U niversitätsOrchester Duisburg Essen FESTKONZERT der Universität Duisburg-Essen 15 Jahre: 2005–2020

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ f-Moll, op. 84 / Orchesterlieder AntonÍn Dvorˇák Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op. 88

Universitätsorchester Duisburg-Essen I Leitung Oliver Leo Schmidt Solistin Inga-Britt Andersson, Sopran DER DANK Die Universität Duisburg-Essen dankt folgenden Förderern für die freundlicherweise gewährte Unterstützung; ohne sie wären die Festkonzerte nicht möglich.

Universität Duisburg-Essen

Förderverein Universität Duisburg-Essen e.V.

Sparkasse Essen

Sparkasse Duisburg

Kultur-Stiftung Essen 2

Künstlerförderverein Oberhausen e.V.

Überdies danken das Universitätsorchester Duisburg-Essen sowie die Universität Duisburg-Essen dem Universitätsbeauftragten für Musik, Herrn Prof. Dr. med. Eberhard Passarge, für seine unent- behrliche organisatorische und ideelle Hilfe. DIE GRUSSWORTE

Bereits seit 15 Jahren findet das Duisburg-Essener Festkonzert nun 2020 statt und bietet erneut einen kulturellen Höhepunkt zum Ausklang des Winter- semesters. Wie in den vergangenen Jahren auch ist diese Tradition, die nur wenig jünger ist als unsere Universität, wieder Anlass zur Vorfreude. Seit 2005 ermöglicht das Festkonzert dem Universitätsorchester unter der engagierten Leitung des Dirigenten Oliver Leo Schmidt, sich einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Ein Jubiläum wie dieses bietet immer auch die Gelegenheit für eine Retro- Prof. Dr. Ulrich Radtke spektive. Und eben jeder Blick zurück offenbart, dass das Festkonzert – eben- so wie unsere Universität – eine wahre Erfolgsgeschichte ist. Der Zuspruch lässt sich an den vielen Besucherinnen und Besuchern ablesen, die jedes Jahr die Gelegenheit nutzen, sich an der dargebotenen Musik zu erfreuen. Dies kommt nicht von ungefähr. Seit seiner Gründung vor über fünf Jahrzehnten hat sich das ehemals kleine Ensemble zu einem Top-Orchester deutscher Uni- versitäten entwickelt. Das anspruchsvolle Repertoire, mit dem die rund 90 Musikerinnen und Musiker ihr Können immer wieder unter Beweis stellen, um- fasst ein breites Spektrum auf hohem musikalischen Niveau. Spielstätten wie die Zeche Zollverein oder die Erlöserkirche, internationale Gastmusizierende auf Weltniveau und die regionale Strahlkraft verdeutlichen, dass die Konzerte unseres Universitätsorchesters längst zu den kulturellen Highlights von Duis- 3 burg und Essen gehören. Unter dem Motto „Die Wahrnehmung der Welt“ freuen wir uns auch in diesem Jahr wieder auf ein ebenso anspruchsvolles wie abwechslungsreiches Pro- gramm. Die diesjährigen Spielstätten sind, in schöner Tradition, das Theater Duisburg und die Philharmonie Essen. Dem Universitätsorchester, seinen Mitgliedern und Verantwortlichen sowie dem Musikbeauftragten unserer Universität, Herrn Prof. Dr. med. Passarge, ge- bührt mein herzlicher Dank für ihr Engagement. Besonders danken möchte ich darüber hinaus den zahlreichen Mitwirkenden und langjährigen Förderern, die diese Veranstaltungen durch ihre großzügige Unterstützung erst möglich machen. Ich freue mich darauf, Sie auch persönlich in Duisburg und Essen begrüßen zu dürfen, und wünsche Ihnen und uns viel Freude beim Festkonzert 2020!

Prof. Dr. Ulrich Radtke Rektor der Universität Duisburg-Essen Es ist mir eine besondere Freude, Sie zum ersten Mal in meiner Amtszeit als Kanzler der Universität Duisburg-Essen zum traditionellen Festkonzert am Se- mesterende im Rahmen des öffentlichen Kulturprogramms „Studium Generale und Musik an der Universität“ einzuladen. Dass die Festkonzerte der Universität seit nunmehr 15 Jahren nicht nur innerhalb der Hochschule, sondern darüber hinaus ein begeistertes und treues Publikum finden, zeigt, wie eingebunden die Universität in das Kulturleben beider Universitäts- städte ist. Für das diesjährige Jubiläumskonzert hat das Universitätsorchester unter der Jens Andreas Meinen Leitung von Prof. Oliver Leo Schmidt Werke von Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler, Richard Strauss und Antonín Dvorˇák einstudiert. Damit wartet auf uns ein beeindruckendes Musikerlebnis. Es freut mich sehr, dass mit dem Universitätsorchester die Musik in dieser Form inspirierender Bestandteil unserer Universitätskultur ist. Mein ganz herzlicher Dank gilt den Mitgliedern des Universitätsorchesters, dem Dirigenten Prof. Oliver Leo Schmidt sowie dem Universitätsbeauftragten für Musik, Herrn Prof. Dr. med. Passarge, der sich seit vielen Jahren um das Musik- leben an der Universität und das Universitätsorchester verdient gemacht hat. Ich wünsche dem Universitätsorchester weiterhin viel Erfolg und allen Zuhörerin- nen und Zuhörern viel Freude an der Musik.

Jens Andreas Meinen 4 Kanzler der Universität Duisburg-Essen

Als Förderverein sind wir stolz auf das, was unsere Universität erreicht hat: Sie spielt nicht nur in Lehre und Forschung in der ersten Liga der deutschen Hoch- schulen, sondern auch in der Musik. Seit vielen Jahren verzaubern die Musiker ihr Publikum bei den Festkonzerten und ziehen es in ihren Bann. Dafür sei an dieser Stelle den Mitgliedern und Verantwortlichen des Universitätsorchesters sehr herzlich gedankt.

Auch in diesem Jahr hat der noch junge Förderverein der Universität Duisburg- Dr. Stefan Dietzfelbinger Essen das Festkonzert wieder aus voller Überzeugung unterstützt. Wir freuen uns über dieses kulturelle Highlight in der Region und wünschen allen Zuhörerin- nen und Zuhörer viel Vergnügen!

