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Schweiz

Städte und Dörfer • Naturerlebnisse • Kirchen Museen • Aussichtsgipfel • Hotels • Restaurants

Die Top Tipps führen Sie zu den Highlights

von Rolf Goetz Intro Schweiz Impressionen 6

Blaue Seen, weiße Gipfel – von Skistars und Meisterschützen

Geschichte, Kunst, Kultur im Überblick 12

Rütlischwur, Reformation und Rotes Kreuz – Alpinisten, Banker, Diplomaten und Tunnelbauer

Unterwegs und Berner Oberland – Alpenkanton zwischen Alm- und Pistenrausch 18

1 Bern 18 Bummel durchs Mittelalter 19 Am Rande der Altstadt 22 Highlights der Museumslandschaft 23 Riggisberg 24 Emmental 24 > Reise-Video Bern 26 2 Gstaad 26 Saanen 26 Simmental 26 3 Thuner See 26 Thun – Schloss Hünegg – Schloss Oberhofen – St. Beatus- Höhlen – Spiez – Niesen 4 Interlaken 30 Harder Kulm 31 Schynige Platte 31 5 Brienzer See 31 Brienz – Freilichtmuseum Ballen- berg – Giessbachfälle – Aare- schlucht – Rosenlauischlucht 6 Jungfrau 32 Lauterbrunnen – Mürren – Wengen – Grindelwald – Männlichen – Jungfraujoch

Nord- und Ostschweiz – Heimat von Schweizer Banken und Appenzeller Käse 36

7 Basel 36 Vom Münsterhügel zum Petersberg 37 Kunst liegt in der Luft 39 Dornach 41 Augusta Raurica 42 8 Schaffhausen 43 Rheinfall 44 > Reise-Video Schaffhausen 44 9 Stein am Rhein 45 Kartause Ittingen 45 10 Zürich 46 Westliche Altstadt 46 Am rechten Limmatufer 49 Die Goldküste am Zürichsee 52 Innovationen in Zürich-West 53 > Reise-Video Zürich 54 11 Winterthur 54 12 St. Gallen 55 Stiftsbezirk und Altstadt 56 > Reise-Video St. Gallen 58 13 Appenzellerland 58 Stein – Appenzell – Säntis

Zentralschweiz – auf den Spuren Wilhelm Tells 60 14 Luzern 60 Auf der Kapellbrücke über die Reuss 61 Heldengedenken, Natur und Technik 62 Luzerns Hausberg 64 Rund um den Vierwaldstättersee 64 > Reise-Video Luzern 66 15 Schwyz 66 16 Maria Einsiedeln 66 17 Zug 67 > Reise-Video Zug 67

Graubünden – wo der Wintersport laufen lernte 68 18 Chur 69 Altstadtentdeckungen 69 Zillis 71 > Reise-Video Chur 71 19 Surselva 71 Rheinschlucht – Flims – Laax – Falera – Ilanz – Disentis Val Lumnezia 73 20 Arosa 74 21 Davos 74 Klosters 76 22 St. Moritz 76 Samedan 78 Silvaplaner See 79 Sils-Maria 79 > Reise-Video St. Moritz 79 23 Pontresina 79 Val di Poschiavo 80 24 Scuol 82 Ardez 82 Guarda 82 25 Kloster St. Johann in Müstair 84 > Reise-Video Kloster St. Johann in Müstair 85 26 Bergell 85

Tessin – Sonnenstube der Schweiz 86 27 Bellinzona 86 Burgenreigen und Altstadt 86 > Reise-Video Bellinzona 88 28 Valle di Blenio 88 Lottigna – Olivone – Acquacalda – Valle Leventina 29 Lugano 89 Promenade am See 90 Gandria 92 Morcote 92 Monte San Giorgio 92 > Reise-Video Lugano 93 30 Locarno 93 Altstadt und Belvedere-Hügel 94 Val Verzasca 95 Corippo 96 Lavertezzo 96 > Reise-Video Locarno 97 31 Ascona 97 Ronco sopra Ascona 98 Isole de Brissago 99 32 Valle Maggia 100 Cevio – Valle de Bosco – Val Bavona – Val Lavizzara 33 Centovalli 101 Verscio – Intragna – Rasa

Wallis – Naturidyll zwischen Rhônetal und Matterhorn 102 34 Brig 102 Grosser Aletschgletscher 103 > Reise-Video Brig 104 35 Zermatt 104 > Reise-Video Zermatt 106 36 Saas-Fee 106 37 Leukerbad 107 38 Crans-Montana 108 39 Sion 108 > Reise-Video Sion 110 40 Martigny 110 St-Maurice 111 Verbier 111

Genf und Westschweiz – französisches Savoir-vivre und kosmopolitisches Flair 112 41 Genf 112 Vieille Ville, die Altstadt 113 Attraktionen am See 116 Internationale Angelegenheiten 117 42 Lausanne 118 Vom Hafen in die Cité 119 Leserforum 43 Montreux 120 Die Meinung unserer Leserinnen und Leser ist La Tour-de-Peilz 122 wichtig, daher freuen wir uns von Ihnen zu hören. Vevey 122 Wenn Ihnen dieser Reiseführer gefällt, wenn Sie Weinbaugebiet Lavaux 122 Hinweise zu den Inhalten haben – Ergänzungs- 44 und Verbesserungsvorschläge, Tipps und Korrek- 123 turen –, dann kontaktieren Sie uns bitte: Gruyères 124 Pringy 124 Redaktion ADAC Reiseführer Travel House Media GmbH 45 La Chaux-de-Fonds 124 Grillparzerstr. 12, 81675 München 46 Biel 125 [email protected] 47 126 Schweiz multimedial Schweiz – die schönsten Touren erleben Drei-Pässe-Fahrt 29 Traumpfade für Höhenwanderer 34 Mit Ihrem Smartphone, Tablet-PC oder Schluchtenzauber der Via Mala 70 Computer können Sie viele Sehens- Panoramatouren am Flimserstein 73 würdigkeiten der Schweiz, der reichen Freizeit- und Skizirkus total 77 Klimawanderweg und Bergtour 81 Kultur seiner Städte und seiner land- Touren im Nationalpark 83 schaftlichen Reize in alpinen Höhen Im Schnellzug durch die Berge 106 sowie im Tessiner Seenland nun auch Leukerbad aktiv 107 in bewegten Bildern erleben. Wandern links und rechts der Rhône 109 Q Schweiz Kaleidoskop Im Buch finden Sie bei ausgewählten Die Narren sind los 41 Sehenswürdigkeiten QR-Codes sowie Heidiland 69 Internet-Adressen. Hermann Hesse im Tessin 92 Der Berg der Wahrheit 100 > Reise-Video Auf Messers Schneide 126 Schaffhausen Mythos Gotthard 131 QR-Code scannen [s.S.5] »Isch es rächt gsi?« – Spezialitäten oder dem Link folgen: vom Aargau bis Zürich 133 www.adac.de/rf0511 Alles Käse – oder was? 134 W Karten und Pläne Öffnen Sie den QR-Code-Scanner Schweiz – vordere Umschlagklappe auf Ihrem Handy und scannen Sie Bern, Genf, Zürich – hintere Umschlagklappe den Code. Gut geeignet sind Apps Bern 20 wie barcoo oder Scanlife. Basel 39 Zürich 50 Luzern 62 Lugano 90 Locarno 94 Genf 114 Lausanne 118

