Düsseldorfer Schauspielhaus — Junges Schauspiel — Bürgerbühne — Spielzeit 2016/17 — www.dhaus.de

Willkommen

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, werte Freundinnen und Freunde des Düsseldorfer Schauspielhauses!

Wir freuen uns auf den Neubeginn in Düsseldorf, auf die Begegnung mit Viele dieser Inszenierungen betonen – in einer großen Bandbreite der Äs- zugewandten, offenen und selbstbewussten Menschen. Theater soll im thetiken – den Gestus des Erzählens; im Anfang war das Wort. Und so be- Herzen der Stadt ein lebendiges Zentrum des Nachdenkens, der Empa- ginnen wir mit dem ältesten überlieferten Text der Menschheit, dem Epos thie, des Diskurses, der friedlich-freundlichen Kommunikation, der Be- von Gilgamesh, einem Schöpfungsmythos. Sheherazade erfindet gleich gegnung der Generationen und der vielen verschiedenen Gruppierungen, darauf überlebenswichtige Geschichten, der Krieger Odysseus verliert Schichten, Herkünfte sein. Ein Ort, an dem man sich trifft, um – anhand sich auf seiner Reise, Jules Verne lädt uns zu einer Wette und ganz anderen von Geschichten und Skizzen, die man erlebt – über die gemeinsamen In- Abenteuerreisen ein, und der junge Autor Leif Randt entführt uns in eine teressen zu reden, aber auch um Differenzen zu erfahren, sie auszuhalten, vielleicht etwas zu gut geordnete Zukunft. Der Bogen ist weit geschlagen, sie produktiv zu machen. durch die Zeiten und durch die Welt, und nicht von ungefähr bedeutet Die Zeiten sind kompliziert, die Gesellschaft ist uneins, die Aufgaben, dieses Erzählen eine Begegnung mit dem Fremden und dessen Aneignung, die eine globalisierte Welt stellt, überfordern uns oft. In solchen Zeiten das Wegerzählen auch der eigenen Ängste, denn im Theater erfahren wir, kommt dem Theater eine elementare Aufgabe zu. Denn beim Entstehen dass ihre Ursachen zumeist in einem selbst zu finden sind. eines neuen Bildes von Welt hat das Theater teil an den Entwürfen – ästhe- D’haus steht in Zukunft für das Düsseldorfer Schauspielhaus. Es ist ein tisch, gesellschaftlich, politisch. Dies muss die Aufgabe einer Kulturins- gemeinsames Dach für das Schauspiel, das Junge Schauspiel und die neu titution sein: geschichtsbewusst in der Gegenwart stehen und sich in die gegründete Bürgerbühne. Und all dies gehört eng zusammen, wird gemein- Zukunft hineindenken. sam gedacht und gemeinsam gemacht. Stefan Fischer-Fels, zurückgekehrt Wir widmen uns dem Düsseldorfer Schauspielhaus mit Hochachtung vor nach Düsseldorf, leitet nun wieder das Junge Schauspiel. Christof Seeger- dessen Geschichte – die auch die Verwerfungen der letzten Jahre einschließt. Zurmühlen ist neuer Künstlerischer Leiter der Bürgerbühne, die jeden ein- Natürlich hätten wir unsere Arbeit gerne im Zentrum dieser Stadt be- lädt, spielend dabei zu sein. Beide sind wichtige Partner und Miterfinder. gonnen, im Bau am Gustaf-Gründgens-Platz, der die Identität des Theaters Erste große gemeinsame Aufgabe wird die Einrichtung eines Cafés für seit den 1970er-Jahren mitprägt, im Theaterhaus von Bernhard Pfau, das Geflüchtete und Düsseldorfer sein – ein kreativer und sozialer Treffpunkt. Modernität und Zukunftszugewandtheit ausstrahlt. Wir haben lange dar- Theater ist auch ein Laboratorium für neue Formen der Kommunikation, um gekämpft. Es hat nicht sollen sein. und Kunst kann dabei vieles ausprobieren, was Politik und Wirtschaft nicht »Under construction«, im Aufbau, im Umbau, dieses Thema wird uns können, wollen oder dürfen. und Sie in jeglicher Hinsicht eine Spielzeit lang begleiten. Die Umgebung Dieses Spielplanheft soll Ihnen Lust machen, uns zu treffen. Vor allem des Schauspielhauses wird für eine ganze Reihe von Monaten die Großbau- natürlich das Ensemble, das sich zusammensetzt aus Düsseldorfern, die Sie stelle Düsseldorfs sein. kennen und schätzen, aber auch aus Künstlern, die aus Berlin und Wien, Darin liegt aber auch eine Chance, die Mitte der Stadt neu zu definie- Dresden und Bochum, Hamburg und Frankfurt, Magdeburg und München ren: Hofgarten, Dreischeibenhaus, Kö-Bogen 2, Schadowstraße, die neue und vielen anderen Städten neu zu uns kommen. Der Fotograf Thomas U-Bahn, der Übergang zur Oper und zur Kunstsammlung ohne Tausend- Rabsch hat sie für dieses Magazin ins Bild gesetzt. Sein Blick auf Menschen füßler – all dies muss verantwortungsvoll zusammengedacht werden. Die wird uns weiter begleiten, genauso wie die Arbeit von ErlerSkibbeTöns- Stadt wird anders aussehen, und der Solitär Schauspielhaus wird stadtar- mann, die das neue visuelle Erscheinungsbild des Hauses entworfen haben. chitektonisch anders eingebettet sein – zwischen Kunst und Konsum, Tou- Hinzu kommen die kommentierenden und assoziierenden Zeichnungen von rismus und Erholung. Wir sind gespannt und beteiligen uns mit unseren Katharina Gschwendtner, die Sie im Mittelteil dieses Magazins finden. Vorschlägen inhaltlich und ästhetisch an der Entwicklung einer urbanen Neben der Übersicht über die Premieren der gesamten kommenden Gesellschaft. Auch für das Schauspielhaus wird eine Chance gewonnen, es Spielzeit, unsere Kooperationen und Sonderveranstaltungen (von den sollte schließlich – seinem fünfzigjährigen Jubiläum entgegengehend – für neuen »Düsseldorfer Reden« bis zu den Live-Hörspielen) finden Sie In- die zweite Hälfte eines Jahrhunderts in jeglicher Hinsicht gut dastehen. formationen über jedes Stück, die Autoren und die Regisseure. Außerdem Eine Großbaustelle ist nicht die schlechteste Metapher für Theaterar- haben wir eine Reihe uns nahestehender Wissenschaftler, Persönlichkeiten beit, signalisiert konzeptionelle Chancen, Investition in die Zukunft (da- des öffentlichen Lebens, Autoren, Dramaturgen und Journalisten gebe- mit sie eine wird), Neugier, Bewegung. ten, sich in eigenen Texten Gedanken über die geplanten Inszenierungen Wir werden in der Spielzeit 2016/17 – und, nein!, hoffentlich nicht län- und Stücke zu machen – Hintergrundgespräche, Querdenkereien und freie ger – einen umfangreichen Repertoirespielplan im Central, dem neuen Assoziationen. Theaterort gleich neben dem Bahnhof, vorstellen. Große Texte von Eu- Und auf den letzten Seiten sind alle Basisinformationen zu Theater ripides, Shakespeare und Kleist, aber auch Uraufführungen von Elfriede und Schule, Bürgerbühne, Freundeskreis, Preisen, Abonnements, Spiel- Jelinek, Lutz Hübner und Simon Stephens. Und wir werden Theateraben- stätten, Vorverkauf u. v- m. versammelt. Wie es einem Haus zukommt, teuer in der Stadt suchen mit einem Zirkuszelt am Corneliusplatz, mit das Sie als servicefreundlich und seinen Zuschauern zugewandt kennen. einem »Faust«, den man zu sich einladen kann, mit einer Düsseldorfer Stadt-Geschichte im Dreischeibenhaus, mit dem Kinder- und Familien- stück im Capitol. Sie werden neuen Regisseuren begegnen, die unserem Theater eng verbunden sind, wie Bernadette Sonnenbichler und Roger Wir freuen uns auf Düsseldorf. Wir freuen uns auf Vontobel, dem Theatermagier Robert Wilson und Matthias Hartmann als Ihre Neugier. Das Ensemble, das Team und einem Spezialisten für große Literatur-Erzählungen. Sie werden eine der Realität lauschende Produktion von Rimini Protokoll sehen und die jüngst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des D’haus. zum Berliner Theatertreffen eingeladene Regisseurin Daniela Löffner mit einem großen Gesamtensembleprojekt erleben. Wilfried Schulz, Generalintendant

D’haus — Spielzeit 2016/17 3 Liebe Freundinnen und Freunde, people of all cultures and colours, Junge und Junggebliebene, Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus nah und fern!

Ich freue mich sehr, zum zweiten Mal das Junge Schauspiel in Düsseldorf lei- humorvolle Erzählungen aus der Lebensrealität unserer Kinder, auf bel- ten zu dürfen. Das ist sicher nicht gewöhnlich. Aber aus meiner ersten Düs- gische Theaterkünstler, englische Musiker, kurdische, britische, deutsche seldorferfahrung heraus kann ich ohne Einschränkung sagen: Ich liebe diese und norwegische Autoren. Unser Ensemble hat französische, italienische, freundliche, weltoffene Stadt sehr, und meine Tochter findet es auch gut, jamaikanische, koreanische, russische, ungarische Wurzeln. Wir freuen dass wir in ihre Geburtsstadt zurückkehren. Außerdem hatte ich meinen uns mit unserem gesamten Team darauf, Geschichten zu erzählen, die so Flügel, ein altes Erbstück – als Leihgabe ans Düsseldorfer Schauspielhaus vielfältig sind wie die Welt, die immer mehr zum »Global Village« zusam- in mehreren Inszenierungen prominent besetzt –, in Düsseldorf vergessen. menwächst, mit allen Chancen und Gefahren. Die Geschichten einer Welt, Es ist mir eine große Ehre und Freude, im Team von Wilfried Schulz die in Bewegung ist und die sich gerade rasant verändert; Geschichten von tätig sein zu dürfen. Außerdem freue ich mich, dass die Zusammenarbeit der Zartheit und der Verletzbarkeit, der Kraft und dem Mut von Kindern mit Christof Seeger-Zurmühlen, die wir von 2003 bis 2011 entwickelt haben, gestern und heute, Geschichten von Flucht und Krieg, vom Abschiedneh- noch einmal aufgenommen und vertieft werden kann. Christof hat, wie ich men und Auf-Reisen-Gehen, von aufregenden Abenteuern und hoffnungs- finde, fantastische Arbeit am Jungen Schauspiel geleistet; ihn als Partner, vollen Neuanfängen liegen uns sehr am Herzen. Freund, Berater, Regisseur und Leiter der Bürgerbühne mit im Boot zu wis- Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt deswegen im internationalen sen ist eine der schönsten Pointen dieses gemeinsamen Neuanfangs. ­Austausch. Wir knüpfen Kontakte in die Nachbarländer Belgien und Kinder und Jugendliche, Bürgerinnen und Bürger egal welchen Alters, Holland, und wir beginnen einen Austausch mit zwei wichtigen indischen welcher Herkunft oder mit welchem kulturellen Hintergrund sind einge- Theatergruppen. Wir gehen in die Welt und laden Theatermacher aus aller laden ins Junge Schauspiel, das in der Münsterstraße 446 im Nordosten der Welt ein, uns in Düsseldorf zu besuchen, uns mit ihrer Kunst zu bereichern Stadt seine »Homebase« hat und von dort aus auch andere Spielorte erobert. und Perspektivenwechsel vorzunehmen. Wir freuen uns auf die intensive Zusammenarbeit mit den Düsseldorfer Wir sind Akteure in einer demokratischen Stadtgesellschaft, und wir Schulen – sie sind die Garanten dafür, dass alle Kinder und Jugendlichen wollen mit unserer Kunst und unseren Geschichten einen positiven Beitrag mit Theaterkunst in Berührung gebracht werden. Vielleicht wächst daraus zum Gemeinwohl in dieser Stadt leisten. Ob alt, ob jung, ob fremd, geflüch- eine lebenslange Liebesbeziehung zum Theater. Das ist unser Ziel, daran tet oder hier geboren: Dies ist euer Theater. Euer Ort der Geschichten, euer arbeiten wir mit Leidenschaft. Treffpunkt. Euer Wohnzimmer. Hier heißen wir euch willkommen. Unser Publikum ist vielfältig, so wie unser künstlerisches Personal und unsere Geschichten: Wir freuen uns auf amerikanische, persische, A welcome to everybody. deutsche und afrikanische Geschichten, auf große antike Stoffe und auf Stefan Fischer-Fels — Künstlerischer Leiter Junges Schauspiel

4 D’haus — Spielzeit 2016/17 Herzlich willkommen bei der Bürgerbühne am Düsseldorfer Schauspielhaus!

Wir freuen uns, verkünden zu dürfen, dass es ab der neuen Spielzeit auch tenwahnsinn. Die renommierte freie Gruppe andcompany&Co. entwickelt in Düsseldorf eine Bürgerbühne geben wird – einen Ort, an dem die Bürge- mit Bürgern und Nichtbürgern, mit Schauspielern des Jungen Schauspiels rinnen und Bürger der Stadt ihre Geschichten selbst auf der Bühne verhan- und nichtprofessionellen Spielern saisonübergreifend eine Inszenierung deln. Das Modell der Bürgerbühne ist mittlerweile wichtiger Bestandteil mit dem Titel »Everybody Comes To Stay!«, eine Hommage auf den Flücht- der Theaterarbeit an vielen Schauspielhäusern im deutschen und europäi­ lingsfilm »Casablanca«. schen Raum. Aber nicht nur mit Bühnenproduktionen wird die Bürgerbühne prä- Wir laden alle ein, die den Mut haben und die Lust verspüren, das Thea- sent sein, sondern auch mit Aktionen im öffentlichen Raum und kleineren ter und das eigene Leben zu bereichern, indem sie selbst spielen, aktiv teil- Formaten: Das Künstlerkollektiv projekt_il begibt sich mit seinem »Ci- nehmen und sich zeigen wollen. Wir schenken Ihnen und Ihren Biografien, nema Paradiso« auf die Reise durch die Stadt, errichtet ein zirzensisches Geschichten, Nöten und Visionen die Bühne. Es geht um das Abenteuer Freiluftkino und zeigt Filme aus aller Welt. Außerdem plant das Kollektiv Spiel neben Alltag, Beruf, Schule oder Erwerbslosigkeit, egal ob in jungen Stadtrundfahrten als Heldenepos – »Godspeed« – mit und zu Bürgerinnen Jahren oder im hohen Alter, um neue Bekanntschaften, um Forschergeist und Bürgern in den Stadtbezirken. und natürlich um den Auftritt auf der Theaterbühne. Und schließlich gibt es für alle Leute, die nicht bei einem Stück mitwir- Die Angebote der neuen Plattform Bürgerbühne sind vielfältig und ken können oder wollen, die Möglichkeit, Theaterklub-Mitglied zu werden. verschieden: Zum einen können Sie als nichtprofessionelle Spielerinnen Ein Klub hat ein bestimmtes Thema, die Teilnehmenden treffen sich in der und Spieler in Stücken und Projekten mitwirken, die mit professionellen Regel einmal pro Woche, und am Ende der Spielzeit werden die Ergebnisse künstlerischen Teams entwickelt werden. Zum anderen können Sie als Zu- bei der großen Bürgerbühnen-Klubsause vorgestellt. schauerin und Zuschauer an der Bürgerbühne teilhaben. Eine Bürgerbüh- Alle künstlerischen Aktivitäten entstehen aus der Vision und der Überzeu- nen-Inszenierung ist eine theatrale Kunstform, sie geht von einer inhalt- gung, dass das Theater ein Ort der Begegnung und der Kommunikation lichen Idee aus und sucht eine ästhetische Umsetzung. So ergeben sich aus ist. Ganz besonders zeigt sich dies im »Café Eden« – einem gemeinsamen gesellschaftspolitischen und sozialen Themenfeldern und Fragestellungen Projekt von Schauspielhaus, Jungem Schauspiel und Bürgerbühne –, das der Düsseldorfer Stadtgesellschaft schließlich Theaterstücke. Sie können zur neuen Spielzeit jeden Montag seine Pforten in der Münsterstraße 446 dokumentarische, biografische Recherchearbeiten sein oder sich mit Lite- öffnen wird. Eingeladen sind Menschen aus allen Kulturen und Nationen. ratur als Vorlage beschäftigen. Sie können vom Eigenen handeln oder vom Das Café Eden ist eine Tausch- und Ratgeberbörse, ein Spiel-, Rummel- Fremden, von der großen oder der kleinen Welt. und Klönplatz mit wöchentlich neuen Überraschungsgästen und Aktivi- Die Stücke werden Teil des Spielplans, gehören zum Repertoire und täten. Es wird gemeinsam gegessen, getrunken und gefeiert. werden nach der Premiere je nach Größe und Thema in den verschiedenen Das Abenteuer Düsseldorfer Schauspielhaus geht weiter – auch für Spielstätten des Düsseldorfer Schauspielhauses aufgeführt. Für die Pro- mich. Ich bin voller Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit dem neuen duktionen sprechen wir je nach Projekt unterschiedliche Menschen an, Team des Schauspielhauses und mit den alten Weggefährten um Stefan die etwas zum jeweiligen Stück zu sagen oder beizutragen haben und uns Fischer-Fels. Uns alle vereint und begeistert der Gedanke, Räume für Men- ihre Spielfreude zur Verfügung stellen. Es gibt öffentliche Aufrufe und schen und ihre Geschichten und Bedürfnisse zu öffnen, sodass sie in der Auswahlworkshops. Jede und jeder darf sich bewerben, es sind keine Vor- Stadt vorkommen, gesehen und gehört werden. Dies mit den Mitteln der kenntnisse erforderlich. Kunst in all ihren Facetten zu realisieren hat einen enormen Reiz. In der ersten Spielzeit werden wir vier Bühnenproduktionen realisieren: Düsseldorf ist eine bunte, offene, umtriebige und neugierige Stadt – Im Stück »Ein Sommernachtstraum« entfesselt die Berliner Regisseurin das liegt an den Menschen. Die Stadt ist in Bewegung, die Stadtteile sind Joanna Praml mit jungen Erwachsenen ein Verwirrspiel der Gefühle. Das vielfältig wie die Kulturen. Zeit, genauer hinzusehen und das Theater im Musik- und Theaterprojekt »Verlorene Lieder« will die Geschichten derer besten Sinne für alle zu öffnen. erzählen, die eine innige Beziehung zu einem Lied und zur Musik entwi- ckelt haben, wodurch ihr Schicksal maßgeblich beeinflusst wurde. In der Tretet ein. Tretet ins Licht. Betretet die Bühne. Inszenierung »Schlachtfelder der Schönheit« von Suna Gürler geht es um Es ist unser gemeinsames Theater. das eigene Zerr- und Spiegelbild, um die Schönheitsindustrie und den Diä- Christof Seeger-Zurmühlen — Künstlerischer Leiter Bürgerbühne

D’haus — Spielzeit 2016/17 5 Herzlichen Dank an unsere Förderer und Kooperationspartner der Spielzeit 2016 / 17

gefördert im Fonds Doppelpass der

Rimini Protokoll

vzw NEVSKI PROSPEKT

freunde des düsseldorfer schauspielhauses e. v.

6 D’haus — Spielzeit 2016/17 Inhalt

Die Spielzeit 2016/17 21 — Das Blau in der Wand 48 — In Schleifen — Van Bo Le-Mentzel von Tankred Dorst über das Stück »Unterm Kindergarten« 08 — Die Saison in der Übersicht 21 — Herr Puntila und 51 — Erlöser — Janine Ortiz über 10 — und außerdem in der Spielzeit sein Knecht Matti Dostojewskijs »Der Idiot« Volksstück von Bertolt Brecht 54 — Der Clou — Zu Besuch bei dem 22 — Verlorene Lieder Dramatiker Tankred Dorst Premieren in der Stadt Ein musikalischer Abend über 55 — Impuls — Der Physiker Lars Borchardt das Verschwinden und Erinnern über die Heisenbergsche Unschärferelation Wimmelbild — Katharina Gschwendtner — 56 أهال وسهال Willkommen — 22 Gilgamesh — 14 Epos in einer Bearbeitung Komödie von Lutz Hübner 58 — Niemand — Stefan Fischer-Fels über den von Raul Schrott und Sarah Nemitz Regisseur Gregory Caers und »Odyssee« 14 — In 80 Tagen um die Welt 22 — Hexenjagd 59 — Dorothy — Kirstin Hess von Jules Verne von Arthur Miller über »Der Zauberer von Oz« 14 — Der Zauberer von Oz 22 — Das Versprechen 60 — Wurm — Der Autor Peter Wawerzinek Kinder- und Familienstück von Friedrich Dürrenmatt begegnet Brechts Puntila von L. Frank Baum 23 — Schlachtfelder der Schönheit 61 — düster und hell — Felicitas Zürcher 14 — Faust (to go) Untersuchung der Problemzone Körper über »Das Käthchen von Heilbronn« von Johann Wolfgang von Goethe 23 — (+) Die lebenden Toten 63 — Hymne — Musiker Danko Rabrenović eine mobile Inszenierung von Christian Lollike erzählt von einem »verlorenen Lied« 15 — Die dritte Haut :: Der Fall Simon 23 — ( +) Das Schiff der Träume 68 — Nichtung — Barbara Vinken Ein Projekt von Bernhard Mikeska, von Federico Fellini über Mode und Jelinek Lothar Kittstein und Alexandra Althoff 23 — (+) Unterwerfung 69 — to go — Beret Evensen über 15 — Der Sandmann von Michel Houellebecq die mobile »Faust«-Inszenierung von E. T. A. Hoffmann 24 — ( +) Bilder deiner großen Liebe 70 — Wir schaffen das! — Notizen von von Wolfgang Herrndorf Autor Lutz Hübner zu »Willkommen« Premieren im Central — 73 — Entgrenzung — Regisseur Matthias Große Bühne Premieren Münsterstraße 446 Hartmann über Kleists »Kohlhaas« 76 — Versuchung — Regisseur Evgeny Titov 17 — Der Revisor 26 — Meine Schwester Sheherazade über Millers »Hexenjagd« Komödie von Nikolai Gogol von Mathilda Fatima Onur 79 — Nr. 76 und Nr. 78 — Alexandra Althoff 17 — Romeo und Julia 26 — Natives über den Fall Otto-Erich Simon Tragödie von William Shakespeare von Glenn Waldron 80 — Gast — Journalist Heribert Prantl über 17 — Der Idiot 26 — Unterm Kindergarten Medea heute von Fjodor M. Dostojewskij von Eirik Fauske 85 — Normal, oder? — Paul Jäger 17 — Heisenberg 26 — Odyssee von Fortuna Düsseldorf über Inklusion von Simon Stephens nach Homer 86 — Zufall — Der Regisseur Tilmann Köhler 18 — Das Käthchen von Heilbronn 27 — Mr. Handicap im Interview zu »Das Versprechen« von Heinrich von Kleist von Thilo Reffert 87 — Unrecht — Anwältin Berenice Böhlo 18 — Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? 27 — Everybody Comes To Stay! über »Everybody Comes To Stay!« Nicht mit mir!) von andcompany&Co. 88 — start strong — Ein Werkstattbericht aus von Elfriede Jelinek 27 — (+) Adams Welt Robert Wilsons Watermill Center 18 — Michael Kohlhaas von Gregory Caers 91 — Staat — Rimini Protokoll über ihr Düs- von Heinrich von Kleist 27 — (+) Die besseren Wälder seldorfer Projekt 18 — Medea von Martin Baltscheit 92 — Was kostet das? — Fragen an den Tragödie von Euripides Schönheitschirurgen Dr. Afschin Fatemi 19 — Gesellschaftsmodell Essays, Interviews, Porträts 94 — Gleich und gleicher — Azadeh Sharifi Großbaustelle (Staat 2) über Orwells Welt der Schweine von Rimini Protokoll 31 — Anbeginn — Robert Koall über Gilgamesh 19 — Farm der Tiere 32 — Wald — Ein Gespräch mit der Regisseurin Dabei sein von George Orwell Joanna Praml über »Sommernachtstraum« 19 — (+) Geschichten aus dem Wiener Wald 34 — Oben — Bundesrichter 99 — Bürgerbühne Volksstück von Ödön von Horváth Thomas Fischer über »Der Revisor« 102 — Theater, Schule & Co. 19 — (+) Hamlet 35 — Es war einmal — Matin Soofipour Tragödie von William Shakespeare über »Sheherazade« Informationen 39 — Ureinwohner — Der Gaming-Experte Premieren im Central — Christian Huberts über »Natives« 104 — Mitarbeiter Kleine Bühne 40 — Leidenschaft — Stefan Keim über die 106 — Service Regisseurin Bernadette Sonnenbichler 107 — Eintrittspreise & Ermäßigungen 21 — Ein Sommernachtstraum 42 — spin-off — Autor Leif Randt telefoniert 108 — Unsere Festplatz-Abonnements nach William Shakespeare mit dem Regisseur von »Planet Magnon« 109 — Unsere Wahl-Abonnements 21 — Planet Magnon 45 — Zündet’s? — Die Regisseure Peter Jordan 110 — Freunde und Förderer von Leif Randt und Leonhard Koppelmann im Gespräch 111 — Adressen

Das Düsseldorfer Ensemble

62 Cathleen Baumann­ — 98 Sonja Beißwenger — 29 Tabea Bettin — 11 Judith Bohle — 65 Markus Danzeisen — 46 Rosa Enskat — 12 Christian Erdmann — 30 Moritz Führmann — 93 Christian Friedel — 82 Maëlle Giovanetti — 97 Julia Goldberg — 90 Stefan Gorski — 75 Andreas Grothgar — 16 Jonathan Gyles — 43 Paul Jumin Hoffmann — 72 Lieke Hoppe — 37 Claudia Hübbecker — 20 André Kaczmarczyk — 28 Torben Kessler — 36 Burghart Klaußner — 81 Alessa Kordeck — 83 Florian Lange — 66 Kilian Land — 38 Jonas Friedrich Leonhardi — 78 Konstantin Lindhorst — 33 Alexej Lochmann — 95 Jan Maak — 53 Maria Perlick — 13 Karin Pfammatter — 77 Rainer Philippi — 52 Kilian Ponert — 47 Bernhard Schmidt-Hackenberg — 64 Jana Schulz — 67 Thiemo Schwarz — 71 Yohanna Schwertfeger — 74 Michaela Steiger — 25 Lou Strenger — 89 Andrei Viorel Tacu — 96 Sebastian Tessenow — 84 Cennet Rüya Voß — 49 Hanna Werth — 44 Thomas Wittmann — 41 Minna Wündrich — 50 Studierende des Mozarteums Salzburg

D’haus — Spielzeit 2016/17 7 In der Stadt Central — Große Bühne

Gilgamesh Der Sandmann Der Revisor Gesellschaftsmodell Epos in einer Bearbeitung von E. T. A. Hoffmann Komödie von Nikolai Gogol Großbaustelle (Staat 2) von Raoul Schrott Regie: Robert Wilson Regie: Linus Tunström von Rimini Protokoll Regie: Roger Vontobel Musik: Anna Calvi Premiere am 17. 9. 2016 Regie: Stefan Kaegi Premiere am 15. 9. 2016 Koproduktion mit (Rimini Protokoll) — Im Theaterzelt Unlimited Performing Arts Romeo und Julia Kooperation von Berliner auf dem Corneliusplatz Düsseldorfer Premiere Tragödie von Haus der Kulturen der Welt, im Mai 2017 William Shakespeare Münchner Kammerspielen, In 80 Tagen um — Under construction: Regie: Bernadette Düsseldorfer Schauspiel- die Welt Noch vor der Wieder- Sonnenbichler haus, Staatsschauspiel Dres- von Jules Verne eröffnung im Schauspielhaus Premiere am 23. 9. 2016 den, Schauspielhaus Zürich Ein Theaterabenteuer am Gustaf-Gründgens-Platz und Rimini Protokoll im für alle Der Idiot Rahmen von »100 Jahre Regie: Peter Jordan und (++) Top Secret von Fjodor M. Dostojewskij Gegenwart« Leonhard Koppelmann International (Staat 1) Regie: Matthias Hartmann Uraufführung im Mai 2017 Premiere am 25. 9. 2016 von Rimini Protokoll Koproduktion mit dem — Im Theaterzelt Teil 1 der Tetralogie Staatsschauspiel Dresden Farm der Tiere auf dem Corneliusplatz Regie: Helgard Haug / Düsseldorfer Premiere von George Orwell Daniel Wetzel (Rimini am 8. 10. 2016 Regie: Daniela Löffner Der Zauberer von Oz Protokoll) Premiere im Mai 2017 Kinder- und Familienstück Gastspiel Heisenberg Mit den Ensembles des von L. Frank Baum Münchner Kammerspiele von Simon Stephens Düsseldorfer Schauspiel- ab 6 Jahren — In einem Düsseldorfer Deutschsprachige hauses und des Jungen Regie: Robert Neumann Kunstmuseum Erstaufführung Schauspiels Premiere am 6. 11. 2016 am 21. 10. 2016 (+) Geschichten aus — Im Capitol in Das Käthchen dem Wiener Wald der Erkrather Straße von Heilbronn Volksstück von Heinrich von Kleist von Ödön von Horváth Faust (to go) Regie: Simon Solberg Regie: Stefan Bachmann von Johann Wolfgang Premiere am 19. 11. 2016 Austauschproduktion von Goethe mit dem Schauspiel Köln Eine mobile Inszenierung Das Licht im Kasten Düsseldorfer Premiere Regie: Robert Lehniger (Straße? Stadt? Nicht im Januar 2017 Premiere im Januar 2017 mit mir!) — Auf Ihre Einladung von Elfriede Jelinek (+) Hamlet an vielen Orten in der Stadt Regie: Jan Philipp Gloger Tragödie Uraufführung von William Shakespeare Die dritte Haut :: im Januar 2017 Regie: Roger Vontobel Der Fall Simon Musik: Woods of Birnam Ein Projekt von Bernhard Michael Kohlhaas Düsseldorfer Premiere Mikeska, Lothar Kittstein von Heinrich von Kleist im Frühjahr 2017 und Alexandra Althoff Regie: Matthias Hartmann Regie: Bernhard Mikeska Premiere im Februar 2017 (+) Terror Uraufführung Gerichtsdrama im März 2017 Medea von Ferdinand v. Schirach — Im Dreischeibenhaus Tragödie von Euripides Regie: Kurt Josef Regie: Roger Vontobel Schildknecht Premiere im März 2017 Wiederaufnahme im September 2016

(++) Ein Käfig ging einen Vogel suchen von Franz Kafka Regie: Andreas Kriegenburg Gastspiel Deutsches Theater Berlin im Dezember 2016

8 D’haus — Spielzeit 2016/17 Central — Kleine Bühne Münsterstraße 446

Meine Schwester (+) Adams Welt أهال وسهال Ein Sommernachts- Willkommen traum Komödie von Lutz Hübner Sheherazade von Gregory Caers nach William Shakespeare und Sarah Nemitz von Mathilda Fatima Onur und Ensemble Ein Verwirrspiel mit Düs- Regie: Sönke Wortmann ab 6 Jahren Regie: Gregory Caers seldorfer Jugendlichen Uraufführung Regie: Grete Pagan ab 2 Jahren Regie: Joanna Praml im Februar 2017 Uraufführung Düsseldorfer Premiere Premiere am 16. 9. 2016 am 18. 9. 2016 im November 2016 Hexenjagd von Arthur Miller (+) Die besseren Planet Magnon Regie: Evgeny Titov Natives Wälder von Leif Randt Premiere im März 2017 von Glenn Waldron von Martin Baltscheit Regie: Alexander Eisenach ab 14 Jahren ab 12 Jahren Uraufführung Das Versprechen Regie: Jan Friedrich Regie: Robert Neumann am 24. 9. 2016 von Friedrich Dürrenmatt Uraufführung Düsseldorfer Premiere Regie: Tilmann Köhler am 20. 9. 2016 im Januar 2017 Das Blau in der Wand Premiere im April 2017 von Tankred Dorst (+) Der Junge Mitarbeit: Ursula Ehler Schlachtfelder der Unterm Kindergarten mit dem Koffer Uraufführung Schönheit von Eirik Fauske ab 9 Jahren Regie: David Eine Untersuchung ab 3 Jahren von Mike Kenny Mouchtar-Samorai der Problemzone Körper Regie: Jan Friedrich Regie: Liesbeth Coltof Koproduktion mit Regie: Suna Gürler Premiere am 27. 9. 2016 Wiederaufnahme den Ruhrfestspielen Uraufführung Recklinghausen im Mai 2017 (+) Patricks Trick Düsseldorfer Premiere Odyssee von Kristo Šagor am 1. 10. 2016 nach Homer ab 10 Jahren (+) Die lebenden Toten ab 12 Jahren Regie: Hanna Müller Herr Puntila und von Christian Lollike Regie: Gregory Caers Wiederaufnahme sein Knecht Matti Uraufführung Koproduktion mit Nevski Volksstück Regie: Tilmann Köhler Prospekt Gent und Bronks (+) Was das Nashorn von Bertolt Brecht Düsseldorfer Premiere Theater Brüssel sah, als es auf die Regie: Jan Gehler im Herbst 2016 Düsseldorfer Premiere andere Seite des Premiere am 11. 11. 2016 am 29. 10. 2016 Zauns schaute (+) Das Schiff der von Jens Raschke Verlorene Lieder Träume (E la nave va) ab 11 Jahren Ein musikalischer Abend von Federico Fellini Mr. Handicap Regie: Christof Seeger- über das Verschwinden und Regie: Jan Gehler von Thilo Reffert Zurmühlen Erinnern Düsseldorfer Premiere ab 10 Jahren Wiederaufnahme Regie: Christof im Herbst 2016 Regie: Frank Panhans Seeger-Zurmühlen Uraufführung Musikalische Leitung: (+) Unterwerfung im März 2017 Bojan Vuletić von Michel Houellebecq Uraufführung Regie: Malte C. Lachmann am 10. 12. 2016 Düsseldorfer Premiere Everybody im Herbst 2016 Comes To Stay! von andcompany&Co. (+) Bilder deiner Uraufführung großen Liebe im April 2017 von Wolfgang Herrndorf und Uraufführung Regie: Jan Gehler Düsseldorfer Premiere im Herbst 2016

(+) Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen von Leonhard Koppelmann Regie: Leonhard Koppelmann Wiederaufnahme im Herbst 2016

(+) Übernahme von Inszenierungen aus Dresden, Berlin, Köln und Düsseldorf (++) Gastspiel 9 und außerdem ...

