IM SPORT Eine Mediendokumentation Zum Projekt MITTWOCH, 20
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WILLKOMMEN IM SPORT Eine Mediendokumentation zum Projekt MITTWOCH, 20. APRIL 2016, NR. 76 WIRTSCHAFT & BILDUNG 11 1 Mehr als nur ein Spiel Die Bedeutung des Sports für die Integration von Flüchtlingen hat auch die Wirtschaft erkannt. ► Über 30 Konzerne arbei- darum, seinen Platz in der Mann- Adidas, der Konzern, der sich Olympische Sportbund (DOSB) hel- schaft – und in der Gesellschaft – zu schon von Haus aus auf den Sport fen bei der Integration der Flücht- ten in einer Initiative mit. finden. konzentriert, lässt sich das Engage- linge – auch finanziell. Im Projekt Der Sportartikelhersteller Adidas ment in diesem Jahr 500 000 Euro „Willkommen im Sport“ gehen Eh- ► Es geht darum, einen Platz ist Teil der Aktion „Wir zusammen“, kosten. Die Idee: Jeder der 5 000 500 000 renamtliche direkt in die Erstauf- in der Gesellschaft zu finden. einer neuen Integrationsinitiative Mitarbeiter hierzulande wird für nahmeeinrichtungen. Je nach Inte- der deutschen Wirtschaft, die von drei Tage von der Arbeit freigestellt, Euro lässt sich Adidas resse und Erfahrung der Flüchtlin- Diana Fröhlich Ralph Dommermuth, dem Gründer um mit Flüchtlingen Sport zu trei- ge wird gemeinsam Rad gefahren, Düsseldorf und Vorstandsvorsitzenden des In- ben. Zusätzlich gibt es Sprachkurse das Sportengagement getanzt oder geboxt. Ziel ist es, die ternetkonzerns United Internet ins und Praktika. „Ich bin überzeugt für Flüchtlinge in Flüchtlinge in den regulären Ver- n Herzogenaurach spielen Leben gerufen wurde. Mehr als 30 davon, dass der Sport die Kraft hat, diesem Jahr kosten. einsbetrieb zu integrieren. Doch Mitarbeiter des Sportartikel- Konzerne, darunter Deutsche Post, Leben positiv zu verändern“, sagt wie nachhaltig das Engagement herstellers Adidas mit jungen Siemens, Henkel oder Thyssen- Adidas-Chef Herbert Hainer. Quelle: Unternehmen wirklich ist, wie viele der Menschen Flüchtlingen regelmäßig Vol- Krupp, beteiligen sich mittlerweile Doch nicht nur Unternehmen, tatsächlich auch zu Mitgliedern der leyball oder Basketball, ma- am Projekt. auch Verbände wie der Deutsche örtlichen Sportklubs werden, das Ichen Yoga. In Stuttgart, Mainz, Le- wird sich wohl erst in ein paar Jah- verkusen und Dortmund engagie- ren zeigen. ren sich die örtlichen Bundesliga- klubs gemeinsam mit Amateurver- Doch auch der DOSB verweist ger- einen, organisieren lokale Fußball- ne darauf, dass der Sport ein Türöff- turniere und das wöchentliche ner ist, dass er dabei helfen kann, in Training für Menschen aus Syrien, der neuen Heimat anzukommen. Afghanistan oder Eritrea. Und loka- Denn sind sich Ehrenamtliche und le Sportgruppen für Flüchtlinge wie Geflüchtete sympathisch, dann sol- im saarländischen Völklingen sind len im Bestfall sogenannte „Tan- kaum mehr zu zählen. dems“ entstehen – Beziehungen, In nahezu jeder deutschen Stadt die über den Sport hinausgehen. haben Ehrenamtliche, aber auch DOSB, das Internationale Olympi- Profis, Initiativen ins Leben geru- sche Komitee (IOC) und die Flücht- fen, um Integration und Bildung lingsbeauftragte der Bundesregie- durch Sport zu fördern. Häufig wer- rung, Aydan Özoguz (SPD), lassen den die meist noch recht neuen sich „Willkommen im Sport“ rund Projekte durch Spenden Einzelner eine Million Euro kosten. finanziert, aber auch Unterneh- Ähnlicher Name, etwas anderes men, Verbände und Stiftungen ha- Konzept: Die Kinder- und Jugend- ben längst erkannt, welchen Beitrag stiftung (DKJS) und die Bundesliga- der Sport leisten kann. Sie unter- Stiftung haben im vergangenen stützen die Arbeit vor Ort mit statt- Sommer das Projekt „Willkommen lichen Summen. im Fußball“ gestartet. In vielen deutschen Städten arbeiten dabei Denn geht es auf den ersten Blick ein professioneller Bundesligaver- nur darum, einem Ball hinterherzu- ein, ein lokaler Amateurklub und laufen, mit dem Fahrrad die Stadt der Träger einer Flüchtlingsunter- zu erkunden oder in einem kunft zusammen. Sie haben sich für Schwimmbad ein paar Bahnen zu zwei Jahre dazu verpflichtet, Sport- ziehen, so offenbart der zweite und Bildungsangebote für Men- Blick: Es steckt doch viel mehr da- schen bis 27 Jahre zu organisieren hinter. „Die Integrationskraft des und erhalten dafür eine niedrige Sports ist immens“, sagt Nils Neu- fünfstellige Summe. ber, Sprecher des Centrums für Bil- Ein Ziel ist es, Flüchtlinge zu dungsforschung im Sport (CeBiS) Übungsleitern auszubilden, die an der Universität Münster. Denn Sportkurse geben dürfen. Denn: durch den Sport wird nicht nur die „Hat der Trainer selbst einen Migra- deutsche Sprache vermittelt, son- tionshintergrund“, sagt Bildungs- dern eben auch die Werte einer Ge- / dpa alliance picture forscher Neuber, „dann ist die Ein- sellschaft und ihre Kultur. Es geht Flüchtlingskinder bei einem Fußball-Projekt in Stuttgart: Der Sport vermittelt Sprache, Werte und Kultur. stiegshürde umso kleiner.