Der Berliner Pressemarkt

Historische, ökonomische und international vergleichende Marktanalyse und ihre medienpolitischen Implikationen

Prof.Dr.StephanWeichertundLeifKrampunterMitarbeitvonAlexanderMatschke

,Januar2009

1 Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung:„Katerstimmung“aufdemRegionalzeitungsmarkt 4 2. HistorischeEntwicklungdesBerlinerTageszeitungsmarktes 7 3. AnalysederökonomischenStruktur 21 4. InternationalerVergleich 68 5.SchlussfolgerungenundmedienpolitischeHandlungsempfehlungen 90 6. Referenzen 94 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: MarktanteileeinzelnerPressetitelimVerkauf(montagsbisfreitags)imBerlinerVerbreitungsgebiet 21 Abb. 2: VerkaufteAuflageBerlinerTageszeitungen(montagsbisfreitags)von1998bis2008 22 Abb. 3: VerkaufteAuflageüberregionalerZeitungen(montagsbisfreitags)imBerlinerVerbreitungsraumimjeweils1.Quartal1998bis 23 2008 Abb. 4: VerkauftetäglicheAuflageBerlinerTageszeitungen(montagsbisfreitags)anteiliginnerhalbundaußerhalbdesBerliner 24 Verbreitungsgebietes Abb. 5: AnzahlderfestangestelltenJournalisteninBerlinnachMedienunternehmenin2008 26 Abb. 6: Organigramm:BeteiligungenderAxelSpringerAGanPresseerzeugnissen(National) 39 Abb. 7: TageszeitungenimAxelSpringerVerlag 40 Abb. 8: Organigramm:BeteiligungenderAxelSpringerAGanOnlinePublikationen 44 Abb. 9: Organigramm:BeteiligungenderGeorgvonHoltzbrinckGmbHanVerlagen 52 Abb. 10a:Organigramm:BeteiligungenderGeorgvonHoltzbrinckGmbHanPresseerzeugnissen 53 Abb. 10b: Organigramm:BeteiligungenderGeorgvonHoltzbrinckGmbHanPresseerzeugnissen(Fortsetzung) 54 Abb. 11a: Organigramm:BeteiligungenderGeorgvonHoltzbrinckGmbHanOnlineAngeboten–Teil1 57 Abb. 11b: Organigramm:BeteiligungenderGeorgvonHoltzbrinckGmbHanOnlineAngeboten–Teil2 58 Abb. 12: Organigramm:UnternehmensstrukturderBVZDeutscheMediengruppe 65 Abb. 13: Auflagevon„LeMonde“indenJahren2004bis2007 81 Abb. 14: Auflagevon„LeFigaro“indenJahren2004bis2007 81 Abb. 15: Auflagevon„Libération“indenJahren2004bis2007 82 Abb. 16: AuflagevonLeParisien/Aujourd´huienindenJahren20042007 82 Abb. 17: VerbreitungderauflagenstärkstenTageszeitungeninLondon(ohneTabloids)vonOktober2006bisMärz2007 87 Abb. 18: VerbreitungvonTabloidsinLondonvonApril2006bisSeptember2006 87

2 Tabellenverzeichnis

Tab. 1: ChronologischerÜberblickderhistorischenPressemarktentwicklung 16 Tab. 2: JahresumsätzeundaktuelleBesitzverhältnissederführendenPresseunternehmenaufdemBerlinerZeitungsmarkt 25 Tab. 3: AnzahlorganisierterJournalisteninBerlinimJahre2008 26 Tab. 4: BeteiligungsverhältnissederBerlinerZeitungsunternehmenin2008 27 Tab. 5: ÖkonomischeBasisdatenAxelSpringerAG 28 Tab. 6: Umsatz/JahrnachSpartenAxelSpringerAG 29 Tab. 7: ÖkonomischeBasisdatenGeorgvonHoltzbrinckGmbH 46 Tab. 8: Umsatz/JahrnachGeschäftsbereichenGeorgvonHoltzbrinckGmbH 46 Tab. 9: ÖkonomischeBasisdatenBerlinerVerlag 59 Tab. 10: VerkaufsauflageTageszeitungen,USA 70 Tab. 11: AuflagenstärksteGratiszeitungen,USA 71 Tab. 12: Verlage,USA 72 Tab. 13: GesamtedurchschnittlicheVerkaufsauflage,Washington,D.C. 73 Tab. 14: GrößteVerlagshäuser,Frankreich 78 Tab. 15: EntwicklungderAnzahlüberregionalerTagesundGratiszeitungen,Frankreich 78 Tab. 16: ÜberregionaleTageszeitungen,Frankreich 80 Tab. 17: ÖkonomischeBasisdatenvonLagardèreMedia 83 Tab. 18: MedienumsatzvonLagardèreMedianachGeschäftsfeldern 83 Tab. 19: DiewichtigstenAkteureaufdemnationalenTageszeitungsmarkt,Großbritannien 85 Tab. 20: AuflageundVerbreitungderauflagenstärkstenTageszeitungen,Großbritannien 85 Tab. 21: LondonerTageszeitungennachTypus 86

3 1. Einleitung:„Katerstimmung“aufdemRegionalzeitungsmarkt

DerStandortBerlinisteinerderamdichtestenbesetztenundvielschichtigstenPressemärkteEuropas,zugleicheinerder unübersichtlichstenundvolatilsten.MiteinerverkauftenGesamtauflagevonrundeinerMillionExemplarenkämpfenzehn Tageszeitungen, mehrere Wochenzeitungen sowie Anzeigenblätter und Stadtmagazine um potenzielle Leser und Anzeigenkunden. AuchwenndieanfänglicheEuphorie,BerlinkönnesichzueinervitalenMedienmetropole mit starkem Wirtschaftswachstum entwickeln, inzwischen gedämpfteren Erwartungen gewichen ist, genießt die deutsche Hauptstadt nach wie vor eine Sonderstellung innerhalb der europäischen Zeitungslandschaft. Dazu hat nicht nur der zähe VerteilungskampfumdiewiedervereinigteLeserschaftausOstundWestbeigetragen,sondernauchderRegierungsumzug, durchdenBerlinplötzlichzumEpizentrumderdeutschenPolitikberichterstattungaufgestiegenist,sowiedasanschließende RingenderansässigenVerlagshäuserAxelSpringer,HoltzbrinckundBerlinerVerlagumdiepublizistischeVormachtstellung inder„BerlinerRepublik“. Verfahren erscheint die derzeitige Situation auf dem Berliner Pressemarkt vor allem deshalb, weil der Bestand einer vielfältigen Zeitungslandschaft durch die spezifischen historischen, ökonomischen und medienpolitischen Besonderheiten bedroht ist oder zumindest als nicht gesichert gelten kann. Hierzu trägt auch die globale Rezession des Medien, insbesondere des Pressemarktes bei, die sich in jüngster Zeit stark zugespitzt hat: Während die Zeitungsmärkte in Osteuropa und Asien derzeit boomen, ist in den traditionellen Zeitungsländern Europas angesichts der wachsenden KonkurrenzdurchpublizistischeAngeboteimInternetindenkommendenJahrenmitdrastischenSchrumpfungsprozessen zu rechnen. Entgegen der Durchhalteparolen von Presseverbänden prognostizieren Unternehmensberater und Zeitungsexperten auch für die deutsche Zeitungsbranche immense Auflageneinbrüche, aus denen sich fundamentale UmstrukturierungenimgesamtenMedienmarktergeben.EinBlickindieUSA,oftmalsTaktgeberundVorreiterinSachen Medieninnovation,führtdasallmähliche„VerschwindenderZeitung“(PhilippMeyer)besondersdramatischvorAugen:Noch inden1960erJahrennahmenviervonfünfUSAmerikanerntäglicheineZeitungindieHand,heutesindesnurnochknapp dieHälfte.Seit15JahrenhabenTageszeitungenin denUSAnichtsovielanAuflageverlorenwieinden vergangenen Monaten:VorallemalsReaktionaufdiesenNegativtrendwirddaherindenangestammtenPressenationenversucht,eine KonsolidierungderangeschlagenenVerlageunddamiteineBestandssicherungdesQualitätsjournalismusdurchinnovative Dachmarkenstrategien oder die Etablierung kostenpflichtiger Webangebote zu erzielen. Auch über Fusionen mittelständischer Verlagshäuser, alternative Regulierungsmodelle oder halbstaatliche Subventionsmaßnahmen wird vielerortsnachgedacht. DieaktuellenNutzungstrendsunddieEntstehung(kostenloser)digitalerMedienangebotekönnenalsHauptursacheneiner gewaltigenStrukturkriseimZeitungsmarktbetrachtetwerden:DerMarktanteilbeiZielgruppenunter20Jahrenistlauteiner Studie der Beratungsfirma A.T. Kearny in den vergangenen 50 Jahren in den europäischen Kernmärkten Deutschland, Frankreich,GroßbritannienundNiederlandevon32Prozentaufunter23Prozentgeschrumpft.Eswirdprognostiziert,dass dieserWertbis2025aufunter20Prozentfallenkönnte.BesondersderAttraktivitätsverlustderLesekulturvonBedrucktem PapierführtzuweitreichendenstrukturellenVeränderungen:Mitderheranwachsenden„digitalenGeneration“etablierensich zeit und ortssouveräne Mediennutzungs und Konsumgewohnheiten, die sich vor allem auf Sehen, Hören und Spielen konzentrieren. Aber auch die Abwanderung wichtiger Erlösquellen und Kunden in das Internet (z. B. Werbe und Kleinanzeigen)verstetigendenEindruck,dassdieherkömmlicheZeitungentbehrlichwerdenkönnte–zumindestinihrer jetzigenForm. Mit Leserschwund, steigenden Papierpreisen, kartellrechtlichen Einwänden zur Pressefusion und der schleichenden Abwanderung der Anzeigenkunden in das Internet haben vor allem regional orientierte Zeitungshäuser zu kämpfen. Während die prestigeträchtigen überregionalen Blätter unter dem Dach großer Verlage häufig durch crossmediale Beteiligungen offenbar über eine längere finanzielle Ausdauer sowie Ausweichmöglichkeiten bei Zusatzgeschäften und Dachmarkenstrategienverfügen,werdendieRegionalzeitungenzunehmendalsVerlustobjekteerachtet.Nachwievorlastet einenormerSparzwangaufdenmittelständischenVerlagsunternehmen;angesichtsderweltweitenWirtschaftskriseherrscht –nachdemZusammenbruchdesAnzeigenmarkts2000/2001–imJahr2009erneut„Katerstimmung“aufdemdeutschen Regionalzeitungsmarkt: Der Wettbewerbsdruck ist höher denn je, internationale Investoren drängen auf den deutschen ZeitungsmarktundunterwanderndiegewachsenenVerlegerdynastien,unddasrapidewachsendepublizistischeAngebotim Internet erobert neue Leser und Nutzerkreise – zuungunsten der gedruckten Zeitung. Dagegen wird das klassische regionaleServiceAngebotderRegionalundLokalpressegeradevonJugendlichenimmerwenigergeschätzt.

4 DiesesökonomischeDilemmamachtsichauchundgeradeinderdeutschenHauptstadtbemerkbar:„WirerlebeninBerlin wie unter einem Brennglas all jene Probleme, die auf Qualitätszeitungen zukommen. Auflagenerosionen, sinkende Anzeigenerlöse, ungewisse Lernpräferenzen. Das ist hier stärker als anderswo“, sagte Giovanni di Lorenzo, ehemaliger „Tagesspiegel“, jetzt „Zeit“Chefredakteur, schon imMärz2003imGesprächmitder„FrankfurterAllgemeinen Zeitung“. ZugleichwerdenStimmenlaut,dieeinestaatsnaheoderstiftungsgebundeneSubventionierungvonPrintobjektenfordern oder immerhin für diskussionswürdig erachten – so zuletzt der Sozialphilosoph und Kommunikationstheoretiker Jürgen Habermas in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16. Mai 2007:„Esistkein‚Systemfehler’,wenn derStaatversucht, das öffentlicheGutderQualitätspresseimEinzelfallzuschützen.EsistnureinepragmatischeFrage,wieerdasambesten erreicht.“ Zwar ist der Gedanke der Subventionierung laut Habermas „gewöhnungsbedürftig“, jedoch gehört eine funktionierende Zeitungslandschaft zweifellos zu denGrundpfeilernjedesdemokratischenSystems.Dieser Anspruch sei aufgrundderderzeitigenSchwankungenaufdemMedienmarktallerdingslängstnichtmehrgarantiert:„(…)derMarktkann diese Funktion nur solange erfüllen, wie die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nicht in die Poren der kulturellen und politischen Inhalte eindringen, die über den Markt verbreitet werden“. Und schließlich könne sich keine Demokratie, so Habermas,„einMarktversagenaufdiesemSektorleisten“. Obwohl die Mängel der Regional und Lokalzeitungen seit langem ausgiebig diskutiert werden, mangelt es bislang an praxisnahen Pressemarktstudien, speziell zu den Besonderheiten des umkämpften Berliner Pressemarkts. Insbesondere fehlen eine konzise Gesamtschau aller historischpublizistischen sowie strukturellökonomischen Faktoren zum EntwicklungspotenzialsowieeinemedienpolitischeExpertisezudenaktuellenBedingungeneinersignifikantenSteigerung vonWachstumundVielfaltderBerlinerZeitungslandschaft.DereinschlägigenStudie„DerBerlinerZeitungsmarkt“ 1von1914 sind nur wenige konsistente Darstellungen gefolgt; die beiden Standardwerke „Zeitungsstadt Berlin“ 2 und „Zeitungen in Berlin“ 3 stammen von Anfang der 1980er Jahre und beleuchten überwiegend die historische Entwicklung des Berliner Zeitungsmarkts:Währendin„ZeitungsstadtBerlin“vonPeterdeMendelssohn,PresseoffizierimbritischenSektorundnach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich am Aufbau eines demokratischen Pressewesens in Berlin beteiligt, die 300jährige GeschichtedesBerlinerPressewesensnachgezeichnetwird,trägtder1987verstorbeneSchriftstellerWaltherOschilewskiin „ZeitungeninBerlin“historischeInformationenundMarktdatenanhandvonZeitungsportraitszusammen. Der vorerst letzte Versuch, die Berliner Medien und Presselandschaft einer empirischen Bestandsaufnahme und Strukturanalyse zu unterziehen, liegt rund 17 Jahre zurück 4 – wobei hier allerdings nur die Medien und KommunikationsstrukturimehemaligenWestteilderStadteingehenduntersuchtwurde.Darüberhinausfindensichlediglich zwei Datenerhebungen aktuelleren Datums: „Der Zeitungsmarkt Berlin“ aus dem Jahr 2005, herausgegeben von der Tageszeitung „taz“, liefert Basisdaten zu den Berliner Tageszeitungen und zu den Lesegewohnheiten ausgewählter Zielgruppen; „Medien Markt Berlin“ ist eine im Auftrag des Berliner Verlags erstellte Statistik, die u. a. Auflagen, Reichweiten und Preisentwicklung der Regional und Lokalzeitungen pro Quartal festhält. Eine 2005 erschienene Dissertation 5behandeltzudemdieEntwicklungdesdeutschenTageszeitungsmarktsamBeispielBerlins,bleibtallerdings auf den Zeitraum von 1989 bis 2002 beschränkt. Breiter angelegte Studien zur Entwicklung des gesamtdeutschen Zeitungsmarktsfindensichzwarhäufiger, 6derenErgebnisselassensichabernurbedingtaufBerlinübertragen;ähnliches giltfürTrenderhebungenzumMediennutzungsverhalten. 7 UmdenEntwicklungenaufdemBerlinerZeitungsmarktmitallihrenökonomischenundmedienpolitischenImplikationen gerechtzuwerden,erscheintessinnvollundnotwendig,sichzunächstdenpublizistischenHerausforderungenimdigitalen ZeitalterzuzuwendenunddiekonkretenRahmenbedingungenfüreinenprosperierendenPressemarkt–unterbesonderer Berücksichtigung seiner Komplexität, Vielfalt und Dichte – genauer auszuloten. Übergreifendes Ziel des vorliegenden

1 Konrad Mischke: Der Berliner Zeitungsmarkt. In: H. Winter (Hrsg.): Das Buchgewerbe in der Reichshauptstadt. Berlin 1914. 2 Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1982. 3 Walther G. Oschilewski: Zeitungen in Berlin. Berlin 1975. 4 Günter Bentele/Otfried Jarren/Ulrich Kratzsch: Medienlandschaft im Umbruch: Medien und Kommunikationsatlas Berlin. In: Vistascript Band 7. Berlin 1990 5 Frank Kautter: Der Verleger als Erfolgsfaktor der Tageszeitung, Diss., Berlin 2005. 6 Vgl. für einen Überblick: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (Hrsg.): Zeitungen 2006. Berlin 2006; Horst Röper: Zeitungsmarkt in der Krise – ein Fall für die Medienregulierung. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte B12-13/2004. Berlin 2004. 7 Z.B. Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (Hrsg.): Media-Analyse 1. Quartal 2007. Frankfurt/Main 2007, Maria Gerhards/Walter Klingler: Mediennutzung in der Zukunft, In: Media Perspektiven 06/2007, Frankfurt/Main 2007. 5 Gutachtens ist es, auf Basis einer aktuellen strukturellökonomischen Bestandsaufnahme sowie einem internationalen VergleichdiemedienpolitischenDefizitederHauptstadtpresseaufzuzeigenunddaraufaufbauendEmpfehlungenimHinblick aufmöglicheInnovationspotenzialeundFördermaßnahmenzuerarbeiten.HilfreicherscheinteineBetrachtungsämtlicher marktrelevanter und historischer Faktoren, die einer Belebung der Berliner Presselandschaft entgegenstehen. Folgende Analyseschwerpunktewurdengewählt: A. Historische Bestandsaufnahme des Berliner Pressemarkts Zunächst wurde die Geschichte der Berliner Presselandschaft und die gewachsene publizistischökonomische SonderstellungderheutigenHauptstadteingehenderörtert.HierzuwurdenimzweitenKapitelwichtigehistorischeStationen nachgezeichnet und ins Verhältnis zur Entwicklung auf dem gesamtdeutschen Zeitungsmarkt gesetzt. Darüber hinaus wurdenmaßgeblicheverlegerischeEntscheidungensowieredaktionelleLeistungenundFehlleistungeneinzelnerZeitungen mit konkreten Auswirkungen auf den Berliner Zeitungsmarkt in einen historischen Kontext gestellt. Die historische GesamtbetrachtungermöglichteinegenauereEinschätzungderderzeitigenmedienpolitischenAusgangslage. B. Aktuelle Basisdaten und systematische Marktanalyse Das dritte Kapitel präsentiert ökonomische Strukturdaten im Rahmen einer systematischen Marktanalyse des Berliner Pressemarkts,andieeinzelneUnternehmensporträtsderwichtigstenZeitungenundderenVerlageanknüpfen:Aufbereitet und gegenübergestellt werden u. a. Auflagenentwicklungen und Reichweiten (inklusive Periodika und Anzeigenblätter), Redaktionsprofile, Führungspersonal, Unternehmenskultur, Besitzverhältnisse und Zusammenschlüsse von Zeitungsverlagen, Geschäftsmodelle, Wirtschaftsbilanzen, Inhaber und Beteiligungsverhältnisse, Fremdbeteiligungen an Hörfunk und TVVeranstaltern, crossmediale Aktivitäten, Dachmarkenstrategien, Anzeigenaufkommen sowie Vertriebsstrukturen.DieZusammenschauderökonomischenBasisdatenderausgewähltenVerlagebildetdenempirischen KernderStudie;siesindzugleichAusgangspunktfürdieErmittlungstrukturellerDefizite. C. Vergleich internationaler Pressemärkte Im vierten Kapitel werden die publizistischen, ökonomischen und medienpolitischen Rahmenbedingungen ausgewählter PressemärkteimAuslandvorgestellt,umeineninternationalenVergleichmitderSondersituationBerlinszuermöglichen.An den Beispielen Frankreich (Paris), Großbritannien (London) und USA (Washington DC) wurden Mediengeschichte, ökonomische Infrastruktur und Regulierungsfelder wie Subventionen, Pressebesteuerung sowie weitere medienpolitische Weichenstellungen in drei wichtigen Hauptstädten mit großer Zeitungsdichte und Pressevielfalt analysiert und auf ihren AussagegehaltfürdenBerlinerPressemarkthinüberprüft.HierbeiwurdensowohlmedienpolitischeGemeinsamkeitender MarktentwicklungendieserHauptstädtealsauchderenUnterschiedeherausgearbeitet. D. Medienpolitische Trendaussagen und Lösungsoptionen ImfünftenKapitelwerdenaufGrundlagedervorigendreiKapitel–historischeBestandsaufnahme,medienökonomische Marktanalyse, internationaler Vergleich – medienpolitische Trendaussagen und Lösungsoptionen dazu formuliert, wie Zeitungsverlage und handelnde Politik auf die sich verändernde Wettbewerbssituation in Berlin reagieren müssen, um angemessene strukturelle, ökonomische und publizistische Voraussetzungen schaffen zu können, die eine vitale(re) Presselandschaftgewährleisten.

6 2. HistorischeEntwicklungdesBerlinerTageszeitungsmarkts

Vorüber400JahrenerschienendieerstendeutschenZeitungen.Die„Relation“wurde1605inStraßburgundder„Aviso“ 1609 in Wolfenbüttel gegründet. Sie waren die ersten publizistischen Einheiten, die den klassischen Merkmalen einer Zeitunggerechtwurden:derPeriodizität,Aktualität,PublizitätundUniversalität.Der„Aviso“erschienzwarnurwöchentlich undumfassteachtSeiten,dochwarderGrundsteingelegtfüreineEntwicklung,dieschnellauchBerlinerreichensollte: BereitsumdasJahr1617wurdeinderzujenerZeitnochkleinenResidenzstadtdieersteZeitunggedruckt 8.Indernach ihremGründerbenannten„FrischmannZeitung“wurdenwöchentlichKorrespondenzenauseinerReiheeuropäischerStädte veröffentlicht.SiegiltalsVorläuferdererstenBerlinerTageszeitung,die1721vonJohannAndreasRüdigerals„Königlich PrivilegierteZeitungvonStaatsundGelehrtenSachen“gegründetwurde 9.1751vererbteRüdigerdasBlatt,dasdamals eineAuflagevon150bis200Exemplarenerreichte,seinemSchwiegersohnChristianFriedrichVoss,aufdenderspäter geläufigeName„VossischeZeitung“zurückgeht. 2.1 Berlin wird „Zeitungsstadt“ 1861erschieninBerlinerstmaligdie„NorddeutscheAllgemeineZeitung“,aufwelchedie„DeutscheAllgemeine Zeitung“ zurückgeht. Sie galt als Sprachrohr der Regierung Bismarck und als eine der im Ausland meistbeachteten deutschen Gazetten.Siewartonangebendbeider„publizistischenVorbereitungdesReichsgründungsgedankens“ 10 .1871wurdeBerlin zur Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs ernannt. Die drei Männer, die die Grundlage für Berlins Reputation als Zeitungsstadtlegensollten,zogenindenJahrenvon1848bis1880nachBerlin:LeopoldUllstein,RudolfMosseundAugust Scherl, die jeweils als Quereinsteiger aus benachbarten Wirtschaftsbereichen zur Presse kamen und ihre Zeitungen innovativ zu großen Pressekonzernen ausbauten. Ullstein, ursprünglich Papierhändler, kaufte 1877 das „Neue Berliner Tageblatt“ und fusionierte es mit der kurz darauf erworbenen „Berliner Zeitung“. Das liberale Blatt geriet bis 1882 des ÖftereninsVisierderBehörden,dieProzessegegenUllsteinanstrengtenundAusgabenbeschlagnahmten 11 . Rudolf Mosse wechselte vom Buchhandel zur Tagespresse. Er erwarb Meriten als Verlagsdirektor der Illustrierten „Gartenlaube“, erkannte aber die zunehmende Wichtigkeit des Anzeigengeschäfts und gründete 1867 die „Annoncen Expedition Rudolf Mosse“ in der Friedrichstraße. 1871 stieg er mit der Gründung des „Berliner Tageblatts“ ins Pressegeschäftein,beideressichumdie„ersteneue‚seriöse’TageszeitungaufdemMarkt“ 12 handelte.Damitbedienteer dieinderwirtschaftlichenProsperitätderGründerzeitinnerhalbdesBerlinerBürgertumsentstandeneNachfragenacheinem liberalen, weltoffenen Blatt. Das „Tageblatt“ sollte sich zeitweilig zur zweitgrößten Tageszeitung Berlins entwickeln. Die weltoffeneGrundstimmungimBerlinderGründerzeitspiegeltesichauchim1874erlassenen„Reichspreßgesetz“wider,das erstmalsdiePressefreiheitinderStadtgarantierte.DiesewarallerdingsnurvonkurzerDauer:SiewurdevierJahrespäter durchdas„GesetzgegendiegemeingefährlichenBestrebungenderSozialdemokratie“(inKraft18781890)defactowieder abgeschafft. 13 DennocherlebtediePresseinderGründerzeiteinenAufschwungunddifferenziertesichaus. Der Herausgeber von Groschenromanen, August Scherl, begründete 1883 seinen einflussreichen nationalliberal ausgerichtetenVerlagmitderEinführungdes„BerlinerLokalAnzeigers“.DerBezugdesausschließlichanzeigenfinanzierten Blattes kostete lediglich zehn Pfennige 14 , es war dem Selbstverständnis nach unpolitisch und auf die Interessen eines Massenpublikumsausgerichtet.SomitentstandauchinDeutschlandmitder„GeneralanzeigerPresse“eineMassenpresse

8 Vgl. De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 16. 9 Vgl. Bender, Klaus (1972): Vossische Zeitung (1617-1934). In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1972): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 25-26. 10 Fischer, Heinz-Dietrich (1972): Deutsche Allgemeine Zeitung (1861-1945). In: Ders. (Hg.) (1972): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 272. 11 Vgl. Fischer, Ellen (1975): Leopold Ullstein. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 166 12 Vgl. Scharf, Wilfried (1975): Rudolf Mosse. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 209. 13 Vgl. Roether, Diemut (2008): Zensur. In: Hachmeister, Lutz (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 420. 14 Vgl. Fischer, Ellen (1975): Leopold Ullstein. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 170. 7 nachangloamerikanischemVorbild.IndenUSAundinGroßbritannienhattenVerlegerwieWilliamRandolphHearstund AlfredHarmsworthmitHilfeder„PennyPress“einflussreichePresseimperienbegründet 15 . Am20.September1898erschiendieErstausgabedereherliberalen„BerlinerMorgenpost“,die1927eineSpitzenauflage von700.000Exemplarenerreichte 16 .GründerundVerlegerwarLeopoldUllstein,derdamitScherlskaisertreuem„Berliner LokalAnzeiger“ Konkurrenz machen wollte 17 . 1904 brachte der UllsteinVerlag, mittlerweile unter der Führung der fünf SöhneLeopoldUllsteins,zudemdie„B.Z.amMittag“heraus. 18 DerscharfeWettbewerbderdreiVerlegerUllstein,Mosse und Scherl führte zu finanziellen Schwierigkeiten des ScherlVerlags kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ein gemeinsamerÜbernahmeversuchderKonkurrentenscheitertejedoch. Anfang August 1914 kaufte der UllsteinVerlag die „Vossische Zeitung“, deren Auflage mit der der Massenpresse nicht konkurrierenkonnte.„[…]ihraufpolitischerTraditionundintellektuellanspruchsvollemStilberuhendeshohesAnsehenwar den Brüdern Ullstein den Kaufpreis von acht Millionen Mark wert. Die Vossische Zeitung blieb für sie das gehobene Prestigeblatt,demsiejedesJahrbeträchtlicheZuschüsseopferten.“ 19 2.2 Die Berliner Presse im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik MitAusbruchdesErstenWeltkriegeswurdeam31.Juli1914imZugederVerhängungdesKriegszustandesMeinungsund Pressefreiheitabgeschafft,anihreStelletrateinestrengeMilitärzensur.ImReichtratmitAusnahme Bayerns, das eine ähnlicheVerordnungerließ,daspreußischeGesetzüberdieVerhängungdesBelagerungszustandsvon1851inKraft,hinzu kameinvondenMilitärbehördenüberwachterKatalogvon26Punkten,überdienichtberichtetwerdendurfte.Ab3.August 1914wurdendietäglichen„BerlinerPressekonferenzen“ 20 durchgeführt,beidenenderPresseRichtlinienundAnleitungen zurKommentierunggegebenwurden.1915folgtedieEinrichtungdesKriegspresseamtsalsZensurbehördederObersten Heeresleitung 21 . Erst nach Ende des Ersten Weltkriegs und der demokratischen Revolution garantierte Art. 118 der Weimarer Reichsverfassungvon1919diefreieMeinungsäußerung„innerhalbderSchrankenderallgemeinenGesetze“durch„Wort, Schrift,Druck,BildoderinsonstigerWeise“ 22 .DerBegriff„Pressefreiheit“indeskommtinderVerfassungnichtvor.Siewird alsVariantederMeinungsfreiheitgesehen,dieihrerseits nicht uneingeschränkt gilt 23 . Die „Republikschutzgesetze“ sowie Notverordnungennach Art.48gabendenBehördendasRecht,dieMeinungsfreiheitzubeschneidenundZeitungen zu verbieten.Vom28.März1931bis13.Juni1932wardiesalleininPreußenbei284ZeitungenderFall 24 .InBerlinerlebtedie PresselandschaftwährendderWeimarerZeitmitihremZentrumimQuartierumdieKochstraßedennocheineBlütezeit: LiberaleBlätterwiedie„VossischeZeitung“unddas„BerlinerTageblatt“besaßenhervorragendeRedaktionenundwurden vonihrenChefredakteurenGeorgBernhardundTheodorWolfferfolgreichgeführt.InderRundschauzeitschrift„Weltbühne“ des späteren Friedensnobelpreisträgers Carl von Ossietztki schrieben Kurt Tucholsky und Erich Kästner. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ (Siehe Abbildung) erreichte den Zenit ihres Einflusses als gemäßigt konservatives Blatt mit

15 Vgl. Chipp, David A. (2008): Harmsworth, Alfred Charles William. In: Hachmeister, Lutz (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 146. 16 Vgl. Wilke, Jürgen (2004): Pressegeschichte. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 476-477. 17 Vgl. Fischer, Ellen (1975): Leopold Ullstein. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 170. 18 Vgl. Stöber, Rudolf (2005): Deutsche Pressegeschichte, 2. Aufl., Konstanz: UVK, 260. 19 Bender, Klaus (1972): Vossische Zeitung, 38. 20 Vgl. Koszyk, Kurt (1972): Deutsche Presse 1914-1945. Geschichte der deutschen Presse Teil III. Berlin: Colloquium Verlag, 21. 21 Ebd., 15. 22 Weimarer Reichsverfassung, im Internet abrufbar unter: http://de.wikisource.org/wiki/Verfassung_des_Deutschen_Reiches_(1919). 23 Vgl. Pross, Harry (2000): Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert. Weimar: Verlag Herrmann Böhlaus Nachfolger, 80. 24 Vgl. Wilke, Jürgen (2002): Pressegeschichte. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 480. 8 internationalem Prestige. Allerdings waren die liberale und demokratische Presse der Weimarer Jahre der rechtskonservativenPressevorallemdesHugenbergKonzernswirtschaftlichundorganisatorischunterlegen 25 . Alfred Hugenberg, Mitbegründer des nationalistischen „Alldeutschen Verbands“ und von 1909 bis 1918 Vorsitzender des Direktoriums des KruppKonzerns begann ab 1914, nationalistische PR im Interesse der SchwerindustriedesRuhrgebietszubetreiben.Aufdieser Grundlage baute er ein einflussreiches national konservativ ausgerichtetes Medienimperium auf. 1928 wurdeder„Manager“einesApparatsausTechnokraten26 VorsitzenderderDeutschNationalenVolkspartei(DNVP) und zum „Steigbügelhalter Hitlers“ 27 . Hugenberg gelang es 1916, den angeschlagenen ScherlVerlag zu übernehmen. In den zwanziger Jahren baute er ein MaternSystem auf, das Provinzzeitungen günstig mit vorgefertigtenDruckformenbelieferte.MitderInflationAnfangder20erJahrewarenvielekleineZeitungeninwirtschaftliche NotundanschließendindieAbhängigkeitdernationalistischenundrepublikfeindlichenKommentierungendesHugenberg Trustsgeraten 28 .Diezugehörige„VERAVerlagsanstaltGmbH“besaßüberdiesetlicheProvinzzeitungenunmittelbar.Zum KonzerngehörtenweiterhindieNachrichtenagentur„TelegraphenUnion“undab1927dieUniversumFilmAG(Ufa).Die angeschlosseneAnzeigenagentur„ALA“erwiessichalszugroßeKonkurrenzdesMosse’schenAnnoncenUnternehmens: derVerlagging1932pleite 29 . 2.3 Die Zerstörung der Berliner Zeitungslandschaft unter dem Nationalsozialismus 1933erfolgtediefaktischeAbschaffungvonPresseundMeinungsfreiheitsowiedieEinführungeinerumfassendenZensur durchdieNationalsozialisten.Prosskonstatiert:“DadiePressefreiheitinderVerfassungnichtausdrücklichvorkam,brauchte sienichtaußerKraftgesetztzuwerden,undweildieMeinungsfreiheitnurinden‚Schrankenderallgemeinen Gesetze’ garantiert war, genügten allgemeine Gesetze, um sie weiter einzuschränken.“ 30 So stellte das so genannte „Heimtückegesetz“von1934unterStrafe:„hetzerischeodervonniedrigerGesinnungzeugendeÄußerungenüberleitende PersönlichkeitendesStaatesoderderNSDAP“ 31 .DiesozialdemokratischeundkommunistischePressewurdeenteignet, ihreVermögenswertefielenandieHitlerPartei.PrivateZeitungsunternehmenwurdenaufParteiliniegezwungen.Eingroßer TeilwurdedemnationalsozialistischenEherPressekonzernunterderLeitungvonMaxAmanneinverleibt 32 .Am10.März 1933wurdedas„BerlinerTageblatt“zunächstfürdreiTageverbotenundanschließendvollständig„gleichgeschaltet“.Am 31.MärzfolgtedasEndeder„VossischenZeitung“nach317Jahren.DurchdasSchriftleitergesetzvom4.Oktober1933,

25 Vgl. Schwarz, Gotthard (1972): Berliner Tageblatt (1872-1939). In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1972): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 325. 26 Vgl. Guratzsch, Dankwart (1974): Macht durch Organisation. Die Grundlegung des Hugenbergschen Presseimperiums. Düsseldorf: Bertelsmann Universitätsverlag, 13. 27 Fischer, Heinz-Dietrich (1975): Alfred Hugenberg (1865-1951). In: Ders. (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 294ff. 28 Vgl. Koszyk, Kurt (2008): Hugenberg, Alfred. In: Hachmeister, Lutz (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 156-157. 29 Vgl. Scharf, Wilfried (1975): Rudolf Mosse. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1975): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 213. 30 Pross, Harry (2000): Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert. Weimar: Verlag Herrmann Böhlaus Nachfolger, 80. 31 Zitiert nach: Stöber, Rudolf (2005): Deutsche Pressegeschichte, 2. Aufl., Konstanz: UVK, 157. 32 Vgl. Oschilewski, Walther G. (1975): Zeitungen in Berlin. Berlin: Haude und Spenersche Verlagsbuchhandlung, 210. 9 aufgrund dessen ab 1934 Journalisten jüdischer Abstammung von ihrer Tätigkeit ausgeschlossen und Berufslisten eingeführtwurden 33 ,hattedasBlattvieleseinerbestenMitarbeiterverloren. 34 Berlin wurde Zentrum des NSStaates und somit Sitz des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels. 35 Goebbels, seit 1926 NSGauleiter von Berlin hatte die MachtübernahmederNationalsozialistenab1927mitseinemKampfblatt „Der Angriff“ (siehe Abbildung) publizistisch vorbereitet. Die Hauptfunktion der Zeitung war die radikale Konfrontation mit den politischen Feinden des Nationalsozialismus, es diente aber auch der Auseinandersetzung Goebbels’ mit innerparteilichen Konkurrenten wie den StrasserBrüdern. Ein Teil der Zeitung mit dem Titel „Kampf um Berlin“warderBerichterstattungüberStraßenkämpfezwischenSAund kommunistischen Gruppen gewidmet 36 . Die NSPropaganda setzte zur VerbreitungderIdeologienebenMassenveranstaltungen,Filmunddem neuen Massenmedium Radio auch auf Zeitungen: Seit 1929 erschien eineBerliner Ausgabe derParteizeitungderNSDAP, dem „Völkischen Beobachter“, und das in Nürnberg gegründete Wochenblatt „Der Stürmer“verbreiteteradikaleantisemitischeHetze.Ab1940wandtesich dieWochenzeitung„DasReich“angebildeteLeserimInundAusland. Der Zeitung wurden bei der Kommentierung folglich weniger enge Grenzengesetzt 37 .AllerdingsgabPropagandaministerGoebbelsselbst perLeitartikeldieLinievor.DieNationalsozialistennutztenzudemdasPrestigeeinigerZeitungenzurLegitimierungihrer Diktatur im Ausland: Hitler sorgte dafür, dass international anerkannte Titel wie das „Berliner Tageblatt“, die „Deutsche AllgemeineZeitung“oderauchdie„FrankfurterZeitung“nach1933„ausaußenpolitischenGründen“ 38 weitergeführtwurden. EndeJanuar1939wurdedas„BerlinerTageblatt“allerdings eingestellt, 1945 schließlich auch die „Deutsche Allgemeine Zeitung“. 2.4 Lizenzpresse und Teilung der Stadt NachKriegsendeimMai1945undderAufteilungBerlinsinvierBesatzungszonenstanddievölligkompromittiertePresse unteralliierterKontrolle.VerlegerundJournalisten,diezwischen1933und1945inderPressetätiggewesenwaren,wurden weitgehend ausgeschlossen, auch wenn sie nicht Mitglied der NSDAP gewesen waren. Presselizenzen wurden nur an politischunbelastetePersonenvergeben(Lizenzpresse). 39 DadurchsollteeinpublizistischerNeuanfangermöglichtwerden. PaulUfermann,nachKriegsendeVorsitzenderdesVerbandesderDeutschenPresseBerlin,formulierte1947optimistisch: „DieBerlinerPressetrittheuteineinerMannigfaltigkeitaufdenPlan,wienirgendssonstindeutschenLanden.“ 40 Tatsächlich erschienbereitsam15.Mai1945dieersteZeitungnachKriegsende,dasvonderRotenArmeeherausgegebene„Berliner Tageblatt“.EinigeTagespäterfolgteebenfallsimsowjetischbesetztenTeildieErstausgabeder„BerlinerZeitung“am21.

33 Vgl. Koszyk, Kurt (1972): Deutsche Presse 1914-1945. Geschichte der deutschen Presse Teil III. Berlin: Colloquium Verlag, 365-366. 34 Vgl. Bender, Klaus (1972): Vossische Zeitung (1617-1934). In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.) (1972): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 39. 35 Vgl. Hachmeister, Lutz (2008): Goebbels, Joseph. In: Ders. (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 127. 36 Lemmons, Russel (1994): Goebbels and Der Angriff. Lexington: The University Press of Kentucky, 2. 37 Vgl.: Wilke, Jürgen (2002): Pressegeschichte. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 489. 38 Vgl. Fischer, Heinz-Dietrich (1972): Deutsche Allgemeine Zeitung (1861-1945). In: Ders. (Hg.) (1972): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München: Verlag Dokumentation, 280. 39 Vgl. Wilke, Jürgen (2002): Presse. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 422. 40 Ufermann, Paul (1947): Die Berliner Presse der Gegenwart. In: Handbuch der Deutschen Presse. Bielefeld: Deutscher Zeitungs-Verlag GmbH, 133. 10 Mai. Am 27. September erschien die Erstausgabe des „Tagesspiegels“ in Berlin und Brandenburg, und zwar mit amerikanischerLizenz. BerlinverlordennochinderNachkriegszeitseinenRangalsDeutschlandswichtigsteZeitungsstadt.Gründedafürwarendie durch die nationalsozialistische Diktatur verursachten intellektuellen, institutionellen und materiellen Verheerungen, die Teilung der Stadt sowie das vergleichsweise späte Ende der Lizenzierungspraxis. Während in der Bundesrepublik ab September1949aufBeschlussderHohenKommissionZeitungenwiederunbeschränktherausgegebenwerdendurften, endete die Lizenzierungspraxis in Westberlin erst im Jahr 1955. Mit der Blockade der Stadt durch die sowjetische Besatzungsmacht 1948 konnte der „Tagesspiegel“ nur noch im Westteil der Stadt vertrieben werden. Bis Ende 1949 erschienen in den Westsektoren Berlins 20 Lizenzzeitungen. 41 Am 15. Juni 1949, kurz nach der Gründung der BundesrepublikindenWestzonen,erschieninOstBerlindieErstausgabeder„BZamAbend“,demVorläuferdes„Berliner Kuriers“. DieBlätter,diespäterdieBundesrepublikprägensollten,wurdennichtinBerlingegründet.1945startetendie„Frankfurter Rundschau“inFrankfurtamMainunddie„SüddeutscheZeitung“inMünchen,kurzdarauferschienerstmalsdie„Frankfurter AllgemeineZeitung“.ImGrundgesetzderBundesrepublikvom23.Mai1949wirdinArtikel5diePressefreiheitgarantiert. 2.5 Das Pressesystem der DDR MitGründungderDDRam7.Oktober1949tratauchindersowjetischenBesatzungszoneeineVerfassunginKraft,welche unteranderempresserechtlicheRahmenbedingungenimplementierte.IndieserheißtesinArtikel9:„Eine Pressezensur findetnichtstatt“ 42 .AllerdingskonnteKritikanimweitestenSinnestaatlichenProzessenundZuständigkeitenallgemeinals „BoykotthetzegegendemokratischeEinrichtungenundOrganisationen[…]“(Art.6)ausgelegtwerden.Inderüberarbeiteten DDRVerfassungvon1968wurdederHinweisaufdieZensurbestimmungengestrichen.StattdessenheißtesinArt27:„Die Freiheit der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens ist gewährleistet“ 43 . Informationsfreiheit und ein Zensurverbot wurdenindesnichtformuliert.InderPraxishattendieGrundlagenderVerfassungVorrangvorderPressefreiheit,dieswaren insbesondere der Führungsanspruch der SED und das Prinzip des „Demokratischen Sozialismus“. Zudem waren die gesetzlichenGrenzenderMeinungsfreiheitdurcheineReihevonParagraphendesStrafgesetzbuchesäußerstenggezogen, §106beispielsweisestand„staatsfeindlicheHetze“unterFreiheitsstrafe. 44 GrundlegendfürdasPressesystemderDDRwar die 1. Pressekonferenz des SEDZentralvorstands am 9. Februar 1950, bei der die „Presse neuen Typs“ 45 proklamiert wurde,alsoeineDDRPresse,diedenPrinzipiendermarxistischleninistischenPressetheoriefolgt.Diesebeinhaltetunter anderemdiekonsequenteAusrichtungderPresseanderLiniederEinheitspartei.DasPressesystemausParteipresseund BlätternderMassenorganisationenwurdebis1952geschaffenundbestandseitdemnahezuunverändert.1953,imJahrdes VolksaufstandsinderDDRwurdendie„BerlinerZeitung“unddie„BZamAbend“demZentralkomiteederSEDunterstellt. DiePresseinderDDRwareinemrigidenKontrollsystemderSEDunterworfen:InersterLiniezuständigwarderSekretärfür Agitation beim Zentralkomitee der SED. Es bestand bis 1990 die Pflicht zur Lizenzierung. Verantwortlich dafür war das PresseamtbeimStaatsratsvorsitzenden. 46 2.6 Die Westberliner Presse nach dem Mauerbau InWestberlinerschien1953dieersteAusgabeder„B.Z.“nachKriegsende.InHamburgerwarbAxelCäsarSpringerdie Tageszeitung„DieWelt“vondenAlliierten(vgl.KonzernportraitAxelSpringerAG),1959folgtederKaufdesBlattes„Berliner Morgenpost“.MitderÜbernahmedesUllsteinVerlagsdurchSpringergingimDezember1959auchdie„B.Z.“indessen