Dr. Stefan Dietzfelbinger Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Universität Duisburg-Essen e.V. Die Universität Duisburg-Essen und die Sparkasse Duisburg verbindet eine lange Partnerschaft. Seit vielen Jahren unterstützen wir verschiedene Projekte und Initiativen am Campus Duisburg. Von der Auszeichnung herausragender Studien- leistungen und Dissertationen über die Übernahme von Stipendien bis hin zur Förderung von Existenzgründern und Beteiligung am small business manage- ment-Projekt ist die Sparkasse Duisburg engagierter Förderer der Studieren- den, Lehrenden und Forschenden. Unser Engagement ist ein Bekenntnis zur Bildung und Forschung. Wir tragen Dr. Joachim Bonn auf diesem Wege dazu bei, dass die Universität Duisburg-Essen sich im univer- sitären Wettbewerb messen und attraktive Studienplätze anbieten kann. Für Duisburg bedeutet dies eine Stärkung des Standortes. Die Verbundenheit der Sparkasse mit der Region und ihren Menschen zeigt sich vor Ort in zahlreichen sozialen und kulturellen Projekten. Durch Stiftun- gen, Spenden und Sponsoring für gemeinnützige Zwecke trägt die Sparkasse Duisburg wesentlich dazu bei, die Region, insbesondere die Städte Duisburg und Kamp-Lintfort, lebenswerter zu machen. In diesem Sinne freuen wir uns, dass unsere Unterstützung der Universität auch für kulturelles Engagement 5 und Miteinander genutzt wird, z. B. für die Ausrichtung der jährlichen Festkonzerte. Diese finden bereits seit 2005 statt und sind immer wieder ein besonderes Er- lebnis. Aber überzeugen Sie sich selbst und genießen Sie einen außergewöhn- lichen Nachmittag.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.

Dr. Joachim Bonn Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Duisburg Seit nun mehr 15 Jahren markieren die Festkonzerte des Universitätsorchesters Duisburg-Essen bereits zum Jahresanfang ein musikalisches Highlight. Dabei möchte ich nicht nur die vorzügliche musikhandwerkliche Leistung herausstel- len, sondern auch die Passion betonen, mit der die Protagonisten ihr Publikum Jahr für Jahr mitreißen. Ganz im Sinne des Zitates von Yehudi Menuhin bekommt die Musik im Rahmen der Festkonzerte nicht nur eine Chance, sondern auch die Präsentation, die sie verdient. Für so viel Engagement und Leidenschaft bedanke ich mich herzlich bei allen Beteiligten!

Helmut Schiffer „Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance.“ Yehudi Menuhin

Die Sparkasse Essen ist der Universität schon seit vielen Jahren freundschaft- lich und partnerschaftlich verbunden und unterstützt die Ausrichtung der Fest- konzerte von Beginn an. So trägt sie, neben der Verleihung des Wissenschafts- preises, der Förderung der Gastprofessur „Scientist in Residence“ oder auch der Übernahme von Stipendien, dazu bei, die Hochschulbildung in Essen aktiv zu unterstützen. Ich wünsche allen Mitgliedern des Universitätschores und -orchesters weiterhin viel Erfolg und Freude an der Musik und vor allen Dingen ein begeistertes Audi- 6 torium.

Helmut Schiffer Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Essen DAS PROGRAMM

Begrüßung und Einführung Prof. Dr. Ulrich Radtke – Rektor der Universität Duisburg-Essen Prof. Dr. med. Eberhard Passarge – Beauftragter für Musik an der Universität

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ f-Moll op. 84 (1810) Sostenuto, ma non troppo / Allegro / Allegro con brio

Gustav Mahler (1860–1911) / Richard Strauss (1864–1949) Orchesterlieder Mahler: 1. Rheinlegendchen / aus: „Des Knaben Wunderhorn“ (1892–1901) 2. Blicke mir nicht in die Lieder! / aus: „Rückert-Lieder“ (1901) 3. Wo die schönen Trompeten blasen / Wunderhorn 4. Wer hat dies Liedlein erdacht? / Wunderhorn 7 Strauss: 5. Ich wollt‘ ein Sträußlein binden op. 68 Nr. 2 (1918) Mahler: 6. Um Mitternacht / aus: „Rückert-Lieder“ Strauss: 7. Zueignung op. 10 Nr. 1 / aus: „Letzte Blätter” (1885)

Solistin: Inga-Britt Andersson

Pause

Antonín Dvorˇák (1841–1904) Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889) Allegro con brio / Adagio / Allegretto grazioso / Allegro, ma non troppo

Solistin Inga-Britt Andersson, Sopran Ensemble Universitätsorchester Duisburg-Essen Leitung Oliver Leo Schmidt

Theater Duisburg, Sonntag, 26. Januar 2020, 16 Uhr Philharmonie Essen, Sonntag, 09. Februar 2020, 19 Uhr DIE WAHRNEHMUNG DER WELT

Gustav Mahlers Orchesterlieder sind „ein Tagebuch des Daseins“, sagt der Bariton Thomas Hampson. Deshalb berühren sie. Mal kurz und schlicht, mal unheilvoll und zerrissen, mal sarkastisch und hu- morvoll formen sie sich zu einem Abbild des Lebens. Der Liebe widmen sich die poetisch-lyrischen Lieder von Richard Strauss. Auf wunderbare Weise runden sie den Reigen des Lebens ab.

Beethovens Wahrnehmung der Welt war immer auch eine politische. Für ihn galt Goethes Trauerspiel „Egmont“ als humanistisches Beispiel für die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit. Graf Egmont wurde während des niederländisch-spanischen Krieges 1568 als Freiheitskämpfer gegen die spa- nischen Besatzer in Brüssel hingerichtet. In dem von Goethe bestellten Werk blitzt es kraft- und schmerzvoll, fast euphorisch endet es in der Verehrung des Befreiers Egmont als Held.

