Chronik der MEGA Richtungsweisend fürs Handwerk seit 1901 Chronik der MEGA Richtungsweisend fürs Handwerk seit 1901 Inhalt

Kapitel 1: Erfolgsmodell „Gemeinschaftliche Selbsthilfe“

1.1. Die Wurzeln des modernen Genossenschaftswesens 7 1.2. Handwerker in Not 9 1.3. Von den Rohstoffvereinen zu marktprägenden­ Großhandelsunternehmen­ 10 Geschichte des Ausbau- und Sanierungshandwerks­­ 13

Kapitel 2: Die MEGA – ein Kind Altonaer Malermeister (1901–1945)

2.1. Mittelständisches Wirtschaftsleben in Altona 17 2.2. Initialzündung durch die Handwerker-Genossenschaftskasse eGmbH Altona 20 2.3. Vereinsleben zwischen Einkauf und Geselligkeit 23 2.4. Kriegsbewirtschaftung und ihre Folgen 29 2.5. Genossenschaftliche Bewährung in der Krise 30 2.6. Aufschwung in der Schillerstraße 35 2.7. Erneute Krisen in der späten Weimarer Republik 40 2.8. Ausdehnung ins Umland und nach 43 2.9. Einschränkungen im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg 45 Das Handwerk im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg 52

Kapitel 3: Modernisierung im Wiederaufbau (1945–1974)

3.1. Gelungene Improvisation nach Kriegsende 55 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 62 3.3. Die Behringstraßen-Ära 71 3.4. Fortdauernder Aufschwung 75 Branchengrenzen verändern sich 78

Kapitel 4: Die MEGA gewinnt die Region (1976–1989)

4.1. Die Fangdieckstraße wird Zentrale 81 4.2. Brückenschläge nach Bremen, Lüneburg und Harburg 87 Maler-Einkauf eG, Bremen: Eine Genossenschaft für die Stadt 88 Farben- & Lack-Großhandel Maler-Einkauf eG, Lüneburg: Profis im regionalen Liefergeschäft 92 Maler-Einkauf eG, Harburg: Grenzüberschreitendes­ Engagement südlich der Elbe 96 4.3. Selbstbedienung und andere Serviceinnovationen­ bis 1989 100 4.4. Die Hannoveraner kommen 102 Impressum 4.5. Gewitterwolken ziehen auf 105 Herausgeber: MEGA eG, Fangdieckstraße 45, 22547 Hamburg Genossenschaftliches Engagement in der deutschen Wiedervereinigung 107 Autoren: Barbara Günther und Dr. Josef Schmid, Geschichtswerk eG Layout und Satz: Julia Werner, Geschichtswerk eG Die Entwicklung der MEGA Logos 108 Alle Rechte vorbehalten: MEGA eG, Hamburg Die MEGA Gruppe – Erfolgsgeschichte mit Zukunft 110 Abbildungen: MEGA eG, Geschichtswerk eG und Altonaer Stadtarchiv. Besonders danken wir den zahlreichen Mitgliedern und Mitarbeitern der Anmerkungen 116 MEGA eG, die privates Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben. Kapitel 1

Erfolgsmodell „Gemeinschaftliche Selbsthilfe“

1.1. Die Wurzeln des modernen Abgeordnete der preußischen Nationalversammlung Genossenschaftswesens Schulze-Delitzsch überwiegend dem notleidenden Handwerk. Als Vorsitzender einer Kommission zur Prüfung der Notlage der Handwerker 1848 gewann er tiefe Einblicke in die wirtschaftlichen und sozialen Ge- gebenheiten dieser Branche. „Es ist charakteristisch für die deutsche Genossenschaftsbewegung, daß sie Die Anfänge des heutigen modernen Genos- anfangs namentlich unter Handwerkern auftritt, wäh- senschaftswesens lassen sich bis ins 19. Jahrhundert rend beispielsweise die von Robert Owen in England zurückführen. Mit ihren Ideen zu einer „gemeinschaft- ins Leben gerufene Genossenschaftsbewegung die lichen Selbsthilfe“ griffen der Jurist Hermann Schulze- Arbeiter ergriff.“2 Mit seiner ersten genossenschaft- Delitzsch (1808-1883) und der Bürgermeister Friedrich lichen Gründung in seinem Heimatort Delitzsch in Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) prägend in den Aufbau Sachsen – einer Rohstoffassoziation für Tischler und des deutschen Genossenschaftswesens ein und be- Schuhmacher – im Jahr 1849 begann der Siegeszug stimmten es in der Folge nachhaltig. In den Jahren der gewerblichen Genossenschaften, zu denen auch der Hungersnot 1846/47 konnten sie in ihren Heimat­ die späteren Einkaufsgenossenschaften der Handwer- regionen mit ihren Anstößen zu einer wirklichkeits- ker – wie die MEGA eG – gehörten. nahen Hilfe das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen und zugleich den Prozess einer von den Prinzipien der In seiner Eigenschaft als Abgeordneter des Selbsthilfe, Selbstverantwortung sowie Selbstverwal- preußischen Abgeordnetenhauses und später nach tung geprägten genossenschaftlichen Bewegung in der Reichsgründung des Landtages und des Reichsta- Gang setzen.1 ges gestaltete Schulze-Delitzsch die Genossenschafts- gesetzgebung von 1867 und dann von 1889 maß- Während Raiffeisens aus seinem christlichen geblich mit:3 Die Genossenschaften erhielten damit Glauben hervorgehende Vorstellungen sich eher auf eine rechtliche Grundlage, die ihnen noch heute – mit den ländlichen Raum und seine Bevölkerung kon- einigen Novellierungen – ihre Existenz sichert. Die Die Einkaufsgenossenschaft auf dem Weg zum marktbestimmenden Großhandelsunternehmen zentrierten, widmete sich der Richter und spätere Annahme der neuen Rechtsform mit der Eintragung

6 7 1.1. Die Wurzeln des modernen Genossenschaftswesens

1.2. Handwerker in Not

Das städtische Hand- werk geriet spätestens ab Mit- te des 19. Jahrhunderts immer mehr in Bedrängnis. Die alten und bislang bewährten Struktu- ren, die über Jahrhunderte hinweg Beschäftigung und Auskommen in den einzelnen Handwerken geregelt Das Malerhandwerk ging mit der Zeit Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) und gewährleistet hatten, bröckelten im Zuge der immer weiter fortschreitenden Industriali- sierung. Mit Einführung der Gewerbefreiheit in den preußischen Provinzen durch die Stein-Hardenberg- ins Genossenschaftsregister beim Amtsgericht brach- schen Reformen im Jahr 1810 wurde einer starken Großbetriebe. Zudem waren einzelne Handwerksbe- te den Genossenschaften neben der Absicherung Konkurrenz sowohl vom Landhandwerk als auch von reiche stärker betroffen als andere: Einigen wohlha- zugleich eine Reihe von Verpflichtungen. So musste gewerblich-industriellen Betrieben Tür und Tor geöff- benden Betrieben mit vielen Gesellen und Lehrlingen jegliche Änderung des Firmennamens, der Satzung, net. Der einsetzende Wettbewerb drängte viele Hand- standen vielen kleine und Kleinstbetriebe des Hand- des Vorstands oder des Mitgliederbestands angezeigt werker in ein berufliches Aus, manch einer musste werks gegenüber, die kaum ihr Auskommen fanden. werden. Andererseits konnte die genossenschaftli- sich als Arbeiter in der aufstrebenden Industrie ver- che Selbsthilfe durch ihre rechtskräftige Form zum dingen. In wirtschaftlichen Notzeiten sank zugleich Außerdem konnte der einzelne Handwerker Gedeihen der Genossenschaft auch in wirtschaftlich die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen, was kaum an Kredite gelangen, um Rohstoffe oder ande- oder politisch schwierigen Zeiten beitragen. Mit ih- wiederum die strukturellen Probleme des Handwerks re Waren in größerem Umfang zu erstehen. Zugleich rem nunmehr gesetzlichen Auftrag, zum Wohle ihrer zuspitzte. Proteste der etablierten Handwerksmeister war nur durch eine fortlaufende Modernisierung der Mitglieder deren Erwerb und Wirtschaft durch ge- sowie ihrer Berufsvertretungen – der Zünfte und In- Betriebe, durch ihren Ausbau und eine Hereinnahme meinschaftlichen Geschäftsbetrieb nachhaltig zu för- nungen – blieben jedoch wirkungslos.5 von Innovationen ihre Konkurrenzfähigkeit am Markt dern, übernahm die Genossenschaft die Schnittstelle gewährleistet. Das Fehlen von Betriebskapital erwies zwischen jedem einzelnen Mitglied und der liefernden Mit Einführung der Gewerbeordnung vom sich als weiterer Hemmschuh für ein Prosperieren des Industrie.4 21. Juni 1869 in den Ländern des Norddeutschen Bun- Handwerks. Erst mit Errichtung der ersten genossen- des sowie ihrer Ausweitung auf das Reichsgebiet des schaftlichen Zusammenschlüsse – der Kreditgenos- neuen deutschen Kaiserreichs 1871 geriet das Hand- senschaften ab den 1850er Jahren, später dann der werk weiter unter Druck. Die alten Zwangsorganisa- sogenannten Branchebanken wie etwa Handwerker- tionen des Handwerks wurden aufgehoben, an ihre genossenschaftsbanken – wurde diesem Missstand Stelle traten, wenn überhaupt, freiwillige Zusammen- abgeholfen. Handwerker verschiedenster Gewerke schlüsse. Der handwerklich-gewerbliche Mittelstand bekamen in der genossenschaftlichen Gemeinschaft mit seinen überwiegend kleinen Betrieben sah seine die Möglichkeit, preisgünstige Darlehen zu erhalten Existenz zunehmend gefährdet, da er nicht annähernd und damit ihre Betriebe zu stärken.6 Erste Hinweise von Hermann Schulze-Delitzsch halfen mancher Genossenschaft in ihren Anfängen so kostengünstig arbeiten konnte wie beispielsweise

8 9 1.3. Von den Rohstoffvereinen zu marktprägenden­ Großhandelsunternehmen­

1.3. Von den Rohstoffvereinen zu markt­ stehenden Handwerkergenossenschaften wurden prägenden Großhandels­unternehmen nach 1900 gegründet – liegt jedoch wohl darin, daß um diese Zeit mehrere Handwerke, die bis dahin von den Auswirkungen der Industrialisierung weniger berührt worden waren, nun in zunehmende Schwierigkeiten gerieten; so fielen die ersten Gründungen von Einkauf- genossenschaften verschiedener Handwerkszweige in Eine weitere Form der gemeinschaftlichen diese Zeit.“8 Dazu zählten vor allem die Bau- und Aus- Selbsthilfe waren die Rohstoffvereine oder Rohstoff- bauhandwerke, darunter auch das Malerhandwerk. Als assoziationen, wie Schulze-Delitzsch sie initiiert hatte. „genossenschaftliche Großhandlung der Handwerks- Handwerker eines Gewerkes schlossen sich zusam- betriebe“ übernahmen die Einkaufsgenossenschaf- men, um die Vorteile eines Großeinkaufs von Waren ten für ihre Mitglieder die Warenbeschaffung, boten oder Bedarfsartikeln ihres Handwerks durch einen allerdings im Laufe der Jahrzehnte immer stärker auch preisgünstigen Abschluss mit der Industrie zu erlan- Marketing- sowie betriebswirtschaftliche Serviceleis- gen. Somit konnten die Rohstoffvereine ihren Mitglie- tungen an.9 dern die gleichen Bedingungen bieten, wie sie Groß- betriebe schon seit Langem hatten. Bereits ab den Die Anfänge dieser Vereine waren zunächst 1860er und 1870er Jahren entstanden diese Vereine in bescheiden: „Sie mieden vor allem anfänglich die großer Zahl.7 Doch erst im beginnenden 20. Jahrhun- eigene Lagerhaltung, mieden überhaupt jedes Risiko, dert konnte von einem Boom der Handwerkergenos- insbesondere auch die Kreditgewährung, zumal sie ihr senschaften gesprochen werden. „Die wesentliche Ziel nur erreichen konnten, wenn sie das Prinzip der Ursache für die … gestiegene Zahl handwerklicher Barzahlung durchsetzten und daran strikt festhielten. Genossenschaften – 96,5 Prozent der … [1962] be- [...] Wo es angängig war, beschränkten sie sich auf Ein wertvoller Ratgeber für den um Erstarkendes Selbstbewusstsein 1900 einsetzenden Gründungsboom vie- führte zu einprägsamer Werbung ler Handwerkergenossenschaften

die Auftragssammlung aus dem Kreis ihrer Mitglieder und Finanzierung für ihre Mitglieder. Eine weitere, und auf die Empfehlung von Lieferanten, bei denen sie über die Warenbeschaffung hinausgehende Zusatz- ihren Mitgliedern günstige Bedingungen verschafften. leistung war die permanente Warenprüfung, die sie Durch Zusammenfassung des Warenbedarfs einer zur Qualitätskontrolle durchführten. Des Weiteren Vielzahl von Abnehmern waren sie in der Lage, den wurden Musterausstellungen oder Messen sowie Produzenten große Aufträge in Aussicht zu stellen, Fortbildungen der Mitglieder veranstaltet, häufig in zu vermitteln oder selbst zu erteilen. Sie sorgten für enger Kooperation mit den Berufsorganisationen des Bescheidene Standorte und ein kleiner frühzeitige Dispositionen.“10 Handwerks, den Innungen. „Es war ein weiter Weg Lagervorrat wie bei der Mego Oldenburg von der Gründung der ersten Handwerkerassoziatio- kennzeichnen die frühen Jahre der Ein- kaufsgenossenschaften Erst nach und nach entwickelten sich die Roh- nen Schulze-Delitzscher Prägung in der Mitte des […] stoff- und Einkaufsgenossenschaften des Handwerks [19.] Jahrhunderts bis zu den Fullservice-Genossen- über die Jahrzehnte zu marktprägenden Großhandels- schaften in den Verbundgruppen, beispielsweise der unternehmen. Ihr Dienstleistungsportfolio umfasste Dachdecker und Maler sowie des Ernährungshand- neben der Beratung durch Fachkräfte, Lagerhaltung werks im Deutschland von heute.“11 und Sortimentsgestaltung inzwischen auch Werbung

10 11 Geschichte des Ausbau- und Sanierungs­­handwerks

Die Anfänge des Malerhandwerks reichen weit zurück. ausbildung der Lehrlinge und Gesellen darüber gere- Noch im Mittelalter waren die Übergänge zwischen gelt. Die außerhalb einer Zunft arbeitenden Maler – in dem Malen als Kunst und als Handwerk fließend. Die Norddeutschland auch Bönhasen genannt – wurden „Schilderer“ gestalteten Schilde als Stammes- oder aufs Schärfste gemaßregelt.14 Herrschaftssymbole. In den Städten entstanden Ma- lerschulen, um den Nachwuchs auszubilden. Auf herr- Trotz der Einschränkungen durch die Gewerbefreiheit schaftlichen Burgen oder in Klöstern wurden Maler im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Malerhand- neben verschiedenen anderen Gewerken zum Aus- werk parallel zur Bevölkerungsentwicklung weiter. Die schmücken der Bauten mit Wandmalereien eingesetzt. Zahl der Betriebe in Deutschland stieg allein von 1882 Später kamen neben Adel und Klerus die reichen bür- bis 1907 um mehr als 63 Prozent. Zwar verloren die gerlichen Kaufleute als Auftraggeber hinzu.12 Zünfte ihre Macht, mit den Zwangs- oder freiwilligen Innungen nach dem sogenannten Innungsgesetz von Ab dem 14. Jahrhundert schlossen sich überall in 1881 schuf sich das Malerhandwerk jedoch einen be- den Städten die Handwerker einer Berufsgruppe rufsständischen Ersatz. Dazu trug auch die Gründung zusammen, um gegen ihre Ausgrenzung aus den des Deutschen Malerbundes im Jahr 1876 bei – ein städtischen Regierungen zu protestieren. Aus den Vorläufer des heutigen Hauptverbandes des Maler- klösterlichen St. Lukas-Bruderschaften – benannt nach und Lackiererhandwerks –, dem sich viele der neu dem Evangelisten Lukas, dem Schutzpatron der Maler entstandenen Innungen anschlossen.15 Ihr Hauptau- – entstanden allenthalben Zünfte und Gilden für die genmerk richtete sich neben der Qualitätssicherung Maler, so beispielsweise das Hamburger Maleramt wiederum auf die berufliche Aus- und Fortbildung im Jahr 1375.13 Mit dem Erstarken des Zunftwesens des Gewerkes. „Das Malerhandwerk war damals [in ab dem späten Mittelalter dominierten die Zünfte das den 1920er Jahren] der erste Handwerksberuf, der Malerhandwerk. Sie gaben sich eigene Ordnungen, eine einheitliche Ordnung für die Berufsausbildung um ihren Berufsstand zu sichern und den Zugang als schuf.“16 Mit der Einführung des großen Befähigungs- Meister zu kontrollieren. Zusätzlich wurde die Berufs- nachweises 1935 erlangten die Innungen wieder eine

12 13 Geschichte des Ausbau- und Sanierungshandwerks

entscheidende Einflussnahme auf die Entwicklung Noch Mitte des 20. Jahrhunderts war ein Lieferwagen findungen wie den Kunstharzlacken und dem Einsatz Jahren als handwerkähnliches Gewerbe in die Hand- des Malerhandwerks. die Ausnahme und großen Betrieben vorbehalten. neuester Techniken wandelte sich das Malerhandwerk werksordnung aufgenommen. Mit Aufkommen von nach dem Zweiten Weltkrieg zum modernen Dienst- großflächigen Bodenbelägen ab Mitte des 20. Jahr- Die Arbeit des Malerhandwerks entwickelte sich im Die Werkstatt eines Malermeisters war funktional leister. hunderts entstand der Beruf des Bodenlegers. Häufig Laufe der Jahrhunderte weiter und umfasste eine eingerichtet und befand sich häufig in unmittelbarer geht hierbei eine enge Verbindung mit der Raumaus- vielseitige Angebotspalette. Neben dem einfachen Nähe seiner Wohnung. Je nach Größe des Betriebes – Das Stuckateurhandwerk kann gleichfalls auf eine jahr- stattung einher.19 Tünchen der Wände für den Anstreicher gab es die vom Kleinstbetrieb bis zum Unternehmen mit vielen hundertelange Geschichte zurückblicken. Die auch kunsthandwerklichen Malereien der Dekorationsma- Gesellen und Lehrlingen – reichte häufig ein Anbau Gipser oder Putzer genannten Handwerker waren ler, das Lackieren von Fenstern und Türen oder der oder Schuppen aus, da die Hauptarbeit beim Kunden überwiegend für den Innenausbau und die Fassaden Kutschen und Wagen. Regionale Unterschiede bestan- stattfand. Neben Farbpigmenten, Kreide, Kalk, ver- von Gebäuden zuständig. Ab dem 16. Jahrhundert den beispielsweise bei Putz- oder Stuckateurarbeiten. schiedenen Ölen, Firnis und Terpentin waren weitere gestalteten sie besonders Kirchenbauten sowie re- Diese waren überwiegend im Süden und Osten zu Arbeitsmittel untergebracht: verschiedene Pinsel, Kitt- präsentative weltliche Gebäude wie zum Beispiel finden. Im Norden und Westen Deutschlands führten messer, Kämme, Schablonen, Lineale, Leitern oder Schlösser mit Schmuckelementen. Im 17. und 18. Jahr- die Maler bereits früh das Tapezieren als lohnende Farbreiben. Die Farben mussten bis weit ins 20. Jahr- hundert bildete sich durch die Wessobrunner Schu- neue Aufgabe für die Wintermonate ein. Als Hauptar- hundert selbst angemischt werden, ehe Industrie oder le eine Richtung des Handwerks heraus, der viele beit jedoch galten die Instandsetzung von Wohnungen Malereinkaufsgenossenschaften wie die MEGA dem bedeutende Künstler angehörten. In den folgenden oder Fassadenanstriche. Maler diese Arbeiten abnahmen. Viele Farben enthiel- Jahrhunderten ließ auch das Bürgertum seine Häuser ten zudem über lange Zeit gesundheitsschädliche durch Stuckateure verschönern. In den letzten Jahren Mit seinem zweirädrigen Malerkarren begab sich der Stoffe oder Gifte: Bleiweiß oder Schweinfurter Grün hat sich das Handwerk mit der Wärmedämmung von Handwerker zu seinen Kunden. Auf ihm konnte er mussten im täglichen Gebrauch mit Vorsicht gehand- Gebäuden einen neuen Arbeitsbereich erschlossen.18 das umfangreiche, teilweise sperrige und schwere habt werden.17 Erst ab den 1930er Jahren kamen fer- Arbeitsmaterial über weite Strecken transportieren. tige Leim-Öl-Emulsionen und noch später die ersten Ein weiteres wichtiges Berufsfeld der Ausbau- und Später löste das Fahrrad mit Anhänger den Karren ab. Kunststoffdispersionen auf den Markt. Mit neuen Er- Sanierungshandwerke wurde erst in den 1960er

14 15 Kapitel 2

Die MEGA – ein Kind Altonaer Malermeister (1901–1945)

2.1. Mittelständisches Wirtschaftsleben Die neuen und zukunftsträchtigen Branchen in Altona der Metallverarbeitung oder der Nahrungs- und Ge- nussmittelindustrie ließen sich jedoch verstärkt in den Stadtteilen Ottensen und Bahrenfeld nieder. Alt-Altona dagegen behielt seine überwiegend mittelständisch und handwerklich ausgerichtete Wirtschaftsstruktur. In den beiden wichtigsten Branchen Holzverarbeitung Als Altona 1867 unter preußische Herrschaft und Baugewerbe überwogen die Klein- und Mittelbe- kam, zählte die Stadt etwas mehr als 67.000 Bewoh- triebe. „Die Holzindustrie war eng mit der Entwicklung ner. Nach dem Zollanschluss an das Deutsche Reich im Baugewerbe verbunden, das Jahrzehnte hindurch 1888 sowie durch die Eingemeindung der bereits in- vor dem Ersten Weltkrieg recht gute Erträge erzielen dustriell geprägten Stadt Ottensen mit Neumühlen konnte. Zum Baugewerbe zählten neben den Maurern 1889 und der westlichen Dörfer Övelgönne, Othmar- auch Maler, Stuckateure, Zimmerleute und Tiefbauar- schen und Bahrenfeld 1890 erlebte Altona einen star- beiter. … Anstreicherfirmen waren besonders zahl- ken Bevölkerungszuwachs auf 143.000 Einwohner. reich, aber meistens klein; über die Hälfte hatten bis Die Altstadtviertel blieben am dichtesten besiedelt. zu fünf Beschäftigte, die größte kaum mehr als 20.“2 Hier ließen sich vor allem vor dem Zollanschluss in die Insgesamt schritt die Wirtschaftsentwicklung jedoch Stadt strömende arme Landbewohner nieder, die nun nur langsam voran. Zwar nahm Altona bis Ende des als Arbeiter ihr Glück versuchen wollten. Mit einem 19. Jahrhunderts „teil an der generellen wirtschaftli- Stadtentwicklungskonzept versuchte die Verwaltung, chen Erholung“, doch ab 1900 kam es zu einem reichs- nach den Eingemeindungen neue Viertel für Industrie weiten Entwicklungseinbruch, der in Altona bis zum und Wohnraum zu erschließen bzw. alte auszuweisen Ersten Weltkrieg anhielt. Zugleich musste sich die sowie die Altstadt zu sanieren. Der städtische Mittel- Stadt gegen die permanente Konkurrenz der Nachbar- punkt verlagerte sich in Richtung Norden und Westen, stadt Hamburg behaupten. zur Großen Bergstraße und Königstraße, in deren Nähe später das Domizil der Maler-Einkaufsgenossen- Das Handwerk war immer noch ein starkes .... über vier Jahrzehnte in der Schillerstraße schaft liegen sollte.1 wirtschaftliches Standbein Altonas mit 1.777 Betrieben

16 17 2.1. Mittelständisches Wirtschaftsleben in Altona 1901 bis 1945

basierte. Sie wurde 1915 wiederum in eine Zwangs- innung für das Maler- und Lackiererhandwerk durch Verfügung der schleswigschen Regierung überführt. Von den über 170 Malern, die in der Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Dienste anboten, waren im Jahr 1907 142 Mitglieder der Innung. Für die nach Altona eingemeindeten Elbvororte war seit 1911 eine eigene Innung zuständig, die „Maler-Zwangsinnung Altona- Blankenese“, die1933 aufgelöst wurde. Ihre Aufgaben übernahm dann kurzfristig das Altonaer Maleramt. Mit der Einführung des großen Befähigungsnachwei- ses 1935 gewann die Innung an neuer Bedeutung, da jeder Maler, der einen Betrieb gründen wollte, zuerst die Meisterprüfung ablegen musste. Die MEGA be- teiligte sich in dieser Zeit mit finanzieller Förderung an Meisterkursen. 1937 verlor die Innung ebenso wie die Stadt Altona ihre Selbstständigkeit. Mit Umset- zung des Groß-Hamburg-Gesetzes gingen beide in Hamburg auf.6

Eine Reihe von Personen, die später die Ge- Das neue Zentrum Altonas: die Königstraße mit dem Stadttheater und vielen Geschäften um 1900. Die arme Bevölkerung wohnte dage- schicke der MEGA mitbestimmten, lässt sich im Alto- gen in kleinen Wohnungen in engen Straßen naer Maleramt in verschiedenen Funktionen wiederfin- den. Das Gründungsmitglied des Einkaufsvereins Carl Hämischer bekleidete zwei Jahrzehnte lang das Amt im Jahr 1901. In 13 freien und acht Zwangsinnungen Landgemeinden, die im Westen und Norden an Altona Weltstadtgebiet Groß-Hamburg ergaben, gewachsen des ersten Obermeisters, danach bis 1933 dann der zusammengeschlossen, bestimmte es vor allem das grenzten: Blankenese, Eidelstedt, Groß Flottbek, Klein zu sein.“5 Die Krisenzeiten der späten Weimarer Re- Vorstandsvorsitzende Rudolph Petersen. Adolph Eller- mittelständische Wirtschaftsleben. 1900 erfolgte die Flottbek, Lurup, Nienstedten, Osdorf, Rissen, Stellin- publik von 1928 bis 1933 bedeuteten einen erneuten brock, Vereinsschriftführer und Vorstandsmitglied der Gründung der Handwerkskammer Altona, die zugleich gen-Langenfelde und Sülldorf. Groß-Altona entstand wirtschaftlichen Niedergang Altonas. Das Handwerk MEGA, kümmerte sich auf Anordnung der Handwerks- große Teile der preußischen Provinz Schleswig-Hol- und umfasste 232.000 Einwohner. Während sich die klagte über die schlechte Auftragslage. Unzählige Neu- kammer mit Kollegen um die Lehrlingsausbildung, stein mitbetreute.3 1925 wurde bei der Kammer die Stadt im Westen und an der Elbe hauptsächlich zum gründungen kleinster Betriebe verschärften die Kon- eine Aufgabe, die ab Anfang der 1930er Jahre der erste Gewerbeförderungsschule in Deutschland als „grünen Altona“ entwickelte, gehörten die östlichen kurrenz und bedeuteten für viele Handwerker den spätere Aufsichtsrat und Vorstand Heinrich Lüdders Fortbildungseinrichtung eröffnet. Das erschien nach Stadtteile weiterhin zu den bevölkerungsdichtesten Ruin. Die Zahlen im Malerhandwerk waren dagegen übernahm. Weitere Genossenschaftsmitglieder saßen einer Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs als Folge mit zahlreichen kleinen Betrieben. „Vielfach wurden mit rund 170 Betrieben im Stadtgebiet lange Jahre im Innungsvorstand oder Beirat wie Johann Kurz, Ro- des Ersten Weltkriegs und der darauffolgenden Infla- Handwerke zu Hilfsindustrien für große Betriebe. Mit konstant geblieben. Bis 1933 stiegen sie, auch als bert Maack, Franz Arffe, Georg Köhlert, Hugo Lange.7 tion unerlässlich zur gezielten wirtschaftlichen Förde- der wachsenden Zunahme der Bevölkerung, wie sie Folge der zahlreichen Eingemeindungen, auf über 250 rung.4 26 Handwerkerinnungen vertraten Anfang der gerade Altona in den letzten Jahrzehnten zu verzeich- Betriebe an. 1930er Jahre 4.536 Handwerksbetriebe in der Stadt. nen hatte, wuchsen auch quantitativ die Bedürfnisse der Einwohnerschaft, wodurch dem Handwerk viele Die Malermeister im Stadtkreis Altona waren Ab 1924 stiegen die Bevölkerungszahlen er- dankbare Aufgaben zuflossen. Die Handwerksbetrie- seit 1903 in einer freien Innung zusammengeschlos- neut an; der Zuzug in die Stadt nahm wieder zu. Zudem be versuchten sich technisch und kaufmännisch zu sen, die auf dem „Altonaer Maleramt von 1757“, ei- erfolgte 1927 die Eingemeindung weiterer preußischer vervollkommnen, um den Anforderungen, die sich im ner im September 1902 aufgelösten Zwangsinnung,

18 19 2.2. Initialzündung durch die Handwerker-Genossenschaftskasse eGmbH Altona 1901 bis 1945

2.2. Initialzündung durch die Handwerker- Maler-Rohstoff-Genossenschaft, die bereitwillig Unter- Genossenschaftskasse eGmbH Altona stützung anbot, stand für die Initiatoren der Weg fest.11

Am 23. Dezember 1901 gründeten die sieben Malermeister Johann Kurz, Carl Hämischer, Robert Maack, Wilhelm Schenk, Fritz Grell, Chr. Detlefsen und Jonny Behrs den „Einkaufs-Verein der Maler zu Altona und Umgegend“ in der Weinstube Prahl. Bankkassierer „Die Gründung einer Gesellschaft zum gemein- Fischer-Multhaupt war zugegen und achtete auf den samen vortheilhaften Einkauf aller Rohstoffe etc. für rechtmäßigen Ablauf der Versammlung. Kurz als Vor- Maler ist schon vor Jahren von verschiedenen Seiten sitzender, Schenk als Kassierer und Maack als Schrift- und wiederholt von den jetzigen Mitgliedern angeregt führer bildeten den ersten Vorstand. Als erster Auftrag worden. Die schöne Sache wurde aber niemals ernst- wurden nach Durchsicht aller Offerten bei der Harbur- lich angefaßt, sondern jedesmal wieder gleichgültig ger Firma Friedrich Thörl 25 Fässer Leinöl bestellt.12 bei Seite gelegt. Es blieb eben nur ein schöner, leerer Traum“,8 so resümierte der Altonaer Malermeister Ro- Der junge Verein, der in der Rechtsform eines bert Maack im Jahr 1901 die bis dahin vergeblichen nicht eingetragenen Vereins seine Arbeit aufnahm, Versuche, mit Kollegen eine Einkaufsgemeinschaft ins traf sich monatlich in wechselnden Lokalen in Alt- Leben zu rufen. Altona und in Ottensen.13 Vordringlichstes Ziel war der gemeinsame Einkauf zu günstigen Bedingungen. Dass dieser Traum sich nicht „gleich Seifen- So wurden schon im Januar 1902 bei der Hamburger blasen in nichts auflöste“, verdankte er einer anderen Firma J. D. Flügger je rund 1.000 kg Bleiweiß und Zink- Genossenschaftsgründung. Denn mit der Errichtung grau geordert. Auch der Pinselfabrikant L. Vollprecht der Handwerker-Genossenschaftskasse eGmbH Alto- hatte sich auf den Weg nach Altona gemacht, um den na am 18. Februar 1901 veränderte sich zugleich die Malermeistern seine Bürsten und Pinsel zu „ganz Lage für die Altonaer Malermeister.9 Endlich hatten sie vorzüglichem Preise“ anzubieten. Jedoch beim dritten vor Ort eine Kreditgenossenschaft, die speziell auf ihre Treffen im Februar 1902 waren nicht alle Vereinsmit- Bedürfnisse zugeschnitten war, über die sie Kredite glieder gekommen, und auch die wenigen Erschiene- erhalten und ihre Geschäfte abwickeln konnten.10 Da nen legten keinen Wert auf weitere Bestellungen. Fast wundert es nicht, dass aus dem Kreis der Mitglieder alle hatten, als die Gründung noch nicht vollzogen war, die Idee einer genossenschaftlichen Rohstoffassozia- bereits im Herbst 1901 ihr Material für die kommen- tion erneut diskutiert wurde, zudem es mit der wohl den Monate besorgt: „Mit froher Zuversicht wurde ersten Gründung einer deutschen Malereinkaufsge- jedoch betont, daß das nächste Jahr schon ein bedeu- nossenschaft Anfang 1900 in Hildesheim bereits ein tend besseres für uns sein würde, weil die meisten Beispiel gab. Am 15. September 1901 fand die erste Kollegen jetzt noch nicht mit einem Mal von ihren bis- Vorbesprechung in der Weinstube Johannes Prahl in herigen Lieferanten abbrechen können und wollen.“14 der Kronprinzenstraße 8a in Ottensen statt. Der Buch- halter und damalige Kassierer der Genossenschafts- Inzwischen hatte sich im Kollegenkreis herum- kasse, August Richard Fischer-Multhaupt, stand den gesprochen, dass es einen Einkaufsverein für Maler in Gründern mit Rat und Tat zur Seite. Nach zwei wei- Altona gab, und die Malermeister Theodor Petersen teren Treffen im Oktober und November sowie der sowie Paul Richters, der in der Folge wesentliche Das Protokollbuch hielt akribisch die Treffen der Ver- einsmitglieder fest; die Satzung regelte den Kontaktaufnahme zur schon länger bestehenden Kieler Funktionen im Verein und in der späteren Genossen- Geschäftsverkehr des Vereins und seiner Mitglieder

20 21 2.2. Initialzündung durch die Handwerker-Genossenschaftskasse eGmbH Altona 1901 bis 1945

schaft übernehmen sollte, baten um Aufnahme.15 Da ne Mitglied haftet für seine durch die Handwerker-Ge- 2.3. Vereinsleben zwischen Einkauf und mit weiteren Anträgen zur rechnen war, beschloss der nossenschaftskasse bezogenen Waren.“18 Anders als Geselligkeit Vorstand die Ausarbeitung einer Satzung. Am 7. März bei einer Rohstoffgenossenschaft trat hier der Verein 1902 wurden die Statuten auf dem Treffen vorgelegt zunächst nicht als rechtlicher Vertreter der Mitglieder und von den Anwesenden genehmigt. Sie wurden auf, welcher die gesamten Geschäfte sowohl nach daraufhin gedruckt und am 11. April an alle Mitglieder außen als auch nach innen führte, sondern nur als verteilt.16 Vermittler. Der eigentliche Geschäftspartner war die Kreditgenossenschaft, die im Auftrag des Vereinsvor- Dabei hatte der Verein sich inzwischen weiter Paragraf 2 beschrieb den Zweck der Vereins- stands dann die Bestellungen bei den verschiedenen etabliert. Mit dem Maleramt war wegen der Terminfra- gründung: „durch billigen Einkauf von guten Maler- Lieferanten tätigte. Ihr quittierte das Mitglied auch ge eine Absprache vorgenommen worden, nachdem Rohstoffen den Mitgliedern Vortheil zu verschaffen innerhalb von drei Tagen den richtigen Erhalt der Ware. mehrere Treffen schlecht besucht waren: „Es wird und dieselben konkurrenzfähig zu machen.“17 Das beschlossen, dem Obermeister der Innung am ersten war auch notwendig, denn in der Stadt Altona waren Das bot viele Vorteile: Der Verein brauchte kein Tage nach jeder Sitzung mitzutheilen, wann und wo zu dieser Zeit mehr als 170 Malermeister ansässig. eigenes Kapital, um bei den Lieferanten in Vorleistung die nächste Sitzung stattfindet, damit vermieden wird, Dazu versuchten auch immer wieder Landhandwerker, zu treten. Er haftete nicht, wenn einzelne Mitglieder daß die Versammlungen der Innung und des diessei- mit billigen Angeboten auf den städtischen Markt zu mit ihrer Zahlung in Rückstand gerieten. Auch konnten tigen Vereins an ein und demselben Tage abgehalten drängen. Die Aufnahme eines Neumitgliedes erfolgte die Mitglieder über laufende Kredite bei der Handwer- werden.“21 Das Wein- und Clublokal Grothusen in der durch die sogenannte Ballotage bei Vierfünftelmehr- ker-Genossenschaftskasse ihre Bestellungen tätigen, Röperstraße 14 wurde zum ständigen Versammlungs- heit: Eine Aufnahmekommission aus zwei Vorstands- die nun aufgrund der großen Mengen preiswerter wa- lokal ernannt. So hatten Petersen und Richters im De- mitgliedern und einem jeweils neu zu bestimmenden ren, als wenn jeder Malerbetrieb einzeln bestellte. Zu- zember 1902 einen abschließbaren Schrank erstanden, Mitglied erstellte ein Gutachten, die anwesenden Mit- dem regelte die Kreditgenossenschaft den Schrift- und den sie im Lokal aufstellen ließen.22 Er enthielt den glieder wählten mit weißer Kugel für oder mit schwar- Zahlungsverkehr. Andererseits war so ein lockerer Zu- Ballotagekasten – eine Leihgabe von Carl Hämischer zer gegen den Eintritt. So wurde beispielsweise im sammenschluss auch unverbindlicher. Immer wieder –, die Satzungen, verschiedene Drucksachen und Quit- September 1902 mit 1:6 der Eintritt eines Malers ver- kam es in den Folgejahren vor, dass die monatlichen tungen, Bestellscheine, Mappen mit den Lieferanten- hindert. Bei der Aufnahme war ein Eintrittsgeld von Treffen schlecht besucht waren, es keine Bestellungen offerten, dazu Proben von Pinseln, Farben, Lacken und zwei Mark zu entrichten. Der Vereinsbeitrag belief gab oder Termine sogar ausfielen. Zudem war das Terpentin sowie eine Kiste mit Kämmen, Spachteln sich auf monatlich 30 Pfennig. Ausschluss drohte bei Malerhandwerk starken saisonalen Schwankungen und Kittmessern.23 Die Mitglieder hatten inzwischen „Schmutzkonkurrenz“ oder bei „tadelnswerthem Ver- ausgesetzt. Besonders im Frühjahr und Sommer ka- viele ihrer alten Lieferanten aufgegeben, und es wurde halten“ dem Verein gegenüber. Der Vorstand wurde men nur wenige Mitglieder, da sie arbeitsmäßig stark rege bestellt, so beispielsweise Ende des Jahres 1902 um zwei Stellvertreter auf fünf Personen erweitert: Die Handwerker-Genossenschaftskasse – gebunden waren. Das betraf auch die Vorstandsmit- 3.000 kg Zinkgrau, je 1.000 kg Ocker und Umbra, 300 Carl Hämischer und Fritz Grell. später Handwerkerbank – in Altona begleite- glieder: Im Herbst 1902 erschien der Kassierer Schenk kg Neugelb und 70 Dutzend Pinsel.24 Doch es wurde te schon den Malereinkaufsverein und ist bis heute die Hausbank der MEGA einige Male nicht. „Es wurde besonders betont, daß mit Bedacht gekauft, große Mengen nur bei günsti- Eine Besonderheit des jungen Vereins war sei- doch endlich mal die [Vereins-]Kasse in Ordnung ge- gen Preisen geordert: „Herr Fischer-Multhaupt von ne Verbindung zur Handwerker-Genossenschaftskasse. bracht werden müßte.“ Daraufhin entschloss sich die der Handwerkerbank läßt anfragen, ob und wieviel Der Verein nahm nur selbstständige Malermeister aus Versammlung, den inzwischen zum Obermeister des Faß Leinöl 1906 auf Abruf jedes Mitglied kaufen will. Altona und Umgebung auf, die zugleich Mitglieder „Altonaer Maleramtes von 1757“ berufenen Carl Hämi- Wenn der Preis auf 36,- oder 36 ½ [Mark] gesunken der Kreditgenossenschaft waren, so Paragraf 6 der scher zum neuen Kassierer zu wählen.19 Schriftführer ist. Es wurden von den 8 anwesenden Mitgliedern 43 Satzung. Zudem wurden laut Paragraf 3 die Einkäufe Robert Maack ließ im Sommer 1903 gleichfalls mehr- Faß gezeichnet.“25 des Vereins durch Vermittlung der Kasse beschafft. mals Sitzungen ausfallen, ein Sitzungsprotokoll wurde Paragraf 4 regelte die Geschäftsbedingungen: „Die daher nicht geführt. Nachdem er im August des Jahres Weitere Malerkollegen baten um Aufnahme, Mitglieder haften nicht solidarisch der Handwerker-Ge- sein Amt niedergelegt hatte, wurde Paul Richters zum doch insgesamt stiegen die Mitgliederzahlen nach nossenschaftskasse gegenüber, sondern jedes einzel- neuen Schriftführer bestimmt.20 einem Schub in den ersten Jahren nur leicht an. Ende

