Unterwasserarchäologie Zürich : Ein Rückblick Zum Ruhestand Von Peter Riethmann
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Unterwasserarchäologie Zürich : ein Rückblick zum Ruhestand von Peter Riethmann Autor(en): Bleicher, Niels / Häusermann, Johannes / Mäder, Andreas Objekttyp: Article Zeitschrift: AS : Archäologie Schweiz : Mitteilungsblatt von Archäologie Schweiz = Archéologie Suisse : Bulletin d'Archéologie Suisse = Archeologia Svizzera : Bollettino di Archeologia Svizzera Band (Jahr): 34 (2011) Heft 4 PDF erstellt am: 01.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-309515 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch as. 34 2011 4 16 T a u c h e q u i p e Z ü r i c h r ü c k b l i c k Unterwasserarchäologie Zürich – ein Rückblick zum Ruhestand von Peter Riethmann _Niels Bleicher, JohannesHäusermann, AndreasMäder, Christine Michel, Thomas Oertle, Thomas Scherer,Yven Seiler, Peter Schwörer, Felix Walder 1 Der Ruhestand von Peter Riethmann per Ende 2011 ist Abb. 1 Anlass für einen kurzen Rückblick auf seine 36 Jahre Ulrich Ruoff am Stehruder. Tauchereinsatz an der Fundstelle archäologischer Tätigkeit für die Zürcher Unterwasserarchäologie. Zürich-Kleiner Hafner, um 1967. Ulrich Ruoff, debout, tient les rames. Zusammen mit Ulrich Ruoff trieb er die Taucharchäologie Expédition de plongée sur le site de methodisch und inhaltlich weiter, entwickelte die Methode Zurich-Kleiner Hafner, vers 1967. Ulrich Ruoff, in piedi, ai remi. der Trockeneissondierung und baute das Archiv der Intervento subacqueo presso il sito di Zurigo-Kleiner Hafner, attorno al Unterwasserarchäologie Zürich auf. 1967. 17 r ü c k b l i c k 48 Jahre Unterwasserarchäologie in Zürich in Zürich; die Zürcher Institution übernahm eine internationale Vorreiterrolle. Seit der spektakulären Entdeckung der Die Stadt Zürich investierte bereits früh in die Pfahlbauten im Jahr 1854 dauerte es noch über 100 Unterwasser-Kulturdenkmäler, indem sie eine Jahre, bis in Zürich die ersten ernsthaften archäologische Tauchequipe von 4-5 Tauchern Bemühungen begannen, diese Denkmäler mittels unter der Leitung des ab 1962 als Stadtarchäologe Taucheinsätzen zu erforschen. tätigen Ulrich Ruoff ins Leben rief. Nachdem der Die Anfänge der Zürcher Taucharchäologie Kanton, der die hoheitliche Verantwortung für reichen an den Beginn der 1960er Jahre zurück, als die Fundstellen in den Zürcher Gewässern inne archäologisch interessierte Sporttaucher begannen, hat, wiederholt um Kostenbeiträge angegangen den Seegrund im unteren Zürichseebecken wurde, kam es 1978 zu einem Vertrag zwischen zu untersuchen. Am 24. Dezember 1966 gelang Stadt und Kanton, in dem die Finanzierung einer den Hobbytauchern die Wiederentdeckung der permanenten Tauchequipe durch den Kanton Abb. 2 prähistorischen Siedlung bei der Untiefe «Kleiner geregelt wurde, während der Betrieb weiterhin Unter dem Taucher befindet sich das Hafner» In der Folge fand 1967-1969 unter der durch die Stadt garantiert war. Trotz Strahlrohr im Einsatz. Schichtabbau in Erlenbach-Winkel 1977/78. Leitung des Zürcher Prähistorikers Ulrich Ruoff zwischenzeitlichen Versuchen, die archäologische Un plongeur en pleine action: décapage eine erste Tauchausgrabung statt. Die Erfahrungen Tauchgruppe der Stadt Zürich aufzulösen, zu d’une couche à l’aide d’une aus dieser Aktion führten zur Entwicklung neuer privatisieren oder ganz dem Kanton anzugliedern, hat lance à eau à Erlenbach-Winkel, Arbeitstechniken für die Unterwasserarchäologie, dieser Vertrag im Grundsatz bisheute Bestand. Es 1977/78. die noch heute im Einsatz sind. Pioniergeist und die zeigt sich auch heute noch, dass auf diese Weise Il sommozzatore lavora con la lancia ad acqua durante lo scavo stratigrafico innovative Entwicklung der Methodik führten nicht die Feuchtbodendenkmäler des Kantons Zürich di Erlenbach-Winkel 1977/78. nur zur Etablierung der Unterwasserarchäologie – allen voran die Pfahlbausiedlungen – effizient bewirtschaftet werden können. Das Bild der anfänglich mit Flossen und Pressluftflaschen ausgestatteten «Froschmänner» der 1960er Jahre wandelte sich bald; in den 1970er Jahren gelangten Trockentauchanzüge zum Einsatz. Die Taucher wurden mit einem Bleirucksack ausgestattet und über einen Schlauch mit