„Wenn jemand ein gesundes und freudiges Verhältnis zum Leben ausdrückte, dann er ...“, schreibt der Komponist Bohuslav Martin°u über Dvorˇák. Seine achte Sinfonie glüht durch ihre poetische Kraft, durch ihre rhapsodischen Gedanken. In Stimmungsbildern reiht sich ein wundervolles Thema ans andere. Dvorˇáks Achte endet überschäumend freudig, ja lebensbejahend. 8 Oliver Leo Schmidt WERKE UND KOMPONISTEN LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827)

Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ f-Moll op. 84 (1810)

Bereits zu seinen Lebzeiten als Genie verehrt, ist Ludwig van Beethoven auch heute noch einer der meistaufgeführten Komponisten der Welt. Rund um den Erdball feiern dieses Jahr Millionen von Musik- begeisterten seinen 250. Geburtstag, auch das Universitätsorchester Duisburg-Essen. Sein musi- kalischer Nachlass – neun Sinfonien, fünf Klavierkonzerte, 16 Streichquartette, 32 Klaviersonaten, seine einzige Oper „Fidelio“ sowie zwei Messen – machten ihn zum Vollender der Wiener Klassik und zum Wegbereiter der Romantik. Sein außergewöhnliches Talent sowie großzügige Gönner seiner Heimat- stadt Bonn ermöglichten ihm einen Studienaufenthalt in Wien, wohin er 1794 erneut aufbrach und 9 blieb. Als Meisterschüler von Joseph Haydn und Antonio Salieri wurde er in Wien schnell bekannt, zunächst als Pianist und Improvisator, später auch als Komponist. Im Verlauf seiner Karriere durch- lebte er in Wien alle Höhen und Tiefen eines freien Künstlerdaseins. Vor allem seine zunehmende Taubheit, Depressionen, unglückliche Liebesbeziehungen oder auch der Sorgerechtsstreit um seinen Neffen machten ihm zu schaffen.

Düster und leidenschaftlich Auch Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethe schätzte den Künstler Beethoven sehr, umgekehrt verhielt es sich ebenso. Doch menschlich verband sie wenig. Ihre einzige persönliche Begegnung 1812 in Teplitz verlief enttäuschend, Goethe missfiel die unbändige Art Beethovens. Zuvor, zwischen Oktober 1809 und Juni 1810, hatte Beethoven auf Wunsch des Direktors des Wiener Hoftheaters die Musik zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ komponiert. Goethe beschreibt in dem Stück den Un- tergang des niederländischen Freiheitskämpfers Lamoral Graf von Egmont, der im 16. Jahrhundert den Aufstand seiner adeligen Landsleute gegen die spanischen Herrscher anführte und hingerichtet wurde. Nur die Ouvertüre der zehnteiligen Bühnenmusik überlebte die Zeit und gehört heute zu den beliebtesten Werken der klassischen Musik. Beethoven zeichnet bereits in der Ouvertüre das Leben des Grafen musikalisch nach: Diese beginnt mit einem Trauermarsch in der düsteren Tonart f-Moll, mit dem Beethoven die Unterdrückung des niederländischen Volkes beeindruckend musikalisch umsetzt. Im anschließenden Allegro widmet er sich zunächst der heroischen Liebe des Grafen zum Bürgermädchen Klärchen, bevor diese in der Reprise krachend zerbricht. Auch Egmonts Gang zum Schafott vertont Beethoven mit einem stürmischen Entree und einer kurzen choralhaften Phrase, bevor am Ende die Siegesmelodie einsetzt. Der Mut machende Schlusspunkt steht für die Aussicht der Niederländer auf die Befreiung vom spanischen Joch.

Kathrin Lohmeyer-Duchatz (Quellen: Friederike Wilfert, Ulrich Witt, Harenberg Konzertführer u.a.) GUSTAV MAHLER (1860–1911)

Orchesterlieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ (1892–1901) / „Rückert-Lieder“ (1901)

Gustav Mahler schrieb als Dirigent und Komponist Musikgeschichte. An der Wiener Hofoper, die er ein Jahrzehnt lang leitete, trat er kompromisslos für eine Reform der Opernbühne ein. Mit seinen Kom- positionen, vor allem seinen Sinfonien und Liedern, wurde er zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Neuen Musik. Rezipienten sprechen von „Zukunftsmusik“, von antizipatorischen Momenten, die den Zerfall und den Aufbruch in eine neue Welt vorwegnehmen. Collagenartig verarbeitet er in seinen 10 Kompositionen einfache Märsche, Tänze, Volks- und Küchenlieder. Mahler selbst stammte als zweites von 14 Kindern aus einfachen Verhältnissen und verdankte die beispiellose Karriere als weltberühmter Dirigent und Operndirektor seiner großen Begabung. Bereits mit 15 ging er ans Konservatorium, mit 20 begann sein beruflicher Aufstieg. Viel beschäftigt hatte er allerdings nur in den Sommerferien Zeit zu komponieren und nutzte die Natur um ihn herum immer wieder gern als Quelle der Inspiration. Verheiratet war er mit Alma Schindler, die später Künstlersa- lons führte und unter dem Namen Alma Mahler-Werfel bekannt wird.

Humorvoll und voller Tragik Zehn Sinfonien komponierte er, die letzte blieb unvollendet, sowie einige Liederzyklen mit Orches- terbegleitung: „Lieder eines fahrenden Gesellen“, „Des Knaben Wunderhorn“, „Kindertotenlieder“ und „Lied von der Erde“. In den 14 Wunderhorn-Liedern für Singstimme und Orchesterbegleitung, von denen drei im Festkonzert gespielt werden, bildet Mahler den gesamten Kosmos des mensch- lichen Lebens ab – humorvoll und zugleich voller Tragik. Das Spektrum reicht von naiv anmutenden Kinderliedern und Liebesliedern („Wer hat das Liedlein erdacht?“) über grausame Soldatenlieder bis hin zu „transzendenten Jenseitsreflexionen“. In dem Lied „Wo die schönen Trompeten blasen“ etwa verknüpft Mahler in subtiler Weise ein inniges Liebeslied mit schroffer Militärmusik und verklärter Todesvision. Entstanden ist dieser Liederzyklus in loser Abfolge innerhalb eines Jahrzehnts aus der Volksliedsammlung von Clemens Brentano und Achim von Arnim. Bei den Rückert-Liedern – nach „Lyrik aus erster Hand“ des fränkischen Dichters Friedrich Rückert – handelt es sich um selbststän- dige Einzelwerke. Mahler bekannte, dass die Verse ihm so nahe gingen, dass er zuweilen glaubte, sie selbst gedichtet zu haben. So ist etwa das beliebte „Blicke mir nicht in die Lieder!“ – eines von zweien, die heute zu hören sind – ein Künstlerbekenntnis mit markanten Wellenbewegungen in der Begleitung.

