Ausg. Nr. 47 • 13. April 2007 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Die Europäische Union feiert den 50. Geburtstag

50 Jahre Frieden, Wachstum und Wohlstand – 50 Jahre Römische Verträge

Von Sabine Radl Foto: European Community, 2007

m 25. März 1957 unterzeichneten für die Europäische Union, wie wir sie heute sich die sozio-ökonomische wie die politi- ADeutschland, Frankreich, Italien und mit ihren 27 Mitgliedern und rund 493 Mil- sche Landkarte Europas fundamental verän- die drei Benelux-Staaten die Verträge zur lionen Einwohnern kennen. Seither rücken dert: Die Errichtung des europäischen Bin- Gründung der Europäischen Wirtschaftsge- die europäischen Völker – trotz bleibender nenmarktes, der Fall der Berliner Mauer, der meinschaft (EWG) und der Europäischen Verschiedenheit in Kultur, Sprache und den Weg frei gemacht hat für die historische Atomgemeinschaft (Euratom), die – benannt Tradition – immer näher zusammen. Ge- Erweiterung nach Mittel- und Osteuropa und nach dem Ort der Unterzeichnung – als Rö- meinsame Werte wie Freiheit, Demokratie, damit die Wiedervereinigung des europäi- mische Verträge in die Geschichte eingegan- Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Men- schen Kontinents, sowie die Einführung des gen sind. Gemeinsam mit der fünf Jahre zu- schenrechte aber auch wirtschaftlicher Wohl- Euro sind die am stärksten herausragenden vor errichteten Europäischen Gemeinschaft stand und soziale Sicherheit zeichnen diese Beispiele. für Kohle und Stahl (auch Montanunion unsere Union aus. In den 50 Jahren seit der genannt) war der Grundstein gelegt worden Unterzeichnung der Römischen Verträge hat Lesen Sie weiter auf der Seite 14 > ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 2 Die Seite 2

Aus dem Inhalt

Defizit sinkt heuer auf 0,91 und 2008 auf 0,73 Prozent 3 »Österreich sichtbar auf die Landkarte Indiens setzen« 9 Botschafter der Erinnerung 11 kult[o]ur international 12 Weltkarte der Auslandsösterreicher 13 Das Doppelbudget 2007/2008 S 3 Miss Austria gekürt S 38 50 Jahre Römische Verträge 14 Wirtschaftsethik versus Neoliberalismus? 24 Konjunkturhoch dauert an 26 Auftragseingänge und Produktion wachsen im März weniger stark 27 Lebensmittel-Einzelhandel zum zweiten Mal im Check 28 Amerika, Rekordregion für Österreichs Exporte 29 5 Jahre Euro-Bargeld 30 50. Geburtstag der Europäischen Union S 13 T-Zellen gegen Krebs scharfgemacht S 46 Neue, moderne Züge für die U6 38 Wenn die kan Almdudler hab'n… 32 Wien hat höchste Lebensqualität innerhalb der EU 35 WasserKraft 2007 36 Miss Austria 2007 gekürt 38 Der erste Storch ist in Marchegg gelandet! 39 »Olympia-Zuschlag« 2009 für Nationalpark Hohe Tauern 40 Funf Jahre Euro-Bargeld S 30 Frühlingserwachen im Gold & Jade in Leoben S 52 Nationalpark Kalkalpen 41 Die Wachauer Marille 42 Hohe Auszeichnung für M. Dzurinda 44 »Wunderkind« Buchbinder von Wien hoch ausgezeichnet 45 Wie T-Zellen gegen Krebs scharf gemacht werden 47 Chip bringt wieder Licht ins Dunkel 48 Das gläserne Gehirn 49 High-Tech und Tradition 50 Wenn die kan Almdudler ham… S 32 Österreich gewinnt ICT-Prize 51 Hermann Hesse – »Dichter & Maler« S 55 Gold & Jade 52 Hermann Hesse »Dichter & Maler« 55 Weber-Tyrol in Innsbruck … 58 Zeitung vom 23. März 1576 59 Architektur der Klosterneuburger Strandbäder u. Wochenendkolonien 60 Innsbrucker Festwochen 2007 62 Beethovens »Fidelio« in aktueller Neufassung 65 19 Chöre, 11 Länder, 2 Kontinente 67 Höchste Lebensqualität in Wien S 35 Wo man singt … 68 Innsbrucker Festwochen 2007 S 62 Musikalische Überlieferungen 69 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich bratfisch in der Vorstadt(at) 71 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Der neue ORF 72 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- JugendMedienKulturen 76 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Die Perle des Strudengaus 78 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Das war einmal so Sitte … 80 Seite 2: HOPI-Media; Eupopean Community; Alm- Ins Innere des Salzkammerguts 81 dudler; ÖJ; cityfoto/Franz J. Schenk; ÖAW/IMBA; Museum der Stadt Xuzhou; Leopoldmuseum Wien; Kleine Seebären und schräge LPD Franz Neumayer; OÖ-Tourismus / Bohnacker. Lageaffen Bunter Wasserspaß 83 Ins Innere des Salzkammerguts S 81 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 3 Innenpolitik Defizit sinkt heuer auf 0,91 und 2008 auf 0,73 Prozent Grundsatz: »Sorgsam haushalten und in die Zukunft investieren«

Die Budgetrede des Finanzministers im Hohen Haus: Verteidigungsminister Norbert Darabos, Infrastrukturminister Werner Faymann, Umweltminister Josef Pröll, Außenministerin Ursula Plassnik, Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer, Bundes- kanzler Alfred Gusenbauer, Innenminister Günther Platter und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (v.l.n.r.) Im Bild rechts oben: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer Foto: Parlamentsdirektion

izekanzler und Finanzminister Wilhelm tigen“. Daher stehe dieses Budget mehr denn grenze der EU. Das ist die niedrigste Schul- VMolterer hielt am 29. März seine Bud- je für Generationengerechtigkeit. Molterer: denquote seit 1993“, meinte Molterer. Das getrede im Hohen Haus, die er mit einem „Unser Budget ist generationenfit, unser sei die fruchtbare Saat der umfassenden Re- deutlichen Hinweis auf die Gemeinsamkeit Budget ist zukunftsfit und unser Budget ist formen der vergangenen Jahre – nun stünden der am 11. Jänner 2007 angelobte Koalitions- in allen Punkten europafit.“ Das administra- allen die Früchte dieser Ernte zu. regierung einleitete. Das Doppelbudget für die tive Defizit des Jahres 2007 werde 0,91 Pro- Das nun vorgelegte Doppelbudget schaf- Jahre 2007 und 2008 gehorche klaren und zent des BIP betragen und liege damit deut- fe es, die Zukunftsausgaben zu steigern und verläßlichen Prinzipien: „seien wir sparsam, lich unter der 1 Prozent-Marke und noch die vergangenheitsbezogenen Ausgaben zu wo es notwendig ist; investieren wir dort, wo deutlicher unter den vorgesehenen 1,12 Pro- senken. Das ambitionierte Ziel laute: Vollbe- es wichtig ist; seien wir fair und nachhaltig, zent des Regierungsübereinkommens. Das schäftigung bis 2010. Jeder Budgetposten wo es um die Zukunft geht. Ich gehe mit dem Defizit des Jahres 2008 werde mit 0,73 Pro- müsse daher laut Molterer der Prüfung Geld der Steuerzahler sorgsam um – darauf zent auch klar unter dem Budgetpfad des standhalten, ob er positiv zu Wachstum und können sie sich verlassen“, so Molterer. Regierungsübereinkommens liegen. „Mit Beschäftigung beitrage. Damit schlage man das nächste Kapitel in diesem Doppelbudget gelingt nun ein histo- Hier einige der wesentlichsten Punkte des der Geschichte der österreichischen Staats- rischer Schritt: Wir senken die Staatsschul- Doppelbudgets 2007 und 2008: finanzen auf, da „wir nicht die Sanierung in denquote im Jahr 2008 auf 59,9 und damit weitere Steigerung der Ausgaben für den Mittelpunkt stellen, sondern uns mit den auf unter 60 Prozent des BIP und unterschrei- Forschung & Entwicklung von 2006 auf notwendigen Zukunftsinvestitionen beschäf- ten so erstmals die 60 Prozent Verschuldungs- 2007 um 10 Prozent, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 4 Innenpolitik

500 Mio. Euro für den Klima- und Bediensteten im Bund nur jede zweite Stelle „ein modernes Verständnis von Gerechtig- Energiefonds, nachbesetzen. Das bringt Einsparungen von keit für unsere Kinder und Kindeskinder“, so 195 Mio. Euro an zusätzlichen Mitteln insgesamt 260 Mio. Euro im Jahr 2007. Mit Molterer weiter. „Daher war es notwendig, für die Bildungsoffensive, der Umsetzung der großen Staatsreform in der Vergangenheit Schulden abzubauen die Universitäten erhalten 2007 um 172 werden einerseits effiziente und kostengün- und Steuerlasten zu senken, damit Zukunfts- Mio. Euro mehr als 2006. 2008 wird die- stige Strukturen und andererseits moderne investitionen möglich werden.“ ser Betrag um weitere 25 Mio. Euro auf- und bürgernahe Verwaltungen geschaffen. Weiteres Ziel des Doppelbudgets sei die gestockt. Bis 2009 erhalten die Univer- Attraktivität des Lebens- und Wirtschafts- sitäten in Summe 500 Mio. Euro, standortes Österreichs. Unter anderem be- 11 Mrd. Euro für den Ausbau von Schie- deute ökosoziale Marktwirtschaft, daß Frei- ne und Straße in dieser Legislaturperiode, heit und Leistung die Voraussetzungen für Für den Hochwasserschutz werden pro soziale Sicherheit und Nachhaltigkeit seien. Jahr zusätzlich 37 Mio. Euro eingeplant, Molterer betont dazu: „Das ist unser Leitbild dem Ministerium für Land-, Forst- und für die Zukunft. Das sichert Wachstum und Wasserwirtschaft und Umwelt stehen ins- Beschäftigung und verbessert auch die Rah- gesamt im Fiskaljahr 2007 2,8 Mrd. Euro menbedingungen der Wirtschaft, um Vollbe- zur Verfügung, 2008 werden es sogar 2,9 schäftigung zu erreichen.“ Standortfeindli- sein, che Diskussionen seien indes kontraproduk- das Doppelbudget stellt mehr Personal tiv und schadeten Österreich, denn Öster- und Mittel für Sicherheit und Verbre- reich müsse für Investoren attraktiv bleiben. chensbekämpfung zu Verfügung – das Dabei gehe es nicht nur um Großbetriebe, bedeutet 206 Polizisten mehr als 2006, betonte der Finanzminister, wie wichtig die das Budget des Innenministeriums wird Klein- und Mittelbetriebe für Österreich 2007 insgesamt mit 2,15 Mrd. Euro do- seien. tiert und 2008 mit 2,14 Mrd. Euro, „Unser Ziel heißt daher, den Mittelstand dem Bundesministerium für Justiz stehen zu unterstützen, die Leistungen, die Werte, im Vergleich zu 2006 im Jahr 2007 um für die der Mittelstand steht, für Verantwor- 42 Mio. Euro mehr, im Jahr 2008 um 54 tung, für Fleiß, Leistung und Einsatzbereit- Mio. Euro mehr zur Verfügung. schaft. Die Klein- und Mittelbetriebe schrei- ben in Österreich eine Erfolgsgeschichte, die „Dieses Budget sichert den sozialen Zu- wollen wir fördern und unterstützen“, so sammenhalt unseres Landes – es ist ein Be- Molterer weiter. So biete auch der Klima- kenntnis für das soziale Netz in Österreich“, Vizekanzler und Finanzminister und Energiefonds mit 500 Millionen Euro meinte Molterer. Deshalb werden in den Wilhelm Molterer gerade für diese Betriebe eine positive Per- Foto: ÖVP/Markus Hammer nächsten beiden Jahren für soziale Sicherheit spektive. zusätzlich 445 Mio. Euro bereit stehen. Da- „Teilen Sie mit mir daher den Optimis- Entscheidend für dieses Doppelbudget mit geht rund ein Drittel der gesamten mus, daß die Österreicherinnen und Öster- sei auch die Gewährleistung von Dynamik Budgetausgaben in soziale Wohlfahrt, Woh- reicher allen Grund für Zuversicht und Ver- und Sicherheit. Die Betriebe und Menschen nungsbau und Gesundheit (2007 23,48 Mrd. trauen in die Zukunft haben können“, so in Österreich, die sich auf mehr Wettbewerb Euro und 2008 23,62 Mrd. Euro). Molterer, der am folgenden Tag, an dem die einlassen, sollen wissen, dass für den Fall „Österreich war, ist und bleibt ein starker, Budgetdebatte im Plenum angesagt war, ein der Fälle ein Sicherheitsnetz da sei – „dafür verläßlicher und sicherer Sozial-Standort. starkes Ziel definierte: „Wir trauen uns zu, steht das Modell der Flexicurity“, so Mol- Lassen sie mich festhalten: In jedem Euro mit Österreich in Europa Nummer 1 zu wer- terer weiter. „Das ist die Verbindung von unseres Staatshaushaltes steckt die persönli- den.“ Und das wohlweislich mit dem Wis- maximaler Sicherheit am Arbeitsplatz und che Leistung einer Österreicherin und eines sen, daß Österreich keine Insel der Seligen höhere Flexibilität.“ Hier seien auch die Österreichers. Sie machen das erst mög- sei – aber „ein sicherer Hafen, von dem aus Sozialpartner gebraucht und gefordert, die- lich´“, bekräftigte der Finanzminister. wir internationale Erfolgsgeschichten schrei- sen Weg zu unterstützen und den Menschen Im Bereich Familien und Jugend sind ben und in dem wir in stürmischen Zeiten die Angst vor Veränderung zu nehmen. „Das 2007 5,96 Mrd. Euro und 2008 bereits 6,02 Sicherheit finden, um aus der Position die ist unsere Aufgabe.“ Mrd. Euro vorgesehen. Der bewußte Schwer- Chancen der Globalisierung nutzen zu kön- Der Finanzminister möchte mit dem punkt liegt hier in der besseren Vereinbarkeit nen.“ Denn das Zusammenwachsen der EU Doppelbudget auch Antwort auf die Frage von Familie und Beruf und in der Förderung und das Ziel des gemeinsamen Europa gebe der Gerechtigkeit geben. Um einen fairen einer höheren Frauenerwerbsquote. auch Österreich die Basis, als kleines Land Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeit- „Wir wollen keinen teuren Staat, sondern zu den Gewinnern der Globalisierung, der nehmer im Bereich der wirtschaftlichen einen starken Staat“, betonte Molterer. Da- Öffnung und der Internationalisierung zu Entwicklung sicherstellen zu können, brau- her setze man im Budget den Sparstift in gehören. che es zusätzlich einer Mitarbeiter-Beteili- erster Linie bei der Verwaltung an. Neben Die zweite Vision des Finanzministers ist gung. Es gehe um eine langfristige „Balance den reduzierten Ermessensausgaben für alle eine generationengerechte Budget- und Fi- zwischen Investitionen von Arbeit und Ministerien werde man bei den öffentlichen nanzpolitik für Österreich. Dahinter stehe Wirtschaft.“ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 5 Innenpolitik

Zusammenfassend betont der Finanz- Als Beispiel für die Investitionen in die Grundlagen, spart als Treuhänder der öster- minister: „Diese beiden Budgets orientieren Zukunft nannte Gusenbauer die Erhöhungen reichischen Steuerzahler und setzt Zukunfts- sich an drei Grundsätzen: 1. am sorgsamen der Mittel für den Bildungsbereich und für akzente – wohl überlegte etwa in den Be- Haushalten mit Steuergeldern, 2. wir müssen Forschung und Entwicklung. Im Bereich der reichen Forschung und Entwicklung, in für die Zukunft vorsorgen und an die Jungen Schule verwies der Bundeskanzler auf die Bildung und Infrastruktur und beim sozialen denken bzw. Perspektiven bieten und 3. das Senkung der Klassenschülerhöchstzahl, den Zusammenhalt“, stellte Außenministerin Ur- können wir nur, wenn wir diese Verantwor- Ausbau der Frühpädagogik oder der Ausbau sula Plassnik fest. Für das Bundesmini- tung auch annehmen.“ In diesem Sinn sei von Ganztagsschulplätzen. All diese Schritte sterium für europäische und internationale das Doppelbudget 2007/2008 auch Ausdruck würden zu einer Qualitätssteigerung führen Angelegenheiten, wie es seit 1. März 2007 der Übernahme von Verantwortung. Molte- und seien daher wichtig und notwendig. Im heißt, stehen für die Jahre 2007 und 2008 rer erinnert daran, daß der alte Versorgungs- Forschungsbereich hob Gusenbauer die Er- jeweils 388,1 Millionen Euro an Budget- staat den Menschen in der Gegenwart sehr höhung der Forschungsquote hervor. Bei den mitteln zur Verfügung. Damit konnte das für viele Annehmlichkeiten gebracht habe, ohne Universitäten müsse die Zielsetzung sein, den EU-Vorsitz Österreichs im Jahr 2006 dabei aber an die Kinder und Kindeskinder die allgemeine Qualität zu erhöhen. aufgestockte Budget beibehalten werden. zu denken. Daher sei es Gebot, den alten „Mit dem Doppelbudget 2007/2008 kön- Versorgungsstaat durch einen aktiven Vor- nen wir einerseits unsere Kernaufgaben im sorgestaat zu ersetzen. „Wir müssen uns Interesse der Österreicherinnen und Öster- heute um die Lebensgrundlagen von morgen reicher erfüllen und andererseits durchaus kümmern – das betrifft das Klima, die neue Impulse setzen. Gemeinsam mit unse- Pensionen, alle Sozialleistungen bis hin zur ren Partnern in der EU und in der UNO Bildung sowie die Infrastruktur- und Inno- arbeiten wir an der Bewältigung der welt- vationspolitik. Das ist mein Verständnis von weiten Herausforderungen. Vizekanzler und politischer Verantwortung“, schloß Vize- Finanzminister Molterer bringt es in seiner kanzler Finanzminister Molterer seine erste Budgetrede auf den Punkt: Genau das Zu- Budgetrede im Hohen Haus. sammenwachsen in Europa ist die Grund- lage dafür, daß ein kleines Land wie Öster- Gusenbauer sagt mit reich zu den Globalisierungsgewinnern gutem Gewissen »Ja« zählt. Europa ist unser Schutzschild gegen die Härten des internationalen Wettbewerbs. „Ich glaube, man kann mit gutem Ge- Europa ist zugleich eine einzigartige Platt- wissen ,Ja‘ zu diesem Budget sagen. Dieses form, damit unsere Unternehmen im interna- Budget ist gut gelungen“, betonte Bundes- tionalen Wettbewerb erfolgreich sein kön- kanzler Alfred Gusenbauer in der Budget- nen“, sagte die Außenministerin. Debatte. Es werde zum einen in die Zukunft „Das Netz der Auslandsvertretungen wird unseres Landes investiert, zugleich werde an die aktuellen Herausforderungen ange- die finanzpolitische Stabilität gewahrt, so paßt und wo erforderlich weiter ausgebaut. der Bundeskanzler. Damit sei ein vernünfti- Für besonders anspruchsvolle Aufgaben, wie ges Maß gefunden geworden, sagte Gusen- beispielsweise beim weltweiten Krisenma- bauer. Er sei überzeugt, daß dieses Budget nagement oder im Visabereich, gibt es zu- die gute Stimmung und den Optimismus im Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, künftig mehr Mitarbeiter. Das ist im Interes- NR-Präsidentin Barbara Prammer Land noch heben werde, erklärte der Bun- Foto: Bernhard J. Holzner, HOPI-Media se sowohl der Österreicherinnen und Öster- deskanzler. reicher, die heute mobiler sind denn je, als Gusenbauer zeigte sich auch zuversicht- Auch in der Familienpolitik würden auch im Interesse der österreichischen Wirt- lich, daß der Budgetvollzug am Ende des wichtige Akzente gesetzt, hielt Gusenbauer schaft und ihrer weltweiten Aktivitäten“, Jahres noch besser sein wird. Aufgrund der fest. So werde es „für Mehrkindfamilien mehr sagte Plassnik. guten Konjunktur sei damit zu rechnen, dass Unterstützung geben, das Kindergeld wird „Österreich ist sich seiner weltweiten die Arbeitslosigkeit noch deutlicher sinken flexibilisiert und der Ausbau der Kinderbe- Verantwortung bewußt und nimmt diese im wird als angenommen wird. Auch das Bud- treuungseinrichtungen wird vorangetrieben. Rahmen der UNO aktiv wahr. Daher bewirbt getdefizit werde im Endeffekt geringer sein, Diese Investitionen in die Familienpolitik sich Österreich zum dritten Mal für einen so Gusenbauer. werden dazu führen, daß Österreich kinder- temporären Sitz im UNO-Sicherheitsrat. Das „Das Budget 2007 und 2008 wird auch zu freundlicher wird, was wichtig sei, damit die Doppelbudget 2007/2008 unterstützt diese einer Stärkung der sozialen Fairness führen“, Geburtenrate steigt.“ Kandidatur“, so Plassnik. erklärte Gusenbauer weiter. Der Bundes- Für die Auslandskulturpolitik stehen kanzler wies in dem Zusammenhang auf die Plassnik: Verantwortung 2007 und 2008 ebenfalls mehr Mittel zur Maßnahmen im Pensionsbereich hin. „Die Österreichs in der Welt Verfügung. Die Teilnahme Österreichs an Pensionen werden angehoben, es gibt eine EU-Missionen, etwa durch die Entsendung sozial gestaffelte Einmalzahlung und die „Wilhelm Molterer hat ein solides und von Experten, wird erstmals budgetär fix ver- Mindestpensionen werden so erhöht, daß gleichzeitig spannendes Stück politischer ankert. Für den Bereich der Entwicklungs- kein Pensionist unter der Armutsgrenze ist.“ Handwerkskunst vorgelegt. Er sichert zusammenarbeit kann das Bundesministe- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 6 Innenpolitik

rium für europäische und internationale Angelegenheiten in den beiden kommenden Jahren zusammen rund 23 Millionen Euro mehr aufwenden als noch 2006. „Wir haben damit in intensiven Verhandlungen mit dem Finanzministerium eine solide Grundlage für die konsequente Fortführung unserer Arbeit als europäische und internationale Ver- netzungs- und Kompetenzzentrale für die Österreicherinnen und Österreicher geschaf- fen“, unterstrich Plassnik.

Rossmann: Handschrift der alten Bundesregierung „Das neue Budget, soweit es bisher be- kannt ist, scheint aufgrund des restriktiven Sparkurses eine Fortsetzung des Schüssel- Grasser-Kurses der alten schwarz-blau-oran- gen Bundesregierung zu sein“, meinte der Budgetsprecher der Grünen, Bruno Ross- mann: „Es ist anzunehmen, daß sich die SPÖ von der ÖVP wieder einmal über den Tisch ziehen hat lassen“. Das neue Budget der großen Koalition trage die Handschrift des ehemaligen VP- Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel und dessen Finanzministers Karl-Heinz Grasser. „Man muß zwar noch die Details abwarten, ge, was die SPÖ ausverhandelt hat, sind grös- Scharfe Kritik übte die stv. Bundes- aber es ist zu befürchten, daß dieser falsche sere Finanzmittel für den Bundesheer-Be- sprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. Kurs, nämlich Fehlinvestitionen und Kaputt- reich. Alle anderen Zukunftsinvestitionen „Vom angekündigten budgetären Kurswech- sparen, einfach fortgesetzt wird. Das einzi- bleiben vermutlich auf der Strecke.“. sel, wie ihn die SPÖ im Wahlkampf verspro- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 7 Innenpolitik

chen hat, ist keine Spur zu erkennen.“ Die Glawischnig bemängelt, daß die Mittel reich müsse mehr Geld in die Hand genom- rotschwarze Regierung habe ihr „Retro- für den Klimaschutz nicht ausreichen und men werden. „Wir brauchen eine Bildungs- budget“ vorgestellt. „Klimaschutz, Frauen- vor allem nicht lenkend eingesetzt würden. milliarde für Schulen und Unis“, betont die gleichstellung und Bildungsoffensive haben „Ernstzunehmender Klimaschutz ist im Bud- Grüne Vizechefin. Für die dringend notwen- sich am Ballhausplatz pulverisiert.“ get nicht erkennbar.“ Auch im Bildungsbe- digen Kinderbetreuungsplätze sei ebenso ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 8 Innenpolitik Westenthaler: Predigt vom Schuldenberg

Als „Bergpredigt – und zwar einer Predigt vom Schuldenberg“ bezeichnete BZÖ-Klub- obmann Peter Westenthaler die Budgetrede von ÖVP-Finanzminister Molterer. „Trotz bester Konjunktur- und Wirtschaftslage kommt eine Belastungswelle sondergleichen auf die Bevölkerung zu. Trotz bester Steuer- einnahmen werden neue Schulden gemacht. Die Fastenzeit ist zwar nächste Woche zu Ende, die Österreicher müssen angesichts dieser Belastungen von SPÖ und ÖVP aber weiter fasten.“ Die Koalition habe ein klares Motto: Auch Bundespräsident Heinz Fischer (li.) und Nationalratspräsident a.D. Andreas Khol (re.) verfolgten die Budgetrede von Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer „Getrennt marschieren, gemeinsam abkas- sieren“, sagt Westenthaler. Es werde der fal- kein Geld vorhanden. „Statt auf die Erb- gibt es – wie bereits in den letzten 15 Jahren sche Eindruck von Mehrausgaben in den schaftssteuer zu verzichten, sollten mit den mit einer Ausnahme – ein Defizit. Wir sind Ressorts erzeugt, dabei handle es sich aber Einnahmen von 130 Millionen Euro besser in Europa an neunter Stelle, was das Haus- lediglich um Umschichtungen. Von 70 Mil- 18.000 neue Plätze geschaffen werden.“ haltsergebnis betrifft. Es ist also noch ein liarden Mehrausgaben wanderten 47 Milliar- Glawischnig verwies auf die Einschät- weiter Weg an die Spitze.“ den in die schwarzen, aber nur 23 in die ro- zung der Wirtschaftsforscher Aiginger „Scheinbar ist auch die Erbschaft- und ten Ministerien. „Das ist eine reine Kapitu- (Wifo) und Felderer (IHS), die der Regie- Schenkungssteuer noch nicht vom Tisch, lation der SPÖ. Wir feiern nächste Woche rung angesichts der guten Konjunktur gera- obwohl der Verfassungsgerichtshof die Steuer alle die Auferstehung. Nur nicht die SPÖ, ten haben, größere Reformen anzugehen. gekippt hat“, bekräftigte der FPÖ-Budget- weil deren Chef Gusenbauer noch immer „Stattdessen wird nicht in die Zukunft inves- sprecher die Forderung der FPÖ nach sofor- liegt. Gusenbauer ist bei den Studiengebüh- tiert, sondern für eine Wahlkampf-wirksame tiger Abschaffung. ren, den Facharbeitern, bei der Ressortver- Steuerreform 2009 gespart“, ärgert sich die Die Wahlversprechen der Koalitionspart- teilung, der Gesamtschule, den Eurofightern Grüne. „Gerade jetzt muß die Wirtschafts- ner seien nicht gehalten worden, erinnerte und den Steuererhöhungen umgefallen und lage genutzt werden. Die Regierung sollte Gradauer an die Abschaffung der Studien- bleibt liegen. nicht vorsichtig, sondern mutig agieren. gebühren, die Abbestellung der Eurofighter, „Am 3. Mai – dem Tag des Budget- Stattdessen ruft sie den Zukunftsstopp aus.“ die Senkung der Lohnnebenkosten. „Und die beschlusses – ist Zahltag. Den Österreiche- Entlastung von 500 Euro pro Jahr ist auch rinnen und Österreichern wird überall in die Gradauer: Es fehlen die auf die lange Bank geschoben. Die Men- Tasche gegriffen, wo es weh tut“, kritisierte echten Schwerpunkte schen haben unterm Strich nicht mehr, son- Westenthaler. Eine sofortige Steuerreform dern weniger Geld in der Tasche. „Ganz klar sei daher das Gebot der Stunde. „Jetzt spru- „Jährlich zahlen die Österreicher 3050 erkennbar ist, daß bei den österreichischen deln die Einnahmen. Die Steuerzahler haben Euro nur für die Tilgung der Schulden und Steuerzahlern weiter abkassiert wird. Ich das Recht, dass sie von den fünf Milliarden Zinsen. Schuld daran ist auch die Partei des frage mich aber, was mit den Steuermehr- Steuermehreinnahmen jährlich profitieren. Finanzministers, die ÖVP. Denn sowohl einnahmen von 20 Milliarden Euro bis zum Deshalb runter mit der Lohnsteuer, Entla- SPÖ als auch ÖVP haben über Jahrzehnte Jahr 2010 passiert. Bekommen die Österrei- stung für den Mittelstand, Frauen und Fa- diesen Schuldenberg angehäuft.“ Dies stellte cherinnen und Österreicher auch etwas da- milien und einen Belastungsstopp“, forderte der Budgetsprecher des FPÖ-Parlaments- von zurück und vor allem wann? Warum Westenthaler. klubs, Alois Gradauer fest. Die Rückzahlung kommt die Steuerreform nicht schon jetzt“, Wirtschaftsexperten sagen für die Löhne der Zinsen mache mit 9,3 Milliarden Euro so Gradauer, der bekräftigte, „daß wir bereits und Gehälter eine Steigerung von 0,7 bis 0,9 14 Prozent der Staatsausgaben aus, auch in jetzt eine Steuerreform brauchen, die den Prozent voraus. Durch die anstehenden Be- 2007 und 2008 kämen jeweils 3 Milliarden Mittelstand und die Klein- und Mittelbe- lastungen der Regierung bleibe von dieser zu den bisher 168 Milliarden Euro Schulden triebe besonders entlasten soll. Also jene Erhöhung aber nicht viel übrig. dazu. „Auch wenn der Finanzminister uns Gruppe, die schon lange auf die Steuerredu- Westenthaler kritisiert vor allem die sein Budget als ‚Molterer-Schlaraffenland‘ zierungen warten mußte.“ Nach Ansicht des neuen Schulden, die von der Regierung auf- verkaufen will, ist dieses Budget nicht der FPÖ-Budgetsprechers sind die gute Konjunk- genommen und die Steuern, die erhöht wür- große Wurf geworden“, so Gradauer. tur, sinkende Arbeitslosigkeit und niedrige den. „In Europa erwirtschaften bereits sie- Für den Budgetsprecher fehlen im vorlie- Inflation die besten Voraussetzungen dafür. ben Länder einen Überschuß. Für Österreich genden Doppelbudget ganz klar die echten „Mehr Geld in den Taschen der Bürger be- wäre das aufgrund der guten Wirtschaftslage Schwerpunkte. „Teilweise gibt es willkürli- deutet auch Konsum und dieser wiederum auch bereits heuer möglich gewesen“, stellt che Abgabenerhöhungen, wie etwa bei der bedeutet Wirtschaftswachstum“, stellte Grad- Peter Westenthaler fest. Die Regierung habe Mineralölsteuer. Und trotz Hochkonjunktur auer fest. diese Chance aber vertan. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 9 Österreich, Europa und die Welt »Österreich sichtbar auf die Landkarte Indiens setzen« Arbeitsbesuch von Außenministerin Ursula Plassnik in Indien

ußenministerin Ursula Plassnik traf am AFreitag, dem 16. März 2007, zu einem Arbeitsbesuch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi ein. „Indien ist für uns ein strate- gischer Partner und wichtiger Mitstreiter auf vielen internationalen Großbaustellen, mit dem uns ein wachsendes Geflecht an ge- meinsamen Interessen verbindet. Unsere Er- fahrungen während des österreichischen Vorsitzes (der EU im ersten Halbjahr 2006, Anm.) haben neuerlich die Rolle Indiens als Eckpfeiler der internationalen Sicherheits- architektur und als globaler Mitgestalter bestätigt“, so Plassnik, die bei diesem ersten österreichischen Außenministerbesuch seit Jahrzehnten mit Premierminister Manmohan Singh, Außenminister Pranap Mukherjee, Wissenschaftsminister Kapil Sibal und So- zialministerin Meira Kumar zusammentraf. Hauptthemen der Gespräche war neben der Intensivierung der bilateralen Beziehun- gen in den Bereichen Wirtschaft, Wissen- schaft und Kultur, insbesondere regionale und internationale Fragen. Im Mittelpunkt standen dabei die Beziehungen zu Pakistan, Außenministerin Ursula Plassnik traf im Rahmen ihres Arbeitsbesuches in Indien in die UNO-Reform und die Vereinbarung USA- New Dehli mit dem indischen Premierminister Manmohan Singh zu einem Arbeits- gespräch zusammen. Fotos: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA Indien zur Kooperation im Nuklearbereich. Die Außenministerin erörterte mit ihren indischen Gesprächspartnern insbesondere auch die Möglichkeit einer engeren Koope- ration in den Bereichen Energie und Klima- wandel. Indien ist weltweit der viertgrößte Emittent von Treibhausgasen. „Klimawan- del und Energiesicherheit sind globale Her- ausforderungen, die globale Antworten er- fordern. Gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern könnte die globale Erwär- mung desaströse Auswirkungen haben. Hier bedarf es einer gezielten Zusammenarbeit zwischen Industrieländern und Entwicklungs- ländern, zwischen Energieproduzenten und Energiekonsumenten. Die EU und Indien müssen diese Herausforderung gemeinsam angehen und zum Kernstück ihrer strategi- schen Partnerschaft machen.“ Die Außenmi- nisterin erinnerte an die wegweisenden Be- schlüsse des EU-Gipfels Anfang März zur Reduktion der Treibhausgase und des Ener- Außenministerin Ursula Plassnik mit ihrem indischen Amtskollegen, Außenminister gieverbrauchs und zum Ausbau der erneuer- Pranab Mukherjee baren Energien. „Die EU hat die Richtung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 10 Österreich, Europa und die Welt vorgegeben. Ich hoffe und erwarte, daß ande- re rasch folgen werden.“ In Bezug auf die geplante Atomverein- barung zwischen den USA und Indien unter- strich die Außenministerin die klare Grund- satzhaltung Österreichs. „Wir haben Ver- ständnis für die Bemühungen Indiens, seine Energieversorgung zu sichern. Für uns steht gleichzeitig aber auch außer Frage, daß das internationale Regime zur Nichtweiterver- breitung von Nuklearwaffen und zur Ab- rüstung nicht unterminiert werden darf.“ Die Außenministerin verwies darauf, daß die Details der Vereinbarung noch unklar seien: „Ich habe daher meine indischen Ge- sprächspartner um weitere Informationen und Klarstellungen ersucht. Hier besteht ein Informations- und Diskussionsbedarf.“ „Österreich baut seine Präsenz in Indien Außenministerin Plassnik mit der österr. Botschafterin in Indien, Jutta Stefan-Bastl kontinuierlich aus. Mein Besuch ist eine wei- tere Gelegenheit, um Österreich sichtbar auf beiden Ländern. Kultur ist keine Einbahn- che Herausforderungen wie Europa gestellt: die Landkarte Indiens zu setzen – politisch, straße. Unsere Kulturforen bringen Leute zu- „Beide verbindet dasselbe Motto: Einheit in wirtschaftlich und kulturell“, erklärte Plass- sammen, erwecken Neugier für andere Kultu- Vielfalt. Indien und die EU stellen sich nik zu den zunehmend breiteren bilateralen ren und regen zum Lernen voneinander und erfolgreich der Aufgabe, diese bereichernde Beziehungen Österreichs mit Indien. „Nach übereinander an. Dieser Dialog der Kulturen Vielfalt zu bewahren und ihr Raum zur der Eröffnung von fünf zusätzlichen Visa- fördert das gegenseitige Verständnis und Entfaltung zu geben“, schloß Plassnik mit annahmestellen und von zwei neuen Marke- verstärkt damit auch den Respekt füreinan- Verweis auf das gemeinsame Interesse der tingbüros der österreichischen Wirtschafts- der“, unterstrich die Außenministerin. EU und Indiens am Zustandekommen der kammer in den vergangenen Monaten, set- Indien mit seinen 29 Bundesstaaten und UNESCO-Konvention zum Schutz kulturel- zen wir mit der Eröffnung des österreichi- 22 offiziellen Sprachen sehe sich vor ähnli- ler Vielfalt, die am 18. März in Kraft trat. schen Kulturforums in Neu Delhi heute einen weiteren deutlichen Österreich-Ak- zent. Dieser gezielte Ausbau der österreichi- Indien schen Präsenz und Sichtbarkeit kommt nicht Fläche: 3,287.263 km² Mineralien, Textilien, Garne, Stoffe, nur dem Handel und dem Tourismus, son- Bevölkerung: 1,1 Mrd. (04/06) Bekleidung, Kaffee, Tee, Kakao, dern auch dem Kultur- und Wissenschafts- Hauptstadt/Ew.: New Delhi, 14 Mio. Gewürze austausch unmittelbar zugute“, so Plassnik. Geschäftssprache: Englisch Importe: USD 149 Mrd.(2005/06) Staatsform: Parlamentarische Republik Wichtigste Herkunftsländer/Import Staatsoberhaupt: A P J Abdul Kalam (2005): USA, Belgien, China, VAE Österreich zeigt kulturelle Prem.-Minister: Dr. Manmohan Singh Bedeutendste Warengruppen/Import Flagge in Indien Bedeutende Wirtschaftssektoren: Land- (2005): Erdöl und Erdölprodukte, Kapi- wirtschaft, Infrastruktur (Straßen, Häfen, talgüter, Edelsteine und Halbedelsteine, „Mit der Öffnung des Österreichischen Elektrizität, Bewässerung), elektronische Waren, Chemikalien und Kulturforums in New Delhi schaffen wir die Dienstleistungen, Textilindustrie, verwandte Produkte Basis für eine verstärkte Kulturpräsenz Maschinen- und Stahlbau Österreichische Exporte: 302 Mio. Euro Österreichs in Indien. Österreichs Selbstver- Wirtschaftswachstum: 8,5% (2005/06) (2005) ständnis und Identität wird essentiell von BIP-pro-Kopf: USD 584 (2005/06) Bedeutendste Exportprodukte: seiner Kultur mitbestimmt. Diese wollen wir Inflation(CPI): 5,6 %(2005/06) Maschinen, Bauerzeugnisse, Fahrzeuge, Rating Inst.Investor CC: 57,1 von100 Eisen und Stahl, chemische Erzeugnisse mit unseren Partnern in der Welt teilen. (Rang 58) und Pharmazeutika Gerade über unsere Kultur können wir BIP real: USD 798 Mrd. (2005/06) Österreichische Importe: 275,3 Mio. Österreicher sichtbar Flagge zeigen“, kom- Arbeitslosigkeit: 7,3% (03/04) Euro (2005); mentierte Plassnik die Eröffnung des jüng- Auslandsversch.: USD 125,2 Mrd. Bedeutendste Importprodukte: sten, der mittlerweile weltweit 30 Österreichi- Währung: 1 ind. Rupie (INR) = 100 Bekleidung, Schuhe, Textilien, elektroni- schen Kulturforen des Außenministeriums, Paise; Wechselkurs zum Euro: 1 EUR = sche Waren, Teppiche in New Delhi. 59,39 INR (07/06) und Lederwaren „Mit unserer Kulturarbeit schaffen wir Exporte: USD 103 Mrd.(2005/06) Quellen: Wirtschaftskammer Österreich, eine weitere, sehr lebendige und farbenfrohe, Wichtigste Exportmärkte (2005): USA, Außenwirtschaft Österreich, Statistik UAE, China, Belgien, Vereinigtes Austria; Zuständig: Außenhandelsstelle Facette in unseren gemeinsamen Beziehun- Königreich; Bedeutendste Waren- New Delhi gen mit Indien und erschließen eine neue gruppen/Export (2005): Nichtmetall, http://www.austriantrade.org/in Schiene für den Austausch zwischen unseren ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 11 Speziell für Auslandsösterreicher Botschafter der Erinnerung Das Projekt A Letter To The Stars, vor vier Jahren initiiert, ist heute das größte und nachhaltigste schulische Zeitgeschichte-Projekt der Republik Österreich.

