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Stelz bock Sonderausgabe der USL | Sa, 25. Nov. 2017 Friedel, wir danken dir!

Als vor ein paar Jahren Friedel Rausch merkte in diesem Moment, nach seinem emotionalsten Moment beim dass man ihn in Luzern nicht nur wegen FC Luzern gefragt wurde, erwähnte er ne- seinen Erfolgen verehrte. Sondern auch ben der unvergesslichen Meisterfeier auch wegen seiner Persönlichkeit, seinem Cha- sein letztes Meisterschaftsspiel. Der FCL rakter, seiner Leidenschaft, seiner Ehrlich- hatte damals in Grenchen verloren und keit und seiner Liebe zu Luzern. Friedel war abgestiegen. Lange nach Spielschluss Rausch wurde verehrt, weil er mit Haut begannen die am Boden zerstörten mitge- und Haaren ein Blauweisser war. reisten FCL-Fans plötzlich jenen Sprech- chor anzustimmen, den man von der Meis- Mit dieser Stelzbock-Sonderausgabe tersaison her bestens kannte: «Friedel, wir verneigen wir uns vor dem grössten danken dir!» Und zwar so lange, bis Friedel Trainer in der Geschichte des FC Lu- Rausch überwältigt und tränenüberströmt zern. nochmals den Platz betrat. Luzern im Rausch

Kein anderer Trainer blieb beim FC Auslöser dieser für Luzerner Verhältnis- Luzern länger im Amt als Friedel se einmaligen Fussballbegeisterung war Rausch – kein anderer war erfolg- ein charismatischer Fussballverrückter aus reicher als er. Rauschs vielleicht dem Ruhrpott: Friedel Rausch. Ein Meis- grösster Verdienst: Während seinen tertitel, ein Cupsieg, drei Europacupteil- sieben Trainerjahren durfte Luzern nahmen und – wir sprächen hier nicht vom wie zu keiner anderen Zeit von sich FC Luzern, wenn es anders wäre – ein Ab- behaupten, eine echte Fussballstadt stieg fallen in seine Amtszeit. zu sein. «Rausch mein Name, ich bin der Trainer» Grenzenlose Euphorie, überbordende Als Rausch nach einer Nacht-und-Ne- Emotionen, tränenreiche Verzweiflung:bel-Aktion (sein glückloser Vorgänger Bru- Von 1985 bis 1992 schlug das Herz der no Rahmen, Vater von Patrick Rahmen, Zentralschweiz weit über Luzerns Stadt- leitete noch am Tag zuvor das Training), grenzen hinaus im Takt des FCL. Ein Fuss- am 29. März 1985 auf der Allmend seine ballspiel auf der Allmend war in dieser Arbeit aufnahm, war er überrascht, dass Zeit ein Ereignis, das eine ganze Region in Luzern noch immer ein astreiner Ama- mitzureissen vermochte. Fussball auf der teurbetrieb vorherrschte und die meisten Allmend wurde nicht konsumiert, Fussball Spieler nebenbei noch in anderen Jobs wurde gelebt. arbeiteten. «Rausch mein Name, ich bin der Trainer», stellte sich der neue Team-

2 | Stelzbock «Luzern im Rausch» chef jeweils vor. Vielfach bekam er zur Ant- erwerk explodierte. Von Friedel Rausch wort: «Und was machen Sie beruflich?» So mit unerschütterlichem Selbstvertrauen konnte es nicht weitergehen. Umgehend und eisernem Kampfgeist ausgestattet, führte Rausch das Vollprofitum ein. Eineschaffte der FC Luzern in dieser Spielzeit für die Zukunft eminent wichtige und wei- als Underdog das Unmögliche und holte chenstellende Massnahme, die aber nur langsam Wirkung zeigte. Friedel Rauschs erste Spielzeit endete auf dem mässigen 12. Rang, «gekrönt» von einer peinlichen Derbyniederlage gegen den SC Zug.

