Kirchenmusik im Bistum Limburg

2/2015

Kirchenmusik quo vadis?

Bistum Limburg www.kirchenmusik.bistumlimburg.de Inhaltsverzeichnis Seite

Editorial 3 Kirchenmusiker gesucht - ein Beruf in der Krise 4 Kirchenmusikalische Ausbildung in Deutschland 2004 – 2014 8 Musik aufführen und Noten kopieren – Urheberrechtsfragen 9 Wer Ohren hat, der höre 14 Tempora mutantur et nos mutamur in illis 18 Warum ist Reger nur so schwer? 22

Berichte Vier Limburger Chöre beim 7. Pueri-Cantores-Festival Trier 27

Informationen Umwidmung der Frequenzen von Funkmikrofonen 30 Zeitaufzeichnung für geringfügige Beschäftigungen 30

Personalia 32 Termine 33 Jubiläen 34 Geburtstage / In Memoriam 34

Kirchenmusikalische Veranstaltungen 35

Rezensionen Bücher 43 Instrumentalmusik 43 Orgelmusik 43 Orgel plus 48 Vokalmusik 49 Messen 57 Musik für Solostimmen 58

Bildnachweis 60

Neue Orgel in Herborn, St. Petrus 61

Bezirkskantoren 62 Impressum 63

Liebe Leserinnen und Leser,

„Singt aus vollem Herzen – davon ist in vielen Kirchen wenig zu spüren“ lautete unlängst ein Artikel in der Kirchenzeitung. Musik und Gemeindegesang im Gottesdienst können anzie- hend wirken, aber auch vergraulen, wenn sie lieb- und lustlos absolviert werden oder stümperhaft daherkommen. Umfra- gen zeigen immer wieder: Musik im Gottesdienst und ihre Qualität spielen in der Wahrnehmung der Gottesdienstteil- nehmer eine kaum zu unterschätzende Rolle.

Motivation der Kirchenmusiker/innen und Qualität der Darbietung stehen unmittel- bar in Beziehung. Qualität ist nicht selbstverständlich und vielen Gemeinden wird dies schmerzlich bewusst, wenn Organisten und fähige Chorleiter nicht (mehr) zur Verfügung stehen. Die Entwicklung im Nachwuchsbereich hat inzwischen zu einer kritischen Situation geführt. Die Schülerzahlen in fast allen diözesanen D- und C- Ausbildungen sind dramatisch zurückgegangen. Nebenamtliche Stellen können häufig nicht mehr nachhaltig besetzt werden. Als logische Konsequenz ist auch die Zahl der Kirchenmusik-Studierenden bzw. die nach dessen Abschluss sich für eine hauptberufliche Anstellung als Kirchenmusiker bewerben deutlich rückläufig. Die Gründe hierfür sind sicher vielfältig und differenziert zu betrachten. Aber die Entwicklung darf so nicht weitergehen, wenn die Kirchen nicht ein öffentliches Attraktivitätsmerkmal verlieren wollen.

Das Bild des Kirchenmusikers hat sich entscheidend gewandelt. Vielseitige päda- gogische, kommunikative und soziale Kompetenzen sind heute gefordert. Kir- chenmusik soll Menschen für den Glauben begeistern, ihnen helfen, ihren Weg vor Gott und der Welt in Freude und Zuversicht zu gehen. Eine Aufgabe, die viele begabte junge Menschen erfüllen und bereichern kann - und einen/eine „Kirchen- musiker/in neuen Typs“ erfordert! Es ist geradezu paradox: kein anderer Musikbe- ruf bietet derzeit vergleichbar gute Beschäftigungsperspektiven bei sozialer und materieller Absicherung! Es wäre ein unersetzlicher Verlust, wenn eines Tages Gesang und Musik in der Kirche verstummten… Schafft das Christentum sich wirklich selbst ab, wie kritische Zeitgenossen anmerken?

Wie immer freuen wir in der Redaktion uns über Ihre Meinung zu den Themen dieses Hefts.

Alles Gute für Ihre kirchenmusikalische Arbeit und Freude und Elan in Ihrem Dienst!

DKMD Andreas Großmann, Schriftleiter

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Kirchenmusiker gesucht – ein Beruf in der Krise von Andreas Großmann

Mindestens seit Martin Luther hat die Kirchenmusik in Deutschland einen heraus- ragenden Stellenwert. Kirchenmusik in Deutschland: Das sind derzeit rund 490.000 Menschen, die sich als ehrenamtliche Sängerinnen und Sänger, als Vor- sänger und Kantoren in Kinder-, Jugend- und Kirchenchören, in Scholen und Familiensingkreisen, in Bands und Instrumentalensembles engagieren. 1.400 hauptamtliche und ca. 12.000 nebenberufliche Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker ermöglichen, dass Musik und Gesang als grundlegende Aus- drucksdimensionen der Liturgie in Gottesdiensten und Konzerten erklingen. Doch immer weniger junge Menschen wollen sich professionell zum hauptberuflichen Kirchenmusiker oder Kantor ausbilden lassen - für die Kirchen eine besorgniser- regende Entwicklung.

"Kirchenmusik ist in ihrem Inneren die Ergänzung, die Verstärkung der kirchlichen Gemeindearbeit und ist vor allem auch darüber hinaus geeignet, Menschen zu erreichen, die an den Rändern sind oder die sich der Kirche eher kritisch gegen- über sehen.“ Die Enquete-Kommission des Bundestags "Kultur in Deutschland" stellte 2008 fest: "Die christlichen Kirchen Deutschlands tragen mit ihren Chören und Musikensembles … wesentlich zum kulturellen Leben in unserem Land bei. Sie gehören zu den zentralen kulturpolitischen Akteuren Deutschlands." So wich- tig und beeindruckend die musikalische Arbeit der Kirchen ist, Tatsache ist: Die Kirchenmusik steckt derzeit in einer Krise. Hauptgrund dafür ist ein sich abzeich- nender Mangel an fähigen Nachwuchsmusiker/inne/n. Die Zukunft der Kirchenmu- sik hängt wesentlich davon ab, ob es gelingt, genügend kirchliche und musikbe- geisterte Talente zu finden, die sich für das Kirchenmusik-Studium und den späte- ren Beruf des Kantors oder der Kantorin entscheiden.

In Deutschland gibt es 19 kirchliche oder staatliche Hochschulen, an denen man katholische Kirchenmusik studieren kann. Die meisten staatlichen Hochschulen sind ökumenisch ausgerichtet, andere wiederum stehen mit katholischen Hoch- schulen in Kooperation. Das fragile kirchenmusikalische Gebäude mit seiner Struktur des Ineinandergreifens von professionell ausgebildeten Kantoren auf der einen Seite sowie neben- oder ehrenamtlichen Kirchenmusikern auf der anderen, droht auseinanderzufallen. "Die Gefahr, die im Moment besteht, ist, dass mit dem Wegbrechen von Kirchenmusikerstellen - möglicherweise auch einfach dadurch, dass sie nicht besetzt werden können - das ganze System implodiert und dass diejenigen, die auch nebenberuflich Kirchenmusik machen – d. h. nebenamtlich oder ehrenamtlich – ihrer Anleitung beraubt sind. Das ist die große Gefahr und dafür haben wir noch keine richtigen Rezepte."

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Die „Konferenz der Leiterinnen und Leiter katholischer kirchenmusikalischer Aus- bildungsstätten“ (KdL) und die „Arbeitsgemeinschaft der Ämter und Referate für Kirchenmusik in Deutschland“ (AGÄR) sehen die Ausbildungssituation zudem durch weitere Entwicklungen skeptisch:

1. Absolventen der Studiengänge Schul- und Kirchenmusik tendieren ver- stärkt zum Beruf als Musiklehrer. 2. Wegen der besonderen Beteiligung und Nähe zum Verkündigungsauftrag der katholischen Kirche gelten für die Anstellung von Kirchenmusi- ker/innen die Anforderungen an die persönliche Lebensführung nach der kirchlichen Grundordnung in erhöhtem Maß. 3. Die hohe zeitliche Belastung in einem Beruf, dessen Arbeitszeiten über- durchschnittlich an Wochenenden, Feiertagen und bis in die Abend- und Nachtstunden hinein liegen, erfordert ein hohes Maß an familiärer Unter- stützung und Akzeptanz.

Die Kirchenmusikausbildung an den dafür bundesweit zur Verfügung stehenden Ausbildungsstätten kirchlicher und staatlicher Prägung genießt europa-, wenn nicht weltweit, höchstes Ansehen, so dass auch zahlreiche ausländische Studie- rende den Weg dorthin finden. Auf vielfältige Weise zeigt sich bisher in kirchlichen wie staatlichen Gremien eine erfreuliche Wertschätzung für das breitgefächerte Ausbildungsangebot, das sich in der ökumenisch verfassten und für Deutschland verbindlichen Rahmenordnung für den breit aufgestellten Studiengang „Kirchen- musik“ manifestiert. Das hier angebotene Studium umfasst alle Bereiche der kultu- rell gewachsenen Kirchenmusiktradition und berücksichtigt in gleicher Weise neue innovative Bereiche wie die kirchliche Popularmusik.

Aufgrund der Tatsache, dass die Rahmenordnung „Kirchenmusik“ einen verbindli- chen Minimalkatalog aller Fächer darstellt, obliegt es jeder Ausbildungsstätte, eigene Schwerpunkte zu setzen, um den vielfältigen Anforderungen in den Ge- meinden gerecht zu werden. Die Ausbildungsstätten selber legen diese Schwer- punktsetzung fest und haben darin alle Freiheiten. Hierfür stehen den Ausbil- dungsstätten qualifizierte und hochprofessionalisierte Lehrkräfte zur Verfügung, so dass dem Anspruch nach einer breitgefächerten kirchenmusikalischen Ausbildung Rechnung getragen werden kann. Dies umfasst dezidiert auch die kirchliche Pop- Musik, die sehr wohl auch als Prüfungsschwerpunkt von den Studierenden ge- wählt werden kann.

Dennoch braucht jede Gemeinde als „Grundausstattung“ und im Interesse der breiten Alters- und Interessenstruktur der Gemeinden stets die hochwertige Aus- bildung in den Kernfächern Liturgisches Orgelspiel, Orgelliteraturspiel und Chorlei- tung. Selbstverständlich muss die Ausbildung die Bedürfnisse der Gemeinden mit in adäquater Weise berücksichtigen. Dieses Selbstverständnis ist in der gültigen Rahmenordnung fest verankert und etabliert.

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Andererseits gilt es auch, die kulturelle Vielfalt der Kirchenmusik an die nächsten Generationen weiter zu geben. Hierfür bedarf es notwendigerweise der ebenso qualifizierten Ausbildung der Kirchenmusikstudierenden. Die Pflege des Kirchen- liedgutes, der Orgelliteratur früherer Jahrhunderte bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen sowie die Pflege der Chorliteratur aller Epochen zu kennen und auch vertreten zu können, ist eine Verpflichtung für jeden Kirchenmusiker und jede Kirchenmusikerin, die auf breite fachliche Akzeptanz in den Gemeinden und bei an der Kirchenmusik vor Ort Mitwirkenden treffen wollen. Gerade in der Vielfalt der Ausbildung äußert sich dieses Berufsbild, welches so weltweit kaum ver- gleichbar existiert und sich überaus bewährt hat.

Vor 1918 waren es zum Beispiel Lehrer, die in Dörfern und Gemeinden verpflich- tet wurden, auch kirchenmusikalische Dienste zu übernehmen. Der Dorfschulleh- rer, der sonntags im Gottesdienst an der Orgel saß, gehörte zum Bild. Erst durch die Trennung von Staat und Kirche entstand unser heutiges kirchenmusikalisches System, bei dem professionell ausgebildete Kantorinnen und Kantoren größere Bezirke leiten. Dieses System führte zu einer singulären kirchenmusikalischen Blüte und erwies sich über Jahrzehnte als ausgesprochen erfolgreich. So zum Beispiel im badischen Schopfheim, einer Kleinstadt mit gut 19.000 Einwohnern. Hier betreut Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon als Bezirkskantor zugleich viele Nachbargemeinden. "Ich selber habe in meiner Region 18 Gemeinden, bin also unter 18 festen Stellen, wo Gottesdienste stattfinden, der einzige Hauptberuf- liche. Meine Nebenberufler erleben mich hoffentlich als musikalische Bezugsfigur. Das heißt, sie können auch mit ihren Nöten jederzeit zum Bezirkskantor kommen, können fragen, was für Literatur man beispielsweise am besten singt, was man machen kann, um Nachwuchs für die Chorarbeit zu gewinnen, können mich in musikalischen Fachfragen jederzeit kontaktieren. Wir halten im Prinzip unsere Nebenberuflichen bei der Stange, durch unsere Fachberatung, durch unser Da- sein, durch unsere Veranstaltungen, die wir auch unternehmen, um die Leute überhaupt aus- und fortzubilden."

An dem herausragenden Stellenwert der Kirchenmusik hat sich bis heute nichts geändert: Kirchenmusik ist eine der ganzen Gemeinde übertragene Aufgabe. Sie ist Wort und Antwort, Verkündigung und Lobpreis, Kommunikation des Evangeli- ums im Medium der Musik. Sie bringt die biblische Botschaft und den christlichen Glauben zum Singen und zum Klingen. Kirchenmusik ist Verkündigung, weil die geistlichen Worte durch die Musik eine künstlerische und damit auch sinnliche, emotionale und transzendentale Qualität bekommen. Jenseits dieser wichtigen theologischen Bedeutung darf man nicht vergessen, dass die Kirche ein vitales Interesse daran haben muss, die Attraktivität der Kirchenmusik aufrechtzuerhal- ten.

Kirchenmusiker schaffen langfristige Bindungen von Menschen an die Kirche. Über die Arbeit mit Chören aller Altersstufen haben sie wöchentlich den Kontakt

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mit Leuten, die einfach regelmäßig jede Woche zu ihnen kommen. Darüber hinaus erfüllen die Kantorinnen und Kantoren einen wichtigen bildungspolitischen Auftrag bei der musikalischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen.

Die zurückgehenden Studierendenzahlen im Fach Kirchenmusik haben bereits zur Schließung renommierter Kirchenmusik-Ausbildungsstätten geführt. Jede Schlie- ßung ist ein schwerer Schlag für die aktuellen beschäftigungspolitischen Perspek- tiven von Berufs-Kirchenmusikern. Die AGÄR hat sich daher aktuell an die Litur- giekommission der Deutschen Bischofskonferenz gewandt und fordert klare be- schäftigungspolitische Signale der Bischöfe für das Berufsbild Kirchenmusik.

Für die Aufnahme eines Kirchenmusikstudiums sind gelebte Vorbilder das beste Motiv. Niemand wird diesen Beruf ergreifen, weil etwa die Bundesagentur für Arbeit ihr/ihm dazu geraten hat. Die Faszination der Orgel lernt nur kennen, wer dieses Instrument meisterhaft gespielt erleben kann. Chorgesang kann nur dieje- nigen in Bann ziehen, die durch leistungsfähige Ensembles die großen Werke der Kirchenmusik adäquat interpretiert kennen und schätzen lernen. Eine auf die Pastoral ausgerichtete, befriedigende kirchenmusikalische Gruppenarbeit in Ge- meinden wird nur der mit viel Engagement betreiben, der selbst darin sozialisiert und durch sie kirchlich geprägt wurde. Je mehr Strukturen schwinden, desto mehr schwindet auch die Möglichkeit, Kir- chenmusik in professioneller Qualität zu erfahren und dadurch Schülerinnen und Schüler anzusprechen für eine kirchenmusikalische Grundausbildung, die Voraus- setzung ist für ein Studium. Dazu ist eine strukturelle Versorgung mit qualifizierten hauptberuflichen Kirchenmusikern unabdingbar!

Auch die geringer werdende Zahl der Kirchenmusiker/innen in Teilzeitverhältnis- sen bereitet längst Sorge: immer schwieriger wird es, für freie Chorleiter- und Organistenstellen entsprechende Kräfte zu finden. Viele Pfarrbüros müssen er- heblich Zeit investieren, um Organistenpläne zu erstellen, wenn sich niemand vertraglich binden will. Chöre und musikalische Gruppen vertragen keine Vakanz- zeiten. Schnell verlassen insbesondere bei Kinderchören die Mitglieder die Grup- pe, wenn keine nahtlose Weiterführung der Arbeit möglich ist. Freizeitangebote und Ablenkungsmöglichkeiten gibt es zuhauf.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die Kirchenmusik mit ihren vielfäl- tigen kirchlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Aufgaben in der heutigen Form erhalten bleiben kann. Hierfür bedarf es eines soliden Fundaments an gut ausge- bildeten Kantorinnen und Kantoren in Zusammenarbeit mit den nebenberuflichen und ehrenamtlichen Kirchenmusikern. Und es bedarf kirchlicher und öffentlicher Aufmerksamkeit für die Situation des Berufs und seiner aktuellen Praxis.

(Der Verfasser ist Geschäftsführer der KdL und als DKMD Mitglied der AGÄR.)

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Kirchenmusikalische Ausbildung in Deutschland 2004 bis 2014

Die meisten Kirchenmusik-Studierenden finden den Zugang zum Studium über eine diözesane C-Ausbildung. Viele Bistümer haben auch eine D-Ausbildung (für Orgel und/oder Chorleitung) vorgelagert. Insofern stehen die Ausbildungszahlen der diözesanen Ausbildungsgänge in direkter Abhängigkeit zu den Studierenden- zahlen für Bachelor-/Master-Studiengänge in Kirchenmusik.

Seit rund 10 Jahren haben sich analog zur allgemeinen kirchlichen und demogra- phischen Entwicklung auch die Zahlen der Interessenten an einer Kirchenmusik- Ausbildung verringert. Parallel dazu fanden Strukturänderungen in der Bildungs- politik statt, v. a. die Verkürzung der Gymnasialzeit (G8) an den allgemeinbilden- den Schulen. An den Hochschulen erfolgte im Zug des Bologna-Prozesses die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor / Master-Abschlüsse. Innerhalb der Hochschullandschaft gibt es Kirchenmusik-Abteilungen, die zwischen 30 bis 50 Studierende haben, während andere Abteilungen mit weniger als 10 Studierenden um Ihre Arbeits- und Zukunftsfähigkeit bangen oder bereits geschlossen wurden.

Seit ca. 2 Jahren weist die Tendenz der Zahlen wieder nach oben, im Bereich der diözesanen Ausbildung und bei den Bachelor-Studierenden sogar sehr deutlich. Inwieweit dieser Trend anhält, bleibt zu beobachten (Zahlen für 2015 liegen der- zeit noch nicht vor).

Fest steht: Für Absolventen kirchenmusikalischer Studiengänge bestehen derzeit beste Berufsaussichten für eine hauptamtliche kirchliche Anstellung.

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Musik aufführen und Noten kopieren Fragen des Urheberrechts in der Kirchenmusik Von Reinhard Wilde u. Godehard Weithoff

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde im vergangenen Jahr um die Fortführung der Verträge des „Verbandes der Diözesen Deutschlands“ (VDD) mit der Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition und mit der „Gesellschaft für mu- sikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ (GEMA) gerun- gen. Dabei waren Eingeweihte in Sorge, ob die Verträge überhaupt zu Stande kommen. Diese Sorge war unbegründet, die beiden Vertragspartner konnten sich noch vor Jahresschluss einigen und die bisherige Praxis kann weitgehend beibe- halten werden.

Worum geht es eigentlich? Gesetzlich ist klar geregelt, dass beispielsweise einem Komponisten, dessen Werk öffentlich aufgeführt oder – auf welche Weise auch immer – vervielfältigt wird, sowohl für diese Aufführung als auch für die Vervielfältigung ein Entgelt zusteht. Ziel dieser Regelung ist es, das geistige Eigentum zu schützen. (Dieser Schutz geht soweit, dass – streng genommen – der Autor beides, Vervielfältigung und Aufführung, sogar verbieten kann).