isher haben am Projekt „A Letter to the BStars“ mehr als 40.000 Schülerinnen und Schüler und hunderte Lehrerinnen und Leh- rer teilgenommen. Viele von ihnen haben Le- bensgeschichten von österreichischen Opfern und Überlebenden des NS-Regimes recher- chiert. In eindrucksvollen Gedenk-Veranstal- tungen haben die SchülerInnen eine neue be- rührende und hoffnungsvolle Auseinander- setzung mit der Vergangenheit begonnen. So haben im Mai 2006 im Projekt Blu- men der Erinnerung mehr als 15.000 Schü- lerinnen und Schüler vom Wiener Stephans- platz aus 80.000 weiße Rosen mit den Namen österreichischer NS-Opfer zu all je- nen Adressen getragen, an denen die Men- schen vor ihrer Vertreibung und Ermor- dung – als unsere Nachbarn – gelebt haben. Im Mai 2005 wurden in der Nacht des Schweigens vor dem KZ Mauthausen Ker- Mehr als 40.000 Schülerinnen und Schüler und hunderte Lehrerinnen und Lehrer zen für die 100.000 Ermordeten entzündet. haben an »A Letter to the Stars« teilgenommen Foto: A Letter to the Stars Im Mai 2004 haben 20.000 Menschen aus aller Welt an der von SchülerInnen mitge- wurden. SchülerInnen aus ganz Österreich Das Paket der Erinnerung wird per Post in stalteten Befreiungsfeier im ehemaligen KZ werden diesen Letzten Zeugen als Bot- die neue Heimat der Überlebenden geschick Mauthausen teilgenommen. schafter der Erinnerung begegnen, sie wer- oder persönlich übergeben. Im Mai 2003 haben 15.000 SchülerInnen den diese vielleicht sogar in ihren neuen Jede Klasse oder Schülergruppe, die am im Gedenken an die Opfer auf dem Hel- Heimatländern besuchen können und den Projekt „Botschafter der Erinnerung“ teil- denplatz an weißen Luftballons 80.000 Brie- aus Österreich Vertriebenen die versöhnliche nehmen möchte, sucht sich aus der Liste der fe in den Himmel steigen lassen. Gewißheit geben, daß ihre Geschichte nicht letzten Zeugen jeweils ein bis zwei Überle- Die bisherigen Projektergebnisse sind in vergessen wird. bende aus, mit denen sie in Kontakt treten den Büchern „Briefe in den Himmel“ und Die Begegnungen werden dokumentiert, möchte. Und teilt diese Namen per E-Mail „Die Überlebenden“ sowie in der ORF-Doku- die recherchierten Lebensgeschichten werden dem Projektteam mit. Das Projektteam stellt mentation „Die Sterne verlöschen nicht“ ver- veröffentlicht. Damit die Erinnerung weiter- daraufhin den persönlichen Kontakt zum öffentlicht worden. lebt. Darüberhinaus werden die Schülerin- „gewünschten“ Überlebenden her – oder ver- Was ist der Inhalt des Projekts „Bot- nen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer mittelt, falls dies nicht möglich sein sollte, schafter der Erinnerung“? Die Initiatoren des für die Überlebenden ein ganz persönliches selbst einen anderen Letzten Zeugen. Es Projekts „A Letter To The Stars“ haben – in Paket der Erinnerung zusammenstellen. liegt an den ProjektteilnehmerInnen wie eng Zusammenarbeit mit dem Jewish Welcome Darin können sich – am besten in Absprache der Kontakt wird. Manche werden einige Service sowie vielen internationalen Überle- mit dem Überlebenden – zum Beispiel befin- Briefe oder E-Mails wechseln, andere wer- benden-Organisationen – eine in Österreich den: Fotos der früheren Wohnadresse von den telefonieren oder sich vielleicht sogar einzigartige Liste zusammengestellt: heute und damals; persönliche Dokumente, persönlich begegnen können. Die Kontakte Die Liste der Letzten Zeugen 2500 Men- die von den Schülerinnen und Schülern ge- können nach unseren Erfahrungen in einen schen aus Österreich, die das NS-Regime im funden werden; Bilder von der Niederlegung regen Meinungsaustausch und eine anhalten- KZ, im Versteck, im Exil oder auf der Flucht weißer Rosen an den letzten Wohnadressen de Freundschaft über Generationen und geo- überleben konnten und heute in 40 verschie- ermordeter Verwandter; ein Brief des heuti- graphische Distanzen hinweg münden. Das denen Ländern der Welt ein neues Zuhause gen Bewohners; ein Straßenschild; ein Brief Verfassen der Lebensgeschichten sowie der gefunden haben. des Bürgermeisters; ein besonderes Buch; Versand eines Pakets der Erinnerung wird Und die – solange sie noch leben – ihre oder auch ein Packerl Schnitten, die an die für alle ProjektteilnehmerInnen zentraler Lebensgeschichte weitergeben möchten, an alte Heimat erinnern. Bestandteil der Recherche und Dokumenta- die Jugendlichen jenes Landes, aus dem sie Und natürlich die von den Schülerinnen tionsarbeit sein. selbst als Kinder und Jugendliche vertrieben und Schülern verfaßten Lebensgeschichten. http://www.lettertothestars.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 12 Speziell für Auslandsösterreicher austria kult[o]ur international Kooperationsprojekt zwischen ORF und Außenministerium als neue Plattform der österreichischen Kulturforen im Ausland

m 27. März startete „austria kult[o]ur Projektarbeit in den Westbalkanstaaten verwirklicht worden: Der Montag in ALPHA Ainternational“, das ehrgeizige Koopera- (Juni) angesprochen werden. Österreich steht ganz im Zeichen von Wis- tionsprojekt zwischen der Kultursektion des Nach den erfolgreichen Jahren 2000 und senschaft und Bildung, der Dienstag widmet Bundesministeriums für europäische und 2001, in denen ALPHA-Österreich insge- sich den Themenbereichen Kunst und internationale Angelegenheiten und dem Ös- samt 83 Sendungen ausstrahlte, erfolgte mit Kultur, am Mittwoch stehen Religion und terreichischen Rundfunk, das die Bedeutung Beginn des Jahres 2002 der nächste Schritt Philosophie, am Donnerstag Volkskultur und der Auslandskulturpolitik für Österreich in der Entwicklung des ORF-Fensters in BR- Landeskunde und am Freitag Volksmusik anhand von Beispielen aus der Arbeit der alpha. („Klingendes Österreich“) bzw. ab 2005 Ge- österreichischen Kulturforen unterstreichen ALPHA-Österreich erweiterte sein Pro- schichte und Zeitgeschehen auf dem Pro- soll. Ausgelegt zunächst auf acht über das grammangebot: Seitdem gibt es die bewähr- gramm. Jahr 2007 verteilte Sendungen à 45 min, ten Dokumentationen, Berichte und Diskus- Der ORF erhält dadurch eine wesentlich wird im Österreich-Fenster von BR alpha, sionen zu Kultur, Wissenschaft, Geschichte erweiterte Möglichkeit, heimische Innova- dem Bildungskanal des Bayerischen Rund- und Zukunft jeweils Montag bis Freitag, tionen und kulturelle Leistungen einem funks, der sich Themen wie Sprache, Bil- 21.00 – 21.45 Uhr. internationalen Fernsehpublikum zugänglich dung und Wissenschaftsinformationen, aber Mit dem neuen Sendeplatz ist auch ein zu machen. auch den Bereichen Literatur, Kunst und neues Schema in der Programmgestaltung Am Donnerstag, dem 1. Juni 2000, öffne- Kultur widmet, die kulturelle Vielfalt Öster- te sich in BR-alpha, dem Bildungssparten- reichs und Europas international dargestellt kanal des Bayerischen Rundfunks, das Öster- und kommuniziert. „Das Bild Österreichs in reich-Fenster ALPHA Österreich. Anfangs der Welt wird im weitesten Sinn durch die jeden Donnerstag und seit dem 15. Septem- Kultur geprägt. Die internationale Darstel- ber 2000 jeden Freitag, ab 22.00 Uhr (Wie- lung und Kommunikation der künstlerischen derholung: Montag, ab 16.00 Uhr) infor- und wissenschaftlichen Leistungen ist Auf- mierte der ORF einmal pro Woche in einem gabe der 30 Österreichischen Kulturforen. 45-Minuten-Programm über das kulturelle Wir wollen mit diesem Projekt die Informa- Geschehen in Österreich. tion über die Aktivitäten unserer Kulturforen Der ORF zeigt internationale Präsenz und verbessern und die Öffentlichkeit für die nützt damit zusätzlich zu seinem Satelliten- Tätigkeit und Notwendigkeit der österreichi- Aus dem Trailer der Sendung programm ORF 2 Europe, seiner Beteiligung schen Auslandskulturarbeit weiter sensibili- am Satellitenprogramm 3sat und den Ko- sieren“, betont Botschafter Emil Brix, Leiter operationenengagements (ARTE und ZDF der Kulturpolitischen Sektion im Außenmi- Theaterkanal) einen zusätzlichen Distribu- nisterium. tionsweg, um österreichische Kulturpro- In der ersten Sendung werden die Arbeit gramme im Fernsehen europaweit zu ver- und die Aktivitäten der österreichischen Kul- breiten. Die rot-weiß-rote ORF „Kulturexport- turforen in Brüssel, Laibach, London, Me- sendung“ ALPHA Österreich ist via Satel- xiko Stadt, New York, Tokio und Warschau liten ASTRA 1 C (analog) und ASTRA 1 H vorgestellt. In Konferenzschaltungen via (digital) europaweit zu empfangen. In Internet erklären die LeiterInnen der Kultur- Deutschland kann BR-alpha (seit Jänner foren über die Zeitzonen hinweg ihre Auf- 1998 auf Sendung) in 12 Millionen Haus- gaben und die Herausforderungen erfolgrei- Botschafter Emil Brix im Interview halten rund 28 Millionen Menschen, in Eu- cher österreichischer Kulturarbeit. Im Studio ropa knapp 60 Millionen erreichen. Die in Wien sind Botschafter Emil Brix und der technische Reichweite in Österreich liegt bei Leiter des österreichischen Kulturforums in 1.050.000 Haushalten, in denen 2,8 Millio- New York, Christoph Thun-Hohenstein, zu nen Menschen leben. In Deutschland ist BR- Gast. Durch die Sendung führt Renée alpha bereits über zahlreiche Kabelnetze in Gadsden Huber. mehreren Bundesländern (u. a. Bayern, In den weiteren Sendungen werden die Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Themen Österreichs kulturelle Identität und Berlin und Brandenburg) zu empfangen – seine neuen Nachbarn (April), die Plattform seit Herbst 2000 auch in München. In Öster- Kultur – Mitteleuropa (Mai) sowie „Culture reich nimmt die Verbreitung über Kabelnet- Matters“ – das Konzept des Außenministe- ze ständig zu. riums für eine Intensivierung der kulturellen Christoph Thun-Hohenstein in New York http://magazine.orf.at/alpha >>on demand ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 13 Speziell für Auslandsösterreicher Weltkarte der Auslandsösterreicher Eine Weinviertlerin, die in der Nähe von Berlin lebt, möchte eine »Landkarte der Auslandsösterreicherinnen und -österreicher« zusammenstellen

hr Name ist Bettina Schenk und sie ist ge- Ibürtige Weinviertlerin. Im Jahr 1999 be- fand sie allerdings, daß Österreich für sie zu klein ist und sie im Ausland mit Sicherheit ein viel spannenderes Leben führen könnte. Also wanderte sie aus. Nach Deutschland – genauer gesagt nach Hamburg. Dort arbeite- tete sie ein paar Jahre, heiratete, bekam zwei Kinder und zog mit der Familie weiter vor die Tore Berlins, nach Brandenburg. Am Anfang war alles neu und aufregend. Die Arbeitsweise der deutschen Kollegen war eine andere, als sie es gewohnt war. Alles war viel schneller, viel geradliniger – keine Besprechung endete mit dem Satz „na schau ma mal, was draus wird…“ Und sie punkte- te mit ihrem österreichischen Charme. Sie war als Pressesprecherin tätig und die mei- sten Journalisten wollten nur mit ihr spre- chen, weil sie den österreichischen Dialekt so wunderbar fanden. Dann bekam sie Kinder und manches wurde anders. Die Zackigkeit und die gegen- seitige Ignoranz bekam plötzlich etwas sehr Abweisendes, Kühles. Sie begann Österreich zu vermissen. Sie vermißte die Gemütlich- Leserstatistik, daß sehr viele neue Leser aus einen Kommentar auf meinem Blog.“ Oder keit und den herzlicheren Umgang mit Kin- der ganzen Welt dazukamen: Peru, Brasilien, schicken Sie bitte an [email protected] dern. Neuseeland, Australien… So weit kommen folgende Informationen: Also begann sie, Österreich wieder ver- sie also rum, die Auslandsösterreicher“, Name, unter dem der Eintrag erfolgen stärkt in ihren Alltag reinzubringen. „Ich dachte sie sich. soll (nur Vorname, oder Vorname und bemühe mich in meiner Familie die österrei- Und das hat ihren Ehrgeiz geweckt. Es Nachname oder nur Synonym). chische Sprache weiter zu pflegen, ich koche müßte doch möglich sein die weltweite Ver- Die genauen Koordinaten (Längen- und leidenschaftlich gerne österreichisches Es- sprengung von Österreichern bildlich darzu- Breitengrad lassen sich sehr einfach mit sen und ich versuche so gut es geht österrei- stellen. „Ich möchte also eine Karte zusam- „Google Maps“ chische Freundschaften am Leben zu erhal- menstellen, die aufzeigt, wo über die ganze http://www.mapsofworld.com/lat_long/ ten“, erzählt sie. Welt verstreut Österreicher wohnen. Die in- ermitteln. Wenn das nicht klappt, einfach Diese Art der Sehnsucht führte sie vor ein ternetaffine Hälfte unseres Haushalts hat mit den Wohnort schreiben, der eingetragen paar Wochen auf die Website vom „Welt- Hilfe von ,Google Maps‘ eine Weltkarte ent- werden soll, Bettina Schnenk ermittelt bund der Auslandsösterreicher“ und von dort wickelt, auf der ich alle möglichen Informa- das. Wer lieber anonymer bleiben möch- geradewegs auf das „Yahoo-Forum der Aus- tionen eintragen kann. Es ist mir schon te, der nennt einfach die nächstgrößere landsösterreicher“. Herrlich – plötzlich war bewußt, daß nicht alle ca. 500.000 im Aus- Stadt.) man umgeben von lauter Österreichern, die land lebenden Österreicher darauf abgebildet Gerne kann auch ein Bild mit veröffent- aus den unterschiedlichsten Gründen im Aus- werden können, aber es wäre doch schön, licht oder ein Link angegeben werden – land leben. „Als ich in meinem Blog wenn soviele Leute wie möglich, diese Karte oder einfach ein Motto reinschreiben. http://www.pappalatur.at – einen Schwer- füllen.“ Die Weltkarte mit ihren „bisherigen punkt meiner Beiträge darin stellt das Leben Bewohnern“ können Sie unter der Adresse Für die Teilnahme bedankt sich Bettina als Österreicher in der Ferne dar – einen http://www.pappalatur.at/weltkarte anschauen. Schenk jetzt schon und freut sich sehr, wenn Artikel speziell für uns Auslandsösis ge- „Wenn Sie auf dieser Karte verewigt wer- soviele Auslandsösterreicherinnen und -öster- schrieben habe, bemerkte ich anhand meiner den möchten, dann hinterlassen Sie einfach reicher wie möglich dazu kommen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 14 Europa 50 Jahre Römische Verträge 50 Jahre Frieden, Wachstum und Wohlstand – Die Europäische Union feiert 2007 ihren 50. Geburtstag.

Von Sabine Radl*) Foto: European Community, 2007

m 25. März 1957 unterzeichneten Atomgemeinschaft (Euratom), die – benannt mit ihren 27 Mitgliedern und rund 493 Mil- ADeutschland, Frankreich, Italien und nach dem Ort der Unterzeichnung – als Rö- lionen Einwohnern kennen. Seither rücken die drei Benelux-Staaten die Verträge zur mische Verträge in die Geschichte eingegan- die europäischen Völker – trotz bleibender Gründung der Europäischen Wirtschaftsge- gen sind. Gemeinsam mit der fünf Jahre zu- Verschiedenheit in Kultur, Sprache und meinschaft (EWG) und der Europäischen vor errichteten Europäischen Gemeinschaft Tradition – immer näher zusammen. Ge- für Kohle und Stahl (auch Montanunion meinsame Werte wie Freiheit, Demokratie, *) Mag. Sabine Radl ist Mitarbeiterin der EU-Öffent- genannt) war der Grundstein gelegt worden Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Men- lichkeitsarbeit der Wirtschaftskammer Österreich für die Europäische Union, wie wir sie heute schenrechte aber auch wirtschaftlicher Wohl- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 15 Europa

Für die EU heißt das, auch mit 27 und noch mehr Mitgliedern handlungsfähig zu bleiben. Denn obwohl die Römischen Ver- träge in den vergangenen 50 Jahren mancher Revision unterzogen wurden, muß die EU der 27 im Großen und Ganzen noch immer nach den Spielregeln der Sechsergemein- schaft von 1957 arbeiten. Das funktioniert manchmal mehr schlecht als recht. Einen Ausweg böte die Europäische Verfassung, deren Umsetzung aber in den Sternen steht. 50 Jahre nach der Geburtsstunde des europäischen Einigungswerks geht es dar- um, die Union fit zu machen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Die Römischen Ver- träge, über deren wichtigste Inhalte auf den folgenden Seiten ein Überblick gegeben

Am 9. Mai 1950 legt der französische Außenminister Robert Schuman (re.) einen von Jean Monnet initiierten Plan vor, wonach die französische und die deutsche Stahlproduktion von einem gemeinsamen Organ verwaltet werden sollen. stand und soziale Sicherheit zeichnen diese an ihrem 50. Geburtstag in einer nicht einfa- unsere Union aus. chen Lage: Die Euphorie für die europäische In den 50 Jahren seit der Unterzeichnung Idee ist verflogen. Frieden, Freiheit, Men- der Römischen Verträge hat sich die sozio- schenrechte und Wohlstand sind zu einer ökonomische wie die politische Landkarte Europas fundamental verändert: Die Errich- tung des europäischen Binnenmarktes, der Fall der Berliner Mauer, der den Weg frei gemacht hat für die historische Erweiterung nach Mittel- und Osteuropa und damit die Wiedervereinigung des europäischen Kon- tinents, sowie die Einführung des Euro sind die am stärksten herausragenden Beispiele. Zwar war die Wirtschaft die Triebfeder der europäischen Einigung, der Grad der In- Konrad Adenauer tegration reicht aber längst darüber hinaus. deutscher Bundeskanzler Elementare Rechte des Binnenmarkts wie Freizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und werden soll (wobei der Schwerpunkt auf den Aufenthaltsrecht kommen jedem einzelnen EWG-Vertrag gelegt wird), sind ein gutes Europäer zugute. Im Binnenmarkt dürfen die Fundament. Auf ihrem Vermächtnis gilt es Menschen reisen und arbeiten, Waren, aufzubauen, damit Europa an seinem 100. Ge- Dienstleistungen und Kapital können frei burtstag ebenso stolz zurück blicken kann, zirkulieren. Mit der Einführung des Euro wie wir das heuer anläßlich des 50. Jubi- wurde der grenzübergreifende Geldverkehr läums tun. massiv vereinfacht. Zudem kann Europa in- ternationalen Währungskrisen besser trot- Paul Henri Spaak Die Vorgeschichte zen. Und: Dank der Jugend- und Studenten- belgischer Außenminister austauschprogramme bekommen Millionen Am Beginn der Römischen Verträge, die junger Europäer die Chance, in einem ande- Selbstverständlichkeit geworden. Zugleich am 25. März 1957 in der italienischen Haupt- ren Land zu leben und zu studieren. Europa, stellen Entwicklungen wie die Globali- stadt unterzeichnet worden waren, stand – seine Vielfalt und sein kulturelles Reichtum sierung, der Klimawandel aber auch terroris- wie so oft im europäischen Einigungspro- werden hautnah spürbar. „Wir einigen keine tische Bedrohungen neue Herausforderun- zeß – eine Krise: Nach der Gründung der Staaten, wir bringen Menschen einander nä- gen dar. Antworten auf derart weltumspan- Montanunion im Jahr 1952 verfolgten die her“, sagte Jean Monnet, einer der Gründer- nende Phänomene kann es nur gemeinsam – sechs teilnehmenden Länder Frankreich, väter der heutigen Europäischen Union. Das in europäischer, wenn nicht globaler Zu- Deutschland, Italien und die drei Benelux- gilt auch heute noch. Dennoch steckt die EU sammenarbeit – geben. Staaten Belgien, Luxemburg und die Nie- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 16 Europa

Am 18. April 1951 unterzeichneten Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande in Paris den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS): Paul Van Zeeland, belgischer Außenminister, Joseph Bech, Außenminister von Luxembourg, Carlo Sforza, italienischer Außenminister, Robert Schuman, französischer Außenminister, Konrad Adenauer, deutscher Bundeskanzler und Außenminister und Dirk Uipko Stikker, dänischer Außenminister (v.l.n.r.) derlande das Ziel, eine Europäische Vertei- digungsgemeinschaft und eine Europäische Politische Gemeinschaft zu errichten. Das Vorhaben war jedoch 1954 von der Franzö- sischen Nationalversammlung abgeschmet- tert worden. Nach dem Scheitern dieser bei- den Projekte erschien eine weitere Inte- gration am ehesten noch im wirtschaftlichen Bereich machbar. Und so kam es dann auch: Eine Kommission unter der Ägide des belgi- schen Außenministers Paul Henri Spaak wurde mit der Ausarbeitung eines Berichts „über die Möglichkeiten einer allgemeinen Wirtschaftsunion sowie über eine Union im Bereich der Kernenergie“ beauftragt. Es folgten schwierige Verhandlungen, an deren Ende der so genannte Spaak-Bericht veröf- fentlicht wurde. Er sah die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes in Verbindung mit einer Zollunion und die Schaffung einer Atomgemeinschaft zur friedlichen Nutzung der Kernenergie vor und führte zu einer Re- gierungskonferenz. Deren erfolgreicher Ab- schluß mündete am 25. März 1957 in die Unterzeichnung der Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemein- schaft (EAG), die als Römische Verträge in die Geschichte eingingen und 1958 in Kraft traten. 20. Juli 1979: Konstituierende Sitzung des direkt gewählten Europäischen Parla- Gemeinsam mit dem 1951 unterzeichne- ments in Straßburg. Die französische Politikerin und Abgeordnete der Liberalen ten Vertrag zur Gründung der Europäischen und Demokratischen Fraktion Simone Veil wird zur Präsidentin gewählt ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 17 Europa

Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) – Atomenergie fest. Damals war man optimis- Monnet initiierten Plan vor, wonach die auch Montanunion genannt – war somit der tisch, mit der friedlichen Nutzung der Kern- französische und die deutsche Stahlproduk- Grundstein für die Europäische Union ge- energie eine quasi unerschöpfliche Energie- tion von einem gemeinsamen Organ verwal- legt, wie wir sie heute kennen. Der Plan für quelle schaffen zu können. tet werden sollen. die Montanunion stammte vom französi- Der Euratom-Vertrag, der zunächst dar- 1951: Am 18. April wird in Paris der Vertrag schen Unternehmer und Politiker Jean Mon- auf abzielte, die Forschungsprogramme der zur Gründung der Europäischen Gemein- net. Ziel war es, die kriegsentscheidenden Staaten im Hinblick auf die friedliche Nut- schaft für Kohle und Stahl (EGKS) zwischen Schlüsselindustrien Kohle und Stahl einer zung der Kernenergie zu koordinieren, trägt Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Da- heute insbesondere dazu bei, daß Erkennt- Luxemburg und den Niederlanden unter- hinter steckte der Gedanke, diese damaligen nisse und Infrastrukturen gemeinsam genutzt zeichnet. Der Vertrag tritt am 23. Juli 1952 in Schlüsselindustrien vor allem in Deutsch- und Finanzmittel im Bereich der Kern- Kraft. land zu kontrollieren. energie zusammengeführt werden. Außerdem 1957: Am 25. März unterzeichnen die Als Ziele nannte der EWG-Vertrag in soll er die Versorgungssicherheit im Rahmen EGKS-Mitglieder die Verträge zur Grün- Artikel 2 „die Errichtung eines Gemeinsa- einer zentralen Überwachung sicherstellen. dung der Europäischen Wirtschaftsgemein- men Marktes und die schrittweise Annähe- Angesichts dessen besonderer Bedeutung für schaft und der Europäischen Atomgemein- rung der Wirtschaftspolitik der Mitglied- die weitere wirtschaftliche und politische In- schaft, die am 1. Jänner 1958 in Kraft treten. staaten, eine harmonische Entwicklung des tegration Europas steht jedoch der EWG- 1961: Irland, Dänemark, Norwegen und Wirtschaftslebens innerhalb der Gemein- Vertrag im Mittelpunkt dieses Beitrages. Großbritannien stellen Anträge auf Mitglied- schaft, eine beständige und ausgewogene schaft in der EWG. Österreich, Schweden Wirtschaftsausweitung, eine größere Stabili- Meilensteine und die Schweiz streben ein Assoziierungs- tät, eine beschleunigte Hebung der Lebens- der Integration abkommen an. haltung und engere Beziehungen zwischen 1968: Die Zollunion tritt in Kraft: Alle ver- den Staaten“. Der Euratom-Vertrag legte ge- 1950: Am 9. Mai legt der französische Außen- bleibenden Zölle im innergemeinschaftli- meinsame Regeln für die zivile Nutzung der minister Robert Schuman einen von Jean chen Handel werden abgeschafft und die

25. März 1957: Die Unterzeichnung der Verträge von Rom: Paul-Henri Spaak, Außenminister Belgiens, Jean-Charles Snoy et d'Oppuers, Leiter der belgischen Delegation bei der Regierungskonferenz, Christian Pineau, Außenminister Frankreichs, Maurice Faure, Staatssekretär im franz. Außenministerium, Konrad Adenauer, deutscher Bundeskanzler, Walter Hallstein, Staats- sekretär im deutschen Außenministerium, Antonio Segni, Italiens Premierminister, Gaetano Martino, Außenminister Italiens, Joseph Bech, Regierungschef und Außenminister Luxemburgs, Joseph Luns, Außenminister Dänemarks, und Johannes Linthorst Homan, Leiter der dänischen Delegation bei der Regierungskonferenz (v.l.n.r.) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 18 Europa nationalen Zölle im Handel mit Drittstaaten Vertrag über die EWG meinsamen Markt zu verhindern, einzu- durch den Gemeinsamen Außenzoll ersetzt. schränken oder zu verfälschen. 1973: Am 1. Jänner treten Dänemark, Irland Der Vertrag über die Europäische Wirt- und Großbritannien der Gemeinschaft bei. schaftsgemeinschaft (EWG) umfaßt 240 Ar- Errichtung einer Zollunion 1978: Am 6./7. Juli beschließt der Euro- tikel und ist in sechs Teile aufgeteilt. Er sieht Im Zuge der im EWG-Vertrag vorgesehe- päische Rat die Gründung eines Europäi- die Errichtung eines gemeinsamen Marktes, nen Gründung einer Zollunion wurden die schen Währungssystems (EWS) und die einer Zollunion und die Entwicklung gemein- Zölle und die Einfuhrkontingente im Handel Einführung der europäischen Währungsein- samer Politiken vor. Die Grundlage dafür zwischen den Mitgliedstaaten abgeschafft. heit ECU. EWS und ECU treten 1979 in sind die berühmten vier Freiheiten – der freie Die früheren Zolltarife der einzelnen Staaten Kraft. Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistun- wurden durch einen gemeinsamen Zolltarif 1979: Von 7. bis 10. Juli finden die ersten gen und Kapital. Im Gegensatz zum Eu- ersetzt. Praktisch war also eine Außengrenze allgemeinen Direktwahlen zum Europäi- ratom-Vertrag, der Sonderregelungen für die für Waren aus Drittstaaten entstanden. Be- schen Parlament statt. 1981: Am 1. Jänner tritt Griechenland der Gemeinschaft als zehntes Mitglied bei. 1985: Die Benelux-Staaten sowie Frankreich und Deutschland unterzeichnen ein Abkom- men zur Abschaffung der Grenzkontrollen („Schengen-Abkommen“), das am 26. März 1995 in Kraft tritt. 1986: Am 1. Jänner treten Spanien und Por- tugal der Gemeinschaft bei. 1987: Am 1. Juli tritt die Einheitliche Euro- päische Akte in Kraft. Ziel ist die Vollen- dung des Binnenmarkts. 1991: Am 9./10. Dezember einigen sich die EU-Staats- und Regierungschefs auf den Maastrichter Vertrag, der unter anderem die Einführung des Euro vorsieht und am 1. No- vember 1993 in Kraft tritt. 1995: Österreich, Finnland und Schweden treten am 1. Jänner der EU bei. 1997: Der Europäische Rat einigt sich auf den Vertrag von Amsterdam, der am 1. Mai 1999 in Kraft tritt. 2000: Der Europäische Rat einigt sich am 22. Juni 1971: 8. Ministerkonferenz mit dem Vereinigten Königreich Großbritannien 23./24. März auf die „Lissabon-Strategie“, und Nordirland –ein Blick in den Konferenzraum um etwa 3 Uhr früh dank der die EU bis 2010 zum wettbewerbs- fähigsten wissensorientierten Wirtschafts- Nutzung der Atomenergie enthält, war der gleitet wurde die Zollunion von einer ge- raum der Welt aufsteigen soll. Auf dem EU- EWG-Vertrag (EWGV) nicht auf einen ein- meinsamen Handelspolitik. Verhandlungen Gipfel am 7./8. Dezember wird die Charta zigen Wirtschaftssektor beschränkt, sondern etwa im Rahmen der Welthandelsorgani- der Grundrechte der EU feierlich prokla- umfasste alle Wirtschaftsbeziehungen zwi- sation WTO werden deshalb nicht von den miert und eine Einigung über den Vertrag schen den Mitgliedstaaten. Mitgliedstaaten sondern von der EU-Kom- von Nizza erzielt, der am 1. Februar 2003 in mission geführt (wobei sich die Kommission Kraft tritt. Errichtung eines aber nach dem Mandat der Mitgliedstaaten 2002: Am 1. Jänner führen zwölf EU-Staa- gemeinsamen Marktes richten muß). ten, darunter Österreich, den Euro als allei- Das Kernstück, der Gemeinsame Markt niges Zahlungsmittel ein. (heute: europäischer Binnenmarkt), sollte Ausarbeitung gemeinsamter Politiken 2004: Zypern, Malta, Estland, Polen, Tsche- während einer Übergangsphase von 12 Jah- Einige Politiken waren im EWG-Vertrag chien, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, ren, die in drei Stufen von je vier Jahren un- explizit vorgesehen, etwa die gemeinsame Lettland und Litauen treten der EU bei. Am terteilt ist, verwirklicht werden. Jede Stufe Agrarpolitik, die gemeinsame Handelspoli- 29. Oktober wird der Vertrag über eine Ver- beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen. Da tik und die Verkehrspolitik. Andere konnten fassung für Europa unterzeichnet. der Markt auf dem Grundsatz des freien je nach Bedarf entwickelt werden. Gemäß 2005: Am 29. Mai bzw. 1. Juni scheitert die Wettbewerbs beruht, verbietet der EWG- Artikel 235 heißt es nämlich: „Erscheint ein Verfassung bei Referenden in Frankreich Vertrag Absprachen zwischen Unternehmen Tätigwerden der Gemeinschaft erforderlich, bzw. den Niederlanden. sowie staatliche Beihilfen (vorbehaltlich um im Rahmen des gemeinsamen Marktes 2007: Bulgarien und Rumänien treten der vorgesehener Ausnahmen), die den Handel eines ihrer Ziele zu verwirklichen, und sind EU bei. Slowenien führt als 13. EU-Staat den zwischen Mitgliedstaaten beeinträchtigen in diesem Vertrag die hierfür erforderlichen Euro ein. und darauf abzielen, den Wettbewerb im Ge- Befugnisse nicht vorgesehen, so erläßt der ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 19 Europa

EWG-Vertrages wurden in den folgenden Jahren die Zölle und andere Handelsschran- ken zwischen den Mitgliedstaaten abgebaut. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Ein- führung der Gemeinsamen Agrarpolitik im Jahr 1962, die darauf abzielte, einen gemein- samen Markt für Agrarerzeugnisse zu schaf- fen und den Bauern sichere Einkommen zu garantieren. Im Gegensatz zu den Erfolgen bei der wirtschaftlichen Integration gab es bei der politischen Integration jedoch immer wieder Rückschläge: Gemäß EWG-Vertrag sollte der Ministerrat ab 1966 in wichtigen Ver- tragsbereichen mit qualifizierter Mehrheit entscheiden, was die Möglichkeit zur Über- stimmung einzelner Mitgliedstaaten vor- aussetzte. Bevor die Regelung in Kraft treten konnte, blockierte Frankreich ein halbes Jahr lang die Mitarbeit im Ministerrat. Diese Krise konnte erst mit dem Luxemburger Kompro- Am 7. Februar 1992 wird der Vertrag von Maastricht unterzeichnet: Im Bild links Roland Dumas, der französische Außenminster, rechts von ihm Bérégovoy Pierre, miß vom 27. Januar 1966 gelöst werden, französischer Premierminister indem die Vetomöglichkeit bei wichtigen nationalen Interessen festgeschrieben wurde Rat einstimmig auf Vorschlag der Kommis- sammen und besitzt die wesentlichen Ent- und somit faktisch auch weiterhin ein Kon- sion und nach Anhörung des Europäischen scheidungskompetenzen. sens in den meisten Fragen notwendig blieb. Parlaments die geeigneten Vorschriften.“ Die Parlamentarische Versammlung Ende der 1960er Jahre waren nahezu alle Der Rückgriff auf diesen Artikel hat etwa die verfügte anfangs nur über eine Befugnis zur zentralen Punkte der Römischen Verträge Entwicklung von Politiken in den Bereichen Stellungnahme. Zunächst wurden ihre Mit- erfüllt: die Einrichtung gemeinsamer Institu- Umweltpolitik, Regional-, Sozial- und In- glieder aus den nationalen Parlamenten ent- tionen, die Vergemeinschaftung wichtiger dustriepolitik ermöglicht. sandt, seit 1979 werden die Europaabgeord- Politikfelder wie der Landwirtschaft, die neten alle fünf Jahre in allgemeinen direkten Nutzung der Atomenergie, der Gemeinsame Institutionelle Vorgaben Wahlen gewählt. Im Zuge späterer Vertrags- Markt und die Freizügigkeit für Arbeitneh- Das institutionelle Gleichgewicht beruhte reformen wurde die Rolle des Parlaments in mer. Weitere Ergänzungen der bestehenden bereits im EWG-Vertrag auf einem „Drei- vielen Bereichen zu der eines Mit-Gesetz- Verträge wurden notwendig, um die institu- eck“, das aus dem Rat, der Kommission und gebers aufgewertet. tionelle Stagnation aufzubrechen. Das ge- dem Europäischen Parlament besteht: Die schah in Maßen: Auf den Regierungsgipfeln Kommission bringt Vorschläge ein („Initia- Wirtschaft als Motor von Den Haag 1969 und Paris 1972 wurden tivrecht“), der Rat beschließt die Normen der politischen Integration insoweit neue Akzente gesetzt, als den Ge- und das Parlament (zunächst Parlamentari- Auch wenn beim EWG-Vertrag die wirt- meinschaftsinstitutionen verschiedene neue sche Versammlung) hat eine beratende Rol- schaftliche Integration im Vordergrund Tätigkeitsfelder (z.B. Industrie-, Wissen- le. Als weiteres beratendes Organ im Ent- stand, enthielt er doch etliche Bestimmun- schafts- und Technologiepolitik) zugewiesen scheidungsprozeß gibt es den Wirtschafts- gen, die klar machten, daß die damalige wurden. 1973 fand mit der Aufnahme Däne- und Sozialausschuß. Der EWG-Vertrag sah Sechsergemeinschaft auch ein politisches marks, Großbritanniens und Irlands die erste auch bereits die Einführung eines Gerichts- Integrationsziel verfolgte. Das vordergrün- Erweiterungsrunde der Gemeinschaft statt. hofes vor. Der Ausschuß der Regionen wur- digste Beispiel dafür ist die unabhängige Weitere integrationspolitische Schritte wa- de erst durch den Vertrag von Maastricht Kommission (zuerst EWG-Kommission, ab ren die Gewährung eigener Haushaltseinnah- geschaffen. 1967 wurde daraus die Kommission aller men für die Gemeinschaft, die Einführung Die Kommission, ein von den Regie- drei Europäischen Gemeinschaften), die des Europäischen Währungssystems (EWS) rungen der Mitgliedstaaten unabhängiges nach den Worten ihres ersten Präsidenten, und die erste Direktwahl des Europäischen Kollegium, vertritt das gemeinsame Interes- des Deutschen Walter Hallstein, „Motor, Parlaments 1979. se. Sie besitzt das Monopol der Gesetzes- Wächter und ehrlicher Makler“ zu sein habe. Alle diese Maßnahmen konnten jedoch initiative und legt dem Ministerrat Vor- Anders als etwa der Europarat waren die nicht darüber hinwegtäuschen, daß einige schläge für Rechtsakte der Gemeinschaft Europäischen Gemeinschaften (so wurden zentrale Ziele des EWGVertrages nicht er- vor. Als Hüterin der Verträge achtet sie auf die Montanunion, die EWG und Euratom da- reicht werden konnten. Die Konsequenz: die Anwendung der Verträge und des abge- mals genannt) keine rein zwischenstaatliche Das Integrationstempo verlangsamte sich, leiteten Rechts. Organisation, sondern verfügten mit der Kom- hinzu kamen weltwirtschaftliche Schwierig- Der Ministerrat setzt sich aus Vertretern mission über eine supranationale Struktur. keiten. Die „Eurosklerose“ – Synonym für der Regierungen der Mitgliedstaaten zu- Auf der Basis und nach den Vorgaben des die abnehmende Attraktivität des Europa- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 20 Europa gedankens und die Handlungsunfähigkeit Aufgrund der Erfahrungen hinsichtlich Anfang der 70er Jahre angedacht wurde, da- der damaligen EG – brach aus. In dieser Zeit der Einstimmigkeit im Europäischen Rat mals aber unter anderem aufgrund der welt- blieb es dem Europäischen Gerichtshof waren allerdings Veränderungen an den weiten Energie- und Wirtschaftskrise nicht (EuGH) überlassen, durch die Auslegung Römischen Verträgen unausweichlich. Mit realisiert wurde: Die Errichtung einer Wirt- des europäischen Rechts die Integration vor- der Einigung auf die Einheitliche Europäi- schafts- und Währungsunion (WWU) mit anzutreiben. sche Akte (EEA) 1986, die am 1. Juli 1987 einer gemeinsamen europäischen Währung. Exemplarisch für die durch die EuGH- in Kraft trat, konnten schließlich weit rei- Im Dezember 1990 startete eine Regie- Rechtssprechung vorangetriebene Fortset- chende Integrationsfortschritte erzielt wer- rungskonferenz, um die Grundlagen für die zung der Integration ist das Urteil im Fall den. Als eine der zentralen Maßnahmen wur- Verwirklichung der Wirtschafts- und Wäh- „Cassis de Dijon“. Dabei handelt es sich um de die Möglichkeit von Mehrheitsentschei- rungsunion auszuarbeiten. Eine weitere Re- ein Urteil aus dem Jahr 1979 zugunsten des dungen für weite Bereiche des Binnenmark- gierungskonferenz beschäftigte sich mit der deutschen REWE-Konzerns. Die europäi- tes eingeführt. Das Versprechen der Römi- Errichtung einer Politischen Union. Ergeb- schen Richter bestätigen darin, daß Waren, schen Verträge, nämlich einen europäischen nis der Verhandlungen war der Vertrag über die in einem Mitgliedstaat der EU rechtmä- Binnenmarkt zu schaffen, in dem Menschen, die Europäische Union, der am 7. Februar ßig hergestellt worden sind, prinzipiell auch Waren, Dienstleistungen und Kapital frei zir- 1992 unterzeichnet wurde und am 1. No- in allen anderen EU-Staaten verkauft werden kulieren können, konnte endlich realisiert vember 1993 in Kraft trat. Mit diesem dürfen, das damalige deutsche Einfuhrverbot werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen Vertrag wurde die EU als ein Dach für die für französischen Cassis-de-Dijon-Likör sollten bis 1. Jänner 1993 umgesetzt sein. fortbestehenden Gemeinschaften EG (früher also dem Gemeinschaftsrecht widersprach. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ge- EWG), Montanunion und Euratom gegrün- wann der Einigungsprozeß wieder an Attrak- det. Weiterentwicklung der tivität. Nach den Beitritten der damals jun- Neben der Schaffung der Währungsunion Römischen Verträge gen Demokratien Griechenland 1981 sowie waren die wichtigsten Neuerungen des Spanien und Portugal 1986 strebten nun Vertrags die Einführung eines zweiten Pfei- Mitte der 90er neigte sich die Phase der auch Finnland, Österreich und Schweden lers für die Gemeinsame Außen- und Si- „Eurosklerose“ dem Ende zu. Maßgeblich den Beitritt zur EU an und realisierten dieses cherheitspolitik sowie eines dritten Pfeilers, dazu beigetragen hat die EUKommission Vorhaben im Jahr 1995. Nebenbei bemerkt: der eine verstärkte Kooperation in der poli- unter ihrem legendären Präsidenten Jacques In Österreich waren die Sozialpartner die zeilichen und justitiellen Zusammenarbeit Delors mit der Vorlage eines Weißbuches zur treibende Kraft hinter dem EU-Beitritt. Sie vorsah. Von diesen drei Pfeilern war aller- Vollendung des europäischen Binnenmark- haben auch heute noch konkrete Vorstellun- dings nur der erste supranational organisiert, tes. Darauf basierend wurde noch im Jahr gen, in welche Richtung sich Europa weiter- die beiden anderen blieben der intergouver- 1985 eine Regierungskonferenz einberufen. entwickeln muß und anläßlich des 50-Jahr- nementalen bzw. zwischenstaatlichen Zu- Ihr Ziel: Die bestehenden Vertragsverhält- Jubiläums ihre Vorstellungen zur Zukunft sammenarbeit (d.h. Einstimmigkeit unter nisse reformieren, um den vier Freiheiten Europas präsentiert. den Regierungen) überlassen. Weder kam aus den Römischen Verträgen neues Leben Noch während der Umsetzung des Bin- das klassische institutionelle Dreieck (Vor- einzuhauchen und den europäischen Binnen- nenmarktprojektes starteten die Vorbereitun- schlagsrecht der Kommission, Entscheidun- markt doch noch zu vollenden. gen für ein weiteres Vorhaben, das schon gen von Rat und Europäischem Parlament)

24. Juni 1994: Unterzeichnung des Beitrittsvertrages der Republik Österreich. Im Bild: Botschafter Ulrich Stacher, Manfred Scheich, Österreichs Botschafter bei der Europäischen Union, Bundeskanzler Franz Vranitzky und Außenminister Alois Mock ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 21 Europa zur Anwendung, noch konnten Entschei- dungen der zweiten und dritten Säule der Rechtssprechung des EuGH unterworfen und damit von ihm überprüft werden. Es folgten – nicht zuletzt aufgrund der Beitrittsambitionen der neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa – weitere Vertrags- reformen: Der Vertrag von Amsterdam führte zu einer Stärkung der Rechte des Europäischen Parlaments, zudem wurden weitere Politik- bereiche – insbesondere Teilbereiche der Asyl- und Migrationspolitik – in die erste Säule, also den supranationalen Teil der EU, übergeführt. Im Hinblick auf die Erweiterung der Europäischen Union sah der Vertrag von Nizza Änderungen insbesondere im institu- tionellen Gefüge vor, etwa eine Verkleine- rung der Kommission. Wie schon der Ver- trag von Amsterdam blieb aber auch er 1. Jänner 1997: der Vertrag von Amsterdam Stückwerk, da die Reformen halbherzig an- gegangen wurden und etwa die Zahl der Kommission, die für die Ausführung des Vertrag von Amsterdam (1997) Politikfelder, über die im Rat mit Mehrheit Haushaltsplans zuständig ist, die Entlastung Durch den Vertrag von Amsterdam wer- statt Einstimmigkeit zu entscheiden ist, nur zu erteilen. den die Zuständigkeiten der Union erwei- sehr dürftig ausgeweitet wurde. Dessen un- tert – etwa durch die Einführung einer geachtet sind die Einführung des Euro- Grönland-Vertrag (1984) gemeinschaftlichen Beschäftigungspolitik, Bargeldes am 1. Jänner 2002 und die Erwei- Dieser Vertrag beendet die Anwendung die Vergemeinschaftung von Sachgebieten, terung der EU um 10 Mitgliedstaaten am der Verträge auf das Gebiet Grönlands. Ein- die zuvor lediglich Gegenstand einer Zu- 1. Mai 2004 gelungen und zählen wohl zu heitliche Europäische Akte (1986). Die sammenarbeit in den Bereichen Justiz und den bedeutendsten Meilensteinen im europäi- Einheitliche Europäische Akte (EEA) stellt Inneres waren, durch Maßnahmen in Rich- schen Einigungsprozeß. 2007 wurde die die erste umfassende Reform der Verträge tung mehr Bürgernähe, durch die Möglich- historische Erweiterung nach Mittel- und dar. Sie bewirkt die Ausweitung der Ab- keit einer engeren Zusammenarbeit bestimm- Osteuropa mit den Beitritten Bulgariens und stimmungen mit qualifizierter Mehrheit im ter Mitgliedstaaten (verstärkte Zusammenar- Rumäniens komplettiert. Rat, die Erweiterung der Befugnisse des beit). Außerdem wird der Anwendungsbe- Europäischen Parlaments (Verfahren der Zu- reich des so genannten Mitentscheidungs- Änderungen des EWG- sammenarbeit) und die Ausweitung der verfahrens und von qualifizierten Mehrheits- Vetrages seit 1957 Gemeinschaftskompetenzen. Ferner sieht entscheidungen im Rat ausgeweitet. die EEA das Ziel der Verwirklichung des Vertrag von Brüssel, sogenannter Binnenmarktes bis Ende 1992 vor. Vertrag von Nizza (2001) "Fusionsvertrag" (1965) Im Vertrag von Nizza werden jene insti- Der Vertrag ersetzt die drei Ministerräte Vertrag über die Europäische Union tutionellen Fragen neu geregelt, die für die (EWG, EGKS und Euratom) sowie die bei- oder »Vertrag von Maastricht« Erweiterung notwendig erscheinen und im den Kommissionen (EWG, Euratom) und die (1992) Vertrag von Amsterdam noch offen gelassen Hohe Behörde (EGKS) durch einen gemein- Durch den Vertrag von Maastricht wer- wurden: die Zusammensetzung der Kommis- samen Rat bzw. eine gemeinsame Kom- den die drei Gemeinschaften (Euratom, sion, die Stimmengewichtung im Rat und mission. Vertrag zur Änderung bestimmter EGKS, EWG) und die institutionalisierte um die Ausdehnung der Fälle, in denen der Haushaltsvorschriften (1970) politische Zusammenarbeit in den Bereichen Rat mit qualifizierter Mehrheit Beschlüsse Dieser Vertrag ersetzt das System der Fi- Außenpolitik, Verteidigung, Polizei und fassen kann. Außerdem wird der Rückgriff nanzierung der Gemeinschaften über Fi- Justiz unter dem Dach der Europäischen auf das Verfahren der verstärkten Zusam- nanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch das Union zusammengefaßt. Die EWG wird in menarbeit erleichtert und die Funktions- System der Finanzierung über eigene Mittel. EG umbenannt. Außerdem führt dieser Ver- fähigkeit des Gerichtssystems erleichtert. Zudem wird ein gemeinsamer Haushalt für trag die Wirtschafts- und Währungsunion ein, Weitere Änderungen des EWG-Vertrags die Gemeinschaften eingeführt. schafft neue Politikbereiche der Gemeinschaft ergaben sich durch die fünf Verträge, welche (Bildung, Kultur) und erweitert die Befug- die Erweiterungen der Jahre 1973 (Däne- Vertrag zur Änderung bestimmter nisse des Europäischen Parlaments (Mitent- mark, Irland und Vereinigtes Königreich), Finanzvorschriften (1975) scheidungsverfahren). In einer „Unionsbür- 1981 (Griechenland), 1986 (Spanien und Dieser Vertrag räumt dem Parlament das gerschaft“ werden die Rechte der Bürger der Portugal), 1995 (Österreich, Finnland und Recht ein, den Haushalt abzulehnen und der EU dargelegt. Schweden), 2004 (Zypern, Tschechische ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 22 Europa

Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litau- en, Malta, Polen, Slowakei und Slowenien) sowie 2007 (Bulgarien und Rumänien) regeln.

