 6.5 4.7 5.2 4.7 6.9 8.3 8.4 Denmark - 0.5 0.6 -1.6 0.2 0.8 1.0 0.5 Croatia - -0.3 -1.2 -1.1 -1.0 -1.8 0.6 4.8 Hungary - -6.3 -6.0 -5.8 -7.0 -12.0 -0.1 2.7 Poland - 5.5 7.0 4.1 4.7 5.2 3.9 6.4 Romania - 4.5 -0.2 0.4 2.3 1.3 7.7 14.1 Sweden - 6.4 4.7 5.1 6.0 7.7 7.1 7.0 United Kingdom - 1.1 0.6 0.6 2.8 3.3 4.0 3.9 Source: ECB. 1) Data for euro area countries refer to loans granted by other MFIs to euro area households, while data for non-euro area EU countries refer to loans granted to domestic households. Data are adjusted for loan sales and securitisations (resulting in derecognition from the MFI statistical balance sheet) as well as for positions arising from notional cash pooling services provided by MFIs. Data for euro area countries are available for the years since 2004, with the exception of Estonia, Lithuania and Slovenia (from 2005), Cyprus and Malta (from 2006), Slovakia (from 2007) and Latvia (from 2011). Data for non-euro area EU countries are available for the years since 2010, with the exception of Croatia (from 2011).

Chart 1.12 MFI loans to the private sector and to households 1) (annual percentage changes at the end of each month; seasonally adjusted)

loans to the private sector loans to households 12 12

10 10

8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB. 1) Private sector refers to euro area non-MFIs excluding general government. Data are adjusted for loan sales and securitisation (resulting in derecognition from the MFI statistical balance sheet) as well as for positions arising from notional cash pooling services provided by MFIs.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 13 2 Economic activity

2.1 GDP (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.7 2.3 1.0 1.4 1.4 1.5 1.7 Germany 1.4 1.6 1.2 1.9 1.7 1.9 2.2 Estonia 3.5 5.7 1.2 2.9 1.7 2.1 4.9 Ireland 5.1 5.4 4.8 8.3 25.6 5.1 . Greece 0.3 3.5 -3.2 0.7 -0.3 -0.2 1.4 Spain 2.0 3.6 0.2 1.4 3.4 3.3 3.1 France 1.4 2.0 0.8 0.9 1.1 1.2 1.8 Italy 0.4 1.2 -0.5 0.1 1.0 0.9 1.5 Cyprus 2.1 4.1 -0.2 -1.4 2.0 3.4 3.9 Latvia 3.7 6.6 0.5 1.9 3.0 2.2 4.5 Lithuania 3.7 6.1 1.1 3.5 2.0 2.3 3.8 Luxembourg 3.4 4.3 2.2 5.8 2.9 3.1 . Malta 3.5 2.4 4.4 8.1 9.9 5.5 6.6 Netherlands 1.7 2.5 0.8 1.4 2.3 2.2 3.1 Austria 1.7 2.4 0.9 0.8 1.1 1.5 2.9 Portugal 0.8 1.6 -0.1 0.9 1.8 1.6 2.7 Slovenia 2.4 4.3 0.3 3.0 2.3 3.1 5.0 Slovakia 3.6 5.1 2.1 2.8 3.9 3.3 3.4 Finland 1.7 3.3 -0.1 -0.6 0.1 2.1 3.0 Euro area 1.4 2.1 0.6 1.3 2.1 1.8 2.3 Bulgaria 3.1 4.7 1.4 1.3 3.6 3.9 3.6 Czech Republic 2.8 4.0 1.4 2.7 5.3 2.6 4.3 Denmark 1.3 1.8 0.7 1.6 1.6 2.0 2.1 Croatia 1.7 3.7 -0.5 -0.1 2.3 3.2 2.8 Hungary 2.3 3.4 1.1 4.2 3.4 2.2 4.0 Poland 3.7 4.2 3.2 3.3 3.8 2.9 4.6 Romania 3.7 5.4 1.8 3.1 4.0 4.8 7.0 Sweden 2.5 3.0 1.9 2.6 4.5 3.2 2.4 United Kingdom 1.9 2.5 1.3 3.1 2.3 1.9 1.7 European Union 1.6 2.3 0.8 1.8 2.3 2.0 2.4 United States 2.1 2.6 1.6 2.6 2.9 1.5 2.3 Japan 0.9 1.0 0.7 0.4 1.4 0.9 1.6

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.1 GDP (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4

-6 -6 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 14 2 Economic activity

2.2 Private consumption (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.2 1.4 1.0 0.6 0.9 1.7 1.1 Germany 1.0 0.9 1.2 1.0 1.7 2.1 1.9 Estonia 3.8 6.6 0.8 3.4 4.6 4.4 2.2 Ireland 3.4 6.0 0.3 2.1 4.2 3.2 . Greece 0.3 3.7 -3.2 0.6 -0.5 0.0 0.1 Spain 1.6 3.3 -0.3 1.5 3.0 3.0 2.4 France 1.6 2.3 0.9 0.8 1.4 2.2 1.1 Italy 0.4 1.0 -0.2 0.3 1.9 1.4 1.3 Cyprus 2.7 5.3 -0.1 0.7 2.6 3.3 4.2 Latvia 3.8 6.5 0.9 1.4 2.5 3.3 5.1 Lithuania 4.5 8.1 0.6 4.0 4.0 4.9 3.9 Luxembourg 2.5 2.8 2.1 2.3 3.3 2.4 . Malta 2.1 1.7 2.4 2.7 5.6 3.0 4.2 Netherlands 0.9 1.6 0.2 0.3 2.0 1.6 1.8 Austria 1.3 1.8 0.8 0.3 0.5 1.5 1.4 Portugal 1.0 2.0 -0.2 2.3 2.3 2.1 2.2 Slovenia 2.0 3.1 0.7 1.9 2.1 4.2 3.2 Slovakia 2.8 4.6 0.9 1.4 2.2 2.7 3.6 Finland 2.1 3.2 1.0 0.8 1.7 1.8 1.6 Euro area 1.2 1.8 0.5 0.8 1.8 2.0 1.6 Bulgaria 4.5 7.3 1.6 2.7 4.5 3.6 4.8 Czech Republic 2.4 3.3 1.4 1.8 3.7 3.6 4.0 Denmark 1.1 1.7 0.5 0.9 1.6 2.1 1.5 Croatia 1.4 3.5 -0.8 -1.6 1.1 3.5 3.6 Hungary 2.1 3.7 0.5 2.8 3.6 4.3 4.7 Poland 3.3 3.9 2.7 2.4 3.0 3.9 4.7 Romania 5.2 7.9 2.2 4.7 5.9 7.6 10.2 Sweden 2.4 2.7 2.1 2.1 3.1 2.2 2.4 United Kingdom 2.1 3.0 1.0 2.1 2.6 2.9 1.7 European Union 1.5 2.2 0.7 1.2 2.1 2.4 1.9 United States 2.5 3.1 1.9 2.9 3.6 2.7 2.7 Japan 0.8 1.0 0.7 -0.9 0.0 0.1 1.1

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.2 Private consumption (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 6 6

5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 15 2 Economic activity

2.3 Government consumption (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.4 1.9 0.9 0.7 0.5 0.5 1.1 Germany 1.4 1.0 1.9 1.5 2.9 3.7 1.6 Estonia 2.2 3.0 1.3 2.6 3.3 1.9 0.8 Ireland 1.9 3.8 -0.4 4.1 2.2 5.2 . Greece 0.5 3.5 -2.7 -1.4 1.2 -1.5 -1.1 Spain 2.7 5.0 0.3 -0.3 2.1 0.8 1.6 France 1.5 1.6 1.4 1.3 1.1 1.3 1.5 Italy 0.6 1.4 -0.4 -0.7 -0.6 0.6 0.1 Cyprus 1.4 3.8 -1.1 -7.2 -2.6 -0.4 2.7 Latvia 1.2 2.8 -0.5 1.9 1.9 2.7 4.1 Lithuania 0.8 1.4 0.0 0.3 0.2 1.3 1.2 Luxembourg 3.4 4.1 2.5 2.0 2.6 2.0 . Malta 2.1 2.8 1.5 6.6 3.7 -2.7 -0.3 Netherlands 2.1 3.4 0.7 0.3 -0.2 1.2 1.0 Austria 1.4 1.7 1.0 0.8 1.5 2.1 1.1 Portugal 0.8 2.2 -0.7 -0.5 1.3 0.6 0.1 Slovenia 1.8 3.2 0.3 -1.2 2.7 2.5 2.3 Slovakia 2.6 3.2 2.0 5.2 5.4 1.6 0.2 Finland 1.1 1.6 0.6 -0.5 0.2 1.8 1.0 Euro area 1.4 2.0 0.9 0.7 1.3 1.8 1.2 Bulgaria 2.4 4.2 0.4 0.1 1.4 2.2 3.2 Czech Republic 1.4 2.0 0.8 1.1 1.9 2.0 1.6 Denmark 1.5 2.0 1.0 1.9 1.1 0.3 1.1 Croatia 1.3 2.0 0.5 0.8 -0.9 1.9 2.0 Hungary 1.6 1.9 1.2 5.1 1.1 0.8 0.3 Poland 3.1 4.0 2.0 4.1 2.4 1.7 2.7 Romania 0.6 1.2 0.0 0.8 0.2 3.1 1.6 Sweden 1.1 0.7 1.6 1.5 2.4 3.1 0.4 United Kingdom 2.0 3.0 0.8 2.5 0.6 0.8 0.3 European Union 1.6 2.1 0.9 1.2 1.3 1.6 1.1 United States 1.0 2.0 0.0 -0.5 1.3 1.0 0.1 Japan 1.6 1.8 1.4 0.5 1.5 1.3 0.1

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.3 Government consumption (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2

-3 -3 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 16 2 Economic activity

2.4 Gross capital formation (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 2.4 3.6 1.1 7.3 3.4 4.8 1.7 Germany 0.6 0.8 0.3 2.1 0.2 2.1 3.8 Estonia 4.1 7.7 0.2 4.9 -7.3 1.6 11.5 Ireland 6.9 5.1 9.2 26.9 24.0 59.2 . Greece -2.3 4.4 -9.2 6.7 -9.0 7.4 15.7 Spain 1.6 5.3 -2.5 5.8 8.7 3.1 5.5 France 2.1 3.4 0.6 3.2 2.4 1.9 5.1 Italy -0.2 2.4 -3.0 1.0 2.5 0.7 2.5 Cyprus 2.7 8.6 -3.5 -3.2 11.6 19.8 29.8 Latvia 4.0 11.2 -3.4 -8.9 2.7 0.2 17.8 Lithuania 3.7 8.9 -1.8 4.2 24.8 -4.4 3.7 Luxembourg 3.2 4.9 1.2 6.0 -2.8 0.0 . Malta 2.8 0.9 4.4 -0.2 60.6 0.9 -5.0 Netherlands 1.3 2.3 0.2 3.2 11.2 3.1 5.1 Austria 1.3 1.8 0.8 0.4 2.0 3.5 6.1 Portugal -1.4 0.4 -3.3 5.1 6.4 0.8 8.4 Slovenia 0.9 6.9 -5.4 3.8 0.2 -0.1 8.4 Slovakia 1.7 3.6 -0.4 7.9 14.2 -3.5 2.6 Finland 1.3 3.2 -0.8 -1.8 1.5 6.3 4.3 Euro area 1.1 2.6 -0.6 3.3 3.4 3.8 3.7 Bulgaria 4.6 15.8 -4.4 4.4 2.0 -4.6 9.5 Czech Republic 2.8 5.4 -0.1 8.6 13.0 -2.3 4.3 Denmark 1.3 2.5 0.0 4.3 0.9 6.0 3.0 Croatia 2.2 7.9 -3.8 -3.0 8.4 4.5 5.5 Hungary 0.6 2.2 -1.1 12.5 -3.8 -3.7 14.9 Poland 3.7 5.0 2.2 12.8 4.9 -1.9 7.5 Romania 5.5 12.1 -1.3 1.7 7.0 1.0 4.9 Sweden 3.5 4.3 2.6 6.1 8.7 5.5 6.4 United Kingdom 2.2 1.1 3.4 10.9 4.1 0.9 2.3 European Union 1.4 2.7 0.0 4.8 3.8 3.5 3.7 United States 1.7 1.9 1.6 4.3 4.6 -1.4 2.7 Japan -0.3 -0.9 0.4 3.4 2.9 0.3 2.3

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta and Bulgaria available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.4 Gross capital formation (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 15 15

10 10

5 5

0 0

-5 -5

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-15 -15

-20 -20 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 17 2 Economic activity

2.5 Exports of goods and services (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.9 4.6 3.1 5.2 3.3 7.5 4.5 Germany 5.2 7.2 3.1 4.6 5.2 2.6 4.7 Estonia 5.7 7.0 4.1 2.5 -0.7 4.1 2.9 Ireland 8.2 7.6 8.9 14.4 38.4 4.6 . Greece 4.0 7.5 0.2 7.7 3.1 -1.8 6.8 Spain 3.8 4.5 3.1 4.3 4.2 4.8 5.0 France 3.1 3.8 2.3 3.3 4.3 1.8 3.1 Italy 2.3 2.9 1.6 2.7 4.4 2.4 5.4 Cyprus 2.1 1.8 2.5 4.2 5.8 4.0 3.4 Latvia 6.4 8.4 4.3 6.0 3.0 4.1 4.4 Lithuania 8.2 9.6 6.6 3.3 -0.4 3.5 13.2 Luxembourg 6.3 8.1 4.0 14.0 6.9 2.7 . Malta 4.6 6.2 3.2 3.2 3.5 4.5 1.6 Netherlands 4.5 5.3 3.5 4.5 6.5 4.3 5.5 Austria 4.2 6.3 2.0 3.0 3.1 1.9 5.7 Portugal 4.3 4.4 4.2 4.3 6.1 4.4 7.9 Slovenia 6.1 8.8 3.2 5.7 5.0 6.4 10.6 Slovakia 8.9 12.6 4.9 3.9 6.4 6.2 4.3 Finland 3.5 7.1 -0.4 -2.7 0.9 2.3 8.3 Euro area 4.4 5.5 3.1 4.7 6.4 3.4 4.9 Bulgaria 4.2 3.7 4.7 3.1 5.7 8.1 4.0 Czech Republic 8.2 11.4 4.7 8.7 6.0 4.5 6.5 Denmark 3.9 5.8 1.7 3.1 2.3 2.8 4.6 Croatia 4.6 6.5 2.5 6.0 9.4 5.6 6.1 Hungary 8.6 12.9 3.9 9.1 8.5 3.4 7.1 Poland 7.5 8.8 6.1 6.7 7.7 8.8 6.7 Romania 9.6 11.0 7.9 8.0 4.6 8.7 9.5 Sweden 4.0 5.7 2.2 5.3 5.7 3.3 3.7 United Kingdom 3.3 4.4 2.1 2.7 5.0 2.3 5.0 European Union 4.4 5.6 3.1 4.7 6.2 3.5 5.0 United States 3.6 4.4 2.6 4.3 0.4 -0.3 3.4 Japan 4.3 6.6 1.8 9.3 2.9 1.3 6.8

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.5 Exports of goods and services (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 30 30

20 20

10 10

0 0

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-20 -20

-30 -30 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 18 2 Economic activity

2.6 Imports of goods and services (chain-linked volumes; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 3.8 4.4 3.2 6.2 3.3 8.4 4.1 Germany 4.5 5.6 3.3 3.6 5.6 3.9 5.1 Estonia 5.9 8.4 3.2 3.6 -1.8 5.3 3.5 Ireland 7.6 7.8 7.4 14.9 26.0 16.4 . Greece 2.0 7.2 -3.6 7.7 0.4 0.3 7.2 Spain 3.2 6.3 -0.2 6.6 5.9 2.7 4.7 France 4.1 5.2 2.9 4.8 5.7 4.2 3.9 Italy 2.2 3.5 0.7 3.2 6.8 3.5 5.3 Cyprus 2.8 4.6 0.8 4.6 7.4 6.8 10.1 Latvia 5.4 8.8 1.7 1.2 2.1 4.5 9.2 Lithuania 7.8 11.0 4.3 3.1 6.2 3.5 12.8 Luxembourg 6.6 8.4 4.4 14.6 7.1 2.1 . Malta 3.6 5.6 1.9 -0.2 7.1 1.5 -3.0 Netherlands 4.3 5.3 3.3 4.2 8.4 4.1 4.9 Austria 3.6 4.9 2.3 2.9 3.1 3.1 5.4 Portugal 3.0 4.0 1.9 7.8 8.5 4.2 7.9 Slovenia 5.1 8.4 1.5 4.1 4.7 6.6 10.1 Slovakia 7.0 10.2 3.4 4.8 8.4 3.7 3.9 Finland 3.9 7.0 0.6 -1.3 3.2 5.4 2.6 Euro area 4.0 5.4 2.5 4.9 6.7 4.8 4.4 Bulgaria 7.0 12.0 1.7 5.2 5.4 4.5 7.2 Czech Republic 7.6 10.9 4.1 10.1 6.8 3.4 5.8 Denmark 4.1 6.6 1.4 3.9 1.9 3.8 4.1 Croatia 3.9 7.3 0.3 3.1 9.2 6.2 8.1 Hungary 7.7 12.0 3.1 11.0 6.4 2.9 9.7 Poland 6.2 7.9 4.3 10.0 6.6 7.9 7.7 Romania 10.5 16.1 4.6 8.7 8.0 9.8 11.1 Sweden 3.9 5.0 2.7 6.3 5.2 3.4 5.0 United Kingdom 3.8 5.0 2.5 4.5 5.1 4.8 3.5 European Union 4.2 5.7 2.6 5.3 6.4 4.8 4.6 United States 3.8 5.1 2.3 4.5 5.0 1.3 3.9 Japan 3.0 3.9 2.0 8.3 0.8 -1.9 3.6

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.6 Imports of goods and services (chain-linked volumes; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 15 15

10 10

5 5

0 0

-5 -5

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-15 -15

-20 -20 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 19 2 Economic activity

2.7 Nominal GDP (current prices; EUR billions)

1999-2017 1) 1999-2008 2009-2017 1) 2014 2015 2016 2017 Belgium 342.5 296.2 393.9 400.3 410.4 423.0 438.5 Germany 2,554.8 2,283.0 2,856.8 2,932.5 3,043.7 3,144.1 3,263.4 Estonia 14.2 10.2 18.5 19.8 20.3 21.1 23.0 Ireland 172.1 150.1 199.7 194.5 262.0 275.6 . Greece 190.1 186.3 194.4 178.7 176.3 174.2 177.7 Spain 957.1 849.0 1,077.3 1,037.8 1,080.0 1,118.5 1,163.7 France 1,895.0 1,694.7 2,117.5 2,147.6 2,194.2 2,228.9 2,287.6 Italy 1,520.0 1,417.5 1,633.8 1,621.8 1,652.6 1,680.9 1,716.2 Cyprus 16.2 13.9 18.7 17.6 17.7 18.2 19.2 Latvia 17.7 13.5 22.4 23.6 24.3 24.9 26.9 Lithuania 26.4 19.3 34.3 36.6 37.4 38.7 41.9 Luxembourg 36.2 28.6 45.8 50.0 52.1 53.0 . Malta 6.5 5.0 8.2 8.5 9.5 10.2 11.1 Netherlands 590.1 524.2 663.4 663.0 683.5 702.6 731.3 Austria 282.9 243.9 326.3 333.1 344.5 353.3 369.2 Portugal 163.5 150.4 178.0 173.1 179.8 185.5 193.1 Slovenia 32.7 27.9 38.0 37.6 38.8 40.4 43.3 Slovakia 54.4 36.4 74.5 76.1 78.9 81.2 85.0 Finland 179.3 158.3 202.6 205.5 209.6 215.8 224.3 Euro area 9,059.2 8,108.5 10,115.5 10,157.5 10,515.6 10,789.7 11,165.5 Bulgaria 32.0 22.0 43.0 42.8 45.3 48.1 50.4 Czech Republic 131.0 100.8 164.7 156.7 168.5 176.6 191.6 Denmark 229.8 202.8 259.9 265.8 271.8 277.5 288.0 Croatia 38.9 33.3 45.1 43.4 44.5 46.4 48.7 Hungary 91.1 78.2 105.5 105.6 110.7 113.7 123.5 Poland 312.8 236.7 397.3 411.0 430.1 426.0 465.7 Romania 108.7 73.7 147.6 150.4 160.3 169.8 187.4 Sweden 358.4 304.2 418.6 432.7 449.0 465.2 477.9 United Kingdom 2,018.6 1,916.6 2,131.9 2,278.9 2,602.1 2,395.8 2,325.5 European Union 12,380.5 11,076.8 13,829.0 14,044.6 14,797.9 14,908.7 15,324.3 United States 11,957.7 10,584.4 13,483.6 13,118.3 16,332.1 16,825.8 17,160.8 Japan 4,122.7 4,072.2 4,178.8 3,662.5 3,960.8 4,479.7 4,307.4

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 20 2 Economic activity

2.8 GDP per capita (current prices; PPPs 1) in EUR thousands)

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 29.2 26.5 32.7 33.0 33.6 34.3 35.1 Germany 29.6 26.4 33.6 34.2 35.4 36.1 36.8 Estonia 15.3 11.9 19.7 20.7 21.4 21.9 22.2 Ireland 34.7 30.8 39.6 36.5 38.7 52.6 54.6 Greece 20.5 20.4 21.2 19.7 19.9 19.8 19.9 Spain 23.4 21.8 25.7 24.6 25.3 26.2 27.4 France 26.7 24.7 29.4 29.9 30.2 30.9 31.1 Italy 26.1 24.9 27.8 27.1 27.2 28.1 28.8 Cyprus 23.1 21.9 25.2 23.1 22.9 23.8 24.6 Latvia 13.3 10.9 16.4 17.2 17.9 18.6 19.4 Lithuania 14.1 10.4 18.8 20.1 21.1 21.7 22.5 Luxembourg 64.3 57.0 72.1 72.0 76.1 77.8 77.6 Malta 20.4 17.8 23.6 23.5 25.0 26.8 28.0 Netherlands 32.8 30.1 36.6 36.8 36.7 37.6 38.5 Austria 31.2 28.0 35.4 36.2 36.7 37.6 38.0 Portugal 19.5 18.1 21.5 21.1 21.6 22.3 23.1 Slovenia 21.1 19.7 23.1 22.5 23.4 24.1 25.1 Slovakia 14.7 10.2 20.6 21.1 21.8 22.5 23.0 Finland 28.1 25.8 31.4 31.2 31.1 31.7 32.6 Euro area 26.6 24.4 29.5 29.5 30.0 31.0 31.7 Bulgaria 9.7 7.5 12.5 12.6 13.0 13.7 14.6 Czech Republic 19.8 17.0 23.4 23.0 24.3 25.5 26.4 Denmark 30.7 27.4 34.9 35.3 35.9 36.8 37.4 Croatia 14.5 12.7 16.6 16.4 16.6 17.1 18.0 Hungary 15.2 12.9 18.2 18.5 19.2 20.0 20.3 Poland 14.0 11.0 17.8 18.5 19.0 19.9 20.7 Romania 10.7 7.6 14.9 15.0 15.6 16.6 17.7 Sweden 30.6 27.8 34.4 34.5 34.8 36.0 37.0 United Kingdom 27.3 25.4 29.7 29.7 30.8 31.6 32.4 European Union 24.4 22.1 27.5 27.5 28.2 29.2 29.9 United States 36.8 34.5 39.9 39.8 40.9 42.3 43.1 Japan 26.7 25.1 28.8 29.5 29.5 30.6 31.2

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) GDP in Purchasing Power Standards (PPSs) in euro, calculated on the basis of PPP rates relative to the euro area (Euro 19 = 1). 2) Data for Croatia available since 2000.

Chart 2.8 GDP per capita (current prices; PPPs 1) in EUR thousands) euro area United States European Union Japan 45 45

40 40

35 35

30 30

25 25

20 20

15 15 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) GDP in Purchasing Power Standards (PPSs) in euro, calculated on the basis of PPP rates relative to the euro area (Euro 19 = 1).

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 21 2 Economic activity

2.9 Employment (persons employed; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 0.9 1.1 0.7 0.4 0.9 1.3 1.4 Germany 0.8 0.6 0.9 0.8 0.9 1.3 1.5 Estonia 0.3 0.6 0.0 0.8 2.9 0.3 2.7 Ireland 1.7 3.4 -0.2 1.7 2.5 2.8 1.9 Greece -0.2 1.2 -1.7 0.9 0.7 0.5 2.1 Spain 1.3 3.4 -1.0 1.0 2.7 2.5 2.6 France 0.7 1.1 0.3 0.4 0.2 0.6 1.0 Italy 0.6 1.3 -0.1 0.1 0.7 1.3 1.1 Cyprus 1.4 2.9 -0.3 -1.8 1.5 3.3 3.4 Latvia -0.5 0.8 -1.9 -1.3 1.4 -0.3 0.6 Lithuania -0.5 -0.5 -0.6 2.0 1.3 2.0 -0.5 Luxembourg 3.2 3.9 2.3 2.6 2.6 3.0 . Malta 2.0 0.9 3.3 5.1 3.9 4.0 5.4 Netherlands 0.8 1.3 0.2 -0.1 0.9 1.1 2.1 Austria 1.0 1.1 0.8 1.0 0.6 1.2 1.7 Portugal -0.1 0.4 -0.6 1.4 1.4 1.6 3.3 Slovenia 0.6 1.2 -0.2 0.4 1.2 1.9 2.8 Slovakia 0.6 0.6 0.6 1.4 2.0 2.4 2.2 Finland 0.8 1.6 -0.1 -0.5 -0.1 0.3 1.2 Euro area 0.7 1.3 0.1 0.6 1.0 1.3 1.6 Bulgaria 0.1 1.0 -0.9 0.4 0.4 0.5 1.8 Czech Republic 0.3 0.4 0.3 0.6 1.4 1.3 1.6 Denmark 0.4 0.8 -0.1 1.0 1.3 1.7 1.6 Croatia 0.2 1.3 -0.9 2.7 1.2 0.3 2.2 Hungary 0.5 0.1 1.0 4.8 2.4 2.6 2.0 Poland 0.7 1.0 0.4 1.7 1.5 0.6 1.4 Romania -1.2 -1.6 -0.9 0.8 -1.3 -0.9 2.6 Sweden 1.0 1.1 1.0 1.4 1.5 1.7 2.3 United Kingdom 0.9 1.0 0.9 2.4 1.7 1.4 1.0 European Union 0.6 1.0 0.2 1.0 1.1 1.2 1.6 United States 0.8 1.0 0.5 1.6 1.7 1.7 . Japan 0.0 -0.1 0.1 0.6 0.4 1.0 .

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Croatia and Poland available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.9 Employment (persons employed; annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2

-3 -3

-4 -4 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 22 2 Economic activity

2.10 Labour productivity (per persons employed; annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 0.7 1.1 0.3 0.9 0.5 0.2 0.3 Germany 0.6 1.0 0.3 1.1 0.8 0.6 0.7 Estonia 3.2 5.1 1.3 2.1 -1.1 1.8 2.2 Ireland 3.4 2.0 5.3 6.5 22.5 2.3 . Greece 0.4 2.2 -1.5 -0.2 -1.0 -0.7 -0.8 Spain 0.6 0.1 1.2 0.4 0.7 0.7 0.5 France 0.7 1.0 0.5 0.5 0.8 0.5 0.8 Italy -0.2 0.0 -0.4 0.0 0.3 -0.5 0.3 Cyprus 0.7 1.2 0.1 0.4 0.5 0.1 0.5 Latvia 4.2 5.8 2.5 3.3 1.5 2.5 4.6 Lithuania 4.3 6.6 1.7 1.5 0.7 0.4 4.4 Luxembourg 0.2 0.5 -0.1 3.1 0.3 0.0 . Malta 1.1 1.2 1.1 2.8 5.7 1.4 1.1 Netherlands 0.9 1.2 0.5 1.5 1.3 1.1 0.9 Austria 0.7 1.3 0.0 -0.1 0.5 0.2 1.2 Portugal 0.8 1.2 0.5 -0.5 0.4 0.0 -0.6 Slovenia 1.8 3.1 0.5 2.6 1.0 1.2 2.2 Slovakia 3.0 4.5 1.4 1.3 1.8 0.9 1.2 Finland 0.9 1.7 0.0 -0.2 0.3 1.9 1.8 Euro area 0.7 0.8 0.5 0.7 1.0 0.5 0.7 Bulgaria 3.0 3.7 2.3 1.0 3.3 3.4 1.7 Czech Republic 2.4 3.6 1.1 2.2 3.8 1.3 2.7 Denmark 0.9 0.9 0.8 0.6 0.4 0.2 0.5 Croatia 1.5 2.6 0.5 -2.7 1.1 2.9 0.6 Hungary 1.7 3.3 0.0 -0.6 0.9 -0.4 2.0 Poland 2.7 2.6 2.8 1.5 2.3 2.3 3.1 Romania 5.0 7.0 2.7 2.3 5.3 5.8 4.3 Sweden 1.4 1.9 0.8 1.1 3.0 1.5 0.1 United Kingdom 1.0 1.5 0.4 0.7 0.6 0.5 0.7 European Union 1.0 1.3 0.6 0.7 1.2 0.7 0.8 United States 1.3 1.5 1.0 1.0 1.2 -0.2 . Japan 0.8 1.1 0.5 -0.2 0.9 0.0 .

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Croatia and Malta available since 2000; and for Poland since 2002. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016. However, for Japan the average refers to the periods 1999-2015 and 2009-2015.

Chart 2.10 Labour productivity (per persons employed; annual percentage changes)

euro area United States European Union Japan 5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2

-3 -3

-4 -4

-5 -5 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 23 2 Economic activity

2.11 Unemployment (percentage of the labour force)

1999-2017 1), 2) 1999-2008 1) 2009-2017 1), 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 7.8 7.7 7.9 8.5 8.5 7.8 7.2 Germany 7.4 9.1 5.4 5.0 4.6 4.1 3.8 Estonia 9.5 9.3 9.7 7.4 6.2 6.8 5.8 Ireland 8.4 5.0 12.1 11.9 10.0 8.4 6.7 Greece 14.8 10.0 20.9 26.5 24.9 23.6 . Spain 15.8 10.7 21.5 24.5 22.1 19.6 17.2 France 9.3 8.9 9.8 10.3 10.4 10.1 9.4 Italy 9.3 8.2 10.5 12.7 11.9 11.7 11.2 Cyprus 7.8 4.3 11.4 16.1 14.9 13.0 11.1 Latvia 12.0 10.9 13.2 10.8 9.9 9.6 8.7 Lithuania 11.4 11.0 11.9 10.7 9.1 7.9 7.1 Luxembourg 4.5 3.6 5.5 6.0 6.5 6.3 5.6 Malta 6.4 6.9 5.9 5.8 5.4 4.7 4.0 Netherlands 5.1 4.4 5.8 7.4 6.9 6.0 4.9 Austria 5.0 4.7 5.3 5.6 5.7 6.0 5.5 Portugal 9.9 7.3 12.7 14.1 12.6 11.2 9.0 Slovenia 7.1 6.1 8.2 9.7 9.0 8.0 6.8 Slovakia 14.3 16.0 12.3 13.2 11.5 9.7 8.1 Finland 8.5 8.5 8.4 8.7 9.4 8.8 8.6 Euro area 9.5 8.6 10.6 11.6 10.9 10.0 9.1 Bulgaria 11.1 12.4 9.8 11.4 9.2 7.6 6.3 Czech Republic 6.7 7.4 5.9 6.1 5.1 4.0 2.9 Denmark 5.6 4.5 6.7 6.5 6.2 6.2 5.7 Croatia 13.5 13.1 14.0 17.2 16.1 13.4 11.1 Hungary 7.5 6.6 8.6 7.7 6.8 5.1 4.2 Poland 12.1 15.5 8.4 9.0 7.5 6.2 4.9 Romania 6.9 7.2 6.6 6.8 6.8 5.9 4.9 Sweden 7.1 6.5 7.7 7.9 7.4 6.9 6.7 United Kingdom 6.0 5.2 6.9 6.1 5.3 4.8 . European Union 9.0 8.5 9.5 10.2 9.4 8.6 7.6 United States 6.0 5.0 7.1 6.2 5.3 4.9 4.4 Japan 4.3 4.6 4.0 3.6 3.4 3.1 2.8

Source: Eurostat. 1) Data for Estonia, Cyprus, Malta, Bulgaria, Croatia and the European Union available since 2000. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 2.11 Unemployment (percentage of the labour force) euro area United States European Union Japan 14 14

12 12

10 10

8 8

6 6

4 4

2 2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: Eurostat.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 24 2 Economic activity

2.12 Household debt 1) (percentages of GDP)

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 48.5 42.5 56.1 56.4 58.5 59.2 59.5 Germany 62.4 67.3 56.2 55.4 54.1 53.3 53.1 Estonia 34.1 25.4 44.9 40.0 39.5 40.3 41.4 Ireland 80.0 72.1 89.9 93.0 81.2 56.4 52.2 Greece 43.1 28.3 61.5 65.1 63.1 62.2 60.7 Spain 68.1 61.4 76.4 77.1 72.7 67.6 64.1 France 46.4 39.4 55.1 55.7 55.8 56.2 57.2 Italy 35.6 29.7 42.9 43.5 42.7 41.9 41.5 Cyprus 100.6 82.4 123.2 127.7 130.1 127.7 121.2 Latvia 34.7 34.5 34.8 29.7 26.3 24.5 23.8 Lithuania 17.3 11.2 25.1 22.4 21.5 22.2 22.8 Luxembourg 50.2 43.8 58.1 58.1 58.4 60.1 62.4 Malta 54.2 48.3 57.9 59.2 56.7 54.5 53.2 Netherlands 106.7 100.1 114.9 114.5 112.4 110.3 108.3 Austria 50.1 48.3 52.2 51.2 51.0 50.9 51.3 Portugal 78.3 72.9 85.1 86.1 81.7 76.7 72.5 Slovenia 24.1 19.1 29.1 29.8 28.3 27.6 27.3 Slovakia 19.2 10.5 29.9 29.9 32.6 35.0 38.2 Finland 51.2 41.2 63.6 64.0 65.4 66.7 67.2 Euro area 57.2 53.8 61.4 61.3 60.2 58.8 58.2 Bulgaria 18.6 12.0 26.0 25.5 24.9 23.8 23.2 Czech Republic 21.3 14.3 30.1 31.5 30.4 30.2 31.1 Denmark 118.5 105.9 134.3 132.8 131.1 129.2 128.9 Croatia 34.4 29.0 39.8 40.3 40.1 38.5 35.3 Hungary 23.5 18.2 30.1 28.0 25.4 21.3 20.3 Poland 27.9 18.7 34.8 35.1 35.6 36.0 36.7 Romania 13.2 7.9 19.8 19.2 18.0 17.5 16.8 Sweden 67.4 56.6 80.8 82.3 83.3 83.6 85.1 United Kingdom 83.3 78.6 89.2 86.9 85.1 85.4 86.1 European Union ------United States 82.7 82.7 82.8 80.1 78.8 77.3 77.6 Japan 61.3 63.6 59.0 58.6 58.0 57.0 57.2

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan. 1) Defined as outstanding amounts of loans received by households and non-profit institutions serving households. 2) Data for the European Union are not available. Data for Bulgaria available since 2000; for Croatia and Slovenia since 2001; for Poland since 2003; for Latvia and Malta since 2004.

Chart 2.12 Household debt (percentages of GDP) euro area Japan United States 100 100

90 90

80 80

70 70

60 60

50 50

40 40 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 25 2 Economic activity

2.13 Household savings ratio (percentages of adjusted disposable income 1) )

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 14.8 16.0 13.4 12.5 12.3 11.9 11.2 Germany 16.4 16.1 16.7 16.2 16.8 17.0 17.1 Estonia 5.6 1.5 10.6 9.1 10.7 11.7 11.3 Ireland 7.8 6.8 9.0 9.1 7.3 6.8 6.7 Greece 3.1 6.7 -1.4 -4.7 -3.6 -5.4 -6.8 Spain 9.6 9.5 9.8 9.6 9.3 8.6 7.7 France 14.8 14.9 14.6 14.0 14.4 13.9 13.5 Italy 12.8 14.3 11.0 11.0 11.2 10.5 10.5 Cyprus 4.7 7.2 1.2 -3.3 -7.9 -5.7 . Latvia 1.4 1.5 1.2 -3.8 -1.9 1.8 2.7 Lithuania 2.6 2.5 2.7 2.4 0.2 0.0 -0.5 Luxembourg ------Malta ------Netherlands 12.5 11.6 13.6 14.1 14.5 13.1 13.1 Austria 14.9 15.8 13.7 12.7 12.4 12.5 13.4 Portugal 8.5 9.5 7.3 7.8 5.2 5.3 5.8 Slovenia 13.6 15.8 12.6 12.7 12.5 12.7 12.8 Slovakia 7.7 7.9 7.4 5.9 7.2 8.9 9.5 Finland 8.3 8.5 8.1 8.6 7.2 6.9 6.0 Euro area 13.1 13.4 12.7 12.5 12.7 12.4 12.1 Bulgaria -6.7 -10.1 -2.5 -1.5 -4.5 -0.9 4.9 Czech Republic 11.5 11.3 11.8 10.9 11.8 12.0 11.2 Denmark 6.6 5.5 8.0 8.8 3.8 10.3 10.2 Croatia 10.3 7.8 12.5 11.3 13.2 14.2 14.0 Hungary 9.5 9.5 9.5 9.8 10.9 9.6 . Poland 6.2 8.7 3.1 2.5 2.3 2.3 4.4 Romania -1.5 -6.5 4.7 13.3 14.5 15.5 21.7 Sweden 12.9 9.8 16.7 17.5 18.9 17.6 18.8 United Kingdom 7.7 7.6 7.8 6.7 6.8 6.5 5.2 European Union 11.7 11.8 11.5 11.2 11.0 10.9 10.8 United States 8.0 7.2 9.1 8.2 8.9 9.3 8.2 Japan 10.8 12.1 8.8 6.9 6.0 7.0 .

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan. 1) Disposable income adjusted for the change in the net equity of households in pension fund reserves. 2) Data for Luxembourg and Malta are not available. Data for Croatia since 2002; for Lithuania since 2004; and for Slovenia since 2005.

Chart 2.13 Household savings (percentages of adjusted disposable income) euro area Japan United States European Union 20 20

15 15

10 10

5 5

0 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 26 2 Economic activity

2.14 Non-financial corporations’ debt 1) (percentages of GDP)

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 130.3 114.2 150.3 149.6 149.5 154.8 166.2 Germany 64.4 65.8 62.6 63.7 61.1 60.8 61.1 Estonia 84.0 79.0 90.4 87.1 90.5 87.1 85.2 Ireland 156.9 108.1 217.9 202.7 219.6 267.7 246.4 Greece 55.4 47.5 65.2 63.7 64.8 63.9 63.9 Spain 106.0 94.4 120.6 120.1 113.9 107.3 101.8 France 109.7 101.1 120.5 118.8 124.7 127.2 131.5 Italy 77.6 70.5 86.4 87.5 85.9 82.3 80.0 Cyprus 202.4 193.9 213.0 214.4 225.0 228.2 225.6 Latvia 77.9 66.6 84.9 79.3 76.8 77.5 73.2 Lithuania 43.8 45.6 42.7 39.8 36.6 37.0 40.5 Luxembourg 237.5 170.3 321.4 317.9 327.2 359.3 348.5 Malta 143.3 124.5 155.0 155.5 154.1 143.7 141.9 Netherlands 120.6 119.0 122.6 120.9 121.8 125.7 123.0 Austria 92.7 90.5 95.4 98.5 94.9 94.5 94.0 Portugal 113.6 101.3 128.9 137.2 128.8 121.2 114.6 Slovenia 79.6 71.8 84.5 88.6 79.0 67.9 60.8 Slovakia 48.0 45.4 51.3 50.1 52.6 51.7 55.0 Finland 100.0 89.7 112.8 113.1 118.1 124.3 114.2 Euro area 96.9 88.8 106.0 105.0 106.7 108.4 107.7 Bulgaria 87.4 68.8 108.4 112.5 108.8 96.6 91.4 Czech Republic 52.5 48.0 58.2 66.1 63.0 59.2 56.5 Denmark 86.4 80.5 93.8 94.0 90.7 90.0 91.9 Croatia 81.6 63.6 99.5 102.8 100.8 99.7 95.0 Hungary 72.1 61.8 85.0 83.2 82.6 78.2 72.3 Poland 38.9 33.0 43.4 43.6 46.1 47.4 49.6 Romania 48.8 44.5 54.2 48.6 45.1 43.9 40.4 Sweden 131.2 115.0 151.4 151.8 152.5 152.4 148.1 United Kingdom 117.8 116.4 119.6 110.6 118.8 111.9 119.7 European Union ------United States(3) 66.4 64.8 68.5 67.4 68.5 70.3 72.1 Japan(4) 110.6 110.6 110.6 108.2 107.3 105.0 106.7

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan. 1) Defined as outstanding amounts of loans taken, debt securities issued and pension scheme liabilities. 2) Data for the European Union are not available. Data for Bulgaria since 2000; for Croatia since 2001; for Poland since 2003; and for Latvia, Lithuania, Malta and Slovenia since 2004. 3) Figures for the United States do not include inter-company loans and pension scheme liabilities.

Chart 2.14 Non-financial corporations’ debt (percentages of GDP)

euro area Japan United States 120 120

110 110

100 100

90 90

80 80

70 70

60 60 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ECB, Eurostat, US Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve Board and Bank of Japan.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 27 3 Prices and costs

3.1 HICP (annual percentage changes)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.9 2.2 1.6 0.5 0.6 1.8 2.2 Germany 1.4 1.7 1.2 0.8 0.1 0.4 1.7 Estonia 3.5 4.6 2.3 0.5 0.1 0.8 3.7 Ireland 1.8 3.4 0.1 0.3 0.0 -0.2 0.3 Greece 2.1 3.3 0.9 -1.4 -1.1 0.0 1.1 Spain 2.2 3.2 1.1 -0.2 -0.6 -0.3 2.0 France 1.5 1.9 1.1 0.6 0.1 0.3 1.2 Italy 1.9 2.4 1.3 0.2 0.1 -0.1 1.3 Cyprus 1.8 2.7 0.8 -0.3 -1.5 -1.2 0.7 Latvia 3.6 5.6 1.4 0.7 0.2 0.1 2.9 Lithuania 2.4 2.7 2.0 0.2 -0.7 0.7 3.7 Luxembourg 2.2 2.8 1.6 0.7 0.1 0.0 2.1 Malta 2.1 2.6 1.6 0.8 1.2 0.9 1.3 Netherlands 1.9 2.4 1.3 0.3 0.2 0.1 1.3 Austria 1.8 1.9 1.8 1.5 0.8 1.0 2.2 Portugal 2.0 2.9 1.1 -0.2 0.5 0.6 1.6 Slovenia 3.4 5.5 1.2 0.4 -0.8 -0.2 1.6 Slovakia 3.8 6.2 1.3 -0.1 -0.3 -0.5 1.4 Finland 1.7 1.8 1.6 1.2 -0.2 0.4 0.8 Euro area 1.7 2.2 1.2 0.4 0.0 0.2 1.5 Bulgaria 4.0 6.7 1.0 -1.6 -1.1 -1.3 1.2 Czech Republic 2.1 2.7 1.4 0.4 0.3 0.6 2.4 Denmark 1.7 2.1 1.2 0.4 0.2 0.0 1.1 Croatia 2.4 3.4 1.3 0.2 -0.3 -0.6 1.3 Hungary 4.7 6.7 2.5 0.0 0.1 0.4 2.4 Poland 2.9 3.9 1.7 0.1 -0.7 -0.2 1.6 Romania 11.3 19.5 2.8 1.4 -0.4 -1.1 1.1 Sweden 1.5 1.7 1.2 0.2 0.7 1.1 1.9 United Kingdom 2.0 1.8 2.2 1.5 0.0 0.7 2.7 European Union 2.1 2.7 1.4 0.5 0.0 0.3 1.7 United States(1) 2.2 2.8 1.5 1.6 0.1 1.3 2.1 Japan(1) 0.0 -0.2 0.2 2.8 0.8 -0.1 0.5

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data refer to the consumer price index.

Chart 3.1 HICP 1) (annual percentage changes)

euro area United States European Union Japan 4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for the United States and Japan refer to the consumer price index.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 28 3 Prices and costs

3.2 HICP excluding food and energy (annual percentage changes)

1999-2017 1) 1999-2008 1) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.6 1.5 1.6 1.5 1.6 1.8 1.5 Germany 1.0 1.0 1.1 1.1 1.1 1.1 1.3 Estonia 2.8 3.8 1.6 1.3 1.2 1.2 2.0 Ireland 1.6 3.0 0.0 0.7 1.6 0.7 0.2 Greece 1.6 2.9 0.2 -1.5 -0.4 0.6 0.3 Spain 1.8 2.7 0.8 -0.1 0.3 0.7 1.2 France 1.2 1.4 0.9 1.0 0.6 0.6 0.6 Italy 1.7 2.1 1.3 0.7 0.7 0.5 0.8 Cyprus 0.9 1.3 0.5 0.1 -0.4 -0.8 0.4 Latvia 2.5 4.3 0.5 1.7 1.5 1.2 1.7 Lithuania 1.5 1.7 1.2 0.7 1.9 1.7 2.6 Luxembourg 1.8 1.9 1.7 1.3 1.7 1.0 1.4 Malta 1.6 2.1 1.1 1.5 1.5 1.0 0.9 Netherlands 1.6 1.9 1.3 0.6 0.9 0.6 0.8 Austria 1.7 1.5 1.9 1.7 1.7 1.6 2.1 Portugal 1.8 2.7 0.8 0.2 0.6 0.9 1.2 Slovenia 2.8 4.9 0.5 0.6 0.3 0.7 0.7 Slovakia 3.3 5.1 1.3 0.5 0.5 0.9 1.4 Finland 1.5 1.5 1.5 1.6 0.8 1.1 0.6 Euro area 1.4 1.6 1.1 0.8 0.8 0.9 1.0 Bulgaria 3.6 6.5 0.4 -1.6 -0.6 -1.0 -0.5 Czech Republic 1.3 1.9 0.7 0.5 0.7 1.2 1.9 Denmark 1.5 1.8 1.1 0.6 1.2 0.5 0.7 Croatia 1.4 3.2 0.8 0.5 0.8 0.2 1.0 Hungary 3.1 4.3 2.3 1.4 1.7 1.5 1.4 Poland 2.4 3.5 1.1 0.2 0.5 0.2 0.7 Romania 5.4 9.3 2.5 2.3 1.6 0.0 0.2 Sweden 1.1 1.1 1.0 0.4 0.9 1.2 1.4 United Kingdom 1.5 1.1 1.9 1.6 1.0 1.2 2.3 European Union 1.5 1.7 1.3 0.9 0.9 0.9 1.2 United States(2) 2.0 2.4 1.8 1.7 1.8 2.2 1.8 Japan(2) -0.3 -0.2 -0.1 1.8 1.0 0.4 -0.1

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Slovenia and Czech Republic available since 2001; for Hungary and Romania since 2002; and for Croatia since 2006. 2) Data refer to the consumer price index.

Chart 3.2 HICP excluding food and energy 1) (annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for the United States and Japan refer to the consumer price index.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 29 3 Prices and costs

3.3 GDP deflator (annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.7 1.9 1.4 0.7 1.1 1.6 1.9 Germany 1.2 0.8 1.5 1.8 2.0 1.3 1.5 Estonia 4.6 6.5 2.5 1.5 1.2 1.6 4.0 Ireland 1.9 3.3 0.1 -0.4 7.3 0.0 . Greece 1.6 3.2 -0.2 -1.8 -1.0 -1.0 0.7 Spain 2.0 3.6 0.3 -0.2 0.6 0.3 1.0 France 1.3 1.8 0.8 0.6 1.1 0.4 0.8 Italy 1.8 2.4 1.1 1.0 0.9 0.8 0.6 Cyprus 1.9 3.4 0.3 -1.6 -1.2 -0.7 1.5 Latvia 4.3 7.8 0.6 1.8 0.0 0.3 3.0 Lithuania 2.5 3.3 1.6 1.0 0.3 1.0 4.3 Luxembourg 2.7 3.2 1.9 1.6 1.3 -1.3 . Malta 2.4 2.5 2.4 2.3 2.4 1.5 2.3 Netherlands 1.7 2.5 0.7 0.1 0.8 0.6 0.9 Austria 1.7 1.6 1.7 2.0 2.3 1.1 1.5 Portugal 2.1 3.2 1.0 0.8 2.0 1.5 1.4 Slovenia 3.1 4.9 1.1 0.8 1.0 0.9 2.0 Slovakia 2.6 4.6 0.4 -0.2 -0.2 -0.4 1.3 Finland 1.6 1.5 1.7 1.7 1.9 0.8 0.9 Euro area 1.6 2.0 1.0 0.9 1.4 0.8 1.1 Bulgaria 4.1 6.0 2.0 0.5 2.2 2.2 1.2 Czech Republic 1.8 2.4 1.1 2.5 1.2 1.2 1.3 Denmark 1.9 2.5 1.2 1.0 0.7 0.0 1.6 Croatia 2.6 4.1 1.0 0.1 0.0 -0.1 1.2 Hungary 4.7 6.4 2.8 3.4 1.9 1.0 3.7 Poland 2.6 3.5 1.7 0.5 0.8 0.4 2.0 Romania 13.8 24.0 3.4 1.7 2.6 2.1 5.0 Sweden 1.7 1.8 1.6 1.8 2.1 1.6 2.1 United Kingdom 1.9 2.2 1.6 1.7 0.5 2.0 2.1 European Union 1.5 2.0 0.9 1.7 3.0 -1.2 0.4 United States 1.9 2.3 1.5 1.8 1.1 1.3 1.8 Japan -0.7 -1.2 -0.2 1.7 2.1 0.3 -0.2

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta and Croatia available since 2000; and for Poland since 2002. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 3.3 GDP deflator (annual percentage changes) euro area United States European Union Japan 4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2

-3 -3 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 30 3 Prices and costs

3.4 Industrial producer prices (annual percentage changes; domestic sales only)

1999-2017 1) 1999-2008 1) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 2.0 3.1 0.8 -4.6 -4.2 -1.8 8.9 Germany 1.4 2.4 0.2 -0.9 -1.8 -1.7 2.6 Estonia 2.9 4.7 1.6 -2.3 -2.8 -2.1 3.3 Ireland 1.4 4.0 0.5 -0.3 -4.4 -2.8 3.4 Greece 2.3 4.2 0.3 -0.8 -5.8 -5.4 4.2 Spain 2.2 3.3 1.0 -1.3 -2.1 -3.1 4.4 France 1.3 2.4 0.2 -1.3 -2.2 -2.3 2.4 Italy 1.5 3.1 0.0 -1.8 -3.4 -2.2 2.6 Cyprus 2.4 4.8 0.4 -3.1 -5.7 -3.7 2.7 Latvia 4.3 8.4 1.2 0.1 -1.4 -3.3 2.2 Lithuania 2.4 4.8 -0.3 -5.1 -9.2 -3.2 3.6 Luxembourg 2.2 5.1 -1.0 -4.8 -0.5 -2.5 -1.9 Malta 3.7 5.2 2.4 -1.1 -3.2 -0.4 0.7 Netherlands 2.2 4.6 -0.5 -1.7 -4.4 -2.5 4.4 Austria 1.1 1.8 0.3 -1.4 -2.1 -2.5 1.9 Portugal 2.2 3.6 0.6 -1.5 -4.2 -1.8 3.7 Slovenia 2.5 4.3 0.6 -1.0 -0.5 -1.4 1.3 Slovakia 2.2 5.3 -1.0 -3.7 -4.3 -4.4 2.6 Finland 1.7 2.6 0.7 -0.9 -2.2 -1.5 2.7 Euro area 1.6 2.7 0.3 -1.5 -2.8 -2.3 3.1 Bulgaria 3.9 6.2 1.5 -0.9 -1.7 -2.8 4.2 Czech Republic 1.4 2.6 0.1 -0.8 -3.2 -3.3 1.8 Denmark 2.8 5.0 0.5 -2.3 -6.5 -1.5 3.3 Croatia 2.1 3.1 0.9 -2.7 -3.8 -3.9 2.1 Hungary 4.7 7.4 1.7 -2.1 -3.1 -3.1 4.6 Poland 2.6 3.5 1.8 -1.4 -2.4 0.0 4.8 Romania 9.3 18.0 2.2 0.2 -1.8 -2.6 3.1 Sweden 1.9 3.1 0.6 0.1 -1.1 0.0 4.1 United Kingdom 2.8 4.3 1.2 -2.3 -7.6 -0.3 6.3 European Union 1.8 3.0 0.5 -1.6 -3.4 -1.9 3.6 United States(2) 2.2 3.1 1.2 1.9 -3.3 -1.0 3.2 Japan(3) 0.0 0.5 -0.5 3.2 -2.3 -3.5 2.3

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Cyprus, Malta, Bulgaria, Poland and Romania available since 2001; for Latvia since 2002; for Estonia since 2003; and for Ireland since 2006. 2) Data refer to finished goods. 3) Data refer to the output price index in the manufacturing sector.

Chart 3.4 Industrial producer prices 1) (annual percentage changes; domestic sales only)

euro area United States European Union Japan 8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4

-6 -6 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for the United States refer to finished goods; data for Japan refer to the output price index in the manufacturing sector.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 31 3 Prices and costs

3.5 Unit labour costs (annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 1.5 1.8 1.3 0.0 -0.5 -0.1 1.4 Germany 1.0 0.2 2.0 1.7 1.8 1.6 1.9 Estonia 4.9 7.0 2.5 4.2 4.6 4.0 3.5 Ireland -0.2 3.7 -4.8 -4.4 -16.6 -0.2 . Greece 1.6 3.6 -0.6 -1.8 -1.3 -0.2 0.9 Spain 1.5 3.3 -0.4 -0.3 1.4 -0.7 -0.1 France 1.6 1.9 1.3 0.9 0.0 0.4 1.1 Italy 1.9 2.7 1.0 0.1 0.7 0.9 -0.2 Cyprus 1.6 3.2 -0.1 -4.0 -1.7 -0.8 0.2 Latvia 4.8 8.8 0.5 5.2 6.1 4.2 3.2 Lithuania 2.3 2.8 1.7 3.2 5.0 5.9 4.6 Luxembourg 2.7 3.3 2.0 -0.9 2.8 0.7 . Malta 2.1 2.6 1.6 -1.2 -0.6 1.5 0.0 Netherlands 1.6 2.0 1.0 0.1 -1.6 0.4 . Austria 1.4 1.0 1.9 2.0 1.6 2.1 0.4 Portugal 1.4 2.6 0.1 -1.3 0.0 2.1 1.7 Slovenia 3.0 4.6 1.2 -1.2 0.4 1.6 0.6 Slovakia 2.6 3.6 1.5 0.5 1.6 1.4 2.8 Finland 1.6 1.6 1.6 1.1 1.2 -0.6 -2.7 Euro area 1.4 1.7 1.1 0.7 0.4 0.8 0.9 Bulgaria 5.0 5.2 4.9 4.6 2.3 2.3 5.7 Czech Republic 2.2 2.8 1.5 0.4 -0.8 3.3 3.6 Denmark 1.9 2.7 1.0 0.7 1.3 0.9 0.9 Croatia 0.9 2.7 -0.7 -2.6 -0.7 -3.0 -1.7 Hungary 4.1 6.1 2.0 1.4 -2.4 4.4 5.8 Poland 1.0 0.8 1.2 0.6 -0.6 2.1 . Romania 11.8 21.0 2.4 4.3 -3.3 4.1 10.3 Sweden 1.9 2.2 1.7 1.0 -0.3 1.3 2.0 United Kingdom 2.3 2.9 1.7 -0.1 0.4 2.7 2.2 European Union 1.6 1.9 1.2 0.5 0.2 1.0 1.3 United States 0.4 0.2 0.7 2.7 2.3 0.3 0.9 Japan -1.4 -1.9 -0.7 1.1 -0.4 1.2 .

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States) and ECB calculations. 1) Data for Malta and Croatia available since 2000; and for Poland since 2002. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016. However, for Japan the average refers to the periods 1999-2015 and 2009-2015.

Chart 3.5 Unit labour costs (annual percentage changes)

euro area United States European Union Japan 5 5

0 0

-5 -5 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, national data from the BIS databank (for the United States) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 32 3 Prices and costs

3.6 Compensation per employee (annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 2.3 2.9 1.6 0.9 0.0 0.1 1.7 Germany 1.7 1.2 2.2 2.8 2.7 2.2 2.6 Estonia 8.3 12.4 3.8 6.4 3.4 5.9 5.7 Ireland 3.3 5.7 0.3 1.8 2.1 2.0 . Greece 2.1 6.0 -2.1 -2.0 -2.3 -0.9 0.1 Spain 2.2 3.5 0.8 0.1 2.2 0.0 0.4 France 2.3 2.8 1.7 1.4 0.9 0.9 1.9 Italy 1.6 2.6 0.6 0.2 1.0 0.4 0.2 Cyprus 2.3 4.5 0.0 -3.6 -1.2 -0.7 0.7 Latvia 9.2 15.1 3.0 8.6 7.7 6.8 7.9 Lithuania 6.7 9.6 3.5 4.7 5.8 6.2 9.1 Luxembourg 2.9 3.7 1.9 2.2 3.0 0.7 . Malta 3.3 3.9 2.7 1.6 5.1 2.9 1.1 Netherlands 2.4 3.2 1.5 1.6 -0.3 1.5 . Austria 2.1 2.3 2.0 1.9 2.1 2.4 1.6 Portugal 2.2 3.8 0.5 -1.8 0.4 2.1 1.1 Slovenia 4.9 7.9 1.7 1.3 1.4 2.8 2.8 Slovakia 5.7 8.3 3.0 1.8 3.5 2.3 4.1 Finland 2.5 3.3 1.6 1.0 1.4 1.3 -1.0 Euro area 2.1 2.5 1.6 1.4 1.4 1.2 1.6 Bulgaria 8.2 9.1 7.3 5.6 5.6 5.8 7.5 Czech Republic 4.7 6.5 2.6 2.6 3.0 4.6 6.4 Denmark 2.8 3.6 1.8 1.4 1.6 1.2 1.4 Croatia 2.4 5.4 -0.2 -5.2 0.4 -0.2 -1.1 Hungary 5.9 9.6 2.0 0.8 -1.5 4.0 7.9 Poland 3.8 3.5 4.0 2.2 1.7 4.4 . Romania 17.3 29.6 5.1 6.7 1.9 10.1 15.0 Sweden 3.4 4.1 2.6 2.2 2.7 2.8 2.1 United Kingdom 3.3 4.4 2.1 0.5 1.1 3.3 2.9 European Union 2.6 3.3 1.8 1.2 1.4 1.7 2.1 United States 2.9 3.6 2.1 2.9 3.2 1.0 . Japan -0.5 -0.8 -0.2 0.8 0.5 1.2 .

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations. 1) Data for Malta and Croatia available since 2000; and for Poland since 2002. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016. However, for Japan the average refers to the periods 1999-2015 and 2009-2015.

Chart 3.6 Compensation per employee (annual percentage changes)

euro area United States European Union Japan 6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4

-6 -6 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: Eurostat, OECD (for the United States and Japan) and ECB calculations.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 33 3 Prices and costs

3.7 Residential property prices (annual percentage changes)

1999-2017 1),2) 1999-2008 1) 2009-2017 2) 2014 2015 2016 2017 Belgium 5.3 7.8 2.2 0.7 3.8 0.9 . Germany 2.3 1.4 2.8 3.1 4.5 6.0 . Estonia 5.4 17.7 1.1 13.7 6.9 4.7 . Ireland 3.9 10.6 -4.0 17.2 10.7 7.5 . Greece 1.5 8.6 -5.9 -7.5 -5.0 -2.4 -1.0 Spain 3.7 10.5 -4.2 0.3 3.6 4.7 . France 4.9 9.3 0.1 -1.8 -1.9 0.9 3.2 Italy 2.0 5.6 -2.2 -4.4 -2.6 -0.8 . Cyprus 3.5 15.3 -4.5 -8.8 -4.3 -1.4 . Latvia 0.4 17.4 -3.5 6.0 -3.4 8.5 . Lithuania 1.1 17.3 -2.6 6.4 3.7 5.4 . Luxembourg 4.0 3.4 4.1 4.4 5.4 5.9 . Malta 5.5 17.2 1.4 2.6 5.8 5.4 . Netherlands 3.5 7.4 -0.6 0.9 2.8 5.0 7.6 Austria 3.1 1.0 5.5 3.4 4.2 7.3 3.8 Portugal 0.0 - 0.0 4.2 3.1 7.1 . Slovenia 1.6 14.4 -2.8 -6.6 0.8 3.3 . Slovakia 3.7 20.9 -2.1 -0.8 0.9 4.3 . Finland 2.6 4.5 1.8 -0.4 0.0 0.6 . Euro area 2.9 5.4 0.0 0.4 1.6 3.2 . Bulgaria 2.7 22.7 -4.0 1.4 2.8 7.0 . Czech Republic 0.8 - 0.8 2.5 4.0 7.2 . Denmark 4.1 10.0 0.6 3.8 7.0 4.7 . Croatia -2.6 - -2.6 -1.6 -2.9 0.9 . Hungary 1.5 2.4 1.4 4.2 13.1 13.4 . Poland -0.6 - -0.6 1.0 1.5 1.9 . Romania -2.8 - -2.8 -2.1 2.9 6.0 . Sweden 7.6 8.5 6.3 9.4 13.1 8.6 . United Kingdom 6.2 9.5 2.3 8.0 6.0 7.0 4.8 European Union 3.7 6.4 0.5 1.8 2.8 4.0 . United States 3.3 5.4 0.7 5.2 5.3 5.6 6.3 Japan 1.2 - 1.2 1.6 2.4 2.2 .

Sources: National sources and ECB. 1) Data for Cyprus and Denmark available since 2002; for Germany since 2003; for Estonia, Ireland, Spain, Malta, Finland and Bulgaria since 2005; for Latvia since 2006; for Luxembourg and Slovenia since 2007; for Portugal, the Czech Republic, Croatia and Japan since 2008; for Romania since 2009; and for Poland since 2010. 2) Where data are not available for 2017, the average indicated is for the periods 1999-2016 and 2009-2016.

Chart 3.7 Residential property prices (annual percentage changes)

euro area United States European Union Japan 12 12

10 10

8 8

6 6

4 4

2 2

0 0

-2 -2

-4 -4

-6 -6

-8 -8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Sources: National sources and ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 34 4 Exchange rates and balance of payments

4.1 Effective exchange rates (period averages; index: 1999 Q1=100)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 EER-19

Nominal 99.4 98.8 100.0 101.4 91.7 94.4 96.6 Real CPI 97.6 98.7 96.5 97.2 87.6 89.5 91.4 Real PPI 97.1 98.5 95.5 96.4 88.6 90.8 92.0 Real GDP deflator 94.4 96.8 91.4 90.9 82.8 84.9 Real ULCM (1) 97.2 96.8 97.7 96.3 80.7 80.0 Real ULCT 97.4 97.1 97.9 98.4 88.3 89.5

EER-38

Nominal 107.5 103.8 111.6 114.1 105.7 109.7 112.0 Real CPI 96.3 97.9 94.5 95.4 86.9 89.2 90.5 Source: ECB. 1) ULCM-deflated series are available only for the EER-18 trading partner group.

Chart 4.1 Effective exchange rates (monthly averages; index: 1999 Q1=100)

nominal EER-19 real CPI-deflated EER-19 120 120

115 115

110 110

105 105

100 100

95 95

90 90

85 85

80 80

75 75

70 70 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 35 4 Exchange rates and balance of payments

4.2 Bilateral exchange rates (units of national currency per euro; period averages)

1999-2017 1) 1999-2008 1) 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Chinese renminbi 8.803 9.468 8.212 8.186 6.973 7.352 7.629 Croatian kuna 7.451 7.406 7.490 7.634 7.614 7.533 7.464 Czech koruna 28.818 31.193 26.179 27.536 27.279 27.034 26.326 Danish krone 7.448 7.446 7.449 7.455 7.459 7.445 7.439 Hungarian forint 273.340 253.282 295.626 308.706 309.996 311.438 309.193 Japanese yen 127.407 130.952 123.468 140.306 134.314 120.197 126.711 Polish zloty 4.091 3.991 4.202 4.184 4.184 4.363 4.257 Pound sterling 0.750 0.674 0.834 0.806 0.726 0.819 0.877 Romanian leu 3.729 3.132 4.391 4.444 4.445 4.490 4.569 Swedish krona 9.232 9.132 9.344 9.099 9.353 9.469 9.635 Swiss franc 1.400 1.555 1.227 1.215 1.068 1.090 1.112 US dollar 1.208 1.155 1.267 1.329 1.110 1.107 1.130 Source: ECB. 1) Data for Chinese renminbi and Croatian kuna available since 2001.

Chart 4.2 Bilateral exchange rates (monthly averages; index: 1999 Q1=100)

USD/EUR GBP/EUR JPY/EUR 150 150

140 140

130 130

120 120

110 110

100 100

90 90

80 80

70 70

60 60 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 36 4 Exchange rates and balance of payments

4.3 Real effective exchange rates 1) (deflated by consumer price indices; period averages; index: 1999 Q1 = 100)

1999-2017 1999-2008 2009-2017 2014 2015 2016 2017 Belgium 99.7 99.2 100.1 100.6 96.2 98.7 100.2 Germany 92.7 95.2 95.2 90.6 85.7 87.1 87.9 Estonia 114.8 106.5 124.0 125.8 124.1 126.1 128.2 Ireland 107.8 108.9 106.6 106.2 98.2 99.5 99.7 Greece 100.3 99.3 101.5 99.9 94.8 95.8 96.3 Spain 106.0 104.8 107.3 107.9 102.4 103.3 104.7 France 95.9 97.6 94.1 94.4 89.9 91.1 91.4 Italy 99.5 100.2 98.7 99.6 94.6 95.6 96.1 Cyprus 104.3 104.1 104.6 105.6 99.6 99.7 99.9 Latvia 109.4 104.7 114.6 113.6 112.6 113.7 114.0 Lithuania 122.3 115.7 129.6 129.8 127.0 129.4 130.9 Luxembourg 106.0 104.4 107.8 109.1 104.4 105.1 106.3 Malta 105.7 105.1 106.5 107.0 101.7 103.9 104.9 Netherlands 101.0 102.5 99.2 100.3 94.6 95.6 96.3 Austria 96.4 97.0 95.6 96.8 94.0 95.6 96.6 Portugal 102.5 103.1 101.9 101.5 98.7 100.1 100.5 Slovenia 99.9 99.4 100.3 101.3 97.3 97.8 98.1 Slovakia 163.6 139.3 190.6 192.8 186.5 186.7 186.3 Finland 95.9 96.9 94.8 96.3 93.0 94.1 93.6 Euro area 96.3 97.9 94.5 95.4 86.9 89.2 90.5 Bulgaria 133.2 120.9 146.8 146.7 140.2 139.6 140.5 Czech Republic 133.1 122.4 145.0 137.8 134.0 137.7 143.5 Denmark 98.5 99.4 97.5 97.4 93.4 94.5 95.0 Croatia 104.4 103.5 105.5 104.3 101.1 102.4 103.5 Hungary 128.9 125.4 132.7 128.9 123.6 124.6 127.2 Poland 116.8 117.4 116.2 117.8 112.7 108.8 112.2 Romania 133.0 127.5 139.2 142.7 137.5 135.7 133.5 Sweden 92.8 95.3 90.1 91.2 85.5 86.4 85.7 United Kingdom 89.3 97.9 79.8 84.4 88.1 79.0 75.0 European Union ------United States 94.8 99.4 89.6 85.8 95.0 99.2 98.8 Japan 82.6 89.4 75.0 64.8 60.4 68.6 65.3

Source: ECB. 1) For the euro area as a whole, the real effective exchange rate of the euro vis-à-vis 38 trading partners is displayed. For individual euro area countries, indicators are calculated vis-à-vis these same trading partners plus other euro area countries. For the non-euro area countries, the real effective exchange rate of the national currency vis-à-vis 38 trading partners (including the euro area) is displayed. A positive change points to a decrease in price competitiveness.

