Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten 31. Jahrgang | 1 / 2015

KlINGelN SOll’S – IN deN leeReN KaSSeN BeRNS Sauberkeitsrappen, Tourismusrappen – hole das Geld dort, wo es herumliegt ein pointierter Zwischenruf zu zwei aktuellen Themen der Berner Politik

Editorial

Im WaNdel deR ZeIT

Es ist an und für sich nichts Neues. Die Welt ändert sich stetig, und so spü - ren wir auch in unserem UNESCO Weltkulturerbe einen zunehmen - den Druck zur Veränderung, wel - cher nicht immer in unserem Sinne ist. Zur Zeit stehen die Leiste an verschie - denen Fronten in regem Austausch: Mit der Stadt sind wir im Rahmen des STEK (Stadtentwicklungs - konzept) im Gespräch, verschiedene Vorstösse des Stadtrats beschäftigen uns, und immer wieder ge - langen verunsicherte Altstadtbewohner und Ge -  Auch im Winter ist der Zytglogge-Turm um 12 Uhr Mittags ein Anziehungspunkt für Touristen. Foto: Beat Schwal ler schäfte mit Problemen und Ängsten im Zusam- menhang mit explodierenden Mieten zu uns. Ganz Rappen Nr. 1: Sauberkeitsrappen Geschäfte und Schulen zur Kasse bitten allgemein geht es um die Erhaltung der Vielfalt und Nachdem die Stadt mit der Einführung zusätzlicher Nun, wenn es aber partout nicht gelingen will, mit Einzigartigkeit unserer Altstadt. Gebühren für Take-Away-Betriebe gescheitert ist, Repression und wohlgemeinter, positiv aufmuntern - wird nun mit verniedlichender Sprache eine Einnah - der Werbung den Stadt benutzer dazu zu bringen, Wir wollen die Thematik des Wandels positiv ange - mequelle gesucht, die von möglichst vielen Verpfle - seinen kleinen Anteil zur Sanierung der Stadtkasse hen und lösungsorientiert einen kreativen Dialog mit gungs-Betrieben getragen werden soll. Die Bürger mittels vorbildlichem Verhalten in Sachen Weg - den Beteiligten suchen. So hat der Kramgassleist bei und Bürgerinnen Berns – oder wäre der Ausdruck schmeissen zu leisten, dann sucht man sich halt an - der Universität Bern eine Studie in Auftrag gegeben, «Benutzer Berns» besser? – scheinen sich nicht wirk - dere Opfer. Es wird also vor etwas kapituliert, das welche den Wandel in der unteren Altstadt wissen - lich daran halten zu wollen, den Abfall in die überall man dann Gesellschaftsveränderung nennt. schaftlich untersucht. Mit den Daten werden wir in bereitstehenden Abfallkübel zu deponieren. Das Fortsetzung Seite 2 einem nächsten Schritt den Austausch zwischen Alt - Allgemein gut Boden scheint als solches wahrgenom - stadtbewohnern, Ladenbesitzern und Behörden or - men zu werden, allen Appellen und Bussenandrohun - ganisieren und versuchen, den Wandel im Sinne gen zum Trotz. Die «Stadtbenutzer» gehen davon aus, dass ja eh nach der Mittagspause und dem Ausgang einer gesunden, vielfältigen und lebendigen Altstadt INFO AUS DEM INHALT positiv zu beeinflussen. Es wäre schade, wenn un - Kolonnen von städtischen Mitarbeitenden den liegen sere Gassen zu einer weiteren, anonymen, leblosen gebliebenen Müll mit Freude wegräumen – schliess - DAS NEUE LAYOUT DER BRUNNEZYTIG: und universell standardisierten Touristen- und Ein - lich soll doch jeder froh sein, dass er einen Job hat. Wie wir dazu gekommen sind (Seite 3). kaufsmeile verkommen würden. All jenen, welche UNSERE NEUE SERIE: NATUR IN DER UNTEREN ALTSTADT. Repression ist gescheitert – nicht nur, weil es der an der Umfrage teilgenommen und generell allen, In dieser Ausgabe: das «Kahle Bruchkraut» (Seite 9). welche sich für die Einzigartigkeit unserer Unteren dauerüberlasteten Polizei schlicht stinkt, ihre Zeit EIN KLEINER GARTEN EDEN UNTERHALB DER MÜNSTER- Altstadt einsetzen, sei hier gedankt! mit dem Büssen von Abfallwegwerfenden zu ver - geuden (was ich durchaus verstehe), sondern auch, PLATTFORM: Das Projekt Stiftgarten (Seite 10). Nicola Schneller weil schlichtweg das Einsehen fehlt, dass dieses DIE ERFINDERIN DES +SCHRECKMÜMPEFLI, VON RADIO DRS. Präsident Kramgassleist Wegräumen ganz schön ins Geld geht. Das Geld no - Ein Porträt von Edith Bussmann (Seite 13). tabene, das jeder und jede (oder jedenfalls viele) mit KEIN THEATER AUF DEM MÜNSTERPLATZ: der Begleichung der Steuerrechnung an die Stadt - Warum die «Päpstin» abgesagt haben (Seite 20). kasse überweisen. Das Geld, das bekanntlich an allen Ecken fehlt. DER WANDEL IN DER UNTEREN ALTSTADT: Erste Ergebnisse der Umfrage «Projekt 2020» (Seite 24). 2 BrunneZytig 13. März 2015 Titelgeschichte

Der Verursacher ist jetzt nicht mehr der oder die, Die Frage ist nur, ob nach Abzug des Aufwands für welche den Abfall auf den Boden befördert, sondern die Verwaltung des Sauberkeitsrappen-Programms INFO TOURISMUSFÖRDERABGABE der, welcher verkauft und verpackt. Dazu gehört noch etwas übrig bleibt, damit genügend Personal nicht nur der Big-Mac in Schachtel und Tüte und das bei der Stadtreinigung eingestellt werden kann, um Nach Ansicht des Stadt- und Gemeindera - Red Bull in der Dose, sondern auch das Sandwich das Ziel «saubere Stadt» auch wirklich zu erreichen. tes profitiert jedes Geschäft in der Innenstadt vom Beck und der Salat aus dem Bio-Laden. Und die Denn bei den eigentlichen Verursachern des Litte - von der Ausgabe freudigkeit der Touristen. Deshalb sollen sollen jetzt ebenso zahlen wie jene, die mit der neuen rings wird sich mit der Einführung des Sauberkeits - sich alle Betriebe am Aufwand für die Anwerbung der Wortschöpfung «Präsenzverursacher» umschrieben rappens wohl wenig oder nichts ändern, ganz im Touristen beteiligen. Hotels tun dies bereits mit einer Ab - werden: Das sind Schulen und Betriebe ohne eigene Gegenteil: Die Strassenreinigung ist ja jetzt vorfinan - gabe pro Über nachtung, Gastro-Betriebe über den Ver - Mensa mit mehr als 30 – 35 SchülerInnen oder Mit - ziert... band GastroBern. Das Trittbrettfahren der anderen arbeitenden. Branchen soll ein Ende haben, diese sollen sich ebenfalls Rappen Nr. 2: Tourismusförderabgabe TFa an den Kosten beteiligen. Profitieren durch Pfandgeschirr Mit einer sauberen Stadt schaffen wir die Voraus - Die Grösse (Anzahl Mitarbeitende) eines Betriebes sowie das touristische Ertragspotential sollen massgebend sein, Natürlich soll es auch ein Motivationsprogramm setzung, dass auch die BesucherInnen unserer wieviel dieser bezahlen muss. Wohlgemerkt: Ob dieser Be - geben für die, welche mit Mehrweg-Verpackung ar - Unesco-Welterbe-Altstadt ihre wahre Freude an die - trieb vom Tourismus profitiert oder nicht, ist dabei einerlei! beiten und das auch nachweisen können: Das Sand - sem Schmuckstück haben. Dafür, dass diese in Der Aufwand für diese Erhebung, das Kontrollieren, die wich wird in einer Box anstelle einer Papiertüte Scharen die Altstadt fluten, ist hauptsächlich Bern Umsetzung und die Einnahmen über wachung dürfte im - überreicht, die trägt man dann bei sich und bringt sie Tourismus zuständig. Und diese Institution macht mens sein und in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen. beim nächsten Einkauf wieder zurück. Diese Betrie - ihren Job nun wirklich gut, sonst würden sich nicht be sollen für ihren Aufwand entschädigt werden. Touristenbusse vor dem Bärengraben und auf dem Theaterplatz vor dem Poller stauen und kamerabe - Wie soll beurteilt werden, wer auf dem gesamten Verzweifelt gesucht: wehrte Scharen um zwölf Uhr den Zytglogge bela - Gemeindegebiet (Gleichstellung!) wie viel vom Tou - ein gerechter Verteilschlüssel gern, um unserem Hans von Thann auf den rismus profitiert und sich dem entsprechend an den Unser Rechtssystem stellt mit Gleichheit für alle eine Schlagarm zu schauen, ob er jetzt die Glocke tüpft Kosten beteiligen muss? Der Touristen strom bewegt hohe Hürde, deshalb läuft nun die Stadtverwaltung oder nicht. sich auf ausgetrampelten Pfaden. Das Souvenier - zur Hochform auf: Sie befragt und erhebt Fakten, geschäft an der Kramgasse profitiert wesentlich wägt ab, entwickelt Analysen, zieht Folgerungen und Nun hat der Stadtrat unter Spardruck die Subvention mehr als jenes in der Länggasse. Der Uhrenladen versucht mit grossem Aufwand, Eifer und gutem Ver - für die erfolgreiche Institution Bern Tourismus ge - und das Goldschmiedeatelier mehr als das stand, einen gerechten Verteilschlüssel zu erfinden, kürzt. Selbstverständlich mit der Folge, eine neue Einrahmungs geschäft oder Grafik-Atelier. Die TFA welcher am Schluss als wohldrapiertes Menu den Einnahmequelle finden zu müssen, denn gratis ist soll deshalb in der tourismusrelevanten Innenstadt Schuldigen und auch den BürgerInnen vorgelegt wer - das Werben um Touristen nicht zu haben. Nach dem erhoben werden, aber auch hier stellt sich die Frage, den soll. Notwendig wird auch ein Abrechnungssys - Sauberkeits rappen gilt deshalb das Augenmerk nun welche Branchen mehr oder weniger vom Touris - tem sein, welches Kontrolle und Überwachung dem «Tourismusrappen» – um bei der verniedli - mus profitieren –ihren Beitrag leisten sollen schluss - ermöglicht. Aber der Teufel steckt bekanntlich im De - chen den Bezeichnung zu bleiben. Denn offiziell endlich alle, ob Grafik- oder Architekturbüro, Arzt- tail, und darob sind die fleissigen Stadtmitarbeitenden nennt sich dieses Gebilde TFA: Tourismus-FÖRDER - und Therapiepraxis oder Fitnesscenter. nicht zu beneiden: Was ist politically correct? Die ABGABE. bösen Grossen soll man rupfen (aber die haben ja die aufwand frisst ertrag? Kraft, sich zu wehren), die kleinen Netten möchte abgabe soll den aufschwung sichern Wieder Stoff für Analysen, Umsetzung, Verwaltung man schonen (die haben wir ja soo gern). Dass aber Interlaken kennt sie, Luzern kannte sie (und hat sie und Durchsetzung. Nur: Die Ressourcen für diese das unter dem Aspekt der Gleichbehandlung kaum wieder abgeschafft!), warum also sollte Bern da zu - Aufgabe gibt es gar nicht, die müssen erst geschaffen geht – das dürfte die verzweifelte Erkenntnis sein. rückstehen? Steht dahinter doch die Idee: Mit der werden. Auch in Form von Stellenprozenten bei der Tourismusförderabgabe den wirtschaftlichen Auf - Stadtverwaltung. Hinter vorgehaltener Hand rechnet Der Geprellte im Umzug wird deshalb der oder die schwung fördern. Nur: Wer sich umschaut in den man damit, dass zwei Drittel der Einnahmen durch kleine Nette sein, die feine Salate und wunderbare tourismusabgabengeförderten Orten, der entdeckt in die Organisation und Verwaltung gleich wieder auf - Sandwiches unter die Leute bringt, aber diese nun diesen Zentren zwar florierende Uhrengeschäfte, gefressen werden. teurer verkaufen muss (oder sie zahlen’s eben aus Souvenierläden, Take-Aways und ungezählte Filial - der eigenen Tasche) und auf die nun systembedingt betriebe der Textil - und Schuhbranche. Nur die Fazit: An sich lobenswert, mehr Einnahmen für einiger administrativer Aufwand zukommt. kleinen, individuellen Betriebe, die Familienunter - einen wirtschaftlich wichtigen Bereich der Berner nehmen, die sind kaum noch zu entdecken, sie sind Volks wirtschaft generieren zu wollen. Doch bei der – im Namen des Aufschwungs – offenbar verzicht - TFA steht das Verhältnis von Ertrag und Aufwand in bar geworden. Gemäss kantonalem Volkswirt - keinem Verhältnis. Vor allem unter dem Aspekt, INFO SAUBERKEITSRAPPEN schaftsamt ist übrigens die Einführung der TFA nur dass der Ertrag der Tourismusförderung zufliesst, dann berechtigt, wenn der Anteil an der Wertschöp - während der Aufwand die Stadtkasse und somit die Jedes Geschäft, das Lebensmittel «über die fung und Beschäftigung in einer Gemeinde mehr als Steuerzahlenden und die davon nicht profitierenden Gasse» verkauft oder als «Präsenzverursacher» 50% beträgt – das dürfte für Bern wohl in keiner Betriebe zusätzlich belasten wird. eingestuft wird, soll sich an den Litteringkosten beteiligen. Weise zutreffend sein. ef Die Gebühr soll sich nach dem Littering-Potential richten: Wer mehr Verpackungen abgibt, soll mehr bezahlen, grös - sere Betriebe bezahlen mehr als kleine (Umsatz – Fläche – auch hier: die Krux mit dem Verteilschlüssel ReikiBern / Eva Schmid, Anzahl Mitarbeitende? Die Formel ist noch nicht erfunden). Damit dieser Prozess auch in Bern erfolgreich ein - Reiki-Meisterin & -Lehrerin Betriebe, die mit wiederverwendbaren, pfandpflichtigen geleitet werden kann, braucht es also zunächst erst Verpackungen arbeiten, sollen davon profitieren und aus einmal Geld. Aber wo anklopfen? Die Hotels und Falkenplatz 7 - 3012 Bern ) der Stadtkasse Subventionen empfangen. Restaurants – als Hauptnutzniessende – tragen ihren 077 444 66 80 @ [email protected] Zur Zeit wird intensiv daran gearbeitet, wie dieser Verteil - Obolus bereits bei. Deshalb ist es naheliegend, dass http://reiki-bern.jimdo.com schlüssel aussehen soll, wie er erhoben, kontrolliert und auch die anderen Geschäftstreibenden angezapft • Reiki nach Dr. Mikao Usui durchgesetzt werden soll und wie schlussendlich die Idee werden sollen. Und schon sind wir wieder bei der dem Stimmbürger verkauft werden kann. • Energetische Körpertherapie gleichen Problematik wie beim Sauberkeitsrappen: • Beratung BrunneZytig 3 BrunneZytig intern 13. März 2015

