In the Asian Novels of Blanche D'alpuget and Christopher J. Koch
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Australian Reflections in a Mirror Clouded by Dust: The Search for Self, Soul and the ‘Other’ in the Asian Novels of Blanche d’Alpuget and Christopher J. Koch Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philologie vorgelegt dem Fachbereich II: Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Trier von David S. La Breche (M.A.) Im Schammat 11 54294 Trier Trier, im August 2000 Die Dissertation wurde selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt und wurde bislang in dieser oder anderer Form noch zu keinem anderen Prüfungszweck vorgelegt. This book is dedicated to Colonel George Joseph La Breche (U.S.A.F., ret.), a soldier whose life has been dedicated to a selfless sense of duty, honor and country which would have pleased Arjuna’s charioteer, though he has almost certainly never read the Bagavad Gita. The belief in education, which he instilled in all of his children, and the good advice to not even begin this study without a firm commitment to bringing it to a successful end are due a large portion of the credit for its completion. Zusammenfassung Vom ersten Tag der Existenz Australiens als Sträflingskolonie an bis zum Ende des Vietnamkriegs bezogen sich weiße Australier auf den Westen, was Sichtweise, Einstellung und Stereotypen ihrer Welt betraf, einschließlich der Wahrnehmung ihrer eigenen Rolle darin. Das britische Weltreich unterteilte sich in angelsächsische Eroberer und die eroberten ‚Anderen‘, und obwohl weiße Australier ihre europäischen Wurzeln nie in Frage stellten, verstanden sie ihre Rolle als die eines ‚Vorpostens der Zivilisation‘ und betrachteten sich letztendlich gerne als die ‚Anderen‘ unter den Eroberern. Der Buscharbeiter wurde zum Nationalhelden erhoben, als ‚The Coming Man‘ bezeichnet und zur Rettung der altersschwachen Mutter England in deren Kriege in ferne Länder geschickt. Die Australier erkannten bzw. waren sogar stolz darauf, dass sie am äußersten Ende des Globus lebten, und nannten ihr Land ‚Oz‘ und sich selbst ‚Ozzies‘, als ob Australien das magische Land der Hexen, Zauberer und seltsamen kleinen Menschen wäre. Als sich das Empire aus Ozeanien zurückzog, verlor man damit auch die europäische Perspektive, und eine Neudefinition der australischen Identität nach außen hin wurde notwendig. Es konnte keinen Vorposten eines Weltreiches geben, das nicht mehr existierte, und die weißen Australier mussten sich nunmehr fragen, ob sie in politischer, wirtschaftlicher, kultureller oder sogar spiritueller Hinsicht der alten Ordnung der Eroberer angehörten oder der neuen Ordnung der einst kolonisierten Nachbarländer. Die Wiedererlangung einer Identität ist zu einem australischen Kreuzzug geworden. Viele Schriftsteller richteten dabei ihre Aufmerksamkeit auf alte europäische Wurzeln. Andere hingegen glaubten, diese Wurzeln entbehrten jeglicher Vitalität, und richteten deshalb ihren Blick nach innen, auf die in mythologischer und metaphorischer Hinsicht reiche, wenn auch extrem ‚andere‘ Landschaft der Ureinwohner Australiens. Andere wiederum stießen bei ihrer Suche in den ozeanischen Bereich vor, in jene Region also, die in geographischer Hinsicht ihre eigene war und ebenso Jahrtausende an Kulturgeschichte mit dem Westen teilte, die aber immer noch eher eine alte Bedrohung als eine neue Möglichkeit darstellte. Zwei Schriftsteller, die sich nach Asien vorwagten, um dort die Mittel zur kulturellen und spirituellen - i - Regeneration zu finden, von denen sie glaubten, dass sie notwendig seien, um Australien in der postkolonialen Welt wieder zu entdecken, sind Blanche d’Alpuget und Christopher J. Koch. Sie nahmen ostasiatische Konzepte des ‚Selbst‘ und der ‚Seele‘ und verschmolzen sie mit der australischen Besessenheit mit der Angst vor und dem Wunsch nach Kontakt mit dem ‚Anderen‘. Durch den so entstehenden Spiegel (‚looking glass‘) eines hybriden australo- asiatischen Mythos, hofften sie die wahre Seele der australischen Identität aufzudecken. Es ist eben dies der Grund, weshalb sich die Hauptfiguren in den Asienromanen von Blanche d’Alpuget und C. J. Koch westlichen Standardinterpretationen widersetzen. Die Protagonisten sind gefangen in psychologischen Dilemmata, die sie erbarmungslos an einen Punkt zu treiben scheinen, den das westliche späte 20. Jahrhundert als ‚Wahnsinn‘ bezeichnen würde, der aber in Wirklichkeit mit seinen Konflikten die Grenzen ihrer eigenen Psyche übersteigt. Ihre Leben sind gekennzeichnet von extremer Mehrdeutigkeit, die ihre Morde und Selbstmorde, ihre Aufgabe persönlicher Werte zugunsten stammesgebundener oder materialistischer Sicherheit, ihre Denkweisen und Handlungsentscheidungen hinter einem Schleier der Paradoxie verbirgt, wobei dennoch für viele die Suche nach einer Identität von