Chart 4.3 Real effective exchange rates (deflated by consumer price indices; monthly averages; index: 1999 Q1=100)

euro area-19 CPI deflated EER-38 Japan CPI deflated EER-38 United States CPI deflated EER-38 120 120

110 110

100 100

90 90

80 80

70 70

60 60

50 50 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Source: ECB.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 37 4 Exchange rates and balance of payments

4.4 Balance of payments: net current account (chain-linked volumes; percentages of GDP; period averages; non-working day and non-seasonally adjusted)

2008-2016 2008-2011 2012-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium -0.3 -0.3 -0.3 -0.3 -0.9 -0.2 0.1 Germany 7.0 5.7 8.1 7.0 7.9 9.3 9.1 Estonia 0.0 -0.7 0.6 0.6 0.3 2.3 2.2 Ireland 0.0 -4.4 3.5 2.2 1.7 12.0 4.3 Greece -6.3 -12.1 -1.7 -2.0 -1.6 -0.2 -1.0 Spain -1.7 -5.1 1.1 1.5 1.1 1.1 1.9 France -0.9 -0.9 -1.0 -0.9 -1.3 -0.5 -0.9 Italy -0.4 -2.8 1.4 1.0 2.0 1.6 2.9 Cyprus -6.7 -9.5 -4.4 -5.1 -4.4 -1.5 -4.9 Latvia -1.7 -1.8 -1.6 -3.1 -2.0 -0.5 1.6 Lithuania -2.2 -4.6 -0.3 0.9 3.5 -3.1 -1.3 Luxembourg 6.2 6.8 5.8 6.0 5.7 5.7 5.4 Malta 1.6 -3.0 5.3 2.8 9.6 5.0 7.3 Netherlands 8.2 6.5 9.5 10.2 8.9 9.0 8.8 Austria 2.5 2.9 2.1 2.1 2.7 2.1 2.4 Portugal -4.2 -9.6 0.2 1.6 0.1 0.1 0.8 Slovenia 1.9 -1.4 4.6 4.5 6.0 4.6 5.5 Slovakia -2.1 -4.9 0.2 1.9 1.2 -1.8 -1.5 Finland -0.5 0.9 -1.6 -1.7 -1.4 -1.1 -1.6 Euro area 1.3 -0.4 2.7 2.3 2.5 3.4 3.7 Bulgaria -2.7 -7.6 1.3 1.4 0.1 0.0 6.0 Czech Republic -1.2 -2.5 -0.1 -0.5 0.2 0.2 1.1 Denmark 6.7 4.8 8.2 8.1 9.4 9.3 7.7 Croatia -0.7 -3.9 1.9 0.9 1.9 4.4 2.5 Hungary 1.1 -1.7 3.3 3.8 1.5 3.4 6.2 Poland -3.2 -5.3 -1.6 -1.3 -2.1 -0.6 -0.3 Romania -4.1 -6.6 -2.1 -1.1 -0.7 -1.3 -2.3 Sweden 5.8 6.2 5.5 6.0 5.1 5.2 4.9 United Kingdom -4.9 -3.6 -6.0 -6.0 -6.2 -6.6 -6.6 European Union 0.1 -1.0 1.0 0.9 0.8 1.2 1.6 United States -2.7 -3.2 -2.3 -2.1 -2.1 -2.4 -2.4 Japan 2.3 2.9 1.9 0.9 0.8 3.1 3.8

Sources: ECB, national data from BIS databank (for the United States and Japan) and Eurostat.

Chart 4.4 Balance of payments: net current account (percentages of GDP, non-working day and non-seasonally adjusted)

euro area United States European Union Japan 5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

0 0

-1 -1

-2 -2

-3 -3

-4 -4

-5 -5 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ECB, national data from BIS databank (for the United States and Japan) and Eurostat.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 38 4 Exchange rates and balance of payments

4.5 Net international investment position (chain-linked volumes; percentages of GDP; end-of-period averages)

2008-2016 1) 2008-2011 1) 2012-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 55.2 58.6 52.5 54.6 47.7 50.5 55.6 Germany 34.8 22.9 44.3 36.1 43.5 52.8 59.8 Estonia -59.6 -70.3 -51.0 -56.3 -53.5 -46.0 -43.6 Ireland -147.2 -119.4 -169.5 -135.2 -164.8 -214.2 -193.5 Greece -109.0 -87.2 -126.5 -127.9 -127.0 -129.7 -131.4 Spain -90.3 -88.5 -91.8 -95.7 -98.1 -90.5 -84.9 France -14.0 -11.6 -15.9 -17.1 -16.2 -16.4 -16.5 Italy -20.2 -20.5 -20.0 -23.6 -22.3 -20.9 -10.5 Cyprus -124.0 -104.9 -139.4 -142.5 -148.7 -145.0 -126.7 Latvia -77.5 -82.4 -73.6 -75.2 -76.0 -73.4 -67.9 Lithuania -53.1 -55.4 -51.2 -51.5 -49.9 -48.5 -48.3 Luxembourg 24.8 -0.6 45.2 56.3 35.5 42.4 38.6 Malta 26.5 8.7 40.8 28.7 47.1 56.6 51.2 Netherlands 29.2 6.3 47.5 32.0 50.2 57.3 70.7 Austria -1.2 -5.5 2.2 1.4 3.6 2.8 6.3 Portugal -109.7 -101.4 -116.4 -118.1 -120.3 -117.0 -110.8 Slovenia -44.8 -43.8 -45.6 -48.7 -47.6 -41.8 -39.1 Slovakia -63.8 -62.5 -64.8 -64.5 -65.7 -66.7 -64.1 Finland 3.8 7.7 0.7 4.2 -3.5 -6.8 -2.7 Euro area -14.1 -16.0 -12.7 -14.8 -12.8 -12.9 -7.9 Bulgaria -70.8 -68.6 -72.6 -78.4 -80.7 -67.1 -52.7 Czech Republic -38.6 -42.2 -35.8 -39.3 -35.2 -32.9 -24.9 Denmark 28.0 9.2 43.1 38.7 45.5 36.2 58.0 Croatia -83.2 -84.9 -81.8 -88.0 -84.6 -76.0 -70.2 Hungary -89.5 -103.8 -78.1 -83.9 -78.8 -67.7 -66.9 Poland -61.9 -57.2 -65.7 -70.2 -68.8 -62.4 -59.3 Romania -61.1 -59.3 -62.5 -66.4 -61.7 -59.7 -55.5 Sweden -4.5 -7.0 -2.5 -14.0 1.2 5.2 11.5 United Kingdom -14.7 -6.7 -21.2 -20.1 -26.3 -23.2 -4.8 European Union ------United States -30.8 -22.7 -37.2 -32.2 -40.1 -41.4 -44.7 Japan 58.7 50.9 64.9 64.7 70.7 63.8 64.8

Sources: ECB and national data from BIS databank (for the United States and Japan). 1) Data for Bulgaria available since 2010.

Chart 4.5 Net international investment position (percentages of GDP)

Euro area Japan United States 80 80

60 60

40 40

20 20

0 0

-20 -20

-40 -40

-60 -60 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ECB and national data from BIS databank (for the United States and Japan).

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 39 5 Fiscal developments

5.1 General government balance (percentages of GDP)

1999-2016 1) 1999-2008 1) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium -1.9 -0.6 -3.6 -3.1 -3.1 -2.5 -2.5 Germany -1.5 -2.1 -0.9 -0.1 0.3 0.6 0.8 Estonia 0.3 0.6 -0.1 -0.2 0.7 0.1 -0.3 Ireland -4.0 0.7 -9.9 -6.1 -3.6 -1.9 -0.7 Greece -7.5 -6.7 -8.4 -13.2 -3.6 -5.7 0.5 Spain -3.7 -0.3 -7.9 -7.0 -6.0 -5.3 -4.5 France -3.6 -2.6 -4.9 -4.1 -3.9 -3.6 -3.4 Italy -3.1 -2.9 -3.4 -2.9 -3.0 -2.6 -2.5 Cyprus -3.2 -2.1 -4.5 -5.1 -8.8 -1.2 0.5 Latvia -2.5 -1.9 -3.3 -1.0 -1.2 -1.2 0.0 Lithuania -2.8 -1.9 -3.9 -2.6 -0.6 -0.2 0.3 Luxembourg 1.7 2.6 0.6 1.0 1.3 1.4 1.6 Malta -3.6 -4.9 -2.0 -2.4 -1.8 -1.1 1.1 Netherlands -1.6 -0.5 -3.1 -2.4 -2.3 -2.1 0.4 Austria -2.4 -2.2 -2.7 -2.0 -2.7 -1.0 -1.6 Portugal -5.3 -4.2 -6.6 -4.8 -7.2 -4.4 -2.0 Slovenia -3.8 -2.2 -5.9 -14.7 -5.3 -2.9 -1.9 Slovakia -4.7 -5.0 -4.3 -2.7 -2.7 -2.7 -2.2 Finland 1.1 3.8 -2.3 -2.6 -3.2 -2.7 -1.7 Euro area -2.7 -2.0 -3.7 -3.0 -2.6 -2.1 -1.5 Bulgaria -0.6 0.6 -2.1 -0.4 -5.5 -1.6 0.0 Czech Republic -3.1 -3.6 -2.4 -1.2 -1.9 -0.6 0.7 Denmark 0.6 2.4 -1.7 -1.2 1.1 -1.8 -0.6 Croatia -4.4 -3.7 -5.0 -5.3 -5.1 -3.3 -0.9 Hungary -4.8 -6.0 -3.3 -2.6 -2.7 -2.0 -1.9 Poland -4.2 -3.9 -4.5 -4.1 -3.6 -2.6 -2.5 Romania -3.4 -2.8 -4.1 -2.1 -1.4 -0.8 -3.0 Sweden 0.5 1.2 -0.4 -1.4 -1.6 0.2 1.1 United Kingdom -4.0 -1.9 -6.6 -5.4 -5.5 -4.3 -2.9 European Union -2.8 -1.9 -4.0 -3.3 -3.0 -2.4 -1.7 United States -5.4 -3.4 -7.9 -5.4 -4.8 -4.2 -4.9 Japan -6.2 -5.5 -7.0 -7.6 -5.4 -3.6 -3.4

Sources: ESCB and OECD. 1) Data for Croatia available since 2002.

Chart 5.1 General government balance (percentages of GDP)

euro area United States European Union Japan 10 10

5 5

0 0

-5 -5

-10 -10

-15 -15

-20 -20 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ESCB and OECD.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 40 5 Fiscal developments

5.2 Primary general government balance 1) (percentages of GDP)

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 2.5 4.7 -0.2 0.2 0.2 0.6 0.4 Germany 1.0 0.8 1.2 1.8 2.1 2.2 2.1 Estonia 0.4 0.8 0.0 -0.1 0.8 0.2 -0.2 Ireland -1.8 2.1 -6.7 -1.8 0.3 0.7 1.6 Greece -2.3 -1.3 -3.7 -9.1 0.4 -2.1 3.7 Spain -1.2 2.0 -5.2 -3.5 -2.5 -2.2 -1.7 France -1.1 0.1 -2.6 -1.9 -1.8 -1.6 -1.5 Italy 1.8 2.4 1.1 1.9 1.6 1.5 1.5 Cyprus -0.3 0.9 -1.8 -1.8 -5.9 1.7 3.0 Latvia -1.5 -1.2 -1.8 0.5 0.2 0.1 1.1 Lithuania -1.4 -0.8 -2.3 -0.9 1.0 1.3 1.6 Luxembourg 2.1 2.9 1.0 1.5 1.8 1.7 1.9 Malta -0.3 -1.1 0.9 0.4 1.0 1.3 3.2 Netherlands 0.5 2.1 -1.6 -0.9 -0.8 -0.8 1.4 Austria 0.6 1.1 -0.1 0.7 -0.2 1.3 0.5 Portugal -1.8 -1.4 -2.4 0.0 -2.3 0.2 2.2 Slovenia -1.8 -0.4 -3.5 -12.1 -2.1 0.3 1.2 Slovakia -2.5 -2.4 -2.6 -0.8 -0.8 -1.0 -0.5 Finland 2.7 5.8 -1.1 -1.4 -2.0 -1.6 -0.7 Euro area 0.3 1.3 -1.0 -0.2 0.1 0.3 0.6 Bulgaria 1.0 2.9 -1.3 0.4 -4.6 -0.7 0.9 Czech Republic -1.9 -2.6 -1.2 0.1 -0.6 0.4 1.7 Denmark 2.8 5.0 0.0 0.4 2.5 -0.2 0.7 Croatia -1.9 -1.8 -2.0 -2.1 -1.7 0.2 2.3 Hungary -0.5 -1.6 0.8 1.9 1.2 1.5 1.3 Poland -1.7 -1.2 -2.2 -1.6 -1.6 -0.9 -0.8 Romania -1.5 -0.7 -2.5 -0.4 0.3 0.9 -1.5 Sweden 2.1 3.5 0.4 -0.6 -0.9 0.6 1.6 United Kingdom -1.7 0.1 -4.0 -2.6 -2.8 -1.9 -0.5 European Union 0.0 1.1 -1.4 -0.6 -0.4 -0.1 0.4 United States -1.8 0.1 -4.3 -1.7 -1.3 -0.9 -1.4 Japan -4.1 -3.3 -5.1 -5.7 -3.5 -1.7 -1.7

Sources: ESCB and OECD. 1) General government balance excluding the interest expenditure. 2) Data for Croatia available since 2002.

Chart 5.2 Primary general government balance (percentages of GDP) euro area United States European Union Japan 10 10

5 5

0 0

-5 -5

-10 -10 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ESCB and OECD.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 41 5 Fiscal developments

5.3 General government expenditure (percentages of GDP)

1999-2016 1) 1999-2008 1) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 51.8 49.6 54.5 55.8 55.2 53.8 53.2 Germany 45.5 45.8 45.1 44.7 44.3 43.9 44.2 Estonia 37.8 35.9 40.1 38.5 38.4 40.2 40.6 Ireland 37.5 34.2 41.8 40.2 37.5 28.8 27.1 Greece 49.9 46.7 54.0 62.2 50.2 53.8 49.7 Spain 41.8 39.0 45.2 45.6 44.8 43.8 42.2 France 54.2 52.3 56.7 57.1 57.1 56.7 56.4 Italy 48.5 47.1 50.3 51.1 50.9 50.2 49.4 Cyprus 39.3 37.2 41.9 41.6 48.2 40.2 38.3 Latvia 37.6 35.8 40.0 37.6 38.2 38.4 37.3 Lithuania 37.0 36.2 38.1 35.5 34.6 34.9 34.2 Luxembourg 41.6 40.5 43.1 43.3 41.8 41.5 42.1 Malta 41.6 42.1 40.9 42.0 41.3 40.1 37.1 Netherlands 44.6 43.2 46.4 46.3 46.2 44.9 43.4 Austria 51.4 51.1 51.8 51.6 52.3 51.0 50.7 Portugal 46.8 44.6 49.4 49.9 51.8 48.2 45.0 Slovenia 47.2 45.1 49.7 59.5 49.6 47.7 45.1 Slovakia 42.0 41.9 42.2 41.4 42.0 45.2 41.5 Finland 51.9 48.6 56.1 57.5 58.1 56.9 55.8 Euro area 47.8 46.5 49.4 49.8 49.2 48.3 47.6 Bulgaria 37.9 38.3 37.4 37.6 42.1 40.7 35.0 Czech Republic 42.7 42.7 42.6 42.6 42.2 41.7 39.4 Denmark 53.8 52.1 55.9 55.8 55.3 54.8 53.5 Croatia 46.9 46.0 47.6 47.7 48.0 47.6 47.2 Hungary 49.1 49.1 49.1 49.3 49.5 50.2 46.7 Poland 43.8 44.3 43.2 42.6 42.3 41.6 41.2 Romania 36.5 36.0 37.2 35.4 34.9 35.7 34.0 Sweden 51.8 52.6 50.9 52.0 51.1 49.6 49.5 United Kingdom 41.7 39.2 44.8 44.2 43.2 42.4 41.5 European Union 46.7 45.3 48.4 48.6 48.0 47.0 46.3 United States 37.8 36.1 40.0 38.7 38.1 37.6 37.8 Japan 38.0 36.2 40.2 40.8 40.2 39.4 39.2

Sources: ESCB and OECD. 1) Data for Croatia available since 2002.

Chart 5.3 General government expenditure (percentages of GDP)

euro area United States European Union Japan 60 60

50 50

40 40

30 30 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ESCB and OECD.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 42 5 Fiscal developments

5.4 General government debt 1) (percentages of GDP)

1999-2016 2) 1999-2008 2) 2009-2016 2013 2014 2015 2016 Belgium 101.6 99.8 103.8 105.5 106.8 106.0 105.7 Germany 68.3 62.6 75.4 77.4 74.6 70.9 68.1 Estonia 6.6 5.0 8.7 10.2 10.7 10.0 9.4 Ireland 59.6 32.2 93.9 119.4 104.5 76.9 72.8 Greece 131.4 104.7 164.8 177.4 179.0 176.8 180.8 Spain 63.1 47.3 82.8 95.5 100.4 99.4 99.0 France 74.8 63.1 89.4 92.4 95.0 95.8 96.5 Italy 112.3 102.9 124.0 129.0 131.8 131.5 132.0 Cyprus 69.6 57.3 85.0 102.6 107.5 107.5 107.1 Latvia 25.0 12.6 40.4 38.9 40.8 36.8 40.5 Lithuania 27.7 19.6 37.9 38.8 40.5 42.6 40.1 Luxembourg 13.6 7.9 20.7 23.7 22.7 22.0 20.8 Malta 65.1 65.2 65.0 68.4 63.8 58.7 56.2 Netherlands 55.8 49.8 63.3 67.8 68.0 64.6 61.8 Austria 73.4 66.4 82.3 81.0 83.8 84.3 83.6 Portugal 85.8 60.8 117.0 129.0 130.6 128.8 130.1 Slovenia 41.0 25.3 60.6 70.4 80.3 82.6 78.5 Slovakia 43.3 39.4 48.2 54.7 53.5 52.3 51.8 Finland 46.3 39.8 54.3 56.5 60.2 63.6 63.1 Euro area 76.6 67.9 87.5 91.3 91.8 89.9 88.9 Bulgaria 32.2 42.0 20.0 17.0 27.0 26.0 29.0 Czech Republic 31.6 24.9 39.9 44.9 42.2 40.0 36.8 Denmark 42.5 42.7 42.4 44.0 44.0 39.5 37.7 Croatia 56.7 38.9 72.3 81.7 85.8 85.4 82.9 Hungary 67.2 59.5 76.8 76.0 75.2 74.7 73.9 Poland 47.4 43.1 52.7 55.7 50.2 51.1 54.1 Romania 25.9 18.8 34.7 37.8 39.4 37.9 37.6 Sweden 45.1 48.4 41.1 40.8 45.5 44.2 42.2 United Kingdom 58.2 39.3 81.9 85.6 87.4 88.2 88.3 European Union 69.9 60.3 82.0 85.6 86.5 84.5 83.2 United States 72.1 55.5 92.8 96.9 96.7 96.9 98.6 Japan 179.1 151.2 214.1 222.5 225.0 220.5 225.3

Sources: ESCB and OECD. 1) Gross debt (includes currency, deposits, debt securities and loans). The data are consolidated between the sub-sectors of general government, except for Japan. 2) Data for Croatia available since 2002.

Chart 5.4 General government debt (percentages of GDP) euro area (left-hand scale) United States (left-hand scale) European Union (left-hand scale) Japan (right-hand scale) 110 240

100 220

90 200

80 180

70 160

60 140

50 120

40 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Sources: ESCB and OECD.

EZB Jahresbericht 2017 - Statistikteil S 43 Abkürzungen Länder BE Belgien HR Kroatien PL Polen BG Bulgarien IT Italien PT Portugal CZ Tschechische Republik CY Zypern RO Rumänien DK Dänemark LV Lettland SI Slowenien DE Deutschland LT Litauen SK Slowakei EE Estland LU Luxemburg FI Finnland IE Irland HU Ungarn SE Schweden GR Griechenland MT Malta UK Vereinigtes Königreich ES Spanien NL Niederlande USA Vereinigte Staaten FR Frankreich AT Österreich

Entsprechend der in der EU angewendeten Praxis werden die EU-Länder im Bericht in der alphabetischen Reihenfolge der Bezeichnung der Länder in den jeweiligen Landessprachen aufgeführt.

Weitere Abkürzungen ABSPP Programm zum Ankauf von Asset-Backed Securities HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen IOSCO Internationale Vereinigung der Union Wertpapieraufsichtsbehörden APP Programm zum Ankauf von Vermögenswerten IWF Internationaler Währungsfonds ARC jährliche Forschungskonferenz der EZB KMUs kleine und mittlere Unternehmen BIP Bruttoinlandsprodukt MFI monetäres Finanzinstitut BIRD Banks’ Integrated Reporting Dictionary MIR MFI-Zinssätze BIZ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich MPDB Macroprudential Database BVAR Bayesian Vector AutoRegression MREL Mindestanforderung an Eigenmittel und CBPP Programm zum Ankauf gedeckter berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten Schuldverschreibungen NPL notleidender Kredit CSDB zentralisierte Wertpapierdatenbank NZB nationale Zentralbank CSPP Programm zum Ankauf von Wertpapieren des OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit Unternehmenssektors und Entwicklung DLT Distributed-Ledger-Technologie OGAW Organismus für gemeinsame Anlagen in EBA Europäische Bankenaufsichtsbehörde Wertpapiere EIOPA Europäische Aufsichtsbehörde für das PSPP Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Versicherungswesen und die betriebliche öffentlichen Sektors Altersversorgung RIAD ESZB-Register der Institutionen und Datenbank EMIR Europäische Marktinfrastrukturverordnung für Tochterunternehmen EONIA Euro Overnight Index Average RTGS Echtzeit-Bruttozahlungsverkehrssystem ESFS europäisches Finanzaufsichtssystem SEPA einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum ESRB Europäischer Ausschuss für Systemrisiken SFI sonstiges Finanzinstitut ESS Europäisches Statistiksystem SIPS systemrelevantes Zahlungssystem ESZB Europäisches System der Zentralbanken SRF Einheitlicher Abwicklungsfonds EU Europäische Union SSM Einheitlicher Aufsichtsmechanismus EURIBOR Euro Interbank Offered Rate SWP Stabilitäts- und Wachstumspakt EZB Europäische Zentralbank TLAC Gesamtverlustabsorptionsfähigkeit FMI Finanzmarktinfrastruktur T2S TARGET2-Securities FMKG finanzielle Mantelkapitalgesellschaft/ VGPEs Versicherungsgesellschaften und Verbriefungszweckgesellschaft Pensionseinrichtungen FSAP Financial Sector Assessment Program WDN Wage Dynamics Network FSB Finanzstabilitätsrat WKM II Wechselkursmechanismus II GLRG gezieltes längerfristiges Refinanzierungsgeschäft WWU Wirtschafts- und Währungsunion HFCN Household Finance and Consumption Network

In den Tabellen verwendete Abkürzungen und Zeichen „-“ Daten werden nicht erhoben/Nachweis nicht sinnvoll „.“ Daten noch nicht verfügbar

© Europäische Zentralbank, 2018 Postanschrift 60640 Frankfurt am Main, Deutschland Telefon +49 69 1344 0 Internet www.ecb.europa.eu Alle Rechte vorbehalten. In Zweifelsfällen gilt der englische Originaltext. Die Anfertigung von Fotokopien für Ausbildungszwecke und nichtkommerzielle Zwecke ist mit Quellenangabe gestattet. Redaktionsschluss für die in dieser Ausgabe enthaltenen Daten war am 16. Februar 2018. Redaktionsschluss für die im Statistikteil dargestellten Daten war am 16. März 2018.

ISSN 1725-2849 (html) DOI 10.2866/883864 (html) ISSN 1725-2849 (pdf) DOI 10.2866/507260 (pdf) ISBN 978-92-899-3043-7 (html) EU-Katalognummer QB-AA-18-001-DE-Q (html) ISBN 978-92-899-3072-7 (pdf) EU-Katalognummer QB-AA-18-001-DE-N (pdf)

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Zitierfähige Version GEPRÜFTES WISSEN Über 100 Experten aus Wissenschaft und Unter dieser URL finden Sie dauerhaft die unten aufgeführte Version Ihrer Definition: Praxis. https://www.gabler-banklexikon.de/definition/bargeld-56046/version-345964 Mehr als 8.000 Stichwörter kostenlos Revision von Bargeld vom 12.11.2018 - 20:08 Online. Das Original: Gabler Banklexikon Alle Versionen Aktuelle Version Bargeld zuletzt besuchte Definitionen... Ausführliche Definition im Online-Lexikon Bargeld X Geld in Form von Geldzeichen (beweglichen Sachen), nämlich Banknoten und Münzen (gesetzliche als PDF-Download als Mindmap Zahlungsmittel).

Autoren der Definition

Prof. Dr. Cornelia Manger- Nestler, LL.M. HTWK Leipzig Professur für Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht

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Literaturhinweise SpringerProfessional.de Bücher auf springer.com Springer Professional - Die Flatrate für Fachzeitschriften und Bücher versandkostenfrei von springer.com Finanzerziehung fokussiert sich oft nur auf Bargeld Im Umgang mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr sind Kinder und Jugendliche in Deutschland recht unbedarft. Die Erziehung der Eltern fokussiert sich bei finanziellen Fragen oft nur auf das Bargeld. Doch das hat im Alltag immer weniger Relevanz.

Gibt es bald eine Euro-Parallelwährung? – Zum Vorschlag einer Steuer auf Bargeld Aus den Reihen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) dringt die Idee, die Wertaufbewahrung in Bargeld zwecks Umgehung negativer Zinsen auf Depositen und Spareinlagen unattraktiv zu Banken als Zahlungsverhalten am Nachfrageorientierte machen. Euro-Bargeld und … Erfüllungsgehilfen stationären Point of Produktlinienoptimierung staatlicher Politik Sale Das neue Geldwäschegesetz: Ein erneuter Vorstoß zur Vorschau Bargeldbeschränkung Vorschau Vorschau Bargeld hat in Deutschland trotz verschiedener elektronischer Zahlungsmedien (Kredit-/Geldkarte) immer noch eine bedeutende Funktion. Die Umsetzung der Vierten EU-Geldwäscherichtlinie in deutsches Recht hat zu einem stark veränderten Geldwäche-Gesetz (GwG) geführt. Damit verbunden sind eine erhebliche Ausweitung der Regulierungen und eine de facto Beschränkung des Alle Bücher zu "Bargeld" Bargeldverkehrs.

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17. Januar 2018 Schweden schafft das Bargeld ab. Und alles begann mit Bankräubern. #schweden @katharina

Schwedische Kronen unterm Hammer: „Ihr Deutschen mit eurem Bargeld!“ (Foto: Imago)

Schweden will bis 2023 komplett auf Bargeld verzichten. Schon jetzt zahlen fast alle per Smartphone oder Kreditkarte. Woher kommt diese Überzeugung? Und fühlt sich denn niemand überwacht?

Zehn Schwedische Kronen, etwas mehr als einen Euro, bezahle ich für meinen Kaffee in der Uni-Cafeteria. Selbstverständlich zücke ich meine EC-Karte, tippe meinen Pin ein und nehme den Kaffee entgegen. Denn neben süßen Zimtschnecken und starkem Kaffee gibt es in der Cafeteria noch etwas typisch Schwedisches: ein Schild mit den Worten „Nur mit Karte bezahlen“.

Bargeldloses Bezahlen in Schweden: Karte statt Kronen für Kaffee, Einkäufe, Busfahrten

Ich wohne seit Ende August in Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens. Obwohl die Schweden in der Europäischen Union sind, haben sie sich gegen den Euro entschieden. Ähnlich wie zum Beispiel Dänemark und Großbritannien.

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Vor meinem Umzug, habe ich deswegen extra Bargeld bei meiner Bank in Deutschland getauscht – unnötigerweise, wie sich herausgestellt hat. Denn in Schweden zahlt kaum jemand in bar.

Seitdem ich hier lebe, habe ich noch kein einziges Mal Bargeld bei der Bank abgehoben und besitze immer noch eine beträchtliche Summe der Kronen, die ich in Deutschland getauscht habe. Man kann und soll tatsächlich überall mit Karte zahlen – ob beim Einkaufen, beim Feiern und im Bus.

Im Video: Orange-Reporterin Katha zeigt dir das Land ohne Bargeld.

So etwas wie den zehn Euro Mindestbetrag als Grenze, damit man überhaupt mit Karte bezahlen darf, gibt es zwar noch in Deutschland, aber hier nicht. Selbst für Kleinstbeträge wie meinen Kaffee krame ich deshalb nicht nach Münzen. 2023 möchte Schweden das erste Land ohne Bargeld sein

Schweden will das erste Land auf der Welt sein, das komplett auf Bargeld verzichtet. Schon 2016 beantwortete nur jeder sechste Schwede die Frage „Wie haben Sie das letzte Mal bezahlt?” mit „Bargeld“. Das berichtet die schwedische Notenbank. 2012 waren es noch doppelt so viele.

+++ Außerdem bei Orange: Auch Indien möchte bargeldlos werden +++

Ich habe mit Jonas Hedman über dieses Phänomen gesprochen. Der Schwede ist Professor an der Copenhagen Business School und Experte für die bargeldlose Gesellschaft. Hedman erklärt mir, dass Schweden schon in fünf Jahren (also im Jahr 2023) komplett auf Bargeld verzichten möchte.

Erster Grund fürs bargeldlose Bezahlen in Schweden: Banküberfälle

Aber warum möchte Schweden eigentlich bald kein Bargeld mehr benutzen? Professor Hedman nennt eine Reihe von Gründen.

Erstens: In den Jahren 2000 bis 2010 wurden in Schweden unzählige Bank- und Postfilialen überfallen. Die Räuber erbeuteten jede Menge Bargeld. In Stockholm gab es zeitweise fast jeden Tag einen Überfall.

Die Gewerkschaften haben deswegen gefordert, dass es in Banken weniger Bargeld gibt, damit die Arbeit für Mitarbeiter sicherer wird. Außerdem haben bargeldlose Banken den Vorteil, dass man sie günstiger betreiben kann.

Zweiter Grund: Schwedische Banken haben kaum noch Bargeld

Als Konsequenz aus den Überfällen führen immer weniger Banken Bargeld – das ist der zweite Grund, warum Kartenzahlung in Schweden boomt. Denn es gibt zwar noch ein paar Bankautomaten in den Städten. Aber es ist fast unmöglich, an irgendeiner Bank Scheine und Münzen einzuzahlen.

+++ Außerdem bei Orange: In China kannst du mit einem Lächeln bezahlen +++

In Malmö, einer Stadt in Südschweden, gibt es zum Beispiel nur noch eine einzige Bank, bei der man Bargeld einzahlen kann. Laden-, Café- und Restaurantbesitzer müssen ihre Gewinne deswegen oft bei Drittanbietern einzahlen, was jedes Mal um die zehn Euro kostet.

Deswegen wollen die meisten Geschäftsleute lieber elektronische Bezahlungen in ihren Geschäften, weil es günstiger für sie ist. So wird Schweden jeden Tag ein Stück bargeldloser.

Bargeldlos? Für viele Schweden sicherer und bequemer

Auch im Nahverkehr gibt es seit einigen Jahren keine Möglichkeit mehr, mit Bargeld zu bezahlen. Grund dafür ist der Schutz der Bus- und Tramfahrer, denn ohne Bargeld ist es unwahrscheinlich, dass diese überfallen werden.

Was in Deutschland einen Aufstand auslösen würde, lief in Schweden reibungslos. Hedman erklärt mir, dass Schweden generell denken, es sei gefährlich, Bargeld zu besitzen. Sowohl für Geschäfte, Banken, aber auch für Privatpersonen ist es sicherer, kein Bargeld dabei zu haben, da man so nicht zum Ziel von spontanen Überfällen werden kann.

Im Video: Was sagen eigentlich Verkäufer zum bargeldlosen Bezahlen? Die schwedische Regierung hat sie gefragt. Für Privatpersonen ist es außerdem bequemer, alles elektronisch zu bezahlen, weil man nicht zum Bankautomaten gehen muss, bei dem es früher an Freitagen und Samstagen oft lange Schlangen gab.

Als ich Hedman frage, ob man beim Bezahlen mit Karte oder online zu viel von seinem Kaufverhalten preisgibt und damit seine Privatsphäre gefährdet, muss er lachen: „Ihr Deutschen und eure Privatsphäre – wenn du Facebook benutzt oder ein Smartphone hast, wird sowieso alles getrackt.“ Er erklärt, dass die Schweden weitaus entspannter mit ihrer Privatsphäre seien, weil sie der Gesellschaft und der Regierung vertrauen, nichts Schlimmes mit ihren Daten anzustellen.

Selbst Obdachlose nutzen die App „Swish“ für Kleingeld

Die letzten Bezahlungen, die Schweden bis vor Kurzem noch mit Bargeld gemacht haben, waren Kleinbeträge. Also wenn man zum Beispiel einem Freund Geld für das Bier vom Wochenende zurückgibt, sich auf dem Flohmarkt ein Second-Hand Buch zulegt oder beim Gemüsestand einkauft.

Diese „micro-payments“ werden in Schweden mittlerweile aber ziemlich oft mit der Bezahl- App „Swish“ getätigt, die jeder mit einem schwedischen Bankkonto auf sein Smartphone laden kann. „Just swish it to me“ ist ein Satz, den man besonders unter Studenten häufig hört – aber auch auf dem Weihnachtsmarkt und im Museum. Sogar viele Obdachlose haben eine „Swish“-Nummer, an die man ihnen bequem per Smartphone Geld überweisen kann.

Ungefähr die Hälfte der Schweden benutzt die App. Bargeld braucht man mittlerweile so gut wie nirgendwo mehr.

Alles mit Karte oder App zu bezahlen ist super praktisch – aber auch gefährlich. Nicht nur aus Datenschutzgründen. Manchmal gebe ich auch mehr aus, als mir bewusst ist, weil ich das Geld nie wirklich in den Händen halte.

+++ Außerdem bei Orange: Warum ich alles bar zahlen. Und damit bares Geld spare +++

Nichtsdestotrotz habe ich mich inzwischen daran gewöhnt, kein Bargeld zu brauchen. Ich bin gespannt, ob ich es merkwürdig finden werde, in Deutschland wieder mit Bargeld zu zahlen, wenn ich meine Eltern dort besuche.

Soll Deutschland das Bargeld abschaffen? Schreib mir oder sag' uns deine Meinung auf Facebook und Twitter.

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FINANZ NEWS Pferd, Hund, Katze – wer braucht eine Tierhalterhaftpflicht? Währungen der Welt – die wichtigsten Währungen weltweit Bitcoins als Geldanlage Online Geld verdienen – 5 seriöse Möglichkeiten DIE GESCHICHTE DES GELDES Was ist ein Sparbrief? Die Schlupflöcher im Binäre Optionen Verbot der ESMA Die Geschichte des Geldes ist äußerst interessant und wird sicher auch für Sie viel Neues Wirtschaftliche Engpässe und mit sich bringen. Doch um sie wirklich erfassen zu können, müssen wir weit in die Risikofaktoren 2018 Vergangenheit zurückreisen. Wie sich die Geschichte des Geldes entwickelte, zeigt folgender Zeitstrahl: Yahoo finance API is not available right now, please try again soon... 6. Jahrtausend v. Chr.:

AKTUELLE THEMEN Das Naturalgeld entstand: Es wurden Dinge gegen andere Dinge eingetauscht, der Wert des Aktien Börsenkurse Dollar Euro Naturalgeldes (Salz, Tee und Co.) war regional sehr Finanzkrise Geldanlage & Kredite unterschiedlich. Geldanlagen Geschichte Gold & Silber Impressum 7. Jahrhundert v. Chr.: Kredite Nebenkosten senken News Zahlungsmittel warenvor allem Barren und Personenversicherungen linsenförmige Metallstücke. Rente Rund um's Geld Sachversicherungen 1. Jahrhundert n. Chr.: Sparen im Alltag Spartipps im Haushalt Tierversicherungen Versicherungen Währungen Münzen wurden als Zahlungsmittel verwendet, das Prägerecht für Kupfer- und Messingmünzen Zuschüsse lag beim Senat, für Gold- und Silbermünzen beim Kaiser.

ÄHRUNGSRECHNER 8. Jahrhundert: W

From: Der Denar, eine Münze, die in ganz Europa als einheitliches Zahlungsmittel gelten sollte, wurde GBP eingeführt. Schon bald wurde in der Geschichte des Geldes die Einheitswähru ng jedoch wieder abgeschafft. To: 9. Jahrhundert: GBP

Die Pfennige, Denare und Co. waren je nach Region unterschiedlich viel Wert, eine einheitliche Amount: Währung gab es nicht mehr.

10. Jahrhundert: Convert In China wurde vor allem mit Münzen aus Eisen bezahlt. Diese waren sehr schwer, so dass sie im Laden deponiert wurden. Dafür erhielten die Käufer ein Stück Papier, auf dem der Wert des Depots vermerkt war. In der Geschichte des Geldes war dies das erste Papiergeld.

15. Jahrhundert:

Auch in Europa gibt es Papiergeld,obwohl es von der Bevölkerung nicht gut angenommen wird, da der Wert des Papiers nicht mit den aufgedruckten Werten übereinstimmt.

18. Jahrhundert:

Aufgrund der französischen Revolution wollen sich immer mehr Menschen ihr Papiergeld in Münzen auszahlen lassen, die Münzvorräte neigen sich dem Ende zu.

1867:

Weil Silber knapp wird, wird Gold als internationaler Währungsstandard eingeführt.

1876:

Erstmals bargeldlose Zahlung in Deutschland.

1950:

Die erste Kreditkarte wird eingeführt.

1995:

Das Online Banking wird eingeführt.

1996:

Die Geldkarte wird eingeführt.

2002:

In Europa gibt es die Einheitswährung Euro.

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Numismatik Die Geschichte des Geldes

News

Einführung Von den Frühformen des Geldes bis zum Mobile Payment Die Geschichte des Geldes Zur Numismatik gehört sowohl die Erforschung einzelner Münzen als auch der geldgeschichtliche Zusammenhang von Münzen und Münztypen. Aber wie ist es überhaupt im Lauf der Geschichte zur Entstehung von Münzen gekommen? Aus Mesopotamien, dem Die Geschichte des Land zwischen Euphrat und Tigris, stammen die ältesten Überlieferungen über Geld. In Europa begann die Geschichte des Geldes Münzgeldes Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit dem letzten lydischen König Krösus, dessen sprichwörtlicher Reichtum eng mit Münzen Was sind Münzen? verbunden war. Münzmetalle Inhalt:

Goldpreis Service-Center Ihr Die Frühzeit der Münzprägungen Silberpreis Die Münzen des Mittelalters Platin Die Münzen der frühen Neuzeit Einführung von Mark und Banknoten Münzkataloge Die Zeit der Inflation Vom Taler zum Euro Die Ära der Deutschen Mark Der Euro Echtheitsmerkmale Erhaltung Es ist nicht genau bekannt, wann Geld zum ersten Mal benutzt wurde. Aber schon 3000 Jahre alte sumerische Keilschrift-Tafeln nannten Preise und Gewichte. Damals wurde noch Ware gegen Ware getauscht. Das war nicht gerade praktisch: Der Bauer brauchte Fehlprägungen schließlich nicht immer ein Fell, wenn der Jäger von Ihm einen Sack Korn haben wollte. Und wenn der Fischer einen besonders guten Münzen-Namen Fang machte, verdarb vielleicht ein Teil davon, ehe einen Handelspartner gefunden hatte.

Die wertvollsten Es musste also ein Tauschobjekt gefunden werden, dessen Wert alle Beteiligten überzeugte. So entstanden vormünzliche Münzen! Zahlungsmittel, auch Primitivgeld genannt, in den merkwürdigsten Formen: seltene Federn und Schneckenhäuser etwa, Mineralien und Wie entsteht Geld? metallische Gebrauchsgegenstände, Salzbrocken, Perlen oder Kakaobohnen.

Was ist eine Dieses Naturalgeld wurde auch als Zwischentauschmittel genutzt. Es wurde nicht mehr Ware gegen Ware, sondern Ware gegen Währungsunion? Naturalgeld getauscht, welches dann wiederum gegen eine andere Ware, die eigentlich gewünschte, getauscht wurde. Münzrollen Der nächste Schritt auf dem Weg zum Münzgeld Wechselkurs Erst die Erfindung und Entwicklung von Balkenwaagen schuf die Grundlage für gemünztes Geld. Der Wert der ersten Münzen bemaß 6 Gründe für Gold sich nach ihrem Materialwert, also dem Metall, aus dem sie geschlagen waren, und dessen Gewicht. Damit war das Metallgeld die Tipps für Sammler nächste, praktischere und weitverbreitete Entwicklungsstufe. Im Gegensatz zum Naturalgeld ließ es sich unkompliziert zählen, lagern Vorteile der Münz- und transportieren. Kollektionen nach oben ^ Deutschland Die Frühzeit der Münzprägungen (7. Jahrhundert v. Chr. bis 476 n. Chr.) Euro Münzen International Die ersten unförmigen Stater-Münzen der Geschichte kamen aus Lydien, wo sie im 6. Jahrhundert v. Chr. den sagenhaften Reichtum des Königs Krösus begründeten. Metallklumpen aus Gold und Themen und Motive Silber wurden damals zur besseren Unterscheidung einseitig mit dem Zeichen der Macht, Stier und Historische Münzen Löwe, versehen. Die Perser, die Lydien eroberten, übernahmen diese Art der Münzherstellung. Von ihnen lernten die Griechen und später die Römer. Münzwelt Lexikon A-Z So kamen die Münzen mit den Legionen Roms auch nach Mitteleuropa und zu den Germanen. Unabhängig von Lydien und Europa entstand das Münzgeld etwa zur gleichen Zeit auch in China, Newsletter wo vor 2500 Jahren die ersten Cash-Münzen mit runden und viereckigen Löchern gegossen wurden. bestellen Antike Münzen Ihre E-Mail-Adresse: Die antike Drachme, eine Münz- und zugleich Gewichtseinheit, meist aus Silber, entstand ab dem 6. vorchristlichen Jahrhundert im E-Mail Adresse hellenischen Kulturkreis. Eine gängige Prägung war neben den 1-Drachmen-Münzen die Tetradrachme (4 Drachmen). Ja, bitte Newsletter zusenden Die Römer prägten vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. den Aureus, eine anfangs ca. 8,19 g schwere Goldmünze mit sehr hohem Feingehalt und sehr hohem Wert, der etwa dem Monatslohn eines Legionärs unter Kaiser Augustus entsprach. Die ANMELDEN Aurei wurden von den jeweils regierenden römischen Kaisern herausgegeben und zeigten deren Porträts. Sie waren im gesamten Bitte beachten Sie unsere Hinweise damaligen römischen Einflussbereich verbreitet. zum Datenschutz Neben zahlreichen Bronze-, Messing- und Kupfermünzen waren der Denar (lat. Denarius), eine Silbermünze von mittlerem Wert, und der Siliqua, eine sehr dünne römische Silbermünze geringen Wertes, weitverbreitete Zahlungsmittel der damaligen Zeit.

nach oben ^ Die Münzen des Mittelalters (476 – 15. Jahrhundert)

Nach dem Ende des römischen Imperiums um das 6./7. Jahrhundert n. Chr. kehrte Europa vorübergehend zur Tauschwirtschaft zurück. Erst Karl der Große ordnete mit seiner Münzreform Ende des 8. Jahrhunderts das Geldwesen neu und führte den Denar in Silber und den Silberpfennig ein.

Kleine Pfennige und große Taler

Mit den Kreuzzügen und der Ausweitung des Gewürzhandels wurden schließlich auch größere, wertvollere Münzen benötigt als kleine silberne Pfennige wie dünne Brakteaten und Heller. In Deutschland wurden deshalb ab dem 14. Jh. die ersten Goldgulden nach florentinischem Vorbild geprägt. Das hierfür benötigte Edelmetall kam anfangs aus heimischen Flüssen, später dann zunehmend aus der neuen Welt.

Amerika lieferte zugleich reichlich Silber, was den Aufstieg des Ende des 15. Jh. eingeführten großen Silbertalers zur wichtigsten Handelsmünze Europas ankurbelte. Die für seine Prägung benötigten Silberschätze kamen aber auch aus den heimischen Bergwerken der Alpen und des Harzes.

Mittelalterliche Münzen weltweit ‑ eine kleine Auswahl

Der Solidus, eine von Kaiser Konstantin dem Großen bereits zu Anfang des 4. Jahrhunderts in Trier erstmals geprägte ca. 4,5 Gramm schwere Goldmünze, löste den Aureus als reichsweite römische Goldmünze ab.

Der silberne Schilling wurde nach der Münzreform unter Karl dem Großen im Jahre 794 die neue Silberwährung. Dabei entsprachen 20 Schilling einem Silberpfund von etwas mehr als 400 Gramm Silber.

In Südindien und Ceylon entstand im 9. Jahrhundert eine winzig kleine Goldmünze, der Fanam (auch Fanon), mit einem Gewicht von ca. 0,35 Gramm, entsprechend dem Gewicht eines Samenkornes des roten Sandelholz-Baumes. Der Fanam wurde erst 1835 durch die englische Kolonialverwaltung endgültig verdrängt.

nach oben ^ Die Münzen der frühen Neuzeit (14./15. bis spätes 18. Jahrhundert)

Der Weißpfennig, eine silberne Groschenmünze des Spätmittelalters, verbreitete sich als Münze des täglichen Gebrauchs ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im niederrheinischen Raum. Der Groschen war ursprünglich eine massive Silbermünze, die bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Der Begriff Groschen hat sich bis zur Abschaffung der DM für die 10-Pfennig-Münze gehalten.

Eine andere damals weitverbreitete Münze war der Taler oder Silbertaler (bis Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Schreibweise Thaler), der dem Wert eines Gulden entsprach. Verwendet wurde auch die Bezeichnung Guldengroschen. Taler hatten ein Gewicht von etwa 30 Gramm und waren für die damalige Zeit riesige Silbermünzen. Der sächsische Guldengroschen, Reichstaler, Laubtaler, Konventionstaler und Kronentaler sind nur einige Beispiele für die vielfältige Ausgestaltung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

Florenz und Venedig – Italien als ein Zentrum der Finanzwelt

Der Goldgulden war eine im Heiligen Römischen Reich und fast ganz Europa weitverbreitete (Fern-) Handelsmünze. Seinen Ursprung hatte er bereits 1252 im italienischen Florenz. Der Oberbegriff Gulden wurde auch als Recheneinheit und für Silbermünzen verwendet. In Süddeutschland, der Schweiz und Österreich war der Kreuzer verbreitet und entsprach anfangs 1/72 Goldgulden.

Der Dukaten war eine Goldmünze mit einer für damalige Verhältnisse sehr stabilen Feinheit von 986/1000, die noch heute als Dukatengold bezeichnet wird. Der Golddukat wurde erstmals 1284 in Venedig geprägt, verbreitete sich von dort aus in ganz Europa und hatte vor allem im 14. und 15. Jahrhundert einen Status als Welthandelsmünze.

Die ersten europäischen Banken entstanden im 14. Jahrhundert in Florenz und schufen die geschichtlichen Grundlagen für das Buchgeld und das Girokonto.

nach oben ^ Das 19. Jahrhundert ‑ Einführung von Mark und Banknoten

In Deutschland wurde mit der Reichsgründung im Jahr 1871 die Mark als einheitliche Währungseinheit eingeführt, weshalb das Münzgeld der deutschen Kaiserzeit eindrucksvoll die erste Währungsunion hierzulande dokumentiert und zugleich große Parallelen zur Einführung des heutigen Euro aufweist.

Im Kaiserreich wurden außerdem ab 1901 die ersten Mark-Gedenkmünzen in Silber geprägt. Sie schlagen damit eine historisch-thematische Brücke von früheren deutschen Geschichts- und Städtetalern bis hin zu modernen Gedenkmünzen mit landestypischen Motiven aus aller Welt.

Die Goldmark des Deutschen Kaiserreiches

Die Mark des Deutschen Kaiserreiches wurde von 1871 bis 1914 mit Nennwerten von 5, 10 und 20 Mark in Gold geprägt. Da sich die kleine 5-Mark-Goldmünze aufgrund ihrer geringen Größe als unpraktisch erwies, wurde diese nur bis 1878 ausgegeben. Die goldenen 10- und 20-Mark-Kurantmünzen blieben bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in Größe, Gewicht und Feinheitsgrad unverändert.

Als goldgedeckte Währung war der aufgeprägte Wert jeder Goldmünze durch das in ihr enthaltene Gold gedeckt. Dieser Goldstandard garantierte die gesicherte Golddeckung der Währung und das Vertrauen darauf übertrug sich schnell auch auf die Banknoten.

Verbreitung von Banknoten

Das Papiergeld, das in anderen Regionen der Welt bereits wesentlich früher eingeführt wurde, entwickelte sich in Deutschland im 19. Jahrhundert zum allseits anerkannten Zahlungsmittel. Geldscheine waren genauso wie Münzen durch die Währungsreserve gedeckt und konnten jederzeit gegen Kurantmünzen (Münzen, deren Nominalwert durch das Metall, aus dem sie bestehen, meist Silber oder Gold, gedeckt ist) umgetauscht werden.

nach oben ^ Die Zeit der Inflation (1919 – 1923)

Bereits im August 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde die bis dahin gültige Einlösepflicht der Reichsbank für Banknoten gegen Gold aufgehoben. Ende 1918 war der Krieg verloren und das Deutsche Reich mit 150 Milliarden Mark verschuldet.

Friedensvertrag und Reparationszahlungen

Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 musste Deutschland an die Siegermächte hohe Reparationszahlungen in Form von Devisen, Goldmark und Sachwerten leisten. Anfang 1920 hatte die Papiermark, bezogen auf Ende 1914, im Verhältnis zur Goldmark und zum US-Dollar nur noch ein Zehntel ihres Umtauschwertes. Der weltweite Konjunktureinbruch der Jahre 1921 und 1922 verstärkte die Inflation dramatisch. Der Wert der Papiermark sank bis Oktober 1921 auf ein Hundertstel, bis Oktober 1922 auf ein Tausendstel.

Die Hyperinflation von 1923

1923 war Deutschland nicht mehr in der Lage, die Reparationen zu leisten. Es kam zur Hyperinflation. Geld, das morgens ausgezahlt wurde, war schon abends fast wertlos. Die Menschen versuchten, das Papiergeld so schnell wie irgend möglich in Sach- oder Ersatzwerte, beispielsweise Zigaretten, umzutauschen, was die Hyperinflation täglich weiter verstärkte.

Im November 1923 lag der Kurs für einen US-Dollar bei über 4 Billionen Mark, die deutsche Wirtschaft und das Bankensystem brachen zusammen.

Rentenpfennig und Rentenmark

Am 15. November 1923 kam es zur Währungsreform. Zehn Milliarden Mark entsprachen einem Rentenpfennig, eine Billion Mark einer Rentenmark, der späteren Reichsmark. Das Inflationsgeld in Form der alten Banknoten blieb noch bis Anfang 1925 als Notgeld zu diesem stabilen Kurs gültig.

nach oben ^ Die Ära der Deutschen Mark (1948 – 2001)

Im Juni 1948 wurde die D-Mark in der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone und in den drei Westsektoren als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt und löste die Reichsmark ab. Quasi über Nacht endete der weitverbreitete Tausch- und Schwarzmarkthandel der Nachkriegszeit. Die Läden füllten sich, und für das neue Geld gab es endlich wieder etwas zu kaufen.

Die D-Mark ist in der Erinnerung vieler Menschen verknüpft mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und dem nachfolgenden Wirtschaftswunder. Am 1. Juli 1990 löste die D-Mark auch die Mark der DDR ab und blieb in ganz Deutschland bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 2002 gültiges Zahlungsmittel.

Unbare Zahlungssysteme

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gewann das Girokonto Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre an Bedeutung und verdrängte die bis dahin noch übliche Gehaltszahlung per Lohntüte. Auch Miete, Strom, Telefon und andere laufende Kosten wurden nun zunehmend unbar bezahlt. 1968 wurde die EC-Karte (heute Girokarte) eingeführt. Die heute bekannte Kreditkarte fand bereits 1949 ihren Anfang und gewann vor allem international schnell an Bedeutung.

Online Banking und E-Payment

Heutzutage ist das Online Banking (Homebanking) kaum noch wegzudenken. Die Online-Überweisung, das Online Payment und verschiedene Online-Bezahldienste ersetzen immer mehr die klassische Überweisung.

Im Internetzeitalter spielt E-Payment eine stetig größer werdende Rolle. E-Payment ist die Zahlung mit elektronischem Geld, das als Guthaben in einer virtuellen Geldbörse (Cyberwallet) oder auf einer Geldkarte gespeichert ist. Diese ist meist als Chip auf der Bankkarte integriert und wird typischerweise an Nahverkehrsautomaten, in Parkhäusern und an Zigarettenautomaten, hier zugleich als Altersnachweis, verwendet.

nach oben ^ Der Euro (2002 bis heute)

Am 1. Januar 2002 wurde das Euro-Bargeld im Rahmen der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion in den ersten zwölf Teilnehmerländern Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien eingeführt.

Reaktionen auf den Euro

Die neuen Euromünzen und Banknoten wurden von den Bevölkerungen der Teilnehmerstaaten unterschiedlich aufgenommen. Die Reaktionen reichten von Euphorie über die neue gemeinsame Währung einerseits bis hin zu Trauer um die verlorene nationale Währung andererseits.

Auch nach mehr als zehn Jahren Gemeinschaftswährung gibt es in Europa unterschiedliche Auffassungen zum Euro. Viele Deutsche trauern heute noch ihrer "guten alten DM" nach und viele Briten würden niemals ihr geliebtes Pfund Sterling für den Euro aufgeben wollen.

Auf der anderen Seite stehen die unbestrittenen Vorteile einer Gemeinschaftswährung bei Reisen in Europa und bei grenzüberschreitenden Zahlungen sowie der Wegfall von Währungsschwankungen.

Mobile Payment

Mobile Payment bezeichnet Bezahlvorgänge mittels Einsatz mobiler Geräte. Mobiltelefone wie Smartphones oder Tablet-Computer werden hierbei für Bezahlvorgänge eingesetzt.

Seinen Ursprung hat das Bezahlen per Mobiltelefon in mobilfunknahen Dienstleistungen wie Handylogos und Klingeltönen oder für gebührenpflichtige Abstimmungen bei TV-Sendungen. Erst mit der Verbreitung von Smartphones konnte sich das Mobile Payment für breitere Nutzerschichten durchsetzen. Gleichzeitig eröffneten sich vielschichtige Nutzungsmöglichkeiten außerhalb der mobilfunknahen Dienstleistungen.

Mobile Payment wird heute meist im Bereich des Micro- und Macropayment, also für relativ geringe Beträge, eingesetzt. Die technischen Voraussetzungen sind aber noch sehr uneinheitlich. Zahlungen erfolgen über eine App oder auf der Basis von QR-Codes. Im Gegensatz zur Girocard, die nahezu flächendeckend Akzeptanz findet, wird die Zukunft zeigen, welche Standards sich beim Mobile Payment durchsetzen werden.

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Startseite ›››Finanzen Bank & Geld Papiergeld – die Geschichte der Banknoten

Bank & Geld - Sebastian Grünewald Papiergeld – die Geschichte der Banknoten

Lesedauer: 2 Minuten | Thema: China

Man nutzt es wie ganz selbstverständlich, doch so war es nicht immer. Das ist die Geschichte des Papiergeldes. (Foto: aphotostory / Shutterstock.com)

Viele Menschen leeren immer mal wieder ihr Portemonnaie, damit es nicht zu schwer wird. Mit der Zeit sammeln sich einige Münzen an und treiben das Gewicht der Geldbörse nach oben.

Allein deshalb ist es praktisch, nicht ausschließlich auf Münzen angewiesen zu sein. Seit vielen Jahren ist Papiergeld gängig und erfreut sich großer Beliebtheit, schließlich spart es Platz und vor allem Gewicht. Die Geschichte des Papiergeldes ist – wie auch die Geschichte des Geldes an sich – lang und spannend. Es wurde nicht plötzlich und endgültig eingeführt.

Vielmehr gab es an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten Versuche, Münzen durch Papier zu ersetzen oder zu ergänzen. Heute ist das Papiergeld nicht mehr wegzudenken.

Die Wurzeln des Papiergeldes Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, welches Stück Papier tatsächlich als erstes Papiergeld weltweit angesehen werden kann.

Einig ist man sich jedoch bei der Frage, in welcher Region Banknoten ihren Ursprung haben. China ist für das erste Papiergeld verantwortlich – hier wurde auch das Papier selbst erfunden.

Händler erfanden das Papiergeld. Sie standen vor dem Problem, dass mit zunehmendem Handel zum einen der Transport von Kupfermünzen immer schwieriger wurde. Zum anderen kam es auch immer wieder zu einer Knappheit von Münzen, so dass Alternativen gesucht wurden.

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Also gaben die Händler sogenannte Wechsel herausgaben, welche durch Rohstoffe oder Münzen gedeckt waren. Diese Wechsel gelten zumeist als erstes Papiergeld, welches in Umlauf war. Chinesische Behörden erkannten schnell den Vorteil dieser Wechsel und sprachen sich selbst das Ausgabemonopol zu. Dies geschah im Jahr 1024, welches als Geburtsjahr des Papiergeldes angesehen wurde.

Wie das Papiergeld nach Europa kam In Europa setzte sich das Papiergeld erst Jahrhunderte später durch. Der venezianische Händler Marco Polo reiste im 13. Jahrhundert nach China und berichtete nach seiner Rückkehr auch von dem Papiergeld, welches er auf seiner Reise kennengelernt hatte. Es vergingen jedoch viele weitere Jahre, bis es in Europa erste Versuche gab, Banknoten einzuführen.

1483 gab Spanien das erste Papiergeld Europas aus, da es eine Münzknappheit gab. Im Jahr 1609 gab außerdem die Bank von Amsterdam und im Jahr 1661 die Bank von Stockholm Banknoten aus. Diese Versuche, Papiergeld zu etablieren, waren jedoch äußerst mühsam, da es in der Bevölkerung ein großes Misstrauen gab. Schließlich hatte Papier an sich einen geringen Wert.

Wachsendes Vertrauen durch Deckungspflicht Um das Vertrauen der Bevölkerung in das Papiergeld zu stärken, war eine sogenannte Deckungspflicht weit verbreitet.

Das heißt im Klartext: Die herausgebenden Banken mussten den Nennwert aller Banknoten in Form von Münz- oder Barrenbeständen absichern. Die Inhaber von Papiergeld sollten somit jederzeit die Möglichkeit haben, die Banknoten einzutauschen.

Eine solche Deckung wird auch heutzutage immer wieder diskutiert, um die Angst der Bevölkerung vor einer Geldentwertung einzudämmen. In den Zeiten der Einführung von Papiergeld verfehlte dieser Absicherung ihren Zweck nicht und die Banknoten erfuhren eine immer weiter wachsende Akzeptanz in der Bevölkerung.

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Von: Sebastian Grünewald. Über den Autor

Sebastian Grünewald ist freier Autor und Redakteur mit mehrjähriger Erfahrung. Er vermittelt einer breiten Leserschaft ökonomische Zusammenhänge und Themenfelder wie private Vorsorge und Geldanlage mit einfachen Worten.

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Was es bedeutet, eine Geschichte des Geldes: Woher stammt das Papiergeld? Marke zu sein

So mancher Geldbeutel ist prall gefüllt mit Münzen. Zum Glück gibt es Papiergeld. Ansonsten wären viele Portemonnaies zu schwer, um ihn mit sich herum zu tragen. Doch woher stammt das Papiergeld? IBAN merken – so In der Anfangszeit des Geldes bestanden die Münzen noch aus Edelmetall. Doch genau daraus entstanden auch klappt’s Probleme. Schließlich hat Metall ein hohes Eigengewicht, und so manch betuchter Geschäftsmann war auf Hilfe angewiesen, um sein Vermögen überhaupt transportieren zu können. Erschwerend kam dazu, dass mit dem steigenden Handel auch der Bedarf an Geld zunahm, der mit Edelmetall nicht mehr so einfach gedeckt werden konnte. Aufgrund der hohen Fälschungsgefahr konnte der Nennwert einer Münze auch nicht sehr hoch sein.

Der chronische Geldmangel der Fürsten führte ebenfalls dazu, dass eine alternative Geldquelle gesucht wurde. Hier musste eine Lösung gefunden werden. Und Hilfe kam von weit her – aus China.

China war das erste Land, das Geld auf Papier gedruckt in den Umlauf gebracht hatte. Als die Münzen knapp wurden, wurde in der westchinesischen Stadt Chengdu im Jahr 1024 Papiergeld eingesetzt, um einen Krieg zu finanzieren. Nach Europa gelangten die Banknoten durch Marco Polo, der 1276 auf einer seinen Reisen nach Fernost auf die Banknoten stieß und ihre Vorteile erkannte. In China hatte das Papiergeld allerdings keine allzu lange Geschichte. Denn es kam zu oft vor, dass Kaiser eine große Menge Banknoten drucken ließen, um ihre finanziellen Probleme zu beheben, ohne dafür jedoch die notwendige Deckung zu haben. So war Inflation im frühen China beinahe an der Tagesordnung.

Selbstgemaltes Geld

Auch wenn in Europa das Papiergeld bereits bekannt war, dauerte es noch mehr als 200 Jahre, ehe die erste Nation auf dem alten Kontinent Banknoten in den Umlauf brachte. Vorreiter war hier Spanien, das als erstes Land im Jahre 1483 Geld als Alternative zu fehlenden Münzen drucken ließ. In Amsterdam wurde 1609 erstmals Buchgeld geschaffen, 1661 brachte in Schweden eine private Notenbank Papiergeld hervor. Das nächste Land, in dem Papiergeld gedruckt wurde, war England. Dort bekam im Jahr 1694 der schottische Kaufmann Patterson als Gegenleistung für einen Großkredit von König William die Genehmigung, Papiergeld zu verwenden.

Als nächstes folgte Frankreich, das zwischen 1718 und 1720 Papiergeld im großen Stil in Umlauf brachte. Weitere Varianten waren die so genannten Tresorscheine, die im 18. Jahrhundert in Sachsen und Preußen verwendet wurden. In Österreich bekamen Bankkunden ab 1762 so genannte Bancozettel. Dabei beruhte das Vertrauen bei allen Varianten darauf, dass man das Papier in der Bank jederzeit gegen feste Münzen eintauschen konnte. Da die Banken über die jeweilige Deckung verfügten, wurden die Banknoten rasch zu einem festen Bestandteil des täglichen Handels.

Eine Alternative zu den Geldscheinen waren die so genannten Banknoten oder Bankzettel. Im 16. und 17. Jahrhundert bekamen Kunden von ihren Banken Quittungen über Münzen, die sie einbezahlt hatten. Diese Quittungen dienten als Zahlungsmittel, da sie bei allen teilnehmenden Banken sowie Juwelieren die Quittungen gegen Edelmetalle oder Münzen eintauschen konnten Der Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods und der Beginn ...

OXI IM ABO

Nur wer versteht, kann über das Nein Der Zusammenbruch des Systems von Bretton Woodshinauskommen. und der Beginn des großen neoliberalen Umbruchs

23.07.2018 GLOBAL, WIRTSCHAFT

Geschrieben von:

Michael Wendl Mitherausgeber von »Sozialismus«

1973 scheiterte die in Bretton Woods geschmiedete Weltwährungsarchitektur. Ein Blick zurück ist sinnvoll, denn in den politischen und ökonomischen Gegenbewegungen zu Freihandel und Neoliberalismus scheint sich heute eine neue Zäsur in der Geschichte der kapitalistischen Weltwirtschaft anzukündigen. Ein Text aus dem OXI- Schwerpunkt »1973« in der Juli-Ausgabe.

Wenn wir uns mit dem Ende der in dem kleinen Ort Bretton Woods im US- Bundesstaat New Hampshire 1944 vereinbarten Weltwirtschaftsordnung, oder genauer: Weltwährungsarchitektur auseinandersetzen, ist es sinnvoll, von Bretton Woods 1944 bis zum Ende dieser Konstellation 1973 einen Blick zurück in die Handels- und Währungsgeschichte des Kapitalismus vor Bretton Woods zu richten und danach die Entwicklung nach 1973 zu skizzieren.

Wir sehen dabei mehrere Zeitabschnitte mit unterschiedlichen Konstruktionen des Welthandels und der Währungsarchitektur. Das kann einen Blick in die Zukunft möglich machen, weil sich heute in den politischen und ökonomischen Gegenbewegungen zu Freihandel und Neoliberalismus eine neue Zäsur in der Geschichte der kapitalistischen Weltwirtschaft anzukündigen scheint.

1. Die Vorgeschichte von Bretton Woods

Hier unterscheide ich zwei historische und politökonomische Konstellationen. Das war zum Ersten die Zeit vom Beginn des 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. In dieser Zeitspanne waren die meisten Währungen in den kapitalistischen Gesellschaften noch durch Gold gedeckt. Zeitweilig gab es Ausnahmen davon, so in England bedingt durch die Kriege mit Napoleon.

Da in dieser Phase Gold zugleich das einzig akzeptierte Weltgeld war, wurde der Außenhandel mit Gold abgewickelt. Darüber konnten sich Handelsüberschüsse und -defizite ausgleichen, weil bei starkem Goldabfluss, also bei einem Handelsbilanzdefizit, bei dem die Importe mit Gold zu bezahlen waren, oder einem Goldzufluss durch einen Exportüberschuss die Ungleichgewichte durch die Zinspolitik der Notenbanken gedämpft werden konnten. Stieg der Diskontsatz, wurde die Nachfrage nach Importgütern gedämpft und in der Folge ging auch der Export zurück.

Diese Prozesse waren mit Wirtschafts-, Kredit- und Währungskrisen verbunden, deren Folgen in erster Linie die abhängig Beschäftigten, also die arbeitenden Klassen zu tragen, hatten. Die Kapital- und Vermögensbesitzer waren stark genug, ihre Interessen durchzusetzen. Trotz des Goldstandards musste es in der Weltwirtschaft eine Leitwährung mit einem festen Wechselkurs zum Gold geben. Diese Währung war das englische Pfund, weil damals Großbritannien die am weitesten entwickelte kapitalistische Gesellschaft war und über entsprechende politische und militärische Macht verfügte.

Dieser internationale Goldstandard endete 1914 mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs, weil die Kosten des Krieges die Ablösung von der Golddeckung des Geldes notwendig machten. Diese Zäsur führte zum zweiten Abschnitt der weltwirtschaftlichen Entwicklung.

Der Geldbedarf der Kriegsfinanzierung war so groß, dass eine Golddeckung des umlaufenden Geldes unmöglich wurde. Erst Mitte der 1920er Jahre wurde wieder versucht, insbesondere durch England, Frankreich und die USA, zum Goldstandard zurückzukehren. Die Beibehaltung des Goldstandards lief wegen der beschränkten Goldreserven einerseits und einer stark wachsenden Wirtschaft andererseits auf eine deflationäre Geldpolitik der Notenbanken, schwaches oder stagnierendes Wirtschaftswachstum und entsprechend hohe Arbeitslosigkeit hinaus.

In dieser Zeit konnte sich auch wegen des Scheiterns des Versuchs, dem britischen Pfund eine Golddeckung zu unterlegen, keine neue Leitwährung durchsetzen und es kam zu einem Multiwährungssystem der wichtigen Industriegesellschaften. In den großen europäischen Gesellschaften waren die nationalen Arbeiterbewegungen bereits so stark, dass sich eine deflationäre Geldpolitik gegen den politischen Einfluss der Arbeiterbewegung im demokratisch verfassten Staat nicht mehr ohne Weiteres durchsetzen ließ. Auch stützte das nach 1918 durchgesetzte Arbeits- und Sozialrecht die Rechtsposition und die Handlungsbedingungen der Gewerkschaften. Das wurde im Deutschen Reich nach 1929 zwar anders, aber das basierte auf der Selbstblockade der deutschen Arbeiterbewegung und der institutionellen Schwäche des demokratischen Staats.

Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 waren die Versuche, den Goldstandard durchzusetzen, faktisch gescheitert, auch wenn dieser in Frankreich noch länger galt. In dieser Zeitspanne war die auf der Golddeckung des Geldes beruhende regelgebundene Geldpolitik nicht mehr möglich und es kam zum Übergang in eine diskretionäre, auf bestimmte wirtschaftliche Konstellationen wie Inflation und hohe Arbeitslosigkeit spontan reagierende Geldpolitik ohne klares Konzept.

Es war daher auch die Zeit einer regen Diskussion über Geld- und Kreditschöpfung aus dem Nichts, die es in der Praxis als Giralgeldschöpfung bereits früher gab, die aber erst in den 1920er Jahren breiter thematisiert wurde. Bereits mit der von den Geschäftsbanken praktizierten Giralgeldschöpfung wurde die Bindung an das Gold als Basis des Geldes gelockert und machte sich nur noch in den Wirtschaftskrisen als »Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem« (Marx) geltend.

Mit der Weltwirtschaftskrise kam es nicht nur zur Ablösung des Goldstandards, sondern auch zur Auflösung der damit verbundenen internationalen Währungsordnung. Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg wurde durch eine nationalstaatliche und auch wohlfahrtsstaatliche Gegenbewegung zum internationalen Kapitalismus geprägt und durch eine darauf folgende Konzentration auf den Schutz und Ausbau der nationalen Ökonomien, ein Prozess, der auf unterschiedlichen Wegen, vom amerikanischen »New Deal« bis zum deutschen und italienischen Faschismus, möglich war. Bereits in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs war es den dominanten Mächten, den USA und Großbritannien, klar, dass ein politisch nicht reguliertes marktradikales Weltwirtschaftssystem mit zu großen Risiken verbunden war.

2. Bretton Woods – der Versuch einer neuen Architektur der Weltwirtschaft

Bereits vor der internationalen Konferenz in Bretton Woods hatte John M. Keynes sein Konzept einer »Clearing Union« mit einem internationalen Kunstgeld, dem »Bancor«, vorgelegt. Mit der Clearing Union sollte ein Ausgleich der Außenhandelsüberschüsse und -defizite durchgesetzt werden. Die Länder mit chronischen Exportüberschüssen sollten für ihre Überschüsse mit einer Art Strafzinsen sanktioniert werden. Außerdem sah Keynes harte Kapitalverkehrskontrollen vor.

Keynes konnte sich damit bekanntlich nicht durchsetzen. In den Verträgen von Bretton Woods wurde ein liberales Weltwirtschaftssystem mit festen Wechselkursen und eher schwachen Kapitalverkehrskontrollen beschlossen. Als Ausgleich zwischen den Wirtschaftsnationen wurden ein Internationaler Währungsfonds zur Stabilisierung wirtschaftlich schwacher Länder und die Weltbank als Entwicklungs- und Investitionsbank beschlossen.

Zugleich konnte sich statt einer internationalen Währung der US-Dollar als Leitwährung mit einer Golddeckung im Hintergrund eta​blieren. Die USA versprachen, US-Dollars mit dem Kurs »1 US-Dollar für eine Feinunze Gold« einzutauschen. Später wurde diese Zusage dahingehend verändert, dass nur noch die Zentralbanken anderer Länder ihre Dollars in Gold tauschen konnten.

Diese versprochene Golddeckung stabilisierte zunächst die Rolle des US- Dollars als Leitwährung, erwies sich später aber als wunder Punkt des Systems, weil sie einer expansiven Wirtschaftspolitik und den damit verbundenen Defiziten in der Leistungsbilanz und beim Staatshaushalt Grenzen setzte, die 1971 dazu führten, dass Richard Nixon den Tausch von Dollars gegen Gold beendete.

Unter dem Strich schufen die Vereinbarungen von Bretton Woods ein hybrides System zwischen freien Märkten und staatlichen Kapitalverkehrskontrollen. Die Rolle der »Konjunkturlokomotive« für den kapitalistischen Weltmarkt fiel den USA zu, die diese zunächst mit dem Marshallplan auch übernahmen.

3. Das Scheitern von Bretton Woods

In den 1950er Jahren führten die Leitwährungsrolle des US-Dollar und die Exportüberschüsse zu starken Investitionen in den übrigen Ländern, wovon vor allem Deutschland und Japan profitierten und schrittweise Exportüberschüsse aufbauten. Gleichzeitig überdehnten die USA die Funktion ihrer Leitwährung durch eine expansive Fiskalpolitik. Das waren einerseits die enormen Militärausgaben für den Vietnamkrieg, aber auch Lyndon Johnsons Sozialpolitik (»Great Society«).

Diese expansive Geldpolitik führte zu einer höheren Inflation, die wiederum dazu führte, dass es wegen der restriktiven Geldpolitik in Deutschland und Japan mit niedrigen Inflationsraten zur Herausbildung erster Ansätze eines Multiwährungssystems (US-Dollar, ​D-Mark​ und Yen) gekommen ist.

Dahinter stand der wirtschaftliche Aufstieg Japans und Deutschlands. Deutschland blieb bei seiner an einer niedrigen Inflationsrate orientierten Politik einer Unterbewertung der D-Mark, um dadurch Wettbewerbsvorteile zu erhalten. Damit kam es zur Schwächung der ökonomischen Macht der USA durch die beiden aufstrebenden exportorientierten Ökonomien: Deutschland und Japan.

Die Weigerung der Regierungen und der Notenbanken dieser Länder, eine expansive Wirtschaftspolitik umzusetzen, führten zur Überdehnung der Lokomotivfunktion der USA für die kapitalistische Weltwirtschaft. Da die USA ihre expansive Finanzpolitik nicht begrenzen konnten, hatte der Goldstandard keine Basis mehr. Faktisch war es nicht der Goldstandard, der den Wert des umlaufenden Geldes stabilisiert hatte, sondern die Funktion des US-Dollar als Leitwährung und Weltgeld.

1973 kam es zum endgültigen Ende der Währungsarchitektur von Bretton Woods, als der US-Dollar-Kurs wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits der USA nicht mehr zu halten war und Deutschland und Japan sich weigerten, durch ihre Zentralbanken mit Deviseninterventionen den US- Dollar zu stützen. Dadurch wurden die Wechselkurse faktisch freigegeben und es kam zur Abwertung des US-Dollar.

Die Europäer installierten ihre eigene »Währungsschlange« mit der harten D-Mark als Leitwährung, ein System, das später zum Europäischen Währungssystem (EWS) ausgebaut wurde. In diese Zeit fiel dann der erste »Ölpreisschock«, also die drastische Verteuerung eines wichtigen Rohstoffs. Die deutsche Bundesbank reagierte mit deutlicher Erhöhung der Leitzinsen und verschärfte damit die Wirtschaftskrise 1974 in Deutschland erheblich, währen die USA das Defizit durch den gestiegenen Ölpreis in ihrer Leistungsbilanz bis 1979 akzeptierten, was zu einer höheren Inflation führte und die internationale Wettbewerbsposition der USA weiter verschlechterte.

Mit dem Vertrag von Rambouillet im November 1975 verständigten sich die großen Industrieländer auf eine Freigabe der Wechselkurse und die Abschaffung der Kapitalverkehrskon​trollen. Damit stärkten sie den Einfluss der Kapitalmärkte und die Rolle der Kapitalflüsse bei den Schwankungen der Wechselkurse.

Das führte zur fiskalpolitischen Disziplinierung der Nationalstaaten durch die Finanzmärkte und zum Aufstieg des Monetarismus als neuer geldpolitischer Leitdoktrin. Bemerkenswert ist, dass die deutsche Bundesbank als Erste den Monetarismus als Modell ihrer Geldpolitik übernommen hatte, während die USA, aus denen der Chefideologe des Monetarismus Milton Friedman kam, erst 1979, durch die von Paul Volcker durchgesetzte drastische Erhöhung der Leitzinsen (»Volcker-Schock«) dem monetaristischen Modell einer restriktiven Geldpolitik folgten, um die hohe Inflation mit Erfolg zu bekämpfen. Das wiederum trieb die USA 1981/82 in eine schwere Wirtschaftskrise, die bis 1985 dauerte. Damit hatte sich das Prinzip freier Märkte gegenüber einer staatlichen Steuerung der Marktprozesse durchgesetzt. Dadurch wurden die materiellen Voraussetzungen für den ideologischen Siegeszug der monetaristisch und neoklassisch fundierten marktradikalen Wirtschaftsdoktrin geschaffen.

Wenn wir im historischen Rückblick die Erosion und das Scheitern der Weltwährungsarchitektur von Bretton Woods bilanzieren, stellt sich die Frage, ob dieser Prozess hätte vermieden werden können.

Der entscheidende Mangel dieser Vereinbarungen war, dass sich Keynes mit seinen Vorschlägen einer internationalen Kunstwährung und damit der Befreiung von den Fesseln des Goldstandards nicht durchsetzen konnte. Auch hätte eine Clearing Union den Aufstieg und die Risiken eines nationalen Handelsmerkantilismus, wie er von Deutschland und Japan durchgesetzt wurde, zumindest gebremst.

Möglicherweise hätte eine expansive Wirtschaftspolitik dieser »Störenfriede« oder »Trittbrettfahrer« der Weltwirtschaft die Leistungsbilanzdefizite der US-Ökonomie verringert und damit einen sanften Ausstieg aus der Abhängigkeit der USA von der Einlöseverpflichtung des US-Dollar ermöglicht und dadurch Spielräume für die Entwicklung einer neuen Weltwirtschaftsordnung mit stärkeren Regulierungen durch die Staaten geschaffen.

Nach 1973 hätten auch versucht werden können, das Modell fester Wechselkurse neu zu regeln. Das hätte aber eine stärkere Kon​trolle der Kapitalströme und zugleich eine kooperative Haltung von Deutschland und Japan erfordert.

Heute stehen wir vor einer ähnlichen Zäsur, weil die Phase einer politisch nur schwach regulierten Globalisierung zu Ende zu gehen scheint. Wieder ist es Deutschland, das sich bis heute in diesen Fragen besonders uneinsichtig zeigt und sich einer Korrektur seines radikalen Handelsmerkantilismus widersetzt. Dabei wird die Bundesregierung von einer extrem rückwärtsgewandten Variante der neoklassischen Wirtschaftsdoktrin unterstützt. Eine spürbare politische Opposition gegen die deutsche Freihandelsideologie gibt es nur in ersten Ansätzen. Die Sozialdemokratie, aber auch die Gewerkschaften gehören nicht dazu.

Michael Wendl ist Ökonom, Soziologe, Gewerkschafter und Mitherausgeber der Teilen: Zeitschrift »Sozialismus«, er war Mitglied der SPD, trat dann zur Linkspartei über – und ist inzwischen wieder bei den Sozialdemokraten organisiert. Von ihm Twitter erschien unter anderem: »Machttheorie oder Werttheorie. Die Wiederkehr eines Facebook einfachen Marxismus« (bei VSA ). E-Mail

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Home › Der Euro › Verwendung des Euro › Banknotenherstellung und -bestände

 Der Euro Statistics Banknotenherstellung und -bestände  Verwendung des Euro −  Production figures Bei der Herstellung der Euro-Banknoten  Banknotenherstellung und - bestände arbeiten die NZBen und die EZB zusammen. Zunächst wird berechnet, wie viele  Ausgabe und Umlauf Banknoten im jeweiligen Jahr benötigt werden. Es müssen genügend Banknoten + Banknoten hergestellt werden, um nicht mehr umlauffähige Geldscheine zu ersetzen, eine + Münzen prognostizierte (z. B. saisonal bedingte) + Personen, die mit Bargeld arbeiten erhöhte Nachfrage zu bedienen und gegebenenfalls einen unerwartet gestiegenen Bargeldbedarf zu decken. Die NZBen + Euro-Bargeldumstellungen liefern Prognosen für den Euro-Banknotenbedarf des kommenden Jahres, und die EZB erstellt eine zentrale Prognose. Unter der Federführung der EZB nehmen die NZBen + Umtausch von nationalem Bargeld eine Umverteilung der Banknoten vor, damit in keinem Land Engpässe oder Für Sehbehinderte Überschüsse entstehen.

Druck

Aus Effizienzgründen sind verschiedene NZBen mit dem Druck der Euro-Banknoten betraut. Die EZB weist mehreren NZBen ein Produktionsvolumen zu, und diese liefern dann einen bestimmten Anteil der gesamten Jahresproduktion einer oder mehrerer Stückelungen. Die jeweilige NZB trägt die Herstellungskosten für die ihr zugewiesene Quote. Beispielsweise haben die französische, die deutsche und die italienische Notenbank 1,7 Milliarden 50‑€-Scheine im Jahr 2017 hergestellt.

Die Banknoten werden in elf Hochsicherheits-Druckereien in Europa hergestellt und anschließend an die verschiedenen NZBen ausgeliefert.

Durch diese Aufgabenteilung und ein gemeinsames Qualitätsmanagementsystem wird ein einheitlicher Standard für alle Euro-Banknoten gewährleistet. Während des gesamten Produktionsprozesses wird durch mehrere Hundert manuelle und automatische Tests sichergestellt, dass die Banknotenstückelungen unabhängig davon, wo sie gedruckt wurden, identisch sind.

Wie schon die erste Serie der Euro-Banknoten wird auch die Europa-Serie auf reinem Baumwollfaserpapier gedruckt. Deshalb fühlen sich die Geldscheine griffig an und sind besonders widerstandsfähig. Einige Sicherheitsmerkmale, wie das Wasserzeichen und der Sicherheitsfaden, werden direkt bei der Papierproduktion eingearbeitet.

Bei der Herstellung der Geldscheine kommen verschiedene Druckplatten, Spezialdruckfarben und mehrere Verfahren zum Einsatz: Offset- und Stichtiefdruck, Heißprägeverfahren für das Hologramm und Siebdruck für die Zahlen mit Farbwechsel.

Die strategische Banknotenreserve für das Eurosystem

Das Eurosystem verfügt über logistische Reserven und eine strategische Reserve. Unter normalen Umständen wird der Banknotenbedarf durch die logistischen Reserven gedeckt. Diese werden genutzt, um

 nicht mehr umlauffähige Banknoten (d. h. Geldscheine von schlechter Qualität) zu ersetzen,  einen erwarteten Anstieg des Umlaufs auszugleichen,  saisonale Nachfrageschwankungen aufzufangen und  den Banknotentransport zwischen den Zentralbankniederlassungen zu optimieren.

Die strategische Reserve ist für Ausnahmesituationen vorgesehen, d. h., wenn die logistischen Reserven nicht ausreichen, um eine unerwartet hohe Nachfrage nach Euro- Banknoten abzudecken, oder eine plötzliche Störung bei der Versorgung mit Euro- Banknoten eintritt.

Beide Reserven stellen sicher, dass die NZBen Schwankungen bei der Nachfrage nach Banknoten jederzeit ausgleichen können – unabhängig davon, ob die Nachfrage innerhalb oder außerhalb des Euroraums entsteht.

Sie haben beruflich mit Bargeld zu tun? Dann ist unser Informationsmaterial zu den Euro-Banknoten sicher interessant für Sie.

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Home › Der Euro › Verwendung des Euro › Ausgabe und Umlauf

 Der Euro Statistics on banknotes Ausgabe und Umlauf von Euro-Banknoten  Verwendung des Euro −  Banknotes and coins circulation Sowohl die EZB als auch die nationalen  Banknotenherstellung und - bestände Zentralbanken (NZBen) der Länder des  Decision on the recirculation of  Euroraums sind gesetzlich zur Ausgabe von banknotes Ausgabe und Umlauf Euro-Banknoten befugt. In der Praxis werden Euro-Banknoten (und -Münzen) nur + Banknoten von den nationalen Zentralbanken ausgegeben oder aus dem Verkehr gezogen. + Münzen Die EZB verfügt über keine Hauptkasse und + Personen, die mit Bargeld arbeiten betreibt keinerlei Bargeldgeschäfte. Für die Ausgabe von Euro-Münzen sind die einzelnen Mitgliedstaaten im Euro-Währungsgebiet + Euro-Bargeldumstellungen verantwortlich. Die Europäische Kommission koordiniert alle Angelegenheiten, die Euro-Münzen betreffen, auf Ebene des Euroraums. Weitere Informationen hierzu finden + Umtausch von nationalem Bargeld Sie auf der  Website der Europäischen Kommission. Für Sehbehinderte Die EZB überwacht die Tätigkeiten der nationalen Zentralbanken und fördert die weitere Harmonisierung der Bargelddienstleistungen im Euroraum, während die NZBen für die Funktionsfähigkeit ihrer nationalen Geldverteilungssysteme zuständig sind. Die NZBen bringen die Banknoten und Münzen über das Bankensystem und in geringerem Maße auch über den Einzelhandel in Umlauf. Diese Aufgaben kann die EZB nicht wahrnehmen, da sie nicht mit den entsprechenden Funktionen und technischen Abteilungen (z. B. Verteilungs- und Banknotenbearbeitungsstellen oder Tresore) ausgestattet ist.

Die Zahl der umlaufenden Euro-Banknoten ist seit der Einführung des Euro kontinuierlich gestiegen. Für den alltäglichen Zahlungsverkehr werden vor allem Banknoten mit niedrigem und mittlerem Nennwert verwendet. Die hohen Stückelungen dienen vorwiegend als Wertaufbewahrungsmittel, werden aber auch für den Kauf teurer Waren eingesetzt.

Wie viele Banknoten (und Münzen) der verschiedenen Stückelungen im Euroraum im Umlauf sind, erfahren Sie in der Rubrik „Statistics “. Umlauf außerhalb des Euro-Währungsgebiets

Euro-Banknoten werden nicht nur von Personen genutzt, die im Euro-Währungsgebiet leben. Da der Euro eine internationale Währung ist, werden die Geldscheine auch außerhalb des Euroraums verwendet und verbleiben zum Teil dort. Schätzungsweise zwischen 20 % und 25 % (gemessen am Wert) der im Umlauf befindlichen Euro- Banknoten befinden sich im Besitz von Personen außerhalb des Eurogebiets, und dies hauptsächlich in benachbarten Staaten. Während der Finanzkrise 2008 stieg die Nachfrage nach Euro-Banknoten stark an, insbesondere in den Ländern Osteuropas, die nicht der EU angehören und deren Landeswährungen gegenüber dem Euro an Wert verloren. Diese Euro-Geldscheine sind nach wie vor im Umlauf und dürften sich demnach im Besitz von Personen befinden, die außerhalb des Euro-Währungsgebiets leben.

Bargeldkreislauf

Der Weg der Banknoten in der Wirtschaft ist vorgezeichnet. Geschäftsbanken ordern sie bei den Zentralbanken und geben sie dann über Geldautomaten aus. In Geschäften, auf Märkten und an anderen Orten werden sie zum Bezahlen verwendet und dann, beispielsweise von Einzelhändlern, wieder bei Banken eingezahlt. Die Banken und andere Bargeldakteure schicken die Banknoten anschließend entweder an ihre jeweilige Zentralbank zurück oder sorgen für die Wiederausgabe der Banknoten, nachdem diese auf Echtheit und Umlauffähigkeit geprüft wurden. In unserem Video wird der gesamte Kreislauf vorgestellt:

Die Bargeldversorgung ist in jedem Land anders organisiert und hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab: von folgenden Faktoren ab:

 der Struktur der Zentralbank und ihrer Zweigstellen  den Geschäftsbanken und ihren Filialnetzen  den rechtlichen Rahmenbedingungen  den Zahlungsgewohnheiten der Bevölkerung  der Infrastruktur der auf dem Markt tätigen Geld- und Werttransportunternehmen und  den geografischen Besonderheiten, der Geschichte und den Traditionen der Länder

Trotz dieser Unterschiede strebt das Eurosystem weiterhin eine stärkere Harmonisierung der von den NZBen des Euroraums angebotenen Bargelddienstleistungen an. Hierzu werden die Beteiligten, wie etwa Geschäftsbanken, Geld- und Werttransportunternehmen und sonstige Bargeldakteure, auf nationaler und europäischer Ebene konsultiert. Durch eine stärkere Harmonisierung und Integration werden sich weitere Vorteile der einheitlichen Währung erschließen lassen.

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Jahresbericht der EZB.

Umlauffähig oder nicht?

Grundlage für das Vertrauen in Banknoten sind ihre Echtheit sowie ihre hohe Qualität. Daher prüfen die nationalen Zentralbanken des Euroraums die Geldscheine mithilfe vollautomatischer Banknotenbearbeitungsmaschinen auf ihre Echtheit und Umlauffähigkeit.

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 Wie entsteht Geld? – Teil I: Bargeld  26.11.2014

Für viele Zah​lun​gen wer​den tag​täg​lich Euro-Bank​no​ten und -Mün​zen ver​wen​det. Die​ses Bar​geld heben Pri​vat​leu​te und Un​ter​neh​men üb​li​cher​wei​se von ihrem Konto bei ihrer Bank ab. Doch woher be​kom​men die Ban​ken die​ses Bar​geld?

Zu​nächst ein​mal: Ein​zel​händ​ler und an​de​re Kun​den zah​len Bar​geld bei der Bank ein. Wenn die Kun​den aber mehr aus​ge​‐ zahlt haben möch​ten, als ins​ge​samt ein​ge​zahlt wird, be​nö​tigt die Bank zu​sätz​li​ches Bar​geld, um dem Bar​geld​be​darf ihrer Kun​den nach​kom​men zu kön​nen.

Die​ses Bar​geld be​kom​men die Ban​ken von der Zen​tral​bank. Im Eu​ro​sys​tem sind das die Eu​ro​päi​sche Zen​tral​bank und die Zen​tral​ban​ken der Euro-Län​der. In Deutsch​land ist das die Deut​sche Bun​des​bank.

Um das Bar​geld zu be​kom​men, heben die Ban​ken es von ihrem Konto bei der Zen​tral​bank ab. Wenn die Ban​ken KEIN aus​rei​chen​des Gut​ha​ben bei der Zen​tral​bank be​sit​zen, neh​men sie dafür üb​li​cher​wei​se einen Kre​dit bei ihr auf. Für solch einen Kre​dit muss die Ge​schäfts​bank Si​cher​hei​ten – in der Regel Wert​pa​pie​re - hin​ter​le​gen und an die Zen​tral​bank Zin​sen zah​len. Den Kre​dit​be​trag schreibt die Zen​tral​bank der Ge​schäfts​bank auf ihr Konto gut. Die Zen​tral​bank schafft damit Geld. Die​ses Gut​ha​ben kann sich die Ge​schäfts​bank in Bar​geld aus​zah​len las​sen.

In dem Au​gen​blick, in dem die Zen​tral​bank das Bar​geld an die Bank aus​zahlt, wird aus den Geld​schei​nen, die bis dahin nur be​druck​tes Pa​pier waren, Bar​geld, das ge​setz​li​che Zah​lungs​mit​tel. Die​ses wird zu den Ban​ken trans​por​tiert. Die Ban​‐ ken kön​nen es dann an ihre Kun​den aus​zah​len.

Über​schüs​si​ges Bar​geld kön​nen die Ban​ken bei der Zen​tral​bank ein​zah​len. Diese prüft dann das Bar​geld auf seine Qua​li​‐ tät. Nicht mehr um​lauf​fä​hi​ges Bar​geld zieht sie aus dem Ver​kehr und er​setzt es durch druck- und prä​ge​fri​sche Stü​cke, die wie​der an die Ban​ken aus​ge​zahlt wer​den kön​nen. Et​wai​ges Falsch​geld ana​ly​siert sie, mel​det es der Po​li​zei und ver​wahrt es.

Für das ein​ge​zahl​te echte Geld wird den Ban​ken ein ent​spre​chen​der Be​trag auf deren Zen​tral​bank​kon​to gut​ge​schrie​ben; mit solch einem Gut​ha​ben kön​nen sie die für die Bar​geld​be​schaf​fung auf​ge​nom​me​nen Kre​di​te zu​rück​zah​len.

Im Euro-Raum ist das Euro-Bar​geld das ge​setz​li​che Zah​lungs​mit​tel. Daher dür​fen nur die Zen​tral​ban​ken des Eu​ro​sys​tems – in Deutsch​land die Bun​des​bank - neue Bank​no​ten her​stel​len las​sen. Sie haben das No​ten​mo​no​pol.

Die Bun​des​bank bringt die Bank​no​ten in Um​lauf. Bar​geld, das die Ban​ken nicht mehr be​nö​ti​gen, nimmt sie je​der​zeit zum Nenn​wert zu​rück. Die Her​stel​lung der Bank​no​ten, deren Trans​port und Prü​fung ver​ur​sa​chen der Bun​des​bank zwar Kos​‐ ten. Al​ler​dings er​zielt die Bun​des​bank auch Er​trä​ge, und zwar durch die Zin​sen für die Kre​di​te, die die Ban​ken zum Zwe​‐ cke der Bank​no​ten​be​schaf​fung bei ihr auf​neh​men. Der dabei ent​ste​hen​de Ge​winn flie​ßt in den Ge​samt​ge​winn der Bun​‐ des​bank mit ein, der wie​der​um jähr​lich an das Bun​des​mi​nis​te​ri​um der Fi​nan​zen, d.h. den Staat, aus​ge​schüt​tet wird.

Die Euro-Mün​zen hin​ge​gen geben die Euro-Staa​ten aus – in Deutsch​land ist dafür das Bun​des​fi​nanz​mi​nis​te​ri​um zu​stän​‐ dig. Das Recht Mün​zen aus​zu​ge​ben nennt man „Münz​re​gal“. Das Mi​nis​te​ri​um ver​kauft die Mün​zen an die Bun​des​bank, die sie dann in Um​lauf bringt. Der Nenn​wert der Mün​zen ist grö​ßer als deren Her​stel​lungs​kos​ten. Durch diese Dif​fe​renz er​zielt der Staat einen Ge​winn.

Letzt​lich kom​men also ALLE Ge​win​ne aus der Schaf​fung von Bar​geld dem Staat zu​gu​te - und damit der All​ge​mein​heit.

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 Der Bargeldkreislauf  26.11.2018 EN

Jeden Tag be​zah​len wir un​se​re Ein​käu​fe mit Bank​no​ten und Mün​zen. Doch wo kommt die​ses Bar​geld ei​gent​lich her?

Und wer sorgt dafür, dass immer aus​rei​chend Bar​geld dort ist, wo es ge​ra​de ge​braucht wird?

Ver​ant​wort​lich für den Bar​geld​kreis​lauf sind die na​tio​na​len Zen​tral​ban​ken der Euro-Län​der. In Deutsch​land ist dies die Deut​sche Bun​des​bank.

Ge​mein​sam legen die Zen​tral​ban​ken fest, wie viele Bank​no​ten ge​druckt wer​den. Hinzu kom​men die Mün​zen, die im Auf​‐ trag der na​tio​na​len Re​gie​run​gen ge​prägt und von den na​tio​na​len Zen​tral​ban​ken in Um​lauf ge​bracht wer​den.

Ge​schäfts​ban​ken be​nö​ti​gen Bar​geld, um es an Ver​brau​cher und Un​ter​neh​men aus​zah​len zu kön​nen. Die Ge​schäfts​ban​‐ ken be​sor​gen sich das be​nö​tig​te Bar​geld bei der nächst​ge​le​ge​nen Fi​lia​le der Deut​schen Bun​des​bank. Sie heben das Bar​‐ geld von ihrem Konto bei der Bun​des​bank ab.

Wert​dienst​leis​ter, die sich auf den Trans​port von wert​vol​len Gü​tern spe​zia​li​siert haben, trans​por​tie​ren das Bar​geld von den Fi​lia​len der Bun​des​bank zu den Ge​schäfts​ban​ken.

Ver​brau​cher und Un​ter​neh​men heben das Bar​geld von ihren Bank​kon​ten ab. Mit die​sem Geld be​zah​len sie bei​spiels​wei​se ihre Ein​käu​fe bei Händ​lern.

Das über​schüs​si​ge ein​ge​nom​me​ne Bar​geld trans​por​tie​ren die Wert​dienst​leis​ter von den Händ​lern meist di​rekt zu​rück zu den Fi​lia​len der Bun​des​bank oder in sel​te​ne​ren Fäl​len auch zu den Ge​schäfts​ban​ken.

Die Ge​schäfts​ban​ken kön​nen das ein​ge​zahl​te Bar​geld nach einer Prü​fung auf Echt​heit und Qua​li​tät wie​der an Ver​brau​‐ cher und Un​ter​neh​men aus​zah​len. Die für die Prü​fung ver​wen​de​ten Geld​be​ar​bei​tungs​ma​schi​nen müs​sen von der Bun​‐ des​bank zu​ge​las​sen sein.

Über​schüs​si​ges Bar​geld, das von den Ge​schäfts​ban​ken nicht für Aus​zah​lun​gen be​nö​tigt wird, trans​por​tie​ren die Wert​‐ dienst​leis​ter eben​falls zu​rück zu den Fi​lia​len der Bun​des​bank.

In den Fi​lia​len der Bun​des​bank wird das ein​ge​zahl​te Bar​geld auf Echt​heit und Qua​li​tät ge​prüft. Ver​schlis​se​nes Geld wird ver​nich​tet und durch fri​sches Geld er​setzt. Das Geld, das die Prü​fung be​steht, la​gert im Tre​sor, bis die Ge​schäfts​ban​ken für Ver​brau​cher und Un​ter​neh​men wie​der Bar​geld be​nö​ti​gen.

Die Bun​des​bank stellt über ihre Fi​lia​len si​cher, dass je​der​zeit aus​rei​chend Bank​no​ten und Mün​zen zur Ver​fü​gung ste​hen, um die Nach​fra​ge nach Bar​geld zu er​fül​len. So kann der Kreis​lauf wie​der von vorne be​gin​nen.

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Home › Wissenswertes › Zur Vertiefung › Was ist Geld?

 Wissenswertes Find out more Was ist Geld?  Themen +  Speech: The role of money in a 24. November 2015 (aktualisiert am 20. Juni 2017)  Zum Nachlesen market economy  Zum Ansehen Euro-Banknoten und -Münzen sind Geld, aber auch der Saldo auf einem Zur Vertiefung Bankkonto ist Geld. Was genau ist Geld? Wie wird es geschaffen und welche Rolle spielt die EZB dabei?

 Zum Nachlesen: Was ist eine Zentralbank?

Geld im Wandel der Zeit

Die Erscheinungsform des Geldes hat sich im Laufe der Zeit verändert. Früher handelte es sich bei Geld in der Regel um Warengeld, d. h. Gegenstände aus unterschiedlichen Materialien mit einem bestimmten Marktwert (beispielsweise Goldmünzen). Später kam dann das sogenannte Repräsentativgeld in Form von Banknoten auf, die gegen eine gewisse Menge Gold oder Silber getauscht werden konnten. Moderne Volkswirtschaften – so auch das Euro-Währungsgebiet – basieren auf Fiatgeld. Dabei handelt es sich um Geld, das zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt und von einer Zentralbank ausgegeben wird. Anders als Repräsentativgeld kann es aber nicht in einen anderen Vermögenswert, z. B. eine bestimmte Menge Gold, eingetauscht werden. Das Geldzeichen an sich hat keinen Wert, denn das für die Banknoten verwendete Papier ist im Grunde wertlos. Dennoch wird es im Austausch für Waren und Dienstleistungen angenommen, weil die Menschen darauf vertrauen, dass die Zentralbank den Wert des Geldes im Zeitverlauf stabil hält. Würden die Zentralbanken an dieser Aufgabe scheitern, verlöre das Fiatgeld seine allgemeine Akzeptanz als Tauschmittel und seine Attraktivität als Wertaufbewahrungsmittel.

Erscheinungsformen des Geldes im Laufe der Zeit

Warengeld Repräsentativgeld Fiatgeld

Unser heutiges Geld bedarf nicht unbedingt einer physischen Form. Es kann auch als Computereintrag auf einem Bankkonto oder als Guthaben auf einem Sparkonto existieren. Bei digitalem Geld, auch E-Geld genannt, handelt es sich um einen monetären Wert, der z. B. auf einer Prepaidkarte oder einem Smartphone gespeichert ist. Auch Lastschriften sowie Internet- und Kartenzahlungen sind allesamt bargeldlose Zahlungsformen. (Es gibt sogar neuere dezentrale digitale Währungen oder  virtuelle Währungssysteme wie Bitcoin, die keiner zentralen Kontrollinstanz wie einer Zentralbank unterliegen. Diese gelten aus rechtlicher Sicht nicht als Geld.)

Obwohl die Bedeutung des elektronischen Zahlungsverkehrs rapide zunimmt, erfreut sich Bargeld nach wie vor großer Beliebtheit. So erfolgt im Euroraum ein großer Teil aller Zahlungen im Wert von unter 20 € in bar. Der Wert des Euro-Bargelds wird von der EZB und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder – dem Eurosystem – garantiert.

Verwendungszwecke von Geld und Überwachung durch die EZB

Geld hat unabhängig von seiner Form drei Funktionen: Es ist ein Tauschmittel – ein Zahlungsmittel mit einem Wert, dem jeder vertraut. Geld ist auch eine Recheneinheit, dank der sich Waren und Dienstleistungen mit einem Preis versehen lassen. Und es ist ein Wertaufbewahrungsmittel. Nur ein Teil des in Umlauf befindlichen Euro-Bargelds zirkuliert tatsächlich, wird also für Zahlungen eingesetzt. Viele der von der Notenbank ausgegebenen 50 €-Scheine werden beispielsweise gehortet.

Funktionen des Geldes Tauschmittel Wertspeicher zum Bezahlen zum Sparen Recheneinheit zur Preisbestimmung

Zentralbanken definieren für gewöhnlich verschiedene Geldmengenaggregate und beobachten deren Entwicklung, da dies nützliche Informationen über Geld und Preise liefern kann. Die Notwendigkeit verschiedener Aggregate ergibt sich daraus, dass viele unterschiedliche Finanzwerte substituierbar sind und Finanzaktiva, Transaktionen und Zahlungsmittel sich in ihrer Art sowie ihren Merkmalen im Zeitverlauf ändern. Das Eurosystem hat drei Geldmengenaggregate definiert – ein eng gefasstes (M1), ein „mittleres“ (M2) und ein weit gefasstes (M3) –, die die EZB bei ihrer monetären Analyse einsetzt. Im Rahmen ihrer geldpolitischen Strategie berücksichtigt die EZB neben zahlreichen weiteren Informationen und Analysen die Entwicklung der drei Geldmengenaggregate.

Wie wird Geld geschaffen?

Die EZB ist eine Bank für Geschäftsbanken und nimmt so auch Einfluss auf die Geld- und Kreditströme in der Wirtschaft, um stabile Preise zu gewährleisten. Geschäftsbanken können ihrerseits Geld von der EZB leihen, d. h. ihnen werden Zentralbankguthaben eingeräumt. In der Regel verwenden sie diese Kredite zur Deckung von sehr kurzfristigem Liquiditätsbedarf. Das wichtigste Instrument der EZB zur Steuerung der Menge an „Außengeld“ und damit der Nachfrage nach Zentralbankguthaben seitens der Geschäftsbanken ist die Festlegung sehr kurzfristiger Zinssätze – der „Kosten des Geldes“.

Geldschöpfung im Euro-Währungsgebiet

Geschäftsbanken Privatpersonen & Unternehmen

Europäische Zentralbank

Geschäftsbanken können auch „Innengeld“ schaffen, d. h. Bankeinlagen – dies geschieht bei jeder neuen Kreditvergabe. Der Unterschied zwischen Außen- und Innengeld besteht darin, dass Ersteres ein Aktivum für die Wirtschaft insgesamt darstellt, ohne dass dabei Verbindlichkeiten für jemanden entstehen. Die Bezeichnung „Innengeld“ hingegen ist darauf zurückzuführen, dass ihm Kredite an private Schuldner gegenüberstehen: Wenn Letztere alle Forderungen der Banken begleichen würden, würde das geschaffene Innengeld wieder auf null reduziert. Das heißt, Innengeld ist eine Form von Geld, das im privatwirtschaftlichen Sektor geschaffen wird – und wieder aufgelöst werden kann.

Was hat es mit der „Politik des Gelddruckens“ der EZB auf sich, über die so viel geschrieben wird?

De facto geben nur die nationalen Zentralbanken des Eurogebiets physisch Euro- Banknoten aus. Umgangssprachlich wird manchmal im Zusammenhang mit dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten der EZB, einer Form der „quantitativen Lockerung“, von einer „Politik des Gelddruckens“ gesprochen. Durch den Ankauf von Vermögenswerten am Finanzmarkt schafft die EZB zusätzliche Zentralbankguthaben, die über eine Reihe von Kanälen dazu beitragen können, die Zinsen für die privaten Haushalte und Unternehmen zu senken. Das Ziel besteht darin, die Wirtschaft zu stützen und schlussendlich den Wert des Geldes stabil zu halten, wenn der Handlungsspielraum der EZB zur direkten Senkung dieser Zinssätze eingeschränkt ist. Die EZB druckt dabei nicht wirklich Banknoten, um die Vermögenswerte zu bezahlen, sondern schafft elektronisches Geld, das dem Verkäufer oder dem Intermediär, etwa einer Geschäftsbank, gutgeschrieben wird. Der Verkäufer kann dann die zusätzliche Liquidität verwenden, um andere Vermögenswerte zu kaufen oder, im Fall einer Geschäftsbank, Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Die Käufe tragen zur Verbesserung der monetären und finanziellen Bedingungen bei. Dadurch sinken die Kreditkosten für die Unternehmen und privaten Haushalte, sodass sie mehr investieren bzw. ausgeben können. Das letztendliche Ziel besteht darin, dass die Inflationsraten im Einklang mit dem Preisstabilitätsmandat der EZB auf ein Niveau unter, aber nahe 2 % zurückkehren.

 Zur Vertiefung: Was ist das erweiterte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten?

Weitere Informationen Der Euro Zentralbankwesen Geldpolitik  Site directory Follow us    

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PRESSEMITTEILUNG  Media The Euro  Press releases − EZB stellt Produktion und Ausgabe der  Europa series of banknotes [de]  + By activities 500-€-Banknote ein + Weekly financial statements  4. Mai 2016 + Statistical press releases  EZB beschließt, Herstellung und Ausgabe der 500-€-Banknote einzustellen + Governing Council decisions  Mit der Europa-Serie der Euro-Banknoten wird es keinen 500-€-Schein mehr geben Press conferences  500-€-Banknote bleibt gesetzliches Zahlungsmittel und behält auf Dauer ihren Wert Monetary policy accounts Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat heute eine Überprüfung der + Speeches Stückelungsstruktur der Europa-Serie abgeschlossen. Es wurde beschlossen, die Herstellung der 500-€-Banknote dauerhaft einzustellen und sie nicht in die Europa- Interviews Serie aufzunehmen. Damit hat der EZB-Rat Bedenken Rechnung getragen, dass diese Weekly schedule Banknote illegalen Aktivitäten Vorschub leisten könnte. Die Ausgabe des 500-€-Scheins wird gegen Ende des Jahres 2018 mit der geplanten Einführung der 100-€- und 200-€- + Podcasts & webcasts Banknoten der Europa-Serie eingestellt. Die anderen Stückelungen – von 5 € bis 200 € – werden beibehalten. + Calendars

Media contacts Angesichts der internationalen Bedeutung des Euro und des großen Vertrauens in die Banknoten des Währungsraums bleibt der 500-€-Schein gesetzliches Zahlungsmittel und kann somit weiter als Zahlungsmittel und Wertspeicher verwendet werden. Das Eurosystem, das die EZB und die nationalen Zentralbanken des Euro-Währungsgebiets umfasst, wird Maßnahmen ergreifen, damit die verbleibenden Stückelungen in ausreichender Menge verfügbar sind.

Wie die anderen Stückelungen der Euro-Banknoten wird der 500-€-Schein seinen Wert auf Dauer behalten: Er kann unbefristet bei den nationalen Zentralbanken des Eurosystems umgetauscht werden.

Medienanfragen sind an Herrn William Lelieveldt unter +49 69 1344 7316 zu richten. Anmerkungen:

Die Europa-Serie ist die zweite Serie von Euro-Banknoten. Sie wird schrittweise eingeführt. Im Jahr 2013 wurde die neue 5-€-Banknote erstmals in Umlauf gebracht, in den Jahren 2014 und 2015 folgten die neue 10-€- bzw. die neue 20-€-Banknote.

Europäische Zentralbank Generaldirektion Kommunikation Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main, Deutschland Tel.: +49 69 1344 7455, E-Mail: [email protected] Website: www.ecb.europa.eu Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

 Ansprechpartner für Medienvertreter

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INSIDER PICKS

500 Euro Scheine

OlgaNik/Shutterstock

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor fast zwei Jahren einen Produktions- und Ausgabestopp für den 500-Euro-Schein beschlossen. Das soll Fälschungen vorbeugen. Die schrittweise Ausgliederung läuft INSIDER PICKS in der Eurozone nach Plan — nur die Deutschen halten an dem Geldschein fest. Die Liebe zum Bargeld hierzulande ist bekannt: Nur dank Deutschland wächst das Bargeldvolumen in der Eurozone überhaupt noch.

Seit Ausgabestopp mehr 500-Euro-Scheine in Deutschland im Umlauf Kurios ist, dass in der Folge hierzulande nicht weniger, sondern seit dem Ausgabestopp mehr 500-Euro- Scheine im Umlauf sind. Möglicherweise werden sie gehortet — die Bundesbank macht dafür die Strafzinsen der EZB verantwortlich.

Finanzhäuser müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen — im Fachjargon Einlagefazilität — zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Die Notenbank kämpft unter anderem damit gegen niedrige Inflation im gemeinsamen Währungsraum. Strafzinsen, so die Theorie, bringen Banken eher dazu, das Geld als Kredit an Verbraucher und Unternehmen weiterzureichen. Das kann die Konjunktur und die Inflation ankurbeln. „Aktuell werden noch immer knapp über zehn Milliarden Euro von Kreditinstituten als Bargeld gehortet, um Negativzinsen zu entgehen“, sagte Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele.

„Die Statistiken widerlegen, dass Bargeld aussterben könnte“ 2017 zahlte die Bundesbank netto 500-Euro-Banknoten mit einem Wert von 1,4 Milliarden Euro aus, das Eurosystem insgesamt netto 13,2 Milliarden Euro, heißt es im aktuellen Monatsbericht. „Die Statistiken INSIDER PICKS widerlegen, dass Bargeld in irgendeiner Weise hierzulande aussterben könnte“, zitiert die „Welt“ Peter Barkow vom Finanzdienstleisters Barkow Consulting.

Im Schnitt haben die Menschen in Deutschland 107 Euro Bargeld im Portemonnaie, davon knapp mehr als sechs Euro in Münzen. Die deutliche Mehrheit — 88 Prozent — der im vergangenen Jahr befragten gut 2000 Bundesbürger möchte auch in Zukunft mit Scheinen und Münzen zahlen können.

Doch die Liebe der Deutschen zum Bargeld scheint noch ausgeprägter, als bislang angenommen. So zeigt sich die Bundesbank im aktuellen Monatsbericht überrascht darüber, dass „die Wachstumsraten der kumulierten Nettoemissionen der Bundesbank seit der Euro-Bargeldeinführung im Regelfall über den vergleichbaren Wachstumsraten des Eurosystems ohne die Bundesbank lagen.“

jsh/dpa

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Home › Research & Publications › Annual Report › 1. April 2019 Das Jahr in Zahlen

 1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial bei zunehmendem Kostendruck 

1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger  ausgewogen  1.2 Anhaltender Aufschwung trotz nachlassender Wachstumsdynamik

Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung

Das Jahr im Überblick 1.3 Inflation auf höherem Niveau

1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen Die wirtschaftliche Expansion im Euroraum unterstützten Kredit- und setzte sich im Jahr 2018 fort, allerdings in Geldmengenwachstum geringerem Tempo als zuvor. Das Wachstum verlangsamte sich von 2,5 % im Jahr 2017 auf 1,8 % im Jahr 2018, da im Jahresverlauf eine Reihe wachstumshemmender Faktoren 2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und zum Tragen kam. Eine deutliche Abschwächung Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot des Welthandels sowie einige länder- und sektorspezifische Faktoren belasteten den Außenhandel, insbesondere das verarbeitende Gewerbe.

Getragen von einer anhaltenden Erholung am Arbeitsmarkt blieb die Binnenwirtschaft jedoch relativ robust. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich gegenüber ihrem Tiefstand von Mitte 2013 um 10 Millionen. Die Arbeitslosenquote sank im Dezember auf 7,8 % und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Die sehr dynamische Entwicklung am Arbeitsmarkt führte zu einem kontinuierlichen und breit angelegten Lohnwachstum, das im Schlussquartal 2,2 % erreichte. Die Beschäftigungs- un d Lohnzuwächse wiederum wirkten sich positiv auf die Konsumausgaben der privaten Haushalte aus.

Die Gesamtinflation erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr und lag 2018 im Durchschnitt bei 1,7 %, was jedoch hauptsächlich auf höhere Energiepreise zurückzuführen war. Bei den Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation war im Jahresverlauf im Großen und Ganzen eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. Die Aussichten für die Binnennachfrage, den Arbeitsmarkt und das Lohnwachstum stimmten uns jedoch zuversichtlich, dass sich die Annäherung der Inflationsrate an unser Ziel auf mittlere Sicht fortsetzen würde.

Dementsprechend gab der EZB-Rat im Juni 2018 bekannt, dass er davon ausgeht, dass der Nettoerwerb von Vermögenswerten im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) ab September auf einen Umfang von monatlich 15 Mrd € reduziert und im Dezember 2018 beendet wird, sofern die neu verfügbaren Daten die mittelfristigen Inflationsaussichten des EZB-Rats bestätigen. Gleichzeitig teilte der EZB-Rat mit, dass die EZB-Leitzinsen seinen Erwartungen zufolge mindestens über den Sommer 2019[1] und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um sicherzustellen, dass die Inflationsentwicklung weiterhin mit den Erwartungen eines nachhaltigen Anpassungspfads übereinstimmt.

Im Dezember überprüfte der EZB-Rat die Konjunkturaussichten und kam zu dem Schluss, dass die Einschätzung vom Juni im Wesentlichen weiterhin zutrifft. Auf dieser Grundlage beendete der EZB-Rat die Nettoankäufe von Vermögenswerten im Rahmen des APP und bekräftigte die erweiterte Forward Guidance zur Entwicklung der Leitzinsen. Zugleich bestätigte er, dass erhebliche geldpolitische Impulse nach wie vor erforderlich sind, um den weiteren Aufbau eines binnenwirtschaftlichen Preisdrucks und die Entwicklung der Gesamtinflation auf mittlere Sicht zu stützen.

Diese Impulse werden durch die Forward Guidance im Hinblick auf die Leitzinsen gesetzt, untermauert durch die Reinvestition der Tilgungsbeträge fällig werdender Wertpapiere aus dem beträchtlichen Bestand an im Rahmen des APP erworbenen Vermögenswerten. Der EZB-Rat erklärte, dass diese Reinvestitionen für längere Zeit über den Zeitpunkt einer Leitzinserhöhung hinaus, und in jedem Fall so lange wie erforderlich fortgesetzt werden, um günstige Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechtzuerhalten.

Der EZB-Rat bekräftigte zudem, dass er in jedem Fall bereit ist, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Teuerungsrate weiterhin auf nachhaltige Weise unserem Ziel annähert. Die anhaltende binnenwirtschaftliche Erholung und die mikro- und makroprudenziellen Maßnahmen trugen 2018 auch zur Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors bei. Die harte Kernkapitalquote der bedeutenden Institute belief sich zum Ende des dritten Quartals 2018 auf insgesamt 14,2 %. Der Bestand an notleidenden Krediten (Non- performing Loans – NPL) verringerte sich in den ersten drei Quartalen 2018 um 94 Mrd €. Die NPL-Quote der bedeutenden Institute im Eurogebiet lag bei insgesamt 4,2 % nach 5,2 % im Jahr 2017.

Die Risikoübernahme in Teilen der Finanz- und Immobilienmärkte war ein Faktor für leichte Anzeichen einer Überbewertung, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gab. Gleichzeitig nahmen die Risiken im Nichtbankensektor weiter zu. Vor diesem Hintergrund wurden in Ländern des Euroraums zur Begrenzung systemischer Risiken makroprudenzielle Maßnahmen ergriffen. Die EZB prüfte im Berichtsjahr 103 von nationalen Behörden gemeldete makroprudenzielle Beschlüsse.

Die EZB unterstützte weiterhin die Reform der Referenzzinssätze im Euroraum und entwickelte 2018 einen neuen Referenzzinssatz für den Geldmarkt. Im Juni 2018 veröffentlichte sie die Methodik zur Berechnung des €STR (Euro Short-Term Rate), nachdem zuvor zwei öffentliche Konsultationsverfahren auf eine breite Unterstützung hingedeutet hatten. Der €STR basiert auf einem durchschnittlichen Tagesvolumen von rund 32 Mrd € und den Meldungen von etwa 32 Banken. Die Arbeitsgruppe des privaten Sektors zu risikofreien Zinssätzen für den Euroraum empfahl im September 2018, den EONIA durch den €STR zu ersetzen. Der €STR wird nach einer Phase umfangreicher interner Tests durch das Eurosystem ab Oktober 2019 zur Verfügung stehen.

Auch bei den Euro-Zahlungen wurden 2018 wesentliche Fortschritte erzielt. Im November führte das Eurosystem den Dienst TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) ein, der Echtzeit-Zahlungen in weniger als zehn Sekunden und rund um die Uhr ermöglicht.

Laut der Eurobarometer-Umfrage vom Dezember 2018 stieg die Unterstützung für den Euro unter den Umfrageteilnehmern im Berichtsjahr auf 75 %. Die EZB setzte ihre Anstrengungen im Bereich der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern des Euroraums und zur Verbesserung der Rechenschaftspflicht und Transparenz fort. Sie pflegte die Beziehungen zum Europäischen Parlament und baute das Programm „Youth Dialogue“ weiter aus. Außerdem verstärkte sie ihre Aktivitäten in Bezug auf die EZB-Website, soziale Medien und das Besucherzentrum.

Im kommenden Jahr sind erhebliche geldpolitische Impulse nach wie vor erforderlich, um den fortgesetzten Aufbau eines binnenwirtschaftlichen Preisdrucks auf mittlere Sicht zu gewährleisten. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren, der Gefahr von Protektionismus und Anfälligkeiten in den aufstrebenden Volkswirtschaften sind in der Geldpolitik weiterhin Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit gefragt. Frankfurt am Main im April 2019 Mario Draghi Präsident

Das Jahr in Zahlen

1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial bei zunehmendem Kostendruck

Nach einer außerordentlich starken Wachstumsdynamik im Jahr 2017 setzte sich 2018 die wirtschaftliche Expansion im Euroraum fort – wenn auch aufgrund einer schwächeren Auslandsnachfrage und einiger wachstumsdämpfender länder- und sektorspezifischer Faktoren auf einem moderateren Niveau. Die Binnennachfrage wurde weiterhin von denselben Faktoren getragen: Den privaten Verbrauch stützte eine weitere Aufhellung am Arbeitsmarkt, während die Unternehmensinvestitionen nach wie vor von günstigen Finanzierungsbedingungen und Bilanzverbesserungen profitierten. Der anhaltende Konjunkturaufschwung und die zunehmend angespannte Lage am Arbeitsmarkt hatten auch zur Folge, dass der binnenwirtschaftliche Kostendruck weiter an Stärke und Breite gewann. Indessen entwickelten sich die Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation im Allgemeinen erneut verhalten. Infolge der geldpolitischen Maßnahmen der EZB, des anhaltenden Konjunkturaufschwungs und des steigenden Lohnwachstums dürfte die zugrunde liegende Teuerung auf mittlere Sicht aber anziehen.

1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger ausgewogen

Der globale Wirtschaftsaufschwung setzte sich in den ersten drei Quartalen des Jahres 2018 in Globales BIP-Wachstum weiterhin nahe einem stetigen Tempo fort, wobei die am langfristigen Durchschnitt Wachstumsrate mit 3,6 % in etwa auf Vorjahresniveau und nahe am langfristigen Durchschnittswert lag (siehe Abbildung 1). Im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren verlief die Expansion jedoch uneinheitlicher und in den einzelnen Ländern weniger synchron. Während das Wachstum in den Vereinigten Staaten robust blieb, geriet es in einer Reihe anderer Länder, etwa in Japan und einigen Schwellenländern (und hier vor allem in der Türkei und Argentinien), ins Stocken. Auch in China verlangsamte sich im zweiten Halbjahr die wirtschaftliche Entwicklung. Die Wachstumskomponenten Industrieproduktion und Welthandel schwächten sich ab, der private Verbrauch verzeichnete dagegen erneut einen soliden Zuwachs.

Abbildung 1

Globales BIP-Wachstum

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Quartalswerte)

Quellen: Haver Analytics, nationale Quellen und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die regionalen Aggregate sind anhand des BIP zu Kaufkraftparitäten berechnet. Die gestrichelten Linien stellen den langfristigen Durchschnitt (von März 1999 bis September 2018) dar.

Im neunten Jahr der aktuellen weltwirtschaftlichen Expansion ging die Arbeitslosenquote in vielen Ländern auf Arbeitslosenquote sowohl in den tiefstem Stand seit der Krise fortgeschrittenen als auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften weiter zurück und erreichte in vielen Ländern ihr niedrigstes Niveau nach der Krise. Teilweise sank die Arbeitslosigkeit sogar auf einen historischen Tiefstand, so zum Beispiel im Vereinigten Königreich und in Japan. In mehreren Industrieländern kam es zu einem Arbeitskräftemangel insbesondere bei spezialisierten und hoch qualifizierten Fachkräften. Es mehren sich nun die Anzeichen dafür, dass sich die auf globaler Ebene stetig rückläufige Unterauslastung sowohl der Produktionskapazitäten als auch des Arbeitsmarkts langsam, aber sukzessive in einem stärkeren Lohnwachstum und einer höheren zugrunde liegenden Inflation niedergeschlagen hat. Im OECD-Raum stieg die zugrunde liegende Teuerung (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Berichtsjahr auf 2,1 %. Weitaus stärker erhöhte sich die Gesamtinflation, die trotz einer – vor allem durch sinkende Ölpreise bedingten – Abschwächung im zweiten Halbjahr auf Jahressicht ein Niveau von 2,6 % erreichte (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2

Inflationsraten im OECD-Raum

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Monatswerte)

Quellen: Haver Analytics, OECD und EZB-Berechnungen.

Vor dem Hintergrund einer anhaltend soliden weltweiten Nachfrage und knapper Lagerbestände erhielten die Ölpreise 2018 vor allem durch die angebotsseitige Entwicklung Auftrieb. Nachdem die 22 OPEC- und Nicht-OPEC-Produzenten ihrer Vereinbarung über eine Drosselung der Fördermengen stärker nachgekommen waren als erwartet, zogen die Ölnotierungen in der ersten Jahreshälfte von rund 67 USD je Barrel schrittweise auf 79 USD je Barrel an. Bis zum Herbstanfang schwankten die Ölpreise zwischen 70 USD und 86 USD je Barrel, verringerten sich anschließend jedoch und lagen am Jahresende bei rund 52 USD je Barrel. Der Anstieg auf den Höchststand von 86 USD je Barrel Anfang Oktober war durch die Befürchtungen bedingt, dass die iranischen Ölexporte nach der Wiedereinführung von US-Sanktionen drastisch zurückgehen könnten. Bis Ende Dezember gaben die Ölnotierungen aber deutlich nach: Neben schwächeren Nachfrageaussichten kamen auch Bedenken bezüglich eines Überangebots zum Tragen, da die Vereinigten Staaten, einige OPEC-Mitglieder und Russland ihre Produktion ausweiteten. Außerdem gab es bei den Sanktionen gegen den Iran Ausnahmeregelungen. Die Preise für sonstige Rohstoffe gingen 2018 unterdessen in der Gesamtbetrachtung zurück (auf US-Dollar-Basis).[2] Die Notierungen für Nahrungsmittel und Metalle wiederum blieben im ersten Halbjahr 2018 weitgehend stabil. In der zweiten Jahreshälfte verbilligten sich die Nahrungsmittel, was zum einen auf ein weltweit hohes Angebot und zum anderen auf die Besorgnis hinsichtlich der US-Zölle und drohender Gegenmaßnahmen durch betroffene Länder zurückzuführen war. Auch die Metallpreise entwickelten sich ab dem Sommer rückläufig. Ursache hierfür waren die geringere Nachfrage aus China sowie Befürchtungen, dass sich bestehende Spannungen im Welthandel verschärfen könnten.

Der Euro-Wechselkurs wertete ab Anfang 2018 Anstieg des effektiven Euro- in nominaler effektiver Rechnung auf (siehe Wechselkurses Abbildung 3). Auf bilateraler Basis verlor die Gemeinschaftswährung dabei gegenüber anderen wichtigen Währungen an Boden. Besonders ausgeprägt war die Abwertung im Verhältnis zum US-Dollar, zum japanischen Yen und – wenngleich in geringerem Umfang – zum Schweizer Franken. Gegenüber den meisten Währungen der Schwellenländer gewann der Euro indessen deutlich an Wert, insbesondere gegenüber dem chinesischen Renminbi und – aufgrund binnenwirtschaftlicher Probleme – gegenüber der türkischen Lira und dem argentinischen Peso.

Abbildung 3

Euro-Wechselkurs

(Tageswerte; 1. Januar 2015 = 100)

Quellen: Bloomberg, HWWI, EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Nominaler effektiver Wechselkurs gegenüber den Währungen von 38 wichtigen Handelspartnern.

Zwar setzte sich das weltweite Wachstum in einem soliden Tempo fort, doch der Ausblick Weltwirtschaftlicher Ausblick durch wurde zunehmend durch Risiken und Handelsunsicherheiten getrübt Unsicherheiten getrübt. Insbesondere im Welthandel erhöhten sich angesichts der Maßnahmen der US-Regierung und der Reaktion ihrer Handelspartner die Unsicherheiten. Diese gipfelten im Sommer in den beiden Ankündigungen der US-Regierung, chinesische Exporte in die Vereinigten Staaten im Wert von 250 Mrd USD mit Zöllen zu belegen. China drohte im Gegenzug mit Strafzöllen auf Einfuhren von US-Produkten im Umfang von 110 Mrd USD. Darüber hinaus lasteten auch Zweifel im Hinblick auf den Brexit auf den Handelsaussichten. Diese Zölle dürften zwar weltweit nur mit begrenzten direkten Auswirkungen verbunden sein, doch protektionistische Drohungen dieser Art können das Vertrauen erschüttern, die globalen Wertschöpfungsketten stören und die Investitionstätigkeit beeinträchtigen. Damit stellen sie ein Abwärtsrisiko für den weltwirtschaftlichen Ausblick dar. Zum Jahresende gab es erste Anzeichen dafür, dass sich die Unsicherheiten im Welthandel bereits negativ auf die Wirtschaft auswirken. Eine weitere Zuspitzung der Handelsstreitigkeiten könnte schwerwiegende Konsequenzen für das globale Wachstum haben.

1.2 Anhaltender Aufschwung trotz nachlassender Wachstumsdynamik

Nach einer außerordentlich starken Dynamik im Jahr 2017 ging die Wachstumsrate des realen BIP im Berichtsjahr auf 1,8 % zurück (siehe Abbildung 4). Ursächlich für diese Abschwächung war zwar in erster Linie ein rückläufiger Welthandel, doch auch andere, eher temporäre Faktoren spielten dabei eine Rolle. Im ersten Halbjahr 2018 wurde in einer Reihe von Ländern die Produktion durch wetterbedingte Ausfälle und Arbeitskonflikte vor allem im Transportsektor beeinträchtigt. In der zweiten Jahreshälfte, vornehmlich im dritten Quartal, kam es in der Automobilbranche im Zuge der Einführung des neuen standardisierten Abgasmessverfahrens am 1. September zu erheblichen Produktionsunterbrechungen. Der Wachstumsrückgang könnte ferner durch einen Anstieg der politischen Unsicherheit – vor allem im Zusammenhang mit der Aussicht auf zunehmenden Protektionismus – verstärkt worden sein.

Abbildung 4

Reales BIP des Euroraums

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die Jahreswachstumsrate des BIP für das vierte Quartal 2018 ist eine vorläufige Schnellschätzung. Die jüngsten Angaben für die BIP-Komponenten beziehen sich auf das dritte Quartal 2018.

Indessen war die fundamentale Wachstumsdynamik, gestützt von einem Fundamentale Wachstumsdynamik robusten Arbeitsmarkt sowie stetigem weiterhin solide Einkommens- und Gewinnwachstum, nach wie vor solide. Die schwache Auslandsnachfrage und die damit verbundene erhöhte Unsicherheit strahlen bislang weiterhin nur in begrenztem Maße auf die Inlandsnachfrage aus.

Der private Verbrauch im Euro-Währungsgebiet verzeichnete 2018 ein durchschnittliches Jahreswachstum von rund 1,3 %. Positiv wirkten dabei höhere Arbeitseinkommen und günstige Finanzierungsbedingungen. Das Wachstum des real verfügbaren Einkommens wurde durch den seit Mitte 2017 allmählich steigenden Ölpreis nicht nennenswert beeinträchtigt. Mit dem fortschreitenden Konjunkturaufschwung fiel der Beitrag der Steuern und Transferleistungen im Jahr 2018 noch deutlicher negativ aus. In wirtschaftlich guten Zeiten haben automatische fiskalische Stabilisatoren in der Regel einen dämpfenden Effekt auf das Wachstum des real verfügbaren Einkommens.

Die Unternehmensinvestitionen im Eurogebiet wurden 2018 weiter von der steigenden Binnennachfrage, günstigen Finanzierungsbedingungen und der Ertragslage der Unternehmen getragen und zogen auch in Sektoren mit Kapazitätsengpässen an, wie etwa im Transportbereich. Belastet wurde die unternehmerische Investitionstätigkeit allerdings durch die schwächere außenwirtschaftliche Dynamik sowie die erhöhten Unsicherheiten auf globaler Ebene, vor allem im Welthandel. Dies galt insbesondere für Unternehmen mit einer stärkeren Abhängigkeit vom außenwirtschaftlichen Umfeld. Aufgrund der weniger günstigen externen Rahmenbedingungen, der nachlassenden Endnachfrage und der erwarteten allmählichen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen dürfte sich das Wachstum der Unternehmensinvestitionen in Zukunft abschwächen.

Mit dem Aufschwung an den Wohnimmobilienmärkten des Euroraums zogen auch die Bauinvestitionen – wenngleich von einem niedrigen Niveau ausgehend – sowohl im Wohnungsbau als auch im Nichtwohnungsbau weiter an. Diese Entwicklung hing wiederum mit der gestiegenen Inlandsnachfrage zusammen, die vom Wachstum der Realeinkommen, dem Niedrigzinsumfeld und günstigen Kreditbedingungen gestützt wurde. Engpässe am Arbeitsmarkt scheinen das Wachstum des Baugewerbes aber im Jahresverlauf 2018 begrenzt zu haben.

Die Außenwirtschaft leistete im Berichtsjahr einen besonders geringen Beitrag zur Wirtschaftsleistung im Euro-Währungsgebiet; dieser lag deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Auslandsnachfrage – insbesondere aus Asien und nach Investitionsgütern – ließ aufgrund der erhöhten Unsicherheiten und Handelsspannungen nach. Dies beeinträchtigte wiederum die Ausfuhren des Euroraums in die Region und den Wachstumsbeitrag des Außenhandels insgesamt. Das sich ändernde globale Umfeld schadete vor allem den Exporten in das Vereinigte Königreich und nach China, während Ausfuhren in die Vereinigten Staaten davon profitierten. Letzteren kamen wahrscheinlich Antizipationseffekte im Zusammenhang mit dem Risiko möglicher US-Zölle auf Importe aus der EU zugute. Die Handelsdynamik innerhalb des Eurogebiets erwies sich dank der guten binnenwirtschaftlichen Konjunktur anfänglich als robust, ließ aber in der zweiten Jahreshälfte 2018 merklich nach. Grund hierfür waren die Unsicherheiten im Welthandel und die neuen Emissionsnormen für Kraftfahrzeuge, die den Handel mit Investitionsgütern und Automobilen beeinträchtigten. Die in der Vergangenheit verzeichnete Aufwertung des Euro könnte ebenfalls gewisse negative Auswirkungen gehabt haben.

Die Produktionsleistung nahm auch 2018 auf breiter Basis in allen Sektoren zu (siehe Abbildung 5). Die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung stieg insgesamt weiter an, wobei die Zuwachsrate mit rund 2 % unter dem Vorjahresergebnis blieb, jedoch in etwa die Werte der Jahre 2015 und 2016 erreichte. In der Industrie (ohne Baugewerbe) und im Dienstleistungssektor erhöhte sich die Wertschöpfung im Berichtsjahr um jeweils etwa 2 %. Im Baugewerbe blieb die Wertschöpfung zwar immer noch unter dem Vorkrisenniveau, stieg aber weiter an (um rund 4 %). Der Sektor erholt sich also zusehends von den schrumpfenden bzw. niedrigen Zuwachsraten, die nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 über längere Zeit zu beobachten waren.

Abbildung 5

Reale Bruttowertschöpfung im Euroraum nach Wirtschaftszweigen

(Index: Q1 2010 = 100)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2018.

Arbeitsmarkt im Euroraum: veränderte Altersstruktur und weiterer Anstieg der Beschäftigung

Die Lage am Arbeitsmarkt im Euroraum Anhaltende Erholung am Arbeitsmarkt verbesserte sich 2018 weiter (siehe im Euroraum; Zahl der Erwerbstätigen Abbildung 6). Die Arbeitslosenquote sank seit Tiefstand 2013 um rund erneut und lag im Dezember mit 7,8 % auf dem 10 Millionen gestiegen niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Die Arbeitslosigkeit ist bereits seit dem zweiten Halbjahr 2013 praktisch in allen Altersgruppen und sowohl bei Männern als auch bei Frauen rückläufig, doch in der Höhe der Quote gibt es nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Euro-Ländern. Die Zahl der Beschäftigten im Euro-Währungsgebiet lag im vierten Quartal 2018 1,3 % über dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums und 6,7 % über dem im zweiten Jahresviertel 2013 verzeichneten Tiefstand. Seit Beginn des aktuellen Konjunkturaufschwungs hat sich die Zahl der Erwerbstätigen um insgesamt etwa 10 Millionen erhöht, d. h. das Beschäftigungsniveau liegt nunmehr sogar über dem Vorkrisenhöchststand vom ersten Quartal 2008. Der Zuwachs vollzog sich länder- und sektorübergreifend auf breiter Basis und ging mit einer weiteren Zunahme des Arbeitskräfteangebots einher.

Abbildung 6

Arbeitsmarktindikatoren

(in % der Erwerbspersonen; Veränderung gegen Vorquartal; saisonbereinigt)

Quelle: Eurostat. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das vierte Quartal 2018, wobei die Beschäftigungsdaten auf der vorläufigen Schnellschätzung basieren.

