50 Jahre Landeszentralbank in und Brandenburg 1949 - 1999

Festschrift

Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg -Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank- Vorwort

Am 20. März 1999 feiert die Landes- digte, beschlossen die westlichen Stadt- zentralbank in Berlin und Brandenburg kommandanten am 24. Juni 1948, die den 50. Jahrestag ihrer Errichtung. Aus D-Mark (West) im Westteil einzu- diesem Anlaß legt der Vorstand der Lan- führen. Zu diesem Zweck wurde die deszentralbank eine Festschrift zur Ge- Währungskommission gegründet. Neben schichte der vor. der Ausstattung der Wirtschaft, der öffentlichen Hand und der Bevölkerung Die Gründung der Zentralbank ist mit dem neuen Geld wirkte sie bei der eng verbunden mit der Einführung der Ausgestaltung und der praktischen D-Mark (West) im Westteil Berlins. Durchführung der währungsrechtlichen Unbeschadet der Aufteilung in vier Sek- Bestimmungen mit. Da die Währungs- toren bildete Berlin auch in der Nach- kommission auch typische Zentralbank- kriegszeit zusammen mit seinem Umland aufgaben übernahm, kann sie als Vorläufer einen eng verflochtenen Wirtschafts- der Landeszentralbank im Westteil Berlins raum. Aus diesem Grund versuchten die angesehen werden. westlichen Alliierten, die währungspoliti- sche Einheit Berlins zu erhalten, auch Anders als in westlichen Besatzungszo- nachdem am 20. Juni 1948 mit der Ein- nen konnte in den Westsektoren Berlins führung der D-Mark (West) in den auch die im Ostsektor gültige Währung - damaligen Westzonen die politische die Kuponmark bzw. später die D-Mark Spaltung Deutschlands de facto vollzo- (Ost) - verwendet werden. Bei der Bezah- gen wurde. lung lebensnotwendiger Güter mußte die Ostwährung sogar zu einem Unmittelbar nachdem die sowjetische Zwangskurs von 1:1 zur D-Mark (West) Besatzungsmacht eine Währungsreform angenommen werden. Der gleichzeitige für ihre Zone und Gesamtberlin ankün- Umlauf von zwei Währungen war von

2 Anfang an mit vielen Problemen verbun- der Errichtung der Landeszentralbank in den, zumal die Bevölkerung der Ost- Berlin als Rechtsnachfolgerin der Berli- währung wenig Vertrauen entgegen- ner Zentralbank die Einbindung in das brachte. Die Einführung der D-Mark bundesdeutsche Notenbanksystem voll- (West) als alleiniges Zahlungsmittel hät- endet. Als eine von insgesamt elf Landes- te jedoch die politische und wirtschaftli- zentralbanken verlor sie damit auch ihre che Spaltung Berlins besiegelt. Daher noch formell existierende institutionelle entschlossen sich die Westalliierten erst Unabhängigkeit. Ostberlin war seit Juli nachdem die politische Spaltung Berlins 1948 als Sitz der Deutschen Notenbank bereits vollzogen war, die D-Mark (West) und seit Dezember 1967 als Sitz der zum alleinigen Zahlungsmittel in den Staatsbank der DDR das Zentrum des Westsektoren Berlins zu erklären. ostdeutschen Monobankensystems. Erst im Zuge der deutschen Vereinigung Mit Inkrafttreten der Währungsreform- wurde Deutschland auch währungspoli- bestimmungen und der Gründung der tisch wieder zu einer Einheit. Die durch Berliner Zentralbank am 20. März 1949 die Eingliederung Ostdeutschlands not- wurde die Währungsumstellung im wendig gewordene Neustrukturierung Westteil der Stadt abgeschlossen. Die der Deutschen Bundesbank führte 1992 Berliner Zentralbank wurde als Pendant zur Errichtung der seither für zwei Bun- zu den Landeszentralbanken in den desländer zuständigen Landeszentral- westlichen Besatzungszonen eingerich- bank in Berlin und Brandenburg. tet. Sie hatte jedoch zusätzliche geldpoli- tische Kompetenzen und war wegen der Eine Zäsur stellt der Eintritt in die drit- Sonderstellung Berlins nur durch einen te Stufe der Europäischen Wirtschafts- Assoziierungsvertrag mit der Bank deut- und Währungsunion am 1. Januar 1999 scher Länder verbunden. dar. Seither ist die geldpolitische Verant- wortung für das Euro-Währungsgebiet Für die folgenden 40 Jahre trennten von den nationalen Notenbanken auf die sich die währungsgeschichtlichen Wege. Europäische Zentralbank übergegangen. Im Westteil der Stadt wurde 1957 mit Gleichwohl wird die Landeszentralbank

3 in Berlin und Brandenburg auch zukünf- tig eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der gemeinsamen Geldpolitik ausüben. Die Durchführung der Refinanzierungs- geschäfte, die Bargeldversorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung sowie die Abwicklung des unbaren Zahlungs- verkehrs sind drei Beispiele für die vielfäl- tigen Aufgaben, die auch weiterhin von den Landeszentralbanken zu leisten sind.

Berlin, im März 1999

Klaus-Dieter Kühbacher Ulrich Preuss

4 Inhalt

1 Die Ausgangssituation in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg 8

2 Die Währungsreform in West-Berlin 11

2.1 Verhandlungen der Alliierten über die Währungsfrage Deutschlands 11

2.2 Die Berliner Währungsfrage 14

2.3 Einführung der D-Mark in West-Berlin und Beginn der Berlinblockade 17 2.3.1 Ankündigung der Währungsreform 17 2.3.2 Beginn der Berlinblockade 19 2.3.3 Die Einführung der D-Mark (West) in West-Berlin 20

2.4 Die Zeit des Währungsdualismus 25 2.4.1 Gründe für die Errichtung des Mischwährungssystems 25 2.4.2 Teilung der Finanzverwaltung 27 2.4.3 Das Problem fehlender Einnahmen in D-Mark (West) bei Unternehmen und dem Magistrat 28 2.4.4 Auflösungstendenzen des Mischwährungssystems 30

2.5 Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Berliner Währungsfrage 32

5 2.6 Der Abschluß der Währungsreform und die Eingliederung West-Berlins in das westdeutsche Notenbankwesen 35 2.6.1 Die Einführung der D-Mark (West) als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel 35 2.6.2 Die Errichtung der Berliner Zentralbank 39 2.6.3 Die vollständige Integration der Berliner Zentralbank in das west- deutsche Notenbankwesen 44

3 Das Notenbankwesen der DDR 48

3.1 Die wirtschaftliche und monetäre Ausgangslage in der sowjetischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg 48

3.2 Der Neuaufbau des ostdeutschen Bankensystems 49 3.2.1 Blockade der Konten und Neueröffnung der Banken 49 3.2.2 Die Gründung der Deutschen Notenbank 51

3.3 Die Währungsreform in Ostdeutschland 53 3.3.1 Die Währungsumstellung 53 3.3.2 Auswirkungen der Währungsreform in Ostdeutschland 54

3.4 Die Zentralisierung des Bankensystems 55

3.5 Probleme der monetären Steuerung im DDR-Wirtschaftssystem 57 3.5.1 Einbindung der Deutschen Notenbank in das staatliche Planungssystem 57 3.5.2 Monetäre Überversorgung als Resultat des ineffizienten Planungssystems 58

6 3.6 Reformen im realwirtschaftlichen und monetären Bereich 60 3.6.1 Der Währungsschnitt von 1957 60 3.6.2 Dezentralisierung wirtschaftlicher Planungs- und Lenkungsprozesse 60 3.6.3 Zwischenzeitliche Errichtung eines zweistufigen Bankensystems 61 3.6.4 Rezentralisierung des Bankensystems 62

3.7 Die Auflösung der Staatsbank im Zuge der deutschen Währungsunion 63

4 Gründung der Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg nach der Deutschen Vereinigung 66

4.1 Provisorische Einbindung Ostdeutschlands in das westdeutsche Notenbankwesen 66

4.2 Neustrukturierung der Bundesbank – Errichtung der Landes- zentralbank in Berlin und Brandenburg 68

5 Die Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg als Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken 71

7 1 Die Ausgangssituation in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg

In den Londoner Protokollen (12. zonen traten die Sektorenkommandan- September 1944), den Beschlüssen von ten, die gemeinsam die Alliierte Kom- Jalta (11. Februar 1945) und Potsdam mandantur bildeten. Vom Alliierten (2. August 1945) sowie der Berliner Kontrollrat erlassene Befehle erlangten Erklärung (5. Juni 1945) legten die Alli- in Berlin erst dann Gesetzgebungskraft, ierten fest, daß Deutschland zunächst in nachdem sie von der Alliierten Kom- drei und später – nach der Aufnahme mandantur gebilligt worden waren. Die Frankreichs in den Kreis der Sieger- Stadt erwies sich damit als eine fünfte, mächte – in vier Besatzungszonen aufge- besondere Zone. teilt wird. Neben den einzelnen Besat- zungszonen hatten die Londoner Proto- Nach der Besetzung der Westsektoren kolle ein besonderes von der sowjeti- Berlins durch die Truppen der West- schen Besatzungszone getrenntes Ge- mächte sowie dem Rückzug der sowjeti- biet, den Berliner Großraum, abge- schen Truppen in den ihnen zugewiesen grenzt. Für die Besatzungszonen wurde östlichen Teil der Stadt konnte die Alli- jeweils ein militärischer Oberbefehlsha- ierte Kommandantur ihre Tätigkeit auf- ber ernannt. Gemeinsam bildeten diese nehmen. den für die Regierung Gesamtdeutsch- lands zuständigen Alliierten Kontrollrat, Auf ihrer konstituierenden Sitzung dessen Anordnungen bis in die Einzel- am 11. Juli 1945 wurde der für die wei- heiten der Kommunalpolitik Gesetzge- tere Entwicklung Berlins folgenschwere bungskraft hatten. Entschluß gefaßt, daß alle von der sowjetischen Militärregierung in den Ähnlich wie Gesamtdeutschland wur- beiden vorausgegangenen Monaten de Berlin in Sektoren aufgeteilt. An die erlassenen Befehle und Anordnungen bis Stelle der Befehlshaber der Besatzungs- auf weiteres in Kraft bleiben sowie weite-

8 re Verfügungen nur einstimmig gefaßt sönlichkeit noch eine Satzung. Als einzi- werden sollten. Die Sowjetische Militär- ges privatrechtliches Kreditinstitut wur- administration Deutschlands hatte de Anfang 1946 die Berliner Volksbank somit die Möglichkeit, über ihr Veto zu e.G. zugelassen. verhindern, daß auch nur einer der vor- her erlassenen Beschlüsse rückgängig Während in den Westzonen die Alli- gemacht werden konnte. ierten im Interesse der Wirtschaft die Geschäftsbanken schnell wieder zu- Gültigkeit behielt daher auch der ließen, blieb das Geldwesen Berlins bis Befehl Nr. 1 des sowjetischen General- zur endgültigen politischen und wirt- obersten Bersarin vom 28. April 1945, schaftlichen Spaltung der Stadt im März sämtliche Banken in Berlin zu schließen. 1949 gelähmt. Neben dem Postscheck- Ausgenommen von der allgemeinen amt und der nahezu ausschließlich für Bankenschließung war zunächst ledig- die sowjetische Besatzungsmacht arbei- lich die Sparkasse der Stadt Berlin, die tenden Garantie- und Kreditbank waren am 15. Mai 1945 die Erlaubnis zur Fort- das Berliner Stadtkontor, die Berliner setzung ihrer Geschäfte erhielt. Sparkasse und die Berliner Volksbank die drei einzigen in Berlin tätigen Kre- Die bis zum Kriegsende entstandenen ditinstitute. Konten waren jedoch – wie bei allen anderen Kreditinstituten – blockiert. Doch nicht nur geld- sondern auch Am 5. Juni 1945 wurde der Befehl Nr.1 güterwirtschaftlich befand sich Berlin vom Berliner Magistrat mit der Verord- buchstäblich am Nullpunkt. Noch nung über die Neuordnung des Berliner schwerwiegender als die Kriegsschäden Bankwesens konkretisiert und das Berli- wirkten sich die von der Sowjetischen ner Stadtkontor (anfangs: Berliner Militäradministration veranlaßten De- Stadtbank) als öffentliches Kreditinstitut montagen aus. In den zweieinhalb Mona- gegründet. Das Berliner Stadtkontor ten unmittelbar nach Kriegsende, in stand unter der Aufsicht des Magistrats denen Berlin unter alleiniger Kontrolle und hatte weder eine eigene Rechtsper- der sowjetischen Besatzungsmacht

9 stand, wurde ein Großteil der Industrie- in seiner wirtschaftlichen Kraft so beein- anlagen Berlins demontiert. Die trächtigt worden wie Berlin. Eine ameri- Demontagen konzentrierten sich auf kanische Zeitung brachte den Zustand West-Berlin. In den Westsektoren gin- der Berliner Industrie treffend mit dem gen etwa 85% der bei Kriegsende noch Kommentar zum Ausdruck: „Das Pro- vorhandenen industriellen Kapazitäten blem der deutschen Nachkriegsindustrie verloren. Demgegenüber fiel die Verrin- ist für Berlin gelöst: Es gibt dort keine gerung des Produktionspotentials im Industrie mehr“. Ostteil der Stadt mit einem Abbau um 33% wesentlich geringer aus. Keine andere Region in Deutschland war durch Kriegsschäden und Demontagen

10 2 Die Währungsreform in West-Berlin

2.1 Verhandlungen der Alliierten über wurde von allen vier Besatzungsmächten die Währungsfrage Deutschlands als Verhandlungsgrundlage akzeptiert.

Angesichts des zerrütteten Geldwe- Trotz anfänglicher Fortschritte bei sens in Deutschland sahen alle vier der Aushandlung von Detailproblemen, Besatzungsmächte es als eine der dring- verfingen sich die Verhandlungen jedoch lichsten wirtschaftspolitischen Aufgaben schließlich in der Frage, an welchem Ort an, den vorhandenen Geldüberhang zu die Banknotenherstellung erfolgen soll- beseitigen. Zwar begannen auf Initiative te. Während die Amerikaner darauf der Amerikaner schon Ende 1945 erste bestanden, daß die neuen Banknoten Verhandlungen über eine Währungsre- ausschließlich in Berlin unter wirksamer form im Alliierten Kontrollrat. Diese Viermächtekontrolle hergestellt werden, scheiterten jedoch zunächst, da die briti- wollte die Sowjetische Militäradmini- schen Verhandlungsführer nicht der stration, daß der Druck in Berlin und Ansicht waren, daß die Bedingungen für Leipzig stattfindet. Hinter dem Dissens eine erfolgreiche Währungsreform gege- stand dabei weit mehr als ein technisches ben waren. Detailproblem.

Einen zweiten Vorstoß unternahmen Letztendlich ging es um die Frage, ob die Amerikaner im August 1946, als sie die Banknotenherstellung zentral unter den Colm-Dodge-Goldsmith-Report als Aufsicht des Alliierten Kontrollrates Grundlage für eine Währungsreform im oder dezentral unter Mitwirkung des Alliierten Kontrollrat einbrachten. Der Kommandanten der jeweiligen Besat- amerikanische Währungsreformplan, zungszone erfolgen sollte. Die sowjeti- der eine Geldreform mit einem umfas- sche Position war dabei, daß, ohne eine senden Lastenausgleich kombinierte, Übereinkunft der vier Mächte über

11 Reparationsleistungen und die Schaf- mark noch beibehalten wurde, mußte fung einer einheitlichen Finanzverwal- bei einer Beseitigung des monetären tung jede Besatzungsmacht das Recht Überhangs im anderen Zonengebiet mit haben müsse, Banknoten in ihrer Zone einem großen Zustrom an Altgeld ge- zu drucken. Die Amerikaner waren nicht rechnet werden. bereit, in dieser Frage Zugeständnisse zu machen, da sie angesichts der Möglich- Als sich in der zweiten Jahreshälfte keit einer autonomen Ausweitung der 1947 Gerüchte verdichteten, daß die Geldmenge durch die Sowjetische Sowjetische Militäradministration in Militäradministration den Erfolg einer ihrer Besatzungszone bereits damit be- Währungsreform bedroht sahen. gonnen hatte, Kupons zu drucken, mit- tels derer die alten Reichsmarkscheine Nachdem sich abzeichnete, daß ange- beklebt und eine separate Währungsre- sichts der bestehenden Interessenge- form rasch durchgeführt werden konnte, gensätze sowie der immer weiter ausein- begannen auch die Amerikaner im Rah- anderlaufenden politischen und wirt- men der „Operation Bird Dog“ Bankno- schaftlichen Entwicklung in den West- ten für Deutschland zu drucken und nach zonen und in der sowjetischen Besat- Frankfurt am Main zu transportieren. zungszone eine gemeinsame Währungs- reform nicht zustande kommen würde, Trotz dieser Vorbereitungen in Ost intensivierten sowohl die westlichen und West für separate Währungsrefor- Alliierten, insbesondere die Amerikaner, men wurden die Verhandlungen im als auch die Sowjetunion ihre Überle- Alliierten Kontrollrat über ein gemeinsa- gungen bezüglich eines separaten Vorge- mes Vorgehen in der Währungsfrage hens in der Währungsfrage. fortgesetzt.

Beide Seiten wollten auf ein mögli- Beide Seiten scheuten sich noch ches Vorpreschen der jeweils anderen davor, die Verantwortung für das mit Seite schnell reagieren können. Denn für separaten Währungsreformen verbunde- dasjenige Gebiet, in dem die alte Reichs- ne endgültige Vollziehen der wirtschaftli-

12 chen und politischen Spaltung Deutsch- der Verhandlungen weiterhin skeptisch lands auf sich zu nehmen. entgegen und führten die Gespräche wohl primär aus taktischen Gründen Nach dem Scheitern der Außenmini- fort. Jedoch entschied sich die amerika- sterkonferenz in London im Dezember nische Regierung noch vor Ablauf der 1947 wurde auf Initiative des amerika- Frist gegen eine gemeinsame Währungs- nischen Außenministers Marshall der reform. Alliierte Kontrollrat ein letztes Mal bemüht, um doch noch zu einer alle vier In Washington war man sich ange- Zonen umfassenden Währungsreform sichts der gesamtpolitischen Entwick- zu gelangen. Zur Überraschung der lung darüber klar geworden, daß eine Westalliierten zeigte sich der Militär- vierzonale Währungsreform nicht mehr gouverneur der Sowjetischen Militärad- im amerikanischen Interesse lag. Daher ministration Deutschlands, Solokowski, wurde der Militärgouverneur Clay zunächst kompromißbereiter als in instruiert, nach Ablauf der 60-Tage-Frist früheren Verhandlungen. die Währungsreformverhandlungen als aus amerikanischer Sicht gescheitert zu Am 11. Februar 1948 vereinbarte erklären. man, innerhalb einer 60-Tage Frist alle noch strittigen Fragen zu lösen, und mit Die Sowjetische Militäradministrati- dem Druck neuer Banknoten unter on bewahrte Clay jedoch davor, die ver- Viermächteaufsicht zu beginnen. Trotz änderte amerikanische Haltung im Kon- eines stärkeren Entgegenkommens Solo- trollrat vertreten zu müssen. Am kowskis (insbesondere in Fragen der 20.März 1948 kündigte Solokowski mit Errichtung einer zentralen Finanzver- der Begründung, daß wegen des Vorge- waltung für Gesamtdeutschland als Vor- hens der Westalliierten in ihren Besat- bedingung für eine Währungsreform zungszonen der Viermächtestatus fak- und der zentralen Herstellung der Bank- tisch nicht mehr bestünde, den Auszug noten) sahen die westlichen Militärgou- der Sowjetunion aus dem Alliierten verneure einem erfolgreichen Abschluß Kontrollrat an.