GeScHäTZTe leSeRINNeN uNd leSeR Schritt auf dem Weg, Ihnen eine Zeitung zu präsen - tieren, die Sie mit Freude und auch Gewinn lesen. Ziemlich exakt 25 Jahre nach der letzten grossen umgestaltung legen wir Ihnen jetzt wiederum In diesem Sinne versteht sich die BrunneZytig als eine rundum renovierte BrunneZytig vor. Vieles wird Ihnen neu erscheinen, etliches aber ist «work in progress», als eine unvollendete Arbeit mit gleich geblieben, zum Bespiel das handliche Format. Wir haben auch der Versuchung zum Farb - dem Ziel, sich stetig zu verbessern. druck widerstanden, farbig wollen wir im Inhalt sein, der druck bleibt schwarz-weiss, ist doch dieses schlichte erscheinungsbild längst ein «markenzeichen» der BrunneZytig geworden. Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen nun eine anregende Lektüre dieser Ausgabe und Neben dem neuen Schriftbild ist die wohl augenfäl - ein. In Katina Anliker fanden wir eine Grafikerin, die hoffe, dass unsere Neugestaltung der «Zytig» Ihren ligste Veränderung der Zeitungstitel mit seinem sich mit uns unerschrocken an diese Aufgabe heran - Beifall findet. neuen Logo, der Brunnenfigur des «Läufers». Er löst wagte und im geduldigen und ständigen Dialog mit der Barbara Büttner, Chefredaktorin den Gerechtigkeitsbrunnen ab, der 30 Jahre lang Redaktion das heutige Layout konzipierte. Dass sie mit den Titel der BrunneZytig geschmückt hatte – als ihrem Vorschlag die Redaktion überzeugt hat, ist Wahrzeichen des «Leists der Unteren Stadt», der in keine geringe Leistung. (Katinas Bericht über den der Gestalt von Zeitungsgründer Xaver Zach lange Entstehungsprozess finden Sie auf dieser Seite). Jahre hindurch die Geschicke des Quartierblatts massgeblich bestimmte. Auf Katina Anlikers Umsicht bei der Planung wie auf die langjährige profunde Erfahrung unserer Pro - Der Läuferbrunnen gehört ebenfalls zu den weltbe - duzentin Claudia Weiss ist es zurückzuführen, dass rühmten elf Figurenbrunnen der Altstadt – und er das neue Layout seine produktionstechnische Be - passt wohl wie keine zweite Brunnenfigur zu unse - währungsprobe mit Bravour bestanden hat. Ihnen rer Zeitung, war er doch einst Bote und Überbringer beiden sei herzlich gedankt! von Nachrichten, guten wie schlechten, amtlichen wie privaten. (Mehr zur Geschichte des Läuferbrun - Das neue Layout ist das sichtbare Zeichen für das nens und der Läufer in städtischen Diensten finden Bestreben des gesamten Redaktionsteams, Ihnen, Sie auf Seiten 4 und 5). geschätzte Leserinnen und Leser, die Untere Altstadt näher zu bringen und Ihr Interesse für das Gesche - Der Wunsch nach einer optischen Verjüngung der hen vor Ihrer Haustür und an Ihrer Nachbarschaft BrunneZytig war nicht nur aus Kreisen der Leser - zu wecken bzw. wachzuhalten. Es ist ein weiterer schaft lauter geworden, auch innerhalb der Redak - tion der BrunneZytig wurde der Ruf nach einem  Nur die Farbe ist ein wenig von der rot-schwarzen Amtstracht abgeblättert, aber sonst ist noch alles «brush-up» immer vernehmlicher. So liessen wir dran. Die Orginal-Brunnenfigur des Läufers von 1545 uns im vergangenen Jahr auf den herausfordernden steht seit über 60 Jahren im Historischen Museum. und spannenden Prozess der Zeitungs-Neugestaltung Foto: Bernisches Historisches Museum, Yvonne Hurni. eIN ReIZVOlleR auFTRaG TROTZ VIeleR VORGaBeN in der Produktion einfach zu handhaben und um - zusetzen sein – mit den bereits vorhandenen Com - Wie das neue layout der BrunneZytig zustande kam: die verantwortliche Grafikerin Katina anliker puterprogrammen. Deshalb musste ein Raster gibt auskunft über den entstehungsprozess – und was alles an Konzeptideen dahinter steckt. erarbeitet werden, das die Integration von mehrheit - lich Text, aber auch Inseraten, Bild- und Layoutele - Die BrunneZytg, die News und Ge - und Übersichtlichkeit erreichen. Alles in allem: menten nach klaren Regeln gewährleisten kann. schichten zu den Anwohnern und Keine einfache Aufgabe. Gestalterischer Spielraum Geschäftsinhabern trägt, ist mir ein war nicht zuletzt auch bei der Typografie gefragt: Bei Spannende diskussionen mit der Redaktion vertrautes und liebes Medium – der Wahl der Schriftarten und -grössen, aber auch Ein Team mit viel Erfahrung und Knowhow stand lebt und arbeitet meine Familie in der Bildinszenierung und bei den Gestaltungsele - mir zur Seite, einerseits Barbara Büttner als Chef - doch in fünfter Generation in der Un - menten, wie zum Beispiel der Trennlinien bei den redaktorin sowie Claudia Weiss, die Produzentin der teren Altstadt. Die Anfrage der Redaktion, Artikeln. Die Idee hinter dem Kreiselement, in das BrunneZytig. Somit waren sichere Schnittstellen von das Redesign der Zeitschrift mit mir in Angriff zu kleine Porträt-Bilder oder Titel integriert werden: Anfang an für das Redaktionelle und das Technische nehmen, hat mich deshalb sehr gefreut. Die Vogelperspektive der Altstadtbrunnen als Sym - gewährleistet – ein grosser Mehrwert für den Pro - bol für Aktuelles. Aus diesem Kreiselement wurde zess. In einem ersten Schritt ging es um die Analyse der auch die Linie aus Punkten hergeleitet. Rahmenbedingungen, die evaluiert und später ein - Nebst den Treffen mit den beiden engagierten gehalten werden müssen: Format, Umfang, Papier, einfache Handhabung Damen gab es lebhafte Sitzungen im Keller des Un - der Druck in Graustufen. Dann gab es Vorgaben für Die Titelschrift wird ergänzt durch eine Illustration teroffiziersvereins der Stadt Bern mit der gesamten den Spalten-Satzspiegel. Berücksichtigt werden der Figur des Läuferbrunnens, steht doch der Läufer Redaktion, wo ich die Analysen und Layoutvarianten mussten etwa Inserate und unterschiedliche Struk - für das Überbringen von Nachrichten. Welcher Figu - präsentieren konnte. Diese Sitzungen haben das turen der redaktionellen «Gefässe» wie Rubriken, renbrunnen aus unserer Altstadt würde sich besser Projekt zusätzlich interessant und einmalig gemacht: «Kästchen» oder Artikel. All dies musste geprüft und als Zeitungslogo eignen? Ein eigentlicher konzeptio - Es war mir eine grosse Freude. Ich bedanke mich an durchgespielt werden. neller Glücksfall! Unser Praktikant Joel Burri hat dieser Stelle für das entgegengebrachte Vertrauen diese Figur in unterschiedlichen Schraffuren gezeich - und hoffe, dass auch die Leserschaft das neue Design moderneres erscheinungsbild net und den Favoriten schliesslich digitalisiert. der BrunneyZytig begrüsst und noch interessierter Ziel des Redesign war es, die BrunneZytig «heutiger» in den Seiten blättert! zu machen, ohne aber die Wurzeln zu verleugnen. Und last, but not least: Eine wichtige Vorgabe war Der Auftrag: Die Zeitung sollte «luftiger» wirken und auch, dass sich die Herstellung der BrunneZytig Ein herzlicher Gruss in unsere Altstadt! durch mehr «Raum» eine verbesserte Leseführung nicht verkomplizieren darf. Das neue Layout musste Katina Anliker, Bureau Boulot 4 BrunneZytig 13. März 2015 Läbigi Altstadt deR läuFeRBRuNNeN – VeRBORGeNeS uNd (FaST) baren Original-Platten wurden allerdings wieder - verwertet, auch jene in der die Entstehungszeit des VeRGeSSeNeS JuWel Brunnens eingemeisselt war: MDXXXXV, 1545. Fast Überdacht von einer uralten Kastanie steht er am Fusse der unteren altstadt auf dem gleich - 300 Jahre später, 1824, erhielt der Läuferbrunnen namigen Platz: der läuferbrunnen. dann sein heute noch existierendes Becken, die an - tikisierte ovale Brunnenwanne aus Solothurner Muschelkalk – und dem ursprünglich farbigen Läu - Nur wenige Schritte hinter ihm rauscht leise die fer wurde à la mode ein weisser Anstrich verpasst. Aare, weit entfernt weht Verkehrslärm herüber, Was einem Maler namens Schlatter offensichtlich arg mehr ein Summen als Gedröhne. Und doch ist der missfiel, denn er gab der Brunnenfigur 1862 «eigen - am lauschigsten gelegene Figurenbrunnen des Fri - mächtig seine schwarz-rote Amtstracht zurück», wie bourger Meisters Hans Gieng kein Publikumsmagnet der Berner Kunsthistoriker Paul Hofer festhielt.* und der hochragende, energisch ausschreitende, schlanke Stadtläufer mit seinem im Gleichschritt Seither ist der Farbanstrich des Läufers und seines mitmarschierenden, wohl bewehrten Bärchen kein ihn stützenden, bewaffneten Bärchens noch oft er - Fotostar – im Gegensatz zur Justitia, Anna Seiler neuert worden. 1936 etwa nahm der Maler Viktor oder dem Chindlifrässer. Nicht einmal die Brunne - Surbeck eine Neubemalung vor, doch das war’s dann Zytig hat ihn bisher mit einem eigenen Artikel ge - auch: 1953 kam der Original-Läufer ins Historische würdigt. Warum also ist der Läuferbrunnen buch- Museum (Foto Seite 3). Die Kopie bestehe gleich wie stäblich etwas in der Versenkung verschwunden? das Original aus dem feinporigen «Pierre Jaune» aus den inzwischen geschlossenen Steinbrüchen im Zwei Gründe liegen nahe. Zum einen verbindet sich neuenburgischen Hauterive – ein Stein, der am An - mit der Figur des Läufers keine süffige Geschichte fang weich und gut zu hauen sei und mit dem Alter oder bedeutende Persönlichkeit. Er steht schlicht für härter werde, erzählt der Restaurator Michael Fi - einen Berufsstand, der einst für die Kommunikation scher. unverzichtbar war und heute allenfalls noch im Post - boten, dem Briefträger, einen letzten Nachhall findet. die vorerst letzte Neubemalung In seinem Atelier in der Mattenenge stand der Läufer Zum anderen liegt es wohl auch am Standort – die 2011 für eine weitere farbliche Rundum-Erneue - relative Abgeschiedenheit des Läuferplatzes, fernab rung. Das Regenwasser habe im Lauf der Jahre die  Der Läuferbrunnen in ursprünglicher Gestalt am der Touristen- und Verkehrshauptrouten. Es ist ein ursprünglich Standort, weshalb er bis ins 17. Jahr - Farbe abplatzen lassen, sei bis auf den Stein gedrun - Platz für Individualisten, die ihn, sofern sie nicht zur hundert auch «Brunnen beim Unteren Tor» oder gen und habe ihn teilweise beschädigt. Fischer legte «Staldenbrunnen» genannt wurde. Foto: Denkmal - Anwohnerschaft gehören, meist zielgerichtet aufsu - den Stein vollständig frei, liess ihn monatelang aus - pflege des Kantons Bern, Robert Marti -Wehren. chen, wegen der Geschäfte dort, den Restaurants, trocknen und bemalte den Läufer dann nach allen Ateliers und Büros oder zum Ausgangspunkt neh - Fuhrwerk, jeder Reiter, jeder Fussgänger – alle Regeln der Kunst und nach historischem Vorbild. men für einen Spaziergang der Aare nach... muss ten sie sich am Läuferbrunnen vorbei den da - Der Farbanstrich werde noch etliche Jahre halten, mals noch viel steileren Nydeggstalden hinaufquälen. sagt Fischer, doch müsse der Läufer, wie auch die Verkehrsknotenpunkt Nydegg Dazu kamen noch all die Transporte der Waren, die anderen Figuren der Altstadtbrunnen, regelmässig Das war nicht immer so. Der Läuferbrunnen, um aus den Kähnen am nahen Ländtetor entladen und inspiziert werden. Denn nur solche Kontrollen könn - 1545 von Hans Gieng und seiner Werkstatt ange - auf diesem Weg in die Stadt geschafft wurden. ten verhindern, dass aus kleinen Schäden unbe - fertigt, stand neben dem letzten Haus am Nydegg- merkt grosse werden – mit den entsprechenden Stalden, dort, wo sich heute der Anbau des Hauses Von der heutigen Beschaulichkeit war damals also Kostenfolgen. Nydeggstalden 2 befindet. Ein Verkehrsknotenpunkt keine Spur. Das änderte sich erst 1844 mit der Ein - babü erster Güte, war doch die 1487 nach 26jähriger weihung der Nydeggbrücke. Da nahm der Verkehr *Paul Hofer, Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Band 1: Bauzeit fertiggestellte steinerne Untertorbrücke der am Nydeggstalden spürbar ab, doch da stand der Stadt Bern, hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische einzige Zugang über die Aare in die Stadt. Jedes Läuferbrunnen schon bald 20 Jahre lang an seinem Kunstgeschichte, Basel 1952. neuen Standort, an dem er noch heute steht: Zwischen der Untertorbrücke und dem damaligen Ros - schwemmiturm, auch Sal - peter- oder Toggeliturm genannt. Heute befindet sich in diesem stark umge - bauten Turm das Restau - rant Casa Novo.

Warum maler Schlatter zur Selbsthilfe griff In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das ursprünglich achteckige Brunnenbecken ausran - giert und durch einen qua -  Der Läuferbrunnen nach seiner ersten Versetzung noch mit quadratischem Brunnen - dratischen Brun nentrog becken. Im Hintergrund treibt der Kutscher die Pferde an, damit sie es den steilen ersetzt. Die noch brauch - Nydeggstalden hoch schaffen. Foto: Burgerbibliothek Bern, Gr.A.46. BrunneZytig 5 Läbigi Altstadt 13. März 2015

 Noch um 1900 wuschen die Frauen die Wäsche im Läuferbrunnen. Auch die Kinder  Als die Häuser über Wasseranschluss verfügten, musste niemand mehr im Brunnen mussten anpacken. waschen. Es wurde still um ihn, wie dieses Bild von 1933 von Cöelestin Adolf Bieder - Foto: Schweizerische Nationalbibliothek Bern, Sammlung Wehrli. mann eindrücklich zeigt. Foto: Burgerbibliothek Bern, FPa.3, S.17, Nr 4. dIe «lOuFFeNdeN BOTTeN» – dIe läuFeR Im tieren die leichtbewaffneten Läufer doch meist auch Geld. Die silberne Botenbüchse weckte ebenfalls SPäTmITTelalTeRlIcHeN BeRN immer wieder kriminelle Begehrlichkeit. Dennoch das amtliche Kommunikationsbedürfnis war schon in den anfängen der Stadt Bern gross. Be - funktionierte die Nachrichtenübermittlung: In den reits im 13. Jahrhundert gab es, wie die «Goldenen Handfeste», das älteste Berner Stadtrecht erhalten Stadtrechnungen sind zwischen 1375 und 1509 knapp 8 500 Botengänge festgehalten. 250 aus den 1270er Jahren, vermerkt, einen offiziellen Nachrichtenübermittler: der Stadtweibel war verschiedene Ortsnamen sind aufgeführt, darunter neben seinen anderen Pflichten auch noch als Botengänger für den Rat unterwegs. auch Zielorte im benachbarten Ausland.

Doch als Bern immer mächtiger wurde, reichte diese einen Hauptberuf, viele waren als Pfandeintreiber durs lebers Reise an den französischen Ein-Mann-Botentruppe nicht mehr aus. Erst recht unterwegs – auch in städtischem Auftrag. Königshof nicht, als Bern nach dem Beitritt zur Eidgenossen - Einer der Stadtberner Läufer hat es doch zu leidli - schaft 1353 dort zum gewichtigen Player wurde. So Der Anspruch an die Boten indes war hoch: Ver - cher Berühmtheit gebracht: Durs Leber. Der sei, so wurde das neue, allerdings niedrige Amt des verei - schwiegenheit, Ehrlichkeit und Loyalität standen zu - wurde in Zeiten der Restauration (1814-1830) koI - digten Stadtläufers geschaffen. oberst in ihrem Pflichtenheft. Ausserdem waren sie portiert, im Brunnen-Läufer verewigt worden. Was angehalten, die Nachrichten schnellstmöglich zu, allerdings leicht zu widerlegen ist, stammt doch der Die «louffenden botten» überbrachten gleichsam die überbringen und ihre Botenläufe, für die es auch Läufer-Brunnen von 1545, Leber hingegen trat sein «Dienstpost» aus dem «Kleinen Rat», dem eigentli - Nachtzuschläge gab, wahrheitsgemäss abzurechnen. Läuferamt erst 1563 an. chen Führungsgremium der Stadt, vor allem inner - Und sie mussten sich zum strikten Spielverbot ver - halb des bernischen Herrschaftsgebiets – und an die pflichten. Es ist diese Anekdote, die bei den reaktionären Kräf - Städte und Länder der Alten Eidgenossenschaft. ten, die das Rad der Geschichte am liebsten wieder Schriftlich wie auch mündlich. Ursprünglich waren Gefährliches Botenleben in vorrevolutionäre Zeiten zurückgedreht hätten, auf es fünf ständige Läufer, doch stieg ihre Zahl bestän - Unterwegs waren sie wohl spätestens seit 1426 in Wohlgefallen stiess: Durs Lerber soll mit einer Bot - dig an – und in Krisen- und Kriegszeiten wurden zu - der Amtstracht in den Stadtfarben rot und schwarz. schaft an den Hof des französischen Königs Heinrich sätzlich Dutzende von Aushilfsboten akquiriert. Der Rat liess ihnen zudem ein Abzeichen mit dem IV geschickt worden sein. Und dort mit dem König Stadtwappen anfertigen, den Läuferschild bzw. die berndeutsch gesprochen haben. Worauf Majestät am unteren ende der städtischen lohnskala Botenbüchse, die ihnen Immunität und freies Geleit sich befremdet gezeigt haben soll, dass die Stadt Die Läufer vertrugen mehr und mehr auch die Pri - sichern sollte. Zur Selbstverteidigung erhielten sie Bern einen Läufer entsandt habe, der nicht franzö - vatpost der Bürger – gegen Bezahlung. 1473 muss - einen Spiess. Denn das Leben eines Läufers war sisch spreche. Lerber seinerseits war kaum weniger ten sie sogar schwören, dass sie «eim ieglichen nicht ungefährlich. befremdet. Es sei nicht verwunderlich, dass ein ingessenen burger umb den lon als der statt zu louf - Bernläufer nicht französisch könne, soll er geant - fen». Doch dieser Lohn der amtlich bestallten Läufer Allenthalben lauerten Gefahren, schlechte Wege und wortet haben. Er aber müsse sich schon wundern, war karg, 3 Pfund und 3 Schilling, vierteljährlich die Unbill der Witterung waren das eine, aber auch dass der König von Frankreich nicht berndeutsch ausgezahlt. Die meisten Läufer hatten deshalb noch Raubüberfälle waren keineswegs selten, transpor - könne... babü

Dieser Artikel stützt sich ganz wesentlich auf Forschungen der Historikerin Klara Hübner: «Uber hoch Berg/durch finstre Wäld». Mit den Berner Stadtläufern des Spätmittel - AGATHES alters unterwegs, in: Unipress. Forschung und Wissenschaft SECOND HAND SHOP an der Universität Bern, Heft 114 (2002) .

«Wer mein bedarff, der sprech mich an». Das Läuferamt Agnes Agathe Dähler Öffnungszeiten: und die Problematik der öffentlichen Dienstleistung in Brunngasse 2 Do 14.00 – 19.00 spätmittelalterlichen Städten des schweizerisch-oberdeut - 3011 Bern Fr 14.00 – 19.00 Tel. 031 311 92 60 Sa 10.00 – 17.00 schen Raums, in: Schweizerische Gesellschaft für Wirt - schaft- und Sozialgeschichte, Band 22 (2007). 6 BrunneZytig 13. März 2015 Läbigi Altstadt

dIe PläFe – deR GemeINScHaFTSGaRTeN VOR deR INFO IMPRESSUM WOHNZImmeRTÜR Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt - Fussgehende, Sonnenhungrige, Joggende, Verliebte, Boccia-Spielende, Reisende, Familienrun - leis ten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist - den und viele andere mehr tummeln sich zu jeder Jahreszeit während der Öffnungszeiten des rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen. grünen Gevierts am Fusse des münsterturms. die altstadt ohne die münsterplattform, ihre VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: «Pläfe» – unvorstellbar wäre das für viele Quartierbewohnerinnen und -bewohner. Jetzt gibt’s Vereinigte Altstadtleiste Bern; dort eine Neuerung, einen neuen Wirt. Wir stellen sein Konzept vor – bei einem Spaziergang über Chefredaktion: Barbara Büttner die Plattform, der in luftiger Höhe beginnt und tief im Innern der im 14. Jahrhundert angelegten REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) Terrasse endet. REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: Beat Schwaller (sw) REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: Edi Franz (ef), Stefan Theiler (drs) REDAKTION KRAMGASSLEIST: Barbara Büttner (babü), Regula Leuenberger (rlu) REDAKTION MATTE-LEIST: Brigitte Holzer (BR)

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LEIST-ADRESSEN Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8, [email protected]

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Bei meinem Besuch hat die ehrwürdige Gestalt unter das Konzept des «einstein au jardin» anderem bereits zwei Farbbeschichtungen und drei Ab diesem Frühjahr soll der jüngste Ableger des Lasuren hinter sich – und steht als zierlicher Mann Restaurants Einstein Kaffee (Kramgasse 49, Müns - im besten Alter vor mir: Kein noch so zartes graues  Die Münsterplattform – Spielplatz seit Generationen tergasse 44) im Pläfe-Pavillon beginnen zu spries - für die Kinder der Unteren Altstadt. Haar durchzieht den vollen tiefbraunen Schopf. sen. Einstein-Geschäftsführer Tobias Eastus (Hotel - Doch der feine Restauratorenpinsel wird den Alte - fachschule Thun, u.a. Restaurant Schöngrün) und Sturm», seien am 27. Januar 1528 «in den luetkil - rungsprozess alsbald gewaltig beschleunigen und Küchenchef Alan Rodel (u.a. Restaurant Büner und chen 25 altar und das sacramenthus geschlissen, die Haar- und Bartpracht mit würdevollem Grauschim - Schöngrün) wollen mit ihrem Team mit einem goetzen zerschlagen und in’s kilchofs schuete vergra - mer überziehen. Sofern die Witterung es zulässt, neuen Betriebskonzept dem östlichen Pavillon erfri - ben» worden, notierte der Chronist Valerius Anshelm. wird Moses im späten Frühling wieder auf seiner schendes Leben einhauchen – und werden die Latte Säule stehen. Zuvor aber wird der Bildhauer Richard für hohe Ansprüche zu setzen wissen. Die Eröff - Entdeckt wurden die Figuren-Fragmente als Mitte der Wyss Brunnenbecken und -stock vor Ort noch fach - nung ist für den Frühsommer 2015 geplant. 1980er Jahre das Stützmauerwerk an der Südwest - ecke saniert werden musste, weil sich dort schon im kundig restaurieren. babü Tobias Eastus visiert im Endausbau einen ganzjähri - 19. Jahrhundert ein grosser Riss aufgetan hatte. Als gen Betrieb an. Im beheizbaren Pavillon finden ca. 19 ein 30 Meter tiefer Sanierungsschacht gebaut wurde, Personen Platz, im Aussenbereich ein Mehrfaches stiess man auf über 500 Figurenfragmente. Die sind davon. Nebst dem öffentlichen Publikumsbetrieb sind heute im historischen Museum, doch der Fundort ist auch Apéros, geschlossene Gesellschaften, Fondue- während der Öffnungszeiten des Lese- und Spielpa - und Raclette-Anlässe etc. denkbar. Zwar gibt es eine villons über eine Wendeltreppe zugänglich. Im Aus - neue Büffetanlage, aber eine eigentliche Küche wird stellungsraum gibt eine massive Glasbodenplatte den wegen der sehr strengen Auflagen der Behörden feh - Blick bei wechselnder Beleuchtung bis zur Schacht - len. Deshalb wird aus dem Stammhaus zugeliefert, sohle frei. Der nunmehr sanierte, beträchtliche Riss mit einem APE Dreiradfahrzeug von Piaggio (ape, wurde hell herausgehoben. ital.: «Biene»). Feierabend ist jeweils um 22.00 Uhr. Über die Pläfe mit ihren Pavillons gäbe es Kolumnen die zweite Trouvaille der Pläfe zu füllen, über Anekdoten vom Besten zu plagieren Vis-à-vis zum Café, gleich über den Gärten am süd - und viel Gmögigs zu berichten. Pläfe als ober- und  Noch ohne Furchen und Falten steht ein verjüngter lichen Aarehang gelegen ist der Lese- und Spielpa - unterirdisches Unikat kann man nicht übersetzen. Moses im Atelier Fischer. Doch das wird sich noch ändern... villon Münsterplattform , Kornhaus Bibliotheken. De halt schlicht erspüren oder als eierlegendes Woll - Hand aufs Herz, haben Sie das gewusst? Nebst Bü - milchschwein verehren. Einfach so. chern, Zeitungen und Zeitschriften, gibt’s Spiele wie Text und Fotos: sw eINSam Im alTeR? Ping Pong, Boule, Schach, Backgammon, Abalone, Carambole u.a.m., zum Teil gegen eine angemessene daS muSS NIcHT SeIN INFO Ausleihgebühr und unter Vorlage eines persönlichen BAUSTELLE MÜNSTERPLATTFORM So lautet das Motto des 8. städtischen Altersforums Ausweises zu benützen und zu geniessen. Öffnungs - Die Bauarbeiten der Brüstungs-Sanierung am kommenden 19. Mai im Kornhaus Bern. Die zeiten (nur bei guter Witterung): von Mai bis Septem - haben in der zweiten Februar- Hälfte begonnen Veranstaltung eröffnen wird der Soziologe und ber gemäss den am Pavillon angeschlagenen Zeiten. und dauern bis zu den Sommerferien 2015. Anstelle einer Buchautor Peter Gross. Er wird stereotype Alters - baulich nicht realisierbaren Erhöhung der bestehenden szenarien hinterfragen und den Zuhörenden eine Sesam, öffne dich...! Mauerkrone wird das umliegende Gelände abgesenkt, um andere Sichtweise auf das dritte Lebensalter aufzei - Unter dem Lese- und Spielpavillon befindet sich so den heutigen Sicherheitsnormen für Brüstungshöhen zu gen, wie es in der Mitteilung des Alters und Versi - noch eine ganz besondere Attraktion: Der Fundort genügen. Die Kosten sind mit rund 1.5 Millionen Franken cherungsamts der Stadt Bern heisst. von Fragmenten von Skulpturen aus dem Münster, veranschlagt. Angesichts der nahenden Eröffnung des «Ein - die dem Bildersturm zum Auftakt der Reformation stein au jardin», wird der erste Teilabschnitt der Arbeiten In drei Workshops geht es dann unter anderem um zum Opfer gefallen waren. «In einem gruelichen rund um dessen Pavillon vorgezogen (Bauherrschaft Hoch - Wege, wie Alterseinsamkeit vermieden werden bau Stadt Bern, Bauleitung WAM Planer und Bauingenieure kann, den Umgang mit Demenzkranken und um Die Münsterplattform aus ungewohnter Vogelper -  AG). sw Möglichkeiten, wie man auch nach der Pensionie - spektive rung aktiv und engagiert bleibt. Die Finanzierung des Alters ist dann Thema einer Podiumsdiskussion.

