<<

Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen

Neutrinooszillationen Das Konzept

Felix Fleischmann

Erlangen Center for Astroparticle

08. Juli 2010

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Inhaltsverzeichnis

1 Eine kurze Geschichte des Neutrinos

2 Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell

3 Neutrinooszillationen Oszillationen im Vakuum Der Fall n=2 Der Fall n=3 Allgemeiner Fall Oszillationen in Materie Fall n=2 MSW-Effekt

4 Konsequenzen der Neutrinooszillationen

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos

1920er β-Zerfall scheint verschiedene Erhaltungss¨atze zu verletzen. − n → p + e + νe 1930 postuliert das Neutrino (allerdings unter dem Namen Neutron“). ” 1934 Enrico Fermi verwendet den Begriff Neutrino 1956 und Clyde Cowan weisen Antineutrinos durch inversen β-Zerfall“ nach. (Nobelpreis 1995) ” + p + νe → n + e

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos

1957 vermutet verschiedene Neutrino-Familien. 1962 Nachweis von Myon-Neutrino und Myon-Antineutrino durch Schwartz, Lederman und Steinberger (Nobelpreis 1988). 1975 Entdeckung des τ am SLAC (Nobelpreis 1995 fur¨ Martin Lewis Perl) und Postulat der dritten Neutrino-Familie 2000 Im DONUT Experiment werden τ-Neutrinos nachgewiesen.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell

1 Neutrinos tragen Spin 2 (Fermionen). Neutrinos sind stabil. Neutrinos wechselwirken schwach und gravitativ. Neutrinos wechselwirken nicht elektromagnetisch und nicht stark.

Es gibt genau drei verschiedene Neutrino-Flavours: νe , νµ, ντ

Jedes Neutrino besitzt ein Antiteilchen: νe , νµ, ντ Neutrinos sind masselos. Neutrinos besitzen Helizit¨at -1, Antineutrinos +1.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell

Berechtigte Fragen an das Standardmodell: Sind Neutrinos wirklich masselos? Sind Neutrino und Antineutrino identische Teilchen (Majorana-Neutrino) oder voneinander verschiedene Teilchen (Dirac-Neutrino)? Ist die Leptonflavourzahl streng erhalten?

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Exkurs: Leptonflavourzahl

Es gibt drei Familien von Lepton-Dubletten:       νe νµ ντ e− µ− τ −

Jedes Teilchen einer jeden Familie besitzt eine festgelegte Leptonflavourzahl Le , Lµ, Lτ = 1. Die Antiteilchen entsprechend Le , Lµ, Lτ = −1. Das Standardmodell geht davon aus, dass die Summe der einzelnen Leptonflavourzahlen erhalten ist.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Neutrinooszillationen

Motivation fur¨ Neutrinooszillationen: 1957 weist Pontecorvo auf eine m¨ogliche Existenz von Neutrinooszillationen hin. Indiz: Fehlende“ solare Neutrinos ” Beantwortet die Frage nach Masse und Leptonflavourzahlerhaltung.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Neutrinooszillationen

Was aber sind Neutrinooszillationen? Neutrinooszillationen Unter Neutrinooszillationen versteht man oszillierende Uberg¨ ¨ange, in denen sich eine Neutrinoart in eine andere mit verschiedenen Leptonflavourzahlen umwandeln kann.

Bedingungen: Nicht alle Neutrinos haben dieselbe Masse. Nicht alle Neutrinos sind masselos. Die Leptonflavourzahlen sind nicht streng erhalten.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Neutrinooszillationen

Idee der Neutrinooszillationen: Die Neutrinoarten να mit fester Leptonflavourzahl Lα heißen Flavoureigenzust¨ande |ναi ˆ= |νe i , |νµi , |ντ i Es gilt: hνα|νβi = δαβ Sie sind keine Eigenzust¨ande des Massenoperators M: hνα|M|νβi= 6 0. Sie sind Linearkombinationen von Masseneigenzust¨anden |νi i mit festen Massen mi :

hνi |M|νj i = mi δij ; mi − mj 6= 0 fur¨ i 6= j

Im Klartext: Die |νi i entwickeln sich mit unterschiedlichen Phasen. Das heißt ein reiner Flavourzustand |ναi wird eine zeitabh¨angige Mischung verschiedener Flavourzust¨ande und im Experiment wird mit einer (oszillierenden) Wahrscheinlichkeit eine Neutrinoart |νβi mit β 6= α angetroffen. F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Zeitentwicklung