Grenzenlose Fussballbegeisterung Doch dann schlug das Pendel um. Nach und nach steckte Rauschs Leidenschaft die ganze Region an. Die Fussballbegeisterung in Luzern stieg in immer neue Höhen, bis sie schliesslich in der Saison 88/89 – Friedel Rauschs grossem Meister- stück – mit einem gewaltigen Feu-

Stelzbock «Luzern im Rausch» | 3 Grösster Respekt den bisher einzigen gegenüber den Meistertitel in die Leuchten- Kleinen stadt. Die beiden entscheidenden 1:0-Sie- Luzerns Meistertrainer war ein begna- ge gegen die Grasshoppers und Servette deter Motivator und blendender Kom- Genf vor 23’400 bzw. 24‘000 fanatischen munikator. Er war ein Trainer, der mutig Zuschauern haben sich als unvergessliche nach den Sternen griff, dabei aber immer Allmend-Sternstunden fest ins kollektive Bodenhaftung bewahrte. Während er mit Gedächtnis der FCL-Familie gebrannt und frecher Schnauze respektlos die Grossen sollten allen aktuellen und zukünftigen des Schweizer Fussballs herausforderte, Führungspersonen beim FCL als leuchten- zollte er den Kleinen immer allergrössten des Beispiel dafür dienen, was in unserer Respekt – ganz egal, ob es sich um einen Region möglich wäre, wenn alle an einem unbedeutenden Mitarbeiter im Klub oder Strick ziehen und man sich gemeinsam zu um einen Fan handelte. Als in der Saison den Werten unseres Klubs bekennt. 87/88 Luzerner Fans in im Stadion

4 | Stelzbock «Luzern im Rausch» unter feindlichen Feuerwerksbeschuss ge- rieten, was für eine Handvoll von ihnen im Spital endete, liess Rausch extra den Mann- schaftsbus anhalten, um sich vor dem Sta- dion mit einem versprengten Grüppchen FCL-Fans zu unterhalten. Er nahm sich viel Nach dem Zeit für die aufgewühlten Anhänger, zeigte sensationellen ehrliches Interesse und viel Mitgefühl und Titel wurde Friedel es war ihm in diesem Moment völlig egal, Rausch 1989 mit dass die gesamte FCL-Crew währenddes- einem lüpfigen sen ungeduldig im Bus auf die Weiterfahrt Musikstück wartete. gehuldigt.

«Hier ziehe ich nie mehr weg» Friedel Rausch war ein Mann, der sich Friedel Rausch gelang es, mit seiner vor sehr zu Herzen nahm, was er tat – und das Selbstvertrauen strotzenden Persönlichkeit später gesundheitlich zu spüren bekam. Er andere stark zu machen. Dabei war er in bot den Fans, was heute eine ganze Arma- Wahrheit ein sehr sensibler Mensch, der da professioneller Marketingspezialisten selber an Fussballspielen Höllenqualen litt. mit gekonnt formulierten Vereinsvisionen Bei einem Spiel zwischen dem FC Luzern nicht schafft: die Möglichkeit zur Identi- und den Grasshoppers wurde die Pulsfre- fikation! Friedel Rausch war, obwohl in quenz der beiden Trainer gemessen. Wäh- Duisburg geboren, ein waschechter Luzer- rend der Puls von Timo Konietzka 90 Schlä- ner. Er war ein Deutscher, der bei uns sei- ge pro Minute kaum überschritt, bewegte ne Heimat fand. «Hier ziehe ich nie mehr sich Rauschs Puls 90 Minuten lang im ge- weg», sagte er bereits zwei Jahre nach sundheitsgefährdenden Hochfrequenzbe- seiner Ankunft in Luzern. Friedel Rausch reich von 150 Schlägen. war ein Mann, der sein Wort hielt. ●

Stelzbock «Luzern im Rausch» | 5 FCL-CEO Marcel Kälin: «In Luzern wurde er zur Kultfigur»

