Geschichte der DVB Bank 1923 – 2013 Ereignisse – Entscheidungen – Erfahrungen 1923 – Geschichte derDVBBank Ereignisse –EntscheidungenErfahrungen Borislav Bjelicic 2013

1923 – 2013

Geschichte der DVB Bank Einführung

Am 18. Juni 2013 besteht die DVB Bank seit Angefangen hat sie seinerzeit als Finanzdienstleister für die nunmehr 90 Jahren. Von 1923 bis 2013 hat Deutsche Reichsbahn. Bis 1988 steht sie noch zu 100 % im Eigentum der Deutschen Bundesbahn. Nach 1988 setzt durch sie ein bewegtes Leben gehabt. Die Bank von Teilprivatisierung der Rückzug des Alleineigentümers ein. 1995 heute ist nicht die Bank von damals. geht die Aktienmehrheit an die DZ BANK (die damals noch als DG BANK firmiert). Diese Veränderungen führen zu einer Lockerung langjähriger Bindungen im Bahngeschäft und zur Frage der Neupositionierung der Bank. Die Antwort hierauf ist die Ausweitung der Geschäftstätigkeit über den Landverkehr hinaus auf Luftverkehr und Seeschifffahrt und damit verbunden die Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten. Als Spezial- bank konzentriert sich die DVB auf eine Nische, doch ist diese Nische weltweit betrachtet ein riesiger Markt. Personen- und Güterverkehr sind seit Jahren Wachstumsbranchen. Der Güter- verkehr profitiert von der Globalisierung der Weltwirtschaft und der zunehmenden Dezentralisierung von Beschaffungs-, Pro- duktions- und Absatzbeziehungen über größere Entfernungen. Der Personenverkehr wird getrieben von wachsendem Wohl- stand und der damit verbundenen Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen. In den vergangenen Jahren ist es der DVB gelungen, in der Finanzierung von Flugzeugen, Seeschiffen, Schienenfahrzeugen und anderer mobiler Verkehrsmittel wie Containerboxen und Flugzeugtriebwerken eine weltweit führende Position zu erreichen. Von einem »No Name« wurde die Bank zu einem »Brand Name«. Die Marke DVB steht heute weltweit für Zuverlässigkeit und Kompetenz. Gleichzeitig hat sich dieser Weg auch in guten Finanzergebnissen niederge- schlagen. Und die Bank hat – mit Blick auf die Zukunft – noch vieles vor. Die Veränderungsgeschwindigkeit bleibt hoch.

1923 –1932 1933 –1945 1946 –1949 1950 –1973

Gründung und Entwicklung Die Bank in der Zeit des Neuanfang im westlichen Die Bank im deutschen der Bank in der Weimarer Nationalsozialismus Teil Deutschlands Wirtschaftswunder – Republik – Übernahme der Seite 24 – 33 Seite 34 – 39 verlässlicher Partner der Hausbankfunktion für die Deutschen Bundesbahn Deutsche Reichsbahn Seite 40 – 51 Seite 04 – 21 Zehn Fragen an: Zehn Fragen an: Kurt Müller Karl-Heinz Boldt Seite 52 – 53 Seite 22 – 23 90 Jahre DVB Bank 02 | 03

v Prof. Dr. Borislav Bjelicic, Leiter Unternehmenskommunikation und Verfasser der Geschichte der DVB Bank

Mit dieser Publikation soll der Blick auf die Geschichte der Die Bundesrepublik Deutschland erlebt nach ihrer Gründung Bank gerichtet werden. Bislang ist dies nur zweimal gesche- eine Zeit kontinuierlichen Wirtschaftswachstums (1950 –1973) hen: aus Anlass des 40-jährigen (Merten/Schmidt 1963) und mit einer damit verbundenen Wohlstandsexplosion. Der folgen- dann nochmals zum 50-jährigen Bestehen der Bank (Brestel de Zeitabschnitt (1974 –1988) ist vom Beginn der Globalisierung 1973). Seither sind vierzig Jahre vergangen und in diesen gekennzeichnet und endet mit dem für die Bank bedeutenden Jahren ist so vieles in der Bank und durch die Bank bewegt Einschnitt des Börsengangs. Ein ebenso bedeutendes Ereignis worden, dass es sich lohnt hierüber zu berichten. Aber auch für die Bank stellt die deutsche Wiedervereinigung dar. Es aus der früheren Geschichte gibt es neue Erkenntnisse, die folgen Jahre des Ausbaus der Geschäftstätigkeit in den Neuen auf jüngeren Forschungsergebnissen von Historikern beruhen Bundesländern (1989 –1996). Dieser Zeitabschnitt endet mit und hier vorgestellt werden sollen. Diese Publikation erhebt der Überprüfung der Geschäftsstrategie der Bank für die nicht den Anspruch einer vollumfänglichen, abschließenden kommenden Jahre. Die Antwort hierauf ist die Entwicklung zur Arbeit über die Geschichte der DVB Bank. Sie soll aber die Spezialbank für das internationale Transport Finance-Geschäft, wesentlichen Entwicklungen in der Unternehmensgeschichte die bis Ende 2003 abgeschlossen ist und seitdem konsequent der Bank mit ihren Höhen und Tiefen erzählen. Da Ereignisse weiter verfolgt wird (1997 – 2013). der Unternehmensgeschichte immer vor dem Hintergrund allgemeinpolitischer und gesellschaftlicher Veränderungen Neben ausgewählten Veröffentlichungen, die im Literatur- stattfinden und entsprechend zu bewerten sind, werden verzeichnis zusammengestellt sind, bilden die seit 1923 ebenso die großen Linien der deutschen und internationalen veröffentlichten Geschäftsberichte sowie die seit 1959 heraus- Geschichte nachgezeichnet. gegebene Mitarbeiterzeitung der Bank eine wichtige Quelle für die Unternehmensgeschichte der Bank. Geschichte wird Die Arbeit gliedert sich in verschiedene zeitliche Abschnitte. immer von Menschen gemacht, und Unternehmensgeschichte Im ersten Abschnitt (1923 – 1932) wird die Gründung und Ent- wird von den Mitarbeitern gemacht – vor 90 Jahren genauso wicklung der Bank in der Weimarer Republik dargestellt. Der wie heute. Daher kommen zusätzlich ehemalige und heutige nächste Abschnitt beleuchtet die Zeit des Nationalsozialismus Mitarbeiter der Bank zu Wort, die über ihre Erlebnisse und (1933 –1945). Nach der Stunde Null beginnt der Wiederaufbau Erfahrungen berichten, die sie zu bestimmten Zeitpunkten in der Bank im westlichen Teil Deutschlands (1946 – 1949). der Bank gemacht haben.

1974 –1988 1989 –1996 1997 – 2013 Anhang

Das deutsche Wirtschafts- Deutsche Wiedervereini- Entwicklung zu einer glo- Vorstands- und Aufsichts- wunder endet – Teilpriva- gung – Übernahme der balen Spezialbank für das ratsmitglieder tisierung und Börsengang Aktienmehrheit durch die internationale Transport Seite 100 – 101 der Bank DZ BANK – von der Bahn- Finance-Geschäft Seite 54 – 59 bank zur Verkehrsbank Seite 72 – 83 Filialen und Seite 64 – 71 Wechselstuben Zehn Fragen an: Zehn Fragen an: Seite 102 – 103 Arno Grunhold Wolfgang F. Driese Seite 60 – 63 Seite 84 – 87 Bilderverzeichnis David Goring-Thomas Seite 104 – 105 Seite 88 – 91 Richard Groeneveld Verwendete Literatur Seite 92 – 95 Seite 106 – 107 Marilyn Gan Seite 96 – 98 Impressum Seite 108 Schlussbemerkung Seite 99 h Zwei Telegramme vom 12. Mai 1923, in denen die Entscheidung über die Einigung auf den Namen der zu gründenden Bank mitgeteilt wird. Empfänger ist der Rechtsanwalt, der mit der Übertragung des Mantels der Pforzheimer Hypothekensicherungs-AG auf das neue Institut befasst ist; Absender sind Jacques Bronner, einer der Gründungsaktionäre und später erster stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bank, sowie Dr. Walter Prerauer, einer der ersten beiden Vorstandsmitglieder der Bank. 90 Jahre DVB Bank 04 | 05

1923 – 1932

Gründung und Entwicklung der Bank in der Ansammlung von Staaten und der Zusammenschluss zum Weimarer Republik – Übernahme der Haus- Deutschen Reich erfolgt erst 1871 – beginnen mit dem Aufbau staatseigener Bahnen. Von einer Koordination der Streckennet- bankfunktion für die Deutsche Reichsbahn ze kann keine Rede sein, so dass sich die ökonomischen Vor- teile der Eisenbahn nicht voll entfalten können. Aber selbst die Die Geschichte der DVB Bank beginnt mit der Gründung Gründung des deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 beendet der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank Aktiengesellschaft am nicht die Zersplitterung des Eisenbahnwesens. So betreiben 18. Juni 1923 in . Das Ende des Ersten Weltkriegs liegt Baden, Bayern, Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, Preußen, gerade einmal fünf Jahre zurück und das Deutsche Reich Sachsen und Württemberg weiterhin ihre Staatsbahnen. Aller- spürt als einer der Verliererstaaten weiterhin die Folgen. Dazu dings kommt es nach der großen Wirtschaftskrise von 1873 zu zählen neben den Gebietsverlusten, die neue Grenzziehungen einer Konsolidierung, als staatliche Länderbahnen in wirtschaft- nach sich gezogen haben, die Reparationsforderungen, die die liche Schwierigkeiten geratene Privatbahnen übernehmen. Siegermächte an das Deutsche Reich gestellt haben. Politisch Zwischen 1860 und 1890 erhöht sich der Anteil der staatlichen herrscht eine Zeit großer Unsicherheit. Während der Sturz Eisenbahnen am gesamten Streckennetz Deutschlands von der Monarchie für viele Menschen den Zusammenbruch der 58 % auf 92 % (Ambrosius 1984, S. 29). Die Industrialisierung gewohnten Ordnung markiert hat und sich daraus teilweise Deutschlands wird in jenen Jahren immer stärker durch die eine Ablehnung der neuen, demokratischen Ordnung speist, technische Weiterentwicklung des Eisenbahnwesens vorange- sehen andere in dem Umbruch der politischen Ordnung die trieben. Damit entwickeln sich die Eisenbahnen zu wichtigen Möglichkeit, neue Ideen zu propagieren und zu verwirklichen. Einnahmequellen für die Staaten. Natürlich haben die Eisenbah- So entstehen vor allem auf dem linken und rechten Rand starke nen für die Staaten – wie der Erste Weltkrieg zeigt – zudem eine Kräfte, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, um für ihre militärische Bedeutung als Transportmittel zur Beförderung von politischen Ziele zu werben. Eine dieser neuen Kräfte ist die Truppen und Militärgütern. NSDAP, die 1923 ihren ersten Parteitag in München abhält und zu diesem Zeitpunkt etwa 55.000 Mitglieder zählt. Auch die Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verschlechtert sich wirtschaftliche Lage bleibt schwierig. So macht sich 1923 die die wirtschaftliche Lage der Eisenbahnen. Aufgrund der ge- Inflation immer stärker bemerkbar, und sie wird sich schließlich sunkenen Wirtschaftsaktivitäten sind die Einnahmen rück- zu einer Hyperinflation ausweiten, die erst Ende 1923 mit der läufig. Außerdem müssen die Eisenbahnen einen Beitrag zur Einführung der Rentenmark beendet werden kann. Eingliederung von heimgekehrten Kriegsteilnehmern leisten. Nicht zuletzt die schlechte wirtschaftliche Lage der einzelnen Die Deutsche Reichsbahn, mit der die Gründung und Ent- Staatsbahnen nach dem Ersten Weltkrieg begünstigt schließlich wicklung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank auf das engste den Zusammenschluss zu einer gesamtdeutschen Eisenbahn- verbunden ist, ist 1923 ein bedeutender Wirtschaftsfaktor verwaltung. So kommt es in der Weimarer Republik am 1. April des Staates und zudem größter Arbeitgeber des Landes. Der 1920 im Rahmen des »Staatsvertrages über den Übergang der amerikanische Wirtschaftshistoriker Alfred C. Mierzejewski Staatseisenbahnen auf das Reich« zur Gründung der Deutschen hat die Deutsche Reichsbahn sogar als »Most Valuable Asset Reichsbahn (Gottwaldt 2011, S. 21 f.). Erst wenige Monate vor- of the Reich« bezeichnet. her – am 1. Oktober 1919 – war ein Reichsverkehrsministerium gegründet worden. Begonnen hat die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland mit der Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke Nürnberg – Problematisch für die wirtschaftliche Entwicklung der Reichs- Fürth im Jahr 1835. Danach entwickelt sich das Eisenbahn- bahn waren die deutschen Gebietsabtretungen nach Kriegs- wesen vor allem durch unternehmerische Initiativen. Aber ende, durch die ein Teil des Streckennetzes und damit auch einzelne deutsche Staaten – noch ist Deutschland eine entsprechende Güterverkehre verloren gingen. Der Versailler 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Otto Fischbeck, Mit-Initiator der Bankgründung und erster Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Verkehrs- Kredit-Bank AG

Vertrag hatte einige unmittelbare Gebietsabtretungen vorge- beförderung zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber sehen. Die größten betrafen Elsass-Lothringen (zu Frankreich), des Schienenverkehrs entwickelt. Der Luftverkehr befördert sowie den größten Teil Westpreußens und die Provinz Posen im gesamten Jahr 1923 auf 1.378 Flügen in Deutschland (beide an Polen). Daneben waren in einigen anderen Gebieten gerade einmal 8.507 Passagiere. Seine große Zeit wird erst Volksabstimmungen vorgesehen, die über ein Verbleiben bzw. nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnen. Nichtverbleiben im Deutschen Reich entscheiden sollten. Die bedeutendste Volksabstimmung betraf Oberschlesien. Konflik- Die Statistik des Schienenverkehrs zeigt, dass nicht nur ge- te nach der Volksabstimmung zwischen Deutschen und Polen waltige Mengen bewegt werden, sondern entsprechende in dieser Region, die ursprünglich zugunsten Deutschlands Zahlungsströme anfallen, die abgewickelt werden müssen. ausgegangen war, führten schließlich dazu, dass Oberschlesien Zu diesem Zweck bedient sich die Deutsche Reichsbahn eines geteilt wurde und ein Teil zu Polen kam, der unter anderem die bahnamtlichen Frachtstundungsverfahrens, wonach den Güter- oberschlesischen Kohlegebiete umfasste. Das Saargebiet wur- versendern alle anfallenden Frachten und Gebühren für einen de dagegen dem Völkerbund unterstellt, während die Kohlegru- begrenzten Zeitraum kreditiert werden. Diese Frachtstundung ben als Reparationsleistung Frankreich zugesprochen wurden. war bereits bei den verschiedenen Vorgängerbahnen der Deut- Für 1935 war eine Volksabstimmung vorgesehen, in der die schen Reichsbahn angewendet worden. Das Prinzip beschreibt Bevölkerung über die weitere Zukunft des Saargebiets ent- Viktor von Röll in der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens wie scheiden sollte. Das Rheinland einschließlich des Ruhrgebiets folgt: »Frachtenstundung ist die Kreditierung von Frachtbe- kam demgegenüber unter alliierte Verwaltung. Diese Entwick- trägen. Die Eisenbahn verzichtet auf sofortige Bezahlung der lungen waren insofern von Bedeutung, da die Kohle zu jener fälligen Frachten aus Gründen der Geschäftsvereinfachung Zeit nicht nur ein wichtiger Grundstoff der Stahlindustrie war, und zur Vermeidung unnötigen Bargeldumlaufs, indem sie die sondern der Energieträger schlechthin – auch für die Eisenbahn. gestundeten Frachten mit den Gutschriften des Stundungs- nehmers abrechnet und nur innerhalb bestimmter Zeiträume Trotz aller Probleme – die Deutsche Reichsbahn ist 1923 ein den Ausgleich mit dem Stundungsnehmer herbeiführt. (…) Gigant des Transportwesens. So verfügt sie am Ende des Die Gewährung der Stundung erfolgt allgemein gegen eine Rechnungsjahres 1922 über ein Streckennetz von 51.691 km zu bestellende Sicherheit« (Röll 1914, S.122). Unterschiede in (weitere 3.658 km werden von Privatbahnen betrieben). Auf der Ausgestaltung der Frachtstundung bei den Eisenbahnen dem Eisenbahnnetz sind über 31.000 Lokomotiven und fast bestanden im Wesentlichen in der Höhe der gewährten 700 Tausend Güterwagen im Einsatz. 470 Millionen Tonnen Frachtstundungsbeträge, der zeitlichen Ausgestaltung der beförderter Güter und knapp 3 Milliarden Passagiere im Jahr Abrechnung und der Bemessung der Sicherheiten. 1922 markieren ebenfalls die Bedeutung der Eisenbahn für Wirtschaft und Gesellschaft. Mit etwas über einer Million Ar- Die Deutsche Reichsbahn betreibt 1922 ein eintägiges sowie ein beitern und Beamten ist die Eisenbahn der wichtigste Arbeit- monatliches Frachtstundungsverfahren für ihre Güterverkehrs- geber des Deutschen Reichs (Statistisches Reichsamt 1925). kunden, wobei das Verfahren jedoch verwaltungsmäßig sehr aufwendig ist (Malotki 1935, S. 14 – 16). Um Möglichkeiten zur Demgegenüber spielen der Straßen- und Luftverkehr für den Verbesserung des Frachtstundungsverfahrens zu finden, initiiert Personen- und Güterverkehr noch keine nennenswerte Rolle. das Reichsverkehrsministerium eine Studienkommission unter Das »Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich 1925« Leitung von Otto Fischbeck, einem früheren Handelsminister nennt einen Bestand von 100.340 Kraftfahrzeugen für die der Preußischen Landesregierung, die die österreichische Eisen- Personenbeförderung und 51.736 Kraftfahrzeugen zur Lasten- bahnverwaltung im April 1923 in Wien besucht. Dort wird die beförderung. Aber es wird nicht lange dauern, bis sich abzeich- Frachtstundung seit Oktober 1922 durch eine Bank mit einem net, dass sich das Kraftfahrzeug in der Personen- und Güter- neuen Verfahren abgewickelt. 90 Jahre DVB Bank 06 | 07

h Firmenlogo ab 1923

Das Verfahren gestaltet sich danach wie folgt: »Gegen Sicher- heitsleistung erhalten die Frachtstundungsnehmer von der Kreditbank sogenannte Anweisungshefte, die laut Aufschrift auf dem Umschlag auf einen bestimmten Höchstbetrag begrenzt sind. Die Frachtkunden bezahlen nun mit diesen Anweisungen bei den Güterabfertigungsstellen ihre jeweils aufkommenden Frachten, indem sie das Anweisungsheft dem Bahnbeamten vorlegen, der eine Anweisung über den entsprechenden Betrag ausfüllt und dem Heft entnimmt. Kassentechnisch werden diese Anweisungen bei den Dienststellen der Bahn wie Bargeld behandelt. Nach Ablauf der halbmonatlichen Stundungsperiode reicht die Bahn die angenommenen Anweisungen gesammelt der Kreditbank ein mit der Weisung, ihr binnen einer bestimm- ten kurzen Frist den Gesamtwert zu vergüten« (Kaatz 1927, S. 5).

Nach ihrer Rückkehr empfiehlt die Studienkommission die Ein- führung dieses bankmäßigen Frachtstundungsverfahrens, doch die hierfür notwendige Bank muss erst noch geschaffen wer- den. Fischbeck gelingt es, mehrere Banken und Investoren für das Projekt zu interessieren. Am 17. Mai 1923 kommt es zu ei- h Bürogebäude der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank nem entsprechenden Vertragsabschluss zwischen der von der in der Markgrafenstraße, Berlin (von 1925 bis 1936) Reichsbahndirektion vertretenen Deutschen Reichsbahn und der zu gründenden Bank, deren Interessen von Otto Fischbeck vertreten werden. Am 18. Mai gibt die Reichsbahndirektion mit Der erste Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank ihrer Unterschrift ihre Zustimmung zu dem Geschäftsvertrag, besteht aus den Herren Ernst Schlesinger und Dr. Walter der eine Laufzeit von zehn Jahren hat. Am 25. Mai 1923 wird Prerauer. 1924 wird Richard von Schaewen als drittes Vor- der Vertrag vom Reichsverkehrsministerium unter der Voraus- standsmitglied aufgenommen. Otto Fischbeck wird Vorsitzen- setzung genehmigt, dass die Gründung der Bank erfolgt (Kaatz der des ersten Aufsichtsrats. Sitz der neuen Gesellschaft ist 1926, S. 2 – 3). Berlin; die ersten Geschäftsräume befinden sich zunächst in der Bellevuestraße, später erfolgt ein Umzug in die Schadow- Die interessierten Partner (Gründungsaktionäre sind die Dresd- straße 6/7, wo die Bank bis Februar 1925 bleibt (DVKB Zeitung ner Bank, das Bankhaus S. Bleichröder, die Kur- und Neumärki- Nr. 3/1960). Anschließend bezieht die Zentrale der Deutschen sche Ritterschaftsbank, das Kali-Syndikat und Kommerzienrat Verkehrs-Kredit-Bank neue Geschäftsräume in einem Ge- Jakob Bronner) gründen daraufhin durch Gesellschaftsvertrag schäftshaus in der Markgrafenstraße 46/Ecke Französische und Errichtung einer Satzung am 18. Juni 1923 die Deutsche Straße. Verkehrs-Kredit-Bank Aktiengesellschaft, die am 1. Juli 1923 ihre Tätigkeit aufnimmt. Damit das Gründungsverfahren schnell Die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank wird im Rahmen des Ver- erfolgen kann, wird der Mantel einer seit dem 1. Juli 1918 trages verpflichtet, in jedem Direktionsbezirk der Reichsbahn bestehenden, aber ruhenden Bank – der Pforzheimer Hypo- eine Abrechnungsstelle für die Frachtstundung zu schaffen, thekensicherungs-AG – benutzt und auf »Deutsche Verkehrs- die für die Frachtabrechnung in diesem Direktionsbezirk verant- Kredit-Bank« umfirmiert.(Kaatz 1926, S. 2 – 4). wortlich sein soll. Da die neu gegründete Bank so schnell 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Dr. Walter Prerauer h Richard von Schaewen h Ernst Schlesinger

Der erste Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank

keine eigenen Abrechnungsstellen aufbauen kann, vergibt Im Gründungsjahr der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank sie die Abrechnungsaufgaben zunächst an fremde Banken, ist Deutschland von einer Geldentwertung betroffen, die die hierfür eine Vergütung erhalten. Im zweiten Halbjahr 1923 schließlich in einer Hyperinflation mündet. Vordergründig ist werden unter Mitwirkung von neun namhaften Banken – hierfür die zunehmende und zuletzt unkontrollierte Auswei- darunter auch die beiden Gründungsaktionäre Dresdner Bank tung der Geldmenge durch die verantwortlich. und S. Bleichröder – 28 Abrechnungsstellen aufgebaut (Kaatz Die tiefere Ursache liegt jedoch in der Art und Weise der 1926, S. 35). Finanzierung der deutschen Militärausgaben während des Ersten Weltkriegs einschließlich der Folgelasten nach Kriegs- Die meisten Abrechnungsstellen werden später in eigenstän- ende begründet (James 1998, S. 46). Während des Krieges dige Banken umgewandelt, wobei die Deutsche Verkehrs- hatte das Kaiserreich seine Ausgaben für die Kriegsführung Kredit-Bank als Gesellschafter einsteigt. Das einheitliche kaum über Steuern finanziert, sondern sich vor allem über Beteiligungsschema sieht dabei vor, dass die Deutsche Ver- Kriegsanleihen bei seinen Bürgern stark verschuldet. Der kehrs-Kredit-Bank jeweils mit 50 % und die Partnerbank(en) Rest wurde durch weitere staatliche Schulden in Form von mit weiteren 50 % beteiligt ist/sind. So wird zum Beispiel in Schatzwechseln etc. finanziert. Hintergrund war die Über- München die Bayerische Verkehrs-Kredit-Bank AG gegründet. legung, nach dem Ende des Krieges, den man zu gewinnen Hier halten die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank glaubte, von den dann unterlegenen Staaten sämtliche sowie die Bayerische Vereinsbank als Partner zusammen die Kriegskosten durch Reparationszahlungen erstattet zu be- Hälfte der Geschäftsanteile. Im Direktionsbezirk Königsberg/ kommen und damit alle staatlichen Schulden zurückführen Ostpreußen entsteht unter Beteiligung der Dresdner Bank zu können (vgl. Blaich 1994, insbesondere S. 38 ff., sowie die Ostpreußische Verkehrs-Kredit-Bank AG (Kaatz 1926, Ambrosius 2005, S. 302 – 303). S. 36 – 37). Dies war ein Trugschluss, und am Ende des Krieges war Darüber hinaus wird weiteren Banken das Recht eingeräumt, Deutschland verpflichtet, Reparationsleistungen zu erbrin- auf Antrag als sogenannte Abgabestelle am Frachtstun- gen. Verschiedene Kriegsfolgelasten wie die Versorgung dungsverfahren teilzunehmen. Diese Banken können für ihre von Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen führten zu eigenen Kunden die Teilnahme am Frachtstundungsverfahren zusätzlichen Staatsausgaben. Zur Vermeidung von Massen- organisieren, ohne dass der Kunde hierfür zu einer als Abrech- arbeitslosigkeit nach der Rückkehr ehemaliger Frontsoldaten nungsstelle fungierenden Bank wechseln musste. Hintergrund griff der Staat mit Unterstützungsmaßnahmen ein. Dem- hierfür war, dass das Reichsverkehrsministerium das Entste- gegenüber standen stark gesunkene Staatseinnahmen, da hen einer Monopolstellung der Deutschen Verkehrs-Kredit- die Industrieproduktion unmittelbar nach Kriegsende weit Bank in dem neuen, bankmäßigen Frachtstundungsverfahren unter dem Vorkriegsniveau lag, so dass sich das Staatsdefizit vermeiden wollte (Malotki 1935, S.14 – 19). ausweitete. Dadurch, wie auch durch die Fortführung der Bedienung der Kriegsanleihen nach dem Zusammenbruch des Nachdem die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank ihre Tätigkeit Kaiserreichs, stiegen die Staatsschulden stetig an. 1919 kam aufgenommen hat, entwickelt sich das neue Verfahren zu- es zwar zu verschiedenen Steuererhöhungen mit dem Ziel, nächst parallel zum Frachtstundungsverfahren der Deutschen die Einnahmesituation des Staates zu verbessern, aber schon Reichsbahn. Das ändert sich erst am 23. Januar 1925 durch bald konzentrierte sich die Politik erneut auf die Förderung einen entsprechenden Beschluss des Verwaltungsrates der der Beschäftigung, was wiederum wachsende Ausgaben zur (im Oktober 1924 gegründeten) Deutschen Reichsbahn-Gesell- Folge hatte. Schließlich erhielt der Reichsfinanzminister über schaft, in dem die Übernahme der gesamten Frachtstundung entsprechende Gesetzesmaßnahmen uneingeschränkten Zu- der Reichsbahn durch die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank gang zu Reichsbankkrediten zur Finanzierung der wachsenden beschlossen wird. Defizite, was ab 1921 den Inflationsprozess in Gang setzte. 90 Jahre DVB Bank 08 | 09

h Eisenbahnverkehr in der Weimarer Republik – Dampflokomotive 39 151 (BR 39) der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft 1931

Berlin ist in den zwanziger Jahren So wird 1847 in Berlin von Werner Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank. Die des 20. Jahrhunderts das Finanzzen- Siemens und Johann Georg Halske die Aktionäre der Bank repräsentieren die trum des Deutschen Reichs (vgl. im »Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens ersten Adressen des Berliner Finanz- folgenden Berghoff 2002; James 2002). & Halske« gegründet. Der Eisenbahn- markts. S. Bleichröder und J. Mendel- Seinen Aufstieg hierzu verdankt Berlin boom macht die Aktiengesellschaft sohn & Co. zählen zu den größten der Entwicklung des Eisenbahnwesens als Gesellschaftsform auch für andere Privatbanken Deutschlands. Die 1851 und der damit zusammenhängenden Unternehmen, die im Zuge der Indust- gegründete Disconto-Gesellschaft, die Industrialisierung ab 1840. Der Aufbau rialisierung entstehen, populär. Schließ- 1929 mit der Deutschen Bank fusioniert von Eisenbahngesellschaften erfordert lich entstehen auch Aktienbanken, die wird, gehört mit der Dresdner Bank, einen erheblichen Kapitaleinsatz, der den bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Darmstädter und Nationalbank, zunehmend über die Ausgabe von »dominierenden Privatbanken und der Bayerischen Vereinsbank und der Aktien finanziert wird. Während der Fi- Staatsinstituten in Hinblick auf die Commerz- und Privatbank zu den füh- nanzplatz Frankfurt dieser Entwicklung Fähigkeit zur Kapitalmobilisierung weit renden Kreditbanken. skeptisch gegenübersteht und sich überlegen« sind (Berghoff 2002, S. 89). weiterhin auf das Traditionsgeschäft Berlin wird zum Zentrum des Aktien- mit Staatsanleihen konzentriert, sind geschäfts in Deutschland und das 1860 bereits 87 Eisenbahngesellschaf- entsprechende Wachstum der Berliner ten an der Berliner Börse notiert. Berlin Börse zusammen mit der räumlichen besitzt außerdem als Zentrum des Lo- Nähe zur in Berlin ansässigen Zentral- komotivenbaus, aber auch als wichtiger bank des Deutschen Reichs sind die Standort des Maschinenbaus und der beiden wesentlichen Gründe für die Elektroindustrie eine führende Stellung Bedeutung als Finanzzentrum in diesem Industrialisierungsprozess. zum Zeitpunkt der Gründung der 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Als das Vertrauen der Bevölkerung in die Währung abnahm, eine Flucht in die Sachwerte begann und damit die Umlauf- geschwindigkeit des Geldes immer größer wurde, war der Hyperinflation Tür und Tor geöffnet. Alles endet schließlich schlagartig mit Einführung der Rentenmark im Oktober 1923 und einer anschließenden Währungsreform im August 1924, durch die die Reichsmark eingeführt wird. Hauptverlierer waren die Besitzer von Geldvermögen. Auf der Gewinnerseite standen private Kreditnehmer sowie der Staat, weil sich ihre Schulden durch die Inflation quasi in Luft auflösten. Der einzig positive Effekt ist eine Inflationskonjunktur, die mit der Stüt- zung des Arbeitsmarktes beginnt und zu einer Ausweitung des volkswirtschaftlichen Produktionsapparates führt.

Die Geldentwertung bereitet der gerade erst gegründeten Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank große Probleme bei der Durchführung des Frachtstundungsverfahrens. Ein Mitarbeiter erinnert sich hieran wie folgt: »eine besondere Schwierigkeit bereitete (…) bei der immer stärker werdenden Inflation die Stellung von Sicherheiten, die ja durchweg auf Papiermark lau- teten. Fast immer war die Sicherheit am Ende der Stundungs- periode nicht mehr ausreichend. Bis zum Schluss der Inflation beschränkte sich der Kundenkreis daher auf wenige solvente Firmen« (Franz Schneider in der DVKB Zeitung Nr. 14/1962).

Der Schriftsteller Stefan Zweig, der 1934 Nazideutschland verlässt, sah in der Inflation sogar einen tieferen Grund für die spätere Machtergreifung Hitlers und den Hass auf die Weimarer Republik und ihre führenden demokratischen Politi- ker, denn: »Die meisten, die riesige Masse hatte verloren. Aber verantwortlich gemacht wurden nicht die den Krieg verschul- det, sondern die opfermütig – wenn auch unbedankt – die Last der Neuordnung auf sich genommen. Nichts hat das deutsche Volk – dies muss immer wieder ins Gedächtnis gerufen wer- den – so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation. (…) eine ganze Generation hat der deutschen Republik diese Jahre nicht vergessen (…)« (Zweig 1958, S. 288 – 289).

1923 lasten auf Deutschland noch umfangreiche Reparations- forderungen. Während unmittelbar nach Kriegsende bereits h Banknoten der Inflationszeit 1923 umfangreiche Sachleistungen erfolgt sind – so werden aus 90 Jahre DVB Bank 10 | 11

k Der erste Geschäftsbericht der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1924) dem Eisenbahnbereich ca. 5.000 Lokomotiven und 150.000 Da die Deutsche Reichsbahn wieder ein hochprofitables Un- Güterwagen als Reparationen an die Siegerstaaten abgegeben ternehmen geworden ist, sollen ihre Gewinne zur Bezahlung (Ambrosius 1984, S. 77) – konzentrieren sich jetzt die Forderun- von Reparationslasten verwendet werden. Wesentlicher gen auf Geldleistungen. Die damit verbundenen Reparations- Bestandteil des Dawes Plans ist die Belastung der Reichs- verhandlungen werden dabei von unterschiedlichen Interessen bahn mit Reparationsschuldverschreibungen, die an einen geleitet. Frankreich ist vor allem an hohen Reparationszahlungen Treuhänder als Vertreter der Gläubigerstaaten ausgegeben interessiert, während sich die Regierungen der Weimarer werden sollen. Diese Schuldverschreibungen sind zu verzinsen Republik in den Verhandlungen aufgrund der wirtschaftlichen und nach einem festgelegten Zeitplan zu tilgen (vgl. hierzu Probleme um eine Verminderung der Reparationslasten bemü- ausführlich Ruser 1981). Um die Finanzlage des Unternehmens hen. 1921 werden die Reparationen im Rahmen des Londoner über eine Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung jederzeit Ultimatums abschließend auf 132 Milliarden Goldmark festge- mit Sicherheit feststellen zu können, muss die Reichsbahn legt und ein entsprechender Zahlungsplan aufgestellt (James aus dem Staatshaushalt herausgelöst und in ein Wirtschafts- 1998, S. 48). Frankreich drängt danach auf Sicherstellung der unternehmen überführt werden, um eine kaufmännische Zahlungen. Als man dies Anfang 1923 nicht mehr gewähr- Wirtschaftsführung gewährleisten zu können. In einem ersten leistet sieht, besetzen französische Truppen gemeinsam mit Schritt wird am 12. Februar 1924 zunächst das Staatsunter- belgischen Truppen das Ruhrgebiet. Die Weimarer Regierung nehmen »Deutsche Reichsbahn« geschaffen. Am 11. Oktober reagiert mit einem sogenannten passiven Widerstand. Der führt 1924 wird schließlich die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft dazu, dass Eisenbahner aus Frankreich und Belgien den Betrieb (DRG) gegründet, die nach rein kaufmännischen Prinzipien der ausgewiesenen deutschen Eisenbahner übernehmen. geführt werden soll. Das kommt auch in den Leitungsorganen zum Ausdruck. Die Gesellschaft wird von einem Vorstand, Sowohl die Inflation als auch die Ruhrbesetzung prägen somit bestehend aus einem Generaldirektor und weiteren Direkto- im Jahr 1923 die gesellschaftliche Diskussion in Deutschland ren, von denen einer als Stellvertreter des Generaldirektors und ermuntern radikale Kräfte von links und rechts zu Putsch- fungiert, geführt. Ein Verwaltungsrat bildet das Aufsichtsorgan versuchen gegen die Weimarer Republik. Im Oktober 1923 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Der erste General- unternimmt die Kommunistische Partei Deutschlands Umsturz- direktor wird der vormalige Reichsverkehrsminister Rudolf versuche, im November folgt der Hitler-Putsch. Diese Umsturz- Oeser, während der Unternehmer Carl Friedrich von Siemens versuche können letztlich aber niedergeschlagen werden. Präsident des Verwaltungsrats wird. Im Verwaltungsrat sind gemäß dem Dawes Plans auch vier Ausländer (je ein Belgier, Die Hyperinflation kann schließlich mit Einführung der Renten- Brite, Franzose und Italiener) vertreten. Dem Verwaltungsrat mark am 15. November 1923 schlagartig beendet werden. An- zur Seite gestellt ist ein Eisenbahnkommissar, der weitgehende fang 1924 kommt Bewegung in die Reparationsverhandlungen Überwachungsrechte erhält. 1926 wird Julius Dorpmüller nach mit der Einsetzung eines internationalen Sachverständigen- dem Tod Rudolf Oesers neuer Generaldirektor, wobei Carl ausschusses unter Leitung von Charles Dawes, der unter Friedrich von Siemens diese Ernennung im Rahmen einer zufäl- Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation Deutschlands lig am Todestag Oesers stattfindenden Verwaltungsratssitzung einen neuen Plan für die Reparationszahlungen erstellen soll. initiiert; damit will er der möglichen Ernennung eines Politikers Ergebnis ist der Dawes Plan, der im April 1924 vorgestellt zuvorkommen (Siemens 1962, S. 206 f., sowie S. 219). und im August vom Reichstag angenommen wird. Durch den Dawes Plan kommt die Räumung des Ruhrgebiets in Sicht, die Die Herauslösung der Reichsbahn aus dem Haushalt des dann im Juli 1925 tatsächlich erfolgt. Vor allem aber steht die Reichsfinanzministeriums führt zu der Notwendigkeit, die Reichsbahn als Träger von Reparationslasten im Mittelpunkt umfangreichen Geld- und Finanzströme selbst zu organisieren. des neuen Reparationsplans. In dieser Situation kommt zunächst die Idee auf, eine selbst- ständige Bankabteilung bei der Reichsbahn zu schaffen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

k Aktien der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1924 – 1925)

Als schließlich Mitte Juni 1924 die Reichsbahn unerwartet das Angebot erhält, ein Aktienpaket im Umfang von 40 % des Ak- tienkapitals der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank von einem in Schwierigkeiten geratenen Großaktionär zu übernehmen, bietet sich ihr die Gelegenheit, ihren Geldverkehr über eine bereits etablierte Bankorganisation regeln zu lassen. Die Reichsbahn entscheidet sich grundsätzlich für eine Beteiligung, verlangt aber Nachbesserungen des Vertrages über das Frachtstun- dungsverfahren, die Verschaffung einer absoluten Mehrheit am Aktienkapital und die Aufnahme weiterer angesehener Berliner Bankhäuser in den Aktionärskreis. Zum 24. Juni 1924 gelangen zunächst 51 % des gesamten Aktienkapitals in die Hände der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Im Zuge einer am 30. September 1924 beschlossenen Kapitalerhöhung kann die Reichsbahn ihren Anteil durch Ausübung der Bezugsrechte aus dem bereits erworbenen Aktienpaket und weitere Zukäufe auf 66 % erhöhen. Zudem werden vier neue Banken aufgenom- Gesellschaft die Beweggründe zum Einstieg der Reichsbahn men: die Deutsche Bank, die Darmstädter und Nationalbank, in die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank im Jahr 1924 wie folgt: die Commerz- und Privatbank und die Reichs-Kredit-Gesell- »Der Verwaltungsrat hat eingehend in einer seiner ersten Sit- schaft (Dokument 2). zungen die Frage geprüft, ob es richtiger sei, in der Gesellschaft selbst (gemeint ist die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft, Zwischen der Reichsbahnverwaltung als Großaktionär, der Anm. d. Verf.) eine besondere Abteilung für die Geldgebarung Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank und dem Bankenkonsortium zu schaffen oder die bestehende Bank für diese Zwecke zu be- aus alten und neuen Aktionären wird bereits vor der Durchfüh- nutzen. Es bedarf keines Beweises, dass die bisherigen Kräfte rung der Kapitalerhöhung eine Vereinbarung getroffen, in der in der Gesellschaft, also die alte Beamtenschaft, weder ausrei- Handlungsrichtlinien für die Anlage von Reichsbahngeldern chen würden, noch sich dafür eigneten. (…) Der Verwaltungsrat festgelegt werden. Darin wird die Rolle der Bankenaktionäre kam daher zu dem Beschluss, die Bank als geldverwaltende folgendermaßen beschrieben: »Ohne die Freiheit der Reichs- Stelle für die Gesellschaft auszubauen und ihr irgend welche bahn, an welche Stelle sie ihre verfügbaren Gelder geben will, eigenen Bankgeschäfte, die sie angefangen hatte, grundsätzlich zu beschränken, aber in der Erwartung, dass diese Gelder im zu verbieten. (…) Die Verkehrs-Kredit-Bank ist also nicht als ein erheblichen Maße der Bank (i. e. Deutsche Verkehrs-Kredit- eigenes und selbstständiges Bankinstitut anzusprechen, son- Bank, Anm. d. Verf.) zufließen werden, besteht im Interesse der dern als eine Abteilung der Gesellschaft« (Dokument 5). Liquidität der Bank grundsätzliche Einigkeit darüber, dass diese Gelder in erster Linie den im Konsortium vertretenden Instituten Am 23. Januar 1925 beschließt der Verwaltungsrat der zugeführt werden sollen, insoweit diese Banken bereit sind, die Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft der Deutschen Verkehrs- von erstklassigen Geldnehmern gebotenen Sätze zu bewilligen. Kredit-Bank sowohl die gesamte Frachtstundung der Reichs- Die Bank wird diese Gelder nach den ihr bekannten Konsortial- bahn als auch die Organisation des gesamten Geldverkehrs der quoten dem Konsortium anbieten und verteilen« (Dokument 1). Reichsbahn und die Verwaltung eines Teils der Reichsbahngel- der zu übertragen. Wörtlich heißt es »Der Verwaltungsrat der In einem späteren Schreiben an den belgischen Reparations- Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft ist damit einverstanden, treuhänder Léon Delacroix erläutert Carl Friedrich von Siemens, dass die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank in Berlin die Geschäfte Präsident des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn- der Frachtstundung übernimmt unter der Voraussetzung, dass 90 Jahre DVB Bank 12 | 13

die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank sich nicht mit allgemeinen engere Zusammenarbeit mit der Reichsbank: »In dem größten Bankgeschäften befasst und sich demgemäß nicht als allge- Teil der Reichsbahndirektionsbezirke werden die Einnahmen meines Kreditinstitut entwickelt. Der Verwaltungsrat ist ferner der Eisenbahnkassen uns über Reichsbankgiro zugeleitet, wie damit einverstanden, dass die Reichsbahn-Gesellschaft nach umgekehrt die für regelmäßige Zahlungen notwendigen Be- ihrem Ermessen flüssige Gelder der Deutschen Verkehrs- träge auf dem gleichen Wege den Kassen zugeführt werden. Kredit-Bank zur bankmäßigen Verwaltung überlässt. Diese Außerdem wirkt die Reichsbank bei der Anlage der uns zur Gelder dürfen durch die Bank aber nur an anerkannte und Verfügung stehenden Gelder in verstärktem Umfange mit« angesehene Banken weitergegeben werden« (Dokument 3). (Geschäftsbericht 1927 – 28). Und die Reichsbank stellt in einem Schreiben an die Hauptverwaltung der Deutschen Allerdings können die Anlagen nur kurzfristiger Natur sein, um Reichsbahn-Gesellschaft im Januar 1928 fest: »Soweit wir jetzt jederzeit die Liquidität der Reichsbahn zu gewährleisten. Daher zu übersehen vermögen, scheint uns damit die Beteiligung der werden die Reichsbahngelder bevorzugt als Tagesgeld und Reichsbank an der Bewirtschaftung der Reichsbahngelder (…) in Ausnahmen auch als Monatsgeld angelegt. Eine Anlage in in befriedigender Weise sichergestellt« (Dokument 6). Devisen und Effekten ist wegen des Kursrisikos nicht vorgese- hen. Mit Hilfe der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank kann auch Wie schon erwähnt, beinhaltet der Beschluss des Verwal- der interne Zahlungsverkehr zwischen den Kassenstellen der tungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft vom Reichsbahn rationalisiert bzw. beschleunigt werden, wodurch 23. Januar 1925 auch die Übertragung der gesamten Fracht- Zinsvorteile entstehen (Kaatz 1927, S. 11 – 12; S. 32 f.). stundung an die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank. Bereits am 1. März 1925 wird die von der Reichsbahn noch selbst ange- Die Übertragung der Verwaltung der Reichsbahngelder stößt botene monatliche Frachtstundung aufgehoben, während die jedoch beim Präsidenten der Deutschen Reichsbank, Hjalmar eintägige Frachtstundung noch eine Zeitlang für die bisherigen Schacht, auf Ablehnung. Da er die Politik verfolgt, sämtliche Teilnehmer beibehalten wird. Am 1. März 1925 werden au- öffentlichen Gelder unter die Kontrolle bzw. zentrale Verwal- ßerdem die Abgabestellen aus dem Bankstundungsverfahren tung der Reichsbank zu bringen, versucht er Einfluss auf die herausgenommen. Jetzt sind nur noch die Abrechnungsstellen Geldverwaltung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft zu der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in den Reichsbahndirekti- nehmen. Bereits am 17. März 1925 findet hierzu ein Gespräch onsbezirken für Zahlungen und Abrechnungen im Rahmen der in der Reichsbank statt, an dem neben Reichsbankpräsident Frachtstundung zuständig. Diese Abrechnungsstellen werden Schacht die Herren Otto Fischbeck, Ernst Schlesinger und nach und nach in Zweigniederlassungen der Deutschen Alexander Jahn (von der Reichsbahn) teilnehmen. In dem Verkehrs-Kredit-Bank umgewandelt. Sofern die Abrechnungs- Gespräch bemängelt Schacht »die dezentralisierte Verwaltung stellen als eigenständige Banken auf Basis einer 50:50 Beteili- der Gelder, welche er im Interesse der einheitlichen Übersicht gung von Deutscher Verkehrs-Kredit-Bank und einer/mehrerer über den Geldmarkt für nachteilig und schädlich hält« (Doku- Partnerbank(en) organisiert waren, werden die Partner abge- ment 4). Die Reichsbahn lehnt zunächst sein Angebot, Über- funden. Die entsprechenden Umwandlungen werden bis Ende schussliquidität ausschließlich bei der Reichsbank anzulegen, 1925 abgeschlossen. Die Zweigniederlassungen in Essen, Köln ab. Später kommt es aber doch noch zu einem Kompromiss, und Elberfeld sind die ersten eigenen Neueröffnungen der wonach die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank gehalten wird, Bank. Im Frachtstundungsgeschäft werden jetzt auch verlän- einen namhaften Teil der von ihr verwalteten Gelder auf einem gerte Frachtkredite vergeben, das heißt insbesondere Großver- Konto bei der Deutschen Golddiskontbank anzulegen, das sie ladern werden längere Stundungszeiträume zugestanden. Ab im Mai 1927 eröffnet (Geschäftsbericht 1926 – 27; Mierzejew- 1925 bietet die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank Kleinbahnen, ski 1999, S. 275 – 277). Im Geschäftsbericht 1927 – 28 (1. Juli sowie Industrie- und Werksbahnen die Anwendung ihres 1927 bis 30. Juni 1928) berichtet die Bank über eine jetzt noch Frachtstundungsverfahrens an. Auch beginnt die Bank mit 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Aktenvermerk über die Verwaltung von Reichsbahngeldern vom 25. September 1924 – Unterschrieben haben Alexander Jahn (Reichsbahnverwaltung), Ernst Schlesinger, Dr. Walter Prerauer und Richard von Schaewen (Vorstandsmitglieder der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank) und Otto Fischbeck (Vorsitzender des Auf- sichtsrats der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank); mit »S. Bleich- röder« hat vermutlich Paul von Schwabach im Namen des an der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank beteiligten Bankenkonsortiums und als Vertreter des Hauses Bleichröder im Aufsichtsrat der Bank unterschrieben. 90 Jahre DVB Bank 14 | 15