−iE t Quantenmechanik: |νi (t)i = e i |νi i ipx In |νi i steckt noch die Ortsabh¨angigkeit e q 2 2 2 mi Ei = p + mi ≈ p + 2p (p >> mi ) Da Neutrinos praktisch Lichtgeschwindigkeit besitzen gilt auch noch t ≈ x ≈ L und p ≈ E m2 m2 −(E t + px) ≈ −(p + i )t + px ≈ −(p + i )x + px = i 2p 2p m2 m2 m2 = − i x ≈ − i x = − i L 2p 2E 2E

m2 −i i L =⇒ |νi (t)i = e 2E |νi i

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Zeitentwicklung

Phasenversatz 1 2 m i/2E = 1

2 m i/2E =1,3 ) )

E 0,5 2 / L i 2 m i

- 0 ( p x e (

e -0,5 R

-1 0 5 10 L

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Der Fall n=2

Falls nur zwei Neutrinoflavours signifikant mischen (z.B. νe ↔ νµ), dann gibt es einen Mischungswinkel, und eine Massendifferenz δm2. Die zugeh¨orige Transformation lautet also:

ν   cos Θ sin Θ ν  e = · 1 νµ − sin Θ cos Θ ν2 Ausgeschrieben lauten die Gleichungen dann:

|νe i = cos Θ |ν1i + sin Θ |ν2i

|νµi = − sin Θ |ν1i + cos Θ |ν2i

|ν1i = cos Θ |νe i − sin Θ |νµi

|ν2i = sin Θ |νe i + cos Θ |νµi

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Der Fall n=2

Betrachte nun Ubergang¨ νe → νµ:

m2 m2 −i 1 L −i 2 L Zeitentwicklung: |νe (t)i = cos Θe 2E |ν1i + sin Θe 2E |ν2i

Gesucht wird die Amplitude: A(νe → νµ; t) ≡ hνµ|νe (t)i

Einsetzen liefert:

m2 m2 −i 1 L −i 2 L A(νe → νµ; t) = − sin Θ cos Θe 2E + sin Θ cos Θe 2E

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Der Fall n=2

Fur¨ die Ubergangswahrscheinlichkeiten¨ mussen¨ die Amplituden quadriert werden. Mit den Abkurzungen¨ δm2 ∆ = 12 · L = 2π L und δm2 = m2 − m2 12 2 E L0 12 2 1 ergibt sich:

P(νe → νe ) = P(νµ → νµ) = P(νe → νe ) = P(νµ → νµ) = ∆ = 1 − sin2(2Θ) · sin2( 12 ) 2 und

P(νe → νµ) = P(νµ → νe ) = P(νe → νµ) = P(νµ → νe ) = ∆ = sin2(2Θ) · sin2( 12 ) = 1 − P(ν → ν ) 2 e µ

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Der Fall n=3

Falls alle drei Neutrinoflavours signifikant mischen, dann

gibt es drei Mischungswinkel Θ1, Θ2, Θ3, eine CP verletzende Phase δ 2 und zwei unabh¨angige Massendifferenzen δmij . Die zugeh¨orige Transformation lautet also:   c1 s1c3 s1s3 iδ iδ U = −s1c2 c1c2c3 − s2s3e c1c2s3 + s2c3e  iδ iδ s1s2 −c1s2c3 − c2s3e −c1s2s3 + c2c3e

mit si = sin Θi , ci = cos Θi

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Der Fall n=3

Ausrechnen der Ubergangswahrscheinlichkeiten¨ muhsam.¨ M¨ogliche Approximation: Diagonalelemente dominant ⇒ m(νe ) ≈ m1, m(νµ) ≈ m2, m(ντ ) ≈ m3

m1 ≈ m2 << m3 ⇒ ∆12 ≈ 0

∆ =⇒ P(ν → ν ) ≈ 4U2 U2 sin2( ) e µ e3 µ3 2 (indirekte Neutrinooszillation)