Theaterfeste Lieblingstexte Hair – konzertant und ohne Haare — Ein Die neue Spielzeit startet Schauspieler zu Gast musikalisches Programm von Lou Strenger und gleich mit zwei Festen André Kaczmarczyk — Jeder kennt sie, die Songs Sie sind bekannt aus Film und Fernsehen, ihre des berühmten Hippie-Musicals »Hair«, das in den Am 27. August im Zelt — Seinen ersten öf- Stimmen prägen Hörbücher und Radio-Features. Achtziger Jahren durch alle Mehrzweckhallen Eu- fentlichen Auftritt hat das neue Düsseldorfer Renommierte Schauspielerinnen und Schauspie- ropas tourte und Teenager um den Verstand brach- Schauspielhaus am NRW-Tag, der dieses Jahr in ler sind zu Gast auf der Großen Bühne des Central te. Lou Strenger und André Kaczmarzcyk lassen Düsseldorf gefeiert wird. Wenn das Land seinen und präsentieren ihre Lieblingstexte: Nicole Hee- die Songs und die Geschichte wieder aufleben. 70. Geburtstag feiert, wollen wir nicht fehlen und sters, Ulrich Matthes, Burghart Klaußner werden laden ein zum ersten Kennenlernen ins neue The- neben anderen in Düsseldorf zu Gast sein – wir Bis das Blut gefriert — Allen Freunden des aterzelt auf dem Corneliusplatz, am Anfang der laden in loser Folge ein zum literarischen Genuss. günstig zu erwerbenden Romans, insbesonde- Kö: mit einer öffentliche Probe von „In 80 Tagen re des Gruselromans, sei die Reihe »Bis das Blut um die Welt“, musikalischem Programm, Kin- gefriert!« empfohlen. Ensemblemitglieder des derschminken und einen Verkleidungsstand am Düsseldorfer Schauspielhauses interpretieren Nachmittag und einem ersten Einblick in „Gil- Live-Hörspiele die schwarzen Perlen des Genres neu. Der Nebel gamesh“ am Abend, und selbstverständlich mit Bücher auf der Bühne wird undurchdringlich sein, das Blut in den Adern Zuckerwatte und Popcorn, Bratwurst und Brause gefrieren, die Augen sich vor Schreck weiten, bis den ganzen Tag. Willkommen im Zirkuszelt! Bestseller, Buchpreis, Skandal, Trash... Immer grelle Blitze und krachender Donner das Finale wieder gibt es Bücher, die man auf der Bühne prä- einläuten. Am 10. September im Central — Eine Woche sentieren möchte, ohne gleich eine Inszenierung vor den ersten Premieren wollen wir die Spielzeit zu machen. Die Reihe der Live-Hörspiele liefert Go West — Fünf Ossis entdecken ein unbe- mit einem großen Fest in unserer Hauptspielstätte das Format dazu. Außerdem arbeiten gleich zu kanntes Land. Wir kommen aus Dresden, und eröffnen: Volles Programm auf allen vier Bühnen Beginn der neuen Spielzeit zwei gestandene Hör- davor durften wir auch nicht raus. Da staunt man des Central, auf der Gläsernen Brücke und in den spiel-Regisseure am Düsseldorfer Schauspielhaus: doch ganz schön, was der Westen alles zu bieten Sälen der Werkstätten. Um 15 Uhr startet das Kin- Leonard Koppelmann und Bernadette Sonnen- hat. Von Sushi und Sashimi, Stäbchen und Miso derprogramm, ab 16 Uhr gibt es auf den verschie- bichler haben neben ihren Inszenierungen auf hat der Ossi zwar schon gehört, aber wie man das denen Bühnen Lesungen, Lieder und Ausschnitte Theaterbühnen Karriere als Hörspiel-Regisseure alles benutzt, ist absolutes Neuland. Deshalb: rein aus Inszenierungen. Um 20 Uhr präsentiert das gemacht und werden auch in Düsseldorf Texte in in den Trabi und auf ins Abenteuer! gesamte Ensemble mit Regisseuren, Autoren und diesem Format einrichten. Wir starten mit: weiteren Gästen den Spielplan, und anschlie- ßend geht es weiter bis in die Morgenstunden: Bela B in: Sartana — Noch warm und schon Vogueing-Einlagen auf der Gläsernen Brücke, Sand drauf — nach dem Buch von Synchrolegen- Kooperation mit dem Konzerte in der Kleinen Bühne, Tanzen auf der de Rainer Brandt — Warum ruinieren Frauen Mozarteum Salzburg Großen Bühne. Das Theater beginnt – wir freuen jeden Western? Was passiert, wenn dein Friseur uns auf Sie! auch dein Zahnarzt ist? Warum sind die schlech- Schauspielschule zu Gast testen Sprüche im Italowestern einfach immer die besten? Dieses Live-Hörspiel gibt die passenden Ab der Spielzeit 2016/17 geht das Düsseldorfer Antworten. Bela B Felsenheimer aka Bela B (»Die Schauspielhaus eine Kooperation mit dem Tho- Düsseldorfer Reden Ärzte«) hat aus drei seiner Leidenschaften (Spa- mas Bernhard Institut der Universität Mozarte- Wir präsentieren Gedanken zur Zeit ghettiwestern, Musik und Comics) einen mu- um Salzburg ein, deren Leiterin die ehemalige sikalisch-erzählerischen Abend gemacht: einen Düsseldorfer Intendantin Amélie Niermeyer ist. Theater, das sind nicht nur Inszenierungen, Live-Hör-Comic in concert. — Regie: Leonhard Im Rahmen dieser Kooperation sind die Studie- Theater ist auch ein Ort der Reflexion, des kon- Koppelmann — Hörspielproduktion: WDR — renden des Absolventenjahrgangs zu Gast am zentrierten Nachdenkens, des Diskurses. Das mit Peta Devlin, Stefan Kaminski, Smokestack Düsseldorfer Schauspielhaus. Sie werden in ver- Düsseldorfer Schauspielhaus lädt deswegen von Lightnin’ und Mitgliedern des Ensembles — Ur- schiedenen Inszenierungen mitwirken und dabei Januar bis Mai 2017 einmal im Monat Persön- aufführung am 3. Dezember 2016 — Im Capitol an einem der größten Häuser Deutschlands ers- lichkeiten aus Kunst, Politik, Wirtschaft oder te Berufserfahrungen sammeln. Als Teil dieser Wissenschaft ein, eine Rede zur Zeit zu halten. Kooperation wird die Jahrgangsinszenierung aus Mit dabei sind u.a. der Autor Sascha Lobo und Salzburg, »Glänzende Aussichten« von Martin Margot Käßmann, Theologin und ehemalige We proudly present Heckmanns, in Düsseldorf in den Spielplan über- Landesbischöfin. — Von Januar bis Mai 2017, Geheime Lieblingsprojekte nommen und auf der Kleinen Bühne im Central Sonntag, 11 Uhr, Central, Große Bühne. In Koope- zu sehen sein: ration mit der Rheinischen Post Viele Schauspieler kennen Sie schon, andere kommen neu in die Stadt. Wir geben ihnen allen Glänzende Aussichten — Uraufführung von eine Bühne, auf der sie präsentieren können, was Martin Heckmanns. — Zehn junge Studenten sie im Gepäck haben und was ihnen am Herzen stehen unruhig und erwartungsvoll am Ende ihrer Café Eden — Refugees liegt – frei und unzensiert. Ausbildung und machen sich bereit für das Kom- mende. Sie haben vier Jahre lang gelernt, Rollen zu are welcome here! Den Anfang macht Cathleen Baumann, die vor sie- spielen und Fiktionen zu verkörpern. Nun eröff- Eine Begnungsstätte für alle ben Jahren bereits einmal in Düsseldorf engagiert nen sich Leben, Karrieren und Abgründe vor ih- war. Sie zeigt: Ichglaubeaneineneinzigengott. nen – und eine leere Bühne. — Eine Inszenierung Ab September gibt es im Foyer des Jungen — Deutschsprachige Erstaufführung von Stefa- des Mozarteums Salzburg Schauspiels das Café Eden: Treffpunkt und Be- no Massini — Drei Frauen, drei Kulturen, drei gegnungsort für Geflüchtete und alle Bürger der Religionen – und ein Tag, der diese drei Frauen Stadt, für Informationen, Diskussionen, zum verbindet. Eden Golan, Dozentin für hebräische gemeinsamen Spielen und mit Open Stage. Ein Geschichte, Mina Wilkinson, amerikanische Sol- Gemeinschaftsprojekt von Düsseldorfer Schau- datin und Shirin Akhras, palästinensische Studen- spielhaus, Jungem Schauspiel, Bürgerbühne, tin, die Al-Qassam-Märtyrerin zu werden will. zakk – Zentrum für Aktion, Kultur und Kom- Ihre Geschichten laufen scheinbar unvereinbar munikation, Eine-Welt-Forum Düsseldorf u. a. und sind trotzdem miteinander verknüpft im — Jeden Montag von 15 bis 21 Uhr, Foyer Junges Labyrinth des Heiligen Landes, wo TNT mit der Schauspiel, Münsterstraße 446 — Das aktuelle Leichtigkeit von Feuerwerkskörpern explodiert Programm finden Sie unter www.dhaus.de und Ängste ins Blut kriechen. — Mit: Cathleen Baumann. Regie: Nora Otte

10 D’haus — Spielzeit 2016/17 Judith Bohle D’haus — Spielzeit 2016/17 11 Christian Erdmann 12 D’haus — Spielzeit 2016/17 Karin Pfammatter D’haus — Spielzeit 2016/17 13 In der Stadt

Gilgamesh — Epos in einer Bearbeitung von In 80 Tagen um die Welt — nach dem Roman Raoul Schrott — Regie: Roger Vontobel — von Jules Verne — Regie: Peter Jordan und Leonhard Premiere am 15. September 2016 — Im Theaterzelt Koppelmann — Premiere am 25. September 2016 auf dem Corneliusplatz — Im Theaterzelt auf dem Corneliusplatz

Das Epos von Gilgamesh ist die älteste uns bekannte Erzählung der Mensch- Der englische Gentleman Phileas Fogg wettet sein Vermögen, dass es ihm heit. Es entstand vor fünftausend Jahren im Zweistromland, dem heutigen gelingen werde, in achtzig Tagen einmal um die Welt zu reisen. Noch am Gebiet Syriens und des Irak. Im 19. Jahrhundert fand man es – notiert auf selben Abend bricht er auf, zusammen mit seinem neuen Diener Jean Passe­ Tontafeln – in den Trümmern der Bibliothek von Ninive (heute Mossul). partout. Sie erreichen Bombay, kommen mit der Eisenbahn bis Kalkutta, Das Epos erzählt die Geschichte des Königs Gilgamesh, übermenschlich setzen die Reise auf einem Elefanten fort, befreien eine junge Frau aus den stark und zu zwei Dritteln ein Gott. Als Herrscher der Stadt Uruk tyranni- Klauen religiöser Eiferer, landen kurzzeitig im Gefängnis, reisen weiter siert er deren Bürger und führt ein grausames Regime. Seine Untertanen nach Hongkong und Shanghai, überqueren bald darauf den Pazifik, wehren klagen ihn bei den Göttern an, die aus Lehm das Wesen Enkidu erschaffen auf dem amerikanischen Kontinent einen Angriff von Sioux-Indianern ab – einen Gegenspieler des Königs, der ihn in seine Schranken weisen soll. und gehen schließlich in New York an Bord eines Schiffs, das sie wieder Auf der Erde lebt Enkidu aber zunächst unter Tieren in der Steppe – bis nach England bringt. Doch Fogg und sein Begleiter Passepartout ahnen der König seiner gewahr wird. Er sendet eine Hure, ihn zu verführen. Die während der turbulenten Reise nichts von ihrem Verfolger Inspektor Fix, Begegnung mit dieser macht Enkidu mit den Menschen vertraut, und er der den wagemutigen Briten für einen gesuchten Bankräuber hält und ding- begibt sich nach Uruk, wo er mit Gilgamesh einen Kampf der Giganten fest machen will. ausficht – der unentschieden endet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es dank innovativer Verkehrsmittel wie Gilgamesh und Enkidu werden Freunde und durchleben gemeinsam Eisenbahn oder Dampfschiff zum ersten Mal möglich, die Welt in kürzester Abenteuer, die die Götter schließlich beenden, in dem sie Enkidu sterben Zeit zu umrunden. Jules Verne, der selbst Europa nie verlassen hat, schrieb lassen. Gilgamesh wird durch den Tod des Freundes verwandelt. Allein seinen Abenteuerreiseroman 1872 nach einer wahren Begebenheit. Seine begibt er sich auf die Reise bis ans Ende der Welt, um das Geheimnis der »voyage extraordinaire« wurde zum Riesenerfolg und zählt zu den Klas- Unsterblichkeit zu lüften – und findet den Sinn des Lebens. sikern des Genres. Die Geschichte um Fogg, Fix und Passepartout wurde Das Epos von Gilgamesh eröffnet unsere neue Theatersaison 2016/17 mitten zudem vielfach verfilmt und auf die Bühne gebracht. Die Regisseure Peter in der Stadt – im Theaterzelt auf dem Corneliusplatz – mit einer Geschichte, Jordan und Leonhard Koppelmann inszenieren die Reise um den Erdball die fast so alt ist wie unsere Zivilisation selbst. als musikalisch-komödiantisches Spektakel im Theaterzelt. — Mehr über die Herkunft dieses Mythos’ auf Seite 31 — Die Regisseure Koppelmann und Jordan im Interview — Seite 45

Roger Vontobel wurde 1977 in Zürich geboren und arbeitete als Regisseur Peter Jordan war als Schauspieler lange am Thalia Theater Hamburg engagiert u. a. am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Schauspiel Essen, an und wirkte zudem in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Leonhard den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Bochum und am Staats- Koppelmann studierte Theaterregie in Hamburg. Er arbeitet für Theater und schauspiel Dresden. Dort entstand u.a. seine Inszenierung von Schillers Funk und inszenierte bisher über zweihundert Hörspiele. In Düsseldorf brachte »Don Carlos«, die mit dem wichtigsten deutschen Theaterpreis »Der Faust« er jüngst »Klaus Barbie« auf die Bühne. Als Regieduo inszenierten Koppelmann ausgezeichnet und zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Roger und Jordan in Mainz, in Dortmund, am Thalia Theater Hamburg und am Staats- Vontobel wird in Düsseldorf regelmäßig als Hausregisseur arbeiten. schauspiel Dresden. Sie sind spezialisiert auf komödiantisch-musikalische Stoffe.

Der Zauberer von Oz — Kinder- und Familienstück Faust (to go) — von Johann Wolfgang von Goethe nach dem Roman von L. Frank Baum — ab 6 Jahren — Eine mobile Inszenierung — Regie: — Regie: Robert Neumann — Premiere am Robert Lehniger — Premiere im Januar 2017 — 6. November 2016 — Im Capitol in der Erkrather Straße Auf Ihre Einladung an (fast) jedem Ort der Stadt

Dorothy ist wütend: Tante Em lächelt überhaupt nicht mehr, und Onkel In Düsseldorf wird »Faust« auf eine Reise durch die Stadt gehen und über- Henry arbeitet von morgens bis abends. Und sie hören ihr auch nicht richtig all dort haltmachen, wo er dazu eingeladen wird: in der Schulaula und im zu! In Dorothys Wut mischt sich plötzlich ein Wind, ein Sturm. Sie hebt ab, Altersheim, im Gemeindezentrum und auf dem Dorfplatz … Theater »on samt Haus, und wird durch die Gegend gewirbelt. Als das Haus endlich lan- the road« – denn wenn die Zuschauer nicht ins Schauspielhaus kommen det, befindet sie sich in einer ganz anderen Welt. Sie wird von den Munch­ können, kommt das Theater eben zu den Zuschauern. kins gefeiert, weil sie mit ihrem Haus die böse Hexe des Ostens erschlagen Faust ist am Ende. Er ist Jurist, Mediziner, Theologe und hat doch weder und so ein ganzes Volk befreit hat. Dabei wollte sie niemanden erschlagen! Erkenntnis noch Zufriedenheit gefunden. Da läuft ihm ein Pudel über den Noch bevor Dorothy richtig begreift, was mit ihr in dem fremden Land Weg, der sich als Teufel Mephistopheles zu erkennen gibt und Faust zu ei- geschieht, öffnet sich eine fantastische Welt, in der sie zahlreiche Abenteu- nem Pakt verführt. Sollte Faust je zum Augenblick sagen: »Verweile doch, er bestehen muss und neue Freunde findet: eine Vogelscheuche, die gern du bist so schön!«, dann gehört seine Seele dem Teufel. Faust schlägt ein, Verstand hätte, einen Blechmann, der sich nach einem Herzen für Gefühle und Mephisto nimmt ihn mit auf eine Reise durch die kleine und die große sehnt, und einen ängstlichen Löwen, der lieber schrecklich und wild wäre. Welt. Er zeigt ihm Auerbachs Keller, die Walpurgisnacht, die Hexenküche Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Smaragdenstadt zum Zau- und führt ihm Gretchen zu. Er lässt Faust sich verjüngen und verschafft berer von Oz, der ihnen diese Wünsche erfüllen soll. Der Zauberer macht ihm Begierde und Genuss. Am Ende ist Gretchen verloren und vergessen, jedem von ihnen ein Geschenk, durch das sie entdecken, dass viel mehr in und zwischen Faust und Mephisto steht es immer noch patt. ihnen steckt, als sie bisher vermutet haben … Um 1480 war in Süddeutschland ein gewisser Johannes Faust als Astro- — Kirstin Hess über die amerikanischste aller Geschichten — Seite 59 loge, Quacksalber und Prahler bekannt. Um diesen Mann rankten sich Le- genden, die später in Form von Volksbüchern kursierten. Johann Wolfgang Robert Neumann studierte an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst von Goethe ließ der Stoff über sechzig Jahre nicht los – sein »Faust« wurde Busch« in Berlin. Bis 2014 folgten Engagements als Schauspieler am Deutschen Theater Berlin, am Theater Magdeburg, am Staatstheater Braunschweig und zum meistzitierten Stück deutschen Bildungsguts, das heute jeder kennt. am Grips Theater Berlin. Seit 2010 inszeniert er am Grips Theater, am Thalia — Lesen Sie über das Unterfangen einer mobilen Inszenierung auf Seite 69 Theater Halle, am Hans Otto Theater Potsdam und am Schauspiel Stuttgart. Robert Lehniger, geboren 1974, arbeitet als Regisseur und Videokünstler. In seinen Inszenierungen spielt er mit den Formen des medialen Erzählens an der Schnittstelle von Theater und Neuen Medien. Lehniger arbeitete an Schauspiel- und Opernhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz (u. a. Schauspiel- haus Zürich, Schauspiel Frankfurt, Münchner Kammerspiele, Volksbühne Berlin, Burgtheater Wien, Deutsche Oper Berlin). 2008 wurde er zum Festival Radikal jung nach München eingeladen. Seine Dresdner Inszenierung von Fassbinders »Katzelmacher« war 2015 beim Theatertreffen der Jugend in Berlin zu sehen.

14 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren in der Stadt Die dritte Haut :: Der Fall Simon — Ein Projekt Der Sandmann — von E. T. A. Hoffmann — von Bernhard Mikeska, Lothar Kittstein und Regie: Robert Wilson — Musik: Anna Calvi Alexandra Althoff — Regie: Bernhard Mikeska — — Düsseldorfer Premiere im Mai 2017 — Uraufführung im März 2017 — Im Dreischeibenhaus Under construction: Noch vor der Wiedereröffnung im Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz Regisseur Bernhard Mikeska, Autor Lothar Kittstein und Dramaturgin ­Alexandra Althoff realisieren Theaterarbeiten, die ein Spiel mit der Logik Ein Junge wächst zum Mann heran und wird im Zuge dessen wahnsin- eines konsistenten Raum-Zeit-Kontinuums und der Welt der Wahrneh- nig – so ließe sich E. T. A. Hoffmanns 1816 erschienene Erzählung »Der mung betreiben. »Die dritte Haut :: Der Fall Simon« entwickeln sie für das Sandmann« auf den Punkt bringen. Die Schauermär geht von einem die Düsseldorfer Skyline prägende Dreischeibenhaus, ein architektonisches Kindheitstrauma aus: Der Vater des kleinen Nathanael, ein heimlicher Al- Symbol des Wirtschaftswunders. Die Zuschauer betreten dort jeweils allein chemist, verunglückt bei einer Explosion tödlich. Der Junge glaubt, das eine Installation, in der sie den Schauspielern sehr nahekommen und Teil tragische Ereignis müsse mit dem Sandmann in Verbindung stehen, von der Geschichte vom Verschwinden eines Mannes werden. dem die Mutter oft erzählt: Er streut Kindern, die nicht schlafen wollen, Ein als schrullig verschriener siebzigjähriger Multimillionär, der in sei- Sand in die Augen, bis diese ihnen blutig aus dem Kopf springen. Im Sin- nem fast leeren Haus auf einer einfachen Matratze schläft und mit dem ne der »Schwarzen Pädagogik« dient die grausige Gutenachtgeschichte Seniorenticket der Bahn verreist. Im Juli 1991 scheint er plötzlich wie vom dazu, das Kind mittels Angst zu kontrollieren – mit unabsehbaren Folgen. Erdboden verschluckt. Was von dem Einzelgänger übrig bleibt, sind seine In Nathanaels Geist verbindet sich die Fantasiegestalt des Sandmanns mit zwei Häuser auf der Königsallee. Die soll er kurz vor seinem Verschwin- der Person des grobschlächtigen Advokaten Coppelius, der dem Vater bei den einem stadtbekannten neureichen Investor verkauft haben, der auf seinen nächtlichen Experimenten assistiert. Als Nathanael Jahre später in dem Grundstück eine gigantische Ladengalerie errichten will. Es heißt, der dem fahrenden Wetterglashändler Coppola seinen alten Erzfeind wiederzu- »Kö-Opa« sei mit einem 45 Kilo schweren Reisekoffer voll Geld in die Berge erkennen glaubt, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahn. verschwunden. Doch die Unterschrift auf dem Kaufvertrag erweist sich als Verzauberte Augengläser, lebendige Puppen und sich drehende Feuerkreise gefälscht. Der Jeep des Kaufmanns ist frisch gereinigt, die Innenausstattung – die Geister der Vergangenheit holen Nathanael ein. erneuert – angeblich nach einem Buttersäureanschlag. Es findet sich eine Der für seine originäre Ästhetik international gefeierte Regisseur Quittung über den Kauf von Müllsäcken, Säge, Spaten, Kreuzhacke und ­Robert Wilson wird den »Sandmann« am Düsseldorfer Schauspielhaus Betongießkarre. Die Staatsanwaltschaft klagt an: Mord, was sonst. Doch es inszenieren. Erstmals an seiner Seite: die britische Singer-Songwriterin gibt keinen Tatort, keine Tatzeit, keine Blutspur und keine Leiche. Anna Calvi, die für dramatisch-morbiden Rock und poetische Texte steht. — Eine ausführliche Schilderung des Düsseldorfer Krimis auf Seite 79 Eine Koproduktion mit Unlimited Performing Arts. — Die Vorbereitungen laufen. Einen Werkstattbericht lesen Sie auf Seite 88 Bernhard Mikeska, 1971 in München geboren, promovierte in Heidelberg und Hamburg in theoretischer Physik. Seit 2005 lotet er das Verhältnis von zuschau- Robert Wilsons Gesamtkunstwerke entfalten ihre Wirkung auf den großen Büh- ern und Schauspielern in immer anderen Räumen aus. Seit 2009 arbeitet Mi- nen der Theater- und Opernhäuser weltweit. Feinsinnige Lichtkompositionen, keska mit dem Autor Lothar Kittstein und der Dramaturgin Alexandra Althoff zu- präzise Bewegungsabläufe und klare Designs prägen seit den 1960er-Jahren sammen, u. a. für das Residenztheater München und das Schauspiel Frankfurt. Wilsons sich stetig verfeinernde Kunst. — Der aus London stammenden Sin- ger-Songwriterin Anna Calvi gelang mit den Alben »Anna Calvi« (2011) und »One Breath« (2013) der internationale Durchbruch. Ihre dunkle Stimme und das virtuos-gefühlvolle Gitarrenspiel sind unverwechselbar.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren in der Stadt 15 Jonathan Gyles 16 D’haus — Spielzeit 2016/17 Central — Große Bühne

Der Revisor — Komödie von Nikolai Gogol — Regie: Romeo und Julia — von William Shakespeare Linus Tunström — Premiere am 17. September 2016 — Regie: Bernadette Sonnenbichler ­— Premiere am 23. September 2016 Gerade noch rechtzeitig ist es durchgesickert: Ein Revisor kommt! Er wird die Stadt in Augenschein nehmen und jedes Amt und jede Abteilung prüfen Zwei junge Menschen aus verfeindeten Häusern entbrennen in Liebe zuei- – von der Schule bis zur Justiz. Groß ist die Angst, und jeder macht sich so- nander, werden von der Familienfehde eingeholt und enden – nach einigen fort daran, das Möglichste zu tun und in seinem Bereich zu vertuschen, was bösen Zufällen und sagenhaft schiefgehenden Rettungsaktionen – im -ge geht. Doch der zweite Schreck ist noch größer: Ein junger Mann wohnt seit meinsamen Selbstmord. Was Shakespeare aus diesem simpel scheinenden, zwei Wochen inkognito im Gasthaus, schaut den anderen Gästen auf den fast kolportageartigen Stoff vor über vierhundert Jahren gemacht hat, gilt Teller und bezahlt die Rechnung nicht. Das muss der Revisor sein! Sofort bis heute als Muster und Maßstab der romantischen Liebe, in der Kunst wird der Unbekannte hofiert, bestochen und geschmiert, und der lässt sich wie im Leben. Noch bevor sich das Paar auf einem Maskenfest im Hause das auch noch gefallen. Er stopft sich die Taschen voll und greift sogar nach Capulet zum ersten Mal begegnet, ahnt Romeo seinen frühen Tod. Was der Hand der Tochter des Stadthauptmanns. Diese Verlobung erstickt alle die Liebenden unwiderstehlich zueinander hinzieht, gründet in diesem Beschwerden der Stadtbevölkerung gegen ihre Oberen, und der Höhenflug düsteren Traum. Es geht nicht und ging nie um eine kluge Partnerwahl, des Stadthauptmanns endet erst, als der falsche Revisor abreist und der da kann sich Lady Capulet noch so sehr bemühen, ihrer Tochter Graf Paris echte sich ankündigt. als »wahren Zuckermann« anzupreisen. Shakespeare feiert vielmehr ein Zwar spielt die Komödie von Nikolai Gogol aus dem Jahr 1836 in einem dionysisches Sichverströmen und die Auflösung im Rausch der Symbiose russischen Provinznest, gemeint sind aber alle, ausnahmslos – die Großen mit dem anderen. So lässt er Julia in der berühmten Balkonszene ausrufen: von FIFA bis VW genauso wie die Kleinen in ihren Sesseln und auf ihren »Ich wünsche nur, was ich bereits besitze! So grenzenlos ist meine Liebe, Posten. Am Ende ruft der entlarvte Stadthauptmann aus: »Nicht genug so tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe, desto mehr auch hab’ ich: Beides dass man zum Gespött wird, da findet sich auch noch ein Schreiberling, ist unendlich.« Die Liebe zwischen Romeo und Julia erblüht geradezu im ein Schmierfink, der einen in eine Komödie einbaut. Das tut weh! Keine feindlichen Umfeld der Familienfehde, denn nur hier kann sich ihre alles Rücksicht auf Rang und Titel, alle werden die Zähne blecken und in die sprengende Kraft entfalten – in der Bereitschaft zu sterben. Hände klatschen. Worüber lacht ihr? Über euch selbst!« — Ein Porträt der Regisseurin Bernadette Sonnenbichler — Seite 40 — Bundesrichter Thomas Fischer denkt über »oben« und »unten« nach — Seite 34 Bernadette Sonnenbichler wurde 1982 in München geboren und studierte Regie am Max Reinhardt Seminar in Wien. Seit 2008 ist sie als freie Regisseurin tätig, u. a. am Schauspielhaus Graz, am Theater Aachen, am Theater Heidelberg, am Linus Tunström, schwedischer Regisseur, war bis 2016 Intendant des Uppsala Schauspielhaus Wien, am Residenztheater München und am Schauspiel Frank- Stadsteater und arbeitet jetzt als Hausregisseur und Mitglied der Theaterlei- furt. Ihre Inszenierung von Andres Veiels »Das Himbeerreich« am Theater Aa- tung am Stockholms Stadsteater. Regiearbeiten führten ihn an die wichtigsten chen wurde 2014 zum NRW Theatertreffen eingeladen. Ihre Regiearbeiten für Theater Skandinaviens, u. a. an die Stadttheater in Stockholm und Göteborg, das den Rundfunk wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2008 mit dem Deutschen Königliche Theater in Kopenhagen, das Stockholmer Cullberg-Ballett sowie an Hörbuchpreis und 2010 mit dem Preis der Autoren. Ab der Spielzeit 2016/17 ist die Oper in Malmö. 2014 brachte er in Dresden einen viel beachteten »Faust« auf Bernadette Sonnenbichler Hausregisseurin am Düsseldorfer Schauspielhaus. die Bühne. Drei seiner Inszenierungen wurden zum schwedischen Theatertref- fen eingeladen, zuletzt inszenierte er in Uppsala u. a. Tolstois »Anna Karenina«, Ingmar Bergmans »Fanny und Alexander«­ sowie Shakespeares »Hamlet« und »König Lear«.

