L’Invisible ARIBERT REIMANN L’INVISIBLE TRILOGIE LYRIQUE nach (1862–1949) Libretto vom Komponisten

Kompositionsauftrag der Deutschen Oper Berlin, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung

Uraufführung am 8. Oktober 2017 in der Deutschen Oper Berlin

Live-Aufnahme vom 5. Oktober (Generalprobe), 8. Oktober (Uraufführung) sowie 22. und 25. Oktober 2017,

ARIBERT REIMANN (*1936) RACHEL HARNISCH – Marie Ursula / Marie / Ygraine RACHEL HARNISCH Der Onkel / Der Fremde THOMAS BLONDELLE ANNIKA SCHLICHT – Marthe Marthe / Bellangère ANNIKA SCHLICHT Tintagiles SALVADOR MACEDO THOMAS BLONDELLE – Der Fremde Dienerin RONNITA MILLER Drei Dienerinnen der Königin TIM SEVERLOH Der Vater SETH CARICO MATTHEW SHAW Großvater / Der Alte / Aglovale STEPHEN BRONK MARTIN WÖLFEL

DAS ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN DONALD RUNNICLES Dirigent [IDO ArAD, 25. OktOBer]

Regie der Uraufführungsproduktion: VASILY BARKHATOV Bühne: ZINOVY MARGOLIN | Kostüme: OLGA SHAISHMELASHVILI DEUTSCHE OPER BERLIN DIETMAR SCHWARZ, Intendant | DONALD RUNNICLES, Generalmusikdirektor THOMAS FEHRLE, Geschäftsführender Direktor | CHRISTOPH SEUFERLE, Operndirektor MATTHIAS HENNEBERGER, Justitiar und Medienbeauftragter

CD 1 D III. La Mort de Tintagiles, Acte I 13:12 A I. L’Intruse 20:06 E Acte II 6:09 total 20:08 F Interlude III 2:00 CD 2 G Acte III 5:33 A Interlude I 3:22 H Acte IV 5:39 B II. Interieur 19:10 I Acte V 5:29 C Interlude II 3:38 total 64:19

5 RONNITA MILLER – Dienerin SETH CARICO – Der Vater ZU DIESER AUFNAHME Die Aufnahme von L’Invisible entstand als Koopera- einmal ohne Bühnengeschehen aufzunehmen. Alle tion zwischen der Deutschen Oper Berlin, die die Oper Aufnahmen fanden in der gleichen Besetzung statt, bei Aribert Reimann in Auftrag gab und die Aufnahme mit Ausnahme der Aufführung am 25. Oktober und initiierte, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), der anschließenden Korrektursitzung, deren Dirigat der die Aufnahme herstellte, und dem Label Oehms- aufgrund einer Erkrankung des Generalmusikdirek- Classics, das sie auf der vorliegenden CD veröffent- tors Donald Runnicles von Ido Arad übernommen lichte. Für die Produktion der Aufnahme wurde auf wurde, der als Kapellmeister und Assistent des Ge- mehrere Mitschnitte zurückgegriffen – auf die Auf- neralmusikdirektors bereits bei der Einstudierung zeichnung der Generalprobe am 5. Oktober, die Auf- von L’Invisible assistiert hatte. zeichnung der Uraufführung am 8. Oktober, die der Die CD von L’Invisible ist die zweite Zusammenar- rbb live auf seinem Hörfunkprogramm rbb kultur- beit zwischen der Deutschen Oper Berlin und Oehms- radio ausstrahlte, und die Mitschnitte der Vorstellun- Classics bei einem Uraufführungsprojekt. Die erste gen von L’Invisible am 22. und 25. Oktober 2017. An dieser Kooperationen galt Andrea Lorenzo Scartazzi- die letzte dieser Vorstellungen schloss sich eine etwa nis neuer Oper Edward II., die am 19. Februar 2017 in einstündige Korrektursitzung an, deren Zweck es vor der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt und im sel- allem war, einige kürzere Passagen, in denen sich bei ben Jahr von OehmsClassics auf CD herausgebracht den Live-Mitschnitten szenisch bedingte Bühnen- wurde. geräusche in den Vordergrund gedrängt hatten, noch Matthias Henneberger

7 ABOUT THIS RECORDING SZENE aus L’Intruse

This recording of L’Invisible is the result of a partner- with the same cast with the exception of the perfor- ship between the Deutsche Oper Berlin which com- mance on 25th October and the subsequent correc- missioned the from Aribert Reimann and initi- tion session, which were taken over at short notice, ated the recording, Berlin-Brandenburg Radio (rbb) owing to the illness of General Music Director Don- which produced the recording, and OehmsClassics ald Runnicles, by Kapellmeister and assistant to the which published the recording on this CD. The CD is General Music Director, Ido Arad, who had already taken from several recordings – the recording of the assisted in the musical preparation of L’Invisible. dress rehearsal on 5th October, the recording of the The CD of L’Invisible is the second collaboration world première on 8th October which was broadcast between the Deutsche Oper Berlin and OehmsClas- live on rbb kulturradio by rbb and the recording of the sics for a premiere project. Andrea Lorenzo Scar- performances of L’Invisible on 22nd and 25th October tazzini’s new opera Edward II, which premièred on 2017. After the last performance, there was a cor- 19th February 2017 at the Deutsche Oper Berlin and rection session of approximately one hour in which which was published on a CD by OehmsClassics in any short passages where noise from the stage could the same year, was the first of these collaborations. be heard during the live recordings were re-recorded without the on-stage action. All recordings took place Matthias Henneberger

8 HANDLUNG SYNOPSIS

L’INTRUSE [DER EINDRINGLING] folgt und drängt den Alten, ins Haus zu gehen, um die L’INTRUSE [THE INTRUDER] man to go into the house and tell the family. The old Eine Familie sitzt beisammen: Der blinde Großvater, Familie zu informieren. Der Alte überbringt der Fami- A family is sitting together: the blind grandfather, the man brings the family the news of their daughter’s der Vater, der Onkel, Ursula und ihre Schwestern lie die Nachricht vom Tod ihrer Tochter. Die anderen father, the uncle, Ursule and her sisters are waiting for death. The others watch him through the window as warten auf die Ankunft einer weiteren Verwandten. beobachten ihn dabei durch das Fenster. the arrival of another relative. The mother, who has a he does. Im Nebenzimmer liegt die Mutter, die vor einigen few weeks ago given birth to a baby, is lying in the Wochen ein Kind zur Welt gebracht hat, im Kindbett LA MORT DE TINTAGILES next room in bed fighting for her life. the infant has LA MORT DE TINTAGILES und ringt mit dem Tod. Noch hat das Neugeborene [DER TOD DES TINTAGILES] not yet given any sign of life. The grandfather senses [THE DEATH OF TINTAGILES] kein Lebenszeichen von sich gegeben. Der Großvater Die alte Königin hat ihren Enkel Tintagiles in ihr the arrival of a mysterious stranger, whom the others The old queen has had her grandson Tintagiles spürt die Ankunft eines unheimlichen Fremden, der Schloss holen lassen. Dort leben seine Schwestern cannot see, however. The new-born baby lets out its brought to her castle. His sisters Ygraine and Bel- für die anderen jedoch unsichtbar bleibt. Das Neu- Ygraine und Bellangère zusammen mit ihrem alten first cry and in that moment, the mother dies. langère live there with their old trusted servant, geborene stößt seinen ersten Schrei aus, und in die- Vertrauten Aglovale. Ygraine empfängt Tintagiles. Sie Aglovale. Ygraine welcomes Tintagiles. She fears for sem Moment stirbt seine Mutter. fürchtet um sein Leben, da seine beiden Brüder be- INTÉRIEUR his life, since both his brothers have already disap- reits spurlos verschwunden sind. Ygraine verdächtigt The old man and the stranger are watching a fam- peared without a trace. Ygraine suspects the queen, INTÉRIEUR die Königin, die keiner von ihnen bislang gesehen hat, ily through the window. The stranger has found the whom neither of them has ever seen, of eliminating Der Alte und der Fremde beobachten durch das Fens- dass sie mögliche Rivalen um den Thron beseitigen dead body of one of the daughters in the river, who any possible rivals for her throne. Bellangère tells ter eine Familie. Der Fremde hat im Fluss die Leiche lässt. Bellangère berichtet Ygraine, dass sie die drei it seems has taken her own life. The two men are Ygraine that she eavesdropped on the queen’s three einer der Töchter gefunden, die sich vermutlich das Dienerinnen der Königin belauscht hat. Sie befürchtet, hesitating to bring the family news of the death of maidservants. She fears that Tintagiles’ capture is Leben genommen hat. Die beiden Männer zögern, der dass die Entführung Tintagiles’ unmittelbar bevor- their daughter. Marie, the old man’s granddaugh- imminent. With Aglovales help, they manage to pro- Familie die Nachricht vom Tod der Tochter zu über- steht. Mit Aglovales Hilfe gelingt es, einen ersten Ent- ter, arrives and tells them that the villagers are tect him from the servants’ first attempt to take him. bringen. Marie, eine Enkelin des Alten, kommt hinzu führungsversuch der Dienerinnen abzuwehren. Beim approaching the house with the dead girl. Her But the second time they succeed. Ygraine follows und berichtet, dass sich die Bewohner des Dorfes mit zweiten Mal haben diese jedoch Erfolg. Ygraine folgt sister Marthe soon arrives too and forces the old them, but cannot prevent Tintagiles’ death. der Toten dem Haus nähern. Ihre Schwester Marthe ihnen, kann aber Tintagiles’ Tod nicht verhindern.

10 11 STEPHEN BRONK – Der Alte TODESAKKORD UND VOKALPOLYPHONIE

Drei Theaterstücke Maurice Maeterlincks hat Ari- der eine nüchterne Lakonie mit einer symbolistisch bert Reimann als sein eigener Librettist für seine aufgeladenen, voller vieldeutiger Verweise schim- Oper L’Invisible zu dieser, so der Untertitel, „Trilogie mernden Metaphorik verschmolzen ist. Thematisch lyrique“ zusammengestellt und für die Vertonung grundiert sind alle diese, letztlich im Familienkreis eingestrichen und eingerichtet. Es sind dies L’Intruse angesiedelten Stücke durch eine fatalistische Hal- (Der Eindringling), Intérieur und La Mort de Tintagiles tung gegenüber der Unausweichlichkeit des Schick- (Der Tod des Tintagiles). L’Intruse erschien 1890 in sals und die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber der Lütticher Symbolistischen Zeitung und kam 1891 der Macht des Todes, der auch vor Kindern – wie im Théâtre d’Art zur Uraufführung. Intérieur und La in Intérieur und La Mort de Tintagiles – oder jungen Mort de Tintagiles erschienen 1894 zusammen mit Müttern im Kindbett wie in L’Intruse nicht halt macht. Alladine et Palomides als Buchausgabe und waren Über diese Grundthematik hinaus verknüpft Rei- ursprünglich als Stücke für das Marionettentheater mann die drei zunächst unterschiedlichen Stücke konzipiert. Die Uraufführung der beiden Stücke fand auf verschiedensten Ebenen zur Einheit seiner „Tri- dann jedoch mit Schauspielern statt: Intérieur 1895 logie lyrique“. Es ist dies zunächst die Besetzung am Théâtre de L’Oeuvre in Paris, La Mort de Tinta- der handelnden Personen. Von der Partie des Vaters giles im Folgejahr am Maison d’Art in Brüssel. Die und der der Dienerin im L’Intruse abgesehen sind drei Stücke Maeterlincks zählen zu der Werkgruppe sämtliche Sängerinnen und Sänger in zwei oder drei der insgesamt zehn frühen Dramen des belgischen der Stücke besetzt. Der Sänger des blinden Groß- Dichters, die zwischen 1889 und 1899 entstanden. vater in L’Intruse tritt auch als der Alte in Intérieur Es sind Stücke, die in Zwischenwelten zwischen und Aglovale in La Mort de Tintagiles auf, die beiden dem Realismus des bürgerlichen Salons und einer Schwestern Marie und Marthe in Interieur werden zu märchenhaft-mythischen Vergangenheit angesiedelt den Schwestern Ygraine und Bellangère in La Mort sind. Und die in einer Sprache geschrieben sind, in de Tintagiles, die Rolle des Onkels in L’Intruse und 13 des Fremden in Interieur wird ebenso von demselben len nach L’Intruse und Interiéur ebenso auftreten wie Akkord wird somit fähig, musikalische Kräfte in sich Akkord hinzu: In jenem Moment, in dem die Mutter Sänger übernommen, wie der Komponist auch die in einem dritten Zwischenspiel zwischen dem zwei- hineinzuziehen, die früher ganzer melodischer Linien im Kindbett stirbt, stößt ihr Neugeborenes erstmals Doppelbesetzung des in Interiéur stummen Kindes ten und dritten Akt des in fünf Akte gegliederten La oder harmonischer Gefüge bedurft hatten. Zugleich einen „Schrei“ aus. Es ist ein im Fortissimo heraus- der Familie mit der Sprechrolle des Tintagiles vor- Mort de Tintagiles – sowie noch ein letztes Mal ganz vermag die komplementäre Harmonik, im jähen Um- geschleuderter, scharf instrumentierter, dissonanter schlägt. Gerade über letztere Besetzung – sowie den am Ende des Stückes. In diesen Zwischenspielen hat schlag diese Akkorde so aufleuchten zu lassen, dass Holzbläserakkord, mit dem diese Registergruppe naheliegenden Gedanken, dass jener Junge auch der Reimann einzelne Gedichtzeilen aus Maeterlincks all ihre latente Kraft offenbar wird.“ erstmals in der Oper erklingt, indem sie in die aus- Neugeborene in L’Intruse sei – wird das Einzelschick- 1889 erschienenem Gedichtband Serres chaudes In L’Invisible findet sich eine analoge Herange- schließlich von Streichern begleitete Szenerie eines sal dieses Kindes als ein die drei Stücke miteinander vertont. hensweise auf der Ebene der Instrumentation. Kom- lähmenden Wartens auf die Ankunft jenes titelge- assoziativ verklammernder roter Faden etabliert. poniert ist das Stück für eine traditionelle romanti- benden „Unsichtbaren“ hineinfährt. Reimann selber Eine weitere Klammer zwischen den drei Stücken KOMPLEMENTÄRE INSTRUMENTATION sche Orchesterbesetzung, in der das Schlagwerk spricht davon, dass jener Akkord, der als Klangsym- bilden die drei Dienerinnen der bösen, unsichtbar Aber auch auf einer anderen Ebene sind die drei lediglich mit Pauken und Gongs besetzt ist und deren bol im weiteren Verlauf der Oper den Charakter eines bleibenden Königin in La Mort de Tintagiles. Diese Stücke miteinander verklammert – im Sinne einer wesentliche Erweiterung die Holzbläser betrifft: In „Todesakkordes“ annimmt, aus der von den Strei- Dienerinnen beschreibt Aglovale dort mit „Sie ge- größtmöglichen Differenz und des Umschlags in das der Flötengruppe findet sich neben der Piccolo- und chern geschaffenen Atmosphäre geradezu „heraus- hen nicht wie andere Wesen …“. Für reimann jeweils klanglich Andere. Im Sinne des von Theodor der Großen Flöte auch die Bassflöte, die Oboengrup- gepresst“ werde – und komponiert an jener zentralen war dies Inspiration, die Rollen mit drei Counter- W. Adorno bezüglich der Harmonik in der Zwölfton- pe ist um Englischhorn und Heckelphon erweitert, Stelle des Stücks ein klangliches Kippmoment: Über tenören zu besetzen, mit denen er, ähnlich wie mit musik geprägten Begriffs einer „komplementären die der klarinetten um es-, - und kontrabass- dem dann mehrfach wiederholten, marcato gespiel- den Schauspielrollen des Narren in , des Bürgel Harmonik“ kann man in Bezug auf L’Invisible von ei- klarinette und die der Fagotte um das Kontrafagott. ten Holzbläserakkord liegt ein im Flageolett von den in Das Schloss, der Chorführerin in , aber ner Technik der „komplementären Instrumentation“ Die einzelnen Orchestergruppen spielen jedoch erst ersten Violinen gespieltes, viergestrichenes Fis, das auch mit dem ebenfalls mit einem be- sprechen. Adornos Analyse kommt zu dem Schluss, am Ende der Oper im Tutti. Vorab werden sie, im der Zielpunkt einer Klangstruktur ist, mit dem der setzten Herold in Figuren erschaffen hat, die dass in einer atonalen Musik, deren Binnenspan- Sinne eines Umschlags in das „jeweils Andere“, kom- Einsatz der Holzbläser und damit der dramatische handelnde Figuren sind, zugleich aber auch Außen- nung nicht mehr aus dem Verhältnis einzelner Töne plementär gegeneinander gestellt. Höhepunkt des ersten Teils vorbereitet und mit dem stehende, und als solche das Geschehen kommen- und Akkorde zu einem Grundton hin hergestellt Im ersten Teil von L’Invisible, L’Intruse, spielen die Spannung zunehmend aufgebaut wird. Über tieren und reflektieren. Diese Funktion verbindet sich wird, stattdessen diese zu einer Auflösung in die ausschließlich die Streicher. Erst ganz am Ende die- fünfzig Takte hinweg baut sich aus den insgesamt im Fall der drei Countertenöre in L’Invisible mit der jeweils gerade nicht erklingenden Töne des chroma- ses Teiles kommt, an zentraler dramaturgischer Stel- 34 solistisch geführten Bratschen sowie ersten und dreier Todesboten, die in den beiden Zwischenspie- tischen Totals hin tendieren: „Der einzelne komplexe le, das Holzbläsertutti mit einem emblematischen zweiten Violinen ein Cluster aus Flageolett-Klängen 14 15 auf. In dessen unterem Register handelt es sich um Nicht nur hinsichtlich der Instrumentation, sondern sembles gegeneinander setzt. Hier ist die Satzwei- in einer Dramaturgie des „auseinander Hervordrän- die über zwei Oktaven gespreizten, zusätzlich jeweils auch durch die Satzweise wird hier ein größtmögli- se jedoch weitaus mehr an einzelnen, ineinander gens“ gegeneinander gesetzt werden: Im Interlude II um einen Viertelton verschobenen zwölf Töne des cher Kontrast erzielt. Der Streichersatz in L’Intruse verschlungenen Melodielinien orientiert. Erst gegen werden die drei Countertenöre zunächst nur von den chromatischen Totals, über denen dann als Zielton ist blockartig und akkordisch gesetzt, und die ein- Ende des Abschnitts, auch hier einhergehend mit der beiden Harfen begleitet, später kommen die Strei- das viergestrichene Flageolett-Fis liegt. Dieser Klang zelnen Streichinstrumente werden in mehr oder we- dramatischen Zuspitzung des Geschehens, werden cher und erstmals Posaunen, Hörner und Tuba hinzu, wird von unten nach oben sukzessiv auf- und auch niger großen Gruppen zusammengefasst behandelt: auch die Holzbläser wieder akkordisch und im Tutti und das Stück weitet sich zu einem längeren Orches- wieder abgebaut, so dass am Ende von L’Intruse der So etwa in den engen, dissonanten Pizzicatoakkor- eingesetzt; hier erklingt dann auch, transponiert und terzwischenspiel, das wiederum den „Todesakkord“ Ton einer einzelnen Geige übrig bleibt – bevor die den der Kontrabässe und den sich aus einer großen teilweise in anderer Lage, erneut der „Todesakkord“. als harmonischen Ausgangspunkt hat. Auch das Streicher für circa zwanzig Minuten verstummen. Sekunde aufspreizenden „Miniclustern“ der Celli, Zugleich gibt es hier als weiteren musikalischen Schlagzeug erklingt hier zum ersten Mal in einer be- mit denen das Stück beginnt. Aber auch in den di- Querverweis die Wiederaufnahme der Gesangslini- sonderen Klangmischung, zu der Reimann anmerkt: CLUSTER UND GESANGSLINIEN versen Akkorden und Clustern der vielfach geteilten en der drei Countertenöre aus dem Interlude I, nun „Mir war klar, dass, wenn ich Schlagzeug einsetze, Das sich anschließende Interlude I beginnt mit dem Streicher, die in verschiedensten Bewegungs- und jedoch zur Zweistimmigkeit reduziert und gesungen dies nicht so viel sein konnte wie in Medea oder gar ersten Einsatz der drei Countertenöre, deren Singstim- Strukturmodellen variiert und ausgearbeitet werden: durch Marthe und Marie, die hier – so die Vorstel- Lear. Aber ich hatte immer diesen Klang im Kopf, die- men im Stile eines kurzen Madrigals, a capella und in Als rein statischer klang, als Felder, die sich auf- und lung Reimanns – Material aufnehmen, das sie zuvor se Koppelung von Pauken und Gongs. Der Pauken- kunstvoll gearbeiteter Vokalpolyphonie geführt sind. Es abbauen, als Blöcke, die durch verschiedenste Tech- quasi „unbewusst, da ja nicht real anwesend“ bereits schlag öffnet sich ganz anders und bekommt eine Art folgt der erneute Einsatz des Holzbläserakkordes, der niken rhythmisiert oder durch Wechsel der Spielwei- gehört hatten. Dramaturgisch handelt es sich inso- Kuppel, wenn ein Gong hinzukommt. Und der Gong- in der Lage gespreizt und zu einem Klangfeld von ins- se in Bewegung versetzt werden. fern um eine Parallelstelle zu der der Countertenöre, schlag bekommt diese furchtbare Härte nach unten gesamt 49 takten auskomponiert wird. Dieses klang- indem nun die beiden Schwestern das Geschehen hin, geradezu etwas Grausames. Und das kommt das feld „sackt“ allmählich in sich zusammen und leitet UNBEWUSST ERINNERTES betrachten und kommentieren: Sie beobachten durch erste Mal am Anfang von Tintagiles.“ zum Beginn von Intérieur über. Ergänzend kommen die Demgegenüber sind die Holzbläser in Intérieur deut- das Fenster, wie – nun endlich – der Alte nicht länger beiden Harfen hinzu, die im weiteren Verlauf zur Be- lich kammermusikalischer und mitunter sogar so- zögert und ins Haus zur Familie geht, um die Nach- KLANGVERDICHTUNG UND VERKLINGEN gleitung der drei Todesboten werden – sowie ganz am listisch eingesetzt. Wobei Reimann auch hier das richt vom Tod der Tochter zu überbringen. Bevor diese wiederum symbolhaft aufgeladene Ins- Ende des Abschnitts nochmals die drei Countertenöre. Prinzip einer komplementären und auf Kontrasten Auch im weiteren Verlauf des Stückes, wenn- trumentenkombination im letzten Akt wieder aufge- Komplementär zur Streicherbegleitung von L’In- aufbauenden Instrumentation anwendet, wenn er gleich kleinräumiger, setzt sich das Prinzip komple- nommen wird, nimmt Reimann die Instrumentation truse spielen in Intérieur lediglich die Holzbläser. die einzelnen Instrumentengruppen wie kleine En- mentärer Instrumentation und Satzweisen fort, die nochmals zurück. Erst einmal begleiten nur die Strei- 16 17 cher den ersten Akt von Tintagiles, dann kommen die Entführung Tintagiles. Die sich anschließende Suche ANNIKA SCHLICHT – Marthe Blechbläser hinzu, bevor ganz am Ende des Aktes, Ygraines nach ihrem Bruder, und damit ihre Schluss- RACHEL HARNISCH – Marie auf Tintagiles Schlusssatz „Es ist Zeit, der Wind weht szene im Dialog mit dem hinter der verschlossenen schwarz über dem Meer … Umarme mich, wir keh- Tür unerreichbaren, sterbenden Jungen, ist von ren jetzt zurück in das kranke Schloss …“ als Vor- einem zunehmend zerrissenen Orchesterklang be- ahnung erneut, wie ein freigestelltes Zitat, das Holz- stimmt – bis hin zu einer Passage, in der nur noch die bläsertutti mit dem „Todesakkord“ einsetzt. hier wiederaufgenommene Kombination von Pauken Im zweiten Akt von Tintagiles werden den Strei- und Gongs, die zerklüfteten Figuren der Celli sowie chern die nach und nach hinzukommenden Holzblä- harsch hereinfahrende Blechbläserakkorde übrig- ser entgegengesetzt. Im sich anschließenden Interlu- bleiben. Letztere sind ein Derivat des in der Lage weit de III werden die Countertenöre zunächst wiederum gespreizten Todesakkordes. Das Stück schließt mit ausschließlich von den beiden Harfen begleitet. In den Countertenören, die nun wieder in der Rolle der dem Maße, in dem die drei Sänger nun in der Rolle das Geschehen betrachtenden Todesboten auftreten. der Dienerinnen der Königin aktiv in die Handlung Als Begleitung sind nurmehr vier Celli übrig geblie- eingreifen, treten aber auch die Harfen in einem nun ben. Diese spielen die Umkehrung jener Passage, mit zunehmend stärker die verschiedenen Instrumenten- der sie am Beginn die Oper eröffnet hatten, nun ohne gruppen vermischenden Orchestersatz in Dialog mit die dort noch beteiligten Kontrabässe – im Sinne ei- den anderen Instrumenten. Dies führt zum klangli- ner zyklischen Wiederkehr des immer Gleichen und chen Höhepunkt der Oper – und der einzigen Passa- eines Verweises auf die Allgemeingültigkeit eines ge, in der das gesamte Orchester erklingt, dem Ende Geschehens, das sich so immer wieder und zu allen des vierten und Beginn des fünften Aktes mit der Zeiten wiederholt. Sebastian Hanusa