Das Altersforum wird vom Alters- und Versiche - rungsamt der Stadt Bern initiiert und zusammen mit allen grossen Altersorganisationen der Stadt sowie engagierten Seniorinnen und Senioren vorbereitet. Die Teilnahme ist kostenlos und eine vorherige An - meldung nicht nötig. Das detaillierte Programm kann unter der Nummer 031 321 63 11 oder per Email ([email protected]) be - stellt werden. babü/zvg 8 BrunneZytig 13. März 2015 Angebote

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NaTuR IN deR BeRNeR alTSTadT: TROTZIGeR möglichen deshalb die Ausbreitung in die Stadt hi - nein. WIdeRSTäNdleR es ist so unscheinbar, dass es kaum beachtet wird. es erträgt grosse Hitze, Frost und abgase. Das Kahle Bruchkraut gehört zur Familie der Nel - es wird zertrampelt und abgeflammt. Trotzdem überlebt es in und zwischen den Ritzen der Pflas - kengewächse, auch wenn es nicht über die bekann - ten rosafarbenen oder roten Blüten verfügt. Es kann tersteine: das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra). lediglich mit etwa ein Milimeter grossen grün-gel - ben, äus serst unscheinbaren Blüten aufwarten. Be - Sogar im Winter, wenn die Natur auf Sparflamme zu treffen ist. Seinen Namen hat das Silbermoos be - merkt werden diese Blüten allerdings von winzigen laufen scheint, können in der Stadt Wildpflanzen kommen, weil die oberen Blättchen der Pflanze kein Insekten, welche von Juni bis August für die Bestäu - und Moose entdeckt werden. Viele Gassen in der un - Blattgrün enthalten und das Moos dadurch leicht bung sorgen. Die Verbreitung der Samen unseres be - teren Berner Altstadt sind gepflästert und dadurch silbrig oder weisslich erscheint. scheidenen Quartierbewohners übernehmen, ohne nicht komplett versiegelt. In den Ritzen zwischen dies zu ahnen, auch unsere Füsse. Reife Samen setzen Pflastersteinen kann sich deshalb Leben etablieren. die Wuchsform schützt vor Tritten sich an feuchten Oberflächen von Schuhsohlen, Ve - Es herrschen allerdings schwierige und strapaziöse Etwas weniger robust und deshalb seltener anzutref - loreifen, Autopneus oder Hundepfoten fest. Sobald die Bedingungen: Die Humusschicht ist bescheiden, die fen ist das Kahle Bruchkraut. Entlang der südlichen Oberfläche des Transportmittels abtrocknet, lässt die Sonne trocknet mit sommerlicher Hitze die Ritzen Seite des Mattebachs, beim grösseren der beiden Anhaftung der Samen nach und sie fallen wieder ab aus und treibt die Temperaturen in die Höhe, bei Schulhäuser zum Beispiel, wurzelt das kleinwüch - – der Taxidienst hat seinen Z weck erfüllt. Regen werden die Fugen regelrecht geflutet und im sige, halb in der Ritze verborgene Pflänzlein un - BR Winter herrscht mit Schnee und Temperaturen im scheinbar vor sich hin. Es breitet sich ästig auf dem Unternullbereich nicht selten Polarklima. Der Ver - Boden aus und schützt sich mit dieser Wuchsform kehr brettert über die Pflastersteine, Menschen tre - vor Tritten. Ausserhalb von Städten kommt das ten ohne böse Absicht alles kurz und klein. Konfetti Kahle Bruchkraut auf warmen Felsformationen vor. an der Fasnacht, giftige Zigarettenstummel, der Ein - Die Ritzen der Pflastersteine sind diesem ursprüng - satz von Streusalz bei Eisesglätte oder von Flammen - lichen Lebensraum ausgesprochen ähnlich und er - werfern zwecks Unkrautbekämpfung bedeuten zusätzliche Herausforderungen.

In diesem Umfeld können nur trittresistente und ro - buste Pflanzen überleben, die sogenannten Tritt - pflanzen. Paradebeispiel ist das Silbermoos, ein Kosmopolit, der sehr häufig in Innenstädten anzu -

INFO NATUR IN DER STADT

VERBORGENE STADTPFLANZEN UND TIERWELTEN In den vergangenen Jahren haben mehrere Studien belegt, dass das Bild einer Stadt als Einöde hinsichtlich Flora und Fauna falsch ist. Im Gegenteil: Städte mit ihren Parkanla - gen, Vorgärten, Dachterrassen, Wegrändern, Blumenkisten und Natursteinmauern brauchen, was Artenvielfalt anbe - langt, den Vergleich mit dem von der Landwirtschaft ge - prägten Umfeld nicht zu scheuen. Die Stadt bietet natürlich  Zwischen den Pflastersteinen hat sich das Kahle  In der Vergrösserung sieht das Pflänzchen gar nicht keine Wildnis im Sinne einer vom Menschen unberührten Bruchkraut eingenistet. mehr so unscheinbar aus. Landschaft. Dennoch lebt eine Vielzahl von Wildpflanzen, Tieren, Moosen, Pilzen mehr oder weniger verborgen und unscheinbar mitten unter uns. Es braucht nur ein paar wache Augen und schon sind unerwartete Beobachtungen vor der eigenen Haustüre möglich. Die BrunneZytig wird in diesem Jahr in einer kleinen Artikelserie über die Natur Nila Moti Stiftung in der Berner Altstadt berichten. Schönste handgefertigte NOCH ZWEI TIPPS Kleider, Accesssoires, Seit Anfang 2013 wird das Floreninventar der Stadt Bern (FLIB) erstellt. Unter der Leitung von Stadtgrün Bern und Schmuckstücke aus der Bernischen Botanischen Gesellschaft BBG erheben reinen Naturmaterialien zahlreiche ehrenamtliche Kartierpersonen die Wildpflan - zen der Stadt Bern. Bereits sind 1400 Arten dokumentiert! Das Projekt FLIB ist Gast in der Kornhausbibliothek und zeigt bis am 25. April 2015 eine Fotoausstellung zum Thema «Berns Wildblumen» (jeweils Di-Fr 10-19h, Sa 10- 17h). Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 13.30 – 18.00 Uhr BÄRNER WILDPFLANZENMÄRIT Samstag 10.00 – 15.00 Uhr Wer Lust auf einheimische Wildpflanzen im Balkonkistli hat, dem sei der Wildpflanzenmärit empfohlen: Mittwoch, Gerberngasse 36, 3011 Bern 22. April 2015 von 7-17h BR www.nilamoti.org 10 BrunneZytig 13. März 2015 Läbigi Altstadt

WINTeRScHlaF? – VON WeGeN! geschrieben». Sie geht in den Schuppen und kommt mit einem Werkzeugkasten voll Krimskrams zurück, «die Berner sollen unsere Beeren wie die Bären lieben» mit einer Auswahl der «historischen Ausbeute» an Wie unseren lesern versprochen, bin ich wieder unterwegs in den Stiftgarten, diesmal nicht Gegenständen: Fixerbestecke, Golfball, Tennisbälle, durch die Türe in der Fricktreppe, sondern über die kleine, steile, etwas vereiste Steintreppe von Jasskarten, Velonummer von 1954, Weissweinglas, der Badgasse aus. die Holztüre an deren ende führt direkt in den Schuppen, der unter der west - kleine Flasche, Tierzähne, die das Naturhistorische lichen Stützmauer der münster-Plattform vor der winterlichen Kälte Schutz zu suchen scheint. Museum noch bestimmen soll, Schlüssel und viele Spielsachen. «Von etlichen Dingen wissen wir, woher Inzwischen hat Angela Losert, seit August 2013 ver - ten, ich habe klamme Füsse», meinte Angela vor sie stammen und weshalb sie hier gelandet sind, vie - antwortliche Erneuerin des Gartens, hier zuhanden einer Stunde zu mir, und räumte die beiden Stühle les bleibt zu entdecken. Direkt am Hang oben wird der Versicherung Inventar gemacht. Inzwischen ist aus dem Schnee wieder in den Schuppen. Ihr der - es noch schwieriger. Da liegt noch Schutt aus der hier aber auch der Winter mit Schnee und Bise ein - zeitiger Mitarbeiter, ein Teilnehmer am UPD-Insel- Bauzeit des Stiftsgebäudes.» gekehrt, doch Angela arbeitet zusammen mit einem Projekt «Chancen» (zur Begleitung und Integration Helfer eisern immer mittwochs und freitags sechs von Migranten), hat inzwischen schon einen rechten In diese historische Studenten-Arbeit wird auch das Stunden lang an ihrem Werk. Angela Losert ist eine Haufen Erde durch sein Sieb gedrückt. «Nachdem geologische Gutachten des Geländes mit einfliessen. der Frauen, die nicht nur vor Ideen sprühen, son - wir bisher gerodet und Unkraut ausgetan haben – «Damit wir hier irgendwelche Gewächshäuser-Neu - dern auch den Realitätsbezug und die Durchhalte - unter anderem haben wir sechs Kubikmeter des bauten in Betracht ziehen können, brauchen wir ein kraft haben, diese umzusetzen. So wurde im August wuchernden Knöterichs entfernt – müssen wir nun solches Gutachten. Jetzt wissen wir, dass wir hier auf 2014 die Stiftgarten GmbH mit gemeinnützigem den ganzen Garten bis etwa einen halben Meter tief einer 40 Meter dicken Moräne (verfestigtes Glet - Charakter ins Leben gerufen. Sobald der Frühling umgraben. Weil das Gelände mehrere Jahre brach schergeschiebe) stehen und erst darunter fester Fels kommt, geht es hier also – nein, nicht mit den Bären gelegen hat, hat sich in der einstigen Erde viel Schutt ansteht. Deshalb musste ja damals die Stützmauer der los, wie im unweit entfernt liegenden Bärenpark – und Abfall abgelagert.» Münsterplattform aus Stabilitätsgründen im unteren sondern mit den Beeren, frei nach dem Motto: Nicht Teil ganze 10 Meter breit angelegt werden!», erläutert nur Bären, auch Beeren für Bern! Bauschutt aus historischer Zeit Angela Losert. Doch Angela Losert wäre nicht Angela, wenn sie Viel unkraut und abfall nicht auch dieser Tatsache noch etwas abgewinnen ein Weinberg ist in Planung Meine Aufzeichnungen riechen noch nach dem offe - könnte. «Ich habe an der Technischen Hochschule Im östlichen Südhang des Gartens muss jetzt der nen Feuer, an dem wir uns an diesem 6. Februar im in Rapperswil SG angeregt, ein Student könnte doch Boden noch analysiert und präpariert werden, damit winterlichen Stiftgarten während unseres Gesprächs über die lokale Geschichte und Benutzung dieses hier 100 Reben mit einer geeigneten Unterlage gewärmt haben «Solange wir uns bewegen, merken Gartens seine Abschlussarbeit schreiben. Die Idee (Wurzelteil und Basis) gepflanzt werden können. Ge - wir die Bise kaum, aber jetzt muss ich weiterarbei - wurde aufgenommen und das Thema ist jetzt aus - plant ist eine robuste interspezifische Weisswein - sorte. Die Rebstöcke sollen per Spenden finanziert werden, wobei die Geldgeber dann gerne auch in «ihrem» Weinberg mitarbeiten dürfen. Im westlichen Gartenbereich, wo die terrassierten, zementeinge - fassten Beete liegen, ist die oberste Boden schicht noch voll von Scherben ihrer einstigen Abdeckung. Hier und überall dort, wo der Humus zu sehr durch Abfall kontaminiert ist, muss er teilweise ersetzt werden, auch verlangen bestimmte Pflanzen und Sträucher nach einem ganz spezifischen Boden. Ich realisiere, wie hochprofessionell es hier zugeht. «Auch oberirdisch haben wir schon einiges hinter uns», erklärt mir Angela weiter, «Wir haben sämtli -  «Kaum ein Durchkommen auf dem Gelände!»  ... und nachher: So präsentiert sich der Schuppen nach Der gestrüpp-überwucherte Schuppen, so wie ihn der Rodungsaktion 2014. che Sträucher, die zu alt oder zu verwildert waren, Angela Losert angetroffen hat... ausgetan und die restlichen geschnitten. Und das war teilweise hier wie in einem Urwald, glaub mir! Die grossen, alten «vergreisten» Flieder und Holun - der entlang der Mitteltreppe versuchen wir aber zu retten. Und entlang des Zauns, der an die Badgasse angrenzt, wachsen nun Wildbeerensträucher.» «Das sind dann wohl reine Ziersträucher», wage ich zu bemerken, doch Angela meint: «Alle diese Beeren sind auch kulinarisch verwertbar, und das werden wir auch tun. Viele der Strauchbeeren im Garten sind alte Sorten, die hier erhalten und Interessierten zugänglich gemacht werden sollen. Wir arbeiten dabei eng mit Pro Specie Rara zusammen».

Biokompost-lieferanten und freiwillige mitarbeiter gesucht Ich bemerke an zwei Stellen ein Flechtwerk aus Ästen. «Das sind zwei Kompostplatzrahmen aus Tot - holz, die gleichzeitig auch Lebensraum vieler Klein - tiere werden. Den Anwohnern der Badgasse haben wir bereits einen Zettel zugestellt, denn sie können BrunneZytig 11 Läbigi Altstadt 13. März 2015

ab sofort freitagvormittags ihren Kompost für uns in und Gebäude (AGG) statt», erzählt sie. «Alle oberir - lässt. Sie beschreibt dies mit folgenden Worten: «In Kübeln vor die Haustüre stellen. Allerdings darf es dischen, architektonischen Baulichkeiten versuche der Zwischenzeit ist klar, dass der Kanton in seiner nur solcher in ‘reinster’ Form sein, nichts Gekochtes ich jedoch mittels Spenden zu finanzieren. Auch für aktuellen finanziellen Lage keine Möglichkeit hat, den oder Gesalzenes und keine chemisch behandelten unser gesamtes benötigtes Material sind wir weiter - Wiederaufbau des Stiftgartens finanziell zu unterstüt - Schnittblumen etc.» hin auf Spenden angewiesen. Du siehst, das Spen - zen, obwohl das Projekt sehr geschätzt wird. Sie dengenerieren macht einen grossen Teil meiner übernehmen die Sanierung und Entsorgung der Alt - «Wie sieht Eure weitere Zukunft aus», möchte ich vielseitigen Arbeit hier aus.» lasten. Das ist für uns und für diesen Garten in seiner von Angela wissen, nachdem uns ihr Mitarbeiter ZB prominenten und UNESCO-prämierten Lage ein ent - einen wundervollen und auch händewärmenden Nachtrag täuschendes Resultat und zwingt mich, entweder die Kräutertee serviert hat. «Ich bin ja auch Mitglied des Am 12. Februar bekam ich Nachricht von Angela Bauvorstellungen zu redimensionieren oder noch in - Vereins bioterra, Regionalgruppe Bern und Umge - Losert über das eher enttäuschende Resultat der Sit - tensiver auf die Suche nach Spendern und Sponsoren bung, und eine der fünf Frauen im Leitungsteam. zung, das aber trotz alledem ein wenig Hoffnung zu - zu gehen.» Uns gibt es seit über 60 Jahren in 30 Regionalgrup - pen mit 14’000 Mitgliedern. Wir haben für 2015 das Motto «Slow Garden» im Programm. Unser Ziel ist die Förderung des biologischen Anbaus in Gärten und in der Landwirtschaft. Auf unserer Homepage www.bioterra.ch kann das monatliche Kurspro - gramm abgerufen werden.

Auch hier im Stiftgarten werden ein paar dieser Kurse durchgeführt, so der vierteilige Biogartenkurs und ein Kurs zu meditativem Gärtnern. Wir präsen - tieren uns auch am Wildpflanzenmärit vom 22. April und am Tag der offenen Gärten am 13./14. Juni (www.offengarten.ch ). Für den Märit suchen wir noch freiwillige Mitarbeiter in Werbung und Verkauf ([email protected] ).

Integrations-arbeit und Wiederaufbau  Winter 2015: Ein freiwilliger Helfer durchsiebt das  Angela Losert an unserem Interview-Lagerfeuer am Die Freiwilligenarbeit werden wir gerade im Bereich oberste Erdreich 6. Februar 2015 des integrations- und Geschütze-Werkstatt-Gedan - kens noch ausbauen, in Planung etwa ist die Zusam - menarbeit mit dem Ambulatorium für Kriegs- und Folteropfer.» WIedeR leBeN Im «alTeRSZeNTRum NydeGG» Seit einigen monaten steht das einstige alterszentrum Nydegg leer. Bis Klarheit über die künftige Ein weiteres, wichtiges Projekt: Ein Arbeitsgebäude Nutzung des Gebäudes besteht, hatte die Hauseigentümerin, die Baugesellschaft Nydegg, im und die ehemaligen Gewächshäuser an der Stütz - letzten Jahr eine Zwischennutzung in aussicht gestellt. Nun ist klar wie die aussieht. mauer unterhalb des Stiftsgebäudes mussten abge - rissen, sollen aber wieder mit modernen Mitteln Der «Verein Sozialprojekte» vermietet seit dem 1. cierge» – gleichermassen Anlaufstelle für die Be - aufgebaut werden. Angela wünscht sich, dass der März in der Liegenschaft am Nydeggstalden 9 güns - wohner wie auch verantwortlich dafür, dass der Be - Kanton alle unterirdischen Massnahmen sponsern tigen Wohnraum an junge Erwachsene. Diese Zwi - trieb rund läuft. wird. «Eine diesbezügliche Sitzung findet nächste schennutzung ist bis Dezember 2016 befristet. 32 Woche mit dem Kantonalen Amt für Grundstücke Zimmer werden vermietet, das Angebot richtet sich Für Fragen und Anliegen aus der Nachbarschaft ist unter anderem an Studierende, Sozialhilfeempfän - Projektleiter Saurer täglich erreichbar. «Der kurze gerInnen und WochenaufenthalterInnen. Weg ist mir sehr wichtig», betont er – und gibt dafür auch seine Handynummer heraus: 079 729 61 02. Zwischennutzungs-Konzept in Rekordzeit Seine Email- Adresse lautet peter.saurer@sozialpro - bewilligt jekte.org. Erste Anfragen von Mietinteressenten gingen bei Projektleiter Peter Saurer schon ein, als noch gar Zufriedene altstadt-leiste nicht offiziell kommuniziert worden war. Die Nach - In den Entscheid für die Zwischennutzung wurden frage nach günstigem Wohnraum sei eben riesig, auch die Vereinigten Altstadt-Leiste einbezogen. weshalb der «Verein Sozialprojekte» ständig nach VAL-Präsidentin Stefanie Anliker begrüsst denn neuen Möglichkeiten für Zwischennutzungen suche, auch die temporäre neue Nutzung des ehemaligen sagt Saurer. Wegen einer Zwischennutzung des Al - Alterszentrums. Sie werde das Quartier beleben und terszentrums Nydegg habe der Verein erst Anfang die Durchmischung der Anwohnerschaft fördern, Februar bei der Stadt vorgesprochen, die zur Hälfte findet sie. an der Baugesellschaft Nydegg beteiligt ist. Innert 14 Tagen sei das Projekt bewilligt worden – ein «wohl - «Unser Quartier zeichnet sich durch Vielseitigkeit tuendes Tempo», lacht er. aus, die aufgrund der aktuellen Mietpreissteigerung aber stark gefährdet ist». ein Haus mit concierge babü Damit aus dem Haus «kein Party-Haus» wird, wohnt  Im Herbst 2014 wurden bereits neue Obst-Bäumchen dort auch ein Mitarbeiter des «Vereins Sozialprojekt». gepflanzt Der sei, so beschreibt es Saurer, eine Art «Con - 12 BrunneZytig 13. März 2015 Angebote

AUS DER WÄBERE -K ÜCHE Berner Münster: Restaurierung Chorgewölbe Kalbsragout an Safransauce (Blanquette de veau) Das Chorgewölbe (1515–1517) Zutaten bedarf einer sorgfältigen 800 g Kalbsragout (in mittelgrosse Würfel geschnitten) 1 Lorbeerblatt Restaurierung. 1 Gewürznelke Salz und Pfeffer Herzlichen Dank für Ihre dringend 2 Briefchen Safranpulver oder Safranfäden 1 EL Maizena oder Mehl zum Abbinden benötigte finanzielle Hilfe! 2 dl Crème fraîche oder Sauerrahm Zubereitung PC-Konto 30-980-9, Burgerliche Ersparnis- Die Fleischwürfel in leicht gesalzenes, siedendes Wasser kasse, Konto CH87 0638 2042 3103 9390 1 (ca. 3 l) geben und nach wenigen Minuten den oben auf der Berner Münster-Stiftung dem Wasser aufschwimmenden Schaum abschöpfen. Lorbeerblatt und Gewürznelke beigeben. Mit Salz und Spenden an die Berner Münster-Stiftung Pfeffer würzen. Safran beigeben. sind steuerabzugsberechtigt. Das Ganze ca. 45 Minuten köcherln lassen. Anschliessend Fleischwürfel herausschöpfen und warm beiseite stellen. Kontakt: 031 312 04 64 Dem Fond Maizena oder Mehl beigeben und aufkochen, damit eine leicht gebundene Sauce entsteht. Crème fraî - che bzw. Sauerrahm beigeben. Anschliessend Sauce nicht mehr kochen. Fleisch beigeben und sofort mit Eier-Spätzli servieren. ***** Feine Eier-Spätzli Zutaten 1 kg Weissmehl 12 frische Eier etwas Muskatnuss frisch gemahlen Salz und Pfeffer Zubereitung Alle Zutaten mischen und mit Rührwerk, Mixer, in der Teig - maschine oder von Hand zu einem geschmeidigen, dick - flüssigen Teig kneten und anschliessend mit der flachen Hand klopfen, bis er Blasen wirft (der Teig, nicht die Hände...). Ca. 10 Minuten ruhenlassen. Anschliessend durch das Spätzli-Sieb direkt in leicht gesalzenes, heisses Salzwasser (mit 2 EL Öl beigeben) reiben. Grosse Pfanne nehmen! Das Wasser richtig aufkochen lassen, bis die Spätzli das doppelte Volumen haben (ca. 5 Minuten). Dann werden sie besonders luftig und schmackhaft. Anschliessend Wasser abgiessen und Spätzli unter dem fliessenden kalten Wasser gründlich auskühlen lassen. Vor dem Servieren die Spätzli mit etwas Öl oder Butter gol - dig anbraten und nach Geschmack nachwürzen. Wenn möglich sofort servieren, damit sie etwas knusprig bleiben. Die verbleibenden Spätzli, die nicht sofort gebraucht werden, können vor dem Anbraten in Gefrierbeuteln portionenweise eingefroren werden. Die gefrorenen Spätzli direkt mit etwas Öl oder Butter in die Bratpfanne geben und bei kleiner Hitze goldig und leicht knusprig braten. Varianten: Im Frühjahr eignet sich Bärlauch wunderbar, um den Spätzli eine feine Geschmacksnote zu geben. Ebenso eig - nen sich ganzjährig gehackte getrocknete Tomaten oder Spinat, um die Spätzli zu aromatisieren. Für Bärlauch-Spätzli zusätzlich zu den oben aufgeführten Zutaten 400 g gut gewaschenen, jungen und ganz frischen Bärlauch sehr fein gehackt nach dem Kneten in den Teig einarbeiten. Mit Tomaten funktioniert es gleich. Bei den Bärlauch- und Spinat-Spätzli muss eventuell die Anzahl Eier reduziert werden (ca. 3-4 Eier weniger), damit der Teig nicht zu dünnflüssig wird. Auch hier den Spinat vor dem Einarbeiten fein hacken.

