Brahms and His Contemporaries Vol. II Johannes Moser Cello | Paul
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
B r a h ms and his Contemporaries Vol. II sT r aU s s Cello Sonata in F Major | hErZOGENBErG Cello Sonata No. 3 B r a h m s Cello Sonata No. 1 JOhaNNEs mOsEr cello | PaUL rIVINIUs piano 02 „Des Weltalls Summe“ Ein Gespräch zwischen Johannes Moser (jm) und Richard Eckstein (re) 03 re Die beiden Zeitgenossen, die auf dieser CD Bei Herzogenberg empfehle ich allen, auf Entde- re Trotz der Begegnung mit Brahms begann sich den ,Fixstern Brahms‘ zu umkreisen scheinen, ckungsreise zu gehen in eine Klangwelt, die Strauss seit seiner Meininger Zeit zunehmend könnten unterschiedlicher nicht sein: gewiss vom Brahms’schen Vorbild geprägt ist vom rein klassischen Kompositionsstil abzuwen- Deutsch Der eine – 1843 in Graz geboren, also nur zehn und doch an ganz entscheidenden Punkten den. Gibt es dafür auch in der frühen Cellosonate Deutsch Jahre jünger als Brahms, aus altem franzö- abweicht, ja Eigenständigkeit bzw. ein individu- schon Hinweise? sischem Adel stammend, materieller Sorgen elles künstlerisches Profil erreicht. Philipp Spitta, weitgehend enthoben – studierte neben Jura an der Verfasser der epochalen Bach-Biografie von jm Die einzelnen Satzcharaktere und manche der Wiener Universität noch Komposition am 1873, spricht in diesem Zusammenhang vom instrumentale Details sowohl im Cello- als auch dortigen Konservatorium. Und doch war Heinrich ,treuherzigen, volkstümlichen Ton‘ Herzogen- im Klavierpart sind derart ,sprechend‘ ausge- von Herzogenberg alles andere als ein Hobby- bergs und weist damit wohl auf dessen stets prägt, dass man durchaus an den zukünftigen Tonsetzer, was spätestens durch seine Berufung positiv geprägtes musikalisches Gestalten hin. Opernkomponisten und Schöpfer von Instrumen- als Kompositionsprofessor nach Berlin 1885 Mir kommt es manchmal so vor, als hätte der taltheater à la ,Till Eulenspiegel’ und ,Don Qui- unterstrichen wurde. Der andere, Richard Strauss, eher komplex denkende und dementsprechend xote‘ gemahnt wird. ist ein bereits der nachfolgenden Künstlergene- komponierende Brahms vor einem solch’ direkten ration angehörender Spross einer großbürger- Umgang mit Musik zurückgescheut, wie er für re Tanzt nicht auch Herzogenberg mit seiner lichen Münchner Musikerfamilie und sollte spä- Herzogenberg charakteristisch ist. Dieser geht dritten Cellosonate – auf ganz andere Weise – ter im 20. Jahrhundert einen vergleichbaren Rang oft von elementaren Dreiklängen aus und kehrt – aus der Reihe? als Komponist einnehmen, wie Johannes Brahms nach unter Umständen großen Umwegen über ihn im 19. Jahrhundert innehatte. Was hat Sie am weit entfernt liegende Harmonien – stets wieder jm Hier hat er sich endlich von seinem ,Überva- Auf ein schlankes Vibrato und den weitgehenden ,jungen Strauss‘ und dem oft als altväterlich-naiv dahin zurück. Für den musikalischen Wert von ter‘ Brahms frei gemacht, was dem 52-Jährigen Verzicht auf das Pedal beim Flügel kam es oder epigonal belächelten, dabei viel zu unbe- Herzogenbergs Stücken kann es kein Kriterium eigentlich gar nicht mehr zuzutrauen gewesen meinem Klavierpartner Paul Rivinius und mir kannten Herzogenberg