Der Idiot — nach dem Roman von Heisenberg — von Simon Stephens — Fjodor M. Dostojewskij — Regie: Matthias Hartmann Deutschsprachige Erstaufführung am 21. Oktober 2016 — Düsseldorfer Premiere am 8. Oktober 2016 ­Mitten im Trubel einer Londoner Bahnstation entdeckt Georgie Alex. Sie In seinem 1867 begonnenen Roman »Der Idiot« entwirft Dostojewskij das küsst ihn auf den Hals, einfach so. Zwischen den beiden Fremden entspinnt überbordende Panorama einer russischen Gesellschaft, die sich zwischen sich eine elektrisierende Liebesgeschichte: Ein 75-jähriger Metzger mit iri- Feudalismus und Kapitalismus häuslich einrichtet: Hochzeiten dienen der schen Wurzeln, der seit über fünfzig Jahren auf seiner täglichen Routine Absicherung prekärer Verhältnisse, mit Erbschaften wird noch vor dem Tod beharrt, trifft auf einen quirligen Freigeist aus New Jersey. Doch wer ist des zu Beerbenden spekuliert, und Mätressen sind eine Frage des Geldes. In die sehr viel jüngere Georgie wirklich? Eine Auftragskillerin, eine Kell- diese Welt platzt Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, Dostojewskijs Ent- nerin oder eine Schulsekretärin? Beinahe sekündlich verwickelt sie sich wurf eines »wahrhaft vollkommenen und schönen Menschen«. Nach meh- in Widersprüche, und eine Lügengeschichte jagt die nächste. Als Georgie reren Jahren in einem Schweizer Sanatorium, wo seine Epilepsie behandelt nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht Geld von Alex erbittet, um wurde, kehrt er nach St. Petersburg zurück. Mit den Spielregeln der feinen ihren entfremdeten Sohn in den USA ausfindig machen zu können, wird Gesellschaft ist der Fürst nicht vertraut, deshalb, und weil er unfähig ist zu die Beziehung auf die Probe gestellt. Misstrauen und Intrige, fliegen ihm alle Herzen zu. Myschkins konsequent »Heisenberg« kommt als romantische Screwball-Komödie mit Tief- gelebte Devise – »Mitleid ist das einzige Gesetz des menschlichen Seins« – gang daher. Zwei denkbar gegensätzliche Charaktere entwickeln al- stellt die scheinbar rationalen Entscheidungen seiner Mitmenschen infrage. len Widrigkeiten zum Trotz eine Paardynamik, wobei es dem Autor Mit dem Fürsten als Katalysator ist es plötzlich möglich, sich zu wahrhaft immer wieder gelingt, das Außergewöhnliche in Momenten des All- zweckbefreitem Handeln aufzuschwingen: Ein Paket mit hunderttausend tags sichtbar zu machen. Das Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt Simon Rubeln landet im Feuer, und eine bevorstehende Erbschaft entwertet einen Stephens’ Off-Broadway-Erfolg als deutschsprachige Erstaufführung. Heiratsantrag. Doch auf den Rausch folgt der Kater. Dostojewskij lässt seinen — Der Physiker Lars Borchert über die Liebe und die Heisenbergsche Unschärfe­ Bilderbuchhumanisten gnadenlos am nicht totzukriegenden Konkurrenz- relation — Seite 55 verhalten der anderen scheitern. Stück für Stück wird die Hoffnung auf eine Der britische Dramatiker Simon Stephens wurde bereits fünfmal von Theater bessere Welt, die mit Myschkin Einzug hielt, zerstört. heute zum Ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt und erhielt neben zahl- »Der Idiot« ist eine Koproduktion zwischen dem Staatsschauspiel Dres- reichen Auszeichnungen 2013 den »Laurence Olivier Award« für »Supergute den und dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone«. — Janine Ortiz über Dostojeswskijs Epos auf Seite 51

Matthias Hartmann inszeniert auf den großen Bühnen des deutschsprachigen Theaters. Wichtige Stationen waren das Residenztheater München, das Deut- sche Schauspielhaus Hamburg und das Schauspielhaus Zürich. Hartmann war Intendant des Schauspielhauses Bochum (2000–2005), des Schauspielhauses Zürich (2005–2009) und des Wiener Burgtheaters (2009–2014). Seine In- szenierungen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt 2013 die Produktion »Die letzten Zeugen« mit Überlebenden des Holocaust.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Große Bühne 17 Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!) — von Heinrich von Kleist — Regie: Simon Solberg — von Elfriede Jelinek — Regie: Jan Philipp Gloger — Premiere am 19. November 2016 — Uraufführung im Januar 2017

Dem 16-jährigen Käthchen erscheint der Mann, dem sie bestimmt ist, im Ihre Idealvorstellung von Theater sei »eine Modeschau, bei der die Frauen Traum. Ihr Vater meint, sie müsse von schwarzer Magie besessen sein, als in ihren Kleidern Sätze sprechen«, schreibt die zukünftige Literaturno- sie sich dem Grafen Wetter vom Strahl nacheilend aus dem Fenster stürzt belpreisträgerin Elfriede Jelinek schon 1983 in ihrem Essay »Ich möchte und sich dabei alle Knochen bricht. Doch das Femegericht bestätigt: Sie ist seicht sein«. »Modeschau deswegen, weil man die Kleider auch allein vor- nicht verhext. Käthchen hat den Mann aus ihrem Traum wiedererkannt schicken könnte.« Die Oberfläche der Mode als Ausflucht vor dem Zwang und folgt ihm nun auf Schritt und Tritt. Der allerdings hat anderes zu tun, der Menschendarstellung. Oder als Ausflucht vor dem Menschsein an sich? als sich um eine verrückte junge Frau zu kümmern. Er sieht sich mit ei- Wie die Abgründe unserer Seelen, so ist auch die schöne Kleidung, die wir nem militärischen Angriff der mit ihm schon lange in Fehde stehenden uns überstreifen, um diese Abgründe zu verbergen, ein Lebensthema von Kunigunde von Thurneck konfrontiert. Als Kunigunde jedoch von einem Elfriede Jelinek. In ihrem neuen Stück »Das Licht im Kasten«, das am Düs- ehemaligen Verlobten entführt wird, befreit Graf vom Strahl sie und stellt seldorfer Schauspielhaus zur Uraufführung kommt, kehrt sie zu diesem sie unter seinen Schutz. Da fasst Kunigunde einen neuen Plan: Nicht mehr Thema zurück. durch Krieg, sondern durch eine Heirat mit vom Strahl will sie an dessen »Kleidung hat einen Zeitbezug, kein Zweifel, doch das, womit Sie sich Ländereien kommen. Bei einem Angriff auf vom Strahls Burg schickt sie beziehen, ist nicht mehr zeitgemäß, die Zeit dieses Mantels war vorgestern, Käthchen in das brennende Schloss, um die Nebenbuhlerin loszuwerden. und sie ist heute abgelaufen, die Mode ist immer genau heute abgelaufen Heinrich von Kleists 1810 uraufgeführtes »großes historisches Ritter- und ungültig geworden. Ihre Fähigkeit zur ständigen Vervollkommnung schauspiel« erzählt von Fehdekriegen einerseits und vom bedingungslosen und Selbstoptimierung scheint außer Kraft gesetzt«, heißt es in dem neuen Glauben an das eigene Schicksal andererseits. Das »Käthchen« entführt Text. Elfriede Jelinek hängt unzählige Fetzen zu einem überbordenden, süf- uns in eine Welt der Extreme. Wo der Traum so stark sein kann wie die fisanten, verzweifelten Sprachteppich aneinander. Seziert unser Verhalten Wirklichkeit und die Liebe so heftig wie der Krieg. mit großer Musikalität und schneidendem Witz. Ob im Theater oder auf — Felicitas Zürcher über Zerstörung und moderne Ritter — Seite 61 der Kö: Das Licht im Kasten geht an, und wir möchten gesehen werden. — Barbara Vinken über Elfriede Jelineks neues Modestück — Seite 68 Simon Solberg, geboren 1979 in Bonn, absolvierte ein Schauspielstudium an der Folkwang Universität der Künste. Nach Engagements in Düsseldorf und Jan Philipp Gloger, geboren 1981 in Hagen, studierte Angewandte Theaterwis- Frankfurt am Main gab er 2006 mit »Odyssee reloaded« sein Regiedebüt. Von senschaft in Gießen und Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2007 2006 bis 2008 war er Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim, und in der arbeitet er als freischaffender Regisseur mit Stationen am Residenztheater Spielzeit 2012/13 Hausregisseur und Co-Schauspielleiter am Theater Basel. München, am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Ham- Zuletzt inszenierte Solberg u. a. am Staatsschauspiel Dresden, am Münchner burg, an der Berliner Schaubühne und am Staatsschauspiel Dresden. Von 2011 Volkstheater, am Staatstheater Stuttgart und am Schauspiel Köln. bis 2013 war Gloger leitender Regisseur am Staatstheater Mainz. Für die dort entstandene »Winterreise« von Elfriede Jelinek wurde er von der Fachzeitschrift Theater heute als bester Nachwuchsregisseur ausgezeichnet. Als Opernregis- seur inszenierte Jan Philipp Gloger bei den Bayreuther Festspielen, an der Oper Frankfurt, am Opernhaus Zürich, an der Nederlandse Opera Amsterdam, an der Dresdner Semperoper und am Royal Opera House London.

Michael Kohlhaas — nach der Erzählung von Medea — Tragödie von Euripides — Heinrich von Kleist — Regie: Matthias Hartmann — Regie: Roger Vontobel — Premiere im März 2017 Premiere im Februar 2017 Kein Opfer ist zu groß. Für ihren Geliebten Jason begeht die Kolcher Kö- Kleist nennt seinen Michael Kohlhaas »den rechtschaffensten und zugleich nigstochter Medea Hochverrat. Sie hilft den Argonauten, das Goldene Vlies entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«, und tatsächlich ist Kohlhaas einer zu stehlen, und wird auf der Flucht über das Schwarze Meer zur Mörderin der großen Rebellen der deutschen Literatur. an ihrem Bruder. Heimatlos und verstoßen findet das Paar mit seinen Kin- Es beginnt damit, dass der reisende Pferdehändler am Schlagbaum eines dern in Korinth ein vorläufiges Asyl. Hier setzt die Tragödie des Euripides sächsischen Junkers zwei prächtige Pferde als Pfand zurücklassen muss. Als ein: Jason verlässt Medea, um Glauke, die Tochter König Kreons, zu heira- er seine Rappen bei der Rückkehr ausgemergelt und verprügelt vorfindet, ten. Durch das Bündnis mit dem hiesigen Herrscherhaus erhofft sich Jason, sind unsere Sympathien noch ganz bei ihm. Als Kohlhaas bei den zustän- das Bleiberecht zu erlangen und obendrein eine glänzende Partie zu ma- digen Rechtsinstanzen Schadenersatz einfordert und keine Wiedergutma- chen. Medea indes droht die Verbannung. Zutiefst verletzt und gnadenlos chung erfährt, ebenfalls. Der Prozess wird verschleppt, die korrupten adli- verstört angesichts dieses Verrats entwirft sie einen grausamen Racheplan. gen Gegner werden protegiert, und in seinem Bemühen um Gerechtigkeit Die Nebenbuhlerin und ihr Vater Kreon sollen sterben und auch ihre eigenen verliert Kohlhaas alles: Ehefrau und Familie, Wohlstand und Besitz. Als Kinder verschont Medea nicht. einer, den die Gesetze nicht schützen, beginnt Kohlhaas daraufhin einen In Euripides’ vor mehr als 2400 Jahren verfasster Tragödie schlägt maß- brutalen Rachefeldzug. »Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt lose Liebe in maßlosen Zorn um. »Medea« zeichnet das Psychogramm einer darüber zugrunde«, lautet sein Leitspruch. Doch wie viel Grausamkeit ist Giftmischerin, Furie und Kindsmörderin, fragt aber auch nach den Bedin- erlaubt im Kampf gegen eine ungerechte Rechtsordnung? gungen menschlicher Würde: Was kann uns alles genommen werden, bevor Kleists Erzählung entstand 1805 und beruht auf einer wahren Begeben- wir zu Verbrechern werden? heit: Im 16. Jahrhundert zog tatsächlich ein übervorteilter Pferdehändler — Der Jurist und Journalist Heribert Prantl liest »Medea« heute. — Seite 80 namens Hans Kohlhase fünf Jahre lang plündernd durch Sachsen, bis er Roger Vontobel wird ab der Spielzeit 2016/17 Hausregisseur des Düsseldorfer gefasst und zum Tode verurteilt wurde. Kleists literarische Bearbeitung des Schauspielhauses. Weitere biografische Informationen finden Sie auf Seite 14. »Falles Kohlhaas« stellt Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, Rachsucht und Großmut und dem legitimen Maß zivilen Ungehorsams. — Regisseur Mattias Hartmann über drei Zonen von Gewalt — Seite 73

Matthias Hartmann inszeniert auf den großen Bühnen des deutschsprachigen Theaters und war zuletzt Intendant des Wiener Burgtheaters. Weitere biografi- sche Informationen finden Sie auf Seite 17.

18 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Große Bühne Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) — Farm der Tiere — nach dem Roman von von Rimini Protokoll — Konzept, Text, Regie: Stefan George Orwell — Regie: Daniela Löffner — Mit den Kaegi (Rimini Protokoll) — Uraufführung im Mai2017 Ensembles des Düsseldorfer Schauspielhauses und des Jungen Schauspiels — Premiere im Mai 2017 Rimini Protokoll beschäftigt sich bis 2018 in seiner Tetralogie »Staat 1–4« an Theatern in München, Zürich, Dresden, Berlin und Düsseldorf mit ge- Auf den Bauernhöfen geht ein beunruhigendes Gerücht um: Die Tiere der sellschaftlichen Zuständen und Phänomenen im postdemokratischen Staat. Herrenfarm haben den grausamen Farmer vertrieben! Schon mancher will In Düsseldorf wird das Projekt Großbaustelle zum Modell für unsere Ge- vom Hof merkwürdige Parolen vernommen haben, und tatsächlich, die genwart. Bauen bedeutet dabei mehr als die Konstruktion eines Gebäudes. Tiere skandieren: »Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht!« Zwar haben dies Klar ist, dass jedes Bauwerk eine Geste des Bauherrn repräsentiert. Aber alle Tiere gemeinsam gerufen, doch längst halten sich die Schweine an eine was erzählt uns eine Baustelle über den Hindernislauf ihrer Planung? Stefan weitere Regel: »Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.« Aber Kaegi überführt das vielfach ineinander verschachtelte Geflecht aus inter- stand an der Scheunenwand nicht einst eine andere Leitlinie geschrieben? nationalen Investoren, Baukonsortien und Auftraggebern bis hinunter zu Hatten sie nicht demokratisch beschlossen, dass alle gemeinsam für das Auftragnehmern, outgesourcten Zulieferfirmen und Schwarzarbeitern in Wohl der Farm sorgen? Längst ist die Erinnerung an die eigens verfassten ein großes begehbares Raummodell. Vom Stadtplaner bis zum Polier kom- Gebote verblasst. Zu sehr haben sich die Tiere auf die Worte der redege- men mit ihren Biografien und Positionen alle zu Wort, die auf der Baustelle wandten Schweine verlassen, und die einstige Ideologie der Gleichberech- oft aneinander vorbeiarbeiten. tigung wurde umgekehrt in eine Diktatur. »Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2)« ist eine Produktion von George Orwell veröffentlichte seinen Roman 1945, im letzten Jahr des Rimini Protokoll und Düsseldorfer Schauspielhaus. Die Produktionsserie Zweiten Weltkriegs. Zwar verweist er in seinem Nachwort explizit auf das »Staat 1–4« ist eine Kooperation zwischen dem Berliner Haus der Kulturen politische System Sowjetrusslands, dennoch ist seine satirische Fabel als der Welt, den Münchner Kammerspielen, dem Düsseldorfer Schauspiel- eine Beschreibung gescheiterter Revolutionen überhaupt zu lesen. Die Re- haus, dem Staatsschauspiel Dresden, dem Schauspielhaus Zürich und Ri- gisseurin Daniela Löffner wird eine eigene Theateradaption des Romans -er mini Protokoll im Rahmen von »100 Jahre Gegenwart«, gefördert von der arbeiten, in dem das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses gemein- Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. sam mit dem Ensemble des Jungen Schauspiels auf der Bühne stehen wird. — Ein Einblick in die Recherchearbeiten auf Seite 91 — Azadeh Sharifi über Muster von Ausgrenzung auf — Seite 94

Rimini Protokoll sind Stefan Kaegi (geb. 1972), Helgard Haug (geb. 1969) und Daniela Löffner, 1980 in Freiburg geboren, begann ihre Regielaufbahn am Daniel Wetzel (geb. 1969). Sie gehören zu den prägenden Regisseuren ihrer Düsseldorfer Schauspielhaus. Für das Junge Schauspiel entstanden die In- Generation. Seit 2000 arbeiten sie als Autoren-Regie-Team und entwickeln szenierungen »Siebzehn« (eingeladen zum Festival Augenblick mal! 2009) und auf der Bühne und im Stadtraum ihre Form des Theaters, das nicht Laien, son- »Demian« (nominiert für den Theaterpreis »Der Faust« 2011). Daniela Löffner dern »Experten des Alltags« ins Zentrum stellt. Ihre Arbeiten wurden vielfach arbeitet u. a. am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Zürich und am international ausgezeichnet, u. a. erhielten sie 2011 den Silbernen Löwen der Staatstheater Braunschweig. Mit ihrer Inszenierung von Turgenjews »Väter und ­41. Theaterbiennale Venedig für ihr Gesamtwerk. Am Düsseldorfer Schauspiel- Söhne« am Deutschen Theater Berlin wurde sie zum Berliner Theatertreffen haus realisierten sie u. a. »Breaking News« (2008) und »Der Zauberlehrling« 2016 eingeladen. (2009).

(+) Geschichten aus dem Wiener Wald — (+) Hamlet — Tragödie von William Shakespeare Volksstück von Ödön von Horváth — Regie: Stefan Regie: Roger Vontobel — Musik: Christian Friedel Bachmann — Düsseldorfer Premiere im Januar 2017 und Woods of Birnam — Düsseldorfer Premiere im Frühjahr 2017 Wien: Stille. Hin und wieder erklingt die Melodie eines Walzers. Doch alles scheint wie festgeschmiedet im hämmernden Dreivierteltakt. Die Men- In Dänemark ist nichts, wie es war; etwas ist faul im Staate. So jedenfalls schen verstricken sich in ein komisches Geflecht aus Höflichkeiten und scheint es dem Sohn des toten Königs: Hamlet. Der taumelt – entsetzt von Träumereien. Eigentlich wollen sie sich vergnügen, aber was dabei her- der Hochzeit seiner Mutter mit dem vermuteten Vatermörder – durchs Le- auskommt, sind morbide Pointen und bestialische Instinkte. An diesem ben. Gerade eben hat er den alten König zu Grabe getragen, da muss er skurrilen Ort hat sich die Zange um Marianne eng geschlossen: Ihr Vater, schon seinen Onkel als neuen Mann der Mutter akzeptieren. Und Ophelia, der Zauberkönig, hat sie dem Fleischhauer Oskar zur Frau versprochen. die er liebt, spioniert ihm nach im Dienste seiner vermeintlichen Gegner. Doch auf der Verlobungsfeier kommt es zum Eklat. Im Glauben an die ro- Eine Welt aus Lug und Trug, so scheint es Hamlet. Woher sollte da noch mantische Liebe brennt Marianne mit Alfred durch. Der Vater verstößt Vertrauen kommen? Hamlet strauchelt. Er will handeln und tut es lange seine Tochter. nicht. Denn wer ist hier im Recht? Hamlet, dem ein Geist den Racheauftrag Ein Jahr später haust das unglückliche Pärchen gemeinsam mit seinem gab und ihm die Intrige einflüsterte? Oder König Claudius, der vorgeblich Neugeborenen in einer tristen Wohnung. Als Alfred Marianne davon über- alle privaten Sorgen und Nöte dem Staatswohl unterordnet? Wer lügt? Wer zeugt hat, das Kind in die Obhut seiner Mutter und seiner Großmutter zu sieht noch klar? Wer ist wahnsinnig und wer vernünftig in dieser Welt, die geben, lässt er sie sitzen. In ihrer Not tritt Marianne wenig später in einem aus den Fugen ist? Nachtlokal auf – wo der Zauberkönig seiner Tochter begegnet. Der Zauber- Roger Vontobels »Hamlet«-Inszenierung entstand in enger Zusammen- könig erleidet einen Schlaganfall, und Marianne landet wegen Diebstahls im arbeit mit der Band Woods of Birnam, deren Sänger der Hamlet-Darsteller Gefängnis. Währenddessen wartet Oskar weiterhin geduldig, und nachdem Christian Friedel ist. So hebt das Stück an als Oratorium, als Rockkonzert, das Kind gestorben und Marianne wieder frei ist, steht er bereit und nimmt als Abgesang auf den Vater – um dann rasant die Fahrt in den Abgrund Marianne doch noch zur Frau – als wäre nichts geschehen. aufzunehmen. Ödön von Horváth zeichnet mit diesem Stück, das er 1931 in der turbu­ Die Produktion entstand 2012 am Staatsschauspiel Dresden, spielte wäh- lenten Zwischenkriegszeit verfasst hat, das Bild einer durchrationalisierten rend vier Spielzeiten und wird ab Herbst 2016 in Düsseldorf zu sehen sein. Gesellschaft, die dem lebendigen Menschen als übermächtiger Apparat be- gegnet und ihn früher oder später verschlingt. Glück ist in dieser Welt nur Roger Vontobel wurde 1977 in der Schweiz geboren. Für seine Theaterarbeiten in Illusion und Schicksal immer Zerstörung. u. a. Hamburg, München, Bochum und Dresden wurde er vielfach ausgezeichnet. »Geschichten aus dem Wiener Wald« zeigen wir als Austauschproduk- Mehr zu seiner Biografie finden Sie auf Seite 14. tion mit Linus Tunströms Düsseldorfer Inszenierung von »Der Revisor«, die dafür am Schauspiel Köln gezeigt wird.

Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, war von 1998 bis 2005 Schauspiel- direktor am Theater Basel und inszenierte u. a. am Wiener Burgtheater, am Düs- seldorfer Schauspielhaus, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Thalia Thea- ter Hamburg. Seit 2013/14 ist Stefan Bachmann Intendant am Schauspiel Köln.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Große Bühne 19 André Kaczmarczyk 20 D’haus — Spielzeit 2016/17 Central — Kleine Bühne

Ein Sommernachtstraum — nach William Planet Magnon — von Leif Randt — Shakespeare — Ein Verwirrspiel mit Düsseldorfer Regie: Alexander Eisenach — Uraufführung Jugendlichen — Regie: Joanna Praml — am 24. September 2016 Premiere am 16. September 2016 — Wir schreiben das Jahr 48 n. AS, also knapp fünf Jahrzehnte nach der Ein- »Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind«, heißt es bei Shakespeare­ – führung von ActualSanity. ActualSanity ist ein Computerprogramm, das das willkürlich schießt er seine Pfeile durch die Gegend und richtet mal hier, Sonnensystem nach genauesten Berechnungen regiert und Frieden, Fairness mal dort sein Unheil an. Am Morgen ist er meistens schon weitergezogen und Wohlstand gewährleistet. Auf den sechs bewohnbaren Planeten schlie- und lässt einen mit Loch im Herzen und Katerstimmung zurück. Grund ßen sich die Menschen zu lebenskünstlerischen Kollektiven zusammen, genug für ein Dutzend mehr oder weniger liebestolle Düsseldorfer Jugendli- die an der Veredelung der eigenen Existenz arbeiten. Doch als sich Marten che, sich gemeinsam mit der Regisseurin Joanna Praml an einen der größten Eliot und Emma Glendale vom Dolfin Kollektiv aufmachen, auf anderen Stoffe der Weltliteratur zu wagen: Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« Planeten neue Mitglieder anzuwerben, tritt eine ganz neue Gruppierung wird zum Ausgangspunkt für eine wilde Reise durch das Gefühlsleben von auf: Das Kollektiv Hank, das der Selbstoptimierung den Kampf ansagt, eine Heranwachsenden. Hermia liebt Lysander, und Lysander liebt Hermia, He- Rückkehr des Leids fordert und dabei auch vor drastischen Mitteln nicht lena liebt Demetrius, Demetrius liebt aber auch Hermia, und Titania liebt zurückschreckt. – »Wir bekommen es mit einer naiven Aggression zu tun, – ja wen eigentlich? Hippolyta entscheidet sich für eine Vernunftehe, und Mister Eliot. Diese neuen Kollektivisten sind gefährlich. Weil der Schmerz ein Esel steht plötzlich tierisch auf eine Königin. Überhaupt wimmelt es von gefährlich ist, den sie in sich zu tragen glauben … Fellows, die annehmen, seltsamen Wesen in diesem Wald, von Elfen und Kobolden, und mittendrin an einem gebrochenen Herzen zu leiden. Wissen Sie, was das bedeutet?« steht eine Truppe von Handwerkern und möchte ein Stück für eine Hoch- Leif Randt, geboren 1983, schuf bereits mit seinen ersten beiden Ro- zeitsfeier einstudieren. Aber wie macht man so etwas eigentlich? Und wer manen, »Leuchtspielhaus« (2010) und »Schimmernder Dunst über Coby heiratet am Ende wen? Atemlos rennen wir mit diesen Verrückten durch County« (2011), kluge Allegorien westlicher Oberflächlichkeit. Seine Prosa die Nacht – Happy End auf und hinter der Bühne nicht ausgeschlossen. Die wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb Proben zu Shakespeares Verwirrspiel haben bereits begonnen. und mit dem Düsseldorfer Literaturpreis 2012. Mit »Planet Magnon« gelang — Die Regisseurin im Interview über Wald, Schnecken und die Liebe — Seite 32 ihm ein von der Kritik gefeiertes Buch, das nicht nur eine sehr genaue Fort- schreibung heutiger Strömungen und Empfindsamkeiten ist, sondern im Joanna Praml wurde 1980 in Offenbach am Main geboren. Nach einer Schau- Stil klassischer Science-Fiction-Literatur die Frage nach der Optimierbarkeit spielausbildung war sie zwei Jahre festes Ensemblemitglied am Theater Mar- der menschlichen Existenz stellt. Für die Uraufführung am Düsseldorfer burg. Seit 2007 entwickelt sie in partizipatorischen Recherchearbeiten Stücke Schauspielhaus verfasst Randt eine Dramatisierung von »Planet Magnon«. und inszeniert sowohl mit Laien als auch mit Schauspielern. Mit dem Drei-Ge- nerationen-Projekt »Wenn du nicht mehr da bist« wurde sie 2014 zum »Theater- — Der Autor Leif Randt über erste Ideen zur Umsetzung — Seite 42 treffen der Jugend« eingeladen. Zuletzt entstanden »Coming of Age oder Was heißt Erwachsen werden« mit Jugendlichen und Geflüchteten am Theater an Alexander Eisenach, 1984 in Berlin geboren, studierte Germanistik und Thea- der Parkaue Berlin sowie »Menschen im Hotel« an der Vaganten Bühne Berlin. terwissenschaft in Leipzig und Paris. Er arbeitete als Regieassistent am Cen- traltheater Leipzig und entwickelte als Mitglied des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt erste Inszenierungen und eigene Bühnentexte. Seit der Spielzeit 2014/15 arbeitet er als freischaffender Regisseur u. a. am Schauspiel Frank- furt, am Theater Neumarkt Zürich und am Schauspielhaus Graz.

Das Blau in der Wand — von Tankred Dorst — Herr Puntila und sein Knecht Matti — Mitarbeit: Ursula Ehler — Uraufführung Volksstück von Bertolt Brecht — Regie: Jan Gehler — Regie: David Mouchtar-Samorai — — Premiere am 11. November 2016 Düsseldorfer Premiere am 1. Oktober 2016 Den besoffenen Puntila nicht zu mögen fällt schwer. Der Großbauer feiert Im Dezember 2015 wurde Tankred Dorst, der seit Anfang der 1970er-Jahre gern und hat eine überbordende Fantasie. Im Innersten versteht sich Puntila zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ursula Ehler Theatertexte verfasst als Künstler, er gestaltet sich die Welt nach seinem Belieben. und als einer der wichtigsten zeitgenössischen Dramatiker Deutschlands Nüchtern ist Puntila hingegen unerträglich. Unberechenbar herrscht er gilt, neunzig Jahre alt. Zu Beginn seines jüngsten Stücks heißt es: »Ein Paar, über seine Tochter Eva und alle seine Angestellten, die er ausbeutet und das sich in einer einzigen langen Szene durch das ganze Leben redet bis in demütigt. Sein Chauffeur Matti ist der Einzige, der keine Angst vor den den Tod und darüber hinaus.« ER trifft SIE auf einer Parkbank, die beiden zwei Gesichtern seines Dienstherrn hat. Selbstbewusst widersteht er Punti- kennen sich nicht, und gleichzeitig sind sie seit langer Zeit eng vertraut. las Verbrüderungsversuchen, mit denen dieser die Kluft zwischen Herr und »ER: Ich habe ein interessantes Leben: Mir geht alles schief. SIE: Mit den Knecht zu überwinden sucht. Matti ist für Puntila Prügelknabe, Beichtvater Frauen auch? ER: Ja. Das werden Sie noch merken.« Mal scheint es, als be- und Gewissen, er mahnt Gerechtigkeit für die Arbeiter an und stellt sich schwörten sie die Geister der Vergangenheit herauf, mal als spielten sie sich vor Eva, um sie vor dem väterlichen Zorn zu schützen. Dass Puntila kein wie Kinder ihre imaginierte Zukunft vor. »Das Blau in der Wand« bewegt positiver Held ist, bedeutet aber nicht, dass Matti einer wäre. Der Chauffeur sich in seinem ganz eigenen Zeitmaß: »Bis in den Tod und darüber hinaus.« ist schlau und kritisch, ein Visionär oder gar Revolutionär ist er aber nicht. Ein Abschied, bei dem sich keine Geheimnisse auflösen, sondern die eigene Und als der weinselige Puntila beschließt, dass ausgerechnet Matti der ideale Existenz sich immer weiter verrätselt. Das Rätsel der Welt, das des Lebens, ­Gatte für Eva sei, ist es auch mit Mattis Neutralität vorbei. das der Arbeit, das der Gefühle und das größte, tiefste Rätsel von allen: die Bertolt Brecht schrieb sein Volksstück 1940 in Finnland, der vierten Person, neben der man jahrzehntelang jeden Morgen aufgewacht ist. Station auf seiner Flucht vor den Nationalsozialisten. Er wollte mit dem In Düsseldorf wurden viele Stücke von Tankred Dorst uraufgeführt, Duo Puntila und Matti »die Ausformung des Klassenantagonismus«, die darunter sein Opus magnum »Merlin oder Das wüste Land« und »Heinrich Verlogenheit und Gefährlichkeit von Herrschaftsverhältnissen demonstrie- oder die Schmerzen der Phantasie«. Dass nun »Das Blau in der Wand« ren. Heute sind Gut und Böse vielleicht schwerer auszumachen, die zentrale in einer Kooperation zwischen den Ruhrfestspielen Recklinghausen und Frage aber bleibt: Kann man reich und ein guter Mensch sein? dem Düsseldorfer Schauspielhaus seine Uraufführung erlebt, ist uns eine — In einer Kneipe trifft der Autor Peter Wawerzinek Puntila — Seite 60 besondere Ehre und eine Verbeugung vor dem großen Autor. Jan Gehler studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim und war — Der Dramaturg Frederik Tidén besuchte Tankred Dorst — Seite 54 von 2013 bis 2016 Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden. Er inszenierte u. a. die viel beachtete Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs »Tschick«, die für David Mouchtar-Samorai, 1942 in Bagdad geboren, arbeitete als Schauspieler den renommierten Theaterpreis »Der Faust« nominiert wurde. Weitere Arbeiten und Regisseur am israelischen Nationaltheater Habima, ehe er an das Royal führten ihn ans Volkstheater München, ans Maxim Gorki Theater Berlin, ans Court Actors’ Studio London wechselte und an Theatern in Glasgow, London und Schauspiel Stuttgart und ans Thalia Theater Hamburg. Edinburgh Regie führte. In Deutschland machte er sich sowohl als Schauspiel- als auch als Opernregisseur einen Namen. Insgesamt fünfmal wurden Mouchtar­- Samorais Arbeiten zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Kleine Bühne 21 von Lutz Hübner — أهال وسهال Verlorene Lieder — Ein musikalischer Abend Willkommen über das Verschwinden und Erinnern — Regie: und Sarah Nemitz — Regie: Sönke Wortmann Christof Seeger-Zurmühlen — Musikalische Leitung: — Uraufführung im Februar2017 Bojan Vuletić — Uraufführung am10. Dezember 2016 — Beim WG-Abendessen verkündet Benny die Neuigkeit: Er wird für ein Jahr als Dozent in die USA gehen. Für die Zeit seiner Abwesenheit macht er den Vorschlag, sein Zimmer Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Die ­Ein Lied erzählt tausend Geschichten – die der Macher, die der Zuhörer Fotografin Sophie ist begeistert und plant gleich ein Dokumentarprojekt. und die der (Wieder-)Entdecker. Ein Lied kann bei der einen Person den Doros Bedarf an Kontakt mit fremden Lebenswelten dagegen ist gedeckt, ultimativen emotionalen Sturm auslösen, bei der anderen auf »taube Oh- die WG-Älteste hat nicht vor, daheim soziale Experimente zu machen. Und ren« stoßen. »Verlorene Lieder« ist kein klassischer Liederabend. Es ist eine wenn Jonas den Posten bei der Bank schon sicher hätte, fände er Bennys Spurensuche, zu der sich Bürgerinnen und Bürger aufmachen – in ihrer Idee total gut, aber der Lärm … Auch Anna, das Nesthäkchen der WG, hat Erinnerung, in Gesprächen, in Tonwiedergabemedien, in Briefen und Su- etwas zu verkünden: Sie ist schwanger und würde gern mit dem Kindsvater per8-Filmen, in Chören und alten Schulbüchern. »Verlorene Lieder« erzählt zusammenziehen. Als der später vorbeischaut, bekommt die Diskussion Lebensgeschichten anhand von Liedern; verborgenen, wiederentdeckten, eine neue Note – denn der sympathische Sozialarbeiter Achmed äußert sich vergessenen. Es geht um Gesangskultur in sozialen und politischen Kon- unverblümt über Araber und Gutmenschen. texten, um Macht und Machtmissbrauch durch Musik. Eine musikalische Wo verläuft unsere Toleranzgrenze? Wie steht es wirklich um die Be- Schatzsuche, die zu einem wachsenden Archiv der verlorenen Lieder wird, reitschaft, die eigene Komfortzone aufzugeben? Lutz Hübner und Sarah einer musikalischen Bibliothek von Düsseldorfer Geschichte(n). Nemitz holen die Diskussion über die gesellschaftliche Umordnung ins Gesucht werden Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger jeder Herkunft Wohnzimmer der bürgerlichen Mitte. Mit großem Gespür für Komik schaf- von 16 bis 99 Jahren, die von ihrer Liebe zur Musik und zum Gesang auf der fen sie lebensnahe Figuren, die mehr mit uns gemein haben, als uns lieb Bühne erzählen wollen. Geprobt wird von September bis Dezember 2016. ist. Hübner zählt zu den meistgespielten Gegenwartsdramatikern, seine Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Stücke werden international gespielt und für Kino und Fernsehen verfilmt. Im Rahmen des Kongresses »Kinder zum Olymp!« entsteht eine erwei- — Sechs Punkte von Autor Lutz Hübner zu seinem Stück — Seite 70 terte Fassung von »Verlorene Lieder«. Mit freundlicher Unterstützung der

Kulturstiftung des Bundes. Sönke Wortmann, geboren 1959 in Marl, ist einer der wichtigsten deutschen Re- — Der Musiker Danko Rabrenović erzählt von einem verlorenen Lied — Seite 63 gisseure. Seine Filme (u. a. »Kleine Haie«, »Der bewegte Mann«, »Das Wunder von Bern«, »Deutschland. Ein Sommermärchen«) wurden vielfach ausgezeich- Christof Seeger-Zurmühlen, geboren 1975 in Namibia, war von 2003 bis 2011 net, sie zählen zu den meistgesehenen des deutschen Nachkriegskinos. Sönke als Schauspieler am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert und spielte vor- Wortmann arbeitet zudem als Produzent und immer wieder auch als Theaterregis- nehmlich am Jungen Schauspielhaus. Seit 2008 arbeitet er als Regisseur, von seur. Am Düsseldorfer Schauspielhaus entstanden in den 1990er-Jahren meh- 2014 bis 2016 hatte er die Künstlerische Leitung am Jungen Schauspielhaus rere Arbeiten, am Grips Theater Berlin inszenierte er 2012 Lutz Hübners Klas- Düsseldorf inne, ab der Spielzeit 2016/17 leitet er die neu gegründete Bürger- senzimmerkomödie »Frau Müller muss weg«, die er 2015 für das Kino verfilmte. bühne. — Bojan Vuletic´ ist Komponist, Gitarrist und Klangkünstler. Er kompo- niert und improvisiert, performativ und installativ, an traditionellen Kunst- und Aufführungsorten und in öffentlichen Räumen. 2012 initiierten er und Christof Seeger-Zurmühlen gemeinsam das Düsseldorfer ASPHALT-Festival.