FCL-Geschäftsführer Marcel Kälin war Teil der magischen FCL-Schweizermeister-Mannschaft von 1989. Auch wenn er nicht zu Friedel «Mätschli» gespielt, anstatt Rauschs Stammkräften zählte, erlebte er die un- auszulaufen. Kamst du we- vergessliche Saison 1988/89 als Spieler hautna- nigstens dann zum Zug? he mit. Im Interview gewährt er uns Einblicke in Ja, nicht nach Meisterschafts- das glorreichste Jahr der Vereinsgeschichte und spielen, aber vor allem nach teilt mit uns seine persönlichen Erinnerungen an dem Training haben wir oftmals Friedel Rausch. «Mätschli» gespielt. Friedel hat da immer auch mitgespielt. Er Das gesamte Interview kann auf war eher links vorne, wollte immer schöne www.usl.lu nachgelesen werden. Pässe in die Füsse erhalten und wenn diese nicht so genau gespielt wurden... Es hat nie- Marcel, du bist in der Meistersaison nicht mand gerne mit Friedel zusammengespielt. zu sehr vielen Einsätzen gekommen. Er war sehr ehrgeizig. Nach den Spielen habt ihr jeweils noch

6 | Stelzbock «Luzern im Rausch» Und man durfte ihn nicht decken? Fussballs hatte er schnell ein Netzwerk auf- Genau. Und wenn du zu nahe an ihn range- gebaut. Er ging auf die Menschen zu, aber kommen bist, dann hast du sein spitzes Knie dennoch nicht hier in den Ausgang, sondern am Oberschenkel gespürt. Es war wirklich verkehrte vor allem in seinem Kreis. Und er so. Aber er war mit vollem Eifer dabei und war ehrlich und direkt. immer noch überraschend gut. Er hat das Fussballspielen bis dahin nicht verlernt. Friedel Rausch hat den FCL und damit Lu- zern 1992 verlassen und andere Aufga- Das klingt nach sehr viel Spielfreude beim ben wahrgenommen. Warum denkst du, FCL. ist Friedel zurückgekommen und hat sein Ja, wir hatten Spass. Ich mag mich erinnern, Rentner-Dasein am Vierwaldstättersee dass wir viel Fussball-Tennis gespielt haben verbracht und nicht woanders? und Friedel hat auch mitge- Ihm hat es hier ge- spielt. Zwei gegen zwei oder «Der Charakter von uns fallen. Es war wie drei gegen drei. Er wollte im- Luzernern hat ihm das Paradies für mer mitspielen. Man hat bei ihn. Hier hatte er ihm die Freude am Fussball gepasst» den See, die Ber- wirklich gespürt. Wir hat- ge waren in der ten wirklich Spass. Auch die Ersatzspieler Nähe und der Charakter von uns Luzernern waren voll integriert. Er hat beispielsweise hat ihm gepasst. Er hat hier viele Freunde gesehen, dass ich als Stürmer nicht immer gefunden und ich glaube auch seiner Ehe- so «happy» war. Friedel meinte: «Marcel, frau und seinen Kindern hat es hier gefallen. du darfst nach dem Training mit dem und Schliesslich sind sie ja hiergeblieben. So wie dem Flanken üben.» Ich durfte dann in den ich es im Kopf habe, hatten sie immer ein Sechzehner, Direktabnahmen und Kopfbälle Haus hier. Ihm haben die Region und die üben. Er hat dazu auch renommierte Spieler Leute gepasst. abgestellt und ihnen gesagt «du musst jetzt für Marcel Flanken schies- Friedel Rausch hat einmal sen». So kam ich auch zu gemeint, dass überall meinen Erfolgserlebnissen. wo er war, Rentner das Er hat wirklich zu allen ge- grösste Fussballsachver- schaut. ständnis gehabt hätten. Hat er sein Know-How Man kann jetzt von vielen in seinen letzten Jahren Seiten und verschiedenen auch an den FCL weiter- Vereinen Nachrufe lesen gegeben beziehungsweise und spürt überall heraus, den Verein beraten? dass Friedel Rausch sehr Er kam ja um das Jahr 2004 beliebt war. Was denkst nochmals zurück, um dem du, wieso er so Vielen FCL in der NLB zu helfen. sympathisch in Erinnerung So genau weiss ich das geblieben ist? auch nicht, wie sehr er Weil er sehr offen war und sich ins Geschehen ein- auf die Leute zuging. Er mischte, da ich zu der Zeit hatte keine Hemmungen. Kälin, einst FCL-Profi unter weg vom Fussball war. Ich Ich hatte später im Tennis- Rausch und heute FCL-CEO. hätte seit meiner neuen Club wieder Kontakt mit Funktion beim FCL gerne ihm. Auch ausserhalb des ab und zu mit ihm geredet.