Kathrin Lohmeyer-Duchatz (Quellen: Harenberg Konzertführer, Florian Heurich u.a.) RICHARD STRAUSS (1864–1949)

Orchesterlieder

Aufgewachsen in einer großbürgerlichen und Musik liebenden Münchener Familie, versuchte sich Richard Strauss schon früh als Komponist. Zunächst orientierte er sich noch an der klassischen Form eines Beethoven und Brahms, nach der Entdeckung der Musik von Wagner und Liszt experi- mentierte er später sehr erfolgreich mit avantgardistischen Klangfarben. Er war fasziniert von dem Gedanken, Idee, Sprache und Musik zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen zu lassen. So schrieb er neun Tondichtungen (Programmmusik), von denen wohl „Also sprach Zarathustra“ die bekann- teste ist: Weltberühmt ist daraus vor allem der geniale „Sonnenaufgang“, mit dem Stanley Kubrick 11 seinen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ beginnen lässt – mit langsam aufsteigenden und stetig lauter werdenden Trompeten und eindringlichen Paukenschlägen. Überdies schrieb Strauss über 60 Orchesterwerke, Kammermusik, über 200 Lieder, davon mindes- tens 33 Orchesterlieder, Chorwerke und 15 Opern. Große Erfolge feierte er mit seinen hochmoder- nen, an der Grenze zur Tonalität sich bewegenden Opern – zum Beispiel mit „“ und „Elektra“ in Dresden. Engagements als Kapellmeister und Musikdirektor führten ihn nach München, Weimar und Berlin. International gefeiert beriefen ihn 1933 die Nationalsozialisten zum Präsidenten der neu geschaffenen Reichsmusikkammer, zwangen ihn jedoch zwei Jahre später zum Rücktritt, weil er weiter mit jüdischen Künstlern wie etwa Stefan Zweig zusammenarbeitete.

Zum Schluss eine „Lied-Hymne“ Zu Strauss‘ bekanntesten Liedern gehören die frühen zehn, zusammengefasst unter op. 10, die er als 21-Jähriger 1885 komponierte. Vom ersten Lied „Zueignung“ nach einem Gedicht von Hermann von Gilm, dessen Titel von Strauss stammt, liegen über 200 Aufnahmen vor. Strauss schrieb Lieder nicht aus Langweile, wie er seinen Eltern schrieb, sondern hatte für jedes einen Sänger oder eine Sängerin im Kopf. Häufig war es seine Frau Pauline, immer wieder aber auch andere. Das Lied „Zueig- nung“ widmete er etwa dem Tenor Heinrich Vogl und nahm es als Klavierbegleiter selbst drei Mal auf. Seit seiner Entstehung ist es das wohl beliebteste Strauss-Lied. Wegen seiner feierlichen Innigkeit und des emphatischen Schlusses, ähnlich einer Hymne, wird „Zueignung“ gern an das Ende eines Liederreigens gestellt. So auch in diesem Festkonzert. Vorab erklingt das Strauss-Lied „Ich wollt‘ ein Sträußlein binden“ aus einer sehr viel späteren Schaffensperiode nach einem Gedicht von Clemens Brentano, in dem es um den Respekt gegenüber allen Lebewesen geht.

Kathrin Lohmeyer-Duchatz (Quellen: Harenberg Konzertführer, mdr.de, Ekkehard Pluta u.a.) ORCHESTERLIEDER

Rheinlegendchen Blicke mir nicht in die Lieder! Mahler / aus: „Des Knaben Wunderhorn“ Mahler / aus: „Rückert-Lieder“ (1901) (1892–1901) Text: Friedrich Rückert Text: Anonymus Blicke mir nicht in die Lieder! Bald gras‘ ich am Neckar, Meine Augen schlag‘ ich nieder, bald gras‘ ich am Rhein, wie ertappt auf böser Tat. bald hab‘ ich ein Schätzel, Selber darf ich nicht getrauen, bald bin ich allein. ihrem Wachsen zuzuschauen. Blicke mir nicht in die Lieder! Was hilft mir das Grasen, Deine Neugier ist Verrat! wenn d’Sichel nicht schneid’t. Was hilft mir ein Schätzel, Bienen, wenn sie Zellen bauen, wenn’s bei mir nicht bleibt. lassen auch nicht zu sich schauen, schauen selber auch nicht zu. So soll ich denn grasen Wenn die reichen Honigwaben am Neckar, am Rhein, sie zu Tag gefördert haben, so werf‘ ich mein goldenes dann vor allen nasche du! Ringlein hinein. 12 Es fließet im Neckar Wo die schönen Trompeten blasen und fließet im Rhein, Mahler / aus: „Des Knaben Wunderhorn“ soll schwimmen hinunter (1892–1901) ins Meer tief hinein. Text: Anonymus Und schwimmt es das Ringlein, so frißt es ein Fisch, Wer ist denn draußen und wer klopfet an, das Fischlein soll kommen der mich so leise, so leise wecken kann? auf‘s Königs sein Tisch! Das ist der Herzallerliebste dein, steh‘ auf und laß‘ mich zu dir ein! Der König tät fragen, wem‘s Ringlein sollt‘ sein? Was soll ich hier nun länger steh‘n? Da tät mein Schatz sagen: Ich seh‘ die Morgenröt‘ aufgeh‘n, „Das Ringlein g’hört mein.“ die Morgenröt‘, zwei helle Stern‘, bei meinem Schatz, da wär‘ ich gern, Mein Schätzlein tät springen, bei meiner Herzallerliebsten. Berg auf und Berg ein, tät mir wied‘rum bringen Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein; das Goldringlein fein. sie heißt ihn auch willkommen sein. Willkommen, lieber Knabe mein, Kannst grasen am Neckar, so lang hast du gestanden! kannst grasen am Rhein, wirf du mir nur immer dein Ringlein hinein. Sie reicht ihm auch die schneeweiße Hand. Ich wollt‘ ein Sträußlein binden Von Ferne sang die Nachtigall, Strauss, op.68 Nr. 2 (1918) das Mädchen fing zu weinen an.