Hexenjagd — von Arthur Miller — Regie: Evgeny Das Versprechen — nach dem Kriminalroman Titov — Premiere im März 2017 von Friedrich Dürrenmatt — Regie: Tilmann Köhler — Premiere im April 2017 Salem, Massachusetts, im Jahr 1692. Gemeindepfarrer Parris überrascht eine Gruppe junger Mädchen im Wald, halb nackt um ein Feuer tanzend. Im Wald wird die Leiche der kleinen Gritli Moser gefunden. Kommissar Ausgerechnet seine Tochter Betty und seine Nichte Abigail haben an dem Matthäi verspricht den verzweifelten Eltern, nicht eher zu ruhen, als bis der nächtlichen Treiben teilgenommen. Am nächsten Morgen sind die Mädchen Mörder gefasst ist. Der wegen Sittlichkeitsdelikten vorbestrafte Hausierer krank, hysterisch, jenseitig – worauf in der streng puritanischen Gemeinde von Gunten gerät unter Verdacht. Von den Ermittlern unter Druck gesetzt, die Angst wächst, Hexerei könne im Spiel sein. Man zieht den Exorzis- gesteht er die Tat – und erhängt sich wenig später. Der Fall scheint abge- ten John Hale hinzu, der schnell Schauerliches entdeckt: In Salem geht der schlossen. Doch Matthäi kommen Zweifel, und er ermittelt auf eigene Faust Teufel um! Und die Mädchen, angeführt von Abigail, wissen, mit wem er weiter. In der festen Überzeugung, einem Wiederholungstäter auf der Spur im Bunde steht. Ein Gericht wird einberufen, um die Stadt vom Bösen zu zu sein, pachtet er eine Tankstelle an einer viel befahrenen Bundesstraße reinigen. Doch mit den Mädchen als exklusiven Zeuginnen nehmen die Be- und nimmt eine junge Frau mit ihrer Tochter bei sich auf. Das Mädchen soll schuldigungen schnell überhand. Jeder ist potenziell verdächtig. Allein John als Köder dienen, um den wahren Mörder anzulocken. Proctor, dessen Frau zu den Angeklagten zählt, behauptet steif und fest, Nach dem großen Erfolg des Films »Es geschah am helllichten Tag« es gehe nicht um Hexerei, sondern um niedere Rache. Seine frühere Affäre mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe in den Hauptrollen beschloss Fried- mit Abigail und die Zurückweisung, die das Mädchen durch ihn erfahren rich Dürrenmatt, sein Filmskript zur Grundlage eines Romans zu ma- habe, seien der Grund für den infamen Vernichtungsfeldzug. chen – so entstand 1958 »Das Versprechen«. Heiligt der Zweck die Mittel? Arthur Millers 1953 entstandenes Drama »Hexenjagd« beruht Wann und wie verkehrt sich eine gute Intention ins Gegenteil? Dürren- auf den historischen Ereignissen der Salem Witch Trials, zugleich matts »Requiem auf den Kriminalroman« rückt neben der Aufklärung schrieb der Autor gegen die Kommunistenverfolgung und die Aushe- des Verbrechens die Gestalt des Kommissars in den Mittelpunkt, des- belung des Rechtsstaats während der McCarthy-Ära an. Eine zeitlo- sen wachsende Besessenheit ihn beinahe selbst zum Täter werden lässt. se Parabel über die Mechanik einer Massen- und Verfolgungshysterie. — Regisseur Tilmann Köhler über Zufall und Moral — Seite 86 — Ein Interview mit dem Regisseur Evgeny Titov — Seite 76 Tilmann Köhler, geboren 1979 in Weimar, studierte Schauspielregie an der Evgeny Titov, 1980 in Russland geboren, absolvierte eine Schauspielausbil- Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. 2005 wurde er als dung an der Theaterakademie St. Petersburg, bevor er ein Regiestudium am Max Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert, seine dor- Reinhardt Seminar Wien begann. Gemeinsam mit den dortigen Schauspielstu- tige Inszenierung von Bruckners »Krankheit der Jugend« wurde 2007 zum Ber- denten entwickelte er erste Arbeiten, u. a. Copis »Schlangennest«, das als Gast- liner Theatertreffen eingeladen. Tilmann Köhler war Hausregisseur am Staats- spiel am Wiener Burgtheater zu sehen war. schauspiel Dresden, dort setzte er u. a. die Uraufführung von Christa Wolfs »Der geteilte Himmel« und Shakespeares »Kaufmann von Venedig« in Szene. Weitere Arbeiten entstanden am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspiel Stuttgart, am Deutschen Theater Berlin, an der Oper Frankfurt und am Deutschen Schau- spielhaus Hamburg.

22 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Kleine Bühne Schlachtfelder der Schönheit — Eine Untersuchung (+) Die lebenden Toten — von Christian Lollike — der Problemzone Körper — Regie: Suna Gürler — Uraufführung — Regie: Tilmann Köhler Uraufführung im Mai2017 — — Düsseldorfer Premiere im Herbst 2016

Schon die Gebrüder Grimm beschäftigten sich mit der Frage: Wer ist die Böse Zungen behaupten, wir würden Filme anschauen, um selbst nichts Schönste im ganzen Land? Allerdings variierten die Parameter von Schön- mehr erleben zu müssen. Wir hätten schon alles gesehen und müssten uns heit auch damals von Seite zu Seite ihrer Märchenalmanache: Haare wie der Wirklichkeit nicht mehr stellen. Was aber, wenn die Wirklichkeit mit Ebenholz oder doch goldene Locken, so lang, dass ein Prinz daran hochklet- voller Wucht auf uns zurollt, so wie in der Flüchtlingskrise? Wenn sie plötz- tern kann? Haut so weiß wie Schnee oder lieber zierliche Füße, die in winzige lich spürbar in unsere Leben dringt, können wir sie dann überhaupt noch gläserne Schuhe passen? Trends kommen und gehen. Und wer sie bestimmt, anders beschreiben denn als Film? In Christian Lollikes Stück vermischen scheint manchmal undurchschaubarer als Dornröschens Dornenhecke. sich die blutigen Bilder aus Zombie- und Vampirfilmen mit den erschüt- Schneller als gedacht bietet eine einst angesagte Tätowierung Anlass zur ternden Bildern in heutigen Nachrichtensendungen zu einem medialen Belustigung. Das ehemalige Ideal der Rubens-Frauen wurde ersetzt durch Gewitter, das die drei Protagonisten, die eigentlich noch ein ganz komfor- sogenannte Modelmaße. So richtig kompliziert wurde es aber erst, als es dem tables Leben führen, ratlos zurücklässt. Sie wissen nicht mehr, was Fiktion Menschen möglich wurde, der Natur ein wenig – oder mehr – nachzuhelfen. ist und was real, und wer waren noch mal die Zombies, die oder wir? Dem Entstanden im Ersten Weltkrieg, um entstellte Körperteile zu rekonstruie- vielschichtigen Stimmengewirr des Texts liegen zahlreiche Gespräche mit ren, ist die Schönheitschirurgie nun der Ausweg, um unliebsame Stellen zu Betroffenen zugrunde. Hier kommen alle zu Wort – vom Flüchtenden über verkleinern, zu straffen oder aufzupolstern. Fluch oder Segen? Gemeinsam den kleinen Grenzbeamten bis hin zum EU-Präsidenten. Die Angst jener, mit Düsseldorferinnen und Düsseldorfern fragt Regisseurin Suna Gürler die in der »Festung Europa« sitzen, wird dabei ebenso ernst genommen wie danach, was Schönheit eigentlich ist. Was passiert, wenn man einem Ideal die Angst derer, die aus ihrem Land fliehen und sich in Todesgefahr begeben nicht entspricht? Und liegt am Ende die Definition von Schönheit nicht auch müssen. Turbulente Zeiten stehen bevor. In »Die lebenden Toten« erleben immer im Auge des Betrachters, egal ob gestrafft oder nicht? wir Menschen beim ersten Versuch, sich aus den Bruchstücken ihrer alten Gesucht werden spielfreudige Menschen jeden Alters, die Lust haben, Gewissheiten einen neuen Blick auf die Wirklichkeit zu bauen. auf der Bühne von der Schönheit zu erzählen. Die Proben finden in zwei Der dänische Autor Christian Lollike verfasst Hörspiele, Drehbücher Abschnitten im Zeitraum Januar bis Mai 2017 statt. Vorkenntnisse sind nicht und Theaterstücke, die er zum Teil selbst inszeniert. Er wurde mehrfach erforderlich! ausgezeichnet, u. a. bei der dänischen Reumert-Verleihung 2013 als Drama- — Ein Interview mit dem Schönheitschirurgen Afschin Fatemi — Seite 92 tiker des Jahres. »Die lebenden Toten« ist eine Koproduktion des Staatsschauspiels Dres- Suna Gürler wurde 1986 geboren und arbeitet als Regisseurin, Theaterpädago- den mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen und erlebt dort im Mai 2016 gin und Schauspielerin. Seit 2004 ist sie regelmäßig am jungen theater ­basel tä- tig, wo sie u. a. die Inszenierungen »Untenrum«, »Tschick«, »Strom« und »Flex« seine Uraufführung. auf die Bühne brachte. Seit der Spielzeit 2013/14 ist sie am Gorki Theater Berlin als Theaterpädagogin, Regisseurin und Performerin tätig. Mit ihrer Stückent- Tilmann Köhler war von 2009 bis 2016 Hausregisseur am Staatsschauspiel wicklung »Kritische Masse« wurde sie zum Berliner Theatertreffen der Jugend Dresden und brachte dort eine Vielzahl von Stücken auf die Bühne. Eine aus- 2014 eingeladen. führlichere Biografie finden Sie auf Seite 22.

(+) Das Schiff der Träume (E la nave va) — (+) Unterwerfung — nach dem Roman von von Federico Fellini — Regie: Jan Gehler Michel Houellebecq — Regie: Malte C. Lachmann — Düsseldorfer Premiere im Herbst 2016 — Düsseldorfer Premiere im Herbst 2016

Im Juli 1914 legt der Ozeandampfer »Gloria N.« ab – an Bord eine erlesene Die Islamisierung des Abendlandes beginnt in Frankreich im Jahr 2022: Li- internationale Gesellschaft aus Opernsängern, Schauspielern, Impresarios teraturwissenschaftler François pflegt lose Beziehungen zu seinen Studen- und Exzellenzen, die der größten Operndiva aller Zeiten das letzte Geleit tinnen und verfolgt nebenher die Präsidentschaftswahlen. Als der charis- geben. Die Asche der Königin des Belcanto soll den Wellen des Meeres über- matische Kandidat der »Bruderschaft der Muslime«, Mohamed Ben Abbès, geben werden. So feiert und singt ein Grüppchen fröhlicher Exzentriker an immer mehr Stimmen auf sich vereinigt, kommt es zu bürgerkriegsartigen Bord der »Gloria N.«, während der Dampfer auf die Insel Erimo zusteuert, Unruhen. François flieht aufs Land. Noch vor seiner Rückkehr nach Paris wo die Trauerzeremonie stattfinden soll. Unterwegs sieht sich der Kapitän hat sich der politische Wechsel vollzogen. Mit Mitte vierzig findet sich der gezwungen, eine Gruppe in Seenot geratener serbischer Zivilisten aufzu- Akademiker plötzlich bei voller Rente pensioniert. Rasant verändert die nehmen. Sie sind auf der Flucht, denn der Krieg ist ausgebrochen. Plötzlich »Bruderschaft« das Gesicht der Grande Nation. Ben Abbès führt die Theo- nähert sich ein Kriegsschiff, das die sofortige Auslieferung der Flüchtlinge kratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein. Wirtschaftlicher fordert. Die Not der Schiffbrüchigen und der sich vollziehende politische Aufschwung und sinkende Arbeitslosigkeit sind die Folgen. Erstaunt muss Umsturz können nicht länger ignoriert werden. der Décadence-Forscher feststellen, dass er als Mitglied der geistigen Eli- Federico Fellinis Filmvorlage von 1982 zeigt das Traumschiff als anachro­ te Frankreichs durchaus noch gefragt ist. Von allen Seiten versucht man, nistisches Wunderland der Lüste, der Künste und des Genusses. Doch die François den Islam und damit verbunden eine Rückkehr an die Universität Trauerfahrt ist eine Posse, es ist offensichtlich, dass es dem Dampfer nicht schmackhaft zu machen. Verlockende Forschungsprojekte, mehr Gehalt bestimmt ist, je wieder sicheren Hafen anzulaufen. Fellinis Fabel kommt und bis zu vier wunderschöne, devote Ehefrauen – ist das die Lösung seiner schwebend daher und wirft dabei Themen auf, die heute genauso drängend Midlife-Crisis oder eine Unterwerfung? In Michel Houellebecqs Spekula- sind wie 1914 und 1982: das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen, die tion avancieren die Muslime zu den Rettern eines von Konsum und Egois- einander wohl noch lange fremd bleiben, die Begegnung mit Geflüchteten, mus geprägten Europa. Eine bitterböse Satire, die dazu auffordert, unsere das Ende der europäischen Idee, wie wir sie bisher verstanden haben, und vermeintlich westlichen Werte zu hinterfragen. den Umgang der Kunst mit dieser fundamentalen Umordnung. »Unterwerfung« in der Regie von Malte C. Lachmann entstand am »Das Schiff der Träume« entstand am Staatsschauspiel Dresden und wird Staatsschauspiel Dresden. im Herbst 2016 in Düsseldorf anlegen. Malte C. Lachmann, geboren 1989 in Marburg, setzt sich immer wieder mit der Jan Gehler war Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden. Er inszenierte u. a. Rolle der Religion in unserer Gesellschaft auseinander: Seine Inszenierung von die viel beachtete Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs »Tschick«. Weitere »Schwarze Jungfrauen« – ein Abend mit Monologen aus der Perspektive von birografische Daten finden Sie auf Seite 21. Muslimas in Deutschland – gewann 2012 das Körber Studio Junge Regie. 2013 wurde sein Projekt »Protokolle von Toulouse«, das die letzten Gespräche des Attentäters Mohamed Merah verarbeitet, zum Festival Radikal jung nach Mün- chen eingeladen.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Kleine Bühne 23 Wiederaufnahmen

(+) Bilder deiner großen Liebe — nach dem (+) Terror — (+) Klaus Barbie – Begegnung mit Roman von Wolfgang Herrndorf — Uraufführung — dem Bösen — (+) Der Junge mit dem Koffer — Regie: Jan Gehler — Düsseldorfer Premiere (+) Patricks Trick — (+) Was das Nashorn sah, im Herbst 2016 als es auf die andere Seite des Zauns schaute — Inszenierungen des Düsseldorfer Schauspielhauses, die Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: In »Bilder deiner großen Liebe«, Wolfgang Herrndorfs letztem Roman, zeichnet der Autor eine düs- weiterhin im Spielplan stehen tere Welt. Sie ist bewuchert von dumpfen und rätselhaften Menschen – also — In stellt Ferdinand von Schirach die Frage nach der genau von jenen Leuten, vor denen Maik Klingenbergs Eltern in »Tschick« Im Central Terror Würde des Menschen: Ein Passagierflugzeug wurde von Terroristen geka- immer gewarnt haben; nur dass Maik und Tschick ausschließlich tolle Be- pert, um einen Anschlag auf ein ausverkauftes Fußballstadion zu verüben. gegnungen mit tollen Fremden hatten. Nicht so Isa. Sie trifft im Grunde Die Menschen im Stadion konnten nur gerettet werden, weil der Pilot eines auf niemanden, dem sie vertrauen kann – außer sich selbst. Das macht Kampfjets das Verkehrsflugzeug abschoss. Ist der Pilot schuldig oder -un ihre ohnehin schon hoffnungslose Situation noch aussichtsloser. Im Roman schuldig? Das Urteil in diesem spannenden Gerichtsdrama wird vom Publi- erklärt sie: »Der Abgrund zerrt an mir. Aber ich bin stärker.« Aus schlimm kum im Theatersaal gefällt. — Klaus Barbies Biografie steht beispielhaft für wird schlimmer. Den ganzen Tag lang. Und doch gibt es eine Kraft, die das deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Die Taten, die der Gestapo-Kom- Mädchen trägt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die sich vorbe- mandant, der »Schlächter von Lyon«, beging, sind in ihrer Grausamkeit haltlos und unvorsichtig ins Leben schmeißt. Isa ist eine über dem Abgrund und in ihrer Summe unvorstellbar. In seinem Prozess zeigte Barbie weder Schwebende in ihrer Verrücktheit, ihrer Radikalität und auch ihrer Gefähr- Reue noch Mitleid mit seinen Opfern. dung. Ihre Einsamkeit ist nicht die Einsamkeit des Verlassenseins; ihre Ein- Klaus Barbie – Begegnung mit von Leonhard Koppelmann fragt nach dem Psychogramm eines samkeit ist eine existenzielle Erfahrung. Deshalb ist sie auch kein bedau- dem Bösen skrupellosen Täters. ernswertes Opfer, sondern eine starke junge Frau. Wolfgang Herrndorfs unvollendetes Fragment erinnert an Büchners »Lenz« – gestrickt nach dem — In von Kristo Šagor erfährt der Muster einer Road-Novel ist es nicht nur die eigenwillige Geschichte eines Junges Schauspiel Patricks Trick kleine Junge Patrick, dass sein ungeborener Bruder »Trisomie« haben wird. 14-jährigen Mädchens, das barfuß durch die Welt stolpert. Es ist auch eine Patrick will verstehen, und er will helfen. Also macht er sich auf, um ein Tarnung, mit deren Hilfe Wolfgang Herrndorf im Angesicht des Todes viel- paar Geheimnisse zu ergründen. — Es herrscht Krieg. Naz muss fliehen. leicht konsequenter denn je die Brutalität des Lebens erzählt hat. Er wird von seinen Eltern mit nichts als einem Koffer in den Bus gesetzt Eine Übernahme aus dem Staatsschauspiel Dresden in der Regie von und nach England geschickt. In Mike Kennys preisgekröntem Stück Jan Gehler Der Junge mit dem Koffer führt Naz' Weg durch die Wüste und übers Jan Gehler war von 2013 bis 2016 Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden. Meer, es ist ein Weg voller Abenteuer und Gefahren. — Im Zoo gibt es eine Mehr über Jan Gehler erfahren Sie auf Seite 21. neue Bewohnerin: eine junge Bärin. Sie ist in das ehemalige Gehege des Nashorns aus Bengalen gezogen, das eines Morgens einfach da lag – tot, verschneit und mit sehr traurigen Augen. Was hat es gesehen? Die anderen Tiere schweigen. Die Bärin sucht nach Spuren und stellt unbequeme Fragen. – 1938 wurde unmittelbar am Zaun des Konzentrationslagers Buchenwald ein Zoo errichtet. Jens Raschkes Stück Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute wurde 2014 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet.

24 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren im Central — Kleine Bühne Lou Strenger D’haus — Spielzeit 2016/17 25 Münsterstraße 446

Meine Schwester Sheherazade — von Mathilda Natives — von Glenn Waldron — ab 14 Jahren — Fatima Onur — ab 6 Jahren — Regie: Grete Pagan Regie: Jan Friedrich — Uraufführung am 20. Septem- — Uraufführung am 18. September 2016 — ber 2016 — JUNGES SCHAUSPIEL JUNGES SCHAUSPIEL Drei junge Menschen. Drei Länder. Eine Welt. Eine digitale Welt. – Drei Ju- Sheherazade ist heimatlos, seit der König ihr Tal zu einem Stausee gemacht gendliche nutzen ihren Computer, ihr Handy, das Internet. Wo immer und hat. Also begibt sie sich mit ihrer kleinen Schwester Dinazade auf den be- wann immer sie es wollen: in der Boutique, im Wald, auf einer Beerdigung. schwerlichen Weg zum Palast, um dort bei ihrem Onkel Cengiz, dem Koch, Heimlich oder öffentlich. Sie sehen die gleichen Filme. Schauen Videoclips. Unterschlupf zu finden. Doch im Palast herrscht eine fürchterliche Stim- Teilen. Verschicken. Kommentieren. Kommunizieren. Denn sie sind Digital mung. Der Kleine König, noch ein Kind, ist ein schrecklicher Tyrann. Nichts Natives: Ureinwohner einer digitalen Welt. Es ist ein Klick, der sie mit dieser ist ihm gut genug, und er darf alles, wirklich alles. Der Onkel versteckt die Welt verbindet, ihnen jegliches Wissen zugänglich macht, sie unterhält und beiden Schwestern nach ihrer Ankunft. Still sollen sie sich verhalten, damit vernetzt. Nur ein Klick – und ihre Gedanken, Wünsche und Ängste stehen sie nicht vom Kleinen König entdeckt werden. Doch da schätzt Cengiz sei- jedem offen. Für immer, unwiderruflich und unkompliziert. ne mutige Nichte falsch ein: Sie will diesem König begegnen, der ihr Dorf Es ist eine Momentaufnahme dreier Menschen, die der Journalist und zur Unterwasserstadt gemacht hat. Auf eigene Faust erkunden die beiden Dramatiker Glenn Waldron in seinem Stück »Natives« festhält. Eine kurze Mädchen den riesigen Palast. Dinazade fürchtet sich, und so erfindet die Zeitspanne, in der sich das Leben dieser Jugendlichen zuspitzen und von große Schwester Geschichten für sie. Der Kleine König hört die Stimmen Grund auf verändern wird, festgehalten von Kameras. Dokumentiert im und entdeckt die beiden Eindringlinge. Aus Wut und Bosheit zwingt er Internet für die ganze Welt. Sichtbar nicht nur für Freunde und Verwandte, Sheherazade, nur für ihn und zu seiner Unterhaltung Geschichten zu erzäh- sondern auch für den Rest einer unbekannten Masse. Und es ist nur dieser len. Mit Mut, Trotz und Ehrlichkeit erzählt sie von ihrer verlorenen Heimat eine Klick, der darüber entscheiden wird, wie es für sie weitergeht. und von der Tyrannei eines Königs … Nach und nach wird deutlich, welche Glenn Waldron arbeitet u. a. als Journalist für Vogue, The New York lebensverändernde Kraft diesen Geschichten innewohnt. Times, The Guardian und The Independent. Er lehrt zudem Journalismus Jenseits aller Klischees von orientalischer Exotik erzählt die junge Au- am London College of Fashion und schrieb mit »Natives« sein erstes Ju- torin Mathilda Fatima Onur sensibel und mit viel Humor die Geschichte gendstück. von Sheherazade und der magischen Kraft des Geschichtenerzählens neu. — Christian Huberts über Games und virtuelle Welten — Seite 39 — Die Theaterpädagogin Matin Soofipour über die Erzählerin Sheherazade Jan Friedrich, 1992 in Lutherstadt Eisleben geboren, studierte zeitgenössische — Seite 35 Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Ber- lin. Während­ seines Studiums entstanden erste Arbeiten für das europäische Grete Pagan, 1983 in Stuttgart geboren, studierte Schauspielregie an der Thea- Festival Theater Café am Grips Theater Berlin. Sein Stück »Szenen der Frei- terakademie Hamburg. Sie inszeniert am Jungen Ensemble Stuttgart, am Grips heit« erlebte seine Uraufführung am Deutschen Theater Berlin im Rahmen der Theater Berlin, am moks Bremen und am Jungen Schauspielhaus Hamburg. Ihre Autorentheatertage 2015. Friedrich inszeniert u. a. am Nationaltheater Mann- Uraufführungsinszenierung von Milena Baischs »Die Prinzessin und der Pjär« heim. In der Spielzeit 2016/17 ist er gleich mit zwei Arbeiten am Düsseldorfer am Grips Theater wurde mit dem Mülheimer KinderStückePreis 2014 ausge- Schauspielhaus vertreten. zeichnet.

Unterm Kindergarten — von Eirik Fauske Odyssee — nach Homer — ab 12 Jahren — Regie: — ab 3 Jahren — Regie: Jan Friedrich — Premiere Gregory Caers — Düsseldorfer Premiere 29. Oktober am 27. September 2016 — JUNGES SCHAUSPIEL 2016 — JUNGES SCHAUSPIEL

Alles beginnt mit einem kräftigen Windstoß. Ein Babyvogel breitet sei- Die Stadt Troja ist nach zehn grausamen Kriegsjahren gefallen. Odysseus, ne Flügel aus und lässt sich von ihm davontragen. Der Wind ist stark, die einer der siegreichen Anführer, hat nur einen Wunsch: nach Hause! Doch jungen Flügel bringen das Vögelchen aus dem Wald hinein in die Stadt und die Heimreise wird zur nicht enden wollenden Irrfahrt. – Wie kann man in die Straßen. Noch ehe der kleine Vogel sich versieht, prallt er gegen die heimkommen, wenn man einen Krieg erlebt hat? Wie wächst ein Kind Fensterscheibe eines Kindergartens. Mistkindergarten! Die Kinder laufen auf – Telemach – mit einem abwesenden Vater, der ein Kriegsheld ist? Wie hinaus und finden das tote Vögelchen auf dem Rücken liegend. Sie graben können sich Odysseus und seine Frau Penelope nach so langer Zeit wieder neben dem Zaun ein Loch, werfen ein wenig Erde über das Tier und machen begegnen? Odysseus wird zum Spielball der Götter, besiegt einen Zyklopen, dann Frühstückspause. Nur ein Junge bleibt stehen und weint. Er weint und wird von einer Hexe verzaubert, begegnet den Toten in der Unterwelt und weint. Was passiert jetzt mit dem Vogel? Was befindet sich eigentlich im passiert die schrecklichen Ungeheuer Skylla und Charybdis. Am Ende Boden unter dem Kindergarten? Jahre später beschäftigen dieselben Fragen strandet er, einziger Überlebender unter den Heimkehrern, auf »seiner« die Kinder des traurigen Jungen, der inzwischen Architekt geworden ist und Insel, Ithaka, wo noch ein letztes Abenteuer auf ihn wartet. Kindergärten entwirft, an deren Fenstern sich kein Vogel verletzen kann. In »Odyssee« wird von sechs Männern aus drei verschiedenen Ländern »Unterm Kindergarten« entspinnt sich anhand dieser Fragen die fantasti- gespielt, getanzt, performt, musiziert – vielsprachig, wild, poetisch und sche Geschichte einer Giraffe, eines Wals, von entwurzelten Bäumen und mit viel Livemusik. einem Vögelchen, die gemeinsam immer tiefer in die Erde sinken. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit Nevski Prospekt Gent und Eirik Fauske hat mit viel Sprachwitz und Poesie ein Stück über die größte Bronks Theater Brüssel. ­Frage überhaupt geschrieben: Was passiert mit uns nach dem Tod? Er erzählt­ — Stefan Fischer-Fels stellt den Regisseur Gregory Caers und das Projekt »Odys- Geschichten über das Werden und Vergehen und zeigt, wie alles auf der Welt see« vor — Seite 58 miteinander verbunden ist. Fauske, geboren 1982, gilt als einer der origi- nellsten jungen Theaterautoren Norwegens. Er schreibt seit 2009 mit großem Gregory Caers, geboren 1975 in Brüssel, Schauspieler und Regisseur, spielte und inszenierte am Nationaltheater Gent und am Theater Kopergietery. 2011 Erfolg Stücke sowohl für ein erwachsenes als auch für junges Publikum. gründete er zusammen mit Wim De Winne und Ives Thuwis die Kompanie Nevski Zwischen 2013 und 2015 war er Artist in Residence am Norwegischen Zen- Prospekt, eine der renommiertesten Gruppen der belgischen Theaterszene, und trum für Neues Theaterschreiben in Oslo. Für »Unterm Kindergarten« tourt seitdem mit zahlreichen Produktionen um die ganze Welt. Caers inszenierte wurde er 2011 für den renommierten Ibsen-Preis nominiert. zweimal am Grips Theater Berlin und wird ab der Spielzeit 2016/17 Hausregis- seur am Jungen Schauspiel des Düsseldorfer Schauspielhauses sein. — Der Architekt Van Bo Le-Mentzel über Linearität und Tod — Seite 48

Mehr zur Vita von Regisseur Jan Friedrich, der auch für die Uraufführung von Glenn Waldons »Natives« verantwortlich zeichnet, auf dieser Seite oben rechts.

26 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren in der Münsterstraße 446 Mr. Handicap — von Thilo Reffert — ab 10 Jahren Everybody Comes To Stay! — von andcompany&Co. — Regie: Frank Panhans — Uraufführung im März — Uraufführung im April 2017 — und 2017 — JUNGES SCHAUSPIEL JUNGES SCHAUSPIEL

In Hannes’ Klasse wird jede Woche jedem I-Kind (Integrationskind) ein Pa- Vor über achtzig Jahren notierten die Geschwister Erika und Klaus Mann, tenkind zugelost. Hannes war noch nicht dran, und nun »darf« er Vincent die mit ihren Eltern vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen eine Woche lang in der Schule begleiten. Hannes ist genervt, und Vincent waren: »Wenn der Erdteil Europa nicht selbst verrückt sein sollte (was hat überhaupt keine Lust auf dauernd wechselnde Paten, schon gar nicht noch sehr dahinsteht), das Leben unserer Freunde, der Exilierten, in ihm auf so einen. Hannes reißt sich zusammen, doch am Ende der Woche rastet ist es jedenfalls. Im Grunde, stellen wir fest, haben alle Emigranten in allen er aus und stößt Vincent zu Boden! Die Lehrerin macht sich große Sorgen. europäischen Ländern drei große Lebensaufgaben, drei Pflichten, denen Die Eltern werden verständigt, und die Mutter von Hannes lädt Vincent sie nachkommen müssen, um nicht abgeschoben zu werden. Die Pflichten zum Übernachten ein, damit die Jungs einander besser kennenlernen. Als heißen: 1. nicht arbeiten, 2. nicht der öffentlichen Wohlfahrt zu Last fallen, auch noch die Nachbarin fragt, ob ihre Tochter Jasmin ebenfalls bei Hannes 3. und vor allem, nicht bleiben.« Heute verläuft die Fluchtbewegung in die schlafen könne, glaubt nur Hannes’ Mutter an einen lustigen Abend. Zwei entgegengesetzte Richtung. »Everybody Comes To Stay!« erzählt die Ge- Jungs, die sich nicht riechen können, und ein mode- und fernsehverrücktes schichte von Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, und vergleicht Mädchen die ganze Nacht in einem Zimmer? Natürlich läuft es anders als sie mit Geschichten derjenigen, die aus Deutschland fliehen mussten wie gedacht – am nächsten Morgen sind alle ganz schön müde und haben viel die Familie Mann. Immer wieder geht es um Krieg, Schmuggel, Transitvisa, erfahren: übereinander, über das sogenannte »Normalsein« und über sich Aufenthaltsgenehmigung, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung – und um ein selbst. Café als Treffpunkt aller Exilierten, als Hommage auf den berühmtesten Das Thema »Inklusion« ist an den Schulen in aller Munde. »Mr. Han- Exilantenfilm aller Zeiten: »Casablanca«. Schauspieler und Nichtschau- dicap« nimmt die Probleme einer »inklusiven Schule« auf und erzählt mit spieler, Bürger und Nichtbürger werden gemeinsam an eine Zeit erinnern, viel Humor die Geschichte einer großartigen Freundschaft, die alles andere in der Menschen nicht verzweifelt versuchten, nach Europa zu gelangen, als normal ist. sondern, ebenso verzweifelt, Europa zu entkommen. — Über Inklusion am Beispiel von Fortuna Düsseldorf berichtet Paul Jäger — »Everybody Comes To Stay!« ist eine Produktion mit der andcompa- Seite 85 ny&Co., die auch die Eröffnung des Café Eden künstlerisch gestalten wird. Weitere Informationen zum Café Eden finden Sie auf Seite 98. Die Koope- Frank Panhans, 1966 in Greifswald geboren, ist Schauspieler und Regisseur. ration wird gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes. Er inszeniert regelmäßig am Theater der Jugend Wien und am Grips Theater Berlin. Für seine Inszenierung »Cengiz und Locke« erhielt er den Theaterpreis — Die Anwältin Berenice Böhlo im Gespräch über Recht und Unrecht in der »Der Faust«. Seit 2014 ist er Schauspielprofessor am »Konservatorium«, der Asylpraxis — Seite 87 MUK-Privatuniversität der Stadt Wien. andcompany&Co. wurde 2003 von Alex Karschnia, Nicola Nord und Sascha Sulimma gegründet und ist eines der renommiertesten Theater- und Perfor- mancekollektive im deutschsprachigen Raum. Erarbeitet werden hochbrisante politische Themen in zeitgenössischer popkultureller Form. Die Performance »Orpheus in der Oberwelt: Eine Schlepperoper« gewann als Hörspiel den »Prix Europa 2015«.

(+) Adams Welt — von Gregory Caers und Ensemble (+) Die besseren Wälder — von Martin Baltscheit — Regie: Gregory Caers — ab 2 Jahren — Düsseldorfer — ab 12 Jahren — Uraufführung — Regie: Robert Premiere im November 2016 — JUNGES SCHAUSPIEL Neumann — Düsseldorfer Premiere im Januar 2017 — JUNGES SCHAUSPIEL Zwischen dem Gemurmel im Theaterfoyer ist plötzlich ein Trommeln zu hören. Ein Mann macht Musik, formt einen Rhythmus, der die Zuschauer Ferdinand hat auf der Flucht in ein besseres Leben seine Eltern verloren. in den Theaterraum lockt und auf eine Reise in Adams Welt mitnimmt. Ein kinderloses Paar nimmt ihn liebevoll auf, er wächst in einer wohlbehü- Adams Fantasie ist groß. Sie lässt verstummen, was stört. Endlich Ruhe! teten Gemeinschaft auf. Mit seinem besten Freund Beck und seiner ersten Endlich allein! Adam erfindet die Musik. Und das Leben – ganz neu, ganz Liebe Melanie entdeckt er als Jugendlicher das Leben jenseits der sicheren, allein. Plötzlich spielen die anderen Schauspieler mit. Gemeinsam gehen eingezäunten und braven Welt. Doch dann ereignet sich ein folgenschwerer sie auf eine Entdeckungsreise durch Landschaften und Unterwasserwelten. Unfall: Ein nächtlicher Ausflug endet für Melanie tödlich, und Ferdinand, Sie erleben lauter Überraschungen und sehen Bilder, die dem Rhythmus der junge Fremde, wird verdächtigt und ausgestoßen. Er kehrt zurück zu der Jahreszeiten folgen – mit viel Gesang, Musik und Bewegung. Das Junge denen, die er für seine wahre Familie hält, aber auch dort trifft er auf starre Schauspiel zeigt mit »Adams Welt« Theater für die Allerkleinsten und er- Traditionen und wird als Außenseiter abgestempelt. Verzweifelt fragt sich zählt eine kleine große philosophische Geschichte über Freundschaft, Trost Ferdinand, wo auf der Welt ein Platz für ihn sein könnte. Zwei Außenseiter und die Kraft der Fantasie. wie er ermutigen ihn, neue Wege zu suchen: »Es kommt doch nicht darauf Die Inszenierung, die nach ihrer Uraufführung beim Festival Szene an, wo du herkommst. Es kommt darauf an, wo du hingehst und mit wem.« Bunte Wähne in Wien im März 2015 am Grips Theater ihre Berlinpremiere Martin Baltscheits Stück ist eine berührende Geschichte mit scharfem Hu- feierte, wurde mit Einladungen zu internationalen Festivals in aller Welt mor, die überall spielen könnte. Eine Geschichte über Vorurteile, soziale ausgezeichnet. In Düsseldorf wird die Arbeit in einer Neubesetzung zu Rollen und die Suche nach der eigenen Identität. »Die besseren Wälder« sehen sein. wurde mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis 2010 ausgezeichnet und war als deutscher Beitrag zum Weltkongress der Internationalen Vereinigung Gregory Caers inszeniert als Hausregisseur des Jungen Schauspiels in dieser Spielzeit außerdem zwei internationale Koproduktionen. Weitere biografische des Theaters für Kinder und Jugendliche – ASSITEJ – 2014 in Warschau Informationen lesen Sie auf Seite 26. eingeladen. Die Inszenierung wird in einer Düsseldorfer Neubesetzung präsentiert. Eine Übernahme der Uraufführung vom Grips Theater Berlin.

