2019 - 2023 Landkreis Abfallwirtschaftskonzept Landkreis Altenkirchen

Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzepts 2019 – 2023

Fortschreibung Abfallwirtschaftskonzept – Landkreis Altenkirchen (März 2019)

Herausgeber: Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Altenkirchen (AWB) – Eigenbetrieb des Landkreises Altenkirchen Umschlaggestaltung, Illustration, fachliche Mitwirkung: _teamwerk_AG, www.teamwerk.ag Titelbild: Umweltschule des Landkreises Altenkirchen (Bildarchiv des AWB Altenkirchen)

Das Gesamtwerk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ist ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers un- zulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentli- che Zugänglichmachung.

Das Konzept kann über https://www.awb-ak.de/de/infopool/abfallwirtschaftskonzept/ digital abgerufen werden.

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und von vorhandenen Einrichtungen, die man für die Umsetzung braucht. Da der Landkreis Altenkirchen über keine eigenen Entsorgungsanlagen verfügt, sind wir davon abhängig, was wir anderswo nutzen können. Bei der Erstellung des Abfallwirtschafts- konzeptes wurde aber auch auf die Kosten geachtet, VORWORT um die Gebühren weiterhin möglichst niedrig zu hal- ten. Sehr geehrte Damen und Herren, An dieser Stelle möchten wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Abfallwirtschaftsbetriebes, sicherlich gibt es nur wenige Themen in der Zustän- dem Werkausschuss Abfallwirtschaft und einer ei- digkeit des Landkreises, die alle Menschen so inte- gens eingesetzten Strategiekommission danken, ressieren wie die Abfallwirtschaft. Längst ist der Ab- dass in großer Gemeinsamkeit an den Zielen der Zu- fall vom reinen Wegwerfprodukt zum Wirtschafts- kunft gearbeitet wurde. Auch der Firma _team- gut geworden, das es nach Möglichkeit zu nutzen werk_AG danken wir für ihre Unterstützung. gilt. Wir hoffen, dass wir die Abfallwirtschaft im Land- Im Landkreis Altenkirchen erzielen wir seit vielen kreis Altenkirchen auch weiterhin zukunftsfähig Jahren eine hohe Recyclingquote und das bei sau- entwickeln und für die Bürgerinnen und Bürger ver- berer Trennung und gleichzeitig vergleichbar niedri- nünftige Lösungen finden, gemäß dem Motto: „Der gen Gebühren. Das hängt sicher mit guten Informa- Abfall von jetzt ist der Wertstoff von morgen." tionen zusammen, die der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) immer gibt, aber auch mit dem Sammelsys- tem und der Gebührenstruktur, die sich bewährt hat. Grundlage für unsere Arbeit ist ein Abfallwirt- schaftskonzept, das gemeinsam von den Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern des AWB und des Werk- ausschusses Abfallwirtschaft Landkreis Altenkir- Konrad Schwan Gerd Dittmann chen erarbeitet und letztlich vom Kreistag beschlos- Erster Kreisbeigeordneter Kreisbeigeordneter sen wird. a.D. Das Abfallwirtschaftskonzept wird immer wieder fortgeschrieben, denn die Umweltvorschriften, die technischen Möglichkeiten der Abfallnutzung und die Anforderungen an die Nutzung erzeugter Pro- dukte aus Abfall verändern sich. Dem muss man auch im Kreis Altenkirchen Rechnung tragen. Nun liegt wieder ein neues Abfallwirtschaftskonzept vor, das den Weg bis etwa 2023 vorgibt. Ob die fest- gelegten Entsorgungswege dann tatsächlich so ein- gehalten werden können, hängt von vielen Faktoren ab, vor allem auch von den gesetzlichen Vorgaben

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Inhaltsverzeichnis 6

INHALT

1 EINLEITUNG ...... 10

2 GRUNDLAGEN UND SPEZIFISCHE ABFALLRECHTLICHE VORGABEN ...... 12 2.1 Allgemeine Rahmenbedingungen ...... 12 2.2 Kommunale Rahmenbedingungen ...... 13

3 BESCHREIBUNG DER ABFALLWIRTSCHAFTLICHEN STRUKTUREN ...... 15 3.1 Gebiets- und Bevölkerungsstruktur ...... 15 3.2 Prognose der Bevölkerungsentwicklung ...... 16 3.3 Gewerbestruktur ...... 17 3.4 Genutzte Entsorgungsanlagen ...... 18 3.5 Fraktionsbezogene Entsorgungswege ...... 19

4 UMGESETZTE MAßNAHMEN ZUR ERREICHUNG DER ABFALLWIRTSCHAFTLICHEN ZIELE ...... 21 4.1 Abfallanalyse 2010/2011 ...... 22 4.2 Sperrabfallanalyse 2013 ...... 22 4.3 Bürgerbefragung 2012 ...... 23 4.4 BiogutRadar 2018 ...... 24 4.5 PPK-Analyse 2019 ...... 25 4.6 Umgesetzte Maßnahmen nach Maßgabe des Abfallwirtschaftsplans ...... 25 4.6.1 Haus-/Sperrabfälle ...... 25 4.6.2 Wertstoffe ...... 25 4.6.3 Bioabfälle ...... 26 4.6.4 Deponievolumen ...... 27 4.7 Umgesetzte Maßnahmen nach Maßgabe des Abfallwirtschaftskonzepts 2014 – 2018 ...... 27 4.7.1 Organisatorische Maßnahmen ...... 27 4.7.2 Umgesetzte Maßnahmen i.Z.m. der Deponie ...... 28 4.7.3 Maßnahmen zur Schaffung von Synergien mit privaten Partnern ...... 29 4.7.4 Maßnahmen zur Stärkung der Abfallvermeidung ...... 29 4.7.5 Maßnahmen i.Z.m. den Erfassungs-, Sammel- und Verwertungsstrukturen ...... 30 4.7.6 Schadstoffminimierung und -entfrachtung ...... 31

5 „STATUS QUO“ – DATEN VORHANDENER ABFALLSTRÖME ...... 32 5.1 Masse und Entwicklung der Abfälle aus Haushalten ...... 33 5.2 Masse an Abfällen aus anderen Herkunftsbereichen ...... 37

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5.3 Entwicklung und Begründung zu beseitigender Abfälle ...... 37 5.4 Abfallberatung ...... 40 5.4.1 Informationsvielfalt ...... 40 5.4.2 Allgemeine Abfallberatung ...... 41 5.4.3 Abfall-App ...... 41 5.4.4 Pädagogische Abfallberatung ...... 42 5.5 Klimaschutz ...... 43

6 ENTWICKLUNG ABFALLWIRTSCHAFTLICHER KOSTEN & AKTUELLES GEBÜHRENMODELL ...... 44 6.1 Entwicklung der abfallwirtschaftlichen Gebühren ...... 44 6.2 Entwicklung der abfallwirtschaftlichen Kosten...... 45 6.3 Aktuelles Gebührenmodell ...... 46

7 ZIELE DER ABFALLBEWIRTSCHAFTUNG DER JAHRE 2019 - 2 0 2 3 ...... 50 7.1 Fortgeschriebene Ziele aus dem Abfallwirtschaftskonzept 2014 – 2018 ...... 51 7.2 Allgemeine Ziele des Abfallwirtschaftskonzepts 2019 – 2023 ...... 51 7.3 Organisatorische Maßnahmen ...... 52 7.4 Maßnahmen zur Stärkung der Abfallvermeidung ...... 52 7.5 Maßnahmen i.Z.m. den Erfassungs-, Sammel- und Verwertungsstrukturen ...... 53 7.6 Kosten der Maßnahmen ...... 55 7.7 Pilotprojekte ...... 55

8 SATZUNGSRECHTLICHER HANDLUNGSBEDARF ...... 56 8.1 Satzungshistorie ...... 57 8.2 Handlungsbedarfe ...... 57

ANHANG: FRAKTIONSBEZOGENE ABFALLPROFILE ...... 59

Abkürzungsverzeichnis 8

ABKÜRZUNGEN

AbfGS Satzung über die Erhebung von Abfallentsorgungsgebühren (Abfallgebührensatzung des Landkreises Altenkirchen) AbfS Satzung über die Vermeidung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, das Recycling, die Verwertung und Beseitigung von Abfällen im Lankreis Altenkirchen (Abfallsatzung) Abs. Absatz AEA Abfallentsorgungsanlage AWB Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Altenkirchen – Eigenbetrieb des Landkreises Altenkirchen AWIKO Abfallwirtschaftskonzept BHKW Blockheizkraftwerk BVerfG Bundesverfassungsgericht EigAnVO Eigenbetriebs- und Anstaltsverordnung für Rheinland-Pfalz ElektroG Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten (Elektro- und Elektronikaltgerätegesetz) EU Europäische Union EW Einwohner GKA Grünschnittkompostierungsanlage i.S.d. im Sinne des i.Z.m. im Zusammenhang mit KAG Kommunalabgabengesetz für Rheinland-Pfalz KrWG Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (Kreislaufwirtschaftsgesetz) LKrWG Landeskreislaufwirtschaftsgesetz für Rheinland-Pfalz MBA Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage MGB Müllgroßbehälter MHKW Müllheizkraftwerk örE öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger RL Richtlinie UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung VerpackG Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hochwertige Verwertung von Verpackungen VG Verbandsgemeinde

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit und ohne jede Diskriminierungsabsicht wird im hier vorliegenden Abfall- wirtschaftskonzept ausschließlich eine Sprachform verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

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Einleitung 10

1 EINLEITUNG

Der öffentlichen Hand kommt eine besondere Vor- Die Wege zur Erreichung einer umweltgerechten bildfunktion für die Umsetzung einer abfall- und Kreislaufwirtschaft sind dabei vielschichtig und er- schadstoffarmen sowie klimaschonenden Kreis- fordern das Mitwirken einer Vielzahl an unterschied- laufwirtschaft zu. Innerhalb einer Kreislaufwirt- lichsten Beteiligten. Dies beginnt bereits beim abfal- schaft sollen verwendete Rohstoffe über den Le- lüberlassungspflichtigen Bürger. Die Industrie, das benszyklus einer Ware hinaus wieder in den Produk- Gewerbe und die öffentliche Verwaltung sind zudem tionsprozess zurückgelangen. Unter einer Kreislauf- wichtige Partner zur Erreichung einer ökologischen wirtschaft darf daher ein regeneratives System ver- und ökonomischen Kreislaufwirtschaft. standen werden, in dem Ressourceneinsatz und Ab- Gemeinden und Landkreise agieren in ihrem Zustän- fallproduktion, Emissionen und Energieverschwen- digkeitsbereich unter der Bezeichnung öffentlich- dung durch das Verlangsamen, Verringern und rechtlicher Entsorgungsträger (kurz: örE) als erster Schließen von Energie- und Materialkreisläufen mi- Ansprechpartner bei der Erfüllung der hoheitlichen nimiert werden. Aufgaben zur Umsetzung einer zukunftsfähigen Fortwährende Anpassungen gesetzlicher Grundla- Kreislaufwirtschaft. gen, die technische Entwicklung und der Eigenan- Die rechtlichen Vorgaben für das Aufgaben- und spruch an eine umweltgerechte Kreislaufwirtschaft Leistungsspektrum der öffentlich-rechtlichen Ent- haben das abfallwirtschaftliche Aufgabenfeld der sorgungsträger finden sich im Bundes- sowie Lan- öffentlichen Hand in den letzten Jahrzehnten merk- des- und Kommunalrecht, insbesondere aber auch lich verändert und entsprechend erweitert.

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in den Satzungen der jeweiligen Städte und Land- Zukunft in einem neuen Abfallwirtschaftskonzept kreise wieder. Gab das preußische Kommunalabga- fortzuschreiben haben. bengesetz von 1893 den Kommunen zunächst vor Der Landkreis Altenkirchen hat sich dieser Aufgabe allem eine Rechtsgrundlage zur Erhebung von Ge- letztmalig mit dem „Abfallwirtschaftskonzept 2014 bühren für die öffentliche Abfallentsorgung, so brin- – 2018“ gewidmet. Die Vermeidung von Abfällen gen die heute bestehenden kreislaufwirtschafts- wurde im damaligen Konzept in Anlehnung an die rechtlichen Regelungen auch eine Vielzahl an Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes als Pflichten für die öffentlich-rechtlichen Entsor- oberstes Ziel definiert und vom Landkreis fortwäh- gungsträger mit sich. rend im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit propa- Eine der Kernaufgaben öffentlich-rechtlicher Ent- giert. sorgungsträger besteht in der Entwicklung sog. Ab- fallwirtschaftskonzepte unter Beachtung der Ab- fallwirtschaftspläne. Dienen die Abfallwirtschafts- pläne der Länder der Darstellung der gegenwärtigen und zukünftigen abfallwirtschaftlichen Situation des jeweiligen Bundeslandes, so haben Abfallwirt- schaftskonzepte die kommunalen Aspekte der Kreislaufwirtschaft zum Fokus.

Abfallwirtschaftskonzepte blicken unter anderem auf bereits umgesetzte kreislaufwirtschaftliche Maßnahmen zurück und bilden damit die Entschei- dungsgrundlage für künftige Schritte zur Erreichung kreislaufwirtschaftlicher Ziele mit gebührenrechtli- cher Wirkung. Die Entscheidung, welche konkreten Maßnahmen im Betrachtungszeitraum den ge-

wünschten Erfolg bringen sollen, fußt somit neben einer Vergangenheitsbetrachtung insbesondere Abb.: Abfallwirtschaftskonzept Landkreis Altenkirchen auch innerhalb des Betrachtungszeitraums auf in 2014 – 2018 die Zukunft gerichtete Prognosen. Im Bereich der nicht vermeidbaren Abfälle setzte Die Abfallwirtschaft ist als Teil des Umweltrechts sich der Landkreis das Ziel, noch strenger auf eine wie kaum ein anderes Sachgebiet von sich stetig abfallartenspezifische Erfassung möglichst frei von veränderten Rechtsgrundlagen sowie fortwähren- Fehlwürfen hinzuwirken. den technischen Modernisierungen geprägt. Unter anderem aus diesen Gründen sieht der Landesge- Ein umfassendes kommunales Stoffstrommanage- setzgeber vor, dass die öffentlich-rechtlichen Ent- ment soll auch künftig eines der Kernziele der Kreis- sorgungsträger innerhalb eines festgelegten Turnus laufwirtschaft für den Landkreis Altenkirchen und ihre kommunale Kreislaufwirtschaft auf den Prüf- damit Gegenstand der Fortschreibung des Abfall- stand stellen und die gewonnen Erkenntnisse aus wirtschaftskonzeptes für den Betrachtungszeit- der Vergangenheit sowie die gesetzten Ziele für die raum 2019 bis 2023 sein.

Grundlagen und spezifische abfallrechtliche Vorgaben 12

2 GRUNDLAGEN UND SPEZIFISCHE ABFALLRECHT- LICHE VORGABEN

2.1 Allgemeine Rahmenbedingungen zugrunde zu legen, insbesondere hinsichtlich Emis- sionen, Ressourcen- und Energierelevanz sowie Den rechtlichen Rahmen für die Abfallentsorgung in Schadstoffgehalt. Die technische Möglichkeit, die einer Stadt bzw. in einem Landkreis bilden das wirtschaftliche Zumutbarkeit und die sozialen Fol- Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) und das Landes- gen der Maßnahmen sind dabei zu beachten. Ge- kreislaufwirtschaftsgesetz (LKrWG) sowie die mäß § 21 KrWG haben die örE Abfallwirtschaftskon- hierzu erlassenen Rechtsverordnungen. zepte und Abfallbilanzen über die Verwertung – ins- besondere der Vorbereitung zur Wiederverwendung Die Regelungen des KrWG sollen den örE für die Ge- und des Recyclings – und die Beseitigung der in ih- staltung ihrer Abfallwirtschaft eine höhere abfall- rem Gebiet anfallenden und ihnen zu überlassenden und betriebswirtschaftliche Planungssicherheit er- Abfälle zu erstellen. möglichen. Kernpunkt ist die in § 6 Abs. 1 KrWG ge- regelte fünfstufige Abfallhierarchie. Die Anforderungen an die örE im Hinblick auf die Er- stellung von Abfallwirtschaftskonzepten ergeben Ausgehend von dieser Rangfolge soll gemäß § 6 sich für das Land Rheinland-Pfalz aus dem Landes- Abs. 2 KrWG diejenige Maßnahme Vorrang haben, kreislaufwirtschaftsgesetz vom 22. November die den Schutz von Mensch und Umwelt unter Be- 2013, welches letztmalig zum 19.12.2018 geändert rücksichtigung des Vorsorge- und Nachhaltigkeits- wurde. Die wesentlichen Mindestinhalte eines Ab- prinzips am besten gewährleistet. Bei dieser Be- fallwirtschaftskonzeptes regelt hierbei § 6 LKrWG. trachtung ist der gesamte Lebenszyklus des Abfalls

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Neben den Zielen der kommunalen Kreislaufwirt- Gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 2 i. V. m. Anlage 3 Nr. 2.3 des schaft und des kommunalen Stoffstrommanage- Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung ments sind so z.B. auch die vorgesehenen Entsor- (UVPG) bedürfen Abfallwirtschaftskonzepte einer gungswege, Angaben zur notwendigen Standort- strategischen Umweltprüfung, wenn diese einen und Anlagenplanung sowie eine Kostenschätzung Rahmen für die Entscheidung über die Zulässigkeit der geplanten Maßnahmen darzustellen. eines Vorhabens gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 2 UVPG set- zen. Dies ist dann der Fall, wenn sie Festlegungen mit Bedeutung für spätere Zulassungsent- scheidungen, insbesondere zum Bedarf, zur Größe, zum Standort, zur Beschaffenheit, zu Betriebsbedingungen von Vorhaben oder zur Inanspruchnahme von Ressourcen, ent- halten.

Nach § 6 Abs. 3 Satz 1 LKrWG können, so- weit Aufgaben der kommunalen Abfallwirt- schaft zusammen mit anderen örE wahrge- nommen werden, gemeinsame Abfallwirt- schaftskonzepte erstellt werden. In diesem Fall sind die Abfallwirtschaftskonzepte so zu erstellen, dass die für die jeweilige ent- sorgungspflichtige Gebietskörperschaft spezifischen Daten, Informationen, Planun- gen und Maßnahmen eindeutig erkennbar sind. Abb.: Abfallhierarchie gem. § 6 KrWG Die Abfallwirtschaftskonzepte sind gemäß § 6 Abs. In diesem Rahmen sind die Maßnahmen der Vermei- 4 LKrWG bei wesentlichen Änderungen – spätes- dung, der Vorbereitung zur Wiederverwendung, des tens jedoch alle fünf Jahre – fortzuschreiben und Recyclings, der sonstigen Verwertung und zur Be- der zuständigen Behörde vorzulegen. seitigung von Abfällen in ihrer zeitlichen Abfolge und unter Bewertung ihrer Umweltverträglichkeit zu 2.2 Kommunale Rahmenbedingungen erläutern. Dabei ist gemäß § 7 Abs. 4 KrWG die Ab- fallbeseitigung explizit zu begründen. Bereits seit dem 01.01.1997 ist im Landkreis Alten- der Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Vor der Verabschiedung des Abfallwirtschaftskon- Altenkirchen (kurz: AWB) für die Entsorgung der Ab- zeptes oder dessen Fortschreibung sind gemäß § 6 fälle der Bürger und Gewerbebetriebe zuständig. Auf Abs. 2 Satz 2 LKrWG die im Sinne des Bundesnatur- den AWB fallen alle Aufgaben des sogenannten öf- schutzgesetzes anerkannten Verbände sowie die fentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers i.S.d. Selbstverwaltungskörperschaften der Wirtschaft zu KrWG. Ein an den Aufgaben angemessenes Team hören, die im Bereich des jeweiligen öffentlich- von etwa 20 Mitarbeitern kümmert sich täglich um rechtlichen Entsorgungsträgers tätig sind. Das eine funktionierende Abfallwirtschaft im Landkreis. kommunale Abfallwirtschaftskonzept ist zudem in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zugänglich zu Die Aufgaben werden vom AWB in der Rechtsform machen. des Eigenbetriebs gemäß der Eigenbetriebs- und Anstaltsverordnung für das Land Rheinland-Pfalz

Grundlagen und spezifische abfallrechtliche Vorgaben 14

(EigAnVO) wahrgenommen. Die Werkleitung des Auf kommunaler Ebene findet das Abfallwirt- AWB leitet den Eigenbetrieb im Rahmen dieser Ei- schaftskonzept seine rechtliche Umsetzung u.a. in gAnVO, der Betriebssatzung, der Beschlüsse des der für den Landkreis Altenkirchen beschlossenen Kreistages und des Werkaus- Satzung über die Erhebung von Abfallentsorgungs- schusses sowie der gemäß § 6 gebühren (Abfallgebührensatzung; AbfGS) sowie Abs. 2 EigAnVO ergangenen der Satzung über die Vermeidung, Vorbereitung zur Weisungen des Landrats in ei- Wiederverwendung, das Recycling, die Verwertung gener Verantwortung. Der Wer- und die Beseitigung von Abfällen (Abfallsatzung; kleitung obliegt insbesondere AbfS). die laufende Betriebsführung. Beide Satzungen sind, wie auch das aktuelle Abfall- Sie ist dem Landrat für die ordnungsgemäße und wirtschaftliche Betriebsführung verantwortlich. Zu- wirtschaftskonzept und weitere Informationen rund um die Abfallwirtschaft des Landkreises Altenkir- dem ist sie Vorgesetzter aller Bediensteten, die bei chen, auf dem Internetauftritt des AWB digital ab- dem Eigenbetrieb beschäftigt sind. rufbar: Die Leitlinien bei der Umsetzung kreislaufwirt- https://www.awb-ak.de/ schaftsrechtlicher Vorgaben ergeben sich für den AWB u.a. aus dem Abfallwirtschaftskonzept 2014 – 2018, welches mit dem hier gegenständlichen Ab- fallwirtschaftskonzept fortgeschrieben wird.