Von der EWG zu EU: eine Erfolgsstory Wirtschaftlich ein Riese, politisch ein Zwerg: So oder so ähnlich wurde und wird über die Europäische Union bisweilen ge- spottet. Wiewohl es zutrifft, daß die EU auf der globalen Bühne diplomatisch und poli- tisch nicht die Rolle einnimmt, die ihr mit 27 Mitgliedstaaten und rund 493 Millionen Einwohnern gebühren würde, zeigt sich bei näherem Hinsehen, daß sie sich auch im politischen Bereich vom früheren Zwergen- dasein verabschiedet hat. Das gilt insbeson- dere, wenn sich die Betrachtung der politi- 1. Mai 1998: Jacques Santer, Präsident der Europäischen Kommission (l.), und schen Einflußnahme nicht allein auf militäri- der für Währungsfragen zuständige EU-Kommissar, Yves-Thibault de Silguy, sche Aspekte bezieht. In diesem Bereich anläßlich der Einführung der gemeinsamen Währung »Euro« werden die USA dank massiver Investitio- nen in die Verteidigungsindustrie auf Sicht Unbestritten ist der Status der EU als ein sich in niedrigeren Budgetdefiziten (oder gar die einzige globale Supermacht bleiben. Die „wirtschaftlicher Global Player“. Die Euro- Haushaltsüberschüssen), einer geringeren Europäer haben sich indes zu einem „zivilen päische Wirtschaftsgemeinschaft, die vor Inflation und niedrigeren Zinsen ausdrückt. Global Player“ gemausert: Europa finanziert 50 Jahren als Sechsergemeinschaft rund rund 70 Prozent der weltweit vergebenen 170 Millionen Einwohner umfaßte, zählt heu- Die Zukunft der Wirtschaftshilfe. So stellten die EU und ihre te 27 Mitglieder und hat mit rund 493 Mil- Römischen Verträge damals 25 Mitgliedstaaten im Jahr 2005 lionen Einwohner eine nahezu drei Mal so Finanzmittel in der Höhe von rund 43 Mil- große Bevölkerung. Damit ist die EU heute Das Geflecht der Gemeinschaftsverträge liarden Euro für die Entwicklungsländer be- der größte Binnenmarkt der Welt, der auf ist nach 50 Jahren selbst für Spezialisten nur reit. Das sind 0,34 Prozent des Bruttosozial- eine Wirtschaftsleistung von 10,84 Milliar- noch schwer durchschaubar. Kein Wunder, produkts der Union und ist, gemessen an der den (Daten für 2005, also ohne Rumänien daß bereits beim Abschluß des Nizza- Einwohnerzahl, deutlich mehr als etwa die und Bulgarien) kommt. Die Vereinigten Vertrags Vorkehrungen für eine weitere Ver- USA oder Japan hergegeben haben. Staaten erzielten 2005 ein BIP von 10,01 tragsreform getroffen wurden. Eine grundle- Die Aufnahme neuer Mitgliedstaaten ist Milliarden Euro. gende „EU-Verfassungsreform“ erschien ein Beispiel dafür, daß die Europäische Mit einem Anteil von mehr als 18 Prozent notwendig, nachdem sowohl der Vertrag von Union politische Ziele mit wirtschaftlichen am weltweiten Warenverkehr und von mehr Amsterdam als auch der Vertrag von Nizza Mitteln erreicht: So hat sich die Erweiterung als 26 Prozent am weltweiten Dienstlei- angesichts der Herausforderungen, vor de- der Europäischen Union – in den 80ern ge- stungshandel haben die Europäer in zentra- nen die Europäische Union mit der Erwei- genüber den jungen Demokratien in Süd- len Bereichen der Weltwirtschaft gegenüber terung um zwölf Länder und internationalen europa und in den vergangenen Jahren im den USA die Nase vorne (16,7 Prozent bzw. Phänomenen wie Globalisierung und Klima- Hinblick auf die Länder Mittel- und Ost- 18,9 Prozent). Bei den ausländischen Di- wandel steht, bloß Stückwerk geblieben europas – nicht nur wirtschaftlich, sondern rektinvestitionen liegen die USA indes mit sind. auch politisch stabilisierend ausgewirkt. Den einem Anteil von 38 Prozent vor der EU, die Konkretisiert wurde der Prozeß zur Beitritten gingen in der Regel Freihandels- 2004 mit ihren damals 25 Mitgliedstaaten Generalüberholung der Gemeinschaftsver- verträge (mit den Ländern der Europäischen auf einen Anteil von 32 Prozent kam. träge, als auf dem Gipfel von Laeken 2001 Freihandelszone EFTA), Europa-Abkom- Ein Weltakteur ist die EU auch dank der ein Verfassungskonvent unter Leitung des men (mit den 2004 und 2007 beigetretenen gemeinsamen Währung. Der Euro, der heute früheren französischen Staatspräsidenten Staaten) oder Assoziationsabkommen (z. B. in 13 Mitgliedstaaten der Union gilt, ist nach Giscard d‘Estaing eingesetzt wurde. Erst- mit Griechenland, Malta und Zypern) voran, dem US-Dollar die wichtigste globale Han- mals in der Geschichte der europäischen wobei diese in der Regel neben der wirt- dels- und Reservewährung. An ihm orientie- Integration sollte eine Vertragsrevision nicht schaftlichen Kooperation auch politische ren sich die Börsen und in vielen Staaten ist allein im Rahmen einer Regierungskonfe- Zusammenarbeit vorsahen. Auch heute ver- er die inoffizielle Zweitwährung und wird zu renz erörtert werden, sondern ein Konvent folgt die EU in den Beziehungen zu ihren einem festen Umrechnungskurs gehandelt. (an dem nicht nur Vertreter der Regierungen Nachbarn (z. B. im Mittelmeerraum oder in Zudem haben die „Maastricht-Kriterien“ in und der Kommission, sondern auch des Euro- Osteuropa) einen Mix aus wirtschaftlichen allen EU-Staaten zu einer Disziplinierung päischen Parlaments und der nationalen Par- Anreizen und politischen Konditionen. der nationalen Budgetpolitik geführt, was lamente beteiligt sind und die Zivilgesell- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 23 Europa schaft beratend eingebunden ist) Vorschläge über die zukünftige Ausgestaltung der euro- päischen Integration ausarbeiten. Mitte 2003 legte der Konvent seinen „Ent- wurf für einen Vertrag über eine Verfassung für Europa“ vor. Dieser Text wurde nach zä- hen Verhandlungen während der daran an- schließenden Regierungskonferenz in wesent- lichen Punkten übernommen und konnte schließlich am 29. Oktober 2004 unterzeich- net werden. Demnach wird die besondere Stellung des heutigen EG- (früher EWG-) Vertrages als erste Säule der Unionsverträge hinfällig. Der dreigliedrige Aufbau der EU soll durch einen einheitlichen Rechtsrahmen ersetzt werden. Einzig der Euratom-Vertrag wird als Sonderregime weitestgehend unver- ändert außerhalb des Gemeinschaftsrahmens erhalten bleiben. 23. März 2007 nahm Österreichs Außenministerin Ursula Plassnik am Karlsplatz in Mit der Verfassung hat die EU in mehrer- Wien an der Einweihung der EUROPA-BIM aus Anlass von 50 Jahre Europäische lei Hinsicht Neuland betreten: So werden die Union teil. Im Bild (v.r.n.l.) EU-Abg. Karin Scheele, AM Plassnik, EU-Außenkom- Werte und Ziele der EU sowie die Rechte der missarin Benita Ferrero-Waldner Foto: Hopi-Media Unionsbürger durch die Integration der euro- päischen Charta der Grundrechte in die Ver- fassungen zur zukünftigen Entwicklung vor- hungspunkt für viele Staaten und Völker ist, fassung festgeschrieben. Weiters erhält die handen sind. Dabei sind zwei Ansätze zu noch lange nicht am Ziel ist, steht für viele EU Rechtspersönlichkeit (Europäische Ge- unterscheiden: Menschen in Europa und die meisten Regie- meinschaft und Europäische Union werden Der eine zielt auf eine intensivierte wirt- rungen außer Frage. Klar ist: 50 Jahre nach verschmolzen) und werden die Zuständig- schaftliche Integration ab, bei der die der Begründung des europäischen Projektes keiten klar und deutlich festgelegt und zwi- Umsetzung der vier Grundfreiheiten des steht die Europäische Union vor einer wich- schen den Mitgliedstaaten und der Union Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Ka- tigen Weichenstellung. Wohin geht Europa? aufgeteilt. Neu ist auch eine Bestimmung pitalverkehrs perfektioniert wird. Ziel ist Wo soll es in 10, 20 oder 50 Jahren stehen zum freiwilligen Austritt aus der Union. eine Zone wirtschaftlicher Freiheit und und wie organisiert sein? Wird nicht allzu oft Entscheidungen der EU sollen insofern Wohlstandes, in der die nationale Souveräni- das nationale Interesse über das gemein- besser nachvollziehbar werden, als die Zahl tät der Mitglieder weitest möglich erhalten schaftliche Interesse gestellt? Was ist die der Rechtsaktarten von derzeit 15 auf 6 redu- bleibt. Einer europäischen Verfassung stehen Seele Europas? Und, angesichts der auch in ziert und die Terminologie vereinfacht wird. die Verfechter dieses Ansatzes skeptisch bis Österreich verbreiteten EU-Skepsis, nicht Die Handlungsfähigkeit der Union auf der ablehnend gegenüber. minder wichtig: Warum ist die Begeisterung internationalen Bühne soll durch die Ein- Der zweite Ansatz geht in Richtung einer der Gründergeneration verflogen? richtung eines Europäischen Außenministers weitergehenden politischen Vertiefung durch Der Wirtschaftskammer Österreich ist die verbessert werden. Weiters vorgesehen sind einige Mitglieder. Neben der wirtschaft- Weiterentwicklung der Europäischen Union unter anderem die Verkleinerung der Kom- lichen Vernetzung soll es einen verstärkten ein großes Anliegen. Aus unserer Sicht muß mission sowie die Wahl eines Europäischen politischen Rahmen geben, der es ermög- die Vertiefung Europas energisch vorange- Ratspräsidenten, der zweieinhalb Jahre am- licht, eine aktive Globalisierungsstrategie zu trieben werden. Der Klimawandel und die tiert und das derzeitige Modell der halbjähr- entwickeln und Europa zu einem der Global wirtschaftlichen und sozialen Entwicklun- lich wechselnden EU-Ratspräsidentschaften Player zu machen. Die Befürworter dieses gen im Zuge der Globalisierung sind nur ei- ablöst. Obwohl das Prozedere so transparent Modells sehen die Notwendigkeit, zusätzlich nige der Herausforderungen, auf die Europa verlief wie bei keiner der vorangehenden zur gemeinsamen Währung etwa auch eine Antworten finden muß, wenn es die Erwar- Vertragsrevisionen, stieß der Vertrag über koordinierte bzw. vertiefte Wirtschaftspolitik, tungen seiner Bürgerinnen und Bürger er- eine Verfassung für Europa bei der Ratifi- Sozialpolitik, Umweltpolitik, Forschungs-, füllen möchte. Ziel muß ein Europa mit zierung in zwei Referenden in Frankreich Bildungs- und Infrastrukturpolitik zu betrei- neuer Kompetenz und neuer Strahlkraft für und den Niederlanden auf Ablehnung. Aus ben. Eine Verfassung für Europa wird befür- seine Menschen sein. Anläßlich des 50-Jahr- diesem Grund vereinbarten die Mitgliedstaa- wortet. Anläßlich der Feierlichkeiten zum Jubiläums der EU möchte die Wirtschafts- ten im Juni 2005 eine Nachdenkpause und 50. Jahrestag der Römischen Verträge am kammer deshalb mit der Broschüre „Visio- verschoben den für 1. November 2006 anvi- 25. März dieses Jahres hat die deutsche EU- nen für ein starkes Europa“ einen Beitrag zur sierten Termin für das Inkrafttreten des Ratspräsidentschaft in einer „Berliner laufenden Reformdiskussion leisten. Verfassungsvertrags auf unbestimmte Zeit. Erklärung“ einen Weg aus der jetzigen Ver- http://wko.at/eu In den vergangenen Monaten zeigte sich fassungskrise dargelegt. jedoch, daß in den Mitgliedstaaten der Euro- Daß das europäische Einigungsprojekt, Dieser Inhalt ist nach bestem Gewissen, aber ohne Ge- päischen Union sehr unterschiedliche Auf- das weit über seine Grenzen hinaus Anzie- währ entstanden, die Autorin. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 24 Wirtschaft Wirtschaftsethik versus Neoliberalismus? Werte oder Shareholder Value – Podiumsdiskussion über Sinnfragen der Wirtschaft im Parlament

st der Neoliberalismus auf dem Vor- sident Spindelegger den ehemaligen Zweiten Imarsch? – Beherrscht die Wirtschaft den Nationalratspräsidenten Robert Lichal und Menschen – oder umgekehrt? – Sind den ehemaligen Bundesratspräsidenten Her- Mitarbeiter nur noch Kostenstellen in den wig Hösele. Kalkulationen der Manager? – Wie sieht Zu Beginn seiner einleitenden Worte be- wertorientierte Unternehmensführung heute tonte Spindelegger, daß das Thema „Wirt- aus? – Das waren zentrale Fragen der schaftsethik versus Neoliberalismus“ gerade Wirtschaftsethik-Diskussion, zu der Michael im Parlament diskutiert werden müsse, da Spindelegger, Zweiter Nationalratspräsident, dort die Zukunftsgestaltung wesentlich be- am Abend des 27. März ins Parlament ein- stimmt werde. Viele Menschen hätten näm- lud. Am Podium hatten die Vorstandsvor- lich heute auch in Österreich das Gefühl, sitzenden Wolfgang Anzengruber (Palfinger AG) und Norbert Griesmayr (VAV Ver- sicherungs AG), Vorstandsmitglied Gerhard Grund (Raiffeisen-Centrobank AG) sowie der ehemalige Manager und nunmehrige Abt des Stiftes Heiligenkreuz Gregor Henckel- Donnersmarck Platz genommen. Das Publi-

Wolfgang Anzengruber Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG

allem die Mitbestimmung der Mitarbeiter von großer Bedeutung, so Spindelegger. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzen- gruber (Palfinger AG) wies darauf hin, die Wirtschaft sei heute tendenziell anonym ge- worden und nicht mehr personendominiert. Kurzfristiges Denken und Orientierung am Norbert Griesmayr schnellen Erfolg bestimme das wirtschaftli- Vorstandsvorsitzender che Leben. In der Theorie, etwa in vielen der VAV Versicherungs AG Unternehmensleitbildern, seien die Mitarbei- ter zwar das „höchste Gut“, in der Praxis be- Entwicklungen nicht mehr beeinflussen zu handle man sie aber als Aufwandsposition, können, da sich in der Wirtschaft eine Ei- als Teil der Investitionen. Wissenschaftliche gendynamik bemerkbar mache und der Un- Prognosen zeigten aber, daß gut ausgebilde- ternehmenserfolg vielfach auf Kosten der te, kompetente und engagierte Mitarbeiter in Mitarbeiter erwirtschaftet werde. Spindel- Zukunft eine knappe Ressource darstellen egger hielt es für wichtig, Schlagworte wie werden und die Wirtschaft gut daran täte, die „Shareholder Value“ oder „Umsatzsteige- Menschen dementsprechend zu behandeln. Michael Spindelegger rung“ zu relativieren, kritisch dahinterzublik- Die „Mitarbeiterdimension“ müsse stärker Zweiter Nationalratspräsident ken und das Thema seriös aufzuarbeiten. Es beachtet werden, Moral und Ethik seien auf Alle Fotos: Parlamentsdirektion / Haslinger müsse in einigen Punkten Korrekturen geben jeden Fall in die Unternehmensführung zu kum mit viel Prominenz aus Politik, Ver- und zu manchen Entwicklungen ein klares inkludieren, betonte Anzengruber. waltung, Wissenschaft und Wirtschaft disku- Nein gesagt werden. Unter den zahlreichen „Der Mensch beherrscht die Wirtschaft tierte lebhaft mit. Namentlich begrüßte Prä- Maßnahmen zur Gegensteuerung sei vor und nicht umgekehrt“ müsse nach den Wor- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 25 Wirtschaft

Vorstandsmitglied Gerhard Grund (Raiff- Humanisierung der Wirtschaft. Die Globa- eisen-Centrobank AG) analysierte die Ent- lisierung sieht Henckel-Donnersmarck hin- wicklung der globalisierten Marktwirtschaft gegen differenziert, er bejaht sie im Sinne und stellte fest, daß vom Wachstum der letz- einer Integrationspolitik, als Chance für Be- ten Jahre in erster Linie Entwicklungsländer gegnung, Frieden und Zusammengehörig- in Asien und Afrika profitierten. Trotz be- keit der Menschen. „Die Globalisierung scheideneren Wachstums in den alten In- braucht aber eine Kultur der Regelungen“. dustrieregionen sinkt dort die Arbeitslosig- Dabei erinnert der Abt an die Grundbegriffe keit. Überdies habe das System die Verdrei- der Katholischen Soziallehre, an Solidarität und Subsidiarität. Gegenüber der Idee, einen Raum des freien Markt von einem markt- freien Raum zu trennen, zeigte Abt Henckel- Donnersmarck Skepsis und unterstrich die Notwendigkeit, den Markt zu regulieren und ihn vor der ihm innewohnenden Tendenz der Autodestruktion zu schützen. Eine lebhafte Publikumsdiskussion er- weiterte das Themenspektrum des Abends um den Begriff der ökosozialen Marktwirt- schaft, der notwendig sei, „um zu verhin- Gerhard Grund dern, daß wir die Umwelt unserer Nachfah- Vorstandsmitglied der ren zerstören“, sowie um jenen der Wis- Raiffeisen-Centrobank AG sensgesellschaft, mit dem die Hoffnung auf einen höheren Stellenwert des Individuums ten des Vorstandsvorsitzenden Norbert Gries- in der Wirtschaft verbunden war, weil das mayr (VAV Versicherungs AG) das Motto Wissen stets einem Einzelnen gehöre. Immer moderner Unternehmensführung lauten. Bei wieder wurden Klagen darüber laut, die der jährlichen Befragung der Mitarbeiter sei- Wirtschaft lasse in ihrer jüngsten Entwick- nes Betriebes findet der Satz „Ich trage mit lung eine Reduktion der Werte auf den Ge- meiner Arbeit zum Erfolg des Unternehmens winn erkennen, eine Tendenz, die als gefähr- bei“ 90-prozentige Zustimmung. Gregor Henckel-Donnersmarck lich und bedauerlich bezeichnet wurde. Die Soziale Marktwirtschaft ist laut Abt des Stiftes Heiligenkreuz Demgegenüber konnte Norbert Griesmayr Griesmayr heute so stark wie noch nie in der keine Fokussierung der Wirtschaft auf reines Geschichte. Als mitteleuropäische Ausprä- fachung des Ölpreises verkraftet. Grund Gewinnstreben erkennen und hielt fest, daß gungsform des Wirtschafts- und Sozial- nennt dies eine Folge der Globalisierung. erfolgreiche Unternehmen ohne Wertorien- systems und als „Exportschlager Europas“ Die Kosten für diese Entwicklung trage der tierung nicht geführt werden können. habe sie positive ethische Konsequenzen, „flexible Mensch“, für den die „Karotten“ In seinem Schlußstatement mahnte Gre- denn sie schaffe ideale sittliche Rahmen- immer höher hingen, auch wenn sie immer gor Henckel-Donnersmarck beim Begriff bedingungen für den Markt. In Österreich größer würden, was bedeutet, daß die Mana- der ökosozialen Marktwirtschaft die Schöp- sah Griesmayr die Errungenschaft der „Ab- gergehälter überproportional stiegen, wäh- fungsverantwortung ebenso ein wie die ethi- fertigung neu“ und die Verlängerung des rend die realen Mitarbeiterlöhne etwa in den sche Kompetenz der Politik, wobei er insbe- Jahresurlaubs auf fünf Wochen besonders USA sänken. Zu den Kosten der Entwick- sondere an die Verantwortung des Staates positiv. Der Schlüssel zur Gestaltung der So- lung zählt der Bedeutungsverlust mensch- zum Schutz des Lebens erinnerte. zialen Marktwirtschaft liege bei den Mana- licher Bindungen, zu den Unternehmen, aber Für Gerhard Grund steht in der Wirt- gern, betonte Griesmayr. Es gelte, die Mit- auch in den Partnerschaften. Die Menschen schaftsethik weniger die Programmatik, son- arbeiter zu stärken und auch deren Betei- würden unter diesen Veränderungen leiden, dern vielmehr das Handeln im Vordergrund, ligung am Wirtschaftsprozeß in jeder Weise sie brauchten neue Bindungschancen, in der Handeln im Sinne der Loyalität zwischen zu sichern. Der „Shareholder Value“ stehe in Familie, in Schulen, Kirchen, Vereinen und Arbeitnehmern und Arbeitgebern und ethi- Europa nicht so sehr im Vordergrund, mein- im öffentlichen Rundfunk. Das setze „markt- sches Handeln im Sinne verantwortungsvol- te Griesmayr und hielt „Stock Options“ für freie Zonen“ voraus, es sei nicht einzusehen, len Investierens, Produzierens und Konsu- Manager in Mitteleuropa für eine Fehl- daß man auch an den Wochenenden der mierens. entwicklung. Der Erfolg der Unternehmen Kauflust frönen müsse, sagte Grund und plä- Wolfgang Anzengruber zeigte sich über- werde hier nicht in erster Linie am Aktien- dierte nachdrücklich für den freien Sonntag. zeugt davon, daß am freien Markt Korrektu- kurs gemessen. Für Griesmayr ist es die Für Abt Gregor Henckel-Donnersmarck ren angebracht werden müßten, wenn man nobelste Aufgabe eines Managers, den Mit- (Stift Heiligenkreuz) steht der Mensch als eine ökosoziale Marktwirtschaft entwickeln arbeitern Sinn zu vermitteln: Da der Mensch Subjekt der Wirtschaft ganz im Zentrum der wolle. Er schlug schließlich vor, Wachs- rund 80.000 Stunden seines Lebens in der Betrachtung. Die Menschen seien nicht mit tumsprozesse weniger an Quantitätskriterien Arbeit verbringe, gelte es, diese sinnvoll zu Produktionsfaktoren gleichzusetzen, sagte zu messen und stärker an Qualitätskriterien gestalten. der Abt und plädierte nachdrücklich für die sowie am Nachhaltigkeitsprinzip. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 26 Wirtschaft Konjunkturhoch dauert an Prognose für 2007 und 2008 – deutliche Besserung auf dem Arbeitsmarkt

Von Marcus Scheiblecker*)

ie gute Konjunktur des Vorjahres hält Hauptergebnisse der Prognose Dheuer an. Nach einem Wirtschafts- wachstum von 3,2% im Jahr 2006 ist mit 2003 2004 2005 2006 2007 2008 einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts Veränderung gegen das Vorquartal in % (BIP) um real 3,0% zu rechnen. Während die Bruttoinlandsprodukt Exportdynamik leicht nachläßt, gewinnt die Real +1,1 +2,4 +2,0 +3,2 +3,0 +2,4 Investitionsnachfrage an Schwung. Auch der Nominell +2,4 +4,2 +3,9 +4,6 +4,8 +4,2 Konsum der privaten Haushalte wächst stär- ker, bleibt aber hinter der Entwicklung der Sachgütererzeugung1), real +0,1 +2,4 +2,4 +7,2 +6,0 +3,3 Gesamtwirtschaft zurück. Die erfreuliche Handel, real +0,5 +1,3 +0,3 +1,3 +2,2 +2,0 Tendenz auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort: Die Zahl der Beschäftigten steigt aber- Private Konsumausgaben, real 1,3 +1,9 +1,7 +1,8 +2,2 +2,0 mals deutlich, und die Arbeitslosigkeit sinkt Bruttoanlageinvestitionen, real +5,9 +0,6 +0,3 +4,7 +5,5 +3,4 weiter. Im Jahr 2008 verlangsamt sich das Ausrüstungen2) +6,8 –0,7 +0,1 +4,9 +8,0 +4,5 Wirtschaftswachstum auf 2,4%. Bauten +5,1 +1,6 +0,4 +4,6 +3,5 +2,5 Der WIFO-Konjunkturtest unter den hei- mischen Unternehmen weist nach wie vor Warenexporte3) nicht auf ein Nachlassen der regen Wirt- Real +2,6 +12,9 +2,2 +10,2 +8,3 +7,0 schaftsaktivität hin. Die ausgezeichnete Nominell +1,9 +13,9 +5,4 +12,7 +9,4 +7,5 Konjunktur wird das österreichische BIP Warenimporte3) auch heuer um real 3% expandieren lassen. Erst im kommenden Jahr werden sich die Real +6,5 +11,4 +2,3 +7,2 +8,5 +6,5 Abschwächung in den USA und die Stärke Nominell +5,0 +12,5 +5,9 +10,8 +9,9 +7,4 des Euro auf die Wirtschaftsentwicklung in Leistungsbilanzsaldo4) Österreich und der EU dämpfend auswirken. Mrd. Euro –0,48 +1,08 +3,24 (+5,62) (+6,01) (+6,45) Sachgütererzeugung und Bauwirtschaft In % des BIP –0,2 +0,5 +1,3 (+2,2) (+2,2) (+2,3) expandieren derzeit am stärksten; der Bau- 5) sektor wurde im I. Quartal zusätzlich durch Sekundärmarktrendite , in % 4,2 4,2 3,4 3,8 4,0 4,2 das milde Wetter begünstigt. Auch die Bran- Verbraucherpreise +1,3 +2,1 +2,3 +1,5 +1,7 +1,8 che der unternehmensnahen Dienstleistun- gen, zu der der konjunkturempfindliche Per- Arbeitslosenquote in % der 6) sonalverleih zählt, profitiert überproportio- Erwerbspersonen (Eurostat) 4,3 4,8 5,2 4,7 4,2 4,1 7) nal von der starken Dynamik. unselbständigen Erwerbspersonen 7,0 7,1 7,3 6,8 6,1 5,9 Mit dem Nachlassen der Konjunktur in unselbständig aktiv Beschäftigte8) +0,2 +0,7 +1,0 +1,7 +1,8 +0,8 den USA wird die Exportnachfrage im Laufe Finanzierungssaldo des Staates (laut des Jahres abebben. Das hohe Wirtschafts- Maastricht-Definition), in % des BIP –1,6 –1,2 –1,5 –1,1 –1,0 –1,0 wachstum im Euro-Raum wird jedoch die negativen Auswirkungen auf den österreichi- Quelle: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. – 2) Einschließlich sonstiger schen Außenhandel mindern. Der Waren- Anlagen. – 3) Laut Statistik Austria. – 4) Prognose VGR-konsistent, noch nicht an die neue Erhebung angepaßt. – export expandiert dadurch heuer real um 5) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). – 6) Labour Force Survey. – 7) Laut Arbeitsmarktservice. – 8) Ohne Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfaßte 8¼%. 2008 sollte sich das Wachstum auf 7% arbeitslose Personen in Schulung. abschwächen. Sowohl der WIFO-Investitionstest als tet für 2007 einen Anstieg der Ausrüstungs- jahr. Die Beschleunigung fällt allerdings für auch die Konjunkturumfrage bei den Her- investitionen von 8% und im kommenden diese Phase des Konjunkturzyklus relativ stellern von Investitionsgütern deuten auf Jahr von 4½%. Die Bauinvestitionen werden schwach aus. Erst wenn die Konsumnach- eine außerordentlich hohe Dynamik der mit real +3½% hingegen weniger ausgewei- frage kräftig zu wachsen beginnt, kann von Investitionsnachfrage hin. Das WIFO erwar- tet als im Vorjahr (+4½%), für 2008 ist mit einem vollständigen Aufschwung gespro- einer weiteren Dämpfung auf +2½% zu chen werden. Die Arbeitseinkommen erhö- *) Mag. Marcus Scheiblecker ist Mitarbeiter des rechnen. hen sich hauptsächlich aufgrund der Aus- Österreichischen Institutes für Wirtschaftsfor- Mit real +2¼% wird der Konsum der pri- weitung der Beschäftigung, während der An- schung WIFO vaten Haushalte stärker wachsen als im Vor- stieg der Stundenlöhne verhalten bleibt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 27 Wirtschaft

Dank dieser mäßigen Lohnentwicklung ent- ziert. Damit sinkt die Arbeitslosenquote nach gesenkt. Auch heuer werden die Steuerein- steht einerseits kein Kostendruck, anderer- österreichischer Berechnungsmethode auf nahmen erheblich ausgeweitet. Die Defizit- seits dämpft die daraus resultierende Schwä- 6,1% (laut Eurostat 4,2%). 2008 hält diese quote wird dadurch auf 1% sinken. Für die che der Konsumnachfrage die Entwicklung Entwicklung in vermindertem Tempo an, die Konjunkturprognose lagen noch keine An- der Verbraucherpreise. Vor diesem Hinter- Beschäftigung steigt um 25.000 (+0,8%), gaben über den Bundesvoranschlag für die grund beschleunigt sich die Inflation kaum. und die Arbeitslosigkeit verringert sich um Jahre 2007 und 2008 vor. Insbesondere die Unüblich stark reagiert der Arbeitsmarkt 5.000, sodass die Arbeitslosenquote auf Prognose des Finanzierungssaldos der öf- auf die gute Konjunktur: Die Zahl der un- 5,9% zurückgeht (laut Eurostat 4,1%). fentlichen Haushalte für das Jahr 2008 ist selbständig aktiv Beschäftigten wird heuer Aufgrund des hohen Wirtschaftswachs- mit erheblicher Unsicherheit behaftet; die um 56.000 (+1,8%) zunehmen, gleichzeitig tums wurde das Defizit der öffentlichen Defizitquote wird für 2008 mit unverändert wird die Arbeitslosigkeit um 23.000 redu- Haushalte 2006 deutlich auf 1,1% des BIP 1% angenommen.