Stelzbock «Luzern im Rausch» | 7 Schliesslich haben wir nicht weit vonein- Aber hast du das Gefühl, dass die Verbin- ander entfernt gewohnt und uns ab und zu dung zum FCL immer da war? Hier wo er beim Joggen oder wenn er mit dem Hund Meister und Cupsieger wurde. laufen ging, getroffen. Dann hatten wir im- Zwangsläufig. Nein, das ist das falsche mer gute Unterhaltungen. Irgendwann hatte Wort. Er war natürlich die Kultfigur und es er aber einen Unfall und es ging ihm nicht hiess «das esch de Meischter, de Cupsie- mehr so gut, weshalb er auch nicht mehr so ger». Das hat ihn auch stolz gemacht. Der oft rausging. Ich hätte mich in der aktuellen FCL hatte ja nur diese Erfolge. Paul Wolfi- Phase gerne mit ihm ausgetauscht und ich sberg hat in etwa die gleiche Bedeutung bin mir sicher, dass er mir in solchen Situati- für den Verein. Er ist auch Cupsieger und onen hätte helfen können. Denn er hatte ein zudem Luzerner. Friedel war einer, der aus breites Wissen. der Fremde kam, aus Deutschland. Er hat dem Verein Selbstvertrauen gegeben und das Profitum eingeführt. Insgesamt hat er wahnsinnig viel für den FCL gemacht. Der Erfolg gab ihm recht. Mühsam war natür- lich der Abstieg, der die Stimmung etwas dämpfte. Für ihn war der Club und die Re- gion aber ideal. Er musste den Erfolg mit niemandem teilen. Wäre er bei Schalke geblieben... Gut, die haben auch nicht viele Erfolge feiern können, aber bei den Bayern beispielsweise wäre er nur einer unter vie- len gewesen. In Luzern ist er zu einer Kult- Figur geworden.

Gibt es etwas, was du von Friedel Friedel Rausch und Romano Simioni Rausch über das Leben oder den Sport geniessen zusammen die Meisterzigarre. gelernt hast?

8 | Stelzbock «Luzern im Rausch» Als ich damals (vor der Meistersaison) den Vertrag beim FCL unterzeichnet hatte, habe ich sofort bemerkt, dass er offen und direkt ist. Und er hat dir Selbstvertrauen vermitteln können. Das war eine Stärke von ihm. Als ich dann ein eigenes Unternehmen führ- te, konnte er mir die Parallelen zwischen Sport- und Unternehmenswelt aufzeigen. Irgendwie die deutsche Mentalität. Und das konnte er sehr gut vermitteln – ohne, dass er arrogant rübergekommen wäre.

