Tekken – Das Böse in Dir (2002 Ff)
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© Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) Tekken – Das Böse in Dir (Eine Tekken Fanfiction ) Kapitel I - Hwoarang „Suchst du Streit?“ Hwoarang kochte vor Wut. Wie er diesen aufgeblasenen Kerl hasste! Was bildete der sich eigentlich ein? Hier aufzukreuzen und ihm die Tour zu vermasseln! Jetzt hatte er nicht einmal den Namen dieses reizenden Geschöpfes in Erfahrung bringen können, und das alles wegen diesem reichen Schnösel! „Du brauchst mal wieder ordentlich eins aufs Dach!“ Er hob drohend die Faust. Sein Gegenüber grinste ihn an und wandte sich ab. „Ey, du Arsch, ich rede mit dir!“ Hwoarang strich sich wütend die Haare aus dem Gesicht und packte seinen Gegner grob an der Schulter. Unbeeindruckt drehte sich dieser zu ihm um. „Jetzt hör mir mal zu“, sagte Jin Kazama in ruhigem, aber sehr bestimmendem Tonfall, „wenn du sie noch einmal ansiehst, es auch nur wagst, an sie zu denken, bring´ ich dich auf der Stelle um, ist das klar? Passt das in deine Rostbirne? Kannst du dir das merken?“ Sein Tonfall wurde zunehmend arroganter, was Hwoarang noch mehr auf die Palme brachte. „Du eingebildetes Stück Dreck!“, er packte Jin am Kragen. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, hm? Es geht dich einen Scheiß an, mit wem ich mich unterhalte, klar?“ Jin schüttelte seine Hand ab. „Du willst auf der Uni bleiben, oder?“, er grinste überlegen. „Ein Wort von mir und du fliegst!“ In Hwoarangs Kopf arbeitete es. Was der Blödmann sagte, war richtig. Jin Kazama hatte die Möglichkeit, ihn der Uni, genauer der Mishima Daigaku, zu verweisen, besser gesagt, ihn verweisen zu lassen, da die gesamte Einrichtung von Jins Familie finanziert wurde. 1 © Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) Wie gern würde er ihm jetzt mitten in seine hässliche Visage treten. Mitten rein. Direkt in dieses beschissene Grinsen. „Weißt du, wie blöd du aussiehst, wenn du versuchst zu denken?“, feixte Jin und wandte sich erneut zum Gehen. Hwoarang riss der Geduldsfaden. Ohne zu überlegen trat er Jin von hinten in die Kniekehlen, umfasste gleichzeitig seinen Oberkörper, warf ihn mit einer Drehbewegung auf die Erde und hockte sich über ihn. „Dreh´ mir niemals den Rücken zu!“, zischte er drohend, „Nie wieder, verstanden? Es könnte das Letzte sein, was du tust!“ Er stand ruckartig auf, ließ seinen sprachlosen Rivalen am Boden liegen und schlug den Weg in Richtung Parkplatz ein. Er widerstand dem Drang sich umzudrehen, obwohl er zu gern gesehen hätte, wie Jin den Staub aus seinen teuren Klamotten klopfte. Der Typ würde nicht wagen, es ihm heimzuzahlen, zumindest nicht hier. Denn das bedeutete auch für ihn Ärger und den vermied Jin tunlichst. Hwoarang überquerte das nahezu menschenleere Gelände und setzte seine Sonnenbrille auf. Er musste sich beeilen, wenn er pünktlich beim Training aufkreuzen wollte. Keine Zeit mehr nach der süßen Kleinen zu suchen. Dass dieser Blödmann immer alles verderben musste! Trotz seines vermeintlichen Sieges war Hwoarang sauer. Jin Kazama… warum er? Warum immer dieser Kotzbrocken? Er ging gerade die ersten Stufen der Treppe zum Parkplatz hinunter, als hinter ihm leichtfüßige Schritte erklangen, die zu ihm aufschlossen. Er wusste, was nun kam. Prompt zupfte jemand an seinen Haaren. „Rahang!