41 Vgl. Meyn, Hermann (2004): Massenmedien in Deutschland. Konstanz: UVK, 65. 42 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7. Oktober 1949, im Internet abrufbar unter: http://www.documentarchiv.de/ddr/verfddr1949.html. 43 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968, im Internet abrufbar unter: http://www.documentarchiv.de/ddr/verfddr1968.html 44 Vgl. Wilke, Jürgen (2002): Medien DDR. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 215-216. 45 Scharf, Winfried (1989): Paradigmenwechsel im journalistischen System der DDR? In: Deutsche Studien Heft XXVII. Jahrg., Heft 105, 1989, 15. 46 Vgl. Holzweißig, Gunter: Die schärfste Waffe der Partei. Eine Mediengeschichte der DDR. Köln: Böhlau, 13. 11 Besitzüber.EinigeMonatezuvorwarinAnwesenheitdesRegierendenBürgermeisters,WillyBrandt,dieGrundsteinlegung desneuenSpringerHochhauseserfolgt.Springerhattesichentschieden,dieZentraleinderKochstraßeimtraditionellen Berliner Zeitungsviertel zu errichten, direkt an der amerikanischsowjetischen Sektorengrenze. Nachdem am 13. August 1961 die Berliner Mauer gebaut worden war, befand sich das 1966 eingeweihte Gebäude unmittelbar an den innerstädtischen Sperranlagen. 47 DerMauerbauverschärftediewirtschaftlichen Schwierigkeiten der Westberliner Blätter, unteranderem,weilca.50.000PendlernichtmehrzuihrerArbeitsstellegelangenkonnten. Die„Insellage“WestberlinserwiessichalsschwerwiegenderstrukturellerNachteilderBerlinerZeitungen.DeMendelssohn schreibt:„ImBundesgebiethattenBerlinerBlätterschonseitderBlockadekaumnennenswertenAbsatzzuverzeichnen.“ 48 WegeneinesungünstigenZugfahrplanswarendieTitelausHamburg,FrankfurtundMünchenmorgensanBerlinerKiosken erhältlich,dieBerlinerZeitungenhingegenkamenerstmitbiszu18stündigerVerspätung–hoffnungslosveraltet–inder restlichenBundesrepublikan. 49 „AuflagenerweiterungendurchMarkterweiterungenwarenunmöglich;Wachstumwarnurauf KostenderMitbewerberzuerzielen.“ 50 FürdieAuflagenrückgängederBerlinerBlätterder1960erJahrenwirdaber nebendemMauerbaunocheinweitererFaktorgenannt:dieKonkurrenzdurchdenSenderFreiesBerlin,derüberexakt dasselbeGebietberichtete,wiedieZeitungen.Zudemstrahlteerinden60erJahren–auchregionale–Werbungaus.Inder erstenHälftedesJahrzehntskonntendieWestdeutschenZeitungenihreAuflageimSchnittumsiebzehnProzentsteigern. Parallel schrumpfte die Gesamtauflage der Berliner TitelumsiebenProzent.1966wurdeder 1945gegründete „Kurier“ schließlicheingestellt,nachdemereinigeJahredurchSubventionendesMinisteriumsfürgesamtdeutscheAngelegenheiten gestützt worden war. Übrig blieben zehn Titel, von denen fünf zum SpringerVerlag gehörten. Hinsichtlich der Auflagen bestandein„beträchtlichesÜbergewicht“derSpringerTitel 51 . In den 50er und 60er Jahren kam es zu einem Konzentrationsprozess auf dem bundesdeutschen Zeitungsmarkt. Gleichzeitig mussten die Verleger wegen des „1. Fernsehurteils“ des Bundesverfassungsgerichts ihre Pläne aufgeben, privateRundfunkkanäleaufzubauen.ZudemsahensiesichgegenüberdemgebührenfinanziertenFernsehensbenachteiligt. DerDeutscheBundestagsetztedaraufhindieMichelunddieGüntherKommissionein.DienachihremVorsitzenden,dem MinisterialdirigentenElmarMichel,benannte„MichelKommissionzurUntersuchungderWettbewerbsgleichheitvonPresse, Funk/FernsehenundFilm“konnteinihremBericht1967allerdingskeineWettbewerbsverzerrungzwischenprivaterPresse und öffentlichrechtlichem Rundfunk feststellen 52 . Ebenfalls 1967 erfolgte die Einsetzung der so genannten „Günther Kommission“,benanntnachdemdamaligenPräsidentendesBundeskartellamts,Dr.EberhardGünther.IhreAufgabewar es, die Folgen der wirtschaftlichen Konzentration im Pressesektor für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik abzuschätzen.InihremeinJahrspätervorgelegtenBerichtempfahlsiekonzentrationshemmendeMaßnahmenseitensder Bundesregierung.AlseinelegislativeFolgewurde1976dasGesetzzurPressefusionskontrolleerlassen,aufgrunddessen dasKartellamtFusionenimPressebereichauchbeikleinenUnternehmenprüft. In Berlin wurden in den 70er Jahren dennoch weitere Zeitungen eingestellt: 1973 traf es den „Telegraf“ und die „nachtdepesche“derGraphischenGesellschaftGrunewald.1981mussteauchder„Abend“aufgeben.Demgegenüberstand 1979dieNeugründungzweierZeitungen,diesichalsAlternativezurbürgerlichenPresseverstanden:„DieNeue“,die1982 allerdingswiedereingestelltwurde,unddiegenossenschaftlichorganisierte„tageszeitung“,kurz:„taz“.DerenGründungging aufeinbundesweitesNetzwerklinkerInitiativenmitUrsprüngeninFrankfurtundBerlinhervor.Die„taz“Zentralredaktion entschied sich für Berlin und gegen Frankfurt als Hauptsitz. Zwar stellte die Insellage Berlins eine überregionale TageszeitungvorlogistischeProbleme,ausschlaggebendwarschließlichjedochdieAussichtaufSubventioneninHöhevon monatlich30.000MarkdurchdieBerlinförderungdesBundes 53 .JörgMagenauerinnertsich:„Springers‚Welt’hatteihren Redaktionssitz damals noch in Hamburg. Der ‚Tagesspiegel’, der das alte WestBerliner Bürgertum zu repräsentieren

47 Vgl. De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 581. 48 Ebd, 583. 49 Ebd. 50 Held, Barbara/ Simeon, Thomas (1994): Die zweite Stunde Null. Berliner Tageszeitungen nach der Wende (1989-1994). Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess, 18. 51 Vgl. De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 590. 52 Vgl. Wilke, Jürgen (2002): Presse. In: Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (Hg.) ( 2004): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main: S. Fischer, 455. 53 Vgl. Magenau (2007) Die taz: Eine Zeitung als Lebensform, München: Hanser, 37. 12 glaubte,spielteüberregionalkeineRolle,weilvomBerlinerBürgertumnachderVertreibungundErmordungderJuden,nach KriegundTeilungderStadt,nichtmehrvielübriggebliebenwar.Die„taz“warstolzdarauf,ersteundeinzigeÜberregionale aus Berlin zu sein.“ 54 Die Alternativszene sollte zur Keimzelle eines neuen Berliner Bürgertums werden. Die Redaktionsräumeder„taz“befandensichzunächstineinemgrenznahenFabrikgebäudeimWedding–wegendergünstigen Mieten.SpäterzogmanumindieKochstraßeaufSichtentfernungzurSpringerZentrale.NachdemFallderMauererwies sichdieStandortentscheidungfürBerlinalsGlücksfall. 2.6 Die Situation der DDR-Presse 1989 DasTageszeitungssystemderDDRbestandausdenzentralgesteuertenZeitungenderSED,derParteiorganisationenund derBlockparteien,fernerderZeitungdersorbischenMinderheit„NovaDoba“.ZudenSEDBlätternzähltendasZentralorgan „Neues Deutschland“, die „Berliner Zeitung“ und die „BZ am Abend“, die in Berlin erschienen. Hinzu kamen 14 Bezirkszeitungen. Von diesen konnte lediglich die „Berliner Zeitung“ auch außerhalb ihrer Region bezogen werden. Die allesamtnationalverbreitetenZeitungenderMassenorganisationenwarendie„JungeWelt“derFDJ,diegewerkschaftliche „Tribüne“ sowie das „Deutsche Sportecho“ des Deutschen Turn und Sportbundes. Zu den (Berliner) Zeitungen der Blockparteien zähltendie „NeueZeit“(CDU), „DerMorgen“(LDPD),die „NationalZeitung“(NDPD),sowiedas„Bauern Echo“ (Demokratische Bauernpartei Deutschlands). Zusammen erreichten die Tageszeitungen in der DDR 1989 eine Auflagevon9,8MillionenExemplaren.„NachdiesenZahlenwardieDDReinZeitungsleseland,vielleichtaberauchnurein ‚Zeitungsbezugsland’.“ 55 1989wiesdie„JungeWelt“mit1,5MillionenExemplarendiehöchsteAuflageaus,gefolgtvom „NeuenDeutschland“mit1,1Millionen.Zwischen1986und1989konntedie„BerlinerZeitung“ihreAuflageum28Prozent auf439.000Exemplaresteigern,dieKaufZeitung„BZamAbend“legte10.000Exemplarezuundkamaufeinetägliche Auflagevon205.000Stück. 56 Die Ereignisse der zweiten Jahreshälfte 1989 brachten auch für die Berliner Zeitungslandschaft entscheidende Veränderungenmitsich.Am4.November1989kamesinOstberlinzurbisdatogrößtenDemonstrationfürMeinungsund Pressefreiheit. In dem Zeitraum zwischen dem Berliner Mauerfall am 9. November 1989 und Januar 1990 wurden die Chefredakteure aller 17 SEDZeitungen entlassen. Die Redaktionen erklärten sich in diesem Zuge für selbstständig. „Medienpolitisch und publizistisch war die Zeit der Wende in den DDRMedien geprägt von einer euphorischen Aufbruchsstimmung, halbrevolutionärem Chaos und basisdemokratischen Bestrebungen.“ 57 In Berlin stellte die SED NachfolgeparteiPDSam31.März1990dieSubventionszahlungenfürdie„BerlinerZeitung“ein,diesichdaraufhinselbst amMarktbehauptenmusste.DieOstberliner„BZamAbend“wurdein„BerlinerKurieramAbend“umbenannt. 2.7 Berlin-Hype nach der Wiedervereinigung MitdemEndederDDRam3.Oktober1990wurdeBerlinHauptstadtderBundesrepublikDeutschland.Inder Folgezeit engagiertesicheineReihewestdeutscherVerlageaufdemBerlinerZeitungsmarkt:1991übernahmenGruner+Jahrundder VerlegerRobertMaxwelldenBerlinerVerlag;1992folgtederKaufdes„Tagesspiegels“durchdieVerlagsgruppeGeorgvon Holtzbrinck.DieAxelSpringerAGverlegtedenSitzseinesVorzeigeblatts„DieWelt“vonBonnnachBerlin.1991wurdenalle SEDZeitungen,dienichtimBerlinerVerlagerschienen,vonderTreuhandanstaltprivatisiert.Einzigdas„NeueDeutschland“ bliebimBesitzderPDS.VonimmenserBedeutungfürdieBerlinerPresselandschaftwarderHauptstadtbeschlussvon1991: BerlinsollteRegierungssitzwerden. ParlamentundRegierungsolltenam1.September1999ihreArbeitinBerlinaufnehmen.DamitverbandensichHoffnungen auf eine neue Blütezeit der Berliner Zeitungslandschaft. Die Zeitungsverlage starten neue Projekte und Initiativen und lockteneineVielzahlrenommierterJournalistenin dieMetropole,umTeiledessichwandelnden,weilstark umkämpften Zeitungsmarktes in der Hauptstadt zu besetzen. Sophie Mützel hat das im Zusammenhang mit dem Regierungsumzug

54 Ebd., 44. 55 Held, Barbara/ Simeon, Thomas (1994): Die zweite Stunde Null. Berliner Tageszeitungen nach der Wende (1989-1994). Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess, 20ff. 56 Ebd, 20. 57 Ebd., 22. 13 einsetzende „Wettrennen der großen deutschen Verlage um die Etablierung einer ‚Hauptstadtzeitung’“ 58 in vier Phasen gegliedert.InPhaseI,‚AufrüstunginErwartungdesRegierungsumzugs’ab1995/96,versuchtendieVerlageGruner+Jahr und Axel Springer mit großen Investitionen die Marktanteile ihrer Blätter „Berliner Zeitung“ bzw. „Die Welt“ in Berlin auszubauen.Die„SüddeutscheZeitung“führteeineBerlinSeiteein,die„taz“änderteihrLayout.Der„Tagesspiegel“,im BesitzderVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinck,wartetedieweitereEntwicklungab.InPhaseIIkames1999,unmittelbar vordemRegierungsumzugzur ‚ ZeitungsschlachtumBerlin’.„DerTagesspiegel“wurdevonseinemneuenChefredakteur, GiovannidiLorenzo,reformiertundgegendie„BerlinerZeitung“inStellunggebracht.Die„SüddeutscheZeitung“druckte nuntäglich,stattwiezuvorwöchentlich,eineBerlinSeiteundstockteihrPersonalimBüroamGendarmenmarktum15 Redakteureauf.Die„FrankfurterAllgemeineZeitung“erweiterteihreBerlinerRedaktioninderNäheder Friedrichstraße sogarum35Redakteure.PhaseIII,‚BerlinerSeitenundderAnspruchaufDeutungsmacht’begannam1.September1999 mitdemStartder„BerlinerSeiten“,einersechsbisachtseitigenBeilageinderBerlinerAuflageder„FrankfurterAllgemeinen Zeitung“. Die Zeitungen aus der Hauptstadt, „Welt“, „Tagesspiegel“, „Berliner Zeitung“ und „taz“ zogen mit ähnlichen Formatennach.PhaseIV,‚DerneueHauptstadtstilundAbwicklunginderMedienkrise’,reflektiert,wieaufdenBerlinBoom eineeinschneidendeökonomischeKrisedesPressemarktsfolgte.AufdiedurchdenZusammenbruchdes‚NeuenMarktes’ Anfang 2000 ausgelöste Wirtschaftskrise reagierte man mit Kürzungen und Entlassungen. Zwar zog 2001 noch die Redaktion der „Welt am Sonntag“ nach Berlin, aber bei den Verlagen hatte sich mit dem Abschwung die Erkenntnis durchgesetzt,dasssichdiehohenInvestitionennichtrechnenwürden.2002stellten„FrankfurterAllgemeineZeitung“und „SüddeutscheZeitung“ihreBerlinSeitenein. 59 ImJahr2008konstatiertenKramp/Weichert:„UmdenStatuseinerregionalen Hauptstadtzeitung,wieihnzuBonnerZeitender‚GeneralAnzeiger’innehatte,wirdnachwievorgestritten.“ 60 2.8 Der Verkauf des Berliner Verlags 2002kündigtedieVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckdenKaufdesBerlinerVerlagesmitseinemFlaggschiff„Berliner Zeitung“ an (vgl. Konzernportrait Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH). Zum Jahresende stoppte das BundeskartellamtjedochdiePlänemitderBegründung,dieÜbernahmeführezueinermarktbeherrschendenStellungauf dem Berliner Anzeigenmarkt. Holtzbrinck beantragte daraufhin eine Ministererlaubnis durch den amtierenden WirtschaftsministerWolfgangClement.Diesekamnichtzustande,weildieAxelSpringerAGzurgleichenZeitdamitdrohte, „Die Welt“ einzustellen, sollte dem HoltzbrinckAntrag stattgegeben werden. 2004 untersagte das Kartellamt den Kauf endgültig. Daraufhin wurde der Berliner Verlag 2005 an die Investoren Mecom (Großbritannien) und Veronis Suhler Stevenson(USA)veräußert.InderFolgezeitübernahmMecomdenVerlagvollständig,musstejedochEnde 2008 nach starken Verlusten sein Scheitern eingestehen und einem erneuten Verkauf an den Kölner Verleger Neven Du Mont („Express“,„KölnerStadtAnzeiger“)zustimmen. 2.9 Zusammenfassung DerBerlinerZeitungsmarktweiststrukturelleSchwächenauf,diehistorischaufgrundzweierDiktaturen,derVertreibungund ErmordungderjüdischenBevölkerungzwischen1933und1945undderTeilungentstandensind.Diepublizistisch und intellektuell prosperierende Zeitungslandschaft Berlins und ihre ökonomischen Strukturen wurden zunächst durch die Nationalsozialisten zerstört. Nach dem Krieg schlugen Versuche größtenteils fehl, an die Tradition der großen Berliner Blätter„BerlinerTageblatt“,„VossischeZeitung“und„DeutscheAllgemeineZeitung“anzuknüpfen.BerlinverlordenStatus alsHauptstadt,auchwegenseinergeopolitischenSonderlage,welchedieStadtvomZentrumDeutschlandsentfernteund zueinerExklavemachte.WeiterestrukturelleNachteilewurdenmitdemMauerbauzementiert,sozumBeispielbeiVertrieb undDruck.EinzigdieAxelSpringerAGengagiertesichauseherpolitischideologischendennausökonomischenGründen inBerlinundkannals„Erbe“dergroßenVerlagshäuserScherl,MosseundUllsteinbetrachtetwerden,dieeinstBerlinsRuf

58 Mützel, Sophie (2007): Von Bonn nach Berlin: Der gewachsene Hauptstadtjournalismus. In: Weichert, Stephan/ Zabel, Christian (2007) (Hg.): Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt. Köln: Halem, 55. 59 Vgl. Mützel, Sophie (2002): Making meaning of the move of the German capital: Networks, logics, and the emergence of capital city journalism. New York: Columbia University. 60 Kramp, Leif/ Weichert, Stephan (2008): Journalismus in der Berliner Republik – Wer prägt die politische Agenda in der Bundeshauptstadt? Wiesbaden: Netzwerk Recherche e.V., 36-37. 14 alsZeitungsstadtbegründeten.AuchhinsichtlichdesUmzugsvonSpringersdefizitärerTageszeitung„DieWelt“nachBerlin inden1990erJahrenstehtderKonzerngewissermaßeninderTraditionUllsteins.DieUllsteinBrüderhattendie„Vossische Zeitung“–imVolksmund„TanteVoss“–ebenfallsals Minusgeschäft zu Prestigezwecken betrieben. Die Kehrseite von SpringersBerlinEngagementwarallerdingseineüberproportionalepublizistischeMachtkonzentrationdesVerlagswährend derTeilunginWestberlin,dieabgeschwächtnochbisdatobesteht. AufderanderenSeitederMauerfußtedasTageszeitungssystemderDDRaufderunangefochtenenZentralstellungBerlins alsHauptstadtdersozialistischenRepublik.MitseinenhohenAuflagen,aberohnePressefreiheitbrachdiesesjedochmit derWendefastvollständigzusammen.DieBlätterwurdenvonwestdeutschenVerlagenübernommen.MitdemUmzugder Bundesregierung nach Berlin sah es für kurze Zeit nach einer Wiederbelebung des Mythos der großen Berliner Zeitungstraditionaus.VerschiedeneVersuche,eineüberregionaleBerlinerQualitätszeitungzuschaffen,schlugenjedoch fehl.MitderWirtschaftskriseab2000,diesichbeidenVerlagenalsAnzeigenundAuflagenkrisemanifestierte, war die kurze Aufbruchsstimmung auf dem Berliner Pressemarkt passé. Berlin weist zwar die in Deutschland mit Abstand vielfältigsteZeitungslandschaftaufundistseit2008SitzderRedaktionderauflagenstärkstenüberregionalen deutschen Zeitung („Bild“); zudem ermöglichten steuerliche Vorteile sowie Subventionen während der Teilung und nicht zuletzt die kulturelleAusstrahlungderStadtauchdasÜberlebenderNeugründung„dietageszeitung“.Dennoch:die publizistischen Schwergewichte der Republik erscheinen anderswo. Neben wirtschaftlichem Druck sind Zeitungen zudem zunehmend einemtechnologischenWandelausgesetzt.PeterdeMendelssohnformulierte1982mitBlickaufdieKonkurrenzdurchdas Fernsehenhellsichtig:„WasdieinrasantemTempovoranstürmendeelektronischeTechnikausderZeitungmachenkann, davonhabenwirheute,aufderSchwellezuetwasganzNeuem,zueinerZeitung,dienichtmehrgeschrieben,nichtmehr gesetzt,nichtmehrgedruckt,nichtmehramKioskverkauftodervonderBotenfrauindenBriefkastenschlitzgestecktwird, dienurnochinkürzesten,knappstenSätzenvoneinemBildschirmabzulesenist,bereitseinebestimmte Vorstellung.“ 61 AnschließendkommterzudemoptimistischenSchluss:„DerZeitung,wiewirsiekennenundschätzen,stehteineWandlung bevorwieniemalszuvorinihrerrund350jährigenGeschichte,undandieserWandlungwirddieZeitungsstadtBerlinihren Anteilhaben.“ 62

61 De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 596-597. 62 Ebd., 597. 15 Politische/gesellschaftliche Entwicklung auf dem deutschen Presse- und Medienmarkt Entwicklung des Berliner Pressemarktes Entwicklung in Berlin und Deutschland

17.Jahrhundert 15. September 1609 Erstausgabedererstenwöchentlichauf deutschemBodenerscheinendenZeitung„Aviso“inWolfenbüttel;8 SäkulareundprofaneZensurdes seitig Druckwesens

1650 Erstausgabeder„EinkommendenZeitungen“,derersten TageszeitungderWeltinLeipzig

Ende 17. Jhd. InDeutschlandbestandenrund70Zeitungen,die jeweilseinedurchschnittlicheAuflagevon350400Exemplaren besaßen

18. Jahrhundert 1721 Gründungsjahrder„VossischenZeitung“(amtl. Name:„KöniglichPrivilegirteBerlinischeZeitungvon StaatsundGelehrtenSachen“;Hrsg.Johann AndreasRüdiger

1751 JohannAndreasRüdigervererbtdieZeitungan seinenSchwiegersohnChristianFriedrichVoss(150 200Exemplare)

19. Jahrhundert 1861 Gründungder„NorddeutscheAllgemeine Zeitung“,ab1918umbenanntinDeutscheAllgemeine Zeitung.

1874 Reichpressegesetz:EinheitlicheGewährleistungder 1. Januar 1872 Gründung„BerlinerTageblatt“durch Pressefreiheit RudolfMosse.Entwicklungzurzeitweiligzweitgrößten TageszeitungderHauptstadt.

20. September 1898 Erstausgabeder„Berliner Morgenpost“;GründerundVerleger:LeopoldUllstein

20. Jahrhundert 22. April 1904 derUllsteinVerlagbringtdie„B.Z.am Mittag“heraus;erstedeutsche Straßenverkaufszeitung.Gehtausder Zusammenlegungvon„NeuesBerlinerTageblatt“und „BerlinerZeitung“hervor.

1914-1918 1.Weltkrieg 31. Juli 1914 VerhängungdesKriegszustandesindessenFolgedas 2. August 1914 derUllsteinVerlagkauftdie preußischeGesetzinKrafttritt;MeinungsundPressefreiheitwurde „VossischeZeitung“auf. aufgehoben

1919-1933 WeimarerRepublik 1922 und 1930 DieRepublikschutzgesetzegabenBehördendas Recht,Zeitungenzuverbieten,wenndiesedieStaatsform, StaatsfarbenoderRegierungsmitgliederdiffamierten.Zwischen1931 und1932wurdenalleininPreußen284Zeitungenverboten.

1933 HitlersMachtübernahme ErrichtungdesReichsministeriumsfürVolksaufklärungund 10. März 1933 Verbotdes„BerlinerTageblatt“für PropagandamitSitzinBerlin.(GleichschaltungderMedien,staatliche dreiTage,danachendgültigeGleichschaltungder ZensurundPressealsInstrumentderPropaganda) Zeitung.

28. März 1993 VerordnungsetztdasGrundrechtderPressefreiheit 31. März 1934 Einstellungder„VossischenZeitung“ außerKraft. nachdiversenSchikanenderPropagandabehörde.

4. Oktober 1933 SchriftleitergesetztrittinKraft

1939 -1945 2.Weltkrieg 31. Januar 1939 Einstellung„BerlinerTageblatt“

1945 Einstellung„DeutscheAllgemeineZeitung“

5. Juni 1945 Berlinwirdinvier PresseunterAlliierterKontrolle(Lizenzpresse:19451949) 21. Mai 1945 Erstausgabeder„BerlinerZeitung“inO Besatzungszonenaufgeteilt Berlin 31. Juli 1945 Erstausgabeder„FrankfurterRundschau“(Lizenzzeitung inderamerikanischenBesatzungszone) 27. September 1945 Erstausgabedes „Tagesspiegels“inBerlinundBrandenburg,unterUS amerikanischerLizenz 6. Oktober 1945 Erstausgabeder„SüddeutschenZeitung“(München)

2. April 1946 Erstausgabe„DieWelt“inHamburg(vonbritischen Alliierten)

1. Januar 1947 Verschmelzung 4. Januar 1947 ErsteAusgabedes„Spiegel“ derBritischenund AmerikanischenZonezurBizone

25. Juni 1948 BlockadeW 2. August 1948 ErsteAusgabedes„Stern“ 1948 „DerTagesspiegel“konntenurnochinWBerlin Berlins vertriebenwerden

1949 GründungderBRDundder 18. August 1949 :GründungderDeutschePresseAgentur(dpa). 15. Juni 1949 Erstausgabeder„B.Z.amAbend“inO DDR;OBerlinwirdHauptstadt ZusammenschlussderdreiNachrichtenagenturenderwestdeutschen Berlin,(einzigeKaufzeitungderDDR) derDDR Besatzungszonen–dieDeutscheNachrichtenagentur(dena),der DeutschePressedienst(dpd)unddieSüddeutscheNachrichtenagentur 23. Mai 1949 Verkündungdes (südena) GrundgesetzesderBRD(Artikel 5Pressefreiheit;Bundhatdas Rechtauf 1. September 1949 GründungdesGesamtverbandesDeutscher Presserahmengesetzgebung) ZeitungsverlegerfürdieWestZonenundWestBerlin.

7. Oktober 1949 Verkündungder 21. September 1949 GesetzNr.5derAlliiertenHohenKommission VerfassungderDDR gabPressefrei(EndederLizenzpresse) („Pressezensurfindetnichtstatt“ Art.9;aber:Kritikkonnteals BoykotthetzeArt.6ausgelegt werden) 01. November 1949 Erstausgabeder„FrankfurterAllgemeinen Zeitung“ 24. Juni 1952 ErsteAusgabeder„Bild“Zeitung

17. Juni 1953 Volksaufstandin 1953 derAxelSpringerVerlagerwirbt„DieWelt“vondenbritischen 1953 „BerlinerZeitung“und„B.Z.amAbend“wurden derDDR Alliierten demZentralkomiteederSozialistischenEinheitspartei (SED)unterstellt

19. November 1953 Die„B.Z.“erscheintwiedernach 2.Weltkrieg

1955 EndederLizenzierungspraxisinWestBerlin

17 20. November 1956 GründungdesDeutschenPresserates,eine freiwilligeInstanzderpublizistischenSelbstkontrolle

1959 derAxelSpringerVerlagkauftdie„Berliner Morgenpost“

1960 derAxelSpringerVerlagkauftdenUllsteinVerlag („B.Z.“wirdTeilderSpringerGruppe)

13. August 1961 Bauder BerlinerMauer

15. Juni 1965 DasBerlinerAbgeordnetenhaus beschließtdasBerlinerPressegesetz(WBerlin)

AxelSpringerhältweiteramBauseinerKonzern Zentralefest.InderKochstraße,direktanderGrenze beginntderBauundwird1966fertiggestellt.

1967 RegierungderBRDsetztGüntherKommissionein(Inhalt: FolgenabschätzungvonPressefusionen)

6. April 1968 Überarbeitungder VerfassungderDDR(Hinweisauf Zensurbestimmungengestrichen)

1. April 1975 GesetzübereinePressestatistik(StatistischeBundesamt erhebtjährlichPressestatistikmitInformationenüberwirtschaftliche Entwicklung,StrukturendesPressemarktes)inderBRD

20. Mai 1976 GesetzzurPressefusionskontrolleinderBRDerlassen

27. September 1978 Vorausgabeder„tageszeitung“ (taz);inWBerlinalsselbstverwaltetesZeitungsprojekt gegründet

4. November 1989 GrößteDemonstrationinOstBerlin fürPresseundMeinungsfreiheit

3. Oktober 1990 Deutsch VonNovember1989undMitteJanuar1990Entlassung deutscheWiedervereinigung; derChefredakteurealler17SEDZeitungen.Die Berlinwirdbundesdeutsche Redaktionenerklärtensichfürunabhängig. Hauptstadt 1. April 1990 wirtschaftlicheSelbstständigkeitder „BerlinerZeitung“,d.h.diePDSstellteihre Subventionszahlungenzum31.März1990ein.

1990 Umbenennungderostdeutschen„B.Z.amAbend“ in„BerlinerKurieramAbend“

20. Juni 1991 1991 GrunerundJahrundderVerlegerRobertMaxwell Hauptstadtbeschluss:Berlinwird übernehmenBerlinerVerlag(„BerlinerZeitung“;„B.Z. Regierungssitz amAbend“späterumbenanntin„BerlinerKurieram Abend“,danneingestellt;„BerlinerKurier“)

18 1991 „Der Tagesspiegel“und„Morgenpost“führeneine, bisdahininWBerlinfehlende,Montagsausgabeein,um mitderBerlinerZeitunggleichzuziehen

1992 die„tageszeitung“(taz)organisiertsich genossenschaftlich

Oktober 1992 GeorgvonHoltzbrinckVerlagerwirbt Mehrheitsanteileam„Tagesspiegel“

1992 „DieWelt“verlegtihrenSitzvonBonnnachBerlin

20. November 1996 AufhebungdesGesetzesübereinePressestatistik

1. September 1999 Regierung HoffenaufneueEpochederBerlinerZeitungslandschaft undParlamentnimmtArbeitin durchHauptstadtjournalimus: Berlinauf RenommierteJournalistenwerdenindieneue Hauptstadtgelockt.

MitRelaunchesundNeugründungen(„DieWelt“)von BerlinAusgabenwirdversucht,einenTeildesMarktes zubesetzten.

„DerTagesspiegel“willmitneuemStilundLayoutneue Lesergewinnen.Die„BerlinerZeitung“reagiertdarauf miteinemRelaunch.

Die„FrankfurterAllgemeine“leitetmitdemProjekteiner HauptstadtbeilageausBerlineineneuePhaseein.

Die„SüddeutscheZeitung“,„Tagesspiegel“,„Berliner Zeitung“,„DieWelt“undtazfolgtenmitBerlinerSeiten.

2001 wirtschaftlicheKrisedesPressemarktes.Anzeigenund 2002 DieFAZunddie„SüddeutscheZeitung“stellen AuflagenrückgängeführenzuEinsparmaßnahmen. BerlinSeitenein.

Die„BerlinerZeitung“scheintdenKonkurrenzkampfmit demTagesspiegelverlorenzuhaben.

2001 „WeltamSonntag“ziehtnachBerlin

2002 DerSpringerVerlagfusioniertdieRedaktionenvon der„Welt“undder„BerlinerMorgenpost “

Juni 2002 GeorgvonHoltzbrinckVerlagkauftden BerlinerVerlag

22. November 2002 dasBundeskartellamtstopptden VerkaufdesBerlinerVerlagesandenHoltzbrinckVerlag

14. Januar 2003 Holtzbrinckbeantragteine Ministererlaubnis,umtrotzdesVetosdie„Berliner Zeitung“übernehmenzukönnen

19 4. Februar 2004 Bundeskartellamtuntersagt endgültigdenKaufderBerlinerZeitungdurchden GeorgvonHoltzbrinckVerlag;Grund:Furchtvor marktbeherrschenderStellung

25. Oktober 2005 VerkaufdesBerlinerVerlagesan britische(Mecom)undUSamerikanische(Veronis SuhlerStevensen)Investoren

1. September 2006 2006 die„B.Z.“erscheintineigenerGesellschaftB.Z. Rahmengesetzgebungskompeten UllsteinGmbH zdesBundesimBereichdes PresseistimZugeder Föderalismusreformabgeschafft wurden

Juli 2007 dasHauptstadtbürodesSpiegelwird künftigvoneinerDoppelspitzegeführt:Georg MascoloundDirkKurbjuweit

2008 Umzugder„Bild“vonHamburgnachBerlin

Jahreswechsel 2008/2009 Verkaufsverhandlungen zwischenderVerlagsgruppeDuMontSchaubergund MecomumdenBerlinerVerlag.MitteJanuar2009 schließlichVerkaufdesBerlinerVerlagsfürca.170 Mio.EuroanDuMontSchauberg.

Tabelle 1: Chronologischer Überblick der historischen Pressemarktentwicklung Berlins (Eigene Darstellung) Quellen:Beck,Tilmann(1992):DieVeränderungenindenfrüherenDDRMedienimJahrderdeutschenWiedervereinigunganhanddesNeuenDeutschlandsundder BerlinerZeitungvomFallderBerlinerMauerbiszudenerstenLandtagswahleninderehemaligenDDR.UnveröffentlichteMagisterarbeitanderPhilosophischenFakultät derAlbertLudwigsUniversitätzuFreiburgimBreisgau;Held,Barbara/Simeon,Thomas(1994):DiezweiteStundeNull,BerlinerTageszeitungennachderWende(1989 1994).Berlin:Spiess.;NoelleNeumann,Elisabethetal.(Hg.)(1999):FischerLexikon.PublizistikundMassenkommunikation.FrankfurtamMain:S.Fischer;Meyn, Hermann(2001):MassenmedieninDeutschland.Konstanz:UvK;Wilke,Jürgen(1999):MediengeschichtederBundesrepublikDeutschland.Bonn:Bundeszentralefür politischeBildung.

20 3. AnalysederökonomischenStruktur

Der Berliner Pressemarkt gehört zu den dichtesten Medienregionen Deutschlands. Trotz Einschränkungen der wirtschaftlichen Prosperität und der Geltungsreichweite einzelner Zeitungstitel, welche die Darstellung der historischen EntwicklungdesBerlinerPressemarktesoffenbarte,istereinerderlebendigstenZeitungsmärkteEuropas:Hierarbeitendie meistenderbundesweit17.000festundfreitätigenZeitungsjournalisten,hierwerdenseitJahrendieheftigstenKämpfeum dieVorrangstellungimMedienwettbewerbausgetragen.DochauchneunJahrenachdemRegierungsumzugvonBonnnach BerlinvermochteeskeinederlokalenTageszeitungen,denRangeinerHauptstadtzeitungvonüberregionalerBedeutungzu erringen und damit einen ähnlichen Sonderstatus zu genießen wie vormalig der „Bonner GeneralAnzeiger“ in den JahrzehntenderBonnerRepublik. 3.1. Sektion Marktanalyse DerLeserschaftinderBundeshauptstadtwerdeninsgesamtzehnTageszeitungenundachtWochenzeitungenangeboten, dieallesamtihrenRedaktionssitzinBerlinhabenundsichmaßgeblichüberihreBerlinerLeserschaftdefinieren.InBerlin erscheinenfolgende‚publizistischeEinheiten’,d.h.TageszeitungenmitVollredaktionen:„B.Z.“,„BerlinerKurier“,„Berliner Zeitung“,„Bild“,„DerTagesspiegel“,„dietageszeitung“(taz),„JungeWelt“,„NeuesDeutschland“und„DieWelt“/„Berliner Morgenpost“. Außerdem erscheinen regelmäßig folgende Wochenzeitungen mit nennenswerter Auflage (ab 6.000 Exemplaren) in Berlin: „Bild am Sonntag“, „Welt am Sonntag“, „Freitag“, „Die Kirche – Evangelische Wochenzeitung“, „JüdischeAllgemeine“,„JungeFreiheit“,„EuropaEkspress“(russisch),„RusskajaGermanija“(russisch).

Abbildung 1: Marktanteile einzelner Pressetitel im Verkauf (montags bis freitags) im Berliner Verbreitungsgebiet (Quelle:IVWVerbreitungsanalyse2008,eigeneDarstellung) Die Marktstellung der in Berlin beheimateten Zeitungen ist weiterhin stark: Ihr Marktanteil beträgt über 90 Prozent, überregionaleTitelsindmitetwazehnProzentvertreten.Abb.1bieteteinedifferenzierteAufstellungderMarktanteileder wichtigstenPresseerzeugnissenachVerkaufszahleninBerlin,darunterauchüberregionaleZeitungenwiedie„Süddeutsche Zeitung“,„FrankfurterAllgemeineZeitung“unddie„FrankfurterRundschau“. DieachtgroßenStadtzeitungenBerlinsbeherrschendenBerlinerPressemarkt.Ausgenommenisthier„DieWelt“,dieein dezidiertüberregionalesProfilhatund90ProzentderMantelAuflageimrestlichenBundesgebietverbreitet.Aufdiehiesigen Kaufzeitungenentfallendabeietwa40ProzentderMarktanteile,aufklassischeAbonnementzeitungenetwa50Prozent.Das VorhabeneinigerauswärtigerZeitungshäuser,inBerlineinzweitesstarkesStandbeinzuentwickeln,schlugweitgehendfehl: DieEtablierungdersogenannten„BerlinerSeiten“der„SüddeutschenZeitung“,der„FrankfurterAllgemeinenZeitung“und der „Frankfurter Rundschau“ brachten nicht die erhofften Lesergewinne, weshalb die ambitionierten Lokalseiten nach wenigenJahrenwiedereingestelltwurden.Alleindie„taz“,„BildBerlinBrandenburg“,„NeuesDeutschland“und„DieWelt“ unterhaltenunterdenüberregionalenTageszeitungennachwievoreineBerlinerLokalredaktion. DerZehnJahresTrend(Abb.2)zeichneteindifferenzierteresBildundlässterkennen,dassdieBerlinerZeitungshäuserseit einigerZeitvonAuflagenstagnationundsogarvonteilsbesorgniserregendenAuflagenrückgängenbetroffensind.

Abbildung 2: Verkaufte Auflage Berliner Tageszeitungen (montags bis freitags) von 1998 bis 2008 63 (Quelle: IVW Auflagenstatistik2008,eigeneDarstellung) .

VorallemdiedominantenKaufzeitungen„B.Z.“,„BerlinerMorgenpost“,„BerlinerKurier“sowiedie„BerlinerZeitung“mussten seit1998hoheEinbußenverkraften.DieverkaufteAuflagevonTitelnmiteinertraditionellengumgrenztenLeserschaftwie „taz“und„NeuesDeutschland“ 64 bliebdagegenauflangeSichtkonstant. ÜberregionaleZeitungenlegtenimBerlinerVerbreitungsgebietwährenddesselbenZeitraumesdeutlichzuundmarkieren einengegenläufigenTrend(Abb.3).

63 Die Werte für das Geschäftsjahr 2008 basieren auf dem Mittelwert der ersten drei Geschäftsquartale. 64 Für das „Neue Deutschland“ liegen Auflagenzahlen erst ab dem 2. Quartal 1999 vor. Der erste Durchschnittswert für das Jahr 1999 wurde ohne den Auflagenwert des ersten Quartals ermittelt. 22 Abbildung 3: Verkaufte Auflage überregionaler Zeitungen (montags bis freitags) im Berliner Verbreitungsraum im jeweils 1. Quartal 1998-2008 65 (Quelle:IVWVerbreitungsanalysen19982008,eigeneDarstellung).

VorallemdieüberregionalenQualitätszeitungen„Süddeutsche Zeitung“und„FrankfurterAllgemeineZeitung“ konnten in BerlinrespektableZuwächseverzeichnen.DiesesindindesnichtaufeineFokussierungderBerichterstattungausundüber Berlin zurückzuführen, da die eigens gegründeten LokalRubriken schon 2002 geschlossen wurden, sondern auf ein steigendesLeserinteresseandenbetreffendenZeitungsmarken.Selbstdas„Handelsblatt“bautseineMarktpositioninBerlin langsam,aberstetigaus,alleindieverkaufteAuflageder„FrankfurterRundschau“stagniert. DieNegativtendenzeninderGesamtentwicklungderBerlinerZeitungensindinsofernalarmierend,alsdassder Berliner AbsatzmarktfürdiedorterscheinendenPrintmedienexistentielleBedeutunghat.Abb.4zeigtdieaktuelle Verteilungder VerkaufszahlennachRegion:InnerhalbderStadtgrenzenBerlinswirdtitelübergreifenddasGrosdergedruckten Auflage verkauft.EinzigeAusnahmeist„BildBerlinBrandenburg“,diejedochauchdasbenachbarteBrandenburgalsbedeutendes Vertriebsgebietmiteinbezieht.

65 Die verkaufte Auflage der „Welt“ in Berlin (Mo-Fr) wurde von der IVW erst seit dem 1. Quartal 2006 erfasst. 23

Abbildung 4: Verkaufte tägliche Auflage Berliner Tageszeitungen (montags bis freitags) anteilig innerhalb und außerhalb des Berliner Verbreitungsgebietes (Quelle:IVWVerbreitungsanalyse2008,eigeneDarstellung).

DieWochenendausgabenderBerlinerTageszeitungen(einschließlich„BildamSonntag“und„WeltamSonntag“) haben zwargenerellhöhereAuflagenwertezuverzeichnen,weisenabereinähnlichgewichtetesVerbreitungsverhältnisauf.Unter den übrigen Berliner Wochenzeitungen ist der russische Titel „Europa Ekspress“ mit 77.536 verkauften Exemplaren SpitzenreiterinderRanglistederVerbreitungsanalyse(IVWQuartal1/2008).EsfolgtdieebenfallsrussischeWochenzeitung „RusskajaGermanija“(41.209),diekonservative„JungeFreiheit“(14.963),dieOstWestWochenzeitung„Freitag“(12.382), dieevangelischeWochenzeitung„DieKirche“(8.612)sowiedie„JüdischeAllgemeineWochenzeitung“(6.875). Die Presseaktivitäten in Berlin sind größtenteils unter fünf Medienunternehmen aufgeteilt. Die Axel Springer AG ist der größteKonzernaufdemBerlinerMedienmarkt,dahinterdieVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinck.Tab.1weistdieaktuellen UmsatzzahlendergroßenBerlinerPressehäuserimGeschäftsjahr2007sowieihreBesitzverhältnisseaus:

24 Presseunternehmen auf dem Berliner Umsatz im Geschäftsjahr 2007 in Aktuelle Besitzverhältnisse Zeitungsmarkt Mio. Euro

AxelSpringerAG 2.578 Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. (50%), Streubesitz (25.6%), Axel Springer AG (Eigenbesitz) (9.6%), Hellman&FriedmanLL.C.(9.4%),FriedeSpringer(5%)

VerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckGmbH 2.489 MonikaSchöller(50%),

Dr.StefanvonHoltzbrinck(50%)

BVDeutscheZeitungsholdingGmbH 31,3 MecomGroup(100%)

(1.Halbjahr) 66 dietageszeitung(taz) 22,175 tazGenossenschaft(100%)

NeuesDeutschland 11,271 Die Linke.PDS (50%), Föderative Verlags, Consulting und HandelsGmbH(50%)

Tabelle 2: Jahresumsätze und aktuelle Besitzverhältnisse der führenden Presseunternehmen auf dem Berliner Zeitungsmarkt (Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik,eigeneDarstellung)

DiemarktbeherrschendeStellungderAxelSpringerAGsowiederHoltzbrinckVerlagsgruppehabendemWettbewerbauf demBerlinerPressemarktnichtgeschadet.AuchinternationaleMedienkonzerne,wiedasanderAxelSpringerAGbeteiligte UnternehmenHellmann&Friedmann(u.a.GettyImages)oderdiebritischeMecomGroupschätzendieMarktpotenzialeals enorm ein und sehen Renditemöglichkeiten von bis zu 20 Prozent. 67 Mecom verkauft europaweit über 18 Millionen Zeitungen täglich. Gleichsam offenbaren die Aktivitäten ausländischer Finanzinvestoren die Risiken eines solchen Engagements 68 :KritikerwarnenvoreinemAusverkaufdesQualitätsjournalismusundsehendas Endevon hochwertiger Berichterstattungbereitsgekommen.MeldungenimHerbst/Winter2008überneueEntlassungswellen–v.a.bei„Berliner Zeitung“und„Netzeitung“–verstärktensolcherleiBedenken. 69 Zurzeit sind in Berlin mehrere tausend Journalisten tätig. Eine gesicherte Gesamtzahl der Berichterstatter aus allen Themenbereichenkannnichtseriösermitteltwerden.ZwarwurdeninderVergangenheitGesamtwertepubliziert 70 ,dievon etwa8.000bis10.000JournalisteninBerlinausgingen,ohnejedochdieseZahlenzubelegen.Stattdessenkannvoneiner deutlichhöherenDunkelzifferausgegangenwerden,dainBerlineineVielzahlvonfreienJournalistenarbeitet,diedenBeruf häufig nur als Nebentätigkeit ausübt. Demgegenüber weisen Journalistenorganisationen und ähnliche Institutionen AkkreditierungenvonJournalistenaus 71 ,dieeinenAnhaltspunktdafürbieten,woundwievieleJournalisteninBerlinaktiv sind.Dabeisolltejedochallenfallsvoneiner„Mindestzahl“gesprochenwerden,diebei8.000Journalistenliegt,aberkeinen AnspruchaufVollständigkeitbeanspruchenkann.