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Allgemeiner Fall

Flavoureigenzust¨ande und Masseeigenzust¨ande h¨angen uber¨ eine unit¨are Transformation U miteinander zusammen:

X X † X ∗ |ναi = Uαi |νi i , |νi i = (U )iα |ναi = Uαi |ναi i α α

∗ (Fur¨ Antineutrinos ersetze Uαi durch Uαi ) ⇒ Ein zur Zeit t = 0 reiner Flavourzustand |ναi entwickelt sich zu:

X ∗ −iEi t |ν(t)i = Uαi Uβi e |νβi i,β

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Allgemeiner Fall

Die Ubergangsamplitude¨ fur¨ den Flavourubergang¨ να → νβ lautet also:

2 mi L X ∗ −iEi t X ∗ −i · A(α → β; t) ≡ Uαi Uβi e = Uαi Uβi e 2 E i i Fur¨ Antineutrinos ergibt sich:

X ∗ −iEi t A(α → β; t) ≡ Uαi Uβi e i Daran liest man ab:

A(α → β) = A(β → α) 6= A(α → β)

(was auch direkt aus dem CPT-Theorem folgen wurde)¨

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Allgemeiner Fall

Zur Bestimmung der Ubergangswahrscheinlichkeiten¨ mussen¨ die Amplituden quadriert werden:

Ubergangswahrscheinlichkeit¨

P ∗ ∗  −i∆ij  P(α → β; t) = δαβ − 2Re Uαi Uαj Uβi Uβj 1 − e j>i

2 δmij L mit ∆ij = 2 · E

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie

Fur¨ den Fall n=2 gilt:

ν   cos Θ sin Θ ν  e = · 1 νµ − sin Θ cos Θ ν2 Schr¨odinger-Gleichung der Masseeigenzust¨ande im Vakuum:

d |~ν(t)i i = Hi |~ν(t)i dt Transformation in den Flavourraum:

d |ν~0(t)i i = Hα |ν~0(t)i ; Hα = UHi U† dt

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen

Explizit lauten die Hamiltonmatrizen:

 2  i 1 m1 0 H = 2 2p 0 m2

 2 2  α 1 mee meµ H = 2 2 = 2p meµ mµµ

m2 + m2 1 0 m2 − m2 − cos 2Θ sin 2Θ = 1 2 + 2 1 4p 0 1 4p sin 2Θ cos 2Θ

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Fall n=2

In Materie kommt es zu elastischer νe-Streuung. Fur¨ alle Neutrinosorten findet NC-Wechselwirkung statt

Aber: Fur¨ νe e kommt CC-Wechselwirkung hinzu Daraus√ resultiert fur¨ νe ein effektiv wirkendes Potential V = 2GF Ne . Aus der Energie-Impuls-Beziehung ergibt sich:

2 2 2 V <

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Fall n=2

Die Hamiltonmatrix im Flavourraum hat nun folgende Gestalt:

 2 2  α 1 mee + A meµ Hm = 2 2 2p meµ mµµ In der Massendarstellung fuhrt¨ das zus¨atzliche Potential zu:

 2 2  i 1 m1 + A cos Θ A cos Θ sin Θ H = 2 2 2p A cos Θ sin Θ m2 + A sin Θ Diagonalisieren liefert die neuen Materieeigenzust¨ande sowie folgende Differenz zwischen beiden: s  A 2 D = D − cos 2Θ + sin2 2Θ ; D ≡ δm2 = m2 − m2 m D 2 1

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Fall n=2

Als n¨achstes wird eine neue Mischungsmatrix Um mit einem Mischungswinkel Θm eigefuhrt:¨   cos Θm sin Θm Um = − sin Θm cos Θm

Zwischen Vakuum- und Materiemischungswinkel bestehen folgende Beziehungen: sin 2Θ sin 2Θ tan 2Θm = ; sin 2Θm = A q 2 cos 2Θ − D A  2 D − cos 2Θ + sin 2Θ Damit ist das Ziel erreicht und die Oszillationswahrscheinlichkeiten k¨onnen jetzt explizit angegeben werden.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen Fall n=2