22 23 2.3. Vereinsleben zwischen Einkauf und Geselligkeit 1901 bis 1945

1903 waren es 16, Ende 1905 20. Mit der Aufnah- einen Kellerraum im Bankhaus abzumieten, um dort me von Malermeistern aus der preußischen Stadt ein Lager für verschiedene Waren einzurichten. Um Wandsbek östlich von Hamburg brachte es der Verein dadurch mehr Mitglieder für die Sache zu gewinnen. auf immerhin 24 Mitglieder im Jahr 1907. Sehr viel Die Debatte wurde darauf eine sehr lebhafte.“ Die mehr allerdings traten nicht bei. Immer wieder wurde Miete für das Lager würde sich auf 150 Mark im Jahr darüber diskutiert, auf welche Weise neue Mitglie- belaufen. Bislang benötigte der Verein kein Lager, da der geworben werden könnten: „Zu diesem Zwecke die Verteilung der angelieferten Waren über die Kre- soll unter die besseren Collegen etwas reger agitiert ditgenossenschaft und die jeweiligen Maler lief. Eine werden.“26 Deutlich wird auch, dass der Verein auf Kommission, bestehend aus den Vereinsmitgliedern fachlich gute und solvente Mitglieder abhob. Fast alle Hämischer, Holm, Kurz, Maack und Schenk, sollte sich kamen aus Alt-Altona und Ottensen, kaum ein Maler über Vor- und Nachteile einer Rohstoffgenossenschaft aus den 1889 eingemeindeten Dörfern, wie z. B. aus informieren. Klein Flottbek. Am 5. Dezember 1903 wurde erneut darüber Dennoch strahlte der Verein über Altonas gesprochen. In Anlehnung an den Genossenschafts- Grenzen hinaus: Im Februar 1903 fand ein Treffen mit anteil bei der Handwerkerbank glaubte Hämischer, fünf Hamburger Malermeistern statt, die gleichfalls diesen für den Verein auf 500 Mark festsetzen zu einen Einkaufsverein gründen wollten. Sogar die bei- müssen. Zugleich müsse die neue Genossenschaft den Vorstandsmitglieder der Handwerker-Genossen- seiner Ansicht nach wohl mindestens 40 Mitglieder – schafts-Bank – wie die Genossenschaftskasse inzwi- zu diesem Zeitpunkt also weit mehr als das Doppelte schen hieß –, Fischer-Multhaupt und Kühl, und deren des Vereins – umfassen. Ernst Dühren aus Wandsbek Aufsichtsratsvorsitzender Neels waren erschienen. und Theodor Petersen hingegen hielten einen Anteil Nach angeregter Aussprache wies der Obermeister von 300 Mark und die bestehende Mitgliederzahl für und Vereinsvorsitzende Carl Hämischer schließlich ausreichend. Der Vereinsvorsitzende wurde in seiner Auch die Geselligkeit der Vereinsmitglieder kam auf die Vorteile einer solchen Gründung hin. Die Ham- Funktion als Obermeister gebeten, sich mit seinem nicht zu kurz: Beliebt waren die jährlichen Beef- steak- oder Karpfenessen burger Kollegen berichteten jedoch, „daß man sich an Hamburger Kollegen Carl F. Hansen in Verbindung zu verschiedene Vereine dieser Richtung gewandt habe, setzen und zudem bei der Rohstoffgenossenschaft alle hätten in abrathendem Sinne sich geäußert, in Erfurt die Statuten zu erbitten.28 Doch ver- bis auf unseren Verein“.27 mutlich war der Verein noch nicht reif für eine Neugründung als Genossen- Dagegen vertieften sich die Kontakte zur Kieler Gesetz über die Verarbeitung von Bleiweiß herauskam, Das brachte in der Folge die schaft. Bis zu ihrer tatsächlichen Maler-Rohstoff-Genossenschaft im Laufe der Jahre. trat Obermeister Hämischer „sehr warm für das neue Verantwortlichen der Handwerker- Gründung im Februar 1918 kam Denn diese bot dem Verein aus eigenen Beständen Weiß ein“, da es längst nicht so gesundheitsschädlich bank sogar dazu, dem Einkaufs- diese Angelegenheit jedenfalls wiederholt günstig Malerbedarfsartikel an. Der Verein wie das bisherige sein sollte.31 verein eine andere Rechtsform nicht mehr zur Sprache. bestellte häufig in Kiel, so Ende 1906 gleich mehrere vorzuschlagen, um ihn seine Fässer verschiedene Farben und Leinöl.29 Dazu wurde Als der Wandsbeker Malermeister Ernst Düh- Geschäfte weitgehend unab- über Kollegen, die die Vertretung für bestimmte Pro- ren 1907 den Vorsitz von Hämischer übernahm, schlug hängig führen zu lassen. Die dukte in Altona übernommen hatten, Ware geordert, er sogar vor, mit der Einladungskarte an die Mitglieder Bankvorstände Kühl und Fischer- wie beispielsweise der von Malermeister Sick „neu zugleich den Warenbestand bekannt zu geben, damit Multhaupt beantragten auf der erfundene“ Pflanzenleim.30 Auch über neue oder bis- sich die Mitglieder vorher überlegen könnten, was sie Sitzung am 14. November 1903, lang unbekannte Produkte wurde debattiert, wobei ordern wollten. Dieses sollte die Kauflust der Maler „den Einkaufs-Verein in eine Roh- Ob Firnis, Öl oder Farbe – der Einkaufsver- einzelne Mitglieder ihre Kollegen über die Vor- und anregen, erwies sich aber nicht als sehr erfolgreich. ein versorgte seine Mitglieder mit vielerlei stoffgenossenschaft umzugründen und Malerbedarfsartikeln Nachteile informierten. Als Anfang 1906 ein neues Es wurde nicht mehr bestellt als bei den monatlichen

24 25 2.3. Vereinsleben zwischen Einkauf und Geselligkeit 1901 bis 1945

Ein Jahr später stand das Thema Auflösung ten werden. „Diese Versammlung war ganz besonders wieder auf der Tagesordnung. Ein Malermeister mein- stark besucht mit 15 Mitgliedern, was bei der großen te, dass er sogar ohne den Verein billiger Material Wichtigkeit der Tagesordnung auch nicht anders zu einkaufen könne als über ihn. Schnell war die Ursache erwarten war.“ Alle anwesenden Malermeister stimm- gefunden: das besondere Procedere des Einkaufs ten dafür, mit ihren Ehefrauen einen „Betriebsausflug“ über die Handwerkerbank. „Jetzt läßt sich nämlich zu unternehmen. Ein Teil der Kosten wurde aus der die Handwerker-Bank für jede Ware, die durch unse- Vereinskasse bestritten. Ernst Dühren aus Wandsbek ren Verein gekauft wird, 1 % Provision vergüten und organisierte das Festprogramm, das einzige Mitglied außerdem das Sollgeld erstatten, während man bei des Vereins, welches damals nicht aus der Stadt Al- jeder Firma gegen Barzahlung 2 % bezw. 1 % Sconto tona und ihren umliegenden Gemeinden stammte.35 vergütet bekomme und außerdem die Ware frei ins Haus geliefert bekomme. Diese Unkosten müßten in Am 28. August war es dann so weit. Um erster Linie beseitigt werden.“ Bislang mussten die 15 Uhr ging es bei schönem Sommerwetter mit der Maler ihre Waren entweder selbst bei der Handwer- Straßenbahnlinie 5 ab St. Pauli quer durch Hamburg kerbank in der Behnstraße abholen oder die Anliefe- in die preußische Stadt Wandsbek, wo gerade der rung bezahlen. Ein Vorschlag war die Einrichtung eines „Plum“-Markt stattfand. Doch zunächst führte Düh- besonderen Vereinskontos bei der Bank, aus dem die ren die Altonaer Gesellschaft durch das Wandsbeker von den Vereinsmitgliedern gekaufte Ware bezahlt Gehölz zum allseits beliebten Ausflugslokal „Groß werden sollte, „dann müßten uns doch die Vergünsti- Jüthorn“, wo der Kaffee eingenommen wurde. „Da ge- gungen, die jede Firma bei Barzahlung bietet, zu Gute sellten sich noch verschiedene Wandsbeker Maler-Kol- kommen.“ Dies entsprach jedoch nicht der Satzung, legen mit ihren Damen zu uns, so daß wir eine recht und auch die Handwerkerbank wollte sich auf die neu- große Gesellschaft waren. Hierauf gingen wir spazie- 1905 führte ein Ausflug ins Lokal Groß Jüthorn die en Konditionen nicht einlassen und sandte erst einmal ren, durchs Gehölz, über Felder und den Exerzierplatz Malermeister sogar bis nach Wandsbek sämtliche Anweisungen auf zu kaufende Ware zurück. und so zurück zur Stadt Wandsbek.“ Dort stärkten sich Nachdem Bankvorstand Fischer-Multhaupt nicht zu der alle mit belegtem Butterbrot, Tee, Grog oder Bier. Den Aussprache erschien, wählten die Mitglieder einen an- anschließenden Besuch des Pflaumen-Marktes aller- deren Weg. Sie wollten nun selbst mit den Lieferanten dings mussten der Vereinsschriftführer Paul Richters Treffen. Darüber hinaus war der Verein immer auf der weniger Käufen drei Malermeister den Antrag, eine aushandeln, dass man die Ware fracht- und spesen- nebst Frau und die Wandsbeker Maler allein absolvie- Suche nach günstigen Offerten. So schaltete man Sitzung zur Auflösung des Vereins einzuberufen. Als frei geliefert bekomme, und zwar für jeden Käufer auf ren, da sie vom „hochwohllöblichen Einkaufsverein“ 1904 eine Annonce in der Farben-Zeitung „zwecks sich 20 Tage später 12 Kollegen einfanden, „wurde eigene Rechnung.34 Offenbar hatte der Verein damit dort versetzt wurden. Dessen Mitglieder befanden neuer Belebung unserer Vereinsgeschäfte“. Nachdem eine lebhafte Debatte geführt und es wurde durch Erfolg, denn in den kommenden Jahren wurde das sich bereits wieder auf dem Rückweg nach Altona.36 auch dieser Werbung kein Erfolg beschieden war, wur- Stimmenmehrheit beschlossen, den Verein noch nicht Thema Auflösung nicht mehr erwähnt. Vielleicht war den die Mitglieder aufgefordert, sich gleichfalls nach aufzulösen, aber alle Mitglieder aufzufordern, ihre dies auch das Verdienst von Paul Richters, der seit Wie wichtig gerade solche Veranstaltungen günstigen Angeboten an Malerbedarfsartikeln umzu- rückständigen Beiträge bis zum 10 Decb. 06 zu be- 1908 den Vorsitz innehatte. für das Gemeinschaftsgefühl der damaligen Vereins- sehen.32 zahlen, da sie sonst als ausgeschlossen gelten“. Bis mitglieder waren, zeigte sich auch in den folgenden auf ein Mitglied, welches dann im Januar 1907 ausge- Neben dem gemeinschaftlichen Einkauf spiel- Jahren. Zwar wurden später keine großen Ausflüge Insgesamt blieben die Vereinstätigkeiten je- schlossen wurde, kamen alle der Aufforderung nach. te das gesellige Beisammensein eine wesentliche Rol- mehr unternommen, aber das jährliche Beefsteak- doch in bescheidenem Rahmen. Daher kam es immer Wie um der Entscheidung Nachdruck zu verleihen, tä- le. „Mit Rücksicht auf die schöne Sommerzeit“ fand oder Karpfenessen in Altona bildete stets den Höhe- wieder einmal vor, dass Vereinsmitglieder die Auflö- tigten die Maler auf dieser Versammlung zudem einen die Juni-Versammlung 1902 im Garten der Elbschloss- punkt des Vereinsjahres. Nahezu alle Mitglieder nah- sung des Vereins forderten, da sie keinen Nutzen mehr Umsatz von 1.400 Mark. Zugleich schlug Dühren vor, Brauerei in Nienstedten statt. Und im August 1905 men daran teil – auf Kosten der Vereinskasse. darin sahen. Am 10. November 1906 stellten nach di- „eine Beefsteak-Mahlzeit auf Vereinskosten“ abzuhal- stand eine außergewöhnliche Entscheidung an: Es versen Treffen mit nur wenigen Teilnehmern und noch ten, was einstimmig angenommen wurde.33 sollte über eine „Vergnügungstour mit Damen“ bera-

26 27 2.3. Vereinsleben zwischen Einkauf und Geselligkeit 1901 bis 1945

2.4. Kriegsbewirtschaftung und ihre Folgen Schriftführer Adolph Ellerbrock für den 26. November 1915: „Liebes Packet an Mitglieder“ zum Preis von 54,50 Mark aus der Vereinskasse.40 Als schließlich noch der langjährige Kassierer Max Hellmann im Som- mer 1917 zum Kriegsdienst einberufen wurde, vertrat ihn der Schriftführer Adolph Ellerbrock. 1916 nahm der Die Auswirkungen des am 1. August 1914 be- Verein sogar die Dienste eines „Gehilfen“ in Anspruch, ginnenden Ersten Weltkriegs für das Malerhandwerk den er am 16. Dezember mit einer „Weihnachtsgabe“ waren problematisch. Nicht nur wurde ein Großteil von 15 Mark bedachte.41 der Malermeister, Gesellen und Lehrlinge zum Kriegs- dienst eingezogen, auch die Rohstoffe wurden mit der Die früher bereits diskutierte und verworfene Kriegsdauer immer knapper. „Alle Versuche, für das Genossenschaftsidee war durch die Krisenzeit des Malergewerbe Arbeitsgelegenheiten zu schaffen und Ersten Weltkriegs herangereift. Am 26. Januar 1918 die Lage unseres Berufes entscheidend zu bessern, trafen sich acht Vereinsmitglieder zum Kassenbericht. wurden erschwert durch das Steigen der Materialprei- Wichtiger allerdings war Punkt II der Tagesordnung: se, durch die Beschlagnahme von Oel und Fett, durch „Besprechung über Auflösung des Vereins und Grün- das Verbot des Anstreichens mit gewissen Oelfarben“, dung einer Rohstoff-Genossenschaft“. Nach lebhafter so der Verband der Maler Deutschlands.37 Private Auf- Aussprache über die Vor- und Nachteile, den Beitritt traggeber setzten Malerarbeiten aus, was zusätzlich zu schon bestehenden Genossenschaften, den „Ver- zu weniger Aufträgen führte. Ein Großteil der Betriebe kauf der Ware des Vereins auch an Jedermann“ und musste schließen. die Höhe der Mitgliederanteile stand fest: Der Ein- kaufsverein sollte so lange bestehen bleiben, bis die Im Einkaufsverein fand der Krieg insofern sei- Neugründung vollzogen war. Zusätzlich planten die nen Niederschlag, dass in den ersten Monaten nach Verantwortlichen eine Vorbesprechung der Gründung Beginn viele Treffen ausfielen, die stattfindenden zwar mit dem Altonaer Maleramt am 5. Februar.42 teilweise gut besucht waren, aber wenig Material geordert wurde. Die sich im Kriegsverlauf stetig er- Im alten Vereinslokal in der Röperstraße 14 – höhenden Preise für Farben, Lacke, Leinöl, Terpentin inzwischen das „Alte Gasthaus“ von Franz H. A. Fried- und Pinsel sowie die schwierige Auftragslage brems- richson – fand am 19. Februar 1918 die „Errichtung ten zeitweilig die Kauflust. Zwar wurde wie bisher zu der Maler-Einkaufsgenossenschaft eingetragene Ge- Beginn der Saison „trotz der hohen Materialpreise nossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu Altona“ doch manches gekauft“, die erhöhten Bilanzsummen statt. 26 Malermeister nahmen teil. Die Versammlung des Vereins in den Kriegsjahren waren aber eher den wählte sechs Aufsichtsratsmitglieder: Johannes Pallas, hohen Preisen denn einer realen Geschäftssteigerung Fritz Arffe, August Hellerfort, Georg Köhlert, Friedrich geschuldet.38 Weinlinger und Carl Hämischer, alle aus Alt-Altona und Ottensen und zudem überwiegend ehemalige Manch Vereinsmitglied war als Soldat eingezo- Vereinsmitglieder. Der Aufsichtsrat mit seinem Vorsit- gen, so dass am 24. Juli 1915 vermerkt wurde: „Auch zenden Pallas ernannte dann drei Vorstandsmitglieder: waren einige Frauen der Mitglieder erschienen.“39 Sie den früheren Vereinsvorsitzenden Paul Richters zum übernahmen die Aufgaben ihrer abwesenden Ehe- Vorsitzenden, Johannes Ketels zum Geschäftsführer Aufsichtsrat und Vorstand wurden im Grün- männer. Der Eingezogenen wurde besonders zu Weih- und Adolph Ellerbrock zum stellvertretenden Vorsit- dungsprotokoll der Maler-Einkaufsgenossen- schaft zu Altona eingetragen nachten gedacht. In der Jahresbilanz vermerkte der zenden.43

28 29 2.5. Genossenschaftliche Bewährung in der Krise 1901 bis 1945

Innerhalb eines Monats erfolgte die Eintra- 2.5. Genossenschaftliche Bewährung gung in das Genossenschaftsregister des Amtsge- in der Krise richts Altona unter „GnR 50“.44 Zweck der Genossen- schaft war der „gemeinschaftliche Einkauf der zum Betriebe des Maler- oder eines anverwandten Ge- werbes erforderlichen Arbeitsstoffe, Werkzeuge und sonstige Bedarfsartikel und Verkauf im Kleinen an die Mitglieder“. Die Bekanntmachungen wie Bilanzen oder Bereits im ersten Geschäftsjahr 1918 arbeitete auch Einladungen zur Generalversammlung wurden die junge Genossenschaft trotz Kriegsauswirkungen im Altonaer Tageblatt veröffentlicht. Der Genossen- erfolgreich. Mit einer Bilanzsumme von 27.388,73 schaftsanteil sowie die Haftsumme jedes Mitglieds Mark und einem Warenbestand von 17.788,82 Mark betrugen 500 Mark, eine damals nicht unerhebliche erwirtschaftete sie einen Gewinn von 9.125,73 Mark Summe, und es konnten bis zu fünf Anteile gezeichnet und zahlte ihren inzwischen 45 Mitgliedern eine Divi- werden.45 Zusätzlich war ein Eintrittsgeld von 10 Mark dende von 4,5 Prozent sowie eine Warenrückvergü- zu entrichten.46 tung von sechs Prozent. Zehn Prozent flossen in den gesetzlich vorgeschriebenen Reservefonds. Mit 1.500 Die erste Bilanz von 1918 zeigte: Die junge Nachdem die Gründung der Genossenschaft Mark legte sie einen außerordentlichen Reservefonds Genossenschaft war auf einem guten Weg gesetzlich geregelt war, konnte sich der alte Einkaufs- an. Die Kreditgrenze für das einzelne Mitglied betrug verein auflösen. Dies geschah am 10. Juli 1918. Paul 5.000 Mark, die Anleihenhöchstgrenze der Genos- Richters als Vorsitzender betonte, es „hätte der Maler senschaft bei Banken und Geldgebern 50.000 Mark.48 Die Warenbestellungen tätigte nun der ge- aufbewahrten leicht brennbaren Materialien erließ Einkaufsverein doch seinen Zweck verfehlt, da die schäftsführende Vorstand, er entschied über Sortiment der Aufsichtsrat 1923 ein striktes Rauchverbot in al- Mitglieder fast alle obiger Genossenschaft beigetreten Zwar blieb die Handwerkerbank Altona wei- und Umfang. Nicht nur konnten große Mengen an len Lagerräumen.53 Wie stark die MEGA im Handwerk sind und dadurch kein Interesse am Verein hätten“. terhin die Hausbank der MEGA, aber nun führte die- Material bestellt werden, wie beispielsweise 30 Fass verwurzelt war, verdeutlicht die Behandlung der Ur- Das Vermögen des Vereins wurde an seine 19 Mit- se die Geschäfte selbstständig. Das wiederum er- Leinölfirnis von der Zentraleinkaufsgenossenschaft laubsfrage der Beschäftigten im Aufsichtsrat: „Unsere glieder verteilt, jeder erhielt 35,10 Mark. „Mit vielen forderte eigene bzw. angemietete Räumlichkeiten. Mannheim im Dezember 1920, die MEGA hatte zu- Angestellten im Kontor und Lager bitten, ihnen eine Glückwunsch auf die Maler-Einkaufsgenossenschaft Bei der Geschäftsstelle behalf man sich zunächst mit dem die Möglichkeit, sie auch in sehr kleinen Tran- 14tägige Ferienzeit zu bewilligen. Diese Bitte wurde e.G.m.b.H. Altona wurde der Verein und die Versamm- der Adresse des Malerbetriebs vom Vorstandsvorsit- chen an ihre Mitglieder abzugeben. 1921 entschloss vorläufig zurückgestellt mit der Begründung, daß es lung geschlossen.“47 zenden Paul Richters in der Mörkenstraße 118. Das sich der Aufsichtsrat, „für die Ölfässer im Lager ein im Malerberuf auch keine Ferien gebe.“54 neu errichtete Lager wiederum befand sich am zweckentsprechendes Gerüst anfertigen zu lassen, Wohn- und Arbeitsort des Geschäftsführers damit das Auszapfen des Inhalts erleichtert wird“. Für Bereits 1922 residierte die MEGA trotz der sich Johannes Ketels in der Schillerstraße 12 den Kundenverkehr sollte ein transportabler Tisch als immer weiter verschärfenden Inflation in ihren eigenen unweit des Altonaer Hauptbahnhofs.49 Ladentheke zwischen Verkäufer und Kunde dienen.51 Räumen. Sie trat als Eigentümerin der beiden Grund- Im Hinterhaus war 1918/19 die Werk- stücke Schillerstraße 10 und 12 auf.55 Die „Schaffung statt einer Tischlerei freigeworden, Neben dem Geschäftsführer Johannes Ketels eines Kontorraumes im eigenen Grundstück“ setzte welche die MEGA beziehen konnte. arbeitete die Genossenschaft erstmals mit Angestell- sie im Juni aus finanziellen Gründen zunächst aus. Der Beide Standorte waren nur weni- ten: Als Kontoristin übernahm Anna Richters, eine Malerbetrieb Ketels stellte ihr aber in seiner Werkstatt ge Minuten Fußweg voneinander Verwandte des Vorstandsvorsitzenden Paul Richters, einen geeigneten Raum zur Verfügung. Es war nicht entfernt. Zudem gab es für schnelle die Buchführung. Der Lagerhalter F. Lorenz – der „alte“ leicht für die MEGA, in diesen wirtschaftlich schwieri- Kontaktaufnahmen sogar jeweils ei- Lorenz – betreute Kunden und Waren.52 In den beiden gen Zeiten den Kauf des eigenen Hauses zu bewälti- nen Telefonanschluss.50 folgenden Jahren stellte die MEGA noch eine Büro- gen. Zwar bezog sie für die Wohnungen im Vorderhaus

Viele Genossenschaftsmitglieder hilfskraft sowie einen Kutscher zur Auslieferung der Miete, aber dennoch lasteten hohe Hypotheken auf zeichneten nicht nur einen Geschäftsanteil Waren ein. Aus Sicherheitsgründen wegen der dort dem Grundstück. Eine davon hatte sie bei der Städti-

30 31 2.5. Genossenschaftliche Bewährung in der Krise 1901 bis 1945

Während der Hyperinflation verlor das Geld dramatisch an Wert: Von 1922 bis 1953 im Vorstand der MEGA: Für diese Geldnoten bekam man im August oder im Malermeister Rudolph Petersen Oktober 1923 noch nicht einmal ein Pfund Weizenmehl

schen Sparkasse über 50.500 Mark eintragen lassen; wir uns Geld oder Kredit zum Ankauf von Waren, da ihres Amtes und beauftragte Johannes Ketels kom- bei der 1918 gegründeten „Zentralgenossenschaft für diese musste sich die MEGA mehrfach mit teilwei- durch die Geldentwertung unser Lager immer kleiner missarisch mit der Leitung der MEGA. Ihm wurden gemeinnütziger Art für den Bezirk der Handwerks- se drastisch gestiegenen Zinsen abfinden.56 Dazu kam wird und die Bank uns schon über unseren Kredit hi- zügig die beiden Aufsichtsratsmitglieder August Hel­ kammer zu Altona“, die sowohl Arbeiten als auch Roh- eine weitere Hypothek über 10.000 Mark. Andere An- naus Geld bewilligt hat.“59 Im September schließlich lerfort als neuer Vorsitzender und Rudolph Petersen stoffe, Maschinen und Arbeitsgeräte an Handwerker gebote bekam sie über befreundete Handwerksmeis- unterzeichneten die Gremienmitglieder gemeinschaft- an die Seite gestellt. Petersen, der Firmennachfolger vermittelte, dauerte jedoch nur bis 1921. Mit der Zen- ter, so im September 1922 eines über 100.000 Mark.57 lich drei Wechsel über je 300.000 Mark. Im Dezember des früheren Vereinsmitglieds Theodor Petersen, war tral-Einkaufsgenossenschaft der Maler in Mannheim beantragte der Vorstand dann einen Lombardkredit im März 1921 in das Aufsichtsgremium gewählt wor- stand sie dagegen in regem Geschäftsverkehr und be- Ihre Geldgeschäfte wickelte die MEGA jedoch bei der Handwerkerbank in Höhe von zwei Millionen den. Als Folge der Auseinandersetzungen forderten 45 zog über sie viele ihrer Waren. Dazu pflegte sie enge weiterhin über die Handwerkerbank ab. Zwar wurde Mark.60 Mit fortschreitender Inflation im Jahr 1923 der inzwischen 197 Mitglieder die Neuwahl sämtlicher Kontakte zu einzelnen Einkaufsgenossenschaften und 1921 beschlossen, „mit Rücksicht auf unsere vielen stiegen die Kredite ins Unermessliche. Im Februar auf Gremienmitglieder auf einer außerordentlichen Gene- schickte ihren Vorstand beispielsweise zur Flensbur- Kollegen, welche in der Umgegend wohnen und kein zehn, im Mai dann auf 25 und im August schließlich ralversammlung im Dezember. Doch die Versammlung ger Genossenschaft zwecks Klärung gemeinschaftli- Bankkonto haben, um denen die Zahlungen zu erleich- auf 500 Millionen Mark.61 Für die Mitglieder hieß das entschied sich nach einer Aussprache dann doch dafür, chen Einkaufs oder zum kollegialen Austausch nach tern, ein Postscheckkonto einzurichten“.58 Doch die auch: kurzfristige Zahlungen sowie schnelle Einzie- Neuwahlen erst regulär im nächsten Jahr abzuhalten Lübeck, Hannover oder Linden. Im April 1922 konnte Bankkredite liefen über die altbewährte Verbindung. hung ihrer Außenstände, womit die MEGA die Verlus- und den kommissarischen Vorstand die Geschäfte bis sie ihren Mitgliedern daher berichten, dass „unsere Während der Inflationszeit musste der Vorstand mehr- te so gering wie möglich zu halten versuchte. Dennoch dahin weiterführen zu lassen.63 Paul Richters wurde Genossenschaft gut dasteht, im Verhältnis zu anderen fach vorstellig werden, um den laufenden Kredit der konnte man sich nicht über schlechte Geschäfte be- im März 1923 dann in den Aufsichtsrat gewählt. Als Genossenschaften“. In einer Besprechung der „Verei- permanenten Geldentwertung anzupassen. Schon im klagen, so der Stand für den Monat September 1923, Hellerfort im Juli starb, folgte ihm Innungsobermeister nigten Maler-Rohstoff-Genossenschaften der Provinz Juni 1921 belief er sich auf 190.000 Mark. Im Herbst „welcher zur vollen Zufriedenheit abschließt“ – mitten Carl Hämischer im Vorstand nach. Schleswig-Holstein, der Städte Lübeck und Hamburg“ monierte die Bank den zu hohen Kredit, und Vorstand in der Hyperinflation.62 im Herbst 1922 wurden die Auswirkungen der Geld- Paul Richters begab sich wiederum in Verhandlun- Während der Inflationszeit arbeitete die MEGA entwertung auf die Genossenschaften diskutiert.64 gen. Bankdirektor Fischer-Multhaupt befürwortete Parallel zur schwierigen Inflationszeit hatte eng mit anderen Genossenschaften zusammen. Nicht daraufhin eine Erhöhung des Kredits, der nun bei die MEGA intern mit Problemen zu kämpfen. Die Vor- nur war die MEGA Mitglied im Verband der gewerbli- Insgesamt kam die MEGA – oder zunächst 310.000 Mark lag. stände Paul Richters und Adolph Ellerbrock kündigten chen Genossenschaften in der Provinz Schleswig-Hol- noch „M. e. g. A.“, wie sie sich seit 1922 selbst be- ihre Posten im Juni 1922 zum Jahresende. Daraufhin stein e. V. Kiel, sie nahm auch teil an den reichsweiten zeichnete65 – gut durch die erste große Krise der Wei- Im Sommer 1922 stand der Aufsichtsrat er- äußerte der Aufsichtsrat erstmalig Kritik an der Ge- Treffen des Deutschen Genossenschaftsverbandes marer Republik. Zwar mussten nach einer Erhöhung neut vor dem Finanzierungsproblem: „Wie beschaffen schäftsführung, enthob beide vorzeitig im November sowie der Fachgenossenschaften. Ihre Mitgliedschaft im März bereits im August 1923 Eintrittsgeld und

32 33 2.5. Genossenschaftliche Bewährung in der Krise 1901 bis 1945

Skizze des Hinterhauses der Schillerstraße 10-12

Nach ihrem ersten dreirädrigen „Goliath“ schaffte die MEGA in der In der beschaulichen Schillerstraße errichtete die Folge immer größere Fahrzeuge an MEGA im Hinterhof ihr erstes Domizil – wie auch die MEG Osnabrück

Geschäftsanteil erneut angehoben werden, und zwar Rechnungen waren nun innerhalb von drei Wochen 2.6. Aufschwung in der Schillerstraße Produktpalette. Die Geschäftsräume sollten für die auf 10.000 sowie auf 100.000 Mark, um dem Verfall zu begleichen, bei einer Zahlung bis zu acht Tagen ge- Mitglieder schon ab 7 Uhr geöffnet haben, damit diese des Geldes entgegenzuwirken. Die Anleihen der Ge- währte sie zwei Prozent Skonto.67 Auf der Generalver- sich vor dem Besuch ihrer Arbeitsstätten noch mit den nossenschaft betrugen inzwischen eine Milliarde Mark, sammlung im Februar 1924 informierte der Vorstand benötigten Artikeln eindecken konnten. 1927 überleg- und jedes Mitglied bekam einen Kreditrahmen von die Mitglieder über die Lage der MEGA. Sogar einer te der Aufsichtsrat, einen Lastwagen anzuschaffen, 15 Millionen Mark zugewiesen. Noch im November Aufwertung der inzwischen wertlosen Geschäftsan- damit die Waren schneller und problemloser als mit hatten diverse Mitglieder in einer Beteiligungserklä- teile standen die Gremien positiv gegenüber, da „die dem Pferdewagen oder Fahrrad an die Kunden gelie- rung auf Geschäftsanteile zwischen 90 und 99 weitere Genossenschaft wohl in der Lage ist, dies durchzu- Das bedeutete für die MEGA, sich vorsichtig fert werden konnten, zumal aufgrund der Neueintritte Anteile gezeichnet.66 Doch schon mit Einführung der führen“. Das Eintrittsgeld wurde auf 10 Rentenmark immer mehr zu professionalisieren. Dazu gehörte aus den umliegenden Gemeinden die Wege immer Rentenmark am 15. November 1923 gestaltete die bzw. Goldmark festgesetzt, der Geschäftsanteil auf nicht nur der 1924 bewilligte Umbau des Kontorrau- weiter wurden. Doch erst 1929 erfolgte die Anschaf- MEGA ihr Geschäft neu: Beim Warenverkauf wurde 500 Rentenmark. Maximal konnten drei Anteile er- mes, sondern auch die Herstellung von eigenen Far- fung eines Lieferwagens der Marke „Goliath“, ein ein- nur noch der Goldmarkpreis angenommen. Wenn das worben werden. Die Kreditgrenze für das Mitglied lag ben. Mit der Anschaffung von Farbmühlen und Rühr- faches, dreirädriges Auto, für das man damals noch Mitglied mit Papiergeld bezahlen wollte, musste es inzwischen wieder bei moderaten 500 Rentenmark, werken 1924/25 konnte die MEGA erstmals selbst keinen Führerschein benötigte.71 zusätzlich einen 50-prozentigen Aufschlag entrichten. die Anleihen der MEGA bei 50.000 Rentenmark.68 bunte Ölfarben produzieren, indem sie die Zutaten Wenig später wurde die Reichsmark (RM) eingeführt dafür en gros einkaufte und im eigenen Lager zube- Endlich konnte auch der 1922 aus Geldman- In den folgenden Wochen bereitete der Vor- und gängiges Zahlungsmittel, entsprechend rechnete reitete. Farben wurden zu Pulver gerieben und mit gel ausgesetzte Vorschlag umgesetzt werden, einen stand die Rentenmark-Umstellung vor. So konnte der man alles im vorgegebenen Verhältnis 1:1 um. Als im Leinöl zu Pasten angerührt, die die Mitglieder als ers- Reisenden zu den Kunden zu schicken. Dieser bekam Revisor im Dezember 1923 bescheinigen, dass die März dann die drei Wechsel von der Handwerkerbank te MEGA Produkte erstehen konnten.70 Daneben bot eine Provision von zwei Prozent und bereiste zunächst MEGA „den Zeitverhältnissen nach sehr gut arbeitet“. zurückgegeben und vernichtet wurden, konnte die sie weiterhin bewährte Produkte von verschiedenen das Stadtgebiet Altona. Dazu betrieb die MEGA re- Im Januar 1924 legte sie sämtliche Bedingungen für MEGA beruhigt in die Zukunft blicken.69 Herstellern an. Des Weiteren ermöglichte eine Preis- gelmäßig Werbung. Sie veröffentlichte Anzeigen in den Zahlungsverkehr unter der neuen Währung fest. liste den Kunden einen schnellen Überblick über die der Allgemeinen Malerzeitung (AMZ), beteiligte sich

