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SWR 2 Musikstunde:

Urbane Jazzgeschichten:

III : Kansas City – Jazz against the depression

3. März 2012

Autor: Thomas Loewner

Redakteur: Martin Roth

Moderation 1: Zur Musikstunde auf SWR 2 begrüßt Sie ganz herzlich Thomas Loewner. Im dritten Teil unserer urbanen Jazzgeschichten geht es diesmal um Kansas City im US-Bundesstaat Missouri.

„Wenn ihr die Sünde kennenlernen wollt vergesst Paris, geht nach Kansas City“. Das schrieb ein Journalist zu einer Zeit über die Stadt, als ein großer Teil der USA unter der Großen Depression litt, die von 1920 bis 1940 herrschte. Die Wirtschaft lag am Boden und es waren keine guten Zeiten für Kunst und Kultur. Einzig in Kansas schien die Welt damals noch in Ordnung zu sein: unter der – wie sich später zeigen sollte - nicht immer legalen Obhut des Geschäftsmanns und Politikers Tom Pendergast florierte die Wirtschaft der Stadt. Doch nicht nur am Tag ging es geschäftig zu in Kansas City, auch das Nachtleben bot reichlich Abwechslung. Zahlreiche Clubs und Bars boten Jazzmusikern in dieser Zeit beste Arbeitsbedingungen, und es bildete sich eine lebendige Jazz-Szene, die für einige Jahre musikalisch den Ton angab. Einer der einflussreichsten Musiker dieser Zeit war Bennie Moten, Pianist und Bandleader.

Seine Kompositionen und Aufnahmen haben den typischen „Kansas City-Sound“ ganz entscheidend geprägt. Ein typisches Beispiel ist die erste Musik für heute: das Bennie Moten Orchestra mit dem „Kansas City Shuffle“, eingespielt 1926:

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Musik 1: CD V.A. - „RCA 80th Victor Anniversary Vol.1“: „Bennie Moten’s Kansas City Orchestra: Kansas City Shuffle“ (Take 5, Länge 2’52)

Moderation 2: Das Bennie Moten Orchestra mit dem „Kansas City Shuffle“. Als diese Aufnahme 1926 entstanden ist, gehörte Moten schon längst zu den erfolgreichsten Musikern von Kansas City. Vier Jahre zuvor hatte er sein erstes Orchester gegründet, damals war es noch ein Sextett. Doch die guten Bedingungen für Musiker sowie Motens Händchen für geschäftliche Dinge ließen die Band rasch wachsen. Ab 1924 managte Moten erfolgreich einen großen Tanzsaal und bespielte ihn auch mit seiner Band, die er den veränderten Anforderungen entsprechend Stück für Stück erweiterte. Im Laufe der Zeit wurde Moten zu einem der wichtigsten Arbeitgeber für Musiker und er hatte auch den Ehrgeiz als bester Bandleader zu gelten. Sein Hauptkonkurrent waren die Blue Devils des Bassisten , die unter Kritikern der damaligen Zeit als die bessere Band galten. Moten, der das nicht auf sich sitzen lassen wollte, warb 1929 kurzerhand die wichtigsten Musiker der Devils für sein eigenes Orchester ab: darunter der Trompeter , oder der Sänger . Von ihnen allen wird es heute noch Musik zu hören geben. Zunächst aber noch mal das Bennie Moten Orchestra mit einer Aufnahme, die vor dem großen personellen Wechsel entstanden ist und zu den frühen Hits der Band zählt: „South“.

Musik 2: CD V.A. - „RCA 80th Victor Anniversary Vol.1“: „Bennie Moten’s Kansas City Orchestra: South“ (Take 17, Länge 2’33)

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Moderation 3: Das Bennie Moten Orchestra. Sehr schön ist hier schon der damals für Kansas typische Stil zu hören gewesen: noch bevor der Swing seinen großen Siegeszug antrat, hatte sich hier eine etwas rustikalere Variante entwickelt, genannt „stomp“. Dieser Begriff beschreibt den lebhaften, nach vorne drängenden Beat, eine unmittelbare Reaktion auf die Anforderungen, die Musik in Kansas City in erster Linie zu erfüllen hatte: sie diente den Menschen, die abends in die zahlreichen Clubs der Stadt strömten, als Unterhaltungs- und Tanzmusik. In diesem Zuge kristallisierten sich noch weitere Merkmale heraus: ein deutlich spürbarer Blues-Einfluss, markante Bläserriffs und vor allem bewusst einfach gehaltene Arrangements. Statt ausführlicher Partituren gab es so genannte „head arrangements“, d.h. die Abläufe, etwa wann wer mit seinem Solo an der Reihe war, wurden mündlich festgelegt.