13 2.2 Die Berliner Währungsfrage Rothwesten die notwendigen Gesetze und Verordnungen sowie die logisti- Nach dem Auszug der Sowjetunion schen Voraussetzungen zur Durchfüh- aus dem Alliierten Kontrollrat war der rung der Währungsreform im Detail Weg für eine auf Westdeutschland auszuarbeiten. beschränkte Währungsreform frei. Ende März 1948 waren dabei schon eine ganze Mit der sich abzeichnenden Möglich- Reihe von Voraussetzungen für eine keit einer auf die Westzonen beschränk- schnelle Realisierung geschaffen worden. ten Währungsreform stellte sich zuneh- mend die Frage, was bei einem separaten Mit der im März gegründeten Bank Vorgehen der westlichen Alliierten mit Deutscher Länder stand eine Zentral- Berlin geschehen solle. Die Dringlich- bank zur Verfügung, die die Emission keit, zu einer gleichzeitigen Lösung der der neuen Währung übernehmen konn- Währungsfrage in Berlin zu kommen, te. Die Banknoten waren bereits ge- wurde dabei relativ bald erkannt, ohne druckt und ihre Verschiffung nach daß man sich auf eine geeignete Strategie Deutschland im Gange. Ein einheitli- festlegen konnte. cher Wechselkurs von 0,3 Dollar pro D-Mark (West) war festgelegt worden. Im Stab der Finanzberater des ameri- kanischen Militärgouverneurs Clay wur- Anfang April einigte man sich, daß de noch Ende 1947 ein Bericht fertigge- die Modalitäten der Währungsreform stellt, der sich mit der Berliner Wäh- dem Colm-Dodge-Goldsmith-Report rungsproblematik auseinandersetzte. folgen sollten, einschließlich der Ände- Auch im Außenministerium in Wa- rungen, auf die man sich im Alliierten shington erkannte man das Berlinpro- Kontrollrat geeinigt hatte. Gleichzeitig blem und gab entsprechende Studien in vereinbarte man, den Plan einer kleinen Auftrag. Gemeinsam ist den ersten Stra- Anzahl von deutschen Experten vorzule- tegiepapieren, daß von einer Einführung gen, deren Aufgabe es sein sollte, im der D-Mark (West) in den westlichen Rahmen des sogenannten Konklaves von Sektoren Berlins abgeraten wurde.

14 Befürchtet wurde, daß angesichts der berlin nicht hingenommen werden speziellen Verhältnisse Berlins in diesem konnte. Die weitere Erörterung der Ber- Fall der Erfolg der gesamten Währungs- linfrage wurde den Finanzberatern der reform gefährdet wäre. Die beste Lösung Militärgouverneure übergeben. Bis zum sah man in einer Viermächtewährung 24. April 1948 arbeiteten diese einen (der sogenannten Bärenmark) für alle „Emergency-Plan“ (Notfallplan) für Sektoren Berlins. Falls es – wie erwartet Berlin aus, der gegenüber den vorherge- wurde – nach vollzogener Währungsre- henden Plänen einen entscheidenden form in den Westzonen zu keiner Eini- gedanklichen Durchbruch darstellte. gung der Siegermächte bezüglich Berlins kommen sollte, wurden als Alternativen Als beste Lösung sah dieser Emer- eine separate Währung für West-Berlin gency-Plan zwar weiterhin eine einheit- bzw. die Übernahme der Währung der liche Währung für den Gesamtberliner sowjetischen Besatzungszone diskutiert. Raum vor. Auch die Übernahme der ost- Letzteres sollte aber nicht vorbehaltlos deutschen Währung in den Westsekto- geschehen, sondern nur unter der Voraus- ren Berlins blieb eine Option. Allerdings setzung, daß den Westalliierten Kontroll- empfahl der Emergency-Plan bei man- rechte hinsichtlich der Geld- und Kredit- gelnden Zusagen seitens der Sowjetuni- politik in Berlin eingeräumt würden. on trotz der möglichen Risiken, die für den Erfolg der westdeutschen Wäh- Zu einer ersten Erörterung der Berli- rungsreform gesehen wurden, die Ein- ner Währungsfrage auf der Ebene der führung der D-Mark (West) in den Ber- drei westlichen Militärgouverneure kam liner Westsektoren. es erst am 11. April 1948. Eine Einigung über eine gemeinsame Vorgehensweise Der Emergency-Plan bildete die konnte auf diesem Treffen nicht erzielt Grundlage für das Vorgehen der Westal- werden. Jedoch war man sich einig, daß liierten in der Berliner Währungsfrage. eine einseitig von der Sowjetischen Während der weiteren Expertenge- Militäradministration Deutschlands ver- spräche erfuhr er jedoch in einem zentra- kündete Währungsreform für Gesamt- len Punkt eine Revision. In Washington

15 hatte sich bereits im April 1948 die Noten konnte somit – falls erforderlich – Überzeugung durchgesetzt, daß eine jederzeit erfolgen. Die amerikanischen Ausdehnung des Währungsgebietes Ost Vorstellungen setzten sich in den weite- auf die Berliner Westsektoren aus ren Beratungen mit den Briten und hoheitlichen Gründen verhindert wer- Franzosen durch. den müßte. Andernfalls würden die westlichen Alliierten West-Berlin de fac- Die Sowjetische Militäradministrati- to preisgeben, da die Sowjetische Militär- on sollte 48 Stunden vor Beginn der administration Deutschlands befähigt Währungsreform in Westdeutschland wäre, mit Hilfe der D-Mark (Ost), ihre von den Maßnahmen der westlichen wirtschaftspolitischen Vorstellungen im Alliierten offiziell informiert werden. Gesamtberliner Raum durchzusetzen. Gleichzeitig sollten entsprechend dem Insbesondere wären Banken und Unter- Status von Berlin Verhandlungen über nehmen in den westlichen Sektoren bei eine separate unter Viermächtekontrolle der Liquiditätsversorgung von der Will- stehende Währung für Gesamt-Berlin kür der Sowjetischen Militäradministra- angeboten werden. Berlin war damit tion abhängig gewesen. zunächst von der westdeutschen Wäh- rungsreform ausgenommen. Als wünschenswertes Ergebnis wurde es zwar angesehen, sich in Verhandlun- Angesichts der relativ späten Festle- gen mit der Sowjetunion auf die Ein- gung einer geeigneten Berlin-Strategie, führung einer Währung für Gesamtber- war man für eine Währungsreform in lin zu einigen. Im Falle eines Scheiterns den Westsektoren der Stadt – in welcher sollte jedoch die D-Mark (West) in den Form diese auch erfolgen sollte – unzu- West-Berliner Sektoren eingeführt wer- reichend vorbereitet. Selbst in dem Fall den. Um eventuelle Risiken für die west- der Einführung der D-Mark (West) war deutsche Währungsreform auszuschlies- eine einfache Übernahme der für die sen, wurde dabei empfohlen, die D-Mark Westzonen Deutschlands ausgearbeite- (West) in Berlin besonders zu kennzeich- ten Gesetzestexte nicht möglich. Denn nen. Ein Einzug der in Berlin emittierten sowohl die Trennung der Stadt in zwei

16 Währungsgebiete als auch die Tatsache, berlin. Erst nach der einseitigen Ankün- daß im Gegensatz zu Westdeutschland digung der Sowjetischen Militäradmini- nahezu alle Kreditinstitute seit April stration Deutschlands vom 23. Juni, eine 1945 geschlossen waren, mußten be- Währungsreform für die sowjetische rücksichtigt werden. Konnte man sich Besatzungszone einschließlich Gesamt- im Fall der Übernahme der D-Mark berlins vorzunehmen, befaßte man sich (West) noch an der westdeutschen ausschließlich mit der Einführung der Währungsreform orientieren, gab es kei- D-Mark (West) in den Westsektoren der nen ausgearbeiteten Plan für die Ein- Stadt. Die grundlegenden Entscheidun- führung einer eigenständigen Gesamt- gen wurden allerdings – wie bei dem berliner Währung. westdeutschen Konklave – außerhalb des Expertengremiums von den Alliier- Detaillierte Vorbereitungen für eine ten selbst getroffen. Dazu zählte die Ent- Währungsreform in West-Berlin be- scheidung, neben der D-Mark (West) gannen im eigentlichen Sinne erst am auch die ostdeutsche Währung in 15. Juni 1948 – also nur wenige Tage vor bestimmten Bereichen als gesetzliches der westdeutschen Währungsreform – Zahlungsmittel zuzulassen. mit der Einberufung des West-Berliner Konklaves. In Analogie zum Konklave in Rothwesten oblag es dieser sich aus 2.3 Einführung der D-Mark in West- renommierten Vertretern des Berliner Berlin und Beginn der Berlinblockade Bankwesens zusammensetzenden Exper- tenkommission, die technischen Details 2.3.1 Ankündigung der Währungsreform für eine Währungsreform auszuarbeiten. Am 18. Juni 1948 kündigten die Zunächst beschäftigte sich das Kon- Militärgouverneure der drei westlichen klave mit drei Optionen: der Ein- Besatzungsmächte der sowjetischen Seite führung der D-Mark (West), der Über- die Einführung der D-Mark in West- nahme der Ostwährung und der Schaf- deutschland für den 21. Juni an. Aus- fung einer Sonderwährung für Gesamt- drücklich betont wurde, daß der West-

17 teil Berlins wegen des Viermächtestatus (Ost) in Gesamt-Berlin stattfinden der Stadt von dieser Währungsreform könnte. Da die sowjetische Seite den ausgenommen wird. Die Sowjetische Viermächtestatus Deutschlands durch Militäradministration Deutschlands rea- die Währungsreform in Westdeutsch- gierte auf diese Ankündigung unmittel- land verletzt sah, war sie nicht bereit, bar mit einer Einschränkung des Interzo- den Viermächtestatus Berlins bei einer nenverkehrs. Von westlicher Seite wurde Währungsreform in Ostdeutschland zu dies zunächst als eine verständliche respektieren. Nach dem Scheitern der Abwehrreaktion der Sowjetischen Militä- Gespräche kündigte Solokowski noch radministration interpretiert, da es anson- am gleichen Tag eine Währungsreform sten zu einem raschen Zustrom entwerte- für Ostdeutschland einschließlich Ge- ter Reichsmarkbestände in die sowjeti- samtberlins an. sche Besatzungszone gekommen wäre. Die Einzelheiten der Währungsre- Obwohl sich die Sowjetische Militär- form wurden am folgenden Tag von der administration Deutschlands in ihrer offi- Sowjetischen Militäradministration ziellen Stellungnahme über das Vorge- Deutschlands durch den Befehl 111 fest- hen der westlichen Alliierten be- gelegt. Die bisherigen Reichsmark- schwerte, kam es zu einer nochmaligen noten verloren ihre Gültigkeit als gesetz- Einberufung des Finanzdirektorates liches Zahlungsmittel, sofern sie nicht des Alliierten Kontrollrates zur mit einem aufgeklebten Spezialkupon Behandlung des Berliner Währungs- versehen waren. Daher wurde die neue problems am 22. Juni 1948. Dort Währung zunächst Kuponmark ge- prallten die gegensätzlichen Auffassun- nannt. Neben dem Münzgeld blieben gen aufeinander. Sehr schnell war ange- lediglich die kleinen Ein- und Zwei- sichts der sowjetischen Haltung klar, daß Reichsmarknoten ohne Kupons gültig. es keine separate Berliner Währung geben würde. Die Westalliierten versuch- Die Einführung der Kuponmark ten dabei auszuloten, zu welchen Bedin- erfolgte im Zeitraum vom 24. bis 28. gungen die Einführung der D-Mark Juni 1948. Der Umlauf der D-Mark

18 (West) wurde in der sowjetischen Besat- war der Beginn einer umfassenden zungszone einschließlich Gesamtberlins Blockade Berlins. In den folgenden verboten. Noch am 23. Juni 1948 rea- Tagen wurde der Straßen-, Schienen- gierten die westlichen Alliierten. In ähn- und Schiffahrtsverkehr vollständig lich lautenden Schreiben der drei westli- unterbrochen. Damit verblieb als einzige chen Sektorenkommandanten wurde der Verbindung zu West-Berlin der Luftweg. Stadtverwaltung verboten, den sowjeti- schen Befehl in den Westsektoren auszu- In dieser Situation entschieden die führen und die Einführung der D-Mark Westalliierten unter Führung der Ameri- (West) angekündigt. Als Notmaßnah- kaner, West-Berlin über eine Luftbrücke men wurden gleichzeitig die sofortige mit lebenswichtigen Gütern zu versor- Schließung der Banken sowie aller gen. Weil die Westalliierten von Beginn Geschäfte mit Ausnahme der Lebensmit- der Blockade an unmißverständlich klar telgeschäfte und der Apotheken und die gemacht hatten, daß sie eine Unterbre- vorläufige Einstellung des Schuldendien- chung des ihnen vertraglich garantierten stes befohlen. Luftkorridors unter keinen Umständen dulden würden, wagte es die Sowjetische 2.3.2 Beginn der Berlinblockade Militäradministration nicht, die Blocka- de auf den Luftverkehr auszudehnen. Noch in der Nacht zum 24. Juni Während der nahezu ein Jahr anhalten- 1948 reagierte die Sowjetische Militär- den Blockade gelang es den Westalliier- administration auf die westalliierten ten, in einer einzigartigen logistischen Maßnahmen mit der Einstellung des Leistung die Versorgung Berlins Passagier- und Güterverkehrs auf der über den Luftweg sicherzustellen. Eisenbahnstrecke Berlin-Helmstedt. Gleichzeitig wurde die Fernstromver- Über die Motive bei der Verhängung sorgung West-Berlins abgeschaltet. der Blockade West-Berlins kann nur spe- kuliert werden. Die Sowjetunion konnte Was zunächst mit dem Hinweis auf kein Interesse daran haben, daß im technische Störungen begründet wurde, administrativen Zentrum Ostdeutsch-

19 lands eine zweite, wahrscheinlich wert- 2.3.3 Die Einführung der D-Mark (West) stabilere Währung umlief. Es dürfte aber in West-Berlin nicht allein um die Währungsfrage Ber- lins gegangen sein. Vermutlich sollte die Am 24. Juni, wenige Stunden nach Berlinblockade als Druckmittel zur dem Beginn der Berlinblockade, wurde Änderung der gesamten Deutschlandpo- die Einführung der D-Mark (West) in litik der Westalliierten dienen. Des wei- den Westsektoren Berlins angeordnet. teren dürfte die Sowjetische Regierung Die „Verordnung zur Neuordnung des die Entschlossenheit der Westalliierten Geldwesens“ – die sogenannte Wäh- unterschätzt haben und zunächst davon rungsverordnung – bestimmte, daß jeder ausgegangen sein, die Preisgabe West- Einwohner im Umtausch gegen Altgeld Berlins über kurz oder lang erzwingen zu einen Kopfbetrag von 60 D-Mark (West) können. erhielt.

Letztendlich konnte die Sowjetunion Anders als bei der westdeutschen keines ihrer Ziele erreichen. Weder Währungsreform, bei der zunächst nur konnte auf die westdeutsche Staatenbil- 40 D-Mark (West) zur Auszahlung dung Einfluß genommen werden, noch kamen, wurde in Berlin der gesamte die Alliierten zu einer Preisgabe Berlins Kopfbetrag in einem Schritt ausgezahlt. gezwungen werden. Darüber hinaus trug Gleichzeitig erhielten die öffentliche die Blockade zur Solidarisierung der Hand und die Berliner Wirtschaft eine West-Berliner Bevölkerung mit den Erstausstattung mit dem neuen Zah- westlichen Alliierten bei, die nun nicht lungsmittel. mehr als Besatzungsmächte, sondern als Schutzmächte angesehen wurden. Die Bezirksverwaltungen und das Landesfinanzamt wurden mit D-Mark- West-Beträgen versorgt, die einem Sech- stel der angefallenen Ausgaben in dem halben Jahr vom 1. Oktober 1947 bis zum 31. März 1948 entsprachen. Die

20 Postverwaltung erhielt 60 D-Mark sowjetischen Sektor der Stadt befanden. (West) für jeden Angestellten. Juristische Dort durfte die D-Mark (West) aber Personen und Personenvereinigungen, nicht verwendet werden. Folglich konn- einschließlich der Sozialversicherungs- te die zentrale Verwaltung nur begrenzt, träger sowie die Gewerbetreibenden und und die Hauptstellen der Geldinstitute Angehörige freier Berufe erhielten als sowie die Stadthauptkasse überhaupt Übergangshilfe einen „Geschäftsbetrag“ nicht in die Durchführung der Wäh- in D-Mark (West). Dieser orientierte rungsreform einbezogen werden. Daher sich an der Anzahl der beschäftigten Ar- mußten in West-Berlin die erforderli- beitnehmer und der Höhe der unterhal- chen bankmäßigen und sonstigen Ver- tenen Altgeldguthaben. Pro Arbeitneh- waltungseinrichtungen aus dem Steh- mer wurden 60 D-Mark (West) zur Verfü- greif geschaffen werden. gung gestellt, höchstens jedoch ein dem Reichsmarkguthaben entsprechender Be- Als Sonderorgan für die Währungsre- trag an D-Mark (West). Die Regelung in form und als bankmäßige Abwicklungs- der Währungsverordnung entsprach so- stelle wurde im Auftrag der westlichen mit hinsichtlich der Erstausstattung an Alliierten als öffentlich rechtliche Kör- D-Mark (West) im wesentlichen derje- perschaft die - oder nigen im westdeutschen Währungsgesetz. Währungskommission errichtet, die für die West-Berliner Sektoren die Funktion Im Unterschied zu Westdeutschland einer Landeszentralbank übernehmen konnten sich die Westalliierten bei der sollte. Sie rekrutierte sich zum Teil aus West-Berliner Währungsreform jedoch Mitgliedern des Währungskonklaves, nicht auf einen eingespielten Verwal- dessen Tätigkeit mit der Errichtung der tungsapparat und ein funktionsfähiges Währungskommission eingestellt wur- Bankensystem stützen. de. Zunächst war sie als vorübergehende unter alliierter Kontrolle stehende Ein- Ein besonderes Problem war, daß sich richtung gedacht, die weder eigene der Magistrat, große Teile der Stadtver- Organe besaß noch mit Eigenkapital waltung sowie das Bankenzentrum im ausgestattet war.

21 Neben der Erstausstattung der öffent- zureichen, auf dem neben dem Abliefe- lichen Hand und der Wirtschaft mit rungsbetrag sämtliche Altgeldguthaben neuen Zahlungsmitteln überwachte die des Ablieferers einzutragen waren. Währungskommission alle mit dem Zugleich wurde ein Geldinstitut be- Geldumtausch und der Kontenumstel- stimmt, das die Umwandlung vornahm. lung zusammenhängenden Arbeiten. Die konkreten Modalitäten der Behand- Die Bezirksverwaltungen, das Landesfi- lung der Altgeldguthaben wurden zehn nanzamt sowie die Postdienststellen Tage nach der Ankündigung der erhielten die neue Währung direkt von Währungsreform in der Umstellungsver- der Währungskommission. Die übrigen ordnung vom 4. Juli 1948 festgelegt. Verwaltungsstellen erhielten die erfor- Zum Zeitpunkt der Anmeldung war derlichen D-Mark-West-Beträge von weder der konkrete Umstellungssatz noch den Bezirksverwaltungen und dem Lan- die Summe, oberhalb derer die Finanz- desfinanzamt. Die Kopfbeträge für die ämter das Zustandekommen der ange- Bevölkerung und die Geschäftsbeträge meldeten Beträge überprüfen würden, für die private Wirtschaft wurden in den bekannt. Zweck dieser zeitlichen Tren- West-Berliner Filialen der drei in Berlin nung war es, die Umwandlung von Ein- zugelassenen Kreditinstitute (sowie spe- nahmen aus unversteuerter Spekulation ziell eingerichteten Umtauschstellen) und Schwarzmarktgeschäften zu behin- ausgezahlt. dern und damit die Höhe der zur Anmel- dung kommenden Altgeldbestände zu Für die über den Kopfbetrag hinaus- verringern. gehenden Altgeldnoten wurde das glei- che Verfahren wie bei der westdeutschen Die in der Umstellungsverordnung Währungsreform angewendet. Zunächst festgelegten Umstellungsmodalitäten bestimmte die Währungsverordnung, entsprachen im großen und ganzen dem daß die vorhandenen Altgeldnoten vom westdeutschen Umstellungsgesetz. Alt- 28. Juni bis zum 2. Juli 1948 bei einer geldguthaben wurden im Verhältnis Umtauschstelle abgeliefert werden muß- 10:1 umgestellt. Als Altgeldguthaben ten. Dabei war ein Anmeldebogen ein- waren aber nur solche Einlagen definiert,

22 die nach dem 9. Mai 1945 bei den drei Dies betraf Güter und Leistungen, die noch in Berlin zugelassenen Kreditinsti- von lebenswichtiger Bedeutung für das tuten entstanden waren. tägliche Leben waren, wie zum Beispiel Brot, Kartoffeln, Fleisch, Mieten, Post- Die sogenannten Uraltkonten, also gebühren, Lieferungen von Strom und Konten, die aus der Zeit vor dem Gas sowie Steuern und andere städtische 9. Mai 1945 stammten, waren weiter- Abgaben. Für diese in der Währungsver- hin stillgelegt. Regelungen zu ihrer ordnung ausgewiesenen Güter wurde Behandlung wurden noch nicht getrof- ein Zwangskurs für D-Mark (West) und fen. Mit ihrer Umstellung wurde erst Kuponmark im Verhältnis von 1:1 fest- Ende 1949 begonnen (siehe Kapitel gelegt. Für alle anderen Güter bestand 2.6.1). Um Nachteile aus der Konten- grundsätzlich die Möglichkeit, als Zah- sperrung etwas zu mildern, wurde anders lungsmittel D-Mark (West) oder Ku- als in Westdeutschland auf eine Anrech- ponmark vertraglich festzulegen, ohne nung der Kopfgeldbeträge auf An- daß allerdings ein festes Kursver- sprüche, die sich aus der Altgeldum- hältnis gesetzlich vorgegeben war. wandlung ergaben, verzichtet. Weitere Bestimmungen für die Ver- Im Unterschied zur westdeutschen wendung der Kuponmark in West-Ber- Währungsreform wurde die D-Mark lin enthielt die Umstellungsverordnung (West) nicht zum alleinigen gesetzlichen hinsichtlich der Behandlung von Löh- Zahlungsmittel in West-Berlin. Neben nen und Gehältern. Wie bei der west- ihr lief als weiteres Zahlungsmittel die in deutschen Währungsreform war eine der sowjetischen Besatzungszone und Umwandlung im Verhältnis 1:1 vorgese- Ostberlin eingeführte Kuponmark – hen. Allerdings konnten Löhne und später die D-Mark (Ost) – um. Gehälter entweder in D-Mark (West) oder in Kuponmark ausgezahlt werden. Die Währungsverordnung legte fest, in welchen Fällen die Kuponmark in Über das Aufteilungsverhältnis der Zahlung genommen werden mußte. beiden Währungen durften die Vertrags-