E Service Die meisten Apps schla- Schweiz aktuell A bis Z 129 gen Ihnen nun ein Pro- Vor Reiseantritt 129 gramm zum Öffnen des Allgemeine Informationen 129 Films vor. Das iPhone Service und Notruf 130 startet ihn automatisch. Anreise 130 Am flüssigs ten laufen die Bank, Post, Telefon 131 Einkaufen 132 Filme bei einer WLAN- Essen und Trinken 132 oder 3G-Verbindung. Feiertage 134 Festivals und Events 134 R Klima und Reisezeit 135 Sport 136 Statistik 137 Sollten Sie kein Smartphone besitzen, Unterkunft 138 dann nutzen Sie bitte die neben dem Verkehrsmittel im Land 138 QR-Code stehende Internet-Adresse.

Bitte beachten Sie, dass beim Aufruf der Register 141 Reise-Videos und Audio-Features über das Handy Kosten bei Ihrem Mobilfunkanbieter Impressum 143 entstehen können. Im Ausland fallen Roa- Bildnachweis 143 ming-Gebühren an. Schweiz Impressionen Blaue Seen, weiße Gipfel – von Skistars und Meisterschützen

In der 41 285 km2 großen Alpen republik Wandern auf alten Säumerpfaden und verbinden sich auf vergleichsweise en- dem vorbildlich ausgeschilderten Wege- gem Raum grandiose Natur- und tradi- netz besonders viel Vergnügen. Über- tionelle Kulturräume mit moderner Infra- haupt spielt sich das Schweizer Leben im struktur und perfektem Service zu einem Sommer bevorzugt draußen ab: Abends reizvollen Reiseland im Herzen Mittel- flaniert man auf Promenaden und an europas. Seeufern, genießt z. B. im August in Luga- Die Schweiz hat ganzjährig Saison, no oder Zürich ein Seenachtsfest mit wenn auch nicht überall gleichzeitig. Im prächtigem Feuerwerk. Zu dieser Jahres- Frühling verzaubert die italienische zeit präsentiert sich das Binnenland Schweiz durch ihre geradezu subtro- Schweiz dank seiner mehr als hundert pische Blütenpracht. Dann wetteifern in Seen auch als wahres Wassersportpara- den Tessiner Ferienorten Ascona und dies, in dem nach Herzenslust gesurft, Locarno duftender weißer Oleander mit gesegelt oder gebadet wird. In vielen der feuerroten Bougainvilleen und gelben Schweizer Strandbäder, so in Weggis am Mimosen, und im lauen Seewind des Vierwaldstättersee, lässt sich der Wasser- Lago Maggiore rauschen Palmblätter. Im spaß mit einem herrlichen Panorama- Gebirge hingegen zeigt sich das zag- blick auf die Berge kombinieren. hafte Erwachen der Alpenflora erst im Schön ist auch der Herbst, zumal im Juni, doch gerade dann bereitet das Engadin, wenn die Luft wunderbar klar

Oben: Der 2002 m hohe Aussichtsberg Moléson ragt über Gruyères auf Unten: Die Halfpipe am Gletscher von Laax lässt Snowboard-Profis abheben Rechts oben: Gemütliche Fähren über- queren den Rhein in Basel Rechts: Der Grindjisee ist ein beliebtes Wanderziel am Fuße des Matterhorns

6 ist und das Gelb der Lärchen reizvoll mit an Summer‹ – ein Farbenschauspiel, das dem satten Grün der Arven und Tannen in den Tälern des Tessins bis in den No- kontrastiert. Im Bergell nahe der Grenze vember hinein andauern kann. zu Italien wecken dann rot-goldene Kas- Ja, und dann der Winter mit all seiner tanienwälder Assoziationen an den ›Indi- weißen Pracht! Hunderte von Berg- bahnen und Schleppliften erschließen die Schweizer Alpen für die Wintersport- ler. Die Saison beginnt zwei Wochen vor Weihnachten und dauert bis in den April hinein. Gäste haben unter mehr als 30 Skigebieten die Qual der Wahl. Snow- boarder zieht es nach Verbier, Arosa und Laax, der Jetset logiert in St. Moritz und Gstaad. Davos schließlich als das größte Alpinzentrum der Schweiz ist für Schnee- fans jeder Couleur gerüstet. Eidgenossen und Vereinte Nationen Vielfältig ist die Schweiz und doch glei- chen sich ihre rund 7,8 Mio. Bewohner, die in 26 Kantonen leben, hinsichtlich Traditi- onsbewusstsein und ihrer Liebe zu Ord- nung und Struktur. Diesbezüglich sind sie in der Tat ›ein einig Volk von Brüdern‹, wie es Friedrich Schiller 1804 in seinem Dra- ma ›Wilhelm Tell‹ im Rütlischwur formu- lierte. Diese Worte lässt der Dichter die Vertreter der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden sagen, als sie sich – histo- risch verbürgt – im August 1291 auf der Rütliwiese über dem Vierwaldstättersee trafen, um ein Schutz- und Trutzbündnis gegen die damaligen Habsburger Lan- desherren zu schließen. Das war die Ge- burtsstunde der Schweizer Eidgenos- senschaft. Nicht weniger bekannt ist die zur selben Zeit spielende – legendäre – Geschichte des Wilhelm Tell. Sie erzählt von dem versierten Armbrustschützen, der gezwungen war, zunächst seinem Sohn Walter in dem Ort Altdorf einen Apfel vom Kopf und später bei Küssnacht dem Landvogt Heinrich Gessler einen Pfeil ins Herz zu schießen. Solch aufregende Zeiten gehören frei- lich längst der Vergangenheit an. Heute treffen sich Politiker aus aller Welt in der neutralen Schweiz, um hier über im wahrsten Sinne des Wortes weltbewe- gende Fragen zu verhandeln. Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang Genf, die weltoffene Metropole am gleichnamigen See, europäischer Sitz der Vereinten Nationen (United Nations, UN) und Hauptquartier bedeutender interna- tionaler Organisationen wie Rotes Kreuz oder Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO). Einen hervorragenden Ruf genießt die Schweiz aber auch als innovativer Wirt- schaftsstandort . Hier werden erstklas- sige Konsumgüter gefertigt, von einfalls- reichen Taschenmessern bis zu zuverläs- der Landesfläche in den Alpen, bekrönt sigen Präzisionsuhren. Eine führende von unzähligen Dreitausendern und 55 Rolle in der internationalen Finanzwelt Viertausendern. Der höchste Schweizer spielen die Schweizer Banken, die sich Gipfel ist die Dufourspitze (4634 m) im bevorzugt in Zürich oder Lugano nieder- Monte- Rosa-Massiv, den Titel des mar- gelassen haben. Ihre Diskretion war frü- kantesten Berges beansprucht das welt- her geradezu sprichwörtlich. Doch im berühmte Matterhorn (4478 m) für sich. Kampf gegen Geldwäsche und Steuer- Der Eiger (3970 m) mit seiner berüch- hinterziehung hat sich die Schweiz beim tigten Nordwand schließlich hat sich ei- Bankgeheimnis internationalen Gepflo- nen Namen als gefährlichster Kletterplatz genheiten schon sehr angenähert. der Alpen gemacht. In den Alpen vereinen sich eiszeitliche Alpenglühn und Kunstschaffen Gletscher, Wasserfälle, Wildbäche und Das topografische Gesicht der Schweiz stille Bergseen zu einem facettenreichen wird im Wesentlichen von Bergen be- Naturraum. Der Aletschgletscher im stimmt, liegt doch über die Hälfte (60 %) Wallis ist mit 23 km das längste Eisfeld der Alpen, ebenso locken der tosende Rheinfall bei Schaffhausen, der romanti- sche Vierwaldstättersee oder die wilde Klamm der Via Mala am Unterrhein. Die Schweizer Bergwelt ist als Ferien- region bestens erschlossen, und wo keine Straße hinaufführt, bringen Seil- bah nen Erholungsuchende bequem in lufti ge Hö hen. Stolze 6240 m etwa legt die Kabinenumlaufbahn von Grindel- wald aus auf den Aussichtsgipfel des Männlichen zurück.