66 Die BV Deutsche Zeitungsholding GmbH stellte keine Umsatzzahlen für das Gesamtgeschäftsjahr 2007 zur Verfügung. 67 Vgl. Serrao, Marc Felix/Busse, Caspar (2008): Kette ohne Perlen. David Montgomery in Nöten: Krisengespräche in Berlin, Strategiewechsel in London. In: Süddeutsche Zeitung vom 03.03.2008, 15. 68 Vgl. zur aktuellen Situation des Engagements von Finanzinvestoren in Deutschland und im internationalen Vergleich: Schulz, Wolfgang/Kaserer, Christoph/Trappel, Josef (Hg.) (2008): Finanzinvestoren im Medienbereich. Gutachten im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. Hamburg: Hans-Bredow-Institut; Zabel, Christian/Lingemann, Jan (2008): Journalisten als Renditeobjekte. Die Medienbranche im Fokus von Finanzinvestoren. In: Neue Zürcher Zeitung vom 23.05.2008, 63. 69 Vgl. o.V. (2008): Jeder dritte Redaktionsjob soll weg. In: Spiegel Online vom 23.06.2008. Internetressource: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,561548,00.html, überprüft am 31.12.2008; Pohlmann, Sonja (2008): Weiter Unruhe beim Berliner Verlag. In: Der Tagesspiegel vom 18.12.2008. Internetressource: http://www.tagesspiegel.de/medien- news/Berliner-Zeitung-Berliner-Verlag-Netzeitung-Depenbrock-Montgomery;art15532,2687313, überprüft am 31.12.2008. 70 Z.B. Gäbler, Bernd (2007): Newsbranche Berlin-Brandenburg II. Online. Informationen zum Medienstandort Berlin- Brandenburg. Berlin: Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. 71 Hier sind die Berufsverbände DJV und dju/ver.di zu nennen, die Parallelmitgliedschaften satzungsgemäß ausschließen, sowie die Akkreditiertenzahlen der Bundespressekonferenz, der Berliner Pressekonferenz, des Bundespresseamtes und des Vereins der Auslandspresse, obwohl bei letzteren durch den engen Fokus auf die Politikberichterstattung Doppelakkreditierungen nicht ausgeschlossen werden können. 25 Zahl der organisierten Journalisten in Berlin in 2008

DJVBerlin 2.137

VereinBerlinerJournalisten 1.352

DJUBerlinBrandenburg 4.400

Bundespressekonferenz 925

BerlinerPressekonferenz 150

Bundespresseamt 2.128(JahresAkkreditierung)

VereinderAuslandskorrespondenten 370 Tabelle 3: Anzahl organisierter Journalisten in Berlin im Jahre 2008 (Quelle: Institut für Medien und Kommunikationspolitik,eigeneDarstellung)

Abbildung 5: Anzahl der festangestellten Journalisten in Berlin nach Medienunternehmen in 2008 (Quelle:Institutfür MedienundKommunikationspolitik,eigeneDarstellung)

Abb. 5 unterstreicht den personellen Überhang der Axel Springer AG. Insgesamt waren im Juni 2008 in den Berliner RedaktionenallerSpringerPressetiteletwa855festangestellteJournalistenbeschäftigt(„BildBerlinBrandenburg“,„Bildam Sonntag“, „Die Welt/ Welt Kompakt“, „Welt am Sonntag“, „B.Z.“, „B.Z. am Sonntag“, „Berliner Morgenpost“, „Berliner Woche“) 72 . Die Zahl der Redakteure bei der „Berliner Zeitung“ soll nach Ankündigungen der Verlagsleitung auf 90 Angestelltereduziertwerden,waseinemPersonalabbauvonca.30Prozentgleichkommt.UnterdenPunkt„Sonstige“fallen kleinere Berliner Redaktionen wie die des „Freitag“, der „Jüdischen Allgemeinen“ und „Europa Ekspress“. Zwei weitere BerlinerPublikationen–„RusskajaGermanija“und„JungleWorld“–beschäftigenkeinefestenJournalisten.DieZahlder

72 Da die Axel Springer AG keine Beschäftigtenzahlen für einzelne Verlagsobjekte veröffentlicht und in der genannten Gesamtzahl von 855 Redakteuren auch die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter von Axel Springer Digital TV enthalten ist, wird die Nennung hier leicht eingeschränkt. 26 freienJournalistendaslässtsichbereitsausdenMitgliedergewichtungenderVerbändeschließenliegtwesentlichhöher alsdiederFestangestellten. Die publizistischen Aktivitäten der Medienunternehmen auf dem Berliner Pressemarkt beschränken sich nicht auf das Segment der Zeitungsbranche, sondern breiten sich zunehmend auch auf das Feld der neuen Medien aus. Sämtliche großenBerlinerZeitungshäusersindbereitsseiteinigenJahrencrossmedialvernetzt.Tab.3zeigtdieBeteiligungender einzelnen Unternehmen in den unterschiedlichen Mediensegmenten und weist bereits in Ansätzen auf die wachsende BedeutungdesInternetGeschäftsfürdendeutschenPressesektorhin.In2007erwarbdieVerlagsgruppeHoltzbrinckunter anderem das SocialNetworkPortal „StudiVZ“ und startete das OnlineMagazin „zoomer.de“, das seine Nutzer zur Teilnahme anregt. Die BV Deutsche Zeitungsholding stieg ebenfalls 2007 mit dem Kauf der „Netzeitung“Gruppe ins InternetGeschäft ein. Die Axel Springer AG dagegen konzentriert sich auf die Entwicklung und den Ausbau von publizistischenInternetKonzeptenimeigenenHause.

Unternehmen Beteiligungen

AxelSpringerAG BerlinerMorgenpost(100%anUllsteinGmbH) B.Z.(B.Z.UllsteinGmbH) B.Z.amSonntag SpandauerVolksblatt(BerlinerWochenblattVerlagGmbH) BerlinerWoche(BerlinerWochenblattVerlagGmbH) TVBerlin(27%) RadioEnergy(indirekt)

VerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckGmbH DerTagesspiegel(99%Beteiligung,VerlagDerTagesspiegelGmbH) ZittyBerlin [030] StudiVZLtd. ToptarifInternetGmbH

BVDeutscheZeitungsholdingGmbH BerlinerZeitung(BerlinerVerlagGmbH) BerlinerKurier(BerlinerVerlagGmbH) BerlinerAbendblatt BerlinerRathausnachrichten tipBerlin(TIPVerlagGmbH&Co.KG) Netzeitung(NetzeitungGruppe) Golem.de(NetzeitungGruppe) Autogazette.de(NZAutoportalGmbH/NetzzeitungGruppe) BerlinOnlineStadtportalGmbH&Co(45%)

Tabelle 4: Beteiligungsverhältnisse der Berliner Zeitungsunternehmen in 2008 (Quelle: Institut für Medien und Kommunikationspolitik,eigeneDarstellung)

Nachfolgend werden die Geschäftsaktivitäten der drei maßgeblichen Medienkonzerne auf dem Berliner Pressemarkt detailliert erörtert. Dabei wird auf das historisch gewachsene Profil der Unternehmen ebenso eingegangen wie auf die spezifischenBesonderheitendesManagements,desjeweiligenEngagementsinunterschiedlichenGeschäftsfeldernsowie aufVerlagsaktivitäteninBerlin,inDeutschlandunddemRestderWelt.Zusammenfassendwerdenaußerdemdieaktuellen EntwicklungenundGeschäftsverhältnisseingrafischenOrganigrammenaufgeführt,umeinebeispielhafteGrundlagefürdie Bewertung der derzeitigen Situation des Berliner Pressemarktes im Kontext medienübergreifender wirtschaftlicher Entwicklungenzuerstellen.

27 3.2. Axel Springer Verlag Als größter deutscher Zeitungsverlag und drittgrößter Medienkonzern Deutschlands ist die Axel Springer AG eine der mächtigsten und zugleich traditionsreichsten Verlage Deutschlands. Mit insgesamt 10.348 Mitarbeitern (davon 855 redaktionellenMitarbeiterninBerlin)verzeichnetederKonzernimGeschäftsjahr2007einenUmsatzvon2,578Mrd.Euro beieinemVerlustvon288Mio.Euro. Geschäftsführung/Vorstand (Schlüsselpositionen):

- Dr.MathiasDöpfner,Vorstandsvorsitzender,Vorstand„Welt“Gruppe/Regionalzeitungen,VorstandInternationales - RudolfKnepper,stellv.VorstandsvorsitzenderVorstandTechnikundLogistik - SteffenNaumann,VorstandFinanzenundDienstleistungen - Dr.AndreasWiele,Vorstand„Bild“GruppeundZeitschriften Aufsichtsrat:

- Dr.GiuseppeVita,Berlin,Vorsitzender - Dr.h.c.FriedeSpringer,Berlin,Stellv.Vorsitzende - Dr.GerhardCromme,VorsitzenderdesAufsichtsratsderThyssenKruppAGundSiemensAG,Düsseldorf - MichaelLewis,Geschäftsführer(CEO)derOceanaRetailHoldingsLimited,London - KlausKrone,Kaufmann,Berlin - Prof.WolfLepenies,Hochschullehrer,Berlin - Dr.MichaelOtto,VorstandsvorsitzenderOttoGmbH&Co.,Hamburg - BrianM.Powers,Geschäftsführer(CEO)InvestmentgruppeHellman&FriedmanLLC,SanFrancisco - OliverHeine,Rechtsanwalt,Hamburg Gesellschafter:

- AxelSpringerGesellschaftfürPublizistikGmbH&Co.(AxelSvenSpringer,ArianeSpringer,FriedeSpringer50% +10Aktien)

- AxelSpringerAG(9,8%) - Hellman&Friedman(9,4%) - FriedeSpringer(5%) - RestStreubesitz(25,8%) Tab. 5: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. €)

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Umsatz Gesamt 2.902 2.864 2.777 2.320 2.402 2.392 2.367 2.578

Gewinn (Verlust) 98 (198) 61 111,6 147,5 231 291 (288) nachSteuern

Aktienkurs 104,0 58,00 49,20 70,00 86,00 108 136 98

(in€Jahresende)

Dividende 1,43 0,65 1,20 1,20 3,5 1,7 4 (proAktiein€)

Beschäftigte 13.590 14.069 13.203 10.949 10.700 10.166 9.733 10.348

(Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik,eigeneDarstellung) 28 Tab. 6: Umsatz/Jahr nach Sparten (Beträge in Mio. €)

Jahr Zeitungen 1 Zeitschriften 2 Lohndruck

2006 1.092,5 498,2 85,9

2007 1.073,7 483,0 79,4

1)inklusivebild.tonline.de,immonet.de,stepstone.de 2)inklusiveidealo.de (Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik,eigeneDarstellung)

3.2.1. Geschichte und Profil Ursprünglich beabsichtigte Axel Springer gemeinsam mit seinem Kollegen John Jahr (dem späteren Gründer von Gruner+Jahr),demSchauspielerGustavKnuthunddemBoxWeltmeisterMaxSchmelingeinenZeitungsbzw.Buchverlag zu etablieren. Jedoch verhinderte die vermeintliche Nähe von Schmeling zum ehemaligen NSRegime die Lizenzierung durch die Alliierten. 73 Stattdessen gründete Springer mit seinem Vater Hinrich im Jahre 1946 in einem ehemaligen Flakbunker in Hamburg die Axel Springer Verlag GmbH.Dem beruflichenWerdegangvonAxelSpringerkames dabei zugute, dass sein Vater bereits 1909 den Hammerich & Lesser Verlag gekauft hatte. Die rund 200.000 Reichsmark Startkapital für die Gründung des Verlags stammten zum großen Teil aus der Entschädigung für die Einstellung der „AltonaerNachrichten“,dieHinrichSpringerbiszurAusgliederungindas„ReichsamtfürdiePresse“imJahr1941inseinem Verlagherausgegebenhatte. DerentscheidendeVorteilAxelSpringerswarseineideologischeDistanzzudenNationalsozialistenzuZeitendesDritten Reiches.TrotzseinerkurzzeitigenAktivitätimnationalsozialistischenKraftfahrkorpsundseinerScheidungimJahre1938 von seiner „halbjüdischen“ Frau hielt er ansonsten deutlichen Abstand zu anderen Parteiorganisationen und der Nazi Ideologie und veröffentlichte zu keiner Zeit redaktionelle Beiträge mit faschistischem oder antisemitischem Unterton. StattdessensuchteerdieNähezuderUSamerikanischinspiriertenSwingJugendundverstandsichspäterexzellentmit denbritischenPresseoffizieren,diesichvonseinenPublikationeneinedemokratischeUmerziehungderMassenerhofften. ImApril1946erschienzumerstenMaldaspolitischenMonatsmagazin„NordwestdeutscheHefte“.Interessantandieser Publikation war, dass sie neben einer kritischen Auseinandersetzung der noch jungen NaziVergangenheit auch „die wohlwollendeErörterungdesSozialismusalsStaatsform“ 74 zumThemamachte.DasandereProjekt,dasetwazeitgleich erschien, sollte im Gegensatz dazu nur reinen Unterhaltungszwecken dienen. Schon Anfang der vierziger Jahre hatte SpringerPlänefüreineRadioProgrammzeitschriftgeschmiedet,die1946miteinerAuflagevon250.000Stückunterdem Namen„Hörzu“alszweitesPrintmediumdesVerlagserschien. SpringersTraumvoneinerunabhängigenTageszeitungbewahrheitetesichauslizenzrechtlichenGründenerst1948.Das „HamburgerAbendblatt“wurdeschnellzurgrößtenRegionalzeitungDeutschlands,weilAxelSpringerwiekaumeinanderer einGespürfürdiepolitischeKulturderfünfzigerJahreattestiertwurde,diedurcheinenRückzugderBevölkerunginsPrivate gekennzeichnet war. 75 Dementsprechend ideologiefrei gestaltete sich die Zeitung und war mit ihrer, USamerikanischen Vorbildern entlehnten ,menschelnden‘ Berichterstattung ein Gegengewicht zum sachlichen und politisierten Stil anderer Tageszeitungen. DieerstebundesweiterscheinendeZeitungausdemHauseSpringerfolgte1952mitder„Bild“.Imwahrsten Sinnedes WortesbestanddieZeitunginihrerAnfangsphasetatsächlichfastnurausFotografien,dieallenfallsmitBildunterschriften unterlegtwaren.ZwarwarenErscheinungsbildundLayoutdembritischen„DailyMirror“entlehnt,aufdiefürdieYellowPress typischereißerische,Sexandcrime‘BericherstattungverzichtetedieRedaktionzunächstabernoch.Währendderzweite Chefredakteur,RudolfMichael,sichnochdafürrühmte,überkeinerleipersönlicheWeltanschauungzuverfügen,veränderte

73 Bahnsen, Uwe (2005): Die Stadt, die auferstand. Hamburgs Wiederaufbau 1948-1960. Hamburg: Convent. 74 Kruip, Gudrun (1999): Das Welt-Bild des Axel Springer Verlags. Journalismus zwischen westlichen Werten und deutschen Denktraditionen. München: Oldenbourg, 80. 75 Vgl. Diehl, Elke/Faulenbach, Jürgen: Deutschland in den 50er Jahren. Informationen zur politischen Bildung Nr. 256. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.. 29 sichdieRichtungvon„Bild“gegenEndederFünfzigerJahreerheblich.WarenesvorherzumgrößtenTeil unpolitische HumanInterestThemen,diedasBlattbestimmten,vertratdieZeitungaufausgesprochenemWunschvonAxelSpringernun eindezidiertantikommunistischesWeltbild.Gerüchte,dassderSpringerVerlagzudiesemspäterenZeitpunktundspäteren Anlässen finanzielle Zuwendungen von Seiten des USGeheimdienstes CIA erhielt, die diese inhaltliche Ausrichtung forcierten,konntenniebewiesenwerden. 76 „Bild“startetemiteinerAuflagevon455.000Exemplaren.GegenEnde1952 drohteihrbereitsdasAus,nachdemdieAuflageauf200.000Exemplaregefallenwar.ChefredakteurMichaelveranlasste jedocheinigeNeuerungen,daruntermehrTextanteilunddieEinführunggroßflächigerSchlagzeilen,sodassdieAuflagebis Ende1958aufdreiMillionenExemplareproTaganstieg. DieAkquiseder„Welt“stelltedenSchlusspunktderAufbauphasedesSpringerKonzernsdar.DasUnternehmenverfügte nunmitseinemPortfolio,zudemnebender„Bild“,„Hörzu“,„Abendblatt“und„Welt“auch„DasNeueBlatt“gehörte,über einenKatalogvonZeitungenundZeitschriften,dersämtlicheGesellschaftsschichtenansprach.DiehoheAuflageder„Bild“ vergewisserteSpringerinseinerEinschätzung,erheblichenpolitischenEinflussüberalleseinePublikationenausübenzu können.ExemplarischhierfüristeinRundbriefausdemJahr1958,denerandievierChefredakteurevon„Welt“,„Weltam Sonntag“,„Bild“und„HamburgerAbendblatt“schickte.ImHinblickaufdenschwelendenOstWestKonfliktforderteer:„Bis zurWiedervereinigungsolltejedenTag(ohneAusnahme)aufdererstenSeiteunsererBlätterzumindesteineMeldungüber VorgängeinderOstzonestehen[…]DawirzurZeitineinempolitischenKampf[…]stehen,können,schöneObjektivitäten‘ nurunterdenTischfallen“ 77 .SpringerselbstverstandsichbereitsEndederFünfzigerJahrealseinwichtigerpolitischer AkteurderBundesrepublik.DavonzeugtauchseineReisenachMoskauimJahr1958,aufdererNikitaChruschtschowim persönlichen Gespräch von einer schrittweisen Wiedervereinigung überzeugen wollte. Sein Vorhaben misslang, und SpringersahsichinderÖffentlichkeitHohnundSpottausgesetzt,insbesondereausdenReihenderCDU. NeuerChefredakteurder„Welt“nachderSpringerÜbernahmewurdeHansZehrer,einKonservativer,derbereits1920am KappPutschbeteiligtwarundindenfolgendenJahrenzumengstenVertrautenundMentorvonAxelSpringerwurde.Die PersonHansZehreristdeshalbvonInteresse,weilerab1929alsHerausgeberderrechtskonservativenZeitschrift„Die Tat“einenTeildazubeitrug,„dieinstabileDemokratievonWeimarvonrechtsherzuuntergraben“ 78 .Zehrerwaresauch,der Springerdazudrängte,sichin Berlinals Verleger zuengagieren.Dortaber warder UllsteinVerlag,der die „B.Z.“, die „BerlinerMorgenpost“unddie„RadioRevue“sowiezahlreicheBücherherausgab,derunumstritteneMarktführer.Anstattmit dem Verlag zu konkurrieren, kaufte sich Springer sukzessive bei Ullstein ein. Bereits 1959 verfügte Springer über die MehrheitderAktienanteile.Die„Morgenpost“undvorallemdie„B.Z.“warensokeinelästigeKonkurrenzmehr,sondern mittelbarTeildesSpringerUnternehmensgeworden. Ullstein war zwar mit rund zwanzig Millionen Mark hochverschuldet,dochdie SpringerVertrautenChristian Kracht und Peter Tamm sanierten den Verlag, wandelten ihn in eine GmbH um und machten ihn in nureinem Jahr schuldenfrei. „Springstein“,dasProduktausSpringerundUllsteinkontrolliertefortandenBerlinerPressemarktundAxelSpringerwares inwenigeralsfünfzehnJahrengelungen,auseinemkleinenHamburgerVerlagdasgrößteZeitungsunternehmenEuropas mit starkem Auftritt in der Bundeshauptstadt aufzubauen. „Was andere […] im Lauf von zwei oder drei Generationen aufbauten,schuferinwenigeralszwanzigJahren“ 79 . DochSpringersAktivitäteninBerlinhatteneinenweiterenHintergrund,derjenseitsvonwirtschaftlichenInteressenlag.1959 wurde der Grundstein für das AxelSpringerHaus an der Ecke Koch/Zimmerstraße gelegt, zwei Tage bevor Chruschtschows Ultimatum für den Rückzug der Alliierten aus Westberlin auslief. 1966 wurde dieser „Leuchtturm des Kapitalismus“,derauchübereineeigeneDruckereiverfügte,offizielleröffnetundistaufgrundseinerunmittelbarenNähezur OstBerliner Grenze bis zur Wiedervereinigung auch immer als ein Statement gegen den Totalitarismus sowjetischer Prägungverstandenworden.

76 Vgl. Kruip, Gudrun (1999): Das Welt-Bild des Axel Springer Verlags. Journalismus zwischen westlichen Werten und deutschen Denktraditionen. München: Oldenbourg, 88ff. 77 Zitiert nach: Jacobi, Claus (2005): Der Verleger Axel Springer: Eine Biografie aus der Nähe. München: Herbig, 177. 78 Kruip, Gudrun (1999): Das Welt-Bild des Axel Springer Verlags. Journalismus zwischen westlichen Werten und deutschen Denktraditionen. München: Oldenbourg, 100. 79 De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 554. 30 AnfangdersechzigerJahreentwickelteAxelSpringerzunehmendAmbitionen,indasprivateFernsehgeschäfteinzusteigen. Nachdem das Bundesverfassungsgericht in seinem ersten „Fernsehurteil“ jedoch, auch mit Verweis auf die knappen Frequenzkapazitäten, die Einführung des kommerziellen Fernsehens zunächst verhinderte, startete eine beispiellose Kampagne gegen die ökonomischen und politischen Defizite des öffentlichrechtlichen Fernsehmonopols, die in der so genannten„MünchnerRede“vom27.Juni1961ihrenAnfangnahm.InseinerRedewarfAxelSpringer,derspäterauchdie PositiondesVorsitzendendesBundesDeutscherZeitungsverleger(BDZV)innehatte,ARDundZDFvor,nichtenergisch genugfürdieWiedervereinigungeinzutretenunddasWettbewerbsprinzipdesfreienMarktesaußerKraftzusetzen 80 .Ab 1962versuchteSpringerdanndieMehrheitderBevölkerungaufseineSeitezuziehen,indemerdieBerichterstattungder SpringerpublikationenaufebenjenesThemalenkte.InsbesonderePeterBoenischinseinerPositionalsChefredakteurder „Bild“ und Chefjustiziar Hermann Arning taten sich hier hervor: Die „Bild“ veröffentlichte selektiv zahlreiche vermeintlich programmkritischeLeserzuschriftenundkommentiertediesescheinbarüberparteilich,kreierteSchlagzeilenwie„Fernseh Diktaturgegenalle“ 81 undmeinte,einen„Volkszorn“überdenöffentlichrechtlichenRundfunkinderdeutschenBevölkerung geortetzuhaben. 82 Die Größe des SpringerKonzerns kombiniert mit seiner politischen Agenda wurden gegen Ende der sechziger Jahre zunehmendkritischbeäugt.FastvierzigProzentallerZeitungenundzwanzigProzentallerZeitschriften,dieinDeutschland zu dieser Zeit erschienen, waren SpringerPublikationen, wie der „GüntherBericht“ dokumentierte, eine von der BundesregierunginAuftraggegebeneStudiezudenFolgenderVerlagskonzentration.Eine solchemarktbeherrschende StellungveranlassteetwadenHistorikerGoloMannzufolgenderAnalyse:„DieMachtballungdesSpringerKonzernsistzu einem zentralen Problem der Republik geworden“ 83 .InBerlin,womitder„B.Z.“,der BerlinAusgabe der „Bild“ und der „Morgenpost“gleichdreiSpringerZeitungenerschienen,wardieseVerlagskonzentrationamintensivstenzuspüren.Axel SpringerselbstgabzudieserZeitineinerRedevordemÜberseeClubzu,dassderAnteilanSpringerZeitungeninBerlin beietwa50Prozentliege. 84 Spätestens ab 1966 entwickelte sich ein von Spannungen geprägtes Verhältnis zwischen den zunehmend politisierten Studenten und Springer, das durch gegenseitige Ablehnung gekennzeichnet war. Als Reaktion auf die erste große Kundgebung gegen den VietnamKrieg forderte „Bild“, dass „ähnlichen Demonstrationen die gebührende Antwort erteilt wird“. 1968, dem Schlüsseljahr der Studentenproteste, folgten agitatorische Schlagzeilen wie „Unruhestifter unter den Studentenausmerzen“,„KeinGeldfürlangbehaarteAffen“oder„Dahilftnurnocheins:Härte“,diedieKontroversezwischen Studentenschaft, dem SpringerKonzern und den Ordnungskräften erhöhten. Die mobilisierten Studenten reagierten zunächst nur mit plakativen Sprechchören wie „Enteignet Springer!“, „SpringerPresse, halt die Fresse“ oder „Haut dem SpringeraufdieFinger“ 85 . 1967jedoch,alsderStudentBennoOhnesorgbeieinerProtestkundgebunggegendenBesuchdespersischenSchahsvon einerverirrtenPolizeikugelerschossenwurde,eskaliertederKonfliktzwischenSpringerundStudentenschaft.DenBlättern desKonzernswurdeeineMitschuldamTodOhnesorgsgegeben,ebensowieandemAttentataufRudiDutschkeeinJahr später. Dutschkes Attentäter war bekennender „Bild“Leser und hatte die Forderungen der BoulevardZeitung, den „Rädelsführer“derAPOzu„ergreifen“,zuernstgenommen.NachBekanntwerdendesAttentatsfolgtenschwereKrawalle gegendasSpringerHausinBerlin.Auslieferungsfahrzeugewurdenzerstört,sodassderVertreibder„Bild“zeitweisemassiv eingeschränkt war. Aufgrund der rechtskonservativen Berichterstattung wurde der Springerkonzern auch Angriffsziel der Roten Armee Fraktion (RAF). Auf Initiative von Ulrike Meinhof explodierten 1972 zwei Bomben im Hamburger Verlagsgebäude,dieinsgesamt17Menschenschwerverletzten.

80 Kain, Florian (2003): Das Privatfernsehen, der Axel-Springer-Verlag und die deutsche Presse. Die medienpolitische Debatte in den sechziger Jahren. Münster/Hamburg/Berlin: Lit, 85ff. 81 Jacobi, Claus (2005): Der Verleger Axel Springer: Eine Biografie aus der Nähe. München: Herbig, 226. 82 Kain, Florian (2003): Das Privatfernsehen, der Axel-Springer-Verlag und die deutsche Presse. Die medienpolitische Debatte in den sechziger Jahren. Münster/Hamburg/Berlin: Lit, 89ff. 83 Zitiert nach: Sösemann, Bernd (1999): Die 68er Bewegung und die Massenmedien. In: Wilke, Jürgen (Hg.) (1999): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Köln/Weimar/Wien: Böhlau, 672-697, hier: 695. 84 Vgl. De Mendelssohn, Peter (1982): Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main/Berlin: Ullstein, 591. 85 Vgl. Jürgs, Michael (1996): Der Fall Axel Springer: Eine deutsche Biographie. München: , 252ff. 31 Parallel zu den politischen Unruhen Ende der Sechziger Jahre wurde auch das Unternehmen von Axel Springer umstrukturiert und erweitert. 1967 wurden erstmals die vier Grundsätze des Verlags offiziell verkündet, die jeder neue MitarbeitervorDienstantrittunterschreibenmusste.Zum„SpringerManifest“gehörtendasbedingungsloseEintretenfürdie deutscheWiedervereinigungunddieAblehnungderDDR,dieAussöhnungzwischenderBRDundIsrael,dieBekämpfung von politischem Totalitarismus, sowie die Bejahung der sozialen Marktwirtschaft. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde mit derUnterstützung des transatlantischen Bündnisses und der Solidarität mit den Vereinigten StaateneinfünfterGrundsatzhinzugefügt. 1966wurdedasPortfoliodesVerlagsdurchAufkäufevonMagazinendesBauerVerlagswie„Kicker“oder„Twen“punktuell erweitert,nachdembereitseinJahrzuvorderMünchnerVerlagKindler&Schiermeyer,deru.a.die„Bravo“herausgabin das Unternehmen integriert wurde. Dazu kamen die gänzliche Übernahme der TVZeitschrift „Funk Uhr“ (1967), eine Beteiligungander„BergedorferZeitung“unddieAkquirierungder„ElmshornerNachrichten“.DiebedeutendsteEntwicklung fand jedoch 1970 statt, als die VerlagsGmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die neue UnternehmensstrukturhattejedochkeineswegsAuswirkungenaufdieMachtvonAxelSpringerinnerhalbdesKonzerns.Er warderersteAufsichtsratsvorsitzendederneukonstituiertenAxelSpringerAGundbesaßausnahmslossämtlicheAktien. DieneueNummerzweiwurdederehemaligeUllsteinGeschäftsführerPeterTamm,deralsNachfolgervonChristianKracht alsAlleinvorstanddesKonzernsfungierte.StellvertretervonAxelSpringerwurdeEberhardvonBrauchitsch,derspäterals GesellschafterdesFlickKonzernsimZusammenhangdergleichnamigenAffärevonsichRedenmachensollte.Vonden Umwälzungen im Konzern profitierte vor allem Peter Tamm, der aufgrund seiner Affinität zur Seefahrt und seines FührungsanspruchesdenSpitznamen„Admiral“erhielt.IndieseZeitderReOrganisationfielauchder100MillionenMark teureBaueinerOffsetDruckereiinKettwigbeiEssen,dieindenkommendenJahrenkostengünstigeralsbisherundin FarbeZeitschriftenherstellenkonnte. AllerdingshatteAxelSpringer1970nichtnurExpansionspläne.ImGegenteil,1967,sodieÜberlieferung,gerietSpringer aufgrund wachsender Ablehnung durch die bundesrepublikanische Öffentlichkeit in eine tiefe Sinnkrise und überlegte ernsthaft, sich von seinem gesamten Imperium zu trennen. Neben konkreten Fusionsgesprächen mit Bertelsmann verhandelte der Verleger angeblichen mit diversen bayerischen Banken, den Gebrüdern Burda, den schweizerischen VerlagenRingierundFreyundauchmitdemaustralischenMedienmogulRupertMurdoch(Newscorp.).Dajedochkeinerder potentiellen Kandidaten gewillt war, Springers anvisierte Summe von einer Milliarde Mark zu zahlen, verwarf er den Gedanken bald wieder 86 . Dennoch verkaufte er die teilweise nur zwei Jahre zuvor erworbenen Zeitschriften „Jasmin“, „Eltern“,„Bravo“und„Twen“(andenUnternehmerHansSeipert),das„NeueBlatt“(andenBauerVerlag),„Kicker“(anden OlympiaVerlag)sowiedenUllsteinFachbuchverlag(anBertelsmann),auchumeinZeichenderSelbstbeschränkung zu setzen zu einer Zeit, in der die Diskussion über die Medienmacht Springers ihren Höhepunkt erreichte. 1976 stieg die SpringerAGwiederindasBüchergeschäftein.DiesgeschahdurchdieGründungderinHamburgansässigenCoraVerlag GmbH,diefortandiverseRomanreiheninHeftformherausgab. NachdemsichdieideologischenKonfliktlinienentlangderbundesrepublikanischenGesellschaftgegenEndederSiebziger Jahreentschärfthatten,wurdedieKritikamVerlagdeutlichleiser.Diesändertesichnur,alsderinvestigativeJournalist Günter Wallraff überjournalistische UnregelmäßigkeitenundDiffamierungskampagnender „Bild“berichtete, nachdem er unterdemDecknamen„HansEsser“fürdreiMonateinkognito beiderHannoverschenRedaktionvon „Bild“ gearbeitet hatte 87 . Die Periode Mitte der Siebziger bis Mitte der Achtziger Jahre war bei der Axel Springer AG durch eine weitere Diversifizierung des Zeitschriftenkatalogs gekennzeichnet. Waren es zuvor nur Programmzeitschriften wie „Hörzu“ oder „Funkuhr“,dieeineCoExistenznebendenTageszeitungenführten,wagtederSpringerVerlagfortanden Schritt in die Produktion von auf verschiedene Zielgruppen zugeschnittene und spezialisierte Magazine. Für Hausfrauen gab es das „JournalfürHaushalt&Familie“(ab1978,späterumbenanntin„JournalfürdieFrau“),fürKünstlerdieZeitschrift„Weltkunst“ (ab1979)undfürSportlerdieSpartenpublikationen„RallyeRacing“,„Skimagazin“,„Sportfahrer“und„Tennismagazin“(alle ab1983).IndenachtzigerJahrenwurdeunterderAufsichtdesspäterenVorstandsmitgliedsGünterPrinzdamitbegonnen, die „Bild“Marke erfolgreich in das Magazinwesen zu exportieren.„BildderFrau“, „Bildwoche“(beide1983), „Auto Bild“

86 Vgl. Jürgs, Michael (1996): Der Fall Axel Springer: Eine deutsche Biographie. München: Droemer Knaur, 386. 87 Wallraff, Günter (1977): Der Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war. Köln: Kiepenheuer & Witsch. 32 (1986)und„SportBild“erwiesensichdabeiallesamtalserfolgreicheNeugründungen.Insbesonderebei der „Auto Bild“ handelteessichumeineErfolgsgeschichte,diemittlerweilealsFranchiseMarkein23Ländernweltweitwiederholtwerden konnte.UmdiezahlreichenneuenPublikationenzudrucken,wurde1984eineweitereDruckereibeiHamburgeingeweiht. KurzvorseinemToderfülltesichAxelSpringerseinenlanggehegtenTraum:denEinstiegindasPrivatfernsehen.1984 bildetesicheinKonsortiumausderGesellschaft„APFAktuellPresseFernsehen“,einerVereinigungvon139deutschen Verlagen, an der die Axel Springer AG mit 35 Prozent beteiligt war, sowie dem Burda Verlag, Holtzbrinck und dem MedienunternehmerLeoKirch.ZusammengründetensiedenFernsehsenderSat.1,der1985zumerstenMalaufSendung ging.OhnedieErfindungdesInternetsvorherzusehen,hatteAxelSpringerschonJahrezuvoraufvisionäreArtundWeise voneinerZukunftgesprochen,inderdieZeitungimVergleichzudenelektronischenMedienanBedeutungverlierenwürde. „Die Politiker […] verschließen die Augen vor den Einbußen, die der Presse in der Zukunft durch Kabelfernsehen und Satellitenfernsehendrohen,dienichtnurdasInteressederBürgervomgedrucktenWortablenken,sondernauchmehrund mehrWerbungaufsichziehenwerden…SeinoderNichtseinvonZeitungenwirddannalleinvoneinerBeteiligung der VerlegerandenneuenMedienabhängen“ 88 . ImselbenJahrwiederStartvonSat.1starbAxelSpringer.DesillusioniertdurchdenSelbstmordseinesSohnesAxelJunior fünfJahrezuvorundindemWissen,vonKonkurrentBertelsmannwirtschaftlichüberholtwordenzusein,trennteersichin seinenletztenLebensjahrenvoneinemimmergrößerenTeilseinesUnternehmens.1983tratSpringerfast25Prozentseiner AktienanteileandieBurdaFamilieab,behielt25Prozentselberundwagtemitdenübrigenrund50ProzentdenGangan dieBörse.ZehnProzentdieserAktienerwarbunmittelbarLeoKirch;PeterTammundderdamalige„Bild“Chefredakteur GünterPrinzwurdeeinProzentdesUnternehmensübertragen,diesiespäterwiederumanKirchverkauften. Die erste Hauptversammlung der nun börsennotierten Aktiengesellschaft erlebte Axel Springer nicht mehr. Seine Witwe FriedeSpringererbtedieübrigen25ProzentdesUnternehmensundfungiertseitdemalsManagerindesAxel Springer Verlags. Direkter Nachfolger von Axel Springer wurde Bernhard Servatius, der siebzehn Jahre die Position des Aufsichtsratsvorsitzendeninnehatte. FriedeSpringeristdiefünfteEhefrauAxelSpringersundwurdealsGärtnertochterundehemaligesKindermädchen„vom GroßverlegersystematischaufhöhereAufgabenvorbereitet“ 89 .EsistihrvonihremEhemanntestamentarischuntersagt worden, ihre Anteile bis zum Jahr 2015 zu veräußern. Dazu gelang es ihr, die aufbegehrenden Kinder und Enkel des verstorbenenVerlegerszubeschwichtigen,indemsieihnengegenentsprechendeBezahlungderenAnteileabkaufte.Die AnteilederBurdaBrüderwurden1988,wennauchzueinemdeutlichenhöheremPreis,zurückgekauft. DerKonfliktmitLeoKirch,derschondenPrivatsenderSat1unterseineFittichegenommenhatteunddem nachgesagt wurde,dasselbemitdemSpringerKonzernzuplanen,bestimmtediefolgenden15JahrederUnternehmensgeschichte.Der Filmhändlervergrößertebis1993seinenAktienanteilanderAxelSpringerAGauffastvierzigProzentunderhielt,entgegen dem expliziten Wunsch von Axel Springer, einen Sitz im Aufsichtsrat. Einst hatte Axel Springer Kirch als „Kriminellen“ betitelt 90 .ErklärtesZielvonFriedeSpringerwardieWiederherstellungeinerKirchfreienAxelSpringerAG.Diesgelangihr erstimJahr2002imZugedersogenannten„KirchPleite“.NachdemderdamaligeDeutscheBankChefRolf Breuerin einem Interview mit Bloomberg TV die Kreditwürdigkeit von Kirch öffentlich anzweifelte, schlug die Stunde für Friede SpringerunddemvonihrneuinstalliertenVorstandschefMathiasDöpfner.ErbeschleunigtedenBankrottderKirchGruppe, indemerdaraufpochte,dassderMedienunternehmereinenelfprozentigenAnteilanderProSiebenSat1MediaAGmittels einervorherausgehandeltenOptionzurückkaufte.Dierund800MillionenEurofehltenKirchdamalsschlichtweg,derWegin dieInsolvenzwarbesiegelt. NunsahsichKirchgezwungen,die40ProzentderAktienanteileamVerlag,dieerzurSicherheitfüreinenMillionenkreditbei derDeutschenBankhinterlegthatte,anebenjenesKreditinstitutzuverkaufen.DieDeutscheBankwiederumverkauftezehn Prozent des SpringerVerlages wieder an Friede Springer zurück. Seitdem hält diese rund 60 Prozent der Aktien des Konzerns(fünfProzentPrivatbesitzund90ProzentanderAxelSpringerGesellschaftfürPublizistik,diefünfzigProzentan

88 Zitiert nach: Jacobi, Claus (2005): Der Verleger Axel Springer: Eine Biografie aus der Nähe. München: Herbig, 306. 89 Jakobs, Hans-Jürgen (2008): Springer, Axel und Friede. In: Hachmeister, Lutz (Hg.): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 373-377. 90 Elflein/Treser (2006): Leo Kirch – Schuld und Sühne. In: Focus Online vom 20.10.06. Internetressource: http://www.focus.de/finanzen/news/leo-kirch_aid_25569.html, überprüft am 18.09.2008. 33 derAxelSpringerAGhält).UnternehmenssprecherinEddaFelssprachdaraufhinvon„einemgutenTagfürdenSpringer Verlag“,danundieständigen„Störfeuer“vonKirchdenKonzernnichtmehrbedrohenwürden 91 . NachdemdeutschenMauerfall,denAxelSpringernichtmehrmiterlebte,engagiertesichderVerlagauchinOstdeutschland durch Beteiligungen an der „OstseeZeitung“ und der „Leipziger Volkszeitung“. Die Zeit unmittelbar nach der WiedervereinigunggestaltetesichfürdieSpringerAGjedochschwierigeralsgedacht.Von1991bis1993fuhrderKonzern sogarVerlusteein.1.400JournalistenverlorendeshalbihrenJob,eheEnde1993dieKrisebewältigtwerdenkonnte. 92 AnsonstenstanddiePeriodezwischendemAblebenAxelSpringersundderNominierungDöpfnersganzimZeichender internationalenExpansion.ErsteSchritteerfolgtenhierbeimitderGründungdesZeitschriftenverlagesAxelSpringerUngarn GmbH und der Akquirierung der spanischen Verlages Sarpe, der heute unter dem Namen Grupo Axel Springer S.L. operiert.DiedeutschenGeschäftsaktivitätenkonzentriertensichaufdenAusbauderBerlinerMarktstellung:Der„B.Z.“wurde eineSonntagsausgabehinzugefügt(1992)undeinedritteDruckereiinBerlineröffnet(1993).Außerdemwurden dieMagazine„Allegra“(1995;eingestellt2004)und„ComputerBild“(1996)gegründet.ZudemübernahmdieSpringerAG denFinanzenVerlag,derseitdemdasMagazin„€uro“herausbringt. UnterderAufsichtvonMathiasDöpfnerwurdedasEngagementimAuslandforciert.EinambitioniertesProjektwardabeidie SchaffungderinPolenerscheinendenBoulevardzeitung„Fakt“,dieesmittelsaggressiverPreispolitikundAnlehnungandas erfolgreiche„Bild“KonzeptaufAnhiebzumMarktführerbrachte(täglicheAuflage:500.000Exemplare).Döpfnererkannte das enorme Wachstumspotential, das im osteuropäischen Zeitungsmarkt liegt und verlegte unter anderem auch die polnischeundrussischeAusgabedesWirtschaftsmagazins„Forbes“.EinandererzunehmendwichtigerMarktfürdieAxel SpringerAGwurdedieSchweiz.Anfang2007übernahmSpringerdieJeanFreyAG,undverlegtedamitaufeinenSchlag mehrereWirtschaftsmagazine(„Bilanz“,„Stock“)undTageszeitungen(z.B.„Handelszeitung“)imLandderEidgenossen.Die IdeeeinesähnlichenEngagementsinFrankreichwurde2007aufgrunddermangelhaftenVertriebsstrukturdesLandesnach einereingehendenPrüfungverworfen. BemerkenswertistauchDöpfnersPersonalpolitik,dieimKontextderUnternehmensgeschichteerwähnenswertist.Soholte erzahlreiche,AltAchtundsechziger‘,Ex,Spontis‘undehemalslinkeJournalistenindasUnternehmenundstattetesiemit Führungspositionenaus.Dazugehörtenunteranderemdievormaligen„taz“RedakteurinnenAndreaSeibelundMariamLau oder„Welt“KommentarchefAlanPosener,derfrüherdemKaderderKPDangehörte 93 .ZusammenmitderVerlagsgruppe HoltzbrinckundderWAZMediengruppestiegdieSpringerAGimJahr2004miteinerBeteiligungbeiderPINAGindas Postdienstleistungsgewerbeein,inderHoffnungnacheinerLiberalisierungdesPostMonopolsEnde2007dieSpringer Publikationenkostengünstigeralssonstzuvertreiben.NachdemderBundestagjedocheinenMindestlohnfürBriefzusteller beschlossenhatte,derüberdemvonderPINAGgezahltenLohnlag,zogdieAxelSpringerAGihrEngagementzurück. DerAusflugindieWeltdesPrivatfernsehensgestaltetesichjedochschwereralserwartet.Nachdemverheißungsvollen StartdurchdieBeteiligunganSat.1,denEndeder1980erJahregetätigtenInvestitionenindenTeletextVertriebunddem Erwerb des Hamburger Lokalsenders Hamburg 1, wollte Mathias Döpfner den Traum seines Vorbilds Axel Springer fortführenunddieMehrheitderProSiebenSat.1MediaAGübernehmen.DasBundeskartellamtunddieKommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) untersagten die Übernahme jedoch mit dem Hinweis auf eine marktbeherrschende Stellung von Springer/ProSiebenSat.1, die insbesondere durch ein hohes Maß an crossmedialem Missbrauchspotential gekennzeichnet sein würde 94 . Die Axel Springer AG und der Eigentümer, die P7SI Holding L.P., nahmendaraufhinAbstandvondenÜbernahmeplänen.

91 Zitiert nach: Sander, Sebastian 2002: Kirch verliert endgültig seine Macht. Erschienen in „Die Tagespost“ vom 10.10.2002. 92 Vgl. Held, Barbara/ Simeon, Thomas (1994): Die zweite Stunde Null: Berliner Tageszeitungen nach der Wende (1989-1994). Marktstrukturen, Verlagsstrategien, publizistische Leistungen. Berlin: Spieß, 34ff. 93 Lichtschlag, Andre F. (2007): Kampf der Kulturen bei Axel Springer. Über eine unbedeutende Geschichte und ihre bedeutenden Hintergründe. In: Treffer. ef-Medienkritik Nr. 73, Grevenbroich: Lichtschlag Medien und Werbung KG, 34 – 35, hier: 34. 94 Bundeskartellamt (2006): Beschluss in dem Verwaltungsverfahren Axel Springer AG/ ProSiebenSAT.1 Media AG, Fusionskontrollverfahren B 6 - 92202 - Fa – 103/05 (http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Fusion/Fusion06/B6-103-05.pdf, überprüft am 20.09.07., 9ff; KEK (2006): Beteiligungsveränderungen bei Tochtergesellschaften der ProSiebenSAT.1 Media AG, Aktenzeichen: KEK 293-1-bis-5 (http://www.kekonline.de/kek/verfahren/kek293prosieben-sat1.pdf, überprüft am 20.09.07. 34 3.2.2. Management Über die Mehrheit der Aktien verfügen die Erben des 1985 verstorbenen Verlagsgründers Axel Springer. Seiner Witwe Friede Springer, der stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats, werden die Stimmrechte von 55 Prozent plus 10 Aktienzugerechnet(5ProzentEigenbesitzsowiedieStimmrechtederAxelSpringerGesellschaftfürPublizistikGmbH,die ihrerseitsüber50ProzentderAktienderAxelSpringerAGverfügt).DanebensindnochdieEnkelArianeundAxelSvenmit kleinenAnteilenbeteiligt,dieaberinZukunftauchausgezahltwerdendürften.DieKinderAxelSpringerswurdenbereitsmit hohenGeldbeträgenabgefunden.DieAnteilederMünchnerKirchGruppe,diebisMitte2002mit40,05Prozentbeteiligtwar, sindaufFriedeSpringer,dieAxelSpringerAGselbstunddieFinanzgesellschaftHellman&Friedmanübergegangen.Die restlichenKonzernanteilebefindensichimStreubesitzvonüber1.000Aktionären. Ende 2006 platzierte der Großaktionär Hellmann & Friedmann 10 Prozent seines Aktienpakets an der Börse, um die LiquiditätdesKonzernsinsgesamtzuerhöhen.DasgeringefreihandelbareAktienvolumenderAxelSpringerAGgaltbis datoalseinesderHaupthindernissefüreinedauerhafteWertsteigerungderVerlagsaktien.DemgemäßhatsichderEinfluss des ausländischen Finanzinvestors im Aufsichtsrat reduziert. Nach Axel Springers Tod brachen im Management Grabenkämpfeaus,dievonAuseinandersetzungenimSpitzenmanagementsowiemitdemexpansionswilligenGroßaktionär Kirch gekennzeichnet waren und von denen sich das Unternehmen lange Zeit nicht erholen konnte. Unter dem VorstandschefPeterTammeskaliertederKonfliktundführtezumehrerenGerichtsverfahren.NacheinerRuhezeitunterden TammNachfolgernGünterWilleundGünterPrinz,dieaufeinen„Friedensschluss"zwischenderSpringerFamilieundKirch vonEnde1990zurückgeht,positioniertesichVorstandschefJürgenRichterinderFolgezeiterneutinKonfrontationzuKirch. ErübernahmdieMehrheitandemSat.1Gesellschafter„APFAktuellPresseFernsehen“underhöhtedamitseinGewichtin demvonKirchbeherrschtenFernsehsender:Springerdisponierteschließlichüber40ProzentdesKapitalsundviervonacht Aufsichtsratsstimmen. Nach Gegenmaßnahmen durch Kirch musste Richter jedoch seinen Posten räumen. In der Zeit MathiasDöpfnersbefreitesichderVerlagvondieserkonfliktreichenLastdesLeoKirch,derInsolvenzanmeldenmusste. LetzteVersucheKirchs,juristischdemVerlagzuzusetzen,scheiterten. AnderSpitzedesVorstandsstehtseitAnfang2002MathiasDöpfner,einpromovierterMusikwissenschaftler,derzunächst VorstandsassistentbeiGruner+Jahrwar,bevorerdieChefredaktionenderBlätter„Wochenpost",„HamburgerMorgenpost" und„DieWelt"leitete.ErlösteAugust(„Gus")Fischerab,dermiteinerExpansionimAuslandundbeielektronischenMedien gescheitertwar.VorFischerhattevonMitte1994bis1998JürgenRichterdenKonzernimStileinesAlleinvorstandsgeführt. Als Stellvertreter Fischers wurde zunächst der Ex„Bild“Chefredakteur Claus Larass auf eine Übernahme des Vorstandsvorsitzesvorbereitet,imletztenAugenblickaberschwenktedieEigentümerinum.ImVorstandsitzeninzwischen mit Steffen Naumann (Finanzen) und Andreas Wiele (Zeitschriften) enge Vertraute des SpringerChefs Döpfner; sein StellvertreteristRudolfKnepper(TechnikundLogistik).DenAufsichtsratlenktevieleJahrederJuristBernhardServatius, derAnfang1996dieTestamentsvollstreckungabgab,dieihmseitensdesverstorbenenVerlegersursprünglichbiszumJahr 2015garantiertwordenwar.ImJuni2002wurdederRechtsexperteanderSpitzedesAufsichtsratsvomfrüherenSchering ChefGiuseppeVitaabgelöst. DievomVorstandbetriebenemedienübergreifendeExpansionspolitikstehtvielerortsinderKritik.Mahnerbefürchtendie Verarmung der Meinungsvielfalt und die Verflachung öffentlicher Debatten. Im Zusammenhang mit der Übernahme der ProSiebenSat.1MediaAG(diederAxelSpringerAGversagtblieb)durchdieausländischenFinanzinvestorenPermiraund KKR(KohlbergKravisRoberts&Co.)wurdenallerdingsauchStimmenlaut,diefüreinenVerbleibdesBerlinMünchener FernsehunternehmensindeutscherHandplädierten,auchwenndieseinezunehmendeMedienkonzentrationunter dem BerlinerDachdesSpringerKonzernsbedeutethätte.DasArgumentderKontrollierbarkeitprivaterMedienkonzerne steht somitweiterhinimMittelpunktderDiskussionumdasVerlagshausundwirddessenUnternehmensstrategieangesichtseiner argwöhnischenÖffentlichkeitauchinZukunftnachhaltigbeeinflussen.