34 35 2.6. Aufschwung in der Schillerstraße 1901 bis 1945

AG, die die Belieferung der Maler gewährleisten soll- digung. Bereits 1926 betrug das Gehalt von Ketels te. Die MEGA lehnte zunächst ihre Beteiligung ab.75 6.000 RM, was vor allem dem gestiegenen Arbeitsauf- Doch wenige Monate später erwarb die MEGA einen wand, aber auch einem guten Geschäftsergebnis der Anteil an der neuen „Handwerker-Groß-Einkaufs- und MEGA in den letzten beiden Jahren geschuldet war. Groß-Lieferungsgenossenschaft GmbH zu Berlin“, der Für die weiteren Angestellten gab es neben dem Ge- „HEKA Einkaufszentrale der Malergenossenschaften halt jährlich eine Weihnachtsgratifikation. Ende 1926 Deutschlands“.76 beschäftigte die MEGA demnach die beiden Kontoris- tinnen Lohse und Wiese, den Lagerverwalter Lorenz Auf Betreiben der HEKA wurde die Gründung sowie zwei weitere Arbeiter, M. Lorenz und Ohlmeyer. einer Kreidegenossenschaft für die Malereinkaufsge- Einer Buchhalterin war im Sommer gekündigt worden, nossenschaften ins Auge gefasst, um die zum Verkauf „um auf diese Weise etwas an Unkosten zu sparen“.80 stehenden Kreideschlämmanlagen in Greifswald zu erwerben.77 Die MEGA wollte sich am Kreidesyndikat Nach einem kurzen Aufschwung nach der In- beteiligen, denn Kreide war ein wesentlicher Bestand- flation hatte die deutsche Wirtschaft reichsweit erneut teil ihrer Farben, und sie war auf gute und preiswerte mit Problemen zu kämpfen, die in der zweiten Hälfte Lieferungen angewiesen. Da die MEGA selbst sich der 1920er Jahre zuerst die Landwirtschaft und dann Farbmühle zum Anreiben der Farbpigmente für Ölfarben nicht in der Lage sah, den recht hohen Anteil zu leis- die anderen Wirtschaftszweige, darunter das Hand- ten, wollte sie versuchen, „aus dem Kreise der Mit- werk, betrafen. Die negativen Auswirkungen der vo- glieder 5000 RM aufzubringen“. Außerdem wandte sie rausgegangenen Scheinblüte bekam auch die MEGA sich 1925 an die Handwerkerbank Altona wegen eines zu spüren, zunächst jedoch noch sehr moderat. Hatte Da wundert es nicht, dass die MEGA bereits Kredits über 10.000 RM für das Kreidewerk Greifswald sie für die Geschäftsjahre 1925/26 noch hohe Dividen- Erste Werbeanzeige der MEGA früh mit einem eigenen Logo Werbung bei Lieferanten und legte dafür eine Gesamtbürgschaft aller Aufsichts- den von zwölf bzw. zehn Prozent an ihre Mitglieder anlässlich der Ausstellung der und Kunden machte. Anfang der 1920er Jahre zierte rats- und Vorstandsmitglieder vor.78 In den folgenden ausschütten können, gingen in den folgenden Jah- Handwerkskammer Altona 1925 ein Rabe mit dem Stadtwappen Altonas sowie einem Jahren engagierte sich die MEGA weiter für die HEKA ren die Zahlen immer weiter zurück. Wetterbedingte als Palette gestalteten Gefieder, auf einem Farbtopf und die Kreidewerks-Betriebsgenossenschaft. Der Auftragseinbrüche im Malerhandwerk wirkten sich an Gewerbeschauen in Altona oder Hamburg wie bei- neben einer Farbenwaage stehend, den Briefkopf. Geschäftsführer Johannes Ketels saß in deren Auf- ebenfalls auf das Geschäftsvolumen aus. So büßte die spielweise an der Handwerks- und Gewerbeschau Ende der 1920er Jahre wurde der Briefkopf sachlicher sichtsrat und berichtete in Altona regelmäßig von den MEGA im Jahr 1928 aus diesem Grund rund 7.000 RM zu Altona im Mai 1925, die anlässlich des 25-jährigen grafisch gestaltet, wobei der Namenszug „MEGA“ in Versammlungen. Die MEGA hatte inzwischen zwei oder zwei Prozent zusätzlich an Umsatz ein, der nun Bestehens der Handwerkskammer Altona stattfand. In den Mittelpunkt rückte.74 Auch ein Stempel, der später weitere Anteile von je 1.000 RM gezeichnet und führ- 349.500 RM betrug.81 der Halle 2 auf dem Ausstellungsgelände an der Flott- mit der Straßenangabe versehen wurde, findet sich te 1926 sechs Monate lang jeweils zwei Prozent ihres beker Chaussee stellte die MEGA ihr Angebot für die seit 1920 in den Unterlagen der Genossenschaft. Umsatzes ab zum Erwerb weiterer Anteile.79 Die Zeichen standen inzwischen auf Konsoli- Malerbetriebe aus.72 Wie umfangreich das Sortiment dierung. Anlass war ein Schreiben der Handwerker- inzwischen war, zeigt die veröffentlichte Werbung: In ein umfangreiches Verbundsystem einge- Ab 1924 blieb die Leitung der MEGA über eine bank Altona an die MEGA wegen Abtragung ihrer Ver- „Lager sämtlicher Erd- und chemischen Buntfarben, bunden, konnte die MEGA ihren Malern qualitativ Reihe von Jahren relativ konstant. Nachdem der Grün- bindlichkeiten. Nach Rücksprache forderte die Bank sämtliche Lacke“. Zugleich präsentierte sie ihre durch hochwertige Waren zu angemessenen Preisen bie- der und langjährige Obermeister der Innung Carl Hämi- dann eine Sicherheitshypothek über 30.000 RM auf eigene Mühlen hergestellten Ölfarben als „Spezialität ten. 1924 trat sie der Reichszentrale Deutscher Ma- scher 1924 durch Tod ausschied, rückte für ihn Wilhelm das Grundstück Schillerstraße 10-12. Die Revision be- in Öl angeriebene Farben“. 1928 wurde auf der Gene- lergenossenschaften bei. Bereits kurz nach der In- Schulz in den Vorstand nach. Rudolph Petersen hatte mängelte ebenfalls die hohen Bankkredite und die zu ralversammlung dann sogar erstmals ein Fachvortrag flation gab es Bestrebungen, die Genossenschaften inzwischen den Vorsitz inne. Als Schulz bereits 1927 hohen Zinsen. Die MEGA hatte große Außenstände für die Anwesenden gehalten. Malermeister Schlüter in Norddeutschland in eine Aktiengesellschaft umzu- verstarb, bestellte der Aufsichtsrat sein Mitglied Hugo bei ihren Kunden und hatte bereits im Sommer 1926 aus Hamburg informierte die Altonaer Kollegen über wandeln. Treibende Kraft war hierbei der Obermeister Lange in den Vorstand. Der Geschäftsführer Johannes ein Rundschreiben an die Mitglieder versandt, um die Verwendung von „Titanweiß“ und „Freno“ im Ma- der Hamburger Innung, Carl F. Hansen. Als das nicht Ketels erhielt 1925 eine Vergütung von 4.000 RM im säumige Zahler zur Begleichung ihrer Schulden auf- lerhandwerk.73 umzusetzen war, favorisierte man die Gründung einer Jahr, die beiden Vorstände 150 bzw. 300 RM Entschä- zufordern. Nicht nur überzogen diese ihren laufenden

36 37 2.6. Aufschwung in der Schillerstraße 1901 bis 1945

Kredit bei der MEGA um ein Vielfaches, auch die Ge- Aufsichtsrat zu erstellen, um einen reibungslosen Um- Der Bau schritt zügig voran, und am 9. August besonders wertvoll, weil durch die Angestellten der schäftsanteilskonten wiesen ein Minus auf, da viele gang beider Gremien miteinander zu gewährleisten, 1929 fand die erste Aufsichtsratssitzung in den neuen MEGA ein Teil der schriftlichen Innungsarbeit mit erle- Maler nur unregelmäßig ihre Beiträge zahlten. So ent- der wiederum der MEGA zugutekam.84 Geschäftsräumen statt. Die MEGA hatte sich ein Do- digt wurde, aber auch Auskünfte während des ganzen schloss sich die MEGA, die Gelder nachdrücklicher ein- mizil geschaffen, das auch den erhöhten Anforderun- Tages gegeben werden konnten. […] Es wurden Schu- zutreiben. Die Anteilskonten sollten über einen Post- Trotz all dieser Einschränkungen aufgrund der gen an das Malerhandwerk, dem stetigen Ansteigen lungen durchgeführt zur Unkostenermittlung oder in auftrag von monatlich je fünf RM aufgefüllt werden. schwierigen äußeren Bedingungen erweiterte die der Mitgliederzahlen sowie der Ausweitung des Lager- Materialkunde. Auf eigenen Prüfständen wurden Ma- Der Bitte eines Mitglieds um Aufhebung der Klage MEGA permanent ihr Sortiment an Farben, Lacken bestandes in den kommenden Jahren gerecht werden terialien der verschiedensten Hersteller geprüft. Und wegen Leistung eines Offenbarungseides wurde nicht und weiteren Malerbedarfsartikeln. Die Kapazitäten konnte. Zusätzlich konnte sie dem „Altonaer Maleramt das alles geschah in Verbindung und durch finanzielle stattgegeben, vielmehr beschloss der Aufsichtsrat, des Lagers reichten bei Weitem nicht mehr aus, zumal von 1757“ einen Innungsraum auf ihrem Grundstück Unterstützung durch die MEGA.“87 mit aller Schärfe vorzugehen. Auch die Anregung des auch die Malermeister die erhöhten Ansprüche ihrer für jährlich 800 RM Miete anbieten. Ab August 1929 Geschäftsführers Ketels, aus Anlass des zehnjährigen Kunden an die Genossenschaft weitergaben. Im Früh- nutzte das Maleramt seine neuen Räumlichkeiten in Bestehens der MEGA als Genossenschaft ein kleines jahr 1928 sprach daher der Aufsichtsrat erstmals die der Schillerstraße. Die langjährigen guten Beziehun- Fest „mit unseren Damen“ zu veranstalten, wurde „Erweiterung des Lagerplatzes“ an und beauftragte gen der MEGA und der Innung bekamen dadurch eine abgelehnt: „Unsere Geschäftslage lasse es nicht zu, den Vorstand mit den Vorbereitungen. Letztendlich neue Qualität. „Die Verlegung erwies sich deshalb größere Geldausgaben für solche Zwecke aufzuwen- entschied man sich für einen großen Erweiterungsbau den.“ So wurde im Rahmen der Generalversammlung auf dem Gelände Schillerstraße 10-12. am 29. März 1928 nur mit einem kurzen „Rückblick auf die verflossenen Jahre“ der Gründung 1918 gedacht.82 Ein wesentliches Problem war die Finanzie- rung des Baus. Im Laufe des Jahres verhandelte die Die 1924 noch großzügig angekündigte und MEGA mit verschiedenen Geldgebern, und schließlich dann umgesetzte Aufwertung der Geschäftsgutha- kristallisierten sich mehrere Möglichkeiten heraus. ben der Altmitglieder wurde eingefroren: Die Beträge Über die „Hannoversche Zentralkasse“ des Norddeut- sollten erst 1932 zur Auszahlung kommen, außer im schen Genossenschaftsverbandes wollte die MEGA Todesfall eines Mitglieds. Eine Ehrengabe wie 1925, unter Mitwirkung der Altonaer Bank – wie die Hand- als die MEGA beim Tod eines Mitglieds seiner Frau werkerbank seit 1927 hieß – ein Darlehen aufnehmen. 300 RM zur Unterstützung zukommen ließ, sollte es Zusätzlich wandte sich die MEGA in der Generalver- zukünftig nicht mehr geben. Auch die 1924 ausgezahl- sammlung an ihre Mitglieder: „Es wird einstimmig be- te Beihilfe über 200 RM für einen Malermeister blieb schlossen, die Baugelder im Wege der Zeichnung von eine einmalige Angelegenheit.83 Schuldscheinen in Höhe von je 50 RM aufzubringen. Die Liste zur Zeichnung wurde sodann den Anwesen- In diesen Jahren entspann sich erneut ein den zur Eintragung vorgelegt.“ Dieser Schuldschein Streit zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jo- war ein Anteil der Anleihe über 30.000 RM zum Aus- hannes Pallas und dem Vorstand. Pallas beschwerte bau ihrer Lager- und Verkaufsräume und wurde zum sich über mangelnde Information und führte eine Vor- 15. April 1929 herausgegeben. Mitglieder konnten die- standssitzung unter seiner Beteiligung vor jeder Revi- sen Anteil erwerben, um damit zur Tilgung der aufge- sion ein. Der Vorstand wies darauf hin, dass er immer nommenen Summe beizutragen.85 Anscheinend fand seinen Dienstanweisungen nachgekommen sei. In man noch weitere Geldgeber, denn in den folgenden der Folge traten Pallas und der Aufsichtsrat von der Jahren stand eine der MEGA gewährte Hypothek von Grundstücksverwaltung zurück und überließen die- Handwerker Ketels junior über 20.000 RM mehrfach sen Geschäftsbereich allein dem Vorstand. Letztend- zur Disposition. Die MEGA versuchte, mit verschie- lich war diese Auseinandersetzung der Anlass, neue denen Mitteln wie Umschreibung oder Neuaufnahme Unter tatkräftiger Beteiligung der Genossenschaftsmit- glieder konnte die MEGA ihren Standort in der Schiller- Richtlinien über die Zusammenarbeit von Vorstand und eines Darlehens diese Hypothek abzulösen.86 straße erweitern

38 39 2.7. Erneute Krisen in der späten Weimarer Republik 1901 bis 1945

2.7. Erneute Krisen in der späten Auch die MEGA war davon betroffen. Die schreiben. 1932 belasteten weitere 6.288 RM Verlust Aufsichtsrat pro Mitglied gemeinsam einen Wechsel Weimarer Republik Umsätze fielen von 349.500 RM im Jahr 1928 auf an Anteilen ihr Beteiligungskonto.93 über je 1.000 RM zeichnen, der bei der Altonaer Bank 316.000 RM im Jahr 1930. Der Verbandsrevisor be- als Sicherheit hinterlegt werden sollte. mängelte 1928, dass „eine große Anzahl von Mitglie- Wie problematisch die Lage war, zeigte sich dern sehr geringe Einzahlungen auf ihr Anteilkonto vor allem an den Abschreibungen, beispielsweise für In einer erneuten Krisensitzung mit dem Ver- geleistet haben. Er weist auf die stark angespannte 1931. Mit den Außenständen sowie dubiosen Forde- bandsdirektor und dem Revisor im Frühjahr 1931 wur- finanzielle Lage der Genossenschaft hin. […] Ange- rungen kam eine Summe von 56.000 RM zusammen, den weitere Maßnahmen beschlossen. So sollten Die Auswirkungen der rasch aufeinanderfolgen- regt wird, die Zinsen für die Außenstände nicht vier- also etwa 80 Prozent der Geschäftsanteile.94 Der Re- der Genossenschaftsanteil auf 600 RM steigen und den Krisen in den späten 1920er und frühen 1930er Jah- teljährlich, sondern monatlich zu berechnen und ein- visor stellte ab 1929 jährlich die Frage nach Verbesse- parallel Teile des Geschäftsguthabens abgeschrieben ren beeinträchtigten das Malerhandwerk und die MEGA zufordern.“89 Für eingehende Wechsel der Mitglieder rung der Liquidität der MEGA. Es müsse dringend neu- werden, „um sofortige Klarheit allen Genossen gegen- zunehmend. Spätestens ab 1927 wurden mit der Krise wurde nun ein spezielles Wechselbelastungskonto es Betriebskapital hereingenommen werden, denn über zu schaffen“. Der letzte Beschluss führte zu Dis- in der Landwirtschaft, die ja in den eher agrarisch struk- eingerichtet, um den Überblick zu behalten. Trotz der durch Bürgschaftserklärungen einzelner Mitglieder „ist kussionen in den Gremien. Vorstand Rudolph Petersen turierten neuen Altonaer Stadtteilen sowie umliegenden Baumaßnahmen versuchte die MEGA, ihre Ausgaben praktisch kein neues Kapital beschafft“.95 Die Altonaer war nicht damit einverstanden, da er glaubte, die Mit- Regionen stark in das Wirtschaftsleben eingriff, die wirt- weiter zu reduzieren. Dem erst vor Kurzem von ihr Bank mahnte nachdrücklich die Sicherstellung bzw. glieder würden genügend Kapital aufbringen: Er wollte schaftlichen und finanziellen Folgen spürbar. Im Frühjahr wieder beauftragten Reisenden wurde gekündigt und Abdeckung des Bankkredits. 1930 hatte sich sogar der „genügend reale Sicherheiten bringen, nur bei einer 1928 protestierten die notleidenden Handwerker und auch eine der Buchhalterinnen musste die Genossen- Verbandsdirektor des Kieler Genossenschaftsverban- eventuellen Massenflucht von Mitgliedern wäre er Gewerbetreibenden in vielen Orten Deutschlands. Dann schaft verlassen.90 des eingeschaltet, da die Lage der MEGA zunehmend dafür“. Bankdirektor Carl Friedrich Burmester von der folgte mit dem „schwarzen Freitag“ am 24. Oktober als kritisch eingestuft wurde: „Herr Verbandsdirektor Altonaer Bank bezweifelte indes weniger den guten 1929 der Börsencrash in den USA, der eine weltweite Das alles war jedoch nicht ausreichend ange- Lohse hält eine Stärkung der eigenen Mittel der Ge- Willen denn die Zahlungsmöglichkeiten der Mitglieder. Wirtschaftskrise mit zum Teil katastrophalen Folgen für sichts der allgemeinen Wirtschaftslage. 1929 wurden nossenschaft zur Aufrechterhaltung des Betriebes für Schließlich sollte die folgende Generalversammlung nahezu alle Wirtschaftsbereiche auch in Deutschland weitere Maßnahmen angeregt, „um die Genossen- unbedingt erforderlich.“96 1931 mussten 24.000 RM entweder über Beitragserhöhung oder über komplet- auslöste. Viele Betriebe mussten schließen, und die schaft lebensfähig zu halten“. So sollten diejenigen als verloren bzw. zweifelhaft angesehen werden, die te Abschreibung der Geschäftsanteile entscheiden.99 Arbeitslosigkeit stieg ins Unermessliche. unter den Mitgliedern, welche nicht „ihrem Geschäfts- „Gesamtlage der Genossenschaft [wurde] als wenig Zusätzlich stimmten die Gremienmitglieder einer Aus- betrieb entsprechend einkaufen, zu einem restlosen günstig bezeichnet“. Der Kieler Verband erklärte dar- fallbürgschaft von 10.000 RM zu, wobei jedes Mitglied Das Handwerk hatte die Zeit nach der Inflati- Kaufen ihrer Materialien bei uns schriftlich aufgefor- aufhin, „daß die Mega dem Verband schon geraume für 1.000 RM bürgen sollte. Diese Bürgschaft wurde on genutzt, um seine Betriebe umfassend zu moder- dert werden“. 91 Kurz zuvor war die MEGA erneut Mit- Zeit Sorgen mache und daß ihr geholfen werden müs- erst im Sommer 1931 über 8.000 RM abgeschlossen, nisieren oder zu erweitern. Aufgrund dieser hohen glied der Zentralgenossenschaft in Altona geworden, s e “. 97 nachdem zwei Aufsichtsräte ihre Unterschrift verwei- Investitionen waren viele Handwerker inzwischen welche sie 1921 verlassen hatte. Anscheinend hatte gert hatten.100 hoch verschuldet. Dazu kamen noch die bestehenden sich diese Genossenschaft inzwischen auf dem Gebiet Da mutet es geradezu kurios an, dass in dieser Warenschulden bei Lieferanten oder bei Einkaufsge- der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit und vor al- angespannten Lage der Aufsichtsrat beschloss, zur Erst ein Jahr später, im April 1932, wurde das nossenschaften wie der MEGA. „Das Malerhandwerk lem des Einkaufs profiliert. Zudem stand ihr zu dieser Verringerung der Kosten nur noch vierteljährlich zu ta- gesamte Geschäftsguthaben zur Deckung des Fehl- hatte im Jahre 1930, gleich den Baugewerben, wohl Zeit der Wandsbeker Obermeister Ernst Dühren vor, gen, statt sich in kurzen Abständen mit der prekären betrages abgeschrieben; insgesamt betrug die Ab- am stärksten unter der Krise zu leiden. Die Arbeits- vielen noch bekannt aus Vereinszeiten.92 Situation der Genossenschaft auseinanderzusetzen. schreibungssumme knapp 69.260 RM. In einer außer- gelegenheit fiel selbst in den sonst besten Sommer- Zudem waren seine Mitglieder nicht damit einver- ordentlichen Generalversammlung im September des monaten so stark ab, daß viele hundert Kollegen lang- Parallel dazu übernahm die MEGA zusätzlich standen, dass einzelne problematische Warenkonten Jahres entschieden sich die Anwesenden für einen fristige Arbeitslosigkeit auf sich nehmen mußten. […] vier weitere Kreidewerksanteile, die sich bislang im öffentlich gemacht werden sollten. Sie befürchteten, Geschäftsanteil von sogar 750 RM, wobei monatlich Notstandsarbeiten für das Malergewerbe von den Besitz von Mitgliedern befunden hatten. Doch wie so „daß diese Aeußerung zu einer Schädigung unserer drei RM einzuzahlen waren. Zwar war die Rentabilität Staats- und städtischen Behörden zu erlangen, ist viele war die Greifswalder Kreidewerks-Betriebsge- Genossenschaft und weiter der einzelnen Mitglieder der MEGA „1931 und im 1. Quartal 1932 angesichts in den letzten Jahren fast zur Unmöglichkeit gewor- nossenschaft durch die Weltwirtschaftskrise gleichfalls führen muss. Ebenso muß eine ungerechtfertigte der trostlosen Verhältnisse [im Reich] immerhin befrie- den.“88 Neue Aufträge brachen weg, und die Maler- in Schwierigkeiten geraten. Die gezeichneten Anteile Namhaftmachung der betreffenden Herren zu einer digend gewesen“. Doch der Verlust der immensen Au- betriebe benötigten nicht mehr dieselben Mengen an waren nicht mehr sehr viel wert. Im Frühjahr 1931 Schädigung des Kredits […] bei der Bank führen“.98 ßenstände sowie die Ausgaben für den Neubau bewo- Material wie noch wenige Jahre zuvor. musste die MEGA daher 5.500 RM als Verlust ab- Schließlich einigte man sich darauf, dass Vorstand und gen die Gremien, diesen Schritt zu unternehmen. Die

40 41 2.7. Erneute Krisen in der späten Weimarer Republik 1901 bis 1945

Wilhelm Backens aus Uetersen. Eine weitere Neue- 2.8. Ausdehnung ins Umland und nach rung war die Bestellung des Bankdirektors der Altona- Hamburg er Bank, Carl Friedrich Burmester, zunächst als Beirat des Aufsichtsrates, später zusätzlich als ständiger Revisor der MEGA.103

Da sich die Wirtschaftslage im Deutschen Reich weiterhin verschärfte und eine Änderung nicht Den Ende 1923 nach der Inflation kurzfristig in Sicht war, sah sich die MEGA letztendlich gezwun- eingeführten Aufnahmestopp für Neumitglieder hob gen, Hilfe vom Reich in Anspruch zu nehmen. Im Juli die MEGA bald wieder auf. Denn sie war weit über 1932 hatte man dafür eine Liste mit Forderungen über die Grenzen des Altonaer Stadtgebietes bekannt. Be- 40.300 RM zusammengetragen, die als Verlust zu reits kurz nach ihrer Gründung hatte sie Mitglieder werten waren. Dazu kämpfte die MEGA mit der rück- aus dem Altonaer Umland und aus weiter entfernten ständigen Hauszinssteuer an die Stadt Altona. Im Orten in der Provinz Schleswig-Holstein – wie , März hatte man sich sogar dazu durchgerungen, im Wakendorf II oder Trittau – gewonnen. Daher wurde Notfall eine einmalige Pfändung der Mieten aus den der Aufsichtsrat zwischenzeitlich bis auf elf Mitglie- Vorderhäusern in Kauf zu nehmen, um damit eine der erweitert, so im März 1921 durch W. Becker aus drohende Zwangsverwaltung der Grundstücke durch Uetersen und Friedrich Schulten aus Blankenese und die Stadt zu verhindern. Bei ihrem Hauptlieferanten im März 1923 durch Robert Hasch aus Pinneberg und HEKA erreichte die MEGA eine Stundung ihrer Kon- Carl Colmorgen aus Nützen.106 „Treu zum Unterneh- toschulden, allerdings schienen ihre Geschäftsanteile men hielten namentlich die Kollegen von Pinneberg, an dieser Genossenschaft, die selbst ums Überleben Uetersen und Haseldorfer Marsch mit anliegenden kämpfte, verloren. In den folgenden Monaten dachten Orten. Von dort aus wurden in diesen Jahren weitere Vorstand und Aufsichtsrat sogar über eine Kündigung Innungsbereiche für die MEGA gewonnen, so Elms- der Mitgliedschaft bei der HEKA und dem Kreidewerk horn, Barmstedt und weitere Umgebung.“107 Seit 1920 Greifswald nach.104 sind die jeweiligen Inhaber der heutigen Firma Riewe- sell GmbH.Mitglied der MEGA. Auch auf der Satzung von 1929 fand Zwischenzeitlich bemühte sich die MEGA seit sich das MEGA Logo wieder Anfang 1932, über den Genossenschaftsverband „Un- Manche Mitglieder schieden jedoch wieder terstützung vom Reich“ zu erhalten. „Herr Direktor aus, weil sich ihre Innung einer neuen Genossenschaft Burmester berichtet dann über das Ergebnis der Ber- angeschlossen hatte, wie beispielsweise ein Maler- Mitglieder reagierten mit Austritten, allein auf dieser eine versierte Kraft zunächst „zur Seite gestellt“. Spä- liner Reise zusammen mit Herrn Petersen bezüglich meister aus Kellinghusen, dessen Innung die neue Generalversammlung berichtete der neue Aufsichts- ter übernahm Pfeiffer allein die Geschäftsführung, den Rationalisierungsfonds. Es sind noch verschie- Rohstoffgenossenschaft in Itzehoe unterstützte.108 ratsvorsitzende Wilhelm Backens von 37 Kündigungen, während Ketels ab Juli als Reisender und Berater auf dene Unterlagen nachzureichen.“105 Im September Nicht nur dort, auch in Neumünster, Heide, Flens- so dass die MEGA Ende 1931 nur noch 144 Mitglieder Provisionsbasis für die Hamburger Kundschaft zustän- konnte die Geschäftsführung schließlich aufatmen. burg sowie Elmshorn waren in der preußischen Pro- führte. Daraufhin wurde die Kündigungsfrist von sechs dig wurde. Die Einstellung eines Geschäftsführers, der Der MEGA war ein Zuschuss aus Reichsmitteln über vinz Schleswig-Holstein, teilweise wohl als Folge der auf 18 Monate verlängert, um mit einer Kündigung nicht Mitglied des Vorstandes war, zog eine Änderung 12.000 RM bewilligt worden, der ihr über die nächsten schwierigen Inflationszeit, eine Reihe von Einkaufs- nicht sogleich Betriebskapital zu verlieren.101 der Statuten und der Geschäftsordnung nach sich. So Monate hinweghalf. genossenschaften für Maler entstanden. Weitere durfte er Waren bis 1.000 RM ohne Genehmigung Genossenschaften arbeiteten schon seit Ende des Der Umgang mit der Krise zog personelle Än- des Vorstandes einkaufen.102 Auch der langjährige Auf- Ersten Weltkriegs, zum Beispiel die neue Kieler Ma- derungen nach sich. Dem Geschäftsführer Johannes sichtsratsvorsitzende Johann Pallas war 1931 vom lereinkaufsgenossenschaft und jene in Lübeck. Sie Ketels wurde 1931 mit dem Kaufmann Paul Pfeiffer Vorsitz aus Altersgründen zurückgetreten, ihm folgte alle versuchten, die ortsansässigen und umliegenden

42 43 2.8. Ausdehnung ins Umland und nach Hamburg 1901 bis 1945

später bot die MEGA dann ihre Hilfe an, nachdem sich 2.9. Einschränkungen im Nationalsozialismus die Neuma erneut wegen einer Fusion an sie gewandt und im Zweiten Weltkrieg hatte. Inzwischen hatte sich der Deutsche Genossen- schaftsverband in Berlin eingeschaltet, welcher eine Übernahme der Neuma nachdrücklich befürworte- te. Um die festgefahrenen Verhandlungen zwischen dem Kieler Verband und Neumünster über die Form der Verschmelzung wieder in Gang zu bekommen, Die Machtergreifung der Nationalsozialisten Eine Fusion mit der Hamburger Marog kam 1929/30 nicht zustande bildete die MEGA eine Sonderkommission. Vier Gre- am 31. Januar 1933 zog eine rasche Eingliederung der mienmitglieder machten sich auf den Weg nach Neu- Genossenschaften in das nationalsozialistische Sys- münster, wegen der „Untersuchung der Einbringlich- tem nach sich. Im April 1933 wurde im Aufsichtsrat Innungen für sich zu gewinnen und darüber Mitglieder nach einer der MEGA angegliederten sozialen Einrich- keit der Außenstände“. Doch alle Bemühungen waren der MEGA das Rundschreiben des Genossenschafts- zu rekrutieren. tung für den Todesfall weiterhin bestehen.109 umsonst, die Neuma war nicht mehr zu retten und verbandes Kiel verlesen, in dem dieser seine Ein- musste schließlich Ende 1938 liquidiert werden. Der stellung zum „Regierungswechsel“ verkündete und In den folgenden Jahren wuchs die Mitglieder- Die Wirtschaftskrise brachte für einige der Preis, den die MEGA hätte zahlen müssen, um sich in zugleich die Mitgliedschaft der gewerblichen Genos- zahl der MEGA dennoch kontinuierlich, auch durch die Malereinkaufsgenossenschaften das Aus. Die Ma- der Mitte Schleswig-Holsteins fest zu verankern, wäre senschaften in NS-Organisationen empfahl. „Der Auf- Eingemeindungen weiterer umliegender Gemeinden ler-Rohstoffgenossenschaft in Hamburg, die Marog letztendlich zu hoch gewesen.111 sichtsrat beschliesst den Beitritt der Genossenschaft im Jahr 1927 nach Altona. Doch die schwierige Phase Hamburg, wandte sich im Herbst 1929 an die MEGA zum Kampfbund nach erfolgter Organisation, da alle der Weltwirtschaftskrise um 1930 kostete sie viele mit der Bitte um Gespräche über einen möglichen Der Wegfall der Marog eröffnete der MEGA Anwesenden auf dem Boden der nationalen Regie- ihrer Kunden. Von rund 200 Mitgliedern im Jahr 1928 Zusammenschluss beider Genossenschaften. Am 11. den Hamburger Markt. Doch nur sehr behutsam nahm rung stehen.“ In das genossenschaftliche Prinzip der schrumpfte sie auf etwa 100 bis zum Jahr 1934, was Dezember 1929 fand eine gemeinsame Sitzung der sie nach ihrem Wiedererstarken ab 1933/34 Maler- demokratischen Selbstbestimmung griff allerdings einen sehr großen Verlust auch an Betriebskapital jeweiligen Vorstände und Aufsichtsräte statt. Nach lan- meister aus der Nachbarstadt auf. Daran änderte auch die sogenannte Gleichschaltung – die Unterwerfung bedeutete. Das war nicht nur ein Problem der MEGA. ger Debatte wurde eine Kommission zur Vorbereitung das Groß-Hamburg-Gesetz, welches Altona 1937 nach unter einen autoritären, hierarchischen Führerstaat – Alle Malereinkaufsgenossenschaften hatten während einer Fusion aus je vier Mitgliedern zusammengestellt. Hamburg eingemeindete, zunächst nur wenig. 1938 grundlegender ein, da sie Einfluss auf die Besetzung dieser Zeit mit großen Problemen zu kämpfen: Mitglie- Für die MEGA nahmen Rudolph Petersen, Johannes fanden gemeinsame Besprechungen mit der „Ma- der Gremien nahm.114 der mussten ausgeschlossen werden, weil sie ihren Ketels, Johann Pallas und Heinrich Heidorn teil. Doch ler-Rohstoffgenossenschaft eGmbH Harburg“ statt, Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten, zu einer Verschmelzung kam es nicht, wohl auch, weil die dem Zweck dienten, den neuen Markt zwischen Sehr schnell arrangierte sich die MEGA mit oder kündigten ihrerseits. sich die MEGA in einer für sie schon äußerst schwieri- sich aufzuteilen. Die MEGA änderte ihren Namen in der verordneten Gleichschaltung. Diese besagte, dass gen wirtschaftlichen Situation nicht mit einem schlecht „MEGA Hamburg-Altona“. Aus welchen Bereichen ihre mindestens 50 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder Dabei bemühte sich die MEGA, auch in die- dastehenden Partner belasten wollte und konnte. In Mitglieder hauptsächlich stammten, machte eine be- der NSDAP anzugehören hätten. Schon im Mai 1933 sen Zeiten für ihre Genossen zu sorgen. Ab 1930 der Folge wurde die Marog aufgelöst. Es sollte nicht sondere „Förderung handwerkskultureller und sons- stellte die MEGA eine Liste ihrer Vorstände und Auf- suchte sie nach Möglichkeiten, einen Hinterbliebenen- die einzige Liquidation von Malereinkaufsgenossen- tiger Fragen“ über 1.000 RM deutlich, die die MEGA sichtsräte zusammen, „mit der Bezeichnung, wer Pg. schutz einzurichten, wonach den Erben beispielsweise schaften in der Region bleiben. Ab 1930 folgten nach auf die einzelnen Bereiche der Pinneberger und der [Parteigenosse] ist. Falls die Einreichung dieser Liste der doppelte Betrag des Geschäftsanteils ausgezahlt und nach Itzehoe, Heide und Flensburg.110 Hamburger Innung verteilte: Aus dem Alt-Hamburger erforderlich ist, soll sie eingereicht werden, um die werden sollte. Sie holte Angebote über Sterbegeld- Stadtgebiet erhielten nur die Bereiche Eimsbüttel- Gleichschaltung zu dokumentieren. Es wird festge- versicherungen ein. Doch erst mit der 1935 erfolg- Im Frühjahr 1937 wandte sich die Malerein- Lokstedt-Niendorf sowie Rahlstedt Zuwendungen.112 stellt, daß von 3 Vorstandsmitgliedern 2 Mitglieder, ten treuhänderischen Übernahme der Sterbe-Unter- kaufsgenossenschaft Neumünster wegen einer Über- Erst mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Rudolf von 7 Aufsichtsratsmitgliedern 6 Mitglieder Pg. sind, stützungskasse des ehemaligen Altonaer Maleramts nahme an die MEGA: „Petersen berichtet über den Wilcke, dem Obermeister der Hamburger Innung, er- mithin die Gleichschaltung durchgeführt ist.“ Insge- schien die MEGA der Vorsorge einen kleinen Schritt vertraulichen Antrag der Neuma, Neumünster, dass folgte ab 1939 ein stetiger Zustrom Hamburger Ma- samt gehörten demnach bereits in den ersten Mona- nähergekommen zu sein. Aber schon drei Jahre später diese Genossenschaft in der Mega aufgeht.“ Der Auf- lermeister.113 Die Maler- und Lackiererinnung Hamburg ten des NS-Regimes 80 Prozent der Gremienbeset- wurde die Sterbekasse aufgelöst, da keine neuen Mit- sichtsrat entschied sich jedoch nach ersten Sondie- ist heute das älteste Mitglied der MEGA. zung der MEGA der NSDAP an. Im Juli 1933 lag dann glieder eingetreten waren. Dennoch blieb der Wunsch rungsgesprächen gegen eine Verschmelzung. Ein Jahr die offizielle Bestätigung vom Genossenschaftsver-