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GäNSeHauT mIT ScHmuNZelFälTcHeN Bei edith Bussmann zu Besuch: als Radiohören noch ein abenteuerliches Vergnügen war. ein Porträt.

Zur Linken die dralle Üppigkeit Niki de Saint Phalles Geliebte Bretter einer Jugendwelt «Nana», für einmal eher dezent denn knallig bunt Apropos Durchsetzungsvermögen: Die Geschichte bemalt, rechts erhaben, beinahe levitierend in der beginnt in den Nachkriegsjahren in Sankt Gallen. Schwebe, die Statue Maria Magdalena, «Apostelin der Edith weiss am Ende der Schulzeit ganz genau, wel - Apostel», im Stile Tilman Riemenschneiders aus chen Berufsweg sie einschlagen will und möchte schwerem Holz geschnitzt... So hatte ich mir die pri - deshalb nach Zürich an die Schauspielschule – was vate Umwelt der «Meisterin des sanften Schreckens» alles andere als deckungsgleich mit den Wunschvor - eigentlich nicht vorgestellt. Und wäre die hölzerne stellungen ihrer Eltern ist, die an etwas «Substan - Skulptur hinten nicht leicht angesengt, zwar nur zielleres» (lies: Sichereres) denken. Schliesslich aber schwerlich sichtbar, wähnte ich mich wohl im fal - willigen sie ein, nicht ohne sich hinter vorgehaltener schen Film: Flattern doch so zahlreiche, wonnig er - Hand zuzuflüstern: «Ach, lass sie doch ruhig mal die Edith Bussmann – langjährige legendäre Unterhal - schauernde mitternachtsblaue Geschichtsfetzen, das Aufnahmeprüfung absolvieren, sie wird es ja dann  tungschefin beim damaligen Radio DRS – und heute Ohr dicht an den Transistorempfänger gepresst, aus selbst erfahren...» Doch wer in der Folge was erfährt, noch so energiegeladen wie damals. vergangenen Jahrzehnten durch mein Erinnerungs - das sind die Eltern – mittels eingeschriebenen Briefs Fotos: Sabine Anderegg vermögen. Wie hatte ich diese mitreissenden Kurz - betreffend bestandene Aufnahmeprüfung. Die Eltern hörspiele aus dem Berner Radiostudio damals doch bleiben skeptisch: Da sind ja noch die Zwischenprü - entspannung auf die bitter-süsse art genossen! Und jetzt sitze ich im Heim der «Täterin» fungen...», später dann: «... noch der Abschluss...». Mit der Erfindung des «Schreckmümpfeli» erfüllt am Salontischchen... Hätten sich die Eltern Bussmann über die Charak - sich Edith Bussmann einen seit den Schauspieltour - tereigenschaften der im Zeichen des Stiers Gebore - neen in Deutschland gehegten Wunsch – die radio - Wi e erwähnt: Nana links, Maria Magdalena rechts. nen informiert, wäre ihre Verblüffung wohl weit phone Umsetzung jener Art von Mord-, Gespenster- Vor uns zwei Gläser mit Wein. Die Gastgeberin hat geringer gewesen. Tochter Edith besteht mit Bravour. und Gruselgeschichten nämlich, die sie jeweils nach ihn mit derselben Sorgfalt ausgesucht, wie sie sei - dem langen abendlichen Textlernen zur Entspan - nerzeit die Autoren ihrer Sendungen auswählte. Das Im mutterland des Bühnenhochdeutsch nung vor dem Einschlafen las, und die ihr einen Knistern im Raum hat einen anderen Grund als den Edith Bussmann wird bald zur gefeierten Schauspie - wohlig tiefen Schlaf bescherten. Geschichten jener von mir ausgedachten. Es ist das Spannungsfeld, die lerin, interpretiert in Bamberg viele Rollen in Stü - Art, wie sie zum Beispiel Mary Hottinger für den Ausstrahlung einer kreativen, vielseitig interessier - cken von Shakespeare, Sartre und anderen, tritt in Diogenes-Verlag sammelte. Hunderte von Kurzhör - ten Dame mit ausgeprägtem Durchsetzungsvermö - Krimis und Musicals auf, verkörpert die «Polly» in spielen sind es im Laufe der Zeit geworden, unter gen, höchst liebenswürdig, aber sanft bestimmend. Brechts «Dreigroschenoper», spielt in Baden-Baden Beihilfe von Autoren wie Walter Vogt, Ernst Y. Und eines ist mir auf Anhieb bewusst: Man darf, unter Hannes Tannert, avanciert im Südwestfunk, Meyer, Jürg Bingler, Gerold Späth, Markus Köbeli, wie sich nachfolgend zeigen wird, Edith Bussmann, dem heutigen SWR, zur «geliebten Stimme», reist und vielen mehr. Wie manchen sanften Schrecken Erfinderin des «Schreckmümpfeli» (bei unseren kreuz und quer durch Deutschland und Österreich. haben uns die Stimmen von Rainer Zur Linde, Gerd nördlichen Nachbarn mittlerweile als «Schreckhup - Doch nach elf Jahren hat sie das Nomadenleben satt Westphal, Lorenz Kaiser und anderen schon einge - ferl» ein Begriff), nicht auf dieses eine Genre redu - und kehrt 1968 in die Schweiz zurück. Im Hörfunk jagt – und tun dies auf Radio SRF 1 auch heute noch. zieren. entdeckt sie eine neue Faszination und spricht im Jeden Montag, pünktlich nachts um vier ab elf – al - Schweizer Radio DRS, Studio Zürich, vor, das aus lerdings längst nicht mehr unter der Regie von Edith dem ursprünglichen Radio Beromünster entstanden Bussmann. war. Cédric Dumont, Leiter der Abteilung «Unterhal - tung» und späterer Direktor, engagiert Edith Buss - Zum Glück gibt es das unheimliche mann sogleich, schickt sie aber vorerst mal ins Edith Bussmann schreibt dazu: «In einer Zeit, wo der Studio Bern – nur solange bis die «Strukturen in Zü - Mond mit Füssen betreten wurde, wo ferngesteuerte rich» definitiv etabliert sein würden... Ungeheuer unsere Fantasien beengen, wird die Flucht zur Notwendigkeit. Die Flucht in eine Welt, wo Satire, Ironie und unterhaltung in Fm die Summe der Zufälle kein Zufall bleibt, wo Dinge Die Bundesstadt adoptiert Edith Bussmann sogleich geschehen, die jeden Computer aus der Fassung brin - (und umgekehrt). Im Radiostudio Bern findet sie – gen würden, wo das Unaussprechliche das Unvor - in Ruedi Paul Roland und anderen – Kollegen der stellbare zu erlösenden, lebbaren Räumen formt...» gleichen Wellenlänge. Edith Bussmann sprudelt vor Ideen. Sendungen entstehen, Sendegefässe, Sende - Heute pensioniert, ist Edith Bussmann sowohl ihrer reihen, eine legendärer als die andere: «Zweierleier», Passion wie auch der Stadt Bern treu geblieben. Von «Zytlupe» oder «Spasspartout» mit der Live-Veran - ihren Wohnzimmerfenstern blickt sie auf die Altstadt, staltung «Treffpunkt Studio Bern», in der Kabarettist die ihr in einem gewissen Sinne noch immer zu Füs - Hanns Dieter Hüsch prominente Gäste aus den Be - sen liegt, sowie zu den Fenstern gegenüber, hinter reichen Satire und Chanson empfängt. Schon bald denen ihr einstiger Radiokollege Heinz Däpp noch wird sie «Dienstchef Unterhaltung» – die weibliche immer an seinen bissig träfen Worten feilt. Und sie Form ist zu jener Zeit noch inexistent. 1978 wird spricht auch heute noch statt Berndeutsch den St. Edith Bussmann Leiterin des Ressorts «Wort-Unter - Galler Dialekt genauso fliessend wie in ihrer Ost - haltung». Nach Zürich will sie nicht mehr. Ihre Hei - schweizer Jugendzeit. Ich mag’s. Es macht für mich  Edith Bussmann Ende der 70er Jahre – sie steht vor einem Plakat der Live-Veranstaltung «Treffpunkt Stu - mat ist längst schon Bern geworden. die Altstadt farbenfroh. dio Bern» – eine der vielen Sendungen, die sie in ihrer Radio-Karriere aus der Taufe gehoben hat. Hans-Rudolf Matscher 14 BrunneZytig 13. März 2015 Läbigi Altstadt

ScHON PaRaT dIe ZuNFT ZuR FÜFTe JaHReSZyT FÜR deN NäcHSTeN Offensichtlich gibt es zwei arten von Bernern, wenn man sie zur eigenen meinung über die Fas - nacht in ihrer Stadt befragt: die einen bleiben diesem katholischen Brauch skeptisch bis ableh - VIde GReNIeR? nend gegenüber, für die anderen gehört die Fasnacht ganz einfach zum lauf des Jahres. Zu ihnen gehört auch marc «cuco» dietrich, der meister der «Zunft zur füfte Jahreszyt». die Brun - Die Tage werden langsam, aber sicher länger, und neZytig war kurz vor der diesjährigen Fasnacht beim Zunftmeister zu Besuch. die Sonnenstrahlen schaffen es wieder bis in die dunklen Ecken der Wohnung. Beim Sonntagsspa - ziergang zwitschern die Vögel die ersten übermüti - gen Frühlingsbotschaften in die Luft, und renovieren dabei fleissig ihre Nester. Höchste Zeit also, sich die Vögel zum Vorbild zu nehmen und sich selbst auch an den Frühlingsputz zu machen: Kübel raus, Spül - mittel rein und ran an die Schränke!

Bei dieser Gelegenheit lohnt es sich, wieder einmal aufzuräumen und auszumisten. Was soll ich mit dem wunderschönen Kerzenständer machen, den ich zur Konfirmation von Tante Rösli erhalten habe? Ver - misst sie ihn beim nächsten Besuch? Nein! Rein in die Kiste für den Vide Grenier, ebenso die Gläser, die damals beim Ausverkauf so frech ausgesehen haben, aber nie benutzt wurden, weil dann doch völlig unpraktisch, und dort der Stapel Taschenbü - cher, die manche lange Zugfahrt verkürzt haben, jetzt aber ausgelesen sind, und da noch all die leeren Flaschen – vielleicht kocht jemand Sirup und kann sie brauchen...

Wirt und Zunftmeister Marc «Cuco» Dietrich empfängt mich im Keller zur füfte Jahreszyt. Der Frühlingsputz ist erledigt, und die Kiste für den  Vide Grenier gefüllt. Der alljährliche Altstadtfloh - markt für Hauseigentümer, Geschäftsinhaber, Leist - Cuco begrüsst mich in seinem Zunftkeller an der demit verhänkt». Bis dahin habe dem Fasnachtsver - mitglieder und Anwohner der unteren Altstadt findet Gerechtigkeitsgasse 61. Ich habe ganz viele Fragen ein ein Stammlokal gefehlt. «Das haben wir mit der dieses Jahr am 25. April in der Kram- und Gerech - im Kopf. «Natürlich zur Bärner Fasnacht?» meint Gründung der Zunft nachgeliefert. Ich war schon tigkeitsgasse statt. Die Anmeldungen müssen bis zum Cuco, doch ich präzisiere: «Nein, in erster Linie zur längere Zeit auf der Suche nach einem Keller, ging 10. April per E-Mail an videgrenier@bern- Zunft.» «Umso besser», antwortet er, «denn zu oft zufällig auch einmal an diesem vorbei und sah, dass altstadt.ch oder per Post an Zahai Bürgi, Postgasse werden wir und der ‘Verein Berner Fasnacht’ in er leer stand. Ich erkundigte mich bei den Hausbe - 59, 3011 Bern erfolgen. Die Teilnahmegebühr einen Topf geworfen. Wir sind aber zwei autonome sitzern, den Bernburgern, natürlich sofort nach (Leistmitglieder Fr. 20.-, übrige Anwohner Fr. 40.-, Institutionen, die sich allerdings in einigen Dingen eventuellen Mietbedingungen und bekam die Zusage. Kinder gratis, „Schwarzverkäufer“ Fr.- 60) wird di - überschneiden.» «Dann erkläre unseren Lesern doch Und nicht nur das: Nur ein Jahr später verliehen sie rekt am Vide Grenier einkassiert. einmal die Entstehung und den Zweck der beiden dem «Verein Berner Fasnacht» sogar ihren Kultur - rlu Vereine», bitte ich ihn. «Schon die Gründungsdaten preis! Seitdem bin ich hier unten nicht nur jeden liegen weit auseinander: Der ‘Verein Berner Fas - Montagabend der Wirt, sondern auch, solange ich nacht’ und damit die neue Berner Fasnacht wurden eben mag, der Zunftmeister. Dr Chäller isch mis am 19. Januar 1982 ins Leben gerufen. Nach einem Ching! Wir haben eigene Statuten, einen Vorstand, Probelauf starteten sie die im 17. Jahrhundert durch regelmässige Konzertveranstaltungen und von Zeit die Protestanten allmählich verdrängte ursprüngli - zu Zeit eine Bilderausstellung. Und jeden Montag che Fasnacht neu. Mit dem schönen Erfolg, dass sie zum Apéro von 17-20 Uhr geöffnet (ausser Juli/Au - schon in den 90er Jahren wieder boomte und sogar gust) für alle!» zur drittgrössten Fasnacht der Schweiz heranwuchs.» «mir näme halt nid jede!» «dr chäller isch mis ching!» «Wie viele Mitglieder habt ihr denn?» «Ausser dem Die «Zunft zur füfte Jahreszyt» hingegen gründete Vorstand sind wir noch 11 Leute. Mir näme halt nid Cuco zusammen mit fünf gleichgesinnten Fasnächt - jede! Es sind entweder Ehrenmitglieder des Fas - lern am 11. 11. 2006, und er ist seither im «Härz nachtsvereins oder Personen, die sich in irgendeiner

 Gesucht: Neue Besitzer! BrunneZytig 15 Läbigi Altstadt 13. März 2015

Weise um die Fasnacht verdient gemacht haben. Na - dIe 12. alTSTadT- türlich sind wir alle auch im Fasnachtsverein, dem mehrere hundert Personen angehören. Ich selbst BRuNNeNFIGuR war zwischen 1997 und 2002 dort Präsident. der Tisch von Toni Vescoli Jetzt schau Dich aber doch einmal im Keller um: All das habe ich selbst zusammengetragen und einge - richtet. Du findest da viele Unikate und Gegenstände, die mit der Geschichte der Berner Fasnacht ver - knüpft sind. Die Möbel habe ich aus dem Hiob-Bro - cki, bis auf diesen imposanten Mitteltisch mit den hochlehnigen Stühlen, den hat mir Toni Vescoli per - sönlich angefertigt für meine Könizer Wohnung, der  Der erste Berner Fasnachtsbär. ist nämlich nicht nur Sänger, sondern auch Möbel - restaurator. Oder dieser kleine runde Bar-Stehtisch, Hier vorne auf der Kommode siehst Du den Kopf des das ist einer der 144 Scheinwerfer aus dem alten ersten Bären. Er siehst schon reichlich mitgenom - Wankdorfstadion, von diesem einen Pfeiler, der nach men aus mit seinen zerschlissenen Ohren und dem der Sprengung stehen geblieben ist.» abgenutzten Fell – eine echte Fasnachtsreliquie! A propos Bär: Am Zibelemärit 1985 erhielten die Be - Ich habe eben erst angefangen zu staunen, da geht’s gründer der Wiedergeburt der Berner Fasnacht den schon weiter: «Schau diesen bunten Vogel, der von Bärendreckpreis. Der auf der Urkunde hier sicht - der Decke hängt. Jedes Jahr behalte ich ein Exemplar bare Bär wurde tatsächlich aus echtem Bärensch... der fasnächtlichen Rathausgassdekoration, die von modelliert!» Behindertenwerkstätten angefertigt werden – inzwi - schen eine tolle Tradition. Und hier an der Rück - Narrenfreiheit für die Plakatkünstler wand steht ein echter Braunbär in voller Auch an den Kellerwänden hängt Fasnachtshistori - Lebensgrösse». Cuco streichelt ihn liebevoll: «Das ist sches, so zum Beispiel alle bisherigen Fasnachtspla - das seit drei Jahren ausrangierte zweite Fasnachts - kate, zuvorderst am Treppenaufgang das neueste bärenkostüm.» von Judith Bärtschi. «Wie sucht und findet der Fas - nachtsverein jeweils sein Jahressujet?», frage ich der Fasnachtsbär Cuco. «Nicht er sucht das Sujet, sondern er wählt Zur Zeit meines Besuchs im Zunftkeller ist der in - einen Künstler, der dann in fasnächtlicher Narren - zwischen dritte Fasnachtsbär noch im Käfigturm freiheit ein Sujet kreiert und gestaltet. Dieses wird Am Freitagabend stand er plötzlich da, thronte am eingeschlossen und wartet auf seine zeremonielle dann eins zu eins vom Plakat auch auf die Plaquette,  oberen Ende der Gerechtigkeitsgasse hoch oben auf Befreiung, um sein jahreszeitliches Unwesen zu trei - in die Fasnachtsbroschüre und auf die Fasnachtswei - seinem Brunnenstock, akkurat ausgerichtet in der ben. Cuco deutet auf die Wand. «Siehst Du den leeren netikette übertragen.» «Was hat es mit diesem Fas - Mitte des Gitters über dem Stadtbach, den sonnen- Haken hier an der Wand? Dort hängt das Jahr über nachtswein auf sich?», will ich weiter wissen. «Den bebrillten Blick frei bis zum Zytglogge: Der bislang unbekannte Cousin des Chindlifrässers, der Agglo - das Schloss, das nun den Bären gefangen hält. Die – je einen weissen und einen roten – wählt jeweils frässer. Die neue Schreckfigur. Die Familienähnlich- Bärenfelle stammen aus Russland, den Kopf gestaltet der Vorstand aus, seit vielen Jahren vom gleichen keit war unverkennbar, auch wenn der Agglofrässer ein hiesiger Präparator und bei Kürschner Dössegger Produzenten. Bei mir im Keller wird er das ganze seinen Appetit mit den Wappen der Berner Agglome - rationsgemeinden stillte – statt mit Kindern. am Kasinoplatz übersommert er. Verantwortlich für Jahr über ausgeschenkt.» «Bern noi gründe» und «Gluscht uf Gross» tönte er, das Kostüm ist sein – vom Fasnachtsverein geheim während er knirschend die Wappen zermalmte. Doch (!) gewählter – Träger, solange er das Amt ausübt. Ich bin beeindruckt und kann zum ersten Mal die ein gewaltiges «Gorpsen», das regelmässig das Innere seiner Säule erschütterte, schien darauf hinzudeuten, Organisation der Berner Fasnacht etwas durch - welch schwerverdauliche Kost die städtischen Wachs - schauen. Doch da gäbe es noch manches anzuspre - tumspläne sind. chen, die Guggen, das Fasnachtstheater, die Schnitzelbänke... Der Stoff für einen jährlichen Fas - nachtsartikel dürfte mir noch eine Zeitlang nicht ausgehen. ZB

 Kreative aus der Matte, aus den Reihen der Guggen - musik «Tabula Rasa» und ihrem Umfeld, machten der Unteren Altstadt den Agglofrässser als 12.Brunnen-  Eine der bunten Figuren aus der Rathausgasse, die figur zum temporären Geschenk – und feierten ihn aus den Behindertenwerkstätten stammen. zünftig mit heissen Rhythmen. babü