Bei näherer Betrachtung der Zusammensetzung des Beschäftigungswachstums im aktuellen Konjunkturaufschwung zeigt sich, dass vor allem die Beschäftigung älterer Personen zunahm.[3] So entfielen rund drei Viertel des kumulierten Anstiegs auf die Gruppe der 55- bis 74- Jährigen. Die zunehmende Erwerbstätigkeit älterer Menschen ist vornehmlich in der steigenden Erwerbsquote dieser Bevölkerungsgruppe begründet. Darin dürften vor allem die Effekte der in der Vergangenheit umgesetzten Rentenreformen sowie der steigende Bildungsstand dieser Gruppe zum Ausdruck kommen. Die merkliche Zunahme des Beschäftigungsanteils älterer Arbeitnehmer könnte für die Gesamtwirtschaft weitreichende Änderungen zur Folge haben. Sie wird sich womöglich auf das Konsum-, Spar- und Investitionsverhalten sowie auch auf die Lohn- und Produktivitätsentwicklung auswirken.[4] Rund ein Drittel des Beschäftigungszuwachses im aktuellen Konjunkturaufschwung ist auf die Zunahme der Teilzeitarbeit zurückzuführen. Letztere steht wiederum in einem engen Zusammenhang mit längerfristigen Entwicklungen wie dem steigenden Angebot an weiblichen und älteren Arbeitskräften und der fortwährenden Konzentration des Beschäftigungswachstums auf den Dienstleistungssektor.[5] In Zukunft dürfte der Arbeitskräftemangel in einigen Ländern und Wirtschaftszweigen allerdings zu einer Abschwächung dieser Trends beitragen.

Weitere Verringerung des staatlichen Defizits bei Fortbestehen heterogener Risiken

Die staatliche Defizitquote im Euroraum sank Günstige Konjunktur senkt staatliche 2018 weiter und erreichte mit 0,6 % des BIP ein Defizitquote im Euroraum seit Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) im Jahr 1999 nur selten verzeichnetes Niveau (siehe Abbildung 7). Wie auch schon in den vergangenen Jahren war der Rückgang des Gesamtdefizits in hohem Maße der günstigen Konjunktur sowie den Zinsausgaben zu verdanken; diese waren rückläufig, da fällig werdende hochverzinste Schuldtitel weiterhin durch Neuemissionen zu günstigeren Konditionen ersetzt wurden. Der fiskalische Kurs im Eurogebiet[6] war 2018 weitgehend neutral, wobei sich hinter den aggregierten Daten große länderspezifische Unterschiede verbargen. So wurde die in Staaten mit einer prekären Finanzlage vorgenommene prozyklische Lockerung der fiskalischen Ausrichtung durch hohe Mehreinnahmen in einigen wenigen Ländern ausgeglichen.

Abbildung 7

Öffentlicher Finanzierungssaldo und fiskalischer Kurs

(in % des BIP)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Expansion trug das rückläufige Defizit der öffentlichen Haushalte dazu bei, dass sich auch die Bruttoverschuldung im Verhältnis zum BIP 2018 weiter verringerte, und zwar von 86,6 % im Vorjahr auf 84,8 %. Die Schuldenquote wird Prognosen zufolge auch in den kommenden Jahren sinken, allerdings nach wie vor deutlich höher als zu Beginn der WWU bleiben. Problematisch ist ein hoher Schuldenstand insbesondere für Länder, die bei einem geringen Potenzialwachstum mit der demografischen Entwicklung zu kämpfen haben (siehe Kasten 1). Diese Volkswirtschaften hätten im Fall einer konjunkturellen Eintrübung oder steigender Zinsausgaben nur begrenzten Handlungsspielraum, um ihren finanzpolitischen Kurs entsprechend anzupassen. Daher wären anfällige Länder gut beraten, angesichts der aktuell günstigen Konjunktur fiskalische Reserven aufzubauen.

Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung

Die Alterung der Gesellschaft stellt für die öffentlichen Finanzen im Euroraum und deren Tragfähigkeit eine Herausforderung dar. Die Lebenserwartung steigt, während die Geburtenraten sinken; damit wird unsere Gesellschaft immer älter. Diese demografische Entwicklung spiegelt sich deutlich im steigenden Altenquotienten wider, der den Anteil der über 64-Jährigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter misst. Den Projektionen von Eurostat zufolge wird der Altenquotient im Euroraum insgesamt bis 2070 auf 52 % steigen; 2016 lag er noch bei 31 %. Mit dem stärksten Anstieg wird in den kommenden zwei Jahrzehnten gerechnet, wenn die geburtenstarken Jahrgänge das Ruhestandsalter erreichen. Der vorliegende Kasten befasst sich ausschließlich mit den fiskalischen Auswirkungen der alternden Gesellschaft, ungeachtet dessen, dass gesamtwirtschaftlich gesehen spürbare negative Effekte etwa im Hinblick auf die Produktivität, das Arbeitskräfteangebot und den gleichgewichtigen Realzins zu erwarten sind.

Die Bevölkerungsalterung wird sich in den kommenden Jahrzehnten deutlich in den öffentlichen Haushalten niederschlagen. Mit einem Anteil von 25 % am BIP im Jahr 2016 sind die alterungsbedingten Staatsausgaben im Euroraum im internationalen Vergleich bereits erhöht. Dem Bericht über die Bevölkerungsalterung 2018 zufolge werden sie in Relation zum BIP bis 2040 weiter auf 28 % steigen und anschließend bis 2070 leicht auf 27 % zurückgehen (siehe Abbildung A),[7] wobei die nationale Entwicklung recht unterschiedlich verläuft. So reicht die prognostizierte Entwicklung der gesamten alterungsbedingten Aufwendungen gemessen am BIP im Zeitraum 2016 bis 2070 von einer Erhöhung um 12,9 Prozentpunkte in Luxemburg bis zu einem Rückgang um 6,4 Prozentpunkte in Griechenland.[8] Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen ist mittel- bis langfristig mit einem sehr starken Anstieg der alterungsbedingten Ausgaben zu rechnen. Damit würde bereits auf mittlere Sicht die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen vor allem in jenen Ländern gefährdet, die ohnehin bereits einen hohen öffentlichen Schuldenstand aufweisen (siehe Abbildung B). Andererseits wird in einer Reihe von Ländern, insbesondere in Frankreich, Italien und Spanien, der alterungsbedingte Kostendruck in mittelfristiger Betrachtung bis 2070 von seinem Höchststand zurückgehen (siehe Abbildung A).

Abbildung A

Gesamte alterungsbedingte Staatsausgaben im Euroraum

(in % des BIP)

Quelle: Bericht über die Bevölkerungsalterung 2018.

Abbildung B

Alterungsbedingter Ausgabendruck und aktueller Schuldenstand in den einzelnen Ländern

(x-Achse: öffentliche Schuldenquote im Jahr 2017; y-Achse: Entwicklung der gesamten alterungsbedingten Aufwendungen in % des BIP, 2016-2040)

Quellen: Bericht über die Bevölkerungsalterung 2018 und Eurostat. Anmerkung: Griechenland wurde nicht berücksichtigt, da es aufgrund einer öffentlichen Schuldenquote von 176,1 % im Jahr 2017 bei einem Rückgang der gesamten alterungsbedingten Aufwendungen um 4,6 % im Verhältnis zum BIP einen Ausreißer darstellt.

Alterungsbedingte Staatsausgaben umfassen in erster Linie Aufwendungen für die Altersversorgung sowie für das Gesundheits- und Pflegewesen. Die Anzahl der Rentenempfänger in den staatlichen Alterssicherungssystemen wird steigen, während die Zahl der Beitragszahler sinkt. Sofern eine Anpassung der Parameter ausbleibt, werden daher die Defizite in den Rentensystemen zunehmen und sich letztlich auch die gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssalden verschlechtern. Auch die Gesundheits- und Pflegesysteme dürften in den kommenden Jahrzehnten die Staatsfinanzen belasten, da die entsprechenden Leistungen vorwiegend durch öffentliche Systeme finanziert werden. Weniger eindeutig ist dagegen der einnahmenseitige Effekt der Bevölkerungsalterung, da sich die Auswirkungen auf die verschiedenen Steuerarten (z. B. jene auf Verbrauch, Erwerbseinkünfte und Kapitalerträge) zum Teil gegenseitig ausgleichen und im Laufe der Zeit schwanken dürften.

Um die Unsicherheit, mit der die Projektionen zu den alterungsbedingten Ausgaben behaftet sind, einigermaßen adäquat abbilden zu können, enthält der Bericht über die Bevölkerungsalterung mehrere adverse Sensitivitätsanalysen und Risikoszenarien. Diese deuten durchaus auf einen höheren Ausgabendruck hin (siehe Abbildung C). Ein Risikoszenario unterstellt – ausgehend von einem zunehmenden Einsatz teurer medizinischer Ausrüstung und tendenziell stärker steigenden Lebensstandards – höhere Gesundheits- und Pflegekosten. In diesem Szenario würden sich die gesamten alterungsbedingten Aufwendungen bis zum Ende des Projektionszeitraums (2070) im Vergleich zum Basisszenario mehr als doppelt so stark erhöhen. Würde die Wachstumsrate der totalen Faktorproduktivität (TFP) geringer ausfallen als in den Basisprojektionen angenommen, hätte auch dies auf lange Sicht beträchtlich höhere Ausgaben zur Folge.

Abbildung C

Szenarien alterungsbedingter Staatsausgaben im Euroraum

(in % des BIP)

Quelle: Bericht über die Bevölkerungsalterung 2018. Anmerkung: Das Risikoszenario für die totale Faktorproduktivität unterstellt bis 2070 eine Konvergenz des TFP- Wachstums auf einen niedrigeren Wert (auf 0,8 % statt auf 1 %). Das von der Arbeitsgruppe „Auswirkungen der Bevölkerungsalterung“ erstellte Risikoszenario geht davon aus, dass die Einkommenselastizität der Gesundheitsausgaben zunimmt (im Zuge des steigenden Einsatzes teurer medizinischer Technologien) und auch die Pflegekosten steigen (aufgrund des zunehmenden Versicherungsschutzes für Pflegeleistungen sowie der real tendenziell steigenden Lebensstandards).

Als Reaktion auf den künftigen Ausgabendruck haben die meisten Euro-Länder in den vergangenen Jahren Rentenreformen durchgeführt, die in einigen Fällen noch durch kleinere Reformen des jeweiligen Gesundheits- und Pflegesystems ergänzt wurden. Diese Maßnahmen trugen vor allem den Bedenken Rechnung, die im Zuge der Staatsschuldenkrise bezüglich der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen aufgekommen waren. Besonders weitreichend waren die Rentenreformen in Ländern, die wirtschaftlichen Anpassungsprogrammen unterlagen. Zwar konnten dank dieser Reformen die Risiken für die Tragfähigkeit der Rentensysteme zum Teil verringert werden, doch in jüngerer Zeit gerieten Reformen zusehends ins Stocken. In einigen Fällen wurden Maßnahmen sogar wieder aufgehoben bzw. drohen aufgehoben zu werden.

Insbesondere bereits hoch verschuldete Länder müssen sich für die künftigen demografischen Herausforderungen wappnen. Länder ohne fiskalischen Reserven sollten weitere Reformen beschließen, um den potenziellen Ausgabendruck vonseiten des Sozialversicherungssystems gering zu halten. Bereits beschlossene Reformen sollten keinesfalls rückgängig gemacht werden. Die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der notwendigen Reformen können je nach Ausgangsposition und gesellschaftspolitischen Präferenzen von Land zu Land variieren. Einige Staaten könnten etwa die Rentenanwartschaft neu regeln und die private Altersvorsorge noch stärker als bislang fördern. Andere ziehen es womöglich vor, bei unveränderten Leistungsquoten das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Und andere wiederum könnten höhere Beitragssätze beschließen, wobei dies möglicherweise eine große Bürde für die jüngere Generation bedeuten würde. Diese Optionen schließen sich nicht gegenseitig aus und können miteinander kombiniert werden. Bei der konkreten Ausgestaltung der Rentenreformen gilt es auch, auf mögliche Folgen für das Arbeitskräfteangebot und die Angebotsseite der Volkswirtschaft zu achten. Ein höheres Potenzialwachstum ist nämlich für die Verbesserung des gesellschaftlichen Wohlstands von entscheidender Bedeutung. Idealerweise sollten Rentenreformen durch Arbeitsmarktreformen ergänzt werden, die in erster Linie darauf abzielen, die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitskräfte zu erhöhen. Zu guter Letzt steht die Finanzpolitik vor der großen Herausforderung, darauf zu achten, dass sich die Unsicherheit bezüglich des Risikos einer Umkehr von Reformen, die wiederum die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen beeinträchtigen könnten, nicht verstärkt.

Insofern ist es beunruhigend, dass ausgerechnet die Länder mit der höchsten SWP von den anfälligsten Ländern am Schockanfälligkeit die Vorgaben des Stabilitäts- wenigsten eingehalten und Wachstumspakts (SWP) am wenigsten einhalten. Tatsächlich sind die meisten Staaten, die noch keine soliden Haushaltspositionen aufweisen, der Kommissionsprognose zufolge 2018 ihren nach dem SWP bestehenden Verpflichtungen nicht nachgekommen. Von den sieben Ländern des Eurogebiets, bei denen nach Einschätzung der Kommission 2018 die Gefahr einer Abweichung von den Vorgaben der präventiven SWP-Komponente besteht, weisen vier (Belgien, Frankreich, Italien und Portugal) eine Schuldenquote von über 90 % auf. In Spanien, das sich 2018 als einziges Land in einem Defizitverfahren befand, kann die zu erwartende fristgerechte Defizitkorrektur im Jahr 2018 zudem nicht über das hohe strukturelle Defizit hinwegtäuschen, das entgegen der empfohlenen Verbesserung weiter zunimmt. Aus der Bewertung der Europäischen Kommission geht ferner hervor, dass sich gemäß den Übersichten über die Haushaltsplanung 2019 nur zehn Länder zum Ziel gesetzt haben, die Vorgaben des SWP einzuhalten. Besonders besorgniserregend hierbei ist, dass die meisten Staaten mit einer hohen Schuldenquote nicht dazu zählen.

Reformdynamik im Euroraum nach wie vor verhalten

Die länderspezifischen Empfehlungen sind auf Reformen stocken – keine einzige die einzelnen Länder zugeschnittene Vorgaben länderspezifische Empfehlung aus 2017 für die Stärkung von Wachstum und vollständig umgesetzt Widerstandsfähigkeit unter Sicherstellung solider Staatsfinanzen. Gebilligt werden diese Empfehlungen gemeinsam von den Mitgliedstaaten im Rahmen des Europäischen Rats. Ähnlich wie im Vorjahr kam die Kommission 2018 zu dem Ergebnis, dass bei der überwältigenden Mehrheit (d. h. bei mehr als 90 %) der Reformempfehlungen nur „einige“ bzw. „begrenzte“ Fortschritte erzielt wurden; keine einzige Empfehlung wurde vollständig umgesetzt (siehe Abbildung 8).[9]

Abbildung 8

Umsetzung der länderspezifischen Empfehlungen durch die Euro-Länder

Quellen: EZB-Berechnungen anhand der Länderberichte der Europäischen Kommission. Anmerkung: In der Abbildung wird der Umsetzungsfortschritt der länderspezifischen Empfehlungen für das betreffende Jahr aufgeschlüsselt nach Kategorien dargestellt. Als Grundlage dienen die jeweiligen im Folgejahr veröffentlichten Länderberichte der Europäischen Kommission. „Vollständige Umsetzung“: Der Mitgliedstaat hat sämtliche Maßnahmen umgesetzt, die erforderlich sind, um der länderspezifischen Empfehlung in angemessener Weise nachzukommen. „Substanzielle Fortschritte“: Der Mitgliedstaat hat Maßnahmen beschlossen, die der Empfehlung annähernd nachkommen und die größtenteils bereits umgesetzt wurden. „Einige Fortschritte“: Der Mitgliedstaat hat Maßnahmen beschlossen, die der länderspezifischen Empfehlung teilweise nachkommen, und/oder die Maßnahmen kommen der Empfehlung nach, jedoch sind für ihre vollständige Umsetzung weitere Arbeiten in beträchtlichem Umfang erforderlich, da nur einige dieser Maßnahmen umgesetzt wurden. „Begrenzte Fortschritte“: Der Mitgliedstaat hat einige Maßnahmen angekündigt, die der länderspezifischen Empfehlung aber nur zu einem gewissen Grad nachkommen, und/oder Rechtsakte ohne Gesetzescharakter vorgelegt, ohne jedoch weitere für die Umsetzung der länderspezifischen Empfehlung erforderliche Folgemaßnahmen zu treffen. „Keine Fortschritte“: Der Mitgliedstaat hat keine Maßnahmen zur Umsetzung der an ihn gerichteten länderspezifischen Empfehlung angekündigt oder beschlossen bzw. die angekündigten oder beschlossenen Maßnahmen sind nicht überzeugend. Die länderspezifischen Empfehlungen zur Umsetzung des SWP sind hier nicht berücksichtigt.

Gut ausgestaltete Strukturreformen könnten den Bürgerinnen und Bürgern des Euro- Währungsgebiets über ein kräftigeres und verstärkt auf Inklusion abzielendes Beschäftigungs- und Einkommenswachstum erhebliche Vorteile bringen. Aus einer aktuellen vom Eurosystem durchgeführten Analyse geht hervor, dass es eine breite Palette an Möglichkeiten gibt, Reformen umzusetzen, die gleichzeitig die Wirtschaft krisenresistenter machen, das langfristige Wachstum steigern und die soziale Gerechtigkeit verbessern.[10] Dies wären zum Beispiel Reformen zur Bekämpfung des „Rent Seeking“, insbesondere Reformen, die dazu dienen, den Wettbewerb an den Gütermärkten und die Qualität der öffentlichen Institutionen zu erhöhen. Auch Maßnahmen zur Förderung von Bildung und lebenslangem Lernen verbessern nicht nur die langfristigen Wachstumsaussichten einer Volkswirtschaft sondern auch die Beschäftigungsaussichten benachteiligter Gesellschaftsgruppen.

1.3 Inflation auf höherem Niveau

Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Gesamtinflation im Euroraum stieg 2018 auf durchschnittlich 1,7 %, verglichen mit 1,5 % im Vorjahr. Hierin spiegelte sich hauptsächlich der größere Beitrag der Energiepreise und – in geringerem Umfang – der Nahrungsmittelpreise wider. Dagegen zeigte sich der Beitrag der am HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel gemessenen zugrunde liegenden Inflation weitgehend unverändert. Diese blieb im Berichtsjahr verhalten und entwickelte sich mit rund 1 % im Wesentlichen seitwärts (siehe Abbildung 9). Abbildung 9

Teuerungsrate nach dem HVPI und Beiträge der Komponenten

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.

Das unterjährige Verlaufsmuster der HVPI-Gesamtinflation wurde maßgeblich von der Entwicklung der Energiepreise beeinflusst. Aufgrund steigender Rohölnotierungen gewann der Preisauftrieb bei Energie zwischen April und Juli deutlich an Dynamik. Danach verblieb die Jahresänderungsrate auf einem hohen Niveau, wobei im Oktober 2018 ein Höchststand von nahezu 11 % erreicht wurde. Damit stieg der Beitrag des Energiepreisanstiegs zur Gesamtinflation von 0,2 Prozentpunkten im ersten Jahresviertel 2018 auf 0,9 bzw. 0,8 Prozentpunkte in den letzten beiden Quartalen des Berichtsjahrs. Die Preisentwicklung unverarbeiteter Nahrungsmittel trug zu diesem unterjährigen Verlaufsmuster bei: Witterungsbedingt kam es in den Sommermonaten zu einem kräftigen Anstieg der Jahresänderungsraten bei Obst- und Gemüsepreisen, der sich in den letzten Monaten des Jahres aber wieder umkehrte. Dadurch erhöhte sich wiederum der Beitrag der unverarbeiteten Nahrungsmittel zur Gesamtinflation von 0 Prozentpunkten im ersten Jahresviertel 2018 auf über 0,2 Prozentpunkte im September 2018, bevor er sich im Schlussquartal wieder etwas verringerte.

Die am HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel Inflation ohne Energie und gemessene Teuerung blieb gegenüber 2017 Nahrungsmittel weiterhin verhalten unverändert. Wie andere Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation entwickelte sie sich im Jahresverlauf im Großen und Ganzen seitwärts.[11] Rechnet man allerdings auch die schwankungsanfälligeren Komponenten Bekleidung und Reisen heraus, verzeichnete diese Messgröße der zugrunde liegenden Inflation jedoch einen Anstieg.

Die eher verhaltene Entwicklung der HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel ließ sich bei beiden Hauptkomponenten, d. h. bei den Industrieerzeugnissen ohne Energie und den Dienstleistungen, beobachten. Der Preisanstieg bei Industrieerzeugnissen ohne Energie verlief etwas volatil. Er ließ bis September 2018 nach und verstärkte sich anschließend leicht, sodass er im Gesamtjahr 2018 wie im Vorjahr bei 0,4 % lag. Bei den Indikatoren des auf verschiedenen Stufen der Preissetzungskette auftretenden Preisdrucks stiegen sowohl die Jahresänderungsrate der Erzeugerpreise für im Inland verkaufte Konsumgüter ohne Nahrungsmittel als auch jene der Einfuhrpreise für Konsumgüter ohne Nahrungsmittel im Verlauf des Berichtsjahrs an. In der Entwicklung der Einfuhrpreise zeigte sich im Wesentlichen der nachlassende Effekt der im Jahr 2017 erfolgten Euro-Aufwertung. Bei den Erzeugerpreisen dürfte dagegen der Anstieg der Vorleistungskosten und der Einzelhandelsumsätze zum Tragen gekommen sein. Bei den Dienstleistungen war die Teuerung mit 1,3 % im Berichtsjahr weitgehend unverändert und lag damit noch immer weit unter dem langfristigen Durchschnitt. Im Schlussquartal 2018 stieg die Jahresänderungsrate der Dienstleistungspreise geringfügig an, worin sich jedoch weitgehend der Basiseffekt der recht schwachen Preisentwicklung bei Dienstleistungen in den vergleichbaren Vorjahresmonaten widerspiegelte. Insgesamt kam bei der Teuerung der arbeitskostenintensiven Dienstleistungen das höhere Lohnwachstum noch nicht zum Ausdruck.

Der am Anstieg des BIP-Deflators gemessene Jahreswachstumsrate des inländische Kostendruck blieb in den ersten drei Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer Quartalen des Jahres 2018 konstant und lag erneut gestiegen geringfügig über dem im zweiten Halbjahr 2017 verzeichneten Niveau (siehe Abbildung 10). Die Jahreswachstumsrate des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer, die Mitte 2016 einen Tiefstand erreicht hatte, stieg 2018 weiter an und überschritt im dritten Quartal mit 2,5 % ihren seit 1999 berechneten historischen Durchschnittswert von 2,1 %. Der höhere Lohnzuwachs war insgesamt auf eine bessere Lage am Arbeitsmarkt (siehe Kapitel 1 Abschnitt 2) und auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Faktoren, die einst zu einer Begrenzung des Lohnanstiegs beigetragen hatten, an Bedeutung verloren. Dazu zählten die Wirkung der formellen und informellen Indexierungsmechanismen angesichts der in der Vergangenheit niedrigen Inflation und die Effekte der in einigen Ländern während der Finanzkrise vorgenommenen Arbeitsmarktreformen. Angesichts nur mäßig günstiger Nachfragebedingungen führte das höhere Lohnwachstum zu einem schnelleren Anstieg der Lohnstückkosten. Entsprechende Auswirkungen auf den inländischen Kostendruck wurden jedoch durch die sich in den letzten Quartalen abschwächende Gewinnentwicklung (gemessen am Bruttobetriebsüberschuss) abgefedert; negativ wirkte dabei unter anderem eine Verschlechterung der Terms of Trade infolge des Ölpreisanstiegs.[12]

Abbildung 10

Aufschlüsselung des BIP-Deflators

(Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.

Die längerfristigen Inflationserwartungen waren im Berichtsjahr etwas höher als 2017. Gemäß dem Survey of Professional Forecasters der EZB sind die Erwartungen bezüglich der Inflation in fünf Jahren mehrere Quartale in Folge bei 1,9 % geblieben und lagen damit leicht über dem Niveau von 2017. Die marktbasierten Messgrößen der längerfristigen Inflationserwartungen, wie etwa der fünfjährige inflationsindexierte Swapsatz in fünf Jahren, wiesen eine gewisse Volatilität auf. So gingen sie zum Jahresende zurück, blieben aber im Schnitt gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert.

1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen unterstützten Kredit- und Geldmengenwachstum

Im Jahr 2018 waren die Finanzmärkte des Euro-Währungsgebiets von Unsicherheiten bezüglich der globalen und binnenwirtschaftlichen Konjunkturaussichten sowie einer politisch bedingten Risikoaversion geprägt. Letztere stand vor allem im Zusammenhang mit dem Brexit, protektionistischen Tendenzen im Welthandel und der Ungewissheit über den finanzpolitischen Kurs der italienischen Regierung. Die Geldmarktsätze und die Renditen längerfristiger Anleihen verharrten auf sehr niedrigem Niveau, was unter anderem der weiterhin akkommodierenden Geldpolitik der EZB zu verdanken war. Die Finanzierungsbedingungen begünstigten Unternehmensinvestitionen, während das Vermögen der privaten Haushalte den Konsum stützte. Das Geldmengenwachstum ließ nach, gleichzeitig zog die Kreditvergabe an den privaten Sektor weiter an.

Die Staatsanleiherenditen im Euro- Staatsanleiherenditen im Euroraum Währungsgebiet blieben im Berichtsjahr weitgehend unverändert weitgehend unverändert, wenngleich gegen Jahresende ein leichter Anstieg zu verzeichnen war (siehe Abbildung 11). Zum Ausdruck kamen darin vor allem Ausstrahlungseffekte der allmählichen Rücknahme der geldpolitischen Akkommodierung in den Vereinigten Staaten und der Ausweitung der Renditeaufschläge in Italien, die sich bis dahin nur begrenzt auf andere Staatsanleihemärkte im Euroraum ausgewirkt hatte. Die BIP-gewichtete Durchschnittsrendite zehnjähriger Staatsanleihen im Eurogebiet lag mit 1,01 % am 31. Dezember 2018 praktisch unverändert auf dem Durchschnittsniveau des Vorjahres. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich der Finanzpolitik weitete sich der Renditeabstand zehnjähriger Staatsanleihen der Euro-Länder gegenüber deutschen Bundesanleihen moderat aus.

Abbildung 11

Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Euroraum, in den Vereinigten Staaten und in Deutschland

(in % p. a.; Tageswerte) Quellen: Bloomberg, Thomson Reuters Datastream und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Bei den Angaben für das Euro-Währungsgebiet handelt es sich um die BIP-gewichtete Durchschnittsrendite zehnjähriger Staatsanleihen. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 31. Dezember 2018.

Die Aktienkurse im Euroraum gaben im Berichtsjahr spürbar nach. Ursächlich hierfür Aktienkurse im Euroraum deutlich waren verstärkte globale Spannungen, die gesunken politische Unsicherheit in Italien und die allmähliche geldpolitische Normalisierung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften (siehe Abbildung 12). Konkret waren beim Gesamtindex für die Notierungen nichtfinanzieller Unternehmen im Eurogebiet im Jahresverlauf ein Rückgang um 12,6 % und beim Index für Bankaktien aus dem Euroraum ein Minus von 33,3 % zu verzeichnen. Die Aktienkurse nichtfinanzieller Unternehmen konnten sich in den Vereinigten Staaten besser behaupten als im Euroraum. Dies lag an der kräftigen Konjunkturdynamik, die zum Teil aus den prozyklischen Fiskalimpulsen resultierte.

Abbildung 12

Aktienmarktindizes im Euroraum und in den Vereinigten Staaten

(Index: 1. Januar 2017 = 100)

Quelle: Thomson Reuters Datastream. Anmerkung: Für den Euroraum werden der EURO STOXX Banks und der Datastream Marktindex für nichtfinanzielle Unternehmen angezeigt; für die Vereinigten Staaten der S&P Banks und der Datastream Marktindex für nichtfinanzielle Unternehmen. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 31. Dezember 2018.

Insgesamt wurden die Unternehmensinvestitionen 2018 nach wie vor Unternehmensinvestitionen durch von günstigen Finanzierungsbedingungen für Finanzierungsbedingungen begünstigt nichtfinanzielle Unternehmen getragen, wenngleich der Finanzmittelzufluss von außen leicht abnahm (siehe Abbildung 13). In diesem Rückgang spiegelte sich vor allem eine geringere Nutzung „sonstiger“ Finanzierungsquellen wie etwa konzerninterner Darlehen und Handelskrediten wider. Gleichzeitig wurde der Nettoabsatz börsennotierter Aktien, nicht börsennotierter Aktien und sonstiger Anteilsrechte durch Sonderfaktoren und die vergleichsweise hohen Kosten der Eigenfinanzierung gedämpft. Trotz einer sukzessiven Ausweitung der Renditeabstände bei Unternehmensanleihen im Verlauf des Jahres 2018 hatte das im Juni 2016 eingeführte Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) nach wie vor eine stützende Wirkung auf die Emission von Schuldverschreibungen (siehe Kasten 3). Außerdem stieg die Jahreswachstumsrate der Kreditvergabe von Banken an nichtfinanzielle Unternehmen im Berichtsjahr weiter an. Unterstützt wurde die Erholung des Kreditwachstums durch die seit Mitte 2014 im gesamten Euroraum stark sinkenden Bankkreditzinsen (siehe Kapitel 2 Abschnitt 1); auch 2018 gingen die Kreditzinsen weiter zurück. Diese Entwicklung war nicht zuletzt den geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB zuzuschreiben, die insgesamt für eine bessere Angebots- und Nachfragesituation bei Bankkrediten sorgten. Darüber hinaus erzielten die Banken Fortschritte bei der Konsolidierung ihrer Bilanzen, wenngleich das Volumen an notleidenden Krediten in einigen Ländern im Berichtsjahr nach wie vor hoch war.

Abbildung 13

Außenfinanzierung nichtfinanzieller Unternehmen im Euroraum (netto)

(jährlicher Mittelzufluss; in Mrd €) Quellen: Eurostat und EZB. Anmerkung: „Sonstige Kredite“ umfassen Kredite von Nicht-MFIs (sonstigen Finanzinstituten, Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen) und der übrigen Welt. Von MFIs und Nicht-MFIs gewährte Kredite sind um Kreditverkäufe und -verbriefungen bereinigt. Bei „Sonstige“ handelt es sich um die Differenz zwischen dem Posten „Insgesamt“ und den in der Abbildung dargestellten Instrumenten. Darin enthalten sind konzerninterne Darlehen sowie Handelskredite. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf das dritte Quartal 2018.

Das Nettovermögen der privaten Haushalte erhöhte sich in den ersten drei Quartalen 2018, Privater Verbrauch durch das was den privaten Konsumausgaben Auftrieb Haushaltsvermögen gestützt verlieh. Vor allem anhaltende Preissteigerungen bei Wohnimmobilien sorgten für beträchtliche Bewertungsgewinne beim Immobilienvermögen der privaten Haushalte. Zugleich hatten allerdings sinkende Aktienkurse Bewertungsverluste beim privaten Geldvermögen zur Folge. Zwar war die Jahresänderungsrate der von Banken an private Haushalte vergebenen Wohnungsbaukredite aus historischer Sicht nach wie vor moderat, die Neukreditvergabe fiel jedoch kräftig aus.[13] Die Bruttoverschuldung der privaten Haushalte – gemessen als prozentualer Anteil am nominal verfügbaren Bruttoeinkommen – lag deutlich über dem durchschnittlichen Vorkrisenniveau.

M3-Wachstum zunehmend durch Der Zuwachs der Kreditvergabe an den privaten Kreditwachstum bedingt Sektor setzte seinen seit Anfang 2014 zu beobachtenden allmählichen Aufwärtstrend insgesamt fort. Die Jahreswachstumsrate der um Verkäufe, Verbriefungen und fiktive Cash-Pooling-Aktivitäten bereinigten Buchkredite der monetären Finanzinstitute (MFI) an den privaten Sektor erhöhte sich im Dezember 2018 auf 3,4 %, verglichen mit 2,9 % im Dezember 2017 (siehe Abbildung 14). Die Kreditvergabe hat somit ihre Bedeutung als wichtiger Wachstumsmotor der weit gefassten Geldmenge gefestigt (siehe blaue Balkenabschnitte in Abbildung 15), wobei das M3-Wachstum unter der ab Mitte 2015 recht konstanten Marke von rund 5 % blieb (siehe Abbildung 14). Nach 4,6 % Ende 2017 belief sich das jährliche Wachstum der Geldmenge M3 im Dezember 2018 auf 4,1 %. Mit der Verringerung des monatlichen Nettoerwerbs von Vermögenswerten durch das Eurosystem im Rahmen des APP (von 80 Mrd € auf 60 Mrd € im April 2017, auf 30 Mrd € im Januar 2018, auf 15 Mrd € im Oktober 2018 und schließlich auf null Ende Dezember 2018) sank der Wachstumsbeitrag des Ankaufprogramms zur Geldmenge M3 (siehe rote Balkenabschnitte in Abbildung 15). Gleichzeitig wirkte der Nettoabsatz von Staatsanleihen durch gebietsansässige MFIs (ohne Eurosystem) dämpfend auf das M3-Wachstum (siehe hellgrüne Balkenabschnitte in Abbildung 15). Der Beitrag der Nettoforderungen an Ansässige außerhalb des Euroraums kehrte sich im Oktober 2018 trotz der sich ausweitenden Zinsdifferenz zu Forderungen gegenüber Gebietsfremden per saldo ins Positive (siehe gelbe Balkenabschnitte in Abbildung 15).

Abbildung 14

M3 und Kreditvergabe an den privaten Sektor

(Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quelle: EZB.

Abbildung 15

M3 und Gegenposten (Veränderung gegen Vorjahr in %; Beiträge in Prozentpunkten; saison- und kalenderbereinigt)

Quelle: EZB. Anmerkung: Die Kreditvergabe an den privaten Sektor umfasst sowohl die MFI-Kredite an den privaten Sektor als auch die MFI-Bestände an Schuldverschreibungen des privaten Sektors (ohne MFIs) im Euroraum. Somit schlägt sich darin auch der Erwerb von Schuldverschreibungen von Nicht-MFIs durch das Eurosystem im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) nieder. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf Dezember 2018.

Das Wachstum der Geldmenge M3 war weiterhin durch ihre liquidesten Komponenten M3-Wachstum zunehmend von täglich bedingt, da die Opportunitätskosten für das fälligen Einlagen gestützt Halten liquider Einlagen angesichts der sehr niedrigen Zinsen und einer flachen Zinsstrukturkurve gering waren. Auch der Zuwachs der Geldmenge M1, der auf den starken Anstieg der von privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen gehaltenen täglich fälligen Einlagen zurückzuführen ist, verlangsamte sich und lag im Dezember 2018 bei 6,6 % gegenüber 8,7 % im entsprechenden Vorjahresmonat.

2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot

Angesichts der erheblichen Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Korrektur der Inflationsentwicklung und dank der fundamentalen Stärke der Wirtschaft im Euro- Währungsgebiet sowie der gut verankerten Inflationserwartungen wurden die monatlichen Nettowertpapierkäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) 2018 schrittweise verringert und mit Jahresende eingestellt. Um die Inflation sukzessive auf ein Niveau von mittelfristig unter, aber nahe 2 % bringen zu können, war jedoch weiter eine deutlich akkommodierende Geldpolitik vonnöten, und dieser Kurs wurde mit Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit beibehalten. Die diesbezüglichen Weichenstellungen erfolgten über die letzten Nettowertpapierkäufe und den umfangreichen Bestand an bereits erworbenen Vermögenswerten bzw. die damit zusammenhängenden Reinvestitionen sowie über die Forward Guidance im Hinblick auf die – weiterhin historisch niedrigen – Leitzinsen der EZB. Ende 2018 entfielen 72 % der Bilanzsumme der EZB auf Anlagen, die im Zusammenhang mit der Geldpolitik standen, und die Bilanzsumme erreichte mit 4,7 Billionen € einen neuen Höchststand. Dem damit zusammenhängenden Bilanzrisiko begegnete die EZB wie schon bisher mit risikosteuernden Maßnahmen.

2.1 Auslaufen der Nettowertpapierkäufe bei weiterhin deutlich akkommodierender Geldpolitik

Ende 2017 stand die Wirtschaft im Euroraum im Zeichen eines immer robusteren Ab 2018 niedrigere monatliche Wirtschaftsaufschwungs, der zunehmend an Nettowertpapierkäufe im Rahmen des Breite gewann. Zum einen wirkte die starke APP aufgrund des zunehmend Auslandsnachfrage wachstumsfördernd, zum robusteren und breiter abgestützten anderen wurde die Expansion durch die Wirtschaftsaufschwungs wachsende Nachfrage im Euroraum gestützt, die wiederum von der höheren Beschäftigungsquote, vom Vermögenszuwachs der privaten Haushalte, von der besseren Ertragslage der Unternehmen und den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen profitierte. Während der zugrunde liegende Preisdruck verhalten blieb, wuchs mit dem stetigen Abbau der wirtschaftlichen Unterauslastung das Vertrauen in eine nachhaltige Korrektur des Inflationspfads. Auf dieser Basis kündigte der EZB-Rat im Oktober 2017 seine Intention an, die monatlichen Wertpapierkäufe im Rahmen des APP ab Anfang2018 zu verringern.

Dementsprechend wurde das monatliche Ausmaß der Nettowertpapierkäufe per Januar 2018 von 60 Mrd € auf 30 Mrd € reduziert. Der EZB-Rat rechnete damit, das Kaufvolumen bis Ende September 2018 bei 30 Mrd € pro Monat zu belassen, erforderlichenfalls aber auch darüber hinaus und in jedem Fall so lange, bis eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung auf ein Niveau von mittelfristig unter, aber nahe 2 % festzustellen sei.

Zugleich blieben die Wirtschaftsaussichten und Niedrige Leitzinsen, weitere die Inflationsentwicklung von der weiteren Nettowertpapierkäufe und Wiederanlage Unterstützung durch die geldpolitischen der Tilgungsbeträge – weiterhin deutlich Maßnahmen des EZB-Rats abhängig. Mit den 0.2% akkommodierende Geldpolitik laufenden Nettowertpapierkäufen wurde der akkommodierende Kurs beibehalten. Zudem wurden die Zinssätze für die  Hauptrefinanzierungsgeschäfte, die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 %, 0,25 % bzw. −0,40 % belassen (siehe JahresberichtAbbildung 201816). Zusätzliche Impulse setzte der EZB-Rat mit seiner Forward Guidance, d. h. mit entsprechenden Signalen, dass die EZB-Leitzinsen noch längere Zeit und weit  Publicationsüber den Das Zeithorizont Jahr im Überblick der Nettowertpapierkäufe hinaus auf ihrem aktuellen Niveau   Search this publication  bleiben würden. Darüber hinaus brachte der EZB-Rat seine Absicht zum Ausdruck, die Reinvestition der Tilgungsbeträge auch nach Auslaufen der APP-Nettoankäufe noch längere Zeit und jedenfalls so lange wie erforderlich fortzuführen.

Das Jahr im Überblick

Abbildung 16 Das Jahr in Zahlen

Leitzinsen der EZB  1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial bei zunehmendem Kostendruck  (in % p. a.) 1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger  ausgewogen  1.2 Anhaltender Aufschwung trotz nachlassender Wachstumsdynamik

Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung

1.3 Inflation auf höherem Niveau

1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen unterstützten Kredit- und Geldmengenwachstum

2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot

Quelle: EZB. Anmerkung: Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 31. Dezember 2018.

Obwohl sich das Wirtschaftswachstum aufgrund der nachlassenden Exportnachfrage nicht ganz so stark wie in dem von einer besonders hohen Wachstumsdynami k geprägten Jahr 2017 entwickelte, blieb die Binnennachfrage robust, wovon der breit angelegte Konjunkturaufschwung im Euroraum im ersten Halbjahr profitierte. Während die Risiken einer erhöhten Finanzmarktvolatilität und globale Unsicherheitsfaktoren wie etwa protektionistische Maßnahmen an Bedeutung gewonnen hatten, blieben die Risiken rund um die Wachstumsaussichten im Euroraum vorläufig weitgehend ausgewogen.

Die hohe Kapazitätsauslastung, die angespannte Arbeitsmarktlage und steigende Lohnzuwächse trugen zu einem weiteren Anstieg des Preisdrucks im Euroraum bei, wobei die Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation zwar nach oben gingen, aber insgesamt moderat blieben. Die im Juni 2018 von Experten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen standen im Einklang mit einer allmählichen Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe bei 2 % auf mittlere Sicht. Bezüglich der Inflationsaussichten herrschte indes spürbar weniger Unsicherheit, und es war auch kein Deflationsrisiko mehr gegeben.

Bei seiner geldpolitischen Sitzung im Juni 2018 Vertrauen in nachhaltige Korrektur der konnte der EZB-Rat erhebliche Fortschritte im Inflationsentwicklung Hinblick auf eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung feststellen. Aufgrund der fundamentalen Stärke der Wirtschaft im Euroraum und angesichts der fest verankerten Inflationserwartungen konnte darauf vertraut werden, dass die nachhaltige Annäherung der Teuerungsrate an das Inflationsziel auch nach dem sukzessiven Auslaufen des Nettoerwerbs von Vermögenswerten andauern würde.

In diesem Zusammenhang bestätigte der EZB-Rat bei seiner Juni-Sitzung die Fortsetzung der Nettowertpapierkäufe im Rahmen des APP im Umfang von monatlich 30 Mrd € bis Ende September 2018. Für das letzte Quartal wurde eine abermalige Halbierung auf 15 Mrd € angedacht, vorausgesetzt die Datenlage würde die mittelfristigen Inflationsaussichten ab September bestätigen. Mit Ende Dezember 2018 sollten die Nettoankäufe schließlich auslaufen.

Angesichts der vorherrschenden Unsicherheiten Nachjustierte Forward Guidance waren aber trotzdem weiterhin Geduld, unterstützt geldpolitische Impulse Umsicht und Beharrlichkeit geboten, weil die Entwicklung des zugrunde liegenden Preisdrucks nach wie vor von einer umfangreichen geldpolitischen Akkommodierung abhing. Dementsprechend setzte die EZB auf eine glaubhafte und effektive Forward Guidance im Hinblick auf die Nutzung des übrigen geldpolitischen Instrumentariums, um die nachhaltige Annäherung des Inflationsniveaus an das Inflationsziel der EZB zusätzlich zu stützen:

 Zum einen erweiterte der EZB-Rat seine Forward Guidance zum künftigen Leitzinskurs: Die Leitzinsen sollen zumindest über den Sommer 2019 auf ihrem aktuellen Niveau bleiben; jedenfalls aber so lange wie notwendig, um die Inflation nachhaltig auf ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht bringen zu können. Durch die zeitliche Präzisierung der Forward Guidance und die Ergänzung einer zustandsabhängigen Komponente wurde mehr Klarheit hinsichtlich der Leitzinsentwicklung geschaffen: Auf diese Weise konnten die Erwartungen hinsichtlich der Leitzinspolitik fester verankert werden und die davon abhängigen Finanzierungskonditionen verbessert werden, um die weitere Annäherung der Teuerungsrate an das Inflationsziel zu unterstützen. Die zustandsabhängige Komponente der Forward Guidance, also die Koppelung einer ersten Leitzinsanhebung an eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung, stand in dieser Hinsicht mit der mittelfristig ausgelegten vorausschauenden geldpolitischen Strategie der EZB im Einklang und unterstrich die Glaubwürdigkeit des Bekenntnisses des EZB-Rats zu seinem Preisstabilitätsziel. Zugleich ließ die erweiterte Forward Guidance zu den Leitzinsen ausreichend Spielraum für geldpolitische Entscheidungen.  Zum anderen wurde die Forward Guidance zur Reinvestition der Tilgungsbeträge im Rahmen des APP bestätigt. So wurde klargestellt, dass frei werdendes Kapital auch nach Einstellung der Nettowertpapierkäufe noch längere Zeit reinvestiert werden würde – und jedenfalls so lange dies notwendig wäre, um die günstigen Liquiditätsbedingungen weiterhin abzusichern und den deutlich akkommodierenden geldpolitischen Kurs beizubehalten.

Die Geldpolitik war angesichts des von Unsicherheit geprägten Klimas und der nur allmählich anziehenden zugrunde liegenden Inflation gefordert, weiterhin mit Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit zu agieren. Denn der hohe Akkommodierungsgrad der Geldpolitik würde selbst nach dem Auslaufen des Nettoerwerbs im Rahmen des APP beibehalten werden müssen. Jedenfalls hatte der Beschluss vom Juni zur Folge, dass künftig die geldpolitischen Impulse nicht mehr über die Nettowertpapierkäufe sondern über die Leitzinsen sowie über die Forward Guidance zur Leitzinsentwicklung gesetzt werden würden. Summa summarum galt es, bei der Kommunikation eine fein austarierte Balance zu finden: zwischen der Weichenstellung für das Auslaufen der Nettokäufe Ende 2018 und der Betonung der fortwährenden Bereitschaft, so lange wie notwendig ausreichende geldpolitische Impulse zu setzen.

Die Wirtschaftsdaten im Herbst fielen schwächer als erwartet aus, was auf eine geringere Außennachfrage, teilweise aber auch auf länder- und sektorspezifische Binnenfaktoren zurückzuführen war. Während damit zu rechnen war, dass einige dieser Entwicklungen nur vorübergehender Natur sein würden, stand in anderen Fällen eine Abschwächung der Wachstumsdynamik im Raum. Unterdessen stützte die nach wie vor starke Binnennachfrage weiterhin die wirtschaftliche Expansion im Euroraum und den sukzessive zunehmenden Inflationsdruck. Vor dem Hintergrund einer hohen Kapazitätsauslastung und der zunehmend angespannten Arbeitsmarktlage, die wiederum das Lohnwachstum in die Höhe trieb, nahm der binnenwirtschaftliche Kostendruck zu und erfasste immer mehr Bereiche. Die Risiken für den Wachstumsausblick wurden insgesamt noch immer als weitgehend ausgewogen erachtet. Allerdings gewannen die Abwärtsrisiken zunehmend an Gewicht, und zwar aufgrund geopolitischer Faktoren, drohender protektionistischer Maßnahmen, Anfälligkeiten in aufstrebenden Märkten sowie der volatilen Entwicklung an den Finanzmärkten – Faktoren, die allesamt im Laufe des Sommers an Bedeutung gewonnen hatten und bis zum Ende des Jahres 2018 nicht wieder in den Hintergrund traten.

Im Dezember kam der EZB-Rat im Zuge der Stark akkommodierende Geldpolitik Überprüfung der Wirtschaftsaussichten auf auch nach Auslaufen der Basis der neuesten Datenlage zu dem Schluss, Wertpapierkäufe erforderlich dass die generelle Einschätzung die Prognose vom Juni weitgehend bestätigte. Aufgrund der allgemein starken Nachfrage im Euroraum war davon auszugehen, dass sich die Teuerungsrate sukzessive weiter dem Inflationsziel der EZB annähern würde und dass dies auch nach der Einstellung der Nettoankäufe so bleiben würde. Auf dieser Basis erschien es dem EZB-Rat zweckmäßig, die Nettowertpapierkäufe im Rahmen des APP wie angedacht mit Dezember 2018 auslaufen zu lassen. Zugleich waren im Hinblick auf die weitere Annäherung der Teuerungsrate an das Inflationsziel weiterhin Geduld, Umsicht und Beharrlichkeit geboten. Aus diesem Grund wurde die Forward Guidance zur Reinvestition der Tilgungsbeträge erweitert. So stellte der EZB-Rat klar, dass frei werdendes Kapital auch nach Auslaufen der Nettowertpapierkäufe noch längere Zeit reinvestiert werden würde – jedenfalls so lange dies notwendig wäre, um die günstigen Liquiditätsbedingungen weiterhin abzusichern und den deutlich akkommodierenden geldpolitischen Kurs beizubehalten. Durch die Koppelung des Wiederanlagehorizonts an die Anhebung der EZB-Leitzinsen wurde bestätigt, dass die Leitzinsentwicklung und die diesbezügliche Forward Guidance die Hauptinstrumente zur Anpassung des geldpolitischen Kurses bleiben würden. Verstärkt durch die laufende Reinvestition des umfangreichen Wertpapierbestands würde die Forward Guidance zur Leitzinsentwicklung für jenes Ausmaß an geldpolitischer Lockerung sorgen, das für die nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe bei 2 % auf mittlere Sicht notwendig ist.

EZB-Maßnahmen sicherten weiterhin sehr günstige Finanzierungsbedingungen und Wirtschaftsaufschwung

Das APP konnte reibungslos fortgesetzt werden, Reibungslose Abwicklung der sowohl im Rahmen des Programms zum Ankauf Nettowertpapierkäufe von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP) als auch im Rahmen der Programme zum Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors – also von Asset-Backed Securities (ABSPP), Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) und gedeckten Schuldverschreibungen (CBPP3). Der monatliche Nettoerwerb deckte sich im Durchschnitt mit den Vorgaben des EZB-Rats, nämlich je 30 Mrd € von Januar bis September und je 15 Mrd € von Oktober bis Dezember (siehe Abbildung 17). Dabei lagen die Ankäufe aufgrund saisonaler Schwankungen in der Marktliquidität im August unter dieser Marke, die Differenz wurde aber durch etwas höhere Volumina im restlichen Jahresverlauf ausgeglichen. In den einzelnen Mitgliedstaaten führte die Tilgung fällig werdender Anleihen im Rahmen der einzelnen Programme zu beträchtlichen Schwankungen im Niveau der monatlichen Bruttokäufe. In relativer Hinsicht wichen die monatlichen Nettokäufe insgesamt jedoch kaum vom jeweiligen Zielwert ab. Der PSPP-Bestand zu Jahresende stand im Einklang mit den auf Basis des Kapitalschlüssels angepeilten nationalen Anteilen. Auf die Entwicklung der Liquidität der Staatsanleihemärke im Euroraum hat sich die Umsetzung des PSPP nicht negativ ausgewirkt (siehe Kasten 2). Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRGs) (siehe Kapitel 2 Abschnitt 2) trugen zu den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen bei und stützten so die anhaltende Korrektur der Inflationsentwicklung.

Abbildung 17

Monatliche Nettoankäufe und Tilgungen im Rahmen des APP (2018)

(in Mrd €)

Quelle: EZB. Anmerkung: Buchwert der monatlichen Nettoankäufe; tatsächliche Tilgungsbeträge je Monat. Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PSPP erworbenen Wertpapiere werden vom Eurosystem flexibel und zeitnah wieder angelegt, möglichst noch im jeweiligen Fälligkeitsmonat oder bei entsprechender Marktlage innerhalb der darauf folgenden zwei Monate.

Kasten 2 Die Liquidität an den Staatsanleihemärkten im Euroraum und die Umsetzung des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors

Die Liquidität an den Staatsanleihemärkten im Euroraum ist für die Transmission der Geldpolitik der EZB von großer Bedeutung. Insbesondere wirkt sich ein liquider Markt förderlich auf den Zusammenhang zwischen den geldpolitischen Beschlüssen der EZB, der Zinsstrukturkurve, den Preisen für finanzielle Vermögenswerte allgemein und den gesamten Finanzierungskosten und der Kapitalallokation in der Wirtschaft aus. Seit dem Start des EZB-Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP), im Rahmen dessen das Eurosystem einen beträchtlichen Anteil ausstehender Staatsanleihen von Euro-Ländern erworben hat, ist es noch wichtiger, die Liquidität am Staatsanleihemarkt genau zu überwachen. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Kasten zwei der von der EZB regelmäßig beobachteten Liquiditätsindikatoren vorgestellt. Insgesamt lässt sich an diesen beiden Indikatoren ablesen, dass der Start des PSPP bzw. Änderungen des monatlichen Ankaufvolumens die Liquiditätsbedingungen auf den Staatsanleihemärkten nicht markant beeinflusst haben.

Ein liquider Markt zeichnet sich im Allgemeinen dadurch aus, dass die Durchführung von Standardtransaktionen nur geringe Auswirkungen auf die Preise hat. Mit anderen Worten: Merkmale eines liquiden Marktes sind „tiefe“ Orderbücher, die sich nach Ausführung eines Geschäfts innerhalb kurzer Zeit wieder füllen. So kommt es nach einer Transaktion lediglich zu minimalen und vorübergehenden Preisveränderungen. Wenn davon ausgegangen wird, dass sich aus einem durchgeführten Geschäft neue Informationen über den fundamentalen Wert des gehandelten Vermögenswerts ergeben, käme es naturgemäß zu einer entsprechenden Anpassung der notierten Ask- und Bid-Kurse, aber das Orderbuch hätte auch auf dem neuen Niveau immer noch Tiefe.

Indikatoren der Marktliquidität beziehen sich in der Regel auf bestimmte Aspekte der Transaktionskosten, der Markttiefe bzw. der Marktelastizität. Der einfachste Indikator ist der notierte Bid-Ask-Spread, der Aufschluss darüber gibt, wie hoch die Kosten einer Transaktion voraussichtlich sein werden. Aussagekräftigere Indikatoren lassen sich dadurch konstruieren, dass diese Spread-Informationen beispielsweise mit Angaben zur Orderbuchtiefe kombiniert werden. Bei Letzterer handelt es sich um ein Maß für das Transaktionsvolumen, das der Markt zu einem gegebenen Zeitpunkt problemlos absorbieren kann. Messgrößen der Markttiefe werden für gewöhnlich auf Grundlage von Daten aus Limit-Orderbüchern[14] erstellt, d. h. den Händlern zur Verfügung stehenden Echtzeit-Volumen- und Kurstabellen. Die Elastizität hängt von der Marktdynamik ab, also beispielsweise davon, wie lange es nach der Ausführung eines Geschäfts dauert, bis die Orderbücher wieder gefüllt sind. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der zeitlichen Dimension der Marktliquidität.

Im vorliegenden Kasten wird die Liquidität an den Staatsanleihemärkten im Euroraum unter Zugrundelegung einer auf dem Orderbuch basierenden Liquiditätsgröße[15] und eines Liquiditätsindikators, der auf ausgeführten Transaktionen beruht,[16] untersucht. Zwar werden für diese Indikatoren unterschiedliche Marktdatensätze (d. h. Daten aus Limit-Orderbüchern bzw. Notierungen) verwendet, doch liegt der Fokus im Wesentlichen auf den Liquiditätsdimensionen Kosten und Markttiefe.

Sowohl der Indikator für die Orderbuchliquidität als auch der Indikator für die ausführungsbasierte Liquidität legen den Schluss nahe, dass sich die Liquiditätslage am Markt für Staatsanleihen im Eurogebiet seit dem Start des PSPP nicht verschlechtert hat (siehe Abbildung A). Zwar zeigten beide Indikatoren im Beobachtungszeitraum eine gewisse Volatilität, ein nachhaltiger Aufwärtstrend lässt sich daraus aber ungeachtet des im Zeitverlauf erfolgten beträchtlichen Aufbaus von PSPP-Beständen nicht ablesen. Ebenso wenig gab es eine markante Reaktion der Indikatoren auf Änderungen des monatlichen Ankaufvolumens im Rahmen des PSPP, auch wenn sich hinter dem Aggregat gewisse nationale Unterschiede verbergen könnten.

Abbildung A

Indikatoren für die Liquidität an den Staatsanleihemärkten im Euroraum seit Beginn des PSPP

(Index: 100 = 9. März 2015)

Quellen: Bloomberg, EuroMTS Ltd. und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Ein Anstieg (Rückgang) der Messgrößen impliziert eine Verschlechterung (Verbesserung) der Liquiditätslage. Die Abbildung zeigt den gleitenden Fünftagesdurchschnitt der Indikatoren. Der Orderbuch-Indikator ist ein euroraumweiter, mit dem BIP gewichteter Durchschnitt für zehnjährige Staatsanleihen, der auf ausgeführten Transaktionen basierende Indikator ist ein volumengewichteter Durchschnittswert aus im Rahmen des PSPP gehandelten Staatsanleihen. Sie sind mit Stand 9. März 2015 auf 100 normiert, als mit den Ankäufen im Rahmen des PSPP begonnen wurde. Die vertikalen Linien zeigen die Volumensänderungen bei den Ankäufen im Rahmen des PSPP an: 1) Beginn des Programms mit einem monatlichen Umfang von 60 Mrd € (9. März 2015), 2) Erhöhung der monatlichen Nettoankäufe auf 80 Mrd € (1. April 2016), 3) Verringerung der monatlichen Nettoankäufe auf 60 Mrd € (3. April 2017) und 4) Verringerung der monatlichen Nettoankäufe auf 30 Mrd € (2. Januar 2018) und 5) Verringerung der monatlichen Nettoankäufe auf 15 Mrd € (1. Oktober 2018). Die jüngsten Angaben beziehen sich auf den 21. Dezember 2018. Werte über 600 werden um den Faktor 4 herabskaliert.

Abbildung A zeigt, dass diese Indikatoren dazu tendieren, bei politischen und wirtschaftlichen Ereignissen, die mit einer erwarteten Verschlechterung der Marktliquidität verbunden sind, sprunghaft anzusteigen. So wurden z. B. während des sogenannten „Bund Tantrum“[17] (beginnend mit dem 28. April 2015) und nach der Volksabstimmung im Vereinigten Königreich über die EU-Mitgliedschaft (am 23. Juni 2016) solche Ausschläge verzeichnet. Die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten (am 8. November 2016) und in Frankreich (am 23. April 2017) spiegelten sich ebenfalls in höheren Indikatorwerten wider. Der stärkste Ausschlag wurde allerdings in der spannungsgeladenen Phase rund um die Bildung der neuen italienischen Regierung beobachtet (ab dem 28. Mai 2018); damals kam es vor allem auf dem italienischen Markt zu einer Verringerung der Liquidität. Die Ausschläge spiegeln zumeist länderspezifische Verschlechterungen der Liquiditätslage wider, die nur begrenzt auf andere Märkte übergreifen. Abgesehen davon kommt es normalerweise über den Sommer und gegen Jahresende zu einer Verschlechterung der Liquidität, wobei dies aufgrund des großen Maßstabs in der Grafik nicht so leicht zu erkennen ist. Die Entwicklung des ausführungsbasierten Indikators ähnelt außerdem jener des Orderbuch-Indikators, scheint aber ein stärkeres statistisches Rauschen widerzuspiegeln. Ein gewichteter Indikator, der auf robuste Gewichtungsmethoden aufbaut oder in den eine breite Palette von Messgrößen einfließt, könnte das Rauschen in den einzelnen Indikatoren verringern.

Die akkommodierende geldpolitische Ausrichtung und die solideren Bankbilanzen Unternehmen und Haushalte profitieren trugen weiterhin zu günstigen Konditionen für von den sehr günstigen Bankfinanzierungen bei. Im zweiten Finanzierungsbedingungen der Banken Halbjahr 2018 wurde zwar die Bandbreite der Finanzierungskosten unter den Ländern des Euroraums größer, die Kosten blieben aber deutlich unter dem Niveau vor der Erleichterung des Kreditzugangs durch entsprechende Maßnahmen der EZB ab Juni 2014 (siehe Abbildung 18). Mit der Weitergabe ihrer sehr günstigen Refinanzierungsbedingungen an die Wirtschaft boten die Banken den Unternehmen und privaten Haushalten im Euroraum weiterhin attraktive Kreditbedingungen. Die Zinsen für Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen und an private Haushalte blieben in der Nähe ihrer historischen Tiefstände. Die Kreditzinsen sanken von Anfang Juni 2014 bis Dezember 2018 um etwa 130 bzw. 110 Basispunkte, d. h. deutlicher stärker als die Referenzzinssätze (siehe Abbildung 19).

Abbildung 18

Fremdfinanzierungskosten der Banken (gewichtet)

(Kosten der Finanzierung über Bankenlagen und unbesicherte Kapitalmarktgeschäfte; in % p. a.)

Quellen: Quellen: EZB, Markit iBoxx und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Der in den Indikator eingehende gewichtete Zinssatz für die einlagenbasierte Finanzierung entspricht dem Durchschnitt aus den Neugeschäftszinssätzen für täglich fällige Einlagen, Einlagen mit vereinbarter Laufzeit und Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist (gewichtet mit den jeweiligen Beständen).

Abbildung 19

Bankkreditzinsen für nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte (gewichtet)

(in % p. a.)

Quelle: EZB. Anmerkung: Die gewichteten Zinsen für Bankkredite errechnen sich durch Aggregation der kurz- und langfristigen Kreditzinsen auf Basis des gleitenden 24-Monatsdurchschnitts des Neugeschäftsvolumens.

Auch die Marktfinanzierung blieb für Unternehmen sehr günstig, wobei die CSPP- Ankäufe weiterhin auf die Renditeabstände von Unternehmensanleihen drückten (siehe Kasten 3). Trotzdem zogen die Spreads auf Investment-Grade- Unternehmensanleihen 2018 im Zuge der steigenden Unsicherheiten im Hinblick auf die Wirtschaftsaussichten für den Euroraum und die Weltwirtschaft gegenüber den Tiefständen nach der Krise schrittweise an.

Die Kreditvergabe an den privaten Sektor profitierte weiterhin von den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen. Der seit Anfang 2014 verzeichnete allmähliche Aufwärtstrend bei der Bankkreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte setzte sich fort (siehe Kapitel 1 Abschnitt 4). Der Nettoabsatz von Schuldverschreibungen durch nichtfinanzielle Unternehmen wurde weiterhin, wenn auch etwas weniger als im Vorjahr, vom CSPP gestützt (siehe Kasten 3). Laut der Wertpapieremissionsstatistik[18] der EZB summierten sich die Nettoneuemissionen in Euro von Januar bis November 2018 auf 56 Mrd €, verglichen mit 91 Mrd € im Vergleichszeitraum des Jahres 2017. In Fremdwährungen kamen die Nettoneuemissionen in diesem Zeitraum auf −3 Mrd € gegenüber einem Vorjahreswert von −7 Mrd €; dies bestätigt die Anreizwirkung des CSPP für die Unternehmen im Euroraum, neue Mittel über die Begebung von Anleihen in Euro aufzubringen und die Wertpapierverschuldung in anderen Währungen abzubauen.

Erhöhte Kreditvergabe und leichtere Vor dem Hintergrund der geldpolitischen Kreditaufnahme aufgrund der niedrigen Maßnahmen der EZB meldeten die Banken Leitzinsen und der APP-Ankäufe auch 2018 eine Lockerung der Kreditrichtlinien und der Konditionen für die Vergabe neuer Kredite generell. Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet trug das APP weiterhin dazu bei, dass die Banken neue Unternehmens- und Haushaltskredite insgesamt zu günstigen Konditionen anboten. Darüber hinaus wirkten sich die geldpolitischen Maßnahmen der EZB auch positiv auf das Volumen der Bankkreditvergabe aus. Die Kreditnachfrage wurde weiterhin durch das Niedrigzinsniveau und den anhaltenden Wirtschaftsaufschwung im Euroraum gestützt (siehe Kapitel 1 Abschnitt 4). Der jüngsten Umfrage über den Zugang von Unternehmen zu Finanzmitteln[19] zufolge haben sich die externen Finanzierungsbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen 2018 weiter verbessert, gestützt durch die deutlich akkommodierende Geldpolitik sowie aufgrund der Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzierungskonditionen für solche Unternehmen (siehe Kasten 3).

Kasten 3 Effekte der CSPP-Ankäufe auf die Unternehmensfinanzierung im Euroraum

Zweck des Kaufprogramms für Unternehmensanleihen im Rahmen des EZB-Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) ist es, die Finanzierungsbedingungen für die Realwirtschaft des Euroraums zu verbessern. Auf Grundlage der hier kurz zusammengefassten Analysen der EZB lässt sich sagen, dass sich nichtfinanzielle Unternehmen im Euroraum mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) deutlich günstiger finanzieren konnten. So sorgte das CSPP für einen Rückgang der Spreads bei Unternehmensanleihen und für eine angebotsseitige Belebung am Primärmarkt für Unternehmensanleihen. Darüber hinaus dürfte das CSPP die Bankkreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen, die sich nicht über den Anleihemarkt finanzieren, angekurbelt haben.[20]

Das CSPP als Bestandteil des APP Im Rahmen des CSPP kaufte das Eurosystem auf Euro lautende Investment-Grade- Anleihen, die von im Euroraum ansässigen Nichtbanken (also von nichtfinanziellen Unternehmen und Versicherungsgesellschaften) aufgelegt wurden. Mit den Wertpapierkäufen wurde am 8. Juni 2016, d. h. drei Monate nach der Ankündigung des CSPP (10. März 2016), begonnen. Seit damals hat das Eurosystem Unternehmensanleihen sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt erworben. Gekauft werden konnten nur Wertpapiere, die zur Besicherung von Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems zugelassen waren und auf Euro lauteten. Zum Zeitpunkt der Einstellung der Nettowertpapierkäufe im Rahmen des APP Ende Dezember hatte das Eurosystem Unternehmensanleihen im Wert von 178 Mrd € in seinem Bestand, womit das CSPP knapp 7 % des gesamten APP-Portfolios ausmachte.

Auswirkungen auf die Kosten der Unternehmensfinanzierung: kleinere Renditeabstände bei Unternehmensanleihen Nach der Ankündigung des CSPP im März 2016 verringerten sich die Spreads bei Unternehmensanleihen nach und nach bis Ende 2017; erst im Lauf des Jahres 2018 kam es wieder zu einer schrittweisen Ausweitung (siehe Abbildung A). Ökonometrische Analysen[21] zeigen, dass der kontinuierliche Spreadrückgang bei Unternehmensanleihen, die für Ankäufe im Rahmen des CSPP infrage kommen, von Mitte 2016 bis Ende 2017 im Wesentlichen auf die CSPP-Ankäufe zurückzuführen ist. Durch diesen Rückgang kam es zu Portfolioumschichtungen, die wiederum zu einer Verringerung der Renditeabstände bei sonstigen Unternehmensanleihen führten, die die CSPP-spezifischen Anforderungen nicht erfüllen.[22] Im Jahr 2018 glichen Unsicherheiten auf globaler Ebene und im Euroraum die Effekte des CSPP allerdings mehr als aus und trugen zum schrittweisen Anstieg des Kreditrisikos und damit der Spreads im Unternehmensanleihesegment bei. Die Beendigung der CSPP-Ankäufe und damit der Wegfall des damit zusammenhängenden Nachfragedrucks Ende 2018 gingen mit einem Anstieg der Kreditrisikoprämien und der Unternehmensanleihebewertungen einher; diese bewegten sich wieder in Richtung der vor Ankündigung des CSPP beobachteten Werte.

Abbildung A

Spreads bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Zusatzprämien auf Anleihen im Euroraum

(Monatswerte; in Prozentpunkten)

Quellen: Merrill-Lynch-Indizes und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Bei den Zusatzprämien auf Anleihen handelt es sich um die Abweichung der Kreditrisikoprämien auf Unternehmensanleihen vom gemessenen Ausfallrisiko des Emittenten. Diese Zeitreihe bezieht sich nur auf Investment-Grade-Anleihen. Die senkrechten Linien kennzeichnen die Sitzungstermine des EZB-Rats vom 10. März und 2. Juni 2016. Siehe R. A. De Santis,  Credit spreads, economic activity and fragmentation, Working Paper Series der EZB, Nr. 1930, Juli 2016. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf Dezember 2018. Effekte auf die Emissionstätigkeit nichtfinanzieller Unternehmen Das CSPP belebte auch am Primärmarkt das Angebot an Unternehmensanleihen, wobei insbesondere Emittenten CSPP-fähiger Anleihen angesprochen wurden. Der im März 2016 bei nichtfinanziellen Unternehmen zu beobachtende Anstieg der Nettoemissionen ging Hand in Hand mit der Ankündigung des CSPP und dem Spreadrückgang bei Unternehmensanleihen. Die Nettoemissionstätigkeit liegt seither über dem Niveau der Vorjahre. Außerdem verfügen die neu aufgelegten CSPP-fähigen Anleihen über eine längere Laufzeit, was zu einer deutlichen Ausweitung der durchschnittlichen Restlaufzeit des Bestands an vorrangigen unbesicherten Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status beitrug. Die empirischen Daten lassen ferner darauf schließen, dass mit dem CSPP die Emissionstätigkeit insbesondere im Euro-Segment statt in anderen Währungen weiter angekurbelt wurde. Zudem dürften das Niedrigzinsumfeld und die niedrigen Spreads bei Unternehmensanleihen es auch für Emittenten mit weniger guten Ratings attraktiv gemacht haben, Anleihen zu begeben.