18 DEATH CHORD AND VOCAL POLYPHONY visible grandmother in La Mort de Tintagiles. Aglovale could speak of a technique of ‘complementary instru- describes these servants, “They are not like other mentation’ in relation to L’Invisible. Adorno’s analysis Aribert Reimann compiled and arranged three of tability of fate and the helplessness of people against beings ...”. Reimann was inspired to cast these roles concludes that in atonal music where internal ten- Maurice Maeterlinck’s plays to his own libretto the power of death, even of children – as in Intérieur with three , like the acting roles of the sion is no longer made up of the relationship between for his opera L’Invisible, hence the subtitle, ‘Trilogie and La Mort de Tintagiles – and young mothers in fool in Lear, Bürgel in Das Schloss, the choirmaster individual tones and chords with a fundamental lyrique’. These are L’Intruse (The Intruder), Intérieur childbirth as in L’Intruse. in Troades and the countertenor role of the appari- tone, they tend to resolve in the tones of the chro- and La Mort de Tintagiles (The Death of Tintagiles). In addition to this central theme, Reimann links the tor in Medea, with whom he created characters that matic scale that are not heard, “The single complex L’Intruse was published in the Liège Symbolist news- three different pieces on various levels into his ‘tril- were acting figures, but at the same time also out- chord becomes capable of attracting musical forces paper in 1890 and premièred in 1891 at the Théâtre ogy lyrique’. this is first achieved through the singers siders and could comment and reflect upon events. unto itself which formerly only had meaning within d’Art. Intérieur and La Mort de Tintagiles first ap- involved. Apart from the role of the father and the ser- In the case of the three countertenors in L’Invisible, entire melodic lines or harmonic structures. At the peared in print in 1894 alongside Alladine et Palo- vant in L’Intruse, all the singers are cast in two or three this function is carried out by the three messengers same time, complementary harmony, through sud- mides and were originally conceived for marionette of the pieces. The singer who plays the role of the blind of death who appear in the two interludes following den transformation, is able to cause these chords to theatre. However the première for both pieces was grandfather in L’Intruse also appears as the old man in L’Intruse and Interiéur as well as in a third interlude radiate in such a manner that all their latent power performed with actors: Intérieur in 1895 at the Théâ- Intérieur and Aglovale in La Mort de Tintagiles; sisters between the second and third act of the five-act La is revealed.” tre de L’Oeuvre in Paris and La Mort de Tintagiles Marie and Marthe in Intérieur become Ygraine and Bel- Mort de Tintagiles – as well as one last time at the In L’Invisible there is an analogous approach at the following year at the Maison d’Art in Brussels. langère in La Mort de Tintagiles; the roles of the uncle very end of the piece. In these interludes, Reimann the level of instrumentation. The piece is composed Maeterlinck’s three plays belong to a group of ten in L’Intruse and the stranger in Intérieur are played used individual lines of poems from Maeterlinck’s with traditional romantic orchestration in which the early works from this Belgian poet, which were writ- by the same singer, whilst the also recom- 1889 Serres chaudes poetry collection. percussion only consists of timpani and gongs and ten between 1889 and 1899. The pieces are all set in mends doubling up the mute child in Intérieur with the the woodwind section is significantly expanded: worlds between the realism of bourgeois salons and speaking role of Tintagiles. This last casting – as well COMPLEMENTARY INSTRUMENTATION In addition to the piccolo and the C-flute, the flute a mythical fairy-tale past. They are written in a style as the idea that the boy should also be the new-born in Yet, the three pieces are also linked on another level section also includes a bass flute, the oboe section in which sober laconicism is fused with symbolically L’Intruse – establishes the destiny of this child as a red – in the sense of the huge difference and sudden has been extended to include a cor anglais and charged, shimmering imagery, full of ambiguous ref- thread linking the three pieces together. change in sound between them. In the sense of the heckelphone, the clarinets have an e-flat, bass and erences. All of these ultimately family-centred pieces Another connection between the three pieces is term ‘complementary harmonics’ coined by Theodor contrabass clarinet, and the bassoons also a contra- are characterised by a fatalistic attitude to the inevi- also established by the three servants of the evil, in- W. Adorno with regard to twelve-tone harmony, one bassoon. However, the individual orchestral groups 20 21 do not play together until the end of the opera. Before more than fifty bars, a total of 34 solo violas, first and possible contrast, not just through the instrumenta- wards the end of the section, here too accompanying that they transition into the respective ‘other’ in a second violins build a cluster of flageolet tones. Its tion, but also through the compositional techniques. the dramatic escalation of the action, the woodwinds complementary way. lower register is comprised of the twelve tones of the The string section in L’Intruse is block-like and are again deployed in chords and in tutti; and here In the first part of L’Invisible, L’Intruse, only the chromatic scale, spread over two octaves and shifted chordal and the individual string instruments are resounds again, transposed and partly in a different strings play. Only at the very end of this section does by a quarter tone each, over which the four-line fla- grouped together in more or less large groups: Like register, the ‘death chord’. At the same time, as a the woodwind appear in tutti with an emblematic geolet F-sharp is then placed as the target tone. This in the narrow, dissonant pizzicato chords of the dou- further musical cross-reference, there is the resump- chord, at a central dramatic point: The moment the sound is gradually built up and down from bottom to ble basses and the ‘mini clusters’ of the cellos that tion of the vocal lines of the three countertenors from mother dies in childbirth, her new-born baby screams top, so that at the end of L’Intruse just the sound of a spread out in a major second, with which the piece Interlude I, but these are now reduced to a two-part for the first time. It is a sharply orchestrated, disso- single violin is left – before the strings fall silent for begins. But also in the various chords and clusters harmony and sung by Marthe and Marie, who – ac- nant woodwind chord flung out in fortissimo, with about twenty minutes. of the often divided strings, which are varied and cording to Reimann – deploy material that they had which this section is heard for the first time in the adapted in various movement and structural models: previously “unconsciously, since they were not opera, as they are ushered into the exclusively string- CLUSTERS AND VOCAL LINES As a purely static sound, as fields that build up and physically present” already heard. This is dramati- accompanied scene of the crippling wait for the ar- The ensuing Interlude I begins with the first use of the disintegrate; as blocks that are given rhythm through cally in parallel to the countertenors, in that now the rival of the eponymous ‘invisible’. Reimann himself three countertenors who sing in the style of a short a variety of techniques or set in motion by changing two sisters look at the events and comment: They speaks of the fact that this chord, which takes on madrigal, a cappella and with elaborately crafted the style of play. watch through the window and see how – finally – the character of a ‘death chord’ as a sound symbol vocal polyphony. This is followed by the woodwind the old man no longer hesitates and goes into the during the course of the opera, is literally ‘squeezed chord again which is spread out in its register and UNCONSCIOUSLY REMEMBERED house, to the family, to bring the news of the daugh- out’ of the atmosphere created by the strings – and at composed into a sound field of 49 bars. this sound In contrast, the woodwind in Intérieur plays in cham- ter’s death. the central point of the piece creates a tonal turning field gradually ‘collapses’ and leads into the begin- ber music style with even solo contributions. Here In the course of the piece, albeit on a lesser scale, point: Over the repeated marcato-played woodwind ning of Intérieur. Two harps are then added, which too, Reimann applies the principle of complementary the principle of complementary instrumentation and chord, there is a four-line F-sharp played flageolet- gradually become the accompaniment to the three instrumentation that builds upon contrasts when he phrasing continues, juxtaposed in a dramatic stag- style (overtone harmonics) by the first violins, which death messengers – and at the very end of the sec- sets the individual groups of instruments against ing of ‘pushing apart’: in Interlude II, the three is the target of a sound structure with which the use tion the three countertenors. each other like small ensembles. Here, however, the countertenors are initially accompanied only by the of the woodwinds and thus the dramatic climax of the Complementing the strings in L’Intruse, wood- arrangement of the phrases is much more oriented two harps, later the strings and, for the first time, first part is prepared and the tension is increased. For wind is added in Intérieur. This achieves the greatest towards individual, intertwined melody lines. Only to- trombones, horns and tuba are added, and the piece 22 23 expands into a longer orchestral interlude, which sequent Interlude III, the countertenors are initially ac- STEPHEN BRONK – Der Alte has the ‘death chord’ as a harmonic starting point. companied again exclusively by the two harps. Now that the drums are also heard here for the first time in a the three singers actively intervene in the act as serv- special blend of tones, of which Reimann comments, ants of the queen, the harps enter into dialogue with the “It was clear to me that I could not use the drums other instruments in an orchestral movement that now as much as in Medea or even Lear. But I always had increasingly interweaves the different instruments. that sound in my head, this coupling of timpani and This leads to the climax of the opera – and the only gongs. The drumbeat opens quite differently and passage in which the entire orchestra resounds, the seems to receive a kind of dome when a gong is end of the fourth and the beginning of the fifth act with added. And the gong beat has this terrible severity, the capture of Tintagiles. Ygraine’s subsequent search it’s almost something cruel. that comes for the first for her brother and her final scene as she speaks with time at the beginning of Tintagiles.” the dying boy, unreachable behind the locked door, is characterised by an increasingly torn orchestral sound SOUND COMPRESSION AND FADING AWAY – a passage in which the only thing that remains is the Before this symbolically charged combination of in- combination of timpani and gongs, the jagged cellos struments is resumed again in the final act,r eimann and harsh-sounding brass chords. These latter chords strips back the instrumentation again. First, only the are derivatives of the death chord spread widely in its strings accompany the first act ofTintagiles , then the register. The piece closes with the countertenors, who brass is added, before the very end of the act with now appear again in the role of the death messenger, tintagiles’ final lines, “It is time, the wind blows black reflecting upon the event. Only four cellos remain in ac- over the sea ... Embrace me, we’ll return to the sick companiment. These play the passage with which they castle now ...” provides another foreshadowing as the opened the opera in reverse, now without the double woodwind begins with the ‘death chord’ again. basses – indicating a cyclical return of sameness and In the second act of Tintagiles, the strings are referencing the generality of events that repeats itself replaced by gradually building woodwind. In the sub- in this way, over and over again. Sebastian Hanusa 24 ARIBERT REIMANN UND DIE DEUTSCHE OPER BERLIN