35 3.2.3. Geschäftsfelder Zeitungsverlag: Als traditioneller Zeitungsverlag hat sich der Axel Springer Konzern an die Spitze der größten PresseunternehmenDeutschlandsgesetzt.SeinepublizistischeMachtresultiertausderhistorischgewachsenenundkaum zurückgegangenenStellungdesBoulevardblatts„Bild“,dassichtäglichimDurchschnitt3,3Mio.Malverkauft(IVWI/2008) undnichtseltenalsnationalerAgendaSetterfungiert 95 .AusdiesenGründenverzichtenvielePolitikerkaumnochdarauf,bei ihrerÖffentlichkeitsarbeitdie„Bild“Zeitungauszuschließen,sondernsievielmehrexplizitinihrePRStrategieneinzubinden. Die umsatzstarke „Bild“ sowie das nicht minder erfolgreiche Schwesternblatt „Bild am Sonntag“ (BamS) begründen die SonderstellungSpringersimdeutschenPressemarkt.„BamS“und„WeltamSonntag“erwirtschaftenrespektableUmsätze undwerdenseiteinigerZeitdurchdasWirtschaftsblatt„EuroamSonntag"ergänzt.Konkurrenzerwuchs diesen starken Sonntagspublikationenerstdurchdie„FrankfurterAllgemeineSonntagszeitung“. Die„Bild“GruppestehtmiteinemGewinnvonetwa70MillionenEurojährlichanderSpitzederVerlagsobjekte,gleichwohl hatderHaupttiteljüngstAuflagenverlustevermeldenmüssen.DurcheineverstärkteBeteiligungderLeseranderinhaltlichen Gestaltung des Blattes („BildLeserReporter“) versucht das Redaktionsmanagement seit Juli 2006 dieser Entwicklung entgegenzuwirken.ImFebruar2008vermeldetederSpringerKonzern,dassdieumdienotorischverlustreicheTageszeitung „DieWelt“angesiedelte„Welt“Gruppe(„DieWelt“,„Weltkompakt“,„WeltamSonntag“,„WeltOnline“)„erstmalsschwarze Zahlen“ schrieb. Sogleich verkündete Mathias Döpfner das „nächste ZehnJahresProjekt“ für die „blaue Gruppe“: „Wir wollendiepublizistischundwirtschaftlicherfolgreichsteGruppewerden.“ 96 Bei den Regional und Lokalzeitungen sind „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ die bedeutendsten Titel. Springerübernahm2004einekleineBeteiligungamWestfalenBlattinBielefeld,größereKäufeerlaubtedasKartellgesetz bislangnicht.WeiterhingehörenzumKonzern:DasBerlinerBoulevardblatt„B.Z.“,die„KielerNachrichten“(24,5Prozent), die„LeipzigerVolkszeitung“(50Prozent),die„LübeckerNachrichten“(49Prozent)unddie„Ostseezeitung“(50Prozent).Im Frühjahr2008wurdendieMantelredaktionenderbeidenletztgenanntenBlätterzusammengelegt.AuchimGeschäftsjahr 2007machtederGeschäftsbereichZeitungenmit57,9ProzentnochdengrößtenTeildesKonzernumsatzesaus,wobeiein geringfügigerRückgangimVergleichzumVorjahrzuverzeichnenwar(2007:61,6Prozent). Zeitschriftensegment: ImZeitschriftensegmentbeabsichtigtderSpringerKonzernimwichtigenMarktderProgrammpresse („Hörzu“, „Funk Uhr“, „TV neu“) mit dem Neuling „TV Digital“ weiter an Boden gewinnen. Die in den neunziger Jahren gestartete Frauenzeitschrift „Allegra" wurde eingestellt,derTitel„JournalfürdieFrau“anBurdaverkauft. Zum Angebot gehören noch „Familie & Co.“ und das höchst erfolgreiche Anwendermagazin „Computer Bild“. Die Schwesterzeitschrift „AutoBild“ hat zudem Lizenzausgaben in zahlreichen europäischen Ländern, ebenso „SportBild“, „Bild der Frau“ sowie etlicheSpezialzeitschriften(„TennisMagazin“,„Rute&Rolle“),dassogenannteAxelSpringerMediahouse(„Yam!“,„Jolie“) und der Wirtschaftsverlag Finanzen („€uro“, „€uro am Sonntag“). Am gesamten Konzernumsatz haben die Zeitschriften einenAnteilvonrund31,6Prozent.ImFebruar2008bündeltederVerlagseineFrauen,JugendundMusikmagazineinder neuenVerlagsgruppe„Frauen,JugendundMusik“,wobeidieStandorteHamburg(Frauenzeitschriftenwie„BildderFrau“) undMünchen(JugendundMusikzeitschriftenwie„Yam!“und„Musikexpress“)bestehenbleiben.DerMännerTitel„Maxim“ wurdeandieMarquardGruppeabgegeben. TV: AufdemFernsehmarktistdieAxelSpringerAGseitAnfangdesJahres2008nichtmehraktiv.Derzwölfprozentige AnteilanProSiebenSat.1wurdeimJanuar2008fürrund500MillionenEuroandieHauptgesellschafterKKRundPermira verkauft.DöpfnerundderVerlagsgeschäftsführerderZeitungsgruppe„Bild“,ChristianNienhaus,legtenindiesemZugeihre MandateimProSiebenSat.1Aufsichtsratnieder.Die Pläne,einVierteldespolnischenPrivatsendersPolsatzuerwerben wurdenebenfallsbisaufweiteresadactagelegt.DaspolnischeKartellamthatteimApril2007einenÜbernahmeantrag zurückgewiesen,dadieSpringerAGderzweitgrößte TageszeitungsverlaginPolenist.DasUnternehmenhältferner27 ProzentamLokalsenderHamburg1.SpringerbesitztaußerdemdieProduktionsfirmaSchwartzkopffTV.

95 Vgl. Kramp, Leif/Weichert, Stephan (2008): Journalismus in der Berliner Republik. Wer prägt die politische Agenda in der Bundeshauptstadt? Wiesbaden: Netzwerk Recherche e.V., 42. 96 Welt Online (2008): In eigener Sache: WELT-Gruppe schreibt erstmals schwarze Zahlen. In: Welt Online vom 26.02.2008. Internetressource: http://www.welt.de/wirtschaft/article1725979/WELT_Gruppe_schreibt_erstmals_schwarze_Zahlen.html, überprüft am 18.09.2008. 36 Radio: GleichwohlistSpringernochaufdemRadiomarktaktivunddirektanderRadioHamburgGmbH(25Prozent),der Antenne Bayern Hörfunkanbieter GmbH (16 Prozent), der Radio/Tele FFH GmbH (15 Prozent), der Stuttgart Regional Hörfunk GmbH (10,3 Prozent) sowie der Regiocast GmbH (10 Prozent) beteiligt. Dadurch kann der Konzern auf eine VielzahlvonRadioprogrammenEinflussnehmen,u.a.aufdiegroßenlandesweitenSenderRadioSchleswigHolstein,Radio Hamburg,RadioffninNiedersachsen,RadioFFHinHessen,AntenneBayern,Antenne1undRadioNRW. Internet: DerInternetsektorwirdvonderKonzernspitzealsWachstumsmarktidentifiziert.MitdeutlicherVehemenzsetztder KonzernaufeineDigitalisierungjournalistischerInhalteundDienstleistungen.Erfolgreichpositioniertwurdemit„bild.de“ein JointVenturemitTOnlineimInternet,welchesimJanuar2007diehöchsteReichweiteZeitseinesBestehenserreichte. Zum1.Januar2008übernahmderVerlagdiebishervonderDeutschenTelekomAGgehaltenen37Prozentam Joint VentureundwurdesozumalleinigenGesellschafter.AlleinseitJuli2006erwarbderKonzernvierOnlineDienstleister,die IdealoInternetGmbHimJuli2006,dieZANOX.deAGimMai2007,dieWohnungsfinderAGunddiewallstreet:onlineAG beide im Juni 2007. Der 214,9 Mio. Euro teure Kauf der ZANOX.de AG, eines Onlinewerbespezialisten, stellte nach KonzernangabenMitte2007diewichtigsteOnlineTransaktioninderGeschichtedesUnternehmensdar.Zudemübernahm derKonzernimDezember2006dieMinderheitsbeteiligungdesImmobilienverbandsIVDanderImmonetGmbHundwurde somitalleinigerGesellschafter.ImNovember2006wurdedieAxelSpringerDigitalTVGmbHgegründet,dieinersterLinie BewegtbildinhaltefürdigitaleMedienangebote,vor allemfürdasInternetproduzierenundvermarktensoll. Ausdruck der Digitalisierungsoffensive des Konzerns ist ferner dieErrichtungdesgrößteintegriertenNewsroomsDeutschlands für die Zeitungsgruppe„DieWelt“/„BerlinerMorgenpost“imNovember2006,inwelchemallejournalistischenInhaltegebündeltund verschiedenenPrintundOnlinemedienzugeliefertundauchproduziertwerden.ImOktober2007gabenderunterArcandor firmierende ehemalige KarstadtQuelleKonzern und die Axel Springer AG zudem den Startschuss für ihr Internet Handelsportal„Myby“.DasPortalsoll„zumführendenElektronikOnlineFachmarktimdeutschenInternetwerden“,heißtes indergemeinsamherausgegebenenPressemitteilung 97 . Buch: ImBuchgeschäftengagiertsichSpringeralleinüberdieVerlagstochterUllsteinGmbH.DenHeyneVerlagübernahm Bertelsmann (Bertelsmann in der Mediendatenbank) und die anderen Firmen der EconListGruppe übernahm der schwedischeBonnierKonzern.RomanheftchenerscheinenimCoraVerlag,derjährlichüber30Reihenmitmehrals700 Ausgabenveröffentlicht. Sonstiges: Aus anderen Geschäftsbereichen hat sich die Axel Springer AG weitgehend zurückgezogen: So wurden Grundstücke im Konzernbesitz verkauft. Die eigenen TiefdruckAktivitäten wurden in eine gemeinsame Firma mit Bertelsmann ausgelagert, die Prinovis Ltd. & Co. KG. Bei den elektronischen Medien kommt über AS Interactive der ComputelTelefonservicefür0190erNummernhinzu.UntergroßemWerbeaufwandbrachtederKonzernMitteOktober2007 überdie„Bild“ZeitungeineneigenenMobilfunktarifaufdenMarkt.ZunächstbeschränktsichdasAngebotaufdenVerkauf vonPrepaidKarten.GleichzeitiggingdieeigensfürdasAbrufenperMobiltelefonkonzipierteWebseite„mobilebild.de“ans Netz.2007sorgtenderEinstieginsBriefzustellgeschäftsowiedernochüberraschendereAusstiegdarausfürAufsehen.Im Juni2007erwarbSpringerfürrund510MillionenEurovondenMiteigentümernWAZ,Holtzbrinckundderluxemburgischen BeteiligungsgesellschaftRosaliadieMehrheitamPostDienstleisterPINAG.ImNovember,alssichdieEinführungeines Postmindestlohnsabzeichnete,distanziertesichderVorstandsvorsitzendeDöpfnervondiesemGeschäftssegment.Dieseit JahrenanAuflagenschwundleidende„Bild“ZeitungstartetezumJahresende2007eineKampagnegegendenMindestlohn, nachdemsieMonatezuvornochgegensogenannte„Hungerlöhne“mobilmachte.DieKampagneerwiessichjedochals wirkungslos.DieThese,dassdeutschePolitikdenSegender„Bild“Zeitungbraucht,giltspätestensjetztalsüberholt.Am JahresendeließSpringerdiePINAGInsolvenzanmelden.„NichtfortgeführteAktivitäten“führtenzueinemMinusvon572 Mio.EuroinderBilanz.DöpfnerbezeichnetedasScheiternderPinAGals„schwersteNiederlage“seinesLebens,lehntees aberab,ManagementfehlerfürdenAusstieggeltendzumachen.VielmehrbetonteerinzahlreichenInterviewsimDezember 2007,dassesdiepopulistischePolitikdergroßenKoalitionundderenEntschlussfüreinengesetzlichenMindestlohnim Postgewerbe war, die die Springer AG zum Rückzug zwang. Im März 2008 erhöhte der Vorstand die Gehälter seiner

97 www.promondo.com/fileadmin/content/Presse/Pressemitteilungen/PM_041007_myby_Start.pdf 37 Mitglieder um fast 40 Prozent, was zu Kritik in der Wirtschaftsressorts der Presse führte („Süddeutsche Zeitung“: „AusgerechnetjetzteinensolchenAufschlagzugewähren,zeugtvonschlechtemStil“) 98 .

98 Busse, Caspar (2008): Schlechter Stil. Vorstandsgehälter bei Springer steigen trotz Fehlentscheidungen. In: Süddeutsche Zeitung vom 13.03.2008; vgl. auch Meck, Georg (2007): Der Verlierer. Im Portrait: Mathias Döpfner. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 16.12.2007. 38 Abb. 6: Organigramm: Beteiligungen der Axel Springer AG an Presserzeugnissen (National)

Zeirung: Bild Zeitung: Hamburger Zeitung: B.Z. 100% Zeitung: Die Welt & Welt Zeitung: Elmshorner Nachrichten 100% Abendblatt 100% Kompakt 100% 100%

Zeitung: Berliner Zeitung: Leipziger Zeitung: Bergedorfer Zeitung: Kieler Zeitung: Pinnerberger Zeitung: Lübecker Zeitung: Harburger Morgenpost 100% Volkszeitung 50% Zeitung 100% Nachrichten 24.5% Tageblatt 28.7% Nachrichten 49% 24.8%

Zeitung: Dresdner Zeitung: Naumburger Neuste Nachrichten Tageblatt 37.6% Zeitung: Segeberger Zeitung Zeitung: Ostsee Zeitung 50% 24.5% 74.5%

Quelle:Röper,Horst(2008):KonzentrationssprungimMarktderTageszeitungen.In:MediaPerspektiven8/2008,426;eigeneDarstellung)

Abb. 7: Tageszeitungen im Axel Springer Verlag

Quelle:Röper,Horst(2008):KonzentrationssprungimMarktderTageszeitungen.In:MediaPerspektiven8/2008,426.

3.2.4. Engagement im Ausland ImAuslandistdieAxelSpringerAGinEuropa,RusslandundderTürkeiunternehmerischtätig.Hinzukommenzahlreiche LizenzausgabenunterfremdemVertrieb. West- und Mitteleuropa: DieAktivitätendesSpringerVerlagsinWestundMitteleuropakonzentrierensichaufdieSchweiz undFrankreich.DurchdieÜbernahmederJeanFreyAGimJanuar2007verlegtderKonzerninder Schweiz nunmehr neben der „HandelsZeitung“, zwei Wirtschaftszeitungen und fünf Zeitschriften drei weitere Zeitschriften („Beobachter“, „Bilanz“,„TVStar“).ImJuni2007kündigtesichfernerdieÜbernahmevonvierweiterenSchweizerBlättern(u.a. „Tele“, „TVVier“)vomVerlagRingieran.In Frankreich istderKonzernbishermitlediglichdreiverlegtenZeitschriftenimVergleich zuanderenLänderschwachaufdemPrintmarktvertreten.DaherwurdeanderUmsetzungeinesAblegersder„Bild“Zeitung gearbeitet. 120 Mio. Euro Investitionskosten innerhalb der nächsten drei Jahre hatte das Springermanagement hierfür bereitsfesteingeplant.Am5.Juli2007verkündetedasUnternehmenüberraschend,allePlanungenfürdas„Bild“Projekt einzustellen. Das fragmentierte französische Distributionssystem, nicht zufrieden stellende Resonanz bei mehreren NullnummernunddasstrengefranzösischePersönlichkeitsrechthättendenVorstandzudiesemSchrittbewogen.Springer Vorstand Andreas Wiele, der das Projekt verantwortete, hat sich nur Tage zuvor noch optimistisch geäußert und den VertriebsbeginnfürAnfang2008inAussichtgestellt.In Spanien umfasstdasEngagementdesVerlagselfZeitschriften. EineErweiterungdesPortfoliosistnichterkennbar. Osteuropa: OsteuropabildetdenSchwerpunktderSpringeraktivitätenimAusland.Alleinin Ungarn verlegtderKonzern zweiZeitungen,achtRegionalzeitungenund21Zeitschriften.NochgrößeristdieDominanzin Polen .Springerbeherrscht mitdenzweiauflagenstarkenüberregionalenTageszeitungen„Fakt“(Auflageüber500.000Exemplare)unddererst2006 eingeführtenQualitätszeitung„Dziennik“sowie18ZeitschriftendenpolnischenPrintmarkt.NacheigenenAngabenverfügt derVerlagmitdiesenProduktenübereinenAnteilvon44ProzentamüberregionalenZeitungsmarktinPolen.Allerdingsist der Konzern auch in Polen mit dem Versuch gescheitert, in den Fernsehmarkt einzusteigen. Den Erwerb eine Minderheitsbeteiligung(25,1Prozent)ampolnischenTVSenderPolsat,fürdenderVerlageinenKaufpreisvonmindestens 250 Mio. Euro in Aussicht gestellt hatte, untersagte die Wettbewerbsbehörde im April 2007 aufgrund kartellrechtlicher Bedenken.In Tschechien gehörenachtZeitschriftendemSpringerverlag,inRumänien sindesdererzehn. Russland: InRusslandverlegtSpringerLizenzausgabenderZeitschriften„Forbes“und„Newsweek“sowieeinenrussischen Ablegerder„ComputerBild“undmit„OK!“einPeopleMagazin(beideseit2006).FürAufruhrsorgteimDezember2006ein Zwischenfall,ausgelöstdurcheinekritischeTitelgeschichteinder„Forbes“.DortwurdederErfolgderGeschäftstätigkeitvon Jelena Baturina, der einzigen Milliardärin Russlands und Ehefrau des Moskauer Bürgermeisters Luschkow, ihren engen Kontaktenmit derPolitikzugeschrieben.Daraufhin wolltediese dieVeröffentlichungmittels Klageandrohung verhindern. OhneAbsprachemitdemMutterkonzerndesUSMagazinsließSpringerinvorauseilendemGehorsamdenVertrieb der Ausgabe stoppen, was Chefredakteur Maxim Kaschulinski dazu bewegte, seine Kündigung einzureichen. Dem starken GegenwindausdenUSAgabSpringerjedochnach,unddieZeitschrifterschienmiteinemTagVerspätung,allerdingsmit geänderterÜberschriftderTitelstory.ChefredakteurKaschulinskinahmdaraufhinseineKündigungzurück. Übrige Welt: MitderÜbernahmevon25ProzentanderSendergruppeDoganTV inder Türkei glücktedemKonzernim November2006schließlichderEinstiegindentürkischenFernsehmarkt–zumhohenPreisvon375Mio.Euro.DoganTVist in der Türkei Marktführer im Printsektor (Hürryet, Milliyet, Posta) und mit fast 40 Prozent Marktanteil auch im Fernsehgeschäftpräsent.DoganTVbeteiligtesichebensowiederAxelSpringerKonzernauchamBieterwettbewerbumdie deutscheMediengruppeProSiebenSat.1MediaAG.ImNovember2008verkaufteSpringer5,7ProzentseinerBeteiligungan dieMediegruppeDoganYayin Holding,diebereitseineMehrheitsbeteiligungan DoganTVbesitzt.Dafür beteiligte sich SpringerjedochzumPreisvon47Mio.EuromitrundzehnProzentanderselbenHoldingundsichertesichdamiteinenSitz imVerwaltungsrat,dervomehemaligenRTLGeschäftsführerHelmutThomaseingenommenwird.LautKonzernangaben verspricht sich Springer dadurch eine strategisch aussichtsreiche Positionierung in einem viel versprechenden Wachstumsmarkt.

3.2.5. Engagement in Berlin Seit1996befindetsichdieUnternehmenszentralederAxelSpringerAGinderBerlinerKochstraße,dieerstimApril2008 auf „taz“Initiative vollständig in RudiDutschkeStraße umbenannt wurde. Eine überraschende Kontroverse lösten die UmzugsplänederRedaktionenvon„Bild“und„BildamSonntag“vonHamburgnachBerlinaus,dieoffenbar ohne eine vorigeAbsprachemitdenBetriebsrätenausgearbeitetwurden.EinFAZInterviewmit„Bild“ChefredakteurKaiDiekmann,in welchemerdiePlänekonkretisierte,riefheftigeProtestederBelegschafthervor.DochauchinderChefetagesorgteder UmzugfürUnruhe.Wiedie„Netzeitung“berichtete,habeMathiasDöpfnerdenUmzuggegenüberDiekmann„durchgeboxt“, dersichfüreinenVerbleibinHamburgeingesetzthatte 99 .Nachdemursprünglichgeplantwar,dieersteinBerlinhergestellte „Bild“Ausgabeamgeschichtsträchtigen03.10.2007zuveröffentlichen,wurdederUmzugaufMärz2008verschoben,zudem solltendiedamiteinhergehendenStellenstreichungengeringerausfallen.InHamburgverbleibennebendenMitarbeiternder Lokalsausgabeder„Bild“auchdieAngestelltenderBereicheVertrieb,LogistikundHerstellung. Die„Bild“RedaktionistdementsprechendnebendiesogenannteZentralredaktiongetreten,diebislangdasHerzstückdes AxelSpringerKonzerns in der Hauptstadt darstellte. In dieser werden die Inhalte der „Welt“, „Welt am Sonntag“, „Welt Kompakt“undder„Morgenpost“produziert.UmgenügendredaktionellenNachwuchszurekrutieren,wurdefernerdie„Axel SpringerAkademie“insLebengerufen,diegleichzeitigauchals,ThinkTank‘desKonzernsfungierensoll.

3.2.6. Aktuelle Entwicklung DieAxelSpringerAGbefindetsichineinemExpansionsprozess.DieimJahr2000initiierteStrategiemitdenZielenAusbau derMarktführerschaftinDeutschland,InternationalisierungsowieDigitalisierungwirdinvielenKonzernbereichenverstärkt fortgeführt.RückschrittewiediePINInsolvenzhabenMathiasDöpfnerbeiderUmsetzungseinerStrategie bislang nicht bremsen können. Erkennbar will das Haus inzwischen ein liberales offenes Image vermitteln. Das bescheidene Ziel Döpfners,denKonzernbiszumJahr2010zumkundenfreundlichstenMedienhausEuropaszumachen,passtdazuinsBild. Allerdings geriet der oft propagierte hausinterne Meinungspluralismus immer wieder in die Kritik: Anlässlich einer VerlagsankündigungzurVeröffentlichungeinesBuchesvonKaiDiekmannging„Welt“RedakteurAlanPoseneraufseinem InternetbloghartmitderredaktionellenTätigkeitDiekmannsinsGericht.NurkurzeZeitnachderVeröffentlichungwurdeder Beitrag jedoch durch die Redaktion entfernt. Dem einsetzenden Protest interessierter Leser trat der Konzern mit einer Pressemittelung entgegen, in der die „höchst unkollegiale Geste“ als der Unternehmenskultur nicht entsprechendes Verhalten gegeißelt wurde. Es handele sich um die „Entgleisung eines einzelnen Mitarbeiters“ 100 . In Zukunft sollen als Konsequenzaus„demFallPosener“beiSpringerInhaltefürdasInternetderredaktionellenKontrolledesChefredakteurs unterworfen sein. Im April 2008 übernimmt der bisherige «Welt»Chefredakteur Thomas Schmid die redaktionelle Gesamtverantwortungaller„Welt“Titel.DerimJanuaralsChefredakteurderdeutschen„VanityFair“ausgeschiedeneUlf PoschardtwirdstellvertretenderChefredakteurder„WamS“,wasmancheBeobachteralsWeichenstellungfürdieZukunft sehen.DerbisherigeTrägerderredaktionellenGesamtverantwortungfürdie„Welt“Gruppe,ChristophKeese, wird zum Konzerngeschäftsführer Public Affairs der Axel Springer AG. In dieser Funktion soll er Lobbyarbeit gegen womöglich drohendeWerbeverboteundfürweitereExpansiondesKonzernsleisten.Die„taz“dazu:„Vielleichtkannmanessosagen: Keesewirdhochdegradiert“ 101 .JedenfallswirdKeesenun„nichtmehrjournalistischfürdenVerlagtätigsein“ 102 . ImMärzsiedeltedieReaktionder„Bild“ZeitungdanntatsächlichvonHamburgindieSpringerZentralenachBerlinum. Insgesamt sollen rund 400 Mitarbeiter der wichtigsten Redaktionen des Blattes in die Hauptstadt umgezogen sein. Die einmaligenKostenderAktionbelastetendieGewinneimerstenQuartal2008.Am21.April2008brachtederVerlagdie erste Ausgabe der Zeitschrift „Humanglobaler Zufall“ heraus, die von einer Jury zum Sieger des 2007 ausgelobten „Ideenwettbewerbs Scoop!“ der Axel Springer Akademie bestimmt wurde. Das vom 30jährigen Dennis Buchmann konzipierteundverantworteteMagazin„beschäftigt sichmitdervernetztenWelt“,„berichtetvonMenschenrundumden

99 O.V. (2007): Verwirrung um «Bild»-Umzug nach Berlin. In: Netzeitung vom 02.05.2007. Internetressource: http://www.netzeitung.de/medien/635230.html, überprüft am 18.09.2008. 100 Vgl. Auszüge der Presseerklärung auf „Bildblog“: http://www.bildblog.de/2251/der-grosse-selbstbetrug-von-kai-diekmann/ 101 Raab, Klaus (2008): PIN? Pah, hier ist Posh! In: die tageszeitung vom 13.03.2008. 102 Lachmann, Jennifer (2008): Springer scheut große Zukäufe. In: Financial Times Deutschland vom 12.03.2008. 42 Erdball“und„enthält[...]vieleInformationenzurGlobalisierung“,hießesineinerinitialenPressemitteilung 103 .DieZeitschrift sollmiteinerAuflagevon100.000ExemplarenvierMalproJahrerscheinen.WährenddiemehrheitlicheÜbernahmeder französischen Webseite „auFeminin.com“ – Springer zufolge „Europas führende OnlinePlattform für die weibliche Zielgruppe“(deutscheVersion:„gofeminin.de“) 104 –vonBeobachternalsüberteuertgewertetwurde,steigerte„bild.de“die ZahlderPageImpressionsaufüber702MillionenundistsomitindieserMaßeinheitdasmeistgenutztePresseAngebotim deutschsprachigenInternet.DerKonzernerwartetfürsJahr2008einenUmsatzvon400Mio.EuromitdigitalenMedien.Das istimSinnedesWachstumsauchnötig,dennimSegment „Zeitungen National“ sind die Umsätze weiter gesunken (1. Quartal2008:296,7Mio.Eurogegenüber314,3Mio.imVorjahreszeitraum).KonzernchefDöpfnerriefdasZielaus,„das bestintegrierteMultimediaunternehmeninEuropazuwerden“ 105 . Am21.April2008brachtederVerlagdieersteAusgabederZeitschrift"HumanglobalerZufall"heraus,dievoneinerJury zumSiegerdes2007ausgelobten"IdeenwettbewerbsScoop!"derAxelSpringerAkademiebestimmtwurde.Dasvom30 jährigenDennisBuchmannkonzipierteundverantworteteMagazin"beschäftigtsichmitdervernetztenWelt","berichtetvon Menschen rund um den Erdball" und "enthält ...viele Informationen zur Globalisierung", heißt es. Es erschienen vier AusgabenderZeitschriftmiteinerAuflagevon100.000Exemplaren. EndeSeptember2008startetemitderwöchentlicherscheinendenGratiszeitung„BerlinerMorgenpostWochenendExtra“ einenachVerlagsangaben„neuartigeKonzeption,wedereinklassischesAnzeigenblattnocheinetagesaktuelleZeitung“ 106 . Noch wenige Wochen zuvor hatte Konzernsprecher Tobias Fröhlich im Hinblick auf das Vertriebskonzept von Gratiszeitungenverlauten lassen:„JederTagohne Gratiszeitung ist ein guter Tag“ 107 .Dennochliegenbereitsseit2005 eigenePlänefüreinesolchePublikationvor,diealsTageszeitungunterdemTitel„Gratissimo“veröffentlichtwerdenkönnte. DerwöchentlicheAblegerder„BerlinerMorgenpost“,derancircaeineMillionHaushalteimBerlinerStadtbezirkverteiltwird undeineAuswahlbereitsindertäglichen„Morgenpost“AusgabeveröffentlichtenTextenenthält,wurdealsReaktionaufdie jüngstenAuflagenverlustedesMutterblattszurückgeführtundalsauflagensteigerndeWerbemaßnahmegewertet–indesmit unsicherenErfolgsprognosen 108 . SeitOktober2008bündeltderSpringerKonzerndieVermarktungallernationalerMedienangebote(„Bild“Gruppe,„Welt“ Gruppe, Zeitschriften, Regionalzeitungen und deren OnlineVermarkter) in der Unternehmensgruppe First Media, deren Vermarktungschef Peter Würtenberger ist. Immer wiederkehrenden Spekulationen, Springer könnte doch noch groß ins deutsche FernsehGeschäft einsteigen, setzte Ende 2008 die oberlandesgerichtliche Bestätigung des im Vorjahr vom KartellamtausgesprochenenVerbotsderÜbernahmevonProSiebenSat.1zunächstGrenzen.

103 Pressemitteilung vom 01.02.2008. Internetressource: http://www.axelspringer.de/presse/Neues-Zeitschriften-Projekt-von- Axel-Springer-HUMANGLOBALER-ZUFALL-ab-21.-April-2008-am-Kiosk_35848.html, überprüft am 18.09.2008. 104 Pressemitteilung vom 11.08.2008. Internetressource: http://www.axelspringer.de/presse/goFeminin.de-staerkt- Vermarktung-und-erweitert-Geschaeftsfuehrung_165913.html, überprüft am 18.09.2008. 105 Welt Online (2008): Axel Springer verzehnfacht Gewinn. In: Welt Online vom 29.05.2008. Internetressource: http://www.welt.de/wirtschaft/article2047588/Axel_Springer_verzehnfacht_Gewinn.html, überprüft am 18.09.2008. 106 Zitiert nach: Holtermann, Felix (2008): Neues Springer-Blatt löst Erstaunen aus. In: Stuttgarter Zeitung vom 15.09.2008. Internetressource: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1818301_0_2147_neues-springer-gratisblatt-loest-erstaunen- aus.html, überprüft am 31.12.2008. 107 Zitiert nach: O.V. (2005): Der Springer Verlag plant eine neue Gratis-Zeitung. In: Handelsblatt Online vom 13.09.2005. Internetressource: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/strategie/der-springer-verlag-plant-eine-neue-gratis- tageszeitung;958730, überprüft am 31.12.2008. 108 Vgl. Pohlmann, Sonja (2008): Mehr Druck: Springer-Verlag startet Wochenzeitung in Berlin. In: Der Tagesspiegel vom 13.09.2008, 35. 43

Idealo Inte rnet GmbH Bild digital KG 100% Computerbild Online mbH 75% Produkt- und Preissuche Portal bild.de 100% Portale Computerbildgruppe

Zanox.de AG 60% Immonet. GmbH 100% Smarthouse Media G mbH Immobilienmarkt E-Commerce Plattform epr ofessional 76% Web-Finanzapplikation GmbH Suchmaschinen- Marketing

Hamburg.de KG 51% StepStone Dltd. AG 50% Wal lstreet:online capital AG Regionalportal Stellenmarkt 75% Fondsvermittler + Portal

Aufem inin.com SA 68% Frauenportal (europ.) Bücher.de KG 33% Wal lstreet:online AG 50% Gamigo AG 29% Shop Finanzportal Contentsite Spiele

AS Online MV web KG 36% Regionalportal motor talk GmbH 20% Beteiligungs-GmbH Auto Forum/Markt 66% Myby KG 25% Electronic-Shop

Abb. 8: Organigramm: Beteiligungen der Axel Springer AG an Online-Publikationen

Quelle:Vogel,Andreas(2008):OnlineGeschäftsfelderderPressewirtschaft.In:MediaPerspektiven5/2008,239;eigeneDarstellung. 3.3. Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH DieVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckGmbHisteinFamilienunternehmenmitHauptsitzinStuttgart.Sieistinmehrals 80 Ländern tätig und publiziert in klassischen und elektronischen Medien in den Bereichen Informationen, Bildung und Unterhaltung. Bekanntere Marken des Unternehmens sind die HandelsblattGruppe, die Wochenzeitung „Die Zeit“, die Berliner Tageszeitung „Tagesspiegel“ und das Wissenschaftsmagazin „“ sowie zahlreiche Buchverlage. Bei bestimmten Zielgruppen, etwa Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten, nimmt die HoltzbrinckGruppe mit ihren VerlagsobjekteneineführendeStellungein. Schlüsselpositionen: - Dr.ClemesRiedl,CEOStudiVZ - Dr.MarionBleß,Geschäftsführerindes„Tagesspiegel“ - FrankLüdecke,SprecherderGeschäftsführungdes„Tagesspiegel“ - Dr.RainerEsser,Geschäftsführer„DieZeit“ - JoachimLiebler,Geschäftsführer„Handelsblatt“ - MichaelStollarz,Geschäftsführer„Handelsblatt“ - HaraldWahls,Geschäftsführer„Handelsblatt“ - Dr.RolandKlopfleisch,LeiterControllingderTagesspiegelGruppe&GeschäftsführerZweiteHandGruppeBerlin Geschäftsführung/Vorstand: - Dr.StefanvonHoltzbrinck,Vorsitzender - Dr.JochenGutbrod,StellvertretenderVorsitzender,LeiterWirtschaftsinformation - JensSchwanewedel,KaufmännischerGeschäftsführer - JohnSargent,CEOHoltzbrinckPublishers - Dr.RüdigerSalat,GeschäftsführerHoltzbrinckBuchverlage - RichardCharkin,CEOMacmillan Aufsichtsrat: - Prof.Dr.KlausDieterLehmann,Vorsitzender(PräsidentderStiftungPreußischerKulturbesitz) - Dr.BerndScheifele,StellvertretenderVorsitzender(VorstandsvorsitzenderderHeidelbergCementAG) - Prof.Dr.HubertMarkl(ehem.PräsidentderDeutschenForschungsgemeinschaft19962002) - MonikaSchoeller,geb.vonHoltzbrinck - JoachimSchoss(GründerScout24) Chefredakteure: - StephanAndreasCasdorff,LorenzMaroldt–„DerTagesspiegel“ - GiovannidiLorenzo–„DieZeit“ - BerndZiesemer–„Handelsblatt“

Gesellschafter: - MonikaSchoeller(50%) - Dr.StefanvonHoltzbrinck(50%) Tab. 7: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. €)

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Umsatz Gesamt 2.350 2.329 2.241 1.937 1.961 2.086 2.243 2.489

Gewinne (Verluste) k.A. 47,7* k.A. k.A. k.A. 187,8 206,6 222,0 nach Steuern

Beschäftigte 12.500 12.600 12.500 11.800 12.855 13.872 15.473 17.086

Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik,eigeneDarstellung.

Tab. 8: Umsatz/Jahr nach Geschäftsbereichen (Beträge in Mio. €)

Jahr Belletristik und Bildung und Zeitungen und Wirtschaftsinformationen Digitale Innenumsätze und Sachbuch Wissenschaft Medien* Sonstiges

2004 552,6 591,6 863,9 14,5 61,9

2005 586,4 640,4 914,8 19,6 74,4

2006 633,8 689,8 965,4 28,3 74,1

Quelle:GeorgvonHoltzbrinckGmbH 109 ,eigeneDarstellung.

*KonsolidierterUmsatz,ohneMinderheitsbeteiligungen

3.3.1. Geschichte und Profil AlsgelernterBuchvertretergründeteGeorgvonHoltzbrinck,AbkömmlingeineswestfälischenAdelsstamms,zusammenmit seinemFreundWilhelmSchlösserimJahre1936dieDeutscheVerlagsexpedition.DasVertriebsunternehmen wurde zur Keimzelle eines sich rasch ausbreitenden Medienunternehmens. Den wirtschaftlichen Erfolg habe Holtzbrinck zu einem erheblichen Teil auch seinen guten Beziehungen zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zu verdankengehabt,schriebdasUSMagazin„VanityFair“1997.SchonimJahr1943übernahmHoltzbrinckdenWiesbadener Verlag„DeutscheVolksbücher“,dendieAlliierten1946lizensierten.NachdemKriegfasstederVerlegerdenPlan,fürdas lesefreudigePublikumeinenBuchklubzugründen,der1948alsStuttgarterHausbüchereigegründetundspäterzusammen mit dem Deutschen Bücherbund (1959), der deutschen Hausbücherei (1960) und dem Deutschen Buchklub (1966) marktbeherrschendeStellungerhielt.VierJahrzehntebliebendieBuchklubsdasKerngeschäftdesUnternehmens.Parallel engagierte sich Holtzbrinck jedoch auch als Verleger, um das wirtschaftliche Risiko zu minimieren und kaufte Anteile verschiedenerZeitungenundZeitschriften. Als der Verlagsgründer 1983 starb, arbeitete sein ältester Sohn Dieter bereits drei Jahre als Geschäftsführer im Unternehmen(beim„Handelsblatt“),undtriebalsNachfolgerseinesVatersdenradikalenUmbaudesKonzernsvoran.Dazu gehörtezumeinendiebereitszuvorangestrebteExpansionininternationaleMärkte(Auslandsanteil2001:40Prozent),zum anderen auch die nationale Ausweitung der Geschäftsaktivitäten in neue Medienbereiche. Der internationale Fokus lag zunächstvorrangigaufdenUSA:1986erwarbHoltzbrinckdenBuchverlagHenryHoltunddie„ScientificAmerican“Gruppe. 1994folgtederKaufdesangesehenenNewYorkerBuchhausesFarrar,Straus&Girouxund1995ein70,8prozentiger AnteilandembritischenGroßverlagMacmillanfüretwa600Mio.Mark.ZudemwurdemehrheitlichdasForschungsinstitut PrognosAGinBaselübernommen.GleichzeitigentschlosssichHoltzbrinck–zunächstinengerAllianzmitdemMünchner

109 Entsprechende Daten für die Geschäftsjahre 2007 und 2008 wurden von der Georg von Holtzbrinck GmbH nicht zur Verfügung gestellt. 46 FilmhändlerLeoKirch–zumVorstoßindenSektorderelektronischenMedien.DerHoltzbrinckKonzernengagiertesich bereits 1983 als Gründungsgesellschafter beim TVSender Sat.1 und hielt nach einer Reorganisation im Jahr 1986 15 Prozent der Anteile, um sie schließlich Ende 1996 für knapp 200 Mio. DM an den Medienunternehmer Leo Kirch zu verkaufen.DerWetterundReisekanal,andemHoltzbrinckeinViertelderAnteilehielt,stellte1998nachkurzerZeitseinen Betriebein.AußerdembeteiligtesichdasschwäbischeUnternehmenmit25ProzentamNachrichtenkanalntvundbaute diesenAnteilsukzessivebisauf47Prozentaus.JedochverkauftedieStuttgarterGruppedieSenderanteileMitte2002– zusammenmitBeteiligungenanzwölfRadiostationen–andenBertelsmannKonzern.DietervonHoltzbrincksetzteindes auchaufdenPrintsektorundkaufteinkurzerFolgedieZeitungen„MainPost"(1992),„Tagesspiegel“inBerlin(1992) 110 und „TrierischerVolksfreund"(1993).EinenHöhepunkterreichtdieExpansionsoffensivein1996beimKaufderangesehenen Wochenzeitung „DieZeit“(Auflage:rund480.000) 111 für140MillionenMarkvombisdatoalleinigenGesellschafter Gerd Bucerius. Den Akquisitionen des Konzerns stand eine wesentliche interne Bereinigung gegenüber: 1989 reichte Holtzbrinck den Deutschen Bücherbund, das einstige Herzstück des Unternehmens, für 250 Mio. Mark an Kirch weiter. Die Zeit für Buchklubsseivorbei,erklärteHoltzbrinck,undmerkteseinerzeitan,dassdasauchfürdasUnternehmenBertelsmanngelte, das den Bücherbund 1992 von Kirch kaufte. Noch Mitte der Achtziger hatten die Buchklubs jede zweite Mark im Unternehmen erwirtschaftet. Auch von der Musikfirma Intercord trennte sich Holtzbrinck und gab den Zuschlag an den britischenMusikkonzernEMIMusic.LetztlichwurdenauchdieDruckereienClaussen&BosseundFranzSpiegel Buch veräußert.Zum1.Januar1999führteDietervonHoltzbrinckfünfeigeneBuchverlagemitdensiebenBuchverlagen der katholischen WeltbildGruppe aus Augsburg in einer gemeinsamen Verlagsgruppe zusammen, die unter dem Namen DroemerKnaurfirmiert. ImJuni2002übernahmHoltzbrinckdenangeschlagenenBerlinerVerlag,zudemauchdie„BerlinerZeitung“gehört,von Gruner+Jahr. Das unter kartellrechtlichen Vorbehalten abgewickelte Geschäft geriet zum Desaster für die Stuttgarter Verlagsgruppe.DasBundeskartellamtuntersagtedieplanmäßigeTransaktion,dadurchdieFusionvon„Tagesspiegel“und „Berliner Zeitung“ in der Hauptstadt ein Monopol im Bereich der AbonnementsZeitungen entstünde 112 . Holtzbrinck beantragte daraufhin am 14. Januar 2003 beim damaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) eine Ministererlaubnis, um das Veto der Kartellbehörde zu umgehen. Um die Zustimmung Clements zu bekommen, schlug HoltzbrinckeinStiftungsmodellvor,nachwelchemdieRedaktiondes„Tagesspiegel“ineineGesellschaftüberführtwerden sollte,derenUnabhängigkeitdurcheinneunköpfigesKuratoriumüberwachtwürde 113 .RechtlichgesehenhätteClementdie Erlaubnisnurerteilenkönnen,wenn„gesamtwirtschaftlicheVorteile“bzw.„einüberragendesInteressederAllgemeinheit“ schwerergewogenhättenalsdieKonzentrationsbedenken.Am13.MaierteilteClementdahereinenZwischenbescheid,in demHoltzbrinckaufgefordert wurde,sechsWochenlangnach Käufernfürden „Tagesspiegel“ zusuchen 114 . Hätte kein Käufergefundenwerdenkönnen,hätteeinerErlaubnisdurchBundesministerClementnichtsimWegegestanden. Kurz darauf meldeten aber die Verlagsgruppen Bauer und Ippen ihr Kaufinteresse an. Im September 2003 verkaufte die HoltzbrinckGruppeden„Tagesspiegel“somitanihrenfrüherenManagerPierreGerckens 115 zueinemVorzugspreis(von10 MillionenEurowardieRede,derKonzernwolltesichdazunichtäußern).DanachschienderWegfreifürdieÜbernahmeder „Berliner Zeitung“, aber das Bundeskartellamt verbot diese zum zweiten Mal im Februar 2004 116 , da die an Gerckens verkauften„Tagesspiegel“AnteilenochimmerdemKonzernzuzurechnenseien.DaraufhinklagteHoltzbrinckvordemOLG DüsseldorfunddemBGHgegendieEntscheidungdesBundeskartellamts,allerdingsohneErfolg.AlsKonsequenzverkaufte