Robert Neumann inszeniert in dieser Spielzeit auch »Der Zauberer von Oz«. Eine ausführlichere Biografie auf Seite 14.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Die Premieren in der Münsterstraße 446 27 Torben Kessler 28 D’haus — Spielzeit 2016/17 Tabea Bettin D’haus — Spielzeit 2016/17 29 Moritz Führmann 30 D’haus — Spielzeit 2016/17 Anbeginn Die neue Theatersaison wird eröffnet mit dem Epos von Gilgamesh, der ältesten Erzählung, von der die Menschheit weiß — von Robert Koall

Gilgamesh — Epos in einer Bearbeitung von Raoul Schrott — Regie: Roger Vontobel — Bühne: Claudia Rohner — Kostüm: Ellen Hofmann — Musik: Morena Premiere am 15. September 2016 — Im Theaterzelt auf dem Corneliusplatz

Dies wollen wir tun zum Beginn: die älteste Ge- Anvertrauten zu sorgen. Die Bürger seiner Stadt schen bewohnt, von neun Kilometern Stadtmauer schichte der Menschheit laut erzählen, das Epos Uruk zu schützen. Die Menschheit in die Zukunft umgeben, eine brummende, zügellose Metropole von Gilgamesh, der die Stadt Uruk beherrschte, zu führen. aus Lehmziegeln. »Hier stehen wir vor den frühes- der maßlose Herrscher, der nach Unsterblichkeit Das Epos führt auf der Bühne der Menschheit ten urbanen Leistungen«, schreibt der Journalist strebte und schließlich Erfüllung in gerechter Herr- die großen Themen ein, die bis heute unsere Lei- und studierte Archäologe Berthold Seewald. »Uruk schaft fand. Wir wollen eine Geschichte bergen, die denschaft nähren, Geschichten zu erfinden und war politisches Zentrum, Wirtschaftsmotor, Zu- am Beginn der modernen Zivilisation entstand, sie zu erzählen. In einer fantastischen und gro- fluchtsort und Wesen einer Gottheit. Hier entstan- die schon erzählt wurde vor viertausend Jahren. ßen Erzählung begegnen sich mit Pauken und den Bürokratie, Organisation, Arbeitsteilung und (Wenn Sie das kurz einordnen möchten: Die als Trompeten die Menschen und die Götter, es wird Dienstleistung. Monumentalarchitektur, Groß- »Ötzi« berühmt gewordene Gletscherleiche vom verehrt, gehasst und gesehnt – das Epos ist eine plastik und die Geschichte. Denn in Uruk formte Südtiroler Tisenjoch ist tausend Jahre jünger.) existenzielle Auseinandersetzung mit Liebe und sich wahrscheinlich auch die Schrift, und mit ihr »Er kam von weit her, war müde, aber fand Feindschaft, Hochmut und kläglichem Versagen, Literatur, Wissenschaft und das Nachdenken dar- Frieden / Und meißelte all seine Mühsal auf Demut und Überheblichkeit, Auszug und Heim- über, was das menschliche Wesen ausmacht.« eine Tafel aus Stein. / Er baute die Mauer um kehr, Schöpfung und Tod und dem Jenseits. Woher nun die Schrift? Aus dem Handel. Uruk-den-Schafpferch / und um das heilige Ean- Dass wir diese Erzählung noch heute besitzen, Der Erfolg Uruks lag auch in seinen Wirtschafts- na, das geweihte Schatzhaus. – Such nach dem ist ein Wunder, das man nur begreift, wenn man beziehungen, in der Organisation und damit in Grundstein, der Kassette aus Zedernholz; / lös die am Anfang beginnt, vor mehr als zwölftausend der Buchhaltung begründet. Aus Piktogrammen Stifte aus dem bronzenen Schloss / und öffne den Jahren, am Ende der letzten Eiszeit. Diese läutete entstanden Besitzzeichen, die abstrakt für Wa- Deckel zu dem Geheimnis, das sie birgt; nimm die eine geografische Neuordnung ein und den Be- renmengen standen. Das Ding fand sein Abbild, Tafel aus Lapislazuli und lies laut: / die Geschichte ginn dessen, was sich heute als sogenannte mo- schließlich auch seine Abstraktion. Und wer Din- von Gilgamesh und allem, was er durchlitt.« derne Zivilisation rund um den Globus spinnt. In ge benennen kann, der will nicht nur ihre Menge, Eine Geschichte, die zum Mythenschatz der diesen Jahrtausenden nach der Eiszeit entstand im sondern auch ihren Namen festhalten. Um 3000 frühen Menschheit gehört, die entstand in den schließlich gemäßigten Klima zwischen Anatolien vor unserer Zeitrechnung entstand so ein Zei- frühen Megametropolen Mesopotamiens, des spä- und der Kaspischen See das Zweistromland, ge- chensystem aus Hunderten von Silbenzeichen, die teren Babyloniens, des heutigen Irak. Und die den rahmt von Euphrat und Tigris. mit Schilfrohr in Lehmtafeln gedrückt wurden. Weg durch die Jahrtausende zu uns gefunden hat. Die biologische Vielfalt und die klimatischen So fing es an, damals und dort. Als die Mensch- Sie erzählt vom legendären König Gilgamesh. Bedingungen machten es zum idealen Siedlungs- heit begann, ihre Geschichten niederzulegen, und Teils Gott soll er gewesen sein, teils Mensch und gebiet, und der Mensch erschloss es, pflanzte und so ermöglichte, dass wir uns durch die Jahrtausen- im Ganzen ein König, der kein Maß kannte, ein entwickelte und erfand. Der Gilgamesh-Über- de von Uruk nach Düsseldorf die frohe Grund- Schlächter, ein Frauenschänder, ein verantwor- setzer Raoul Schrott beschreibt, dass man in den botschaft aller Kunst zurufen können: »Mensch, tungsloser Despot. Um ihn zu mäßigen, gesellen Siedlungen dieser Vorzeit auch »die Techniken des fürchte dich nicht! Du bist nicht allein.« die Götter ihm Enkidu zu, ein menschenähn- Tonbrennens und der Kupferverhüttung entdeck- lich-wildes Wesen, das Gilgameshs Freund wird. te; das Handwerk bildete sich heraus, Schmiede, P.S.: Es war das Jahr 1844, als der Brite Henry Gemeinsam suchen sie Abenteuer, töten Hum- Tischler, Schiffsbauer, Töpfer und Weber. Diese Layard bei Grabungen im heutigen Syrien nahe baba, den Herrscher des Zedernwaldes, und be- erste gentechnische und technologische Revolution Mossul auf die Bibliothek von Ninive stieß, die kämpfen schließlich den Himmelsstier, der Gil- der Geschichte führte zur Entstehung einer hier- seit Jahrtausenden ihre Schätze barg. In Scher- gamesh töten soll. Zwar siegen sie, erzürnen aber archisch organisierten Gesellschaft, die diese Ar- ben auf dem Fußboden lagen jene Tontafeln, auf dadurch die Götter, die Enkidu sterben lassen. beitsteilung möglich machte, indem sie die Grund- denen das Epos des Gilgamesh notiert war. Nach- Dies ist der Bruch in Gilgameshs Geschichte. Fort- versorgung mit Lebensmitteln sicherstellte.« dem man sie Jahrzehnte später entziffert hatte an fürchtet er, der Göttliche, den Tod und sucht Vor allem aber führt die Ballung der organi- und schließlich auf die elfte Tafel mit der vor- ein Mittel, ihn zu besiegen. Es ist eine lange Reise, sierten Gesellschaft zum »Prinzip Stadt«, wie die biblischen Erzählung der Sintflut stieß, soll der die er zur Beantwortung dieser Frage durch die Assyriologin Gwendolyn Leick schreibt. Die Er- zuständige Mitarbeiter des British Museum sich Welt unternimmt, und am Ende gelangt er zu ei- findung der Metropole ist eine mesopotamische in einer Übersprungshandlung vor Begeisterung nem alten Schiffer, der mithilfe seines Boots eine Idee und die Stadt ein »heterogenes, komplexes, noch am Arbeitstisch nackt ausgezogen haben. Sintflut überlebte und dabei auf göttliche Wei- schmutziges, sich veränderndes, aber praktika- sung hin paarweise Tiere aller Arten mitnahm. bles Konzept für die menschliche Gesellschaft«. Hier erleben wir den biblischen Mythos in seiner Eine der größten dieser Megapolen war Uruk, Robert Koall war langjähriger Assistent von Chris- babylonischen Vorversion. Gilgamesh wirft diese dreihundert Kilometer südlich des heutigen Bag- toph Schlingensief und arbeitete als Dramaturg in Hamburg, Zürich, Hannover und Dresden. Ab der Begegnung auf seine Bestimmung zurück, und dad gelegen. Eine für damalige Verhältnisse un- Spielzeit 2016/17 ist er Chefdramaturg am Düssel- er erkennt seine Aufgabe auf Erden: für die ihm fassbar große Stadt, von fast fünfzigtausend Men- dorfer Schauspielhaus.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 31 Ein Gespräch mit der Regisseurin Joanna Praml über Schnecken, Würmer und die Suche Waldnach der wahren Liebe

Ein Sommernachtstraum — von William Shakespeare — Ein Verwirrspiel mit Düsseldorfer Jugendlichen — Regie: Joanna Praml — Bühne: Jana Denhoven — Kostüm: Inga Timm — — Premiere am 16. September 2016 — Im Central, Kleine Bühne

Der »Sommernachtstraum« gibt den Start- Arbeitet man als Regisseurin an einer Bürger- Haben Düsseldorfer Jugendliche einen Wald schuss zur neuen Sparte »Bürgerbühne« am bühne anders als mit einem professionellen überhaupt schon mal von innen gesehen? Düsseldorfer Schauspielhaus. Hier sollen in Schauspielensemble? Was macht ein Thea- Alle waren zumindest schon mal in einem Wald, Zukunft Düsseldorfer Bürgerinnen und Bür- terprojekt mit Bürgern einzigartig? so viel kann man sagen (lacht). Die Angst vor ger auf der Bühne stehen und u. a. in Verbin- Die Inszenierung entsteht mit und aus der Fan- Schnecken, Würmern und Ungeziefer ist aber dung mit klassischen Theatertexten von ihrer tasie der Bürger, hier der Jugendlichen; ihre ziemlich groß. Wir haben lange darüber disku- Lebenswirklichkeit erzählen. Warum haben Sie Geschichten und Persönlichkeiten stehen im tiert, ob man nachts allein im Wald oder in der sich für den Beginn Shakespeares berühmte Vordergrund. Es geht nicht darum, möglichst Stadt mehr Angst hätte. Wir sind bisher zu keinem Liebesverwirrungskomödie ausgesucht? professionell Theater zu spielen, sondern darum, wirklichen Ergebnis gekommen. Im »Sommernachtstraum« kommen die Ge- zu erfahren, was diese spezifische Gruppe mit schichten und die verschiedenen Erzählebenen diesem Stoff zu erzählen hat und welche spieleri- Wie gelingt es, mit jungen Leuten den Athe- leichtfüßig daher und bieten Raum für die wil- schen Mittel sie dafür findet. ner Wald auf der Bühne zu erschaffen, mit- desten Ideen: Handwerker, die versuchen, ein samt seiner Wildheit, der rauschhaften Ero- Stück auf die Beine zu stellen, Liebende, die durch Können Sie die Gruppe beschreiben, die sich tik, der Undurchdringlichkeit und der Angst Wälder irren, und Feen mit magischen Kräften, jetzt mit Shakespeare beschäftigt? Wie habt vor all den seltsamen Gestalten, die in ihm die man sonst nur in »Der Herr der Ringe« fin- ihr euch gefunden? umgehen? det – gemeinsam entfachen sie ein Feuerwerk der Es gab einen öffentlichen Aufruf, und fünfzig Ju- Wir sind gerade mittendrin, das zu erforschen – Gefühle, vielleicht gerade richtig für einen Start. gendliche sind zum Auswahlworkshop gekommen. im September wird man dann sehen, was wir alles Wir hatten also die Qual der Wahl. Daraus ist eine erlebt haben. Wie ist Ihre Herangehensweise in der Proben- bunte Truppe im Alter von 14 bis 23 Jahren ent- arbeit mit jugendlichen Spielern? standen, bei der manche Spieler bereits Bühnen­ Bei Shakespeare wendet sich am Ende alles Ich nähere mich einem Stoff gern von verschie- erfahrung mitbringen, andere sich aber zum ersten scheinbar zum Guten: »Jeder Hengst kriegt denen Seiten. Für den »Sommernachtstraum« Mal in das Abenteuer Theater hineinstürzen. seine Stute – alles Gute«, und vier Hochzei- gingen wir zuerst direkt in den Wald, um zu se- Was sie eint, ist die Offenheit, Experimentier- ten werden gefeiert. Glauben Jugendliche im hen, was da mit uns passiert – oder auch nicht. Wir lust und Spielfreude für so ein Projekt, für das sie Jahr 2016 noch an die ewige Liebe und an die haben sogar eine Waldführung mit einem Wald- einen Großteil ihrer Freizeit und ihrer Sommerfe- Mahnung »Bis dass der Tod euch scheidet«? pädagogen gemacht, der unsere Sinne für Tiere rien geben. Ja, sie glauben daran, das wird wohl auch in allen und Pflanzen schärfte. Danach hatten wir einen Generationen immer so sein. Wenn man nicht an Paartherapeuten zum Gespräch bei uns, einen Ist es schwer, in einer Gruppe, die sich gerade die ewige Liebe glaubt, dann kann man es ja ei- Psychologen, der sich mit der Pubertät beschäf- erst kennenlernt, über ein so persönliches und gentlich auch gleich sein lassen. Zum Glück den- tigt, und eine Mitarbeiterin vom Gesundheits- gleichzeitig so schönes Thema wie die Liebe ken die Jugendlichen nicht so viel darüber nach, amt, die sich u. a. um Teenager, die Eltern werden, zu sprechen? sie lassen sich treiben, wagen mehr, da kann man kümmert – sie alle haben etwas über die Liebe zu Ja, denn die Liebe ist und bleibt etwas sehr In- tief fallen, aber auch richtige Höhenflüge erleben. erzählen. Parallel dazu lesen wir Szenen aus dem times. Und dennoch kommt man irgendwann, Stück, improvisieren, schreiben und diskutieren irgendwie dann doch ins Gespräch. Wir haben über mögliche Besetzungen – wer soll denn nun bereits nach einer Woche schon viel zusammen die Rolle des Löwen spielen? gelacht und sogar geweint. Die Fragen stellte die Dramaturgin Dorle Trachternach.

32 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Alexej Lochmann D’haus — Spielzeit 2016/17 33 ObenBundesrichter Thomas Fischer sucht die Moral und findet Opfer, die Täter sind

Der Revisor — Komödie von Nikolai Gogol — Regie: Linus Tunström — Bühne und Kostüm: Alissa Kolbusch — Musik: Rikard Borggård — Premiere am 1 7. September 2016 — Im Central, Große Bühne

Die Geschichte vom verkann- dafür hält. Die Fäden, an denen es sind allenfalls eklige Erpressungs- Der Revisor, der in diese Welt hi- ten Fremden ist alt, die Form der schwebt, scheinen wirr und uner- mittel; mit Moral haben sie so we- neinbricht, ist das auch, aber zugleich Verwechslungskomödie und die gründlich und folgen doch einer nig zu tun wie ein Drohnenangriff schillernd: ganz fremd, ganz nah, Erzählungen von der Schuld der wundersamen Ordnung: leicht wie in Pakistan, eine Fußballweltmeis- ganz hoch, ganz niedrig. Er revisiert, Verkennung bei den Verkennen- Spinnweben, schwer wie die Welt. terschaft oder ein Krieg. was er will, vernichtet, wen er will, er den selbst sind es ebenfalls. Der Eine Gesellschaft, deren Höhenflug Die »Obrigkeit«: ein Wort vermag alles, weil er von oben kommt Deutsche kennt sie zumindest von außer Rand und Band geraten ist, aus dieser Welt, und doch seltsam – einem Oben, das keine weitere Le- Wenzel Strapinski, dem Schneider; wie eine teigig-schlaffe Pizza, als verdreht. Denn alle Beteiligten gitimationen braucht als seine Exis- daneben auch vom Hauptmann von Frisbeescheibe in die Welt gewor- des Irrsinns sind ja selbst »Obrig- tenz und den Verweis auf Gewalt. Köpenick, oder, tragödisch, von den fen, aus deren hängenden Rändern keit« – bis auf den Fremden, des- Das ist das Besondere: Der Rändern der Ilias. Der Gogol’sche ein wässriges Gemisch von bluti- sen kriminelle Unbekümmertheit wirkliche, wahre, lebendige Revi- Fremde ist anders. Man riecht ihn gem Tomatensaft und halb garer sie als untrügerisches Kennzeichen sor ist nicht die Verkörperung der noch neunzig Jahre später in den Auflagemelange tropft und den Bo- höchster Macht identifizieren. »Die Pflicht, sondern deren scheuß- »Fragen des Alltagslebens« von Leo den besudelt. Unten ist nichts, oder Obrigkeit weiß schon, was sie tut«, lichste Verkehrung: ein opportu- Trotzki. alles: elende Existenz von vielen ist der Ratschluss derjenigen, die nistischer Hochstapler, der, wenn Die Gesellschaft, die uns Gogol Millionen, deren Lebenswelt ohne jede Frage nach dem Sinn ihres Tuns er einmal Glück hat, einen Tick im Jahr 1834, dem neunten Regie- jeden Belang ist, wie die der Tiere. aufgegeben haben und sich in der schneller denkt als die übrigen, aber rungsjahr von Zar Nikolaus I. aus Mülldeponien in Nigeria, Rieselfel- Fresskette mit einem Platz knapp genau dasselbe wie sie. Und dessen dem Hause Romanow, enthüllt, der des Elektronikschrotts, Kinder über dem Schweinetrog zufrieden- Glück nicht von Talent und Überle- erscheint auf wundersame Weise beim Graben nach seltenen Erden. geben, so lange jedenfalls, bis eine genheit herrührt, sondern vom er- schwebend. Wie die Insel »Lapu- Eine Welt der Korruption, des nahrhaftere Lücke winkt. Der Weg bärmlichsten Zufall einer Welt als to«, das Land in den Wolken, über Scheins, der Gewalt und der Lüge, nach oben verliert sich auf kürzeste Schweinestall. Leichtfüßig trippelt welches Jonathan Swift hundert so scheint es. Ein kleines Gouver- Distanz im Nebel; nur eines ist ge- er aus der Szene, wie die Kakerlake Jahre zuvor berichtete: eine durch nement in der Unendlichkeit: Der wiss: Er führt zu größeren Trögen aus dem Licht. unergründete Mechanismen hi- Lehrer lehrt nichts, der Kranken- und einträglicheren Verbrechen. Wir halten an: eingefroren, ver- nauf- und hinabgelassene Land- hausleiter heilt nichts, der Gefäng- »Schrill überzeichnet«, so steinert, zeitlos. schaft, ein Königreich, dessen Her- nisdirektor lässt alle Verbrecher meint die literarische Analyse, Thomas Fischer ist Rechtswissen- ren die Untertanen durch die Macht frei, der Bürgermeister weiß al- stelle Gogols Komödie in fünf Ak- schaftler und seit 2000 Vorsitzen- des Schattens ihrer selbst beherr- les über alle und tut nichts. Denn ten eine kleinbürgerlich-retardierte der Richter am Bundesgerichtshof in schen. Widerstand wird gebrochen nichts, was getan werden könnte, Gesellschaft in ihrer Selbstspiege- Karls­ruhe. Er ist in Fachkreisen insbe- sondere durch den von ihm verfassten und bestraft, indem die schweben- hätte einen Sinn im System des lung dar. Tastsächlich ist sie weder und herausgegebenen Kurzkommen- de Insel der Herrschaft das Land Elends und der alles durchdringen- schrill noch überzeichnet. Sie trifft tar zum Strafgesetzbuch bekannt und bedeckt und das Leben auslöscht. den Korruption. Die heimlichen den Bürger in seiner niedersten seit 1999 Mitherausgeber der »Neuen Das Gouvernement Gogols Liaisons lächerlicher Schnapsdros- Form genau da an, wo und wie er Zeitschrift für Strafrecht«. Seit Janu- ar 2015 schreibt er eine wöchentliche liegt im Nirgendwo und doch un- seln mit den nur im Off erwähnten sich aufhält. Ein jeder ist Opfer und Kolumne (»Fischer im Recht«) auf Zeit verkennbar im Osten oder was man »Gattinnen« der Konkurrenten Täter zugleich. online.

34 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Es war einmal Sheherazade und »Tausendundeine Nacht« – von Matin Soofipour

Meine Schwester Sheherazade — von Mathilda Fatima Onur — ab 6 Jahren — Regie: Grete Pagan — Bühne und Kostüm: Lena Hinz — JUNGES SCHAUSPIEL — Uraufführung am 18. September 2016 — In der Münsterstraße 446

Es war nicht nur einmal. Es war 1001-mal, dass Sheherazade das Licht der die sich nicht nur etwas erzählen lässt, sondern die sich selbst traut, etwas zu Erzählung in die Nacht der Geschichte brachte. Aber wo war sie vor »Tau- erzählen. Und sie erzählt immer noch. sendundeine Nacht«? Und wohin ging sie nach diesen 1001 Nächten? Woher Sheherazades Geschichten sind in verschiedenen Teilen der Welt un- nahm sie die Kraft, um 1001 Nächte lang zu erzählen? Woher kamen ihre terschiedlich weitererzählt worden und haben dadurch neue Farben und Erzählungen und ihre Überzeugung von deren Kraft? Was für eine Kindheit Klänge erhalten. Deshalb spielen auch die Geschichten in der Sammlung an hatte sie? Was für ein Kind war sie? Hatte sie als Kind viele Geschichten er- verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Keiner kann genau zählt bekommen und daraus ihren großen Schatz von Märchen und Sagen sagen, woher die Geschichten gekommen sind, selbst die Forscher sind sich gebildet? Oder war sie vielleicht eines von vielen Kindern, die keine Gute- nicht einig. Manche weisen darauf hin, dass die ungerade Zahl »1001« auf nachtgeschichten erzählt bekommen und gerade darum Sehnsucht nach dem einen türkischen Ursprung zurückgeht. Andere schließen aus dem persi- Erzählen haben? schen Namen und dem Aufbau der Geschichtensammlung, dass das Buch Das alles wissen wir nicht. Eines aber ist sicher: Sie war keine von tausend persischen Ursprungs sei. Bekannt ist, dass es sich bei vielen Geschichten Frauen, die der Sultan sich aussuchte. Sie war die Eine, die sich der Sultan in »Tausendundeine Nacht« um Erzählungen aus Indien handelt, die über selbst aussuchte, um weitere tausend Frauen zu retten. Während im Okzident das Persische schließlich im Arabischen gelandet sind. Zugleich tauchen in die gefangenen Jungfrauen auf den Ritter warten müssen, der den Drachen »Tausendundeine Nacht« Motive aus dem Koran, der Bibel, dem Buddhis- erlegt, ist es im Orient eine dieser Jungfrauen selbst, die den Drachen be- mus, der Odyssee und dem Alexanderroman auf und deuten auf die Gren- kämpft und besiegt. zenlosigkeit des »Landes der Erzählungen« hin. Im 18. Jahrhundert kam die »Tausendundeine Nacht« ist nicht nur eine Geschichte des Siegs über Erzählsammlung durch den Orientalisten Antoine Galland nach Europa. Wie den Sultan (den Drachen), sondern auch eine über dessen Vorurteile und die Geschichte sagt, wollten damals nur wenige in Europa dieses Werk für eine dessen Hass. Übersetzung aus dem Arabischen halten, weil es nicht die Klischees bediente, Sheherazade taucht auf in einer Gesellschaft, die von Angst geprägt ist. die im Westen bisher vom Orient und von der dortigen Kultur bekannt waren. Seit Jahren raubt die Geschichte des grausamen Königs den Menschen den Heute, Jahrhunderte später, ist »Tausendundeine Nacht« selbst auf ein Kli- Schlaf. Sheherazade beschließt, diese schreckliche Geschichte zu beenden, schee reduziert worden, das nicht mehr der Vielfalt der kulturellen Herkunft indem sie eine schöne Geschichte anfangen und diese nicht beenden will, be- gerecht wird. Aber im Kern ist »Tausendundeine Nacht« eine Geschichte über vor die schreckliche Geschichte zu Ende geht. Zugleich ist ihr bewusst, dass es das Geschichtenerzählen, über die Kraft der Erzählung. nicht einfach ist, einem Sultan eine Geschichte zu erzählen – denn ein Sultan Die Geschichten leben mit uns. Sie geben uns die Ruhe zum Einschlafen. ist ein Sultan, weil er immer etwas zu sagen hat, und er ist es nicht gewohnt, Sie begleiten uns in unseren Träumen. Sie geben uns den Mut, um auf- zuzuhören. Was er zuerst lernen muss, ist also die Kunst des Zuhörens, und zuwachen und etwas zu verändern. Sie sind sehr bescheiden im Vergleich zu das soll ihm die kleine Schwester von Sheherazade, Dinazade, beibringen. dem, was sie uns schenken: Sie erwarten von uns nicht mehr, als geglaubt zu Es ist Dinazade, die in der ersten Nacht in Anwesenheit des Sultans ihre werden. große Schwester um eine Geschichte bittet. Es ist Dinazade, die an ihre Solange wir Kinder sind, fällt es uns nicht schwer, den Geschichten die- Schwester und an die Schönheit ihrer Geschichten glaubt. Es ist die kleine sen Wunsch zu erfüllen. Aber wie kommt es, dass viele von uns mit dem Äl- Dinazade, die die Seele des Kindes im Sultan anruft – und den Geschichten terwerden dieses Talent verlieren? Wir lernen das Hören und verlernen das Raum gibt, um überhaupt erzählt zu werden. Zuhören. Wir gewöhnen uns an das Sehen und vergessen das Zuschauen. Wir Die Geschichten aus »Tausendundeine Nacht« werden von Sheherazade erleben viel und erzählen wenig davon. Und dann fragen wir uns, was aus nicht nur erzählt, sondern auch inszeniert. Und dafür nimmt sie alle Mittel unseren großen Fragen geworden ist. des Theaters in Anspruch. Dazu gehören nicht nur die konzentrierte Stim- Wenn unsere Fragen uns keine Kraft mehr geben und keine Antwort uns mung der Nacht, ihr Kostüm und ihre Schminke – obwohl auch die ganz ge- zufriedenstellt, sollten wir zurückgehen zum Ausgangspunkt, um von Neu- nau von ihr bedacht sind! –, sondern sie achtet genauestens auf die Dramatur- em aufbrechen zu können. gie dieser 1001 Nächte: Keine Nacht reicht, um eine Geschichte zu beenden; Wir sollten von vorn anfangen. Wir sollten beginnen bei: Es war einmal … die Sonne geht auf, und die Geschichten ruhen sich an ihrer spannendsten Und das ist es, was wir uns im Jungen Schauspiel vorgenommen haben. Stelle aus, bis sie in der darauffolgenden Nacht weitererzählt werden. Shehe- Wir haben Sheherazade zu uns eingeladen. Sie kommt zu uns als ein kleines razade ist bewusst, dass der Anfang ihrer Präsentation eine entscheidende Mädchen mit einem großen Herzen. Aber sie wird bei uns nicht nur der Gast, Rolle spielt, und sie legt großen Wert auf diesen Anfang. So führt sie schon sondern die Gastgeberin sein. am ersten Abend Regie, indem sie die kleine Dinazade in der richtigen Rolle besetzt und ihr die richtigen Regieanweisungen gibt. Am Ende überlebt nicht Matin Soofipour, geboren und aufgewachsen im Iran, ist Autorin, Regisseurin nur Sheherazade, sondern auch ihre Geschichte. Die Geschichte einer Frau, und ab Sommer 2016 Theaterpädagogin im Team des Schauspielhauses.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 35 Burghart Klaußner 36 D’haus — Spielzeit 2016/17 Claudia Hübbecker D’haus — Spielzeit 2016/17 37 Jonas Friedrich Leonhardi 38 D’haus — Spielzeit 2016/17 Ureinwohner Christian Huberts über das Stück »Natives« von Glenn Waldron

Natives — von Glenn Waldron — ab 14 Jahren — Regie: Jan Friedrich — Bühne: Alexandre Corazzola — JUNGES SCHAUSPIEL — Uraufführung am 20. September 2016 — In der Münsterstraße 446, Studio

Ein nuklearer Krieg hat die Erde zerstört. Wie in den »Fallout«-Computer- eine gute Kommunikationsstrategie? Als ginge es um eine Gehaltsverhand- spielen. Es herrschen Überlebenskampf und Bürgerkrieg. Wie in »Die Tribu- lung mit dem Vorgesetzten und nicht um einen ungezwungenen Plausch. te von Panem«. Alle tragen Schwarz. Wie in »Matrix«. Zwischen Ruinen er- Ihre Welt ist zum globalen Dorf geworden – leider mitsamt Gerüchten, Sta- wachen in 14-jährigen Jugendlichen ungeahnte Kräfte. Wie bei den »X-Men«. tuswettkampf und der unbedingten Wahrung des Scheins. Die sogenannten »Special Ones« können die Elemente kontrollieren. Wie in B erträgt den Tod seines Bruders nur mit einem gleichgültigen Strom der Zeichentrickserie »Avatar«. Oder sie beschwören magische Kreaturen. frauenfeindlicher Internetpornografie. Zum Runterkommen spielt er Wie in »World of Warcraft«. Mit ihren neu gewonnenen Fähigkeiten richten »Ghost Assassin 6«, ein fiktives Computerspiel, dessen Titel kaum mehr sie größeres Chaos an, als es je gegeben hat. Den Anfang von Glenn Waldrons nach generischer Stangenware klingen könnte. Sex und Gewalt sind durch Stück »Natives« bildet ein Sammelsurium popkultureller Zerstörungs- und Wiederholung und Überfluss völlig bedeutungslos geworden. Aber Head- Machtfantasien. Als hätte man die Erzähltropen der Jugendkultur in einen shots und Cumshots prägen dennoch die wenigen Momente der Selbst- Mixer geworfen. Drei Jugendliche – A, B und C – erzählen sich diese Ge- wirksamkeit. schichte. Sie stammt aus einem Film, den sie alle gesehen haben, könnte aber Digitale Technologie bietet das Potenzial der Emanzipation von vorge- genauso gut ein Computerspiel oder ein Comic sein. Games definieren sich schriebenen Rollen. C ist sich lange vor A und B der politischen Bedeutung als Medium dadurch, dass in ihnen nicht nur passiv konsumiert, sondern der neuen Medien bewusst. Aber allen dreien steht ein Ding im Weg. aktiv Handlungsmacht ausgeübt wird. Ariana, eine Freundin von A, hat eine Narbe, an der sie nicht kratzen darf. Superhelden waren stets Pubertätsmetaphern – Körper, die plötzlich zu Ihre Psychologin hat ihr »das Ding« beigebracht – eine Handbewegung, die mutieren beginnen und einerseits ungeahnte Kräfte freisetzen, aber ande- sie vom Drang zu kratzen ablenken soll. Die drei Jugendlichen haben ihre rerseits auch große Unsicherheit. Bei den einen sind es die Hormone, bei Variationen des Dings. Der Film auf dem Smartphone ist das Ding. Das kon- den anderen radioaktive Spinnenbisse. trollierte Nippen am Limonen-Gurken-Julep. Die Kaskaden von Emojis. Die Nach den Generationen X und Y kommt die Generation Z, wie die Di- Orgelmusik in der Kirche. Der Cumshot im Porno. Das Gebet an Allah. A, B gital Natives mittlerweile auch genannt werden. Und der Buchstabe Z ist und C befolgen alte Etiketten, die sie davon abhalten sollen, eine juckende in den letzten Jahren zum popkulturellen Synonym für Zombies geworden Wunde zu berühren. Die »Special Ones« sind gezähmt und angepasst. Nur – jene Wiedergänger, die etwa die Filme von George A. Romero, das Buch in ihrer Popkultur bleibt die Fantasie eines Ausbruchs, einer Explosion und »World War Z« oder das Computerspiel »DayZ« heimsuchen. Wenn Kin- einer Rache lebendig. der und Jugendliche mit leeren Augen auf Bildschirme blicken, wird gerne Der Medientheoretiker Marshall McLuhan hat bereits in den 1960er-Jahren das Bild einer heranwachsenden Generation von Zombies beschworen. eine Retribalisierung der Gesellschaft durch elektronische Medien prophe- »The Walking Dead«, die wandelnden Toten, funktionieren als plakative zeit. Er konnte jedoch nicht vorhersehen, wie hartnäckig die Gutenberg-Ga- Konsumkritik. Doch Waldron erzählt eine andere Geschichte. Der Konsum laxis ihren Platz verteidigen würde. Selbst A, B und C leben noch nach der moderner Elektronik ist nicht das größte Problem. Logik des spezialisierten und normierten Alphabets. Doch die neue Jugend Im Film, den A, B und C nacherzählen, werden die 14-Jährigen unter fal- lehne Ziele ab und fordere totales Engagement, schreibt McLuhan. schem Vorwand in eine Eliteschule gelockt. Auch das ist »X-Men«: Professor Die 14-Jährigen erwachen explosionsartig und entwickeln eigene Stammesri- Xavier versammelt in seiner »School for gifted Youngsters« heranwachsen- tuale. A lässt alle Oberflächlichkeit fallen und tanzt sich vor der Handykame- de Mutanten und bringt ihnen rechtschaffenes Benehmen bei. Sie sollen ra die Seele aus dem Leib. B übertreibt die Pornografie der Elterngeneration lernen, ihre Kräfte im Zaum zu halten und sich der bestehenden Ordnung bis zum zerstörerischen Exorzismus. Und C findet eine Perspektive im poli- anzupassen. Sein Widersacher Magneto sieht darin eine perverse Unterdrü- tischen Aktivismus. Fantasien eines Exodus in den Weltraum oder eben einer ckung ihrer angeborenen Macht. Die »Special Ones« aus »Natives« warten atomaren Vernichtung dringen in die Realität ein. In den Videoverzeichnissen nur auf so einen Bösewicht, der ihr ganzes Potenzial entfesselt. ihrer Smartphones und Computer lauert nun wahrer Sprengstoff. In der Art und Weise, wie A, B und C ihre Smartphones und Computer A, B und C haben ein neues Ding erschaffen. Eines, das das Potenzial hat, benutzen, schimmern stets die Rituale, Ideologien und Tabus der Eltern Welten – und sei es nur im unmittelbaren Umfeld von Familie und Freunden durch. Alte Werte und Machtstrukturen wirken untot fort und werden – zu vernichten. Und das mit einem einzigen Fingerdruck auf dem Touch- durch die neue Technologie lediglich beschleunigt anstatt abgesetzt. Die pad. Mehr braucht es nicht, um heute ein Video ins Netz zu jagen und damit »Gifted Youngsters« vernetzen, emanzipieren und erproben sich nicht, Verwüstung anzurichten. Oder neue Kreativität und neue Gemeinschaf- sondern vollbringen an Professor Xaviers Schule eine Anpassungsleistung ten zu erzeugen. Nach dem großen Knall wird man A, B und C nicht mehr an bestehende Normen. Selbst moderne Computerspiele erinnern an die kontrollieren, ignorieren oder stumm machen können. Die »Special Ones«, Fließbandarbeitsplätze der Industrialisierung. Es scheint, als seien die »X-Men« und Clanmitglieder finden zu ihrer eigenen Sprache, modden die elektronischen Medien vor allem deswegen kritisch zu betrachten, weil Wirklichkeit und hacken überkommene Systeme: »Ein Wort von dir, und sie die Probleme der Vergangenheit wiederholen und dabei potenzieren. wir fackeln sie alle ab.« Für A ist jede Chatnachricht an ihre Freunde – wenn man bei der Oberfläch- lichkeit der Beziehungen überhaupt von Freundschaft reden kann – ein Draht- Christian Huberts ist Kulturwissenschaftler. Er arbeitet u. a. als Redakteur für seilakt. Wie viele Ausrufezeichen sind eins zu viel? Ist das Cocktailglas-Emoji das Games-Bookazine WASD und gilt als Experte für digitale Spiele.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 39 Leidenschaft Bernadette Sonnenbichler startet als Hausregisseurin in Düsseldorf mit »Romeo und Julia« — von Stefan Keim