ARIBERT REIMANN wurde am 4. März 1936 in Ber- Ein Totentanz, das 1961 bei den Berliner Festspie- lin geboren und wuchs in einer von Musik geprägten len uraufgeführt wurde, sondern auch das Werk, mit Familie auf. Sein Vater war Organist und Direktor des dem er auf einen Schlag international berühmt wur- Staats- und Domchors, seine Mutter eine namhafte de, die Oper Lear, die seit ihrer Uraufführung 1978 an Oratoriensängerin und Gesangspädagogin. Mit zehn der Bayerischen Staatsoper mehr als 30 Produktio- Jahren komponierte Reimann erste Klavierlieder. nen weltweit erlebte. Für Martha Mödl hatte er zu- Direkt nach seinem Abitur trat er 1955 neben sei- vor bereits die Rolle der Pythia in der Oper nem Kompositionsstudium bei an der geschrieben, die durch das Ensemble der Deutschen Berliner Musikhochschule eine Stelle als Korrepeti- Oper Berlin 1971 im Schlosstheater Schwetzingen im tor an der Städtischen Oper an, dem Vorgängerhaus Rahmen einer Koproduktion mit den dortigen Fest- der Deutschen Oper Berlin. Er eignete sich bald eine spielen zur Uraufführung kam. Die Gespenstersona- Fertigkeit an, die kaum ein anderer zeitgenössischer te, erneut mit Martha Mödl, erlebte ihre Uraufführung Komponist so beherrscht wie er: die Entwicklung 1984 im Berliner Hebbel-Theater, auch dies eine Ko- kompositorischer Prinzipien aus dem Gesang heraus. produktion der Deutschen Oper Berlin, dieses Mal in In dieser Zeit gehörten Dietrich Fischer-Dieskau und Zusammenarbeit mit den Berliner Festspielen. Dieser Martha Mödl zum Ensemble der Städtischen Oper Kammeroper folgte mit Reimanns nächstem Werk (und später auch zu dem der Deutschen Oper Berlin) für Berlin, Das Schloss, eine weit größer dimensio- – Künstler, mit denen Reimann zeitlebens zusam- nierte Oper, die die Deutsche Oper Berlin 1992 auf menarbeitete. Mit Fischer-Dieskau bestritt er Lieder- ihrer großen Bühne zur Uraufführung brachte. Nimmt abende als Klavierbegleiter. Für ihn schrieb er nicht man das frühe, 1970 auf einen Text von Günter Grass nur sein erstes größeres Vokalwerk mit Orchester, entstandene Ballett Die Vogelscheuchen hinzu, ist die 27 2017 uraufgeführte Oper L’Invisible somit das fünfte Zeitgenössisches Lied lehrte, lebt und arbeitet in Ber- mances at song recitals with Fischer-Dieskau as a on a text by Günter Grass, Die Vogelscheuchen (The für die Deutsche Oper Berlin entstandene Bühnen- lin. Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen accompanist and not only wrote his first bigger Scarecrows), the opera L’Invisible, which premiered werk Reimanns. umfasst neben seinen Bühnenwerken unter anderem vocal piece with an orchestra for him, Ein Totentanz in 2017, is thus the fifth stage workr eimann created Weitere wichtige Bühnenwerke Reimanns ent- Orchesterwerke, Liedkompositionen, Kammermusik (A Dance of Death), which premiered at the Berliner for the Deutsche Oper Berlin. standen mit (1965), seiner ersten Oper, und Kompositionen für Klavier. Er wurde mit einer Viel- Festspiele in 1961, but also the piece that brought Other important stage works by Reimann include für das Theater Kiel, mit Troades (1986) sowie Bernar- zahl von Ehrungen und Preisen ausgezeichnet, darun- him sudden fame, the opera Lear, which, since pre- Ein Traumspiel (A Dream Play, 1965), his first opera, da Albas Haus (2000) für die Bayerische Staatsoper ter 2011 mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis für miering at the Bayerische Staatsoper in 1978, has for the Theater Kiel, Troades (The Trojan Women, und mit Medea (2010) für die Wiener Staatsoper. Rei- sein Lebenswerk. In Würdigung seiner jahrzehntelan- enjoyed more than 30 productions. Before this, he 1986) and (The House of Ber- mann, der an der Hamburger Musikhochschule und gen Verbundenheit hat die Deutsche Oper Berlin Ari- had already written the role of Pythia in the opera narda Alba, 2000) for the Bayerische Staatsoper and der Berliner Hochschule der Künste mit Schwerpunkt bert Reimann 2016 zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Melusine for Martha Mödl, which was premiered in Medea (2010) for the Wiener Staatsoper. Reimann, 1971 by the ensemble of the Deutsche Oper Berlin who taught Contemporary Song at the Hamburger in the Schlosstheater Schwetzingen as part of a co- Musikhochschule and the Berlin University of the ARIBERT REIMANN production with the festival there. Die Gespenster- Arts, lives and works in Berlin. As well as his works sonate (The Ghost Sonata), remade with Martha for the stage, his extensive compositional portfolio AND THE DEUTSCHE OPER BERLIN Mödl, premiered in 1984 at the Berliner Hebbel also includes orchestral works, song compositions, Theater, also a coproduction with the Deutsche and piano compositions. He was ARIBERT REIMANN was born on 4 March 1936 his studies in composition with Boris Blacher at the Oper Berlin, this time in cooperation with the Ber- awarded many honours and prizes, including the in Berlin and grew up in a family influenced by mu- Berlin Academy of Music. He soon acquired a skill liner Festspiele. This chamber opera was followed Ernst von Siemens Musikpreis in 2011 for lifetime sic. His father was an organist and director of the that almost no other contemporary composer mas- by Reimann’s next piece for Berlin, Das Schloss (The achievement. To acknowledge his decades of con- Staats- und Domchor; his mother was a renowned tered like he could: developing compositional prin- Castle), a much larger opera, which premiered on the tribution, the Deutsche Oper Berlin named Aribert oratorio singer and singing teacher. Reimann com- ciples from singing. At that time, Dietrich Fischer- large stage of the Deutsche Oper Berlin in 1992. If we Reimann as an honorary member in 2016. posed his first piano pieces aged ten. Immediately Dieskau and Martha Mödl were part of the ensemble consider the early ballet from 1970 which was based Translation: tolingo translations after finishing high school, he started working at the Städtische Oper (and also later at the Deutsche as a répétiteur in 1955 at the Städtische Oper – the Oper Berlin) – artists with whom Reimann worked predecessor of the Deutsche Oper Berlin – alongside together throughout his whole life. He gave perfor- 28 29 LE PÈRE DER VATER CD 1 Mais puisque les médecins affirment Aber wenn der Arzt versichert, que nous pouvons être tranquilles … dass wir ruhig sein können … L’INTRUSE DER EINDRINGLING L’AÏEUL DER GROSSVATER (Une salle assez sombre en un vieux château. Une parte à (Ein ziemlich düsterer Saal in einem alten Schloss. Rechts eine Pourquoi n’ai-je pu voir ma pauvre fille aujourd’hui ? Warum durfte ich meine Tochter heute nicht sehen? droite, une porte à gauche et une petite porte masquée, Tür, links eine Tür, und in der Ecke eine kleine Tapetentür. Im dans un angle. Au fond, des fenêtres à vitraux où domine Hintergrund Fenster mit Scheiben, auf denen das Grün L’ONCLE DER ONKEL le vert, et une porte vitrée s’ouvrant sur une terrasse. Une vorherrscht, und eine Glastür, die auf eine Terrasse führt. In Vous savez bien que le médecin l’a défendu. Sie wissen doch, dass der Arzt es verboten hat. grande horloge flamande dans un coin. Une lampe einer Ecke eine große flämische Standuhr. Eine brennende allumée.) Lampe.) L’AÏEUL DER GROSSVATER (indiquant la porte à gauche) (auf die linke Tür deutend) URSULE URSULA Elle ne peut pas nous entendre ? Kann sie uns auch nicht hören? A Venez ici, grand-père, Kommen Sie hierher, Großvater, asseyez-vous sous la lampe. setzen Sie sich unter die Lampe. LE PÈRE DER VATER Non. Nein. LE PÈRE DER VATER Allons-nous sur la terrasse ? Gehen wir auf die Terrasse? L’AÏEUL DER GROSSVATER (indiquant la porte à droite) (auf die rechte Tür deutend) L’ONCLE DER ONKEL Il ne peut pas nous entendre ? Kann das Kind uns nicht hören? Ne vaudrait-il pas mieux rester ici ? Wäre es nicht besser hier zu bleiben? Ces nuits sont humides et froides. Die Nächte sind feucht und kalt. L’ONCLE DER ONKEL On dirait un enfant de cire … Es liegt da wie eine Wachspuppe … URSULE URSULA Il y a des étoiles cependant. Es sind doch Sterne am Himmel. LE PÈRE DER VATER Non. Nein. L’ONCLE DER ONKEL Oh ! étoiles, ça ne prouve rien. Ach, Sterne, das besagt nichts. L’ONCLE DER ONKEL … il n’a pas poussé un seul cris jusqu’ici … … es hat bisher noch nicht geschrien … URSULE URSULA Étoiles … Sterne … L’AÏEUL DER GROSSVATER Il est toute seul dans cette chambre ? Ist es ganz allein im Zimmer? L’AÏEUL DER GROSSVATER Il vaut mieux rester ici, Es ist besser hier zu bleiben, LE PÈRE DER VATER on ne sait pas ce qui peut arriver. man weiß nicht, was geschehen kann. Le médecin ne veut plus Der Arzt will nicht, qu’il reste dans la chambre de sa mère. dass es bei der Mutter im Zimmer bleibt. LE PÈRE DER VATER Il n’y a plus de danger, elle est sauvée … Die Gefahr ist vorüber, sie ist gerettet … L’ONCLE DER ONKEL … voilà plusieurs semaines qu’il est né. … es ist nun schon mehrere Wochen alt. L’AÏEUL DER GROSSVATER Je crois qu’elle ne va pas bien … Ich glaube, es geht ihr nicht gut … 30 31 LE PÈRE DER VATER URSULE URSULA (à l’oncle) (zum Onkel) Je crois que quelqu’un est entré dans le jardin. Ich glaube, jemand hat den Garten betreten. À quelle heure notre sœur viendra-t-elle ? Wann wollte unsere Schwester kommen? Les arbres tremblent un peu. Die Bäume zittern ein wenig. L’ONCLE DER ONKEL L’AÏEUL DER GROSSVATER Vers neuf heures. So gegen neun. Je n’entends pas marcher. Ich höre keine Schritte. LE PÈRE DER VATER URSULE URSULA Il est neuf heures passées. Es ist neun Uhr vorbei. Il doit y avoir quelqu’un dans le jardin. Es muss jemand im Garten sein. Je vois que les cygnes en l’étang ont peur. Ich sehe, dass die Schwäne im Teich Angst haben. L’AÏEUL DER GROSSVATER Je ne sais pas ce que j’ai. Ich weiß nicht was mir ist. L’ONCLE DER ONKEL Je voudrais que votre sœur fût ici. Ich wünschte, eure Schwester wäre hier. Je suis sûr que c’est ma sœur qui les effraie. Sicher ist es meine Schwester, die sie erschreckt hat. (appelle) (ruft) L’ONCLE DER ONKEL Ma sœur ! Schwester! Elle certainement viendra ! Sie wird bestimmt kommen. LE PÈRE DER VATER L’AÏEUL DER GROSSVATER Il n’y a personne. Es ist niemand. Tu ne vois rien venir, Ursule ? Siehst du sie nicht kommen, Ursula? L’ONCLE DER ONKEL URSULE URSULA Mais elle me répondrait ! Aber sie würde mir doch antworten! (à la fenêtre) (am Fenster) Non, grand-père. Nein, Großvater. L’AÏEUL DER GROSSVATER Il faut que ce soit un inconnu qui les effraie. Es muss wohl ein Unbekannter sein, der sie erschreckt. L’AÏEUL DER GROSSVATER Toutes les fenêtres sont-elles ouvertes ? Sind die Fenster alle offen? Et dans l’avenue ? Und in der Allee? URSULE URSULA URSULE URSULA La porte vitrée est ouverte. Die Glastür ist offen. Il y a clair de lune, je vois l’avenue Es ist Mondschein, ich sehe die Allee jusqu’aux bois de cyprès. bis zum Zypressenwald. LE PÈRE DER VATER Ferme la porte. Schließ die Tür. L’AÏEUL DER GROSSVATER Et tu ne vois personne ? Und du siehst niemanden? L’AÏEUL DER GROSSVATER Du froid entre. Kälte kommt herein. URSULE URSULA Personne. Niemanden. URSULE URSULA Je ne peux pas ! Ich kann nicht! L’ONCLE DER ONKEL (les deux sœurs essaient de l’aider) (die beiden Schwestern versuchen ihr zu helfen) C’est étonnant que ma sœur ne soit pas encore ici. Es ist sonderbar, dass meine Schwester noch nicht hier ist. Nous ne pouvons pas fermer la porte ! Wir können die Tür nicht zumachen!

32 33 LE PÈRE DER VATER (Il tire un cordon de sonnette. – On frappe à la petite porte. (Er zieht an einer Klingelschnur. – Es klopft an die kleine Tür. Je vais vous aider. Ich werde euch helfen. Le père entrouvre la porte ; la servante reste dehors.) Der Vater öffnet die Tür, die Dienerin bleibt draußen.) L’AÏEUL DER GROSSVATER LE PÈRE DER VATER Il n’y a personne à la porte vitrée ? Ist da nicht jemand an der Glastür? (à la servante) (zur Dienerin) Qui est-ce qui est entré dans la maison ? Wer ist eben ins Haus gekommen? URSULE URSULA Mais non, je ne vois personne. Aber nein, ich sehe niemand. LA SERVANTE DIE DIENERIN Entré dans la maison ? Ins Haus gekommen? L’AÏEUL DER GROSSVATER Je croyais que quelqu’en attendait. Mir war, dass da jemand wartete. LE PÈRE DER VATER Oui. Ja. (On entend un bruit, comme de quelqu’en qui entre dans la (Man hört ein Geräusch, als ob jemand ins Haus maison.) käme.) LA SERVANTE DIE DIENERIN Personne n’est venu. Niemand ist gekommen. LE PÈRE DER VATER Quelqu’en est entré par les souterrains. Jemand ist unten ins Haus gekommen. LE PÈRE DER VATER Mais nous avons entendu ouvrir la porte ! Wir haben doch das Öffnen der Tür gehört! L’ONCLE DER ONKEL Il faut que ce soit notre sœur. Es muss unsere Schwester sein. LA SERVANTE DIE DIENERIN Elle montera immédiatement. Sie wird gleich heraufkommen. C’est moi qui ai fermé la porte. Das war ich, ich habe sie geschlossen. LE PÈRE DER VATER LE PÈRE DER VATER Je suis heureux qu’elle soit venue. Ich bin froh, dass sie gekommen ist. Pourquoi était-elle ouverte à cette heure ? Warum war sie offen, zu dieser Zeit? L’ONCLE DER ONKEL LA SERVANTE DIE DIENERIN J’étais sûr qu’elle viendrait ce soir. Ich war sicher, dass sie kommen wird. Je ne sais pas. Ich weiß nicht. URSULE URSULA LE PÈRE DER VATER Elle tarde bien à monter. Sie braucht lange, bis sie oben ist. Mais ne poussez donc pas la porte. Stoßen Sie nicht so gegen die Tür! L’AÏEUL DER GROSSVATER LA SERVANTE DIE DIENERIN Elle tarde bien à monter. Sie braucht lange, bis sie oben ist. Je ne touche pas à la porte. Ich berühre die Tür nicht. L’ONCLE DER ONKEL L’ONCLE DER ONKEL Il faut que ce soit elle. Es muss aber sie sein. Mais si ! Vous poussez comme Aber ja! Sie stoßen dagegen, si vous vouliez entrer dans la chambre ! als wollten Sie hereinkommen. LE PÈRE DER VATER Je vais appeler la servante ; Ich werde die Dienerin rufen, LA SERVANTE DIE DIENERIN nous saurons à quoi nous en tenir. dann werden wir gleich Bescheid wissen. Je suis à trois pas de la porte ! Ich stehe drei Schritte vor der Tür!

34 35 LE PÈRE DER VATER URSULE URSULA Descendez. S’il venait quelqu’un, Gehen Sie runter. Und wenn jemand kommt, Grand-père ! Qu’est-ce que vous avez ? Großvater! Was haben Sie? dites que nous n’y sommes pas ! sagen Sie, wir wären nicht da. L’AÏEUL DER GROSSVATER L'ONCLE DER ONKEL Il est arrivé quelque chose ! Es ist etwas geschehn! Si ce n’est pour ma sœur et pour le médecin. Außer, es ist meine Schwester oder der Arzt. Je suis sûr que ma fille est plus mal ! Sicher geht es meiner Tochter schlechter! (Le père ferme la porte.) (Der Vater schließt die Tür.) L’ONCLE DER ONKEL Est-ce que vous rêvez ? Sie träumen wohl! L’AÏEUL DER GROSSVATER Elle est entrée ? Ist sie hereingekommen? L’AÏEUL DER GROSSVATER Je vois bien qu’il y a quelque chose ! Ich sehe wohl, dass hier etwas ist! LE PÈRE DER VATER Qui donc ? Wer? L’ONCLE DER ONKEL En ce cas, vous voyez mieux que nous. Dann sehen Sie mehr als wir. L’AÏEUL DER GROSSVATER La servante ? Die Dienerin. L’AÏEUL DER GROSSVATER Ursule, dis-moi la vérité ! Ursula, sag mir die Wahrheit! LE PÈRE DER VATER Mais non, elle est descendue. Aber nein. Sie ist gegangen. URSULE URSULA Mais on vous dit la vérité ! Man sagt Ihnen die Wahrheit! L’AÏEUL DER GROSSVATER Je croyais qu’elle s’était assise à la table. Ich dachte, sie hätte sich an den Tisch gesetzt. LE PÈRE DER VATER Mais de quoi donc aurions-nous peur ? Wovor sollen wir uns fürchten? L’ONCLE DER ONKEL Il ne manquerait plus que cela ! Das fehlte gerade noch. L’AÏEUL DER GROSSVATER Pourquoi voulez-vous me tromper ? Warum wollt ihr mich täuschen? L’AÏEUL DER GROSSVATER Et votre sœur n’est pas ici ? Ist eure Schwester nicht hier? L’ONCLE DER ONKEL Vous devenez fou ! Sie werden ja verrückt! L’ONCLE DER ONKEL L’AÏEUL DER GROSSVATER Elle n’est pas venue. Sie ist nicht gekommen. Dites-moi ce qui arrive ici ! Sagt mir doch, was hier geschieht! L’AÏEUL DER GROSSVATER Vous autres qui voyez ! Ihr könnt doch sehen! Vous voulez me tromper ! Ihr wollt mich täuschen! Je suis dans ténèbres sans fin ! Ich bin in grenzenloser Finsternis! Ursule, qui est-ce que est entré ? Ursula, wer ist hereingekommen? L’ONCLE DER ONKEL Vous tromper ? Sie täuschen? URSULE URSULA Personne, grand-père. Niemand, Großvater. L’AÏEUL DER GROSSVATER Ursule, dis-moi la vérité ! Ursula, sag mir die Wahrheit! L’AÏEUL DER GROSSVATER Combien sommes-nous ici ? Wie viele sind wir hier? 36 37 URSULE URSULA URSULE URSULA Nous sommes six autour de la table. Wir sind sechs am Tisch. Grand-père ! Qu’avez-vous ? Großvater! Was haben Sie? L’AÏEUL DER GROSSVATER L’AÏEUL DER GROSSVATER Qui est assis là au milieu de nous ? Und wer sitzt da, da in unserer Mitte? Je sais la vérité mieux que vous ! Ich weiß die Wahrheit besser als ihr. URSULE URSULA LE PÈRE DER VATER Il n’y a personne ! Es ist niemand! Est-ce que, vraiment, ma femme est en danger ? Ist meine Frau wirklich in Gefahr? LE PÈRE DER VATER L’AÏEUL DER GROSSVATER On vous dit qu’il n’y a personne ! Glauben Sie, da ist niemand! Vous verrez, verrez. Ihr werdet sehen, werdet sehen! L’AÏEUL DER GROSSVATER L’ONCLE DER ONKEL Vous ne voyez pas, vous autres ! Ihr könnt ja alle nicht sehen! Nous ne sommes pas aveugles ! Wir sind doch nicht blind! L’ONCLE DER ONKEL L’AÏEUL DER GROSSVATER Vous voulez rire ? Sie wollen wohl scherzen? Qui est-ce qui fait ce bruit ? Wer macht da dies Geräusch? Croyez-en ceux qui voient. Glauben Sie denen, die sehen. URSULE URSULA (L’aïeul essayant de se lever.) (Der Großvater versucht aufzustehen.) C’est le vent froid … Der kalte Wind … LE PÈRE DER VATER L’ONCLE DER ONKEL Où voulez-vous aller ? Wo wollen Sie hin? Il n’y a pas de vent froid, les fenêtres sont fermées. Hier ist kein kalter Wind, die Fenster sind geschlossen. L’AÏEUL DER GROSSVATER L’AÏEUL DER GROSSVATER Je voudrais voir ma pauvre fille ! Ich möchte meine Tochter sehen! Ursule, je ne me sens pas bien, ouvre la fenêtre. Ursula, ich fühle mich nicht wohl, öffne das Fenster. LE PÈRE DER VATER (Ursule ouvre une fenêtre.) (Ursula öffnet ein Fenster.) Vous savez bien que c’est impossible. Sie wissen doch, dass das unmöglich ist. L’AÏEUL DER GROSSVATER L’AÏEUL DER GROSSVATER Qu’est-ce que j’entends ? Was höre ich da, Ursula? Il y a bien longtemps que je n’ai vu ma fille ! Es ist so lange her, dass ich sie zuletzt sah. URSULE URSULA LE PÈRE DER VATER Rien, ce sont des feuilles. Nichts, es sind Blätter. Il ne faut pas l’éveiller inutilement. Sie soll nicht unnötig geweckt werden. L’AÏEUL DER GROSSVATER L’AÏEUL DER GROSSVATER Qui est-ce qui s’est levé ? Wer ist da aufgestanden? Il n’y a plus que les ténèbres entre elle et moi, et vous tous ! Es liegt so viel Dunkelheit zwischen ihr und mir, euch allen! Il s’est passé quelque chose dans la maison. Es ist etwas geschehen in diesem Haus … URSULE URSULA Je commence à comprendre … Ich fange an zu begreifen … Personne. Niemand.

