Das DDR-Namibia- Solidaritätsprojekt „Schule Der Freundschaft”
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Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Nr. 50 Herausgegeben von Rudolf Leiprecht und Rolf Meinhardt Jürgen Krause Das DDR-Namibia- Solidaritätsprojekt „Schule der Freundschaft” Möglichkeiten und Grenzen interkultureller Erziehung BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Oldenburg, 2009 Verlag / Druck / Vertrieb BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Postfach 2541 26015 Oldenburg E-Mail: [email protected] Internet: www.bis-verlag.de ISBN 978-3-8142-2176-2 Gliederung Die „Schule der Freundschaft“ – ein Exempel der Bildungszusammenarbeit des „real existierenden Sozialismus“ der DDR (Volker Lenhart) 11 Vorwort 15 1 Einleitung 21 1.1 Problemstellung und Zielsetzung 21 1.2 Methodik und Aufbau der Studie 32 1.2.1 Zur Forschungsmethodik 32 1.2.2 Zum Aufbau der Studie 40 2 Internationale Solidarität und Bildungshilfe der DDR 49 2.1 Aspekte internationaler Solidarität im Rahmen der Afrikapolitik der DDR 49 2.2 Zur Bildungshilfe der DDR und das Beispiel „Schule der Freundschaft“ 65 3 Aus der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der „Schule der Freundschaft“ 77 4 Der Bereich Namibia an der „Schule der Freundschaft“ im Spiegel erziehungswissenschaftlicher Forschung und Journalistik – zum Erkenntnisstand 91 4.1 Zum Erkenntnisstand bis August 1990 91 4.2 Zum Erkenntnisstand ab August 1990 97 4.2.1 Einleitende Gedanken 97 4.2.2 Journalistik und pädagogische Forschungsergebnisse 99 5 Namibische Schulbildung im afrikanischen Exil – Zur Vorgeschichte der Beschulung namibischer Kinder und Jugendlicher an der „Schule der Freundschaft“ 125 5.1 Einleitende Gedanken 125 5.2 Das Massaker im angolanischen Cassinga und seine unmittelbare Auswirkung auf eine zukünftige Beschulung namibischer Kinder in der DDR 126 5.3 Zum Schulwesen in den ‚Namibian Health and Education Centres‘ (NHEC’s) in Cuanza-Sul und Nyango und Einflüssen auf die Führung des Fachunterrichts an der SdF 140 5.3.1 Das SWAPO-Bildungsprogramm im Vergleich zu Aspekten namibischen Schulwesens zur Zeit des südafrikanischen Apartheidregimes 142 5.3.2 Zum Schulwesen in namibischen ‚Exile-Camps‘ auf afrikanischem Boden 160 5.3.2.1 Halbherziger Bruch wohlbehüteter DDR-Tabus 160 5.3.2.2 Leben und Lernen in SWAPO-Exile-Camps 166 5.4 Von den NHEC’s an die „Schule der Freundschaft“ 219 6 Zur Beschulung namibischer Kinder und Jugendlicher an der „Schule der Freundschaft“ unter interkulturell- pädagogischem Aspekt 237 6.1 ‚Auslandspädagogik‘ oder ‚Interkulturelle Pädagogik‘ in der erziehungswissenschaftlichen Forschung der DDR? 237 6.2 Die „Schule der Freundschaft“ – integrativer Bestandteil der ‚zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule‘ der DDR 250 6.3 Zur Zusammenarbeit der ‚Akademie der Pädagogischen Wissenschaften‘ der DDR mit den Pädagogen der „Schule der Freundschaft“ (Bereich Namibia) 259 6.4 ‚Modifizierungen‘ von Unterrichtsinhalten 269 6.4.1 Begründung von ‚Modifizierungen‘ 269 6.4.2 Möglichkeiten und Grenzen von ‚Modifizierungen‘ notwendiger Inhalte einzelner Unterrichtsfächer des Lehrplans der POS der DDR 294 6.4.2.1 Die ‚Lose-Blatt-Sammlung‘ 