23 parteien frei entscheiden, jedoch mit der ren war die Währungskommission – entscheidenden Einschränkung, daß die und auch später die Berliner Zentral- Sektorenkommandanten eine Höchst- bank – nicht kraft Gesetzes Teil des west- grenze für den von Arbeitnehmern in deutschen Zentralbanksystems. Die Ver- Westwährung einforderbaren Teil festle- sorgung der Währungskommission mit gen konnten. Die Festlegung einer sol- Bargeld erfolgte über die Bank deut- chen Höchstgrenze erfolgte bereits am scher Länder auf alliierten Befehl hin. Tag der Veröffentlichung der Umstel- Zudem wurden die in Berlin ausgegebe- lungsverordnung. Die erste Durchfüh- nen Banknoten mit einem aufgestem- rungsbestimmung zur Umstellungsver- pelten „B“ gekennzeichnet. In dieser ordnung untersagte es den Arbeitneh- Kennzeichnung der Banknoten sowie in mern, mehr als 25 % ihrer Löhne bzw. der Zulassung der ostdeutschen Wäh- Gehälter in D-Mark (West) zu fordern. rung zeigte sich der provisorische Charak- ter der West-Berliner Währungsreform. Mit der Währungsverordnung wur- de die D-Mark (West) zum gesetzli- Anders als in den Westzonen chen Zahlungsmittel in West-Berlin. Deutschlands, wo bereits vor der Wäh- Für Westdeutschland und West-Berlin rungsreform vom 20. Juni 1948 ein Zen- galten jedoch voneinander abweichen- tralbanksystem aufgebaut worden war, de Währungsbestimmungen, die je- mußte in West-Berlin mit der Währungs- weils nur im entsprechenden Gebiet kommission eine Währungsbehörde ad Anwendung fanden. Daher war West- hoc geschaffen werden. Berlin nicht Teil des Währungsgebietes der D-Mark (West). Zunächst für die Wahrnehmung von Hoheitsaufgaben im Zusammen- Der Sonderstatus West-Berlins hang mit der West-Berliner Währungs- drückte sich zum einen darin aus, daß reform gegründet, wuchs die Wäh- die Berliner Währungsreform losgelöst rungskommission nach und nach in und teilweise unabhängig von der west- die Rolle einer Zentralbank hinein und deutschen Reform stattfand. Zum ande- erwies sich als Vorläufer der im Früh-

24

scher Währung bezogen. Insgesamt dürf- Währung verstoße. Der Magistrat konn- te es sich um rund 500 000 Betroffene te somit zunächst nicht über Kupon- gehandelt haben. mark verfügen, so daß der D-Mark- (Ost-) Anteil der Löhne und Gehälter erst mit 2.4.2 Teilung der Finanzverwaltung Verspätung, in zwei Tranchen aufgeteilt, ausgezahlt werden konnte. Das Ziel, eine einheitliche Finanzver- waltung für Gesamtberlin aufrechtzuer- Um eine gemeinsame Finanzverwal- halten, erwies sich von Anfang an als tung aufrechterhalten zu können, illusorisch. Probleme ergaben sich beschloß der Magistrat am 7. Juli 1948 zunächst daraus, daß die Konten des die gesamte Stadtverwaltung einheitlich in Magistrats in den Bankzentralen, die der Währung der sowjetischen Besat- sich im sowjetischen Sektor befanden, zungszone zu führen. Dies bedeutete, daß geführt wurden und damit der Kontrol- alle Einnahmen und Ausgaben des Magi- le der Sowjetischen Militäradministrati- strats ausschließlich in Kuponmark on Deutschlands unterstanden. Nach gebucht wurden. Einnahmen und Ausga- den Bestimmungen zur Währungsre- ben in D-Mark (West) wurden von einer form in der sowjetischen Besatzungszo- eigens für diesen Zweck geschaffenen Ein- ne hätten die Reichsmarkguthaben auf richtung, der späteren Hauptausgleichs- diesen Konten zu Vorzugsbedingungen stelle, im Verhältnis 1:1 umgetauscht. im Verhältnis von 1:1 umgetauscht wer- Dadurch schien es möglich zu sein, die den müssen (zu den näheren Details der einheitliche Haushaltsführung Berlins ostdeutschen Währungsreform siehe fortsetzen zu können. Allerdings wurden Kapitel 3.3). diese Hoffnungen bereits am folgenden Tag zerstört, nachdem die Sowjetische Die Konten blieben aber mit der Militäradministration Deutschlands es Begründung gesperrt, daß sich der Magi- dem Magistrat verbot, Zahlungen an die strat an der Einführung der D-Mark westlichen Alliierten sowie verschiedene (West) beteilige und damit gegen das Einrichtungen – wie beispielsweise die Verbot der Verwendung der West- Verwaltungsgerichte – vorzunehmen.

27 Die westlichen Alliierten gingen dar- die D-Mark (Ost) nur fakultatives Zah- aufhin immer mehr dazu über, den Magi- lungsmittel war, richteten sich die Ein- strat betreffende Zahlungen über die nahmen in westlicher Währung nach der Bezirksverwaltungen und Finanzamtkas- Fähigkeit der jeweiligen Unternehmen, sen in ihren Sektoren vorzunehmen. Die in D-Mark (West) fakturieren zu können. endgültige Teilung der Finanzverwaltung Berlins vollzog sich nur wenig später. Sofern der Großteil der Einnahmen in ostdeutscher Währung erfolgte, wäh- Am 28. August erließ die Sowjetische rend die Ausgaben, insbesondere die Militäradministration die Anordnung, Lohnkosten in D-Mark (West) zu täti- daß die Steuern und Gebühren aller Per- gen waren, hätte dies die Zahlungsun- sonen, die im sowjetischen Sektor berufs- fähigkeit einer Vielzahl von Unterneh- tätig waren, unabhängig vom Wohnsitz men bedeutet. Daher war eine Begren- ausschließlich an die Kassen im Ostteil zung des in D-Mark (West) einforderba- der Stadt zu zahlen seien. Die westlichen ren Lohnanteils notwendig. Alliierten erließen am 12. November eine entsprechende Anordnung für die Steu- Das Problem fehlender Einnahmen erpflichtigen in ihren Sektoren, die rück- in D-Mark (West) ergab sich insbeson- wirkend zum 28. August gültig wurde. dere auch für den Berliner Magistrat, dem größten Arbeitgeber der Stadt. 2.4.3 Das Problem fehlender Einnahmen Zwar wurden durch die Erstausstattung in D-Mark (West) bei Unternehmen und mit D-Mark (West) genügend Mittel dem Magistrat bereitgestellt, um für den ersten Gehaltszahlungstermin die Löhne und Die Zulassung der Kuponmark und Gehälter öffentlich Bediensteter im später der D-Mark (Ost) in vielen Berei- Westteil der Stadt vollständig in der chen als gesetzliches Zahlungsmittel hat- neuen Währung entrichten zu können. te zur Folge, daß zahlreiche Unterneh- Da sämtliche Steuern und städtische men überwiegend D-Mark (Ost) ein- Abgaben in Kuponmark geleistet wer- nahmen. Doch auch bei Gütern, für die den durften, waren Schwierigkeiten mit

28 der Erfüllung der Mindestquote jedoch (West) zu erzielen. Insbesondere Unter- abzusehen. nehmen, die Güter für den Grundbedarf der Bevölkerung produzierten, hatten Die westlichen Alliierten waren nahezu ausschließlich Einnahmen in nicht bereit, dem Magistrat über die Ostwährung. Erstausstattung hinausgehende Beträge in D-Mark (West) zur Verfügung zu stel- Aufgrund des sich einstellenden Wech- len. Dies hätte entweder zu einer Aus- selkurses konnten sich diese Unterneh- weitung des Banknotenumlaufs mit men die zur Erfüllung der 25 %-Quote ihren inflatorischen Risiken geführt oder notwendigen D-Mark-West-Beträge nicht es hätte eine Sondersteuer eingeführt beschaffen. Arbeitnehmer verzichteten werden müssen, um den Magistrat mit dabei wegen der Konsequenzen für die den benötigten Einnahmen in D-Mark Lebensfähigkeit der betroffenen Unter- (West) zu versorgen. Von daher schlugen nehmen und damit für ihre Arbeitsplätze die Finanzberater der westlichen Alliier- nicht selten auf die Durchsetzung ihrer ten vor, lediglich 10% der Löhne und Ansprüche. Andere Unternehmen hat- Gehälter von Arbeitern und Angestellten ten zwar einen hohen Anteil an Einnah- des Magistrats in D-Mark (West) zu men in D-Mark (West), gaben diese aber bezahlen. Angesichts des Widerstandes nicht an ihre Beschäftigten weiter. im Magistrat, beließen es die Alliierten allerdings bei einer Empfehlung, so daß Angesichts des sich einstellenden die erste Durchführungsbestimmung Wechselkurses kam dies einer Lohnsub- mit der Festlegung der 25%-Quote auch vention gleich und dürfte in nicht weni- für die öffentliche Verwaltung galt. gen Fällen das Überleben der Unterneh- men erleichtert haben. Nur wenige Unter- Während der Magistrat den festgeleg- nehmen zahlten einen Großteil der Löhne ten Mindestanteil an D-Mark (West) und Gehälter in D-Mark (West) aus. Das auszahlen konnte, hatte ein Großteil der bedeutendste Beispiel hierfür waren die Unternehmen Schwierigkeiten, die not- Berliner Siemensbetriebe mit einem An- wendigen Einnahmen in D-Mark teil an D-Mark (West) von 75 % bis 80 %.

29 Die mangelnde Fähigkeit der Arbeit- vergleichbar und hätte daher gemessen geber, den Mindestanteil an D-Mark an den Transaktionserfordernissen der (West) in den Lohn- und Gehaltszahlun- West-Berliner Wirtschaft ausreichend gen zu erfüllen, zeigte eine Meinungs- sein müssen. Ein Abfluß der West- umfrage der amerikanischen Militärre- währung ergab sich jedoch zum einen gierung, die im Sommer 1948 durchge- aus dem defizitären Handel mit den führt wurde. Westzonen Deutschlands. Das Ausmaß dieses Bargeldabflusses läßt sich ange- Das Gros der befragten Arbeitnehmer sichts der Kennzeichnung der in West- (insgesamt 38% der Befragten) gab an, Berlin ausgegebenen D-Mark (West) ausschließlich Einkünfte in der Ost- mit einem „B“ abschätzen. Allein in der währung zu haben. 45% hatten einen Zeit vom 8. bis 23. Juli 1948 wurden bei deutlich geringeren als den administrativ den Landeszentralbanken in der ameri- festgelegten Mindestanteil. Ungefähr ein kanischen Zone B-gestempelte Bankno- Drittel der Befragten erhielt näherungs- ten im Gesamtumfang von 18 Millionen weise den Mindestanteil von 25% D- D-Mark (West) registriert. Versuche der Mark (West). Lediglich ein Viertel der Westalliierten, diesen Liquiditätsentzug Befragten empfing einen deutlich höhe- über eine Kontingentierung der maxi- ren Anteil der Westwährung, wobei ins- mal zulässigen Bargeldausfuhr einzu- gesamt 4% angaben, ausschließlich Ein- dämmen, blieben erfolglos. nahmen in Westwährung zu erzielen. Zum anderen führte die von Beginn 2.4.4 Auflösungstendenzen des Misch- an große Disparität zwischen dem währungssystems Zwangs- und dem Marktkurs dazu, daß die wertstabilere D-Mark (West) zuneh- Ein Kennzeichen des Mischwäh- mend aus dem Zahlungsverkehr ver- rungssystems in West-Berlin war der fort- schwand. Da kein Vertrauen in die dauernde Mangel an D-Mark (West). Die Wertstabilität der Kuponmark bzw. spä- Bargeldversorgung in D-Mark (West) war ter der D-Mark (Ost) bestand, hatte zwar anfangs mit der in Westdeutschland jeder einen Anreiz, seinen Zahlungsver-

30 pflichtungen in D-Mark (Ost) nachzu- Neben der Verdrängung der D-Mark kommen und D-Mark (West) mög- (West) aus dem Zahlungsverkehr führ- lichst für sich zurückzuhalten. ten die Ungerechtigkeiten, die sich aus dem Mischwährungssystem ergaben, zu Am Schwarzmarkt kam es bereits in einer wachsenden Unzufriedenheit in den Monaten Juni und Juli 1948 zu der Bevölkerung West-Berlins. Das mit einem Tauschverhältnis von 1:3 zugun- dem Mischwährungssystem verbundene sten der D-Mark (West). Unmittelbar Ziel, Personen, die mehr oder weniger nach der Zulassung von Wechselstuben vollständig auf Einnahmen in Ostmark Anfang August 1948 stellten sich angewiesen waren, erträgliche Lebensbe- zunächst Kursrelationen in dem Verhält- dingungen zu ermöglichen, konnte nur nis 1:2,5 bis 1:3,5 ein. Der Wechselkurs äußerst ungenügend erreicht werden. unterlag dabei nicht zuletzt wegen der Obwohl durch die Währungsverord- Unsicherheiten über die Zukunft West- nung sichergestellt wurde, daß bestimm- Berlins großen täglichen Schwankungen. te Güter des täglichen Bedarfs im Kurs- verhältnis von 1:1 für Ostmark zu erwer- Beispielsweise kam es zu einer deutli- ben waren, blieben wichtige Güter, wie chen Verbesserung des Kurses der D-Mark beispielsweise Obst und Gemüse, Tex- (Ost) von 1:3,25 auf 1:2,45, als im Zuge tilien und Schuhe, Brennstoffe und der Moskauer Verhandlungen (siehe Glühbirnen sowie anfangs auch Medika- Kapitel 2.5) die Einführung der D-Mark mente und Zeitungen von dieser Rege- (Ost) als alleiniges gesetzliches Zahlungs- lung ausgenommen. Da für diese Güter mittel auch in West-Berlin befürchtet die westliche Währung zum Marktkurs wurde. Insgesamt stand aber die D-Mark beschafft werden oder ein entsprechen- (Ost) unter einem fortdauernden Abwer- der Betrag in D-Mark (Ost) hergegeben tungsdruck. Im ersten Quartal 1949 ver- werden mußte, gestaltete sich für Perso- schlechterte sich das Tauschverhältnis zwi- nen ohne oder mit geringen Einnahmen schen D-Mark (West) und (Ost) auf Wer- in D-Mark (West) die Lebensführung te zwischen 1:4 und 1:5. äußerst schwierig.

31 Die zunehmende Unzufriedenheit die Einführung der D-Mark (West) als der West-Berliner mit der Währungssi- alleiniges Zahlungsmittel kurz bevor- tuation wurde durch die extrem un- stand. gleiche Verteilung der Einkommen in D-Mark (West) verstärkt. Während im 2.5 Wiederaufnahme der Verhandlun- öffentlichen Dienst der D-Mark-West- gen über die Berliner Währungsfrage Anteil am Einkommen dem vorge- schriebenen Mindestanteil von 25% Die westalliierten Militärregierungen entsprach, mußten sich die in der priva- waren sich von Anfang an bewußt, wel- ten Wirtschaft tätigen Arbeitnehmer che Schwierigkeiten mit einem Misch- mit wenigen Ausnahmen mit einem währungssystem verbunden sein wür- weitaus geringeren Anteil begnügen. In den. Ein Festhalten an dem mit der dieser Situation erwiesen sich die hohen Währungsverordnung vom Juni 1948 D-Mark-West-Beträge, die bei Siemens eingeschlagenen Kurs war dabei nicht – dem größten privaten Arbeitgeber der unumstritten. Es bestand allerdings alles Stadt – gezahlt wurden, als sozialer andere als Einigkeit über die zu wählen- Sprengstoff. Die Verstimmung über das de Alternative. „Währungparadies“ Siemens ging so- weit, daß die Westalliierten im Novem- Eine Anerkennung der ostdeutschen ber 1948 der Firmenleitung von Siemens Währung als alleiniges gesetzliches Zah- untersagten, ihren Arbeitnehmern lungsmittel wurde angesichts der engen mehr als 50% der Löhne und Gehälter Verflechtung West-Berlins mit seinem in D-Mark (West) auszuzahlen. Ange- Umland weiterhin in Betracht gezogen. sichts des immer noch hohen D-Mark- Jedoch wurde befürchtet, daß dies zur West-Anteils blieb jedoch die Unzufrie- politischen Preisgabe der Stadt führen denheit in der Berliner Arbeiterschaft würde. Andererseits hätte die sofortige hoch, so daß die Westalliierten weiter- Einführung der D-Mark (West) als allei- gehende Schritte in Erwägung zogen. niges gesetzliches Zahlungsmittel die Der Konflikt sollte sich erst auflösen, Teilung der Stadt besiegelt. Demgegenü- als sich Anfang 1949 abzeichnete, daß ber schien es durch die mit dem

32 Mischwährungssystem gefundene Zwi- Magistrat seine Geschäfte im Westteil schenlösung einerseits möglich, die ein- der Stadt fort. heitliche Finanzverwaltung der Stadt aufrechtzuerhalten. Andererseits wollte Die parallel zur Mischwährungspha- man sich die Möglichkeit offenhalten, in se stattfindenden Verhandlungen ver- den Verhandlungen mit der Sowjeti- deutlichen, wie stark die Westmächte schen Militäradministration Deutsch- daran interessiert waren, die endgültige lands über die Währungsfrage doch Spaltung der Stadt zu vermeiden. Ent- noch eine Einigung zu erzielen, um gegen früheren Plänen signalisierten damit die politische Spaltung der Stadt die Westalliierten ihre Bereitschaft, die zu verhindern. Keines dieser beiden Zie- D-Mark (Ost) als alleiniges gesetzliches le konnte erreicht werden. Zahlungsmittel auch in West-Berlin zu akzeptieren. Sie forderten lediglich eine Die Trennung der gemeinsamen Zusage der Sowjetunion, das Wäh- Finanzverwaltung vollzog sich bereits rungs- und Kreditwesen Berlins einer im Sommer 1948. Die politische Spal- gemeinsamen Kontrolle aller Alliierten tung Berlins folgte wenig später, kurz zu unterstellen. Während der Moskauer vor den am 5.Dezember 1948 an- Botschaftergespräche im Juli und stehenden Magistratswahlen. Am August 1948 schien sich zunächst ein 30.November wurde der amtierende Kompromiß auf dieser Grundlage Magistrat auf einer eigens zu diesem abzuzeichnen. Zweck einberufenen Versammlung von der Sozialistischen Einheitspartei Angesichts des zunächst positiven Deutschlands (SED) und anderen sozia- Verlaufs der Moskauer Gespräche wur- listischen Organisationen für abgesetzt den die für Berlin zuständigen Militär- erklärt und durch einen „provisorischen gouverneure beauftragt, die näheren demokratischen Magistrat“ ersetzt. Wäh- Einzelheiten einer Vereinbarung auszu- rend der von der SED kontrollierte Magi- arbeiten. Diese Verhandlungen scheiter- strat im Ostteil der Stadt amtierte, führ- ten jedoch am 26. September 1948, da te der von der Bevölkerung gewählte die sowjetische Seite trotz vorher getrof-