Das Abfallwirtschaftskonzept für den Landkreis Altenkirchen wurde über die Jahre ständig fortent- wickelt und zählt anerkannt zu den erfolgreichsten im Land Rheinland-Pfalz. Bei einem sehr umfassen- den Service, insbesondere für die Bürger im Land- kreis, ist der AWB im Landesvergleich bei den Ab- fallentsorgungsgebühren auf einem Spitzenplatz wiederzufinden.

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3 BESCHREIBUNG DER ABFALLWIRTSCHAFT- LICHEN STRUKTUREN

Aufgabe des Abfallwirtschaftskonzeptes ist es, un- Der Landkreis Altenkirchen besteht aus den sieben ter Beachtung des Abfallwirtschaftsplans des Lan- Verbandsgemeinden: Altenkirchen (42 Ortsgemein- des Rheinland-Pfalz, die beschriebenen Ziele, Dar- den), Betzdorf- (17), - stellungen und Abschätzungen zusammenzufüh- (10), (26), () (12), Kirchen ren. (Sieg) (6) und (6).

Ein wesentlicher Teilaspekt im Rahmen dieser Zu- In den 119 Ortsgemeinden des Landkreises leben sammenführung ist die Beschreibung der abfallwirt- 128.963 Menschen. Bezogen auf die Gesamtfläche schaftlichen Strukturen des öffentlich-rechtlichen des Landkreises, ergibt sich damit eine Einwohner- Entsorgungsträgers. dichte von 201 Ew/km², die etwas unter dem Lan- desdurchschnitt von 208 Ew/km² liegt. 3.1 Gebiets- und Bevölkerungsstruktur Lediglich in etwa ¼ aller Ortsgemeinden leben mehr als 1.000 Einwohner, wovon sechs dieser Ortsge- Der Landkreis Altenkirchen liegt im nördlichen meinden über mehr als 5.000 Einwohner verfügen. Rheinland-Pfalz und umfasst eine Fläche von insge- Die einwohnerstärkste Verbandsgemeinde ist Betz- samt 642,38 km². Davon werden ca. 31,2 % landwirt- dorf-Gebhardshain mit rund 26.090 Einwohnern. Al- schaftlich genutzt, ca. 51 % bestehen aus Waldflä- lein auf die Stadt Betzdorf fallen hierbei 10.139 Ein- chen, während auf die Siedlungs- und Verkehrsflä- wohner. Betzdorf stellt, gemessen an der Einwoh- che ca. 15,9 % entfallen. nerzahl, damit auch die größte Stadt im Landkreis

Beschreibung der abfallwirtschaftlichen Strukturen 16

Altenkirchen dar. Flammersfeld stellt mit 12.032 dem Ergebnis, dass sich der demographische Wan- Einwohnern die kleinste Verbandsgemeinde. del im Landkreis vor allem in einer deutlichen Ver- änderung der Altersstruktur äußerte. Dabei überla- gerten sich im Betrachtungs- zeitraum der Studie (1995 - 2004) eine geringere Gebur- tenrate mit der Erhöhung des Lebensalters und der Abwan- derung der sogenannten jün- geren Erwachsenen, die aus- bildungs- oder arbeitsmarkt- motiviert sind.

Die weitere Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis Altenkirchen seit Veröffentli- chung der vorgenannten Stu- die kann insbesondere der fünften regionalisierten Be- völkerungsvorausberech- nung des Statistischen Lan- desamtes Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2019 (Basisjahr 2017) entnommen werden2. Hiernach ist für den Land- kreis Altenkirchen bis zum Abb.: Verbandsgemeinden im Landkreis Jahr 2040 ein Bevölkerungsrückgang von 7,7 % ge- Altenkirchen genüber dem Basisjahr 2017 zu erwarten. Bis zum Jahr 2070 dürfte die Bevölkerungszahl sogar um Die Siedlungsstruktur des Landkreises Altenkirchen 19,0 % sinken. Rund 104.312 Menschen würden kann daher als überwiegend ländlich beschrieben dann noch im Landkreis Altenkirchen leben. Für werden. Hieraus resultieren für die Kreislaufwirt- Rheinland-Pfalz insgesamt wird ein langfristiger Be- schaft in Relation zu primär städtisch geprägten völkerungsrückgang von ca. 12 % (für Landkreise Landkreisen entsprechend komplexere logistische ca. 13 %) erwartet. Anforderungen. Mittel- und langfristig kommt es zudem zu einer weiteren Verschiebung der Altersstruktur zuguns- 3.2 Prognose der Bevölkerungsentwicklung ten älterer Bevölkerungsgruppen, was sich vor allem in einem Anstieg des Medianalters abbilden wird. Im Jahr 2006 hatte der Landkreis Altenkirchen die Lag das Medianalter für den Landkreis Altenkirchen demographische Entwicklung innerhalb des Land- im Jahr 2017 noch bei 47 Jahren, so wird es sich der kreises untersuchen lassen1. Die Studie schloss mit Vorausberechnung zufolge bis ins Jahr 2060 auf 51 Jahre erhöhen, dafür aber bis zum Jahr 2070 nicht

1 Altenkirchen – Demographische und wirtschaftliche Rah- 2 Statistische Analysen: Rheinland-Pfalz 2060 (Basisjahr: menbedingungen für den Kreis Altenkirchen (), 2017), Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Prof. Dr. Paul Klemmer, 2006.

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weiter steigen. Das Medianalter im Landkreis Alten- Der zuletzt in 2018 für den Landkreis Altenkirchen kirchen wird jedoch weiterhin niedriger als das Me- zu verzeichnende leichte Anstieg der Bevölkerungs- dianalter in den Landkreisen bleiben und dem zahl war vor allem auf eine Zuwanderung aus dem Durchschnittsalter in Rheinland-Pfalz entsprechen. Ausland zurückzuführen4.

54 52 140.000 52 51 51 51 50 50 135.000 50 48 48 47 130.000 46 46 125.000 44 120.000 42 LK Altenkirchen Rheinland-Pfalz Landkreise 115.000 2017 2060 2070 1970 1980 1990 2000 2010 2013 2018

Abb.: Entwicklung Medianalter im landesweiten Abb.: Entwicklung der Einwohnerzahl im Landkreis Vergleich3 Altenkirchen

Der Anteil der Menschen an der Bevölkerung mit ei- Demographische Veränderungen, wie sie sich für nem Alter unter 20 Jahren wird von 18,7 % im Basis- den Landkreis Altenkirchen darstellen, bedeuten jahr 2017 mittelfristig auf 17,0 % und langfristig auf oftmals auch mittel- und langfristige Handlungsbe- 16,6 %, der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20- darfe für die Abfallwirtschaft. Es sind elektronische bis 65-Jährige) von 59,3 % mittelfristig auf 51,6 % Serviceangebote im Hinblick auf eine zunehmende und langfristig auf 50,9 % sinken. Dagegen steigt Digitalisierung erforderlich, diese aber auch in Ein- der Anteil der 65-Jährigen und Älteren von 22,0 % klang mit der zunehmenden Alterung der Bevölke- mittelfristig auf 31,4 % und langfristig auf 32,5 %. rung zu bringen. Full-Service-Leistungen, wie das Holen von Abfallbehältern auch hinter der Grund- Mit Blick in die Zukunft zeigt sich für den Landkreis stückslinie oder das Holen von sperrigen Abfällen Altenkirchen zusammenfassend ein ähnliches Bild aus dem Haus, werden immer relevanter. wie auch für den bundesweiten Schnitt. Bei einer zu- nehmenden Alterung der Bevölkerung sinkt der An- All dies gilt es in ein leistungs- und verursacherge- teil junger Menschen und Menschen im erwerbsfä- rechtes Gebührensystem zu integrieren, ohne dabei higen Alter. Wurde für den Landkreis Altenkirchen über Jahre anerkannte, etablierte und vor allem wie für den Zeitraum 2008 - 2013 ein Bevölkerungsrück- im Landkreis Altenkirchen verstetigte Systeme an- gang von -4,0 % ausgewiesen, so hat sich zumindest zugreifen. dieser Trend zum Teil entschärft. Mit einem Bevöl- kerungsrückgang von -0,9 % zwischen den Jahren 3.3 Gewerbestruktur 2011 und 2017 konnte der Landkreis im landeswei- ten Vergleich einige Plätze gut machen. Das KrWG unterscheidet zwischen Abfällen aus pri- vaten Haushalten und Abfällen aus anderen Her- kunftsbereichen, wie z.B. aus dem Gewerbe und der

3 Statistische Analysen: Rheinland-Pfalz 2060 (Basisjahr: 4http://www.statistik.rlp.de/no_cache/de/einzelan- 2017), Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. sicht/news/detail/News/2381/, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz.

Beschreibung der abfallwirtschaftlichen Strukturen 18

Industrie. Hinsichtlich der Abfälle aus privaten Ein Beleg für einen erhöhten Tourismusverkehr Haushaltungen gilt nach § 17 Abs. 1 KrWG die kann die Anzahl der für ein Gebiet ermittelten Über- grundsätzliche Pflicht zur Überlassung an den öf- nachtungen sein. Um einzelne Gebiete vergleichen fentlich-rechtlichen Entsorgungsträger. Hiervon zu können, wird hierbei die Anzahl der Übernachtun- ausgenommen sind solche Abfälle, die auf dem im gen je 1.000 Einwohner herangezogen. Gemessen Rahmen der privaten Lebensführung genutzten an dieser sog. Übernachtungsintensität, wird im lan- Grundstück verwertet werden können. Für Erzeuger desweiten Vergleich für den Landkreis Altenkirchen und Besitzer von Abfällen aus anderen Herkunftsbe- das geringste Tourismusaufkommen ausgewiesen7. reichen entsteht eine Überlassungspflicht hingegen Die mit dem Tourismus verbundenen abfallwirt- erst, wenn sie nicht zur Verwertung in der Lage sind schaftlichen Besonderheiten spielen im Landkreis und die Abfälle nicht in eigenen Anlagen beseitigen daher lediglich eine untergeordnete Rolle. können. Dies macht es erforderlich, dass im Rahmen des Ab- 3.4 Genutzte Entsorgungsanlagen fallwirtschaftskonzeptes auch Aspekte der gewerb- lichen Struktur innerhalb des Landkreises betrach- Der Landkreis greift für die Entsorgung der im Kreis- tet werden. gebiet anfallenden Abfälle auf kommunale und pri- vate Entsorgungsanlagen zurück: Derzeit sind rund 54.800 Er- werbstätige am Arbeitsort im Abfallart Anlage Betreiber Bemerkungen Landkreis Altenkirchen gemel- Restabfall MBA Singhofen (Eigent. Rhein-Lahn-Kreis Verwertung/Beseitigung det. Mit 62,3 % ist der Großteil Rhein-Lahn-Kreis) Abfallwirtschaft davon in den Dienstleistungs- Bioabfall BKW Harz-Humus- Harz-Humus- Kompostierung bereichen angesiedelt. Die üb- Recycling GmbH, Ditfurt Recycling rigen Beschäftigten verteilen PPK Smurfit Kappa Mönchen- Smurfit Kappa Verwertung gladbach (Erftstadt) Mönchengladbach sich auf das produzierende Sperrabfall Werststoffsortieranlage Bellersheim Abfall- Verwertung Gewerbe mit 36,5 % sowie die Boden wirtschaft GmbH Fischerei, Land- und Forstwirt- Problemabfall Bellersheim Abfall- Bellersheim Abfall- Entsorgung schaft mit 1,2 %5. wirtschaft wirtschaft GmbH Grünabfall GKA Mies, Hachenburg Biohof Mies, Kompostierung Trotz rückläufiger Bevölke- Hachenburg rungszahlen ist im Landkreis Hausabfallähnliche MHKW etc., diverse Neuausschreibungen alle Gewerbeabfälle, gemischte Sortieranlage 1-2 Jahre Altenkirchen zwischen den Bau- und Abbruchabfälle, Jahren 2009 und 2016 der An- wilde Müllablagerungen teil an sozialversicherungs- Elektro- und Betriebs- und Wertstoff- AWB Landkreis Elektronikschrott hof Nauroth Altenkirchen pflichtigen Beschäftigten um etwa 12,5 % gestiegen. Hie- raus lässt sich ein deutlicher Anstieg an in den Abb.: Vom Landkreis Altenkirchen genutzte Landkreis pendelnden Arbeitnehmern verzeichnen. Entsorgungsanlagen Ob hieraus auch ein Anstieg gegebenenfalls über- lassungspflichtiger Abfälle im Gewerbe resultiert, gilt es mittelfristig zu beobachten6.

5 Rheinland-Pfalz regional: Datenkompass „Arbeitsmarkt und 7 Statistische Berichte – Gäste und Übernachtungen im No- Erwerbstätigkeit“, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz vember 2018, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2018). (2019). 6 Wirtschaftsstruktur Landkreis Altenkirchen, IHK (2016).

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3.5 Fraktionsbezogene Entsorgungswege Ausnahme des übrigen Elektroschrotts und Kühl- schränken, und die anschließende Sortierung des Nachstehend werden die vom Landkreis Altenkir- Sperrabfalls in verwertbare und zu beseitigende chen genutzten Entsorgungswege fraktionsbezo- Fraktionen war. Der ausgeschriebene Vertrag sieht gen dargestellt: zwei Verlängerungsoptionen zu jeweils einem Jahr vor. ▪ Restabfall Der gesammelte Sperrabfall wird in einer Sortieran- Die Restabfallentsorgung erfolgt im Landkreis lage in folgende Wertstoffe getrennt: Altenkirchen auf Basis einer Zweckvereinbarung mit dem Rhein-Lahn-Kreis und einer Laufzeit bis zum • Das gesammelte Sperrabfallholz wird energe- 30.06.2024 seit dem 01.06.2005 in der AEA Sing- tisch verwertet (BHKW) hofen. • Metalle werden geschreddert und in einer Ei- Dort werden die Restabfälle aus dem Landkreis ei- senhütte zu neuem Stahl verarbeitet ner mechanisch-biologischen Behandlung unterzo- • Textilien gehen in eine EBS-Anlage (Ersatz- gen. Die hier dargestellte Abbildung gibt einen Über- brennstoffaufbereitung oder in Verbrennungs- blick über das Behandlungskonzept und den Menge- anlagen) ninput und -output8. • Kunststoffe werden in einer Verbrennungsanlage zur Energiegewinnung eingesetzt • Restsperrabfall wird ebenfalls in einer Verbrennungsanlage zur Energiegewinnung einge- setzt

Die Sperrabfälle werden vor ihrem Gang in die Verwertung von dem Drittbeauftragten für den weiteren Transport umgeladen.

▪ Bioabfall Die Sammlung und der Transport der Bioabfälle wurden zuletzt zum 01.07.2016 ausgeschrieben. Der Vertrag endet regulär zum 30.06.2022 und kann Abb.: Behandlungskonzept für den Landkreis Altenkirchen9 zweimal jeweils um ein Jahr verlängert werden.

▪ Sperrabfall Die Verwertung der Bioabfälle aus dem Landkreis Altenkirchen wurde 2014/2015 europaweit öffent- Die Sperrabfallentsorgung wurde zuletzt zum lich neu ausgeschrieben. Das Verwertungsverfahren 01.07.2019 mit einer Laufzeit zum 30.06.2022 aus- wurde dabei nicht explizit vorgegeben, um den Wett- geschrieben, wobei das wirtschaftlichste Ergebnis bewerb nicht einzuschränken und ggf. Widersprü- die gemeinsame Erfassung des Sperrabfalls, mit

8 www.rhein-lahn-kreis-abfallwirtschaft.de. 9 _teamwerk_AG.

Beschreibung der abfallwirtschaftlichen Strukturen 20

che gegen die Ausschreibung zu vermeiden. Im Er- Elektro- und Elektronikaltgeräte werden getrennt gebnis hat der Abfallwirtschaftsbetrieb völlig uner- gesammelt und auf Abruf abgeholt. Dies gilt dann, wartet kein Angebot auf der Vergärung basierend er- wenn mindestens ein Elektronikaltgerät in der halten. Des Weiteren bestand kein regionales Ange- Größe einer Mikrowelle anfällt. In diesem Fall kön- bot in diesem Segment. Daher fiel die Wahl gemäß nen auch kleinere Elektroaltgeräte mit zur Abholung Vergabeverordnung auf eine geeignete Kompostie- bereitgestellt werden. rungsvariante in Sachsen-Anhalt. Die zweitgüns- Neben dem Holsystem erfolgt eine kostenlose An- tigste Variante wäre örtlich in Baden-Württemberg nahme von Elektro- und Elektronikaltgeräten an gewesen, mit ähnlich weiten Transportentfernun- dem BWH Nauroth. Ergänzend stehen an diversen gen. Der bei der Ausschreibung eigens vorgesehene Bauhöfen der Verbandsgemeinden und der Stadt Umweltmalus entfaltete somit wenig Wirkung. Herdorf Sammelbehälter zur Abgabe von Elektro- Bei der nächsten anstehenden Ausschreibung soll kleingeräten bereit. konzeptionell anders vorgegangen werden. Das kommunale Erfassungssystem für Elektro- und Durch die recht günstige Preiskonstellation ist zu- Elektronikaltgeräte wird seit der Novellierung des mindest der Bürger auf der Gebührenseite Gewinner Gesetzes über das Inverkehrbringen, die Rück- aus dem Ausschreibungsergebnis und der derzeiti- nahme und die umweltverträgliche Entsorgung von gen Handhabung. Elektro- und Elektronikgeräten (ElektroG) zudem durch die Rücknahmepflichten der Privatwirtschaft ▪ Altpapier (Elektrohandel) ergänzt. Die PPK-Sammlung, Beförde- rung und Umladung wurde im Jahr 2018 europaweit im offe- nen Verfahren ausgeschrieben. An dem System der Papiererfas- sung wurde nichts verändert, mit einer neuen Losgestaltung wurde die Wettbewerbsintensi- tät in dem relevanten Markt op- timiert. Der Sammel- und Um- ladevertrag hat eine reguläre Laufzeit bis zum 31.12.2023, er kann jedoch einmal um ein hal- bes und daran anschließend ein- mal um ein ganzes Jahr verlän- gert werden. Abb.: Das Grundkonzept des ElektroG10 Die Vermarktung der PPK wurde ebenfalls zuletzt im Jahr 2018 mit einer regulären Laufzeit bis zum Kühlgeräte werden seit den frühen 1990er-Jahren 31.12.2020 ausgeschrieben. Der Vermarktungs- getrennt und kostenfrei auf Abruf beim Bürger ab- Vertrag kann einmal um ein Jahr verlängert werden. geholt. Eine kostenlose Annahme erfolgt daneben an dem BWH Nauroth. ▪ Elektro- und Elektronikaltgeräte

10 Bildarchiv der _teamwerk_AG.

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4 UMGESETZTE MAßNAHMEN ZUR ERREICHUNG DER ABFALLWIRTSCHAFTLICHEN ZIELE

In den auf Landesebene zu erstellenden Abfallwirt- kommunalen und privatwirtschaftlichen Stoffströ- schaftsplänen werden für das jeweilige Bundesland men abgebildet. Dabei wird im Sinne eines umfas- die Ziele der Abfallvermeidung, der Abfallverwer- senden Stoffstrommanagements dargelegt, welche tung, insbesondere der Vorbereitung zur Wiederver- Maßnahmen zur Abfallvermeidung, zur Wiederver- wendung und des Recycling, sowie der Abfallbesei- wendung und zur Optimierung der Verwertung im tigung dargestellt. Weiterhin werden in den Abfall- Geltungszeitraum des fortzuschreibenden Abfall- wirtschaftsplänen die erforderlichen Maßnahmen wirtschaftskonzepts bereits umgesetzt wurden. zur Verbesserung der Abfallverwertung und Abfall- Neben einer allgemeinen Betrachtung der schon beseitigung einschließlich einer Bewertung ihrer umgesetzten Maßnahmen wird ein besonderer Fo- Eignung zur Zielerreichung aufgeführt. kus auf die im Abfallwirtschaftsplan aufgeführten Unter Heranziehung des aktuellen Abfallwirt- „Abfallwirtschaftlichen Pflichten“ gelegt und beant- schaftsplans für Rheinland-Pfalz11 werden nachfol- wortet, inwiefern Maßnahmen getroffen oder nicht gend die grundlegenden Fragestellungen zu den getroffen wurden, um diesen Pflichten nachzukom- nach Menge und Schadstoffgehalt bedeutsamen men.