297 6.4.2.2 Unterrichtsfächer ohne Veränderungen des Lehrplans 300 6.4.2.3 Unterrichtsfächer mit geringen Veränderungen des Lehrplans 309 6.4.2.4 Unterrichtsfächer mit beträchtlichen Veränderungen des Lehrplans 324 6.4.2.5 Unterrichtsfach mit einem besonderen Lehrplan 352 6.5 „Jugend – Blüte des Befreiungskampfes“ (NUJOMA) 362 7 Epilog 379 Anhang 385 Zusammenfassung (deutsch/englisch) 535 Anhang A/1 In der Studie zitierte Literatur 388 A/2 Verzeichnis von Unterrichtsmaterialien 406 A/3 Grundsatzmaterialien zur Bildungs- und Erziehungsarbeit an der SdF 418 A/4 Archivalien und weitere Materialien 419 A/5 Publizistik 423 A/6 Zeugnisse/Urkunden 435 A/7 Stundentafeln und Erläuterungen 436 A/8 Verzeichnis der Abbildungen und Tafeln 446 A/9 Abkürzungsverzeichnis 447 A/10 Vortragsmanuskript – Pädagogischer Rat SdF (17/02/1988) 452 A/11 Beispiele von im NHEC Cuanza-Sul (Angola) zum Einsatz gekommenen Unterrichtsmaterialien und weiterer Dokumente 464 A/12 Grundpositionen zur Bildungs- und Erziehungsarbeit an der SdF (APW der DDR, 1981) 468 A/13 Schullehrbücher der SdF – Bereich Mosambik 485 A/14 Fotothek 526 A/15 Analyse der Zusammenarbeit der DDR mit Entwicklungsländern auf dem Gebiet des Volksbildungswesens und Schlussfolgerungen für ein neues Herangehen (Thesen); (APW der DDR – Afa – Abt. Entwicklungsländer, Juli 1990, Anonymus) 527 „Ich will nur noch aufschreiben, was ich wirklich weiß, und ich will aufschreiben, was ich wirklich fühle. Das ist nicht leicht, aber ich hoffe, damit aufzuschreiben, was nur ich aufschreiben kann.“ Erwin Strittmatter (1966) „Es lohnt sich, das Schwierige fertigzubringen.“ (Kwanyama/Namibia) für Hilka-Imba Die „Schule der Freundschaft“ – ein Exempel der Bildungszusammenarbeit des „real existierenden Sozialismus“ der DDR Volker Lenhart Die Entwicklungszusammenarbeit der DDR im Bildungsbereich ist viel we- niger dokumentiert als die der alten Bundesrepublik. Das liegt vor allem an einer ideologisch motivierten Geheimhaltung durch die Verantwortlichen selbst. So ist bekannt, dass auch noch Ende der 80er Jahre ausreisende Bil- dungsexperten eben die Tatsache der Ausreise im persönlichen Berufs- und Lebensumfeld nicht offen legen durften. Nach der Vereinigung haben sie nur die Unterlagen erhalten, die bereits archiviert waren, zeitlich näheres Material ist, z. B. bei der Auflösung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW), achtlos entsorgt worden. Es ist ein großes Verdienst der vorliegenden Untersuchung, für eine Einzel- situation, den namibischen Teil der „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt bei Magdeburg, alle erreichbaren Unterlagen gesammelt, strukturiert und ausge- wertet zu haben. Für die in Privatbesitz befindlichen Materialien interessiert sich inzwischen das namibische Nationalarchiv. Über die Materialgrundlage bereits zum Thema vorliegender Untersuchungen (bes. Reuter/Scheunpflug Hrsg. 2006) hinaus konnten besonders curricular-didaktische Dokumente analysiert werden. Daten zur sozialisations- und bildungsbiographischen Iden- titätsentwicklung der bis 1990 in Staßfurt und mit der Schule verbundenen Einrichtungen unterrichteten und erzogenen Schüler/innen, gar im Längsschnitt bis zur Gegenwart, konnten