Zur Aufführung von Musik in der Kirche. Sämtliche Musik, die im Gottesdienst erklingt, also Lieder aus dem Gotteslob, die Begleitsätze zu diesen Liedern, die der Organist verwendet, die Sätze, die der Chor singt, die Musik die von Instrumenten gespielt wird (Orgel, Orchester, Band) selbst der einstimmige Gesang eines Kantors ist also zunächst einmal urheber- rechtlich geschützt, d. h. Komponist und auch der Textdichter können für die Auf- führung ein Honorar beanspruchen. Wird ein Lied, das beispielsweise nicht im Gotteslob steht, für die Gemeinde vervielfältigt, wird hierfür nochmal eine Zahlung fällig. Das Urheberrecht erlischt erst, wenn der Autor mehr als 70 Jahre tot ist. Also für den Gesang des Liedes „Nun danket alle Gott“ GL 405 (Text: Martin Rinckart 1636, Melodie: Johann Crüger 1653) fällt kein Honorar mehr an, für das Spielen des entsprechenden Begleitsatzes aus dem Orgelbuch (Peter Rottmann 2013) hingegen schon! Wenn der Chor zu diesem Lied den vierstimmigen Satz von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) aus der Kantate 79 „Gott der Herr ist Sonn und Schild„ singt, kostet auch diese Wiedergabe nichts mehr. Wenn der Chor aber eine Bearbeitung dieses Schlusschorals singt, bei der vielleicht nur die Orchesterstimmen auf die Orgel übertragen wurden, hat dieser Bearbeiter – oder bis 70 Jahre nach seinem Tod seine Erben – wiederum Anspruch auf ein Honorar. An diesen Beispielen wird sofort klar, dass keine Pfarrgemeinde Woche für Woche die Zahlung der Aufführungstantiemen an die jeweiligen, einzelnen Rechteinhaber

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gesetzeskonform abwickeln kann (erst recht keine Rundfunkanstalt, die rund um die Uhr Musik sendet). Um nicht mit jedem Komponisten, Textdichter, Bearbeiter bzw. deren Erben ein- zeln abrechnen zu müssen, wird die Verwaltung dieser Aufführungsrechte von der GEMA wahrgenommen. Diese ermittelt anhand einer Tabelle die vom Veranstalter zu zahlenden Honorare, zieht sie ein und leitet sie an die Rechteinhaber weiter. Aber selbst wenn eine Pfarrgemeinde nur für zwei Gottesdienste pro Woche sämt- liche Angaben zusammentragen müsste, wäre das immer noch eine gehörige Arbeit, nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die GEMA! Deshalb wurde der eingangs erwähnte Vertrag geschlossen. Der VDD zahlt an die GEMA einen pauschalen (siebenstelligen!) Betrag, mit dem alle Forderungen für die Aufführung von Musik im Gottesdienst abgegolten sind. Sogar die Wiedergabe von sogenannter „E-Musik“ in Konzerten fällt noch unter diesen Rahmenvertrag (s. u.).

Was ist jetzt noch zu tun? Für die Musik in Gottesdiensten erst einmal nichts! Hier stützt sich die GEMA auf eine Repräsentativerhebung, in der ca. 1000 Mustergemeinden in ganz Deutsch- land die oben beschriebene „gehörige Arbeit“ für ein Jahr geleistet haben, und verteilt nach dem so ermittelten Schlüssel die Vertragssumme. Da Konzerte sich nur schwer repräsentativ ermitteln lassen, der Meldeaufwand im Vergleich zu Gottesdiensten auch weitaus geringer ist, erwartet die GEMA hier für jedes Konzert eine eigene Meldung. Diese sollte auf einem Formblatt geschehen, das unter www.wgkd.de ausgefüllt und per E-Mail (ohne Unterschrift) an die je- weils zuständige Bezirksdirektion der GEMA (für das Bistum Limburg ist die Be- zirksdirektion Wiesbaden zuständig) geschickt werden kann [email protected]. Selbstverständlich ist es auch möglich den Bogen blanko auszudrucken, hand- schriftlich auszufüllen und per Post zu schicken:

GEMA Bezirksdirektion, Abraham-Lincoln-Straße 20, 65189 Wiesbaden Postfach 26 80, 65016 Wiesbaden Tel.: +49 611 7905 0 Fax: +49 611 7905 197 Email: [email protected] Man findet den Meldebogen auf der o. a. Website, in dem man auf der Navigati- onsleiste ganz rechts „Verwertungsgesellschaften“ anklickt und dann den „GEMA Meldebogen / Veranstaltungen (VDD)“ herunterlädt.

Wie schon gesagt, die GEMA benötigt diese Angaben, um die Tantiemen den Rechteinhabern zukommen zu lassen, die Gebühren für Konzerte mit ernster Musik, neuem Geistlichen Liedgut und Gospel sind bereits in dem vom VDD be- zahlten Pauschalbetrag enthalten, selbst wenn für diese Konzerte Eintritt verlangt wird.

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Was ist über diesen Rahmenvertrag nicht abgegolten? Für „Bühnenaufführungen mit Musik“, also das Musical des Kinder- bzw. Jugend- chores, oder auch die Aufführung einer Kirchenoper (selten) gelten besondere Bestimmungen, zu denen hier keine allgemeingültige Aussage gemacht werden kann. Es empfiehlt sich unbedingt vorher eine Nachfrage bei der GEMA, denn: manchmal werden diese Rechte auch von den Verlagen verwaltet, die die Noten zu einem Musical herausgegeben haben, in manchen Fällen lässt sich der Autor nicht durch die GEMA vertreten sondern verwaltet seine Rechte selbst. Auf jeden Fall muss die veranstaltende Kirchengemeinde damit rechnen, dass zusätzlich zu den Kosten für Noten, Sänger, Instrumentalisten, Beschallung usw. auch noch die GEMA Gebühren kommen! „Konzert der Unterhaltungsmusik mit Eintritt oder Spende“ Der kleine Zusatz „mit Eintritt oder Spende“ zeigt zwar an, dass Konzerte, in de- nen U-Musik erklingt, aber weder Eintritt verlangt noch um eine Spende gebeten wird, noch über den Rahmenvertrag abgedeckt wird, andernfalls jedoch für ein solches Konzert Gebühren zu zahlen sind. Hier zeigt sich eine kleine Schwachstelle in den Bestimmungen: Zunächst einmal fasst man unter U-Musik die populäre Musik zusammen, z. B. Pop- und Rockmu- sik, Schlager und volkstümliche Schlager, teilweise auch Jazz und Volksmusik. Die Abgrenzung aber zwischen E- und U-Musik, also der ernsten oder besser ernst zu nehmenden Musik, auch Kunstmusik genannt und der Unterhaltungsmu- sik wird durchaus kontrovers diskutiert. Eine Kirchengemeinde in Deutschland beispielsweise hat im Rahmen eines Konzertes (mit Eintritt!) die „Jazz Suite für einen Kirchenraum“ aufgeführt. Nun besteht der Dissens zwischen der GEMA, die dieses Werk der U-Musik zurechnet und von der Kirchengemeinde für diese Auf- führung ein Entgelt verlangt und dem Kirchenmusiker, der dieses Werk nicht der U-Musik zurechnet, was zur Folge hätte, dass das Konzert unter den Rahmenver- trag fällt und die Kirchengemeinde keine Extra-Gebühren zahlen müsste. Man darf gespannt sein, wie die Sache ausgeht.

Zum Kopieren von Noten und Liedtexten Zunächst muss klar sein, dass mit der Vervielfältigung von Noten die o. g. GEMA nichts zu tun hat. Hierfür ist die VG MUSIKEDITION zuständig, mit der der VDD aber einen ähnlichen Rahmenvertrag geschlossen hat wie mit der GEMA. Auch sind die Grundsätze ähnlich, wie bei der Musikwiedergabe: Der Urheberschutz gilt bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors, bis dahin ist jede Kopie vor dem Gesetz zunächst einmal ein sogenannter „Sonderdruck“, der ge- nehmigungspflichtig ist. Die oft dahin gesagte Behauptung „für die Kirche darf man ja kopieren“ ist so also nicht zutreffend. Richtig ist, dass durch Zahlung eines Pauschalbetrages vom VDD an die VG- MUSIKEDITION das Kopieren von Liedern und Texten in gewissen Grenzen er- laubt wird.

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Wer darf kopieren? Der Vertrag fasst den Kreis der Berechtigten recht weit und nennt alle diözesanen und überdiözesanen Institutionen und Einrichtungen, ihre Pfarreien, Kirchenge- meinden und Kirchengemeindeverbände, Orden sowie kirchliche Vereinigungen, Institutionen und Einrichtungen (z. B. auch das Referat Kirchenmusik oder die Katholische Akademie „Haus am Dom“ in Frankfurt).

Wofür darf kopiert werden? „Die Verwertungsgesellschaft räumt ... das Recht ein, Vervielfältigungsstücke, insbesondere Fotokopien von einzelnen Liedtexten (mit oder ohne Noten) für den Gemeindegesang im Gottesdienst und anderen kirchlichen Veranstaltungen got- tesdienstlicher Art herzustellen oder herstellen zu lassen.“ So lautet ein Auszug aus dem Vertragstext. Zu Gottesdiensten zählen natürlich nicht nur die Eucharistiefeier, sondern auch alle anderen Formen, wie Stundenge- bet, Andachten, Kasualien, Prozessionen etc. Diese müssen nicht einmal in einer Kirche stattfinden.

Was darf kopiert werden? Nur „einzelne Liedtexte“ (der Begriff Liedtexte schließt immer auch die Noten ein), wobei es durchaus zulässig ist, mehrere geschützte Gesänge auf ein und dassel- be Blatt zu kopieren. Diese Blätter dürfen auch wieder verwendet werden. Gestat- tet sind nur Vervielfältigungen für den Gemeindegesang, d. h. die Chor- oder Instrumentalmusik, die sonst noch im Gottesdienst erklingt, fällt nicht unter die Kopiererlaubnis. Auch die – theologisch richtige – Aussage, dass die Chorsänger (die Instrumentalisten) ja schließlich Mitglieder der feiernden Gemeinde sind, ist in diesem Zusammenhang nicht mehr als eine Spitzfindigkeit: Chornoten und Or- chesterstimmen müssen käuflich erworben werden! Bis Ende letzten Jahres war es untersagt, aus den Kopien Hefte anzufertigen, d. h. die Liedhefte, die bei besonderen Anlässen wie Trauung, Erstkommunion, Fir- mung, etc. so beliebt waren, dass sie sogar als Andenken mit nach Haus genom- men wurden, waren durch den Rahmenvertrag nicht abgedeckt! Dies hat sich nun geändert. Kleinere individuelle Sammlungen bis max. 8 Seiten (DinA4) oder 16 Seiten (DinA5) sind für die Nutzung in einem einzigen Gottesdienst erlaubt. Das Aufbewahren und Wiederverwenden in einem späteren Gottesdienst ist nicht gestattet. Meldefrei ist eine Auflagenhöhe bis 1.000 Stück. Bei höheren Auflagen ist der VG- MUSIKEDITION ein Belegexemplar mit der Angabe von Stückzahl, Autor(en) und Verlag(en) zu übersenden. VG-MUSIKEDITION, Friedrich-Ebert-Str. 104, 34119 Kassel

Aber auch diese höhere Auflage ist bereits mit der vom VDD gezahlten Pauschal- summe abgegolten. Erst für Großgottesdienste mit mehr als 10.000 Exemplaren muss bei der VG-MUSIKEDITION eine eigene Lizenz eingeholt (und bezahlt!) werden. Eine eigene Lizenzvereinbarung muss ebenfalls geschlossen werden,

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wenn Lieder per Overhead-Projektor oder Beamer im Gottesdienst sichtbar ge- macht werden. Dies umfasst der Rahmenvertrag nicht. (Im Unterschied zur Evan- gelischen Kirche in Deutschland (EKD), die auch diese Praxis in ihren Rahmen- vertrag aufgenommen hat.)

Wenn ein Autor nicht von der VG-MUSIKEDITION vertreten wird? Wer unsicher ist, ob der Urheber des kopierten Werkes von der VG-MUSIK- EDITION vertreten wird frage bitte dort nach. Urheber, die nicht von der VG- MUSIKEDITION vertreten werden, können ansonsten ggf. hohe finanzielle Forde- rungen stellen.

Was muss man sonst noch wissen? Beide Verträge (mit der GEMA und mit der VG-Musikedition) gelten bis 2019, dann wird neu verhandelt. Für das Kopieren aus wissenschaftlichen Ausgaben bzw. wissenschaftlichen Gesamtausgaben gilt der Vertrag sogar bis 2024. Werke, die erst nach dem Tod des Komponisten veröffentlicht werden, fallen ebenfalls unter die 70-Jahre-Frist, es sei denn, ein Werk wird erst nach dem 70. Todestag des Komponisten veröffentlicht, dann genießt es den Urheberschutz 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung.

Zum Schluss Hier wurden nur die für Kirchenmusiker relevanten Details besprochen. Dass der Vertrag mit der GEMA auch die Wiedergabe von Musik bei Gemeindefesten, Kin- dergartenfesten, Adventsfeiern und Seniorenveranstaltungen regelt, dass sich auch die VG-MUSIKEDITION bei der Verteilung der Lizenzentgelte auf eine Re- präsentativerhebung stützt und die nächste 2017 stattfinden wird, sei hier nur am Rande erwähnt.

Nicht selten stoßen das Urheberrecht bzw. die Forderungen von Komponisten und Verlagen an der Basis auf Unverständnis. So war neulich die seltsame – sogar mit Empörung in der Stimme ausgesprochene – Bemerkung zu hören, „der Verlag und der Komponist verdienen doch eh genug, wir vor Ort müssen jeden Cent umdrehen“. Dieses Argument kann auf keinen Fall dazu dienen, die fälligen Ent- gelte nicht zu zahlen. Der Vergleich hinkt etwas: Nur weil der Apple-Konzern mo- mentan Bargeldreserven in Höhe von 179 Milliarden US-Dollar (Wall Street Jour- nal März 2015) besitzt, darf man noch lange kein iPhone stehlen.

Langfristig wird nur dann neue Musik komponiert, wenn dafür zumindest ein Mini- mum an Entlohnung zu erwarten ist. Unsere Kirche braucht aber neue Musik, wenn sie eine „Ecclesia semper reformanda“, eine sich ständig erneuernde Kirche sein will.

(Dieser Artikel konnte übernommen werden aus „Kirchenmusikalische Mitteilungen“ der Erzdiözese Freiburg, Heft Mai 2015.)

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„Wer Ohren hat, zu hören…“ Vom Sinn einer gehörten Liturgie von Carsten Igelbrink

Pfingstsonntag 2015 im Limburger Dom: Zum feierlichen Pontifikalamt erklingt Puccinis "Missa di Gloria" - ein opulentes Werk mit unverkennbar opernhaften Zügen. Allein das (namengebende) Gloria der Messe nimmt über 20 Minuten in Anspruch. Auch das Credo gehört mit 15 Minuten nicht zu den kürzeren Teilen der Messe. Nach gut 2 1/4 Stunden endet der festliche Gottesdienst. Hunderte Gläu- bige verlassen beeindruckt den Dom, sprechen auf dem Weg in die Altstadt über das erlebte Geschehen. Unter den an der Musikausführung Beteiligten tauchen Fragen auf: Nach 20 Minuten Gloria auf einmal eine Lesung aus der Apostelge- schichte. Ach, es ist ja Gottesdienst! Aber ist es denn „erlaubt“ und sinnvoll, dass der Chor das Gloria oder auch das Credo und das Sanctus singt und nicht die Gemeinde? Die Aussagen des Konzils und die Instruktionen zur Umsetzung der Liturgie sind diesbezüglich eigentlich eindeutig: Sanctus, Credo (und Gloria) fallen (mit Abstufungen) der versammelten Gemeinde zu

1965 veröffentlichten die deutschen Bischöfe "Richtlinien für die Feier der Heiligen Messe in Gemeinschaft". Darin heißt es: "Wenn es auch bei der heiligen Feier verschiedene Dienste gibt, so ist doch die ganze heilige Versammlung - mit Pries- ter und Volk - der eigentliche Träger des Gottesdienstes. Ihnen allen kommt je nach ihrem Platz in der heiligen Ordnung die vom Konzil dringend verlangte "voll- kommene, bewusste und tätige Teilnahme an den liturgischen Feiern" zu. Das ihnen Kraft der Taufe zukommende "Recht und Amt" üben die Gläubigen auf fol- gende Weise aus: …Sie (die Gemeinde, Anmerkung der Redaktion) singt oder spricht in der vorgesehenen Weise die Ordinariumsgesänge. … Das Sanctus- Benedictus kommt der Gemeinde zu." Heute noch wird bei Erläuterungen zur Messgestaltung auf die vieldiskutierte "participatio actuosa" (tätige Teilnahme) hingewiesen mit der Konsequenz, dass besonders den Kirchenchören bestimmte Teile des Ordinariums abgesprochen werden, indem zum Beispiel betont wird, dass kein Chor das Gloria singen soll, weil es Aufgabe der Gemeinde ist, oder beim Sanctus der "Chor nur als Ausnahme" geduldet wird. An manchen Kathed- ralkirchen ist es den Domchören schlicht untersagt, das Sanctus zu singen.

Gegenüber der zu Beginn dargestellten Situation, die vor allem die Länge einzel- ner Gesänge betont, steht in vielen Äußerungen zur Liturgie die Grundsätzlichkeit im Mittelpunkt. Mit Sicherheit ist die Frage der Gewichtigkeit des Eröffnungsteiles zu stellen. Peter Planyavsky geht in seinem Buch "Katholische Kirchenmusik" mit in der Liturgie musizierten großen Messen hart ins Gericht: "Insgesamt verschie- ben sich bei einem großen klassischen Ordinarium die Proportionen zwischen Musik und sakralem Vollzug in unangemessener Weise."

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Im Prinzip ist dies nicht von der Hand zu weisen, die genannten Reaktionen scheinen dies zu untermauern. Doch wenn ich ehrlich bin, könnte ich das so nicht unterschreiben. Im Gegenteil, ich halte diese Ausdrucksweise für unangemessen. Musik und sakraler Vollzug gehören gleichwertig und untrennbar zusammen, unabhängig davon, wie lange die musikalischen Teile dauern. Auch wenn bei- spielsweise Kyrie und Gloria Gesänge des Eröffnungsteiles sind und durch eine große Orchestermesse natürlich auch einen zeitlich größeren Rahmen einnehmen und gegenüber dem eigentlichen Wortgottesdienst ein relatives Übergewicht be- kommen, so wird das an manchen Festtagen auch seinen Sinn haben dürfen. Der Lobpreis Gottes hat in der Liturgie keinen Nebenstatus, sondern ist gleichwer- tig mit der Verkündigung und Auslegung der Schrift anzusehen. Lobpreis- und Dankgesänge sind verkündigender Ausdruck des Glaubens. Durch die gesteigerte Feierlichkeit des Gesanges bekommt der sakrale Vollzug ein deutlicheres Gewicht und wird bewusster und vertiefter wahrgenommen als an einem gewöhnlichen Werktag.

Der Eröffnungsteil soll die Gläubigen geistlich sammeln und in die Liturgie einfüh- ren. Ein befreundeter Theologe sagte mir einmal: "Wenn alle versammelt sind, kann man doch kurz begrüßen und gleich zur Sache kommen. Warum diese vie- len langen Eröffnungselemente vor den Schriftlesungen?" Weil wir eben nicht auf einer Sitzung des Pfarrgemeinderates sind! Weil wir nicht zu einem Vortrag ver- sammelt sind. Wir brauchen zunächst Zeit, um uns in ein „zeitloses“ Geschehen einzufinden. Es lohnt sich daher, einmal zu beobachten, wie andere Gemeinschaften ihre Got- tesdienste eröffnen. In den lutherisch geprägten Regionen meines Studienortes war das Geläut der Glocken schon der erste Teil des Gottesdienstes. Mancherorts wird der Gottesdienst mit dem Geläut der Glocken begonnen, während die Besu- cher in der Kirche sitzen und still lauschen, bis die Glocken verklingen und die Musik einsetzt. In den Freikirchen besteht der erste Teil des Gottesdienstes im Singen mehrerer Lobpreis-Lieder, die entweder von allen oder von einzelnen gesungen werden. All dies geschieht, um die Teilnehmer geistlich zu sammeln und in den Gottesdienst hinein zu führen. In unserer Liturgie sind Kyrie und Gloria solche geistig-geistlich sammelnden Elemente, die gleichzeitig auch Verkündigung und Zeugnis unseres Glaubens sind. Wenn an hohen Festtagen diese Gesänge eine ungewohnte Länge und Gewichtigkeit erreichen, dann betonen sie dadurch gerade die Wichtigkeit des Tages, der sich eben von anderen, gewöhnlichen (Sonn-)tagen unterscheidet.

Wenn dies durch Chor und Orchester geschieht, stellt sich jedoch in Bezug auf die propagierte „tätige“ Teilnahme eine anders gerichtete Frage: Welchen Stellenwert geben wir dem Aspekt des Hörens bzw. Anhörens liturgischer Gesänge? Zuneh- mend mache ich die Erfahrung, dass gerade das Anhören eines großen Gesan- ges, wenn er in einer vom Chor gesungenen Messe dargebracht wird, eine tief empfundene aktive Teilnahme am Geschehen erst vertieft ermöglicht. Viele Men-

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schen suchen Momente der Ruhe und Kontemplation in unseren Gottesdiensten. Da ist schon fraglich, ob tätige Teilnahme sich nur auf das eigene aktive Tun be- schränken darf: Selbst beten, selbst singen, vielfache Rollenwechsel und symbol- deutende Gesten, die auf etwas hinweisen sollen, was sich heutzutage nicht mehr von selbst erklärt - da kann die Messe schon mal zum Stressfaktor werden, zumal nach Möglichkeit alles in 45 bis 60 Minuten absolviert sein soll. Welche Wohltat, wenn man als Gottesdienstteilnehmer auch einfach nur zuhören kann - nicht nur der Predigt, sondern auch mal einem kunstvollen Ordinarium! Gerade von kunst- voll komponierten und ausgeführten Gesängen geht eine spirituelle Kraft aus, die wir im Kontext eines Gottesdienstes ganz anders aufnehmen als im Konzert.