110 Vgl. Held, Barbara/Simeon, Thomas (1994): Die zweite Stunde Null. Berliner Tageszeitungen nach der Wende (1989-1994). Berlin: Spiess Verlag, 47-49. 111 http://www.zeit.de/zeitverlag/chronik , überprüft am 04.09.08. 112 O.V. (2002): Kartellamt untersagt Übernahme durch Holtzbrinck. In: Spiegel Online vom 21.11.2002. Internetressource: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,223841,00.html , überprüft am 04.09.08. 113 O.V. (2003): Ausweinen bei Clement. In: Manager Magazin Online vom 22.04.2003. Internetressource: http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,245647,00.html , überprüft am 04.09.08. 114 O.V. (2003): Zeitungsfusion: Clement gibt nur „Zwischenbescheid“. In: FAZ.net vom 10.05.2003. Internetressource: http://www.faz.net/s/RubC9401175958F4DE28E143E68888825F6/Doc~E93A59EE6111A4180AD17F5E3778B0666~ATpl~Ecom mon~Scontent.html , überprüft am 04.09.08. 115 Meier, Lutz (2003): Pierre Gerckens: Treuer Freund des Altverlegers. In: Financial Times Deutschland vom 29.09.2003. Internetressource: http://www.ftd.de/technik/medien_internet/1064846913831.html , überprüft am 04.09.08. 116 Pressemitteilung des Bundeskartellamtes vom 04.02.2004: „Bundeskartellamt untersagt erneut Fusion Holtzbrinck / Berliner Verlag“. Internetressource: http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/archiv/PressemeldArchiv/2004/2004_02_04.php, überprüft am 04.09.08. 47 derKonzernimOktober2005denBerlinerVerlaganeinangloamerikanischesInvestorenkonsortium(VSS)unddieMecom Group 117 .DerBriteDavidMontgomery,VorstandsvorsitzenderderMecomGroup,leitetseitdemdieGeschickedesBerliner VerlagsalsAufsichtsratschef. 3.3.2. Management Mitseinenmehrals50Tochterunternehmenundden73.086MitarbeiternistderMutterkonzerneinweitgehendanonymes Unternehmenskonstrukt geblieben. Eine eigene Markenpolitik wird nicht betrieben, stattdessen werden die Geschäftsaktivitäten weitgehend unauffällig ausgeübt. Die Unternehmensphilosophie beruht ausgewiesenermaßen auf Qualität,DezentralitätundIndividualität.DieVerlagsgruppegliedertsichinvierGeschäftsbereiche:(1)Publikumsverlage,(2) BildungundWissenschaft,(3)ZeitungenundWirtschaftsinformationensowie(4)elektronischeMedienundServices.Bei bestimmtenZielgruppen,etwaWissenschaftlernoderGeschäftsleuten,nehmendieHoltzbrinckPublikationeneineführende Stellungein.MitseinenrenommiertenBuchverlagenkannesderschwäbischeVerbundanGeltungmitdemwirtschaftlich potenterenRivalenBertelsmanndaherleichtaufnehmen.„Dieanderenmögengrößersein,wiraberhaben Fischer und Rowohlt“,sollderFirmengründerGeorgvonHoltzbrinckaufseinemSterbebettgesagthaben. Hinzukommt eine Reihe bedeutender Regionalzeitungen, der „Tagesspiegel" inBerlinunddasbekannte Wochenblatt„DieZeit".Die Anteile der HoltzbrinckVerlagsgruppeteilensichdieGeschwisterMonikaSchoellerundStefanvonHoltzbrinckzuje50Prozent.Dieter vonHoltzbrinckhatseineAnteileseit2006schrittweiseineinegemeinnützigeStiftungüberführt. SeitdemüberraschendenAusscheidenDietervonHoltzbrincksEndeJuni2006,des„stillenTycoons“,alsGesellschafter undAufsichtratsvorsitzenderführtStefanvonHoltzbrinckdasUnternehmenaufeinemausgreifendenDiversifikationskurs. DietervonHoltzbrinck,derdenKonzern20Jahrelanggeleitethatte,legteseinePlanungenundInvestitionsrechnungen langfristigaufmindestenszehnJahrean.AlsMottogalt:„FirmagehtvorFamilie“,wonachmind.80ProzentderGewinnein die Firma reinvestiert werden mussten. Gezielt akquirierte er Regionalzeitungen, die beim fälligen Generationenwechsel ProblemebekamenundbeidenensichmehrereFamilienstämmeumdieFührungstritten.DasBesteseiengezielteZukäufe beinotleidendenUnternehmen,diesaniertwerdenmüssten,wieDietervonHoltzbrinckglaubte.DiemoderierendeArtder UnternehmensführungseinesBrudersunddieFokussierungauflangfristigeZielewillStefanvonHoltzbrinckfortführen.Das Verhältnis zwischen Dieter und Stefan von Holtzbrinck soll zunehmend schwierig gewesen sein. Während sein älterer StiefbruderzuweilenzumehrVorsichtriet,setztStefanvonHoltzbrinckheutevermehrtaufwirtschaftlicheExpansionabseits des Kerngeschäfts. Stefan widmet sich dem Ausbau des digitalen Geschäftsbereichs. Im Jahr 2011 soll nach seiner VorstellungetwaeinVierteldesGesamtumsatzesim Interneterwirtschaftetwerden.Mitlangfristigen, partnerschaftlichen KooperationenwillmandieZukunftderVerlagsgruppealswettbewerbsfähiges„Mittelstandsunternehmen“(Konzernangabe) sicherstellen.StefanlenktdasUnternehmenübereineHolding,diemitnurrund70Mitarbeiternverhältnismäßigschwach besetzt ist. Er halte viel von der Führungsphilosophie „Steuern durch NichtSteuern", Konzerndenken sei ihm „fremd“, gestanderineinemInterviewmitder„FrankfurterAllgemeinenZeitung“ 118 .Die„intellektuellkreativeTätigkeit“derLektoren undVerlegerinseinemHausstündeeinersolchenArbeitsauffassungentgegen.JederMitarbeiterhabedie„größtmögliche Freiheit,seinenIdeenundGeschäftennachzugehen:InunseremHausfindenSievielepolitischeFacetten.“ DietervonHoltzbrinckgabeinmalkund,esseinichtmehrzeitgemäß,eineinhaltlicheLinieexaktvorzugeben:Eskämeauf die„SozialpflichtigkeitderJournalisten“an,siemüsstenfairdiekomplexenZusammenhängevonvielenSeitendarstellen.Er selbstsahsichals „SparringspartnerderChefredakteure“.DabeiistdemunscheinbarenVerlag eineprononciert liberal konservativeNotewohlamliebsten.EinepolitischeNähezurCDUzeigtesichinderVergangenheitbeieinigenPersonalien, etwaderPartnerschaftmitdemverstorbenenKohlRegierungssprecherundehemaligem„ZeitHerausgeber“DietherStolze oderderzeitweiseengenAllianzmitKohlFreundLeoKirchüberdenFernsehsenderSat.1(von1990bis1992warStefan vonHoltzbrinckzudemalsAssistentderGeschäftsführungderKirchGruppeinMünchentätig).EineoffeneParteinahmehat dieFamilieHoltzbrinck,dieengeBeziehungenzuIsraelüberdieJerusalemFoundationunterhält,aberimmervermieden. Starker Mann im Hintergrund war lange Zeit auch der Österreicher Michael Grabner, enger Vertrauter Dieter von Holtzbrincks,derbeispielsweisepersönlichdieSanierungsarbeitbeiderHandelsblattGruppeinDüsseldorfübernahm.Er

117 O.V. (2005): Übernahme: Berliner Verlag wird britisch-amerikanisch. In: Manager Magazin Online vom 25.10.2005. Internetressource: http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,381531,00.html , überprüft am 04.09.08. 118 Kegel, Sandra (2002): „Ich werde mich nicht verstecken“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 06.07.2002. 48 wechselte im März 2007 – ein Jahr früher als geplant – in den Gesellschafterausschuss des größten österreichischen Verlagskonzerns„Mediaprint“ 119 .VoneinemabruptenStrategiewechselwillStefanvonHoltzbrinckabernichtswissen.Den Geschäftsbereich Wirtschaftsinformationen übernimmt Finanzchef Dr. Jochen Gutbrod, der zuvor bereits bei Holtzbrinck Digital tätig war. Am 20. Juni 2007 erklärte der frühere badenwürttembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) seinen Rücktritt vom Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden. Späth, der diese Aufgabe erst im Juni 2006 von Dieter von Holtzbrinck übernommen hatte, begründete diesen Schritt mit kollidierenden Interessen aus seiner Vollzeittätigkeit als DeutschlandchefderInvestmentbankMeryllLynch.DieBankbetätigtsichvermehrtimMedienbereich 120 . EinweitererwichtigerFunktionsträgerimHoltzbrinckVerlagistderdeutschitalienischeJournalistGiovannidiLorenzo,der imJahre1999vonder„SüddeutschenZeitung“zum„Tagesspiegel“wechselteunddortdiePositiondesChefredakteurs übernahm,inderernachdemWillenderGeschäftsführungden„SpagatzwischenAltundJung“bewältigensollte.Erhatte entscheidenden Anteil daran, den „Tagesspiegel“ durch eine umfassende inhaltliche Umstrukturierung im so genannten „Berliner Zeitungskrieg“ als Qualitätsblatt zu positionieren 121 . Zu dieser Umstrukturierung gehörten unter anderem die stilistischeVeränderungdesLayoutsunddieÖffnungneuerThemengebiete,umden„Tagesspiegel“vorallemderjüngeren Leserschaftnäherzubringen.HierbeisetztediLorenzobeiderUmgestaltungderalsbiedergeltenden,vorallemimWestteil derStadtgelesenenTageszeitungzweiSchwerpunkte:dieStärkungdesLokalenunddieüberregionaleProfilierung des PolitikteilsbeiErhaltungderpolitischenUnabhängigkeit.2004wechselteGiovannischließlichvonBerlinnachHamburgum die Nachfolge von Josef Joffe und Michael Naumann als Chefredakteur der „Zeit“ zu übernehmen. Die Fachwelt interpretierte diesen Schritt des HoltzbrinckManagements als strategisch klugen Generationswechsel 122 . Joffe und NaumannbliebenzusammenmitAltBundeskanzlerHelmutSchmidtder„Zeit“weiteralsHerausgebererhalten.Die„Zeit“ist heuteeinederwenigenZeitungenmitsteigenderAuflage. 3.3.3. Geschäftsfelder Publikumsverlage: Die Publikumsverlage sind der älteste Geschäftsbereich der HoltzbrinckGruppe. Momentan setzt Holtzbrinck jährlich über 600 Mio. Euro mit S. Fischer (Verlagsleitung: Monika Schoeller), Rowohlt (Alexander Fest), Kiepenheuer & Witsch (Helge Malchow) und Henry Holt um 123 . Trotzdem handelt es sich um ein wenig einträgliches Geschäft, für das Holtzbrinck in der Vergangenheit Unternehmensberater wie McKinsey engagieren musste, um das Geschäftsergebnisinsgesamtzuverbessern. Bildungs- und Wissenschaftsverlage: Die Bildungs und Wissenschaftsverlage setzten 2006 etwa 690 Millionen Euro um 124 .ZudiesemGeschäftszweigderHoltzbrinckGruppegehören„ScientificAmerican“mitdemAbleger„Spektrum der Wissenschaft"(Heidelberg),die Schulbuchverlage Schroedel(Hannover)undDiesterweg(Frankfurt)undnichtzuletztdie britischeMacmillanGruppe,dieinIndienundChinastarkexpandiert.DazukommtdieNaturePublishingGroup,diedie renommierte Wissenschaftszeitschrift „Nature“ verlegt und als Leitmedium wissenschaftlicher Publizistik für Biologen, MedizinerundPhysikergilt. Zeitungen und Wirtschaftsinformationen: DieZeitungenundWirtschaftsinformationenmachten2006mit965,4Mio.Euro dengrößtenTeilamGeschäftsumsatzaus 125 .AnüberregionalenZeitungenbesitztHoltzbrinckden„Tagesspiegel“inBerlin und das Wochenblatt „Die Zeit“ in Hamburg. Das Segment Regionalzeitung umfasst fünf größere Blätter, darunter die „Saarbrücker Zeitung“ (HoltzbrinckAnteil: 52,3 Prozent) mit den angeschlossenen Tochterunternehmen „Lausitzer Rundschau“ in Cottbus und „Trierischer Volksfreund“ sowie „Südkurier“ (Konstanz) und „MainPost“ (Würzburg). Zu den

119 O.V. (2007): Michael Grabner verlässt Holtzbrinck-Gruppe. In: Handelsblatt Online vom 12.02.2007. Internetressource: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/michaelgrabner-verlaesst-holtzbrinck-gruppe;1224166 , überprüft am 18.09.08. 120 O.V. (2007): Lothar Spät: Nicht an beiden Enden. In: Manager Magazin Online vom 20.06.2007. Internetressource: http://www.manager-magazin.de/koepfe/personalien/0,2828,489688,00.html , überprüft am 18.09.08. 121 Jakobs, Hans-Jürgen (2007): Giovanni di Lorenzo: Der Menschenfänger. In: Weichert, Stephan/Zabel, Christian (Hg.) (2007): Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Portrait. Köln: Herbert von Halem, 136-143. 122 O.V. (2004): Giovanni di Lorenzo Chefredakteur bei der "Zeit". In: Stern.de vom 17.06.2004. Internetressource: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/meldungen/525498.html , überprüft am 18.09.08. 123 Konzernangabe: http://www.holtzbrinck.de/artikel/778437&s=de , überprüft am 04.09.08. 124 Ebd. 125 Ebd. 49 neuenAktivitätengehörtseitMai2004derEinstiegindasTabloidformat:DieZeitung„20Cent“,dieinderLausitzundim Saarlanderscheint,wendetsichinersterLinieanjungeLeserundbedientsichderInhalteausder„LeipzigerRundschau“ bzw. aus der „Saarbrücker Zeitung“. Im September 2004 wurde die Zeitung „News“ als Tageszeitung für Frankfurt gegründet.SiewaralsKonkurrenzproduktzumSpringerBlatt„WeltKompakt“gedacht,das–ebenfallsimTabloidformat– seitMai2004erschien.AnfangMai2006wurdederRedaktionssitzder„News“nachBerlinverlegt,wosieabdem7.August 2006 unter dem Namen „BusinessNews“ erschien und sich seitdem vor allem Wirtschaftsthemen widmete. Aufgrund zu geringer Verkaufszahlen wurde das Blatt am 18. Juni 2007 eingestellt 126 . In der deutschen Wirtschaftspublizistik ist Holtzbrinck dennoch die Nummer eins geblieben – dank der Düsseldorfer HandelsblattGruppe („Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“, „VDINachrichten“ und etliche Fachpublikationen). Das Blatt „Euro“, in dem „DM“ aufgegangen war, wurdeverkauft.WeiterhinbesitztdieGruppeeineBeteiligungandereuropäischenAusgabederWirtschaftstageszeitung „WallStreetJournal“. Elektronische Medien und Services: Außerdem investiert die Verlagsgruppe laut eigenen Angaben in nicht unbeträchtlichem Maße in neue Geschäftsmodelle wie elektronische Medien und Services 127 . Drei Tochterunternehmen setzendieallgemeineStrategiefürdiesenGeschäftsbereichum:HoltzbrinckVentures,HoltzbrinckeLabundHoltzbrinck Networks. Holtzbrinck eLab entwickelt in erster Linie eigene Internet und Mobilanwendungen und beteiligt sich nur in Einzelfällen an extern kreierten Geschäftsmodellen, wozu der übernommene ITInformationsdienst „Golem.de“ und das Gesundheitsportal „NetDoktor.de“ zählen (beide Juli 2007). Beispiele für eigens entwickelte Geschäftsideen sind „autoplenum.de“, eine Informations und Bewertungsplattform rund um das Automobil, an dem sich zuletzt die ProSiebenSat.1MediaAGmit25,1Prozentbeteiligte128 unddieVerticalCommerceGmbH,dieECommercePlattformen entwickeltundbetreibt.Dr.StephanRoppelleitet dieGeschäftebeiHoltzbrinckeLab.Die2000gegründete Holtzbrinck Ventures GmbH beteiligtsichanjungenUnternehmenmitRisikokapital.Über40UnternehmenimBereichNeueMedien wurden bisher unterstützt, unter anderem das OnlineNetzwerk „StudiVZ“, der Marktplatz für Handwerks und Dienstleistungsauktionen„MyHammer“unddiegrößteOnlinePartneragenturimdeutschsprachigenRaum„Parship“.Alle dreiUnternehmenwurdenspäterübernommen.AlsFrühphaseninvestorstelltdasUnternehmenzwischeneinerundfünf MillionenEuroalsStartkapitalzurVerfügungundkalkuliertmiteinemzeitnahenAusstieg,sobalddasjungeUnternehmen aufeigenenBeinenstehenkann.FürstrategischeInvestmentsistdie Holtzbrinck Networks GmbH zuständig.Langfristige BeteiligungenwerdenindenBereichenECommerce,OnlinePortale,OnlineAbonnementsundETravelangestrebt.Zum Unternehmen gehören beispielsweise die auf den Büchervertrieb spezialisierte Firma „buecher.de“ und „meinestadt.de“, einemlokalenSuchportalfürdeutscheStädte.GeschäftsführersowohlvonHoltzbrinckNetworksalsauchvonHoltzbrinck VenturessindKonstantinUrbanundMartinWeber. FürSchlagzeilensorgtederHoltzbrinckKonzernAnfang2007mitderÜbernahmevon„StudiVZ“,einerCommunityPlattform fürStudenten.Fürca.80MillionenEurokaufteHoltzbrinckdasBerlinerStartupUnternehmenvondenGründernundden Minderheitsgesellschaftern(zudenenauchHoltzbrinckVenturesgehörte).BiszuletzthattesichauchdieAxelSpringerAG am Bieterwettbewerb beteiligt. Vom bis dahin werbefreien „StudiVZ“, welches nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Studierende erreicht, verspricht sich Holtzbrinck Einnahmen aus zielgruppengerechter Werbung. Probleme bereitet die Internationalisierung von „StudiVZ“. Ausländische Ableger können vor allem in Frankreich und Italien nicht recht Fuß fassen 129 .Da„StudiVZ“alsgeschlossenesNetzwerkbegriffenwird,beteiligtmansichzunächstnichtanderGoogleInitiative „Open Social“, die im November 2007 startet. Google hat ein technisches System zur einfachen Einbindung externer ProgrammeinsozialeNetzwerkeentwickelt.DiePlattformdientdemZweck,demamerikanischenNetzwerkes„Facebook“ Parolizubieten,fürdasexterneEntwicklerTausendevonZusatzprogrammenbereitgestellthaben.„OpenSocial“verbindet dazusozialeNetzwerkewie„Xing“,„LinkedIn“,„Viadeo“,„Hi5“,„Friendster“unddasGoogleeigeneNetzwerk„Orkut“,die zusammenmehrals100MillionenNutzerhaben,zudemauchdieSoftwareunternehmenOracleundSalesforce.ImMai 2008 trat „StudiVZ“ der von Google lancierten Initiative bei. Die drei Schnittstellen, die „Open Social“ zu Beginn zur

126 O.V. (2007): „Business News“ wird eingestellt. In: „Handelsblatt Online“ vom 11.06.2007. Internetressource: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/business-news-wird-eingestellt;1279693, überprüft am 18.09.08. 127 Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (o.J.): Elektronische Medien und Services. Internetressource: http://www.holtzbrinck.com/artikel/778432&s=de , überprüft am 18.09.08. 128 O.V. (2008): ProSiebenSat.1 beteiligt sich an Internetportal autoplenum.de. In: FAZ.net vom 02.09.2008. Internetressource: http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=83572844 , überprüft am 18.09.08. 129 Stöcker, Christian (2007): Holtzbrinck schnappt sich StudiVZ. In: Spiegel Online vom 03.01.2007. Internetressource: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,457536,00.html , überprüft am 04.09.08. 50 Verfügung stellt, sollen zunächst den Austausch derInformationenausdenProfilenderNutzer,überihre Freunde, mit denensieinKontaktstehen,undüberihreHandlungenimNetzwerkermöglichen.„Open Social“ soll vor allem kleinen NetzwerkenVorteilebringen,dasieerstmalsfürEntwicklerinteressantwerden.„StudiVZ“wirdsichzukünftigwenigerauf klassischeDisplayWerbungundmehraufSocialShoppingFunktionenkonzentrieren.SokooperiertdasOnlineportalmitder Website „Brands4Friends“, die es angemeldeten Usern ermöglicht, Markenkleidung zu stark verbilligten Konditionen zu erwerben. „StudiVZ“ hat in den vergangenen Jahren verstärkt auf Wachstum gesetzt, ohne dabei einen einzigen Cent Gewinnzuerwirtschaften.Um2009erstmalsProfite zugenerieren,sollendieSocialCommerceAngebote auf „StudiVZ“ sukzessiveausgebautwerden. ZumOnlinePortfolioderVerlagsgruppestießimFebruar2007dasHauptstadtportal„watchberlin.de“hinzu,aufwelchem Künstler,JournalistenundBerlinerOriginaleihrenBlickaufdieHauptstadtdarlegen.DieserInternetauftrittistsooriginell, dass„watchberlin.de“fürdenGrimmeOnlineAward2007nominiertwurde.KonzipiertundbetreutwirdderInternetauftritt vonderBoogieMedienGmbH, einemHamburgerMedienund ConsultingUnternehmen,andemHoltzbrincküber sein Tochterunternehmen germanblogs 80 Prozent der Anteile hält. „germanblogs.de“ ist ein Blognetzwerk mit zurzeit 40 themenorientiertenBlogsausdenBereichenGesellschaft,Wirtschaft,Leben,Metropolen,Reise,Unterhaltung,Sportund Technik.EinenFeldversuchwagtzudemdierenommierteVerlagstochterNaturePublishingGroupmitdemUmbauihres OnlineAuftritts. Neben einer Präsenz des Blattes in der Alternativwelt „Second Life“ wird zurzeit ein Forum für VorabveröffentlichungenvonwissenschaftlichenManuskriptenerprobt.DerAustauschprofessionellerKritiken(peerreviews) solldadurchvereinfachtundmitdemGütesigelderNatureRedaktionversehenwerden.Der„Spiegel“willerfahrenhaben, dasssichStefanvonHoltzbrinckpersönlichüberdenFortgangderOnlineExperimenteinformiert. TV: Zudem engagiert sich der HoltzbrinkKonzern im Fernsehbetrieb. Zum Unternehmen gehört nach dem Verkauf von zahlreichen Radiobeteiligungen sowie von seinem 47prozentigen Anteil am Nachrichtensender ntv auch die TV ProduktionsfirmaAVE,diedieFirmenSpektrumTVundZeitTVbesitzt.LetzereFirmaproduziertu.a.politischeTalkshows. LangfristigsollteAVEzumSpezialistenderVerlagsgruppefürdasInternetundMobilfernsehenaufgebautwerden 130 .Das Unternehmen Mobile 3.0, an dem der HoltzbrinckVerlag beteiligt ist, erhielt Ende Oktober 2007 den Zuschlag für das BetreibendesneuenHandystandardsDVBH(DigitalVideoBroadcasting–Handheld),mussteaberschonimerstenQuartal 2008 sein Angebot wieder einstellen. Nachdem bereits ein Anlauf zur Fußballweltmeisterschaft 2006 scheiterte, sollte pünktlichzurEuropameisterschaftAnfang2008dasneueHandyfernsehendeutschlandweitinBetriebgenommenwerden. Aber auch der zweite Testbetrieb musste nach kürzester Zeit wieder eingestellt werden, trotz der Annahme diverser Marktforscher,dassaufdemGebietdesHandyfernsehensbiszumJahr2010rund450MillionenEuroproJahrumgesetzt werdenkönnten.HauptgrundfürdasScheiternsuchteMobile3.0inderVerweigerungshaltungderTelefonkonzerneund Netzbetreiber,entsprechendeGerätezuvertreiben. DiesewiesendieVorwürfeabervehementzurückund bemängelten ihrerseitsdiefehlendeKommunikationsundKooperationsbereitschaftdesHandyTVKonsortiums 131 .

130 Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (o.J.): AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion mbH. Internetressource: http://www.holtzbrinck.com/artikel/779437&s=de, überprüft am 18.09.08. 131 Schmitz, Henrik (2008): Alle 15 Kanäle voll. In: Frankfurter Rundschau Online vom 17.08.2008. Internetressource: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/multimedia/aktuell/1546491_Alle-15-Kanaele-voll.html, überprüft am 18.09.08. 51 Abb. 9: Organigramm: Beteiligungen der Georg von Holtzbrinck GmbH an Verlagen

Publikumsverlag

Bildung und Wisse nschaft

S. Fischer Verlag Fachverlag der VHB 100% 100% 100% Bedford/ St.Martin W.H.Freeman 100%

100%

Kiepenheuer & Witsch Droemer Knaur 100% 100% Lebensmittel Praxis 100% Worth Publ ishers Scientific Am erican 100% 100%

Pan Macmillan 100% Argon Hörbuch Verlag Spotlight Ve rlag 100% 100% Nature Publishing Group Spotlight Ve rlag 100% 100%

Macmillan Audio St. Martin´s Press J.B. Metzler 100% 100% 100% Palgrave Ma cmillan J.B. Metzler 100% 100%

Farrar, Straus & Giroux Tom Doherty Associates Schäffer -Poeschel 100% 100% 100% Spektrum der Wissenschaft 100% 100%

Picador 100% Henry Holt 100%

Quelle:VerlagsgruppeHoltzbrinck,eigeneDarstellung.

Abb. 10a: Organigramm: Beteiligungen der Georg von Holtzbrinck GmbH an Presseerzeugnissen

Zeitung : Zeitung: Zeitung: , Zeitung: Südkurier Zeitung: Main Post 100% Zeitung: Handelsblatt Tagesspiegel 100% Saarbrücker Zeitung , Zeit 100% 100% 56.1% Geschichte 100%

Zeitung: Pfälzischer Zeitung: Lausitzer Zeitung: Zeitung: Merkur 56.1% Rundschau 56.1% Alb-Bote 100% Fränkisches Zeitung: Potsdamer Volksblatt 100% Neueste Nachrichten 100%

Zeitung: Zitty 100% Zeitung: Zeitung: 20 Cent Lausitz Trierischer Volksfreund 56.1% 56.1 %

Quelle:VerlagsgruppeHoltzbrinck,eigeneDarstellung.

53 Abbildung 10b: Organigramm: Beteiligungen der Georg von Holtzbrinck GmbH an Presseerzeugnissen (Fortsetzung)

Quelle:Röper,Horst(2008):KonzentrationssprungimMarktderTageszeitungen.In:MediaPerspektiven8/2008,434.

54 3.3.4. Engagement im Ausland Holtzbrincks Engagement im Ausland ist bei den Verlagsgruppen Macmillan, Holtzbrinck Publishers und „Handelsblatt“ gebündelt. In über 80 Ländern können heute Verlagsprodukte bezogen werden. Macmillan Ltd. ist seit 1999 eine hundertprozentigeTochterderHoltzbrinckGmbH.DasursprünglichschottischeUnternehmenverlegtwissenschaftlicheund berufsbezogene Literatur, Belletristik, Sachbücher und Lehrmaterial. Erfolgreiche Marken des Hauses sind die Nature PublishingGroup(„Nature“),PalgraveMacmillan,Panund.DieGruppeistinmehrals70Länderntätig 132 .Macmillan USvereintdieAktivitätenderVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckindenVereinigtenStaaten.Literatur,Sachbücherund wissenschaftlicheBeiträgewerdenüberdieVerlageFarrar,Straus&Giroux,HenryHolt,PalgraveMacmillan,Picador,Tor Books,RoaringBrookPress,St.Martin’sPress,AudioRenaissanceunddieBedford,Freeman&WorthPublishingGroup verlegtundpubliziert 133 .ZusammenmitdemamerikanischenVerlagshausDowJonesgibtdieHandelsblattGruppe„The Wall Street Journal Europe“ heraus. Die Verlagstochter Economia ist Marktführerin in Tschechien und der Slowakei („HospodářskéNoviny“).ÜberEconomediaADmitSitzinSofia–einemJointVenturemitdembulgarischenVerlagAgency forInvestmentInformationOOD–bietetdieGruppeWirtschaftsundFinanzinformationeninBulgarienan.ImJuli2008gab die Verlagsgruppe Handelsblatt allerdings den bevorstehenden Verkauf ihrer 88prozentigen Beteiligung an Economia bekannt.TrotzdererfolgreichenExpansionnachOsteuropawollesichdieHandelsblattGruppevondemVerlagtrennen,um mitderGewinnsummeihrePräsenzimInternetzuverstärken 134 .

3.3.5. Engagement in Berlin AufdemBerlinerZeitungsundZeitschriftenmarktistdieVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckmitderTageszeitung„Der Tagesspiegel“ vertreten. Durch die Strategie, Not leidende Unternehmen zu übernehmen und zu sanieren, konnte die HoltzbrinckGruppe 1992 immerhin 51 Prozent der Anteile am „Tagesspiegel“ erwerben. In den Folgejahren erhöhte Holtzbrinck diesen Anteil auf 74,8 Prozent. Anfang 2003 wurden die übrigen Anteile übernommen. Dieses Engagement stellte sich lange Zeit als Fehlinvestition aus ökonomischer Perspektive dar: Der Konzern bezifferte die Verluste des „Tagesspiegel“zwischen1992und2003auf75Mio.Euro 135 . Im Onlinebereich gehören zu der HoltzbrinckGruppe neben dem Internetauftritt der verlagseigenen Zeitung („tagesspiegel.de“) auch das soziale Netzwerk „StudiVZ“ und die dazugehörigen Partnerdomains „MeinVZ“ und „SchuelerVZ“.DasStartupUnternehmenausBerlinhattesichindenletztenJahrengegenKonkurrentenwie„Facebook“ oder „MySpace“ durchgesetzt und sich somit als Marktführer in Deutschland etabliert. Nach eigenen Konzernangaben besitzen die drei Internetpräsenzen zusammen über 10 Millionen Mitglieder und man komme monatlich auf rund 12 MilliardenKlicks(PageImpressions/PIs) 136 .DieserAufwärtstrendstoppteerstmalsimSeptember2008,alsdieZahlder monatlichenPIsumrund18,3Prozentzurückging(4,23Mrd/IVWAugust08).Diesseiabervon„StudiVZ“erwartetworden undaufdieEinführungneuerSoftwaretechnologienzurückzuführen,soderVZChefMarkusRiecke 137 . DesweiterengehörtmitderAVEGesellschaftfürFernsehproduktioneineeigeneProduktionsstättefürTVAktivitäten zur Verlagsgruppe, die sämtliche Formate des Unternehmens (AVE, Spektrum TV, Die Zeit TV und Macroscope) zusammenfasst. Seit Mitte der achtziger Jahre produziert das Unternehmen Informationssendungen, Talkshows, UnterhaltungsundKultursendungenebensowiediverseReportagen,DokumentationenundFeaturesausPolitik,Kultur, WissenschaftundWirtschaft.ZudenAbnehmernzählennebendenöffentlichrechtlichenauchprivateFernsehstationen.Im

132 http://international.macmillan.com/aboutus.asp, überprüft am 04.09.08. 133 http://us.macmillan.com/splash/about/index.html, überprüft am 04.09.08. 134 Schwarz, Karl-Peter (2008): Holtzbrinck-Dämmerung in Prag. In: FAZ.net vom 22.07.2008. Internetressource: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E6A3A0206E6C640F5802DEEEBDD6F79C0~ATpl~Ecom mon~Scontent.html, überprüft am 18.09.08. 135 Kurp, Matthias (2004): Chronik des Berliner Zeitungs-Streits. In: Medienmärkte vom 27.10.2004. Internetressource: http://www.medienmaerkte.de/artikel/print/042710_tagesspiegel_chronik.html, überprüft am 04.09.08. 136 http://www.studivz.net/l/about_us/1 , überprüft am 04.09.08. 137 O.V. (2008): Klickschwund bei StudiVZ. In: Deutsche Startups vom 08.09.2008. Internetressource: http://www.deutsche- startups.de/2008/09/08/klickschwund-bei-studivz/, überprüft am 18.09.08. OnlinebereichunterhältAVEmit„watchberlin.de“einePlattform,diealsdasVideoportalderdeutschenHauptstadtgiltund gleichzeitigdenerstenreinaufVideonachrichtenbasierendenBlogDeutschlandsdarstellt 138 . MitderPrognoseAGunterhält manzusätzlicheinInstitut für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung, das sich auf SchwerpunktanalysenfürKundenausderWirtschaft, PolitikunddemöffentlichenSektorspezialisierthat. Wieausdem Konzernprofil hervorgeht, gehören neben Wirtschaftsgrößen wie der GASAG oder der Telekom auch diverse BundesministerienzudenAuftragsgebernvonPrognose 139 .AußerdemzählenzudenBerlinerAktivitätenderVerlagsgruppe nochderArgonHörbuchVerlagunddashausinterneVeranstaltungsforumBerlin. 3.3.6. Aktuelle Entwicklung Der mögliche Kauf der „Süddeutschen Zeitung“ im Sommer 2007 wurde vom Stuttgarter Konzern als aussichtsreiche Investitionsmöglichkeiteingestuft.„DieSZisteineattraktiveunderfolgreicheQualitätszeitung,diegutzuunspassenwürde“, sagteJochenGutbrod,stellvertretenderVorsitzenderderGeschäftsführungderVerlagsgruppeHoltzbrinckimSommer2007. EndeOktober2007zeichnetesicheinEndedesBieterwettbewerbsab.NebendemHoltzbrinckVerlagwarenderKölner ZeitungskonzernDuMontSchauberg,dieEssenerWAZGruppe,sowiezweiFinanzinvestorenalsFinalistenbeteiligt.Die Eigentümerfamilien des Süddeutschen Verlags verkauften schließlich Ende Februar 2008 ihre Anteile an die SüdwestdeutscheMedienholding(SWMH) 140 .Holtzbrinckgingleeraus. Zahlreiche Zukäufe von Internetfirmen belegen darüber hinaus (u.a. erento.com, Family One, Imagekind, MyPhoto Book.com, kyte.tv, Quarter Media, StudiVZ), dass der Konzern die allgemein fortschreitende Digitalisierung aktiv und frühzeitigmitzugestaltenbeabsichtigt.AlleinseitAnfangJuli2007hatderVerlagvierInternetfirmenübernommen(Klaß+ Ihlenfeld Verlag, Netdoktor GmbH, bellevueandmore.de, Abacho AG), die so unterschiedliche Dienste anbieten wie IT Informationen,medizinischenRat,ImmobilienoderdieVermittlungvonHandwerkern.InsgesamthatderVerlagalleinim Jahr2007fürrund130MillionenEuroInternetBeteiligungenerworben.MitteOktober2007äußertesichdagegenGiovanni di Lorenzo in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ kritisch über die in der Medienbranche zurzeit vorherrschende Digitalisierungseuphorie. Seiner Ansicht nach ist der Printsektor allein zukunftsfähig und unter journalistischenGesichtspunktendemInternetüberlegen.DiekostenloseVeröffentlichungjournalistischerInhalteimInternet halteerfürdenfalschenWeg,wasauchalsKritikandereigenenKonzernführunggewertetwurde 141 . Marcus Riecke ist seit Oktober 2008 nicht mehr CEO der Social NetworkingPlattform StudiVZ. Eine entsprechende Pressemitteilung der Georg von Holtzbrinck GmbH ließ offen, ob Riecke seinen Posten freiwillig räumte oder von der Konzernspitze entlassen wurde. Riecke, zuvor beim „Tagesspiegel“ tätig, hatte es in seiner kurzen Amtszeit trotz explodierender Mitgliedszahlen nicht geschafft, den Umsatz von StudiVZ entsprechend zu steigern. Rieckes Nachfolger wurdeVizeGeschäftsführerClemensRiedl.

138 http://www.watchberlin.de/watchberlin/#watchberlin-contentpage-aboutPage-4-1, überprüft am 04.09.08. 139 http://www.prognos.com/fileadmin/pdf/unternehmen/Portrait_d2007.pdf, überprüft am 04.09.08. 140 O.V. (2007): Medienholding übernimmt Mehrheit am Süddeutschen Verlag. In: Spiegel Online vom 21.12.2007. Internetressource: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,525028,00.html , überprüft am 08.09.2008. 141 Seitz, Josef (2007): „Substanz zuzeln“. In: Focus Online vom 08.10.2007. Internetressource: http://www.focus.de/kultur/medien/medien-substanz-zuzeln_aid_225642.html , überprüft am 04.09.08. 56 Abb. 11a: Organigramm: Beteiligungen der Georg von Holtzbrinck GmbH an Online-Angeboten - Teil 1

Pointoo GmbH StudiVZ Ltd. 100% St udentenportal/ Klaß & Ihlenfeld AdScale GmbH – Au ktion Regionale Locat ions Schülerportal Onlinewerbung Verlag GmbH 26* Audible GmbH – Hörbuch-Shop Poolside Reise GmbH Best webnews GmbH – newsportal Parship GmbH webnews.de NetDoktor.de GmbH Bookya GmbH – Studenten- Reisebüro reise.de 85% Bücherbörse cember.net – Businesskontakte Gesundheitsportal Bol.com b.v. 50% DaWanda GmbH – Kunsthandwerk- Gutefrage.net Shop Shop decentral.tv – Videodistributor GmbH >90% kyte.tv Autoplenum GmbH DS Media GmbH – News Online Buecher.de KG Startups >50% 33% Epuls.pl – Jugend-Portal Live Shopping 13* Erento GmbH – Börse für GmbH >90% Vermietbares Helpster GmbH Abacho AG 55% 95* Experteer GmbH – Führungskräfte- >50% Jobs Vertical FamilyOne GmbH – Familien CommerceGmbH>90% Suche, vernetzen E-Commerce-Technologie 21* GameDuell – Spiele-Plattform Refined Labs GmbH Allesklar.com AG 40* Gute Laune TV – 24h TV für 49+ >75% 47% Imagekind Inc. – Kunst-Shop Fan tastic Zero GmbH 15* Innofact AG – Marktforschung >75% Mamily GmbH – Mütterforum Medikompass GmbH MeinAuto GmbH – Neuwagen mit Toptarif Internet Rabatt 50% GmbH >50% 17* Mindmatics AG – Mobile Services jogmap media GmbH 31* MyHammer AG – Auktion >75% Handwerker Beschenk mich Myphotobook 34* Newtron AG – GmbH 50% Beschaffungsoptimierung BusinessLive GmbH GmbH >75% Nimbuzz.com – VoIP, Instant Messaging >50% Ozon.ru – Shop 40* Panelbiz GmbH – Marktforschung online Platinnetz GmbH – Ko ntakte 50+ Quelle:Vogel,Andreas(2008):OnlineGeschäftsfelderderPressewirtschaft.In:MediaPerspektiven5/2008,241;eigeneDarstellung.

Abb. 11b: Organigramm: Beteiligungen der Georg von Holtzbrinck GmbH an Online-Angeboten - Teil 2

germanblogs GmbH 100% Blog-Netzwerk ISA GmbH & Co. KG 33% GWP Online GmbH 100% Rubrikenanzeigen Media Marketing Boogie M edien KG 80% Dienstleister, Consulting

Zoomer GmbH 100% Nutzerselektierte Nachrichten Motoso.de GmbH 50% Autoersatzteile, Zubehör

GBI Genios GmbH 40% Immowelt AG 75% Wirtschaftsdatenbank Immobilien Solutions

Zeit Online GmbH 100% Content & Services

autoanzeigen.de KG 100% Autoanzeigen

Stellenanze igen.de KG 75% e-fellows.net KG 33% Stellenanzeigen Studium, Karriere Economy.One AG 100% Websites der Titel der VHB markt.de KG 95% Kleinanzeigen

Urban Media GmbH 100% Main Media GmbH 100% Content & Services (Berlin) Content & Services

Quelle:Vogel,Andreas(2008):OnlineGeschäftsfelderderPressewirtschaft.In:MediaPerspektiven5/2008,242;eigeneDarstellung.