Die zweite erfolgreiche Band neben dem Bennie Moten Orchestra waren ab den späten 1920er Jahren die Twelve Clouds of Joy unter der Leitung von Andy Kirk. Kirk war eigentlich in Denver aufgewachsen und ist später zunächst nach Dallas umgezogen, wo er bereits den Twelve Clouds of Joy beigetreten ist. Doch die Situation in Kansas war so verlockend, dass Kirk nach der Übernahme des Orchesters beschlossen hatte, dorthin zu wechseln. Ein Schritt, der sich gelohnt hatte, wie der rasche Erfolg zeigte. Hier sind die Twelve Clouds of Joy mit dem „Corky stomp“:

Musik 3: CD Mary Lou Williams - „Key Moments“: „Andy Kirk & His Twelve Clouds of Joy: Corky Stomp“ (Take 2, Länge 2’42)

Moderation 4: Die Twelve Clouds of Joy unter der Leitung von Andy Kirk. 5

Maßgeblichen Anteil an der Popularität dieser Band hatte die Pianistin Mary Lou Williams. Sie kam 1929 in die Gruppe, als sie gerade mal 19 Jahre alt war. Ergeben hatte sich das Engagement durch einen Zufall: weil der reguläre Pianist Marion Jackson nicht an einer Aufnahmesession teilnehmen konnte, musste schnell ein Ersatz her. Mary Lou Williams war damals frisch mit dem Saxophonisten der Twelve Clouds of Joy verheiratet, weswegen Andy Kirk sie fragte ob sie nicht einspringen könne. Die Aufnahmen verliefen dann auf Anhieb so gut, dass der Produzent verlangte, Williams solle Marion Jackson mit sofortiger Wirkung ersetzen. Andy Kirk war einverstanden und hatte damit die Weichen auf Erfolg gestellt. Denn Mary Lou Williams entpuppte sich nicht nur als technisch versierte Pianistin, sondern hatte auch großes Talent als Komponistin und Arrangeurin.

Bei so viel Talent blieb es nicht aus, dass die Pianistin an ihrer Solokarriere feilte und eigene Bands gründete. Sie blieb zwar noch bis 1942 bei den Twelve Clouds of Joy, ging während dieser Zeit aber bereits hin und wieder alleine ins Studio. Hier ist Mary Lou Williams mit einer Solo-Aufnahme aus dem Jahr 1938: „The Rocks“:

Musik 4: CD Mary Lou Williams - „Key Moments“:„Mary Lou Williams: The Rocks“ (Take 14, Länge 2’38)

Moderation 5: Mary Lou Williams bei der Musikstunde auf SWR 2.

Auch der Saxophonist hat entscheidenden Anteil am legendären Ruf, den Kansas City in der Jazzwelt genießt. Ab 1930 spielte der Tenorsaxophonist zunächst bei den Blue Devils von Walter Page. Einen wichtigen Karriereschritt machte Young, als er Count Basie davon überzeugen konnte, ihn als Tenorsaxophonisten in seine 6

Band aufzunehmen. Ursprünglich hatte Lester Young das Altsaxophon gespielt, auf dem er auch schon einen unverwechselbaren Stil entwickelt hatte. Sein Kollege Benny Carter berichtete etwa begeistert über einen Auftritt Youngs in Minneapolis: „Jemand erzählte von einem wunderbaren Altsaxophonspieler in einem Club im Ort. Ich ging hin, um „Prez“ zu hören und war völlig hingerissen. Das war das größte Ding, was ich je gehört habe.“

Als Tenorsaxophonist konnte Young seinen Ruhm noch steigern und war bald der herausragende Saxophonist in Kansas City. Hier ist er mit einer Aufnahme aus dem Jahr 1939: Lester Young und die Kansas City Six mit „Way down yonder in New Orleans“:

Musik 5: CD V.A. – „From Spirituals to Swing “: „Kansas City Six: Way down yonder in New Orleans“ (CD 3 / Take 15, Länge 2’30)

Moderation 6: Die Kansas City Six mit einer Aufnahme aus der New Yorker Carnegie Hall am 24.Dezember 1939.