interessiert? sein, dass kaum eines die Wende vom 19. zum 20. wäre. Schon die melodische Einfachheit aus der sehr an, um maximale Transparenz in dem viel- Jahrhundert überlebt hat. Zeit oratorischen Gemeindegesangs spricht für schichtigen Stimmensatz zu erzielen. jm Das Bild vom ,Fixstern Brahms‘ ist zwar sehr sich. Im ersten Satz sind sogar die Umrisse von schön und vermag zudem der herausragenden Was Paul Rivinius’ und mein Interesse an der Cel- Volksliedern wie „Üb immer Treu und Redlichkeit“ re Was immer vergessen wird: Auch bedeutende Qualität von dessen Werken Rechnung zu tragen, losonate F-Dur op. 6 des 19-jährigen Richard und im Andantino – trotz aller geografischen Cellisten waren Zeitgenossen von Brahms … doch entspricht es nicht ganz den Intentionen Strauss angeht, kann ich es kurz machen: Uns hat Unmöglichkeit – ,My Darling Clementine‘ zu von Paul Rivinius und mir. Unsere dramatur- fasziniert, mit welcher Souveränität Strauss erkennen. jm Einer davon war der Tscheche Hanus Wihan, Vol. II gische Absicht bei der gesamten dreiteiligen schon 1883 über den damals für einen Komponis- Jahrgang 1855, als Solo-Violoncellist der König- Reihe ,Brahms and his Contemporaries‘ liegt ten verbindlichen Formenkanon verfügt und den- re Gibt es etwas, worauf Sie bei der Interpretation lichen Hofkapelle in München ein direkter Kol- darin zu zeigen, wie musikgeschichtlich-kompo- noch eine persönliche Handschrift verrät. Vieles der Brahms-Sonate besonderen Wert gelegt haben? lege und Freund des Solo-Hornisten Franz sitorische Entwicklungslinien bzw. Einflüsse im erinnert vom Tonfall her noch an Mendelssohn Strauss, Richards Vater. Wihan hob die ihm 19. und beginnenden 20. Jahrhundert verlaufen und Schumann, aber eben auch an Brahms, den jm Mir war es wichtig, einen eher von barocken gewidmete Cellosonate am 8. Dezember 1883 im sind – ohne(!) den einen gegen den anderen Strauss zwei Jahre später in Meiningen als Formen her inspirierten Ansatz zu versuchen – Nürnberger Hotel ,Goldener Adler‘ aus der Taufe. Komponisten auszuspielen. Dass die Cellosona- Kapellmeister und Assistent Hans von Bülows schließlich hatte Brahms ein großes Faible für die Im Autograph hatte der junge Idealist Strauss als ten von Johannes Brahms sozusagen als Aufhän- persönlich kennen lernen sollte. Musik von Johann Sebastian Bach. Denn für mich Motto einen wunderbaren Vierzeiler Franz Grill- ger dienen, stellt lediglich einen notwendigen läuft dieses Stück ziemlich geradeaus, was sich parzers notiert, der von 1791 bis 1872 lebte, somit Ausgangspunkt dar, diese Zeit und ihren vielfäl- hoffentlich auch in meiner Tempowahl wider- auch ein Brahms-Zeitgenosse war: ,Tonkunst, die and his Contemporaries tigen musikalischen Reichtum zu erschließen. spiegelt. Ich wollte einen möglichst fließend- vielberedte / sie ist zugleich die Stumme. / Das drängenden Charakter erreichen und gerade Einzelne verschweigend / gibt sie des Weltalls bedeutungsschwangere Tempi vermeiden. Summe.