Romeo und Julia — von William Shakespeare — Regie: Bernadette Sonnenbichler — Bühne: David Hohmann — Kostüm: Tanja Kramberger — Premiere am 23. September 2016 — Im Central, Große Bühne

Bernadette Sonnenbichler ist eine ­exakt­ genug Raum gegeben, um Danach lacht sie: »Einen echten mir.« Die Chance, an einem großen Erzählerin. Das klingt unspektaku- ihre ­Rollen zu entwickeln und den- Urbayern würde ich damit aber Theater Hausregisseurin zu wer- lär, ist es aber nicht. Denn jenseits noch im Dienst des Gesamtgefüges nicht überzeugen.« Der Weg zum den, kommt in dieser Phase genau von Konzeptkunst, Stückzertrüm- zu bleiben. Die Aufführung hat Thea­ter führte dann über Öster- richtig. Denn es ist eine Möglich- merung und psychologischer See- Tempo und lustvoll absurde Bilder, reich. Am Wiener Max Reinhardt keit, neben den Gastinszenierun- lenkunde entwickelt sie für jeden eine Liveband untermalt das Ge- Seminar hat Bernadette Sonnen- gen eine künstlerische Heimat zu Stoff einen neuen Zugriff. Souve- schehen wie eine osteuropäische bichler studiert, in Linz hat sie hos- finden und mehr zu prägen als nur rän bedient sie sich aus der Fülle der Zirkuskapelle. Ein opulenter drei- pitiert, in Graz assistiert und erste die eigenen Aufführungen. »Wenn zur Verfügung stehenden Mittel. Im einhalbstündiger Abend, voller In- eigene Arbeiten gemacht. »Ich bin ich konnte, war ich auch bei Vor- Dienste der Geschichte. halt und verschiedenster Impulse ein totales Stadttheatergewächs«, sprechen von Schauspielern für das »Ich habe gern eine gründliche Vor- – und doch schwirrt einem nachher sagt sie. Und kann hinreißend ei- neue Düsseldorfer Ensemble.« bereitungszeit«, sagt die 34-jährige nicht der Kopf. Wie es oft im The- nen ihrer Lehrer, Michael Gruner, Zu Beginn der neuen Intendanz Regisseurin. »Ich brauche vor Pro- ater passiert, weil Regisseure die paro­dieren, wenn er seinen cha- wird Bernadette Sonnenbichler benbeginn ein klares Gesamtbild. Reizüberflutung der Welt auf die rismatischen Blick aufsetzt. Schon Shakespeares »Romeo und Julia« Das gibt mir Sicherheit. Ich muss Bühne bringen. Bernadette Son- während ihrer Ausbildung hat sie im Central inszenieren. Wieder so meine Welt erschaffen, ich kann nenbichler tut das nicht, sondern beim Bayerischen Rundfunk Hör- ein Stück, das die Latte hoch legt, nichts so ungefähr machen.« Bei führt mit großer Entspanntheit spiele inszeniert. Daran hat sie weil die Älteren prägende Erinne- der Entwicklung von Bühnenbild, durch die Geschichte. Das funkti- bis heute großes Vergnügen, diese rungen und die Jungen große Er- Kostümen, Soundtrack, Licht ist oniert nur, wenn eine Regisseurin Arbeit kommt ihrer Neigung zum wartungen damit verbinden. »Ich sie auch bei Detailfragen immer sich ihrer Mittel absolut sicher ist. Tüfteln und zur Präzision sehr ent- will den Witz, aber auch die Ob- mit dabei. Ohne alles bestimmen zu Eigentlich war die Musik die ers- gegen. szönität herauskitzeln«, sagt die wollen. »Diktatorentum im Theater te Leidenschaft. Auf der Klarinette Große Enttäuschungen hat Ber- Regisseurin. »Mich beeindruckt die interessiert mich gar nicht.« spielte Bernadette Sonnenbichler nadette Sonnenbichler bisher nicht Einsamkeit aller Figuren. Das ist ja Am Theater Aachen hat Ber- Klassik, Jazz und Klezmer, gewann erlebt. »Bei zwei oder drei Produk- eine sinnentleerte Gesellschaft. nadette Sonnenbichler auf sich mit 17 Jahren einen ersten Preis beim tionen habe ich ins Klo gegriffen«, Und dann gibt es zwei, die so ver- aufmerksam gemacht. Vor großen Wettbewerb »Jugend musiziert«. sagt die Regisseurin. »Im Rückblick rückt sind, einen revolutionären Vorlagen hat sie keine Scheu, im Allerdings ohne Weiterleitung zur war das für mich wichtig und gut, Akt zu wagen. Eine Liebe, die wie Gegenteil. »Der Meister und Mar- nächsten Stufe. Sie wollte Klarinet- weil ich was daraus gelernt habe.« ein Traum wirkt.« Wenn Bernadet- garita« von Michail Bulgakow ist te studieren, aber die Kommission Beispielsweise wie schwierig die te Sonnenbichler über Shakespeare ein unglaublich vielschichtiger, empfahl ihr, es mit Schulmusik zu Mechanik einer Komödie ist. An spricht, wirkt es, als ob sie sich in verschachtelter und abgründiger versuchen. Da war sie 17 Jahre alt. fast allen Häusern hat sie mehrmals dem Moment nichts Tolleres vor- Roman, voller Anspielungen auf »Ich habe mich eine Woche beleidigt gearbeitet. »Ich hatte immer Un- stellen könnte, als gleich auf die Kultur- und Zeitgeschichte, ein ins Bett gelegt«, erzählt sie heute. terstützer, habe mehrere Spielzei- Probebühne zu gehen. Wobei die Menschheitsgleichnis. Sebastian »Und dann kam eine Frau vom Be- ten lang an einem Haus gearbeitet. Begeisterung für das Geschichten­ Baumgarten hat ihn vor einigen rufsinformationszentrum zu uns in Das bedeutet großes Vertrauen. Mir erzählen nie der klaren Analyse im Jahren in Düsseldorf inszeniert, in die Schule. Ich erzählte, was ich ma- wurde immer gesagt: ›Mach, wozu Weg steht. Im Gegenteil, bei Ber- einem komplett vereisten, langsam chen wollte, und sie knurrte in patzi- du Lust hast, und geh deinen eige- nadette Sonnenbichler scheinen wegschmelzenden Bühnenbild. Von gem Ton: ›Na, dann gehn se halt zum nen Weg.‹« Denken und Fühlen eins zu sein. Frank Castorf, Simon McBurney, Theater!‹« Das war nicht als ernst- Seinen eigenen Weg zu gehen, Ebendas sieht man auch in ihren Wolfgang Engel und Kay Voges gibt hafter Tipp gemeint. »Aber irgend- vier Inszenierungen pro Spielzeit zu Inszenierungen. es herausragende Bühnenbearbei- wie wurde das plötzlich logisch.« machen, meistens an verschiedenen tungen. Und von Bernadette Son- Den Spaß am Erzählen spürt Häusern – das kann aber auch dazu nenbichler. man bei Bernadette Sonnenbichler führen, dass ein kritischer Blick von Anders als bei den anderen auch beim Gespräch im Café. Rich- außen fehlt. »Ich bin widerspenstig ­Inszenierungen versteht man bei tig bayerisch wirkt nur ihr Name, genug«, antwortet Bernadette Son- Stefan Keim ist Journalist, Autor, Mo- ihr die Handlung. Feinfühlig und aber wenn sie gereizt wird, kann nenbichler. »Ich möchte mich nicht derator und Kabarettist und arbeitet u. a. für den WDR, für Deutschland- detailfreudig hat sie den Text ein- sie einige beeindruckende Sätze mehr mit anderen vergleichen. radio Kultur, für Welt am Sonntag, für gerichtet und den Schauspielern mit Dialektfärbung herausstoßen. Wichtig ist der Blick nach innen zu Die Welt und für Die deutsche Bühne.

40 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Minna Wündrich D’haus — Spielzeit 2016/17 41 spin-off Der Autor Leif Randt erinnert sich an sein erstes Gespräch mit dem Regisseur Alexander Eisenach über eine Theaterversion von »Planet Magnon«

Planet Magnon — von Leif Randt — Regie: Alexander Eisenach — Bühne: Daniel Wollenzin — Kostüm: Lena Schmid — Uraufführung am 24. September 2016 — Im Central, Kleine Bühne

Es ist der Abend vor Karfreitag. Ich sitze in mei- – Vielleicht ist es ganz gut, sich dem mal auszuset- weit über uns in den Sternen, auf einem statio- nem ehemaligen Kinderzimmer in Maintal Ost. zen, gedanklich … Die Dolfins schrumpfen, aber nären Shuttle neben dem türkisfarbenen Mond. Am nächsten Morgen werde ich mit meiner Mut- sind bereit, Allianzen zu bauen. So wie: Facebook In den Dekaden zuvor mussten auf jedem Pla- ter zu einem späten Snowboardurlaub in die Wal- schluckt die kleinen Apps. Aber was passiert neten unzählige Wahlen stattfinden. Es wurde liser Alpen aufbrechen, der Koffer mit den langen dann? Wie kann man da weiterdenken? … Ich immerzu über Neuformulierungen gestritten, Unterhosen ist schon gepackt. Pünktlich gegen weiß auch gar nicht, ob die Textgrundlage schon zu denen es aber oft gar nicht kam, weil sich die 20 Uhr ruft der Regisseur Alexander Eisenach so wahnsinnig dialoglastig sein muss oder ob wir Missverständnisse zwischen den Kollektiven auf meinem Handy an. Ich freue mich darüber, nicht auch mit viel Fließtext in die Proben gehen längst verhärtet hatten. Heute passt die AS ihre denn das Stück, das ich von ihm einmal in Frank- können. Gesetzestexte auf Grundlage statistischer Aus- furt am Main gesehen habe, hat mir wirklich gut – Ich schicke dir das gleich mal als Word-Doku- wertungen immer präziser und unmittelbarer gefallen. Es war ein Theaterabend von über zwei ment, dann kannst du, was dir gefällt, in ein neu- an die sich stets erneuernden Verhältnisse an. Stunden, und ich habe mich in diesen zwei Stun- es Dokument reinkopieren und auch markieren, In Bereichen, die ich selbst wenig oder gar nicht den nie gelangweilt, bin gedanklich nie abgedrif- wo du mehr wollen würdest und wo wir vielleicht überblicke, scheint sie unserer Zeit meist sogar tet, habe gelacht und wurde zudem von fein ein- noch mal tiefer reingehen könnten. einige Schritte voraus zu sein. Als Kind lernte ich gestreuten Pathosmomenten berührt. Und nun, – Genau, dann machen wir erst mal ein best-of ... zu glauben, dass sie alles sieht und alles richtig am Abend vor Karfreitag, findet unser allererstes – ... und schauen, wie weit wir damit kommen. macht. Heute weiß ich, dass selbst die AS fehlbar Gespräch über das gemeinsame Projekt statt. Wir Wenn am Ende nichts mehr vom Buch übrig ist, ist. Nicht jede Auswertung gelingt, Unschärfen planen unseren Spätsommer auf Planet Magnon: ist es auch okay. Aber lass uns erst mal mit dem sind noch immer möglich. Doch ist sie stets in der Buch anfangen ... Lage, ihre Fehler rasch zu korrigieren.« (S. 27) – Wir haben ziemlich viel Zeit zum Proben, fast – ... und dann gucken wir, wie wir das spin-off Actual Sanity markiert eine Zeit nach den acht Wochen, Anfang August geht’s los. Kannst entwickeln. Parlamenten, nach den Wahlsonntagen und Kor- du dann nach Düsseldorf kommen, Leif? ruptionsvorwürfen. Sie kennt keinen Eigensinn, – Ja, ich glaube schon, Alex. Also gerne. Ich habe Möglich ist, dass wir Ende September einen keine geopolitischen Interessen, sie sammelt, wer- so was ja noch nie gemacht. Aber ich hätte Lust. meditativ langsamen und mitunter entrück- tet aus, entscheidet. Viele Leser hatten den Impuls, Bei den Adaptionen zu »Schimmernder Dunst« ten Theaterabend auf die Düsseldorfer Bühne bei der AS an Kalifornien und das Silicon Valley habe ich absichtlich gar nicht mitgemacht und bringen, einen Abend, der dem Buch und seiner zu denken, an »Alphabet« und Facebook und die denen gesagt, sie können machen, was sie wollen, lethargisch-sphärischen Atmosphäre gerecht Macht der Algorithmen. Ganz falsch ist das viel- aber an »Planet Magnon« würde ich gerne noch wird. Möglich ist aber auch, dass es ein wilder leicht nicht, aber es ist auch nicht ganz richtig. bisschen weitermachen. Ride von Planet Blossom nach Blink nach Sega Actual Sanity ist wie so vieles im Buch einer vagen – Was ich gut fände, wäre, dass wir uns Gedan- nach Toadstool wird, eines dieser Stücke mit Sehnsucht geschuldet. »Ich schreibe über Welten, ken machen – wie ist die Erzählperspektive des zahllosen Videoleinwänden, mit pastellfarben die ich emotional herbeisehne, aber rational nicht Abends? Ich habe mich mal gefragt, ob man das durchleuchtetem Nebel und gewaltigen Sauri- gutheißen kann.« Das habe ich nunmehr in Inter- umdrehen könnte … erskulpturen. Denn es war ja tatsächlich so, dass views so häufig gesagt, dass der Satz womöglich – Auf die Perspektive der Hanks meinst du? Der ich beim Schreiben anfangs dachte, dass ich jetzt schon gar nicht mehr stimmt. Es ist zwecklos, sich Roman gibt zu neunzig Prozent Einblick ins Kol- mal einen packenden Genretext vorlegen würde, festzulegen. »Ethik und Artefakte, Texte und lektiv Dolfin, und das Theaterstück gibt stärker mit Actionszenen und Cliffhangern, mit offen- ­Games.« Das war mein Vorschlag für ein gutes Le- Einblick in das Kollektiv Hank … Das könnte man kundigen Konflikten zwischen Menschengrup- ben, aufgeschrieben in einer Reisereportage über machen. Die einen bejahen das Idyll. Die anderen pen, deren Weltsichten sich fundamental un- Johannesburg im Spätherbst 2015. Im Sonnensys- sind dagegen. Trotzdem sind sie sich ideell ähnli- terscheiden. Dieses Vorhaben ist mir dann aber tem von »Planet Magnon« hat es seit 48 Jahren cher, als sie glauben. weitestgehend entglitten. Mich interessierten keine physische Gewalt mehr gegeben. Actual – Die Ambivalenz: Eigentlich ist alles ganz geil plötzlich andere Dinge. Ich dachte vermehrt über Sanity bedeutet Ausgleich und Konfliktminimie- organisiert, aber irgendwie fehlt was. So würde die Dolfins nach, über ihre Geisteshaltung, eine rung, bedeutet Planwirtschaft und Fun. »Lass uns ich das jetzt mal ganz naiv beschreiben. Art Regelhedonismus, basierend auf einer Ge- da mal weiterbohren«, sagt Alex Eisenach gegen – Luxus-Klaustrophobie. Ich glaube, ich wollte nusstheorie namens »Post-Pragmatic-Joy«. Wie Ende unseres allerersten Telefonats. »Wir werden gerne einen klassischen Grundkonflikt, aber am angenehm wäre das wohl auf so einem Campus? sehen, wir werden sehen.« Ich wünsche den Be- Ende habe ich was geschrieben, das einen klassi- Und endgültig gedämpft wurde das Romantem- suchern des Düsseldorfer Schauspielhauses einen schen Grundkonflikt doch schon wieder unmög- po von der Regierung des Sonnensystems, einer Theaterabend fürs Herz. lich macht. alles beobachtenden Computerratio namens – Man ist unzufrieden mit seiner perfekten Welt. »Actual Sanity«, kurz: AS. Marten Eliot, stolzer – Ein Freund, der »Planet Magnon« nicht so ger- Dolfin und anpassungsfähiger Held des Romans, Leif Randt, 1983 in Frankfurt am Main geboren, studierte in Gießen, London und Hildesheim. 2010 ne mochte, meinte, dass der Roman vorbei war, erzählt in Kapitel zwei: erschien sein Debütroman »Leuchtspielhaus«, 2011 als er sich gerade wünschte, dass er anfängt. »Seit ich ein kleiner Junge war, schwebt die AS »Schimmernder Dunst über Coby County«.

42 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays spin-off

Paul Jumin Hoffmann D’haus — Spielzeit 2016/17 43 Thomas Wittmann 44 D’haus — Spielzeit 2016/17 Zündet’s?Die Regisseure Peter Jordan und Leonhard Koppelmann im Gespräch über den Reiz des Volkstheaters und ihre Arbeit als Regieduo

In 80 Tagen um die Welt — nach dem Roman von Jules Verne — Regie: Peter Jordan und Leonhard Koppelmann — Bühne und Kostüm: Michael Sieberock Serafimowitsch — Musikalische Leitung: Klaus Mages — Premiere am 25. September 2016 — Im Theaterzelt auf dem Corneliusplatz

In Düsseldorf inszenieren Sie Jules Vernes darf Theater keinen Spaß machen, denn »nur bit- wenn man mit Spaß bei der Sache ist, kann einem »In 80 Tagen um die Welt«, davor waren es tere Medizin hilft«. Auch deshalb schwingt beim letztlich nur eines im Weg stehen: ein Kollege auf das Mantel-und-Degen-Abenteuer »Die drei Begriff »Volkstheater« immer so ein gewisser dem Weg zur Bühnenrampe. Musketiere«, Erich Kästners »Drei Männer im Unterton mit, man denkt sofort an Komödiensta- Schnee« oder der Evergreen »Pension Schöl- del, Ohnsorg und Millowitsch – nichts gegen die Welcher Stoff, welches Thema steht ganz oben ler« – seit 2013 inszenieren Sie gemeinsam Verdienste dieser Theater, aber dort wurde und auf Ihrer gemeinsamen Wunschliste? vorwiegend komödiantische Stoffe, die in der wird ein eher angestaubter Theaterbegriff kon- — Jordan und Koppelmann — Opern, Operetten, Tradition des Volkstheaters stehen. Was ist serviert. Das Genre des Volkstheaters ist aber viel Musicals, vergessene Singspiele, Spektakel, Wagen- so reizvoll an diesem Genre? älter, schon die Griechen wussten, dass man den rennen, Gladiatorenkämpfe … — Jordan — Offiziell arbeiten wir seit 2013 zu- Tragödien mit den Satyrspielen etwas vermeint- sammen. Inoffiziell arbeiten wir schon so lange lich Profanes entgegenstellen muss, um die Leute Sie inszenieren als Regieteam. Wie sind Sie zusammen, wie wir uns kennen, also seit 1991, als bei Laune zu halten. zusammengekommen? wir beide an der Hochschule für Musik und Theater — Jordan — Das war erst mal eine reine Notlö- in Hamburg studiert haben. Leo war Regiestudent Unter Theaterleuten heißt es oft, dass die sung. Ich musste als Schauspieler eine Arbeit ver- und ich in der Schauspiel-Abteilung. Seither ist Leo leichten Stoffe die meiste Mühe machen. längern, weil der Regisseur mehr Zeit brauchte. mein Schattendramaturg bei allem, was ich tue. Komödien, Schwänke oder revuehafte Stof- Dadurch fehlten mir plötzlich drei Wochen, weil — Koppelmann — 1995 haben wir mit Shakespe- fe elegant auf die Bühne zu bringen bedeutet die nachfolgende Inszenierung »Arsen und Spit- ares »Hamlet« gemeinsam unsere Diplome ge- harte Probenarbeit. zenhäubchen«, für die ich als Regisseur zugesagt macht – Regiediplom, klingt auch irgendwie nach — Jordan — Erst mal muss man das Timing fest- hatte, nicht verschoben werden konnte. Also hatte »Jodeldiplom«. Schon dieser »Hamlet« geriet legen und dem Rhythmus des jeweiligen Stoffs ich die Wahl, abzusagen oder mir etwas zu überle- aber eher komisch: Peter war Claudius und trat in folgen. Wenn man den Stil des Abends schließlich gen. Als Nächstes habe ich Leo gefragt, ob es ihm langen Feinrippunterhosen auf, mit einem deutli- gefunden hat, gilt es, alle Kollegen auf die Spur was ausmachen würde, ohne mich die drei Wochen chen Fleck im Schritt. Claudius hatte sich einge- zu bringen. Plus die Gimmicks: Fechten, Reiten, schon mal allein zu proben, bis ich dazukäme … nässt, weil der Bengel Hamlet ihn terrorisierte und Singen, Tanzen, Akrobatik. Alles zusätzlich zum Wir hatten beide keine Ahnung, ob das tatsächlich nachts ständig ins (stief-)elterliche Schlafzimmer Eigentlichen. Das ist Arbeit. Viel üben. klappen würde. Hat es aber. eindrang und dort das Licht an- und ausschalte- — Koppelmann — Komödien sind wie Musikstü- — Koppelmann — Zu zweit ist man am Regietisch te. Wie man sieht, waren wir schon damals etwas cke, man muss lang üben, bis sie klingen. Etwas einfach weniger allein! Bei den vielen schönen derber unterwegs, aber die Hamburger Dozenten leicht und unmittelbar erscheinen zu lassen setzt Momenten während der Proben hat man dadurch mochten es. Beim Schauspielschultreffen sind wir eine konzentrierte Vorarbeit voraus. Die Wir- ­einen­ Verbündeten, der sich genauso darüber dann aber von den Inquisitoren der Berliner Ernst- kungsdynamik beruht auf einer engen Choreo- freut, und bei den schlimmen einen ­Komplizen,­ Busch-Schule auseinandergenommen worden … grafie sämtlicher Elemente, die auf der Bühne zu- der genauso drinhängt – da verteilt sich der Es habe im Publikum »eine Atmosphäre wie bei sammenkommen. Erst wenn man das Gerüst hat, Schmerz besser! Die Frage sollte vielmehr heißen: einem Sechstagerennen« geherrscht – unreflek- beginnt das Improvisieren, tun sich in der Umzäu- Warum­ haben wir nach unserem Diplom so viel tiert euphorisch, dumpf! Na ja, so hat dann »Die nung die Lücken auf – und dann wird’s lustig! Zeit verstreichen lassen, ehe wir wieder zu einer Maßnahme« von Heiner Müller den Regiepreis Komödienarbeit zusammengefunden haben? Es gewonnen, wir aber die Darstellerpreise. Was zeichnet den guten Komödienschauspie- ist unerklärlich. — Jordan — Wir inszenieren Volkstheaterstoffe, ler aus? Was kann ihm im Weg stehen? weil sie im Theater wie illegale Substanzen unterm — Koppelmann — Im Weg stehen meistens der Zwei Regisseure gleichberechtigt nebeneinan- Ladentisch gehandelt werden. Offiziell finden sie Regisseur (der den Schauspieler von der Arbeit ab- der – kann das gutgehen? alle schlecht, bestellen aber trotzdem ständig nach. hält), der Dramaturg (der Welthaltigkeit verlangt), — Jordan — Wir wollen das nicht mehr allein ma- Es gibt also einen Markt dafür, aber vor allem macht der Musiker (der keine schräge Note verträgt), der chen müssen. Viel zu viel Arbeit, viel zu viel Gere- es einfach großen Spaß. Allein die Tatsache, dass Fechtmeister (der glaubt, der Text sei verzichtbar, de, viel zu viele Problemchen unterwegs – das alles man sich der Wirkungsdynamik eines guten Komö- weil es ja sowieso nur um die Gefechte geht), der allein zu machen ist viel zu mühsam. Außerdem dienstoffs unterwerfen muss, erspart einem leidige Choreograf (der permanent auf die stumpfbeini- inszeniert der eine weiter, wenn der andere kurz Diskussionen, und man kann endlich ungestört ar- gen Kollegen schimpft), der Text, das Wetter, die aufs Klo muss. Für die Spieler sind wir manchmal ein beiten. Außerdem wird am Ende bar bezahlt: Wenn’s Launen der Kollegen, das eigene Talent … bisschen anstrengend. Wir reden ab und zu auch ... nicht zündet, war’s das. — Jordan — Man sollte einiges können – eben — Jordan und Koppelmann — ... gleichzeitig. — Koppelmann — Shakespeare und Molière sind z. B. fechten, reiten, singen, tanzen, Akrobatik. auch Volkstheater! Nur werden diese Stoffe im Und über Rhythmusgefühl, Sprachgefühl, Irrsinn, deutschsprachigen Raum gern aus der Perspek- Fantasie, Improvisationstalent, Humor, Offen- tive des bürgerlichen Trauerspiels betrachtet. Oft heit, Geduld, Trinkfestigkeit etc. verfügen. Aber Das Interview führte die Dramaturgin Beret Evensen.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 45 Rosa Enskat 46 D’haus — Spielzeit 2016/17 Bernhard Schmidt-Hackenberg D’haus — Spielzeit 2016/17 47 In Schleifen Welche Geschichten braucht der Mensch? ­— von Van Bo Le-Mentzel

Unterm Kindergarten — von Eirik Fauske — ab 3 Jahren — Regie: Jan Friedrich — JUNGES SCHAUSPIEL — Premiere am 2 7. September 2016 — In der Münsterstraße 446, Studio

Der junge norwegische Autor Eirik sanktioniert und landen hinter Git- mal voll, mal profilneurotisch. Mal noch nicht mal ein Grabstein. Doch Fauske erzählt in »Unterm Kinder- tern. Diese Geschichten sind – nicht weg und mal wieder da. Es ist sehr der Tod ist allgegenwärtig. Das Le- garten« von einem Kind, das erlebte, nur für Kinder – lebensnotwendig, schade, dass wir so tun, als wären ben wäre kein Geschenk, wenn wir wie ein Vögelchen gegen das Kinder- weil sie uns – die Feiglinge daheim wir Laufbänder, wie sie der Öko- ewig leben würden (das wäre dann gartenfenster flog, und das später als in der wohlbehüteten Doppelhaus- nom Adam Smith beschrieben hat. wohl eher eine Strafe). Doch ­warum­ Erwachsener Architekt wird und ver- hälfte – in ein anderes Ich entführen, Optimiert, effizient, leblos. Schauen fällt es uns so schwer, über den Tod sucht, Gebäude so zu entwerfen, dass das all die Knoten löst, die wir uns Sie sich mal die älteste überlieferte zu sprechen, über das Sterben? War- sich kein Vogel daran verletzen kann. im eigenen Leben nicht anzufassen Geschichte Europas an. Viel älter als um tun wir alle so, als ob es ihn nicht Dabei entspinnt sich eine fantasie- trauen. Doch es gibt auch Geschich- die Bibel oder die Sagen der griechi- gäbe? Man muss den Tod nicht be- volle Geschichte. – Architekt Van Bo ten, die ganz anders erzählt werden. schen Antike: das Gilgamesh-Epos. trauern. Man kann ihn auch besin- Le-Mentzel hat mit den »Hartz-IV- Und ohne aristotelische Linearität Es wird einem schwindlig davon, gen. Die Pharaonen haben sich mit Möbeln« vielen Menschen Zugang zu auskommen. Viele können sich nicht wie oft in der Chronologie gesprun- gigantischen Bauwerken auf die Zeit zeitloser und hochwertiger Gestaltung vorstellen, dass Geschichten auch gen wird. Ursache und Wirkung sind nach dem Leben vorbereitet. Der ermöglicht und mit dem »1m³-House« ohne Anfang, Mittelteil und Ende eins. Sagen Sie Ihren Kindern, dass Tod gehört zu mir. Und Angst soll- mietfreien Wohnraum in die Welt ge- funktionieren können. Geschich- es Geschichten gibt, die keine Logik ten wir davor nicht haben. Der Tod setzt. Mit seinen Entwürfen und Ideen ten, die den Helden im Kreis drehen haben. Und wundern Sie sich nicht, ist deshalb so dunkel, weil wir da so erfindet er Geschichten vom Zusam- wie die Jahreszeiten die Blätter eines wenn sich Ihre Kinder nicht darüber selten hineinleuchten. Der Tod ist menleben: Was verbindet Architek- Baums. wundern. Denn es ist für sie völlig der Speicher, nicht das Leben. Darin­ tur und Geschichten? Man kann mit Die Grundschule, die unsere normal. Und lassen Sie bitte Ihren kann man abtauchen und graben Architektur Geschichten erfinden und Kinder aus der Kita übernimmt und Kindern diese Fähigkeit. Manche und sich über Funde freuen. Der Tod damit ein Stück Geschichte schreiben. dann in eine Oberschule überführt, nennen es Fantasie. ist nicht die Abwesenheit von Leben. von wo sie danach entweder in eine Gedanke Nummer zwei: Tod ist Er ist Teil der Lösung. Und so sollten »Ohne Geschichten würden Ausbildung oder in eine Hochschu- nicht die Abwesenheit von Leben. wir auch mit ihm umgehen. Reden Menschen zwar nicht sterben, aber le gespuckt werden, ist eine Lineari- Es gibt Geschichten, die nicht Sie mit Ihren Kindern von Zeit zu in einen zombieartigen Zustand tät, an die wir uns gewöhnt haben. davon ausgehen, dass das Leben, das Zeit über den Tod. Das entkrampft verfallen«, sagte mal der Hambur- Eine Linearität, die aber Erwach- irdische, so spannend ist wie das Jen- das Leben. ger Bildungsaktivist Reinhard Kahl. sene ebenso behindert wie viele seits, die Geschichten der Schichten Und erzählen Sie Ihnen Ge- Gibt es denn noch Geschichten, die Schüler, die unter dem Noten- und vor und nach dem Leben. Nur ganz schichten, gerne rückwärts oder in nicht erzählt wurden? Ich möchte Leistungsdruck leiden. Und außer- wenige Kindergeschichten befassen Schleifen oder mit Dada. Ohne Ge- mit Ihnen zwei Gedanken teilen. halb der Schule wartet eine andere sich mit dem Tod, mit dem Unterir- schichten würden wir zu Zombies Gedanke Nummer eins: Lineari- gefährliche lineare Geschichte: Ver- dischen, wo Leichen zu Humus wer- werden. Lasst uns neue Geschichten tät ist überbewertet. liebt, verlobt, verheiratet – Bauspar- den. Ich denke, dass der Tod unbe- erfinden und weiterschreiben. Ver- Ich bin in den 1980er-Jahren mit vertrag. dingt für unschuldig erklärt werden drehen und remixen. Konstruieren »Batman«- und »Spiderman«-Co- Das soll das Leben sein? Nein, muss. Er soll seine Schönheit und und weniger konsumieren. mics aufgewachsen und staune wir sterben. Von der Sekunde an, da seine Allgegenwart neben all den Und fürchten Sie sich nicht da- darüber, wie Marvel in den letzten wir aus dem Mutterleib gekrochen schönen irdischen Erzählungen ent- vor, zu sterben. Es ist, was Sie von Jahren in so kurzen Abständen die sind, sterben unsere Zellen ab, wis- falten dürfen. Ohne Schwere. Denn einem Zombie unterscheidet. Davon Geschichten dieser Superhelden sen Biologen. Leben ist Dharma, sa- der Tod ist nicht schwer, so wenig gibt schon zu viele unter uns. immer wieder neu in immer epische- gen die Buddhisten. Ein ewiges Leid, wie das Leben leicht ist. Und all die- ren Kino-Blockbustern auflegt, ohne das nur durch die Abwesenheit von se Themen finden wir in dem nor- dass sich jemand darüber beschwert. Gedanken auszuhalten ist. Doch wegischen Stück »Unterm Kinder- Das Muster ähnelt dem vieler Kin- auch Meditation bringt uns nicht garten« von Eirik Fauske. Ein Tier Van Bo Le-Mentzel ist Architekt, Pu­ dergeschichten: Es gibt die Guten, ins Nirwana. Wir häuten uns per- stirbt. Das ist die Grundlage dieses blizist und Filmemacher. Geboren 1977 auf der Flucht von Laos nach und es gibt die Bösen. Der Held manent, wie Schlangen, in immer Stücks. Bei »Tom & Jerry« undenk- Deutschland, beschäftigt er sich mit bricht auf in eine neue Welt, und neue Geschichten. Wir drehen uns bar, in Entenhausen ein Tabu. Tiere Design, Identität und gesellschaftli- wenn er heimkehrt, hat er etwas ge- im Kreis, tanzen Schleifen. Laufen sterben nicht. Vor allem nicht einen cher Teilhabe. Er gründete mehrere lernt: die Moral von der Geschicht. mal eine Acht, und dann eine Zwei. so belanglosen Tod wie bei Fauske. soziale Initiativen (Hartz-IV-Möbel, Karma Chakhs, #openschoool, Tiny- Ein bisschen wie bei Grimms Mär- Auf einer geraden Linie bewegen Doch das tun sie. Und nicht nur sie, house University). Van Bo Le-Mentzel chen. Die Guten überleben in der wir uns eigentlich nur, wenn wir auch wir Menschen sterben. Einfach wurde für sein Engagement mehrfach Regel die Abenteuer, und wenn sie müssen, z. B. bei einer Alkohol- so, und in den meisten Fällen ent- ausgezeichnet, u. a. mit dem ZEIT WISSEN Preis (2015) oder dem doch sterben, dann nur um unsterb- kontrolle der Polizei. Ansonsten steht nichts Nennenswertes. Kein Vorbildpreis der Bayreuther Dialoge lich zu werden. Die Bösen werden sind wir wie der Mond. Mal rund, Wikipedia-Eintrag und manchmal (2015).