Ist der Vorwurf, die Liturgie würde zu einem Konzert mit integriertem Gottesdienst abgleiten nicht eine Frage der eigenen Wahrnehmung? Bekannte berichteten mir vom Besuch eines Gottesdienstes in einer Kirche in Frankreich. Musiziert (nicht aufgeführt!) wurde ausschließlich das Ordinarium mit der "Missa in simplicitate" von Jean Langlais. Diese Liturgie blieb bei den Besuchern haften. Sie fanden es richtig "erholsam", nicht immer mit einstimmen zu müssen sondern auch zuhö- rend teilnehmen zu können. Eine kontemplative Form der Liturgie wie es sie sel- ten gibt. In Maria Laach findet jeden Sonntag ein Hochamt mit ausschließlich gregorianischem Choral statt. Der Wechselgesang von Ordinarium und Proprium findet zwischen den Patres und Brüdern der Abtei statt, während die übrigen Gläubigen hörend an der Liturgie teilnehmen. In meiner Heimatstadt Osnabrück wurde die sogenannte "Kleine Kirche" neben dem Dom zu einem Zentrum der Gesänge von Huub Oosterhuis. Seine Lieder sind meist Gemeindegesänge, häu- fig auch schlichte Lieder von der Schola vorgetragen. Mein schon zitierter be- freundeter Theologe war von der Gestaltung der Gottesdienste dort so begeistert, dass er so oft wie möglich daran teilnahm mit dem Hinweis: " Da kannst du dich einfach mal hinsetzen und zuhören - es ist wie Balsam für die Seele." An Christi Himmelfahrt besuchte ein mir bekannter Priester das Festhochamt im Wiener Stephansdom. Zum Ordinarium erklang Bruckners f-Moll-Messe auch mit Credo. Sein Eindruck: „Sicher, man musste viel zuhören und der Gottesdienst hat 2 1/2 Stunden gedauert, aber man schaute nicht auf die Uhr, denn es war einfach wun- derbar." Vier unterschiedliche Beispiele des Hörens in der Liturgie, die auch ein Bild unserer kirchenmusikalischen Kultur widerspiegeln.

Peter Paul Kaspar stellt im Buch "Ein großer Gesang" zum Thema Kult und Kultur fest: "Die Menschen suchen im Gottesdienst auch wieder die Stille, die Zeit zum Beten und Nachdenken und - wenn man boshaft wäre - auch ein wenig geistliche Musik zum Träumen". Spiritualität ist wieder gefragt. Liturgischer Stress und aktio- nistische Liturgieausschüsse werden weniger geschätzt. Vielleicht entsteht nach den Umbrüchen und Verwirrungen der nachkonziliaren Zeit das Bewusstsein, dass ein Gottesdienst nicht in erster Linie - konservative oder progressive - Orga- nisation braucht, sondern liebevolle Pflege. Das lateinische Wort dafür heißt „cole- re“ (pflegen), daraus abgeleitet ist unser Begriff "Kultur".

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Eine Kultur des christlichen Kultes! Was man liebt, pflegt man. Leider gibt es eine Tendenz, dass immer mehr Menschen meinen, diese Spiritualität nur in der „au- ßerordentlichen“ tridentinischen Messe wiederzufinden. In einem kürzlich veröf- fentlichten Interview schrieb Martin Mosebach: "Deswegen ist die heilige Messe im alten Ritus so kostbar. Man tritt dabei in die Objektivität liturgischer Vollzüge hin- ein, in denen es nicht darauf ankommt, was man selbst dazu beiträgt oder leistet. Man tritt zu einem Vorgang hinzu, der auch ohne einen geschieht, nämlich die Liturgie des Kosmos. Da wird nicht mehr geleistet, da wird nicht mehr gewollt, weil alles Erforderliche von Christus selbst getan wird". Das klingt natürlich sehr schön, aber ich bezweifle sehr, ob das bei der Messe im alten Ritus wirklich vermittelt wird bzw. auch vermittelt werden soll. Die Messen im außerordentlichen Ritus, die ich bisher erlebt habe, sprachen eine völlig andere Sprache: Hektik, Unruhe, ein Ableisten von Riten in deren Instruktionen man völlig gefangen ist und vor allem eine Kleriker bezogene Aufmerksamkeit (die deutlich machen soll, was man ihnen gegenüber alles für dienstliche Vollzüge zu leisten hat) drängen das eigentliche Geschehen sehr in den Hintergrund. Selbst beim Anschauen von Bildern der alten Messe wird mir unwohl. Die Musik steht im wahrsten Sinne des Wortes daneben. Von einem würdevollem Kult, der eben nicht uns sondern Gott dient, keine Spur. Man kann die Liturgiereform des II. Vatikani- schen Konzils nur als einen wahren Segen für unseren Gottesdienst einschätzen.

Mosebachs Beobachtungen treffen weit besser für die Möglichkeiten der Gestal- tung im ordentlichen Ritus zu, in dem die „Liturgie des Kosmos“ durch zu hörende Kirchenmusik voll zur Geltung kommen kann, - wenn man sie denn lässt. Hier wünsche ich mir mehr Mut im Sinne einer participatio actuosa, den reichen Schatz der Kirchenmusik, auch der großen Orchestermessen an dem Ort und der Stelle erklingen zu lassen, für den sie geschrieben sind. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die Gemeinde singend und hörend zu beteiligen, sind noch lange nicht ausge- schöpft.

Es ist eine gute Tradition im Limburger Dom, dass alle Teile des Ordinariums vor allem an den hohen Festtagen von den Chören übernommen werden. Es ist nicht nur das Erfüllen der Verpflichtung, den großen Schatz der Kirchenmusik zu pfle- gen und präsent zu halten. Vielmehr birgt diese Art der Gottesdienstgestaltung eine besondere Spiritualität, die in sonstigen Gottesdiensten so nicht zu finden ist, vielerorts vielleicht auch verkannt wird. Doch der Glaube kommt vom Hören: „Wer Ohren hat, zu hören, der höre“ (Mt 11, 15) - und lasse sich hineinnehmen in die große „Liturgie des Kosmos“.

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„Tempora mutantur et nos mutamur in illis“ - Tempofragen, nicht nur bei Reger Gabriel Dessauer

„Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen“ - Dass dieses Sprichwort nicht nur auf „die Zeiten“, sondern auch auf „die Tempi“ anwendbar ist, ist erstaun- lich. Es ist uns oft nicht bewusst, dass wir nur als Zeugen unserer Zeit handeln. Oft sind wir so vermessen zu glauben, wir hätten die richtigen Antworten über die Zeit hinweg, als seien andere Auffassungen nur Zeugen ihrer Zeit. „Früher hat man Kirchenlieder viel langsamer gesungen. Furchtbar! Ein Glück, dass das heute nicht mehr so zäh ist!“ hört man häufig.

Es ist das Besondere an erklingender Musik, dass sie nur im „Jetzt“, quasi im Vorübergehen existiert. Das Vorübergehen kann gemächlich sein und so die De- tails besser erfassbar machen, oder schneller und somit den großen Bogen ins Blickfeld nehmen. Im Moment des Bewusstwerdens des musikalischen Vorgangs ist dieser schon überholt. Man kann Musik zwar technisch festhalten und archivie- ren, wirksam wird sie dann aber nur in der elektrischen Reproduktion des klangli- chen Ereignisses, nicht durch das Ereignis selbst. Beurteilung von musikalischen Ereignissen kann nur im Nachhinein, in Verbindung mit dem eigenen Erinne- rungsvermögen erfolgen.

Diese wortwörtliche „Unfassbarkeit“ von Musik unterscheidet sie fundamental von Architektur, Malerei und Literatur und öffnet damit die Türen für weitest gehende Differenzen in der Interpretationsauffassung, da sie mehr als die anderen Kunst- formen subjektiven, nicht zeitlos gültigen Kriterien unterliegt. Musikalische Inter- pretation ist in hohem Maße an den gerade vorherrschenden Zeitgeist gebunden, anders ausgedrückt, sie unterliegt der Mode.

Seit Beethovens Zeit gibt es ein quantifizierbares Kriterium für das musikalische Tempo: Das von Wilhelm Mälzel erfundene Metronom. Stellt man es auf „60“, schlägt es die Sekunden, stellt man es auf „120“, halbe Sekunden und je nach Einstellung des Schiebers alle Werte dazwischen sowie darunter und darüber hinaus. Interessanter Weise hat Mälzels Erfindung bei seinen Zeitgenossen zwar Begeisterung hervorgerufen, so dass Beethoven ihm im 2. Satz der 8. Sinfonie ein Denkmal setzte, die Fragen um das richtige Tempo hat sie jedoch nicht gelöst, sondern angeheizt.

Viele Komponisten geben seitdem zur Ausführung ihrer Werke Metronomzahlen an. Diese werden oft von den Interpreten mit den unterschiedlichsten Begründun- gen abgelehnt. Vor etwa 40 Jahren erregte die Pianistin Grete Wehmeyer mit ihrem Buch „Prestississimo – die Wiederentdeckung der Langsamkeit in der Mu- sik“ Aufmerksamkeit. Sie vertrat die These, Beethoven hätte bei seiner Taubheit nicht wissen können, dass das Pendel eines Metronoms bei jedem Seitenaus-

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schlag ticke und sei davon ausgegangen, dass er nur an einer Seite ticke. Daher müssten seine Metronomangaben halbiert werden. Nicolaus Harnoncourt soll zu dieser Behauptung geantwortet haben, Beethoven sei taub, aber nicht blöd gewe- sen.

Tatsächlich wurden Beethovens Symphonien bis zu den legendären und revoluti- onären Aufnahmen von René Leibowitz immer unterhalb der angegebenen Metro- nomzahlen gespielt. Als Begründung für die Abweichung wurde vermeintliche Unspielbarkeit angegeben, oder es wurde behauptet, am Schreibtisch habe ein Komponist eine andere Tempovorstellung als am Instrument. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Tempi schneller, man suchte „Originaltreue“ und fand die Symphonien auf einmal wieder spannend. Theodor W. Adorno erklärte dieses Phänomen folgendermaßen: Dadurch, dass diese Wer- ke so bekannt seien, bräuchten sie immer einen neuen „Kick“, um interessant zu wirken. Und tatsächlich ist es ja so, dass man die Interpretation eines Werkes, das man gut kennt, oft ganz besonders gelungen findet, wenn sie mal schneller ist als sonst: Da man das Werk kennt, freut man sich, wenn das Gehirn wieder einen neuen „Kick“ bekommt, ähnlich einem Drogensüchtigen oder einem Adrenalinjun- kie: Zur Befriedigung muss es immer mehr sein. Vergleichbar auch einer Tätigkeit, die man immer schneller kann, je mehr man sie geübt hat: Man gewöhnt sich an das schnelle Tempo. Das gilt aber nur für den, der das Stück wirklich kennt, viele andere bleiben auf der Strecke.

Ähnliches geschieht in der Bach-Interpretation: Für den Eingangschor der Matthä- us-Passion ließen sich Willem Mengelberg und noch etwa 11 Minuten würdevolle Zeit. Harnoncourt machte aus diesem Chor in seiner ersten Aufnahme einen sicilianoartigen Tanz, der nur etwa 6 Minuten Zeit benötigte. Eine neue Untersuchung von Dominik Sackmann hat Aufnahmen des Sanctus der h-moll Messe aus den letzten 63 Jahren miteinander verglichen: Die Spieldauer ist per- manent abnehmend: Von durchschnittlich knapp unter 6 Minuten im Jahr 1950 auf durchschnittlich etwas mehr als 4 Minuten im Jahr 2013. Adornos These scheint sich zu bestätigen.

In einem Fall war ich selbst verblüfft über meine eigene Auffassung: Ich hörte das Klavierkonzert von Robert Schumann in einer neuen Aufnahme mit Howard Shel- ley. Im Vorwort begründet Shelley seine Interpretation: Er hätte sich schon immer über die Tradition des großen Ritardandos in allen gängigen Wiedergaben des Stückes gewundert. In der Partitur stünde das nicht, da stünde eine vergleichs- weise flotte Metronomzahl. Ich kann mir seitdem eine andere Interpretation des Werkes kaum noch vorstellen: Das Thema hat auf einmal einen großen Bogen, einen lyrischen Fluss und eine neue Leichtigkeit, die dem Werk jedoch nicht sein Gewicht nimmt. Tatsächlich ist das Stichwort „Leichtigkeit“ eine große Gefahr. So sehr Tänzerisches, Rhythmisches, Schwingendes auf den ersten Blick begeistern, ja verführen kann, so sehr besteht auch die Gefahr der Verniedlichung. Man kann

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Musik auch „zu“ leicht machen. Welche Größe und Würde strahlt heute die Inter- pretation eines Bachschen Orgelwerkes durch Helmut Walcha aus! In ihrer Lang- samkeit empfinden unsere Ohren sie heute als anachronistisch, und dennoch kann man in dieser Zelebration der Musik neue Tiefen entdecken.

Eine weitere Fehlinterpretation von Metronomzahlen finden wir bei . Der erste Satz der dritten Symphonie ist angegeben mit Viertel = 120. Ein sehr flottes Tempo, das schlicht gehetzt klingt. Pierre Cochereau spielt dieses Stück in seiner Aufnahme von 1955 wesentlich langsamer, dadurch gehaltvoller und stim- miger. Rollin Smith erklärt in seinem Standardwerk über Vierne diese Diskrepanz damit, dass Vierne mit seinen schlechten Augen die Zahl am falschen, am unteren Ende des verstellbaren Metronomschiebers abgelesen habe.

2008 gab der schwedische Organist und Musikwissenschaftler Henrico Stewen (der sich jetzt origineller Weise Marcel Punt nennt) ein Büchlein mit dem Titel „The Straube Code“ heraus. Darin hatte er sich des Themas der praktisch unspielbaren originalen Tempobezeichnungen bei Regers Orgelwerken angenommen. Sie sind teilweise (z.B. bei B-A-C-H op. 46) aberwitzig schnell, sowohl pneumatische Or- geln als auch Organisten kommen da ins Schwitzen und können für diese Zahlen weder eine Veranlassung noch eine vernünftige Erklärung finden. Karl Straube hat in späteren eigenen Ausgaben der Werke, die aber noch von Reger autorisiert waren, eigene Tempovorschläge gemacht, die häufig halb so schnell sind, biswei- len sogar noch langsamer. Das sind die Tempi, die wir heute als allgemein aner- kannt gewohnt sind. Stewen geht nun davon aus, dass Straube und Reger im Grunde vergleichbare Tempi meinten, Reger jedoch, ähnlich wie Frau Wehmeyer bei Beethoven, von der „Doppelschlag-Metronom-Notation“ ausgegangen sei. Diese Notation träfe für alle Reger-Werke bis einschließlich op. 59 zu, danach hätte Reger 6 Jahre nicht für die Orgel komponiert und sei später zur gewohnten Metronombezeichnung übergegangen.

Tatsächlich soll Reger einem Organisten geklagt haben: „Spielen Sie meine Musik nicht so schnell!“ Und wenn ich mir Regersche Werke – auch auf Klavier – von ihm gespielt anhöre, dann erklingt da eine durch und durch romantische Musik ohne jegliche Hektik. Auch berichten zwei voneinander unabhängige zeitgenössi- sche Rezensionen, dass Reger bei der Uraufführung seines größten Orgelwerkes „Introduktion, Passacaglia und Fuge e-moll op. 127“ 40 Minuten gebraucht habe. Allgemein braucht man heute für dieses Werk rund 30 Minuten.

Andererseits erinnere ich mich an ein Gespräch mit Rosalinde Haas. Die überra- gende und bedeutende Reger-Interpretin wirkte als Kirchenmusikerin in der Ge- meinde „Mutter-zum-guten-Rat“ in Frankfurt und war so Kollegin in unserem Kreis hauptamtlicher Kirchenmusiker. Noch immer ist ihre Einspielung der Reger- Orgelwerke die einzige vollständige Einspielung – viele haben seitdem begonnen, es ihr gleichzutun, niemand hat bisher durchgehalten. Rosalinde Haas galt als die

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schnellste Interpretin Regerscher Orgelmusik überhaupt. Ihre Technik war famos, ich ziehe den Hut vor ihrer stupenden Virtuosität. Und auch wenn mal eine Note verloren ging, so ist das Gesamtergebnis von beeindruckender und glaubwürdiger Konsequenz und fesselnder Stringenz. Am Rand einer Tagung hatte ich die Gele- genheit, mit ihr über die Tempofrage bei Reger zu sprechen. In unvergleichbarem, breitesten schwäbischen Idiom vertrat sie ihre Position, sie lautete sinngemäß: Reger war ein junger Revoluzzer, den darf man nicht verweichlichen, der sprüht vor Kraft und Temperament. (Diese Position beantwortet allerdings nicht die Fra- ge, wie mit den lyrischen, meditativ entrückten Passagen in seiner Musik umzuge- hen ist: Müssen diese deshalb auch so schnell gespielt werden?)

Die Interpretation von Rosalinde Haas gibt zu denken. Ich muss auch gestehen, dass mich die langsamen Tempi bei Stewen/Punt, obwohl er für seine Einspielun- gen mehrfach Preise erhalten hat, nicht überzeugen. Auf einmal erscheint einem das Metronom wie eine überflüssige, einengende Beschränkung der interpretato- rischen Freiheit. Die langsamen Tempi reduzieren die technischen Anforderungen an den Interpreten, aber ob das wirklich Regers Absicht war?

Wenn ich nach Jahren des Nicht-Spielens mir wieder ein bestimmtes Werk von Reger vornehme, bin ich erstaunt, wie viel Neues ich entdecke und wie oberfläch- lich ich das Stück früher gespielt habe. Meistens spiele ich es schneller als früher, wegen der schnelleren Prozesse im Gehirn. Aber auch dann stellt sich nicht ein einheitliches festzurrbares Tempo ein. Interessanter Weise ist das eigene subjek- tive Tempoempfinden auch abhängig von externen Faktoren wie Tageszeit, Stim- mung, Herzschlag, vielleicht sogar Müdigkeit. Bringt eine Tasse Kaffee gleich ein schnelleres Tempo?

Diese Frage scheint auch auf andere Tempi übertragbar zu sein. Gestern sprach mich meine Kantorin nach der Vorabendmesse an, ich hätte heute die Lieder wohltuend langsam gespielt, sonst sei ich viel schneller, man käme kaum mit. Ich habe nichts davon gemerkt! Offensichtlich werde ich alt. Dabei fand ich immer zu langsame Liedbegleitung etwas nach Möglichkeit zu vermeidendes, versuche, die Gemeinde zu frohem Gesang ohne Pathos zu führen. Ein einziges richtiges Tem- po wird es nie geben, und das ist gut so.

Tempo ist eine Frage der Gewöhnung, ja des Zeitgeistes. Und heute geschieht vieles schneller, aber wir beklagen auch die Hektik der modernen Welt. Folglich sind „Zurück-zur-Natur“-Bewegungen in den kommenden Jahrzehnten auch in der Musik wahrscheinlich. Doch ist es immer wieder spannend und aufschlussreich, vermeintliche Normen erneut auf den Prüfstand zu stellen. So können wir zwar nicht den Lauf der Zeit aufhalten, aber wir können unsere eigene Veränderung reflektieren. Nur um nicht altmodisch oder gar alt zu wirken, müssen wir nicht gleich in Raserei oder Virtuosentum verfallen. Kirchenmusik muss sich nicht dem Zeitgeist anpassen, dies könnte eine wohltuende Alternative sein.

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Warum ist Reger nur so schwer? Manuel Braun

Max Regers Musik stellt an Spieler wie Hörer gleichermaßen hohe Anforderungen. Hierbei sind zwei Aspekte zu berücksichtigen: ein handwerklicher und ein psycho- logischer Aspekt. Hier soll in erster Linie Bezug auf die Orgelwerke Max Regers genommen werden, wenngleich sich zu dieser Fragestellung auch in seinen ande- ren Werken viel Material für Untersuchungen finden ließe. Reger war ein Meister seines Handwerks: fundiert ausgebildet von u. a. Hugo Riemann kennt er die Musik und die Strukturen seiner musikalischen Vorläufer und hat die Fähigkeiten, diesen nachzueifern und ihr Erbe weiterzuentwickeln. Besonders faszinieren ihn die Tiefe und Komplexität der Werke Johann Sebastian Bachs.