Zu dieser Zeit war Young längst einer der führenden Tenor- Saxophonisten nicht nur in Kansas City, sondern der gesamten amerikanischen Jazz-Szene. Youngs größter Konkurrent war sein Kollege Coleman Hawkins. Um sich stilistisch von ihm abzusetzen, hatte Lester Young einen betont zurückhaltenden Stil entwickelt, der den späteren Cool Jazz entscheidend vorbereitete. Legendär ist ein Aufeinandertreffen Youngs mit Coleman Hawkins während einer Jam-Session in Kansas City, die 1934 stattgefunden hat. Diese Jam-Sessions waren sehr beliebt, weil sie den Musikern Möglichkeiten boten, neue Dinge auszuprobieren – und sich vor Publikum mit anderen Musikern zu messen. Bei besagter Session im 7

Jahr 1934 kam es auch zu solch einer Battle: Coleman Hawkins war damals mit der Fletcher Henderson Band in der Stadt und trat nach dem Konzert gegen Lester Young und seine Kollegen Ben Webster und an. Die Session, bei der Hawkins verlor, soll so lange gedauert haben, dass die Fletcher Henderson Band ohne ihren Saxophonisten weiterreiste. Um sie einzuholen, soll Hawkins eine richtige Verfolgungsjagd begonnen haben, bei der sein Auto kaputt gegangen ist. Auch wenn Count Basie später den Wahrheitsgehalt dieser Story anzweifelte, zeigt sie doch, mit wie viel Herzblut die Musiker damals bei der Sache waren...

Musik 6: CD Lester Young – „These foolish things“: „Jones-Smith Incorporated: Oh, Lady Be Good“ (Take 1, Länge 3’05)

Moderation 7: Lester Young gemeinsam mit der Band „Jones-Smith Incorporated“ bei der Musikstunde auf SWR 2: „Oh, lady be good“. Diese Band, benannt nach dem Trompeter Carl Smith und Schlagzeuger , war ein Ableger der Count Basie Band. Der bekannte New Yorker Musikjournalist und -produzent John Hammond hatte im Oktober 1938 Aufnahmen mit dem Quintett gemacht, quasi als Vorbereitung für eine Schallplattenproduktion mit Basies Orchester. Hammond hatte seine Musik erstmals im Radio gehört, als ein Konzert der Band aus dem Reno Club in Kansas City übertragen wurde. Begeistert von der Vitalität dieser Session reiste er kurze Zeit später dorthin, um sich vor Ort einen Eindruck von Basies Qualitäten zu verschaffen. Hammonds Zweifel, dass ihn das Live-Erlebnis weniger begeistern könnte, zerschlugen sich sehr schnell. Über seinen Konzertbesuch im Reno-Club im Mai 1936 sagte er: „Basie wurde zu einer Art Religion für mich; ich begann, über das Orchester im Down Beat und im Melody Maker zu schreiben.“ Weil dies schon 8

damals die wichtigsten Jazz-Magazine der USA waren, stand dem Erfolg Count Basies nun nichts mehr im Weg.

Der spätere Erfolg des Pianisten und Bandleaders bestätigte die Begeisterung, die John Hammond spontan spürte, als er dessen Band zum ersten Mal hörte. Hier ist sie mit dem „One O’Clock Jump“:

Musik 7: CD Count Basie - „One O’Clock Jump – The Best of“: „One O’Clock Jump“ (Take 1, Länge3’05)

Moderation 8: Die Count Basie Band mit dem „One O’Clock Jump“.

Basie hatte es in Kansas innerhalb von zehn Jahren geschafft, zum wichtigsten Bandleader der Stadt zu werden. 1927 war er mit einer Vaudeville-Gruppe dorthin gekommen und heuerte kurze Zeit später zunächst bei den Blue Devils von Walter Page an. Drei Jahre später war er unter den Musikern, die Bennie Moten dem Konkurrenten für sein eigenes Orchester abgeworben hatte. Moten starb 1935 und mit seinem Tod war auch das baldige Ende seiner Band besiegelt. Count Basie nutze diese Gelegenheit um eine eigene Gruppe zu bilden und hatte gleich von Anfang an ein festes Engagement im Reno Club, wo ihn schließlich John Hammond entdeckte.