“, tadelte Xiaoyu Lings helle Stimme. Er wandte sich um. Sie stand zwei Stufen über ihm und blickte ihn missmutig an. „Du hast mir versprochen…“ „Wir beide haben es dir versprochen!“, unterbrach er sofort. Er wusste, worauf sie hinaus wollte. „Wenn dieser Lackaffe sich nicht dran hält, warum sollte ich?“ Er wollte weiter gehen, doch sie hielt ihn zurück. 2 © Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) „Was war denn wieder los, hm? Hat er sich gerühmt, dich letztens beim Turnier geschlagen zu haben oder warum musstest du so eine Show abziehen? Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!“ Dies aus dem Mund einer gerade Zwanzigjährigen war echt hart, fand Hwoarang, sagte jedoch nichts. „Ihr habt versprochen, euch zu vertragen, zumindest hier“, belehrte sie ihn. „Was auf der Straße passiert ist mir egal, ich hab´ aber keine Lust, dich von der Uni fliegen zu sehen!“ „Hältst du ihm wenigstens den gleichen Vortrag?“, maulte Hwoarang. „Im Übrigen hat er mich…“ „… letztens nur geschlagen, weil du hohes Fieber hattest, ich weiß“, führte sie seinen Satz in einem Tonfall fort, der erkennen ließ, wie oft sie diese Erklärung bereits gehört hatte. „Ihr seid beide Sturköpfe!“ „Da du alles besser weißt, kannst du mir vielleicht auch verraten, was er dagegen hat, wenn ich mit einem Mädchen spreche, hm?“ Hwoarang reckte angriffslustig das Kinn. „Du bist doch seine Freundin, warum darf ich mich seiner Meinung nach mit dir unterhalten, mit dieser Kleinen aber nicht? Erklär mir das! Ich komm´ ihm schon nicht in die Quere.“ „Was für ein Mädchen?“, fragte Xiao lauernd. Sie sah irritiert aus, und Hwoarang bereute es beinahe, die Fremde erwähnt zu haben. Er wollte Xiao nicht verletzen. Sie kannten einander seit geraumer Zeit und er wusste, sie litt darunter, ihren Freund Jin und ihren besten Kumpel im ewigen Clinch zu erleben. „Ach vergiss es einfach. Ich muss zum Training.“ „Rang!“, beschwerte sie sich. Er hasste diesen Spitznamen. Selbst wenn sie das A nicht wie üblich in die Länge zog. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Was für ein Mädchen?“ Er seufzte. „Klein. Schlank. Bildhübsch.“ Xiao verdrehte die Augen. „Danke, mehr solch nützlicher Informationen?“ „Wenn dein idiotischer Freund nicht dazwischen gefunkt wäre, könnte ich dir Namen und Telefonnummer nennen!“, fauchte er. „Aber dank dieses Deppen kann ich dir leider keine Details nennen, tut mir aufrichtig leid! Frag ihn doch selbst, er scheint 3 © Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) sie schließlich zu kennen.“ Er drehte sich um und ging schnurstracks zu seiner Maschine. Er würde zu spät kommen. Zum dritten Mal in dieser Woche. Baek würde ihn umbringen. „Och Mensch, Rang! Jetzt hau´ nicht ab!“ Xiao lief ihm hinterher. „Klär´ das mit Jin, ich muss los!“ Er stecke den Schlüssel ins Zündschloss des schwarzen Cruiser, schwang sich auf den Sitz und startete. Gut, dass die Maschine sehr laut war, so konnte er nicht hören, was Xiao noch zu ihm sagte und brauchte sich kein schlechtes Gewissen einreden zu lassen. Zwar funkelte irgendwo hinten in ihren Augen noch so etwas wie Bedrückung, ihre Arme forderten ihn jedoch zornig gestikulierend auf, vom Motorrad zu steigen. Er bedeutete ihr durch ein Achselzucken, dass er nicht verstand, grinste frech, rückte die Sonnenbrille gerade und gab Gas. Im Rückspiegel erkannte er, wie Xiao ihre Wut an einem Laternenpfahl ausließ, dann heizte er mit Vollgas durch die Straßen zu dem kleinen Dojo, in dem Baek ihn trainierte. Als