 Cuco am Stehtisch aus dem Wankdorfstadion. 16 BrunneZytig 13. März 2015 Läbigi Altstadt

WeSWeGeN dIe dISTelFINKeN NIcHT NäRRIScH SINd Leserinnen und Lesern neue Aspekte aufzeigt, die sich bereits mit der Geschichte Berns beschäftigt Was haben edelleute mit distelfinken und Narren zu tun? erstmals seit 150 Jahren liegt nun wie - haben. Wie sagte doch der Maler und Reformator Ni - der eine aktuelle Geschichte der Gesellschaft zum distelzwang vor. es ist ein spannendes, fa - klaus Manuel, der mit seinem Wohnsitz an der Ge - cettenreiches Kapitel der Berner Geschichte. und damit auch das Porträt eines wichtigen rechtigkeitsgasse 72 ein Distelzwang-Nachbar war? Gebäudes in der altstadt. «NKAW» fasste Manuel seine existentielle Erkenntnis zusammen: Niemand kann alles wissen. In goldener Schrift steht an der Fassade der Gerech - Konrad Tobler tigkeitsgasse 79 «Distelzwang – Gentilshommes». Da - Das Buch: Von Narren und Distelfinken. Die Geschichte der rüber, in einem martialischen Triumphrelief: «Pro Gesellschaft zu Distelzwang. 168 Seiten, zahlreiche Abb., Deo et Patria». Allein das erzählt viel über die Ge - Stämpfli Verlag, Fr. 54.– schichte der Gesellschaft zum Distelzwang. Weswegen aber hat das barocke Distelzwang-Haus als einziges in der ganzen Altstadt eine offene Eingangshalle, «BIm WORT GNO» deren elegantes Gitter erst seit einigen Jahrzehnten Seine Bücher haben sich hunderttausendfach da ist? Und weswegen findet man hier auch Wappen verkauft. er gilt als mitbegründer der moder - mit einem Narren und einem Distelfink? Und was nen Schweizer mundartliteratur: Rudolf von wird geraunt über diese Zunft, die als einzige nicht Tavel (1866-1934). Konrad Tobler hat sich in aus einer Handwerkervereinigung hervorgegangen ist? Wie «adlig» war die Gesellschaft zum Distelzwang, seinem neuen Buch mit diesem Berner aristo - und welchen Rang nahm sie in der Stadt Bern unter kraten, Schriftsteller und Publizisten ausein- den Gesellschaften und Zünften ein? andergesetzt.  Der silberne Narrenbecher, 1650 erstmals im Inventar Viele dieser Fragen beantwortet das neue Buch über erwähnt, ist das wertvollste Gefäss im Besitz der Generationen haben seine Bücher verschlungen, die Gesellschaft zum Distelzwang. Neu aufgenommene Titel tragen wie «Ring i der Chetti», «Meischter und die Geschichte des Distelzwang. Das Buch ist dabei Mitglieder dürfen jeweils einen Schluck aus diesem zugleich eine eigentliche Bern-Geschichte, wird doch Becher trinken. Ritter» oder «Der Schtärn vo Buebebärg», ein Haupt - die Geschichte der Gesellschaft seit ihrer ersten Er - werk. Ihr Inhalt entsprach nicht nur jugendlicher wähnung im 14. Jahrhundert im historischen und fassung von 1831 ein Ende. Der Distelzwang musste Romantik, sondern auch dem bis in die letzten Jahr - sozialen Kontext dokumentiert und analysiert. Sta - sich, wie die gesamte Burgergemeinde, der neuen zehnte des vergangenen Jahrhunderts rückwärts ge - tistiken und Porträts bekannter Mitglieder ergänzen Zeit stellen. Das ging nicht ohne Widerstände und Wi - wandten, idealisierten Schweizer Geschichtsbild mit die genau belegten Fakten. dersprüche. Sie werden im Buch auch nicht ver - seinem verklärten Heimatbegriff und überborden - schwiegen oder beschönigt, inklusive der in den dem Patriotismus und Militarismus. einst adelig und staatstragend 1930er-Jahren von der Gesellschaft bald wieder auf - Rudolf von Tavel war ein Konservativer, einer, der die «Gentilshommes», also: Edelleute. In der Tat war der gelösten Einmietung einer frontistischen Gruppe im Niederlage des Patriziats in der Revolution von 1798 Distelzwang die Vereinigung vor allem der Adligen Distelzwang. zeitlebens nicht hat verwinden können. Tobler ver - und der Patrizier. Noch 1906 stellten diese fast Drei - hehlt denn auch nicht, dass ihm als «Nachgeborenem» viertel der Mitglieder. Heute sind deren Nachfahren Facettenreicher Bilderbogen viele Einschätzungen und Ansichten von Tavels fremd mit etwa fünf Prozent in der Minderheit. «Pro Deo et Der Narr und der Distelfink im Wappen: Das führt di - sind. Er liest deshalb das Werk «in erster Linie als his - Patria», die zweite Inschrift auf der Fassade: Sie ist rekt zu der immer noch nicht vollständig aufgeklärten torisches und soziologisches Dokument» und bettet in mit der Verpflichtung zu «Gott und Vaterland» Pro - Hausgeschichte. Denn vermutlich entstand der Distel - seinem Buch montageartig Äusserungen und Texte gramm und steht für den staatstragenden, als von zwang aus zwei Gesellschaften, die in benachbarten von Tavels in das historische Umfeld ein. Daraus ent - Gott gegebenen Anspruch der Gesellschaft, deren Häusern ihren Sitz hatten, Häusern, die wohl «Zum standen ist ein spannendes Stück jüngerer Geschichte, Mitglieder während Jahrhunderten zu den führenden Narren» und «Zum Distelzwang» (oder Distelfink) ge - angereichert mit vielen Bildern und einem kompak - und einflussreichsten Personen im Stadtstaat Bern nannt wurden. In der spannenden architekturhisto - ten Werküberblick von Heidi Willumat. gehörten und die wichtigsten Ämter besetzten. rischen Betrachtung spiegelt sich die Geschichte Diese exklusive Struktur fand mit der liberalen Ver - nochmals auf eine andere Weise. Die Halle beispiels - Auch heute boomt die Schweizer Mundartliteratur weise ist in doppelter wieder. Doch trennen die heutigen Autoren Welten Weise zu verstehen: Einer - vom «Urvater» von Tavel. Zwar bekennt auch Beat seits als Gerichtshalle, Sterchi von der Mundart-Autorengruppe «Bern ist wenn das auf der Kreu - überall», von Tavels Bücher ebenso «rauschhaft ver - zung von Kreuz- und Ge - schlungen zu haben wie die Bücher von Karl May» – rechtigkeitsgasse tagende und dass ihm ohne diese Bücher «das heutige Schrei - Gericht wegen der Witte - ben auf bärndeutsch weniger selbstverständlich» ge - rung in die Halle verlegt wesen wäre. Doch er betont das Trennende: «dass von wurde; andererseits als Tavel von der Moderne unberührt geblieben ist». Zufluchtsort für gesuchte Doch zumindest dieses Zitat von Tavels liest sich Verbrecher, die hier – recht «heutig»: « Ich schreibe also nicht Mundart, weil analog zum Kirchenasyl – mir das Bärndütsch Spass macht, sondern weil die während einer bestimm - Mundart det wirksamste Ausdruck für das ist, was ten Zeit nicht dingfest ge - ich sagen möchte...» babü macht werden durften. So öffnet sich mit dem Konrad Tobler «Bim Wort gnoh». Der Mundartschriftsteller Buch «Von Narren und Rudolf von Tavel, Mit einer Werkübersicht von Heidi Wil - Distelfinken» ein facetten - lumat. Edition Atelier Bern, 2014. Das Buch ist im Buch -  Das in Stein gemeisselte Relief der Gesellschaft zum Distelzwang an der Gerechtig - reicher historischer Bil - handel und in der Galerie Krethlow, Gerechtigkeitsgasse keitsgasse 79 derbogen, der auch jenen 72, erhältlich. BrunneZytig 17 Läbigi Altstadt 13. März 2015

Zu TIScH! Sind auf dieser Karte nun zwei gleiche Tische oder doch nicht? auf den ersten Blick sicher nicht! doch wer die beiden Tische aus der Karte herausdrückte und aufeinander legte, merkte schnell den unterschied. diese optische Täuschung diente als einladung zum Berner design Weekend. dieses war dann definitiv keine optische Täuschung.

Am letzten Januarwochenende dieses Jahres hat das BDW zum 12. Mal zu Tisch geladen. Die sechs füh - renden Berner Design- und Einrichtungsspezialisten haben sich mit der gemeinsamen Einladung und dem gemeinsamen Auftritt an einem Möbelstück «mit einer waagerechten Platte und (drei oder vier) Bei - nen zum Arbeiten und Essen» gemessen. Und dabei ist dann wiederum ein weiterer gelungener gemein - samer Auftritt zum «Interior Design» entstanden.

So unterschiedlich die sechs beteiligten Fachspezia - listen Meer Wohnen, Zona, Teo Jakob, Intraform, Anliker und Form+Raum sind – am Berner Design  Offene Tür am Berner Design Weekend. Weekend machen jeweils alle gemeinsam Werbung für schöne Stücke, die erst durch die individuelle So konnten der Besucher und die Besucherin ge -  Zona: Zwei gleiche Tische? Betrachtungsweise und das Auge des Betrachters mütlich durch die Möbelhäuser streifen, auf ein be - ihre Bedeutung erhalten. quemes Sofa sinken, manchen verrückten Gegenstand betrachten, von links und rechts prüfen, von oben und unten – und dann noch kurz die Lampe testen. Und sich die Frage stellen und beant - worten: Würde dieses Designobjekt in eine Ecke der Wohnung passen, als Einzelstück die traditionelle Einrichtung aufpeppen oder die bereits durchge - stylte Wohnung noch ergänzen? rlu

 Meer Wohnen: Zwei gleiche Erdbeeren statt zwei glei -  Intraform: Plattgemachtes in 3D – der Tausendsassa  Teo Jakob denkt sich Licht neu. che Tische. Mille Feuille.

Gesundheit durch Vertrauen! Herr A. Chariatte, Frau E. Engel und das gesamte Team freuen sich auf Ihren Besuch!

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FINaNZdIeNSTleISTeR uNd BaNKeN Die Bauordnung sieht für die Nutzung der Geschäfts - flächen in der Unteren Altstadt keine spezielle Re - IN deR uNTeReN alTSTadT gelung vor, ganz im Gegensatz zur Oberen Altstadt, auswirkungen auf Branchenmix und mieten – was kann dagegen unter nommen werden? wo in Artikel 78, Absatz 6 steht: «In der , Marktgasse und Neuengasse dürfen im Erdgeschoss an den Lauben nur Räume eingerichtet werden, die die Faktenlage dem Warenverkauf oder dem Gastgewerbe dienen.» Die Altstädtler haben es seit längerem mit Besorgnis festgestellt: Nach Umbauten sind in mehreren Ge - ausblick schäftslokalen Banken und Finanzdienstleister ein - Seitens des Gemeinderates und des Stadtpräsidenten gezogen: BPS Banca Populare di Sondrio, AEK Bank wird auf die Schreiben soweit eingetreten, dass auf und VZ Vermögenszentrum. An sich schön, dass die das in Arbeit stehende Stadtentwicklungskonzept Berner Altstadt auch diese Branche anzuziehen (STEK) 2015 verwiesen wird. Im Rahmen dieses scheint, aber zwei Punkte sind mit dieser Entwick - gesamtstädtischen Projekts werde die künftige Nut - lung als problematisch zu betrachten: Ein Finanz - zung der Geschäftsflächen im UNESCO-Parameter dienstleister vermag kein Schaufenster so mit Leben thematisiert, die VAL werden sich diesbezüglich ein - zu füllen, wie es angestammte Geschäftslokale in der bringen können. Regel tun. Weit schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass sich damit die Preisspirale bei den Mieten in Auch politisch bewegt sich etwas: Ein Vorstoss im  Die Rückseite an der Rathausgasse: Nicht wirklich Höhen bewegt, die mit «normaler» gewerblicher Tä - typisch Berner Altstadt... Stadtrat soll den Gemeinderat beauftragen, die Bau - tigkeit nicht mehr finanzierbar sind. Als Folge davon ordnung dahingehend zu ergänzen, dass die Lauben- werden es sich immer weniger Gewerbetreibende Was bisher geschah und Parterregeschosse in der unteren Altstadt dem leisten können, in der Unteren Altstadt ein geeigne - Die Vereinigten Altstadtleiste VAL wandten sich, zu - Detailhandel, dem Gast- und Kleingewerbe sowie tes Lokal zu mieten – es sei denn, verantwortungs - sammen mit Prof. Enrico Riva, welcher in der städ - Kulturlokalen vorbehalten sein sollen (BZ/Bund volle und weitsichtige Hausbesitzer verzichten auf tischen Denkmalpflegekommission Einsitz hat und 11.2.15). Die VAL sind politisch neutral, werden eine Erhöhung der Rendite und sind stolz darauf, das Thema u.a. aus denkmalpflegerischer Sicht be - aber ihre Meinung zugunsten der Unteren Altstadt wenn in Ihrer Liegenschaft weiterhin ein traditio - wertet*, in Zusammenhang mit dem Baugesuch äussern. nelles Geschäft seiner Tätigkeit nachgehen kann. Kramgasse 66 (VZ Vermögungszentrum) an die Damit bliebe die Attraktivität des Branchenmixes Baubewilligungs behörden und den Gemeinderat. Da Festzuhalten ist noch folgendes: Die bereits erstellten erhalten und die Altstadt würde dem Anspruch das Baugesuch geltendem Recht (Bauordnung Stadt Räumlichkeiten der Finanzdienstleister geniessen UNESCO-Weltkulturerbe weiterhin genügen. Aber Bern) entspricht, konnte kein Einfluss auf die Be - Bestandesgarantie; es geht darum, künftige Umbau - eben: Bliebe und würde... willigung geltend gemacht werden. ten für diesen Zweck zu verhindern. ef

*Quellverweis: Heimat heute Nr. 14, Seite 32/33: «Banken und Finanz - dienstleister in den Laubengeschossen der Berner Altstadt: Eine Unverträglichkeit» (Prof. Dr. iur Enrico Riva)

Val AGENDA " !%

" . MÄRZ: MUSEUMSNACHT BERN, !(- " UHR Event-Orte in der Unteren Altstadt und Umgebung: Bern - show beim Bärenpark (letzte Gelegenheit, wird Ende Juni eingestellt!); Zytglogge; Einstein-Haus; Kornhausforum; Kunsthalle Bern; Berner Münster; Kirchenfeldbrücke; Rat - hauskanal; Tropfsteinhöhle

"%. APRIL: VIDE GRENIER in der Kram- und Gerechtigkeitsgasse, 10-16 Uhr Grosszügige Gestaltung beim Vermögenszentrum, aber belebend wäre anders.  Anmeldung für einen Standplatz bis zum 10. April 2015 [email protected] (vgl. Seite 14)

). MAI: GRAND PRIX VON BERN www.gpbern.ch/de/anmeldung Anmeldeschluss: 18. April

!".-!#. JUNI: DAS EINMALIGE OBJEKT .DEO/ Neu wird das "DEO" in Zusammenarbeit mit BERNcity organisiert, und der Anlass steht der ganzen Altstadt und der Matte zur Teilnahme offen. Wir freuen uns über Ihre Inputs per Mail an: [email protected]

&.-(. AUGUST: BUSKERS BERN 20 BrunneZytig 13. März 2015 Kesslergass-Gesellschaft dIe «PäPSTIN» aBGeSaGT: hends schwieriger ist es auch, Statisten zu finden und Sprechrollen zu besetzen; warum wissen wir nicht.» mÜNSTeRPlaTZ OHNe FReIlIcHTSPIel «Der Verein Freilichtspiele Münsterplatz Bern ent - einem Blitz aus heiterem Kulturhimmel gleich ist kürzlich diese Nachricht bekannt geworden; scheidet an seiner Versammlung im März, ob dies les jeux sont faits, rien ne va plus: das Theaterstück über die angebliche oder tatsächliche Päps - das definitive Ende der Freilichtspiele Münsterplatz bedeutet.» tin Johanna wird nicht auf dem münsterplatz gespielt, jenem geschichtsträchtigen und bereits Soweit unser Interview-Partner Ueli Bichsel. im mittelalter benutzten Ort der Freilichtspiele. Vor der prächtigen Kulisse des Jüngsten Ge - richts, selber ein Schauspiel feinster Prägung über dem Hauptportal des Berner münsters, gibt Faites vos jeux oder nid nahlah gwinnt! es keinen grossen auftritt. der absagegrund stimmt nachdenklich. Der Verein Freilichtspiele Münsterplatz Bern sollte nicht aus Geldmangel das Handtuch werfen müssen. Verzichtet wird also auf das dramatische Schauspiel abteilung der Stadt Bern und damit der Kanton nicht Dies umso weniger, als zwei grosse Münsterjubiläen von Susanne Felicitas Wolf nach dem Erfolgsroman willens waren, uns, selbst nur auch mit einem klei - bevorstehen: 2017 die Feierlichkeiten zum 500jäh - von Donna Woolfolk Cross in der Freilichtbearbei - nen Betrag, zu unterstützen. Die Burgergemeinde hat rigen Bestehen des Chorgewölbes – ein halbes Jahr - tung und Mundartfassung von Ueli Bichsel, Insze - uns eine Beurteilung im Februar versprochen; so - tausend »Himmlischer-Hof» – und 2021 das 600- nierung Rolf Schoch und Nathalie Trachsel. Das lange wollten und konnten wir nicht mehr zuwar - Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung des Münsters. Interesse war offensichtlich von Anfang an minim: ten.» Zwei mögliche Gelegenheiten also, auf Synergiepo - 590 Einladungsbriefe an Anwohnende und Ge - «Ganz allgemein ist es sehr schwierig, ohne per - tenziale mit gestandenen Kulturorganisationen zu schäfte wurden in der Unteren Altstadt verschickt – sönliche Beziehungen in die Chefetagen oder dank setzen, wie etwa die Münster-Freilichtspiele, und sie und kaum jemand kam. Passiert im vergangenen politisch/wirtschaftlich vernetzten Zugpferden in der zu nutzen für ein Kulturelixier mit grossen Chören, Oktober, als sämtliche leitenden Verantwortlichen Projektleitung Theaterevents zu finanzieren.» Oden an die Orgeln und vor allem: kurzen Freilicht - im Organigramm «Die Päpstin» ins Casino zum gros - «Sämtliche internen, über ein Jahr sich erstrecken - spiel-Inszenierungen mit Defizitgarantie der Burger - sen Info-Abend luden und mit viel technischem den Arbeiten der Projektleitung, können nicht ent - gemeinde Bern. Ein Hirngespinst? Mitnichten. Aufwand und etlichen Referaten ihr Projekt vorstell - schädigt werden. Die Fremdleistungen sind bezahlt.» sw ten. Den 9 Organisierenden sassen ganze 9 (!) Inte - «Wir meinen, die Päpstin ist von Film und Buch her ressierte gegenüber (der Schreibende mitgezählt)... bekannt und ein spannendes Theaterstück wäre zur Aufführung gelangt.» Ueli Bichsel (Projektleitung Verein Freilichtspiele «Die Enttäuschung war sehr gross. Die Regie wurde Münsterplatz) sagt dazu folgendes: in den Entscheidungsprozess mit einbezogen und «Es hat uns erstaunt, dass ein solches Projekt nicht bisher haben nur wenige Proben stattgefunden.» auf mehr Interesse gestossen ist. Insgesamt haben «Generell fehlen, nicht nur bei uns, theaterinteres - wir mehr als 100 grössere und kleinere Firmen sierte Männer im Alter von 18 bis 50 Jahren, zuse - professionell angefragt und bis auf deren 3 (!) keine oder negative Rückmeldungen erhalten.»  Die Münster-Freilichsspiele mögen weitermachen, «Auch waren wir sehr enttäuscht, dass die Kultur - wünscht sich unser Autor Beat Schwaller.

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stechen per Aale) ist ein anspruchsvolles und oft SaTTleReI FIONa lOSINGeR: BOHème & HaNdWeRK zähes Unterfangen; bereits das Zuschauen dabei ist Parterre, münstergasse 48. die Sattlerei der Glorreichen Sieben, geleitet von Fiona losinger und schon sehr beeindruckend! ursula Häni im Kreise ihrer mitwerkenden. den zwei kreativ veranlagten Bernerinnen, die von sich les deux Bohèmes zu sagen pflegen: «Wir ergänzen uns nahezu perfekt», gilt heute unser besonderes augenmerk. Am Anfang statt Atelier eine Handwerkerstube im Lederlager, Kinderzeichnungen und Radio-Dudel im Hintergrund, viel Kreativität und Lebenslust auf engstem Raum. Nagel um Nagel, Stich für Stich, keine «Tubelibüez» beileibe, wie damals Fiona Lo - singer zu verstehen gab. Die Sattlerei mit dem Flair fürs Feine war geboren, das Leben «La Bohème» in - mitten Leder und Fell, Kindern und WG, Ordnung und Visionen in luftiger Fahrt, die Grenzen der ur - sprünglichen symbolischen «boîte aux lettres» für eine vielversprechende Zukunft weit geöffnet.