Schon die Grundstrukturen der Kompositionen Regers – in den Choralvorspielen op. 135a gut zu beobachten – weisen reife Schönheit, großen Einfallsreichtum und bisweilen grenzgängerische Innovationsfreudigkeit auf. Seine Harmonik reizt die tonal erklärbaren Zusammenhänge aus und geht bisweilen darüber hinaus – bei Reger kann jeder Akkord unvermittelt neben jedem anderen stehen. Die Form der Stücke ist häufig eine weiter entwickelte althergebrachte Form: beispielsweise ist die Themenbildung, -beantwortung und –verarbeitung in seinen Fugen oft alles andere als traditionell. Diese Grundstrukturen variiert, verziert und verdichtet der Komponist weiter, insbesondere durch Figuration und Verzierung einer oder meh- rerer Stimmen, durch Chromatisierung, durch agogische und dynamische Verän- derungen und, als Resultat der eben genannten Parameter – wenn sie in mehre- ren Stimmen gleichzeitig ablaufen – durch ein extrem hohes harmonisches Akti- onstempo, das weit über das ursprüngliche Grundgerüst hinausgeht. Martin Möller spricht in diesem Zusammenhang auch von Polyphonisierung1, da dieses Prinzip, jede Stimme scheinbar unabhängig von den anderen auszuzieren, dazu führt, dass selbst bei eigentlich homophon ablaufenden Strukturen der Eindruck einer hochkomplexen Polyphonie entsteht.

Wenn wie in Regers Choralfan- tasie „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“ nur eine Stimme variiert wird, klingt der Satz schon deutlich komplexer als ohne Variation. Geschieht dies (wie in Notenbeispiel 2 aus dem gleichen Werk) in mehreren Stimmen gleichzeitig und unab- hängig voneinander, dann ent- steht im Geflecht der Stimmen

1 Martin Möller: Untersuchungen zur Satztechnik Max Regers. Wiesbaden, 1984

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eine wahre Fülle ‚zufälliger‘ Zusammenklänge, die mit jedem 16-tel oder gar 32-tel wechseln – das macht die Musik zu einer Herausforderung für Hörer wie Spieler.

Regers Musik zeichnet sich, im Gegensatz zum Werk vieler anderer Komponisten, durch ein stetes Fortschreiten der musikalischen Faktur aus. Der Komponist wie- derholt und variiert musikalisches Material oft nur unmittelbar nach dem ersten Auftreten, wohingegen sich im weiteren Verlauf des Stückes neues musikalisches Material entwickelt. Auch das macht seine Musik für den Hörer schwer und an- strengend, weil sich ihm nur wenig bekanntes erschließt, während er viel Neues ‚verdauen‘ muss. Vielleicht macht das die Choralfantasien Regers so beliebt, da in diesen Stücken immerhin der Cantus firmus als roter Faden erkennbar ist und somit Hilfestellung beim Hören bietet.

An vielen Stellen seiner Orgelwerke doppelt Reger den musikalischen Satz in Oktaven. Das macht die Musik spieltechnisch nicht leichter, der Klang wird dicker und intransparenter. Ein Organist sagte, er streiche bei Reger als erstes sämtliche Oktavverdopplungen weg. Sicherlich ist das nicht im Sinn des Komponisten, der sagte, dass in seinen Werken keine Note zu viel stehe. (Einige Überlegungen zum Umgang mit solchen Problemen folgen weiter unten) Oft genug scheint Reger auf die Eigenheiten und technischen Probleme der Instrumente oder Sänger keine Rücksicht zu nehmen: Sei es die Benutzung des Schwellwerkes bei gleichzeiti- gem zweistimmigen Pedalspiel

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(Beispiel aus der Choralfantasie „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“) oder vollgriffi- ges Spiel bei vorgeschriebenem Legato (NB 4), sei es ein ppp auf hohen Tönen in Chorwerken – vieles ist technisch so schlichtweg nicht umzusetzen, wie Reger es schreibt.

Das führt uns zum zweiten Aspekt, der Regers Musik schwer macht, seinem überbordendem Ausdrucks- und Mitteilungswillen.

Auch wenn Max Regers physisches Äußeres, manche Details seines Lebenswan- dels, aber auch das den Betrachter erschlagende Notenbild seiner monumentalen großen Werke und der fast schon brachiale Klang vieler fortissimo-Stellen es nicht vermuten lassen, so war Reger doch ein höchst tiefgründiger, differenzierter und sensibler Mensch. Betrachtet man seine handschriftlichen Stichvorlagen, fällt zuallererst die Zweifarbigkeit auf: der reine Notentext ist schwarz, die musikali- schen Angaben sind rot, ganz abgesehen von deren Menge. Beschäftigt man sich mit Regers Briefen näher, trifft man häufig auf (teils mehrfach) unterstrichene Textpassagen. Das alles zeigt, wie wichtig es Reger war, verstanden und korrekt wiedergegeben zu werden, wie wichtig ihm auch Nuancen und Untertöne waren.

Vermutlich hätten Regers musikalische Ideen schon genügend ‚rote Angaben‘ geliefert, um die Musik lebendig und die Partituren nahezu überfrachtet erschei- nen zu lassen. Sein Versuch, auch seine Assoziationen und Bilder, sozusagen den Subtext, in die eigentlich auf technische Aspekte ausgelegte Notenschrift zu übersetzen, führt dazu, dass das Notenbild vieler Werke auch nach eingender Beschäftigung mit der Musik unübersichtlich und kompliziert erscheinen kann. Hieraus schöne, Regers musikalischen Willen wiedergebende, im besten Sinne ‚Regersche‘ Musik werden zu lassen, ist für Interpreten eine große Herausforde- rung. Man muss zunächst lange üben, bis das Stück auf technischer Ebene läuft, und oft ebenso lange nach einer musikalischen Lösung und Idee suchen, die Spieler wie Komponist gerecht wird. Beim Zweiten (und auch dritten, vierten und fünften) Üben und Wiederaufgreifen eines Stückes treten andere, neue, vielleicht bessere oder passendere Lösungen zu Tage. Das Lagern und Reifen der Musik

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tut den Stücken gut, ähnlich wie die Lagerzeit im Holzfass einen guten Rotwein erst reifen lässt.

Natürlich gibt es technische Tricks und Kniffe: Das Binden der Außenstimmen suggeriert ein Legato, an vielen Stellen lässt sich eine Schwierigkeit durch ein ‚technisches Rubato‘ leichter bewältigen (musikalisch lässt es fast immer schön und passend umsetzen). Auch die Hilfe durch einen Registranten ist, gerade bei Regers Musik, durchaus denkbar. Aber selbst dann bleiben noch viele technische Probleme scheinbar unlösbar.

Bei der Suche nach dem richtigen „Tonfall“ hilft mir die Überlegung weiter, was hinter einer technisch-musikalischen Angabe steht. Was empfand Reger – was hat sich vielleicht mit den Symbolen und Kürzeln unserer Notenschrift nicht abbil- den lassen? Soll ein Crescendo oder Stringendo nicht in erster Linie die Zunahme von Lautstärke oder Tempo meinen, sondern beispielsweise Erregung, Freude, Ärger, sozusagen ein Sich-Hineinsteigern. Das drückt sich dann musikalisch durch eine Zunahme von Lautstärke und Tempo aus, ist aber bei Regers Orgelmusik aufgrund spieltechnischer oder orgelbautechnischer Begrenztheit relativ zu sehen: mit nur zwei Füßen und Händen lässt sich manches Legato etc. nicht umsetzen, ein Registercrescendo ist selten bruchlos ausführbar und hat bei kleineren Orgeln oft zu wenig Stufen, ein Schweller ist nicht überall vorhanden. Wenn der Interpret im Innern die psychische Dynamik mitgeht und mitfühlt, wenn er versucht, Regers Impetus in sich aufzunehmen und zu interpretieren, lässt sich das immer ein Stück weit ausgleichen. Dann kann er auch auf einer kleinen Orgel deren Disposition nur geringe Möglichkeiten bietet, seine Zuhörer packen und aufwühlen. Und wenn mal ein Ton von zwölf notierten Tönen eines Akkordes wirklich nicht zu greifen oder eine legato notierte Stelle nicht gebunden zu spielen ist – dann ist es auch keine Schande, ihn wegzulassen oder ein breites Non- Legato zu spielen, solange der Interpret das Stück zum Leben erweckt. Wenn hingegen hinter dem Spiel keine Gefühlswelt steckt, dann liefert auch eine tech- nisch perfekte Aufführung des Stückes keine packende und ergreifende Interpre- tation.

An dieser Stelle greifen beide oben genannte Aspekte ineinander: dass Reger schwer zu spielen und zu hören ist, liegt in der Kombination seiner ausgefeilten kompositorischen Mittel zusammen mit der großen Fülle von musikalischen Ideen und Gedanken, im Zusammenspiel der hohen musikalischen wie inhaltlichen Dichte seiner Werke. Reger erreicht das durch absolutes Ausreizen der komposi- torischen und spieltechnischen Möglichkeiten, durch komplexes Ausbauen der Grundstrukturen, durch höchst detaillierte Angaben zu musikalischen und emotio- nal-dynamischen Parametern sowie durch die Fülle von musikalischem Material, das jedes Stück bietet.

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Limburger Chorbuch

Limburger Chorbuch zum Gotteslob – Diözesanteil

Herausgegeben vom Referat Kirchenmusik

264 Seiten, Paperback. Preis 12,90 € (Mengenpreis ab 10 Exemplare 9,95 €; ab 20 Exemplare 6,95 €)

Lahn-Verlag Kevelaer

Das Chorbuch wurde von der Fachkommission Chorleitung im RKM erarbeitet und enthält überwiegend vier-, sowie drei- und fünfstimmige Chorsätze, teilweise mit instrumentaler Begleitung (Orgel, Klavier bzw. weitere Instrumente).

Es enthält Kompositionen von der Renaissance bis zum 21. Jahrhundert, vom schlichten Kantionalsatz bis zu anspruchsvollen Arrangements zu Neuen Geistli- chen Liedern. Die Ordnung der Chorsätze entspricht der Folge der Gesänge im Limburger Diözesanteil des GOTTESLOB. Das Chorbuch will ein praktischer Be- gleiter für den Gottesdienst sein.

Für die Aufnahme ins Chorbuch wurden zahlreiche Chorsätze gesichtet. Das Chorbuch enthält Sätze von: John Dowland, Johann Eccard, Hans Leo Hassler, , , Jean Langlais, Markus Melchiori, Wendelin Röckel, Christopher Tambling, Wolfram Menschick u. v. a.

Mitgearbeitet am Limburger Chorbuch haben außerdem: Gabriel Dessauer, Joachim Dreher, Franz Fink, Andreas Großmann, Annemarie Jacob, Judith Kunz und Timo Ziesche.

Erhältlich beim Lahn-Verlag, Hoogeweg 100, 47623 Kevelaer www.lahn-verlag.de Bestellungen bitte direkt an den Verlag richten!

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BERICHTE

Vier Limburger Kinder- und Jugend-Chöre beim 7. Deutschen Pueri Canto- res Chorfestival in Trier

Die Kinder- und Jugendchöre aus Geisenheim, Lahnstein und Montabaur und die Mädchenkantorei am Limburger Dom nahmen vom 1. bis 5. Juli am 7. Deutschen Pueri Cantores Chorfestival in Trier „Gott liebt diese Welt“ teil.

Nachdem die Chorbücher mit der Literatur für das Festival bereits im März vorla- gen, stieg die Vorfreude auf dieses Festival kontinuierlich. Viele der Chorsänge- rinnen und Chorsänger hatten bereits an vorherigen Festivals teilgenommen, für einige war es das erste Mal. Womit keiner gerechnet hatte: die bis dahin heißes- ten Tage des Jahres waren gemeldet! Doch das konnte den rund 3.000 Festi- valteilnehmern die Freude am gemeinsamen Singen, den Begegnungen, den Gottesdiensten, Friedensgebeten und Konzerten nicht nehmen!

Mit einer offiziellen Begrüßung startete das Festival auf dem Marktplatz, auf dem die Teilnehmer zusammengekommen waren, bevor sich alle für die liturgische Eröffnung des Festivals auf den Weg zum Dom machten. An den beiden Eingän- gen wurden die Teilnehmer persönlich vom Trierer Bischof Stephan Ackermann und vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der in der Deutschen Bischofs- konferenz die Anliegen der Pueri Cantores vertritt, mit Handschlag begrüßt. Das hatte es bisher bei noch keinem Festival gegeben! Eine sehr berührende Geste der Gastfreundschaft, die jedem gezeigt hat: es ist schön, dass ihr alle da seid und wichtig, dass es euch gibt! Diese Botschaft leuchtete immer wieder in allen Predigten und Ansprachen durch. Der Dom und manch andere Kirche wurden in diesem Tagen Zufluchtsorte vor der Hitze, so dass die Begegnungskonzerte, in denen unsere Chöre sangen, sehr gut besucht waren. Auch das Friedensgebet, das von unseren vier Pueri-Chören und weiteren Chören aus anderen Diözesen gestaltet wurde, fand ein großes Publikum.

Dass sich die Chöre nicht nur in Kirchen wohlfühlen, bewies die Chorparty in der Trier Arena! Mit einem offenen Singen, geleitet durch Robert Sund, und einem Auftritt der Gruppe „Viva Voce“ klang der Donnerstag aus. Am Freitag schwärmten alle Chöre zu einem dezentralen Tag aus: die Knabenchöre nach Bernkastel- Kues, die Jugendchöre nach Koblenz, die Kinderchöre nach Saarlouis und die gleichstimmig singenden Chöre nach Luxemburg, darunter auch unsere vier Chö- re aus dem Bistum Limburg.

Freitag, der 3. Juli war ein besonderer Tag für Luxemburg, denn das Land über- nahm an diesem Tag die EU-Ratspräsidentschaft. Das hatte auch Besonderheiten für die Chöre. Die Innenstadt war zu Teilen gesperrt, auch der Bereich um die Kathedrale Notre-Dame, in der die Chöre morgens einen Gottesdienst feiern soll-

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ten. Und so kamen alle in den Genuss, dass jeweils vier Busse mit einer Polizei- eskorte zur Kathedrale geführt werden mussten! Auch nach dem Gottesdienst begleiteten die Polizisten auf ihren Motorrädern die rund 1.000 Sängerinnen und Sänger auf ihrem Fußweg vom Dom zur Villa Vauban. Dort angelangt konnte man im Park des Museums zwei Stunden im Schatten verweilen. Lunchpakete, Spiel- angebote, ein Gang durchs Museum und ein Open-Air-Konzert der Chöre ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Anschließend ging es im Musikkonservatorium weiter, wo der luxemburgische Knabenchor, ebenfalls Mitglied im Pueri Cantores- Verband, das Musical „Melusina“ vorführte, welches die Geschichte Luxemburgs erzählte. Danach gab es einen besonderen Programmpunkt für den Kinder- und Jugend- chor der Hedwigs-Kathedrale in Berlin und die Mädchenkantorei am Dom zu Lim- burg. Sie durften beim offiziellen Festakt zur EU-Ratspräsidentschaft gemeinsam mit dem Knabenchor aus Luxemburg die Europahymne zu singen.

Am Samstagmorgen bewiesen die 3.000 Festivalteilnehmer, dass sie ausdauernd und auf hohem musikalischem Niveau proben können: Zwei Stunden lang probte der Trierer Domkapellmeister Thomas Kiefer für den Abschlussgottesdienst im Dom und wusste dabei stets, alle Sängerinnen und Sänger zu motivieren. Im Mittelpunkt standen zwei Neukompositionen: „Missa pueri Cantores Treverensis“ von Christian Heiß und „Gott liebt diese Welt“ von Klaus Wallrath. Beide Stücke wurden eigens für dieses Festival geschrieben. Emotional mitreißend war außer- dem das Lied „Wäre Gesanges voll unser Mund“, das zur echten Hymne wurde und sicherlich auch beim nächsten diözesanen Kinder- und Jugendchortag am 2. Juli 2016 in Geisenheim seinen Platz finden wird!

Am Samstagabend gab es ein neues Format im Festivalprogramm: ein Wandel- konzert. Der Dom, die Liebfrauenkirche und die Konstantinbasilika wurden zu Konzertorten. Die Festivalteilnehmer, unterteilt in vier Gruppen, wandelten von

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Kirche zu Kirche und konnten jeweils einem Chor mit einem 25-minütigem Pro- gramm lauschen. Sehr beeindruckend war das Konzert des Mädchenchores aus Borken, das Highlight war der Jugendkathedralchor aus Trier, dessen Leistung im semi-professionellen Bereich anzusetzen ist!

Der Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen war sicherlich einer der Höhe- punkte! Miteinander zu singen, zu beten und zu feiern ist etwas ganz Besonderes. Bischof Ackermann fand auch in diesem Gottesdienst wieder die richtigen Worte, die alle in ihrem Tun bestärkten, aber auch aufforderten, immer wieder für ein friedvolles Miteinander zu ringen. Eine kleine Aufregung und Überraschung gab es zum Ende noch: Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und dem großen Temperaturunterschied zwischen innen und außen, hatte sich die Feuerwehr bereits auf dem Domplatz in Bereit- schaft begeben. Alle über 100 Chöre wurden einzeln durch das Hauptportal ent- lassen, vor dem die Feuerwehr mit Hilfe von Drehleitern und Wasserschläuchen eine sanfte Regendusche aufgebaut hatte.

Überreich an tollen Eindrücken, schönen Melodien und neuen Bekanntschaften ging es am Sonntag glücklich und erschöpft nach Hause. Fazit: Beim nächsten Festival sind wir wieder dabei!

Weitere Eindrücke vom Festival in Trier gibt es hier: Fotos: http://www.bistum-trier.de/kirchenmusik/pueri-cantores-chorfestival-2015/ Abschlussgottesdienst: http://www.domradio.de/video/pontifikalamt-zu-pueri- cantores-aus-trier

Facebook: «PUERI CANTORES Limburg» und «Dommusik Limburg» Youtube: https://youtube.com/user/puericantoresde

Aufgeschnappt

Nach dem Ja-Wort und dem Hochzeitssegen bittet der Pfarrer die Trauzeugen zur schriftlichen Bestätigung an den Altar. Braut und Bräutigam haben sich den öffent- lichen Kuss gegeben und nehmen Platz. Während der Musik (ein Popsong von Silbermond) zückt der Bräutigam sein Handy, fasst mit dem rechten Arm seiner Braut um die Taille und streckt den linken Arm weit hochgereckt zum Selfie aus. (während der Hochzeitsfotograf beflissen um das Brautpaar hechtet, um auch aus der Selfie-Perspektive diesen Akt moderner Mitteilungsfreude zu dokumentieren.)

Nach der Trauung beim Gratulations-Parcours den Bräutigam gefragt, ob er das Bild denn schon hochgeladen habe? – Die Antwort: „Oh Mist, in der Kirche gab’s kein WLAN.“

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INFORMATIONEN

Umwidmung der Frequenzen von Funkmikrofonen

Die Bundesnetzagentur hat im März 2015 eine neue Verwaltungsvorschrift für den Zugang zu Funkfrequenzen veröffentlicht. Diese Vorschrift betrifft auch die an den Kirchorten eingesetzten Funkmikrofone und Drahtlosanlagen. Durch eine Umwid- mung der bisherigen Frequenzzuteilungen können folgende Szenarien beim Be- trieb von Drahtlosmikrofonie entstehen: 1. Die bisher genutzten Frequenzbereiche fallen für einen Betrieb weg. Eine Weiternutzung der Drahtlosanlagen in diesen Frequenzbereichen ist nicht mehr zulässig. 2. Es treten vermehrt Störungen durch LTE-Sendeanlagen auf, die einen Betrieb ganz- oder zeitweise nicht mehr möglich machen. 3. Die bisher genutzten Frequenzbereiche werden anmelde- und kostenpflichtig.

Mögliche Folgen der Umwidmung können sein, dass 1. die Anlagen gegen neue, zugelassene Geräte ausgetauscht werden müssen, 2. vorhandene Anlagen auf neue Frequenzbereiche umgerüstet / umfrequentiert werden müssen, 3. einmalige und zukünftig Folgekosten für den Betrieb von Funkanlagen entste- hen.

Für Kosten, die durch die Umstellung entstehen, kann unter bestimmten eine Kompensationsleistung auf Antrag beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technik (BMWi) bereitgestellt werden. Näheres regelt die Billigkeitsrichtlinie, die Sie unter http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/P-R/richtlinie-ueber-die- gewaehrung-von-billigkeitsleistungen finden.

Anmeldefreie Frequenzbereiche (über den 31.12.2015 hinaus) 823 – 832 MHz 863 – 865 MHz 1785 – 1805 MHz 2,4 GHz* * Frequenz des weltweit zugelassenen WLAN-Bereichs. Neuanschaffungen sollten diesen Bereich meiden.