11 Abfallwirtschaftsplan Rheinland-Pfalz 2013, Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rhein- land-Pfalz.

Umgesetzte Maßnahmen zur Erreichung der abfallwirtschaftlichen Ziele 22

Bei der Evaluierung umgesetzter Maßnahmen kön- quote betrug im Zeitpunkt dieser Betrachtung be- nen objektive, aber auch subjektive, Fremd-ein- reits 93 %. Zum 01.01.2017 wurde u.a. zum Zwecke schätzungen wesentlich zur Erkennung von der Verringerung des Organikanteils in der Restab- Schwachstellen und Potentialen beitragen. Um ne- falltonne die Anschlusspflicht für die Biotonne auch ben den objektiv-technischen Vorgaben aus dem auf Eigenkompostierer ausgeweitet. Abfallwirtschaftsplan auch ein subjektives Stim- Bedeutend geringer, aber dafür wesentlich wertvol- mungsbild zu den abfallwirtschaftlichen Leistungen ler, waren die 2,4 % verwertbares Altpapier in der zu erhalten, hat der Landkreis Altenkirchen daher Restabfalltonne, die zum Zeitpunkt der Sortierana- bereits vor dem Geltungszeitraum des letzten Ab- lyse bereits einen Warenwert von mehr als 20.000 fallwirtschaftskonzeptes eine Bürgerbefragung EUR darstellten. durchführen lassen. Die Ergebnisse dieser Befra- gung sollen auch im hier gegenständlichen Abfall- Über die beiden Sortierkampagnen (Herbst, Spät- wirtschaftskonzept als Richtgeber für ein bürgerna- winter/Frühjahr) gemittelt, beinhaltete der Bioabfall hes Angebot abfallwirtschaftlicher Leistungen die- zum damaligen Zeitpunkt rund 32 % Gartenabfälle. nen. Hier galt es zu prüfen, ob diese Gartenabfälle nicht ökoeffizienter erfasst und entsorgt werden konnten. Darüber hinaus hatte der Landkreis Altenkirchen Hinzu kamen mehr als 8 % Altpapier (damaliger Wa- verschiedene Abfallströme einer Sortieranalyse un- renwert etwa 164.000 EUR), die in der Altpapier- terzogen, um Optimierungspotenziale für sein Leis- tonne fehlten. tungsangebot sondieren zu können. Die Ergebnisse der Sortieranalysen wirken fort, weshalb die gewon- Obwohl das Altpapieraufkommen im Landkreis nenen Erkenntnisse auch bei der künftigen Gestal- Altenkirchen zum Zeitpunkt der Sortieranalyse nur tung des Abfallwirtschaftskonzeptes Berücksichti- durchschnittlich war, war der darin enthaltene Stör- gung finden sollen. stoffanteil mit 5,5 % vergleichsweise hoch. Dieser hohe Wert ließ sich vor allem dadurch erklären, 4.1 Abfallanalyse 2010/2011 dass noch eine gewisse Anzahl an alten Abfallsam- melbehältern verwendet wurde, bei denen die Befüll- Das Witzenhausen-Institut hat im Oktober 2010 und hinweise nicht eindeutig waren. Diese „Alttonnen“ März 2011 für die Fraktionen Rest-, Bioabfall und wurden zwischenzeitlich sukzessive ersetzt. Altpapier Abfallanalysen im Hinblick auf die Zusam- mensetzung durchgeführt. Die Ergebnisse lassen 4.2 Sperrabfallanalyse 2013 sich wie folgt zusammenfassen und bewerten. Im September 2013 hatte das Witzenhausen-Insti- Gut 20 % der Restabfälle bestanden im Zeitpunkt tut im Auftrag des Abfallwirtschaftsbetriebes Land- der Untersuchung aus Organik. Im Grobmüllanteil kreis Altenkirchen zudem eine Analyse der über die (größer 40 mm) betrug der Organikanteil lediglich 9 im Kreisgebiet mittels Straßenabfuhr erfassten %. Dies war im Vergleich zu anderen Kommunen be- Sperrabfälle durchgeführt. Anlass für die Durchfüh- reits ein guter Wert. rung war die bevorstehende Ausschreibung der Der Organikanteil in der Restabfalltonne war bei Ein- Sperrabfallabfuhr und der geplante Bau einer Um- wohnern ohne Biotonne, im Vergleich zu den Ein- ladeanlage. wohnern mit Biotonne, um 37 % höher. Damit stellte Im Rahmen der Analyse wurden drei Sperrabfall- sich für den Landkreis die Frage, ob Eigenkompos- sammlungen begleitet und 133 Sperrabfallhaufen tierer, die bisher von der Biotonne befreit wurden, gesichtet. Bei weniger als 15 % der zur Sammlung künftig eine Tonne erhalten würden. Die Anschluss- bereitgestellten Abfälle handelte es sich um Materi-

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alien, die regulär nicht über die Sperrabfallsamm- gefüllt und an den AWB zurückgeschickt. Die we- lung erfasst werden – im Wesentlichen tonnengän- sentlichen Ergebnisse der damaligen Befragung las- gige Kleinteile (Restabfall) und Metallschrott. Tat- sen sich wie folgt kurz zusammenfassen: sächlich stehengelassen wurden jedoch 3,1 Volu- • 78 % der Bürger fanden die Betreuung durch menprozent der zur Sammlung bereitgestellten Ab- den AWB gut bzw. sehr gut. fälle. • 72 % benötigten keine wöchentliche Leerung Fast 30 % aller im Zeitraum der Untersuchung be- der Biotonne in den Sommermonaten. reitgestellten Sperrabfallhaufen waren größer als die in der damaligen Satzung vorgegebenen 2m³. • 71 % der Bürger fanden das damals aktuelle Lediglich etwa 16 % hieraus waren auch als Mehr- Sperrabfallkonzept gut menge im Voraus angemeldet worden. Eine Sich- • 71 % der Bürger empfanden das abfallwirt- tung der Sperrabfallhaufen am Abend vor der schaftliche Angebot des Landkreises gut bzw. Sammlung und am Morgen zum Zeitpunkt der sehr gut. Sammlung hat ergeben, dass beinahe die Hälfte al-

ler Sperrabfälle durchwühlt wurden und bei 38 % der • 67 % der Bürger waren nicht bereit, für eine Sperrabfallhaufen eine Entnahme von Gegenstän- qualitativ hochwertigere und/oder ortsnähere den stattgefunden hatte. Dabei wurden insbeson- Kompostierung von Bioabfällen zusätzliche dere weiterverwendbare Möbel und Gebrauchsge- Gebühren in Kauf zu nehmen. genstände, nicht jedoch gezielt Metalle, entnom- • 60 % der Bürger war eine 4-wöchige Leerung men. der Biotonne im Winter ausreichend. 23 % war dieser Turnus jedoch zu lang. Das Witzenhausen-Institut hatte sich im Rahmen der Analyse insbesondere mit der Frage zu beschäf- • 59 % der Bürger wünschten sich für die Grün- tigen, wie viel Holz über die Sperrabfallsammlung abfälle, die sie nicht kompostieren, eine orts- erfasst wird. Dabei stellte Holz mit 54 Gewichtspro- nahe Annahmestelle. zent (0,6 % unbehandeltes Holz, 53,4 % Holzmöbel,- • 53 % der Bürger empfanden das Gebühren-leis- werkstoffe) den größten Anteil der besichtigten tungsverhältnis gut bzw. sehr gut, 34 % als Sperrabfälle dar. Infolge des Transportes im Press- ausreichend. fahrzeug wären nach der Sammlung nur noch etwa 60 % der erfassten Holzabfälle einer händischen • 38 % der Bürger erwarteten v0m Abfallwirt- Sortierung zugänglich. Es empfahl sich damals als schaftskonzept 2014 – 2018 gleiche Leistung Option, sperrige Abfälle durch zwei Sammelfahr- zu stabilen Gebühren, 33 % zu geringeren Ge- zeuge zu erfassen, wobei das eine lediglich Holzab- bühren. 20 % erwarteten in jedem Fall eine ge- fälle und das andere die restlichen Sperrabfälle auf- ringere Gebühr und nur 10 % mehr Leistung zu nimmt. gleichen Gebühren.

Gebühren-Leistungsverh. 4.3 Bürgerbefragung 2012 Abfallwirtschaftl. Angebot Im Sommer 2012 hat der Landkreis Altenkirchen eine repräsentative Bürgerbefragung durchgeführt. Sperrabfallkonzept Hierzu wurde an 3.581 Haushalte ein fünf Seiten Betreuung AWB umfassender Fragebogen verschickt. 46 Prozent der befragten Bürger haben diesen Fragebogen aus- 0 20 40 60 80 100

Abb.: Auszug aus der Bürgerbefragung 2012 (in %)

Umgesetzte Maßnahmen zur Erreichung der abfallwirtschaftlichen Ziele 24

4.4 BiogutRadar 2018 Hierzu werden die zur Abfuhr bereitstehenden Bio- tonnen in einem Gebiet (verschiedene Touren) be- Mit der Intensivierung und Ausweitung der Bioguter- gutachtet und hinsichtlich der enthaltenen Fremd- fassung ist im Landkreis Altenkirchen eine tenden- stoffe nach einem einheitlichen Bonitierungsschlüs- zielle Zunahme der Fremdstoffgehalte im Biogut sel bewertet. Zudem wird auch die „Qualität“ der festzustellen. Insbesondere die Betreiber von Fremdstoffe ermittelt. Somit können die Eintrags- Biogutbehandlungsanlagen sehen dadurch – und pfade von Fremdstoffen und die Verursacher sehr durch die gleichzeitig steigenden Qualitätsanforde- genau lokalisiert werden. rungen für Komposte im Rahmen der Düngemittel- gesetzgebung, aber auch Gütesicherung der Bun- Aus den Ergebnissen der Analyse lassen sich fol- desgütegemeinschaft Kompost (BGK) – eine große gende Handlungsempfehlungen ableiten: Herausforderung auf die Bioabfallbranche zukom- • Die Ergebnisse des BiogutRadars sollten als men. Um aus Biogut Qualitätsprodukte zu erzeugen, Aufhänger genutzt werden, um die Öffentlich- ist eine auf die Qualität ausgerichtete Erfassung un- keit weiter für die Fremdstoffproblematik zu abdingbar. sensibilisieren. Hier sollte ein Schwerpunkt auf Vor diesem Hintergrund gibt es bereits von ver- der Information über geeignete Sammelbeutel schiedenen Akteuren Bestrebungen, das Biogut im aus Papier liegen. Diese könnten durch den Hinblick auf den maximalen Fremdstoffgehalt zu AWB ggf. über geeignete Multiplikatoren (Orts- definieren, um somit auch qualitativ schlechtes bürgermeister, Feuerwehr, Landfrauen, …) in Biogut zurückweisen zu können. Die Kommunen, den Ortsteilen zum Selbstkostenpreis bereitge- denen die Entsorgung der getrennt erfassten Bioab- stellt werden. fälle obliegt, müssen demnach gewährleisten, dass • Es sollten Gebiete/Behälterstandplätze identi- schon bei der Sammlung des Bioguts möglichst ge- fiziert werden, die stetig schlechte Bioabfälle ringe Fremdstoffgehalte vorliegen. Dazu bedarf es liefern, um dort gezielt zu beraten bzw. ent- einer Kombination aus Öffentlichkeitsarbeit und sprechende Maßnahmen zu veranlassen. professionellen Kontrollen sowie einer standardi- • Die wiederholte Durchführung von (angekün- sierten Bewertung des Bioguts. Mittels einer kon- digten) Behälterkontrollen (BiogutRadar) so- struktiven Rückmeldung der Ergebnisse an die Bür- wie die Intensivierung der Vergabe der gelben ger bezüglich ihres Trennverhaltens kann eine be- und roten Karten fördert bei „nachlässigen“ gleitende Öffentlichkeitsarbeit gezielt auf Defizite Haushalten die Trenngenauigkeit. eingehen und deutliche Qualitätsverbesserungen bewirken. • Eine Erhöhung der Mindestanzahl an Pflicht- leerungen der Restabfalltonne kann dazu bei- Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Alten- tragen, die Entsorgung von Restabfall in der kirchen (AWB) hat aus den vorgenannten Gründen Biotonne zu vermeiden bzw. zu reduzieren vom Witzenhausen-Institut im April 2018 in ausge- (mind. 6 Leerungen pro Jahr). wählten Gebieten/Touren ein sogenanntes BiogutRadar durchführen lassen. Hierbei handelt es • Die Zulassung von BAW-Sammelbeuteln sich um ein modulares Kontroll- und Informations- könnte mittelfristig vor dem Hintergrund ande- system für Kommunen, das zum Ziel hat, die Ein- rer Biogutbehandlungsanlagen neu evaluiert tragspfade von Fremdstoffen zu identifizieren, die werden. Fremdstoffgehalte in den Biotonnen zu bonitieren und darauf aufbauend zu reduzieren.

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4.5 PPK-Analyse 2019 4.6.1 Haus-/Sperrabfälle

Vor dem Hintergrund des Inkrafttretens der Verpa- ▪ Prüfauftrag A3 ckungsgesetzes zum 01.01.2019 und der damit an- Überprüfung einer weiteren Optimierung der Wert- stehenden Neuregelung des zukünftigen angemes- stofferfassung senen Mitbenutzungsentgelts der kommunalen Alt- papiersammlung, wurde das Witzenhausen-Institut  Durchgeführte Maßnahmen zu A3 von dem Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Alten- kirchen (AWB) beauftragt, detaillierte Analysen des Der klassische Hausabfall bzw. Restabfall aus dem separat erfassten Altpapiers durchzuführen, um so Landkreis Altenkirchen wird einer Mechanisch-Bio- die spezifische Situation im Landkreis Altenkirchen logischen-Abfallbehandlungsanlage (MBA) zuge- zu dokumentieren. führt. Dadurch ist gewährleistet, dass zum einen noch vorhandene Wertstoffanteile aussortiert sowie Schwerpunkt der Untersuchung war die Ermittlung stofflich verwertet werden und zum anderen ggf. des kommunalen und des Verpackungsanteils im vorhandene Restorganik noch weiter reduziert wird. Altpapier. Zudem wurde der Störstoffanteil im PPK- Hergestellte Ersatzbrennstoffe dienen in energeti- Sammelgemisch (Verschmutzungsgrad) erhoben. schen Verwertungsanlagen als Brennstoff. Die Anteile wurden differenziert nach Gewicht und Die Nachbehandlung erfolgt somit auf einem hohen Volumen erhoben. Grundlage hierfür war die Ana- Niveau gegenüber der ausschließlichen Verbren- lyse des über die haushaltsnahe Sammlung (PPK- nung dieser Abfallfraktion. Tonnen und 1,1 m³ MGB) erfassten Altpapiers. Die Zusammensetzung der Sperrabfälle wird durch Die Ergebnisse liegen dem AWB zur Prüfung und die nachgelagerte Sortierung quasi monatlich kon- weiteren Verwendung vor. trolliert. Mit über 50 % Holzanteil im Sperrabfall ist diese Fraktion mit Abstand die größte und auch in- 4.6 Umgesetzte Maßnahmen nach Maßgabe teressanteste. Berechnungsmodelle haben jedoch des Abfallwirtschaftsplans gezeigt, dass eine separate Abholung von Sperrab- fallholz beim Bürger vor Ort weder ökologische noch Grundlage aller abfallwirtschaftlichen Planvorga- ökonomische Vorteile bietet. Somit ist an dieser ben ist der für Rheinland-Pfalz gültige Abfallwirt- Stelle aktuell an keinerlei Veränderungen gedacht schaftsplan aus 2013, in dem der Klimaschutz, eine und es wird weiterhin hochwertig sortiert und an- durch die optimale Verknüpfung der Stoffströme schließend ein Großteil dieser Abfälle sinnvoll ver- (Stoffstrommanagement) betriebene Rohstoffwirt- wertet. schaft und die Ressourceneffizienz oberste Priorität haben. 4.6.2 Wertstoffe In bestimmten Fällen gibt der Abfallwirtschaftsplan ▪ Prüfauftrag B2 den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern ein- zelne Prüfaufträge zur Verbesserung derer abfall- Überprüfung der Ausweitung der erfassten Wert- wirtschaftlichen Leistungen auf. Aus dem aktuell stofffraktionen (z.B. stoffgleiche Nichtverpackun- gültigen Abfallwirtschaftsplan für Rheinland-Pfalz gen) aus dem Jahr 2013 ergaben sich für den Landkreis  Altenkirchen vereinzelte Prüfaufträge, die nachfol- Durchgeführte Maßnahmen zu B2 gend dargestellt werden sollen. Hierbei wird der Nach jahrelangem Warten auf das angekündigte Prüfauftrag mit Kennziffer vorangestellt und die Wertstoffgesetz, ist dem Bundesgesetzgeber mit durchgeführten Maßnahmen jeweils im Anschluss dem neuen Verpackungsgesetz nur ein „kleinerer erläutert.

Umgesetzte Maßnahmen zur Erreichung der abfallwirtschaftlichen Ziele 26

Wurf“ gelungen. Von den sog. Stoffgleichen Nicht- auf den Genussmittelverzehr in der Region traditio- verpackungen wurde stets immer schon ein gewis- nell eher dem Bier aus Pfand-Mehrwegflaschen als ser Anteil über die Gelbe Tonne einer Verwertung zu- Wein aus Glas-Einwegflaschen der Vorzug gegeben geführt oder andere Verwertungsmöglichkeiten ge- wird, ist das Behälterglasaufkommen im Landkreis nutzt. Die zur Verwertung zur Verfügung stehende eher etwas niedriger angesiedelt als im bundeswei- restliche Menge von ca. 5 kg/Ew/a ist mengenmä- ten Durchschnitt. ßig eher untergeordnet zu sehen und an eine Aus- Der stärkere Einsatz von Kunststoffverpackungen weitung der Gelben Tonne zu einer Wertstofftonne (Mehrweg und Einweg) im Getränkebereich hat auch gibt es derzeit keine konkreten Überlegungen. Der zu verminderten Glaserfassungsmengen geführt. neue LVP-Leistungsvertrag hat im Übrigen am 01.01.2019 mit der üblichen Laufzeit von 3 Jahren Der Abfallwirtschaftsbetrieb wird zukünftig bei den begonnen, sodass frühestens ab 01.01.2022 eine Altglascontainern die Themen Funktionstüchtigkeit, Systemergänzung möglich wäre. Lärm und Verunreinigen an und um den Container- standort mehr im Fokus haben. Ab dem 01.01.2019 verfügt der Betriebs- und Wert- stoffhof in Nauroth über einen 36 cbm Abrollcontai- 4.6.3 Bioabfälle ner zur Aufnahme von LVP, was die Anlieferungs- möglichkeiten im Landkreis entsprechend erweitert. ▪ Prüfauftrag C3

▪ Prüfauftrag B3 Intensivierung der Gartenabfallsammlung (Holsys- tem) und Überprüfung der Einrichtung zusätzlicher Überprüfung der Ausweitung des Angebotes zur Sammelplätze für Gartenabfälle (Bringsystem), evtl. Wertstofferfassung (z.B. Wertstofftonne, Altpapier- einhergehend mit Brennverboten tonne, Wertstoffhöfe, Flexibilisierung der Öffnungs- zeiten usw.)  Durchgeführte Maßnahmen zu C3

 Durchgeführte Maßnahmen zu B3 Das Holsystem für den Grünschnitt/ Grünabfall wurde in den letzten Jahren bereits von 4 auf 5 Ab- Die Öffnungszeiten am Betriebs- und Wertstoffhof holungen und zusätzlich die Weihnachtsbaumab- wurden in 2018 einer eingehenden Prüfung unterzo- holaktionen ausgeweitet. Der Annahmebereich für gen. Dabei wurden die Anlieferungszeiten täglich die Grünabfälle in Nauroth wurde ebenfalls geneh- um 15 Min. verlängert. Auf die Einführung eines sog. migungsrechtlich und baulich enorm erweitert. Zwei „Langen Donnerstags“ wurde verzichtet, da insbe- weitere Annahmestellen sind konkret in Planung. sondere der bürgerfreundliche Samstagmorgen Daneben gibt es auch noch privatwirtschaftliche durch die berufstätigen Bürger mit Präferenz in An- und gemeindliche Angebote bei dieser Abfallart. spruch genommen wird. ▪ Prüfauftrag C4 ▪ Prüfauftrag B4 Überprüfung der Abfallsatzung hinsichtlich ausge- Überprüfung von Maßnahmen zur Steigerung der schlossener Abfälle von der Biotonne erfolgt (keine Altglaserfassung Ausschlüsse).