v Information eines Kunden über die in Anspruch genommene Frachtstundung an die Filiale Essen der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1927) der Gewährung von Krediten an Lieferanten der Reichsbahn. Richtung mit einer Junkers W 33 von Baldonnel (Irland) nach Das Frachtstundungsverfahren wird außerdem in verschiedenen Greenly Island (Neufundland). Schnelligkeit spielt auch in der Punkten inhaltlich weiterentwickelt (Kaatz 1926, S. 12 f., S. 29, interkontinentalen Passagierschifffahrt eine große Rolle. Im S. 37 – 38; Kaatz 1927, S. 37 – 41; Malotki 1935, S.17 – 19). Juni 1929 gelingt es dem Dampfschiff »Bremen« auf seiner Jungfernfahrt das blaue Band für die schnellste Atlantikfahrt Im Zuge einer am 25. Oktober 1925 beschlossenen Erhöhung zu gewinnen. des Aktienkapitals von zwei auf vier Millionen Mark erhöht die Reichsbahn ihren Anteil auf 75 % (Kaatz 1927, S. 8). Im Rah- Aufgrund des Frachtstundungsgeschäfts, das zum 30. Juni 1926 men dieser Kapitalerhöhung scheiden einige Aktionäre aus, bereits 17.129 Stundungsnehmer umfasst (Geschäftsbericht andere kommen hinzu. Im Jahr 1927 gehören neun Banken 1925 – 26), wird die Kundenbasis der Deutschen Verkehrs- zum Aktionärskreis: Dresdner Bank, Bankhaus S. Bleichröder, Kredit-Bank ständig größer. Einer der großen Frachtversender Darmstädter- und Nationalbank (DANAT Bank), Commerz- und in Deutschland ist die deutsche Geschäftsstelle der Spedition Privatbank, Reichs-Kredit-Gesellschaft, Diskonto-Gesellschaft, Schenker. Das 1872 von Gottfried Schenker (1842 – 1901) Mendelsohn & Co., Bayerische Hypotheken- und Wechselbank mit zwei Partnern (Moritz Hirsch und Moritz Karpeles) in und Bayerische Vereinsbank. Bis zum Ende des Zweiten Wien gegründete Unternehmen Schenker & Co. war bis Weltkriegs 1945 wird nur noch einmal – zum 1. Juli 1931 – eine zum Ende des Ersten Weltkriegs stark gewachsen. Nach Erhöhung des Aktienkapitals (von vier Millionen auf zwanzig der militärischen Niederlage der Mittelmächte Deutschland Millionen Reichsmark) durchgeführt werden. Die Deutsche und Österreich-Ungarn kommt es zu neuen Grenzziehungen, Reichsbahn ist zum Schluss Eigentümer sämtlicher Aktien, wodurch neue Transportverbindungen entstehen. Durch den bis auf einige wenige Aktien, die 3.000 Reichsmark des Grund- Zerfall der Donaumonarchie Österreich-Ungarn verliert Wien kapitals repräsentieren (Dokument 9). als eines der Wirtschaftszentren Europas stark an Bedeutung, während Berlin trotz der deutschen Niederlage an Bedeutung 1926 übernimmt die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank den Be- gewinnt. Daher wird 1919 in Berlin eine deutsche Schenker trieb der Wechselstuben an den Bahnhöfen. Das Standortnetz Geschäftsstelle gegründet, die rechtlich unabhängig, aber in der Wechselstuben wird danach aktiv ausgebaut und noch für wirtschaftlicher Hinsicht von der Wiener Zentrale abhängig ist. einige Jahrzehnte bei der Bank bleiben, bis es im Jahr 1996 in Der Geschäftsführer, Marcell Holzer, der gleichzeitig Teilhaber der ReiseBank AG verselbstständigt und im Jahr 2003 an die ist, beginnt schnell zu expandieren, auch wenn die Wiener DZ BANK verkauft wird. Die Wechselstuben der zwanziger Jah- Zentrale damit nicht immer einverstanden ist. War man 1919 re befinden sich an allen wichtigen Bahnhöfen, die Ausgangs- mit 18 Geschäftsstellen vertreten, ist man 1923 bereits an 126 bzw. Endpunkt internationaler Bahnverbindungen sind, sowie an Standorten präsent. Die Expansion erfolgt über Bankkredite. verschiedenen Grenzbahnhöfen. Im internationalen Verkehr in Nach dem Ende der Inflation 1923 zeigen sich jedoch Überka- Europa steht die Eisenbahn noch unangefochten an der Spitze. pazitäten, die Finanzprobleme nach sich ziehen (vgl. im folgen- den zur Geschichte der Spedition Schenker ausführlich Matis/ Der Luftverkehr spielt im internationalen Verkehr noch keine Stiefel 1995 sowie Matis/Stiefel 2002). große Rolle, doch kommt es 1926 mit Gründung der Deut- schen Lufthansa zu einer ersten Konsolidierung im Luftver- 1925 erhält Schenker einen Großkredit von der Deutschen kehr. Die technische Entwicklung unter der Überschrift »höher, Verkehrs-Kredit-Bank über 15 Millionen Mark, von dem ein schneller, weiter« schreitet im Luftverkehr unaufhaltsam Teil an Schenker in Wien weitergereicht wird. Dieses Darle- voran. Eine Sensation ist im Mai 1927 die Nonstop Atlantik hen wird dabei verknüpft mit einer Werbeverpflichtung für die Alleinüberquerung durch Charles Lindbergh von New York Deutsche Reichsbahn. Als Sicherheit für das Darlehen dient nach Paris. Schon im April 1928 gelingt drei Piloten (Hünefeld, der in Deutschland vorhandene Geschäftsbesitz in Form von Köhl, Fitzmaurice) der erste Atlantikflug in umgekehrter Immobilien und Beteiligungen usw. 1926 und 1927 erhält die 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

deutsche Schenker Gesellschaft nochmals Kredite in Höhe Brüning, von Papen, von Schleicher) regiert, die zunehmend von drei bzw. 3,5 Millionen Mark, sodass sich der Gesamt- mittels Notverordnungen regieren, das heißt Gesetze, die keine kredit schließlich auf 21,5 Millionen Mark beläuft (vgl. Matis/ parlamentarische Mehrheit finden, werden auf Vorschlag der Stiefel 1995, S. 278 – 283). Regierung vom seit 1925 amtierenden Reichspräsidenten Paul von Hindenburg erlassen und erhalten dadurch Gesetzeskraft. Die auf das Ende der Hyperinflation folgenden Jahre 1924 bis 1929 sind von einer gewissen Stabilisierung der Wirtschaftstä- Vor Beginn der Weltwirtschaftskrise haben deutsche Banken tigkeit geprägt, nicht aber so sehr von einer Stabilisierung Kredite für Investitionen vergeben, die aufgrund der einge- der Staatsfinanzen. So kommt es wieder zu einer Neuver- schränkten Leistungsfähigkeit des inländischen Kapitalmarkts schuldung, die teilweise durch Geldzuflüsse aus dem Ausland aus ausländischen Kapitalzuflüssen stammen. Die Zinsen, die finanziert wird(vgl. im folgenden Ambrosius 2005, S. 317 ff). In deutsche Banken hierfür zahlen, sind hoch, da die ausländi- den USA sind die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg von einem schen Kapitalgeber aufgrund des schlechten Kreditratings des starken Wirtschaftswachstum geprägt. Hiervon profitieren die Deutschen Reichs eine Risikoprämie verlangen. Die Refinan- Aktienkurse. Im Glauben, dass die Aktienkurse weiter steigen zierungskosten werden von den deutschen Banken in die an werden, finanzieren Anleger, um an dieser Entwicklung zu deutsche Unternehmen vergebenen Kredite eingepreist. Als partizipieren, ihre Aktienkäufe zunehmend über Kredite. Als mit Beginn der Weltwirtschaftskrise der Absatz und damit die die Spekulationsblase am 25. Oktober 1929, dem sogenannten Unternehmenseinnahmen schrumpfen, fällt es den Unterneh- Schwarzen Freitag, an der New Yorker Börse platzt, hat dies men immer schwerer ihre relativ teuren Kredite durch Tilgung dramatische Auswirkungen auf Banken und die Realwirtschaft und Zinszahlungen zu bedienen, so dass die Kreditrisiken in in den USA. Die Auswirkungen bleiben aber nicht auf die den Büchern der Banken stark zunehmen. Das ist auch bei der USA beschränkt. Vielmehr markiert der Schwarze Freitag den Darmstädter und Nationalbank (DANAT Bank) der Fall. Dort Auftakt zu einer Weltwirtschaftskrise, die im Wesentlichen die führen erste Gerüchte über Problemkredite und eine mögliche Jahre 1930 bis 1932 umfasst, aber noch in das Jahr 1933 hin- Zahlungsunfähigkeit dazu, dass ausländische Anleger ihre Ein- ein ausstrahlt. Deutschland ist wie andere Länder, die Schuld- lagen abziehen. Dadurch, dass diese kurzfristiger Natur sind, ner der USA sind, vom Abzug amerikanischer Kredite betroffen, aber mit diesen Einlagen langfristige Kredite vergeben wurden, zu dem es nach Beginn der Krise kommt. Der Rückgang des spitzt sich die Situation zu, denn die langfristigen Kredite Welthandels, der durch den einsetzenden Protektionismus lassen sich aufgrund der schwierigen Lage der Kreditnehmer noch beschleunigt wird, führt zur Abnahme der deutschen Ex- nicht zurückholen (Kopper 2005, S. 7 ff.). porte und in Folge zu einem Rückgang der Industrieproduktion. Die Arbeitslosigkeit, die bereits vor dem Schwarzen Freitag in Angesichts der Probleme der DANAT Bank, die schließlich Deutschland hoch war, erreicht 1930 neue Höchststände. der Reichsregierung bekannt werden, entschließt sich diese auf dem Wege einer Notverordnung eine Garantie für alle Kun- Die Weltwirtschaftskrise läutet auch das Ende der Weimarer deneinlagen der DANAT Bank zu geben. Diese soll ermächtigt Republik ein. Schon in den Vorjahren hat das parlamentarische werden, ihre Kunden über die Garantie zu informieren. Um System zahlreiche Krisen durchlaufen. Die Bildung stabiler hierfür entsprechende Vorkehrungen zu treffen, sollen die parlamentarischer Mehrheiten war auch durch die Vielzahl – Schalter am 13. Juli 1931 geschlossen werden. Allerdings oftmals kleiner – politischer Parteien erschwert. Das kommt nimmt die Nervosität der Bankkunden weiter zu und der darin zum Ausdruck, dass sich von 1919 bis zum März 1930 damalige Reichskanzler Brüning schreibt hierzu in seinen insgesamt sechzehn Kabinette abwechseln. Ab März 1930 bis Erinnerungen: »Meine Befürchtungen, dass die Zahlungsein- zum Januar 1933 wird Deutschland dann von Präsidialkabi- stellung einer Bank den Run des Publikums auf die andern netten (unter Leitung der aufeinanderfolgenden Reichskanzler Banken noch verschärfen würde und dass nachher eine 90 Jahre DVB Bank 16 | 17

Dienstordnung 1925

1. Jeder Angestellte hat bei Antritt seiner Stellung die Steuerangestelltenversicherungs- bzw. Invalidenkarte usw. der Personalabteilung zu übergeben. 2. die Arbeitszeit beginnt pünktlich um 9 Uhr. Anderweite Festsetzung wird vorbehalten. Zuspät- kommende haben sich bei dem Personalchef oder seinem für diesen Fall bestimmten Vertreter und bei ihrem Abteilungsleiter zu melden. Die Dauer der Arbeitszeit richtet sich nach den gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen, die durch Aushang bekanntgegeben werden. 3. Veränderungen in persönlicher Hinsicht oder im Familienstand sind dem Personalbüro umge- hend mitzuteilen; in Betracht kommen vor allem Geburten, Todesfälle, Berufsergreifung von Kindern unter 18 Jahren usw. 4. Bei Erkrankungen oder unvorhergesehenen Behinderungen ist Mitteilung hierüber telefonisch, durch Rohrpost oder Telegramm möglichst früh am Vormittage des ersten Versäumnistages zu machen, unter Angabe der voraussichtlichen Dauer des Fernbleibens. Jeder Angestellte ist ver- pflichtet, sich auf Verlangen der Untersuchung eines von uns bestimmten Arztes zu unterziehen. Gesuche um Beurlaubung sind bei dem Personalchef oder seinem Vertreter anzubringen. 5. alle Angestellten sind verpflichtet, über geschäftliche Angelegenheiten strengste Verschwie- genheit zu wahren. Verstöße hiergegen können fristloste Entlassung zur Folge haben. 6. Privat-Telefongespräche sind verboten; in besonderen Fällen ist die Genehmigung des Abtei- lungsvorstehers einzuholen. Die Bankräume dürfen während der Arbeitszeit ohne Erlaubnis nicht verlassen werden. Das Rauchen ist den Herren – nicht den Lehrlingen – nur nach Kassenschluss gestattet. Sollten sich hierdurch Missstände ergeben, so behalten wir uns vor, diese Genehmigung jederzeit zurückzuziehen. Das Heranholen und Fortbringen ihrer Bücher haben die Herren zu besorgen, die Damen unter Hinzuziehung von Boten. 7. Jeder Angestellte ist verpflichtet, die in Benutzung genommenen Schreib-, Rechen- oder Buchungsmaschinen pfleglich zu behandeln und nach Beendigung der Arbeit zu säubern und mit den Schutzgehäusen zu versehen. Unsachgemäße Behandlung der Maschinen zieht Schadens- ersatzforderungen nach sich. Größte Sparsamkeit im Materialienverbrauch wird sämtlichen Angestellten zur Pflicht gemacht. 8. der Angestellte ist für die ihm übergebenen Materialien, Pult-, Schrankschlüssel, Handtücher etc. haftbar bzw. ersatzpflichtig. Die Bank leistet keinen Schadensersatz für abhanden gekommene private Gegenstände. 9. Vorstehende Bedingungen bilden einen Teil des Dienstvertrages und sind durch Unterschrift des Angestellten als für ihn verbindlich anzuerkennen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Gesamtregelung gleichzeitig für alle Banken notwendig würde, Trotz der steigenden Arbeitslosigkeit setzt der während der bestätigte sich am folgenden Morgen« (gemeint ist der 13. Krisenperiode amtierende Reichskanzler Brüning auf eine Kon- Juli 1931, Anm. d. Verf.) (Brüning 1970, S. 320). Um Schlim- solidierung der Staatsfinanzen. Es kommt zu Steuererhöhun- meres zu vermeiden, werden daher auch am 14. und 15. Juli gen und Ausgabenkürzungen, die die Krise aber verschärfen. 1931 alle Banken geschlossen. Die Nervosität greift auch auf Die Lohn- und Gehaltskürzungen, zu denen es kommt, erhö- das Ausland über. hen zwar die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exportprodukte, doch haben andere Staaten schon längst Importbarrieren zum Nach den Erinnerungen Fritz Bergners, eines langjährigen Schutz der eigenen Wirtschaft errichtet. Die hohe Arbeitslosig- Filialleiters der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, bleibt keit ist aber nicht nur der Weltwirtschaftskrise geschuldet. diese von der Bankenkrise verschont, weil der Vorstand der Zusätzlich machen sich Rationalisierungsmaßnahmen Bank – er nennt hier Ernst Schlesinger – bereits einige Zeit bemerkbar, durch die Arbeitsprozesse zunehmend durch davor entschieden hat, »alle von der Deutschen Verkehrs- Kapitaleinsatz substituiert werden. Die zunehmende Zahl der Kredit-Bank ausgeliehenen Gelder bei Fälligkeit zurückzuholen. Erwerbslosen, die in Deutschland Anfang 1932 schließlich die Alle Beträge bleiben zu null Prozent auf dem Reichsbankkonto Sechs-Millionengrenze übersteigen wird, stärkt die radikalen stehen. Als dann am 13. Juli alle Banken ihre Schalter schlos- politischen Kräfte, also die Kommunistische Partei auf der lin- sen, (…) war die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank das einzige ken Seite und die NSDAP auf der rechten Seite des politischen Institut, das nicht zahlungsunfähig war, denn die Reichsbank Spektrums. Dabei können die Kommunisten zu dieser Zeit war ja nicht betroffen« (DVKB Zeitung Nr. 1/1990). durchaus auf Erfolge des Modells »Sowjetunion« unter der Führung Josef Stalins verweisen, deren Binnenwirtschaft ex- Schließlich muss die Reichsregierung das Bankensystem pandiert und von den Verwerfungen der Weltwirtschaftskrise stabilisieren, indem sie Finanzhilfen gewährt und sich an den verschont ist (Blaich 1994, S. 75). von der Krise betroffenen Großbanken beteiligt. Durch eine vom Staat veranlasste Vereinheitlichung von Konditionen (Zinsen Die Weltwirtschaftskrise macht sich bei der Reichsbahn wie und Provisionen) wird der Bankenwettbewerb ausgeschaltet. bei allen anderen im Güterverkehr tätigen Unternehmen in Erstmals wird eine staatliche Bankenaufsicht eingeführt. Noch einem sinkenden Frachtaufkommen und damit in geringeren vorhandene Bankeinlagen ausländischer Gläubiger werden Einnahmen bemerkbar. In der Frachtstundung kommt es ver- eingefroren. Außerdem wird die Devisenbewirtschaftung einge- mehrt zu Zahlungsschwierigkeiten und Zahlungseinstellungen, führt, die bis 1958 Bestand haben wird (Kopper 2005, S. 7 ff.). die aber von der Bank gut bewältigt werden können wie der Geschäftsbericht 1929 – 30 (1. Juli 1929 bis 30. Juni 1930) 90 Jahre DVB Bank 18 | 19

v Handschriftliche Bewerbung des späteren Mitarbeiters Walter Lohrenscheit vom 9. November 1928. Der am 21. Januar 1908 geborene Walter Lohrenscheit tritt am 13. Mai 1929 in die Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank ein. Zuvor hat er bei der Dresdner Bank gearbeitet, wo er am 1. April 1923 zunächst eine Lehre beginnt, die im Oktober 1925 mit der Übernahme als Beam- ter der Bank endet. Während des Zweiten Weltkrieges wird er als Soldat eingezogen. Im Januar 1945 wird er als vermisst gemeldet. festhält: »Trotz der kaum je vorher erreichten Häufung von Zah- (Betreibergesellschaft der Berliner Häfen, Anm. d. Verf.) ange- lungsschwierigkeiten in der deutschen Wirtschaft sind die uns kauft hatte. Hätte einer der Reparationsgläubiger in diesem Sta- geschuldeten Frachtbeträge im allgemeinen glatt eingegangen; dium erfahren, dass die Reichsbahn noch so wichtige und zum die Rückstände haben das Maß der Vorjahre niemals wesent- mindesten auf die Dauer wertvolle Reserven hatte, so hätte sie lich überstiegen. Bei Zahlungseinstellungen der Verfrachter, zweifellos bei den kommenden Reparationsverhandlungen den die allerdings häufiger als früher eintraten, haben wir dank auf sie entfallenden Teil der Reparationsverpflichtungen weiter unserer Kreditsicherungen fast immer in kurzer Frist Befriedi- zu bezahlen« (Brüning 1970, S. 258). Um die Geheimhaltung gung für unsere Forderungen gefunden, so dass nennenswerte der Transaktion zu gewährleisten, wählt man eine komplexe Ausfälle nicht vorgekommen sind«. Auch als sich die Wirt- Schachtelkonstruktion, in der der Deutschen Verkehrs-Kredit- schaftskrise weiter verschärft und das Frachtstundungsge- Bank die Rolle eines Treuhänders der Deutschen Reichsbahn schäft der Bank im Berichtsjahr 1930–31 (1. Juli 1930 bis 30. für die Geschäftsanteile an Schenker zukommt. Trotz vereinzelt Juni 1931) um ca. 20 % und im darauf folgenden Berichtsjahr auftauchender Gerüchte und entsprechender Hinweise in der 1931–32 (1. Juli 1931 bis 30. Juni 1932) nochmals um 26,9 % Presse gelingt die Geheimhaltung über den Kaufvertrag tat- sinkt, bleibt die Bank von größeren Ausfällen verschont, »wo- sächlich bis 1938 (Matis/Stiefel 2002, S. 25). bei mehr als bisher für unsere Befriedigung auf Sicherungen zurückgegriffen werden musste« (Geschäftsbericht 1931 – 32). Die Regierung Brüning war in ihrer Amtszeit stets bemüht, die Reparationslasten weiter zu senken. Das gelingt schließlich mit Betroffen von der Wirtschaftskrise ist auch die Spedition dem Young Plan, der dem Dawes Plan folgt. Anfang 1929 be- Schenker, die seit 1925 ein großer Kreditnehmer der Deut- ginnen die Arbeiten einer Sachverständigenkommission unter schen Verkehrs-Kredit-Bank ist. Aufgrund der Wirtschaftskrise Leitung von Owen D. Young in Paris, der im Mai 1930 rückwir- ist es Schenker nicht mehr möglich, den Kredit zurückzuzahlen. kend zum 1. September 1929 in Kraft gesetzt wird. Er legt eine Mit dieser Situation konfrontiert, entschließt sich die Deutsche neue Gesamtsumme fest, ändert erneut den Zahlungsplan und Reichsbahn 1931 dazu, über ihre Tochtergesellschaft Deutsche entlässt die Deutsche Reichsbahn wieder aus der Zahlungs- Verkehrs-Kredit-Bank die deutsche Schenker Gesellschaft verpflichtung (Ambrosius 2005, S. 322 f.). Damit endet auch zu übernehmen. Dazu werden die ausstehenden Kredite in die Tätigkeit des Eisenbahnkommissars und der vier im Ver- Geschäftsanteile an Schenker umgewandelt und die restlichen waltungsrat vertretenen Ausländer. Allerdings beginnt jetzt die Anteile direkt erworben (Mierzejewski 1999, S. 347 – 348). Reichsregierung, ihre Autorität gegenüber dem Verwaltungsrat zu stärken (Siemens 1962, S. 272 ff.). Im August 1931 – nur kurz Die Übernahme soll allerdings geheim gehalten werden, weil nach dem Höhepunkt der Bankenkrise in Deutschland – tritt das man gegenüber den Reparationsgläubigern bislang stets auf von US Präsident Hoover vorgeschlagene Schuldenmoratorium die schwierige Wirtschafts- und Vermögenslage Deutschlands, in Kraft, nachdem aufgrund der Wirtschaftslage Deutschlands die Reparationszahlungen erschwert, hingewiesen hat. Der da- alle Reparationszahlungen für die Dauer eines Jahres ausge- malige Reichskanzler Heinrich Brüning hält in seinen Memoiren setzt werden. Im Juli 1932 kommt es im Lausanner Abkommen hierzu fest: »Die Reichsregierung wurde mit dem Schenker- schließlich sogar zur Streichung aller Reparationen mit Ausnah- Vertrag praktisch vor eine vollendete Tatsache gestellt. Erst me einer einmaligen Abschlusszahlung mit späterer Fälligkeit. nach Abschluss seitens der Reichsbahn wurde ihr mitgeteilt, Während die faktische Übernahme Schenkers durch die dass die Mehrheit der Firma Schenker sich bereits seit Jahren Reichsbahn geheim gehalten werden kann, wird ein ebenfalls indirekt in den Händen der Reichsbahn befinde« (Brüning 1970, 1931 zwischen Schenker und der Reichsbahn geschlossener S. 259). »Vor der Lösung der Reparationsfrage durfte man unter Bahnspeditionsvertrag in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. keinen Umständen, auch gegenüber einzelnen Abgeordneten, Mit diesem Vertrag und mit Hilfe von Schenker wird unter darüber sprechen, dass die Reichsbahn schon seit langem anderem das Ziel verfolgt, Einfluss auf die Gestaltung der unter der Hand die Firma Schenker und ebenso die Behala Tarife bzw. damit verbundenden Kosten in der Ab- sowie 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

x Briefkopf der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1931)

Zufuhr zu den Güterabfertigungsstellen an den Bahnhöfen zu nehmen. Das Ziel dieser Bemühungen ist es, die Bahn ge- genüber dem mittlerweile gewachsenen Straßengüterverkehr attraktiver zu machen. Dieser Vertrag zwischen Schenker und Reichsbahn wurde von Brüning durchaus positiv gesehen: »Der Gedanke, mit Hilfe dieses Vertrages die Autolastwagen auf der Landstraße zu regulieren, war sehr gut und mir sym- pathisch« (Brüning, 1970, S. 259). Nachdem es starke Wider- stände gegen den Bahnspeditionsvertrag gibt, werden zwar Nachbesserungen getätigt, doch wird hierfür in Verhandlun- gen zwischen Reichsbahn, Wirtschaft und Reichsregierung im Oktober ein Kraftverkehrsgesetz auf den Weg gebracht, das den Wettbewerb zwischen Straße und Schiene für lange Zeit prägen wird. Zum Schutz der als wichtigstes Eigentum des Staates geltenden Eisenbahn wird der Straßengüterverkehr reguliert. So wird er einer Konzessionierung unterworfen und es wird ein Tarifsystem für den Fernverkehr (der Reichskraft- wagentarif) eingeführt (vgl. Matis/Stiefel 1995, S. 321 – 329).

Auch nach der Übernahme durch die Reichsbahn bleibt Schenker noch für einige Zeit in der Verlustzone, wobei jetzt die Verluste von der Reichsbahn aufgefangen werden. Der Einfluss der Reichsbahn verstärkt sich jedoch. Zum einen wird ein Überwachungsausschuss eingerichtet, in dem auch die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank mit zwei Sitzen vertreten ist. Außerdem wird ein Reichsbahndirektor in die Geschäftsführung von Schenker berufen. Ende der dreißiger Jahre ist Schenker dann wieder in der Gewinnzone (Matis/Stiefel 1995, S. 337).

Nachdem die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank die Hausbank- funktion für die Deutsche Reichsbahn übernommen hat, beginnt sich übrigens auch eine Zusammenarbeit mit den Eisenbahn- Spar- und Darlehnskassen zu entwickeln. Diese sind ab Ende des 19. Jahrhunderts für Beamte, Arbeiter und Angestellte der Eisenbahnen gegründet worden, und ihre Geschäftstätigkeit im Einlagen- und Kreditgeschäft ist auf diesen Personenkreis ausgerichtet. 1906 wird, nachdem eine größere Zahl von Eisen- bahn-Spar- und Darlehnskassen entstanden ist, der »Revisions- verband der Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen e. V.« als Prüfungsverband gegründet. Außerdem wird 1906 eine Zen- tralkasse (»Verbandskasse der Spar- und Darlehnskassen des Allgemeinen Verbandes der Eisenbahnvereine«) gegründet, 90 Jahre DVB Bank 20 | 21

die die Aufgabe hat, die Gelder der angeschlossenen Stellen zu sammeln und anzulegen sowie einen Liquiditätsausgleich zwischen ihnen vornehmen zu können. 1924 besteht schließlich in jedem Bezirk einer Reichsbahndirektion eine Eisenbahn-Spar- und Darlehnskasse. Die Zentralkasse ist jetzt unter dem Namen Reichsverkehrsbank aktiv (vgl. im folgenden Olten 2006).

Die Bankenkrise von 1931 überstehen die Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen durch ihre enge Verbindung zur Reichsbahn gut, zumal die Reichsbahn im Juli des Jahres die Sicherheit für die Spareinlagen der Kunden garantiert. Durch diese Bürg- schaftserklärung steigt natürlich der Einfluss der Deutschen Reichsbahn auf die Reichsverkehrsbank. So verpflichtet die Deutsche Reichsbahn alle Eisenbahn-Spar- und Darlehnskas- sen, ihre Überschussliquidität ausschließlich bei der Reichs- verkehrsbank anzulegen. Einen Teil ihrer Gelder stellt diese der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank zur Verfügung, die sie für Kredite an die Reichsbahn nutzen kann (Olten 2006, insbeson- h Die Weltwirtschaftskrise führt zu hoher Arbeitslosigkeit in Deutsch- dere S. 60 – 62, S. 69 – 72, S. 78 – 79). land – Das Bild zeigt eine Ansammlung von Erwerbslosen vor einem Arbeitsamt in Berlin, wo Zahlungsstockungen am 4. Mai 1932 zu großen Die Versuche von Reichskanzler Brüning während der Regie- Massenansammlungen und Unruhen der Erwerbslosen geführt haben rungszeit seines Präsidialkabinetts von März 1930 bis Mai 1932, die mit Beginn der Weltwirtschaftskrise weiter steigen- de Arbeitslosigkeit durch eine Deflationspolitik zu bekämpfen, des nur zwei Monate (vom 3. Dezember 1932 bis 30. Januar bleiben erfolglos. Zu einer aktiven Konjunkturpolitik im Sinne 1933) regierenden Reichskanzlers von Schleicher werden noch der von dem britischen Nationalökonomen John Maynard die Weichen für ein umfassenderes Arbeitsbeschaffungspro- Keynes entwickelten Theorie findet er sich nicht bereit. gramm gestellt, von denen aber erst sein Nachfolger Adolf Kurz vor Ende seiner Amtszeit wird lediglich ein vom Umfang Hitler profitieren wird(Humann 2011, S. 34 – 51). her bescheidenes Arbeitsbeschaffungsprogramm auf den Weg gebracht, aber nicht mehr beschlossen. Das geplante Arbeits- Dieser wird am 30. Januar 1933 vom Reichspräsidenten Paul beschaffungsprogramm über die Vergabe öffentlicher Aufträge von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Zuvor haben wird von der Regierung seines Nachfolgers, Reichskanzler von Gespräche zwischen Hitler und konservativen Politikern über Papen, der von Juni 1932 bis Anfang Dezember 1932 amtiert, eine Zusammenarbeit und gemeinsame Regierungsbildung verabschiedet, wobei der Umfang zwar aufgestockt wird, aber stattgefunden. Ein wichtiges Geheimgespräch findet übrigens immer noch gering bleibt. Für die Durchführung eines ersten, am 4. Januar 1933 im Kölner Haus des späteren Aufsichts- von der Reichsbahn aufgelegten Arbeitsbeschaffungspro- ratsvorsitzenden der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, Kurt gramms über 280 Millionen Reichsmark wird im Oktober 1932 von Schröder, statt, der sich zu dieser Zeit »mit viel Ehrgeiz eine Reichsbahn-Beschaffungs GmbH als 100 %-ige Tochter- und Skrupellosigkeit (…) um eine politische Führungsposition gesellschaft der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank gegründet, in der deutschen Bankierselite« bemüht (Kopper 2005, S. 42). die der Reichsbahn die Mittel für die Arbeitsbeschaffungsmaß- Einige konservative Politiker werden noch im ersten Kabinett nahmen zur Verfügung stellt und sich hierfür bei der Reichs- Hitlers vertreten sein, doch wird er recht bald nicht mehr auf bank finanziert(Geschäftsbericht 1932 – 33). In der Regierung sie angewiesen sein. 1923 – 1933 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Karl-Heinz Boldt

Sie sind 1937 als Auszubildender in die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank in Berlin eingetreten. Was hatte Sie dazu bewogen, sich zu bewerben? Eigentlich hatte mein Vater den Anstoß gegeben. Ich selbst wollte eigentlich lieber eine Offizierslaufbahn einschlagen, doch er hielt eine Bankausbildung für die bessere Wahl. Ein Freund meines Vaters gab dann den Hinweis auf die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank.

Wie lief damals ihre Bewerbung ab? Das war eigentlich recht einfach, zumal die Bank damals gerade sechs Stellen für Auszubildende zu besetzen hatte. Eine Besonderheit war aber sicherlich, dass die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank anders als die bekannten Großbanken nicht das Abitur zur Voraussetzung für Auszubildende machte. Ich bekam nach einem Gespräch in der Personalabteilung recht schnell die Zusage für einen Ausbildungsplatz.

Karl-Heinz Boldt, geboren am 3. Februar 1920, begann 1937 Können Sie sich noch an ihre ersten Arbeitstage eine Ausbildung bei der Bank, musste diese aber kriegsbe- in der Bank erinnern? dingt vorzeitig beenden. 1949 konnte er in Frankfurt am Main Ja, gerade an meinen ersten Arbeitstag in der Bank kann ich wieder bei der Bank tätig werden. 1951 erhielt Herr Boldt mich deshalb gut erinnern, weil ich in kurzen Hosen erschien. Ich Handlungsvollmacht, 1959 Prokura und 1963 wurde er Ab- war ja gerade 17 Jahre alt und hatte überhaupt keine Erfahrung. teilungsdirektor. 1970 folgte die Ernennung zum Direktor und Natürlich merkte ich sofort an den Blicken der anderen Bankmit- 1972 die Berufung in den Vorstand der Bank, dem Herr Boldt arbeiter, dass das nicht die richtige Kleidung war. Das habe ich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1985 angehörte. dann auch nicht mehr wiederholt. Damals war alles um einiges formeller und strenger. Sie müssen sich vorstellen, dass Proku- risten damals richtige Halbgötter in einer Bank waren.

Wie kamen Sie damals zum Arbeitsplatz? Welche Arbeitszeitenregelung gab es? Ich wohnte bei meinen Eltern in Kreuzberg in der Mittenwalder Straße. Berlin war schon damals mit einem für eine Großstadt ausgezeichneten Nahverkehrssystem ausgestattet. Von zu Hause aus konnte ich ganz bequem mit der U-Bahn die Station »Unter den Linden« gleich neben dem berühmten Hotel Adlon erreichen. Die Bank lag nur wenige Schritte entfernt im ersten Stock eines sehr repräsentativen Geschäftsgebäudes. Die tägliche Arbeitszeit betrug schon damals acht Stunden. Was aber viele heute nicht mehr wissen ist, dass wir eine Sechs- tagewoche hatten, also an Samstagen wurde regelmäßig gearbeitet. Das heißt, die wöchentliche Arbeitszeit erreichte somit 48 Stunden. 90 Jahre DVB Bank 22 | 23

»Ja, gerade an meinen ersten Arbeitstag in der Bank kann ich mich deshalb gut erinnern, weil ich in kurzen Hosen erschien.«

Wie hat sich die Politik des Nationalsozialismus Haben Sie dort Arbeit gefunden? in der Bank bemerkbar gemacht? Ja, ich erhielt Arbeit in der Eisenbahnverkehrskasse. Das war Negativ sind mir zum Beispiel zwei Bankmitarbeiter in Erinne- quasi der neu gegründete Nachfolger der von den Sowjets rung, die ganz stolz das sogenannte Goldene Parteiabzeichen geschlossenen Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank. Dort traf ich trugen, denn das gab es nur für solche Parteimitglieder, deren auch auf drei bis vier andere frühere Bankmitarbeiter. In der Mitgliedsnummer unter 100.000 lag. Die wurden von allen Eisenbahnverkehrskasse waren wir nur mit den Aufgaben der anderen hofiert und waren fast wichtiger als der Vorstand. Und Frachtenstundung befasst. Meine Frau und ich entschieden wer damals eine Führungsposition erlangen wollte, der musste uns aber dann doch zur Flucht in den westlich besetzten Teil schon Mitglied der Partei sein. Deutschlands und so gelangten wir 1949 nach Frankfurt am Main, das in der amerikanischen Zone lag. Und die Deutsche Welche Ausbildungsschritte haben Sie durchlaufen und Verkehrs-Kredit-Bank hatte in Frankfurt ihre Tätigkeit für diese wann waren Sie mit ihrer Ausbildung fertig? Besatzungszone bereits aufgenommen. Ich meldete mich dort Die Ausbildung war auf zweieinhalb Jahre angelegt und meine und konnte kurze Zeit später in der Buchhaltung beginnen. erste Station war gleich zu Beginn die Buchhaltung. Danach habe ich weitere Abteilungen durchlaufen. Am Anfang hatte Mit welchen Aufgaben haben sie sich in den Folgejahren ich mich aber noch nicht richtig wohlgefühlt, denn ich hatte ja, befasst, bevor Sie 1972 in den Vorstand berufen wurden? wie schon gesagt, einen anderen Berufswunsch gehabt. Aber Mein Spezialgebiet war immer die Gelddisposition, also die als ich das erste selbst verdiente Geld erhalten habe, hat sich Anlage und Verwaltung von Bundesbahngeldern. Fast alle mei- mein Wohlgefühl schnell gesteigert. Kaum waren aber zwei ner Kollegen hatten den Wunsch, eine Filiale zu übernehmen. Jahre meiner Ausbildung um, da wurde ich im Oktober 1939 Mich hat das nicht gereizt. Ich wollte immer in der Zentrale, als Soldat eingezogen. quasi im Zentrum der Entscheidungen, bleiben.

Und wie ging es dann weiter? Was halten Sie von der Entwicklung der Bank, seit Sie 1940 kam ich nach Norwegen, das in jenem Jahr bekanntlich diese aus dem Ruhestand heraus betrachten? von der Wehrmacht besetzt wurde. In Norwegen traf ich Ich muss Herrn Driese hier ein großes Kompliment machen, meine Frau, die aus der Umgebung von Berlin stammte, und denn er hat die Bank in den Jahren nach seinem Antritt als wir heirateten 1944 in Oslo. Während sie vor Kriegsende in Vorstandschef immer nach vorne gepuscht und die Bank hat ihr Elternhaus zurückkehrte – ihr Vater war Revierförster – blieb sich sehr positiv entwickelt. Man kann die heutige Bank auch ich bis zum Kriegsende in Norwegen. Zunächst wurde ich wie gar nicht mit der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank von früher alle anderen deutschen Wehrmachtsangehörigen interniert vergleichen, hinter der die öffentliche Hand stand. Allerdings und kam dann auf einem englischen Transportschiff nach kann man wiederum sagen, dass wir uns ohne die öffentliche Hamburg. Ich habe dann kurz bei einer Tante von mir in der Hand vielleicht gar nicht so lange hätten halten können. britischen Zone gewohnt, mich dann aber auf die Suche nach meiner Frau nach Berlin begeben. Als wir uns wiedergetroffen hatten, verschlug es uns nach Magdeburg in die sowjetische Besatzungszone. Das war 1946. h Porträt der »Verkehrs-Kredit-Bank als Bankabteilung der Reichsbahn« im Deutschen Reichsbahn-Kalender 1932 90 Jahre DVB Bank 24 | 25

1933 – 1945

Die Bank in der Zeit des Verkehrs-Kredit-Bank bzw. ihre 100 %-ige Tochtergesellschaft N ationalsozialismus Reichsbahn-Beschaffungs GmbH eingesetzt. Zur Deckung des Finanzbedarfs für den Bau der Reichsautobahnen wird 1934 eine Reichsautobahnen-Bedarfs GmbH gegründet, die sich auf die gleiche Weise wie die Reichsbahn-Beschaffungs GmbH Drei Schritte führen nach dem 30. Januar 1933 sehr schnell über die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank finanziert(Merten/ in die NS Diktatur. Der erste ist die in Verbindung mit dem Schmidt 1963, S. 10 – 11, Brestel, S. 20). Reichstagsbrand vom 27. Februar vom Reichspräsidenten erlassene Reichstagsbrandverordnung, mit der die Verfolgung Relativ zügig wird ab 1933 der Weg in eine Rüstungswirtschaft oppositioneller Parteien möglich wird. Der zweite Schritt sind beschritten. Mit dem Aufbau der Luftwaffe und der Wiederein- die Neuwahlen im Deutschen Reich vom 5. März, bei denen führung der Wehrpflicht bricht das Deutsche Reich bewusst die NSDAP die sicher geglaubte absolute Mehrheit zwar mit verschiedene Auflagen des Versailler Vertrages. Eine weitere 43,9 % verfehlt, aber mit Hilfe der konservativen Deutschnatio- Provokation des Auslands ist der Einmarsch der Wehrmacht in nalen Volkspartei (DNVP), die auf einen Stimmenanteil von 8 % das entmilitarisierte Rheinland im Jahr 1936. Bereits ein Jahr kommt, die Regierung bilden kann. Der dritte und entscheiden- zuvor hat sich die Bevölkerung des seit 1920 unter Verwaltung de Schritt ist das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, des Völkerbundes stehenden Saargebiets für den Anschluss an mit dem die Regierung die Befugnis erhält, Gesetze ohne das Deutsche Reich ausgesprochen. Mit den 1936 in Deutsch- Zustimmung des Parlaments und ohne Gegenzeichnung des land abgehaltenen Olympischen Winter- und Sommerspielen Reichspräsidenten zu erlassen. Das Parlament als Gesetzge- versucht Deutschland gegenüber dem Ausland den Eindruck bungskraft ist jetzt vollständig ausgeschaltet und Hitler besitzt eines friedlichen Landes zu vermitteln. Parallel werden die somit diktatorische Vollmachten, die er sofort einsetzt. So politischen Beziehungen zum faschistischen Italien Mussolinis werden Parteien verboten und politische Gegner gewaltsam aufgebaut und Unterstützung für die faschistischen Truppen verfolgt. des Putschisten Franco im spanischen Bürgerkrieg geleistet. Im März 1938 marschieren deutsche Truppen in Österreich ein und Bei Hitlers Regierungsantritt bestehen in der Bevölkerung bereiten damit den Anschluss an das Deutsche Reich vor. 1938 hohe Erwartungen im Hinblick auf die Bekämpfung der verlangt Hitler von der Tschechoslowakei die Abtretung des Arbeitslosigkeit. Es kommt zunächst zur Umsetzung eines Sudetenlandes. Nachdem schließlich Großbritannien und Frank- noch von der Vorgängerregierung Schleicher vorbereiteten reich diesem Ansinnen auf der Münchner Konferenz nachgeben, Arbeitsbeschaffungsprogramms, das allerdings noch um kommt es zum Einmarsch in die Tschechoslowakei und zur einen zusätzlichen Betrag für erste Rüstungsmaßnahmen Aufteilung des Landes. Im August 1939 unterzeichnen Deutsch- aufgestockt wird. Weitere Maßnahmen folgen, darunter die land und die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt, der auch eine Entscheidung zum Bau von Reichsautobahnen. Für die Umset- Aufteilung von Interessengebieten in Osteuropa beinhaltet. zung wird ein Unternehmen »Reichsautobahnen« gegründet. Detaillierte Pläne für ein Autobahnnetz sind bereits in den Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt Vorjahren entwickelt worden, auf die jetzt zurückgegriffen der Zweite Weltkrieg. Polen wird besetzt und von Hitler und werden kann. Außerdem leiten die Reichspost und die Reichs- Stalin aufgeteilt (die Sowjetunion wird 1940 auch die drei balti- bahn eigene Arbeitsbeschaffungsprogramme ein, die zu einer schen Republiken besetzen). Zunächst scheint die militärische vermehrten Auftragsvergabe an Industrieunternehmen führen Übermacht Deutschlands unbegrenzt zu sein. 1940 besetzen (Humann 2011, S. 67 ff.). Als Finanzierer weiterer Arbeitsbe- deutsche Truppen Dänemark, Norwegen, die Niederlande, schaffungsmaßnahmen der Deutschen Reichsbahn im Umfang Belgien und Luxemburg. Im Juni 1940 kapituliert die französi- von 560 Millionen Reichsmark wird erneut die Deutsche sche Armee. Luftangriffe auf Großbritannien beginnen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 – Hitler am Fenster der Reichskanzlei in der Wilhelmstraße in Berlin bei der Entgegen- nahme der Ovationen der Bevölkerung am Abend des 30. Januar 1933

1941 wird Jugoslawien zerschlagen, Griechenland besetzt, bahnen und Luftschutzeinrichtungen und die Schaffung eines und der Einmarsch in die Sowjetunion beginnt. Die Wende im obligatorischen Arbeitsdienstes schaffen neue Arbeitsplätze. Krieg kommt schließlich durch den Kriegseintritt der USA kurz Die Finanzierung der Rüstungsausgaben erfolgt über Verschul- nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember dung. Die damit verbundene Geldmengenausweitung führt 1941, sowie durch die Niederlage der deutschen Truppen in allerdings aufgrund von umfangreichen Lohn- und Preiskontrol- der Schlacht um Stalingrad 1942/1943. Von nun an gerät die len nicht zu Inflation(Ambrosius 2005, S. 331 ff). Wehrmacht durch Gegenangriffe der Alliierten, aber auch durch Widerstandsgruppen in besetzten Ländern zunehmend Im Zuge der Weiterentwicklung zu einer Kriegswirtschaft unter Druck. Ab 1943 nehmen außerdem die Flächenbombar- spielt nach 1939 die wirtschaftliche Ausbeutung der eroberten dierungen deutscher Städte zu. Am 6. Juni 1944 beginnt die und besetzten Länder eine wichtige Rolle. Dazu zählen neben Invasion alliierter Verbände in der Normandie. Während sich dem Bezug landwirtschaftlicher Produkte sowie kriegswich- amerikanische und britische Truppen von Westen auf Deutsch- tiger Rohstoffe für die deutsche Rüstungswirtschaft auch land zu bewegen, erreichen sowjetische Verbände im April die Übernahme bzw. der Aufbau von Produktionsbetrieben 1945 Berlin. Der Endkampf um Berlin endet am 2. Mai und durch deutsche Unternehmen vor Ort. Die Beschäftigung von am 8. Mai 1945 kommt es zur bedingungslosen Kapitulation Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Häftlingen aus Kon- Deutschlands. zentrationslagern wird ebenfalls zum Bestandteil der deutschen Kriegswirtschaft. Ihr zunehmender Einsatz in Deutschland Da der Rüstungswirtschaft nach Hitlers Machtergreifung ermöglicht dort wiederum, dass weitere Soldaten für den höchste Priorität eingeräumt wird, nimmt die Intervention des Kriegseinsatz abgestellt werden können. So befinden sich im Staates in der Wirtschaft ab 1933 beständig zu. Gefördert wird Mai 1945 in Berlin knapp 370 Tausend Zwangsarbeiter neben die Kartellierung der Wirtschaft, und der Staat beteiligt sich einer auf 2,6 Millionen reduzierten deutschen Bevölkerung auch selbst am Aufbau von Unternehmen, natürlich vorzugs- (Pagenstecher/Buggeln 2013, S. 127). Zudem wird die Produkti- weise im Bereich der Rüstung. Durch verschiedene staatliche onsplanung immer wieder verbessert und Produktionsprozesse Maßnahmen (z. B. Subventionen) wird Druck auf Unternehmen werden rationalisiert, so dass der Ausstoß an Rüstungsgütern ausgeübt, Forschung und Produktion in die gewünschte Rich- selbst im späten Kriegsjahr 1944 nochmals gesteigert werden tung zu lenken. Entsprechende staatliche Zielvorstellungen kann (Ambrosius 2005, S. 347 f.). gibt es bei der Herstellung von synthetischem Treibstoff, Gummi und Kunststoff. Die zunehmende Lenkung von Staat Neben dem Krieg ist die Verfolgung, Vertreibung und Vernich- und Gesellschaft führt zur Schaffung neuer bzw. zum Ausbau tung von Juden und anderer Minderheiten ein weiteres Ziel bestehender Verwaltungsstrukturen. In Verwaltung und Rüs- der nationalsozialistischen Machthaber. Schon unmittelbar tungsindustrie entstehen neue Arbeitsplätze. Auch staatliche nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler beginnt die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie der Bau von Reichsauto- Verfolgung jüdischer Mitbürger, auch wenn viele Menschen 90 Jahre DVB Bank 26 | 27

zuvor geglaubt hatten, »dass der Antisemitismus der Nazis Am 7. April 1933 werden NSBO Mitglieder auch bei der lediglich ein propagandistisches Versatzstück aus der Kampf- Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank aktiv. Sie setzen den drei- zeit der NSDAP sei und zunehmend an politischer Bedeutung köpfigen Vorstand, in dem die beiden Vorstandsmitglieder verlieren würde. Ihnen war nicht bewusst, dass der radikale Ernst Schlesinger und Walter Prerauer jüdischer Abstammung Rassenantisemitismus zu den Kernelementen der national­ sind, ab und setzen ein NSDAP Mitglied als kommissarischen sozialistischen Politik gehörte und die diffuse Ideologie des Geschäftsführer ein. Gerechtfertigt wird diese Aktion mit dem Nationalsozialismus zusammenhielt.« (Kopper 2005, S. 50). Hinweis auf begangene Untreue, ein Vorwurf, der natürlich keine gerichtliche Bestätigung findet(Gottwald 2011, S. 87). Die Mitwirkung der Reichsbahn in der Politik des Deutschen Ernst Schlesinger emigriert noch im gleichen Jahr nach Reiches gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern lässt sich wie London, wo er bei der Barclays Bank arbeitet, während folgt zusammenfassen: sie beginnt zunächst mit der Entlas- Walter Prerauer in die USA emigriert (nach Erinnerung von sung jüdischer Beamter und Arbeiter der Reichsbahn, setzt Fritz Bergner, DVKB Zeitung Nr. 2/87). Das nicht-jüdische Vor- sich dann in Boykottmaßnahmen gegenüber jüdischen Liefe- standsmitglied Richard von Schaewen wird nicht mehr in den ranten der Reichsbahn und dem Erwerb jüdischen Eigentums Vorstand zurückkehren und zieht sich aus dem Geschäftsleben im Zuge der Arisierung fort. Nach und nach werden außerdem zurück. Nachfolger werden Dr. Max Martin Schlenker, Dr. Karl Verbote für die Benutzung von Personenzügen und Bahnhöfen Richter und Alfred Stegner, der 1937 von Dr. Hermann Jaeger durch jüdische Mitbürger umgesetzt. Im weiteren Verlauf abgelöst wird. Schlenker scheidet 1939 aus, während die bei- des Krieges werden außerdem jüdische Zwangsarbeiter (vor den verbleibenden Vorstände die Geschäfte der Bank bis zum allem im Baudienst der Bahn) eingesetzt. Die umfänglichste Kriegsende führen. Verstrickung der Reichsbahn in die Verbrechen des national- sozialistischen Regimes erfolgt schließlich durch die Planung x Stadtverkehr Berlin in den dreißiger Jahren (Potsdamer Platz) und Durchführung von Sonderzügen zur Deportation von Juden in die Konzentrationslager (vgl. dazu Gottwaldt 2011).