Anmeldefreie Frequenzbereiche, die am 31.12.2015 auslaufen 790 - 814 MHz 838 - 862 MHz

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Anmeldepflichtige Frequenzbereiche (Die Nutzung ist bei der Bundesnetzagentur zu beantragen) 470 - 608 MHz 614 - 703 MHz** 733 - 823 MHz** ** Neuanschaffungen sollten im Frequenzbereich unter 694 MHz liegen, um genügend Abstand zum kürzlich versteigerten 700 MHz-Bereich zu wahren.

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an die Informations- und Öffentlichkeits- arbeit im Bistum Limburg, Tobias Steiger, 06431/295-483.

Zeitaufzeichnung für geringfügig Beschäftigte

Seit dem 1. Januar ist das Mindestlohngesetz (MiLoG) in Kraft. Gemäß §17 Ab- satz 1 Satz 1 MiLoG sind alle Arbeitgeber, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung beschäftigen, verpflichtet, Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit aufzuzeichnen. Die Aufzeich- nung ist bis zum Ablauf des siebten auf den Tag der Arbeitsleistung folgenden Kalendertags aufzuzeichnen und beim Arbeitgeber mindestens zwei Jahre aufzu- bewahren.

Eine geringfügige Beschäftigung liegt vor, wenn 1. das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung regelmäßig im Monat 450 Euro nicht übersteigt, 2. die Beschäftigung innerhalb eines Kalenderjahres auf längstens drei Monate oder 70 Tage nach ihrer Eigenart begrenzt zu sein pflegt oder im Voraus vertrag- lich begrenzt ist, es sei denn, dass die Beschäftigung berufsmäßig ausgeübt wird und das Entgelt dafür 450 Euro im Monat übersteigt.

Aufgrund dessen wurde das bisherige Formular „Stundennachweis“ überarbeitet und um die notwendigen Angaben ergänzt. Dieses neue Formular mit dem Titel „Zeitaufzeichnung für geringfügig Beschäftige“ ist bitte ab sofort ausschließ- lich zu verwenden. Das bisherige Formular „Stundennachweis“ hat keine Gültig- keit mehr! Wichtig ist, dass neben den Angaben der Dienste oder Stunden nun auch der Beginn und das Ende der Arbeitsleistung zusätzlich anzugeben sind. Die Angaben sind durch Unterschrift des Arbeitgebers oder dessen Bevollmächtigten zu bestätigen. Das ausgefüllte und unterschriebene Formular ist dem zuständigen Rentamt einzureichen. Nach Bearbeitung wird es zur Auszahlung der Vergütung an die Zentrale Gehaltsabrechnung weitergegeben, wo es auch aufbewahrt wird.

Bitte haben Sie als Betroffene/r Verständnis dafür, dass auch kirchliche Arbeitge- ber durch formale Vorgaben des Gesetzgebers zu diesem Verfahren verpflichtet wurden und an diese Vorgehensweise gebunden sind. Vielen Dank!

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PERSONALIA

Alexander Keidel seit Oktober Referent für musikalisch-liturgische Bildung

Alexander Keidel übernimmt damit für die Zeit bis voraussichtlich Januar 2017 die Vertretung für Joachim Raabe. Zu den Auf- gaben von Alexander Keidel gehört die weitere Einführung des neuen GOTTES- LOB. Fortbildungsangebote für Pfarreien, Mitarbeiter und Interessierte sollen das Interesse am neuen Gesangbuch wach halten und die Erschließung des vielseitigen Buches weiter fördern und nachhaltig vo- ranbringen. Darüber hinaus wird A. Keidel als Geschäftsführer für den "Arbeits- kreis Neues Geistliches Lied im Bistum Limburg" tätig sein und dabei vor allem die Erarbeitung des Limburger Klavierbuchs koordinieren.

Alexander Keidel absolvierte eine C-Ausbildung im Bistum Fulda und ist seit über 14 Jahren als Organist tätig. Ab 2009 studierte er Schulmusik an der Musikhoch- schule Frankfurt und Anglistik an der Goethe-Universität. Seit 2013 absolviert er ein Chorleitungsstudium, das er in Kürze abschließen wird. Seine vielfältigen Begabungen hat er in die kirchliche Jugend- und Gremienarbeit eingebracht, wo er wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Er ist Mitglied im Frankfurter Kammer- chor, Camerata Vocale Freiburg und weiteren Ensembles. Intensive Beschäfti- gung und Praxis bringt er auf dem Gebiet des NGL mit. Alexander Keidel errang mehrfach Preise in Korrepetition bei "Jugend musiziert" auf Regional- und Lan- desebene und war Sonderpreisträger beim Bundeswettbewerb "Schulpraktisches Klavierspiel" in Weimar. Sein Büro befindet sich im Referat Kirchenmusik, Tel: 06433 - 887 27 Email: [email protected]

„Ich muss sagen, wir haben doch alle Chancen und Freiheiten, uns zu unserer Religion, sofern wir sie ausüben und an sie glauben, zu bekennen. Haben wir doch auch mal den Mut zu sagen, dass wir Christen sind, aber auch bitte schön die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen, ein wenig bibelfest zu sein oder ein Bild in einer Kirche noch erklären zu können. Wenn sie Aufsätze in Deutschland schreiben lassen, was Pfingsten bedeutet, da würde ich sagen, dass es mit der Kenntnis über das christliche Abendland nicht weit her ist. Und sich dann zu beklagen, dass sich Muslime im Koran besser auskennen, das finde ich irgendwie komisch. Vielleicht kann uns diese Debatte auch mal wieder dazu führen, dass wir uns mit unseren eigenen Wurzeln befassen und mehr Kenntnisse darüber haben.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich eines Bürgergesprächs

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TERMINE

2. Juli 2016: Kinder- und Jugendchortag in Geisenheim 10:00 bis 18:00 Uhr

In Geisenheim im Rheingau findet der nächste Kinder- und Jugendchortag des Bistums statt. Eingeladen sind auch Chöre, die (noch) nicht Mitglied im Diözesan- verband sind. Neben einem Friedensgebet, gemeinsamer Probe gibt es auch die Möglichkeit, dass Chöre sich selbst auf einer öffentlichen Bühne präsentieren. Das Chorheft, in dem alle Lieder des Tages inklusive weltlichem „Bonusmaterial“ stehen, wird im Januar 2016 verfügbar sein. Fragen und Anmeldung: Bezirkskantor Florian Brachtendorf: Mail: [email protected] Tel: 067 22 / 84 75

Und zum Vormerken für Mitgliedschöre Pueri Cantores: 11. bis 15. Juli 2018: Internationales Festival in Barcelona

Das Referat Kirchenmusik (RKM) besteht 2016 seit 50 Jahren. Gegründet am 2. Oktober 1966 durch Bischof Dr. Wilhelm Kempf hatte es bis 1997 seinen Sitz in Frankfurt-Riederwald in der Unterkirche der Heilig-Geist-Gemeinde in der Schäff- lestraße. 1998 wurde das RKM nach Hadamar ins Musische Internat verlegt.

Das 50-jährige Jubiläum soll am Sonntag, den 6. November 2016 in Limburg festlich begangen werden. Nach einem Festgottesdienst im Dom wird es einen Festakt im Priesterseminar geben. Am Nachmittag findet im Rahmen eines Fest- konzerts die Uraufführung einer Auftragskomposition im Limburger Dom statt. Herzliche Einladung, diesen Tag mit zu feiern!

Blockseminare Liturgik für Teilnehmer/innen der D-Ausbildung Orgel und Chorleitung:

Samstag, 21. Mai und Samstag, 24. September, jeweils von 10.00 bis 15.00 Uhr. (Ort wird noch festgelegt.)

Beide Seminarteile sind inhaltlich unterschiedlich und ergänzen sich. Eine Teil- nahme wird empfohlen, da die Inhalte prüfungsrelevant sind. Die D-Schüler/innen erhalten eine Einladung zu gegebener Zeit.

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JUBILÄEN

Im Dienst der Kirchenmusik unseres Bistums wirken seit 25 Jahren: Herr Peter Monreal, Oestrich-Winkel Herr Michael Wüst, Kölbingen Herr Christoph Kuhn, Frankfurt-Sachsenhausen Herr Christof Gans, Frankfurt seit 40 Jahren: Bernd Höwer, Berod seit 50 Jahren: Herr Ewald Giering, Wiesbaden Herr Günter Pörtner, Rennerod Herr Kurt Bücher, Nentershausen

Allen herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen und herzlichen Dank für die geleistete Arbeit!

Kirchenchöre:

Chor von St. Peter und Paul, Wiesbaden-Schierstein 125 Jahre Kirchenchor Camberg-Schwickershausen 25 Jahre

GEBURTSTAGE

Wir gratulieren:

Herrn Gabriel Dessauer, Kirchenmusiker in Wiesbaden, 60. Geburtstag am 4. Dezember

Herrn Dr. Achim Seip, Orgelsachverständiger, 55. Geburtstag am 15. Dezember

Frau Irmgard Sode, KMD a. D., 75. Geburtstag am 15. April

Herrn Wendelin Röckel, KMD a. D., 80. Geburtstag am 17. April

IN MEMORIAM

Am 17. Juli verstarb der Herr Anton Hetz. Er war Organist in den Pfarrgemeinden Heilig Kreuz Weilburg, St. Hedwig Löhnberg und Christkönig Gräveneck. Wir dan- ken Herrn Hetz für seinen treuen Dienst. Er möge ruhen in Gottes Frieden.

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Kirchenmusikalische Veranstaltungen November 2015 – April 2016

Sonntag, 1. November 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu , Orgelwerke und Motetten von M. Duruflé, G. Fauré und C. Franck Kath. Kantorei Dillenburg, Solisten, Kammerphilharmonie Rhein-Main Jürgen Benkö, Orgel; Leitung: Joachim Dreher

Samstag, 7. November 19.30 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Gabriel Fauré: Requiem, Cantique de Jean Racine, Latry “Salve Regina” Konzert im Rahmen der Wiesbadener Bachwochen Projektchor des Bistums; Mitglieder des Hess. Staatsorchesters Wiesbaden; Yi Yang, Sopran; Johannes Hill, Bariton; Gabriel Dessauer, Orgel Leitung: Andreas Großmann, Joachim Dreher, Judith Kunz

Sonntag, 8. November 17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Konzert mit Werken von Bach, Händel und Mozart Vocalsolisten, Chor von St. Jakobus, Capella Sancti Jacobi Leitung: Willibald Bibo

17.00 Uhr Haiger, Maria Himmelfahrt Musikalische Vesper Stefan Peter, Blockflöte; Joachim Dreher, Orgel

Sonntag, 15. November 17.00 Uhr Flörsheim, St. Gallus „Tod und Vergänglichkeit – Trost und Zuversicht“ Orgelkonzert mit Werken von Sweelinck, Buxtehude, Bach, Brahms und Reger Edgar Krapp, Orgel

17.00 Uhr Mengerskirchen, St. Maria Magdalena Neue geistliche Lieder Kirchenchor St. Michael, Mengerskirchen; Workshop-Chor „NGL“ Dr. Michael Jung, Dirigent

17.00 Uhr Idstein, St. Martin Chorkonzert Gabriel Fauré: Requiem, Cantique de Racine Chor St. Martin, Martinis, Orchester Leitung: Franz Fink

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17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Vesper-Musik zum Rüdesheimer Katharinentag im Gedenken an die Zerstörung der Stadt am 25. November 1944 Mitglieder des Chores von St. Jakobus Leitung und Orgel: Willibald Bibo

18.00 Uhr Frankfurt Schwanheim, St. Mauritius Novemberlicht - Musik zu Herbst und Winter, Tod und Vergehen, Frühling und Auferstehen Bolongaro Sextett

Sonntag, 22. November 16.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Chorkonzert Johann Sebastian Bach: Kantaten Solisten; St. Martins-Chor, Bad Ems; Heidelberger Kantatenorchester Leitung: Lutz Brenner

Samstag, 28. November 11.30 Uhr Bad Ems, St. Martin 30 Minuten Orgelmusik und Texte zum Advent Texte und Besinnung: Pater Peter Harr Franz Leinhäuser, Orgel

12.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelmatinée zum Advent Petra Denker, Orgel 19.30 Uhr Flörsheim, St. Gallus „Komm, du Heiland aller Welt“ Orgelkonzert zum Advent Bruhns, Bach, Rinck und Hessenberg Andreas Großmann, Orgel

Sonntag, 29. November 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgelmusik zu Advent und Weihnachten Werke von Bach, Mozart Gabriel Dessauer, Orgel

Samstag, 5. Dezember 11.30 Uhr Bad Ems, St. Martin 30 Minuten Orgelmusik und Texte zum Advent Texte und Besinnung: Diakon Bernhard Müller Studierende der Hochschule Essen, Orgel

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12.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelmatinée zum Advent Sebastian Munsch, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Adventliche Musik bei Kerzenschein Chor von St. Jakobus, Rüdesheim Leitung und Orgel: Willibald Bibo

Sonntag, 6. Dezember 15.30 Uhr Kelsterbach, Herz-Jesu-Kirche Konzert zum zweiten Advent Bigband St. Mauritius, Schwanheim; Leitung: Christoph Braun

16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Lieder und Motetten zu Advent und Weihnachten Wiesbadener Knabenchor Leitung: Roman Twardy

16.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Internationales Orgelkonzert Bad Ems 5. Konzert „Advent“ Christian Gerharz, Orgel

18.00 Uhr Frankfurt-Bonames, St. Bonifatius 41. Adventskonzert Leitung: Doris Annau

Freitag, 11. Dezember 19.30 Uhr Frankfurt Niederrad, Mutter vom Guten Rat Starke Frauen – mystische Frauen des Mittelalters Ensemble VocaMe

Samstag, 12. Dezember 11.30 Uhr Bad Ems, St. Martin 30 Minuten Orgelmusik und Texte zum Advent Texte und Besinnung: Pastoralreferent Michael Staude Norbert Fischer, Orgel

12.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelmatinée zum Advent Veronika Zilles, Orgel

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20.00 Uhr Flörsheim, St. Gallus Vivaldi: Magnificat; Bach-Kantate BWV 10 „Meine Seele erhebt den Herren“ Vokalwerke von A. Becker, Whitacre, Laudridsen Solisten, Flörsheimer Kantorei, Main-Barockorchester Leitung: Andreas Großmann

Sonntag, 13. Dezember 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgelmusik zu Advent und Weihnachten Werke von Bach, Franck, Hielscher Cornelius Dahlem, Orgel

17.00 Uhr Flörsheim, St. Gallus Vivaldi: Magnificat; Bach-Kantate BWV 10 „Meine Seele erhebt den Herren“ Vokalwerke von A. Becker, Whitacre, Laudridsen Solisten, Flörsheimer Kantorei, Main-Barockorchester Leitung: Andreas Großmann

Samstag, 19. Dezember 11.30 Uhr Bad Ems, St. Martin 30 Minuten Orgelmusik und Texte zum Advent Ensemble Cantiko;Lutz Brenner, Orgel

12.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelmatinée zum Advent Joachim Dreher, Orgel

20.00 Uhr Hachenburg, Maria Himmelfahrt Adventskonzert Kammerchor Marienstatt

Sonntag, 20. Dezember 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Weihnachtsliedersingen bei Kerzenlicht Kinderchor von St. Bonifatius; Leitung: Gabriel Dessauer

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Adventliche Vespermusik Hans-Otto Jakob, Orgel

19.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – 30 Minuten Orgelmusik zum Advent Werke von Bach, Messiaen und Improvisationen Florian Brachtendorf, Orgel

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Samstag, 26. Dezember 19.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Also hat Gott die Welt geliebt“ – Ein Lichterkonzert zur Weihnacht Kinderchor C, Jugendchor, Kirchenchor Hl. Kreuz Leitung: Florian Brachtendorf

Donnerstag, 31. Dezember 21.30 Uhr Limburg, Dom St. Georg Silvesterkonzert mit festlicher Musik für Orgel und Trompete Carsten Igelbrink, Orgel; Roman Pacholek, Trompete

Freitag, 1. Januar 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Festliches Neujahrskonzert für Trompete, Cello und Orgel Barkus Bebek, Trompete; Lydia Blum, Cello; Joachim Dreher, Orgel

Samstag, 2. Januar 17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Weihnachtliche Musik bei Kerzenschein Frauenschola St. Jakobus; Hans-Otto Jakob, Orgel; Leitung: Willibald Bibo

Sonntag, 10. Januar 16.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Lichterkonzert Weihnachtliche Chor- und Orgelmusik St. Martins-Chor, Bad Ems Johannes Scharfenberger, Orgel; Leitung: Lutz Brenner

Sonntag, 17. Januar 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele I Konzert für Orgel und Orchester Gabriel Dessauer, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Orgelvesper: Willibald Bibo, Orgel

Freitag, 22. Januar 19.00 Uhr Frankfurt Schwanheim, St. Mauritius Mit Fried und Freud ich fahr dahin – Nachweihnachtliches Neujahrskonzert Kirchenchor St. Mauritius – St. Johannes; Leitung: Sabina Vogel

Sonntag, 24. Januar 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele II: Thomas Haubrich, Orgel

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16.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Von himmlischer und irdischer Liebe“ Werke von Schumann, Brahms, Verdi, Busto Florian Brachtendorf, Orgel

Sonntag, 31. Januar 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele III: Sergio Orabona, Orgel

Samstag, 6. Februar 12.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Heitere Orgelmusik am Faschingssamstag Werke von P. Tschaikowsky, E. Elgar und J. Strauss Andreas Boltz, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Abendmusik bei Kerzenschein: Willibald Bibo, Orgel

Samstag, 13. Februar 18.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Musikalischer Gottesdienst zum 1. Fastensonntag J. Brahms, Ernste Gesänge; A. Dvorák, Psalmlieder Wolfgang Weiß (Bass), Joachim Dreher, Orgel

Sonntag, 14. Februar 10.45 Uhr Haiger, Maria Himmelfahrt Musikalischer Gottesdienst zum 1. Fastensonntag J. Brahms, Ernste Gesänge; A. Dvorák, Psalmlieder Wolfgang Weiß (Bass), Joachim Dreher, Orgel

16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele IV: Walther Artho, Orgel 16.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Josef und seine Brüder“ – Ein Orgelkonzert für Kinder Florian Brachtendorf, Orgel

16.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Internationale Orgelkonzerte Bad Ems 2016 – Eröffnungskonzert „Von Silbermann zu Sandtner “ Domorganist a.D. Hansjürgen Scholze, Orgel

18.30 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelmusik zum Träumen am Valentinstag Werke von J.S. Bach, Cherubini, Beethoven, Vierne ; Joachim Dreher, Orgel

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Sonntag, 21. Februar 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele V: Frank Hoffmann, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Orgelvesper zur Fastenzeit: Hans-Otto Jakob, Orgel

17.00 Uhr Frankfurt Schwanheim, St. Mauritius G. F: Händel – The Messiah Junger Chor Schwanheim/Goldstein, Solisten, Karlsruher Barockorchester Leitung: Stefan Dörr

Sonntag, 28. Februar 16.00 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Orgel-Winterspiele VI: Holger Gehring, Orgel

16.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Bis es ruht in dir – von der Traurigkeit zur Hoffnung“ Werke von Dowland, Gibbons, Locke, Purcell

17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Musikalische Opfer und Orgelwerke von J. S. Bach, A. Guilmant und M. Dupré Ensemble Colorito; Joachim Dreher, Orgel

Samstag, 6. März 17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Abendmusik zur Fastenzeit Chor von St. Jakobus, Leitung/Orgel: Willibald Bibo

Sonntag, 13. März 16.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Aus der Tiefen“ Bachkantate 131 Leitung: Florian Brachtendorf

16.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Internationale Orgelkonzerte Bad Ems 2016 – 2. Konzert „Der Kreuzweg“: Lutz Brenner, Orgel

Sonntag, 20. März 17.00 Uhr Ewersbach, Herz Mariä Musikalische Vesper mit Werken von J. G. Janitsch, J. S. Bach, G. F. Ebhardt Mitglieder des Jungen Sinfonieorchesters Wetzlar Joachim Dreher, Orgel

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17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Vespermusik mit Orgelmusik zur Karwoche: Hans-Otto Jakob, Orgel

19.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Aus tiefer Not“ – 30 Minuten Orgelmusik zur Karwoche Florian Brachtendorf, Orgel

Mittwoch, 6. April 19.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Abendmusik . . . und ein Glas Wein: Willibald Bibo, Orgel

Samstag, 9. April 16.00 Uhr Montabaur, St. Peter in Ketten „Gott liebt diese Welt“ Konzert mit Werken des 7. Deutschen “Pueri-Cantores“-Chorfestivals Leitung: Florian Brachtendort und Andreas Loheide

Sonntag, 10. April 17.00 Uhr Flörsheim, St. Gallus Barocco espagnol– Werke von Soler, Brunetti, De Murcia, Boccherini, Corelli Nils Mönkemeyer, Viola und weitere Instrumentalisten

