Aulin, Valborg

Biografie

Valborg Aulin erhielt von ihrem sechsten Lebensjahr an Klavierunterricht, mit 13 Jahren ersten Kompositionsun- terricht bei Albert Rubenson. Dieser Unterricht fand bis 1876 auf privater Basis statt. Von 1877 bis 1882 studierte sie an der Kungliga Musikaliska Akademien in Stock- holm bei Hilda Thegerström Klavier, bei Hermann Be(h)rens, Sven August Lagergren, und weiterhin bei Albert Rubenson Instrumentation und Komposition. Letzterer setzte sich für Aulins Förderung durch ein -Reisestipendium ein. Dies ermög- lichte ihr 1885 einen Aufenthalt in Kopenhagen, wo sie ei- nige Wochen bei Nils Gade studierte; von dort aus fuhr sie über nach . Hier erhielt sie während eines zweijährigen Aufenthaltes Unterricht in Klavier bei E. Bourgain, in Komposition bei und sowie bei , der zu dieser Zeit Leiter einer Kammermusikklasse war. Über ihre Studien- zeit in Berlin ist bis dato nichts bekannt. In den Jahren Laura zwischen den Studien in und Paris, 1882 bis 1885 sowie im Anschluss daran, ab 1887, unterrichtete Valborg Aulin sie Klavier und Harmonielehre in Stockholm. Als Pianis- tin ging sie mit dem Streichquartett ihres Bruders Tor, * 9. Januar 1860 in Gävle, Schweden dem Aulinska Kvartett, auf Tournee. Auch hier sind kei- † 13. März 1928 in Örebro, Schweden ne Einzelheiten bekannt, lediglich, dass Stationen der Konzertreise(n) sich auch im Ausland befanden. 1896 Pianistin, Komponistin, Pädagogin für Klavier und und 1901 organisierte sie zwei „kompositionsaftnar“ Musiktheorie, Konzertveranstalterin (Kompositionsabende), deren Programme sie ausschließ- lich mit ihren eigenen Werken gestaltete. In den Jahren Profil um die Jahrhundertwende wandte sie sich jedoch von Im Anschluss an ihre fundierte, in verschiedenen Städ- der Komposition und von Stockholm ab und widmete si- ten Europas erworbene Ausbildung als Pianistin und ch an ihrem neuen Wohnort Örebro der Konzert- und Komponistin erteilte Valborg Aulin zunächst Unterricht Lehrtätigkeit in den Bereichen Klavier und Harmonieleh- in Klavier und Harmonielehre (Stockholm), widmete si- re sowie der Veranstaltung von Konzerten. ch der Komposition und unternahm mit ihrem jüngeren Würdigung Bruder, , Konzertreisen, ehe sie sich um 1900 abrupt aus der Stockholmer Musikszene zurückzog, nach Valborg Aulins Kompositionen lassen erkennen, dass ih- Örebro übersiedelte und dort weiterhin als Lehrerin und re Schöpferin aus dem Bereich des Klavierspiels kommt Pianistin tätig war. Zeitgleich beendete sie ihre Tätigkeit und sich mit Leichtigkeit in der virtuosen Musik des 19. als Komponistin, kümmerte sich nun aber vermehrt um Jahrhunderts bewegt. Gleichzeitig verarbeitet sie in ih- die Organisation von Konzerten. ren Stücken Elemente der schwedischen Volksmusik und schafft es auf diese Weise, ästhetische Ansprüche des do- Orte und Länder minierenden Kontinents mit nationaler Farbe anzumi- Valborg Aulin studierte in Stockholm, Kopenhagen und schen. Paris Klavier und Komposition. 1903 ließ sie sich als Kon- Rezeption zertpianistin und Pädagogin in Örebro nieder. Die ersten Schritte Aulins auf ihrem Weg der Professiona- lisierung als Komponistin schienen zunächst sehr vielver-