Wie bei der Reichsbahn, so wird auch in allen anderen Wirt- schaftszweigen die gegen die jüdischen Mitbürger gerichtete Politik der nationalsozialistischen Machthaber meist reibungs- los umgesetzt. Unterstützung leisten dabei von Anfang die Mitglieder der NSDAP und der mit ihr verbundenen Organisati- onen. Parteimitglieder, die sich bereits vor der Machtergreifung innerhalb der Betriebe organisiert haben, verlangen jetzt eine schnelle Entfernung jüdischer Mitarbeiter. Hintergrund ist natürlich ihr Wunsch nach dem eigenen schnellen Aufstieg durch Besetzung freiwerdender Stellen. Das Aufziehen der Hakenkreuzfahne an Geschäftsgebäuden gehört ebenfalls zu den ersten Forderungen. Schon am 20. März 1933 verlangen die in der NS Fachschaft Reichsbahn zusammengeschlossenen Reichsbahnbeamte Säuberungen im Personalbereich. Ebenso fordernd treten die in der Nationalsozialistischen Betriebszellen- organisation (NSBO) organisierten Arbeiter auf (Gottwald 2011, S.86 f., sowie Hachtmann/Kreutzmüller 2013). 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

k Die Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank x Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank am Hauptbahnhof München in Berlin, Unter den Linden 10 (von 1936 bis 1945)

Das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« findet auch Anwendung in der Deutschen Verkehrs-Kredit- Bank, da ihr Mehrheitsaktionär Deutsche Reichsbahn ein öffentliches Unternehmen ist. Auf Basis der vorhandenen, aber nicht mehr vollständigen Personalunterlagen im Unter- nehmensarchiv der DVB lassen sich vier Fälle feststellen, in denen Mitarbeiter (Fritz Cassel *1907, Dr. Othmar Ziegler *1896, Louise Hutter *1902, sowie Hildegard Lange) auf Basis des genannten Gesetzes im Juni 1933 entlassen werden. In einem weiteren Fall kommt es 1936 zu einem Personaltausch zwischen dem jüdischen Bankhaus Abraham Schlesinger (ge- gründet 1806) und der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, bei dem Karl Löwenthal zu Abraham Schlesinger wechselt. In allen genannten Fällen überleben die Betroffenen den Krieg, und die Bank leistet auf gesetzlicher Basis (u. a. »Bundesgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfol- gung« sowie »Gesetz zur Regelung der Wiedergutmachung Nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des Öffent- Kurze Zeit nach der Machtergreifung Hitlers wird am 7. April lichen Dienstes«) sowie auf freiwilliger Basis entsprechende 1933 das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeam- Entschädigungszahlungen. Karl Löwenthal wird außerdem tentums« erlassen, das die Entlassung der meisten jüdischen nach dem Krieg in der Berliner Niederlassung der Bank tätig. Beamten aus dem Staatsdienst ermöglicht. Lediglich jüdische Othmar Ziegler kommt nach Kriegsende als britischer Offizier Beamte, die vor Beginn des Ersten Weltkriegs bereits im nach Deutschland zurück und setzt sich für die Weiterarbeit Staatsdienst waren, können aufgrund einer Ausnahmeklausel der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in der britischen und noch im Dienst bleiben. Mit Inkrafttreten der Nürnberger Ge- amerikanischen Besatzungszone ein (Dokumente 7 – 8; 10 – 13). setze im September 1935 wird auch diese Ausnahmeregelung hinfällig (Kopper 2005, S. 37). Mit einer Durchführungsver- In der Reichsbahn will sich das Hitler Regime nach der Macht- ordnung vom 4. Mai 1933 wird das Gesetz auf Arbeiter und ergreifung umgehend einen größeren Einfluss verschaffen. Angestellte im öffentlichen Dienst sowie Unternehmen im Dieser Einfluss soll unter anderem durch die Einrichtung eines Mehrheitsbesitz der öffentlichen Hand ausgeweitet (Kopper »Führerstabs Reichsbahnfragen« durch die NSDAP im Mai 2005, S. 53). Auf private Unternehmen findet das Gesetz zur 1933 sichergestellt werden. Zum Leiter dieses Führerstabs Wiederherstellung des Berufsbeamtentums keine Anwendung. und damit zum Verbindungsmann zwischen Reichsbahn In nicht-jüdischen Unternehmen verstärkt sich allerdings und Partei wird Wilhelm Kleinmann ernannt, der ab Juli 1933 aufgrund eines zunehmenden politischen Opportunismus außerdem stellvertretender Generaldirektor der Reichsbahn der Druck auf jüdische Mitarbeiter, ihre Position zu räumen. wird (Gottwaldt 2011, S. 94 – 96). Es kommt zu einer Reihe Außerdem kündigen die zum Regime positiv eingestellten von politisch bedingten Wechseln auf Vorstandsebene sowie Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zu jüdischen nachgelagerten Stufen. Eine Ausnahme bildet Ludwig Unternehmen auf. Dort, wo jüdische Privatunternehmen mit Homberger, der seit 1931 als Vorstandsmitglied für das staatlichen Unternehmen und Behörden zusammenarbeiten, Rechts- und Finanzressort zuständig ist. Obwohl Jude und kommt es ebenfalls zum Entzug von Aufträgen. Schließlich als solcher jetzt kontinuierlichen Anfeindungen ausgesetzt, werden jüdische Unternehmen durch die Arisierung ganz aus wird er im Vorstand gehalten, da er auf seinem Fachgebiet dem Wirtschaftsleben gedrängt. als unersetzlich gilt (Gottwaldt 2011, S. 104 –106). 90 Jahre DVB Bank 28 | 29

Im Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn kommt es eben- Die im September 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze füh- falls zu personellen Veränderungen. Bereits im Laufe des Jah- ren zur endgültigen Verdrängung der noch bei der Reichsbahn res 1933 werden einzelne Mitglieder wie der jüdische Indus- tätigen jüdischen Mitarbeiter. Alle jüdischen Beamten werden trielle Paul Silverberg zur Aufgabe ihrer Verwaltungsratsposten zwangsweise pensioniert, jüdischen Arbeitern wird gekündigt. gedrängt. Anstelle der ausgeschiedenen Mitglieder treten wie Auch Ludwig Homberger, Leiter der Finanz und Rechtsabtei- in allen anderen öffentlichen Unternehmen und Verwaltungen lung der Reichsbahn, wird jetzt entlassen; er wandert in die nach und nach Anhänger des neuen Regimes. So wird Kurt von USA aus. Sein Nachfolger wird Alfred Prang, der in dieser Schröder neu in den Verwaltungsrat aufgenommen. Vorsitzen- Position bis zum Kriegsende 1945 im Amt bleibt. Ab 1941 ist der des Verwaltungsrats der Reichsbahn bleibt zunächst noch er außerdem als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Carl Friedrich von Siemens. Er ist ein bedeutender Unterneh- bei der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank aktiv. Nach dem mer, gilt aber dem NS Regime aufgrund seiner demokratischen Krieg wird er seine Laufbahn im Vorstand der Deutschen Gesinnung als unzuverlässig. 1933 scheidet Otto Fischbeck als Verkehrs-Kredit-Bank in Frankfurt am Main fortsetzen. Alfred Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Verkehrs-Kredit- Prang gehört zu drei Ministerialdirektoren, die »demonstrativ Bank aus, dem er seit der Gründung 1923 angehört hat. Carl das Parteiabzeichen der NSDAP (trugen), denn sie waren ihr Friedrich von Siemens übernimmt von ihm den Aufsichtsrats- am 1. Mai 1933 noch vor dem Aufnahmestopp beigetreten« vorsitz der Bank. 1934 muss Carl Friedrich von Siemens die (Gottwaldt 2011, S. 215). Dieser Aufnahmestopp war verhängt Position des Verwaltungsratsvorsitzenden bei der Reichsbahn, worden, nachdem sich der Mitgliederstand im Zuge einer Ein- den er seit 1924 innehatte, aufgeben (Gottwaldt 2011, S. 73 – 80). trittswelle nach Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 und Ein Jahr später gibt er auch den Aufsichtsratsvorsitz bei der dann nochmals nach der Reichstagswahl im März 1933 bis Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank ab. In dieser Funktion wird zum genannten Zeitpunkt rasant erhöht hatte. Erst 1937 wird er von Kurt von Schröder abgelöst. Mit Herbert Stenger zieht der Aufnahmestopp wieder aufgehoben. 1935 außerdem ein hoher Parteifunktionär der NSDAP in den Aufsichtsrat der Bank ein, der auch dem Beirat der Deutschen Reichsbahn angehört (Geschäftsbericht 1934 – 35). 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Büroalltag in der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Berlin im Jahr 1938, rechts auf dem Bild: das spätere Vorstandsmitglied Karl-Heinz Boldt

Im Mai 1936 zieht die Zentrale der Deutschen Verkehrs- fingiert werden, der als Vorwand für den Überfall auf Polen Kredit-Bank in das repräsentative Geschäftshaus »Unter den dient, der am 1. September 1939 beginnt und den Beginn Linden 10« um, in dem zuvor die Schenker Geschäftsleitung des Zweiten Weltkriegs markiert. Aufgrund der Gebietsabtre- ihren Sitz hatte. Diese muss nach dem Willen des nach der tungen eines großen Teils Westpreußens sowie der Provinz Übernahme von Schenker durch die Reichsbahn eingesetzten Posen an Polen wurde Ostpreußen nach dem Ende des Ersten Überwachungsausschusses an einen anderen Standort inner- Weltkriegs vom übrigen Deutschen Reich abgeschnitten. halb Berlins umziehen (Matis/Stiefel 2002, S. 44 – 45). Für den Bahnverkehr durch den polnischen Korridor, der das Reich von Ostpreußen trennt, werden verschiedene Routen 1937 ändert sich die rechtliche Sonderstellung der Bahn, festgelegt, wobei die Reichsbahn der Polnischen Staatsbahn denn sie wird am 30. Januar wieder als Deutsche Reichsbahn für die Nutzung des polnischen Korridors Transitgebühren unmittelbar unter die Hoheit des Staates gestellt. Mit der bezahlen muss. Schneidemühl, Neu-Bentschen und Marien- Eingliederung der Hauptverwaltung werden Eigentum und Be- burg, an denen die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank ebenfalls trieb somit wieder zusammengeführt. Julius Dorpmüller bleibt Wechselstuben unterhält, sind 1937 wichtige Grenzbahnhöfe Generaldirektor, übernimmt aber aufgrund des Rückzugs des im Schienenverkehr zwischen dem Deutschen Reich und Ost- bisherigen Reichsverkehrsministers Paul von Eltz-Rübenach preußen über polnisches Gebiet. Das Wechselstubengeschäft zusätzlich dessen Ressort. Aus dem vormals stellvertretenden unterliegt zu dieser Zeit immer noch der in Folge der großen Generaldirektor Wilhelm Kleinmann wird ein Staatssekretär, Wirtschaftskrise von 1931 eingeführten Devisenbewirtschaf- während aus den früheren Vorstandsmitgliedern Ministerial- tung, das heißt, im Reiseverkehr zwischen Deutschland und direktoren werden. Der Verwaltungsrat als Kontrollorgan wird dem Ausland gelten weiterhin Beschränkungen für Reichs- aufgelöst und durch einen Beirat mit beratender Funktion markbeträge, die bei Ein- und Ausreise getauscht werden ersetzt, dessen Vorsitz der Bankier Kurt von Schröder über- dürfen. Einzelheiten werden dabei in zwischenstaatlichen Rei- nimmt (Gottwaldt 2011, S. 204 ff). seabkommen geregelt (DVKB Zeitung, Nr. 12, 1962). Lediglich das Jahr 1936, in dem die Olympischen Spiele in Deutschland 1937 ist die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank im Deutschen stattfinden, bringt den Wechselstuben ein besseres Ergebnis. Reich mit insgesamt 22 Filialen einschließlich der Berliner Im Frachtstundungsgeschäft werden 1937 64,5 % aller Reichs- Zentrale vertreten. Das Netz der Wechselstuben umfasst 39 bahnfrachteinnahmen abgerechnet. Außerdem bildet die Kurs- Standorte. Einige von Ihnen sind das Ergebnis der nach dem pflege von Reichsbahnpapieren ein wichtiges Tätigkeitsfeld Ende des Ersten Weltkriegs eingetretenen Grenzverschiebun- der Bank (Geschäftsbericht 1936 – 37). Im Verlauf des Jahres gen. So liegen die Wechselstuben in Beuthen, Gleiwitz und 1937 wird auch die Umstellung des Geschäftsberichts auf das Hindenburg an Grenzübergängen, die nach dem Anschluss Kalenderjahr vorgenommen. eines Teils von Oberschlesien an Polen entstanden sind. In Gleiwitz wird übrigens am 31. August 1939 von deutscher 1938 erfolgt der Einmarsch in Österreich und der Anschluss Seite ein polnischer Überfall auf den dortigen Rundfunksender an das Deutsche Reich. Die Zentrale der Österreichischen 90 Jahre DVB Bank 30 | 31

v Geschäftsbericht der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 1943

Bundesbahnen wird aufgelöst und die Eisenbahnstrecken der Gefolgschaft nunmehr restlos durchgesetzt haben«. Die werden in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert. Ein Teil der kollektive Freizeitgestaltung der Bankmitarbeiter in Form von Strecken wird auf die Reichsbahndirektionen Augsburg und Sport- und Musikgemeinschaften sowie die Teilnahme von München übertragen, der übrige Teil von den neuen Reichs- Mitarbeitern an Erholungsreisen des staatlichen Reiseveran- bahndirektionen Wien, Linz und Villach übernommen. Die stalters »Kraft durch Freude« werden mit finanzieller Unter- Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank gründet eine Niederlassung stützung der Bank gefördert. in Wien und übernimmt zum 1. Januar 1939 das bislang vom Wiener Giro- und Cassen-Verein durchgeführte Frachtstun- 1938 kommt es auch zu den ersten größeren Deportationen. dungsgeschäft; außerdem wird ihr die Geldverwaltung der Ende Oktober werden ca. 15.000 Juden polnischer Herkunft nunmehr der Reichsbahn angegliederten Österreichischen aus dem Reichsgebiet nach Polen abgeschoben. Nach dem Ju- Bundesbahnen übertragen. Der Betrieb der Strecken im denpogrom vom 9. November (sog. Reichskristallnacht) werden besetzten Sudentenland wird ebenfalls in die Reichsbahn über 20.000 deutsche Juden per Bahn in verschiedene Konzent- integriert, das heißt, sie werden auf die Reichsbahndirektionen rationslager verschleppt, von denen die Mehrzahl nach mehreren Oppeln, Breslau, Dresden und Nürnberg übertragen. Das Netz Wochen entlassen wird. Diese Aktion (sog. Rath Aktion) wie im geschaffenen Protektorat Böhmen und Mähren wird unter auch eine nochmalige Steigerung der Repressionsmaßnahmen Aufsicht des Deutschen Reiches gestellt (Gottwaldt 2011, gegenüber jüdischen Mitbürgern im Alltagsleben führen zu einer S. 161 f., sowie Geschäftsbericht 1938). letzten Auswanderungswelle, die bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 anhält. Danach gelingt nur noch wenigen eine Die Arisierung bildet den Höhepunkt der Vertreibung jüdischer legale Ausreise. Im Oktober 1941 wird Juden die Auswanderung Unternehmer und Geschäftsleute aus dem Wirtschaftsleben. verboten und die Deportationen nach Osten beginnen. Nur in An der Arisierung jüdischen Vermögens beteiligen sich auch Ausnahmefällen gelingt danach noch eine illegale oder gar legale deutsche Banken. Einerseits erwerben sie selbst vormals Ausreise (Gottwaldt 2011, S. 292 – 303). jüdische Banken und andere Beteiligungen. Andererseits übernehmen sie für andere Branchen eine Vermittlerrolle, Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs kommt es in Folge indem sie Kredite für die Übernahme jüdischer Unternehmen, der Besetzung Polens zu einer Vereinnahmung eines Teils des Immobilien und anderer Vermögenswerte zur Verfügung stel- polnischen Staatsgebiets in das Deutsche Reich. Die auf die- len (Kopper 2005, S. 6). Für die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank sem Gebiet liegenden Eisenbahnstrecken werden in die Reichs- liegen mit dem Bericht der Österreichischen Historikerkom- bahn eingegliedert und führen damit auch zu einer Ausweitung mission Erkenntnisse vor, dass es im Rahmen der Ausweitung der Frachtstundungsaktivitäten der Deutschen Verkehrs-Kredit- der Geschäftsaktivitäten nach dem Anschluss Österreichs Bank. Hierfür wird zum 1. Dezember 1939 eine Filiale in Posen im Rahmen der Ausweitung des Netzes von Wechselstuben gegründet. Die Verwaltung des übrigen Teils des besetzten um elf Standorte zumindest in zwei Fällen zu einer Arisierung Polens wird von einem sogenannten Generalgouvernement mit gekommen ist (Melichar 2004, S. 130 – 131). Sitz in Krakau wahrgenommen. Das Eisenbahnnetz in diesem Gebiet wird von einer Generaldirektion Ostbahn verwaltet. Wie der Geschäftsbericht 1938 der Deutschen Verkehrs- 1940 wird eine Verkehrsbank Ost GmbH errichtet, die ähnliche Kredit-Bank festhält, wird wie in allen Unternehmen mit ver- Aufgaben wie die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank übernehmen schiedenen Maßnahmen die Ideologisierung der Mitarbeiter soll. Diese beteiligt sich aber nicht an der Gründung, sondern vorangetrieben: »Auch im verflossenen Geschäftsjahr sind wir unterstützt lediglich durch Zurverfügungstellung geschulten bemüht gewesen, unsere Betriebsgemeinschaft zu vertiefen. Personals. Im besetzten Frankreich wird 1940 eine neue Bank- Der Verlauf unserer Kameradschaftsveranstaltungen und zweigstelle in Straßburg gegründet, nachdem die Reichsbahn Betriebsappelle hat uns den Beweis erbracht, dass sich die den Betrieb der Eisenbahnstrecken in Elsass-Lothringen über- Gemeinschaftsidee und der innere Zusammenhalt innerhalb nommen hat (vgl. Geschäftsberichte 1939 und 1940). 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Während das Frachtstundungsgeschäft der Bank im Güter- »Verordnung über die Einschränkung handelsrechtlicher Be- verkehr nach Kriegsbeginn aufgrund der Erweiterung des kanntmachungen während des Krieges« vom 20.Oktober 1943 Streckennetzes der Reichsbahn wächst, bricht das Wechsel- wird unter anderem die Veröffentlichung von Geschäftsberich- stubengeschäft ein und bis zum Ende des Jahres 1939 werden ten verboten (Reichsgesetzblatt Nr. 92 vom 21. Oktober 1943). bereits 17 Wechselstuben geschlossen. Zwei neue Wechsel- stuben werden in diesem Jahr dagegen in der polnischen Am 8. Mai 1945 endet der Krieg in Europa mit der deutschen Stadt Lodz, die jetzt Litzmannstadt heißt, und im ebenfalls Kapitulation. Der Zweite Weltkrieg findet schließlich sein besetzten Danzig eingerichtet (Geschäftsbericht 1939). Im Ende mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945. Die November 1941 sind von 37 vorhandenen Wechselstuben meisten Niederlassungen bzw. Bürogebäude der Deutschen sechzehn »vorübergehend geschlossen«, bei anderen gibt es Verkehrs-Kredit-Bank liegen in Trümmern. Zu den wenigen eingeschränkte Öffnungszeiten. Gebäuden der Bank, die den Krieg relativ unbeschadet über- standen haben, gehört die Zentrale »Unter den Linden 10« in Ab Kriegsbeginn 1939 werden Mitarbeiter der Deutschen Berlin. Allerdings liegt diese im sowjetisch besetzten Teil Ber- Verkehrs-Kredit-Bank zum Kriegseinsatz einberufen, was lins. Zahlreiche Geschäftsunterlagen sind vernichtet, soweit zunehmend zu Lücken im Personalbestand führt. Bis etwa sie nicht zuvor an andere Orte ausgelagert werden konnten. 1941 können sie durch Mitarbeiter aus geschlossenen Von den Mitarbeitern der Belegschaft während der zwölf Jahre Wechselstuben aufgefüllt werden, danach werden die Lücken des Dritten Reichs ist ein Teil nicht mehr am Leben, weil sie größer, weil immer mehr Mitarbeiter eingezogen werden. im Krieg gefallen oder Opfer von Bombenangriffen geworden Zum Kriegsende hin wird die Geschäftstätigkeit der Bank zu- sind. Andere sind vermisst oder befinden sich in Kriegsge- nehmend durch alliierte Bombenangriffe auf deutsche Städte fangenschaft. Eine zum Volkstrauertag 1961 veröffentlichte eingeschränkt. Mehrere Filialen werden ausgebombt. Josef Liste (DVKB Zeitung Nr.9/1961) zählt 93 Tote und zusätzlich 14 Hartmann, ein Mitarbeiter der Zweigniederlassung Köln berich- Vermisste. Von den überlebenden Kriegsteilnehmern kommen tet über diese Zeit in einer Ausgabe der Betriebszeitschrift des manche erst nach 1945 und teilweise mit Kriegsverletzungen Jahres 1962: »Im Herbst 1940 fielen bereits die ersten Bom- aus der Kriegsgefangenschaft zurück. ben. Es dauerte nicht lange, bis das Bankgebäude in der Komö- dienstraße schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Fenster und Türen waren restlos demoliert. Nachdem dann mehrmals alles wieder notdürftig hergerichtet war, brannten unsere Büro- räume im Jahr 1942 völlig aus. Nur der Tresor mit den wichtigs- ten Unterlagen, die Abend für Abend dort eingestellt wurden, blieb erhalten« (DVKB Zeitung Nr. 11/1962, S. 3). Danach wird der Geschäftsbetrieb in einem angemieteten Sitzungszimmer in einem Gebäude der Dresdner Bank fortgeführt. Nach einem weiteren durch Bombenschäden bedingten Umzug innerhalb Kölns, werden die Reste des Geschäftsbetriebs nach Bad Go- desberg (bei Bonn) ausgelagert. An einen normalen Geschäfts- betrieb ist nicht mehr zu denken. Auch aus anderen Filialen werden Reste des Geschäftsbetriebes verlagert, aus Stuttgart zum Beispiel 1943 nach Nagold und dann im April 1945 nach Obermarchtal (Donau) (DVKB Zeitung Nr. 36/1968). 1943 veröffentlicht die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank ihren vorerst letzten Jahresabschluss mit Geschäftsbericht, denn mit der 90 Jahre DVB Bank 32 | 33

v Kurt Freiherr von Schröder, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank von 1935–1945 muss sich nach dem Krieg vor einer Spruchkammer verantworten

h Ruinenlandschaft in Berlin nach 1945 (Leipziger Straße / Leipziger Platz) 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Währungsreform in West-Deutschland (Die Währungsreform tritt in den Westsektoren mit Wirkung zum 21. Juni 1948 in Kraft, die Reichsmark wird von der D-Mark abgelöst) 90 Jahre DVB Bank 34 | 35

1946 – 1949

Neuanfang im westlichen Teil Deutschlands Güterangebot. Die Reichsmark hat keine Kaufkraft mehr. Einen Wert haben für den einzelnen Bürger nur noch Bezugscheine für Lebensmittel und andere Naturalien. Als wichtiges Tausch- mittel etablieren sich Zigaretten. Auch der Handel zwischen Unternehmen erfolgt allenfalls durch Kompensationsgeschäfte. Die Grundlage der weiteren Entwicklung Deutschlands bildet Für die Unternehmen ist der Verkauf gegen Geld nicht attrak- das Potsdamer Abkommen. Hierin haben sich die Alliierten auf tiv, so dass sie nicht produzieren. Vielmehr konzentrieren sie verschiedene Ziele wie Demokratisierung, Entmilitarisierung, sich in Erwartung einer Währungsreform auf den Ausbau ihrer Entnazifizierung und Dezentralisierung Deutschlands verstän- Rohstoff- und Warenbestände, sowie auf die Reparatur ihrer digt. Nach der Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungs- Produktionsanlagen. Um den Geldüberhang zu beseitigen und zonen wird aber bald deutlich, dass die Besatzungsmächte vor allem die Produktion wieder in Gang zu setzen, kommt es doch unterschiedliche Vorstellungen von der konkreten am 20. Juni 1948 zur Einführung der Deutschen Mark, mit der Umsetzung dieser Ziele haben. In den Westzonen werden ab ein radikaler Währungsschnitt verbunden ist. Dadurch, dass 1946 neue Länder gegründet, die später die Bundesländer der die neue Geldmenge nunmehr dem niedrigen Güterangebot Bundesrepublik Deutschland bilden werden. In diesen Ländern angepasst ist, wird die neue Währung sofort akzeptiert. Die konstituieren sich Landesparlamente und es kommt zu den Unternehmen beginnen jetzt wieder zu produzieren und in den ersten freien Wahlen nach 1933. 1947 schlagen die USA mit Läden tauchen Waren auf, die vorher zurückgehalten worden dem Marshall-Plan ein Programm für den Wiederaufbau der waren (Buchheim, 1998, S. 92 – 99). Wirtschaft in Europa vor, der aber von der UdSSR für ihren Einflussbereich abgelehnt wird. Dies ist bereits ein deutliches Kurz vorher, am 18. Juni 1948 besteht die Deutsche Verkehrs- Anzeichen für den Beginn des sogenannten »Kalten Krieges«, Kredit-Bank seit 25 Jahren, aber gefeiert wird das nicht, wie der Europa über viele Jahre hinweg durch einen »Eisernen die Mitarbeiterzeitung später festhält: »Der 25. Jahrestag der Vorhang« teilen wird, an deren Grenze zwei unversöhnliche Gründung – drei Jahre nach Kriegsende und wenige Tage vor Ideologien aufeinandertreffen. Vor allem Amerikaner und der Währungsreform – war in eine Zeit gefallen, in der kaum Briten sehen jetzt in einer wirtschaftlichen Stärkung West- jemand zu besinnlichen Betrachtungen der Vergangenheit deutschlands die Möglichkeit, dem sowjetischen Machtstre- Muße hatte, da die Sorgen des Alltags noch allzu stark im ben in Europa etwas entgegenzusetzen. So beschließen sie Vordergrund standen« (DVKB Zeitung Nr. 16/1963). eine Zusammenlegung ihrer Besatzungszonen zum Vereinigten Wirtschaftsgebiet (kurz: Bizone), die Anfang 1947 erfolgt. In Durch Umsetzung der Währungsreform in allen drei westlichen die Verwaltung werden deutsche Politiker aus den neu gegrün- Besatzungszonen ist aus der Bizone de facto bereits eine Tri- deten demokratischen Parteien einbezogen. zone geworden, auch wenn das Vereinigte Wirtschaftsgebiet erst im April 1949 offiziell mit dem französischen Besatzungs- Die größte Herausforderung besteht darin, die Wirtschafts- gebiet zur Trizone erweitert wird (Wolf 1980, S. 17 – 21). Die prozesse wieder in Gang zu setzen. Ein beachtlicher Teil des Währungsreform in den Westzonen vergrößert die Spannun- Produktionsapparates ist trotz kriegsbedingter Zerstörungen gen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion. Eine und der zu Reparationszwecken erfolgten Demontagen noch unmittelbare Reaktion auf die Entwicklung in den Westzonen vorhanden. Auch gibt es umfangreiche Rohstoffbestände aus ist zunächst am 23. Juni 1948 eine Währungsreform in der so- der Vorkriegszeit. Aber das Geld hat seinen Wert verloren. Da- wjetischen Besatzungszone. Am Tag darauf beginnt die Sow- durch, dass die deutschen Kriegskosten durch staatliche Schul- jetunion mit der Blockade der Land- und Wasserverkehrswege den finanziert wurden, hatte sich eine Inflation aufgestaut, die von und nach Westberlin, worauf die USA die Versorgung der jedoch aufgrund staatlicher Preisstopps kaschiert wurde. Nach Westberliner Bevölkerung über eine Luftbrücke übernehmen. Kriegsende trifft die aufgeblähte Geldmenge auf ein minimales Dies ist die erste offene Konfrontation des »Kalten Krieges«. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Kurz darauf stellen die Westalliierten im Juli 1948 die Weichen Die in den drei westlichen Besatzungszonen befindlichen für die Gründung eines westdeutschen Teilstaats. Dieser wird Filialstandorte der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank werden als Bundesrepublik Deutschland mit Verkündung des Grundge- in einem ersten Schritt jeweils drei Hauptstellen der Bank setzes am 23. Mai 1949 errichtet. Als Antwort hierauf wird am unterstellt: Frankfurt am Main (US Zone), Hamburg (britische 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) Zone) und Speyer (französische Zone). Einen Sonderstatus hat gegründet. 1949 werden übrigens auch die Volksrepublik Chi- das Saarland. Das Saarland ist zwar von französischen Truppen na und die Nordatlantische Verteidigungsgemeinschaft (NATO) besetzt, aber das Saarland ist der Zuständigkeit des Alliierten gegründet. Während die Bundesrepublik sich als alleinigen Kontrollrats entzogen und somit nicht Teil der französischen Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches ansieht, vertritt die Besatzungszone. Für die Filiale der Deutschen Verkehrs- DDR die Auffassung von der Entstehung zweier unabhängi- Kredit-Bank in Saarbrücken wird daher ein Zwangsverwalter ger Staaten als Nachfolger des Deutschen Reiches. Dieser eingesetzt. Die weitere Entwicklung des Saarlands wird über Unterschied wird fortan ihr Verhältnis zueinander prägen; die die kommenden Jahre geprägt von der politischen Trennung deutsche Teilung bleibt auf Jahre zementiert. von Deutschland und dem wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich. Das Saarland ist mit Frankreich wirtschaftlich durch Die politischen Veränderungen der unmittelbaren Nachkriegs- eine Zoll- und Währungsunion mit dem Französischen Franc als jahre bis 1949 spiegeln sich in entsprechenden Veränderungen gesetzlichem Zahlungsmittel (ab November 1947) verbunden. bei der Eisenbahn sowie bei den Banken wider. Für den Weiter- Erst 1957 kommt es zur politischen und 1959 zur wirtschaftli- betrieb der Eisenbahn werden in allen vier Besatzungszonen chen Wiedervereinigung mit Deutschland. zunächst eigenständige Verwaltungseinheiten aufgebaut. In der amerikanischen Besatzungszone wird der Bahnbetrieb Nach der Entstehung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets wer- (ab 19. Juli 1945) von Frankfurt, in der britischen Zone (ab den die beiden Hauptstellen der Deutschen Verkehrs-Kredit- 20. August 1945) von Bielefeld und in der französischen Zone Bank in Frankfurt und Hamburg in einer Zentrale in Frankfurt (ab 1. August 1945) von Speyer aus gesteuert. Mit Zusammen- zusammengelegt. Dagegen können die Geschäfte der Bank in legung der amerikanischen und britischen Besatzungszonen zur der französischen Besatzungszone erst im November 1951 von Bizone entsteht in Bielefeld eine Hauptverwaltung der Eisenbah- der Zentrale in Frankfurt am Main übernommen werden. Am nen, die 1947 nach Offenbach und ab 1953 nach Frankfurt am 1. Juni 1949 wird Alfred Prang vom Leiter der Hauptverwal- Main verlegt wird. In der sowjetischen Zone wird der Betrieb tung der Reichsbahn im Vereinigten Wirtschaftsgebiet mit unter dem Namen »Deutsche Reichsbahn« weitergeführt, der dem Aufbau der Gesamtorganisation der Deutschen Verkehrs- bis zum Ende der DDR erhalten bleibt (Olten 2006, S. 92 – 93). Kredit-Bank im Vereinigten Wirtschaftsgebiet einschließlich der französischen Zone und der Mitwirkung in der Geschäfts- Im Mittelpunkt der unmittelbaren Nachkriegsbankenpolitik der führung dieser Bank beauftragt (DVKB Zeitung Nr.1/1969, S. 2). westlichen Alliierten steht die Zerschlagung der Großbanken Unterstützt wird er dabei von Fritz Haas. (Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank). Weniger betroffen von der Besatzungspolitik im Westen sind diejenigen In der sowjetischen Besatzungszone werden die Banken un- Banken, die – wie Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisen- mittelbar nach Kriegsende durch die Sowjetische Militäradmi- banken – einen eher lokalen oder regionalen Geschäftsfokus nistration Deutschlands geschlossen bzw. verstaatlicht. Später haben. Zugelassen wird nur die Gründung von Nachfolgeinsti- kommt es zur Neugründung von staatlichen Banken mit unter- tuten der Großbanken in den einzelnen Besatzungszonen bzw. schiedlichen Aufgabenschwerpunkten. Diese werden nach der den in diesen Zonen neu gebildeten Ländern. Diese Nachfolge- Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone, die am institute sind somit jeweils nur für eine regional begrenzte 24. Juni 1948 stattfindet, in die Deutsche Notenbank integriert, Gruppe von Filialen zuständig (Wolf 1980). so dass ein einstufiges Bankensystem entsteht, in dem die Deutsche Notenbank sowohl die Aufgaben einer Zentralbank 90 Jahre DVB Bank 36 | 37

k Überfüllte Züge – ein Kennzeichen der ersten Nachkriegsjahre. als auch die Geschäftsbankfunktion für die gesamte Volkswirt- bleiben wollen oder aus ihrer angestammten Heimat vertrieben schaft übernimmt. Nur für eine kurze Zeit (zwischen 1968 und wurden. Alle diese Menschen müssen nach und nach wieder 1974) wird es zu einer Trennung beider Funktionen in einem in die Wirtschaft eingegliedert werden, was zunächst schwer zweistufigen Bankensystem kommen. Ab 1974 wird diese fällt. Bei der Eisenbahn werden zunächst sogar Einstellungen Veränderung wieder rückgängig gemacht werden und bis 1990 über den personalpolitischen Bedarf hinaus veranlasst, wodurch bleiben Notenbank- und Geschäftsbankenfunktion wieder in allerdings soziale Probleme in der unmittelbaren Nachkriegszeit einer einzigen Institution – der Staatsbank der DDR – gebündelt gemildert werden (Kopper 2007). Dieses Arbeitspotenzial wird (Thieme 1998). etwas später – ab 1950 – die Basis des wirtschaftlichen Auf- schwungs der Bundesrepublik Deutschland bilden. Von der Schließung der Banken in der sowjetischen Besat- zungszone ist die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank mit Sitz in Für die Kriegsheimkehrer liegt es nahe, sich wieder bei ihren der sowjetischen Zone Berlins natürlich nicht ausgenommen. früheren Arbeitgebern zu melden. So finden auch frühere Als Nachfolgeinstitut wird dort die Eisenbahnverkehrskasse Mitarbeiter der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank wieder gegründet, die ihren Sitz im Haus der alten Zentrale nimmt, Beschäftigung. Ein Beispiel hierfür ist der Lebensweg des am das als einiges von wenigen Gebäuden »Unter den Linden« 16. Dezember 1969 verstorbenen Hans Raffler, der in einem den Krieg weitgehend unbeschädigt überstanden hat. Nachruf wie folgt wiedergegeben ist: »Herr Raffler trat im Juni 1926 in die DVKB ein und begann seine Tätigkeit in der Regis- Geschlossen werden in der sowjetischen Besatzungszone tratur der Zweigniederlassung München. 1939 Kriegsdienst. auch die Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen. Während 1946 Nach der Kriegsgefangenschaft kehrte Herr Raffler im August allerdings neue Reichsbahnsparkassen gegründet werden, die 1945 wieder zur Zweigstelle München zurück und war am später Teil des staatlichen Bankensektors der DDR sind, darf altgewohnten Arbeitsplatz und in der Frachtenabteilung tätig. die Reichsverkehrsbank als Zentralkasse ihren Betrieb nicht Seit 1945 war er bis zu seiner Pensionierung im März 1961 mehr aufnehmen. Für die in den drei westlichen Besatzungs- ununterbrochen Betriebsrat der Zweigniederlassung München« zonen beheimateten Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen (DVKB Zeitung Nr. 41/1970). ergibt sich aufgrund der Schließung der Reichsverkehrsbank ein Liquiditätsproblem, weil sie auf dort vor Kriegsende Was die Besetzung von Führungspositionen in der Nachkriegs- angelegte liquide Mittel nicht mehr zurückgreifen können. Die gesellschaft betrifft, trifft man im Übergang vom Nationalsozi- Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank übernimmt daher in den West- alismus zur Demokratie auf eine gewisse »Elitenkontinuität«. zonen die Liquiditätshaltung und Liquiditätsausgleichsfunktion Diese findet sich in allen Bereichen der Gesellschaft, also in (Olten 2006, S. 98 – 104). Politik, Parteien, Justiz, Verwaltung, Hochschulen bzw. Wis- senschaft und Unternehmen. Ursprünglich war im Potsdamer Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt die Rückkehr deut- Abkommen eine weitgehende Entnazifizierung vorgesehen, scher Soldaten in ihre Heimat, wobei die letzten Heimkehrer erst durch die alle gesellschaftlichen Bereiche von jeglichen Ein- 1955 eintreffen. Zusätzlich kommen zahlreiche Flüchtlinge in die flüssen des Nationalsozialismus gesäubert werden sollten. Westzonen, die nicht im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands Die Entnazifizierungsmaßnahmen sahen eine Einstufung der 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

1951 wird die Eisenbahnverkehrskasse Ziel eines spektakulären Bankeinbruchs werden, bei dem eine von Walter Pannewitz ange- führte Bande über einen Zeitraum von zehn Monaten die 90 cm dicke Spezialbetondecke des Tresorraums in dem Gebäude aufstemmt. Am 6. November 1951 gelingt der Durchbruch von oben in den Tresorraum. Der Tresor wird mit Schweißbrennern geöffnet und 224 Tausend West- mark sowie 1,7 Millionen Ostmark erbeutet. Dabei handelt es sich um Tageseinnahmen aus dem Eisenbahnfern- und -nahverkehr, die im Tresor gelagert werden. Alle Täter werden später von der Polizei geschnappt (Steinmann 1997). 1988 wird der Film »Der Bruch« gedreht, der diese Geschichte aufgreift, diese allerdings in das Jahr 1946 verlegt. Der auf der Berlinale 1989 gezeigte Film wurde von Frank Beyer gedreht mit Otto Sander, Götz George und Rolf Hoppe in den Hauptrollen.

v Filmcover des Spielfilms »Der Bruch«

betroffenen Personen in fünf Kategorien vor: (I) Hauptschuldi- So wird Julius Dorpmüller, der die Deutsche Reichsbahn bis ge bzw. Kriegsverbrecher, (II) Belastete, (III) Minderbelastete, Kriegsende geleitet hat, nicht interniert, sondern sofort mit (IV) Mitläufer und (V) Entlastete. Gleich zu Beginn werden der Leitung der Reichsbahn in der amerikanischen Zone be- in allen Zonen zahlreiche Personen der Kategorien I und II auftragt, wobei nur sein Tod am 5. Juli 1945 die Übernahme interniert. Im weiteren Verlauf der Entnazifizierung werden, vor dieser Aufgabe verhindert. Auch auf nachgelagerten Ebenen allem in der amerikanischen Zone, umfangreiche Fragebögen der Bahn wird die Entnazifizierung nicht so streng wie geplant verteilt sowie Spruchkammern eingesetzt. durchgeführt, weil man fürchtet, ansonsten den Eisenbahn- betrieb nicht mehr aufrechterhalten zu können. Die meisten Josef Hartmann, der als Mitarbeiter der Filiale Köln das Kriegs- Reichsbahnbeamten werden nur nominell entnazifiziert bzw. ende in Bad Godesberg erlebt hat, berichtet folgendes: »So zu Mitläufern herabgestuft und im Dienst belassen. Nur nach und nach kamen einige Angestellte zurück, und wir haben ein kleiner Teil wird zunächst entlassen, aber später wieder den Betrieb notdürftig in der Baracke eingerichtet und durch- eingestellt. Selbst in der sowjetischen Zone verbleiben bei geführt. Die üblichen Fragebogen musste jeder ausfüllen, und der Reichsbahn trotz einer nicht unerheblichen Zahl entlas- nach kurzer Zeit kam von der Militärverwaltung der Bescheid, sener Reichsbahnbeamter noch immer ehemalige NSDAP dass drei Angestellte wegen ihrer Zugehörigkeit zur Partei so- Mitglieder im Dienst. Lediglich der erste Nachkriegsvorstand fort zu entlassen seien. Ich intervenierte bei der Dolmetsche- der Deutschen Bundesbahn steht für einen Bruch mit der NS rin, da es sich um ganz harmlose Mitläufer handelte« (DVKB Vergangenheit, aber »ein Elitenwechsel hatte in der Gruppe Zeitung Nr. 11 1962, S. 4). der höheren Reichsbahnbeamten nicht einmal in Ansätzen stattgefunden« (Kopper 2007, S. 58). Eine ähnliche Entwicklung Das spektakulärste Ergebnis sind allenfalls noch die Nürnberger kann auch für das Bankwesen nach Ende des Krieges festge- Prozesse, in denen 1946 die Urteile über einige Hauptkriegsver- stellt werden, das heißt »lediglich die schlimmsten braunen brecher gesprochen werden. Letztlich ist aber der überwiegende Schafe unter den Bankvorständen mussten ihre Karriere im Teil der Entnazifizierung in den vier Besatzungszonen sehr Bankwesen vorzeitig beenden« (Kopper 2005, S. 5). unterschiedlich verlaufen. Vor allem führen die zunehmenden politischen Spannungen zwischen den Westalliierten und der Somit steht auch Alfred Prang, der 1949 mit dem Aufbau der Sowjetunion recht bald zu einem Erlahmen des Interesses an Gesamtorganisation der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank der Fortführung der Entnazifizierungsmaßnahmen in den West- in den Westzonen beauftragt wird, für diese Kontinuität der zonen. Jetzt will man rasch den Wiederaufbau unterstützen und Eliten. 1960 liefert die Mitarbeiterzeitung die typische Be- nimmt daher auch in Kauf, mit Personen zusammenzuarbeiten, gründung für seine Beauftragung: »bis zum Zusammenbruch die im NS Regime bereits Führungspositionen innehatten. 1951 des Reiches im Jahre 1945 hat Herr Direktor Prang dann wird unter die Entnazifizierung mit einem entsprechenden Ent- ununterbrochen seine hervorragende Stellung in der Spitze der nazifizierungsgesetz in der Bundesrepublik sogar ein offizieller Reichsbahn inne gehabt und schon wenige Monate danach Schlussstrich gezogen (vgl. Wolfrum 2006, S. 27). holte ihn die Militärregierung wieder, da auf einen Fachmann 90 Jahre DVB Bank 38 | 39

v Die frühere Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank wird Sitz der Eisenbahnverkehrskasse.

von seinen Qualitäten schlechterdings nicht verzichtet werden Ausführungen eines Filialleiters der Deutschen Verkehrs- konnte« (DVKB Zeitung Nr. 1/1960, S. 2). Kredit-Bank deutlich machen: »Bei unseren Filialleitertagungen ist es von jeher üblich, dass der jeweilige Senior der Filialleiter Ein in der Mitarbeiterzeitung für Hans Schmückle (10. März das Schlusswort spricht«. Im April 1969 ist dies Fritz Bergner 1891 bis 29. Juni 1970) veröffentlichter Nachruf enthält ein (*1903), der 1925 in die Zentrale eingetreten war. Er war ge- weiteres Beispiel für den Werdegang eines Kriegsheimkehrers. beten worden, einige Ausführungen zur Geschichte der Bank Darin wird über ihn festgehalten, »dass er auf Anordnung zu machen. Über die Zeit nach 1933 sagt er: »Im Jahre 1933 der Militärregierung seine alte Stellung zunächst nicht wieder ging die Ära dieses Vorstands (gemeint sind die aus politischen antreten durfte, weil er als Hauptmann einer zeitweilig der SS Gründen 1933 entfernten Vorstände Schlesinger, Prerauer und unterstellten Abwehrstelle der Wehrmacht angehört hatte und von Schaewen – Anm. d. Verf.) zu Ende, und es begann eine außerdem von 1937 an nominelles Mitglied der Partei gewesen Zeit, die ich aus naheliegenden Gründen mit Rücksicht auf war. Erst im März 1948 wurde er durch eine Spruchkammer auf- den festlichen Charakter dieser Stunde übergehe. Ich bin mir grund des vorliegenden überzeugenden Entlastungsmaterials darüber im klaren, dass jemand, der beauftragt wird, die Ge- völlig rehabilitiert. Damit war der Weg für den Wiedereintritt in schichte der Bank zu schreiben, diese Periode natürlich nicht die Bank frei, wo er mit offenen Armen wieder aufgenommen übergehen kann, wobei dann bei der Behandlung dieser Zeit wurde« (DVKB Zeitung Nr. 44 – 45/1971, S. 6). Bei seinem Eintritt noch wichtig ist, zu beachten, ob die Darstellung nur für den in- in den Ruhestand im Jahr 1957 hatte Herr Schmückle die Po- ternen Gebrauch oder auch zur Weitergabe an Dritte bestimmt sition des Leiters der Kreditabteilung der Zentrale in Frankfurt/ ist« (DVKB Zeitung Nr. 40/1969). Main inne.