‘ Was will man als Musiker mehr?! CHAMBER Brahms 02 „Des Weltalls Summe“ Ein Gespräch zwischen Johannes Moser (jm) und Richard Eckstein (re) 03 re Die beiden Zeitgenossen, die auf dieser CD Bei Herzogenberg empfehle ich allen, auf Entde- re Trotz der Begegnung mit Brahms begann sich den ,Fixstern Brahms‘ zu umkreisen scheinen, ckungsreise zu gehen in eine Klangwelt, die Strauss seit seiner Meininger Zeit zunehmend könnten unterschiedlicher nicht sein: gewiss vom Brahms’schen Vorbild geprägt ist vom rein klassischen Kompositionsstil abzuwen- Deutsch Der eine – 1843 in Graz geboren, also nur zehn und doch an ganz entscheidenden Punkten den. Gibt es dafür auch in der frühen Cellosonate Deutsch Jahre jünger als Brahms, aus altem franzö- abweicht, ja Eigenständigkeit bzw. ein individu- schon Hinweise? sischem Adel stammend, materieller Sorgen elles künstlerisches Profil erreicht. Philipp Spitta, weitgehend enthoben – studierte neben Jura an der Verfasser der epochalen Bach-Biografie von jm Die einzelnen Satzcharaktere und manche der Wiener Universität noch Komposition am 1873, spricht in diesem Zusammenhang vom instrumentale Details sowohl im Cello- als auch dortigen Konservatorium. Und doch war Heinrich ,treuherzigen, volkstümlichen Ton‘ Herzogen- im Klavierpart sind derart ,sprechend‘ ausge- von Herzogenberg alles andere als ein Hobby- bergs und weist damit wohl auf dessen stets prägt, dass man durchaus an den zukünftigen Tonsetzer, was spätestens durch seine Berufung positiv geprägtes musikalisches Gestalten hin. Opernkomponisten und Schöpfer von Instrumen- als Kompositionsprofessor nach Berlin 1885 Mir kommt es manchmal so vor, als hätte der taltheater à la ,Till Eulenspiegel’ und ,Don Qui- unterstrichen wurde. Der andere, Richard Strauss, eher komplex denkende und dementsprechend xote‘ gemahnt wird. ist ein bereits der nachfolgenden Künstlergene- komponierende Brahms vor einem solch’ direkten ration angehörender Spross einer großbürger- Umgang mit Musik zurückgescheut, wie er für re Tanzt nicht auch Herzogenberg mit seiner lichen Münchner Musikerfamilie und sollte spä- Herzogenberg charakteristisch ist. Dieser geht dritten Cellosonate – auf ganz andere Weise – ter im 20. Jahrhundert einen vergleichbaren Rang oft von elementaren Dreiklängen aus und kehrt – aus der Reihe? als Komponist einnehmen, wie Johannes Brahms nach unter Umständen großen Umwegen über ihn im 19. Jahrhundert innehatte. Was hat Sie am weit entfernt liegende Harmonien – stets wieder jm Hier hat er sich endlich von seinem ,Überva- Auf ein schlankes Vibrato und den weitgehenden ,jungen Strauss‘ und dem oft als altväterlich-naiv dahin zurück. Für den musikalischen Wert von ter‘ Brahms frei gemacht, was dem 52-Jährigen Verzicht auf das Pedal beim Flügel kam es oder epigonal belächelten, dabei viel zu unbe- Herzogenbergs Stücken kann es kein Kriterium eigentlich gar nicht mehr zuzutrauen gewesen meinem Klavierpartner Paul Rivinius und mir kannten Herzogenberg interessiert? sein, dass kaum eines die Wende vom 19. zum 20. wäre. Schon die melodische Einfachheit aus der sehr an, um maximale Transparenz in dem viel- Jahrhundert überlebt hat. Zeit oratorischen Gemeindegesangs spricht für schichtigen Stimmensatz zu erzielen. jm Das Bild vom ,Fixstern Brahms‘ ist zwar sehr sich. Im ersten Satz sind sogar die Umrisse von schön und vermag zudem der herausragenden Was Paul Rivinius’ und mein Interesse an der Cel- Volksliedern wie „Üb immer Treu und Redlichkeit“ re Was immer vergessen wird: Auch