– 1 – Aulin, Valborg sprechend zu sein und ließen auf eine Etablierung im Svenska familje journalen, 1886. Stockholmer Musikleben hoffen. Dazu kam es jedoch nicht. Sie konnte nach ihrer Rückkehr aus Paris als Kom- „Skärgårdsvisa“ („Schären-Weise“), T.: K.A. Melin, Stock- ponistin nicht Fuß fassen, beschränkte sich in der Folge holm: Elkan och Schildknecht 1883. weitgehend auf ihre Konzerttätigkeit – häufig gemein- sam mit ihrem Bruder Tor Aulin und dessen Streichquar- „Var det en dröm?“ („War dies ein Traum?“), T.: K.A. Me- tett – und zog sich schließlich nach Jahren der Auseinan- lin. dersetzung mit Musikkritikern aus dem Stockholmer Mu- sikleben zurück (vgl. Öhrström 1999, S. 318). „Vid Rånö ström“ („Am Ranö-Strom“), T.: K.A. Melin, Stockholm: Elkan och Schildknecht 1890. Werkverzeichnis

A Vokalmusik „Ynglingen“ („Der Jüngling“), T.: J.L. Runeberg, in: SM 1. Lieder (?) 1881. „Borta“ („Verschwunden“), Elkan och Schildknecht 1892 (?). 2. Chor „Carina“, T.: K.A. Melin, Stockholm: Elkan och Schild- Chor a capella knecht 1891. „Två körer a cappella för blandade röster“ (“Zwei Chöre a cappella für gemischte Stimmen“), op. 24, Kopenhagen: „Der Todtengräber (Ich grabe)“, für Bass und Klavier. Wilhelm Hansen 1898.

„Det finns en gosse (auch pojke, s. Wiklund 1999) och Min lycka varade så kort („Mein Glück währte so kurz“), han är min“ („Es gibt einen Jungen und er ist mein“, für SATB, o.J. T.:A. Gellerstedt, in: Sånger från skilda länder, Band 1, Stockholm 1884. Chor mit Begleitung „För länge se’n“ („Vor langer Zeit“), T.: K.A. Melin, in: „Tre damkörer med “ („Drei Frauenchöre mit Kla- Svensk sång, 1900. vier“), 1. „Barcarol“, 2. „Klagar rosen klagar kaprifol?“ („Klagt die Rose, klagt die Caprifoliceae (ein Geißblattge- „Kom!“ („Komm!“), T.: C.D. Wirsén, in: Ny illustrerad wächs)?, 3. „När rosorna blomma“ („Wenn die Rosen blü- tidning, 1881. hen“).

„Roddaren“ („Der Ruderer“), T.: J.L. Runeberg, in: „Julsång (Dagen uppgår)“ („Weihnachtslied“) für achts- Svensk familje journalen, 1881. timmigen Chor mit Orgel, T.: K.A: Melin (nach Thomas Moore, op. 23. „Romanser till text ur Heinrich Heines Buch der Lieder“ („Romanzen zu Texten aus Heinrich Heines Buch der Lie- „Veni sancte spiritus“, Hymne für gemischten Chor mit der“), vermutlich die folgenden Lieder: 1.„Es fällt ein Klavier, op. 31, 1898. Auch arrangiert für Doppelchor Stern herunter“ auch: „En tindrande stjerna faller“, 2. und Orgel ad. lib. „Ich stand in dunkeln Träumen“, auch: „Jag stod för- sänkt i drömmar“, 3. „Der Mond ist aufgegangen“, auch: "Pie Jesu Domine", Missa solemnis für Chor und Orches- „Fullmånen sin strålflod gjuter“, 4. „Deine weissen Liljen- ter, „In Erinnerung an Ludvig Norman, op. 13. finger“, auch: „Dina liljehvita fingrar“, 1883. Die Lieder Nr.1 und 2 auch für Bass und Klavier nur mit deutschem Text. Chor, Solo und Orchester „Herr Olof“, Ballade für Chor, Tenorsolo und Orchester, „Säg ej så“, T.: nach Thomas Moore 1880.