Wie in vielen anderen deutschen Unternehmen (vgl. hierzu Grunenberg 2006), so nehmen in der jungen Bundesrepublik auch bei der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank vor allem die zwischen 1890 und 1910 Geborenen Führungspositionen ein, die in ihrer Jugend oder frühen Berufstätigkeit von den sowohl politisch wie wirtschaftlich unsicheren Zeiten (Inflation, Welt- wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit) geprägt wurden. »In fast allen gesellschaftlichen Gruppen und Berufszweigen herrschte eine spürbare Diskretion vor, ein Schweigen nach innen und eine Abwehr der Vergangenheit nach außen« (Wolfrum 2006, S. 171), doch in der genannten Altersgruppe dürfte das Schweigen am größten gewesen sein. Das gilt auch für kriti- sche Ereignisse der Unternehmensgeschichte, wie folgende 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Deutsches Wirtschaftswunder (Produktion des VW Käfer im Volkswagenwerk Wolfsburg 1953) 90 Jahre DVB Bank 40 | 41

1950 – 1973

Die Bank im deutschen Wirtschafts- zurückgreifen, das sich auch aus vielen Flüchtlingen und wunder – verlässlicher Partner der Vertriebenen speist, die in der Bundesrepublik in der unmit- telbaren Nachkriegszeit Aufnahme gefunden haben. Als mit Deutschen Bundesbahn zunehmendem Wachstum der Wirtschaft Personalengpässe absehbar werden, wird entschieden, diese mit Beschäftigten Trotz der Amnesie großer Teile der Gesellschaft gegenüber der aus dem Ausland zu decken. 1955 wird daher ein erstes NS Vergangenheit in der Nachkriegszeit hat sich die Bundesre- Anwerbeabkommen mit Italien geschlossen und die ersten publik nach 1949 zu einer anerkannten Demokratie entwickelt. italienischen Gastarbeiter, wie ausländische Arbeitnehmer von Neben dem Wirtschaftwunder der fünfziger und sechziger Jahre da an genannt werden, treffen im Januar 1956 in Deutsch- ist es, wie Edgar Wolfrum feststellt, das eigentliche Wunder land ein. Weitere Anwerbeabkommen werden daraufhin mit »wie aus den ehemaligen Volksgenossen der NS-Diktatur demo- Griechenland und Spanien (1960), der Türkei (1961), Portugal kratische Bürger wurden« (Wolfrum 2006, S. 14). Beigetragen (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968) geschlossen. dazu hat in den Anfangsjahren zunächst die »patriarchalische Bis zum Mauerbau 1961 kommen außerdem noch zahlreiche Demokratie« des ersten Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, der qualifizierte Arbeitskräfte aus der DDR in die Bundesrepublik, in seiner Person Autorität und Demokratie vereinte. Allerdings die den Arbeitsmarkt verstärken. Erst 1973 wird es mit der hat dann das Wirtschaftswunder, das auch den Aufbau des durch die erste Ölkrise ausgelösten Zunahme der Arbeitslosig- modernen Wohlfahrtsstaates ermöglichte, die junge Demokratie keit zur Verhängung eines Anwerbestopps für Gastarbeiter aus gestärkt und stabilisiert (Wolfrum 2006, S. 53 – 54, S. 76, S. 87). Nicht-EG Ländern kommen. Speziell über diejenigen, die bereits im Dritten Reich Karriere gemacht und jetzt wieder ihren Platz im neuen Staat gefunden Der Zeitabschnitt von 1950 bis 1973 ist international von wich- hatten, meint Wolfrum: »Die Einpassung in den neuen demokra- tigen politischen Veränderungen gekennzeichnet. Am Anfang tischen Staat sowie persönliche Erfolge und Karrieren boten die steht unter anderem das Ende der Kolonialisierung, für das Garantie, dass die Demokratie nicht umgehend in Frage gestellt die Gründung der Republik Indien 1950 ein Beispiel ist. Die oder bekämpft wurde« (Wolfrum 2006, S. 172). Entkolonialisierung erfolgt allerdings nicht immer friedlich, wie die Kriege in Algerien und Indochina zeigen. In dem betrach- Eine besondere Rolle kommt den ungefähr zwischen 1920 teten Zeitraum kommt es außerdem zu einer Intensivierung und 1930 Geborenen zu, zu denen der spätere Bundeskanzler des Kalten Krieges, in dem sich der Westen unter der Führung Helmut Kohl (*1930) gehört. Sie sind zu Kriegsbeginn noch der USA und die Sowjetunion gegenüberstehen. Beide Lager Kinder und Jugendliche gewesen oder haben bei Kriegsausbruch versuchen ihre Einflusssphären auszubauen und zu schützen. allenfalls erste Berufsschritte gemacht. Diese Altersgruppe, von So ist die Sowjetunion an der Niederschlagung des Aufstands denen viele unter dem Verlust von Eltern(teilen) und anderen in Ungarn 1956 beteiligt. 1968 wird mit ihrer Intervention der Familienangehörigen (bei Helmut Kohl ist es der 1926 geborene Prager Frühling in der Tschechoslowakei beendet. An den Bruder, der 1944 als Soldat fällt) leiden, konzentriert sich auf die Rand eines neuen Weltkriegs geraten die beiden Großmächte Arbeit, um nicht zuletzt dadurch Versäumtes nachzuholen, und USA und Sowjetunion in der Kubakrise. Nachdem Fidel Castro wird sich damit als starke Stütze der Demokratie erweisen. 1959 in Kuba an die Macht gekommen ist, plant die Sowjet- union 1962 die Stationierung von Mittelstreckenraketen, was Das Wirtschaftswunder schlägt sich in einem starken Wirt- die USA als Bedrohung ansehen. Die Krise kann erst in letzter schaftswachstum nieder. Im Zeitraum von 1950 bis 1960 Minute beendet werden. Fortan bemühen sich die USA ver- beträgt das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum mehrt um die Sicherung ihres Einflusses in Lateinamerika. Im 8,2 %. Im Zeitraum von 1960 bis 1970 beträgt es im Jahres- Koreakrieg (1950 – 1953) war es schon einige Jahre zuvor zu ei- durchschnitt immer noch 4,4 % (Statistisches Bundesamt ner Konfrontation zwischen den beiden Systemen gekommen, 2012, Tabelle 12.1, S. 321). Zu Beginn kann die Wirtschaft wobei neben den USA und der UdSSR auch die Volksrepublik zunächst auf das vorhandene Arbeitskräftepotenzial China involviert ist. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Der Kalte Krieg prägt auch die Entwicklung der beiden deut- schen Staaten und ihr Verhältnis zueinander. Während die Westmächte an einer stärkeren Westintegration der Bundes- republik interessiert sind, forciert die Sowjetunion die Einbin- dung der DDR in ihr Machtsystem. Bereits 1950 wird die DDR Mitglied des östlichen Wirtschaftsbündnisses, dem Rat für Ge- genseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Die Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni 1953 mit Hilfe sowjetischer Truppen unterstreicht den Machtanspruch der Sowjetunion. 1954 wird die Bundesrepublik zum Eintritt in die NATO eingeladen. 1955 erfolgt dann der Beitritt, nachdem die Bundesrepublik durch die Pariser Verträge ihre Souveränität – abgesehen von einigen alliierten Sonderrechten – weitgehend zurückerhalten hat. Im gleichen Jahr wird die Bundeswehr gegründet. Die Sowjetuni- on reagiert hierauf mit der Gründung des Warschauer Paktes als Gegenstück zur NATO. Ein weiterer Höhepunkt im Konflikt zwischen Ost und West ist schließlich der Bau der Berliner Mauer, der am 13. August 1961 beginnt.

Ab Mitte der sechziger Jahre erreichen die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen den großen Mächten die deutsche Innenpolitik. Es sind vor allem die nach 1940 gebo- renen Kinder, die sich gegen ihre Eltern auflehnen und sich für die Ideen des Kommunismus empfänglich zeigen. Ab 1968 kommt es zunehmend zu gewaltsamen Protesten, die sich zum Beispiel gegen den Vietnamkrieg und das Regime des Schahs im Iran richten und vor allem anti-amerikanisch sind. In diesem Umfeld formiert sich auch eine Gruppe von Linkster- roristen, die fast alle (Andreas Baader *1943, Ulrike Meinhof *1934, Gudrun Ensslin *1940, Holger Meins *1940, Jan-Carl Raspe *1944) der angesprochenen Altersgruppe entstammen. In den kommenden Jahren werden sie unter dem Namen h (Oberes Bild) Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung »Rote Armee Fraktion« (RAF) mit gewaltsamen Aktionen die der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft am 25. März 1957 Demokratie der Bundesrepublik bedrohen. h Deutsch-Französische Aussöhnung (Élysée-Vertrag, 22. Januar 1963), Studentenproteste gibt es auch in anderen Ländern. Vor allem Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Frankreich weiten sich 1968 die Studentenunruhen zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei aus. In den USA prägt ab den späten fünfziger Jahren die Bürgerrechtsbewegung, die die Rechte der schwarzen Bevölkerung verbessern möchte, die innenpolitische Auseinandersetzung. 1968 kommt es nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King zu gewaltsa- men Protesten und Unruhen. 90 Jahre DVB Bank 42 | 43

Olympischen Spiele in München das Ziel radikaler Palästinen- ser (elf israelische Sportler kommen bei einem Attentat und einer später misslungenen Befreiungsaktion ums Leben). 1977 wird der Linksterrorismus der RAF in Deutschland durch meh- rere politische Morde (an Dresdner Bankchef Jürgen Ponto, Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Arbeitgeberpräsi- dent Hanns Martin Schleyer) seinen Höhepunkt erreichen. 1973 wird die Europäische Gemeinschaft durch den Beitritt Dänemarks, Großbritanniens und Irlands auf neun Mit- gliedsstaaten erweitert. Das ist ein wichtiges Ereignis im europäischen Einigungsprozess, der 1951 begonnen hat und über zahlreiche weitere Schritte zur Europäischen Union führen wird, wie wir sie heute kennen. Am Anfang steht die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (sog. Montanunion) im Jahr 1951. 1957 kommt es mit Unter- zeichnung der Römischen Verträge zur Gründung der Europä- ischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Gründungsstaaten sind Deutschland, Frankreich, Italien und die Beneluxstaaten. Ergänzt und beflügelt wird der europäische Einigungsprozess h Willy Brandts Kniefall von Warschau – Symbol für Entspannung durch die deutsch-französische Aussöhnung, vor allem durch (Bundeskanzler Willy Brandt gedenkt kniend, nach der Kranznieder- den im Januar 1963 abgeschlossenen deutsch-französischen legung am Mahnmal der Opfer des Warschauer Ghetto-Aufstandes, Freundschaftsvertrag (sogenannter Élysée-Vertrag). 7. Dezember 1970)

Ein besonderes Thema in den Nachkriegsbeziehungen Ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepu- zwischen Deutschland und Frankreich bildet das Saargebiet. blik ist die Wahl von Willy Brandt zum Bundeskanzler im Jahr Nachdem sich die Bevölkerung des Saarlands in einer Abstim- 1969. Mit ihm verbindet sich der Beginn der Entspannungs- mung 1955 für die Wiedereingliederung in die Bundesrepublik politik. 1950 hatte die DDR bereits die Oder-Neiße-Linie als Deutschland statt für die Umwandlung des Saarlands in ein eu- endgültige deutsch-polnische Grenze anerkannt, woraufhin sich ropäisches Territorium ausgesprochen hat, unterzeichnen die der Deutsche Bundestag in einer entsprechenden Erklärung Bundesrepublik Deutschland und die Französische Republik mehrheitlich gegen eine solche Anerkennung aussprach. Erst am 27. Oktober 1956 den Saarvertrag, mit dem die einzelnen unter der Regierung Brandt wird durch den Warschauer Ver- Schritte zur Wiederangliederung des Saarlands an die Bundes- trag von 1970 die Oder-Neiße-Grenze als Westgrenze Polens republik festgelegt werden. Die politische Eingliederung des faktisch anerkannt, wobei die endgültige Anerkennung im Zuge Saarlands in die Bundesrepublik Deutschland erfolgt zum 1. Ja- der Wiedervereinigung im Rahmen eines Deutsch-Polnischen nuar 1957. Am 6. Juli 1959 erfolgt schließlich im Saarland die Grenzvertrages festgeschrieben wird. Anfang der siebziger Jah- Währungsumstellung von Französischem Franc auf Deutsche re kommt auch ein Entspannungsprozess zwischen den USA Mark, die zu einem vorgegebenen Kurs getauscht werden und der UdSSR in Gang, der das Wettrüsten beenden soll. müssen.

Zur gleichen Zeit kommt es aber auch zu einer Zunahme von Im Oktober 1973, im fünfzigsten Jahr des Bestehens der Deut- Terroranschlägen, mit denen radikale Gruppen ihre politischen schen Verkehrs-Kredit-Bank, beginnen Ägypten und Syrien den Ziele durchsetzen möchten. In Deutschland verüben Mitglieder Jom Kippur Krieg gegen Israel. Zur Unterstützung erlassen die der RAF (Rote Armee Fraktion) Anschläge. 1972 sind die erdölexportierenden Länder Arabiens ein Ölembargo gegen 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

israelfreundliche Staaten und erhöhen zudem die Ölpreise. Dies führt zu einer ersten Energie- und Wirtschaftskrise im Westen. Gerade ein Jahr zuvor hat der Club of Rome mit sei- ner Studie über »Die Grenzen des Wachstums« einen skepti- schen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft geliefert. Die durch den Ölpreisschock ausgelöste Wirtschafts- krise markiert das Ende des deutschen Wirtschaftswunders, das der Bundesrepublik – wie am Beginn dieses Abschnitts erwähnt – in den fünfziger und sechziger Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum beschert hat.

Die fünfziger und sechziger Jahre sind auch für die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank äußerst erfolgreich, wobei die Aufgaben für den Eigentümer Deutsche Bundesbahn im Wesentlichen den in der Vorkriegszeit erbrachten Dienstleistungen für die Deutsche Reichsbahn entsprechen. h Das Ölembargo 1973 löst eine Wirtschafts- und Energiekrise in Deutschland aus – das Bild zeigt die autofreie Autobahn Köln/ Zunächst muss aber die Aktionsfähigkeit der Leitungsorgane Bonn während des Sonntagsfahrverbots für Kraftfahrzeuge Vorstand und Aufsichtsrat wieder hergestellt werden. So wer- den 1950 auf Antrag der Deutschen Bundesbahn und durch einen entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main Alfred Prang und Fritz Haas als Notvorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank eingesetzt. Die Aufsichtsrats- funktionen werden von einem aus fünf Mitgliedern bestehen- den Überwachungsausschuss wahrgenommen, der von der Deutschen Bundesbahn bestellt wird. Ab 1951 wird Fritz Boh- le, der bislang die Geschäfte in der französischen Zone geführt hat, drittes Mitglied dieses Notvorstands. Erst mit der ersten ordentlichen Hauptversammlung am 20. Dezember 1958 wer- den die drei Notvorstände zu ordentlichen Vorstandsmitglie- dern bestellt. Im Rahmen dieser Hauptversammlung werden sowohl die Eröffnungsbilanz auf den 1. Januar 1953 als auch die Geschäftsberichte für die Jahre 1953 bis 1957 vorgelegt, nachdem im Zuge einer Altbankengesetzgebung Regelungen erlassen wurden, die eine Neufestsetzung des Grundkapitals in ermöglichen. Das Grundkapital wird in der Eröffnungsbilanz auf 20 Millionen DM festgesetzt. Im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung vom 20. Dezember 1958 wird eine Erhöhung des Grundkapitals von 20 Millionen DM auf 50 Millionen DM beschlossen, die am 4. Februar 1959 im Handelsregister eingetragen wird. Die nächste Grundkapitaler- höhung wird erst wieder 1977 beschlossen werden. 90 Jahre DVB Bank 44 | 45

Ab 1950 gewinnt der Neu- bzw. Wiederaufbau von Geschäfts- gebäuden bei der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank an Fahrt, nachdem man sich über mehrere Jahre hinweg teilweise mit Behelfsunterkünften begnügen musste. 1950 erfolgt in Frank- furt/Main an der Adresse Untermainkai – Ecke Mainluststraße auf dem alten Platz des 1944 ausgebombten Gebäudes der Niederlassung Frankfurt und unter Zukauf von weiterem Gelän- de der Aufbau eines neuen Bürogebäudes. Hier werden jetzt sowohl die Zentrale als auch die Zweigniederlassung unterge- bracht. 1953 wird in Essen in der Lindenallee 47 ein neu aufgebautes Geschäftshaus bezogen, nachdem das seit 1929 an gleicher Adresse genutzte Gebäude 1943 völlig zerstört worden war. In Hamburg wird 1956 ein Trümmergrundstück am Ballindamm erworben und darauf ein eigenes Geschäfts- haus errichtet. Am 2. Februar 1965 erfolgt die Grundsteinle- gung für das neue Bankgebäude der Niederlassung Stuttgart, das am 21. Juni 1966 bezogen werden kann. In Saarbrücken erfolgt am 3. Dezember 1969 die Grundsteinlegung für einen Neubau der Zweigniederlassung, der am 19. März 1971 ein- geweiht wird. An anderen Standorten werden vorhandene Ge- schäftshäuser ausgebaut (DVKB Zeitung Nr. 13/1962, Nr. 5/1960, Nr. 7/1961, Nr. 22/1965, Nr. 27/1966, Nr. 46 und 47 / 1971).

Ende 1957 ist die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank in der Bundesrepublik an fünfzehn Standorten mit Niederlassungen vertreten. In Frankfurt befindet sich neben der Niederlassung auch der Sitz der Zentrale. Die jüngste Niederlassung befindet sich in Saarbrücken. Sie nimmt wenige Monate nach der zum 1. Januar 1957 erfolgten politischen Eingliederung des Saarlan- des in die Bundesrepublik Deutschland ihre Geschäftstätigkeit am 2. Mai 1957 auf, nachdem sie in den Vorjahren unter Zwangsverwaltung gestanden hatte (DVKB Zeitung Nr. 2/1988 und Nr. 1/1959, S. 3).

Das Kerngeschäft der Bank bildet weiterhin die Frachtstun- dung, die aufgrund des starken Wirtschaftswachstums, das auch der Deutschen Bundesbahn zugutekommt, zunächst kontinuierlich wächst. 1963 – vierzig Jahre nach Gründung der Bank – werden exakt 30.012 Frachtstundungskonten geführt. h Alfred Prang (oben) und Fritz Haas werden 1950 auf Antrag der Insgesamt werden in diesem Jahr 91 % aller Frachtumsätze Deutschen Bundesbahn als Notvorstand der Deutschen Verkehrs- der Deutschen Bundesbahn sowie der nicht bundeseigenen Kredit-Bank eingesetzt Eisenbahnen auf dem Wege der Frachtstundung abgerechnet. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Werbetafel für die Frachtstundung (fünfziger Jahre)

Als Sicherheiten für die Teilnahme an der Frachtstundung Auf der Einlagenseite sind es vor allem die Eisenbahn-Spar- akzeptiert die Bank Kautionsguthaben, Bankbürgschaften, die und Darlehnskassen, die ein erhebliches Einlagenvolumen bei Abtretung von Lebensversicherungen, die Verpfändung von der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank platzieren. Dennoch lässt Wertpapieren und Sparguthaben, sowie Bestellung von Grund- es die Deutsche Bundesbahn lange Zeit nicht zu, »dass der Ver- schulden (DVKB 1972, S. 6). band der Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen im Aufsichtsrat ihrer Zentralbank, der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, einen Zum 1. Juli 1972 wird der seit Einführung der Frachtstundung Sitz nehmen konnte« (Olten 2006, S. 125). Erst in den siebziger bestehende Abrechnungszeitraum vom Halbmonat auf Jahren darf ein Verbandsvertreter als Gast an Aufsichtsratssit- einen 10-Tage-Zeitraum (Dekade) verkürzt. 1973 – zum 50. zungen der Bank teilnehmen (Ebda, S. 125 – 126). Jubiläum der Gründung der Bank – werden ebenfalls knapp 90 % des Frachtaufkommens der Deutschen Bundesbahn Bis 1966 tritt die Bank noch überwiegend als Geldnehmer über nunmehr 37.765 Frachtstundungskonten abgerechnet. am Markt auf. 1967 tritt sie erstmals vorwiegend als Geld- In den kommenden Jahren wird sich allerdings zeigen, dass geber auf. Das liegt an der verbesserten Liquiditätslage der dieses Geschäftsfeld umsatzmäßig an Grenzen kommt, da Deutschen Bundesbahn. Neben der Emission von Bundes- die Deutsche Bundesbahn zunehmend Marktanteile an den bahnanleihen nutzt sie die in der Bundesrepublik vorhandene LKW Verkehr verliert, mit anderen Worten, das Wachstum des hohe Liquidität zur Aufnahme von langfristigen Darlehen. Die Güterverkehrs findet auf der Straße statt. Aufgabe besteht nun erstmalig darin »über längere Zeiträume hinweg für die rentable Anlage der durch die zeitweiligen Als Hausbank der Deutschen Bundesbahn nimmt die Deutsche Guthaben der Bundesbahn stark erhöhten Mittel Sorge zu Verkehrs-Kredit-Bank verschiedene Aufgaben wahr. Sie ist tragen und zugleich auch ihre jederzeitige Zahlungsbereitschaft unter anderem für die Abwicklung des gesamten Zahlungs- in den immer noch sporadisch auftretenden Fällen plötzlich verkehrs der Deutschen Bundesbahn im In- und Ausland hohen Liquiditätsbedarfs der Bundesbahn zu gewährleisten« zuständig. Ferner ist sie für die Deckung des kurzfristigen (Geschäftsbericht 1967, S. 9). Geldbedarfs der Bundesbahn verantwortlich, der fast regelmä- ßig zum Monatsultimo entsteht. Bei einem entsprechenden Neben kurzfristigen Ausleihungen an die Deutsche Bundes- Bedarf stellt sie der Bundesbahn also Liquidität zur Verfügung. bahn vergibt die Bank Kredite an Unternehmen, die mit der Diese stammt primär aus den Einlagen anderer Kreditinstitute Deutschen Bundesbahn in geschäftlichen Beziehungen und sonstiger Einleger; bei zusätzlichem Bedarf besorgt sich stehen. Sie bietet diesen Unternehmen eine breite Palette von die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank zusätzliche Liquidität Kreditleistungen an. Dazu gehören Aval-Kredite, sowie erwei- als Geldnehmer am Geldmarkt. Zu anderen Zeiten legt sie terte und verlängerte Frachtkredite. Erweiterte Frachtkredite Überschussliquidität der Bundesbahn am Geldmarkt an. Insbe- werden für Frachtschulden, die saisonal bedingt (wie bei der sondere Anfang der fünfziger Jahre hat die Bundesbahn noch Zuckerrübenkampagne im Herbst in der Zuckerindustrie) für einen erheblichen Finanzbedarf, den sie über die Deutsche kurze Zeit eine große Höhe erreichen, gewährt. Bei den Verkehrs-Kredit-Bank am Geldmarkt decken kann. Die dadurch verlängerten Frachtkrediten werden die Frachten über eine län- gegenüber der Bank entstandene Verschuldung baut sie später gere Zeit gestundet. Ferner gewährt die Bank Unternehmen, durch die Ausgabe von Bundesbahnanleihen schrittweise ab. die mit der Bundesbahn im Schienenverkehr in Geschäftsbe- Die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank ist an den entsprechenden ziehungen stehen, Kredite für Investitionen. Das können Lager- Emissionen beteiligt und übernimmt außerdem die Aufgabe bauten auf bahneigenem Gelände, private Gleisanschlüsse, der Kurspflege. Diese Aufgabe besteht darin, bei Bedarf im Güterwagen, Umschlagsanlagen, sowie Lastkraftwagen und Markt angebotene Bundesbahnpapiere zur Verhinderung von Personenbusse, die im Auftrag der Deutschen Bundesbahn Kursrückgängen anzukaufen und bei verbesserter Marktlage fahren, sein. Die Kreditgewährung erstreckt sich auch auf wieder abzugeben (DVKB 1972, S. 12 – 13). Pächter von Nebenbetrieben auf Bahngelände, Betriebsmittel- kredite an Tochtergesellschaften der Deutschen Bundesbahn, 90 Jahre DVB Bank 46 | 47

v Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank im Hauptbahnhof Hamburg (um 1957)

c Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank am Flughafen Bremen (um 1957)

Bauzwischenkredite an Eisenbahn-Siedlungsgesellschaften und Wohnungsbaugenossenschaften, sowie Vorfinanzierungs- kredite an Lieferanten der Bundesbahn (DVKB 1972, 8 – 10).

Das deutsche Wirtschaftswunder schafft ab den fünfziger Jahren zunehmenden Wohlstand. Ein Ausdruck hierfür ist eine Reisewelle der Bundesbürger, die sich zunächst noch auf Europa beschränkt, aber über die Jahre auch zu einer Zunahme außereuropäischer Reisen führen wird. Hiervon profitieren die Wechselstuben der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank. Ende 1957 unterhält die Bank 75 Wechselstuben und Wechsel- stubenagenturen. Wechselstubenagenturen sind Reisebüros oder Verkehrsvereine, die den Sortenwechsel im Auftrag der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank übernehmen. Mit der am 6. Juli 1959 erfolgten Währungsumstellung im Saarland von Französischem Franc auf Deutsche Mark werden einige Wech- selstuben an den vormaligen Grenzübergangsstellen zwischen dem Bundesgebiet und dem Saarland geschlossen. Bestehen bleibt die Wechselstube am Saarbrücker Hauptbahnhof.

Wie in Saarbrücken befinden sich die meisten Wechselstuben nach wie vor an Bahnhöfen, wo die Deutsche Verkehrs-Kredit- Bank weiterhin das alleinige Recht besitzt, das Wechsel- stubengeschäft zu betreiben. Wechselstuben an Flughäfen werden auf der Grundlage von Verträgen mit den Flughafen- gesellschaften betrieben. Bei den an Straßengrenzübergängen geführten Wechselstuben ist seit 1948 die Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen mbH der entsprechen- de Vertragspartner (Biermann 1971, S. 2 – 3).

Die erste Wechselstube auf einem Flughafen ist bereits am 16. Juni 1949 auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt eröffnet worden. Die bescheidene Anfangsausstattung wird in der Mitarbeiterzeitung wie folgt beschrieben: »In einem Eckchen der Ankunftsvorhalle ein kleiner Raum, in dem gerade ein Mann sich aufhalten konnte. Der Schalter, eine Öffnung in der Wand zum Warteraum; nur ein grobmaschiges Drahtgitter trennte den Kassierer von der Kundschaft. Die Wechselstu- be war so versteckt, dass nach der Zollabfertigung große Hinweisschilder die wenigen Passagiere, die Geld wechseln wollten, darauf aufmerksam machen mussten« (DVKB Zeitung h Werbefaltblatt mit einer Übersicht der Wechselstuben der Nr. 52/1972, S. 3). Schon bald erhält diese Wechselstube neue Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank und ihrer Öffnungszeiten (1960) Räumlichkeiten und es folgen weitere Ausbaumaßnahmen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Ostmarkumtausch an einer Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank

Die Wechselstuben an der inner- die Einschränkungen wieder zu. Mit Passkontrollen und andere Maßnahmen deutschen Grenze sind Teil der der »Verordnung über Maßnahmen an überwacht. Diese Maßnahmen werden Geschichte des innerdeutschen der Demarkationslinie zwischen der nach dem Bau der Berliner Mauer Reiseverkehrs. Dieser war bereits vor, Deutschen Demokratischen Republik auch für die Grenzübergangspunkte vor allem aber nach der Gründung der und den westlichen Besatzungszonen im Bahnverkehr zwischen West- und beiden deutschen Staaten vielfältigen Deutschlands« vom 26. Mai 1952 Ostberlin ergriffen. Erst ab 1971 kommt Einschränkungen unterworfen (vgl. beginnt die DDR mit der umfassenden es durch Abkommen zwischen der Bun- hierzu ausführlich Kuhlmann 2012). Sicherung ihrer Grenze zur Bundesre- desrepublik (unter der Regierung von Mit der Berliner Blockade wird der publik Deutschland. An den Grenzüber- Willy Brandt) und der DDR zu gewissen West-Ost-Reiseverkehr kurzzeitig fast gangsstellen für den Eisenbahnverkehr Erleichterungen im Reiseverkehr. Bis zur vollständig unterbrochen. Erst mit dem werden die Grenzbahnhöfe nach und Wiedervereinigung bleiben aber die zu Helmstedter Abkommen vom 11. Mai nach in sicherheitstechnischer Hinsicht Festungen ausgebauten Grenzbahnhöfe 1949 wird der Eisenbahnverkehr wieder ausgebaut, um Fluchtversuche von (Kuhlmann 2012, S. 40) bestehen. aufgenommen. Nach der Gründung Ost nach West zu verhindern. Darüber der beiden deutschen Staaten nehmen hinaus wird der Reisezugverkehr durch

Wechselstuben werden auch an anderen Flughäfen betrieben, Umsatzzuwächse erzielen die Wechselstuben in den sechziger in Bremen, Stuttgart und München ebenfalls ab 1949 und in Jahren vor allem durch den wachsenden Reiseverkehr zu tou- Düsseldorf ab 1950. Während die Wechselstube am Flughafen ristischen Zielen im Ausland. Ein wichtiger Kundenkreis ist aber Bremen 1961 geschlossen wird, wird eine neue am Flughafen auch die zunehmende Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Köln/Bonn 1970 eröffnet. Gastarbeiter, die in ihren Urlauben in ihre Heimat reisen – in den sechziger Jahren zunächst noch überwiegend mit der Bahn, in An verschiedenen Straßengrenzübergängen entstehen den Folgejahren dann aber vermehrt mit dem eigenen Auto. ebenfalls neue Wechselstuben: Weil-Otterbach (1950), Der Anstieg des Reiseverkehrs mit dem Flugzeug und mit Schwarzbach (1951), Stuben (1953), Kehl-Rheinbrücke (1955), dem privaten PKW belebt dementsprechend das Geschäft der und Kiefersfelden (1968). Auch Fährverbindungen werden Wechselstuben an Flughäfen und Autobahngrenzübergängen. interessant für die Einrichtung von Wechselstuben. 1951 eröffnet eine Wechselstube am Fährbahnhof Großenbrode. 1963, 40 Jahre nach der Gründung der Bank, bestehen 52 1953 eröffnet die erste Wechselstube an Bord eines Fährschif- Wechselstuben und 13 Agenturen. Zu Beginn des Jahres 1973 fes – der »Deutschland«. 1957 folgt auf dem Fährschiff »Theo- sind es 56 Wechselstuben und 20 Agenturen. dor Heuss« die zweite Bordwechselstube (Biermann 1971, S. 25 – 28). 1960 unterhält die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank Manchmal, so im Oktober 1966 am Hauptbahnhof Frankfurt, auch noch Wechselstuben an innerdeutschen Grenzübergän- wird die Einweihung neuer Geschäftsräume einer Wechsel- gen für den Bahnverkehr – in Bebra, Büchen, Helmstedt und stube sogar zu einem größeren Ereignis. Unter den fünfzig Ludwigsstadt (Oberfranken), die vornehmlich im Ostmark- Gästen befinden sich neben dem Ersten Präsidenten der Geschäft tätig sind. Deutschen Bundesbahn – Heinz Oeftering – »ein Mitglied des 90 Jahre DVB Bank 48 | 49

v Lochkartenstelle in der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Frankfurt am Main (1968)

Bundesbankdirektoriums, der Vizepräsident der Landeszentral- ausgestattet und bis 1969 verlangt ein entsprechendes Gesetz bank, der Handelskammerpräsident, der Stadtkämmerer, der die komplette Umrüstung aller Wechselstuben (DVKB Zeitung Geschäftsführer des Hessischen Bankenverbandes, mehrere Nr. 17/1964, Biermann 1971, S. 20 – 21). bekannte Wirtschaftsjournalisten (darunter der Chefredakteur der Börsenzeitung) und Vertreter der lokalen und regionalen Der Betrieb der Wechselstuben bleibt ein personalintensives Verkehrsverbände«. Die Mitarbeiterzeitung bewertet zu Recht Geschäft. Als 1961 arbeitsfreie Samstage im deutschen Bank- den Gästekreis als »ein für die Einweihung einer Bahnhofs- gewerbe eingeführt werden, führt dies zu steigenden Kosten. wechselstube eigentlich besonders hohes Niveau« (DVKB Während normale Bankfilialen an Samstagen geschlossen blei- Zeitung Nr. 28/1966). ben, werden die Wechselstuben im Interesse der Reisenden an Samstagen geöffnet gehalten. Der zunehmende Personalbedarf In den fünfziger Jahren wird die Geschäftstätigkeit noch we- führt damit zu entsprechend höheren Personalkosten. Als 1968 sentlich von der Devisenbewirtschaftung und entsprechenden das Eurocheque System eingeführt wird, das die Bargeldabhe- Devisenbestimmungen, geprägt. Erst ab 1958 unterliegt bung mittels Schecks und Scheckkarte ermöglicht, kommt es die Ein- und Ausfuhr ausländischer Zahlungsmittel keinen bei den Wechselstuben zu einer starken Arbeitszunahme. Der Beschränkungen mehr. Geblieben sind aber schwankende Geschäftsbericht 1969 schildert die Problemlage wie folgt: »Vie- Devisenkurse. Um Verluste im Wechselstubengeschäft bzw. le Scheckkarten-Inhaber pflegen sich bei unseren Wechselstu- in der Bestandshaltung von Währungen zu vermeiden, müs- ben wegen der günstigen Verkehrslage und der ausgedehnten sen Auf- oder Abwertungen möglichst rechtzeitig antizipiert Öffnungszeiten – insbesondere auch an Wochenenden – mit ihren werden, was allerdings nicht immer gelingt. Außerdem kommt Schecks Bargeld zu beschaffen, anstatt sie ihrem eigentlichen es einige Male zur Einführung neuer Währungseinheiten, mit Zweck entsprechend zur bargeldlosen Bezahlung ihrer Verbind- denen die Bank ebenfalls umgehen muss. 1960 führt zum Bei- lichkeiten bei Einkäufen usw. zu verwenden« (Geschäftsbericht spiel Frankreich den »Nouveau Franc« ein, wobei eine Einheit 1969, S. 10). Daher führt die Bank kurze Zeit nach Einführung der neuen Währung 100 alte Francs ersetzt. In Finnland kommt des neuen Systems eine Stückgebühr von 2 DM (ca. 1 Euro) für es 1963 zu einer Währungsumstellung (Biermann 1971). die Einlösung von Schecks ein. Auch in den Folgejahren werden steigende Personalkosten in den Wechselstuben mit der weite- Die Vielfalt der Sorten erfordert auch eine intensive Schulung ren Zunahme der Scheckeinlösungen begründet. im Hinblick auf eine entsprechende Falschgelderkennung. Außerdem werden schrittweise Maßnahmen zur Verbesse- Beteiligungen hält die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank nur im rung der Sicherheit der Kassierer vor Überfällen ergriffen. Im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbahn. Sie haben alle Dezember 1957 wird erstmals in der Wechselstube am Nürn- einen Bezug zum Bahngeschäft. In ihrem Geschäftsbericht berger Hauptbahnhof zur Probe ein beschusssicherer Schalter 1957 weist die Bank neben der Beteiligung an der Transport aufgestellt. 1960 erhält diese Wechselstube schließlich als ers- AG (vormals J. Hevecke) eine 75 %-Beteiligung an der Firma te eine vollständig mit Panzerglas abgesicherte Schaltereinrich- Collico GmbH aus. Diese Gesellschaft wurde 1947 in Solingen tung. Bis 1967 sind bereits 26 Wechselstuben entsprechend von Karl Dahmen gegründet. »Collico« bezeichnet einen von 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Frankfurt h Der Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG im Jahr 1973 (von links nach am Main (1965) rechts: Dr. Heinz-Dietrich Tettenborn, Alois Meyer, Karl-Heinz Boldt)

ihm erfundenen zusammenlegbaren Mehrwegbehälter aus 1973, im Jahr des 50-jährigen Bestehens der Bank, kommt Stahl. Diese Behälter werden im Stückgutverkehr eingesetzt. es außerdem zu einem Generationswechsel im Aufsichtsrats- Mit dem Rückgang des Stückgutverkehrs der Bahn wird die vorsitz. Zum 30. Juni 1973 übergibt Bundesbahnchef Heinz Bedeutung des Einsatzes dieser Behälter allerdings in späteren Oeftering den Vorsitz, den er seit dem 1. Oktober 1959 innege- Jahren zurückgehen. Bis 1961 kommen noch Beteiligungen an habt hat, an seinen Nachfolger Wolfgang Vaerst (DVKB Zeitung der Deutschen Touring Gesellschaft mbH und der Deutschen Nr. 55 und 56/1973). Heinz Oeftering hat in allen Jahren seines Eisenbahn-Reklame GmbH hinzu. 1973 übernimmt die Bank Wirkens eine enge Verbundenheit zur Bank gezeigt. So ist er schließlich noch den Reiseveranstalter Ameropa-Reisen immer wieder bei Veranstaltungen und geschäftlichen Ereignis- GmbH, der auf Bahnreisen spezialisiert ist. sen der Bank wie 1966 bei der oben genannten Eröffnung der neuen Geschäftsräume der Wechselstube am Hauptbahnhof 1960 kommt es zu einem ersten Generationswechsel in der Frankfurt zugegen. Anlässlich des 65. Geburtstages von Heinz Führung der Bank. Zum 31. Januar 1960 scheidet Alfred Prang Oeftering im Jahr 1968 vermerkt die Mitarbeiterzeitung zu sei- altersbedingt aus dem Vorstand aus. Ihm folgt Fritz Haas am nem Engagement als Aufsichtsratsvorsitzender seit 1959: »In 30. Juni 1961 in den Ruhestand. Bereits 1959 ist Fritz Bohle den 38 Aufsichtsratssitzungen, die seitdem stattgefunden ha- überraschend verstorben. Nachfolger der drei genannten Vor- ben, hat sich Professor Dr. Oeftering nicht ein einziges Mal bei standsmitglieder sind Dr. Gerhard Wersche (ab 1960) sowie der Ausübung dieses Amtes vertreten lassen« (DVKB Zeitung Dr. Wilhelm Wetzmüller und Friedrich Körting (beide ab 1. Juli Nr. 35/1968, S. 3). Und in einer von ihm 1970 gehaltenen Rede 1961). Sie werden die Bank in den kommenden zehn Jahren sagt er selbst über die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank, dass gemeinsam leiten. Um 1970 kommt es erneut zu einem Ge- sie »die Beteiligungsgesellschaft der Bundesbahn sei, die ihm nerationswechsel im Vorstand. Ministerialdirektor Alois Meyer immer die geringsten Sorgen bereitet habe. Deshalb sehe er folgt auf den 1969 ausscheidenden Dr. Wersche. Am Jahres- die DVKB auch als liebste Tochter der Bundesbahn an« (DVKB ende 1970 tritt Dr. Wetzmüller in den Ruhestand ein. Sein Zeitung Nr. 41/1970). Nachfolger wird am 1. Januar 1971 Ministerialrat Dr. Heinz- Dietrich Tettenborn. Am Ende desselben Jahres scheidet auch Friedrich Körting aus Altersgründen aus. Auf ihn folgt am 1. Januar 1972 Karl-Heinz Boldt. Zum 31. Dezember 1973 scheidet außerdem Alois Meyer nach vierjähriger Zugehörig- keit aus dem Vorstand in den Ruhestand aus. Sein Nachfolger wird Dr. Klaus J. Menche (DVKB Zeitung Nr. 41/1970, Nr. 44/1970, Nr. 45/1971, Nr. 57/1973). 90 Jahre DVB Bank 50 | 51

h (oberes Bild) Der Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank im Jahr 1963 h Ansprache von Heinz Oeftering, Erster Präsident der Deutschen Bundesbahn, (von links: Friedrich Körting, Dr. Gerhard Wersche und Dr. Wilhelm Wetzmüller) anlässlich der Eröffnung der Wechselstube im Hauptbahnhof Hamburg (1969) h Filialleitertagung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank im Jahr 1963: fünfter von links ist Kurt Müller, Leiter der Filiale Stuttgart 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Kurt Müller

»Die gute Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank und der Bundesbahn auf allen Arbeitsebenen entsprach somit dem Wunsch des Eigentümers, die Dienste der Bank für die Förderung des Bahnverkehrs zu nutzen.«

Sie sind 1950 in die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank ein- Was war das Kerngeschäft in der damaligen getreten. Wie haben Sie die damaligen Lebensumstände Filiale Stuttgart? in Erinnerung? Die Geschäftstätigkeit war auf die Frachtstundung konzen- Die Währungsreform von 1948 und die Gründung der Bundes- triert. Die Filiale betreute circa 4.800 direkte Stundungs- republik Deutschland 1949 lagen hinter uns, aber die Trümmer nehmer und weitere 1.200 Teilnehmer an der sogenannten in den Städten waren noch nicht beseitigt. Mein Bewerbungs- Sammelfrachtstundung. Dieses Verfahren gab es für kleinere gespräch bei der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank fand noch Verlader, die ein zu geringes Aufkommen hatten, um ein in einem bombengeschädigten Behelfsgebäude statt. Kurz Einzelkonto bei uns zu bekommen. Andere Banken wie zum danach erfolgte der Umzug in ein neu errichtetes Bankgebäude Beispiel die Volksbanken fassten mehrere kleine Kunden am Untermainkai in Frankfurt. Allerdings war der private Wohn- zusammen und rechneten dann mit uns ab. Die große Zahl von raum noch bewirtschaftet, während man die Lebensmittelrati- 4.800 direkten Stundungsteilnehmern resultierte übrigens aus onierung Anfang 1950 aufgehoben hatte. Die Bank konnte mir der starken Stellung der mittelständisch geprägten Wirtschaft zwar eine Unterbringung in einer Wohnung organisieren, doch im Einzugsbereich unserer Filiale. musste ich diese mit zwei Untermietern teilen. Insgesamt war die Bevölkerung zu jenem Zeitpunkt bezüglich der weiteren Was waren weitere Geschäftsfelder der Filiale Stuttgart? Zukunft allerdings schon wesentlich positiver gestimmt. Nach der Frachtstundung waren die Wechselstuben ein weiterer Ertragsbringer. Das Kreditgeschäft war Anfang der Wo befand sich die Stuttgarter Filiale, als Sie 1962 sechziger Jahre dagegen gering, konnte dann aber erheblich die Leitung übernahmen? ausgebaut werden. Es umfasste vor allem bahnnahe Finan- Die Filiale befand sich in einer angemieteten Etage eines Ge- zierungen, also im Wesentlichen ging es um die Finanzierung schäftshauses in Nähe des Hauptbahnhofs und beschäftigte gewerblicher Bauten auf Bahngelände gegen eine entspre- ca. 40 Mitarbeiter zuzüglich 20 weiterer Mitarbeiter in den chende Sicherungsübereignung; private Gleisanschlüsse Wechselstuben, für die die Filiale verantwortlich war. Nach der und Bahnumschlagseinrichtungen wurden ebenfalls von uns Kündigung des Mietvertrags durch den Vermieter im Januar finanziert. Hinzu kamen Betriebsmittelkredite in Form von 1963 gab der Aufsichtsrat der Bank die Zustimmung zu einem Dreimonatsstundungen und Kontokorrentkredite an Tochter- Neubau, allerdings verbunden mit der Auflage, nicht benötigte unternehmen, Lieferanten und Wohnungsgesellschaften der Flächen der Stuttgarter Direktion der Deutschen Bundesbahn Bundesbahn, aber auch an Energieversorger und Betriebe am zur Verfügung zu stellen. Das war ein großer Schritt zur Mo- Stuttgarter Flughafen. Außerdem gewährten wir Speditionen dernisierung. Avalkredite. Im Passivgeschäft erhielten wir Tagesgelder 90 Jahre DVB Bank 52 | 53