Links oben: Wertvollste Bücher besitzt die Stiftsbibliothek St. Gallen Links Mitte: Das Bilderbuchdorf Soglio im Bergell im Oberengadin Links unten: Die berühmte Confiserie Sprüngli in Zürichs Bahnhofstrasse Links: Asconas Promenade am Nordufer des Lago Maggiore Oben: Skigebiet von Zermatt mit Blick auf das Matterhorn

9 Geschichte, Kunst, Kultur im Überblick Rütlischwur, Reformation und Rotes Kreuz – Alpinisten, Banker, Diplomaten und Tunnelbauer um 11 000 v. Chr. Stein- und Burgundern zurückge- St.-Gotthard-Massiv zur zeitliche Jäger und Sammler drängt, die im Laufe des wichtigsten Nord-Süd-Ver- leben im Gebiet des heuti- 6. Jh. ihrerseits von den bindung über die Alpen. gen Graubünden. Franken vertrieben werden. 1231 Die an der St.-Gott- um 4000 v. Chr. An den 612 Irische Wandermönche hard-Route gelegene Tal- Ufern des Zürich sees ent- missionieren in der Nord- schaft Uri erhält von Fried- stehen Pfahlbausiedlungen. und Zentralschweiz. In St. rich II. die Reichsunmittel- 5. Jh. v. Chr. In Mitteleuro- Gallen und Luzern entste- barkeit, neun Jahre später pa entwi ckelt sich die etwa hen erste Klöster. auch die Region Schwyz. 400 Jahre andauernde kelti- 800 Unter Kaiser Karl dem 1273 Rudolf I. von Habs- sche Latènekultur. Der Na- Großen ist die Schweiz Teil burg wird deutscher König me geht zurück auf den Ort des Fränkischen Reichs. und führt in der heutigen La Tène am Neuenburger Ende 9. Jh. Nach dem Nie- Schweiz eine straffe Verwal- See, der wegen seiner Grä- dergang des Frankenrei- tung mit ortsfremden Land- ber und reichen archäologi- ches fällt die Westschweiz vögten ein. In dieser Zeit schen Funde aus dieser an das Königreich Burgund, spielt die Wilhelm-Tell-Sage Epoche berühmt ist. der übrige Teil wird dem um den Meisterschützen 1. Jh. v. Chr. Der keltische Herzogtum Schwaben zu- aus dem Kanton Uri. Stamm der Helvetier wan- geschlagen. 1291 Rudolf I. von Habsburg dert von Süddeutschland ins 1157 Die schwäbischen Her- stirbt am 15. Juli in Speyer. Schweizer Mittelland und zöge von Zähringen fun- Am 1. August schlie ßen sich den Jura ein. gie ren als Statthalter von am Vierwaldstättersee die ab 58 v. Chr. Römische Burgund und gründen die ›Urkantone‹ Uri, Schwyz und Truppen unter Julius Cäsar Stadt Fribourg. Unterwalden, auch ›Wald- unterwerfen die Helvetier 1191 Der Zähringer Berch- stätte‹ genannt, in einem und erobern die Schweiz. told V. gründet Bern. Beistandspakt gegen die Die Römer legen Straßen an, 1218 Berchtold V. stirbt kin- Habsburger zusammen. Die- gründen Städte und bauen derlos. Sein Reichslehen fällt sen ›Ewigen Bund‹ beeiden Tempel. Etwa 20 000 Men- erst an die erbberechtigten die Abgesandten mit dem schen leben zu dieser Zeit in Grafen von Kyburg, dann an ›Rütlischwur‹. Aventicum (Avenches), der Stauferkaiser Fried rich II. 1315 Das Schweizerische Hauptstadt Helvetiens. 1230 Mit dem Brücken- Bauernheer der drei Wald- ab 445 n. Chr. Die Römer schlag über die Schöllenen- stätte besiegt die Habsbur- werden im Norden und schlucht bei Andermatt ger Soldaten in der Schlacht Westen von Alemannen wird der Passweg über das bei Morgaten. 1351 Die freie Reichsstadt Zürich tritt der Eidgenossen- schaft bei, es folgen Luzern, Glarus und Zug (1352) sowie Bern (1353). Dieser sog. Bund der ›Acht alten Orte‹ gibt sich den Namen Schwyz. 1460 In Basel wird die ers- te Universität der Schweiz gegründet. 1477 Die Schweizer besie- gen in den Burgunderkrie- gen auf der Seite Öster-