33 fener Zusagen letztlich nicht bereit war, Trotz umfangreicher und sehr detail- die Währungshoheit in Berlin mit den lierter Arbeitspapiere bis hin zur Klärung Westalliierten zu teilen. von Haushaltsfragen für Berlin und der Organisation einer nur für Berlin Nach dem Scheitern der Viermächte- zuständigen Filiale der Deutschen gespräche beschlossen die Westalliierten, Notenbank konnte die UN-Kommissi- die Berlinfrage dem UN-Sicherheitsrat on am Ende nur die unüberbrückbaren zur Beratung vorzulegen. Der Sicher- Gegensätze beider Seiten feststellen. heitsrat der Vereinten Nationen befaßte Zwar waren sich die westlichen Militär- sich erstmalig am 4. Oktober 1948 mit regierungen bereits während des Verlaufs der Berlinkrise. Nach umfangreichem der UN-Expertengespräche darüber Notenaustausch und zahlreichen Sitzun- klargeworden, daß es angesichts der gen wurde am 30. November 1948 zur unüberbrückbaren Differenzen zu kei- Lösung der Berliner Währungsfrage ein ner Einigung in der Währungsfrage Expertengremium eingesetzt. Da sich zu kommen würde. Jedoch bestand immer diesem Zeitpunkt die politische Spal- noch keine Einmütigkeit über die letzt- tung Berlins bereits vollzogen hatte, war endliche Lösung des Berliner Währungs- jedoch abzusehen, daß es zu einer ein- problems. heitlichen Währung für Gesamtberlin nicht mehr kommen würde. Während die Amerikaner für die voll- ständige Einführung der D-Mark (West) Um sich nicht dem Vorwurf ausset- waren, wurde von britischer Seite die zen zu müssen, eine Einigung auf dem Einführung einer separaten Währung Verhandlungswege boykottiert zu ha- für West-Berlin vorgeschlagen. Die briti- ben, erklärten sich die Westalliierten mit sche Haltung änderte sich erst Ende diesem Verfahren dennoch einverstan- Dezember 1948, nachdem sich ein von den. Die Expertenkommission tagte bis den Westalliierten einberufenes Gremi- zum Jahresende 1948 in New York 28 um mit westdeutschen Währungs- und Mal und danach bis zum 11. Februar Wirtschaftsexperten eindeutig gegen 1949 in Genf noch 22 Mal. eine separate Währung ausgesprochen

34 hatte. Die Franzosen lehnten hingegen 2.6 Der Abschluß der Währungsreform die endgültige Einführung der D-Mark und die Eingliederung West-Berlins in (West) ab, da sie befürchteten, daß dies das westdeutsche Notenbankwesen Berlin wieder enger an die Westzonen binden und einer Rückkehr zu den alten 2.6.1 Die Einführung der D-Mark (West) Strukturen Deutschlands den Weg als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel ebnen würde. In den ersten Märztagen beschlossen Mit dem Plan X vom Januar 1949 die Westalliierten, die vollständige versuchten die Amerikaner, den franzö- Umstellung der Berliner Westsektoren sischen Bedenken entgegenzukommen. auf D-Mark (West) am 20. März 1949 Der Plan sah zwar die endgültige Ein- vorzunehmen. Am 4. März 1949 wurde führung der D-Mark (West) in den auf Anordnung der westlichen Berliner West-Berliner Sektoren vor. Jedoch soll- Stadtkommandanten erneut ein Berliner te die zu errichtende Berliner Zentral- Währungskonklave einberufen. bank von der Bank deutscher Länder organisatorisch unabhängig sein. Der Kreis der Beteiligten war wesent- lich weiter gezogen als beim Berliner Zum Durchbruch in der Währungsfra- Währungskonklave von 1948. Neben ge kam es im Februar 1949. Auf französi- Spezialisten aus den Rechts- und Finanz- scher Seite wurde signalisiert, einer Ände- abteilungen der Alliierten Kommandan- rung der Währungsverhältnisse in Berlin tur waren deutsche Finanz- und auf Grundlage des Plans X zuzustimmen. Währungssachverständige nicht nur aus Hinzu kam, daß die UN-Bemühungen Berlin, sondern auch aus Westdeutsch- am 11. Februar 1949 ergebnislos beendet land anwesend. wurden. Entscheidend dürfte aber gewe- sen sein, daß sich die sowjetische Seite Des weiteren nahmen an den Bera- bereit zeigte, eine Beendigung der Berlin- tungen auch Vertreter des Magistrats blockade nicht mehr – wie zuvor – von der sowie der Berliner Arbeitnehmer und Währungsfrage abhängig zu machen. Arbeitgeber teil. Letztere Gruppe wur-

35 de von Friedrich Spennrath, dem späte- D-Mark (West) sollte überwiegend über ren Präsidenten der Berliner Industrie- die Löhne und Gehälter erfolgen. Des und Handelskammer, geleitet. Zu den weiteren sollte eine Lösung für das Pro- Berliner Finanz- und Währungsexper- blem der Ostgänger ausgearbeitet wer- ten zählten unter anderem der Bankier den, die nicht zu einer Erhöhung des Friedrich Ernst und der Bankjurist Geldumlaufs der D-Mark (West) führen Friedrich Trost, die bereits an dem würde. Innerhalb einer Woche erarbeite- ersten Währungskonklave teilgenom- te das Konklave Entwürfe für die men hatten und anschließend in den Währungsergänzungsverordnung Vorstand der Berliner Zentralbank be- (WEVO), die Umstellungsergänzungs- rufen worden waren. Die Interessen der verordnung (UEVO) und die Verord- Bank deutscher Länder wurden von nung zur Errichtung der Berliner Zen- Wolfgang Budczies und Hans Möller tralbank (BZB-VO). Diese Entwürfe vertreten. Beide waren im Frühjahr 1949 wurden am 15. März 1949 den westli- bereits Mitglieder des Währungskonkla- chen Alliierten vorgelegt und mit gering- ves in Rothwesten. Dritter Vertreter aus fügigen Änderungen am 20. März 1949 den Westzonen war Joachim v. Spindler, erlassen. Beamter in der Verwaltung der britisch- amerikanischen Bizone. In der Währungsergänzungsverord- nung wurde bestimmt, daß vom 20. März Die Vorgabe der Westalliierten ge- 1949 an die D-Mark (West) alleiniges genüber dem Währungskonklave war, gesetzliches Zahlungsmittel sein sollte. den zur vollständigen Währungsumstel- Besitz und Verwendung der D-Mark lung notwendigen Betrag an D-Mark (Ost) blieben aber erlaubt. Schuldner (West) möglichst gering zu halten. Vor durften ihren Verpflichtungen in D-Mark allem sollten die während der Misch- (Ost) durch Zahlung in D-Mark (West) währungszeit entstandenen Bar- und zum aktuellen Tageswechselkurs nach- Buchgeldbestände in D-Mark (Ost) kommen. Die Annahmepflicht der D- nicht umgestellt werden. Die zusätzli- Mark (Ost) zum Pariwert mit der D-Mark che Ausstattung der Bevölkerung mit (West) wurde aufgehoben. Gleichzeitig

36 wurde festgelegt, in welchen Bereichen finanzieren sollte. Ostgänger waren übergangsweise noch die D-Mark (Ost) berechtigt, je nachdem ob ihre Lebens- verwendet werden konnte. mittelkarte an ihrem Wohnsitz im West- teil der Stadt oder an ihrem Arbeitsplatz Rationierte Lebensmittel konnten in der sowjetischen Besatzungszone Gül- noch bis zum 31. März in D-Mark (Ost) tigkeit hatte, 60% bzw. 30% ihres Loh- bezahlt werden. Soweit Händler da- nes oder Gehalts bei der Lohnausgleichs- durch noch D-Mark (Ost) annehmen kasse im Verhältnis 1:1 in D-Mark mußten, war es für sie möglich, diese bis (West) umzutauschen. Zur Finanzierung zum 31. März zum Einkauf von Waren der hieraus resultierenden Währungsver- zu verwenden. Wohnungsmieten und luste wurden die Westgänger herangezo- Abgaben (Steuern und Sozialversiche- gen, also in West-Berlin Beschäftigte, die rungsbeiträge) durften bis Mitte bzw. im Ostteil der Stadt wohnten. Ihre Ende April 1949 mit Einschränkungen Arbeitgeber waren verpflichtet, 90% des in D-Mark (Ost) bezahlt werden. Eine Lohnes oder Gehalts an der Lohnaus- ähnliche Übergangsregelung bestand für gleichskasse im Verhältnis 1:1 in D-Mark Löhne und Gehälter. Zusätzlich wurde (Ost) zu tauschen und an die Arbeitneh- bestimmt, daß West-Berliner einen mer auszuzahlen. Diese Regelungen zur Kopfbetrag von 15 D-Mark (West) Lohnausgleichskasse wurden später er- erhielten. Diese zusätzliche Kopfquote weitert und vervollständigt. war anfangs nicht von den Westalliierten vorgesehen. Sie wurde erst auf Drängen Unter anderem wurde auch ein der deutschen Experten im Währungs- Währungsausgleich für Gewerbetreiben- konklave zugestanden. de und Selbständige West-Berlins, die auf Einkünfte in D-Mark (Ost) angewie- Da weiterhin das Problem bestand, sen waren, eingeführt. Das Prinzip der daß viele West-Berliner ihre Löhne und Selbstfinanzierung der Lohnausgleichs- Gehälter in D-Mark (Ost) bezogen kasse konnte allerdings nur zum Teil ver- (Ostgänger), wurde eine Lohnaus- wirklicht werden. Ende 1949 standen gleichskasse eingerichtet, die sich selbst bei der Lohnausgleichskasse 87 000 Ost-

37 gängern nur etwa 45 000 abgabenpflich- einen an den Geschäftsbeträgen, die sie tige Westgänger gegenüber. Zum Aus- im Zusammenhang mit der Währungs- gleich der sich hieraus ergebenden verordnung vom Juni 1948 an Unter- Deckungslücke mußten die Umtausch- nehmen ausgezahlt hatten. Zum ande- quoten mehrfach angepaßt werden. ren wurde für je 100 D-Mark (West) an Zudem wurde zusätzlich zur Lohn-, Ein- Einlagen, die durch Umwandlung von kommens- und Körperschaftsteuer eine Altgeldguthaben entstanden waren, besondere Abgabe, das Währungsnotop- jeweils weitere 40 D-Mark (West) bei fer, erhoben. Trotzdem wurde der Berli- der Berliner Zentralbank gutgeschrie- ner Haushalt durch das Defizit der Lohn- ben. Die Erstausstattung – zusammen ausgleichskasse und die Finanzierung der mit den vorhandenen Vermögenswerten anderen Maßnahmen zur Minderung und liquiden Mitteln – reichten jedoch der Währungshärten erheblich belastet. nicht aus, um die Verbindlichkeiten und ein unterstelltes Eigenkapital von 3% Die Umstellungsergänzungsverord- (Volksbank: 5%) zu decken. Daher nung enthielt im wesentlichen Bestim- erhielten alle drei Kreditinstitute Aus- mungen über die Deckung der Verbind- gleichsforderungen gegenüber der lichkeiten der Kreditinstitute und der Gebietskörperschaft Berlin, die in ein Versicherungsunternehmen. Die Rege- Schuldbuch eingetragen und mit 3% lungen für die Kreditinstitute konnten verzinst wurden. sich lediglich auf die rechtlich selbstän- digen West-Berliner Niederlassungen Eine Umstellung der Uraltkonten, der drei in Berlin zur Geschäftstätigkeit also der Guthaben bei Berliner Kreditin- zugelassenen Kreditinstitute (Stadtkon- stituten aus der Zeit vor dem 9. Mai tor, Sparkasse und Volksbank) beziehen. 1945, war auch in der Umstellungser- gänzungsverordnung ausgenommen. Die Kreditinstitute erhielten eine Eine Regelung erfolgte erst im Dezem- Erstausstattung, die ihnen bei der Berli- ber 1949. Die Konten wurden im Ver- ner Zentralbank als Guthaben einge- hältnis 1:20 umgestellt. räumt wurde. Diese bemaß sich zum

38 Um unerwünschte Kaufstöße zu ver- banken in Westdeutschland. Allerdings meiden, erfolgte die Freigabe der Uralt- war die Berliner Zentralbank weder am konten in mehreren Tranchen. Bei der Grundkapital der Bank deutscher Län- Kontenumstellung wurden auch Uralt- der beteiligt noch in die gesetzlichen guthaben bei Geldinstituten im Ostsek- Regelungen über die Zusammenarbeit tor erfaßt, sofern die Kontoinhaber vor der Bank deutscher Länder mit den Lan- dem 1. Oktober 1949 ihren Wohnsitz in deszentralbanken einbezogen. Sie war West-Berlin hatten. Westdeutsche fan- nicht an Weisungen politischer Körper- den bei der Uraltkontenumstellung schaften oder Verwaltungsbehörden ge- zunächst keine Berücksichtigung. Erst bunden, unterstand allerdings direkt der im Herbst 1953 erhielten sie die Mög- Kontrolle der Alliierten. Die Zusam- lichkeit, ihre Uraltkonten bei West-Ber- menarbeit zwischen der Berliner Zen- liner Kreditinstituten umzuwandeln. tralbank und der Bank deutscher Länder Die Kontenumstellung insgesamt wurde beruhte auf einem Assoziationsabkom- im Frühjahr 1957 mit einer Regelung men. Der Präsident der Berliner Zentral- für die Ostberliner Altgeldguthaben, bank nahm bis zur Neugestaltung des also Guthaben, die zwischen dem 8. Mai bundesdeutschen Notenbanksystems 1945 und dem 24. Juni 1948 im sowjeti- 1957 nur als Gast mit beratender Stim- schen Sektor von Berlin begründet wor- me an den Sitzungen des Zentralbank- den waren, abgeschlossen. rats der Bank deutscher Länder teil.

2.6.2 Die Errichtung der Berliner Zen- Die Berliner Zentralbank war die tralbank Rechtsnachfolgerin der Währungskom- mission und führte deren laufenden Als dritter Bestandteil der Währungs- Geschäftsbetrieb fort. Von den leitenden gesetze vom 20. März 1949 wurde die Personen der Währungskommission Verordnung zur Errichtung der Berliner wurden Rudolf Gleimius zum ersten Zentralbank beschlossen. Das Statut der Präsidenten der Berliner Zentralbank Berliner Zentralbank entsprach in wei- und Rudolf Ernst zum Vorsitzenden des ten Bereichen dem der Landeszentral- Verwaltungsrats bestellt. Der Personal-

39 bestand der Währungskommission, der Das Direktorium setzte sich aus sich im März 1949 auf 168 Mitarbeite- einem Präsidenten, einem Vizepräsiden- rinnen und Mitarbeiter belief, wurde ten und (ein bis zwei) weiteren Mitglie- vollständig von der Berliner Zentralbank dern zusammen. Der Präsident und der übernommen. Er stieg bis Ende 1956 Vizepräsident wurden auf Vorschlag des auf 561 an. Berliner Magistrats durch die Militärre- gierung bestimmt, während die übrigen Während zunächst nur Arbeiter und Mitglieder des Direktoriums auf Vor- Angestellte beschäftigt waren, bot das schlag des Präsidenten vom Verwal- Personalstatut vom 1. Januar 1955 die tungsrat der Bank ernannt wurden. Alle Voraussetzungen, einen Teil der Beschäf- Mitglieder des Direktoriums konnten tigten ins Beamtenverhältnis zu über- jederzeit von den Stellen, die für ihre nehmen. Ende 1956 wurden 133 Beam- Ernennung zuständig waren, aus „wich- te beschäftigt. In den ersten Monaten tigen Gründen“ abberufen werden. Bei ihrer Tätigkeit nutzte die Berliner Zen- der Festlegung der Grundsätze für die tralbank die Räumlichkeiten der Wäh- Aufgabenerfüllung war das Direktorium rungskommission in der Bismarckstraße an die Entscheidungen des Verwaltungs- 48-52 in Berlin-Charlottenburg. Im Mai rats gebunden, der die gesamte Ge- 1950 zog die Berliner Zentralbank in die schäftsführung der Bank zu überwachen frühere Reichsbankhauptstelle Charlot- hatte. tenburg in der Leibnizstraße 7/8. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats Die Berliner Zentralbank wurde als wurde auf Vorschlag des Magistrats vom Körperschaft des öffentlichen Rechts Berliner Oberbürgermeister ernannt. errichtet und von der Gebietskörper- Der Präsident der Berliner Zentralbank schaft Berlin mit einem Grundkapital war von Amts wegen sein Stellvertreter. von 5 Mio D-Mark (West) ausgestattet. Die übrigen vier Mitglieder, je ein Ver- Oberste Organe der Berliner Zentral- treter des Handels, der Industrie, der bank waren das Direktorium und der Arbeiter und Angestellten sowie der Verwaltungsrat. Banken, wurden auf Vorschlag des Lei-

40 ters der jeweils zuständigen Berliner Ver- Aufgrund der durch Demontagen waltungsstelle von der Militärregierung und die Folgen der Berlinblockade danie- eingesetzt. derliegenden Wirtschaft konnte der Handelswechsel erst allmählich die ihm Entsprechend der Geschäftsvertei- zugedachte Rolle als Hauptrefinanzie- lung innerhalb des Direktoriums war die rungsquelle der Geschäftsbanken erfül- Berliner Zentralbank in fünf Abteilun- len. Der Ankauf von Inlandswechseln gen gegliedert (um 1950): die Personal- erhöhte sich von 78 Mio D-Mark (West) abteilung, die Organisations- und Revi- im Jahr 1949 über 346 Mio D-Mark sionsabteilung, die Rechtsabteilung, die (West) im Jahr 1950 auf 793 Mio D-Mark volkswirtschaftliche Abteilung sowie die (West) im Jahr 1956. Abteilung für Fragen der Bankpolitik von übergeordneter Bedeutung. Während die Diskontierung von Wechseln Ende 1949 lediglich 18,5% Aufgabe der Berliner Zentralbank der kurzfristigen Kredite an Nichtban- war es, den Geldumlauf und die Kredit- ken ausmachte, stieg dieser Anteil zum versorgung in Berlin zu regeln sowie die 30. Dezember 1950 bereits auf 35,6 %. Zahlungsfähigkeit der Kreditinstitute zu pflegen. Um diese weitgefaßten Noten- Mit der zunehmenden Bedeutung der bankaufgaben erfüllen zu können, war Refinanzierung über den Ankauf von die Bank ermächtigt, Zins-, Diskont- Wechseln ging die relative Bedeutung und Mindestreservesätze festzusetzen der Bereitstellung von Liquidität über und Richtlinien über die allgemeine den Ankauf von Ausgleichsforderungen Kreditpolitik aufzustellen. der Geschäftsbanken zurück. Ähnlich wie bei den Landeszentralbanken in Als typische Notenbankgeschäfte stan- Westdeutschland deckte der teurere den der Berliner Zentralbank beispielswei- Lombardkredit den Spitzenrefinanzie- se die Wechseldiskontierung, die Gewähr rungsbedarf der Kreditinstitute. von Lombardkrediten und der Abschluß von Offenmarktgeschäften zur Verfügung.