Kurt Müller, geboren am 12. Februar 1922, trat 1950 in die Bank ein und war zunächst als Sortenkassierer in verschiede- nen Wechselstuben tätig. Bereits im Jahr 1951 wechselte er in die Zentrale. Dort durchlief er Stationen in der Wertpapier-, Kredit- und Devisenabteilung, bevor er 1957 zur Revision kam. 1962 übernahm er die Leitung der Filiale Stuttgart. In dieser Funktion war er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1987 beschäftigt.

und Termineinlagen unter anderem von Großverladern der Hat sich das später geändert? Bundesbahn, von außerhalb des Bahngüterverkehrs tätigen Ja, in den achtziger Jahren, als der Kampf um die Kunden Verkehrsunternehmen, aber auch von staatlichen Institutionen stärker wurde, wurden wir von anderen Banken stärker als und Wohnungsbaugesellschaften. Konkurrent wahrgenommen. Wir konnten aber unsere Position gegenüber unseren Wettbewerbern nicht zuletzt dadurch Wie war generell das Arbeitsverhältnis zur aufrechterhalten, dass wir anders als jene zum Beispiel Bauten Deutschen Bundesbahn? von Kreditnehmern auf bahneigenem Gelände, also auf frem- Der jeweilige Vorsitzende des Vorstands unserer Bank wurde den Grund, als Sicherheiten akzeptieren konnten. von der Deutschen Bundesbahn entsandt. Schon von daher war das Arbeitsverhältnis gut. Auf Filialebene setzte sich dies Wie würden Sie die damaligen Arbeitsbeziehungen im Verhältnis zu den Bundesbahndirektionen vor Ort fort. zwischen Vorstand und Filialen beschreiben? Die Filialleiter hatten damals eine recht große Selbstständigkeit Wie wurde damals Neugeschäft akquiriert? im Rahmen der vorgegebenen Geschäftsfelder. Das heißt, die In der Regel haben die Filialleiter die Akquisition selbst Selbstständigkeit ging also nicht so weit, dass wir zum Beispiel vorgenommen, weil ihre Ansprechpartner die jeweiligen Fi- auf Filialebene in das Geschäft mit der privaten Fahrzeugfinan- nanzvorstände von Kapitalgesellschaften waren. Auch bei den zierung hätten einsteigen können, obwohl es hierfür seinerzeit großen mittelständischen Unternehmen haben die Eigentümer durchaus Möglichkeiten gegeben hätte. Gespräche zwischen erwartet, dass ein kompetenter Vertreter einer Bank bei einem Vorstand und Filialleiter konnten jederzeit initiiert werden und persönlichen Besuch sein Angebot zu einer über die Fracht- zusätzlich gab es die jährlichen Filialleitertagungen. stundung hinausgehenden Zusammenarbeit unterbreitet. Über die Jahre haben sich aber auch gute Kontakte zu den Akqui- Was halten Sie von der Entwicklung der Bank, seit Sie siteuren und Generalvertretern der Deutschen Bundesbahn diese aus dem Ruhestand heraus betrachten? entwickelt, so dass wir immer wieder mal von dort Hinweise Ich finde es sehr positiv, dass nach dem Wegfall der Bindung auf anstehende Investitionsprojekte erhielten. Die gute Zu- an die Deutsche Bundesbahn ein weltweites Verkehrsfinan- sammenarbeit zwischen der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank zierungsgeschäft entwickelt werden konnte. Auch die neue und der Bundesbahn auf allen Arbeitsebenen entsprach somit Nischenposition, die man sich geschaffen hat, hat sich wieder dem Wunsch des Eigentümers, die Dienste der Bank für die bewährt. Besonders beeindruckt hat mich auch, wie man die Förderung des Bahnverkehrs zu nutzen. Refinanzierung bewältigt. Froh bin ich darüber, dass die Bank nicht an den Auswüchsen der jüngsten Zeit im Finanzwesen Welche Stellung hatte die Bank am Finanzplatz Stuttgart beteiligt war. Und in meinem Ruhestand fühle ich mich durch in den sechziger Jahren? den Bereich Human Relations außerordentlich gut betreut. Vor allem in den sechziger, aber auch in den siebziger Jahren erhöhte sich aufgrund des Wirtschaftswachstums beständig der Kreditbedarf. Die Unternehmen waren also froh, neben ihrer Hausbank noch weitere Anbieter zu haben. Von den anderen Banken wurden wir daher zunächst nicht als großer Konkurrent angesehen. Unsere Kreditkonditionen waren ver- gleichbar. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013 Bitte interpolieren

h Frankfurter Börse in den achtziger Jahren 90 Jahre DVB Bank 54 | 55

1974 – 1988

Das deutsche Wirtschaftswunder endet – In Deutschland kommt es im Betrachtungszeitraum zu zwei Teilprivatisierung und Börsengang der Bank bedeutsamen politischen Regierungswechseln. Im Mai 1974 tritt Bundeskanzler Willy Brandt zurück und sein Nachfolger wird Helmut Schmidt, der das Amt des Bundeskanzlers bis 1982 innehat. Er wird in jenem Jahr von einer konservativen Im Zeitraum von 1974 bis 1988 kommt es zu einer ganzen Regierung unter Führung von Helmut Kohl abgelöst, dessen Reihe weltpolitisch bedeutsamer Ereignisse. 1974 muss US Regierungszeit 1998 enden wird. Aus wirtschaftlicher Sicht Präsident Nixon wegen der Watergate Affäre zurücktreten. kommt es zu zwei Rezessionsphasen, die nicht nur Deutsch- 1976 beginnt mit dem Tod Mao Tse-tungs ein politischer land, sondern alle Industriestaaten treffen. Die erste wird Umbruch in China, der vor allem mit der Person von Deng durch die nach dem Beginn des Jom Kippur Krieges im Okto- Xiaoping verbunden ist, der maßgebliche Schritte zur wirt- ber 1973 von der OPEC beschlossene Anhebung der Rohöl- schaftlichen Entwicklung Chinas unternimmt, die die Basis für preise ausgelöst. Nach 4,8 % für das Jahr 1973 schrumpft das den steilen Aufschwung ab Anfang der neunziger Jahre bilden. deutsche Wirtschaftswachstum 1974 auf 0,9 % und wird 1975 1979 wird der persische Schah gestürzt und der Staat nach mit -0,9 % negativ. 1976 werden wieder 4,9 % erreicht. Auf- Rückkehr des schiitischen Ajatollahs Khomeini zu einer Isla- grund einer zweiten, 1979 von den arabischen Ölproduzenten mischen Republik umgebaut. 1985 wird Michail Gorbatschow eingeleiteten Runde von Preiserhöhungen kommt es zu einer zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjet- zweiten Rezession. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland union gewählt. Mit ihm beginnt eine Periode der Reformen, verringert sich dadurch 1980 auf 1,4 % und 1981 auf 0,5 % und die unter dem Motto Glasnost (Offenheit) und Perestroika wird 1982 mit -0,5 % negativ. 1983 wird wieder eine positive (Umstrukturierung) stehen. Außerdem kommt durch ihn Wachstumsrate von 1,6 % erreicht (Statistisches Bundesamt wieder Bewegung in die Abrüstungsgespräche mit den USA, 2012, Tabelle 12.1, S. 320). und 1988 beschließen die UdSSR und die USA die Vernichtung sämtlicher atomarer Mittelstreckenraketen. Die Europäische Das geringere Wirtschaftswachstum in den genannten Jahren Gemeinschaft nimmt als neue Mitglieder Griechenland (1981) führt zu einem entsprechenden Rückgang des Ladeaufkom- sowie Spanien und Portugal (1986) auf. mens im Eisenbahnverkehr und damit zu Rückgängen im Frachtstundungsgeschäft. Auch die stärkere Konkurrenz durch Einige Konflikte können beendet werden. So endet 1975 den LKW macht sich bemerkbar. Als 1975 das Wirtschafts- der Vietnamkrieg, und es kommt zur Wiedervereinigung von wachstum Deutschlands zum ersten Mal in der Nachkriegszeit Süd- und Nordvietnam. 1979 kommt es zwischen Israel und negativ ist, gehen die Umsätze im Frachtstundungsgeschäft Ägypten zum Friedensabkommen von Camp David, mit dem um 14 % zurück (Geschäftsbericht 1975, S. 7). Zwar profitiert der 1973 begonnene Jom Kippur Krieg offiziell sein Ende das Frachtstundungsgeschäft später wieder von einer wirt- findet. Woanders entstehen neue Konflikte und Krisenherde. schaftlichen Erholung, doch zeigt sich in den kommenden 1974 kommt es zur Teilung Zyperns. 1975 beginnt ein Bürger- Jahren, dass es zunehmend eine Reife- bzw. Sättigungsphase krieg im Libanon. 1976 bis 1978 üben die Roten Khmer ihre erreicht hat. 1976 werden Eisenbahnfrachten in Höhe von Gewaltherrschaft in Kambodscha aus. 1979 marschieren sow- 7,2 Milliarden DM mit 39.651 Frachtstundungsnehmern ab- jetische Truppen in Afghanistan ein. Erst 1988 endet mit ihrem gerechnet. 1988, im Jahr des Börsengangs der Bank sind es Rückzug die Besetzung des Landes. Knapp acht Jahre später Eisenbahnfrachten in Höhe 7,9 Milliarden DM mit einer fast un- werden die Taliban ihre Schreckensherrschaft über das Land veränderten Zahl von Frachtstundungsnehmern. Allerdings ist errichten. 1980 kommt es zu einem Krieg zwischen Irak und es der Bank gelungen, das Geschäft auf Bereiche außerhalb Iran, der 1988 in einem Waffenstillstand endet. 1982 kommt der Bundesbahn zu erweitern, so dass sich der Gesamtumsatz es zwischen Argentinien und Großbritannien zu einem Krieg im Frachtstundungsgeschäft 1988 auf 9 Milliarden DM beläuft. um die Falklandinseln. 1986 wird die Welt von der Kernreaktor- In Konjunkturabschwüngen steigen allerdings die Insolvenz- katastrophe in Tschernobyl aufgeschreckt. risiken bei Frachtstundungsnehmern. Im Geschäftsjahr 1987 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank h Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Schwarzbach/Bundesautobahn (1978) am Bahnhof Zoo in Berlin (1984) entsteht durch den Konkurs eines Großverladers erstmals ein Zunehmend gewinnt in den achtziger Jahren die Abwicklung höherer Wertberichtigungsbedarf im Frachtstundungsgeschäft. von Wertpapiergeschäften für Kunden der Sparda-Banken an Bedeutung für die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank. Das Kreditgeschäft konzentriert sich weiterhin auf Unterneh- men, die mit der Deutschen Bundesbahn in Geschäftsbezie- Die Schwankungen im Wirtschaftswachstum machen sich hungen stehen bzw. auf Investitionen, die der Förderung des auch im Wechselstubengeschäft bemerkbar. Außerdem Schienenverkehrs dienen. Unverändert bleiben auch die Haus- stagniert die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer aufgrund bankfunktionen für die Deutsche Bundesbahn: Abwicklung eines 1973 eingeführten Anwerbestopps. Der Bedarf für den des in- und ausländischen Zahlungsverkehrs, Deckung des reisebedingten Sortenumtausch geht somit zeitweise zurück. Liquiditätsbedarfs bzw. Anlage von Liquiditätsüberschüssen Teilweise beeinflussen auch starke Veränderungen an den am Geldmarkt, sowie die Mitwirkung bei der Begebung von Devisenbörsen das Wechselstubenergebnis. Anleihen und deren Kurspflege. Allerdings wird die Bank von der Deutschen Bundesbahn ab 1. Dezember 1980 im Rahmen Ab Anfang der achtziger Jahre beginnt die Bank, mit der Ein- einer entsprechenden Vereinbarung bei der Kurspflege von führung Computer-gestützter Technologien die Arbeitsabläufe den sich aus der Kursentwicklung von Bundesbahnanleihen er- in verschiedenen Bereichen der Bank zu rationalisieren. Erst- gebenden Kursrisiken freigestellt (Geschäftsbericht 1980, S. 9). mals berichtet der Geschäftsbericht 1982 über entsprechende Ansätze. Zu den verschiedenen Maßnahmen im IT Bereich Der größte Einleger der Bank ist – allerdings mit erheblichen gehört der Anschluss an das SWIFT Verfahren für die Abwick- Schwankungen – die Bundesbahn. Ein anderer wichtiger lung des Auslandszahlungsverkehrs. Computer halten auch Einleger sind weiterhin die Sparda-Banken. Diesen Namen Einzug in den Wechselstuben. 1984 wird in der Wechselstube haben sich die Eisenbahn-Spar- und Darlehnskassen 1978 am Kölner Hauptbahnhof der erste Geldautomat aufgestellt. neu gegeben; ihr Dienstleistungsverband firmiert seitdem als Geldautomaten werden in den kommenden Jahren zunehmend Verband der Sparda-Banken (Olten 2006, S. 133 und S. 143). die Einlösung der Eurocheques am Bankschalter ersetzen. 90 Jahre DVB Bank 56 | 57

v EDV Abteilung in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1979)

h Vorstandswechsel 1985: Arno Grunhold wird h Firmenlogo ab 1986 Nachfolger von Karl-Heinz Boldt

Ende 1985 trifft die Bank die Entscheidung zur Einführung Ansprache über den Auftrag des Bundeskabinetts an sein des »Kundenorientierten Dialogsystems für Bankgeschäfte« Ministerium, den Verkauf von Bundesbeteiligungen zu prüfen (KORDOBA), das das existierende Datenverarbeitungssystem (DVKB Zeitung Nr. 100/1984). Auch die Bundesunternehmen ablösen soll. 1986 wird am Hauptbahnhof Frankfurt erstmals selbst sind aufgefordert ihre eigenen Beteiligungen zu über- ein Geldautomat mit einem Sortenwechselautomaten für vier prüfen (Mayer 2006, S. 207 ff). Währungen installiert. Gerade für das traditionell personalin- tensive Wechselstubengeschäft ist die Automatisierung hoch- 1987 steht fest, dass die Deutsche Bundesbahn eine Teil- interessant. 1987 wird die Abwicklung von Wertpapieraufträ- privatisierung von 24.9 % des Grundkapitals in Höhe von 75 gen für Kunden der Sparda-Banken durch die Einführung eines Millionen DM der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank anstrebt. neuen EDV-gestützten Ordererfassungssystems verbessert. Mit der Börseneinführung wird ein Bankenkonsortium unter Ende 1988 sind bereits zwanzig Geldautomaten installiert. Führung von DG BANK und Dresdner Bank beauftragt. Sie sollen 18,675 Millionen DM in 373.500 Aktien zu je 50 DM 1977 beschließt die ordentliche Hauptversammlung eine platzieren, wobei ein Teil der Aktien den Mitarbeitern der Deut- Grundkapitalerhöhung (von 50 Millionen DM auf 65 Millionen schen Verkehrs-Kredit-Bank und der Deutschen Bundesbahn DM). 1985 wird das Grundkapital um weitere 10 Millionen DM zur Zeichnung angeboten werden sollen. auf 75 Millionen DM erhöht. In einer am 24. September 1987 durchgeführten außerordentli- 1983 beginnt die Bundesregierung mit Überlegungen über den chen Hauptversammlung beschließt die Deutsche Bundesbahn Umfang möglicher Privatisierungen von bundeseigenen Un- als noch alleiniger Eigentümer eine Satzungsänderung, mit der ternehmen. Im Oktober 1984 richtet die Deutsche Verkehrs- der Aufsichtsrat von sechs auf zwölf Mitglieder erweitert wird. Kredit-Bank in Berlin das Jahrestreffen der Vorstände und Nach dem Betriebsverfassungsgesetz von 1972 entfällt ein Aufsichtsratsvorsitzenden der Bundesbeteiligungen aus. Dabei Drittel der Sitze auf Vertreter der Arbeitnehmer (DVKB Zeitung informiert Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg in einer Nr. 1/1988). 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Briefmarke des Frankfurter Flughafens (1979)

Die amtliche Notierung ist für den 3. Dezember 1987 geplant. Der Beteiligungsbestand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank Kurz vor Emissionsbeginn kommt es allerdings am 19. Okto- hat sich bis 1988 nur unwesentlich verändert. Die Bank ist wei- ber 1987, dem sogenannten Schwarzen Montag, zu starken terhin am Reiseveranstalter Ameropa-Reisen GmbH (100 %) Kurseinbrüchen an den Börsen. Daher muss der Börsengang und an der Deutschen Eisenbahn-Reklame GmbH (40 %) der Bank verschoben werden (DVKB Zeitung Nr. 4/1987). beteiligt. Die Anteile an der COLLICO Verpackungslogistik und Er wird dann im Frühjahr 1988 durchgeführt. Am 11. März Service GmbH sind von 75 % auf 100 % gestiegen. An der 1988 werden Anzeigen geschaltet, am 14. März erfolgt eine Fährgesellschaft Rømø-Sylt-Linie GmbH, an der sich die Bank Präsentation des Börsenkandidaten vor Banken und Pressever- 1979 beteiligt hat, hält die Bank 1988 einen Anteil in Höhe von tretern. Dabei sagt der Vorstandsvorsitzende Schloßnikl, »die 24,8 %. Außerdem steht noch eine Beteiligung an der Trans- Unternehmenspolitik der Bank ziele darauf ab, in Ergänzung fracht Deutsche Transportgesellschaft mbH in den Büchern. des Kerngeschäfts als Hausbank der Deutschen Bundesbahn und ihres Konzerns ein gleichwertiges und gleichgewichtiges Im Vorstand und Aufsichtsrat kommt es im betrachteten Bankgeschäft mit Firmenkunden aufzubauen« (DVKB Zeitung Zeitraum zu folgenden Veränderungen: Am 9. August 1977 Nr. 2/1988, S. 4). Den Mitarbeitern von Deutscher Bundesbahn verstirbt überraschend das Vorstandsmitglied Dr. Tettenborn, und Deutscher Verkehrs-Kredit-Bank werden 112.500 Aktien dessen Eintritt in den Ruhestand zum Jahresende 1977 zur Zeichnung angeboten. 186.000 Stück sollen durch das von geplant war. Der designierte Nachfolger, Dr. Franz Schloßnikl, DG BANK und Dresdner Bank geführte Konsortium breit ge- wird daher bereits zum 1.Dezember 1977 in den Vorstand streut werden. Die verbleibenden 75.000 Aktien sollen bei den berufen (DVKB Zeitung Nr. 71/1977). Im Dezember 1982 über- Sparda-Banken als Daueranlage platziert werden (Olten 2006, gibt Dr. Wolfgang Vaerst den Aufsichtsratsvorsitz an Wilhelm S. 133 und S. 143). Pällmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbahn. Am 31.3.1985 scheidet Vorstandsmitglied Karl-Heinz Boldt Für die 50 DM Aktie wird ein Emissionspreis von 155 DM aus dem Vorstand in den Ruhestand aus. Als Nachfolger wird festgelegt. Die Zeichnungsfrist liegt zwischen dem 15. und 18. Arno Grunhold zum 1. April 1985 in den Vorstand berufen. März. Mitarbeiter der Deutschen Bundesbahn und der Deut- schen Verkehrs-Kredit-Bank fragen 145.201 Aktien nach und erhalten schließlich 118.486 Stück zugeteilt. Die Börseneinfüh- rung erfolgt am 6. April 1988 und zum Börsenschluss wird ein Kurs von 162 DM festgestellt (DVKB Zeitung Nr. 2/1988). Die Deutsche Bundesbahn ist jetzt nur noch mit 75,1 % am Grund- kapital beteiligt. Die erste Hauptversammlung nach der erfolg- ten Teilprivatisierung findet am 26. August 1988 mit knapp 500 Aktionären statt. Im Juli 1989 werden die Bundesbahnanteile auf die 1988 gründete Deutsche Bundesbahn Holding GmbH mit Sitz in Frankfurt übertragen, deren Stammkapital zu 100 % von der Deutschen Bundesbahn gehalten wird. 90 Jahre DVB Bank 58 | 59

x Aktien der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG – Börsengang 1988. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Arno Grunhold

Arno Grunhold, geboren am 30. Oktober 1935, begann seine berufliche Laufbahn nach einem Studium an der Sparkassen- akademie in Bonn im Sparkassensektor. Nach zwei beruflichen Stationen als stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Kreis- sparkasse Verden/Aller (ab 1963) und als Vorsitzender des Vor- standes der Sparkasse Hameln-Pyrmont in Hameln (ab 1970) übernahm er 1974 neue Aufgaben als Generalbevollmächtigter der Norddeutschen Landesbank – Girozentrale – Hannover/ Braunschweig. 1976 wurde er Mitglied des Vorstands der Nord- deutschen Landesbank. 1985 wechselte er in den Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand im Jahr 1995 blieb er der Bank weiter ver- bunden, unter anderem durch den Aufbau eines historischen Unternehmensarchivs. 90 Jahre DVB Bank 60 | 61

1988 kam es zum Börsengang der Deutschen Verkehrs- Ein großes geschichtliches Ereignis ist die am 3. Oktober Kredit-Bank, bei dem die Deutsche Bundesbahn einen Teil 1990 erfolgte Wiedervereinigung Deutschlands. Im Vor- ihrer Anteile abgab. Wie war damals die Stimmung in der feld kam es bereits zu einer Umstrukturierung des Bank- Bank unter den Mitarbeitern? Wurde das als Chance oder wesens der DDR und zur Gründung einer neuen Bank mit eher als Risiko gesehen? Beteiligung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank. Welche Sowohl der Vorstand als auch die Mitarbeiterinnen und Mitar- Aufgabe sollte das Gemeinschaftsinstitut haben? beiter zeigten eine gewisse Zurückhaltung. Wir als Vorstand Damals befand sich vieles im Umbruch, und vor allem war das konnten zwar in der Teilprivatisierung der Deutschen Verkehrs- meiste nicht vorhersehbar. Zu Beginn unserer Gespräche im Kredit-Bank keinerlei betriebswirtschaftliche Vorteile für die Januar 1990 lag noch das gesamte Bankgeschäft in der DDR Bank erkennen, haben aber die politische Entscheidung, denn bei der Staatsbank. Für die Deutsche Reichsbahn war eine um eine solche handelte es sich, akzeptiert. Von herausragen- Industriebankfiliale der Staatsbank der DDR zuständig. Durch der Bedeutung für uns wie auch für die Mitarbeiter war die die Gründung der Deutschen Kreditbank AG trennte man dann Erklärung der Deutschen Bundesbahn, dass sich nach der Teil- im April 1990 die Geschäftsbankfunktion von der Zentral- privatisierung an den Geschäftsbeziehungen zu uns weder in bankfunktion. Wir haben damals sowohl die neu geschaffene qualitativer noch in quantitativer Hinsicht etwas ändern würde. als auch die Deutsche Reichsbahn bei der Fortbildung der Mitarbeiter sowie bei technischen und organi- Wie hat sich der Börsengang danach im Geschäft der satorischen Fragen beraten. Am 19. Juni 1990 erfolgte dann Bank niedergeschlagen? Was waren die größten Verän- im Gästehaus der Deutschen Reichsbahn die Gründung des derungen, die mit dem Börsengang für die Mitarbeiter Gemeinschaftsunternehmens Deutsche Verkehrs-Bank AG. verbunden waren? Ihre Aufgaben in der DDR sollten grundsätzlich denen der Deut- Die am 6. April 1988 erfolgte Börseneinführung in Frankfurt schen Verkehrs-Kredit-Bank in der Bundesrepublik entspre- am Main und Berlin war mit Interesse aufgenommen worden. chen. Wir haben erneut unser bankgeschäftliches Know-how, Kunden und befreundete Banken zeichneten hohe Stückzah- insbesondere als Hausbank der Deutschen Bundesbahn, aber len, die bis zum Zehnfachen überzeichnet waren. Die für den auch unsere Ausbildungskapazitäten zur Verfügung gestellt. bevorrechtigten Kreis der Mitarbeiter der Deutschen Verkehrs- Kredit-Bank und der Deutschen Bundesbahn zur Verfügung Wer waren Ihre Gesprächspartner in Ostdeutschland? stehenden 112.500 Aktien waren ebenfalls überzeichnet. Von wem ging die Initiative aus? Zugeteilt wurden schließlich 118.486 Stück. Alles in allem war Unser Ziel war es, die Deutsche Reichsbahn für unsere das Zeichnungsergebnis hervorragend. Durch den Börsengang im Westen seit vielen Jahrzehnten für die Deutsche Bun- und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit wurde die desbahn ausgeübten Tätigkeiten wie Frachtabrechnung, Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank bundesweit bekannt, aber die Hausbankfunktion für die Bahn, Wechselstubenbetrieb usw. gewohnte Arbeit in der Bank ging weiter. Ängste im Hinblick gewinnen zu können. Daher lag es für uns nahe, Kontakte zur auf Arbeitsplatzverluste infolge von strukturellen Veränderun- Deutschen Reichsbahn zu suchen. Da aber die Bankgeschäfte gen bestanden grundsätzlich nicht. der Deutschen Reichsbahn bei der Staatsbank konzentriert 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

»Eines Tages teilte uns das Zentralarchiv der Deutschen Bundesbahn mit, dass man bei Renovierungsarbeiten im alten Zentralgebäude der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, Unter den Linden 10, hinter vermauerten Türen ein Zimmer entdeckt habe, in dem zahlreiche Akten der alten Reichsbahn aber auch der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank lagen.«

waren, mussten auch hier Ansprechpartner ermittelt werden. Unsere ersten Gesprächspartner im Januar 1990 waren der Leiter der Finanzabteilung der Deutschen Reichsbahn, sowie Direktoren der Industriebankfiliale »Deutsche Reichsbahn« der Staatsbank der DDR. Außerdem trafen wir Vertreter des VEB Schienenfahrzeuge Export-Import und des VEB Außenhandels- betrieb der DDR. Später kamen hinzu: der Vizepräsident der Staatsbank der DDR, der Generaldirektor und der Stellvertre- tende Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, der Leiter des Verkehrsabrechnungsamts der DDR und der Direktor der Reichsbahnsparkasse.

Was war damals aus ihrer Sicht die größte Herausforderung? Das waren die gerade Anfang 1990 noch bestehenden Un- sicherheiten im politischen Wiedervereinigungsprozess. Die damaligen großen politischen und wirtschaftlichen Verände- rungen und Einschnitte empfanden beide Seiten als Beginn einer neuen Epoche mit neuen Chancen, aber auch Risiken. Es erforderte auf beiden Seiten des Verhandlungstisches viel Mut, große Strukturveränderungen anzugehen, zumal sich gerade in der DDR Kompetenzen und Zuständigkeiten ständig veränderten.

Gab es größere Hindernisse und Probleme in den damaligen Verhandlungen? In unseren Verhandlungen haben wir trotz der Unsicherheiten in relativ kurzer Zeit Erfolge im Sinne einer Vereinheitlichung der Geschäftsziele und -maßnahmen erreichen können. Diskussionen und Irritationen gab es in vielen Sitzungen vor allem über die Eigentumsverhältnisse des ehemaligen Zentral- gebäudes der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Berlin, Unter den Linden 10. Gerne hätten wir die Eigentumsrechte an der früheren Zentrale unserer Bank wiedererlangt, was uns aber letztlich versagt blieb. 90 Jahre DVB Bank 62 | 63

Nach der Wiedervereinigung eröffnete die Deutsche Ein Teil der Bestände des Unternehmensarchivs Verkehrs-Kredit-Bank einige Niederlassungen in Ost- wurde erst 1996 entdeckt. Wie kam es dazu? deutschland. Was erhoffte man sich davon? Was für Unmittelbar nach der Wiedervereinigung haben wir uns mit Anlaufschwierigkeiten gab es? dem Leiter des Zentralarchivs der Deutschen Bundesbahn in Im Westen Deutschlands war die Deutsche Bundesbahn in re- Berlin in Verbindung gesetzt, um einmal ins Gespräch über gionaler Hinsicht in Eisenbahndirektionen aufgeteilt und für die gemeinsam interessierende Fragen und Problemstellungen Durchführung der Geschäfte mit der Deutschen Bundesbahn zu kommen. Es kam danach zu gegenseitigen Besuchen in war es notwendig eine Filiale je Bahndirektion zu unterhalten. Berlin und Frankfurt. Eines Tages teilte uns das Zentralarchiv Das war so von uns für den Osten Deutschlands zwar nicht der Deutschen Bundesbahn mit, dass man bei Renovierungs- vorgesehen, doch benötigten wir dennoch Filialen für die arbeiten im alten Zentralgebäude der Deutschen Verkehrs- zielgruppenorientierte Marktbearbeitung. Wir haben die Grün- Kredit-Bank, Unter den Linden 10, hinter vermauerten Türen dung von Filialen letztlich an wirtschaftlichen Schwerpunkten ein Zimmer entdeckt habe, in dem zahlreiche Akten der alten ausgerichtet und zum Beispiel in Dresden und Leipzig Nieder- Reichsbahn aber auch der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank lassungen gegründet. Hinzu kamen auch neue Wechselstuben. lagen. Die Bahn entnahm die für sie relevanten Akten, und wir erhielten unsere Altakten. Bei diesen handelte es sich über- Sie haben nach Ihrem Ausscheiden lange Jahre das wiegend um Revisionsberichte und Kopien von Korrespondenz Unternehmensarchiv betreut. Was hat Sie dazu bewogen im Frachtstundungs- und Kreditbereich. Diese Unterlagen wa- sich mit der Geschichte der DVB zu befassen? ren für uns deshalb wichtig, weil wir aufgrund der Schriftstü- Im Zusammenhang mit den Vorarbeiten zur Teilprivatisierung cke in den vergangenen Jahren noch Fragen zu verschiedenen der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank ab 1987 aber auch später Restitutionsfällen beantworten konnten. benötigten wir immer wieder mal historische Unterlagen und Daten aus der Geschichte der Bank. Wir stellten fest, dass Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute auf die DVB? entsprechende Akten vor allem in den verschiedenen Filialen Die Veränderung des Geschäftsschwerpunktes, das heißt der und Sekretariaten der Bank, jedoch nicht an zentraler Stelle, zu Wandel von einer reinen Bahnbank hin zu einer Bank mit den finden waren. Ich habe dann Anfang der neunziger Jahre die neuen Schwerpunkten Flugzeug- und Schiffsfinanzierung war Initiative ergriffen, Grundlagen für eine zentrale Aufbewahrung eine ganz erhebliche Änderung. Dies ist aber hervorragend und Verwaltung der historisch relevanten Akten und sonstigen gelungen. Das ist nicht selbstverständlich gewesen. Ich habe Unterlagen zu legen. Ich habe mich damals zunächst intensiv großen Respekt vor dieser Leistung. Also zusammenfassend: mit grundsätzlichen Fragen der Archivierung befasst, also: wie Meine Gefühle für die heutige DVB Bank sind nur positiv. legt man historische Akten an, welches System verwendet man für die Systematisierung der Akten, welche Software ist geeignet für die Archivverwaltung und so weiter? Seit nunmehr zwanzig Jahren beschäftige ich mich inzwischen mit dem historischen Archiv der Bank. Da ich mich schon immer für historische Fragen und Entwicklungen interessierte, waren der Aufbau und die Verwaltung des Archivs für mich Herzens- angelegenheit und Hobby zugleich. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Mauerfall (West- und Ostberliner klettern auf die Mauer am Brandenburger Tor, 11. November 1989) 90 Jahre DVB Bank 64 | 65

1989 – 1996

Deutsche Wiedervereinigung – Übernahme Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokra- der Aktienmehrheit durch die DZ BANK – tischen Republik in Kraft, durch die die Deutsche Mark zum einzigen Zahlungsmittel wird. Beteiligt sind auch die vier von der Bahnbank zur Verkehrsbank Siegermächte, die durch Unterzeichnung des »Vertrags über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland« mit 1989 gesteht die Sowjetunion unter Michail Gorbatschow den beiden deutschen Staaten dem vereinten Deutschland die Ländern des noch existierenden Ostblocks einen eigenen Weg volle Souveränität zuerkennen. Am 3. Oktober 1990 erfolgt ihrer nationalen Politik zu. Jetzt beschleunigt sich der bereits die Wiedervereinigung und am gleichen Tag enden damit die eingeleitete gesellschaftliche Umbruch, an dessen Ende der alliierten Hoheitsrechte, die seit dem Ende des Zweiten Welt- Zerfall der Sowjetunion steht, durch den neben Russland wei- kriegs bestanden haben. tere unabhängige Staaten aus den früheren Sowjetrepubliken hervorgehen. Außerdem erhalten die drei baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland ihre Unabhängigkeit zurück, die sie 1940 durch die Annexion durch die Sowjetunion verloren hatten. In den einstmals osteuropäischen Satellitenstaaten kommt es ebenfalls zu Veränderungen der politischen Systeme. Politische Reformprozesse beginnen zunächst in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei (1993 kommt es zur Aufteilung des Staates in die Tschechische Republik und die Republik Slowakei). Damit einher geht ein Machtverlust der kommunistischen Parteien und das Entstehen neuer Parteien sowie der Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirt- schaft. Ende 1989 werden die Machthaber in Bulgarien und Rumänien gestürzt, wobei der Systemumbruch in Rumänien im Rahmen einer blutigen Revolution erfolgt.

Vom politischen Wandel wird auch die Deutsche Demokra- tische Republik erfasst. Dort finden ab September 1989 in Leipzig die Montagsdemonstrationen statt, die fortan immer mehr Zulauf erhalten. Auf diesen Demonstrationen werden Reformen und Reisefreiheit gefordert. Kurz zuvor kommt es zu einer Ausreisewelle von DDR Bürgern durch die Öffnung der Grenze Ungarns zum Westen. Im Oktober legt der bisherige Staatsratsvorsitzende Erich Honecker seine Ämter nieder. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 kommt es dann zur Öffnung der innerdeutschen Grenzen. Der Satz des früheren Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt, das »jetzt zusammenwächst, was zusammengehört« wird schon bald in zahlreichen politischen Gesprächen umge- h Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow führen zu Abrüstungsgesprächen setzt werden, an deren Ende die Wiedervereinigung beider mit den USA (Der Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michail Gorbatschow, und der Präsi- deutscher Staaten steht. Bereits zum 1. Juli 1990 tritt die dent der Vereinigten Staaten von Amerika, Ronald Reagan (l.) zeigen sich nach ihrer dritten Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Unterredung im Gästehaus »Höfdi« in Reykjavik den internationalen Pressevertretern) 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Verhandlungspause in Kaulsdorf (1990): (von rechts) Arno Grunhold, Hanns Mauthner, Stellvertreter des Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn, Dr. Klaus Menche

Die politischen Entwicklungen in Europa bewirken letztlich das einkaufen, die sie teilweise wieder außerhalb der DDR verkau- Ende des »Kalten Krieges« zwischen West und Ost. Daneben fen. Die dort erzielten Erlöse werden dann erneut in Ostmark gibt es weitere wichtige weltpolitische Ereignisse. In Südafrika umgetauscht (Spiegel 1989). kommt es ab 1991 zur friedlichen Beendigung der Apartheid und zur Demokratisierung des Landes. 1994 wird Nelson Man- Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 1. Juli 1990 dela erster schwarzer Präsident Südafrikas. Viele Krisenherde, ist ein Ereignis, welches den Bankensektor in West- wie Ost- zum Beispiel im Nahen Osten und in Somalia, bleiben aber deutschland vor große Herausforderungen stellt. So muss das bestehen, und es entstehen neue. 1990 kommt es zur Beset- Bankensystem der DDR zügig in Richtung der in der Bundesre- zung Kuwaits durch den Irak, die durch die Intervention einer publik bestehenden Finanzstrukturen weiterentwickelt werden. multinationalen Truppe unter Führung der USA Anfang 1991 Außerdem müssen Vorbereitungen für die DM Umstellung beendet wird. 1991 beginnt mit den Unabhängigkeitserklärun- getroffen werden, was auch die Sicherstellung der Bargeldver- gen der Teilrepubliken Slowenien und Kroatien der Zerfall Ju- sorgung zum 1. Juli beinhaltet. goslawiens, der in den folgenden Jahren immer gewalttätiger verläuft und letztlich erst durch Intervention der NATO 1999 In einem ersten Schritt wird zum 1. April 1990 das einstufige beendet werden kann. 1994 wird Ruanda von einem blutigen Bankensystem aufgehoben, indem die in der Staatsbank der Bürgerkrieg erschüttert. In Afghanistan erobern die Taliban DDR bislang vereinigten Zentral- und Geschäftsbankenfunk- 1996 Kabul und kontrollieren dadurch den Großteil des Landes. tionen aufgeteilt werden. Die Staatsbank der DDR behält nur ihre Zentralbankfunktion, während der neu gegründeten Deut- Die politischen Ereignisse in der DDR machen sich zunächst schen Kreditbank AG die Geschäftsbankfunktion übertragen im Wechselstubengeschäft der Deutschen Verkehrs-Kredit- wird. Bei anderen bislang ebenfalls der Staatsbank der DDR Bank bemerkbar. So führt die Öffnung der innerdeutschen unterstehenden Banken kommt es ebenfalls zu institutionellen Grenze am 10. November 1989 zu einem Besucheransturm Veränderungen (Streit 1998). von DDR-Bürgern in der Bundesrepublik, der für die Wech- selstuben der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank zahlreiche Schon vorher haben die Banken aus der Bundesrepublik neue Aufgaben mit sich bringt. Neben der Auszahlung des Deutschland Kontakte zur Staatsbank der DDR und ihren sogenannten Begrüßungsgeldes, die die Bundesrepublik verschiedenen Finanzzweigen geknüpft, um Möglichkeiten jedem Bürger der DDR gewährt, ist die Nachfrage nach Geld- einer zukünftigen Zusammenarbeit, zum Beispiel auf dem umtausch von Ostmark in Deutsche Mark in den Wechsel- Weg von Gemeinschaftsunternehmen, zu erörtern. Die Deut- stuben sehr groß, obwohl die Ausfuhr (und natürlich auch die sche Verkehrs-Kredit-Bank beginnt zunächst im Januar 1990 Einfuhr von Ostmark) eigentlich verboten ist (vgl. Gries 2003). Gespräche mit Vertretern der Finanzabteilung der Deutschen Am 18. November geht eine Behelfswechselstube im Bahnhof Reichsbahn und den Mitarbeitern der Industriebankfiliale Helmstedt in Betrieb. Die vor Jahren geschlossenen Agenturen »Deutsche Reichsbahn« der Staatsbank der DDR. Nach Grün- in Bebra, Hof und Coburg gehen provisorisch wieder in Betrieb dung der Deutschen Kreditbank AG am 1. April 1990 treten (DVKB Zeitung Nr. 4/1989). Der Umtausch ist zu jener Zeit hoch die Verhandlungen in ein neues Stadium. So kommen die spekulativ, da niemand weiß, welche Zukunft die ostdeutsche Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank, die Deutsche Reichsbahn, die Währung hat. Aber es entsteht doch ein Markt für Ostmark. Deutsche Kreditbank AG und die Reichsbahn-Sparkasse e.G. Während DDR Bürger ihre Ostmark im Westen verkaufen, überein, ein Gemeinschaftsunternehmen unter dem Namen treten dort andere DDR Bürger, Bundesbürger und Bürger »Deutsche Verkehrs-Bank AG« mit Sitz in Berlin zu gründen. benachbarter Staaten (wie z. B. aus Polen) als Nachfrager auf. Ein entsprechender Gründungsantrag wird am 27. April vom So wandert Ostmark wieder zurück in die DDR. Vor allem Bun- Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn an den Präsidenten desbürger und Ausländer profitieren von dem für sie attraktiven der Staatsbank der DDR gestellt. An dem Gemeinschafts- Umtauschverhältnis insofern als sie in der DDR Konsumgüter unternehmen sollen die Deutsche Reichsbahn mit 75 %, 90 Jahre DVB Bank 66 | 67

v Firmenlogo ab 1991 die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank mit 20 %, die Deutsche schaftsunternehmen ein, dessen Firmensitz ab Juli 1990 das Kreditbank AG mit 3 % und die Reichsbahn-Sparkasse e.G. mit Geschäftshaus »Unter den Linden 10« in Berlin wird, das 2 % beteiligt sein. Dem Gemeinschaftsunternehmen sollen von 1935 bis 1945 Sitz der Zentrale der Deutschen Verkehrs- entsprechend einer am 4. Mai 1990 in Berlin unterzeichneten Kredit-Bank war. In diesem Gebäude, das Eigentum der Deut- »Dokumentation des gemeinsamen Wollens« (Dokument 14) schen Reichsbahn ist, wird eine Geschäftsetage angemietet. folgende Aufgaben übertragen werden: Spätere Versuche der Bank auf Wiederherstellung der früheren Eigentumsrechte werden allerdings keinen Erfolg haben. – Die Durchführung eines Frachtstundungsverfahrens ent- sprechend dem Frachtstundungsverfahrens der Deutschen Für die konkrete Durchführung der Umstellung der Währung Bundesbahn und der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank der DDR auf die Deutsche Mark am 1. Juli 1990 und die Ver- – Die Einrichtung und der Betrieb von Wechselstuben in sorgung von Bankstellen mit Bargeld besteht lediglich ein zeit- Bahnhöfen der Deutschen Reichsbahn licher Vorlauf von acht Wochen. Wie alle Bankstellen auf dem – Die Hereinnahme der freien Liquidität der Deutschen Gebiet der DDR erhalten auch die Wechselstuben der gerade Reichsbahn gegen marktübliche Verzinsung erst gegründeten Deutschen Verkehrs-Bank in Berlin, Leipzig, – Die Deckung des kurzfristigen Liquiditätsbedarfs der Sassnitz, Magdeburg und Warnemünde, eine Erstausstattung Deutschen Reichsbahn im Rahmen der geschäftlichen und an D-Mark, aber auch zusätzlich eine Erstausstattung an rechtlichen Möglichkeiten der Deutschen Verkehrs-Bank zu ausländischen Sorten sowie Reiseschecks. Vorab wurden sie marktüblichen Zinsen mit organisatorischer Unterstützung der Deutschen Verkehrs- – Die Abwicklung des In- und Auslandszahlungsverkehrs Kredit-Bank bereits mit Material und Schalterabrechnungsma- – Die Kurspflege der amtlich notierten Inhaberschuldver- schinen ausgestattet (DVKB Zeitung Nr.3/1990). Der Umtausch schreibungen der Deutschen Reichsbahn von Ostmark in westdeutschen Wechselstuben wird noch vor dem 1. Juli 1990 eingestellt.