Industrie wächst noch stark, doch klare Zeichen einer Abkühlung Stärkster Rückgang seit 5,5 Jahren – Auftragseingänge und Produktion wachsen im März weniger stark – Beschäftigung nimmt noch immer deutlich zu

er EinkaufsmanagerIndex der Bank wachstum nachgelassen, der Index dafür sind das nachlassende Wachstum der Vor- DAustria Creditanstalt (BA-CA) fiel im sank von sehr hohen 59,7 auf 56,3. „Trotz materiallager und die weniger stark steigen- März von 57,8 auf 55,6 (Werte über 50 zei- nachlassender Auftrags- und Produktions- den Lieferzeiten. Auch das Wachstum der gen Wachstum an), den niedrigsten Wert seit dynamik bleibt das Industriewachstum auch Ein- und Verkaufspreise läßt etwas nach. einem Jahr. „Trotz des Rückgangs unseres zu Ende des ersten Quartals bei über 10 Pro- Insgesamt bestätigt nach Meinung der Öko- EinkaufsManagerIndex im März bleibt die zent“, sagt Bruckbauer. Die derzeit noch im- nomen der BA-CA der EMI vom März die Industriekonjunktur weiterhin sehr robust“, mer robuste Konjunkturlage der Industrie Erwartung, daß die konjunkturelle Dynamik sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der wird auch durch das weiterhin von den in Österreich auch im ersten Quartal 2007 BA-CA. befragten Industriebetrieben gemeldete star- stark war, daß sie jedoch im Jahresverlauf ab- Auch wenn der Index mit 55,6 den nie- ke Beschäftigungswachstum belegt. Der ent- nehmen wird. Dies unterstützt die Prognose drigsten Wert seit Februar 2006 erreicht, sprechende Index stieg sogar nochmals eines Wirtschaftswachstums von knapp 3 Pro- liegt er noch immer deutlich über der kriti- leicht von 54,6 auf 54,9. zent für 2007 mit nachlassender Tendenz im schen 50er-Marke und über dem langjähri- Weitere Indizien einer starken, wenn Jahresverlauf. gen Durchschnitt von rund 53. Allerdings auch nachlassenden Industriekonjunktur http://www.ba-ca.com war der Rückgang im März der stärkste seit September 2001. „Der stärkste Rückgang des BA-CA EMI seit 2001 zeigt, dass die Industriekonjunktur ihren Höhepunkt über- schritten haben dürfte“, so BA-CA Ökonom Stefan Bruckbauer. Hauptverantwortlich für den Rückgang des BA-CA EMI im März waren der starke Rückgang des Wachstums der Auftragsein- gänge und das schwächere Wachstum der Produktion. Während der Index für die ge- samten Auftragseingänge von 57,3 auf 54,0, den niedrigsten Wert seit 1,5 Jahren, fiel und damit um 3,3 Punkte zurückging, sanken die Exportauftragseingänge um lediglich 2 Punk- te, von 56,2 auf 54,2. „Vor allem das Auf- tragswachstum aus dem Inland hat im März nachgelassen“, hält Kager fest. Parallel zum schwächeren Auftragswachs- tum hat erstmals auch das Produktions- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 28 Wirtschaft Lebensmittel-Einzelhandel zum zweiten Mal im Check Marketagent.com hat den Lebensmittel-Einzelhandel in Österreich näher unter die Lupe genommen und zeigt die Veränderungen gegenüber dem letzten Jahr auf

ie schon das Jahr zuvor hat das Online Bewertet mit »sehr sympathisch« WMarkt- und Meinungsforschungsinsti- Basis: Respondenten kennen die genannten Unternehmen tut Marketagent.com in Zusammenarbeit mit Spar/Interspar/Eurospar (n=926) dem „Wirtschaftsblatt“ im Rahmen des mo- Hofer (n=941) natlichen Handels-Checks 1000 Österreiche- Merkur (n=901) rinnen und Österreicher zwischen 14 und 59 Jahren zu ihrer Einstellungen rund um die Billa (n=943) Lebensmittel-Einzelhändler in der österrei- M-Preis (n=181) chischen Handelslandschaft befragt. Die Lidl (n=889) Unternehmen Spar, Billa, Merkur und Hofer Penny (n=820) machen gleich in mehreren Kategorien posi- Unimarkt (n=384) tiv von sich zu reden. Zielpunkt (n=812) „Welche Unternehmen aus dem Bereich Lebensmittel-Einzelhandel haben Sie in den Plus (n=608) letzten vier Wochen besucht, gehören zu Adeg (n=843) Ihren Lieblingsunternehmen, haben das Nah & Frisch (n=796) beste Produktangebot, sind aufstrebend und Magnet (n=383) kurz gesagt top?“ – Mit diesen und anderen Norma (n=156) Themen beschäftigt sich der diesjährige Contra (n=270) Handels-Check rund um den Lebensmittel- Einzelhandel in Österreich. Sympathie: Spar/Interspar/Eurospar führt vor Hofer, Merkur, Billa und M-Preis Das von befragten Konsumenten vorge- nommene Bekanntheitsranking der Lebens- men mit bemerkenswertem Bekanntheits- (7,8%) haben einen vergleichsweise gerin- mittel-Einzelhändler in Österreich zeigt grad an die unangefochtene Spitze gewählt, geren Einfluß auf Kaufentscheidungen. deutlich, wer die „ganz Großen“ der österr- weit abgeschlagen vom Mitbewerb. Spar/ Marketagent.com ließ es sich nicht neh- reichischen Handelslandschaft sind: Einge- Eurospar/Interspar (26,3%) sowie Hofer men, die bekanntesten Unternehmen aus der sessene Unternehmen wie Spar, Billa, Hofer (25,3%) gelten jeweils unter einem Viertel österreichischen Handelslandschaft nach und Merkur drängen sich um die ersten der Probanden aus dem Marketagent.com den, für einen Einkauf als wichtig erachteten Plätze. Während sich spontan (also unge- Online Access Panel als „das Lieblings- Kriterien zu untersuchen: Während Hofer als stützt) vergleichsweise stärkere Differenzen unternehmen“ in Österreich. „das Unternehmen“ mit dem besten Preis- im Bekanntheitsranking zeigen, unterschei- Und welche sind die wichtigsten Krite- /Leistungsverhältnis und besonders günstigen det sich der Bekanntheitsgrad zwischen den rien rund um das Shoppen von Dingen des Preisen gilt, punkten Spar/Eurospar/Interspar „Big Four“ bei Vorlage einer Liste der wich- täglichen Bedarfs? Ein gutes Preis-/Leistungs- und Merkur in den Bereichen Produktquali- tigsten Unternehmen unter den Befragten verhältnis gilt als unumstrittenes „must- tät und angenehmer Einkaufsatmosphäre. kaum noch. Spar/Eurospar/Interspar wird have“ eines guten Lebensmittel-Einzelhänd- Billa zeichnet sich dagegen durch leichtes ungestützt mit 69,3% am häufigsten ange- lers (74%). Weitere Argumente, die für rund Zurechtfinden im Geschäft aus. führt – dicht gefolgt von Billa mit 65,3%. 60% der Probanden für das Tätigen eines Fragt sich also nur noch, welches Unter- Hofer (51,3%) und Merkur (47,4%) liegen Einkaufs in einem Unternehmen sprechen, nehmen denn jetzt der unangefochtene Sym- mit etwas Abstand auf den weiteren Plätzen. sind darüber hinaus leichte Erreichbarkeit pathieträger in der österreichischen Handels- Bei Vorlage einer Liste der wichtigsten An- bzw. ein Standort in unmittelbarer Nähe landschaft ist: Insgesamt 20 Images der ein- bieter gaben jeweils zwischen 90% und 94% (64%), freundliches Personal (58,8%) und zelnen Anbieter wurden abgefragt und an- der Respondenten an, Billa, Hofer, Spar/ Produkte bester Qualität (58,1%), gefolgt hand einer fünfstufigen Skala beurteilt: Spar/ Eurospar/Interspar und Merkur zumindest von häufigen Preisaktionen (54,9%), beson- Eurospar/Interspar rangiert mit einem Top- dem Namen nach zu kennen. ders günstigen Preisen (54,9%), leichtem Box-Wert (bewertet mit „sehr sympathisch“) Doch nicht immer entpuppen sich die Zurechtfinden im Shop (54,7%) und einer von 43% ganz oben in der Liste der Sym- bekanntesten auch als die beliebtesten Le- großen Auswahl an verschiedenen Produk- pathieträger. Hofer (36%) und Merkur bensmittel-Einzelhändler in Österreich: Auf ten (54,4%). Kriterien wie beispielsweise in- (34,5%) befindet mit Abstand ein Drittel der die Frage, welches Unternehmen bevorzugt teressante Eigenmarken (32,8%), Kunden- befragten Konsumenten mit der höchsten besucht wird, wurden nur zwei Unterneh- karten (20,4%) oder ein hoher Werbedruck Sympathienote. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 29 Wirtschaft Amerika, Rekordregion für Österreichs Exporte Exportplus höher als weltweiter Durchschnitt und bessere Performance als in Boomregion Asien - Ausfuhrsteigerung nach Amerika 16% auf 8,2 Mrd. Euro

as Jahr 2006 war für die österreichische terreichischen Ausfuhren steigerte sich um Kanada / Karl Schmidt (Handelsdelegierter DExportwirtschaft außerordentlich erfolg- 3% auf 7,7%. Der Löwenanteil der österrei- in Toronto, weitere Außenhandelsstelle in reich – sowohl global gesehen, aber vor chischen Amerika-Exporte geht in die USA Montreal): „2006 war für Österreichs allem auch, wenn man die Region Amerika (75,6%), danach folgen Kanada (10,9%), Kanada-Exporteure das bisher erfolgreichste näher betrachtet. Die weltweiten Ausfuhren Brasilien (3,9%) und Mexiko (3,4%). Im Jahr. Mit einem Zuwachs von 9% erreichten legten um 12,7% (Volumen: 106,8 Mrd. Eu- Vergleich zum Exportwachstum (16%) ver- unsere Exporte im Vorjahr einen neuen ro) zu, jene nach Amerika sogar um 16% auf hält sich der Zuwachs der Importe aus Ame- Rekordwert von fast 900 Mio. Euro und 8,2 Mrd. Euro. „Die Außenwirtschaft Öster- rika mit 10,2% fast moderat (Importvolu- haben sich damit binnen sechs Jahren ver- reich führt in sieben Staaten Außenhandels- men: 4,9 Mrd. Euro). doppelt.“ stellen und in allen sieben Ländern wurden im Vorjahr Rekorde im Bereich der österrei- Mexiko / Franz Dorn (Handelsdelegierter chischen Exportwirtschaft eingefahren“, be- in Mexico-City): „Mit österreichischen Lie- tonte Gudrun Hager, stv. Leiterin der AWO, ferungen von 279 Mio. Euro (+28,7%) konn- anläßlich einer Pressekonferenz zur „Außen- te 2006 erstmals die 250 Mio. Euro-Grenze wirtschaftstagung Amerika“ mit allen öster- übertroffen werden. Dieses Ergebnis ent- reichischen Handelsdelegierten der Region. spricht einer Verdoppelung unserer Ausfuh- ren seit 1999.“ USA / Christian Kesberg (Handelsdelegierter in New York, weitere Außenhandelsstellen in Brasilien / Peter Athanasiadis (Handelsde- Chicago und Los Angeles): „Nach einer legierter in Sao Paulo): „Brasilien war in schwarzen Null im Jahr 2005 war 2006 für den letzten Jahren konstant Österreichs größ- die österreichischen Exporte in die USA ein ter Handelspartner in Lateinamerika. Öster- außerordentlich erfolgreiches Jahr. Die Aus- reichs Exporte legten um 13,4% auf 319 fuhren stiegen um 15,5% auf 6,2 Mrd. Euro. Mio. Euro zu. Rund ein Drittel des gesamten Damit wurde das bisher beste Exportergeb- österreichischen Außenhandelsvolumens mit nis erzielt und die USA bleiben drittwichtig- Mittel- und Südamerika entfiel in den Jahren ster Handelspartner Österreichs und wichtig- 2002-2006 auf Brasilien.“ ster Überseemarkt.“ Foto: http://www.bilderbox.biz Hauptverantwortlich für die gute Ent- Zu den Top-Ausfuhrprodukten der österr- Argentinien / Josef Hofer (Handelsdele- wicklung war die generelle Erholung des reichischen Exportwirtschaft nach Amerika gierter in Buenos Aires): „Argentinien ist amerikanischen Marktes, die sich positiv auf gehören Kfz, chemische Produkte, Nah- nach Brasilien und Mexiko der drittwichtig- den österreichischen Überseehandel in diese rungsmittel und Getränke sowie Maschinen ste Exportmarkt Österreichs in Latein- Region auswirkte. „Setzt man die Entwick- und Anlagen. Besonderes Potential ergebe amerika. Die Ausfuhren steigerten sich 2006 lung in Vergleich zu den Ausfuhren in die sich in Zukunft außerdem in den Bereichen um enorme 26,4% auf 92 Mio.“ Boom-Regionen Asiens“, so Hager, „wird die Umwelt- und Energietechnik. Dieser Branche positive Tendenz noch deutlicher.“ Das Ex- gilt auch ein Hauptaugenmerk der künftigen Venezuela / Andreas Schmid (Handelsdele- portvolumen nach Amerika liegt mit 8,2 Mrd. AWO-Tätigkeiten. Im Rahmen des von der gierter in Caracas): „Die österreichischen Euro über jenem nach Asien (7,2 Mrd. Euro), WKÖ neu gegründeten „Netzwerk Umwelt- Exporte nach Venezuela erreichten 2006 ebenso wurden nach Amerika (16%) stärke- und Energietechnik International NUI“ wer- einen neuen Rekord. Mit 74,3 Mio. Euro re Ausfuhrzuwächse verzeichnet als nach den österreichische Unternehmen verstärkt überstiegen sie den Vorjahreswert um sensa- Asien (14,4%). Hager: „Auch in Punkto Han- auf die globalen Chancen in diesem Bereich tionelle 35,6%.“ delsbilanz ist nur Gutes zu vermelden: Mit hingewiesen. Alleine heuer findet jede der Region Amerika ist sie mit 3,3 Mrd. Eu- Woche eine AWO-Veranstaltung zum Thema Chile / Andreas Meindl (Handelsdelegierter ro mehr als positiv.“ Ebenso mit den wich- Umwelt- und Energietechnik statt. Insgesamt in Santiago): „Die österreichischen Exporte, tigsten Handelspartnern: USA 2,6 Mrd. Eu- sind rund 1000 österreichische Unternehmen welche im Jahr 2005 ein Rekordwachstum ro, Kanada 521 Mio. Euro oder Mexiko 108 in diesem Bereich aktiv, aber erst 600 inter- von knapp 50% verzeichneten, legten 2006 Mio. Euro. national tätig. Dieses schlummernde Poten- erneut zu und überschritten erstmals die 80- Ein weiterer positiver Aspekt: der Anteil tial gelte es zu wecken, so Hager abschlies- Millionen-Euro-Grenze.“ der Amerikaexporte an den weltweiten ös- send. http://wko.at/awo/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 30 Wirtschaft Fünf Jahre Euro-Bargeld OeNB-Ökonomen ziehen positive Bilanz

eit 1. Jänner 2002 ist der Euro Öster- sehr leicht oder leicht zu tun (bei den Mün- Ende Dezember 2006 erreichte der Euro- Sreichs Bargeld. Mit der Einführung des zen 68 Prozent). Nur 12 Prozent haben mit Bargeldumlauf insgesamt rund 646 Mrd. Euro in Slowenien am 1. Jänner 2007 ist er der Euro-Werteskala noch größere Pro- Euro (11 Milliarden Stück Banknoten und 70 gesetzliches Zahlungsmittel für rund 317 Mil- bleme. 56 Prozent der Bevölkerung fällt es Mrd. Stück Münzen). Damit lag er bereits lionen Europäer in 13 Ländern. Die Oester- laut OeNB-Barometer vom Dezember 2006 über jenem des US-Dollar. Der Euro wird reichische Nationalbank nahm „5 Jahre Euro-Bargeld“ zum Anlaß, Erfahrungen mit dem Euro in einem Themenschwerpunkt von „Geldpolitik & Wirtschaft“ zu beleuchten.

Wir schätzen Euro als stabile Währung ein Laut einer OeNB-Umfrage charakteri- sierten Ende 2006 drei Viertel der Österrei- cher den Euro als stabile Währung. Annä- hernd so viele erwarten dies auch in einem Jahr und fast 70 Prozent in den kommenden fünf Jahren. Im Zuge der Euro-Bargeldum- stellung hatte die österreichische Bevölke- rung – beeinflußt durch psychologische Wahrnehmungsfaktoren und die starke Orientierung an den überdurchschnittlichen Verteuerungen einiger Güterkategorien des täglichen Bedarfs – subjektiv merkliche Preisanstiege wahrgenommen. Die teils be- trächtlichen Verbilligungen bei anderen Gü- tern des Verbraucherwarenkorbs wurden hingegen viel weniger registriert. Der in den ersten Jahren nach der Euro-Bargeldein- führung auftretende Unterschied zwischen Foto: EU-Generaldirektion Presse und Information gefühlter und gemessener Inflation hat sich leicht, die Höhe der Preise bzw. den Wert auch in den zentral-, ost- und südosteuropäi- bis Ende 2006 aber deutlich vermindert. Die von Euro-Beträgen abzuschätzen. schen EU-Mitgliedstaaten bereits zu einem zunehmende Vertrautheit mit dem Euro läßt erheblichen Teil für Bargeldhaltung, Erspar- erwarten, daß sich künftig die wahrgenomm- OeNB sorgt für nishaltung und Kreditaufnahme verwendet. mene Inflation wieder an die niedrige tat- sicheres Bargeld Ende 2006 hielten 30 Prozent der Tschechen sächliche Inflation angleichen wird. und Slowaken, 25 Prozent der Kroaten und Bargeld ist in Österreich mit einem 7 Prozent der Ungarn Euro-Bargeld. Bevölkerung erkennt Transaktionsanteil von 86 Prozent das am praktische Vorteile weitesten verbreitete Zahlungsmittel. Die Euro hat auch Österreich OeNB und ihre Tochtergesellschaften haben Preisstabilität gebracht 62 Prozent der Österreicher sind davon im Jahr 2006 in Österreich 1,2 Milliarden überzeugt, daß der Euro mit Vorteilen ver- Banknoten und 1,7 Milliarden Münzen auf Österreich gehört mit Finnland und bunden ist. Die wirtschaftlichen und prakti- Umlauffähigkeit geprüft und für den Umlauf Deutschland zu den drei preisstabilsten Län- schen Vorteile, wie Erleichterungen im Rei- vorbereitet. Die Gesamtzahl der aus dem dern des Euroraums. Die durchschnittliche severkehr, erhöhte Preistransparenz und der Umlauf stammenden Fälschungen hat sich in HVPI-Inflationsrate betrug zwischen 1999 positive Beitrag für die Wirtschaft Europas, Österreich von rund 13.000 im Jahr 2004 auf und 2006 1,7 Prozent p. a. und war damit so werden anerkannt. Allerdings sind die Ver- unter 6000 Stück im Jahr 2006 mehr als niedrig wie nie zuvor über einen Zeitraum billigungen für grenzüberschreitende Zahlun- halbiert. Um das Vertrauen in die Währung von acht Jahren seit 1945. In den fünf Jahren gen im Euroraum noch relativ wenig in das zu sichern, wird auch in Zukunft weiter in seit der Euro-Bargeldumstellung betrug die öffentliche Bewußtsein vorgedrungen. 2006 die Fälschungssicherheit des Bargelds inves- Inflationsrate in Österreich trotz Erdölpreis- gaben bereits 93 Prozent der Österreicher an, tiert werden. Die nächste Generation von hausse im Durchschnitt ebenfalls 1,7 Pro- sich mit der Handhabung der Banknoten Euro-Banknoten ist bereits in Vorbereitung. zent. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 31 Wirtschaft Neue, moderne Züge für die U6 38 Fahrzeuge im Wert von 91 Mio. Euro werden bis Ende 2008 ausgeliefert

ie Wiener Linien modernisieren konse- Dafür sorgt zum Beispiel ein ausgeklügeltes Jahres zieht die gesamte Produktion und Dquent ihren Fuhrpark. So wurde Ende System, das es möglich macht, die beim Verwaltung von der Donaufelder Straße in 2004 bei Bombardier der Bau von insgesamt Bremsvorgang entstehende Wärme in Ener- ein neues Werk in der Hermann-Gebauer- 38 neuen, modernsten, klimatisierten U- gie umzuwandeln und in das in das Ober- Straße im 22. Wiener Gemeindebezirk um. Bahnzügen für den Einsatz auf der U6 be- leitungsnetz einzuspeisen. Die Bremsenergie Dieses Projekt wird mit Hilfe des Wiener auftragt. Die neuen Garnituren werden bis geht damit nicht verloren, sondern steht für Wirtschaftsförderungs Fonds (WWFF) reali- Ende 2008 ausgeliefert. Pro Monat werden das nächste Fahrzeug zur Verfügung. siert und trägt zur langfristigen Arbeitsplatz- im Durchschnitt zwei neue Fahrzeuge das Bombardier-Werk verlassen und Schritt für Schritt die herkömmlichen U6-Fahrzeuge vom Typ E6/c6 ersetzen. Sobald alle 38 Fahrzeuge im Einsatz sind, ist dann der gesamte Betrieb auf der U6 komplett auf Niederflur umgestellt. Für die neuen U6-Gar- nituren investieren wir insgesamt 91 Mil- lionen Euro“, erklärte Finanz- und Wirt- schaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner der Präsentation des ersten fertigge- stellten Fahrzeuges bei „Bombardier-Trans- portation“ in Wien Floridsdorf. Im regulären Linienbetrieb wird das erste Fahrzeug der neuen U6-Generation voraus- sichtlich Herbst 2007 sein. Nach der Über- stellungsfahrt an die Wiener Linien hat das Fahrzeug noch die Phase der Inbetriebnahme Präsentation der neuen klimatisierten U-Bahn-Züge von Bombardier Transportation zu absolvieren, in der bei Testfahrten alle für die U6 mit Vbgm. Renate Brauner und BV Heinz Lehner Foto: Pressefoto Votava technischen Einrichtungen auf ihre Taug- lichkeit für den Einsatz im Personenverkehr Bombardier hat seit 1993 insgesamt 78 sicherung dieses Bombardier Standortes ent- überprüft werden. Niederflurgarnituren für die Linie U6 an die scheidend bei. Wiener Linien geliefert. Bombardier entwickelte im Jahr 1990 in Neue U6-Züge: mehr Floridsdorf die weltweit erste Niederflur- Komfort und Sicherheit Im neuen Look Stadtbahn, dessen Konzept genau auf die der Wiener Linien denkmalgeschützte Baustruktur der von Otto Die neue U6-Generation entspricht dem Wagner entworfenen U6-Strecke zugeschnit- bewährten Konzept der Vorgängerfahrzeuge Die Optik der Fahrzeuge wurde an das ten war. Mit niveaugleichen Einstiegen, mit einer Länge von 26,8 Metern und einer neue Design der Wiener Linien angepaßt. Im einem durchgehend stufenlosen Innenraum Breite von 2,65 Metern pro Fahrzeug. Bis zu Innenraum befinden sich rote Kunststoff- und großzügigem Platzangebot sorgen seit- vier Fahrzeuge können im Verband fahren, schalen-Sitze, hellgraue Verkleidungen und her die Niederflur-Fahrzeuge für barriere- die neuen Bahnen können auch mit ihren gelbe Haltestangen. Auch das äußere Erschei- freies und komfortables Vorankommen. Niederflur-Vorgängern auf der U6 gekoppelt nungsbild in grau-rot entspricht der Farb- Auch die Wiener Lokalbahnen (WLB) sind werden. Die weiteren Verbesserungen: Alle gestaltung aller neuen Wiener U-Bahnzüge. mit diesem Fahrzeugtyp, angepaßt an die Fahrzeuge sind klimatisiert und das Heiz- Strecke der Badner Bahn, in Wien und Um- und Belüftungssystem kommt, auch gemäß Bombardier bezieht noch gebung unterwegs. neuer Brandschutzvorgaben, vom Dach. Die heuer das neue Werk Wien war der Ausgangspunkt für die Er- Videoüberwachung des Fahrgastraums sorgt folgsgeschichte moderner Niederflur-Stadt- für mehr Sicherheit. „Bombardier Transportation“ beschäftigt bahnen in ganz Europa sowie in den U.S.A.: Auch die elektrische Ausstattung ent- derzeit am Standort Wien über 500 Mitar- in Köln, London-Croydon, Stockholm, spricht dem modernsten Stand der Technik. beiter. In Wien-Floridsdorf befindet sich ein Istanbul und in den Niederlanden sind Wei- Die Antriebsleistung wurde um 30 Prozent Kompetenzzentrum mit allen Schlüsselfunk- terentwicklungen der Wiener Fahrzeuge seit verbessert, womit ein Zugsverband der tionen für den Geschäftsbereich Straßen- Jahren erfolgreich im Einsatz. Auch Minnea- neuen Garnituren Höchstgeschwindigkeiten und Stadtbahnen, die für den österreichi- polis in den U.S.A. setzt auf die Wiener Ent- bis zu 80 km/h erzielen kann. Alle Fahrzeuge schen und europäischen Markt entwickelt wicklung, angepaßt an die technischen An- sind möglichst energiesparend unterwegs. und gefertigt werden. Im Herbst dieses forderungen amerikanischer Systeme. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 32 Wirtschaft Wenn die kan Almdudler hab'n… …geh i wieder ham! Denn Almdudler, die natürliche, österreichische Kräuter- limonade begeistert seit nunmehr 50 Jahren Generationen von Österreicherinnen und Österreichern und zahlreiche Genießer in aller Welt.

lmdudler, die beliebte österreichische AKräuterlimonade, ist heute weit mehr als „nur“ eine Limonade. Mit Almdudler verbinden die Menschen in Österreich und unseren Nachbarländern Bilder, die das Ur- laubsland Österreich prägen. Herrliche Berg- welten, die gesunde Natur mit den natür- lichen Almdudler-Alpenkräutern, die gast- freundliche österreichische Tradition mit dem Almdudler-Trachtenpärchen haben Almdud- ler zu einem durch und durch österreichi- schen Original gemacht – und heuer feiert Almdudler sein 50jähriges Jubiläum.

50 Jahre Natürlichkeit mit unveränderter Rezeptur Die seit 50 Jahren unveränderte Rezeptur aus natürlichen Alpenkräutern sorgt für den einzigartigen österreichischen Trinkgenuß von Almdudler. Von allem Anfang an bis heute kommt Almdudler mit seinen 30 ver- schiedenen Alpenkräutern ganz ohne chemi- sche Konservierungsstoffe aus. Die Natür- lichkeit, das seit 50 Jahren unveränderte Ori- ginalprodukt und die kontinuierliche hohe Qualität haben Almdudler zu einem der be- kanntesten und beliebtesten Erfrischungsge- tränke Österreichs gemacht. Almdudler: Ein österreichisches Original wird 50 Jahre - das Almdudler Trachten- pärchen feiert mit 50 Jahre Almdudler – 50 Jahre Familie Klein liche Geschäftsmodell. Denn was heute von mals eine österreichische Limonade auf na- vielen Unternehmen praktiziert wird, hat tionaler Ebene beworben wurde und sogar Die Geschichte von Almdudler ist eine Erwin Klein bereits vor 50 Jahren erkannt mittels TV-Werbung in Konkurrenz zu den österreichische Erfolgsgeschichte, die un- und erfolgreich umgesetzt. Mit Almdudler großen internationalen Getränkeherstellern trennbar mit der Familie Klein verbunden führte er ein für die damalige Zeit revolutio- treten konnte. Bereits nach wenigen Jahren ist. Am 17. Oktober 1957 – zu Ehren der näres Lizenzmodell ein. Unermüdlich begei- hatte sich Almdudler zu dem österreichischen Hochzeit mit seiner Frau Ingrid – füllte der Nationalgetränk entwickelt, das Natürlich- Almdudler Erfinder Erwin Klein in der keit, erfrischenden Geschmack und österrei- Weißgasse im 17. Wiener Gemeindebezirk chisches Lebensgefühl ideal miteinander erstmals die erfrischende Kräuterlimonade kombiniert. ab. Damals wußte er wahrscheinlich noch Nach dem frühen Tod von Erwin Klein nicht, daß er damit den Grundstein zu einer im Jahr 1983 übernahm sein Sohn Thomas, österreichischen Legende gelegt hatte. Das damals erst 20 Jahre alt, mit Unterstützung Unternehmen selbst – und damit der „Vor- seiner Mutter Ingrid Klein und seines Onkels gänger“ von Almdudler – bestand als Soda- sterte Erwin Klein die damals noch vielen Harald Messner, die Geschäftsführung des wasser- und Limonadefabrik bereits seit existierenden und sich gegenseitig konkur- Unternehmens. Durch den kreativen Unter- Ende des 19. Jahrhunderts, die erste Firmen- rierenden Sodawasser- und Limonadeerzeu- nehmergeist von Thomas Klein entwickelte bucheintragung datiert vom Jahr 1910. ger in ganz Österreich für die Almdudler- sich die natürliche Kräuterlimonade Alm- Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Alm- Idee. Das Geschäftsmodell von Erwin Klein dudler in den folgenden 20 Jahren mit intel- dudler war von Anfang an das außergewöhn- machte es schon damals möglich, daß erst- ligenten Vertriebs- und erfrischenden Werbe- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 33 Wirtschaft konzepten zu einer außergewöhnlichen, ös- Mit weniger Zucker sorgt er besonders nach terreichischen Erfolgsstory. 2004 zog sich dem Sport und als kalorienarme Alternative die Familie Klein, die nach wie vor 100 Pro- zu Fruchtsaftgetränken für mehr Erfri- zent des Unternehmens besitzt, in den Auf- schung, schließlich hat „Almdudler g‘spritzt“ sichtsrat zurück und steuert seither als akti- weniger Kalorien als etwa ein gespritzter ver Eigentümer die strategischen Geschicke Apfelsaft. der Marke Almdudler. Die operative Ge- „Almdudler Light“ wiederum ist die ide- schäftsführung liegt seit diesem Zeitpunkt in ale Alternative zu herkömmlichen Durst- den Händen von Mag. Gerhard Schilling. Die löschern. Ohne Zucker erfrischt Almdudler zahlreichen Übernahme- und Kaufangebote Light mit schlanken 1,5 kcal /100ml alle, die internationaler Konzerne wurden von der auf Zucker, nicht aber auf den unverwech- Familie Klein stets abgelehnt. selbaren Almdudler-Geschmack verzichten wollen. Durch die Süßung mit natürlichem Almdudler für Zuckerersatz und den Aufbau aus naturglei- jeden Geschmack chen Eiweißbausteinen mit nur 0,03 BE kann auch Diabetikern gesunder Trinkgenuß Die Almdudler Produkt-Palette garantiert garantiert werden. heute, daß es für jeden Geschmack den rich- „Almdudler Still“ für Kinder zeichnet tigen Almdudler gibt. Der „traditionelle“ sich – ohne Kohlensäure und ohne Kristall- Almdudler hat dabei nach wie vor am zucker – als ideales Kindergetränk für Kin- meisten Anhänger und wird – wie übrigens der bis 6 Jahre aus. alle Almdudler-Sorten – idealerweise mit Almdudler steht nach wie vor zu Auch durch die vielfältigen Mischmög- 100 Prozent im Besitz der Familie einer Temperatur zwischen 6-10° C serviert. Klein, die operativen Geschäfte leitet lichkeiten ist Almdudler besonders beliebt. Mit dieser Trinktemperatur sind das unver- seit 2004 Mag. Gerhard Schilling Beim beliebten „Almradler“ greift man da- fälschte Trinkerlebnis mit dem erfrischenden bei gerne auf den bereits fertig gemixten, Kräutergeschmack und die höchste Er- „Almdudler G‘spritzt“ ist die erfrischende köstlichen Almradler mit Puntigamer-Bier frischung garantiert. Alternative mit natürlichem Mineralwasser. zurück oder mischt Almdudler einfach ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 34 Wirtschaft schnell und frisch mit seinem Lieblingsbier. sche Getränkemarke, wie der aktuelle Brand dudler-Liebhaber sein. Neben einer neuen Ob also mit Bier, Wein („Almspritzer“), Equity Index von ACNielsen zur Marken- kreativen Werbelinie, zahlreichen Events Most („Mostdudler“) oder anderen alkoholi- führung beweist. Auch die Beliebtheit von und einem einzigartigen Gewinnspiel, bei schen Getränken („Almslammer“, „Long dem eine echte österreichische Almhütte mit Island Almdudler“, „Almjäger“ …etc.) – für Almdudler-Vorrat gewonnen werden kann, viele begeisterte Genießer ergibt erst der steht die Sonderedition der Almdudler Form- Zusatz von Almdudler immer die genau rich- flasche im Zentrum der Aktivitäten. Denn tige Mischung. Generationen von Österreicherinnen und Ös- terreichern verbinden mit der Form der Alm- 50 Jahre Almdudler – ein dudler-Flasche Erfrischung und natürlichen österreichisches Original Trinkgenuß. Untersuchungen haben ergeben, daß das Das Almdudler Trachtenpärchen, die ein- „echte“ Almdudler Trinkerlebnis von den zigartige Almdudler-Formflasche und der Kunden stark mit der Original Almdudler- Claim „Wenn die kan Almdudler hab‘n, geh Formflasche in Verbindung gebracht wird. i wieder ham“ sind nur die augenscheinlich- „Wir wissen, daß die Almdudler-Liebhaber sten drei Gründe, warum Almdudler eine der die Formflasche mit dem Original Trachten- erfolgreichsten österreichischen Marken und pärchen bevorzugen“, so Mag. Gerhard Schil- Synonym für österreichische Trinkkultur ist. ling, Geschäftsführer von Almdudler. War je- Für viele Österreicher/innen zählt die Alm- doch die leicht wieder erkennbare Flaschen- dudler-Werbung regelmäßig zu den kreativ- form mit dem weiß gedruckten Almdudler- sten und unterhaltsamsten überhaupt, was Trachtenpärchen bislang ausschließlich in sich in der außergewöhnlichen Werbegefäl- Für jeden Geschmack gibt es der Gastronomie erhältlich, wird Almdudler ligkeit (90 Prozenz der Bevölkerung sagen, den richtigen Almdudler anläßlich des 50. Geburtstages eine Sonder- daß ihnen die Almdudler-Werbung gefällt) edition der Almdudler-Formflasche in den und eine beachtenswerte Werbeerinnerung Almdudler im größten Nachbarland Deutsch- Handel bringen. Die 0,25l Glas-Einweg- (76 Prozenz der Bevölkerung) ausdrückt. Le- land sind mit einer Bekanntheit von 90 Pro- Flasche im praktischen 6er- Träger (6x0,25l) gendäre Werbespots, wie etwa der Spot in der zent in Bayern und 50 Prozent in Deutsch- mit sechs unterschiedlichen Trachtenpär- Wüste oder der Spot in New York mit der land beachtlich. chen-Motiven wird die Jubiläumsausgabe ab Frage des Barmannes „Almdudldiwhat?“, als Anfang Juni im Handel erhältlich sein. „Wir ein Österreicher dort Almdudler bestellen 50 Jahre Almdudler – sind überzeugt, daß die Formflasche im möchte, sind noch heute in bester Erinne- ein Grund zum Feiern Handel von den Kunden gut aufgenommen rung. Die starke Markenposition von Alm- werden wird. Die unterschiedlichen Motive dudler ist letztlich das Ergebnis von 50 Jah- Das 50 Jahre-Jubiläum des österreichi- der Trachtenprächen werden außerdem bei ren kontinuierlicher, professioneller Mar- schen Nationalgetränks Almdudler ist nicht echten Almdudler-Fans mit Sicherheit die kenpflege mit Begeisterung, Sorgfalt und nur ein besonderes Ereignis für das Unter- Sammelleidenschaft wecken“, so Claus Hof- Liebe zum Produkt. Mit einer österreichwei- nehmen Almdudler und die Familie Klein, mann-Credner, Marketingleiter von Almdud- ten Bekanntheit von 99 Prozent ist Almdudler sondern soll durch eine Vielzahl von Aktivi- ler. die mit Abstand erfolgreichste österreichi- täten ein Fest zum Mitfeiern für alle Alm- http://www.almdudler.com

Zum 50-Jahre Jubiläum gibt es die Original-Almdudler Formflasche mit 6 Motiven zum Sammeln auch im Lebensmittelhandel ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 35 Chronik Wien hat höchste Lebens- qualität innerhalb der EU Mercer-Studie listet Wien EU-weit auf Platz 1 und weltweit auf Platz 3

ien hat laut der aktuellen Studie W„Quality of Life Survey 2007“ der international tätigen Mercer Consulting Group die höchste Lebensqualität aller Haupt- städte der Europäischen Union. Wien hatte im Vorjahr mit 107,5 Punkten den vierten Platz hinter Vancouver mit 107,7 Punkten. Es führen wie im vergangenen Jahr die Städte Genf und Zürich mit einem Index von 108,1 (Vorjahr 108,2) bzw. 108,0 (Vor- jahr 108,1 Punkten). Die beste Einstufung der neuen Mitgliedsländer erhielt Prag mit Platz 72 weltweit (92,3 Punkte) vor Buda- pest auf Platz 74 (90,2 Punkte). Wien befindet sich auf Platz 1 im Städte- Ranking aller Hauptstädte der Europäischen Union. Mit 107,7 Punkten liegt Wien vor Kopenhagen mit 106,2 Punkten und Amster- dam mit 105,7 Punkten. Insgesamt hat die Mercer Consulting Group die Lebensqualität in 215 Metropolen der Welt nach rund 39 Kriterien, wie zum Beispiel die politische und wirtschaftliche

Situation, Sicherheit, Gesundheitsversorgung, Foto: Österreich Journal öffentlicher Verkehr, Einkaufsmöglichkei- Ein Blick vom Schloß Belvedere auf Wien – der Stadt mit höchster Lebensqualität ten, Ausbildung, Wohn- oder Umweltsitua- tion beurteilt. Als Bewertungsbasis wird New York mit einem Wert von 100 Punkten her- angezogen. Im weltweiten Vergleich konnte sich Wien nach dem 4. Platz im vergangenen Jahr wieder den 3. Rang – gemeinsam mit Vancouver – sichern. „Diese Spitzenplatzierung bestätigt ein- mal mehr unsere ambitionierte Standort-, Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik. Denn gerade diese Höchstnoten in punkto Lebensqualität machen Wien auch interna- tional als Standort so attraktiv“, zeigt sich Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürger- meisterin Renate Brauner erfreut über den zweifachen „Stockerlplatz“ Wiens. Mercer Human Resource Consulting ist mit über zwei Milliarden Dollar Umsatz welt- weit Marktführer für Beratungsleistungen, Produkte und Dienstleistungen im Personal- management und damit zusammenhängen- der Fragen des Finanzmanagements und be- schäftigt weltweit über 15.000 Mitarbeiter und ist in mehr als 42 Ländern vertreten. http://www.mercer.com ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 36 Chronik WasserKraft 2007 Kärnten will Kinder verstärkt fürs Thema Wasser sensibilisieren Foto: Kärnten Werbung/Gertl

ärnten hat sich inzwischen eine unver- praktische Anwendungen aus dem Buch dem schiedenen Mächte des Wassers laden die Kwechselbare und authentische Kern- Landeshauptmann vorgeführt. Das Buch ist WasserKraft-Besucher zu 14 Erlebniszielen kompetenz zum Thema „Wasser“ im In- und kostenlos bei der Kärnten Werbung sowie ein, die Abenteuer, Spaß, Kulinarik und Kunst Ausland gesichert. Seit 2000 setzt das Land der Kulturabteilung des Landes erhältlich. verbinden. offensiv auf das Thema Wasser und forciert Wie der Landeshauptmann ausführte, Ein großes Anliegen liegt für den Lan- es als einen Schwerpunkt in der Regional- werden mit „Kärnten wasser.reich“ die ver- deshauptmann darin, den Kindern den sorg- entwicklung und im Tourismus. 2004 wurde schiedenen Kräfte des Wassers an verschie- samen Umgang mit der wertvollen Res- die „Erlebnisreise WasserGold“ im Oberen denen Orten dargestellt: „Heilende Was- source Wasser auf spielerische und lehrrei- Mölltal realisiert. Dann folgte die „Erlebnis- serKraft“ wird am Augenwasser Altersberg, che Art zu vermitteln. „Wir müssen mit reise WasserKraft“ im Lieser- und Maltatal, Sauerbrunn Trebesing und WasserSonnen- unserem Wasserreichtum behutsam umge- die heuer eine weitere Auflage erlebt. Die weg Nöring präsentiert. Die Wasser-Künst- hen“, so Haider. Auch die Projektmanagerin „Erlebnisreise WasserKraft 2007“ startet am lerstadt Gmünd vermittelt die „Inspirierende für „Kärnten wasser.reich“ im Rahmen der 17. Mai mit einer offiziellen Auftaktveran- WasserKraft“. „Stürzende WasserKraft“ ist Kärnten Werbung, Andrea Pfund-Gitschta- staltung in Gmünd. beim Wasserspiele- und Erlebnispark Fall- ler, sprach von der Notwendigkeit der Sen- Landeshauptmann Jörg Haider hat am bach und in der Wasserarena Gössfälle zu sibilisierung für das Thema Wasser. Das 27. März im Rahmen einer Pressekonferenz erleben. „Formende WasserKraft“ kommt Maskottchen Aquarino werde auch stets mit- im Übungskindergarten der PÄDAK in Kla- beim Wassererlebnis Graggltümpfe, beim reisen, wenn die Kärnten Werbung bei Mes- genfurt auf verschiedene Höhepunkte und Wasserplatz Gries, den Malteiner Wasserspie- sen im In- und Ausland auftritt und Werbung Programme, speziell für Kinder und Jugend- len, beim Bacherlebnisweg Pöllatal sowie für Kärnten macht. liche, aufmerksam gemacht. Zugleich wurde beim Wasserknappenweg mit Zwergenweg Zu diesem Zweck wurde 2007 das Was- auch das Buch „Aquarino‘s spritzige Spiel- Donnerschlucht zum Tragen. Die Urschmie- serBastelBuch mit dem Titel „Aquarino‘s und Basteltipps“ vorgestellt. Dabei wurden de sowie die hohe Kölnbreinsperre stehen spritzige Spiel- und Basteltipps“ geschaffen. von den Kindergartenkindern auch schon für die „Treibende WasserKraft“. Die ver- Mit Spaß sollen das Verständnis und die Be- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 37 Chronik wußtseinsbildung für dieses kostbare Ele- ment Wasser schon im Vorschulalter forciert werden. Spezielle Erlebnisziele für Kinder sind der Wasserspiele- und Erlebnispark Fallbach, der Wasserknappenweg mit Schatzsuche in der Donnerschlucht, die Urschmiede sowie Workshops für Kinder im Pankratium in Gmünd und die Malwerkstätte Gmünd, wo Kinder unter fachkundiger Betreuung malen können. Weiters locken Aktivprogramme wie „Naturdetektive unterwegs in der Inner- nöring“ und die Rundwanderung unter dem Motto „Die heilende Kraft des Wassers“, die auch am uralten Bauernbad, dem Karlbad, vorbeiführt. Besondere Programme für Kinder und Familien bieten die wasser.reich Betriebe, die es in ganz Kärnten gibt, darunter das Heidi-Hotel Falkertsee, das Familienhotel Hinteregger in Rennweg, das Naturgut Las- Ein großes Anliegen liegt für den Landeshauptmann darin, den Kindern den sorg- sen bei Himmelberg oder das Familien- samen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser auf spielerische und lehr- reiche Art zu vermitteln. Foto: LPD/Bodner feriendorf Presseggersee. Im Vorjahr nahmen an die 3000 Schüler suchern. Insgesamt werden für „WasserGold“, bestehenden Einrichtungen, wie etwa dem an den „Kärnten wasser.reich-Aktivitäten“ „WasserKraft“ und das am Millstätter See Pankratium zweifellos die Multimedia- Er- teil. Heuer sollte die Zahl gesteigert werden, geplante „WasserLeben“ 18 bis 20 Mio. lebnisausstellung „Wasser – Fluch und wünschte sich der Landeshauptmann. „Was- Euro ausgegeben, sagte Haider. Der Großteil Segen“ im Schloß Lodron in Gmünd und die serGold“ zählte insgesamt 276.900 Besu- komme Infrastruktur-Einrichtungen zugute. Ausstellung der renommierten Künstlerin cher. Die Gesamtbesucherfrequenz bei „Was- Besondere Höhepunkte der Erlebnisreise Valie Export im Stadtturm Gmünd. serKraft“ 2006 lag bei rund 245.200 Be- „WasserKraft 2007“ bilden neben den vielen http://www.kaernten.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 38 Chronik Miss Austria 2007 gekürt Souveräner Sieg für Christine Reiler im Casino Baden Foto: cityfoto / Franz Josef Schenk Die fünf schönsten des Landes: Sarah-Derya Kunz (4.), Tamara Novak (2.), »Miss Austria 2007« Christine Reiler, Brenda Kuttnig (3.) und Elena Rotter (5.) posieren vor dem Casino Baden

ach zwei Wertungsdurchgängen war sie fasziniert, „weil mich die Kombination von Kuttnig, die in Mürzzuschlag aufgewachse- Num einen einzigen Punkt voran gelegen, Schönheit und sozialem Engagement beein- ne „Miss Elegance 2007“. nach der verdeckten Wertung hatte sie je- druckt“, Mahatma Gandhi gilt als historische In der Jury, welche die Niederösterreiche- doch satte zwölf Zähler Vorsprung und ge- Persönlichkeit ihre volle Bewunderung. rin auf Platz eins setzte, fanden sich, unter wann souverän – die 25jährige Medizin- Christina träumt von einer Familie mit anderem, Schauspielerin Eva Maria Marold, studentin Christine Reiler aus Mödling (NÖ) drei oder vier Kindern und bezeichnet sich Kabarettistin Lisa Fitz, Charity-Lady Jean- holte sich am Abend des 31. März im Casino als „direkte Person, die ab und zu auch unbe- nine Schiller, „Miss Austria 2006“ Tatjana Baden den Titel der „Miss Austria 2007“ und quem sein kann“. Die Palette ihrer Hobbys Batinic, Ex-Top-Sprinter Andreas Berger löste damit die Wienerin Tatjana Batinic ab. ist vielfältig und reicht vom Tanzen und und Starfotograf Manfred Baumann, die Die neue „Miss Austria“, die als Haupt- Fotografieren über das Singen und Kochen Stimme des Abends gehörte TV- und Radio- preis einen nagelneuen Chevrolet Kalos im bis zum Klettern. „Weil Letzteres Sinnbild moderator Dieter Moor. Wert von 13.000 Euro übernehmen durfte, für mein Leben ist: Schritt für Schritt vor- Die Live-Übertragung der „Miss Austria ist 172 cm groß, wiegt 52 kg, hat grünbrau- an – aber irgendwann will ich dann schon Wahl 2007“ auf der Homepage von Casinos ne Augen, dunkelblonde Haare und kann mit auch den Gipfel sehen…“ Austria wurde von mehr als 1500 Gästen den Maßen 85-63-91 aufwarten. Von Waris Auf Platz zwei landete die 20jährige gesehen. Falls Sie einen Blick darauf werfen Dirie (somalisches Topmodel, die heute als Bildhauerin und Jus-Studentin Tamara Novak möchten, können Sie dies auf der Homepage UN-Sonderbotschafterin gegen die Genital- aus Graz. Auf dem dritten Platz landete Miss von Casino Baden tun. verstümmelung tätig ist, Anm. d. Red.) ist sie Styria (und Vize-Miss-Kärnten) Brenda http://www.baden.casinos.at tun. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 39 Chronik Der erste Storch ist in Marchegg gelandet! Gezielte Artenschutzmaßnahmen sollen das heurige Brutvorkommen begünstigen