Erfolg gekrönt zu sein scheint. Eine angemessene Interpretation der Romane ist deshalb nur möglich, wenn man eine östliche Perspektive einzunehmen bereit ist und östliche Archetypen zu Rate zieht. Der Leser, dem es nicht gelingt, sich in östliches Denken hinein zu versetzen, wird die Protagonisten von Koch und d’Alpuget als frustrierte und desillusionierte Geschöpfe postmodern-absurdistischen Fabulierens verstehen. Er wird Asien noch stärker verurteilen: als Gebiet unwissenden und bösartigen Heidentums, als Gebiet der Korruption und Habgier als Ergebnis ungezügelten Kapitalismus, als Gebiet der Tyrannei, die sich selbst mit Hilfe solcher Greuel wie Armut, Hass und Rachsucht am Leben erhält. Letztendlich wird die Wahrnehmung seiner selbst darunter leiden, denn Australien und Asien sind nicht nur geographisch und wirtschaftlich, sondern auch symbolisch miteinander verbunden. Die Spiegelmetapher trifft deshalb zu, das Bild, das Australien von Asien hat, spiegelt – im Sinne von bedingt und ist bedingt durch – das Bild, das es von sich selbst hat. - ii - Die vorliegende Arbeit gliedert sich anhand einer thematischen Einteilung der Symbole, Metaphern und Mythen, die Koch und d’Alpuget aus den östlichen und westlichen Traditionen beziehen. Es entsteht ein Überblick über die intertextuellen Bezüge der beiden, die als Punkte gegenseitiger Reflektion fungieren, vergleichbar mit parallelen Spiegeln oder dem Bau des Weißen Hasen, der vom England der kleinen Alice ins Wunderland führt, das zugleich am anderen Ende der Weltkugel liegt. Ziel der Arbeit, neben einer kurzen historischen und literarischen Einführung in die Beziehungen zwischen Australien, Asien und dem Westen sowie deren gegenseitige Wahrnehmung, soll es sein, einige der hinduistischen und südostasiatischen Symbole, Mythen und literarischen Strukturen zu ermitteln, die Blanche d‘Alpuget und C. J. Koch verwenden. Weiter soll gezeigt werden, wie sie diese wiederum in die westliche Tradition integrieren, in die man sie zu Recht einordnen muss, die aber ihrem Dafürhalten nach ihre mythologische Grundlage verloren hat. Die Dualität der Identität eines ‚Selbst‘ und eines ‚Anderen‘, die sich auf der einen Ebene in der Gestalt Australiens und Asiens manifestiert, auf der anderen Ebene in Dualitäten der Persönlichkeit, der Gerechtigkeit und der Tugend, führt zur Metapher des Spiegels, die Zutritt erlaubt zu dem, was Koch die ‚andere Welt‘ nennt, in der man zu Selbstoffenbarung gelangen kann, jedoch mit dem Risiko, dabei der Selbsttäuschung zu verfallen. In d’Alpuget führt sie zu einem Konflikt zwischen den Bewusstseinsebenen, der sich häufig in Form eines emotionalen Dilemmas äußert, das darin besteht, sich zwischen einem unvoreingenommenen Wahrnehmen der Realität und immer wiederkehrenden Vorurteilen entscheiden zu müssen. Die Wahl, die man trifft, kann in gleicher Weise entweder zu einem tieferen Verständnis des Selbst oder zu katastrophaler Entmenschlichung führen. Zentrale Elemente dieser Themen der Suche nach Identität sind: Archetypen des göttlichen Prinzips des Weiblichen aus dem Hinduismus, das als lebende mythologische Gestalt ein subtiles metaphorisches System an die Hand gibt, das dazu beiträgt, die harten Paradoxien der menschlichen Realität in poetischer Vorstellungskraft aufzulösen; die östlichen Wurzeln von Kochs Themen um den ‚doppelten Mann‘; die lebenspendende und todbringende - iii - Landschaft und die offensichtlich lebenserhaltende ‚andere Welt‘, wo das ‚Selbst‘ und das ‚Andere‘ die Rollen tauschen, eins werden und manchmal gegeneinander kämpfen; Konzepte der Mächte des ‚Lichtes‘ und des ‚Dunkels‘; die Semiotik von Zeit und Bedeutung; und die Verurteilung durch die Deorientalisten, die glauben, dass die Art und Weise wie d’Alpuget und Koch all das Genannte verwenden, ein orientalistisches Zwängen in Klischees ist. Untersucht werden intertextuelle Beziehungen zwischen den Romanen sowie ihre östlichen und westlichen Modelle, zu denen Lewis Carrolls Alice in Wonderland und Through the Looking-Glass gehören, außerdem Orwells 1984, Washington Irvings Rip Van Winkle und bedeudende heilige Schriften wie die Evangelien, das Mahabharata und das Bhagavad Gita. Besondere Aufmerksamkeit erhält das javanesische Schattentheater, das wayang kulit, aufgrund seiner strukturellen Modellhaftigkeit für Kochs Charakterisierungen, seine Motive der Macht, des Gesichts, der Loyalität und der Rache, sowie seine doppelte Sicht der Realität, in welcher die illusorische materielle Welt und das auf magische Weise transzendente Reich sich gegenseitig bedingen. D’Alpuget verdankt viel der Hindu-Tradition von Biographien über deren Heiligen, dem Heldenepos Ramayana und seinem Thema der Verrohung der Götter und Menschen, was im Zusammenhang betrachtet wird mit der geschickten Verwertung der Autorin der alten orientalistischen Klischees. Die