Oper Journal 3 Oper Journal Kopie
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3 2011/12 NOVEMBER, DEZEMBER, JANUAR DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER LILIOM: John Neumeiers Ballettlegende mit Musik von Michel Legrand LEAR: Aribert Reimanns Shakespeare-Vertonung mit Bo Skovhus DON CARLOS: Peter Konwitschnys Inszenierung ist wieder da JETZT BUCHEN: DIE »RING«-ZYKLEN 2012. AB € 187,20! Dritter Zyklus: 28.1./5.2./12.2./19.2.2012 Vierter Zyklus: 1.3./4.3./ 7.3./11.3.2012 Tel. 040 - 35 68 68 Unser Titel: Szene aus einer Probe zu »Liliom« Inhalt November, Dezember, Januar 2011/12 OPER BALLETT 12 Premiere »Lear«: Ursprünglich war Aribert Reimanns »Lear« 04 Balletturaufführung Premiere »Liliom«: Als Ausrufer eines als Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper geplant. Nun Karussellbetriebs arbeitet Liliom auf dem Jahrmarkt und wird kommt dieses Ausnahmewerk des zeitgenössischen Musik- von den Frauen umworben. Seine Liebe zu Julie zeigt indes die theaters endlich nach Hamburg. Simone Young dirigiert Rei- Geschichte zweier Seelen, die nicht in der Lage sind, ihren manns Erfolgsstück, Karoline Gruber inszeniert. Und Platz in der Realität zu finden. John Neumeier erarbeitet eine Publikumsliebling Bo Skovhus gestaltet die Titelpartie. Ballettlegende, der ein Auftragswerk des französischen Film- und Jazzkomponisten Michel Legrand zugrunde liegt. 18 Repertoire Das Weihnachtsprogramm: Zu den Klassikern »Hänsel und Gretel«, »Weihnachtsoratorium«, »Der Nuss- 10 Repertoire »Weihnachtsoratorium« »Der Nussknacker«: knacker« und »Die Zauberflöte« gesellt sich diesmal »La Cene- Was wären die Feiertage ohne die festlichen und besinnlichen rentola«. Mitwirkende Künstler berichten über ihre liebste Klänge des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach Weihnachtsmusik. Außerdem: »Don Carlos« wieder im Spiel- und die vertraute Musik von Peter Tschaikowskys Ballettklas- plan und ein kurzes Gespräch mit dem Tenor-Shootingstar siker? John Neumeiers Ballette stimmen ein in den Zauber Juan Francisco Gatell. einer »besonderen« Zeit. 28 Ensemble Choreologin Sonja Tinnes ist das choreografische Ge - RUBRIKEN dächtnis des HAMBURG BALLETT. Ihre Aufzeichnungen sind die Grundlage für Einstudierungen und Wiederaufnahmen. 17 Balletträtsel Mitraten und Mitgewinnen 27 Opera stabile »After work«, Beiprogramm zu »Lear« und das PHILHARMONIKER Gastspiel »Miss Elvira – eine Liebesbilanz« 32 Konzerte Jennifer Larmore gibt ihr lange erwartetes Hamburg- 30 Namen und Nachrichten debüt mit einem wunderbaren Liederzyklus von Chausson. 36 Leute Premiere »Flavius Bertaridus« und Ballett-Gastspiel in Lieder ohne Worte stellt der Bratscher Antoine Tamestit mit Baden-Baden Berios »Voci: Folk Songs II« vor – eine Hommage an Sizilien. Den Jahreswechsel feiert Simone Young wieder mit »Salut!«. 38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick Französisch inspiriert zeigt sich das Kammerkonzert. 