INKOTA-Geburtstagsbrief 50 Jahre Aktionsgemeinschaft für die Hungernden

Liebe Leserinnen und Leser! Mit diesem Geburtstagsbrief erinnern wir an die Grün- dung einer der ersten entwicklungspolitischen Organisa- Vor 50 Jahren, im Sommer 1957, initiierte Präses Dr. tionen in Deutschland und den ökumenischen Kontext, Lothar Kreyssig den Aufruf „Für die Hungernden“ und in dem diese Initiative entstanden ist. Immer wieder begründete damit die „Aktionsgemeinschaft für die begegnen wir dabei Dr. Lothar Kreyssig, dessen Sehnsucht Hungernden“ (AfH). Aus dieser gemeinsamen Wurzel der nach Gerechtigkeit und konkretes Handeln weiterhin Ökumene für die Weltverantwortung entstanden später Inspiration und Vorbild sein können. in Ost und West Organisationen mit unterschiedlichem Wir bedanken uns bei den AutorInnen und Fotografen Profil. für ihre Mitarbeit. Freuen würden wir uns, wenn dieses Im Ostteil des Landes lud die AfH 1971 zu einer Tagung 50-jährige Jubiläum eine Debatte über Ziele und Moti- in Halle/Saale ein, aus der sich später das INKOTA-netz- vation unseres Engagements entfachen würde. Beiträge werk entwickelte, das sich bis heute seiner Wurzel AfH für den INKOTA-Brief sind willkommen. eng verbunden fühlt. Im Westteil wurde 1973 die AfH in die aktiv arbeitende Aktionsgemeinschaft Solidarische Eine anregende Lektüre wünschen Annette Berger, Welt (ASW) umbenannt. Hans-Joachim Döring und Michael Krämer.

Gesinnung erweist sich durch die Tat 50 Jahre „Aktionsgemeinschaft für die Hungernden“ – ein folgenreicher Aufbruch aus ökumenischer Ungeduld / Joachim Garstecki

Die Gründung der „Aktionsgemeinschaft für Kreyssigs, seine ab 1953/54 formulierte Idee nationaler Selbstbestimmung, politisch wie die Hungernden“ (AfH) im Sommer 1957 der „Ökumenischen Diakonie“, einer selbst- wirtschaftlich, konfrontiert worden. Die Re- 7HE6; BG;4EE8LFF<:HA7E<6; ´??8E 4A- losen ökumenischen Initiative zugunsten der alität des Hungers in der Welt und der Skan- gloff ist eingebettet in eine ökumenische Hungernden in der Welt, „vom Kopf auf die 74?78EHA:?8<6;8AHA7HA:8E86;G8A)8EG8<- )BE:8F6;<6;G8HA7B;A8F<8A<6;GMHI8EFG8- Füße“ zu stellen. In einer großen gemein- lung der Güter bestärken ihn in der Überzeu- ;8A &<8J4E74FIBE?HÂ:?8GMG8?<87GHA7MH78A delt“ und „überall grundsätzliche Zustim- großen Weltproblemen handelte, war er ganz mung gefunden“ hat. In verschiedenen Aus- unmittelbar mit der sozialen Lage der Ent- arbeitungen hat Kreyssig ab Ende 1954 seine wicklungsländer und mit deren Streben nach Lothar Kreyssig – Visionär der Nord-Süd-Arbeit )BEFG8??HA:8A74E´58EA<878E:8?8:G J<874F

I )BE;458A9HA>G8AJ?EHA:8A 7<8 auf eine Hauptmahlzeit ersparen.“ Zu den Zum einen schlug er vor, direkte Paten- Unentschlossenheit der angefragten Kir- Erstunterzeichnern des Aufrufs gehörten ne- schaften zwischen Gebern und Empfängern chenführer, die den Kairos des Handelns, von ben Freunden Kreyssigs aus der Bekennenden der kirchlichen Hilfe aufzubauen. Sie sollten Kreyssig als „gewissensnotwendig“ erkannt, Kirche unter anderem Heinrich Albertz, Willy die Anonymität eines seelenlosen Spenden- nicht sehen konnten oder GE4AF98EF4HFF6;?<8˜8AHA7 8A- wollten; den „typisch protestan- F6;8AHA@4H@E9B?:F4HF- sig benutzte 1957 in diesem Zu- sichten zu bieten schien. Die sammenhang erstmals den Be- maßgeblichen kirchlichen Gre- griff „nachhaltig“ (engl. „sustai- mien winkten ab. Resigniert nable“), als er von der „Weltauf- F6;E<85 8E A78 ÛØßÔ  T*4;E- gabe Nummer eins“ sprach, „den scheinlich bin ich auch von An- Hungernden nachhaltige, ihnen 58:?<6;HA:>8 ferchesar ökologisch und nachhaltig sich vor Augen führt, dass die habe.“ Kategorie „Nachhaltigkeit“ in der E4A7G "GGB&H;E EAFG 8@@8EHA784@ >BA>E8G8?8´;A8)BEF6;?4:  mals 1956 auf dem Frankfurter Kirchentag 5E4H6;54E8#E4K