Atemluft versorgt, der an einen Kompressor oder einer an der Wasseroberfläche schwimmenden Pressluftflasche angeschlossen war. Bei den archäologischen Ausgrabungen unterWasser wurden – undwerden – die zumeist lockeren Seesedimente quadratmeterweise mittels wedelnden Handbewegungen abgebaut. Um eine Trübung des Wassers durch die dabei aufgewirbelten Seekreideschichten zu vermeiden, entwickelte Ruoff ein so genanntes Strahlrohr, durch das mittels einer Pumpe und eines Feuerwehrschlauchs Wasser gepresst wird. Das unter hohem Druck aus kleinen Düsen austretende Wasser erzeugt eine Strömung, welche die beim Wedeln aufgewirbelten Sedimente in die gewünschte Richtung lenkt, so dass dasArbeitsfeld ungetrübt bleibt. 2 Ebenfalls in den 1970er Jahren entwickelten as. 34 2011 4 18 T a u c h e q u i p e Z ü r i c h 1981 erstmals die Datierung von frühbronzezeitlichen Siedlungen gelungen – namentlich anhand der Serien der Fundstelle Zürich-Mozartstrasse. Seit 1985 gelten die südmitteleuropäischen Jahrringchronologien als hinreichend abgesichert und stellen eines der wichtigsten Fundamente für die europäischen vorgeschichtlichen Chronologien dar. Seither konnte im dendrochronologischen Labor Zürich eine grosse Anzahl von Holzproben untersucht werden. Zählt man nur die gemessenen urgeschichtlichen und römischen Probenausdem Zürichsee und weiteren Seen im Kanton Zürich, so kommt man auf die stattliche Anzahl von über 18000 Proben. Der aktuelle Stand der Eichenchronologien von Zürcher Seeufersiedlungen ist in Abb. 4 und 5 im Vergleich zum Forschungsstand 1981 dargestellt. Chronologien der Römerzeit gab es damals noch nicht. Heute sind sie durch die umfangreichen Grabungen in Oberwinterthur ebenfalls gut belegt. 3 Auffällig ist, dass esnoch immer grössere Lücken in der Chronologie gibt: Die Jahrhunderte Abb. 3 Ulrich Ruoff und Peter Riethmann die Methode zwischen Schnurkeramik und Frühbronzezeit sowie Peter Riethmannbeim Freilegen eines derTrockeneissondierung, mittels der nun kostengünstig die mittlere Bronze- und die Eisenzeit sind lokal Korbgeflechts. Rettungsgrabung und effizient grössere Flächen zuverlässig und regional ebenso weitgehend fundleer wie die Zürich-Alpenquai 1999/2000. prospektiert werden konnten. Völkerwanderungszeit. Peter Riethmann en train de dégager une corbeille. Fouille de sauvetage Die methodischen und technischen Errungenschaften deZurich-Alpenquai, 1999/2000. und die Tauchtechnik aus der Pionierzeit Peter Riethmann mentre effettua sind praktisch unverändert noch heute im Einsatz. Seeufersiedlungen in den Kantonen lo scavo di una cesta. Intervento Zürich, Schwyz und St. Gallen – eine di salvataggio Zurigo-Alpenquai 1999/2000. Bestandsaufnahme Dendrochronologie – Erkenntnisse, Lücken und Strategien Der erste umfassende Überblick über die Zürcher Ufersiedlungen wurde 1981 publiziert. Ein weiterer Während der 36 Dienstjahre von Peter Riethmann Meilenstein stellte die Inventarisation der Zürcher hat es im Bereich der urgeschichtlichen Seeufersiedlungen 1996 dar, bei der die Ufer der Dendrochronologie enorme Fortschritte gegeben. Zum Zürcher Seen innerhalb von wenigen Monaten einen gelang erstmals die absolute Datierung systematisch abgeschwommen wurden. Ein kurzer urgeschichtlicher Siedlungsfunde. 1981 konnte Überblick mag die Veränderung der Quellenlage man in einem Überblicksartikel zum Forschungsstand in den letzten drei Jahrzehnten illustrieren, die der Zürcher Pfahlbauten eine Reihe absoluter zu einem grossen Teil den Inventarisationstauchgängen Datierungen von Pfahlbaufundstellen am in den Jahren 1996-98 in den Kantonen Zürichsee publizieren, die 1985 letztmalig um vier Zürich, Schwyz und St. Gallen zu verdanken Jahre korrigiert werden mussten. Zwischenzeitlich sind und das Wissen zu den Seeufersiedlungen war auch gegenüber dem Forschungsstand von sprunghaft ansteigen liessen. 19 r ü c k b l i c k Abb. 4 Vergleich desStands der neolithischen Dendrochronologien am Zürichsee und an den Zürcher Seen von 1981 mit dem heutigen. Comparaison, entre 1981 et aujourd’hui, de l’état des données dendrochronologiques disponibles pour le Néolithique, issues des sites du lac de Zurich et des autreslacs du canton. Confronto tra lo stato delle datazioni dendrocronologiche relative al