44 45 2.9. Einschränkungen im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg 1901 bis 1945 band aus Berlin vor, „nach welchem die Gleichschal- gar nach der Generalversammlung für die Mitglieder Luftschutz auf ihrem Grundstück einzurichten – die sichtsführender für das Grundstück“ übernommen.121 tung im A-Rat der Mega anerkannt ist“.115 Zudem be- „ein bescheidenes Knackwurst-Essen“ gegeben wer- ersten Vorboten eines von der NS-Regierung geplan- Schon bald reichte der vorhandene Lagerplatz für das mühte sich die MEGA, maßgebliche der NS-Regierung den.118 ten Krieges.120 erweiterte Geschäftsvolumen der MEGA nicht mehr nahestehende Persönlichkeiten in ihre Gremien zu aus, und auch die neu angeschafften Wagen muss- wählen. Der Bezirksinnungsmeister des Gaues Nord- Die geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse Das Grundstück und die Betriebsgebäude ten sicher untergestellt werden. Die Räumung von mark, Karl Johannsen, wirkte zwischenzeitlich als stell- erlaubten der Geschäftsführung auch, die 1932 kom- wurden einer Verschönerung unterzogen. Zunächst Wohnungen im Vorderhaus und deren Umbau für La- vertretender Aufsichtsratsvorsitzender. plett abgeschriebenen Anteile der Mitglieder bis 1939 erfolgte ein Anstrich des Hinterhauses, danach des gerzwecke fand allerdings nicht statt. Das Bauprojekt, langsam wieder aufzuwerten. „Ein Recht auf Teilrück- Vorderhauses und der Lager. Der Betriebshof wurde im Sommer 1939 angedacht, fiel den „veränderten Die MEGA kam schnell mit den neuen Gege- zahlung steht grundsätzlich den jetzt noch der Genos- teilweise überdacht, um ihn bei schlechtem Wetter Zeitverhältnissen“ zum Opfer. Der Beginn des Zweiten benheiten zurecht und profitierte nachhaltig von der senschaft angehörigen Mitgliedern zu. In den Genuss besser nutzen zu können und einen Stellplatz für den Weltkriegs am 1. September 1939 verhinderte nicht reichsweiten wirtschaftlichen Erholung. Bereits Ende dieser und etwaiger späterer Rückzahlungen sollen Lieferwagen zu haben. Außerdem wurden zwei leer nur den Umbau. Die MEGA musste die Wohnungen 1932 hatte sich für die MEGA eine Entspannung ihrer auch solche ehemaligen von der Abschreibung der stehende Wohnungen im Vorderhaus renoviert, wobei wieder vermieten, um nicht eine Ablösesumme für prekären Situation angekündigt, auch befördert durch Geschäftsguthaben betroffenen Mitglieder kommen, eine für den Geschäftsführer Paul Pfeiffer vorgesehen Umwidmung von Wohnraum über 2.000 RM an die die Reichsgenossenschaftshilfe. Die MEGA nutzte die die unter Zahlung des ermäßigten Eintrittsgeldes der war. Dieser war bereits Ende 1933 in das Hinterhaus Stadt zu zahlen.122 anschließende zeitweilige Prosperität im Handwerk Genossenschaft bis zum 15. April 1934 wieder beitre- eingezogen und hatte damit „den Posten als Auf- inklusive „der guten Beschäftigungslage im Malerge- ten.“ Als allerdings 1935 ehemalige Aufsichtsratsmit- werbe“ zum Ausbau des eigenen Unternehmens.116 glieder zunächst die Zusicherung auf Aufwertung im Das Malerhandwerk profitierte von der einsetzenden Falle ihres Wiedereintritts erlangen wollten, lehnte der Bautätigkeit, sei es im Wohnungsbau, in Industrie Aufsichtsrat eine solche Zusage generell ab.119 Auch und Gewerbe oder bei den staatlichen Bauten. Dazu die 1929 an die Mitglieder ausgegebene Bauanleihe kamen vielfältige Erneuerungs- und Instandsetzungs- in Form von Schuldscheinen zu 50 RM wurde ihnen arbeiten. Das wiederum bedeutete eine rege Nachfra- ab Ende 1933 in kleinen Tranchen auf ihre Konten gut- ge nach Malerbedarfsartikeln bei der MEGA, als deren geschrieben. Folge sie sogar den Kreditrahmen für ihre Mitglieder heraufsetzen konnte. Das Warengeschäft florierte. In kurzer Folge schaffte sich die MEGA immer größere Lieferwagen Relativ schnell befand sich die MEGA wieder und ein Auto für den Geschäftsführer an. 1937 be- auf Erfolgskurs. Die Mitglieder erfuhren in den Gene- schloss der Aufsichtsrat erneut den Kauf eines Last- ralversammlungen von den stetig sich stabilisierenden wagens und wenig später den eines Anhängers. Damit Geschäftsverhältnissen ihrer Genossenschaft. 1938 war die MEGA besser aufgestellt in der Belieferung konnte Rudolph Petersen berichten, dass „die Ver- ihrer Kunden. Mit inzwischen sieben Mitarbeiterinnen hältnisse der Mega als krisenfest anzusprechen sind. und Mitarbeitern konnte sie die anfallenden Arbeiten Der Vorstand wird von seiner Geschäftstaktik nicht gut bewältigen. Die noch im Winterhalbjahr 1934/35 abweichen und weiter das Ziel verfolgen, die Mega durchgeführte Kurzarbeit sicherte allen Mitarbeitern allmählich von Lieferantenverpflichtungen unabhängig ihren Arbeitsplatz. Erneut konnten Weihnachtsgratifi- zu machen, wie die Tilgung des Bankkredits bereits kationen an die Belegschaft ausgegeben werden. 1935 gelungen ist. Ein solcher Zustand garantiert ein nützli- sollte sogar erstmalig ein Lehrling eingestellt werden. ches Wirken der Genossenschaft für die Mitglieder.“117 1940 baute die Genossenschaft einen sogenannten Bereits 1933 war der Geschäftsanteil wieder reduziert Gefolgschaftsraum mit Wasch- und Duschraum für die worden, auf 250 RM. 1934 wurde das Eintrittsgeld Beschäftigten im Keller der Schillerstraße aus. Eventu- auf fünf RM gesenkt, um auch junge Malermeister ell diente dieser Raum dann sogar als Luftschutzraum, Mit nationalsozialistischem Gruß: Sch- für eine Mitgliedschaft zu werben. 1935 konnte so- denn seit 1934 war die MEGA verpflichtet, geeigneten reiben an das Amtsgericht Altona

46 47 2.9. Einschränkungen im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg 1901 bis 1945

Die Auswirkungen des Zweiten Welt- kriegs mit Materialverknappung und gefallenen Genossenschaftsmitgliedern beschäftigten die Generalversamm- lungen

Nach dem Groß-Hamburg-Gesetz mit der Ein- gemeindung Altonas nach Hamburg änderte sich auch die Bezeichnung der MEGA: Sat- zung von 1938 und Briefkopf von 1941

1937 schrieb die MEGA unter ihren Malerkolle- in Berlin eine Stellungnahme über dessen Eignung gen die Neugestaltung des Sitzungszimmers aus und als Anstrich für Türen, Fenster oder Fußböden abzu- veranstaltete einen Wettbewerb. Als Siegerentwurf geben. Nach einem kritischen Ersturteil wurde die wurde die „Grüne Ecke“ des Vorstandes Hugo Lange Anregung umgesetzt, aus Fußbodenbrettern zehn prämiert.123 Mit solchen Aktionen konnte die MEGA Tafeln mit verschiedenen Arbeitsweisen herzustellen zugleich ihren Kunden ein Beispiel für die Wirkungs- und dazu genaue Berichte über die Arbeitsgänge an- weise der verschiedenen Materialien und Farbqualitä- zulegen. Insgesamt kam man zu dem Ergebnis, dass ten geben. Denn die nationalsozialistische Wirtschafts- der EL-Firnis eine Verteuerung gegenüber den sehr politik brachte neben Erfolgen auch Einschränkungen viel sparsamer zu verwendenden Ölfarben darstellen mit sich. So beriet sich der Aufsichtsrat Ende 1935 würde.125 Dieses Beispiel macht deutlich, wie stark beispielsweise über ölsparende Maßnahmen und sich die MEGA auch auf dem Gebiet der Information empfahl ein anderes Mischungsverhältnis der Farben. und Weiterbildung für ihre Mitglieder engagierte. Vor- Grund dafür war der Ölmangel, obgleich sich der Vor- träge beispielsweise über Werkstofffragen belebten stand darum bemühte, „unter den vielen Angeboten zunehmend die Generalversammlungen und trugen aus der Industrie den geeigneten Oelersatz heraus- zum besseren Verständnis und zur Verbreitung neuer zufinden, der dann von der Mega als einziger Ersatz Artikel und Techniken bei.126 geführt werden soll“.124 Die weiterhin schwierige Stellung der Genos- Ein Jahr später setzte sich der Vorstand mit senschaften im NS-Führerstaat bekam jedoch auch die dem sogenannten Einheitslack (EL) auseinander. Er MEGA nachhaltig zu spüren. Zwar gab es immer wie- war gebeten worden, dem Reichsinnungsverband der programmatische Erklärungen des Deutschen Ge-

48 49 2.9. Einschränkungen im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg 1901 bis 1945

Es begann eine Zeit der Ersatz- und Austauschstof- die MEGA hart. Ein Großteil ihres Grundstücks in der fe: „Mit Gründlichkeit unterzog die MEGA alle neuen Schillerstraße war davon betroffen. Die Vorderhäuser Werkstoffe einer genauen Prüfung, um ihren Mitglie- mit den Wohnungen wurden total zerstört, von den da- dern Zuverlässigkeit zu bieten.“ Dazu kam die Rati- hinterliegenden Betriebsgebäuden lag ein Teil in Schutt onierung von Malerbedarfsartikeln. Öl beispielswei- und Asche.132 Mit den verbliebenen Gebäudeteilen und se wurde extrem knapp. Die Malermeister hatten Warenbeständen nahm die MEGA ihre Arbeit wieder Dringlichkeitsscheine einzureichen, um überhaupt an auf und konnte bald vermelden: „Mit Ausnahme des bestimmte Waren zu kommen. „Die älteren Kollegen Monats August sind die Umsätze und Beschäftigung erinnern bei der MEGA periodische Klein-Zuteilungen, erheblich.“ Neben den Flamm- und Tarnanstrichen auch in knapp gewordener Edelware, teils von weit- kamen für die Hamburger Maler nun die mehr oder her mit Geschick und Mühe beschafft.“130 Auch der minder notdürftigen Reparaturarbeiten an den beschä- Seit 1931 bestimmte Paul drohende Ausschluss der MEGA als Einkaufsgenos- digten Gebäuden als weitere Aufgabe hinzu. Für ihr Pfeiffer als Geschäftsführer die Geschicke der MEGA senschaft vom sogenannten Formblattverkehr, der seit einigen Jahren neu errichtetes Lager in Hamburg- Bezugsberechtigung für alle verfügbaren Werkstoffe, Bahrenfeld mit Gleisanschluss hatte die MEGA noch nossenschaftsverbandes (DGV), „die durchaus güns- gab es Vorverhandlungen mit der Gauwirtschaftskam- konnte durch den Einsatz von Aufsichtsrat und Innung 1941 einen Rampenschuppen errichten lassen. Dieser tig für die Entwicklung der Warengenossenschaften mer über eine mögliche Verschmelzung der beiden aufgehoben werden. musste nach den Angriffen ebenfalls instandgesetzt lauten.“ Doch der Großhandel sah reichsweit seine Malereinkaufsgenossenschaften Altona und Harburg. werden. Dazu kamen weitere Ausweichquartiere, so Chance gekommen, sich auf Kosten der Einkaufsge- „Die Zusammenlegung ist der einzige Weg, der ei- Trotz aller Widrigkeiten stand die MEGA gut am Brückenhof und an der Großen Elbstraße. Dies al- nossenschaften wesentliche Vorteile zu verschaffen ner drohenden Stillegung begegnen würde. … Der da. Sie hatte es geschafft, als sogenannter Schonbe- les zusammen mit erschwerten Transportbedingungen und zudem eine starke Konkurrenz, wenn nicht loszu- A-Rat beschließt nach Aussprache die Fusion, d.h. die trieb zu überleben, obgleich eine Reihe von Mitarbei- in einer stark zerstörten Stadt bedeutete permanente werden, dann doch zu beschneiden. „Mit Bezug auf Berufung der Generalversammlung und erklärt sich tern zum Kriegsdienst eingezogen worden war, dar- Improvisation und zusätzliche Steigerung der Kosten den augenblicklichen Streit zwischen dem Spitzenver- mit dem Vorschlag der Neubesetzung der Verwaltung unter auch der Geschäftsführer Paul Pfeiffer. Erstmals und bestimmte weit über das Kriegsende 1945 hinaus band des Lack- und Farbenhandels und der Heka resp. einverstanden.“ Doch die Verhandlungen zogen sich übernahm mit Annie Lübker aus der Verwaltung der den Geschäftsbetrieb der MEGA.133 dem DGV als Vertreter der Maler-Einkaufsgenossen- hin und verliefen schließlich, wohl auch als Folge der MEGA eine Frau vorübergehend den Vorstandspos- schaften haben die norddeutschen Genossenschaften verheerenden Bombenangriffe im Juli/August 1943 auf ten. „Als Werkstoff-Versorger des fast ausschliesslich Altona, Kiel, Neumünster zusammen Maßnahmen Hamburg, im Sande.128 mit kriegswichtigen Aufträgen beschäftigten Maler- ergriffen, um den DGV zur alleinigen Auseinanderset- handwerks marschierte die Mega in Hamburg mit an zung – ohne Heka – mit dem Handel zu veranlassen.“ Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte erster Stelle und wird so dem staatsseitig geforderten Erst Ende 1936 schien der Disput zwischen Genos- sich die MEGA erneut auf Schwierigkeiten in der Ma- Leistungsprinzip für das vergangene Jahr voll gerecht. senschaften und Großhandel durch eine Verfügung terialbeschaffung einstellen müssen. Die Scheinblüte Mit den von der Mega bereitgestellten Werkstoffen des Reichswirtschaftsministers Schacht bereinigt.127 der Ökonomie im nationalsozialistischen Deutschland konnten ca. 2 ½ Millionen Maleraufträge erledigt wer- war zu Ende, die bald völlige Unterordnung aller Bran- den.“ Mit Flammschutz- und Tarnfarben zur Kriegsver- Doch 1938 beschäftigte sich das Reichswirt- chen und Zweige unter die Bedürfnisse der Kriegs- wendung machte die MEGA einen großen Teil ihres schaftsministerium erneut mit der Genossenschafts- wirtschaft wurde immer deutlicher. In Hinblick auf das Umsatzes. So konnte sie im Februar 1943 mit Stolz frage. In der Reichsgruppe Gemeinschaftseinkauf „undurchsichtige Kriegsjahr 1940“ war die Hauptsorge ihr 25-jähriges Jubiläum als Genossenschaft feiern mit diskutierten die Genossenschaftsvertreter nicht nur der Rentabilität der „Sorge um eine störungsfreie dem Hinweis, dass ihr besonderer Wert nicht der ge- die starke Einschränkung des DGV auf Reichsebe- Waren-Versorgung“ gewichen. Zwar waren im Herbst schäftliche Aspekt, sondern der genossenschaftliche ne, sondern vor allem die drohenden Körperschafts- 1939 die Lager gut gefüllt und die Genossenschaft Zusammenschluss sei.131 steuern für Genossenschaften. Auch die Auflösung bis zu zwei Monate noch lieferfähig, aber die ersten Nach den schweren Bombenan- von Warengenossenschaften, zumindest aber ihre Anzeichen einer drohenden Verknappung machten Die Bombenangriffe Ende Juli, Anfang August griffen 1943 glich Altona einer Rationalisierung beispielsweise durch Fusion, sollte sich bereits mit der behördlichen Beschlagnahmung 1943 mit großen Zerstörungen im gesamten Stadtge- Trümmerwüste: die Große Berg- straße in unmittelbarer Nachbar- immer wieder einmal Thema sein. Im Frühjahr 1943 einer Reihe von kriegswichtigen Artikeln bemerkbar.129 biet – der sogenannte Hamburger Feuersturm – trafen schaft zur MEGA

50 51 Das Handwerk im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

In der frühen Nachkriegszeit wurden alle Handwerks- sparten dringend benötigt, um das in weiten Teilen zerstörte Land wieder aufzubauen. Doch viele Hand- werksbetriebe waren im Krieg gleichfalls durch Bom- Farbspritzpistole aus den 1950er Jahren benangriffe vernichtet oder beschädigt worden und mussten notdürftig wieder aufgebaut werden. Allein in Hamburg waren von 28.000 Betrieben 10.000 kom- Wesentlich trug die Währungsreform 1948 dazu bei, plett vernichtet.136 Zusätzlich fehlte es häufig zunächst finanziell und wirtschaftlich stabile Verhältnisse für das Das Ende des Zweiten Weltkriegs beendete mit der an qualifiziertem Personal, wenn Inhaber oder Gesel- Handwerk zu schaffen. In der Folge nahm die Man- Kapitulation am 8. Mai 1945 nicht nur die nationalso- len in Krieg gefallen waren. Auf der anderen Seite gab gelsituation ab, die Zwangsbewirtschaftung wurde zialistische Herrschaft, sondern setzte zugleich die es eine große Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebe- sukzessive aufgehoben. Arbeitsmaterial und Arbeits- bislang geltenden wirtschaftlichen Strukturen außer nen aus den ehemals deutschen Ostgebieten, die nun geräte waren wieder in den gewünschten Mengen Kraft. Das galt auch für das Handwerk. Deutschland versuchten, sich eine neue Existenz aufzubauen, sei erhältlich. Für das Handwerk – und das galt auch für wurde in Besatzungszonen eingeteilt, die zunächst un- es durch ein eigenes Geschäft oder zumindest einen die Sparten des Ausbau- und Sanierungshandwerks – terschiedliche Wege in der Errichtung von handwerkli- Arbeitsplatz im Handwerk.137 begann damit eine Zeit des Wachstums und der Voll- chen Organisationsformen beschritten. Erste Ansätze beschäftigung trotz zunehmend starker Konkurrenz galten der Wiederaufnahme der Verbandsarbeit, wo- Ein noch gravierenderes Problem war jedoch die Roh- durch die Industrie.139 Neue Betriebe entstanden, die bei in der britischen und französischen Zone an die stoffversorgung. Überall herrschte Mangel, wie Arthur Auftragslage entwickelte sich gut. Hatte zunächst früher bestehende Verpflichtung zu Zwangsinnungen H. Busch, Aufsichtsratsvorsitzender der MEGA und häufig nur der Preis eine entscheidende Rolle bei der mit dem seit 1935 bestehenden großen Befähigungs- Obermeister der Hamburger Malerinnung berichtete: Vergabe gespielt, sollten sich nach und nach vor allem nachweis angeknüpft wurde. In der amerikanischen „Wer überlebt und seine Werkstatt nicht verloren hat- Qualität und Beratung durchsetzen.140 Das Handwerk Zone vertrat man dagegen eine Zeit lang die Gewerbe- te, war nun ohne Material und ohne Arbeitsgerät.“138 leistete seinen Beitrag zum Wiederaufbau und wurde freiheit, so dass jeder mit einem Gewerbeschein ein Zulieferfirmen waren zerstört oder erhielten dringend in den 1950er Jahren zu einem Motor des sogenann- Handwerk ausüben konnte. Die sowjetisch besetzte benötigte Grundstoffe zur Produktion nicht. Viele Ge- ten Wirtschaftswunders. Zone dagegen organisierte das Handwerk insgesamt werke konnten nur mithilfe von Zusammenschlüssen um, einschließlich der Gesetzgebung.134 Das „vierfach in den ersten Nachkriegsjahren eine kontinuierliche unterschiedliche Handwerks- und Innungsrecht“ wur- Material- und Bedarfsartikelversorgung erlangen, wie de zumindest für Westdeutschland mit dem Gesetz das Beispiel der ZEMA für das Malerhandwerk zeigt. zur Ordnung des Handwerks (HO) von 1953 beendet Improvisation und das Einstellen auf die Zwangsbe- und ebnete den Weg zu einem prosperierenden Hand- wirtschaftung sicherten dennoch vielen Handwerks- werk in den 1950er und 1960er Jahren.135 betrieben das Überleben.

53 Kapitel 3

Modernisierung im Wiederaufbau (1945–1974)

3.1. Gelungene Improvisation Aufgrund der schwierigen Verkehrsver- nach Kriegsende hältnisse bekam die MEGA im Sommer 1945 vom Genossenschaftsverband die Erlaubnis, die General- versammlung auszusetzen und den Jahresabschluss 1944 durch den Aufsichtsrat genehmigen zu lassen. In der ersten ordentlichen Generalversammlung nach Kriegsende im Mai 1946 wurde ein neuer Aufsichts- Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Anfang rat gewählt. Einige der alten Mitglieder traten nicht Mai 1945 stand die MEGA vor großen Problemen. Nicht mehr an, so der Vorsitzende Rudolf Wilcke, Fritz Arffe, nur waren Teile ihrer Betriebsgebäude nur notdürftig Robert Hasch und der inzwischen 82-jährige Paul Rich- nach den Angriffen 1943 wieder hergerichtet, auch ihr ters. Für sie kamen Heinrich Amthor, Claus Hein, Hugo Lager verteilte sich über mehrere Standorte in einem Scharnhorst, Franz Schümann neu hinzu, während zu großen Teilen zerstörten Stadtviertel, und ihre Liefer- Heinrich Lüdders, Heinrich Kröger, Max Moesering im wagen waren noch eingezogen. Dazu kam ein großer Gremium verblieben. Für den 1947 als Vorsitzenden Bestand an nicht mehr benötigten Flammschutz- und bereits wieder ausgeschiedenen Scharnhorst wählte Tarnfarben in ihren Lagern. Zwar war Paul Pfeiffer im die Generalversammlung den damaligen Obermeister April wieder in die Geschäftsleitung zurückgekehrt, doch der Hamburger Innung, Arthur H. Busch. Wie schon die Verhältnisse waren und blieben zunächst unüber- in den Jahrzehnten zuvor besiegelte die MEGA damit sichtlich. Hamburg stand unter britischer Besatzung. ihre enge Bindung an die Malerinnung.2 Erst langsam konnte der dringend erforderliche Wieder- aufbau der Stadt beginnen, vor allem das Bauhandwerk Die MEGA hatte ab Mitte der 1930er Jahre und die ihm angegliederten Handwerke wurden überall eine führende überregionale Rolle auf dem Gebiet benötigt, um die vielen Schäden zu reparieren und des Malereinkaufs eingenommen: „Inzwischen war Neues aufzubauen. Da es an allem, besonders aber an die Mega im sogenannten Altreich zur grössten Material fehlte und noch in den ersten Nachkriegsjahren Maler-Einkaufsgenossenschaft herangewachsen und Zwangsbewirtschaftung nahezu aller Güter herrschte, ist – was wichtiger ist – im Absatzbereich Hamburg Die Jahre der MEGA in der Behringstraße stehen für ungebrochene Prosperität war Improvisationstalent gefragt.1 und Umgebung für das Malerhandwerk mit grösster

54 55 3.1. Gelungene Improvisation nach Kriegsende 1945 bis 1974

Wahrscheinlichkeit der führende Grossist.“ Dieser Ver- gierung beschlagnahmten Fahrzeuge – ein Pkw und antwortung versuchte sie auch unter den schwierigen ein Lkw – wiederbeschafft werden. Damit war trotz Nachkriegsbedingungen gerecht zu werden. Schon eingeschränkter Kraftstoffzuteilung der Transport von bald musste sich die MEGA auf einen Ansturm nicht Waren zwischen den provisorischen Lagern der MEGA nur der Maler, sondern auch der britischen Einheiten und zu den Kunden gesichert. Die MEGA wurde offi- einstellen: „Während gewisser Tagesstunden hat der ziell als einer der wenigen Verteiler von Farben und Betrieb einen kaum zu bewältigenden Kundenverkehr. Malerbedarfsartikeln eingesetzt, zum Aufbau der stark Da von einer Anzahl Kunden Kassen-Zahlung gefor- zerstörten Stadt Hamburg.6 dert und angeboten wird, außerdem kassezahlende britische Einheiten u. a. hier verkehren, liegen die Durch die Aufteilung des Reichsgebietes in ‚Kleine-Kasse‘-Einnahmen z. Zt. bei RM: 10.000.- pro Besatzungszonen war die MEGA von vielen ihrer frü- Monat.“3 heren Lieferanten und Liefergenossenschaften wie der HEKA abgeschnitten. Dazu kamen die schlechten Aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen gab Verkehrsverhältnisse und die Mangelwirtschaft. Immer es „täglich neue Bewerber für die Mitgliedschaft“. wieder versuchte die Geschäftsführung, „flüssige Gel- Glückwünsche in einer Zeit des Mangels: Kollegen gratulie- ren Willy Havemann zum 20-jährigen Malermeister aus den deutschen Ostgebieten ver- der“, die ausreichend vorhanden waren, in „Edelware“ Betriebsjubiläum – auch seine Frau signiert suchten, in Hamburg und Umgebung wieder beruflich zu teilweise mehr als doppelten Preisen umzusetzen. Fuß zu fassen.4 Doch zunächst verhängte die MEGA „Dass nicht der Schatten einer Lage-Besserung erkenn- für Leim gewonnen werden, die einzige Zusage einer deutschland mit 35 Mitgliedsgenossenschaften. 1948 einen Aufnahmestopp. Erst 1947 dachte sie über bar wird, hat dem Vorstand diesen Entschluss erleich- erneuten Zehn-Tage-Reise.8 übernahm die Essener Genossenschaft die Leitung, eine Lockerung nach: „Die Mega kann in den kom- tert; zudem hat der Vorstand etwa 50.000.- [RM] in der Sitz der ZEMA verlagerte sich dorthin.9 menden 1-2 Jahren ohne Werbung […] Mitglieder Weißblech-Emballage gesteckt, die z. Zt. noch bei der Bereits im Oktober 1945 war die MEGA der sammeln, indessen erlauben Verkehrsmittel und die Lubeca umgearbeitet wird, um sie den Mega-Zwecken neu gegründeten „Arbeitsgemeinschaft des genos- Wegen seines guten Verhältnisses zum Unübersichtlichkeit der Lage, überhaupt die wirren besser dienlich zu machen. Insgesamt handelt es senschaftlichen Groß- und Außenhandels Bezirk Hamburger Großhandel nahm Pfeiffer auch den ihm Verhältnisse, keine eingehende Beurteilung neuer sich um ca. RM 90.000.-, die auf die geschilderte Norddeutschland in Hamburg“ beigetreten. 1947 angebotenen Sitz als Genossenschaftsvertreter im Mitglieder. Die meisten neuen Mitglieder sind fremd Weise Verwendung gefunden haben, wozu im Normal- übernahm sie dann eine neue Führungsrolle für das Zonenvorstand des Landesverbandes der Lack- und und können ihren Wert erst langsam erweisen.“ So Friedensfall etwa RM 30.000.- ausreichend gewesen Handwerk und die Einkaufsgenossenschaften weit Farbengroßhändler nicht an und schlug seinen Kol- sollte es bis 1948 dauern, ehe wieder Neuaufnahmen wären.“7 Auch Verpackungsmaterial war knapp. Da über ihr Geschäftsgebiet hinaus. In Hamburg grün- legen Cohrs von der Harburger Genossenschaft vor. stattfanden. Ausschließlich Innungsmitglieder wurden war die Charge Weißblech ein Glücksfall, denn ohne deten die Malergenossenschaften der britischen Obgleich Pfeiffer wegen Arbeitsüberlastung seine aufgenommen. Dies diente vor allem der Qualitätssi- Dosen für ihre Farben und Leinöl konnte die MEGA Besatzungszone eine neue „Zentralgenossenschaft Vorstandstätigkeit für die Zentralgenossenschaft wie- cherung. Allein in diesem Jahr wuchs die MEGA um ihre Kunden nicht beliefern. eGmbH für das Malerhandwerk“, die spätere ZEMA. der aufgab, um sich ganz der weiteren Entwicklung über 150 Neuzugänge „teilweise mit Standort aus der In den Vorstand wurde der Geschäftsführer der MEGA der MEGA widmen zu können, blieb sein Anspruch weiten Provinz“, und in den beiden folgenden Jahren Pfeiffer reiste unter heute kaum vorstellbaren zusammen mit seinem Kollegen von der Harbur- bestehen, von Hamburg aus Einfluss auf die „maler- riss der große Zustrom gleichfalls nicht ab.5 Bedingungen von einem norddeutschen Lackhersteller ger Malereinkaufsgenossenschaft, Wilhelm Cohrs, einkaufsgenossenschaftliche Erschließung des bizona- zum nächsten, nur um die Lager der MEGA wenigs- bestellt. Im engen Zusammengehen wollte man in len Gebietes“ – sprich Westdeutschland – zu nehmen. Geschäftsführer Paul Pfeiffer ließ sich auch tens annähernd mit Farben und Lacken bestücken den schwierigen Nachkriegszeiten eine bessere Ver- „Die Mega bezw. der Leiter der Mega interessiert sich durch Not und Mangel der frühen Nachkriegsjahre nicht zu können. Doch häufig blieben diese Fahrten ohne sorgung des Malerhandwerks gegenüber der Industrie weiter mit allen möglichen Hilfsmitteln für die Arbeit entmutigen. Trotz Zwangsbewirtschaftung sowie einer Erfolg wie im Sommer 1947: „Die unternommene erreichen. Auch die Malereinkaufsgenossenschaften in der Zentralgenossenschaft im Interesse aller Maler- knappen und schlechten Warenzuteilung bemühte er Reise führte besuchsweise zu den Werken Herbig- in der amerikanischen Zone sollten angesprochen Genossenschaften der britischen und amerikanischen sich zusammen mit seinen Vorstands- und Aufsichts- Haarhaus, Dr. Kurt Herbert’s, Kalderoni, Bach und werden. Der Aufsichtsrat der MEGA begrüßte die Zone.“ Pfeiffer übernahm vorübergehend einen Sitz ratskollegen, den Mitgliedern ein Arbeiten und damit Brücken, Ewald Dörken und andere, ferner zu Henkel federführende Aufbauarbeit und stimmte der Kosten- im Aufsichtsrat der ZEMA. 1950 versuchte die MEGA, ein Auskommen als Malermeister zu ermöglichen. und Kalle & Co. Offizielle Zuteilungen wurden an kei- übernahme durch die MEGA zu. In wenigen Monaten ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Busch für dieses Amt Bereits 1946 konnten die von der britischen Militärre- ner Stelle erreicht.“ Schließlich konnte ein Hersteller etablierte sich die Zentralgenossenschaft in West- zu gewinnen.10

56 57 3.1. Gelungene Improvisation nach Kriegsende 1945 bis 1974

Bereits 1946 hatte die MEGA die Absicht, Annonce in der Allgemeinen benachbarte Grundstücke aufzukaufen und sie Malerzeitung 1953 baulich für ihre Zwecke auszuwerten. Denn die Ver- teilung ihrer Waren auf mehrere Lager bedeutete einen zusätzlichen Kosten- und Arbeitsaufwand. Das Lager in Bahrenfeld sollte aufgegeben werden. Man beabsichtigte, das völlig zerstörte Hinterhaus in der Schillerstraße 10-12 abzutragen und den Platz für die Lagererweiterung zu nutzen. Außerdem wurde das Malerwerkstatt des MEGA dem Geschäftsführer gehörende, gegenüberliegende Mitglieds Otto Riewesell in Uetsersen Anfang der Grundstück Schillerstraße 3 planiert, um einen Ersatz 1950er Jahre für den kurzfristig erworbenen Lagerplatz Schiller- straße 14 zu schaffen. Nach der Währungsreform konnte das Bauvorhaben zum Ausbau der Schiller- straße 10-12 beginnen, doch der geplante Großbau mit einem zusätzlichen mehrstöckigen Wohngebäude als Vorderhaus mit Keller und Hochparterre sowie einer zweiten Einfahrt konnte finanziell nicht umgesetzt werden. So blieb es zunächst bei der kleinen Lösung mit Kontoranbau und Zwischendecke für das Lager.13

Die MEGA weitete ihren Rundschreibendienst der Währungsreform begegnen, indem er flüssige zur Information ihrer Kunden aus, auch in Hinblick Mittel zwischen 60.000.- bis 100.000.- RM bereithält, auf den verstärkt einsetzenden Wettbewerb mit dem um nach der Abwertung eine gute Kreditunterlage Großhandel. Außerdem startete sie über den Lübecker Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 mit zu haben. ... Die Geschäftstätigkeit der Mega ist wie Landesinnungsmeister eine Werbeaktion in Schles- Einführung der Deutschen Mark (DM) bot in der Folge allenthalben übernervös und unübersichtlich.“11 wig-Holstein: „Angebahnt wurde die Verbindung zu gute Voraussetzungen für das Vorhaben, von Hamburg 22 Innungsobermeistern mit dem Ziel, im Laufe der aus den westdeutschen Markt zu erschließen. In den Nach der Währungsreform konnte die MEGA nächsten 1 bis 2 Jahre eine Anzahl Genossen oder ersten drei Nachkriegsjahren hatte die MEGA darauf durchstarten, zumal es keine Lieferschwierigkeiten Abnehmer zusätzlich zu werben und allmählich eine hingearbeitet. Schon seit Anfang 1946 verfolgte der mehr für ihre bekannten Artikel „Mega-Fensterfarbe Art genossenschaftliches Versandhaus einzurichten. Vorstand das Ziel, bei einer Neugestaltung des Geld- für außen“ und „Mega-Innenlackfabe elfenbeinweiß“ […] Die Gewinnung von sogenannten Vorposten in verkehrs „die Geschäftsanteile der Mitglieder voll über gab. Zwei Mitarbeiter besuchten ab sofort wieder verschiedenen Städten der Provinz wäre schon ein die Zeit zu retten“. Zudem legte die MEGA ihre Gelder die Kundschaft, Hans Hacke in Hamburg und Willy erheblicher Fortschritt.“14 Bis 1950 konnte die MEGA in Waren an, um so wenig wie möglich von einer dro- Havemann in Schleswig-Holstein. „Zum 15. August auf diese Weise viele neue Kundenverbindungen zu henden Abwertung betroffen zu werden. Im Februar wurde ein Meisterschüler Herr [Robert] Boljahn ein- Malermeistern in Schleswig-Holstein herstellen und 1948 war ihre Liquidität durch hohe Lagerbestände auf gestellt, der die fachlichen Untersuchungen in der in Itzehoe ein Auslieferungslager einrichten. „Das 27.000 RM abgesunken, auch die Außenstände belie- bisherigen Weise fortführt und die Mega besuchenden Einflussgebiet unserer Hamburger Genossenschaft fen sich auf nur 93.000 RM bei einem Jahresumsatz Kunden berät.“ Mit dem Eintritt Carl Röschmanns von wurde wesentlich erweitert und vertieft; es reicht von von 1,8 Millionen RM. „Nach häufigen Besprechun- der Werkstoff-Stelle Hamburg im Jahr 1949 bekam die der Nordwestküste Schleswigs über Mittelholstein bis gen innerhalb des Vorstandes unter Hinzuziehung der MEGA einen weiteren ausgewiesenen Fachmann für an die Grenze Lauenburg, Mölln, Lübeck.“15 Bankleiter der Altonaer Volksbank will der Vorstand Werkstoffprüfungen ins Haus.12

58 59 3.1. Gelungene Improvisation nach Kriegsende 1945 bis 1974

Die MEGA in der Schillerstraße 32

Familie Havemann vor dem Behelfsheim, ca. 1947

1939 im Hof der MEGA, in der Mitte der spätere Außendienstmitarbeiter Herbert Havemann, rechts daneben die Tochter des Geschäftsführers Inge Pfeiffer

Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg beschädigten das Fabri- kationsgebäude (Mitte rechts) und besonders die Wohnhäu- Die Menschen hinter dem MEGA Aufschwung bis ser. Der Anbau des Fabrikationsgebäudes diente zeitweilig 1960: das versammelte Team im Betriebshof (oben als Wohnung, später waren dort die Verwaltung und das links) und Mitarbeiter im Verkaufsbüro (unten) und Verkaufsbüro untergebracht. Die Reste des ausgebrannten in der Buchhaltung Hauses der Familie Pfeiffer an der Schillerstraße wurden nach Kriegsende abgetragen und durch einen Neubau mit Torweg ersetzt (rechts vorne). Danach wohnte dort wieder die Familie Pfeiffer, bis die MEGA zum Jahreswechsel 1961/62 in die Behringstraße umzog. Im zweiten, ursprüng- lich dreigeschossigen Wohnhaus (mit dem Schriftzug MEGA) richtete man 1946/47 ein Lager mit Rampe zum Hof ein. Für die dort zuvor wohnende Familie Havemann wurde ein Behelfsheim gebaut (links).