„Saknaden“ („Der Vermisste“), T.: J.L. Runeberg, in: „Procul este“, Lyrisches Gedicht für Sopran, Chor, Strei-

– 2 – Aulin, Valborg chorchester und Harfe, op. 28, T.: C.D. Wirsén, 1886. tosa Verlag.

Suite in d-moll, o.J. B Instrumentalmusik Mehr zu Werkverzeichnis Orchestermusik Tableaux Parisiens, Suite pour orchestre, op. 15, 1886. „När rosorna blomma“ wurde 1895 bei der „Utställnin- gen för kvinnlig industri“ (Kopenhagen 1895) mit einem Preis ausgezeichnet. Kammermusik Streichquartett in F-Dur, entstanden 1884, op.8, Stock- Ein Verzeichnis sämtlicher im Valborg Aulins Arkiv vor- holm: Musikaliska Konstföreningen 1888. handenen und in der Statens Musikbibliotek Stockholm einsehbaren Autografen befindet sich unter Streichquartett in e-Moll, op. 17. http://www.muslib.se/hand/fort/aulin.html.

Repertoire Sonate für Klavier und Violine, g-Moll, o.J. Da einschlägige Untersuchungen, wie etwa die Auswer- tung von Programmen und Pressenotizen noch ausste- Orgel hen, kann zur Zeit keine zuverlässige Aussage über das „Meditation“, in: Organistens Orgelalbum, Heft 2, No. Repertoire Valborg Aulins getroffen werden. 20, Leipzig: N.E. Anjou o.J. Quellen

George, Cecilia. „Valborg Aulin: en tonsättarbiografie“. Klavier Stockholm: Univ., Musikvetenskapliga Insti- „Albumblad“ („Albumblatt“), op. 29, in: Musik för piano tutionen, 1997. af svenska tonsättare 1898 sowie Musik för hemmet, 1. Jg., 1889. Helmer, Axel. Svensk solosång 1850-1890. Del 1: En gen- rehistorisk studie, Stockholm: Svenskt Musikhistoriskt „Valse elegiatique“, in: Musik för piano af svenska tonsät- Arkiv, 1972. tare 1892. Löndahl. Thomas. „Kvinnans erkännande som kompo- „5 tondikter för pianoforte“ („Fünf Tongedichte für Kla- sitör var ju drivkraften – “ („The recognition of a woman vier“), 1. „Vågornas väggsång“ („Reiselied der Wellen“), as a was indeed the driving force – “). CD-Boo- 2. „Mazurka“, 3. Vårhelsning“ („Frühlingsgruß“), 4. „Im- klet: Kammarmusik, Musica Sveciae MSCD 528, Stock- promptu“, 5. „Minnen“ („Erinnerung“), „komponiert und holm 1994. dem ersten Hofkapellmeister Herrn Ludvig Norman in tiefer Dankbarkeit zugeeignet von Walborg Aulin“, Ju- Öhrström, Eva. „1800-talets svenska musikhistoria ur lius Bagge 1882. kvinnoperspektiv“. In: Kvinnovetenskaplig tidskrift, 4 (1983): 2, Stockholm, S. 32-42. „Sju stycken för piano“ („Sieben Stücke für Klavier“),1. „Romanza“, 2. „Valse“, 3. „Elegie“, 4. „Polonaise“, 5. Öhrström, Eva. „Borgerliga kvinnors musicerande i „Scherzo“, 6. „Caprice“, 7. „Fantasie“, op. 8, Stockholm: 1800-talets Sverige“ (=Skrifter från Musikvetenskapliga Elkan och Schildknecht 1884. institutionen, Bd. 15). Göteborg, 1987.

Sonate für Klavier, Grande Sonate sérieuse för pour le Öhrström, Eva. „Elfrida Andrée. Ett levnadsöde“. Stock- piano, f-Moll, op. 14, 1885. holm: Prisma 1999.