Eingeschwo rene Gemein- schaft – 1291 leisten Werner Stauffacher, Walter Fürst und Arnold Melchthal den Rütlischwur

12 Revolutionär Ulrich (Huldrych) Rhetoriker Jean Calvin Rot-Kreuz-Gründer Zwingli (1484–1531) (1509–1564) Henri Dunant (1828–1910) reichs den Burgunderkönig Basel ausbreitet. Die Urkan- richtet die Helvetische Repu- Karl den Kühnen. Fortan tone sowie Fribourg und blik, einen zentralistischen werden die Eidgenossen als Solothurn halten am katho- Einheitsstaat nach französi- wehrtüchtige Söldner ge- lischen Glauben fest. schem Vorbild. schätzt und ziehen für frem- 1529–31 Kriege zwischen 1803 Aufstände der Bevöl- de Mächte in den Krieg. den protestantischen und kerung zwingen Napoleon 1481 Fribourg und Solo- den katholischen Kantonen. zur Billigung der ›Media- thurn treten der Eidgenos- Zwingli fällt im Oktober 1531 tionsakte‹, in der eine neue senschaft bei. bei Kappel. Die darauf fol- Verfassung beschlossen und 1499 Im Schwabenkrieg genden Friedensvereinba- der Staatenbund der Kanto- setzen sich die Eidgenossen rungen sehen vor, dass jeder ne wiederhergestellt wird. gegen die Schwaben, die Schweizer Ort den Glauben Diesem gehören nun auch mit Österreich verbündet frei wählen darf. die sechs früheren Unterta- sind, durch. Im darauf fol- 1536 Bern erobert die Re- nengebiete St. Gallen, Grau- genden Frieden von Basel gion Waadt im Norden des bünden, Aargau, Thurgau, löst sich die Schweiz vom Genfer Sees und führt dort Tessin und Waadt an. Heiligen Römischen Reich die Reformation ein. Genf 1811 Die Aargauer Brüder Deutscher Nation. entwickelt sich unter dem Rudolf und Hieronymus 1501 Basel und Schaffhau- Theologen Jean Calvin zum Meyer besteigen den Gipfel sen schließen sich der Eid- europäischen Zentrum der der Jungfrau – Startschuss genossenschaft an. Reformation, dem ›Protes- für die Erschließung der 1513 Appenzell tritt dem tantischen Rom‹. Berner Alpen. Zusammenschluss bei; der 1618–48 Im Dreißigjähri- 1815 Nach dem Sturz Napo- Bund der ›Dreizehn alten gen Krieg bleibt die Schweiz leons werden im August auf Orte‹ ist vollzählig. neutral. dem Wiener Kongress die 1515 In der Schlacht von 1648 Im Westfälischen Frie- bis dato französischen Ge- Marignano besiegt der fran- den wird die De-facto-Tren- biete Wallis, Neuenburg und zösische König Franz I. das nung der Schweiz vom Genf als neue Kantone der Heer der Schweizer Söldner Heiligen Römischen Reich Schweiz zugesprochen. Da- in Diensten des Herzogs Deutscher Nation erstmals mit erreicht die Schweiz ihre von Mailand. Im ›Ewigen offiziell bestätigt. heutige Ausdehnung. Im Frieden von Fribourg‹ ver- ab 1653 Der Schweizer Bau- Frieden von Paris sichern die zichten die Eidgenossen ernaufstand und konfessio- europäischen Großmächte 1516 auf machtpolitische nelle Auseinandersetzungen der neutralen Schweiz terri- Ambitionen und bekennen münden in mehrere Bürger- toriale Unversehrbarkeit zu. sich erstmals zur Neutralität. kriege, etwa 1656 dem Ers- 1843 Um ihre Souveräni tät Die Söldnerdienste für frem- ten und 1712 dem Zweiten gegen die protestantischen de Staaten werden einge- Villmerger Krieg. In den Kantone zu wahren, bilden stellt. Im Gegenzug erhält jahrzehntelangen Kämpfen die katholischen Kantone die Schweiz das Tessin als behalten die protestanti- den ›Sonderbund‹. ›Untertanengebiet‹. schen Kantone Zürich und 1847 Im Sonderbundkrieg 1523 Der Prediger Ulrich Bern schließlich die Ober- des katholischen Kantons (Huldrych) Zwingli leitet in hand. Luzern gegen die reformier- Zürich die Reformation ein, 1798 Napoleon Bonaparte ten Kantone Bern und Zürich die sich bald auf Bern und besetzt die Schweiz und er- siegen die Protestanten.

13 Bern und Berner Oberland – Alpen kanton zwischen Alm- und Pistenrausch

Das Berner Oberland ist das alpine Aushängeschild der an grandiosen Naturräumen ohnehin sehr reichen Schweiz. Ein imposantes Hochgebirge, Talmulden mit saftiggrünen Matten und spekta ku läre Wasserfälle vereinen sich zu einer Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Nur einen Katzensprung entfernt liegt die Hauptstadt Bern, de- ren stimmungsvolle Altstadt auf drei Seiten von der Aare umflossen wird. Bei einem Rundgang darf ein Besuch des Münsters ebenso wenig fehlen wie ein Abstecher ins Kunstmuseum oder ein Ausflug in das Zentrum Paul Klee. Bester Ausgangspunkt für Touren zum Gipfel-Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau ist Interlaken. Der pittoresk zwischen Thuner und Brienzer See gele- gene Ort am Fuß der Drei- und Viertausender ist sozusagen die Wiege des Alpi- nismus. 1811 bezwangen die Brüder Rudolf und Hieronymus Meyer aus Aarau erstmals den 4158 m hohen Gipfel der Jungfrau. Heute ist die majestätische Bergwelt auch für ›Normalsterbliche‹ perfekt erschlossen. Eine Zahnradbahn führt hinauf zum Jungfraujoch (3454 m), 704 m unterhalb der Bergspitze. Der Bahnhof am Joch ist der höchste Europas, weshalb er auch als ›Top of Europe‹ bekannt ist.