Folgen für die Refinanzierungsstruktur von Unternehmen Die in den letzten zweieinhalb Jahren gestiegenen Anleiheemissionen nichtfinanzieller Unternehmen sind ein Indiz dafür, dass sich einzelne Unternehmen zumindest anfänglich verstärkt am Kapitalmarkt statt über Banken finanzierten.[23] Wie Analysen der EZB für den Zeitraum von Ende 2015 bis Mitte 2017 auf Basis einer umfangreichen Stichprobe an nichtfinanziellen Unternehmen für den Euroraum verdeutlichen, erhöhte sich bei Unternehmen, die CSPP-fähige Anleihen auflegten, der Anteil der Anleiheverbindlichkeiten, während der Anteil langfristiger Kreditverbindlichkeiten an der Gesamtverschuldung zurückging.

Diese Daten auf der Mikroebene werden von den aggregierten Bilanzdaten des Unternehmenssektors im Euroraum bestätigt. Vom Zeitpunkt der Ankündigung des CSPP bis Mitte 2017 sank (auf Jahresbasis gerechnet) der Anteil der Neuverschuldung von Unternehmen im Eurogebiet über Kredite relativ zur Finanzierung über neu aufgelegte Unternehmensanleihen. Somit ergab sich im Unternehmenssektor des Euroraums eine Verlagerung der Finanzierungsstruktur hin zu Schuldtiteln. Nichtsdestotrotz hat dieser Sektor seit Mitte 2016 netto auch verstärkt Kredite aufgenommen. Mitte 2017 setzte eine Trendumkehr ein; Unternehmen im Euro- Währungsgebiet setzten zunehmend wieder auf Bankkredite statt auf Anleihefinanzierung, womit der relative Anteil der Bankkreditvergabe an der Unternehmensfinanzierung bis Ende 2018 wieder stieg.

Auswirkungen auf die Bankkreditvergabe Verknüpft man diese Daten mit Umfragedaten, so ist festzustellen, dass die Banken aufgrund des CSPP offensichtlich über einen Teil ihrer Bilanzmittel neu disponieren konnten und in diesem Zusammenhang verstärkt Kredite an – meistens kleinere – Unternehmen vergaben, die vom CSPP direkt nicht profitieren konnten.[24] Der Umfrage über den Zugang von Unternehmen zu Finanzmitteln zufolge kam es mit dem Anlaufen der CSPP-Ankäufe im ersten Halbjahr 2016 zu einer weiteren Erhöhung des Nettoanteils kleiner und mittlerer Unternehmer, die ab 2014 eine tendenziell verstärkte Kreditvergabebereitschaft der Banken gemeldet hatten. Am deutlichsten dürfte sich dieser Effekt in Frankreich gezeigt haben, auf dessen Unternehmen ein Großteil des seit der CSPP-Ankündigung beobachteten Anstiegs der Emissionstätigkeit entfällt.

Der 2014 eingeschlagene deutlich akkommodierende Kurs der EZB hat Geldpolitische Maßnahmen seit 2014 maßgeblich zu einer Verbesserung der am Wirtschaftsaufschwung im Euroraum Wirtschaftsdynamik im Euroraum beigetragen maßgeblich beteiligt und die Annäherung der Teuerungsrate an das Inflationsziel der EZB gestützt. Die privaten Konsumausgaben wurden vom nicht zuletzt aufgrund von Arbeitsmarktreformen anhaltenden Beschäftigungszuwachs sowie vom Vermögenszuwachs der privaten Haushalte getragen. Die Unternehmensinvestitionen wurden durch günstige Finanzierungsbedingungen, eine bessere Ertragslage der Unternehmen und eine solide Nachfrage begünstigt. Die Wohnungsbauinvestitionen blieben weiterhin robust. Der kumulierte Effekt der seit Mitte 2014 ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen auf das reale BIP-Wachstum und die Inflation im Euroraum wird für den Zeitraum 2016 bis 2020 auf jeweils rund 1,9 Prozentpunkte geschätzt.[25]

2.2 Entwicklung der Eurosystem-Bilanz bis zum Auslaufen des Nettoerwerbs von Vermögenswerten

Umfang und Zusammensetzung der Bilanz des Eurosystems haben sich infolge der diversen geldpolitischen Standard- und Sondermaßnahmen des Eurosystems seit Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007-2008 kontinuierlich verändert. Im Rahmen der Sondermaßnahmen erweiterte das Eurosystem sein Angebot zur Liquiditätsversorgung um besicherte Kredite mit bis zu vier Jahren Laufzeit und kaufte im Rahmen des APP Wertpapiere privater und öffentlich-rechtlicher Emittenten an, um die geldpolitische Transmission und die Finanzierungsbedingungen im Euroraum zu verbessern. Ende 2018 erreichte die Bilanz des Eurosystems aufgrund dieser Sondermaßnahmen mit 4,7 Billionen € einen neuen Höchststand; gegenüber 2017 bedeutete dies eine Zunahme von 0,2 Billionen €.

Die Bilanz weitete sich aufgrund der APP- Ankäufe auch 2018 weiter aus, doch die Zuwachsraten fielen im Zuge der Herabsetzung des monatlichen Nettokaufvolumens geringer aus (siehe Kapitel 2 Abschnitt 1). Ende 2018 entfielen aktivseitig 3,4 Billionen € bzw. 72 % der Bilanzsumme des Eurosystems auf Positionen im Zusammenhang mit der Geldpolitik, verglichen mit 70 % Ende 2017. Dabei machten Forderungen an Kreditinstitute im Euroraum 16 % der Bilanzsumme aus (nach 17 % Ende 2017) und zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere rund 56 % (verglichen mit 53 % Ende 2017; siehe Abbildung 20). Die sonstigen Finanzanlagen verteilten sich hauptsächlich auf: a) Fremdwährungs- und Goldbestände des Eurosystems, b) nicht mit der Geldpolitik in Zusammenhang stehende Anlageportfolios in Euro und c) Notfall- Liquiditätshilfe, die zahlungsfähigen Finanzinstituten mit vorübergehenden Liquiditätsproblemen von einzelnen Eurosystem-Zentralbanken gewährt wurde. Diese sonstigen Finanzanlagen unterliegen Eurosystem-internen Meldevorschriften und mehrfach gesetzlich verankerten Restriktionen insbesondere aufgrund des Verbots der monetären Finanzierung sowie der Vorgabe, dass sie die Umsetzung der Geldpolitik nicht beeinträchtigen dürfen.[26]

Passivseitig war 2018 der größte Effekt des anhaltend akkommodierenden geldpolitischen Kurses bei den Reserveguthaben der Geschäftspartner des Eurosystems sowie bei der Nutzung der Einlagefazilität zu beobachten. Diese Posten zusammengenommen blieben 2018 mit 2 Billionen € bzw. 39 % im Vergleich zu 42 % Ende 2017 weitgehend unverändert. Der Anteil des Banknotenumlaufs stieg im Einklang mit dem historischen Wachstumstrend, blieb aber mit 26 % der Verbindlichkeiten gegenüber Ende 2017 relativ betrachtet unverändert. Die sonstigen Passiva, d. h. das Kapital der EZB und die Neubewertungskonten, kamen auf einen Anteil von 34 % (Ende 2017: 32 %), wobei dieser Posten in absoluten Zahlen um 0,2 Billionen € zunahm (siehe Abbildung 20).

Abbildung 20

Entwicklung der konsolidierten Bilanz des Eurosystems

(in Mrd €)

Quelle: EZB. Anmerkung: Positive Zahlen kennzeichnen Aktiva, negative Zahlen Passiva. Die Überschussliquidität ist im positiven Bereich dargestellt, obwohl sie bestimmten Passivpositionen entspricht, nämlich der Summe aus den Einlagen auf Girokonten, die über das Mindestreserve-Soll hinausgehen, und den Guthaben aus der Inanspruchnahme der Einlagefazilität.

Eckdaten zum APP-Portfolio: Durchschnittslaufzeit, Anlagestruktur, Länderanteile

Das Ausmaß der monatlichen Ankäufe wurde Ende 2018 war das APP-Portfolio 2018 zweimal reduziert, nämlich auf 30 Mrd € 2,6 Billionen € wert im Januar und auf 15 Mrd € im Oktober. Ende 2018 belief sich der Wert des APP- Bestands[27] auf 2,6 Billionen €.[28]

Die Anteile am Wert des APP-Portfolios verteilten sich zum Jahresende wie folgt: ABSPP: 1 % (28 Mrd €), CBPP3: 10 % (262 Mrd €), CSPP: 7 % (178 Mrd €). Für den größten Zuwachs beim Erwerb von Wertpapieren des privaten Sektors im Rahmen des APP zeichnete im Jahr 2018 das CSPP mit einem Kaufvolumen in Höhe von netto 48 Mrd € verantwortlich. Die CSPP-Ankäufe basieren auf einer Benchmark, die proportional zum Umlaufvolumen der ankauffähigen Anleihen aufgebaut ist. Dies impliziert eine Gewichtung der einzelnen in der Benchmark enthaltenen Emissionsländer bzw. supranationalen Emittenten entsprechend der Marktkapitalisierung.

Ende 2018 machten die PSPP-Bestände mit PSPP-Anteil am gesamten APP-Portfolio 2,1 Billionen € insgesamt 82 % des APP- bei 82 % Portfolios aus (Ende 2017: 83 %). Beim PSPP richtet sich die Verteilung der Ankäufe auf die jeweiligen Emissionsmärkte nach dem Kapitalschlüssel der EZB. Im Rahmen der jeweiligen Quoten können die EZB und die Zentralbanken der Euro-Länder wahlweise Wertpapiere des öffentlichen Sektors (Bund, Länder oder Gemeinden) oder bestimmter staatsnaher Emittenten sowie gegebenenfalls Wertpapiere supranationaler Institutionen erwerben. Die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit der PSPP-Bestände lag Ende 2018 bei 7,4 Jahren, also etwas unter dem Jahresendstand von 2017 (7,7 Jahre), wobei dieser Wert innerhalb des Euroraums etwas variierte.[29]

Wird im Rahmen des APP investiertes Kapital bei Fälligkeit wieder frei, so legt das Eurosystem die Tilgungsbeträge neu an. So wurden 2018 Tilgungsbeträge in Höhe von 30,9 Mrd € aus dem Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors sowie Tilgungsbeträge in Höhe von 116,7 Mrd € im Rahmen des PSPP reinvestiert.[30] Im Zuge des PSPP und des CSPP erworbene Wertpapiere wurden wie bisher für Wertpapierleihgeschäfte[31] zur Verbesserung der Marktliquidität am Anleihe- und Repomarkt zur Verfügung gestellt.[32]

Entwicklung der Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems

Die Außenstände im Rahmen der Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems verringerten sich im Lauf des Jahres 2018 um 30,6 Mrd € auf 733,4 Mrd €. Im Wesentlichen verteilt sich dieser Betrag auf vorzeitige und planmäßige Tilgungen (4,5 Mrd € bzw. 8,9 Mrd €) im Rahmen der GLRG-I-Geschäfte sowie auf vorzeitige Tilgungen von GLRG-II-Mitteln (17,8 Mrd €). Die gewichtete Durchschnittsrestlaufzeit der laufenden Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems sank von rund 2,7 Jahren Ende 2017 auf rund 1,8 Jahre Ende 2018. Der Durchschnittssatz der GLRG-II-Geschäfte betrug −0,3650 % (gerundet).

2.3 Risikosteuerung im Rahmen des APP begrenzt Finanzrisiken und unterstützt die Erreichung der geldpolitischen Ziele

Aus geldpolitischer Sicht sind für die Wertpapierkäufe der EZB drei Grundprinzipien Risikoeffizienz als zentrales Element der richtungsweisend. Erstens sollen die Ankäufe Risikosteuerung im Eurosystem die Erreichung des obersten Ziels der EZB – die Gewährleistung von Preisstabilität – wirksam unterstützen. Zweitens sollen die Ankäufe in einer entsprechenden Relation zu den geldpolitischen Zielen stehen, und Marktverzerrungen sind zu vermeiden. Lassen sich die geldpolitischen Ziele auf unterschiedliche Weise erreichen, so ist drittens jene Option zu wählen, die sowohl operativ als auch risikotechnisch effizient ist. Damit ist der Zweck der Risikosteuerung im Eurosystem definiert: Es gilt, die geldpolitischen Ziele mit möglichst geringem Risiko für das Eurosystem zu erfüllen – also für Risikoeffizienz zu sorgen.[33]

Der Einsatz des geldpolitischen Direkte Wertpapierkäufe erfordern Instrumentariums, also auch der direkte entsprechende Wertpapierankauf, birgt naturgemäß Risiken, Risikosteuerungsmaßnahmen die das Eurosystem entsprechend steuert. Konkret handelt es sich dabei um Kredit-, Markt- und Liquiditätsrisiken sowie um operationelle und rechtliche Risiken. Die direkten Wertpapierkäufe erfordern Risikosteuerungsmaßnahmen, die speziell darauf ausgerichtet sind, die sich aus den jeweiligen geldpolitischen Zielen ergebenden bzw. je nach Anlagetyp unterschiedlich ausgeprägten Risiken möglichst gering zu halten. Das diesbezügliche Instrumentarium umfasst Zulassungskriterien, Verfahren zur Bonitätsbeurteilung und Due-Diligence- Prüfungen, Preisvorgaben, Benchmarks und Limite. Die Risikosteuerung hat nicht nur den Zweck, die Finanzrisiken möglichst gering zu halten; sie trägt über die Steuerung der Ankäufe in Richtung einer differenzierten marktneutralen Anlagestrategie auch zur erfolgreichen Erreichung der geldpolitischen Ziele bei. Im Folgenden werden die Risikosteuerungsmaßnahmen für die Umsetzung des APP beschrieben. Tabelle 1 bietet einen Überblick über deren Eckpunkte. Die Maßnahmen bleiben solange aktuell, solange Tilgungsbeträge reinvestiert werden und APP-Bestände in der Bilanz des Eurosystems auszuweisen sind.

Tabelle 1

Eckpunkte der Risikosteuerung im Rahmen des APP

Quelle: EZB. Anmerkung: Bonitätsstufe laut harmonisierter Ratingskala des Eurosystems (siehe Rahmenwerk für Bonitätsbeurteilungen im Eurosystem – ECAF). Zulassungskriterien für direkte Wertpapierkäufe

Für direkte Wertpapierkäufe kommen nur Für alle Anlagekategorien gelten marktfähige Wertpapiere infrage, die zur bestimmte Zulassungskriterien Besicherung von Kreditgeschäften des Eurosystems zugelassen sind. Die Kriterien für die Zulassung zur Besicherung von Eurosystem- Kreditgeschäften wurden im geldpolitischen  Handlungsrahmen festgelegt. Notenbankfähige Sicherheiten müssen u. a. die Kriterien für die Bonitätsstufe 3 auf der harmonisierten Ratingskala des Eurosystems erfüllen; so muss beispielsweise ihre Bonität[34] zumindest von einer ECAF-konformen externen Ratingagentur beurteilt worden sein (ECAF = Rahmenregelungen für Bonitätsbeurteilungen im Eurosystem). Außerdem müssen die Emission und das Settlement im Euroraum erfolgen, und die Wertpapiere müssen auf Euro lauten. Im Fall von Asset-Backed Securities müssen die jeweiligen Forderungsschuldner ihren Sitz überwiegend im Euroraum haben.

Für Staatsanleihen bzw. für staatlich garantierte Wertpapiere kann die Mindestanforderung der Erfüllung der Bonitätsstufe 3 erlassen werden, wenn die betreffenden Staaten rechtlich nachweislich den Bestimmungen eines EU/IWF- Programms unterliegen und diese auch erfüllen und es einen entsprechenden EZB- Ratsbeschluss dazu gibt. Wertpapiere, die aufgrund einer Ausnahmeregelung für den Bonitätsschwellenwert erworben werden dürfen, unterliegen zusätzlichen Auflagen. So dürfen während der Überprüfung eines Programms keine Käufe getätigt werden, und eine Wiederaufnahme ist nur bei positivem Ausgang der Überprüfung zulässig. Für das ABSPP und das CBPP3 kommen Wertpapiere dann infrage, wenn sie in die jeweils beste Ratingkategorie fallen und die sonstigen zusätzlichen Risikoauflagen erfüllen.

Zusätzlich zu den genannten Zulassungskriterien sind weitere programmspezifische Kriterien zu erfüllen. So gelten für Ankäufe im Rahmen des PSPP und des CSPP Mindest- und Maximallaufzeiten.[35] Nicht CSPP-konform ist hingegen der Ankauf von Wertpapieren, die von Kreditinstituten begeben wurden, oder von Emittenten, deren Konzernmutter ein Kreditinstitut ist. Ferner dürfen im Rahmen des CSPP und des CBPP3 keine Wertpapiere erworben werden, die von Abwicklungsgesellschaften oder Vermögensverwaltungsgesellschaften begeben wurden. Für Ankäufe im Rahmen des CBPP3 müssen die Forderungen zur Besicherung von Kreditgeschäften des Eurosystems zugelassen sein und zudem die Auflagen für die Zulassung von Eigenemissionen von Kreditinstituten zur Besicherung erfüllt werden.[36] Gedeckte Schuldverschreibungen mit einer Conditional-Pass- Through-Struktur dürfen seit 1. Januar 2019 nicht mehr angekauft werden, und generell dürfen mit dem Erwerb von Wertpapieren die Verbotsbestimmungen für die monetäre Finanzierung öffentlicher Stellen gemäß Artikel 123 Absatz 1 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union nicht umgangen werden.

Bonitätsbeurteilung und Due-Diligence-Prüfung

Im Rahmen der Programme zum Ankauf von Laufende Bonitätsbeurteilungen und Wertpapieren des privaten Sektors prüft das Due-Diligence-Prüfungen Eurosystem infrage kommende Wertpapiere laufend auf ihre Konformität mit den entsprechenden Bestimmungen zur Bonität und Due Diligence. Dazu werden bestimmte Risikoindikatoren herangezogen. Die jeweiligen Beurteilungen und Verfahren richten sich nach dem Proportionalitätsprinzip, d. h., riskantere Anlagen werden eingehenderen Analysen unterzogen. Bei Bedarf werden gegebenenfalls wiederum nach dem Proportionalitätsprinzip weitere risikosteuernde Maßnahmen ergriffen, insbesondere die Festlegung von Ankaufobergrenzen oder das Aussetzen von Ankäufen bzw. im Extremfall auch die Veräußerung von Anlagen. Letztere kann allerdings nur nach einer Einzelfallbeurteilung durch den EZB-Rat erfolgen.

Preisvorgaben

Mit Preisvorgaben im Rahmen des APP wird Preisvorgaben garantieren Investitionen sichergestellt, dass die Ankäufe zu zu marktkonformen Preisen Marktpreisen erfolgen, damit Marktverzerrungen möglichst vermieden werden und eine möglichst hohe Risikoeffizienz erzielt wird. Entscheidungsgrundlage im Rahmen dieser Vorgaben sind jeweils die verfügbaren Marktpreise, die Preisqualität und der beizulegende Zeitwert. Ferner wird im Nachhinein geprüft, ob die Transaktionspreise die Marktpreise zum Transaktionszeitpunkt entsprechend widerspiegeln.

Im Rahmen der Programme zum Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors sind Käufe mit einer negativen Rendite zulässig, sofern die Rendite über dem Satz für die Einlagefazilität liegt. Käufe mit einer Rendite unter dem Einlagenzinssatz sind nur im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors und auch dort nur im erforderlichen Ausmaß zulässig.[37]

Benchmarks

Benchmarks werden verwendet, um eine Diversifizierung dank Benchmarks entsprechende Portfoliodiversifizierung sicherzustellen und zur Risikobegrenzung beizutragen. Die Benchmarks für den Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors basieren auf der Marktkapitalisierung des Pools an ankauffähigen Wertpapieren, d. h. auf dem nominalen Umlaufwert jener Wertpapiere, die auf Basis von Risikoüberlegungen prinzipiell infrage kämen. Im Fall des PSPP ist der Kapitalschlüssel der EZB maßgeblich für die Aufteilung der Käufe auf die einzelnen Länder.

Limitwesen

Für die Ankäufe im Rahmen des APP wurde Obergrenzen für den Ankauf je auch ein Limitwesen aufgebaut. Die Festsetzung Wertpapier und Emittent zur effektiven der Ankaufobergrenzen je Wertpapier und je Vermeidung von Risikokonzentrationen Emittent[38] erfolgt nach strategischen, operationellen, gesetzlichen sowie risikotechnischen Überlegungen. Die Limite werden auf die jeweilige Anlageklasse abgestimmt, wobei zwischen Wertpapieren des öffentlichen und des privaten Sektors unterschieden wird.

Für PSPP-Ankäufe sollen diese zwei Obergrenzen die Funktionsfähigkeit der Märkte und eine adäquate Preisfindung sicherstellen, die Risikokonzentration begrenzen und dafür sorgen, dass das Eurosystem kein dominanter Gläubiger im Staatsanleihemarkt des Euroraums wird. Im Rahmen des PSPP wurde die Obergrenze je Wertpapier mit 33 % des jeweiligen Umlaufvolumens festgelegt; diese gilt allerdings nur, wenn das Eurosystem keine Sperrminorität im Sinne vertraglicher Umschuldungsklauseln erreicht, was auf Einzelfallbasis zu überprüfen ist.[39] Andernfalls beträgt die Obergrenze 25 % je Wertpapier. Die Obergrenze je Emittent wurde mit 33 % des Umlaufvolumens der zulässigen Wertpapiere der jeweiligen Institution festgelegt.

Für Ankäufe von Wertpapieren des privaten Sektors gilt mit 70 % ein höherer Wert.[40] Im Rahmen des CSPP sind in besonderen Fällen niedrigere Obergrenzen anzuwenden, etwa bei Papieren, die von öffentlich-rechtlichen Emittenten begeben wurden; in diesem Fall gelten die entsprechenden PSPP-Bestimmungen analog. Neben diesen Obergrenzen je Wertpapier gelten für das CBPP3 und das CSPP auch Obergrenzen je Emittent. Insbesondere für die CSPP-Werte werden diese Grenzen auf Basis einer Benchmark-Allokation im Sinne der Marktkapitalisierung der Emittentengruppe definiert, um eine diversifizierte Anlagestruktur sicherzustellen. Darüber hinaus können niedrigere Höchstgrenzen festgesetzt werden, wenn die Bonitätsbeurteilung und die Due-Diligence-Prüfung (wie oben dargestellt) dafürsprechen.

3 Der Finanzsektor im Euroraum: Risikotragfähigkeit des Bankensektors gestärkt, Risiken weiterhin gegeben

Die Finanzbranche des Euroraums war angesichts ihres Risikoumfelds 2018 vermehrt vor Herausforderungen gestellt, wobei sich einzelne Faktoren wie die wachsende Wirtschaft und der gestärkte Bankensektor positiv auf die Finanzstabilitätslage auswirkten. Umgekehrt waren aufgrund des höheren konjunkturellen Abwärtsrisikos nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem steigenden Handelsprotektionismus und der zunehmenden (wirtschafts-)politischen Unsicherheit aber auch gegenläufige Effekte zu beobachten. Mit der hohen Risikobereitschaft an den Finanz- und Immobilienmärkten stiegen die Anfälligkeiten gegenüber Preisrückgängen. Gleichzeitig nahmen die Risiken im wachsenden Nichtbankenfinanzsektor weiter zu. Vor diesem Hintergrund ergriffen etliche Euro-Länder in Abstimmung mit der EZB eine Reihe makroprudenzieller Maßnahmen zur Begrenzung der Systemrisiken und zur Stärkung der Risikotragfähigkeit. Darüber hinaus leistete die EZB-Bankenaufsicht auch mit Maßnahmen im Rahmen der Mikroaufsicht wieder ihren Beitrag zur Stabilität des europäischen Bankensektors sowie zur Gewährleistung gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Banken im Euroraum. Zehn Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise sind die wichtigsten Regulierungsreformen, die zur Stärkung des Finanzsektors ergriffen wurden, weitgehend umgesetzt. Damit sind erhebliche Fortschritte erzielt worden, doch es bleibt noch mehr zu tun. In diesem Sinne hat sich die EZB 2018 weiter am Diskurs rund um die Vollendung der Banken- und der Kapitalmarktunion beteiligt und die Bedeutung der Entwicklung eines Instrumentariums zur Risikobegrenzung im Nichtbankenfinanzsektor herausgestrichen.

3.1 Finanzstabilitätslage im Jahr 2018

Wie anhand der Indikatoren für systemischen Stress deutlich wird (siehe Abbildung 21), sorgte 2018 das stabilitätspolitische Umfeld vermehrt für Herausforderungen. Die Analyse zeigt, dass sich im Berichtsjahr der anhaltende Wirtschaftsaufschwung (siehe Kapitel 1) und die gestärkte Risikotragfähigkeit des Bankensektors positiv auf die Finanzstabilität ausgewirkt haben. Demgegenüber trug das stark risikoaffine Verhalten in einzelnen Finanzmarktsegmenten weltweit zu niedrigen Risikoprämien bei. Eine zunehmend protektionistische Wirtschaftspolitik sowie erneute Anspannungen in Schwellenländern führten jedoch zu Volatilitätsschüben. Schließlich sorgten die wachsende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit sowie Anspannungen am italienischen Staatsanleihemarkt für höhere (wirtschafts-)politische Unsicherheit in der Europäischen Union. Abbildung 21

Indikator für systemischen Stress an den Finanzmärkten des Euroraums (gewichtet) und Finanzstabilitätsrisiko-Index

(Januar 2011-Oktober 2018)

Quellen: Bloomberg, Eurostat, EZB und EZB-Berechnungen. Anmerkung: Einzelheiten zum Finanzstabilitätsrisiko-Index (FSRI) finden sich in EZB, Special Feature A, Financial Stability Review, Mai 2018. Der FSRI-Wert entspricht der Abweichung vom historischen Mittelwert, jeweils ausgedrückt in einem Vielfachen der historischen Standardabweichung. Der gewichtete Indikator für systemischen Stress an den Finanzmärkten (CISS) ist auf Werte zwischen 0 und 1 normiert. FSRI: vierteljährlich verfügbar; CISS: wöchentlich verfügbar als gleitender Zweiwochendurchschnitt.

In diesem Umfeld wurden im halbjährlich erscheinenden Financial Stability Review der Vier Hauptrisiken für die Finanzstabilität EZB jeweils vorausschauend für die nächsten zwei Jahre vier Hauptrisiken für die Finanzstabilität im Euroraum aufgezeigt und analysiert.

Aus Finanzstabilitätsperspektive stellt demnach Risiko eines Vermögenspreiseinbruchs in den kommenden Jahren die Möglichkeit eines abrupten weltweiten Anstiegs der Risikoprämien das erste Hauptrisiko dar. Auslöser dafür könnten eurorauminterne und externe Faktoren sein, beispielsweise abrupte Marktreaktionen auf (wirtschafts-)politische Unsicherheit, neuerliche Anspannungen in Schwellenländern mit möglichen Ansteckungseffekten in fortgeschrittenen Volkswirtschaften sowie eine deutliche Wende im Ausblick für den US- amerikanischen Finanzsektor. Teils hohe Vermögensbewertungen und hohe Preiskorrelationen zwischen weltweiten Finanzanlagen könnten einen potenziellen Anstieg der globalen Risikoprämien noch verstärken.

Das zweite Hauptrisiko für die Finanzstabilität Bedenken bezüglich der sind Bedenken im Zusammenhang mit der Schuldentragfähigkeit Schuldentragfähigkeit. Als Folge der politischen Geschehnisse in Italien war Mitte 2018 ein leichter Anstieg der Stressindikatoren für die Staatsanleihemärkte im Euroraum zu beobachten. Die relativ geringe Zunahme zeugt jedoch davon, dass sich die Ansteckungseffekte innerhalb des Euroraums in Grenzen gehalten haben. Die öffentlichen Haushalte im Eurogebiet sind nach wie vor hoch verschuldet, wobei die Schuldenquote in mehreren stark verschuldeten Ländern in den letzten Jahren noch gestiegen ist. Hinzu kommt, dass in einigen Ländern die Verschuldung des privaten Sektors sowohl im historischen als auch im internationalen Vergleich hoch blieb und über Schwellenwerten lag, die üblicherweise mit einem Schuldenüberhang assoziiert werden, und dass den Schuldnern erneut die starke Konjunkturdynamik im Euroraum und die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen zugute kamen.

Schaubild 1

Hauptrisiken für die Finanzstabilität im Euroraum Quelle: EZB. Anmerkung: Einschätzung der Finanzstabilität per 29. November 2018.

Die Immobilienmärkte haben 2018 im gesamten Eurogebiet an Dynamik gewonnen. Die stark gestiegenen Wohnimmobilienpreise sorgten auf Euroraum-Ebene weiterhin für leichte Anzeichen einer Überbewertung am Wohnimmobilienmarkt, wobei auf Länderebene eine recht heterogene Entwicklung zu beobachten war. Am Gewerbeimmobilienmarkt lagen die Preissteigerungen in den letzten Jahren deutlich über dem Mietpreisanstieg. Entsprechend sind die Renditen von Gewerbeimmobilien in bester Lage rückläufig und haben im aktuellen Konjunkturzyklus einen neuen Tiefstand erreicht. Dieser Renditerückgang könnte auf eine mögliche Überbewertung der Gewerbeimmobilien hindeuten. Es gibt jedoch auch erste Hinweise dafür, dass der Zyklus inzwischen eine Spätphase erreicht hat.

Das dritte Hauptrisiko für die Finanzstabilität Eingeschränkte Intermediationsfähigkeit steht im Zusammenhang mit den geringen der Banken Gewinnaussichten der Banken im Euroraum und ihrer möglicherweise eingeschränkten Intermediationsfähigkeit. Mit einer Eigenkapitalrendite von rund 6,9 % hat sich die Rentabilität der Banken im Euroraum im dritten Quartal 2018 stabilisiert. Die Solvabilität verbesserte sich weiter, wobei sich für die als bedeutend eingestuften Institute im Euroraum am Ende des dritten Quartals 2018 in Summe eine harte Kernkapitalquote (CET-1) von 14,2 % ergab, gegenüber einem Vorjahresvergleichswert von 14,3 %.

Die Aktienkurse der börsennotierten Banken im Euroraum fielen 2018 angesichts der erhöhten politischen Unsicherheit und Bedenken über den externen Ausblick um rund 30 %. Der Einbruch der Aktienkurse schlug sich in niedrigeren Bewertungskennzahlen nieder: Die größten börsennotierten Banken kamen Ende 2018 aggregiert auf ein Kurs- Buchwert-Verhältnis von 0,6.

Der Bestand an notleidenden Krediten konnte 2018 bei den Banken im Euroraum weiter sukzessive verringert werden, und zwar um 94 Mrd € in den ersten drei Quartalen. Die bedeutenden Institute im Eurogebiet wiesen insgesamt 4,2 % ihrer Kredite und damit weniger als ein Jahr davor (5,2 %) als notleidend aus. Der Abbau erfolgte in den meisten Ländern mit hohen Bestandsquoten weiterhin zügig oder schneller als zuvor. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Entwicklung des Anteils notleidender Kredite am Kreditbestand in diesem Zeitraum zeigt, dass die Rückgänge zumeist das Ergebnis von Sanierungen, Liquidationen oder Abschreibungen waren. Gleichzeitig trug auch ein lebhafterer Sekundärmarkt für wertgeminderte Aktiva wesentlich zum Abbau der notleidenden Kredite bei, wobei die meisten notleidenden Kredite erneut in Italien und Spanien verkauft wurden. Ungeachtet der Transaktionszuwächse kam es am Sekundärmarkt für notleidende Kredite durch diverse Fälle von Marktversagen zu Liquiditätsbeeinträchtigungen. Hier könnten eigene Handelsplattformen für notleidende Kredite mithelfen, Marktversagen zu überwinden, indem sie für mehr Transparenz und eine breitere Anlegerbasis sorgen und eine bessere Koordination ermöglichen.[41]

Das vierte Hauptrisiko für die Finanzstabilität Liquiditätsrisiko in der sind mögliche Liquiditätsengpässe bei Investmentfondsbranche Investmentfonds. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Investitionen in Investmentfonds im Euroraum mit einem Anstieg von 5,7 Billionen € Ende 2008 auf 13,8 Billionen € im Juni 2018 mehr als verdoppelt. Die Investmentfondsbranche verwaltet inzwischen fast 20 % aller Finanzanlagen im Eurogebiet. Riskante Investmentfondsanlagen haben 2018 weiter zugenommen. Gleichzeitig schrumpften die Barmittel der Branche, was die Anfälligkeit der Fonds gegenüber potenziellen Schocks an den internationalen Finanzmärkten erhöhte. Sollten Investoren im großen Stil aus Fonds aussteigen, so wären diese gezwungen, relativ umfangreiche Teile ihrer Portfolios abzustoßen, was wiederum die Marktpreise drücken könnte. Die Anleger sind aufgrund der bestehenden EU-weiten Regeln zum Anlegerschutz und zur Beherrschung fondsspezifischer Probleme zwar gut geschützt, aber das zyklische Risiko im Zusammenhang mit vermehrt eingegangenen Liquiditätsrisiken und die zunehmende Bedeutung der Branche für den Markt geben vermehrt Anlass zur Sorge.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese vier Finanzstabilitätsrisiken eng miteinander verknüpft sind und sich im Krisenfall gegenseitig verstärken könnten.

3.2 Die Makroaufsichtsfunktion der EZB

Makroprudenzielle Politik dient der Begrenzung systemischer Risiken im Finanzsektor. Dabei Makroprudenzielle Maßnahmen zur kommt der EZB eine wichtige Rolle mit Begrenzung von Systemrisiken entsprechenden Befugnissen zu  (siehe SSM- Verordnung). Insbesondere wurde die EZB beauftragt, die makroprudenziellen Maßnahmen zu prüfen, die in den Ländern der Bankenunion von den jeweils zuständigen Behörden auf EU-rechtlicher Grundlage ergriffen wurden, wobei die EZB gegebenenfalls strengere Maßnahmen vorschreiben kann. Im Einvernehmen mit der EZB wurde angesichts der Risikolage im Euroraum 2018 auf nationaler Ebene eine Reihe makroprudenzieller Maßnahmen ergriffen, um das Systemrisiko zu begrenzen, den Bankensektor widerstandsfähiger zu machen und dafür zu sorgen, dass die Realwirtschaft weiterhin in effizienter Weise mit Finanzdienstleistungen versorgt wird. [42]

Kontinuierliche makroprudenzielle Initiativen zum Erhalt der Finanzstabilität

2018 setzte die EZB ihre intensiven Prüfung der Angemessenheit Bemühungen im Bereich der makroprudenzieller Maßnahmen makroprudenziellen Politik fort und leistete einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Finanzstabilität. Zusätzlich zu ihrer umfangreichen Analysearbeit sorgte die EZB für regelmäßige gemeinsame Risikobeurteilungen und für die Koordinierung von Maßnahmen zwischen der EZB und den nationalen Behörden des Euroraums. Darüber hinaus blieben die EZB und die nationalen Behörden im ausführlichen, offenen Dialog über den Einsatz makroprudenzieller Instrumente und die Entwicklung von Methoden zur Prüfung unterschiedlicher Arten von Systemrisiken. Im Zuge dieser Bemühungen konnten die Verfahren und Methoden zur Prüfung systemischer Risiken und der Angemessenheit makroprudenzieller Maßnahmen im Euroraum verbessert werden.

Zudem intensivierte die EZB ihre Bessere Kommunikation der Kommunikation zur makroprudenziellen Politik verschiedenen Aspekte weiter. Sie sorgte für größere Transparenz bei makroprudenzieller Politik ihren laufenden Initiativen und Denkansätzen in diesem Bereich und erhöhte damit das Bewusstsein für dieses Thema in der Öffentlichkeit. Zusätzlich zu Reden, Pressemitteilungen und weiteren Publikationen wie den Occasional Papers veröffentlichte die EZB das zweimal jährlich erscheinende Macroprudential Bulletin, ein wichtiges Kommunikationsinstrument zur Erläuterung des makroprudenziellen Rahmens der EZB und zur Erklärung ihrer Entscheidungsprozesse sowie der analytischen Fortschritte und Beurteilungen in diesem Zusammenhang. Wie bisher veröffentlichte die EZB auf ihrer Website einen Überblick über die aktuell in den Ländern der Bankenunion laufenden makroprudenziellen Maßnahmen.

Makroprudenzielle Beschlüsse im Jahr 2018

Im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags prüfte 103 makroprudenzielle Beschlüsse von die EZB im Berichtsjahr 103 von den nationalen der EZB im Jahr 2018 geprüft Behörden des Euroraums gemeldete makroprudenzielle Beschlüsse über Instrumente zur Begrenzung von zyklischen und strukturellen Systemrisiken sowie weitere Instrumente gemäß Artikel 458 der  Eigenkapitalverordnung (CRR). Die gemeldeten Beschlüsse betrafen zumeist entweder die Festlegung von antizyklischen Kapitalpuffern (AZKPs) oder die Ermittlung global systemrelevanter Institute bzw. anderer systemrelevanter Institute (G-SRIs und A-SRIs), einschließlich der Kalibrierung der für diese Institute geltenden Kapitalpuffer. Der EZB- Rat hatte keine Einwände gegen die 2018 von den nationalen Behörden gemeldeten makroprudenziellen Beschlüsse.

Alle 19 Euro-Länder prüfen vierteljährlich das Geprüfte Beschlüsse dienten der zyklische Systemrisiko und legen auf Basis Festlegung antizyklischer Kapitalpuffer dieser Einschätzung die Höhe ihrer AZKP-Sätze und der Begrenzung struktureller fest. Im Jahr 2018 erhöhten vier Länder ihren Systemrisiken AZKP-Satz: Die slowakische Nationalbank beschloss eine Erhöhung von 0,5 % auf 1,25 % per 1. August 2018 sowie auf 1,5 % per 1. August 2019 mit der Begründung, dass die Slowakei zu den EU-Ländern zählt, in denen sich das Kreditwachstum sowohl im Unternehmenssektor als auch im Haushaltssektor am dynamischsten entwickelt. Ferner beschloss die litauische Zentralbank, den ab dem 31. Dezember 2018 geltenden AZKP-Satz von 0,5 % per 30. Juni 2019 auf 1 % anzuheben. Diese Erhöhung stand nicht in Zusammenhang mit einem übermäßigen zyklischen Risiko, sondern mit veränderten Richtlinien der Zentralbank in Bezug auf die Festlegung des AZKP-Satzes (der bei einem mäßig hohen Risiko nun im positiven Bereich liegt). Zudem entschied sich die irische Zentralbank, per 1. Juli 2019 einen AZKP-Satz von 1 % zu aktivieren, um im Hinblick auf eine effektive Stärkung des Bankensektors möglichst frühzeitig im Zyklus für ein Kapitalpolster zu sorgen und dabei auch dem Umstand der vergleichsweise stark auf externe Entwicklungen reagierenden Finanzstabilitätslage in Irland Rechnung zu tragen. Schließlich führte per 1. Juli 2019 auch der französische Finanzstabilitätsrat (Haut Conseil de Stabilité Financière) einen positiven AZKP-Satz (0,25 %) ein, um die Banken widerstandsfähiger gegenüber zyklischen Risiken zu machen. Dabei berief sich der Finanzstabilitätsrat auf die günstigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen und die anhaltende Beschleunigung des Finanzzyklus.

Was makroprudenzielle Instrumente zur Begrenzung struktureller Systemrisiken angeht, beurteilte die EZB die Beschlüsse nationaler Behörden zu Kapitalpuffern für 106 A-SRIs[43] sowie 3 Beschlüsse zu Systemrisikopuffern. In Bezug auf gemäß Artikel 458 der CRR gemeldete Instrumente beschloss der Finanzstabilitätsrat Frankreichs eine Verschärfung der für stark verschuldete große inländische Nichtfinanzunternehmen geltenden Obergrenzen für Großkredite. Zweck dieser Maßnahme ist es, die aus der Beschleunigung des Finanzzyklus und der tendenziell zunehmenden Verschuldung dieser Unternehmen resultierenden Risiken zu begrenzen. Außerdem schlug die belgische Nationalbank zwei Maßnahmen zur Begrenzung der Risiken aus dem Immobiliengeschäft von IRB-Banken (d. h. der Banken, die bankinterne Ratingverfahren anwenden) vor: erstens einen allgemeinen Risikogewichtsaufschlag von 5 Prozentpunkten für Kundenkreditforderungen, die mit belgischen Immobilien besichert sind, und zweitens eine bankspezifische risikosensitive Komponente bezogen auf das Risikoprofil des jeweiligen Hypothekarkreditportfolios. Zweck dieser Maßnahmen ist es, die IRB-Banken widerstandsfähiger gegenüber makroprudenziellen Risiken zu machen, die sich aus der Dynamik am Immobilienmarkt und der zunehmenden Anfälligkeit von Schuldnern ergeben.

Zusammenarbeit mit dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB)

Die EZB leistete dem ESRB-Sekretariat, das für Fortgesetzte Kooperation mit und das Tagesgeschäft des ESRB zuständig ist, auch Unterstützung des ESRB im Berichtsjahr analytische, statistische, logistische und administrative Unterstützung. Der ESRB ist für die makroprudenzielle Aufsicht über das EU-Finanzsystem sowie für die Prävention und Begrenzung systemischer Risiken zuständig.

Die EZB unterstützte den ESRB regelmäßig sowohl bei der fortlaufenden Identifizierung und Beobachtung potenzieller Systemrisiken als auch ganz allgemein bei seinen Forschungsarbeiten. Beispielsweise arbeitete die EZB mit der Arbeitsgruppe des ESRB zu risikofreien Vermögenswerten zusammen, deren Aufgabe es ist, die praktischen Aspekte von staatsanleihebesicherten Wertpapieren (SBBSs) zu untersuchen. In diesem Zusammenhang wurde ein zweibändiger Bericht über die wichtigsten Ergebnisse der Arbeitsgruppe veröffentlicht. Der Bericht enthält auch die zugrundeliegende technische Analyse. Die EZB leistete zudem Beiträge zu einer Reihe von Diskussionspapieren zum Thema SBBSs.

Mit Blick auf den Nichtbankenfinanzsektor in der EU trug die EZB zur dritten Ausgabe des EU Shadow Banking Monitor bei, der einen Branchenüberblick mit einer Analyse der potenziellen Finanzstabilitätsrisiken gibt. In diesem Bereich beteiligte sich die EZB auch an dem ESRB-Bericht  Macroprudential provisions, measures and instruments for insurance, der im November 2018 veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse dieses Berichts fließen auch in die laufende Solvency-II-Debatte um strengere Regulierungsvorschriften für Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften aus makroprudenzieller Sicht ein.

Unter dem Co-Vorsitz der EZB arbeitete eine Expertengruppe ESRB-Strategien zur Vorlage an den EU-Rat aus, wie systemweite Probleme durch notleidende Kredite zu verhindern sind, unter gebührender Berücksichtigung der prozyklischen Auswirkungen von Maßnahmen zum Abbau der Bestände an notleidenden Krediten sowie der potenziellen Auswirkungen auf die Finanzstabilität. Im veröffentlichten Bericht wurden Gründe für die systemweite Zunahme an notleidenden Krediten aufgelistet. Die Schlussfolgerung war, dass keine grundlegenden Änderungen des bestehenden makroprudenziellen Instrumentariums nötig seien, aber einige Nachbesserungen in Betracht gezogen werden sollten.

Des Weiteren führte die EZB den Vorsitz der Arbeitsgruppe, die im Auftrag des ESRB die adversen Szenarien für die Stresstests 2018 sowohl der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde als auch der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung entwickelte. Dabei leistete die EZB auch wichtige Unterstützung im technischen Bereich und bei der Modellierung. Im Dezember 2018 lud die EZB zudem zum jährlichen Stresstest-Workshop.

Schließlich unterstützte die EZB den ESRB auch im Berichtsjahr bei der Analyse der Datenmengen, die aufgrund der Europäischen Marktinfrastrukturverordnung verfügbar wurden. In diesem Zusammenhang konnten die Datenerfassung, -verarbeitung und - analyse auf Tagesdaten umgestellt werden. Dank dieser Analysearbeit können der ESRB, seine beratenden Ausschüsse und ihre Subgremien die Entwicklung an den Derivatemärkten nun umfassender und zeitnäher verfolgen.

Nähere Informationen zum ESRB finden sich auf dessen Website sowie in den ESRB- Jahresberichten.

3.3 Aufsichtsaktivitäten zur Sicherung der Stabilität auf Einzelbankebene

Die EZB-Bankenaufsicht leistete auch im Berichtsjahr wieder einen Beitrag zur Stabilität des europäischen Bankensektors sowie zur Gewährleistung gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Banken im Euroraum. Obwohl die Banken des Euroraums in den vergangenen Jahren ihre Risikotragfähigkeit verbessern konnten, stehen sie noch immer vor beträchtlichen Herausforderungen.

Nicht zuletzt machen den Banken im Euroraum Schlechte Rentabilität – eines der ausbleibende Gewinne zu schaffen. Auch wenn dringlichsten Probleme der Euroraum- sich die Lage diesbezüglich etwas entspannt Banken hat, stehen sie nach wie vor unter Druck, ihre Geschäftsmodelle im Sinne der Nachhaltigkeit anzupassen. So müssen sie weiter Mittel und Wege suchen, um über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg profitabel zu sein. 2018 schloss die EZB eine  thematische Überprüfung der Rentabilität und der Geschäftsmodelle von Banken ab und veröffentlichte deren Ergebnisse. Die Überprüfung ergab einen sehr heterogenen Befund und zeigte auf, dass die Rentabilität einer Bank maßgeblich von der strategischen Steuerung bestimmt wird. Die EZB- Bankenaufsicht wird die Situation weiter beobachten und die Geschäftsmodelle der Banken kritisch hinterfragen.

Als belastend für den Bankensektor des Lösung des Problems notleidender Euroraums erweisen sich neben der Rentabilität Kredite hat Priorität auch nach wie vor Altlasten wie notleidende Kredite. Letztere drücken die Gewinne der Banken, beeinträchtigen ihre Widerstandsfähigkeit und schränken die Banken in ihren Möglichkeiten ein, die Realwirtschaft mit Finanzmitteln zu versorgen. Zwar sind hier in erster Linie die betroffenen Banken selbst gefordert, doch hat die Lösung des Problems oberste Priorität, sowohl für die EU-Behörden im Allgemeinen (was im Aktionsplan der EU für den Abbau notleidender Kredite in Europa zum Ausdruck kommt) als auch für die EZB- Bankenaufsicht im Besonderen. Bereits im März 2017 hatte die EZB-Bankenaufsicht einen qualitativen Leitfaden für Banken zum Umgang mit notleidenden Krediten veröffentlicht. Im März 2018 erschien eine Ergänzung zu diesem Leitfaden, in der die aufsichtliche Erwartungshaltung zur Risikovorsorge für neue notleidende Kredite dargelegt wurde. Im Juli 2018 kündigte die EZB-Bankenaufsicht weitere Schritte beim aufsichtlichen Ansatz für den Bestand an notleidenden Krediten an.

Während des gesamten Berichtsjahrs hindurch Verbesserte Aufsichtsinstrumente und - arbeitete die EZB-Bankenaufsicht an der methoden Verbesserung ihrer Instrumente und Methoden. Nach Einleitung eines öffentlichen Konsultationsverfahrens im März 2018 veröffentlichte die EZB-Bankenaufsicht im November 2018 Endfassungen der Leitfäden für Banken zur Kapital- und Liquiditätssteuerung, d. h. für die bankinternen Prozesse zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung (ICAAP) bzw. Liquiditätsausstattung (ILAAP). Im Zusammenhang mit der laufenden gezielten Überprüfung interner Modelle (TRIM) veröffentlichte die EZB-Bankenaufsicht zudem im November 2018, nach Abschluss eines öffentlichen Konsultationsverfahrens, das  erste Kapitel ihres Leitfadens zu internen Modellen. Des Weiteren gab sie Leitfäden zur Prüfung der Zulassungsanträge von Banken und FinTech-Kreditinstituten heraus. Ein im September 2018 veröffentlichter Leitfaden befasst sich mit Vor-Ort-Prüfungen und Überprüfungen interner Modelle. Darin erläutert die EZB-Bankenaufsicht ihre Vorgehensweise bei solchen Prüfungen. Die EZB-Bankenaufsicht beteiligte sich auch am Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde bei EU-Banken (siehe Kasten 4).

2018 war die EZB-Bankenaufsicht überdies an den Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Ausfall einer bedeutenden Bank des Euroraums beteiligt. Dieser Fall zeigte, wie wichtig es ist, die Regeln für den Umgang mit zahlungsunfähigen Banken weiter zu harmonisieren. Er zeigte zudem, dass es auch bei der Bekämpfung von Geldwäsche einer besseren Abstimmung auf europäischer Ebene bedarf, auch wenn hier die EZB keine entsprechenden Befugnisse besitzt.

Weitere Erläuterungen zur EZB-Bankenaufsicht finden sich auf ihrer Website sowie im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2018.

Kasten 4 Der EU-weite Bankenstresstest 2018

Aufbau des Stresstests 2018 und Beteiligung der EZB Beim EU-weiten Stresstest 2018, für dessen Gesamtkoordination die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) verantwortlich zeichnete, war die EZB sowohl an den Vorbereitungen als auch an der Durchführung beteiligt. Ziel des Stresstests war die Beurteilung der Risikotragfähigkeit von Finanzinstituten. Zu diesem Zweck wurden in einem Basisszenario und einem adversen Szenario die wichtigsten Schwachstellen ermittelt. In weiterer Folge fließen die quantitativen und qualitativen Ergebnisse des Stresstests auch in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) ein. Im Vorfeld des Stresstests arbeitete die EZB an der Entwicklung des Basisszenarios und des adversen Szenarios mit. Das adverse Szenario wurde gemeinsam mit dem ESRB und der EBA sowie in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Aufsichtsbehörden (NCAs) erarbeitet. Zusammen mit den NCAs wirkte die EZB auch aktiv an der Entwicklung der Stresstestmethodik der EBA mit. Die größte methodische Herausforderung beim Stresstest 2018 war die Einführung des internationalen Rechnungslegungsstandards 9 (IFRS 9), die mehrere Risikoarten beeinflusste (Kreditrisiko, Marktrisiko und Nettozinsertrag). Außerdem legte die EZB nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten von EBA und NCAs offizielle Referenzwerte für das Kreditrisiko fest. Seitens der Aufsicht wird erwartet, dass die Banken diese Werte jenen Portfolios zugrunde legen, für die keine geeigneten Kreditrisikomodelle verfügbar sind.

Nach dem Start des EU-weiten Stresstests am 31. Januar 2018 war die EZB für den Qualitätssicherungsprozess bei den von ihr direkt beaufsichtigten Instituten zuständig. Aufgrund der Einführung von IFRS 9 wurde der für den Stresstest 2018 vorgesehene Zeitrahmen im Vergleich zu den Vorjahren ausgeweitet, um den Banken mehr Zeit für die Übermittlung der Stresstestdaten zu geben. Kernziel der Qualitätssicherung, die gemeinsam von der EZB und den NCAs durchgeführt wurde, war die Sicherstellung der korrekten Anwendung der einheitlichen EBA-Methodik bei den einzelnen Banken. Am Qualitätssicherungsprozess waren über 200 Mitarbeitende der EZB beteiligt. Von der mikroprudenziellen Funktion der EZB waren Mitglieder der gemeinsamen Aufsichtsteams verantwortlich für die gründliche Analyse der von den Banken übermittelten Projektionen, wobei bankspezifische Merkmale berücksichtigt wurden. Außerdem waren sie für den direkten Kontakt mit den Banken zuständig. Horizontale Bottom-up-Teams prüften die Einhaltung der methodischen Anforderungen sowie im Rahmen von Peer-Group-Vergleichen die Konsistenz und Glaubwürdigkeit der Ergebnisse der einzelnen Banken. Top-down-Teams der makroprudenziellen Funktion der EZB untersuchten die von den Banken übermittelten Stresstestdaten anhand ihrer Top-down-Modelle. Der Qualitätssicherungsprozess wurde von einem eigenen Projektmanagementteam sowie von Infrastrukturteams und Länderkoordinatoren unterstützt, die die Interaktionen mit den nationalen Behörden erleichterten.

Von den 48 Banken, die am Stresstest der EBA teilnahmen, werden 33 direkt von der EZB beaufsichtigt. 70 % der gesamten Bankaktiva im Euroraum entfallen auf diese 33 Banken. Am 2. November 2018 veröffentlichte die EBA die Einzelergebnisse aller 48 teilnehmenden Banken zusammen mit ausführlichen Bilanz- und Forderungsdaten (Stand: Ende 2017). Parallel zum EBA-Stresstest für die 33 direkt von der EZB beaufsichtigten Banken führte die EZB einen eigenen SREP-Stresstest für weitere 54 direkt von ihr beaufsichtigte Banken durch, die nicht Teil der EBA-Stichprobe sind.[44] Dieser Stresstest beruhte auf derselben Methodik und identischen Stressszenarien wie der EU-weite Stresstest, jedoch kamen weniger komplexe Ansätze und weniger strenge Meldeschwellen zur Anwendung, um eine verhältnismäßige Behandlung kleinerer Banken zu gewährleisten.

Davor hatte die EZB zudem die vier von ihr direkt beaufsichtigten griechischen Banken einem vorgezogenen Stresstest unterzogen. Methodik, Stressszenarien und Qualitätssicherungsansatz entsprachen denen des EU-weiten EBA-Stresstests, jedoch war der Test vorgezogen worden, um ihn noch vor Ende des dritten Hilfsprogramms des 0.2% Europäischen Stabilitätsmechanismus für Griechenland abschließen zu können.

Die Stressszenarien  Gegenstand des adversen Szenarios für den Stresstest 2018 war eine Reihe konsistent definierter makrofinanzieller Schocks, die bei einer Krise eintreten könnten, nämlich Jahresberichtjeweils kumuliert 2018 für den Euroraum ein BIP-Rückgang um 2,4 %, ein Immobilienpreisverfall um 17 % und ein Aktienkurseinbruch um 31 %.  Publications Das Jahr im Überblick   Search this publication  Damit waren die wesentlichen Systemrisiken abgedeckt, die zu Beginn des Stresstestprozesses identifiziert worden waren, unter anderem: a) eine plötzliche und erhebliche Neubewertung der Risikoprämien an den globalen Finanzmärkten, b) Bedenken hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit im öffentlichen und im privaten Sektor, c) eine negative Rückkopplung zwischen schwacher Rentabilität der Banken und Das Jahr im Überblick niedrigem nominalem Wachstum sowie d) Liquiditätsrisiken im Das Jahr in Zahlen Nichtbankenfinanzsektor mit potenziellen Ansteckungseffekten auf das Finanzsystem insgesamt.  1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial Um der langen Zeitspanne zwischen dem Start des EBA-Stresstests Anfang 2018 und bei zunehmendem Kostendruck  der Veröffentlichung der Ergebnisse Rechnung zu tragen, führte die EZB zusätzliche 1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger Sensitivitätsanalysen zur aktuellen Risikolage im weiteren Jahresverlauf durch –  ausgewogen beispielsweise zum Risiko eines Konjunktureinbruchs in den für die Banken des  Euroraums wichtigsten Schwellenländern sowie weiterer Anspannungen an den 1.2 Anhaltender Aufschwung trotz Staatsanleihemärkten. Diese Analyseergebnisse wurden im Financial Stability Review nachlassender Wachstumsdynamik (FSR) vom November 2018 veröffentlicht. Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung

Ergebnisse des EBA-Stresstests 2018 und wichtigste Erklärungsfaktoren 1.3 Inflation auf höherem Niveau

Die Anwendung des adversen Szenarios führte bei den von der EZB direkt 1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen beaufsichtigten 33 Banken unter Annahme bereits vollständig umgesetzter unterstützten Kredit- und regulatorischer Eigenkapitalanforderungen zu einem Rückgang der harten Geldmengenwachstum Kernkapitalquote (CET1-Quote) um insgesamt 3,8 Prozentpunkte, nämlich von 13,7 % Ende 2017 auf 9,9 % Ende 2020. Ein Teil dieses Rückgangs – 0,3 Prozentpunkte – ist dabei auch auf die erstmalige Anwendung der ab 1. Januar 2018 geltenden IFRS-9- Bestimmungen zurückzuführen. Verglichen mit dem Stresstest 2016 ergab sich ein um 2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und 0,5 Prozentpunkte stärkerer Rückgang der CET1-Quote. Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot

Ein erster wichtiger Faktor für den Rückgang der Kernkapitalquote beim adversen makroökonomischen Szenario waren die Wertminderungen bei Krediten, die sich zum Großteil durch das verschärfte Szenario und die Einführung von IFRS 9 (wonach insbesondere Risikovorsorgen für erwartete Kreditausfälle über die gesamte Kreditlaufzeit zu bilden sind) erklären lassen. Der Bestand an notleidenden Krediten fiel beim Stresstest 2018 angesichts der Fortschritte bei der Sanierung der Bankbilanzen weniger stark ins Gewicht als 2016. Bedeutenden Einfluss auf das Ergebnis hatte zweitens ein Schock bezüglich der Refinanzierungsspreads mit entsprechenden Auswirkungen auf das Marktrisiko der Banken, wobei höhere langfristige Zinssätze teilweise einen gegenläufigen Effekt hatten. Ein dritter wichtiger Erklärungsfaktor schließlich waren die Auswirkungen von Marktpreisschocks und Liquiditätsschocks auf zum Zeitwert bewertete Portfolios. Die umfassende Neubewertung dieser Portfolios wirkte sich bei den global systemrelevanten Banken (G-SIBs) am stärksten aus. Allerdings konnten diese Institute ihre Verluste mit höheren Einnahmen aus dem Kundengeschäft weitgehend wettmachen. Zudem wirkte sich der Stresstest bei den G- SIBs stärker als bei anderen Banken auf die Liquiditätsreserven und die Reserven für Modellunsicherheiten aus. Ein weiterer wichtiger Bestimmungsfaktor war, dass das Nettoprovisionsergebnis unter erheblichen Druck geriet.

Dass der Rückgang der CET-1-Quote stärker ausfiel als vor zwei Jahren war darüber hinaus auf eine Methodik mit höherer Risikosensitivität zurückzuführen. Dieser Effekt wurde nur teilweise durch eine verbesserte Werthaltigkeit der Aktiva (nicht zuletzt aufgrund des erfolgreichen Abbaus notleidender Kredite) und durch die Vorteile aus dem stärkeren Anstieg der langfristigen Zinssätze im adversen Szenario ausgeglichen.

Trotz des stärkeren Rückgangs lag die aggregierte CET1-Quote nach dem Stressszenario – und unter Annahme bereits vollständig umgesetzter regulatorischer Eigenkapitalanforderungen – mit 9,9 % über dem 2016 verzeichneten Wert von 8,8 %. Grund dafür waren die anhaltenden Bemühungen der Banken, Altlasten abzubauen, und die stetige Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis in den vergangenen Jahren. Die Stresstestergebnisse bestätigten, dass die teilnehmenden Banken für makroökonomische Schocks besser gerüstet sind. Allerdings legte der Stresstest auch Schwachstellen bei einzelnen Banken offen und lieferte darüber hinaus wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Stresstest- und Risikomanagementkompetenzen der Banken. Hier können die Aufseher nun ansetzen. Die in der jüngsten Ausgabe des FSR veröffentlichten Ergebnisse der zusätzlichen Sensitivitätsanalysen zeigen, dass bei der CET1-Quote unter Einbeziehung der aktuellsten Risikodynamik gegenüber dem zuvor ermittelten Minus von 3,8 Prozentpunkten mit einem weiteren Rückgang um 0,3 bis 0,7 Prozentpunkte zu rechnen gewesen wäre.

3.4 Beitrag der EZB zur Stärkung der Banken- und Kapitalmarktunion

Zehn Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise sind die wichtigsten Finanzsektor durch Regulierungsreformen, die zur Stärkung des Regulierungsreformen nach der Krise Finanzsektors beigetragen haben, weitgehend gestärkt, aber weitere Anstrengungen umgesetzt. Im vergangenen Jahrzehnt wurden vonnöten erhebliche Fortschritte erzielt, doch noch sind eine Reihe rechtlicher und institutioneller Herausforderungen zu bewältigen, bevor die europäischen Banken wirklich in einem integrierten System operieren und die Nutzer von Finanzdienstleistungen von einem stärker integrierten gemeinsamen Bankenmarkt profitieren können. Weitere Anstrengungen sind auch im Hinblick auf die Entwicklung der Kapitalmärkte notwendig, und gleichzeitig muss der regulatorische und aufsichtsrechtliche Rahmen für den Nichtbankenfinanzsektor gestärkt werden.

2018 hat sich die EZB weiter am Diskurs rund Vollendung der Bankenunion und der um die Vollendung der Banken- und der Kapitalmarktunion Kapitalmarktunion beteiligt. Beide Initiativen tragen zu einem reibungsloseren Funktionieren der Wirtschafts- und Währungsunion bei. Der Aufbau eines gemeinsam finanzierten Absicherungsmechanismus („Backstop“, „gemeinsame Letztsicherung“) für den Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) und der Aufbau eines europäischen Einlagensicherungssystems (EDIS) wird die Finanzmarktintegration vorantreiben und die Glaubwürdigkeit der Bankenunion stärken. Stärker integrierte Finanzmärkte wiederum werden für eine effizientere Kreditvergabe sorgen, mehr Risikoteilung im privaten Sektor ermöglichen und dazu beitragen, dass die Realwirtschaft aus einer breiteren Palette von Finanzierungsmöglichkeiten wählen kann.

Im Juni 2018  einigten sich die Staats- und Weitere Fortschritte auf dem Weg zur Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedstaaten auf Bankenunion erste Beschlüsse zur Reform der WWU, darunter auch auf einen Beschluss zur Vollendung der Bankenunion. Demnach soll der gemeinsame Absicherungsmechanismus für den SRF auf dem Europäischen Stabilitätsmechanismus aufbauen. Die diesbezüglichen Vorgaben wurden daraufhin im Dezember 2018 gebilligt. Zudem beschlossen die Staats- und Regierungschefs die Ausarbeitung eines Fahrplans für die Aufnahme politischer Verhandlungen über das europäische Einlagensicherungssystem. Im Dezember 2018 einigten sie sich darauf, eine hochrangige Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung der nächsten Schritte in Sachen EDIS zu beauftragen.

Im Rahmen ihrer Unterstützungsarbeit für die Backstop-Regelung für den SRF EU-Gremien, die mit dem Aufbau des gemeinsamen Absicherungsmechanismus für den SRF betraut sind, legte die EZB ihre Sichtweise in Form einer rechtlichen  Stellungnahme zu einem Vorschlag für eine Verordnung über die Einrichtung des Europäischen Währungsfonds dar. Insbesondere sprach sich die EZB dafür aus, die Backstop-Regelung so gestalten, dass dadurch alle etwaigen Maßnahmen des SRB, inklusive der Gewährung von Solvenzhilfe und Liquiditätsunterstützung im Abwicklungsfall, abgedeckt werden können. Zudem müssten Entscheidungen über diesbezügliche Auszahlungen schnell fallen können, damit es zu keinen Verzögerungen beim Erlass und der Umsetzung von Abwicklungsbeschlüssen des SRB kommt.

Ferner ist festzuhalten, dass aus EZB-Sicht eine Mit der erzielten Risikominderung sind entsprechende Risikominderung erzielt worden Fortschritte in der politischen EDIS- ist, um nun auf politischer Ebene die EDIS- Debatte möglich geworden Debatte voranbringen zu können. Wichtig ist in dieser Hinsicht, dass bei der weiteren Umsetzung der  Fahrplan vom Juni 2016 möglichst genau beachtet wird. Was die Vorgaben für eine effektive Umsetzung des EDIS angeht, ist die EZB der Ansicht, dass sich diese nach dem Ausmaß der Risikoteilung in der ersten Ausbauphase des EDIS richten müssen. Im Hinblick auf mögliche Alternativen für die erste Ausbauphase sprach sich die EZB für die Einrichtung eines zentralen Fonds aus, um eine ausreichende Dotierung zu gewährleisten und entsprechende Weichen für rasche gemeinsame Beschlussfassungen auf europäischer Ebene zu stellen.

Die EZB brachte auch im Berichtsjahr ihre technische Expertise zum EDIS ein. Insbesondere legte sie der Ad-hoc-Arbeitsgruppe zur Stärkung der Bankenunion eine aktualisierte quantitative Analyse zur Leistungsfähigkeit des EDIS vor.[45] Aus Analysesicht wären mit einem vollständig dotierten europäischen Einlagensicherungsfonds die Auszahlungen in einer Höhe gesichert, wie sie bei einem äußerst gravierenden Schock zu erwarten sind. Zudem würde es selbst bei länderspezifischen Schocks zu keiner unerwünschten systematischen Quersubventionierung innerhalb des EDIS kommen, d. h. es wäre nicht möglich, dass einige Bankensysteme systematisch weniger Beiträge leisten als sie Mittel erhalten.

Die EZB verfolgte in diesem Zusammenhang Beitrag der EZB zur Debatte über auch aufmerksam die Diskussionen rund um Maßnahmen zur Risikominderung Maßnahmen zur Risikominderung und leistete entsprechende Beiträge. Wie in den  Schlussfolgerungen des Rates vom Juni 2016 festgehalten, müssen zur Vollendung der Bankenunion weitere Schritte zur Risikominderung und Risikoteilung im Finanzsektor unternommen werden. Dass weitere Anstrengungen zum Abbau von Risiken unternommen werden, liegt im direkten Interesse der EZB als Zentralbank und Bankenaufsichtsbehörde, denn dies macht das Bankensystem und die Bankenunion als Ganzes widerstandsfähiger. Mit dem  Monitoring Report on Risk Reduction legte die EZB 2018 gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Einheitlichen Abwicklungsausschuss eine aktualisierte Risikoanalyse zur Bankenunion vor. Schließlich erläuterte der Präsident der EZB in einer Rede am Europäischen Hochschulinstitut im Mai 2018, dass die Differenzierung zwischen Risikominderung und Risikoteilung, die die aktuelle Debatte prägt, in vielerlei Hinsicht künstlich ist. Mit dem richtigen Rechtsrahmen würden sich die beiden Ziele nämlich gegenseitig verstärken.

Die EZB war von Anfang an eine starke EZB ist starke Befürworterin einer Befürworterin der Idee einer Kapitalmarktunion Kapitalmarktunion. Wie im  Financial Stability Review der EZB vom November 2018 festgehalten, sind hier Fortschritte vonnöten, denn eine voll ausgebaute Kapitalmarktunion kann wachstumsfördernd wirken und eine zentrale Rolle bei der Stärkung der Finanzarchitektur und der Aufsichtsmechanismen in der EU spielen. Entsprechend wäre es bei der Umsetzung einer vollständigen Kapitalmarktunion ganz entscheidend, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde stärker einzubinden. Dem Abschluss diverser Gesetzesinitiativen, die im Aktionsplan der Europäischen Kommission zur Schaffung einer Kapitalmarktunion vorgesehen sind, kommt diesbezüglich entscheidende Bedeutung zu. Darüber hinaus zeigte die EZB in ihrem  Bericht zur Finanzmarktintegration in Europa vom Mai 2018 gestützt auf ihre Forschungsarbeiten verschiedene Wege auf, über die sich der Nutzen aus der Risikoteilung im Rahmen der Kapitalmarktunion weiter steigern ließe. Konkret angeführt wurden die Rolle der Rentenreformen und institutionellen Anlagen, der Wert einer besseren Finanzbildung und die Bedeutung einer weiteren Harmonisierung der europäischen Insolvenzregelungen.