60 61 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 1945 bis 1974

3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder Parallel intensivierte die MEGA ihre Bemü- hungen, im Interesse der Mitglieder die Qualität der Werkstoffe verbessern zu helfen und über deren fachgerechte Verwendung aufzuklären. Sie vertiefte nicht nur die Kontakte zur Werkstoff-Stelle Hamburg, sondern finanzierte auch die dortige, oft konsultierte Nachdem die Unternehmensführung in den Untersuchungs- und Auskunftstelle maßgeblich mit. frühen Nachkriegsjahren mit viel Improvisationstalent Außerdem übernahm sie Ausstellungskosten und erfolgreich den ökonomischen Neustart der MEGA vieles mehr. Die MEGA trug damals erheblich dazu geschafft hatte, ergriff sie Anfang der 1950er Jahre bei, den Binderfarben-Markt zu ordnen sowie eine an vielen Stellen Maßnahmen, um sich für einen fachgerechte und das Gesundheitsrisiko minimierende dauerhaften Aufschwung zu rüsten. So vergrößerte Verarbeitung von bindemittelhaltigen Wandfarben Auf dem Weg zum Seminar für fachgerechte sie den Wagenpark und stellte neue Mitarbeiter ein. zu ermöglichen. Carl Röschmann, der 1953 für den Fußboden-Verlegung in Fulda 1965: Heinz Lepke, Fritz Wormit, Hartmut Emmert, Rudolf Deren Zahl wuchs bis Ende des Jahrzehnts auf etwa verstorbenen Rudolph Petersen in den Vorstand der Gregersen und Herbert Havemann (von links 40 an. 1953 erneuerte und erweiterte die MEGA ihren Genossenschaft eintrat, nahm entscheidenden Ein- nach rechts) Maschinenpark. Die eigene Herstellung von Farben- fluss auf die Vorauswahl der Produkte und das MEGA und Lacken gewann an Bedeutung. Ihr Briefkopf wies Sortiment. Zudem erwarb er sich durch zahlreiche Willy Havemann (links) auf Kundenbesuch bei Ch. Krone jetzt zwei Funktionen aus: Großhandel und Fabrika- Referate über zeitgemäße Werkstoffe und ihre Verar- tion.16 Noch 1968 sollte die MEGA unter den fünf beitung auf überregionalen Veranstaltungen bundes- mit der örtlichen Maler- und Lackiererinnung vertiefte bundesdeutschen Malereinkaufsgenossenschaften, weit Verdienste für die Branche.18 man die Kontakte weiter. Darüber hinaus pflegten die die eine eigene Produktion unterhielten, mit einem Vorstände Paul Pfeiffer, Carl Röschmann und der 1955 Fabrikationsanteil von über acht Prozent am Gesamt- In dieser Zeit untermauerte die MEGA ihren zusätzlich in das Gremium berufene Heinrich Lüdders schaftlichen Einrichtungen und Lieferanten schickte umsatz die höchste Quote aufweisen.17 Ruf, über die Aufgaben eines Grossisten hinaus als bewusst überregionale Verbindungen zu genossen- die MEGA ihre Mitarbeiter später zielgerichtet zu Lehr- vielfältiger Förderer des Handwerks tätig zu sein. Mit schaftlichen Organisationen wie der ZEMA und zu gängen, um deren kaufmännisches oder produktspe- der Handwerkskammer Hamburg stand man bereits einschlägigen Branchenverbänden. Betriebsleiter zifisches Know-how zu verbessern. In den 1960er in einem regen Austausch über solche Fragen und Robert Boljahn, der die Meisterschule Altona absol- Jahren wendete die Hamburger Genossenschaft mit- führte gemeinsam Informationsveranstaltungen durch, viert hatte, unterrichtete dort nun selbst und war bei unter erhebliche Summen auf, um Mitarbeitern und der MEGA als fachlicher und persönlicher Berater bald Geschäftspartnern den Besuch von Produktionsstätten eine bevorzugte Ansprechperson. So manchem Gesel- wichtiger Hersteller zu ermöglichen. Diese Reisen, len und manchem Lehrling wurde er zu einer Vaterfi- die die Lieferanten mitfinanzierten, erweiterten nicht Gemeinsam mit der Hamburger Werkstoffprüf- gur. Während die Zahl der Malerbetriebe in Hamburg nur die Fachkenntnis der Beteiligten, sondern erleich- stelle setzte die MEGA Maßstäbe für die Qualität Ende des Jahrzehnts – dem bundesdeutschen Trend terten es MEGA Mitarbeitern – nicht zuletzt durch der Produkte und in der Verarbeitung folgend – dauerhaft zu sinken begann und von 1958 regelmäßige gesellige Programmteile –, ein in der bis 1960 von über 1.200 auf rund 1.170 erstmals seit Branche wichtiges persönliches Netzwerk auf- und Kriegsende zurückging, wuchs die Mitgliederzahl der auszubauen.20 MEGA auf 800 an, mit weiter steigender Tendenz.19 Ferner erweiterte die MEGA ihren Außen- Zur besseren Betreuung der Mitglieder und dienst. Mitte der 1950er Jahre arbeiteten in diesem Kunden schulte die MEGA ihr eigenes Personal in Bereich drei Mitarbeiter, ab 1963 waren schon acht Fachkonferenzen. Gelegentlich nahmen Aufsichtsrats- Personen dort ganz oder teilweise tätig. Allerdings mitglieder daran teil, um ihre reichhaltigen Praxiserfah- betreuten die Außendienstler – je nach Leistungsfä- rungen einzubringen. In Kooperation mit genossen- higkeit – unterschiedlich viele Kunden. Über die Hälfte

62 63 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 1945 bis 1974

Bereits in den 1950er Jahren war MEGA ein Synonym für Qualitätsprodukte

waren zu dieser Zeit in den Händen des MEGA Urge- Malereibetrieb in Kontakt mit dem Großhandelsun- steins Willy Havemann und seines Sohnes Herbert ternehmen kam: „Wir kamen in den 1950er Jahren Havemann.21 Persönliche Hausbesuche, die oft viel zur MEGA. Damals kauften wir bei vielen Einzellie- Zeit in Anspruch nahmen und mit Rücksicht auf die feranten. Doch hatten die deutschen Hersteller von Arbeitszeiten der Maler gern in den Abendstunden Lacken zu dieser Zeit eine hohe Qualitätsschwankung. stattfanden, erfüllten eine wichtige Kommunikations- Trotz eigentlich guter Produkte erhielt man mit Pech funktion zwischen der MEGA und ihren Kunden. Nicht zwischendurch eine Lieferung, die qualitativ so man- nur Bestellungen, sondern auch Kritik, Wünsche und gelhaft war, dass man ständig Reklamationen bekam. Anregungen aus der Praxis der Handwerker fanden Die Firma Sikkens hatte einen anderen Ruf. Sie besaß so den Weg ins Unternehmen. Andersherum infor- eine sehr umfangreiche Farbenpalette und eine sehr mierten die Außendienstmitarbeiter die Kunden über kontinuierliche Qualität. Das war ein mit auschlagge- wichtige Neuigkeiten in der MEGA.22 bender Grund, zur MEGA zu gehen, da Sikkens nur über die MEGA zu beziehen war. Ein weiterer Grund, Es ist allerdings fraglich, ob diese Maßnahmen der für die MEGA sprach, war, dass sie eine Reihe von auf so fruchtbaren Boden gefallen wären, hätte die Produkten relativ günstig anbot.“23 MEGA nicht sehr auf die Qualität ihrer Produkte geach- tet. Manfred Klemmer, bis heute ein guter Kunde Die traditionsreiche niederländische Firma Die MEGA nahm die Herausforderung durch der MEGA, erinnert sich, wie sein Vater mit seinem Sikkens (heute Teil des weltweit größten Lackherstel- die Do-it-yourself-Welle erfolgreich an

64 65 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 1945 bis 1974

Konzeption und Umsetzung einer Werbeidee

lers AkzoNobel N.V.) hatte in den 1930er Jahren mit in mehreren europäischen Ländern. Den deutschen dem neuen synthetischen Lack Rubbol AZ eine neue Markt begann Sikkens sich spätestens mit der Eröff- Ära im Malerhandwerk eingeläutet, da sich der Lack nung des ersten Standortes in Pinneberg bei Ham- vergleichsweise leicht verarbeiten ließ, gleichzeitig burg 1957 systematisch zu erschließen. Die MEGA aber sehr witterungsbeständig war. In der Folgezeit profitierte vor allem deshalb vom damaligen Erfolg spezialisierte sich Sikkens immer mehr auf Qualitäts- der niederländischen Firma, da sie sich frühzeitig das lacke für Profis und ermöglichte eine bis dato unbe- Alleinvertriebsrecht für Sikkens-Produkte in ihrem kannte Vielfalt an Farbtönen, die sie dank innovativer Geschäftsgebiet gesichert hatte. Das „Geheimnis“ Technologien immer kurzfristiger bereitstellen konnte. des eigenen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Mit ständig überarbeiteten Farbmustern setzte sie Weltkrieg, so resümierte der MEGA Vorstand später, zudem neue Maßstäbe in der Beratung von Malern habe nicht zuletzt in der exklusiven oder zumindest und Architekten. Nach 1945 übernahm Sikkens meh- engen Zusammenarbeit mit solchen Qualitätsherstel- rere bekannte Farbenhersteller inklusive namhafter lern gelegen.24 deutscher Firmen und errichtete Produktionsstätten

66 67 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 1945 bis 1974

Das 1958 erworbene Lager Viehhofstraße

Fröhliche Feiern nach harter Arbeit: die Belegschaft Schillerstraße 1959 (oben), Der MEGA Vorstand 1960: Paul Pfeiffer, unten: Helmut Bott mit den Ehepaaren Carl Röschmann und Heinrich Lüdders Grill und Pfeiffer, 1960er Jahre

Parallel erschloss sich die MEGA das Hambur- ger Umland durch die Weiterentwicklung der eigenen Vertriebsorganisation zunehmend besser. Bereits am 1. Juli 1954 hatte die MEGA in Heide ihren ersten Standort außerhalb Hamburgs eröffnet. Von dort aus bediente sie seither den immer stärker florierenden Markt an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Mit der Wahl des Kreishandwerksmeisters Gustav Die ehrgeizigen Ausbaupläne der MEGA Zen- hinweg, führend in Versorgung und Beratung. Im dort die Bilanzen, was den eindrucksvollen ökono- Vietheer aus Neumünster zum Aufsichtsratsvorsit- trale in der Schillerstraße mussten nach baugesetzli- Bundesgebiet steht die Mega als Fach-Sortimenter in mischen Aufwärtstrend des Unternehmens betonte. zenden signalisierte die MEGA 1959, dass sie an die chen Auflagen für diesen Bereich Altonas jedoch schon Bedeutung und Wirklichkeit an der Spitze; in diesen Fachliche Vorträge und Tonfilme im „Jägerzimmer“ frühere Tradition anknüpfen wollte, die Kollegen aus 1953 fallen gelassen werden. Als Ausweichmöglichkeit Eigenschaften wird sie von unseren Berufsorganisati- des Lokals steigerten die Attraktivität der Versamm- Schleswig-Holstein mitverantwortlich in die Unter- kaufte die Genossenschaft 1958 ein Areal in der Vieh- onen anerkannt und gewürdigt. Der Beratungsdienst lungen. In den 1960er Jahren richtete die MEGA nehmenspolitik einzubinden. Sie schlug damit zwei hofstraße, wo sie Garagen und ein Schwergutlager ist vorbildlich. Das Unternehmen ist finanziell sehr begleitend eine Messe aus, in der sie und wichtige Fliegen mit einer Klappe. Denn danach ebbte auch errichtete. Zudem schaffte sie modernste Büroma- sicher fundiert und krisenfest, als Folge zielbewußter Geschäftspartner Besuchern ihre Produkte und neues- das zeitweilige Gerangel um Aufsichtsratsposten ab schinen an und professionalisierte interne Arbeits- Geschäftsführung und Verwaltungsarbeit.“27 ten Errungenschaften vorstellten sowie über rechtliche, – mit der gestiegenen wirtschaftlichen Bedeutung der vorgänge, etwa durch Einführung neuer Statistiken. steuerliche und andere nützliche Fragen der Betriebs- MEGA waren zuvor die Begehrlichkeiten einiger Ham- Die Geschäftsführung prüfte penibel die Bücher, um Die Generalversammlungen gestaltete die führung informierten. Eröffnet wurde die Messe stets burger Mitglieder größer geworden, via Aufsichtsrat möglichst kosteneffizient zu arbeiten. Bis 1960 stei- Genossenschaft zu einem zunehmend facettenreichen mit einem herzhaften Frühstück. Ein unterhaltsamer mehr Einfluss auf das Unternehmen zu erlangen.25 gerte die MEGA ihren Umsatz auf fast sieben Millio- „Treffen der MEGA Familie und MEGA Freunde“ aus.28 Abend zum Ausklang gehörte da schon längst zum Bereits seit 1953 wirkte der Pinneberger Malermeister nen DM und erzielte einen überdurchschnittlich guten Der traditionelle Veranstaltungsort, der obere Saal Standardprogramm der Generalversammlungen. Der Alexander Grill im Aufsichtsrat der MEGA mit. Grill, Ertrag. Eine zeitgenössische Chronik vermeldete stolz: der „Elbschloss“-Gaststätte in der Elbchaussee 374 Zuspruch war enorm, mitunter nahm fast die Hälfte der sich auch in der Innung und als Stadtrat in seiner „Heute ist die Mega in Hamburg und in ihrem Bezirk in Hamburg Nienstedten, hieß zu dieser Zeit intern der Mitglieder teil; dazu folgten des Öfteren mehrere Heimatgemeinde engagierte, löste Vietheer 1965 als Schleswig-Holstein, von Westerland über Neumünster bereits „Mega-Lokal“.29 Mit meterhohen Schaubildern Hundert Gäste der Einladung der MEGA.30 Aufsichtsratsvorsitzenden ab.26 bis nach Lauenburg, über mehr als das halbe Land präsentierte die Geschäftsführung den Teilnehmern

68 69 3.2. Das MEGA Wirtschaftswunder 1945 bis 1974

Luftbild von der MEGA Behringstraße, ca. 1976

3.3. Die Behringstraßen-Ära Entscheidung, das traditionsreiche Domizil aufzuge- ben, aber der Beschluss, sich einen neuen Standort zu suchen, fiel schließlich einvernehmlich.

Ein Jahr später erwarb die MEGA das Grund- stück Behringstraße 122. Am 7. Dezember 1962 zog „Die Konkurrenz bedrängt die Mega teils stär- das Unternehmen in die neuen Betriebsgebäude. Der ker als bisher“, stellte der Vorstand der Genossen- Standort Schillerstraße wurde aufgelöst, das Gelände schaft 1959 warnend fest.31 Als erste Konsequenz Viehhofstraße veräußerte man. Doch drei Jahre später beschloss er, die zuvor üppige Warenrückvergütung kaufte die Genossenschaft das Grundstück Viehhof- einzudämmen und die bisher frachtfreie Lieferung straße wieder an, denn erhebliche Sortimentserweite- nach Norder-Dithmarschen einzustellen, auch auf die rungen zeitigen erneut einen großen Platzbedarf: Nun Gefahr hin, dortige Mitglieder zu brüskieren. Doch handelte die MEGA auch mit Fußbodenbelägen und allen drei Vorständen war klar, dass solche Maßnah- Tapeten. Zwar blieb das Interesse der Mitglieder an men nicht ausreichen würden, um die Spitzenposition diesen neuen Artikeln in den ersten Jahren begrenzt, der MEGA behaupten oder gar ausbauen zu können. und im Tapetengeschäft fuhr man sogar zeitweilig Ver- luste ein. Doch die Geschäftsführung beobachtete sehr Am stärksten behinderten inzwischen die genau die Entwicklung, die diese Sparten bei anderen beengten Räumlichkeiten in der Betriebsstätte Schil- Malereinkaufsgenossenschaften nahmen, welche sich lerstraße eine weitere Expansion. Teilweise musste bereits früher auf dieses Terrain gewagt hatten. Das im ersten Stock gelagerte Ware via Leitern auf und ab Pendant in Koblenz zum Beispiel erzielte Mitte der transportiert werden. Am Problem, eine „fließende 1960er Jahre kräftige Umsatzzuwächse, wozu der seit Umrahmt von einer attraktiven Messe, fanden Arbeit“ zu organisieren, werde „ständig geknobelt“, geraumer Zeit betriebene Handel mit Fußbodenbelä- die Generalversammlungen der MEGA in den 1960er Jahren großen Zuspruch berichtete der Vorstand 1959.32 Für manches Gremi- gen und Tapeten beachtliche Beiträge leistete.33 Wis- enmitglied war es offenkundig trotzdem keine leichte senschaftliche Untersuchungen bestätigten zudem,

70 71 3.3. Die Behringstraßen-Ära 1945 bis 1974

Das Verkaufsbüro der MEGA in der Behringstraße, Bild links: Dieter Boje, Bild rechts: Dieter Weise, Dieter Boje, Hartmut Emmert und Ferdinand Gertig

Teppichböden eroberten in den 1960er Jahren den Markt und hielten Einzug in das Dienstleistungsportfolio des Maler- handwerks

dass Malereinkaufsgenossenschaften, die sich den Hinsicht das beste Jahr ihrer Existenz verzeichnen“ dauerhaften Miteinander gehören, war dies ein wich- Mit fortdauernden Innovationen gelang es der sich wandelnden Marktbedingungen verweigerten, konnte.35 Zweistellige jährliche Zuwächse waren in tiger Erfolgsfaktor. 1970 hielten bereits über 1.000 MEGA, den Erfolg zu verstetigen. 1965 hatte sie das sehr oft ganz die Segel streichen mussten: Zwischen dieser Zeit die Regel, im Geschäftsjahr 1969 betrug Mitglieder der MEGA die Treue. Tochterunternehmen Megalin Farben-Vertriebsgesell- 1950 und 1960 war die Zahl dieser Genossenschaften der Gesamtumsatz bereits 18,55 Millionen DM. Vor schaft mbH gegründet, um darüber die Geschäfte in Westdeutschland von 45 auf 35 gesunken.34 allem aber stimmte der Ertrag. Die MEGA lag deutlich Mittlerweile hatte die MEGA eine überaus mit der wachsenden Zahl an Nichtmitgliedern abzu- unter dem von der ZEMA errechneten durchschnittli- starke Marktposition errungen: Nach eigenen Berech- wickeln. Nach ebenfalls bescheidenen Anfängen flo- Insgesamt liefen die Geschäfte der MEGA in chen Kostensatz und erwirtschaftete erheblich mehr nungen kaufte sie bei Herstellern sechs bis acht Pro- rierte Megalin in den 1970er Jahren sehr und trug den 1960er Jahren glänzend. Die Adresse „Behring- Umsatz pro Beschäftigten als die meisten Wettbe- zent billiger ein als andere Grossisten.37 Entsprechend mit Umsatzsteigerungen bis zu 25 Prozent immer straße“ verbanden Mitarbeiter, Mitglieder, Geschäfts- werber.36 Das ist umso bemerkenswerter, als die günstiger konnte sie Waren an ihre Mitglieder und mehr zum Gesamterfolg des Unternehmens bei.38 partner und Beobachter inzwischen mit dem endgül- Anzahl der Mitarbeiter bis 1970 auf rund 80 gestiegen Kunden abgeben. Im Vergleich mit der MEG Harburg Außerdem erwirtschaftete die MEGA inzwischen trotz tigen Durchbruch der MEGA zu einem überregional war, sich also innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt zahlten Einkäufer bei der MEGA 1969 sogar durch- starker Konkurrenz dank erfolgreicher Werbemaß- führenden Unternehmen in der Branche. Auf der hatte. Trotz der Expansion erhielt sich die MEGA den schnittlich elf Prozent weniger. Dadurch strahlte die nahmen und Sortimentsverbesserungen nun auch Generalversammlung 1969 verkündete Paul Pfeiffer Charakter eines „Familienunternehmens“, in dem MEGA quasi automatisch weit ins angestammte in den Segmenten Fußboden und Tapeten steigende mit erkennbarem Stolz, dass die MEGA über den der persönliche Kontakt untereinander und mit den Geschäftsgebiet der benachbarten Genossenschaft Umsätze und Gewinne, zeitweilig sogar über dem genossenschaftlichen Bereich hinaus zum „umsatz- Geschäftspartnern einen hohen Stellenwert behielt. hinein. Diese versuchte zunehmend erfolglos, sich Betriebsdurchschnitt.39 stärksten Fachsortimenter“ in der Bundesrepublik Im Handwerk, in dem das gegenseitige Vertrauen und gegen die übermächtige Konkurrenz zu behaupten. Deutschland aufgestiegen war und „praktisch in jeder der Geschäftsabschluss per Handschlag bis heute zum

72 73 3.3. Die Behringstraßen-Ära 1945 bis 1974

Als in den 1960er Jahren Arbeitskräfte infolge Carl Röschmann schied aus dem Gremieum aus, und der bundesdeutschen Nachkriegsprosperität generell Pfeiffer wechselte in den Aufsichtsrat. Gleichzeitig knapp wurden auf dem heimischen Arbeitsmarkt, wid- mit dem umfassenden Personalwechsel erhielt der mete sich die Führung der MEGA mit zunehmender Vorstand eine neue Struktur, um die Last der Führung Aufmerksamkeit einer gezielten Personalentwicklung. des gewachsenen Unternehmens künftig auf mehrere Die Mitarbeiter wurden durch wachsende Aufgaben im Schultern zu verteilen. Neben Marko wurde Robert Handel immer stärker gefordert: Einkauf, Vertriebsor- Boljahn als hauptamtlicher Vorstand bestellt. Maler- ganisation, Kundendienst, Marktforschung, Werbung, meister Helmut Bott, den der Aufsichtsrat 1968 als Kooperationen und vieles mehr gehörten inzwischen nebenamtliches Mitglied in den Vorstand entsandt zu ihren alltäglichen Tätigkeitsbereichen. Die gezielte hatte, blieb in dieser Funktion. Alexander Grill komplet- Suche der MEGA Leitung nach Fachpersonal zeigte tierte ebenfalls als nebenamtlicher Vorstand das Gre- sich auch in ihren langjährigen Bemühungen, einen mium. Seine Nachfolge als Aufsichtsratsvorsitzender Nachfolger für den zwar nach wie vor umtriebigen, trat der Blankeneser Malermeister Kurt Schulz an. Als aber sich dem Pensionsalter nähernden Geschäfts- Paul Pfeiffer im Oktober 1971 starb, hatte die MEGA führer Paul Pfeiffer zu finden. Allen Beteiligten war den Führungswechsel bereits vollzogen. Wegen der wachsenden Besucherzahl fanden bewusst, dass Pfeiffer, der das Unternehmen jahr- die MEGA Messen ab 1970 in Halle 8 des neuen Congress Centrums Hamburg statt zehntelang mit prägender Handschrift geführt hatte, nicht ohne Weiteres ersetzbar sein würde. Die Suche, an der sich Pfeiffer selbst beteiligte, begann 1963. Doch erst 1968 wurde man mit Bernhard Marko fün- dig. Zwei Jahre später trat Marko in den Vorstand ein. 3.4. Fortdauernder Aufschwung Die MEGA schuf zusätzliche Gabelstapler und andere Arbeitsgeräte an, um den Betriebsablauf zu rationalisieren. Die Fabrikation straffte sie im Pro- gramm und modernisierte die maschinelle Ausrüstung, was vorübergehend auch eine gewisse Platzersparnis brachte. Bemühungen, weitere Nachbargrundstücke in Mit dem Zukauf und der Inbetriebnahme des der Behringstraße und in der nahe gelegenen Grieg­ Grundstücks Behringstraße 120 erweiterte die MEGA straße zu erwerben, scheiterten. Auf Dauer schien nur 1969 ihr Betriebsgelände. Jetzt standen dort insge- die Betriebsverlagerung eine zukunftsfähige Lösung samt 9.000 qm Nutzfläche zur Verfügung. Um alle zu garantieren: „Von den wenigen Grundstücken, die Immer gut besucht: Der Betriebshof Betriebsteile zu vereinen, gab die Genossenschaft sich hierfür in der entsprechenden Größenordnung der MEGA in der Behringstraße das Lager in der Viehhofstraße, das ohnehin nicht und Lage überhaupt am Markt befanden, hat sich das mehr zeitgemäß zu betreiben war, endgültig auf. Doch der Firma Bühler in der Schnackenburgallee / Fang- wachsender Umsatz und neuerliche Sortimentserwei- dieckstraße als besonders geeignet erwiesen“, berich- terungen brachten die Raumfrage wenige Jahre später tete der Vorstand in seinem Geschäftsbericht 1973 wieder auf die Agenda. Das reichhaltige Angebot an über den erfolgreichen Kauf eines solchen Geländes.40 Farben und Lacken, Fußbodenbelägen, Tapeten sowie Maschinen und Geräten wurde zwecks besserer Lie- Das verkehrsgünstig gelegene, mit älteren ferbereitschaft vermehrt auf Vorrat gehalten. Hinzu Wohngebäuden und Fabrikationshallen bebaute kamen Anfang der 1970er Jahre diverse Einzelhan- Grundstück bot mit über 35.000 qm in der Tat ausrei- delsartikel. chend Entfaltungsmöglichkeiten. Die MEGA plante,

74 75 3.4. Fortdauernder Aufschwung 1945 bis 1974

Hilde Boljahn feierte 1971 ihr 25-jähriges Betriebsjubiläum und 2011 als damals ältestes MEGA Mitglied ihren 100. Geburtstag Mit seiner „kleinen Fensterfibel“ gab Robert Boljahn humoristisch auf- bereitete Empfehlungen zur fachgerechten Pflege von Holzfenstern

auf dem noch weitgehend unbebauten Areal an der tende Informationsmesse weitete sie dabei zeitlich auf hatte sich der Vorstand häufig auftretenden Beschich- fristig für Entlastung. Im Mai 1975 erhielt die MEGA Fangdieckstraße ein neues, großes Verwaltungs- zwei Tage aus. Diese sprach nun ein breites Publikum tungsproblemen am Holzfenster zugewandt und endlich ein akzeptables Angebot für das Grundstück gebäude und moderne Hallen mit 6.000 qm Fläche an: außer Mitgliedern und bestehenden oder poten- präsentierte erste Lösungsvorschläge. Aus diesem Behringstraße. Man wurde sich rasch handelseinig, zu errichten. Doch der Neubau sollte erst in Angriff ziellen Geschäftspartnern auch Schüler, Lehrlinge aller Zusammenhang ging auch Robert Boljahns „kleine und danach gaben Vorstand und Aufsichtsrat grünes genommen werden, wenn das Grundstück in der Handwerkszweige, Architekten und Behördenmitar- Fensterfibel“ hervor, die sich des Themas in gleicher- Licht, die ausgearbeiteten Neubaupläne in der Fang- Behringstraße verkauft war, um den Verkaufserlös zur beiter. Nach dem Ausbau der Festhalle zum Congress maßen sachkundiger wie amüsanter Art und Weise dieckstraße zu realisieren. Die „MEGA Malereinkaufs- Finanzierung des kostspieligen Vorhabens zu nutzen. Centrum Hamburg (CCH) eröffnete die Stadt Hamburg annahm. Ferner knüpfte der Vorstand internationale genossenschaft eG“, wie sie seit 1974 firmierte, schlug Vor dem Hintergrund einer sich eintrübenden Konjunk- 1973 das erste Kongresszentrum Deutschlands. Der Kontakte. 1975 empfing er beispielsweise drei Mit- nun ein neues Kapitel ihrer Unternehmensgeschichte tur durch die Ölkrise 1973 agierte die Geschäftsleitung MEGA Vorstand berichtete auf der Generalversamm- glieder des schwedischen Maler-Hauptverbands und auf.43 besonders vorsichtig. Da sich zunächst kein Käufer für lung im neuen Zentrum den anwesenden rund 400 führte „ein langes aufklärendes Gespräch über das das Behringstraßen-Areal fand, verlegte die MEGA Mitgliedern und 300 Gästen von einer Verdopplung Genossenschaftswesen“.42 zunächst nur die Fußboden-Abteilung in bestehende des Umsatzes seit 1968, einer Rekordausschüttung Hallen an der Schnackenburgallee und vermietete die an Warenrückvergütungen, Rabatten und Skonti an die Doch die räumlichen Probleme in der Behring­ restlichen Gebäude. Mitglieder und von vielen anderen Eckdaten, die den straße wurden immer drängender, zumal die MEGA enormen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sich neue Kundenkreise im Fachhandel durch die Um dem ungebrochenen Zuspruch zu den unterstrichen.41 Übernahme der Firma Langeloh 1974 erschloss und Generalversammlungen bei gleichzeitig wachsender das eigene Sortiment ein Jahr später um Gardinen Mitgliederschar besser gerecht zu werden, zog die Außerdem gab es erste Erfolge zu vermelden und Dekostoffe erneut erweiterte. Produktivitätsstei- MEGA 1970 zur Durchführung der jährlichen Tagungen in dem Bemühen, „im Rahmen der MEGA-Aufgaben, gerungen durch technische Rationalisierungen und in die Festhalle Planten un Blomen um. Ihre beglei- das Malerhandwerk modern zu halten“. Unter anderem die Einstellung der Eigenfabrikation sorgten nur kurz-

76 77 Branchengrenzen verändern sich

Im 20. Jahrhundert bekam das Handwerk die Folgen kamen regional unterschiedliche Entwicklungen. Eine von fortschreitender Industrialisierung und Moderni- Konkurrenz zum Tapeziererhandwerk entstand nur sierung der Wirtschaft immer stärker zu spüren. Neue in Süddeutschland, da dort beide Handwerkszweige Baustoffe und Bauweisen erforderten dabei eine völlig getrennt waren. Eine weitere spezifisch süddeutsche neue Kompetenz von Malern: Die Kunstfertigkeit in Variante des Wettbewerbs entspann sich zwischen der Detailarbeit trat zurück hinter die Kenntnis über Malern und im Bauhandwerk tätigen Gipsern und Ausbauhandwerk und bauten auch ihr Dienstleis- Beschaffenheit und Verarbeitung neuer Werkstoffe, Stuckateuren. Letzteres Berufsbild war in Zusam- tungsspektrum entsprechend aus. Spätestens in den die in immer kürzeren Abständen auf den Markt menhang mit der dortigen Bauweise entstanden und 1960er Jahren handelten die meisten Malereinkaufs- kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschärfte gab es so in anderen Regionen fast nicht. Inzwischen genossenschaften mit Bodenbelägen, Tapeten und sich nicht nur der Wettbewerb in den einzelnen Seg- bieten viele Malerbetriebe neben Bodenbelags- und Gardinen. Materialien zur Wärmedämmung und viele menten des Handwerks, sondern durch zunehmend Raumausstattungstätigkeiten auch Stuckateur- und andere Utensilien des Bau- und Ausbauhandwerks fließende Übergänge von Arbeitsvorgängen auch die Nassputzarbeiten, Betonsanierung, Trockenbau, Fach- folgten. Dies beförderte die generelle Entwicklung Konkurrenz zwischen den Gewerken. In der Änderung werkrenovierung und Gerüstbau „aus einer Hand“ der Einkaufsgenossenschaften hin zu marktprägen- von Firmierungen kam dies nur unzureichend zum an. Außerdem gehören Angebote im Korrosions- und den Großhandelsunternehmen. Denn um den unaus- Ausdruck. Mit der Handwerkerordnung von 1965 wies Holzschutz, im Betonoberflächenschutz und in der weichlichen Wandel bei ihrer Klientel zu flankieren zwar die neue Bezeichnung „Maler und Lackierer“ auf Betonsanierung, in der Schall- und Wärmedämmung und damit den Förderauftrag zeitgemäß zu erfüllen, eine zunehmende Diversifikation des Berufsstandes sowie in vielen anderen Spezialbereichen heute meist boten sie immer umfassendere Betreuungs- und hin, aber zu diesem Zeitpunkt verarbeiteten Maler und zum Standardrepertoire von Malerbetrieben. Der Beratungsdienste für ihre Mitglieder und Kunden an Lackierer bereits zusätzlich Bodenbeläge, Tapeten und Trend, dass Betriebe immer mehr zu Komplettdienst- und spiegelten in ihren Sortimenten das gewachsene andere Utensilien der Raumausstattung.44 leistern werden, hält an.45 Tätigkeitsspektrum ihrer Mitgliedschaft und Kunden wider. Wer anders als die MEGA diesen Weg nicht Möglich geworden war dies unter anderem durch Viele der anfangs rein auf ein Gewerk bezogenen mitgehen wollte oder konnte, verringerte die eige- neue Kunststoff- und Teppichbodenbeläge. Das Maler- Einkaufsgenossenschaften wie die MEGA stellten nen ökonomischen Überlebenschancen und verlor an handwerk gewann dadurch verloren gegangenes Ter- sich frühzeitig auf diesen Wandel ein.46 Mit der Ver- Bedeutung.47 rain wieder zurück bzw. neues hinzu, jedoch um den änderung ihrer Zielgruppe erweiterten sie ihr Sorti- Preis größerer und vielfältigerer Konkurrenz. Hinzu ment nach und nach auf Materialien für das gesamte

79 Kapitel 4

Die MEGA gewinnt die Region (1976–1989)

4.1. Die Fangdieckstraße wird Zentrale den wie folgt aufgebaut: Ein Mitarbeiter stand auf der Gabel eines Staplers, hatte die schwere Traverse auf den Armen, wurde hochgehoben und versuchte, die Traverse einzuhängen. Andere Mitarbeiter hingen wie die Kletteraffen in den Seitenrahmen und versuchten, den Kollegen dabei zu unterstützen. Die Sicherheits- Der Umzug war eine enorme Herausforde- bestimmungen damals waren ein wenig „elastischer“ rung. Für das Osterwochenende 1976 mobilisierte als heute – von der Position „Sicherheitsfachkraft“ die MEGA nahezu alle Mitarbeiter, um unter Feder- hatte noch nie jemand etwas gehört. Als der damali- führung von Betriebsleiter Robert Woldt Waren und ge Vorstandsvorsitzende seine tatkräftige Hilfe beim Einrichtungsgegenstände mit eigener Manpower und Aufbau der Regale anbot, wurde dies von den Lager- eigenem Fuhrpark von der Behringstraße in die Fang- mitarbeitern freundlich abgelehnt. Sie konnten auch dieckstraße zu transportieren. Dank vieler helfender nicht dadurch überzeugt werden, dass er einen soge- Hände gelang es, in vier Tagen Regale im alten Stand- nannten Leistenhammer in der Hand hielt, mit dem ort ab- und am neuen wieder aufzubauen, die Arbeits- er die Sicherheitssplinte einschlagen wollte. Da der räume halbwegs bezugsfertig zu bekommen und viele Umzug doch nicht so reibungslos ablief und alle Kol- Tonnen Waren zu bewegen. Erwin Wendte, Mitarbeiter legen bis spät in der Nacht im Einsatz waren, kamen im Versand, half damals tatkräftig mit. Er erinnerte sich besonders die kaufmännischen Mitarbeiter schnell an auch Jahrzehnte später noch gut daran und erzählte ihre körperlichen Grenzen. So fand man den damaligen der Mitarbeiterzeitschrift MEGA intern einige Anekdo- Abteilungsleiter für den Farbenverkauf, sowie zwei ten, die veranschaulichen, worin die Herausforderun- seiner Verkäufer, tief schlafend in den Feuerräumen, gen des Umzugs auf Bordmittelbasis bestanden: „Ge- weit weg vom eigentlichen Umzugsgeschehen. Fragt plant war der Umzug über die Ostertage. Karfreitag man die Kollegen von damals, gibt es zahlreiche Anek- wollte man anfangen und am Dienstag nach Ostern doten dieser Art. Logisch, dass der Umzug dann doch sollte der Geschäftsbetrieb in der Fangdieckstraße nicht innerhalb der Osterfeiertage bewältigt werden reibungslos starten. [...] die Praxis [sah] dann doch konnte und sich letztlich bis Pfingsten hinzog. Volle 14 Expansion ins norddeutsche Umland anders aus. Die Regale in der Fangdieckstraße wur- Tage lief nichts, wie es sollte und es wurde kaum ein

80 81 4.1. Die Fangdieckstraße wird Zentrale 1976 bis 1989

Ähnlich viel Verkehr durch MEGA Transporter, wie Das Betriebsgelände der MEGA hier auf dem Cover des Geschäftsberichts 1977 zu Zentrale in den ersten Jahren der sehen ist, hatte im Jahr zuvor beim Umzug in die Fangdieckstraßen-Ära neue MEGA Zentrale geherrscht

Auftrag geschrieben. Die Ware stand kreuz und quer Raumausstattungsmaterialien angemessen zu präsen- hinaus und informierte ihre Mitglieder nun über Farb- Ferner vergrößerte die Installation einer mo- in den beiden Lagerhallen und eine erste Auslieferung, tieren. Im dreigeschossigen Verwaltungsgebäude be- gestaltung sowie Betonsanierung, Wärmedämmung, dernen Farbmischanlage 1978 das Angebot an abge- ob mit „schnellen“ oder „langsamen“ Lkw, fand erst fanden sich außer den Büros für die Mitarbeiter noch Reinigung und Hydrophobierung von Klinkerfassaden.4 tönten Fertigfarben nochmals deutlich. Damit reagierte nach etwa 10 Wochen statt. Mittlerweile wissen wir, das Archiv, die Druckerei, eine Computeranlage und die MEGA auf die zunehmend differenzierte Nachfrage wie es geht. Wir haben über hundert neue Standorte, umfangreiche Sozialräume. Die gesamte Infrastruktur Außerdem professionalisierte die MEGA ihre nach Farbtönen. Durch seine traditionell intensive und sind schon einige Male umgezogen und allen Unken- war zeitgemäß ausgelegt und schloss erstmals eine interne Organisation und verbesserte ihre technische zuverlässige Qualitätsprüfung von Farben und Lacken rufen zum Trotz, haben wir ein Durcheinander – wie moderne Telefonanlage ein. Die Fußbodenabteilung, Ausstattung in dieser Zeit erheblich. Früher waren bot das Unternehmen bewährte Materialsicherheit bei gerade beschrieben – nie wieder erlebt.“1 die bereits in den Althallen auf dem Gelände unterge- neue Mitarbeiter oft noch per Handschlag eingestellt einer immer reichhaltigeren Auswahl. Besonders für bracht war, ließ man dort, um genügend Kapazitäten worden. Mit Beginn der Fangdieckstraßen-Ära beschäf- kleine Betriebe, die sich keine eigene Abtönmaschine Trotz solcher vorübergehender Einschränkun- für Erweiterungen frei zu haben.3 tigte die MEGA neue Mitarbeiter nur noch auf der Ba- leisten konnten, war dies ein sehr attraktiver Service.5 gen bewies die MEGA mit dem Umzug auf Bord- sis schriftlicher Verträge, auch das bisherige Personal mittelbasis einmal mehr einen außergewöhnlichen Die Leitung der MEGA erwartete, dass weite- war angehalten solche – sofern noch nicht geschehen Die Außendienstmitarbeiter der MEGA vertra- Teamgeist und hohe logistische Kompetenz.2 In der re Diversifikationen im Sortiment und in den Dienst- – abzuschließen. Robert Woldt hatte nach seinem Ein- ten prinzipiell alle Produkte aus dem immer vielfälti- Fangdieckstraße stand deutlich mehr Platz zur Ver- leistungen notwendig sein würden, um das Unterneh- tritt ins Unternehmen 1974 bemerkt, dass die Effizienz geren Sortiment, schalteten aber bei Bedarf spezia- fügung als im bisherigen Domizil, was den Einzug men auf Erfolgskurs zu halten. Das Malerhandwerk, so der Warenauslieferung ausbaufähig war. Deshalb hatte lisierte Kollegen ein, um den Kunden eine möglichst grundsätzlich erleichterte. Allein das Hauptlager war ihre treffende Prognose 1976, werde einen deutlichen er entsprechende Veränderungen eingeleitet, die die fachgerechte Beratung zu bieten. Doch manche zu- 4.000 qm groß und auf rationellen Umschlag ausge- Strukturwandel hin zu mehr Renovierungs- und Raum- Zuordnung von Warenströmen verbesserten und trotz sätzliche Last erwuchs ihnen aus den Sortimentser- richtet. Im Unterschied zur Behringstraße gab es nun ausstattungstätigkeiten vollziehen. Erneut ergriff das wachsenden Geschäftsumfangs einen guten Überblick weiterungen, wie der langjährige Außendienstler Her- eine großzügige Verladezone, und feuergefährliche Unternehmen Maßnahmen, um seine Klientel mög- über die Leistungsfähigkeit des Liefersystems ermög- bert Havemann veranschaulicht: „Parallel zu unserer Güter waren räumlich separiert. Ein rund 600 qm gro- lichst früh an zukunftsträchtige Arbeitsfelder heran- lichten. Nach dem Umzug in die Fangdieckstraße er- Arbeit mussten die neuen Tapetenkollektionen vom ßer Ausstellungs- und Beratungsraum bot jetzt die zuführen. So erweiterte die MEGA ihr Schulungspro- höhte die MEGA ihre logistische Kompetenz, unter Außendienst ausgefahren werden. Dies war wichtig, Möglichkeit, die große Vielfalt an Werkstoffen und gramm über technische Fragen des Malerhandwerks anderem durch EDV-gestützte Maßnahmen, weiter. um die Kontrolle über die ausgelieferten Bücher zu