Wenn du noch einmal einen Moment mit Friedel Rausch erleben könntest, für wel- chen würdest du dich entscheiden? Marcel Kälin pausiert, aber sein Grinsen ver- rät, dass er genau weiss, welchen Moment. Dann lacht er. Das letzte Tennis-Match, welches wir ge- geneinander gespielt haben... Dieses habe ich gewonnen. Kälin lacht und es klingt, als ob das nicht der Normalfall war. Im Nachhinein würde ich dieses Spiel ab- sichtlich verlieren, um ihm noch ein Erfolgs- erlebnis zu gönnen. ●

USL-News/Agenda

Cup-Viertelfinal in Basel MI, 29.11.2017 Extrazug: 17.12 Uhr ab Luzern FCL GV FR, 01.12.2017 Zone 5 FCL – SION SA, 02.12.2017 Allmend, 19:00 USL-FONDUE DO, 07.12.2017 Anmeldung am Shopstand FCZ – FCL SO, 10.12.2017 Schletzigrund, 16:00 KLARTEXT AM DO DO, 14.12.2017 Zone 5, mit Remo Meyer Zone 5 Weihnachtsevent SA, 16.12.2017 Zone 5, mit Dj Hansi FCL – YB SO, 17.12.2017 Allmend, 16:00 JASSTURNIER FR, 22.12.2017 Zone 5 USL-Kalender 2018 Abzuholen beim letzten Heimspiel am Shopstand USL-Skitag SA, 20.01.2018 Infos folgen

Stelzbock «Luzern im Rausch» | 9 Erfolgstrainer mit Biss

Nicht nur beim FC Luzern sorgte Friedel Rausch für ander beisst eines der Furore. Ob als Spieler oder Trainer, für Rausch zählten nervösen Tiere dem Kampf, (disziplinierter) Spass und – vor allem – Erfolg. Schalke-Verteidiger Als Motivationskünstler inspirierte er seine Mannschaften Friedel Rausch in den zu Höchstleistungen. Nur einmal liess er einem «Konkur- Po. Die Wunde ist renten», wir munkeln vorsätzlich, den Vortritt. tief. Doch Auswechs- lungen sind zu dieser Zeit nicht erlaubt. Also Friedel Rausch, geboren in Duisburg, war lässt sich Rausch eine ein waschechter Junge aus dem «Pott». Beim Tetanus-Spritze setzen und spielt weiter. Bis MSV startete er seine Fußball-Karriere, ehe zum Matchende. Sein Mitspieler Neuser, auch er «rüber» nach Gelsenkirchen wechselte. er wurde gebissen, scheidet in der 76. Minute Für Schalke 04 bestritt Rausch in den Jahren mit Lähmungserscheinungen im Bein aus. 1962-1971 fast 200 Bundesliga-Partien, stand 1969 im DFB-Pokalfinale. Legendenstatus- er «Die Schmerzen waren tierisch», sagte langte der gelernte Kaufmann allerdings weder Rausch später. Im wahrsten Sinne des Wortes. aufgrund seiner fussballerischen Leistungen, Vom BVB erhielt Rausch 500 Mark Schmer- noch durch sein Schalker Tabakwarengeschäft. zensgeld und einen Blumenstrauss. Eine Wo- Eine der kuriosesten Szenen der Bundesliga- che später stand er wieder im Einsatz. Als Geschichte war es, die ihm magische Populari- Andenken trug er eine sechs Zentimeter lange tätswerte verlieh: Narbe davon, die bis zu seinem Tod sichtbar blieb. Auf die Szene wurde Rausch sein Leben Ruhrpott-Derby 1969, BVB gegen Schalke lang angesprochen. Nicht nur im Revier. Vier 04. Die Schalker gehen im Dortmunder Stadi- Jahrzehnte später wurde er im ZDF gefragt, on Rote Erde in Führung. Jubelnde Gästefans was passiert wäre, wenn er anstatt am Hin- stürmen den Platz. Ordnungshüter mit Schäfer- tern, auf der anderen Seite gebissen worden hunden schreiten ein, um den Mob zurück auf wäre. Rausch entgegnete trocken: «Dann hät- die Tribünen zu drängen. Im ganzen Durchein- te der Schäferhund alle seine Zähne verloren.»