58 3.4. Berliner Verlag GmbH Der Berliner Verlag gibt die Tageszeitungen „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ sowie drei Anzeigenblätter und ein Stadtmagazinheraus. DerVerlag wirddurchdieBerlinerVerlagDeutsche Zeitungsholdingverwaltet, dienebendem BerlinerVerlag auch die „HamburgerMorgenpost“unddie„Netzeitung“besitzt.WeitereOnlineangebotesind„Berlin.de“,dieoffizielleInternetseite desLandesBerlin,dasStadtportal„BerlinOnline.de“sowie„b2bbb.de“einWirtschaftsportalfürdenMittelstand.ZumVerlag gehörtdarüberhinauseineDruckerei,indernebendeneigenenProduktenauchfürexterneAuftraggebergedrucktwird. Die BV Deutsche Zeitungsholding befindet sich mit ihren Tochtergesellschaften, dem Berliner Verlag, der „Hamburger Morgenpost“ und der „Netzeitung“, im Besitz des britischen Finanzinvestoren Mecom Group PLC. Die Mecom Gruppe machteimJahr2007einenUmsatzvonrund1,4MilliardenPfund 142 .DerUmsatzderBVDeutscheZeitungsholdinglag2006 bei126MillionenEuro 143 . Schlüsselpositionen: BerlinerVerlag

- Josef Depenbrock, Geschäftsführer Berliner Verlag, Vorsitzender der Geschäftsführung der BV Deutsche Zeitungsholding,Chefredakteur„BerlinerZeitung“,Herausgeberder„HamburgerMorgenpost“

- Klaus Reidegeld, Geschäftsführer Berliner Verlag, Geschäftsführer Berliner Zeitungsdruck, Geschäftsführer „HamburgerMorgenpost“

- OliverHauf,StellvertretenderGeschäftsführerBerlinerVerlagverantwortlichfürdenBereichAnzeigen BVDeutscheZeitungsholdingundTochtergesellschaften

- ThomasReiner,LeiterDigitaleMedienbeiderBVDeutscheZeitungsholding - Dr.RobertDaubner,Geschäftsführerder„Netzeitung“ - HansBarlach,Herausgeberder„HamburgerMorgenpost“ Chefredakteure:

- JosefDepenbrock,Chefredakteurder„BerlinerZeitung“ - HansPeter Buschheuer, Chefredakteur des „Berliner Kuriers“, gesamtverantwortlicher Chefredakteur der KaufzeitungenderBVDeutscheZeitungsholding(„BerlinerKurier“,„HamburgerMorgenpost“)

- DomenikaAhlrichs,Chefredakteurinder„Netzeitung“,stellv.Chefredakteurinder„BerlinerZeitung“ - FrankNiggemeier,Chefredakteurder„HamburgerMorgenpost“ Gesellschafter

- BerlinerVerlagDeutscheZeitungsholdingGmbH(MecomGroupPLC100%) Tab. 9: Ökonomische Basisdaten 144 (Beträge in Mio. £)

2005 2006 2007 2008 (1. Halbjahr)

Umsatz 94 102 109 58

Gewinn (nach Steuern) 7 13 12 7

(Quelle:MecomAnnualReports,eigeneDarstellung)

142 Mecom: Annual Report 2007 ;http://druck.verdi.de/zeitungsverlage/zeitungsverlage_archiv_2007/data/mecom_group_plc 143 Mecom: Annual Report 2006 for the 17th month end 31 December 2006. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/_assets/documents/MecomRAresult050607_004.pdf, überprüft am 18.09.08. 144 Die Quellenlage erzwingt die kumulierte Angabe der Umsatz- und Gewinnwerte aller deutschen Zeitungshäuser des britischen Unternehmens Mecom (einschließlich Hamburger Morgenpost), in dessen Besitz sich der Berliner Verlag im angegebenen Zeitraum befunden hat. 3.4.1. Geschichte und Profil DieersteErwähnungderBerlinerVerlagGmbHalsHerausgeberinder„BerlinerZeitung“erfolgteam15.Februar1945.An derGesellschaftwareninsgesamtdreiUnternehmerbeteiligt,dieauchdasStartkapitalfürdieGründungeinbrachten,dieam 24.Januar1946notariellbeurkundetwurde.ZweiderGesellschafterwarenKPDnah:ZumeinenderVerlagNeuerWeg 145 , dereinigeJahrespäteralsHerausgeberdergleichnamigenSEDZeitungfungierte,diesichandiedeutscheMinderheitin Rumänienrichtete;zumanderendie„GesellschaftzurErforschungzeitgenössischerDokumente“.AlsdritterGesellschafter wardieStadtBerlinamBerlinerVerlagbeteiligt.1953wurdederVerlagvonderZentrag,derzentralenDruckerei,Einkaufs, undRevisionsgesellschaftderSED,übernommen,diederDDRStaatsparteialsSteuerungsinstrumentfürdenPressesektor diente. NachderWiedervereinigungbeiderdeutscherStaatenverkauftedieSEDNachfolgeparteiPDSdenBerlinerVerlagundgab sichdadurchalsEigentümerinzuerkennen.WährendDDRZeitenwarvermiedenworden,denBerlinerVerlagoffiziellals Parteieigentumauszugeben.1990gingersomitfürrund300MillionenMarkausParteihändeninPrivatbesitzüber,wovon einAnteilvon25MillionenMarkalsAbfindungenundSonderleistungenfürdieBelegschaftgedachtwaren.DerVerkauf vollzog sich ohne die Einschaltung der Treuhandgesellschaft, die zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht aktiv war. 50 ProzentdesBerlinerVerlagsverkauftediePDSandenVerlegerRobertMaxwell,derimFolgendendieVerantwortungfür denDruckereibereichübernahm.DieanderenHälftekauftedieVerlagsgesellschaftGruner+JahrAG&CoKG,welcheim FortlauffürdenVerlagsbereichverantwortlichzeichnete 146 .1991starbderVerlegerMaxwellaufeinemAusflugmitseiner PrivatyachtvorTeneriffaunterungeklärtenUmständen.KurzeZeitvorherwarenihmnochVerbindungenzumisraelischen Geheimdienst Mossad nachgesagt worden. Nach dem Tod des Verlegers übernahm Gruner+Jahr den Berliner Verlag vollständig 147 .DasDruckhausin,indemsämtlicheErzeugnissedesVerlagesgedrucktwurden,gehörtenoch bis zum Jahr 1994 hälftig zur Zentrag, die Eigentum der PDS blieb. Die andere Hälfte gehörte zum Verlagshaus Gruner+Jahr,welchesdieDruckereiinjenemJahrkomplettübernahm. 2002verkaufteGruner+JahrdenBerlinerVerlagandieVerlagsgruppeGeorgvonHoltzbrinckGmbH.DasBundeskartellamt untersagtedasGeschäftallerdingsundbegründeteseinUrteilmitderdarausresultierendenmarktbeherrschendenStellung desHoltzbrinckVerlages,derinBerlinzudiesemZeitpunktbereitsden„Tagesspiegel“herausbrachte 148 .ObwohlHoltzbrinck daraufhinin2003Bereitschaftzeigte,den„Tagesspiegel“abzugeben,stimmtedasKartellamtderÜbernahmedesBerliner Verlagesnichtzu.Holtzbrinckhatteden„Tagesspiegel“zumVorzugspreisvon10MillionenanPierreGerckensverkauft,der früher selbst bei Holtzbrinck als Manager tätig gewesen war. Auch die Rückkaufoption, die sich der HoltzbrickVerlag offenhielt,hattebeimKartellamtzuderAnnahmegeführt,dassder„Tagesspiegel“demVerlagweiterhinzugeordnetwerden könne bzw. müsse. Somit gehörte der Berliner Verlag durch den behördlichen Einspruch formal noch bis 2005 zu Gruner+Jahr,obwohlHoltzbrinckindieserZeitbereitsdefactodieVerantwortungtrug 149 . 2005warenverschiedenepotentielleKäuferfürdenBerlinerVerlagimGespräch,darunterdieBauerVerlagsgruppe,die WAZMediengruppe,OrklaMediaundM.DuMontSchaubergGmbH&Co.KG.Holtzbrinckverhandelteletztendlichmitden Investoren 3i Group PLC, Veronis Suhler Stevenson (VSS) und Mecom Group PLC. Nach dem plötzlichen Verhandlungsausstiegvon3iverkaufteHoltzbrinckdenBerlinerVerlaganVSSundMecom.DerVerkaufspreiswurdevon derbritischenZeitung„TheIndependent“auf100MillionenBritischePfund(147,6MillionenEuro)geschätzt.Mecomwaran der Gesamtsumme mit einem Anteil von 14,99 Prozent für acht Millionen Britische Pfund beteiligt. Das Kartellamt genehmigtedenVerkaufimNovember2005 150 .FürdieVerwaltungdesBerlinerVerlagswurdedieBerlinerVerlagDeutsche

145 Am 30. Juli 1945 war der KPD-Verlag „Neuer Weg“ gegründet worden, aus dem am 18. Juni 1946 durch Vereinigung mit dem Vorwärts-Verlag der SPD der Dietz Verlag Berlin hervorging. 146 Held, Barbara/ Simeon, Thomas (1994): Die zweite Stunde Null. Berliner Tageszeitungen nach der Wende (1989-1994). Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess, 54. 147 Ebd., 55; „Geburt und Wandel eines Werkstücks“, Berliner Zeitung vom 20. Mai 2005, 79. 148 Bundeskartellamt (2002): Beschluss in dem Verwaltungsverfahren B6 – 22121 – U – 98/02. Internetressource: http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Fusion/Fusion02/B6_98_02.pdf, überprüft am 23.09.2008. 149 O.V. (2003): „Tagesspiegel auf Raten“. In: Tagesschau.de vom 01.11.2003. Internetressource: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/meldung268710.html, überprüft am 08.09.2008; O.V. (2003): Holtzbrink kann „Tagesspiegel“ von Gerckens zurückkaufen. In: epd medien Nr. 86 vom 1. November 2003. Internetressource: http://www.epd.de/medien/medien_index_18272.html, überprüft am 08.09.2008. 150 www.medienmaerkte.de/artikel/print/042710_tagesspiegel_chronik.html , überprüft am 08.09.2008; Röper, Horst (2004). Zeitungsmarkt in der Krise – ein Fall für die Medienregulierung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte vom 15.03.2004, 7-13; Hanfeld, Michael (2005): Verkauf des Berliner Verlags: Von Berlin aus Europa erobern. In: FAZ.net vom 25.10.2005. Internetressource: 60 ZeitungsholdingGmbHgegründet.AnteilseignerwarennebenMecomundVSSauchMitgliederdesManagements,denen dieAnteilevoninsgesamtzehnProzentzuVorzugspreisenangebotenwordenwaren.DerAufsichtsratderHoldingwurde mitMecomChefMontgomeryalsVorsitzendemundGerdSchulteHillenalsVizebesetzt.LetztererwaralsVorsitzenderdes VerlagsGruner+JahrmaßgeblichamKaufdesBerlinerVerlagsnachderWendebeteiligtundhattesichschonzudieserZeit gegeneinenWeiterverkaufanHoltzbrinckausgesprochen 151 . Die Redaktionsmitglieder des Berliner Verlages hatten sich bis zuletzt vehement gegen einen Verkauf an ausländische Finanzinvestoren gewehrt, die „Heuschrecken“Debatte befand sich in dieser Zeit auf ihrem vorläufigen Höhepunkt. Es wurdevorallembefürchtet,dassdiejournalistischeQualitätuntereinerreinwirtschaftlichenAusrichtungdesVerlagsund einemdamitverbundenenStellenabbauleidenwürde.UweVorkötter,derdamaligeChefredakteurder„BerlinerZeitung“, sprachsichdemgemäßineinemLeitartikelöffentlichgegendieÜbernahmeaus.ImMai2006wiederumverließVorkötterdie „BerlinerZeitung“,nachdemes zuMeinungsverschiedenheitenüberdieinhaltlicheundstrategischeNeuausrichtung des BlattesmitderneuenEigentümergruppegekommenwar152 .ImApril2007übernahmMecomdieübrigenAnteile an der DeutschenZeitungsholdingvonVSSfürrund111MillionenPfund 153 .ImZugedessenveräußerteauchAufsichtsratSchulte Hillenseine1,6ProzentanMecom,undderGeschäftsführerdesBerlinerVerlagsSkulimmaschlosssichan.SchulteHillen zogsichdaraufhinausdemAufsichtsratzurück,dernachderkomplettenÜbernahmedesBerlinerVerlagsdurchMecom aufgelöst wurde 154 . In ihrem Geschäftsbericht gab die Finanzgruppe Mecom im Mai 2007 bekannt, die Deutsche Zeitungsholding und damit den Berliner Verlag zu 100 Prozent aufgekauft zu haben 155 . Zur Deutschen Zeitungsholding gehörennebendemBerlinerVerlagnochweitereMedien.ImFebruar2006wurdedie„HamburgerMorgenpost“gekauft,im Juli2007folgtedie„Netzeitung“Gruppe 156 .DerMecomKonzernverfolgtdabeidieStrategie,durchgezielteZukäufeeine europäischeMediengruppeaufzubauen 157 . 3.4.2. Profil Mecom Group PLC Gründer und Leiter der Mecom Group ist David Montgomery. Der ehemalige Chefredakteur diverser britischer BoulevardblätterwurdeschoninGroßbritannienalssogenannterHardlinerberühmt,nachdemerdieSanierungderMirror GroupmitrigidenSparplänenerfolgreichdurchgesetzthatte.ÄhnlicheVorhabenverfolgtdieMecomGroupnunauchin anderen europäischen Ländern, darunter in Norwegen, Dänemark, Polen, Niederlande und in Deutschland. Laut Montgomery soll auf diesem Wege und mittels weiterer Zukäufe in den kommenden Jahren eine „paneuropäische Mediengruppe“ entstehen. Mecom wendet dabei Unternehmensstrategien an, die sich auch in anderen Branchen als zielführenderwiesenhaben:DurchSynergieeffekteundeffizientereStrukturensollenKosteneingespartwerden,gleichzeitig wirdinneueTechnologien,AbsatzwegeundZusatzangeboteinvestiert.2007machteMecomeuropaweiteinenUmsatzvon 1,4MilliardenBritischePfundundbeschäftigterund11.956Arbeitnehmer 158 . Der Kauf des Berliner Verlags war für die Mecom Group ein unabdingbarer Schritt auf dem Weg zur Gründung einer europäischen Mediengruppe. Der britische Konzern sah den Berliner Verlag als Ausgangspunkt für eine europaweite Expansion,diebereitsin2006mitdemErwerbderLimburgMediaGroupindenNiederlandenundderOrklaMediaGroupin NorwegenweitereKonturenannahm.NachdemMecomdieBeteiligunganderirischenZeitungsgruppeLocalPressLimited

http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~EEBE5D49A45254B708B50D29860EFFFE9~ATpl~Eco mmon~Sspezial.html, überprüft am 08.09.2008. 151 Munsberg, Hendrik (2005): „Wir wollten das Hauptstadtblatt machen“. In: Berliner Zeitung vom 20.05.2005, 88; Hanfeld, Michael (2005): Verkauf des Berliner Verlags: Von Berlin aus Europa erobern. In: FAZ.net vom 25.10.2005. Internetressource: http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~EEBE5D49A45254B708B50D29860EFFFE9~ATpl~Eco mmon~Sspezial.html, überprüft am 08.09.2008; O.V. (2005): Berliner Verlag: Schulte-Hillen im Aufsichtsrat. In: Netzeitung vom 25.10.2005. Internetressource: http://www.netzeitung.de/medien/364524.html, überprüft am 08.09.2008. 152 O.V. (2006): Vorkötter übernimmt "Frankfurter Rundschau“. In: Der Tagesspiegel vom 16.5.2006. Internetressource: http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Medien;art290,1864255, überprüft am 08.09.2008. 153 O.V. (2007): Montgomery vergrößert Einfluss auf „Berliner Zeitung“. In: Financial Times Deutschland vom 09.03.2007. Internetressource: www.ftd.de/technik/medien_internet/171271.html, überprüft am 08.09.2008.; Mecom (o.J.): . Internetressource: http://www.mecom.co.uk/group-companies/germany.php, überprüft am 08.09.2008. 154 O.V. (2007): „Verlage: Schulte-Hillen steigt aus“. In: Der Spiegel vom 23.04.2007, 97. 155 Mecom (2007): Annual Report 2007. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/_assets/documents/FINALMecomAnnualReport2007_001.pdf , überprüft am 08.09.2008. 156 Ebd. 157 Mecom (2006): „BV Deutsche Zeitungsholding buys Hamburger Morgenpost“. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/_assets/documents/BVDeutscheSeitungsh270106.pdf, überprüft am 20.09.2008. 158 Mecom (2007): Annual Report 2007. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/_assets/documents/FINALMecomAnnualReport2007_001.pdf , überprüft am 08.09.2008. 61 2005verkaufthatte,istdasUnternehmenmittlerweileinfünfeuropäischenLändernstarkaufgestellt,darunterinNorwegen, Dänemark, Deutschland, Polen, und den Niederlanden. Der Fokus des am Alternative Investment Market in London notiertenUnternehmensliegtaufderAkquisitionvonzumeistregionalenZeitungen.Sobesitzt Mecomin Norwegen 41 regionaleundlokaleZeitungen,dieeinenUmsatzanteilvon37ProzentamlokalenZeitungsmarktausmachen.In Dänemark hatdieZeitung„BerlinskeTidende“einenMarktanteilvon3540ProzentbeidenüberregionalenZeitungen,hinzukommen zwei regionale Zeitungen, sieben Lokalzeitungen und 53 Anzeigenblätter. In Polen besitzt Mecom dreizehn regionale Zeitungstitel,sowieeinenAnteilvon51ProzentanderüberregionalenTageszeitung„Rzeczpospolita“.Inden Niederlanden gehörennebendiversenAnzeigenblätternauchzweiRegionalzeitungenzuderMecomGroup,das„DagbladdeLimburger“ unddas„LimburgerDagblad“.In Deutschland besaßdieMecomGroupbisJanuar2009nebender„BerlinerZeitung“und dem„BerlinerKurier“auchdieüberregionaleTageszeitung„HamburgerMorgenpost“sowiemehrereAnzeigenblätterwiedas „BerlinerAbendblatt“undden„WarnowKurier“inRostock 159 . DieMecomGroupinvestiertauchinandereMedienbereiche,darunterinMagazine,Fernsehen,RadioundOnlineangebote. Diese Aktivitäten sind meistens verbunden mit einer signifikanten Angebotserweiterung der Zeitungshäuser. Mecom versuchtdabeiSynergieeffektezunutzenunddenschrumpfendenAnzeigenmarktderTageszeitungenüberandereKanäle abzudecken.SoengagierensichgroßeTageszeitungeninNorwegenbeispielsweiseauchimBereichderlokalenFernseh und Radioanbieter. Unter die InternetAktivitäten fallen vor allem die OnlineAuftritte der unternehmenseigenen Printprodukte, darüber hinaus aber auch JobPortale, Suchmaschinen sowie virtuelle Magazine über Wirtschafts und Computerthemen.DarüberhinausbesitztMecomaucheinDirektmarketingUnternehmen,dasinDänemarkundNorwegen tätigistundeinlatenterVerkaufskandidatist.AllerdingsließsichbislangkeingeeigneterKäuferfinden 160 .

3.4.3. Management Josef Depenbrock wurde 2006 zum Chefredakteur der „Berliner Zeitung“ ernannt, außerdem ist er Vorsitzender der GeschäftsführungderBVDeutschenZeitungsholdingundGeschäftsführerdesBerlinerVerlags.Depenbrockgiltals„Mann desBoulevards“ 161 ,vorseinerZeitbeimBerlinerVerlagwarervon2000bis2006Chefredakteurundgeschäftsführender Gesellschafterbeider„HamburgerMorgenpost“.DepenbrocksErnennungzumChefredakteurder„BerlinerZeitung“unddie darausresultierendeDoppelbesetzungalsChefredakteurundGeschäftsführerderDeutschenZeitungsholdingführteinder RedaktionzuderBefürchtung,dassdiestrikteTrennungzwischenpublizistischenundverlagsinternenInteressengefährdet sein könnte 162 . Zudem wurde Depenbrock kurz nach der Übernahme des Berliner Verlags durch Mecom und ohne Absprache mit der Redaktion eingesetzt, die zu dieser Zeit gerade in Verhandlungen über einRedaktionsstatut mit der Verlagsleitungstand.DieImplementierungeinersolchenRegelungwarnachAnsichtderBeschäftigtendringlichgeworden, nachdemderChefredakteurUweVorkötterzur„FrankfurterRundschau“gewechseltwar:OhnedenSchutzdesgegenüber Mecom kritisch eingestellten Chefredakteurs befürchteten die Verlagsangestellten eine Entlassungswelle, die durch das Redaktionsstatutverhindertbzw.eingeschränktwerdensollte,indemunteranderemeinMitspracherechtderRedaktionbei derBenennungdesneuenChefredakteursangestrebtwurde.DieGeschäftsführungkamdieserMöglichkeitallerdingsdurch dieBerufungvonDepenbrockzuvor.DieRedaktionder„BerlinerZeitung“wertetediesalsscharfenAffront. ZurerstengroßenZerreißprobefürdiesevonAnfanganungünstigeKonfliktkonstellationkamesimFebruar2007,alsdie Redaktion den Aufstand gegen Depenbrock probte, als dieser nach Absprache mit Montgomery während einer Redaktionssitzungeinräumte,dassdieneuenRenditevorgabenfür2008bei18bis20Prozentlägen.DieFolgewarein BeschwerdebriefderRedakteureanMontgomery,indemsieeinRedaktionssystemforderten,daseserlaube,dieLeserin attraktiverFormzuerreichen.AußerdemverlangtensieeinelangfristigeundpublizistischkohärenteGeschäftsstrategie,die nichtnuraufwirtschaftlichenErfolgundhoheRenditenausgelegtsei.EinenzweitenBriefüberreichtensieDepenbrock,den siedarindirektzumRücktrittaufforderten.AlsGründehierfürnanntendieRedakteuredasUnvermögenDepenbrocksin seiner Funktion als Chefredakteur, die Interessen der Redaktion angemessen gegenüber dem Verlag zu vertreten. Ein

159 Verdi (2007): „Mecom Group plc im Überblick”. Internetressource. http://mecom.verdi.de/mecom_group_im_ueberblick , überprüft am 08.09.2008. 160 Ebd. 161 Simon, Jana (2006): Ein Tag ohne Freunde. In: „Die Zeit“ vom 22.06.2006. Internetressource: http://www.zeit.de/2006/23/Ein_Tag_ohne_Freunde, überprüft am 08.09.2008. 162 Vgl. dazu die Studie „Die Aktivitäten von Finanzinvestoren in Deutschland und deren Wirkungen auf die Beschäftigten“ auf Basis leitfadengestützter Interviews mit Mitarbeitern des Berliner Verlags (Blome-Drees, Johannes/Rang, Reiner (2008): Die Aktivitäten von Finanzinvestoren in Deutschland und deren Wirkungen auf die Beschäftigten. Studie im Auftrag der Hans- Böckler-Stiftung. Internetressource: www.boeckler.de/pdf/mbf_finanzinvestoren_berlinerverlag.pdf, überprüft am 31.12.2008). 62 zweiter Punkt war das fehlende Vertrauen der Redaktion in ihren Leiter: Man wolle einen „Blattmacher, keinen ErfüllungsgehilfenvonPlattmachern“sodieForderungderRedaktion 163 .EineKlagederRedaktiongegendieumstrittene DoppelfunktionDepenbrocksimFrühjahr2008wurdevondemBerlinerArbeitsgerichtabgewiesen.„Ausdemvereinbarten Redaktionsstatut ergäben sich keine Ansprüche, um die Personalunion zu verhindern“ so das Urteil der Richter 164 . DepenbrockscheintbeiMecomeinunveränderthohesAnsehenzubesitzen,daerimAugust2007alsNachfolgervonPeter Skulimma zum Vorsitzenden der Geschäftsführung in der Deutschen Zeitungsholding sowie zum Geschäftsführer des BerlinerVerlagsernanntwurde.SeinAmtalsChefredakteurder„BerlinerZeitung“sowiealsHerausgeberder„Hamburger Morgenpost“solldadurchzunächstunberührtbleiben165 . PeterSkulimmawarvon1998bis2003zunächstGeschäftsführerdesTipVerlagesunddannab2003Geschäftsführerdes Berliner Verlages. Ab 2005 war er außerdem Vorsitzender der Geschäftsführung in der Deutschen Zeitungsholding. Im August2007wechseltSkulimmaindieLondonerFirmenzentralederMuttergesellschaftMecomundverantwortetdortden neugeschaffenenBereichderDigitalenMedien 166 . GerdSchulteHillenistseit1969beiderBertelsmannAGtätig.1981wurdeerVorsitzenderdesVerlagesGruner+Jahr,vier Jahre später dann auch Mitglied im Vorstand des Mutterkonzerns Bertelsmann. Aufgrund dieser Ämter war er 1990 maßgeblichamKaufdesBerlinerVerlagesdurchGruner+Jahrbeteiligt.NachderÜbernahmedesBerlinerVerlagesdurch MecomundVSSwurdeSchulteHillenzumMitglieddesAufsichtsratesdesBVDeutscheZeitungsholding,dessenVorsitz MecomChefMontgomeryübernommenhatte.SchulteHillenwurdemit1,6ProzentzumMiteignerdesUnternehmens.Er verkauftediesenAnteilaber2007,alsdasUnternehmenkomplettanMecomüberging.SchulteHillenschieddaraufhinaus demmittlerweileaufgelöstenAufsichtsratausundarbeitetjetztalsselbstständigerStrategieberater 167 . DavidMontgomerywurdewährendderÜbernahmeverhandlungenzumBerlinerVerlaginderBerlinerPressevorallemals Anführerderals„Heuschrecken“betiteltenausländischenFinanzinvestorendargestellt.ErrepräsentiertefürvieledenTyp des kühl kalkulierenden Geschäftsmannes, der durch sein ausgeprägtes Profitstreben nur an möglichst großen EinsparungenundnichtamErhaltvonArbeitsplätzenoderderpublizistischenQualitätinteressiertseinkönne.InderTathat sichMontgomeryinderVergangenheitvorallemdurchrigideSparmaßnahmeneinenNamengemacht.VorseinerKarriere studierteerPolitikundGeschichteandernordirischenQueen’sUniversityinBelfast,bevorer1973als„SubEditor“beider Mirror anfing. SubEditors schreiben keine eigenen Artikel, sondern sind hauptsächlich mit Kürzen und Redigieren beschäftigt 168 . 1980 wurde Montgomery zum ChefUnterredakteur bei „The Sun“ befördert 169 . Nach drei Jahren als stellvertretenderChefredakteurbeider„SundayPeople“bekamer1985vonMurdochdenPostendesChefredakteursbei demSonntagsblatt„NewsoftheWorld“zugesprochen.1987kaufteMurdochdiemittlerweileeingestellteBoulevardzeitung „Today“ und machte Montgomery zu ihrem Chefredakteur 170 . Mit der Zeit fiel Montgomery bei Murdoch allerdings in Ungnade, da er für dessen Geschmack im Unternehmen zu einflussreich wurde 171 . Also wechselte er daraufhin in die FührungsspitzederMirrorGroup,dessenEigentümerRobertMaxwellkurzzuvorverstorbenwar.Von1992bis1999war MontgomeryfürdieUnternehmensgruppealsCEOtätigundsaniertedendurchMisswirtschaftinMitleidenschaftgezogenen

163 Raab, Claus (2008): Plattmacher der „Berliner Zeitung“. In: die tageszeitung vom 17.02.2008. Internetressource: http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/plattmacher-der-berliner-zeitung/?src=SE&cHash=c7c2347769, überprüft am 08.09.2008. 164 Segler, Daland (2008): Depenbrock in Doppelrolle bestätigt. In: Frankfurter Rundschau vom 01.07.2008. Internetressource: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/medien/?em_cnt=1360977, überprüft am 08.09.2008. 165 Berliner Zeitung (o.J.) Portrait Josef Depenbrock. Internetressource: http://www.berlinonline.de/berliner- zeitung/informationen/impressum/depenbrock/index.php, überprüft am 08.09.2008; Simon, Jana (2006): Ein Tag ohne Freunde. In: „Die Zeit“ vom 22.06.2006. Internetressource: http://www.zeit.de/2006/23/Ein_Tag_ohne_Freunde, überprüft am 08.09.2008. 166 O.V. (2007): Deutsche Zeitungsholding mit neuer Führung. In: Netzeitung vom 23.07.2007. Internetressource: http://www.netzeitung.de/medien/697970.html, überprüft am 08.09.2008.; Mecom (2007): “Appointment of Chief Digital Officer”. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/_assets/documents/PeterSkulimma010807.pdf, überprüft am 20.09.2008. 167 O.V. (2007): Medienticker. In: die tageszeitung vom 23.04.2007. Internetressource: http://www.taz.de/digitaz/2007/04/23/a0203.1/text, überprüft am 08.09.2008.; Kress Report (o.J.) Gert Schulte-Hillen. In: Kress Köpfe Online. Internetressource: http://www.kress.de/cont/vk.php?vknr=GDSN2771 , überprüft am 08.09.2008. 168 Thomas, Gina (2005): Feldherr der Finsternis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.10.2005, 44. 169 Mecom (o.J.): Corporate Responsibility. Internetressource: http://www.mecom.co.uk/corporate-responsibility/ , überprüft am 08.09.2008. 170 Burrell, Ian (2007): Wegener acquisition: Monty’s on the march. In: The Independent vom 09.05.2007. Internetressource: http://news.independent.co.uk/business/analysis_and_features/article2524449.ece, überprüft am 08.09.2008. 171 Hülsen, Isabell (2005): Montagsportrait: David Montgomery – Versöhnlicher Vampir. In: Financial Times Deutschland vom 31.10.2005. Internetressource: http://www.ftd.de/koepfe/:Montagsportr%E4t%20David%20Montgomery%20Vers%F6hnlicher%20Vampir/28329.html, überprüft am 08.09.2008. 63 Konzern,teilsmitstrengenSparmaßnahmen,dieinderBelegschaftzuUnruhenführten 172 .ZumEndederneunzigerJahre geriet Montgomery darüber hinaus in die ungünstige Lage, die Auflagenverluste bei den Zeitungen „Mirror“ und „The Independent“ nicht aufhalten zu können 173 . Nach der Fusion der Mirror Group mit der Investorengruppe Trinity wurde Montgomery1999zumRücktrittgezwungenundbeganngleichdarauf,sicheineigenesMedienimperiumzuschaffen,indem erimJahr2000denInvestmentfondsMecomgründete 174 .ZusammenmitdenInvestorengruppen3iundVeronis Suhler StevensonkaufteerverschiedeneZeitungenundversuchteauchdieVerlageExpressGroupunddieTelegraphGroupzu übernehmen,wurdeaberinbeidenFällenüberboten 175 .DienordirischenTitel„Newsletter“und„DerryJournal“verkaufte MontgomerykurzeZeitspätergewinnbringendanJohnstonPress,da3imitdenAnzeigenerlösenunzufriedenwar 176 . 3.4.4. Geschäftsfelder Zeitungen/Zeitschriften: Der Printsektor der BV Deutsche Zeitungsholding ist vor allem durch die drei großen Tageszeitungen„BerlinerZeitung“,„BerlinerKurier“und„HamburgerMorgenpost“geprägt.Hinzukommenmit„TipBerlin“, einBerlinerStadtmagazin,unddreiAnzeigenblätter,vondenenzweiinBerlinundeinesinRostockerscheinen 177 . Internet: Die BV Deutschen Zeitungsholding hat im Juli 2007 ihr Engagement im Onlinebereich durch den Kauf der „Netzeitung“ ausgeweitet. Zur NetzeitungGruppe gehörten auch die Internetportale „Netdoktor.de“, „Golem.de“, das Automobilportal „autogazette.de“ sowie eine Beteiligung am Berliner Radiosender „100,6 Motor FM“. Während die Beteiligungan„MotorFM“andiePlattformfürregionaleMusikwirtschaftweiterverkauftwurde,gingendiebeidenSpecial InterestPortale „Netdoktor“ und „Golem“ an Holtzbrinck 178 . Die BV Deutsche Zeitungsholding übernahm 2006 den 45 ProzentAnteilanderBerlinOnlineStadtportalGmbH&Co.KGvonGrunerundJahr.DieübrigenAnteilebefindensichim BesitzderLandesbankBerlin(45Prozent)undderVolksbankBerlin(10Prozent).NebendenInternetAuftrittenderBerliner VerlagPrinterzeugnissebetreibtderOnlineAnbieterauch„Berlin.de“,denoffiziellenInternetauftrittdesLandesBerlin,sowie das Stadtportal „BerlinOnline.de“ mit den Themenschwerpunkten Unterhaltung und Lifestyle. 2005 kam mit „b2b deutschland.de“einBusinessportalhautsächlichfürkleinereundmittelständischeUnternehmenhinzu 179 . Druck: Die Druckerei des Berliner Verlags wurde schon 1945 gegründet und war ursprünglich in Berlin Friedrichshain ansässig.1996wurdedasneueDruckzentruminBerlininBetriebgenommen.ImJahrwerdendortaufvier Druckmaschinen300MillionenZeitungengedruckt,darunterauchZeitungendienichtzumBerlinerVerlaggehören, wie beispielsweisedie„FinancialTimesDeutschland“.DieDruckereihatrund165Beschäftigte 180 .

172 Kielinger, Thomas (2005): David Montgomery ist ein erfolgreicher Sanierer und wird verteufelt. In: Die Welt vom 19.10.2005. Internetressource: http://www.welt.de/print- welt/article171934/David_Montgomery_ist_ein_erfolgreicher_Sanierer_und_wird_verteufelt.html, überprüft am 08.09.2008. 173 Thomas, Gina (2005): Feldherr der Finsternis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.10.2005, 44. 174 Burrell, Ian (2007): Wegener acquisition: Monty’s on the march. In: The Independent vom 09.05.2007. Internetressource: http://news.independent.co.uk/business/analysis_and_features/article2524449.ece, überprüft am 08.09.2008. 175 Thomas, Gina (2005): Feldherr der Finsternis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.10.2005, 44. 176 Burrell, Ian (2007): Wegener acquisition: Monty’s on the march. In: The Independent vom 09.05.2007. Internetressource: http://news.independent.co.uk/business/analysis_and_features/article2524449.ece, überprüft am 08.09.2008. 177 http://www.berlinonline.de/berliner-verlag/daten-und-fakten/, überprüft am 08.09.2008. 178 http://www.berlinonline.de/wir-ueber-uns/pressemitteilungen/netzeitung_uebernahme/index.php , überprüft am 08.09.2008; O.V. (2007): Berliner Verlag übernimmt die „Netzeitung“. In: DWDL.de vom 08.06.2007. Internetressource: http://www.dwdl.de/article/news_11196,00.html, überprüft am 08.09.2008; Netzeitung (o.J.): Über uns. Internetressource: http://www.netzeitung.de/ueberuns/155607.html, überprüft am 08.09.2008. 179 Berliner Verlag (2007): Golem.de und Netdoktor.de werden weiter vermarktet. Internetressource: http://www.berlinonline.de/wir-ueber-uns/pressemitteilungen/orkla/index.php, überprüft am 18.09.08. 180 Berliner Zeitungsdruck (o.J.): In Zahlen: Schwarz auf Weiß! Internetressource: http://www.berliner- zeitungsdruck.de/de/unternehmen_zahlen.html, überprüft am 08.09.2008. 64 Abb. 12: Organigramm: Unternehmensstruktur der BVZ Deutsche Mediengruppe

BVZ Berliner Di alog MVD Medien -, BVZ Deutsche Mediengruppe Holding GmbH 100% GmbH 100% Vermarktungs- und Dokumentationsgesel lschaft mbH 100% BV Deutsche Zeitungsholding GmbH 100%

Morge npost BerlinOnline Berliner Verlag GmbH DZH Digital Verlag GmbH Stadtportal GmbH & 100% Media Holding Co. KG 45% 100% GmbH 100%

BVZ BVZ Berliner NZ Netzeitung GmbH Anzeigenzeitungen Zeitungsdruck GmbH 100% GmbH 100% 100% Radio MOPO Online Hamburg GmbH 100% 5% Viafon GmbH Berliner NZ Autoportal GmbH 49% Zustellvereinigu 100% ng 33,3%

BVZ Berliner TIP Verlag Verlag Verwaltungs-GmbH DZH Online Media 100% Beteiligungen Sales Group GmbH 100% GmbH 100%

Cine Marketing UMM TIP Verlag GmbH & Teletext GmbH/ 50% Stadtillustrierten Co. KG 100% GmbH 20% Audio News/ Handy Zeit

Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik;eigeneDarstellung. 3.4.5. Engagement in Berlin DerBerlinerVerlaggibtinBerlinmehrereZeitungenheraus,darunterauchdieauflagenundreichweitenstärksteBerliner Abonnementzeitung„BerlinerZeitung“miteinerverkauftenAuflagevon159.770Stück(montagsbisfreitags,IVW3.Quartal 2008) und einer Reichweite von circa 650.000. Im Berliner Verlag erscheint außerdem der „Berliner Kurier“, mit einem Verkaufspreis von 50 EuroCent eine der günstigsten Tageszeitungen in der Stadt. Der „Berliner Kurier“ ist mit einer verkauftenAuflagevon121.592StückdiezweitstärksteKaufzeitungnachder„B.Z.“(IVWQ.3/2008).Auffälligistderfüreine Kaufzeitung hohe Abonnentenanteil mit etwa 14,5 Prozent. Zweimal im Monat erscheint zudem das Stadtmagazin „Tip Berlin“miteinerverkauftenAuflagevon52.075(IVWQ.2/2008).DerBerlinerVerlaggibtdarüberhinausdreikostenlose Anzeigenblätterheraus,zumeinendas„BerlinerAbendblatt“,dasmiteinerAuflagevonrund1,2MillionenExemplarenan HaushalteinBerlinverteiltwird,sowieaußerdemdiemonatlicherscheinenden„BerlinerRathausnachrichten“. ZumVerlaggehörtaucheineeigeneDruckereiinBerlin,dieBVZBerlinerZeitungsdruckGmbH.DieDruckereihatknapp 170Beschäftigteunddruckt300MillionenZeitungenimJahr.NebendenErzeugnissendesBerlinerVerlagswerdenhier auchandereZeitungengedruckt,sozumBeispieldie„FinancialTimesDeutschland“unddie„JüdischeAllgemeine“. Im Onlinebereichbietetder BerlinerVerlagnebenden Internetauftritten der verlagseigenen Zeitungen unter „Berlin.de“ den offiziellenInternetauftrittdesLandesBerlinundmit„BerlinOnline.de“eineLifestyleundServiceseitefürdieHauptstadtan. Außerdem verantwortet der Berliner Verlag die Seite „b2bdeutschland.de“ mit einem Zielgruppenfokus auf Berlin und Brandenburg.ImAnzeigenmarktfürImmobilienkooperierendie„BerlinerZeitung“undder„BerlinerKurier“seitEnde2006 mit„Immobilienscout24“ 181 . AußerdenRedaktionender„HamburgerMorgenpost“(Hamburg)unddes„WarnowKuriers“(Rostock)befindensichalle Redaktionen der Print und Onlineangebote unter demDachderBVDeutscheZeitungsholding inBerlin.Hauptsitz des Berliner Verlags ist das Pressehaus am in BerlinMitte, in dem außer den Redaktionen noch die VerlagsabteilungenunddieVerwaltungdesUnternehmensuntergebrachtsind. 3.4.6. Aktuelle Entwicklung DieGeschäftsjahre2007und2008warenfürdenBerlinerVerlagäußerstunruhigundstandenindieserZeitunterdirektem Einfluss der Entwicklung im britischen Mutterkonzern Mecom. Im August 2007 kam es durch die Berufung von Peter Skulimma als Digital Chief Officer der Mecom Group und seinem damit verbundenen Wechsel in die Londoner FirmenzentralezufundamentalenpersonellenUmstrukturierungenimBerlinerVerlagundderDeutschenZeitungsholding. Skulimma wurde in seinen Funktionen als Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Zeitungsholding und als Geschäftsführer des Berliner Verlags von Josef Depenbrock ersetzt, der damit zusätzlich zu seiner Funktion als Chefredakteurder„BerlinerZeitung“mehrerewesentlicheFunktionenaufsichvereinte.DieMecomGroupverfolgtezudem das Ziel einer europaweiten Expansion. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters im August 2007 sagte Skulimma,dassweitereZeitungsaufkäufenichtauszuschließenseien.UmSkaleneffektezuerzielen,müssten Zeitungen übereinegewisseGrößeverfügen.DerTrendgehedeshalbzuZeitungsketten.Mecombefändesichzwarnichtinkonkreten Verhandlungen,trotzdemseieineregionaleNähewiebeispielsweiseimFalleder„SächsischenZeitung“inDresdenideal. DieseGeschäftsplanungwurdejedochdurchdiedesaströsenVerlustedesKonzernsimLaufedesJahres2008unterminiert und wich einer Rückzugsstrategie aus dem deutschen Pressemarkt: Waren ursprünglich trotz einschneidender Rationalisierungsmaßnahmen siebenstellige Investitionen in neue Marktsegmente wie die Entwicklung einer Sonntagsausgabe der „Berliner Zeitung“ sowie die Ausweitung des InternetEngagements geplant 182 , musste auf dem jüngstenAbwärtstrend in der UnternehmensentwicklungmitKursverlustenamAktienmarktvonüber50Prozent reagiert werden.MecomhatteindenvergangenenJahreneinenSchuldenbergvonüber700MillionenEuroaufgetürmt 183 .

181 O.V. (2006): Berliner Verlag und Immobilienscout 24 kooperieren. In: Horizont.net vom 18.09.2006. Internetressource: http://www.horizont.net/aktuell/medien/pages/protected/Berliner-Verlag-und-Immobilienscout-24-kooperieren_65589.html, überprüft am 23.09.2008. 182 O.V. (2007): Mecom an Sächsischer Zeitung interressiert. In: People and Deals vom 21.08.2007. Internetressource: http://www.peopleanddeals.de/article/4606/mecom-an-saechsischer-zeitung-interessier, überprüft am 08.09.2008. 183 Altrogge, Georg (2008): Jüngstes Gerücht: DuMont will Mecomtitel. Erneut Spekulationen um Montgomerys Zeitungsgruppe. In: Meedia vom 26.12.2008. Internetressource: http://meedia.de/nc/details/browse/1/article/jngstes-gercht--dumont-will- mecomtitel_100014838.html?tx_ttnews[backPid]=1716&cHash=e6e3ebf2f1, überprüft am 31.12.2008. 66 „In der schmalen Zeitfuge zwischen Weihnachten und Neujahr“ kursierte eine „Wunschgeschichte“, wie es in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 27. Dezember 2008 hieß 184 , durch die Medienseiten der deutschen Presse, die für viele BeobachterüberraschendvoneinemgeplantenVerkaufdesBerlinerVerlagesvonMecomandieVerlagsgruppeDuMont Schauberg kündete und in den darauffolgenden Wochen wahr wurde. Der „Tagesspiegel“ schlussfolgerte schon früh: „MontgomeryvordemAus“ 185 .ÜberdenJahreswechsel2008/2009erhärtetensichdieanfänglichenGerüchtenurlangsam undwurdenbiskurzvorUnterzeichnungdesKaufvertragesdurchDuMontvonbeidenUnternehmenwederdementiertnoch bestätigt.DurchdenRückzugMecomsausdemBerlinerPressemarktnacheinemGastspielvonnuretwadreiJahrenwurde der Eindruck gestärkt, dass die einst apostrophierte „Heuschrecke“ David Montgomery tatsächlich seinem Ruf gerecht werdenwurdeundseinjournalistischesÜbernahmeobjektnachunverhältnismäßigenSparmaßnahmenundprofitsteigernden ExperimentenachtloswiederaufdenMarktwerfenkönnte:„BeiderPressemachtdasDavidMontgomerymitseinerMecom vor,dieZeitungeninganzEuropaunterPump,wieunterInvestorenüblichaufgekaufthatunddiesetrotzdrakonischer, insAbsurdegehenderSparrundenwahrscheinlichnichtwirdhaltenkönnen“ 186 .DerKaufvertraglauteteschließlichübercirca 170 Millionen Euro 187 . Dass nun ausgerechnet ein deutscher Verleger den Berliner Verlag erworben hat, wurde als RettungsankerfürdendarbendenVerlagundseineunterStellenabbauundRessourcenmangeldarbendenjournalistischen Titelgewertet 188 .

184 O.V. (2008): Wunschpunsch. Angeblich greift Dumont nach der „Berliner Zeitung“. In: Süddeutsche Zeitung vom 27.12.2008, 19. 185 O.V. (2008): Montgomery vor dem Aus. Investor Mecom will Berliner Verlag verkaufen – DuMont Schauberg signalisiert Interesse. In: Der Tagesspiegel vom 27.12.2008, 27. 186 Hanfeld, Michael (2008): Gewinn und Verlust eines Medienjahrs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.12.2008, 39. 187 Auch wurde im Zuge des Verkaufs des Berliner Verlag über die mögliche Veräußerung weiterer europäischer Zeitungshäuser durch Mecom berichtet: Unter anderem prüfe David Montgomery ebenso den Verkauf des Mehrheitsanteils am Medienunternehmen PWR in Polen, welches die Qualitätszeitung „Rzeczpospolita“ verlegt. Als Käufer wurde der Axel Springer- Konzern ins Gespräch gebracht (vgl. Heilmann, Dirk/Siebenhaar, Hans-Peter (2009): Montgomery erhält frisches Geld. In: Handelsblatt Online vom 09.01.2009. Internetressource: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/montgomery- erhaelt-frisches-geld;2123169, überprüft am 10.01.2009). 188 Vgl. o.V. (2008): Wunschpunsch. Angeblich greift Dumont nach der „Berliner Zeitung“. In: Süddeutsche Zeitung vom 27.12.2008, 19. 67 4. InternationalerVergleich

Das folgende Kapitel enthält Kurzporträts der Pressemärkte dreier wichtiger Hauptstädte: Washington D.C., Paris und London. Dabei werden die historische und ökonomische Entwicklung der Pressesysteme der jeweiligen Länder und Besonderheiten der Hauptstadtpressemärkte beleuchtet.AusgewählteTitelundKonzernewerdenvorgestellt. Dabei wird deutlich,dassesinallenausgewähltenLändernzuAuflagenrückgängenbeiTageszeitungenkommt.WährendLondonund ParisdiehistorischgewachsenenunumstrittenenZentrendesjeweiligenLandessindundsichdiesauchindenHauptsitzen dergroßenBlätterundKonzernewiderspiegelt,stehtWashington,D.C.alsMedienstandortimSchattenNew Yorks. Die dortigePresseprofitiertjedochvonderräumlichenNähezurBundesregierungunddempolitischadministrativenStatusdes Großraums. Unverkennbar ist der Trend zu Gratiszeitungen in den drei ausgewählten Städten, insbesondere jedoch in LondonundParis,wasmitdendortigenstarkdefiniertenPendlerströmenzusammenhängendürfte.StrukturellähneltBerlin eher Washington als den ausgewählten europäischen Medienstandorten. Berlin ist im Printsektor nicht die Nr. 1 in Deutschland,profitiertjedochalsRegierungssitzenorm.AngesichtsderangespanntenwirtschaftlichenLagevielerVerlage istaufabsehbareZeitnichtmitgrößerenStandortverlagerungennachBerlinundanderenstrategischen Investitionen zu rechnen.DerBerlinerTageszeitungsmarktwirdsichdementsprechendwohlnichtinRichtungderPariseroderLondoner Strukturverändern.

4.1. USA/ Washington D.C.

4.1.1. Historische Entwicklung des US-amerikanischen Pressemarkts DurchihreereignisreicheundfürvieleandereNationenzumVorbildgereichendePressegeschichtenahmdieUSAlange eineVorreiterrolleinderinternationalenMedienentwicklungein.ErsteZeitungengabesbereitsinderKolonialzeitunddie älteste bekannte Publikation ist das Blättchen „Publick Occurences Both Foreign and Domestick “, das erstmals (und einmalig)inimJahre1690erschien.1830,imZugedermodernenMassenpresse,erschienendieerstenOnePenny Blätterangeführtvon„ “ .NachdemindenUSAdieerstenTelegraphenentwickeltwordenwaren,entstandeninder Folge auch Nachrichtenagenturen, welche die Presselandschaft und die Informationsinfrastruktur für immer verändern sollten.DieUSamerikanischenZeitungenwarenzudemPionierebeiderVerwendungvonautomatischenSetzmaschinen (Linotype,ab1886)undbeimEinsatzvonfotographischenAbbildungenundComics(ab1889). Als erster Zeitungsmogul trat William Randolph Hearst 189 (1863 – 1951) auf, der sich dem Sensationsjournalismus verschriebenhatteundseineZeitungenzurFörderungseinereigenenpolitischenAmbitioneneinsetzte.SeinWidersacher warJosephPulitzer 190 (1847–1911),derimmerwiederdieethischenKonventionenderBranchezurSprachebrachteund der den Anstoß zur Gründung der Columbia School of Journalism gab. Diese Journalistenschule stand Modell für nachfolgendeSchulendieserArtundistaußerdemNamensgeberinfürdenrenommiertenPulitzerPreis,den die Schule jährlichanJournalistenvergibt. HeutekommtdiePresseindenVereinigtenStaatenaufeineGesamtauflagevon60MillionenExemplaren.Diemeisten TageszeitungenerscheinenmitlokalemProfil,woraufauchdieNennungdesOrtsnamensinvielenTitelschließenlässt. GründefürdieseEntwicklungwarenursprünglichtechnischerArt,dadieGrößedesLandeseinenationaleVerbreitungkaum möglichmachte.Erstinden1970erJahrengabesdieersteüberregionaleTageszeitung,diesichschnellzumlandesweit auflagenstärksten Titel entwickelte. „ USA Today“ machte vor, was bald auch von anderen Zeitungshäusern eingesetzt werdensollte:SatellitentechnikmachtedenzeitgleichenDruckderZeitunganweitentferntenStandortenmöglich,wasdie zeitgleicheDistributionvontagesaktuellenAusgabenpraktikabelmachte.AllerdingswirddieüberwiegendeMehrheitderUS

189 Burkhard, Kai (2008): Hearst, William Randolph. In: Hachmeister, Lutz (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 151ff. 190 Meier, Christian (2008): Pulitzer, Joseph. In: Hachmeister, Lutz (Hg.) (2008): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA, 323ff. 68 amerikanischenTageszeitungenweiterhinnurlokalverbreitet.DieDezentralitätderZeitungslandschaftwirktsichauchauf dieAuflagenhöheaus:SieerreichteniemalsdieWertederauflagenstarkenüberregionalenZeitungenEuropas 191 . Auch Zeitschriften haben eine lange Tradition in den USA. 1732 gab Benjamin Franklin erstmals den „Poor Richard´s Almanack “ heraus. Im 19. Jahrhundert gab es bereits eine weit gefächerte Zeitschriftenlandschaft. Auch politischen WochenmagazinenspieltenaufdemUSamerikanischen PressemarkteinewichtigeRolle,soetwadas1923gegründete Magazin „Time “ oder der spätere Konkurrent „Newsweek “, Vorbild für das spätere deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.HeuteistdieZeitschriftenlandschaftstarkausdifferenziert,wobeidieauflagenstärkstenMediensolcheausdem UnterhaltungsundServicebereichsind.DieamhäufigstenverkauftePublikationist„Reader´sDigest “,dieauchAusgabenin einerVielzahlvonLändernundSprachenführtundweltweiterfolgreichist.DiemeistenZeitschriftenverlage in den USA konzentriertensichallerdingsaufdenheimischenMarkt 192 . In den Vereinigten Staaten hat seit 2001 ein zunächst langsames, dann immer stärker Konturen annehmendes Zeitungssterbeneingesetzt.DieAuflagefälltkontinuierlich,zuletztentstandbeiTageszeitungeneinMinusvon2,5Prozent imJahr2007gegenüberdemVorjahrundeswareinRückgangvon3,3ProzentbeiSonntagszeitungenzuverzeichnen.Die GesamtreichweitederZeitungsunternehmeninklusiveihrerOnlineauftritteundNischenproduktesteigtzwar,aberdiesgeht nichtmiteinemAnstiegderWerbeeinnahmeneinher. DieWerbeeinnahmen,dieimJahr2006stabilblieben,fielen2007branchenweitumsiebenProzent.DasZerplatzender „RealEstate–Blase“2007löstezusätzlicheinenmassivenRückgangderWerbeeinnahmenaus,nichtzuletztdurchdas FehlenderBauunternehmenalsInvestoren 193 .