82 83 4.1. Die Fangdieckstraße wird Zentrale 1976 bis 1989

1979 feierte mit Heide der Kurz zuvor war die MEGA dort in älteste Standort der MEGA au- ein neues, größeres Gebäude ver- ßerhalb Hamburgs bereits sein legt und mit einer Farbtankstelle 25-jähriges Bestehen ausgestattet worden

behalten. Da viele verschiedene Tapetenkollektionen ge eines Unfalls seine bisherige Tätigkeit nicht mehr gleichzeitig ausgeliefert werden mussten, mietete ich ausüben konnte.8 mir immer für eine Woche einen 7,5 Tonner Lkw, um möglichst in kurzer Zeit viele Kollektionen zur Kund- Mit Improvisationstalent und Humor über- schaft zu bringen. Das gleiche traf für die Fußboden- stand die MEGA „Familie“ auch einige unerwartete kollektionen zu. Es waren nicht so viele, aber sie wa- Herausforderungen. Als der äußerst schneereiche ren erheblich schwerer als die Tapetenbücher. Obwohl Winter 1978/79 zu katastrophalen Zuständen auf den ich von morgens sechs bis abends um zehn Uhr un- Straßen führte, kamen in der Nähe des Betriebsge- terwegs war, reichte die Zeit nicht immer. Den Rest ländes wohnende Mitarbeiter einfach per Skier zur habe ich dann mit meinen festen Terminen an meine Arbeit. Als selbst das nicht mehr ging und eines Tages Kunden verteilt.“6 Dies sollte jahrelang so bleiben, bis zahlreiche Mitarbeiter in der Firma völlig eingeschneit die regelmäßig neu aufgelegten Kollektionen spezifi- wurden, testeten sie kurzerhand die Teppiche im Lager scher gestaltet und gezielter verteilt wurden. auf Liegequalität. Es soll überraschend bequem gewe- sen sein. Mit vereinter Kraft hielt die Belegschaft den „Es gab viel zu tun, aber mir machte es Spaß. Betrieb trotz der Beschwernisse so gut es ging auf- Denn unter den Kollegen arbeiteten wir gut zusam- recht in jenen Tagen. Lediglich auf einen Lkw musste men und konnten uns aufeinander verlassen“, erinnert man eine ganze Woche lang verzichten, da er in den sich der erst im Innen- und später im Außendienst bei Schneebergen Schleswig-Holsteins feststeckte.9 der MEGA tätige Roland Berndt.7 Mitarbeitern in Not half man auf unkomplizierte Weise. Peter Lagemann Sogar zeitweilige Evakuierungsmaßnahmen etwa, seit 1974 Fahrer bei der MEGA, durfte in die nach einem Giftalarm wenige Monate später brachten Werkstatt des Unternehmens wechseln, als er infol- die MEGAner nicht aus der Ruhe, obgleich der Vor-

84 85 4.1. Die Fangdieckstraße wird Zentrale 1976 bis 1989

4.2. Brückenschläge nach Bremen, Nach erheblichen Investitionen im Jahr der Fu- Lüneburg und Harburg sion mit Bremen achtete die Hamburger Zentrale auch in der Folgezeit auf eine zeitgemäße Ausstattung der neuen Standorte. Im Oktober 1984 zogen die Mitar- beiter des Standorts Bremerhaven, der zuvor nur ein größeres Auslieferungslager gewesen war, in einen geräumigen Neubau um, und ein Jahr später erhielt In dieser Zeit war der Aufsichtsrat von sechs auch der Standort Bremen ein neu errichtetes Domi- auf zehn Mitglieder erweitert worden. Später sollte zil.13 1997 sollte die MEGA durch den neuen Standort man ihn auf zwölf Mitglieder aufstocken. Dies ge- Wilhelmshaven die regionale Vertriebsstruktur weiter schah vor dem Hintergrund der ersten Verschmelzun- stärken. Die MEGA Bremen erhielt später ein zusätz- gen der MEGA mit benachbarten Malereinkaufsge- liches Abhollager.14 nossenschaften, von denen jeweils zwei Mitglieder in das Gremium gewählt wurden. Eine Erweiterung des Allerdings fällte die MEGA Zentrale derartige Geschäftsgebietes war bereits in der Vergangenheit Entscheidungen nach wirtschaftlichen Aspekten. So 1984 nahmen MEGAner an der Fachtagung der wiederholt angestrebt worden. Die Fusionspartner in zahlten sich die Investitionen in Lüneburg nach der Firma Sikkens in Berlin teil – und genossen das Rah- spe hatte es aber zuweilen selbst unter den Vorzei- Fusion mit der dortigen Malereinkaufsgenossenschaft menprogramm mit Entertainer Karl Dall chen einer drohenden oder tatsächlichen Krise des 1977 zugunsten eines erweiterten Fußbodenangebots eigenen Betriebes abgeschreckt, dass die MEGA als innerhalb weniger Jahre aus, was später zu weiteren ökonomisch deutlich stärkere Genossenschaft den Investitionen einlud.15 Nach der Verschmelzung führte gang bundesweit Schlagzeilen machte. Auch alle ande- Vorstand Otto Gerber, 1985 Ton im Gemeinschaftsunternehmen angeben würde. die MEGA die Tochtergesellschaft der MEG Lüneburg, ren Nachbarn der Chemiefirma Stoltzenberg mussten Doch als die Folgen der Ölkrise 1973 eine Zäsur in der die Rauma GmbH, als selbstständiges Unternehmen damals „ihre Wohnungen räumen, das Volksparksta- bundesdeutschen Nachkriegsprosperität markierten der MEGA Gruppe weiter.16 dion wurde für Sportveranstaltungen gesperrt. Spe- zurück. Grill hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das und die Konjunktur erstmals nennenswert einbrach, zialtrupps der Feuerwehr und Kampfstoffexperten Malergeschäft seines Vaters in Pinneberg fortgeführt gewann vielerorts die ökonomische Vernunft die Ober- Mit diesen drei Fusionen hatte die MEGA ihr der Bundeswehr räumten ab: Munition, Zyankali, acht und es zu einem florierenden Betrieb mit 50 Mitar- hand. Bis 1980 schlossen sich die Malereinkaufsge- Geschäftsgebiet 1980 erheblich ausgeweitet. Ein- Tabun-Granaten, dreißig Liter sonstiges Kampfgas und beitern ausgebaut. Durch sein paralleles Engagement nossenschaften in Bremen, Lüneburg und Harburg der schließlich der Hamburger Zentrale und des 1977 er- Berge von Nebeltöpfen. Insgesamt 120 Tonnen Gift im Innungswesen und als Pinneberger Stadtrat war wirtschaftlich potenten MEGA an. neuerten und vergrößerten Standortes Heide war und Militärgut wurden verladen.“10 er eine wichtige unternehmenspolitische Größe der die MEGA jetzt an sechs Orten in Norddeutschland MEGA gewesen. Doch der Aufsichtsrat hatte erneut Die MEG Bremen entschied sich 1975 als erste präsent. Für die Mitglieder und Kunden des ange- Die MEGA war ein attraktiver und prosperie- vorgesorgt und bereits 1979 sein langjähriges Mitglied Nachbargenossenschaft für ein Zusammengehen mit stammten Geschäftsgebietes war es wichtig, dass render Arbeitgeber in einer Zeit, in der die allgemeine Otto Gerber in das Gremium entsandt.11 1983 kam der MEGA, und zwar bewusst mit dem Wunsch nach die Verschmelzungen keine Nachteile für sie brachten, Konjunktur wiederholt deutlich abflaute. So wuchs Wolfgang Leitz als hauptamtliches Mitglied neu in den einem starken Partner. Die Genossenschaft und ihre sondern im Gegenteil die MEGA ökonomisch gestärkt die Zahl der Beschäftigten im Unternehmen bestän- Vorstand. In den beiden folgenden Jahren schieden Mitglieder bereuten es nicht. Mit Hilfe der Hamburger daraus hervorging. Die Genossenschaft bewegte sich dig, 1990 sollten es 285 Mitarbeiter sein. Vor diesem Helmut Bott und Otto Gerber ebenfalls aus Alters- Kollegen gelangten die Standorte in Bremen und Bre- zügig auf die Marke von 2.000 Mitgliedern zu. Als die Hintergrund etablierte die MEGA auf Initiative von gründen aus, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende merhaven wieder auf Erfolgskurs und zählten bald zu den Gesamtwirtschaft in Deutschland erneut zu schwä- Mitarbeitern in den 1980er Jahren erstmals einen John-Paul Simonsen trat 1984 ein. Neuer Vorsitzender ertragreichsten des Gesamtunternehmens. Die MEGA cheln begann und das Baugewerbe erhebliche Einbu- Betriebsrat. Außerdem wechselte das Leitungsper- des Aufsichtsgremiums wurde Hubert Jürgens. 1985 erwarb sich damals den Ruf, eine Genossenschaft zu ßen verzeichnen musste, glänzte die MEGA mit einer sonal mehrmals: Aus gesundheitlichen Gründen war setzte sich der Wechsel im Vorstand fort: Bernhard sein, die Verschmelzungen auf Augenhöhe vollzieht und Zuwachsrate im Umsatz von über 14 Prozent.17 Robert Boljahn bereits Ende 1975 aus dem Vorstand Marko verließ das Unternehmen, als nebenamtliche die Kompetenzen und Wünsche der neuen Mitarbeiter und dem aktiven Dienst ausgeschieden. 1983 zog sich Vorstände ergänzten Kurt Mross und Claus Levin nun und Mitglieder respektiert. In der Regel übernahm sie Alexander Grill aus Altersgründen aus dem Vorstand das Gremium.12 Beschäftigte und Mitglieder, sofern diese es wollten.

86 87 Maler-Einkauf eG, Bremen: Eine Genossenschaft stützen sollte.19 Unter seiner Führung und mit Hilfe wig Hashagen, seit 1929 einer von drei Vorständen für die Stadt von Darlehen Bremer Bürger überstand das Unterneh- und ab 1939 eine Zeit lang alleine mit der Geschäfts- men zwei Jahre später die Hyperinflation und schaffte führung betraut, wurde in die Wehrmacht eingezogen. den anschließenden „Neustart“. 1924 zog ein Haus- In wirtschaftlicher Hinsicht markierten der Krieg und meister mit seiner Frau zur Untermiete in eine kleine seine Folgen einen tiefen Einschnitt für die MEG. Im- Wohnung im Hinterhaus ein. Sie beaufsichtigten die merhin hatte man insofern Glück, als viele andere Be- angrenzenden Geschäftsräume und reinigten diese triebsstätten in der Innenstadt Bremens durch alliierte regelmäßig. In der Folgezeit stellte die Genossen- Luftangriffe komplett zerstört wurden, nicht aber das schaft, die von der generell positiven wirtschaftlichen Haus der Genossenschaft.22 Entwicklung Bremens in dieser Phase der Weimarer Die Genossenschaft war ein Kind aus Bremens Mitte. Republik profitierte,20 zudem eine Kontoristin ein. Ludwig Hashagen avancierte nach Kriegsende zu Das Domizil der am 27. Februar 1904 gegründeten einer zentralen Person im Unternehmen und über- „Maler-Rohstoffgenossenschaft eGmbH“, wie sie zu- Die 1929 einsetzende Wirtschaftskrise bescherte dem nahm wieder die Geschäftsführung.23 Auf Wunsch des nächst hieß, lag dementsprechend jahrzehntelang Bremer Großhandelsunternehmen dann existenzielle Aufsichtsrates besuchte Hashagen „in den Mittags- im Herzen der Stadt: Buchtstraße 21, Hinterhaus.18 Sorgen: „In Anbetracht der heutigen wirtschaftlichen und Abendstunden“ Mitglieder, „um uns auch der Nur wenige Gehminuten vom Rathaus entfernt, be- Lage und in Ungewißheit, ob unsere Genossenschaft Konkurrenz gegenüber zu behaupten“.24 Diese Form herbergte das bescheidene Quartier bis zum Umzug noch weiterbestehen wird, sehen wir uns leider ge- der Kundenbetreuung war ihm nur möglich, da die 1959 die Lager- und Kontorräume der Genossenschaft. nötigt, die von uns gemieteten Räume vorsorglich Genossenschaft in dieser Zeit ihre Geschäfte immer Bis dahin blieb sie geschäftlich auch auf das Stadt- zum 31. März 1933 zu kündigen“, gaben damals Vor- noch überwiegend auf das Stadtgebiet ausrichtete gebiet konzentriert. Sie unterhielt engen Kontakt zur stand und Aufsichtsrat zu Protokoll.21 Zwar musste und die betreffenden Malermeister mehrheitlich zu Malerinnung Bremen, die bis 1951 ihr Büro in den die Kontoristin 1931 tatsächlich entlassen werden, Fuß erreichbar waren. Trotzdem liefen die Geschäfte Geschäftsräumen der MEG hatte. Als einen Ausdruck aber aufgrund des nach der Machtübernahme durch weiterhin schleppend. Ihr 50-jähriges Jubiläum 1954 der besonderen Verbundenheit druckte die Genossen- die Nationalsozialisten 1933 zeitweiligen wirtschaft- feierte die MEG „wegen angespannter Finanzlage“ schaft damals das Innungszeichen auf ihre Etiketten. lichen Aufschwungs, an dem auch das Bremer Hand- nur mit einem symbolischen Geschenk: Jedes Mit- werk vergleichsweise stark partizipierte, konnte die glied erhielt einen Pinsel.25 Während die Anfänge der MEG noch geprägt wa- Genossenschaft die Betriebsstätte erhalten. Neues ren von ehrenamtlichem Engagement der beteilig- Personal für die Buchhaltung und das Kontor Vor diesem Hintergrund begann ein Umden- ten Malermeister, setzte nach dem Ersten Weltkrieg sowie erstmals sogar ein Lehrling doku- ken. Zunächst erwarb das Unternehmen eine behutsame Professionalisierung ein. Mit Emil mentierten danach die zeitweilige öko- einen neuen Lieferwagen, um die Farben Völker stellte das Unternehmen 1921 erstmals einen nomische Blüte des vermutlich 1935 in und Lacke von Hekalin, Dreher und Re- Buchhalter an, der aber nicht nur eine „gewissenhaf- „Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH, lius besser an ihre Kunden liefern zu te Buchführung“ gewährleisten, sondern Vorstand Bremen“ umfirmierten Unternehmens. können. 1955 nahm die MEG Tapeten, und Aufsichtsrat „in allen Einkäufen und sonstigen Rollenpapier und Nessel (ein leinwand- Obliegenheiten mit einwandfreien kaufmännischen Im Zweiten Weltkrieg wechselte die Ge- bindiger Stoff aus Baumwolle) neu in Kenntnissen zum Besten der Genossenschaft“ unter- schäftsführung mehrmals. Kaufmann Lud- ihr Sortiment auf. Jetzt stellte sich auch

88 89 Maler-Einkauf eG, Bremen: Eine Genossenschaft für die Stadt 1904 bis 1974

Nach der Fusion mit der MEG Bremen 1975 erweiterte die MEGA das Sortiment an Die MEGA führte den Standort Bremerhaven (Aufnahme von Sommerfest der MEGA am Standort ihren dortigen Standorten und richtete auch ein Wohnberatungs-Center ein 1985) weiter und modernisierte ihn später mehrmals Bremen am 15. Juni 2001 der erhoffte wirtschaftliche Erfolg ein. Der Platzbe- bis vor unsere Tore liefern.“28 Allerdings gelang nur die nossenschaft Oldenburg mittlerweile Malerbetriebe mit der umsatz- und ertragsstärksten Malereinkaufs- darf wuchs. Er wurde 1959 mit dem Umzug in die Expansion nach Bremerhaven. Dieser Erfolg ist mit im Bremer Stadtgebiet, der ureigenen Domäne der genossenschaft in Norddeutschland, der MEGA. Am neue und großzügigere Betriebsstätte Am Deich 39 dem Namen des späteren Geschäftsführers Günther MEG Bremen also, belieferte.29 3. März 1975 unterschrieben beide Vorstände den befriedigt. Zuvor waren Pläne, das Gebäude in der Zimmer verbunden, der dort 1964 als Außendienst- Fusionsvertrag, kurz darauf stimmten auch die jewei- Buchtstraße mit den entsprechenden Vorderhäusern mitarbeiter begann. Vor Ort mietete die MEG einen Der Aufsichtsrat drängte nun auf Kooperationen mit ligen Generalversammlungen zu. zu erwerben, gescheitert.26 16 qm großen Verkaufsraum an, wo sie ab 1965 erst- anderen Malereinkaufsgenossenschaften. Die MEGA mals auch Tapeten anbot. Zwei Jahre später eröffnete ließ erkennen, dass sie an einer Fusion interessiert Die MEG Bremen brachte 165 Mitglieder in die MEGA Parallel dehnte die Genossenschaft ihre Geschäfte aus die Genossenschaft in Bremerhaven bereits ein neues war. Die Stimmen in der MEG Bremen, die bereits ein. Mit Ewald Langbein und Bodo Albers wurden in die an das Stadtgebiet angrenzenden Regionen süd- und geräumigeres Lager. 1971 für eine Verschmelzung mit der Hamburger Ge- zwei bisherige Gremienmitglieder der MEG Bremen lich und nördlich der Weser, nach Achim und Vegesack. nossenschaft plädierten, konnten sich aber zunächst in den Aufsichtsrat der gemeinsamen Genossenschaft Lieferungen ins etwas weiter entfernte Hoya stellte Im Unterschied zur MEGA hatte die Bremer Genos- nicht durchsetzen. Stattdessen entschied sich die gewählt und damit ein Standard für alle späteren man wegen mangelnder Rentabilitätsaussichten nach senschaft bis Anfang der 1960er Jahre auf den Allein- MEG Bremen für eine Mitwirkung unter „eigener Fusionen gesetzt. Das Lager in Bremerhaven blieb einiger Zeit wieder ein. Über die Bremerhavener Ma- vertretungsanspruch für die Firma Sikkens in ihrem Flagge“ in der neu gegründeten ZEMA-Gruppe-Nord, erhalten. Das Lager- und Bürogebäude Am Deich wur- lerinnung versuchte die MEG zudem Kontakte nach Geschäftsgebiet verzichtet und deshalb stets nur eine der außer Bremen die Malereinkaufsgenossenschaf- de gegen ein größeres Betriebsgelände in Bremen- Bremerhaven aufzubauen. Das misslang, „der Verkauf kleine Menge der Produkte des renommierten Her- ten in Kiel, Lübeck, Harburg, Oldenburg und Emden Huchting, Wardamm 116, eingetauscht. Nun konnten nach auswärts“ blieb anfangs insgesamt hinter den stellers auf Lager gehalten. Auch das änderte sich angehörten.30 die Kunden auch in Bremen ein umfangreiches Sorti- Erwartungen zurück.27 nun. Die Weichen für einen dauerhaften Aufschwung ment an Fußboden- und Tapetenmaterialien beziehen schienen gestellt. Als der erhoffte Aufschwung für die MEG Bremen aus- und das deutlich größere Lack- und Farbenangebot der Auf Anregung der Firma Sikkens unternahm die blieb und der Umsatz nur geringfügig erhöht werden MEGA nutzen.32 Der Zusammenschluss lohnte sich für MEG Bremen 1962 erneute Anstrengungen, das Ge- Anhaltende interne Querelen in der Führungsriege konnte, orientierte sie sich um und führte zunächst beide Partner. Denn Bremen avancierte in den 1980er schäftsgebiet nach Bremerhaven sowie in die wei- und juristische Auseinandersetzungen mit Kunden mit ihren Pendants in Oldenburg und Emden Fusi- Jahren zu den ökonomisch stärksten Regionen im tere Umgebung – vor allem nach Rotenburg, Syke führten jedoch bis Ende der 1960er Jahre zu einem onsgespräche. Doch einflussreiche Stimmen rieten Geschäftsgebiet der MEGA.33 und Delmenhorst – auszudehnen. Zudem hatte die Vertrauensverlust bei den Mitgliedern. Die Kündigun- davon ab. Ewald Langbein, Aufsichtsratsmitglied und Unternehmensleitung die Gefahr durch wachsende gen mehrten sich, Eintritte wurden seltener. Der Ge- Bremer Obermeister, plädierte sogar vom Krankenbett Konkurrenz erkannt: „Nach ausgiebiger Aussprache nossenschaftsverband bemängelte 1970, dass nur 50 aus zu einer Beendigung der Gespräche, da er beide wurde beschlossen, einen Versuch in dieser Bezie- Prozent der Malerbetriebe in Bremen, Bremerhaven Partner für ökonomisch zu schwach hielt.31 Die MEG hung zu machen, damit die Genossenschaften von und Umgebung Mitglieder der MEG waren. Das sei Bremen entschied sich wegen besserer wirtschaftli- Lüneburg, Minden, Oldenburg und Osnabrück nicht unzureichend. Hinzu kam, dass die Malereinkaufsge- cher Perspektiven 1974 schließlich für Verhandlungen

90 91 noch ein Krampf“, resümierte eine spätere Chronik.36 führlichen Vorträgen und Lichtbilderunterstützung Farben- & Lack-Groß- Der im Metier erfahrene Geschäftsführer Bitter- zu behandeln. Die Verkaufs- und Beratungstätigkeit mann – seit 1940 gehörte er der Firmenleitung der überwiegt daher den eigentlichen Anlaß der General- handel Maler-Ein- Lackfabrik Herbig-Haarhausen an – richtete zunächst versammlung bei weitem, weil sich sonst bei der au- kauf eG, Lüneburg: in einer Holzbaracke Auf der Hude eine provisorische genblicklichen Beschäftigungslage keine Möglichkeit Betriebsstätte der MEG Lüneburg ein. Mit der schritt- findet, die Mitglieder in dieser ausführlichen Weise Profis im regionalen weisen Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung und zu unterrichten.“38 der Währungsreform 1948 belebte sich das Geschäft. Liefergeschäft Erste Mitarbeiter wurden eingestellt, später sollte Um Betriebskosten zu sparen, baute das Lüneburger die Belegschaft auf rund ein Dutzend Beschäftigte an- Unternehmen im Unterschied zu anderen Malerein- wachsen. Bereits 1956 handelte die MEG mit Tapeten, kaufsgenossenschaften keine Niederlassungen auf, was sie zu einem Vorreiter auf diesem Gebiet machte. um die Mitglieder und Kunden im stark ausgeweiteten In den weniger arbeitsintensiven Monaten, meist im Geschäftsgebiet zu bedienen, sondern etablierte ein Februar, führte sie gut besuchte Fortbildungen zu neu- ausgefeiltes Belieferungs- und Betreuungssystem: en Produkten und Techniken in Lüneburg, Celle, Bad „Drei Vertreter sind in unserem großen Betreuungs- Als rein städtisches Unternehmen wie die MEG Bevensen und Verden durch. 37 gebiet ständig unterwegs, um die Mitglieder zu bera- Bremen wäre die Farben- & Lack-Großhandel Maler- ten und zu informieren. Unsere Lieferwagen bringen Einkauf eG, Lüneburg kaum überlebensfähig gewe- Die Generalversammlungen entwickelten sich zu ei- ihnen die bestellte Ware ins Haus. Vier Lastkraftwa- sen. Die Kleinstadt Lüneburg zählte nach Ende des ner Art Messe und fanden ebenfalls regen Zuspruch gen sind an jedem Tag der Woche ständig unterwegs, Zweiten Weltkrieges knapp 50.000 Einwohner und lag bei den Mitgliedern. Es hatte sich positiv bemerkbar damit Lieferungen termingerecht ausgeführt werden mitten in einem strukturschwachen Gebiet.34 Doch Jo- gemacht, so vermerkte das Protokoll 1964, „daß der können.“39 Die Lkw fuhren im Linienbetrieb, wobei hann Hanns Bittermann, der im Mai 1946 die Initiative Schwerpunkt der Zusammenkunft vieler Mitglieder auf einer ausschließlich die Stadt Lüneburg bediente und zum Neustart der Genossenschaft ergriff, dachte da- verkaufstechnischem Gebiet lag. Zu diesem Zweck den Mitgliedern und den Selbstabholern bei Post und mals noch nicht an eine Expansion, sondern kämpfte waren zahlreiche Verkaufsvitrinen im Saal mit Werk- Bahn zur Verfügung stand.40 schlicht um das Überleben des jungen Gemeinschafts- zeugen und das gesamte Farben- und Lackprogramm unternehmens. der Firma ausgestellt. Diese Ausstellung war erforder- Ab 1964 vermarktete die Lüneburger Genossenschaft lich, weil unser Geschäftsbereich von Lüneburg über Tapeten zusätzlich über ihre Nachbargenossenschaften Die MEG Lüneburg war am 27. September 1943 von Verden, Walsrode, Celle, Peine, Wolfsburg, Gifhorn in Harburg und Lübeck. Zu dieser Zeit hatte die MEG „einer Gruppe Malerbetriebe“ ins Leben gerufen wor- und die östliche Zonengrenze so groß aber Lüneburg bereits eine eigene Tapetenkollektion den, um eine „Flammschutzaktion“ durchzuführen.35 auch so dünn besiedelt ist, daß nur bei aufgelegt und war zudem erfolgreich in das Vermutlich hatten die verheerenden Bombenangrif- Gelegenheit einer Generalversamm- Geschäft mit Fußbodenbelägen, Jalousien fe auf die nahegelegene Großstadt Hamburg zwei lung eine so große Mitgliederzahl, und weiteren Produkten zur Raumausstat- Monate zuvor den Ausschlag gegeben, den Schutz die am Ort der Genossenschaft nie tung eingestiegen. 1965 übernahm sie der eigenen Heimatstadt vor alliierten Luftschlägen erreichbar ist, mit dem gesamten die Geschäftsführung der ortsansässigen zu verbessern. Jedenfalls konzentrierte sich die Ge- Warensortiment bekannt gemacht Farben- und Tapetenhandel GmbH. Über schäftstätigkeit der Lüneburger Genossenschaft im werden kann. Darüber hinaus bietet diese eigenständig weitergeführte Firma Krieg auf Tarnfarben und Flammschutzanstriche. die Zusammenkunft fast aller Mitglieder wickelte die MEG auch die Warenrückver- die einzige Möglichkeit, wichtige Fachpro- gütung für Bodenbeläge an die Mitglieder ab.41 Die unmittelbare Nachkriegszeit gestaltete sich äu- bleme, die in der täglichen Arbeit unbedingt 1974 gehörte die Lüneburger Genossenschaft im ßerst schwierig: „Bis zur Währungsreform war vieles beachtet werden müssen, durch Experten mit aus- Segment Tapeten mit einem Wareneinkauf von zwei

92 93 Farben- & Lack-Großhandel Maler-Einkauf eG, Lüneburg: Profis im regionalen Liefergeschäft 1943 bis 1977

Die Mitte der 1960er Jahre erweiterte Betriebsstätte der MEG Lüneburg Belegschaft der MEG Lüneburg musste infolge des großen Zuspruchs 1970/71 erneut ausgebaut werden Anfang der 1970er Jahre

Millionen DM „zu den Großen“ bei einem bundes- ternehmen fügte dort bald einen Anbau von 2.500 qm benachbarten Malereinkaufsgenossenschaft Braun- Der MEGA bescherte die „Verschmelzung von eben- weiten Vergleich unter 33 Malereinkaufsgenossen- hinzu und pachtete weitere 2.800 qm Lagerfläche. Es schweig aufgenommen, um auch in Zukunft gemein- bürtigen Partnern“ 1977 einen Rekordumsatzzuwachs schaften.42 nutzte dafür auch die Mittel aus der Zonenrandförde- sam „entsprechenden Einfluß auf den Markt und von knapp 30 Prozent.45 Der Standort Lüneburg wurde rung der Bundesrepublik Deutschland. entsprechend günstige Konditionen bei gleichzeitiger später mehrmals modernisiert und entwickelte sich Parallel hatte die MEG längst eine neue Betriebsstät- Senkung der Unkosten“ zu erreichen.44 Die Verhand- zu einem erfolgreichen Standbein des gemeinsamen te auf- und ausgebaut, sich einen Fuhrpark zugelegt Trotzdem reichte der Platz nicht mehr aus. 1970/71 er- lungen waren aber ergebnislos geblieben. Unternehmens. Durch die deutsche Vereinigung 1990 und war zahlreiche Kooperationen eingegangen. Dem weiterte die MEG Lüneburg ihre Betriebsstätte erneut. konnte die MEGA Lüneburg ihr Einzugsgebiet dann Strukturwandel im Handwerk, etwa als zu Beginn der Das insgesamt 11.000 qm große Areal bot ausreichen- Als Mitte der 1970er Jahre infolge der Ölkrise die auch nach Osten vergrößern.46 1960er Jahre der Fertighausbau Verbreitung fand, be- de Möglichkeiten, um einem weiteren Fachhandelsge- Konjunktur immer deutlicher abflaute und zudem aus- gegnete die Genossenschaft mit permanenter Weiter- schäft der Genossenschaft Unterkunft zu geben. Am gerechnet durch Unregelmäßigkeiten eines leitenden bildung der Mitarbeiter. Nicht einmal ein Großbrand im 22. Juni 1970 gründete die MEG die Rauma GmbH, Mitarbeiters das Tapetengeschäft in Mitleidenschaft September 1962, der die Geschäfts- und Lagerräume die als lokaler Einzelhandel mit knapp einer halben gezogen wurde, intensivierte die MEG Lüneburg ihre vollständig vernichtete, hatte die wirtschaftliche Pro- Million DM Umsatz bereits wenige Jahre nach dem Bemühungen, sich durch eine Verschmelzung besser sperität der MEG Lüneburg stoppen können. Schon Start als weiterer „Aktiv-Posten“ des Unternehmens aufzustellen. In der MEGA fand sie einen geeigneten drei Tage später fuhr wieder der erste Lkw, um Mit- galt.43 Partner, um ihren 275 Mitgliedern in einer größeren glieder zu beliefern. Vielmehr nahm die Genossen- Genossenschaft faire Mitwirkung und bessere wirt- schaft den Brand zum Anlass, ein neues Grundstück Trotz der erfreulichen ökonomischen Entwicklung schaftliche Zukunftschancen zu bieten. Im Sommer zu erwerben und dort unter anderem eine deutlich verschloss die Führung der MEG Lüneburg nicht die 1977 vollzogen beide Seiten die Fusion. Auch die Rau- größere Lagerhalle zu errichten. Das Gelände lag ver- Augen vor den prinzipiell schwierigen strukturellen ma wurde auf die MEGA überführt. kehrsgünstig am Kreideberg, nahe der Bundestraße Bedingungen im Geschäftsgebiet. Bereits Mitte der 4 und fast am Stadtzentrum. Das prosperierende Un- 1960er Jahre hatte sie Fusionsverhandlungen mit der

94 95 gen wie Schulen, Stadthalle und Vom Zusammenschluss der Städte Maler-Einkauf eG, Stadtbad.49 Die Genossenschaft Harburg und Wilhelmsburg 1927 sollte ihren Mitgliedern helfen, sowie neuen Industrieansiedlun- Harburg: Grenz­ am Aufschwung zu partizipieren. gen und den Ausbau der Verkehrs- überschreitendes Im Unterschied zu vielen anderen infrastruktur Ende des Jahrzehnts Malereinkaufsgenossenschaften profitierte die Genossenschaft zu- Engagement südlich legten die Harburger deshalb nächst kaum. Immerhin zeugte der nicht nur den gemeinschaftlichen Umzug in die etwas geräumigere der Elbe Einkauf und die Abgabe von Wa- Betriebsstätte in der Bremer Stra- ren an Mitglieder und Nichtmit- ße 70 von einem gewissen Auf- glieder als Unternehmenszwe- schwung. Aber erst die Zwangs- cke fest, sondern zusätzlich die vereinigung der Malerinnungen „Übernahme von Arbeiten des Wilhelmsburg, Buchholz und Win- Malergewerbes“ durch die Mit- sen mit ihrem Pendant in Harburg glieder.50 durch die nationalsozialistischen Die Harburger Malermeister taten es ihren Kollegen Behörden 1934 erweiterte den Ge- aus Altona gleich. Männer aus ihrer Mitte schlossen Innung und Genossenschaft zo- schäftsbereich der Harburger Ma- sich 1911 zunächst zu einem Einkaufsverein zusam- gen wie fast überall so auch in ler-Rohstoffgenossenschaft und men. Wie die Gründer der MEGA verzichteten sie Harburg am gleichen Strang.51 Der damalige Ober- sorgte für eine zeitweilige ökonomische Blüte. Mit- auf lästige Bürokratie und ließen ihren Verein erst gar meister der Harburger Malerinnung Heinrich Berger glied Kaesehage wurde zudem zum neuen Obermeis- nicht ins Register eintragen.47 Das änderte sich acht bildete mit den Kollegen Wilhelm Bode und Friedrich ter der Innung ernannt. 1939 fand die Genossenschaft Jahre später, als Mitglieder des Einkaufsvereins sich Lütjens den ersten Vorstand der Genossenschaft. in der Ernststraße 16 größere Geschäftsräume.53 entschieden, eine Genossenschaft zu gründen. Am Diese eröffnete ihren ersten Verkaufsraum bei Emil 1. Dezember 1919 riefen 20 Malermeister um Friedrich Sager, der einige Jahre später selbst Innungsmeister Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 und der Lütjens die „Maler-Rohstoffgenossenschaft eGmbH wurde. Warenausgabe war montags und donnerstags damit verbundenen Eingemeindung von Harburg- Harburg Elbe“ ins Leben. Knapp einen Monat später jeweils von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Bereits im Januar Wilhelmsburg nach Hamburg wurde die Harburger erlangte der Zusammenschluss Rechtsverbindlich- 1920 nahm die Genossenschaft ihre Geschäfte auf der Hamburger Malerinnung angegliedert, die Genos- keit.48 Dies war ein bewusster Schritt der Initiatoren, und bestellte vor allem Lacke für Kutschen, Heizkör- senschaft blieb aber eigenständig. Ihr Sprung über die um den nach dem Ersten Weltkrieg rapide steigenden per, Möbel und Fußböden bei Firmen in Dresden und Elbe fand nicht statt, das heißt, die Geschäftstätigkeit Rohstoffpreisen zu trotzen. Denn nur als Genossen- Düsseldorf.52 über Wilhelmsburg hinaus „nach Hamburg“ hinein schaft bekamen die Mitglieder den nötigen Kredit zum blieb sehr begrenzt. Bis Kriegsende 1945 wuchs zwar gemeinsamen Einkauf, wie das Gründungsprotokoll Anfangs musste das Unternehmen sehr knapp kalku- die Mitgliederzahl auf 86, die neuen Anteilseigner vermerkte. Ein halbes Jahr später schloss man sich lieren. Als Mitglied Hermann Kaesehage im Herbst stammten aber weiterhin überwiegend aus Harburg zudem dem Nordwestdeutschen Genossenschafts- 1922 vorschlug, das Lager mit elektrischem Strom und dem südlichen Umland. verband an. auszustatten, bekam er eine Abfuhr: Für die wenigen Wintermonate käme dies zu teuer. Im Hyperinflations- Nach der Währungsreform 1948 firmierte das Unter- Harburg lag damals in der preußischen Provinz Han- jahr 1923 spitzte sich die finanzielle Situation weiter nehmen um in „Maler-Einkauf Harburg eGmbH“ und nover und war eine wirtschaftlich aufstrebende Stadt. zu. Die Banken verweigerten Kredite, und nur mittels strich die Auftragsvermittlung an Mitglieder aus der In den 1920er Jahren entstanden zunehmend gemein- Bürgschaften der inzwischen 36 Mitglieder überlebte Satzung.54 Geschäftsführer Wilhelm Cohrs war zu die- nützige Wohnsiedlungen und öffentliche Einrichtun- die Genossenschaft die Krise. ser Zeit in regem Austausch mit seinem Kollegen Paul

96 97 Maler-Einkauf eG, Harburg: Grenzüberschreitendes­ Engagement südlich der Elbe 1911 bis 1980

Vorstand und Aufsichtsrat der Die Zentrale der MEG Harburg in MEG Harburg im Jahr 1968 den 1970er Jahren