Wie die im Aktionsplan der Europäischen Instrumentarium zur Risikobegrenzung Kommission zur Schaffung einer im Nichtbankenfinanzsektor vonnöten Kapitalmarktunion festgelegten Ziele zeigen, dürfte der Nichtbankenfinanzsektor eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung der Realwirtschaft im Euroraum spielen. Daraus ergeben sich zahlreiche Chancen für eine stärkere Diversifizierung des Finanzsystems. Gleichzeitig kann es zu einer Verl agerung bestehender Risiken kommen bzw. können neue Risiken entstehen, wenn Finanzintermediationsleistungen vermehrt von Finanzinstituten außerhalb des Bankensektors erbracht werden. Die EZB hat deshalb 2018 darauf hingewiesen, wie wichtig die Entwicklung eines Instrumentariums zur Risikobegrenzung im Nichtbankenfinanzsektor ist. Beispielsweise sollten im Rahmen der EU-Gesetzgebung makroprudenzielle Instrumente geschaffen werden, mit denen sich systemische Risiken im Zusammenhang mit Liquiditätsinkongruenzen und der Nutzung von Hebelfinanzierungen bei Investmentfondsanlagen begrenzen lassen.

4 Reibungsloser Betrieb der Marktinfrastrukturen und des Zahlungsverkehrs

Das Eurosystem spielt bei der Entwicklung, beim Betrieb und bei der Überwachung der Marktinfrastrukturen, die europaweit einen reibungslosen Zahlungsverkehr sowie Wertpapier- und Sicherheitentransaktionen ermöglichen, eine zentrale Rolle. Seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 hat das Eurosystem wesentlich zur Neugestaltung und Konsolidierung der Infrastrukturen für den Großbetragszahlungsverkehr, für Nachhandelsdienstleistungen für Finanzinstrumente und zuletzt für Massenzahlungen in Echtzeit (Instant Payments) beigetragen. Darüber hinaus verfolgt das Eurosystem zur Wahrung der Sicherheit und Effizienz der Finanzmarktinfrastrukturen die Entwicklungen im Zuge des digitalen Wandels.

4.1 TARGET-Services

Die TARGET-Services des Eurosystems umfassen die folgenden drei Komponenten: a) TARGET2, ein Bruttozahlungsverkehrssystem für die Echtzeitabwicklung von auf Euro lautenden Zahlungen im Zusammenhang mit den geldpolitischen Geschäften des Eurosystems sowie von Interbank- und Kundenzahlungen, b) TARGET2-Securities (T2S), eine einheitliche Plattform für die europaweite Wertpapierabwicklung, und c) TARGET Instant Payment Settlement, kurz TIPS, ein System, das es Zahlungsdienstleistern ermöglicht, ihren Kundinnen und Kunden rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr Überweisungen in Echtzeit anzubieten. Die Abwicklung erfolgt in allen drei Fällen in Zentralbankgeld, wodurch das Kreditrisiko im Abwicklungsprozess eliminiert wird.

TARGET2 wird von mehr als 1 700 Banken genutzt, um Transaktionen in Euro – entweder im eigenen Namen oder im Auftrag ihrer Kunden – zu veranlassen. Insgesamt sind weltweit mehr als 52 000 Banken (einschließlich Zweigstellen und Tochterbanken) über TARGET2 erreichbar. 2018 wurden in TARGET2 im Tagesdurchschnitt 346 834 Zahlungen mit einem Durchschnittswert von 1,7 Billionen € durchgeführt.

Für T2S war die Anbindung der dänischen Krone Mehrwährungsfähigkeit von T2S an die Abwicklungsplattform – genau ein Jahr ermöglicht Anbindung der dänischen nach der letzten Migrationswelle – ein wichtiger Krone Meilenstein. Damit kommt zum ersten Mal die Mehrwährungsfunktionalität von T2S zum Einsatz, die es ermöglicht, in T2S Transaktionen in Fremdwährung nach dem Prinzip „Lieferung gegen Zahlung“ abzuwickeln. 2018 wurden von T2S im Tagesdurchschnitt 572 172 Geschäfte mit einem Durchschnittswert von 925,69 Mrd € durchgeführt.

Im November 2018 startete das Eurosystem den Betrieb von TIPS, einem rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr verfügbaren Service zur finalen und unwiderruflichen Abwicklung von Echtzeit-Zahlungen in Euro in weniger als zehn Sekunden. TIPS wurde entwickelt, um europaweit die Durchführung von Echtzeitzahlungen voranzutreiben. Es basiert auf dem SEPA-Überweisungssystem für Sofortzahlungen (SCT Inst), das bereits von mehr als 2 000 Zahlungsdienstleistern in 16 Ländern für europaweite Echtzeitzahlungen genutzt wird, und wurde als Erweiterung von TARGET2 konzipiert; dadurch kann TIPS auf einem bereits bestehenden großen europaweiten Teilnehmerkreis aufbauen.

TIPS profitiert vom vorhandenen Netz von Seit dem Start von TIPS im TARGET2-Teilnehmern und adressierbaren BICs November 2018 können Überweisungen (Business Identifier Codes) und hat somit das zwischen Privatpersonen bzw. Potenzial, eine große Reichweite bzw. einen Unternehmen in weniger als zehn hohen Nutzungsgrad zu erreichen. Dank Sekunden durchgeführt werden flexibler Zugangsmöglichkeiten können die Nutzer auf unterschiedliche Weise mit TIPS Nachrichten austauschen.

4.2 Gewährleistung sicherer und effizienter Finanzmarktinfrastrukturen in Zeiten des digitalen Wandels

Nicht nur der voranschreitende europäische Integrationsprozess, auch der fundamentale digitale Wandel im Finanzsektor und in der Gesellschaft insgesamt prägen die aktuellen Entwicklungen im Bereich Finanzmarktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr. In seiner Rolle als Katalysator stellt sich das Eurosystem dieser doppelten Herausforderung durch die Förderung von Integration und Innovation. Darüber hinaus sorgt es im Rahmen seiner Überwachungsfunktion für die Stärkung der Sicherheit und Effizienz der Marktinfrastrukturen und des Zahlungsverkehrs.

Im Zahlungsverkehr treibt das Eurosystem den Integrations- und Innovationsprozess stetig voran. Eine Bewertung der Migration zu SEPA (Single Euro Payments Area) zeigte, dass die Standardisierung von Euro-Überweisungen und -Lastschriften erfolgreich umgesetzt wurde und die Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr positiv sind. Allerdings ist das Problem der „IBAN-Diskriminierung“, d. h. der Ablehnung von Kontonummern aus dem EU-Ausland durch Lastschriftgläubiger, noch nicht zur Gänze gelöst. Ferner müssen weitere Schritte zur Entwicklung elektronischer Lösungen für SEPA-Lastschriftmandate gesetzt werden, und auch bei den SEPA-Kartenzahlungen besteht noch Handlungsbedarf. Die EZB hält die Betreiber und Entwickler europäischer Kartensysteme an, Interoperabilität und Reichweite zu verbessern; letztlich soll europaweit an jedem Terminal mit jeder Karte bezahlt werden können.

Unter Federführung des Euro Retail Payments Board (ERPB), einem hochrangigen Forum unter Vorsitz der EZB zur Förderung der Entwicklung eines integrierten, innovativen und kompetitiven Marktes für Massenzahlungen in Euro in der EU, wurden die Arbeiten zur Kartenstandardisierung fortgesetzt. Weitere Schwerpunkte des ERPB bestanden in der Förderung von Innovationen im Bereich Echtzeit-Massenzahlungen, Mobiltelefonzahlungen zwischen Einzelpersonen und der Barrierefreiheit von Massenzahlungssystemen.

Das ERPB beschloss ferner gemeinsame technische, operative und betriebswirtschaftliche Anforderungen zur Gewährleistung effizienter europaweiter Zahlungsauslösedienste. Dabei handelt es sich um Online-Anbieter, die auf das Zahlungskonto eines Users zugreifen, um in dessen Auftrag und mit dessen Einwilligung und Authentifizierung eine Zahlung auszulösen. In Bezug auf die elektronische Rechnungsstellung lag der Schwerpunkt der ERPB-Aktivitäten auf der Festlegung einer auf ISO 20022 basierenden Zahlungsaufforderungsnachricht und der weiteren Harmonisierung elektronischer Rechnungserstellungs- und Zahlungslösungen.

Im Wertpapierbereich setzte das Eurosystem sein Engagement für  T2S und die Harmonisierung im Nachhandel fort und passte seinen Überwachungsrahmen an, um dem Abschluss der T2S-Migration Rechnung zu tragen. Bereits 85 % der T2S-Märkte erfüllen die T2S-Harmonisierungsstandards, allerdings besteht auf Marktebene noch Handlungsbedarf im Hinblick auf den Erfüllungsgrad der T2S-Corporate Actions Standards.

Auf Grundlage der ISO 20022-Nachrichten für das Sicherheitenmanagement legte die EZB gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren am europäischen Finanzmarkt eine erste Reihe harmonisierter Geschäftsprozesse und -abläufe vor. Konkret wurden 2018 ein  Bericht über die Harmonisierung des Sicherheitenmanagements durch Dritte und ein  Bericht über die Harmonisierung von Kapitalmaßnahmen von Unternehmen veröffentlicht; die EZB zählt bei der Umsetzung der in diesen Berichten dargelegten Harmonisierungsvorschläge auf die Unterstützung durch Marktteilnehmer. Ziel ist dabei insbesondere, die Entwicklung des neuen Eurosystem Collateral Management System (ECMS) zu fördern.

Im Bereich FinTech wurden die Forschungsarbeiten zur potenziellen Forschungsarbeiten über die Implikationen der Nutzung der Distributed-Ledger- Distributed-Ledger-Technologie (DLT) für die Technologie für europäischen Finanzmarktinfrastrukturen Finanzmarktinfrastrukturen vertieft und ausgeweitet. Das gemeinsame Forschungsprogramm der EZB und der Bank of Japan zur Beurteilung des möglichen Einsatzes von DLT in Finanzmarktinfrastrukturen wurde im Berichtsjahr mit dem Abschluss der  Phase 2 von Project Stella fortgeführt. Dabei wurde ein innovativer Ansatz analysiert, mit dessen Hilfe Interoperabilität zwischen Ledgers ohne Verbindungen zueinander oder ohne die Notwendigkeit für institutionelle Regelungen erzielt werden kann.

Das Eurosystem formuliert die Ziele seiner Überwachungstätigkeit mit Blick auf die Gewährleistung von Sicherheit und Effizienz in einschlägigen Verordnungen, Standards, Leitlinien und Empfehlungen. Es erfüllt seine Überwachungsaufgaben durch die Erhebung relevanter Informationen, deren Analyse in Bezug auf die Überwachungsziele und – wo angezeigt – die Veranlassung von Änderungen. Im Berichtsjahr konnte das Eurosystem seine Überwachungsfunktion durch Verbesserungen bei der Meldung schwerwiegender Vorfälle durch Zahlungsdienstleister[46] bzw. Anbieter von Zahlungsverkehrssystemen und Zahlungssystemen weiter stärken.

Im Zusammenhang mit seiner laufenden Überwachungstätigkeit im Hinblick auf Kartenbetrug veröffentlichte das Eurosystem 2018 seinen fünften Bericht über Kartenbetrug. Dieser zeigt eine Trendumkehr in Form eines leichten Rückgangs bei betrügerischen Transaktionen mit im Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) ausgegebenen Karten und eine deutliche Verringerung von Betrugsfällen an Geldausgabeautomaten. Tendenziell steigend ist hingegen der Online-Kartenbetrug, auf den fast drei Viertel aller Kartenbetrugsfälle entfallen, wobei zuletzt allerdings die Betrugsfälle weniger stark zugenommen haben als das sogenannte Distanzgeschäft („Card not present“-Transaktionen) insgesamt.

Im Rahmen der Überwachung von Wertpapierabwicklungssystemen beteiligt sich die EZB gemeinsam mit den anderen Notenbanken des Euroraums gemäß  Zentralverwahrerverordnung als die den Euro ausgebende Zentralbank am Zulassungsprozess für Wertpapier-Zentralverwahrer sowie an deren regelmäßiger Überprüfung und Überwachung. Im Berichtsjahr legte das Eurosystem Stellungnahmen zur Zulassung von fünf Zentralverwahrern sowie eine Stellungnahme zur Zulassung eines Zentralverwahrers für bankbezogene Hilfsdienste vor.

Ferner wurde 2018 die erste umfassende Bewertung von T2S seit dessen Inbetriebnahme im Hinblick auf die  von CPMI/IOSCO formulierten Prinzipien für Finanzmarktinfrastrukturen auf den Weg gebracht. Durchgeführt wird diese Bewertung vom Eurosystem in Absprache mit den Stellen, die gemeinsam die Vereinbarung zur kooperativen Überwachung von T2S geschlossen haben: Überwachungs- und Aufsichtsinstanzen von Zentralverwahrern, die T2S-Dienste nutzen, Zentralbanken, die Währungen ausgeben, die über T2S abgewickelt werden, und die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde.

Das Eurosystem trug außerdem weiter aktiv zur Verabschiedung eines überarbeiteten Arbeit der gemäß der  Europäischen Aufsichtsrahmens für zentrale Marktinfrastrukturverordnung (EMIR) Gegenparteien weiterhin von eingerichteten Aufsichtskollegien für zentrale vordringlicher Bedeutung Gegenparteien bei. Die wachsende Bedeutung der zentralen Gegenparteien erhöht einerseits die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems, andererseits trägt sie zu einer zunehmenden Konzentration des Liquiditätsrisikos bei; dies könnte sich negativ auf den Geldmarkt und das reibungslose Funktionieren der Zahlungsverkehrssysteme auswirken und – vor allem unter außergewöhnlichen Umständen – das Zuschießen von Zentralbankliquidität notwendig machen. Das Eurosystem benötigt einen angemessenen Rahmen, um sowohl innerhalb der EU als auch in Drittstaaten diese Risiken zu überwachen, zu bewerten und gegebenenfalls zu bekämpfen. Dies ist vor allem deshalb besonders wichtig, weil ein beträchtlicher Anteil des Euro-Clearing im Vereinigten Königreich stattfindet. Die Verabschiedung eines überarbeiteten Aufsichtsrahmens für zentrale Gegenparteien ist daher weiterhin von vordringlicher Bedeutung.

5 Maßnahmen zur Unterstützung der Marktfunktionsfähigkeit und für andere Institutionen erbrachte Finanzdienstleistungen

Angesichts wachsender Bedenken hinsichtlich der Anwendbarkeit des EONIA nahm die EZB 2017 die Entwicklung eines neuen Referenzzinssatzes, des €STR in Angriff. Der €STR basiert zur Gänze auf Meldungen im Rahmen der Geldmarktstatistik. Die Methodik zur Berechnung des €STR wurde im Juni 2018 veröffentlicht. Zuvor war im Rahmen zweier öffentlicher Konsultationsverfahren breite Unterstützung für die Methodik bekundet worden, woraufhin die Arbeitsgruppe zu risikofreien Euro-Zinssätzen eine Empfehlung für den €STR als Nachfolgezinssatz für den EONIA abgab. Es ist demnach absehbar, dass der €STR einer der wichtigsten Referenzzinssätze für die Euroraum-Märkte wird.

Die EZB ist für die Verwaltung verschiedener Finanzgeschäfte im Auftrag der EU zuständig und hat zudem im Rahmen der Eurosystem Reserve Management Services eine allgemeine Koordinierungsfunktion inne.

Zur Förderung der Integrität und des effektiven Funktionierens des institutionellen Devisenmarkts wurde ein Verhaltenskodex ausgearbeitet (siehe Kasten 5 am Ende dieses Kapitels).

5.1 €STR, der neue Referenzzinssatz für Tagesgeld an den Geldmärkten des Euroraums

An den Finanzmärkten des Euroraums kommen seit jeher Referenzzinssätze wie der EONIA zum Als Reaktion auf Unsicherheiten [47] entwickelt die EZB einen eigenen Einsatz. Tagesgeldzinssatz: €STR Der EONIA dient verbreitet als Benchmark für verschiedene Derivate, z. B. Zinsswaps, und wird auch für die Berechnung künftiger Zahlungen bei einer Reihe offener Kontrakte herangezogen. Darüber hinaus wird er vielfach für die Bewertung von Finanzprodukten (zur Abzinsung künftiger Zahlungsströme) genutzt, wodurch er große Bedeutung für das Funktionieren der Märkte erlangte. Benchmarks wie der EONIA sind auch für Zentralbanken von Bedeutung, da sie anzeigen, wie sich die Geldpolitik auf die verschiedenen Marktsegmente auswirkt und wie geldpolitische Impulse auf die restliche Wirtschaft übertragen werden.

EONIA darf künftig nicht mehr Da der EONIA die Vorgaben der  EU- verwendet werden – Ersatz dringend Benchmark-Verordnung (BMR) nicht erfüllt, wird benötigt seine Verwendung in der derzeitigen Form künftig nicht mehr erlaubt sein. Nach Konsultationen mit den EONIA-Panel-Banken gab das European Money Markets Institute (EMMI) in seiner Funktion als Administrator des EONIA im Februar 2018  bekannt, dass die Methodik für die Berechnung des EONIA unverändert bleiben wird. Das bedeutet, dass umgehend ein Ersatz für den EONIA benötigt wird, um das reibungslose Funktionieren aller auf die Verfügbarkeit eines robusten Tagesgeldsatzes angewiesenen Märkte nicht zu gefährden.

Angesichts der Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem EONIA hatte die EZB schon im September 2017 die Entwicklung eines eigenen Tagesgeldsatzes  angekündigt. Dieser Tagesgeldsatz mit dem Namen €STR, kurz für Euro Short-Term Rate, wird zur Gänze auf den täglichen Meldungen an das Eurosystem im Rahmen der Geldmarktstatistik (Money Market Statistical Reporting) basieren. Diese Meldungen erfolgen seit Juli 2016 auf Grundlage der  Verordnung über Geldmarktstatistiken und wurden dafür konzipiert, das Eurosystem bei der Durchführung der Geldpolitik zu unterstützen. Der Input dazu stammt von den 50 an der Bilanzsumme gemessen größten Banken im Euroraum. An jedem Geschäftstag melden diese bis 7:00 Uhr MEZ ihre gesamten Transaktionen des Vortags am unbesicherten und besicherten Geldmarkt, am Markt für Devisenswaps und am Markt für Tagesgeldsatz-Swaps (OIS- Markt).

Die Entwicklung des €STR war für die EZB von Der €STR wird sämtliche Beginn an mit der Prämisse verknüpft, dass der Marktanforderungen erfüllen neue Referenzsatz sämtliche für die Marktteilnehmer notwendigen Anforderungen erfüllt. In diesem Sinne folgt die EZB nach Möglichkeit den in den  IOSCO-Prinzipien formulierten Best Practices für die Entwicklung von Referenzwerten und ist insgesamt in diesem Prozess um größtmögliche Transparenz bemüht. Wertvoller Input wurde u. a. im Rahmen zweier öffentlicher Konsultationsverfahren gesammelt. Bei dem im November 2017 gestarteten ersten öffentlichen Konsultationsverfahren ging es darum, welche Komponenten bei der Entwicklung des Referenzzinssatzes berücksichtigt werden sollten, und um seine Repräsentativität. Das zweite öffentliche Konsultationsverfahren ab März 2018 beschäftigte sich mit den technischen Details für die Ermittlung des Referenzzinssatzes. Im Juni 2018 wurde die endgültige  Methodik für die Berechnung des €STR veröffentlicht.

Der €STR ist so konzipiert, dass er gewisse Mit dem €STR werden Defizite der inhärente Schwächen der derzeitigen EONIA- gegenwärtigen EONIA-Methodik Methodik nicht aufweist, gleichzeitig aber behoben vergleichsweise einfach ist und den Marktteilnehmern vertraut erscheint. Gleich dem EONIA ist der €STR ein Zinssatz für unbesicherte Gelder, d. h. er zeigt nur die Kosten der Mittelaufnahme an und berücksichtigt keine anderen Faktoren wie etwa Sicherheiten. Außerdem handelt es sich beim €STR ebenfalls um einen Tagesgeldsatz, wodurch er für den Großteil der Transaktionen am unbesicherten Geldmarkt anwendbar ist. Auf der anderen Seite gibt es bedeutende Unterschiede zwischen dem EONIA und dem €STR. Während es sich beim EONIA um einen Interbankensatz handelt, umfassen die Meldedaten für den €STR sowohl Kredite bei anderen Banken als auch Kredite bei anderen Unternehmen der Finanzbranche, wie etwa Pensionsfonds, Versicherungen und Vermögensverwaltern. Damit trägt der neue Referenzzinssatz der Tatsache Rechnung, dass die Bedeutung reiner Interbankenkredite am unbesicherten Wholesale-Geldmarkt im Euroraum abgenommen hat. Darüber hinaus fußt der EONIA auf den Daten einer Gruppe freiwillig teilnehmender Banken, die mit der Zeit kleiner geworden ist, der €STR hingegen beruht auf den statistischen Daten eines viel breiteren und stabilen Melderkreises. Im Vergleich zum EONIA stützt sich der €STR somit auf höhere Volumina: 32 Mrd € im Tagesdurchschnitt (von 16,5 Mrd € bis 44,1 Mrd €), wobei täglich im Schnitt 32 Banken ihre Meldung abgeben. Außerdem ist der €STR weniger volatil und tendenziell weniger idiosynkratisch in seinem Verlauf (siehe Abbildung 22).

Abbildung 22

Pre-€STR und EONIA – zugrunde liegende Volumina und Zinssätze

(linke Grafik: in Mrd €; rechte Grafik: in %; 15. März 2017-18. September 2018)

Quellen: EMMI und EZB. Anmerkung: Die Pre-€STR-Datenreihe wird von der EZB einmal pro Erfüllungsperiode aktualisiert. Die Berechnung erfolgt mit der €STR‑Methodik und unter Heranziehung verfügbarer Daten aus der Geldmarktstatistik.

Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen dem EONIA und dem €STR, deren sich die Marktteilnehmer bewusst sein und auf die sie vorbereitet sein sollten. Erstens divergieren die beiden Referenzzinssätze aufgrund der aus Melderperspektive unterschiedlichen Berechnungsgrundlage (€STR: Kreditaufnahme; EONIA: Kreditvergabe) derzeit um rund 9 Basispunkte. Zweitens kann der €STR erst einen Geschäftstag nach dem Abschlusstag der jeweils relevanten Transaktionen veröffentlicht werden, da der Meldezyklus für die Geldmarktstatistik um 7:00 Uhr am folgenden Geschäftstag endet; im Gegensatz dazu wird der EONIA am selben Geschäftstag veröffentlicht. Das bedeutet, dass Nutzer, die derzeit auf taggleich verfügbare Tagesgeld-Referenzzinssätze zurückgreifen, ihre Systeme und Prozesse entsprechend an den Veröffentlichungszeitpunkt von €STR anpassen müssen.

Der €STR wird nach Abschluss umfangreicher €STR steht ab Oktober 2019 zur System- und Verfahrenstests auf Eurosystem- Verfügung Ebene ab Oktober 2019 verfügbar sein. In der Zwischenzeit aktualisiert die EZB einmal pro Erfüllungsperiode die  Pre-€STR-Datenreihe. Diese Datenreihe soll der Öffentlichkeit einen ersten Eindruck davon vermitteln, wie der €STR in der Praxis aussehen und reagieren wird. Sie enthält tägliche Werte beginnend mit 2017, was dazu beitragen wird, die Verwendung des €STR nach dessen Einführung zu erleichtern.

Im September 2018 empfahl die vom Privatsektor mit Unterstützung der EZB, der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, der belgischen Finanzaufsichtsbehörde (FMSA) und der Europäischen Kommission eingerichtete Arbeitsgruppe zu risikofreien Zinssätzen im Euroraum, den EONIA durch den €STR zu ersetzen und den €STR außerdem als Basis für die Entwicklung von Fallback-Lösungen bei Finanzierungsverträgen zu verwenden, die derzeit auf den EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) Bezug nehmen. Diese Empfehlung folgte einem öffentlichen Konsultationsverfahren zu Referenzzinssätzen (sowohl für das besicherte als auch das unbesicherte Marktsegment), die den EONIA ersetzen könnten. Aus der beträchtlichen Anzahl an Rückmeldungen ließ sich einerseits eine Bestätigung der Analysequalität und andererseits eine eindeutige Vorgabe für den bevorzugten risikofreien Zinssatz ablesen. Der €STR kristallisierte sich vor allem aufgrund seines Bezugs auf das unbesicherte Marktsegment, der Berechnungsmethodik und seiner geringen Volatilität als der am besten geeignete risikofreie Euro-Zinssatz heraus. Zudem sprach die Tatsache, dass der €STR von der EZB – und somit einer EU-Institution – verwaltet werden wird, für den €STR.

Die Empfehlung, den €STR als risikofreien Euro-Zinssatz zu verwenden, ist erst der Beginn des komplexen Verfahrens, im Zuge dessen der EONIA ersetzt wird. Im Dezember 2018 gab die Arbeitsgruppe einen  Bericht über die möglichen Umstiegsszenarien heraus. Diese basieren auf den Antworten auf die folgenden vier grundsätzlichen Fragen: a) Sollen der EONIA und der €STR parallel zueinander veröffentlicht werden oder wird nach dem in der Benchmark-Verordnung festgelegten Umstiegsdatum der €STR anstelle des EONIA veröffentlicht? b) Sollen der EONIA und der €STR unabhängig voneinander sein oder wird die EONIA-Methodik nach dem Umstiegsdatum im Sinne einer Abhängigkeit zum €STR weiterentwickelt? c) Kann ein EONIA-€STR-Spread zu einem reibungslosen Umstieg beitragen? d) Können die EONIA- OIS- und die €STR-OIS-Abzinsungskurven gleichzeitig bestehen? In dem Bericht wird empfohlen, dass das EMMI in seiner Funktion als EONIA-Verwalter die derzeit angewendete EONIA-Methodik dahingehend weiterentwickelt, dass nicht mehr die Meldungen der Panel-Banken ausschlaggebend sind, sondern ein fixer Spread gegenüber dem €STR zur Anwendung kommt; diese Methodik soll für eine Übergangsphase bis zum vollständigen Auslaufen des EONIA gelten. Auf diese Weise wäre eine stabile Grundlage für einen kontinuierlichen und reibungslosen Umstieg auf den €STR gegeben.

In weiterer Folge ist es von größter Wichtigkeit, EONIA-Nutzer müssen Planung für dass alle EONIA-Nutzer mit der Planung für den Umstieg in Angriff nehmen Umstieg auf €STR beginnen. Zahlreiche Maßnahmen können schon vor der ersten Veröffentlichung des €STR ergriffen werden, z. B. a) Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Risiken von an den EONIA gebundenen Produkten sowie hinsichtlich der Investition in solche Produkte; b) Vorbereitungen in Form einer Überprüfung des Bestands an Kontrakten und einer Einschätzung der Auswirkungen der Abkehr vom EONIA; c) Budgetieren der Kosten möglicherweise notwendiger Anpassungen interner Systeme und Bewertungsmodelle, vor allem in Bezug auf Clearinghäuser; und d) aktive, direkte Kommunikation mit den Kunden, Teilnahme an relevanten Foren, z. B. Branchen-Arbeitsgruppen und Round Tables, und aktive Teilnahme an öffentlichen Konsultationsverfahren. Der Erfolg des Umstiegs hängt von der Vorbereitung aller Beteiligten ab. Es ist daher unerlässlich, dass sämtliche Nutzer entsprechend informiert werden und Diskussionen und Konsultationsverfahren eine rege Teilnahme verzeichnen.

5.2 Verwaltung von Anleihe- und Darlehensgeschäften

Die EZB ist für die Verwaltung der von der EU im Rahmen der Fazilität des  mittelfristigen EZB verwaltet MTFA- und EFSM- [48] Operationen finanziellen Beistands (MTFA) und des  Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM)[49] abgeschlossenen Anleihe- und Darlehensgeschäfte zuständig. Im Berichtsjahr wickelte die EZB Zinszahlungen im Zusammenhang mit MTFA-Krediten ab. Zum 31. Dezember 2018 beliefen sich die gesamten Außenstände im Rahmen der MTFA auf 1,7 Mrd €. Außerdem wickelte die EZB im Berichtsjahr diverse Zahlungen und Zinszahlungen im Zusammenhang mit EFSM-Krediten ab. Die Außenstände im Rahmen des EFSM betrugen zum 31. Dezember 2018 insgesamt 46,8 Mrd €.

EZB wickelt EFSF- und ESM-Zahlungen Die EZB ist ferner für die Abwicklung sowie Zahlungen im Zusammenhang mit bestimmter Zahlungen im Zusammenhang mit Kreditrahmenvereinbarungen ab Geschäften im Rahmen der  Europäischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF)[50] und des  Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)[51] verantwortlich. Im Berichtsjahr führte sie mehrere Zins- und Gebührenzahlungen im Zusammenhang mit EFSF-Krediten sowie die Abwicklung von Beitragszahlungen der ESM-Mitgliedstaaten und mehrere Zins- und Gebührenzahlungen im Zusammenhang mit ESM-Krediten durch.

Die EZB ist auch dafür zuständig, sämtliche Zahlungen im Zusammenhang mit der Kreditrahmenvereinbarung für Griechenland abzuwickeln.[52] Zum 31. Dezember 2018 beliefen sich die gesamten Außenstände im Rahmen dieser Vereinbarung auf 52,9 Mrd €.

5.3 Dienstleistungen des Eurosystems im Bereich der Währungsreservenverwaltung

Seit 2005 können Kunden des Eurosystems ihre auf Euro lautenden Währungsreserven vom Eurosystem leistet Eurosystem Reserve Eurosystem verwalten lassen, wofür auch 2018 Management Services ein umfangreiches Spektrum an Finanzdienstleistungen im Rahmen der Eurosystem Reserve Management Services (ERMS) zur Verfügung stand. Eine Reihe von Eurosystem-Zentralbanken (die sogenannten „Dienstleister des Eurosystems“) bieten außerhalb des Euroraums ansässigen Zentralbanken, Währungs- und Regierungsbehörden sowie internationalen Organisationen das gesamte Dienstleistungsspektrum zu harmonisierten Geschäftsbedingungen gemäß marktüblichen Standards an. Im Rahmen einer allgemeinen Koordinierungsfunktion fördert die EZB den reibungslosen Betrieb der ERMS-Dienstleistungen und berichtet an den EZB-Rat.

Die Anzahl der Nutzer des ERMS-Dienstleistungsangebots lag Ende 2018 bei 277 gegenüber 278 im Jahr davor. Der vom Eurosystem im Zusammenhang mit solchen Dienstleistungen verwaltete Vermögensbestand (darunter Barvermögen und Wertpapiere) erhöhte sich im selben Zeitraum um etwa 10 %.

Der rechtliche Rahmen der ERMS wurde 2018 geändert, um einer Reihe operativer Veränderungen Rechnung zu tragen, einige Aspekte klarzustellen und Vorschläge aus der 2017 durchgeführten ERMS-Kundenumfrage aufzugreifen. Zu diesem Zweck – und um einen weiteren Änderungsrechtsakt zu vermeiden – wurden sämtliche Änderungen des ERMS-Rechtsrahmens in der neuen EZB-Leitlinie über die Erbringung von Dienstleistungen im Bereich der Verwaltung von Währungsreserven in Euro durch das Eurosystem für Zentralbanken und Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets und internationale Organisationen konsolidiert (  Leitlinie EZB/2018/14 (Neufassung)).

Kasten 5 FX Global Code

Der FX Global Code, kurz Global Code, ist ein Verhaltenskodex für den Devisenmarkt, mit dem die Integrität und das effektive Funktionieren des institutionellen Devisenmarktes gefördert werden soll. Der Verhaltenskodex wurde im Mai 2017 als Reaktion auf die Erschütterung des Vertrauens in die Devisenmärkte infolge mehrerer durch Fehlverhalten ausgelöster Skandale veröffentlicht. Dieses Fehlverhalten bestand u. a. in der Manipulation von Devisen-Benchmarks wie den WMR-London-16-Uhr- Fixing-Preisen. Der Global Code ist das Ergebnis einer nie da gewesenen gemeinsamen Anstrengung von Zentralbanken (einschließlich der EZB) und Marktteilnehmern der größten Devisenhandelszentren der Welt unter Federführung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Ziel ist es, mit Hilfe von Prinzipien anstelle von Regelwerken für einen widerstandsfähigen, fairen, liquiden, offenen und ausreichend transparenten weltweiten Devisenmarkt zu sorgen. Die 55 Grundsätze des Global Code beziehen sich in erster Linie auf Transparenz, Fairness und Risikominderung in sechs Schlüsselbereichen: Ethik, Unternehmensführung (Governance), Transaktionsausführung, Informationsweitergabe, Risikomanagement und Compliance sowie Bestätigungs- und Abwicklungsprozesse.

Von den bisherigen Branchencodes unterscheidet sich der Global Code in mehrfacher Hinsicht in Bezug auf die Einhaltungs- und Governance-Strukturen sowie die regelmäßige Überprüfung. Erstens ist er der erste Verhaltenskodex, der gemeinsam von allen am Devisenhandel Beteiligten ausgearbeitet wurde: Zentralbanken, Vertretern der Verkäufer- und Käuferseite, Geldgebern aus dem Nichtbankensektor, Betreibern von E-Trading-Plattformen und anderen Körperschaften, die Makler-, Ausführungs- und Abrechnungsdienste anbieten; der Code ist also auch Ausdruck des flächendeckenden Engagements der wichtigsten Devisenmarktteilnehmer. Zweitens gilt der FX Global Code im Gegensatz zu früheren, von verschiedenen Marktverbänden oder lokalen Devisenausschüssen erstellten Verhaltenskodizes weltweit für den gesamten institutionellen Devisenmarkt. Dazu gehören sowohl die Verkäuferseite (d. h. Banken) und bestimmte Marktinfrastrukturbetreiber sowie die Käuferseite (u. a. Vermögensverwalter und Unternehmen). Drittens folgt der Global Code dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, um eine Ausgewogenheit zwischen der Berücksichtigung nationaler Unterschiede hinsichtlich Marktstrukturen und Regulierung einerseits und der Gewährleistung von Konsistenz im Rahmen einer globalen Initiative andererseits herzustellen. Viertens können sich die beteiligten Institutionen mittels einer eigens dafür konzipierten Verpflichtungserklärung öffentlich zur Einhaltung des Global Code bekennen. Auch dies ist eine Neuerung gegenüber früheren Verhaltenskodizes. Im Sinne einer verbesserten Transparenz werden die Verpflichtungserklärungen der einzelnen Marktteilnehmer in einem öffentlich zugänglichen Verzeichnis (Global Index of Public Registers) zentral erfasst. Fünftens ist der Global Code Eigentum des Global Foreign Exchange Committee (GFXC), einem Forum der Devisenausschüsse der wichtigsten Devisenhandelsplätze, das auch für die Wartung des Codes zuständig ist. Das GFXC untersucht regelmäßig, ob der Global Code aufgrund neuer Informationen oder Marktentwicklungen aktualisiert oder ergänzt werden muss. So wurde der Global Code etwa im Dezember 2017 um eine Klarstellung im Zusammenhang mit dem sogenannten Last-Look-Window ergänzt; damit ist die im elektronischen Handel übliche Praxis gemeint, dass Marktteilnehmer eingegangene Handelsaufträge vor dem Abschluss zum notierten Preis noch einmal prüfen und dann endgültig annehmen oder ablehnen können. Das GFXC leitet außerdem die in größeren zeitlichen Abständen stattfindenden umfassenderen Überprüfungen des Global Code.

Die Zentralbanken im ESZB unterstützen die Anwendung des Global Code in ihren jeweiligen Ländern, die gemeinsam eine wichtige Rolle am globalen Devisenmarkt spielen. Insbesondere erwarten die ESZB-Zentralbanken, dass ihre regulären Geschäftspartner im Devisenhandel die Bestimmungen des Global Code einhalten und die Verpflichtungserklärung unterzeichnen. Die große Mehrheit der EZB- Devisenhandelspartner ist dieser Erwartung bereits nachgekommen. Die Unterzeichnung der Verpflichtungserklärung ist auch die Voraussetzung für die Aufnahme der Marktteilnehmer in die FX Contact Group der EZB. Diese dient der EZB und Branchenangehörigen des institutionellen Devisenhandels als Diskussionsforum.

Die ESZB-Zentralbanken halten nicht nur die Marktteilnehmer dazu an, den Global Code zu befolgen, sondern gehen mit gutem Beispiel voran, indem sie sich selbst an den Code gebunden haben. So haben sie bereits ihre internen Verfahren einer Überprüfung unterzogen, Lückenanalysen ihrer internen Devisenhandelsaktivitäten im Hinblick auf die anzuwendenden Grundsätze des Global Code durchgeführt, wo nötig interne Abläufe angepasst und regelmäßige Weiterbildungsveranstaltungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Leben gerufen. Die EZB führte diese Maßnahmen ebenfalls durch und veröffentlichte zeitgleich mit 14 weiteren Zentralbanken des ESZB am 29. November 2017 ihre Verpflichtungserklärung. Die übrigen ESZB-Zentralbanken vollzogen diesen Schritt im Laufe des Jahres 2018. Aus Sicht der Notenbanken sind gut funktionierende Finanzmärkte für die Gewährleistung einer reibungslosen Übertragung der geldpolitischen Impulse auf die Realwirtschaft – wovon letztlich alle Bürgerinnen und Bürger profitieren sollten – von großer Bedeutung.

Weltweit hat sich bereits eine beträchtliche Anzahl von Marktteilnehmern öffentlich zur Einhaltung des Global Code bekannt. Mit Stand Oktober 2018 haben mehr als 400 Institutionen die Verpflichtungserklärung unterzeichnet. Mehr als die Hälfte davon sind Banken, ca. 10 % sind Zentralbanken und knapp 10 % sind Vermögensverwalter (siehe Abbildung A). Die Zentralbanken des ESZB werden ihre Kommunikationsaktivitäten in koordinierter Weise fortsetzen, um unter Marktteilnehmern und -verbänden das Wissen um den Global Code und seine Einhaltung auf breiter Ebene sowie die Gewährleistung robuster Devisenmärkte zu fördern. In diesem Sinne leitet die EZB eine GFXC-Arbeitsgruppe mit dem Ziel, Möglichkeiten zu finden, die es Unternehmen auf der Käuferseite leichter machen, sich mit dem Global Code auseinanderzusetzen bzw. ihn einzuhalten.

Abbildung A

Verpflichtungserklärungen nach Marktteilnehmern

(in %, Oktober 2018)

Quellen: GFXC und EZB-Berechnungen.

6 Mehr Banknoten, weniger Fälschungen

Die EZB und die NZBen des Euroraums sind für die Ausgabe von Euro-Banknoten innerhalb des Euroraums und für die Wahrung des Vertrauens in die Gemeinschaftswährung verantwortlich. Seit der Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002 ist der mengen- und wertmäßige Euro-Banknotenumlauf kontinuierlich gestiegen – in den letzten Jahren sogar rascher als das Wirtschaftswachstum. Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren, wie etwa die verbesserten Sicherheitsmerkmale der neuen Europa-Serie, die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden sowie Kommunikations- und Schulungsmaßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene, ist die Anzahl der Fälschungen weiter zurückgegangen und hat nunmehr ein sehr niedriges Niveau erreicht. Am 28. Mai 2019 wird die Einführung der neuen 100-€- und 200-€-Banknoten mit ihren neuen, innovativen Sicherheitsmerkmalen die Europa-Serie vervollständigen.

6.1 Banknotenumlauf weiterhin steigend

Im Jahr 2018 erhöhte sich der Euro- Banknotenumlauf mengen- bzw. wertmäßig um Anzahl und Gesamtwert der im Umlauf etwa 5,6 % bzw. 5,2 %. Zum Jahresende waren befindlichen Euro-Banknoten steigen 22,6 Milliarden Euro-Banknoten mit einem kontinuierlich an Gesamtwert von 1 231 Mrd € im Umlauf (siehe Abbildung 23 und 24). Mit 6,9 % verzeichnete die 100-€-Banknote 2018 die höchste Jahreszuwachsrate. Ende 2018 betrug der Gesamtwert der im Umlauf befindlichen 100- €-Banknoten 280 Mrd € und entsprach somit dem Gesamtwert sämtlicher im Mai 2002 im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten aller Stückelungen. Der jährliche Zuwachs bei der 50-€-Banknote blieb mit 6,3 % dynamisch.

Abbildung 23

Mengen- und wertmäßiger Euro-Banknotenumlauf

(linke Skala: in Mrd €; rechte Skala: Milliarden Stück) Quelle: EZB.

Abbildung 24

Wertmäßiger Euro-Banknotenumlauf nach Stückelung

(in Mrd €)

Quelle: EZB.

Auf Länder außerhalb des Euroraums entfällt schätzungsweise rund ein Drittel des Ein Drittel der Euro-Banknoten wertmäßigen Euro-Banknotenumlaufs. Dabei (gemessen am Wert) wird außerhalb des handelt es sich hauptsächlich um Banknoten Euroraums gehalten höherer Stückelungen, die in erster Linie in den Nachbarländern des Euroraums gehalten und zur Wertaufbewahrung sowie zur Abwicklung von Transaktionen an internationalen Märkten genutzt werden.

Für die Herstellung der Euro-Banknoten sind die NZBen des Euroraums gemeinsam zuständig; im Jahr 2018 wurden sie mit der Produktion von insgesamt etwa 4 Milliarden Banknoten betraut.

Der gesamte Euro-Münzumlauf erhöhte sich im Berichtsjahr um 3,7 % auf 130,7 Milliarden Stück (Jahresendstand). Der Gesamtwert des Münzumlaufs betrug 29,0 Mrd € und war somit um 3,6 % höher als Ende 2017.

Im Jahr 2018 prüften die NZBen des Euroraums rund 31 Milliarden Banknoten auf Echtheit und Umlauffähigkeit; etwa 5 Milliarden Stück wurden für nicht umlauffähig befunden und dementsprechend aus dem Verkehr gezogen. Zudem setzte das Eurosystem seine Bemühungen fort, gemeinsam mit den Herstellern von Banknotenbearbeitungsgeräten sicherzustellen, dass deren Produkte den Standards der EZB für die Überprüfung von Euro-Banknoten auf Echtheit und Umlauffähigkeit vor der Wiederausgabe entsprechen. Im Berichtsjahr wurden rund 37 Milliarden Euro- Banknoten von Kreditinstituten und anderen professionellen Bargeldakteuren mit Banknotenbearbeitungsgeräten auf Echtheit und Umlauffähigkeit geprüft. Informationen über die Umfrage des Eurosystems zu den Bargelddienstleistungen von Kreditinstituten und zur Akzeptanz von Barzahlungen im Handel finden sich in Kasten 6.

Kasten 6 Umfrage des Eurosystems zu den Bargelddienstleistungen von Kreditinstituten und zur Akzeptanz von Barzahlungen im Handel

Obwohl elektronische Zahlungen immer häufiger genutzt werden, stieg die Nachfrage nach Bargeld im Jahr 2018 weiter an. In aktuellen Diskussionen zur Rolle von Bargeld wird vielfach angeführt, dass Bargeld teuer ist und die Kreditinstitute ihre Bargelddienstleistungen immer stärker einschränken. In Anknüpfung an eine 2016 durchgeführte EZB-  Studie zur Verwendung von Bargeld durch private Haushalte erhoben die EZB und die 19 Eurosystem-Zentralbanken 2018 in einer Umfrage bei 87 Kreditinstituten, 55 Geldbearbeitungs- und Werttransportunternehmen und 157 Geschäften (z. B. Fach- und Einzelhandel, Restaurants), wie Bargeld von den unterschiedlichen Beteiligten am Bargeldkreislauf (siehe Schaubild A) wahrgenommen wird und wie die Bargeldinfrastruktur effizienter gestaltet werden könnte. Die Umfragedaten wurden durch Interviews mit den jeweiligen Bargeldakteuren erhoben. Das bedeutet, dass die Umfrageergebnisse qualitativer Natur und die in der Folge angeführten Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Schaubild A

Der Bargeldzyklus im Euroraum Quelle: EZB.

Bargelddienstleistungen von Kreditinstituten Während sämtliche befragten Kreditinstitute ihre Bargelddienstleistungen für Kunden als ressourcen- und kostenintensiv bezeichneten, bewerteten 75 % der Befragten diese Dienstleistungen als „wichtig“ bzw. „sehr wichtig“ und nur 5 % als „unwichtig“ (20 % standen der Frage neutral gegenüber). Der Kostendruck, dem die Banken ausgesetzt sind, ist weiterhin der wichtigste Grund für die Automatisierung von Cash-Management- Abläufen und den Ausbau von Selbstbedienungs-Banking (SB-Banking). Das schrittweise Ersetzen herkömmlicher Geldautomaten durch Mehrzweckgeräte, insbesondere durch kombinierte Ein- und Auszahlungsautomaten, wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen; technische Innovationen in der Branche unterstützen diesen Trend. Der Umfrage zufolge erfolgen derzeit rund 75 % aller Euro-Banknotenabhebungen von Kunden über SB-Banking, während kundenseitige Banknoteneinzahlungen zu gleichen Teilen am Bankschalter bzw. über Automaten erfolgen (siehe Abbildung A).

Abbildung A

Automatisierungsgrad von Banknotenein- und -auszahlungen bei Banken

(in %)

Quelle: Umfrage bei Kreditinstituten durch die Eurosystem-Zentralbanken 2018.

Aus Gründen der Kosteneffizienz analysieren Kreditinstitute die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Standorten für Geldautomaten mit großer Sorgfalt und verlegen nicht ausreichend genutzte Geräte an andere Standorte bzw. legen sie still. Auch Faktoren wie Bankenfusionen oder Kooperationsmodelle zwischen Banken, die den Kunden die gebührenfreie Nutzung von Geldautomaten anderer Institute ermöglichen, tragen zu einer Reduzierung des Geldautomatennetzes bei. Ein Rückgang der Geldautomatendichte lässt sich derzeit in den Niederlanden, Frankreich und Portugal beobachten. In Italien, Griechenland und Zypern hingegen werden die Geldautomatennetze weiter ausgebaut. Abbildung B bietet einen Überblick über die mittelfristigen Pläne der Banken für die Dichte ihres Geldautomatennetzes und zeigt, dass sich die derzeit divergierenden Trends in den nächsten Jahren fortsetzen könnten. Eine effiziente Methode der Bargeldversorgung im kleineren Stil ist das Cashback- Verfahren, d. h. die Möglichkeit, im Einzelhandel im Zuge von Kartenzahlungen für Güter oder Dienstleistungen Bargeld abzuheben. Diese Möglichkeit der Bargeldabhebung, quasi ein Zusatzservice für Einzelhandelskunden, besteht derzeit in 11 Ländern des Euroraums, wenn auch teilweise nur in sehr eingeschränktem Ausmaß.

Abbildung B

Pläne der Banken im Euroraum zur Entwicklung des Geldautomatennetzes

(in % der Banken) Quelle: Umfrage bei Kreditinstituten durch die Eurosystem-Zentralbanken 2018. Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Antworten von 81 Kreditinstituten in 17 Ländern des Euroraums (mit Ausnahme Österreichs und Finnlands) auf die Frage: „Was sind Ihre aktuellen Planungen im Hinblick auf Ihr Netz an Geldautomaten in den nächsten fünf bis sieben Jahren?“

Der Transport von Bargeld zwischen Einzelhändlern, gewerblichen Bargeldbearbeitern und NZBen sowie interne Cash-Management-Abläufe werden, insbesondere für Münzgeld, weitgehend an Bargeldbearbeitungsunternehmen ausgelagert. Abbildung C bietet einen Überblick über die Auslagerung der wichtigsten Geldbearbeitungsaktivitäten. Erhebliche Verschiebungen sind in naher Zukunft nicht zu erwarten, was darauf hindeutet, dass die Banken bereits jetzt über effiziente Bargeldbearbeitungsprozesse verfügen.

Abbildung C

Grad der Auslagerung bargeldbezogener Dienstleistungen seitens der Banken

(in %)

Quelle: Umfrage bei Kreditinstituten durch die Eurosystem-Zentralbanken 2018. Anmerkung: Basierend auf den Antworten von 85 Kreditinstituten in 18 Ländern des Euroraums (mit Ausnahme Österreichs).

Im Bereich der Münzbearbeitung wurde die Möglichkeit einer weiteren Effizienzsteigerung geortet, da hier die Logistik als aufwändig und die Leistun g von Münzbearbeitungsmaschinen gegenüber jener von Banknotenbearbeitungsmaschinen als weniger zufriedenstellend eingestuft wurde. Den Angaben der Kreditinstitute zufolge ließe sich die Effizienz der Bargeldbearbeitung erhöhen, wenn ihnen bei der verpflichtenden Überprüfung von Münzen größere Flexibilität eingeräumt und die Verwendung von 1-Cent- und 2-Cent-Münzen eingestellt würde. Außerdem wäre dem Einzelhandel laut Aussagen der Kreditinstitute insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung von Münzgeld mit einer dezentraleren Bargeldversorgung seitens der NZBen und Münzausgabestellen geholfen.

Akzeptanz von Barzahlungen im Handel Angesichts der großen Bandbreite an Einzelhandelsunternehmen gestaltete es sich schwierig, repräsentative qualitative Ergebnisse aus der Umfrage abzuleiten. Da verschieden große Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren befragt wurden, bietet die Umfrage dennoch einen guten Einblick in die Ansichten der Einzelhändler im Euroraum. Im Allgemeinen nannten die Einzelhändler die zuverlässige Abwicklung von Zahlungsverkehrstransaktionen sowie die diesbezüglichen Kundenpräferenzen als wichtigste Kriterien zur Beurteilung von Zahlungsinstrumenten. Von sekundärer Bedeutung waren die Transaktionsgeschwindigkeit und die bei Zahlungen anfallenden Gesamtkosten, gefolgt von Sicherheitsaspekten. An diesen Kriterien gemessen schnitt Bargeld gut ab – insbesondere bei kleineren Einzelhandelsunternehmen, deren interne Bargeldbearbeitungskosten generell niedriger sind als die Gebühren für elektronische Zahlungen, sowie in Ländern mit niedrigen (oder keinen) Bankgebühren für Bargelddienstleistungen (siehe Abbildung D).

Abbildung D

Kriterien des Einzelhandels für die Akzeptanz unterschiedlicher Zahlungsmittel Quelle: Umfrage bei Einzelhandelsunternehmen durch die Eurosystem-Zentralbanken 2018. Anmerkung: Die Abbildung zeigt die durchschnittliche Bewertung auf einer Skala von 1 (bester Wert) bis 5 (schlechtester Wert).

Die befragten Einzelhändler brachten diverse Vorschläge zur Effizienzsteigerung im Bargeldkreislauf ein, darunter niedrigere Bankgebühren für Bargeldeinlagen, die raschere (sofortige) Gutschrift von Bargeldeinlagen auf Bankkonten sowie die verstärkte Bestückung der Geldausgabeautomaten mit 5-€-Banknoten. Letzteres würde ihren Wechselgeldbedarf verringern. Darüber hinaus äußerte der Handel den Wunsch nach einem stärkeren Wettbewerb in der gewerblichen Bargeldbearbeitung. In einigen Mitgliedstaaten wurde auch eine stärkere Beteiligung der NZBen an der Münzversorgung, einschließlich des direkten Zugangs zu den Münzdienstleistungen der Notenbank, gefordert. Ein weiterer häufig genannter Vorschlag bestand in der Abschaffung der 1-Cent- und 2-Cent-Münzen (in Kombination mit Regeln für die Rundung des zu zahlenden Gesamtbetrags auf den nächstliegenden 5-Cent-Betrag) als kostensenkende Maßnahme.

Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass die große Mehrheit der Kreditinstitute plant, bei gleichzeitigem Ausbau des SB-Banking auch weiterhin eine angemessene Palette an Bargelddienstleistungen anzubieten. Da mehr als ein Drittel der befragten Kreditinstitute angab, ihr Geldautomatennetz reduzieren zu wollen, werden die EZB und die Eurosystem-Zentralbanken den Bargeldkreislauf und die Bargelddienstleistungen der Banken in Zukunft allerdings noch aufmerksamer beobachten. Obwohl die Umfrageergebnisse keinen Anlass zu Bedenken hinsichtlich der Akzeptanz von Bargeld im Einzelhandel geben, ist es wichtig, dass das Bargeld auch künftig ein gleichberechtigtes Zahlungsmittel bleibt und dass weder seine wichtige Rolle im Zahlungsverkehr noch seine Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel infrage gestellt werden.

6.2 Weiterhin niedriges und rückläufiges Fälschungsaufkommen bei Euro-Banknoten

Die Gesamtanzahl der Euro-Banknotenfälschungen ging im Jahr 2018 zurück: Rund 563 000 gefälschte Euro-Banknoten wurden aus dem Verkehr gezogen. Dieser Rückgang beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie etwa den verbesserten Sicherheitsmerkmalen der neuen Europa-Serie, der Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden sowie Kommunikations- und Schulungsmaßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene. Gemessen an der Anzahl der im Umlauf befindlichen echten Euro-Banknoten ist der Anteil der Fälschungen weiterhin rückläufig und sehr gering. Abbildung 25 zeigt die langfristige Entwicklung der Gesamtmenge der aus dem Umlauf sichergestellten Banknotenfälschungen. Bevorzugtes Ziel der Fälscher sind die 20-€- und die 50-€-Banknote, auf die im Berichtsjahr in Summe über 80 % aller sichergestellten Fälschungen entfielen. Der Anteil der gefälschten 20-€-Banknoten ging im Jahr 2018 weiter zurück.

Abbildung 25

Anzahl der Euro-Banknotenfälschungen je Million im Umlauf befindlicher echter Euro- Banknoten

(Anzahl je Million) Quelle: EZB.

Obwohl die Qualität der aus dem Umlauf sichergestellten Fälschungen zurückgegangen EZB rät Öffentlichkeit zur Wachsamkeit ist, rät die EZB der Öffentlichkeit auch weiterhin und empfiehlt FÜHLEN-SEHEN-KIPPEN zur Wachsamkeit im Hinblick auf möglichen zur Banknotenprüfung Betrug und empfiehlt, Euro-Banknoten nach dem Prinzip  FÜHLEN-SEHEN-KIPPEN zu prüfen und sich nicht nur auf ein einziges Sicherheitsmerkmal zu verlassen. Außerdem bietet die EZB innerhalb wie auch außerhalb Europas regelmäßig Schulungen für professionelle Bargeldakteure an und unterstützt den Kampf des Eurosystems gegen Geldfälschungen, indem sie aktuelle Informationsmaterialien zur Verfügung stellt. Auch in der Zusammenarbeit mit Europol, Interpol und der Europäischen Kommission verfolgt die EZB dieses Ziel.

6.3 Vorstellung der 100-€- und 200-€-Banknoten mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen

Am 17. September 2018 wurden die neuen, mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen ausgestatteten 100-€- und 200-€-Banknoten vorgestellt. Sie sind nach den 5-€-, 10-€-, 20-€- und 50-€-Banknoten die letzten beiden Stückelungen der Europa-Serie und werden am 28. Mai 2019 in Umlauf gebracht. Damit sind die mehrjährige Vorbereitungsphase und die diesbezügliche Zusammenarbeit im Eurosystem abgeschlossen.

Die zweite Euro-Banknotenserie ist vollständig

Gemäß Beschluss des EZB-Rats wurde in die Europa-Serie keine 500-€-Banknote aufgenommen. Mit dieser Entscheidung wurde Bedenken Rechnung getragen, dass diese Stückelung illegalen Aktivitäten Vorschub leisten könnte. Angesichts der internationalen Rolle des Euro und des weit verbreiteten Vertrauens in die Euro- Banknoten wird die 500-€-Banknote gesetzliches Zahlungsmittel bleiben und kann somit auch weiterhin für Zahlungen und zur Wertaufbewahrung genutzt werden. Die Euro-Banknoten werden dauerhaft ihren Wert behalten, da jede Euro-Banknote auf unbefristete Zeit bei jeder NZB des Euroraums umgetauscht werden kann.

Im Rahmen einer von der EZB und den NZBen des Euroraums durchgeführten Informationskampagne werden die breite Öffentlichkeit und professionelle Bargeldakteure auf die Einführung der neuen 100-€- und 200-€-Banknoten vorbereitet. Wie die übrigen Stückelungen lassen sich auch die neuen Banknoten nach dem Prinzip „FÜHLEN- SEHEN-KIPPEN“ einfach überprüfen; darüber hinaus weisen die beiden Banknoten mit hohem Nennwert neue, innovative Sicherheitsmerkmale auf. Der wertmäßige Anteil der 100-€-Banknote am Banknotenumlauf liegt nach dem der 50-€- Banknote an zweiter Stelle; gemessen an der Stückzahl der im Umlauf befindlichen Banknoten liegt die 100-€-Banknote an dritter Stelle (nach der 50-€- und der 20-€-Banknote und vor der 5-€- und der 10-€-Banknote). Das Eurosystem unterstützt Hersteller und Besitzer von Banknotenbearbeitungs- und -prüfgeräten bei den zur Umstellung auf die neuen Banknoten notwendigen Vorbereitungen. So werden Gerätetests ermöglicht und noch nicht ausgegebene Banknoten der Europa-Serie von den NZBen zu Testzwecken zur Verfügung gestellt; außerdem wird ein Verzeichnis erfolgreich getesteter Geräte zur Echtheitsprüfung und Bearbeitung von Banknoten veröffentlicht.

7 Statistik

Die EZB konzipiert, erhebt, erstellt und veröffentlicht – mit Unterstützung der NZBen sowie der nationalen zuständigen Behörden (bei mit dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) zusammenhängenden Aufgaben) – eine breite Palette von Statistiken, die eine wichtige Basis für die Geldpolitik des Euroraums, die Aufsichtsfunktionen der EZB, verschiedene andere Aufgaben des ESZB sowie für die Aufgaben des ESRB darstellen. Diese Statistiken werden auch von öffentlichen Stellen, Finanzmarktteilnehmern, den Medien und der Bevölkerung genutzt und tragen so zur Erfüllung des Transparenzziels der EZB bei. Das ESZB hat seine Kooperation mit dem Europäischen Statistiksystem weiter vertieft, vor allem im Hinblick auf die Überlegungen und Initiativen zur Ermittlung von Globalisierungsaktivitäten, insbesondere jener der multinationalen Unternehmen. Die regelmäßigen Statistiken des ESZB zum Euroraum konnten auch im Berichtsjahr reibungslos und termingerecht bereitgestellt werden. Außerdem wurden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um neuen Anforderungen für hochwertige Statistiken mit höherer Granularität auf der Länder-, Sektor- und Instrumentenebene nachzukommen.

7.1 Neue und verbesserte Euroraum-Statistiken

Hinsichtlich der Erhebung von Bankdaten verfolgen das ESZB und dessen Ausschuss für Klarer Trend zu granularen Daten für Statistik die Strategie, eine größtmögliche rasche und flexible Analysen länder- und sektorübergreifende Standardisierung und Harmonisierung des bestehenden ESZB-Statistikangebots zu erzielen. Dazu werden klare, harmonisierte Konzepte, Definitionen und Anforderu ngen sowie möglichst standardisierte Daten erforderlich sein; diese Maßnahmen würden die automatische Datenverarbeitung unterstützen und die Datenqualität verbessern. Maßgeblich für die strategische Ausrichtung ist des Weiteren der Trend zur Erhebung von Daten mit erhöhter Granularität, weil dadurch neue Datenanforderungen flexibler und zeitnäher erfüllt werden können und die Notwendigkeit von Ad-hoc-Anfragen zurückgeht. Hauptziele sind dabei die Effizienzsteigerung im Meldewesen und die Verringerung der Berichtslast der Banken.

Ein Element dieser Strategie ist der Aufbau eines ESZB-weit integrierten Berichtswesens (IReF), d. h. die Zusammenführung der statistischen Berichtspflichten der Banken und die Abdeckung des gesamten diesbezüglichen Datenbedarfs des ESZB auf einer einheitlichen Erhebungsebene. Der IReF würde auch die Transformationsregeln umfassen, die anzuwenden sind, um ausgehend von dieser einheitlichen Erhebungsebene jene monetären und finanziellen Aggregate zu generieren, die zur Erfüllung der spezifischen Anforderungen von Fall zu Fall notwendig sind. Ein weiteres Element der Strategie – das Banks’ Integrated Reporting Dictionary (BIRD) – soll die Meldepflichtigen dabei unterstützen, die in ihren internen Systemen gespeicherten Informationen effizient zu organisieren. Entsprechende Umwandlungsregeln, die auf BIRD aufbauen, sollen den Banken bei der Erfüllung ihrer Berichtspflichten behilflich sein. Sobald der IReF in Kraft ist, werden den Banken in allen Ländern des Euroraums dieselben Transformationsregeln zur Verfügung stehen. Der Ansatz des ESZB zur Kooperation mit dem Bankensektor wird in Kasten 7 erläutert.

Kasten 7 Kooperativer Ansatz für ESZB-Statistiken

Als Grundlage für die geldpolitischen Entscheidungen und die makro- und mikroprudenzielle Aufsicht benötigen die Entscheidungsträger des ESZB qualitativ hochwertige Statistiken. Diese werden zum Großteil vom Bankensektor selbst zur Verfügung gestellt. Daher ist es wichtig, dass die Banken über ihre Meldepflichten gut Bescheid wissen und dadurch sicherstellen, dass sie dem ESZB qualitativ hochwertige Daten melden.

Umgekehrt lässt sich die Datenqualität durch eine Harmonisierung der statistischen Berichtspflichten und das Vermeiden von Mehrfachabfragen verbessern. Ausgehend von diesen Überlegungen beschloss der Ausschuss für Statistik des ESZB, mit dem Bankensektor in einen Dialog zu treten, um so einen Meinungsaustausch zu neuen und laufenden Initiativen im Bereich der ESZB-Statistiken zu ermöglichen. Die Auftaktsitzung fand am 16. März 2018 statt; künftig sollen jährliche Treffen bei der EZB erfolgen. Den Transparenzleitlinien entsprechend werden die Tagesordnung, das Sitzungsprotokoll und die Folien der Präsentationen auf der Website der EZB veröffentlicht. Auf der Sitzung am 16. März tauschten sich die Teilnehmenden zunächst über die mittelfristigen Aussichten für die Harmonisierung der Berichtspflichten im Rahmen des integrierten Berichtswesens (Integrated Reporting Framework – IReF) aus. Die Vertreter des Bankensektors unterstützten diese Initiative und bekundeten ihr Interesse daran, die Berichtspflichten nicht nur in Bezug auf die ESZB-Statistiken, sondern auch hinsichtlich jener Daten zu harmonisieren, die für aufsichtliche Zwecke oder zur Erfüllung spezifischer nationaler bzw. nicht mit dem ESZB zusammenhängender Anforderungen erhoben werden. Der Bankensektor unterstützte auch ausdrücklich den Aufbau des  Banks’ Integrated Reporting Dictionary (BIRD), aus dem ersichtlich ist, welche Daten zur Erstellung der für das ESZB erforderlichen Meldungen aus den internen IT-Systemen der Banken zu extrahieren sind und welche aufsichtlichen Meldeanforderungen gelten. Diese Initiative trägt dazu bei, die Qualität der gemeldeten Daten zu erhöhen. Das ESZB hat weitere Geschäftsbanken eingeladen, sich der BIRD-Initiative anzuschließen, um deren kontinuierliche Weiterentwicklung zu gewährleisten. Schließlich stellt die EZB der Bankenbranche im Downloadbereich der Website  UNSERE STATISTIKEN ausgewählte Statistiken zum praktischen Download zur Verfügung.

Der Dialog zwischen dem Bankensektor und dem ESZB wurde auch nach der Sitzung weiter fortgeführt. Als Ergebnis des laufenden Meinungsaustauschs hat die Europäische Bankenvereinigung kürzlich  Grundsätze für ein integriertes Meldewesen veröffentlicht, in denen sie ihre Unterstützung für IReF und BIRD bekräftigt.

Im Zuge der Umsetzung dieser Strategie lieferte die Generaldirektion Statistik der EZB 2018 umfassende granulare Datensätze, um damit eingehende und flexible Analysen auf Basis multipler Kriterien zu ermöglichen. Ein herausragendes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Erhebung granularer Kredit- und Kreditrisikodaten im Rahmen von AnaCredit, die 2018 erstmals erfolgte. AnaCredit ist eine Initiative zur Erhebung detaillierter, zeitnaher und harmonisierter Daten auf Einzelkreditebene zur 0.2% Kreditvergabe der Banken an Unternehmen oder andere Rechtsträger, wobei die Datennutzung entsprechenden Vertraulichkeitsvorschriften unterliegt. Das zugrunde liegende Datenmodell unterstützt die zügige Ableitung unzähliger Kombinationen von  granularen Daten und bietet so den Anwendern in verschiedenen Bereichen des Zentralbankwesens und der Bankenaufsicht größere Flexibilität in der Analyse bei Jahresberichtgleichzeitiger 2018 Steigerung der Analysequalität und ermöglicht Vergleiche mit aggregierten Statistiken im Rahmen der Datenqualitätssicherung. Sobald sämtliche

 PublicationsNZBen desDas EuroraumsJahr im Überblick ihr Meldewesen komplett auf AnaCredit umgestellt haben,   Search this publication  werden im Rahmen von AnaCredit voraussichtlich jeden Monat Daten zu rund 50 Millionen Geschäften erhoben werden.

Auch die Arbeitsgruppe zur Wertpapierbestandsstatistik (SHSG) konnte bedeutende Das Jahr im Überblick Fortschritte erzielen. Der Datensatz zur Wertpapierbestandsstatistik enthält hoch granulare Daten, die sich sogar bis auf die Ebene der einzelnen Mitglieder bestimmter Das Jahr in Zahlen Bankengruppen (Investoren) bzw. bis auf Einzelwertpapierebene (Bestände) aufschlüsseln lassen. Unter anderem können so Risiken und Übertragungseffekte an  den Finanzmärkten korrekt und flexibel identifiziert werden. Die Datenerhebu ng zum 1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial Wertpapierbestand einzelner Bankengruppen auf Einzelwertpapierbasis wurde um bei zunehmendem Kostendruck  eine größere Anzahl an Bankengruppen und Attributen erweitert. Seit dem dritten 1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger  Quartal 2018 deckt das verbesserte Meldewesen nun sämtliche direkt von der EZB ausgewogen beaufsichtigten Bankengruppen ab. Darüber hinaus werden die neuen Attribute  1.2 Anhaltender Aufschwung trotz AnaCredit-konform gemeldet, sodass Daten zu Krediten und Wertpapieren auf nachlassender Wachstumsdynamik harmonisierte Weise kombiniert und gemeinsam analysiert werden können. Die granularen Datensätze von AnaCredit wie auch der Wertpapierbestandsstatistik stützen Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Bevölkerungsalterung sich auf ein Registersystem, das vollständige, genaue und zeitnahe Informationen zu institutionellen Einheiten (Datenregister über Institute und verbundene Unternehmen – 1.3 Inflation auf höherem Niveau RIAD) sowie zu Finanzinstrumenten (zentralisierte Wertpapierdatenbank – CSDB) 1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen enthält; beide Datensätze konnten im Jahr 2018 erheblich verbessert werden. unterstützten Kredit- und Geldmengenwachstum So wurden etwa die Kapazitäten von RIAD, dem gemeinsam genutzten Datensatz an Referenzdaten zu rechtlichen und anderen statistischen institutionellen Einheiten, im Laufe des Berichtsjahrs wie vorgesehen erweitert, wodurch sich der Nutzen für die Geschäftsabläufe innerhalb des Eurosystems und die Durchführung der Aufgaben des 2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und ESZB und des SSM erhöht. Außerdem veröffentlichte die EZB im Juni 2018 die Leitlinie Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot zum Datenregister über Institute und verbundene Unternehmen ( Leitlinie EZB/2018/16), die die Koordinierung der Aufgaben der NZBen im Hinblick auf die Meldung von Referenzdaten an RIAD verbessert. Im Berichtsjahr initiierte die EZB eine Änderung der Verordnung über Geldmarktstatistiken ( Verordnung EZB/2014/48). Die geänderte Verordnung wird die Erfassung von Transaktionen mit sämtlichen finanziellen Geschäftspartnern sicherstellen, die Verwendung der Kennung der juristischen Person (Legal Entity Identifier – LEI) forcieren sowie die Verpflichtungen der Berichtspflichtigen zur Einhaltungen hoher Standards zum Schutz der Datenintegrität straffen. Nach Abschluss zweier öffentlicher Konsultationsverfahren gab die EZB am 28. Juni 2018 die Methodik zur Berechnung des Zinssatzes für kurzfristige Euro-Einlagen (Euro Short-Term Rate – €STR) bekannt (siehe Kapitel 5 Abschnitt 1). Der €STR soll ab Oktober 2019 veröffentlicht werden. In der Zwischenzeit veröffentlicht die EZB sogenannte Pre-€STR-Werte, anhand derer die Marktteilnehmer die Tauglichkeit des neuen Zinssatzes vorab überprüfen können; so können die rechtzeitige Anpassung der operativen Abläufe sowie ein reibungsloser Übergang gewährleistet werden. Pre-€STR- Werte umfassen tägliche historische Zeitreihendaten ab 15. März 2017.