38 39 LE PÈRE DER VATER Personne. Niemand. CD 2

L’ONCLE DER ONKEL INTERLUDE I INTERLUDE I On ne s’est pas levé ! Niemand ist aufgestanden. CONTRETÉNOR II COUNTERTENOR II L’AÏEUL DER GROSSVATER A Elle est au fond … Tief im geschlossenen … Il y a quelqu’un qui s’est levé de table ! Es ist jemand vom Tisch aufgestanden! CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III LE PÈRE DER VATER … de mes yeux clos, … Auge sie ruht. Personne ! Niemand. CONTRETÉNOR I COUNTERTENOR I L’ONCLE DER ONKEL … et seule son haleine lasse … Nur ihr Odem treibt … Personne ! Niemand. CONTRETÉNOR II COUNTERTENOR II URSULE URSULA … élève encore … … matt und weiß noch … Personne ! Niemand. CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III (Ici on entend tout à coup un vagissement d’épouvanté, à droite, (Plötzlich hört man rechts im Zimmer des Kindes ein … à fleur des eaux … … empor an den Rand der Flut … dans la chambre de l’enfant ; et ce vagissement continue avec schreckerfülltes Wimmern, das sich mit zunehmendem des gradations de terreur, jusqu’à la fin de la scène.) Entsetzen bis zum Schluss fortsetzt.) CONTRETÉNORS COUNTERTENÖRE … ses lysses de glace. … Lilien von Eis … L’ONCLE DER VATER L’enfant ! Allons voir. Das Kind! Lass uns sehen! CONTRETÉNORS COUNTERTENÖRE Je sais qu’elle doit mourir. Ich weiß, dass der Tod ihr naht. LE PÈRE DER ONKEL L’enfant ! Allons voir. Das Kind! Lass uns sehen! (À ce moment, la porte de chambre de gauche s’ouvre (In diesem Moment öffnet sich langsam die Tür des linken lentement, la clarté de la pièce voisine s’irrue dans la salle, et Zimmers, aus dem das Licht in den Saal fällt. Die Barmherzige INTÉRIEUR INTERIEUR la sœur de Charité paraît sur le seuil, en ses vêtements noirs, Schwester, schwarz gekleidet, erscheint auf der Schwelle, (Un vieux jardin planté de saules. Au fond une maison, (Ein alter Garten mit Weidenbäumen. Im Hintergrund ein Haus; et s’incline en faisant le signe de la croix, pour annoncer la verneigt und bekreuzigt sich, um den Tod der Frau anzuzeigen. dont trois fenêtres du rez-de-chaussée sont éclairées. On drei Fenster im Erdgeschoss sind erleuchtet. Man sieht im mort de la femme. Ils comprennent et, après un moment Alle verstehen, und nach einem Moment der aperçoit assez distinctement une famille qui fait la veillée Innern ziemlich deutlich eine Familie beim abendlichen d’indécision et d’effroi, entrent en silence dans la chambre Unentschlossenheit und des Erschreckens betreten sie sous la lampe. Le père est assis au coin du feu. La mère, Zusammensein unter der Lampe. Der Vater sitzt am Kamin. mortuaire, tandis que l’oncle, sur le pas de la porte, s’efface schweigend das Sterbezimmer. Vor der Tür tritt der Onkel un coude sur la table, regarde dans le vide. Deux jeunes Die Mutter stützt einen Ellbogen auf den Tisch und schaut ins poliment pour laisser passer les trois jeunes filles.) höflich zurück, um die drei Mädchen vorgehen zu lassen.) filles, vêtues de blanc, brodent, rêvent et sourient à la Leere. Zwei weißgekleidete Mädchen sticken, träumen und L’AÏEUL DER GROSSVATER tranquillité de la chambre. Un enfant sommeille, la tête lächeln in der Stille des Zimmers. Ein Kind schläft, den Kopf (resté seul, se lève et s’agite à tâtons autour de la table, dans (bleibt allein zurück. Er steht auf und tastet sich in der sur l’épaule gauche de la mère. Il semble que lorsque l’un an die linke Schulter der Mutter gelehnt. Wenn einer von ihnen les ténèbres) Dunkelheit um den Tisch herum.) d’eux se lève, marche ou fait un geste, ses mouvements sich erhebt, herumgeht oder eine Geste macht, so erscheinen Où allez-vous ? Où allez-vous ? Wo geht ihr hin? Wo geht ihr hin? soient graves, lents, rares et comme spiritualisés par la diese Bewegungen gemessen, langsam, ungewöhnlich und 40 41 distance, la lumière et le voile indécis des fenêtres. – wie vergeistigt durch die Entfernung, das Licht und den (Dans la chambre, les deux jeunes filles tournent la tête vers la (Die beiden jungen Mädchen im Zimmer wenden den Kopf Le vieillard et l’étranger entrent avec précaution dans le undeutlichen Schleier der Fenster. – Der Alte und der Fremde fenêtre.) nach dem Fenster.) jardin.) treten vorsichtig in den Garten.) LE VIEILLARD DER ALTE LE VIEILLARD DER ALTE Avez-vous vu trembler sur leurs épaules la chevelure Sahen Sie, wie das Haar auf den Schultern B Ils n’y viennent jamais. Sie kommen nie hierher. de ses deux sœurs ? der beiden Mädchen zitterte? Ils ne se doutent de rien et ils ne parlent pas. Sie ahnen nichts, sie sprechen nicht. L’ÉTRANGER DER FREMDE L’ÉTRANGER DER FREMDE Je suis entré dans l’eau jusqu’à la ceinture Ich bin bis zum Gürtel ins Wasser gegangen, Voulez-vous que je frappe à l’une des fenêtres ? Soll ich an eines der Fenster klopfen? et j’ai pu la prendre par la main et l’amener sans efforts da konnte ich ihre Hand fassen und sie ohne Mühen Il faut bien que l’un d’eux l’apprenne avant les autres … Es muss doch einer vor den anderen erfahren … sur la rive … ans Ufer ziehen … Elle était aussi belle … Sie war so schön … LE VIEILLARD DER ALTE Tous l’aimaient … Alle liebten sie … LE VIEILLARD DER ALTE Non, n’approchez pas de la fenêtre. Nein, nähern Sie sich nicht dem Fenster. Elle vivait ce matin ! Am Morgen lebte sie noch! Je l’avais rencontrée … Ich begegnete ihr … L’ÉTRANGER DER FREMDE Elle doit avoir été sur le point de me demander quelque chose ; Ich glaube, sie wollte mich um etwas bitten; Pourquoi faut-il que je vous accompagne ? Warum soll ich Sie denn begleiten? puis elle m’a quitté brusquement. dann ließ sie mich plötzlich stehen. Je suis un étranger … Ich bin ein Fremder … L’ÉTRANGER DER FREMDE LE VIEILLARD DER ALTE Des paysans m’ont dit qu’ils l’avaient vue errer jusqu’au soir Mir sagten Bauern, sie hätten sie am Ufer herumirren Un malheur qu’on n’apporte Ein Unglück, das man nicht allein mitteilt, sur la rive … sehen … pas seul est moins net et moins lourd … ist weniger schwer … Si nous entrons ensemble, je leur dis: Wenn wir zusammen gehen, sag ich ihnen: LE VIEILLARD DER ALTE On l’a trouvée ainsi … Man hat sie so gefunden … Ils regardent l’enfant … Sie schauen auf das Kind … Elle flottait sur le fleuve … Sie trieb auf dem Fluss … Ils semblent heureux … Sie scheinen glücklich … Y avait-il longtemps que vous l’aviez trouvée lorsque je suis Hatten Sie sie schon lange gefunden, als ich kam? venu ? L’ÉTRANGER DER FREMDE Il faudra finir par le dire. Es muss ihnen endlich gesagt werden. L’ÉTRANGER DER FREMDE Il était déjà tard et la berge devenait obscure. Es war schon spät und dunkelte am Uferhang. LE VIEILLARD DER ALTE Je marchais, les yeux fixés sur le fleuve Ich ging, die Augen auf den Fluss geheftet, Marthe et Marie sont aux côtés de la morte. Marthe und Marie sind bei der Toten. parce qu’il était plus clair que la route, weil er heller war als der Weg, Attendons qu’elle viennent. Warten wir, bis sie kommen. lorsque je vois une chose étrange da sehe ich etwas Seltsames (Entre Marie.) (Marie kommt.) à deux pas d’une touffe de roseaux … vor einem Schilfbusch … Je m’approche et j’aperçois sa chevelure au-dessus de sa tête, Ich nähere mich und bemerke ihr Haar, MARIE MARIE et qui tournoyait ainsi, selon le courant … das so dahintrieb mit der Strömung … Vous l’avez dit, grand-père ? Sie haben es gesagt, Großvater?