1 Bern können: Von drei Seiten durch die Aare geschützt, musste der Marktort lediglich nach Westen mit Mauern und Toren be- »Sie ist die schönste, die wir gesehen festigt werden. Drei parallel angelegte haben«, so Goethe 1779 über die Stadt in der Aareschleife mit ihren Straßen durchziehen den so eingefass- schier endlosen Laubengängen. ten lang gestreckten Landsporn von West nach Ost, handtuchschmale Gassen Wie kaum eine andere Schweizer Stadt verbinden diese Achsen miteinander. wird das 540 m hoch gelegene Bern mit Bereits 1218 wurde Bern freie Reichs- Klischees bedacht, sagt man ihm doch stadt und 1353 das achte Mitglied der nach, es sei eine provinzielle Verwal- damals noch jungen Eidgenossenschaft. tungsmetropole. Böse Zungen behaupten In den folgenden 200 Jahren betrieb die gar, die Berner hätten die Langsamkeit städtische Aristokratie eine Expansions- erfunden, wozu ihr gedehnter Dialekt, politik, die zu beträchtlichen Gebietsge- das Bärndütsch, passen mag. Doch davon winnen führte. In den Berner Alpen gele- einmal abgesehen: Bern ist mit 138 400 gene Bauernkommunen wie das Haslital Einwohnern die viertgrößte Stadt des und das Saanenland wurden genauso Landes und hat eine bildschöne Altstadt. unterworfen wie Waadt am Genfer See Typisch sind die beiderseits der Gassen oder das hochsavoyische Chablais – Bern entlangführenden, insgesamt 6 km lan- stieg im 16. Jh. zum mächtigsten Stadt- gen Arkadengänge mit den darüber staat nördlich der Alpen auf. vorkragenden Hausdächern sowie die Im 17. und 18. Jh. kam es zu Bauernauf- mit originellen Figuren geschmückten ständen gegen die feudale Berner Herr- Renaissancebrunnen. schaft, die mit Waffengewalt niederge- schlagen wurden. 1798 jedoch, mit dem Geschichte Den Grundstein Berns leg- Einmarsch der napoleonischen Truppen te 1191 der Zähringer Herzog Berchtold V. in die Schweiz, mussten die bisherigen Die Lage hätte nicht besser gewählt sein Herrscher abdanken. Die Waadt und der

18 Plan S. 20 und hintere Umschlagklappe 1 Bern

Die Berner – ein Zentrum des städtischen Lebens und ›schönste Gasse der Welt‹

Aargau wurden zu unabhängigen Kanto- Bummel durchs Mittelalter nen erklärt, eine neue Verfassung räumte den bei Bern verbliebenen Landgemein- Auf dem Weg vom Hauptbahnhof über den mehr Mitbestimmungsrechte ein. die in die Altstadt erreicht man Im 19. Jh. wuchs die Stadt über die nach 150 m den Bärenplatz. Hier steht Landzunge in der Aareschleife hinaus. anstelle eines früheren Stadttores der Heute erstrecken sich die Vororte von auffällige rechteckige Käfigturm Q den Flussufern bis weit ins Hinterland (Marktgasse 67, Tel. 03 13 22 75 00, www. hinein. 1848 wählte die eidgenössische kaefigturm.ch). Der 1641–43 errichtete Nationalversammlung Bern zur Haupt- Bau diente lange Zeit als Gefängnis. Mitte stadt der Schweiz, woraufhin verstärkt 2016 musste das Polit-Forum des Bundes, Verwaltungskräfte und Beamte zuzogen. das den Turm für seine Ausstellungen zu Bern ist ferner Sitz einer Universität und politischen Themen nutzte, aufgrund der Schweizer Nationalbank. 1983 erklärte von Sparmaßnahmen vorerst schließen. die UNESCO die vollständig erhaltene Östlich des Turms reihen sich beider- Altstadt zum Weltkulturerbe. seits der von Laubengängen begleiteten

19 1 Bern

Mitte. Die Fundamente des zum Wahrzei- chen von Bern avancierten Zeitglocken- turms wurden im 12. Jh. gelegt, später erfuhr er mehrere Umbauten. Die charak- teristische Dachbekrönung mit der spitz zulaufenden Laterne kam 1770/71 hinzu. Als einstiges Stadttor erhebt sich das Gebäude über einem Torbogen, über dessen beiden Öffnungen je ein riesiges Ziffernblatt prangt. Auf der Ostseite des Turms zur Kramgasse hin hat Kaspar Brunner 1530 ein Glockenspiel geschaffen. Jeweils vier Minuten vor jeder vollen Stunde kündigt ein Hahnenschrei den Beginn des Schauspiels an, bei dem u. a. mehrere Bären, ein Löwe, ein glocken- schlagender Narr und der altgriechische Titan Kronos als Personifikation der Zeit mitwirken. Links davon befindet sich eine astronomische Uhr (1527–30), die eben- falls aus der Werkstatt Brunners stammt. Nördlich vom Zeitglockenturm liegt der Kornhausplatz mit dem originellen Kindlifresserbrunnen E. Der Fribourger Hans Gieng schuf im 16. Jh. die polychro- Über allem thront der Narr – Figurenreigen me Brunnenfigur eines feisten, langnasi- des Glockenspiels am Zeitglockenturm gen Riesen, der sich aus einem mit Kin- dern gefüllten Sack bedient. Eines der kopfsteingepflasterten Marktgasse die puttenähnlichen Kleinen verschwindet schmucken Fassaden alter Zunfthäuser gerade im Schlund des rotbekappten der Weber, Gerber und Schuhmacher Unholds. Als Vorlage für das Motiv diente aneinander. Am Ende der Gasse über- wohl eine Fasnachtsfigur. spannt der ebenfalls viereckige Zytglog- Die Westseite des Platzes dominiert ge W (Führung mit Turmbesteigung das Kornhaus R (www.kornhausforum. durch Bern Tourismus, Tel. 03 13 28 12 12, ch), ein 1718 fertiggestellter Barockbau, in www.zeitglockenturm.ch, April–Okt., 26.– dem die Stadt früher Getreide und Wein 31. Dez. tgl. 14.30 Uhr) die Straße bis zur lagerte. Heute dient das Gebäude als Kul-