II dem, was Ökumenische Diakonie von den Kirchen eigentlich verlangt, um Jahre voraus- geeilt. Wie ein schroffer Fels ragt er in die Der Gründungsaufruf, Juli 1957 ökumenische Bewegung der Nachkriegszeit hinein, die 1945 noch ganz auf die Europa- :8A74ÂK<8EGJ4EHA78EFG?4A:F4@?8EAG8  FÜR DIE HUNGERNDEN dass es längst um die „Tagesordnung der 4H@8H@8ABA )®?>8EHA7EG8®AA8A =8A8AHAM;?<:8A74E58A78A !46;54EAHA74HF:8ABFF8A<@8<:8A8A)B?> )BAHAF8E8E8F88E®99A8AF<6;HAF8E8E Jahre zuvor angemahnt und eingefordert Teilnahme nur, wenn sie eine wirkliche Solidarität verspüren. hatte. 4MH8A4A7<8 E8H@8AHAG8EFG´GMG  4H9:8AB@@8AHA7J8H@8AH@8AH@8A

Joachim Garstecki war von 1971 bis 1990 Studienreferent für Friedens- Dr. Dr. Klaus Thomas, Oekumenischer St. Lukasorden fragen beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, anschließend bis E 88? Bevollmächtigter der Bundesrepublik in Berlin 2000 Generalsekretär der deutschen Sektion von Pax Christi und von 2001 bis Anfang 2007 Geschäftsführender Studienleiter der Stiftung Adam von Trott, Imshausen. Er lebt jetzt in im Ruhestand.

III Bewusstseinsbildung statt Almosen Lothar Kreyssig, die Aktionsgemeinschaft für die Hungernden und die Anfänge von INKOTA Hans-Joachim Döring

*4F>4AAMH@ das Fundament der ständigen Information, teilgenommen haben, gesagt werden? Welchen Wurzelgrund gibt der gezielten Bewußtseinsbildung, der Be- - Koordinierung der kirchlichen Aktionen es da zu entdecken? seitigung veralteter Klischees und Strukturen und Einwirkung auf ihre sachgemäße Wir- Die von Lothar Kreyssig gegründete ge- eine konstruktive Entwicklungshilfe unmög- kungsweise, um Fehlschläge zu vermeiden. samtdeutsche Initiative AfH hatte regelmä- lich ist, da Almosen nur die Ursachen des Auf der Tagung wurde ein „Sechser-Kreis“ ßige Spender in den zwei deutschen Wäh- Elends verwischen, zu mildern suchen, ohne zur Koordinierung der entwicklungspoliti- EHA:F HA7%86;GF:85<8G8A"FGHA7*8FG  das Übel an den Wurzeln zu packen. (...) Wir schen Basisaktivitäten gebildet. Im Frühjahr HE6;78A4H78E8E?8A  >E8GB58EÛØ×Û:G78E fessor Erich Hoffmann.1 Hoffmann war nach entwicklungspolitische Basisarbeit gefun- DDR als Spenden für die AfH registriert. Süh- 78@)8E?HFG78F 8;EFGH;?FÛØßÙM88AHA774F „kleinen Südzweig“ und sah ihn als inte- dienstes“, eine Art mobile, regimekritische Gewissen beziehungsweise das Bewusstsein gralen Nebenbestandteil an. In den Kirchen- )B?>F;B6;F6;H?88<78ABAG4>GMHE9 "FG  Nachfolger im Präsesamt vorzuschlagen. damit ihre Not wie ihr Charme nicht (zu Die inzwischen breit diskutierten Themen Hoffmann hielt vor den rund 50 Teilneh- schnell) zu Spendenwerbezwecken miss- Entwicklungshilfe und Solidarität sollten @8EAA8A 78E'4:HA: 74F 4HCGE898E4G  5E4H6;GJ8E78A>®AA8A (A7 MHF4@@8A- stärker (vor allem in den Kirchen) beachtet T ®:?<6;>8?HA:F9®E78EHA: führen statt trennen, aufeinander zugehen werden. Das sei eine Gewissens- und Be- in der DDR“, in dem er vier Kernaufgaben für statt abgrenzen, also ökumenisch fühlen und JHFFGF8?HA:F;