42 43 LE VIEILLARD DER ALTE MARIE MARIE Tu vois bien, Marie, que nous n’avons rien dit. Du siehst doch, dass wir nichts gesagt haben. … entre les herbes … … zwischen den Gräsern … MARIE MARIE LE VIEILLARD DER ALTE Ils viennent. Sie kommen. … entre les herbes … … zwischen den Gräsern … LE VIEILLARD DER ALTE (Les sœurs quittent les fenêtres. Elles embrassent leur mère. (Die Schwestern verlassen das Fenster. Sie umarmen ihre Où sont-ils ? Wo sind sie? L’aînée a les boucles de l’enfant qui ne s’éveille pas. Le père Mutter. Die ältere streichelt die Locken des Kindes, ohne dass veut qu’on l’embrasse aussi. Elles reviennent aux côtés de la es wach wird. Der Vater will auch umarmt werden. Sie setzen MARIE MARIE mère.) sich wieder zu beiden Seiten der Mutter.) Ils sont au bas des dernières collines. Sie sind unten bei den letzten Hügeln. Tout le village est autour des porteurs. Das ganze Dorf ist bei den Trägern. MARIE MARIE Marthe les accompagne. Marthe begleitet sie. Ne le dites pas ce soir ! … Sagen Sie es nicht heute Abend! … (L’une des deux sœurs dont ils parlent s’approche en ce (Die eine der beiden Schwestern tritt in diesem Augenblick LE VIEILLARD DER ALTE moment de la première fenêtre, l’autre, de la troisième ; et, an das erste Fenster, die andere an das dritte; sie drücken Ils attendent la nuit. Sie erwarten die Nacht. appuyant les mains sur les vitres, regardent longuement dans die Hände auf die Scheiben und schauen lange in die Ils croient que rien n’arrivera Sie glauben, dass nichts passiert, l’obscurité.) Finsternis.) parce qu’ils ont fermé la porte. weil sie die Türen verschlossen haben. MARIE MARIE (Entre Marthe, elles regarde aux fenêtres.) (Marthe tritt auf, sie blickt nach den Fenstern.) Je les vois en rêve … Es ist, als sähe ich sie im Traum … MARTHE MARTHE (Elle se blottit contre la poitrine du vieillard et l’embrasse.) (Sie schmiegt sich an die Brust des Alten und umarmt ihn.) Ils ne pleurent pas ? Sie weinen nicht? Vous ne l’avez pas dit, grand-père ? Ihr habt es nicht gesagt, Großvater? LE VIEILLARD DER ALTE Pleure pas … Weine nicht … LE VIEILLARD DER ALTE Marthe, tu ne sais pas … Marthe, du weißt nicht … L’ÉTRANGER DER FREMDE Je ne sais pas ce qui s’avance du côté des prairies. Ich weiß nicht, was da von den Wiesen heraufkommt. MARTHE MARTHE Je les ai conduits jusqu’ici. Ich habe sie hierher geführt. MARIE MARIE Je leur dit d’attendre sur la route. Sie warten unten auf der Straße. Ils sont si loin … Sie sind so weit … Pourquoi n’êtes-vous pas auprès d’eux ? Warum seid ihr nicht bei ihnen? LE VIEILLARD DER ALTE LE VIEILLARD DER ALTE Ils semblent si petits … Sie scheinen so klein … Marthe ! Marthe! MARIE MARIE MARTHE MARTHE … qu’on les distingue à peine … … dass man sie kaum erkennt … C’est moi qui vais le dire. Dann werde ich es sagen. LE VIEILLARD DER ALTE LE VIEILLARD DER ALTE … qu’on les distingue à peine … … dass man sie kaum erkennt … Reste ici, regarde un instant. Bleib hier, schau einen Moment. 44 45 MARTHE MARTHE avoir assis, avec soin, l’enfant dans le fauteuil qu’elle vient nachdem sie das schlafende Kind behutsam in den Lehnstuhl Ils ne peuvent plus attendre … Sie können nicht länger warten … d’abandonner ; de sorte que, du dehors, on voit dormir le gelegt hat, in dem sie gesessen hat, sodass man es von petit, la tête un peu penchée, au centre de la pièce. La draußen mit leicht zurückgelehntem Kopf in der Mitte des LE VIEILLARD DER ALTE mère s’avance à la rencontre du vieillard et lui tend la Zimmers sieht. Die Mutter geht dem Alten entgegen und reicht Pourquoi ? Warum? main, mais la retire avant qu’il ait le temps de la prendre. ihm die Hand, zieht sie aber zurück, bevor er Zeit hat sie zu Une des jeunes filles veut enlever le manteau du visiteur et ergreifen. Eines der Mädchen will dem Besucher den Mantel MARTHE MARTHE Je ne sais pas … Ich weiß nicht … l’autre lui avance un fauteuil. Mais le vieillard fait un petit abnehmen, das andere schiebt ihm einen Sessel hin. Aber der Ce n'est plus possible ! Es ist nicht mehr möglich! geste de refus. Le père sourit d’un air étonné. Le vieillard Alte macht eine ablehnende Bewegung. Der Vater lächelt regarde du côté des fenêtres.) erstaunt. Der Alte schaut zu den Fenstern.) LE VIEILLARD DER ALTE Ne les regardes plus ; Schau sie nicht mehr an; L’ÉTRANGER DER FREMDE jusqu’à ce qu’ils sachent tous … bis sie alles wissen … Il n’ose pas le dire … Er wagt es nicht zu sagen … Il nous a regardés … Er hat uns angeschaut … MARTHE MARTHE Je veux y aller avec vous … Ich will mit Ihnen gehen … (Comme une des jeunes filles lui avance toujours le même (Da die eine Tochter ihm immer noch den Sessel anbietet, setzt fauteuil, il finit par s’asseoir et se passe à plusieurs reprises er sich schließlich und streicht sich mit der rechten Hand LE VIEILLARD DER ALTE la main droite sur le front.) mehrmals über die Stirn.) Non, reste ici … Nein, bleib hier … Assieds-toi à côté de ta sœur, Setz dich zu deiner Schwester, L’ÉTRANGER DER FREMDE sur ce vieux banc de pierre, contre le mur de la maison, auf die alte Steinbank an der Hauswand Il s’assoit … Er setzt sich … et ne regarde pas … und sieh nicht hin … (Les autres personnes qui se trouvent dans la salle, (Die anderen Personen, die sich im Zimmer befinden, setzen Embrasse-moi, avant que je m’en aille … Umarme mich, bevor ich gehe … s’assoient également, pendant que le père parle avec sich ebenfalls, während der Vater lebhaft spricht. Endlich (Le vieillard s’éloigne. – Marthe et Marie s’assoient sur le banc, (Der Alte entfernt sich. – Marthe und Marie setzen sich auf die volubilité. Enfin le vieillard ouvre la bouche et le son de sa öffnet der Alte den Mund, und der Ton seiner Stimme scheint le dos tourné aux fenêtres.) Steinbank, mit dem Rücken gegen die Fenster.) voix semble attirer l’attention. Mais le père l’interrompt. die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch der Vater Le vieillard reprend la parole et peu à peu les autres unterbricht ihn. Der Alte ergreift wieder das Wort, und nach MARTHE MARTHE s’immobilisent. Tout à coup, la mère tressaille et se und nach werden die anderen unbeweglich. Plötzlich zuckt Grand-père n’est pas entré ? Großvater ist nicht eingetreten? lève.) die Mutter zusammen und steht auf.) L’ÉTRANGER DER FREMDE MARIE MARIE Il doit avoir frappé … Er muss geklopft haben … Elle est au fond … Tief im geschlossenen … Ils ont levé la tête en même temps … Sie haben alle zugleich aufgesehen … Ils se regardent … Sie blicken sich an … MARTHE MARTHE Le père se lève, est à la porte … Ouvre prudemment … Der Vater steht auf, ist an der Tür … öffnet vorsichtig … … de mes yeux clos, … … Auge sie ruht. Il lève les bras … Er hebt die Arme … MARIE MARIE Votre grand-père est entré … Euer Großvater ist eingetreten … … et seule son haleine lasse … Nur ihr Odem treibt … (On voit le vieillard s’avancer dans la salle. Les deux sœurs (Man sieht den Alten im Zimmer vorwärts schreiten. Die L’ÉTRANGER DER FREMDE de la morte se lèvent ; la mère se lève également, après beiden Schwestern der Toten stehen auf, die Mutter ebenfalls, La mère va comprendre ! … Die Mutter scheint zu ahnen! … 46 47 MARTHE MARTHE INTERLUDE II INTERLUDE II … élève encore … … matt und weiß noch … CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III MARIE MARIE C Sous l’eau … Wie des Traumes … … à fleur des eaux … … empor an den Rand der Flut … CONTRETÉNOR II COUNTERTENOR II (On voit que la mère interroge le vieillard avec angoisse. Il dit (Man sieht, wie die Mutter ängstlich den Alten ausfragt. Er … du songe … … Fluten … quelque mots encore ; puis brusquement, tous les autres se sagt noch einige Worte; plötzlich stehen auch die anderen lèvent aussi et semblent l’interpeller. Il fait alors de la tête un auf und scheinen ihn auszufragen. Da nickt er langsam CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III lent signe d’affirmation.) bejahend.) … qui s’élève, … … schwellen, … MARTHE MARTHE CONTRETÉNOR II COUNTERTENOR II … ses lysses de glace. … Lilien von Eis. Sous l’eau … Wie des Traumes … MARIE MARIE CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III … ses lysses de glace. … Lilien von Eis. … du songe … … Fluten … (Le vieillard se lève aussi ; et sans se retourner, montre du doigt (Der Alte erhebt sich ebenfalls und zeigt, ohne sich CONTRETÉNOR I COUNTERTENOR I la porte qui se trouve derrière lui. La mère, le père et les deux umzudrehen, auf die Tür hinter sich. Die Mutter, der Vater und … mon âme a peur, … Meine Seele bebt, … jeunes filles se jettent sur cette porte, que le père ne parvient die beiden Töchter stürzen zu dieser Tür, die der Vater nicht so CONTRETÉNOR II COUNTERTENOR II pas à ouvrir immédiatement. Le vieillard veut empêcher la rasch öffnen kann. Der Alte will die Mutter am Hinausgehen Mon âme a peur, … Meine Seele bebt, … mère de sortir.) hindern.) CONTRETÉNOR III COUNTERTENOR III L’ÉTRANGER DER FREMDE Mon âme a peur, … Meine Seele bebt, … Il l’a dit … Il l’a dit tout d’un coup ! … Er hat’s gesagt … Er hat es plötzlich gesagt! … CONTRETÉNOR I COUNTERTENOR I (Dans la salle, la porte s’ouvre enfin à deux battants ; tous (Im Zimmer gehen endlich die beiden Türflügel auf; alle gehen … sous l’eau du songe qui s’élève, … … wie des Traumes Fluten schwellen, … sortent en même temps. On aperçoit sous le ciel étoile et dans gleichzeitig hinaus. Man erblickt den Sternenhimmel, den le clair de lune, le brancard où repose la noyée, tandis qu’au Rasen und den Springbrunnen im Mondlicht, während in dem CONTRETÉNORS COUNTERTENÖRE milieu de la chambre abandonnée, l’enfant continue de dormir verlassenen Zimmer das Kind in seinem Lehnstuhl ruhig La lune éteinte Schwarz das Frühbrot, paisiblement dans le fauteuil.) weiterschläft.) et l’aube noire. ohne Mond die Nacht. L’ÉTRANGER DER FREMDE Ils sortent ! Sie gehen hinaus! L’ÉTRANGER DER FREMDE L’enfant ne s’est pas éveillé ! Das Kind ist nicht aufgewacht! (Marthe et Marie vont à une des fenêtres et regardent (Marie und Marthe gehen zu einem der Fenster und betrachten l’enfant.) das Kind.) 48 49 LA MORT DE TINTAGILES DER TOD DES TINTAGILES YGRAINE YGRAINE Quand ils parlaient entre eux, Wenn sie unter sich sprachen, ACTE I AKT I qu’est-ce qu’ils se disaient ? was sagten sie da? (Au sommet d’une colline qui domine le château. – Entre (Auf dem Gipfel eines Hügels, der das Schloss beherrscht. – TINTAGILES TINTAGILES Ygraine tenant Tintagiles par la main.) Ygraine tritt auf, Tintagiles an der Hand führend.) Ils parlaient à voix basse. Sie sprachen ganz leise. YGRAINE YGRAINE YGRAINE YGRAINE D Ta première nuit sera mauvaise, Tintagiles. Die erste Nacht wird schlecht sein, Tintagiles. Ils n’ont point parlé de la reine ? Sprachen sie von der Königin? La mer hurle déjà autour de nous ; Das Meer heult schon um uns herum, les arbres se plaignent. die Bäume klagen. TINTAGILES TINTAGILES Il est tard. Es ist spät. Ils ont dit qu’on ne la voyait pas. Sie sagten, man könne sie nicht sehen. La lune est sur le point de se coucher Der Mond neigt sich dem Untergang entgegen YGRAINE YGRAINE derrière les peupliers qui étouffent le palais … hinter den Pappeln, die das Schloss ersticken … Ma sœur et moi, Meine Schwester und ich, Nous voici seuls, peut-être, bien qu’ici, Wir sind allein, vielleicht, nous nous traînons ici, wir schleppen uns hier hin, il faille vivre sur ses gardes. obwohl man hier auf der Hut sein muss. sans rien oser comprendre à tout ce qui se passe … ohne etwas von dem zu begreifen, was hier vorgeht … Il semble qu’on y guette l’approche du plus petit bonheur. Es scheint, dass man hier das kleinste Glück belauert. Je n’y voyais pas d’autres événements Ich sah keine anderen Ereignisse, Notre vieux père mourait, Unser alter Vater starb, qu’un oiseau qui volait, als einen Vogel, der flog, nos deux frères disparaissaient unsere zwei Brüder verschwanden, une feuille qui tremblait, ein Blatt, das zitterte, sans qu’un seul être humain puisse nous dire où ils sont. ohne dass ein Mensch uns sagen kann, wo sie sind. une rose qui s’ouvrait … eine Rose, die sich öffnet … Me voici seule, avec ma sœur et toi. Bin jetzt allein mit meiner Schwester und dir. Il y régnait un tel silence Es herrscht hier solche Stille, Je n’ai pas confiance en l’avenir … Ich habe kein Vertrauen in die Zukunft … qu’un fruit mûr qui tombait dans le parc dass eine reife Frucht, die im Park niederfiel, Qui est-ce qui t’a fait venir ici ? Wer ist es, der dich herkommen ließ? appelait les visages aux fenêtres … die Gesichter an die Fenster lockte … TINTAGILES TINTAGILES Et personne ne semblait avoir de soupçons … Und niemand schien einen Verdacht zu haben … Je ne sais pas. Ich weiß es nicht. Mais une nuit, Doch eines Nachts On a dit qu’il fallait partir. Man sagte, ich müsse fort. j’ai appris qu’il devait y avoir autre chose … erfuhr ich, dass da noch etwas anderes sein muss … J’ai voulu fuir et je n’ai pu le faire … Ich wollte fliehen und konnte es nicht … YGRAINE YGRAINE Tu vois là, derrière les arbres morts qui empoisonnent Siehst du dort hinter den toten Bäumen, Mais pourquoi ? Aber warum? l’horizon, tu vois là le château au plus profond die den Horizont vergiften, siehst du das Schloss? d’un cirque de ténèbres ? Es liegt in der tiefsten Runde der Finsternisse … TINTAGILES TINTAGILES Il tombe en ruines, le murailles se fendent, Es fällt in Trümmer, die Mauern spalten sich, La reine le voulait. Die Königin wollte es. il se dissout dans les ténèbres … man möchte sagen, es löst sich in der Finsternis auf. Il faut bien qu’on y vive … Und darin soll man leben … YGRAINE YGRAINE Il n’y a qu’une tour que le temps n’attaque point … Nur ein Turm scheint der Zeit zu trotzen … On n’a pas dit pourquoi elle le voulait ? Man hat nicht gesagt, warum sie es wollte? La maison ne sort pas de son ombre … Er ist riesig; das Haus tritt nie aus seinem Schatten … TINTAGILES TINTAGILES C’est là que se trouve le trône de la reine. Dort befindet sich der Thron der Königin. Je n’ai rien entendu. Ich habe nichts gehört. Elle vit là, tout seule. Sie lebt da ganz allein in ihrem Turm. Elle est très vieille ; elle est la mère de notre mère. Sie ist sehr alt; sie ist die Mutter unsrer Mutter. 50 51 Je ne l’ai jamais aperçue. Ich habe sie nie gesehen. YGRAINE YGRAINE Elle veut régner seule … On dit qu’elle est folle … Sie will allein regieren … Man sagt, sie ist verrückt … Qu’y a-t-il ? Was ist? Elle a peur que quelqu’un ne s’élève à sa place: Sie hat Angst, dass jemand ihr den Platz streitig macht; c’est, sans doute, à cause de cette crainte diese Furcht ist sicher auch der Grund dafür, BELLANGÈRE BELLANGÈRE qu’elle a voulu qu’on t’amenât ici … dass sie dich kommen ließ … Ma sœur ! Meine Schwester! Elle a une puissance que l’on ne comprend pas. Sie hat eine Macht, die niemand begreift. Je n’ose pas dire ce que je sais … Ich wage nicht zu sagen, was ich weiß … Ses ordres s’exécutent sans qu’on sache comment … Ihre Befehle vollstrecken sich, ohne dass man weiß wie … J’ai passé près des corridors de la tour … Ich kam an den Gängen des Turmes vorbei … Nous veillerons sur toi, petit Tintagiles, Wir wachen über dich, kleiner Tintagiles, Une porte y était entrouverte. Eine Tür stand halb offen. ne t’éloigne pas de moi, de ta sœur Bellangère entfern’ dich nicht von mir, deiner Schwester Bellangère, Je l’ai poussée … Ich schob sie auf … ni de notre vieux Aglovale … noch von unserm alten Aglovale … Je suis entrée … Ich ging hinein … Il est le seul ami qui nous reste; Er ist der einzige Freund, der uns bleibt; Il y avait d’autres corridors éclairés par les lampes; Da waren andere Gänge, erleuchtet von Lampen; il sait bien des choses… er weiß mancherlei … des galeries basses sans issue … dann niedrige Galerien ohne Ausgang … Je savais qu’il était défendu d’avancer … Ich wusste, es war verboten weiterzugehen … TINTAGILES TINTAGILES J’avais peur et j’allais revenir sur mes pas, Ich hatte Angst und wollte wieder umkehren, Il est temps, Es ist Zeit, quand je surpris un bruit de voix qu’on entendait à peine … als ich plötzlich kaum vernehmbares Stimmengeräusch le vent devient noir sur la mer … der Wind weht schwarz über dem Meer … hörte … Embrasse-moi ! Umarme mich! Allons-nous dans le château malade … Wir kehren jetzt zurück in das kranke Schloss … YGRAINE YGRAINE Il faut que ce soient les servantes de la reine ; Das waren sicher die Dienerinnen der Königin; (Ils sortent.) (Sie gehen ab.) elles habitent au pied de la tour. sie wohnen unten im Turm … BELLANGÈRE BELLANGÈRE Je crois qu’elles parlaient d’un enfant arrivé d’aujourd’hui. Ich glaube, sie sprachen von einem Kind, das heute Elles semblaient rire … gekommen ist. ACTE II AKT II Sie schienen zu lachen. (Un appartement dans le château. – On découvre Aglovale et (Ein Zimmer im Schloss. – Man erblickt Aglovale und Ygraine. – YGRAINE YGRAINE Ygraine. – Entre Bellangère.) Bellangère tritt ein.) Elles riaient ? Sie lachten? BELLANGÈRE BELLANGÈRE BELLANGÈRE BELLANGÈRE E Où est Tintagiles ? Wo ist Tintagiles? Elles parlaient de l’enfant Ja. Sie sprachen von dem Kind, YGRAINE YGRAINE que la reine voulait voir … das die Königin sehen wollte … Il dort dans l’autre chambre. Hier. Er schläft im anderen Zimmer. Elles monteront probablement ce soir … Sie kommen vielleicht heute Abend herauf … Il était fatigué de la longue traversée. Er war müde von der langen Überfahrt. YGRAINE YGRAINE BELLANGÈRE BELLANGÈRE Je sais ce que cela veut dire, Ich weiß, was das bedeutet, Ygraine ! Ygraine! et ce n’est pas le première fois qu’elles sortent de la tour. es ist nicht das erste Mal, dass sie den Turm verlassen. Je sais bien pourquoi elle l’avait fait venir … Ich wusste wohl, weshalb sie ihn hat kommen lassen …

52 53 Je ne peux croire qu’elle ait hâte ainsi ! Ich konnte nur nicht glauben, dass sie es so eilig hat! AGLOVALE AGLOVALE Nous sommes trois … Wir sind zu dritt … … ils ont perdu la force. … verloren sie die Kraft … BELLANGÈRE BELLANGÈRE YGRAINE YGRAINE Que vas-tu faire ? Was willst du tun? Sans qu’un seul ait osé la frapper au visage ! Keiner wagt ihr ins Gesicht zu schlagen! YGRAINE YGRAINE BELLANGÈRE BELLANGÈRE Je ne sais pas encore, mais je l’étonnerai … Ich weiß noch nicht, aber sie soll sich wundern … Je ne veux plus vivre à l’ombre de sa tour ! Ich will nicht mehr im Schatten dieses Turmes leben. Elle ne le prendra pas sans peine ! So leicht soll sie ihn nicht bekommen. AGLOVALE AGLOVALE BELLANGÈRE BELLANGÈRE Vous aussi vous verrez … Auch ihr werdet sehen … Nous sommes seule … Wir sind allein, Ygraine … Je n’ai plus de courage contre elle. Ich habe keinen Mut mehr gegen sie. YGRAINE YGRAINE (La scène devient lentement sombre.) (Die Szene verdunkelt sich langsam.) Il est temps qu’on se lève à la fin ! Es ist Zeit, dass man sich endlich erhebt!

AGLOVALE AGLOVALE INTERLUDE III INTERLUDE III Vous allez essayer ? Ihr wollt es versuchen? CONTRETÉNORS COUNTERTENÖRE BELLANGÈRE BELLANGÈRE F Ô ces regards pauvres et las, O diese armen müden Blicke, Elle est là depuis des années dans son énorme tour. Seit Jahren sitzt sie dort in ihrem riesigen Turm. les vôtres, les miens, die euren und die meinen, AGLOVALE AGLOVALE qui font songer aux idées d’une reine, die uns an der Königin Gedanken gemahnen, Ils ont tous essayé … Alle haben’s versucht … à enfermer un prince dans une tour. an ein Fürstenkind, das in einen Turm geworfen wird. BELLANGÈRE BELLANGÈRE Elle est là sur notre âme … Sie lastet auf unsrer Seele … ACTE III AKT III AGLOVALE AGLOVALE (Le même appartement. – On découvre Ygraine et Aglovale.) (Dasselbe Zimmer. – Man sieht Ygraine und Aglovale) Mais … Doch … AGLOVALE AGLOVALE BELLANGÈRE BELLANGÈRE (s’asseyant sur le seuil) (setzt sich auf die Schwelle) … comme la pierre … … wie der Stein … G Ce n’est pas la première fois Es ist nicht das erste Mal, que j’attends et que je veille ici … dass ich hier warte und wache … AGLOVALE AGLOVALE … au dernier moment, … … im letzten Moment, … YGRAINE YGRAINE J’ai visité les portes. Il y en a trois. Ich habe die Türen gesehen. Es sind drei. BELLANGÈRE BELLANGÈRE Nous garderons la grande. Wir bewachen die große. … d’un tombeau. … auf einem Grab. Les deux autres sont épaisses et basses, Die zwei andern sind dick und niedrig, s’ouvrent jamais. sie öffnen sich niemals. 54 55 AGLOVALE AGLOVALE TINTAGILES TINTAGILES Je n’avais jamais osé tirer l’épée. Ich habe niemals gewagt das Schwert zu ziehen. (criant) (schreit) Il est peut-être temps qu’on se défende. Es ist vielleicht Zeit, sich zu wehren. Ygraine ! Ygraine ! Ygraine! Ygraine! Elles … elles viennent ! Sie … sie kommen! BELLANGÈRE BELLANGÈRE (portant Tintagiles dans ses bras, sort de l’appartement voisin) (trägt Tintagiles auf den Armen aus dem Nebenzimmer herein) YGRAINE YGRAINE Il était éveillé … Er war aufgewacht … Qui donc ? Wer denn? Il pleurait en silence … Er weinte im Stillen … TINTAGILES TINTAGILES YGRAINE YGRAINE La porte ! Elles y étaient ! Die Tür! Sie sind da! Tintagiles … Tintagiles … Il ne me reconnaît pas … Er erkennt mich nicht … (Il tombe à la renverse sur les genoux d’Ygraine.) (Er fällt nach hinten auf Ygraines Schoß.) Tintagiles … Que regardes-tu là ? Tintagiles … Was siehst du da hin? AGLOVALE AGLOVALE Retourne-toi … Dreh dich um … (se levant brusquement, l’épée à la main) (erhebt sich plötzlich, das Schwert in der Hand) BELLANGÈRE BELLANGÈRE On marche dans le corridor. Man geht auf dem Korridor. Tes grandes sœurs sont ici autour de toi ! Deine großen Schwestern sind hier bei dir! Elles ne marchent pas comme les autres êtres … Sie gehen nicht wie andere Wesen … Elles touchent à la porte … Sie sind an der Tür … YGRAINE YGRAINE Elles ébranlent la porte … Sie rütteln an der Tür … Tes grandes sœurs sont ici autour de toi ! Deine großen Schwestern sind hier bei dir! (Ygraine serrant convulsivement Tintagiles dans ses bras) (Ygraine drückt Tintagiles krampfhaft in ihre Arme) Elles chuchotent … Sie flüstern … BELLANGÈRE BELLANGÈRE (Bellangère l’embrassant en même. – On entend une clef (Bellangère umarmt ihn gleichzeitig. – Man hört einen Nous allons te défendre … Wir werden dich beschützen … grincer dans la serrure.) Schlüssel im Schloss knarren.) YGRAINE YGRAINE YGRAINE YGRAINE … et le mal ne pourra pas venir ! … und das Böse kann nicht eintreten! Elles ont la clef ! Sie haben den Schlüssel! TINTAGILES TINTAGILES AGLOVALE AGLOVALE Il est là ! Es ist da! J’en étais sûr. Ich wusste es. Pourquoi Aglovale est-il là sur le seuil ? Warum sitzt Aglovale da auf der Schwelle? Venez ! Venez ! Kommt! Kommt! YGRAINE YGRAINE (La porte s’ouvre un peu. Ygraine bondit, portant Tintagiles (Die Tür öffnet sich ein wenig. Ygraine springt auf, den Il attendait que tu fusses éveillé. Er hat gewartet, bis du aufwachtest. évanoui ; elle, Bellangère et Aglovale, avec des efforts vains ohnmächtigen Tintagiles in den Armen, und versucht mit et énormes, tentent de repousser la porte qui continue de Bellangère und Aglovale unter großen, doch vergeblichen TINTAGILES TINTAGILES Qu’est-ce qu’il a sur les genoux ? Was hat er auf den Knien? s’ouvrir lentement, sans qu’on entende ou qu’on voie personne. Anstrengungen die Tür zuzudrücken, die sich langsam weiter Seule une clarté froide et calme pénètre dans l’appartement. öffnet, ohne dass man jemanden hört oder sieht. Nur eine AGLOVALE AGLOVALE Tintagiles, se roidissant soudain, revient à lui et embrasse kalte, ruhige Helle dringt in das Zimmer. In diesem Moment, Je regardais ma vielle épée … Ich betrachte mein altes Schwert … sa sœur.) sich plötzlich aufrichtend, kommt Tintagiles wieder zu sich Je crois qu’elle va se briser … Ich glaube, es wird zerbrechen … und umarmt seine Schwester.) 56 57 TINTAGILES TINTAGILES SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Ygraine ! Ygraine! Ouvrez vite. Öffnet schnell. (La porte qui ne résiste plus, se referme brusquement sous (Die Tür leistet keinen Widerstand mehr und fällt plötzlich unter SERVANTE I ERSTE DIENERIN leur poussée qu’ils n’ont pas eu le temps d’interrompre.) ihrem Gegenstoß, den sie nicht aufhalten können, ins Schloss Attendez à la porte. J’entrerai seule. Wartet an der Tür. Ich gehe allein. zurück.) SERVANTE III DRITTE DIENERIN YGRAINE YGRAINE Il faut prendre garde à l’aînée … Man muss auf die ältere achten … Tintagiles ! Tintagiles! SERVANTE II ZWEITE DIENERIN AGLOVALE AGLOVALE La reine ne veut pas qu’elles le sachent. Die Königin will nicht, dass sie es wissen. (écoutant à la porte) (horcht an der Tür) Je n’entends plus rien … Ich höre nichts mehr … SERVANTE I ERSTE DIENERIN Entrez donc ; il est temps. Dann hinein; es ist Zeit. YGRAINE YGRAINE (La première servante ouvre la porte avec prudence et entre (Die erste Dienerin öffnet vorsichtig die Tür und geht Tintagiles ! Voyez ! Il est sauvé ! Tintagiles! Seht! Er ist gerettet! dans la chambre. Elle sort de l’appartement.) in das Zimmer. Sie kommt aus dem Zimmer.) BELLANGÈRE BELLANGÈRE SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Elles ont vu qu’on veillait. Sie sahen, dass man wachte. Ah … Où est-il ? Ah … Wo ist er? YGRAINE YGRAINE SERVANTE I ERSTE DIENERIN Elle n’on pas osé ! Sie haben nichts gewagt! Il dort entre ses sœurs. Er schläft zwischen den Schwestern. Embrasse-nous ! Tous ! Umarme uns! Alle! Il entoure leur cou de ses bras ; Er umschlingt ihren Hals mit seinen Armen; (Se tiennent étroitement embrassés.) (Sie umarmen sich.) et leurs bras l’entourent aussi. und ihre Arme umschlingen ihn … Je ne pourrai pas de faire seule … Ich werde es nicht allein schaffen … SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Je vais t’aider. Ich werde dir helfen. ACTE IV AKT IV SERVANTE III DRITTE DIENERIN (Un corridor devant l’appartement de l’acte précédent. – (Ein Korridor vor dem Zimmer des vorhergehenden Aktes. – Allez-y ensemble … je veillerai ici … Geht ihr zusammen … ich werde hier wachen … Entrent, voilées, trois servantes de la reine.) Drei verschleierte Dienerinnen der Königin treten auf.) SERVANTE II ZWEITE DIENERIN SERVANTE I ERSTE DIENERIN Prends garde ; ils savent quelque chose … Gebt acht; sie wissen etwas … (écoutant à la porte) (an der Tür horchend) H Ils ne veillent plus … Sie wachen nicht mehr … SERVANTE I ERSTE DIENERIN Ils luttaient tous trois contre un mauvais rêve … Sie kämpfen gegen einen schlechten Traum … SERVANTE III DRITTE DIENERIN Elle préfère qu’on le fasse en silence … Sie zieht vor, dass es leise geschieht … (Les deux servantes entrent dans la chambre.) (Die zwei Dienerinnen gehen in das Zimmer.)