Außerdem soll sich das Gemeinschaftsunternehmen be- Nach Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozial- mühen, die Reichsbahn-Sparkasse als Einleger ihrer freien union am 1. Juli 1990 kommt es zu weiteren institutionellen Liquidität zu gewinnen. Im Falle der Gründung von Sparda- Veränderungen im Finanzsystem der DDR. Aus der Staatsbank Banken in der DDR entsprechend denen in der Bundesrepublik der DDR entsteht am genannten Stichtag die Staatsbank Deutschland soll das Gemeinschaftsunternehmen die Stellung Berlin, die später (1994) in der Kreditanstalt für Wiederaufbau eines Zentralen Instituts für diese Sparda-Banken anstreben aufgehen wird. Nunmehr ist der Weg geebnet für den Erwerb (Dokument 14). Tatsächlich entsteht bereits im Mai 1990 aus ehemals staatlicher DDR Banken durch Banken aus der der Reichsbahn-Sparkasse die Sparda-Bank Berlin eG mit acht Bundesrepublik und ausländische Banken (Streit 1998). Auf Filialen und Zuständigkeit für das gesamte Gebiet der ehemali- der Hauptversammlung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank gen DDR (Streit 1998; Olten 2006, S. 190 f.). AG am 19. Juli 1991 wird die Verschmelzung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG mit der Deutschen Verkehrs-Bank Am 19. Juni 1990 findet im Gästehaus der Deutschen AG 1991 rückwirkend zum 1. Januar 1991 beschlossen, wobei Reichsbahn in Kaulsdorf die aktienrechtliche Errichtung der die neue Bank jetzt nur noch unter dem Namen Deutsche Deutschen Verkehrs-Bank AG statt (DVKB Zeitung Nr. 3/1990). Verkehrs-Bank AG firmiert. Die Registrierung des Gemeinschaftsunternehmens erfolgt am 27. Juni 1990 in Berlin, also gerade noch rechtzeitig vor Im europäischen Einigungsprozess kommt es ebenfalls zu Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Die bedeutenden Entwicklungen. Mit dem 1992 unterzeichneten Deutsche Kreditbank bringt die Mitarbeiter ihres Geschäfts- Maastricht Vertrag wird die Schaffung der Europäischen Union bereichs, der bisher die Reichbahn betreute, in das Gemein- beschlossen, die unter anderem eine gemeinsame Außen- und 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Sicherheitspolitik sowie die Schaffung einer Wirtschafts- und mit Produktivitätsfortschritten im Verkehrsbereich, die unter Währungsunion vorsieht. Danach soll auch eine gemeinsame anderem das Ergebnis von Liberalisierung und Deregulierung Währung, der Euro, spätestens zum 1. Januar 1999 in der der Verkehrsmärkte sowie technologischen Fortschritts sind, Europäischen Union eingeführt werden. Um an der Währungs- bewirken in den neunziger Jahren eine zunehmende räumliche union teilnehmen zu können, müssen die Mitgliedsstaaten Dezentralisierung von Beschaffungs-, Produktions- und Absatz- allerdings bestimmte wirtschaftliche Kriterien (die sogenann- beziehungen und damit die Globalisierung der Weltwirtschaft. ten Maastricht-Kriterien) erfüllen, durch die die Stabilität der Der Aufstieg Chinas zu einer neuen Wirtschaftsmacht ist ein gemeinsamen Währung gesichert werden soll. Ergebnis dieser Globalisierung. In China sind es vor allem niedrige Lohnkosten, die Unternehmen aus Industrieländern zu Zum 1. Januar 1993 wird der europäische Binnenmarkt einer Verlagerung arbeitsintensiver Produktionsprozesse ani- verwirklicht. Das deutlichste Zeichen hierfür ist der Wegfall mieren. Ohne leistungsfähige Verkehrsverbindungen wäre dies der Warenkontrollen an den Binnengrenzen, wodurch der jedoch nie möglich gewesen. China selbst hat dies von Anfang freie Warenverkehr ermöglicht wird. Daneben werden die an durch massive Investitionen in seine Verkehrsinfrastruktur Freizügigkeit des Verkehrs von Personen und Dienstleistungen unterstützt. Dazu kommen die Schaffung von Schiffbaukapazi- sowie der freie Kapitalverkehr umgesetzt. Zum 1. Januar 1994 täten und der Aufbau leistungsfähiger Verkehrsunternehmen, wird mit dem North American Free Trade Agreement (NAFTA) vor allem im See- und Luftverkehr. übrigens noch ein anderer Binnenmarkt geschaffen, der die USA, Kanada und Mexiko umfasst. 1995 wird die Europäische Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden politischen Union nochmals um Österreich, Finnland und Schweden auf Veränderungen in Europa überarbeitet die Deutsche Verkehrs- nunmehr fünfzehn Mitgliedsstaaten erweitert. 1998 wird die Kredit-Bank im Verlauf des Jahres 1990 ihre Geschäftsstra- Europäische Zentralbank errichtet, und am 1. Januar 1999 tegie. Danach werden vier strategische Geschäftsbereiche führen elf Mitgliedsstaaten den Euro für bargeldlose Transak- festgelegt: (1) das Firmenkundengeschäft mit Schwerpunkt tionen auf den Finanzmärkten ein (Griechenland folgt 2001). Verkehr, (2) der Sortenhandel und das Wechselstubengeschäft, Parallel dazu werden Schritte zur Schaffung eines einheitlichen (3) die Zentralbankfunktion für die Sparda-Banken, sowie (4) europäischen Verkehrsmarktes unternommen. Das beinhaltet der Eigenhandel im Geld-, Devisen- und Wertpapierbereich. die Liberalisierung und Deregulierung der grenzüberschrei- Im Verkehrsbereich möchte man über das traditionelle Bahn- tenden, innereuropäischen Verkehre. Der innereuropäische geschäft hinaus »die anerkannte Bank der Verkehrswirtschaft Luftverkehrsmarkt wird in drei Schritten verwirklicht, an werden, also die Bank der Verkehrsunternehmen sowie deren deren Ende 1997 die Einführung der Kabotage steht. Auch die Kunden und Lieferanten. Geschäftsbeziehungen strebt die Bank innereuropäischen LKW Märkte werden vergleichsweise zügig insbesondere zu den größeren und mittelgroßen Firmen an« liberalisiert. Langsamer kommt dagegen der Liberalisierungs- (Geschäftsbericht 1990, S. 4). Durch Konzentration der Kräfte prozess im Eisenbahnbereich in Gang. Durch den ab 1. Januar auf den strategischen Geschäftsbereich Verkehr soll dieser 1993 verwirklichten freien Warenverkehr und verbesserte Ver- »zum tragenden Bereich für die Gesamtbank ausgebaut wer- kehrsangebote kommt es in Europa zu einem starken Wachs- den« (Geschäftsbericht 1990 ebd.). tum des Güterverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten – eine Entwicklung, die sich 2004 nach Aufnahme von zehn neuen Ab 1991 beginnt die Deutsche Verkehrs-Bank mit der Mitgliedsstaaten nochmals beschleunigt. Umsetzung der neuen Strategie »von der ›Bahnbank‹ zur ›Verkehrs- und Reisebank‹ « (Geschäftsbericht 1993, S. 2). 1995 wird die Welthandelsorganisation WTO gegründet, deren Mit gezielter Akquisition soll neues Firmenkundengeschäft in Hauptaufgabe die weitere Liberalisierung internationaler Han- Deutschland im Verkehrsbereich bei Güter- und Personenver- delsbeziehungen bzw. der Abbau von Handelshemmnissen ist. kehrsunternehmen, Verkehrsinfrastrukturanbietern, Herstellern Erleichterungen bei den Handelsbeziehungen in Verbindung und Vermietern von Verkehrsmitteln erschlossen werden. 90 Jahre DVB Bank 68 | 69

Dabei nutzt man wieder vermehrt bestehende geschäftliche die Durchführung und Abwicklung der Wertpapieraufträge von Kontakte im Frachtstundungsgeschäft, um in den Kreditverga- Sparda Kunden (als Depot B Geschäft bezeichnet). Zusätzlich bebereich vorzustoßen. Im Verkehrsinfrastrukturbereich wird berät und betreut die Deutsche Verkehrs-Bank die Sparda- mit zunehmenden Investitionen infolge der Wiedervereinigung Banken bei ihren eigenen Wertpapieranlagen (sogenanntes gerechnet. Tatsächlich werden bereits 1991 die »Verkehrspro- Depot A Geschäft). jekte Deutsche Einheit« beschlossen, mit denen die zentralen West-Ost-Verkehrsverbindungen zwischen beiden Teilen Im Geschäftsbereich »Sortenhandel und Wechselstuben« Deutschlands entwickelt werden sollen. untersucht man Möglichkeiten zur Erweiterung des Dienstleis- tungssortiments, zumal aufgrund der im Maastricht-Vertrag Die Erschließung des ostdeutschen Marktes für das Firmen- 1992 beschlossenen Einführung einer gemeinsamen Währung kundengeschäft steht jetzt ebenfalls im Fokus der Geschäfts- langfristig mit einem starken Einbruch der Erträge aus dem aktivität der Bank. Im Verlauf des Jahres 1991 kommt es Sortengeschäft gerechnet werden kann. Um diesen Wegfall in den neuen Bundesländern sowohl zur Eröffnung neuer rechtzeitig kompensieren zu können, möchte man unter an- Wechselstuben als auch zum Ausbau des Filialnetzes. Die erste derem das provisionsträchtige Geldautomaten- und Kreditkar- neue Wechselstube wird am 8. April 1991 am Dresdner Haupt- tengeschäft an den Wechselstubenstandorten ausbauen. So bahnhof eröffnet. Filialen werden in Erfurt, Halle, Dresden und werden nach und nach neue Geldautomaten installiert. Von 24 Rostock eröffnet. Die Marktbearbeitung in den neuen Bundes- Geldausgabeautomaten im Geschäftsjahr 1989 steigt die Zahl ländern konzentriert sich zunächst auf das Frachtstundungs- bis zum Jahr 1996 auf 121. Zwischenzeitlich – 1994 – waren es geschäft mit der Deutschen Reichsbahn. Die Akquisition von sogar 169 Geldautomaten, bevor mit einer Netzoptimierung Firmenkunden im Kreditgeschäft wird am Anfang noch durch begonnen wurde. Da die Barauszahlungen auf Kreditkarten in oft fehlende oder nicht bewertbare bankübliche Sicherheiten den Wechselstuben kontinuierlich zunehmen, werden die Au- erschwert (DVB Zeitung Nr. 1/1992, S. 11). Durch Einführung tomaten ab 1990 für Kreditkarten der großen Kreditkartenge- des Frachtstundungsverfahrens bei der Deutschen Reichsbahn sellschaften geöffnet. Den Anfang macht im Dezember 1990 erhöht sich der Umsatz in diesem Geschäft und 1991 überstei- die American Express Karte. Ab dem Frühjahr 1992 werden gen die gestundeten Frachtzahlungen insgesamt die Grenze auch Eurocard/Mastercard und VISA an den Automaten akzep- von 10 Milliarden DM. tiert. Die Erträge der Geldautomaten tragen dazu bei, das stag- nierende Sortenwechselgeschäft zu kompensieren. Dass das Der Geschäftsbereich »Zentralbankfunktion für die Sparda- traditionelle Sortengeschäft stagniert, hängt damit zusammen, Banken« wird durch einen erweiterten Kooperationsvertrag mit dass bei Reisen in das Ausland zunehmend die Bargeldversor- Wirkung vom 1. Januar 1992 auf eine neue Grundlage gestellt. gung vor Ort über Geldautomaten möglich wird und/oder mit Damit verbunden ist die Beteiligung der Sparda-Banken in Kreditkarten bezahlt wird. Ab 1992 werden Versuche unter- Höhe von 10 % am Grundkapital der Deutschen Verkehrs-Bank nommen, Geldautomaten erfolgreich in Einkaufszentren und durch Übernahme der entsprechenden Aktien von der Deut- Großtankstellen zu betreiben. Ende 1992 wird in den Wech- schen Bundesbahn Holding. Deren Anteil reduziert sich auf selstuben ein neuer Service für internationale Geldüberwei- 65,1 %. Gleichzeitig kommt es zur formellen Anerkennung der sungen über das Netz des neuen Geschäftspartners Western Deutschen Verkehrs-Bank als Zentralbank der Sparda-Banken Union Financial Services angeboten. Im Geschäftsjahr 1996 durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Die von werden bereits 128 Tausend Transaktionen mit einem Umsatz der Deutschen Verkehrs-Bank in diesem Zusammenhang von 155 Millionen DM abgewickelt. Die Angebotspalette der übernommenen Aufgaben umfassen die Anlage freier Liquidität Wechselstuben wird auch durch andere Produkte, wie den bzw. Deckung eines fallweise entstehenden Liquiditätsbedarfs, Verkauf von ausländischen Telefonkarten, von Gold und Silber den Auslandszahlungsverkehr und das Wertpapiergeschäft. Im sowie Eintrittskarten für Konzerte usw. erweitert. Von der Sta- Wertpapiergeschäft übernimmt die Deutsche Verkehrs-Bank gnation des Sortengeschäfts ist übrigens auch der Teilbereich 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

v Wiedervereinigung (Berliner feiern am Brandburger Tor am 3. Oktober 1990)

Sortenhandel betroffen, der die bankeigenen Wechselstuben gibt die Deutsche Bahn weitere 5 % an die Sparda-Banken ab, mit ausländischen Sorten versorgt. Um dies auszugleichen, die ihren Anteil somit auf 15 % erhöhen. Die Deutsche Bahn ist wird diese Dienstleistung zunehmend anderen Instituten, aber jetzt nur noch mit 10 % beteiligt. auch Firmenkunden angeboten. Im Bereich Sortenhandel wird außerdem der Handel mit Edelmetallen sowie Münzen und der Trotz der Veränderungen im Gesellschafterkreis bleiben die An- und Verkauf von Gold- und Silberzertifikaten betrieben. Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bahn zunächst beste- Am 1. Januar 1997 überträgt die DG BANK ihren Sorten- und hen. Sie werden in einem am 7. November 1994 abgeschlos- Edelmetallhandel auf die Deutsche Verkehrs-Bank. senen langfristigen Kooperationsvertrag definiert. So wird die Frachtstundung in gewohnter Form fortgeführt. Die Standorte Anfang der neunziger Jahre beginnt die Bank mit der Entwick- der Wechselstuben in den Bahnhöfen bleiben ebenfalls erhal- lung von Konzepten für das bargeldlose Bezahlen von Fahrkar- ten; bei Neubau- und Umbaumaßnahmen im Bahnhofsbereich ten im Öffentlichen Personennahverkehr. Für Verkehrsverbünde sollen die Wechselstuben der Deutschen Verkehrs-Bank werden Automaten vorfinanziert, an denen Zeitkarten für den bevorzugt berücksichtigt werden, sofern sie marktübliche ÖPNV bargeldlos erworben werden können. Die Finanzierung Pachten zahlen (DVB Zeitung Nr. 3/1994). Allerdings wird die der Automaten erfolgt durch Provisionen für die an den Auto- Kurspflege für die Kapitalmarktpapiere der Deutschen Bundes- maten verkauften Zeitkarten. 1996 wird die Bank außerdem bahn zum Jahresende 1995 beendet und auf die Bundesbank vom Zentralen Kreditausschuss als Netzbetreiber zur Verar- übertragen. beitung bargeldloser Zahlungsströme (EC Karte / Kreditkarte) zugelassen. Der Netzbetrieb betreut bereits 1998 ca. 5.000 Bei den von der Bank gehaltenen Beteiligungen kommt es bis Terminals im Einzelhandel und anderen Verkaufspunkten, die 1996 zu wichtigen Veränderungen. 1993 wird die seit 1973 dem Handel von Providern zur Verfügung gestellt werden. Auch gehaltene 100 % Beteiligung am Reiseveranstalter Ameropa die Einzeltransaktionen an den Zeitkartenautomaten werden Reisen GmbH auf die Deutsche Bundesbahn Holding GmbH über den Netzbetrieb der Bank abgewickelt. Beide Aktivitäten übertragen. Ebenfalls an die Holdinggesellschaft verkauft wer- werden in einem Bereich Electronic Banking gebündelt. den ein Jahr später die über lange Jahre gehaltenen Anteile an der Collico Verpackungslogistik und Service GmbH, sowie die Zum 1. Januar 1994 werden Deutsche Bundesbahn und Beteiligungen an der Deutschen Eisenbahn-Reklame GmbH, Deutsche Reichsbahn in der Deutschen Bahn AG verschmol- der Transfracht Deutsche Transportgesellschaft mbh und der zen. Im gleichen Jahr entscheidet sich der Vorstand der Deutschen Touring GmbH. Dafür werden im Rahmen der 1990 Deutschen Bahn AG, die über ihre Holdinggesellschaft noch beschlossenen strategischen Geschäftsschwerpunkte neue 65,1 % des Grundkapitals der Deutschen Verkehrs-Bank Beteiligungen eingegangen. Ende 1991 wird die Bank Gesell- hält, die Aktienmehrheit zu verkaufen und nur noch eine schafter der Union Investment Gesellschaft mbH, um den Minderheitsbeteiligung zu behalten. Interesse am Einstieg als Verkauf von Investmentzertifikaten über die Sparda-Banken zu Mehrheitsgesellschafter hat neben der in Düsseldorf ansäs- fördern. Mit der Gründung einer IBG Immobilien Beratungs- sigen Westdeutschen Landesbank die DG BANK (heute DZ gesellschaft mbH und einer Beteiligung an der Deutschen BANK) aus Frankfurt am Main. Für die DG BANK ist dabei die Verkehrs-Leasing GmbH möchte man Verkehrsunternehmen Aussicht auf »die enge und langfristige Einbindung der Sparda- in Bezug auf ihre Immobilien beraten bzw. Leasingfinanzierun- Banken und ihres Verbandes in den genossenschaftlichen gen anbieten. Im Geschäftsjahr 1996 werden die bislang als Verbund durch den Ausbau der Zentralbankfunktion der DVB« Geschäftsbereich geführten Wechselstuben in die neu gegrün- von besonderem Interesse (Geschäftsbericht 1994, S. 2). Die dete ReiseBankAG ausgegliedert. Zusätzlich wird die Cash Ex- DG BANK gewinnt den Bieterwettbewerb und wird durch die press GmbH gegründet, die unter anderem Servicefunktionen Übernahme von 50,1 % des Grundkapitals mit Wirkung vom im Bereich Marketing für die ReiseBank erbringen soll. 31. Dezember 1994 neuer Mehrheitsgesellschafter. Zusätzlich 90 Jahre DVB Bank 70 | 71

Die DZ BANK AG ist heute das auf die von Friedrich Wilhelm Raiff- regionaler Zentralbanken. Am 1. Januar Spitzeninstitut der dezentral or- eisen geprägte Genossenschaftsbe- 1976 erfolgt die Umwandlung der ganisierten genossenschaftlichen wegung im ländlichen Raum zurück. Deutschen Genossenschaftskasse zur Volksbanken und Raiffeisenbanken. Auch hier werden ländliche Kredit- DG BANK, die in den kommenden Jah- Die Initiative zur Gründung gewerbli- genossenschaften zunehmend ab ren auch durch Übernahme von bzw. cher Kreditgenossenschaften – später Mitte des neunzehnten Jahrhunderts Zusammenschlüssen mit regionalen Volksbanken genannt – geht auf Her- gegründet. Erst Ende 1971 kommt Zentralbanken weiter wächst. 1998 mann Schulze-Delitzsch zurück. Sie es zu einer Zusammenführung der erfolgt die Umfirmierung zur DG BANK wenden sich vor allem an Gewerbetrei- Raiffeisenorganisation mit der gewerb- AG und nach dem Zusammenschluss bende und Handwerker und werden lichen Genossenschaftsorganisation. mit der GZ BANK im Jahr 2001 wird daher – beginnend in der Mitte des Zu jener Zeit gibt es neben der 1949 der Firmenname in DZ BANK AG neunzehnten Jahrhunderts – vornehm- als gemeinsames Spitzeninstitut geändert (vgl. Guinnane et al. 2013 zur lich im städtischen Raum gegründet. gegründeten Deutschen Genossen- Geschichte der DZ BANK). Die Raiffeisenbanken gehen dagegen schaftskasse noch eine ganze Reihe

In Vorstand und Aufsichtsrat kommt es im betrachteten erhöhten Wertberichtigungsbedarf. Im Geschäftsjahr 1994 Zeitraum zu folgenden Veränderungen: Am 2. Oktober 1990 wird die Deutsche Verkehrs-Bank zudem Opfer von Betrüge- wird Dr. Schloßnikl in den Ruhestand verabschiedet, der reien der Firmen Balsam AG und Procedo GmbH, bei denen dem Vorstand seit 1977 angehört und auch die Funktion des sie kreditmäßig engagiert ist. Als Konsequenz entsprechender Vorstandssprechers ausgeübt hat. Sein Nachfolger wird Wertberichtigungen fällt die Dividendenzahlung für dieses Ge- Dr. Klaus Zeidler. Am 31. März 1992 tritt Vorstandsmitglied schäftsjahr aus. 1995 entstehen erneut Belastungen aus einer Dr. Klaus Menche in den Ruhestand. Nachfolger wird nochmals hohen Risikovorsorge und aus dem Sonderaufwand Dr. Dietrich Landes. Im gleichen Jahr geht der Aufsichtsrats- für Umstrukturierungsmaßnahmen. Generell steigt der Druck vorsitz für kurze Zeit von Wilhelm Pällmann auf Heinz Neuhaus auf eine Verbesserung aller bankinternen Prozesse. So werden (Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Bundes- erst 1996 die bislang in den einzelnen Filialen abgewickelten bahn Holding GmbH) und danach auf Diethelm Sack über. Frachtstundungsgeschäfte am Standort Mainz zentralisiert. Aufgrund des Eintritts der DG BANK als Mehrheitsgesellschaf- Sichtbarer Ausdruck weiterer organisatorischer Veränderungen ter kommt es erneut zu Veränderungen im Aufsichtsrat. Der ist der Umzug der Zentrale in das City Haus am »Platz der Re- Vorsitz im Aufsichtsrat geht auf die DG BANK, vertreten durch publik« im Jahr 1996. Erstmals kommt es zu einem größeren Dr. Berthold Eichwald, über, und ein anderes freiwerdendes Personalabbau um knapp 100 Stellen und der Vereinbarung Aufsichtsratsmandat wird ebenfalls von der DG BANK (Uwe eines Sozialplans mit dem Betriebsrat. E. Flach) übernommen. Zum 1. Januar 1995 wird Anne-Rose Heibel-Dietrich Mitglied des Vorstands als Nachfolgerin von 1995 beginnen Überlegungen zu einer stärkeren Verankerung Arno Grunhold. Im Juni löst Michael Wiedenroth das Vor- der Deutschen Verkehrs-Bank als ´Center of Competence´ standsmitglied Dr. Dietrich Landes ab. für den Verkehrsbereich im Finanzverbund der DG BANK (Geschäftsbericht 1996). Außerdem verspricht man sich neue Insgesamt hat sich zwischen 1989 und 1996 im Vergleich Geschäftsmöglichkeiten im Straßengüterverkehr – zum Beispiel zu den Jahren davor sehr viel bei der Bank verändert. Unter bei der Finanzierung von Autohöfen – durch eine Kooperation anderem zwingt der Wechsel vom langjährigen Mehrheitsge- mit der KRAVAG Versicherungsgruppe und den Straßenver- sellschafter Deutsche Bundesbahn bzw. Deutsche Bahn zum kehrsgenossenschaften. Ende 1996 wird diese Kooperation neuen Mehrheitsgesellschafter DG BANK zu einer Überprü- durch eine wechselseitige Beteiligung von jeweils 10 % von fung der strategischen Positionierung. KRAVAG und Deutscher Verkehrs-Bank gefestigt. Ein nennens- wertes Auslandskreditgeschäft ist kaum vorhanden und wenn, Die Erträge aus der beendeten Kurspflege für Kapitalmarkt- so ist es schwerpunktmäßig Konsortialkreditgeschäft und wird papiere der Deutschen Bahn fallen ab Ende 1995 weg. Das ausschließlich vom Inland aus betrieben. Die Bank ist Ende Frachtstundungssystem bringt geringere Erträge; so werden 1996 zwar keineswegs defizitär, die Ertragsaussichten sind im Geschäftsjahr 1996 nur noch 8,2 Milliarden DM abgerech- aber allenfalls moderat. Die Frage, wie sie nachhaltig gestei- net. Das Geschäftsmodell der Wechselstuben ist durch die gert werden können, ist trotz vieler Maßnahmen, zu denen geplante Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung be- auch der Einsatz von Strategieberatern gehört, noch nicht droht. Eine neue Strategie wird 1990 erarbeitet und schrittwei- beantwortet. se umgesetzt. Im Firmenkundengeschäft kommt es allerdings bereits 1992 und 1993 – teilweise konjunkturbedingt – zu einem h Geschäftsbereiche der DVB Bank 90 Jahre DVB Bank 72 | 73

1997 – 2013

Entwicklung zu einer globalen In Deutschland kommt es im Betrachtungszeitraum zu zwei Spezialbank für das internationale wichtigen Regierungswechseln. 1998 wird Bundeskanzler Helmut Kohl, der Deutschland über 16 Jahre lang mit einer christlich- Transport Finance-Geschäft liberalen Koalition (CDU/CSU, FDP) regiert hat, von Gerhard Schröder und einer rot-grünen Koalition (SPD, DIE GRÜNEN) Dasjenige internationale Ereignis, das sich am prägendsten im abgelöst. Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2003 bringt Bun- kollektiven Gedächtnis der Welt verankert hat, sind die Terroran- deskanzler Schröder mit seiner Regierung vor dem Hintergrund schläge von 11. September 2001 in den USA, hinter denen das hoher und weiter steigender Arbeitslosenzahlen im Rahmen der Terrornetzwerk Al Qaida steht. Die Großoffensive in Afghanistan »Agenda 2010« einschneidende Wirtschafts- und vor allem Ar- unter Führung der USA ist eine erste und deutliche Antwort beitsmarktmaßnahmen auf den Weg, die den Sozialstaat Deutsch- hierauf. Auch danach gibt es weitere große Terroranschläge wie in land reformieren und Deutschland bis 2010 wettbewerbsfähiger Madrid (2004) und London (2005) und bis heute ist das Netzwerk, machen sollen. Diese Reformen stoßen allerdings auf starken wie Ereignisse in Mali Anfang 2013 gezeigt haben, nicht endgültig Widerstand in der eigenen Partei des Bundeskanzlers Schröder. zerschlagen. 2003 beginnt der Irakkrieg. Er führt zum Einmarsch Dieser stellt daraufhin im Bundestag die Vertrauensfrage, die er von US-amerikanischen und britischen Truppen und zum Sturz verliert, was im September 2005 vorgezogene Neuwahlen nach des Regimes von Saddam Hussein. Erst 2011 ziehen die letzten sich zieht. In diesen wird die Regierung Schröder von einer großen US Truppen aus dem Irak ab. Koalition (CDU/CSU, SPD) unter Führung von Angela Merkel abge- löst. Nach der Bundestagswahl im September 2009 kommt es zu Auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien bewirkt der Eingriff einer christlich-liberalen Koalition (CDU/CSU, FDP), die mit Angela der NATO 1999 das Ende der Zerfallskriege und eine Stabilisie- Merkel als Bundeskanzlerin die Regierung bildet. rung der Nachfolgestaaten. In Nordirland, Sri Lanka und dem Sudan – hier durch die Gründung eines neuen Staates Südsudan Ende 2008 kommt es zu einer schweren Finanzmarktkrise, die 2011 – können langjährige Konflikte beendet werden. Aus Bür- ihren Ausgangspunkt in den USA hat, aber sehr schnell aufgrund gerprotesten in Tunesien im Dezember 2010 entwickelt sich der der auch im Finanzsektor in den vergangenen Jahren erfolgten sogenannte Arabische Frühling, in dessen Verlauf es zu Macht- Globalisierung auf andere Regionen überspringt. Den Auftakt die- wechseln in Ägypten und Libyen kommt. Am blutigsten – und ser Finanzmarktkrise bildet der Zusammenbruch des Bankhauses Mitte 2013 noch nicht beendet – verläuft die innenpolitische Lehman Brothers am 15. September 2008. Unmittelbar danach Auseinandersetzung in Syrien. kommt es zu einem Übergreifen der Krise auf die Realwirtschaft und zu dramatischen Rückgängen bei Güterproduktion und Gü- Elf Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (Belgien, Niederlan- tertransport. Es ist die schwerste Wirtschaftskrise, die die Welt de, Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Italien, Finnland, Irland, seit 1931 erlebt. Durch staatliche Konjunkturprogramme und ver- Österreich, Portugal, Spanien) führen am 1. Januar 1999 den schiedene Initiativen der Zentralbanken, die im Verlauf des Jahres Euro im bargeldlosen Zahlungsverkehr ein; Griechenland folgt zum 2009 relativ schnell umgesetzt werden, kann zwar ein weiterer 1. Januar 2001. Zu Jahresbeginn 2002 werden in den Mitglieder- Konjunkturrückgang aufgehalten werden, doch der Preis hierfür staaten der Eurozone Euroscheine und -münzen eingeführt. 2004 ist eine weitere Staatsverschuldung. Aus der Finanzmarktkrise he- kommt es mit der Aufnahme von zehn neuen Mitgliedsstaaten raus entwickelt sich langsam eine Staatsschuldenkrise, die 2013 (Lettland, Litauen, Estland, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, noch nicht beendet ist. Speziell die Eurozone wird vor neue Her- Slowenien, Zypern, Malta) zur bislang größten Erweiterung der ausforderungen gestellt, da die Mitgliedsstaaten zwar seit 1999 Europäischen Union. Von ihnen treten später fünf der Eurozone eine Währungsunion, aber keine echte Wirtschaftsunion bilden. bei: Slowenien (2007), Zypern und Malta (2008), die Slowakei Dass von den europäischen Staaten Deutschland in der großen (2009) und Estland (2011). Mit Aufnahme Bulgariens und Ru- Wirtschaftskrise vergleichsweise gut durch die Krise kommt, ist mäniens im Jahr 2007 steigt die Zahl der Mitgliedsstaaten der nicht zuletzt die langfristige Folge der »Agenda 2010« Reform. Europäischen Union auf 27. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

1997 ist ein wichtiges Jahr für die Bank, denn die Strategie zeugen, Schiffen, aber auch von rollendem Eisenbahnmaterial der Deutschen Verkehrs-Bank wird jetzt nochmals entschei- gebündelt. Kurz darauf beginnt dieser Bereich auch mit der dend verändert. Wolfgang F. Driese, der zum 1. April 1997 Finanzierung von Verkehrsinfrastrukturvorhaben wie Flughäfen zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt wird, und seine und privaten Autobahnprojekten. Vorstandskollegen werden den Ansatz einer Spezialbank für die Verkehrswirtschaft zwar grundsätzlich aufrechterhalten, »Experten für die Geschäftsfelder Flugzeug- und Schiffsfinanzie- aber inhaltlich den Fokus vom Landverkehr auf Luftverkehr rung sowie Infrastruktur für uns zu gewinnen, war schwieriger und Seeschifffahrt und in geografischer Hinsicht auf den als ich es mir anfangs vorgestellt habe«, so Wolfgang F. Driese Weltmarkt erweitern. Luftverkehr und Seeschifffahrt weisen in einem Gespräch mit der Mitarbeiterzeitung Ende 1997 (DVB im Vergleich zum Landverkehr wesentlich höhere Nachfrage- Zeitung Nr. 1, 1997, S. 1). Zur gleichen Zeit ergibt sich jedoch zuwächse auf. Die Seeschifffahrt profitiert vor allem von der eine Gelegenheit den Strategiewandel zu beschleunigen, als die zunehmenden Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen und Deutsche VerkehrsBank auf den bevorstehenden Verkauf des der Luftverkehr von der Zunahme des weltweiten Reisever- Flugzeug- und Schiffskreditportfolios der Long Term Credit Bank kehrs. Zudem profitiert der Luftverkehr von der Liberalisierung of Japan (LTCB) hingewiesen wird. Im Rahmen des Bietungs- der Verkehrsmärkte, die ausgehend von entsprechenden verfahrens erhält die Bank schließlich den Zuschlag und am politischen Initiativen in den USA jetzt Europa erreicht hat. So 12. Juni 1998 wird der Kaufvertrag mit der LTCB abgeschlos- wird im Jahr 1997 der europäische Luftverkehrsbinnenmarkt sen. Die Übernahme erweist sich insofern als Quantensprung, vollendet. Die Liberalisierung verändert den Wettbewerb ent- da die Bank nicht nur ein großes Kreditportfolio über knapp 1,4 scheidend. Sichtbarster Ausdruck ist die Zunahme von Markt- Milliarden Euro, bestehend aus 200 Finanzierungsstrukturen, eintritten sogenannter Low Cost Anbieter, die mit innovativen sondern auch alle Mitarbeiter des Flugzeug- und Schiffsfinanzie- Geschäftsmodellen die etablierten Anbieter zunehmend unter rungsteams der LTCB, die an den Standorten London, New York Druck setzen. Auch in anderen Teilen der Welt, zunächst in und Tokio arbeiten, übernehmen kann. Durch diese Übernahme Asien und später in Lateinamerika, kommt es zu ähnlichen verkürzt sich nach Einschätzung von Wolfgang F. Driese die Entwicklungen. Dabei gehen Liberalisierung und allgemeine »Positionierung im Zielsegment um drei Jahre im Vergleich zu Nachfragezuwächse jeweils Hand in Hand. einem organisatorischen Wachstum des Geschäftsvolumens« (DVB Zeitung Nr. 3, 1998, S. 3). Mit ihrem Ziel, zukünftig außerhalb Deutschlands im internatio- nalen Schifffahrts- und Luftverkehrsmarkt Finanzierungen anzu- Klaus Heinemann, der das LTCB Portfolio über zehn Jahre bieten, trifft die Deutsche VerkehrsBank AG, wie die Bank seit hinweg aufgebaut hat, wechselt im August 1998 als Nachfolger 1997 heißt, allerdings auf eine ganze Reihe namhafter, schon von Michael Wiedenroth in den Vorstand der Deutschen Ver- seit Jahren aktiver Banknamen. Unter ihnen befinden sich neben kehrsBank. Die Übernahme des LTCB Portfolios stellt die Bank internationalen Großbanken einige deutsche Landesbanken, die allerdings vor große organisatorische Herausforderungen. Mit im Bereich der internationalen Schiffs- und Flugzeugfinanzierung der Herauslösung der Spezialistenteams aus der LTCB müssen bereits eine starke Marktstellung haben und vor allem über güns- neue Räumlichkeiten an den drei Standorten gesucht und neue tige Refinanzierungsmöglichkeiten verfügen. IT Systeme zur Verfügung gestellt werden. Sowohl für die IT als auch für andere Zentralbereiche der Bank wird Englisch zur Die Bank hat somit den Ehrgeiz bei Verkehrsfinanzierungen notwendigen Zweitsprache; angebotene Sprachschulungen in als David gleich gegen mehrere Goliaths im internationalen Deutschland unterstützen dies. Bankgeschäft anzutreten. Zunächst geht es darum, Kompetenz für die internationalen Zielmärkte aufzubauen. Ab 1997 werden Die Veränderungen in der Bank beschränken sich nicht nur Mitarbeiter für den neuen Bereich »Strukturierte Finanzierung« auf die Expansion der Geschäftstätigkeit im Bereich der geworben. In diesem Bereich wird die Finanzierung von Flug- Strukturierten Finanzierung, sondern erstrecken sich auf alle 90 Jahre DVB Bank 74 | 75

h Vertragsunterzeichnung – Übernahme der Nedship Bank durch die Deutsche VerkehrsBank (1999): (von links) Klaus Heinemann, Anne-Rose Heibel-Dietrich, Wolfgang F. Driese, Harry de Roo (Rabobank Nederland)

Die Wurzeln der Nedship Bank Scheepshypotheekbank. Ende der komplett von der Rabobank Nederland reichen bis in das Jahr 1899 zurück, siebziger Jahre verstärkt das Unterneh- (Coöperative Centrale Raiffeisen-Boe- in dem in Rotterdam die Rotter- men seine Internationalisierung durch ren Leenbank B.A.) übernommen. Die damsche Scheepshypotheekbank die Eröffnung von Niederlassungen Internationalisierung der Geschäfts- gegründet wird. 1968 fusioniert das im Ausland. So wird 1979 ein Büro in tätigkeit wird Mitte der neunziger Unternehmen mit der Nederlandsche Piräus, Griechenland, und 1982 ein Jahre mit neuen Büros in Hongkong, Scheeps-Hypotheekbank und der weiteres Büro in New York eröffnet. Im Singapur, London, Bergen und Curacao Eerste Nederlandsche Scheepsver- Jahr 1982 erfolgt die Umbenennung in fortgesetzt (Nedship Bank 1999). band Maatschappij zur Nederlandse Nedship Bank N. V. 1986 wird die Bank

anderen vorhandenen Geschäftsfelder. Im traditionellen Firmen- außerordentlichen Hauptversammlung werden neben einer kundengeschäft, welches schwerpunktmäßig den deutschen Grundkapitalerhöhung weitere Kapitalmaßnahmen beschlossen, Markt umfasst und noch 1996 durch ein Netz von 19 Filialen die notwendig sind, um die Aufnahme der Risikoaktiva der betreut wird, wird ab 1997 die organisatorische Betreuung von Nedship Bank ermöglichen zu können. Kunden und Krediten durch ein Regionalkonzept verbessert. Damit verbunden ist die Schließung der Filialen Dresden, Erfurt, Wie schon bei der Übernahme des LTCB Portfolios wird eine Kassel, Leipzig, Magdeburg, Münster, Rostock und Saarbrü- Angleichung der IT Systeme, der Kreditprozesse, des Port- cken. Beschlossen werden aber auch der Abbau des Nichtver- foliomanagements, der Controlling- und Reportingsysteme kehrskundengeschäfts und die Förderung des Geschäfts mit usw. erforderlich. Bereits unmittelbar nach Abschluss des Verkehrskunden. Die Begründung für diese Schritte liefern hohe Kaufvertrages wird ein Projektteam für den komplexen Inte- Wertberichtigungen im Jahr 1997. grationsprozess gebildet, in dem Mitarbeiter der Nedship Bank und der Deutschen VerkehrsBank zusammenarbeiten. Nur kurze Bereits 1999 ergibt sich eine weitere Gelegenheit zur Beschleu- Zeit später, zum 1. Januar 2001, wird außerdem eine neue IT nigung der internationalen Expansion. In den Niederlanden steht Plattform auf Basis von SAP eingeführt, die anfangs allerdings mit der Nedship Bank eine reine Schifffahrtsbank zum Verkauf. erhebliche Anlaufschwierigkeiten verursacht. Bis heute werden Jahr für Jahr erhebliche Investitionen im IT Bereich getätigt, um Am 20. Dezember 1999 unterzeichnen die Vorstände der Ra- den neuen Anforderungen der globalen Arbeitswelt (Anbindung bobank und der Deutschen VerkehrsBank den Kaufvertrag und von Travel Usern von jedem Ort der Welt an die IT Systeme der legen die Übernahme für das zweite Quartal 2000 fest. Ende Bank, Anbindung von Heimarbeitsplätzen, Zurverfügungstellung 1999 verfügt die Nedship Bank über ein Kreditvolumen von ca. von Internet-, Intranet- und Extranet Anwendungen usw.) zu 2,4 Milliarden Euro. In einer am 8. März 2000 abgehaltenen entsprechen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Mit der am 31. Mai 2000 vollzogenen Übernahme wird das durch DVB ersetzt. So erfolgt schließlich auch zum 1. März bei der Deutschen VerkehrsBank vorhandene Schifffahrtskre- 2004 die Umfirmierung der Nedship Bank N.V. zur DVB Bank ditportfolio auf die Nedship Bank übertragen. Dagfinn Lunde N.V. 2008 wird die DVB Bank N.V. auf die DVB Bank AG zur übernimmt als neuer CEO die Leitung der Nedship Bank. DVB Bank SE verschmolzen, wodurch die Bank die Rechts- Im gleichen Jahr wird entschieden, alle noch bestehenden form einer europäischen Gesellschaft (Societas Europea, SE) deutschen Filialen mit Ausnahme des Standorts Hamburg annimmt. Damit handelt es sich um die vierte Umfirmierung zu schließen. Hamburg wird dem Standortnetz der Nedship nach der Gründung der Bank im Jahr 1923. Bank zugeordnet. In Frankfurt wird der Geschäftsbereich Land Transport gebildet, der alle entsprechenden bisherigen 1923: Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank AG Finanzierungsaktivitäten der Filialen in den beiden Bereichen 1991: Deutsche Verkehrs-Bank AG Schienen- und Straßenverkehr bündelt. Zusätzlich wird von 1997: Deutsche VerkehrsBank AG Frankfurt aus weiterhin die Finanzierung internationaler Ver- 2002: DVB Bank AG kehrsinfrastrukturvorhaben betrieben. Im Zuge der Integration 2008: DVB Bank SE der Nedship Bank kommt es in London und New York zu einer räumlichen Zusammenlegung der jeweiligen Teams für die Zu Veränderungen kommt es nach 1999 auch auf Vorstands­ Flugzeugfinanzierung mit den Schifffahrtsteams der Nedship ebene: Zum Jahresende 2000 scheidet Anne-Rose Heibel- Bank. In den kommenden Jahren werden Standorte um neue Dietrich aus. Zum 1. Januar wird Rainer Irmen zum stellvertre- Aktivitäten erweitert: Singapur um Flugzeugfinanzierung tenden Mitglied des Vorstands berufen. Im Jahr 2002 wechselt und New York um Eisenbahnfinanzierungen. Der Standort Dagfinn Lunde, der seit 2000 bereits für die internationale Hongkong wird 2008 geschlossen und die bestehenden Ge- Schiffsfinanzierung, unter anderem in der Funktion des CEO schäftskontakte im Bereich Schiffsfinanzierung von da an aus der Nedship Bank, verantwortlich ist, in den Vorstand. Klaus Singapur wahrgenommen. Heinemann und Rainer Irmen scheiden im gleichen Jahr aus. Wolfgang F. Driese übernimmt von Klaus Heinemann die Leitung Mit den drei Säulen Aviation, Shipping und Land Transport des Bereichs Aviation, während Rolf Michael Betz, der zum definiert die Bank ihre Zielsegmente für die kommenden Jahre. 1. Januar 2003 in den Vorstand berufen wird, den Bereich Land Die Nedship Bank bleibt zunächst in rechtlicher Sicht eine Transport übernimmt. 2005 wird Bertrand Grabowski Mitglied 100 %-ige Tochtergesellschaft der Deutschen VerkehrsBank, des Vorstands, der jetzt die Leitung des Flugzeugfinanzierungs- wird aber intern als Geschäftsbereich Shipping gleichrangig geschäfts und kurz darauf (nach dem Ausscheiden von Rolf mit den beiden anderen Geschäftsbereichen Aviation und Land Michael Betz) außerdem den Land Transport Bereich übernimmt. Transport geführt. Nach außen tritt die Gesamtbank ab April Ab 2005 wird die Bank somit von den drei Vorständen Wolfgang 2000 unter Marketinggesichtspunkten unter der Dachmarke F. Driese (gleichzeitig auch Vorstandsvorsitzender), Dagfinn DVB Group auf. Unter dieser Dachmarke steht die Marke DVB Lunde und Bertrand Grabowski geführt. Ralf Bedranowsky NedshipBank für die internationale Schiffsfinanzierung (Ship- wird im Juli 2013 in den Vorstand berufen. ping) und die Marke DVB VerkehrsBank für Finanzierungen im Luftverkehr (Aviation) und Landverkehr (Land Transport), Im Aufsichtsrat übernimmt 1999 Uwe E. Flach, Vorstands- ergänzt durch die Finanzierung von Verkehrsinfrastrukturvorha- mitglied der DG BANK (die ab 2001 als DZ BANK firmiert), ben. Damit verbunden ist die Einführung eines neuen Logos. den Vorsitz von seinem Kollegen Dr. Berthold Eichwald. Von 2003 bis 2009 amtiert Dr. Thomas Duhnkrack, Mitglied des 2002 wird der Name Deutsche VerkehrsBank AG in den Vorstands der DZ BANK als Aufsichtsratsvorsitzender. Nach international eingängigeren Firmennamen DVB Bank AG ab- seinem Ausscheiden im Jahr 2009 wird der Aufsichtsrat von geändert. Sofern der Name Nedship in Firmenbezeichnungen Frank Westhoff geleitet, der dem Vorstand der DZ BANK seit von Konzerngesellschaften enthalten ist, wird er schrittweise 2006 angehört. 90 Jahre DVB Bank 76 | 77

x Firmenlogo ab 2000 (Dachmarke und Einzelmarken)

Während das internationale Transport Finance Geschäft ab Am 1. Januar 2003 werden alle Aufgaben, die mit dem Einzug 1997 kontinuierlich ausgebaut wird, werden alle außerhalb der und Ausgleich von Zahlungsforderungen im Personen- und Verkehrsfinanzierung liegenden Aktivitäten bis zum Jahr 2003 Güterverkehr zusammenhängen, in die bereits 2001 gegründe- schrittweise aufgegeben oder neu organisiert. Die Notwen- te Tochtergesellschaft DVB LogPay GmbH eingebracht. Dazu digkeit des Wandels begründet Wolfgang F. Driese in einem gehört auch die traditionelle Frachtenstundung, der die Bank Gespräch mit der Mitarbeiterzeitung 1997 wie folgt: »Die ihre Gründung im Jahr 1923 verdankt. Ebenso auf die DVB Zeiten der kleinen Universalbank, das heißt, alles für jeden zu LogPay GmbH übertragen wird das von der Bank angebotene sein, sind vorbei. Heute sind wir jederzeit im Wettbewerb aus- Electronic Banking Produkt für das bargeldlose Bezahlen im tauschbar. Fleiß und Preisflexibilität reichen nicht aus. Nur die Öffentlichen Personenverkehr. Die DVB LogPay betätigt sich angesprochene Spezialisierung auf wenige Kernkompetenzen auch auf dem Gebiet der Mauterhebung und bietet Betreibern mit möglichst hohem Beratungsansatz gibt uns eine nachhalti- von Mautsystemen den Ausgleich über bestimmte Zeiträume ge Chance am Markt« (DVB Zeitung Nr. 1/1997, S. 2 – 3). aufgelaufener Benutzungsgebühren an.

Um die Fokussierung auf das Transport Finance-Geschäft Am 6. November 2003 kündigt der Verband der Sparda- konsequent umzusetzen, wird das gesamte noch vorhandene Banken mit Wirkung zum 31. Dezember 2004 den mit der DVB Nichtverkehrsgeschäft der Bank ab Ende 2000 in einer Einheit im April 2002 geschlossenen Vertrag über die Fortführung der »D-Marketing« gebündelt, in dem sich Kreditfachleute um den Liquiditätsausgleichsfunktion, die danach von der DZ BANK Abbau des Kreditbestands kümmern. Im Verlauf des Jahres übernommen wird. 2002 werden zusätzlich einige Kreditengagements aus dem Bereich Land Transport in das Abbauportfolio eingebracht, die Zum 31. Dezember 2003 werden im Zuge der konsequenten langfristig nicht mehr den Volumens- und Ertragsanforderungen Fokussierung auf das internationale Transport Finance Ge- der Bank entsprechen. Im Jahr 2000 kommt es auch zu Verände- schäft die ReiseBank AG und die CashExpress GmbH an die rungen im Bereich Electronic Banking. Dort wird der Teilbereich DZ BANK verkauft, wodurch auch die Kapitalbasis nochmals »EC-Cash Netzbetrieb« herausgelöst und in der DVB Processing gestärkt werden kann. Damit verabschiedet sich die DVB GmbH verselbstständigt, die zu den drei größten Netzbetreibern Bank aus einem weiteren Traditionsgeschäft, das allerdings in Deutschland gehört. Im März 2001 beteiligt sich die Deutsche in den vergangenen Jahren zahlreiche Herausforderungen zu Postbank AG mit 51 % an der Gesellschaft. Im Jahr 2005 ver- bewältigen hatte. Dazu gehört an erster Stelle die Einführung kauft die Bank ihre Restbeteiligung von 49 % an die Postbank. des Euro Bargelds zum 1. Januar 2002. In Vorbereitung auf den mit der Euro Bargeld Einführung verbundenen Wegfall ent- Am 18. Juli 2001 kündigen die Sparda-Banken das Kooperati- sprechender Erträge haben die Wechselstuben schon vorher onsabkommen mit der DVB Bank. Bis zum Jahresende 2002 ihr Spektrum an Dienstleistungen erweitert. Dazu gehört die werden die Zentralbankfunktionen bis auf die Liquiditätsaus- Zusammenarbeit mit Western Union, die bereits 1993 begon- gleichsfunktion auf andere Dienstleister übertragen. Bereits nen hat. Das Produkt »Western Union Money Transfer« für 1998 war die Wertpapierabwicklung und -verwaltung für die den weltweiten Geldtransfer erlebt danach starke Geschäfts- Sparda-Banken auf einen externen Dienstleister outgesourct zuwächse. So werden 2003 1,4 Millionen Transaktionen worden. Die Liquiditätsausgleichsfunktion wird zunächst abgewickelt. Fünf Jahre vorher – 1998 – lag das Volumen noch noch auf Basis eines mit den Sparda-Banken im April 2002 bei 336 Tausend Transaktionen, also gerade mal ein Viertel geschlossenen Zentralbankvertrags von der DVB Bank wahr- des Volumens des Jahres 2003. Ein anderes Standbein bildet genommen. Weitere Veränderungen im Verlauf des Jahres weiterhin das Geschäft mit Geldautomaten, die vorzugsweise 2002 sind der Verkauf einer Beteiligung an der Union Asset an Bahnhöfen und Flughäfen stationiert sind. 2003 sind 170 Management Holding sowie die Einstellung des Wertpapier- Geldautomaten im Einsatz. handels und des Sorten- und Edelmetallhandels. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

h Firmenlogo ab 2002

x Zur Währungsänderung am 1. Januar 2002 werden in den Banken und Sparkassen in Deutschland Starter-Kits (Haushaltsmischungen mit Euro- und Cent-Münzen) zum Preis von 20 DM ausgegeben, Dezember 2001)

Mit dem Verkauf von ReiseBank und CashExpress zum Jah- resende 2003 ist die Umwandlung der Bank zu einem reinen Transport Finance-Spezialisten abgeschlossen.