&B;8<˜G8F<@H9EH9 T<8GE4HE<:8A4- - Auswertung und Weiterverbreitung Hans-Joachim Döring arbeitete von 1986 bis 1994 beim INKOTA-netz- 7<8F8EA9BE@4G4- werk, von 1994 bis 1997 bei der Stiftung Nord-Süd-Brücken und ist derzeit lyse ist kurz, denn es gibt nicht viel zu analy- Beauftragter für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kir- F<8E8A *

) Realist und Prophet Lothar Kreyssig – das Leben eines Unbeugsamen / Konrad Weiß

Es war im Sommer 1965, irgendwo in Polen. hat er kraft seines Amtes helfen können. schaftsrichter erhielt Kreyssig in der Folgezeit *?88AA8A78A 'B7F88AAGAG@F:8E<6;GF- war, nannte Kreyssig in seiner bildhaften hatte er schon zu Beginn der dreißiger Jahre hofes, und endlich Justizminister Gürtner Sprache die „ansteckende Gesundheit der Kurse für biologisch-dynamische Landwirt- F8?5FG58FGG<:G8A<;@7<8T)8EA<6;GHA:?8- )8E:85HA:^ %´6>5?<6>8A758>4AAG88E4@ schaftsführung besucht und schließlich in bensunwerten Lebens“. Als rechtliche Legiti- A78F8GB58E Bauernleben. Zunächst blieb er noch im Jus- aber kann der Amtsrichter Dr. Kreyssig dessen 1898 geboren. Die ersten dreißig Jahre seines G88AA8A T

) er entscheidend die Neugestaltung kirch- Aktionsgemeinschaft für die Hungernden nehmen, wäre wohl nicht angenommen ?<6;8E)8E94FFHA:HA7&GEH>GHE E8<4;E8 und die Aktion Sühnezeichen. Lothar Kreyssig worden, so der damalige Generalsekretär des später wurde er Präses der Synode der Kir- hatte an den Weltkirchenversammlungen ’>H@8A®AAG88AHE8A )8EF®;AHA:FJ8E>@G:8J´E- BG;4EE8LFF<::8@8<7<8 4H74GG

„So unterscheidet sich der Freie

von dem Knecht“ Lothar Kreyssig als Ehemann und Vater / Jochen Kreyssig

Es ist mir nicht mehr erinnerlich, wann ich also sicher nicht, obwohl bereits damals sein entscheidend bestimmt durch seinen uner- MH@8EFG8A 4?@BA>E8G8BE@8A 9 Jahre alt. Unser vierter Bruder Christoph In dem Haus in unserer sächsischen Heimat angenommen hatten. Der Spruch von Theo- B;4AA8FJHE788EFG<@">GB58EÛØÓØ4?F – in Flöha –, konnte es nicht gewesen sein. 7BE&GBE@?4HG8G8 HAF8E!46;>®@@?B@@G74A46; ne Erinnerungen einsetzten, schon von einem sich denken kann. 8E4A78E89E4:GAHE FG8FE86;G Pfarrer Schmidt der Bekennenden Kirche (BK) Wir zwei der drei Brüder – unser ältester Und also unterscheidet sich 4?FHFJ8<6;5´EB:8AHGMG )4G8E4E584AA@4AF8

) HF8E9G<:846>C98<98 Â8? (AF8E88?8:F6;49GF8GMG8F<6;74E´58E Jahren, eigentlich schon seit 1933, an Sorgen verabreicht. Er ertrug viele Jungenstreiche hinaus aus Kriegsgefangenen und auslän- und Nöten durchlebt und durchlitten hat, und Dummheiten seiner Söhne, aber körper- dischen Zwangsarbeitern zusammen. Fran- wissen wir nicht. Sie musste ja immer damit liche Auseinandersetzung waren ihm uner- zösische Kriegsgefangene, polnische und E86;A8A 74FF)4G8EA<6;GJ<878EMHE´6>>4@ träglich und er wollte sie unter keinen Um- russische Zivilisten, die zwangsverschleppt und sie selbst und wir Kinder ebenfalls abge- ständen dulden. worden waren, arbeiteten auf dem Bruder- holt wurden. Sie hat auch nach dem Ende des *GIBA)4G8E´58E74F J4F hof. Gegen die grundsätzlichen Weisungen Krieges kaum oder nur in vagen Andeutungen sich zwischen ihm und den Nazis, der faschis- der Nazis gab es aber bei uns vorerst keine ´58E<;E8@CÂA7HA:8A:8FCEB6;8A 6;588  8<78EGE@46;G8458E F88AA8A78A?4E J8?6;8A894;E8AF<6;HAF8E)4G8E:?4H5G8  HAF)4G8E8