58 59 SERVANTE III DRITTE DIENERIN SERVANTE I ERSTE DIENERIN Ils le savent toujours ; mais ils ne comprennent pas … Sie wissen es immer; aber sie verstehen nicht … Quand on touche à l’un d’eux les deux autres tressaillent … Wenn man eine berührt, zucken die der anderen … (Les deux servantes ressortent de l’appartement.) (Die beiden Dienerinnen kommen aus dem Zimmer.) SERVANTE III DRITTE DIENERIN Le vieillard n’est pas là ? Der Alte ist nicht da? SERVANTE III DRITTE DIENERIN Et bien ? Nun? SERVANTE I ERSTE DIENERIN Si ; il dort dans un coin … Doch; er schläft in einer Ecke … SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Il faut venir aussi. On ne peut pas les détacher. Du musst auch kommen. Man kann sie nicht trennen. SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Vite ; ils semblent avertis … Schnell; sie scheinen es zu bemerkten … SERVANTE I ERSTE DIENERIN Lorsqu’on dénoue leurs bras, Sobald sie die Arme löst, SERVANTE III ERSTE DIENERIN elles les referment sur l’enfant … schließen sie sich wieder um das Kind … Il faut qu’on en finisse. Venez ! Wir sollten zum Ende kommen. Kommt! SERVANTE II ZWEITE DIENERIN (Elles entrent dans la chambre. Un grand silence. Ensuite, les (Sie betreten das Zimmer. Tiefe Stille. Die drei Dienerinnen Et l’enfant les serre de plus en plus fort … Und das Kind hält sie fester und fester … trois servants sortent en toute hâte de l’appartement sombre. kommen hastig aus dem dunklen Zimmer. Eine trägt in ihren L’une d’elles emporte dans ses bras Tintagiles endormi, dont Armen den schlafenden Tintagiles, aus dessen kleinen SERVANTE I ERSTE DIENERIN les petites mains crispées par le sommeil, l’inondent tout Händen, vom Schlaf wie in einem Todeskampf zusammen- Nous ne parviendrons pas à entrouvrir ses mains … Es wird uns nicht gelingen, seine Hände zu öffnen … entière du ruissellement des longues boucles ravies aux gepresst, die den beiden Schwestern geraubten Locken ihn chevelures des deux sœurs. Elles fuient en silence, überfluten. Sie fliehen schweigend; als sie das Ende des SERVANTE II ZWEITE DIENERIN lorsqu’arrivées au bout du corridor, Tintagiles, tout à coup Korridors erreichen, stößt Tintagiles einen gellenden Schrei Elles plongent jusqu’au fond des cheveux de ses sœurs … Sie tauchen tief in die Haare seiner Schwestern … réveillé, pousse un grand cri de détresse suprême.) äußerster Bedrängnis aus.) SERVANTE III DRITTE DIENERIN YGRAINE YGRAINE Il faudra que l’on coupe les cheveux de l’aînée … Man wird der Älteren die Haare abschneiden müssen … (dans la chambre) (im Zimmer) SERVANTE I ERSTE DIENERIN Tintagiles ! … Où est-il ? Tintagiles! … Wo ist er? Et ceux de l’autre sœur de même. Und die der anderen Schwester auch … BELLANGÈRE BELLANGÈRE SERVANTE III DRITTE DIENERIN Il n’y est plus … Er ist nicht mehr da … Avez-vous vos ciseaux ? Habt ihr eure Scheren? YGRAINE YGRAINE SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Tintagiles ! Tintagiles! Oui. Ja. La porte est grand ouverte ! Die Tür ist weit offen! SERVANTE I ERSTE DIENERIN TINTAGILES TINTAGILES Venez vite, ils s’agitent déjà. Kommt schnell; sie regen sich schon. (dans le lointain) (aus der Ferne) Ygraine ! Ygraine! SERVANTE II ZWEITE DIENERIN Leur cœur et leurs paupières battent en même temps … Ihr Herz und ihre Augenlider schlagen gleichzeitig … YGRAINE YGRAINE Tintagiles ! Tintagiles ! Tintagiles! Tintagiles! 60 61 (Elle se précipite dans le corridor. Bellangère veut la suivre, (Sie stürzt den Gang entlang. Bellangère will ihr folgen, bricht TINTAGILES TINTAGILES mais tombe évanouie sur les marches du seuil.) aber auf den Stufen der Schwelle ohnmächtig zusammen.) Je vais mourir si tu ne m’ouvres pas … Ich sterbe, wenn du mir nicht öffnest … YGRAINE YGRAINE J’essaye … J’ouvre … Ich versuch’s … Ich öffne … ACTE V AKT V TINTAGILES TINTAGILES Il n’y a pas du temps ! Es ist keine Zeit! (Une grande porte de fer sous des voûtes très sombres. – Entre (Eine große Eisentür in einem finsteren Gewölbe. – Ygraine tritt Vite, elle arrive ! Schnell, sie kommt! Ygraine, se retournant avec égarement.) auf, sieht sich verwirrt um.) YGRAINE YGRAINE YGRAINE YGRAINE N’ai pas peur … Hab keine Angst … I Bellangère ! … Aglovale ! … Où sont-ils ? Bellangère! … Aglovale! … Wo sind sie? J’ai monté des degrés innombrables Ich stieg, ich stieg zahllose Stufen TINTAGILES TINTAGILES entre de grands murs sans pitié … zwischen hohen, erbarmungslosen Mauern … Tire ! Il faut tirer ! Ziehe! Du musst ziehen! J’ai trouvé toutes ces boucles de long des marches Ich fand all diese goldenen Locken entlang der Stufen et des murailles. Je les ai suivies. und der Mauern; ich bin ihnen gefolgt. YGRAINE YGRAINE Il fait froid, si noir … Es ist kalt, so schwarz … J’ai tiré, j’ai frappé ! Ich habe gezogen, gestoßen! Il y a là une porte. Elle est en fer uni et n’a pas de serrure … Da ist eine Tür. Sie ist aus Eisen, hat kein Schloss … Elle est scellée dans la muraille … Sie scheint in die Wand eingemauert … (Elle frappe encore et tâche de secouer la porte (Sie schlägt wieder und versucht an der unbeweglichen Tür zu Ah ! … encore des boucles entre les battants ! Ah! … Noch mehr Locken zwischen den Türflügeln! inébranlable.) rütteln.) Tintagiles ! Tintagiles ! Tintagiles! Tintagiles! TINTAGILES TINTAGILES C’est ici que vous êtes ! Hier seid ihr also! (désespérément) (verzweifelt schluchzend) (On entend frapper à petits coups de l’autre côté de la porte ; (Man hört von der anderen Seite der Tür leichtes Klopfen; dann Tu n’as pas quelque chose pour ouvrir ? Du hast nicht irgendetwas zum Öffnen? puis la voix de Tintagiles se perçois, très faiblement, à travers dringt ganz schwach Tintagiles’ Stimme durch die eisernen YGRAINE YGRAINE les battants de fer.) Flügel.) Tu ne peux pas ouvrir de l’intérieur ? Kannst du nicht von innen öffnen? TINTAGILES TINTAGILES TINTAGILES TINTAGILES Ygraine … Ygraine … Ygraine, Ygraine … Non ; il n’y a rien … Nein; es gibt nichts … YGRAINE YGRAINE Ce n’est plus possible … Es ist nicht mehr möglich … Tintagiles ! Tintagiles! Elle est là ! Je la sens ! Sie ist da! Ich spüre sie! TINTAGILES TINTAGILES YGRAINE YGRAINE Ouvre vite ! Elle est là ! Öffne schnell! Sie ist da! Qui ? Wen? YGRAINE YGRAINE TINTAGILES TINTAGILES Où es-tu ? Wo bist du? Je ne vois pas … Elle … Ich weiß nicht … Sie … Elle a mis la main sur ma gorge … Sie legt die Hand an meine Kehle … Il fait si noir ! … Es ist so schwarz!… 62 63 YGRAINE YGRAINE Sowohl die französische als auch die deutsche Fassung des Librettos stammen aus der Hand Aribert Reimanns. Er begann Débats-toi, déchire-la ! Schlag um dich, zerreiße sie! den Kompositionsprozess zunächst unter Verwendung des deutschsprachigen Librettos und war mit der Komposition des ersten Embrasse-moi … au travers de la porte … ici … Umarme mich … durch die Tür hindurch … hier … Teils der Oper, L’Intruse (Der Eindringling), schon so gut wie fertig, als er sich in Absprache mit der Deutschen Oper Berlin dazu entschied, seiner Oper ein französischsprachiges Libretto zugrunde zu legen, um noch näher an der besonderen TINTAGILES TINTAGILES Atmosphäre und dem Klang der originalen Theaterstücke Maurice Maeterlincks zu sein. L’Invisible ist damit die erste und (très faiblement) (sehr schwach) bisher einzige Oper Reimanns, die nicht auf ein deutschsprachiges Libretto komponiert wurde. Ici … Ygraine … Hier … Ygraine … (On entend la chute d’un petit corps derrière la porte de fer.) (Man hört den Fall eines kleinen Körpers hinter der Eisentür.) Both the French and the German version of the libretto are the work of Aribert Reimann. He began the composition with the YGRAINE YGRAINE use of the German libretto and was almost finished with the composition of the first part of the opera, L’Intruse (The Intruder), Tintagiles … Tintagiles ! Tintagiles … Tintagiles! when he decided, in consultation with the Deutsche Oper Berlin, to base his opera on a French-language libretto to get even Tintagiles ! Rendez-le ! Tintagiles! Gebt ihn zurück! closer to the particular atmosphere and sound of Maurice Maeterlinck’s original plays. L’Invisible is the first and, so far, Qu’en faites-vous ? Was macht ihr mit ihm? only opera by Reimann not composed based on a German-language libretto. Je blasphème ! Ich verfluche dich! Rends-le nous, je t’en prie ! Gib ihn zurück, ich bitte dich! Ce pauvre enfant n’a rien fait … Dies arme Kind hat nichts getan … J’ai perdu tout ce que j’avais ! Ich verlor alles, was ich hatte! Vous allez ouvrir, Ihr werdet öffnen, il ne faut presque rien pour qu’il passe ! es braucht fast nichts, um ihn hindurchzulassen! Je ne dois d’avoir qu’un moment, Ich will ihn nur einen Moment, un petit moment … einen ganz kleinen Moment … CONTRETÉNORS COUNTERTENÖRE (derrière la scène) (hinter der Szene) Avoir vu tous ces regards ! Dass ich all’ diese Blicke sah! Avoir admis tous ces regards ! Dass ich alle diese Blicke aufnahm! … mes regards à l’horizon … … meine Blicke zum Horizont …