Aufgrund der strategischen Neupositionierung der Bank ab 1997 kommt es zu Veränderungen im Gesellschafterkreis der Bank. Im Geschäftsjahr 1998 liegen 63 % der Gesellschaftsan- teile bei der DG BANK, 15 % bei den Sparda-Banken, 10 % bei der KRAVAG, 1 % bei der Deutschen Bahn, und 11 % befinden sich in Streubesitz. Im Dezember 2002 übernimmt die DZ BANK den KRAVAG-Anteil. Im Verlauf des Jahres 2003 schei- den schließlich die Sparda-Banken und die Deutsche Bahn aus dem Gesellschafterkreis aus. Die von ihnen zu diesem Zeitpunkt noch gehaltenen Anteile in Höhe von 13,28 % bzw. 0,75 % werden ebenfalls von der DZ BANK übernommen. Die DZ BANK verfügt nunmehr über 92,27 % der Anteile. Bis zum Ende des Jahres 2012 steigt ihr Anteil auf 95,4 %. Der Streu- besitz liegt somit nur noch bei 4,6 %.

Ab 2004 verfolgt die DVB Bank das Ziel, die im internationalen Transport Finance-Geschäft bereits erreichte Marktposition auszubauen und daraus steigende Erträge zu generieren. Der Ausbau des Kreditgeschäfts erfolgt jetzt nur noch durch inter- nes Wachstum. Lediglich im Jahr 2011 wird erstmals wieder Tätigkeit auf. Geschäftszweck ist die Beteiligung an besicher- seit den beiden großen Übernahmen von 1998 und 1999/2000 ten Assetfinanzierungen im Verkehrsbereich durch Kauf und ein kleineres Portfolio von Flugzeugkrediten im Sekundärmarkt Verkauf entsprechender Tranchen im Interbankenmarkt. Zum erworben. Jahresbeginn 2008 wird im Bereich Shipping eine innovative Organisationsstruktur eingeführt. Jetzt werden die Kunden von Weitere wichtige Ergänzungen und Veränderungen des Kre- sektorspezifischen Teams betreut, in denen Fachkompetenz im ditgeschäfts werden bis heute vorgenommen: 2004 erfolgt Hinblick auf den jeweiligen Sektor gebündelt wird. Gestartet die Gründung einer Aero Engine Finance Unit, die auf die wird mit zehn Sektorenteams. Diese steuern den weltweiten Finanzierung von Flugzeugtriebwerken spezialisiert ist. Bereits Vertrieb des Kreditprodukts von den weiterhin vorhandenen lo- ein Jahr zuvor hat man mit der Etablierung einer Container Box kalen Büros aus. 2011 wird die Sektorenorganisation nochmals Unit eine andere attraktive Marktnische erschlossen. 2006 überarbeitet und die Zahl der Sektorenteams in zwei Schritten steigt man mit einer FPSO Unit (Floating Production Storage auf sieben reduziert. Zum 1. Januar 2013 sind die bisherigen and Offloading) gezielt in die Finanzierung von Projekten im Offshore-Finanzierungsaktivitäten aus dem Bereich Shipping Offshore-Bereich ein. Umgekehrt wird Ende 2006 der Aus- ausgegliedert und als vierter Geschäftsbereich auf die gleiche stieg aus der Finanzierung von Verkehrsinfrastrukturvorhaben Stufe wie die Schiffs-, Flugzeug- und Landtransportfinanzie- bekanntgegeben. Das zu diesem Zeitpunkt vorhandende rung gestellt worden. Das Schifffahrtsportfolio wird nunmehr Kreditportfolio lässt man seitdem kontrolliert auslaufen. 2007 von vier und das Offshore Portfolio von zwei Sektorenteams nimmt die neu gegründete Tochtergesellschaft ITF Interna- betreut. tional Transport Finance Suisse AG mit Sitz in Zürich ihre 90 Jahre DVB Bank 78 | 79

h Singapur – Drehscheibe für das DVB-Geschäft in der Wachstumsregion Asien

Ihre Erträge erzielt die DVB Bank nicht nur in Form von Zins- Research im Jahr 2003 und einem Land Transport Research im erträgen. Vielmehr werden auch Provisionserträge aus dem Jahr 2006. Heute liegt in allen Bereichen eine umfangreiche Kreditgeschäft sowie aus eigenständigen Beratungsgeschäf- Markt- und Asset-Expertise vor, was in den vergangenen ten erzielt. Bereits 2001 ist ein Geschäftsbereich Corporate Jahren mehrfach durch entsprechende Auszeichnungen von Finance eingerichtet worden, in dem unter anderem eigenstän- Fachzeitschriften bestätigt wurde. Dieses Fachwissen ist in diges Beratungsgeschäft wahrgenommen wird. Später werden alle Entscheidungsprozesse der Bank integriert, sowohl im diese Beratungsaktivitäten wieder dezentralisiert, und heute Kreditgeschäft als auch im Investment Management. werden sie innerhalb der drei Bereiche Aviation, Shipping und Land Transport von entsprechenden Spezialistenteams Zum Aufbau weiterer Assetexpertise mit dem gleichzeitigen wahrgenommen. Aus dem Corporate Finance Bereich heraus Ziel der Vermarktung an Dritte werden auch einige für eine hat sich außerdem das Investment Management Geschäft der Bank sehr untypische Entscheidungen getroffen. 2006 wird Bank entwickelt. Heute verwaltet die Bank für Drittinvestoren das Aviation Asset Management gegründet. Dieses in London eine ganze Reihe geschlossener Investmentfonds in den drei ansässige Team bietet Kunden verschiedene Dienstleistungen Bereichen Shipping, Aviation und Land Transport, an denen sie an, die von Leasing-Beratung und -Steuerung über technische selbst ebenfalls beteiligt ist. Management- und Analysedienstleistungen bis hin zum Ver- kauf von Flugzeugen reichen. 2007 erwirbt die DVB Bank eine Da das Geschäftsmodell der DVB ausschließlich auf die Mehrheitsbeteiligung an der TES Holdings Limited mit Sitz in besicherte Finanzierung von mobilen Verkehrsobjekten bzw. Cardiff, Wales, der Muttergesellschaft der TES Aviation Ser- Assets ausgerichtet ist, ist die individuelle Bewertung der vices Limited, einem führenden Dienstleister für das Manage- Assets im Hinblick auf ihren Sicherheitenwert Grundlage jeder ment von Flugzeugtriebwerken sowie für die Aufarbeitung und Kreditentscheidung. Dabei spielt auch die Einschätzung der Verwertung von Triebwerkskomponenten. 2012 werden 60 % Märkte, auf denen die Assets eingesetzt werden, eine wichti- der Anteile an TES an zwei strategische Investoren (Mitsubishi ge Rolle. Dementsprechend kommt dem Markt- und Asset-be- Corp. und Development Bank of Japan) abgegeben, doch zogenen Research eine bedeutende Rolle zu. 2001 wird daher bleibt die Bank mit 40 % größter Anteilseigner. ein Shipping Research etabliert, gefolgt von einem Aviation 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

O Wolfgang F. Driese (Vorsitzender des Vorstands)

Durch die internationale Positionierung der Bank und die Wachstumsdynamik des Kreditgeschäfts gewinnen die Erhöhung der Eigenmittel sowie die Refinanzierung am Kapital- markt an Bedeutung. Im Kapitalmarkt ist die Bank ab 1999 mit unterschiedlichen Instrumenten präsent. Dazu gehören unter anderem Schuldscheindarlehen, Commercial Paper und Debt Issuance Programme. Für den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten, aber auch wegen der angestrebten Übernah- me von Führungspositionen in Finanzierungskonsortien spielt ein Rating eine wichtige Rolle. Erstmals nimmt die Bank daher O Ralf Bedranowsky 1999 an einem internationalen Ratingverfahren von Standard & Poor´s teil. 2000 wird die Bank erstmals von Moody´s geratet. Ab 2005 wird sie zudem von Fitch Ratings im Rahmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe eingestuft. Die Zusam- menarbeit mit Moody´s wird dagegen 2012 beendet.

In den vergangenen Jahren wurde auch das Grundkapital meh- rere Male erhöht; so steigt es 1999 durch Ausgabe neuer Akti- en auf 57,4 Millionen Euro. Durch die Übernahme der Nedship Bank mit ihren rund 2,2 Milliarden Euro Risikoaktiva kommt es 2000 zu einer weiteren Erhöhung des Grundkapitals um 19,3 Millionen Euro auf 76,7 Millionen Euro. 2005 und 2008 folgen weitere Grundkapitalerhöhungen, 2005 werden 850.000 und 2008 weitere 664.000 neue auf den Inhaber lautende Stückak- O Dagfinn Lunde tien ohne Nennbetrag ausgegeben. Seit der letzten Erhöhung 2008 beträgt das Grundkapital 118.791.945,12 Euro, eingeteilt in 46.467.370 nennwertlose Stückaktien.

Ein besonders einschneidendes und herausforderndes Ereignis für die DVB ist die im September 2008 ausgelöste Finanzmarktkrise, zum einen wegen ihrer Folgen für die Re- finanzierung, zum anderen wegen der Auswirkungen auf die Transportmärkte.

Die Finanzmarktkrise ist zuallererst eine Vertrauenskrise unter den Banken, die unmittelbar zu einer Blockierung des Interbankenhandels führt. Dadurch kommt es zu einer enor- men Verknappung und Verteuerung von Liquidität. Die realen O Bertrand Grabowski Interbankensätze liegen vor allem in den ersten Wochen nach der Lehman Brothers Pleite deutlich über dem LIBOR – dem Referenzzinssatz, zu dem international Banken und Kunden h DVB Vorstand 2013 sowie Banken untereinander Geld- und Kapitalmarktgeschäfte 90 Jahre DVB Bank 80 | 81

h Global Management Conference der DVB Bank (2008)

bepreisen. Der LIBOR spiegelt somit nicht mehr die wirklichen massive Kundennachfrage nach einmonatigen Zinsfestschrei- Interbankensätze wieder. Dass der LIBOR zu jenem Zeitpunkt bungen, nachdem der Zusammenbruch von Lehman Brothers bereits ein über mehrere Jahre hinweg von einigen Banken weltweit eine Welle aggressiver Zinssenkungen ausgelöst hat. manipulierter Zinssatz ist, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch Da der größte Teil der Aktiv- und Passivseite der DVB bis zu niemand; dies wird erst 2012 bekannt. diesem Zeitpunkt den internationalen Standards entsprechend auf vierteljährlichen Zinsfestschreibungen basiert, driftet das Die Folgen sind für die DVB deutlich spürbar, da der größte Verhältnis von vierteljährlichen Zinsperioden auf der Aktiv- und Teil der Kundenkredite vertragsmäßig auf dem LIBOR-Refe- Passivseite bis Ende des Jahres 2008 extrem auseinander. renzzinssatz beruht. Das heißt, Kunden, die in dieser Zeit eine Einem starken Anstieg der Kredite auf einmonatiger Basis auf Kreditzusage in Anspruch nehmen, zahlen diesen Referenz- der Aktivseite, steht auf der Passivseite eine Refinanzierung zinssatz, während die Refinanzierung am Interbankenmarkt nur auf dreimonatiger Basis gegenüber. Auch hierdurch entstehen zu einem wesentlich höheren Satz möglich ist. Dass die DVB Belastungen, und die DVB beginnt in Verhandlungen mit den in dieser kritischen Situation ihren Liquiditätsbedarf decken Kunden, diese zu bewegen, wieder zurück zum üblichen vier- kann, verdankt sie auch ihrer Zugehörigkeit zum FinanzVerbund teljährlichen Turnus zurückzukehren. der DZ BANK bzw. dem Zugang zur Retail-Liquidität der ge- nossenschaftlichen Banken in der Bundesrepublik, natürlich zu Durch die dramatischen Veränderungen auf den Finanzmärkten den entsprechenden Marktpreisen. setzt sich die DVB in der Refinanzierung veränderte Ziele: den Ausbau der Refinanzierung auf US-Dollar Basis, den weiteren Um die gestiegenen Kosten in den Griff zu bekommen, greift Ausbau der Langfristfinanzierung und die Verbreiterung der die Bank auf eine in den Kreditverträgen mit ihren Kunden Investorenbasis für langfristige Emissionen. Da das interna- enthaltene Marktstörungsklausel (market disruption clause) tionale Transport Finance Aktivgeschäft überwiegend auf zurück. Damit wird die Kalkulationsbasis der Kundenkredite US-Dollar basiert, wird vom gesamten Finanzierungsvolumen weg von verfälschten LIBOR-Sätzen und hin zu aktuellen Inter- ein zunehmender Anteil in US-Dollar emittiert, womit wäh- bankensätzen adjustiert. Ein weiteres Problem ist die plötzlich rungsseitig weitgehend eine natürliche Sicherungsbeziehung 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

zwischen Aktiv- und Passivseite hergestellt wird. Ebenso wird Beides zusammengenommen – die Finanzmarktkrise und die der Ausbau der Langfristfinanzierung fortgesetzt, und zum Krise in Teilen des Weltverkehrsmarktes – haben durchaus Spu- Jahresende 2012 haben langfristige Refinanzierungsinstrumen- ren im Geschäftsergebnis der Bank hinterlassen. Die Kosten te einen Anteil von 97,5 % erreicht. Neue Investoren können aus den dramatischen Verwerfungen der Interbankenmärkte mit dem erstmals 2010 emittierten Schiffspfandbrief gewon- haben sich 2008 und 2009 in Ergebnisrückgängen niederge- nen werden. 2011 und 2012 werden erneut Schiffspfandbriefe schlagen. Außerdem hat das lange Andauern der Krise – 2013 emittiert, darunter auch ein Teil, der in US-Dollar direkt bei befinden wir uns im fünften Krisenjahr – die Verkehrsmärkte, US-amerikanischen Investoren platziert wird. Aufgrund der und hier vor allem Teile der internationalen Seeschifffahrt hart nach wie vor eingeschränkten Interbankenfinanzierung wird getroffen. Die entsprechende Risikolage führte zu einer Ergeb- allerdings der Großteil der Emissionen weiterhin im genossen- nisbelastung durch Wertberichtigungen. schaftlichen FinanzVerbund platziert. Und dennoch – die DVB ist seit der 1997 gefallenen Entschei- Unmittelbar nach Beginn der Turbulenzen an den Finanzmärk- dung, die Bank zu einer führenden Beraterbank im internatio- ten erfasst die Krise die Realwirtschaft. Bis weit in das Jahr nalen Transport Finance zu entwickeln, in allen Geschäftsjah- 2009 hinein werden die Verkehrsmärkte von Rückgängen ren – und auch in jedem einzelnen Geschäftsquartal – finanziell der Transportnachfrage getroffen, die regional allerdings erfolgreich gewesen. Bemerkenswert daran ist, dass sich der unterschiedlich verlaufen. Ab 2010 setzt eine Erholung der finanzielle Erfolg auch in Jahren großer Unsicherheiten und Transportnachfrage ein, und in den meisten Regionen und Konjunkturabschwünge eingestellt hat, die es auch schon vor Verkehrszweigen ist 2012 das Vorkrisenniveau wieder erreicht 2008 gab. Erinnert sei hier nur an die Krise des Luftverkehrs oder gar überschritten. Dass sich die wirtschaftliche Lage vie- nach dem 11. September 2001. Das Geschäftsmodell der DVB ler Verkehrsunternehmen nicht in gleichem Maße verbessert, hat sich somit bewährt. hängt mit der Angebotsseite zusammen und betrifft vor allem einige wichtige Sektoren der Weltseeschifffahrt wie die Dry Bulk-, Container- und Rohöltankerschifffahrt. Hier haben sich vor der Krise große Schiffsbestellungen aufgebaut, die in den Jahren danach zu einem Zufluss an neuer Schiffskapazität führen, die den Nachfrageanstieg bei weitem übersteigen.

Eine speziell die genannten Sektoren treffende Schifffahrtskri- se führt unter anderem zum Ausscheiden einiger Banken aus der internationalen Schiffsfinanzierung. Banken als Kreditgeber werden dabei teilweise durch staatliche Exportkreditagenturen ersetzt, die Exportkredite bereitstellen. Eine der Schifffahrtskri- se vergleichbare Luftverkehrskrise entsteht zwar nicht, da sich Nachfrage und Angebot weitgehend in Einklang entwickeln, dennoch ziehen sich einige Banken aus der Flugzeugfinan- zierung zurück und das Entstehen einer »Funding Gap« wird ebenfalls durch eine Zunahme von Exportkrediten vermieden. 90 Jahre DVB Bank 82 | 83

Nominales Kundenkreditvolumen Mitarbeiter der DVB Bank SE zum 31. Dezember 2012 zum 1. Januar 2013

22,2 Mrd € Über 40 Nationalitäten 558 Mitarbeiter

shipping Finance 42,3 % deutsch 40,9 % transport Finance/Investment Management 305 aviation Finance 31,1 % niederländisch 12,9 % Produkt- und Servicebereiche 199 offshore Finance 11,3 % Britisch 11,6 % dVB LogPay GmbH 54 Land Transport Finance 7,7 % norwegisch 5,5 % itf Suisse 4,0 % us-amerikanisch 5,4 % investment Management 2,7 % singapurisch 5,2 % nicht mehr strategiekonformes Griechisch 3,6 % Geschäft 0,9 % 33 weitere Nationalitäten 14,9 %

Entwicklung des Konzernergebnisses vor Steuern 1997–2012

Mio €

150 147,7 141,4 131,1 120 118,7 101,5 100,2 86,6 90 58,5 60 47,0 44,8 51,8 35,7 36,1 30 22,8 1,9 6,7 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Strategischer Umbau HGB / IFRS* abgeschlossen

* Die Finanzergebnisse bis einschließlich des Geschäftsjahres 2004 basieren auf den Rechnungslegungsgrundsätzen des Deutschen Handelsgesetzbuches (HGB). Seit dem Geschäftsjahr 2005 werden die Ergebnisse nach IFRS (International Financial Reporting Standards) ausgewiesen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Wolfgang F. Driese

Wolfgang F. Driese, geboren am 26. Februar 1949, begann nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Dresdner Bank und einem sich daran anschließenden Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur seine berufliche Laufbahn 1974 bei der Citibank. Ab 1982 arbeitete er bei Trinkaus & Burkhardt in Düsseldorf, wo er unter anderem den Geschäftsbereich In- ternationale Großunternehmen verantwortete. 1986 übernahm er bei der Deutschen Bank die Leitung der Filiale in Singapur. Nach weiteren Führungspositionen bei der Deutschen Bank in München und Leipzig wechselte er 1997 als Vorsitzender des Vorstands zur DVB Bank. 90 Jahre DVB Bank 84 | 85

» Als ich diese aber alle an einem Wochenende zu Hause angesehen hatte, sagte ich mir: ›diese Bank braucht doch keiner‹. Aber gleichzeitig arbeitete etwas in mir, und ich fing an darüber nachzudenken, wie diese Bank aussehen müsste, damit sie eine nachhaltige Zukunft hat.«

Sie haben viele Jahre bei namhaften Bankadressen, Sie haben relativ schnell nach ihrem Einstieg eine Vision teilweise international, gearbeitet. Wie kam es, dass Sie für eine neue Rolle der DVB entwickelt, die eine Neu- der Weg zur DVB führte? ausrichtung zu einer international tätigen Spezialbank Aus meiner damaligen Sicht war ich schon bei den besten für Verkehrsfinanzierungen vorsah. Wie haben Sie sich Bankadressen gewesen. Also stellte ich mir die Frage: Was seinerzeit die Umsetzung vorgestellt? kann ich Neues machen? Ich wurde dann von einem Headhun- Am liebsten wollte ich die Bank auf der grünen Wiese neu ter angesprochen, der mich mit Dr. Eichwald, dem damaligen aufbauen, denn es gibt nichts Schwierigeres als im laufenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Verkehrs-Bank – wie Betrieb das bestehende Geschäftsmodell komplett in Frage die DVB damals noch hieß – zusammenbrachte. Von dessen zu stellen, zu ändern und damit alles total auf den Kopf zu Offenheit war ich sehr angetan, denn er überließ mir alle nur stellen. Die Herausforderung bestand also darin, das neue Ge- erdenklichen Unterlagen über die Bank zur Durchsicht. Als ich schäftsmodell – eine internationale Spezialbank für Verkehrsfi- diese aber alle an einem Wochenende zu Hause angesehen nanzierung – umzusetzen und parallel die laufenden Geschäfte hatte, sagte ich mir: ›diese Bank braucht doch keiner‹. Aber fortzuführen, um daraus den Aufbau des Neuen zu finanzieren. gleichzeitig arbeitete etwas in mir, und ich fing an darüber Dabei musste man sogar das Altgeschäft zeitweise noch nachzudenken, wie diese Bank aussehen müsste, damit sie ausbauen, um steigende Erträge zu generieren, obwohl man eine nachhaltige Zukunft hat. Und das wollte ich umsetzen. wusste, dass man dieses Geschäft in drei bis fünf Jahren nicht mehr haben wollte. Das war ein sehr schwieriger Balanceakt. Welche Erwartungen hatte der damalige Mehrheits- Doch das stetig steigende Betriebsergebnis gab mir die freie eigentümer DG BANK an Sie? Hand, die ich brauchte. Die DG BANK hatte die Mehrheit an der Bank erst 1995 übernommen, war aber mit der Entwicklung offensichtlich Welche Bedeutungen hatten die beiden Akquisitionen, nicht zufrieden. Daher hatte man überlegt, den Vorstandsvor- die 1998 und 2000 getätigt wurden, für die Umsetzung sitz zu verändern. Man hatte sich dort zu jener Zeit das Ziel der Vision? gesetzt, die Prozesse besser und effizienter zu machen und Das war ein richtiger Jumpstart. Manchmal braucht man das Verkehrsfinanzierungsgeschäft mit deutschen Speditio- für seine Visionen einfach etwas Glück. Auf den geplanten nen und Bahngesellschaften auszubauen – aber eben nur in Verkauf eines Flugzeug- und Schiffskreditportfolios durch die Deutschland. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Weg nicht zu LTCB wurde ich erstmals auf einer Veranstaltung hingewiesen. einer nachhaltigen Entwicklung der Bank führen würde. Man Daraufhin flog ich zu einer Präsentation für interessierte Ban- ließ mir jedoch eine große Handlungsfreiheit und ich musste ken durch die mit dem Verkauf beauftragte Bank JP Morgan auch nie – was mir bis heute kaum jemand glaubt – Strategie- nach London, zu der ich allerdings erheblich zu spät ankam. pläne oder gar in Drei-Monatsabständen irgendwelche Soll-Ist Die Präsentation war schon vorbei, aber ich bekam doch Vergleiche vorlegen. noch auf dem Flur ein Informationsmemorandum in die Hand 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

» Es mag arrogant klingen, aber ich habe keine Angst, dass es einen erfolgreichen Nachahmer in absehbarer Zeit geben könnte. Warum? Die Ausschließlichkeit auf den Verkehrssektor schützt uns.«

gedrückt. Ich suchte dann zwei Berateradressen – Clifford Buchungsständen, Ergebnisrechnungen, Bilanzpositionen usw. Chance und Babcock & Brown – auf und traf dort auf sehr nichts mehr wussten. Es kam nichts mehr Vernünftiges aus versierte, erfahrene Fachleute, die uns bei der Durchführung der Maschine heraus. Ich hatte die Kontrolle über die Bank der Akquisition beraten konnten, denn ich hatte in meiner verloren. Dementsprechend war die Erleichterung groß, als die früheren Tätigkeit noch nie eine Teilbank erworben. Wir waren Probleme – gemeinsam mit einer Eingreiftruppe von PWC – ge- damals vor allem an der Kompetenz der Mitarbeiter und an den löst waren. Das dritte einschneidende Erlebnis war die Finanz- Kundenbeziehungen interessiert. Dass dann JP Morgan gerade marktkrise, wo wir plötzlich mit der Situation konfrontiert wa- ein Jahr später das Mandat erhielt, eine ganze Bank, nämlich ren, dass wir keine Quotierungen für EUR/USD Swaps und für die Nedship Bank, zu verkaufen, war wieder ein großer Zufall. die Aufnahme von langfristigen oder gar kurzfristigen Mitteln Natürlich war es logisch, dass wir angesprochen wurden und bekamen. Da wurde mir klar, dass sich die alte Bankenwelt dass ich unser Interesse bekundete. Die damals laufenden radikal verändert hatte und Märkte komplett ausfallen können. Kooperationsgespräche zwischen der Rabobank als Verkäufer und unserem Mehrheitsgesellschafter DG BANK halfen zwar, Die DVB ist heute in der weltweiten Verkehrsfinanzierung dass wir einen »Preferred Status« bekamen, aber durchsetzen ein Markenname. Das Firmenlogo ist dabei relativ auffäl- mussten wir uns konzeptionell und preislich trotzdem. Dabei lig. Können Sie etwas zu seiner Entstehungsgeschichte war es eigentlich ein völlig falscher Zeitpunkt, denn wir hatten sagen? zu jener Zeit noch nicht einmal das Portofolio der LTCB voll Wir haben das Logo nach der Übernahme der Nedship Bank übernommen. eingeführt, weil wir nach außen deutlich machen wollten, dass wir gemeinsam etwas Neues schaffen möchten. Das Logo ist Was war im Rückblick die größte Herausforderung in nicht nur wegen der Signalfarbe gelb auffällig, sondern weil allen Jahren? Gab es einmal eine Situation, die Sie aus die Buchstaben verschwommen sind. Das soll Bewegung heutiger Sicht als besonders kritisch einstufen? und Dynamik symbolisieren, etwas, was in unserem Markt Auch wenn sich in der Rückschau auf die Vergangenheit eine besondere Rolle spielt. Zu der Zeit wurden ja noch mehr vieles glättet, sind mir doch einige Erfahrungen in Erinnerung; Faxe verschickt und einer der Hauptkritikpunkte war daher die zunächst die Übernahme des LTCB Portfolios und der Mitar- Unlesbarkeit der Logos bei der Faxübermittlung. Wir haben es beiter, die ich dem Mehrheitsgesellschafter erläutern musste, aber durchgehalten. Und dadurch, dass so viel über das Logo bei dem es damals durchaus Stimmen gab, die Bedenken gesprochen wurde, hat es sich letztlich auch deshalb als etwas gegen eine Internationalisierung hatten. Die nächste Hürde, Einmaliges verankert. die zu nehmen war, war unsere IT. Zwar hatte die damalige DVB natürlich schon eine EDV, aber diese war deutsch, und Das Geschäftsmodell der DVB hat sich sehr erfolgreich auch alle Mitarbeiter sprachen deutsch. Also fingen wir an entwickelt. Worauf führen Sie diesen Erfolg im Wesent- Englisch-Sprachkurse anzubieten und unsere IT Applikationen lichen zurück? Haben Sie Angst vor Nachahmern des in Englisch umzuschreiben. Das alles war mit einem erhebli- Geschäftsmodells? chen Aufwand verbunden. Und noch eine wichtige Erfahrung Es mag arrogant klingen, aber ich habe keine Angst, dass hängt mit der IT zusammen. Im Übergang von 1999 auf 2000 es einen erfolgreichen Nachahmer in absehbarer Zeit geben hatten wir nicht nur den Jahrtausendwechsel zu bewältigen könnte. Warum? Die Ausschließlichkeit auf den Verkehrssektor gehabt, sondern wir haben uns auch von unserem alten schützt uns. Viele andere Banken waren und sind in der Finan- KORDOBA IT-System verabschiedet und SAP eingeführt. Die zierung von Schiffen, Flugzeugen usw. tätig, aber alle haben SAP Einführung schien auch zunächst geklappt zu haben – so daneben noch viele andere Aktivitäten. Und wenn etwas auf die Signale, die wir aus mehreren Tests erhalten hatten. Wir den Prüfstand gestellt wurde, war es regelmäßig das Verkehrs- haben daraufhin das alte System abgestellt, mussten dann geschäft. Und das erleben wir jetzt gerade wieder. Ausschließ- aber kurz danach feststellen, dass wir hinsichtlich Buchungen, lichkeit bedeutet für uns, dass wir nur diesen einen Zielmarkt 90 Jahre DVB Bank 86 | 87

haben, und wir wissen, dass wir viel richtig machen müssen, Welche Herausforderungen sehen Sie im Hinblick auf wenn wir langfristig überleben wollen. Zweitens: Wo will man die kommenden Jahre auf die DVB zukommen? die vielen guten Leute herholen, die wir alle in unserem Hause Es ist nicht die Diskussion um das Image von Banken und haben, die unsere Geschäftsideen verinnerlicht haben, das Bankern, die übrigens den meisten Mitarbeitern in den vielen Miteinander schätzen und mit Leidenschaft an Lösungen für Banken Unrecht tut, sondern die Herausforderungen der unsere Kunden herangehen? Alle haben, um es mal salopp kommenden Jahre werden vor allem politischer Natur sein. zu sagen, entweder Seewasser, Diesel oder Kerosin in ihren Politischer Aktionismus und Populismus können dazu führen, Adern. Der Schlüssel unseres Erfolges sind also die Mitarbei- dass Banken regulatorisch zunehmend überfordert werden. ter aus über vierzig Nationalitäten und ihr erfolgreiches Zusam- Das bereitet mir eine sehr große Sorge. Es ist die kaum mehr menspiel. Das macht uns so schnell keiner nach. überschaubare Komplexität, die die Banken fordert und sie damit in der Ausübung ihrer notwendigen Funktionen für die Wie geht die Bank mit den für den Verkehrssektor Volkswirtschaften behindert. Ein weiteres Thema sind sicher typischen Zyklen um? Veränderungen auf verschiedenen Ebenen des Managements Richtig, die Verkehrsmärkte sind zyklische Märkte; wir selbst inklusive des Vorstands. Neue Personen werden immer einen agieren aber zyklusneutral, das heißt, wir können zu jedem eigenen Stil und eine andere Vorstellung für die Umsetzung Zeitpunkt eines Zyklus die geeigneten Lösungen anbieten. mitbringen. Das ist auch gut so, denn, wenn ein Geschäftsmo- Wir mögen auch deshalb diese Zyklizität, weil sie gerade in dell über lange Zeit erfolgreich ist, kann gerade dieser Erfolg Abschwungphasen, wie wir sie gerade im Moment in einigen die Gefahr in sich bergen, dass man für Veränderungen nicht Teilmärkten der Schifffahrt erleben, unsere Kompetenz zum mehr offen ist, weil man glaubt, dass sie nicht nötig sind. Ausdruck bringt. Es ist leicht in Hochphasen Flugzeuge und Man sollte sich immer an folgendes erinnern: wer aufgehört Schiffe zu finanzieren und sich im Abschwung in seinen hat besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. Management- Löchern zu verkriechen. Das machen wir nicht. Man kann wechsel sind normal und werden uns weiter entwickeln. sogar am ehesten in Abschwungphasen Geld verdienen, vorausgesetzt, man kann mit den Risiken umgehen und diese gut managen.

Wie hat sich die Finanzmarktkrise im Geschäft der Bank bemerkbar gemacht? Wie sind Sie mit den Folgen umge- gangen? Der Wegfall der Refinanzierungsmöglichkeit an den Märkten war eine sehr kritische Erfahrung für uns. Sie zeigte außer- dem, dass Banken, die ein Wholesale Konzept haben, das heißt, keine Refinanzierung durch eigene Kundeneinlagen aufweisen können, ohne einen starken Refinanzierungspart- ner – wie wir ihn mit der DZ BANK zum Glück haben – nicht überleben können. Das hat uns alle sehr überrascht. Wir versu- chen Schritt für Schritt wieder in die Refinanzierungsmärkte zu kommen, aber ich hoffe, dass wir die Erfahrung, dass Märkte total zusammenbrechen können, nicht vergessen werden und wir uns entsprechend darauf einstellen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an David Goring-Thomas

David Goring-Thomas, geboren am 11. Juli 1965, ist in London als Managing Director und Global Head of Aviation Finance für die DVB Bank tätig. Sein Team ist für die weltweite Geschäftsentwicklung und das Management der Beziehungen zu den Kunden der Luftverkehrsbranche verantwortlich. David Goring-Thomas arbeitet seit 1998 für die DVB. Zuvor war er für die Long-Term Credit Bank of Japan, Ltd (LTCB) als Marketing- Leiter im Aviation-Finance-Geschäft für die Regionen EMEA und Asien-Pazifik verantwortlich und in diesem Rahmen von 1995 bis 1997 vor Ort in Singapur tätig. Bevor er 1994 zur LTCB wechselte, war er unter anderem im Merchant Banking des Schweizer Bankvereins mit Leasing- und Asset-Finanzie- rungen von Flugzeugen betraut. David Goring-Thomas hat sein Studium an der University of Manchester mit einem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. 90 Jahre DVB Bank 88 | 89

Wie kamen Sie zur Flugzeugfinanzierung? Haben Sie sich sprechenden Teams überzeugen. So konnte die LTCB noch schon früh in Ihrer beruflichen Laufbahn bewusst dafür vom immateriellen Wert des Geschäftsbereichs profitieren. entschieden oder hat es sich eher zufällig ergeben? Die LTCB war eine der ersten japanischen Banken mit einem Wie viele Studenten wusste ich nicht genau, was ich nach dem spezialisierten Team und war unter Fluggesellschaften, Lea- Abschluss machen wollte. Daher beschloss ich, mich erst ein- singgebern und Herstellern gut vernetzt, was natürlich die mal in der Banken- und Versicherungsbranche umzuschauen. Grundlage für zahlreiche Transaktionen war. Der Verkauf stellte 1994 kam ich als Graduate Trainee in die Verkehrsfinanzierung sich letztendlich als richtige Entscheidung für die LTCB heraus, von NatWest International. An meinem ersten Arbeitstag bei da sie für ihr Kreditportfolio einen guten Preis erzielen konnte. NatWest landete ich beim Aerospace/Aviation-Team für Asien und schon war ich mittendrin. Ich habe wirklich Glück, durch War London 1998 ein wichtiges Zentrum der internatio- Zufall zu einem so interessanten Beruf gekommen zu sein. nalen Flugzeugfinanzierung? Was hat sich aufgrund der Finanzmarktkrise seit 2008 geändert? Welche Rolle spielte die LTCB damals, 1998, in der Damals, 1998, war London eindeutig ein sehr wichtiges »Dreh- internationalen Flugzeugfinanzierung? Wo lagen die kreuz« im Aviation-Finance-Geschäft, mit einer Menge aktiver Geschäftsschwerpunkte? Banken. Heute ist das anders – auch, aber nicht nur wegen der Bis 1998 hatte sich die LTCB – damals unter der Führung von Finanzkrise 2008. Erst neulich sprachen wir intern darüber, wie Klaus Heinemann – zu einem der wichtigsten bzw. führenden wenige spezialisierte Aviation-Finance-Teams heute noch in Akteure der Flugzeugfinanzierung entwickelt. Die LTCB London sitzen. konzentrierte sich auf das Arrangement und Underwriting kommerzieller Flugzeugfinanzierungen. Wie heute bei der Was haben Sie gedacht, als die DVB zum ersten Mal als DVB waren wir damals nicht an exportkreditfinanzierten möglicher Käufer des LTCB-Portfolios genannt wurde? Transaktionen interessiert, sondern übernahmen das Risiko Die DVB – damals hieß sie noch »Deutsche VerkehrsBank« – war der Fluggesellschaft und des Flugzeug-Assets – gegen einen mir ein Begriff. Sie war erst seit etwa 18 Monaten auf dem entsprechend höheren Ertrag. Die LTCB trat auch als Arran- Markt aktiv, aber trotzdem hatte die DVB unter unserer (LTCBs) geur für Finanzierungen mit Japanese Leveraged Leases (JLL) Federführung bereits bei einer Finanzierung für Thai Airways auf, wobei wir natürlich von der Marktpräsenz und den guten mitgewirkt. Unser wichtigster Ansprechpartner war Frank Wulf, Beziehungen der LTCB in Japan profitierten. Rückblickend der von der Bayerischen Landesbank zur DVB gewechselt war. kann ich die LTCB guten Gewissens als klugen Arrangeur, Obwohl sich die DVB noch keinen echten Namen in der Flug- Underwriter und Dienstleister für Flugzeugfinanzierungen zeugfinanzierung gemacht hatte, waren dem LTCB-Team die bezeichnen. Auf demselben Fundament fußt heute auch das Vorteile, die beide Parteien durch eine Transaktion gewinnen Aviation-Finance-Geschäft der DVB. würden, durchaus klar.

Warum hat die LTCB ihr Aviation-Finance-Portfolio 1998 Für einen ziemlichen Neuling im Bereich Aviation Finance, verkauft? wie es die DVB damals ja war, trat sie bei der Bewertung und Die LTCB befand sich damals in finanziellen Schwierigkeiten, in den Verhandlungen aber erstaunlich gut vorbereitet und wurde restrukturiert und sah sich deshalb gezwungen, ihr professionell auf – ganz im Gegensatz zu anderen, angeblich internationales Geschäft zurückzufahren oder ganz aufzuge- »erfahrenen« Bietern. Die DVB ließ sich von Clifford Chance ben. Klaus Heinemann konnte die japanische Führungsriege und Babcock & Brown beraten – zwei Häuser mit guter Repu- der Bank von den Vorteilen eines Verkaufs der Aviation- und tation. Dadurch wurden die DVB und ihr Angebot gleich ganz Shipping-Portfolios als Einheit und zusammen mit den ent- anders wahrgenommen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

»Das ist eine unglaubliche Leistung aller, die in den letzten Jahren daran beteiligt waren. Ein Portfolio von rund 9 Milliarden US-Dollar war, zumindest für mich, angesichts unseres Nischenmarktes und -ansatzes (keine Exportkreditfinan- zierung, keine besicherten Finanzierungen zu Niedrigkonditionen für führende Fluggesellschaften) kaum vorstellbar.«

Für uns bei der LTCB war auch wichtig, dass die DVB unter 18 Monate in Anspruch nahm. Gleichzeitig wollten wir aber den letzten drei Bietern die einzige war, die das Portfolio UND natürlich weiterhin Neugeschäft generieren können. Schon das Team übernehmen wollte. Die anderen Bieter wollten zwar damals, 1998, lautete Wolfgang F. Drieses Motto: »Nicht nach- das Portfolio, hatten aber eigene, große und etablierte Teams. lassen – keep on running!« Aus Sicht der LTCB war das natürlich ein Punkt, der für die DVB sprach. Alle Änderungen und Integrationsmaßnahmen mussten von ei- ner Bank durchgeführt werden, deren (IT-)Systeme ausschließ- Die DVB hat schließlich ihr Ziel erreicht und ist heute eine feste lich auf Deutsch gehalten waren. Sowohl für Deutsch- als auch Größe in der Flugzeugfinanzierung – nicht nur durch den Kauf für Englischsprachige war dies eine große Herausforderung, eines 1,5 Milliarden US-Dollar Portfolios, sondern auch dank denn alle wichtigen Informationen aus dem LTCB-Portfolio eines hinzugewonnenen Teams, das die eigenen Kapazitäten mussten aus den LTCB-eigenen, englischen (IT-)Systemen, stärkte. Die DVB versteht sich darauf, Geschäft zu generieren die natürlich wiederum auf der englischsprachigen Kreditdo- und zu gestalten, und ihre Aktivitäten zu entwickeln und wach- kumentation basierten, in die deutschen DVB-Systeme einge- sen zu lassen. pflegt werden. Die Teams brachten unzählige Stunden damit zu, dafür zu sorgen, dass das erworbene Portfolio bei der DVB Als es dann zum Verkauf an die DVB kam, wurden diverse auch richtig wiedergegeben wurde. Integrationsmaßnahmen gestartet. Was waren damals die größten organisatorischen Herausforderungen? Was sind ihrer Meinung nach die Erfolgsfaktoren, dass Damals verfügte die DVB nur über eine Repräsentanz in Basel. die DVB heute so eine starke Marktstellung in der Flug- Als die Aviation- und Shipping-Teams der LTCB dazukamen, zeugfinanzierung besitzt? wurde eine Filiale in London und eine Repräsentanz in New York Durch unsere Spezialisierung, die insbesondere von der erst- eröffnet. Das war ein großer Schritt für die Bank, an dem ein klassigen Unterstützung durch unser Aviation-Research-Team hervorragendes Team aus DVB- und (ehemaligen) LTCB-Mit- profitiert, können wir im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern arbeitern äußerst engagiert und unter hohem Zeitdruck arbeitete. viele Tücken von vornherein vermeiden und so strukturierte Kreditgeschäfte über viele Flugzeugtypen und Schuldner hin- Kreditübertragungen, Änderungen von Treuhändern für weg generieren und zum Abschluss bringen. Das heißt auch, Vollmachten und Sicherheiten und weitere Arbeiten, die dass wir Chancen und Risiken immer wieder sicher identifizie- im Zusammenhang mit dem zu übernehmenden Portfolio ren und unser Portfolio mit dem richtigen »Mix« aus Chancen anfielen – das war eine gewaltige Aufgabe, die insgesamt rund und Risiken beständig weiterentwickeln. 90 Jahre DVB Bank 90 | 91

Mit der Erweiterung durch die Teams für Aviation Investment, Leasinggeber und Eigner) nach Finanzierungen auf Basis von Advisory und Asset Management verfügen wir nun über eine Operating Leases an Fluggesellschaften in die Höhe schnellen Palette risikobezogener und anderer Dienstleistungen und kön- lassen. Bei solchen Finanzierungsstrukturen trägt der Kredit- nen alle Aspekte der Flugzeugfinanzierung abdecken – »von der geber in der Regel ein Restwertrisiko. Das kommt uns sehr Wiege bis zur Bahre«, also von der Flugzeugvorfinanzierung entgegen, denn wir haben im Laufe der Zeit ein tiefgreifendes bis zu Lösungen am Ende eines Flugzeuglebens (wie z. B. die Verständnis dafür entwickelt, was den Wert eines Flugzeuges Zerlegung von Flugzeugen und Verwertung von Flugzeugbe- ausmacht und beeinflusst. standteilen). Dadurch sind wir in den verschiedenen Branchen- und Liquiditätszyklen immer aktiv und unterscheiden uns auch Davon abgesehen hat sich meiner Meinung nach in den letzten in dieser Hinsicht als verlässlicher Partner für unsere Kunden Jahren nicht viel verändert – abgesehen davon, dass die Bran- deutlich von unseren Mitbewerben. Zu dieser Verlässlichkeit che die Bedeutung der Sicherheitenanalyse bei Flugzeugen tragen auch unsere spezialisierten, schlanken Entscheidungs- nun als Möglichkeit zur Minimierung der Ausfallquote (Loss prozesse (zum Beispiel bei der Kreditgenehmigung) bei. Given Default) erkannt hat, zumal Fluggesellschaften selbst in guten Zeiten nicht automatisch schwarze Zahlen schreiben Wenn Sie das heutige Portfolio mit dem von 1998 und externe Ereignisse katastrophale Konsequenzen nach sich vergleichen: Was hat sich geändert? ziehen können. Das Portfolio ist heute sechs Mal so groß! Das ist eine unglaubliche Leistung aller, die in den letzten Jahren daran be- Zum Abschluss noch eine Frage mit Blick auf die Zukunft: teiligt waren. Ein Portfolio von rund 9 Milliarden US-Dollar war, Welche Veränderungen und Herausforderungen erwarten zumindest für mich, angesichts unseres Nischenmarktes und Sie in den kommenden Jahren? -ansatzes (keine Exportkreditfinanzierung, keine besicherten Wir haben zwar ein Geschäftsmodell aufgebaut, auf das wir Finanzierungen zu Niedrigkonditionen für führende Flugge- mit Recht stolz sein können, aber wir müssen uns trotzdem sellschaften) kaum vorstellbar. Aber natürlich ist Volumen weiterentwickeln und uns an sich verändernde Märkte anpas- nicht alles. Wir haben ein skaliertes (und weiter skalierbares) sen. Unsere Mitarbeiter sind kreativ und innovativ, und das Geschäft auf die Beine gestellt, mit einem diversifizierten müssen wir nutzen, um der Konkurrenz auch weiterhin immer Risikoportfolio und einem breiten Spektrum bestehender und voraus zu sein. potenzieller Kunden. Allgemeiner, auf Gesamtbankebene gesprochen, müssen Wie hat sich die Flugzeugfinanzierungsbranche in wir meiner Meinung nach Synergien zwischen unseren vier den letzten Jahren gewandelt? Welche grundlegenden Geschäftsbereichen (Aviation, Shipping, Offshore, Land Veränderungen haben Sie bemerkt? Transport) besser identifizieren und nutzbar machen, wenn Einer der am deutlichsten ausgeprägten Trends ist die steigen- wir das volle Potenzial, das uns als einzigartige Transportbank de Nachfrage seitens der Fluggesellschaften nach Operating ausmacht, ausschöpfen wollen. Leases und die damit einhergehende finanzielle und operative Flexibilität. Diese Entwicklung und die zunehmende Attrakti- vität von Flugzeugen als Anlageform hat die Nachfrage (der 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Richard Groeneveld

Richard Groeneveld, geboren am 18. August 1967, begann seinen Berufsweg nach einer Ausbildung zum Wirtschafts- prüfer im Jahr 1989 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. 1994 wechselte er zu ECT (Europe Container Termi- nals), einem im Rotterdamer Hafen ansässigen Containerter- minalbetreiber, wo er unter anderem mit Akquisitions- und Sonderprojekten sowie Revisions- und Controllingaufgaben befasst war. 1998 wechselte er zur Nedship Bank. Heute hat er in der Funktion des Chief Operations Officers die weltweite Verantwortung für alle Geschäftsprozesse der DVB Bank. 90 Jahre DVB Bank 92 | 93

Was war der Auslöser ihres beruflichen Wechsels wiegend kleine und mittlere Unternehmen tätig sind. Für die zur Nedship Bank? genossenschaftliche Rabobank bedeutete dies also eine gute Ich wurde von einem Headhunter angesprochen. Das kam Geschäftsergänzung für ihre inländischen Filialen. Die interna- für mich etwas überraschend, da ich damals eigentlich mit tionale Schiffsfinanzierung hatte man zwar auch übernommen, einem Wechsel zu einem großen Konsumgüterunternehmen sah darin aber keine Kernkompetenz der Rabobank. geliebäugelt hatte. Ich hatte auch keine Bankerfahrung, aber die Aufgabe, als Controller und stellvertretender Geschäfts- Wie kam es zum Verkauf an die DVB, die damals noch führer an der Umsetzung eines strategischen Fünfjahresplans Deutsche VerkehrsBank hieß? mitzuwirken, hat mich dann doch gereizt. Kaum waren wir Die Rabobank hatte zunächst nur das Management der Ned- mit der Umsetzung der Reorganisationsmaßnahmen fertig, da shipBank in die Verkaufsabsichten eingeweiht und gebeten, informierte die Rabobank das Management über ihre Absicht, Vorschläge für mögliche Käufer zu erarbeiten. Es wurde ein die Nedship Bank zu verkaufen. Datenraum eingerichtet, aber um alles geheim zu halten, fan- den die entsprechenden Vorbereitungen nach den normalen Welche Stellung hatte die Nedship Bank damals bei Arbeitsstunden statt. Da zur gleichen Zeit gerade Gespräche Schiffsfinanzierungen im niederländischen sowie im über eine engere Zusammenarbeit zwischen der Rabobank internationalen Bankenmarkt? und der DG BANK stattfanden, brachte die DG BANK ihre Die Nedship Bank war durchaus ein wichtiger Anbieter für Fi- Beteiligung Deutsche VerkehrsBank ins Spiel und dann erhielt nanzierungen, sowohl für die Binnenschifffahrt als auch in der diese den Status der Exklusivität. internationalen Schiffsfinanzierung. Durch ihr Standortnetz in wichtigen Schifffahrtszentren wie zum Beispiel Piräus, Bergen, Wie fielen die Reaktionen der Mitarbeiter aus, als sie New York und Hong Kong konnte eine intensive Marktbearbei- erstmals von der Übernahme durch die DVB hörten? tung betrieben werden. Am Anfang gab es natürlich viel Verunsicherung und auch viel Skepsis, weil man den potenziellen Käufer nicht richtig kannte. Die Nedship Bank gehörte damals zur Rabobank. Aber das legte sich schnell, weil die Vorstände der Deutschen Was war der Hintergrund dieser Zugehörigkeit? VerkehrsBank recht schnell in einen offenen Dialog mit den Die Rabobank hatte die Nedship Bank 1986 erworben. Zu Mitarbeitern der Nedship Bank eintraten. Sie waren immer jener Zeit hatten niederländische Banken, die sich wie die wieder vor Ort und kommunizierten sehr offen. Ich erinnere Nedship Bank über die Ausgabe von Pfandbriefen refinanzier- mich, dass Herr Driese gleich am Anfang einmal sagte, dass ten, Probleme, entsprechende Papiere zu platzieren. Typische die Übernahme der Nedship Bank für ihn eigentlich zu früh Pfandbriefkäufer waren damals wegen der Pleite einer großen komme, da man gerade noch mit der Integration des von der holländischen Emittentenbank verunsichert. Durch die Über- LTCB übernommenen Portfolios und außerdem noch mit der nahme war das Refinanzierungsproblem für die Nedship Bank Reorganisation des deutschen Filialnetzes befasst sei. Ande- gelöst und der Weg für eine weitere Geschäftsexpansion ge- rerseits sei es aber eine so große Chance, die man sich doch legt. Gleichzeitig konnte sie ihre Unabhängigkeit behalten. Wie nicht entgehen lassen wolle. Auch dies ist ein Beispiel für die Sie wissen, sind die Niederlande auch heute noch ein wichti- praktizierte Offenheit von Anfang an. ger Standort für die europäische Binnenschifffahrt, in der über- 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

»Ich freue mich in einem Unternehmen mit einer so langen Geschichte zu arbeiten, bin aber auch froh, dass das Unternehmen nicht in seiner Tradition erstarrt ist, sondern sich ständig weiterentwickelt und sich immer wieder neue Ziele setzt, die sich über eine lange Zeit in nachhaltigen Finanzergebnissen niederschlagen.«

Was hat dazu geführt, dass die Übernahme letztlich Wenn Sie das Heute mit dem Gestern vergleichen – was ein großer Erfolg geworden ist? hat sich ihrer Meinung nach am meisten im Schiffskredit- Die Deutsche VerkehrsBank hat als Käufer nie alleine über geschäft geändert? die einzelnen Integrationsschritte entschieden; vielmehr Die einzelnen Transaktionen werden immer komplexer. Kein hat man auch hier alle Mitarbeiter der Nedship Bank in das Kredit gleicht dem anderen. Auch ist die ganze Schifffahrts- sprichwörtliche gemeinsame Boot geholt, und gemeinsam branche gerade in den vergangenen Jahren schwieriger wurde überlegt, wie man die Stärken beider Häuser am besten geworden. Deshalb muss man die Kredite heute wesentlich zusammenführen kann. So konnten wir von unserer Seite intensiver während ihrer gesamten Laufzeit überwachen und einiges aus unseren internationalen Erfahrungen einbringen, gegebenenfalls eingreifen. Gerade dies mussten wir in letzter so dass die VerkehrsBank schneller ihre Prozesse in der Frank- Zeit wiederholt machen, aber die meisten Transaktionen konn- furter Zentrale an die Anforderungen der Internationalisierung ten repariert werden. Die Anforderungen an das Management anpassen konnte. der Kreditportfolien sind ebenfalls gestiegen. Wir müssen auch darauf vorbereitet sein, Schiffskredite im Syndizierungs- Im Jahr der Übernahme durch die Deutsche VerkehrsBank markt zu platzieren, sollte dieser Markt sich wiederbeleben, feierte die Nedship Bank selbst ihr 100-jähriges Bestehen. wonach es momentan aber noch nicht aussieht. Ihre Geschichte ist Teil der Geschichte der DVB gewor- den. Welches Verhältnis haben Sie zur Geschichte des Unternehmens? Ist das etwas, was Sie interessiert? Ja, das interessiert mich schon sehr. Ich freue mich in einem Unternehmen mit einer so langen Geschichte zu arbeiten, bin aber auch froh, dass das Unternehmen nicht in seiner Tradition erstarrt ist, sondern sich ständig weiterentwickelt und sich immer wieder neue Ziele setzt, die sich über eine lange Zeit in nachhaltigen Finanzergebnissen niederschlagen. 90 Jahre DVB Bank 94 | 95

Sie sind heute in der DVB für die Organisation der Bankprozesse einschließlich der damit verbundenen IT Struktur zuständig. Was waren aus ihrer Sicht die größten Veränderungen der vergangenen Jahre? Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter sind wir ja eine relative kleine Organisation, aber wir haben dennoch die ganze Kom- plexität eines globalen Unternehmens. Das ist eine permanen- te Herausforderung. Die Standardisierung der Prozesse und IT Systeme ist wesentlich für die Bewältigung der Komplexität. Hieran haben wir in den vergangenen Jahren ganz viel gear- beitet und uns wird auch zukünftig die Arbeit nicht ausgehen. Wichtig ist, dass wir mit unserer technischen Ausstattung immer auf dem neuesten Stand sind. Ein Beispiel hierfür ist, das ich mich heute – egal an welchem Ort der Welt ich gerade bin – sofort in die Systeme der DVB einloggen kann.