41 Die Banknoten wurden weiterhin eine größere Autonomie als die Landes- ausschließlich von der Bank deutscher zentralbanken in den westdeutschen Länder zur Verfügung gestellt. Die Berli- Besatzungszonen bzw. im Bundesgebiet. ner Zentralbank mußte sich – wie auch die übrigen Landeszentralbanken – Die Beschlüsse des Zentralbankrats daher bei der Bank deutscher Länder der Bank deutscher Länder waren nicht refinanzieren. Dies erfolgte durch die automatisch für die Berliner Zentral- Weitergabe angekaufter Wechsel und die bank verbindlich. Vielmehr mußten die Aufnahme von Lombardkrediten. Die in Frankfurt getroffenen Entscheidun- hierfür von der Bank deutscher Länder gen zunächst dem Verwaltungsrat der in Rechnung gestellten Sätze lagen in der Berliner Zentralbank zugeleitet werden, Regel um 3 Prozentpunkte niedriger als um dort im Licht der besonderen Berli- der bei der Berliner Zentralbank gültige ner Verhältnisse geprüft zu werden. Erst Diskont- oder Lombardsatz. durch einen förmlichen Beschluß, den der Verwaltungsrat in freier Entschei- Ein eigenes Recht zur Notenausgabe dung faßte, konnten die kreditpoliti- hatte die Berliner Zentralbank nicht. Im schen Maßnahmen der Bank deutscher Unterschied zu den übrigen Landeszen- Länder auch in Berlin – gegebenenfalls tralbanken mußte die Berliner Zentral- den örtlichen Erfordernissen angepaßt – bank für die Einlagen, die die Kreditin- Geltung erlangen. Bei seinen kreditpoli- stitute bei ihnen unterhielten, bei der tischen Entscheidungen ist der Verwal- Bank deutscher Länder keine Mindestre- tungsrat der Berliner Zentralbank in der serven halten. Sie hielt trotzdem in der Regel dem Zentralbankrat der Bank Regel dem Mindestreservesoll entspre- deutscher Länder gefolgt. Daß die Berli- chende freie Liquiditätsreserven bei der ner Zentralbank zeitweilig eine von der Bank deutscher Länder. Bank deutscher Länder unabhängige Politik vertrat, zeigte sich im Da die Berliner Zentralbank nicht Herbst/Winter 1950/51. Teil der Bank deutscher Länder war, hat- te sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben

42 Während der Zentralbankrat unter die Berliner Zentralbank gegenüber den dem Druck der Zahlungsbilanzkrise u.a. Kreditforderungen des Magistrats, die eine Anhebung des Diskont- und Lom- auch vom Bundesminister der Finanzen bardsatzes um jeweils zwei Prozentpunk- unterstützt wurden, eine äußerst strenge te verfügte, wurde diese Maßnahme in Linie vertreten. Berlin zunächst nicht mitgetragen. Die Berliner Zentralbank erhöhte ihre Refi- In späteren Jahren, als die Berlinförde- nanzierungssätze erst im Februar 1951 rung voll wirksam wurde und die Finanz- und begründete ihre abweichende Posi- lage sich etwas zu entspannen begann, tion mit der besonderen politischen, wurden Kassenkredite nur noch selten sozialen und wirtschaftlichen Situation und kurzzeitig in Anspruch genommen. in Berlin, insbesondere mit dem großen Rückstand im Wiederaufbau gegenüber Besondere Zuständigkeiten besaß die Westdeutschland. Berliner Zentralbank im überregionalen Zahlungsverkehr, bei der Durchführung Auf ihre Weisungsfreiheit war die von Devisengeschäften und bei der Wei- Berliner Zentralbank auch im Verhältnis terentwicklung des Währungsreform- zum Berliner Magistrat bedacht. Als rechts. Hausbank des Magistrats war sie nicht nur zur Erledigung von Kassengeschäf- Bis Januar 1950, als die gegen Kapi- ten und zur Anlage von Haushaltsmit- talflucht gerichteten Verfügungsbe- teln, sondern auch zur Gewährung von schränkungen aufgehoben wurden, war kurzfristigen Krediten verpflichtet. die Berliner Zentralbank in das Geneh- Dabei beharrte sie aber auf einer unbe- migungsverfahren bei Geldtransfers dingten Einhaltung des Kassenkredit- nach Westdeutschland eingeschaltet. rahmens und der vom Verwaltungsrat Aber auch nach der Liberalisierung des beschlossenen Schatzwechselankaufs- Überweisungsverkehrs hatte die Berliner grenze. Selbst unter dem Druck der sehr Zentralbank im überregionalen Zah- prekären Haushalts- und Finanzlage lungsverkehr zentrale Bedeutung, da alle Berlins im Frühjahr/Sommer 1950 hat überregionalen Zahlungen über ein

43 Konto bei der Bank deutscher Länder Bankwesens zu wachen sowie über Neu- verrechnet werden mußten. gründungen oder Wiederzulassungen von Kreditinstituten mit zu befinden. Auch im Bereich des Devisenverkehrs Dabei erstreckten sich ihre Befugnisse nahm die Berliner Zentralbank eine nicht nur auf Kreditinstitute, sondern Schlüsselstellung ein. Aufgrund ihrer auch auf die im Ostmarktausch tätigen Generallizenz durfte sie im Rahmen der Wechselstuben. Devisenbewirtschaftung allgemeine De- visengenehmigungen erteilen, sofern sie 2.6.3 Die vollständige Integration der dazu von der Bank deutscher Länder Berliner Zentralbank in das westdeutsche ermächtigt worden war. An der Weiter- Notenbankwesen entwicklung des Währungsreformrechts und seiner Anwendung war die Berliner Mit der Gründung der Bundesrepu- Zentralbank als Rechtsnachfolgerin der blik Deutschland am 24. Mai 1949 Währungskommission maßgeblich be- erhielt der Bund die ausschließliche teiligt. Sie war zum einen berechtigt, Gesetzgebungskompetenz auf wäh- über die weitere Rechtskraft früherer rungsrechtlichem Gebiet. Das Zentral- Weisungen deutscher Stellen zu Wäh- banksystem, das aus der Bank deutscher rungsreformregelungen in Bankangele- Länder, den Landeszentralbanken und genheiten zu entscheiden. Zum anderen später auch der Berliner Zentralbank konnte sie die im Rahmen der sogenann- bestand, beruhte auf Besatzungsrecht. Es ten Uraltkontenbestimmung notwendi- spiegelte die föderative Struktur des gen Ausführungs- und Ergänzungsvor- Staatswesens vor dem Inkrafttreten des schriften erlassen. Grundgesetzes wider.

Schließlich hatte die Berliner Zentral- Bei der Erfüllung des verfassungs- bank in Zusammenarbeit mit dem Auf- mäßigen Auftrags, „eine Währungs- und sichtsamt für Banken und dem Senator Notenbank als Bundesbank“ zu errich- für Kreditwesen über die Funktions- ten, war strittig, in welchem Ausmaß die fähigkeit und Sicherheit des Berliner föderative Struktur erhalten werden soll-

44 te. Da das Bundesgebiet immer mehr zu der sogenannten Berlin-Erklärung der einem einheitlichen Wirtschaftsraum Alliierten Kommandantur vom 5. Mai zusammenwuchs und sich die großen 1955 fallengelassen. Das Bank- und Kre- Banken wieder zu landesübergreifenden ditwesen sowie die Währungspolitik fie- Instituten zusammengeschlossen hatten, len damit nicht mehr unter die Macht- gab es Bestrebungen, ein zentralistisches befugnisse der Alliierten Kommandan- Notenbanksystem nach dem Muster der tur. Der Weg war frei, die Berliner Zen- zu errichten. Andererseits tralbank in die von der deutschen bestand auf der Ebene der Länderregie- Gesetzgebung geplante Deutsche Bun- rungen der Wunsch, das dezentrale desbank zu integrieren. Rechtlich wur- System in seiner bestehenden Form so den die Landeszentralbanken und die weit wie möglich beizubehalten. Vertre- Berliner Zentralbank mit der Bank deut- ter eines föderativen Systems konnten scher Länder zur Deutschen Bundesbank dabei auf die geldpolitischen Erfolge der mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über Bank deutscher Länder verweisen. die am 1. August 1957 verschmolzen. Die Berliner Zen- Erste Entwürfe eines Gesetzes über tralbank wurde damit zur Landeszentral- die Deutsche Bundesbank wurden dem bank in Berlin. Sie verlor, wie auch die Parlament bereits 1952 vorgelegt. Ange- Landeszentralbanken in den westdeut- sichts der starken Interessengegensätze schen Bundesländern, ihre rechtliche wurde jedoch erst 1956 ein mehrheits- Selbständigkeit. Diesen neuen Status fähiger Kompromißvorschlag einge- bringt der Zusatz „Hauptverwaltung der bracht, der das Prinzip einer Einheits- Deutschen Bundesbank“ zum Ausdruck. bank festschrieb, gleichzeitig aber auch föderative Elemente beibehielt. Wie schon in der Bank deutscher Länder blieb auch in der Deutschen Die Vorbehalte der westlichen Besat- Bundesbank das Direktorium das zen- zungsmächte gegen eine Verschmelzung trale Exekutivorgan. Es war verantwort- der Berliner Zentralbank mit dem west- lich für die Durchführung der Beschlüs- deutschen Notenbankwesen wurden mit se des Zentralbankrats und für die Lei-

45 tung und Verwaltung der Bank im wie den im Land ansässigen Kreditinsti- Rahmen seiner Zuständigkeiten. Der tuten vorbehalten. Zentralbankrat blieb das oberste Ent- scheidungsgremium und legte die Leitli- Noch stärker als in der Geschäftsver- nien der Geld- und Kreditpolitik fest. Er teilung kommen die dezentralen Ele- setzt sich aus dem Präsidenten und dem mente in der Struktur der Deutschen Vizepräsidenten der Deutschen Bundes- Bundesbank in den Vorschriften über bank, den weiteren Mitgliedern des die Bestellung der Organmitglieder Direktoriums sowie den Präsidenten der zum Ausdruck. Bei der Bestellung der Landeszentralbanken zusammen. Im Ver- Mitglieder des Zentralbankrats durch gleich zum vorhergehenden Notenbank- den Bundespräsidenten liegt das Vor- system wurden die zentralistischen Ele- schlagsrecht für den Präsidenten, den mente der Notenbankverfassung ausge- Vizepräsidenten sowie die weiteren baut, indem die Mitglieder des Direkto- Mitglieder des Direktoriums bei der riums in den Zentralbankrat aufgenom- Bundesregierung. Demgegenüber wer- men wurden. Vorher war nur der Präsi- den die Landeszentralbankpräsidenten dent des Direktoriums, der gleichzeitig auf Vorschlag des Bundesrates bestellt. Vizepräsident des Zentralbankrats war, Der Bundesrat folgt den Vorschlägen stimmberechtigtes Mitglied im Zentral- der Landesregierungen. Er kann den bankrat. Vorschlag einer Landesregierung zwar ablehnen, besitzt aber kein eigenes Vor- Die Landeszentralbanken verloren schlagsrecht. zwar ihre juristische Selbständigkeit, behielten aber in der Führung der Ge- Die Sonderstellung der Berliner Zen- schäfte und in Angelegenheiten der Ver- tralbank im deutschen Notenbanksy- waltung in ihrem regionalen Bereich ein stem wurde mit dem Inkrafttreten des ähnliches Maß an Unabhängigkeit, wie Gesetzes über die Deutsche Bundesbank sie es zuvor innehatten. Ausdrücklich weitgehend aufgehoben. Der Präsident sind ihnen Geschäfte mit dem Land, den der Landeszentralbank in Berlin verlor öffentlichen Verwaltungen im Land so- seinen Status als „Gast mit beratender

46 Stimme“ im Zentralbankrat und erhielt falls durch Sonderregelungen zu berück- das volle Stimmrecht. sichtigen“. Eine Anwendung der Berlin- Klausel wurde jedoch nie als erforderlich An die Stelle des Direktoriums der angesehen. Mit der Anpassung des Berliner Zentralbank trat der Vorstand, Gesetzes über die Deutsche Bundesbank der aus dem Präsidenten und dem Vize- an die Satzung des Europäischen Systems präsidenten der Landeszentralbank in der Zentralbanken wurde die Berlin- Berlin bestand. Nachdem die Berliner Klausel am 8. Juli 1994 aufgehoben. Zentralbank ihre rechtliche Selbständig- keit verloren hatte, bestand kein Raum mehr für den Verwaltungsrat. Statt des- sen wurde, wie bei den übrigen Landes- zentralbanken, ein Beirat gebildet, „der mit dem Präsidenten der Landeszentral- bank über Fragen der Geld- und Kredit- politik und dem Vorstand der Landes- zentralbank über die Durchführung der ihm in seinem Bereich obliegenden Auf- gaben“ berät. Der Beirat ist kein Organ der Landeszentralbank und hat keine Entscheidungsbefugnisse. Seine Haupt- aufgabe ist es, die Wirtschaftsnähe der Deutschen Bundesbank zu fördern.

Den besonderen Verhältnissen Berlins wurde lediglich durch die sogenannte „Berlin-Klausel“ Rechnung getragen. Nach § 45 des Bundesbankgesetzes hatte die Deutsche Bundesbank „die wirt- schaftliche Lage Berlins erforderlichen-

47 3 Das Notenbankwesen der DDR

3.1 Die wirtschaftliche und monetäre der Wiederaufbau in der sowjetischen Ausgangslage in der sowjetischen Be- Besatzungszone durch umfangreiche satzungszone nach dem Zweiten Welt- Reparationen erschwert. Zwischen 1945 krieg und 1953, d.h. großenteils in der Zeit, als die westlichen Zonen längst in den Der Zweite Weltkrieg hatte auch in Genuß der Marshall-Plan-Hilfe kamen, der sowjetischen Besatzungszone verhee- mußte rd. ein Viertel des ostdeutschen rende wirtschaftliche Schäden hinterlas- Bruttosozialprodukts an die Sowjetuni- sen. Rund ein Fünftel der industriellen on abgeführt werden. Kapazitäten und ein Viertel des Woh- nungsbestands wurden in den kriegeri- Die deutlich kleinere Wirtschaft Ost- schen Auseinandersetzungen vernichtet. deutschlands litt zudem unter der Tei- Noch größer war der durch umfangrei- lung des gemeinsamen Wirtschafts- che Demontagen durch die sowjetischen raums in der Nachkriegszeit. Quasi Alliierten verursachte Substanzverlust „über Nacht“ wurden die Beziehungen industrieller Kapazitäten. zwischen Zulieferern bzw. Abnehmern zerschnitten. Trotz des insgesamt hohen Insgesamt beliefen sich die bis 1953 Industrialisierungsgrads offenbarten sich verursachten Kriegs- und Kriegsfolge- bei wichtigen Vorleistungsgütern große schäden auf rd. 50% der 1944 vorhan- Lücken. denen produktiven Kapazitäten der ost- deutschen Industrie. Hingegen ging in Einem Anteil von rd. 25% am ge- den westlichen Zonen infolge von samtdeutschen Sozialprodukt standen Kriegszerstörung und Demontage ledig- lediglich knapp 2% an der gesamtdeut- lich rd. ein Viertel der industriellen schen Eisenproduktion und 7% der Kapazitäten verloren. Zusätzlich wurde Stahlerzeugung gegenüber. Schließlich

48 wurde die wirtschaftliche Entwicklung 3.2 Der Neuaufbau des ostdeutschen auch durch oftmals willkürliche Be- Bankensystems schlagnahmungen und Enteignungen privatwirtschaftlicher Unternehmen und 3.2.1 Blockade der Konten und Neueröff- den Verlust von unternehmerischem nung der Banken Know-how in Mitleidenschaft gezogen. Die vordringlichste währungspoliti- Der verminderten gesamtwirtschaft- sche Aufgabe nach Kriegsende bestand lichen Produktion nach Kriegsende darin, den aus Kriegszeiten übernomme- stand ein enorm aufgeblähter Geldbe- nen Geldüberhang abzutragen, mit dem stand gegenüber. Die Finanzierung des Ziel, inflationäre Risiken zu vermeiden. Krieges durch die Begebung von Anlei- Als eine der ersten einschneidenden hen, die unter politischem Druck quasi Maßnahmen wurden durch den Befehl „geräuschlos“ bei Geschäftsbanken pla- Nr. 1 der Sowjetischen Militäradmini- ziert worden waren, hatte zu einer massi- stration vom 23. Juli 1945 Auszahlun- ven Liquiditätsausweitung geführt. gen aus bestehenden Bankkonten strengstens untersagt und sämtliche Kre- Nur durch einen von den Nationalso- ditinstitute vorübergehend geschlossen. zialisten verhängten allgemeinen Preis- Lediglich Kleinsparer mit Konten bis zu und Lohnstopp konnten inflationäre einer Höhe von 3 000 Reichsmark (RM) Prozesse unterdrückt werden. Da durch bekamen aus sozialen Gründen 300 bis die strikte Devisenbewirtschaftung eine 400 RM ausgezahlt. „Flucht“ aus der Reichsmark verhindert wurde, kam es mangels alternativer Durch die Blockade der Altguthaben Anlageformen zu einem starken Anstieg wurde in der sowjetischen Besatzungszo- der Kassenhaltung, der sich schon gegen ne Buchgeld in Höhe von rd. 37 Mrd RM Kriegsende in explodierenden Schwarz- stillgelegt. Allerdings verblieben noch marktpreisen entlud. 65 Mrd RM in ganz Deutschland im Umlauf. Zum Vergleich: Das Bruttosozi- alprodukt belief sich im Jahre 1943 auf

49 rd. 150 Mrd RM und dürfte 1945 der ostdeutschen Länder bzw. Provinzen bestenfalls die Hälfte betragen haben. eingezogen wurden. Der Anteil des in der sowjetischen Besat- zungszone umlaufenden Bargelds läßt Mit der Schließung der Banken wur- sich kaum ermitteln. Hinweise liefern den jedoch auch politische Zielsetzun- Angaben, nach denen bei der Wäh- gen verfolgt. Führende Geldtheoretiker rungsreform in der sowjetischen Besat- der DDR sprachen davon, daß damit zungszone Bargeld in Höhe von 28 Mrd „...die Voraussetzungen für die Ausrot- RM zum Umtausch eingereicht wurde. tung des deutschen Faschismus und Militarismus mit ihren sozial-ökonomi- Im Gegensatz zu den Einlagen wur- schen Grundlagen...“ geschaffen wur- den die Forderungen der Kreditinstitute den. Geldzirkulation und Kredit sollten nicht eingefroren und waren zu bedie- unter „demokratische“ Kontrolle ge- nen. Mit der Sichtung der Geschäftsun- bracht werden. terlagen und der treuhänderischen Ver- waltung des Vermögens der geschlosse- Der Auflösung des alten Bankensy- nen Institute wurde auf Befehl der stems folgte unmittelbar der Neuaufbau. Sowjetischen Militäradministration eine Die Altguthaben blieben zwar weiterhin zu diesem Zweck gegründete „Banken- eingefroren; zur Abwicklung bargeldlo- Kommission“ in Berlin beauftragt. ser Zahlungen konnten jedoch Konten neu eröffnet werden. Noch im Sommer Daneben hatte die Alliierte Kom- 1945 wurden parallel zur Errichtung mandantur eine in allen Sektoren Berlins neuer Verwaltungsstrukturen in den tätige „Inkasso-Kommission“ eingerich- Ländern Sachsen, Mecklenburg und tet, die die Außenstände geschlossener Thüringen sowie in den Provinzen Bran- Banken einziehen sollte. Ausgenommen denburg und Sachsen-Anhalt auf Initia- hiervon waren an Bürger mit Wohnsitz tive der Sowjetischen Militäradministra- in der sowjetischen Besatzungszone aus- tion Provinzial- bzw. Landesbanken gereichte Darlehen und Hypothekarkre- gegründet. Über ihr dichtes Zweigstel- dite, die – sofern möglich – zugunsten lennetz sollten sie die Kreditversorgung

50 der Wirtschaft und den bargeldlosen ten. Aufgrund politischen Drucks, Zahlungsverkehr auf Landesebene ungenügender Refinanzierungsmöglich- sicherstellen. keiten und des fehlenden Kunden- stamms gaben sie innerhalb kurzer Zeit Die Abwicklung bargeldloser Zah- ihren Geschäftsbetrieb auf. lungen über die Ländergrenzen hinweg erfolgte durch die „Banken- und Ver- 3.2.2 Die Gründung der Deutschen rechnungsstelle Potsdam“, während der Notenbank allerdings eher unbedeutende interzo- nale Überweisungsverkehr über das Die zunehmend zähflüssiger verlau- Berliner Stadtkontor geleitet wurde. fenden Gespräche der Alliierten im Kon- trollrat zeigten, daß eine gesamtdeutsche Eine flächendeckende Versorgung der Einigung über die zukünftige Ausgestal- Bevölkerung mit Bankdienstleistungen tung der Wirtschafts- und Währungspo- konnten die Landesbanken jedoch nicht litik in immer weitere Ferne rückte. gewährleisten. Deshalb konnten einige Infolgedessen begannen auch in der Wochen nach ihrer Schließung die Spar- sowjetischen Besatzungszone vorberei- kassen und kurze Zeit später auch die tende Maßnahmen zum Aufbau eines landwirtschaftlichen und gewerblichen Zentralbanksystems. Genossenschaftsbanken ihren Geschäfts- betrieb wieder aufnehmen. Parallel zum Aufbau von Landeszen- tralbanken in den westlichen Ländern Die wesentliche Funktion der Spar- wurden im Frühjahr 1947 auf Befehl der kassen und Genossenschaftsbanken Sowjetischen Militäradministration in bestand darin, durch das Angebot ver- den ostdeutschen Ländern und Provin- zinslicher Sparguthaben den vorhande- zen sogenannte „Emissions- und - nen Geldüberhang einzusammeln, was banken“ errichtet. Sie übernahmen von jedoch nur unzureichend gelang. Auch den Landesbanken die Verantwortung einige Privatbanken erhielten die für den Zahlungsverkehr innerhalb der Erlaubnis zum Führen von Bankgeschäf- Landesgrenzen sowie die Funktion als

51 Hausbank der Länder. Ein Emissions- bank in „Deutsche Notenbank“ an und recht besaßen sie jedoch nicht. verlieh ihr das Emissionsrecht.