Samstag, 16. April 19.00 Uhr Idstein, St. Martin Chorkonzert Joseph Haydn: Die Schöpfung Idsteiner Kantorei, Chor St. Martin, Martinis, belgischer Gastchor, Nassauische Kammerphilharmonie Leitung: Carsten Koch und Franz Fink

Sonntag, 17. April 17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Orgelvesper zur Osterzeit Hans-Otto Jakob, Orgel

18.00 Uhr Frankfurt Goldstein, St. Johannes Österlicher Singalong Chor neues Geistliches Lied, St. Johannes-Band Leitung: Anne Ubben und Philipp Raatz

Sonntag, 24. April 16.30 Uhr St. Martin, Bad Ems Internationale Orgelkonzerte Bad Ems 2016 – 3. Konzert „B-A-C-H, das ist Anfang und Ende aller Musik“ () Christian Schmitt, Orgel

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REZENSIONEN

BÜCHER

Studies in baroque – Festschrift Ton Koopman, herausgegeben von Albert Clement 2014, Dr. J. Butz Musikverlag ISBN 978-3-928412-16-2; 32,80 € 19 Schüler und Freunde gratulieren Ton Koopman mit dieser Festschrift zu sei- nem 70. Geburtstag. Den Leser erwarten Beiträge zu Koopman selbst, zu Gegen- ständen seiner Kunst- und Musikaliensammlung, zu Bach und dessen Umfeld, zu orgelbaukundlichen Themen und manches mehr. Die einzelnen Aufsätze sind in deutscher, manche in englischer Sprache gehalten. Das Englisch lässt sich für deutsche Muttersprachler teilweise sehr angenehm lesen, teilweise ist es etwas mühsam und erfordert manches Nachschlagen im Wörterbuch. Einige Beiträge behandeln sehr spezielle Themen, andere fesseln dagegen sofort. So ist das Buch ein spannendes Fenster in die barocke Welt und liefert dem Leser viele interessante Informationen. (mb)

INSTRUMENTALMUSIK

Musik für Blechbläser

Graap, Lothar: Vier Choralpartiten für Blechbläser, Edition Dohr 13775; 14,80 € Die ausgewählten Choräle sind kirchenjahreszeitlich neutral gewählt und darum während des ganzen Jahres einsetzbar. Insgesamt bieten die anspruchsvoll ge- setzten Partiten vielfältige Möglichkeiten der Aufführung: So etwa im Gottesdienst im Wechsel mit Strophen der Gemeinde, als auch als Choralvorspiele, oder auch konzertant in geschlossener Form oder in einer engeren Auswahl. (ci)

Orgelmusik

Bekannte Weihnachtspastoralen des Barock für Orgel, herausgegeben von Edward Tambling, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2683; 15,00 € Wenn auch der Titel nicht halten kann, was er verspricht (nur drei der sieben Stü- cke kann man wirklich als bekannt bezeichnen), so beinhaltet der Band doch sieben - vom Herausgeber gut bearbeitete - weihnachtliche Pastoralen, die zu spielen durchaus lohnenswert sind. Zwei Stücke sind Händels Messias entnom- men, dazu die Sinfonia des zweiten Teils von Bachs Weihnachtsoratorium. Hinzu kommen Pastoralen von Corelli, Manfredini, dall'Abaco und Heinichen. Alle Bear- beitungen sind mittelschwer, da, wenn sie allesamt auch nicht virtuos sind, doch die Bassstimme oft sehr bewegt und tänzerisch geführt ist. (mb)

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Orgelbuch light zum Gotteslob Band 1 (bis 351), herausgegeben von Armin Kircher und Mathias Kohlmann, Carus-Verlag CV 18.212; 119,00 € Im Hinblick darauf, dass es immer mehr Organisten gibt, denen das Pedalspiel und damit vierstimmiges Begleiten schwer fällt, gibt der Carus-Verlag das Orgel- buch light heraus, dessen erster Band hier vorliegt. Zu allen Gesängen des Gotteslobs bis zur Nummer 351 finden sich hier dreistim- mige Orgelsätze teils renommierter Autoren. Für die Sätze zu gregorianischen Gesängen konnte mit Franz Karl Praßl, ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, gewonnen werden. Auch die Psalmton-Modelle wurden dreistimmig ver- tont. Schade nur, dass hier die Texte nicht mit abgedruckt wurden, sondern der Organist mit zwei Büchern hantieren muss. Zu den Sätzen wurden jeweils eine Intonation (bisweilen auch zwei zur Auswahl) komponiert. Diese sind meist musi- kalisch schlüssig und kurz und knapp gehalten. Erfreulich auch, dass es hin und wieder neben 'traditionellen' auch alternative Begleitsätze in anderem Gewand gibt (z. B. GL 140). Das „Orgelbuch light“ soll auch als Musizierbuch dienen: zu vielen Sätze wurde eine Oberstimme (ad lib.) komponiert. Die Instrumentalstim- men liegen für C- wie auch für B-Instrumente bei. Darüber hinaus sollen ausge- wählte Sätze in Bänden für drei Instrumentalstimmen herausgegeben werden. Ein buntes Spielfeld wird durch das Orgelbuch light erschlossen, das weniger geübten Spieler/innen dreistimmige Sätze und darüber hinaus allen Organisten bunte Ge- staltungsmöglichkeiten an die Hand gibt. (mb)

Gleißner, Walter: Miniaturen für Orgel, Edition Dohr 12681; 9,80 € Walter Gleißner, ein 1931 geborener deutscher Kirchenmusiker, komponierte die vorliegenden Miniaturen als Gelegenheitswerke für verschiedene, teils familiäre Anlässe. Vier der sechs Stücke basieren auf Liedern, zwei sind freie Werke. Alle sechs Miniaturen sind in liturgischem Kontext gut zu verwenden. Die Tonsprache Gleißners ist erweitert tonal und neobarock, an manchen Stellen ziemlich disso- nant, an anderen hingegen recht brav. An den Spieler stellen Gleißners Miniaturen mittelschwere Anforderungen, die auch von Nebenamtlichen zu bewältigen sind. (mb)

Graap, Lothar: O himmlische Frau Königin - Fantasie für Orgel manualiter, Edition Dohr 13776; 6,80 € Das als Fantasie betitelte Werk Lothar Graaps (*1933) entpuppt sich als eine kleine sechsteilige Partita über ein Marienlied aus dem Bamberger Anhang zum Gotteslob. Es ist für Orgel manualiter geschrieben und bietet einen ideenreichen, leicht spielbaren Fundus an kürzeren Sätzen, die auch als Vorspiel im liturgischen Kontext verwendet werden können. (ci)

Graap, Lothar: Variationen über zwei Choräle ("So nimm denn meine Hände" / "Stern, auf den ich schaue"), Edition Dohr 13777; 7,80 € Die beiden bearbeiteten Choräle stehen in bester romantischer Tradition und werden oft bei Trauerfeiern gesungen. Lothar Graap nimmt bei der Einrichtung der

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Komposition Rücksicht auf die meist kleinen pedallosen Orgeln in Friedhofskapel- len und Dorfkirchen. Sicherlich lässt sich das Werk auch im vorgeschlagenen Wechsel von Orgelmusik und Gemeindegesang durchführen. Da die Kunst des liturgischen Orgelspiels anhand von Liedvariationen bei Trauerfeiern nicht unbe- dingt eine primäre Rolle spielt, bin ich allerdings skeptisch, ob diese Form ein geeignetes Gestaltungsmittel für eine Beerdigung darstellt. (ci)

Händel, Georg Friedrich: Water Music / Music for the Royal Fireworks, einge- richtet für Cembalo oder Orgel von Francesco Geminiani (1743) & Anony- mus (ca. 1749). Bearbeitet und herausgegeben von Siegbert Rampe, Bären- reiter-Verlag 2015 BA 9254; 19,95 € Zu Händels bekanntesten Werken gehören zweifelsohne seine Wassermusik- Suiten und seine Feuerwerksmusik. Sie waren zu seinen Lebzeiten bereits so beliebt, dass sie von Händels Londoner Kollegen und Rivalen Francesco Germini- ani sowie einem anonymen Bearbeiter für Tasteninstrumente und für Flöte oder Violine und Generalbass bearbeitet wurden. Diese Bearbeitungen hat Siegbert Rampe jetzt ediert, teilweise – da sie stellenweise deutliche Schwächen aufwei- sen – nachgearbeitet, um eine komplette Bearbeitung (Feuerwerksmusik) ergänzt und in dieser Sammlung herausgegeben. Das ausführliche Vorwort bietet viele Hintergrundinformationen zu den Werken, die Lust darauf machen, den Band direkt ans Instrument mitzunehmen und loszuspielen. Die Bearbeitungen sind manualiter gehalten, können aber laut Vorwort nach Belieben vom Interpreten um eine behutsam stützende Pedalstimme ergänzt werden. Natürlich gibt es Sätze die technische Schwierigkeiten aufweisen (z. B. Terzketten, Verzierungen), es finden sich aber auch viele leichtere Stücke; alles ist in der Praxis gut zu verwen- den und für Gottesdienst oder Konzert eine interessante Bereicherung. (mb)

Hesse, Adolph Friedrich: Fantasie-Sonate und 2 Vorspiele für Orgel op. 83, Edition Dohr 11422; 12,80 € Der „schlesische Bach“, wie Hesse auch genannt wurde, kombiniert in seiner Tonsprache romantische Harmonik und Spieltechnik mit barocken kontrapunkti- schen Kompositionsprinzipien. Die zwei Vorspiele im vorliegenden Band stellen technisch geringe Anforderungen und sind somit als Orgelliteratur im Gottesdienst für Nebenamtliche gut geeignet. Die oben genannten Prinzipien begegnen uns aber auch hier: Die Stimmen bewe- gen sich eigenständig und finden so zu spannenden Harmonien. Die Fantasie-Sonate ist ein interessantes Konzertstück, das hohe technische Anforderungen (insbesondere beim Pedalspiel) an den Interpreten stellt, aber eine Menge tolle (und publikumswirksame) Musik in sich birgt. Die Sätze der Sonate gehen fließend ineinander über, so dass es schwierig wäre, sie einzeln im Gottes- dienst zu spielen. (mb)

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Hielscher, Hans Uwe: Zwei Partiten über Adventslieder, Dr. J. Butz Musikver- lag Nr. 2653; 13,00 € Hielschers Musik ist immer erfreulich zu hören, stimmungsvoll, weder überladen noch überfrachtet. Die Musik passt zu den Liedern (Es kommt ein Schiff, geladen; Wie soll ich dich empfangen), damit auch zum Anlass, sie wird ihren Platz wohl in Adventsmusiken finden. Die erste Partita spiele ich (und viele andere Wiesbade- ner Organisten) schon seit Jahren mit Freude. Die zweite Partita ist für Katholiken nicht von der gleichen Relevanz, da die Melodie in unserem Gesangbuch nicht verwendet wird. Meist sind die Stücke gut zu spielen, manchmal jedoch auch trickreich (Spiel mit einer Hand auf zwei Manualen). Der doppelte Echoeffekt in der 3. Variation der ersten Partita erfordert schnelle Hände und eine Orgel, deren Hauptwerk möglichst auf dem untersten Manual ist, sonst wird’s chaotisch. (gd) Horn, Erwin: An deiner Krippen hier - 14 choralgebundene Orgelwerke für Advent und Weihnachten, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2590; 15,00 € Die „Klassiker“ aus der Advents- und Weihnachtszeit hat Erwin Horn in gut spiel- baren, technisch und musikalisch reizvoll gearbeiteten Orgelsätzen, die als Vor- spiel, Meditation oder Postludium dienen können, bearbeitet. Der Schwerpunkt liegt mehr auf dem Advent, aber auch zu „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ gibt es nicht allzu viel Literatur für C-Organisten. (ag)

Lehrndorfer, Franz: „Ein Männlein steht im Walde“ – Humoristische Variati- onen für Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2669; 12,00 € Die berühmten „Kinderlieder-Improvisationen“ waren zu Beginn meiner Studienzeit der Auslöser dafür, dass ich bei diesem Mann studieren wollte. Ralf Bölting hat nun das erste davon hervorragend in Noten gesetzt. Bei einer guten Interpretation kann so der geschmeidige, tanzende Duktus dieser Musik wiederbelebt werden. Ich empfehle aber jedem, der das Original nicht kennt, dieses zu hören, allein, um den federnden Rhythmus zu verstehen. Leicht zu spielen ist das nicht. Aber es lohnt sich. (gd) Rachmaninoff, Sergej: Neun Transkriptionen für Orgel solo, Dr. J. Butz Mu- sikverlag Nr. 2643; 16,00 € Rachmaninoff hat nichts für die Orgel komponiert – dieses Instrument war weder in Russland noch in den USA populär genug, als dass die berühmtesten Kompo- nisten für die Orgel komponierten. Schade, so müssen wir uns Tschaikowski, Rachmaninoff und Strawinski eben selbst bearbeiten. Das Ergebnis ist sicher auch von der eigenen Erwartungshaltung abhängig: Für mich gehört zum berühm- ten cis-moll Prelude eben einfach der Klang eines donnernden Konzertflügels, möglichst noch verbunden mit den Pranken eines Vladimir Horowitz. Da kommt selbst eine noch so abgrundtief brummende Bombarde 32' nicht mit. Lyrische, melodiebetonte Werke, eignen sich ungleich mehr für die Darstellung auf der Orgel. Heinrich Grimm ist ein guter Bearbeiter, er macht das Beste daraus: Doch vermisse ich in der Sammlung ein Werk, das m.E. das für die Orgel weitaus ge- eignetste Rachmaninoff-Werk ist: Das Klavier-Prelude g-moll op. 23/5. Das könnte auf der Orgel eine veritable Toccata ersetzen. (gd)

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Reger, Max:  Werkausgabe I/4: Choralvorspiele, CV 52.804/00; 188,00 €  Phantasie und Fuge d-Moll op. 135b, CV 52.855/00; 15,00 €  Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46, CV 52.858/00; 16,00 €  Introduction und Passacaglia d-Moll op. WoO IV/6, CV 2.856/00; 9,00 €  Choralphantasie: „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“ op. 52 Nr. 2, CV 52.851/00; 14,00 € Carus-Verlag Die Reger-Werkausgabe wird seit 2008 am Max-Reger-Institut in Karlsruhe erar- beitet und von einigen Kooperationspartnern unterstützt. Im Carus-Verlag Stuttgart verbindet die Werkausgabe gedruckte Notenbände mit digitalen Präsentationen. Auf der DVD sind alle vorliegenden Quellen als Scans erschlossen. Deren Abbil- dung, Gegenüberstellung und Kommentierung gibt den Nutzern Gelegenheit, das Werk von seiner Entstehungsgeschichte her besser begreifen zu lernen und einen Einblick in den kompositorischen Arbeitsprozess zu erhalten. Aus dem kompletten bildgestützten Quellenvergleich resultiert schließlich die Edition in der Druckaus- gabe. Die Software der DVD bietet eine sehr übersichtliche Benutzeroberfläche mit vielfältigen und faszinierenden Bedienelementen. Der Datenträger muss auf Festplatte installiert werden, benötigt erhebliche Systemvoraussetzungen und läuft nicht direkt vom Laufwerk. Beeindruckend ist dennoch z.B. die Möglichkeit eine Parallel-Ansicht mehrerer Faksimile-Scans und der Neuausgabe zu öffnen und unmittelbar vergleichen zu können. Diese Idee einer Hybrid-Edition stellt eine großartige und wertvolle Bereicherung innerhalb der verfügbaren Ausgaben dar und lässt alle möglichen Zweifler am Notentext direkte Einsichten in den Schaffensprozess nehmen. Im Band „Choralvorspiele“ sind enthalten: Sechs Choralvorspiele WoO, die Sammlungen op. 67 und 79b, sowie die „30 kleinen Choralvorspiele op. 135a“. Gerade die letztgenannten sind wie viele aus den anderen Reihen ideal auch für die nebenamtliche kirchenmusikalische Praxis. Sie verknüpfen die romantische Klangwelt mit barocker Formsprache und verbinden sich trefflich mit den gottes- dienstlichen Anforderungen. Im Vergleich zu den Ausgaben anderer Verlage wirkt das Notenbild großzügiger und übersichtlicher. So manches Regersche Noten- knäuel wirkt geradezu wie entflochten. Dieser Effekt kommt besonders den hier vorliegenden Einzelausgaben der Abtei- lung I der Reger-Werkausgabe zugute. Unter diesen ist Introduction und Passacaglia d-Moll noch das für den Normalverbraucher erreichbarste Opus, die anderen verlangen den konditionsstarken und konzertgeprüften Tastentiger. Die Organisten-Community jedenfalls freut sich über diese innovativen und an- nehmlichen Veröffentlichungen. (ab)

Sanders, Bernard Wayne: Vier Orgelkompositionen, Edition Dohr 14204; 24,80 € Die amerikanische Herkunft des im Bistum Rottenburg-Stuttgart tätigen Kirchen-

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musikers Sanders (*1957) fließt deutlich hörbar in seine Kompositionen mit ein. So zeichnet sich seine Tonsprache insbesondere durch eine zwanglose Verbindung verschiedenster Elemente aus. Rhythmische Prägnanz, melodische Eingängigkeit und harmonisch pointierte Wendungen haben ihre Wurzeln in diversen Stilrichtun- gen. Kennzeichnend sind vor allem die variantenreichen Formen der einzelnen Werke. Der Schwierigkeitsgrad ist im mittleren Bereich. (ci)

Suppé, Franz von: Ouverture zu „Dichter und Bauer“ für Orgel solo, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2637; 12,00 € Dass Hielscher Kompositionen für die Orgel bearbeiten kann, ist bekannt. Hier zeigt er, dass er dafür auch die richtige Literatur findet, die auf der Orgel ein Or- chester kaum vermissen lässt. Spielbar ist ohnehin alles sehr gut. Wer also sein Publikum mit gefälligen romantischen Melodien beglücken will, dem sei diese ansprechende Ausgabe angeraten. (gd)

Willscher, Andreas: Tanz-Suite für Orgel – 7 Tänze, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2658; 13,00 € Nicht nur die Namensähnlichkeit zwischen Hielscher und Willscher verblüfft. Sie komponieren auch noch im ähnlichen Stil. Hat doch Hielscher im gleichen Verlag seine „Fränkischen Weintänze“ veröffentlicht. Selbst die Titel („Charleston“, „Tan- go“, „Blues“) sind bei beiden Komponisten identisch. Vielleicht liegen Tänze für Hörer, die nicht allzu schwere Orgelmusik hören möchten, im Trend. Die Harmo- nien sind gefällig bis leicht jazzig. Entzückend ist das Menuett über „Der Mond ist aufgegangen“. Und dankenswerter Weise ist keins der Werke schwer. (gd)

Orgel plus

Jewish Prayer - Bearbeitungen für Viola (Violoncello) und Orgel herausge- geben von Bella Kalinowska und Semjon Kalinowsky, Bärenreiter-Verlag 2015 BA 11216; 19,95 €

Es ist sehr erfreulich, dass in jüngster Zeit verschiedene Verlage sich der Synago- galmusik zuwenden, die im 19. und frühen 20. Jahrhunderts entstanden ist, insbe- sondere auf deutschem Boden. Diese vom liberalen Judentum geprägte Musiktra- dition gerät zunehmend in Vergessenheit, sowohl auf christlicher als leider auch auf jüdischer Seite. Unter den bisherigen Veröffentlichungen mit dem Schwer- punkt jüdische Orgelmusik fällt die vorliegende Publikation des Bärenreiter- Verlags insofern auf, in dem erstmals Bearbeitungen für Viola bzw. Violoncello und Orgel zugänglich gemacht werden. Die „Fünf Festpräludien“ op. 37 für Orgel solo von Louis Lewandowski bilden den Schluss dieser Edition. Der bekannteste Komponist in diesem Heft dürfte Max Bruch sein, dessen berühmtes Werk „Kol Nidre“ op. 47 („Alle Gelübde“, jüdisches Gebet zum Versöhnungstag) für Violon- cello und Klavier oder Orchester hier in einer Bearbeitung für Violoncello und Orgel von Heinrich Reimann (1850-1906) vorliegt. Nicht weniger reizvoll sind die

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übrigen Stücke von Albert Kellermann („Hebräische Melodie“), Friedrich Gerns- heim („Elohenu“), Joseph Sulzer („Sarabande“) und Fernand Halphen („Prière“), die von den Herausgebern bearbeitet wurden. Hier handelt es sich im Werke, die im Original für Viola oder Violoncello mit Klavier-, Harmonium- oder Orchesterbe- gleitung konzipiert sind. Der Schwierigkeitsgrad der Stücke bewegt sich von leicht bis mittelschwer, so dass auch nicht hauptberuflich tätige Musiker einen Zugang zu dieser besonderen Musik finden können. Das Druckbild präsentiert sich in der gewohnt guten Bärenreiter-Qualität. Der Partitur liegen jeweils eine Viola- und eine Violoncellostimme bei. Dieser vorbildlichen Edition ist eine weite Verbreitung zu wünschen. (as)

