IVS BL 13.3 INVENTAR HISTORISCHER IVS Dokumentation Bedeutung National VERKEHRSWEGE Kanton Baselland DER SCHWEIZ Seite 1

Strecke BL 13 ( - -) - Aarau; Schafmatt Linienführung 3 Gelterkinden - Rünenberg - Kilchberg - (- Schafmatt) Landeskarte 1068, 1088, 1089

GESCHICHTE Stand November 2001 / D

Ausgangspunkt dieser Linienführung ist Gelterkinden. Über die «Rünenberger Brücke» verläuft sie durch den Graben des «Mületenbachs» nach Rünenberg, über Linggrüt nach Kilchberg und weiter hinunter nach Zeglingen. Sternförmig gehen von Zeglingen verschiedene Verbindungen weg: auf zwei möglichen Wegen zur Schafmatt, dazu nach und Häfelfingen. Nach REBER (1970: 87) war diese Linienführung «gegen Ende des 17. Jahrhunderts von einiger Bedeutung: 1694 benutzten Fussboten diesen Weg». Wir gehen davon aus, dass der von Reber erwähnte Weg von Sommerau nach Rünenberg führte; dieser Zubringer wird separat vorgestellt (BL 408).

Von Zeglingen führen zwei Varianten zur Schafmatt. REBER (1970: 69) berichtet allerdings davon, dass der Weg von Zeglingen über Mälchstel um 1500 bereits nicht mehr begangen worden sei. Es soll sich um die «abgegangen strass» gehandelt haben, die von Solothurn und Basel wieder hergerichtet werden sollte – diesmal auf der gegenüberliegenden Talseite, via Flueberg – und die dabei Kaiser Maximilians Unmut hervorrief. Die Baslerische Antwort, dass es sich um einen alten Weg handle und kein neuer gebaut werden solle, deutet darauf hin, dass der Weg über Mälchstel wieder hergerichtet wurde.

Aus den kartographischen Quellen ist diese Situation für die Zeit um 1680 klar erkennbar: MEYER (1680) enthält einen Weg südlich des Eibachs, also über Mälchstel, während bei Flueberg keiner eingetragen ist. Auch war der Hof Flueberg damals noch nicht an diesem Ort errichtet. Die Frage drängt sich auf, weshalb der Weg über Flueberg – wenn er als Ersatz für denjenigen über Mälchstel gewählt wurde – nicht instand gestellt worden ist. Dann nämlich müsste bei MEYER (1680) diese Situation eingetragen sein. Bei BAADER (1843–44) sind beide Abschnitte – sowohl über Mälchstel als auch über Flueberg – eingetragen, weshalb wir beide als einzelne Abschnitte erwähnen.

Möglich ist auch, dass der Weg beim Bau des Hofes Fluhberg erstellt worden ist – oder umgekehrt: Der Hof stammt aus dem 19. Jahrhundert (HEIMATKUNDE Zeglingen 1983: 41); in BAADER (1843–44) ist er enthalten.

Dörfer am Weg

Rünenberg

Rünenberg ist ein alter Siedlungsplatz, was durch Funde seit der Steinzeit belegt ist. Das Dorf wird allerdings erst 1102 urkundlich erwähnt. Es gilt als typisches Posamenterdorf: Zur Zeit des Höchstbestandes an Seidenband-Webstühlen (180 Stück um 1880 nach HEIMATKUNDE Rünenberg 1971: 74) hatte es eine Einwohnerzahl von knapp 600 (HEIMATKUNDE Rünenberg 1971: 42). Zur Zeit des Niedergangs der Industrie wanderten viele IVS BL 13.3 INVENTAR HISTORISCHER IVS Dokumentation Bedeutung National VERKEHRSWEGE Kanton Baselland DER SCHWEIZ Seite 2

arbeitslos gewordenen Seidenbandweber in der Hoffnung, Arbeit zu finden, in die Nähe grösserer Industrieorte ab. Der absolute Tiefststand der Einwohnerzahl von Rünenberg wurde in der Volkszählung von 1960 gemessen, als 431 Personen im Dorf wohnten (HEIMATKUNDE Rünenberg 1971: 42). Jetzt, knapp 40 Jahre später, hat der Bauboom wiederum dazu geführt, dass 717 Personen Rünenberg als Wohnadresse angeben.