Mit der 1947 vollzogenen Errichtung Die Deutsche Notenbank hatte die der für die zentralstaatliche Wirtschafts- Aufgabe, auf der Grundlage des Volks- planung zuständigen „Deutschen Wirt- wirtschaftsplans mit den Mitteln der schaftskommission“ wurde auch die Geld- und Kreditpolitik an der Entwick- Zentralisierung des Geldwesens immer lung der Wirtschaft mitzuwirken. Sie dringlicher. Nachdem sich die Alliierten war für die Regelung des Geldumlaufs, nicht auf eine gemeinsame Wirtschafts- des Zahlungsverkehrs und für die Verga- politik für alle vier Besatzungszonen be kurzfristiger Kredite zuständig. einigen konnten, begannen die Sowjeti- sche Militäradministration und die Dabei legte sie Regelungen für die Deutsche Wirtschaftskommission ein Kreditgewährung der Banken in Bezug Konzept für eine separate Notenbank im auf die Höhe des Kredits, Sicherheiten, Ostteil Deutschlands auszuarbeiten. Fristen und Zinssätze detailliert fest, ohne jedoch selbst Kredite zu vergeben. Im Mai 1948 wurde zunächst die Darüber hinaus war sie Hausbank für „Deutsche Emissions- und Girobank“ die gesamte öffentliche Verwaltung. als Spitzeninstitut der auf Länderebene Zudem nahm sie in Kooperation mit agierenden Emissions- und Girobanken dem Ministerium für Finanzen und spä- gegründet. Das Notenausgaberecht wur- ter auch der Staatlichen Plankommissi- de ihr allerdings vorenthalten. on das Valutamonopol des Staates war, d.h. sie kontrollierte den Kapitalverkehr Bevor es (vier Wochen nach der mit dem Ausland und die Finanzierung eigentlichen Währungsreform) zur Aus- von Außenhandelsgeschäften. gabe neu gedruckter D-Mark-(Ost-) Noten kam, ordnete die Deutsche Wirt- Darüberhinaus bestimmte die Deut- schaftskommission die Umbenennung sche Notenbank den Wechselkurs der der Deutschen Emissions- und Giro- Mark gegenüber anderen Währungen

52 und war mit der Verwaltung der Devi- rungsreform in der sowjetischen Besat- senreserven betraut. Ihren Sitz hatte die zungszone einschließlich Groß-Berlins. Deutsche Notenbank in der Charlotten- Da druckfrische Banknoten nicht recht- straße 33/33a in Berlin-Mitte. zeitig produziert werden konnten, wur- den alte Reichsmarknoten provisorisch 3.3 Die Währungsreform in Ost- mit einem Kupon überklebt. Am 24. Juni deutschland 1948 begann in der sowjetischen Besat- zungszone die Ausgabe der „Kupon- 3.3.1 Die Währungsumstellung mark“, im Volksmund auch „Tapeten- mark“ genannt. Einen Monat nach ihrer Unter den Währungsexperten in der Emission wurde die provisorische sowjetischen Besatzungszone bestand „Kuponmark“ durch die „Deutsche weitgehende Einigkeit, daß die fortlau- Mark der Deutschen Notenbank“ er- fende Erosion des Geld- und Kreditsy- setzt. Der Umtausch der Münzen folgte stems einschneidende Maßnahmen er- einige Monate später. forderlich machte. Weder die Ausgabe verzinslicher Staatsschuldtitel noch die Die Festlegung der Umtauschkurse Freigabe der Preise stellten systemkon- erfolgte unter sozial- und wirtschaftspo- forme Mittel zum „Absaugen“ des litischen Gesichtspunkten. Stromgrößen Geldüberhangs dar. Somit blieb letztlich wurden, wie auch in den westlichen nur der Ausweg eines Währungsschnitts. Zonen, im Verhältnis 1:1 umgestellt, d.h. Löhne, Preise, Steuern etc. blieben Mit der separaten Durchführung der unverändert. Bargeldbestände wurden Währungsreform am 21. Juni 1948 in bis zu 70 Reichsmark pro Familienmit- den westlichen Zonen geriet die Sowjeti- glied im Verhältnis 1:1, darüber hinaus- sche Militäradministration unter Hand- gehende Beträge im Verhältnis 10:1 lungszwang. Am 23. Juni 1948, d.h. getauscht. Für die Umstellung privater zwei Tage nach der Währungsreform in Sparguthaben, die nach dem 8. Mai den westlichen Zonen, erließ sie den 1945 gebildet wurden, gab es eine Stu- Befehl zur Durchführung der Wäh- fenregelung. 100 RM wurden 1:1, bis zu

53 1 000 RM im Verhältnis 5:1 und Beträge wenn auch im Verhältnis 10:1 abgewertet zwischen 1 000 und 5 000 RM zum – zu bedienen. Diese Hypothek schwäch- Kurs von 10:1 umgestellt. Darüber hin- te das Entwicklungspotential privater ausgehende Guthaben wurden auf Unternehmen und veranlaßte etliche Sperrkonten übertragen und bei Nach- Eigentümer, ihr Geschäft aufzugeben. weis ihres rechtmäßigen Erwerbs nach Umstellung im Verhältnis 10:1 gutge- 3.3.2 Auswirkungen der Währungsreform schrieben. Die vor 1945 bestehenden in Ostdeutschland „Uraltkonten“ wurden auf Antrag im Verhältnis 10:1 umgestellt. Die mit der Währungsumstellung verbundenen währungspolitischen Ziel- Offiziell hatte die differenzierte Um- setzungen konnten nur teilweise stellung zum Ziel, private Geldvermö- erreicht werden. Die Umstellungsbedin- gen zu nivellieren und Kriegsgewinnler, gungen waren derart großzügig, daß Spekulanten und Profiteure zu enteig- auch nach der Währungsreform ein nen. Die kurzen Fristen der Antragstel- Geldüberhang bestehen blieb. In Ost- lung und die Schwierigkeiten, alle Un- deutschland ergab sich nach der terlagen beizubringen, führten jedoch in Umstellung mit rd. 600 D-Mark (Ost) vielen Fällen zu ungerechtfertigten Ver- je Einwohner ein gut doppelt so hoher mögensverlusten. Betrag an Bar- und Buchgeld wie in den westlichen Zonen. Bezogen auf das Die Forderungen der Banken an den 1950 erwirtschaftete Nettosozialpro- Unternehmenssektor wurden einheitlich dukt zu Marktpreisen lag die Relation im Verhältnis 10:1 umgestellt. Gleich- sogar bei rd. 3:1. wohl kamen volkseigene Betriebe in den Genuß einer Vorzugsbehandlung, da sie Der verbleibende Liquiditätsüber- die Verbindlichkeiten ihrer Vorgänger- schuß konnte nicht auf marktkonforme unternehmen nicht übernehmen muß- Weise abgebaut werden, da in der sowjeti- ten. Privatwirtschaftliche Unternehmen schen Besatzungszone – im Gegensatz zu hatten hingegen ihre Verbindlichkeiten – den westlichen Zonen – das Preisbin-

54 dungs- wie auch das Zuteilungssystem Deutsche Wirtschaftskommission aufge- auf Bezugsscheinbasis auch nach der löst. Aus ihr gingen insgesamt 14 Mini- Währungsreform fortbestanden. Der sterien hervor. Die fünf Länder wurden Wirtschaft fehlte jedoch die Dynamik, aufgelöst und das Gebiet der DDR in 14 um in den in „Übergröße geschneider- Bezirke gegliedert. ten Geldmantel“ hineinzuwachsen. Infolge des Überangebots an Liquidität Die Zentralisierung der Verwaltung und des ungenügenden Angebots an war begleitet von einer fortschreitenden Gütern bestand eine fortlaufende Ten- Zentralisierung und Konsolidierung des denz zum Handel auf Schwarzmärkten. Bankensystems. 1950 wurden die Emis- sions- und Girobanken der Länder sowie 3.4 Die Zentralisierung des Bankensy- die zuvor in „Landeskreditbanken“ stems umgewandelten Landesbanken in die Deutsche Notenbank eingegliedert. Die bevorstehende Errichtung eines demokratischen Teilstaates in West- Mit der Übernahme des kurzfristigen deutschland veranlaßte auch die Sowjet- Kreditgeschäfts der Institute erhielt die union, die Gründung eines eigenen Staa- Deutsche Notenbank erstmals auch tes in ihrer Besatzungszone voranzutrei- Geschäftsbankenfunktionen und wurde ben. Wenige Monate nach der Gründung somit untrennbarer Bestandteil der der Bundesrepublik Deutschland wurde sozialistischen Staatsmacht und ein am 7. Oktober 1949, durch die Volks- unentbehrliches Instrument staatlicher kammer die „Deutsche Demokratische Lenkung. Republik“ errichtet. Wilhelm Pieck wurde von der Volkskammer, die auch Im Oktober 1951 erhielt die Deutsche die erste Regierung unter Ministerpräsi- Notenbank den gesetzlichen Status einer dent Otto Grotewohl bestätigte, zum Staatsbank, wenngleich sie (zunächst) ersten Staatspräsidenten der DDR ihren Namen behielt. Sie unterstand dem gewählt. Mit der Errichtung eines Zen- Ministerrat, in dem der Notenbankpräsi- tralstaates in Ostdeutschland wurde die dent Sitz und Stimme hatte.

55 Bereits im Oktober 1948 war das seit schaft und Nahrungsgüterwirtschaft“ Kriegsende daniederliegende langfristige übernahm sie auch die Zuständigkeit für Kreditgeschäft reaktiviert worden. Abge- das Kreditgeschäft mit dem Nahrungs- sehen von betragsmäßig begrenzten Aus- und Genußmittelhandel. 1956 wurde leihungen an kleine Betriebe gingen alle die „Deutsche Handelsbank“ gegründet. Ausleihungen mit einer Laufzeit von Ihr wurde die Zuständigkeit für die mehr als einem Jahr auf die im Oktober Außenhandelsfinanzierung und den 1948 hierfür ins Leben gerufene „Deut- internationalen Geld- und Devisenhan- sche Investitionsbank“ mit Sitz in Berlin del der DDR von der Deutsche Noten- über. Kunden der Investitionsbank waren bank übertragen. vorrangig die volkseigenen Betriebe. Im Jahre 1966 ging aus der Deut- Die Hauptaufgabe der Investitions- schen Handelsbank die „ bestand darin, die Mittel entspre- Außenhandelsbank“ hervor, die fortan chend den von der Deutschen Wirt- deren Tätigkeitsfeld übernahm. Die schaftskommission bzw. später der Pla- Deutsche Handelsbank blieb als Haus- nungskommission genehmigten Investi- bank der unabhängig von Planvorgaben tionsplanungen auf die Konten der wirtschaftenden Außenhandelsunter- Betriebe zu transferieren und die plan- nehmen des Bereichs „Kommerzielle mäßige Mittelvergabe zu überwachen. Koordinierung“ (KoKo) bestehen. Der Ermessensspielraum bei der Kredit- vergabe war dementsprechend gering. Nach Abschluß der Neuordnung des DDR-Bankensystems ergab sich das für Noch 1950 kam es zur Gründung sozialistische Wirtschaftssysteme typi- weiterer Spezialkreditinstitute. Die bis sche Bild einer zentralen Monobank, dahin dezentral betriebene Finanzierung umringt durch einige Spezialbanken und der Landwirtschaft wurde mit Errich- eine Vielzahl von Sparkassen und Genos- tung der „Deutschen Bauernbank“ zen- senschaftsbanken als Sammelstellen für tralisiert. Mit der 1963 vollzogenen die Ersparnisse der privaten Haushalte. Umbenennung in „Bank für Landwirt-

56 3.5 Probleme der monetären Steuerung „Kontrolle durch die Mark“ hatten sie im DDR-Wirtschaftssystem Ineffizienzen aufzudecken und „planwid- riges Verhalten“ mit Strafzinsen zu sank- 3.5.1 Einbindung der Deutschen Noten- tionieren. bank in das staatliche Planungssystem Durch Aggregation der Finanzpläne Die Deutsche Notenbank hatte laut der Betriebe wurde der gesamtwirtschaft- Statut die Wirtschaftsplanung mit den liche Kreditplan erstellt. Die nach Revisi- Mitteln der Geld- und Kreditpolitik on durch die Deutsche Wirtschaftskom- aktiv zu unterstützen. Dementsprechend mission bzw. später durch die Staatliche mußten sich die zentralen Kreditpläne Plankommission autorisierten Pläne an den gesamtwirtschaftlichen Produkti- wurden dann bis hinunter zur Betriebs- onsvorgaben orientieren. ebene aufgeschlüsselt. Den Kreditinstitu- ten oblag es, die Auszahlungen der Gel- Der Geldbedarf der Betriebe wurde der an die Betriebe vorzunehmen. aufgrund eines mit der Mengenplanung korrespondierenden Finanzplans ermit- Große Bedeutung für die Stringenz telt. Dabei mußten auf der Grundlage der und Kohärenz staatlicher Planung besaß staatlich fixierten Löhne und Preise sämt- die Kontrolle des Bargeldumlaufs. Ein liche Kosten, Erlöse, Gewinne, Lagerbe- schnell wachsender Bargeldumlauf galt stände, Abschreibungen, Investitionen als Beleg für illegal beschäftigte Arbeits- und Steuerlasten spezifiziert werden. kräfte, illegalen Handel auf Schwarz- märkten oder illegale Käufe von Gütern Aus dem hierbei zugrundegelegten in West-Berlin oder der Bundesrepublik. Ein- bzw. Ausgabenprofil konnte der Kreditbedarf der Betriebe abgeleitet wer- Um die mißbräuchliche Bargeldnut- den. Die Richtigkeit der Angaben sowie zung zu erschweren, wurde das Halten die Kontrolle über die Verwendung größerer Mengen von Bargeld untersagt zugeteilter Kredite oblag den Filialen der und eine Kontoführungs- und Bargeld- Deutschen Notenbank. Im Sinne einer einzahlungspflicht für Betriebe und Pri-

57 vatpersonen erlassen. Zahlungen ab 50 traten nicht mehr in unmittelbare D-Mark (Ost) waren bargeldlos abzu- Finanzbeziehungen. wickeln. Darüber hinaus mußten Betrie- be, Handelsorganisationen und Kon- 3.5.2 Monetäre Überversorgung als sumgenossenschaften Bargeldumsatz- Resultat des ineffizienten Planungssystems pläne mit den zu erwartenden Bargeld- zu- und -abflüssen erstellen. Die Banken Die monetäre Steuerung der Noten- hatten die Ist-Ergebnisse mit den Plan- bank mußte zwangsläufig unter den zahlen zu vergleichen. Existierten Diffe- Ineffizienzen der staatlichen Produktion renzen, hatten sie die Beseitigung der leiden. Dem Versuch, einen „sozialisti- Mängel zu veranlassen. schen Wettbewerb“ der Betriebe über eine selektive Kreditvergabe der Banken Nicht nur durch den Kleinhandel auf zu initiieren, war kein durchschlagender Schwarzmärkten, sondern auch durch Erfolg beschieden. Hierzu mangelte es vielfältige Kompensationsgeschäfte auf den Banken insbesondere an einem „grauen“ Märkten und den Aufbau zwi- wirksamen Sanktionsmechanismus. schenbetrieblicher Verrechnungen droh- te die staatliche Planung unterminiert zu Auch nicht-kostendeckend arbeiten- werden. Insbesondere der Lieferanten- de Betriebe konnten nicht geschlossen kredit war mit einer zentralstaatli- werden, da ansonsten das Postulat per- chen Mengenplanung unvereinbar. manenter Vollbeschäftigung nicht auf- recht zu erhalten gewesen wäre. Der Aus diesem Grund forcierte die Deut- Anteil „überfälliger Kredite“ nahm sche Notenbank in den fünfziger Jahren beständig zu, und vorhandene Finanzie- die Einführung des Rechnungs- und For- rungslöcher mußten durch die Vergabe derungseinzugsverfahrens. Zahlungsfor- kurzfristiger Kredite gestopft werden. derungen und -verbindlichkeiten von Die Betriebe wirtschafteten unter einer Lieferanten bzw. Empfängern richteten „weichen Budgetrestriktion“. sich nunmehr direkt an die kontoführen- de Bankfiliale. Verkäufer und Abnehmer

58 Das fehlende Konkursrisiko und die Wachstum des realen Nationaleinkom- Starrheiten der staatlichen Planung mens permanent übersteigenden Geld- erschwerten auch die Produktions- und mengenwachstum. Da sich die staatliche Liquiditätsplanung der Betriebe. Um die Preissetzung in erster Linie an sozialpoliti- Risiken von Produktions- und Absatz- schen Faktoren ausrichtete, schlug sich einbußen aufgrund ausbleibender Liefe- das übermäßige Geldmengenwachstum rungen zu begrenzen, stockten die Betrie- statistisch in einem Anstieg der gesamt- be ihre Lagerhaltung auf und formulier- wirtschaftlichen Kassenhaltung nieder. ten strategisch überzogene Finanzie- rungsanforderungen. Auch hierin lag In den fünfziger Jahren zeigte sich die eine Ursache für die Tendenz zur sogenannte Kassenhaltungsinflation dar- monetären Überversorgung. in, daß ein immer größerer Anteil des Einkommens auf den Konten der Spar- Verstärkt wurde das monetäre Un- kassen und Volksbanken gehalten wur- gleichgewicht durch die teilweise Fehllei- de. Dieser Anteil, der sogenannte Kas- tung von Ressourcen. Angesichts staat- senhaltungskoeffizient, wuchs um jah- lich administrierter Preise und starrer resdurchschnittlich gut 10%. Planvorgaben fand eine Angleichung des Güterangebots an die Präferenzen der In den sechziger und siebziger Jahren Konsumenten – wenn überhaupt – nur reduzierte sich die jahresdurchschnittli- stark verzögert statt. Somit blieben die che Zunahme kontinuierlich bis auf rd. durch simultane Angebots- und Nachfra- 2 %. Erst in den achtziger Jahren kam es geüberhänge gekennzeichneten Un- dann wieder zu einem leicht beschleunig- gleichgewichte auf den Gütermärkten ten Anstieg der erzwungenen Ersparnis. bestehen. In Anbetracht fehlender Alter- nativen wurden die Konsumenten zu ungewollter Ersparnisbildung gezwungen.

Die systematisch überzogene Liqui- ditätsbereitstellung führte zu einem das

59 3.6 Reformen im realwirtschaftlichen tausches wurden die Sektorengrenzen und monetären Bereich innerhalb Berlins zunächst ganz, später noch zum Teil geschlossen und mit 3.6.1 Der Währungsschnitt von 1957 umfangreich angelegten Personenkon- trollen überwacht. Wer versuchte, große Ein erster Versuch, den beträchtlich Bargeldbeträge in D-Mark (Ost) nach gewachsenen Geldüberhang in den Ostberlin zu verbringen, riskierte seine Griff zu bekommen, wurde im Oktober Festnahme und möglicherweise die Ver- 1957 mit einem nochmaligen Wäh- urteilung zu einer Haftstrafe. rungsschnitt unternommen. Diese „kleine Währungsreform“ blieb jedoch Angesichts dieser Risiken verwundert auf den Bargeldbestand beschränkt und es nicht, daß nur ein Teil des Bargeldes wurde mit dem Umtausch alter Bank- zum Umtausch eingereicht wurde. Die noten verknüpft. hierdurch erzielte Reduktion des Geld- bestandes um rd. 270 Mio D-Mark In einer Blitzaktion wurde in der (Ost) nicht umgetauschter Gelder blieb Nacht zum Sonntag, den 13. Oktober jedoch recht bescheiden. Infolgedessen 1957 erklärt, daß jeder Besitzer von bis gelang es mit dieser Aktion weder, den zu 300 D-Mark (Ost) an Bargeld dieses bestehenden Geldüberhang zu vernich- im Verhältnis 1:1 in neue Noten eintau- ten, noch die eigentlichen Ursachen für schen könne. Darüber hinausgehende das Entstehen des Geldüberhangs zu Beträge wurden dem Konto des Betref- beseitigen. fenden gutgeschrieben und nach Prüfung ihres rechtmäßigen Erwerbs freigegeben. 3.6.2 Dezentralisierung wirtschaftlicher Planungs- und Lenkungsprozesse Die überraschende „Aktion Schieber- tod“ richtete sich vor allem gegen die Ende der fünfziger Jahre verschärften „Profiteure illegaler Geldgeschäfte“, die sich die wirtschaftlichen Probleme in der im Besitz großer Ost-Mark-Bestände DDR. Die Wachstumsraten gingen deut- waren. Mit der Verkündung des Um- lich zurück, die Arbeitsproduktivität und

60 das Wohlstandsniveau hinkten weit hin- tizipation am Gewinn gefördert werden. ter dem westdeutschen Niveau hinterher. Im Rahmen einer „Industriepreisreform“ Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung erhielten die Betriebe sogar beschränkte wuchs, was sich in den sprunghaft stei- Preissetzungsmöglichkeiten. genden Flüchtlingszahlen widerspiegel- te. Im August 1961 reagierte die DDR- 3.6.3 Zwischenzeitliche Errichtung eines Führung mit der Abriegelung ihres zweistufigen Bankensystems Staatsgebietes und dem Bau der „Berli- ner Mauer“. Die Dezentralisierung betrieblicher Planungs- und Lenkungsprozesse führte Im Frühjahr 1963 veranlaßte die auch zu organisatorischen Veränderun- Regierung der DDR – ermutigt durch gen bei der Deutschen Notenbank. In entsprechende Reformschritte in der einem ersten Schritt wurden 1963 Indu- Sowjetunion unter dem damaligen Gene- striebankfilialen gegründet, die unmit- ralsekretär der KPdSU Chruschtschow – telbar bei den als Konzernspitzen bzw. eine stärkere Dezentralisierung wirt- „Holding-Gesellschaften“ der volkseige- schaftlicher Entscheidungsprozesse. nen Betriebe fungierenden „Vereinigun- Kernpunkt dieser als „Neues ökonomi- gen der Volkseigenen Betriebe“ angesie- sches System der Planung und Lenkung“ delt waren. (NÖSPL) und als „Ökonomisches System des Sozialismus“ (ÖSS) 1963 Sie sollten das Finanzgebahren der bzw. 1968 eingeleiteten Reformen war nunmehr mit größerer Unabhängigkeit es, durch eine stärkere Differenzierung ausgestatteten Vereinigungen der Volks- der Löhne sowie die Gewährung von eigenen Betriebe kontrollieren. Auf dem Prämien Leistungsbereitschaft zu beloh- VII. Parteitag der SED wurde beschlos- nen und die Motivation der Beschäftig- sen, auch die kurzfristige Finanzierung ten zu erhöhen. der Betriebe und die Kontrolle der Mit- telverwendung zum 1. Januar 1968 auf Zudem sollte das eigenverantwortli- die in „Industrie- und Handelsbank der che Handeln der Betriebe durch eine Par- DDR“ umbenannte Deutsche Investiti-