10 | Stelzbock «Luzern im Rausch» Verlieren tat Friedel gar nicht gerne. Ent- Rausch, beziehungsweise mit dessen neu- sprechend erfolgreich startete Rausch im em Club, dem 1. FC Kaiserslautern. Nach ei- Anschluss an seine Aktivkarriere auch seine nem Kopf-an-Kopf-Rennen werden die Betzen Trainer-Tätigkeit. Als Cheftrainer auf Schalke schlussendlich mit bloss einem Punkt Rück- führte er sein Team zum Vizemeistertitel, mit stand hinter dem Star-Ensemble Vizemeister. gewann er sensationell den Massgeblichen Anteil an diesem Erfolg hat ein Uefa-Cup. weiterer ehemaliger FCL-Trainer, dem in der Innerschweiz ebenfalls niemand eine Träne Auch bei unserem heutigen Gegner, dem nachtrauert: . Unter der Regie FC Basel wurde Rausch tätig. Im direkten An- von Rausch gibt Sforza sein Bundesliga-Debut schluss an sein Engagement beim FCL sollte er und avanciert zum grossen Spielmacher. Als in der Saison 1992/93 den damaligen B-Ligisten Rausch im März 1995 von Sforza angerufen endlich zurück in die NLA führen. Rausch liess wird und ihm dieser erklärt, dass er den aus- es sich nicht nehmen, diesem Vorhaben einen laufenden Vertrag bei den Roten Teufeln nicht Strich durch die Rechnung zu machen – und verlängern werde, macht Rausch am späteren dem in der Saison zuvor unter seiner Regie Morgen in seinem Trainerbüro eine Flasche abgestiegenen FC Luzern so den direkten Wie- Champagner auf. Das muss gefeiert werden! deraufstieg zu ermöglichen. Der einzige dunkle Eine Viertelstunde später hält die Ernüchte- Fleck seiner goldenen FCL-Ära, ausgemerzt in rung Einzug. Friedel hat das Wörtchen «nicht» der Folgesaison als Trainer des grössten Kon- überhört. Die Flasche hat er trotzdem ausge- kurrenten. Wahrhaftig unbeschreiblich! Frie- trunken. del Rausch: Durch und durch ein Blauweisser eben. Das sahen in der 8. Runde der Auf-/ Erinnerungen, die für immer bleiben Abstiegsrunde auch die Luzerner Anhänger im Zu Trinken und Feiern gab es grundsätzlich Tollhaus Allmend (26‘100 Fans, Allzeit-Stadi- vieles, wenn Friedel Rausch zugegen war. Im onrekord!) so. Nach dem vorentscheidenden Speziellen natürlich hier in Luzern. 2004 kehrte 4:1-Erfolg gegen den von Rausch gecoachten er, seine Trainerkarriere inzwischen beendet, FC Basel hallte es nach Spielende brachial in die Innerschweiz zurück, engagierte sich durch das Rund: «Friedel, wir danken dir!» Der als Teamchef in René Van Ecks Stab. Prompt FCL stieg in die NLA auf, der FCB blieb unten. schafft der FCL mit einer nie dagewesenen Serie der Ungeschlagenheit die Rückkehr in «Was soll ich mit diesem fetten Türken?» die NLA. Es ist der magische Schlusspunkt Beim FCB will man trotz Nichtaufstieg gerne einer unglaublichen Erfolgsstory zwischen weiter mit Rausch zusammenarbeiten. Doch Friedel Rausch und dem FC Luzern. «Alle Ver- dieser verlässt die Schweiz nach getaner Arbeit eine müssen mal berühmt gemacht werden», (der FCL ist ja wieder erstklassig) in Richtung meinte Rausch nach dem Meistertitel einst. Bundesliga. Zuvor macht er allerdings noch Be- Zumindest einen, den unsrigen, hat er mit sei- kanntschaft mit demjenigen, der den FCL zwei ner unvergleichlichen Art zu Ruhm und Ehre Jahrzehnte später in die (zwar nur sportlich) geführt. erfolgreichste Saison der «Non-Rausch»-Ver- einsgeschichte führen wird: . Der Vor genau einer Woche erreichte uns die damals 17-jährige Jungfussballer steht kurz vor traurige Nachricht, dass Friedel Rausch von dem Abschluss eines FCB-Profivertrags. Doch uns gegangen ist. Wir bekunden seiner Familie Rausch winkt ab: «Was soll ich mit diesem und seinen Freunden unser tiefes Mitgefühl. fetten Türken?» Später präzisiert er: «Ich habe Wir hoffen und wünschen, ein jeder möge sei- bloss gesagt, er soll fünf Kilo abnehmen und ne Geschichten und Begegnungen mit Friedel dann wiederkommen.» Rausch für immer in sich tragen. Die Erinne- rungen, die einem zum Lachen bringen. Die Ein anderes Schwergewicht, die von Franz Erinnerungen, die einem vor Freude Tränen in Beckenbauer trainierten Bayern, machen in die Augen treiben. Die Erinnerungen, die blei- der Folgesaison Bekanntschaft mit Friedel ben.