 Durchgeführte Maßnahmen zu B4  Durchgeführte Maßnahmen zu C4 Mit aktuell 225 Glascontainerstandplätzen ist eine Die bisherige Regelung zum Ausschluss soll auch gute und absolut ausreichende Abdeckung mit Glas- nach eingehender Prüfung unverändert bestehen containern im Landkreis vorhanden. Mindestens bleiben. zweimal im Jahr wird in diesem Segment auch ge- zielt Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Da im Hinblick

Landkreis Altenkirchen

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▪ Prüfauftrag C5 Fa. Gebr. Schmidt Bauunternehmen AG. Zurzeit läuft ein Genehmigungsverfahren zur Erweiterung Weiterentwicklung der Bioabfallverwertung als der Deponie hinsichtlich der Ablagerungskapazität energetisch- stoffliche Kaskadennutzung z.B. mit- sowie Erhöhung von DK0 auf DKI. Dies erfolgt im tels Biogaserzeugung Einklang mit der vorhandenen Konzeptstudien auf  Durchgeführte Maßnahmen zu C5 Landesebene. Die Bioabfälle werden aktuell einem Kompostie- 4.7 Umgesetzte Maßnahmen nach Maßgabe rungsverfahren mit Hygienisierung zugeführt. Das des Abfallwirtschaftskonzepts 2014 – Endprodukt Kompost wird nachgelagert sinnvoll in 2018 der Landwirtschaft und artverwandten Einsatzge- bieten als Dünger und Bodenverbesserer verwertet. Neben dem Abfallwirtschaftsplan resultierten für Nachteilig ist, dass die Kompostierung, geografisch den Landkreis Altenkirchen zusätzlich aus dem fort- betrachtet, recht weit von Altenkirchen entfernt er- zuschreibenden Abfallwirtschaftskonzept 2014 – folgt. Dies ist jedoch Ergebnis einer europaweiten 2018 selbst gesetzte Prüfaufträge und Maßnahmen. Ausschreibung gewesen. Erklärtes zukünftiges Ziel Zudem entstehen innerhalb einer Abfallwirtschaft an der Stelle ist es, im Rahmen der nächsten Aus- immer wieder auch innerhalb des Geltungszeit- schreibung auf eine regionalere Lösung zu bauen raums eines Abfallwirtschaftskonzepts nicht ge- sowie die energetisch-stoffliche Kaskadennutzung plante Handlungsbedarfe. Nachfolgend soll darge- (z.B. mit Vergärungsanlage) zu präferieren. stellt werden, welche Maßnahmen der Landkreis Altenkirchen im Geltungszeitraum des Abfallwirt- Die Speiseabfälle aus dem häuslichen Bereich dür- schaftskonzepts 2014 – 2018 geprüft und/oder um- fen und sollen weiterhin über die Bioabfalltonne ent- gesetzt hat. sorgt werden. Die Eigenkompostierer haben im Landkreis eine verkleinerte Eigenkompostierer- 4.7.1 Organisatorische Maßnahmen tonne (60 l Inhalt) für diesen Zweck zur Verfügung. Gewerbliche Mengen an verpackten und unverpack- Neben den Maßnahmen, die lediglich einzelne Ab- ten Lebensmittelabfällen sind privatwirtschaftlich fallfraktionen betreffen, stehen immer auch organi- über geeignete Spezialunternehmen zu verwerten. satorische Maßnahmen, die sich fraktionsübergrei- fend auswirken, wie z.B. die Festlegung auf ein be- 4.6.4 Deponievolumen stimmtes Gebührenmodell oder die Erbringung ein- zelner abfallwirtschaftlicher Leistungen in Eigenre- ▪ Prüfaufträge gem. Abfallwirtschaftsplan gie. D2 – Überprüfung des Konzeptes zur Ablagerung Der Landkreis Altenkirchen hat zwischen 2014 und von Abfällen und Sicherstellung von Deponiekapazi- 2018 folgende organisatorische Maßnahmen zur täten DK I ggf. im Verbund Realisierung einer optimierten Kreislaufwirtschaft D3 – Überprüfung des Konzeptes zur Ablagerung geprüft bzw. umgesetzt: von Abfällen und Sicherstellung von Deponiekapazi- ▪ Prüfauftrag: Gebührenkonzept täten DK II ggf. im Verbund Überprüfung und Fortschreibung des Gebührenkon- ▪ Durchgeführte Maßnahmen zepts zur Unterstützung der Erreichung abfallwirt- Der Landkreis Altenkirchen ist seit vielen Jahren Be- schaftlicher Ziele treiber und Genehmigungsinhaber der Bauschutt- und Erdaushubdeponie Kirchen-Wehbach. Den ei-

gentlichen Anlagenbetrieb vor Ort übernimmt die

Umgesetzte Maßnahmen zur Erreichung der abfallwirtschaftlichen Ziele 28

▪ Durchgeführte Maßnahmen Das Methangas wurde seit Jahren in Gasmotoren als Energieträger genutzt und die Energie in das re- In punkto Kalkulation der Abfallentsorgungsgebüh- gionale Netz eingespeist. Die Größe der Motoren ren arbeitet der Abfallwirtschaftsbetrieb eher aty- wurde seit dem Jahr 2013 mehrmals dem reduzier- pisch. Die Gebühren werden jährlich neu kalkuliert ten Gasdargebot angepasst. Es wurden des Weite- und bei Bedarf in den jeweiligen Positionen entspre- ren verschiedene Ertüchtigungsmaßnahmen durch- chend angepasst. Hierdurch ist der Abfallwirt- geführt. Hierzu zählten der Bau von weiteren Gas- schaftsbetrieb immer auf „Augenhöhe zur Realität“ brunnen, die Verlegung neuer Gasleitungen sowie und ideal aufgestellt. die Erneuerung von Regelorganen (2014). ▪ Prüfauftrag: Stoffstrommanagement Die Gasproduktion hat mittlerweile jedoch ein Ni- Etablierung eines optimierten Stoffstrommanage- veau erreicht, in welchem eine wirtschaftliche Ver- ments mit dem Ziel der Senkung des Gebührenbe- wendung nicht mehr gewährleistet ist. In 2018 darfes durch gebührenneutrale Erträge. wurde entschieden, das bisherige Blockheizkraft- werk abzuschalten und die traditionelle Gasproduk- ▪ Durchgeführte Maßnahmen tion im anaeroben Milieu gegen eine Schwachgas- behandlung durch Aerobisierung, also der Zuhilfen- Bei den werthaltigen Abfällen mit Erlösen wie Pa- ahme von Luftsauerstoff, auszutauschen. Dazu bie- pier, Pappe und Kartonagen (PPK), Metallschrott, tet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz Autobatterien etc. wird ein effizientes Stoffstrom- und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen management mit dem Fokus der engen Marktbe- Klimaschutzinitiative eine Förderung an, mit dem obachtung und -orientierung betrieben. Dies kommt Ziel, die Treibhausgasemissionen aus Deponien zu dem Gebührenzahler direkt zugute. reduzieren. ▪ Prüfauftrag: Optimierung Bringsysteme Im Vorfeld wurde auf der Deponie Nauroth eine Po- Prüfung der Optimierung der Bringsysteme i.Z.m. tentialanalyse durchgeführt, die als Ergebnis zeigte, weiteren Wertstoff- und Bauhöfen. dass eine Deponiestabilisierung durch Aerobisie- rung zu einer signifikanten Reduzierung der Treib- ▪ Durchgeführte Maßnahmen hausgase gegenüber einer herkömmlichen Deponie- gasproduktion im anaeroben Zustand führen wird. Optimierungsbedarf darüber hinaus an der erfolgrei- Aus diesem Grund erhielt der Landkreis Altenkir- chen Vorgehensweise wird seitens des AWB nicht chen einen Zuwendungsbescheid vom Projektträger gesehen. über 417.000 € zur Durchführung der Stabilisierung. 4.7.2 Umgesetzte Maßnahmen i.Z.m. der Depo- Um den Zeitraum zwischen Abschaltung des alten nie Nauroth Blockheizkraftwerkes und der neuen Schwachgas- behandlung zu überbrücken, wurde für den Zwi- Die ehemalige Hausmülldeponie Nauroth befindet schenzeitraum eine Mietfackel aufgestellt. Es ist sich seit dem 31.10.2002 in der Stilllegungsphase. geplant, die Mietfackel bis November 2019 zu be- Schon vor der Stilllegungsphase fanden biologische treiben, um dann nahtlos auf die Schwachgasbe- Abbauvorgänge im Deponiekörper statt, die zu Me- handlung umzuschwenken. Die Schwachgasbe- thangasbildung führten und dabei Setzungen im De- handlung wird über einen Zeitraum von mindestens poniekörper verursachten. Mit fortschreitendem Al- 10 Jahren betrieben. Bis dahin soll das angestrebte ter des Deponiekörpers gehen die biologischen Vor- Ziel der Treibhausgasminimierung erreicht sein. Die gänge zurück und damit auch die Methangasbil- Anlage soll jedoch auch für den Zeitraum nach 2029 dung. Das Setzungsverhalten ändert sich ebenfalls. den Deponiekörper aktiv entgasen.

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Durch die mittlerweile abgeklungenen Setzungen ist wertigen Verwertung angestrebt. Eine inter- der Landkreis aufgrund rechtlicher Vorgaben ver- kommunale Zusammenarbeit bildet hier eine pflichtet, die Deponie in die Nachsorgephase zu prüfwürdige Option. überführen. Dadurch wird eine Abdichtung des De- poniekörpers erforderlich. Dieses Projekt hat im 4.7.4 Maßnahmen zur Stärkung der Abfallver- Jahr 2018 bereits mit der Auswahl des für die Pla- meidung nung verantwortlichen Ingenieurbüros begonnen. Für die reine Baumaßnahme ist ein Zeitraum von Unter Abfallvermeidung werden alle Vorkehrungen mindestens zwei Jahren geplant. Einschließlich der und Maßnahmen verstanden, die der stoffli- Vor- und Genehmigungsplanung ist von einem Zeit- chen Verwertung, dem Recycling, vorausgehen und raum von mindestens vier Jahren auszugehen, so dazu dienen, die Menge des anfallenden Abfalls zu dass die Baumaßnahme bis 2024 abgeschlossen reduzieren. Im Idealfall beginnt Abfallvermeidung sein sollte. Die erste Kostenschätzung geht von ei- bereits bei der Konzeption und dem Design von Pro- nem Investitionsvolumen von netto 8.500.000 EUR dukten. In vielen Fällen steht jedoch nach wie vor aus. Diese Mittel werden aus den eigens für den Ab- die werbewirksame Aufmachung eines Produkts vor schluss der Deponie vorhandenen Rückstellungen einer ökologisch sinnvollen Gestaltung. Umso wich- bereitgestellt. tiger ist es, dass die öffentlich-rechtlichen Entsor- gungsträger bei den Bürgern ein Bewusstsein hin- 4.7.3 Maßnahmen zur Schaffung von Synergien sichtlich der Vermeidung von Abfällen erzeugen. Im mit privaten Partnern Geltungszeitraum des Abfallwirtschaftskonzepts 2014 – 2018 hat der Landkreis Altenkirchen hierfür Ein fester Bestandteil eines umfassenden Stoff- folgende Maßnahmen getroffen bzw. Prüfungen strommanagements ist auch die Prüfung potentiel- durchgeführt: ler Synergien durch die im Verbund mit privaten • z.B. Unterstützung von Projekten von Tausch- und/oder gemeinnützigen Partnern erbringbaren börsen, Repair-Cafés, Second-Hand-Läden und kreislaufwirtschaftlichen Aufgaben. In einer Rück- örtlichen Tafeln schau auf das Abfallwirtschaftskonzept 2014 – 2018 soll nachfolgend auch beantwortet werden, in • Schwerpunkt: Vermeidung von Lebensmittel- welchem Umfang derartige Partnerschaften geprüft abfällen und ggf. umgesetzt wurden:  Sensibilisierungsmaßnahmen • Direkte Partnerschaften bzw. Kooperationen ▪ Erzeuger mit privaten Unternehmen bzw. Entsorgern be- ▪ stehen momentan nicht. Alle Aufträge/ Ver- Verarbeitende Betriebe träge sind über Ausschreibungen zustande ge- ▪ Handel kommen. ▪ Gastronomie • Im kommunalen Bereich existiert seit vielen ▪ Endverbraucher Jahren die erfolgreiche Kooperation mit der Rhein-Lahn-Kreis Abfallwirtschaft über eine • Schwerpunkt: Anreize zur Abfallvermeidung entsprechende Zweckvereinbarung. Diese wird schaffen durch Satzungsgestaltung sowie Ge- auch in den nächsten Jahren fortgeführt. bühren- und Sammelsysteme • Bezüglich der zukünftigen Verwertung der  Anhebung der Freileerung im Bereich Grünabfälle/ Grünschnitt wird eine dauerhafte Restabfall regionale Lösung auf dem Niveau einer hoch-  Biotonne „für alle“ (Bürger & Gewerbe)

Umgesetzte Maßnahmen zur Erreichung der abfallwirtschaftlichen Ziele 30

 Verursachergerechtes Gebührensystem werden zu wollen, sondern vielmehr den carita- mit Fokus Restabfall tiven Vereinen diese wichtige Einnahmequelle weiterhin zu belassen.  Förderung der Eigenkompostierung (Ge- bührenvorteil: 60 l-Tonne) • Eine getrennte Sperrabfallerfassung (Holzfrak- tion) wurde geprüft. Ein Mehrwert zur bisheri- • Schwerpunkt: Abfallvermeidung im öffentli- gen Erfassung konnte nicht festgestellt wer- chen Beschaffungswesen den, sodass das bestehende System der Sper- rabfallerfassung unverändert bestehen bleiben  Verwendung langlebiger, reparatur- soll. freundlicher und wiederverwend- bzw. wiederverwertbare Güter bei der Beschaf- • Eine getrennte Erfassung oder Annahme von fung oder Verwendung von: Gebrauchsgegenständen zur Wiederverwen- dung (Altgeräte, Möbel, etc.) befindet sich in ▪ Materialgütern der Prüfung/Planung. ▪ Gebrauchsgütern ▪ Recycling ▪ Bauvorhaben • Schwerpunkt: Bioabfallverwertung (Erfas- ▪ Alle LKW mind. EURO 6 sungsstrukturen, Verwertungsoptionen, Mini-  Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit mierung der Verbrennung pflanzlicher Abfälle gegenüber Dritten außerhalb von Anlagen) - Priorität hat die ener-  Vergabe öffentlicher Aufträge getisch-stoffliche Verwertung • Schwerpunkt: Wertstofferfassung (Papier-,

4.7.5 Maßnahmen i.Z.m. den Erfassungs-, Sam- Metall-, Kunststoff- und Glasabfälle) mel- und Verwertungsstrukturen • Schwerpunkt: Elektro- und Elektronikaltgeräte, Einen wesentlichen Beitrag zu einer ökologischen (EAR; alle Mengen werden in Nauroth fokus- und ökonomischen Kreislaufwirtschaft tragen auch siert und anschließend den Verwertern überge- optimierte Erfassungs-, Sammel- und Verwertungs- ben), strukturen der öffentlich-rechtlichen Entsorgungs- • Schwerpunkt: Mineralische Abfälle (Ressour- träger bei. Der Landkreis Altenkirchen hat hierzu in censchutz durch Bauabfallverwertung, Ver- den vergangenen fünf Jahren vor dem hier gegen- brennungsschlacken als Ressource für Metall- ständlichen Abfallwirtschaftskonzept verschiedene rückgewinnung), Deponie Kirchen-Wehbach Maßnahmen getroffen und Prüfungen durchgeführt. ▪ Sonstige Verwertung ▪ Vorbereitung zur Wiederverwendung • Umgang mit den Bioabfall-Eigenkompostierern

• Für die Verwertung von Altkleidern und Schu- optimiert hen stehen über den Landkreis verteilt viele Kleidercontainer zur Aufnahme dieser Abfälle • Prüfung der Erweiterung des Holsystems für E- zur Verfügung. Primär sind diese Kleidercon- Schrott, insbesondere Elektrokleingeräte tainer durch caritative Gesellschaften wie das ▪ Beseitigung Rote Kreuz, Malteser, Caritas etc. aufgestellt worden. Um den sozialen Aspekt weiterhin zu • Die Anzahl der im Behältertarif für Restabfall unterstützen, ist politisch und strategisch ent- enthaltenen Freileerungen wurde zum schieden worden, bis auf Weiteres als Abfall- 01.01.2019 von bisher zwei auf vier Freileerun- wirtschaftsbetrieb hier nicht operativ tätig gen angehoben.

Landkreis Altenkirchen

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• Abfallwirtschaftliche Optimierung durch Ver- Auch für 2019 hat der Landkreis Altenkirchen früh- ringerung von Fehlwürfen in den Holsystemen zeitig mit seinem Merkblatt „Wald- und Flursäube- und konsequente Weiterverfolgung der Ver- rungsaktion“ auf die im Landkreis groß angelegte meidungs- und Verwertungsziele (Kommuna- Aktion zur Bereinigung von Wald- und Flurflächen les Stoffstrommanagement) hingewiesen und unterstützt aktiv die Gemeinden und Vereine. • Reduzierung der wilden Müllablagerungen in Wald und Flur und Abfällen auf öffentlichen 4.7.6 Schadstoffminimierung und -entfrachtung Wegen und Plätzen. Im Betrachtungszeitraum des Abfallwirtschaftskon- ▪ Littering / illegale Müllablagerungen zepts 2014 – 2018 hat der Landkreis Altenkirchen Seit nunmehr vielen Jahren wird die europäische folgende Maßnahmen getroffen, um schadstoffbe- Aktion „Let‘s Clean Up Europe“ durchgeführt. Euro- lastete Abfälle soweit wie möglich aus der Kreislauf- paweit haben so in 2018 über 800.000 Menschen wirtschaft auszuschließen: aus 30 Ländern Straßen, Parks und Natur von Abfall • Flächendeckende und regelmäßige getrennte befreit. Allein in Deutschland sammelten 245.000 Sammlung von Schadstoffen bzw. Problemab- Freiwillige 1.098 Tonnen Abfall. Es beteiligen sich fällen aus Haushaltungen und Kleingewerbe- insbesondere Gemeinden, Vereine, Verbände, Insti- und Dienstleistungsbetrieben tutionen und andere Gruppen.  Mobile Sammlung (über 200 Termine pro Unsere kommunale Flursäuberungsaktion „Aktion Kalenderjahr) saubere Landschaft“ ist auf Landkreisebene unser gemeinsamer Beitrag zu dieser europaweiten Initia-  Gezielte Öffentlichkeitsarbeit und fach- tive. kundige Abfallberatung In dem Zeitraum März bis Mai wird jährlich in über • Im Rahmen von Vergabeverfahren wurde Sorge 70 Ortsgemeinden des Kreises Altenkirchen aktiv getragen für die: die „Vermüllung“ bekämpft. Freiwillige Helfer aus  Umsetzung schadstoffarmer Abfallver- den jeweiligen Gemeinden sammeln den Unrat aus wertungsverfahren Straßengräben, von Feldern, Waldrändern und unter  Brücken auf. Dabei werden etliche Abfallsäcke ge- Umsetzung schadstoffarmer Abfallbe- füllt. Auch größere Gegenstände wie Fernseher oder handlungsverfahren Kühlschränke tauchen leider alle Jahre wieder in  Umsetzung schadstoffarmer Abfallbesei- Waldstücken, Hecken und an Böschungen auf, so- tigungsverfahren dass am Ende des Flursäuberungstages oft ein gan- • intensive interne und externe Schulung der ei- zer Container (7-10 cbm) oder gar mehr den gesam- genen Mitarbeiter. melten Müll aufnimmt.

„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 32

5 „STATUS QUO“ – DATEN VORHANDENER ABFALLSTRÖME

Bereits in der Landesabfallbilanz für Rheinland- 650 Pfalz aus dem Jahr 201212, die Grundlage für die statistischen interkommunalen Mengenvergleiche 600 des Abfallwirtschaftskonzeptes 2014 – 2018 war, 550 wurde der Landkreis Altenkirchen als einer der 500 Landkreise mit dem niedrigsten Abfallaufkommen 450 ausgewiesen. 400 Auch in der Landesabfallbilanz für Rheinland-Pfalz LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK 13 AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW mit dem Basisjahr 2017 wird für den Landkreis Altenkirchen im landesweiten Vergleich eines der Abb.: Pro-Kopf-Gesamtaufkommen in 2017 geringsten Pro-Kopf-Abfallaufkommen verzeichnet. (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP Im Vergleich mit Landkreisen mit einer Einwohner- dichte zwischen 173 und 261 Einwohnern je km² Im direkten Vergleich mit diesem Landkreis verwer- kann lediglich ein Landkreis ein geringeres Pro- tet der Landkreis Altenkirchen jedoch deutlich mehr Kopf-Gesamtabfallaufkommen vorweisen. der im Kreisgebiet angefallen Abfälle

12Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2012, Ministerium für 13 Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten. Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten.

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Besonders beachtenswert tritt im landesweiten Ver- Nichtsdestotrotz sind mit einer derart geringen Er- gleich auch das für den Landkreis Altenkirchen aus- fassungsquote an Restabfällen oft auch Verunreini- gewiesene Pro-Kopf-Aufkommen an Restabfällen gungen anderer Stoffströme, Littering und illegale hervor. Auch hier konnte für lediglich eine Kom- Abfallablagerungen verbunden. mune ein geringeres Aufkommen verzeichnet wer- 180 den. Der Landkreis verstärkt damit ein weiteres Mal seine Vorbildfunktion in Sachen Abfallvermeidung 160 und -verwertung. 140

Nachfolgend sollen weitere Details zu den wesentli- 120 chen kommunalen und privatwirtschaftlichen Stoff- 100 strömen zusammengeführt werden. Die Status-quo- 80 Analyse dient zur Ermittlung potentieller Schwach- 60 stellen und als Grundlage für die zukünftigen Pla- LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK nungen. AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW

5.1 Masse und Entwicklung der Abfälle aus Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Restabfall in 2017 Haushalten (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP

▪ Restabfall Im Landkreis Altenkirchen hat sich dies im Gel- Die Restabfälle werden im Landkreis über 2- und 4- tungszeitraum des letzten Abfallwirtschaftskon- Radgefäße erfasst. Die Erfassung der Anzahl der zepts u.a. in der Sortenqualität der sog. Leichtver- Gefäßleerungen erfolgt über eine Read-Only-Tech- packungen (LVP) wiedergespiegelt. Dies zum An- nik mit anschließender gebührenrechtlicher Verar- lass genommen, wurde die Anzahl der Pflicht-/Frei- beitung dieser Daten. 2-Rad-Gefäße werden vierwö- leerungen für das Restabfallgefäß von bisher zwei chentlich, 4-Radgefäße wahlweise wöchentlich, 14- auf vier angehoben. Die Entwicklung der Stoff- tägig und 4-wöchentlich geleert. stromqualitäten soll im Geltungszeitraum des neuen Abfallwirtschaftskonzepts weiter beobachtet Neben den Grundbedarfsgefäßen können weitere 2- werden. Sofern auch künftig Restabfälle stoffstrom- Radgefäße als Mehrbedarfs- bzw. Kombinationsge- fremd entsorgt werden, soll die Erhöhung der Frei- fäß bestellt werden. Bedarfsweise können 70-Liter leerungen für das Restabfallgefäß auf 6 Leerungen Restabfallsäcke in kreisweit verteilten Ausgabestel- pro Jahr geprüft werden. len bezogen werden. Zudem bietet der AWB die Ent- sorgung von Abfällen über einen MGB 1.100 Liter als Neben der Verunreinigung anderer Stoffströme Hof-Entleerung an. Kleinere Mengen Restabfall kön- durch Restabfälle, konnte im Landkreis in den ver- nen außerdem beim kommunalen Betriebs- und gangenen Jahren ein Anstieg von sog. illegalen Wertstoffhof Nauroth angeliefert werden. Müllablagerungen verzeichnet werden, und das ob- wohl der Landkreis seine Aufklärungsarbeit in die- Im landesweiten Clustervergleich ergibt sich aus der sem Punkt deutlich verstärkt hat. Bei den illegalen Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017 für den Müllablagerungen handelt es sich um Entsorgun- Landkreis Altenkirchen das mit Abstand geringste gen, die üblicherweise durchgeführt werden, um Ab- jährliche Pro-Kopf-Aufkommen an Restabfällen. fallgebühren zu sparen (Bsp.: Abladen von Restab- Dieser Wert gibt ein positives Abbild der umfassen- fällen, Reifen oder Bauschutt im Wald). Auch inso- den Abfallberatung im Landkreis sowie des hohen weit gilt es zu beobachten, ob sich die Erhöhung der kreislaufwirtschaftlichen Bewusstseins innerhalb Anzahl der Freileerungen für das Restabfallgefäß der Bürger des Landkreises wieder.