hingegen nur punktuell einbezogen werden. Die Untersuchung thematisiert auf der Makroebene die Entwicklungspolitik und die auf Dritte-Welt-Gesellschaften bezogene Grundrichtung der DDR- „Auslandspädagogik“. Die Entwicklungsländer wurden dabei unterteilt in außereuropäische RGW-Staaten, wie Vietnam oder Kuba, Länder „sozialisti- scher Orientierung“, wie Angola oder Mozambique, Staaten des kapitalisti- schen Lagers, zu denen Beziehungen der Koexistenz bestanden, wie Mexiko oder Brasilien, und Regime, wie das Uganda des Idi Amins oder das Zentral- afrika Bokassas, zu denen seitens der DDR keine Verbindungen existierten. Bei einem Land wie Namibia, das sich erst 1990 aus kolonialer Abhängigkeit 11 vom südafrikanischen Apartheidregime lösen konnte, unterhielt die DDR enge Beziehungen zur Befreiungsorganisation South West Africa Peoples Organisation (SWAPO), die von der UNO als legitime Vertretung der Nami- bier anerkannt war. Die DDR verstand den Kontakt freilich in erster Linie als Verbindung zweier Parteien (SED und SWAPO). Die DDR verfolgte gegen- über den sozialistischen Entwicklungsländern ein ausgeprägtes (wie man in der westlichen Entwicklungstheorie sagte) Modernisierungskonzept, bei dem die Entwicklungsperspektive durch die marxistisch-leninistische Lehre vor- gegeben war. Dependenztheoretische Ansätze wurden nur in Bezug auf die kolonialistische Vergangenheit oder – wie bei Namibia – Gegenwart akzep- tiert, eine Dependenz von den nördlichen realsozialistischen Staaten kam nur in der Umdeutung als „antiimperialistische Solidarität“ in den Blick. Da in den 1970/80er Jahren die Führungseliten der „sozialistischen jungen Natio- nalstaaten“ ähnliche Modernisierungshoffnungen hegten, und häufig, wie am Beispiel Mozambiques am besten untersucht, ganz unsensibel mit einheimi- schen Traditionen umgingen, fand die Orientierung weitgehende, aber doch nicht völlige Akzeptanz. Beim namibischen Teil der Schule der Freundschaft drängte die SWAPO etwa auf Beachtung der Bewusstmachungspädagogik Freires. Das verursachte bei den DDR-Offiziellen erhebliche Verlegenheit, denn welches Bewusstsein zu entwickeln war, stand doch parteiamtlich- „wissenschaftlich“ längst fest. Auf der Meso-Ebene wurden die Umstände, die zur Gründung der Schule der Freundschaft und zur Errichtung ihrer namibischen Abteilung führten, von den Entscheidungen auf der politischen Leitungsebene bis zu den bei der Lehrereinstellung vorgestellt. Die Rolle einer Vizepräsidentensektion in der APW, in der der Verfasser der Untersuchung 1985 bis 1990 selbst tätig war, wird beleuchtet. Aufschlussreich ist auch der Blick auf die Bevölkerung der Stadt Staßfurt, die sich bei der Errichtung der Schulgebäude um „Baukapazi- tät“ gebracht sah, ein Umstand, der die kommunale Akzeptanz der Afrikaner erschwerte und bei manchen Einwohnern wohl auch eine latente rassistische Ausländerfeindlichkeit förderte. Eine detaillierte Analyse der Organisations- struktur und der Funktionsabläufe der Schule erläutert den schuladministrati- ven Alltag. Überall wird deutlich, wie engmaschig und unflexibel die politi- schen Vorgaben waren. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf der Mikroebene des schulischen Tages- ablaufs