61 onsbank zu übertragen. Die Deutsche 3.6.4 Rezentralisierung des Bankensystems Notenbank wurde im Dezember 1967 in „Staatsbank der DDR“ umbenannt. Die stärkere Gewinnorientierung Sie war als ausführendes Organ des volkseigener Betriebe führte dazu, daß Ministerrates der DDR für die Verwirk- sie ihre Produktion zu Lasten wichtiger lichung der Kreditpolitik „in ihrer Vorleistungs- oder Konsumgüter um- Gesamtheit“ und für die Emission der stellten und so in Konflikt mit den zen- seit Ende 1964 auf „Mark der DDR“ tralstaatlichen Planvorgaben gerieten. lautenden Noten verantwortlich. In Gegen Ende der sechziger Jahre kam es formaler Hinsicht wurde somit ein immer öfter zu Lieferstörungen und zweistufiges Bankensystem in der DDR Versorgungsengpässen, die teilweise errichtet. auch internationale Verpflichtungen der DDR im Rahmen des Rates für Faktisch konnte jedoch von einer Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) echten Zweistufigkeit des DDR-Ban- berührten. Zudem stärkten die Ereig- kensystems nicht die Rede sein. Der nisse des „Prager Frühlings“ die Beden- Refinanzierungsrahmen, den die Staats- ken, daß mit der wirtschaftlichen Libe- bank den Banken zur Verfügung stellte, ralisierung auch eine Unterminierung mußte sich unverändert an den Perspek- der politischen Vormachtstellung der tivplänen der Staatlichen Plankommis- SED verbunden sein könnte. Infolgedes- sion orientieren. sen wurden bereits 1970 die Reformex- perimente abgebrochen. Insoweit flossen zentralstaatliche Vor- gaben für die Produktionsentwicklung Im Bankensektor vollzog sich die Wie- in die geldpolitischen Entscheidungen dereinrichtung zentralistischer Struk- der Staatsbank ein. Insbesondere auf- turen mit etwas Verzögerung. Im Dezem- grund des Fehlens eines Interbanken- ber 1974 wurde die Industrie- und Han- marktes hingen die Kreditinstitute wei- delsbank der DDR in die Staatsbank terhin eng „an der Kandare“ der Staats- integriert und die kurze Phase der Zwei- bank. stufigkeit im DDR-Bankensystem been-

62 det. Die Staatsbank übernahm ganz im der DDR ihre Wirkung. Dabei geriet die Stile einer für sozialistische Volkswirt- DDR-Wirtschaft in immer größere schaften typischen Monobank sowohl Schwierigkeiten, dem Schuldendienst die Notenbank- als auch die Geschäfts- auf ihre insbesondere in den achtziger bankenfunktion. Nach der Eingliede- Jahren drastisch gestiegenen Auslands- rung der Industrie- und Handelsbank verbindlichkeiten nachzukommen. der DDR sind der organisatorische Auf- bau und die Funktionen der Staatsbank Die permanente Abwertung der Mark nicht mehr verändert worden. erhöhte noch zusätzlich die reale Last der Auslandsschulden. 1988 entsprachen die Der Zentraldirektion mit Sitz in Ber- fälligen Zins- und Tilgungsleistungen lin waren die Industriebankfilialen als bereits 43,4 % der gesamten Exporte. Hausbanken der Vereinigungen der Somit schwand auch der Spielraum der Volkseigenen Betriebe sowie die 14 DDR-Regierung, den Lebensstandard Bezirksdirektionen unterstellt. Die durch ein größeres Angebot importierter unterste Hierarchieebene bildeten die Konsumgüter zu heben. Die erkennbare rund 300 Kreisfilialen, Zweigstellen und Unfähigkeit der SED-Führung, wirt- Wechselstuben. Eine wesentliche Aufga- schaftliche und politische Reformen ein- be der Bezirksdirektionen bestand in der zuleiten, ließ im Verlauf des Jahres 1988 Koordination der Arbeit zwischen den die Zahl der Flüchtlinge und Übersiedler Industriebank- und Kreisfilialen. sprunghaft ansteigen.

3.7 Die Auflösung der Staatsbank im Mit der Bekanntgabe Ungarns, seine Zuge der deutschen Währungsunion Grenze zu Österreich zu öffnen, kam es schließlich zum Exodus hunderttausen- Die politische Liberalisierung und die der Menschen. Im November 1989 fiel – unter dem Eindruck zunehmender schließlich die Mauer und die Grenzen Versorgungsschwierigkeiten eingeleite- zur Bundesrepublik wurden geöffnet. ten – wirtschaftlichen Reformversuche in der Sowjetunion hinterließen auch in

63 Die realwirtschaftlichen Probleme Der Anteil der in Inlandswährung hinterließen auch in den monetären umgerechneten Auslandsverschuldung Bilanzen ihre Spuren. Steigende Kosten am gesamten Geldumlauf erhöhte sich und rückläufige Umsätze ließen die von 17,4 % im Jahre 1975 auf 37,4 % Fremdfinanzierungsquote der Betriebe im Jahre 1988. Der hiermit verbundene von rd. 25% in der ersten Hälfte der Anstieg der Tilgungslast mußte ange- achtziger Jahre auf rd. 60% zwischen sichts der rückläufigen Ausfuhrentwick- 1986 und 1988 steigen. Hierzu trugen lung letztlich in die Zahlungsunfähigkeit auch die gewaltig erhöhten Preisstüt- der DDR münden. zungsmaßnahmen und sonstigen Sub- ventionen bei, die wiederum steigende Mit den unübersehbaren Auflösungs- Abgaben der Betriebe an den Staatshaus- erscheinungen der DDR gewann auch halt nach sich zogen. die Frage einer grundlegenden Reform des Bankwesens und einer währungspo- Dementsprechend stand einem litischen An- bzw. Einbindung der DDR Wachstum der Kredite an die Wirtschaft in das Westdeutsche Währungssystem um knapp 80% in der Zeit von 1980 bis an Bedeutung. Erste Schritte zur Errich- 1989 ein Anstieg des Nationaleinkom- tung eines zweistufigen Bankensystems mens von lediglich 40% gegenüber. wurden im Frühjahr 1990 eingeleitet. Wenngleich eine direkte Kreditvergabe Noch unter der Regierung Modrow der Staatsbank an den Staat unterblieb, wurden die Geschäfts- und die Noten- mußte sie diesen indirekt, vermittelt über bankfunktion getrennt und der Staats- die Betriebe, mitfinanzieren. Spiegelbild bank die formelle Unabhängigkeit zuer- dieser Entwicklung war der Anstieg der kannt. Während das Emissionsrecht bei Sparquote der privaten Haushalte, die der Staatsbank verblieb, wurde das Woh- sich von rd. 4% zwischen 1975 und nungsbau- und Industriekreditgeschäft 1985 auf knapp 10% in den Jahren von der Staatsbank auf die neu gegründete 1985 bis 1989 erhöhte. Parallel nahm AG übertragen. auch die Abhängigkeit von externen Für eine eigenständige Transformation Finanzierungsquellen zu. des DDR-Wirtschaftssystems kamen

64 diese Reformen jedoch zu spät. Mangels griert wurde. Darüber hinaus sind noch geeigneter Alternativen wurde der wahr- Altforderungen der 1945 geschlossenen scheinlich einzig realistische, wenn auch Banken sowie Ansprüche westdeutscher sicherlich schmerzhafteste Weg der früh- Bürger aus ihren ostdeutschen Spargut- zeitigen Errichtung einer Währungsuni- haben auch nach Erlöschen der Staats- on mit der Einführung der D-Mark in bank nunmehr durch die Kreditanstalt der DDR zum 1. Juli 1990 – rd. drei für Wiederaufbau zu bearbeiten. Monate vor der staatlichen Vereinigung – beschritten.

Mit der Übernahme der währungspo- litischen Verantwortung durch die Deutsche Bundesbank verlor die Staats- bank ihre Funktion als Notenbank. Sie wurde eine Körperschaft des öffentli- chen Rechts und in „Staatsbank Berlin“ umbenannt.

Im Einigungsvertrag wurde ihre spä- tere Abwicklung festgeschrieben. In den ersten Jahren nach der Vereinigung war die Staatsbank mit dem Einbringen von Transferrubelforderungen gegenü- ber früheren RGW-Staaten und dem Management des „Ausgleichsfonds Währungsumstellung“ beauftragt.

Beide Aufgaben überdauerten die Institution Staatsbank, die Ende 1994 in die Kreditanstalt für Wiederaufbau inte-

65 4 Gründung der Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg nach der deutschen Vereinigung

die Filialen, sofern die baulichen Gege- 4.1 Provisorische Einbindung Ost- benheiten dies zuließen, in den Bezirks- deutschlands in das westdeutsche filialen der Staatsbank untergebracht. Notenbankwesen Die Bundesbankfilialen waren der Vor- läufigen Verwaltungsstelle zugeordnet, Mit der Übertragung der geldpoliti- die wiederum dem Direktorium der schen Verantwortung für Ostdeutsch- Deutschen Bundesbank unterstand. land auf die Deutsche Bundesbank mußten auch die institutionellen Vor- Die Vorläufige Verwaltungsstelle aussetzungen für die Einführung der übernahm, ähnlich den westdeutschen D-Mark geschaffen werden. Entspre- Landeszentralbanken, sukzessive die chend den Vereinbarungen im Staatsver- Funktionen einer Hauptverwaltung der trag über die Errichtung der Wirtschafts-, Deutschen Bundesbank für die neuen Währungs- und Sozialunion zwischen Bundesländer. Sie war insbesondere mit beiden Teilen Deutschlands wurden eine der Refinanzierung der ostdeutschen „Vorläufige Verwaltungsstelle“ in Berlin Kreditinstitute und der Durchführung sowie 15 Filialen, davon eine in Ost-Ber- der Geschäfte mit den ostdeutschen lin und die übrigen in der Regel in den Ländern betraut. Daneben war sie auch ehemaligen Bezirkshauptstädten der an der Beaufsichtigung ostdeutscher DDR, errichtet. Kreditinstitute beteiligt. Die unmittel- bar zu bewältigende Aufgabe der Filia- Während die Vorläufige Verwaltungs- len bestand in der Abwicklung der Refi- stelle sowie die Filiale im Ostteil Berlins nanzierungsgeschäfte mit den ostdeut- im ehemaligen Reichsbankgebäude und schen Kreditinstituten und deren Ver- späteren Sitz des Zentralkomitees der sorgung mit einer ausreichenden Menge SED ihre Tätigkeit aufnahmen, wurden an D-Mark-Zahlungsmitteln (Noten

66 und Münzen). Um den wirtschaftlichen sionsgeschäft teilnehmen zu können. Aufbau in den neuen Bundesländern Damit die Institute ihren Liquiditätsbe- nicht zu behindern, war es aber auch darf abdecken konnten, wurde es ihnen wichtig, in kurzer Zeit die technischen vorübergehend ermöglicht, sich durch Voraussetzungen für eine westdeutschen die Rediskontierung von Banksolawech- Standards entsprechende Abwicklung des seln zu refinanzieren. Hierfür wurden unbaren Zahlungsverkehrs zu schaffen. ihnen, abweichend von den üblichen Regelungen, großzügig bemessene Zur Bewältigung ihrer Aufgaben Rediskontkontingente eingeräumt. erhielten die Bundesbankfilialen in per- soneller und technischer Hinsicht Unter- Ab Februar 1991 konnten ostdeut- stützung durch die westdeutschen Lan- sche Kreditinstitute erstmals auch an deszentralbanken. Das Rechenzentrum den Ausschreibungen von Wertpapier- der Landeszentralbank in Berlin über- pensionsgeschäften teilnehmen. Diese nahm dabei die Funktion eines Bereichs- mit nur geringem Bearbeitungsaufwand zentrums für die neuen Bundesländer, belastete Form der Refinanzierung stieß wobei es durch das Rechenzentrum der auf reges Interesse und wurde innerhalb Landeszentralbank in Hamburg maß- kurzer Zeit bevorzugt in Anspruch gebliche Unterstützung erhielt. genommen.

Bei der Einbindung ostdeutscher Im Zuge der fortschreitenden Anpas- Kreditinstitute in das Refinanzierungs- sung der Geschäftstätigkeit der Kreditin- geschäft mit der Bundesbank mußten stitute in den neuen Bundesländern an die Besonderheiten der Ausgangslage die Strukturen der Kreditinstitute in berücksichtigt werden. Weder verfügten Westdeutschland wurden die Sonderre- die ostdeutschen Institute über ausrei- gelungen im Refinanzierungsgeschäft chende Bestände bundesbankfähiger für ostdeutsche Institute schrittweise Handelswechsel noch über ausreichende abgebaut. Bestände handelbarer Wertpapiere, um am Rediskont- bzw. Wertpapierpen-

67 4.2. Neustrukturierung der Deutschen lungsausschuß beider Kammern zu Bundesbank – Errichtung der Landes- einem Kompromiß. Der föderale Auf- zentralbank in Berlin und Brandenburg bau als ein konstitutives Element der Unabhängigkeit der Bundesbank mit Im „Einigungsvertrag“ zwischen bei- einer Mehrheit der Präsidenten der Lan- den deutschen Staaten war vorgesehen, deszentralbanken im Zentralbankrat innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten blieb erhalten. der deutschen Vereinigung die neuen Bundesländer in die Struktur und das Gleichzeitig wurde jedoch auch der Organisationsgefüge der Deutschen Forderung nach Einrichtung effizienter Bundesbank einzugliedern. Die Anpas- Verwaltungsstrukturen durch die Errich- sung der Bundesbankstruktur gestaltete tung von fünf länderübergreifenden sich jedoch überaus schwierig. Landeszentralbanken Rechnung getra- gen. Die Zahl der Landeszentralbanken Eine Mehrheit der Bundesländer im gesamten Bundesgebiet reduzierte wollte das Prinzip „ein Bundesland – sich somit auf neun. eine Landeszentralbank“ auch nach der Vereinigung beibehalten und plädierte Mit Inkrafttreten der Novellierung somit für die Einrichtung von fünf neu- des Bundesbankgesetzes zum 1. Novem- en Hauptverwaltungen in Ostdeutsch- ber 1992 stellte die Vorläufige Verwal- land. Demgegenüber favorisierte eine tungsstelle ihre Tätigkeit ein. Die Mitar- Mehrheit im Zentralbankrat im Ein- beiter bildeten zum größten Teil den klang mit dem Bund eine Straffung der Personalstamm für die neu errichtete Bundesbankstruktur durch die Errich- Landeszentralbank in den Freistaaten tung annähernd gleichgewichtiger und Sachsen und Thüringen. Die Bundes- gegebenenfalls auch länderübergreifen- bankfilialen wurden in den Bereich der der Landeszentralbanken. Nach lang- ihnen übergeordneten Hauptverwaltun- wierigen Auseinandersetzungen mit gen in den Status einer Bundesbank- gegensätzlichen Voten in Bundestag und Hauptstelle überführt. Bundesrat gelangte man im Vermitt-

68 Im Zuge der Neuordnung der Orga- lottenburg waren in Berlin somit für eine nisationsstruktur der Deutschen Bundes- Übergangszeit zwei Hauptstellen tätig. bank wurde der Zuständigkeitsbereich 1996 wurden die beiden Berliner Haupt- der Landeszentralbank Berlin auf den stellen zur „Hauptstelle Berlin“ im Ostteil der Stadt sowie auf das Bundes- Gebäude der Leibnizstraße zusammen- land Brandenburg ausgedehnt. gelegt. Da die dortigen Tresorkapazitäten nicht ausreichen, wird der Tresor in der Der Hauptverwaltung der Landeszen- Betriebsstätte in Berlin-Mitte bis zum tralbank in Berlin und Brandenburg mit Jahre 2003 weiterbenutzt. Zu diesem dem Präsidenten und Vizepräsidenten an Zeitpunkt ist die Fertigstellung eines der Spitze waren nunmehr neben der bis- Neubaus für die Hauptstelle Berlin und herigen Hauptstelle in Westberlin auch die Hauptverwaltung der Landeszentral- die von der Vorläufigen Verwaltungsstelle bank in Berlin und Brandenburg an in Ostberlin sowie in Brandenburg in dem bisherigen Standort der Hauptstel- den früheren Bezirkshauptstädten Pots- le Berlin in der Leibnizstraße geplant. dam, Cottbus und Frankfurt (Oder) errichteten Filialen unterstellt. Der Vorstand und die Mitarbeiter der Hauptverwaltung sind seit 1995 bis zum Die Filiale und spätere Hauptstelle Umzug in den Neubau in einem ange- Berlin-Mitte war im ehemaligen Reichs- mieteten Bürogebäude am Steinplatz 2, bankgebäude im Ostteil der Stadt unter- Berlin-Charlottenburg untergebracht. gebracht. Damit konnten insbesondere Die zuvor seit Mitte 1992 von der die dort vorhandenen umfangreichen Hauptverwaltung mitgenutzten Räume Tresorkapazitäten – die größten in im ehemaligen Reichsbankgebäude Deutschland – für die Lagerung von mußten 1995 wieder geräumt werden, Noten und Münzen benutzt und eine da mit den Renovierungs- und Umbau- reibungslose Versorgung Berlins mit Bar- arbeiten für den Einzug des Bundes- geld sichergestellt werden. Zusammen außenministeriums im Jahre 1999 mit der ehemaligen „West-Berliner“ begonnen wurde. Schon bei der Einrich- Hauptstelle in der Leibnizstraße in Char- tung der drei Hauptstellen in Branden-

69 burg war klar, daß an allen drei Plätzen die baulichen Gegebenheiten den Bau neuer, den strengen Sicherheitsanforde- rungen der Deutschen Bundesbank genügender Dienstgebäude erforderlich machten. Die unter Federführung der Landeszentralbank in Nordrhein-West- falen in Potsdam, Cottbus und Frank- furt (Oder) errichteten Neubauten sind bereits 1996 bzw. 1997 fertiggestellt und in Betrieb genommen worden.

Dem erweiterten Zuständigkeitsbe- reich der Landeszentralbank wurde auch in der Zusammensetzung des Beirats der Landeszentralbank in Berlin und Bran- denburg Rechnung getragen. Statt bis- lang zehn umfaßte der Beirat der Lan- deszentralbank nunmehr 14 Mitglieder. Im Fall einer länderübergreifenden Lan- deszentralbank benennt der Bundes- bankpräsident die Mitglieder aufgrund eines einvernehmlichen Vorschlags bei- der Bundesländer.