48 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Hanna Werth D’haus — Spielzeit 2016/17 49 oben von links: Adrienne Lejko, Sergej Czepurnyi, Caner Sunar, Niklas Maienschein, Nina Steils 50 unten von links: Martin Esser, Wolf Danny Homann, Rebecca Seidel, Dominik Puhl ErlöserDostojewskijs »Idiot« und die Rettung der Marktwirtschaft —von Janine Ortiz

Der Idiot — nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij — Regie: Matthias Hartmann — Bühne: Johannes Schütz — Kostüm: Tina Kloempken — Musik: Parviz Mir-Ali — Düsseldorfer Premiere am 8. Oktober 2016 — Im Central, Große Bühne

Im Zentrum von Dostojewskijs knapp neunhun- zwischen Aglaja Jepantschina und Nastassja Filip- halten stellt die scheinbar rationalen Entschei- dert Seiten starkem Roman steht eine Lichtgestalt: powna, den aktuell lukrativsten Partien auf dem dungen seiner Mitmenschen infrage. Mehr noch, Fürst Myschkin sei, so der Autor, der Entwurf ei- Heiratsmarkt: »Habe ich erst Geld, dann werde mit dem Fürsten als Katalysator ist es plötzlich nes »wahrhaft vollkommenen und schönen Men- ich ein im höchsten Grade origineller Mensch möglich, sich zu wahrhaft zweckbefreitem Han- schen«, ein »russischer Christus«. Zu Beginn der sein!« Seiner tiefen Überzeugung wegen, Kapital deln aufzuschwingen: Der geldgierige Ganja lässt Handlung kehrt der Fürst nach einem vierjähri- trage zur Menschwerdung bei, ordnet Ganja rück- ein für ihn bestimmtes Paket mit hunderttausend gen Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium, sichtslos alles dem Streben nach Kapital unter. Rubeln im Feuer verbrennen; es handelt sich um wo er wegen seiner Epilepsie behandelt worden Was aber passiert, wenn sich das Geschäfts- Rogoschins Geld, der damit Nastassja Filippowna war, zurück nach St. Petersburg. Der letzte Nach- gebaren in Bereiche ausbreitet, die sich dem Kal- imponieren will; Nastassja Filippowna lehnt den fahre aus dem Geschlecht der Myschkins ist völlig kül aus strukturellen Gründen entziehen? Aglaja Heiratsantrag des Fürsten ab, als sie erfährt, dass mittellos, weshalb es einiger Überzeugungsarbeit Jepantschina lehnt die Avancen Ganja Iwolgins ihm ein reiches Erbe zufallen soll; Aglaja verliebt bedarf, bevor er bei der Generalin Jepantschina, ab, als sie erfährt, dass er zeitgleich auf Nastassja sich in den Fürsten, weil dessen mitleidvolle Lie- einer entfernten Verwandten, vorgelassen wird. Filippowna und ihre Mitgift von fünfundsiebzig- be zu Nastassja sie berührt – und verlässt ihn aus Jedoch gelingt es dem Fürsten, mit jeder neuen tausend Rubeln spekuliert (das entspricht einer genau demselben Grund; der reiche Tozkij brennt Begegnung, vom Kammerdiener bis zum Gene- Kaufkraft von heute etwa anderthalb Millionen mit einer Französin durch. Kurz: Niemand in die- ral, zu verzaubern: Er blickt wohlwollend auf aus- Euro!). Die Sehnsucht nach bedingungsloser Lie- sem Roman handelt mehr rational. nahmslos jeden und sagt stets die Wahrheit. Dem be wird enttäuscht, die persönliche Eitelkeit ge- Endlich uneingeschränkt nach dem eigenen zu Misstrauen und Intrige Unfähigen fliegen die kränkt, wenn sich ein Heiratsantrag als eine auf Willen, nach der ausgefallensten Laune zu leben Herzen nur so zu. Eine große Faszination übt die- Gewinn abzielende kaufmännische Unterneh- – verrückt, verschroben, verstiegen –, gerade das ser »arme Ritter« aus, weil er, ohne einen Pfennig mung erweist. Und wer ist eigentlich Nasstasja ist der oft übersehene »allervorteilhafteste Vorteil, Geld in der Tasche zu haben, es sich leistet, nicht Filippowna? der sich nicht klassifizieren lässt und durch den auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein. Auch bei Aglajas Gegenspielerin läuft der alle Systeme und Theorien fortwährend zum Teu- Die Jepantschins hingegen repräsentieren persönliche Glücksanspruch einer Instrumenta- fel gehen«, so formuliert es Dostojewskij in seinen die feine St. Petersburger Gesellschaft, in deren lisierung desselben zuwider: In Gegenwart der »Aufzeichnungen aus dem Kellerloch«. Menschen Ränkespiele Myschkin sich verstrickt. Um wel- ehemaligen Mätresse des reichen Tozkij glauben können nur dann beweisen, »dass sie keine Dre- chen Preis auf dem Newskij-Prospekt gespielt die Männer, kein Blatt vor den Mund nehmen zu horgelstifte sind, wenn sie nicht tun, was man von wird, ist bei allen Täuschungsmanövern, Lügen müssen, wenn es darum geht, sie kaufen zu wol- ihnen erwartet, sondern etwas Unsinniges – darin und heimlich zugestellten Briefen klar: Was auch len. Tozkij selbst stattet Nastassja mit der besagten besteht ihre ganze Kraft«. immer getan wird, wird unter dem Aspekt des Mitgift von fünfundsiebzigtausend Rubeln aus, Doch auf die rauschhafte Entladung von Le- Marktwerts getan. Sosehr der General und seine um sich freizukaufen für die Ehe mit der dicken bensenergie folgt der Kater. Stück für Stück wird Frau die gemeinsamen Töchter Alexandra, Ade- Alexandra, der ältesten Tochter seines Geschäfts- die Hoffnung auf ein vom Kalkül befreites Leben, laida und Aglaja lieben – eine Art Vorläufermo- freundes Jepantschin. Ganja bietet Nastassja die die mit Myschkin Einzug gehalten hat, zerstört. dell der Tschechow’schen »Drei Schwestern« –, Ehe an und damit eine Rückkehr in »ehrbare Ver- Denn während alle anderen ihre menschlich-er- so wichtig ist ihnen deren Marktwert. Es geht um hältnisse«, will dafür aber Geld sehen, ebenjene ratische Kraft feiern und sich gehörig daneben- Kapitalbildung durch Eheschließung. Dostojews- Fünfundsiebzigtausend. General Jepantschin benehmen, verfolgt der Fürst seine ursprüngliche kijs Welt, das Russland Kaiser Alexanders II., mag hofft, mit einem Perlencollier die Gunst Nastas- These: »Mitleid ist das wichtigste und vielleicht der Jetztzeit in vielen Aspekten fernstehen, die so- sjas zu erlangen, während sein Sekretär Ganja einzige Gesetz menschlichen Seins.« Aber ein so genannte Ich-AG als fortschreitende Subsumption in die andere Richtung schauen möge. Der rei- hohes Ideal ist kaum lebbar. Gnadenlos lässt Dos- aller Beziehungen und Verhältnisse unter die An- che Kaufmannssohn Rogoschin schließlich will tojewskij seinen Erlöser am nicht totzukriegen- forderungen des Marktes war jedoch bereits fest die Frau zum Preis von hunderttausend Rubeln den Konkurrenzverhalten der anderen scheitern: installiert. (heute etwa zwei Millionen Euro!) mit Haut und Aglaja fällt auf einen Heiratsschwindler herein; Durch seine Krankheit und die jahrelange Ab- Haaren kaufen. Das alles steht im krassen Wider- Nastassja reibt sich an ihrer Selbstverachtung auf geschiedenheit sensibilisiert, erliegt Myschkin spruch zur Misshandlung und Demütigung, die und wird von Rogoschin, der ihr verfallen ist, er- dem »Zauber der eleganten Umgangsformen«, Nastassja als Kind durch Tozkij erfahren hat und stochen; der Fürst versinkt in geistiger Umnach- der ihm »nahezu märchenhaft« erscheint. Die die sich keinesfalls durch finanzielle Zuwendung tung. Das Schöne, das statisch ist und eine mys- Perspektive des Fürsten lässt auf sein reines Herz aufwiegen lässt. tische Ruhe verströmt, wird hinweggefegt. »Man schließen. Die wachsende Zuneigung der schönen Der Kapitalismus, der mit dem Selbstver- hörte Lachen«, ist eine häufig wiederkehrende Generalstochter Aglaja jedoch schafft Myschkin, ständnis auftritt, einer größtmöglichen Zahl das Reaktion auf das Verhalten des Fürsten. ohne böse Absicht, einen Feind: Ganja Iwolgin. größtmögliche Glück zu ermöglichen, beschä- Der junge Mann arbeitet als Sekretär im Hause digt bei genauerem Hinsehen ebendieses Glück, Jepantschin, seinem sozialen Aufstieg steht nur weil es ihm nicht gelingt, das Kalkül, das dahin- seine finanziell und emotional bedürftige Familie tersteckt, unsichtbar zu machen. Doch plötzlich Janine Ortiz arbeitete an Theatern und Opernhäu- sern in Zürich, Köln, Bonn und Berlin. Ab der Spiel- im Weg. Mit diesem Albdruck im Nacken positi- ist da einer, der sich dem Kräftespiel des Marktes zeit 2016/17 ist sie als Dramaturgin am Düsseldorfer oniert sich Ganja, ganz skrupelloser Mitgiftjäger, entzieht: Fürst Myschkins uneigennütziges Ver- Schauspielhaus tätig.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 51 Kilian Ponert 52 D’haus — Spielzeit 2016/17 Maria Perlick D’haus — Spielzeit 2016/17 53 DerZu Besuch in Berlin-Wilmersdorf bei Tankred Clou Dorst und Ursula Ehler — von Frederik Tidén

Das Blau in der Wand — von Tankred Dorst — Mitarbeit: Ursula Ehler — Uraufführung — Regie: David Mouchtar-Samorai — Bühne und Kostüm: Heinz Hauser — Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen — Düsseldorfer Premiere am 1. Oktober 2016 — Im Central, Kleine Bühne

»Komm, keine Mitleidstour hier jetzt«, sagt Tankred Dorst und unter- Überhaupt, der Starnberger See. Im Sommer seien sie da immer ge- streicht das mit diesem leicht schiefen Lächeln, das ich bei einer anderen wesen, mit einer ganzen Gruppe von Münchner Intellektuellen, die sich Person vielleicht als »spitzbübisch« beschrieben hätte, hier jedoch nicht, dort trafen. Peter Hamm, Marianne Koch, die Nachfahren von Wedekind, weil in diesem Lächeln eine feinsinnige Abgebrühtheit liegt, von der Spitz- Herr Habermas und seine Frau. Namen fliegen durch den Raum. Die Hälfte buben keine Ahnung haben. Ursula Ehler hat gerade von seinem Schulter- habe ich schon mal gehört, die Hälfte nicht. Die Hälfte tot, die Hälfte noch bruch erzählt, der nur langsam verheilen will, und ich habe dazu, höflich am Leben. Peter Zadek. Mit dem Auto von Zadek, nein ein Bentley war’s und beflissen wie ich bin, das Gesicht verzogen und einen langen Vokal nicht, aber trotzdem sehr groß, seien er und Tankred immer um den See ausgestoßen. Mit kurzem Anlauf steht Tankred Dorst von seinem Sessel gefahren und hätten sich über »Merlin« gestritten. Zadek wollte, dass er auf und geht langsam zur Garderobe. »Schon etwas anstrengend, wenn das sich auf die Bücher stürze, aber Tankred meint: »Wenn ich schreibe, will ich eine Bein nur noch zur Dekoration da ist«, sagt er zu mir, und ich lache ein eigentlich nichts wissen. Wenn ich zu viel über den Stoff weiß, dann tötet bisschen, ziehe die Augenbrauen hoch und sage: »Verstehe.« – »Verstehe« das die Fantasie.« Weil ihm der Veranstaltungsort absagte, konnte Zadek sage ich immer, wenn eigentlich das Gegenteil der Fall ist. Ich sehe es nicht »Merlin« nicht machen. So ging sein Opus magnum nach Düsseldorf und genau, aber ich glaube, er hat mein »Verstehe« mit seinem schiefen Lächeln erlebte dort in der Regie von Jaroslav Chundela eine großartige Urauffüh- quittiert. rung. Düsseldorf wurde zu einer künstlerischen Heimat für Tankred Dorst Dieses Treffen zu organisieren war ein längeres Unterfangen, denn die – viele weitere seiner Stücke erlebten dort ihre Uraufführung. Dorsts sind nur per Festnetztelefon und Fax zu erreichen. »Die Festschrift Wir sind zum Mittagessen in einem Restaurant. »Halten Sie sich nicht zum neunzigsten Geburtstag, die haben wir hier, die müssten Sie bei uns zurück«, sagt Tankred Dorst und mustert meine dürre Gestalt, als ich in anschauen. Ansonsten haben wir Ihnen die Seitenzahlen aus dem ›Werk- die Karte schaue. »Ich möchte das jetzt keine Einladung nennen, das klingt stattbericht‹ per Fax geschickt. Tut mir leid, das ist halt so ein bisschen immer so groß, aber Sie wissen, was gemeint ist.« – »Verstehe«, sage ich. Steinzeit.« – »Das ist überhaupt kein Problem, Frau Ehler, ich habe mir eine Ich habe zwar diesmal wirklich verstanden, aber eingefallen ist mir trotz- Faxnummer eingerichtet, wo ich die Faxe als E-Mail bekomme. Das heißt, dem nichts Besseres. Sie schicken es in der Steinzeit ab, und es kommt bei mir in der Zukunft Während sie mir einige Blätter ihres zu üppigen Salats abgibt – »Darf an«, antworte ich und bin erleichtert, als ich am anderen Ende der Leitung ich Ihnen da noch was draufladen?« –, erzählt Ursula Ehler, sie könne aus ein lautes, kehliges Lachen höre. gesundheitlichen Gründen keine Kohlehydrate mehr essen. »Ein Leben Die Dorsts rauchen so, wie man früher geraucht hat. Ohne Ankündi- ohne Nudeln, können Sie sich das vorstellen?«, fragt sie mich und schüttelt gung, ohne »Stört Sie das?«, ohne ein Fenster aufzumachen, ohne sich auf dabei amüsiert den Kopf. den Balkon zu stellen, ohne den Qualm wegzuwedeln, sondern einfach Wir verabschieden uns. Der frisch verregnete Asphalt um uns strahlt beiläufig, mittendrin, ohne dass man’s eigentlich merkt, in dieser Wohnung in der Sonne. Tankred Dorst mit seinem schlohweißen Haar, in dem Man- voller Bücher, voller Bilder der dezente Geruch von zwei Zigaretten. tel, in den ich ihm gerade etwas ungeschickt geholfen habe, reicht mir die Sie zeigen mir den großen Apothekerschrank, von dem ich schon viel Hand. »Wir bleiben in Kontakt und lösen alle Probleme«, sagt er und lä- gehört habe. Der Clou ist, die Schubladen haben genau DIN-A4-Größe. chelt dieses Lächeln, über das ich kein weiteres Wort verlieren werde. Immer wenn sie ein neues Stück anfangen, machen sie erst mal eine neue In »Das Blau in der Wand« gibt es eine Stelle, wo SIE einen älteren Mann Schublade auf, und alles, was je ein Stück geworden ist oder mal eins wer- beschreibt, der auf einer Straßenkreuzung steht und herumbrüllt. SIE in- den sollte, hat noch eine Schublade in diesem Schrank. terpretiert sein Verhalten so: »Ich dachte, sie wollen doch alle nur sagen … »Wir haben ja auch einen Rechner«, sagt Ursula Ehler mittendrin. »Wir Seht her, da bin ich. Ich lebe noch!« Die Dorsts selber schreiben einfach haben ihn nur noch nie eingeschaltet. Aber die Frau, die unsere Stücke ab- weiter. Sie tun es einfach. tippt, die benutzt ihren. Das ist eine Frau, die wohnt am Starnberger See, die kann meine Handschrift gut lesen und korrigiert und überträgt das Frederik Tidén studierte Regie an der Otto Falckenberg Schule in München und dann.« Ja natürlich: Wenn man eine Kopistin am Starnberger See hat, was inszenierte Theaterarbeiten in Deutschland, der Schweiz, Mexiko und China. soll man denn dann mit einem Computer? Ab der Spielzeit 2016/17 ist er Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus.

54 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays ImpulsDie Heisenbergsche Unschärferelation und die Liebe — von Lars Borchardt

Heisenberg — von Simon Stephens — Deutschsprachige Erstaufführung am 21. Oktober 2016 — Im Central, Große Bühne

Juni 1925. Der Physiker Werner Heisenberg befin- die kommenden Millionen Jahre vorhersagen. Wir Simon Stephens lässt die Figuren in seinem det sich auf der Nordseeinsel Helgoland, um seinen können aber nicht bestimmen und werden nie be- Zweipersonenstück genau das tun. Georgie und Heuschnupfen auszukurieren, als er zu der Einsicht stimmen können, wo sich ein winziges Elek­tron Alex, die sich auf dem Londoner Bahnhof St.­ Pan- gelangt, dass die Natur sich nicht in die Karten gerade jetzt, in diesem Augenblick, konkret be- cras­ begegnen, übertragen das Prinzip der Hei- schauen lässt. Er erkennt, dass alle Bemühungen, findet. Wir können Halbwertszeiten radioaktiver senbergschen Unschärfe auf ihre Lebenswelt. ihr feines Uhrwerk und ihre komplexe Mechanik Elemente berechnen und vorhersagen, dass nach Georgie beschreibt die Beziehung zu ihrem Sohn präzis zu bestimmen, vergebens sind: Je genauer zehntausend Jahren die Hälfte der Atome eines folgendermaßen: »Wenn man etwas intensiv ge- man hinsieht, desto weniger erkennt man, desto bestimmten Elements zerfallen sein wird. Wir nug betrachtet, begreift man, dass man unmöglich unschärfer wird das Objekt der Betrachtung. können aber nicht vorhersagen, ob und wann ein sagen kann, wohin es sich bewegt und wie schnell »Ort und Impuls eines Objektes lassen sich einzelnes radioaktives Atom zerfällt – jetzt, in ei- es dorthin gelangt. Ich habe ihn ständig beobach- gleichzeitig nicht beliebig genau bestimmen« – ner Minute oder in hunderttausend Jahren. tet. Er hat mich vollkommen überrascht.« Das diese als Heisenbergsche Unschärferelation be- Unser Unvermögen, dies vorherzusagen, re- heißt: Versucht man, den »Ort« eines Menschen kannt gewordene Aussage ist die mathematische sultiert aus dem kaum erträglichen Umstand, dass zu bestimmen, ihn also bis auf den Grund seines Beschreibung des Umstands, dass jedes in der Na- es für bestimmte quantenmechanische Phänome- Seins festzulegen, verliert man die Information tur existierende Ding, so man sich ihm nur immer ne keine Ursache gibt. Im Allerkleinsten ist die über seinen »Impuls«, seine Entwicklung. Beob- weiter nähert, unscharf wird und im Allerkleins- Wirklichkeit statistisch. Sie zeigt sich uns als ein achtet man ihn andererseits aber in verschiedenen ten schließlich seine Form verliert. So wie wir auf Meer potenzieller Möglichkeiten, deren jeweiliger Umgebungen, so verhält er sich unterschiedlich, einer verwackelten Fotografie zwar ein Gesicht Realisierung wir eine Wahrscheinlichkeit zuord- es entsteht ein diffuses Bild, und sein Wesen wird erkennen, unmöglich aber dessen Details ausma- nen können. So ist z. B. der Aufenthaltsort eines unscharf. So erzählt Georgie an anderer Stelle im chen können, so können wir nicht feststellen, wie Elektrons im Atom nicht mit hundertprozentiger Stück: »Bei der Arbeit glaube ich immer, ich bin sich die kleinsten Zahnräder der Natur bewegen. Genauigkeit bestimmbar, wir können lediglich ein anderer Mensch. Ich denke immer, ich habe Die Natur selbst hat uns Menschen einen Riegel die Wahrscheinlichkeit angeben, es in einem be- eine andere Persönlichkeit.« Alex antwortet ihr vorgeschoben, ja eine Grenze aufgewiesen, bis zu stimmten Bereich anzutreffen. im Sinne Heisenbergs: Die Persönlichkeit »ist der sie uns Zugang zu ihrer Privatsphäre gestattet. Die Heisenbergsche Unschärferelation hat niemals fix. Sie kann sich immer verändern.« So Diese Erkenntnis ist eine der größten Errungen- dem Menschen den zuweilen fatalistischen Glau- wie der exakte Aufenthaltsort eines Elektrons im schaften der Physik, zugleich aber auch, ähnlich ben an Kausalität und Determinismus genommen. Atom nicht existiert, so existiert auch »die« Per- der kopernikanischen Wende oder Darwins Evo- Sie hat unsere Hybris offenbart, die Wirklichkeit sönlichkeit eines Menschen nicht. Beide lassen lutionstheorie, eine der größten Kränkungen des in modellhafte Vorstellungen zwingen und mit sich nur durch die Interaktion mit ihrer Umge- Menschen: Sosehr wir uns auch anstrengen, tie- unserem Konzept »Sprache« beschreiben zu bung bestimmen. Die Wirklichkeit ist also immer fere Einblicke zu erlangen und unsere Neugierde wollen. Ihre Kernaussage lautet: Man kann die nur eine wechselwirkende und von uns gestaltete. zu befriedigen, so gewiss ist auch unser Scheitern. Wirklichkeit, wie sie »wirklich« ist, gar nicht Dem Theaterbesucher steht es frei, diese Pa- Es frustriert uns, einsehen zu müssen, dass es uns beobachten. Dadurch, dass man sie beobachtet, rallelen zu deuten und zu interpretieren. Der eben nicht an technologischer Fertigkeit mangelt, drängt man sie in eine bestimmte Richtung, legt Naturwissenschaftler aber sollte an dieser Stelle die zu erlangen wir in der Zukunft vielleicht in der sie auf eine Realisierung fest und beraubt sie an- schweigen. Er fragt nur nach dem »Wie«, aber Lage sein werden – nein, die Grenze, die die Na- derer Möglichkeiten. nicht nach dem »Wozu«, er kennt nur messbare tur gesetzt hat, ist endgültig. Bis hierhin kann der Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften Größen, alles andere ist ihm zu »unscharf«. Mensch vordringen, darüber hinaus schützt sich auf die Gesellschaft oder auf zwischenmenschli- die Natur vor unserem Zugriff. che Beziehungen zu übertragen ist eine Neigung Lars Borchardt ist promovierter Chemiker und be- Wir können heute mühelos die Bahnen der des Menschen, die, als besonnene Metapher ver- schäftigt sich seit vielen Jahren mit den Theorien Werner Heisenbergs. Derzeit leitet er eine Forscher- Planeten für Millionen vergangener Jahre zu- wendet, bereichernd, als starre Analogie genutzt, gruppe, die sich mit der Entwicklung neuer Materiali- rückberechnen und auch deren Bewegungen für aber gefährlich sein kann. en für die Energiespeicherung beschäftigt.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 55

NiemandStefan Fischer-Fels über Gregory Caers und die Irrfahrten des Odysseus

Odyssee — nach Homer — ab 12 Jahren — Regie: Gregory Caers — Bühne: Karel Vanhooren — Kostüm: Inge Coleman — Musik: David Pagan — Koproduktion mit Nevski Prospekt, Gent, und Bronks Theater, Brüssel — JUNGES SCHAUSPIEL — Düsseldorfer Premiere am 29. Oktober 2016 — In der Münsterstraße 446

Wenn jemand auf einer Reise von beim Kijimuna Festival in Okinawa die nicht ihre ist, deren Autoren lyphem, nachdem er diesem einen seinem Weg abkommt, spricht man und war begeistert. ­(Götter)­ nicht mit ihnen im schwan- glühenden Pfahl in sein einziges von einer »Odyssee«. Sie wider- Zwei Jahre später inszenierte kenden Boot sitzen.« Auge gerammt hat. Dieser »Nie- fährt jenen, die über das Mittelmeer Gregory Caers in Kooperation mit Für Flüchtende hat das Wort mand« beherrscht die Taktik, einen flüchten, ebenso wie jenen, die von der Berliner Bühnenkunstschule »Zuhause« seine Selbstverständ- Gegner mit dessen eigenen Waffen Behörde zu Behörde, von Grenz- Academy bei einem Sommerprojekt lichkeit verloren. Reisen und Sich- zu schlagen: Polyphem wird als zaun zu Grenzzaun weitergereicht im Grips Podewil mit Jugendlichen verirren gehören für sie zusammen. monströs und kräftig, aber geistig werden. Eine Odyssee ist laut Duden die Collage »Keinen Schritt wei- Das Suchen nach einem Ort, an dem eher minderbemittelt beschrieben; eine »lange Irrfahrt; eine lange, mit ter«. Die Berliner Presse reagierte man sich ein neues Zuhause schaffen er glaube alles, was man ihm sage. vielen Schwierigkeiten verbundene, auf diese »Fingerübung« mit Eu- kann, kann ein Leben ausfüllen. Im Deshalb ist Odysseus’ rettende Idee abenteuerliche Reise«. phorie: »Zu sehen gab es eine schier Leben der Flüchtenden geht es sehr in der Not, die Schuld auf einen an- Der flämische Regisseur Grego- atemberaubende Choreografie, vol- bescheiden um einen Ort, von dem deren, einen »Niemand«, abzuwäl- ry Caers, mit Beginn der Spielzeit ler Verdichtung und Spannung … man, wie Paul Nizan es ausgedrückt zen, ebenso brutal wie genial. Hausregisseur am Jungen Schau- der Blick ins Innere einer heutigen hat, »ohne zu erröten ›meine Bleibe‹ »Wie kommt man nach all den spiel, liebt die abenteuerlichen Jugendparty« (Junge Welt). »Man sagen können will«. So ergeht es auch entsetzlichen Erlebnissen wieder Reisen. Seine Inszenierungen sind reibt sich erfrischt und verwundert Odysseus, zehn Jahre lang. zurück, nach Hause, in die alte Hei- oftmals bildstarke, energetische, die Augen: So etwas am Grips? Res- Natürlich ist Odysseus zu Be- mat? Wer ist man, wenn man wieder musikalische und poetische Aben- pekt!« (Berliner Zeitung). ginn seiner Reise kein Flüchtling, ankommt in dem, was wir, die von teuer. Er inszeniert seine Geschich- Sein erstes Stück für ganz Klei- sondern ein siegreicher Held. Zum Krieg und Terror meist Verschon- ten sehr physisch. Sein bevorzugtes ne produzierte Caers im Jahr 2015 Irrfahrer wird er auf seiner Heim- ten, als »Normalität« bezeichnen? Ausdrucksmittel sind die Körper ebenfalls in Berlin, »Adams Welt« fahrt, da erst wird der grausame Ich habe den Eindruck, Odysseus der Spieler und die szenischen Bil- für vier Schauspieler mit wunder- Krieger von Troja, der Mörder, der will gar nicht mehr zurück zu sei- der. Caers erarbeitet sein »Physical barer Musik, herrlichen Rhythmen »Verbrecher«, wie ihn seine Frau ner Familie, zurück in das geordnete Theater« mit Kindern und Jugendli- und einer Fülle von Bildern, die Penelope nach seiner Heimkehr Leben«, meint Caers. chen ebenso wie mit Schauspielern. nicht nur die Zielgruppe 2+ und ihre nennt, zum Abenteurer, zum Rei- Zurückgekehrt, muss er sich Geboren 1975 in Brüssel, absol- Eltern in den Bann schlugen. Diese senden, zum Verirrten. Für Odys- seinen Platz im eigenen Haus erst vierte er dort seine Schauspielaus- Inszenierung, auf Festivals in aller seus beginnt eine Heimreise, die wieder erkämpfen. Seine Frau und bildung und spielte zunächst am Welt gezeigt, wird in der kommen- zum Albtraum wird. Das Meer soll- sein Sohn erkennen ihn anfangs Nationaltheater in Gent. Später den Spielzeit in Düsseldorf zu sehen te seine Zuflucht sein, eine Brücke nicht einmal. Als Odysseus nach arbeitete er fünf Jahre lang für das sein, als Liebeserklärung an ein zar- hinüber in eine bessere, friedliche- zehn Jahren Krieg und zehn Jahren Theater Kopergietery in Gent. Sei- tes, poetisches, musikalisches Thea- re Welt. Sein Ziel, seine Hoffnung: Irrfahrt am Strand von Ithaka an- ne gemeinsam mit Ives Thuwis er- ter für die Allerkleinsten. Ithaka, eine Insel im Mittelmeer, kommt, begrüßt ihn zunächst nur arbeiteten Inszenierungen – z. B. War »Adams Welt« eine »klei- von der Größe mit Lampedusa ver- sein alter Hund. Odysseus hat sich »Rennen«, eine Performance mit ne« Abenteuerreise, wird sich gleichbar. Erlösung findet er zehn verwandelt. In einen »Niemand«. 21 jungen Männern – wurden auf Caers bei seiner ersten Arbeit in Jahre lang nicht. Die »Odyssee« des griechischen Festivals in der ganzen Welt ge- Düsseldorf mit »Odysseus« einer Immer wenn Odysseus glaubt, antiken Dichters Homer erzählt in zeigt. 2011 gründete Gregory Caers der größten Abenteuerreisen der er sei am Ziel, stellt sich ihm ein 24 Gesängen von einer abenteuer- gemeinsam mit Yves Thuwis und Weltliteratur widmen – ein großer neues Hindernis in den Weg. So ist lichen Irrfahrt, bei der nur ein ein- Wim De Winne die Gruppe Nevski Stoff für einen Regisseur, der sich er jahrzehntelang ein Flüchtender, ziger Überlebender zu verzeichnen Prospekt mit Sitz in Gent. Nebenbei seit Jahren mit den griechischen Entwurzelter, Suchender, Getriebe- ist. Seine Mitreisenden sind auf der arbeitet er als Regisseur in Belgien, Mythen auseinandersetzt und in ner, Hoffnungs- und Heimatloser. Strecke geblieben, viele sind im in der Schweiz und in Deutschland. ihnen auch für die Gegenwart Gül- Ein Flüchtling braucht auf seiner Meer ertrunken. Er gehört heute zu den aufregends- tiges entdeckt. Reise fast übermenschliche Fähig- Gregory Caers: »Das Mittelmeer ten europäischen Theatermachern »Die Reisenden um Odysseus keiten: List, Geduld, Geschick und ist heute wieder ein Totenmeer, für für junges Publikum. Kennenge- erscheinen mir wie antike ›Boat Durchhaltevermögen; er muss sich ein Heer zahlloser Niemande ir- lernt habe ich Gregory auf dem Fes- People‹«, meint Gregory. »Ihre Irr- jeder neuen, unvorhergesehenen Si- gendwo zwischen Heimat und einer tival Schöne Aussicht, wo er mit Ives fahrten vor dreitausend Jahren im tuation anpassen. Es gibt eine Sze- neuen Bleibe.« Thuwis das poetische und berüh- Mittelmeer ähneln den Erlebnissen ne in der Odyssee, in der Odysseus, rende Vater-Sohn-Drama von Dä- zahlloser heutiger Flüchtender. Ihre vom einäugigen Riesen Polyphem Stefan Fischer-Fels hat das Junge dalus und Ikarus »Hop« für Kinder Reise geht in sprunghaftem Zick- gefangen gehalten, nicht seine wah- Schauspiel in Düsseldorf von 2003 spielte, tanzte, performte. Was für zack, sie kommen nicht ­voran.­ Sie re Identität preisgibt, sondern sich bis 2011 geleitet – und leitet es wie- eine wunderbare Ausstrahlung, was sind Spielball der Götter. Sie warten als namenlos bezeichnet; er sei, so der ab Sommer 2016. Von 2011 bis 2016 war er Künstlerischer Leiter des für eine Spielenergie, was für eine auf günstigen Wind, auf ein wohl- beteuert er, ein »Niemand«: »Nie- Grips Theaters Berlin. Außerdem ist Lebendigkeit, was für eine Präzi­ wollendes Schicksal, auf politische mand hat dich geblendet, Niemand er stellvertretender Vorsitzender der sion! ­Später sah ich eine spektakuläre ­ Entscheidungen. Sie schaukeln hat versucht, dich zu ermorden«, ASSITEJ Deutschland und Vizeprä- japanische Version von »Rennen« auf den Wellen einer Geschichte, so spricht er zu dem Zyklopen Po- sident der internationalen ASSITEJ.