20 1 Bern

Das Bundeshaus ist Sitz der Schweizer Regierung und des Parlaments turzentrum, u. a. gibt es Ausstellungen mit steinhaus U (Tel. 03 13 12 00 91, www.ein den Themenschwerpunkten Architektur, stein-bern.ch, Febr.–Ende Dez. tgl. 10– Angewandte Kunst, Design und Fotogra- 17 Uhr) beherbergt ein kleines Museum, fie. In den stimmungsvollen Gewölben das mit Fotos und anderen Dokumenten des Souterrains befindet sich das Restau- an den Physik-Nobelpreisträger von 1921 rant Kornhauskeller mit Bar, im Parterre erinnert. Das Einstein Kaffee im Haus lädt das Kornhauscafé (Tel. 03 13 27 72 72, www. mit Kaminzimmer und Rauchsalon zur bindella.ch). Im Dachstock wird eine Büh- Pause ein. ne des Stadttheaters bespielt, außerdem An ihrem östlichen Ende geht die beherbergt das Gebäude eine Bibliothek. Kramgasse in die ebenfalls sehr stim- Hinter dem Kornhaus steht die Fran- mungsvolle über. In zösische Kirche T (Mo–Fr 9–11 und 14–17, den Geschäftszeilen der flankierenden Sa 10–15 Uhr) aus dem 13. Jh., der älteste Laubengänge haben sich schicke Bou- Sakralbau Berns. Die außen wie innen tiquen, Antiquitätenläden und Keller- schlichte Hallenkirche wurde ursprüng- thea ter eingerichtet. Die überdachten lich vom Bettelorden der Dominikaner Arkaden erlauben auch bei schlechtem errichtet. Aus der ersten Bauphase blieb Wetter einen gemütlichen Einkaufsbum- der gotische Chor erhalten, die barocke mel. Der 1543 von Hans Gieng geschaffe- Westfassade entstand im 18. Jh. Der heu- ne Gerechtigkeitsbrunnen I zeigt Jus- tige Name erinnert an die französischen titia mit verbundenen Augen sowie Hugenotten, die hier im 17. Jh. ihre Got- Schwert und Waage in den Händen. Zu tesdienste abhielten. ihren Füßen symbolisieren vier Büsten Vom Zeitglockenturm nach Osten von Papst, Kaiser, Sultan und Schultheiß verläuft die Kramgasse Y, die mit ihren die kirchliche und weltliche Macht. Laubengängen, stilvollen Häuserfassa- Die Gerechtigkeitsgasse führt direkt den aus dem 18. Jh. und zwei weiteren auf die 1840–44 erbaute steinerne Ny- Figurenbrunnen zu den malerischsten deggbrücke zu, die in einem 55 m langen, Gassen Berns zählt. Im Haus Nr. 49 wohn- bis zu 26 m hohen Bogen die Aare über- te in den Jahren 1903–05 Albert Einstein spannt. An deren rechtem Ufer erstreckt (1879–1955), zu dieser Zeit noch ein klei- sich der rund um die Uhr zugängliche ner Angestellter im Patentamt. In seinen Bä renPark O (www.baerenpark-bern.ch, freien Stunden tüftelte der später so be- Führungen nach Anmeldung unter Tel. rühmte Physiker die Relativitätstheorie 03 13 57 15 25). Auf einem 6000 m2 großen aus. Seine damalige Wohnung im Ein- Gelände am Aare-Ufer mit Bäumen,

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Blick auf die malerische Altstadt von Bern und die Aare

Sträuchern und Höhlen haben zwei Bä- ren, Björk und Finn, eine neue, artgerech- te Heimat gefunden. Seit dem 15. Jh. ist der Bärengraben, ein von Bären bewohn- ter Zwinger, verbürgt, zurückgehend auf die Legende, dass Herzog Berchtold V. einst in den umliegenden Wäldern einen Bären erlegt und danach seine neu ge- gründete Stadt ›Bern‹ genannt haben soll. Das Tourist Center BärenPark (Tel. 03 13 28 12 12, Juni–Sept. tgl. 9–18, März– Mai/Okt. tgl. 10–16, Nov.–Febr. Fr–So 11–16 Uhr) zeigt alle 20 Minuten die BernShow, in der ein animiertes Stadtmodell die Geschichte Berns multimedial vermittelt. Am Rande der Altstadt Geht man vom BärenPark zurück in die Altstadt und biegt hinter der Nydegg- brücke rechts in die Postgasse ein, er- reicht man das Rathaus P (Rathausplatz 2, Anmeldung für Führungen unter Tel. ist. Im Mittelalter gab es in Bern drei Ger- 03 16 33 75 50). Der zweistöckige Sand- berzünfte, die gemeinsam die Kapelle steinbau entstand 1406–17 und wurde stifteten. Sie war ursprünglich mit Altar später mehrfach umgebaut. Eine doppel- und Gestühl ausgestattet und diente den läufige Freitreppe führt zum Eingang im Zunftmitgliedern für Privatandachten. In ersten Obergeschoss, den ein vorsprin- der dreischiffigen Pfeilerbasilika selbst gender Uhrturm überdacht. Die lanzett- beeindrucken vor allem die Chorfenster. bogenförmigen Türöffnungen lassen noch Sehr schön ist z. B. das 1453 von der Fami- gotischen Einfluss erkennen. Unter der lie von Ringoltingen gestiftete Dreikö- vorkragenden Dachtraufe sind die Wap- nigsfenster an der Nordseite des Chors, pen der 26 Schweizer Kantone zu sehen. dessen Buntglasbild die Legende der Über die schmale Kreuzgasse gelangt ›Drei Weisen aus dem Morgenland‹ zeigt. man nun zum prächtigen spätgoti- Sehenswert sind ferner das im Stil der TOP { TIPP schen Münster St. Vinzenz italienischen Renaissance gearbei tete (Münsterplatz 1, Tel. 03 13 12 04 62, doppelreihige Chorgestühl (1522–25) so- www.bernermuenster.ch, April–Mitte Okt. wie der mit 80 Heiligenfiguren ausgestal- Mo–Sa 10–17, So 11.30–17, Mitte Okt.–März tete ›Himmlische Hof‹ im Chorgewölbe. Mo–Fr 12–16, Sa 10–17, So 11.30–16 Uhr, der Eine Attraktion für sich ist der Blick über Turm schließt jeweils eine halbe Stunde Bern von der Galerie des Kirchturmes in früher). Von der Grundsteinlegung im knapp 100 m Höhe. Wer sich den Aufstieg Jahre 1421 bis zu seiner Vollendung 1573 über die enge Wendeltreppe ersparen vergingen rund 150 Jahre, der 100 m hohe will, kann auch von der Terrasse an der Turm wurde gar erst 1893 fertiggestellt. Südseite des Müns ters eine schöne Aus- Heraus ragend ist das von Erhard Küng in sicht auf Stadt und Aaretal genießen. der letzten Dekade des 15. Jh. geschaffe- Am Bundesplatz, etwa 300 m westlich ne Hauptportal. Sein Bogen ist mit 48 vom Münster, steht auf einer kleinen An- Skulpturen, u. a. den zwölf Aposteln, ge- höhe über der Aare das Bundeshaus } schmückt, das Relief im Bogenfeld stellt (Tel. 03 22 90 22, www.parlament.ch, in sit- das Jüngste Gericht dar. Bei den Plastiken zungsfreier Zeit kostenlose Führungen handelt es sich um Kopien, die Originale Mo, Mi, Fr 11.30, Mo–Sa 15 Uhr, telefonische aus Sandstein stellt das Historische Muse- Anmeldung am Vortag und Personaldo- um [s. S. 24] aus. kument nötig!). Das Parlamentsge bäude Man betritt das Münster durch das entstand 1894–1902 nach einem Entwurf westliche Nordportal und steht zunächst des Semper-Schülers Hans Wilhelm Auer in der Gerbernkapelle, in der das In for ma- (1847–1906). Die einem römischen Tem- tionszentrum der Kirche untergebracht pel nachempfundene Nordfassade, die