Auch wenn Basie 1936 nach New York ging, um dort zu einem der größten Bigband-Leader des Swing aufzusteigen, wurden er und seine Band immer mit Kansas City in Verbindung gebracht. Ein Kritiker beschrieb das Auftreten von Basie und seinen Musikern im Vergleich zu New Yorker Kollegen wie Duke Ellington oder Jimmy Lunceford als ungehobelt und dem Musiker und Komponist Gunther Schuller gefiel der spezielle Kansas City-Style: „Das war ein frischer Big Band-Klang 9

für New York, der mit den komplexen Jazz-Kompositionen eines Duke Ellington oder Sy Oliver kontrastierte.“, so Schuller.

Besondere Bedeutung gewann Count Basie aber auch als Mentor. Viele Musiker aus Kansas City, die später selbst Karriere machten, spielten zunächst in seinem Orchester. Darunter auch der Trompeter Oran „Hot Lips“ Page. Hier zunächst eine Aufnahme gemeinsam mit dem Count Basie Orchester: „Blues with Lips“.

Musik 8: CD V.A. – „From Spirituals to Swing “: „Hot Lips Page & The Count Basie Orchestra: Blues with Lips“ (CD 1 / Take 4, Länge 3’11)

Moderation 9: Oran „Hot Lips“ Page gemeinsam mit dem Count Basie Orchester.

Der Trompeter ist einen ähnlichen Weg wie Count Basie gegangen: nach einem ersten Engagement bei den Blue Devils wechselte er 1930 zu Bennie Moten’s Orchester und wurde schließlich Mitglied in Basies Band. Der bereits erwähnte Albert Hammond war bei seinem Besuch in Kansas City so begeistert von Hot Lips Page als Trompeter, aber auch seinen Entertainer-Qualitäten, dass er ihm direkt einen eigenen Vertrag für eine Bigband anbot, die er in New York gründen sollte. Genauso wie sein bisheriger Chef folgte auch Hot Lips Page dem Ruf Hammonds und machte fortan Karriere im Big Apple.

Aus dieser Zeit stammt die folgende Aufnahme: „Just another woman“ vom Hot Lips Page Trio. Page ist hier übrigens auch als Sänger zu hören.

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Musik 9: CD V.A. - „Blues & Swing – Sent for you yesterday“: „Hot Lips Page Trio: Just another woman “ (Take 6, Länge 2’57)

Moderation 10: Das Hot Lips Page Trio mit dem Song „Just another woman“.

Damit wären wir bei einer weiteren Tradition, die sich in Kansas City entwickelt hat: die der so genannten „Blues shouter“. Anders als der schwermütige Bluesgesang auf dem Land zeichnete die Variante aus Kansas eine gewisse Unbeschwertheit aus, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten, die der Blues bietet. Die beiden berühmtesten Blues Shouter der Stadt waren Jimmy Rushing und , die allein schon aufgrund ihrer Physis für Eindruck sorgten. Ähnlich den Predigern der afroamerikanischen Kirchengemeinden haben sie einen deklamierenden, kraftvollen Gesangsstil entwickelt, den der Begriff des „blues shouters“ auf den Punkt bringt.

Wie die nächste Aufnahme zeigt, waren sie damit bestens gerüstet, um auch vor einer Big Band zu bestehen: hier sind Jimmy Rushing und das Count Basie Orchestra mit dem „Goin’ to Chicago Blues“.

Musik 10: CD Count Basie - „One O’Claock Jump – The Best of“: „Count Basie Orchestra & Jimmy Rushing: Goin’ To Chicago Blues “ (Take 12, Länge 3’26)

Moderation 11: Der „Goin’ to Chicago Blues“ von Jimmy Rushing und dem Count Basie Orchester, eine Aufnahme aus dem Jahr 1941.

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Neben Rushing war Big Joe Turner der zweite große Blues shouter aus Kansas City – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Turner war eine imposante Erscheinung. Turner, der ebenfalls gemeinsam mit Basies Band auftrat und zahlreiche Blues- und Boogie-Woogie-Aufnahmen veröffentlicht hatte, kam Mitte der 1950er Jahre zu spätem Ruhm: mit dem Song „Shake, rattle and roll“ gelang ihm ein früher Rock’n’Roll-Hit, der später von Stars wie Elvis Presley oder Bill Haley gecovert wurde. Doch auch für Big Joe Turner sollte dieser Ausflug in Rockgefilde keine Eintagsfliege bleiben: ein Jahr später gelang ihm mit „Flip, flop & fly“ ein passabler Anschlusshit:

Musik 11: CD V.A. - „SZ Diskothek 1955“: „Big Joe Turner: Flip flop and fly“ (Take 1, Länge 2’47)

Moderation 12: „Flip, flop & fly“ – Big Joe Turner aus Kansas City mit seinem zweiten großen Hit aus dem Jahr 1955.