) Lothar Kreyssig – der unbeugsame Visionär Lothar Kreyssig hat in seinem Leben viel bewegt. Ohne seine Initiative wäre wohl nicht nur die Aktionsgemeinschaft für die Hungernden niemals gegründet worden. Lothar Kreyssig hat durch seinen unermüdlichen Einsatz, sein visionäres Denken und sein aufrechtes Leben aber auch viele Menschen beeindruckt und zum Handeln ermutigt. Sein Beispiel wirkt bis heute fort und regt weiter an, wie die folgenden fünf Annäherungen zeigen.

GÍ78E!BE7 &´7 E588EG CÃ8:G78A!"' 4@  8@8GGHE8A Friedensdienste und von „Hilfe zur Selbsthilfe“ organisiert werden, die 1990 bis 1999 der staatlichen Solidarität eigene Akzente im Partner sollten „eine eigene Existenzgrund- Generalsekretär der Sinne der Weltverantwortung zu setzen. lage gewinnen“. Er benutzte in diesem Zu- deutschen Sektion von amnesty international. sammenhang erstmalig das Wort „nachhal- tig“, das nach vielen Jahrzehnten zum Stan- dardbegriff der Entwicklungspolitik werden Dies war Lothar Kreyssig nicht in die Wie- Annette Berger sollte. ge gelegt. Anfang der 1930er Jahre wurde ist Vorsitzende des Und so könnte ich fortfahren. Immer wie- aus dem deutschnationalen Corpsstudenten Koordinierungskreises des INKOTA-netzwerks. der stoße ich bei Kreyssig auf Gedanken und und Zeitfreiwilligen eines Freicorps ein Geg- 4˜FG58 7<88EFG4HA8AHA794FMGG8FE58 4AA ?4A: ÛØßÔ@@4?4??8E7E8<E´A7HA:8A- Kreyssigs. So forderte er zu „gemeinsamem ?F84AAG8A  Handeln“ der Christenheit auf und lies dies sident wurde, noch Deserteure der NS-Wehr- „Dass unbewältigte Gegenwart an unbewäl- >BA>E8GJ8E78A EI8E54A7)8EF®;AHA:F  macht zum Tode verurteilen ließ, war der G<:G8E)8E:4A:8A;8E4A>G 74FF4@A78 und Friedensarbeit mit der ökologischen Amtsrichter Lothar Kreyssig schon mehrere E<878A<6;GB;A8)8EF®;AHA:J8E78A>4AA  Landwirtschaft und mit Entwicklungsverant- Jahre vom Dienst suspendiert. Weil er gegen das ist weder rechtlich noch programmatisch JBEGHA: <8F8)8EÃB6;G8A;88E  8AABAG4E58- einzige, der Zivilcourage bewies, den für die schiedlichen Entwicklungen seiner Initiativen