Um die Anforderungen der Nutzer angesichts Laufende Optimierung der des rapiden globalen Wandels weiterhin Makrostatistiken im Sinne der optimal zu erfüllen, werden auch die Datenzweckmäßigkeit Makrostatistiken der EZB ständig weiterentwickelt. Am 17. Februar 2018 wurde eine neue Verordnung der EZB über die statistischen Berichtspflichten der Altersvorsorgeeinrichtungen ( Verordnung EZB/2018/2) veröffentlicht. Sie dient der Erhöhung der Transparenz und der Verbesserung der Vergleichbarkeit von Daten in diesem rasch wachsenden Bereich der Finanzbranche. Die Verordnung wird die Mängel der derzeitigen, nicht harmonisierten und unvollständigen vierteljährlichen Statistik zu den Altersvorsorgeeinrichtungen, die seit Juni 2011 veröffentlicht wird, beheben und dabei insbesondere die eingeschränkte Datenlage verbessern, die sich aus dem bisherigen Fehlen von Transaktionsdaten in ausreichender Qualität ergab.

Im Berichtsjahr wurde die Leitlinie der EZB über die monetären und die Finanzstatistiken geändert ( Leitlinie EZB/2018/17). Sie sieht nun die Übermittlung weiterer Daten an die EZB vor, soweit diese Daten den NZBen zur Verfügung stehen. Dazu gehören monatliche Daten zur Bereinigung von MFI-Krediten um Kreditverkäufe und -verbriefungen, Angaben zu fiktiven Cash-Pooling-Aktivitäten, die jeweils aktuellen MFI-Positionen gegenüber dem Einheitlichen Abwicklungsausschuss, eine Aufschlüsselung von Kapital und Rücklagen der MFIs in Unterkategorien sowie Daten zur Ermittlung von Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren innerhalb der Investmentfondsstatistik.

Geändert wurde ferner die Leitlinie der EZB über die außenwirtschaftlichen Statistiken (  Leitlinie EZB/2018/19), zum einen im Hinblick auf den aktuellen Analysebedarf im Bereich der Geldpolitik und der Finanzstabilität, zum anderen im Hinblick auf eine bessere Integration der beiden Blöcke der Außenwirtschaftsstatistik (Zahlungsbilanz und Auslandsvermögensstatus) und der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (einschließlich der Sektorkonten). Im Wesentlichen kann so das Datenangebot um zusätzliche, noch detailliertere geografische und sektorspezifische Daten erweitert werden. Die betreffenden Daten sind ab März 2021 zu melden.

Die neuen granularen Datensätze sind für die makroökonomische Statistik in vielerlei Hinsicht ein Gewinn. Die Verknüpfung von Makrodaten und granularen Daten könnte die Qualität der Statistiken verbessern, neue statistische Produkte ermöglichen und die Analyseflexibilität erhöhen. In diesem Zusammenhang setzte die EZB ihr Projekt zur Verknüpfung von Mikrodaten (aus der Haushaltsbefragung zu Finanzen und Konsum – HFCS) und Makrodaten (aus den Sektorkonten) zum Vermögen und zu den Verbindlichkeiten der privaten Haushalte weiter fort. Dabei geht es um die Nutzbarmachung makroökonomischer Daten zur Vermögensverteilung und Verschuldungsstruktur des Haushaltssektors, wodurch neue wertvolle Informationen für die volkswirtschaftliche Analyse gewonnen werden können.

Die gemeinsame Analyse zeitnaher, über verschiedene Marktsegmente hinweg integrierter Mikrodaten eröffnet die Möglichkeit, komplexere, unvorhergesehene und sich rasch ändernde Verhaltensmuster an den Märkten zeitnah zu untersuchen. Um derartige Fortschritte zu ermöglichen, hat die EZB ihre engagierten Bemühungen um die globale Datenstandardisierung verstärkt und ihre diesbezügliche Führungsrolle weiter ausgebaut. Initiativen in diesem Zusammenhang sind etwa das globale System zur Kennung der juristischen Person (Global Legal Entity Identifier System), das bereits – allerdings noch nicht flächendeckend – in Betrieb ist, sowie die Entwicklung entsprechender ISO-Standards. Schließlich wird auch der laufende Einsatz für die Datenstandardisierung an den Märkten zur Verbesserung der Qualität des erhobenen Datenmaterials beitragen und zugleich die Betriebskosten und operationellen Risiken für alle Beteiligten senken.

7.2 Erhöhte Transparenz und bessere Kommunikation

Im Jahr 2018 unternahm die EZB weitere Schritte zur Erhöhung der Transparenz. So wurde das Statistikangebot für externe professionelle Nutzer und die breite Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht und benutzerfreundlicher und interaktiver gestaltet. Im Sinne der „Mobile First“-Initiative der EZB wurde das Web-Format der statistischen Pressemitteilungen verbessert, um den Datenzugriff zu erleichtern und das Teilen der Daten über die sozialen Medien zu ermöglichen. Das Statistikportal der EZB, das Statistical Data Warehouse, wurde 2018 weiter optimiert. Das Datenangebot insgesamt wurde mit einer zusätzlichen Website ( UNSERE STATISTIKEN) mit neu aufbereiteten Euroraum-Daten und vergleichbaren nationalen Statistiken erweitert. Professionelle Nutzer wie etwa Journalistinnen und Journalisten können diese Darstellungen in der EU-Sprache ihrer Wahl in ihre Newsfeeds oder Websites übernehmen.

Auch die Statistiken der Bankenaufsicht wurden angesichts der Veränderungen am Markt und im regulatorischen Umfeld weiterentwickelt, um den Anforderungen und Rückmeldungen der Nutzer gerecht zu werden. Die EZB erhebt und veröffentlicht vierteljährlich Statistiken der Bankenaufsicht zu direkt von der EZB beaufsichtigten Instituten. Diese Daten umfassen Informationen zu Bilanzstruktur, Ertragslage, Eigenkapitalausstattung, Verschuldungsquote, Finanzierung und Liquidität. Seit dem dritten Quartal 2018 werden auch Forderungen gegenüber dem öffentlichen Sektor, Aufschlüsselungen von Vermögenswerten nach der Zeitwerthierarchie sowie auf internen Ratings basierende Kreditrisikoparameter erfasst. Darüber hinaus veröffentlichte die EZB im Jahr 2018 – zusätzlich zu den drei Eigenmittel- und Verschuldungsquoten für 118 bedeutende Institute – erstmals bankspezifische Daten im Rahmen der Säule 3 zu risikogewichteten Aktiva, aufgeschlüsselt nach Risikokategorie und Berechnungsmethode, für von der EZB beaufsichtigte global systemrelevante Institute (G-SRIs) und andere systemrelevante Institute (A-SRIs) (75 Institute). Dieser neue Transparenzgrad ermöglicht den Beteiligten aussagekräftige Vergleiche der bankenaufsichtlichen Referenzgrößen. Im Jahr 2018 verbesserte die EZB ihre Kommunikation mit dem Bankensektor im Hinblick auf den Qualitätssicherungsprozess für aufsichtliche Daten und lud Vertreter des Bankensektors zu einer Diskussion über die Entwicklung zusätzlicher Qualitätsprüfungen für SSM- Daten. Um diesbezüglich Transparenz zu wahren, wurde auf den Websites der EZB und der nationalen zuständigen Behörden eine erste Liste dieser Qualitätsprüfungen veröffentlicht.

Die EZB fungierte im Berichtsjahr auch als Mitveranstalterin der alle zwei Jahre stattfindenden  Conference of European Statistics Stakeholders, die 2018 in Bamberg, Deutschland, abgehalten wurde und Akteuren aus dem Bereich der europäischen Statistiken, also Vertretern aus Wissenschaft und Forschung, Statistikerstellern und gesellschaftlichen Interessensgruppen, die Möglichkeit zur Vernetzung und zur Diskussion statistischer Methoden bot. Zum 20-jährigen Jubiläum der ESZB-Statistiken veranstaltete die EZB eine Konferenz mit dem Titel Ninth ECB Statistics Conference – 20 years of ESCB statistics: What’s next? (siehe Kasten 8).

Kasten 8 20 Jahre ESZB-Statistiken: Wie geht es weiter?

Der Statistikbereich des ESZB hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich weiterentwickelt, nicht zuletzt im Zuge des Ausbaus des Aufgabenbereichs der EZB im Zusammenhang mit der Einrichtung des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) im Jahr 2010 und des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) im Jahr 2013. Unter  Facts count – 20 years of ESCB statistics sind die wichtigsten Entwicklungsschritte anschaulich dokumentiert. Bedeutende Meilensteine waren etwa der Ausbau des Datenangebots infolge der sukzessiven Erweiterung des Euroraums, die Bereitstellung von Verteilungsinformationen anstatt reiner Datenaggregate, die Nutzung von Erhebungen für mehrere Zwecke bzw. die Erhebung von Daten höherer Granularität sowie die laufende Modernisierung der statistischen Infrastruktur (Referenzdatenbanken und Standards), die eine entsprechende Datenintegration möglich macht.

Drei Grundprinzipien sind jedoch im Laufe der Jahre unverändert geblieben und werden auch in Zukunft von kritischer Bedeutung sein.

Erstens: Die Daten müssen eine hohe Qualität aufweisen. Politische Entscheidungen werden auf der Grundlage von statistischen Daten gefällt; die EZB hält an diesem Prinzip fest, um das öffentliche Vertrauen in Statistiken, Institutionen und politische Beschlüsse, die auf Basis dokumentierter Statistiken getroffen werden, aufrechtzuerhalten.

Zweitens: Kooperation ist und bleibt ein Schlüsselelement der statistischen Arbeit. Sowohl die interne Zusammenarbeit innerhalb des Eurosystems und des SSM als auch die externe Kooperation mit dem Bankensektor, dem Europäischen Statistiksystem und auf internationaler Ebene ist zur Erreichung unserer Ziele unabdingbar.

Drittens: ESZB-Statistiken müssen relevant sein. Das ESZB musste schon in der Vergangenheit mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten, und in einer sich immer rascher verändernden Welt wird dies auch künftig erforderlich sein. Durch neue Technologien wird es möglich sein, enorme Datenmengen auf unterschiedliche Weise zu verarbeiten und zu nutzen. In Zukunft werden noch größere Datenmengen verfügbar werden und die statistische Arbeit wird von den neuen Entwicklungen in den Bereichen Datenwissenschaft, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz profitieren.

Das strategische Ziel für die Zukunft ist auf die Integration unterschiedlicher Datenquellen ausgerichtet, um zu gewährleisten, dass ein umfassendes und konsistentes Bild des Finanzsystems erstellt werden kann. Dies wird Standardisierungsbemühungen auf europäischer und globaler Ebene erfordern, die die EZB auch in den nächsten Jahren weiter fördern wird. In diesem Zusammenhang ist die kürzlich erfolgte Aufnahme der EZB in das International Network for Exchanging Experience on Statistical Handling of Granular Data (INEXDA) zu sehen. In diesem Rahmen wird es möglich sein, Erfahrungen über bewährte Praktiken mit anderen Zentralbanken und internationalen Organisationen auszutauschen und die neuen Herausforderungen bei der Verarbeitung von Mikrodaten zu meistern.

Schließlich spielt mit der wachsenden Komplexität der Finanzstatistiken auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit eine immer größere Rolle (siehe Kapitel 7 Abschnitt 2).

Zum 20-jährigen Jubiläum der ESZB-Statistiken veranstaltete die EZB am 11. Juli 2018 in Frankfurt eine Konferenz mit dem Titel Ninth ECB Statistics Conference – 20 years of ESCB statistics: What’s next?. Anlässlich der Veranstaltung diskutierten Statistiker, politische Entscheidungsträger und Vertreter der Wissenschaft über den Anstieg des Arbeitsumfangs im Bereich Statistik im Lauf der Jahre und äußerten ihre Ansichten über die Zukunft der ESZB-Statistiken.

8 Forschungsschwerpunkte der EZB

Durch die regelmäßige Überprüfung und Anpassung ihrer Forschungsschwerpunkte schafft die EZB eine solide Analysegrundlage für die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit den in der EZB anstehenden Entscheidungen. Zur Förderung der ESZB-weiten Zusammenarbeit tragen die laufenden Aktivitäten von drei Forschungsclustern und zwei Forschungsnetzwerken bei. In einem von negativen Leitzinsen geprägten Umfeld standen die Transmission der geldpolitischen Sondermaßnahmen und das Wechselspiel von Geldpolitik, Finanzstabilität und Realwirtschaft 2018 weiterhin im Mittelpunkt des volkswirtschaftlichen Forschungsinteresses. So wurde im Rahmen von Studien untersucht, inwiefern die Sondermaßnahmen dazu beitragen, die wirtschaftlichen Folgen negativer finanzieller Schocks auszugleichen, indem sie die Unsicherheit an den Märkten verringern und den Zugang zu Bankfinanzierung für kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Nachdem das makroprudenzielle Regelwerk nun in Kraft ist, wurde eine neue Forschungsgruppe eingesetzt, die die Wechselwirkung zwischen geldpolitischen und makroprudenziellen Maßnahmen sowie deren optimale Koordinierung untersuchen soll. Weitere Forschungsschwerpunkte waren der Einfluss finanzieller Faktoren auf das Verhalten von Unternehmen und privaten Haushalten im Euroraum, die Preis- und Lohnsetzungsdynamik sowie die Ausgestaltung institutioneller und politischer Vereinbarungen zur Stärkung der WWU. Sowohl im aktualisierten euroraumweiten makroökonomischen Strukturmodell als auch bei der Weiterentwicklung von Mehrländermodellen zur Erstellung von Prognosen und geldpolitischen Analysen findet die Rolle finanzieller Friktionen bei der Übertragung geldpolitischer und wirtschaftlicher Schocks besondere Berücksichtigung.[53]

8.1 Aktivitäten der ESZB-Forschungscluster und des PRISMA-Projekts

Zur Vertiefung der Zusammenarbeit der volkswirtschaftlichen Forschung im ESZB beschlossen die Leiterinnen und Leiter der ESZB-Forschungsabteilungen im Jahr 2016, drei neue Forschungscluster zu schaffen, die die Forschungsarbeit in den wichtigsten Bereichen durch Workshops und gemeinsame Forschungsprojekte koordinieren sollen (siehe Schaubild 2).

Schaubild 2

ESZB-Forschungscluster

Quelle: EZB. Anmerkung: Struktur der ESZB-Forschungscluster gemäß Beschluss der Leiterinnen und Leiter der ESZB- Forschungsabteilungen aus dem Jahr 2016.

Im Berichtsjahr wurden im Rahmen der Forschungscluster eine Reihe von Workshops Bessere Koordination der Forschung organisiert, um Fragen wie die optimale durch laufende Aktivitäten der drei Gestaltung der Geldpolitik angesichts von ESZB-Forschungscluster Unsicherheit, Finanzmarktunvollkommenheiten und internationalen Ansteckungseffekten zu erörtern. So wurden bei einem Workshop zum Thema Finanzstabilität die Auswirkungen der Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen an die Banken auf deren Verhalten sowie auf die Geldmärkte diskutiert. Eine weitere Forschungsreihe untersuchte die mikroökonomischen Bestimmungsfaktoren des Produktivitätswachstums, und zwar insbesondere finanzielle Friktionen, Kreditfehlallokationen und die Produktionsaufteilung. Die vorläufigen Ergebnisse zeigten, dass zum Verständnis der Dynamik des aggregierten Produktivitätswachstums die Rolle der kleinen Unternehmen berücksichtigt werden sollte.

Als eines der Forschungsnetzwerke des HFCN setzt Arbeit an dritter Eurosystems/ESZB setzte das Household Umfragewelle fort Finance and Consumption Network (HFCN) seine Arbeit an der dritten Welle der Haushaltsbefragung zu Finanzen und Konsum (HFCS) fort, deren Ergebnisse 2019 veröffentlicht werden sollen. Im Rahmen des HFCN wird u. a. erforscht, welche Implikationen die Heterogenität der privaten Haushalte für die geldpolitische Transmission hat. So konnten die in diesem Netzwerk tätigen Forscherinnen und Forscher quantifizieren, in welchem Ausmaß die Geldpolitik den Konsum einzelner privater Haushalte in Abhängigkeit von ihrem Erwerbsstatus und der Struktur ihrer Portfolios beeinflusst. Die Erkenntnis, dass sich geldpolitische Maßnahmen verhältnismäßig stärker auf die Beschäftigung in den unteren Bereichen der Einkommensverteilung auswirken, deutet darauf hin, dass der expansive geldpolitische Kurs im Euroraum einen Rückgang der Ungleichheit bei den Einkommen und beim Konsum bewirkt hat. Auch die Analyse der Auswirkungen von Unsicherheit auf die Entscheidungen der privaten Haushalte, zu deren finanzieller Fragilität sowie zur Messung des oberen Randes der Vermögensverteilung brachte neue Erkenntnisse. Darüber hinaus werden die erhobenen Daten auch von externen Forscherinnen und Forschern intensiv genutzt.

Im Berichtsjahr wurde ein neues ESZB- Neues Forschungsnetzwerk untersucht Forschungsnetzwerk (PRISMA) eingerichtet, das Preissetzung im Einzelhandel anhand im Auftrag des EZB-Rats anhand von von Mikrodaten Mikropreis-Datensätzen das Preissetzungsverhalten auf Firmenebene sowie im Einzelhandelssektor allgemein untersuchen wird. Die Forschungsarbeiten von PRISMA werden sich mit dem Verhältnis zwischen dem Preissetzungsverhalten und der aggregierten Inflationsdynamik befassen. Insbesondere soll erforscht werden, ob es in der Phase niedriger Inflationsraten zu Änderungen im Preissetzungsverhalten gekommen ist und ob dieses auf den geldpolitischen Kurs, die Konjunkturlage und die Art von aggregierten Schocks, denen die Wirtschaft ausgesetzt ist, reagiert.

Im Zusammenhang mit der Schaffung des makroprudenziellen Regelwerks wurde auch eine neue Forschungsgruppe eingesetzt, die die Wechselwirkung zwischen geldpolitischen und makroprudenziellen Maßnahmen untersuchen soll. Einen Analyseschwerpunkt bilden hier etwa die unterschiedlichen Übertragungseffekte zwischen den beiden Bereichen, einschließlich der Auswirkungen der Geldpolitik auf die Finanzstabilität und des Effekts der makroprudenziellen Maßnahmen auf die Realwirtschaft. Angesichts dieser Wechselwirkungen liegt ein zweiter Schwerpunkt auf der optimalen Koordination von Maßnahmen in beiden Bereichen.

8.2 Konferenzen und Veröffentlichungen

Um den intensiven Dialog mit Wirtschaftsexperten aus der Wissenschaft und Zentralbankforum in Sintra und ARC von politischen Institutionen fördern Dialog mit Wissenschaft und aufrechtzuerhalten, organisierte die EZB im Politik Berichtsjahr eine Reihe hochrangiger forschungsbezogener Veranstaltungen, wie etwa das Zentralbankforum der EZB in Sintra und die dritte jährliche Forschungskonferenz (ARC) der EZB. Das Zentralbankforum befasste sich vorrangig mit Ursache und Wirkung der niedrigen Inflationsdynamik, wie sie in der Erholungsphase nach der Krise in vielen entwickelten Volkswirtschaften zu beobachten war, und in diesem Zusammenhang mit Preis- und Lohnsetzung und der Rolle der Inflationserwartungen. Die ARC 2018 präsentierte innovative Forschungsarbeiten zu Themen wie der Rolle der Anlagemärkte bei der Signalisierung des geldpolitischen Kurses, den Hypothekenmärkten, zur Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit an den Finanz- und Gütermärkten sowie zur Globalisierung. Weitere wichtige Konferenzen beschäftigten sich mit Strukturreformen im Euroraum, Welthandel, Arbeitsmärkten und Digitalisierung sowie mit geldpolitischen und makroprudenziellen Maßnahmen.[54]

Zu vielen Forschungsaktivitäten der EZB wurden Veröffentlichung zahlreicher EZB- auch Beiträge in wissenschaftlichen Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften oder Working Papers wissenschaftlichen Zeitschriften oder publiziert. 2018 veröffentlichten Forscherinnen Working Papers und -Forscher der EZB 98 Beiträge in der Working-Paper-Reihe der EZB. Darüber hinaus erschienen im Berichtsjahr eine Reihe eher politikorientierter analytischer Studien in der Occasional-Paper-Reihe, der Statistics- Paper-Reihe und der Discussion-Paper-Reihe der EZB. Bei der Vermittlung ihrer Forschungsergebnisse an ein breiteres Publikum – z. B. in Form von 12 Artikeln im Research Bulletin[55] – konnte die EZB aus dieser Fülle an qualitativ hochwertigen Forschungsarbeiten schöpfen.

9 Rechtliche Aktivitäten und Verpflichtungen

Dieses Kapitel setzt sich mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union in Sachen EZB auseinander und befasst sich mit Stellungnahmen der EZB und Verstößen gegen die Pflicht zur Konsultation der EZB zu Gesetzesvorhaben in ihrem Zuständigkeitsbereich sowie der Überwachung der Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und des Verbots des bevorrechtigten Zugangs.

9.1 Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union in Sachen EZB

Im März 2018 wies das Gericht der Europäischen Union (in der Folge das „Gericht“) Schadensersatzklage gegen die EZB die von einer privatrechtlich organisierten betreffend Umschuldung Griechenlands Rentnervereinigung (ESTAMEDE) gegen die EZB im Jahr 2012 vom Gericht der eingebrachte Schadensersatzklage im Hinblick Europäischen Union abgewiesen auf Pensionskassenansprüche ihrer Mitglieder (Rechtssache T-124/17) ab. In der Klage war geltend gemacht worden, dass im Zusammenhang mit dem Abschlag auf bestimmte griechische Schuldtitel im Rahmen einer teilweisen Umschuldung Griechenlands im Jahr 2012 der Pensionskasse für Ingenieure und Bauunternehmer mit Konzession für öffentliche Aufträge und ihren Mitgliedern (d. h., nicht der Rentnervereinigung selbst) ein Schaden entstanden sei. Im Antrag wurden der EZB verschiedene Verstöße gegen das Recht und die Grundsätze der Union zugeschrieben – einschließlich Verstößen gegen die durch die EU- Grundrechtecharta geschützten Grundrechte wie das Recht auf Eigentum. Das Gericht wies die Klage mit seinem Beschluss als offensichtlich unzulässig ab, ohne die Begründetheit der Klage zu prüfen, womit jegliche Haftung seitens der EZB für den geforderten Schadensersatz ausgeschlossen ist. Dem Gericht zufolge war die klagende Partei nicht klagebefugt, und die Klageschrift erfüllte die Formerfordernisse für die Zulässigkeit nicht.

Das Gericht wies ebenso die Schadensersatzklagen gegen die EZB Schadensersatzklagen ab, die Einleger, betreffend Abwicklungsmaßnahmen in Anteilseigner und Anleiheinhaber der Zypern im Jahr 2013 abgewiesen zyprischen Banken, die 2013 Gegenstand von Abwicklungsmaßnahmen waren, unter anderem gegen die EZB angestrengt hatten (Rechtssachen T-680/13 und T-786/14). Die im Juli 2018 ergangenen Urteile folgten der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union (in der Folge der „Gerichtshof“) in zwei ähnlich gelagerten Berufungsfällen (den Fällen Mallis[56] und Ledra[57]). Die Kläger hatten vorgebracht, dass die EZB und andere Beklagte die Abwicklungsmaßnahmen unter anderem durch ihre Teilnahme an den Treffen der Euro-Gruppe, ihre Rolle bei den Verhandlungen und der Annahme des Memorandum of Understanding (MoU) mit Zypern und die Beschlüsse des EZB-Rates in Zusammenhang mit der Notfall-Liquiditätshilfe veranlasst hätten. Das Gericht erkannte keinen Verstoß seitens der EZB oder der anderen Beklagten gegen das Recht auf Eigentum, den Vertrauensgrundsatz oder den Grundsatz der Gleichbehandlung. Die beiden Urteile wurden vor dem Gerichtshof angefochten.

Aus dem Vorabentscheidungsersuchen Im Dezember 2018 urteilte der Gerichtshof, folgt, dass nichts gegen die dass die Prüfung der vom deutschen Rechtsgültigkeit des PSPP spricht Bundesverfassungsgericht zur Vorabentscheidung in der Rechtssache C- 493/17 (Weiss) vorgelegten Fragen nichts ergeben hat, was die Rechtsgültigkeit des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors an den Sekundärmärkten (PSPP) der EZB infrage stellen würde. Zunächst handelt es sich bei dem PSPP um eine geldpolitische Angelegenheit und es wird der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit geachtet. So kann der spezifische Sinn und Zweck des PSPP mit dem vorrangigen Ziel der Geldpolitik der Union verknüpft werden und in Bezug auf dessen quantitative Konkretisierung – die mittelfristige Gewährleistung von Inflationsraten von unter, aber nahe 2 % – ist weder ein offensichtlicher Beurteilungsfehler noch eine Überschreitung des durch die Verträge abgesteckten Rahmens festzustellen. Zudem hat die EZB die verschiedenen beteiligten Interessen so abgewogen, dass aus der PSPP-Umsetzung keine Nachteile erwachsen, die in einem offensichtlichen Missverhältnis zu den verfolgten Zielen stehen würden. Hinsichtlich der Risiken, mit denen sich die Zentralbanken des Eurosystems angesichts des beträchtlichen Umfangs der Wertpapierankäufe im Rahmen des PSPP konfrontiert sehen könnten, hat sich die EZB gegen eine allgemeine Verlustteilungsregel entschieden. Zum anderen ist das PSPP mit dem Verbot der monetären Finanz ierung vereinbar. Aus der Überlegung, dass gesamtwirtschaftlich betrachtet absehbar ist, dass ein erheblicher Teil der Anleihekäufe an den Sekundärmärkten erfolgen wird, kann kein privater Marktteilnehmer mit Sicherheit ableiten, dass er de facto als Intermediär des Eurosystems für den Direkterwerb öffentlich-rechtlicher Anleihen der Mitgliedstaaten agiert. Darüber hinaus mindert diese gesamtwirtschaftliche Logik nicht den Anreiz für die Mitgliedstaaten, eine solide Haushaltspolitik zu verfolgen, schließlich unterliegt das PSPP einer Befristung und entsprechenden Auflagen und wird eine derartige anreizmindernde Wirkung durch eine Reihe von Bestimmungen minimiert. Der Gerichtshof stellte zudem fest, dass das Verbot der monetären Finanzierung weder dem Halten von Anleihen bis zum Ende ihrer Laufzeit noch dem Ankauf von Anleihen mit negativer Endfälligkeitsrendite entgegensteht. Auf der Grundlage dieser Vorabentscheidung wird das Bundesverfassungsgericht über die Verfassungsbeschwerden entscheiden, die indirekt das PSPP infrage stellen.

9.2 Stellungnahmen der EZB und Verstöße gegen die Konsultationspflicht

Die EZB ist gemäß Artikel 127 Absatz 4 und Artikel 282 Absatz 5 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union zu allen in ihren Zuständigkeitsbereich fallenden Vorschlägen für Rechtsakte der EU und Entwürfen für Gesetzesvorhaben auf nationaler Ebene zu hören. Sämtliche Stellungnahmen der EZB sind auf der EZB-Website abrufbar. Sofern sie Vorschläge für Rechtsakte der EU betreffen, werden die Stellungnahmen der EZB auch im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.

Im Jahr 2018 verabschiedete die EZB 16 Stellungnahmen zu Vorschlägen für Rechtsakte der Union sowie 42 Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben auf nationaler Ebene, die in ihren Zuständigkeitsbereich fielen.

In Bezug auf Gesetzesvorhaben auf EU-Ebene Stellungnahmen der EZB zu Vorschlägen verabschiedete die EZB eine Reihe von für EU-Rechtsakte Stellungnahmen zu Angelegenheiten der Makro- und Mikroaufsicht, betreffend die Reform des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken,[58] der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde[59] und der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde,[60] die Eigenkapitalanforderungen für notleidende Risikopositionen und gedeckte Schuldverschreibungen,[61] die Aufsicht über Wertpapierfirmen[62] und die Stärkung der Rolle der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde bei der Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung.[63] Weitere Stellungnahmen der EZB zu Gesetzesvorhaben der Union betrafen Gesetzesvorhaben mit Auswirkungen auf die Finanzmärkte, betreffend die Reform der Märkte für gedeckte Schuldverschreibungen,[64] die Richtlinie über Kreditdienstleister, Kreditkäufer und die Verwertung von Sicherheiten,[65] die Entgelte für grenzüberschreitende Zahlungen und Währungsumrechnungen[66] und das auf die Drittwirkung von Forderungsübertragungen anzuwendende Recht.[67] Darüber hinaus gab die EZB Stellungnahmen zum Regelwerk für die Wirtschafts- und Währungsunion ab, nämlich zur Stärkung der haushaltspolitischen Verantwortung und der mittelfristigen Ausrichtung der Haushalte in den Mitgliedstaaten[68] und zur vorgeschlagenen Schaffung einer Europäischen Investitionsstabilisierungsfunktion[69] sowie zur Einrichtung eines Europäischen Währungsfonds.[70] Darüber hinaus bezog die EZB Stellung zu europäischen Unternehmensstatistiken[71] und zu dem EU- Ausbildungsprogramm zum Schutz gegen Geldfälschung, „Pericles IV“.[72]

In Bezug auf nationale Gesetzesvorhaben Stellungnahmen der EZB zu nationalen betreffend die jeweilige Notenbank Gesetzesvorhaben betreffend verabschiedete die EZB Stellungnahmen zur Notenbankaufgaben Governance und finanziellen Unabhängigkeit der Zentralbank von Zypern[73] und zur institutionellen Unabhängigkeit der Българска народна банка (Bulgarische Nationalbank),[74] zur Kontrolle der Hrvatska narodna banka durch den kroatischen Rechnungshof,[75] zur Haftungsregelung bezüglich der Board-Mitglieder und Angestellten der Banca Naţională a României[76] und zum Mindestreserve-Soll der Magyar Nemzeti Bank.[77] Weitere Stellungnahmen betrafen Notenbankzuständigkeiten in verschiedensten Bereichen wie der Überwachung der Compliance bei Interbankenentgelten für kartengebundene Zahlungsvorgänge,[78] Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit dem Schutz kritischer Marktinfrastrukturen[79] und der Sicherheit von Netz- und Informationssystemen im Finanzsektor,[80] Verbriefungstätigkeiten,[81] Fragen der Emission gedeckter Schuldverschreibungen[82] und der Umschuldung von Schweizer-Franken-Krediten in Euro-Kredite,[83] Fragen des Bankgeschäfts mit Finanzmarktinstrumenten[84] und der Informationspflicht der Banken (Basisinformationsblätter für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte),[85] der Befugnis zur Prüfung falscher oder irreführender Angaben durch Kredit- und Finanzinstitute und entsprechender Maßnahmen[86] und der Regulierung bestimmter Sparkonten,[87] der interinstitutionellen Zusammenarbeit bei der Rückführung von Geldern aus bestimmten Steueroasen[88] sowie der Führung eines zentralen Registers für Bankkonten und Finanztransaktionen[89] und einer nationalen Datenbank für Versicherungsforderungen. [90] Schließlich war ein wiederkehrendes Thema auch die Prüfung neuer Notenbankbefugnisse vor dem Hintergrund des Verbots der monetären Finanzierung nach Artikel 123 des Vertrags im Hinblick auf die Finanzierung staatlicher Aufgaben mit Zentralbankgeld. Die EZB bezog außerdem Stellung zu nationalen Gesetzesvorhaben im Bereich Makro- und Mikroaufsicht über Kredit- und Finanzinstitute, konkret betreffend den Aufbau einer engen Zusammenarbeit zwischen der EZB und der Българска народна банка (Bulgarische Nationalbank),[91] die Reform der italienischen Volks- und Genossenschaftsbanken,[92] makroprudenzielle Instrumente für den spanischen Bankensektor,[93] das makroprudenzielle Mandat der Zentralbank und die Banksteuerung in Bulgarien[94] sowie den Einsatz makroprudenzieller Instrumente in Luxemburg (in Reaktion auf negative Entwicklungen im Wohnimmobiliensektor und im Zusammenhang mit Reziprozitätsbestimmungen).[95] Weitere Stellungnahmen behandelten die Einführung eines Interbanken- Finanzierungssatzes in Ungarn,[96] Tilgungsbestimmungen für Immobilienkredite in Schweden,[97] die Direktorengehälter bei systemrelevanten Kreditinstituten in den Niederlanden,[98] die Übermittlung von Verwaltungsdaten zu statistischen Zwecken in Deutschland,[99] die Reorganisation der polnischen Finanzdienstleistungsbehörde[100] sowie die Finanzierung der maltesischen Finanzdienstleistungsbehörde und entsprechende Governancefragen.[101]

Weitere Stellungnahmen der EZB zu nationalen Gesetzesvorhaben im Kredit- und Finanzbereich befassten sich mit den Umschuldungsbestimmungen für Hypothekarkredite bei Zahlungsrückstand und der Regulierung der Geschäftstätigkeit von Kreditkäufern in Irland,[102] mit den Bestimmungen für gedeckte Schuldverschreibungen in der Tschechischen Republik und der Slowakei,[103] mit den Verbriefungsbestimmungen in Zypern,[104] mit den Bestimmungen für die Umschuldung von Schweizer-Franken-Krediten in Euro- Kredite in Slowenien[105] sowie mit der Verzinsung bestimmter regulierter Sparkonten in Frankreich[106] und den Auflagen für Notfallvorkehrungen im finnischen Finanzsektor.[107]

Stellungnahmen der EZB zu den Angesichts der wachsenden Bedeutung von Auswirkungen nationaler Gesetzgebung Cybersecurity passten eine Reihe von zur IT- und Cybersicherheit auf kritische Mitgliedstaaten 2018 ihre Bestimmungen zur Marktinfrastrukturen und die IT- und Cybersicherheit an. Zu den Bankenaufsicht Auswirkungen dieser Bestimmungen auf kritische Marktinfrastrukturen und die Bankenaufsicht nahm die EZB ebenfalls Stellung.[108] Schließlich bezog die EZB auch Stellung zu neuen Rundungsregeln für auf Euro lautende Zahlungen in Belgien.[109]

Eindeutige, erhebliche bzw. wiederholte Im Berichtsjahr war ein Verstoß gegen die Verstöße gegen die Konsultationspflicht Pflicht zur Konsultation der EZB zu bei EU-Rechtsvorschriften Gesetzesvorhaben der Union zu verzeichnen, und zwar im Zusammenhang mit einem Verordnungsentwurf des Europäischen Parlaments und des Rates über das auf die Drittwirkung von Forderungsübertragungen anzuwendende Recht. Die EZB zeigte daraufhin Probleme bei Anwendung der geplanten Bestimmungen in einer auf eigene Initiative abgegebenen Stellungnahme auf.[110] Dieser Verstoß gegen die Verpflichtung zur Konsultation der EZB ist als „eindeutig und erheblich“ zu werten. Die beiden Verstöße gegen die Konsultationspflicht aus dem Jahr 2017, zusammen mit dem 2018 verzeichneten Verstoß, fallen in die Kategorie „eindeutig und wiederholt“.

Verstöße gegen die Konsultationspflicht Im Jahr 2018 wurde ein horizontales Problem bei nationalen Gesetzesvorhaben hinsichtlich der nationalen Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/1148 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. Juli 2016 über Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen in der Union festgestellt. Angesichts des von einzelnen Mitgliedstaaten bei der Umsetzung dieser Richtlinie genutzten Ermessensspielraums prüft die EZB derzeit, in welchem Ausmaß ihre Beratungsfunktion bezüglich des Zentralbankwesens, der Zahlungs- und Verrechnungssysteme bzw. der Rolle der EZB im Bereich der Bankenaufsicht damit wesentlich beeinträchtigt wurde. Bislang hat die EZB mit Blick auf diese Frage einer nationalen Behörde ein Schreiben wegen fehlender Konsultation übersandt (Zypern). Ferner haben es die rumänischen Behörden unterlassen, die EZB zu einer staatlichen Notverordnung zur Einführung einer Bankensteuer zu konsultieren.

9.3 Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und des bevorrechtigten Zugangs

Gemäß Artikel 271 Buchstabe d des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) ist die EZB mit der Aufgabe betraut, die Einhaltung der in Artikel 123 und 124 des AEUV sowie in den Verordnungen (EG) Nr. 3603/93 und 3604/93 des Rates festgelegten Verbote durch die nationalen Zentralbanken (NZBen) der EU- Mitgliedstaaten und durch die EZB selbst zu überwachen. Nach Artikel 123 ist es der EZB und den NZBen untersagt, Regierungsstellen sowie Organen bzw. Einrichtungen der EU Überziehungs- oder andere Kreditfazilitäten einzuräumen oder von solchen Institutionen begebene Schuldtitel am Primärmarkt zu erwerben. Gemäß Artikel 124 sind Maßnahmen, die nicht aus aufsichtsrechtlichen Gründen getroffen werden und die Regierungsstellen sowie Organen bzw. Einrichtungen der EU einen bevorrechtigten Zugang zu Finanzinstituten verschaffen, verboten. Über die Einhaltung dieser Bestimmungen durch die Mitgliedstaaten wacht neben dem EZB-Rat auch die Europäische Kommission. Die EZB überwacht ferner die durch die Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten am Sekundärmarkt getätigten Käufe von Schuldtiteln der öffentlichen Hand – also Käufe inländischer Staatspapiere sowie Käufe von Schuldtiteln, die von anderen Mitgliedstaaten oder von Organen bzw. Einrichtungen der EU begeben wurden. Laut den Erwägungsgründen der Verordnung (EG) Nr. 3603/93 des Rates darf der Erwerb von Schuldtiteln der öffentlichen Hand am Sekundärmarkt nicht zur Umgehung der Zielsetzung von Artikel 123 des AEUV genutzt werden. Solche Käufe dürfen also nicht zu einer indirekten monetären Finanzierung des öffentlichen Sektors führen.

Die für 2018 durchgeführten Prüfungen bestätigten, dass die Bestimmungen von Artikel 123 und 124 des AEUV und der diesbezüglichen Ratsverordnungen im Allgemeinen eingehalten wurden.

Festzustellen war auch, dass die meisten NZBen in der EU im Berichtsjahr die geltenden Obergrenzen für die Verzinsung von Einlagen der öffentlichen Hand in vollem Umfang einhielten. Allerdings müssen einzelne NZBen sicherstellen, dass die Verzinsung von Einlagen der öffentlichen Hand nicht über der Obergrenze liegt.

Im Jahresbericht 2016 hatte die EZB festgestellt, dass die Errichtung und Finanzierung der Vermögensverwaltungsgesellschaft MARK Zrt. durch die ungarische Zentralbank (Magyar Nemzeti Bank – MNB) eine Verletzung des Verbots der monetären Finanzierung darstellt, die es zu korrigieren galt. Der Fall wurde inzwischen nach vollständiger Umsetzung der notwendigen Korrekturmaßnahmen durch die NMB abgeschlossen.

Schon seit 2014 hatte die EZB in ihren Jahresberichten Bedenken im Hinblick auf einige von der MNB 2014 und 2015 initiierte Programme geäußert, die sie seither laufend überwacht. Die Magyar Nemzeti Bank ergriff 2018 weitere Maßnahmen, um die Bedenken der EZB möglichst auszuräumen, und beendete ein Programm zum Ankauf ungarischer Kunstwerke und Kulturgüter. Angesichts der Palette an Programmen und ihres Umfangs wird die EZB diese Aktivitäten dennoch auch künftig genau überwachen, um sicherzustellen, dass sie dem Verbot der monetären Finanzierung und des bevorrechtigten Zugangs entsprechen. Darüber hinaus wird die EZB weiterhin die Beteiligung der MNB an der Budapester Börse überwachen, da die im November 2015 begründete Mehrheitsbeteiligung der MNB an der Budapester Börse nach wie vor Anlass zu Bedenken hinsichtlich der monetären Finanzierung geben könnte.

Die irische Zentralbank konnte 2018 den Bestand an Vermögenswerten im Zusammenhang mit der Irish Bank Resolution Corporation (IBRC) durch Veräußerung langfristiger, variabel verzinster Anleihen reduzieren und so dem erforderlichen vollständigen Abbau dieser Vermögenswerte einen großen Schritt näherkommen. Ein ambitionierterer Zeitplan für die Veräußerung dieser Vermögenswerte würde die nach wie vor schwerwiegenden Bedenken hinsichtlich der monetären Finanzierung rascher zerstreuen.

10 Schlüsselthemen auf der europäischen und globalen Agenda

Die EZB stand auch im Jahr 2018 in einem engen Dialog mit europäischen Gremien und Institutionen, insbesondere mit dem Europäischen Rat, dem ECOFIN-Rat, der Euro- Gruppe, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission. Auf der Tagesordnung der Sitzungen des Europäischen Rats, der Euro-Gruppe und des ECOFIN- Rats, an denen der EZB-Präsident und weitere Direktoriumsmitglieder teilnahmen, standen unter anderem die Wirtschaftsaussichten, die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) sowie Themen im Zusammenhang mit dem finanz- und wirtschaftspolitischen Steuerungsrahmen der EU.

10.1 Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion

Die EZB brachte sich 2018 in ihren Zuständigkeitsbereichen mit ihrer Expertise in die Debatte zur Stärkung der WWU ein. Die Diskussionen in EU-Gremien drehten sich dabei um drei Hauptthemen: Vollendung der Bankenunion, Reform des  Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und die Ausgestaltung eines makroökonomischen Stabilisierungsinstruments für den Euroraum. Wichtige Beiträge zu dieser Debatte waren u. a. ein von der Europäischen Kommission im Mai 2017 veröffentlichtes  Reflexionspapier sowie damit zusammenhängende Vorschläge und das im Juni 2018 in der Erklärung von Meseberg festgehaltene Übereinkommen Deutschlands und Frankreichs.

Im Berichtsjahr wurde an der Finalisierung Schrittweise Vollendung der eines neuen Regelwerks aus Richtlinien und Bankenunion Verordnungen für die Bankenunion[111] gearbeitet, das u. a. eine Höchstverschuldungsquote festlegt, die Banken davon abhalten soll, ihren Verschuldungsgrad exzessiv auszuweiten. Darüber hinaus sieht das Regelwerk eine stärkere Risikosensitivität der Kapitalanforderungen an Banken vor, die mit Wertpapieren und Derivaten handeln, sowie erhöhte Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungskapazitäten bei global systemrelevanten Banken. Außerdem wurden für die künftige Kreditvergabe neue Anforderungen hinsichtlich der Mindestdeckung notleidender Risikopositionen in Bankbilanzen vereinbart. Beim Euro-Gipfel vom  Juni und vom  Dezember wurde beschlossen, dass der gemeinsame Absicherungsmechanismus für den Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) für Banken in Abwicklung auf dem ESM aufbauen soll. In Hinblick auf das zu schaffende europäische Einlagensicherungssystem EDIS befand die europäische Führungsspitze zuletzt, dass noch mehr technische Vorarbeiten erforderlich seien. Eine zu diesem Zweck eingesetzte hochrangige Arbeitsgruppe wird im Juni 2019 einen Bericht präsentieren. Im Einklang mit dem 2016 festgelegten Zeitplan wurde im Berichtsjahr die Ausarbeitung eines Fahrplans für die Aufnahme politischer Verhandlungen zu EDIS in Angriff genommen. Darüber hinaus unterstützte die europäische Bankenaufsicht die Banken des Euroraums auch 2018 erfolgreich dabei, ihren Verschuldungsgrad zu reduzieren und die Bestände an notleidenden Krediten zu verringern und somit ihre Bilanzen zu stärken. Auch im Bereich der europäischen Kapitalmarktunion wurden im Einklang mit dem  Aktionsplan für die Kapitalmarktunion aus dem Jahr 2015 Fortschritte verzeichnet.

Vor dem Hintergrund der diskutierten Reform des ESM befürwortete die EZB in einer Stellungnahme die Initiative, den ESM im EU-Recht zu verankern. Insbesondere sollten laut EZB die Instrumente der vorsorglichen Finanzhilfe verbessert und mit angemessenen Auflagen verknüpft werden. Ferner sind schnellere und glaubwürdige Beschlussfassungsverfahren zu schaffen, die sich auf eine hochwertige und unabhängige technische Fachkompetenz stützen.

Die technischen Arbeiten zur Ausgestaltung und zum Zeitplan für die Umsetzung eines fiskalischen Stabilisierungsinstruments wurden fortgesetzt, ebenso wie die Vorbereitung anderer potenzieller Haushaltsinstrumente für den Euroraum. Die EZB begrüßte diese Schritte, die im Einklang mit dem  Bericht der fünf Präsidenten aus dem Jahr 2015 erfolgten, und betonte, dass jedes fiskalische Instrument die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützen sollte, vor allem in Phasen euroraumweiter Rezession. Gleichzeitig dürfen Anreize für eine solide Wirtschafts- und Haushaltspolitik auf einzelstaatlicher Ebene nicht unterminiert werden. Die EZB veröffentlichte auch eine  Stellungnahme zu einem Vorschlag der Europäischen Kommission zur Schaffung einer Europäischen Investitionsstabilisierungsfunktion (EISF). Auf Grundlage der Ergebnisse des Euro-Gipfels vom Dezember wurde die Euro-Gruppe im Zusammenhang mit dem mehrjährigen Finanzrahmen angewiesen, an einem Haushaltsinstrument für Konvergenz und Wettbewerbsfähigkeit für das Euro-Währungsgebiet und – auf freiwilliger Basis – für die Mitgliedstaaten des WKM II zu arbeiten. Weitere Ergebnisse der Beratungen in EU- Gremien beinhalteten einen  Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Verordnung über staatsanleihebesicherte Wertpapiere (SBBS).

Um die Umsetzung von Strukturreformen im Zentrale Themen: Reform des ESM und Zuge des nächsten mehrjährigen Stabilisierungsfunktion Finanzrahmens (2021-2027) voranzutreiben, präsentierte die Europäische Kommission einen Vorschlag für ein Programm mit dieser Zielsetzung  (Structural Reform Support Programme – SRSP). Auch stimmte die EU einer Erhöhung der finanziellen Ausstattung des bereits bestehenden SRSP zu, wodurch die zur Verfügung stehenden Gesamtmittel für den Zeitraum 2017-2020 auf 222,8 Mio € anstiegen.

Im Zuge der Debatte zur Vertiefung der WWU betonte die EZB wiederholt die vorrangige Bedeutung der umfassenden Anwendung der Haushaltsregeln und einer effektiveren Abstimmung wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Denn nur auf dieser Grundlage kann die Resilienz des Euroraums gestärkt und das nötige Vertrauen geschaffen werden, das die Mitgliedstaaten brauchen, um die Integration weiter voranzubringen. Die diesbezüglichen Fortschritte waren bislang wenig zufriedenstellend.

10.2 Erfüllung der Rechenschaftspflicht

Die Rechenschaftspflicht der EZB ist ein notwendiges Gegengewicht zu ihrer Unabhängigkeit. Als unabhängige Institution hat die EZB die Freiheit, die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente so einzusetzen, wie sie es zur Erfüllung ihrer Aufgaben und ihres Mandats für notwendig erachtet. Ihre Unabhängigkeit wie auch ihr klares Mandat wurden mit der Ratifizierung der EU-Verträge demokratisch beschlossen. Entsprechend hat die EZB ihre Entscheidungen auch gegenüber der europäischen Bevölkerung zu verantworten. Darüber hinaus unterliegt die EZB auch der Überprüfung durch den Gerichtshof der Europäischen Union. So ist auf mehreren Ebenen sichergestellt, dass Unabhängigkeit nicht in Willkür mündet und dass die EZB in Übereinstimmung mit ihrem Mandat handelt.

Gemäß den EU-Verträgen muss die EZB ihr EZB hat Rechenschaftspflicht gegenüber Handeln vorrangig gegenüber dem Europäischem Parlament Europäischen Parlament – als der demokratisch gewählten Vertretung der EU-Bürgerinnen und - Bürger – verantworten. So trat der Präsident der EZB auch 2018 im Rahmen der regelmäßigen Anhörungen viermal vor den Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments.[112] Darüber hinaus wohnte der Präsident der Plenardebatte des Parlaments zum EZB- Jahresbericht bei, und die EZB veröffentlichte ihr  Feedback zu den Anregungen des Europäischen Parlaments in seiner Entschließung zum Jahresbericht der Europäischen Zentralbank 2016.[113] Die Rechenschaftspflicht der EZB umfasst neben der regelmäßigen Berichterstattung auch die Beantwortung von schriftlichen Anfragen der Abgeordneten des Europäischen Parlaments. 2018 wurden 36 Schreiben mit derartigen Anfragen an den Präsidenten der EZB gerichtet; die Antworten wurden online veröffentlicht.[114] Die meisten Fragen im Berichtsjahr betrafen die Umsetzung der geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB, die Wirtschaftslage und die Finanzierungsbedingungen sowie EZB- und EU-relevante institutionelle Themen. Auch über ihre Tätigkeit im Rahmen der Bankenaufsicht muss die EZB dem Europäischen Parlament und dem EU-Rat Rechenschaft ablegen.[115]

Die EZB brachte sich auch im Berichtsjahr aktiv EZB aktiv an Debatte zu in die seit einigen Jahren geführten Zentralbankunabhängigkeit und Diskussionen zu Zentralbankunabhängigkeit Rechenschaftspflicht beteiligt und Rechenschaftspflicht ein. Neben mehreren Reden der Direktoriumsmitglieder zu diesen Themen[116] wurde 2018 auch ein Aufsatz im Wirtschaftsbericht veröffentlicht, der die Entwicklung der Rechenschaftspflicht der EZB in der Praxis beleuchtet.[117] Der Beitrag liefert unter anderem neue quantitative und qualitative Belege dafür, wie sich die Interaktion zwischen der EZB und dem Europäischen Parlament während der Krise in Bezug auf Häufigkeit, Format und Inhalt intensiviert und weiterentwickelt hat.

Laut  Eurobarometer-Umfrage[118] 2018 ist der Euro beliebter als je zuvor: 75 % der 340 Millionen Bürgerinnen und Bürger des Euroraums befürworten die Gemeinschaftswährung – nie waren die Umfragewerte seit der Euro-Einführung besser.

10.3 Implikationen des Brexits

In die Brexit-Verhandlungen ist die EZB zwar nicht offiziell eingebunden, sie hat aber im Finanzstabilitätsrisiko rund um Brexit im Rahmen ihres geldpolitischen Mandats die FSR November 2018 analysiert diesbezüglichen Entwicklungen mitverfolgt und laufend analysiert. So wurden die möglichen Implikationen des Brexits für die Finanzstabilität im Euroraum im Financial Stability Review vom November 2018 erörtert. Demnach hält sich das vom Brexit ausgehende Risiko für die Finanzstabilität im Euroraum insgesamt in Grenzen, nicht zuletzt weil dem privaten Sektor eine Reihe von Optionen zur Risikobegrenzung offenstehen. Die Herstellung eines neuen Gleichgewichts nach dem Brexit wird einmalige Anpassungskosten verursachen und könnte ohne entsprechende Weichenstellungen in einzelnen Marktsegmenten zu Reibungspunkten führen. Das Risiko, dass die Realwirtschaft im Euroraum mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU den Zugang zu Finanzdienstleistungen verliert, scheint jedoch überschaubar. Auch im Hinblick auf die Kapitalausstattung des Bankensektors im Euroraum dürfte das generelle Risiko als gering einzuschätzen sein. Allerdings könnte ein ungeregelter Brexit zu heftigeren und weitreichenderen Preiskorrekturen am Markt als 2018 führen und einen abrupten Anstieg der Risikoprämien und Volatilitätswerte nach sich ziehen.

Im April 2018 richteten die EZB und die Bank of England eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein, die sich vorwiegend mit Fragen des Risikomanagements im Finanzdienstleistungsbereich für die Zeit unmittelbar vor und nach dem 30. März 2019 beschäftigt. Die Arbeitsgruppe legte der Europäischen Kommission und dem britischen Finanzministerium im Oktober 2018 einen aktuellen Bericht vor.

Der Präsident der EZB betonte im Zuge seiner Anhörung im Februar 2018 im Europäischen Parlament, wie wichtig es ist, den Ausbau weiterer Eckpfeiler der EU- Finanzgesetzgebung – wie EMIR 2 – deutlich vor dem Brexit-Termin voranzubringen, um für alle möglichen Austrittsszenarien gerüstet zu sein, gegebenenfalls auch für ein No- Deal-Szenario.

Im Rahmen der europäischen Bankenaufsicht legten die EZB und die nationalen Aufsichtsbehörden den Fokus zum einen auf die Kommunikation der aufsichtlichen Erwartungshaltung zu Brexit-relevanten Themen und die Umsetzung der diesbezüglichen Maßnahmen. Zum anderen widmeten sie sich vor allem der Prüfung der Brexit-Pläne und Konzessionsansuchen internationaler Banken, die bisher im Vereinigten Königreich angesiedelte Bereiche in Euro-Länder verlegen, sowie der Prüfung der Brexit-Pläne von im Euroraum tätigen Banken mit einem starken Auslandsengagement im Vereinigten Königreich. Weitere Erläuterungen dazu finden sich im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2018.

Bei Redaktionsschluss für diesen Bericht stand der Abschluss des Austrittsabkommens noch aus.

10.4 Internationale Beziehungen

G 20

Vor dem Hintergrund eines zwar fortgesetzten Handel, Finanzierungsbedingungen und Wachstums, das aber mit zunehmenden künftige Gestaltung des weltweiten Abwärtsrisiken für die globale Finanzsystems als zentrale Themen Wirtschaftsentwicklung einhergeht, haben die Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G 20 im Berichtsjahr über die Auswirkungen der angespannten Handelsbeziehungen für die Weltwirtschaft beraten; sie betonten dabei die Notwendigkeit von mehr Dialog- und Handlungsbereitschaft, um die Risiken abzumildern. Die G-20-Mitglieder erörterten auch die Auswirkungen der verschärften globalen Finanzierungsbedingungen – insbesondere auf die Schwellenländer. Die Gruppe setzte ihre auf ein starkes, nachhaltiges, inklusives und ausgeglichenes globales Wachstum abzielenden Monitoring-Bemühungen fort und überprüfte die Fortschritte hin zum gemeinsamen Wachstumsziel von 2 % bis zum Jahr 2018. Die in diesem Zusammenhang umgesetzten Maßnahmen haben den Weg für ein Weltwirtschaftswachstum von mehr als 2 % bereitet, das allerdings später erreicht werden dürfte als ursprünglich erwartet. Die Finanzminister und Zentralbankpräsidenten bekräftigten ihr Bekenntnis zu stabilen Wechselkursen und zur Umsetzung von Reformen im Finanzsektor. Zu den vorrangigen Themen während des argentinischen G-20-Vorsitzes zählten die Förderung der Infrastrukturfinanzierung und die Zukunft der Arbeit. Zudem setzten die G 20 ihre Bemühungen zu Fragen der internationalen Besteuerung fort und diskutierten die Vorteile und potenziellen Risiken in Zusammenhang mit technologischen Innovationen wie Krypto-Werten. Auch bekannten sich die G 20 erneut zu einer weiteren Stärkung der internationalen Finanzarchitektur und des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes, in dessen Zentrum ein starker, quotenbasierter und finanziell adäquat ausgestatteter IWF stehen muss. In diesem Rahmen veröffentlichte die G 20 Eminent Persons Group on Global Financial Governance ihren Bericht  Making the Global Financial System Work for All.

IWF und internationale Finanzarchitektur

Die EZB gestaltete weiterhin den Diskurs über das internationale Währungs- und Finanzsystem im IWF und in anderen Foren aktiv mit und machte sich aus Zentralbankperspektive für eine gemeinsame europäische Position stark.[119] Der IWF diskutierte bzw. initiierte maßgebliche Überprüfungen im Bereich seines Überwachungs- und Kreditvergaberegelwerks. Im Februar 2018 legte der IWF wichtige Klarstellungen zu seinen Strategien im Zusammenhang mit der Programmausgestaltung in Währungsunionen vor. Eine Zwischenüberprüfung der Überwachungstätigkeit des IWF wurde im April 2018 abgeschlossen; im Dezember 2018 veröffentlichte das Unabhängige Evaluierungsbüro des Fonds Empfehlungen zur Finanzüberwachung durch den IWF. Zudem leitete der IWF eine Überprüfung seiner Kreditprogramme und der diesbezüglichen Auflagen ein – ebenso wie eine Überprüfung des Regelwerks zur Beurteilung der Schuldentragfähigkeit von Ländern mit Marktzugang. Außerdem hat der IWF während des Jahres 2018 seine Vorarbeiten zur 15. Quotenüberprüfung fortgesetzt.

Im Juli 2018 schloss der IWF sein erstes FSAP 2018 erstmals für den Euroraum Programm zur Bewertung des Finanzsektors durchgeführt (FSAP) im Euroraum – eine umfassende Analyse, an der mehrere europäische Institutionen einschließlich der EZB in ihrer Rolle als Zentralbank und Aufsichtsbehörde beteiligt waren. Der IWF betonte, dass sich die Bankenaufsicht im Euro-Währungsgebiet seit der Schaffung des SSM beträchtlich verbessert habe. Zudem sind die großen Banken im Euroraum krisenfester geworden, allerdings bleiben einige Anfälligkeiten im Zusammenhang mit Kredit- und Marktrisiken bestehen. Die Analyse wird auch in die FSAP-Überprüfungen auf Ebene der einzelnen Euro-Länder einfließen und diese voranbringen. Die Artikel-IV-Konsultationen mit den Ländern des Euroraums, die der IWF ebenfalls im Juli 2018 abschloss, ergaben ein weiterhin robustes Wachstum im Euro-Währungsgebiet – wenngleich in geringerem Tempo. In einigen Mitgliedstaaten bleiben darüber hinaus die Schaffung ausreichender Sicherheitspuffer und die Umsetzung von Strukturreformen von zentraler Bedeutung. Beim Jahrestreffen in Bali im Oktober 2018 lancierte der IWF die „Bali Fintech Agenda“, die die Möglichkeiten und Risiken durch die Entwicklungen im FinTech-Bereich sondiert und sich auf die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf den Finanzsektor konzentriert.

Internationale Zentralbankkooperation

Die wichtige Rolle der EZB für die Weltwirtschaft EZB offen für weltweiten und als europäische Institution spiegelt sich Erfahrungsaustausch auch im ausgeprägten Interesse von Zentralbanken aus Drittstaaten am Erfahrungsaustausch wider, dem die EZB – im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen – auch im Berichtsjahr positiv gegenüberstand.

So vergrößerte sie die geografische Reichweite ihrer Kooperationen durch den Abschluss eines Memorandum of Understanding (MoU) mit der South African Reserve Bank. Zudem wurden die Beziehungen zu wichtigen Zentralbanken in Asien und Lateinamerika auf der Grundlage bereits bestehender bilateraler MoUs vertieft. Darüber hinaus baute die EZB ihre Zusammenarbeit mit regionalen Organisationen aus, um ihren Radius zu erweitern. Auf Eurosystem-Ebene fand im Berichtsjahr ein Treffen zwischen ranghohen Vertreterinnen und Vertretern des Eurosystems und lateinamerikanischer Zentralbanken statt.

Als EU-Institution führte die EZB auch 2018 gezielte Diskussionen mit Zentralbanken von Ländern mit EU-Beitrittsperspektive. Diese wurden in möglichst enger Zusammenarbeit mit NZBen der EU-Mitgliedstaaten organisiert. Die wichtigste Plattform ist dabei eine regionale Workshop-Reihe. Zudem trägt die EZB zu gezielten Kooperationsmaßnahmen unter Federführung von EU-NZBen zugunsten von Zentralbanken in Drittländern bei.

11 Bessere Kommunikation

Die Zentralbankkommunikation wurde in den letzten Jahren zunehmend zu einem Kernelement, wenn nicht sogar zu einem eigenständigen Instrument der Geldpolitik, weiterentwickelt. Dank der klaren Vermittlung ihrer Absichten und Strategien – vor allem gegenüber den Finanzmärkten und Expertinnen und Experten – ist es der EZB gelungen, die Wirksamkeit ihrer Politik zu erhöhen. Im Berichtsjahr unternahm die EZB verstärkt Anstrengungen, auch Menschen abseits ihres klassischen Zielpublikums zu erreichen. Mit dem Einsatz neuer Plattformen und Formate will man auf die Bevölkerung zugehen und mit einer breiten Öffentlichkeit in einen Dialog treten. Anders als bei der Kommunikation mit den Märkten und Expertinnen und Experten geht es hier oft um grundlegende Fragen: Was tut die EZB? Zu welchem Zweck? Und inwiefern ist dies für den Einzelnen und die Einzelne von Bedeutung? In diesem Bemühen, ein größeres Publikum anzusprechen und mit ihm in einen echten Austausch zu treten, beabsichtigt die EZB, das Wissen in der Bevölkerung um ihre Rolle und Politik zu verbessern und das Vertrauen in die EZB als Institution zu stärken.

Die junge Generation im Blickpunkt

Besonderes Augenmerk widmet die EZB im Rahmen ihrer Kommunikationsarbeit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Back to School“ heißt etwa das Programm der EZB, in dessen Rahmen EZB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter Schulen – vor allem ihre eigenen ehemaligen – besuchen, um mit Schülerinnen und Schülern über Europa und den Euro zu diskutieren, auf Sorgen und Bedenken einzugehen und von ihren persönlichen Erfahrungen aus der Arbeit bei einer EU-Institution zu erzählen. Im Berichtsjahr nahmen 77 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Gelegenheit wahr, sich an ihren ehemaligen Schulen zu engagieren, um der europäischen Jugend die EU und den Euro näherzubringen.

„Back to School“ – EZB informiert an Schulen Zusätzlich dazu baute die EZB 2018 ihr Programm Youth Dialogue weiter aus. Dabei Im Rahmen des Youth Dialogue handelt es sich um innovative Plattformen, die beantwortet die EZB Fragen junger Studierenden sowie Berufseinsteigerinnen und - Menschen einsteigern die Möglichkeit bietet, sich mit hochrangigen EZB-Entscheidungsträgern auszutauschen. In Zusammenarbeit mit der Plattform „Debating Europe“ wurde so im Januar ein Youth Dialogue mit EZB-Präsident Mario Draghi abgehalten. Unter dem Hashtag #AskDraghi konnten junge Europäerinnen und Europäer ihre Fragen direkt an die EZB richten. Zu den Topthemen zählten dabei die Jugendarbeitslosigkeit und die sogenannten Kryptowährungen. Mehr als 280 Fragen aus ganz Europa gingen ein. Die fünf am häufigsten gestellten Fragen wurden von Präsident Draghi in einem Interview beantwortet; dieses wurde auf der EZB-Website veröffentlicht und stieß auf ein breites Medienecho.

Viele Aspekte der Zentralbankpolitik sind komplex und für ein fachfremdes Publikum oft schwer verständlich. Darum ist die EZB entschlossen, die Informationen, die sie vermittelt, zugänglicher und ansprechender zu gestalten. Zu diesem Zweck geht sie in ihrer Kommunikationsarbeit neue und innovative Wege. So wurden etwa beim Zentralbankforum der EZB in Sintra (Portugal) Neuerungen umgesetzt, um bei einem jüngeren Publikum das Interesse an den relevanten und informativen Diskussionen bei dieser Veranstaltung zu wecken. Der YouTuber und PhD-Absolvent Simon Clark berichtete auf Einladung der EZB auf seinen Social-Media-Kanälen von der Young Economists’ Session. In offenen Gesprächen mit Ökonominnen und Ökonomen und mit dem einen oder anderen Blick hinter die Kulissen beleuchtete er diese Veranstaltung aus unkonventioneller Perspektive und trug dazu bei, Inhalte in einer für junge Leute verständlichen und attraktiven Form zu vermitteln. Das  YouTube-Video wurde bereits mehr als 30 000 Mal angeklickt.

Die Präsenz in digitalen Medien ist für die EZB EZB verstärkt Präsenz in digitalen unerlässlich, wenn es darum geht, Medien Informationen dort zu platzieren, wo sie heute – vor allem von jungen Menschen – gesucht und konsumiert werden. Seit November 2018 ist die EZB mit einem eigenen Account auf Instagram präsent. Mithilfe von Bildern und Videos sollen hier vor allem die Menschen in der EZB und Impressionen aus ihrem Arbeitsalltag präsentiert werden. Der Instagram-Account soll aber auch zur Wissensvermittlung genutzt werden, um visuell ansprechend aufbereitete Inhalte über Social-Media-Kanäle zu verbreiten. Auf Twitter folgen der EZB bereits mehr als 457 000 Menschen. Darüber hinaus hat die EZB ihr Online-Informationsangebot auf insgesamt mehr als 160 000 Seiten (viele davon in 23 Sprachen) erweitert. Unter anderem wurde anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der gemeinsamen Währung in Zusammenarbeit mit anderen EU-Institutionen die Informationsplattform #EUROat20 geschaffen.

Zu den Bemühungen, die breitere Bevölkerung anzusprechen, zählt auch der Vor-Ort- Dialog über die Bedeutung der EZB-Politik für die Menschen und Unternehmen im gesamten Euroraum. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré besuchte im Oktober 2018 die französische Region Eure-et-Loir, um dort in Schulen und Fabriken, aber auch gegenüber Vertreterinnen und Vertretern der Politik die jüngsten Zinsentscheidungen der EZB zu erklären, sich Kritik zu stellen und sich über Anliegen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger zu informieren.

Im Kontakt mit der Bevölkerung und der Wirtschaft: Besuch von Benoît Cœuré bei Vorwerk Semco in Cloyes (Frankreich) am 3. Oktober 2018 Auch das Besucherzentrum der EZB erfreute sich in seinem ersten vollen Betriebsjahr großer Beliebtheit. Interessierte können dort direkt im EZB-Hauptgebäude in Frankfurt mehr über die Aufgaben, Geschichte und Mission der EZB erfahren und auch mit Vertreterinnen oder Vertretern der EZB ins Gespräch kommen – ein Angebot, das 2018 bereits 20 743 Besucherinnen und Besucher nutzten.

12 Good Governance, Organisationskultur, Cyberresilienz und Ökobilanz

Die Festigung ihres Rufes als Institution von Weltrang und die aktive Förderung und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwei strategische Prioritäten der EZB. 2018 waren diese Prioritäten maßgebend für die Anstrengungen der EZB in folgenden Bereichen: a) Optimierung der Organisationskultur durch vermehrte Diversität und Inklusion und durch höchste Integrität und Transparenz sowie die noch effektivere Wahrnehmung der Rechenschaftspflichten gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern der EU; b) Stärkung der Resilienz gegen technologische Bedrohungen durch bessere Sicherheitsvorkehrungen der EZB und des Finanzsystems gegen Cyberangriffe; c) Gewährleistung einer positiven Umweltbilanz durch die fortlaufende Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der EZB.

12.1 Erfolg durch Diversität und Inklusion

Die EZB ist der Überzeugung, dass Diversität und Inklusion außerordentliche Leistungen fördern: Vielfalt im Team ermöglicht eine größere Bandbreite an Sichtweisen, was die Entscheidungsfindung verbessert und zu ausgewogeneren Ergebnissen führt. Die Förderung von Teams mit hoher Diversität und einer von Inklusion geprägten Verhaltenskultur ist unabdingbar für die EZB, um bestmögliche Ergebnisse für ihr Personal und für die EU erzielen zu können. Aus diesem Grund sind Diversität, Respekt, ein ethisches Arbeitsumfeld sowie das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter strategische Ziele für die EZB.