Stelzbock «Luzern im Rausch» | 11 Klatschen statt schweigen

Gedenken wir also diesem grossartigen Mann, der für die unvergesslichsten Momen- te der Vereinsgeschichte mitverantwortlich ist, dem zweifachen Familienvater Friedel Rausch. Lasst uns daher alle gemeinsam in die Hände klatschen und – effektiv zum aller letzten Mal - je- nen Sprechchor durchs Stadion hallen lassen, den Rausch und die FCL-Fans für immer verbinden wird: Friedel, wir danken dir! ●

Jetzt FCL-Aktionär werden!

Am kommenden Freitag, 1. Dezember reihte. Ob bewusste oder unbewusste, La- 2017 findet die diesjährige GV des cher sind an den FCL-GVs garantiert. FC Luzern statt. Die Jahresversammlung wird erstmals in der Zone 5 durchgeführt. Mitfeiern! Ein zusätzlicher Grund, endlich Teilhaber Die Dividenden lassen sich sehen: Bier, an unserem geliebten Fussballclub Wurst und Klamauk. Mindestens einmal im zu werden. Jetzt Aktien zeichnen – Alle! Jahr. Und eins ist klar: Fortan in der Zone 5 werden die Zapfsäulen nicht mehr nach bloss einem oder zwei Bier versiegeln. An- Mitentscheiden! regende und interessante Diskussionen mit Die GV billigt die Geschicke unseres FCL-Vertretern inklusive. Lieblingsvereins. Du warst mit der Abset- Werde auch du FCL-Aktionär. Für nur 100 zung von Mike Hauser nicht einverstanden, Franken. Und das für immer. Oder zumin- störst dich an der undurchsichtigen und in- dest bis zum nächsten Konkurs. transparenten Finanzierung des Clubs oder vermisst ein Stadion-Beizli? An der FCL-GV, dem obersten Entscheidungsorgan des Ver- So einfach wirst du FCL-Aktionär: eins, hast du die Möglichkeit, deinen Unmut Aktienkaufschein ausfüllen, eine Pass/ direkt zu platzieren, mitzuentscheiden, zu ID-Kopie beilegen und an den FCL zu- verändern. senden. Gleichzeitig 100 Franken über- weisen. Die Aktie kann auf Wunsch am Mitschmunzeln! Freitag vor der GV direkt in der Zone 5 Unvergessen, wie ein ehemaliger Präsi- abgeholt werden. dent sein VR-Gschpändli als vermisst melden Den Aktienkaufschein und alle weiteren musste und im Jahresbericht anschliessend Informationen gibt’s heute direkt am (Resultat-)Fehler an (Spielernamen-) Fehler USL-Stand oder auf www.fcl.ch/aktien.

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