Ach, weine nicht, du Liebste mein, Text: Clemens Brentano Auf‘s Jahr sollst du mein Eigen sein. Mein Eigen sollst du werden gewiß, Ich wollt ein Sträußlein binden, wie‘s keine sonst auf Erden ist. da kam die dunkle Nacht, O Lieb auf grüner Erden. kein Blümlein war zu finden, sonst hätt‘ ich dir‘s gebracht. Ich zieh‘ in Krieg auf grüner Heid, Die grüne Heide, die ist so weit. Da flossen von den Wangen Wo dort die schönen Trompeten blasen, mir Tränen in den Klee, da ist mein Haus, von grünem Rasen. ein Blümlein aufgegangen, ich nun im Garten seh‘.

Wer hat dies Liedlein erdacht? Das wollte ich dir brechen wohl in dem dunklen Klee. Mahler / aus: „Des Knaben Wunderhorn“ Da fing es an zu sprechen: (1892–1901) „Ach, tue mir nicht weh!“

Text: Anonymus „Sei freundlich im Herzen, 13 betracht‘ dein eigen Leid Dort oben am Berg und lasse mich in Schmerzen in dem hohen Haus, nicht sterben vor der Zeit!“ in dem Haus! Da gucket ein fein‘s, lieb’s Mädel heraus! Und hätt‘s nicht so gesprochen Es ist nicht dort daheime! im Garten ganz allein, Es ist des Wirt‘s sein Töchterlein! so hätt‘ ich dir‘s gebrochen, Es wohnet auf grüner Haide! nun aber darf‘s nicht sein.

Mein Herzle is‘ wundt! Mein Schatz ist ausgeblieben, Komm’, Schätzle, mach‘s g‘sund! ich bin so ganz allein. Dein‘ schwarzbraune Äuglein, Im Lieben wohnt Betrüben die hab‘n mich verwund‘t! und kann nicht anders sein. Dein rosiger Mund macht Herzen gesund, macht Jugend verständig, macht Tote lebendig, macht Kranke gesund, ja, gesund.

Wer hat denn das schöne Liedel erdacht? Es haben‘s drei Gäns‘ über’s Wasser gebracht! Zwei graue und eine weiße! Und wer das Liedel nicht singen kann, dem wollen sie es pfeifen! Ja! Um Mitternacht Zueignung Mahler / aus: „Rückert-Lieder“ (1901) Strauss, op. 10 Nr. 1 aus: „Letzte Blätter“ (1885) Text: Friedrich Rückert Text: Herrmann von Gilm zu Rosenegg Um Mitternacht hab‘ ich gewacht Ja, du weißt es, teure Seele, und aufgeblickt zum Himmel; daß ich fern von dir mich quäle, kein‘ Stern‘ vom Sterngewimmel Liebe macht die Herzen krank. hat mir gelacht Habe Dank! um Mitternacht. Einst hielt ich, der Freiheit Zecher, Um Mitternacht hoch den Amethysten-Becher hab‘ ich gedacht und du segnetest den Trank. hinaus in dunkle Schranken. Habe Dank! Es hat kein Lichtgedanken mir Trost gebracht Und beschworst darin die Bösen, um Mitternacht. bis ich, was ich nie gewesen, heilig, heilig an‘s Herz dir sank, Um Mitternacht du wunderbare Helena. 14 nahm ich in acht Habe Dank! die Schläge meines Herzens; ein einz‘ger Puls des Schmerzes war angefacht um Mitternacht.

Um Mitternacht kämpft‘ ich die Schlacht, O Menschheit, deiner Leiden; nicht konnt‘ ich sie entscheiden mit meiner Macht um Mitternacht.

Um Mitternacht hab‘ ich die Macht in deine Hand gegeben! Herr! Über Tod und Leben du hältst die Wacht um Mitternacht! ANTONÍN DVORˇÁK (1841–1904)

Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889)

Nicht nur zu seiner Zeit, sondern auch heute noch gehört der böhmische Komponist Antonín Dvorˇák zu den am meisten geschätzten der Welt. Vor allem die tschechische Musik fand in seinen Werken ihre unverwechselbare nationale Identität. In seinem vielseitigen Werk verbindet er die Einflüsse von Klassik und Romantik mit Elementen der slawischen Folklore. Dennoch ist sein persönlicher Stil weniger linear als viele glauben. Zunächst von Mozart und Beethoven geprägt, suchte er erst 1873 in seinen zwei slawischen Schaffensperioden (1871–1881 und 1886–1891) nach einem eigenen nationalen Stil. Und nach seiner amerikanischen Phase (1892–1893) widmete er sich gegen Ende 15 seines Lebens verstärkt der Programmmusik. Bevor Dvorˇák 1892 nach New York übersiedelte, wo er als Direktor das dortige National Conservatory of Music leitete, komponierte er in den Sommermonaten des Jahres 1889 die 8. Sinfonie in der Ruhe und Abgeschiedenheit seines Sommersitzes Vysoska. Die Achte gilt als die wohl heiterste und un- beschwerteste seiner Sinfonien, ist sie doch ganz dem folkoristisch-böhmischen Idiom verpflichtet. Im Vorfeld der Komposition sagte er von sich selbst: „Mein Kopf ist voll von Ideen. Wenn man sie nur sofort niederschreiben könnte.“

Pure Lebensfreude Diesen Ideenreichtum entdecken die Zuhörer in allen vier Sätzen der Sinfonie, von denen die beiden Ecksätze durch ein ähnliches, dem G-Dur-Dreiklang verbundenen Thema miteinander korrespondie- ren. Der Kopfsatz zeichnet sich jedoch durch eine Besonderheit aus: Das eigentliche Thema in der Haupttonart G-Dur stellt zwar die Flöte vor. Gliedernd wirkt allerdings das Seitenthema in g-Moll, eine Art Motto des ersten Satzes zu Beginn von Exposition, Durchführung und Reprise, präsentiert von Violoncello, Fagott, Horn und Klarinette. Der zweite Satz, überschrieben mit Adagio, entführt in die weiten, unberührten Landschaften rund um Dvorˇáks Sommerhaus. Pure Lebensfreude versprüht die heitere Walzermelodie des dritten Satzes, anmutig und souverän umspielen die Holzbläser hier die wiegende Melodik. Imposante Trompetenfanfaren in D-Dur leiten schließlich das Finale ein. In verschiedenen Variationen zitiert der Komponist die rhythmische und harmonische Lebensfreude seiner ostslawischen Heimat in der „Alten Welt“. Drei Jahre später bricht er auf in die „Neue Welt“ der Vereinigten Staaten.