m Abend des 20. März landete der erste AStorch im WWF-Reservat Marchauen im niederösterreichischen Marchegg. Meister Adebar hat somit nach einer 10.000 Kilome- ter langen mehrmonatigen Reise den Weg zu- rück in die riesigen Horste der alten Eichen der Marchegger Kolonie gefunden. „Wir er- warten heuer wieder ein gutes Storchenjahr“, zeigt sich Gerhard Egger vom WWF zuver- sichtlich. „Die Störche brauchen neben siche- ren Brutplätzen, wie sie die uralten Eichen des Reservats bieten, vor allem ausgedehnte Wiesenflächen als Nahrungsgründe.“ Rechtzeitig vor Beginn der Brutsaison wurden alle Horstbäume und Horste im Auenreservat kartiert, um diese langfristig zu sichern. Optimale Bedingungen also für das Storchenjahr 2007. Dem Erstankömmling im Marchegger Auenreservat werden laut WWF in den nächsten Wochen noch weitere 90 bis 100 Vö- gel in der europäischen Storchen-Metropole Foto: K. Kracher / 4 nature Marchegg folgen. In dieser Storchenkolonie treffen die Tiere auf beste Lebensbedingungen: „Die überschwemmten Wiesen sind für die Stör- che und andere Aubewohner keine Katastro- phe, sondern ein Nahrungsparadies“, erklärt Egger. „Hier fangen Sie Frösche, Krebse und kleine Fische und können nach dem langen Flug wieder Kraft für eine turbulente Brut- saison tanken“, so Egger abschließend. Die Storchenkolonie im WWF-Schutzge- biet Marchegg gehört zu den eindrucksvoll- sten Vogelkolonien Europas, die bereits vor mehr als 110 Jahren von einem Pionierpaar gegründet wurde. Heute nisten hier jährlich bis zu 50 Paare auf riesigen alten Eichen. An manchen Eichen befinden sich bis zu sieben Horste. Diese „Storchenhäuser“, die zum Teil bis zu 800 Kilogramm wiegen, werden von den Vögeln den ganzen Sommer über ausgebaut. Deshalb kommen traditionell die kräftigen Foto: F. Labhardt / 4 nature Männchen zuerst aus Afrika zurück. Sie be- Im Jahr 2006 verschaffte die feuchte Wit- auen konnten aber immerhin insgesamt mehr setzen die besten Horste, zumeist die „Pent- terung den Störchen zwar reichhaltige Nah- als 160 Jungstörche von 65 Paaren aufgezo- häuser“ ganz oben im Baum. Anschließend rungsgründe, die Gesamtzahl an Jungstör- gen werden. folgen die Weibchen, die sich dann den Part- chen blieb jedoch aufgrund der ungünstigen Der WWF dankt den Österreichischen ner mit dem besten Nest aussuchen. Störche Wetterverhältnisse während der Brut hinter Lotterien, die das Programm zum Schutz der führen eine Saison-Ehe und sind eher ihrem den erfolgreichsten Jahren der 90er Jahre zu- Störche seit vielen Jahren unterstützen. Nest als ihrem letzt jährigen Partner treu. rück. Im österreichischen Teil der March- http://www.wwf.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 40 Chronik »Olympia-Zuschlag« 2009 für Nationalpark Hohe Tauern Mittersill ist Austragungsort der 14. "Ranger-Olympiade"

ie 14. „Ranger-Olympiade“ wird im bunten Almmatten und ausgedehnten Berg- besteht ein gut gestaltetes Netz von DJahr 2009 im Nationalpark Hohe Tauern wälder bis hinauf in das scheinbar ewige Eis Almwanderwegen und Alpinsteigen zu ausgetragen. Das hat das Organisations- der höchsten Gipfel. In diesem einzigartigen Schutzhütten und Gipfeln. Komitee des „Trofeo Danilo Re“, so die offi- Naturparadies von 805 km² im Bundesland http://www.hohetauern.at/ zielle Bezeichnung der alpenweiten Ranger- Olympiade, beschlossen. Das gab National- park-Direktor Wolfgang Urban Anfang April bekannt. Seit 1996 wird in Erinnerung an Danilo Re aus dem piemontesischen Naturpark Alta Valle Pesio ein Treffen von Schutzgebietsbe- treuern aus verschiedenen alpinen Groß- schutzgebieten veranstaltet. Danilo Re verun- glückte tödlich in Ausübung seines Dienstes als Nationalparkranger. Anfangs war es nur ein kleiner Wett- kampf unter Bekannten und Freunden von Danilo Re. Mit den Jahren hat sich aber eine große, internationale Veranstaltung daraus entwickelt. Skibergsteigen, Riesenslalom, Langlauf und Luftgewehr-Schießen sind von den jeweils vier Mannschaftsmitgliedern zu bewältigen. Zudem wurde ein Seminar inte- griert, das heute fester Bestandteil der Veran- staltung ist. Es behandelt jedes Jahre ver- schiedene Themen, welche vor allem die Foto: Salzburger Land Vermittlungsaufgaben der Ranger für die Nationalpark-Ranger im Nationalpark Hohe Tauern Besucher der Schutzgebiete betreffen. Schi-Bergsteigen, Riesenslalom, Lang- lauf und Schießen sind die Bewerbe. Ein Fachkongreß mit aktuellen Themen wie Bil- dung und Besucher-Information rundet die Veranstaltung für all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparks, die nicht oder nicht nur an den Bewerben teilnehmen wollen, ab. Mit dem neuen Nationalpark- zentrum in Mittersill und einer für den Win- tersport bestens gerüsteten Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern war es nicht schwer, diese Veranstaltung erstmals nach Österreich zu holen. Rund 250 Teilneh- merinnen und Teilnehmer aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Deutschland, Slowe- nien und Österreich sind zu erwarten. 2007 war Allos (Frankreich) Austragungsort, 2008 wird es Turin sein. Der Nationalpark Hohe Tauern im Her- zen der Ostalpen zählt zu den großartigsten

Landschaften dieser Erde. Es erstrecken sich Foto: Amt der Salzburger Landesregierung vielfältige Lebensräume über die blumen- Mittersill ist nach Turin Austragungsort der 14. Ranger ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 41 Chonik Frühlingserwachen im Nationalpark Kalkalpen Vizekanzler Molterer und Landeshauptmann Pühringer bei Saisonstart im Nationalpark Kalkalpen

m 4. April begann die neue Saison im ANationalpark Kalkalpen und es wird ein besonderes Jahr mit vielen Veranstaltungen, Expeditionen und erlebnisreichen National- park-Touren werden. Aus Anlaß des 10jähri- gen Bestehens besuchten Vizekanzler Wil- helm Molterer und Oberösterreichs Landes- hauptmann Josef Pühringer den National- park Kalkalpen und stellten sich als erste Gratulanten ein. Beide setzten sich von Be- ginn an für das Zustandekommen dieses größten Waldnationalparks Österreichs ein. „Im Nationalpark Kalkalpen hat die Na- tur absoluten Vorrang vor allen anderen In- teressen, dennoch soll dieses landschaftliche Juwel den Besuchern des Nationalparks zum erholsamen Wandern, Radfahren oder Biken zur Verfügung stehen“, sagte Pühringer im Nationalpark Besucherzentrum Ennstal. „Schützen und Nützen“, war bei der Grün- dung des Nationalparks die oberste Maxime und so soll es auch weiter bleiben, denn der Nationalpark Kalkalpen soll auch zur Wert- Foto: Oberösterreich Tourismus / Hans Helmberger schöpfung in der Nationalpark Region einen Die Schüttbauernalm im Almgebiet der Bodenwies im Nationalpark Kalkalpen großen Beitrag leisten. Mit jedem Jahr wächst die Angebots- tember findet der musikalische Almsommer palette des Nationalparks Kalkalpen. Mitt- am Hengstpaß statt. lerweile stehen 500 Kilometer Wander- und Die Nationalpark Besucherzentren am Radwanderwege zur Verfügung. Die Palette Wurbauerkogel in Windischgarsten mit der ist vielfältig und reicht vom kurzen, ruhigen Ausstellung „Faszination Fels“, das Besu- Spazierweg am Wasser bis hin zum an- cherzentrum Ennstal mit der Ausstellung spruchsvollen alpinen Höhenweg. Themen- „Wunderwelt Waldwildnis“ und das Natio- wege erklären Naturphänomene oder die nalpark Zentrum in Molln können ab sofort einstige Holznutzung im Nationalpark. Be- wieder besucht werden. Dort erfährt man sonders beliebt ist der Almenweg am was gerade blüht, welche Radwege bereits Hengstpaß, der gleich mehrere bewirtschaf- zu befahren sind oder wann die Almen wie- tete Almen miteinander verbindet. der offen haben. Von Mitte April bis Ende Oktober werden Neu ist auch die „Nationalpark Vorteils- 550 geführte Touren angeboten. Darunter karte“. Zu einem sensationellen Preis erhält finden sich Orchideen-, Kräuter-, Höhlen- man freien Eintritt in alle Nationalpark-Be- oder Wildniswanderungen. Besonders be- sucherzentren, eine geführte Tour aus dem gehrt sind die Pirschgänge zu Birkhähnen, Sommerprogramm, eine Fahrt mit dem Kut- Gämsen, Hirschen oder Greifvögeln wie Ad- schentaxi Bodinggraben, eine Floßfahrt auf ler und Wanderfalke, die in Begleitung eines der Enns, drei Ausgaben der Farbillustrierten Nationalpark Betreuers oder Försters zum „Nationalpark Spezial“, eine Publikation eindrucksvollen Erlebnis werden. „Schutzgüter im Nationalpark Kalkalpen“ Am 16. und 17. Juni wird es das große Foto: Land OÖ/Dedl und einen monatlichen Nationalpark News- Vizekanzler Wilhelm Molterer, LH Josef Nationalpark-Jubiläumsfest in Windisch- Pühringer und Nationalpark Kalkalpen- letter. garsten geben und vom 5. August bis 9. Sep- Direktor Erich Mayrhofer (v.l.n.r.) http://www.kalkalpen.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 42 Kulinarisches Frühes Früchtchen Die Wachauer Marille: Kultur und Kulinarik Foto: Niederösterreich-Werbung/Lois Lammerhuber

eit 2000 Jahren angebaut, seit 100 Jahren viel Geschmack und Aroma mitbekommen. sterneuburger Marille“, die auch heute noch Sprofessionell kultiviert, seit über 50 Jah- Das hat auch die Europäische Union erkannt, dominante Sorte in der Wachau. Ein „Aha“- ren gefeiert, seit elf Jahren von der EU ge- und die Frucht als Marke geschützt. Be- Erlebnis haben Norddeutsche Gäste, wenn schützt: das ist die wunderbare Karriere der gründet wird das mit der „… unverwechsel- sie Marillen bestellen und Aprikosen be- Wachauer Marille. baren Qualität der ‚Wachauer Qualitätsma- kommen. In West- und Norddeutschland ist Sie ist prall, süß, saftig und hoch aroma- rille‘, die das Ergebnis des Zusammenspiels die aus dem Französischen „abricot“ kom- tisch. Sie wiegt 45 bis 60 Gramm, besitzt von Klima, Boden und Jahrhunderte langer mende Aprikose gebräuchlich, im süddeut- eine honiggelbe, bis ins Rötliche spielende Kultivierung ist.“ schen Raum hingegen die auf dem Italieni- Farbe und wächst auf niederstämmigen schen „armellino“ wurzelnde Marille. „Ar- Bäumen, die zur Familie der Rosengewäch- Von Marillen mellino“ wiederum geht auf den lateinischen se gehören. Anzutreffen ist sie aber auch im und Aprikosen Namen armeniaca zurück (noch heute trägt zerkleinerten und mit Zucker versetzten Zu- die Marille den wissenschaftlichen Namen stand in Marmeladengläsern oder hochpro- Wer sich heute über das Wachauer Maril- Prunus armeniaca), zu übersetzen mit „aus zentig verflüssigt in schlanken Flaschen. len-Mirakel freut, muß sich bei der Reblaus Armenien stammend“. Was aber auf die fal- Gerne versteckt sie sich auch in Knödeln. bedanken. Zwar werden in der Wachau sche Fährte führt, die Marille stammt näm- Man sieht: Das Wesen der Wachauer schon seit 2000 Jahren Marillen geerntet, da- lich aus dem Nordosten Chinas, wo sie Marille ist vielgestaltig. Dabei sind die von aber 1900 Jahre lang nur für den Eigen- schon seit mindestens 4000 Jahren bekannt Früchte, die in der Wachau wachsen, durch- bedarf. Als Anfang des 20. Jahrhunderts der ist. aus von einmaliger Qualität. Denn hier, im Weinbau durch das Auftreten der Reblaus engen Flusstal der Donau, sorgen das Zu- fast zum Erliegen kam, suchten die Wach- Das Jahr der Marille sammenspiel verschiedener Klimate und die auer Winzer eine andere Erwerbsquelle und hohen Temperaturunterschiede zwischen fanden sie in der Marille. Obstbau-Fachleute „Abricot“ kommt übrigens auch aus dem Tag und Nacht während der Reifephase und Baumschulen entwickelten damals aus Lateinischen: „praecoces“ – „frühzeitiges dafür, daß die Wachauer Marillen besonders einem vielfältigen Sortengemisch die „Klo- Früchtchen“. So bezeichneten die Römer die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 43 Kulinarisches manchmal ist sie schon nach zwei Tagen Aromatische Talente vorbei. Wesentlich länger zieht sich die Ernte hin, in der Regel von Mitte Juli bis Vielfältig sind die Talente der Marille in Mitte August. Jeder Baum wird in der Ernte- der niederösterreichischen Küche, vor allem saison drei bis fünf Mal mit einem traditio- natürlich in der süßen Abteilung. Da wäre an nellen Pflückkorb besucht, dem Wachauer erster Stelle der berühmte Marillenknödel zu Marillenzistel, dessen unteres Ende ganz probieren, den es gleich in zwei Varianten charakteristisch spitz zuläuft: Die Hand- gibt: mit Hüllen aus Kartoffel- oder Topfen- habung im Astgewirr der Bäume wird durch teig. Welcher von beiden jetzt am besten zur diese Form erleichtert, außerdem mildert sie Marille passt, darüber streiten die Gourmets. den Druck auf die unten im Korb liegenden Auch ist nicht sicher, ob es die besten Ma- Marillen. rillenknödel im Landhaus Bacher in Mautern oder im Prandtauerhof in Joching oder in Feste feiern einem anderen der hoch gelobten Wachauer Wer in den Obstgärten fest arbeitet, darf auch Feste feiern. In Spitz wird die Wach- auer Marille schon seit 1951 an einem Juli- Wochenende gefeiert. Das Fest wird am Kir- chenplatz in dankbarer Vorfreude auf eine hoffentlich reiche Ernte veranstaltet, wobei für das leibliche Wohl mit Köstlichkeiten von der Marille, ausgesuchten Schnäpsen und erlesenen Weinen gesorgt ist. Den Höhe- punkt des traditionsreichen Festes bildet am Sonntag der Festumzug mit König Marillus und Prinzessin Aprikosia sowie zahlreichen Trachten und Folkloregruppen. Schon zu Foto: Niederösterreich-Werbung/Kurt-Michael Westermann (2) Erntebeginn Mitte Juli dreht sich in Krems »Wachauer Marillenzistel«, der traditio- nelle Pflückkorb, dessen unteres Ende alles um die Marille: Es drehen sich beim ganz charakteristisch spitz zuläuft „Tanz um die Marille“ auf dem Donauschiff die Tänzer, es dreht sich der Rotor des Hub- im Verhältnis zu anderen Rosengewächsen schraubers beim Rundflug um die Wachau, Restaurants und Wirtshäuser gibt – fest steht früh blühende Marille. Schon Anfang April es umrunden die Fiaker die traditionsreiche allerdings, dass die besten Marillenknödel in steht die Marille in Blüte. Rund 80.000 Ma- Kremser Altstadt und die Gäste drehen ihre der Wachau zubereitet werden. Hier gibt es rillenbäume verwandeln dann die Wachau in Runden von Stand zu Stand, wo es eine Ma- auch die feinsten, weil erntefrisch hergestell- einen duftigen rosa-weißen Blütengarten. rillen-Köstlichkeit nach der anderen zu ten Marmeladen, Röster und neuerdings Die Pracht ist leider nur von kurzer Dauer, kosten gibt. auch Chutneys. Die Marille läßt sich aber auch hervorra- gend verflüssigen. Das zart nuancierte und gleichzeitig konzentrierte Geschmackserleb- nis eines Nektars aus Wachauer Marillen ist ein unvergleichliches. Aus dem Saft der Ma- rillen entsteht der goldene Marillenlikör, mit dem die beiden Kremser Hersteller Bailoni und Hellerschmid ihre weltberühmten run- den Flaschen füllen. Noch dichter und aro- matischer kann die Marille als Obstbrand genossen werden. Karl Holzapfel, der Wirt des Prandtauerhofs, ist für seinen Marillen- brand unter Kennern geradezu berühmt ge- worden. Markus Wieser aus Wösendorf steht ihm brenntechnisch und im Bekanntheits- grad kaum nach. Er zeigt übrigens auch, daß Marillen nicht nur dem Gaumen, sondern auch der Haut schmeicheln: Sein Betrieb stellt aus Marillenkernöl auch Naturkosme-

Foto: Niederösterreich-Werbung/Lois Lammerhuber tika her. Seit 1950 verwandelt sich der Spitzer Kirchenplatz in ein besonderes Festgelände http://www.niederoesterreich.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 44 Personalia Hohe Auszeichnung für Mikulaš Dzurinda LH Pröll: Der slowakische Premierminister a.D. ist ein langjähriger Freund Niederösterreichs«

n einem gemeinsamen Europa genüge es Inicht, als Nachbarn nebeneinander zu leben, man müsse vielmehr miteinander leben und den Dialog forcieren. Als Beispiel für dieses Miteinander nannte Landes- hauptmann Erwin Pröll die Slowakei und deren ehemaligen Ministerpräsidenten Mi- kulaš Dzurinda, der am Abend des 11. April im NÖ Landhaus in St. Pölten mit dem von Land Niederösterreich und Donau-Univer- sität Krems gestifteten „Preis für Euro- päische Regionale Integration“ (ERI) 2007 ausgezeichnet wurde. Die 2005 erstmals ver- gebene Auszeichnung wird in Anerkennung besonderer Verdienste um die Verbesserung der menschlichen, kulturellen und wirt- schaftlichen Beziehungen sowie um die Bewahrung der Vielfalt der europäischen Regionen verliehen. Für Pröll hat Niederösterreich in entschei- denden Phasen der europäischen Entwick- Foto: NÖ Landeskorrespondenz lung die Chancen erkannt und genutzt und Landeshauptmann Erwin Pröll und der Vorsitzende des Senats der Donau-Univer- sität Krems, Univ. Prof. Manfred Straube, überreichten Mikulas Dzurinda (mi.) den auf dem Weg nach vorne die Kontakte zu Preis für Europäische Regionale Integration 2007 den Nachbarn forciert. „Eine enge Zusam- menarbeit und Partnerschaft beruht zum es bereits das zwölfte offizielle Treffen von minister. Der Vorsitzende einer Allianz von guten Teil in der guten Nachbarschaft“, zeig- Pröll und Dzurinda. Oppositionsparteien unter dem Namen Slo- te sich Pröll überzeugt. Dabei hätten Per- Mikulaš Dzurinda, Jahrgang 1955, stu- wakische Demokratische Koalition gewann sönlichkeiten wie Mikulaš Dzurinda diesen dierte an der Verkehrshochschule in Zilina im Oktober 1998 die Wahlen, Dzurinda Weg entscheidend mitgetragen und durch und arbeitete u. a. in Forschungsinstituten wurde Ministerpräsident. Im Juni 2006 ver- ihren persönlichen Einsatz mitgeholfen, und bei den Tschechoslowakischen Eisen- lor seine Partei, die Slowakische Demokra- Spannungsfelder abzubauen. Pröll: „An der bahnen. 1990 gehörte er zu den Mitbegrün- tische und Christliche Union (SDKU), die Grenze Niederösterreich – Slowakei ent- dern der Christdemokratischen Bewegung vorgezogenen Parlamentswahlen und Dzu- scheidet sich auch, ob Europa eine Einheit (KDH), 1994 war er kurzzeitig Verkehrs- rinda das Amt des Ministerpräsidenten. werden kann.“ Für das derzeitige slowakische Parla- mentsmitglied Dzurinda ist klar: Europa braucht mehr Zusammenarbeit. Herausfor- derungen gäbe es viele – auf wirtschaftlicher Ebene, im Sicherheitsbereich, die klimati- schen Veränderungen bis hin zu den demo- grafischen Herausforderungen. Niederöster- reich und insbesondere „meinem guten Freund“ Erwin Pröll dankte Dzurinda für die Unterstützung, die Slowakei zu stärken und voranzubringen. Schließlich profitierten vom Zusammenwachsen die Regionen dies- und jenseits der Grenze. Laut Richard Grasl vom ORF Niederösterreich, der die Ver- Feierlichkeiten zur EU-Erweiterung im April 2004: Bundeskanzler a.D. Wolfgang anstaltung im Landtagssaal moderierte, war Schüssel (m.) mit seinem slowakischen Amtskollegen Mikulaš Dzurinda und Ehefrau ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 45 Personalia »Wunderkind« Buchbinder von Wien hoch ausgezeichnet Der Pianist Rudolf Buchbinder erhielt im Wiener Rathaus in Anwesenheit von Bgm. Michael Häupl die »Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold«

ine Vielzahl von Prominenten aus Poli- Etik, Kultur, Wirtschaft und Medien wa- ren am 10. April ins Wiener Rathaus gekom- men, um mit dem Ehrengast Rudolf Buch- binder zu feiern. Darunter Vizebürgermeister a. D. Sepp Rieder, Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher, Raiffeisen-General Chri- stian Konrad, -Intendant Roland Geyer, Hans Landesmann, BA-CA Direktorin Ingried Brugger, Christian Lud- wig Attersee und Arik Brauer. „Rudolf Buchbinder war ein Wunderkind und ein Wunderkind ist er geblieben. Er hat das Staunen, das Forschen und die Neugier- de nie verlernt“, so Wiens Kulturstadtrat An- dreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Eh- rung. Rudolf Buchbinder zähle zu den welt- weit bedeutendsten Pianisten. „Trotz zahlrei- cher internationaler Engagements blieb er Wien eng verbunden.“ „Am Klavier verwandelt sich Rudolf Buchbinder zu einem Dämon der Qualität“, sagte Kammerschauspieler Professor Otto Schenk in seiner lebhaften und begeisterten Laudatio. „Rudi Buchbinder hat den golden touch. Alles, was er angreift, wird Musik“. Besonders zu Beethoven habe er einen ganz besonderen, direkten Draht. Er liebe die Wiener Klassik und er liebe Wien, die Stadt, in der Brahms, Beethoven und Schubert gewirkt haben, bedankte sich Überreichung der »Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold« an Rudolf Rudolf Buchbinder für die Auszeichnung. Buchbinder (li.) durch StR. Andreas Mailath-Pokorny Foto: media wien „Wir müssen alles daran setzen, Wien als musikalische Metropole zu bewahren“. Es diese Ausbildungsstätte aufgenommene Stu- Israel, wo er mit bedeutenden Orchestern sei besonders die Multikultur der Stadt, die dent. Mit zehn Jahren gab er sein erstes und Dirigenten wie Abbado, Maazel, Mehta die Schaffenskraft der Künstler beflügle. öffentliches Konzert im Großen Musikver- oder Harnoncourt musizierte. Seit mehreren „Das Leben von uns Künstlern wird daran einssaal in Wien; ein Jahr später nahm ihn Jahren ist Buchbinder ständiger Gast einer gemessen, wie viele Brücken wir bauen, wie Bruno Seidlhofer in seine Meisterklasse an Reihe großer Festspiele, darunter der Salz- viele Grenzen wir überwinden können durch der heutigen Universität für Musik und dar- burger Festspiele. Heute tritt Buchbinder in die spirituelle Kraft der Musik.“ stellende Kunst in Wien auf. allen wichtigen Konzertsälen der Welt auf. Unmittelbar nach Beendigung seiner Daneben leitet er an der Musikakademie der Rudolf Buchbinder Studien begann Buchbinder eine umfangrei- Stadt Basel eine Meisterklasse für Klavier. che Konzerttätigkeit – zunächst als Kammer- Die Interpretation der Klaviersonaten Rudolf Buchbinder wurde am 1. Dezem- musiker, dann in zunehmendem Maße solis- Beethovens ist ihm zu einem zentralen ber 1946 in Litomerice in Böhmen geboren. tisch. Neben Konzerten in Europas Musik- künstlerischen Anliegen geworden: In mehr Früh zeigte sich seine musikalische Bega- zentren unternahm der auch vom österreichi- als 30 Großstädten, wie zum Beispiel Wien, bung – schon im Alter von fünf Jahren be- schen Fernsehen her bekannte Pianist wie- München, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, suchte er die Kinderklasse der Wiener Mu- derholt Tourneen durch Nord- und Südame- Köln, Zürich und Buenos Aires, spielte er sikakademie und war damit der jüngste je an rika, nach Neuseeland, Australien, Japan und den kompletten Beethoven-Zyklus. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 46 Personalia NR-Präsidentin Prammer Goldenes Verdienstzeichen ist VHS-Präsidentin für Peppino Teuschler m Rahmen der Hauptversammlung des IVerbandes Österreichischer Volkshochschu- m 27. März 2007 überreichte Vize- der jüngste Schneidermeister Österreichs. len wurde am 21. März 2007 Nationalrats- Abürgermeisterin Grete Laska im Wap- Schon kurz darauf gründete er eine Maß- präsidentin Barbara pensaal des Wiener Rathauses dem Schneider schneiderei und erhielt für seine Schnei- Prammer zur Ver- von Wien, Peppino Teuschler, das „Goldene derarbeiten im Jahr 1967 die „Goldene bandspräsidentin Verdienstzeichen des Landes Wien“. „Es ist Schere“ von Modeschöpfer Ermengildo Zen- gewählt. Sie folgt da- eine ganz besondere Ehre für mich, diese ga beim Modefestival in San Remo. Seit die- mit Bundespräsident Heinz Fischer in die- ser Funktion nach, der seit 1999 Präsi-

dent des Verbandes Foto: SPÖ / Petra Spiola der Österreichischen Volkshochschulen war. Prammer nahm die Wahl höchst erfreut an und wies auf die Wichtigkeit dieser breit ge- streuten Bildungseinrichtung hin, die sich zunehmend im Bereich von Grundbildung und Zweitem Bildungsweg profiliert. Der Verband Österreichischer Volkshoch- schulen ist die Dachorganisation der 272 Volkshochschulen in Österreich, die er im In- und Ausland vertritt. Der Verband unter- hält Arbeitsbeziehungen und Kontakte mit Einrichtungen der Erwachsenenbildung in mehr als zehn europäischen und außereuro- päischen Ländern. Die Volkshochschulen führten nach ihrer jüngsten Statistik, für 2005, 46.146 Kurse Peppino Teuschler wird durch Vbgm. Grete Laska ausgezeichnet Foto: media wien durch, in denen 467.463 Teilnahmen gezählt wurden. Sehr erfreulich ist für Prammer auch, Auszeichnung überreichen zu dürfen. Peppi- ser Zeit ist der Name „Peppino“ sein unver- daß genau drei von vier Volkshochschulteil- no Teuschler war nicht nur mit 21 Jahren der wechselbares Markenzeichen ebenso wie nehmerInnen Frauen sind. jüngste Schneidermeister Österreichs, er ist seine farbenfrohen Seidenblazer und die und war immer ein „Botschafter der Wiener handbemalten Krawatten und Stecktücher. Pramendorfer Mode“. Zahlreiche Persönlichkeiten, darun- 1963 trat Peppino Teuschler erstmals im ös- erneut bestellt ter Luciano Pavarotti oder Thomas Gott- terreichischen Fernsehen in der Sendung schalk, gehören ebenso zu seiner Klientel, „Mode einmal anders“ auf. Weitere TV-Auf- ie Generalversammlung und der Landes- wie die Österreichische Nationalmannschaft, tritte in den Sendungen „Boutique“, „Neues DTourismusrat des Oberösterreich Tou- die er für die Olympischen Sommerspiele in für die Frau“, „Prisma“ und „Wir“ folgten. rismus sprachen sich in ihren Sitzungen am Seoul 1988 eingekleidet hat. Beispielhaft, 1969 entwarf er den sogenannten „Computer 30. März 2007 einstimmig für die Wieder- neben seiner berufliche Karriere, ist auch Anzug“, bei dem Schnitt und Fertigung bestellung von Karl sein soziales Engagement. Er gründete nicht halbautomatisch sind und der sowohl die Pramendorfer als Vor- nur einen Fußballclub in seiner burgenländi- Vorzüge des Konfektions- als auch des stand aus. schen Heimatgemeinde Stotzing, daraus ist Maßanzuges in sich vereint. Diese Kreation Der gebürtige Lin- inzwischen ein Sportcenter geworden, son- wurde mit dem Markenzeichen „Peppino zer steht seit 22 Jah- dern er sang auch für den guten Zweck. Im International“ geschützt und nach wie vor ren an der Spitze der „Jahr des Kindes“ vor inzwischen 28 Jahren nur in Österreich gefertigt. Der „Botschafter Landestourismusor- brachte Peppino eine Langspielplatte heraus, der Wiener Mode“ ist weit über die Grenzen ganisation Oberöster- der Reinerlös ging damals an UNICEF. Für hinaus bekannt. Er vertrat insgesamt 16 mal reich. Unter seiner

seine Arbeit, seine Einstellung, seine Mensch- die Farben Österreichs bei allen Weltkon- Foto: Oberösterreich Tourismus Führung wurden unter lichkeit und seine Lebensfreude gebührt ihm gressen in 16 verschiedenen Ländern und anderem das aktuelle Kursbuch für den Tou- unendlich viel Dank“, sagte Laska. wurde ebenso oft international ausgezeich- rismus und die Freizeitwirtschaft konzipiert Josef „Peppino" Teuschler wurde 1934 net. Sein Lebensziel ist es, Menschen zu- sowie die erfolgreiche Reorganisation und als Sohn einer Arbeiterfamilie in Stotzing im sammenzubringen und sein Motto im Ori- Neuausrichtung von OÖ Tourismus durch- Burgenland geboren. In Wien erlernte er die ginal-Ton: „Ich lebe für die Menschen und geführt. Pramendorfer wurde nun für weite- Herrenschneiderei und wurde mit 21 Jahren liebe meine Lebensaufgabe.“ re vier Jahre in seiner Funktion bestätigt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 47 Wissenschaft & Technik Wie T-Zellen gegen Krebs scharf gemacht werden IMBA-Forscher entdecken Mechanismus zur Spontanen Tumorabstoßung durch das Immunsystem

issenschaftler am Wiener Institut für WMolekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften (ÖAW) haben an Mäusen ein neues Modell zur Krebstherapie entwickelt. Der Therapieansatz nützt die körpereigene Im- munabwehr zur Bekämpfung von Tumor- zellen. In der aktuellen Ausgabe des „Journal of Experimental Medicine“ berichten die Forscher über ihre jüngsten Arbeiten. Das Immunsystem spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Keimen, es überwacht auch die Entstehung von Krebs. Immunsupprimierte Patienten entwickeln daher auch häufiger bösartige Tumore als Menschen mit intaktem Immunsystem. Al- lerdings lösen viele Tumore keine ausrei- chende Immunantwort aus. Da sich die Schnitt durch einen Tumor unter dem Immunfluoreszenz-Mikroskop: Die aktivier- Krebszellen nicht stark genug von den nor- ten Immunzellen (grün) im Tumorgewebe der genetisch veränderten Maus sind malen Körperzellen unterscheiden, aus de- deutlich zu erkennen. Diese T-Zellen tragen dazu bei, dass Tumorzellen innerhalb weniger Wochen vollständig zerstört werden. Foto: IMBA nen sie hervorgegangen sind, werden sie nicht als entartet erkannt. Darüber hinaus vermehren müssen, wie es bei vielen ande- werden, um die positive anti-Tumor-Wir- produzieren Krebszellen selbst auch Stoffe, ren Therapieansätzen nötig ist.“ kung, aber auch Nebenwirkungen, genau zu die die Immunzellen blockieren. Neben der Wiener Gruppe haben sich erforschen. Denn, wie bereits früher von Die Gruppe um IMBA-Leiter Josef Pen- auch Forscher der renommierten NIH in den IMBA-Wissenschaftlern in Nature berichtet ninger hat nun bei Mäusen einen Weg gefun- USA mit dem Mechanismus beschäftigt. Sie (Bachmaier et al. in Nature. 403:211-216, den, die Immunantwort als Reaktion auf veröffentlichen gleichzeitig ähnliche Resul- 2000), durch die Unterdrückung von Cbl-b Krebs zu verstärken. Stefanie Löser, Dokto- tate über Cbl-b regulierte Tumorabstoßung, steigt auch das Risiko für Autoimmun- randin bei Josef Penninger, hat dazu T-Zellen die an weiteren Krebsarten gewonnen wur- reaktionen. des Immunsystems verwendet, bei denen der den. „Spezifische Tumorabstoßung durch T- „Unsere Ergebnisse sind viel verspre- zentrale Regulator Cbl-b genetisch ausge- Zellen wäre die ideale Krebstherapie, jedoch chend“, freut sich Löser, „aber bis zu einer schaltet wurde. Dadurch wurden die Zellen waren die erzielten Effekte immer relativ therapeutischen Anwendung ist es noch ein sensitiver und aktiver in der Tumorerken- gering“, erläutert Josef Penninger. „Daß nun langer Weg“. Die Forscher wollen auch noch nung und -bekämpfung gemacht. Bei Mäu- eine zweite Gruppe gleichzeitig einen ähn- genauer untersuchen, welche Arten von sen können die veränderten T-Zellen eine so lichen Mechanismus gefunden hat, wie T- Krebs, etwa Brustkrebs, auf die Therapie an- starke Immunantwort auslösen, daß Tumor- Zellen spontan verschiedenste Tumore ab- sprechen könnten. zellen innerhalb weniger Wochen vollstän- stoßen, ist für uns besonders wichtig, da damit Das IMBA – Institut für Molekulare dig zerstört werden. Die genetisch veränder- unsere Daten umgehend bestätigt wurden.“ Biotechnologie der Österreichischen Akade- ten Mäuse zeigen auch eine stark verringerte Die Wissenschaftler sind nun daran inter- mie der Wissenschaften kombiniert Grund- Anfälligkeit für Hautkrebs nach UV-Be- essiert, wie sich aus den neuen Erkenntnis- lagen- und angewandte Forschung auf dem strahlung. Die „aufgerüsteten“ T-Zellen sind sen eine Therapie für Patienten entwickeln Gebiet der Biomedizin. Interdisziplinär zu- sogar imstande, den Tumor in einer anderen ließe. Denkbar wäre, aus Patientenblut T- sammengesetzte Forschergruppen bearbei- Maus zum schrumpfen zu bringen, wenn sie Zellen zu gewinnen und in diesen den ten funktionsgenetische Fragen, besonders dieser injiziert werden. Sie entwickeln sich Regulator Cbl-b mit Hilfe eines Inhibitors in Zusammenhang mit der Krankheitsent- dort in sogenannte Gedächtniszellen und be- oder mittels RNA-Interferenz zu blockieren. stehung. Ziel ist es, das erworbene Wissen in wirken eine anhaltende Immunität. „Das Be- Anschließend würde das Blut dem Patienten die Entwicklung innovativer Ansätze zur sondere an unserem Modell ist“, erklärt Ste- wieder rückinfundiert werden. Allerdings Prävention, Diagnose und Therapie von fanie Löser, „daß wir die Zellen nicht mit muss ein solcher Inhibitor erst entwickelt Krankheiten einzubringen. Tumormaterial voraktivieren und im Labor und das Verfahren im Tiermodell getestet http://www.imba.oeaw.ac.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 48 Wissenschaft & Technik Chip bringt wieder Licht ins Dunkel Landeshauptmann Voves fördert Projekt, das Blinden neue Hoffnung gibt

edizintechnisch ist das Projekt nahezu Mausgereift – was nun noch fehlt, daß blinde Menschen wieder sehen, hell und dunkel unterscheiden, Konturen und Bewe- gungen wieder erkennen können, ist die noch ausstehende Zertifizierung der Implan- tate und vor allem Geld für die Weiterfüh- rung des Forschungsprojektes. Zumindest diese Sorge hat der steirische Landeshaupt- mann Franz Voves der Grazer Forscherin Univ.-Prof. Michaela Velikay-Parel, die ihm gemeinsam mit Medizinuniversitätsrektor Univ.-Prof. Gerhard Franz Walter und dem Vorstand der Augenklinik, Univ.-Prof. An- dreas Wedrich das Projekt vorstellte, abge- nommen, indem er eine Förderung zur Verfügung stellte. Univ.-Prof. Michaela Velikay-Parel, als Leiterin des Forschungszentrums AVC (Arti- ficial Vision Center) über die bahnbrechende Operationstechnik, die Graz weltweit zu Die Implantation wird an der Grazer Augenklinik durchgeführt. Nach einer Ein- einem jener drei Standorte macht, an denen heilungsphase erfolgen die weiteren Schritte im speziellen Sehlabor. Die elektri- mit Einsatz modernster Microtechnologie sche Reizung der Netzhaut stellt einen neuartigen Reiz dar. Menschen bei einer bestimmten Form der Erblindung geholfen werden kann: „Es han- delt sich um ein Implantatsystem, das mit Hilfe elektrischer Reizungen die Netzhaut so stimuliert, daß Lichtwahrnehmungen wieder möglich werden. Auf diese Art werden Pho- torezeptoren, die bei der Retinitis pigmento- sa ihre Funktion verloren haben, ersetzt.“ Landeshauptmann Voves: „Diese Arbeit ver- dient höchsten Respekt und Anerkennung und es macht mich stolz, daß dieses einzig- artige Projekt in der Steiermark beheimatet ist.“ Ein winziger Kamerachip auf eine Brille montiert nimmt die Bildinformationen auf und leitet sie über ein Kabel an einen Pocket- prozessor weiter, wo sie zu Stimulationsbe- fehlen umgewandelt werden. Drahtlos ge- langen die Daten dann ins Auge, wo sich das Retina-Implantat befindet. Univ.-Prof. Velikay-Parel: „Derzeit könn- nen wir noch Patienten für die Studie auf- nehmen. Betroffene können unter der Grazer Telefonnummer ++43 / (0)316 / 385 72 712 Danach muß der Patient erst an die neuen Eindrücke gewöhnt werden. Es wurde dafür auch eigens der Grazer Labyrinth Test erfunden um diese neue Fähigkeit zu Kontakt mit uns aufnehmen. Neben der me- messen. Er besteht aus verschiedenen, verwinkelten Gängen, in dem leichte dizinischen Eignung müssen die Patienten Hindernisse aufgestellt sind. Fotos: MedUni Graz jedoch auch den Willen mitbringen, nach der Operation ein umfassendes Schulungspro- In Deutschland und Österreich leiden die bei einem Drittel der Betroffenen zur gramm mitzumachen, das ihnen den Um- rund 30.000 bis 60.000 Menschen an der Erblindung führt. gang mit dem neuartigen Sehen vermittelt.“ Netzhauterkrankung „Retina pigmentosa“, http://www.feil.at/augenklinik/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 49 Wissenschaft & Technik Das gläserne Gehirn Ein neuberufener Professor der Technischen Universität (TU) Wien simuliert am Computer 3D-Flüge durch ein transparentes Gehirn.