Boten stellten die Verbindungen zwischen dem etwas abgelegenen und durch zum Teil qualitativ schlechte Strassen erschlossenen Dorf mit der Aussenwelt – zur Hauptsache mit den baslerischen Seidenbandfabrikanten – her. Der Botendienst für Zeglingen, Kilchberg und Rünenberg scheint während mehr als hundert Jahren durch dieselbe Familie aus dem Unterdorf, später von Bewohnern des «Hirschens» erledigt worden zu sein (HEIMATKUNDE Rünenberg 1971: 89).

Kilchberg

Kilchberg ist eines der kleinsten Dörfer im Oberen Baselbiet. Der Siedlungsplatz ist aber sehr alt. An Stelle der heutigen neugotischen, in ihrer Art einmaligen Kirche konnte ein Bau aus dem 7./8. Jahrhundert nachgewiesen werden (KDMBL III, 1986: 100ff.). Diese erste Kirche dürfte in der Nachfolge eines an dieser Stelle vermuteten römischen Gutshofes, dem ein fränkischer folgte, entstanden sein (KDMBL III, 1986: 99). Kilchberg vom Gegenhang zwischen Zeglingen und aufgenommen. Der Kirchturm dominiert das Dorf. Links die Strasse in Richtung Zeglingen, in der Bildmitte der Weg in Richtung Giessen und Eibach. (Foto: E. Domeniconi, 16.7.1980) Abb. 1

Zeglingen

Beim Zusammenfluss von Eibach und «Wisnerbach» haben sich bereits seit dem Neolithikum Menschen aufgehalten. Funde aus der Bronze- und Römerzeit belegen zudem eine dauernde Besiedlung dieses Raumes, wo sich die Wege über die Schafmatt resp. zum Erlimoosübergang (über Wisen) teilen. Das Wasser als Energielieferant ist auch dafür verantwortlich, dass im 1337 erstmals urkundlich erwähnten Dorf schon früh zwei Sägen und eine Mühle nachweisbar sind. Im 19. Jahrhundert nahmen drei IVS BL 13.3 INVENTAR HISTORISCHER IVS Dokumentation Bedeutung National VERKEHRSWEGE Kanton Baselland DER SCHWEIZ Seite 3

Gipsmühlen ihren Betrieb auf und kamen drei Wirtschaften ins Dorf. Um 1860 stand in jedem Haus ein Bandwebstuhl (KDMBL III, 1986: 406 ff.). Der Gasthof «zum Rössli», 1772 erbaut, ist als einzige der Wirtschaften übriggeblieben. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht die alte Schmiede, früher eine Gipsmühle. Abb. 2 (D, 12. 9. 2001)

Kartographische Belege

BÜCHEL (1764) enthält den Weg zwischen Kilchberg und Zeglingen mit der gleichen Bedeutung wie jener nach Wisen sowie die Verbindungswege zu den umgebenden Orten. Durch das Eital führt bei ihm keine Verbindung.

CLERMONT (1778) verzeichnet die Verbindung gleichwertig mit jener über und .

Nach Zeglingen führt ein Weg – offenbar sowohl aus dem Raum Rünenberg als auch aus dem Eital (ALTERMATT 1795).

BAADER (1843–44) verzeichnet die zur Diskussion stehende Linienführung mit derselben Strichbreite wie jene über Wenslingen, was bei derjenigen über Tecknau und dem Eibach entlang nicht zutrifft.

KÜNDIGS Karte vom Canton Basel (1849) führt die Linien über Tecknau und Rünenberg als gleichwertig auf.

Der TA (31 Gelterkinden, 1880 und 147 Läufelfingen, 1884) enthält den Verlauf von Gelterkinden bis Zeglingen als «Kunststrasse von 3–5 m Breite». Danach liegen zwei Möglichkeiten vor: sowohl über den Hof Flueberg als auch über Mälchstel, zuerst als «Fahrweg ohne Kunstanlage» bis 500 m östlich des Hofes Rötler, danach als «Feld- oder Saumweg» bis zur Schafmatt.