Kathrin Lohmeyer-Duchatz / Friederike Wilfert (Quellen: Harenberg Konzertführer u.a.) DIE SOLISTIN INGA-BRITT ANDERSSON

Die deutsch-schwedische Sopranistin Inga-Britt Andersson gastiert in den großen Rollen ihres breit gefächerten Spektrums, das vom dramatischen Koloratursopran bis zum dramatischen Sopran reicht. Im Oktober war Inga-Britt Andersson in Macau/China und Kaohsiung/Taiwan in Barry Koskys gefeier- 16 ter Inszenierung der „Zauberflöte“ als Erste Dame zu erleben, in welcher sie auch schon an der Opéra comique , der Deutschen Oper am Rhein und in Südkorea (Gwangju) mitwirkte. Im März 2020 wird sie am Theater Magdeburg ihr Debüt als Jenny in Weills „Mahagonny“ geben, ferner übernimmt sie in dieser Spielzeit die Rosalinde (Die Fledermaus) am Landestheater Coburg. Des Wei- teren stehen Konzerte mit Dvorˇáks „Stabat Mater“ und Beethovens Neunter Sinfonie auf ihrem Plan. Im Theater Duisburg und in der Essener Philharmonie, wo sie auch schon mit Brittens „War Requiem“ zu hören war, ist sie mit Orchesterliedern von Strauss und Mahler zu Gast. In der vergangenen Spielzeit konnte man Inga-Britt Andersson als Governess in Brittens „The Turn of the Screw“ und als Senta in „Der fliegende Holländer“ am Staatstheater Braunschweig erleben. Ihr Debüt als Senta gab sie 2017 bei den Opernfestspielen Heidenheim, gefolgt von einem weiteren Engagement als Senta am Landestheater Detmold. Festengagements führten die Sopranistin zunächst an das Theater Plauen-Zwickau, das Staatstheater Mainz und das Oldenburgische Staatstheater. Als Gast war sie unter anderem am Aalto Theater Essen, Nationaltheater Mannheim, Staatstheater am Gärtnerplatz in München, Theater Dortmund und Staatstheater Kassel zu erleben. Zu ihren wichtigen Rollen zählen des Weiteren Eva (Die Meistersinger von Nürnberg), Sieglinde (Der Ring an einem Abend), Helmwige (Die Walküre), Mimì (La Bohème), Liù (Turandot), Madame Lidoine (Dialogues des Carmélites), Marie in Manfred Gurlitts „Wozzeck“, Tatjana (Eugen Onegin), Magda Sorel (The Consul), Fiordiligi (Così fan tutte) und Agathe (Der Freischütz). Inga-Britt Andersson war an zahlreichen Uraufführungen beteiligt (u.a. von Enjott Schneider, Volker David Kirchner, Jörg Herchet und Ulrich Kreppein). Sie studierte Gesang bei Prof. Claudia Rüggeberg an der Essener Folkwang Universität der Künste und hat ihren Lebensmittelpunkt in Duisburg. DER DIRIGENT OLIVER LEO SCHMIDT Foto: Georg Schreiber, Essen Essen Schreiber, Georg Foto:

Oliver Leo Schmidt leitet das Universitätsorchester Duisburg-Essen seit 2002. In diese Zeit fielen wichtige Stationen seines Werdegangs, unter anderem die Verleihung des Herbert von Karajan Dirigentenpreises im Jahre 2008 für seine künstlerischen Leistungen und seine Verdienste um den musikalischen Nachwuchs sowie 2009 die Berufung zum Professor für Dirigieren an die Essener 17 Folkwang Universität der Künste. Zuletzt erhielt er im November 2016 vom Wissenschaftsministerium NRW und vom Deutschen Stifterverband einen Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre. Das Universitätsorchester hat sich unter Leitung von Oliver Leo Schmidt die Förderung aufstreben- der Künstlerinnen und Künstler zum Ziel gesetzt. In der bekannten Sinfoniekonzertreihe „Musik der Zukunft“ seiner Geburtsstadt Oberhausen fördert Schmidt seit 20 Jahren herausragende junge Künstlerpersönlichkeiten aus deutschen Musikhochschulen mit Uraufführungen junger Komponis- tinnen und Komponisten sowie mit Solistenkonzerten.

Konzerte im In- und Ausland Die Tätigkeit Oliver Leo Schmidts, der als Folkwang-Dirigierstudent in jungen Jahren auch von Sergiu Celibidache und Leonard Bernstein unterrichtet wurde, begann in den 1990er-Jahren mit musika- lischen Assistenzen im In- und Ausland, unter anderem bei Spiros Argiris (Monte Carlo), am Teatro Bellini in /Sizilien und an der Deutschen Oper am Rhein. Gleichzeitig konzertierte er im euro- päischen Ausland. 1996 gewann er für drei Jahre ein Stipendium der Herbert von Karajan Stiftung, Berlin. Im In- und Ausland dirigierte Oliver Leo Schmidt namhafte Orchester und Ensembles: etwa die Duis- burger Philharmoniker, die Bochumer Symphoniker, die Neue Philharmonie Westfalen, die Neue Philharmonia Hungarica, die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford, die Klassische Philharmonie Bonn, das Folkwang Kammerorchester Essen, das eMex-Ensemble für Neue Musik, das Neue Rhei- nische Kammerorchester, das Festivalorchester des Europäischen Klassikfestivals Ruhr, die Buda- pest Strings und das EurOrchestra, das Philharmonische Orchester Arnhem Het Gelders Orkest, die Philharmonie de Lorraine (Metz, Frankreich), das Orchestra Teatro Bellini Catania (Sizilien), das Søn- derjyllands Symfoniorkester (Sønderborg, Dänemark), das Rundfunk Televizion Orchester (Tirana / Albanien) und The Vietnam National Symphony Orchestra (Hanoi). DAS ORCHESTER DER UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN

Seit Jahrzehnten schon spielt das Orchester der Universität Duisburg-Essen in der Premier League der deutschen Hochschulorchester und ist nicht mehr wegzudenken aus dem Kulturleben der Region. Immer wieder überrascht das mittlerweile gut 90 Mitglieder zählende Ensemble sein großes Publi- 18 kum durch außergewöhnliche Programme, in denen es bekannte und weniger bekannte Werke der Konzertliteratur miteinander kombiniert. Gespielt wird heute im besten Konzertsaal der Stadt Essen, in der Philharmonie, dem renommierten Theater in Duisburg, in Halle 12 des Weltkulturerbes Zeche Zollverein oder in der Essener Erlöserkirche. Die große integrative Funktion, die das Ensemble nunmehr bereits seit 55 Jahren besitzt, zeigt sich ganz besonders in seiner bunten Mischung: Musikbegeisterte Studierende aller Fachrichtungen, Alumni, Dozenten sowie junge und auch einige ältere Berufstätige aus der Region erarbeiten jedes Semester gemeinsam ein anspruchsvolles Programm – unter der professionellen Leitung von Oliver Leo Schmidt. Der Karajan-Preisträger und Professor der Folkwang Universität der Künste führt das Orchester seit 2002 – mit viel Schwung, Temperament und Musikalität. Unter seiner Leitung hat es sich zu einem eindrucksvollen Klangkörper entwickelt und konzertiert regelmäßig mit spannenden Solisten, darunter sind neben Nachwuchskünstlern auch immer wieder international sehr erfolgreiche Musiker. Initiiert hat Schmidt auch die einmalige „Vernetzung“ zweier Ausbildungsinstitute in NRW. Seit dem Wintersemester 2005/2006 kooperiert das Orchester mit der Folkwang Universität der Künste: Di- rigierstudentInnen des Fachbereichs 2 erhalten vor dem Orchester die Möglichkeit, erste dirigenti- sche Erfahrungen zu sammeln. Neuer Kooperationspartner ist seit dem Sommersemester 2018 die Stiftung Zollverein. Die Basis für den Aufschwung des Orchesters legte einst der Kirchenmusiker Siegfried Scheytt, der das damals noch reine Streicherensemble ein Jahr nach seiner Gründung am Essener Klinikum über- nommen hatte. Von 1966 bis 1996 leitete er das Collegium musicum, wie es zunächst hieß, mit viel Charme und Umsicht. Ihm folgten jüngere Dirigenten wie Silke Löhr und Allan Bergius, später der erfahrene Orchesterleiter Mark-Andreas Schlingensiepen. Weitere Informationen zum Orchester finden Sie unter www.uniorchester-duisburg-essen.de LEBENDIGE TRADITION 15 JAHRE FESTKONZERTE

Längst hat sich das Festkonzert der Universität Duisburg-Essen als erste herausgehobene Veran- staltung der Hochschule im neuen Jahr etabliert, zu der der Rektor einlädt. Und für die Hochschul- leitung ist es ein wunderbarer Rahmen, um sich bei Partnern, Freunden und Förderern der Univer- sität für ihre Unterstützung zu bedanken. Überdies sind die Festkonzerte mittlerweile eine feste Institution im Kulturleben der beiden Standort-Städte der Universität und der Hochschulmusik. Zunächst vom Gründungsrektor Lothar Zechlin als Neujahrskonzert angedacht, liegen die beiden Termine des Festkonzertes Ende Januar und Anfang Februar. Hintergrund: Die Probenarbeit des Uni- versitätsorchesters, das das Festkonzert von Beginn an bestreitet, ist auf das Ende der Vorlesungs- zeit ausgerichtet. Die erfolgreiche Festkonzert-Reihe startete daher am Sonntag, 6. Februar 2005, in der Philharmo- nie Essen, ein Jahr nach der Wiedereröffnung dieses größten Konzertsaals der Stadt. Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgskij in der Orchesterfassung von Maurice Ravel war damals das prägende Werk. Bezeichnend: Zum Ende der Pause erklang das einleitende Promenaden-Thema des Stückes. In den darauffolgenden Jahren überraschte das Orchester der Universität immer wieder mit musikalischer Vielfalt – ganz so wie es das Motto der UDE „Offen im Denken“ beschreibt. Bekannte und weniger bekannte Orchesterwerke, aber auch Filmmusiken und Chorwerke kombiniert Orchester-Dirigent Oliver Leo Schmidt immer wieder in spannenden Programmen, wie Sie auf den nächsten Seiten lesen können. Auch der Universitätschor, neben dem Uniorchester, dem Studenten- orchester und dem Bereich Klavier- und Kammermusik eines von fünf Musikensembles der Hochschule, 19 wirkte in den Jahren 2007, 2009, 2010, 2012 und 2017 an den Festkonzerten mit. Im Jahr 2009 gab der Chor, geleitet von Dr. Hermann Kruse, zusätzlich ein eigenes Festkonzert in der Philharmonie.

Prof. Dr. med. Eberhard Passarge

2019 Sergej Rachmaninow (1873–1943), Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30, Solist: Haiou Zhang Wilhelm Killmayer (1927–2017), Nachtgedanken Pjotr I. Tschaikowski (1840–1893), Suite aus dem Ballett Der Nussknacker op. 71a

2018 Anatolij Ljadow (1855–1914), Der verzauberte See – Märchenbild f. Orchester op.6 Pjotr I. Tschaikowski (1840–1893), Konzert für Violine & Orchester D-Dur op. 35, Solist: Natan Tishin Frederick Delius (1862–1934), Over The Hills and Far Away – Fantasie-Ouvertüre Bedrˇich Smetana (1824–1884), Die Moldau aus Mein Vaterland – Sinfonische Dichtung

2017 Modest Mussorgskij (1839–1881), Johannisnacht auf dem kahlen Berge (mit Unichor) Jerry Goldsmith (1929–2004), Das Omen, Suite (mit Unichor) Paul Dukas (1865–1935), L‘apprenti sorcier – Der Zauberlehrling Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Erste Walpurgisnacht op. 60 (mit Unichor)