„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 34

positiv auf die Erfassungsmengen an illegalen Müll- cm Astdurchmesser, maximal fünfmal pro Jahr. Da- ablagerungen auswirken und ein Rückgang ver- neben erfolgt eine Sammlung von Weihnachtsbäu- zeichnet werden kann. men und sonstigen Grünabfällen im Holsystem Mitte/Ende Januar eines jeden Jahres. Eine unent- 180 geltliche Annahme von Grünschnitt an dem Be- triebs- und Wertstoffhof Nauroth komplementiert 160 das umfangreiche Angebot.

140 260 240 120 220 200 100 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 180 160 140 Abb.: Wilde Müllablagerungen inkl. „Aktion Saubere 120 Landschaft“ im LK AK in Mg/a LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW

Das sog. Littering, bei dem Müll in der Regel in der Folge des achtlosen Wegwerfens oder Liegenlas- Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Bioabfall in 2017 sens von Abfall, vorzugsweise auf öffentlichem (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP Grund, trotz vorhandener Entsorgungsmöglichkei- ten, entsorgt wird. Als typisches Beispiel kann hier Im landesweiten Clustervergleich ergibt sich aus der das Wegwerfen von Abfällen in Fußgängerzonen o- Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017 für den der auf Rastplätzen, trotz des Vorhandenseins von Landkreis Altenkirchen das zweithöchste jährliche Papierkörben, genannt werden. Beim Littering und Pro-Kopf-Aufkommen an Bioabfällen. Durch die Ein- den illegalen Müllablagerungen handelt es sich um führung einer flächendeckenden Biotonne auch für strafrechtlich relevante Handlungen. Auch im Hin- Eigenkompostierer konnte der Grad der Erfassung blick auf das Littering hat der Landkreis in den ver- hochwertiger Bioabfälle in den letzten Jahren noch- gangenen Jahren bereits umfassende Öffentlich- mals erhöht werden. Damit hat der Landkreis erfolg- keitsarbeit durchgeführt und strebt für den Gel- reich die Erkenntnisse aus der Sortieranalyse tungszeitraum des hier gegenständlichen Abfall- 2010/11 umgesetzt. wirtschaftskonzepts eine weitere Intensivierung an. ▪ PPK inkl. Verpackungen ▪ Organische Abfälle In etwa 50.000 blauen Altpapiergefäßen werden seit Für die organischen Abfälle werden verschiedene 1990 jährlich ca. 11.500 Mg Altpapier gesammelt. Erfassungswege vorgehalten. Bioabfälle werden Das Altpapier wird primär vom AWB vermarktet. In haushaltsnah vierzehntägig über Biotonnen in den verschiedenen Papierfabriken in Deutschland wird Größen 60, 120 und 240 Liter erfasst. Die Möglich- sodann neues Papier daraus hergestellt. keit der vollständigen Befreiung bei nachgewiese- Zum 1. April 2008 wurde die haushaltsnahe Samm- ner Eigenkompostierung wurde zugunsten einer Bi- lung von PPK um eine weitere Gefäßgröße erweitert. otonne mit reduziertem Volumen aufgehoben. Zu der 240 l-Tonne und dem 1.100 l –Rollcontainer Die Erfassung von Grünabfällen erfolgt bis 2 m³ im wurde der 660 l-Rollcontainer in das Leistungsange- Holsystem. Dabei gelten folgende Einschränkun- bot aufgenommen. gen: max. 25 kg pro Bündel, 1,8 m Astlänge, max. 8

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100 Der AWB bietet auch einen Sperrabfall-Express an. 95 Dieser Service bedeutet, dass der Sperrabfall nach 90 schriftlicher Anmeldung (Eingang bei AWB) spätes- 85 tens am übernächsten Werktag abgeholt wird. 80 75 Bei der Erfassung der Sperrabfälle liegt die jährliche 70 Pro-Kopf-Erfassungsmenge im Landkreis Altenkir- 65 chen leicht unter dem landesweiten Durchschnitt. 60 Der Vergleich mit Landkreisen ähnlicher Einwohner- LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK dichte zeigt jedoch, dass es bei den Erfassungsmen- AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW gen deutliche Differenzen gibt. Dies kann u.a. am

Grad der Bemühungen zur Vermeidung von Sperrab- Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen PPK in 2017 fällen liegen. So legt der Landkreis Altenkirchen ei- (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP nen hohen Wert auf die Wiederverwendung von z.B. Altmöbeln. Zu diesem Zweck bewirbt der Landkreis Die im Landkreis erfasste jährliche Pro-Kopf-Menge die Möglichkeit, intakte Elektrogeräte, Fahrräder, an PPK liegt deutlich über dem landesweiten Schnitt Matratzen, Bettwäsche und Möbel bei den Organisa- und auch im Vergleich mit Landkreisen ähnlicher tionen „Jungenthaler Börse“, „Neue Arbeit e.V.“ und Einwohnerdichte (Clustervergleich) liegt dieser Wert „Prisma Westerwald“ abgeben zu können. im oberen Drittel der betrachteten Landkreise. Darüber hinaus bietet der Landkreis mit seiner Ab- ▪ Sperrige Abfälle fall-App eine Plattform für einen kreisweiten Markt- platz und Tauschmarkt an. Für jeden Haushalt besteht einmal pro Quartal (4 x jährlich) die Möglichkeit, bis maximal 2 m³ ▪ Problemabfälle Sperrabfall je Abfuhrtermin am Grundstück kosten- Im Landkreis wird die Entsorgung von Problemab- los abholen zu lassen (max. 50 kg pro Einzelteil). fällen durch den Einsatz eines Umweltmobils an Können quartalsmäßige Abholtermine nicht genutzt über 200 Terminen kreisweit sichergestellt. Außer- werden, besteht die Möglichkeit, viermal pro Jahr dem besteht die Möglichkeit, Altbatterien und (einmal pro Quartal) Sperrabfall (bis max. 2 m³) am Leuchtstoffröhren sowie Energiesparlampen an kommunalen Betriebs- und Wertstoffhof in Nauroth dem Betriebs- und Wertstoffhof Nauroth abgeben abzugeben. zu können. Altmedikamente nehmen alle Apotheken 100 im Landkreis zurück.

90 1,9 80 1,7 1,5 70 1,3 60 1,1 50 0,9 0,7 40 LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK 0,5 AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW 0,3 LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Sperrabfall in 2017 (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Problemabfall in 2017 (kg/EW*a); Clustervergl. LK in RLP

„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 36

Das umfassende Angebot des Landkreises an Ent- sorgungsmöglichkeiten für Problemabfälle spiegelt 44 sich auch in der Landesabfallbilanz wieder. Im Ver- 39 gleich mit Landkreisen ähnlicher Einwohnerdichte 34 kann der Landkreis Altenkirchen eine der höchsten 29 Pro-Kopf-Erfassungsmengen an Problemabfall für sich verzeichnen. Die Mengen liegen weit über dem 24 LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK länderspezifischen Durchschnitt und sehr gut im AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW Bundesdurchschnitt. Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen LVP in 2017 ▪ DSD-Abfälle (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP Die Erfassung von Altglas erfolgt im Landkreis Altenkirchen farbgetrennt an 225 Depot-Glascontai- Die Gesamterfassungsmenge LVP betrug in 2018 im ner-Standorten. Landkreis Altenkirchen 5.725,79 Mg. Das jährliche Pro-Kopf-Aufkommen LVP lag in 2017 deutlich über dem anderer Landkreise in Rheinland-Pfalz mit ähn- 38 licher Einwohnerdichte. Dies begründet sich u.a. in 33 Stoffstromverschiebungen aus dem Bereich Restabfall. Der Landkreis hat zur Bereinigung des 28 Stoffstroms LVP bereits wichtige Maßnahmen er- griffen. Besonders erwähnenswert ist z.B. die Erhö- 23 hung der Anzahl an Pflicht-/Freileerungen für das 18 Restabfallgefäß. LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW ▪ Sonstige Wertstoffe

Ein Teil der sonstigen Wertstoffe wird über im ge- Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Glas in 2017 samten Kreisgebiet verteilte Sammelstellen erfasst: (kg/EW*a); Clustervergleich LK in RLP • Kork: aktuell 21 Sammelstellen Das Pro-Kopf-Aufkommen ist ähnlich dem des Wes- • CD/DVD: aktuell 6 Sammelstellen terwaldkreises. Durch umweltbewusstes Konsum- verhalten (viel Mehrweg) merklich unter dem Lan- • Alttextilien: aktuell 73 Sammelstellen desdurchschnitt. 14 Die Erfassung von Verkaufsverpackungen aus Pa- 12 pier/Pappe/Kartonage (PPK) erfolgt zusammen mit 10 dem kommunalen Altpapier über die Altpapiertonne 8 in den Größen 240, 660 und 1.100 l und im Rahmen 6 der Mitbenutzung durch die Betreiber der dualen 4 Systeme. 2 Im Hinblick auf die sog. Leichtverpackungen (LVP) 0 erfolgt eine haushaltsnahe vierwöchentliche Erfas- LK RLP LK LK LK LK LK LK LK sung über die gelben Tonnen in den Größen 120, 240 AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW und 1.000 l. Bedarfsweise erfolgt die Gestellung von gelben 70 l-Säcken. Abb.: Pro-Kopf-Aufkommen Sonst. Wertst. in 2017 (kg/EW*a); Clustervergl. LK in RLP

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Überdies können die Bürger beim Betriebs- und Restabfallpflichttonne gemäß Gewerbeabfallver- Wertstoffhof u.a. die folgenden Abfälle und Wert- ordnung besitzen nahezu alle Gewerbetreibende im stoffe abgeben: Landkreis Altenkirchen. • Metallschrott Die hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle werden im Landkreis Altenkirchen gemeinsam mit dem Haus- • Elektro- und Elektronikgeräte müll erfasst und nicht gesondert statistisch ausge- • PPK wiesen. Die gesonderte Erfassung ist derzeit organi- • Sperrabfall satorisch und logistisch nicht abbildbar.

• Grünabfall/Grünschnitt ▪ Bau- und Abbruchabfälle • Restabfälle Mit zuletzt 1.115 Mg gemischten Bau- und Abbruch- • Altholz A1 – A4 abfällen ist der Landkreis Altenkirchen in Rheinland- Pfalz einer der Landkreise mit dem niedrigsten Ge-

• Altreifen samtaufkommen von Bau- und Abbruchabfällen. • LVP Dies ist insbesondere dadurch bedingt, dass im Landkreis eine privat betriebene Erdaushub- und • Gemischte Bau- und Abbruchabfälle Bauschuttdeponie existiert, die einen Großteil an • Bauschutt (unbelastet) Bauschutt aufnimmt. Zu sortierende Bau- und Ab- bruchabfälle nehmen ihren Weg über die private 5.2 Masse an Abfällen aus anderen Herkunfts- Entsorgungswirtschaft. bereichen Die in 2018 im Landkreis Altenkirchen erfassten Bau- und Abbruchabfälle setzen sich wie folgt zu- Gewerbliche Abfälle werden zum überwiegenden sammen: Teil durch die Abfallerzeuger in Eigenregie, also au- ßerhalb der kommunalen Abfallwirtschaft entsorgt. • Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik (170107): In diesem Kapitel geht es deshalb ausschließlich um 366 Mg eine qualitative Beschreibung der gewerblichen Ab- • Dämmmaterial mit gefährlichen Stoffen fallströme, die der kommunalen Abfallwirtschaft zu- (170603*): 8 Mg gehen. • Asbesthaltige Baustoffe (170605*): 18 Mg ▪ Gewerbeabfälle • Gemischte Bau- und Abbruchabfälle (170904): Die sog. hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle werden 723 Mg im Landkreis gemeinsam mit den klassischen Restabfällen eingesammelt. Da beide Fraktionen 5.3 Entwicklung und Begründung zu beseiti- anschließend einer MBA zugeführt werden, erfolgt gender Abfälle die Verwertung der noch verwertbaren Anteile im Gemisch quasi nachgelagert. Die Verwertungsquote sämtlicher Abfälle aus Haus- halten im Landkreis Altenkirchen beträgt ausweis- Dabei entsorgen eher die kleineren Gewerbebetriebe lich der für das Jahr 2017 geltenden Landesabfall- über den Abfallwirtschaftsbetrieb und die größeren bilanz Rheinland-Pfalz 84,3 %. Als Verwertungs- Gewerbe- und Industriebetriebe entsorgen primär quote wird das Verhältnis der verwerteten Abfall- gemäß Gewerbeabfallverordnung in eigener Regie mengen des Landkreises (Siedlungsabfälle aus über private Entsorgungsunternehmen. Eine Haushaltungen, Abfälle aus anderen Herkunftsbe- reichen, Bau- und Abbruchabfälle, Sekundärabfälle und Problemabfälle) zu der Summe der verwerteten

„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 38

und beseitigten vorgenannten Abfallmengen be- Der Vorrang der Verwertung von Abfällen ist gemäß zeichnet. § 7 Abs. 4 KrWG einzuhalten, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Bei den Verwertungsverfahren wird noch unter- schieden zwischen dem Recycling und sonstigen 100 Verwertungsverfahren, wobei hiermit insbesondere 90 die energetische Verwertung gemeint ist. Unter Re- cycling ist jedes Verfahren zu verstehen, durch das 80 Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen 70 entweder für den ursprünglichen Zweck oder für an- dere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Auf- 60 bereitung organischer Materialien ein, nicht aber die 50 energetische Verwertung und die Aufbereitung zu LK RLP LK LK Lk LK LK LK LK Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff AK Ø KH MYK WW AZ DÜW KL SÜW oder zur Verfüllung bestimmt sind. Dabei beträgt die

Recyclingquote 82,3 % und sonstige Verwertungs- Abb.: Prozentualer Anteil verwerteter Abfälle in verfahren haben einen Anteil von 2,0 %. 2017; Clustervergleich LK in RLP

10.000 In den folgenden Fällen ist eine Beseitigung der Ab- fälle heute in Ermangelung geeigneter Verwertungs- 9.600 verfahren in diesem Sinne nicht zu vermeiden:

9.200 ▪ Siedlungsabfälle aus Haushalten • Entsorgte Menge im Jahr 2017: 9.731 Mg 8.800 • Verwertung durch Sortierung in einer Gewerbe- abfallsortieranlage 8.400 2012 2013 2014 2015 2016 2017 ▪ Bau- und Abbruchabfälle

Abb.: Entwicklung der Beseitigungsabfälle im • Verwertete Menge im Jahr 2017: 1.115 Mg Landkreis Altenkirchen in Mg/a14 • Verwertung durch Sortierung in einer Gewerbe- abfallsortieranlage Diese Quote beinhaltet die unkonsolidierten Men- genströme, bezogen auf den Landkreis. Die konsoli- • Beseitigung asbesthaltiger Baustoffe durch dierte Verwertungsquote, die bspw. die Sortierreste Ablagerung auf einer Deponie innerhalb der LVP-Erfassungsmenge berücksich- • Beseitigung nicht MBA-fähiger Abfälle (inerter tigt, muss demnach geringer als die zuvor ausge- Abfälle) durch Ablagerung auf einer Erd- und wiesene Quote sein. Bauschuttdeponie Die nachfolgenden Aussagen zu der Notwendigkeit • Beseitigung nicht MBA-fähiger und nicht abla- der Abfallbeseitigung beziehen sich lediglich auf die gerungsfähiger Abfälle durch Verbrennung unkonsolidierten Mengengrößen. (thermische Behandlung)

14 Landesabfallbilanzen Rheinland-Pfalz 2012-2017, Ministe- rium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten.

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„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 40

▪ Illegale Ablagerungen der Abfallvermeidung sowie die Beratung über die Möglichkeiten zur Vermeidung und Verwertung von • Die beseitigten Mengen werden nicht geson- Abfällen. Zur Erfüllung der ihm obliegenden Bera- dert statistisch erfasst, da vernachlässigbar. tungspflichten bedient sich der AWB insbesondere • Verwertung durch thermische Behandlung folgender Instrumente:

▪ Abfälle aus Abwasserbehandlung • Telefonische und persönliche Beratung der Bür- ger und Gewerbetreibenden • Die beseitigten Mengen werden nicht geson- • Internetplattform unter www.awb-ak.de dert statistisch erfasst • Abfall-App • Entsorgung durch Verwertung (AWB nicht zu- • Leistungs- und Serviceübersicht in Form des ständig) jährlichen Umweltkalenders • Früherziehung in Kindertagesstätten und Grund- 5.4 Abfallberatung schulen Gemäß des Abfallwirtschaftsplans für Rheinland- • Beratung und Schulung von Personen mit Mitt- Pfalz tragen die öffentlich-rechtlichen Entsorgungs- lerfunktion (z.B. Lehrer oder Erzieher) träger Sorge für eine umfassende und fachkundige • Öffentlichkeitsarbeit Abfallberatung speziell für private Haushaltungen Die Beratungsaktivitäten des AWB werden von der und Gewerbetriebe. Dabei sollen sie aus Effizienz- Werkleitung und zwei Abfallberatern wahrgenom- und Kostengründen eine enge Verzahnung mit den men. Daneben sind alle Mitarbeiter des AWB ständig Abfallberatungstätigkeiten der Selbstverwaltungs- in Kontakt mit den Bürgern und somit in die allge- körperschaften der Wirtschaft (z. B. IHK) sowie den meine Abfallberatung eingebunden. Handwerkskammern sicherstellen. Schwerpunkte einer effizienten Abfallberatung für private Haus- halte sollten sein: • Maßnahmen zur Beeinflussung des Abfallverhal- tens (Information der Bürger, Wertstoffhöfe, Schadstoffmobil) • Abgestimmte Abgabemöglichkeiten von Abfäl- len (Grünschnitt, Sperrabfall, gefährliche Abfälle, Kunststoffe, Metalle)

• Option zur Abgabe von Problemabfällen, um Schadstoffverschleppung zu vermeiden (gefähr- Abb.: Maskottchen des AWB für den Landkreis liche Abfälle, Farben/Lacke, Batterien, Gasentla- Altenkirchen dungslampen, Elektro- und Elektronikaltgeräte) • Förderung des Umweltbewusstseins bei Kindern Die Beratung teilt sich inhaltlich in die Schwer- und Jugendlichen (z. B. Aufklärungsarbeit in Kin- punkte der allgemeinen Abfallberatung und der pä- dergärten, Schulen, außerschulischen Lernorten dagogischen Abfallberatung. Die allgemeine Abfall- etc.) beratung hat zum Ziel, das Abfallwirtschaftskonzept den Bürgern und Betrieben nahezubringen, wohin- 5.4.1 Informationsvielfalt gegen die pädagogische Abfallberatung vor allem darauf abzielt, die heranwachsende Bürgerschaft im Zu den Aufgaben des Abfallwirtschaftsbetriebes Hinblick auf kreislaufwirtschaftliche Themen zu Landkreis Altenkirchen zählen auch die Förderung sensibilisieren.