40 Finale 333 Jahre Oper in Hamburg Impressum TITELFOTO: HOLGER BADEKOW 3.2011/12 JOURNAL 1 OPER Momentaufnahme »Flavius Bertaridus« 2 JOURNAL 3.2011/12 Politische Sonntagsreden und familiäre Peinlichkeiten im Diktatorenpalast: Als ebenso unterhaltsam wie ak- tuell erwies sich Telemanns barocker »Flavius Bertari- dus«. Zum Jubiläum »333 Jahre Oper in Hamburg« wurde die Gänsemarkt-Oper in der vitalen Neuinsze- nierung von Jens-Daniel Herzog und unter der mitrei- ßenden Musikalischen Leitung von Alessandro De Marchi gezeigt. Mélissa Petit als verkorkster Sohn, Ann-Beth Solvang als leidende und liebende Königin, Antonio Abete als lüsterner Tyrann und Maite Beau- mont als moralisch integrer Titelheld begeisterten Zu- schauer und Kritiker. 3.2011/12 JOURNAL 3 BALLETT Premiere »Liliom« Ballettlegende von John Neumeier Premiere A Musik Musikalische Leitung frei nach Ferenc Molnár 4. Dezember 2011 Michel Legrand Simon Hewett 18.00 Uhr Christoph Eberle Choreografie, (5., 6. Januar) Premiere B Inszenierung und Kostüme 6. Dezember 2011 John Neumeier Philharmoniker Hamburg 19.30 Uhr In Kooperation mit Bühnenbild der NDR Bigband Die Musik von Michel Legrand ist ein Aufführungen Ferdinand Wögerbauer Auftragswerk des HAMBURG BALLETT 10., 19., 20. Dezember Alina Cojocaru gastiert und der Hamburgischen Staatsoper. Unterstützt durch die Stiftung zur 5., 6. Januar 2012 als Julie am 4., 6., 20. Förderung der Hamburgischen Staatsoper. jeweils 19.30 Uhr Dezember 2011 und 5., 6. Januar 2012 Wenn Liebe atmet »Liliom« schildert die Geschichte eines einstigen Hutschenschleuderers, dem das Leben zusetzt und der dennoch austeilt. Ein Mann des Jahrmarkts, von den Frauen bewundert, kehrt Liliom durch falsch verstandene Ehre dem Schaustellergewerbe den Rücken und wird an den Rand der Gesellschaft gedrängt. John Neumeier erzählt Molnárs Schauspiel aus dem Milieu der Karussellbetreiber mit den Mitteln des Balletts neu. 4 JOURNAL 3.2011/12 BADEKOW HOLGER FOTOS BALLETT Premiere Mit Ihrem neuen Ballett »Liliom«, das auf Fe- sofort eine gegenseitige Sympathie. Er ist äu- renc Molnárs gleichnamiger Vorstadtlegen de ßerst enthusiastisch und arbeitet schnell. fußt, arbeiten Sie zum ersten Mal mit dem Man merkt seine große Erfahrung. französischen Film- und Jazzkomponisten Mi- chel Legrand. Wie kam es dazu? Legrands Partitur zeichnet sich durch eine Die Entwicklung unserer Zusammenar- Vielseitigkeit aus. In der Szene, wenn Frau beit folgt keiner klaren Chronologie. Sie kam Muskat Liliom überredet, wieder für sie im durch Freunde von mir zustande, die gleich- Karussell zu arbeiten, schildert Legrand die zeitig seine Freunde sind. Sie erzählten mir, unterschiedlichen Welten des Jahrmarkts mit dass Michel Legrand die »Kameliendame« in einem Reichtum an Fantasie, Rhythmen und Paris gesehen hat, total begeistert war und orchestralen Farben... gerne mit mir arbeiten würde. Ich war sehr ...was mich sehr an die Jahrmarktszene erfreut darüber. Ich kenne seine Musik und aus Strawinskys »Petruschka« erinnert. hatte nie daran gedacht, dass er eine Ballett- musik schreiben würde. In seinen Liedern Auch gibt es ein Motiv, das die Ambivalenz der entdeckte ich schon früh eine Komplexität, Liebe zwischen Liliom und Julie mit dem die mich fasziniert, zum Beispiel in »The Wechsel von Dur nach Moll wiedergibt. Hier Windmills of Your Mind«, das berühmte stellt sich eine leichte Verschattung ein, eine Lied aus »The Thomas Crown Affair«. Die- suggestive Verdunkelung. Legrand arbeitet mit ser Song hat einen fantastischen Text und allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. eine grandiose musikalische Form, die sich Wie empfinden Sie seine Musik zu »Liliom«? wie ein Karussell im Kreise dreht. Als er mich Ich unterscheide nicht zwischen soge- irgendwann anrief und sagte, dass er gerne nannter U- und E-Musik. Wir dachten da ran, mit mir arbeiten würde, dachte ich an »Li- die sinfonische Form mit dem Einsatz einer liom«. Seit vielen Jahren möchte ich diesen Big Band zu kombinieren. Die NDR Big Band Stoff bearbeiten. Das Musical »Carousel«, ist weithin berühmt, auch Legrand kannte basierend auf Molnárs Stück, ist mit seiner sie. Er war an einer Zusammenarbeit mit ihr bekannten Musik von Rodgers und Ham- interessiert und hat sie als Teil seines Kon- merstein vielschichtiger als man gemeinhin zeptes in die Partitur aufgenommen. annimmt. Doch wollte ich den Stoff auf eine Bis jetzt kenne ich nur den Klavierauszug Ebene bringen, die für eine Aufführung in und besitze von seiner »Liliom«-Musik eine einem Opernhaus geeignet ist. Für mich war Aufnahme, in der er selbst mit einem Assis - klar, dass eine Umgestaltung der Musik aus tenten spielt. Ich empfinde seine Musik als dem Musical ohne Text nicht funktionieren sehr rhythmisch und stimmungsvoll; je häu- würde. So kam ich zuerst auf Erich Wolfgang figer ich mit ihr arbeite, umso mehr liebe Korngold, dessen Musik ich über einen lan- und »verstehe« ich sie. Ich sehe in ihr Ver- gen Zeitraum für diesen Stoff gesammelt wandlungen. Ein Beispiel: das von Ihnen be- habe. Kein Zweifel, Korngold, der viel für nannte Thema assoziiere ich hauptsächlich den Film in Amerika geschrieben hat, ist für mit Julie. Sein Geheimnis offenbart sich in mich ein ernsthafter Komponist. der langen Pas de deux-Szene zwischen ihr Michel Legrand kannte den Stoff zu- und Liliom. Wenn die Partitur ihrem Höhe- nächst nicht. Nachdem er »Liliom« gelesen punkt zusteuert, tönt es zum letzten Mal. Es und die Verfilmung von Fritz Lang gesehen verbindet sich mit Lilioms Thema. Zwischen hatte, war er von der Geschichte angeregt. Er beiden Themen, die übereinander liegen, hat eine sehr profunde Musikerziehung kommt es allerdings zu einer leichten Rei- durchlaufen, bei Nadia Boulanger am Pari- bung. Sie verschmelzen nicht, sondern ste- ser Konservatorium klassische Musik stu- hen zueinander in Spannung und lösen sich diert und mehrere Instrumente zu spielen erst später, und dann nur punktuell, inei - gelernt, um ihre verschiedenen Farben für nander auf. In Legrands Spiel kann ich mir seine Instrumentation nutzbar zu machen. seine »Liliom«-Musik mit Orchester mitun- Doch der Zufall wollte es, dass er eine große ter nicht vorstellen. Er spielt sie wie ein Mo- Karriere als Populärmusiker startete. Ich dern Jazz Quartet, was mich an meine Jugend glaube, es fasziniert ihn, eine Ballettmusik zu erinnert. Es ist eine Art von Jazz, die in den schreiben, die eher in eine sinfonische Rich- John Neumeier probt mit Alina Cojocaru fünfziger Jahren sehr populär, fast klassisch tung geht. Später trafen wir uns und spürten und Carsten Jung war, mit ausgedehnten Soli eines begnadeten 3.2011/12 JOURNAL 5 BALLETT Premiere »Liliom« Jazzpianisten. Seine Musik folgt der Form mancherorts gezeigt wird. Mir scheint, man Man weiß nichts von seiner Herkunft.