Ubergangswahrscheinlichkeiten¨ in Materie ∆ P (ν → ν ) = sin2(2Θ ) · sin2( m ) m e µ m 2 und Pm(νe → νe ) = 1 − Pm(νe → νµ)

Dm L mit ∆ = 2 · E

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt

Betrachten wir die Oszillationsamplitude genauer:

2 2 sin 2Θ sin 2Θm = A 2 2 D − cos 2Θ + sin 2Θ Man kann drei verschiedene F¨alle unterscheiden:

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt

2 2 sin 2Θ sin 2Θm = A 2 2 D − cos 2Θ + sin 2Θ

A D = 0 ⇒ Vakuumfall A D >> 1 (hohe Elektronendichte) ⇒

2 2 sin 2Θ sin 2Θm = ≈ 0 A 2 D

A 2 D ≈ cos 2Θ (Resonanzfall) ⇒ sin 2Θm = 1

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt

Das ist beachtlich! Die Wahrscheinlichkeit oszilliert somit zwischen 0 und 1 unabh¨angig vom Vakuummischungswinkel. Keine Resonanz fur¨ Antineutrinos A Fur¨ Antineutrinos tritt keine Resonanz auf, da D + cos 2Θ nicht verschwinden kann!

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt am Beispiel Sonne

|νe i wird bei hoher Ne erzeugt ⇒ |νe i = |ν1mi cos Θm + |ν2mi sin Θm ≈ |ν2mi

Bewegung nach außen ⇒ Ne ¨andert sich ⇒ Θm ¨andert sich Aufgrund langsamer Dichte¨anderung bleibt das Neutrino aber im |ν2mi-Zustand (Adiabatizit¨at) Beim Durchqueren der Resonanzzone: |ν i = √1 (|ν i + |ν i). Maximale Mischung! 2m 2 e µ Am Rand der Sonne: Θm = Θ ⇒ |ν2mi = |νe i sin Θ + |νµi cos Θ

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt am Beispiel Sonne

Flavourflip

Es hat eine Inversion der Neutrinoart stattgefunden. |ν2mi hat sich ◦ in der (νe , νµ)-Ebene um fast 90 im Uhrzeigersinn gedreht.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Oszillationen im Vakuum Neutrinooszillationen Oszillationen in Materie Konsequenzen der Neutrinooszillationen MSW-Effekt am Beispiel Sonne

Uberlebenswahrscheinlichkeit¨ 1 P(ν → ν ) = (1 + cos 2Θ cos 2Θ) ≈ sin2 Θ e e 2 m =⇒ Je kleiner der Vakuummischungswinkel, umso gr¨oßer ist die Flavourflipwahrscheinlichkeit!

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Konsequenzen

Was folgt daraus fur¨ das Standardmodell? Mindestens ein Neutrino besitzt eine Masse. Zumindest die Massendifferenzen k¨onnen experimentell bestimmt werden. Leptonflavourzahl ist nicht streng erhalten. Das steht zwar nicht im krassen Widerspruch mit dem Standardmodell, erfordert aber dennoch leichte Modifikationen, wenn es Neutrinooszillationen wirklich gibt.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Experimentelle Evidenzen

Wie sieht es aber mit konkreten Belegen durch Experimente aus? ⇒ Dazu n¨achste Woche mehr im Vortrag uber¨ Experimente zu Neutrinooszillationen.

F. Fleischmann Neutrinooszillationen Eine kurze Geschichte des Neutrinos Eigenschaften der Neutrinos im Standardmodell Neutrinooszillationen Konsequenzen der Neutrinooszillationen Quellen

(1) Schmitz, N., Neutrinophysik, B. G. Teubner Stuttgart, 1997; (2) Genz, H., Elementarteilchen, Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main, 2003; (3) Bahcall, J. N., Neutrino Astrophysics, Cambridge University Press, 1989; (4) Fukugita, M., Yanagida, T., Physics of Neutrinos, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 2003; (5) Povh, B., Rith, K., Scholz, C., u.a., Teilchen und Kerne, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2009; (6) Perkins, D., Particle Astrophysics, Oxford University Press, 2009; (7) http://pdg.lbl.gov/2009/reviews/rpp2009-rev-neutrino-mixing.pdf

F. Fleischmann Neutrinooszillationen