4.1.2. Ökonomische Entwicklung OnlineundPrintmedienindenUSAerwirtschaftenrund45,5MilliardenUSDollarproJahranWerbeeinnahmen.Allerdings sankendieWerbeinnahmenderZeitungenimJahr2007umetwasiebenProzentgegenüberdemVorjahrundauchaufdem AktienmarktmachtesichdieKrisebemerkbar.DerKurssankindenvergangenendreiJahrenumrund42Prozent.Inden zwei vorangegangenen Jahren waren es jeweils 11 bzw. 20 Prozent. Die Marktprognosen für die zukünftige Marktentwicklungfalleneherpessimistischaus. DerZeitschriftenmarktentwickeltesichdagegenbesser.InsgesamtverzeichnetedieZeitschriftenindustrie2007nureinen leichtenRückgang,dieAnzahlderWerbeseitenverringertesichnurumetwaeinProzent.Allerdingskonntendiedreigroßen traditionellenPolitikmagazinenichtvondiesemTrendprofitieren.Alledreiverloren2007anAnzeigenseiten,vonvierProzent beiden„U.S.News“biszu18Prozentbei„Time“.EinigteprofilierteTitelinderNachrichtenkategorie–„TheEconomist“, „The Week“ und „The New Yorker“ – konnten dem Abwärtstrend jedoch entgegensteuern: Sie gewannen sowohl an AnzeigevolumenalsauchanUmsatz. Die Gesamtzahl der Tageszeitungen sank 2006 leicht ab auf 1.437 gegenüber dem Vorjahr mit 1.452 auf dem Markt vertretenenTiteln.BesondersvonderReduktionbetroffensindvieleAbendzeitungen,dieentwederzusammengelegtoder aberdurchMorgenausgabenersetztwurden.2006warenimVergleichzumVorjahr31AbendtitelwenigeraufdemMarkt. DagegengibtesaufderanderenSeiteeinenanhaltendenTrendimWachstumderMorgenzeitungenmiteinemZuwachs von16BlätternimJahr2006.DieAnzahlderSonntagsausgabenbliebweitgehendstabil,allerdingsließsicheineleichte FluktuationinnerhalbderletztenzehnJahreverzeichnen.2006gabes907Sonntagszeitungen,914imJahr2005.Dieswar damitdasfünfteJahrinFolgemiteinem(wennauchgeringen)Rückgang. Übergreifend stellen auch die steigenden Druckkosten für viele Printmedien eine Existenzbedrohung dar. Auch GratiszeitungenhabenetwasanWachstumeingebüßt.EinigederAusgabenvon„Metro“machteninjüngsterVergangenheit VerlusteundstehenzumVerkauf.DieAusgabendes„Examiner“inWashingtonundBaltimorewerdenvorerstnicht,wie geplant,expandieren.DieerfolgreichstenGratiszeitungensindAblegervonetabliertenDachmarken,wieetwaderTitel„Red Eye“vonderChicagoTribune.

191 Vgl. Kleinsteuber, Hans J. (2005): Das Mediensystem der USA. In: Hans-Bredow-Institut (Hg.) (2005): Internationales Handbuch Medien 2004/2005. Baden-Baden: Nomos, 1081-1094, hier: 1081-1082. 192 Vgl. ebd., 1083-1084. 193 Project For Exellence in Journalism (2008): The State of the News Media. An Annual Report on American Journalism. Newspapers. Internetressource: http://www.stateofthenewsmedia.org/2008/, überprüft am 04.12.2008. 69 AuchdieAuflagenentwicklungderUSPrintmedienistrückläufig.FürdieMonateMärzbisSeptember2007verzeichnetedas AuditBureauofCirculations(ABC)einenRückgangderAuflageum2,5ProzentbeidenTageszeitungenund3,3Prozentbei den Sonntagsausgaben verglichen mit dem entsprechendenZeitraumimVorjahr.InsgesamthattendieTageszeitungen 2007gegenüber2001eineum8,4ProzentgeringereAuflage,dieSonntagszeitungenverzeichnetensogareinMinusvon 11,4Prozent.DerRückgangderVerkaufsauflagehatverschiedeneGründe,diemitdenVeränderungendesMediensystems durchdasHinzutretendesInternetseinhergehen.DiemeistenRezipientenindenUSAnutzenheuteeineKombinationaus dreiodervierverschiedenenMedien. WiedieAuflagesindauchdieReichweitenderZeitungenrückläufig.UnddieserTrendgiltfürnahezujededemographische Gruppe,unabhängigvonAlter,Volkszugehörigkeit,BildungoderEinkommen 194 . Tab. 10: Verkaufsauflage Tageszeitungen (2007)

Titel Sprache Herausgeber Auflage

USAToday Englisch GannettCompanyInc. 2,293

TheWallStresstJournal Englisch DowJones&Co.Inc. 2,012

TheNewYorkTimes Englisch TheNewYorkTimesCompany 1,038

TheLosAngelesTimes Englisch TribunePublishingCompany 780

NewYorkDailyNews Englisch NewYorkDailyNews 681

NewYorkPost Englisch NewYorkPostCorp. 667

TheWashingtonPost Englisch WashingtonPostCompany 635

ChicagoTribune Englisch TribunePublishingCompany 559

HoustonChronicle Englisch HearstNewspapers 507

LondIslandNewsday Englisch TribunePublishingCompany 388

Quelle:WorldAssociationofNewspapers–WorldPressTrend2008,897;eigeneDarstellung.

194 Ebd. 70 Tab. 11: Auflagenstärkste Gratiszeitungen (2007)

Titel Gründungsjahr Spreche Herausgeber Auflage (000)

TheExaminer 2003 Englisch ClarityMediaGroup(Anschutz) 700

Metro 2000 Englisch MetroInternational/TheNewYorkTimesCompany 646

AMNewYork 2003 Englisch TheTribuneCompany&RusselPergament 320

RedEye 2002 Englisch TribuneCompany 200

Hoy 1998 Spanisch TribuneCompany/ImpreMedia(NY) 200

Express 2003 Englisch WashingtonPost 190

Quick 2003 Englisch Belo(TheDallasMorningNews) 150

BostonNow 2007 Englisch 365MediaUSA(Dagsbrun,Iceland) 85

Today´sLocalNews 2005 Englisch CopleyPress,Inc. 75

PaloAltoDailyNews 1995 Englisch MediaNews(Price,Pavelich&Danforth) 70

Quelle:WorldAssociationofNewspapers–WorldPressTrend2008,897;eigeneDarstellung. 4.1.3 Konzentrationsprozesse IndenUSAgibtesderzeitüber1800Fernsehstationen,10.000TagesundWochenzeitungenund15.000Radiosender, außerdemZeitschriften,AnzeigenblätterundandereMedien.DerMedienmarktistdamitstarkausdifferenziert,allerdingsgibt esimMedienbereichseitden1980erJahreneinenTrendderDeregulierungderEigentumsverhältnisse.1983teiltensich nochetwa50UnternehmendieüberwiegendeAnzahlderMedienbetriebe,dagegenwarenes1992bereitsnurnochetwa zweiDutzendUnternehmen.BiszumJahr2007hattesichdieZahlauffünfMischkonzerneverringert,dieetwa90Prozent desMedienmarkteskontrollieren:TimeWarner,Disney,Newscorp.,GeneralElectric/NBCundCBS(zuvorViacom). 195 DieListederPresseverlageistseit2001umvierUnternehmengeschrumpft.ImKampfgegenUmsatzrückgängeundzum größtmöglichen Ausschöpfen des Werbepotenzials im Onlinebereich schließen immer mehr Zeitungen Kooperationsabkommenoderwerdenverkauft.NachdemPulitzer2005vonLeeaufgekauftwurde,hatMcClatchyimJahr 2006KnightRiddergeschluckt.DieseTransaktionwarinsoweitspektakulär,alsdasdieKnightRidderVerlagsgruppemehr als doppelt so groß war wie McClatchy. Knight Ridder gehörten 32 Zeitungen, darunter der „ Inquirer“, der „MiamiHerald“unddie„SanJoseMercuryNews“.McClatchykontrolliertedagegennurzwölfTageszeitungen,wiedie„Star Tribune“inMinneapolis,den„NewsObserver“inRaleigh,NorthCarolina,unddie„SacramentoBee“. RupertMurdoch´sNewsCorporationübernahm2007denVerlagDowJones,derdas„WallStreetJournal“herausgibt.Sam ZellübernahmTribune(u.a.„LosAngelesTimes“)für8,2MilliardenUSDollar.AufdemZeitschriftenmarktteilensichzwei Verlage den ersten Platz der höchsten Jahresgewinne: Time Warner, Inhaber des „Time“Magazine, und Advance Publications,demunteranderemderZeitschriftenverlagCondéNastangehört.BeideUnternehmenverbuchenmehralsdrei Milliarden Dollar im jährlichen Zeitschriftengeschäft. Der Konzern Hearst rangiert dahinter mit zwei Milliarden USDollar Jahresgewinn. Neben Time Warner wird der Zeitschriftenmarkt damit nicht von den großen amerikanischen Medienunternehmen,sondernvonkleinerenVerlagendominiert 196 .

195 Vgl. Hovestät, Dagmar (o.J.): Die Macht der Konzerne: Das Mediensystem der USA. In: Bundeszentrale für politische Bildung Online: Dossier USA. Internetressource: http://www.bpb.de/themen/61ZEPD,0,0,Die_Macht_der_Konzerne:.html, überprüft am 31.12.2008. 196 Vgl. Project For Exellence in Journalism (2008): The State of the News Media. An Annual Report on American Journalism. Ownership. Internetressource: http://www.stateofthenewsmedia.org/2008/, überprüft am 31.12.2008. 71 Tab. 12: Verlage (2006)

Verlag Jahresumsatz (USA, in Mio. US-Dollar)

Gannett 5.662,5

Tribune 4.072,7

TheNewYorkTimes 3.174,7

McClatchy 2.929,1

AdvancePublications 2.238,8

Hearst 1.521

CoxEnterprises 1.400

MediaNewsGroup 1.347

DowJones 1.187,2

LeeEnterprises 1.164,6 Quelle:WorldAssociationofNewspapers–WorldPressTrends2008,897;eigeneDarstellung. 4.1.4. Presserecht EinewichtigeGrundlagedesPresserechtsindenVereinigtenStaatenistderFreedomofInformationAct(erstmals1966), derallenBürgernfreienZugangzuöffentlichenDokumentengarantiertundstaatlichenBehördennurinbestimmtenFällen erlaubt,dieHerausgabevonDokumentenzuverweigern.DieseTransparenzkommtvorallemJournalistenzuGute 197 .Am 18.Dezember2007stimmtederKongressmiteinerüberwältigendenMehrheitfüreinenGesetzesentwurfzurStärkungdes FreedomofInformationAct(FOIA)undreagiertesomitaufdasVorgeheneinigerRegierungsbüros,dieihrerAuskunftspflicht indenvergangenenJahrenhäufignurmangelhaftnachgekommenwaren.DerGesetzesentwurfsiehtvor,dassDokumente derRegierungschnellerderÖffentlichkeitzurVerfügunggestelltwerdenmüssen.ImMomentmüssenRegierungsbürosdem FOIAinnerhalbvon20Tagennachkommen,aberinderPraxisdauertderProzesshäufigMonateoderJahre.Nachdem11. September2001rechtfertigenvieleDienststellendieNichtpreisgabevonDokumentenmitdemVerweisaufdienationale SicherheitunddieGefahrvonterroristischenAktivitäten.DasneueGesetzjedochsolldenZugangzuInformationenfüralle USamerikanischenBürgererleichtern. Die Federal Communications Commission´s (FCC) ist eine unabhängige Regulationsbehörde für Medien mit Sitz in WashingtonD.C.Sieänderte2007dasGesetzzurVerflechtung von Zeitungsverlagen und Rundfunkanbietern, die eine begrenzteErleichterungfürPrintundRundfunkverflechtungenermöglicht.ImBereichderzwanziggrößtenUnternehmen gilt,dassVerlagenurentwedereinenFernsehodereinenRadiosenderbetreibendürfen,nichtaberbeides.Außerdemistes Verlagen verboten, Fernsehsender zu übernehmen, die zu denvier reichweitenstärksten ihrer Region gehören. Für alle anderen Medienunternehmen gelten weniger strikte Regeln, da hier keine marktbeherrschenden Positionen vermutet werden. Die gesetzlichen Regelungen in diesem Marktsegment beziehen sich hauptsächlich auf die Sicherung lokaler Nachrichten,sodassdieMedienunternehmeneinenbestimmtenUmfanganlokalerBerichterstattungsicherstellenmüssen. Im Jahr 2007 wurde außerdem das Free Flow of Information Act auf den Weg gebracht. Das Gesetz soll den Schutz geheimer Informanten oder Quellen in der Berichterstattung gewährleisten, in dem ein einheitlicher Standard für VerhandlungenvordemVerfassungsgerichtfestgelegtwird.ImFebruar2008wareinefrühereReporterinvon„USAToday“ inBeugehaftgenommenworden,weilsiesichgeweigerthatte,Quellenpreiszugeben,diesieimJahre2002inzweiArtikeln zitierthatte.DieJournalistinmussnunmitGeldstrafenvon500biszu5000USDollarrechnen.Invergangenen Jahren warenDutzendeJournalistenvonStaatsanwältenzuihrenQuellenbefragtworden 198 .

197 Vgl. Kleinsteuber, Hans J. (2005): Das Mediensystem der USA. In: Hans-Bredow-Institut (Hg.) (2005): Internationales Handbuch Medien 2004/2005. Baden-Baden: Nomos, 1081-1094, hier: 1081-1082. 198 Vgl. World Association of Newspapers (2008): World Press Trends 2008. Paris: World Association of Newspapers, 893 72

4.1.5 Pressemarkt Washington D.C. DiewichtigstenTitelaufdemPressemarktWashingtonsstellendieTageszeitungen„WashingtonPost“undderengrößter Konkurrent„WashingtonTimes“dar.Die„Washington Post“istnichtnurdieältesteZeitungWashingtons,sondernauch diejenige mit der größten Reichweite. Bekannt für investigativen Journalismus, wie etwa im Fall der WatergateAffäre, genießt sie landesweit eine hohe Reputation. Unter ihrer Dachmarke erscheint auch die Gratiszeitung „Express“, die Veranstaltungshinweise, Sportereignisse und Unterhaltung bietet. Die Tageszeitung „Washington Times“ und die Gratiswochenzeitung„WashingtonCityPaper“habenebenfallseinebeachtlicheReichweite.ImJahr2005erschienerstmals diekostenfreieBoulevardzeitung„WashingtonExaminer“,dieauseinerReihevonvorstädtischenZeitungenhervorgegangen war.„ThePolitico“isteineinWashingtonDCansässigeOrganisationfürpolitischenJournalismus,dieihreInhalteübereine eigene Tageszeitung, das Fernsehen, das Internet und das Radio verbreitet. Es erscheinen außerdem noch einige themenspezifischeWochenzeitungen,wiezumBeispiel„WashingtonBlade“,„MetroWeekly“,„WashingtonInformer“unddas zweiwöchentlicherscheinendeObdachlosenmagazin„StreetSense“. Viele Stadtteile haben eigene Gemeindeblätter, darunter „The Current Newspapers“ mit Ausgaben in sechs Bezirken. AußerdemwerdeneinigeaufdenUSKongressspezialisierteZeitungenpubliziert,wie„RollCall“und„TheHill“. Tab. 13: Gesamte durchschnittliche Verkaufsauflage (März – September 2008)

Titel Erscheinungstag Erscheinungsweise Gesamtauflage*

AfroAmerican&Tribune, Samstag Wochenzeitung 8,374 Washington

Times,Washington Sonntag Tageszeitung 37,946

Times,Washington Samstag Tageszeitung 71,274

Times,Washington MontagFreitag Tageszeitung 81,104

WashingtonPost,Washington Samstag Tageszeitung 584,313

WashingtonPost,Washington MontagFreitag Tageszeitung 622,714

WashingtonPost,Washington Sonntag Tageszeitung 866,057

USAToday,Washington MontagFreitag Tageszeitung 2,293,310

* Total Circulation = Total Average Paid Circulation

Quelle:AuditBureauofCirculations 4.1.6 Zeitungsportraits (Auswahl) Washington Post Zwar zählten nach Erscheinen der Erstausgabe am 6. Dezember 1877 noch ehrenwerte Männer wie Joseph Pulitzer und der junge Theodore Roosevelt zu den Autoren,dochmitderÜbernahmedurchdenDemokratenJohnMcLean1905kamen Sensationsschlagzeilen, Comics und Skandale. Das Blatt sank auf das Niveau des „Yellow Journalism“. 1933 ersteigerte der konservative Investor Eugene Meyer die mittlerweilebankrotteZeitung,engagierteeinenerstklassigenStabanJournalistenund brachtediePostaufKurs.1946übergaberdasmittlerweile profitable Geschäft an seinen Schwiegersohn Philip Graham. Dieser eröffnete Korrespondentenbüros in EuropaundkaufteRadioundTVStationensowiedas„Newsweek“Magazin(1961). DergroßeCoupgelangihmindes1954mitderÜbernahmedestraditionellenRivalen „Washington TimesHerald“. Über Nacht verdoppelte sich die Auflage der Post auf 395.000, auf dem Markt für Morgenzeitungen im Raum Washington war ein Fast Monopol entstanden. Nach Grahams Tod 1963 wurde seine Frau Katharine Herausgeberin der Zeitung und Vorsitzende der Washington Post Company. Unter ihrerFührungmachtesichdie„WashingtonPost“weltweiteinenNamen,alsdie„Post“ Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein 1972/73 den WatergateSkandal 73 aufdeckten,derzumRücktrittvonRichardNixonführte.DasFamiliengeschäftexpandierteunterKatharineGrahaminden 1970er und 80er Jahren durch den Zukauf von Regionalzeitungen und TVKabelnetzen zu einem milliardenschweren Medienkonglomerat.1991übernahmKatharineGrahamsSohnDonalddasRuder.Erkaufte199284ProzentderAnteilean GaithersburgGazette,Inc.(15Lokalzeitungen)undinvestierteinelektronischeInhalte:1996gingdiePostonline,undim Juni2000entstanddie(inzwischeneingestellte)gemeinsameInternetPlattformderNachrichtenSchwergewichteMSNBC, NBCNewsundNewsweek. Im Jahre 2004 war auch für die „Washington Post“ die Zeit gekommen, drei Monate nach der „New York Times“ ihre weitgehendunkritischeBerichterstattungvorundwährenddesIrakKriegeszubedauern.„Post“MedienkritikerHowardKurtz zählteüber140FrontPageStories,diesichvonderRhetorikderBushRegierungkaumnochunterschiedenhätten.Die ReporterinKarenDeYoungsagtedazu:„Thecautionandthequestioningwasburiedunderneaththedrumbeat” 199 . ImJahr2007hattedieWashingtonPosteineGesamtauflagevon635.000Exemplaren.DasbedeuteteinenRückgangvon 3,2ProzentimVergleichzumVorjahr. 200 Washington Times DieTageszeitung„WashingtonTimes“wurde1982alskonservativeAlternativezur„WashingtonPost“gegründetundhatte 2008eineAuflagevon81.104 201 ,alsoetwaeinSiebtelderAuflagedesKonkurrenten„WashingtonPost“.DieGründungder „Times“vollzogsicheinJahrnachderSchließungderehemalszweitplaziertenTageszeitung„WashingtonStar“,dienach überhundertJahreneingestelltwurde.EingroßerTeilderredaktionellenMitarbeiterdes„WashingtonStar“wechseltezur neu gegründeten “Times“. Als eine der wenigen Tageszeitungen zu dieser Zeit publizierte die „Washington Times“ von BeginnanfarbigeTitelseitenundFotos. Gründungsmitglieder waren das Oberhaupt Mun Sun Myung Moon und andere Mitglieder der Vereinigungskirche, einer synkretistischen religiösen BewegungindenUSA.SunMyungMoonhatzwaroffiziellkeineEinflussauf dieZeitungundistauchkeinAufsichtsratsmitglieddesVerlagsNewsWorld CommunicationCooperation,derdie„WashingtonTimes“verlegt.Allerdings sind alle Aufsichtsratsmitglieder auch Angehörige von Moons Verteidigungskirche. Moon hat nach Angaben von Beschäftigten bis zum Jahr2002etwa1,7MilliardenUSDollarindieZeitunginvestiert.Weiterhin beabsichtigte er nach eigenem Bekunden, die Zeitung zu einem Kommunikationsinstrumentzumachen,umdie„WahrheitüberGottunddie Welt“ zu verbreiten 202 . Die Verluste, die der Verlag News World Communications Cooperation mit der „Times“ verzeichnete (rund die Milliarden USDollar) wurde von der Verteidigungskirche in Form von Subventionengetragen 203 . Die konservative Tageszeitung galt als LieblingsblattdesehemaligenUS PäsidentenRonaldReagan,der1997überdieTimessagte:„TheAmerican peopleknowthetruth.You,myfriendsatTheWashingtonTimes,havetold ittothem.Itwasn'talwaysthepopularthingtodo.Butyouwerealoudand powerfulvoice.Likeme,youarrivedinWashingtonatthebeginningofthe mostmomentousdecadeofthecentury.Together,werolledupoursleeves andgottowork.Andoh,yeswewontheColdWar” 204 .

199 Zitiert nach: Kurtz, Howard (2004): The Post on WMDs: An Inside Story. In: Washington Post vom 12.08.2004, A01. 200 Killian, Erin (2007): Washington Post Circulation Decline Continues , USA Today circulation increases. In: Washington Business Journal, 5. November 2007, Internetressource: http://www.bizjournals.com/washington/stories/2007/11/05/daily9.html, überprüft am 31.12.08. 201 März – September 2008, siehe dazu auch Abb. 1. 202 Ahrens, Frank (2002): Moon Speech Raises Old Ghosts as the Times Turns 20. In: Washington Post vom 23.05.2002, E01. 203 Vgl. Freedman, Allan (1995): Washington´s Other Paper. Is it the right time for the Times? In: Columbia Journalism Review March/April 1995. Internetressource: http://backissues.cjrarchives.org/year/95/2/times.asp, überprüft am 31.12.08. 204 Gorenfeld, John (2005): Dear Leader's Paper Moon. In: The American Prospect vom 19.06.2005. Internetressource: http://www.prospect.org/cs/articles?articleId=9868, überprüft am 31.12.08. 74 4.1.7 Konzernportrait: Washington Post Company DieWashingtonPostCompanyistmitAbstanddergrößteMedienkonzerninWashington,D.C. 205 Siewurde1877gegründet undistseit1971eineAktiengesellschaft.DerHauptsitzistinWashingtonD.C.und2007betrugderJahresumsatz 4,18 MilliardenUSDollar(ca.3,034MilliardenEuro).AngestammteKernbranchederWashingtonPostCo.istdieHerausgabe von Tageszeitungen und Magazinen. Zur Newspaper Division zählen neben dem Flaggschiff „Washington Post“ (Gesamtauflage2007:635.000),„TheHerald“,TageszeitungimStaatWashington(Auflage2007:48,506),dieCommunity Newspaper Division, u. a. Herausgeber von 39 lokalen Wochenblättern im Staat Maryland, seit August 2003 das WashingtonerTabloidGratisblatt„Express“(Auflage2008:190.000),seitMai2004„ElTiempoLatino“,spanischeGratis WochenzeitungfürdenRaumWashingtonD.C.,und„Washingtonpost.NewsweekInteractive“,diefürdieInternetAuftritte derhauseigenenVorzeigeblätterzuständigeFiliale. Spitzenprodukt der Magazine Publishing Division ist „Newsweek“ (New York, gegründet 1933). Dazu kommen Arthur Frommer’sBudgetTravel(monatlichesReisemagazin,Auflage2007:631,000)unddiePostNewsweekTechMediaGroup, HerausgebervonBranchenundOnlineDienstenmitTechnologieSchwerpunkt. Newsweek Prods. schließlich produziert NonfictionProgrammefürKabelsenderwiePBS,A&E,TheHistoryChannelundNationalGeographicTelevision–zumTeil inKooperationmitderbritischenTVFirmaCarltonTelevision(jetztITV).PostNewsweekStationsbesitztundbetreibtsechs terrestrische TVSendestationen, fünf davon networkgebunden (affiliated), allesamt indes Lokalsender: zwei NBC Partnersender(WDIVinDetroitundKPRCinHouston),zweiStationenimABCNetzwerk(WPLGinMiamiundKSATinSan Antonio),inZusammenarbeitmitCBSnochWKMGinOrlandounddieunabhängigeStationWJXTinJacksonville. MitteMärz2008überraschtedieWashingtonPostCompanymiteinerscheinbargraduellen,imGrundeaberfundamentalen RichtungsänderungihrerUnternehmenspolitik:ManverstehesichnichtmehralsMediaandEducationCompany,sondernim Gegenteilals EducationandMediaCompany.GrunddafüristdasrasanteWachstumder Bildungssparteinnerhalb des Konzerns: Kaplan Inc. hatte in den vergangenen Jahren die anderen Unternehmensbereiche mit seinen immensen Gewinnzuwächsen schnell in den Schatten gestellt undin2007zeitweisesogarüber50ProzentdesGesamtumsatzes erwirtschaftet.GleichzeitigbrachendieAuflagenundUmsätzeein,imtraditionellenZeitungsgeschäftumsiebenProzentund beidenMagazinensogarum13Prozent. Dass es der Washington Post Company wirtschaftlich dennoch nicht so kalt erwischt hat wie die meisten anderen Zeitungsverlage, wird der breiten Aufstellung des Konzern auf dem Markt, allen voran den Investitionen in das Weiterbildungsstandbein Kaplan Inc. Zugeschrieben, das mittlerweile über die Hälfte des Umsatzes generiert. 206 Andere UnternehmenwieTheMcClatchyCompany,diedurchihrenKaufdesangeschlagenenKnightRidderZeitungskonzernsseit 2005fast80ProzentihresAktienwerteshateinbüßenmüssen,oderLeeEnterprises,dienachderAkquisedesPulitzer Verlags, immerhin der viertgrößte der USA, nur noch ein Viertel so viel wert waren wie vorher, hat es durch die Konzentration auf publizistische Aktivitäten schwer getroffen. Auch die altehrwürdige New York Times Company hat innerhalbvonvierJahrenüber50ProzentihresBörsenwertsverloren. Gleichzeitig wuchsen im Zuge des Verkaufs des Dow JonesVerlagshauses („Wall Street Journal“) an den globalen MedienunternehmerRupertMurdochdieZweifelamWillenderInhaberfamiliederPost,ihreQualitätszeitungangesichtsder wirtschaftlichen Schwierigkeiten weiter gegen Versuche der Einflussnahme seitens der Börse zu verteidigen. Diese BefürchtungenwurdennichtalleindurchdenWandelderFirmenphilosophiegeschürt,sondernauchdurchdasVerhalten Donald Grahams, der seit 1993 das Familienunternehmen lenkt: Aus privaten Gründen, wie die „Washington Post“ berichtete,wandelteerübereinViertelseinerAktienanteilederKlasseAinfreihandelbareAktienderKlasseB,umKapital zugewinnen.DieEntscheidungshoheitüberdieGeschickedesUnternehmenssollaber–vorerst–weiterhinindenHänden derGrahamsverbleiben.

205 www.mediadb.eu 206 www.mediadb.eu 75 4.2. Frankreich/ Paris

4.2.1. Historische Entwicklung des französischen Pressemarktes Die Presselandschaft Frankreichs ist vergleichsweise jung, da nach dem Zweiten Weltkrieg viele Zeitungen wegen KollaborationmitderVichyRegierunggeschlossenwurden.DieseSchließungen(undspätereNeueröffnungen)warenein wichtiger Schritt, denn sie markierten den Bruch mit der Vergangenheit und standen für einen Neuanfang. Allerdings eröffnetenvieleRedaktionenerneutuntereinemanderenNamen,aberunveränderterAufmachung,sodasssie von den Lesernleichtwiederzugeordnetwerdenkonnten(wiezumBeispiel„LeTemps“,diezu„LeMonde“wurde). Nur wenige Zeitungen, die ihre Auflage früh genug eingestellt hatten, konnten nach dem zweiten Weltkrieg ihre Arbeit in ihrer Originalkonfigurationfortsetzen,wiez.B.„LeFigaro“ 207 . ObwohlFrankreichimHinblickaufdieVielfaltundAuflagenstärkevonZeitungenundZeitschriftenimweltweitenVergleich respektableErgebnisseerzielt,wirdbesondersdemüberregionalenTageszeitungsmarktseiteinigenJahreneinekrisenhafte Entwicklungattestiert.DagegenbehauptensichPublikumszeitschriftenundWochenzeitschriftenerfolgreichamMarktund konntentrotzhoherVerkaufspreiseihrenAbsatznocherhöhen. 4.2.2 Ökonomische Entwicklung In Frankreich hat das Verfassungsgericht, der Conseil Constitutionnel, mit seiner Rechtsprechung dem so genannten „doppeltenPluralismusgebot“Verfassungsrangeingeräumt.DiesesumfasstdieSicherungderAngebotsvielfaltsowiedes Informationszugangs der Bürger. Durch das 1947 in Kraft getretene BichetGesetz sollte der gleichberechtigte Zugang einzelner Verleger zum Distributionsnetz gesichert werden. Die Pressedistribution in Frankreich erfolgt in einem mehrstufigenSystemüberVerlegergenossenschaften,inderenBesitzsichVerteilerFirmenbefinden.Diesebeliefernüber ein Netz von eigenen Transportunternehmen und Zwischenhändlern schließlich die Einzelhändler. Trotz der genossenschaftlichenOrganisationunddesimBichetGesetzformuliertenDiskriminierungsverbotskonnteesdemHachette Konzern(sieheoben)gelingen,einesignifikanteMachtpositionimMediensystemzuerlangen 208 . GegenwärtigliegtdieGesamtdruckauflagevonfranzösischenZeitungenundZeitschriftenbeineunMilliardenExemplaren, diesichaufetwa20.000publizistischeEinheitenverteilen.AllerdingsnimmtdieZahlderZeitschriftenstetigzu,währendjene derZeitungenabnimmt.ParallelzumZeitungssterbensankdieverkaufteAuflagederTagespresseindenletztenJahren kontinuierlich,währendsichdieWochenmagazineaufhohemNiveaustabilisierenkonnten.DerHauptstadtpresseerwuchs zudemneueKonkurrenzinFormvonGratiszeitungen.Vondenetwa15MillionenverteiltenExemplarenproTagentfallen nur2,2MillionenaufnationaleZeitungen.BesondersdramatischistdieSituationimGroßraumParis:Während dort die Bevölkerung um ein Drittel wuchs, schrumpfte die Gesamtauflage der vor Ort erscheinenden Tageszeitungen um 34 Prozent. Zwischen 1997 und 2003 hat die nationale Tagespresse 12 Prozent bzw. etwa 800.000 Leser verloren. Die Zeitungsdichteentsprichtetwa150Exemplarenje1000Einwohner,dasistetwanurhalbsovielwiebeimeuropäischen NachbarnDeutschland 209 . InjüngsterZeitdurchlebtauchdiePresseinFrankreicheinestrukturelleKrisebedingtdurchdietechnischenNeuerungen, diedenRückgangvonWerbeerlösenzurFolgehatten.ZwarsubventioniertderStaatdiePresseinFrankreichjährlichmit zehnMilliardenEuro,wasetwazehnProzentdesPresseumsatzesentspricht 210 .DochistdiePressestarkabhängigvom Anzeigenmarkt:In2007beliefensichdieWerbeinnahmenderfranzösischenTageszeitungeninsgesamtauf2,295Milliarden Euro,wobeidiekostenpflichtigenZeitungen1,399MilliardenEuroErlöseausdemAnzeigengeschäfterwirtschaftenkonnten. Die Gratiszeitungen lagen in ihrem Ergebnis knapp dahinter bei 1,196 Milliarden Euro. Kostenpflichtige überregionale Tageszeitungengenerierten331MillionenEurodurchWerbung. Die Ausgaben der Werbeindustrie für den Printbereich beliefen sich 2007 insgesamt auf 4,396 Milliarden Euro, dabei entfielen2,205MilliardenEuroaufZeitungenund2,191MilliardenEuroaufZeitschriften.

207 Kempf, Udo (2007): Das politische System Frankreichs, 4., aktualisierte und erw. Aufl., Wiesbaden: VS-Verlag, 293. 208 Vgl.: Haller, Michael (2006): Informationsfreiheit und Pressevertrieb in Europa. Zur Funktionsleistung des Grosso- Systems in ausgewählten Staaten der Europäischen Union. 2., aktualisierte Auflage. Baden-Baden: Nomos, 30ff. 209 Ebd., 294ff. 210 Schiffrin, André (2007) Die Kontrolle über das gedruckte Wort. In: euro topics vom 20.12.2007. Internetressource: http://www.eurotopics.net/de/magazin/wirtschaft-verteilerseite-neu/medienmaerkte-2007-12/eurozine- schiffrin/?EUTOPICS=a3f5ec3a8a4bdc66d500764fdf13b204, überprüft am 31.12.08. 76 4.2.3. Konzentrationsprozesse Seitden1960erJahrenisteinestarkeKonzentrationaufdemfranzösischenMedienmarktzuverzeichnen.Sechsführende KonzernekontrollierendenGroßteildenMarktes(ca.70ProzentderPresseerzeugnisseundBuchpublikationen),daneben agieren die öffentlichrechtlichen Unternehmen France Télévision (nur Fernsehen) und Radio France. Bei den Medienkonzernen handelt es sich zumeist um Mischkonzerne, die ihr Kerngeschäft in verschiedenen Industriezweigen haben (und zum Teil freundschaftliche Beziehungen zu Staatschef Sarkozy pflegen 211 ). Der Rüstungs, Luft und RaumfahrtkonzernLagardèreistInhaberdesMedienhausesHachetteFilipacchinMédia,demZeitschriftenwie„Elle“und „Paris Match“ angehören, der einige Regionalzeitungen verlegt und dem außerdem der Radiosender Europe 1 gehört. Lagardère ist zusätzlich mit 25 Prozent an der AmauryGruppe beteiligt („Le Parisien“/ „Aujourd´hui en France“). Der Mobilfunkanbieter und Bauriese Bouyges besitzt 43 Prozent am TVSender TF1 und 34 Prozent an der Gratiszeitung „Métro“. Bouyges ist außerdem beteiligt an dem französischen Nachrichtensender La Chaîne Info und dem Sportkanal Eurosport.DemUnternehmenDassault(Rüstung,Luftfahrt,Elektronik)gehörtdiekonservativeTageszeitung„LeFigaro“,die nach„LeMonde“undderSportzeitung„L´Equipe“diedrittgrößteAuflageinFranzreichhat.AußerdemgehörtdemKonzern dieVerlagsgruppeSocpresse(neben„LeFigaro“auch30ProzentderregionalenZeitungen,z.B.„LesDernièresNouvelles d´Alsace“,„LeProgrès“,„LeDauphinéLibéré“u.a.)an.WeitereUnternehmen,dieaufdemMedienmarktagierensindPrisma Presse(gehörtzuBertelsmann),LeMonde,BayardPresse,OuestPresseundGroupeSudOuest 212 .

211 Vgl. Weber, Lars (2007): Die französischen Medien im Präsidentschaftswahlkampf, Frankreich-Info. Paris: Friedrich Ebert Stiftung, 4. 212 Vgl. Bourgeois, Isabelle (2004): Medienangebot und Medienpolitik. In: Bundeszentrale für politische Bildung Online: Gesellschaft im Wandel. Internetressource: http://www.bpb.de/publikationen/4A4ZQ0,6,0,Gesellschaft_im_Wandel.html, überprüft am 31.12.2008. 77 Tab. 14: Größte Verlagshäuser (2007)

Verlag Gesamtauflage (000)

QuestFrance 793,790

LeMonde 358,655

LeFigaro 344,479

LeParisien 342,396

L´Equipe 336,929

SueQuest 318,872

LaVoixduNord 292,049

LeJournalsduDimanche 268,806

LedauphinéLibéré 249,817

InternationalHeraldTribune 241,740

Quelle:WorldAssociationofNewspapers–WorldPressTrends2008;eigeneDarstellung. Tab. 15: Entwicklung der Anzahl überregionaler Tages- und Gratiszeitungen

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Gesamtzahl 85 85 85 94 94 93 95

Gesamtzahlkostenpflichtige 85 85 85 85 85 85 85 Tageszeitungen

Kostenpflichtigeüberregionale, 24 24 24 24 24 24 24 Tageszeitungen

Regionaleundlokalekostenpflichtige 61 61 61 61 61 61 61 Tageszeitungen

GesamtzahlGratistageszeitungen 9 9 8 10

KostenpflichtigeSonntagszeitungen 32 32 32 32 33 34 37

Überregionalekostenpflichtige 2 2 2 2 3 3 3 Sonntagszeitungen

Regionaleundlokalekostenpflichtige 30 30 30 30 30 31 34 Sonntagszeitungen

Quelle:WorldAssociationofNewspapers–WorldPressTrends2008;eigeneDarstellung. 4.2.4 Presserecht DasfranzösischePresserechtsiehtvor,dassstillePartnerinZeitungsverlagennichtgeduldetwerdenundAnteilseignerim Handelsregisterveröffentlichtwerdenmüssen.AlsVerlegerwirdjeweilsderInhaberderAnteilsmehrheiteingetragen. AusländischeUnternehmenoderInvestorendürfennichtmehrals20ProzentdesKapitalseinesZeitungsverlagesbesitzen. KeinAnteilseignerdarfmehrals49ProzentdesKapitalsoderderStimmrechteverfügen. Seit1986istdieVerflechtungvonPrintverlagenundRundfunkunternehmenverboten.UmVerflechtungenzuverhindern,gibt esaufnationalerbzw.aufregionalerundlokalerEbene verschiedene Regelungen. Auf nationaler Ebene werden keine VerflechtungenmitPrintproduktenzugelassen,wennderAntragsstellerbereitsüberFernsehlizenzenverfügt,diefüreinen VerbreitungsraummitmehralsvierMillionenEinwohnerngelten.DiesgiltebensofürRadiolizenzen,derenProgrammeein Gebiet mit einer Bevölkerung von 30 Millionen Menschen abdecken. Außerdem untersagt werden Verflechtungen mit AnbieternvonVerteilservices,dieeinenVerbreitungsraumvonsechsMillionenMenschenversorgen. AufregionalerundlokalerEbenegeltenstrengereRegelungen–auchfürKabelundRundfunknetzbetreiber.Personen,die inderbetreffendenRegionüberLizenzenfürFernsehprogrammeverfügen,welcheüberterrestrischenRundfunkverbreitet

78 werden,erhaltenkeineBewilligungenfürBeteiligungenoderHerausgabevonPrintprodukten.GleichesgiltfürInhabereiner oder mehrerer Lizenzen von Radioprogrammen (sowohl national als auch regional), deren potentielle Hörerschaft zehn ProzentderGesamthörerschaftimjeweiligenVerbreitungsgebietentspricht.SchließlichwirdInhaberneinerodermehrerer Lizenzen zum Betrieb von Kabelnetzen, über die Rundfunkprogramme übertragen werden, die Herausgabe von Printproduktenuntersagt. AnteilseigneranVerlagendürfennichtmehrals49ProzentdesKapitalsoderderStimmrechte(wederdirektnochindirekt) eines TVSenders halten, wenn das durchschnittliche Jahrespublikum des Unternehmens größer als 2,5 Prozent des Gesamtpublikumsist. Das Gesetz zur Freiheit der Kommunikation von 1986 verbietet außerdem Beteiligungen an Printunternehmen unter falschemNamen.DieTeilhabervonGemeinschaftsunternehmenmüssenregistriertundjederTransferverwaltungsrechtlich erfasst werden. Handelt es sich beim jeweiligen Unternehmen nicht um eine juristische Person, dann müssen in jeder ZeitungsausgabedieNamenderHerausgeberaufgeführtwerden.AndernfallsmüssenSitz,Rechtsbehörde,Rechtsformund denNamendeszuständigenVertretersgenanntwerden. DasGesetzverbietetdieLiquidierung,dieÜbernahmeoderFührungeinerdermeinungsbildendenTageszeitungendurch eine andere Rechtseinheit oder eine Gruppe, wenn ein solcher Vorgang direkte oder indirekte Einflussnahme erlauben würde. Dies gilt für Produkte mit einer Reichweite von mehr als 30 Prozent der Gesamtreichweite vergleichbarer PrintprodukteimjeweiligenVerbreitungsgebiet 213 . 4.2.5 Pariser Presse Frankreich ist vor allem bekannt für seine profilstarken überregionalen Tageszeitungen „Le Monde“, „Le Figaro“ und „Libération“.AmheimischenMarkterfolgreichersindjedochWochenzeitungenundzeitschriftenwie„LeCanardenchaîné“, „LÉxpress“ und „Le Poin“. Darüber hinaus gibt es 14tägliche Publikationen, Monatsausgaben und Periodika mit unregelmäßigemErscheinungsdatum.DieüberregionalenZeitungenFrankreichswerdenauch„PariserPresse“genannt,da sie neben nationalen Nachrichten hauptsächlich lokale Nachrichten und solche aus Paris publizieren, dafür indes die Regionalberichterstattungvernachlässigen.NebenderauflagenstarkenBoulevardzeitung„LeParisien“,derPariserAusgabe von„Aujourd´huienFrance“,bestehtderPariserPressemarktimWesentlichenausdeninParisansässigenüberregionalen Zeitungen. Daneben gibt es einige große Regionalzeitungen, die hauptsächlich die Leserschaft außerhalb von Paris bedienen, wie „OuestFrance“ (Frankreichs größte Regionalzeitung), „L´Indépendent“ oder „Les Dernières Nouvelles d´Alsace“.AußerdemgibteseinenstarkwachsendenMarktfürGratiszeitungen(„20Minute“,„Metro“) 214 .

213 World Association of Newspapers (2008): World Press Trends 2008. Paris: World Association of Newspapers, 378-379. 214 Vgl. ebd., 293-294. 79 Tab. 16: Überregionale Tageszeitungen Frankreich (08/2007 – 07/2008)

Titel Verkaufte Auflage Verkaufte Gesamtauflage Gesamtauflage

Aujourd´huienFrance 189.543 192.776 193.711

Bilto 13.241 13.823 193.711

LesEchos

L´équipeEditionGénérale 323.835 332.580 336.665

LeFigaro 322.482 332.920 339.236

LaCroix 94.642 96.021 102.976

Libération 126.390 131.991 344.053

LeMonde 304.083 339.991 344.053

LeParisien

L´Humanité 49.384 49.495 52.107

ParisCourses 35.022 37.716 37.716

ParisTurf 71.261 76.898 77.645

TierceMagazine 23.539 25.267 25.267

LaTribune 76.535 77.457 82.023

WeekEnd 23.493 25.226 25.329

Quelle:Associationpourlecontrôledeladiffusiondesmédias:PressePayante;eigeneDarstellung. 4.2.6 Zeitungsportraits (Auswahl) Le Monde „Le Monde“ ist eine überregionale französische Tageszeitung mit Sitz in Paris, die dem Verlag Groupe de La Vie – Le Monde angehört. Sie erschien erstmals 1944. Die Chefredakteure sind Laurent Greilsamer, Patrick Jarreau, Michel Kajman und Sylvie KauffmannundherausgegebenwirdLeMondevonEricFottorino. 1944vonHubertBeuveMérygegründet,giltdielinksliberale„LeMonde“heutealseineder wichtigsten meinungsbildenden Zeitungen Frankreichs. Le Monde gehört zu 53 Prozent AngestelltenundMitarbeiternund47ProzentteilensichDanone,dieBankBNPParibas undderMilliardärFrançoisPinault 215 .