70 5 Die Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg als Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken

Mit dem Eintritt in die Stufe 3 der tik, den sie durch die Mitgliedschaft Europäischen Wirtschafts-und Wäh- ihres Präsidenten im Zentralbankrat der rungsunion ist das gesamte deutsche Deutschen Bundesbank hatte. Sie bleibt Notenbanksystem – und mit ihm die (unter anderem) aber weiterhin für die Landeszentralbank in Berlin und Bran- Ausgabe von Bargeld, die Unterstützung denburg – Teil des Europäischen der Kreditinstitute bei der Abwicklung Systems der Zentralbanken geworden, des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, die an dessen Spitze die Europäische Zen- Refinanzierungsgeschäfte mit den Kre- tralbank steht. Die Entscheidungskom- ditinstituten und – in Zusammenarbeit petenz für die Geldpolitik ist seit dem mit dem Bundesaufsichtsamt für das 1.Januar 1999 auf den Rat der Europäi- Kreditwesen – für die bankaufsichtliche schen Zentralbank übergegangen, in Überwachung der Kreditinstitute, der dem die Deutsche Bundesbank – wie Finanzdienstleistungsinstitute sowie die auch die Notenbanken der zehn weite- Verfolgung unerlaubter Bank- oder ren Teilnehmerländer – durch ihren Prä- Finanzdienstleistungsgeschäfte zustän- sidenten vertreten ist. dig. Unverändert fungiert die Deutsche Bundesbank als Hausbank des Staates Durch die Übertragung der nationa- und wirkt als solche an der staatlichen len geldpolitischen Souveränität auf die Kreditaufnahme am Markt mit. Europäische Zentralbank werden sich die praktischen Aufgaben der Landes- Seit dem 1. Januar 1999 führt die zentralbank in Berlin und Brandenburg Landeszentralbank Refinanzierungsge- sowohl inhaltlich als auch ihrem Um- schäfte der Europäischen Zentralbank fang nach kaum verändern. Zwar verlor zur Versorgung der Kreditinstitute mit sie, wie alle Landeszentralbanken, ihren Zentralbankgeld durch. Das dabei ein- unmittelbaren Einfluß auf die Geldpoli- gesetzte Instrumentarium ist im Ver-

71 gleich zu den Refinanzierungsoperatio- Instrumentarium der Europäischen Zen- nen der Bundesbank stärker marktorien- tralbank übernommen wurde. tiert gestaltet worden. Ihr Schwerge- wicht liegt deshalb bei befristeten und In Deutschland werden die Tender- durch Sicherheiten gedeckten Offen- geschäfte seit 1997 von den Landeszen- marktgeschäften. Die Geschäfte werden tralbanken über ein „Automatisiertes im Kreis der zugelassenen Kreditinstitu- Bietungssystem“ (ABS) auf der Basis te ausgeschrieben und das Zentralbank- eines digitalen Kommunikationsmedi- geld dann entweder zum vorab festgeleg- ums (E-Mail) abgewickelt. Nur durch ten Zins (Mengentender) oder entspre- die Nutzung solcher elektronischer Syste- chend den gebotenen Zinsen (Zinsten- me wird eine schnelle und sichere Kom- der) auf die Institute verteilt. munikation zwischen den Kreditinstitu- ten und ihrer Landeszentralbank ermög- Die beiden wichtigsten Refinanzie- licht, die sicherstellt, daß alle deutschen rungsgeschäfte der Europäischen Zentral- Kreditinstitute gleichberechtigten Zu- bank sind der sogenannte „Haupttender“ gang zu den Tenderoperationen der (wöchentliche Operationen mit einer Europäischen Zentralbank erhalten. Im Laufzeit von 14 Tagen) und der sogenann- Bereich der Landeszentralbank in Berlin te „Basistender“ (monatliche Operationen und Brandenburg haben bereits 36 Kre- mit einer Laufzeit von drei Monaten). ditinstitute die Voraussetzungen für die Teilnahme am ABS-System geschaffen. Der Haupttender steht damit in der Tradition der Wertpapierpensionsge- Die Offenmarktgeschäfte der Euro- schäfte der Bundesbank. Die Basistender päischen Zentralbank werden nunmehr der Europäischen Zentralbank ersetzen als Kredite gegen Verpfändung refinan- für die deutschen Kreditinstitute funk- zierungsfähiger Sicherheiten durchge- tional den zum Jahresbeginn 1999 aus- führt. Die Offenmarktgeschäfte der gelaufenen – in der Regel unterhalb ver- Bundesbank wurden dagegen als Wert- gleichbarer Marktsätze zu verzinsenden papierpensionsgeschäfte mit An- und – Rediskontkredit, der nicht in das Verkauf der Wertpapiere gestaltet.

72 Die im Europäischen System der Zen- daß auch nach dem Wegfall des Redis- tralbanken mögliche Besicherung auf kontkredites private, nicht marktfähige Pfandbasis erlaubt es, alle refinanzie- Sicherheiten in gleicher Weise wie rungsfähigen Sicherheiten eines Kreditin- Schuldtitel der öffentlichen Hand zur stituts in einem Pfandpool zusammenzu- Besicherung von Refinanzierungskredi- fassen und „en bloc“ für die Besicherung ten genutzt werden können. der Refinanzierungskredite zu nutzen. Im Pfandpool stehen den Kreditinsti- Die im Europäischen System der Zen- tuten die bisher schon der Landeszen- tralbanken zur Besicherung von Noten- tralbank verpfändeten Wertpapiere im bankkrediten zugelassenen Sicherheiten Dispositionsdepot und die nunmehr als sind in zwei Kategorien eingeteilt. Zur Pfand geeigneten Handelswechsel und Kategorie 1 gehören marktfähige Schuld- Kreditforderungen zur Besicherung von titel, die die Zulassungskriterien der Notenbankkrediten zur Verfügung. Dar- Europäischen Zentralbank erfüllen. Zur über hinaus können aber auch Wertpa- Kategorie 2 gehören solche marktfähigen piere, die durch das XEMAC-System der und nicht marktfähigen Sicherheiten, die „Deutschen Börse Clearing“ verwaltet eine der zum Europäischen System der werden, zur Besicherung von Refinan- Zentralbanken gehörenden nationalen zierungskrediten herangezogen werden. Notenbanken für refinanzierungsfähig Auch anderen Notenbanken innerhalb erklärt hat, weil sie für den nationalen des Europäischen Systems der Zentral- Finanzmarkt oder das nationale Banken- banken verpfändete Sicherheiten stehen system von besonderer Bedeutung sind. im Rahmen einer grenzüberschreitenden Besicherung für Refinanzierungskredite Die Bundesbank hat in diesem bei der Landeszentralbank in Berlin und Zusammenhang bestimmte Handels- Brandenburg zur Verfügung. wechsel und bestimmte Kreditforderun- gen an Unternehmen und wirtschaftlich Zum Instrumentarium der Europäi- Selbständige als Kategorie-2-Sicherhei- schen Zentralbank zählen neben den ten zugelassen. Sie verdeutlicht damit, Haupt- und Basistendern, die nach

73 einem festen Rhythmus und „Fahrplan“ ditätsüberschüsse in unbegrenzter Höhe zu bestimmten Terminen ausgeschrie- zu dem vom Rat der Europäischen Zen- ben, abgeschlossen und gebucht werden, tralbank bestimmten Zinssatz anlegen. auch zwei ständige Fazilitäten. Die soge- Ein entsprechender Antrag zur Anlage nannte Spitzenrefinanzierungsfazilität bis zum nächsten Geschäftstag kann täg- steht den Kreditinstituten geschäftstäg- lich nach Abschluß der Tagesgeschäfte lich auf Antrag zur Verfügung, um bis zu einem bestimmten Zeitpunkt unvorhergesehene Liquiditätsengpässe gestellt werden. Die Zinssätze für die bei- bis zum nächsten Geschäftstag abzu- den ständigen Fazilitäten bilden die decken. Ober- bzw. Untergrenze für die Geld- marktsätze. Zum Geschäftsschluß auf den Giro- konten bei der Landeszentralbank beste- Sollte es trotz der regelmäßigen Of- hende Soll-Salden werden automatisch fenmarktgeschäfte und der Bereitstel- durch Kreditaufnahme im Rahmen der lung der ständigen Fazilitäten zu uner- Spitzenrefinanzierungsfazilität ausgegli- warteten Liquiditätsschwankungen am chen. Die Höhe der Kreditaufnahme ist Geldmarkt kommen, stehen der Euro- grundsätzlich nicht begrenzt, wird aber päischen Zentralbank noch weitere durch die Höhe der vorhandenen freien Instrumente zur Feinsteuerung zur Ver- Sicherheiten limitiert. fügung, um entweder überschüssige Liquidität abzuschöpfen oder Liqui- Die Funktion der Spitzenrefinanzie- ditätsengpässe kurzfristig auszugleichen. rungsfazilität entspricht damit weitge- hend der des bisherigen Lombardkredi- In Betracht kommen dabei außer- tes der Deutschen Bundesbank. Neu ist planmäßige Offenmarktgeschäfte (soge- hingegen die zweite ständige Fazilität, nannte Schnelltender), definitive Käufe die sogenannte Einlagenfazilität der oder Verkäufe von Wertpapieren (soge- Europäischen Zentralbank. Hiermit nannte Outrightgeschäfte), Devisen- können die Kreditinstitute auf Antrag swapgeschäfte oder die Hereinnahme bei ihrer Landeszentralbank Liqui- von Termineinlagen. Gemeinsam ist

74 allen Feinsteuerungsmaßnahmen, daß rechtigt, die Richtigkeit und Qualität die Europäische Zentralbank sie in der der erhobenen Daten zu überprüfen. Regel nur einem relativ kleinen Kreis Die bisher durch Prüfer der Landeszen- besonders geldmarktaktiver Banken tralbank bei den Kreditinstituten durch- anbietet oder im Rahmen bilateraler geführten turnusmäßigen Routineprü- Geschäfte gezielt einzelne Banken fungen der Mindestreservehaltung wer- anspricht. Dadurch soll gewährleistet den jedoch nicht fortgeführt. Zukünftig werden, daß innerhalb kürzester Zeit ein wird die Landeszentralbank in Berlin möglichst großer Liquiditätseffekt er- und Brandenburg die Institute nur noch zielt wird. Die technische Abwicklung auf Veranlassung der Europäischen Zen- der mit den Feinsteuerungsmaßnahmen tralbank einer Prüfung unterziehen. verbundenen Geschäfte wird, wie bei den regelmäßigen Offenmarktgeschäf- Die Landeszentralbank in Berlin und ten und den ständigen Fazilitäten, im Brandenburg wird weiterhin in die „fis- wesentlichen durch die Landeszentral- cal agent“-Tätigkeit der Deutschen Bun- banken vorgenommen. desbank für den Bund eingebunden blei- ben. Dies gilt insbesondere für die Emis- Mit Beginn der Stufe 3 der Europäi- sion von Wertpapieren des Bundes und schen Wirtschafts- und Währungsunion deren Kurspflege an der Berliner Börse. wurde in allen Teilnehmerstaaten eine Privatanleger können insbesondere die Mindestreservepflicht eingeführt. In Daueremissionen des Bundes direkt bei Berlin und Brandenburg sind insgesamt den Hauptstellen der Landeszentralbank 60 Kreditinstitute reservepflichtig. in Berlin und Brandenburg gebührenfrei erwerben. Die Landeszentralbank ermittelt aus ihren Kontounterlagen die Höhe der Das Angebot umfaßt Finanzierungs- gehaltenen Reserven und überwacht die schätze, Bundesschatzbriefe und Bun- Erfüllung der Mindestreservepflicht. desobligationen ex Emission. Die Kre- Dabei sind die Europäische Zentralbank ditinstitute ihrerseits beziehen die und die nationalen Notenbanken be- Daueremissionen bei der Landeszen-

75 tralbank, sobald ihnen entsprechende sich. Die nationalen Banknoten sind nur Kundenaufträge vorliegen. Die Landes- noch Ausprägungen der gemeinsamen zentralbank kümmert sich um die tech- Währung, des Euro. Dementsprechend nische Abwicklung der Aufträge. handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht mehr um unterschiedliche Wäh- Eine wichtige Aufgabe der Landeszen- rungen. Aus diesem Grund werden die tralbank in Berlin und Brandenburg Landeszentralbanken Banknoten der besteht in der Bargeldversorgung der anderen an der Währungsunion teilneh- Bevölkerung und der Wirtschaft, die in menden Staaten gebührenfrei zum fest- der Region Berlin-Brandenburg durch gelegten Umrechnungskurs umtauschen. ihre vier Hauptstellen in Berlin, Pots- dam, Cottbus und Frankfurt (Oder) Der Umtausch von D-Mark-Noten wahrgenommen wird. Die bei den und -Münzen in Euro-Bargeld wird am Hauptstellen eingezahlten Noten und 1.Januar 2002 beginnen; während einer Münzen werden durch moderne Bear- Übergangsphase von einem halben Jahr beitungsmaschinen gezählt und auf können dann Euro- und D-Mark-Bar- Echtheit und ihren Zustand überprüft. geld parallel umlaufen. Möglicherweise Verschmutzte und beschädigte Scheine läßt sich die Übergangsfrist noch etwas sowie Falsifikate werden aus dem Verkehr verkürzen. gezogen. Im statistischen Durchschnitt kommt jeder Geldschein – z.Z. befinden Zu Beginn des Jahres 2002 haben die sich etwa 2,5 Mrd D-Mark-Banknoten Landeszentralbanken sicherzustellen, daß im Umlauf – dreimal pro Jahr zu einer Bürger, Unternehmen und öffentliche der Zweiganstalten der Bundesbank Haushalte rasch mit dem neuen Euro- zurück und wird dort bearbeitet. Bargeld versorgt sowie D-Mark-Noten und -Münzen eingezogen und vernichtet Zusätzliche Arbeit für die Landeszen- werden. Die Prägung der Euro-Münzen tralbanken bringt die Übergangsphase ist bereits angelaufen. Die Euro-Bankno- bis zum Jahr 2002 – dem Zeitpunkt der tenproduktion wird voraussichtlich noch Einführung des Euro-Bargelds – mit in diesem Jahr aufgenommen.

76 Der geplante Umtausch der nationa- und Osteuropa als Parallelwährung ver- len Geldzeichen stellt eine enorme logi- wendeten D-Mark-Noten eine besonde- stische Herausforderung für die Bundes- re Belastung zukommen. Immerhin bank dar. Bis zum Umtausch müssen dürften zwischen 30% und 40% des sowohl Euro-Noten und -Münzen als D-Mark-Bargelds im Ausland und da- auch D-Mark-Noten und -Münzen ver- von ein Großteil in den mittel- und ost- wahrt und verwaltet werden. Umfang- europäischen Staaten umlaufen. reiche Transport- und Lagerkapazitäten sind bereitzustellen, damit der Euro Die Bundesbank wird auch nach Ein- sicher zu den regionalen Ausgabestätten tritt in die dritte Stufe der Währungs- und das eingezogene D-Mark-Bargeld union für die bankmäßige Abwicklung zur Vernichtung in die Zweiganstalten des unbaren Zahlungsverkehrs im der Landeszentralbanken gelangen. Inland und mit dem Ausland sorgen. Im Inland fungiert die Landeszentralbank Während die in Deutschland be- mit ihrem wettbewerbsneutralen Zah- nötigten ca. 2,6 Mrd Euro-Noten bis zu lungsverkehrssystem als Clearing-Stelle ihrer Ausgabe ausschließlich in den Tre- zwischen den Gironetzen der jeweiligen soren der Bundesbank eingelagert wer- Bankengruppen. Sie wird damit auch den, sind für fast 60 000 Tonnen Euro- zukünftig den reibungslosen Fluß der Münzen zusätzliche abgesicherte Lager- Zahlungen sowohl im Großbetrags- als stätten einzurichten und zu verwalten. auch im Massenzahlungsverkehr inner- halb Deutschlands garantieren. Nach den bisherigen Schätzungen werden voraussichtlich 80 000 Tonnen Zur Durchführung der einheitli- an D-Mark-Münzen und 2,4 Milliarden chen Geldpolitik durch das Europäi- D-Mark-Noten zu den Landeszentral- sche System der Zentralbanken wurde banken zurückfließen. Auf die Haupt- das Zahlungsverkehrssystem TARGET stellen der Landeszentralbank in Berlin (Trans-European Automated Real-Time und Brandenburg wird aller Voraussicht Gross Settlement Express Transfer nach mit dem Rückfluß der in Mittel- System) geschaffen. TARGET ist ein

77 von der Europäischen Zentralbank und auch weiterhin über Korrespondenzbank- den nationalen Zentralbanken betriebe- verbindungen abgewickelt werden. nes Bruttoechtzeitsystem, das die natio- nalen Zahlungsverkehrssysteme aller 15 Die Tätigkeiten der Landeszentral- EU-Mitgliedstaaten verbindet. Damit bank in Berlin und Brandenburg im auch bei nicht-zeitgleich erfolgenden Bereich der Bankenaufsicht werden vom Zahlungsaus- und -eingängen die End- Eintritt in die Stufe 3 der Europäischen gültigkeit der Übertragungen gewährlei- Währungsunion praktisch nicht be- stet ist, können die TARGET-Teilneh- rührt. Im Bereich der Bankenaufsicht mer innerhalb eines Tages ihr Konto in findet in den Mitgliedstaaten der Höhe der beim Europäischen System Europäischen Union zwar schon seit vie- der Zentralbanken hinterlegten Sicher- len Jahren ein Prozeß der Harmonisie- heiten zinslos überziehen. rung durch die Umsetzung von EU- Richtlinien in nationales Recht statt. Über TARGET können zunächst nur Über eine Harmonisierung hinaus ist Großbetragszahlungen transferiert wer- eine europaweite Zentralisierung der den. Es dient insbesondere der Abwick- Bankenaufsicht (etwa bei der Europäi- lung von grenzüberschreitenden Geld- schen Zentralbank) aber nicht beabsich- marktgeschäften der Banken unterein- tigt. Sie wäre aufgrund der sehr unter- ander. Prinzipiell steht es aber auch für schiedlichen Aufsichtsphilosophien und sonstige Zahlungen innerhalb der stark divergierender Rechts- und Ban- Europäischen Union zur Verfügung. kenstrukturen innerhalb der Mitglieds- länder auch nicht wünschenswert. Die Die Verrechnung der Zahlungen bankaufsichtlichen Zuständigkeiten lie- erfolgt grundsätzlich in Euro. TARGET gen deshalb unverändert bei den zustän- wird täglich zwischen 7 und 18 Uhr, in digen Stellen der nationalen Staaten, in Deutschland auch an Feiertagen (außer Deutschland beim Bundesaufsichtsamt dem 25. Dezember und dem 1. Januar), für das Kreditwesen, der Bundesbank geöffnet sein. Grenzüberschreitende Zah- und den Landeszentralbanken. Die Lan- lungen können von der Bundesbank aber deszentralbanken mit ihrem bundeswei-

78 ten Zweiganstaltennetz gewährleisten währungsverbindlichkeiten zwischen dabei eine ortsnahe Beaufsichtigung, die Inländern zukünftig nicht mehr dem dem Bundesaufsichtsamt in Berlin allein Genehmigungsvorbehalt unterliegt, nicht möglich wäre. Aufgrund dieser bleibt die Indexierung beispielsweise von Ortsnähe ist die Landeszentralbank seit Miet- oder Schuldverträgen an einen 1998 auch in die Aufsicht über die Preisindex in bestimmten Fällen geneh- Finanzdienstleistungsinstitute in Berlin migungspflichtig. Zuständige Genehmi- und Brandenburg sowie in die verstärkt gungsbehörde ist nunmehr jedoch das aufgenommenen Ermittlungen im soge- Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn. nannten schwarzen Kapitalmarkt, in dem Bankgeschäfte oder Finanzdienst- Auf den Personalbestand der Landes- leistungen ohne Erlaubnis erbracht wer- zentralbank in Berlin und Brandenburg den, eingebunden. mit ihrer Hauptverwaltung in Berlin und den Hauptstellen in Berlin, Cott- Auch zukünftig werden die Landes- bus, Frankfurt (Oder) und Potsdam wird zentralbanken Erhebungen auf dem der Eintritt in die Stufe 3 der Europäi- Gebiet der Banken- und Zahlungsbi- schen Wirtschafts- und Währungsunion lanzstatistik durchführen. Aufgrund der vorerst nur geringe Auswirkungen haben. Notwendigkeit, statistische Daten im Euro-Währungsgebiet zu harmonisie- Nur ein Prozent der Ende 1998 ren, hat sich die inhaltliche und formale beschäftigten 763 Mitarbeiter ist unmit- Ausgestaltung der Erhebungen in eini- telbar mit Fragen der geldpolitischen gen Bereichen etwas verändert. Dagegen Analyse und Beratung befaßt. Die Aufga- entfällt die bisherige Zuständigkeit der ben aller anderen Mitarbeiter bleiben Landeszentralbanken bei währungs- auch nach Eintritt in die dritte Stufe der rechtlichen Genehmigungen nach §3 Europäischen Wirtschafts- und Wäh- Währungsgesetz. rungsunion – wenn auch teilweise verän- dert – bestehen. Kurzfristig könnte die Während das zuvor nur ausnahms- Vorbereitung und Durchführung des weise genehmigte Eingehen von Fremd- Umtausches der Banknoten und Mün-

79 zen in Euro sogar noch zusätzliche perso- nelle Kapazitäten erfordern. Unbescha- det dessen werden die Landeszentralban- ken ihr Dienstleistungsangebot und ihre Kapazitäten der sich kontinuierlich ver- ändernden Nachfrage des durch Rationa- lisierung und Zentralisierung gekenn- zeichneten Kreditgewerbes anpassen. Das mit nur vier Hauptstellen sehr „straf- fe“ Zweiganstaltennetz der Landeszen- tralbank in Berlin und Brandenburg bie- tet aber schon heute die Gewähr dafür, daß sich künftig notwendige Strukturan- passungen in Grenzen halten werden.

80 Impressum

Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg

Steinplatz 2 10623 Berlin Telefon (030) 3475-0 Telefax: (030) 3475-2390 Internet: http://www.bundesbank.de/lzb-bbb

Verfasser: Dr. Andreas Bley, Dr. Rainer Naser, Dr. Albrecht Sommer

Entwurf, Layout und Satz: M/P/W/A Druck: Enka Druck