22 Plan S. 20 und hintere Umschlagklappe 1 Bern

mächtige zentrale Kuppel sowie die Monet und Renoir sowie von Paul Cézan- stadteinwärts weisende Neorenaissance- ne und Vincent van Gogh. Ein weiterer Fassade vereinen sich zu einem eklektizis- Schwerpunkt liegt auf der klassischen tischen Repräsentationsbau, dessen pom- Moderne mit bedeutenden Arbeiten des pöser Stil dem Geschmack der damaligen bei Bern geborenen Malers Paul Klee, z. B. Zeit entsprach. Am ›Schweizer Volkshaus‹ ›Ad Parnassum‹ (1932), das sich aus auf bauten Handwerker und Künstler aus der eine Leinwand gestempelten Punkten ganzen Schweiz, ebenso fanden Ge- zusammensetzt. steinsarten und Hölzer aus allen Landes- Daneben werden Werke von Klees teilen Verwendung. Im Rahmen einer Künstlerfreunden August Macke (›Gar- Führung können die beiden Ratssäle und tenrestaurant‹, 1912), Louis Moilliert (›Im die mit zahlreichen allegorischen Plasti- Varieté‹, 1912) sowie von der Künstler- ken zur Schweizer Geschichte ausgestat- gruppe ›Die Blaue Vier‹ gezeigt, die Klee, tete Kuppelhalle besichtigt werden. Ein Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky 15 m langes Relief des Basler Bildhauers und Lyonel Feininger 1924 gegründet Adolf Meyer (1867–1940) erzählt die Her- hatten. Darüber hinaus sind Schweizer kunftssage der Schweizer. Maler wie Ferdinand Hodler oder Giovan- Auf dem Bundesplatz und in den um- ni Giacometti ebenso vertreten wie der liegenden Gassen ist Di und Sa Vormittag Amerikaner Jackson Pollock mit seinen Gemüsemarkt. Unterhalb des Bundes- Action Paintings. hauses trifft sich bei sommerlichen Tem- Im Süden der Altstadt führt die 1883 peraturen ganz Bern im Marzilibad q, erbaute Kirchenfeldbrücke in zwei eiser- um sich in der kühlen Aare oder im 50-m- nen Bögen über die Aare zum Helvetia- Becken erfrischen (Marzilistrasse 29, Tel. platz. Rund um den Platz konzentrieren 03 13 11 00 46, Mai und Sept. 8.30–19, Juni– sich einige der bedeutendsten Museen Aug. 8.30–20 Uhr, Eintritt frei). der Hauptstadt. Im Haus Nr. 4 hat das Al- pine Museum der Schweiz (alps) e sei- Highlights der Museumslandschaft nen Sitz (Tel. 03 13 50 04 40, www.alpines Das Kunstmuseum w (Hodlerstr. 12, Tel. museum.ch, Di 10–20, Mi–So 10–17 Uhr). Es 03 13 28 09 44, www.kunstmuseumbern.ch, wurde vor Kurzem komplett neu ausge- Di 10–21, Mi–So 10–17 Uhr) am nordwestli- richtet und zeigt auf knapp 1000 m2 le- chen Rand der Altstadt beherbergt italie- bendige Sonderausstellungen zu aktuel- nische, schweizerische und französische len Berg themen der Welt. Gemälde und Skulpturen vom Mittelalter Ge genüber präsentiert die 1918 eröff- bis zur Gegenwart. Zu den Highlights nete Kunsthalle r (Tel. 03 13 50 00 40, zählen Werke der Impressionisten Manet, www.kunsthalle-bern.ch, Di–Fr 11–18, Sa/

23 Allgemeine Informationen – Service und Notruf – Anreise

fahren werden. Auf engen Pass straßen Service und Notruf hat das von unten kommende Fahrzeug Vorfahrt. Telefonieren während der Fahrt Notruf ist nur mit Freisprechanlage erlaubt. In Tel./Mobil: 112 (EU-weit: Städten mit sog. Blauen Zonen Parken Polizei, Unfallrettung, Feuerwehr) nur mit Parkscheibe (Schild ›Parkieren mit ADAC Info Service Parkscheibe‹ beachten) erlaubt. Tel. 0800/5 10 11 12 Promillegrenze: 0,5 (Mo–Sa 8–20 Uhr) Verkehrsverstöße, auch Geschwindig- ADAC Pannenhilfe in Deutschland keitsüberschreitungen, werden mit ho- Tel. 0180/222 22 22 (24 Std.) (dt. Festnetz 6 ct/Anruf; hen Geldbußen geahndet. Das Mitführen dt. Mobilfunk max. 42 ct/Min.), von Radarwarngeräten im einsatzberei- Mobil-Kurzwahl: 22 22 22 ten Zustand ist verboten. (Verbindungs kosten je nach Netzbetreiber/Provider) Strom Hilfe an Notrufsäulen Die Netzspannung beträgt 230 Volt. Da Unbedingt den ADAC verlangen deutsche Stecker nicht in alle Steckdo- sen passen, empfiehlt sich die Mitnahme ADAC Notruf aus dem Ausland eines Zwischensteckers, der z. B. in den Tel. +49/89/22 22 22 ADAC Geschäftsstellen erhältlich ist. ADAC Ambulanzdienst München Tel. +49/89/76 76 76 (24 Std.) ÖAMTC Schutzbrief Nothilfe Anreise Tel. +43/1/251 20 00, www.oeamtc.at Einsatzzentrale TCS-ETI-Schutzbrief Auto Tel. +41/58/827 22 20, www.tcs.ch Deutschland und die Schweiz sind über die Autobahnen Karlsruhe – Basel (A 5) und Stuttgart – Schaffhausen (A 81) verbunden. Österreichische Botschaft, Kirchen feld- Die wichtigste Alpentransitroute führt von str. 77/79, 3005 Bern, Tel. 03 13 56 52 52, der Zentralschweiz durch den St.-Gotthard- www.aussenministerium.at/bern Tunnel ins Tessin. Er ist, besonders in der Hauptsaison, sehr stark befahren. Alternativ Besondere Verkehrsbestimmungen erreicht man von Bern aus über Kander- Tempolimits (in km/h): Für Pkw, Wohnmo- steg (Autoverladung) durch den Lötsch- bile bis 3,5 t und Motorräder gilt innerorts berg-Tunnel das Wallis und über den Simp- 50, außerorts 80, auf Schnellstraßen 100 und lonpass das Tessin. Von Österreich, den öst- auf Autobahnen 120. Gespanne dürfen in- lichen Bun-desländern und Bayern aus nerorts 50, außerorts, auf Schnellstraßen führt die Autobahn München – Bregenz und auf Autobahnen 80 fahren, Wohnmo- (Achtung: Kor-ridor-Vignette für Österreich bile über 3,5 t innerorts 50, außerorts 80, auf nötig) – St. Gallen mit Weiterfahrt nach Schnellstraßen und auf Autobahnen 100. Chur (Graubünden) und durch den San- nach Bellinzona (Tessin). Schneeketten sind auf manchen Pass- Bernardino-Tunnel straßen bei entsprechender Witterung Aktuelle Infos zu Straßenlage, Passüber- Pflicht, in längeren Tunnels aber nicht er- gängen, Tunnel und Bauarbeiten bieten laubt. Auch tagsüber muss mit Licht ge- ADAC, www.adac.de/reise-freizeit unter Verkehr, sowie TCS, www.tcs.ch unter Alles gut erreichbar: Jungfraubahn auf dem Verkehrslage. Weg nach oben Autobahngebühr: Schweizer Autobah- nen und weiß-grün ausgeschilderte Schnellstraßen sind gebührenpflichtig. Eine Vignette muss deutlich sichtbar an der Windschutzscheibe angebracht wer- den. Vignetten sind erhältlich bei ADAC Geschäftsstellen, an Grenzübergängen und Tankstellen. Lichtpflicht: Seit Januar 2014 müssen Autofahrer in der Schweiz auch tagsüber