2016 Einojuhani Rautavaara (1928–2017), Concerto für Birds und Orchestra aus Cantus Arcticus op. 61 Sergej Rachmaninow (1873–1943), Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18, Solist: Eduard Kiprsky Ludwig van Beethoven (1770–1827), Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 2015 John Adams (geb.1947), Lollapalooza für großes Orchester Sergej Prokofjiew (1891–1953), aus den Ballettsuiten Nr. 1–3 „Romeo und Julia“ Leonard Bernstein (1918–1990), Auszüge aus dem Musical „On The Town“ Maurice Ravel (1875–1937), Bolero

2014 Aaron Copland (1900–1990), Appalachian Spring – Suite für großes Orchester, Old American Songs für Bariton und Orchester, Solist: Christian Henneberg Ludwig van Beethoven (1770–1827), Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

2013 Igor Strawinsky (1882–1971), Zirkuspolka Edvard Grieg (1843–1905), Klavierkonzert a-Moll op. 16, Solistin: Tanja Zhou Antonin Dvorˇák (1841–1904), Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der neuen Welt“

2012 Beethoven, Fantasie für Klavier, Chor und Orchester c-Moll op. 80, Solist: Klaus Tanski Hector Berlioz (1803–1869), Römischer Karneval op. 9 Richard Wagner (1813–1883), Ouvertüre zu „Rienzi“ Unter dem Gesamtthema „Very British“ (mit Unichor), Moderator Herbert Feuerstein: Edward Elgar (1857–1934), Marsch aus The Banner of Saint George op. 33 Pomp and Circumstance March No. 1 Songs von Charles Hubert H. Parry, Bob Chilcott, Howard Goodall (mit Unichor) 20 2011 Johannes Brahms (1833–1897), Akademische Festouvertüre op. 80 Camille Saint-Saens (1835–1921), Violinkonzert Nr. 3 h-Moll op. 61, Solistin: Liv Migdal Charles Ives (1874–1954), Central Park in the Dark Franz Liszt (1811–1886), Sinfonische Dichtung Nr. 3 Les Préludes

2010 Leonard Bernstein (1918–1990), Candide, Konzertfassung (mit Unichor)

Der Unichor Essen unter Leitung von Herrmann Kruse (rechts im Bild) Gemeinsamer Auftritt von Unichor und Universitätsorchester bei der „Musiknacht“ auf Zollverein (Salzlager) im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 (24. und 25. Juni 2010)

2009 Pjotr Ijlitsch Tschaikowsky (1840–1893), Suite aus Schwanensee op. 20a Astor Piazolla (1921–1992), Suite „Punta del Este“ für Bandoneon, Holzbläser und Streicher, Solist: Marco Kassl Aram Khatschaturian (1903–1978), Suite aus dem Ballett „Gayaneh“ 21

Universitätschor mit The Classical Paul McCartney in der Philharmonie Essen, Leitung Herrmann Kruse Paul McCartney (1942), Ecce Cor Meum – Oratorium für Sopran, Chor, Orchester, A Leaf – Orchester / Save the Child aus Liverpool Oratorium – Sopran & Chor / Celebration aus Standing Stone – Chor / Spiral – Orchester, Solistin: Inga-Britt Andersson

2008 John Williams (geb. 1932), Olympic Fanfare Los Angeles 1984 George Gershwin (1898–1937), Konzert in F, für Klavier und Orchester, Solistin: Catherine Klipfel Gustav Holst (1874–1934), Mars, Venus, Saturn, Jupiter aus den Planeten op. 32

2007 Leoš Janácˇek (1854–1928) Sinfonietta Carl Orff (1895–1982), Carmina burana (mit Unichor)

2006 Viktor Tschutschkov (geb. 1956), Amadeus Fantasie über ein Thema von Mozart für zwei Klaviere und Orchester – Uraufführung –, Solisten: Atanas und Annette Kareev, Ariane Kareev Edvard Grieg (1843–1907), Peer Gynt Suite Nr. 1 op. 46 u. Nr. 2 op. 55 Leonard Bernstein (1918–1990), Symphonische Tänze aus West Side Story

2005 Maurice Ravel (1875–1937), Ma mere l‘oye Modest Mussorgsky (1839–1881), Bilder einer Ausstellung in der Orchesterfassung von Ravel 22 NACHRUF KARIN HEUERMANN

Kurz nach dem Sommerkonzert Mitte Juli erreichte uns eine traurige Nachricht: Unsere langjährige Mitspielerin Karin Heuermann war wenige Tage nach einem tragischen Unfall ge- storben. Es traf uns alle wie ein Schock, war Karin bis dato doch agil, gesellig und als Künstlerin überaus erfolgreich. Über 45 Jahre gehörte sie dem Orchester an, war eng befreundet mit dem langjährigen Leiter Sieg- fried Scheytt, schätzte die besonderen Qualitäten unseres jetzigen Dirigenten Oliver Leo Schmidt 23 und war mit ihrem warmen Bratschenton immer eine Bereicherung für den Klang des Ensembles. Gern erinnern wir uns an ihren trockenen, hanseatischen Humor, ihre manchmal durchaus frechen Sprüche und ihre stets gute Laune bei Festen und Feiern des Orchesters. Unvergessen ist ihr Kartoffel- salat! Trotz ihrer 78 Jahre fuhr sie bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zu den Orchesterproben, die Bratsche auf den Rücken geschnallt. Eine Probe ließ sie nur selten ausfallen und hatte gerade wegen ihrer großen Zuverlässigkeit jahrelang die Schlüsselgewalt über unsere Probenräume im Audimax der Universität am Campus Essen. Sie war die Erste, die kam und die Letzte, die ging. Nun ist sie viel zu früh von uns gegangen, wir vermissen sie alle sehr und trauern mit ihrer Familie!

Kathrin Lohmeyer-Duchatz

IMPRESSUM Redaktion: Kathrin Lohmeyer-Duchatz Texte: Inga-Britt Andersson, Kathrin Lohmeyer-Duchatz, Eberhard Passarge, Oliver Leo Schmidt Fotos: Matthias Duschner, Matthias Franzius, Georg Schreiber, xperfomance / Madelaine Grambow Layout und Gestaltung: smakdesign, Katrin Gamerschlag