VOKALMUSIK

Angstenberger, Hermann: Jubilate Deo für SA(T)B, Orgel, (2 Trompeten und Posaunen ad lib.), Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2645; 8,00 € (Partitur), 1,30 € (Chorpartitur) Hermann Angstenberger legt mit dem Stück 'Jubilate Deo' für Chor SA(T)B, Orgel und Bläserquartett ad lib. ein Stück vor, das einem aktuellen Problem vieler Chöre Rechnung tragen soll: viele Chöre leiden unter 'Männermangel', gute (!) Musik für dreistimmige Chöre ist aber (noch) nicht in allzu großer Auswahl verfügbar. Die Motette ist solide komponiert: es gibt eindrucksvolle unisono-Stellen, homophone Teile sowie ansprechend polyphon gesetzte Sequenzen. Die Klangsprache ist gemäßigt modern, etwas neomodal anmutend. Vermutlich ebenfalls an der Praxis orientiert ist die Tatsache, dass das Stück im Chorpart kaum über die Mittellage hinausgeht – andererseits ist das auch schade, da somit viele eigentlich jubelnde Stellen blass wirken. Stellen, die den Hörer förmlich umhauen, sucht man verge- bens. Der Orgelpart ist nicht ganz einfach, aber für ambitionierte nebenamtliche Organisten gut ausführbar. Die optionalen Bläser eröffnen weitere Möglichkeiten für Anlässe größerer Feierlichkeit. (mb)

Aschauer, Michael: Baroque Christmas Concertos for Choir - 10 berühmte Pastoralsätze bearbeitet für gemischten Chor, Tasteninstrument ad lib., Helbling Verlag 2013 C7142; 21,90 € Fehlt es an Chormusik zu Weihnachten? Worin liegt der tiefere Zweck, wenn etwa die Sinfonia aus dem 2. Teil des Weihnachtsoratoriums, die Pastorale aus Corellis Concerto grosso per la notte di natale oder Händels Pifa aus dem Messi- as mit (fragwürdigem) Text unterlegt und somit für eine vokale Wiedergabe „einge- richtet“ herausgegeben werden? Abgesehen davon, dass so ein wunderbarer Satz wie die Sinfonia aus dem Weihnachtsoratorium nur von Profisängern adäquat dargestellt werden dürfte, sieht der Rezensent keinen Bedarf an dieser Art Um- widmung von Musik. Es drückt sich darin eine Verallgemeinerung von Musikkon- sum aus, die den schönsten Sätzen unserer Weihnachtsmusik keinen wirklichen Dienst tut. Und den Chören, die sich daran die „Zähne ausbeißen“ werden, auch nicht. (ag)

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Beyer, Johann Samuel: "Also hat Gott die Welt geliebt", Kantate zum Pfingstfest (sowie zu Weihnachten) für gemischten Chor (SATB), zwei Violi- nen, Viola, Bc, Edition Dohr 12454; 10,80 € Es handelt sich um eine sogenannte kleine Concerto-Arie Kantate, die aus einer Tenor-Arie im konzertanten Stil, (die, wenn auch nicht angegeben von einem Solisten übernommen werden sollte,) und einem sich anschließenden vierstrophi- gen Choral für gemischten Chor besteht. Das klangschöne Werk des Freiberger Domkantors Beyer (1669-1744) zeugt von dem Bemühen, wirkungsvolle Kirchen- musik auch dort zu ermöglichen, wo man sich mit bescheideneren Mitteln begnü- gen musste. (ci)

Brixi, Franz Xaver: Christus natus est für SATB, Streicher, Orgel, (2 Hörner ad lib.), Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2599; 14,00 € (Partitur); 1,80 € (Chorpart.) Brixi zählt zu den zunehmend bekannter und beliebter werdenden Komponisten geistlicher Musik des 18. Jahrhunderts. Sein Kompositionsstil ist handwerklich auf hohem Niveau und verbindet neapolitanische, wienerische und tschechische Ein- flüsse. Das vorliegende relativ knappe 3-sätzige Werk (Rezitativ und 2 Chorsätze, darunter eine Fuge „Gloria in excelsis“) kommt ohne Solisten aus und bietet dem Chor sangliche Partien. Den Sopranen wird in der Höhe (bis a‘‘) einiges abver- langt. Reizvoll ist die Besetzung des Orchesters mit Streichern und 2 Hörnern. (ag) Coleridge-Taylor, Samuel: Jauchzt auf in Jubel. Weihnachtsmotette für Solo (S(T)), SATB, Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2677; 8,00 € (Partitur), 1,70 € (Chorpartitur) Samuel Coleridge-Taylor war ein englischer Komponist am Übergang zum 20. Jahrhundert. Mit hohen Talent ausgestattet, ausgebildet von Stanford und gefördert von Elgar gelangen ihm einige große kompositorische Erfolge, bevor er, erst 37-jährig, verstarb. Die vorliegende Motette 'Break forth into joy' ist ein gelun- genes, freudig-triumphales Werk für weihnachtliche Gottesdienste. Der Text bein- haltet zwei Bibelstellen sowie das Lied 'Adeste fideles', das Coleridge-Taylor als dritten und finalen Motettensatz völlig neu vertont. Der Chorpart sowie der Orgel- part sind beide mittelschwer, der Solopart des Mittelsatzes ist auch von ambitio- nierten Laien oder einem kleinen Ensemble zu bewältigen. Zwei Dinge sind an der editorischen Praxis des Meik Impekoven zu bemängeln: es ist zum einen schade, dass der englische Originaltext in den Hintergrund ge- rückt wird, während die Motette mit deutschem Titel und etwas schwülstigem deutschen Haupttext verkauft wird – an einigen Stellen merkt man bei Singen deutlich, dass der deutsche Text in seiner Betonung und Silbenverteilung nicht zur Musik passt. Zum anderen wurde die Musik einen Ganzton tiefer (in G-Dur) ge- druckt. Dies ist im Vorwort vermerkt, Gründe werden aber keine genannt – mir jedenfalls erschließt sich die Transposition nicht, auch in A-Dur wäre das Stück noch gut zu singen. Trotz kleiner editorischer Mängel sehr gute Musik – zu emp- fehlen! (mb)

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Danzi, Franz: Jubilate Deo für Solo (Sopran oder Tenor), SATB, Orchester, Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2604; 14,00 € (Partitur), 1,80 € (Chorpart.) Das Offertorium 'Jubilate Deo' des Münchener Komponisten und Vogler-Schüler Franz Danzi ist komponiert für vierstimmigen gemischten Chor, ein Sopran- oder Tenorsolo sowie großes Orchester mit Hörnern und Trompeten (interessanter- weise ohne Pauken). Danzi kleidet den Text in ein festliches und gefälliges Klang- gewand, das gleichzeitig an den Chor nur überschaubare Anforderungen in Sa- chen Höhe und Virtuosität stellt und daher für jeden einigermaßen ambitionierten Chor ausführbar ist: über weite Strecken blockhaft homophon, im Sopran nur bis zum e''. Die Solopartie ist ungleich virtuoser und lässt dem Solisten oder der Solis- tin in längeren Partien sowie Kadenzen Raum zum Entfalten, gleichzeitig gibt es Stellen, in denen er/sie in fast schon venezianischer Manier mit dem Chor dialogi- siert. Das musikalische Material verwendet Danzi geschickt und ökonomisch, so dass es großen Spaß macht, dieses spannende Stück zu musizieren oder zu hö- ren. (mb)

Ditters von Dittersdorf, Carl : "Piae mentes omnes gentes" (Jauchzt, ihr Frommen, Gott will kommen) - Weihnachtsgesang für Sopran- oder Tenor- Solo, Chor SATB, Streicher und Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag, Nr. 2528; 12,00 € Carl Ditters von Dittersdorf (1739-1799) ist als einer der Hauptvertreter der Wiener Schule vor allem durch seine Instrumentalwerke sowie Opern und Singspiele bekannt. Sein kirchenmusikalisches Schaffen ist dagegen weitgehend unbekannt. Die vorliegende Herausgabe des Weihnachtsgesanges soll dem entgegenwirken. Das kurze Werk eignet sich auch zur Gestaltung eines weihnachtlichen Gottes- dienstes. Die von Gerhard Weisgerber unterlegte deutsche Übertragung des origi- nalen lateinischen Textes darf man als gelungen bezeichnen. (ci)

Gies, Oliver: Wunschzettel – Neue Weihnachtslieder für gemischten Chor, Bosse Verlag 2014 BE 495; 14,94 € Das ist mal was Nettes für Chöre, die vor Weihnachten noch genügend Zeit ha- ben, oder die Weihnachtsfeier - z.B. der Schule - auffrischen wollen: Intelligente Texte und musikalisch hochwertiger Satz für vierstimmigen Chor ergeben ein stimmiges Gemisch. Teilweise werden auch traditionelle Texte vertont (Joseph, lieber Joseph mein; Hört der Engel helle Lieder), aber immer im neuen, originellen Sätzen. Der Leiter von „Maybebop“ hat hier der Weihnachtsliteratur eine schöne Bereicherung gegeben. Extra-Kompliment an die Gestaltung des Titels! (gd)

Händel, Georg Friedrich: Solomon - Oratorium HWV 67, Bärenreiter-Verlag 2014 BA 10709-90; 49,95 € (Klavierauszug) Sehr schöne Neuausgabe von Händels spätem, großen (fast 3 Stunden dauern- den) Oratorium über den weisen König Salomon. Viele anspruchsvolle polyphone

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Chöre. Der Klavierauszug mit knapp 50 Euro schon recht teuer. Die Partitur kostet sage und schreibe 600,00 €. (gd)

Händel, Georg Friedrich / Santini, Abbate Fortunato: Quem vidistis pas- tores? für SATB, Streicher, Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2659; 12,00 € (Partitur); 1,00 € (Chorpartitur) Der Priester und Komponist Santini (1778-1861) schlug bereits im 19. Jahrhundert einen Weg ein, der heute noch allerorten anzutreffen ist: er bearbeitete gute Kom- positionen, indem er sie mit lateinischen Texten unterlegte und so der Nachwelt bekannter machte. Die vorliegende Motette geht zurück auf den Chor der Baalspriester in Händels Oper Athalia. Santini unterlegt die Musik und bearbeitet sie geringfügig mit einer Antiphon zum Weihnachtsfest „Wen habt ihr Hirten gese- hen“. (ag)

Homilius, Gottfried August:  Erwachet, ihr Christen - Kantate zum Sonntag Oculi HoWV II.57 für Soli STB, Coro SATB/SATB, 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc, CV 37.219/03; 13,80 €  Preise, Jerusalem, den Herrn - Reformationskantate HoWV II.169, für Soli ST, Coro SATB, 3 Tr, Timp, 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc, CV 37.221/03; 16,80 € Carus-Verlag CV 37.221/03 16,80 € Carus-Verlag Homilius wirkte in Dresden (siehe Artikel in Heft 1-2014) und rangierte im Ansehen zu seinen Lebzeiten noch vor Johann Sebastian Bach! Seine Vokalmusik wird mehr und mehr erschlossen, so auch mit den beiden vorliegenden Kantaten. Inhalt der Kantate „Erwachet, ihr Christen“ ist die Bedrohung durch den Teufel. Sinnfällig drückt Homilius dies durch zwei kontrastierende Chöre im Eingangssatz aus. Ursprünglich ist die Kantate dem Sonntag Oculi zugewiesen. Sie könnte aber auch zu Michaelis, Trinitatis oder zum Reformationsfest einen Platz haben. Die zweite Kantate „Preise, Jerusalem den Herrn“ wurde ebenfalls für die Feier des Reformationsfestes komponiert, enthält aber auch Bezüge zum Schöpfungs- werk Gottes. Vielleicht bieten sich Aufführungsmöglichkeiten im Rahmen des Reformationsgedenkens in 2017? (ag)

Jansson, Mårten:  Fear Thou not für Chor SSMAA (engl.), BA 7411; 3,94 €  Maria (IV) für Chor SATB (engl./schwed.), BA 7412; 3,94 €  The Choirmaster's Burial für Chor SSATBB (engl./lat.), BA 7413; 5,94 € Bärenreiter-Verlag 2014 Die Harmonien aus der Zeit, aber nicht abstoßend, die Stimmung weit, die Verto- nung der Texte genial. Hier kann ein Komponist sowohl mit einem Chor umgehen, als auch Erwartungshaltungen von Zuhörern erfüllen. Erfreuliche geistliche Chor- musik auf höchstem Niveau. Leider schwer. (gd)

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Kalke, Ernst-Thilo: When the angels dance - Pop suite (Tango-Blues-Waltz) for organ, Edition Walhall EW 957; 12,80 € Kalke legt hier eine dreisätzige Suite für Orgel vor, in der die Ehre Gottes und die Freude der Menschen verknüpft werden sollen. Für das mittlerweile sakrale In- strument Orgel komponierte er drei Tänze: Tango, Blues und Waltz. Das Werk besticht durch rhythmische und harmonische Finessen, während Melodielinien an Eingängigkeit zu wünschen übrig lassen und oft belanglos wirken. Der Schwierig- keitsgrad ist mittelschwer anzusiedeln. (mb)

Lehmann, Johann Gottfried: "Sehet auf und hebet Eure Häupter", Kantate zum 2. Adventssonntag für zwei Violinen, Viola, vierstimmig gemischten Chor, Bc, Edition Dohr 12461; 10,80 € Auch wenn nicht mit angegeben, so sind in der Besetzung doch Alt-, Tenor-, und Bass-Solo zu ergänzen. Lediglich in den zwei Chorälen der Kantate kommt der vierstimmige Chor zum Einsatz. Das Werk ist bis ins frühe 19. Jahrhundert mehr- mals aufgeführt worden, was von einer gewissen Beliebtheit zeugt. Der Chorsatz ist schlicht gesetzt, während die Solopartien in häufigen Koloraturen sehr virtuos ausgeführt werden. (ci)

Liebhold:  Kantate zum 2. Advent: "Mein Erbteil ist zu aller Zeit die heilige Dreiei- nigkeit" für drei Posaunen, 2 Violinen, Soli (SATB), Chor (SATB), Bc, E.D. 28689; 18,80 €  Kantate zum 1. Advent: "Ach, dass die Hilfe aus Zion über Israel kä- me" für zwei Hörner, zwei Violinen, Viola, Soli (SATB), Chor (SATB), Bc, E.D. 28697; 14,80 €  Kantate zum 1. Weihnachtstag: "Auf, auf und singt ihr frommen Chris- ten, für zwei Hörner, Pauken, zwei Violinen, Viola, Soli (STB), Chor (SATB), Bc, E.D. 14001; 14,80 € Edition Dohr Der nur unter seinem Nachnamen bekannte Komponist Liebhold (17./18. Jhd.) muss ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein. Über sein Leben gibt es so gut wie keine Kenntnisse. Lediglich in einem Brief des bekannten Weimarer Stadt- kantors Johann Gottfried Walther wird sein Charakter geschildert: Er "…war sons- ten ein roher Mensch, hielte sich nur auf den Dörffern auf, kam in keine Kirche, genoß die Sacra nicht….ich habe ihn ein einzigmal gesprochen, u. weiter, wegen seiner übeln Aufführung, zumal im Puncte des abscheulichen Fluchens, nicht sprechen mögen." Gleichwohl wurden seine Kompositionen geschätzt, von denen das Schottener Kantatenarchiv die oben aufgeführten Werke zur Advents- und Weihnachtszeit neu herausgegeben hat, Sie haben eine Aufführungsdauer von etwa 10 bis 15 Minuten und sind in ihrer schlichten, aber dennoch farbigen Beset- zung für kirchenmusikalische Andachten gut geeignet. (ci)

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Mawby, Colin: Festliches Jubilate - Psalm 100 für SATB, Bläser, Orgel, Dr. Josef Butz Musikverlag Nr. 2651; 9,00 € Im festlichen Jubilate, dem Psalm 100, geben Bläser und Orgel eine prächtige „Klangkulisse“ für die Chorstimmen ab. Entsprechend sollte der Chor nicht zu klein besetzt sein. Der Text lässt sich bei vielen Gelegenheiten gut verwenden. An die Orgelbegleitung werden höhere Anforderungen gestellt. (ag)

Münden, Gerd-Peter: Über Bethlehem ist ein Stern aufgegangen, Schott Music GmbH C 55931; 1,99 € Zu dem weniger bekannten, schönen Sternsingerlied hat der Braunschweiger Domkantor und erfahrene Musical-Komponist Gerd-Peter Münden einen reizvol- len, klangschönen 3-stimmigen Satz geschrieben. Die Stimmumfänge sind für geschulten Kinderchor sehr gut zu bewältigen (b-g2). (ag)

Nunez, Francisco / Papoulis, Jim (Arr.):  Angel Medley, BHI 48021253; 2,50 €  Deck the Halls, BHI 48021034; 2,50 €  Oh Christmas Tree, BHI 48021252; 2,50 €  Silent Night, BHI 481021035; 2,50 € Boosey & Hawkes Chormusik nicht unbedingt für das Weihnachtskonzert, aber für vielleicht so man- che Feierstunde um Weihnachten herum: die beiden Arrangeure Nunez und Pa- poulis sind bewandert in der Kombination klassischer Melodien mit Rhythmen und Harmonien aus Jazz, Pop, Blues, Hip hop usw. Hinter dem Titel „Angel medley“ verbirgt sich „Hark the herald-angels sing“. „Oh Christmas tree“ ist natürlich das deutsche „O Tannenbaum“. (ag)

Rousseau, Samuel: Hodie Christus natus est für S- oder Alt-Solo, SABar und Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2585; 10,00 € (Part.) 1,80 € (Chorpartitur) 1892 erschien diese Motette in der Originalfassung für Sopran, Tenor und Bass. Sie wurde für die heute eher anzutreffende Besetzung SABar bearbeitet und stellt eine reizvolle Aufgabe für kleinere Chöre dar. Die Solopartien (SA) können auch gut von fähigen Chorsolisten übernommen werden. Der Orgelpart ist mittelschwer und erfordert eine farbige Registrierung mit Solostimmen. (ag)

Respighi, Ottorino: Lauda per la Natività del Signore für Canto (Solisti), Coro SATB (mit Stimmteilungen), 2 Fl (Fl+Picc), Ob, Eh, 2 Fg, Triangolo, Pianofor- te 4hdg, Carus-Verlag CV 10.084; 45,00 € (Partitur) Wenig bis gar nicht bekannt sein dürfte diese Weihnachtsmusik von Respighi. 1930 vollendete er das Werk, in dem klangprächtige Chorpartien mit Solopassa- gen (Maria, Engel, Hirten) abwechseln. Der besondere Reiz ist eine aparte In- strumentierung, eine Spezialität Respighis, mit den typischen Hirteninstrumenten. Die Chorsänger/innen müssen allerdings des Italienischen mächtig sein (bzw. die Aussprache trainieren). Ein lohnendes Werk! (ag)

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Schönherr, Christoph: Hiskia, Oratorium nach Worten des Alten Testaments, Carus-Verlag CV 28.104/03; 27,90 € Die Geschichte des Königs Hiskia basiert auf alttestamentarischen Texten aus dem zweiten Buch der Könige und dem Buch Jesaja. Endlich mal ein neuer und interessanter Text! Das Oratorium (Aufführungsdauer 85 Minuten) wurde 2013 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag uraufgeführt. Schönherr verbindet klassische Oratoriengepflogenheiten mit Blues und Rock- Elementen und schafft so einen Bogen von Händel bis in die heutige Popkultur. Da sich Schönherr aber in der deutschen Chorszene auskennt, ist das Ergebnis für alle Ausführenden erfreulich und befriedigend. Eine gelungene Grenzüber- schreitung. Dass jedoch Rezitative nach wie vor vertreten sind, bremst ein wenig die musikalische Spielfreude. (gd)

Schronen, Alwin Michael:  Gott hat befohlen all seinen Engeln, SATB a cappella, Nr. 10091; 2,50 €  Schrobenhausener Vater unser, SATB a cappella, Nr. 10072; 2,00 €  Wine Voluntary - Wer Wein gut trinkt SATB a cappella, Nr. 20033; 2,00 € AS Musikverlag Die drei Chorstücke des deutschen Komponisten und Chorleiters sprechen eine ansprechende Tonsprache, die romantische, neomodale und andere Einflüsse in sich trägt. 'Gott hat befohlen all seinen Engeln' ist ein rundes und klangsinnliches Werk in der Nachfolge eines Rheinberger oder Mendelssohn, mit merklichen Pop- Einflüssen: sangliche Linien, verwobene polyphone Stimmführung, satte Klänge. Den Text dazu dichtete Marion Scherer nach Psalm 91. Das 'Vater unser', durch die beiden immer wiederkehrenden Anfangstakte litanei- artig angelegt, besticht eher durch deklamatorische Textbehandlung. Das ‚Wine voluntary‘ ist in seiner Machart von vielen alten Trinkliedern für (Män- ner-)Chor inspiriert, allerdings ist die Harmonik etwas modernerer gehalten.(mb)