215 Vgl. LeMonde (2002) : Qui sommes nous? In: LeMonde.fr vom 05.02.2002. Internetressource: http://www.lemonde.fr/qui- sommes-nous/article/2002/02/05/le-monde_261404_3386.html, überprüft am 31.12.2008. 80 Abb. 13: Auflage von „Le Monde“ in den Jahren 2004 – 2007

Le Monde Verkaufte Auflage (FR)

335.000 330.000 325.000 320.000 315.000 310.000 305.000 300.000 2004 2005 2006 2007 Quelle:OJD;eigeneDarstellung Le Figaro Liberalkonservative, überregionale Tageszeitung mit Sitz in Paris, die 1826 gegründet wurdeundnach„LeMonde“diewichtigstemeinungsbildendeTageszeitungFrankreichs darstellt.DieZeitunggehörtdemSocpresseVerlagan,derimBesitzdesMischkonzerns GroupeDassaultist.DassaultistdergrößteKonkurrentdesUnternehmensLagagèreauf demPressemarkt 216 . Abb. 14.: Auflage von „Le Figaro“ in den Jahren 2004 -2007

Le Figaro Verkaufte Auflage (FR)

332.000 330.000 328.000 326.000 324.000 322.000 320.000 318.000 2004 2005 2006 2007 Quelle:OJD;eigeneDarstellung Libération LinksliberalePariserTageszeitung,die1973vomfranzösischen Philosophen JeanPaul Sartre gegründet wurde. Sie ist nach „Le Monde“ und „Le Figaro“ die wichtigste überregionale Zeitungen Frankreichs. Die „Libération“ galt als Sprachrohr der 68 BewegunginFrankreichundhatteberühmteMitarbeiter,darunterauchMichelFoucault. ImJahre2005verringertederjahrelangeHauptaktionär,dieGewerkschaftSocieteécivile despersonnelsdeLibéartion(SCPL),ihrenAnteilander„Libération“von39,4Prozentauf knapp 20 Prozent. Neuer Hauptaktionär wurde der Pferdestallbesitzer Edouard de Rothschild,dermit37ProzentanderZeitungbeteiligtist 217 .

216 Vgl. Ecole Supérieur de Journalisme de Lille (o.J.): Le Figaro. Internetressource: http://www.esj-lille.fr/spip.php?article257, überprüft am 31.12.2008. 217 Vgl. Simons, Stefan (2006): Das letzte Gefecht der „Libération“. In: Spiegel Online vom 03.12.2006. Internetressource: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,451989,00.html, überprüft am 31.12.2008. 81 Abb. 15: Auflage von „Libération“ in den Jahren 2004 – 2007

Libération Verkaufte Auflage (FR)

142.000 140.000 138.000 136.000 134.000 132.000 130.000 128.000 126.000 124.000 122.000 120.000 2004 2005 2006 2007

Quelle:OJD;eigeneDarstellung Le Parisien/Aujourd’hui en France „Le Parisien“ ist die größte Boulevardzeitung Frankreichs und gehört zur überregional erscheinenden Ausgabe „Aujourd´hui en France“. Gemeinsam haben dieZeitungeneineAuflagevonüber500.000ExemplarenunddiegrößteReichweite französischer Tageszeitungen. „Le Parisien“ gehört zur Mediengruppe Editions PhilippeAmoury.(E.P.A.) 218 . Abb. 16: Auflage von Le Parisien/ Aujourd´hui en France in den Jahren 2004 - 2007

Le Parisien + Aujourd´hui en France Verkaufte Auflage (FR)

530.000 525.000 520.000 515.000 510.000 505.000 500.000 495.000 490.000 485.000 2007 2006 2005 2004 Quelle:OJD;eigeneDarstellung 4.2.7 Konzernportraits (Auswahl) Lagardère Media DieLagardèreGruppeisteinmilliardenschwererMischkonzern.EinerseitsisterindenMedienbereichenPresse,Verlage, Pressevertrieb sowie Fernsehen, Radio und Multimedia aktiv. Dazu verbirgt sich hinter dem Geschäftsbereich HochtechnologieeinAnteilvon7,5ProzentameuropäischenRüstungs,LuftundRaumfahrtkonzernEADS(dieserBereich wirdimFolgendennichteinbezogen).LagardèreMediaistinmehrals40Ländernvertretenundhatüber30.000Mitarbeiter in235Tochterfirmen.

218 Vgl. Ecole Supérieur de Journalisme de Lille (o.J.): Amaury – Le Parisien – L’Equipe. Internetressource : http://www.esj- lille.fr/spip.php?article172, überprüft am 31.12.2008. 82 Tab. 17: Ökonomische Basisdaten von Lagardère Media

2002 2003 2004 2005 2006 2007

UmsatzGesamt 13.216 12.454 13.389 13.013 13.999 8.582*

UmsatzMedien 8.095 7.944 8.594 7.901 8.092 8.582

GewinnMedien 37 334 390 431 270 151

Aktienkurs(in€,Jahresende) 38,71 45,77 53,1 65 61 51,26

Dividende(proAktiein€) 0,82 0,9 1 1,1 1,2 1,3

Beschäftigte(Medien) 27.147 26.239 30.786 30.863 31.528 32.810

*seitdem1.1.2007werdenUmsatz/GewinnausdemEADSAnteilnichtmehrmitdenLagardèreZahlenproportionalkonsolidiert.DerKonzernumsatz entsprichtnunmehrdemUmsatzausdemMediengeschäft.

Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik;eigeneDarstellung. Tab. 18: Medienumsatz von Lagardère Media nach Geschäftsfeldern (in Mio. €)

2002 2003 2004 2005 2006 2007

Verlage 950 959 1.431 1.644 1.975 2.130

Presse 2.113 2.072 2.120 1.863 1.848 1.782

Pressevertrieb 4.464 4.333 4.366 3.773 3.679 3.721

LagardèreActive 568 580 677 621 590 509

LagardèreSports 440

Gesamt 8.095 7.944 8.594 7.901 8.092 8.582

Quelle:InstitutfürMedienundKommunikationspolitik;eigeneDarstellung.

Dassault Communication DieHoldingDassaultCommunicationisteineTochterfirmadesKonzernsGroupeIndustrielMarcelDassault(GIMD)SA,der ebenfallsEigentümerdesSocpresseVerlagsist.PräsidentistOlivierDassault,deraußerdemalsAbgeordneterderUMPin Oisetätigist.DasUnternehmenmachteimJahre2004einenUmsatzvonca.27MillionenEuro. Dassault Communication ist Anteilseigner (33,33 Prozent) am Unternehmen Groupe Valmonde, die übrigen zwei Drittel wurdenandenMedienkonzernSudcommunicationverkauft. Gegründet wurde das Unternehmen von Raymond Bourgine. Er war zunächst Unternehmenseigentümer und später Aufsichtsratsvorsitzender.BourgineübtediesesAmtbiszuseinemTodimJahre1990aus.Vorstandsvorsitzenderistderzeit PierreYves Revol, den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden hat Olivier Dassault inne. Der Umsatz des Unternehmens betrugimJahre2005rund13MillionenEuro. 1993 erwarb Dassault 49 Prozent des „Journal des Finances“ und verkaufte es danach mehrheitlich an das TochterunternehmenLeFigaroSA,dasauchdieTageszeitung„LeFigaro“undeinigeSupplementsherausgibt.Direktorder Groupe Figaro ist Francis Morel. Das Unternehmen machte im Jahre 2007 einen Umsatz von 547 Millionen Euro und beschäftigteinselbigemGeschäftsjahr2097Mitarbeiter. DieSociétéd’EditiondeMédiasd’InformationFranciliens(SEMIF),einVerlagfürRegionalzeitungenundWochenblätter, wurde2001vonFranceAntillesandieDassaultGruppeverkauftundwirdvonJeanPierreBechtergeleitet.DieZeitungen „LeRépublicain“(Essonne),„TouteslesNouvelles“(Versailles)und„LaGazetteduVald’Oise“wurdenimApril2005andas UnternehmenOuestFranceverkauft 219 .

219 Vgl. Ecole Supérieure de Journalisme de Lille (o.J.): Dassault Communication. Internetressource: http://www.esj- lille.fr/spip.php?article238, überprüft am 31.12.08. 83 4.3. Großbritannien/ London

4.3.1. Historische Entwicklung GroßbritannienbesitzteinevitaleundtraditionsreichePresselandschaft.2005existierten112Tageszeitungstitel,achtvon ihnen waren Gratisblätter 220 . Zu diesen hinzu kamen noch 1176 Sonntags und Wochenzeitungen sowie über 10.000 Zeitschriftentitel.84ProzentderErwachsenenleseneineLokalzeitungundüberdieHälfteliesteine national verbreitete Zeitung. London, das unangefochtene wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum Großbritanniens, nimmt in der Presselandschaft eine herausragende Stellung ein. Alle überregionalen Zeitungen in Großbritannien haben ihren Sitz in London.VondenzehnauflagenstärkstenZeitungenerscheinenneuninderHauptstadt.Zudemnimmtder„LondonEvening Standard“ den zweiten Platz in der Rangliste der Regionalzeitungen ein 221 . Bei den Gratiszeitungen erreicht die „Metro London“diehöchstenAuflagenzahlen.KomplementärzurLondonernationalverbreitetenPressebestehtabereinedurchaus einflussreiche Regionalpresse, die einen wichtigen Werbemarkt darstellt. Regionale und lokale Zeitungen erscheinen in Großbritannienhäufigabends 222 .DieZeitungsstadtLondonisthistorischengverknüpftmitderFleetStreet,dienochimmer SynonymderhektischenHauptstadtpresseist.AllerdingshabendieRedaktionenundDruckereiendortmittlerweile nicht mehrihrenSitz. DasbritischeSystemdesPressevertriebshatseineWurzelninderTraditiondesStraßenverkaufssowieimVertrauenauf CommonLawundMarktkräfte.SobestehtkeinformellesPressevertriebsrecht.VorgabenergebensichausMaßnahmenzur KonzentrationskontrollewiedemFairTradingActvon1973.DieVerteilungderDruckerzeugnisseerfolgtinvierStufen:Die Verlage beliefern Nationalvertriebe, diese beliefern verlagsunabhängige Grossisten, welche für die Verteilung der PresseerzeugnisseandieVerkaufsstellenzuständigsind.ZeitungenwerdenimUnterschiedzuZeitschrifteninderRegel direktandieGrossistengeliefert.DiedreigrößtenvonihnenkommenzusammenaufeinenMarktanteilvon78Prozentbei Zeitungenund86ProzentbeiZeitschriften:SurridgeDawson,JohnMenziesundW.H.Smith.Zueinerdarüber hinaus gehenden Marktkonzentration kommt es auf den letzten beidenStufen der Vertriebskette. Grossist W. H. Smith besitzt gleichzeitigdiegleichnamigegrößtePresseverkaufskette,dieauf43ProzentMarktanteilkommt.InGroßbritannienexistieren insgesamtca.55.000Verkaufsstellen,8.300davoninLondon 223 .

4.3.2 Konzentrationsprozesse DerbritischePressemarktunterliegteinerstarkenUnternehmenskonzentration.DreiVerlagekontrollierenzusammenüber dreiVierteldesüberregionalenPressemarktes.DiesesindRupertMurdochsNewsCorporation(37,2Prozent;“TheTimes”, “The Sun”), Trinity Mirror plc (20,5 Prozent; “The Mirror”) sowie Daily Mail and General Trust plc (18,7 Prozent; “Daily Mail”). 224

220 World Association of Newspapers (2006): World Press Trends 2006. Paris: World Association of Newspapers 459. 221 Ebd., 462. 222 Vgl. Quick, Amanda C. (Hg.) (2003): World Press Encyclopedia. A Survey of Press Systems Worldwide. Detroit: Thomson, Gale, 997. 223 Vgl. Haller, Michael (2006): Informationsfreiheit und Pressevertrieb in Europa. Zur Funktionsleistung des Grosso-Systems in ausgewählten Staaten der Europäischen Union. 2., aktualisierte Auflage. Baden-Baden: Nomos, 47-53. 224 Humphreys, Peter (2004): Das Mediensystem Großbritanniens. In: Hans-Bredow-Institut (Hg.) (2004): Internationales Handbuch Medien 2004/2005. Baden-Baden: Nomos, 326-339, hier: 329. 84 Tab. 19: Die wichtigsten Akteure auf dem nationalen Tageszeitungsmarkt (Marktanteil in Prozent inkl. Sonntagszeitungen)

NewsCorporation 37,2

TrinityMirrorPLC 20,5

DailyMailandGeneralTrustPLC 18,7

NorthernandShell 9,8

TelegraphGroup 7,0

GuardianMediaGroup 3,3

PearsonGroup 1,9

IndependentNewsandMedia 1,8

Quelle:InternationalesHandbuchMedien2004/2005;eigeneDarstellung. Tab. 20: Auflage und Verbreitung der auflagenstärksten Tageszeitungen in Großbritannien

Titel Verlag Auflage Reichw. Preis(£)

TheSun NewsInternational 3263000 8869000 0,30

TheDailyMail AssociatedNewspapers 2374000 5665000 0,40

DailyMirror TrinityMirror 1728000 4734000 0,35

TheDailyTelegraph TelegraphGroup 907000 2218000 0,60

DailyExpress ExpressNewspapers 875000 2089000 0,40

DailyStar ExpressNewspapers 847000 1935000 0,35

TheTimes NewsInternational 685000 1629000 0,50

DailyRecord–Scotland TrinityMirror 456000 1241000 0,50

FinancialTimes FinancialTimes 426000 495000 1,00

TheGuardian GuardianNewspapers 375000 1027000 0,60

Quelle:WorldPressTrends2006;eigeneDarstellung.

4.3.3 Presserecht Das britische Presserecht fußt in erster Linie auf einer Selbstregulierung durch die 1991 gegründete Press Complaints Commission (PCC). Diese wacht über die Einhaltung eines Verhaltenskodex für die Presse. Einschränkungen für die BerichterstattungergebensichzudemausPersönlichkeitsrechtundDatenschutz.InsbesonderedieBerichterstattung der Tabloids hatte zu wiederholter Kritik geführt, was schließlich zur Einführung des Kodex geführt hatte. Zuletzt war die Selbstverpflichtung1997alsFolgederBerichterstattungüberdenTodPrinzessinDianasverschärftworden. 225 4.3.4 Londoner Pressemarkt DieAufhebungderPressefreiheitsrestriktionenwurdeninEnglandnachundnacherkämpft.DieerstenNachrichtenblätter warenzuBeginndes17.Jahrhundertsaufgekommen.1694wurdedieVorzensurabgeschafftund1792wurdendurchden „Libel Act“ Urteile in Fragen der Ehrverletzung der richterlichen Entscheidung entzogen und in die Verantwortung von Juryentscheidungengelegt 226 .SteuernaufPapier,DruckundWerbeanzeigenwurdenindenerstenJahrzehntendes19. Jahrhunderts jedoch aufrechterhalten. Die so erreichte Verteuerung sollte die Arbeiterklasse vom Zeitungslesen und herausgeben abhalten. Die Folge dieser „Taxes on Knowledge“ war jedoch die Entstehung einer Fülle von illegal hergestelltenunddistribuiertenArbeiterzeitungen,dersogenannten„radicalpress“.Diesesetztensichmitdempolitischen

225 Ebd., 327 226 Boston, Ray (1990): The Essential Fleet Street. London: Blandford, 56. 85 Geschehenauseinanderundhattenaufgrundhoher,landesweiterReichweiteneinenenormenEinflussaufdasEntstehen vonKlassenbewusstseinundGewerkschaftsbewegung.DerWiderstandgegendiePressesteuernwurdeletztendlich von liberalerSeiteorganisiert.MansahdieMeinungsfreiheitinhohemMaßebeeinträchtigt.DieBewegungzurAbschaffungder SteuernführtezuderensukzessiverAufhebung18531861. Endedes19.JahrhundertswurdedieLondonerPresselandschaft revolutioniert: Verleger Alfred Harmsworthgiltalsder PrototypeinesMedientycoonsunddievonihmgeschaffene„DailyMail“alsderAnfangspunktdermodernenMassenpresse. IndenerstenJahrzehntendes20.JahrhundertsstiegderKonzentrationsgradaufdemLondonerZeitungsmarktinFolgevon Übernahmenstarkan.Inden30erJahrendominiertenvierPressebaronedieZeitungslandschaft:LordBeaverbrook,Lord Rothermere,LordCamroseundLordKemsley 227 . MitAusbruchdesZweitenWeltkriegswurdenBeschränkungenfürdiePresseeingeführt,dieerst1956wiederabgeschafft wurden.1957konnteinderFolgeeinSpitzenwertderGesamtauflageerreichtwerden.AufgrundverändertenLeseverhaltens unddesAufkommensdesFernsehensnahmdieserindenfolgendenJahrzehntenjedochkontinuierlichab.IndieserZeit änderte sich auch die Besitzstruktur durch den Einstieg ausländischer Investoren in den Pressemarkt. Exemplarisch ist hierfür die Besitzgeschichte der Tageszeitung „The Times“: Der gebürtige Kanadier Lord Thomson (The Thomson Corporation)übernahmdie„Times“1967,umsieAnfangder80erJahreanRupertMurdochsNewsInternational,einemTeil derNewsCorporation,weiterzuverkaufen.MurdochläutetemitdemUmzugderRedaktionunddemAufbaueinesneuen DruckhausesindenLondonerDocklandsdasEndederFleet Street alstraditionsreichesZentrumderbritischenPresseein. 1986gelangesmitdemStartdesTitels„TheIndependent“zumerstenMalseit113Jahren,eineneueQualitätszeitungauf demMarktzuetablieren 228 . Tabelle 21: Londoner Tageszeitungen nach Typus

QualitätsTageszeitungen  Guardian  TheTimes  TheIndependent  TheDailyTelegraph  ThefinancialTimes Boulevard/Tabloid  DailyMail*  DailyExpress*  TheSun  DailyStar  DailyMirror Regionalzeitung  LondonEveningStandard Gratisblätter  MetroLondon  CityAM  TheLondonPaper  LondonLite Quelle:InternationalesHandbuchMedien,eigeneDarstellung;Die*gekennzeichnetenZeitungenordnetdieWorldPressEncyclopediaeinerdritten Kategoriezu,demmidmarket.

227 Quick, Amanda C. (Hg.) (2003): World Press Encyclopedia. A Survey of Press Systems Worldwide. Detroit: Thomson, Gale, 997-998. 228 Negrine, Ralph (1989): Politics and the Mass Media in Britain. London/New York: Routledge, 58. 86 Abb. 17: Verbreitung der auflagenstärksten Tageszeitungen in London (ohne Tabloids) in Tsd. Oktober 2006 bis März 2007

Quelle:NewspaperMarketingAgency;eigeneDarstellung Abb. 18: Verbreitung von Tabloids in London in Tsd. Von April 2006 bis September 2006

Quelle:NewspaperMarketingAgency;eigeneDarstellung

87 4.3.5 Zeitungsportraits (Auswahl) The Times DiedemkonservativenPublikationsspektrumzugerechnete„Times“,diehäufiginAbgrenzung zuinternationalbekanntenZeitungstitelnwieder„NewYorkTimes“auchals„LondonTimes“ bezeichnetwird,wurdeimspäten18.JahrhundertgegründetundentwickeltesichimLaufeder folgenden100JahrezueinemFlaggschiffdesunabhängigenJournalismus,indemJohnWalter Jr.,deraufstrebendeSohndesZeitungsgründers,offensiv auf Distanz zur politischen Kaste unddenRegierungsinstanzensetzeundsichdadurchlandesweiteReputationerarbeitete.Seit 1981gehörtdie„Times“zumaustralischenMedienkonzernNewscorp.undbüßteunterdem neuen, einmischungsfreudigen Hausherrn zahlreiche renommierte Redakteure ein, die das Blatt aus Protest verließen. Heute hat die Tageszeitung eine Auflage von etwa 650.000 Exemplaren(2008)underscheintseit2004imkompakten TabloidFormat, um durch einen handlicheren Umgang neue Leserschichten anzusprechen und zugleich Druckkosten zu sparen. The Daily Telegraph DiekonservativeTageszeitung„TheDailyTelegraph“erscheintseit1855imHerzenLondons. Mit einer weitgehend konstanten Auflage von über 900.000 Exemplaren ist sie die meistgelesene Zeitung Großbritanniens. Bekannt ist der „Daily Telegraph“ durch seine eher nationalistisch und antieuropäisch ausgerichtete Berichterstattung. In der Redaktionsorganisation jedoch setzt das britische Zeitungshaus auf ein innovatives Kooperationskonzept, wodurch es seine Ressourcen in der Redaktionsarbeit in bestimmten Bereichen mit anderen Medienunternehmen in Deutschland (Axel Springer), Frankreich (LeFagaro)undSpanien(ABC)bündelt.

The Guardian DiealsliberalgeltendeQualitätszeitung„Guardian“ wurdeimJahr1821gegründetundbis 1959unterdemTitel„TheManchesterGuardian“veröffentlicht.DieTageszeitungbefindetsich inBesitzderGuardianMediaGroup,diederStiftungScottTrustangehört,welchesichder Pflege journalistischer Prinzipien verpflichtet hat. Mit einer Auflage von etwa 380.000 Exemplaren (2008) liegt der „Guardian“ an dritter Stelle hinter den großen nationalen Zeitungstiteln„TheTimes“und„TheDailyTelegraph“.ImJahr2006stießChefredakteurAlan Rusbridgereine„OnlineFirst“StrategiefürseineZeitungan,derenZielesist,Nachrichtenauf demschnellstenWegezumLeserzubringen 229 .

229 Vgl. Rusbridger, Alan (2006): „Warum bis morgen warten, um zu erfahren, was heute geschehen ist?“ In: Spiegel Online vom 27.6.2006. Internetressource: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,423745,00.html, überprüft am 27.11.2008. 88 The Sun „The Sun“ ist eine Boulevardzeitung mit der höchsten Auflage englischsprachiger Tageszeitungen (November 2008: 3.045.899 ). Das Blatt wurde 1964 als Ersatz für das Gewerkschaftszeitung Daily Herald gegründet und richtete sich an die Arbeiterschaft. HerausgegebenwirddieZeitungvonNewsGroupNewspapersderNewsInternational,einem Tochterunternehmen von Rupert Murdochs News Corporation. Die Zeitung erscheint im kompaktenTabloidZeitungsformat(30x36,5cm).„TheSun“erwirtschaftetschätzungsweise 100 Millionen Pfund jährlich. Die Boulevardzeitung wird häufig aufgrund ihrer reißerischen TitelgeschichtenundihrerunpräzisenBerichterstattungkritisiert.

The Independent Die Tageszeitung „The Independent“ gehört zu den größten vier britischen Qualitätstageszeitungen und wurde 1986 erstmal veröffentlicht. Sie hat eine Auflage von 201.113Exemplaren(Stand:November2008)unddamit einen leichten Leserrückgang im VergleichzumVorjahrzuverzeichnen.„TheIndependent“wirdvonIndependentNewsund MediaPLCherausgegeben. 4.3.6 Konzernportraits (Auswahl) News Corporation DasMedienreichdesaustralischenUnternehmersRupertMurdochsumfasstauflagenstarkeBoulevardblätterwie„TheSun“ inGroßbritannien,SportundNachrichtensendervonChinaüberEuropabisLateinamerika,FilmproduktioneninHollywood, dieOnlineCommunityMySpaceundseit2007denrenommiertenDowJonesVerlag,derunteranderemdas„WallStreet Journal“herausgibt.EinewichtigeNeuerungerlebtedieNewsCorporationimOktober2004,alsdieKonzernzentralevon AustraliennachNewYorkübersiedelte.MurdochsZieldesUmzugswares,indieRatingsderBörsenanalystenzukommen: DasMedienimperiumistseitheranderNewYorkerBörsehauptnotiert 230 . Daily Mail and General Trust plc DasbritischeMedienhausDailyMailandGeneralTrustplc(DMGT)istindenFeldernnationalerundregionalerZeitungen, FernsehenundRadioaktiv.ObwohlDMGTinternationaloperiert,sinddiewichtigstenGeschäftseinheiteninGroßbritannien angesiedelt.ZugpferddesKonzernsistdasTabloid"DailyMail",daserstmals1896publiziertwurdeundGroßbritanniens zweit meist verkaufte Tageszeitung nach "The Sun" darstellt. Zunehmend bemüht sich DMGT daneben um vom ZeitungsmarktunabbängigeAktivitäten.2007/08stammtenbereits62%(Vorjahr:53%)desoperativenErgebnisses aus solchenGeschäftsfeldern,vorallemimBusinesstoBusinessBereich. 231

230 Krönig, Jürgen/Barthel, Nadine/Wäscher, Till (2008): News Corp. Ltd. In: Mediendatenbank mediadb.eu. Internetressource: http://www.mediadb.eu/datenbanken/internationale-medienkonzerne/news-corp-ltd.html, überprüft am 31.12.2008. 231 Grimberg, Steffen/Bartels, Christian (2008): Daily Mail & General Trust plc. In: Mediendatenbank mediadb.eu. Internetressource: http://www.mediadb.eu/datenbanken/internationale-medienkonzerne/daily-mail-general-trust-plc.html, überprüft am 31.12.2008. 89 5. SchlussfolgerungenundmedienpolitischeHandlungsempfehlungen

Die Entwicklung des Berliner Pressemarktes ist in vielerlei Hinsicht beispiellos. Die Feststellung seines exzeptionellen Rangesistkeinesfallszuhochgegriffen,hattedieBerlinerPresseimLaufeihrerHistorie,auchimVergleichmitanderen Hauptstädten,gegenbesondersschwierigepolitischeundwirtschaftlicheWidrigkeitenanzukämpfen.BesondersdieTeilung DeutschlandslasteteschweraufdenBerlinerPressetitelnundhemmteihreEntwicklung,vorallemnachderdurchdenBau derMauermanifestiertenSpaltungderStadtineinenOstundeinenWestteil.DerSonderstatusBerlins,derausseiner DoppelrollealsehemaligeExklavedesWestensbzw.zentralistischgeführterMittelpunktdesöffentlichenLebensderDDR resultiert,grenztdiedeutscheHauptstadtklarvondenRegierungssitzenindenLändernUSA,Großbritannienoderauch Frankreich ab, die mit teils einflussreicheren und wirtschaftlich tragfähigeren Zeitungstiteln von nationalem und internationalem Rang aufwarten können. Für die weitere Entwicklung der Berliner Presselandschaft hat dieser Status folgende Implikationen :

- DerBerlinerPressemarktistwiekeinanderergekennzeichnetvonDiskontinuitätenundwurdenichtnureinmal zum Schlachtfeld von prestigeträchtigen Presseprojekten, die jedoch meistens zum Scheitern verurteilt waren. Herausgebildet hat sich vielmehr ein zwar nicht schwacher, aber auch nicht vitaler Lokalpressemarkt, der nur langsam ein stabiles Fundament herausbildete. So gibt es nur zwei bundesweite Zeitungen aus Berlin von bundesweiterBedeutung:dielinksorientierteundgenossenschaftlichorganisierte„tageszeitung“unddiealseher konservativgeltende„Welt“ausdemAxelSpringerVerlag,diebeideaufBasisihrerjeweiligenGeschäftsstrukturen schonimmermitwirtschaftlichenSchwierigkeitenzukämpfenhatten.Auchheutenoch,solässtsichanhandder historischenundökonomischenAnalysedesBerlinerPressemarktesfeststellen,hatsichdiedeutscheHauptstadt nochnichtvondiesenRückstanddurchdie40JahreandauerndeStaatenteilungerholt.

- ZweifelloshattedieImplementierungvölligunterschiedlicherPressesystemeseitensderStaatsführungeninder BundesrepublikundinderDDRnirgendwosolchenachhaltigenAuswirkungenwieimBerlinerStadtgebiet.Dass sichvorallemdieLeserschaftinOstundWestBerlinweiterhinzumindesthabituellinihrerZeitungspräferenz unterscheidet,zeigtsichanderVerbreitungsanalysedestraditionellimWestengelesenen„Tagesspiegel“undder weiterhinimOstenbevorzugten„BerlinerZeitung“.BisdatogelangeskeinemderbeidenTitel,sichzurführenden Hauptstadtzeitungzuentwickeln,diebeidePublikagleichermaßenansichbindet.

- WiediestrukturelleEntwicklungdergrößtenBerlinerPresseverlagesowiediederzeitigeMarktsituationbelegen, stehtderBerlinerZeitungsmarktweiterhinvorgroßenHerausforderungen.TrotzeinerfehlendenHauptstadtzeitung vonbundesweiterAusstrahlungerweistsichBerlinalstraditionellstarkerRegionalzeitungsmarktmiteinemAnteil lokalansässigerTitelvonüber90Prozent.DieseitJahrenstagnierendenoderteilsrückläufigenAuflagenzahlen derBerlinerTageszeitungenweisendaraufhin,dassneueIdeenbeiderZeitungsproduktiongefragtsind,welche den Status der Zeitung als zentrales Informationsmedium untermauern 232 . Jedoch macht die sich dramatisch verschärfende Medienkrise, die sich eindrucksvoll an den sinkenden Auflagenwerten der traditionsreichen Zeitungstitel auch in London, Paris und Washington DC nachvollziehen lässt, deutlich, dass im gesamten Printbereich künftig eher noch mehr Einsparungen als nachhaltige Investitionen in journalistische Qualität zu erwartensind.

- AuchwenninjüngsterZeitentscheidendeGeschäfte im Printsektorabgeschlossenwordensind,bedingtetwa durchdenUmzugderRedaktionenvon„Bild“und„BildamSonntag“indieHauptstadt(womitderAxelSpringer Konzern seine führende Marktposition vor Ort und gegenüber seinem Konkurrenten Georg von Holtzbrinck ausbauenkonnte),hatdasjüngsteDramaumdenBerlinerVerlagvorAugengeführt,dassZeitungshäuserauf dem globalisierten Medienmarkt latent gefährdet sind, durch profitorientierte Geschäfte internationaler Finanzspekulanten,sichzuspitzendeKonzentrationsprozesseundharscheRationalisierungsanstrengungen zur Profitsteigerungauszubluten.AmBeispielMecomhatsichdieFurchtvor‚feindlichen’Übernahmenmultinationaler Konzernealsberechtigtherausgestellt,führtedasEngagementdeseuropaweitoperierendenUnternehmensdoch dazu,dassvorallemindenRedaktionenunddamitanjournalistischerQualitätgespartwurde.Dasses(bislang) nicht zu einer Verschmelzung publizistischer Einheiten (bspw. durch die redaktionelle Zusammenlegung von „Netzeitung“und„BerlinerZeitung“)gekommenist,bedeutetnicht,dassdieGefahrsolcherEntwicklungen–sowie

232 Vgl. auch: Weichert, Stephan/ Kramp, Leif (2009): Das Verschwinden der Zeitung? Internationale Trends und medienpolitische Problemfelder. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung. 90 in letzter Konsequenz von Meinungs und Informationskartellen – ausgeräumt ist. Vielmehr ist weltweit ein besorgniserregenderTrendfestzustellen,derdenQualitätsjournalismusinseinerKernbestimmung,glaubwürdige und unabhängige Informationen zu vermitteln, konsequent zu unterwandern droht. Journalismus, das ist eine Lehre aus dem Berliner Intermezzo der Mecom Group, ist in der Perspektive großer Konzerne nur noch ein Produktuntervielen,daskünftignochstärkerdenoftmalsvolatilenMarktbedingungenunterliegt.

- Wie dargestellt, wurde der Einstieg von Mecom in den Berliner Pressemarkt durch die Entscheidung des Bundeskartellamtsbegünstigt,wonachesdemHoltzbrinckVerlaguntersagtwurde,denBerlinerVerlagzukaufen. Holtzbrinck hätte im Falle einer Genehmigung sein Tageszeitungsportfolio um die „Berliner Zeitung“ und den „BerlinerKurier“erweiternunddamitzurAxelSpringerAGmitihrendreilokalenTageszeitungstitelnaufschließen können.LetzerejedochleisteteerbittertenWiderstandunddrohtegaröffentlich,beieinerzustandekommenden Übernahme durch Holtzbrinck sein publizistisches Flaggschiff „Die Welt“ einzustellen. Das Engagement ausländischerInvestorenwurdeinderÖffentlichkeitemotionaldiskutiertundteilsheftigkritisiert. Vor allem die ausgreifenden Rationalisierungsanstrengungen, darunter auch ein umfassender Personalabbau, bereiten vielen Medienschaffenden anhaltende Sorgen. Die Strategien der Finanzplaner zur Rentabilitätssteigerung und Gewinnmaximierung, so die Befürchtung, könnten Qualitätseinbußen zur Folge haben und die journalistische Profilbildunggefährden.2008gehtalsJahrderUnruheundUngewissheitindieBerlinerPressegeschichteein: Das Drama um den Berliner Verlag und sein Flaggschiff „Berliner Zeitung“, das einstmals ambitioniert als „deutscheWashingtonPost“ 233 indieÄrader„BerlinerRepublik“gestartetwar,sowiedie„Netzeitung“alsvormals innovatives OnlineOnlyModell schadete auch dem Ruf beider publizistischer Einheiten als unabhängige und zuverlässigeInformationsquellen.

- GeradeaufeinemsostarkvonfreienJournalistenbevölkertenPressemarktwieBerlin,drohenEntlassungenvon festangestellten Mitarbeitern die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter zu verschärfen und die Erfolgschancen arbeitssuchenderJournalistenimMittelzuverringern.DiezahlenmäßigeDiskrepanzzwischenfestbeschäftigen undfreischaffendenJournalistenistohnehinschoneklatant.BeiderFreisetzunghochqualifiziertenPersonalsist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich der Druck auf die Selbständigen erheblich vergrößern wird und sich ebenfallsnegativaufdieZahlderinBerlintätigenJournalistenauswirkenkönnte,wasmittelfristigdieGefahreiner AbwanderungjournalistischenPersonalsinsichbirgt.DieangespannteLageaufdemBerlinerPressemarktfindet auchAusdruckinderregenProblematisierungdesökonomischenSchicksalsdesBerlinerVerlags.DerVerkauf desVerlagsdurchdenbritischenMedienkonzernMecomnacheinemhartenSparkurs,dernachExpertenmeinung weniggefruchtethat,stellt,nachdergeplatztenÜbernahmedesBerlinerVerlagsdurchdenHoltzbrinckVerlag, wiederholt die Frage nach der Neuordnung des Berliner Pressemarktes. Anfang 2009 hat sich mit Du Mont SchaubergmitSitzinKölnundunterFederführungvonAlfredNevenDuMontüberraschendeinVerlagshausohne bisherige Präsenz in Berlin bei der Bieterschlacht um den Kauf des traditionsreichen Verlagshauses am Alexanderplatz durchsetzen können. Damit besteht zweifellos die (erneute) Chance eines selbstbewussten Presseengagements, das frischen Wind in die bislang schwierige Situation im Berliner Tageszeitungsgeschäft verspricht. ImHinblickaufeinemöglicheFörderungundnachhaltigeStärkungdesgesamtenBerlinerPressemarktsergebensichauf BasisdesGutachtensfolgendemedienpolitische Handlungsempfehlungen :

- DieEntwicklungrundumdasmissglückteEngagementdesMecomKonzernsaufdemBerlinerPressemarktsowie die dadurch zahlreich aufgeworfenen Probleme sollte nicht dazu führen, vorschnelle medienpolitische Konsequenzen zu ziehen. Bevor Initiativen für eine generelle Lockerung der Pressefusionskontrolle oder eine Revidierung des Medienkonzentrationsrechts angestrebt werden, müssen zunächst die tatsächlichen ProblemherdedesinternationalenMedienundspezielldesPressegeschäftsidentifiziertwerden:Diezunehmende Ökonomisierung und Globalisierung publizistischer Geschäftsmodelle aller Mediengattungen hat dazu geführt, dass nicht nur auf nationalen Märkten, sondern besonders auf internationaler Ebene die Möglichkeiten internationaler Machtkonglomerate zuungunsten der publizistischen Vielfalt und journalistischen Unabhängigkeit wachsen.DaherwirdeinerseitseineneueFormderMedienregulierung empfohlen, die ihre Kriterien aus der Beobachtung aller wesentlichen publizistischen Märkte (Presse, Rundfunk, Online, Entertainment) und deren

233 O.V. (1991): Andere Denke. In: Der Spiegel vom 11.03.1991, 94. 91 Konvergenzen gewinnt; andererseits muss das komplexe Kartellrecht vereinfacht und transparenter gestaltet werden.

- Die aggressive Übernahme und Sparpolitik international agierender Finanzinvestoren wie im Fall des Berliner Engagements des britischen PrivateEquityManagers David Montgomery vom Oktober 2005 bis Januar 2009 machen auf die Notwendigkeit medienpolitischer Schutzschilde für qualitätsjournalistische Strukturen nicht nur, aber in erster Linie im Pressesektor aufmerksam. Insbesondere der Vorrang wirtschaftlicher Interessen, also überzogener Renditedruck und Gewinnmaximierung bei massivem Stellenabbau und gestiegenem Sparzwang können als Hauptgründe genannt werden, aus denen sich gravierende Qualitätseinbußen – etwa die Einschränkung der Meinungsvielfalt im Hinblick auf die publizistische Leistungsfähigkeit der Presse – ableiten lassen. Die daraus folgende Unterwanderung journalistischer Integrität durch Finanzinvestoren nimmt die handelndePolitikindiePflicht,neueInstrumentarien(derSelbstregulierung)gegendasausgreifendeProfitstreben innerhalbderMedienszeneriezuentwickeln.

- DasgeltendeWettbewerbsrechtistdenRealitätendesglobalisiertenundkonvergiertenMedienmarktesnichtmehr gewachsen.DennochisteinegenerelleLiberalisierungnichtangeraten,dadiegesetzlicheRegelungnachwievor einenwirksamenSchutzvorKonzentrationstendenzenermöglichtunddahereinwesentlichesMittelzurSicherung derPressevielfaltdarstellt.MittelfristiganzustrebenistjedocheinausgewogenesVerhältniszwischenWettbewerb undRegulierung,dasdenverändertenStruktureneinermultimedialverortetenundzunehmendaufmultinationaler Ebene operierenden Medienlandschaft Rechnung trägt. Eine Möglichkeit zur Anpassung besteht in der schrittweisen Lockerung der Pressefusionskontrolle in enger Rücksprache mit Verlagsvertretern und unter Gewährleistung umfassender Transparenz im Hinblick auf die jeweiligen Besitzverhältnisse der betreffenden Unternehmen. Auf diese Weise werden inländische Verlage dazu befähigt, ihre Leistungsfähigkeit auf den nationalenundregionalenMärktenzusteigern,umimglobalenWettbewerbkonkurrenzfähigzubleiben.

- Eine Novellierung des Medienkonzentrationsrechts ist ebenfalls anzustreben, um künftig medienübergreifende FusionenimnationalenRahmenzuerleichternundVerlagendamitdieMöglichkeitandieHandzugeben,sichim konvergierenden Medienfeld stärker zu positionieren. Hierzu müssen Regelungen getroffen werden, um eine zunehmende Akkumulation von Medienmacht weiterhin wirksam zu verhindern sowie die Balance und Chancengleichheit im Wettbewerb zu festigen. Die in den vergangenen Jahren stärker ausgeprägte Ökonomisierung und Internationalisierung des Mediensektors machen Megafusionen mit global agierenden KonzernenauchimdeutschenPressemarktimmerwahrscheinlicher.Dahergiltes,diegültigenBestimmungendes MedienkonzentrationsrechtsdiesenTendenzenmittelfristiganzupassen.

- BerlinhatsichtrotzderjüngstenRezessionimPressesektorseinenNimbusalsExperimentierfeldfürinnovative Presseerzeugnisse bewahrt. Seit Gründung der genossenschaftlichen „tageszeitung“, deren alternatives GeschäftsmodellzwareinenlatentenFinanzmangelnachsichzog,sichaberauflangeSichtalstragfähigerweisen konnte, hat konkret der Zeitungssektor zwar wesentliche Impulse vermissen lassen; umso lebhafter dagegen geriert sich der konzernunabhängige Zeitschriftenmarkt, dessen Innovationen sich zwar meist als massenuntauglicherweisenundaufDauereinLiebhaberdaseinfristenmüssen(Bsp.„Cicero“).Geradehierzeigt sich jedoch eindrucksvoll, dass der Berliner Lesermarkt journalistischen Druckerzeugnissen noch längst nicht abgeschworenhat–imGegenteil:Entwicklungsbereitschaft,diemarktführendePresseunternehmenallerdingsnur seltenzeigen,wirdgoutiert.HierkanndieMedienpolitikansetzen,umdieRahmenbedingungenfürjournalistische Neugründungenzuverbessern.

- Zwar sind deutschen Pressetiteln allein schon aufgrund ihrer Sprachbarriere im Hinblick auf internationale ReichweiteGrenzengesetzt.DennochzeigenEinzelkooperationen,wiezwischenderBerlinerTageszeitung„Die Welt“ und dem Londoner „Daily Telegraph“, dass auch auf redaktioneller Ebene in spezifischen Feldern zusammengearbeitet werden kann. Auch gehört zum Teil die Möglichkeit des Korrespondententauschs zum Redaktionsalltag, wie im Fall des britischen „Times“ReportersRogerBoyes,derzusätzlichregelmäßig für den „Tagesspiegel“schreibt.InternationaleKooperationsprogramme,wiedergegenseitigeAustauschvonRedakteuren für eine bestimmte Zeitdauer oder ein verstärktes Angebot von Gasthospitanzen für ausländische NachwuchsjournalistensindebensowünschenswertwieStipendienprogramme.

- Der Berliner Pressemarkt wird auch zukünftig vor allem auf lokaler Ebene sein Kerngeschäft verortet sehen (müssen) und zunächst allenfalls Potenziale entwickeln können, seine Position im Konzert der nationalen 92 Printmedienzustärken.HandlungsbedarfseitensderMedienpolitikbestehtauchhier:ZielführendfürdieBerliner Medienpolitik muss die Verbesserung der Voraussetzungen für die Arbeit von Hauptstadtreportern und Parlamentskorrespondentensein:DerhistorischgewachseneNachteilBerlinsalsZeitungsstadtzugunstenanderer Verlagsstandorte wie Hamburg, Frankfurt und München, die bundesweiten Rang genießen, besteht nach der EingewöhnungsphasederBundespolitikindersogenannten„BerlinerRepublik“diegroßeChance,durcheinen geschliffenen und die Agenda bestimmenden Hauptstadtjournalismus weiterhin an Reputation und Expertise gegenüberetabliertenüberregionalenZeitungenwie„FrankfurterAllgemeineZeitung“und„SüddeutscheZeitung“ zugewinnen. 234 Hierhalten„DerTagesspiegel“undauchdieinihrerRedaktionskapazitätnachwievorbedrohte „BerlinerZeitung“wegenihrerlokalenVernetzungbeiderThemensetzungTrümpfeinderHand,diebeispielsweise nichtdurchwirtschaftlicheRationalisierungsmaßnahmenverspieltwerdendürfen. - Ein wesentliches Augenmerk sollte darüber hinaus auf den OnlineSektor gerichtet werden: Die gesamte Medienbranche – national wie international – arbeitet mit Hochdruck an ertragsfähigen Geschäftsmodellen für publizistischeAngeboteimInternetbzw.überdigitaleVerbreitungswege.BishermangeltesdenOnlineAngeboten mit publizistischer Schwerpunktsetzung jedoch noch an verlässlichen Erlösmodellen, um sich auch in der konvergierendenMedienlandschaftdauerhaftbehauptenzukönnen.BerlinkannimRahmendieserEntwicklung eineSchlüsselpositioneinnehmen,verfügtdieStadtdochbereitsübereinstarkesProfilimHinblickauf junge, experimentierfreudigeFirmenimMedienundKommunikationssektor.AlseuropaweiterAnziehungspunktfürdie Kreativindustrie hat Berlin das Rüstzeug, das zur erfolgreichen Transformation des journalistischen „Zeitenwechsels“ 235 eingesetztwerdenkann.Hiergiltesvorallem,mithilfe medienpolitischer Förderprogramme undEinzelmaßnahmenentsprechendeRessourcenzuerschließenundgemeinsammitBerlinsMedienwirtschaft weiterzuentwickeln.

- AngesichtsdesfortgeschrittenenOnlineEngagementseinigerMedienunternehmenaufdemBerlinerPressemarkt sindvielseitigeAnsatzpunktedenkbar,ummittelskooperativerModellezwischenMedienindustrie,Senat,vorallem aberauchprivatenInitiativen,beispielsweiseaus demUmfeldderWeblogCommunity,denStandortBerlin als Schmelztiegel eines neuen digitalen Qualitätsjournalismus zu entwerfen. Auf diese Weise könnten intra und intermedial notwendig Synergieeffekte erzielt werden, um beim Ausbau des multimedialen OnlineMarktes mit ausländischen Großunternehmen Schritt halten zu können. Denkbar ist etwa die Neupositionierung starker journalistischerMarken,wiesiebereitsindenUSAmitdeminWashingtonDCansässigenpolitischenOnline Format„ThePolitico“erfolgreichwar.AlsRegierungssitzmitnationalundglobalpolitischerBedeutunghatBerlin inmitten Europas einen wertvollen Standortvorteil – und dadurch die Möglichkeit, seine Funktion als KristallisationspunktinnerhalbderöffentlichenDebattenkulturweiterauszubauenundnachhaltigzustärken.Die NutzungneuerTechnologienfüreinenallgemeinenAufbruch insInternetZeitalter,deraufabsehbareZeit alle Gesellschaftsschichten in Deutschland folgen werden, erfordert eine Profilstärkung der Bundeshauptstadt als journalistischerStandortvonerstemRange.KonkretemedienpolitischeFörderungsundRegelungsmaßnahmen des Berliner Senats unter Einbeziehung beratender Einrichtungen wie des Instituts für Medien und Kommunikationspolitik,dassichseitseinerGründung2005alsThinkTankderMedienpolitikprofilierenkonnte, sinddabeiunumgänglich.

234 Vgl. auch Kramp, Leif/ Weichert, Stephan (2008): Journalismus in der Berliner Republik. Wer prägt die Agenda in der Bundeshauptstadt? Wiesbaden: Netzwerk Recherche. 235 Vgl. hierzu auch die Interviewserie des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik auf sueddeutsche.de: Kramp, Leif/Weichert, Stephan (2008): Zeitenwechsel – eine Serie zur Zukunft des Journalismus. In: sueddeutsche.de. Internetressource: http://www.sueddeutsche.de/kultur/27/307975/uebersicht/, überprüft am 31.12.2008. 93 6. Referenzen

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