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5.4.2 Allgemeine Abfallberatung Informationsbroschüren kostenfrei angefordert werden. Der bereits seit vielen Jahren erscheinende Umwelt- kalender für den Landkreis Altenkirchen geht jedem 5.4.3 Abfall-App Haushalt rechtzeitig vor Jahreswechsel als Post- wurfsendung zu und liegt darüber hinaus an öffent- Zur Erweiterung des Informationsangebotes hat der lichen Stellen zur Abholung im ganzen Jahr bereit AWB im Geltungszeitraum seines letzten Abfallwirt- oder wird auf Anforderung auch einzeln verschickt. schaftskonzeptes eine Abfall-App entwickeln las- Dem Umweltkalender können u.a. die Abfuhrtermine sen. der verschiedenen Fraktionen sowie die Termine für Mit der Abfall-App können sich die Bürger ihre Ab- die Grünschnitt- und Schadstoffsammlungen ent- fuhrdaten und weitere interessante Informationen nommen werden. Durch einen Blick in den Umwelt- über Annahmestellen und Umweltmobil-termine kalender ist der Bürger nicht nur über die für ihn re- etc. schnell und einfach auf ihr Smartphone holen. levanten Termine, sondern auch über die Rahmen- Über die Kalenderfunktion erhält man immer den bedingungen der Entsorgung informiert. Ferner ent- vollen Überblick über aktuell anstehenden Entsor- hält der Umweltkalender zu den Bereichen gungstermine. Ferner hilft das umfangreiche Abfall- • Gebührensystem und Gebührenhöhe ABC, stets die richtige Entsorgungsmöglichkeit für den jeweiligen Abfall zu finden! • Entsorgungswege für nicht im Holsystem er- fasste Abfälle • Kontaktstellen für die unterschiedlichsten An- fragen (bspw. Bürgerservice, Werkkasse, Be- schwerdemanagement) wichtige Informationen. Erfolgreich wurde in den vergangenen Jahren eine kreisweite Infostandaktion z.B. auf den regelmäßig stattfindenden Wochenmärkten etabliert, welche kontinuierlich fortentwickelt wird. Die Internetplattform sowie die Abfall-App des AWB finden bereits seit vielen Jahren positiven Anklang bei den im Landkreis Altenkirchen lebenden Men- schen. Über diese Medien können u.a. ausführliche Informationen zu den bestehenden Entsorgungs- systemen sowie die aktuellen Entsorgungstermine

abgerufen werden. Darüber hinaus besteht die Mög- Abb.: Abfall-App des Landkreises Altenkirchen lichkeit, verschiedene Dienstleistungen des AWB online in Anspruch zu nehmen. Beispielhaft sei hier Die Abfall-App kann über den nachfolgenden Link auf die automatisierte Anmeldung zur Abholung von auf das Smartphone geladen werden: Sperrabfall und Elektronik- bzw. Metallschrott mit Terminvergabe oder die Antragstellung für eine Än- derung der Gefäßausstattung verwiesen. Weiterhin https://awido.cubefour.de/Customer/awb- bieten die Plattformen des AWB umfangreiche In- ak/mobile formationen zu den Entsorgungswegen für die ver- schiedenen Abfälle. Diese können auch in Form von

„Status quo“ – Daten vorhandener Abfallströme 42

Alternativ kann auch der folgende Code mit einer nannte Feedback-Managementsystem und ein vir- QR-Scan-App gescannt werden: tueller Flohmarkt komplettieren die anwendbaren Funktionen.

5.4.4 Pädagogische Abfallberatung

Das Thema Abfall betrifft alle Personen, gleichwohl ob jung oder alt. Auch die Kinder in Schulen und Kin- dertagesstätten produzieren bereits Abfälle. Für eine erfolgreiche Abfallberatung ist es daher wich- tig, dass Kinder schon frühzeitig über Einsammlung und Verwertung von Abfällen Bescheid wissen. Mit Abb.: QR-Code zum Abruf der Abfall-App des AWB diesem Hintergrundwissen und durch Aufzeigen und Heranführen an Handlungsalternativen, werden sie idealerweise dauerhaft dazu angeregt, selbst Die Abfall-App findet großen Anklang und wird da- umweltfreundlich und ressourcenschonend zu han- her stetig an den Bedarf der Benutzer angepasst und deln. neue Funktionalitäten werden freigeschaltet. Im Fo- kus war zuletzt insbesondere eine Zusammenfüh- Die Abfallberatung arbeitet mit diesem Leitgedan- rung der App mit der WEB-Site des AWB (www.awb- ken in Anlehnung an das Konzept der „Bildung für ak.de), um eine einheitliche Außendarstellung zu er- nachhaltige Entwicklung (BNE)“. Dabei handelt es reichen und doppelte Arbeiten zukünftig zu vermei- sich um ein ganzheitliches Bildungskonzept, wel- den. So gibt es zum Beispiel nun ein einheitliches ches das zukunftsbezogene Lernen betont. Es befä- und mit höheren Informationsgehalten gestaltetes higt Schüler, das eigene private und berufliche Le- Abfall-ABC, welches kontinuierlich ergänzt und ak- ben zukunftsfähig zu gestalten. tualisiert wird. Wichtig für die Bürger des Landkrei- Durch die pädagogische Abfallberatung wird den ses ist ferner die Möglichkeit zur Erstellung eines in- Kindern die Möglichkeit gegeben, sich dem Thema dividuellen Abfuhrkalenders als Ganzjahreskalender altersgerecht und mit allen Sinnen zu nähern. Mit mit allen relevanten Abfuhrterminen in Druckver- methodischer Vielfalt wird ihre Neugier geweckt, sion. Die Icons (Abfallartensymbole) wurden dabei die Wahrnehmung geschärft und Denkanstöße ver- speziell für den AWB neu kreiert und sind urheber- mittelt. Das Thema „Müll bzw. Abfall“ wird bei den rechtlich geschützt. Kindern mit positiven Erlebnissen verknüpft und so Termin-Erinnerungen kommen zukünftig per Push- im Gedächtnis verankert. Mitteilung auf dem Mobilgerät des Anwenders zu Die Beraterstelle mit dem Fokus auf der pädagogi- dem von ihm gewählten Zeitpunkt an, auch wenn die schen Abfallberatung wurde beim Abfallwirt- Abfall-App selbst nicht läuft. Einmaliges Antippen schaftsbetrieb im Jahr 2014 geschaffen. Der Bera- der Nachricht öffnet die App und führt zu den ge- tungsschwerpunkt liegt auf der Zielgruppe der Vor- wünschten Informationen. Neben den Terminerin- und Grundschulkinder, also der Altersgruppe der 5- nerungen erhält der Anwender aber auch wichtige 10 Jährigen. Kurznachrichten (Abfall-News) und eilige Meldun- gen des AWB Landkreis Altenkirchen direkt auf sein Die Beratung steht dabei auf zwei Hauptsäulen: Smartphone und ist so über aktuelle Geschehnisse • Abfallberatung vor Ort in KiTas und Grundschu- wie beispielsweise Abfuhrprobleme im Winter im- len mer auf dem Laufenden. Zwei weitere Erweiterun- • Begehungen des außerschulischen Lernorts auf gen der App gibt es seit September 2016. Das soge- dem Gelände der ehemaligen Kreismülldeponie,

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dem heutigen Betriebs- und Wertstoffhof, in in Kooperation mit dem externen Umweltbildungs- Nauroth büro „JuP Umweltbildung“ organisiert und durch- führt, zu diesem Thema weiterbilden. ▪ Abfallberatung in KiTas und Grundschulen Fester Bestandteil der pädagogischen Abfallbera- Im Rahmen der Abfallberatung vor Ort wurde suk- tung ist auch in jedem Jahr die Begleitung der Euro- zessive ein Portfolio von 10 verschiedenen Umwelt- päischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) im projekten für die Zielgruppe Vor- und Grundschul- Landkreis Altenkirchen mit wechselnden Aktionen. kinder konzipiert, erprobt und permanent weiterent- Dazu gehören Filmvorführungen zum Thema Abfall wickelt. Die Projekte und Module werden von der und Littering für Interessierte und Schulklassen, Abfallberatung direkt in den Schulklassen oder Info-Stände an verschiedenen Standorten und Gast- KiTa- Gruppen durchgeführt. Die benötigten Ar- spiele eines Umweltpuppentheaters in Grundschu- beitsmaterialien werden mit in die Einrichtungen ge- len und KiTas. bracht, so dass Erzieher sowie Lehrer zwar in die Außerdem werden auch die Flursäuberungsaktio- Durchführung der Projekte einbezogen werden, es nen im Rahmen der jährlichen „Aktion saubere Land- aber für die Schule oder KiTa keines zusätzlichen schaft – Landkreis Altenkirchen“ sowie Kooperati- Aufwands bedarf. Das Angebot ist für Schulen und onsprojekte wie die bundesweite „Aktion Biotonne“, KiTas des Landkreises Altenkirchen kostenneutral. die „Abfallwerkstatt“ der Jugendkunstschule Alten- ▪ Deponie-Lernpfad kirchen und ein „Reparatur- Café“ von der Abfallbe- ratung auf unterschiedliche Weise unterstützt. Flan- Durch die professionelle didaktische Konzeption kiert werden alle Aktivitäten durch die gezielte Infor- des sogenannten „Deponie-Lernpfades“ auf dem Ge- mation der Öffentlichkeit im Rahmen von Berichten lände der ehemaligen Hausmülldeponie des Land- in der regionalen Tagespresse und anderen lokalen kreises Altenkirchen haben Schüler während der Medien. Monate von April bis Oktober die Möglichkeit, die Schule zu verlassen und im Freien und „am Objekt“ 5.5 Klimaschutz zu lernen. An mehreren Lernstationen, an denen sie selber praktisch Hand anlegen dürfen, erfahren die Auch in Sachen Klimaschutz und Klimaschutzkon- Schüler viel Wissenswertes, beispielsweise über De- zept ist der Landkreis Altenkirchen vorbildlich auf- ponieaufbau, Sickerwasserbehandlung und Depo- gestellt. Alle dieselangetriebenen Entsorgungsfahr- niegasverwertung. Im dazugehörenden modernen zeuge aus den eigenen Reihen sowie den beauftrag- Schulungsraum in der Umweltschule kann das Er- ten Dritten erfüllen die Norm EURO 6. Elektromobili- lebte noch vertieft, nachbereitet und diskutiert wer- tät spielt auf Grund der Gebietsstruktur und eher den. Das Angebot steht Schulen, KiTas und anderen größeren Sammelstrecken derzeit noch keine Rolle, Interessengruppen des Landkreises Altenkirchen da keine geeignete Technik am Markt verfügbar ist. ebenfalls kostenfrei zur Verfügung und ist seit 2019 Außer den Bioabfällen werden alle Abfallarten sehr als SchUR-Station/BNE-Standort zertifiziert und ge- regional verwertet bzw. entsorgt, was schon vorbild- listet. lich ist. Nicht nur die Kinder haben die Möglichkeit, sich Nahezu jeder Haushalt besitzt im Weiteren eine Bi- Wissen über die Abfallwirtschaft anzueignen. Erzie- oabfalltonne, womit der Abfallwirtschaftsbetrieb her sowie Lehrer können sich in speziellen Semina- Landkreis Altenkirchen sogar bundesweit zu den ren und Workshops, die der Abfallwirtschaftsbetrieb vorbildlichsten örE zählt.

Entwicklung abfallwirtschaftlicher Kosten & aktuelles Gebührenmodell 44

6 ENTWICKLUNG ABFALLWIRTSCHAFTLICHER KOSTEN & AKTUELLES GEBÜHRENMODELL

Die mit der Umsetzung eines Abfallwirtschaftskon- Rheinland-Pfalz (KAG) als Gegenleistung für die In- zeptes entstehenden Kosten werden von verschie- anspruchnahme öffentlicher Einrichtungen und An- denen Faktoren beeinflusst, die trotz mit größter lagen zur Deckung der Kosten Benutzungsgebühren Sorgfalt durchgeführter Kostenschätzungen in der erheben. Der Landkreis Altenkirchen betreibt gem. § späteren Realität abweichen können. Kostenände- 3 Abs. 1 seiner Abfallsatzung die Abfallentsorgung rungen können sich mitunter erheblich auf den für als öffentliche Einrichtung und erhebt hierfür nach die Umsetzung des Konzeptes erforderlichen Ge- Maßgabe seiner Abfallgebührensatzung Abfallge- samtgebührenbedarf auswirken. Umso wichtiger ist bühren i.S.d. KAG. es, die Kosten rückblickend zu bewerten und mög- Betrachtet man die Entwicklung der Abfallgebühren lichst zielgenau vorauszukalkulieren. im Landkreis Altenkirchen zwischen den Jahren 2008 und 2017, so lässt sich eine Verstetigung der 6.1 Entwicklung der abfallwirtschaftlichen Ge- Gebührenhöhe feststellen15. Im bundesweiten Ver- bühren gleich zählt der Landkreis zu einem der wenigen öf- fentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, bei denen Die kommunalen Gebietskörperschaften können im Betrachtungszeitraum kaum Gebührenerhöhun- nach § 7 Abs. 1 Kommunalabgabengesetz für gen vorgenommen wurden. Für den 1-Personen-

15 Abfallwirtschaftsprofile Rheinland-Pfalz 2017, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz.

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Haushalt ergab sich im Betrachtungszeitraum sogar den Zeitraum 2008 bis 2012 war ein Rückgang in eine Reduzierung der Gebühren. Vergleichsgrund- Höhe von 7 EUR je 4-Personen-Haushalt und Jahr zu lage ist hierbei die Summe der zu entrichtenden Ge- verzeichnen. Erst ab dem Jahr 2013 bis ins Jahr bühren für eine Restabfalltonne (ohne Servicege- 2017 erfolgte eine Erhöhung der Gebühren in Höhe bühr), eine Biotonne, Sperrabfall, Nutzung von Glas- von 14 EUR je Haushalt und Jahr. , Papier- und LVP-Getrenntsammelsystem sowie für Der größte Sprung ist hierbei im Kalenderjahr 2014 die Problemabfallsammlung. zu verzeichnen. In diesem Jahr stieg die Gebühren- mehrbelastung je 4-Personen-Haus- halt um 5 Euro pro Jahr. Über den ge- 130 samten Betrachtungszeitraum zwi- schen 2008 und 2017 ergibt sich eine Gebührenmehrbelastung in Höhe von 7 Euro je Haushalt und Jahr. 110 Im interkommunalen Vergleich inner- halb des Bundeslandes Rheinland- Pfalz wurde in 2017 für den Landkreis 90 Altenkirchen für einen 4-Personen- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Haushalt eine der Höhe nach gerings- ten Gebühren verzeichnet17. Vergli- 1-Pers.-Haushalt 4-Pers.-Haushalt chen wurden dazu 35 landesansäs- sige öffentlich-rechtliche Entsor- gungsträger. Im Hinblick auf den 4- Abb.: Entwicklung der Gebühren im Landkreis Altenkirchen (in EUR/Haushalt)16 Personen-Haushalt wurde lediglich für sechs öffent- liche Entsorgungsträger eine geringfügig niedrigere Jahresgebühr ermittelt. Ein ähnliches Bild zeichnet Musste im Basisjahr 2008 ein 1-Personen-Haushalt sich im Vergleich der 1-Personen-Haushalte ab. im Landkreis Altenkirchen für die vorgenannten Auch hier findet sich der Landkreis Altenkirchen un- Leistungen gerundet noch 113 EUR pro Kalender- ter den 10 öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträ- jahr entrichten, so verminderte sich dieser Betrag gern mit den niedrigsten Jahresgebühren. Lediglich über den Betrachtungszeitraum hinweg auf 108 EUR 7 öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger weisen pro Jahr. Dabei erhöhte sich bei verkürzter zeitlicher eine geringere absolute Gebührenhöhe aus. Betrachtung zwischen den Jahren 2013 und 2017 die von einem 1-Personen-Haushalt zu erbringende Abfallgebühr um gerundet 8 EUR je Haushalt und 6.2 Entwicklung der abfallwirtschaftlichen Jahr. Die durchschnittliche Erhöhung lag im ver- Kosten kürzten Betrachtungszeitraum durchschnittlich bei Ein wesentlicher Teil des hiesigen Abfallwirtschafts- 2 EUR je Haushalt und Jahr. konzeptes ist die Betrachtung der finanziellen Aus- Die Trendlinie bei den Gebühren, die ein 4-Perso- wirkungen umgesetzter Maßnahmen aus dem fort- nen-Haushalt im Landkreis Altenkirchen für die vor- zuschreibenden Abfallwirtschaftskonzept. Neben genannten Leistungen der Abfallwirtschaft jährlich rein ökologischen Aspekten ist diese ökonomische zu entrichten hat, zeigt nur ein unwesentlich ande- Betrachtung wichtig, da die Akzeptanz abfallwirt- res Bild als bei den 1-Personen-Haushalten. Über schaftlicher Einrichtungen auch davon abhängt,

16 Abfallwirtschaftsprofile Rheinland-Pfalz 2017, Ministerium 17 Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017, Ministerium für für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten.

Entwicklung abfallwirtschaftlicher Kosten & aktuelles Gebührenmodell 46

wieviel Kosten sie verursachen. Die für die öffentli- Schaffung zusätzlicher Vermeidungs- und Verwer- che Einrichtung der Abfallwirtschaft erhobenen Ge- tungsanreize (z.B. Einführung eines verursacherge- bühren sind ganz im Sinne des gebührenrechtlichen rechten Gebührensystems) aufgetragen werden. Kostendeckungsprinzips ein Spiegelbild entstande- Im aktuellen Abfallwirtschaftsplan für Rheinland- ner bzw. im Falle der Gebührenplankalkulation ent- Pfalz werden keine derartigen Prüfaufträge an den stehender Kosten zur Erbringung abfallwirtschaftli- Landkreis Altenkirchen gerichtet18. cher Leistungen. Die dargestellte Entwicklung der Gebühren gibt somit auch einen Eindruck hinsicht- ▪ Vermeidungsanreiz lich der Kostenentwicklung der vergangenen Jahre. Nach § 7 Abs. 1 Satz 4 KAG kann bei Einrichtungen Im Geltungszeitraum des letzten Abfallwirtschafts- und Anlagen, die auch dem Schutz der natürlichen konzeptes war der Landkreis Altenkirchen mit kei- Lebensgrundlagen des Menschen dienen oder bei nen von außen resultierenden Sondereffekten kon- deren Inanspruchnahme die natürlichen Lebens- frontiert, die sich wesentlich auf den Gebührenhaus- grundlagen des Menschen gefährdet werden kön- halt ausgewirkt hätten. nen, die Benutzungsgebühr für die Leistung so be- Gleiches gilt für aus der Abfallwirtschaft heraus re- messen werden, dass sie Anreize zu einem umwelt- sultierende Maßnahmen. schonenden Verhalten bietet. Der Landkreis Altenkirchen führt in seiner aktuellen 6.3 Aktuelles Gebührenmodell Abfallgebührensatzung Gefäßgebühren sowie ein- zelne Leistungsgebühren. Die Zuteilung der Behäl- Das Gebührenmodell kann als eines der wichtigsten ter erfolgt grundsätzlich anhand der vom Gebühren- Instrumente zur effizienten Stoffstromlenkung be- schuldner gewünschten Behältergröße. Für einzelne schrieben werden. Neben Veränderungen der kom- Fraktionen wird jedoch im Rahmen der Abfallwirt- munalabgabenrechtlichen Grundlagen, können schaftssatzung ein mindestens vorzuhaltendes Vo- auch Novellen abfallrechtlicher Eckpfeiler die An- lumen vorgeschrieben. Anhand dieser Mindestvolu- passung des Gebührenmodells erforderlich ma- mina wird z.B. für Restabfall die Größe des Grund- chen. Das Gebührenmodell ist daher einer fortlau- bedarfsgefäßes berechnet. Mindestvolumina wer- fenden Prüfung und, sofern erforderlich, Anpassung den u.a. anhand des durchschnittlich zu erwarten- zu unterziehen. den Bedarfs ermittelt. Die Orientierung am durch- schnittlichen Mindestbedarf soll eine Sensibilität ▪ Prüfauftrag Abfallwirtschaftsplan dafür entwickeln, dass ein Überschreiten der Min- In bestimmten Fällen gibt das Ministerium für Wirt- destvolumina mit einem Überschreiten des durch- schaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung schnittlichen Bedarfs einhergeht. Bedarf an zusätz- Rheinland-Pfalz im Rahmen seines Abfallwirt- lichem Behältervolumen bedeutet im Landkreis schaftsplanes öffentlich-rechtlichen Entsorgungs- Altenkirchen zudem eine höhere Gefäßgebühr. trägern einen Prüfauftrag hinsichtlich deren abfall- Bei der Gebührengestaltung können ergänzend, gebührenrechtlichen Regelungen. So kann u.a. bei trotz der sich aus dem Gleichheitssatz, dem Äquiva- überdurchschnittlich hohem Hausmüllaufkommen lenzprinzip sowie dem Kostenüberdeckungsprinzip die Überprüfung des Gebührensystems und ggf. ergebenden Grenzen, auch Lenkungszwecke ver- folgt werden. Als Beispiel können hier progressive oder degressive Staffelungen der Gebühren ge-

18 Abfallwirtschaftsplan Rheinland-Pfalz 2013 – Teilplan Sied- lungsabfälle, Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Landesplanung.

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nannt werden. Eine progressive Staffelung der Ge- Abs. 1 Satz 1 KrWG eine Entlastung für solche Er- bühren ist ohne weiteres zulässig, wenn der höheren zeuger und Besitzer von Bioabfällen, die diese auf Inanspruchnahme der Einrichtung progressiv an- den von ihnen im Rahmen der privaten Le- steigende Kosten gegenüber ste- hen. Das Gleiche gilt umgekehrt für eine Gebührendegression in Form von Mengenrabatten bei entsprechender Kostendegres- sion. Den Satzungsgebern ist es aber daneben auch nicht verwehrt, mit einer Gebührenregelung, ne- ben der Erzielung von Einnahmen zum Zweck der vollständigen oder teilweisen Kostendeckung, wei- tere Zwecke, etwa den Zweck ei- ner begrenzten Verhaltenssteue- rung in bestimmten Tätigkeitsbe- reichen, zu verfolgen19. Der Landkreis Altenkirchen hat von der Möglichkeit progressiver Gefäßgebühren aus Lenkungs- zwecken keinen Gebrauch ge- macht. Für Restabfall wird im Landkreis Altenkirchen, neben der Gefäßge- bühr, zusätzlich eine Gebühr für jede über die Anzahl der Freilee- rungen in Anspruch genommene Leerung der zur Verfügung gestellten Behälter (Lee- Abb.: Auszug aus der aktuellen Abfallgebührensatzung für den Landkreis Altenkirchen20 rungsgebühr) erhoben. Die Leerungsgebühr hat u.a. den Anspruch Abfälle zu vermeiden. Diejenigen, die mehr Restabfälle verursachen, müssen öfter ihre bensführung genutzten Grundstücke verwerten (Ei- Restabfallbehälter zur Leerung bereitstellen und auf genkompostierer). Hierdurch soll ebenfalls ein An- das Kalenderjahr gesehen entsprechend mehr Lee- reiz dafür geschaffen werden, Abfälle über den öf- rungsgebühren entrichten. Wer Restabfall vermei- fentlich-rechtlichen Entsorgungsträger zu entsor- det, profitiert von dieser Regelung. gen.