Im Zuge der Popularität, die Blues in der Stadt seit jeher genossen hat, entwickelte sich dort auch eine sehr lebendige Boogie-Woogie- Tradition. Seine Ursprünge hat dieser Klavier-Stil bereits in der Mitte des 19.Jahrhunderts, als Bluesmusiker anfingen, ihre Gitarrenspielweise aufs Klavier zu übertragen. Harmonisch weitestgehend identisch mit dem Blues-Schema legte der Boogie- Woogie jedoch deutlich an Tempo zu. Boogie-Woogie bildete die Grundlage des Piano-Spiels von Count Basie und auch Mary Lou Williams beherrschte diesen Stil sicher. Doch während sie ihn in ihre Jazzspielweisen integrierten, gab es auch Pianisten in der Stadt, die sich darauf spezialisiert hatten. Der Bekannteste unter ihnen war , dessen Merkmal 12

Bassläufe waren, die ganz anders klangen als bei den Kollegen aus Chicago, wo Boogie-Woogie damals auch sehr populär war:

Musik 12: CD V.A. - „Juke Joint Jump – A Boogie Woogie Celebration“: „Pete Johnson & Calvin Frazier: Boogie Woogie“ (Take 17, Länge 2’44)

Moderation 13: Der Boogie Woogie-Pianist Pete Johnson aus Kansas City mit einer Aufnahme von 1939.

Pionierarbeit hat der Gitarrist Eddie Durham geleistet. Durham, der zunächst Posaune in Bennie Moten’s Orchester gespielt hat, wechselte erst später zur Gitarre. Als erster Jazzmusiker überhaupt spielte er 1935 die elektrische Gitarre bei einer Aufnahmesession – gerade mal vier Jahre, nachdem sie erfunden worden war. Nach einem Intermezzo in New York kehrte Durham 1935 wieder nach Kansas City zurück und entwickelte fortan das Spiel auf der E-Gitarre weiter. Schon bald zeigte sich, dass er nicht nur ein hervorragender Ensemblespieler war, sondern auch als Solist seinen Stil gefunden hatte. So auch bei seiner Version des „Moten Swing“ aus dem Jahr 1940: Eddie Durham und seine Band.

Musik 13: CD V.A. - „100 Years of Jazz – Swing / Kansas City“: „Eddie Durham & His Band: Moten Swing“ (Take 17, Länge 2’40)

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Moderation 14: Gitarrist Eddie Durham und Band mit dem „Moten Swing“, eine der bekanntesten Kompositionen aus der Ära des Kansas City-Jazz. Komponiert hat diesen Standard der Bandleader Bennie Moten.

Bevor es hier gleich in die letzte Runde für heute geht, schon mal ein Hinweis auf die kommende Ausgabe der „urbanen Jazzgeschichten“: da wirft Julia Neupert einen Blick auf New York, die „ewige Hauptstadt des Jazz“. Nachzuhören am ersten Samstag im April.

Ein weiterer Pianist, der außer dem alles überstrahlenden Count Basie deutliche Spuren in der Jazz-Geschichte von Kansas City hinterlassen hat, ist Jay McShann. McShann kam 1936 in die Stadt und gründete drei Jahre später seine eigene Bigband. Hier machte kein Geringerer als der Saxophonist Charlie Parker seine ersten Schritte, bevor er in New York groß raus kam. Jay McShann geriet dagegen ab Mitte der 1940er Jahre zunehmend in Vergessenheit. 1969 konnte er jedoch ein Comeback feiern und wurde in den Jahren darauf zu einem der wichtigsten Botschafter für den Jazz aus Kansas City. Die heutige Musikstunde auf SWR 2 endet mit Jay McShanns bekanntester Komposition, 1979 neu eingespielt mit einer All Star Band: „Confessin’ the Blues“