Ursula Häni – vor knapp 10 Jahren kam sie dazu. Mit eigenem reichen Lebens-Palmarès, unzimperlich und lebenserprobt und einem guten Gefühl beim Zu - packen, zum Miteinander... und zum Erfolg. Lehr - linge kamen zur Ausbildung in die Untere Altstadt, das Team wuchs zusehends und die neuen Räum - lichkeiten an der Münstergasse 48 konnten bezogen werden. Gut vernetzt und viel beachtet wurde das Werken und Wirken der in unserer läbigen Altstadt ansässigen Sattlerei Fiona Losinger von der Philan - tropischen Gesellschaft mit dem «Prix Union» be - dacht und ausgezeichnet. Eine kürzlich ausgestrahlte Sendung von Radio SRF sorgte für die mehr als ver -  Die beiden Lederkünstlerinnen: Fiona Losinger links, Ursula Häni rechts diente Medienpräsenz. Herzliche Gratulation! Pri - ckelnd beim Schreiben und einer geöffneten Flasche Die Handtasche. Das heutige «Flaggschiff» der hand - tion, kecke Werbefotografie und nicht zuletzt starke Champagner gleich: Den Inhalten der lebensphilo - werklichen Produktepalette im Schosse unserer Alt - Kundenbindungen geben der Sattlerei an der Müns - sophischen Wundertüte «Sattlerei Fiona Losinger» in stadt. Die Arbeiten des gut eingespielten Teams in tergasse das Gepräge des stilvollen Originals auf dem der heutigen BrunneZytig Raum für unsere Leser - der Sattlerei an der Münstergasse lassen Distanzen Laufsteg der Exklusivität. So stossen auch die Mo - schaft schaffen zu dürfen. schwinden und grosse Labels im Vergleich zuweilen delle der «boîtes aux lettres», die kleinen, an des sw matt erscheinen. Appellation d’Origine Contrôlée. Bruders ehemaligen Schultornister erinnernden Da - Eben drum. Ideengebung, Kreation, Herstellung und mentaschen, auf reges Interesse. Verkauf an einem Ort vereint, originelle Präsenta - Vom Hörensagen bekannt für viele von uns, die so - genannt «alten» Berufe wie Müller, Gerber, Küfer, Seiler oder eben den des Sattlers, der Sattlerin. Er - lauben wir uns den kleinen Exkurs in letzteren, in dessen (vor allem in früheren Zeiten) gewohnten Anwendungen: Herstellen von Reitsätteln, Riemen, Zaumzeug und Zutaten, Gürteln, Kartentaschen, Fut - teralen, Mappen und Kleidungsteilen. Auch das Pols - tern von Sitzmöbeln und deren Bezug mit z.B. abschliessendem Ziernagelbeschlag oder einer Borde  Die glorreichen Sieben am Werken wurde u.a. praktiziert. Von all den Reparaturen an besagten oder älteren Arbeiten gar nicht erst zu reden. Schneiden, Stanzen und vor allem Nähen vom und im natürlichen Material Leder (oft mit Vor -

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mÜNSTeR aKTuell bemessen. Sind doch die finanziellen Aufwendungen für die Geldgebenden beträchtlich. Freuen wir uns KGG AGENDA " !% abschluss Themenkreis macHT auf den 500. Chorgewölbe-Geburtstag im Jahr 2017 WortKlangRäume, ein 7-teiliger Zyklus unter der und ganz besonders auf die bereits geplanten öffent - Leitung von Pfr. Beat Allemand und dem Organisten lichen Führungen in den «Himmlischen Hof». Die !&. MÄRZ: HIMMLISCHER HOF * SONDERFÜHRUNG Daniel Glaus, findet seinen Abschluss: Möglichkeiten und Termine können Sie bei der In - für angemeldete Mitglieder der Kesslergass-Gesellschaft. «D Macht macht Mönsche zu Monschter» fostelle des Berner Münsters (Telefon 031 312 04 16.45 h vor dem Hauptportal des Berner Münsters. Guy Krneta, Worte; Daniel Woodtli, Trompete 62) erfragen oder unserer nächsten BrunneZytig " . MÄRZ: MUSE MÜNSTERPLAZZ Münster Bern, Dienstag 14. April 2015, 19.30 Uhr. entnehmen. in der Museumsnacht, Münstergasse 24, im Dachgeschoss. Eintritt frei – Kollekte 19.30 bis 21.00 h. Lydia Holt-Rauh erzählt Geschichten Neues «Stilles Örtchen» aus der Volksliteratur, begleitet mit Musikimprovisationen chorgewölbe Nach Abwägen und Prüfen verschiedenster Varian - von Marlène Hulliger, E-Piano, und Christine Linder, Vio - Spätestens seit der Medienkonferenz der Berner ten und Vorhaben – unter den Argusaugen der line. Münster-Stiftung liegt es auf der Hand: Unser Müns - Denkmalpflege notabene – steht jetzt auch der Plan Benefizanlass zu Gunsten des Projekts «Erzählerin in der ter birgt über unserer Augenlinie, hoch über dem für eine längst fällige neue Toiletten-Anlage. Kinderklinik Inselspital Bern». Noch einige Plätze frei. Chorgestühl gelegen, ein bald 500jähriges Gewölbe Anmeldung: [email protected] mit bisher wohl kaum in dieser Vollkommenheit ver - $. MAI : !$'. ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG muteten Kostbarkeiten. Eine Begehung des siebenstö - im Casino Bern, Berner Stube. ckigen Innengerüstes bis ganz oben unter die 19.00 h Hauptversammlung Wölbung – vorerst nur den beruflich dort tätigen 19.45 h Referat Sven Gubler »Bern-City» Menschen vorbehalten – ist eine Zeitreise durch jahr - 20.15 h KGG-Apéro hundertealte Bausubstanz, sakrale Kunst und eben - DIE PÄPSTIN * ABGESAGT solche Symbolik in nachhaltig ergreifender Weise. Das auf dem Münsterplatz geplante Freilichtspiel Auf dem Gerüstboden angekommen können wir findet gemäss Medienmitteilung vom 15. Januar 2015 vernehmen, dass die Farbfassungen der 87 figürli - nicht statt (unser Artikel dazu Seite 20). chen Schlusssteine des Chorgewölbes weitgehend KONZERTE IM MÜNSTER auf die Bauzeit im frühen 16. Jahrhundert zurück - - Bach-Chor: Sa, 14. März 2015, 20.00 h gehen. So werden wir uns bewusst, welch Wissen Den Besuchenden von Gottesdiensten, Konzerten - Bach-Chor: So, 15. März 2015, 16.00 h und Forschen über die Haltbarkeit und (Un-)Ver - und nicht zuletzt gehbehinderten Mitmenschen wird - Kantorei: Sa, 28. März 2015, 20.00 h gänglichkeit der Farbe schon anno dazumal vorhan - mit dem Wegfall des alten, museumswürdigen Ört - - Oreya: Di, 7. April 2015, 20.00 h den gewesen sein muss; die stolze Bauinschrift über chens angesichts der grosszügig konzipierten neuen (Gemischter Chor aus der Ukraine) dem Chorbogen: «des würdigen Münsters Ende» Anlage ein wahrhaft grosser Stein vom Herzen kul - RUACH * URHAUCH könnte passender nicht sein. Die Zeit für die viel - lern! Das oft zermürbend lange Anstehen, besonders Abendmusiken im Berner Münster 2015 schichtigen Kontrollen und diffizilen Restaurierungs - für die weiblichen Mitglieder grosser Chöre, soll - Di, 2. Juni, 20.00 h, RUACH-BACH arbeiten zur Substanzverhaltung ist relativ kurz wahrscheinlich bereits ab diesem Sommer der Ver - Daniel Glaus, Orgel. Toccaten und Fantasien gangenheit angehören. von Johann Sebastian Bach. Improvisationen. - Di, 9. Juni, 20.00 h, Andreas Liebig, Organist museumsnacht am Basler Münster Gast Berner Münster, Freitag 20. März - Di, 16. Juni, 20.00 h, RECYCLING, Werke von Kirchen Klang, 18-02.00 h alten Komponisten – neu gehört. Ensemble Thélème, Vokalquartett, Ensemble Xasax, Saxophonquartett Orgelkonzerte, 18-00.30 h Daniel Glaus, Winddynamische Orgel Berner Münster Kinder- u. Jugendchor, 19-20.00 h Einführungen je 19.15 h auf der Empore. sw Kinderchor Köniz, 21-22.00 h Vokalensemble Canto Vivo Bern, 23-00.00 h Vokalensemble Altricanti, 01.00-02.00 h Text und Fotos sw

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VelO IST FReIHeIT Was ist es denn, das so fasziniert am Radeln? Klar: Velos sind kostengünstig und umweltbewusst und das Velo ist für die einen leidenschaft, für andere vor allem ein praktisches Fortbewegungs - dies seit bald 200 Jahren. Aber da ist noch mehr. mittel. Samuel Fankhauser mit seiner «Veloflicki» in der matte macht da bei seinen Kundinnen Sämu berichtet mit spürbarer Begeisterung: «Ich bin und Kunden keinen unterschied. er flickt den alten, verbeulten «Göppel» mit der gleichen Ve - der Witterung ausgesetzt, spüre Wind und Wetter, lobegeisterung, wie er individuelle, handgefertigte einzelstücke zusammenbaut. die Natur. Mit dem Velo bin ich unabhängig, flexibel, komme gut vorwärts. Ich habe Freude an der Bewe - Die ältesten Belege für den Einsatz von Rädern gehen gung, am Spiel und natürlich an der Geschwindig - zurück ins vierte Jahrtausend vor Christus. Damals keit.» Er erzählt von der richtigen Technik, um über wurden die für den Transport von Waren üblichen Baumstämme zu fahren oder auf Kies effizient zu Schlitten und Stangenschleifen zum ersten Mal bremsen, vom Geschwindigkeitsrausch bei der Ab - durch drehbar befestigte Räder abgelöst. Ohne den fahrt mit 80km/h. Sämu ist ausgebildeter Mountain - Erfindungsgeist unserer Vorfahren würde Samuel bike-Guide und weiss, wovon er spricht. Fankhauser nicht seit 2013 die Veloflicki betreiben. Es gäbe sie nicht, die Velos, und demzufolge auch Es geht also um mehr als Kraft und Waden und kör - nichts zu flicken. perliche Ertüchtigung. Velofahren macht frei und kreativ. Der bekannte Schweizer Unternehmer Andy Doch der Sämu, auf einem Bauernhof am idyllischen Rihs gesteht: «Ich habe im Sattel mehr Probleme ge - Wädenswiler Berg mit Blick auf den Glärnisch auf - löst als in einem Konferenzraum. Viele Top-Manager gewachsen, hatte Glück. 1817 nämlich wurde in bestätigen: Radfahren macht deinen Kopf frei.» Und Frankreich unter dem Namen Vélocipède ein Gefährt Albert Einstein sagt zur Relativitätstheorie, welche patentiert, das wir als die Geburtsstunde des Fahrrads die Welt veränderte: «Mir ist es eingefallen, während bezeichnen dürfen. Das zweirädrige Holzgestell wurde ich Fahrrad fuhr.» allerdings noch nicht mit Pedalen angetrieben, son -  Der Schöpfer mit seinem ersten COPIN001, weitere Infos unter: www.copin-velos.ch dern durch das Abstossen mit den Füssen auf dem Auch Sämu findet seit jeher zu neuen Ideen und Boden – ähnlich dem heutigen Laufrad, mit dem Kin - grosser Tatkraft auf dem Velo, davon zeugen zahl - der ihren Gleichgewichtssinn austesten. Pedalbetrie - Nabentypen, Lenker, Bremshebel, Kabelfarben, Sat - reiche Kurven im Lebenslauf. Sein Weg hat ihn vom bene Hochräder kamen ab 1864 in Mode. Diese tel, Kurbel, Pedale, Felgen und Pneus – alles ganz Landmaschinenmechaniker über den Gartenbau zur konnten dank der industriellen Entwicklungen nach dem Geschmack des Kunden, individuell und Architektur geführt. Seit ein paar Jahren arbeitet schliesslich serienmässig produziert werden. einzigartig. Die Kreationen tragen den Namen Sämu nun ausschliesslich und vollberuflich mit «COPIN». Ob hier Parallelen zu Henry Miller beste - Velos, und seine Reise hat mit dem eigenen Geschäft Velofahren ist für viele zwar vor allem eine mögliche hen? ein vorläufiges Ende in der Berner Matte gefunden. Art der Fortbewegung. Für Sämu ist es mehr. Er teilt Wer sich mit dem Velovirus anstecken möchte, dem seine Leidenschaft mit zahlreichen «Velomanisten». Velofahren hat viele Anhänger. Zu diesen gehörte sei ein Besuch der Veloflicki wärmstens empfohlen. Velofahren ist für sie eine Philosophie, eine Lebens - ausgerechnet der Opel-Gründer Adam Opel, der Gelegenheit zum Schnuppern bietet sich am Sams - haltung. Oder um es mit dem amerikanischen überzeugt war: «Bei keiner anderen Erfindung ist das tag, den 18. April 2015 am «Tag der offenen Türe». Schriftsteller Henry Miller zu sagen: «Ich nannte das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden Gute Fahrt, Sämu! Fahrrad meinen einzigen Freund. Wenn es möglich wie beim Fahrrad.» Diese Einschätzung würde Sämu BR gewesen wäre, hätte ich vermutlich mit ihm geschla - Fankhauser wohl unterschreiben. Für seinen weiten Weitere Informationen unter: www.veloflickibern.ch und fen.» Schulweg als Bub war das Velo in den Sommermo - www.copin-velos.ch naten ein unentbehrlicher Freund. Später kaufte er Sämu flickt nicht nur Velos, er fertigt auch Einzel - sich mit einem seiner ersten Lehrlingslöhne einen stücke im Retrostyle an. Herzstück bildet ein edler Halbrenner, mit dem er an Wochenenden regelmäs - Stahlrahmen, zur Wahl stehen dann verschiedene sig um die 60, 70 Kilometer abstrampelte.

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PROJeKT KRamGaSSe 2020: zent der Geschäftsleute an der Gasse und 80 Prozent der befragten Anwohner zufrieden mit der Arbeit eINe eRSTe ZWIScHeNBIlaNZ deR umFRaGe des Leists. Das tut doch gut, oder? In unserem editorial (Seite 1) hat leistpräsident Nicola Schneller die umfrage zum Wandel in der babü Kramgasse bereits angetönt. die BrunneZytig hat mit der Geografie-Studentin Jeantine Vie - Die Ergebnisse der Umfrage und erste Erkenntnisse brock gesprochen, die über diesen Wandel ihre masterarbeit schreiben wird. ein bedeutender aus den Experten-Gesprächen wird Jeantine Vie - Teil ihrer arbeit wird auf der umfrage basieren, die sie entworfen und ende letzten Jahres bei brock zusammen mit Professorin Heike Mayer an der der anwohnerschaft und bei den Geschäften an der Kramgasse durchgeführt hat. Ihre allererste Hauptversammlung des Kramgassleists am 3. Juni Zwischenbilanz tönt spannend. präsentieren. Ort und Zeit werden den Leistmitglie - dern noch rechtzeitig mitgeteilt, reservieren Sie sich Mit dem Rücklauf ihrer Umfrage ist Jeantine Vie - dass eine knappe Mehrheit der befragten Geschäfts - aber bereits jetzt das Datum. brock zufrieden. 42 Prozent der Anwohner und 53 inhaber in der jüngsten Vergangenheit Mietzinsauf - Prozent der Geschäftsleute haben sich an der sehr schläge feststellte. Bei der Anwohnerschaft habe die ausführlichen Umfrage beteiligt. Das ist deutlich mehr Hälfte der Befragten angegeben, sich schon überlegt KaRl&cO als üblich, liegt aber dennoch etwas unter ihren Ziel - zu haben, aus der Altstadt wegzuziehen, unter an - vorstellungen. «Ich würde das nächste Mal eine solche derem wegen der hohen Mietbelastung. aN deR KRamGaSSe Umfrage sicher nicht mehr in der Vorweihnachtszeit durchführen, wenn für die Geschäfte Hauptsaison die Negativ-liste ist», sagt sie selbstkritisch. Dennoch seien die meisten Grosse Überschneidungen gibt es auch bei den Ne - Geschäftsleute sehr nett zu ihr gewesen und hätten gativpunkten. Als grösstes Manko wird laut Viebrock sich viel Zeit für das Gespräch mit ihr genommen. bei beiden Gruppen die Parkplatz-Situation genannt. Während sich die Anwohner vor allem kulantere Die Studentin ist nicht nur persönlich in die Ge - Preiskonditionen bei den Parkhäusern wünschten, schäfte gegangen, sondern hat den Umfragebogen forderten die Geschäftsinhaber vor allem grosszügi - auch selbst in die Briefkästen der Anwohner ge - gere Kurzparking-Möglichkeiten für ihre Kundschaft, steckt. Dennoch ist sie sich nicht sicher, ob sie wirk - berichtet sie. Auch sei immer wieder die «Unfreund - lich alle der offiziell registrierten 205 (±10%) lichkeit der Parkpolizei» kritisiert worden, die der Bewohnerinnen und Bewohner der Kramgasse mit Kundschaft sehr oft sehr hohe Bussen aufbrumme. ihrer Umfrage erreicht hat. Zum einen blieben viele Haustüren auch bei ihrem dritten Besuch verschlos - Bemängelt wird auch die Verschmutzung unter den  Anfangs Juni werden sich die momentan noch sen. Zum anderen haben einige Hausbewohner keine Lauben, vor allem an Wochenenden und an Gross - schwarzen Türen öffnen. Briefkästen im Haus, sondern nutzen Postfächer, anlässen wie etwa Fasnacht oder dem Buskers-Fes - weshalb sie nicht erreichbar gewesen waren. tival. Zudem wird häufig über Lärm geklagt. Nicht Die Spekulationen haben ein Ende, wer oder was nur der nächtliche des Partyvolks stört, sondern sich hinter den dunklen Scheiben mit dem Namen Dennoch zeigt die allererste Auswertung der Umfra - auch der des öffentlichen Verkehrs. So sei immer Karl&Co. verbirgt. Bis zur geplanten Eröffnung an - gebögen bemerkenswerte Übereinstimmungen: An - wieder beanstandet worden, dass die neuen Busse fangs Juni geht es noch eine Weile, und doch hat wohner wie Geschäftsleute sind sich einig, dass die deutlich lauter seien als die alten. «Karl» mit Informationen zum Konzept bereits Individualität, Lebendigkeit und Unverwechselbar - gluschtig gemacht. Einkäufe werden wieder möglich keit nicht nur der Kramgasse, sondern der gesamten Offen für den Wandel sein – voraussichtlich sogar sieben Tage die Woche, Unteren Altstadt unbedingt erhalten werden müsse. Laut der Umfrage merken die Geschäftsleute den wenn auch nicht ganz mit dem gleichen Angebot, Insbesondere die Geschäftsleute hätten auch darauf Wandel in der Gasse am deutlichsten. Konstatiert wie der ehemalige Comestibles. Frische Produkte hingewiesen, dass die Untere Altstadt nicht zur wird ein verändertes Kaufverhalten der Kundschaft. von Gemüse und Früchten werden angeboten, nach Kopie der Oberen Altstadt werden dürfe, die mit Stichworte dazu etwa der Online-Handel, die Zu - dem Grundsatz «es hett solang’s hett», wie Fritz ihren «Ketten-Filialen als international auswechsel - nahme der Einkäufe im Ausland oder die Discounter Grunder, der neue Hausherr an der Kramgasse 12, bar» empfunden werde, sagt Viebrock. auf der «grünen Wiese». erklärt. Aber auch Käse, Charcuterie, Eier, Milch - produkte und ein paar ausgewählte Delikatessen. mietzinsen sind ein Thema Dennoch sieht eine grosse Mehrheit der Geschäfts - «Alles was es für ein Café complet braucht», erklärt Übereinstimmung herrscht auch bei der grundsätz - inhaber optimistisch in die Zukunft. Für den Erhalt Grunder die Idee hinter der Produktauswahl. lichen Zufriedenheit mit der Wohnlage beziehungs - der Standortqualität seien sie auch bereit, sich ver - weise dem Geschäftsstandort. Auch bei der Frage der mehrt zu engagieren und auch mit anderen Geschäf - Zur Inneneinrichtung gibt Fritz Grunder auch schon Mietzinsen hielt eine Mehrheit beider Gruppen ihren ten zusammenzuarbeiten. Als Zielgruppe setze eine einen ersten Vorgeschmack: «Die Einrichtung wird heutigen Mietzins für angemessen. Auffällig sei aber, Mehrheit auf «qualitätsbewusste Kundinnen und ein Mix aus elegantem Design und ‘IndustrialChic’. Kunden» – und ein Teil der Geschäfte auch zuneh - Wir kombinieren Industriedesign mit Eleganz.» Das mend auf Touristen. Lokal werde, vereinfacht gesagt, dreigeteilt. Im gegen die Kramgasse gehenden Teil entstehe ein Gastrono - INFO DIE GEWINNER SIND AUSGELOST Vertrauensbeweis für den leist mieteil für Zmorge, Zmittag und kleine Snacks, im Der Kramgassleist hatte als Belohnung für Als nächstes wird Jeantine Viebrock noch Experten - mittleren Teil der Verkaufsteil mit Theke, und im die Beteiligung an der Umfrage insgesamt sechs gespräche führen. Doch via BrunneZytig möchte gegen die Rathausgasse hinausgehenden Teil ein BernCity-Einkaufsgutscheine im Wert von je 100 Franken sich die Studentin erst einmal bei all jenen bedan - Loungebereich mit Cheminée und Wein. Erweitert offeriert. Drei davon waren für Anwohnerinnen und An - ken, die sich an der Umfrage beteiligt haben – und werde der Gastrobereich, vor allem bei sommerli - wohner bestimmt, drei für Geschäftsleute. Die Gewinne - ihr damit ausreichend Datenmaterial für ihre Mas - chen Temperaturen, mit Aussensitzplätzen in der rinnen und Gewinner sind ausgelost und inzwischen auch terarbeit geliefert haben. Kramgasse und der Rathausgasse, wo dann die benachrichtigt worden. Weil die Umfrage anonym war, Hausspezialität – «was dies sein wird, wollen wir im verzichtet die BrunneZytig auf die Namensnennung, gra - Zum Schluss nun noch ein Zückerchen für den Moment noch nicht verraten» – mit dem selbst ge - tuliert aber nichtsdestotrotz recht herzlich! babü Kramgass-Leist: Laut Umfrage sind nämlich 86 Pro - brauten Bier genossen werden kann. rlu BrunneZytig 25 Kramgassleist 13. März 2015