Im aktuellen Gebührenmodell erfolgt im Bereich der ▪ Verursachergerechtigkeit privaten Haushaltungen zudem im Sinne von § 17 Durch die Bindung an die abgabenrechtlichen Grundsätze ist eine einheitliche, an der bloßen Kos- tenverursachung orientierte Gebührengestaltung in

19 BVerfG, Beschl. v. 10.03.1998, 1 BvR 178/97. 20 Die gesamte Abfallgebührensatzung kann unter https://www.awb-ak.de/de/infopool/abfallsatzungen/ abgerufen werden.

Entwicklung abfallwirtschaftlicher Kosten & aktuelles Gebührenmodell 48

der Abfallwirtschaft zwar erschwert, jedoch können ▪ Demographiesicherheit die vom KAG und der Rechtsprechung bei der Ge- Die demographische Veränderung innerhalb der Ge- bührenbemessung zugelassenen Spielräum, insbe- sellschaft spielt bereits heute eine wesentliche sondere die Möglichkeit, für einzelne Teilleistungen Rolle bei der Erstellung von Abfallwirtschaftskon- in der Abfallwirtschaft gesonderte Gebühren zu er- zepten, aber auch den damit verbundenen Gebüh- heben, annähernd zum Ziel einer verursacherge- renmodellen. Ein hierfür anschauliches Beispiel sind rechten Gebührengestaltung führen.21 die schrumpfenden Bevölkerungszahlen und Haus- Die im Landkreis Altenkirchen geführten Gefäßge- haltsgrößen. Für den Landkreis bedeute dies gerin- bühren für Restabfall beinhalten die Entsorgung von gere Gebühreneinnahmen bei nahezu gleichen Lo- Sperrabfall, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Metall- gistikkosten. schrott, Grünschnitt/Weihnachtsbäumen und Prob- Ein Wandel der demographischen Gegebenheiten lemabfällen nach Maßgabe der Abfallsatzung. Ein- bedeutet daher nicht lediglich einen Anpassungsbe- zelne Leistungsgebühren sind für diesen Grundbe- darf hinsichtlich der angebotenen abfallwirtschaft- darf nicht vorgesehen. lichen Leistungen. So kann es z.B. auch eine Rolle Anderes gilt hingegen für einzelne Teilleistungen, spielen, inwiefern diese Leistungen Teil eines die den vom Landkreis u.a. mittels Mindestvolumina Grundbedarfs werden oder gebührenrechtlich als in- ermittelten Grundbedarf übersteigen. Diese zusätz- dividuell abrufbare Einzelleistungen dargestellt wer- lichen Gebühren entstehen individuell in Abhängig- den müssen. keit der in Anspruch genommenen Leistungen und In künftigen Abfallwirtschafts- und Abfallgebühren- somit verursachergerecht. Hierzu zählen u.a.: satzungen des Landkreises könnten folgende • Gefäßgebühren für Mehrbedarfsbehälter Punkte gestaltungsrelevant werden: • Leerungsgebühren für über die Freileerungen • Sperrabfall-Hol-Service von der Türschwelle hinausgehende Leerungen (Restabfall) • Transportservice für Abfallbehälter auch hinter • Gebühren für Restabfallsäcke zur Deckung tem- der Grundstücksgrenze porärer Mehrbedarfe • Windeltonne / Windelsack • Behältertauschgebühr, sofern der Tausch vom • Gleichbleibende oder erhöhte Grundkosten bei Anschlusspflichtigen zu vertreten ist oder bean- geringerer Anzahl an Gebührenschuldnern tragt wurde • Gebühr für Sperrabfall-Express-Service ▪ Schutz vor Systemmissbrauch • Gebühr für die Hofentleerung von 1.100 l- In den letzten Jahren ist die Anzahl solcher Gebüh- Restabfall- bzw. Papierabfallcontainern rensysteme mit Grund- und Leerungsgebühren so- wie z.B. Sondergebühren für fehlbefüllte Sammelbe- • Gebühren für die Anlieferung zu den Abfallent- hältnisse zur Erhöhung der Stoffstromqualität ge- sorgungsanlagen stiegen. Ziel solcher Systeme ist, neben der Vermei- dung von Abfällen, insbesondere auch die Erhöhung Der Landkreis setzt somit eine Vielzahl an Einzelge- der Stoffstromqualität. Eine erhöhte Stoffstrom- bühren ein, die ein hohes Maß an Verursacherge- qualität kann ebenfalls zur Verringerung des Ge- rechtigkeit gewährleisten. samtgebührenbedarfs beitragen. Als Beispiel kön-

21 Verursachergerechte Gebührengestaltung in der Abfallwirt- schaft, Bayrischer Kommunaler Prüfungsverband (Ge- schäftsbericht 1998).

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nen hier Bio- und/oder Papierabfälle genannt wer- genommene Leerung erhoben. Enthielten die Gefäß- den, die über den in der Entsorgung kostenintensi- gebühren beim 120 Liter und 240 Liter Gefäß ven Restabfallstrom entsorgt werden. Hohe Restab- (Grund- und Mehrbedarf) bis zum 31.12.2018 noch fallgebühren in Relation zu den anderen Gebühren jeweils zwei Freileerungen auf das Kalenderjahr be- können hier eine stoffstromlenkende Wirkung ha- zogen, so wurde die Anzahl der Freileerungen zum ben. Sie bergen allerdings auch das Risiko, dass 01.01.2019 auf vier Freileerungen je Kalenderjahr Restabfälle über weniger gebührenintensive Stoff- angehoben. Hierdurch soll u.a. eine potentielle ströme entsorgt werden. Der Satzungsgeber ist da- Stoffstromverschiebung zur Gebührenoptimierung her angehalten, in seinem Gebührenmodell Wege verhindert werden. Der Landkreis bewegt sich mit zum Schutz vor derartigem Systemmissbrauch zu den vorgegebenen vier Freileerungen am unteren integrieren. Rand der in Rheinland-Pfalz durchschnittlich in Ab- fallsatzungen festgelegten Frei-/Pflichtleerungen. Im Landkreis Altenkirchen wird für Restabfall, neben In 2017 lagen diese landesweit zwischen 2 und 18 der Gefäßgebühr, eine Gebühr für jede in Anspruch satzungsmäßig vorgegebenen Frei-/Pflichtleerun- gen22.

22 Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten.

Ziele der Abfallbewirtschaftung der Jahre 2019 - 2023 50

7 ZIELE DER ABFALLBEWIRTSCHAFTUNG DER JAHRE 2019 - 2023

Ausgehend von der Ist-Situation der Mengenent- tieren, die im Abfallwirtschaftsplan umfassend dar- wicklungen in den zurückliegenden Jahren, der gelegt sind. Bei der Beschreibung der Maßnahmen prognostizierten Bevölkerungsentwicklung und der wird die zeitliche Realisierung, sofern möglich, grob prognostizierten abfallwirtschaftlich relevanten benannt (kurz-, mittel-, langfristig). Die beabsichtig- Trends werden in diesem Kapitel die Ziele definiert, ten Maßnahmen orientieren sich insbesondere an die man in den nächsten fünf Jahren erreichen folgenden Grundsätzen: möchte, um dem Kreislaufwirtschaftsgedanken • Nutzung aller Potentiale zur Abfallvermeidung besser Rechnung tragen zu können. und Abfallverminderung Dabei orientiert sich die Formulierung der zu errei- • das Erreichen hoher Verwertungsquoten chenden Ziele an den gesetzlichen Vorgaben und berücksichtigt alle abfallwirtschaftlich relevanten • Reduzierung der Abfallbeseitigung Landesplanungen. Hierzu werden die geplanten • möglichst kurze Transportwege Maßnahmen beschrieben, die zukünftig zu einem besseren Management der Abfallströme beitragen • moderate Entsorgungskosten sollen. Die abfallwirtschaftlichen Maßnahmen sol- • sozialverträgliche Abfallgebühren. len sich an den abfallwirtschaftlichen Planvorgaben und der Konzeption der Restabfallwirtschaft orien-

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7.1 Fortgeschriebene Ziele aus dem Abfallwirt- • Prüfung der Kommunalisierung abfallwirt- schaftskonzept 2014 – 2018 schaftlicher (Teil-)Leistungen

Die meisten erklärten Zielvorgaben aus dem letzten 7.2 Allgemeine Ziele des Abfallwirtschaftskon- Abfallwirtschaftskonzept konnten in den vergange- zepts 2019 – 2023 nen fünf Jahren umgesetzt werden. Leider konnte der Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Altenkirchen Der Landkreis Altenkirchen hat zur Festlegung der noch keinen geeigneten Standort für ein sog. Abfall- Ziele für das Abfallwirtschaftskonzept 2019 – 2023 wirtschaftszentrum ausfindig machen. Ohne ein ge- eine Strategiekommission eingerichtet. Diese Kom- eignetes und zentral gelegenes Gelände im Land- mission hat sich auf verschiedene allgemeine Ziele kreis ist eine weitere operative Entfaltung des Ab- zur weiteren Stärkung einer ökologischen und öko- fallwirtschaftsbetriebes nicht möglich. Eigene Um- nomischen Kreislaufwirtschaft im Landkreis ver- schlagsmöglichkeiten für die relevanten Abfälle ständigt. würden die Ausschreibungen Richtung „Beauftragte Dritte“ beflügeln und wären Basis für eine mögliche Die über alle Fraktionen liegenden allgemeinen Ziele eigene Sammellogistik bzw. Kommunalisierung. Die lassen sich wie folgt zusammenfassen: Suche nach einem Standort ist weiterhin aktuell, ge- • Mittelfristige Umsetzung der fortgeschriebe- staltet sich aber im Landkreis Altenkirchen aus vie- nen offenen Maßnahmen und Ziele aus dem lerlei Gründen recht schwierig. Abfallwirtschaftskonzept 2014 – 2018. Mit dem Betriebs- und Wertstoffhof in Nauroth exis- • Langfristig keine Veränderung der Behälterfar- tiert im Landkreis nur ein wirklicher Wertstoffhof. ben, da sich diese etabliert haben und mehr- Zielvorgabe seitens Abfallwirtschaftsbetrieb und heitlich parallel im gesamten Bundesgebiet Politik sind zwei weitere Wertstoffhöfe, möglichst zum Einsatz kommen. geografisch sinnvoll über den Landkreis verteilt. Hierzu gibt es auch konkrete Anstrengungen, über • Mittelfristig keine Anpassung der bereits opti- die zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht öffent- mierten Abfuhrrhythmen. lich berichtet werden kann. • Langfristige Beibehaltung des etablierten Identsystems. Aktuell wird das Identsystem Folgende Mittelfristziele aus dem Abfallwirtschafts- ausschließlich im Holsystem für Restabfall ge- konzept 2014 – 2018 sollen im neuen Abfallwirt- bührenrelevant eingesetzt. Eine Ausweitung schaftskonzept fortgeschrieben werden: des gebührenrelevanten Einsatzes auf andere • Umgang mit der heute noch unklaren Entwick- Fraktionen (Bsp.: Leerungsgebühr Bioabfall, lung im Hinblick auf die so genannte Wertstoff- Rückvergütung PPK) wird kurzfristig nicht an- tonne gestrebt, da nicht sinnvoll. • Optimierung der Schnittstelle zu den Betrei- • Langfristige Fortführung aller drei Behälterar- bern Dualer Systeme im Rahmen der Mitbenut- ten im Eigentum des AWB. zung des kommunalen Erfassungssystems für • Langfristige Fortführung des Behälterdienstes Verkaufsverpackungen aus PPK durch den AWB. Eine Fremdvergabe ist nicht • Optimierung des ökologischen Standards der vorgesehen. Bioabfallverwertung nach Vertragsablauf unter • Teilnahme am Projekt „Becherbonus“ des Beachtung wirtschaftlicher Rahmenbedingun- MUEEF. gen

Ziele der Abfallbewirtschaftung der Jahre 2019 - 2023 52

• Durchführung von ersten Aktionen im Themen- Beantwortung der Frage, welcher Weg hier der rich- feld „Lebensmittelverschwendung“ in 2018; tige ist, spielen, neben ökologischen Aspekten, im- wird 2019 ff. fortgesetzt. mer öfter auch ökonomische Kriterien eine wichtige Rolle. So kann z.B. die deutliche Verkleinerung des • „Reparatur-Cafe“ in Altenkirchen als Dauerein- Wettbewerbs im Hinblick auf einzelne abfallwirt- richtung. schaftliche Leistungen die Erbringung in Eigenregie • Gemeinsame Projekte mit der Jugendkunst- einen ökonomischen Vorteil bringen. schule in Altenkirchen im Thema Kunststoffe/ Die Kommunalisierung der Abfallwirtschaft kann für Mikroplastik (zukünftig mit die größten Her- den Landkreis Altenkirchen eine Vielzahl positiver ausforderungen der Menschheit). kreislaufwirtschaftlicher Auswirkungen bedeuten. • Endgültige Anerkennung der Umweltschule als Dies hat der Landkreis bereits in 2015 für sich er- außerschulischer Lernort in 2019 vorgesehen. kannt und mit Kreistagsbeschluss eine erneute mo- • Zunächst keine Einrichtung einer stationären netäre Betrachtung dieser Thematik für die Jahre Sammelstelle für die Annahme von Problemab- 2018/2019 vorgesehen. fällen. Der Betrachtungszeitraum des hier gegenständli- Im Hinblick auf die vorgenannten allgemein definier- chen Abfallwirtschaftskonzeptes wird somit die Be- ten Ziele wird an den AWB für den Geltungszeitraum antwortung der Vorzüge aber auch Nachteile einer des Abfallwirtschaftskonzepts 2019 – 2023 entwe- Kommunalisierung zum Gegenstand haben. der ein Prüf- oder Umsetzungsauftrag gerichtet. Die aus den allgemeinen Zielen resultierenden Maßnah- 7.4 Maßnahmen zur Stärkung der Abfallver- men sollen nachfolgend dargestellt werden: meidung

▪ Abfallberatung 7.3 Organisatorische Maßnahmen Die zukünftigen Aktivitäten im Bereich der Abfallbe- Der Landkreis Altenkirchen steht seit vielen Jahren ratung werden sich auf die fortlaufende Information im engen Austausch mit anderen öffentlich-rechtli- der Bürger über die Getrennthaltung von Abfällen chen Entsorgungsträgern. Neben dem reinen Erfah- zur Minimierung der Störanteile in den verschiede- rungsaustausch, erfolgen die Gespräche stets auch nen Fraktionen sowie die Information über techni- mit dem Blickpunkt auf potentielle interkommunale sche oder rechtliche Änderungen fokussieren. Auch Kooperationen zum Zwecke der Nutzung von kreis- die Optimierung der Vernetzung mit anderen Infor- laufwirtschaftlichen Synergien. mationsplattformen soll dabei die Öffentlichkeitsar- Im Geltungszeitraum des Abfallwirtschaftskonzepts beit des AWB vervollständigen. 2019 – 2023 soll der enge Kontakt zu allen Nach- Durch die anstehende Deponie-Stilllegung (Oberflä- barlandkreisen bzw. örE intensiviert werden, um die chenabdichtung) wird es in den kommenden Jahren Möglichkeiten von interkommunalen Zusammenar- eine Unterbrechung des Angebots mit dem Deponie- beiten zu prüfen. Konkretere Angaben sind im Zeit- Lernpfad geben. Es ist geplant, diese Pause durch punkt der Bearbeitung des Konzepts leider noch eine Erweiterung des Portfolios um Projekte im Rah- nicht öffentlich möglich. men der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu Neben interkommunalen Kooperationen prüft der kompensieren. Die Zielgruppe soll dabei ggf. auch Landkreis Altenkirchen stets auch die Möglichkeit auf Schüler der weiterführenden Schulen ausge- zur Erbringung von derzeit fremdvergebenen Leis- dehnt werden. tungen in Eigenregie (Kommunalisierung). Bei der

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▪ Sonstige Öffentlichkeitsarbeit Stoffstromqualität beitragen kann, soll im Be- trachtungszeitraum des hier gegenständlichen Der Abfallwirtschaftsbetrieb betreibt intensiv Wer- Abfallwirtschaftskonzeptes fortlaufend im bung für eine vorbildliche Abfallentsorgung auf den Auge behalten werden. Hierbei werden fol- Abfallsammelfahrzeugen. Die Basis dazu wurde be- gende Punkte eine besondere Rolle spielen: reits über die letzten erfolgten Ausschreibungen ge- legt. Alle sog. Trommelfahrzeuge, Sperrabfallsam- • Prüfung der Auswirkung auf die Kosten melfahrzeuge, Grünschnittsammelfahrzeuge und • Steigerung des Hygieneeffekts (Maden, Fahrzeuge, die im Rahmen der Elektronikschrott- Geruch, Schimmel, etc.) und Metallschrottsammlung im Einsatz sind, prä- sentieren permanent Abfallwirtschaftsthemen des • Verminderung Fehlwürfe in anderen Ton- Landkreises mit positiver Wirkung. nen, Optimierung Sperrabfall, etc. • Reduzierung sog. „Wilder Müllablagerun- 7.5 Maßnahmen i.Z.m. den Erfassungs-, Sam- gen“; Neustrukturierung von diesem Be- mel- und Verwertungsstrukturen reich in 2020 • Reduzierung von „Abfallexporten“ zu ▪ Restabfall Raststätten, öffentlichen Plätzen, Firmen, • Die Anzahl der im Behältertarif enthaltenen Nachbarkreise, etc. Freileerungen wurde zum 01.01.2019 von bis-

her zwei auf künftig vier Freileerungen angeho- ben. ▪ Bioabfall • Der Landkreis bewegt sich im Vergleich mit an- • Der aktuell im Kreisgebiet erfasst Bioabfall deren Landkreisen in Rheinland-Pfalz damit wird einer Kompostierung zugeführt. immer noch am untersten Rand vorgeschriebe- ner Freileerungen. • Perspektivisch wird eine höherwertigere Ver- wertung (Kaskadenlösung) angestrebt. Kreis/örE Freileer./Jahr anschließend • Dabei wird im Sinne der Ökoeffizienz grund-

LK Altenkirchen 4 Zusatzleerungen zu 4,31 EUR je sätzlich eine regionale Verwertung unter Ein- Leerung (= 120 l-Abfallbehälter) beziehung von Vergärungstechnik präferiert. LK alle • Vor dem Hintergrund vorhersehbarer Preisan- stiege bei der künftigen Ausschreibung zur alle Verwertung der Bioabfälle, wird auch die Op- tion des Baus einer eigenen Anlage bzw. einer Rhein-Lahn-Kreis alle interkommunalen Kooperation geprüft.

LK 6 ab der 7. Leerung kostenpflichtig

LK Cochem-Zell 6 ab der 7. Leerung kostenpflichtig ▪ Grünschnittverwertung • Wie bisher wird auch weiterhin eine hochwer- tige und gesetzeskonforme Verwertung inklu- Abb.: Vergleich Pflicht-/Freileerungen Landkreise in Rhein- sive Hygienisierung angestrebt. land-Pfalz (Stand: 2019) • Auch insoweit wird aus Gründen der Ökoeffizi- enz eine weiterhin regionale Verwertung

• Inwiefern die Veränderung der Anzahl der vor- grundsätzlich präferiert. gegebenen Freileerungen zur Erhöhung der

Ziele der Abfallbewirtschaftung der Jahre 2019 - 2023 54

• Es wird davon ausgegangen, dass die Preise flächendeckenden Abschluss von Abstim- für die Verwertung infolge erhöhter gesetzli- mungsvereinbarungen nach dem neuen ge- cher Anforderungen und anlagentechnischer setzlichen Regelwerk. Lediglich in Ausnahme- Aufwendungen steigen werden. Extreme Preis- fällen und auch nur für einen Übergangszeit- anstiege sind durch geeignete, vergaberechts- raum sollten Abstimmungsvereinbarungen, die konforme Mittel abzumildern. auf Grundlage der alten Verpackungsverord- nung zustande gekommen waren, weiterhin

Geltung entfalten. ▪ Problemabfälle • Tatsächlich lag bundesweit zum 01.01.2019 • Im Betrachtungszeitraum des letzten Abfall- keine zwischen den Betreibern der Systeme wirtschaftskonzepts wurde von einzelnen Um- und den öffentlich-rechtlichen Entsorgungs- weltverbänden der Wunsch nach einer statio- trägern endverhandelte Abstimmungsverein- nären Annahmestelle für Schadstoffe geäu- barung i.S.d. VerpackG vor. ßert. Eine derartige Annahmestelle hatte es in • Dem AWB obliegt damit die schwierige Auf- der Vergangenheit bereits im Landkreis Alten- gabe, zu Beginn des Geltungszeitraums des kirchen über einen beauftragten Dritten gege- Abfallwirtschaftskonzeptes in Verhandlung ben. mit dem Gemeinsamen Vertreter der einzelnen • Da mit der mobilen Schadstoffsammlung je- Systeme zu treten, um zeitnah den Abschluss doch ein seit Jahren im Landkreis etabliertes einer Abstimmungsvereinbarung herbeiführen Erfassungssystem für Schadstoffe vorhanden zu können. ist, soll an diesem System festgehalten wer- • Die Abstimmungsvereinbarung wird in konzep- den. tioneller Hinsicht Fragen zur Erfassung von • Sammlung von Altmedikamenten in Apotheken Glas, LVP und PPK-Verpackungen umfassen. des Landkreises wird beibehalten.