Phantasiestück, op. 30. Schmidt, Pia. „Kvinnliga tonsättare i Sverige 1800-1935. En verkförteckning“. Högskolan i Borås. Specialarbete, Miniature, o.J., hg. von Isolde Weiermüller-Backes, Cer- 1982.

– 3 – Aulin, Valborg

schungsarbeit, die sich auf Rezensionen und Archivmate- Tegen, Martin. Musiklivet i Stockholm 1890-1910. Stock- rial stützt und Aulins Rolle im Stockholmer Musikleben holm 1955. beschreibt (vgl. http://www.musik.uu.se/ssm/arkiv/abs- tracts.html), bis dato jedoch nicht erhältlich ist. Uppström, Tore: „Pianister i Sverige“. Stockholm: Nor- Forschungsbedarf diska Musikförlaget, 1973. Skandinavien scheint in der deutschsprachigen Musikge- Nachschlagewerke schichte lediglich ein „Randphänomen“ zu sein. Diese Po- Norlind, Tobias: Allmänt Musiklexikon, Stockholm: sition trifft die Frauen der skandinavischen Musikland- Wahlström & Widstrand, 1927. schaft umso härter. Mit Ausnahme des MGG-Artikels lie- gen bislang keine deutschsprachigen Arbeiten zu Valborg Sohlmans musiklexikon: nordisk och allmänt uppslags- Aulin vor. Einschlägige Untersuchungen zu den Komposi- verk för tonkonst, musikliv och dans, Bd. 1. Stockholm: tionen Aulins stehen auch auf internationaler Ebene no- Sohlman, 1948. ch aus. Interessant wären ferner nähere Betrachtungen zu Valborg Aulin als Konzertveranstalterin sowie die zeit- Svenskt biografiskt lexikon, Stockholm: Beijer, genössische Rezeption der Musikerin als Pianisten und 1918-2003. Komponistin in Schweden, Frankreich und Deutschland.

Normdaten Svensk Musiktidning 1880-1913. Prepared by Kristi Lin- di, with the collaboration Veslemöy Heintz, Anders Virtual International Authority File (VIAF): Lönn. (1881, 1886, 1887, 1888, 1890, 1895, 1896, 1897, http://viaf.org/viaf/9703699 1898, 1901, 1903). Deutsche Nationalbibliothek (GND): http://d-nb.info/gnd/1018055142 Wiklund, Anders. Aulin, (Laura) Valborg. In: „Die Ge- Library of Congress (LCCN): schichte in Musik und Gegenwart. Personenteil Bd. 1. http://lccn.loc.gov/nr91037429 Ludwig Finscher (Hg.). Kassel: 1999. Sp. 1180-1181. Autor/innen

CD Katrin Losleben „Kammarmusik“ von Elfrida Andrée, Valborg Aulin, Bearbeitungsstand Amanda Maier, Laura Netzel und Alice Tegnér, Musica Sveciae MSCD 528, Stockholm 1994. Redaktion: Nicole K. Strohmann Zuerst eingegeben am 10.04.2006 Links http://www.muslib.se/hand/fort/aulin.html. mugi.hfmt-hamburg.de Verzeichnis sämtlicher Autografe von Valborg Aulin, auf- Forschungsprojekt an der bewahrt im Valborg Aulins Arkiv und in der Statens Mu- Hochschule für Musik und Theater Hamburg sikbibliotek Stockholm. Projektleitung: Prof. Dr. Beatrix Borchard Harvestehuder Weg 12 http://www.musik.uu.se/ssm/arkiv/abstracts.html D – 20148 Hamburg

Forschung

Die einzige der Autorin bekannte deutschsprachige For- schungsarbeit zu Valborg Aulin ist der von Anders Wik- lund verfasste Artikel zur Musikerin (vgl. MGG, 1999, Sp. 1180-1181). Autographe befinden sich im Valborg Aulin Arkiv der Sta- tens Musikbibliotek, Stockholm, die Titel s.a. http://www.muslib.se/hand/fort/aulin.html. Cecilia George veröffentlichte 1997 eine umfassende For-

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