Ihnen noch ein schönes Wochenende, tschüß bis demnächst sagt Thomas Loewner. Musik 14: CD Jay McShann - „The last of the Blue Devils“: „Confessin’ the Blues“ (Take 1, Länge 4’44)

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SWR 2 9.05 - 10.00 Uhr

SWR 2 Musikstunde:

Urbane Jazzgeschichten:

III : Kansas City – Jazz against the depression

3. März 2012

Autor: Thomas Loewner

Redakteur: Martin Roth

1.: Titel: Kansas City Shuffle 2’52 Komponist: Bennie Moten Interpret: Bennie Moten’s Kansas City Orchestra Label: RCA Victor / BMG 09026 68777 2; LC=00316 Aus der CD: „RCA Victor 80th Anniversary, Vol.1: 1917-1929“

2.: Titel: South 2’33 Komponist: Bennie Moten / Thamon Hayes Interpret: Bennie Moten’s Kansas City Orchestra Label: RCA Victor / BMG 09026 68777 2; LC=00316 Aus der CD: „RCA Victor 80th Anniversary, Vol.1: 1917-1929“

3.: Titel: Corky Stomp 2’42 Komponist: Andy Kirk / Mary Lou Williams Interpret: Andy Kirk & His Twelve Clouds of Joy Label: Topaz Jazz TPZ 1016; LC=07234 Aus der CD: „Mary Lou Williams – Key Moments“

4.: Titel: The Rocks 2’38 Komponist: Mary Lou Williams Interpret: Mary Lou Willams Label: wie 3. Aus der CD: „Mary Lou Willams – Key Moments“

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5.: Titel: Way Down Yonder in New Orleans 2’30 Komponist: Creamer / Layton Interpret: Kansas City Six Label: 3VCD 169/71-2; LC=00381 Aus der CD-Box: „From Spirituals to Swing“

6.: Titel: Oh, Lady Be Good 3’08 Komponist: George & Ira Gershwin Interpret: Jones-Smith Incorporated Label: Noble Jazz Basics / Edel Records 0181252ERE; LC=01666 Aus der CD: „Lester Young: These foolish things“

7.: Titel: One O’Clock Jump 3’05 Komponist: Count Basie Interpret: Count Basie Orchestra Label: Columbia / Legacy / Sony 82876 81744 2; LC=00162 Aus der CD: „One O’Clock Jump - The Very Best of Count Basie“

8.: Titel: Blues with Lips 3’11 Komponist: Count Basie Interpret: Oran „Hot Lips“ Page & The Count Basie Orchestra Label: Vanguard Records 3VCD 169/71-2; LC=00381 Aus der CD-Box: „From Spirituals to Swing“

9.: Titel: Just another woman 2’57 Komponist: Leonard Feather Interpret: Hot Lips Page Trio Label: Noble Jazz / Edel Records 0187052ERE; LC=01666 Aus der CD: „Blues & Swing – Sent for you yesterday“

10.: Titel: Goin’ to Chicago Blues 3’26 Komponist: Count Basie / Jimmy Rushing Interpret: Jimmy Rushing & The Count Basie Orchestra Label: Columbia / Legacy / Sony 82876 81744 2; LC=00162 Aus der CD: „One O’Clock Jump - The Very Best of Count Basie“

11.: Titel: Flip flop and fly 2’47 Komponist: Calhoun / Turner Interpret: Big Joe Turner Label: Süddeutsche Zeitung Diskothek ISBN 3-86615-060-1; EAN: 9783866150607 16

Aus der CD: „1955 – Ein Jahr und seine 20 Songs“ 12.: Titel: Boogie Woogie 2’44 Komponist: C. Smith Interpret: Pete Johnson & Calvin Frazier Label: Blue Label / SPV SPV 42502 CD; LC=14576 Aus der CD: „Juke Joint Jump – A Boogie Woogie Celebration“

13.: Titel: Moten Swing 2’40 Komponist: Bennie Moten Interpret: Eddie Durham & His Band Label: Jazz Selection / Delta Music 17 230; LC=00238 Aus der CD: „100 Jahre Jazz – Swing / Kansas City“

14.: Titel: Confessin’ The Blues (Puffermusik) 4’44 Komponist: Jay McShann / Walter Brown Interpret: Jay McShann Band Label: Atlantic Records / Warner 7567-80791-2; LC=00121 Aus der CD: „The Last Of The Blue Devils“