“ NILS NEUBER „Einen Ball in eine Halle zu werfen reicht nicht“ Der Bildungsforscher über die Kraft des Sports und mögliche Lernerfolge durch Fußball. er Professor am Centrum für es reicht nicht, einfach einen Ball in tiativen finanziell ausgestattet wer- nen mit vielen Ehrenamtlichen, die Die Einstiegshürde ist sehr gering. Bildungsforschung im Sport eine Turnhalle zu werfen. den, versuchen das. Haben Sie ei- sich engagieren. Und die versu- Fußball wird auf der ganzen Welt D der Universität Münster nen Überblick über das Angebot? chen, über ein gemeinsames Trai- gespielt. Und die Regeln sind ein- weiß, dass Sport kein Allheilmittel Sondern? Nein. Es gibt zahllose kleine und ning mit Flüchtlingen die Menschen fach. Man braucht nur einen Ball ist. Aber Neuber ist sich sicher, dass Es braucht Anleitung. Und Organi- größere Projekte von Sportverei- in den Verein zu integrieren. Der und etwas Platz zum Spielen. Die die gemeinsame Bewegung bei der sation. Menschen, die die Flücht- Sport krempelt buchstäblich die Är- Integrationskraft des Fußballs ist Integration helfen kann. Wenn die linge in ihren Unterkünften abho- mel hoch und geht auf die Men- immens. Anleitung stimmt. len, sie zum Sportplatz begleiten, schen zu. ihnen zeigen, warum es sich Und was kann man dabei lernen? Herr Neuber, in Deutschland gibt es lohnt, sich gemeinsam zu bewe- Wäre es nicht sinnvoll, die Aktivitä- Eine ganze Menge. Teamgeist zum unzählige Projekte, Initiativen und gen. Die dabei auch mit ihnen ten zu bündeln? Beispiel. Dass es wichtig ist, etwas Programme, die versuchen, Flücht- sprechen, vielleicht Hilfe bei Be- In Deutschland wird auf diesem Ge- gemeinsam zu machen. Dass es linge über den Sport in die Gesell- hördengängen oder bei den Haus- biet schon sehr viel getan. Es gibt ei- Spaß macht, sich zu engagieren. schaft zu integrieren. Was ist nötig, aufgaben geben. Die über den nige große Initiativen. Aber es pas- Oder dass man sich anstrengen um auch etwas zu bewirken? Sport zu einer Gemeinschaft wer- siert eben auch ganz viel auf der lo- muss, wenn man etwas erreichen Sport ist auf jeden Fall ein guter An- den. Der Sport kann viel, ist aber kalen Ebene. will. Der Sport hat bei der Integrati- satzpunkt. Kinder wie Erwachsene kein Selbstläufer. on längst gezeigt, welches Potenzial können auf einfache Weise die deut- In den meisten Projekten wird Fuß- er hat. sche Sprache, unsere Kultur und Viele Projekte, die von Stiftungen, Nils Neuber: „Der Sport ball gespielt. Warum ist gerade die- unsere Werte kennen lernen. Aber Verbänden oder Unternehmensini- ist kein Selbstläufer.“ Uni Münster für Sportwissenschaft, Medienlabor des Instituts ser Sport so prädestiniert? Die Fragen stellte Diana Fröhlich. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Handelsblatt, 20.04.2016 Der Deutsche Olympische Sportbund : IOC unterstützt Flüchtlingsproj... http://www.integration-durch-sport.de/de/integration-durch-sport/aktue... Sport und Integration > Aktuelles Vorlesen IOC unterstützt Flüchtlingsprojekte in Sportdeutschland 18.11.2015 Das Internationale Olympische Komitee (IOC) stellt dem DOSB und der Deutschen Sportjugend (dsj) 150.000 Dollar (rund 140.000 Euro) aus seinem Hilfsfonds für Flüchtlinge zur Verfügung. Damit können die beiden Projektvorhaben „Willkommen im Sport“ (DOSB) und „Orientierung durch Sport“ (dsj) noch besser gefördert werden. „Wir freuen uns sehr, dass unser Antrag beim IOC so schnell bewilligt wurde“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper. „Damit können wir noch mehr Projekte und noch mehr Vereine unterstützen.“ Beide Projektvorhaben werden bereits von der Beauftragen für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, gefördert. Doch der Bedarf ist enorm, die Nachfrage der Flüchtlinge nach Sport- und Bewegungsangeboten hoch. Viele Verbände und Vereine nehmen die Herausforderung an und entwickeln neue Angebote oder integrieren Flüchtlinge in ihre bestehenden Sportaktivitäten. Das Bundesamt für DIe Projektvorhaben „Willkommen im Sport“ Migration und Flüchtlinge hat hierfür weitere Fördermittel bewilligt. Viele (DOSB) und „Orientierung durch Sport“ (dsj) Landessportbünde haben bereits frühzeitig die aktive Teilnahme von Flüchtlingen am können durch die Unterstützung des IOC noch Vereinssport über ihre Versicherungen abgedeckt, und fast alle Landessportbünde besser gefördert werden. Foto: LSB NRW haben ihrerseits Förderlinien aufgelegt, durch die die Flüchtlingsarbeit der Vereine unterstützt wird und die zum Teil auch aus Eigenmitteln der Sportbünde, aber auch durch Landesmittel bezuschusst werden. Der Hamburger Sportbund wird beispielsweise im Rahmen des Projektvorhabens „Willkommen