Pfeiffer von der MEGA. Beide engagierten sich für nach kurzer Zeit der Raum schon wieder knapp wurde. Doch ab Mitte der 1970er Jahre kämpfte die MEG Fusionsverhandlungen geführt hatte, welche aber zu- den Aufbau einer Zentraleinkaufsgenossenschaft für Hinzu kam, dass die MEG Harburg ihren Geschäftsbe- Harburg immer stärker mit den schwierigen wirt- letzt 1969 am Mitgliedervotum der Harburger Seite die Branche in den westlichen Besatzungszonen, die reich auf den Regierungsbezirk Stade bis inklusive des schaftlichen Folgen der Ölkrise von 1973. Hinzu kam, gescheitert waren.61 Die Generalversammlung der noch im gleichen Jahr als Zentralgenossenschaft des Landes Hadeln, Bremervörde und Rotenburg/Wümme dass die Kooperationsgeschäfte längst nicht den ge- MEG am 31. Mai 1980 entschied sich schließlich für Malerhandwerks (ZEMA) mit Sitz in Essen gegründet ausdehnte. Sie nahm weitere Lager in Betrieb, allein wünschten positiven Effekt zeitigten, mitunter sogar eine Verschmelzung mit der MEGA.62 Viele Mitglieder wurde.55 in Harburg und Umgebung war sie nun neben der zu finanziellen Einbußen führten. Als dann infolge der äußerten ihre Erleichterung, dass die zunehmend als Zentrale in der Stader Straße noch in der Kantstraße, Fusion zwischen der MEGA und der MEG Lüneburg anachronistisch empfundene parallele Entwicklung be- In den 1950er Jahren erfuhr die MEG Harburg einen Radeland und Neu Wulmstorf vertreten. 1970 zählte sich die Konkurrenz im eigenen Geschäftsgebiet ver- endet war und nun die Weichen auf eine erfolgreiche enormen Zuwachs an Mitgliedern, besonders durch die Genossenschaft 387 Mitglieder und erwirtschafte- größerte, zog man 1977 nüchtern die Bilanz, „dass wir gemeinsame Zukunft gestellt wurden.63 den Eintritt von Flüchtlingen und Vertriebenen. Als te 3,5 Millionen DM Umsatz.57 eine kleine Genossenschaft sind, und aufgrund dieser Aloys Dümpelmann 1956 im Rahmen einer umfassen- Grössenordnung nicht immer den letzten Rabatt bei den Neubesetzung der Verwaltung die Geschäftsfüh- Am 14. Januar 1971 gründete die MEG die „Kavent der Industrie herausholen können, auch nicht aufgrund rung übernahm, hatte die Genossenschaft bereits 233 Malereibedarf GmbH“ als Tochtergesellschaft. Sie vieler gemeinsamer Zusammenschlüsse mit unseren Mitglieder. Zeitgenössische Beobachter registrierten wurde gemäß ihrem Hauptzweck 1978 in „Kavent befreundeten Maler-Einkaufsgenossenschaften Kiel anerkennend ihren wirtschaftlichen Aufschwung.56 Vertriebsgesellschaft GmbH“ umbenannt.58 Kaufmann und Lübeck“.60 Zunächst mietete die Genossenschaft erneut größere Helmut Dix, ab 1971 als Geschäftsführer und Vorstand Räume, dieses Mal im Kroosweg, aber die Idee einer aktiv, versuchte mit Produkterfindungen und weiteren Ab 1978 sanken die Umsätze. Als die MEG Harburg eigenen Betriebsstätte fand zunehmend Anklang im Initiativen die MEG Harburg voranzubringen. Die Ge- ein Jahr später sogar überrascht feststellte, dass 93 Mitgliederkreis. Die MEG Harburg erwarb schließlich nossenschaft intensivierte besonders ihre Kooperati- Mitglieder – knapp ein Drittel der Gesamtzahl – gleich- 1964 das Grundstück Stader Straße 300 und errichtete onen mit anderen Maler-Einkaufsgenossenschaften, zeitig Mitglieder bei der MEGA waren und die ZEMA darauf eine Verkaufs- und Lagerhalle. unter anderem ab 1972 in der ZEMA-Gruppe Nord. in Liquidation ging, kam es zu intensiven Diskussi- Auch den Wareneinkauf für das neue Lager in Neu onen über den künftigen Weg der Genossenschaft. Doch Sortimentserweiterungen um Tapeten, die sie Wulmstorf tätigte die MEG Harburg gemeinsam mit Naheliegend war ein Zusammengehen mit der MEGA, mit Hilfe der MEG Lüneburg vollzog, und um Fuß- einem Partner, um Kosten zu sparen.59 mit der die MEG Harburg mit Blick auf das gemeinsa- bodenbeläge sorgten dafür, dass im neuen Domizil me Geschäftsgebiet „Hamburg“ seit 1938 wiederholt

98 99 4.3. Selbstbedienung und andere Service­innovationen bis 1989 1976 bis 1989

4.3. Selbstbedienung und andere MEGA Mitarbeiter schrieben einen Lieferzettel aus, Mit dem „Wohnberatungs-Center“ in Lüne- Kunden ab 1981 an, Briefbögen mit deren Emblemen Service­innovationen bis 1989 mit dem man an die Rampe ging. Dort ist mir Herr burg begann die MEGA ab 1986, neue Maßstäbe in und werbenden Texten anzufertigen. Wenig später Kerhahn in Erinnerung geblieben. Dieser gab dann die der Kundenberatung zu setzen. Die immer differen- erschien die Informationszeitschrift MEGA Express, Waren heraus, und man unterschrieb den Lieferschein, zierter werdenden Kundenwünsche hatten einen stei- die die früheren Rundschreiben ablöste und viel Wis- die Rechnung wurde zugeschickt.“64 genden Beratungsbedarf zur Folge, der in den neuen, senswertes aus dem Unternehmen und der Branche attraktiv gestalteten Centern ausgezeichnet befriedigt vermittelte. Mit den Verbänden der Malerinnungen in Zwar gab es im Lebensmitteleinzelhandel be- werden konnte. Es wurde ein durchschlagender Er- Hamburg und Schleswig-Holstein warb das Unterneh- Eine wesentliche Neuerung, die mit dem Um- reits seit den 1960er Jahren Discounter, die nach dem folg. Bereits im darauffolgenden Jahr lud ein weiteres men gemeinsam im Hörfunk. Für Farbenfachgeschäfte zug der MEGA in die Fangdieckstraße einherging, war SB-Prinzip arbeiteten, doch im Großhandel für Hand- Wohnberatungs-Center in Hamburg die Kunden ein, entwickelte die MEGA eine spezielle Marketingstra- die Einrichtung eines Selbstbedienungsmarktes. Auf werkerbedarf war das zu dieser Zeit noch die Ausnah- Harburg, Hannover und Bremerhaven folgten wenig tegie.67 rund 1.000 qm konnten Kunden ab Sommer 1976 dort me. Angeregt hatten den MEGA SB-Markt Mitglieder. später. Sie wurden in der Folgezeit regelmäßig aktu- bequem und zeitsparend mit einem Einkaufswagen Der Zuspruch war von Beginn an groß. Vor allem Kun- alisiert.66 Nach wie vor war es selbstverständlich für durch die Gänge gehen und ihre Waren selbst aussu- den, die die Ware noch am gleichen Tag benötigten, MEGA Mitarbeiter, auch die individuellsten Kunden- chen. Anschließend ließ man sich die Rechnung da- nutzten das neue Serviceangebot rege. Umgekehrt Generell weitete die MEGA ihre Serviceleis- fragen bestmöglich zu beantworten. Dafür mussten für ausstellen und transportierte das Material ab, oft entlastete der SB-Markt die MEGA von vielen kleine- tungen deutlich aus. Die hauseigene Druckerei bot sie sich selbst laufend bei Herstellern informieren, um direkt zur Baustelle. Bezahlt wurde später, meist per ren Warenlieferungen per Lkw. Im Rahmen umfassen- Überweisung. In der Behringstraße war das noch ein derer Erweiterungsbauten auf dem Betriebsgelände aufwendigeres Prozedere gewesen, wie Malermeister in der Fangdieckstraße vergrößerte die MEGA 1988 Heinz Rieck erinnert: „Damals musste man erst an ihren SB-Markt, der danach mit Abstand der größte den Schreibtisch eines Sachbearbeiters, zum Beispiel der Branche in Norddeutschland war. Besonders die zu Herrn [Wolfgang] Kosmalla oder zu Herrn [Dieter] Präsentation von Werkzeugen und Maschinen erhielt Wothe. Dort gab man seine Warenwünsche an. Die nun größeren Raum. Damals bekam der SB-Markt seinen heutigen Grundriss, wurde allerdings mit Blick auf veränderte Kundenbedürfnisse hin später noch mehrmals neu gestaltet.65

Seit 1976 können Mitglieder der MEGA bequem im gut bestück- ten SB-Markt in der Fangdieck- straße einkaufen

Das MEGA Team 1985

100 101 4.4. Die Hannoveraner kommen 1976 bis 1989

4.4. Die Hannoveraner kommen Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum weihte ­die MEGA 1992 ihr neues Hannoveraner Betriebs­ gelände in der Ikarusallee ein. Standortleiter Herbert Schulz präsentierte stolz den „Schlüssel“ zur Eröffnung (links damaliger MEGA Vorstand Walter Stüven, mitte der Bauunternehmer Hans- Cristoph Mehmel)

Ende 1981 trat die traditionsreiche Maler- und Lackiererinnung Hannover mit der Frage an die MEGA

In der hauseigenen Druckerei heran, ob sie nicht ihre Aktivitäten auf den Großraum stellte die MEGA auch individuelle Hannover ausdehnen wolle. Die Innung würde da- Werbeartikel für ihre Mitglieder und Kunden her für geeignete, zentral gelegene Geschäfts- und La- gerräume zur Verfügung stellen. Die Vorstände der Detailinformationen und Neues über aktuelle Entwick- MEGA Bernhard Marko und Claus Levin sowie der lungen zu erfahren. Die traditionell enge Zusammen- Aufsichtsratsvorsitzende John-Paul Simonsen und der arbeit mit marktführenden Produzenten, die zum Teil Betriebsleiter Versand Robert Woldt fuhren als Erste nach einer Besichtigung in Hannover – mit seinen Kol- auf dem MEGA Gelände präsent waren, erleichterte in die Stadt an der Leine, um sich vor Ort selbst ein legen auf einer Raststätte traf und sagte: „Wir machen dies sehr. Für die Mitglieder und Kunden hatte diese Bild von dem Angebot zu machen. Dort wurde ihnen das!“70 Im Januar 1982 votierten schließlich nachein- intensive Kooperation sogar so manchen einträglichen sofort bewusst, dass das Engagement zwar einige ander alle Leitungsgremien der MEGA für das Projekt. Nebeneffekt, wie Heinz Rieck berichtet: „Herr [Hans] Investitionen erforderte, aber eine einmalige Chance schaft, an: „Wir wurden uns auch schon fast handels- Schönbohm, der zuvor Sachbearbeiter bei Sikkens ge- bot, mit einem seriösen und einflussreichen lokalen Allerdings war es gar nicht selbstverständ- einig, nur mit dem Geschäftsprinzip waren wir und vor wesen war und dann zur MEGA wechselte, empfahl Partner ein neues und lukratives Geschäftsgebiet zu lich gewesen, dass die MEGA das attraktive Angebot allem ich nicht einverstanden. Die VEMA wollte dort das Fenster-Perioden-System. Natürlich empfahl er da- erschließen. Noch auf der Rückfahrt nach Hamburg erhielt. Das Haus mit seinen 1.200 qm Nutzfläche eine GmbH gründen. Doch Großhändler hatten wir in für Sikkens-Farben, die wir über die MEGA bekamen. entschlossen sie sich mehrheitlich, das Risiko einzu- gegenüber dem Sitz der Maler- und Lackiererinnung Hannover ja genug, wir wollten keinen weiteren. Wir Für uns war das vorteilhaft, weil wir uns solche Auf- gehen.69 Mut und Entscheidungsfreude zeigten auch Hannover in der Hamburger Allee 42 war 1980 von hatten uns die Genossenschaft auf die Fahne geschrie- träge, die zehn Jahre liefen, gut einteilen konnten und andere Verantwortungsträger der MEGA. Von Vorstand dieser erworben worden, um dort eine Ausbildungs- ben“, so Schmitz.73 sie uns eine geschäftliche Basis gaben. Im ersten Jahr Alexander Grill etwa ist überliefert, dass er sich – direkt stätte für Lehrlinge und andere nutzbringende Institu- wurden beispielsweise die Fenster eines Straßenzu- tionen für das Malerhandwerk einzurichten. Doch die In der Folge verhandelte die Innung nur noch ges grundsaniert. Im Auftrag enthalten war, nach vier Umsetzung des Vorhabens zog sich hin, die leitenden mit Partnern, die bereit waren, eine Genossenschaft in Jahren die Wasserschenkel aller Fenster zu streichen. Mitglieder der Innung erörterten verschiedene Nut- Hannover zu gründen. Über Kurt Mross, ein Mitglied Nach sechs Jahren erfolgte meist ein Neuanstrich, drei zungsmöglichkeiten.71 Heinz Schmitz, der 1981 zum der Innung aus Soltau, das gleichzeitig Mitglied der Jahre später strich man wieder die Wasserschenkel. Obermeister gewählt wurde, erinnert sich an die an- MEGA war, nahmen die Hannoveraner Kontakt zur Solche Aufträge konnten wieder zehn Jahre verlängert schließende Suche nach einem gewerblichen Mieter, Hamburger Genossenschaft auf. Mitglieder der Innung werden. Dank solcher Aufträge konnte ich mir dann um das Vorhaben voranzubringen: „Wir suchten erst besuchten die MEGA Zentrale in Hamburg: „Die Kolle- erstmals nach 25 Jahren leisten, Urlaub zu machen.“68 mal im örtlichen Bereich und fragten alle Großhändler, gen waren beeindruckt von der Größe der Lager- und die in Hannover tätig sind, ob sie Interesse an dem Ausstellungsflächen“, hieß es dazu im Protokoll der zentral gelegen Objekt hätten. Alle hatten inzwischen nächsten Vorstandssitzung.74 Nach der Einigung baute ihren Standort nach außerhalb verlegt. Viele überleg- die MEGA das Gebäude, in dem zuvor eine Autowerk- ten sich das Angebot auch, gaben uns dann letztlich statt untergebracht gewesen war, innerhalb weniger aber eine Abfuhr.“72 Als Nächstes sprach die Hanno- Wochen um. Tatkräftige Unterstützung durch Mitarbei- Mit schwerem Gerät und viel eigener Manpower baute die MEGA den neuen Standort Hannover im Fe- veraner Innung die damals in Hildesheim ansässige ter aus der Hamburger Zentrale hatte eine lange Tradi- bruar/März 1982 um. Bereits am 2. April 1982 feierten VEMA, eine überwiegend im südlichen Niedersachsen tion in der MEGA. So waren etwa „die Fahrer nicht nur Vertreter der Hannoveraner Innung und der MEGA die Einweihung der neuen Räumlichkeiten und in Nordhessen tätige Malereinkaufsgenossen- für den Warentransport zuständig, sondern sorgten

102 103 4.4. Die Hannoveraner kommen 1976 bis 1989 bei der Eröffnung von neuen Niederlassungen auch für 4.5. Gewitterwolken ziehen auf den dortigen Aufbau und die Regalbestückung“, berich- tet Alfons von Gostomski, der sich in seiner fast zwei Jahrzehnte langen Tätigkeit als Fahrer der MEGA den Ruf eines „Originals“ erwarb.75

Bereits am 2. April 1982 feierten Innung und Trotz solcher Erfolge wie jenem in Hannover MEGA gemeinsam die Einweihung des neuen MEGA stieg der Gesamtumsatz der MEGA in den 1980er Jah- Standortes. Ein Jahr später meldete der Hamburger ren nur mäßig, und besonders der Ertrag wurde gerin- Vorstand, dass die geschäftliche Entwicklung in Han- ger. Die wirtschaftlichen Krisenjahre in Deutschland zu nover alle Erwartungen übertroffen habe.76 Der Stand- Beginn des Jahrzehnts wirkten in der Branche länger ort Hannover entwickelte sich zu einem der leistungs- nach, und der Verdrängungswettbewerb im einschlä- Vorstand Wolfgang Leitz stärksten innerhalb der MEGA, obwohl es am dortigen gigen Großhandel gewann spürbar an Schärfe. Immer Markt zu dieser Zeit „mehrere starke Wettbewerber stärker wurden preisgünstige Produkte nachgefragt.82 gab“, wie Herbert Schulz, der langjährige Niederlas- sungsleiter in Hannover, erinnert.77 Alfons von Gostomski, langjähriger Zudem machte sich unter den Mitgliedern eine Fahrer der MEGA, war bei Kunden und gewisse Unzufriedenheit über manche Entscheidun- Kollegen gleichermaßen beliebt Die MEGA blieb in Hannover in der Offensive. gen der Geschäftsführung breit. So waren etwa die Nachdem sie den ortsansässigen Teppichgroßhandel Kunden entsprechend ihrer Größe in unterschiedliche Behre GmbH übernommen hatte, eröffnete das Unter- Als die MEGA im Februar 1987 ein Wohnbera- Kategorien eingeteilt worden, was den Eindruck er- nehmen am 31. Oktober 1986 in der Lilienthalstraße in tungs-Center in der Hamburger Allee eröffnete, lobte weckte, die MEGA wolle plötzlich mit zweierlei Maß Vorstand John-Paul Simonsen Hannover einen zweiten Standort. Am 6. März 1992, Schmitz auf der Einweihung: „Hier haben wir die Mög- messen. Mitglieder in entlegeneren Teilen des ge- und Aufsichtsratsvorsitzender Hubert Jürgens (rechts) knapp zehn Jahre nach Eröffnung des ersten Stand- lichkeit, unseren Kunden die Beratung und Betreu- wachsenen Geschäftsgebietes fühlten sich weniger ortes in der niedersächsischen Hauptstadt, zog die ung zukommen zu lassen, die den Stellenwert einer gut versorgt.83 MEGA in die Ikarusallee 11 in Hannover-Vahrenheide. handwerklich gediegenen und qualitativ einmaligen in der Provinz nicht genügend berücksichtigt würde.84 Mit einem modernen Neubau setzte sie Maßstäbe Ausführung gerecht wird.“79 Er ergänzte in einer lau- Auf den zuvor so harmonischen Generalver- Generell verschlechterten sich die wirtschaftliche Situ- für die künftige Entwicklung. Vor Kurzem wurde dort nigen Ansprache auf dem Festakt 1992 zur Eröffnung sammlungen kam es wiederholt zu kontroversen Dis- ation und damit auch die Leistungsfähigkeit der MEGA ein Logistikzentrum der MEGA Gruppe in Betrieb ge- des Standortes Ikarusallee: „Ich weiß, das alles war kussionen. Ein Lüneburger Mitglied monierte bei- damals zusehends. nommen.78 nur möglich, weil die Eltern aus Hamburg die Toch- spielsweise auf der Tagung 1988, dass die Infrastruktur ter mit einer ordentlichen Mitgift ausgestattet haben. Besonders die erfahrenen Mitglieder im Auf- Auch die Maler- und Lackiererinnung Hannover Auch geht die Tochter nicht auf Freiers Füßen, sondern sichtsrat und im Vorstand nahmen sich die Kritik zu profitierte von Beginn an von der Partnerschaft mit bleibt eingebunden in eine erfolgreiche Familie.“80 In Herzen. Unter Federführung von Hubert Jürgens und der MEGA, die als Mieter dort nicht nur ihre Belange der Jubiläumsschrift zum 200-jährigen Bestehen der John-Paul Simonsen bemühten sich die Gremien, eine verfolgte. Vielmehr beteiligten Fachleute der MEGA Innung 1996 würdigte diese den Partner MEGA mit neue, zukunftsträchtige Gesamtstrategie für das Un- sich mit Rat und Tat an den technischen und kaufmän- einem Überblick über die gemeinsame Geschichte: ternehmen zu entwickeln. Man kam überein, dass es nischen Seminaren, die die Innung in dem Haus in der „Die Zahl der hannoverschen Malermeister, die Ge- dafür auch neue Köpfe brauchte, die in der Lage wa- Hamburger Allee regelmäßig durchführte. Schon im nossenschaftsanteile zeichneten, war bald so groß, ren, eine andere Perspektive einzunehmen und frische Sommer 1982 bereiteten sich dort die ersten Gesellen dass Hannover Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Ideen einzubringen. Aus diesen Überlegungen heraus auf ihre Prüfungen vor. In den darauffolgenden zehn MEGA erhielt. Malermeister Reinhard Schädla, der stellten sie ein Jahr später die Weichen zu einem per- Jahren nutzten 7.500 Lehrlinge, Gesellen und Meister diese Funktion übernahm, gebührt Dank dafür, dass er sonellen Wechsel in der Geschäftsleitung und einer das vielfältige Angebot der Einrichtung. verstanden hat, bei allen Entscheidungen die Belange Der Aufsichtsrat der MEGA in Neuausrichtung in der Unternehmenspolitik, der die der Innung zu wahren.“81 den 1980er Jahren MEGA bis heute prägt.

104 105 Genossenschaftliches Engagement in der deutschen Wiedervereinigung

Der Fall der Mauer am 9. November 1989 überrasch- Nach der Wahl zur DDR-Volkskammer am 18. März te die meisten Deutschen in Ost und West. Danach 1990 bekam die politisch zunächst sehr unübersicht- setzte in der DDR ein umfassender Transformations- liche Lage Konturen. Die neue DDR-Regierung unter prozess von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein, Lothar de Maizière sendete bald Signale Richtung Wie- der zuweilen atemberaubende Züge trug. Wer mit- dervereinigung und passte in mehreren Schritten das gestalten wollte, musste sich sputen, auch auf dem Rechtssystem an bundesdeutsche Standards an. Die genossenschaftlichen Sektor. Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion am 1. Juli war dann ein entscheidender Schritt hin zum rechtlichen Spätestens Anfang 1990 herrschte auf allen Ebenen Vollzug der deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990. und in allen Bereichen des ost- und westdeutschen Genossenschaftswesens ein reger, zunächst aller- In der MEGA war es vor allem der neue Vorstand Wal- dings wenig koordinierter Austausch. Verbundinstitute ter Stüven, der die Chancen für eine erfolgreiche Ex- wie die R+V Versicherung, die Bausparkasse Schwä- pansion nach Mecklenburg-Vorpommern erkannte und bisch Hall und die Deutsche Genossenschafts-Hypo- auf rasches Handeln drängte. Denn für sachkundige thekenbank bauten jeweils eigenständige Vertriebs- Beobachter war erkennbar, dass besonders im Bereich strukturen auf, was dem bis dahin in Westdeutschland des genossenschaftlichen Warenhandels eigene ost- vorherrschenden Trend zur Koordination zuwiderlief. deutsche Bemühungen kaum von Erfolg gekrönt sein Dieser „Wildwuchs“ führte dazu, dass genossen- würden. Zu übermächtig war die Konkurrenz aus dem schaftliche Einzelunternehmen nicht nur wie sonst Westen. Wer somit zuerst einen Fuß in die Tür bekam, üblich in Wettbewerb mit nichtgenossenschaftlichen konnte sich einen entscheidenden Startvorteil sichern. Firmen traten, sondern sich auch immer wieder un- Gemeinsam mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden tereinander Konkurrenz machten. Westdeutsche Ge- der MEGA Peter Marquardt führte Stüven eine rasche nossenschaftsunternehmen folgten allerdings anfangs Entscheidung innerhalb der MEGA Gremien herbei. oft ihren Prüfungsverbänden, um sich ein neues Ge- Parallel zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion schäftsgebiet im Osten zu erschließen. Da der Kieler eröffnete die MEGA ihren ersten neuen Standort in Prüfungsverband, dem die MEGA damals angehörte, Stralsund. Bereits am 3. Juli 1990 folgte, dank der frü- dem Anrainerprinzip folgend, Mecklenburg-Vorpom- hen Initiative der Kollegen aus Bremen, die Einweihung mern und das nördliche Brandenburg unter seine Fit- des Standortes MEGA Rostock. tiche nahm, war es naheliegend, dass das Hamburger Großhandelsunternehmen dorthin seine ersten Fühler ausstreckte.

106 107 Die Entwicklung der MEGA Logos 1922 bis 2013

Erstes Logo ab 1922 Anfang 1950er bis Anfang der 1960er Jahre 1950er Jahre 1950er Jahre

1950er Jahre 1960er Jahre ca. 1969 bis 1976 1976 bis 1988

Ab 1922 nutzte die MEGA erstmals eine Zeit lang ein grafisches Zeichen, um den Wiedererkennungswert zu steigern. Erst mit der zunehmend erfolgreichen Vermarktung eigener Produkte zu Beginn der 1950er Jahre begann eine intensive Suche nach einem dauer- haften Logo mit mehreren parallel verwendeten Varianten. Ab 1962 setzte sich eine Grundvariante durch, die bis 1988 – wenngleich in unterschiedlicher Farbgebung – Bestand hatte. Seit 1989 drücken die MEGA Raute und ihre Weiterentwicklungen gemeinsame Qualitätsansprüche und Zielsetzungen der inzwischen bundesweit 1989 bis Anfang 2007 2007 bis November 2011 Dezember 2011 bis heute tätigen Unternehmensgruppe aus.

108 109 Die MEGA Gruppe – Erfolgsgeschichte mit Zukunft 1901 bis 1958

Die MEGA Gruppe – Erfolgsgeschichte mit Zukunft

Wirtschaftswunder: Geschäftsaufschwung der MEGA nach der Wäh- rungsreform, auch durch den Zustrom vieler neuer Mitglieder bis weit nach Schleswig-Holstein hinein

Beginn: Produktion: Sieben Malermeister aus Mit der Anschaffung von Alt-Altona und Ottensen Farbmühlen und weiteren gründen den Einkaufsver- Gerätschaften werden ein der Maler zu Altona den Mitgliedern erstmals und Umgegend; tatkräf- selbst hergestellte MEGA tige Geburtshilfe leistet Produkte angeboten die Handwerker-Genos- senschaftskasse eGmbH Groß-Hamburg-Gesetz: Zusatzlager: Altona und bleibt – heute Aufteilung des Hamburger In der Viehhofstraße in Ham- als Hamburger Volksbank Markenzeichen: Marktes zwischen der MEGA burg werden Garagen und – die Hausbank der MEGA Die MEGA tritt erstmals und der Harburger Maler- ein Schwergutlager errichtet mit eigenem Logo auf einkaufsgenossenschaft

1901 1918 1921 1922 1924 1929 1933 1937 1943 1948 1954 1958

Ausdehnung: Erste Mitglieder aus Blankenese, Pinne- „Gleichschaltung“: „Feuersturm“: berg und Uetersen Wie alle anderen Weitreichende Zerstö- treten in die MEGA Genossenschaften rung des Firmengrund- ein, danach stetiger wird die MEGA in das stücks Schillerstraße und Zustrom aus der Provinz nationalsozialistische des neuen Lagerplatzes Schleswig-Holstein System eingegliedert; in Hamburg-Bahrenfeld ihre rasche formale Expansion: Anpassung ermöglicht Ab 1. Juli ist die MEGA Genossenschaft: Ausbau: zunächst eine erfolg- mit einem Standort in Umwandlung des Vereins Mit Hilfe von Mitglieder- reiche ökonomische Heide vertreten in Maler-Einkaufsgenos- Schuldscheinen wird die Weiterentwicklung, senschaft eGmbH zu Betriebsstätte Schiller- die im Krieg jäh Altona; neues Domizil straße erweitert; zugleich unterbrochen wird wird das Hinterhaus bekommt das „Altonaer in der Hamburger Maler-Amt von 1757“ dort Schillerstraße 10-12 einen eigenen Raum

110 111 Die MEGA Gruppe – Erfolgsgeschichte mit Zukunft 1962 bis 1994

Zwischenlösung: Nach der Fusion mit der miframa eG, Nürnberg, Brückenschlag: (gegründet 1948) mit 9 Stand- Durch die Verschmelzung orten in Bayern und einem in mit dem Farben- und Sachsen bedient die MEGA Lack-Großhandel Maler- Umzug: zeitweilig zwei voneinander Einkauf eG, Lüneburg Die MEGA verlagert getrennte Geschäftsgebiete (gegründet 1943), ist am 7. Dezember die MEGA erstmals im ihren Hauptsitz Gemeinschaftsbildung: nordöstlichen Nieder- in die Hamburger Die Fusion mit der Meilenstein: Flankenschutz: sachsen vertreten Behringstraße122 Maler-Einkauf eG Bremen Mit der Eröffnung des Mit dem Kauf der MKB (später erweitert um (gegründet 1904) ist der Standortes Hannover Mittelstandskreditbank Areal Nr. 120); eine Auftakt zur Bündelung beginnt die Erschließung AG beginnt ein neuer Phase ungebrochener der einschlägigen der niedersächsischen Abschnitt der MEGA Prosperität beginnt Kräfte im Norden Metropolregion Handwerksförderung

1962 1970 1975 1976 1977 1980 1982 1990 1992 1993 1994

Zentrale: Qualitätssicherung: Die MEGA zieht in ihr Auftakt der regelmäßi- heutiges Domizil in gen ISO-Zertifizierung der Fangdieckstraße in durch den Germa- Hamburg, das später nischen Lloyd mehrmals erweitert Norderweiterung: und modernisiert wird Durch die Fusion mit der Maler-Einkauf Kiel Osterweiterung: eG (gegründet 1923) mit Leistungsschau: Mit Stralsund beginnt Standorten in Kiel und Erstmals finden die Konzentration: die Gründung zahlrei- Flensburg ist die MEGA traditionsreichen Die Fusion mit der cher Standorte in den nun in ganz Schleswig- MEGA MESSEN im Maler-Einkauf eG Har- neuen Bundesländern Holstein vertreten neuen Congress burg (gegründet 1911) Centrum Hamburg bündelt die genossen- statt schaftlichen Kräfte im Großraum Hamburg

Flächenpräsenz: Eröffnung neuer Standorte und Präsenz in 14 Bundesländern

112 113 Die MEGA Gruppe – Erfolgsgeschichte mit Zukunft 1996 bis 2013

Bodenbeläge Bautechnik

Ergänzung: Kauf der Sprengstoff- und Kunststoff-Vertrieb Hessen GmbH, Marburg, Westerweiterung: (gegründet 1947) einem Fusion mit der FARB Bodenbelagsgroßhandel Umfirmierung: UNION Malerbedarf eG, und Bautechnik­spezial­isten Die MEGA Malereinkaufs­ Bielefeld (gegründet mit 6 Standorten in Hessen, genossenschaft e.G. wird 1911) mit 14 Standorten Sachsen und Thüringen zur MEGA eG in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen

Kernkompetenz: Erwerb der HABO Gruppe (gegründet 1967/1971), bestehend aus zwei Bodenbelagsgroßhänd- Süderweiterung: lern, mit insgesamt 8 Fusion mit der Maler- Branchenerweiterung: Logistikzentrale: Standorten in Nordrhein- Einkauf Karlsruhe eG Fusion mit der EGISTUCK Neubau Niederlassung Westfalen, Niedersachsen (gegründet 1907) Einkaufsgenossenschaft Hannover inklusive und Sachsen-Anhalt mit 7 Standorten in der Stukkateurmeister eG, Zentrallager für die Baden-Württemberg Stuttgart (gegründet 1919) gesamte MEGA Gruppe

SKV GmbH Ockershäuser Allee 38 Geschäftsführer: HRB 2322 AGt Marburg Sparkasse Marburg - Biedenkopf VR Genossenschaftsbank Fulda eG 35037 Marburg Dr. Wolfgang LampeŸDietmar Diester Ust.- ID DE 209252330 (BLZ 533 500 00) Kto. 36 340 (BLZ 530 601 80) Kto. 11 60 222 Telefon 0 64 21 / 3 06 -0 Kurt LangerfeldtŸThorsten Bischof Commerzbank AG Marburg Postbank Frankfurt/Main Telefax 0 64 21 / 3 06 -1 20 (BLZ 533 400 24) Kto. 39 39 881 (BLZ 500 100 60) Kto. 569 080-607 Marburg Ÿ Kassel Ÿ Fulda Ÿ Frankfurt Ÿ Jena Ÿ Chemnitz

1995 1996 1998 2000 2003 2006 2008 2009 2010 2012 2013

Qualitätsmarke: Ver- schmelzung der HACOTEX BOTEX GmbH mit der Verdichtung: Kooperation: MEGA eG. Aus HABO Erwerb der ORTH Gruppe, Der oberbayerische Standorten werden Köln, (gegründet 1938), einem Farbengroßhandel MEGA Standorte Bodenbelagsspezialisten mit Murschhauser GmbH, Integration: 5 Standorten in Nordrhein- Traunstein (gegründet Kooperation: Die Heinrich Hoffmann Westfalen und Rheinland-Pfalz 1911) wird Kooperati- Der Farbengroßhandel GmbH wird nach Präsenzausbau: onspartner, 2010 erfolgt RAFA GmbH, Köln dem Erwerb zunächst Übernahme der Diedrich eine Kapitalbeteiligung (gegründet 1904) eigenständiges Toch- Malerzentrum GmbH der MEGA an der wird unter Kapitalbe- terunternehmen und und Eröffnung der MEGA Murschhauser GmbH teiligung der MEGA später zum MEGA Standorte Braunschweig, Kooperationspatner Standort Holzminden Magdeburg und Wolfsburg