FIN DE L'OPÉRA ENDE DER OPER

64 65 rungen von John Adams’ Doctor Atomic, Susas The Zahlreiche Einspielungen dokumentieren sein Dangerous Liaisons oder Wallaces Harvey Milk. Schaffen, darunter Gesamtaufnahmen von Hänsel und Er ist regelmäßiger Gast an international führen- Gretel, Orphée et Eurydice, Billy Budd und Tristan und den Opernhäusern und gilt als einer der bedeutends- Isolde. Seine CD mit Wagner-Arien mit Jonas Kaufmann ten Dirigenten sowohl des symphonischen als auch und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin wurde des Opernrepertoires. Sein USA-Debüt geriet zur 2013 vom Gramophone Magazine als beste Vokal-Ein- Sensation, als er 1988 kurzfristig eine -Produk- spielung des Jahres ausgezeichnet. Die DVD-Aufzeich- tion an der Met in New York übernahm, deren regel- nung von Jenůfa mit dem Ensemble, Orchester und Chor mäßiger Gast er seitdem ist. Weitere Dirigate führ- der Deutschen Oper Berlin erhielt 2015 eine Grammy- ten ihn u.a. zu den Festspielen von Bayreuth, Glyn- Nominierung in der Kategorie „Best Opera Recording“. debourne und Salzburg, an die Opéra National de Neben seinen Aufgaben als Dirigent ist Donald Paris, die Mailänder Scala, die Staatsoper Unter Runnicles ein gefragter Pianist und tritt bei Kammer- DONALD RUNNICLES Dirigent Lady Macbeth von Mzensk, Die Sache Makropulos, den Linden, die Bayerische Staatsoper München, konzerten und als Liedbegleiter auf. Der aus Schottland stammende Donald Runnicles ist Così fan tutte, Tod in Venedig, Der fliegende Hollän- die Hamburgische Staatsoper, die Königliche Oper seit 2009 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper der, Die Fledermaus und die Uraufführung von Ari- Kopenhagen, die Oper Zürich und die Netherlands DONALD RUNNICLES Conductor Berlin. Seit 2006 leitet er außerdem das Grand Teton bert Reimanns L’Invisible. Er dirigierte regelmäßig Opera. Eine besondere Beziehung verbindet ihn mit Born in Scotland, Donald Runnicles has been Gen- Music Festival und ist Principal Guest Conductor des den Zyklus des Ring des Nibelungen in der legen- der Wiener Staatsoper, wo er zahlreiche Premieren eral Music Director of the Deutsche Oper Berlin since Atlanta Symphony Orchestra. Von 2009 bis 2016 war dären Inszenierung Götz Friedrichs und betreut als und regelmäßig den Ring des Nibelungen dirigierte. 2009. Since 2006, he has also been Music Director er zudem Chefdirigent des BBC Scottish Symphony Or- Dirigent ein genauso vielseitiges wie umfassendes Zu den Orchestern, mit denen er darüber hinaus of the Grand Teton Music Festival and is Principal chestra und ist seitdem dessen „Conductor Emeritus“. Spektrum weiterer Werke aus dem großen Reper- regelmäßig arbeitet, gehören u.a. die Sächsische Guest Conductor of the Atlanta Symphony Orches- Zu den 20 Premieren, die er in bisher neun toire der Opernhauses. , das Tonhalle Orchester Zü- tra. From 2009 to 2016 he was Chief Conductor of Spielzeiten seit seinem Amtsantritt an der Deut- Von 1992 bis 2009 bekleidete Donald Runnicles rich, das Royal Concertgebouw Orchestra, das the BBC Scottish Symphony Orchestra and has since schen Oper Berlin dirigierte, gehören Werke wie Les die Position des Music Director der San Francis- Chicago Symphony Orchestra, das Cleveland Or- become its “Conductor Emeritus“. Troyens, Tristan und Isolde, Don Carlo, Jenůfa, Lo- co Opera, wo er während seiner Amtszeit mehr als chestra und sowohl die Berliner als auch die Wiener Among the 20 premières he has conducted in the hengrin, Parsifal, Peter Grimes, , Billy Budd, 60 Produktionen dirigierte, darunter die Urauffüh- Philharmoniker. nine seasons since assuming office at the Deutsche 66 67 Oper Berlin are works such as Les Troyens, Tristan Staatsoper Unter den Linden, the Bavarian State Op- RACHEL HARNISCH – Ygraine and Isolde, Don Carlo, Jenůfa, Lohengrin, Parsifal, era Munich, the Hamburg State Opera, the Royal Opera SALVADOR MACEDO – Tintagiles Peter Grimes, Falstaff, Billy Budd, Lady Macbeth of Copenhagen, the Zurich Opera and the Netherlands Mtsensk, The Makropulos Affair, Così fan tutte, Death in Opera. He also nurtures a special relationship with the Venice, The Flying Dutchman, Die Fledermaus and the where he has conducted numer- première of Aribert Reimann’s L’Invisible. He has regu- ous premières and regular performances of the Ring larly conducted the Ring des Nibelungen cycle in Götz des Nibelungen. Among the orchestras with which he Friedrich’s legendary production, and has supervised works regularly are the Sächsische Staatskapelle Dres- an equally wide-ranging and comprehensive spectrum den, the Tonhalle Orchestra Zurich, the Royal Concert- of other works from the opera house’s large repertoire. gebouw Orchestra, the Chicago Symphony Orchestra, From 1992 to 2009, Donald Runnicles held the the Cleveland Orchestra as well as the Berlin Philhar- position of Music Director at the San Francisco Op- monic and Vienna Philharmonic orchestras. era and conducted more than 60 productions during There are numerous recordings of his work, in- his tenure, including the world premières of John cluding complete recordings of Hansel and Gretel, Adams’s Doctor Atomic, Susa’s The Dangerous Liai- Orphée et Eurydice, Billy Budd and Tristan and Isolde. sons, and Wallace’s Harvey Milk. His CD of Wagnerian Arias with Jonas Kaufmann He is a regular guest at leading international opera and the Orchestra of the Deutsche Oper Berlin was houses and is considered one of the most important honoured in 2013 by Gramophone Magazine as the conductors of both the symphonic and the operatic rep- best vocal recording of the year. The DVD recording ertoire. His US début proved to be a sensation, when in of Jenůfa with the cast, orchestra and choir of the 1988 at short notice he took over a production of Lulu at Deutsche Oper Berlin received a Grammy nomination the Met in New York, where he has been a regular guest in 2015 in the category “Best Opera Recording“. ever since. Further conducting engagements led him to In addition to his duties as a conductor Donald the festivals of Bayreuth, Glyndebourne and Salzburg, Runnicles is a sought-after pianist and performs at to the Opéra National de Paris, the Scala in Milan, the chamber concerts and as an accompanist. 68 TIM SEVERLOH – Erste Dienerin der Königin RACHEL HARNISCH Ursula / Marie / Ygraine Hogwood, Antonio Pappano, Michel Plasson, Seji Ozawa, Sir Die Schweizer Sopranistin Rachel Harnisch sang, bevor sie Roger Norrington, Sir John Eliot Gardiner und Zubin Mehta. die drei weiblichen Hauptpartien in Aribert Reimanns Oper Es liegen mehrere Einspielungen mit Rachel Harnisch L’Invisible übernahm, an der Deutschen Oper Berlin bereits vor, darunter CDs mit Mozart-Arien und Pergolesis Stabat Pamina (Die Zauberflöte) und Blanche (Dialogues des Car- Mater unter , Schoecks Besuch in Urach und mélites). Zu ihrem umfangreichen Opernrepertoire gehören Hindemiths Das Marienleben sowie DVDs von Les contes weiterhin u.a. Contessa (Le nozze di Figaro), Konstanze (Die d’Hoffmann, Fidelio (wiederum unter Abbado) und Donizettis Entführung aus dem Serail), Micaëla (Carmen), Antonia (Les Le duc d’Albe. contes d’Hoffmann), Emilia Marty (Die Sache Makropulos), Anne Truelove (The Rake’s Progress), Rachel (La Juive) oder STEPHEN BRONK Großvater / Der Alte / Aglovale Hélène in der Uraufführung der französischen Fassung von Der amerikanische Bassbariton kam über die Theater Saar- Donizettis Le duc d’Albe. Ihr besonderes Engagement für brücken, Bonn und Düsseldorf und einen sechsjährigen Opern zeitgenössischer Komponisten zeigen ihre Interpreta- Aufenthalt in Brasilien 2008 an die Deutsche Oper Berlin. tionen von Rollen wie Clémence in Kajia Saariahos L’amour Hier sang er seitdem Partien wie Daland (Der fliegende de loin und Nermin in der Uraufführung von Fabio Vacchis Holländer), Timur (Parsifal), Arkel (Pelléas et Mélisande), Oper Teneke am Teatro alla Scala in Mailand. Zu den Büh- Orest (Elektra) und Sarastro (Die Zauberflöte). An großen nen, auf denen man sie außerdem erlebte, gehören u.a. die deutschen Bühnen war er ebenso zu hören wie in Barcelona, in Bern, Genf, Zürich, München, Düsseldorf, Paris, Marseille, Lyon, Prag und Kopenhagen, bei den Festspielen in Salzburg Toulouse, Brüssel, Antwerpen, Turin, Verona, Neapel, Mad- und Savonlinna sowie in den USA, Japan, China und Taiwan. rid und Athen. Ihr vielfältiges Konzertrepertoire reicht von Am Teatro Amazonas in Manaus war er im Ring des Nibe- Bachs Johannespassion bis zu Poulencs Gloria und Tippets lungen und in Christoph Schlingensiefs Inszenierung von A Child of Our Time. Zu ihren Begleitern bei ihren Lieder- Der fliegende Holländer sowie in São Paulo u.a. in Lohengrin abenden gehörten u.a. Irwin Gage, und und Herzog Blaubarts Burg zu erleben. Seine Vielseitigkeit Cedric Pescia. und besondere Bedeutung für sein Ensemble zeigt sich an Eine besonders intensive Zusammenarbeit verband Ra- den zahlreichen Werken, die er in den letzten Jahren mit chel Harnisch mit Claudio Abbado, mit dem sie bereits als der Deutschen Oper Berlin eingespielt hat, darunter CDs junge Sängerin in Luzern Luigi Nonos Prometeo-Suite auf- von Ottorini Respighis Marie Victoire, Hermann Wolfgang führte. Weitere Höhepunkte dieser Zusammenarbeit bil- von Walterhausens Oberst Chabert und Felix Weingartners deten ihre Mitwirkungen in Pergolesis Stabat Mater, als Die Dorfschule sowie DVDs von Rienzi, Jenůfa und Giacomo Marzelline in Fidelio (ebenfalls in Luzern) und als Fiordiligi Puccinis La rondine. in Così fan tutte mit Aufführungen in Ferarra, Modena und Reggio nell’Emiglia. Zu den weiteren wichtigen Dirigenten, THOMAS BLONDELLE Der Onkel / Der Fremde mit denen sie zusammenarbeitete, gehören Vladimir Ash- Thomas Blondelle, der sein Operndebüt 2003 am Théâtre kenazy, Philippe Herreweghe, Kent Nagano, Dmitrij Kitajen- Royal de la Monnaie in Brüssel gab, ist seit 2009 Mitglied ko, Eliahu Inbal, Roberto Abbado, Armin Jordan, Christopher des Ensembles der Deutschen Oper Berlin. H ier sang er 71 u.a. Tamino (Die Zauberflöte), Don Ottavio (Don Giovanni), in The Rake’s Progress. An der Seite von Patricia Ciofi wirkte Er wirkte in einer großen Anzahl von Opern-Uraufführungen ken der Alten Musik, in denen er zu erleben war, gehören den in Roméo et Juliette, Erik (Der fliegende Hol- er zudem in der CD-Einspielung von Meyerbeers mit mit, wie z.B. Der Jude von Malta von André Werner (Bi- u. a. Ottone (L’incoronazione di Poppea), Israelischer Pries- länder), Gabriel von Eisenstein (Die Fledermaus), Pelléas dem Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin mit. ennale München), Chief Joseph von Hans Zender sowie ter (Judas Maccabeus) und sowohl die Titelpartie als auch (Pelléas et Mélisande), Narraboth und Herodes (Salome), der Opern-Zyklus Seven Attempted Escapes from Silence die Rolle des Tolomeo in Händels Giulio Cesare, die er un- Merkur (Die Liebe der Danae), Der Prinz (Die Liebe zu den ANNIKA SCHLICHT Marthe / Bellangère (beides an der Staatsoper Unter den Linden), Der Alte vom ter anderem an der Semperoper Dresden interpretierte. Im drei Orangen) und sowohl Froh als auch Loge in Das Rhein- Die Mezzosopranistin Annika Schlicht war nach dem Gewinn Berg (Schwetzinger Festspiele), Haydn bricht auf (Theater Bereich der zeitgenössischen Oper war der amerikanische gold in Zyklen des Ring des Nibelungen, die von Donald zahlreicher Preise in internationalen Gesangswettbewerben an der Wien) und Montezuma (Nationaltheater Mannheim), Countertenor u.a. als Edgar in Aribert Reimanns Lear an Runnicles und Sir Simon Rattle dirigiert wurden. Er gas- zunächst Stipendiatin der Liz Mohn-Kulturstiftung am Inter- alle komponiert von Bernhard Lang, Gogol von Lera Auer- der Oper von Malmö und an der Ungarischen Staatsoper in tierte an Bühnen wie der Bayerischen Staatsoper und den nationalen Opernstudio der Staatsoper Unter den Linden, bach (Theater an der Wien) und die Titelpartie in Vivier von Budapest sowie als Walter von der Vogelweide in der Urauf- Opernhäusern von Stuttgart, Dresden, Düsseldorf-Duisburg, bevor sie 2016 Mitglied des Ensembles der Deutschen Oper Marko Nikodijevic (Biennale München). Weiterhin sang Tim führung von Ludwig Vollmers Crusades am Theater Freiburg Wiesbaden. Amsterdam, Strasbourg, Toulon und Luxem- Berlin wurde. Hier war sie u.a. als Dorabella (Così fan tutte), Severloh im Theater an der Wien in der Uraufführung der zu erleben. Am Nationaltheater Mannheim wirkte Matthew bourg, wo er u.a. Partien wie Belmonte (Die Entführung aus Olga (Eugen Onegin), Hänsel (Hänsel und Gretel), Mercédès Oper Verkehr mit Gespenstern von Hans-Jürgen von Bose, Shaw in der Oper Superflumina von Salvatore Sciarrino mit, dem Serail), Matteo (Arabella), Max (Der Freischütz), Don (Carmen), Maddalena (Rigoletto), Page (Salome), Prinzessin der für Tim Severloh zuvor die Werke Lamento und Dithy- nachdem er dort bereits mit großem Erfolg die Hauptrolle in José (Carmen), Lenski (Eugen Onegin) oder David (Die Clarisse (Die Liebe zu den drei Orangen) und Auntie (Peter rambus sowie Kafka-Zyklus für Countertenor und Cello kom- Achim Freiers Uraufführungs-Inszenierung von Lucia Ron- Meistersinger von Nürnberg) gestaltete. Zu den Festivals, Grimes) zu erleben. Die Partie der Floßhilde sang sie im poniert hatte. Auch mit Aribert Reimann verbindet Severloh chettis Esame di mezzanotte gestaltet hatte. auf denen er zu erleben war, zählen die BBC Promenade Ring des Nibelungen sowohl an der Deutschen Oper Berlin eine enge Zusammenarbeit. Bereits 2001 interpretierte er Concerts in London, das Lucerne Festival, die Münchner als auch der Staatsoper Unter den Linden. Als 2. Dame in als erster Countertenor den Brigitte Fassbender zugeeigne- MARTIN WÖLFEL Dritte Dienerin der Königin Opernfestspiele, das Schleswig-Holstein Musik Festival, der Zauberflöte war sie an den beiden Berliner Opernhäu- ten Reimann-Liedzyklus Eingedunkelt, den er später auch Nach seinem Fachwechsel vom Tenor zum Countertenor das Saito Kinen Festival und der Operettensommer in Kuf- sern und an der Opéra National des Paris zu hören. Bei den mit beim NDR auf CD aufnahm. Des nahm Martin Wölfel schnell eine rege Konzerttätigkeit auf. stein. Bregenzer Festspielen interpretierte sie neben der Rolle weiteren sang er in München die Uraufführung des von Zu den Orchestern, mit denen er seitdem zusammengear- der Dorabella auch die der Inge in Miroslav Srnkas Make Reimann für ihn komponierten Liedzyklus nach Gedichten beitet hat, zählen neben vielen anderen das Gewandhaus- SETH CARICO Der Vater no Noise und die Mezzosopranpartie in Donizettis selten aus „Zeitgehöft“ von Celan. Außerdem interpretierte Tim orchester Leipzig, das Gürzenich-Orchester, das Berliner Der amerikanische Bassbariton war Gewinner mehrerer aufgeführter Messa da Requiem in memoria Severloh den Herold in der deutschen Erstaufführung von Ensemble Oriol, La Grande Écurie et la Chambre du Roy Wettbewerbe und sang an zahlreichen amerikanischen unter der Leitung von Enrique Mazzola. Weitere Gastspiele Reimanns Medea an der Oper Frankfurt. Ein Mitschnitt ist und die Academy of St Martin in the Fields. Neben den kon- Opernhäusern, bevor er in der Spielzeit 2010/11 zunächst führten sie unter anderem an die Semperoper Dresden, die als CD bei OehmsClassics erschienen. zertpodien eroberte sich Martin Wölfel schon bald auch die als Stipendiat an die Deutsche Oper Berlin kam. Er war da- Oper Leipzig, zu den Salzburger Festspielen und zum Bergen Opernbühnen. Im Bereich der Alten Musik spielten dabei ne- nach Mitglied im Merola Program der San Francisco Opera International Festival. MATTHEW SHAW Zweite Dienerin der Königin ben Partien wie Pisandro (Il ritorno d’Ulisse in patria), Ottone und ist seit 2012 festes Ensemblemitglied der Deutschen Matthew Shaw hatte bereits als Bariton bemerkenswerte (L’incoronazione di Poppea), Hexe (Dido und Aeneas) oder Oper Berlin. Zu seinen wichtigsten dortigen Partien gehören TIM SEVERLOH Erste Dienerin der Königin Erfolge, bevor er am Landestheater Linz als Endimione in Amme Delfa in Cavallis Giasone die Opern Händels mit Arsace Masetto und Leporello (Don Giovanni), Figaro (Le nozze di Fi- Das musikalische Spektrum des Countertenors Tim Se- Cavallis La Calisto in das Fach des Countertenors wech- (Berenice), Guido (Flavio), Andronico (Tamerlano) und Tolomeo garo), Dulcamara (Der Liebestrank), Reisender (Tod in Vene- verloh, der noch vor Beginn seines Gesangsstudiums am selte – eine Rolle, die er später auch am Grand Théatre de (Giulio Cesare) eine zentrale Rolle. Darüber hinaus war er als dig), Biterolf (Tannhäuser), Gunther (Götterdämmerung) und Staatstheater Braunschweig sein Operndebüt als Orest in Genève singen sollte. In der Saison 2010/11 interpretierte Fjodor (Boris Godunow) an der Semperoper Dresden und in Kassandra in Iannis Xenakis’ Oresteia. In der Saison 2017/18 Offenbachs Die schöne Helena gab, reicht von Alter Musik er im Theater an der Wien den Athamas in Robert Carsens der Fledermaus sowohl als Prinz Orlowsky an der Komischen gastierte er an der Minnesota Opera als Joseph de Rocher in (hier vor allem den Werken von Monteverdi, Purcell, Scarlat- Inszenierung von Händels Semele an der Seite von Cecilia Oper Berlin als auch in der Doppelrolle Orlowsky/Frosch an Dead Man Walking und am Theater Basel als Nick Shadow ti, Couperin, Vivaldi, Gluck und J.S. Bach) bis zur Moderne. Bartoli, dirigiert von William Christie. Zu den weiteren Wer- der Oper Frankfurt zu erleben. Zu den zahlreichen modernen 72 73 Partien seines Repertoires zählen Claire in der deutschen in Aribert Reimanns Oper L’Invisible übernahm, bereits eine Maazel, Jesús López Cobos, Rafael Frühbeck de Burgos und grammen aus mehr als 90 Jahren, die sowohl in Form von Erstaufführung von John Lunns Die Zofen an der Semperoper Solorolle im Oratorium Die Bismarck! an der von Frank Cas- Christian Thielemann bis zu Donald Runnicles, der seit Be- Live-Aufnahmen als auch in den legendären Berliner Auf- Dresden, Teufel in Detlev Glanerts Scherz, Satire, Ironie und torf geleiteten Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. ginn der Spielzeit 2009/10 an der Spitze des Klangkörpers nahmestudios entstanden sind, dokumentieren die Tradition tiefere Bedeutung und Artemis in Hans Werner Henzes Phaed- steht. Persönlichkeiten wie Wilhelm Furtwängler, Richard und künstlerische Vielfalt eines Klangkörpers, der bis heute ra an der Staatsoper Unter den Linden. Die Rolle des Edgar in IDO ARAD Dirigent der Aufführung am 25. Oktober 2017 Strauss, Fritz Busch, karl Böhm, Herbert v. karajan, eu- zu den weltweit führenden Opernorchestern zählt. Aribert Reimanns Lear gestaltete er sowohl an der Komischen Ido Arad ist seit der Spielzeit 2016/17 Kapellmeister und gen Jochum, , Claudio Abbado, Giuseppe Oper Berlin als auch an der Frankfurter Oper. Diese Produkti- Assistent des Generalmusikdirektors an der Deutschen Sinopoli, Sir Simon Rattle oder Alberto Zedda, von denen on liegt als CD bei OehmsClassics vor, genauso wie auch die Oper Berlin. Bisherige Stationen seiner Karriere waren das viele immer wieder als Gäste an das Pult des Orchesters RACHEL HARNISCH Ursula / Marie / Ygraine Aufzeichnung der Frankfurter Uraufführungsproduktion von Mittelsächsische Theater Freiberg und das Stadttheater zurückkehrten, festigten dessen internationalen Ruf. Das The Swiss soprano Rachel Harnisch sang Pamina (The Glanerts Caligula mit Martin Wölfel als Helicon. Bremerhaven, wo er die Position des 1. kapellmeisters und künstlerische Spektrum des Orchesters, das in jedem Jahr Magic Flute) and Blanche (Dialogues des Carmélites) at stellvertretenden Generalmusikdirektors innehatte. Im Früh- an mehr als 200 Abenden in der Deutschen Oper Berlin the Deutsche Oper Berlin before taking on the three main RONNITA MILLER Die Dienerin jahr 2015 debütierte Ido Arad mit Eugen Onegin als Dirigent zu erleben ist, reicht von den Opern Richard Wagners und female roles in Aribert Reimann’s opera L’Invisible. Her Die amerikanische Mezzosopranistin studierte an der Man- an der Deutschen Oper Berlin. Gastspiele führten ihn an die Richard Strauss’, die seit Gründung des Opernhauses als extensive opera repertoire includes roles as Contessa (Le hattan School of Music und der Juilliard Opera School, be- Theater in Dessau, Freiburg, Münster, Regensburg – wo er besondere Domäne des Orchesters gelten, über die gro- nozze di Figaro), Constance (Die Entführung aus dem Serail), vor sie für zwei Jahre in das Domingo-Thornton-Programm eine Neueinstudierung von Salome dirigierte – und zuletzt ßen Werke des Kernbestands der Opernliteratur bis hin zu Micaëla (Carmen), Antonia (The Tales of Hoffmann), Emilia der Los Angeles Opera aufgenommen wurde. Sie sang an für eine Neuproduktion von Katja Kabanowa an das Thea- den zahlreichen weniger bekannten oder neuen Werken, Marty (The Makropulos Affair), Anne Truelove (The Rake’s den Opernhäusern von New York, San Francisco und Los ter Aachen. An der Semperoper Dresden debütierte er im deren Wiederentdeckungen, Neubefragungen und Urauffüh- Progress), Rachel (La Juive) and Hélène in the world premi- Angeles, u.a. als 1. Norn in robert Lepages Neuprodukti- Frühjahr 2018 mit einer Vorstellungsserie von Le nozze di rungen sich die Deutsche Oper Berlin seit jeher zur Aufgabe ère of the French version of Donizetti’s Le duc d’Albe. Her on des Ring des Nibelungen an der Metropolitan Opera und Figaro und dirigierte an der Deutschen Oper Berlin seit sei- gestellt hat. love of by contemporary is revealed in her als Mrs. Quickly in Falstaff an der Los Angeles Opera. Seit nem dortigen Amtsantritt Aufführungen von Die Zauberflöte, Zu den Komponisten, deren Bühnenwerke erstmals mit interpretations of roles such as Clémence in Kajia Saariaho’s der Spielzeit 2013/14 gehört Ronnita Miller zum Ensemble Il barbiere di Siviglia, Les Huguenots, Carmen, Un ballo in dem Orchester der Deutschen Oper Berlin zu erleben waren, L’amour de loin and Nermin in the world première of Fabio der Deutschen Oper Berlin, wo sie als Grimgerde (Die Wal- maschera, La traviata, Don Carlo sowie Vorstellungen von gehören neben vielen anderen Kurt Weill, Franz Schreker, Vacchi’s opera Teneke at the Teatro alla Scala in Milan. küre) und 1. Norn (Götterdämmerung) debütierte. Seitdem Tschaikowskis Dornröschen mit dem Staatsballett Berlin. Werner Egk, Boris Blacher, Wolfgang Fortner, Luigi Nono, She has performed on the stages of cities such as Berne, verkörperte sie dort Partien wie Fidès (Le Prophète), die Er assistierte bei der Einstudierung von Aribert Reimanns Darius Milhaud, Giselher Klebe, , Wolfgang Geneva, Zurich, Munich, Dusseldorf, Paris, Marseille, Tou- Mezzosopran-Partie in Roméo et Juliette, Fenena (Nabuc- neuer Oper und übernahm für den erkrankten General- Rihm und Andrea Lorenzo Scartazzini. Eine besondere Stel- louse, Brussels, Antwerp, Turin, Verona, Naples, Madrid and co), Maddalena (Rigoletto), Erda (Das Rheingold), Marthe musikdirektor Donald Runnicles das Dirigat der Vorstellung lung unter diesen Komponisten nehmen Athens. Her varied concert repertoire ranges from Bach’s (Faust), Geneviève (Pelléas et Mélisande) und Bianca (Die am 25. Oktober 2017, der letzten der für die Aufnahme von und Aribert Reimann ein, die über fast vier (Henze) bzw. fünf St John Passion to Poulenc’s Gloria and Tippet’s A Child of Schändung der Lucretia). 