130 Anreise – Bank, Post, Telefon

Mythos Gotthard Das St.-Gotthard-Massiv in der Zen- wahres Nadelöhr zwischen München und tralschweiz ist Kulturgrenze, Wasser- und Turin. Zu Ferienzeiten durchfahren ihn bis Klimascheide in einem. Es ragt im Pizzo zu 30 000 Fahrzeuge pro Tag. Wie wichtig Rotondo bis zu 3124 m hoch auf und ist die Gotthardroute im Alpentransit ist, wegen seiner Gletscher und Schluchten zeigte sich im Herbst 2001, als der Tunnel nur schwer zu pas sieren. Gleichwohl war nach einem Unfall drei Monate geschlos- schon im 12. Jh. der Passweg über ›den sen wurde und als Folge die Ausweich- Gotthard‹ die wichtigste Nord-Süd-Ver- strecke durch den San-Bernardino-Tunnel bindung zwischen Mitteleuropa und total überlas tet war. Oberitalien. Einen wirtschaftlichen Boom Generell ist die Kapazitätsgrenze des löste die 1882 zwischen den Orten Gö- St.-Gotthard-Tunnels sowohl für die schenen und Airolo in Betrieb genom- Bahn als auch für die Straße längst er- mene St.-Gotthard-Bahn aus. Die Eisen- reicht. Seit 1997 ist daher im Rahmen des bahn, damals dampfgetrieben, heute Projektes AlpTransit ein neues Megapro- elektrifiziert, verläuft durch einen 14,9 km jekt in Bau, der Gotthard-Basistunnel. langen Tunnel, an dem 3400 Arbeiter Dafür wird am Fuß des Gebirges auf neun Jahre lang gebohrt hatten. 500 m Höhe ein 57 km langer Tunnel fast Auch für den modernen Kraftfahrzeug- geradlinig durch die Alpen getrieben. verkehr ist die St.-Gotthard-Pass straße Das Jahrhundertbauwerk soll die Bahn- zwischen dem oberen Reuss tal bei Ander- fahrt von Zürich nach Lugano um etwa matt und Airolo im Tessintal (Scheitelhö- 45 Minuten verkürzen. Im Juni 2016 findet he 2108 m) die kürzeste Querverbindung die feierliche Eröffnung statt, der reguläre durch die Alpen. Teil der stark befahrenen Betrieb beginnt im Dezember 2016. Bis Route ist der 1980 eröffnete St.-Gotthard- dahin informiert noch das InfoCenter Straßentunnel. Er verläuft größtenteils Erstfeld (Gotthardstr. 200, Tel. 04 18 84 parallel zur Bahnröhre, ist ganz jährig be- 72 90, Nov.–März Di–Sa 9–17, sonst auch fahrbar und mit 16,9 km der längste Tun- So 11–16 Uhr) über das Großprojekt. Info: nel der Welt. Gleichzeitig bildet er ein www.alptransit.ch das Licht einschalten. Bei Verstößen Flughafen Zürich, Tel. 09 00 30 03 13 (1,99 droht ein Bußgeld. CHF/Min. aus dem Schweizer Festnetz), www.flughafen-zuerich.ch. Der bei Klo- Bahn ten 13 km außerhalb des Stadtzentrums Von Deutschland und Österreich aus be- gelegene Flughafen ist mit Zug, S-Bahn stehen sehr gute ICE- und EC-Verbin- (S 2, S 16) oder Bus in 10 Min. erreichbar. dungen in die Schweiz. EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg, Fahrplanauskunft: Tel. 06 13 25 31 11, www.euroairport.com. Deutsche Bahn, Tel. 018 06/99 66 33 Die Buslinie 50 verbindet den nordwest- (dt. Festnetz 20 Cent/Anruf, dt. Mobilfunk- lich der Stadt gelegenen Flughafen mit netz max. 60 Cent/Anruf ), Tel. 08 00/ dem Hauptbahnhof Basel von 5–24 Uhr 150 70 90 (gebührenfrei, automatische alle 7–15 Minuten. Fahrplanansage), www.bahn.de Genève Aéroport, 4 km nordwestlich von Österreichische Bundesbahn, Genf, Tel. 02 27 17 71 11, Infoline 09 00 57 15 00 Tel. 05 17 17, www.oebb.at (1,19 CHF/Min. aus dem Schweizer Festnetz), Schweizerische Bundesbahnen, www.gva.ch. Mit dem alle 12 Minuten Tel. 0900 300 300 (1,19 CHF/Min. aus dem verkehrenden Zug erreicht man die Gen- Schweizer Festnetz), www.sbb.ch fer Innenstadt in nur 6 Minuten. Busse ins Zentrum verkehren alle 8–15 Minuten. Flugzeug Von den internationalen Flughäfen der Schweiz sind Zürich, Basel und Genf die Bank, Post, Telefon wichtigsten. Diese drei Flughäfen wer- den von mehreren deutschen und öster- Bank reichischen Städten mehrmals täglich Banken in der Schweiz haben meist Mo– angeflogen. Fr 8.30–16.30 Uhr geöffnet, in kleineren

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