ZOFO dueTT: das ZOFO Duett. Dieses junge, auf Musik des 20. und 21.Jahrhunderts spezialisierte Klavierteam gastiert ZeITGeNÖSSIScHe KlaVIeRmuSIK Im ONO inzwischen auch international – und wurde im ver - In Indonesien geboren, in der Berner münstergasse aufgewachsen, wohnt sie heute mit ihrer gangenen Jahr für den Grammy nominiert. Familie im kalifornischen San Francisco: die Pianistin eva-maria Zimmermann. Im märz wird sie Das Konzert im ONO gibt einen Vorgeschmack auf ihre neue CD, die im Mai wiederum beim amerika - mit ihrem Klavierpartner Keisuke Nakagoshi im ONO auftreten. die beiden spielen ausschliess - nischen Classic-Label «Sono Luminus» erscheint. Als lich vierhändig zusammen, ZOFO nennt sich dieses Klavierduett, «Zwanzig Finger Orchester». Schweizer Uraufführung werden Werke des kalifor - nischen Komponisten Terry Riley und anderer Zeit - Schon als Fünfjährige habe Eva-Maria Zimmermann In einer Kita, so berichtet Katharina Zimmermann, genossen zu hören sein. in Indonesien, auf einer kleinen Insel, erste kleine habe er während der Mittagsruhe erstmals klassi - Musikstücke gespielt, auf einem alten, von Mäusen sche Musik gehört. Lange habe er dann um ein Kla - Das Konzert des ZOFO Duetts findet am 25. März bewohnten und zerfressenen Klavier, erinnert sich vier betteln müssen. Doch weil er, als das ersehnte um 20 Uhr im klein theater ONO an der Kram - ihre Mutter Katharina Zimmermann. Später, als die Instrument endlich zuhause stand, nur eine halbe gasse 6 statt. Familie in Bern an der Münstergasse wohnte, habe Stunde pro Monat Unterricht erhielt, habe er sich babü/zvg sich die Tochter im Konsi an der Kramgasse und an das Klavierspiel im Wesentlichen selbst beigebracht. der Hochschule zur Pianistin ausgebildet, in Genf Erst als er nach der Schule nach Amerika zog, sei den ersten Preis für ihr Solisten-Diplom erhalten, sein ausserordentliches Talent entdeckt und geför - und dann ein Stipendium des Rotary Clubs für das dert worden und er sei in kurzer Zeit zu einem ge - eINBRucH BeIm Weiterstudium in den USA. Dort sei sie dann auch fragten Pianisten geworden. der Liebe wegen geblieben. leISTPRäSIdeNTeN In Eva-Maria Zimmermanns neuer Heimat San Böse Überraschung für Kramgassleist-Präsident Ni - Auch ihren japanischen Klavierpartner Keisuke Na - Francisco trafen die Musikerin aus der Schweiz und cola Schneller: Eine gute Stunde nach dem offiziellen kagoshi packte als Kind schon die Liebe zum Klavier. der Musiker aus Japan zusammen und gründeten Ende der Februar-Sitzung des Vorstands des Kram - gassleists erhielt er einen Telefonanruf seiner Frau Rahel: Einbruch in seinem Ausstellungsraum auf der Münstergass-Seite, der auch Sitzungsraum des Leist- GemÜTlIcHeR dReIKÖNIGS-aPéRO Vorstands ist. Der Augenschein ergab: Die rechte Fensterfront war eingeschlagen. Die Polizei, alar - miert von Passanten, war in Gestalt zweier freund - licher und kompetenter KAPO-Beamten bereits vor Ort, als Schneller eintraf.

Gegenstand der Begierde des oder der unbekannten Täter war offenbar das i-Pad in der Auslage. Viel mehr als der Verlust dieses «uralten und wertlosen Geräts» schmerzt Schneller das kaputte Schaufens - terglas, handelt es sich doch um altes Glas, das nicht mehr hergestellt wird. Das Licht breche sich in neuem Glas nie so schön wie in altem, seufzte er, als er die offene Fensterfront notdürftig verbarrika - dierte. Ob er adäquaten Ersatz findet, ist offen. babü

marianne m i1ani couture  Seit nunmehr zwölf Jahren lädt die Privatbank La Roche & Co jeweils am 6. Januar die Bewohnerinnen und Bewoh - ner der Kramgasse zum Apéritiv, um gemeinsam auf das neue Jahr anzustossen. Die Kramgässler wissen diese Geste zu schätzen. Auch 2015 kamen sie wieder in Scharen in den Zunftsaal der Gesellschaft zum Affen und Gerechtigkeitsgasse 49 liessen sich die leckeren Apérohäppchen und den Wein munden. An guter Laune mangelte es ebenso wenig wie an CH 3011 Bern Gesprächsstoff: Fast schon ein Familientreffen... babü Fon 031 311 01 06 Fax 031 311 01 47

Sprachen lernen nach eigenem Zeitplan und Tempo ENGLISCH - FRANZÖSISCH - DEUTSCH SPANISCH - ITALIENISCH erteilt von qualifizierten Lehrkräften (Muttersprachler) 12x 90 Min. SFr. 495. – (inkl. Lehrmaterial) Privat- oder Gruppenunterricht (max. 6 Teil.) Tel. 079 442 98 86 Mail: [email protected] www.sprachen-lernen-bern.ch 26 BrunneZytig 13. März 2015 Rathausgass-Brunngass-Leist alleS KäSe? als ich im dezember 2013 erfahren habe, dass dieter Heugel und elisabeth Zbinden nach knapp einem halben Jahrhundert ihre «chäshütte» an der Rathausgasse 82 aus altersgründen aufge - ben und Nachfolger suchen, ist mir ein Stück vom chüschtigen coeur du Roi im Rachen ste - ckengeblieben. Waaas? Neiiin, nicht schon wieder verlassen zwei urchige Originale unsere altstadt. Was wird daraus werden?

Meine Befürchtung war, dass die Altstadt ein weiteres Begeisterte Kundschaft Lebensmittelgeschäft mit Begegnungscharakter ver - Gleich geblieben ist auch das Atmosphärische. Nicht liert. Kann ich jetzt nur noch in den «Matte-Lade» nur die beiden Bärfüsse beraten, sondern auch die Der neue Verkaufsrenner: Schwarze Oliven, entkernt, oder muss ich in Kurt Frühs Kleinbürgerfilme wie  Kundschaft gibt wie bisher ihre Empfehlungen ab. Bei aus Marokko. Polizischt Wäckerli, Oberstadtgass oder Bäckerei Zür - einem meiner Besuche machte mir zum Beispiel eine rer flüchten, um den 50er Jahre Lädelicharakter wie - Kundin den Zigerkäse schmackhaft, eigentlich ein nichts vorwerfen. Im Gegenteil: Die Kunden lieben der zu finden? Kommt jetzt jemand, der oder die der Abfallprodukt der Käseproduktion, doch mit ein paar sie und sie lieben die Kunden. Und der Käse wird Meinung ist, man müsse den Geist vergangener Zeiten Tropfen Olivenöl, Salz und Pfeffer und marktfrischen auch heute noch jeden Dienstag auf die Minute vertreiben und dank eines fetten Investitionsbudgets Oliven von der Chäshütte kann man auch mit dem genau zur gewohnten Zeit mit einer Salzlösung lie - einen bekannten Innenarchitekten aus Paris, Mailand Molkenkäse ein Fest für die Sinne feiern. bevoll zum Genuss gerubbelt, wie schon seit 1894, oder London engagierten, um das Lädeli in die heutige als Dieter Heugels Urgrossmutter Rosa Heugel-Wal - Zeit zu befördern? Bis auf die Lieferschwierigkeiten bei den schwarzen, thert, mit ihrer «Fuhre» von Oberdiessbach nach entkernten, marokkanischen Oliven, die jedem Bern gezogen ist, um hier die «Chäshütte» ins Leben Wie war ich überrascht, als zwei richtige Bärfüsse aus Rührei zusammen mit Frühlingszwiebeln die nötige wach zu küssen. dem freiburgischen Bösingen, die beide aussehen wie würzige Note verleihen, kann man den beiden Jungs drs zwei Schwingerkönige aus dem Entlebuch, jeder min - destens zwei Käse hoch heben und gleichzeitig mit der rechten Hand ein Fondue zuschneiden kann, sich in die «Chäshütte» verliebten und erklärten, sie so zu lassen, wie sie war. So haben Patrick und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Dominic Bärfuss bis auf den Boden, den nicht mehr vorhandenen Blumenstrauss auf der Vitrine und die sperrige Tiefkühltruhe kaum etwas verändert. Dafür locken jetzt in der Vitrine auf der Brunngassseite sechs 3-Liter-Holzzuber, jeder ge - füllt mit einer wohlschmeckenden Olivenart.

Vom münstergass-märitstand zur chäshütte Dieter Heugel hat die Bärfüsse direkt vom Münster - gass-Märit rekrutiert, wo sie seit zehn Jahren einen Stand für Olivenspezialitäten betreiben. Im Juni letz - ten Jahres war es dann soweit. Die Gebrüder Bärfuss wurden nach einer mehrwöchigen Einführungsphase die neuen wachsamen Hüter des seit 1894 bestehen -  Die würdigen Nachfolger: Patrick und Dominic Bärfuss aus dem freiburgischen Bösingen. den heugel’schen Käsereichs und bereicherten den Lebensmittelladen nicht nur mit ihren Olivenproduk - ten, sondern auch mit zahlreichen Käseneueinfüh - rungen, wie Baumnusskäse, Büffelmozzarella oder l’HOmme QuI aImaIT leS FemmeS. JuSQu’à la FIN alte und junge Belper Knolle. luigi Spadini, Jurist, clown, Philosoph, mime, Frauenversteher, Tänzer, menschenfreund, Sänger, altstadt-, Bücher- und Filmliebhaber schlief am 9. Februar, 91-jährig, friedlich zu Hause bei guter Da einer der Brüder weiterhin auf dem Münstergass- Gesundheit ein. er inspirierte in den Gassen Viele zu mehr charme, Geselligkeit und ausgelas - Märit arbeitet, und zur gleichen Zeit der Käseladen senheit und war auslöser einer massnahme, die menschen unter den lauben wieder näher zu - vollgerammelt mit käsegierigen Bäuchlein ist, unter - sammenrücken lässt. stützen die mütterliche Elisabeth Zbinden und der verschmitzte Dieter Heugel ihre Nachfolger weiterhin Luigi, aufgewachsen in Loco im Onsernonetal (TI), derung letzten Sommer in ein Mobiltelefonverbot beim Samstagsverkauf. pilgerte bis kurz vor seinem Tod fast jeden Tag von unter der Laube der Rathausgasse 38 um. Denn Lui - Köniz in die Altstadt, um dort, jenseits der oberen gis direkte Art, seine Hör- und Erinnerungsschwä - Altstadthektik, den Austausch mit Menschen aller che konnte viele lebensfremde digitale Eingeborene Art zu finden. «Im Bus kann ich mit niemandem irritieren. Und was machen diese in solchen Fällen? mehr reden, denn die Jungen machen immer nur so, Sie versperren sich der Begegnung mit dem unbe - so». Während er dies sagte, fuhr er dabei mit seinem kannten Fremden. Sie kompensieren ihre Verlegen - rechten Zeigefinger mehrmals über seine linke heit, indem sie in ihre Hosentaschen greifen, ihren Handfläche, als wäre auf dieser ein Smartphone und Mobiltelefon-Computer hervornehmen und in ihr äusserte sich lautstark weiter: «Der Staat sollte in - kleines eigenes Schaufensterchen hineinschauen. tervenieren.» Statt mit kaltem Computerlicht wurden sie an die -  Eine der zahlreichen Erweiterungen im Käsesorti - Ich bin zwar leider nicht der Staat, dafür Ladenbe - sem Ort von Luigis warmherzigen Lachen ange - ment: Die Belper Knollen. sitzer, dachte ich mir, und so setzte ich Luigis For- strahlt, anfängliche Verständnisprobleme wurden BrunneZytig 27 Rathausgass-Brunngass-Leist 13. März 2015 nicht mit einer Applikation, dafür mit Charme, En - deR maNN, deR PläNe RealISIeRTe. BIS ZuleTZT. thusiasmus und Witzen wettgemacht. Wenn man mit ihm nicht über die schönen Frauen redete, wurde alexander Wild, der Buchantiquar, Buchhändler, Bauherr, Verleger, Städteplaner, Beamtenver - man bald mit philosophischen Fragestellungen kon - steher, Kleintheatergründer, Tierzüchter, Visionär, Bücher- und Projektliebhaber verstarb am 7. frontiert: Was ist Schönheit? Was ist Gott? Warum November, 84-jährig, nach grossen körperlichen leiden bei wachem Geist im Burgerspittel. er werden wir geboren? hinterliess in der Rathausgasse die wohl grösste Buchhandlungskonzentration der Schweiz.

Luigi, der nach seiner Pensionierung viele Jahre Vor - Der in Basel geborene Alexander Wild liebte Worte. lesungen der philosophischen Fakultät besuchte, Wie er sie beim Sprechen akzentuierte und ein - liebte die Gastronomie der Altstadt. Nicht selten dringlich auskostete, wie er während seinen Erzäh - wurde man vom pensionierten Juristen in seine lungen innehielt, um den Satz noch geschmei- diger, Lieblings-Cafés «Bonbec» und «Belle Epoque» einge - noch wirkungsbetonter zu Ende zu führen, ist jedem laden oder man besuchte eine der von der Familie Zuhörer in bester Erinnerung geblieben. Er, der stets Wild geführten Buchhandlungen, wo er einem sein geistige Anregung suchte und praktische Lösungen Lieblingsbuch «Das bewusste Universum» von Amit für theoretische Probleme, war bis zuletzt abends Goswani bestellte. unter den Lauben der Rathausgasse anzutreffen, wo er seine Lebensgeschichte, seine Weisheiten und seine Visionen stundenlang mit jüngeren Generatio - nen teilte.

Herr Wild teilte auch seine Leidenschaft für Bücher. Eine erstaunliche Buchhandlungskonzentration hat er in den letzten 36 Jahren in der Rathausgasse er - schaffen. 1978 zog er mit seinem Geschäft Wissen - Sinn für Problemlösungen wurde später dann auch schaftliche Buchhandlung und Antiquariat und sei - von Berner Beamten immer wieder von Neuem sti - nem Origo-Verlag für Östliche Philosophie von der muliert. Sätze wie «Herr Wiud, das was dir da vor - Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70) an die heit, das geit nid, das chame nid u das het me no nie Rathausgasse 30. Zehn Jahre später folgte der Umzug so gmacht» war das sicherste Mittel, ihn in seinem der Bücher-Eule, die von ihm 1968 gegründet unternehmerischen Vorhaben zu bestärken. wurde. Das Antiquariat wird seit 2002 von seinem Sohn Roman Wild weiterführt. 1991 wurde von sei - Die Gewerbepolizei überzeugte er nicht selten mit nem Sohn Kaspar Wild das Bücher-Brocken- seiner wild'schen Psychologie und einem Belüftungs - Das feurige Temperament des Südschweizers war haus und das Kinder-Bücherland gegründet. Fünf system, das er sich bei den alten Ägyptern abge - unter den Altstadtlauben unüberseh- bzw. unüber - Jahre später folgte im Keller Alibaba’s Bücherhöhle , schaut hatte. 1998 baute er an der Brunngasse 11 hörbar. Zum Beispiel wenn er zu einer Enrico Caruso in dem jedes Buch für 2 Franken zu kaufen ist. eine Garage zur kleinsten Bar der Altstadt um: Die Arie euphorisch mitsummte, wenn er von seiner Zsa-Zsa Bar. Der zweite Streich für die Umnutzung Gründungsidee «Un Club des philosophes» erzählte, Alexander Wilds Hang zum unternehmerischen eines ehemaligen Pferdestalls folgte vier Jahre später, wenn er zu Chrige Lauterburgs Gassenständchen Handeln wurde ihm sehr früh auf den Lebensweg als er der Familie Wong aus Hong Kong die Eröff - Walzer tanzte, wenn er Strassenkünstler hemmungs - mitgegeben. Das Schicksal führte ihn kurz vor dem nung des chinesischen Take Away Tong Fong ermög - los zujubelte, wenn er Frauen Komplimente verteilte, 2. Weltkrieg nach Deutschland. Um dort kurz vor lichte. Und über achtzigjährig baute er den wenn er von Marcello Mastroianni und Sophia Loren Kriegsende überleben zu können, zog er als 14-jäh - Bücherkeller an der Rathausgasse 30 so raffiniert schwärmte, wenn er über Clown Grocks Kunststücke riger eine Kaninchen- und Hühnerzucht auf und be - um, dass abends jeder darin Konzerte, Filmvorfüh - lachte oder wenn er einem Oberst in «HD-Läppli-Ma - trieb damit einen Tauschhandel. Er pflegte und rungen, Klein-Theater, Poesieabende, Märchener - nier» salutierte. Er arbeitete bis zu seiner Pensionie - päppelte mit Kräutern und Gräsern die Tiere in sei - zählungen etc. organisieren kann. Vielen Dank Herr rung vor 26 Jahren als Jurist beim Bund, hätte aber ner Zucht auf, um sie später auf den Bauernhöfen Wild, für das, was Sie für unsere Gassen getan viel lieber Arzt oder Psychiater werden wollen und gegen Mehl, Butter, Kartoffeln usw. zu tauschen. Sein haben! drs träumte mit 90 vom Durchbruch als Arlecchino.