▪ PPK ▪ Sperrabfall • Das Ergebnis der Verhandlungen mit den Sys- • Berechnungsmodelle haben gezeigt, dass eine tembetreibern zum Abschluss einer Abstim- separate Abholung von Sperrabfallholz beim mungsvereinbarung kann sich unter Umstän- Bürger vor Ort weder ökologische noch ökono- den auch auf die Mengenverhältnisse im Stoff- mische Vorteile bietet. strom „PPK“ auswirken. • Aktuell sind deshalb keinerlei Veränderungen • Derzeit werden im Landkreis sowohl der kom- angedacht. Die erfassten Sperrabfälle werden munale Anteil an PPK wie auch der Anteil an weiterhin hochwertig sortiert und anschlie- Verkaufsverpackungen aus PPK gemeinsam ßend ein Großteil dieser Abfälle sinnvoll ver- erfasst und vermarktet. wertet. • Die Betreiber der Systeme können künftig wahlweise die Herausgabe eines Teils der Ge- samtmasse verlangen und diesen Teil an- ▪ DSD-Abfälle schließend in Eigenregie verwerten lassen oder den kommunalen Weg zur Verwertung der PPK • Mit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes mitbenutzen und sich am Verwertungserlös zum 01.01.2019 avisierte der Gesetzgeber den beteiligen lassen.

Landkreis Altenkirchen

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• Inwiefern aus dem letztlich vereinbarten Weg • Die hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle werden Mengen- und/oder Kostenänderungen resultie- dabei gemeinsam mit dem Hausabfall (Restab- ren, gilt es noch abschließend zu prüfen. fall) erfasst. • Das bestehende System hat sich etabliert. Wei- tere Optimierungsmaßnahmen stehen mittel- ▪ Erweiterung des Angebotes „Wertstoffhof“ fristig nicht an. • Neben dem BWH Nauroth, besteht bereits län- ger im Kreisgebiet der Bedarf für ein bis zwei weitere Wertstoffhöfe. ▪ Sonstiges • Neben einem reinen Basis-Wertstoffhof, wäre • Abfallanalysen sollen zukünftig regelmäßig auch die Eröffnung eines Abfallwirtschaftsze- und alternierend erfolgen (zum Beispiel alle 4 ntrums oder großen Wertstoffhofs mit um- Jahre jede Fraktion; zeitlich versetzt). fangreichen Umschlagsmöglichkeiten denk- bar. 7.6 Kosten der Maßnahmen • Die Realisierung der vorgenannten Vorhaben Der Gesamtgebührenbedarf für das Jahr 2019 bezif- soll im Betrachtungszeitraum des hier gegen- fert sich auf rund 9,2 Millionen EUR. ständlichen Abfallwirtschaftskonzepts ver- stärkt verfolgt bzw. umgesetzt werden. Der AWB erwartet für die kommenden Jahre – abge- sehen von der allgemeinen Teuerungsrate – keine wesentlichen Abweichungen von dem im Jahr 2019 vorhandenen Gebührenbedarf. Inwiefern steigende ▪ Klärschlamm Entsorgungskosten und ggf. rückgängige Verwer- • Die Entsorgung der kommunalen Klär- tungserlöse sich auf den Gesamtgebührenbedarf schlämme unterliegt nicht der Entsorgungs- auswirken, wird auch in Abhängigkeit dazu stehen, verantwortung des Abfallwirtschaftsbetriebes, wie die angestrebten Maßnahmen greifen werden. sondern ist vielmehr über die Abfallsatzung Den Prinzipien der Kostendeckung und der Perio- ausgeklammert. dengerechtigkeit folgend, wird der Landkreis Alten- • Die für die Abwasserbeseitigung verantwortli- kirchen auch weiterhin Gebühren jährlich sowohl chen Zweckverbände und Verbandsgemeinden positiv als auch negativ an die Schwankungen der planen konkret eine Klärschlammverbren- gebührenrelevanten Kosten anpassen. nungsanlage für alle anfallenden Klär- schlammmengen des Landkreises. Die Aus- 7.7 Pilotprojekte schreibungen hierzu werden momentan vorbe- reitet. Kurzfristig hat der Landkreis Altenkirchen keine ei- genen größeren Pilotprojekte zur Erprobung der avi- sierten Maßnahmen geplant.

▪ Gewerbe Im Sinne eines interkommunalen Austausches be- steht jedoch seitens des AWB die dauerhafte Bereit- • Bereits heute sind im Landkreis Altenkirchen schaft zur Durchführung von gemeinsamen Pilot- nahezu alle Gewerbetreibenden mittels einer projekten mit anderen öffentlich-rechtlichen Entsor- Restabfallpflichttonne an die öffentliche Ab- gungsträgern oder dem Ministerium. fallentsorgung angeschlossen.

Satzungsrechtlicher Handlungsbedarf 56

8 SATZUNGSRECHTLICHER HANDLUNGSBEDARF

Die Beschreibung geplanter Maßnahmen zur Errei- oder Herausnahme von Gebührentatbeständen er- chung abfallwirtschaftlicher Ziele im Rahmen eines fordern. Abfallwirtschaftskonzeptes setzt den ersten Teil- Für die Abfallsatzung rühren Handlungsbedarfe ent- schritt bei der Neu- und/oder Umgestaltung abfall- weder aus eigener Motivation oder äußeren Einflüs- wirtschaftlicher Systeme. Die Konkretisierung der sen. Zu den eigenmotivierten Satzungsanpassun- geplanten Maßnahmen erfolgt anschließend inner- gen zählt z.B. der Wunsch zur Aufnahme von halb der Satzungen des jeweiligen öffentlich-recht- lichen Entsorgungsträgers. Oftmals werden hierbei Restabfallsäcken zur Deckung temporärer Mehrbe- darfe oder zur Genehmigung von Beistellungen im der konzeptionelle Teil in einer Abfallsatzung und Bereich PPK. Von außen veranlasste Handlungsbe- der daraus resultierende Gebührenteil in einer Ab- darfe ergeben sich in den meisten Fällen aus der An- fallgebührensatzung abgebildet. Teilweise werden passung gesetzlicher Regelungen oder infolge beide Teile auch in einer Satzung verbunden. Der höchstrichterlicher Rechtsprechung. Hier können z. Landkreis Altenkirchen verfügt über eine Abfallsat- B. die Novellierung des ElektroG oder des VerpackG zung sowie eine Abfallgebührensatzung. genannt werden. Im Hinblick auf die Abfallgebührensatzung resultie- Aus den vorgenannten Gründen gebietet es sich, ren Handlungsbedarfe üblicherweise aus Gebühren- dass öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger ihre kalkulationen, die eine Änderung der Gebührensätze Satzungen in einem festen Turnus auf den Prüf- erfordern, aber auch aus Änderungen am Abfallwirt- schaftskonzept, die eine Anpassung, Neuaufnahme stand stellen und potentielle Handlungsbedarfe er- mitteln.

Landkreis Altenkirchen

57

8.1 Satzungshistorie Anklang bei den öffentlich-rechtlichen Entsor- gungsträgern, sodass der größte Teil kommunaler Der Landkreis Altenkirchen hat seine Abfallsatzun- Abfallsatzungen sich an diesen Mustersatzungen gen im Geltungszeitraum des hier fortzuschreiben- orientiert. Auf diesem Wege haben so z.B. soge- den Abfallwirtschaftskonzeptes 2014 – 2018 einer nannte Einwohnergleichwerte Einzug in viele kom- fortlaufenden Prüfung unterzogen und verschie- munale Abfallsatzungen erhalten. dene Änderungen vorgenommen: Die in den Mustersatzungen enthaltenen Eckpfeiler Satzung Inkraft seit Änderungsgrund können daher als erstes Indiz für potentielle Hand- lungsbedarfe für den Satzungsgeber dienen. Hierzu AbfS 01.01.2014 lediglich kleinere, redaktionelle Änderungen zählen aktuell z.B. Regelungen zu folgenden Punk- AbfS 01.01.2015 redaktionelle Änderungen im ten: Wesentlichen begründet durch das neue LKrWG • Mindestvolumina AbfS 01.01.2016 Umfangreiche Änderungen auf Basis • Einwohnergleichwerte der neuen Mustersatzung LKT; neue Ausschlussliste; Aufnahme Liste • Leerungsgebühren haushaltsübliche Mengen bei Problem- abfällen; Aufnahme rechtswidrig • Pflichtleerungen abgelagerte Abfälle; Erhöhung • Sonderleerungen für fehlbefüllte Behälter Grünschnittabholungen von 4 auf 5 • Lösungen für temporäre Mehrbedarfe AbfS 01.01.2017 Einführung 60l Bioabfalltonne für Eigenkompostierer • Verursachergerechte Gebühren AbfS 01.07.2018 Bioabfalltonne als Pflichttonne satzungsrechtlich verbindlicher Der Abfallgebührensatzung des Landkreises wurde verankert; Abholung von Sperrabfall spätestens nach 4 Wochen eine einjährige Kalkulationsperiode zugrunde ge- AbfS 01.01.2019 Erhöhung Pflichtentleerungen beim legt. Zwar ergeben sich hieraus meist häufigere An- Restabfallbehälter von 2 auf 4 passungen der Gebührensätze als bei mehrjährigen Kalkulationsperioden, der Landkreis kann jedoch

Abb.: Satzungshistorie besser auf kurzfristige Kosten- oder Systemverän- derungen reagieren und damit dem gebührenrecht- lichen Grundsatz der Periodengerechtigkeit idealer- 8.2 Handlungsbedarfe weise Rechnung tragen. Für den Betrachtungszeitraum des hier gegenständ- Die enumerierten Punkte einer ökologischen und lichen Abfallwirtschaftskonzeptes stellt sich die ökonomischen Satzung wurden nahezu alle in die Frage nach potentiellen satzungsrechtlichen Hand- Abfallgebührensatzung des Landkreises Altenkir- lungsbedarfen wie folgt dar: chen übernommen, sodass hieraus keine satzungs- rechtlichen Handlungsbedarfe im Betrachtungszeit- ▪ Abfallgebührensatzung raum des Abfallwirtschaftskonzeptes gesehen wer- In den meisten Bundesländern werden in regel- bzw. den. teilweise unregelmäßigen Abständen Mustersat- ▪ zungen für die kommunale Abfallwirtschaft veröf- Abfallsatzung fentlicht. Die in den Mustersatzungen enthaltenen Der Landkreis Altenkirchen unterzieht seine abfall- Regelungen geben oftmals gesammelte Erkennt- wirtschaftlichen Satzungen einer fortlaufenden nisse im Zusammenhang mit der Gestaltung ökolo- Kontrolle und gleicht diese mit den Gestaltungs- gischer und ökonomischer Gebührenmodelle wie- möglichkeiten einer ökologischen und ökonomi- der. Die Gestaltungsvorschläge finden einen hohen

Satzungsrechtlicher Handlungsbedarf 58

schen Abfallwirtschaft ab. Ausweislich der darge- Norm letzte Änd. Inkrafttreten stellten Satzungshistorie hat der Landkreis seine Kreislaufwirtschaftsgesetz 20.07.2017 29.07.2017 Abfallsatzung letztmalig zum 01.01.2019 und seine (KrWG) Abfallgebührensatzung ebenfalls letztmalig zum Landeskreislaufwirtschaftsgesetz 19.12.2018 01.01.2019 01.01.2019 aktualisiert (jeweils Zeitpunkt des In- Rheinland-Pfalz (LKrwG) krafttretens der neuen Satzung). Elektro- und Elektronikaltgeräte- 27.07.2017 31.12.2018 gesetz (ElektroG2) Hinsichtlich der Details der aus abfallwirtschaftli- Gewerbeabfallverordnung 05.07.2017 01.01.2019 (GewAbfV) chen Konzeptänderungen resultierenden Hand- Verpackungsgesetz (VerpackG) 05.07.2017 01.01.2019 lungsbedarfe wird auf die vorigen Kapitel verwiesen. Altölverordnung (AltölV) 24.02.2012 01.06.2012 Bei der Novellierung der Satzungen innerhalb des Geltungszeitraums des hier fortzuschreibenden Ab- Altholzverordnung (AltholzV) 29.03.2017 05.04.2017 fallwirtschaftskonzeptes (2014 – 2018) wurden fol- gende abfallrechtlichen Gesetzesänderungen be- Batteriegesetz (BattG) 13.04.2017 01.07.2017 rücksichtigt: Bioabfallverordnung (BioAbfV) 27.09.2017 03.10.2017

Klärschlammverordnung 27.09.2017 27.09.2017 (AbfKlärV)

Abb.: Auszug abfallrechtlich relevante Gesetzesänderungen seit 2013

Landkreis Altenkirchen

Anhang: 59 Fraktionsbezogene Abfallprofile

ANHANG: FRAKTIONSBEZOGENE ABFALLPROFILE

Nachfolgend soll aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit kommunaler Abfallwirtschaftskonzepte zu den ein- zelnen vom öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger erfassten Abfallfraktionen eine Zusammenfassung des Status quo abgebildet werden. Zudem erfolgt eine Kurzdarstellung zu den nach dem hier vorliegenden Abfall- wirtschaftskonzept beabsichtigten kreislaufwirtschaftlichen Maßnahmen (Maßnahmenplan).

Landkreis Altenkirchen

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Restabfall – Status quo

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Behälter: 120 l, 240 l, 1.100 l Für temporäre Mehrbedarfe: 70 l-Beistellsäcke (grau mit Auf- druck) Abfuhrrhythmus ▪ 70 l-Säcke, 120 und 240 l-Behälter: 4-wöchentlich ▪ 1.100 l-Restabfallcontainer: wöchentlich, 2-wöchentlich oder 4-wöchentlich (nach Vereinbarung) Gebühren Leerungserfassung Gebührenrelevantes Identsystem Typ Volumenbezogene Gefäßgebühr inkl. 4 Pflicht- bzw. Freileerun- gen je Kalenderjahr zzgl. Leerungsgebühr für Mehrleerungen Statistische Werte Erfasste Menge 2018 9.903 Mg Pro-Kopf-Aufkommen 2018 76,8 kg/EW*a

Mengenentwicklung LK Altenkirchen Aufkommen Restabfall 2014-2017 (kg/EW*a) Ø Rheinland-Pfalz 156,8 160,0 150,7 150,8 148,0 140,0

120,0

100,0

80,0 71,9 73,3 75,3 75,5

60,0 2014 2015 2016 2017

Quelle: Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2015- 2018, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten

Ergebnisse der Sortieranalyse 2010/11 (Auszug) Trockene Wertstoffe in der Restabfalltonne (in Gew.-%)

Zusammensetzung trockene Wertstoffe: 5,1 2,4 LVP 88,1 11,9 Glas 4,4 verwertbare PPK

◼ Übrige Abfälle ◼ Trockene Wertstoffe Quelle: Sortieranalyse 2010/11– Witzenhausen-Institut

Landkreis Altenkirchen

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Restabfall – Maßnahmenplan

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Das bestehende Angebot an Restabfallbehältern wird unverän- dert weitergeführt. Eine Veränderung ist mittelfristig nicht vorge- sehen. Abfuhrrhythmus Die bewährten Abfuhrrhythmen sollen mittelfristig nicht verän- dert werden.

Gebühren Leerungserfassung Der Landkreis Altenkirchen setzt das installierte Identsystem be- reits gebührenrelevant ein. Eine grundlegende Veränderung am bestehenden System ist mittelfristig nicht vorgesehen. Typ Zur Sicherung kreislaufwirtschaftlicher Mindeststandards wurde zum 01.01.2019 die Anzahl der Pflicht- bzw. Freileerungen je Restabfallbehälter von bisher 2 auf 4 angehoben. Im Geltungszeitraum des Abfallwirtschaftskonzepts sollen die Qualitäten der einzelnen Stoffströme weiter beobachtet werden. Sofern erforderlich, soll die Anzahl der Freileerungen weiter ange- hoben werden auf mittelfristig 6 Freileerungen je Restabfallbehäl- ter und Jahr.

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Bioabfall – Status quo

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Behälter: 60 l (für Eigenkompostierer), 120 l, 240 l Flächendeckender Anschluss sämtlicher Haushalte. Abfuhrrhythmus ▪ Alle 14 Tage ▪ Kostenfreie Entsorgung von Grünabfällen, Ast- und Rasen- schnitt über die Grünschnittsammlung sowie kostenfreie Ab- gabe von Grünschnitt am BWH in Nauroth Gebühren Leerungserfassung Identsystem vorhanden, aber nicht gebührenrelevant Typ Volumenbezogene Gefäßgebühr

Statistische Werte (inkl. Grünschnitt) Erfasste Menge 2018 23.289 Mg Pro-Kopf-Aufkommen 2018 180,7 kg/EW*a

Mengenentwicklung (inkl. Grünschnitt) LK Altenkirchen Aufkommen Bioabfall 2014-2017 (kg/EW*a) Ø Rheinland-Pfalz

210,0

190,2 191,6 189,3 190,0 187,5

171,9 171,0 170,0 162,1 158,7

150,0 2014 2015 2016 2017

Quelle: Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2015- 2018, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten

Ergebnisse BiogutRadar 2018 (Auszug) Biogutbonitierung Bioabfallbehälter im LK Altenkirchen (in %)

10 Fremdstoffanteil in untersuchten Biotonnen: A (keine Fremdstoffe in Biotonne) 4 B (geringer Anteil an Fremdstoffen) 82 C (hoher Anteil an Fremdstoffen) 4 D (deutliche Verunreinigungen)

Quelle: BiogutRadar 2018– Witzenhausen-Institut

Landkreis Altenkirchen

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Bioabfall – Maßnahmenplan

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Das bestehende Angebot an Bioabfallbehältern wird unverändert weitergeführt. Eine Veränderung ist mittelfristig nicht vorgese- hen. Abfuhrrhythmus Der bewährte Abfuhrrhythmus soll mittelfristig nicht verändert werden.

Gebühren Leerungserfassung Eine Veränderung am bestehenden System ist mittelfristig nicht vorgesehen. Verwertung • Der aktuell im Kreisgebiet erfasst Bioabfall wird einer Kom- postierung zugeführt. Perspektivisch wird eine höherwerti- gere Verwertung (Kaskadenlösung) angestrebt. • Dabei wird im Sinne der Ökoeffizienz grundsätzlich eine regi- onale Verwertung unter Einbeziehung von Vergärungstechnik präferiert. • Vor dem Hintergrund vorhersehbarer Preisanstiege bei der künftigen Ausschreibung zur Verwertung der Bioabfälle, soll auch die Option des Baus einer eigenen Anlage bzw. einer in- terkommunalen Kooperation weiterhin geprüft werden.

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PPK – Status quo

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Behälter: 240 l, 660 l, 1.100 l-Container Abfuhrrhythmus ▪ 240 und 660 l-Behälter: 4-wöchentlich ▪ 1.100 l-Container: wöchentlich, 2-wöchentlich oder 4-wö- chentlich (nach Vereinbarung)

Gebühren Leerungserfassung Identsystem vorhanden, aber nicht gebührenrelevant Typ Volumen- und leerungsrhythmusbezogene Gefäßgebühr

Statistische Werte Erfasste Menge 2018 11.168 Mg Pro-Kopf-Aufkommen 2018 86,9 kg/EW*a

Mengenentwicklung LK Altenkirchen Aufkommen PPK 2014-2017 (kg/EW*a) Ø Rheinland-Pfalz

100,0

87,9 90,0 86,0 86,1 86,4 87,1 82,9 83,9 81,1 80,0

70,0

60,0 2014 2015 2016 2017

Quelle: Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2015- 2018, Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten

Ergebnisse der PPK-Analyse 2019 Zusammensetzung im Holsystem erfasstes Altpapier (in Gew.-%)

80,0 59,2 58,3 61,0 Enthaltene Fraktionen: 60,0 kommunales 37,3 Altpapier 40,0 30,4 28,7 PPK-Verpackungen 20,0 11,3 10,2 3,5 0,0 1-/2-Familienhäuser Mehrfamilienhäuser

Quelle: PPK-Analyse 2019 – Witzenhausen-Institut

Landkreis Altenkirchen

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PPK – Maßnahmenplan

Erfassung Erfassungssystem Holsystem Das bestehende Angebot an PPK-Abfallbehältern wird unver- ändert weitergeführt. Eine Veränderung ist mittelfristig nicht vorgesehen. Abfuhrrhythmus Die bewährten Abfuhrrhythmen sollen mittelfristig nicht ver- ändert werden.

Gebühren Leerungserfassung Eine Veränderung am bestehenden System ist mittelfristig nicht vorgesehen. Hinweis zum VerpackG • Das Ergebnis der Verhandlungen mit den Systembetrei- bern zum Abschluss einer Abstimmungsvereinbarung i.S.d. zum 01.01.2019 in Kraft getretenen VerpackG kann sich unter Umständen auch auf die Mengenverhältnisse im Stoffstrom „PPK“ auswirken. • Derzeit werden im Landkreis sowohl der kommunale An- teil an PPK wie auch der Anteil an Verkaufsverpackun- gen aus PPK gemeinsam erfasst und vermarktet. • Die Betreiber der Systeme können künftig wahlweise die Herausgabe eines Teils der Gesamtmasse verlangen und diesen Teil anschließend in Eigenregie verwerten lassen oder den kommunalen Weg zur Verwertung der PPK mit- benutzen und sich am Verwertungserlös beteiligen las- sen. • Inwiefern aus dem letztlich vereinbarten Weg Mengen- und/oder Kostenänderungen resultieren, gilt es zu prü- fen.

2019 - 2023