Die beiden Varianten werden als Abschnitte BL 13.3.1 über Mälchstel und BL 13.3.2 über Flueberg besprochen.

GELÄNDE Aufnahme 29. Oktober 2001 / D

Die Linienführung beginnt auf dem Dorfplatz in Gelterkinden und führt über die 1856 erbaute, mit Radabweisern und Randsteinen geschützte «Rünenberger Brücke» und weiter der Allee am Eibach entlang in Richtung Bleichi. Zwischen Gelterkinden und Rünenberg wurde die Strasse in den letzten Jahren kontinuierlich auf 6 m IVS BL 13.3 INVENTAR HISTORISCHER IVS Dokumentation Bedeutung National VERKEHRSWEGE Kanton Baselland DER SCHWEIZ Seite 4

Breite ausgebaut, so dass von der historischen Wegsubstanz nichts mehr erhalten ist. An der Stelle der Rünenberger Brücke ist bereits im Plan von MEYER (1680) ein Übergang eingetragen. Wir nehmen allerdings an, dass die 1856 erbaute Brücke die erste steinerne ist. Zu Beginn der 1990er-Jahre erfolgte eine umfassende Sanierung. Die Brücke hält auch grossen Hochwassern, wie diesem vom Februar 1999, stand. Abb. 3 (D, 20. 2. 1999)

Durch Rünenberg führt ebenfalls eine dem modernen Verkehrsaufkommen angepasste Strasse.

Im oberen Dorfteil Rünenbergs, beim ehemaligen Gasthaus «zur frohen Aussicht», vereint sich die hier erörterte Linienführung mit dem von Sommerau herführenden Abschnitt, dem so genannten «Eselweg» (BL 408.0.2).

Zwischen Rünenberg und Kilchberg ist die Strasse ebenfalls 6 m breit. Die vorhandenen Böschungen entsprechen nicht mehr den historischen. Weidepfosten aus Buchenspälten geben einen ursprünglichen Eindruck wieder. Der geschwungene Verlauf der Strasse zwischen Rünenberg und Kilchberg gibt wohl deren historischen Verlauf wieder, die Böschungen sind bei Verbreiterungen aber verändert worden. Einzig die Weidepfosten aus Buchenspälten sind traditionell. Abb. 4 (D, 12. 9. 2001)

Massiv wurde zwischen Kilchberg und Zeglingen die direkte Linienführung verändert, so dass von historischer Wegsubstanz nichts mehr übriggeblieben ist.

In Zeglingen teilen sich die Wege spinnenförmig in alle Himmelsrichtungen: Neben dem bereits besprochenen, der durch das Dorf in Richtung Schafmatt führt, finden sich Abzweigungen nach Häfelfingen, Wisen und Oltingen. Bemerkenswert sind einige erhaltene Randsteine an der Strasse gegen das Oberdorf hin. IVS BL 13.3 INVENTAR HISTORISCHER IVS Dokumentation Bedeutung National VERKEHRSWEGE Kanton Baselland DER SCHWEIZ Seite 5

Der Zeglinger Dorfbach führte immer offen durchs Dorf. Randsteine sollten verhindern, dass Fahrzeuge in den Bach stürzen. Abb. 5 (D, 12. 9. 2001)

Die Strasse zur Schafmatt führt durch den oberen Dorfteil in die Nähe des Hofes Unter der Flue, wo ein Ast in Richtung dieses Hofes und ein anderer in Richtung Erlimatt führt. Auf Grund der historischen Situation ist anzunehmen, dass der Verlauf über Erlimatt zum Hof Flueberg führte: eine 3m breite, geteerte Strasse, die auf der Nordseite von einer bestockten Böschung von bis zu 3 m Höhe begleitet wird. Einige Meter vor der Abzweigung in Richtung Mälchstel biegt die Strasse zum Hof Flueberg von der Teerstrasse ab. –––– Ende des Beschriebs ––––