ank modernster Methoden auf Basis Deines Ultramikroskops gelang es erst- mals, das neuronale Netzwerk des Hippo- campus (Kurzzeitgedächtnis) bis in kleinste Zellstrukturen zu durchleuchten. Die sensa- tionelle Visualisierungstechnik dient der Erforschung von Lernvorgängen und neuro- nalen Krankheiten. „Wenn man ein ganzes Mäusegehirn in eine spezielle ölige Lösung gibt, so wird es ,gläsern‘ und kann im Ultra- mikroskop mit einem Laserstrahl von der Seite schichtweise durchleuchtet werden“, erklärt Hans-Ulrich Dodt, Professor für Bioelektronik an der TU Wien. Die ölige Lö- sung und das Protein des Gehirns haben den gleichen Brechungsindex. So wird erreicht, daß das Gehirn mit dem Laser durchstrahlt und das neuronale Netzwerk sichtbar wird. Dodt: „Man kann sich das vorstellen wie bei einem Tropfen Öl auf einem Blatt Papier, Gläsernes Gehirn einer Maus das an dieser Stelle auch durchsichtig wird.“ Hirnforscher träumen schon geraume Zeit davon einmal alle Nervenzellen mit ihren Verbindungen im Gehirn dreidimen- sional darstellen zu können. Dodt und seine MitarbeiterInnen sind diesem Ziel mit ihrer Arbeit nun ein erhebliches Stück näher gerückt. Aus den einzelnen Laserschichtbildern konnten die WissenschafterInnen am Com- puter eine 3D-Rekonstruktion erstellen. Ge- fäße oder Nervenzellen wurden mit Hilfe von Fluoreszenzmarkierungen im Gehirn in grüner Farbe zum Leuchten gebracht. Dank 3D-Visualisierung und hoher Auflösung die- ser Zellstrukturen ist es möglich am Com- puter eine Art Flug durch das Gehirn zu simulieren. Der Hippocampus, der in seiner Struktur an ein Seepferdchen erinnert, ist da- bei besonders interessant. Die Frage, wie dieser Teil des Gehirns mit Informationen Fotos: Technische Universität Wien / Institut für Festkörperelektronik umgeht und wie sich Synapsen im Zuge von Das hochkomplexe neuronale Netzwerk im Hippocampus der Maus Lernvorgängen verändern, steht im Zentrum des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses. Forschungsarbeit in der letzten Ausgabe auf Methode, die an eine Computertomographie Das Forschungsprojekt „Gläsernes Ge- der Titelseite. In einem Folgeprojekt möchte mit höchster Auflösung erinnert, könnte in hirn“ begann der gelernte Mediziner und Dodt auch weiterhin das komplexe neurona- Zukunft auch im Unterricht von Studieren- Physiker am Max-Planck-Institut für Psy- le Netzwerk der Großhirnrinde untersuchen den eingesetzt werden. Bei einem Flug chiatrie in München. Dort beschäftigte er und dabei verstärkt auf die Erforschung von durch das gläserne Gehirn wird es für zu- sich zwei Jahre lang mit der Entwicklung der neuronalen Krankheiten wie Alzheimer ein- künftige MedizinerInnen mit Hilfe von optischen Methode und brachte sie nun an gehen. In der Ultramikroskopie sieht Dodt Computersimulationen einfacher, das kompli- die TU Wien. Das wissenschaftliche Fach- ein neues Werkzeug, das zum Verständnis zierte Gewirr an Nervenzellen auf anschau- journal „Nature Methods“ publizierte die der Anatomie des Gehirns beiträgt. Die liche Art und Weise verstehen zu lernen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 50 Wissenschaft & Technik High-Tech und Tradition Graz bekommt interuniversitäres Forschungszentrum für Traditionelle Chinesische Medizin

on der Akupunktur bis hin zu den vielen Vhundert verschiedenen Arzneipflanzen – die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) boomt. Und sie wirkt: Seit über 4000 Jahren wird TCM mit großem Erfolg praktiziert, und im Westen ist die Nachfrage nach An- geboten, die die klassische Schulmedizin ergänzen, seit Jahren im Steigen. Graz soll in Zukunft eine zentrale Rolle in der Erfor- schung der TCM spielen: Anfang März 2007 wurde das „Forschungszentrum für Traditio- nelle Chinesische Medizin“ gegründet, und in weiterer Folge soll ein weltweit einzigar- tiges Kompetenzzentrum entstehen, das die zahlreichen nationalen und internationalen Aktivitäten in Forschung und Lehre bündelt. Mit der Karl-Franzens-Universität Graz und der Medizinischen Universität Graz sind da- bei gleich zwei Universitäten an vorderster Stelle im Einsatz. In Graz hat die Beschäftigung mit Aku- punktur und chinesischen Heilpflanzen be- Neue Akupunkturtechnik: die schmerzfreie Lasernadelakupunktur reits Tradition: Seit 15 Jahren erforscht Univ.- Prof. Rudolf Bauer, Vorstand des Instituts Die Bedeutung der TCM hat in den letz- für Pharmazeutische Wissenschaften an der ten Jahren stark zugenommen. Rund siebzig Karl-Franzens-Universität, die Wirkstoffe Prozent der Österreicherinnen und Österrei- und Qualität von chinesischen Heilpflanzen. cher wollen eine Ergänzung der Schulmedi- Univ.-Prof. Gerhard Litscher, Leiter der For- zin durch komplementärmedizinische Ange- schungseinheit für biomedizinische Technik bote. Mit 80 Prozent ist die Akzeptanz der in Anästhesie und Intensivmedizin an der TCM besonders hoch. Doch nicht nur in der Medizin-Uni Graz, widmet sich seit zehn Bevölkerung, auch bei den Ärzten selbst ist Jahren der Erforschung von Akupunktur mit ein gesteigertes Interesse zu verzeichnen. So modernsten High-Tech-Methoden. Für beide werden mittlerweile TCM-Ausbildungen, ist eine fundierte wissenschaftliche Arbeit wie sie etwa die Medizinische Universität die Grundlage für weitere Forschungen: Graz in einem speziellen Studienmodul be- „TCM ist eine wissenschaftlich evaluierbare reits anbietet, von der Ärztekammer aner- Form der Medizin“, so Rudolf Bauer, „die kannt. Für den Forschungsstandort der steiri- nachvollziehbare diagnostische Verfahren schen Landeshauptstadt könnte die Etablie- kennt und konkrete und kontrollierbare rung des Kompetenzzentrums nachhaltige Therapien anwendet.“ So werden auch alle positive Auswirkungen haben: „Wir wollen Forschungsarbeiten auf der Basis von natur- bereits bestehende Kooperationen mit ande- wissenschaftlichen Methoden durchgeführt. ren Institutionen, die im Bereich TCM for- Gerhard Litscher: „Was uns interessiert, sind schen, weiter ausbauen und auch den Know- Grundlagenforschung und jene Aspekte der how-Transfer zwischen Österreich und Chi- TCM, die bis jetzt nur wenig beachtet wur- na intensivieren“, so Gerhard Litscher. Für den, also etwa die Objektivierung von neuen die erste Projektphase wurden vom Zu- Akupunkturtechniken wie die schmerzfreie kunftsfonds des Landes Steiermark 300.000 Lasernadel- und die Elektroakupunktur. Euro zur Verfügung gestellt. Und die Chan- Auch die mögliche Wirkung von Akupunktur Die Medizin-Uni Graz widmet sich seit cen stehen gut, daß der Bund noch einiges zehn Jahren der Erforschung von Aku- in Kombination mit anderen Methoden wird punktur mit modernsten High-Tech- dazulegt: Denn TCM ist im neuen Regie- wissenschaftlich untersucht.“ Methoden Fotos: Universität Graz rungsprogramm verankert. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 51 Wissenschaft & Technik Österreich gewinnt ICT-Prize Der österreichische Preisträger Treventus Mechatronics GmbH entwickelt und vermarktet den automatischen Buchscanner ScanRobot™

euer konkurrierten 450 innovative Un- Hternehmen und Institutionen aus 30 Län- dern um den diesjährigen ICT-Prize. Dies war die höchste Teilnehmerzahl seit der Gründung des damaligen noch IST Prize im Jahre 1995 und bestätigt, wie wichtig An- erkennung und nachhaltige Förderung für radikale Innovation im europäischen Raum sind. Die 20 besten Teilnehmer wurden nach folgenden Bewertungskriterien beurteilt: technische Leistung, innovativer Inhalt, po- tentieller Marktwert und Fähigkeit, neue Ar- beitsplätze zu schaffen. Die Gewinner wur- den von der „European ICT Prize evaluation group“ – einer Gruppe von hochrangigen Experten – ausgewählt und erhielten vorweg bereits je 5000 Euro. Der Höhepunkt war dann die Wahl der drei „Grand Prize Winners“. Diese wurde von der „European ICT Executive Jury“ durchgeführt, die sich wiederum aus führen- den europäischen Persönlichkeiten der IT- Welt zusammengesetzt hat. Foto: Universität Innsbruck Bei der feierlichen „European ICT Prize Vizerektor Martin Wieser mit dem ScanRobot™ der Firma Treventus Awards Ceremony“ wurden den drei „Grand Prize Winners“ die „Grand Prize Trophy“ von lich ihre Kompetenz im Bereich der Infor- Damit tritt die Digitalisierung von Biblio- EU-Kommissarin Viviane Reding über- mations- und Kommunikationstechnologie. theksbeständen in ein neues, industrielles reicht. Mit dem „Grand Prize“ im Wert von Das Scannen gebundener Bücher erfolgt Zeitalter. Globale Digitalisierungsinitiati- jeweils 200.000 Euro ist ein internationaler dann völlig automatisiert und mit atembe- ven – man denke etwa an die Initiative von Bekanntheitsgrad und somit großes Interesse raubender Geschwindigkeit. Seit sechs Jah- Google – erhalten mit dieser österreichi- von Seiten potentieller Investoren verbun- ren betreibt die UB Innsbruck ein digitales schen Erfindung neue Nahrung. den. Die Erfahrungen der letzten Jahre ha- Langzeitarchiv, in dem sich mehr als 11.500 Die UB Innsbruck ist die erste Bibliothek ben gezeigt, daß dies den Preisträgern die Dokumente aus zehn Jahrhunderten finden. weltweit, die den ScanRobot™ im Einsatz Startphase und den Zugang zu einer Finan- Hunderttausende von Buchseiten wurden hat. Möglich wurde dies durch eine bereits zierung oft erleichtert. bisher gescannt und der Öffentlichkeit ver- seit 2005 bestehende Forschungskoopera- Der österreichische Preisträger Treventus fügbar gemacht. tion mit Treventus. Durch diese Entwick- Mechatronics GmbH entwickelt und ver- Mußten bisher Bücher mühsam Seite für lungspartnerschaft soll gewährleistet wer- marktet den automatischen Buchscanner Seite manuell gescannt werden, so wird die- den, dass der ScanRobot™ den Ansprüchen ScanRobot™. Die Firma wurde im Februar se Tätigkeit nunmehr durch eine Erfindung der Bibliotheken möglichst entgegen kommt 2006 als Spin-Off der Technischen Univer- aus Wien revolutioniert. Treventus, hervor- und die digitalen Bücher ebenso lange ver- sität Wien gegründet. gegangen aus einem Forschungsteam der fügbar sein werden, wie ihre gebundenen Technischen Universität Wien, hat ein völlig Vorlagen. ScanRobot in der neuartiges Gerät für das Umblättern und Di- Auch die renommierte Bayerische Staats- Bilbliothek Innsbruck gitalisieren gebundener Vorlagen entwickelt. bibliothek setzt auf die Technologie von Tre- Der vollautomatische Buchscanner sorgt da- ventus. Bereits im Juni sollen zwei Scan- Am 26. Februar wurde ein neues Zeitalter für, daß Bücher aus fünf Jahrhunderten Robots™ in München ihre Arbeit aufneh- an der Universitätsbibliothek Innsbruck ein- schonend, rasch und gleichzeitig mit höch- men: Zigtausende wertvolle und seltene geleitet: Als erste Institution weltweit nahm ster Qualität ohne menschlichen Eingriff ge- Bücher des 16. Jahrhunderts warten auf die der revolutionäre und wenig später so hoch scannt werden. Im Vollbetrieb sollen so tau- Arbeitstiere aus Österreich. Der Tag, an dem ausgezeichnete ScanRobot™ im Rahmen sende von Büchern pro Jahr digitalisiert und somit alle Bibliotheksbestände auf Knopf- einer Teststellung seinen Betrieb auf. Die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt druck digital verfügbar sein werden, rückt UB Innsbruck untermauert damit nachdrück- werden. damit deutlich näher. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 52 Kultur

Zum zehnjährigen Jubiläum kulturhistorischer Großausstellungen zeigt Leoben von 1. April bis 1. November 2007 Sensationsfunde aus chinesischen Herrschergräbern. Darunter zahlreiche Exponate, die erst kürzlich von Archäologen bei Ausgrabungen im chinesischen Xuzhou freigelegt wurden.

Beschwerer für eine Sitzmatte – Bronze, Westliche Han-Dynastie (206 v. Chr.-9 n. Chr.) Alle Fotos Museum der Stadt Xuzhou, VR China

old & Jade“ nennt sich die zehnte kul- Montanstadt Leoben und der in der ostchine- geführt werden konnte. Seither haben beina- Gturhistorische Großausstellung in der sischen Provinz Jiangsu gelegenen Millio- he eine Million Menschen die jährlichen Kunsthalle Leoben, bei der einzigartige nenstadt Xuzhou hat es möglich gemacht, Sonderausstellungen in Leoben besucht. Kunstschätze aus dem Reich der Mitte – ex- daß bereits im Jahr 1998 die erste kulturhis- „Bei der nunmehr zehnten Großausstel- klusiv in Europa – gezeigt werden. Die seit torische Ausstellung in der Leobener Kunst- lung, die bereits im Vorfeld auf großes 1994 bestehende Partnerschaft zwischen der halle („China – Verborgene Schätze“) durch- Interesse gestoßen ist, peilt die Stadt Leoben ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 53 Kultur den millionsten Besucher an. Diese Zahl „Die Ausstellung, deren Schwerpunkt auf zeigt deutlich, daß dieses Projekt nicht nur den Grabfunden aus den Gräbern der West- für die Stadt selbst, sondern auch für die lichen Han-Dynastie in Xuzou liegt, veran- Region von großer wirtschaftlicher Bedeu- schaulicht in einer in Österreich bisher noch tung ist und dadurch auch die Marke Leo- nie da gewesenen Dichte einen der bedeu- ben, besonders auch außerhalb des Landes tendsten Abschnitte der chinesischen Ge- immer stärker wahrgenommen wird“, sagt schichte. Darüber hinaus werden mit ein- Leobens Bürgermeister, Matthias Konrad. drucksvollen Funden und Leihgaben auch Bei der diesjährigen Ausstellung handelt andere, wesentliche Abschnitte der chinesi- es sich um die größte Chinaausstellung welt- schen Geschichte eindrucksvoll beleuchtet weit, in der ausschließlich Originalobjekte, und dadurch ein Gesamtüberblick über einen deren Ausfuhr extra von der Regierung der mehrtausendjährigen Zeitraum chinesischer Volksrepublik China genehmigt werden Kunst und Kultur vermittelt“, meint der Ge- mußte, gezeigt werden. neraldirektor des Kunsthistorischen Mu- Ermöglicht wurde dies nur, „weil die seums Wien, Wilfried Seipel, der gemeinsam Zusammenarbeit zwischen Xuzhou und Leo- mit der Leiterin der Kunsthalle Leoben, Su- ben seit langem von Verständnis und Ver- sanne Leitner-Böchzelt, als Kurator die Aus- trauen geprägt ist. Der vielfältige Austausch stellung zusammengestellt und wissenschaft- in den Bereichen Kultur, Kunst, Erziehung, lich betreut hat. Gesundheitswesen, usw. hat das Verständnis „Die diesjährige China-Ausstellung mit und die Freundschaft zwischen zwei Städten ihren mehr als 200 einzigartigen Objekten und zwei Staaten gefördert“, sagt Ming Xu, wird sicherlich wieder zahlreiche Besucher Parteisekretär des Stadtkomitees von Xu- Grabschutztier – Keramik, Sui-Dynastie nach Leoben bringen, die sich von der chi- zhou. (581-618 n. Chr.) nesischen Kultur faszinieren lassen“, ergänzt Bisher konnte die Öffentlichkeit nur eine Susanne Leitner-Böchzelt. Auswahl dieser kulturhistorisch äußerst zhou und sind ergänzt durch wertvolle Prunkstücke der Ausstellung sind ein bedeutenden Objekte sehen – und das nur in Stücke aus dem Museum für Völkerkunde kostbarer Lacksarkophag mit Jadeintarsien, Peking. Leoben zeigt dagegen eine Vielfalt Wien sowie dem Österreichischen Museum der aus 2095 Jadeplatten besteht, und ein an Exponaten. Die kostbaren Leihgaben für angewandte Kunst/Gegenwartskunst Jadepanzer aus 4248 Jadeplättchen, beide stammen aus dem Museum der Stadt Xu- (MAK - Wien). aus der frühen Han-Dynastie, beide einma-

Lacksarg mit Jadeintarsien – Nephrit, Gold, Lack, Westliche Han-Dynastie (206 v. Chr.-9 n. Chr.) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 54 Kultur

Jadedrache – Nephrit, Westliche Han-Dynastie (206 v. Chr.-9 n. Chr.) lig. Weltberühmt und unermeßlich kostbar eines Herrschergrabes aus dieser glanzvollen ist chinesisches Porzellan aus der Ming- und Zeit wird architektonisch in die Ausstellung Qing-Dynastie, welches ebenfalls in Leoben integriert, die kostbaren Grabbeigaben wer- zu sehen ist. Darüber hinaus spiegelt sich in den stimmungsvoll in Szene gesetzt. seltenen Terrakotten und Meisterwerken aus „Die Kunsthalle Leoben bietet mit dieser Eisen und Bronze die Vielfalt chinesischer Ausstellung ein dreidimensionales Erlebnis Kunst wider. zur Geschichte der Han-Dynastie. Die Nach- Zudem gewähren Masken, Gefäße, Spie- bildung der Gräber dieser beeindruckenden gel, Lampen, Musikinstrumente, Schwerter, chinesischen Epoche vermittelt einen beson- Gürtelschnallen, Ringsegmente, Pokale und deren Eindruck. Zahlreiche spannende Ein- Vasen, Dosen, Teeschalen, Rangabzeichen blicke, verschiedene Blickwinkel auf das und Siegel, Tiere und Fabelwesen den Be- nachgebaute Grabungsfeld und die Grabkam- sucherinnen und Besuchern einen faszinie- mern machen diesen Teil der Ausstellung zu renden Einblick in eine der bedeutendsten einem noch nie zuvor gezeigten Highlight“, Weltkulturen. meint dazu Arno Grünberger, Architekt der China besitzt eine der ältesten Hochkul- Ausstellung, turen der Erde. Die in Leoben gezeigten Rund um die Ausstellung wird es auch Kunstschätze – darunter Kleinode aus der wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm Zeit der Han- (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.), geben. Dazu meint Leobens Kulturstadtrat der Tang- (618-907 n. Chr.) oder der Ming- Franz Valland: „Unsere ethnologischen Aus- Dynastie (1368-1644 n. Chr.) – gewähren stellungen werden immer durch ein ausge- einen tiefen Blick in dieses reiche kulturelle wogenes und breit angelegtes Rahmenpro- Erbe. Insgesamt spannt sich der Bogen der gramm ergänzt. Einige Programmpunkte Ausstellung von der Liangzhu-Kultur um werden China in Form von Musik, Gesang, 3000 v. Chr. bis hin zum Ende der Qing- Tanz, Akrobatik und Malerei in den Mit- Dynastie am Beginn des 20. Jahrhunderts. telpunkt des Interesses stellen. Für jeden Ge- Unter den Han-Kaisern erlebte das schmack und jede Altersgruppe findet sich Kunsthandwerk eine ganz besondere Blüte ein attraktives Angebot. Unsere Gäste wer- und einen enormen Aufschwung. Und gera- den, dafür garantiere ich, Leoben in guter de mit dieser Epoche wird der Besucher ein- Weibliche Figur – Ton bemalt, Erinnerung behalten.“ drucksvoll konfrontiert: Die Rekonstruktion Nördliche Dynastien (386-581 n. Chr.) http://www.leoben.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 55 Kultur Hermann Hesse »Dichter & Maler« bis 3. Juni 2007 im Leopold Museum Wien

Hermann Hesse: Große Landschaft …

on 23. Februar bis zum 3. Juni 2007 auch kommerziell mit über 30.000 verkauf- seum schließt nun diese Lücke gleich mit der Vwird erstmals in Österreich eine umfang- ten Büchern im Monat zu den wichtigen Stüt- größten und umfassendsten Ausstellung, die reiche Schau zum Leben und Werk des Lite- zen des Suhrkamp-Verlages. Seit der Wie- es je zum wohl einflußreichsten deutschspra- ratur-Nobelpreisträgers Hermann Hesse ge- derentdeckung des Autors des „Steppen- chigen Autor des 20. Jahrhunderts gegeben zeigt. Der international renommierte Hesse- wolfs“ in den 1960er Jahren durch die ame- hat. Experte und Herausgeber der Gesamtausga- rikanische Hippie-Bewegung ist Hesse auch be von Hermann Hesse, Volker Michels und international der verbreitetste deutschspra- Dichter und Maler die Kuratorin Bettina Leder-Hindemith haben chige Autor, wurde in 60 Sprachen übersetzt für diese Ausstellung im Leopold Museum und hält bei einer weltweiten Auflage von Hermann Hesse nannte sein Leben ein neben den wenig bekannten Aquarellen eine über 100 Millionen. Trotzdem kam die wis- „Bilderbuch“, in welchem er behutsam blätt- große Auswahl an Original-Briefen, Fotos, senschaftliche Auseinandersetzung mit dem tere. Bild und Wort waren für ihn nur schwer Gedichten und Manuskripten zusammenge- Literaturnobelpreisträger bei uns bisher eher zu trennen, weshalb das Leopold Museum stellt. Damit bietet die Ausstellung einen zu kurz und während es über Autoren wie ausführlich beide Aspekte im Leben des Eindruck vom umfangreichen Schaffen die- Stefan Zweig und Thomas Mann in letzter Künstlers präsentiert. „Nicht, daß ich mich ses vielseitigen Künstlers. Zeit Ausstellungen und Dokumentationen für einen Maler hielte, aber das Malen ist Noch immer wird das Werk Hermann gab, ist in Österreich eine Darstellung von wunderschön. Man hat nachher nicht, wie Hesses (1877-1962) vor allem von der Ju- Leben und Werk Hermann Hesses noch nie beim Schreiben, schwarze Finger, sondern gend geliebt und gelesen und zählt dadurch unternommen worden. Das Leopold Mu- rote und blaue“, meinte Hesse kokett, der ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 56 Kultur während des Ersten Weltkriegs an einer schweren Depression litt und diese auf ärzt- liches Anraten hin mit Malen therapierte. Das Spiel mit den Farben sollte ihn nie wie- der loslassen und auch seine Dichtkunst far- biger und anschaulicher machen. Neben 100 Aquarellen zeugen Erstauflagen seiner Bü- cher, Manuskripte, Briefe, selbst sein Stroh- hut und andere Selbstzeugnisse von der Fas- zination, die noch immer vom Werk des Nobelpreisträgers ausgeht. Hesses Lebens- philosophie, die Lösung für Probleme in sich selbst zu suchen und sich damit gegen jede Form der Fremdbestimmung zu wehren, ist so aktuell wie zu seinen Lebzeiten.

Vom pietistischen Eltern- haus über Indien in den Tessin Der Biographie Hermann Hesses wird in der Ausstellung große Aufmerksamkeit ge- boten, da sich in seinem Lebenslauf sehr deutlich auch die philosophische Entwick- lung des Denkers nachvollziehen läßt. Von der streng pietistischen Erziehung im Eltern- haus, in dem er aber auch gleichzeitig die fremde Kultur Indiens schon früh kennen lernt (seine Eltern waren Missionare in In- dien), über die im Roman „Unterm Rad“ verarbeitete traumatisierende Strenge des damaligen Schulsystems, führen 38 Infor- mationsfahnen durch das Leben des Autors. Nach ersten Erfolgen als Schriftsteller des Romans „Peter Camenzind“ (1904) ent- schließt sich Hesse sehr früh, dem eitlen Leben als „Großschriftsteller“ zu entsagen und eine einsiedlerische Existenz abseits der Hermann Hesse, Ägyptenland, 1920. © Hermann Hesse Editionsarchiv Volker großen Metropolen zu führen. Diese Philo- Michels, Offenbach am Main sophie der Selbstbestimmtheit zieht sich durch sein ganzes Werk. Immer wieder wei- sen seine Bücher darauf hin, daß die Antwort auf die Welt in einem selbst liegt. Über die großen Erfolge von „Siddharta“ (1922), in dem Hesse seine lebenslänglis Studium von fernöstlicher Philosophie ein Denkmal setzt, den „Steppenwolf“ (1927), mit dem der 50- jährige Autor eine tiefe Depression überwin- den und zu einer neuen Versöhnungsbe- reitschaft gegenüber der Endlichkeit von Ich und Welt findet, gelangt man schließlich zum weisen Alterswerk des „Glasperlen- spiels“, das 1943 in Zürich erscheint und in seiner Anlage schon die vernetzte virtuelle Welt des Cyberspace vorweggenommen hat. Alle wesentlichen Werke sind in wert- vollen Erstausgaben ausgestellt und auch in handschriftlichen Entwürfen und verschie- Hermann Hesse beim Malen denen Versionen in der Ausstellung vertre- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 57 Kultur ten. Den Nobelpreis von 1946 akzeptiert Hesse schließlich höflich, empfindet die Eh- rung jedoch als lächerlich und nur einer Mode unterworfen und entsendet daher ein paar freundliche Zeilen für das Festbankett nach Stockholm, ohne sich selbst die Reise anzutun. Als Hesse 1962 in Montagnola stirbt, ist es wieder still um ihn geworden, seine Witwe, Ninon, eine Altösterreicherin, die in Wien Kunstgeschichte studiert hat, beginnt mit der Sichtung des Nachlasses und der Herausgabe noch unveröffentlichter Werke. Ende der 1960er Jahre beginnt dann die Renaissance von Hermann Hesse, der vor allem in den USA und Japan Kultstatus erlangt. Einen Einblick in die zahllosen Ausgaben und Übersetzungen bieten hun- derte Bücher, die im letzten Saal der Aus- stellung in einer gemütlichen Leseecke zum schmökern einladen.

Das Spiel mit den Farben Als Hermann Hesse mitten im Ersten Weltkrieg auf Anraten seines Arztes nach einem Nervenzusammenbruch zu malen beginnt, ist er vierzig Jahre alt und in einer tiefen Krise. Nach den ersten unbeholfenen Versuchen für die Psychotherapie seine Träume aufzuzeichnen, beginnt er Hand- schriften eigener Gedichte zu illustrieren und verkauft diese als bibliophile Kostbar- Rotes Haus am Hang keiten an Liebhaber, um Geld für sich und seine Arbeit in der Kriegsgefangenenfürsor- ge zu gewinnen. Nach dem Krieg und wäh- Hesse den Maler in seiner Erzählung sagen, halbe Tage mit dem Bergschlitten unter- rend der Inflationsjahre bestreitet er daraus „sie war mein Trost, mein Arsenal, mein Ge- wegs. Seither taut und regnet es, ist lau und seinen kargen Lebensunterhalt. „Jetzt wo die betbuch und meine Kanone, mit der ich nach naß, immer föhnig und charakterlos. Der Geldverhältnisse mich als Dichter fast brot- dem Tode schoß. Mit ihr habe ich schon tau- Teufel hole diese Zeit, in der die Sommer los machen“, schreibt er 1920 in einem Brief, sendmal Magie getrieben und den Kampf kühl und die Winter lau sind, mir ist es in der „beginne ich von der Malerei zu leben.“ mit der blöden Wirklichkeit gewonnen.“ Seele zuwider, da ich starke Hitze oder Doch das Malen ist für Hermann Hesse Mit rund 100 Aquarellen, illustrierten Kälte, kräftige Farben und klares Licht weit mehr als Broterwerb oder ein will- Handschriften, Briefen und Gedichten zeigt liebe.“ (HH in einem Brief an Stefan Zweig kommener Zeitvertreib. Es wird für ihn zu die Ausstellung einen umfassenden Über- vom, 9. Februar 1904). einer existenziellen Notwendigkeit und zum blick über diese unbekannte Seite des Künst- Die Sammlung Leopold zählt zu den Mittel, um Abstand vom Literaturbetrieb zu lers Hermann Hesse. weltweit bedeutendsten Sammlungen mo- gewinnen. Als sich der Autor nach der derner österreichischer Kunst. Die weit über Trennung von seiner ersten Frau 1919 im Hermann Hesse 5000 Exponate umfassende Kollektion wur- Tessin niederläßt, beginnt seine bis dahin über seine Malerei de im Jahr 1994 mithilfe der Republik Öster- gedämpfte Farbpalette regelrecht zu explo- reich und der Oesterreichischen Nationalbank dieren. In der farbenfrohen südlichen Land- „Meine Aquarelle sind eine Art Dichtung in die Leopold Museum Privatstiftung einge- schaft entstehen in rascher Folge Aquarelle oder Träume, sie geben von der Wirklichkeit bracht. Sie enthält wesentliche Gegenstände von expressiver Farbigkeit und Leuchtkraft. bloß eine ferne Erinnerung und verändern des österreichischen Kunstgewerbes der Jahr- Während des ersten Sommers im Tessin sie nach persönlichen Gefühlen und Be- hundertwende von Otto Wagner, Adolf Loos, setzt sich Hermann Hesse in der autobiogra- dürfnissen…“ (aus einem Brief Hesses an Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dago- phisch gefärbten Erzählung „Klingsors letz- Helene Welti, 1919) bert Peche sowie genuine Objekte aus Afrika ter Sommer“ selbst ein Denkmal als Maler: „Dieser schandbare Winter, der keiner ist, und Ozeanien sowie Werke alter chinesischer „Die kleine Palette voll reiner, unvermisch- geht mir auf die Nerven. Wir hatten eine kur- und japanischer Kunst. ter Farben, voll hellster Leuchtkraft“, läßt ze Zeit Schnee, das genoß ich sehr und war http://www.leopoldmuseum.org ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 58 Kultur Weber-Tyrol in Innsbruck … Das Stadtmuseum Innsbruck gibt von 11. April bis 23. Mai 2007 in der Ausstellung »Hans Weber-Tyrol 1874-1957« anhand 70 ausgesuchter Werke Einblick in das künstlerische Lebenswerk des bekannten Tiroler Künstlers.

Plakat: »Blick vom Holzapfelkreutz auf München«, Lithografie, 1906 Fotos: Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck

ie Ausstellung zeigt Ölbilder, Aquarelle stil, der zwischen Spätimpressionismus und der Farben sind markante Kennzeichen die- Dund Plakatentwürfe des bedeutenden Expressionismus anzusiedeln ist. Ein dyna- ses Stils. Das bevorzugte Sujet seiner Bilder Tiroler Künstlers, der lange als Weggefährte mischer Pinselstrich, starke expressive Far- war vor allem die Natur – Landschaften, von Albin Egger-Lienz mit seinen farben- ben und ein harmonisches Zusammenspiel Tiere und Menschen dienten zumeist als prächtigen und eigenwilligen Werken in die seine Modelle. Als Freilichtmaler durchreis- Tiroler Kunstgeschichte einging. te er vor allem den bayrischen, nord- und Hans Weber-Tyrol begann sein künstleri- südtiroler Raum und war als freischaffender sches Schaffen zur Zeit der Wende zum 20. Künstler auch in Innsbruck tätig. Jahrhundert und war als Schüler an der 1957 stirbt Hans Josef Weber-Tyrol in Münchner Akademie der bildenden Künste Meran, im Südtiroler Ort St. Michael sind zunächst stark von der Kunst des Jugendstils ein Platz und eine Schule nach ihm benannt. beeinflußt. Ab 1906 bezieht er ein eigenes Die Schau bietet die einmalige Gele- Atelier, 1914 wird er Mitglied der Münche- genheit, einen umfassenden Einblick in sein ner Secession und nimmt den Namen Lebenswerk zu bekommen, da seine Werke „Weber-Tyrol“ an. Von 1914 bis 1918 hat in keiner eigenen Sammlung geschlossen er- Weber-Tyrol als „Kriegsmaler unter dem halten sind. Protektorate Viktor Dankl“ am Ersten Welt- Die Bilder wurden von der Kunsthisto- krieg teilgenommen. rikerin und Kuratorin der Ausstellung Elisa- Seine ersten Werke sind gekennzeichnet beth Maireth ausgesucht und zusammenge- von einer starken zweidimensionalen Flä- stellt und freundlich zur Verfügung gestellt chigkeit nach Art japanischer Holzschnitte, vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, die zu jener Zeit auch bei Jugendstil- Rabalderhaus Schwaz, Stadtmagistrat Inns- künstlern populär waren. bruck und von zahlreichen privaten Leih- In den weiteren Jahren entwickelte Weber- Plakat: »Südtyrol Schwebebahn Lana- gebern aus dem In- und Ausland. Tyrol einen eigenen, ganz persönlichen Mal- Vigil-Joch«, Lithografie, 1911 http://www.innsbruck.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 59 Kultur Zeitung vom 23. März 1576 Die Wienbibliothek im Rathaus ist als einzige Bibliothek Österreichs seit kurzem in Besitz dieser seltenen Druckschrift

eltweit sind nur fünf Exemplare in Wöffentlichen Sammlungen erhalten. „Eigendtliche warhaffte Zeitung auß Wien vom 23. Martij dieses 1576 Jars, welcher Gestalt der Röm. Keys. Maiest. unsers aller- gnedigsten Herren die Polnische Königliche Waal verantwort…" Frankfurt/Main, M. Lechler 1576 4nn.Bll. „Zeitung“ meinte im Sprachgebrauch des 16. Jahrhunderts „Nachricht“ oder „Kunde“. Wichtige Botschaften wurden in Form von Einblattdrucken mit einer maximalen Auf- lagenhöhe von 1000 Stück in Umlauf ge- bracht. Die vorliegende Druckschrift berichtet von der Anwartschaft Kaiser Maximilians II. (1527-1576) auf die polnische Königskrone, die ihm, nach dem Aussterben der Jagiel- lonen und der Flucht Heinrichs von Valois, von einer polnischen Adelsminderheit ange- boten worden war, da seine Mutter Anna der letzte Sproß dieser Dynastie war. Maximi- lian II. nahm die Krone an, konnte sich aber nach der Doppelwahl 1574/75 aufgrund von Intrigen nicht durchsetzen. Insbesondere auf Druck des polnischen Kanzlers Jan Zamo- yski wurde Stephan IV. Bathory, Fürst von Siebenbürgen, 1575 zum König Polens ge- wählt. „Die Eigendtliche warhaffte Zeitung auß Wien vom 23. Martij dieses 1576 Jars“ fügt sich sehr gut in den Bestand an Druckwer- ken der Wienbibliothek aus dem 16. Jahr- hundert ein, der sich im wesentlichen aus Schriften zur Reformation/Gegenreforma- tion und zu den Türkenkriegen zusammen- setzt. Alle diese Publikationen sind über den Online-Katalog der Druckschriftensammlung auf http://www.wienbibliothek.at abrufbar. Diese Neuerwerbung ist eine interessante Quelle zur Biografie Maximilians II., der, als eine wissenschaftliche Bibliothek, die sam- sen, umfaßt den Zeitraum vom späten 18. Jahr- einer der wenigen Habsburger, dem Pro- melt, erschließt, bewahrt und forscht. Zudem hundert bis in die unmittelbare Gegenwart testantismus zugeneigt war. Er residierte in ist sie die administrative Bibliothek der Stadt und reicht im Bereich der Druckschriften ins Wien, förderte die Kunst und beschäftigte Wien. Die Wienbibliothek ist eine öffentli- späte 15. Jahrhundert zurück, ist historisch berühmte Gelehrte an seinem Hof, u.a. den che Institution, die interessierten Personen wertvoll bzw. aktuell bedeutend und ist ent- Botaniker Carolus Clusius (Charles de L‘ ihre Bestände zugänglich macht, sie bei sprechend unseren Sammelrichtlinien syste- Ecluse), Johannes Sambucus (Historiker) ihren Recherchen sachkundig unterstützt, matisch aufgebaut. oder Hugo Blotius (Reformator der kaiser- Informationen und Informationskompetenz Die Wienbibliothek im Rathaus (vormals lichen Hofbibliothek). vermittelt und Wissen aufbereitet. Wiener Stadt- und Landesbibliothek) feierte Die Wienbibliothek ist als Magistrats- Der Bestand konzentriert sich auf Wien 2006 ihr 150-jähriges Jubiläum. Dieser mar- abteilung 9 eine Einrichtung der Stadt Wien mit Schwerpunkt auf Geschichte, Kunst und kante zeitliche Einschnitt war Anlaß für eine und erfüllt einen öffentlichen Auftrag. Sie ist Kultur sowie Rechts- und Verwaltungswe- Umbenennung. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 60 Kultur Die Architektur der Klosterneuburger Strandbäder und Wochenendkolonien Veranstaltet von der Stadtgemeinde Klosterneuburg und dem Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der TU-Wien Alle Fotos: Archiv der Stadt Klosterneuburg / TU Wien Architektonisch-kunsthistorisch höchst bemerkenswert: der Kabinentrakt im Strandbad der Stadtgemeinde Klosterneuburg

eit 2005 forschen die Professorinnen der Auftraggeber, Planer und ausführenden Eine Auswahl der interessantesten Er- SCaroline Jäger-Klein und Sabine Plakolm- Firmen sowie von Material und Konstruk- gebnisse wird derzeit in einem umfassenden Forsthuber von der Technischen Universität tion durch originales Plan- und Fotomaterial, Katalog zusammengefaßt und zu einer Aus- Wien gemeinsam mit ihren Studentinnen teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert, zu. stellung im Strandbad Klosterneuburg auf- und Studenten über die „Architektur der Abgebildet sind dort die in Wirklichkeit bereitet. Die Recherche gibt Zeugnis von der Strandbäder und Wochenendkolonien“ ent- längst nicht mehr vorhandenen Schwimm- höchst kreativen Planungskultur der Bau- lang der Donau im Raum Klosterneuburg – schiffe und Badeplattformen, auf denen frü- herren Karl Auböck, Wilhelm Blaschczik, Kritzendorf, traditionsreich als „Weekend- her das freie Schwimmen im Strom, nach Julius Bauer, Heinrich Fast, Marcel Halfon, Paradiese an der Donau“ betitelt. Ziel der Geschlechtern streng getrennt und im langen Eugen Herz, Anton Redlich, Lili Marberg, Arbeit ist die Rekonstruktion der Entste- Badekostüm, erlernt wurde. Aber auch die Maria Strauss-Likarz, Cili Wang, Marcell hungs- und Baugeschichte dieser knapp vor Entwicklung der privaten Badehäuschen von Zappler u. a., ihrer Architekten Felix Augen- und nach dem 1. Weltkrieg entstandenen primitivsten Hütten zu architektonisch- feld, Josef Bauer, Hans Berger, Michel En- einzigartigen Holzbauten auf Pfählen. Die kunsthistorisch höchst bemerkenswerten gelhart, Paul Fischl/Heinz Siller, Fritz Gross, Besonderheit vollständiger, doppelter Unter- Strandvillen von der Zwischenkriegszeit bis Fritz Keller, Franz Polzer, Anton Potyka, lagensätze in der Bäderverwaltung und dem heute läßt sich durch diese in Kooperation Heinz Rollig, Fritz Rosenbaum, Julius Bauarchiv der Stadtgemeinde Klosterneu- mit der Stadtgemeinde Klosterneuburg durch- Wohlmuth u. a. und der ausführenden Fir- burg läßt eine ausführliche Dokumentation geführten Untersuchungen nachvollziehen. men Klosterneuburger Wagenfabrik, Leo- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 61 Kultur pold Haas & Sohn, u a. Insbesondere unter den ausführenden Firmen finden sich auch heute noch klingende Namen wie Hartl-Häu- ser, Böhler Stahlbau, Baumeister Josef Schö- mer, Gründer der Baumax Kette, die mit den Strandhäusern im Klosterneuburger Raum namhaft zum Entstehen einer sehr frühen Form der Fertighausindustrie in Holz und Stahl beitrugen. Resultierend aus der intensi- ven Auseinandersetzung mit der Weekend- Bewegung und den daraus sich ergebenden Vorschlägen für eine moderne Architektur- sprache entstanden hier zudem fortschritt- lichste, multifunktionelle Einraumhäuser, die mit der sich formierenden internationa- len Moderne Europas von Bauhaus, DeStijl und Neue Sachlichkeit und den expressionis- tischen und kubistischen Tendenzen der Zeit leicht Schritt zu halten vermögen. Durch die neuartigen Grundrisslösungen und die zu- kunftsträchtigen Konstruktionsweisen, die Der monumentale Torbau des Kritzendorfer Strombades, von Architekt Heinz Rollig 1928 entworfen, diente ursprünglich als Strandcafé mit hervorragender hier zwischen 1924 und 1934 in Serie ausge- Aussicht von der Dachterrasse. testet werden konnten, ergaben sich Lösun- gen, die der österreichischen Architektur der ten Kopfbau in Kritzendorf vom Beginn der Baudetails wie Belichtungs- und Belüftungs- Moderne international Ansehen verschaff- Dreißigerjahre höchst sehenswerte Original- laternen, die im Zusammenklang mit einer ten. In diesem Zusammenhang konnte von zeugnisse erhalten haben. Diese Klosterneu- stark farbigen Streifenbemalung den An- Thomas Prlic, einem Diplomanden der Tech- burger Anlagen werden mit den etwas später lagen oft einen Hauch Exotik verleihen, run- nischen Universität Wien, auch die höchst un- entstandenen Wiener Freibädern und den den das Bild ab. Die Kurzbiografien der an gewöhnliche Firmengeschichte der Kloster- teils gleichzeitig, teils früher errichteten der Errichtung der Badeanlagen und Wo- neuburger Wagenfabrik (Kawafag), die in Flußbadeanlagen am Kamp sowie den See- chenendkolonien beteiligten Architekten im der Zwischenkriegszeit allein in Nieder- badeanstalten an den Kärntner- und Salz- Anhang des Kataloges basieren größtenteils österreich über 2000 Fertighäuser aus Holz kammergutseen architektur- und kulturhisto- auf bislang vollkommen unveröffentlichten errichtete, auf Basis der Werbekataloge der risch in Beziehung gesetzt. Interessante As- Informationen aus verschiedensten Archiven. Firma aus dieser Zeit rekonstruiert werden. pekte über frühen, aktiven Holzschutz durch Mit der von einem Strandkonzert der Mu- Selbst der Zukunft des Typs „Strandhaus“ sikschule Klosterneuburg untermalten Aus- ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das in Zu- stellungseröffnung und Katalogpräsentation sammenarbeit mit jungen Architektenteams am 3. Mai 2007 um 18 Uhr im Strandbad- (unsquare architects, DREER2) entstanden restaurant von Klosterneuburg startet die ist, die in den letzten Jahren in den früheren Stadtgemeinde heuer offiziell in die Bade- Weekend-Siedlungen Energie- und Kosten saison 2007, die den gesamten Sommer hin- effiziente innovative Bauobjekte aus Holz durch von der Ausstellung begleitet werden Richtung Niedrigenergie- oder Passivhaus- wird. Ziel von Ausstellung und Katalog ist, standard für engagierte Bauherren entwickel- gerade unter den derzeitigen Hausbesitzern ten und errichteten. Die jüngste Architek- und Dauernutzern der Bäder das Bewußtsein tengeneration konnte damit die zukunfts- zu verankern, daß sie mit ihren oft recht trächtigen bauphysikalischen Möglichkeiten unscheinbar anmutenden „Badehäuschen“ dieses umweltschonenden, recycelbaren einen großen Schatz der österreichischen Ar- Baustoffes vorführen, die zudem in der hier chitekturtradition hüten und pflegen. Aber dokumentierten Strandhausarchitektur der auch die „öffentliche Hand“, die bei der Re- vergangenen Jahrzehnte schon enthalten cherche in Form der Stadtgemeinde Kloster- waren! neuburg als Partner hervorragende Arbeit Der Katalog enthält darüberhinaus einen leistete, sollte mit diesem Katalog ein Instru- Abriß über die Entstehung dieser spezifi- ment in die Hand bekommen, um die in al- schen Art des Bäderwesens und der dazu lernächster Zukunft anstehenden Sanierun- notwendigen Bauten, von denen sich in Klo- gen am öffentlichen Teil der Badeanlagen sterneuburg mit dem Militärbad in der Haas- mit dem notwendigen wissenschaftlichen Kolonie (Strandbadsiedlung), den aus Ende und denkmalpflegerischem Rückhalt durch- Ein 2003 errichtetes Strandhaus der der Zwanzigerjahre stammenden Kabinen- Architekten DREER2 führt eine perfekte führen zu können. trakten des Strandbades und dem so genann- Raumoptimierung auf 35 m² vor. http://www.baukunst.tuwien.ac.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 62 Musik Innsbrucker Festwochen 2007 Von »Weisheit und Weltverbesserern« ist die Rede im Schwerpunkt, der sich von 3. Juli bis 26. August mit zwei Opern und zahlreichen Konzerten Telemann, Händel und der Sehnsucht der Deutschen im Barock widmet. Foto: Franz Neumayr

n einer Pressekonferenz stellten die Inns- schließt“, meinte Geschäftsführerin Sarah der Stadt Innsbruck) und der Schnupperkurs Ibrucker Festwochen am 23. März ihr Wilson in ihrer Stellungnahme. In einem zum Einstieg in die Alte Musik wurden neues Magazin und das Rahmenprogramm Abschlußkonzert am 26. August stellen die wegen des großen Erfolges ausgebaut. der Saison 2007 vor. Präsentiert wurden die jungen Musiker die Ergebnisse ihrer Arbeit erweiterten Akademieprojekte, eine Zusam- mit dem vom Barock zur Wiener Klassik Die Opern menarbeit mit dem Tiroler Landeskonserva- wechselnden Ensembleklang öffentlich vor. torium und dem Mozarteum Salzburg, die Zweiter Hauptpunkt war die Vorstellung „Ein Mann, der sich zwo Frauen ange- 2007 neu ins Leben gerufen wurden. Das des Rahmenprogramms, das die Konzerte traut, hat sich sein Kerker selbst gebaut.“ Mit bereits im November fixierte Projekt des begleitet und weiterführt. Neben beliebten diesem Stoßseufzer quittiert der griechische Innsbruck Festival Chorus konnte inzwi- Traditionen, wie dem Renaissancefest auf Philosoph das Senatsgebot zur Doppelehe in schen um einen Barockorchesterworkshop be- Schloß Ambras, den Lunchkonzerten und Georg Philipp Telemanns komischer Oper reichert werden. „Es ist unglaublich schwer, dem Symposium – heuer zu Telemanns „Der geduldige Sokrates“. Das Meisterwerk Avantgarde zu bleiben. Ich bin überzeugt, Opernschaffen –, konnten einige Veranstal- von 1721 ist mit seinem sprühenden Witz daß wir mit den heuer startenden Akade- tungsreihen auch ausgebaut werden. So sor- und der Mischung aus deutschen Rezitativen mieprojekten einen Beitrag zur Ausbildung gen die Ambras-Führungen erstmals für und italienischen Arien typisch für die be- junger Musiker bieten, der die bisherige Überblick mit einem Ausflug aufs Dach des rühmte Oper am Gänsemarkt in Hamburg, Lücke zwischen Hochschulstudium und Hochschlosses. Die Opernprobenbesuche und für die deutsche Sehnsucht nach musi- ersten Engagements in sehr hilfreicher Weise für Kinder (Anmeldung beim „Ferienzug“ kalischer Identität im Barock. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 63 Musik

René Jacobs hat für die Innsbrucker Festwochen 2007 die Partitur des „Sokrates“ gründlich revidiert und mit der Akademie für Alte Musik Berlin ein Barockorchester mit Biss verpflichtet. Partner für die szenische Umsetzung ist das Erfolgsduo Nigel Lowery und Amir Hosseinpour, Schöpfer der ebenso polarisierenden wie international ausge- zeichneten Produktion von Händels „Rinal- do“ (2002). Das englisch-iranische Regie- team beherrscht den Spagat, sowohl das Ko- mische der Oper Ernst zu nehmen, als auch den musikalischen Ernst mit hintergründi- gem Esprit zu inszenieren. Zwanzig Jahre vor Telemann war Georg Friedrich Händel Cembalist an der Gänse- marktoper. „Acis and Galatea“, 1718 als Se- renata in England komponiert und 1739 zur Pastoraloper ausgearbeitet, war die zu Leb- zeiten meistgespielte Oper des Sachsen. Acis, liebreizender Schäfer und Auserwähl- ter der Nymphe Galathea, findet in seinem anfangs chancenlosen Mitbewerber, dem un- gehobelten Riesen Polyphem, einen Meister unzweideutiger Scharfsicht und wuchtiger Argumentationsführung. Das hochkarätige dänische Ensemble Concerto Copenhagen unter Lars Ulrik Mortensen erzählt die arka- dische Lesart der wohlbekannten Weise von Liebe und tödlicher Eifersucht und präsen- tiert sich damit erstmals bei den Innsbrucker Festwochen.