Hwoarang endlich ankam, fand er Baeks Auto nicht wie üblich in die Nische zwischen Müllcontainer und Feuerleiter des unscheinbaren Gebäudes mit dem abblätternden Putz gequetscht. Da sein Lehrmeister Unpünktlichkeit verabscheute und Hwoarang die Chance, trotz Verspätung nicht als Letzter eingetroffen zu sein, als verschwindend gering einstufte, bedeutete dieser Umstand höchstwahrscheinlich einen Baek mit doppelt schlechter Laune: Weil sein Wagen defekt und sein Schüler zu spät war. Hwoarang seufzte und beeilte sich am Büro vorbei in die Umkleide zu schleichen. Dort schloss er seinen Spind auf, zerrte seinen Dobok hervor, zog sich hastig um und betrat den Trainingsraum. In der kleinen Halle herrschte Stille und es roch nach Schweiß und Anstrengung. Von Baek war keine Spur zu entdecken. Hwoarang ließ die Verbeugung ausfallen und begann sofort den Sandsack zu bearbeiten, der an einer Eisenkette von der Decke hing. Wenn Baek kam, wollte er aussehen, als habe er lange auf ihn gewartet. 4 © Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) Er übte einige Kombinationen aus schwierigen High-Kicks und stellte sich dabei Jin Kazamas Gesicht vor. Die Tritte saßen perfekt. Mitten in Jins blöde Fresse. Er zählte leise: „Hah-Na!“ Der Kick ging in Jins selbstgefälliges Grinsen. „Dool!“ Unter sein Kinn. „Seht!“ Von rechts gegen seine Schläfe. Verbissen trainierte er weiter. Seine Niederlage beim letzten Wettkampf musste eine einmalige Sache bleiben, durfte sich nicht wiederholen. Er würde nicht noch einmal gegen diesen Widerling verlieren, das nahm er sich fest vor. Jedes ihm bekannte Schimpfwort erschien für den Typ zu harmlos. Und Hwoarang kam von der Straße - er kannte eine Menge Schimpfworte! Er wechselte die Stellung und bearbeitete den Sandsack mit den Fäusten. „Yol Yuh Sut!“ Er schlug Jin in den Magen. Führte sich auf, als würde ihm alles gehören. Bloß weil er der Erbe des Mishima-Imperiums sein würde. „Yol Eel Kohp!“ Handkantenschlag gegen den Hals. Was für ein Angeber. Xiao fiel ihm ein, Xiaoyu Ling. Hwoarang verstand nicht, was die Kleine an Jin fand, hatte jedoch aufgegeben, ihr in die Beziehung hineinzureden. Es war ohnehin zwecklos und im Endeffekt total egal. Er mochte Xiao, ja. Und tat Jin ihr weh, würde er ihm sämtliche Knochen brechen! Davon abgesehen war es ihm gleichgültig, was die beiden miteinander hatten, auch wenn ihr Verhältnis noch angespannter geworden war, seit Baeks bescheuerter Idee mit dem Studium. Aber solange Xiao ihn nicht zwang, Jin wahre Freundlichkeit entgegen zu bringen, konnte er irgendwie damit leben. Sie hatten sich darauf geeinigt offene Feindseligkeiten zu unterlassen. Das musste reichen. Er hoffte nur, Xiao machte sich nun seinetwegen keine Sorgen, dass Jin sie betrog. Er hätte ihr gegenüber die unbekannte Frau nicht erwähnen sollen. Egal wie sehr er Jin verabscheute, Xiao sollte nicht darunter leiden. Aber warum zum Teufel war Jin derart entschlossen dazwischen gegangen, als Hwoarang die Fremde in ein Gespräch verwickelt hatte? In der Regel ignorierten sie einander konsequent, wann immer sie sich an der Mishima Daigaku begegneten. Es 5 © Miriam Schäfer – Tekken – Das Böse in Dir (2002 ff) war tatsächlich das erste Mal seit langem, dass Jin ihn außerhalb von Kampfarena oder Straße heruntergeputzt hatte. Der Schweiß rann Hwoarang bereits über den Oberkörper, doch er schlug und trat unaufhörlich weiter gegen den Sandsack.