Nachdem letzten Sommer Clown Dimitris Akkordeo - nist seinen Kantonsgenossen stundenlang mit Tessi - ner Volkslieder auf seinem Instrument besang und zu Begeis terungsexzessen hinriss, wurden Pläne für einen gemeinsamen Auftritt auf Alexander Wilds Kleinkunstbühne geschmiedet. Leider zu spät. Luigi schlief bei guter Gesundheit während einer Fernseh - dokumentation über Alexander den Grossen zu Hause auf seinem Sessel ein. Knapp ein Dutzend Besucher der Rathausgasse folgten seinem Begräbnis auf dem katholischen Friedhof in Köniz. Noch mehr trafen sich … nach der Restaurierung soll am darauf folgenden Tag in der Videoapotheke zum das antike Möbel nicht brandneu Poesieabend, wo man zusammen mit seinen Kindern aussehen, sondern soll vielmehr und einer Mischung aus Texten von Rilke, Heller, seinen Charme, seine Geschichte, Hugo, Kästner, Dante, italienischen Reispflückerlie - sein Alter zeigen können… dern, lustigen Anekdoten und seinem Lebenslauf von der wohl ausdrucksstärksten und lustigsten Persön - Daniel Gerber lichkeit der Rathausgasse Abschied nahm. Rathausgasse 12 • 3011 Bern drs Tel ./ Fax 0 31 311 81 22 28 BrunneZytig 13. März 2015 Leist der Untern Stadt leIST-SPaZIeRGaNG INS HINTeRlaNd deR IN deR KRONe ROllT mOdeRNeN KuNST daS BIeRFaSS 11. November, ich stehe mit 16 anderen leistmitgliedern, die sich zum heutigen luS-Spaziergang Seit anfangs Februar hat «die Krone» an der angemeldet haben, vor der Kunsthalle. und wie so oft, wenn ich an dieser Halle emporblicke, fällt Gerechtigkeitsgasse 66 einen neuen Pächter. mir der Wandspruch «Stein auf Stein auf gefallen Stein» ins auge, und jedes mal nehme ich mir das vorher hier im oberen Segment wirtende vor, jemanden nach dessen Herkunft zu befragen. Heute wäre genau die Gelegenheit dazu. ehepaar Harper hat sich ganz aus der Gastro - nomie zurückgezogen. Die Kunstvermittlerin Julia Jost begrüsst uns und führt uns zuerst durch die momentane Foto-Ausstel - Michiel Sieburgh, der 34 jährige neue Betreiber des lung und anschliessend hinter die Kulissen und er - Restaurants, kommt aus der Hotelbranche und sorgt zählt viel Wissenswertes über den Betrieb: Das 1918 mit seiner ebenso jungen vierköpfigen Küchenbrigade eröffnete Museum für zeitgenössische Kunst kann unter Dominic Spycher für neuen Wind und das Wohl auf rund 750 Ausstellungen zurückblicken, darun - seiner Gäste. An den Wochentagen gibt es ab 9 Uhr ter waren kunstwelt-bewegende Ereignisse, wie da - morgens Kaffee und Gipfeli, über Mittag hat man die mals, als Christo und Jean-Claude 1967/68 zum Wahl aus vier preisgünstigen Menus, und nachmittags ersten Mal ein Objekt einpackten, oder die innova - werden frisch gebackene Kuchen serviert. Am Abend tive Ausstellung von 1969 «When Attitudes become lockt die Speisekarte mit vielen à la Carte Angeboten Form» von Harald Szeemann, dem wohl berühmtes - ein bunt gemischtes Publikum zum längeren Verwei - ten Kurator der Kunsthalle während der 60er-Jahre. len, sei es bei einem Pasta-Teller oder bei einem Das künstlerische Konzept will Experimente zulas - Mehrgangmenu. «Wir sind eine Beiz für alle!» (Sa erst sen und bietet den Ausstellern weitgehende Mitspra - abends offen; So geschlossen) che und Mitarbeit beim Aufbau ihrer Werke und der Gestaltung der Räume bis hin zur Farbgebung der Für geistig-kulturelle Nahrung sorgt die partner - Wände. So gab und gibt es natürlich immer wieder  Im Archiv der Kunsthalle schaftliche Zusammenarbeit mit Archiv und Galerie auch Kunstlandschaft belebende Skandälchen ArchivArte, einer Gesellschaft, die Nachlässe durchzustehen. Das Verständnis für zeitgenössische porär angestellt werden. In den «Innereien» des Mu - schweizerischer bildender Künstler verwaltet, auf - Kunst liegt eben nicht einfach als «Schönheit im seums im unteren Stock gibt es kein eigentliches arbeitet und vermarktet. Die Bilder hängen im Res - Auge des Betrachters», es muss vielfach erarbeitet Werkdepot oder eine grössere Kunst-Sammlung, je - taurant, währenddessen in der Bar die altbekannten werden. doch ein Archiv, in welchem die Museumstätigkeit Wandgemälde von Oskar Weiss wie eh und je auf die seit den 40er-Jahren lückenlos dokumentiert ist. Es Besitzer des Lokals, die Genossenschaft Berner Sing - Die Kunsthalle ist ein Verein von rund 3 000 Mit - schliesst sich eine grosse Werkstatt an und dahinter studenten, anspielen und deren «Stammesleben» il - gliedern und wird zu drei Vierteln von der Stadt liegen die Büros für die Angestellten. Alles in allem lustrieren. subventioniert. Zwei Drittel davon sind Fixkosten doch etwas nüchterner, als erwartet. (u.a. für die 6 festangestellten Mitarbeiter), ein Drittel So, wie die Berner Altstadt-Häuser ein Vorder- und wird für die 6 bis 7 jährlichen Ausstellungen ver - Beim anschliessenden, vom LUS gespendeten Apéro ein Hinterhaus haben, so wurde die neue Krone jetzt wendet für die jeweils Freelancer-Handwerker tem - in der Halle, frage ich Frau Jost nach dem Wand - wieder in ihre zwei Hälften getrennt, denn die Bar spruch: Er ist das Überbleibsel einer Ausstellung des «zum Singstudenten» mit Eingang zur Postgasse hat amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner von Michiel Sieburgh an Toni Flückiger untervermietet, 1983, der für seine philosophischen Fassadenbe - der dort die Gäste in seiner eigenen Welt des Bieres schriftungen bekannt war, ein Vertreter der «Kunst willkommen heisst. Es dürfte ein Weilchen gehen, am Bau» sozusagen. Für mich sind die Kunsthalle bis man alle dreizehn Zapfhähne mit den 7 Schwei - und dieser Spruch eins. zer und den 6 ausländischen Bieren verköstigt hat, ZB und beinahe macht es den Anschein, dass hier wie - der Zeiten wie unter dem legendären Dante Barisi einkehren könnten, vielleicht, wer weiss... ZB Restaurant

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KulTuR Im HOTel Belle ePOQue ein begnadeter (Jazz-)Pianist und erfahrener Chor - leiter. Lindy «Lady Bass» Huppertsberg – Europas be - Nicht nur ein einfach Hotel sein will das Belle epoque an der Gerechtigkeitsgasse 18. direktor kannteste Kontrabassistin, die nicht minder alexander Zwingli will sein Haus auch als Kultur-Ort verstanden wissen – und lädt im Herbst und bekannte Schlagzeugerin Carola Grey, der amerika - Winter regelmässig zu kulturellen anlässen ein. das angebot ist breit gefächert, der Rahmen nische Jazz- und Blues-Sänger Tommie Harris, die intim, die auftretenden mal mehr, mal weniger prominent. «Red Hot Hottentots», eine der ältesten deutschen traditionellen Jazzbands, aber auch der Sänger und Schriftsteller Endo Anaconda («Stiller Has») standen Zu den Ersteren gehört zweifellos der Schriftsteller diskutiert. Unprätentiös und schlag- fertig liess sich schon auf der Bühne im schmalen Restaurant des Adolf Muschg, der dort Anfang Februar aus seinem Muschg auf den Dialog mit dem Publikum ein, pa - Hotels. Und es gibt die «Jamsessions», bei denen alle letzten Roman «Löwenstern» las. Und zu Beginn der rierte spitzfindige und spitze Fragen mit Witz und Musiker, die Zeit und Lust haben, mitspielen können. Lesung erst einmal schmunzelte. Es sei, «das erste Eleganz. Und gab dem Auditorium die Botschaft mit: Ab März will Raufeisen auch mit Karaoke-Abenden Mal, dass bei einer Lesung von mir auch gegessen «Wir müssen das Buchstabieren fremder Kulturen experimentieren. wird». Doch es schien ihm zu behagen. Entspannt lernen.» sass der schmale Mann mit dem schlohweissen, un - Die Mitwirkenden treten auch ohne grosse Gage gebärdigen Haarschopf auf seinem Stuhl und ent - Vielfältiges angebot gerne auf – und die Gäste zahlen bereitwillig einen führte die Zuhörerschaft kenntnisreich zunächst in Es sei dieser intime Rahmen, der von Gästen wie Kulturzuschlag. «Wir wollen einfach zeigen, dass es das im 18. Jahrhundert völlig abgeschottete Japan – Auftretenden gleichermassen geschätzt werde, sagt ohne viel Geld möglich ist, Kultur zu machen», sagt und dann in den Weimarer Salon des Geheimrats später Dirk Raufeisen, Mitglied im Team des Belle Raufeisen mit Nachdruck. Dieses Konzept geht allem von Goethe, wo sein Held, der estnische Seeoffizier Epoque. Vorgänger Jürg Musfeld habe mit seinen Anschein nach auf. Hermann Ludwig von Löwenstern, der nur einen Jazzabenden das Terrain vorbereitet, «und wir haben babü Wunsch hat, nämlich nach Japan zu gelangen, en beschlossen, das Spektrum noch auszuweiten». Detail mit dem Grossdichter über «Gullivers Reisen» Neben Lesungen und Vorträgen, beispielsweise vom Informationen und Daten der Kulturanlässe finden Sie im Mittelalter-Archäologen und Historiker Armand Internet unter www.belle-epoque.ch Baeriswyl, standen prominente Zeitgenossinnen und -genossen wie etwa Ursula Wyss, Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS), Gemeinderat Reto Nause, zuständig für Sicherheit, Umwelt und Energie, oder SRF-Generaldirektor Roger de Weck luS AGENDA " !% dem Publikum «Red und Antwort», so der Titel die - ser Gesprächsreihe. Bei der Auswahl der Gäste berät Verleger Urs Kummer, der auch durch diese Abende führt. Ausserdem gibt es Ausstellungen, «Kunst im !(. MÄRZ: HAUPTVERSAMMLUNG DES LUS 19 Uhr, in der Antonierkirche, Postgasse 62; Treppenhaus» nennt sich die Reihe. Zu sehen waren Anmeldung unter [email protected]. bisher Bilder des frühverstorbenen Charles Haldi und der Schauspielerin und Sängerin Rinalda Caduff. "(. MÄRZ: NEUZUZÜGER-ANLASS MIT STADTFÜHRUNG 10 Uhr Besammlung auf dem Rathausplatz

Schwerpunkt Jazz "$.-"&. APRIL: RENNTAGE MIT # . SEIFENKISTENRENNEN Dass die Musik ihren gewichtigen Platz hat – dafür am Klösterlistutz sorgt Raufeisen höchstpersönlich, ist er doch selbst &.-(. AUGUST: BUSKERS BERN: Der LUS sucht freiwillige und kreative Helfer, die den Stand  «Ich sitze hier am schönsten Platz im ganzen Lokal»: vor dem Erlacherhof dekorieren. Zwei Wochen nach seiner Lesung im Belle Epoque Melden Sie sich bitte unter [email protected]. wurde der Schrifsteller Adolf Muschg für sein Lebens - werk mit dem diesjährigen Schweizer Grand Prix "$. OKTOBER: NEUZUZÜGER-ANLASS MIT STADTFÜHRUNG Literatur ausgezeichnet 10 Uhr Besammlung auf dem Rathausplatz

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BäReN uNd lÖWeN Im Herbst 2013 erschien in der Brunne Zytig ein artikel zum Roman dIe STadT deR BäReN von daniela-maria Schaufelberger. die autorin lebt und arbeitet in der altstadt. aus der Nachbar - schaft mit den Bären in Bern ist das leitmotiv des ersten Romans entstanden. Im dezember 2014 ist ihr Venedig-Roman mit dem leitmotiv der löwen erschienen: dIe STadT deR lÖWeN.

Ich habe Frau Schaufelberger in ihrem Zuhause zu IGR: Warum reist die Hauptfigur ausgerechnet nach einem Gespräch getroffen. Zwischen Bären und Ve - Venedig? neziana wohnt Danibär Löwenherz, wie sie sich im DMS: (lacht) Seit mehr als dreissig Jahren fahre ich Freundeskreis nennt. regelmässig nach Venedig. Warum? Weil die Liebe zu dieser Stadt mich gepackt und nicht mehr losgelas - Iris Gerber Ritter: Gibt es zwischen den beiden Ro - sen hat. Also schicke ich meine Hauptfigur Clara manen Parallelen? auch dorthin. Daniela-Maria Schaufelberger: Ja, im ersten Roman ist der Schauplatz vorwiegend Bern. Drei der fünf IGR: Was begegnet ihr dort? Hauptfiguren aber stammen aus Italien. So kommen DMS: Auf drei Reisen lernt Clara die Schönheit und andere kulturelle Impulse von aussen nach Bern. Im den Zauber Venedigs immer besser kennen. Vor Venedig-Roman ist es umgekehrt. Eine Bernerin allem die Kunst der Renaissance öffnet ihr die Augen  Daniela-Maria Schaufelberger reist nach einer Lebenskrise dreimal nach Venedig und führt sie zu neuen Erkenntnissen und letztlich und findet dort die Kraft zum Neubeginn. Eine wich - zu einer Vertiefung des Bewusstseins ihrer eigenen IGR: Wie wirken sich Claras Venedig Aufenthalte auf tige Parallele ist also, dass es trotz der entgegenge - Identität. ihren Berner Alltag aus? setzten Struktur der Romane in beiden um Italien DMS: Sie erlebt Bern mit offenen Augen neu. Plötz - und um die Italianità geht. IGR: Sie zitieren im Roman Novalis: «Wohin gehen lich sieht sie überall in der Stadt Löwen, das Emblem wir? – Immer nach Hause.» Was meinen Sie in Ihrem Venedigs. Im Münster zum Beispiel begegnet sie ver - Buch damit? schiedenen wunderschönen Markus-Löwen. Im His - DMS: Clara bedeuten die Rückkehr zur Familie und torischen Museum sieht sie zum ersten Mal bewusst die Erinnerungen an die Vorfahren viel. Ein neues das Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn, Daniela-Maria Schaufelberger Zuhause findet sie auch in der Malerei, der Musik das 1280/90 in Venedig entstand, ein Meisterwerk DIE STADT DER LÖWEN und der Architektur Venedigs. All das Vergangene venezianischer Kunst. Im gleichen Museum erblickt (Dezember 2014); ist ihr wichtig als Ausgangspunkt für ihre Zukunft. sie in der Skulptur des heiligen Georg einen schönen ISBN 978-3-7357-0364-4 Ich denke, dass die überlieferten Werte unseres eu - Jüngling der Renaissance, den sie vor ihren Reisen Preis: Fr. 24.50 ropäischen Kulturkreises, neu erfahren, uns helfen nach Venedig nie beachtet hatte. Auch als E-Book erhältlich können, unser Leben kreativ zu gestalten. IGR: Was sucht Clara, was suchen wir auf Reisen? DMS: Bern ist klein und wirkt oftmals eng. Viele von «POeTRy-Slam» OdeR SO äHNlecH I de SPySI! uns zieht es in die Weite, ins Unbekannte, Exotische. am 23. Februar organisierte der leist der untern Stadt für seine mitglieder einen «Palaver mit So erleben wir eine Öffnung durch den Kontakt mit Beat Sterchi» bei einem Nachtessen in der Spysi. dem Anderen. Wir kommen bereichert zurück und leben mit neuem Elan in unserer Stadt. Der Saal war etwa zu zwei Dritteln voll, und als hors d’oeuvre gab’s gleich ein paar «Värsli» unseres Wer Venedig auf den Spuren Claras besucht, darf schriftststellernden Altstädters. Zuerst zwei kleine sich auf eine faszinierende Entdeckungsreise Oden an das Mätteli, wo’s unger a der Aaare ggä het, durch die Lagunenstadt freuen. und dann an die Aare selbst, «d’Aare wott geng wii - ter, si chunt u geit – si isch üse Nil, üse Mississippi, üsi Wolga...». Dann wurden ein paar ehemalige Stadt - originale liebe- und humorvoll beschrieben, die Künstlerin Änni von Mülinen, der Trouvère Andreas Oesch, Housi, der Thailandfahrer, Carlos, der «Wer - bekopf» für Fondue, Manfred Grossenbacher mit sei - nen Nachbargeschichten und natürlich auch Kari Dällenbach.

Dann kam das währschafte Spysiessen, wunderbar gewürzte «Hörnli mit Ghacktem», dazu tranken wir an unserem Sechsertisch – nicht nur eine schöne Flasche – Roten (Danke Chrigu und Andreas!). Zum Dessert folgten aus der Spysiküche ein paar Öpfel - schnitze und von Beat Sterchi ein paar weitere gluschtbegleitende Värsli über Fondue, Gipfeli, Nuss - gipfel und Meringue. Dann war unser körperlicher und geistiger Hunger endlich gestillt, und wir sahen zufrieden auf einen gelungenen Abend zurück. Ein grosses Dankeschön an die Organisatoren Haller, Oehrli und Probst! ZB  Beat Sterchi beim Spysi-Palaver. BrunneZytig 31 Leist der Untern Stadt 13. März 2015

VISIONeN IN STeIN: dIe GeBRÜdeR ROTHeN In der letzten BrunneZytig erschienen mehrere artikel zu Sanierungen in der altstadt. In der gleichen ausgabe wurden auch die Preisträger des Hartmannpreises vorgestellt. die Verleihung dieses Preises dient der Sensibilisierung im umgang mit wertvollen Sanierungen und Renova - tionen in der Stadt Bern. die Resultate sind überall sichtbar, und tragen zum gut erhaltenen und kompakten Bild des uNeScO-Weltkulturerbes bei. die arbeit im Hintergrund, mit detailtreue und Fachverstand ausgeführt, sehen jedoch die Wenigsten. Gerade in der altstadt Bern ist jedoch qualitativ gute arbeit im umgang mit Stein wichtig.

Zu dieser Arbeit trägt seit 2011 auch die m&m ro - Im Gespräch spürt man immer wieder die Begeiste - then natursteine gmbh , mit Firmensitz an der Ge - rung der Brüder für den Naturstein und das Hand - rechtigkeitsgasse 3 bei. m&m rothen natursteine werk. Bei den Erzählungen von anspruchsvollen gmbh sind die beiden Brüder Marco und Mike Ro - Sanierungen glaubt man, dass der Qualitätsanspruch then. Marco Rothen ist der Geschäftsführer und für der beiden m&m’s nicht nur Lippenbekenntnis ist, die Administration und Beschaffung zuständig. Da sondern gelebt wird. «Unter Steinhauern gilt tradi - sich der administrative Aufwand in Grenze hält, ar - tionell, dass das sanierte Bauwerk oder die Fassade beitet er wann immer möglich auf dem Bau mit. im Minimum eine Generation lang nicht mehr nach - Mike Rothen ist seit zwanzig Jahren in der Natur - bearbeitet werden muss», so Mike Rothen. steinbranche als Steinhauer, Steinbildhauer und Steinwerker tätig; und engagiert sich seit Jahren als Fachwissen und erfahrung Vorstandsmitglied des 140-jährigen Steinhauerfach - «Obwohl wir die traditionellen Steinhauertechniken vereins Bern und Umgebung. verstehen und anwenden, arbeiten wir auch mit atypischen Maschinen und Materialien, wenn sie uns  Aussenfassadensanierung am Nydeggstalden mit Begeisterung für den Naturstein die Arbeit erleichtern oder eine nachhaltigere Lö - Marco und Mike Rothen. (zvg) «Wir bieten Beratung, Planung und die Umsetzung sung bieten.» Gerade bei Sanierungsarbeiten im So - für alle steinernen Bedürfnisse», so die beiden. ckelbereich in der Berner Altstadt komme es auf das Die Gestaltung des Innenausbaus dieses historischen «Nebst unserem Kerngeschäft der Fassadensanie - gewisse Fachwissen und die Erfahrung an. Die Be - Gebäudes weckte wegen der Überreste der alten rung bieten wir ein breites Angebot für den Innen- hebung von Schäden durch aufsteigende Nässe und Stadtmauer auch beim archäologischen Dienst Inte - und Aussenbereich. Wichtig ist uns dabei, dass wir die darin gelösten Salze stellen eine grosse Heraus - resse. Mit möglichst natürlichen Materialien soll das bei all unseren Angeboten eine optimale und nach - forderungen an den Fachmann und das Material. Im Innere nun wohnlich und fachgerecht gestaltet wer - haltige Lösung für das Bauwerk und den Kunden Sockelbereich ist das Versetzen von neuen Werkstü - den. bieten können. Wir analysieren die Ausgangslage cken meist angebrachter als die schadhaften Stellen und suchen stets nach einer bedarfs- und budget - nur mit Mörtel aufzumodellieren. Allerdings gehört Bei der Beschreibung dieser Liegenschaft zeigt sich gerechten Lösung.» Zentral dabei sei immer die das Modellieren von Profilen und nichtstatischen einmal mehr die Begeisterung der beiden Brüder für Funktionalität des Steins. Dazu kommen Absprache Bauteilen zum Alltag des Steinhauers. Sogar grössere die Arbeit an einem Bauwerk. Dazu würden sie und Zusammenarbeit mit dem Bauinspektorat und Flächen werden heute gemörtelt. Wichtig sei dabei, unter anderem mit bewährten Partnern aus der der Denkmalpflege, was bei den vielen denkmalge - dass die Oberfläche und Farbe des Imitats authen - Baubranche zusammenarbeiten. Obwohl Mike Ro - schützten Bauten Berns eine Voraussetzung für eine tisch und echt wirken, so dass eine neu sanierte Fas - then auch immer wieder gerne «am Bock» haut, tut erfolgreiche Arbeit ist. sade ein stimmiges Bild von alt und neu ergibt. er dies meist vor Ort oder in Partnerbetrieben. Eine eigene Produktionsstätte oder ein Atelier betreibt die Neben der traditionellen Steinhauerei bietet die Ge - Firma nicht. «Wir helfen lieber, die hoch moderni - staltung von Aussen- und Innenräumen eine krea - sierten Bearbeitungszentren unserer Partner und tive Ergänzung. Ein gelungenes Beispiel dazu sind die Mitbewerber auszulasten. Unsere Produktions- und Herren- und Damentoilette der Cafe Bar Lirum Lieferzeiten sind gerade deshalb für unsere Kunden Larum an der Kramgasse. Gartenanlagen mit Grill - äusserst attraktiv», erklärt Mike, der Steinhauer. platz und Pergola sowie Sichtschutzwände, Mauern, rlu Bäder und Küchen aus Naturstein ergänzen das viel - seitige Tätigkeitsfeld der Firma. Beispiele der Zusammenarbeit sowie von realisierten Pro - jekten können auf der Homepage von m&m rothen natur - Sanierung des historischen Gebäudes steine gmbh eingesehen werden: www.stonevision.ch. Gerechtigkeitsgasse 8 Ein aktuelles Projekt der m&m’s ist die Sanierung  Auf Steine gebettet. (zvg m&m natursteine) der Liegenschaft an der Gerechtigkeitsgasse 8, wo ihre Handwerkskunst in vollem Umfang zum Tragen kommt. An der Hausfassade wurde der bröckelnde und gerissene Putz grosszügig abgeschlagen. Der freiliegende Fassadengrund kann nun den Winter hindurch genügend austrocknen, so dass im Früh - jahr ein neuer historischer Kalkputz aufgetragen werden kann. Auch wurden die Fenster- und Tür - Originelle Mode … Kramgasse 70 Spezielle Accessoires… einfassungen von den unzähligen Farbschichten be - 3011 Bern freit. Die bis anhin unbewohnte und als feuchte mit Liebe für Sie Tel. 031 311 58 00 Abstellkammer benutzte Parterrewohnung wird nun  Ein Ort, der auch «öffentlich» zugänglich ist, die Her - ausgewählt Fax 031 311 19 87 rentoilette im Lirum Larum mit Steinvisionen. (zvg) zu einer modernen 1.5-Zimmerwohnung ausgebaut. 32 BrunneZytig 13. März 2015 Angebote