Auch 2018 setzte die EZB auf Diversität und Diversität und Inklusion als Inklusion als Erfolgsfaktoren einer modernen organisatorische Erfolgsfaktoren Organisationsentwicklung. Kernpunkte sind hier Respekt, Fairness, Inklusion und Chancengleichheit für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft, Alter, kultureller Zugehörigkeit, Behinderung oder Sonstigem. In der EZB gibt es eine Reihe von Diversitätsnetzwerken, die eng mit der Personalabteilung zusammenarbeiten und sich mit allen Aspekten von Diversität beschäftigen. Auf der Ebene des ESZB/SSM pflegt die EZB den Austausch mit den nationalen Zentralbanken und den nationalen Aufsichtsbehörden über Best Practices auf dem Gebiet der Diversität und Inklusion. Ein Beispiel war das dritte Jahrestreffen des ESZB- und SSM-Diversity-Netzwerks im Oktober 2018 in Rom.

2018 zählten zu den vielfältigen Tätigkeiten der EZB in diesem Bereich das Hissen der Regenbogenflagge am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (IDAHOT), die Durchführung von Schulungen für EZB-Führungskräfte zum Thema inklusives Führen, das Begehen des Internationalen Tages für die Beseitigung der Rassendiskriminierung sowie die Organisation spezieller Themenvorträge zu LGBT+ und zur Gleichstellung von Frauen und Männern.

Die EZB arbeitet weiter an der Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. Um eine ausgewogenere Geschlechterverteilung zu erzielen, hat das EZB-Direktorium Zielvorgaben für Ende 2019 festgelegt und diese mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog ergänzt, damit sie auch tatsächlich erreicht werden können. Diese Maßnahmen umfassen z. B. ein Weiterbildungsprogramm zur Förderung von Frauen in Führungspositionen, ein vielfältiges Angebot an flexiblen Arbeitszeitregelungen, einen verstärkten Fokus auf inklusives Führen auf Managementebene sowie Diversity- Beauftragte, die sich für die Erhöhung des Frauenanteils in ihrem Geschäftsbereich einsetzen.

Ende 2018 waren 29 % aller Führungskräfte Frauen; die Zielvorgabe für Ende 2019 liegt bei 35 %. In den oberen Führungsebenen belief sich der Frauenanteil auf 22 %; die Zielvorgabe für Ende 2019 liegt bei 28 % (siehe Tabelle 2). Frauen machen 44 % der Gesamtbelegschaft aus.

Tabelle 2

Frauenanteil bei der EZB – Status quo und Zielvorgaben Quelle: EZB. Anmerkung: Die Zahlen zum Frauenanteil beziehen sich auf EZB-Beschäftigte mit befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen. Stand: 1. Januar 2019.

Angesichts der nach wie vor bestehenden Herausforderungen verabschiedete das EZB- EZB will mehr Bewerbungen von Frauen Direktorium 2018 weitere Maßnahmen, um den Frauenanteil zu erhöhen. So soll in jedem Geschäftsbereich mindestens ein Mitglied der oberen Führungsebene und mindestens ein Drittel sämtlicher Führungskräfte weiblich sein. Zudem sollen durch Änderungen im Einstellungsverfahren der EZB vermehrt Frauen angesprochen werden. Dazu gehört die vermehrte Einschaltung von Personalvermittlungsfirmen mit dem Auftrag, aktiv potenzielle Kandidatinnen für die EZB ausfindig zu machen. Außerdem können Stellen nun neu ausgeschrieben werden, wenn sich nicht ausreichend Frauen beworben haben. Darüber hinaus sollen in den Auswahlgremien künftig vermehrt Frauen aus allen Bereichen der EZB vertreten sein, um etwaiger Voreingenommenheit entgegenzuwirken und um sicherzustellen, dass Entscheidungen zugunsten einer ausgewogeneren Geschlechterverteilung getroffen werden.

12.2 Verbesserte Integritäts- und Governance- Standards

Die EZB strebt zusammen mit ihrem  Ethikausschuss und ihrem  Prüfungsausschuss höchstmögliche Integritäts- und Governance-Standards an.

Auf Empfehlung des Prüfungsausschusses Einheitlicher Verhaltenskodex – beauftragte der EZB-Rat den Ethikausschuss mit umfassende und moderne Ethik-Regeln der Ausarbeitung eines einheitlichen Verhaltenskodex (Single Code of Conduct) für hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der EZB. Mit dem neuen Kodex wird ein umfassender, moderner Ethik-Rahmen für Mitglieder des EZB-Rats, des Direktoriums und des Aufsichtsgremiums eingeführt. Zudem weitet der einheitliche Verhaltenskodex die Leitlinien, die für die externe Kommunikation der Direktoriumsmitglieder gelten, explizit auf die Mitglieder des EZB- Rats und des Aufsichtsgremiums aus. Die Mitglieder des Erweiterten Rats und anderer hochrangiger EZB-Gremien, beispielsweise des Prüfungsausschusses, des Ethikausschusses und des Administrativen Überprüfungsausschusses, verpflichten sich ebenfalls, die wichtigsten allgemeinen Grundsätze einzuhalten. Der neue Kodex beruht auf den Grundprinzipien und -werten der EZB, wobei der besonderen Stellung der EZB als Zentralbank, Bankenaufsichtsbehörde und EU-Institution angemessen Rechnung getragen wird. Er berücksichtigt überdies Vorschläge von EZB-Stakeholdern zu Integritätsstandards, Rechenschaftspflicht und Transparenz.

In Bezug auf das übrige EZB-Personal wurde entsprechend einer Empfehlung des externen Rechnungsprüfers der EZB die jährliche Prüfung der Einhaltung der Regeln zu privaten Finanzgeschäften, die jeweils stichprobenartig vorgenommen wird, durch eine Ad-hoc-Compliance-Prüfung ergänzt, die sich entweder auf eine bestimmte Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder eine spezifische Art von Transaktionen bezieht.

2018 beurteilte der Prüfungsausschuss der EZB zentrale Aspekte der Corporate Governance der EZB – sowohl im Zentralbankbereich als auch in der Bankenaufsicht – und des Eurosystems. Schwerpunkte waren das einwandfreie Funktionieren der Finanzrisikosteuerung des Eurosystems, die Fortschritte bei gemeinsamen Maßnahmenplänen zur Bekämpfung von Cyberrisiken sowie organisatorische Initiativen zur Steigerung der Effizienz des SSM.

Im Rahmen ihrer Verpflichtung zu Offenheit und Transparenz beschloss die EZB, ein öffentliches Dokumentenverzeichnis aufzubauen, das laufend ergänzt wird. Dadurch soll der breiten Öffentlichkeit und den Märkten ein benutzerfreundlicher, klar strukturierter und einfacher Zugang zu Dokumenten über die Maßnahmen, Aktivitäten und Beschlüsse der EZB ermöglicht werden.

12.3 Cyberresilienz

Ein reibungsloses Funktionieren des Finanzsystems, einschließlich der Zentralbanken und der EZB selbst, ist ohne Informationsaustausch nicht möglich. Daher sind der Schutz der Integrität und Vertraulichkeit von Daten und die Gewährleistung der Verfügbarkeit von IT-Systemen von elementarer Bedeutung. Mit der immer stärkeren Vernetzung und Komplexität der IT-Landschaft und den wachsenden Datenmengen auf digitalen Plattformen und in verschiedenen Netzwerken ist auch die Gefahr von Cyberangriffen und potenziellen IT-Sicherheitsvorfällen größer geworden.[120] Cyberattacken auf Finanzinstitute und auf die von ihnen beigezogenen Dienstleistungsunternehmen sind Grund zu ernsthafter Sorge: Sie ziehen sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher als auch Unternehmen in Mitleidenschaft, könnten Systemrisiken verursachen und beeinträchtigen womöglich die Finanzstabilität und sogar das Wirtschaftswachstum.

Die EZB hat ihre eigene Abwehrfähigkeit im IT-Bereich verbessert, indem sie einen geeigneten Steuerungsrahmen entwickelt und Sicherheitsmaßnahmen verstärkt hat. Dabei setzt sie auf technologische Hilfsmittel (u. a. bei Konzipierung, Entwicklung und Betrieb), Prozesse, Schulungen und Tests. Darüber hinaus engagiert sich die EZB zusammen mit Partnern aus dem Finanzsystem für die Förderung systemweiter Cyberresilienz – d. h. die Fähigkeit, Cyberbedrohungen und andere relevante Veränderungen im Umfeld frühzeitig zu erkennen und sich darauf einzustellen sowie IT- Sicherheitsvorfällen standzuhalten, sie einzugrenzen und sich gegebenenfalls rasch davon zu erholen.

Die EZB hat einen Steuerungsrahmen für digitale Sicherheit und Cyberresilienz entwickelt. Dieser beschreibt die Steuerungsstrukturen und organisatorischen Vorkehrungen für die digitale Sicherheit und Cyberresilienz der EZB und legt klare Funktionen und Verantwortlichkeiten fest. Als operationelles Risiko fallen Cyberrisiken unter den allgemeinen Steuerungsrahmen für operationelle Risiken. Der Steuerungsrahmen für digitale Sicherheit und Cyberresilienz ergänzt die bestehenden Regelungen der EZB für ihren Umgang mit nichtfinanziellen Risiken. Er sorgt für ein besseres Verständnis von und ein größeres Bewusstsein für digitale Sicherheit, Cyberrisiken und Cyberresilienz. Die Fähigkeit der EZB, auf einen Cyberangriff zu reagieren und sich davon zu erholen, wird 2019 weiter gestärkt, indem die Pläne zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs weiter optimiert und die bestehenden Vorfall- und Krisenmanagementmechanismen getestet werden.

Sicherheitsmaßnahmen beinhalten die Erhebung und Analyse von Bedrohungsinformationen, die Umsetzung von Abwehrmaßnahmen und die Verbesserung der Risikoerkennung und der Reaktionsfähigkeit. Vorfallsmeldungen, Kooperation und Informationsaustausch sind für einen wirksamen Schutz unabdingbar. Innerhalb der EZB erleichtert der neue Lenkungsausschuss für Cybersicherheit (CSSC) den Informationsaustausch, die Abstimmung der Richtlinien und die praktische Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Cyberresilienz der EZB und des europäischen Finanzsektors zu stärken. Die EZB fördert den Informationsaustausch ESZB-intern und unterstützt das Netzwerk für den Informationsaustausch zum operationellen Sicherheitslagebild (Operational Security Situational Awareness – OSSA), dem 33 Mitgliedsinstitutionen weltweit angehören.

Angesichts der ständigen Weiterentwicklung von Cyberangriffen müssen alle Belegschaftsmitglieder laufend über neue Bedrohungen der IT-Sicherheit und mögliche Gegenmaßnahmen informiert werden. Für die EZB ist es von entscheidender Bedeutung, dass ihr Personal für Fragen der IT-Sicherheit hochsensibilisiert ist. Nur so lassen sich sowohl Nutzer als auch Informationswerte schützen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EZB werden gezielt geschult, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der IT-Sicherheit zu verbessern. 2019 wird ein verpflichtender Online-Kurs eingeführt. Darüber hinaus werden das Verhalten der EZB-Beschäftigten und die IT- Systeme und -Prozesse regelmäßigen Tests unterzogen. Die EZB setzt auch aus aufsichtsrechtlicher Förderung der Cyberresilienz des Perspektive im Zusammenhang mit dem gesamten Finanzsystems operationellen Risiko von Finanzmarktinfrastrukturen (FMIs) einen Schwerpunkt auf Cyberresilienz. Hier strebt die EZB die Umsetzung einschlägiger Standards innerhalb des Euroraums und die Harmonisierung auf internationaler Ebene an. Im Einklang damit hat das Eurosystem eine Cyberresilienz-Strategie für FMIs ausgearbeitet und darin eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz einzelner FMIs, der Resilienz des Finanzsektors als Ganzes und der strategischen Abstimmung zwischen Regulierungsbehörden und FMIs festgelegt.

Um sicherzustellen, dass die Cyberresilienz-Leitlinien des Ausschusses für Zahlungsverkehr und Marktinfrastrukturen (CPMI) und der Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) –  Guidance on cyber resilience for financial market infrastructures – konsistent umgesetzt werden, hat das Eurosystem die Erwartungshaltung der Aufsicht hinsichtlich Cyberresilienz für FMIs formuliert (  Cyber resilience oversight expectations for financial market infrastructures). Das Hauptanliegen des Eurosystems war es in diesem Zusammenhang:

 den FMIs konkrete Schritte vorzugeben, wie die Leitlinien in der Praxis umzusetzen sind, um sicherzustellen, dass die FMIs in der Lage sind, Verbesserungen herbeizuführen und ihre Cyberresilienz über einen längeren Zeitraum hinweg zu erhöhen;

 der Aufsicht eine Orientierungshilfe an die Hand zu geben, nach welchen Erwartungen die FMIs in ihrem Zuständigkeitsbereich zu beurteilen sind;  die Grundlage für einen fundierten Dialog zwischen den FMIs und ihren jeweiligen Überwachungsinstanzen zu schaffen.

Im Mai 2018 veröffentlichte die EZB das vom Eurosystem entwickelte europäische Rahmenwerk für ethisches Hacking auf Basis von Bedrohungsinformationen (  TIBER- EU), das die Betreiber von FMIs bei der Stärkung ihrer Cyberresilienz unterstützen soll. Dabei handelt es sich um das erste gemeinsame Rahmenwerk auf europäischer Ebene für eine kontrollierte, individuell zugeschnittene und erkenntnisgestützte Überprüfung der Cyberresilienz. Mit sogenannten Red-Team-Tests sollen kritische Produktionssysteme live getestet werden, wobei Taktiken, Techniken und Verfahren simuliert werden, die in echten Angriffen verwendet werden. Ziel ist die EU-weite Standardisierung bzw. gegenseitige Anerkennung von IT-Sicherheitstests, um zu vermeiden, dass FMIs in jedem EU-Mitgliedstaat separaten Tests unterzogen werden.

Um die betriebliche Systemstabilität des Finanzsektors zu stärken, führt das Eurosystem im Rahmen seiner Überwachungsfunktion marktweite Krisenkommunikationsübungen durch. 2018 organisierte das Eurosystem unter dem Namen „UNITAS“ eine theoretische Krisenkommunikationsübung. Die Teilnehmenden, u. a. die wichtigsten Zahlungsverkehrssysteme, Zentralverwahrer, zentralen Gegenparteien, Dienstleistungsunternehmen, Marktinfrastrukturen und Zentralbanken aus dem Euroraum, wurden mit dem Szenario eines Cyberangriffs auf die Datenintegrität von FMIs konfrontiert. Diese Übung wurde in Form einer moderierten Diskussion zwischen den Marktteilnehmern abgehalten, wodurch diesen ermöglicht wurde, Beobachtungen und Schlussfolgerungen zum Szenario auszutauschen und mögliche Ansatzpunkte für gemeinsame Anstrengungen zur Stärkung der Cyberresilienz des gesamten Sektors zu finden.

In Anerkennung des Bedarfs eines europaweiten Forums für Marktteilnehmer, zuständige Behörden und Expertinnen und Experten für IT-Sicherheit setzte das Eurosystem ein Euro Cyber Resilience Board für gesamteuropäische Finanzmarktinfrastrukturen (ECRB) ein. Ziel dabei ist, unter Einhaltung internationaler Standards die Cyberresilienz von FMIs und den wichtigsten von ihnen genutzten Diensten sowie des gesamten EU-Finanzsektors zu verbessern, und zwar durch gegenseitige Vertrauensbildung und Zusammenarbeit sowie durch gemeinsame Initiativen – sowohl innerhalb der Märkte als auch zwischen den Marktakteuren und den Behörden.

Cyberresilienz und betriebliche Systemstabilität Überwachung der IT-Risiken von Banken sind Teil der Beaufsichtigung der IT-Risiken von Banken durch die EZB. Cyberrisiken bedürfen besonderer Beachtung, da die Banken zunehmend vernetzt und stärker IT-abhängig sind, aber auch da Schwachstellen immer schneller von skrupellosen Angreifern erkannt und ausgenutzt werden können.

2018 setzte die EZB die EBA-Leitlinien für die Risikobewertung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) –  EBA/GL/2017/05 – um. Entsprechend werden nun alle von ihr beaufsichtigten bedeutenden Kreditinstitute im Euroraum konsistent und umfassend in Bezug auf IT-Risiken beurteilt. Das Ergebnis waren konkrete Folgemaßnahmen bei einzelnen Banken sowie thematische Erkenntnisse, die ein breiter angelegtes Vorgehen erfordern. Ganz allgemein hat die EZB die Banken nachdrücklich aufgefordert, weiterhin gegenüber sämtlichen Arten von IT-Risiken wachsam zu sein und ihre Aktivitäten nicht nur auf ausgewählte Risikobereiche zu beschränken.

Die EZB hat auch wesentlich zu den EBA-Leitlinien für das Risikomanagement im Bereich IKT und Sicherheit beigetragen, die im Dezember 2018 im Rahmen der öffentlichen Konsultation herausgegeben wurden. Mit diesen Leitlinien sollen die 0.2% Anforderungen an das Risikomanagement von Banken im IT-Bereich europaweit harmonisiert und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle geschaffen werden. Zudem  beinhaltet die Überwachung von IT-Risiken durch die EZB nach wie vor die laufende Beaufsichtigung durch gemeinsame Aufsichtsteams, offensive und zielgerichtete Vor- Ort-Prüfungen mit Blick auf konkrete IT-Risikoziele sowie kontinuierliche Informationen Jahresberichtüber Cyberangriffe 2018 im Rahmen des Meldesystems der EZB für IT-Sicherheitsvorfälle.

 Das Jahr im Überblick   Search this publication  PublicationsZur Stärkung der Cyberresilienz des gesamten Finanzsystems wird auf internationaler und insbesondere auf europäischer Ebene weiterhin eng zusammengearbeitet.

Das Jahr im Überblick

Das Jahr in Zahlen 12.4 Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der  EZB 1 Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial bei zunehmendem Kostendruck  Als europäische Institution ist sich die EZB ihrer 1.1 Weltwirtschaftswachstum weniger  Verantwortung bewusst, zum Wohle der EZB will Umweltbilanz laufend ausgewogen Gesellschaft und künftiger Generationen einen verbessern  Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten und 1.2 Anhaltender Aufschwung trotz nachlassender Wachstumsdynamik sich den Problemen infolge des Klimawandels zu stellen. Seit erstmaliger Einführung einer Kasten 1 Fiskalische Auswirkungen der Umweltpolitik im Jahr 2007 hat die EZB laufend daran gearbeitet, ihre Ökobilanz zu Bevölkerungsalterung

verbessern und ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Seit 2010 nimmt die EZB am 1.3 Inflation auf höherem Niveau  Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung ( EMAS) 1.4 Günstige Finanzierungsbedingungen teil, und ihr Umweltmanagementsystem erstreckt sich auf alle drei Gebäude in unterstützten Kredit- und Frankfurt, in dem EZB-Beschäftigte untergebracht sind: das Hauptgebäude in der Geldmengenwachstum Sonnemannstraße, das Japan Center und den Eurotower.

Umweltschutz ist ein wesentlicher Aspekt der Geschäftsstrategie der EZB und prägt ihre alltäglichen Arbeitsabläufe und Verfahren. Mit Unterstützung von mehr als 2 Geldpolitik: Geduld, Umsicht und 50 Umweltbeauftragten und vielen engagierten Teams und Einzelpersonen innerhalb Beharrlichkeit bleiben oberstes Gebot der gesamten Institution bemüht sich die EZB um eine fortlaufende Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks. Die EZB setzt sich für Umweltthemen ein, indem sie ihr Personal dafür sensibilisiert, effizienzsteigernde Maßnahmen umsetzt und zur Erreichung ihrer Umweltziele mit verschiedenen Interessengruppen zusammenarbeitet. Eine solche Maßnahme war z. B. die Einführung eines vielseitig einsetzbaren Tools für die Online-Zusammenarbeit, das Interaktionen mit externen Parteien, die sich an unterschiedlichen Standorten befinden, ermöglicht. Damit lassen sich auch viele Dienstreisen vermeiden, was zu geringeren Emissionen führt. Zudem optimierte die EZB das Beleuchtungskonzept ihres Hauptgebäudes weiter, um die Lichtintensität in bestimmten Abschnitten zu verringern. Ebenso wurden die Beleuchtungszeiten angepasst, um weitere Energieeinsparungen zu erzielen. Außerdem wurden die Einwegbecher in Gemeinschaftsbereichen durch Keramiktassen ersetzt, wodurch deutlich weniger Abfall anfällt.

2018 war durch zahlreiche Initiativen der EZB Viele Aktivitäten zur Stärkung des zur Bewusstseinsbildung im Bereich Umweltbewusstseins Umweltschutz gekennzeichnet. Die EZB nahm in diesem Jahr an mehreren internationalen Kampagnen teil und beteiligte sich beispielsweise an der WWF-Aktion „Earth Hour“, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Zusammen mit 183 anderen Unternehmen und Organisationen in Frankfurt schaltete die EZB sämtliche nicht unbedingt notwendigen Beleuchtungen aus und ermunterte die Beschäftigten, sich an der Kampagne zu beteiligen und über weitere Umweltschutzmaßnahmen nachzudenken. Eine andere Initiative war die Teilnahme der EZB an der Europäischen Mobilitätswoche zum nunmehr sechsten Mal. Um möglichst viele zu motivieren, umweltfreundlichere Optionen für ihren täglichen Arbeitsweg in die EZB zu nutzen, wurden im Zuge der Mobilitätswoche diverse Aktivitäten organisiert, u. a. Sicherheitschecks für Fahrräder, Teamwettbewerbe sowie ein Mobilitäts- und ein Klimaquiz. Zudem wurde die Belegschaft über umweltfreundliche Mobilität im EZB-Kontext informiert.

Auch die Unterstützung durch externe Dienstleistungsunternehmen ist essenziell für die Verringerung ungünstiger Umwelteffekte, die aus EZB-Aktivitäten erwachsen könnten. Die EZB hat Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung eingeführt, beispielsweise bei der Auswahl der Reinigungsfirma. Diese Kriterien haben zum Einsatz vieler umweltfreundlicher Materialien im Arbeitsalltag geführt, z. B. Recyclingpapier in den Waschräumen. Die von der EZB beauftragte Reinigungsfirma setzt nur innovative, ungefährliche und vollständig biologisch abbaubare Reinigungsmittel sowie mechanische Grundreinigungsverfahren ein. Auch die Dosierung wurde optimiert, um den Wasserverbrauch zu verringern und das Wasserrecycling bei der Bodenreinigung zu verbessern.

Um die Wirkung von Umweltschutzmaßnahmen Zusammenarbeit für mehr zu erhöhen und um voneinander zu lernen, Umweltschutz arbeiten die EZB, die nationalen Zentralbanken und andere europäische Institutionen und Gremien eng zusammen. Sie tauschen sich über bewährte Verfahren aus, diskutieren und erörtern neue Lösungen für Probleme, die alle betreffen, und informieren gemeinsam über ihre Umweltleistung. Auf der gemeinsamen Website  EMAS in the European Institutions vermitteln die europäischen Institutionen und Gremien die praktischen Vorteile einer Eintragung in das EMAS-Organisationsverzeichnis und informieren über bewährte Verfahren und Ressourceneinsparungen. Die interinstitutionelle Zusammenarbeit ist somit eine weitere tragende Säule des Bekenntnisses der EZB zum Umweltschutz.

Die EZB veröffentlicht Informationen zu ihrer Umweltbilanz und den entsprechenden Maßnahmen auch auf ihrer Website in der Rubrik Umweltschutz bei der EZB.

Erweiterter Jahresabschluss der EZB 2018

 https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/annrep/ecb.annualaccounts2018~cd3eabaa40.de.pdf

Konsolidierte Bilanz des Eurosystems zum 31. Dezember 2018

 https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/ecb.eurosystembalancesheet2018~5b51d1aefe. de.pdf

Statistikteil (nur auf Englisch verfügbar)

 https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/annrep/ecb.ar_annex2018_statistical_section~7ddac2 8291.en.pdf

© Europäische Zentralbank 2019

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Alle Rechte vorbehalten. Die Anfertigung von Kopien für Ausbildungszwecke und nichtkommerzielle Zwecke ist mit Quellenangabe gestattet.

Redaktionsschluss für die in dieser Ausgabe enthaltenen Statistiken war am 8. Februar 2019 (außer im Fall der Arbeitslosenquote für Dezember 2018). Redaktionsschluss für die in dieser Ausgabe enthaltenen Statistiken war am 14. März 2019.

Zu Terminologie und Abkürzungen siehe auch das Glossar der EZB (liegt nur auf Englisch vor).

HTML ISBN 978-92-899-3457-2, ISSN 1725-2849, doi:10.2866/878487, QB-AA-19-001-DE-Q [1] Im März 2019 teilte der EZB-Rat mit, dass er inzwischen davon ausgeht, dass die EZB-Leitzinsen mindestens über das Ende 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht sicherzustellen.

[2] Datenquelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).

[3] Zur Altersstruktur der Beschäftigung siehe EZB,  Strukturelle Veränderungen des Beschäftigungswachstums im Euro-Währungsgebiet, Kasten 4, Wirtschaftsbericht 8/2018, Dezember 2018.

[4] Siehe EZB,  Arbeitskräfteangebot und Beschäftigungswachstum, Kasten 1, Wirtschaftsbericht 1/2018, Februar 2018.

[5] Siehe EZB,  Arbeitskräfteangebot und Beschäftigungswachstum, Wirtschaftsbericht 1/2018, Februar 2018.

[6] Der fiskalische Kurs spiegelt die Richtung und das Ausmaß des Fiskalimpulses auf die Volkswirtschaft ohne die automatische Reaktion der öffentlichen Finanzen auf den Konjunkturzyklus wider. Er wird anhand der Veränderung des konjunkturbereinigten Primärsaldos ohne Anrechnung der staatlichen Unterstützungsleistungen für den Finanzsektor gemessen. Zum Konzept des Fiskalkurses im Euroraum siehe EZB,  Der fiskalische Kurs im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 4/2016, Juni 2016.

[7] Siehe Europäische Kommission,  The 2018 Ageing Report: Economic and Budgetary Projections for the EU Member States (2016-2070), 25. Mai 2018. Es ist der jüngste Bericht über die Bevölkerungsalterung, der alle drei Jahre von der Arbeitsgruppe „Auswirkungen der Bevölkerungsalterung“ des EU-Ausschusses für Wirtschaftspolitik und der Europäischen Kommission erstellt wird.

[8] Der für Griechenland projizierte Rückgang der alterungsbedingten Ausgaben ist weitgehend auf die kürzlich beschlossenen Rentenreformen zurückzuführen. Sollten bereits erfolgte Rentenreformen allerdings aufgrund von Gerichtsentscheiden rückgängig gemacht werden, wäre dieser verbesserte Ausblick wieder infrage gestellt.

[9] Reformen entfalten häufig erst nach einer gewissen Zeit ihre volle Wirkung, doch auch aus der auf einer mehrjährigen Betrachtung basierenden Kommissionsbewertung geht eine Abschwächung der Reformdynamik in den letzten Jahren hervor. Dies könnte an verschiedenen Faktoren liegen, u. a. an Reformmüdigkeit und daran, dass die Reformen nicht mehr als so dringlich wahrgenommen werden. Überdies könnte ein Teil des verbleibenden Reformbedarfs mit besonders großen Herausforderungen verbunden sein.

[10] Siehe K. Masuch, R. Anderton, R. Setzer und N. Benalal (Hrsg.),  Structural policies in the euro area, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 210, Juni 2018.

[11] Zu einer Analyse dieser drei Messgrößen im Euroraum siehe EZB,  Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 4/2018, Juni 2018.

[12] Siehe EZB,  Die Bedeutung der Lohnentwicklung für den Inflationsanstieg, Wirtschaftsbericht 5/2018, August 2018.

[13] Siehe hierzu EZB,  Entwicklung der Vergabe von Hypothekendarlehen im Euro-Währungsgebiet, Kasten 5, Wirtschaftsbericht 5/2018, August 2018.

[14] Ein Limit-Orderbuch ist ein Handelssystem, in dem die von den Marktteilnehmern eingereichten Kauf- und Verkaufsangebote in einer Warteschlange gespeichert und in einer vorgegebenen Reihenfolge ausgeführt werden.

[15] Der Orderbuch-Liquiditätsindikator beruht auf Daten zu Bid-Ask-Spreads und den angegebenen Mengen aus den Limit-Orderbüchern. Er wird für eine bestimmte Anleihe als Quotient aus der Summe der jeweils fünf besten Notierungen auf der Ask- und Bid-Seite des Orderbuchs und der Summe der entsprechend angebotenen Volumen ermittelt.

[16] Der ausführungsbasierte Liquiditätsindikator nutzt die sich aus den Notierungen für Transaktionen im Rahmen des PSPP ergebenden Informationen. Für eine gegebene Anleihe wird dieser Indikator als Quotient aus dem Spread zwischen den beiden besten Notierungen am OTC-Markt und der Anleihelaufzeit definiert. Berücksichtigt werden ausschließlich Notierungen, die auch tatsächlich zu einer Transaktion führen.

[17] Als „Bund Tantrum” wird jene Phase bezeichnet, als die Renditen zehnjähriger deutscher Staatsanleihen innerhalb von etwa sechs Wochen um 82 Basispunkte (von 0,16 % auf 0,98 %) anstiegen.

[18] Die Wertpapieremissionsstatistik wird von der EZB auf Basis der von den nationalen Zentralbanken im Euroraum gemeldeten Monatsdaten erstellt. Erfasst werden Daten zu Umlauf, Absatz und Tilgungen sowie die Wachstumsraten von Schuldverschreibungen und börsennotierten Aktien. Die Daten werden nach Emissionsland und sektoraler Zugehörigkeit des Emittenten sowie nach Finanzinstrumenten, Ursprungslaufzeit, Verzinsungsart und Emissionswährung aufgeschlüsselt. Die jüngsten Angaben beziehen sich auf November 2018.

[19] Siehe hierzu EZB, Survey on the Access to Finance of Enterprises in the euro area – April to September 2018, November 2018.

[20] Dieser Kasten basiert auf: EZB,  Die Auswirkungen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors auf die Märkte für Unternehmensanleihen und auf die Finanzierung nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 3/2018, Mai 2018.

[21] Zum ökonometrischen Ansatz siehe EZB,  Die Auswirkungen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors auf die Märkte für Unternehmensanleihen und auf die Finanzierung nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften im Euro-Währungsgebiet, Wirtschaftsbericht 3/2018, Mai 2018, Fußnote 61.

[22] Beispielsweise Bankanleihen, hochverzinsliche Anleihen und Anleihen mit einer Kuponstruktur, die den CSPP-Vorgaben nicht entspricht. Die niedrigeren Renditen bzw. Spreads bei Anleihen, die das Eurosystem erwarb, stellten einen Anreiz für Investoren dar, ihre Portfolios in Werte mit einem ähnlichen Risikoprofil aber höheren Renditeaussichten umzuschichten.

[23] Siehe B. Grosse-Rueschkamp, S. Steffen, S. und D. Streitz, Cutting out the middleman – The ECB as corporate bond investor, SSRN, Oktober 2017, und O. Arce, R. Gimeno und S. Mayordomo, Making room for the needy: The credit-reallocation effects of the ECB’s corporate QE, Working Papers der Banco de España, Nr. 1743, 2017.

[24] In der Literatur findet sich ökonometrische Evidenz dafür, dass sich das Kreditvolumen bei Banken mit einem hohen Portfolioanteil von CSPP-fähigen Kreditnehmern stärker ausgeweitet hat als bei Banken mit einem geringeren Anteil; siehe Grosse-Rueschkamp, Steffen und Streitz, ebd. Einen ökonometrischen Nachweis dafür, dass rund um die Programmankündigung die Ausleihungen an nicht zum CSPP zugelassene Unternehmen in Spanien gestiegen sind, liefern Arce, Gimeno und Mayordomo, ebd.

[25] Eine ausführliche Erörterung der Wirkung der Wertpapierkäufe im Rahmen des APP auf die Wirtschaft im Euroraum findet sich in EZB, Das Programm des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten: eine Bestandsaufnahme nach Beendigung der Nettoankäufe, Wirtschaftsbericht, erscheint in Kürze.

[26] Das Verbot der monetären Finanzierung ist in Artikel 123 des  Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union verankert. Zu den Einschränkungen für nicht im Zusammenhang mit der Geldpolitik stehende Anlagen siehe die Leitlinie der EZB über Inlandsgeschäfte zur Verwaltung von Aktiva und Passiva durch die nationalen Zentralbanken (  EZB/2014/9), die Vereinbarung über Netto-Finanzanlagen  (ANFA) vom 19. November 2014 sowie die Vereinbarung über die Gewährung von Notfall-Liquiditätshilfe  (ELA) vom 17. Mai 2017.

[27] Die APP-Bestände werden zu fortgeschriebenen Anschaffungskosten ausgewiesen.

[28] Zur Entwicklung der APP-Bestände veröffentlicht die EZB wöchentlich aktuelle Zahlen. Zusätzlich veröffentlicht sie Monatsdaten zur Verteilung der Bestände auf Primär- und Sekundärmarktkäufe im Rahmen des ABSPP, des CBPP3 und des CSPP. Die Angaben zu den CSPP-Beständen umfassen die Namen der Emittenten, das jeweilige Fälligkeitsdatum und die Kuponsätze sowie aggregierte Daten zu den CSPP-Beständen nach Länderrisiko, Rating und Sektor. Für die Ankäufe im Zuge des PSPP veröffentlicht die EZB ihre Wertpapierbestände aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsland der Emittenten samt Angaben zur gewichteten Durchschnittsfälligkeit (die Bestände an Wertpapieren supranationaler Emittenten werden aggregiert dargestellt).

[29] Das Eurosystem strebt eine marktneutrale Portfoliostruktur an; d. h., beim Ankauf von Anleihen wird eine Streuung über alle zulässigen Laufzeiten und Länder bzw. Emittenten angepeilt, die der Struktur des Staatsanleihemarktes im Euroraum entspricht.

[30] Die EZB veröffentlicht die voraussichtlichen monatlichen Tilgungsbeträge im Rahmen des APP jeweils für die nächsten zwölf Monate.

[31] Zur Wertpapierleihe im Rahmen des CBPP3 und des ABSPP siehe: General APP securities lending framework.

[32] Die EZB veröffentlicht den Monatsdurchschnitt der Beleihung von PSPP-Wertpapieren aggregiert für das Eurosystem sowie ebenfalls auf aggregierter Basis die im Durchschnitt pro Monat erhaltenen PSPP- Barsicherheiten.

[33] Siehe EZB,  The financial risk management of the Eurosystem’s monetary policy operations, Juli 2015.

[34] Für Asset-Backed Securities müssen Ratings von mindestens zwei zugelassenen Ratingagenturen vorliegen. Für Asset-Backed Securities, die die Bonitätsstufe 2 nicht erreichen, gelten die folgenden zusätzlichen Auflagen: a) Notleidende Kreditforderungen dürfen weder bei der Emission noch nachträglich als Basiswert herangezogen werden; b) ebenso dürfen weder strukturierte Kredite noch Konsortialkredite noch Kredite an bereits hoch verschuldete Kreditnehmer verbrieft werden; und c) die Bedienung der verbrieften Forderungen muss dauerhaft gesichert sein.

[35] Im Rahmen des PSPP gelten eine Mindestrestlaufzeit von 1 Jahr und eine maximale Restlaufzeit von 30 Jahren. Beim CSPP beträgt die Mindestrestlaufzeit 6 Monate und die maximale Restlaufzeit 30 Jahre.

[36] Siehe Artikel 138 3(b) der Leitlinie (EU) 2015/510 der EZB vom 19. Dezember 2014 über die Umsetzung des geldpolitischen Handlungsrahmens des Eurosystems (  ECB/2014/60) (ABl. L 91 vom 2.4.2015, S. 3).

[37] Am 19. Januar 2017 beschloss der EZB-Rat, dass Käufe mit einer Rückzahlungsrendite unter dem Einlagenzinssatz nur im Rahmen des PSPP zulässig sind, und bekräftigte zugleich, dass im Rahmen des CBPP3, ABSPP und CSPP keine derartigen Transaktionen vorgesehen sind. Siehe Website der EZB.

[38] Die Obergrenze je Emittent entspricht dem maximalen Anteil am Umlaufvolumen der Anleihen einzelner Emittenten, den das Eurosystem erwerben dürfte.

[39] Für supranationale Anleihen gilt eine Obergrenze je Wertpapier und Emittent von 50 %.

[40] Für Asset-Backed Securities und gedeckte Schuldverschreibungen, die seit der Aussetzung des Bonitätsschwellenwerts angekauft werden dürfen, gilt eine Obergrenze von 30 %.

[41] Siehe EZB, J. Fell, M. Grodzicki, D. Krušec, R. Martin und E. O’Brien,  Overcoming non-performing loan market failures with transaction platforms, Financial Stability Review, November 2017.

[42] Die Aktivierung und Umsetzung makroprudenzieller Maßnahmen auf Basis von EU-Recht obliegt nach wie vor den nationalen Behörden, wobei die EZB über geplante Maßnahmen in Kenntnis zu setzen ist. Die EZB prüft die Vorhaben und kann dagegen Einwand erheben und ist befugt, zur Begrenzung von Finanzstabilitätsrisiken gegebenenfalls strengere Anforderungen festzulegen als von den nationalen Behörden vorgeschrieben (Artikel 5 der  SSM-Verordnung und Artikel 13h der Geschäftsordnung der EZB (Beschluss  EZB/2014/1)).

[43] Siehe EZB, ECB floor methodology for setting the capital buffer for an identified Other Systemically Important Institution (O-SII),  Macroprudential Bulletin, Ausgabe 3, Juni 2017.

[44] Siehe EZB-Bankenaufsicht,  EZB-Analyse der Stresstests 2018 weist bei bedeutenden Banken des Euro- Währungsgebiets auf eine verbesserte Kapitalbasis hin, 1. Februar 2019.

[45] Siehe hierzu J. Carmassi, S. Dobkowitz, J. Evrard, L. Parisi, A. Silva und M. Wedow,  Completing the Banking Union with a European Deposit Insurance Scheme: who is afraid of cross-subsidisation?, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 208, April 2018.

[46] Auf Grundlage der  EBA-Leitlinie für die Meldung schwerwiegender Vorfälle gemäß der Richtlinie (EU) 2015/2366 (PSD2) (EBA/GL/2017/10).

[47] Der EONIA ist ein Index, der den durchschnittlichen Zinssatz angibt, zu dem eine Auswahl an freiwillig teilnehmenden Banken (die sogenannten Panel-Banken) Euro-Tagesgeld am unbesicherten Interbankenmarkt verleihen. Er wird täglich auf Basis der Meldungen der Panel-Banken berechnet und vom European Money Markets Institute (EMMI) verwaltet.

[48] Gemäß Artikel 141 Absatz 2 AEUV, Artikel 17, 21.2, 43.1 und 46.1 der ESZB-Satzung sowie Artikel 9 der Verordnung (EG) Nr. 332/2002 des Rates vom 18. Februar 2002.

[49] Gemäß Artikel 122 Absatz 2 und Artikel 132 Absatz 1 AEUV, Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung sowie Artikel 8 der Verordnung (EU) Nr. 407/2010 des Rates vom 11. Mai 2010.

[50] Gemäß Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung (in Verbindung mit Artikel 3 Absatz 5 des EFSF- Rahmenvertrags).

[51] Gemäß Artikel 17 und 21 der ESZB-Satzung (in Verbindung mit Artikel 5.12.1 der „ESM General Terms for Financial Assistance Facility Agreements“).

[52] Im Zusammenhang mit der Kreditrahmenvereinbarung zwischen den Mitgliedstaaten des Euro- Währungsgebiets (mit Ausnahme Griechenlands und Deutschlands) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – die im öffentlichen Interesse handelt und den Anweisungen der Bundesrepublik Deutschland unterliegt, die wiederum eine Garantie zugunsten der KfW übernimmt – als Kreditgeber einerseits und der Hellenischen Republik als Kreditnehmerin und der griechischen Zentralbank als deren Vertreterin andererseits sowie gemäß Artikel 17 und 21.2 der ESZB-Satzung und Artikel 2 des  Beschlusses EZB/2010/4 vom 10. Mai 2010.

[53] Nähere Informationen zur Forschungstätigkeit der EZB sowie zu forschungsbezogenen Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Netzwerken finden sich auf der Website der EZB.

[54] Sämtliche im Rahmen des Zentralbankforums in Sintra gehaltenen Vorträge, Diskussionen und Reden sind in einem  E-Buch nachzulesen; Videoaufnahmen aller Sessions stehen über den  YouTube-Kanal der EZB zur Verfügung.

[55] Das online publizierte Research Bulletin der EZB dient dazu, wichtige Forschungserkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die einzelnen Ausgaben dieser Publikation sind auf der Website der EZB abrufbar.

[56] Verbundene Rechtssachen C-105/15 P bis C-109/15 P.

[57] Verbundene Rechtssachen C-8/15 P bis C-10/15 P.

[58] Siehe  CON/2018/12.

[59] Siehe  CON/2018/19.

[60] Siehe  CON/2018/26.

[61] Siehe  CON/2018/32 und  CON/2018/37. [62] Siehe  CON/2018/36.

[63] Siehe  CON/2018/55.

[64] Siehe  CON/2018/37.

[65] Siehe  CON/2018/54.

[66] Siehe  CON/2018/38.

[67] Siehe  CON/2018/33.

[68] Siehe  CON/2018/25.

[69] Siehe  CON/2018/51.

[70] Siehe  CON/2018/20.

[71] Siehe  CON/2018/1.

[72] Siehe  CON/2018/35.

[73] Siehe  CON/2018/23.

[74] Siehe  CON/2018/53.

[75] Siehe  CON/2018/17 und  CON/2018/45.

[76] Siehe  CON/2018/56.

[77] Siehe  CON/2018/48.

[78] Siehe  CON/2018/10 und  CON/2018/11.

[79] Siehe  CON/2018/15.

[80] Siehe  CON/2018/27.

[81] Siehe  CON/2018/16.

[82] Siehe  CON/2018/18.

[83] Siehe  CON/2018/21.

[84] Siehe  CON/2018/2 und  CON/2018/3.

[85] Siehe  CON/2018/5.

[86] Siehe  CON/2018/24.

[87] Siehe  CON/2018/28.

[88] Siehe  CON/2018/8.

[89] Siehe  CON/2018/4 und  CON/2018/57.

[90] Siehe  CON/2018/43.

[91] Siehe  CON/2018/49.

[92] Siehe  CON/2018/42.

[93] Siehe  CON/2018/58.

[94] Siehe  CON/2018/52.

[95] Siehe  CON/2018/9 und  CON/2018/34.

[96] Siehe  CON/2018/7.

[97] Siehe  CON/2018/30.

[98] Siehe  CON/2018/44.

[99] Siehe  CON/2018/40.

[100] Siehe  CON/2018/50.

[101] Siehe  CON/2018/6.

[102] Siehe  CON/2018/31.

[103] Siehe  CON/2018/18 und  CON/2018/39.

[104] Siehe  CON/2018/16.

[105] Siehe  CON/2018/21.

[106] Siehe  CON/2018/28.

[107] Siehe  CON/2018/46.

[108] Siehe  CON/2018/15,  CON/2018/22,  CON/2018/27 und  CON/2018/39.

[109] Siehe  CON/2018/41.

[110] Siehe  CON/2018/33.

[111] Eine detailliertere Darstellung der Fortschritte bei der Banken- und Kapitalmarktunion aus Sicht der EZB findet sich in Kapitel 3 Abschnitt 4.

[112] Die einleitenden Bemerkungen sind auf der Website der EZB abrufbar.

[113] Das Feedback zu den Anregungen des Europäischen Parlaments in seiner Entschließung zum EZB- Jahresbericht 2017 erscheint zeitgleich mit dem vorliegenden Jahresbericht.

[114] Alle Antworten des Präsidenten der EZB auf Anfragen der Abgeordneten des Europäischen Parlaments sind in einem eigenen Bereich der EZB-Website einsehbar.

[115] Nähere Informationen dazu finden sich im EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2018. [116] Siehe vor allem die Rede von EZB-Präsident Mario Draghi bei der Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique am 26. Oktober 2018 zur Zentralbankunabhängigkeit und die Ausführungen von Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré bei der Sveriges riksbank am 25. Mai 2018 zum Thema Zentralbankwesen in komplexen Zeiten. Diese öffentlichen Auftritte folgten auf andere rezente Beispiele, wie die von Direktoriumsmitglied Yves Mersch bei der ECB Legal Conference am 4. September 2017 gehaltene Rede über die Erfahrungswerte der EZB mit Rechenschaftspflicht und Souveränität in der Europäischen Union sowie die Ansprache Benoît Cœurés zu Unabhängigkeit und Rechenschaftspflicht in einer sich ändernden Welt, die er am 28. März 2017 anlässlich der von Transparency International EU durchgeführten Veranstaltung “Two sides of the same coin? Independence and accountability of the European Central Bank” hielt.

[117] Siehe EZB,  Die Rechenschaftspflicht der EZB in der Praxis und ihre Entwicklung während der Finanzkrise, Wirtschaftsbericht 5/2018, August 2018.

[118] Siehe Frage QA15.1, Standard-Eurobarometer 90, Welle EB90.3, Europäische Kommission, Dezember 2018.

[119] Die EZB veröffentlichte 2018 zwei Occasional Papers zu IWF-bezogenen Fragen der Task Force für IWF- Fragen des Ausschusses für Internationale Beziehungen. Siehe Task Force für IWF-Fragen des Ausschusses für Internationale Beziehungen,  Strengthening the Global Financial Safety Net – Moving relations between the IMF and Regional Financing Arrangements forward, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 207, März 2018, und Task Force für IWF-Fragen des Ausschusses für Internationale Beziehungen,  A quantitative analysis of the size of IMF resources, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 213, Oktober 2018.

[120] Definitionen von „Cyber Incident” (IT- bzw. Netzsicherheitsvorfall) und anderen einschlägigen Begriffen finden sich im  Cyber Lexicon des Finanzstabilitätsrats (FSB).

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Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Abbildungen, Tabellen und Erläuterungen zum Bargeld

Deutsche Bundesbank Stand: Mai 2019 Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Banknotenumlauf im Eurosystem

2

Banknotenumlauf im Eurosystem

Die ausgegebene Menge an Bargeld steigt kontinuierlich an: in den letzten zehn Jahren wuchs der Banknotenumlauf durchschnittlich um mehr als fünfeinhalb Prozent pro Jahr. Bereits am Ende des Jahres 2014 wurde die Grenze von einer Billion Euro überschritten, wobei aktuell über 1,2 Billio- nen Euro ausgegeben wurden. Betrachtet man das gesamte Eurosystem, so ist die Bundesbank mit Abstand der größte Bargeld emittent. Über die wertmäßige Hälfte aller Banknoten im Umlauf stammt aus den Tresoren der deutschen Zentralbank.

Das Bargeld genießt innerhalb der Bevölkerung ein sehr hohes Vertrauen. Dies zeigte sich vor allem während der Finanzkrise 2008. In diesem Zeit- raum nahmen die Auszahlungen von Banknoten außergewöhnlich stark zu – nicht nur in den sogenannten Krisenländern, sondern auch in Deutschland. Dies zeigt: Bargeld spielt nicht nur im Alltags- und Wirtschaftsleben eine bedeutende Rolle, sondern wird auch abseits dessen als stabiles Wertauf- bewahrungsmittel geschätzt. Die Bundesbank setzt sich deshalb für einen Erhalt des Bargelds ein, damit die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin das von ihnen bevorzugte Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel ver- wenden können. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Banknotenumlauf im Eurosystem

3 0 900 800 700 600 500 400 300 200 100 1 3001300 1 2001200 1 1001100 1 0001000 Mrd € Bundesbank Eurosystem rechte Skala kumulierte Nettoemissionen Bundesbank Eurosystem ohne Bundesbank Eurosystem linke Skala Jährliche Wachstumsrate 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0 % 90 80 70 60 50 40 30 20 10 10 100 – Banknotenumlauf im Eurosystem Deutsche Bundesbank + + + + + + + + + + Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Banknotenumlauf im Eurosystem

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Banknotenumlauf im Eurosystem

Angaben zum Jahresende

Ausgegebene Menge in Mrd € Jährliche Wachstumsraten

Eurosystem Eurosystem ohne ohne E u r os y s t e m Bundesbank Bundesbank Eurosystem Bundesbank Bundesbank

2002 358,5 128,9 229,7 – – –

2003 436,1 166,0 270,2 21,6 % 28,8 % 17,6 %

2004 501,3 199,7 301,5 14,9 % 20,4 % 11,6 %

2005 565,2 228,9 336,3 12,8 % 14,6 % 11,6 %

2006 628,2 255,2 373,0 11,2 % 11,5 % 10,9 %

2007 676,6 283,3 393,3 7,7 % 11,0 % 5,5 %

2008 762,8 328,4 434,4 12,7 % 15,9 % 10,4 %

2009 806,4 348,1 458,3 5,7 % 6,0 % 5,5 %

2010 839,7 366,7 473,0 4,1 % 5,4 % 3,2 %

2011 888,6 391,8 496,9 5,8 % 6,8 % 5,1 %

2012 912,6 427,5 485,1 2,7 % 9,1 % –2,4 %

2013 956,2 461,5 494,7 4,8 % 8,0 % 2,0 %

2014 1.016,5 508,4 508,1 6,3 % 10,1 % 2,7 %

2015 1.083,4 552,6 530,8 6,6 % 8,7 % 4,5 %

2016 1.126,2 592,2 534,0 4,0 % 7,2 % 0,6 %

2017 1.170,7 634,7 536,0 4,0 % 7,2 % 0,4 %

2018 1.231,1 690,7 540,5 5,2 % 8,8 % 0,8 %

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Umlauf nach Stückelung

5

Banknotenumlauf des Eurosystems nach Stückelung

Gegen Jahresende wird deutlich mehr Bargeld nachgefragt als im übrigen Jahr. Dies ist auf die Zeit vor Weihnachten zurückzuführen, in welcher der private Konsum deutlich ansteigt und die Ausgaben bar beglichen werden. Die wertmäßig am häufigsten im Alltag genutzte Banknote ist der „mittel- große“ 50€-Schein.

Die betragsmäßig größten Scheine dienen zumeist der Wertaufbewahrung und finden im täglichen Leben deutlich weniger Verwendung als andere Banknoten. Besonders ersichtlich ist dies am Beispiel des 500€-Scheins: die ausgegebene Menge dieser Banknoten stieg bis Jahresbeginn 2016 kontinuierlich an bzw. blieb annähernd konstant. Kurz darauf sank die im Umlauf befindliche Anzahl Banknoten dieser Stückelung vorübergehend deutlich, obwohl der 500er auch nach dem Ausgabestopp am 26. April 2019 weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel bleibt. Die Zentralbanken des Eurosystems nehmen diese Scheine auch in Zukunft zum Umtausch in andere Euro-Banknoten entgegen. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Umlauf nach Stückelung

6

Banknotenumlauf des Eurosystems Mrd €, monatlich

500 Euro 550 200 Euro 100 Euro 50 Euro 20 Euro 500 10 Euro 5 Euro

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Umlauf nach Stückelung

7

Banknotenumlauf im Eurosystem nach Stückelung

Angaben in Mrd € zum Jahresende

5 € 10 € 20 € 50 € 100 € 200 € 500 € Gesamt

2002 6,0 16,4 39,5 121,7 67,3 24,2 83,4 358,5

2003 6,1 16,9 41,1 144,8 81,0 27,1 119,2 436,1

2004 6,2 17,0 41,6 162,8 91,9 28,6 153,1 501,3

2005 6,4 17,6 43,2 181,2 101,8 29,8 185,2 565,2

2006 6,7 19,0 46,7 203,9 111,6 30,6 209,7 628,2

2007 7,1 19,7 49,4 222,1 120,9 31,1 226,3 676,6

2008 7,4 20,3 52,4 245,6 138,1 34,0 265,0 762,8

2009 7,5 20,4 53,8 260,0 147,2 35,7 281,9 806,4

2010 7,6 20,4 55,0 277,5 155,1 36,1 287,9 839,7

2011 7,7 20,7 57,1 302,3 165,0 36,3 299,6 888,6

2012 8,1 21,7 59,8 321,9 170,6 36,9 293,7 912,6

2013 8,4 21,6 61,8 348,1 185,0 39,8 291,6 956,2

2014 8,6 22,4 64,7 375,4 201,6 40,8 303,0 1.016,5

2015 8,8 23,3 68,8 419,9 214,5 41,4 306,8 1.083,4

2016 9,0 23,9 71,8 461,6 243,3 46,7 269,9 1.126,2

2017 9,3 25,0 76,6 491,3 262,4 49,3 256,8 1.170,7

2018 9,7 26,3 80,4 522,3 280,4 51,1 260,8 1.231,1

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Münzumlauf im Eurosystem

8

Münzumlauf im Eurosystem

Die Münzhoheit im Eurosystem liegt bei den einzelnen Mitgliedstaaten. Deswegen weisen Münzen neben einer gemeinsamen europäischen Seite auch jeweils eine nationale Münzseite auf. Neben den bekannten Kurs- münzen zwischen einem Cent bis zwei Euro kann jeder Staat eigene Sammlermünzen ausgeben: in Deutschland erfreuen sich unter anderem die 5€-Münzen mit farbigem Polymerring einer großen Beliebtheit. Diese herausgegebenen Sammlermünzen gelten nur in den jeweiligen Ausga- beländern als gesetzliches Zahlungsmittel.

Europaweit wurden bisher 130 Milliarden Münzen im Gesamtwert von 29 Milliarden Euro ausgegeben. Von den Stückzahlen her liegt die 1-Cent- Münze mit über 35 Milliarden ausgegeben Münzen ganz vorne. Nimmt man noch die 2- und 5-Cent-Münzen hinzu, so stellen diese stückmäßig annähernd zwei Drittel der ausgegebenen Münzen dar, welche allerdings nicht einmal sieben Prozent des wertmäßigen Umlaufs ausmachen. Im Gegensatz dazu bestehen fast 70% des umlaufenden Münzwerts in Form von 1- und 2-Euromünzen. In Deutschland nimmt die Aufgabe als Münzherr das Bundesministerium der Finanzen wahr. Teile der operativen Aufgaben sind an die Deutsche Bundesbank übertragen.

Übrigens: in Deutschland sind Gläubiger verpflichtet, bis zu 50 Münzen oder Münzen im Gegenwert von bis zu 200€ anzunehmen, sofern dies zuvor nicht explizit ausgeschlossen wurde. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Münzumlauf im Eurosystem

9 1-, 2- und 5-Cent-Münzen Eurosystem 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0 5 Münzumlauf im Eurosystem Mrd € Deutsche Bundesbank 30 25 20 15 10 Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Münzumlauf im Eurosystem

10

Münzumlauf im Eurosystem

Angaben zum Jahresende

nach Wert in Mrd € nach Stückzahlen in Mrd

2002 12,4 40,1

2003 14,1 49,3

2004 15,4 56,6

2005 16,7 63,4

2006 17,9 69,9

2007 19,3 76,3

2008 20,4 82,3

2009 21,3 87,5

2010 22,3 92,9

2011 23,1 97,8

2012 23,7 102,0

2013 24,2 106,0

2014 25,0 110,9

2015 26,0 116,2

2016 26,9 121,0

2017 28,0 126,0

2018 29,0 130,7

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Münzumlauf im Eurosystem

11 Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Falschgeld in Deutschland

12

Falschgeldaufkommen in Deutschland

Eine weitere Aufgabe der Bundesbank ist die Falschgeldprävention. Den- noch lässt es sich nicht vermeiden, dass Kriminelle versuchen, gefälschte Scheine in den Geldkreislauf einzubringen. Aufgrund seiner hohen Nut- zung im Alltag wird in Deutschland besonders häufig der 50€-Schein gefälscht.

Der in der Vergangenheit entstandene Schaden durch Falschgeld ist im Vergleich zur Gesamtmenge an umlaufendem Bargeld sehr gering. Unser Bargeld ist auch weiterhin sicher: Es wird versucht, Falschgeld an der La- denkasse in den Geldkreislauf einzubringen, wodurch die Verbraucher nur selten direkt mit Fälschungen konfrontiert werden. Damit die hohe Bank- notenqualität auch weiterhin erhalten bleibt führt das Eurosystem seit Mai 2013 eine neue Banknotenserie mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen, die sogenannte Europaserie, ein.

Sofern ein Bürger doch einmal Falschgeld erhält sollte er dies der Polizei melden, da der Erwerb und die Weitergabe von Falschgeld im strafbaren Bereich liegen. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Falschgeld in Deutschland

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Falschgeldaufkommen in Deutschland

Tsd Anzahl falscher Euro-Banknoten in Deutschland Stück 100 500 € 50 € 5 € 200€ 20 € 100 € 10€ 90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Rechnerischer Gesamtschaden Mio €

6

4

2

0 2002 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Falschgeld in Deutschland

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Schaden durch Falschgeld in Deutschland

Anzahl Fälschungen nach Stückelung Gesamtschaden in Mio € 5 € 10 € 20 € 50 € 100 € 200 € 500€

2002 0,9 292 517 993 8.609 2.584 650 53

2003 3,4 456 935 2.084 32.746 11.920 1.709 355

2004 6,1 685 1.785 5.836 37.844 29.934 3.866 635

2005 4,9 781 2.421 5.550 51.277 8.128 4.466 975

2006 3,2 675 1.793 7.758 22.759 8.800 3.158 814

2007 3,7 577 1.650 4.393 16.410 7.070 9.727 377

2008 3,5 633 673 7.836 12.650 12.214 6.377 363

2009 3,1 487 797 14.920 22.930 10.850 2.313 263

2010 3,4 375 789 12.798 35.113 8.921 1.700 256

2011 2,1 316 774 14.108 16.587 5.364 1.752 155

2012 2,2 309 687 19.099 14.001 5.111 1.924 376

2013 2,1 347 1.503 15.194 14.811 5.156 1.287 513

2014 3,3 843 2.381 22.723 29.376 5.236 1.619 1.091

2015 4,4 991 1.526 37.916 46.567 5.608 2.032 717

2016 4,2 625 3.487 20.217 49.938 5.842 1.012 1.029

2017 4,1 545 1.307 15.556 47.750 5.647 634 1.432

2018 3,4 461 1.173 9.095 41.933 3.514 698 1.146

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Falschgeld in Deutschland

15 Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Ausstehendes DM-Bargeld

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Ausstehende DM-Banknoten und DM-Münzen

Auch wenn die Deutsche Mark seit Beginn des Jahres 2002 kein gesetz- liches Zahlungsmittel mehr ist, so befinden sich noch immer große Men- gen an Banknoten und Münzen in Umlauf. Nur allmählich finden diese ihren Weg zurück zur Bundesbank.

Wer heutzutage noch D-Mark in Form von Münzen oder Scheinen findet kann diese zeitlich unbegrenzt zu einem festgelegten Kurs und unlimitiert bei einer der Filialen1 der Deutschen Bundesbank umtauschen. Es gibt derzeit keine Pläne, nach welchen diese Möglichkeit in Zukunft nicht mehr angeboten werden soll.

Privatpersonen können bei einer Bundesbankfiliale auch ihre Euro-Bank- noten in Münzen und umgekehrt wechseln. Diese Dienstleistung wird, ebenso wie der Umtausch von D-Mark, kostenfrei angeboten.

1 Eine vollständige Auflistung der Filialen befindetich s auf der Website der Bundesbank unter nachfolgendem : https://www.bundesbank.de/de/bundesbank/hauptverwaltungen-filialen Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Ausstehendes DM-Bargeld

17 6,7 5,9 6,7 5,9 12,6 12,6 6,7 6,0 12,7 6,8 6,1 12,9 6,8 6,1 12,9 6,8 6,2 13,0 6,9 6,3 13,2 6,9 6,4 13,3 6,9 6,5 13,4 *) 7,0 6,6 13,6 7,0 6,8 13,8 7,1 7,0 14,1 7,2 7,2 14,4 7,2 7,5 14,7 7,3 7,9 15,2 7,4 8,4 15,8 DM-Banknoten DM-Münzen 7,5 9,4 16,9 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Einschl. DM-Gedenkmünzen. 0 8 6 4 2 * Deutsche Bundesbank Ausstehende DM-Banknoten und DM-Münzen Mrd DM, Jahresendstände 18 16 14 12 10 Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Banknoten im Ausland

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Verwendung der ausgegebenen Banknoten der Deutschen Bundesbank

Neben der alltäglichen Verwendung des Euros als Zahlungsmittel wird der Großteil der Banknoten nicht für Einkäufe, sondern vor allem als Wert- aufbewahrungsmittel genutzt. Zudem ist der Euro eine im Ausland beliebte Reservewährung, ähnlich wie der US-Dollar heutzutage und die D-Mark früher. Hier spielen Sicherheits- und Stabilitätsgedanken derjenigen, wel- che das Bargeld horten, eine wichtige Rolle. Das An sehen des Euros ist somit auch außerhalb der Währungsunion nicht zu unterschätzen.

Aber ebenso gibt es im Inland viele Menschen, die große Mengen an Bargeld beiseitelegen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: einige Personen bewahren einen Notgroschen bei sich auf, während andere auf diese Weise sparen. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Banknoten im Ausland

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In- und Auslandsumlauf der von der Deutschen Bundesbank ausgegebenen Banknoten

Höhe Ende 2018 Geschätzter Anteil (in Mrd. Euro)

Gesamter Auslandsumlauf 70 % 485

davon außerhalb des Euroraums 50 % 345

davon restlicher Euroraum 20 % 140

Inlandsumlauf 30 % 205

davon Horte 20 % 140

davon für Zahlungsvorgänge 10 % 70

Gesamtumlauf 691

Deutsche Bundesbank

Bargeldumlauf im internationalen Vergleich

1 8001800

1 6001600

1 4001400

1 2001200

1 0001000 US-Dollar (in Mrd US-$) 800

600

400 Euro (in Mrd €) 200

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Zahlungsverhalten

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Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Umsatz und Zahlungsvorgängen

Die Deutsche Bundesbank führt in einem regelmäßigen Abstand von drei Jahren eine repräsentative Umfrage zum Zahlungsverhalten der Konsu- menten durch.

Sowohl nach Umsatz als auch nach Zahlungsvorgängen ist Bargeld bei den Verbrauchern das mit Abstand beliebteste Zahlungsmittel. Zwar lässt sich über die Jahre hinweg ein langsamer, kontinuierlicher Rückgang der Nutzung feststellen, allerdings ist noch lange nicht abzusehen, dass das Bargeld vollständig von bargeldlosen Zahlungsmitteln abgelöst wird. Dort dominiert die Nutzung der Girocard, auch als Bank- oder Kontokarte bekannt.

Die Verbraucher in Deutschland haben Zugriff auf eine Vielfalt an ver- schiedensten Zahlungsmitteln. Die Bundesbank verhält sich hierbei neutral: den Bürgern wird nicht vorgegeben, welches Zahlungsverfahr en sie nut- zen sollen. Stattdessen soll jeder Einzelne entscheiden können, welches Zahlungsmittel er bevorzugt. Banknoten und Münzen stellen hierbei einen festen Bestandteil im Alltag vieler Menschen dar, weshalb die Bundesbank auch weiterhin für eine Beibehaltung des Bargelds Position bezieht und Abschaffungsbestrebungen entschieden entgegentritt. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Zahlungsverhalten

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Nutzung der verschiedenen Zahlungsinstrumente in Deutschland

Zahlungsverhalten in Deutschland 2008, 2011, 2014 und 2017 2)

Verteilung nach Zahlungsmittel Verteilung nach Umsatz in % Zahlungsvorgängen in %

2017 2014 2011 2008 2017 2014 2011 2008

Barzahlung 47,6 53,2 53,1 57,9 74,3 79,1 82,0 82,5

Debitkarte/Girocard 34,0 29,4 28,3 25,5 18,4 15,3 13,4 11,9

Kreditkarte 4,4 3,9 7,4 3,6 1,5 1,3 1,8 1,4

Überweisung 5,6 5,3 8,2 8,9 1,3 1,0 1,3 1,8

Lastschrift 2,4 3,0 0,7 1,9 0,6 0,5 0,3 0,6

Internetbezahlverfahren 3,7 2,8 1,7 0,3 1,9 0,9 0,7 0,1

Kontaktloses Bezahlen 1,1 0,1 0,1 – 0,7 0,1 0,0 – (Karte)

Kundenkarte 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,0 0,1 0,1

Vorausbezahlte 0,0 0,0 0,1 0,6 0,0 0,0 0,2 0,7 Zahlungskarte

Handybezahlverfahren 0,0 0,0 0,0 – 0,1 0,0 0,0 –

Sonstiges 0,2 0,1 0,2 0,4 0,4 0,1 0,1 0,2

Bargeldlos, ohne Angabe 1,0 2,3 – 0,8 0,8 1,7 – 0,7 des Zahlungsinstruments

Summe 100 100 100 100 100 100 100 100

Deutsche Bundesbank

2) Zahlungsmittel, deren Anteile keinen Wert aufweisen, wurden in der jeweiligen Studie nicht abgefragt. Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Kosten der Barzahlung

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Kosten der Barzahlung im Einzelhandel

Einige Stimmen behaupten, wer mit Bargeld zahlt sei langsam und ziehe damit die Zeit zum Bezahlen an der Supermarktkasse unnötig in die Länge. Zudem sei Bargeld nicht nur zeitaufwendig, sondern auch teuer, da Einzel- händler erst umständlich teures Wechselgeld beschaffen müssten.

Im Auftrag der Bundesbank wurde 2017 eine Studie durchgeführt, bei welcher sowohl erfasst wurde, wie zeitaufwendig und teuer die verschie- denen Zahlungsarten tatsächlich sind. Dabei wurde festgestellt, dass Bar- geld nicht nur die günstigste Zahlungsmethode für die Einzelhändler ist, sondern tatsächlich auch mit Abstand die schnellste.

Die Barzahlung ist somit noch lange nicht aus der Mode gekommen. Schließlich gibt es abseits der anderen zahlreichen Vorteile sowohl für Händler als auch Verbraucher gute Gründe, die für das Bargeld sprechen – nicht zuletzt heißt es so schön: „Zeit ist Geld.“ Zahlen & Fakten rund ums Bargeld Kosten der Barzahlung

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Dauer von Zahlungsvorgängen in Klammern Anzahl der Messungen

Durchschnitt Barzahlung (2 330) 22,3

Karte + PIN (494) 29,4

Karte + (263) 38,6 Unterschrift

Sekunden 0 10 20 30 40 50 60

Basis: 3 125 Zeitmessungen inkl. 38 sonstige Zahlungen. Diese dauern rund 35,3 Sekunden und be- inhalten Gutscheinzahlungen oder kombinierte Zahlungen mit Gutschein und bar (31), NFC-Karten- zahlungen (4), Rechnung (2), kombinierte Zahlung mit Karte PIN und bar (1).

Kostenübersicht der Zahlungsarten

Kassierzeiten Kassenhintergrund Ver- und Entsorgung / Transaktionskosten Terminals

in € je Transaktion in % des Umsatzes

Barzahlung 0,24 1,80 girocard 0,33 0,67

Lastschrift 0,34 0,97

Kreditkarte + 0,97 1,70 PIN

Kreditkarte + 1,04 1,82 Unterschrift

0 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 € 0 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 1,8 %

Deutsche Bundesbank Zahlen & Fakten rund ums Bargeld

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Diese Zusammenstellung wird einmal jährlich aktualisiert und kann auf der Website der Deutschen Bundesbank abgerufen werden. https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/bargeld

Das Copyright der hier dargestellten Grafiken und Informationen liegt bei der Deutschen Bundesbank (2019). Nachdruck nur mit Genehmigung. Bei einer publizistischen Verwertung wird um Angabe der Quelle gebeten.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die unten angegebene Mail- adresse oder nutzen das Kontaktformular auf der Website der Bundesbank (hier zu finden).

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