Die Konzerte Ob weise, weltverbessernd oder einfach nur spielfreudig: Die Festwochenkonzerte Das Plakat der 31. Innsbrucker Festwochen 2007 setzen den Opernschwerpunkt um Telemann und Händel fort. Wie die Komponisten des 18. Jahrhunderts sehen sich auch die Zu- schauer dabei vor die Wahl zwischen den beiden vorherrschenden Stilen gestellt – französische Gravität (umspielt von galant tändelnden Traversflöten) oder italienisches Feuer (wie in den rasenden Läufen konzer- tierender Violinen)? Egal – „einer wird gewinnen“, wenn am 13. August Telemann und Bach die beiden Großmächte der Ba- rockmusik gegeneinander marschieren lass- sen. Die Akademie für Alte Musik Berlin stellt die Schlachtordnung her, die beiden Flanken führen Christoph Huntgeburth (Flöte) und Midori Seiler (Violine) ins Feld. Die Traversflöte bekommt in Innsbruck beim Streit der Nationen eine tragende Rolle zugestanden. Ganze Generationen von deut- schen Komponisten – darunter Telemann und sein Schwiegersohn Carl Philipp Emanuel Huelgas Ensemble im Dom zu Innsbruck Foto: Festwochen / U.Thöny Bach – setzen alles daran, den mondän-ele- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 64 Musik ganten Tonfall französischer Stilvorlagen des Rokoko zu treffen. Triller, Terzgänge und Verzierungen im galanten Geschmack. Während Matthesons anspruchsvolle Sona- tensammlung nach Bewältigung einen „brauchbaren Virtuoso“ verspricht, führen übrige Werke mit der Suite die Keimzelle französischer Barockmusik vor – den Tanz. Am 18. August treffen sich in zarter Choreo- graphie Linde Brunmayr-Tutz (Flöte) und Lars Ulrik Mortensen (Cembalo), eine kam- mermusikalische Starbesetzung von Inns- brucker Provenienz. Na dann? „Küß‘ die Hand“! Den französischen Swing konnte Johann Sebastian Bach nur auf Papier bestaunen, denn den Stil brachte er sich im mühevollen Studium der Partituren bei, während er in mitteldeutschen Kleinfürstentümern den Hofdienst versah. Doch seine Sonaten für Traversflöte brauchen den Vergleich mit denen seiner großen französischen Zeit- Die Akademie für Alte Musik genossen Rameau, Marais, Boismortier und Leclair keinesfalls zu scheuen. Dafür, dass Akademie für Alte Musik das Opernorche- gas Ensemble, bei den Festwochenbe- so ein geballt frankophiles Programm auf ster, die Rolle des Christus übernimmt Jo- suchern viel gefragte Vokalspezialisten und dem Podium die nötige musikalische hannes Weisser, der phänomenale Don Chorklangzauberer, begleiten am 22. August Spannkraft bekommt, steht das Trio Hantaï. Giovanni der Saison 2006. im Dom die französischen Herren auf die Die drei Brüder Marc, Jérôme und Pierre, Einen Kontrapunkt zum deutschen Ba- spannende Reise in eine neue Zeit. Stars an der Seine, gehen inzwischen längst rock setzen drei Konzerte mit Musik der Wer heutzutage meint, die Erfindung des eigenen erfolgreichen Solokarrieren nach Renaissance. Das Ensemble Doulce Mémoire Raumklangs wäre eine Errungenschaft der und so ist ihr gemeinsamer Auftritt am Inn ist mit seinem Leiter Denis Raisin Dadre am Kinoindustrie und des 21. Jahrhunderts, dem am 23. August eine kleine Sensation. Vive 17. August erstmals zu den Innsbrucker steht 2007 die Bekanntschaft mit einem ba- Innsbruck, „Vive la France!“ Festwochen zu Gast. Die Franzosen bedan- rocken Klangexperiment bevor. Von venezi- Ein Gegengewicht zur komischen Oper ken sich für die Einladung mit einem anischen Kapellmeistern als „cori spezzati“- vom Philosophen in Entscheidungsnöten setzt Konzert, das die großen Bälle am französi- Technik entwickelt, und auf den Emporen das große Oratoriumskonzert am 21. August. schen Königshof des 16. Jahrhunderts in von San Marco perfektioniert, erreicht die Nichts weniger als „Der Preis der Seele“ Erinnerung ruft. Der Puls der Geradtak- Mehrchörigkeit ihre Blüte bei Giovanni wird verhandelt im Hauptwerk des Ham- tigkeit und die mitreißende Rhythmik des Gabrieli. Sein deutscher Schüler Heinrich burger Ratsherrn und Poeten Barthold Hin- Schlagwerks bilden das Samtkissen, auf dem Schütz nimmt die Kunst der verteilten rich Brockes, seiner Passionsdichtung „Der sich Tänze wie Bransles, Gaillarden und Ensembles mit an die Elbe und lässt Gott im für die Sünde der Welt leidende und sterben- Passemezze in ihrer vollen Ohrwurmqualität gewaltigen „Dresden Surround“-Klang zu de Jesus“ von 1712. Die meistvertonte baro- präsentieren, von nicht minder schlagkräfti- den Menschen sprechen. Konrad Junghänel, cke Nachdichtung des Karfreitagsgesche- gen Chansons für Sopran kontrastiert. Dem im letzten Jahr mit seinem Ensemble Cantus hens, an deren Komposition mit Händel, Geschmack der Renaissance entsprechend Cölln in Stift Stams ein umjubelter Gast, Mattheson und Keiser die Crème deutscher greifen die Musiker abwechselnd zu Flöten, sorgt für die Klangbalance zwischen den Opernkomponisten ihr Können unter Beweis Bombarden (Schalmeiinstrumente) und jungen Stimmen des Innsbruck Festival stellen wollte, vermag durch ihre drastische Dulzianen (Renaissancefagotte) für ihre Chorus und dem erfahrenen Marine Consort Bildsprache und affektive Kraft auch heute Aufforderung zum „Pas de deux“. bei diesem Konzert am 24. August. Nicht noch zu überwältigen. Einzelne Arientexte Kenner der Geistesgeschichte wissen, nur die rückseitigen Emporen der Jesuiten- fanden ihren Weg bis in die Johannespassion daß die Renaissance ihren Ausgang von den kirche, sondern auch das Klangpotential der von Johann Sebastian Bach. Die mit Abstand sonnigen Zentren in Mittelitalien nahm. prachtvollen Magnificat-Vertonungen wer- feinfühligste Deutung ist aber Georg Philipp Franz I., französischer König von 1515- den dabei voll ausgeschöpft. Telemann vorbehalten geblieben. Seine 1547, wollte nicht warten, bis das Gehörte Detailinformationen zu all diesen Veran- „Brockespassion“ von 1716 für sieben So- den Weg nach Paris findet und machte sich staltungen, zum umfangreichen Rahmenpro- listen, Chor und großes Orchester kann es an auf den Weg nach Rom. Im Gefolge dieser gramm, zu den Terminen und zur Verfügbar- Ausdruck und geistigem Gehalt mit den „Gruppenreise zur Renaissance“ befanden keit von Eintrittskarten erfahren sie auf der Oratorien Händels aufnehmen und ist im sich auch seine Hofkomponisten Mouton umfangreichen Homepage der Innsbrucker besten Sinne des Wortes Oper für die Ohren. und Sermisy, die den neuen Stil so gleich vor Festwochen. Folgerichtig leitet René Jacobs mit der Ort erlernten. Paul van Nevel und sein Huel- http://www.altemusik.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 65 Musik Beethovens »Fidelio« in aktueller Neufassung Die operklosterneuburg präsentiert »Fidelio« in einer exemplarischen Umsetzung: Karl M. Sibelius wird Beethovens Meisterwerk in einer zeitgemäßen, aber nicht pseudo-aktualisierten Form zeigen. Foto: operklosterneuburg / Lukas Beck

Die Neufassung von Ludwig van Beethovens Oper »Fidelio« findet im Kaiserhof des Stiftes Klosterneuburg eine prächtige Kulisse

ach dem enormen Erfolg mit Offen- In seiner einzigen Oper, in der Urfassung Beziehungen und große Gefühle. Wir sind ja Nbachs ,Hoffmanns Erzählungen‘ im 1805 als „Leonore“ und in der endgültigen mitunter auch von unseren Gefühlen, von Vorjahr wollen wir heuer unserem Publikum Fassung 1814 am Wiener Kärntnertortheater der Liebe gefangen. Daher werde ich ganz nun Beethovens große Freiheitsoper, die in uraufgeführt, richtet sich Beethoven gegen starkes Gewicht auf die Personenführung Wien schon lange in keiner Neuinszenierung jegliche Art der Tyrannei und stellt die Prin- legen und das Beziehungsgeflecht sichtbar mehr zu sehen war, in einer modernen, zipien der politischen Freiheit, der Gerechtig- machen. Ich freue mich schon sehr auf die exemplarischen Interpretation zeigen“, kün- keit und der Brüderlichkeit in den Vorder- Arbeit in Klosterneuburg – und noch dazu ist digt operklosterneuburg-Intendant Michael grund. Die operklosterneuburg präsentiert ,Fidelio‘ meine Lieblingsoper“, erklärt Sibe- Garschall die diesjährige Produktion des „Fidelio“ in einer exemplarischen Umset- lius zu seiner ersten Opern-Regie. erfolgreichen Klosterneuburger Festivals an. zung: Karl M. Sibelius, der sowohl in Klo- Karl M. Sibelius, Jahrgang 1969, wurde Premiere hat Ludwig van Beethovens „Fide- sterneuburg wie auch als Opern-Regisseur in Bregenz geboren und ist in Kärnten auf- lio“ am 8. Juli 2007 im Kaiserhof des Stifts debütiert, wird Beethovens Meisterwerk in gewachsen. Er studierte Schauspiel und Klosterneuburg um 20.00 Uhr. Die Vorstel- einer zeitgemäßen, aber nicht pseudo-aktua- Gesang in Wien und Berlin. Nachdem er in lungen finden heuer bis 2. August statt, das lisierten Form zeigen. „In diesem Werk geht der ORF-Talenteshow „Die große Chance“ inzwischen traditionelle Kinder-Special am es ja nicht nur um die Freiheit im politischen gewonnen hatte, startete er eine Musical- 22. Juli 2007. Sinn, sondern sehr stark um menschliche karriere. Seit 1992 ist Sibelius, der auch ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 66 Musik

erfolgreich auf Bühnen in Wien (Serapions- theater, Schauspielhaus, Theater in der Josefstadt) und Deutschland (Volkstheater München) gastiert, fixes Mitglied des Schauspielensembles am Oberösterreichi- schen Landestheater Linz. Dort ist er seither als Schauspieler, Sänger und Regisseur erfolgreich tätig und längst zum Publikums- liebling avanciert. Seinen letzten großen Er- folg feierte Sibelius Anfang Februar dieses Jahres mit dem Musical „La Cage Aux Fol- les“ in Linz, wo seine berührende Inszenie- rung von Publikum und Presse begeistert aufgenommen wurde. Andrés Orozco-Estrada, seit 2005 neuer Musikchef der operklosterneuburg, wird wieder die „Sinfonietta Baden“ und ihren Chor leiten. Der junge Kolumbianer, der auch Chefdirigent des Großen Orchesters Graz ist, hatte im vergangenen Jänner sein erfolgreiches Debüt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in der Phil- harmonie der deutschen Hauptstadt. Für Bühne und Kostüme zeichnen wieder – wie bei der gefeierten „Hoffmann“-Produktion 2006 – Andrea Burgstaller und Andrea Hölzl verantwortlich. Und auch in der Saison 2007 kann die operklosterneuburg mit Neuerungen aufwar- ten: So wird es ab heuer durch einen Ausbau

um 80 Sitzplätze mehr geben. Weiters wer- Foto: operklosterneuburg / Lukas Beck den den Besuchern im neueröffneten „Schütt- Der in Washington D.C. geborene Tenor Lawrence Bakst gibt den »Florestan« kasten“ ein Opernbrunch (24. Juni 2007) sowie im barocken Stift Klosterneuburg ein det am Sonntag, dem 15. Juli 2007, nach der rung auf den Spuren des Weines statt. Mit ganz besonderes Event geboten: denn da fin- Vorstellung, eine unterirdische Nachtfüh- Taschenlampen ausgerüstet werden die Gä- ste durch das barocke Kellerensemble des Stifts wandeln. Und im zweiten des vier Stockwerke tiefen Kellers, dem so genann- ten Kuppelsaal, kann man dann fünf Weine des Stifts Klosterneuburg verkosten. Aus diesem Grund beginnt die „Fidelio“-Vorstel- lung der operklosterneuburg an diesem Tag ausnahmsweise bereits um 19.00 Uhr. (Ach- tung beschränkte Teilnehmeranzahl). Kein Wunder also, daß bei soviel Inno- vation die Nachfrage auch nach den begehr- ten Klosterneuburg-Packages gestiegen ist. Welchen Stellenwert das erfolgreiche Festival, das zu den herausragenden Kultur- ereignissen Niederösterreichs zählt, hat, be- weist einmal mehr eine „Opernglas“-Rezen- sion zur „Hoffmann“-Produktion 2006: „Vorbildlich! Aus der Vielfalt sommerlicher Veranstaltungen ragen einige wenige heraus, die nicht nur lauschige Nächte im Freien bie- ten, sondern auch ein künstlerisches Niveau,

Foto: operklosterneuburg / Lukas Beck das sich durchaus mit dem großer Bühnen Karl M. Sibelius wird Beethovens Meisterwerk in einer zeitgemäßen, aber nicht messen läßt.“ pseudo-aktualisierten Form zeigen – im Kaiserhof des Stiftes Klosterneuburg http://www.operklosterneuburg.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 67 Musik 19 Chöre, 11 Länder, 2 Kontinente Internationaler Chorwettbewerb 2007 in der Kaiserstadt Bad Ischl

ad Ischl ist traditionell ein guter Boden eine Idee von Brigitte Stumpner, Inhaberin Belgien und die „Singfoniker in F“ aus Öster- Bfür Kunst mit internationalem Flair. Auf der Salzkammergut Touristik, zurückgeht, zu reich. Veranstalter sind der Chorverband OÖ, ihm gedeihen so unschätzbare Pflänzchen einer der bedeutendsten Chorveranstaltun- die Stadt Bad Ischl und die Salzkammergut wie der „Internationale Chorwettbewerb“, gen weltweit entwickelt. Im Rahmen der bis- Touristik. Die künstlerische Leitung obliegt der heuer zum achten Mal in der Lehárstadt herigen sieben Veranstaltungen waren 86 dem Landeschorleiter Konrad Fleischanderl. über die Bühne geht. Von 27. bis 29. April Chöre mit insgesamt 2776 Sängern aus elf Für die Buchung und professionelle Ab- 2007 geben sich 19 Chöre aus Europa und Ländern zu Gast. Unter ihnen so renommier- wicklung zeichnet die Salzkammergut Tou- Asien die Hand, um im freundschaftlichen te Chöre wie Ultima Thule aus Norwegen, ristik verantwortlich. Messen ihrer Stimmgewalt allen Zuhörern Ninos Cantores aus Argentinien, Scala aus http://www.chorwettbewerb.at Freude zu bereiten. Und gleichzeitig über- nehmen diese enthusiastischen Singgemein- schaften ihre besondere Rolle als Bot- schafter der Völker. Mit ihrer Kunst liefern sie ihren Beitrag zu deren Verständigung. Ein offensichtliches Zeichen dieser Bot- schafterfunktion setzen die Chöre schon bei der Eröffnung am Freitag, dem 27. April um 18 Uhr. Denn ihr Einzug in den Bad Ischler Kurpark erfolgt in den jeweiligen National- trachten. Einen spannenden Kontrapunkt da- zu setzt der musikalische Einsatz lokaler Blasmusik. Um 19 Uhr eröffnet das Kur- orchester Bad Ischl zusammen mit der Wie- ner Staatsopern-Sopranistin Donna Ellen die Veranstaltung mit launig-leichter musikali- scher Kost mit Bezug zum Salzkammergut. Beim Wertungssingen am Samstag stehen so unterschiedliche Singgemeinschaften wie etwa ein Kinderchor aus Brünn oder zwei Der Internationale Chorwettbewerb vor toller Kulisse Foto: www.chorwettbewerb.at Lehrerchöre aus der Ukraine und Slowenien auf der Bühne. Viele Teilnehmer sind bereits Preisträger bei internationalen Chorwettbe- werben. Einer davon sogar Medaillengewin- ner bei einer Chorolympiade. Um 19.30 Uhr beschließt ein Konzertabend einen Tag, der ganz im Zeichen stimmgewaltiger Harmo- nien gestanden ist. Am nächsten Morgen be- ginnt der wohl internationalste Sonntag des Jahres im Salzkammergut. Denn die Chöre gestalten die Gottesdienste in den Kirchen in Hallstatt, Bad Goisern, Lauffen, Bad Ischl, Pfandl und Abersee. Mit der Volksliedwer- tung ab 13 Uhr und dem Abschlußkonzert inklusive Preisverleihung am Abend im Kongress&TheaterHaus in Bad Ischl klingt dieser wunderbare Wettstreit der Stimmen aus und hinterläßt die Vorfreude auf den In- ternationalen Chorwettbewerb 2009. Seit dem Beginn im Jahr 1996 hat sich der „Internationale Chorwettbewerb“, der auf Impression von der berühmte Kaiservilla in Bad Ischl Foto: OÖ Tourismus/Wiesenhofer ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 68 Musik Wo man singt … …da laß´ dich ruhig nieder« lautet ein altes Sprichwort. Das Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich sorgt unter anderem mit den Familiensingwochen dafür, daß Liedgut nicht verloren geht Foto: Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich

eit 50 Jahren veranstaltet das Bildungs- kann man streßfrei eine erlebnisreiche „Dielt“ leider schon voll ausgebucht ist. Da- Sund Heimatwerk Niederösterreich Fami- Woche verbringen. her bleiben noch 2 Wochen zur Auswahl, liensingwochen. In diesem musischen Krea- Ausgezeichnete Fachleute betreuen die nämlich: tivurlaub für alle Generationen stehen verschiedenen Gruppen nach Themen- „Familiensingwoche DirLei“ vom Sonn- „gemeinsames Erleben, Singen, Tanzen, schwerpunkt und Alter, wobei das Haupt- tag, 22., bis Sonntag 29. Juli 2007, in Spielen, kreatives Gestalten, Musizieren, augenmerk immer beim gemeinsamen Sin- Hohenlehen im Ybbstal und die Wandern, Feiern“ und vieles mehr im Mit- gen liegt, vom Volkslied über die Klassik bis „Musische Familienwoche Lhotka“ vom telpunkt. All diese Aktivitäten werden in hin zur modernen Popmusik. Ein Rahmen- Sonntag, 19., bis Sonntag, 26. August 2007, Altersgruppen, aber auch generationenüber- programm, wie Sommerfest, Almwande- in Traunstein im Waldviertel greifend abgehalten. rung, Familien-Gelände-Spiele, Baden, Aus- Anmeldeschluß für beide Wochen ist der Ein wichtiges Anliegen dabei ist es, daß flüge etc. bereichert diese schöne Woche. 30. Mai 2007. das Erlebnis des gemeinsamen Singens und Am Schluß wird das Gelernte auch in Auf eine schöne gemeinsame Woche Musizierens in der Familie vermittelt wird Abschlußveranstaltungen und einer Ab- freuen sich die Kursleiter und das gesamte und Aktivitäten gesetzt werden, welche zu schlußmesse der Öffentlichkeit dargeboten. Referententeam! Informationen (Kursgebüh- Hause im Familienverband leicht nachvoll- Im heurigen Jahr finden wieder drei sol- ren, Vollpensionspreis) und Anmeldung zogen werden können. Mit Gleichgesinnten cher Wochen statt, wobei die erste Woche http://www.bhwnoe.or.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 69 Volksmusik Musikalische Überlieferungen Seit über 100 Jahren werden von den Volksliedwerken singende und spielende Personen in deren Lebensumfeld dokumentiert.

Von Irene Riegler*) Alle Fotos: Österreichisches Volksliedwerk

Durch generationsübergreifendes Musizieren und Singen wird Kulturgut in einer besonderen Form weitergegeben

tand anfänglich eher das Lied mit seinem spezifisch geprägt und so auch von Gene- SInhalt und seiner Gestalt im Mittelpunkt, ration zu Generation in dieser besonderen so rückte nach und nach immer mehr der Form weitergeben. musizierende Mensch ins Zentrum des In- Für dieses Singen, braucht es weder No- teresses. Das Singen als Prozeß in Gruppen tenmaterial noch viel Übung. Zuhören und und des Einzelnen in Zusammenhang mit Mitsingen sind die wesentlichen Kriterien dessen Biographie, regionaler und sozialer zum Erlernen. Dieses Singen und Musizie- Zugehörigkeit wurde somit zentrales Thema ren wird auch nicht nach ästhetischen Kri- der Dokumentation. terien beurteilt, sondern die individuelle Gerade Lieder, die man in jungen Jahren Ausdrucksform und der persönliche Zugang in geselligen Runden, bei der Arbeit im Fa- stehen im Mittelpunkt. Gerade dieses Per- milien- und Freundeskreis singt, bleiben bis sönliche bietet oft viel mehr Freude am Sin- ins hohe Alter in Erinnerung. Starke persön- gen als perfektes Einstudieren. Es kann dem- liche Beziehungen werden zu diesen Liedern nach sowohl für unterhaltende wie auch aufgebaut. Die Musik wird in diesem klei- pädagogische und therapeutische Zwecke nen, sozialen wie auch kulturellen Umfeld eingesetzt werden. Eine Gruppe, Gemeinschaft oder Kultur *) Mag. Irene Riegler ist Geschäftsführerin des Öster- kennt gemeinsame Lieder! Das Singen – reichischen Volksliedwerkes in Wien eingebettet in Rituale des Alltags – kann in ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 70 Volksmusik

Krisensituationen unterstützend wirken, je- doch auch freudige Ereignisse unterstrei- chen. Die Stimme ist das ureigenste Aus- drucksmittel des Menschen. Mit diesem an- geborenen (Musik-) Instrument geschieht Kontaktaufnahme mit der Mitwelt. Die För- derung der Stimme ist zugleich auch die Förderung des Zuhörens, der Aufmerksam- keit. Sie bietet eben vielschichtige Möglich- keiten sich mitzuteilen. Auf Grund der jahrelangen Erfahrungen der Volksliedwerke auf dem Gebiet der volksmusikalischen Dokumentation setzt hier auch die seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführte Volksmusikvermittlung an. Seminare und Workshops für verschiedene Altersgruppen und vor allem im Genera- tionsverband zielen darauf ab, Lieder und Musikstücke zum gemeinsamen Singen und Musizieren zu fördern, um somit auch den Forstbestand einer gemeinsamen Musik- kultur zu erhalten. Philipp Meikl (re.), selbst anerkannter Sänger und Musikant bei verschiedenen En- sembles und unzähligen Auftritten in Österreich und Deutschland, auf Feldforschung Ihr Lied Anläßlich unseres Seniorinnen- und Seniorenschwerpunktes ist das Österreichi- sche Volksliedwerk auf der Suche nach Ihren Liedern, Lieder, die Sie aus der Kindheit, Schule oder Jugendzeit kennen. Diese Er- hebung soll dokumentieren, wann und wo etwas gerne gesungen wurde, um es so für weitere Generationen zu erhalten. In einem zweiten Schritt werden die be- liebtesten Stücke aufbereitet, um es Kindern, Familien und auch älteren Menschen zum Singen zurück zu gegeben. Über Ihre Angaben würden man sich sehr freuen: Liedtitel/Liedanfang Woher kennen Sie das Lied Ihr Geburtsjahr Ihr Geburtsort

Österreichisches VolksLiedWerk Operngasse 6, A-1010 Wien Telefon: ++43 / (0)1 / 512 63 35, Fax: Dw 13 http://www.volksliedwerk.at Das Österreichische Volksliedwerk auf der Suche nach Ihren Liedern, Lieder, die Sie aus der Kindheit, Schule oder Jugendzeit kennen. Lebenserinnerungen schichten festgestellt werden. Der Bildungs- schichtlicher Aufzeichnungen, erscheint In vielen Sozial-, Alteneinrichtungen und und auch therapeutische Ansatz stehen mit im Böhlau Verlag Erwachsenenbildungsinstitutionen wird heu- lebensgeschichtlicher Wissensvermittlung http://www.boehlau.at/ te der Auseinandersetzung mit Lebenserinne- und biographischer Selbstreflexion hinter Projekt „Kultur auf Rädern“ von Kultur rungen zunehmend Bedeutung beigemessen. diesen Aktionen. Kontakt Austria Gemeinsamkeiten und Differenzen von Le- http://www.kulturkontakt.or.at/ bensverläufen, allgemeine Tendenzen histo- Tipps: „Wer weiß gewinnt“ – Seniorenquiz der rischen Wandels und individuelle Besonder- Buchreihe „Damit es nicht verloren geht“ Wr. Volkshochschulen mit Günter Tolar heiten können an Hand von Lebensge- des Vereins Dokumentation lebensge- http://www.vhs.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 71 Wienerlied bratfisch in der Vorstadt(at) Die Wahl des richtigen Urlaubsziels ist für den echten Wiener ein heikles Thema. »Trautes Heim, Glück Allein« oder doch wieder eine »Fahr nicht fort, kauf im Ort«- Woche in Kärnten? – Das neue bratfisch Programm über Bürodepression, Copa Cagrana-Romantik und Fernweh.(© bratfisch.or.at) Foto: http://www.daswienerlied.at

chon lange hatten wir uns vorgenommen, den „Naschmarkt Schrammeln“ und nimmt 7/8 Takt erklingen. Da wird geblödelt und Sendlich einmal einen Abend mit „brat- am Sozialprojekt „Tausche Akkordeonisten“ überlegt, mit scharfer Zunge getextet und fisch“ zu verbringen, ließ doch schon der Un- der Gruppe „hauk“ teil. lustvoll musiziert. Eben hat das Akkordeon tertitel „Terzenseeligkeit im 7/8 Takt“ einiges Johannes Landsiedl (Gitarre, Gesang noch an die feuchtfröhlichen Heurigenge- an Vermutungen zu, daß Jürgen Partaj, Mat- und Text) war vormals Gitarrist bei „Azrael“ spräche im herben Dialekt der Vorstadt erin- thias „Matt die Saite“ Klissenbauer, sein Bru- und ist, seit 1996, „international anerkannter nert, da läßt die Violine ein paar Tropfen sla- der Tino und Johannes „ZFett“ Landsiedl wohl Schutzpatron der Wiener Würstelstände“. wischer Melancholie einfließen und mischt verstärkten Wert auf die Musik legen wür- Was dabei „herauskommt“, ist eine Mi- sie mit der Sehnsucht und Lebensfreude der den. schung aus teils vertrauten Rhythmen, ver- Klezmermusik. Die Gitarren nehmen diesen Schon die musikalische Vita ließ auf Un- trauten Tonfolgen und Klängen, die aber Klangteppich auf und tragen ihn mit impulsi- gewöhnliches hoffen, denn durch eigenwillige Zusammensetzung aus ven Rhythmen vom Balkanraum bis hin nach Jürgen Partaj (Geige, Gesang, Triangel keinem der gespielten Stücke Lieder im her- Südamerika. und Glockenspiel) war vormals Bassist bei kömmlichen Sinn werden lassen, sondern Die Musik bleibt bis zum Schluß unbere- „54th Cats“ und Geiger beim Wiener Musik zum Zuhören herausfordern. Es ist keine chenbar und abwechslungsreich. Eine Me- Ensemble „Liener Wieder“, spielt Single Malt Wienermusik, keine „Weltmusik“, aber Mu- lange, wie sie nur in Wien entstehen kann, Rock bei „rough and rugged"; sik aus Wien und der Welt. Wien ist Welt- einer Stadt, die ihre kulturelle Vielfalt von Matthias Klissenbauer (Gesang, Gitarre, stadt, bratfisch ist Weltstadtmusik, wie die jeher dem Austausch mit den unterschied- Geige und Tambura), war Gitarrist bei vier jungen Musiker in ihrer Kurzbio fest- lichsten Einflüssen aus der näheren und fer- „Azrael“ und „soul‘d out“, schwingt neben- stellen. Mit leichtem Augenzwinkern und der neren Umgebung verdankt. bei das Stromruder bei einer 80er-Jahre Band typisch wienerischen Musik im Gepäck be- Wen wundert es, daß gerade hier eine völ- und zupft die Klampfn bei den „Naschmarkt gibt sich die Gruppe bratfisch im aktuellen lig neue Musikform entsteht, die nicht zuletzt Schrammeln“. Programm „Ein echter Wiener fährt nicht aufgrund der zweisprachigen Texte so aufge- Tino Klissenbauer war ein „wahrer Brül- runter“ auf Weltreise. Da darf ein Wienerlied schlossen und zeitgemäß ist, wie es eine ler“ bei „Azrael“, Pianist und Akkordeonist wie ein Reggae klingen, da darf auf serbisch Weltstadt nur sein kann. bei „stillbruch“, bedient das Maurerklavier bei gesungen werden und Terzenseeligkeit im http://www.bratfisch.or.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 72 Medien Der neue ORF Tag eins mit 22 Premieren – Der Auftakt erfolgte am 10. April mit der "ZiB" um 9.00 Uhr Alle Fotos: ORF / Ali Schafler

Um 19.30 Uhr stand erstmals ausschließlich in ORF 2 die neue »Zeit im Bild« auf dem Programm. Neben der völlig neuen Optik wird die wichtigste Nachrichtensendung des Landes im Doppel präsentiert. Im Bild: Gerald Gross und Ingrid Thurnher.

it nicht weniger als 22 neuen oder er- kamen TV-Highlights wie etwa der Start des 19.55 Uhr in ORF 2 – vor den „Seiten- Mneuerten Sendungen startete der neue großen „Universum“-Vierteilers „Wunder blicken“. Ebenfalls erstmals in neuem Er- ORF am 10. April 2007 in den ersten Akt der Karibik“. scheinungsbild am 10. April – die „ZiB 2“ seiner großen Programmreform. Den Beginn um 22.00 Uhr in ORF 2. Durch die Sendung machte in ORF 2 die „ZiB“ um 9.00 Uhr. TV-Nachrichten führte Armin Wolf. Hannelore Veit hatte die Ehre, die Zuschau- in ORF 1 und ORF 2 Den Beginn der ausführlichen Infoschiene erinnen und Zuschauer zum ersten Mal aus in ORF 1 machen die neuen „ZiB-Flashes“ dem neuen Infostudio begrüßen zu dürfen. Hannelore Veit meldete sich um 9.00 und um ca. 15.55, 17.55 und 21.00 Uhr mit den Ehe die ORF-Premiere der US-Kultserie 13.00 Uhr in ORF 2 mit den topaktuellen aktuellen Meldungen in Kurzform. Um „Seinfeld“ um 0.20 Uhr in ORF 1 den Rei- Ereignissen des Tages erstmals aus dem neu 20.00 Uhr feierte die „ZiB 20“ ihre Pre- gen der Neuigkeiten zum Auftakt beendete, designten „ZiB“-Studio. Die „ZiB“ um miere. Roman Rafreider steht im Newsroom standen mit „wie bitte?“, „Mitten im 8en“, 17.00 Uhr wurde ab 10. April wieder von und präsentiert das Wichtigste vom Tag, „szene ;)“, „ZiB 20“, der neuen Staffel von einem der beiden „Zeit im Bild“-Modera- kompakt in sieben Minuten. Den ausführ- „Vier Frauen und ein Todesfall“ und „ZiB toren präsentiert. Den Anfang machte Ingrid lichen Infoblock in ORF 1 beschließt dann 24“ (alle in ORF 1) bzw. den „ZiB“- Thurnher. Um 19.30 Uhr stand dann erst- um 24.00 Uhr die neue „ZiB 24“ mit Lou Ausgaben um 13.00 und 17.00 Uhr, „Heute mals ausschließlich in ORF 2 die neue „Zeit Lorenz. in Österreich“, dem Dakapo-Auftakt von im Bild“ auf dem Programm. Neben der völ- „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ im Vor- lig neuen Optik wird die wichtigste Nach- Confetti TiVi abend, „Konkret: Das Servicemagazin“, der richtensendung des Landes im Doppel prä- „Zeit im Bild“, dem Kurz-„Sport“, dem sentiert – am 10. April von Ingrid Thurnher Gemeinsam mit dem neuen „Confetti „Report“ mit Birgit Fenderl, der „ZiB 2“ und und Gerald Gross. An diesem Tag gab es News“-Angebot – zusätzlich täglich von „kreuz und quer“ (alle in ORF 2) zahlreiche auch den aktuellen Kurz-„Sport“ (am 10. Montag bis Freitag Nachrichten um 15.05 Neuerungen auf dem Programm. Dazu April mit Michael Berger) erstmals um Uhr – erhält „Confetti TiVi“, das gewalt- und ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 73 Medien werbefreie Kinderprogramm im neuen ORF, ab 10. April einen neuen Sendeplatz, der den Bedürfnissen seiner Zuschauer noch mehr entgegenkommt. So bietet das Confetti-C-In- sert wochentags von 13.00 bis ca. 15.10 Uhr in ORF 1 den Eltern die Sicherheit, daß ihre Kinder hier gut aufgehoben sind.

wie bitte? Andi Knoll begrüßte am 10. April um 18.00 Uhr in ORF 1 erstmals aus dem „wie bitte?“-Studio. In der ersten Sendung ging es u. a. ums Tratschen, Lästern, Nachbarn Sek- kieren – Freizeitbeschäftigungen, die sich in Österreich ja quasi traditionell größter Be- liebtheit erfreuen. Das junge Infotainment- Magazin „wie bitte?“ schickt Außenmode- Mit »Heute in Österreich« täglich hautnah am Geschehen. Im Bild: Katharina rator Patrick Bongola ins Feld und sieht Kramer und Wolfram Pirchner, die die Sendung ab 17.05 Uhr moderieren werden nach: Wie viel Frechheit verträgt das Land?