Sehling, Josef Antonin: In natali Domini. Weihnachtsmotette für SATB, 2 Violinen, Bc, Bläser ad lib., Dr. Josef Butz Musikverlag Nr. 2656; 10,00 € Der böhmische Komponist J. A. Sehling wirkte in Prag, u.a. am Veitsdom und in St. Benedikt am Hradschin. In der Musiksammlung des Veitsdomes werden 591 Werke von ihm bewahrt. Die durchkomponierte Weihnachtsmotette kann in den Solopartien sicher auch chorisch besetzt werden. Eine deutsche Textunterle- gung lässt die Verwendungsmöglichkeiten weiter Raum greifen. (ag)

Sirett, Mark: Ecce concipies, Boosey & Hawkes BHI 49974; 2,50 € Auf die Verkündigung an Maria (Lk 1,31-33) bezieht sich der Text dieser lateini- schen Motette für 4 bis 8-stimmigen Chor a cappella. Die musikalischen Anforde- rungen erfordern einen im A-cappella-Singen geübten Chor. (ag)

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Todd, Will: A boy was born für SSATBB & piano, Boosey& Hawkes BH 12713; 3,50 € In die Kategorie der englischen Carols fällt der vorliegende harmonisch und atmo- sphärisch reizvolle Chorsatz. Einstimmige (solistische) Partien wechseln mit 4- stimmigen Passagen in typisch englischer Manier. Die Klavierbegleitung kann auch durch einen Bass unterstützt werden. (ag)

Treseder, Gareth:  A song was heard at Christmas, BH 12653; 3,50 €  Blessed be that Maid Marie für SSATB a cappella, BH 12654; 3,50 € Boosey & Hawkes Beide Chormotetten sind in dem typisch englischen Chorsound gesetzt: Solisten wechseln mit Passagen im vollem Satz, Gelegenheit für herausragende (Kinder-) Stimmen, ihr Können zu zeigen. Die Sätze sind gut klingend, intonatorisch müs- sen sie fein gearbeitet werden. Für Weihnachtsgottesdienste und -konzerte sicher- lich gut brauchbar. (ag)

Uibo, Andres: Ave Maria.  für gemischten Chor und Klavier (Orgel), Nr. 3540; 12,40 €  für gemischten Chor und Streichorchester, Nr. 9039; 12,40 €  für Solo-Gesang und Gitarre, Nr. 3209; 7,20 €  für Solo-Gesang und Streichorchester 9039.3; 12,40 €  für Sologesang und Klavier (Orgel) 3207; 6,20 €  für Flöte (Violine) und Gitarre, Nr. 3208; 7,20 € Eres Edition Ein kleines, melodisch ausgesprochen schönes Werk ohne harmonische Kniffe, aber mit großem Ambitus für die Singstimme. Der in Tallinn lebende Este Andres Uibo hat hier ein kleines Werk geschaffen und in mehreren Fassungen vorgelegt, das sich angenehm singen lässt. (gd)

Wallrath, Klaus: Es kommt ein Schiff, geladen. Kleine Liedmotette für ge- mischten Chor und Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2682; 1,80 € Diese Liedmotetten des Düsseldorfer Komponisten und Kirchenmusikers Klaus Wallrath sind gelungene Vertonungen der bekannten Advents- und Weihnachts- lieder für Chor und Orgel bzw. Klavier. In neoromantischer Klangsprache, durch- aus englisch angehaucht, erklingen sechs bzw. drei Strophen in jeweils eigenem Klanggewand, verbunden durch Zwischenspiele des begleitenden Instrumentes. Dabei kommen verschiedene musikalische Fakturen zum Einsatz: von unisono- Passagen bis hin zum kraftvollen Tutti, dabei immer am Text orientiert. Beispiels- weise wird in der dritten Strophe von 'Es kommt...' die haltende Kraft des Ankers durch einen Orgelpunkt des Basses musikalisch umgesetzt. Die vierte Strophe, die von Christi Geburt spricht, klingt engelsgleich: nur vom Chor-Sopran gesun- gen, mit hoch liegender Begleitung. Bei 'O du fröhliche' ist die letzte Strophe zu

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erwähnen, die mit begleitenden Fanfaren und Glockenmotiven sowie einer Dis- cant-Stimme besonders originell vertont ist. Beim Adventslied sind die Chorpassagen nicht immer ganz einfach und da jede Strophen individuell vertont ist, ist auch der Umfang des musikalischen Materials nicht gerade unbeträchtlich. Beim beliebten Weihnachtslied sind die Chorstimmen deutlich einfacher und auch die Menge ist deutlich überschaubarer. Die Orgelbe- gleitung ist bei beiden Stücken nicht einfach. Für ambitionierte Chöre mit gutem Begleiter an Orgel oder Klavier wirklich lohnenswerte Werke! (mb)

Messen

Dvorak, Antonin: Requiem op. 89 für Soli, Chor und Kammerorchester, be- arbeitet für Soli, Chor und Kammerorchester von Joachim Linckelmann, Bärenreiter-Verlag 2015 BA 9582; 85,00 € (Partitur), 14,95 (Klavierauszug) Eine ganz besonders erfreuliche Neuausgabe. Im Vorwort drückt der Bearbeiter die Notwendigkeit der Bearbeitung perfekt aus: „... ist für einen großen Chor mit Begleitung eines groß besetzten Orchesters konzipiert. Heutzutage werden die meisten Aufführungen jedoch mit deutlich weniger Sängern realisiert, so dass es häufig zu einem Ungleichgewicht mit dem stark besetzten Orchester kommt. Die Bearbeitung für Kammerorchester entschärft diese Problematik“. Den Streicher- satz lässt Winckelmann nahezu unberührt, erweitert ihn lediglich um einige Har- fenpassagen. Den Bläsersatz reduziert er von 19 Bläsern auf das klassische Blä- serquintett mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Ad libitum können Eng- lischhorn und Bassklarinette hinzugenommen werden. Eine für heutige Verhältnis- se absolut ausreichende Orchesterbesetzung, die dazu beitragen könnte, dass dieses im Schatten des „Stabat Mater“ stehende Werk häufiger aufgeführt werden könnte. (gd)

Fasch, Carl Friedrich Christian: Missa a 16 voci für Soli (ST), Coro SATB/SATB/SATB/SATB, Orgel, Carus-Verlag CV 27.083; 56,00 € Fasch komponierte diese Messe für vier vierstimmige Chöre 1783 für die von ihm gegründete Berliner Singakademie. Angeregt durch eine Messe Orazio Benevolis nahm er mehrfach Änderungen an ihr vor, um sie den Möglichkeiten seines Cho- res anzupassen. Die Messe ist nicht sehr schwer zu singen, erfordert und bewirkt aber viel Selbstständigkeit bei Chormitgliedern. Das macht sicher Spaß und ist eine besondere Freude, wenn man die Chöre an verschiedenen Stellen postieren kann. Sehr kluge Entscheidung des Carus-Verlages, zwei verschiedene Chorparti- turen mit jeweils zwei Chören zur Verfügung zu stellen. (gd)

Mawby, Colin: Missa Princeps Pacis für SATB, Orgel, Dr. Josef Butz Musik- verlag Nr. 2668; 14,00 € Anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurde die Missa Princeps Pacis komponiert. Sie stellt ein Gebet um Frieden dar und basiert auf dem Introitus „Da pacem Domine“ vom 18. Sonntag nach Pfingsten. Die Chor-

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partien sind leicht modern, die Stimmführung immer melodisch. Der Orgelpart verlangt einen versierten Organisten. (ag)

Porr, Michael: Requiem für Solo (SA), SABar, Streicher, Harfe, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2647; 38,00 € (Partitur), 3,80 € (Chorpartitur) Wenn man die Besetzung des Werkes liest, kann man schon den Klang erahnen: Solosopran und Alt, vierstimmiger Chor, Streicher und Harfe. Der Leverkusener Kirchenmusiker macht auch keinen Hehl daraus, dass die gleichnamigen Werke von Fauré und Duruflé ihm mehr Vorbild waren als dramatische Werke mit End- zeitphantasien. Kein „Dies irae“ stört den Wohlklang des tröstlichen Werkes, das harmonisch einige unerwartete Finessen aufweist. Der Chor singt sich ausgespro- chen angenehm, fast leicht. (gd)

Tacchinardi, Guido: Requiem a Rossini (12. März 1869) für achtstimmigen gemischten Chor a cappella, Edition Dohr 14210; 9,80 € (Chorpartitur) Vier Monate nach Rossinis Tod vollendete der damals 29-jährige italienische Komponist Guido Tacchinardi das vorliegende “Requiem a Rossini”. Der Beginn des Werkes wirkt denkbar trivial, doch schnell entfaltet sich ein wahres Gewebe der acht Stimmen (SSAATTBB), in dem der auf ein Minimum verkürzte Text meis- terhaft musikalisch umgesetzt wird. Die Schwierigkeit des Stückes ist überschau- bar, allerdings wird von S1 und T1 eine gute Höhe verlangt. Eine spannende A- capella-Neuentdeckung, in Gottesdienst wie Konzert sehr gut zu verwenden! (mb)

Verdi, Guiseppe: Messa da Requiem, Bärenreiter-Urtext, herausgegeben von Marco Uvietta, Bärenreiter-Verlag 2014 BA 7590 und 7590-90; 85,00 € (Parti- tur), 14,95 € (Klavierauszug), 94,00 € (Harmonie komplett), Streicher je 7,95 € Gibt es noch einen größeren Verlag, der dieses Werk nicht im Programm hat? Hier also noch eine Neuausgabe. Das Papier ist angenehm dunkel, die Schrift nicht zu groß, der Klavierauszug allerdings mit einer Fülle von Akzidentien und Bögen versehen, dadurch wirkt er etwas überladen. (gd)

Musik für Solostimmen

Aster, David: "Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron", Kantate zum Neujahrs- tag für Bass, Violine und Bc, Edition Dohr 12451; 12,80 € Die sparsame Besetzung der Solokantate lässt auf geringe Aufführungsmöglich- keiten zu Zeiten Asters (1691-1754) als Kantor in Mügeln schließen. Sein kompo- sitorisches Schaffen war dadurch jedoch nicht eingegrenzt. Die vorliegende Kan- tate zeichnet sich durch die virtuose Stimme der Violine aus, welche das schlichte in einfacher Melodik gehaltene Bass-Solo in mehreren Sätzen kunstvoll umspielt. (ci)

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Graap, Lothar: Drei Psalmkonzerte zum Ende des Kirchenjahres für Sing- stimme und Orgel, Edition Dohr 13779; 9,80 € Die drei Psalmkonzerte sind durchgehende Vertonungen des Textes mit obligater Orgelbegleitung. Durch die Wahl der mittleren Stimme sind die Werke sowohl von einer Männer- wie auch Frauenstimme zu bewältigen. Wie bei vielen Werken Graaps bietet sich die Gelegenheit der Aufführung sowohl im Gottesdienst als auch im Konzert. (ci)

Molitor, Valentin: A solis ortus cardine - Weihnachtskonzert für 2 Soprane, (Bass ad lib.), 2 Violinen, Bc, Edition Walhall EW 548; 13,80 € Molitor lebte von 1637 bis 1713 und wirkte u.a. in als Kapellmeister in St. Gallen. Gedruckte Werke von ihm gibt es nur wenige, alle sind typische Beispiele der Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts. Das vorliegende „Weihnachtskonzert“ ist eine Aria über den bekannten lateinischen Hymnus des Sedulius. Aufführungsdauer ca. 5 Minuten. Eine schöne Repertoire-Ergänzung. (ag)

Pachelbel, Johann: Christ ist erstanden - Osterkantate für Sopran, Violine, Bc, Edition Walhall EW 962; 16,50 € Mit der Osterkantate ‚Christ ist erstanden‘ des barocken Komponisten Johann Pachelbel liegt ein sehr spannendes, aber auch etwas kurioses Werk für die Be- setzung Violine, hohe Singstimme und Basso continuo vor. Kurios vor allem deshalb, weil die Geige eine relativ aufwändige Skordatur erfor- dert (Stimmung es'', b', es', b), um die notierten Mehrfachgriffe zu spielen. Daher ist das Stück für den Geiger eine spannende Herausforderung. Statt zu skordieren kann man in der Praxis auch einzelne Töne weglassen. Eine Edition einen Halb- ton tiefer ist vom Verlag geplant, was ein geringeres Umstimmen von nur zwei Saiten erfordern würde. Die Singstimme erfordert einen versierten Sänger, da sie oft sehr filigran und virtuos geführt ist. Das Stück ist, analog zu den drei Strophen des gleichnamigen alten Liedes, in ebenso viele Teile gegliedert, die durch instrumentale Zwischen- spiele, dem Stylus phantasticus nahestehend, unterbrochen werden. Auch wenn die Kantate die Musiker in der praktischen Ausführung vor Herausfor- derungen stellt, ist das Stück die Mühe wert und es steht zu hoffen, dass es zu- künftig auf vielen Konzertprogrammen zu finden ist! (mb)

Rossini, Gioachino: Tantum ergo für 2 Tenöre, Bass und großes Orchester, Edition Dohr 12661; 44,80 € Der Verlag Dohr hat hier eine musikalische Perle gefunden und aufgelegt. Rossi- nis „Tantum ergo“, entstand zur Wiedereröffnung der Kirche San Francesco in Bologna und ist bester Opernmusik des Belcanto für sakralen Kontext: das Stück besticht durch anrührende Melodien, angenehme Harmonien und solide Setzwei- se (auch polyphon und imitatorisch), es ist schön und eingängig, ohne dabei banal zu wirken. Leider macht es die Besetzung – zwei Tenöre, Bass und großes Or-

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chester – nicht gerade einfach, eine geeignete Stelle für eine Aufführung zu finden – wenn es sich aber ergeben sollte, so sei dieses Werk allen Kollegen ans Herz gelegt! (mb)

Volckmar, Tobias:  Lobet den Herren, ihr seine Engel – Geistliches Konzert für Sopran, Trompete, Orgel EW 938; 14,80 €  Schmücket das Fest mit Maien – Geistliches Konzert für Sopran, Trompete, Orgel EW 934; 14,80 € Edition Walhall In der Edition Walhall liegen hier zwei geistliche Konzerte für Sopran, Trompete und Orgel vor – beide original für Sopran, Trompete, zwei Violinen, Viola und Generalbass komponiert. Die Bearbeitungen können auch auf Klavier musiziert werden und sind fast durchweg höchstens mittelschwer; lediglich an einigen Stel- len mit gehäuften Terz- und Sextparallelen geht es darüber hinaus (wobei man hier auch guten Gewissens die untere Stimme etwas ausdünnen darf). Die Sop- ran- und Trompetenstimme sind beide sehr virtuos, daher nur für Profis zu bewäl- tigen. Zu bedenken ist, dass die Trompeten im 17. Jahrhundert enger mensuriert und daher leiser waren, so dass die Kombination von Trompete und Sopran aus- gewogen klang und daher gängig war. ‚Schmücket das Fest mit Maien‘ ist ein Stück für das Pfingstfest, ‚Lobet den Her- ren, ihr seine Engel‘ für das Michaelisfest. Beide Werke verbinden Klangpracht mit schönen Linien und sind für die gottesdienstliche Praxis wie für Konzert zu emp- fehlen. (mb)

Bildnachweis Heft 2015-2

Titelseite: Frankfurter Domsingschule, RKM

Seite 25: Pueri Cantores Limburg, Seite 26: privat

Rückseite: Orgel in St. Petrus, Herborn Foto: A. Seip, RKM

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Neue Orgel für die Krypta der St. Petrus-Kirche in Herborn

Die St. Petrus-Kirche in Herborn wurde 1964 erbaut. Neben der Hauptkirche und Gemeinderäumen verfügt das Gebäude auch über eine reizvolle kleine Krypta mit einer bemerkenswert guten Akustik.

Die erste Orgel, die in der Krypta stand, verfügte nur über ein Manual mit drei Registern. Wahrscheinlich hatte man dieses Instrument gebraucht erworben, es vermochte den Raum aber nur unzureichend klanglich zu füllen. Zudem war es für das liturgische Orgelspiel, insbesondere für Wechselgesänge, ungeeignet. Des- wegen fasste die Kirchengemeinde den Entschluss, dieses Instrument durch ein neues zu ersetzen. Es sollte nicht nur klanglich überzeugender sein, sondern sollte insbesondere dem liturgischen Orgelspiel zugutekommen.

Aus Platzgründen musste die neue Orgel an der bisherigen Stelle aufgebaut wer- den, die in der Höhe und in der Tiefe beschränkt ist. Die Wahl fiel auf den Orgel- bauer Kilian Gottwald aus Amöneburg, der sich insbesondere durch den Bau von Truhenorgeln mit vorzüglicher Intonation einen guten Ruf verschafft hat.

Aufgrund seiner reichhaltigen Erfahrung mit Truhenorgeln, konnte Kilian Gottwald den vorhandenen Platz für die neue Orgel geschickt nutzen. Die eingebauten Register sind sehr farbig und gesanglich intoniert. In diesem Punkt nutzt Gottwald seine Erfahrungen als ausgebildeter Sänger und Stimmbildner.

Die Orgel verfügt über folgende Disposition und technische und klangliche Be- schaffenheit:

I. Manual C-g3 II. Manual C-g3 Pedal C-f1 Rohrflöte 8‘ Gedackt 8‘ Subbaß* 16‘ Flötenprinzipal 4‘ Oktave 2‘

*ab c0 aus Rohrflöte 8‘

Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur Koppeln: I-P, II-P, II-I

Temperierung: ungleichschwebend (Modell Kilian Gottwald nach Neidhardt- Vorbildern)

Dr. Achim Seip Orgelsachverständiger

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BEZIRKSKANTOREN im BISTUM LIMBURG

BRACHTENDORF, Florian Bezirkskantorat Rheingau [email protected] Geisenheim; Hl. Kreuz Tel: 06722-84 75 Fax: 06722-7 52 53

BRAUN, Matthias Bezirkskantorat Main-Taunus [email protected] Hofheim; St. Peter und Paul Tel: 06192 - 929 850 Fax: 06192 - 929 851

BRENNER, Lutz Bezirkskantorat Rhein-Lahn l. [email protected] Bad Ems; St. Martin Tel: 02603 – 936 920 Fax: 02603 – 936 92 28

CHRISTILL, Horst Bezirkskantorat Wetzlar [email protected] Wetzlar; Dompfarrei Tel: 06441- 200 12 85 Fax: 06441- 432 70

DREHER, Joachim Bezirkskantorat Lahn-Dill-Eder [email protected] Dillenburg; Herz Jesu Tel: 0160 959 05 141 Fax: 02771 - 249 41

FINK, Franz Bezirkskantorat Untertaunus [email protected] Idstein; St. Martin Tel: 06126-951 916 Fax: 06126 - 951 925

LOHEIDE, Andreas Bezirkskantorat Westerwald [email protected] Montabaur; St. Peter in Ketten Tel: 02602 – 99 90 690 Fax: 02602 - 922 929

LOOS, Michael Bezirkskantorat Limburg [email protected] Hadamar; St. Johannes Nepomuk Tel: 06433 - 930 50 Fax: 06433 - 930 520

OESTEMER, Franz-Josef Bezirkskantorat Wiesbaden [email protected] Wiesbaden; St. Elisabeth Tel: 0611- 450 510 Fax: 0611 – 945 0816

REULEIN, Peter Bezirkskantorat Frankfurt [email protected] Frankfurt; Liebfrauen Tel: 069 – 297 296 28 Fax: 069 – 297 296 459

SCHMITZ-BERNARD, Bernhard Bezirkskantorat Hochtaunus [email protected] Bad Homburg; St. Marien Tel: 0152 – 553 321 86 Fax: 06171 - 923 579

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2/2015 Impressum Kirchenmusik im Bistum Limburg 2/2015

Herausgeber Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg Bernardusweg 6, 65589 Hadamar fon: 06433. 88 720 fax: 06433. 88 730 mail: [email protected] web: www.kirchenmusik.bistumlimburg.de

Schriftleitung DKMD Andreas Großmann mail: [email protected]

Redaktionsteam Andreas Boltz (ab) Manuel Braun (mb) Gabriel Dessauer (gd) Andreas Großmann (ag) Carsten Igelbrink (ci) Adelheid Müller-Horrig, Rezensionsteil (amh)

Layout Annika Steininger, Bischöfliches Ordinariat Limburg

Druck und Herstellung Druckerei Lichel, Limburg

Erscheinungstermin 1. Mai und 1. November

Redaktionsschluss 15. März und 15. September

Bistum Limburg www.kirchenmusik.bistumlimburg.de