) GHE8??8E&6;H?7- nende Ungeduld eines Lothar Kreyssig vertra- Zusammenarbeit von Präses Kreyssig. So unfähigkeit misstraute er, egal wo und in :8A 8A 8AF6;8A8?<6;8HA7A46;;4?G<:8)8EA78EHA:58- gierte unterschiedlicher Bekenntnisse enga- den und Gerechtigkeit beitragen kann, dieser J8AMH>®AA8A *8EF4:G<@4;E8ÒÚÚ×  gierten. Die ökumenische Partnerschaft der Frage galt sein Leben. „Wir haben erfahren, daß tatbereite, beharr- BA98FFGH@8A8  meinschft für die Hungernden“ (1957) ge- ist Gründungsmitglied )8EF®;AHA: 8E86;G<:>8G8 *HA78EA&<8F<6;A<6;G @88AA8A 8G8 A78@H9EH9MHE setzt. Dem Geiger der Band Pankraz, die che, die Kirchenprovinz Sachsen, weiß davon Gründung der Aktionsgemeinschaft für die )B?>8EIBA';®EA8F87<6;G8I8EGBAG8 M8<:G Einiges zu berichten, war er doch hier als HA:8EA78A9IBAÛØß×;8<˜G8F T8FBAGBA>E8G8A JHE78 H6;MHEEE<6;GHA:78E)8EF®;AHA:F- der ziemlich kompromisslose Weg dieser Hilfsprojekts für die Hungernden in der Welt kirche der mir viel bedeutenden ökume- Kirche zu Zeiten von SBZ und DDR wurde von – „der Ausdruck einer stetigen Gesinnung nischen Gemeinschaft in Taizé ging der Im- ihm wesentlich geprägt. Dass er dabei immer und einer persönlichen Solidarität“. puls von Lothar Kreyssig aus, der sein offenes die Welt im Blick hatte, macht sein Engage- Ich hatte innerhalb der Aktion Sühnezei- Zuhause Bruderhof nannte. Der Initiator der ment für die Hungernden, für die „Aktionen“ chen den Auftrag, die Aktionsgemeinschaft Aktionsgemeinschaft für die Hungernden „Brot für die Welt“ und „Sühnezeichen“ deut- 9´E7<8HA:8EA78A"FGMH58GE8H8A 6; I8E54?HA7<@@8EM<8@?<6;>BA>E8G  besuchte treue Spender im Eichsfeld und in Alter, in dem ich jetzt bin, zog Kreyssig aufs „Einmal in der Woche verzichten wir auf eine Sachsen und konnte erleben, wie, durch Prä- Land, um biologisch-dynamisch zu wirtschaf- 4;?M8

IX Spiritualität und Weltverantwortung Lothar Kreyssigs Verständnis der Evangelischen Kirchentage / Reinhard Höppner

Ich bin gelegentlich als Enkel von Lothar Stuttgarter Kirchentag verweigert. Kreyssig den. Für viele sehr spontan brachte er die Idee Kreyssig bezeichnet worden. Das mag im fiel die undankbare Aufgabe zu, mit den von einer „Aktion Sühnezeichen“ ins Ge- wahrsten Sinne eine etwas provinzielle Sicht staatlichen Stellen der DDR zu verhandeln, spräch. Seine Spontaneität, seine mutigen gewesen sein, denn es bezog sich auf die H@7<8F8%8CE8FF4AA7HE6;4HFA46;8@CÂA78A  DDR nach Stuttgart und leitete dort die Ar- in die Kirchentagsbewegung einbrachte und 74FF8E7<8F8F@G:8?<85GHA7F89HEG 4BA<8 HF- Deutschen Evangelischen Kirchentages wur- politischen Probleme der Zeit offen ange- gangspunkt auch für die inzwischen eta- de, entstand noch eine weitere „Nachfolge“. sprochen hat. Er hat damit eine Tradition blierte Aktion „Brot für die Welt“. E8LFF<:J4E5G !4;@ÛØßÛ

Pieck am Eröffnungsgottesdienst teil, so wur- dieser noch als großer gesamtdeutscher Kir- Reinhard Höppner war von 1980 bis 1994 Präses der Synode der Evange- lischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, von 1994 bis 2002 Ministerprä- de schon 1952 entgegen ursprünglichen chentag in Erinnerung ist. Er war für ihn al- sident von Sachsen-Anhalt und ist seit 2005 Präsident des Deutschen Evan- Zusagen den DDR-Bürgern die Teilnahme am lerdings auch mit Enttäuschungen verbun- gelischen Kirchentages.

Protestantisches Profil oder ökumenische Weite Lothar Kreyssig, die AfH und die Anfänge der Aktion Brot für die Welt Hans-Joachim Döring

TF:<5G8G4AGBEE<6; ´??8E 4A:?B99HA7 zubringen und darauf zu schreiben ‚Für die und Solidarität als gemeinsames Projekt von dem Leiter des Berliner Büros der Innern HA:8EA78A] ^&B8E8;E