Mitten im 8en Um 19.20 Uhr ging in ORF 1 mit „Mitten im 8en“ die erste tägliche, eigenproduzierte TV-Serie des Landes an den Start. „A schee- ne Leich‘“ heißt Episode eins des rund 22- minütigen Formats. Und darum ging‘s in der ersten Folge: Ossi Weininger (Max Schmiedl) hat gemeinsam mit seiner resoluten Freundin Claudia Holacek (Angelika Niedetzky) mit- ten im achten Bezirk einen alten Gasthof übernommen und in ein modernes Lokal verwandelt: das „Holacek“. Weniger erfolg- reich zeigt sich Ossi jedoch bei der Reno- vierung der über dem Wirtshaus gelegenen Altbauwohnung. Trotz oder gerade auf Grund der Hilfe seines guten Freundes Walter »ZiB« – Linien. Im Bild: Danielle Spera, Gerald Gross, Ingrid Thurnher. Auch sie Steinlechner (Gerold Rudle) schlittert der werden die wichtigsten Informationssendungen des ORF präsentieren. Hobbyheimwerker in eine veritable Häusl- bauerkatastrophe. Ebenso turbulent geht es im Hause Steinlechner zu: Für Familienvater Walter ist es nur schwer zu verkraften, daß Sohn Lukas (Laurence Rupp) langsam er- wachsen wird und seine Freundinnen unge- niert auf sein Zimmer mitnimmt. Und das wiederum führt Walter selbst zu einer sehr interessanten Erfahrung mit Ehefrau Sylvia (Verena Scheitz). In der WG leidet Verena (Iréna Flury) hingegen darunter, daß sie von ihrem Freund verlassen wurde. Doch für Lukas hat diese Situation auch ihre guten Seiten.

szene ;) Szene-Storys, Kulturtrends, Entertain- ment-News und Topevents – am 10. April fiel um 19.45 Uhr in ORF 1 der Startschuß »Konkret: Das Servicemagazin«. Im Bild: Martina Rupp (li.) und Claudia Reiterer ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 74 Medien für „szene ;)“. Dann stehen von Montag bis Samstag die österreichische und internatio- nale junge Szene, Lifestyle und Trends, an- gesagte Produkte und Storys zu Musik, Kul- tur und Kino im Mittelpunkt des neuen dyna- mischen ORF-Szenemagazins. In der ersten Ausgabe ging das „szene ;)“-Team unter anderem dem „Phänomen Ischgl“ auf den Grund. Denn Konzertevents internationaler Güte finden in Österreich meist nur an zwei Orten statt: in Wien und Ischgl. Das Gast- spiel der Erfolgsband Scissor Sisters ist der aktuelle Anlaß für das Porträt eines Ortes, der zum Entertainment-Mekka geworden ist, und der Person, die dahintersteckt. Außer- dem zeigt „szene ;)“ Schokolade-Alternati- ven für die Zeit nach Ostern auf und präsen- tiert kreative Vorschläge, um den österlichen Marie-Claire Zimmermann wird künftig neben Armin Wolf die »Zeit im Bild 2« Schokoladeberg an Hasen und Eiern abzu- präsentieren bauen: Die Palette reicht vom Kleinwagen über Schoko-Schuhe bis zum Schönheits- bad.

Heute in Österreich „Heute in Österreich“, zur Premiere mode- riert von Wolfram Pirchner, geht ab 10. April ab 17.05 Uhr in ORF 2 in die Luft: Reporter Klaus Fröhlich begleitet einen Tag einen Flugrettungshubschrauber des ÖAMTC im Osterreiseverkehr und zeigt Einsätze am Li- mit. Mit an Bord: der österreichische Sani- tätsweltmeister. Außerdem gibt „Heute in Österreich“ einen Überblick über die Groß- baustellen in Österreich, die den Autofahrern in nächster Zeit das Weiterkommen schwer machen. Weiteres Thema: Der niederländi- sche Violinist André Rieu soll angeblich mit Informationsdirektor Elmar Oberhauser, Gabi Waldner und Peter Pelinka präsen- 25 Millionen Euro verschuldet sein. Bei tieren »Offen gesagt«, wie gewohnt am Sonntag um ca. 21.55 Uhr in ORF 2 Lisbeth Bischoff nahm er in „Heute in Österreich“ erstmals dazu Stellung.

Julia – Eine ungewöhnliche Frau Ein neuer täglicher Fixtermin für heimi- sche Publikumslieblinge: Schon um 17.40 Uhr bietet ORF 2 am 10. April ein TV-Ren- dezvous mit Christiane Hörbiger: Von Mon- tag bis Freitag ist die Charaktermimin in einer ihrer Paraderollen, als „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, zu sehen. Bis vor- aussichtlich Mitte Juli strahlt der ORF alle fünf Staffeln mit insgesamt 65 Episoden der erfolgreichen österreichischen TV-Serie aus, mit der sich Christiane Hörbiger von 1999 bis 2003 in die Herzen von Millionen Fern- sehzuschauern in Österreich und Deutsch- land spielte. Roman Rafreider führen alternierend durch die »ZiB 24« in ORF 1 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 75 Medien

ORF-Chefredakteur Karl Amon präsentierte am 28. März 2007 im Rahmen einer Pressekonferenz die neuen »Zeit im Bild«- Linien und die Moderatorinnen und Moderatoren (v.l.n.r.) Karl Amon, Waltraud Langer, Stefan Ströbitzer, Danielle Spera, Gerald Gross, Ingrid Thurnher, Alfred Stamm, Hans-Georg Heinke, Lou Lorenz, Birgit Fenderl, Hannelore Veit, Tiba Marchetti, Armin Wolf, Marie-Claire Zimmermann, Roman Rafreider, Lisa Gadenstätter, Christiane Wassertheurer und Matthias Euba

Konkret: Das seit Februar, nicht nur die Familie mit den kreuz und quer Servicemagazin besten Experten Österreichs zusammenzu- bringen, sondern auch den Fall über mehrere Bei der Premiere des neuen „kreuz und Das Schicksal einer burgenländischen Wochen zu beobachten. Vielleicht gibt es quer“ ab 10. April bereits um 22.30 Uhr in Familie stand um 18.30 Uhr in ORF 2 im Lösungen. ORF 2 und wie gewohnt präsentiert von Mittelpunkt der ersten, von Claudia Reiterer Doris Appel, ging es um Papst und katholi- moderierten Ausgabe von „Konkret“. Der Report sche Kirche. Herzstück und Beginn war die 14jährige Fernando war ein seinem Alter ent- Dokumentation „Die Baustellen des Herrn – sprechender aufgeweckter junger Bursch, Neues gibt es auch beim „Report“ (21.05 Benedikt XVI. und die Zukunft der Kirche“, der gerne ins Kino oder auf den Sportplatz Uhr, ORF 2): Ab 10. April präsentiert Birgit die Mathilde Schwabeneder anläßlich des ging und gerne am Computer spielte. Immer Fenderl das politische TV-Magazin. Fenderl 80. Geburtstages von Joseph Ratzinger am wieder litt Fernando unter starken Kopf- zeigte dabei u. a. Beiträge über die ersten 90 16. April 2007 gestaltete. Danach folgte die schmerzen. Dann die Diagnose: Gehirn- Tage des Kanzlers Alfred Gusenbauer und „kreuz und quer“-Reportage „Das Kreuz mit tumor – Fernando mußte sich einer kompli- die mögliche rechtliche Absicherung von den Armen – Benedikt XVI. und die Theo- zierten Gehirnoperation unterziehen. Als er Prostituierten. logie der Befreiung“ von Christian Rathner erwachte, war er gelähmt und braucht seit- über den vom Vatikan gemaßregelten Befrei- dem rund um die Uhr Pflege. Fernando hat ungstheologen Jon Sobrino, der in El Salva- vier Geschwister, auch sie brauchen ihre dor lebt und lehrt. Im Anschluß war ein Mutter. Fernando möchte unbedingt nach Streitgespräch und der mit einem Oscar aus- Hause, raus aus dem Krankenhaus, zurück gezeichnete Spielfilm „The Mission“ von zu seiner Familie. Viele offen Fragen stellen Roland Joffé aus dem Jahr 1986 mit Robert sich: Wie soll es weitergehen? Darf Fernan- De Niro, Jeremy Irons u. v. a. zu sehen. Ger- do jemals wieder nach Hause? Und: Wo soll hard Klein: „Wir freuen uns sehr auf die neue die Familie wohnen? Aufgabe und wollen unserem Publikum mit Ein Fall, der die gesamte „Konkret“- dem neuen ,kreuz und quer‘ Denkanstöße und Redaktion sehr betroffen gemacht hat. Re- Das alte ORF-Logo kommt wieder zu vielleicht auch Orientierung bieten…“ dakteurin Brigitte Wojta bemüht sich schon neuen Ehren Foto: ORF/Milenko Badzic http://orf.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 76 Medien JugendMedienKulturen Neue Medien und jugendkulturelle Ausdrucksformen waren Thema einer von Ars Electronica Center Linz und KulturKontakt Austria veranstalteten Fachkonferenz

ie Konferenz bot einen Überblick zu ak- Dtuellen Vorhaben und Fragen, die Schul- entwicklung und Jugendarbeit betreffen. Eines hat sich dabei gezeigt: Die alltägliche Integration und Nutzung neuer Medien ist für Jugendliche heute selbstverständlich. Hier eine Infrastruktur bereit zu stellen, die glei- chermaßen Freiräume wie Andockstellen für die kritische und aktive Auseinandersetzung bietet, erfordert eine hohe Flexibilität in den Institutionen“, faßt Nicoletta Blacher, Leite- rin des Ars Electronica Centers in Linz, die zweitägige Konferenz zusammen. „Die Her- ausforderung der kommenden Jahre wird sein, eine sinnvolle Balance formeller und infor- meller Lernformen zu finden. Hier eröffnen neue Medien gute Möglichkeiten, Lebensum- feld und Interessen der Jugendlichen in Schu- le und Jugendarbeit einfließen zu lassen.“ Foto: Ars Electronica Center 10 Jahre »u19 – Neue Medien und jugendkulturelle Ausdrucksformen waren Thema einer von Ars freestyle computing« Electronica Center Linz und KulturKontakt Austria veranstalteten Fachkonferenz Digitale Technologien bieten völlig neue Jugend(medien)arbeit Münchner Initiative SIN (Studio im Netz) Räume für die Performance Jugendlicher. etwa zeigt, wie Workshop-Erfahrungen für Nicht als KonsumentInnen, sondern aktive Nach ihrer Hardware-Ausstattung heißt die Schule nutzbar gemacht werden. „Dar- GestalterInnen. Deutlich wird dies bei „u19 es für die Schulen nun neue Lernkonzepte über hinaus bemühen wir uns, die Anliegen – freestyle computing“, Österreichs größtem wie -orte zu überlegen. Ein standardisiertes und Sichtweisen junger Menschen in die Computerwettbewerb, der im Rahmen des Schema gäbe es dafür nicht, so Michael Scho- öffentliche Diskussion einzubringen“, meinen Prix Ars Electronica durchgeführt wird. Be- pen, Leiter der Initiative „Freie Lernorte – die InitiatorInnen. „In gewisser Weise fun- eindruckt zeigte sich Dominik Landwehr, Raum für mehr“ (Schulen ans Netz). Im gieren wir als ,Anwälte der Jugendlichen‘“. Leiter von Pop & Neue Medien, Migros aus Gegenteil: „Wie ein solcher Lernort aus- Auf die Bedeutung der Infrastruktur ver- der Schweiz: „In dieser Bandbreite habe ich sieht, hängt von den Bedingungen und päda- wies das oberösterreichische Landesjugend- u19 bisher nicht wahrgenommen. Genau wie gogischen Interventionen der Schule ab. Kri- referat und präsentierte mit dem virtuellen bei unserem Konzept in der Schweiz geht es terien sind freie Verfügbarkeit, flexible Mö- Jugendzentrum und dem interaktiven Ju- darum, jungen Leuten künstlerische Auto- blierung, der Mix an neuen und alten gendmagazin zwei zukunftsweisende Pro- nomie zu gewährleisten. Erst dann können Medien, die Öffnung nach außen und enge jekte. Voraussetzung für hohe Akzeptanz und sie ihre eigene Ästhetik entwickeln.“ Sirikit Verzahnung mit dem Schulprofil. Lern- und breite Nutzung sei die Einbindung und Be- Amann von KulturKontakt Austria ergänzt: Raumkonzept greifen dabei ineinander.“ teiligung der Jugendlichen – vom Aufbau bis „u19 zeigt, daß vieles, das heute über web Christian Dorninger vom Bundesministerium zum Userbeirat. Angelika Plank und Wolf- 2.0 gesprochen wird, von den Jugendlichen für Unterricht, Kunst und Kultur ergänzt: gang Hoffelner, beide von der Bildnerischen schon lange vorweggenommen wurde. Sei „Die individuelle Kompetenzförderung muß Erziehung der Kunstuni Linz, sprachen über es die kreative Selbstinszenierung, die Ent- zentrales Anliegen sein. Kooperatives offe- neue Ansätze in der Ausbildung künftiger wicklung von Programmen und Websites nes Lernen bildet eine wichtige Alternative PädagogInnen. Sich kontinuierlich verän- oder das Artikulieren realer Anliegen im vir- zu den auch im Bildungsbereich spürbaren dernde Anforderungen könnten nur mittels tuellen Raum.“ Kinder und Jugendliche wür- Globalisierungs- und Vereinheitlichungsten- bewußter Reflexion von Theorie und Praxis den sich längst einer Mischung aus traditio- denzen. Schule ist mehr als Unterricht – die gemeistert werden. Laufende Kooperationen nellen Lern- und Ausdrucksformen sowie social software wird immer wichtiger.“ zwischen Linzer Schulen, dem Ars Elec- neuer Medien und ihrer digitalen Räume Projektpräsentationen unterstrichen die tronica Center und der Kunstuniversität Linz bedienen – ein „Entweder-Oder“ hat ausge- Notwendigkeit der Vernetzung von schuli- könnten diese Abstimmung zwischen Praxis dient. schem und außerschulischem Bereich. Die und Theorie sinnvoll befördern. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 77 Medien Medienkompetenz & interkulturelle Bildung

Neue Medien und digitale (Identitäts-) Räume stellen vor neue Herausforderungen. Die Fragen „Wer bin ich?“ oder „Wo gehöre ich hin?“ sind schwieriger denn je zu beant- worten. Anhand zahlreicher Beispiele illus- trierte Bettina Pirker, daß Identitäten zuneh- mend weniger durch Tradition, als vielmehr durch Interaktion hergestellt würden. Damit seien nicht nur Herausforderungen, sondern zugleich Chancen verbunden – für ein inter- kulturelles Miteinander etwa. Gefragt sei aber mehr als herkömmliche Medienkompe- tenz. Es brauche die Fähigkeit das Potenzial des „dritten Raums“ erkennen und berück- sichtigen zu können. Ein Beispiel für inter- kulturelle Bildung und aktive Nutzung von Medien präsentierte das Linzer Georg von Peuerbach Gymnasium: Das Projekt „Globa- les Lernen – soziales Lernen“ dokumentiert das gelungene Umdenken in Richtung fächer- übergreifenden Unterricht, welcher neu struk- turierte Inhalte, alternative Vermittlungsfor- men sowie ein aktualisiertes Leitbild bein- halten müsse. Ein außerschulisches Projekt stellten Simone Boria und Otto Tremetzber- ger von VICE VERSA vor: „Mit unserer grenzüberschreitenden Plattform bieten wir Jugendlichen aus Tschechien und Oberöster- reich die Möglichkeit, ihr eigenes Radio zu machen“, so Otto Tremetzberger. „Wir stel- len die Strukturen bereit und die Jugendliche überlegen, wie sie diese gemeinsam nutzen wollen.“ Simone Boria unterstrich, daß die- ser Austausch nicht allein über das Internet erfolge: „Die persönliche Begegnung, das Miteinander-Gestalten ist genauso wichtig. Deshalb organisieren wir unsere Medien- camps – in Tschechien und in Österreich.“

Trickfilmstudio „u19 – freestyle computing“ ist Öster- reichs größter Jugendcomputerwettbewerb, der sich seit 1998 im Rahmen des internatio- nalen Prix Ars Electronica als Schnittstelle zwischen dem kreativen Geist der Jugend- lichen und unserer Zukunft etabliert hat. Die steigende Anzahl und Vielfalt der jährlichen Einreichungen von Internetanwendungen, Webpages, Grafiken, Computeranimationen, Sounds und selbst programmierten Soft- ware- sowie Hardware-Anwendungen zeigt eine unkonventionelle und kreative Ausein- andersetzung mit unserer Mediengesell- Alle Fotos: rubra schaft. u19 – freestyle computing: Trickfilmstudio (oben), Animation Studio (Mitte) und http://www.aec.at – http://www.u19.at »Winamp-Fernsteuerung« von Dominik Amschl (Österreich, Prix 2006) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 78 ÖJ Reisetip Die Perle des Strudengaus Grein, das historische Städtchen an der Donau Alle Fotos: Tourismusverband Grein Das älteste Wohnschloß Österreichs wurde von 1500 bis 1700 erbaut und bietet einzigartige Raumerlebnisse

as alte Donaustädtchen Grein wird von museum. Das älteste Wohnschloß Österr- gewordenen „Greiner Sommerspiele“. 2007, Dden Dichtern „Die Perle des Struden- reichs wurde von 1500 bis 1700 erbaut und in der 44. Saison, wird die Komödie „Diener- gaus“ genannt. Seit 1491 besitzen die Bürger bietet einzigartige Raumerlebnisse mit origi- ehepaar gesucht“ von Oliver Hassenkamp von Grein die Stadtrechte. Heute bezaubert naler Wanddekoration: der imposante Ritter- aufgeführt (Premiere: Samstag 7. Juli 2007). Grein mit seinem nostalgischen Charme. saal, die Schloßkapelle mit dem Weihnachts- Ebenfalls zu einem kulturellen Fixpunkt Eine der herausragendsten Sehenswürdig- altar, das faszinierende Zellengewölbe mit haben sich die Donaufestwochen im Stru- keiten von europäischer Bedeutung ist das seinem Licht- und Schattenspiel, die voll- dengau, alte Musik an historischen Orten mit Historische Stadttheater (1791). Ein liebens- ständig mit Kieselmosaik ausgeschmückte Kontrapunkt aus der Moderne, entwickelt. würdiges „Stil-Gemisch“ bestimmt die In- Sala Terrena und der stimmungsvolle Arka- Während dreier Wochen präsentiert sich das neneinrichtung. Es gibt in Grein eine leben- denhof. Donauland-Strudengau alljährlich als Po- dige Theatertradition, die, mit einigen Unter- Das Schiffahrtsmuseum mit seiner Samm- dium lebendiger musikalischer Zwiesprache brechungen, nachweislich bis ins 18. Jahr- lung detailgetreuer Modelle bietet Einblick des Originalklangs Höhepunkt ist alljährlich hundert zurückreicht. Neben dem histori- in die verkehrstechnische Geschichte der die Opernaufführung auf Schloß Greinburg. schen Stadttheater kann auch die Sonder- Donau und ihrer Zuflüsse. Nur mit Führung 2007 steht mit „Romeo und Julie“ von G. A. ausstellung „Das war einmal so Sitte… – zu besichtigen sind die Coburger Festräume Benda die erste Oper nach einem der be- Sommerfrische im Strudengau“ besucht mit ihrem kostbaren Mobiliar. rühmtesten Stücke von William Shakespeare werden. „Die heimliche Kulturhauptstadt“ des un- ab Anfang August am Programm. Über Grein thront Schloß Greinburg und teren Mühlviertels wird Grein auch genannt. Ausgehend von der barocken Idee „Schön- mit dem Oberösterreichischen Schiffahrts- Weithin bekannt sind die schon zur Tradition heit, Genuß und Vergänglichkeit“ findet heu- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 79 ÖJ Reisetip er zum 2. Mal die internationale Sommer- akademie „Kontrapunkt.“ in Grein und St. Ni- kola statt. Unter der Leitung der Künstlergrup- pen „BastART“, dem „Tanzstudio AngeLeo“ und dem „Kunstverein stromauf“ werden Workshops und Seminare aus Grafik, Malerei, Tanz und Schauspiel angeboten. Informationen: http://www.kontrapunkt.at Die landschaftlichen Naturschönheiten von Grein und dem Strudengau laden zu sportlichen Aktivitäten z. B. Radfahren, Wandern, Nordic Walken ein. Ein Wan- derhighligt für die ganze Familie ist die Stil- lensteinklamm. Ausgangspunkt ist der Wan- derinfopunkt in Grein. Der gut beschilderte Wanderweg führt durch das Donaustädtchen Grein. Vorbei an der Galerie in Granit begleiten Sie Petroglyphen bis zum Klamm- eingang. Bei der halben Wegzeit kommen Sie zum Werfensteinblick mit einer herrli- Durchwandern Sie die wildromantische Stillsteinklamm in der Nähe von Grein chen Aussicht auf das Donautal und die Insel Wörth. Diese Insel steht unter Naturschutz Stausee vorbei, ein Stück auf einem Gü- Lassen Sie sich durch die vielfältige und zählt zu den schönsten Donauinseln. terweg und zuletzt auf einem Waldweg bis Gastronomie mit Schmankerln aus Küche Von hier führt der Weg zum Klammeingang zum Gasthof „Aumühle“. Der Wanderweg und Keller verwöhnen. Traditionelle Kaffee- bei der Gießenbachmühle. Entlang von Gra- Nr. 7 führt Sie durch sanfte Mühlviertler Hü- häuser laden Sie am Nachmittag zu Kaffee nitfelsen geht es zum Wasserfall und weiter gellandschaft zurück in das Donaustädtchen und Kuchen oder einem unvergeßlichen zur „Steinernen Stube“ und zum „Stillen Grein. Die Gesamtstreckenlänge beträgt Eisbecher ein. Stein“. Von hier führt der Weg an einem 7,5 km, die Gehzeit etwa 3 Stunden. http://www.oberoesterreich.at/grein

Eine der herausragendsten Sehenswürdigkeiten von europäischer Bedeutung ist das Historische Stadttheater (1791) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 80 Kultur Das war einmal so Sitte … Sommerfrische im Strudengau – Sonderausstellung im Historischen Stadttheater Grein

as historische Stadttheater Grein ist als heute ihre ungebrochene Faszination ausübt. noch nie öffentlich gezeigt. So gesehen, Dältestes weltliches Theater Österreichs Einen weiteren Schwerpunkt der kom- stellt die nun zusammengestellte Schau eine zweifellos eine Sehenswürdigkeit von euro- menden Ausstellungssaison bilden Pläne Sensation für alle Liebhaber der Donau dar. päischer Bedeutung. Ein liebenswürdiges und Karten, welche den Donauverlauf zwi- Die Darstellungsweise der mehr als 200 Jah- „Stil-Gemisch“ bestimmt die Inneneinrich- schen Grein und Ybbs betreffen. Der Donau- re alten Pläne wirkt auf uns ästhetisch an- tung. Eine Einmaligkeit stellen die „Sperr- strudel und der Wirbel waren bis ins 20. sprechend, doch man sollte nicht vergessen, sitze“ dar. Bei dieser Frühform des Theater- Jahrhundert gefährliche Hindernisse für die daß dies der Beginn unserer heutigen techni- Abonnements kaufte man für einen be- Schiffahrt, im Zentrum steht die bekannte schen Planzeichnung ist. stimmten Zeitraum einen Schlüssel. Die Sitz- Insel Wörth. Die Karten und Pläne wurden http://www.grein.at fläche wurde hochgeklappt und mit einem in die Rückenlehne greifenden Schloß abge- sperrt, woher sich der Begriff „Sperrsitz“ ableitet. Dieses früher verbreitete Patent hat sich nur in Grein erhalten. Mit dem „Abort“ und dem „Gemeindekotter“ zählen die "Sperrsitze“ zu den vielbestaunten Kuriosa des Theaters. Im Stadttheater kann auch die Sonder- ausstellung „Das war einmal so Sitte… – Sommerfrische im Strudengau“ besucht werden. Wie die noble Gesellschaft der Jahr- hundertwende um 1900 standesgemäße Er- holung in der reizvollen Donaugegend des Strudengaus suchte, wird ebenso gezeigt wie die Badekultur in den Sommerbädern. Tau- chen Sie ein in ein lebendiges Bild jener gol-

denen Epoche des Fin de Siècle, die bis Fotos: Tourismusverband Grein ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 81 ÖJ Reisetip Ins Innere des Salzkammerguts Vom Weltkulturerbe zum Wanderkompetenzzentrum

Von Wolfgang Heitzmann.

ach einer Weile erscheinen Felsen, die Nwie Kirchen gerade aus dem Grasboden aufsteigen und zwischen deren Mauern man längere Zeit hinangehen kann …“ Wer im Dachsteingebirge unterwegs ist, sollte schon eine Wegbeschreibung dabeihaben. Diese hier ist zwar nicht mehr ganz neu, aber selbst im Angesicht der Gletscher durchaus zutref- fend: „Es lagen Hügel da, die wie zusam- mengeschobener Schaum aussahen, als wä- ren Balken und Stangen von Edelsteinen durcheinander geworfen worden … In eini- gen waren Höhlen eingefressen, durch die man mit einem Arme durchfahren konnte, mit einem Kopfe, mit einem Körper, mit einem ganzen großen Wagen voll Heu. In der ganzen Höhlung aber war es blau, so blau, wie gar nichts auf der Welt ist …“ Mit so viel Poesie präsentiert nur Adal- bert Stifter das Dachsteingebirge. Mit der Lektüre seiner Novelle „Bergkristall“ wird die dreistündige Wanderung von der Gjaid- alm zur Simonyhütte zum besonderen Ge- nuß: nicht nur wegen der fantastischen Hochgebirgsszenerie, die zwischen saftigen Almwiesen und bizarr verwitterten Wetter- zirben, spaltigen Eisflächen und majestäti- schen Felsgipfeln alle Register landschaft- licher Vielfalt zieht, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß sie der Dichter zwar mit Fantasienamen, ansonsten aber exakt wie der Alpenvereinsführer beschreibt. Wie in- tensiv mußte der Dichter wohl vor Ort re- cherchieren? Die Antwort mag erstaunen: gar nicht. Sein detailliertes Wissen über das Dachsteingebirge verdankte er vor allem je- nem Mann, nach dem unser Hüttenziel am Rand des Hallstätter Gletschers benannt ist: Der Geograf Friedrich Simony (1813-1896) erforschte, beschrieb, zeichnete und fotogra- fierte den ganzen Gebirgsstock, verbrachte als erster Mensch eine Nacht auf dem Dach- steingipfel und besuchte – was anno Bie- dermeier noch als lebensbedrohlich galt – Idyllischer Rastplatz mit herrlichem Dachsteinblick Foto: OÖ Tourismus/Himsl den Gletscher sogar mitten im Winter. Der „Abenteurer im Gelehrtenrock“ war mit Stif- tausenden nach Salz gegraben wird, laden Janu: Dort kann man sich nicht nur ausrüs- ter befreundet, und dieser setzte ihm ein lite- auch Themenwege zu spannenden „Zeit- ten, sondern dank privater Ausgrabungen rarisches Dachstein-Denkmal. reisen“ ein. Am besten besucht man zuvor auch in die Urgeschichte des Ortes hinab- Diese Spurensuche ist nur eine von vielen die „Salzwelten“, das Schaubergwerk hoch steigen. Möglichkeiten, das Innere Salzkammergut über Hallstatt, das Museum Kulturerbe un- Derart mit Wissen und Vorfreunde verse- per pedes zu erforschen. Hier, wo seit Jahr- ten im Ort – und das nahe Sportgeschäft hen, läßt sich der historische Soleleitungs- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 82 ÖJ Reisetip weg besonders vergnüglich beschreiten. Er folgt einer Rohrleitung, in der seit 1607 Wasser mit gelöstem Salz vom Hallstätter Bergwerk zum 42 Kilometer entfernten Sud- werk (Saline) von Ebensee fließt. Daher führt diese mit zahlreichen Erlebnisstationen aus- gestaltete Route – abgesehen vom steileren, mit Treppen und Geländern ausgestatteten „Einstieg“ durch die felsige Höllschlucht – stets leicht bergab. Auf dem ersten Abschnitt geht es unter dem Motto „Berge, Wald und Seen“ vom Rudolfsturm hoch über Hallstatt durch steile Waldhänge nach Bad Goisern, der Heimat der gleichnamigen Wanderschu- he. Was es dort sonst noch an innovativem Gewerbe gab und gibt, erfährt man auf dem örtlichen Themenweg „Goiserer Geschich- te(n)“. Die Mündung des Gosautals über- setzt man übrigens auf dem so genannten Gosauzwang, einer für die damalige Zeit höchst spektakulären Brücke. Idyllisch am Fuße des Dachstein gelegen: der Gosausee Foto: OÖ Tourismus/Bohnacker Dort sollte man die Gelegenheit ergrei- fen, der nahen Gosau einen Wanderbesuch gel: Ersterer bildet das Rohmaterial für die Wasserfällen im tief eingeschnittenen abzustatten. Auch dieses sonnige Hochtal einst weitum begehrten Gosauer Schleif- Echerntal bei Hallstatt-Lahn, wo zudem die am Fuße des vielgezackten Gosaukammes steine, während sich in zweiterem unzählige ausgeschliffenen Felstöpfe eines „Gletscher- bietet einen einfach zu begehenden The- Fossilien finden, die als Schmuckstücke gartens“ an das Ende der eiszeitlichen Eis- menweg, auf dem man viel über die Zusam- geschliffen werden. zungen erinnern. Wie das Regenwasser den menhänge zwischen Wildnis und Bauern- Gleich 200 Millionen Jahre der Erd- eisenharten Kalkfels aufzulösen vermag, land erfährt. Und über die „Gosauschich- geschichte dokumentieren die naturkund- zeigt der Karstlehrweg vom Krippenstein ten“, einer etwa 90 Millionen Jahre alten lichen Wanderwege im Bereich Hallstatt- (Bergstation der Obertrauner Dachstein- Gesteinsformation aus Sandstein und Mer- Obertraun. Etwa der Spaziergang zu den seilbahn) zur Gjaidalm sehr eindrucksvoll.

Ein Blick vom Sarstein hinunter auf einen Zipfel des Hallstättersees im Inneren Salzkammergut. Foto: OÖ Tourismus/Ritzberger ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 83 ÖJ Reisetip

Drei Stunden lang wandert man durch die Altaussee, durch stille Wälder, in denen sich wohl niemand widersetzen: Ihm erlagen wüstenhafte Hügellandschaft rund um das schon vor 2000 Jahren die Römer unterwegs schon im 19. Jahrhundert Adelige und Aben- „Heilbronner Kreuz“ und genießt Pracht- waren, oder auf hohen Stegen über der tief- teurer, Dichter und Denker; ihm erliegen blicke zum vergletscherten Dachstein. sten Stelle des Hallstätter Sees. heutzutage noch Künstler wie Hubert von All das weckt sicher den Wunsch, einmal Wer diese wunderbare Region durchwan- Goisern oder Schiftsteller wie Alfred Koma- nachzusehen, wie das kühle Naß im Ber- dert, wundert sich natürlich nicht darüber, rek. Ganz restlos aber erliegt ihm, wer die gesinneren als Baumeister wirkt: Im Dach- daß sie von der UNESCO auf die Liste des Wanderschuhe schnürt, um per pedes den stein-Höhlenpark auf der Schönbergalm, der Weltkulturerbes gesetzt wurde. Dem geheim- einen oder anderen Blick ins Innere des ersten Zwischenstation der Obertrauner nisvollen Zauber, der von ihr ausgeht, kann Salzkammerguts zu werfen. Dachsteinseilbahn, öffnen sich zwei Fels- portale, hinter denen sich gewaltige Gänge und Hallen 800 Meter unter der Dachstein- Informationen Tourismusverband Inneres Salzkammergut, Kirchengasse 4, A-4822 Bad Goisern hochfläche, aber auch atemberaubend schö- Telefon: ++43 / (0)6135 / 8329, http://www.inneres-salzkammergut.at ne Eisformationen verbergen. Ein dritter all- gemein zugänglicher Schlund lädt ein Anreise: Aus Richtung Wien/Linz auf der Themenweg Obertraun: „Durch Kalk und Westautobahn A1 bis Ausfahrt Regau, dann Karst“, Rundweg vom Bahnhof Obertraun auf der Salzkammergut-Bundesstraße über über den Koppenwinkel, Gehzeit 3 Stun- Gmunden und Bad Ischl nach Bad Goi- den. sern. Von dort nach Hallstatt, Obertraun Schönbergalm: Themenwege zur Mam- oder Gosau. Aus Richtung München/Salz- muthöhle und zur Rieseneishöhle, Auf- burg auf der Westautobahn A1 bis Ausfahrt fahrt mit der Dachsteinseilbahn von der Mondsee, dann auf der Bundesstraße über Talstation bei Obertraun, Gehzeit jeweils St. Gilgen und Bad Ischl nach Bad Goi- 1 Stunde hin und retour. sern. Karstlehrpfad Krippenstein – Gjaidalm: Mit der Bahn: Westbahn Salzburg – Linz Auffahrt mit der Dachsteinseilbahn von bis Attnang-Puchheim, von dort mit der der Talstation bei Obertraun, Gehzeit 3 Stun- Salzkammergutbahn über Gmunden und den, nur bei guten Wetterverhältnissen rat- Bad Ischl nach Bad Goisern, zur Bahn- sam! haltestelle Steeg-Gosau (Bus nach Gosau „Der Weg durch die Wildnis“: Von der und zum Gosausee), zur Bahnhaltestelle Bahnhaltestelle Obertraun-Koppenbrüller- Hallstatt (Schiffsverbindung mit Hallstatt höhle zum Bahnhof Bad Aussee, Gehzeit bzw. Hallstatt-Lahn) und nach Obertraun 3 Stunden, Rückfahrt per Bahn. bzw. zur Bahnhaltestelle Obertraun-Kop- Salzkammerweg: vom Gasthaus Koppen- penbrüllerhöhle (nur im Sommer). rast durch das Koppental und die Ortschaft Häuserzeile in Hallstatt im Inneren Salz- Sarstein zum Sommersbergsee 4 Stunden kammergut Foto: OÖ Tourismus/Himsl Themenwege: Bad Goisern: Ortsrundweg (vom Bahnhof Bad Aussee 2 Stunden), Stockwerk weiter unten zur Besichtigung „Goiserer Geschichte(n)“, Start beim Tou- weiter nach St. Agatha 4–5 Stunden, auf ein: die Koppenbrüllerhöhle, in der das Was- rismusbüro im Höpflingerhaus, Gehzeit dem Hallstätter-See-Ostufer-Weg nach ser bis heute aktiv arbeitet. Man erreicht sie 1,5 Stunden. Obertraun 3 Stunden, von dort durch den nur zu Fuß, am besten vom Bahnhof Ober- Gosau: Rundweg „Wildnis und Bauern- Koppenwinkel zum Gasthaus Koppenrast traun auf dem Themenweg „Durch Kalk und land“, Start beim Tourismusbüro, Gehzeit 1 Stunde. Karst“, der durch den stillen Koppenwinkel 2 Stunden. mit seinem kleinen See und seinen ungestü- Hallstatt: „4500 Jahre Salzkultur“, Rund- Karten und Wanderführer: men Quellen führt. Eine zweite Möglichkeit weg durch den Markt, Start beim Buster- „Kompass“ Wander- und Bikekarte Nr. 20 wäre, beim Bahnhof Bad Aussee zu starten minal im Ortsteil Lahn, Gehzeit 1 Stunde. „Dachstein – Ausseerland, Bad Goisern, und dem „Weg durch die Wildnis“ durch das Hallstättersee-Ostuferweg, von Obersee Hallstatt“ (Maßstab 1:50 000, mit Info- (Bahnhaltestelle) nach Obertraun, Gehzeit broschüre und Tourenführer) tiefe Tal der Koppentraun zu folgen. Beide 2 Stunden. „Kompass“ Wander- und Bikekarte Nr. Routen sind übrigens Abschnitte des neuen Hallstätter Salzberg: Gräberfeld-Lehrpfad, 020 „Inneres Salzkammergut – Ausseer- und durchgehend beschilderten „Salzkam- Start bei der Bergstation der Salzberg- land“ (Maßstab 1:25 000, mit Infobroschü- merweges“, der den Hohen Sarstein umrun- Standseilbahn (Auffahrt von Hallstatt- re und allen Themenwegen) det. Obwohl er mit einer Gesamtlänge von Lahn), Gehzeit ca. 30 Minuten. „Kompass“ Digital Map Nr.4020 „Salz- mehr als 40 Kilometern an Marathon-Di- Historischer Soleleitungsweg: „Der Weg kammergut Süd“ (digitale Karte auf CD, mensionen herankommt, sollte man hier kei- des Salzes“ vom Hallstätter Salzberg nach zoombar bis zum Maßstab 1:10 000) neswegs hetzen: In etwa drei Tagen ist die Bad Goisern, Gehzeit 2,5-3 Stunden, mit „Kompass“-Wanderbuch Nr. 918 „Salz- abwechslungsreiche Route für die ganze Fa- der Standseilbahn von Hallstatt-Lahn auf kammergut Süd – Dachstein, Ausseerland“ milie problemlos zu „machen“. Dank der den Salzberg, Rückfahrt von Bad Goisern von Wolfgang Heitzmann (mit 50 Wan- nahen Bahnlinie und der Schiffahrt läßt er per Bahn zur Bahnstation Hallstatt, dann derungen und Bergtouren) sich natürlich auch in einzelnen Teiletappen mit dem Schiff zum Ausgangspunkt zurück. Alle Karten sind voll GPS-kompatibel! erwandern – vorbei am Sommersbergsee bei ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 84 ÖJ Reisetip Kleine Seebären und schräge Lageaffen Bunter Wasserspaß für die ganze Familie am Mondsee.

Von Claudia Jörg-Brosche. Foto: OÖ Tourismus/Schwager

Ein herrlicher Ausblick bietet sich dem Segler über den Mondsee hinweg zur steil aufragenden Drachenwand

er dunkelblaue, idyllische Mondsee im chigen Raum. Er kommt quasi an der Hand der Pinne das Ruderblatt bewegt, welches DSalzkammergut ist Heimat einer selte- des Segellehrers Werner. Gemeinsam mit das Segelboot steuert, daß unsere Nußschale nen Tiergattung: Hier finden Interessierte die anderen Familien absolvieren wir einen ein Groß-Segel und ein Vorsegel oder Fock Spezies der Lageaffen. Doch man muß kein Schnupperkurs im Segeln – und zwar die hat, die wiederum mit der Groß-Schot bzw. Zoologe sein, um ihn zu finden, sondern ganze Familie zusammen. Ein Wochen- Fock-Schot bedient werden. Alles klar? Da- vielmehr Wassersportler, ganz konkret Seg- endvergnügen der ganz besonderen Art! mit keine Mißverständnisse aufkommen, ler – oder zumindest angehender Segler. Zunächst müssen wir natürlich ein wenig wird festgelegt, wer das Sagen an Bord hat: Dieser muss dann aufpassen, daß er nicht Theorie über uns ergehen lassen, die jedoch Chef des Segelbootes ist der Steuermann an blitzschnell selber zum Lageaffen wird. Das auch für die kleinen Familienmitglieder der Pinne. Alle anderen Insassen des Bootes kommt nämlich schneller als man denkt! leicht verständlich und humoristisch serviert haben die wichtige Aufgabe, das Boot in der Zum ersten Mal treffen wir den Lage- wird: Wir hören über die Bestandteile des richtigen Lage (sprich: Neigung zum Wind) affen in der Segelschule Mondsee, der größ- Sportgerätes Segelboot, daß der Bug vorne, zu halten, indem sie ihr Gewicht strategisch ten Surf- und Segelschule im deutschspra- das Heck hingegen hinten ist, daß man mit richtig verteilen. Paßt dem Steuermann die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 47 / 13. 04. 2007 85 ÖJ Reisetip

Unter ihrem Motto „Von A wie Anbandeln bis Z wie zur Zeit Liebeskummer“ gibt es auch Segelkurse für alleinreisende Eltern- teile mit Kind samt Kindertante für die Klei- nen oder einen Liebeskummer-Workshop: Die gemeinsame sportliche Betätigung und eine Psychotherapeutin sollen über zerbro- chene Beziehungen hinweg helfen. Was anderswo schon rar geworden ist, bietet Oberösterreich in Hülle und Fülle – klares, sauberes Wasser. Das vielbesungene, malerische Salzkammergut ist mit seinen insgesamt 76 herrlichen Seen (allesamt in Trinkwasserqualität) ein Paradies für Was- sersportler jeden Alters und Anspruchs – hier gibt es nichts, was es in Sachen nasser Spaß oder Abenteuer nicht gibt. Und gerade der Mondsee mit seinem kleinen benachbarten Pendant Irrsee, als die wärmsten der Salzkammergut-Seen, punkten in Sachen Wasserspaß für die ganze Familie besonders: hier sind nicht nur kleine Seebären und schräge Lageaffen, sondern auch nimmer- müde Wasserratten voll in ihrem Element. http://www.salzkammergut.at

Hinaus aufs Wasser zur ersten Segelstunde im Salzkammergut. Foto: OÖW

Neigung nicht, reicht das Kommando „Lage!“ Brise). Wir erleben herrliche Stunden auf und die Passagiere, die geglaubt haben, sie den blauen Wogen des Mondsees! haben einen ruhigen Job, müssen hüpfen und werden damit unverhofft zum Lageaffen – Segelkurse für alle ja, so schnell kann’s gehen! Familien-Variationen Dann kommt der Moment, wo unsere Fa- milie erstmals mit dem Segelboot in See Was die Segelschule Mondsee von ähn- sticht. Klar, Papa macht den Chef, der Segel- lichen Institutionen unterscheidet, ist ihre lehrer schaut streng und der Rest der Familie Familienfreundlichkeit – nicht als leeres ist zum Arbeiten verurteilt. Die Kids nehmen Schlagwort, hier wird sie tatsächlich gelebt. ihre Aufgabe als Lageaffen so ernst, daß zu- Besitzerin Brigitte Brandstötter ist eine stu- nächst das Gleichgewicht des Segelbootes dierte Soziologin, die stets ihre Gästestruk- ernsthaft in Gefahr gerät. Doch ein Macht- tur genau beobachtet, Bedürfnisse in Pro- wort des Steuermanns beruhigt die Lage (im gramme umsetzt und Segel- und Surfkurse wahrsten Sinn des Wortes!). Was folgt, ist für alle familiären Varianten anbietet: Eltern ergriffenes Staunen, denn Segeln ist erstaun- allein – Kinder betreut, Eltern gemeinsam lich einfach (zumindest mit ein wenig Theo- mit ihren Kindern, Kurse für Kids mit rie im Hinterkopf, einem Segellehrer als Mittagsbetreuung oder Sportferien für Ju- Hit für alle Wasserratten: das Alpensee- Begleitung und einer sanften, gleichmäßigen gendliche mit Betreuung rund um die Uhr. bad Mondsee. Foto: Claudia Jörg-Brosche