2016 gab sie ihr Rollendebüt als L’Invisible aufgezeichneten drei Aufführungen des Werks. Jahrzehnte (Reimann) Opern und Ballette für die Deutsche Our Time. She has been accompanied in her recitals by art- Fricka (Die Walküre) mit dem Odense Symphony Orchestra Oper Berlin schrieben. ists including Irwin Gage, Maurizio Pollini and Cedric Pescia. unter Alexander Vedernikov. DAS ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN Gastspiele führten das Orchester sowohl mit dem En- Rachel Harnisch developed a particularly close partner- Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt seit Grün- semble der Deutschen Oper Berlin als auch im Rahmen eige- ship with Claudio Abbado, with whom she performed as a SALVADOR MACEDO Tintagiles dung des Opernhauses im Jahr 1912 eine zentrale Rolle im ner Konzerttourneen in fast alle Metropolen Europas sowie young singer in Luigi Nono’s Prometeo Suite in Lucerne. Salvador Macedo ist Mitglied des Kinderchors der Deut- kulturellen Leben Berlins. Die Reihe großer Dirigenten, die immer wieder nach Israel, Japan, Korea, China oder in die Other highlights of this collaboration were her participation schen Oper Berlin. er sang zuvor im Berliner Staats- und das Orchester als Generalmusikdirektoren prägten, reicht USA. Eine große Anzahl von CDs und DVDs mit Einspielun- in Pergolesi’s Stabat Mater, as Marzelline in Fidelio (also in Domchor und gestaltete, bevor er die Rolle des Tintagiles von Bruno Walter über Leo Blech, Ferenc Fricsay, Lorin gen von Opern, Balletten, Konzerten und Kammermusikpro- Lucerne) and as Fiordiligi in Così fan tutte with performances 74 75 in Ferarra, Modena and Reggio nell’Emiglia. Other leading de la Monnaie Brussels in 2003 and has been a member RACHEL HARNISCH – Ygraine conductors she has worked with include Vladimir Ashkena- of the soloist ensemble of the Deutsche Oper Berlin since zy, Philippe Herreweghe, Kent Nagano, Dmitrij Kitaenko, 2009. Here his roles have included Tamino (Die Zauberflöte), Eliahu Inbal, Roberto Abbado, Armin Jordan, Christopher Don Ottavio (Don Giovanni), tenor solo in Berlioz’s Roméo Hogwood, Antonio Pappano, Michel Plasson, Seji Ozawa, Sir et Juliette, Erik (Der fliegende Holländer), Gabriel von Ei- Roger Norrington, Sir John Eliot Gardiner and Zubin Mehta. senstein (Die Fledermaus), Pelléas (Pelléas et Mélisande), There are several recordings of Rachel Harnisch, includ- Narraboth and Herod (Salome), Merkur (Die Liebe der Da- ing CDs of Mozart Arias and Pergolesi’s Stabat Mater under nae), The Prince (The Love for Three Oranges) as well as Claudio Abbado, Schoeck’s Besuch in Urach and Hindemith’s Froh and Loge in Das Rheingold in cycles of the Der Ring des Das Marienleben and DVDs of The Tales of Hoffmann, Fidelio Nibelungen, conducted successively by Donald Runnicles (again under Abbado) and Donizetti’s Le duc d’Albe. and Sir Simon Ratte. Guest engagements have taken him to stages such as the and the opera STEPHEN BRONK Grandfather, Old Man, Aglovale houses of Stuttgart, Dresden, Düsseldorf-Duisburg, Wies- The American bass- came to the Deutsche Oper baden, Amsterdam, Strasbourg, Toulon and Luxembourg Berlin in 2008 via the theatres in Saarbrücken, Bonn and where he has performed roles such as Belmonte (Die Ent- Düsseldorf and a six-year stay in Brazil. Since then he has führung aus dem Serail), Matteo (Arabella), Max (Der Frei- sang parts such as Daland (The Flying Dutchman), Timur schütz), Don José (Carmen), Lensky (Eugene Onegin) and (Parsifal), Arkel (Pelléas et Mélisande), Orest (Elektra) and David (Die Meistersinger von Nürnberg). His appearances Sarastro (The Magic Flute). He has been heard on major at music festivals include the BBC Promenade Concerts in German stages as well as in Barcelona, Lyon, Prague and London, the Lucerne Festival, the Munich Opera Festival, the Copenhagen, at the Salzburg and Savonlinna festivals and in Schleswig-Holstein Music Festival, the Saito Kinen Festival the USA, Japan, China and Taiwan. He was in the Ring des and the Operettensommer in Kufstein. Nibelungen at the Teatro Amazonas in Manaus and in Chris- toph Schlingensief’s production of Der fliegende Holländer SETH CARICO Father as well as in São Paulo where performances included Lohen- The American bass baritone won several competitions and grin and Bluebeard’s Castle. His versatility and significance sang at numerous American opera houses, before he first for the solo ensemble at the Deutsche Oper Berlin can be came to the Deutsche Oper Berlin on a scholarship in the seen in the numerous works that he has recorded in recent 2010/11 season. He was then a member of the Merola Program years, including CDs of Ottorini Respighi’s Marie Victoire, of the San Francisco Opera and has been an ensemble mem- Hermann Wolfgang von Walterhausen’s Oberst Chabert and ber of the Deutsche Oper Berlin since 2012. His most signifi- Felix Weingartner’s Die Dorfschule as well as DVDs of Rienzi, cant roles here include Masetto and Leporello (Don Giovan- Jenůfa and Giacomo Puccini’s La rondine. ni), Figaro (Le nozze di Figaro), Dulcamara (L’elisir d’amore), Traveller (Death in Venice), Biterolf (Tannhäuser), Gunther THOMAS BLONDELLE The Uncle / The Stranger (Götterdämmerung) and Kassandra in Iannis Xenakis’s Thomas Blondelle made his operatic debut at Théâtre Royal Oresteia. In the 2017/18 season he guested at the Minnesota 76 Opera as Joseph de Rocher in Dead Man Walking and as Vivaldi, Gluck and J.S. Bach) to contemporary works. He has (L’incoronazione di Poppea), Israelite Priest (Judas Mac- ere Bedeutung and Artemis in Hans Werner Henze’s Phaedra Nick Shadow in The Rake’s Progress at the Theater Basel. had roles in a large number of opera world premières such as cabeus) and both the title role and the role of Tolomeo in at the Staatsoper Unter den Linden. He has performed the Alongside , he also took part in the CD recording Der Jude von Malta by André Werner (Munich Biennale), Chief Handel’s Giulio Cesare, which he has interpreted on numer- role of Edgar in Reimann’s Lear both at the Komische Oper of Meyerbeer’s Dinorah with the choir and orchestra of the Joseph by Hans Zender and the opera cycle Seven Attempted ous stages including the Semperoper Dresden. In the field Berlin and Oper Frankfurt, a production released on CD by Deutsche Oper Berlin. Escapes from Silence (both at the Staatsoper Unter den Lin- of contemporary opera, countertenor Matthew Shaw – who OehmsClassics, as well as a recording of the Frankfurt world den), Der Alte vom Berg (Schwetzinger Festival), Haydn bricht is American – has sung roles including Edgar in Reimann’s première production of Glanert’s Caligula with Martin Wölfel ANNIKA SCHLICHT Marthe / Bellangère auf (Theater an der Wien) and Montezuma (Nationaltheater Lear at Malmö Opera and the Hungarian State Opera in Bu- as Helicon. After winning numerous prizes in international singing com- Mannheim), all composed by Bernhard Lang, Gogol by Lera dapest as well as Walter von der Vogelweide in the world petitions, mezzo soprano Annika Schlicht attended the Auerbach (Theater an der Wien) and the title role in Vivier by première of Ludwig Vollmer’s Crusades at Theater Freiburg. RONNITA MILLER The Servant International Opera Studio of the Staatsoper Unter den Marko Nikodijevic (Munich Biennale). Tim Severloh also sang At the Nationaltheater Mannheim he sang in the opera The American mezzo soprano studied at the Manhattan Linden with a scholarship from the Liz Mohn-Kulturstiftung at Theater an der Wien in the première of the opera Verkehr Superflumina by Salvatore Sciarrino following on from his School of Music and the Juilliard Opera School before being before joining the ensemble of the Deutsche Oper Berlin mit Gespenstern by Hans-Jürgen von Bose who had previous- great success in the main role of Achim Freier’s world premi- accepted into the Domingo-Thornton Young Artist Program in 2016. Here her roles have included Dorabella (Così fan ly composed the works Lamento und Dithyrambus and Kafka- ère production of Lucia Ronchetti’s Esame di mezzanotte. at Los Angeles Opera for two years. She has sung at the tutte), Olga (Eugene Onegin), Hänsel (Hänsel und Gretel), Zyklus for countertenor and cello for him. Severloh also has opera houses of New York, San Francisco and Los Ange- Mercédès (Carmen), Maddalena (Rigoletto), Page (Salome), a close working relationship with Aribert Reimann. In 2001 MARTIN WÖLFEL Third Servant of the Queen les, as First Norn in Robert Lepage’s new production of Der Princess Clarice (The Love for Three Oranges) and Auntie he was the first countertenor to interpret reimann’s song After changing his vocal fach from tenor to countertenor Ring des Nibelungen at the Metropolitan Opera and as Mrs (Peter Grimes). She has performed the role of Flosshilde in cycle Eingedunkelt, dedicated to Brigitte Fassbender, later Martin Wölfel rapidly developed a varied career as a concert Quickly in Falstaff at the Los Angeles Opera. Ronnita Miller the Ring des Nibelungen at both the Deutsche Oper Ber- also recorded on CD for NDR radio with conductor Christoph singer. As a countertenor he has worked with orchestras has been a member of the Deutsche Oper Berlin since the lin and the Staatsoper Unter den Linden. As Second Lady Eschenbach. In Munich he gave the world première of the such as the Gewandhaus Leipzig, Gürzenich Orchestra Co- 2013/14 season where she made her début in the roles of in Die Zauberflöte she has performed at both these Berlin composed for him by Reimann based on poems logne, Ensemble Oriol Berlin, La Grande Écurie et la Cham- Grimgerde (Die Walküre) and First Norn (Götterdämmerung). opera houses and the Paris Opéra National. At the Bregenz from “Zeitgehöft” by . Tim Severloh also inter- bre du roy and the Academy of St Martin in the Fields. He Since then her roles have included Fidès (Le Prophète), the Festival she has performed the roles of Dorabella (Così preted the Herold in the German première of Aribert Reimann’s soon achieved outstanding success on the operatic stage mezzo soprano solo in Berlioz’s Roméo et Juliette, Fenena fan tutte), Inge in Miroslav Srnka’s Make no Noise and the opera Medea at Oper Frankfurt, released on CD by Oehms- as well as the concert podium. In the field of early music, (Nabucco), Maddalena (Rigoletto), Erda (Das Rheingold), mezzo soprano part in Donizetti’s rarely performed Messa Classics. important roles have included Pisandro (Il ritorno d’Ulisse in Marthe (Faust), Geneviève (Pelléas et Mélisande) and Bianca da Requiem in memoria Vincenzo Bellini conducted by En- patria), Ottone (L’incoronazione di Poppea), Witch (Dido and (The Rape of Lucretia). In 2016 she made her début in the rique Mazzola. Further guest engagements have taken her MATTHEW SHAW Second Servant of the Queen Aeneas) and Nurse Delfa in Cavalli’s Giasone as well as parts role of Fricka (Die Walküre) with the Odense Symphony Or- to the Semperoper Dresden, Oper Leizpzig, the Salzburg Matthew Shaw enjoyed considerable success as a bari- in Handel operas such as Arsace (Berenice), Guido (Flavio), chestra conducted by Alexander Vedernikov. Festival and the Bergen International Festival. tone before changing to the countertenor vocal fach at Andronico (Tamerlano) and Tolomeo (Giulio Cesare). Martin Landestheater Linz in 2008, performing the role of Endimi- Wölfel has also appeared as Fjodor (Boris Godunov) at the SALVADOR MACEDO Tintagiles TIM SEVERLOH First Servant of the Queen one in Cavalli’s La Calisto – a role which he later also per- Semperoper Dresden and in Die Fledermaus, both in the role Salvador Macedo is a member of the children’s chorus of the The musical range of the countertenor Tim Severhoh, who formed at the Grand Théatre de Genève. During the 2010/11 of Prince Orlofsky at the Komische Oper Berlin and in the Deutsche Oper Berlin. He previously sang in the Staats- und made his opera début as Orest in Offenbach’s Die schöne season at Theater an der Wien he interpreted the role of double role Orlofsky/Frosch at Oper Frankfurt. His numerous Domchor Berlin and, before taking on the role of Tintagiles in Helena at Braunschweig Staatstheater prior to even begin- Athamas in Robert Carsen’s production of Handel’s Semele roles in contemporary operas include Claire in the German Aribert Reimann’s opera L’Invisible, had already performed a ning his professional singing studies, spans early music (par- alongside Cecilia Bartoli, conducted by William Christie. His première of John Lunn’s Die Zofen at the Semperoper Dres- solo role in the oratorio Die Bismarck! at the Volksbühne the- ticularly the works of Monteverdi, Purcell, Scarlatti, Couperin, performances in other early music works include Ottone den, Devil in Detlev Glanert’s Scherz, Satire, Ironie und tief- atre at Rosa-Luxemburg-Platz, directed by Frank Castorf. 78 79 IDO ARAD Conductor of the performance on 25th October 2017 ler, Richard Strauss, Fritz Busch, Karl Böhm, Herbert von SCHLUSSSZENE – La mort de Tintagiles Ido Arad has been a Kapellmeister and assistant to the Karajan, Eugen Jochum, Daniel Barenboim, Claudio Abbado, General Music Director of the Deutsche Oper Berlin since Giuseppe Sinopoli, Sir Simon Rattle, and Alberto Zedda, the 2016/17 season. He was previously employed at the many of whom made or have made regular guest conduct- Mittelsächsisches Theater Freiberg and the Stadttheater ing appearances with the orchestra, consolidated its inter- Bremerhaven where he was 1st Kapellmeister and deputy national reputation. The artistic spectrum of the orchestra, General Music Director. He made his début as a conduc- which every year performs on more than two hundred eve- tor at the Deutsche Oper Berlin in spring 2015 with Eugene nings at the German Opera of Berlin, ranges from the operas Onegin. Guest engagements have taken him to theatres in of Richard Wagner and Richard Strauss, which have been Dessau, Freiburg, Münster, Regensburg – where he con- regarded as the orchestra’s special domain ever since the ducted a new production of Salome – and most recently to foundation of the opera, through the great works of the core Theater Aachen where he was responsible for a new produc- repertoire of the opera literature to numerous lesser-known tion of Katia Kabanova. He made his début at the Semper- or new works with whose rediscovery, reexamination, and oper Dresden 2018 with a series of performances of Le nozze premiere the German Opera of Berlin has occupied itself di Figaro and since taking up his position at the Deutsche from its inception. Oper Berlin he has conducted performances of Die Zauber- Composers whose stage works were first performed flöte, Il barbiere di Siviglia, Les Huguenots, Carmen, Un ballo by the Orchestra of the Deutsche Oper Berlin include Kurt in maschera, La traviata, Don Carlo as well as Tchaikovsky’s Weill, Franz Schreker, Werner Egk, Boris Blacher, Wolfgang Sleeping Beauty with the Berlin State Ballet. He assisted in Fortner, Luigi Nono, Darius Milhaud, Giselher Klebe, Mauri- the musical preparation of Aribert Reimann’s new opera and cio Kagel, , Andrea Lorenzo Scartazzini and conducted the performance on 25th October 2017, in place many others. Hans Werner Henze and Aribert Reimann oc- of the indisposed General Music Director Donald Runnicles, cupy prominent positions amongst these composers, having the last of the three performances of L’Invisible which were written operas and ballets for the Deutsche Oper Berlin for recorded for the purposes of this CD recording. over four (Henze) and five decades (reimann) respectively. Guest performances have taken the orchestra, ei- THE ORCHESTRA OF THE GERMAN OPERA OF BERLIN ther with the ensemble of the German Opera of Berlin or The Orchestra of the German Opera of Berlin has played a in conjunction with its own concert tours, to almost all of central role in Berlin’s cultural life ever since the establish- Europe’s major cities and on repeated occasions to Israel, ment of the opera house in 1912. The list of great conductors Japan, Korea, China, and the United States. A great many who have left their mark on the orchestra in their capacity as CDs and DVDs with recordings of operas, ballets, concerts, general music directors ranges from Bruno Walter through and chamber programs covering more than ninety years and Leo Blech, Ferenc Fricsay, Lorin Maazel, Jesús López Co- produced as live recordings and in the legendary Berlin re- bos, Rafael Frühbeck de Burgos, and Christian Thielemann cording studios document the tradition and artistic versatil- to Donald Runnicles, who has led the ensemble since the ity of this orchestra continuing today to number among the 2009/10 season. Personalities such as Wilhelm Furtwäng- world’s leading opera orchestras. 80 ൿ 2017 OehmsClassics Musikproduktion GmbH in Co-Production with rbb Ꭿ 2018 OehmsClassics Musikproduktion GmbH Ebenso erhältlich | also available Executive Producer: Dieter Oehms Executive Producer Deutsche Oper Berlin: Matthias Henneberger Executive Producer rbb: Astrid Belschner Recorded Live, October 5, 8, 22 & 25, 2017, Deutsche Oper Berlin Recording Producer: Maria Suschke (rbb) Audio Engineer: Peter Avar Editing (Operator): Ricarda Molder (rbb) Stage Photographs: Ꭿ Bernd Uhlig Photographs: Ꭿ Gaby Gerster (Reimann), Ꭿ Simon Pauly (Runnicles)

Publisher: L’Invisible von Aribert Reimann mit freundlicher Genehmigung von , Mainz Editorial: Martin Stastnik | Matthias Henneberger English Translations: tolingo translations | Synopsis: Anna Galt Design: Philipp Starke | www.starke-gestaltung.de OC 969 | 2 CDs www.oehmsclassics.de SCARTAZZINI EDWARD II. www.deutscheoperberlin.de Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin www.kulturradio.de Thomas Søndergård OC 973