Flächenpräsenz: Eröffnung neuer Standorte und Präsenz in 14 Bundesländern

114 115 Anmerkungen zu Kapitel 1

Anmerkungen zu Kapitel 1 und das Geschäftsgebaren der Handwerker-Einkaufsgenossen- Jahren 1923 und 1924. Erläuterungen zu den statistischen 23 Ebd.: Protokoll vom 14. April 1904. Die Aufstellung erfolgte schaften unter besonderer Berücksichtigung der Wirkung auf Jahres-Übersichten der Stadt Altona. Im Auftrage des Magistrats anlässlich der Inventur. ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Großhandel, (Diss.) bearbeitet von Dr. Robert Kirchhoff, Altona [1925]. 24 Ebd.: Protokoll vom 13. Dezember 1902. Frankfurt/M. 1931; Hans Crüger: Rohstoffgenossenschaften der 5 [Paul Th. Hoffmann]: Neues Altona 1919–1929. Zehn Jahre 25 Ebd.: Protokoll vom 14. Oktober 1905. 1 Förderverein Hermann Schulze-Delitzsch: Hermann Schulze- Handwerker, Berlin 1896; Ders.: Grundlehren und Erfahrungen Aufbau einer deutschen Großstadt. Dargestellt im Auftrage des Delitzsch. Weg – Werk – Wirkung, Neuwied 2008; Hermann der Handwerkergenossenschaften, Berlin 1910; H. Gatz: Das Magistrats der Stadt Altona von Paul Th. Hoffmann, Jena 1929, 26 Ebd.: Protokoll vom 8. Mai 1903. Schulze-Delitzsch: Vorschußvereine als Volksbanken. Praktische Handwerk und seine Genossenschaften, (Genossenschaftliche S. 536. 27 Ebd.: Protokoll vom 14. Februar 1903. Anweisung zu deren Gründung und Einrichtung, Leipzig 1855; Mi- Praxis Heft 10) Berlin 1925; J. Plaumann: Großhandel und 6 Staatsarchiv Hamburg (im Folgenden StAHH), Bestand 424-82/1: 28 Ebd.: Protokolle vom 14. November und 5. Dezember 1903. chael Klein: Leben, Werk und Nachwirkung des Genossenschafts- Handwerkereinkaufsgenossenschaften, (Diss.) Breslau 1923; Altonaer Maleramt von 1757 bis 1937: Findbuch, hier Vorbemer- gründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888), dargestellt Hanel, Einkaufgenossenschaften (wie Anm. 8), S. 173–178, 29 Ebd.: Protokolle vom 9. Februar und 30. November 1906. kung zur Geschichte des Maleramtes, 1974. im Zusammenhang mit dem deutschen Protestantismus, Bonn 238–242; Hans-Jürgen Brink: Die Einkaufsgenossenschaften des 30 Ebd.: Protokoll vom 5. Dezember 1903. Handwerks in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklung, 7 Altonaer Adreßbuch für 1901, Altona; Joachim Germann: Das 1999; Friedrich Wilhelm Raiffeisen: Die Darlehnskassen-Vereine 31 Ebd.: Protokoll vom 11. November 1905. als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung, sowie Organisation, Arbeitsweise und wirtschaftliche Bedeutung, Köln, Altonaer Maleramt von 1756, in: Ders.: Die Malerzunft in auch der städtischen Handwerker und Arbeiter, Neuwied 1866. Opladen 1967. Hamburg von 1375–1864, Hamburg o. D. [um 2002], S. 171–197, 32 Ebd.: Protokolle vom 16. Januar, 11. Juni, 10. September und hier S. 192–195. 12. November 1904. 2 Hans Stolze: Das Malerhandwerk auf dem Wege der Organisation, 10 Robert Niehaus: Strukturwandel im Einzelhandel, o. O. [1956] (Diss.) Hannover 1911, S. 39. (Deutscher Industrie- und Handelstag. Schriftenreihe Heft 42), 8 Archiv der MEGA eG (im Folgenden AM), Protokollbuch des 33 Ebd.: Protokolle vom 10. und 30. November 1906. S. 17. Einkaufs-Vereins der Maler zu Altona und Umgegend 1901–1918: 3 1867 war erstmals ein Gesetz für die Erwerbs- und Wirtschaftsge- 34 Ebd.: Protokolle vom 21. Dezember 1907, 18. und 30. Januar 1908. Protokoll vom 3. Februar 1902. In ihm wurden rückblickend die nossenschaften – zu denen auch die Rohstoff- und Einkaufsge- 11 Schnyder, Rohstoffassoziation (wie Anm. 5), S. 4. 35 Ebd.: Protokoll vom 12. August 1905. Gründungsphase 1901 mit den drei Vorbesprechungen und der nossenschaften gehörten – eingeführt worden, welches jedoch 12 Über die frühe Geschichte siehe Carl Fr. Hansen: 1375–1950. Gründungsversammlung sowie die beiden ersten Versammlun- 36 Ebd.: Protokoll vom 28. August 1905. nur für Preußen und seine Provinzen galt. Vgl. dazu auch das Malerinnung Hamburg in 575 Jahren. Ein Streifzug durch die gen im Januar und Februar 1902 festgehalten. Schriftführer war 37 Verband der Maler, Lackierer, Anstreicher, Tüncher und Weißbin- Preußische Gesetz betreffend die privatrechtliche Stellung der Geschichte des Malerhandwerks, seiner kulturellen, wirtschaft- Robert Maack. der Deutschlands (Hrsg.): Jahrbuch 1915, Hamburg 1916, S. 30. Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften vom 27. März 1867 lichen, sozialen Aufgaben und Leistungen. Der Malerinnung 9 StAHH, Bestand Amtsgericht Altona 424-111, Genossenschafts- nebst den Einführungs-Verordnungen vom 12. Juli, 12. August Hamburg aus Anlaß ihres 575jährigen Bestehens gewidmet am 38 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler zu register Da 18, Band 1, 1900–1919: Eintrag der Handwerker- und 22. September 1867 und den Ministerial-Instruktionen St.-Lukas-Tag 1950, Hamburg 1950, S. 5–20. Altona und Umgegend 1901–1918: Protokoll vom 22. Juli 1916. vom 2. Mai, 10. August, 25. September und 26. Oktober 1867. Genossenschaftskasse eGmbH Altona unter GnR 7 am 11. März 13 Erich Lüth: 600 Jahre Maler in Hamburg, hrsg. von der Maler- und 39 Ebd.: Protokoll vom 24. Juli 1915. Mit Einleitung und Erläuterungen zum praktischen Gebrauch 1901; Altonaer Tageblatt – Ottenser Nachrichten vom 13. und Lackierer-Innung, Hamburg 1975. 40 Ebd.: Protokoll vom 8. Januar 1916. für Juristen und Genossenschaftler herausgegeben von Ludolf 19. Februar 1927. Parisius (Gardelegen), Berlin 1868. 1868 wurde dieses Gesetz auf 14 Hansen, 575 Jahre Malerinnung Hamburg (wie Anm. 12), 10 Zu den Handwerkerbanken siehe auch Arnd H. Kluge: Geschichte 41 Ebd.: Protokoll vom 13. Januar 1917. den Norddeutschen Bund übertragen. Nach der Reichsgründung S. 20–43. der deutschen Bankgenossenschaften. Zur Entwicklung mitglie- 42 Ebd.: Protokoll vom 26. Januar 1918. 1871 setzten sich führende Genossenschaftsvertreter wie 15 Ebd., S. 62. derorientierter Unternehmen, Frankfurt/M. 1991, S. 376–377. 43 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I Hermann Schulze-Delitzsch dafür ein, dieses Gesetz zu über- 16 Konrad Gatz: Ein Jahrtausend Maler und Lackierer. Kulturgeschich- 11 Dazu auch: 60 Jahre Gemeinschafts- und Genossenschaftsleben. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: arbeiten und zu modifizieren. Mit dem Genossenschaftsgesetz te eines Handwerks, Stuttgart 1994, S. 227. MEGA 1901 – 1918 – 1961. Malereinkaufsgenossenschaft eGmbH Protokoll vom 19. Februar 1918, Vordruck des Hauptverbandes vom 1. Mai 1889 wurde erstmals eine gesetzliche Grundlage für 17 Gatz, Ein Jahrtausend Maler und Lackierer (wie Anm. 16), Hamburg-Altona, [hrsg. von der Malereinkaufsgenossenschaft deutscher gewerblicher Genossenschaften mit handschriftlichen das gesamte Deutsche Reich geschaffen. Dazu Reichsgesetzblatt eGmbH Hamburg-Altona, Hamburg 1961], S. 3–8. Zur Geschichte Eintragungen. 1889, S. 90 ff. S. 203–225. der MEGA eG auch Erich Lüth: 600 Jahre Maler in Hamburg, 44 In die Genossenschaftsregister beim Amtsgericht – in der Regel 4 Josef Schmid / Oliver Leibbrand: Vertrauen als Schlüssel des 18 L. Hüttmann: Der Gipser als Zementierer, Tüncher und Stuckateur hrsg. von der Maler- und Lackierer-Innung, Hamburg 1975, wie auch als Maler, Lackierer, Vergolder, Versilberer, Bronzierer und bis in die 1960er Jahre große Bücher – wurden alle Genossen- Erfolgs. 150 Jahre genossenschaftliches Bankwesen in den S. 243–250. schaften nach ihrem Gründungsdatum fortlaufend handschriftlich Kreisen Ostholstein und Plön, hrsg. von der VR Bank Ostholstein Tapezierer. Praktisches Hand- und Hilfsbuch, 2. Aufl. Weimar 1883 (Reprint: Hannover 1996); Siegfried Leixner / Adolf Raddatz: Der 12 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler zu eingetragen: So war die Maler-Einkaufgenossenschaft Altona Nord – Plön eG, Neustadt 2010, S. 6 ff.; Barbara Günther: „150 Altona und Umgegend 1901–1918: Protokoll vom 3. Februar 1902. die fünfzigste Genossenschaft in Altona. Als durch Gebietsver- Jahre Antrieb für die Region“. Die Volksbank Helmstedt eG und Stukkateur. Handbuch für das Gewerbe, 3. Aufl. Stuttgart 1995. 13 StAHH, Bestand Amtsgericht Altona 424-111, Vereinsregister Da änderungen wie dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 mit seinen ihre Vorgängergenossenschaften 1860–2010, hrsg. von der 19 Bodenleger: URL:http.//de.wikipedia.org/wiki/Bodenleger [Abruf 16, Band 1, 1900–1912. In diesem Register ist der Einkaufs- umfangreichen Eingemeindungen auch die Amtsgerichtsbezirke Volksbank Helmstedt eG, Helmstedt 2010, S. 20–22, 84–86; vom 18. Oktober 2012]. Verein der Maler zu Altona und Umgegend nicht eingetragen. andere Zuschnitte und Zuständigkeiten bekamen, wurde in der Barbara Günther / Josef Schmid: Die Prignitzer und ihre Kreditge- Folge für Groß-Hamburg ein einziges Genossenschaftsregister 14 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler zu nossenschaften, hrsg. von der Volks- und Raiffeisenbank Prignitz geführt. Die aus Altona, Harburg und Wandsbek übernommenen Altona und Umgegend 1901–1918: Protokoll vom 3. Februar 1902. eG, Perleberg 2011, S. 13–22. Genossenschaften wurden integriert und bekamen andere 5 Dazu auch Sebastian Schnyder: Von der Rohstoffassoziation zur 15 Paul Richters wurde ab 1903 zunächst zum Schriftführer, 1907 zum Registernummern zugewiesen. So ist die MEGA eG bis heute Fullservice-Genossenschaft. Zur Entwicklung und zum Stand der Kassierer und 1908 dann zum Vorsitzenden gewählt. unter ihrer neuen GnR 837 zu finden. Einkaufsgenossenschaften des Handwerks, in: Zeitschrift für das Anmerkungen zu Kapitel 2 16 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler 45 Für ein Roggenbrot von 1,5 Kilogramm – ein Grundnahrungsmittel gesamte Genossenschaftswesen 47 (1997) 1, S. 4–19, hier zu Altona und Umgegend 1901–1918: Protokolle vom 3. Februar, – bezahlte man wegen der kriegsbedingten Inflation im Februar S. 9–10. 7. März und 4. April 1902. 1918 bereits knapp 70 Pfennig, während es 1914 noch etwa die 6 Karl Hans Keller: Einkaufsgenossenschaften als Beschaffungsorgan Hälfte gekostet hatte. 1 Anthony McElligot: Altona vor dem Ersten Weltkrieg. Zur 17 AM, MEGA eG, Satzungen des Einkaufs-Vereins der Maler zu des Handwerks, (Diss.) Nürnberg 1956, S. 12–13. wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung, Altona und Umgegend, 7. März 1902. 46 StAHH, Bestand 424-111, Amtsgericht Altona, Genossenschaftsre- 7 Robert Nieschlag: Strukturwandel im Großhandel, [Bonn 1956] in: Arnold Sywottek (Hrsg.): Das andere Altona. Beiträge zur 18 Ebd. gister Da 18, Band 1, 1900–1919: Eintrag der Maler-Einkaufsge- (Deutscher Industrie- und Handelstag. Schriftenreihe Heft 42), S. 15. nossenschaft eGmbH Altona unter GnR 50 am 20. März 1918. Alltagsgeschichte, Hamburg 1984, S. 22–38, hier S. 31–32. 19 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler zu 8 Alfred Hanel: Die Einkaufsgenossenschaften des Handwerks 2 Ebd., S. 25. Altona und Umgegend 1901–1918: Protokoll vom 13. September 47 AM, MEGA eG, Protokollbuch des Einkaufs-Vereins der Maler zu in den Ländern der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Altona und Umgegend 1901–1918: Protokoll vom 10. Juli 1918. 3 Wolfgang Vacano / Hans Koch: Altona – eine Stadt der Arbeit und 1902. Marburg/Lahn 1962, S. 240–241. der Handwerker im Wandel der Geschichte, in: Wolfgang Vacano / 20 Ebd.: Protokoll ohne Datum zwischen den Protokollen vom 8. Mai 48 Altonaer Tageblatt vom 24. Februar 1919: Bilanz 1918; AM, MEGA 9 Genossenschaftslexikon, hrsg. von Eduard Mändle und Walter Kurt Dohrmann (Hrsg.): Altona. Hamburgs historisches Kleinod und 11. September 1903. eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I der Maler- Swoboda, Wiesbaden 1992, S. 334–335. Zu Einkaufsgenos- Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: Protokoll mit Zukunft, Hamburg o. D., S. 71–81, hier S. 72. 21 Ebd.: Protokoll vom 28. November 1902. senschaften siehe auch Gotthold Schwamm: Die Organisation vom 19. Februar 1919. 4 Dazu auch [Robert Kirchhoff]: Die Entwicklung Altonas in den 22 Ebd.: Protokoll vom 28. November 1902.

116 117 Anmerkungen zu Kapitel 2

49 Amtsgericht Hamburg (im Folgenden AG HH), GnR 837 (vormals Protokolle vom 13. Februar und 24. April 1924. Protokoll vom 11. März 1929; AM, MEGA eG, Protokollbuch 109 Ebd.: Protokoll vom 18. November 1930; AM, MEGA eG, Proto- GnR 50 des Amtsgerichts Altona), Registerakte der Maler- 69 Ebd.: Protokoll vom 17. März 1921; AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft kollbuch der Generalversammlungen I der Maler-Einkaufsgenos- Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona, Band 1: Schreiben der der Aufsichtsratssitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 22. März, 22. August, 21. September, senschaft eGmbH Altona 1918–1943: Protokolle vom 21. Januar MEGA an das Amtsgericht Altona vom 28. Februar 1919. Der 1920–1931: Protokoll vom 6. März 1924. 7. November 1928, 13. Februar und 7. März 1929. 1935, 28. Januar 1938. Briefkopf des Anschreibens enthält die beiden Geschäftsadres- 70 Ebd.: Protokolle vom 7. Mai, 5. Juni und 5. Dezember 1924. 86 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 110 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der sen der MEGA. 20. Juli 1932, 12. Januar, 14. März, 12. September, 10. Oktober Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 71 Ebd.: Protokolle vom 17. November 1927 und 13. September 1929. 50 Altonaer Adreßbuch 1920, bearb. und hrsg. von H. W. Köbner & 1934, 9. Oktober 1935, 9. September 1936, 17. Februar 1937. 28. November, 11. Dezember 1929, 16. Januar 1930; 60 Jahre Co. GmbH, S. 135–IV. 72 Ebd.: Protokoll vom 11. März 1925; 25 Jahre Handwerkskammer 87 Germann, Malerzunft (wie Anm. 7), S. 194. MEGA (wie Anm. 11), S. 14. Altona. Führer durch die Handwerks- und Gewerbeschau 1925, 51 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 111 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle hrsg. von der Handwerkskammer Altona, [Altona 1925], S. 123, 88 Verband der Maler, Filiale Hamburg: Geschäftsbericht über das Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom vom 10. September, 13. Oktober und 10. November 1937, 140–141; Altonaer Tageblatt – Ottenser Nachrichten vom 3. April, Jahr 1930, Hamburg 1931, S. 8 und 15. 3. Dezember 1920 und 21. Januar 1921. 9. November und 14. Dezember 1938; AM, MEGA eG, Protokoll 89 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 9. und 25. Mai 1925. der Vorstandssitzungen 1932–1945: Protokoll vom 11. November 52 Ebd.: Protokoll vom 4. Februar 1921. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 73 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 1938. 53 Ebd.: Protokoll vom 2. März 1923. Protokoll vom 10. Mai 1928. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 112 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 54 Ebd.: Protokoll vom 3. Juni 1921. 90 Ebd.: Protokoll vom 22. August 1928. Protokoll vom 29. März 1928. 10. November 1937, 9. Februar und 4. Dezember 1938. 55 Altonaer Adreßbuch 1922, bearb. und hrsg. von H. W. Köbner & 91 Ebd.: Protokoll vom 7. März 1929. 74 AG HH, GnR 837 (vormals GnR 50 des Amtsgerichts Altona), 113 60 Jahre MEGA (wie Anm. 11), S. 16–17. Co. GmbH., S. 131–IV. Registerakte der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona, 92 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 114 Konrad Gatz: Ein Jahrtausend Maler und Lackierer. Kulturge- 56 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Band 1: Schreiben der MEGA an das Amtsgericht Altona von Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokoll vom 13. Juli schichte eines Handwerks, Stuttgart 1994, S. 229. Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 1919 bis 1942. 1927. 115 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 4. August und 27. Oktober 1922. 75 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 93 Ebd.: Protokoll vom 6. März 1931; AM, MEGA eG, Protokollbuch 19. April, 17. Mai, 16. Juni und 12. Juli 1933. 57 Ebd.: Protokolle vom 15. September und 10. November 1922. Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom der Generalversammlungen I der Maler-Einkaufsgenossenschaft 25. Oktober, 14. und 26. November 1923. 116 AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen 1932–1945: 58 Ebd.: Protokoll vom 14. Januar 1921. eGmbH Altona 1918–1943: Protokoll vom 18. März 1931; AM, 76 Dazu auch 70 Jahre MALEG 1919–1989. Einkaufsgenossenschaft MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen der Maler-Einkaufs- Protokoll vom 19. April 1934. 59 Ebd.: Protokolle vom 3. Juni und 18. Juli 1922. der Maler zu Lübeck e.G., [hrsg. von der MALEG, Lübeck 1989], genossenschaft Altona 1925–1932: Protokoll vom 27. Juli 1932. 117AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 60 Ebd.: Protokolle vom 4. und 25. August, 1. September, 1., 4. und S. 26: Schreiben der HEKA mit Briefkopf und Stempel vom 94 Ebd.: Protokoll vom 12. Dezember 1931. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 18. November sowie 1. Dezember 1922. 8. Juni 1932. Protokoll vom 28. Januar 1938. 95 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 61 Ebd.: Protokolle vom 14. Februar, 11. April, 16. Mai und 77 Dazu auch Hans Radandt: Zu einigen Problemen aus der Geschich- Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokoll vom 118 Ebd.: Protokolle vom 28. Januar 1933, 22. Februar 1934; AM, 15. August 1923. te der Monopolvereinigungen der Rügener Kreideindustrie, in: 23. März 1931. MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokoll vom Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte II-III/1964, S. 215–239, hier S. 16. Januar 1935. 62 Ebd.: Protokoll vom 6. Oktober 1923. 96 Ebd.: Protokoll vom 17. März 1930. 226–227. 119 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I der 63 Aus welchen Gründen beide Vorstände kündigten, lässt sich 97 Ebd.: Protokoll vom 23. März 1931. anhand der Protokolle nicht nachweisen. Die nachfolgenden 78 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: Proto- Aufsichtsratsprotokolle weisen aber auf Unstimmigkeiten mit Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 98 Ebd.: Protokolle vom 16., 17. Juni 1930 und 23. März 1931. kolle vom 22. Februar 1934, 21. Januar 1935, 5. Februar 1937, 20. dem Aufsichtsrat und seinem Vorsitzenden hin. AM, MEGA 12. August, 11. September 1924 und 10. Februar 1925. 99 Ebd.: Protokolle vom 23. März und 23. April 1931. Januar 1939; AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 13. Februar und 13. November 1935. eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Maler- 79 Ebd.: Protokolle vom 16. April, 11. August, 10. September und 100 Ebd.: Protokolle vom 23. April, 10. und 22. Juni 1931. Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 30. Juni, 9. Dezember 1925; AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssit- 120 Ebd.: Protokoll vom 2. Oktober 1940; AM, MEGA eG, Protokoll 101 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 7. Juli, 10. Oktober, 24. und 25. November, 8. Dezember 1922; zungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft Altona 1925–1932: der Vorstandssitzungen 1932–1945: Protokoll vom 13. November der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I Protokolle vom 4. August und 1. Dezember 1925. 1934. Protokolle vom 22. April und 30. September 1932. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 80 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I der 121 Ebd.: Protokolle vom 15. November 1933 und 22. November Protokoll vom 12. Dezember 1922. Nach der Generalversamm- 102 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: Proto- 1935. lung kündigte auch die Kontoristin Anna Richters. Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom kolle vom 6. März und 5. Juni 1924, 9. Januar 1925, 9. Dezember 18. November 1930, 10. Juni 1931; AM, MEGA eG, Protokoll der 122 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 64 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 1925, 27. Januar 1927; AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstands- Vorstandssitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft Altona 12. Juli, 6. September und 11. Oktober 1939. Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom sitzungen der Maler-Einkaufsgenossenschaft Altona 1925–1932: 1925–1932: Protokoll vom 12. Dezember 1931. 123 AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen 1932–1945: 14. Januar, 24. März, 24. Juni, 16. September, 28. Oktober, Protokolle vom 1. Dezember 1925, 30. Juni und 14. Dezember Protokoll vom 15. Dezember 1937. 9. Dezember 1921, 3. März, 2. und 23. Juni, 28. Juli, 10. No- 1926. 103 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der vember 1922; AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalver- Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokoll vom 124 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokoll vom 81 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der sammlungen I der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 23. April 1931; AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalver- 13. November 1935. Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 1918–1943: Protokoll vom 3. April 1922. sammlungen I der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 13. Februar 1929. 125 AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen 1932–1945: 1918–1943: Protokoll vom 18. März 1931. 65 Ebd.: Protokoll vom 3. April 1922. Hier taucht erstmals die Abkür- Protokoll vom 31. Juli 1936. 82 AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen der Maler-Ein- zung auf, mit der die MEGA später ihre Briefköpfe schmücken 104 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom kaufsgenossenschaft Altona 1925–1932: Protokolle vom 30. Juni 126 60 Jahre MEGA (wie Anm. 11), S. 16. sollte. 9. März, 11. Mai und 8. Juni 1932. und 14. Dezember 1926, 14. September und 28. Dezember 1927, 127 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1931–1940: Protokolle vom 105 Ebd.: Protokolle vom 14. Oktober und 11. November 1931, 66 AG HH, GnR 837 (vormals GnR 50 des Amtsgerichts Altona), 7. Februar 1928. 11. September, 15. Dezember 1933, 11. November 1936. Registerakte der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona, 20. Januar 1932. 83 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 128 Ebd.: Protokolle vom 14. September 1938, 8. März, 14. Juni und Band 1: Schreiben der MEGA an das Amtsgericht Altona vom 106 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 11. Oktober 1939. 22. November 1923. Protokolle vom 5. April 1924 und 11. März 1925. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 129 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I der 67 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der Protokolle vom 17. März 1921 und 9. März 1923. 84 AM, MEGA eG, Protokoll der Vorstandssitzungen der Maler- Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: Proto- Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 14. 107 60 Jahre MEGA (wie Anm. 11), S. 14. Einkaufsgenossenschaft Altona 1925–1932: Protokolle vom koll vom 21. Januar 1940; AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll und 26. November, 8. Dezember 1923, 10. und 31. Januar 1924. 24. August 1926, 18. und 24. Februar 1927. 108 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Aufsichtsratssitzungen der 1931–1940: Protokolle vom 8. November und 6. Dezember 1939. 68 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I Maler-Einkaufsgenossenschaft 1920–1931: Protokolle vom 85 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 130 60 Jahre MEGA (wie Anm. 11), S. 16–17. der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 23. Dezember 1921, 25. August 1922 und 16. Mai 1923.

118 119 Anmerkungen zu Kapitel 3

131 AM, MEGA eG, Protokollbuch der Generalversammlungen I 11 Ebd.: Protokolle vom 27. November 1946, 27. Februar und 42 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 1.10.1966–23.3.1976: 21 AM, MEG Bremen, Personal-, Schuld- und Mietakte 1912–1965: der Maler-Einkaufsgenossenschaft eGmbH Altona 1918–1943: 15. Juni 1948. Protokoll vom 11. November 1975. Kündigungsschreiben an Vermieter August Abbehusen vom Protokolle vom 22. Februar 1941, 19. Februar 1943. 12 60 Jahre Gemeinschafts- und Genossenschaftsleben. MEGA 1901 43 Ebd.: Protokoll vom 20. Mai 1975; Geschäftsberichte 1974 und 27. März 1932. 132 Zu den Auswirkungen des Feuersturms auf Altona siehe auch – 1918 – 1961. Malereinkaufsgenossenschaft eGmbH Hamburg- 1975. 22 Hartmut Müller / Günther Rohdenburg (Hrsg.): Kriegsende in Augenzeugenberichte über die zerstörten Stadtteile. Vilma Altona, [hrsg. von der Malereinkaufsgenossenschaft eGmbH 44 Hans-Jürgen Brink: Die Einkaufsgenossenschaften des Handwerks Bremen, Bremen 1995. Mönckeberg-Kollmar: Von Blankenese nach Hamburg und Hamburg-Altona, Hamburg 1961], S. 21–22; AM, Aufsichts- in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklung, Organisation, 23 AM, MEG Bremen, Personal-, Schuld- und Mietakte 1912–1965: zurück, in: Die Hamburger Katastrophe im Sommer 1943 in ratsprotokoll 1941–1950: Protokoll vom 16. Juli 1948. Arbeitsweise und wirtschaftliche Bedeutung, Köln, Opladen Anstellungsvertrag für Ludwig Hashagen, 30. Dezember 1950. Augenzeugenberichten, bearb. von Renate Hauschild-Thiessen, 13 Ebd.: Protokolle vom 12. Januar 1946, 3. November 1948, 17. Juni, 1967, S. 31 ff.; Gatz: Ein Jahrtausend Maler und Lackierer (wie 24 Ebd. Hamburg 1993, S. 52–58, hier S. 53–54; Louise Solmitz: Altona 25. August und 9. September 1949. Anm. 19), S. 202 ff.; Hanel, Die Einkaufsgenossenschaften des 25 AM, MEG Bremen, Vorstands- und Aufsichtsratssitzung am 12. August 1943, in: Ebd., S. 261–263. Handwerks (wie Anm. 34), S. 173 ff. 14 Ebd.: Protokolle vom 16. Juli und 21. September 1948. 1950–1962: Protokoll vom 27. November 1953. 133 60 Jahre MEGA (wie Anm. 11), S. 18; AM, MEGA eG, Auf- 15 AM, MEGA eG, Generalversammlungen 1944–1966: Protokoll 45 Gatz, Ein Jahrtausend Maler und Lackierer (wie Anm. 19) S. 237. sichtsratsprotokoll 1941–1950: Protokoll vom 22. August 1941, 26 Ebd.: Protokoll vom 5. Juni 1953. vom 8. Mai 1951. 46 75 Jahre MEGA (wie Anm. 16), S. 23. 15. November 1944. 27 Ebd.: Protokolle vom 26. März 1954, 4. Februar und 1. Juli 1955. 16 75 Jahre MEGA, hrsg. von der Malereinkaufsgenossenschaft eG, 47 Guder: Die Maler-Einkaufsgenossenschaften. Eine Erläuterung 134 Ingo Stüben: Das deutsche Handwerk. Eine Säule der Wirtschaft 28 Ebd.: Protokolle vom 6. Juli 1962 bis 28. September 1962. Hamburg 1976, S. 19. ihrer Methoden und Ziele, Broschüre o. O. o. J., S. 1 ff.; im Wandel, Hamburg 2006, S. 75–95. 29 AM, MEG Bremen, Vorstands- und Aufsichtsratssitzung 17 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 1.10.1966–23.3.1976: Sebastian Schnyder: Von der Rohstoffassoziation zur Fullservice- 135 Lüth, 600 Jahre Maler (wie Anm. 11), S. 187. 1962–1972: Protokoll vom 14. September 1970. Protokoll vom 13. Februar 1968. Genossenschaft. Zur Entwicklung und zum Stand der Einkaufsge- 136 Mitteilungen für das Hamburger Handwerk, hrsg. von der nossenschaften des Handwerks, in: Zeitschrift für das gesamte 30 Ebd.: Protokoll vom 4. Mai 1971. 18 60 Jahre MEGA (wie Anm. 12), S. 21. Handwerkskammer zu Hamburg, Jahrgang 2/Nr. 17, 9/1947. Genossenschaftswesen 47 (1997) 1, S. 4–19, hier S. 4 ff. 31 AM, MEG Bremen, Handakte von Ewald Langbein: Verhandlungs- 19 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 28.2.1955–22.8.1966: 137 Zur Flüchtlingsproblematik in Hamburg siehe auch Evelin Glensk protokolle Juni/Juli 1973, handschriftliche Notiz. Protokolle vom 2. Dezember 1959 und 28. März 1962; Konrad / Rita Bake / Oliver von Wrochem: Die Flüchtlinge kommen. Gatz: Ein Jahrtausend Maler und Lackierer. Kulturgeschichte 32 AM, MEGA: Geschäftsbericht 1975, S. 11. Ankunft und Aufnahme in Hamburg nach Kriegsende, Hamburg eines Handwerks, Stuttgart 1994, S. 237. 1998. 33 AM, MEGA: diverse Geschäftsberichte 1984 ff. 20 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 28.2.1955–22.8.1966: 138 Lüth, 600 Jahre Maler (wie Anm. 11), S. 188. 34 Klaus Dützmann: Lüneburgs Wirtschaftsentwicklung im Protokoll vom 11. Oktober 1963. 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung Lüneburger 139 Zur Lage des Handwerks in Hamburg-Altona siehe auch Vacano / Anmerkungen zu Kapitel 4 21 Ebd.: Protokolle vom 29. August 1962 und 29. Mai 1963. Familienbetriebe, in: Werner H. Preuß (Hrsg.): Stadtentwicklung Koch, Altona (wie Anm. 3), S. 76–78. und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert, Husum 2001, 22 Interview Manfred Klemmer vom 15. März 2012; Interview mit 140 Gatz, Ein Jahrtausend Maler und Lackierer (wie Anm. 114), S. 13–26. Herbert Havemann vom 14. Februar 2012. S. 236. 1 Zitiert nach MEGA intern 1/2013. 35 Amtsgericht Lüneburg, Genossenschaftsregister GnR 115 (früher 23 Interview Manfred Klemmer vom 15. März 2012. 2 Interview mit Robert Woldt vom 7. Juni 2012. GnR 70). 24 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 1.10.1966–23.3.1976: 36 25 Jahre Maler-Einkauf Lüneburg. Ein Gemeinschaftsunternehmen Protokoll vom 20. September 1967. 3 75 Jahre MEGA, hrsg. von der Malereinkaufsgenossenschaft eG, Hamburg 1976, S. 21 f. des Malerhandwerks, Broschüre, [hrsg. von der Farben- & Lack- 25 Ebd.: diverse Protokolle 1957 ff. Großhandel Maler-Einkauf eG Lüneburg, Lüneburg 1971], S. 7. 4 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1977, S. 14. 26 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1982, S. 29. 37 AM, MEG Lüneburg, Protokollbuch der Generalversammlung Far- Anmerkungen zu Kapitel 3 5 Interview mit Otto Riewesell vom 16. Februar 2012. 27 60 Jahre MEGA (wie Anm. 12), S. 29. ben- & Lack-Grosshandel Maler-Einkauf eG Lüneburg: Protokolle 6 Interview mit Herbert Havemann vom 14. Februar 2012. 28 Ebd., S. 28. vom 18. März 1966 und 30. Juni 1967. 7 Interview mit Roland Berndt vom 24. April 2012. 29 AM, MEGA eG, Protokollbuch Generalversammlung 1944–1977: 38 AM, MEG Lüneburg, Protokollbuch der Generalversammlung 1 Zu den frühen Nachkriegsjahren der MEGA eG siehe auch Erich Protokoll 47. Generalversammlung 1967. 8 Interview mit Peter Lagemann vom 27. Februar 2012. Farben- & Lack-Grosshandel Maler-Einkauf eG Lüneburg: Lüth: 600 Jahre Maler in Hamburg, hrsg. von der Maler- und Protokoll vom 17. April 1964. 30 Ebd.: Protokolle 1962 ff. 9 Verschiedene Zeitzeugenaussagen am 27. Februar 2012. Lackierer-Innung, Hamburg 1975, S. 187–191. 39 25 Jahre Maler-Einkauf Lüneburg (wie Anm. 35), S. 11. 31 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 28.2.1955–22.8.1966: 10 Der Spiegel Nr. 39/1979, S, 36. 2 AM, MEGA eG, Generalversammlung 1944–1966: Protokolle vom 40 AM, MEG Lüneburg, Protokollbuch der Generalversammlung Protokoll vom 2. Dezember 1959. 11 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1982, S. 29–31; 125 Jahre 11. Mai 1946, 26. April 1947. Farben- & Lack-Grosshandel Maler-Einkauf eG Lüneburg: 32 Ebd.: Protokoll vom 16. Juni 1959. Maler Grill. Kurzgefasste Geschichte der Pinneberger Familie Protokoll vom 22. August 1974. 3 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1941–1950: Protokoll vom Grill und ihres Handwerks, hrsg. von der Alexander Grill GmbH, 33 Ebd.: Protokoll vom 13. Mai 1965; Protokollbuch Generalversamm- 9. Oktober 1945. Broschüre, Pinneberg 2000, S. 24–40. 41 Ebd.: Protokolle vom 18. März 1966 und 22. August 1974. lung 1944–1977: Protokoll 46. Generalversammlung 1966. 4 Zur Flüchtlingsproblematik in Hamburg siehe auch Evelin Glensk / 12 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1984, S. 9, und Geschäftsbe- 42 Ebd.: Protokoll vom 22. August 1974. Rita Bake / Oliver von Wrochem: Die Flüchtlinge kommen. Ankunft 34 Alfred Hanel: Die Einkaufgenossenschaften des Handwerks richt 1985, S. 19–21. 43 Ebd.: Protokoll vom 22. August 1974. und Aufnahme in Hamburg nach Kriegsende, Hamburg 1998. in den Ländern der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Marburg/Lahn 1962, S. 175. 13 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1985, S. 10. 44 Ebd.: Protokolle vom 7. Mai 1965 und 30. Juni 1967. 5 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1941–1950: Protokolle vom 2. April 1947, 15. Juni, 21. September, 3. November und 35 Protokollbuch Generalversammlung 1944–1977: Protokoll 49. 14 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1989, S. 7, Geschäftsbericht 45 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1977, S. 6. 1997, S. 12, und Geschäftsbericht 2005, S. 6 f. 18. Dezember 1948. Generalversammlung 1969. 46 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1990, S. 10. 15 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1995, S. 6. 6 Zur britischen Besatzungszeit siehe auch Michael Ahrens: Die Briten 36 AM, MEGA eG, Protokollbuch Vorstand 1.10.1966–23.3.1976: 47 Chronik „50 Jahre Maler Einkauf Harburg“, [hrsg. von der Maler- in Hamburg. Besatzerleben 1945–1958, 2. Aufl. Hamburg 2011. Protokoll vom 13. Februar 1968. 16 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1990, S. 10. Einkauf Harburg eGmbH, Hamburg-Harburg 1970], Broschüre, 7 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll 1941–1950: Protokoll vom 37 Ebd.: Protokoll vom 13. Februar 1968. 17 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1980, S. 11. o. S.; Carl Fr. Hansen: 1375–1950. Malerinnung Hamburg in 575 Jahren. Ein Streifzug durch die Geschichte des Malerhandwerks, 22. März 1946. 38 AM, MEGA eG: Geschäftsberichte 1971 ff. 18 AM, MEG Bremen, Personal-, Schuld- und Mietakte 1912–1965: seiner kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen Aufgaben und 8 Ebd.: Protokolle vom 8. Juli und 29. August 1947. 39 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1971, S. 3. Mieterhöhungsschreiben vom 3. Oktober 1919. Leistungen, Hamburg 1950, S. 76; StAHH, 430-64, IX. 9 Ebd.: Protokolle vom 9. Oktober 1945, 22. Mai, 8. Juli, 40 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1973, S. 9. 19 Ebd.: Anstellungsvertrag für Emil Völker vom 15. Februar 1921. 48 StAHH, Amtsgericht Hamburg 430-64, Genossenschaftsregister 29. August 1947. 41 Ebd., S. 5 ff.; Protokollbuch Generalversammlung 1944–1977: 20 Konrad Elmshäuser: Geschichte Bremens, München 2007. VIII A 1, Bd. 1, 1900–1924: GnR 44: Eintrag vom 19. Januar 1920. 10 Ebd.: Protokoll vom 29. August 1947. Protokoll 54. Generalversammlung 1973.

120 121 Anmerkungen zu Kapitel 4

49 Jürgen Ellermeyer / Klaus Richter / Dirk Stegmann (Hrsg.): 73 Ebd.; Maler- und Lackier-Innung Hannover, Ordner Vorstand, Harburg. Von der Burg zur Industriestadt. Beiträge zur Geschichte Protokolle, Einladungen 1981–1988,III: Protokoll vom Harburgs 1288–1938, Hamburg 1988, S. 295 ff. 26. Januar 1982. 50 Chronik „50 Jahre Maler Einkauf Harburg“ (wie Anm. 47), o. S. 74 Ebd.: Protokoll vom 9. Februar 1982. 51 StAHH, 430-85, Sign. I 1, 31.III.50, XXVII, Nr. 3: Geschichte der 75 Interview mit Alfons von Gostomski vom 27. Februar 2012. Malerinnung Harburg. 76 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1983, S. 13. 52 Chronik „50 Jahre Maler Einkauf Harburg“ (wie Anm. 47), o. S. 77 Interview mit Herbert Schulz vom 27. Februar 2012. 53 Adressbuch für die Stadt Hamburg 1939, S. II 894. 78 Konzepte 4/2012, S. 3. 54 StAHH, Amtsgericht Hamburg 430 – 64, Genossenschaftsregister 79 AM, MEGA eG, Handakte Schmitz: Manuskript Heinz Schmitz VIII A 1, Bd. 1, 1900–1924: GnR 44: Eintrag vom 12. Dezember vom 27. Februar 1987. 1949. 80 Ebd.: Manuskript Heinz Schmitz „10 Jahre Mega“ von 1992. 55 AM, MEGA eG, Aufsichtsratsprotokoll der MEGA 1941–1950: 81 1796–1996. 200 Jahre Maler- und Lackierinnung Hannover, hrsg. Protokolle vom 22. Mai und 29. August 1947; Hans-Jürgen Brink: von Maler- und Lackierinnung Hannover, Broschüre, Hannover Die Einkaufsgenossenschaften des Handwerks in der Bundesre- 1996, S. 83. publik Deutschland. Entwicklungen, Organisation, Arbeitsweise und wirtschaftliche Bedeutung, Köln - Opladen 1967, S. 32. 82 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1988, S. 9. 56 Carl Fr. Hansen: 1375–1950. Malerinnung Hamburg in 575 Jahren. 83 Verschiedene Zeitzeugenaussagen am 27. Februar 2012. Ein Streifzug durch die Geschichte des Malerhandwerks, seiner 84 AM, MEGA eG, Protokolle der Generalversammlungen kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen Aufgaben und Leistungen. 1978–1992: Protokoll vom 10. Juni 1988. Der Malerinnung Hamburg aus Anlaß ihres 575jährigen Beste- hens gewidmet am St.-Lukas-Tag 1950, Hamburg 1950, S. 76. 57 Chronik „50 Jahre Maler Einkauf Harburg“ (wie Anm. 47), o. S. 58 AM, MEG Harburg, Ordner Maler-Einkauf Harburg (1963) 1972–1980: Protokoll der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 28. März 1977; ebd.: Schreiben des Amtsgerichts Hamburg über neue Eintragungen in das GnR 861 vom 27. Juli 1971; Amtsgericht Hamburg, Handelsregister B (HRB) 14122: Auszug vom 3. Februar 1992. 59 AM, MEG Harburg, Ordner Maler-Einkauf Harburg (1963) 1972–1980: Protokolle der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 1. Juni und 22. November 1977. 60 Ebd.: Bericht des Vorstands zur Generalversammlung am 25. Juni 1977. 61 AM, MEGA eG, Generalversammlungen MEGA 1944–1977: Außerordentliche GV vom 6. Juni 1969. 62 AM, MEG Harburg, Ordner Maler-Einkauf Harburg (1963) 1972–1980: Protokoll der Generalversammlung vom 31. Mai 1980. 63 AM, Mega eG: Geschäftsbericht 1980, S. 9. 64 Interview mit Heinz Rieck vom 2. Februar 2012. 65 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1995, S. 9. 66 Ebd. 67 AM, MEGA eG: Geschäftsbericht 1981, S. 17, und Geschäftsbe- richt 1987, S. 8. 68 Interview mit Heinz Rieck vom 2. Februar 2012. 69 Interview mit Robert Woldt vom 7. Juni 2012. 70 Bis 15. Dezember 1981 fanden mehrere Besichtigungen des möglichen neuen Standortes Hannover durch Vertreter der MEGA statt. Maler- und Lackier-Innung Hannover, Ordner Vorstand, Protokolle, Einladungen 1981–1988,III: Protokoll vom 26. Januar 1982. Wann Alexander Grill vor Ort war, geht daraus nicht hervor und war auch durch Zeitzeugenbefragungen nicht zweifelsfrei zu rekonstruieren. 71 Maler- und Lackier-Innung Hannover, Ordner Vorstand, Protokolle, Einladungen 1981–1988,III: mehrere Protokolle 1981. 72 Interview mit Heinz Schmitz vom 13. April 2012.

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