X Weggefährten aus der Bekennenden Kirche, E8LFF<:J?8A5HE:8E litik ist ausgesprochen überkonfessionell und MJ8<'4:HA:8A <@ 4<ÛØß×7<8'4:HA: Christian Berg, dem Altmärker und Berliner 5´A7AGBE8E;4E7E8AA86>8HA7 keiten und „Pionierorganisationen“ müssen '4:HA:HAG8E78@'G84HF;4?G8A>®AA8A 58E7<8 seine dunklen Brüder“, die wohl als Start für "FG78HGF6;8E B- Hans-Joachim Döring übertraf die Erwartungen der Initiatoren und nischen Rates an alle Landeskirchen vom 11. beschämte die Zögerlichen. CEH@8A88 TA HA7J8:8A78E8:E´A7HA: 7<8F88?G8F<6;8BA98FF?8@@HA:^HA7 Selbstorganisation, Netzwerke und der der Gemeinde, der sie ihrem Glauben nach bedauert zutiefst, dass „die Panzergeneräle B>HF4H97<8 8AF6;8AE86;G8 E4H8ACEB- MH:8;®E8A 4A<;E8@"C98EHA74@IB??8A der Diakonie“ ihm und der AfH nach anfäng- jekte und der Umweltschutz sind beiden Einsatz ihrer Person nicht fehlen zu lassen. licher „süß-saurer Zustimmung“ nun „die Tür ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Ent- Nicht überall wird das unfaßbare Elend des weisen wollen“. Ressentiments aus dem Kir- sprechend dem ungleichen politischen ;HA:8EA78A 8AF6;8A5EH78EF:8A4H:8AH: chenkampf während des Nationalsozialismus (@98?78AGJ<6>8?G8AF<6;&*HA7!"- '458E4H6;HAG8EF6;<87?<6; <8#EB=8>G- gesehen und tief genug empfunden, so daß brechen auf. Einer der Unterzeichner des Dia- länder im Süden sind verschieden, die ASW Werksegoismus und Ressortdenken in Beschä- koniebriefes war Wehrmachtspfarrer gewe- betont die konfessionelle Unabhängigkeit. sen. Eine für den Herbst 1961 angesetzte und mung über unsere geschichtliche Schuld und &<8ÂA4AM<8EGF<6;A4;8MH4HFF6;?<8˜?<6; HAF8E8)8EFH@ABAAG84H9:EHA778F4HF78E8E?G aus den gemeinsamen Wurzeln, die Lothar nen, nicht etwa in den Weg treten, sondern wird es neben gewichtigen kirchenpoli- E8LFF<::8CÃ4AMG;4G :8J46;F8A beistehen, wo und wie wir es vermögen.“ tischen Strömungen auch um den damals Die ASW wünscht ihrem Geschwister Das erste Sammelergebnis für „Brot“ war noch neuen Spendenmarkt gegangen sein. !"'74F??8E58FG8HA7J8BAAG8 FBA- „Brot für die Welt“ Lothar Kreyssig und die AfH seit langem zu ihren guten Wurzeln. Und Brigitte Kunze ist Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft dern wo Industriedemontage und Fachkräf- Solidarische Welt. tedeportationen den Aufbau mit bestimmten. die gegenwärtige Projekt- wie Programmpo-

XI INKOTA heute: „Gemeinsam für eine gerechtere Welt“

ÛØß×<HA7"GGB&H;EHAG8EFG´GMG wurde. 14 Jahre später hatte der Aufruf nicht an Aktualität verloren, noch immer litt mehr 4?F88?G FB;<8˜74F BGGB74@4?FTH9- bruch gegen die Weltarmut“. INKOTA bei der Friedenswerkstatt 1987 in Berlin Was bedeutet diese Forderung für INKOTA heute? AGFG4A78A4HF78E788 F<6;A<6;G74@G8<@&´78AAHEÂA4AM<8??MHHAG8EFG´GM8A FBA78EAIBE4??8@58<HAF7<8(EF46;8A MHI8EA78EA ?HA:FCB?IBA GE8HA:8A;458A  zeigt sich, wenn die Kinder von Berlin heute @8;E4?FAHE 4

Impressum: 8A!"' 85HEGFG4:F5E<89TßÚ4;E8>G58FG8??8A E8<9FJ4?78E&GE ÓÓ4 ÛÚÔÚß8E?5E4H6;G;E8(AG8EFG´GMHA:Í '8? ÚÓÚ ÔÒÙØÛÛÛ 4K ÚÓÚ ÔÒÙØÛÛÒ  4BG4BG4 78  INKOTA-netzwerk AG8EA8G JJJ BG4 78 Redaktion: Annette Berger, Hans-Joa- KD-Bank • Konto 155 500 0010 • BLZ 350 601 90 6;<@®E