In welche Richtung geht die weitere Entwicklung auf ihrem Aufgabengebiet? Da ist zunächst einmal das regulatorische Umfeld, das immer komplizierter wird. Das können wir nur von Anfang an durch intelligente IT Systeme und gutes Prozessmanagement auffangen. Nur dadurch werden wir zum Beispiel die umfang- reichen Anforderungen an Dokumentation und Berichtswesen bewältigen können. Ohne IT Systeme läuft heute gar nichts mehr, aber sie werden zukünftig sogar noch wichtiger werden. Vor allem in Bereichen wie dem Risk Management und dem Markt- und Asset Research werden wir neue Anwendungen einführen. Und im Rahmen des sogenannten Business Process Improvements werden wir versuchen, die Geschäftsprozesse so effizient wie möglich zu gestalten. Außerdem möchten wir die Servicebereiche mit den Vertriebseinheiten in ihrem Tages- geschäft besser verzahnen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Zehn Fragen an Marilyn Gan

Marilyn Gan, begann ihre berufliche Laufbahn bei Singapore Aircraft Leasing Enterprise (SALE), wo sie sieben Jahre lang Erfahrung in der Flugzeugfinanzierung und dem Leasingge- schäft mit internationalen Fluggesellschaften sammeln konnte. Im Januar 2006 stieß sie als Vice President und Senior Rela- tionship Manager zur Abteilung Structured Asset Financing des Bereichs Aviation Finance der DVB Bank in Singapur. Im Januar 2012 wurde sie zum Deputy Regional Head ernannt. Vor ihrer Tätigkeit für die DVB war Marilyn Gan außerdem noch als Assistant Vice President bei Marsh & McLennan Inc., einer der weltweit größten Versicherungsgesellschaften der Luftfahrtbranche, tätig. Sie schloss ihr Studium am University College London mit einem Bachelor in Jura ab und hat ein Di- plom des Singapore Insurance Institute. Darüber hinaus nahm sie an mehreren Führungskräfteprogrammen des INSEAD und der London Business School teil.

Was sind Ihre Aufgaben bei der DVB? Wie sind Sie zur DVB gekommen? Kannten Sie die DVB, Ich bin stellvertretende Leiterin für die Region Asien/Pazifik bevor Sie sich bewarben? und Senior Relationship Manager im Aviation-Finance-Team Vor der DVB war ich für SALE tätig – der Vorgängergesellschaft in Singapur. Meine Hauptaufgabe ist die Kontaktpflege mit der BOC Aviation, einer der größten Flugzeugleasinggesell- unseren zahlreichen Kunden in Asien. Für die Region gibt es schaften weltweit. Ich kannte also die DVB und ihren Ruf als drei Relationship Manager und jeder ist für die Kunden aus Spezialbank mit durchweg guten und erfahrenen Mitarbeitern. bestimmten Ländern verantwortlich. Als Senior Relationship Außerdem hatte ich bereits mit der DVB zusammengearbeitet Manager bin ich in ständigem Kontakt mit Fluggesellschaften und war beeindruckt, mit welch hohem Detailgrad die DVB bei und Leasinggebern und decke dabei alle Produkte der DVB der Analyse ihrer Kunden vorgeht. Bank ab: Kreditgeschäft, Investitionsfinanzierungen und Asset Management. Als stellvertretende Regionalleiterin bin ich Spielt die Unternehmenshistorie in Asien eine große Rolle? auch mit der administrativen Seite des Geschäfts betraut und Ja, das tut sie – unter der jüngeren Generation allerdings eine unter anderem an internen und externen Revisionsprüfungen immer geringere. Gute Erfahrungen mit einem Geschäftspart- beteiligt. ner und gute Beziehungen sind zwar wichtig, aber sie können die Tür nur öffnen – ob man eingelassen wird und ein Geschäft zustande kommt, hängt letzten Endes davon ab, ob das Ange- bot das wettbewerbsfähigste auf dem Markt ist. 90 Jahre DVB Bank 96 | 97

Was zeichnet Ihrer Ansicht nach die Arbeit für eine asia- In den letzten zehn Jahren hat sich Singapur in Asien aber eine tische Bank aus? Wie unterscheiden sich die Unterneh- Nischenposition erarbeitet und wir haben die DVB fast überall menskulturen asiatischer und europäischer Banken? in der regionalen Luftverkehrsbranche bekannt gemacht. Ich glaube tatsächlich, dass das 21. Jahrhundert das »Asia- Unsere Kundenbasis hat sich über alle Bereiche hinweg erwei- tische Jahrhundert« ist. Deshalb ist es für mich natürlich be- tert – Kreditgeschäft, Eigenkapitalbeteiligungen, Beratung usw. sonders spannend, gerade jetzt in Asien zu arbeiten. Vor zehn Die Größe unseres asiatischen Teams hat sich in den letzten Jahren war das noch anders. Damals wollte man in Europa fünf bis sechs Jahren dadurch verdreifacht. oder den USA arbeiten, da diese Märkte seinerzeit als Wachs- tumsmärkte galten. Doch heute erwirtschaften so viele asiati- Sehen Sie größere Unterschiede oder besondere Heraus- sche Länder (allen voran China und Indonesien) jährlich hohe forderungen, die Asien von anderen Regionen unterschei- Wachstumsraten. Welche anderen Regionen der Welt können den? das noch von sich behaupten? Zur Unternehmenskultur kann Auf dem asiatischen Markt herrscht heute ein scharfer Wett- ich nur sagen, dass ich nicht glaube, dass es eine »asiatische bewerb. Sowohl auf Banken- als auch auf Eigenkapitalseite Unternehmenskultur« gibt – beispielsweise haben japanische ist sehr viel Liquidität vorhanden und das macht die Region Banken eine andere Arbeitsweise als Institute in Singapur. natürlich attraktiv für Fluggesellschaften und Leasinggeber, Ganz allgemein gesagt sind europäische Banken aber kreativer die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Gleichzeitig und offener als asiatische. verleiben sich asiatische Investoren große Portfolios ein – den- ken Sie nur an die Übernahme des Flugzeugleasinggeschäfts In Europa ist die Stärkung von Frauen in Führungspositio- von RBS durch SMBC oder die Akquisition von JSA (Jackson nen derzeit ein großes Thema – auch in Asien? Square Aviation) durch Mitsubishi. Eine weitere Herausfor- Absolut. Asien hat in dieser Hinsicht aber noch viel Nach- derung liegt im hier üblichen Geschäftsgebaren. Die Kunden holbedarf. In vielen Branchen gibt es noch starke informelle, haben keine Scheu, unseren Wettbewerbern unser Angebot durchweg männliche Seilschaften und viele Stellen auf vorzulegen – in der Hoffnung auf ein besseres. Damit müssen Vorstands- und Senior-Executive-Ebene werden über Bezie- wir leben. Und dank der guten Beziehungen zu unseren Kun- hungen besetzt. Damit Frauen im Berufsleben vorankommen, den können wir das auch. müssen die Unternehmen eine gute Work-Life-Balance als erstrebenswert anerkennen. Nur dadurch können auch Frauen Die DVB bedient die asiatischen Märkte fast ausschließ- die Karriereleiter nach oben klettern. Die DVB ist ein solcher lich von Singapur aus. Worauf stützt sich diese Führungs- Arbeitgeber und ich schätze mich sehr glücklich, für ein Unter- rolle im Bereich Aviation Finance? nehmen zu arbeiten, in dem sich Erfolg am Arbeitsplatz und Sowohl im Shipping Finance als auch im Aviation Finance kön- Zeit für die Familie nicht gegenseitig ausschließen. nen wir den regionalen Markt von Singapur aus gut abdecken. Im Flugzeugfinanzierungsgeschäft ist Singapur mittlerweile für viele Leasinggeber eine Art »Hub« für Asien. Vor zehn Jahren Ist die DVB Bank in ihrem Geschäftsfeld in Asien bekannt war das noch anders, damals saßen die meisten Leasinggeber oder müssen Sie immer noch erklären, wer sie ist und was und Aviation-Banken noch in Hongkong. Doch dann ergriff die sie tut? Über welche Alleinstellungsmerkmale verfügt die Regierung in Singapur Maßnahmen, um das Land für unsere DVB gegenüber den zahlreichen anderen Banken, die auf Branche attraktiver zu machen. Das »Aircraft Leasing Sche- dem asiatischen Markt im Kreditgeschäft tätig sind? me« beispielsweise bietet Leasinggebern, die bestimmte Auf- Die DVB ist in Asien durchaus bekannt. In der Vergangenheit lagen erfüllen, einen sehr niedrigen Einkommenssteuersatz. war die DVB in den USA und Europa bekannter als in Asien, in Darüber hinaus ist Singapur sehr lebenswert und auch unter erster Linie aufgrund unseres Geschäftsmodells, das sich ins- Ausländern sehr beliebt. Ich halte Singapur deshalb für gut auf- besondere an Leasingfinanzierer wandte. Die Märkte in diesen gestellt, um mit Unterstützung der Regierung seine Position Regionen waren einfach weiter entwickelt und Asien voraus. als asiatischer Aviation-Hub weiter zu festigen. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

»Zur Unternehmenskultur kann ich nur sagen, dass ich nicht glaube, dass es eine »asiatische Unternehmenskultur« gibt – beispielsweise haben japanische Banken eine andere Arbeitsweise als Institute in Singapur. Ganz allgemein gesagt sind europäische Banken aber kreativer und offener als asiatische. «

Das 21. Jahrhundert wird oft als »Asiatisches Jahrhun- Was können europäische Banken von ihren asiatischen dert« bezeichnet. Wie wird sich der panasiatische Ban- Mitbewerbern lernen – und umgekehrt? kensektor Ihrer Meinung nach entwickeln? Europäische und US-amerikanische Banken sind asiatischen Das »Asiatische Jahrhundert« ist tatsächlich zu einem geflü- derzeit insoweit voraus, als dass sie kreativer sind und neue gelten Wort geworden. Bis zu einem gewissen Grad stimmt Produkte für ihre Kunden proaktiv entwickeln. Asiatische Ban- das auch und die Banken der Region sind randvoll mit Liqui- ken sind etwas konservativer und setzen eher auf altbewährte dität. Allerdings konzentrieren sich asiatische Banken immer Produkte, mit denen sie in der Vergangenheit gut gefahren noch stark auf die Kreditvergabe und verlassen sich bei der sind. Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung. Europä- Bewertung eines Kredits auf das Standing eines Unterneh- ische Banken können von ihren asiatischen Kollegen lernen, mens. Langsam ändert sich das. Asiatische Banken werden sich weniger stark unsicheren Märkten auszusetzen. Dafür auch im internationalen Geschäft immer erfahrener und damit könnten asiatische Banken etwas wagemutiger sein, was ihr können Kunden auch aus einer größeren Vielfalt an Produkten Produktportfolio anbelangt. wählen. Diverse Märkte, die ihren US-amerikanischen und europäischen Pendants noch immer weit hinterherhinken (z. B. Anleihemärkte), entwickeln sich dadurch weiter. 90 Jahre DVB Bank 98 | 99

Schlussbemerkung

Die DVB Bank ist im neunzigsten Jahr ihres Bestehens ein Während die Vergangenheit weitgehend dokumentiert ist starker Anbieter von Finanzierungsleistungen auf den welt- und den Blick zurück ermöglicht, ist ein Blick in die Zukunft weiten Verkehrsmärkten. Wer nach den Erfolgsfaktoren der nicht möglich; selbst eine Jahresprognose kann schon mor- DVB sucht, wird feststellen, dass es eine ganze Reihe davon gen überholt sein. Politische und andere Veränderungen im gibt, die sich gegenseitig ergänzen. Zunächst ist es die Fokus- betriebsrelevanten Umfeld der Bank, die wir heute noch nicht sierung auf die Marktnische Transport, die weltweit jedoch kennen, werden auch zukünftig die Geschäftstätigkeit der einen Riesenmarkt repräsentiert. In dieser Nische gehört die Bank beeinflussen. Außerdem wird die Bank von sich aus wei- DVB als Anbieter voll besicherter Objektfinanzierungen zu tere Veränderungen anstoßen. Genauso wenig wie die Bank den Marktführern. Das verdankt sie vor allem ihrer Markt- und vor neunzig Jahren die Bank von heute ist, wird die Bank von Fachexpertise. Sie möchte nicht das billigste Produkt, son- heute der Bank der Zukunft entsprechen. Sie ist aber im Jahr dern das beste Produkt anbieten. Die DVB ist in ihrem Markt 2013 auf jeden Fall gut aufgestellt, um optimistisch nach vorne Maßschneider und nicht Massenkonfektionär. Dazu braucht blicken zu können. es hochqualifizierte Mitarbeiter, über die sie ebenfalls verfügt. Mitarbeiter aus über vierzig Nationalitäten repräsentieren ein globales Unternehmen. Expertenwissen spielt überall in der Bank eine Rolle, sei es im Research, das sich mit der Beobachtung und Analyse von Märkten und Assets befasst, oder in einem vorausschauenden und konsequenten Risiko- management, das alle Kredite vom Anfang bis zum Ende ihrer Laufzeit eng begleitet. Für die notwendige Infrastruktur sorgen die verschiedenen Servicebereiche. Die Unternehmensgröße ist überschaubar und die Hierarchie ist flach. Klein – gemessen an ihrer gesamten Mitarbeiterzahl – erbringt sie doch Großes für ihre Kunden. Diese beschreiben die DVB – wie eine internationale Kundenbefragung zusammenfassend ergeben hat – als »knowledgeable«, »experienced«, »responsive« und »flexible«. Langjährige Kundenbeziehungen sind Ausdruck der Kundenzufriedenheit; drei Viertel aller Kundenbeziehungen bestehen seit mehr als fünf Jahren. Ein Drittel aller Kundenbe- ziehungen besteht sogar seit mehr als zehn Jahren. 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Anhang

Frühere Vorstandsmitglieder Vorsitzende des Aufsichtsrats *

Dr. Walter Prerauer (1923 –1933) Otto Fischbeck, Staatsminister a. D. (1923 –1933) Ernst Schlesinger (1923 –1933) Dr. Carl Friedrich von Siemens (1933 –1935) Richard von Schaewen (1924 –1933) Kurt Freiherr von Schröder, Inhaber des Bankhauses Dr. Wilhelm Bein (stellv.) (1924 –1926) J. H. Stein (1935 –1945) Ernst Samwer (stellv.) (1924 –1929) Erich Venske (stellv.) (1925 –1933) Dr. Walther Helberg, Ministerialdirektor (1950 –1959) Alfred Stegner (1933 –1937) Prof. Dr. Heinz Oeftering, Erster Präsident der Deutschen Dr. Max Martin Schlenker (1933 –1939) Bundesbahn (1959 –1973) Dr. Karl Richter (1933 –1945) Dr. Wolfgang Vaerst, Erster Präsident und Vorsitzender des Dr. Hermann Jaeger (1937 –1945) Vorstands der Deutschen Bundesbahn (1973 –1982) Wilhelm Pällmann, Mitglied des Vorstands der Deutschen Alfred Prang (1950 –1960) Bundesbahn (1982 –1992) Fritz Haas (1950 –1961) Heinz Neuhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung der Fritz Bohle (1951 –1959) Deutschen Bundesbahn Holding GmbH (1992 –1993) Dr. Gerhard Wersche (1960 –1969) Diethelm Sack, Mitglied des Vorstands der Deutschen Dr. Wilhelm Wetzmüller (1961 –1970) Bundesbahn (1993 –1994) Friedrich Körting (1961 –1971) Dr. Berthold Eichwald, Mitglied des Vorstands der DG BANK Alois Meyer (1970 –1973) Deutsche Genossenschaftsbank AG (1994 –1999) Dr. Heinz –Dietrich Tettenborn (1971 –1977) Uwe E. Flach, Mitglied des Vorstands der DG BANK Deutsche Karl –Heinz Boldt (1972 –1985) Genossenschaftsbank AG (1999 –2003) Dr. Klaus Menche (1974 –1992) Dr. Thomas Duhnkrack, Mitglied des Vorstands der DZ BANK Dr. Franz Schloßnikl (1977 –1990) AG Deutsche Zentral –Genossenschaftsbank (2003 –2009) Arno Grunhold (1985 –1994) Dr. Klaus Zeidler (1990 –1997) Dr. Dietrich Landes (1992 –1995) Michael Wiedenroth (1995 –1998) Vorsitzender des Aufsichtsrats Anne-Rose Heibel-Dietrich (1995 –2000) im Jahr 2013 Klaus Heinemann (1998 –2002) Rainer Irmen (stellv.) (2001 –2002) Frank Westhoff, Mitglied des Vorstands der DZ BANK AG Rolf Michael Betz (2003 –2006) Deutsche Zentral -Genossenschaftsbank (seit 2009)

Vorstandsmitglieder im Jahr 2013

Wolfgang F. Driese (seit 1997) Dagfinn Lunde (seit 2002) Bertrand Grabowski (seit 2005) Ralf Bedranowsky (seit 2013) 90 Jahre DVB Bank 100 | 101

Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats *

Jacques Bronner, Kommerzienrat (1923 –1924) Max Holtze, Ministerialdirektor a. D. (1924 –1928) Alexander Jahn, Ministerialdirektor (1928 –1933) Carl Bergmann, Staatsekretär a. D., Vorstandsmitglied der Dresdner Bank (1933 –1935) Dr. Conrad Dauer, Vorstandsmitglied der Deutschen Golddiskontbank (1935 –1940) Alfred Prang, Ministerialdirektor (1941 –1945)

Dr. Gerhard Wersche, Ministerialdirigent (1950 –1959) Dr. Bernhard Benning, Mitglied des Direktoriums der Deut- schen Bundesbank (1959 –1973) Dr. Heinrich Irmler, Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank (1973 –1980) Prof. Dr. Claus Köhler, Mitglied des Direktoriums der Deut- schen Bundesbank (1980 –1995) Dr. Peter Scharpf, Vorsitzender des Vorstands des Verbandes der Sparda –Banken e. V. (1995 –2004) Prof. Dr. Manfred Schölch, stv. Vorsitzender des Vorstands der Fraport AG (2004 –2009) Frank Westhoff, Mitglied des Vorstands der DZ BANK AG Deutsche Zentral –Genossenschaftsbank (2009)

Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats im Jahr 2013

Dr. Peter Klaus, Mitglied des Vorstands der KfW i. R. (seit 2009)

* von 1950 bis 1958 bestand ein Überwachungsausschuss 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Filialen und Wechselstuben

1937

Filialen Mainz Berlin Flensburg München Berlin (Z) München Bahnhof Zoo Frankfurt am Main Neu Bentschen Bremen (A) Münster Anhalter Bahnhof Friedrichshafen Nürnberg Breslau Nürnberg Potsdamer Bahnhof Garmisch-Parten- Passau Dresden Oldenburg (A) Schlesischer kirchen Saarbrücken Erfurt Saarbrücken Bahnhof Gleiwitz Saßnitz Hafen Essen Schwerin Stettiner Bahnhof Hamburg Schneidemühl Frankfurt am Main Stettin Bahnhof Hindenburg O/S. Stettin Halle an der Saale Stuttgart Friedrichstraße Karlsruhe Stuttgart Hamburg Wuppertal Beuthen O/S. Kehl Warnemünde Hannover Bremen Köln Karlsruhe Wechselstuben Breslau Königsberg Kassel Aachen Dresden Leipzig Köln Basel Reichsbahnhof Düsseldorf Marienburg Königsberg Bentheim Emmerich Mittenwald

1960

Filialen Wechselstuben Freiburg Ludwigsstadt (Ofr.) Flughäfen Fährschiffe Berlin Bahnhöfe Freilassing Lübeck Bremen »Deutschland« Essen Aachen Friedrichshafen Mannheim Frankfurt am Main »Theodor Heuss« Frankfurt am Main (Z) Basel Badischer Großenbrode Mittenwald Düsseldorf Hamburg Bahnhof Hamburg München Stuttgart Hannover Bebra Hannover Nürnberg München Karlsruhe Berchtesgaden Heidelberg Osnabrück Kassel Berlin Bahnhof Zoo Helmstedt Passau Straßengrenz- Köln Bochum (A) Kaiserslautern (A) Regensburg (A) übergänge Mainz Bonn Karlsruhe Saarbrücken Kehl Rheinbrücke München Braunschweig Kassel Salzburg Kiefersfelden Münster Bremen Kehl Stuttgart Schellenberg Nürnberg Büchen Kiel (A) Trier Schwarzbach Oldenburg Düsseldorf Koblenz (A) Wiesbaden Stuben Saarbrücken Emmerich Köln Wolfsburg Weil-Otterbach Stuttgart Flensburg Konstanz Würzburg (A) Wuppertal Frankfurt am Main Lindau

Legende (Z) Zentrale (A) Agentur * und deutsche Fährschiffe 90 Jahre DVB Bank 102 | 103

1980

Filialen Wechselstuben Garmisch-Parten- Mainz Flughäfen Fährschiffe Berlin Bahnhöfe kirchen (A) Mannheim Frankfurt am Main »Deutschland« Essen Aachen Gießen (A) München Düsseldorf »Theodor Heuss« Frankfurt am Main (Z) Augsburg (A) Hamburg Nürnberg Stuttgart Hamburg Basel Badischer Hannover Passau München Hannover Bahnhof Heidelberg Pforzheim (A) Karlsruhe Bebra (A) Kaiserslautern (A) Puttgarden Straßengrenz- Kassel Berlin, Bahnhof Zoo Karlsruhe Regensburg (A) übergänge Köln Bochum (A) Kassel Saarbrücken Kehl Rheinbrücke Mainz Bonn Kehl Stuttgart Kiefersfelden München Braunschweig Kiel (A) Trier Saarbrücken Münster Bremen Koblenz (A) Ulm (A) (Autobahn Frank- Nürnberg Düsseldorf Köln Wiesbaden reich) Saarbrücken Essen Konstanz Wolfsburg Schwarzbach Stuttgart Frankfurt am Main Lindau Würzburg (A) Weil-Otterbach Wuppertal Freiburg Lübeck Friedrichshafen (A) Ludwighafen (A)

1991

Filialen Saarbrücken Düsseldorf Mannheim Grenzübergänge Berlin Stuttgart Essen München Kehl Rheinbrücke Dresden Wuppertal Frankfurt am Main Münster Kiefersfelden Erfurt Freiburg Nürnberg Saarbrücken Essen Wechselstuben Halle an der Saale Saarbrücken (Autobahn Frankreich) Frankfurt am Main (Z) Bahnhöfe Hamburg Stuttgart Schwarzbach Halle an der Saale Aachen Hamburg-Altona Trier Weil-Otterbach Hamburg Basel Badischer Hannover Wiesbaden Puttgarden * Hannover Bahnhof Heidelberg Wolfsburg Saßnitz * Karlsruhe Berlin Hbf Karlsruhe Warnemünde * Kassel Berlin, Bahnhof Zoo Kassel Flughäfen Köln Berlin, Bahnhof Köln Frankfurt am Main Mainz Friedrichstraße Konstanz Düsseldorf München Bonn Leipzig Stuttgart Münster Braunschweig Lübeck München Nürnberg Bremen Magdeburg Rostock Dresden Mainz

2013

Filialen New York Athen Oslo Bergen Rotterdam Curaçao Singapur Frankfurt am Main (Z) Tokio Hamburg Zürich London 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Bilderverzeichnis

Titel 23. Die Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Berlin 01. Zentrale der DVB Bank, Frankfurt (seit 1996), (1936 – 1945), DVB Bildarchiv DVB Bildarchiv 24. Büroalltag in der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 02. Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, Berlin in Berlin im Jahr 1938, DVB Bildarchiv (von 1925 bis 1936), DVB Bildarchiv 25. Geschäftsbericht der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1943), DVB Bildarchiv Einführung 26. Kurt Freiherr von Schröder, Aufsichtsratsvorsitzender 03. Prof. Dr. Borislav Bjelicic, Leiter Unternehmenskommunikation, der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank von 1935 – 1945, DVB Bildarchiv WikiCommons 27. Ruinenlandschaft in Berlin nach 1945, 1923 – 1932 BArch, Bild 212-113 / Ugo Proietti 04. Zwei Telegramme vom 12. Mai 1923, DVB Bildarchiv 05. Otto Fischbeck, erster Vorsitzender des Aufsichtsrats 1946 – 1949 der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG, DVB Bildarchiv 28. Währungsreform in West-Deutschland, Bundesregierung / 06. Firmenlogo ab 1923, DVB Bildarchiv Puck-Archiv 07. Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, Berlin 29. Überfüllte Züge – ein Kennzeichen der ersten Nachkriegsjahre, (von 1925 – 1936), DVB Bildarchiv BArch, B 145 Bild-F080295-0001 / Vollrath 08. Der erste Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, 30. Filmcover des Spielfilms »Der Bruch« Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft 1930 – 31 31. Die frühere Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 09. Eisenbahnverkehr in der Weimarer Republik, BArch, wird Sitz der Eisenbahnverkehrskasse, DVB Bildarchiv Bild 146-1995-037-21 / o. Ang. 10. Banknoten der Inflationszeit 1923, DVB Bildarchiv 1950 – 1973 11. Der erste Geschäftsbericht der Deutschen Verkehrs-Kredit- 32. Deutsches Wirtschaftswunder, Bundesregierung / Bank (1924), DVB Bildarchiv Rolf Unterberg 12. Aktien der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1924 –1925), 33. Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung DVB Bildarchiv der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Bundesregierung / 13. Aktenvermerk über die Verwaltung von Reichsbahngeldern o. Ang. vom 25. September 1924, DVB Bildarchiv 34. Deutsch-Französische Aussöhnung (Élysée Vertrag), 14. Information eines Kunden über die in Anspruch genommene Bundesregierung / Ernst Schwahn Frachtstundung an die Filiale Essen der Deutschen Verkehrs- 35. Willy Brandts Kniefall von Warschau, Bundesregierung / Kredit-Bank (1927), DVB Bildarchiv Engelbert Reineke 15. Handschriftliche Bewerbung des späteren Mitarbeiters 36. Ölembargo 1973 und erste große Wirtschafts- und Walter Lohrenscheit vom 9. November 1928, DVB Bildarchiv Energiekrise Bundesregierung / Detlef Gräfingholt 16. Briefkopf der Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 37. Alfred Prang und Fritz Haas, DVB Bildarchiv (1931), DVB Bildarchiv 38. Werbetafel für die Frachtstundung (fünfziger Jahre), 17. Weltwirtschaftskrise, BArch, Bild 146-1976-033-23 / Seiler DVB Bildarchiv 18. Karl-Heinz Boldt, Vorstandsmitglied von 1972 – 1985, 39. Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank DVB Bildarchiv im Hauptbahnhof Hamburg (um 1957), DVB Bildarchiv 40. Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 1933 – 1945 am Flughafen Bremen (um 1957), DVB Bildarchiv 19. Porträt der »Verkehrs-Kredit-Bank als Bankabteilung der 41. Werbefaltblatt mit einer Übersicht der Wechselstuben der Reichsbahn« im Deutschen Reichsbahn-Kalender (1932), Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank und ihrer Öffnungszeiten DVB Bildarchiv (1960), DVB Bildarchiv 20. Machtübernahme Adolf Hitlers (1933), BArch, 42. Ostmarkumtausch an einer Wechselstube der Deutschen Bild 146-1972-026-11 / Robert Sennecke Verkehrs-Kredit-Bank, DVB Bildarchiv 21. Stadtverkehr in Berlin in den dreißiger Jahren, BArch, 43. Lochkartenstelle in der Zentrale der Deutschen Verkehrs- Bild 183-H25713 / o. Ang. Kredit-Bank in Frankfurt am Main (1968), DVB Bildarchiv 22. Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 44. Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in Frankfurt am Hauptbahnhof München, DVB Bildarchiv am Main (1965), DVB Bildarchiv 90 Jahre DVB Bank 104 | 105

45. Der Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank im Jahr 71. Global Management Conference der DVB Bank (2008), 1963, DVB Bildarchiv DVB Bildarchiv 46. Der Vorstand der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG 72. Nominales Kundenkreditvolumen der DVB Bank im Jahr 1973, DVB Bildarchiv zum 1. Januar 2013, DVB Bank 47. Filialleitertagung der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank 73. Mitarbeiter der DVB Bank zum 31. Dezember 2012, DVB Bank im Jahr 1963, DVB Bildarchiv 74. Entwicklung des Konzernergebnisses vor Steuern der DVB 48. Ansprache von Heinz Oeftering, Erster Präsident Bank 1997 – 2012, DVB Bank der Deutschen Bundesbahn, (1969), DVB Bildarchiv 75. Wolfgang Driese, Vorsitzender des Vorstands der DVB Bank, 49. Kurt Müller, Leiter der Filiale Stuttgart von 1962 bis 1987 Frankfurt am Main, DVB Bildarchiv 76. David Goring-Thomas, Managing Director, Aviation Division, 1974 – 1988 DVB Bank, London, DVB Bildarchiv 50. Frankfurter Börse in den achtziger Jahren, BArch, 77. Richard Groeneveld, Chief Operating Officer, DVB Bank, B 145 Bild-F078983-0036 / o. Ang. Frankfurt am Main, DVB Bildarchiv 51. Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank in 78. Marilyn Gan, stellvertretende Leiterin für die Region Asien/ Schwarzbach / Bundesautobahn (1978), DVB Bildarchiv Pazifik, Aviation Division, DVB Bank, Singapur, DVB Bildarchiv 52. Wechselstube der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank am Bahnhof Zoo in Berlin (1984), DVB Bildarchiv 53. EDV Abteilung in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (1979), DVB Bildarchiv 54. Vorstandswechsel 1985: Arno Grunhold wird Nachfolger von Karl-Heinz Boldt, DVB Bildarchiv 55. Firmenlogo ab 1986, DVB Bildarchiv 56. Der Frankfurter Flughafen auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost (1979), Shutterstock 57. Aktien der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG – Börsengang 1988, DVB Bildarchiv 58. Arno Grunhold, Vorstandsmitglied von 1985 bis 1994, DVB Bildarchiv

1989 – 1996 59. Mauerfall 1989, Bundesregierung / Klaus Lehnartz 60. Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow, BArch, Bild 183-1986-1012-009 / Peter Koard 61. Verhandlungspause in Kaulsdorf (1990), DVB Bildarchiv 62. Firmenlogo ab 1991, DVB Bildarchiv 63. Wiedervereinigung, Bundesregierung / Klaus Lehnartz

1997 – 2013 64. Geschäftsbereiche der DVB Bank, DVB Bildarchiv 65. Vertragsunterzeichnung – Übernahme der Nedship Bank (1999), DVB Bildarchiv 66. Singapur – Drehscheibe für das DVB Geschäft in der Wachstumsregion Asien, Shutterstock 67. Firmenlogo ab 2000, DVB Bildarchiv 68. Firmenlogo ab 2002, DVB Bildarchiv 69. Euro Bargeldeinführung zum 1. Januar 2002, Bundesregierung / Bernd Kühler 70. Der Vorstand der DVB Bank 2013, DVB Bildarchiv 1923 – 1932 1933 – 1945 1946 – 1949 1950 – 1973 1974 – 1988 1989 – 1996 1997 – 2013

Humann, Detlev (Humann 2011): Arbeitsschlacht – Verwendete Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933 – 1939. Göttingen 2011 James, Harold (James 1998): Die Reichsbank 1876 bis 1945, Literatur in: Fünfzig Jahre Deutsche Mark – Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948. München 1998, S. 29 – 89 James, Harold (James 2002): Strukturwandel in Kriegs- und Krisenzeiten 1914 – 1945, in: Geschichte des Finanzplatzes Berlin. Frankfurt am Main 2002; S. 157 – 213 Ambrosius, Gerold (Ambrosius 1984): Der Staat als Kaatz, Hermann (Kaatz 1926): Die Organisation der Unternehmer. Göttingen 1984 Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank Aktiengesellschaft. Ambrosius, Gerold (Ambrosius 2005): Von Kriegswirtschaft Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der zu Kriegswirtschaft 1914 – 1945, in: Deutsche Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Wirtschaftsgeschichte. Herausgegeben von Michael North, Universität Frankfurt. Frankfurt am Main 1926 2. 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Wien 1995 Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank Aktiengesellschaft – ihre Matis, Herbert; Stiefel, Dieter (Matis/Stiefel 2002): Die Stellung und Aufgabe als Hausbank der Deutschen Geschichte der Spedition Schenker 1931 – 1991. Wien 2002 Bundesbahn. Eigendruck, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1972 Mayer, Florian (Mayer 2006): Vom Niedergang des Gottwaldt, Alfred (Gottwaldt 2011): Die Reichsbahn und die unternehmerisch tätigen Staates – Privatisierungspolitik in Juden 1933 – 1939 – Antisemitismus bei der Eisenbahn in der Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland. Vorkriegszeit. Wiesbaden 2011 Wiesbaden 2006 Gries, Rainer (Gries 2003): Die Mark der DDR – Eine Melichar, Peter (Melichar 2004): Neuordnung im Kommunikationsgeschichte der sozialistischen deutschen Bankwesen – Die NS-Maßnahmen und die Problematik der Währung. Herausgegeben von der Landeszentrale für Restitution. 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Chapel Hill, London 1999 Hachtmann, Rüdiger; Kreutzmüller, Christoph Mierzejewski, Alfred C. (Mierzejewski 2000): Most Valuable (Hachtmann/Kreutzmüller 2013): Arbeiter und Asset of the Reich – A History of the German National Railway Arbeiterorganisationen in Berlin (1930 – 1945), in: Berlin Volume 2, 1933 – 1945. Chapel Hill, London 2000 1933 – 1945, herausgegeben von Michael Wildt und Christoph Nedship Bank (Nedship Bank 1999): 100 years of Kreutzmüller. München 2013, S. 111 – 126 international ship mortgaging. Rotterdam 1999 90 Jahre DVB Bank 106 | 107

Olten, Rainer (Olten 2006): 100 Jahre Verband der Aktennotiz zu einer Besprechung über die Organisation und Sparda-Banken e. V. – Zeitreise 1906 – 2006. Frankfurt am Main die Aufgaben der Verkehrs-Kredit-Bank in der Reichsbank am 2006; 17. März 1925 (Dokument 4) Ohne Verfasser (Spiegel 1989): Ostmark zum Willkür-Kurs, Schreiben von Carl Friedrich von Siemens, Präsident des in: Der Spiegel, Nr. 48 1989, S. 112 – 113 Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft vom Pagenstecher, Cord; Buggeln, Marc (Pagenstecher/ 4. Dezember 1926 an den belgischen Reparationstreuhänder Buggeln 2013): Zwangsarbeit, in: Berlin 1933 – 1945. Léon Delacroix (Dokument 5) Herausgegeben von Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller, Schreiben des Reichsbank-Direktoriums (Nr. II 421) vom München 2013, S. 127 – 142 23. Januar 1928, Berlin, an die Hauptverwaltung der Röll, Viktor von (Röll 1914): Enzyklopädie des Eisenbahn- Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (Dokument 6) wesens. Zweite, vollständig neu bearbeitete Auflage, fünfter Schreiben der Personalabteilung der Deutschen Band: Fahrpersonal – Gütertarife, Berlin, Wien, 1914 Verkehrs-Kredit-Bank vom 28. Januar 1936 an Abraham Ruser, Ursula-Maria (Ruser 1981): Die Reichsbahn als Schlesinger (Dokument 7) Reparationsobjekt. Freiburg 1981; Schreiben von Bankhaus Abraham Schlesinger vom Siemens, Georg (Siemens 1962): Carl Friedrich von 30.Januar 1936 an die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank Siemens – ein großer Unternehmer, Freiburg. München 1962 (Dokument 8) Statistisches Reichsamt (Statistisches Reichsamt 1925): Interner Bericht der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank über Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 44. Jahrgang »Aufbau, Entwicklung und derzeitige Rechtslage« vom 30. 1924/25. Berlin 1925 August 1952 (Dokument 9) Statistisches Bundesamt (Statistisches Bundesamt 2012): Internes Schreiben der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank Statistisches Jahrbuch 2012. Wiesbaden 2012 vom 20. Februar 1954 betreffend den Entschädigungs- Steinmann, Carl-Peter (Steinmann 1997): Das anspruch Frank (Fritz) Cassel (Dokument 10) Millionen-Ding im Osten – Der Schränker Walter Pannewitz, in : Schreiben der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank an das TatOrt Berlin. Berlin 1997, S. 112 – 132 Finanzamt Frankfurt am Main / Mitte vom 10.Januar 1955 Streit, Manfred E. (Streit 1998): Die deutsche Währungs- betreffend Entschädigungszahlung an Herrn Frank (Fritz) union, in: Fünfzig Jahre Deutsche Mark-Notenbank und Cassel, USA (Dokument 11) Währung in Deutschland seit 1948. München 1998, Schreiben des Vorstands der Deutschen Verkehrs-Kredit- S. 675 – 719 Bank an das Bundesinnenministerium vom 18. April 1962 Thieme, H. Jörg (Thieme 1998): Notenbank und Währung in betreffend Wiedergutmachungssache des Herrn Dr. Othmar der DDR, in: Fünfzig Jahre Deutsche Mark-Notenbank und Ziegler (Dokument 12) Währung in Deutschland seit 1948. München 1998, S. 609 – 653 Schreiben des Vorstands der Deutschen Verkehrs-Kredit- Wolf, Herbert (Wolf 1980): 30 Jahre Nachkriegsentwicklung Bank an Dr. Wolfgang Vaerst, Erster Präsident und im deutschen Bankwesen. Mainz 1980 Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bundesbahn vom Wolfrum, Edgar (Wolfrum 2006): Die geglückte 26. März 1976 betreffend Dr. Othmar Ziegler (Dokument 13) Demokratie – Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von Dokumentation des gemeinsamen Wollens, Berlin 4. Mai den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006 1990, unterzeichnet von der Deutsche Kreditbank AG, der Zweig, Stefan (Zweig 1958): Die Welt von Reichsbahn-Sparkasse e.G., der Deutschen Gestern – Erinnerungen eines Europäers. Berlin 1958 Verkehrs-Kredit-Bank AG und der Deutschen Reichsbahn (Dokument 14) Ausgewählte Dokumente aus dem Unternehmensarchiv der DVB Bank (chronologisch) Weitere Informationsquellen Aktenvermerk vom 25. September 1924 zu einer Geschäftsberichte der Bank seit 1923 Vereinbarung über die Anlage von Reichsbahngeldern Mitarbeiterzeitung der Bank seit 1959 zwischen Reichsbahnverwaltung, Vorstand und Aufsichtsrat Für allgemeine Daten aus der deutschen und internationalen der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank, sowie dem Bankhaus S. Geschichte wurde das »Lebendige virtuelle Museum Online Bleichröder, der Dresdner Bank, der Commerz- und Privatbank, (LeMO)« herangezogen, ein gemeinsames Projekt des der Darmstädter und National-Bank und der Deutschen Bank Deutschen Historischen Museums (DHM), des Hauses der (Dokument 1) Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG) sowie des Bericht über die Verkehrs-Kredit-Bank und die Übernahme Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik – der Frachtstundung durch die Bank, verfasst von der http://www.dhm.de/lemo/home.html Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft – Hauptverwaltung, Berlin, 5. Januar 1925 (Dokument 2) Mitteilung des Beschlusses des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft vom 23. Januar 1925 an die Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank; Absender der Schreibens vom 27. Januar 1925, Berlin, ist die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft – Hauptverwaltung – vertreten durch Ministerialdirektor Alexander Jahn (Dokument 3) Impressum

Verfasser: Prof. Dr. Borislav Bjelicic Head of Group Corporate Communications

Herausgeber: DVB Bank SE Platz der Republik 6 60325 Frankfurt am Main [email protected] www.dvbbank.com

Gestalterische Konzeption und Realisation: GolinHarris B&L GmbH, Frankfurt am Main

Holger Ziemann www.erzaehlzeichen.net

ISBN 978-3-00-043345-0

Ereignisse – Entscheidungen Erfahrungen 2013

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ISBN 978-3-00-043345-0 Geschichte der DVB Bank 1923