58 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays DorothyDas Kinder- und Familienstück dieser Saison für alle ab sechs Jahren — von Kirstin Hess

Der Zauberer von Oz — Kinder- und Familienstück — von L. Frank Baum — ab 6 Jahren — Regie: Robert Neumann — Bühne: Jan A. Schroeder — Kostüm: Maria Bahra — JUNGES SCHAUSPIEL — Premiere am 6. November 2016 — Im Capitol in der Erkrather Straße

Das Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt in dieser Spielzeit das vielleicht po- steht bei Baum für die Fabrikbesitzer der Ostküste der USA. Dorothys letzte pulärste Märchen aus dem westlichsten aller Abendländer, den Vereinigten Herausforderung ist es dann, die »böse Hexe des Westens« zu besiegen. Sie Staaten von Amerika: »Der Zauberer von Oz«. Das Abenteuer von Dorothy symbolisiert die Natur und Mensch ausbeutende Ölindustrie der westlichen und ihren Gefährten ist das Kinder- und Familienstück dieser Saison für Staaten der USA. Die kindliche Heldin Dorothy wird sie mit einem einfa- alle ab sechs Jahren und zugleich das diesjährige Weihnachtsmärchen für chen Wasserspritzer erledigen. alle Schulklassen aus Düsseldorf und der Region. Der Clou der Geschichte von Dorothy in ihrem Kampf gegen Ungerech- Im Jahr 1900 erzählt L. Frank Baum von einer fantastischen Welt, in der tigkeit und böse Hexen sind ihre drei schrägen Freunde: die Vogelscheuche, viele verschiedene Völker friedlich nebeneinander leben. Einige allerdings die sich ein Gehirn wünscht, um endlich Verstand zu haben, der Holzfäl- werden in schrecklicher Knechtschaft gehalten. Andere leben glücklich und ler-Blechmann, der sich so nach einem Herzen sehnt, weil er gerne gefühl- privilegiert. Baum hat ein Märchen für seine Zeit geschrieben: Amerika am voll wäre, und der Löwe, der dem wahren Löwenbild entsprechen möchte, Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert. In den Vereinigten Staaten erreichte aber schrecklich ängstlich ist. Intellekt, Emotion und Wille, drei Dinge, damals ein nie da gewesener technischer Fortschritt die breite Masse der die jeder heranwachsende Mensch für sich entwickeln möchte und muss. Bevölkerung und sorgte für eine dramatische Verbesserung der Lebens- Im englischen Original der »Oz«-Reihe wird Dorothy einmal auf ihre bedingungen. Die Wirtschaft boomte, und jeden Tag kamen Hunderte ungewöhnlichen Begleiter angesprochen: »You have some queer friends, Do- Einwanderer ins Land. Gleichzeitig lebten viele Minderheiten diskrimi- rothy.« Und sie antwortet: »The queerness doesn’t matter, as long as they are niert und von den Segnungen des Fortschritts ausgeschlossen. Die Schere friends.« Zu Hochzeiten der Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Be- zwischen Arm und Reich war gigantisch. Vor diesem Hintergrund spielt ziehungen in den USA galt die Frage, ob man auch zu den »Friends of Doro- Baums »Zauberer von Oz«. thy« gehöre, als Erkennungscode unter Homosexuellen. Es gibt die Legende, Baum erfindet einen verrückt-verspielten Illusionisten und Abenteurer, dass der NCIS (der Naval Criminal Investigative Service, der subversive Akti- genannt »Oz«, der mit einem Ballon aufsteigt, die sogenannte »Realität« vitäten zu beobachten und gegebenenfalls zu eliminieren hatte) aufgrund der verlässt – und direkt über der Smaragdenstadt, dem Zentrum der fiktiven, Tatsache, dass Militärangehörige sich als »Freunde von Dorothy« bezeich- fantastischen Welt von »Oz«, abstürzt. Die Bewohner dieser Welt halten neten, in den frühen 1980er-Jahren damit begann, nach einer Frau mit dem den abgestürzten Oz für den Zauberer, der ihnen prophezeit wurde, und Decknamen »Dorothy« zu suchen, in der Hoffnung, so das Zentrum eines ihr Glaube daran ist so fest, dass tatsächlich »magische« Kräfte entfesselt großen »Homosexuellenrings« innerhalb der Army zu sprengen. Zur selben werden: Die bösen Hexen aus Ost und West wagen keinen Angriff, so sehr Zeit wurden Homosexuelle von der Tourismusindustrie als zahlungskräftige fürchten sie die große Macht des Zauberers. Die unter seinem Schutz ste- Reisende entdeckt. Veranstalter von Kreuzfahrten nutzten die Bezeichnung henden Smaragdenstädter glauben an seine Magie, sie wären ja sonst längst FOD (Friends of Dorothy), um Angebote, die sich an Schwule und Lesben unterdrückt, wie die anderen Völker auch. Als Dorothy ihn später nach richteten, diskret unter den Passagieren zu kommunizieren. dem Glück der Smaragdenstädter fragt, antwortet der leicht überforderte Bis heute ist das Thema des Andersseins universell in den Geschichten, »Zauberer«, dass es einfach gewesen sei, sie glücklich zu machen, weil sie Erzählungen und Märchen der Menschheit. Adolf Muschg formulierte: sich einbildeten, er sei in der Lage dazu. »Ich muss das Andere im Anderen kennen und schätzen lernen, um das Baum schrieb insgesamt 14 Romane über das Land von Oz, die alle zu Andere in mir selbst besser zu verstehen.« Das Mädchen Dorothy, das die Bestsellern wurden. Er kreierte eine geldlose Welt – laut Baum das Geheim- Gestalten, die ihr begegnen, nach ihrem Wesen, nicht nach ihren Fähig- rezept für freundliches und gleichberechtigtes Miteinander. Das Zentrum keiten beurteilt, handelt intuitiv nach dieser Maxime. Das stärkt nicht nur dieser Welt bildet die herrlich grün funkelnde Smaragdenstadt – das Fun- ihre drei ungewöhnlichen Begleiter, auch sie selbst lernt, ihrer Intuition zu keln allerdings ist bloße Illusion, erzeugt durch die obligatorischen Brillen, vertrauen. Wer wäre da nicht gern ihr Freund. die per Dekret des großen Zauberers jeder zu tragen hat. Eine Analogie auf die »Greenbacks«, das in dieser Zeit neu eingeführte erste US-Papiergeld, das aufgrund seiner vermeintlichen Wertlosigkeit großes Misstrauen in der Wir freuen uns, folgende Vorstellungstermine zu „Der Zauberer von Oz“ im Capitol Bevölkerung auslöste. Dagegen steht die »Yellow Brick Road«, Goldbarren bereits ab dem 1. Juni 2016 in den Vorverkauf geben zu können: Premiere 6.11.2016, symbolisierend, für die echte harte Währung, während Dorothys magische 16.00 Uhr — Schulvorstellungen — 8.11., 9.11., 10.11., 11.11., 15.11., 21.11., 28.11., 29.11., 5.12., 22.12. 2016 sowie 9.1., 10.1., 11.1. 12.1.2017 jeweils um 10.00 Uhr; 16.11., 17.11., 18.11., Silberschuhe den deutlich schwächeren Silberkurs repräsentieren, mit dem 13.12., 14.12., 15.12., 16.12., 20.12., 21.12.2016 sowie 13.1. jeweils um 9.45 und 11.45 Uhr die einfachen Leute vorliebnehmen mussten. Es wird die Trägerin dieser Familienvorstellungen — 13.11., 20.11., 25.11. um 16.00 Uhr; 19.11., 7.1., 14.1. um 18.00 Uhr; Silberschuhe sein, die aus einfachen und armen Verhältnissen stammende 27.11., 4.12., 11.12., 26.12., 15.1. jeweils um 15 und 17 Uhr. Dorothy, die die letzten unterdrückten Völker im Lande Oz befreit. Das erste der von dem Mädchen befreiten Völker besteht aus den »kleinen Kirstin Hess ist Dramaturgin. Nach Stationen in der freien Szene Berlin und am Theater Junge Generation Dresden arbeitete sie von 2003 bis 2011 in Düssel- Leuten« (was bei der berühmten Verfilmung von 1939 zur Besetzung durch dorf am Jungen Schauspiel. Von 2011 bis 2016 war sie am Grips Theater Berlin Kleinwüchsige führte). Die sie unterdrückende »böse Hexe des Ostens« tätig, nun kehrt sie nach Düsseldorf zurück.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 59 WurmDa ist einer beide, und niemand sieht hin. Eine szenische Vision — von Peter Wawerzinek

Herr Puntila und sein Knecht Matti — von Bertolt Brecht — Regie: Jan Gehler — Bühne: Sabrina Rox — Premiere am 11 .November 2016 — Im Central, Kleine Bühne

»Die Rolle des Puntila darf keinen Augenblick und und sonstigen Schlawiner. Er habe ihnen ihre Mäuler sabbern. Ich aber gebe nichts an Leute wei- in keinem Zug ihres natürlichen Charakters ent- Unfreiheit angesehen, gespeist durch das Geld, ter, die faulenzen und krank spielen.« Und dann kleidet werden; es wird eine besondere Kunst nö- mit dem sie sich die Lebensflucht löhnen. Es seien wird auf meinem Mitschnitt nur noch gebrüllt, tig sein, die Betrunkenheitsszenen poetisch und Männer darunter gewesen, die Hände galant in ih- getobt und lauter gebrüllt, bis das plötzlich ein zart, mit so viel Variation wie möglich, und die ren Taschen, die er aufgrund ihres laschen Hän- Ende hat. Da ist der Pfleger über ihn gekommen Nüchternheitsszenen so ungrotesk und alltäglich dedrucks einstufte: »Sie stehen in ihrer ganzen und hat ihn gebunden und nicht weiter Gast dort wie möglich zu bringen.« (Brecht) Erbärmlichkeit neben dem Macher, Mafiosi, Mi- sein lassen, und zu den anderen hat er gesagt, sie nister, als gut bezahlte Pressefritzen, Veranstal- würden sich doch nicht etwa mit so einem rumär- Statt eines dreifachen Gongs durch ein Mega- tungsansager, hinzugeladen, damit die Medien sie gern wollen die schöne regnerische ganze Nacht. fon gesprochen: als Toilettenpapier beschriften können. Sie haben »Matti«, meine ich ihn noch versuchsweise durch Ich weiß nicht mehr zu sagen, ob er es war oder die ewig gleiche Rede im Kopf, weil es so egal ist, das Mundtuch gequält brüllen gehört zu haben, nicht, hatte Filmriss oder, wie man in seinem Fall was sie sagen. Dieser Umstand wurmt sie so sehr, ein Pfleger kommentierte den vergeblichen Ver- sagen kann: Theaterriss. Er kam mit einem Kum- dass sie mit der Gage oder der Frau des Parteichefs such mit: »Ist doch gut, Herr Puntila, ist gleich pel herein und war, um diese Zeit in dieser großen oder Modemachers einfach durchbrennen, in eine überstanden.« Stadt keine große Angelegenheit, angetrunken. Bar verschwinden, auf Stühle, die für solche Fälle Und ich dachte gleich: Das sollte der Anfang Die Wirtin guckte ihn etwas ausführlicher an, immer bereitstehen, unter dem Sitz ihren Namen sein zu einem Stück, das ich aufführen würde. beschloss dann aber, ihn zu dulden. Ich glaube, eingetragen, manchmal auf kleine Extratäfelchen Bei mir stünde ein Alter links neben der Bühne, er redete erst sehr kompliziertes Zeug, darüber, geprägt. Der Wirt fragt sie eine scheinbare Un- der hielte zeitgleich einen Monolog, in dem er in dass er Dinge plant, zehn Stunden und mehr am verbindlichkeit wie: ›Hams heut was Besonderes etwa Folgendes ausführte: »Und dem Verlierer Tag arbeitet. Was genau seine Projekte sind, sagte vor?‹ Er ist mit seinem Nullachtfünfzehn-Satz die geht durchs Hirn, was bleiben wird vom vielen er nicht. Er sagte: »Alles, was mir unter die Finger einzige Verbindung zum Leben, die ihnen bleibt. Gerede der Leute, die dann auch bald schon wie- kommt«, und billig sei er nicht. Dann bestellte Sie legen größere Scheine hin für ein ›Sehrwohl- der gesund sind und geheilt hinausgehen, in ihre er wohl Gin Tonic. Sein Kumpel redete mit einer derHerr‹. Und mit den Frauen, mit denen sie hier Familien, in die Politik zurück, in ihre Gärten, wo Nixe, so kann ich sie nur beschreiben, zierlich, landen, hier oder anderswo, verhält es sich eben- sie sitzen, die Beine hochnehmen, sich ein Bier selbstbewusst, blond. »Die hat heute Geburts- bürtig, nur tragen die ein wenig bessere Kleidung genehmigen oder zwei und in der Sonne sitzen.« tag«, sagte er, ohne dass da einer was gefragt hatte. auf und dicke Schminke, was allerdings selten ein Und während er spricht, soll aus dem Mund des »Okay«, sagte der Typ, den ich aus einer anderen Vorteil ist, wenn sie auf dem Barhocker in sich sin- Alten ein Geruch strömen, der langsam uner- Bar kannte, lange her, zu ihm: »He, dich kenne ken und die Retusche sodann ohne ihr Zutun ins träglich wird. Und abgehen soll er dann, bevor ich. Du bist entweder Matti oder Puntila.« »Bei- Schlingern gerät. Und dass sie deswegen dauernd der Saal sich leert, einmal noch stehen bleiben, des«, antwortete dieser wie aus dem Lauf einer auf Klo und dort vor allem vorm Spiegel sind und über die Schulter hin zu den Zuschauern sagen: Pistole geschossen, wechselte den Sitz, zwängte Korrektur tätigen, erwähne ich nur nebenher, »Wir sind auf das Schlimme nicht genügend vor- sich zwischen mich und diesen Typen, der ihn der Herr. Wenn es nach mir ginge, täte ich sie alle bereitet. Wir gehen dem Erbrochenen aus dem oder soll ich sagen beide in einer Person entdeckt baldigst verschwinden lassen, durchweg alle samt Weg. Wir hoffen zu viel. Ich hoffe, du hoffst, er sie hatte, und legte sofort los. Ich kann das alles nur so dem Kellner und seinem ›SehrwohldieDameder- es hofft, das große letzte Hoffen als Spiel beginnt. lückenlos überliefern, weil ich in solchen Momen- Herr‹. Ich hab sie alle satt, sie würgen mich wie Vorhang auf, ein Lied gesungen.« ten geistesgegenwärtig genug stets die Aufnahme- der Binder um den Hals, den ich mir abschneiden taste meines Mitschneidegeräts, oder wie man das möchte und eingerollt in die offenen Rachen stop- Peter Wawerzinek war in den 1980er-Jahren als Per- heutzutage nennt, drücke und Zeit gehabt habe, fen, trüge ich Binder oder Krawatte oder Schlips.« formancekünstler und Stegreifpoet in der Ostberliner es abzuschreiben. Also: Und dann knallte er eine Tüte Rosinen auf den Literatenszene aktiv und begann 1990 zu schreiben. »Hör mal zu, Wurm«, sagte er, nicht Kröte Tresen, und posaunte, 14 Säcke mit noch ganz Für seinen autobiografischen Roman »Rabenliebe« erhielt er 2010 den Ingeborg-Bachmann-Preis und oder Lurch, nein Wurm. Er sagte, er habe sie alle anderen Sachen drin daheim gestapelt liegen zu landete auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. getroffen, die Guten, die Reichen, die Täuscher haben: »Kostbarkeiten, Jungs, wovon euch die 2014 erschien sein jüngster Roman »Schluckspecht«.

60 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays düster und hell Über Gewalt und Liebe in »Das Käthchen von Heilbronn« — von Felicitas Zürcher

Das Käthchen von Heilbronn — von Heinrich von Kleist — Regie: Simon Solberg — Premiere am 19. November 2016 — Im Central, Große Bühne

Anfang des Jahres 2016 wurde ein Bild veröffentlicht, das mir beim Nach- seine Liebe erkennt, muss seine gesamte Burg in Flammen aufgehen – nur denken über »Käthchen« wieder einfiel: Ein Brautpaar posiert beim Fo- ein Torbogen und sein Bildnis bleiben heil. toshooting in den Ruinen seiner Heimatstadt, der völlig zerstörten syri- Dieser düsteren, kämpferischen und zerstörten Welt steht hell und ent- schen Stadt Homs. Sie klassisch im weißen Brautkleid, er in Uniform, vor rückt die Welt des Traums, der Liebe, der Engel gegenüber: In der Silves- ihr kniend, einen Brautstrauß in der Hand, was sie kokett salutierend quit- ternacht, nachdem der Graf drei Nächte mit dem Tod gerungen hat, führt tiert. Die totale Zerstörung der Kulisse, die bei Hochzeitsbildern üblicher- ihn ein Engel zu seinem Mädchen – während er tatsächlich ohne Atmung weise eher von Bäumen, Blumen und anderen romantischen Accessoires zu Hause liegt. Später erzählt ihm das schlafwandelnde Käthchen unter geprägt ist, wirkt irritierend. Auf der einen Seite maximale Gewalt und dem duftenden Holunderstrauch von der Begegnung: »Ein Cherubim, Verwüstung sowie die implizite Anwesenheit des Todes, auf der anderen mein hoher Herr, war bei dir, / Mit Flügeln, weiß wie Schnee, auf beiden Seite die Behauptung der großen Liebe und die Hoffnung auf das lange Schultern, / Und Licht – o Herr! das funkelte! das glänzte! – / Der führt’, an Währen des »Bis dass der Tod euch scheidet«. Durch den expliziten Kon- seiner Hand, dich zu mir ein.« trast zur Zerstörung und zum durchaus möglichen Tod erscheint dieses Kleist folgte mit seinem »Käthchen von Heilbronn« der damaligen ro- Versprechen in einem fast ironischen Licht. mantischen Rittermode; an den Rittern des 9. und 10. Jahrhunderts orien- Auch Kleists Stück »Das Käthchen von Heilbronn« arbeitet mit großen tiert sich sein »großes, historisches Ritterschauspiel« allerdings eben so Bildern und starken Kontrasten: Käthchens Liebe strahlt hell in einer Welt, wenig wie die mittelalterliche Heldenepik. Wie im »Käthchen« ist aber die so düster und gewalttätig als irgend denkbar gezeichnet ist. Bereits auch in dieser der Kontrast zwischen Gewalt und großer, mystischer, ja die erste Szene im Stück, das Femegericht, die kaum je in Gänze auf der göttlicher Liebe zu finden, den Kleist aufnimmt. Bei Wolfram von Eschen- Bühne gezeigt wird, ist von einschüchternder Düsterkeit: Häscher mit Fa- bach etwa stößt Parzival auf drei Blutstropfen im Schnee, die ihn entrü- ckeln stehen um vermummte Grafen, Ritter und Herren. Und der Bürger cken: Der Kontrast von weiß und rot, das Dreieck der drei Blutstropfen Theobald, Käthchens Vater und der Kläger, ist kein Gegenpol dazu. Er steht werden das Antlitz mit Wangen und Kinn seiner Frau Conwiramurs (auch als Waffenschmied im Dienst des Kriegs und der Gewalt und fordert für dies ein sprechender Name: »conduire amour«), und dieser Anblick lässt den Grafen, dem er Verhexung seines Kindes vorwirft, die schlimmste aller ihn so sehr in Liebe versinken, dass er während seiner Trance im Kampf ihm denkbaren Strafen: geharnischte Scharen mit glutroten Spießen an den zwei Gegner besiegt, ohne es überhaupt zu merken. Pforten der Hölle. Der Graf antwortet auf die Anschuldigungen im Affekt Im Gegensatz zu Parzival ist der Graf vom Strahl ein moderner Ritter. mit der Aufforderung zum Zweikampf und wirft dem Bürger Theobald Er vertraut der »ratio«, nicht der »emotio«, dem Wort und nicht dem Bild. vorsorglich den Fehdehandschuh hin. Der direkte Zugang zum Gefühl ist ihm verstellt, der Zugang zum Paradies Die Welt von Heilbronn ist von Kämpfen, Krieg und Gewalt geprägt: versperrt, wie Kleist es in seinem berühmten Aufsatz »Über das Mario- Der Graf vom Strahl kämpft gegen den Pfalzgrafen, der die Wälder um nettentheater« beschreibt. Er glaubt zwar an die Weissagung aus seinem Heilbronn niederreißen will, die Strahl’sche Fehde mit dem Burggrafen Traum, er hat das Mädchen aber nicht gesehen, nicht erkannt. Deshalb ist gerade beigelegt, schon bietet der Rheingraf neue. Auch die Namen im braucht er Beweise für die Evidenz des Traums und Argumente für die Stück sprechen für sich: Ritter Flammberg, Ritter Schauermann, Wenzel Wahrhaftigkeit seines Gefühls. von Nachtheim, Hans von Bärenklau oder Jakob Pech heißen die finsteren Für Käthchen dagegen sind wie für Parzival Traum und Wirklichkeit, Gesellen. Auf der anderen Seite stehen die Bürger Theobald Friedeborn Gedanke und Empfinden nicht geschieden. Sie hat die Silvesternacht er- und Gottfried Friedeborn, Käthchens Bräutigam, die aber auch kein fried- lebt, nicht bloß geträumt, so wie Parzival seiner Geliebten wirklich begeg- licheres Leben genießen. Zwischen diesen beiden Seiten oder besser gesagt net ist. Wenn Käthchen aus dem brennenden Schloss das Bild des Grafen darüber steht der Graf, Friedrich Wetter vom Strahl, mit seinem höchst Wetter vom Strahl holt und das Schloss hinter ihr zusammenstürzt, ist wie zweideutigen Namen. Zum Strahlen und zum Frieden kommt er erst neben in der Silvesternacht ein Cherubim bei ihr – vielleicht ist es ja derselbe, der Käthchen am Ende des Stücks, über weite Strecken hat er es eher mit Blitz dem Grafen die Rückkehr ins Paradies versperrt. und Gewitter zu tun. Die Kulisse könnte jetzt diejenige des Bildes aus Homs sein. Dieses Hoch- In dieser Welt tritt die Liebe immer im Gespann mit der Gewalt auf. zeitspaar allerdings ist ebenfalls ein modernes und steht auf der Seite des Voll Kampfeslust kommt der Graf auf dem Zug gegen den Pfalzgrafen in Grafen. Auch den beiden Frischvermählten ist diese Unmittelbarkeit nicht Theobalds Werkstatt, mit einer kaputten Rüstung und den Worten: »Die mehr gegeben, sie wissen um die Wirkung ihres Bildes, um den Kontrast dar- Lust, ihn zu treffen, sprengt mir die Schienen.« Theobald repariert die in. Das zeigt sich in seiner romantischen Pose des Kniefalls, in ihrer koketten Rüstung und schmiedet des Grafen Liebesfähigkeit gleich mit ein: »Das militärischen Geste. Darüber kommt die Ironie in das Bild, die auch Kleists Herz wird sie euch nicht zersprengen.« Auch die Begegnungen zwischen Ritterschauspiel nicht fremd ist. Trotzdem strahlt das Bild eine Sehnsucht Käthchen und dem Grafen sind äußerst gewalttätig – zumindest in der re- aus, die es mit »Käthchen« teilt. Denn Erkenntnis und Bewusstsein schmä- alen Welt: Als der Graf die Werkstatt des Waffenschmieds verlässt, stürzt lern nicht die Sehnsucht nach Ganzheit und Unversehrtheit – im Gegenteil. sich Käthchen aus dem Fenster, bricht sich dabei die Lenden und liegt sechs Wochen auf dem Totenbett, beim Femegericht wirft sie sich wieder zu Bo- Felicitas Zürcher arbeitet seit 2004 als Dramaturgin mit Stationen am Stadtthe- den, »als ob ein Blitz sie niedergeschmettert hätte«, und wenn sie dem ater Bern, am Deutschen Theater Berlin und am Staatsschauspiel Dresden. Grafen wie eine Hure folgt, verjagt der sie sogar mit der Peitsche. Bevor er Ab der Spielzeit 2016 ist sie Dramaturgin am Düsseldorfer Schauspielhaus.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 61 Cathleen Baumann 62 D’haus — Spielzeit 2016/17 HymneDer Journalist, Autor, Ska-Punk-Sänger und Gitarrist Danko Rabrenović über eines seiner verlorenen Lieder

Verlorene Lieder — Ein musikalischer Abend über das Verschwinden und Erinnern — Regie: Christof Seeger-Zurmühlen — Musikalische Leitung: Bojan Vuletić — Bühne und Kostüm: Kirsten Dephoff — — Uraufführung am 10. Dezember 2016 — Im Central, Kleine Bühne

Ob 1970er-Jahre-Glam-Rock oder Neue Deutsche Liedermacher aus Novi Sad 1979 ein Lied für Tito Der coole Singer- aus meiner Ju- Welle, ob früher Punk oder Lagerfeuersongs, ob schrieb, erkannten wir uns in dem Song wieder. gend schämte sich plötzlich für »unsere Hymne« Italo-Schmonzette oder Heimatmusik: Lieder »Računajte na nas« oder »Zählen Sie auf uns« und erklärte sie zu »einem großen Fehler«, denn er können eine ganze Generation prägen. Sie stehen hieß der große Hit von Djordje Balašević. Mit sei »so jung, grün und naiv gewesen«. Das Publi- für eine Kultur oder eine Epoche, werden von den diesem Song traf er den Zeitgeist: »Einige zwei- kum wirkte irritiert. Ich fragte mich: Warum diese Alten geliebt, von den Nachgeborenen verabscheut feln, ob wir auf dem richtigen Weg sind, weil wir Entschuldigung? Und wofür? oder umgekehrt, können eine revolutionäre Masse Schallplatten hören und Rock ’n’ Roll spielen. Aber Ich habe nie gehört, dass Balašević wegen des befeuern, eine träge Tradition verfestigen, aber irgendwo tief in uns brennt die Flamme des antifa- Liedes von jemandem kritisiert oder gehänselt auch missbraucht werden. Manche beflügeln schistischen Kampfes, und ich sage euch mit gutem worden wäre. Im Gegenteil, er war vor, während uns vielleicht und scheinen später ganz und gar Gewissen – auf uns können Sie jederzeit zählen.« und nach dem Krieg in der ganzen Region sehr be- unsingbar geworden. Doch eines sind sie bestimmt: Damals spielte ich das Lied auf meiner Gitarre liebt und füllte Hallen in Serbien, Kroatien, Slowe- prägend für unser Selbstverständnis. In »Verlorene auf Schulfesten, Partys und auch in den Ferien am nien und Bosnien-Herzegowina. Wie kann es sein, Lieder« macht sich der Regisseur Christof See- Strand – und alle sangen mit. Das Lied war so etwas dass sich ein Autor dieses Kalibers für sein Werk ger-Zurmühlen gemeinsam mit dem Musiker Bojan wie die Hymne meiner Generation: rebellisch, jung, schämt und sich öffentlich davon distanziert, und Vuletić auf die Suche nach Liedern, die nicht mehr und jugoslawisch zugleich. Mit Titos Tod und vor das zwei Jahrzehnte später? gesungen werden – aus welchen Gründen auch allem mit dem Zerfall des Landes verschwand das Die Antwort kenne ich bis heute nicht. Jeden- immer. Danko Rabrenović erzählt die Geschichte Lied aus dem Radio ebenso wie aus dem Repertoire falls ist Balašević an diesem Abend in meinem Her- seines verlorenen Liedes »Zählen Sie auf uns«. der Jugend. So wie neue Straßennamen kamen auch zen gestorben, so wie Tito, seine Partei und meine neue Lieder, neue Sitten, eine neue Kultur. Jugosla- alte Heimat in Wirklichkeit gestorben sind. Jede Epoche hat ihre Helden und ihre Verbrecher. wien, Antifaschismus und Kommunismus waren Ich bin keineswegs jugonostalgisch. Ich akzep- In meiner alten Heimat Jugoslawien war die Si- nicht mehr »in« – und Nationalismus, Xenophobie tiere auch die Geschichte des Balkans und die neu- tuation besonders kompliziert: Bei uns wurden und neoliberaler Kapitalismus auf dem Vormarsch. en Nachfolgestaaten. Aber für Heuchelei, Doppel- die Helden immer wieder zu Verbrechern – und Anfang der Nullerjahre wurde ich in Belgrad moral, und Wie-der-Wind-weht-Haltungen habe umgekehrt. So hat es mich auch nicht besonders von einem Freund zu einem Konzert von Djordje ich kein Verständnis. Ich jedenfalls möchte mich überrascht, als 1991 plötzlich die Straßen, Plätze Balašević geschleppt. Er spielt in der serbischen bei niemandem dafür entschuldigen, dass ich das und sogar Städte über Nacht ihre Namen änder- Hauptstadt traditionell mehrere Silvesterkonzerte Lied damals gesungen habe. Ich war ein Teenager ten. Das Land und der Kommunismus waren zer- hintereinander. Die Shows sind immer ausverkauft und ein Jugo – und das fühlte sich »richtig« an. fallen, da musste man noch mal schnell auf »Re- und einfach Kult. Ich hatte Balašević noch nie live Die Entschuldigung von Balašević an jenem Kon- set« drücken. Aus der Hauptstadt Montenegros gesehen und dachte mir: Warum nicht? Ein großer zertabend in Belgrad fühlte sich »falsch« an, und Titograd wurde z. B. wieder Podgorica und aus Fan von ihm war ich zwar nicht, aber ich schätzte am liebsten hätte ich ihm gesagt: »Zählen Sie nicht unserem »Helden« Marschall Tito ein Verbrecher. seine Poesie und seinen Humor. An diesem Abend mehr auf mich!« Dem größten Sohn Jugoslawiens Josip Broz Tito änderte sich das, u. a. auch wegen »Računajte na wurden zwischen dem Zweiten Weltkrieg und sei- nas«. Er hat das Lied natürlich nicht gesungen, nem Tod 1980 unzählige Lieder gesungen, Gedichte denn es war Schnee von gestern. Danko Rabrenovic� wurde in Zagreb geboren, wuchs geschrieben und Filme gewidmet. In meiner Gene- Aus einem mir unerklärlichen Grund entschul- in Belgrad auf und lebte als Kind mit seinen Eltern drei Jahre in Peking. Kurz nach Ausbruch des Ju- ration wuchsen wir als Titos Pioniere auf. Wir glaub- digte sich Balašević aber an dem Abend dafür, dass goslawienkriegs kam er nach Deutschland. In seiner ten an ihn und an die von ihm beschworene Brüder- er das Lied damals geschrieben hatte. Und zwar wöchentlichen Radiosendung »Balkanizer« auf WDR lichkeit und Einheit. Als Teenager interessierten nicht mit einem Satz, sondern ganze 15 Minuten Funkhaus Europa spielt er Balkanmusik und spricht mit seinen Gästen über ihre persönlichen »Balkan- wir uns jedoch mehr für Mädchen und Rock ’n’ Roll lang. Obwohl niemand das von ihm erwartete. Ich geschichten«. Rabrenovic� ist außerdem Sänger und als für Partisanenlieder oder -filme. Doch als ein jedenfalls nicht. Gitarrist der Düsseldorfer Ska-Punk-Combo Trovacˇi.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 63 Jana Schulz 64 D’haus — Spielzeit 2016/17 Markus Danzeisen D’haus — Spielzeit 2016/17 65 Kilian Land 66 D’haus — Spielzeit 2016/17 Thiemo Schwarz D’haus — Spielzeit 2016/17 67 Nichtung Elfriede Jelineks neues Stück erzählt vom rasenden Modebegehren unserer Zeit — von Barbara Vinken

Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!) — von Elfriede Jelinek — Regie: Jan Philipp Gloger — Uraufführung im Januar 2017 — Im Central, Große Bühne

Es gab einmal, 1824, vor fast zwei- ­Leopardi macht in seiner Modesati- Jelineks Text ist keine frohe Kleider an deren Stelle in einer glo- hundert Jahren, einen Text, der er- re keinen Unterschied zwischen den Botschaft, ist ein Dys-angelion: balisierten Welt nähen, zu Hunder- zählt von einem Treffen von ­Madame­ »zivilisierten« – dem Korsett – und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, ten, Tausenden entmenschlichen Tod mit Madame Mode. Beide Da- den »barbarischen« – dem chinesi- verklärte Leiber und schon gar und wie spurlos unter Trümmern men sind in diesem Gespräch ganz schen Abbinden der Füße – Prak- Selbstopfer aus Liebe gibt es in verkohlen lassen. Alles die gleichen vergnügt darüber, wie erfolgreich tiken der Mode. Tyrannisch-uni- dieser Welt nicht. Ungehört ist die Toten-Kleider: Die Leute auf der sie zusammenarbeiten und sich da- versal herrscht zum Schaden aller frohe Botschaft vorbeigerauscht. Straße tragen die gleichen wie die bei in die Hände spielen, die Men- in der Mode die gleiche dekadente Jeder sucht eisern und vergeblich Leute auf der Flucht, die im Mittel- schen unter die Erde zu bringen. Barbarei. Dagegen stellt Leopardi in der Mode die Erlösung vom eige- meer Ertrunkenen und die erstick- Köstlich amüsiert die beiden auch, mit dem Ideal eines vernünftigen, nen Selbst. Dafür verrät jeder und ten Leichen in den Lastwagen. wie sie den Sterblichen ihr kurzes wahren, guten Lebens eine Ästhetik jede jeden und jede, um nur wieder Als Moloch kannibalisiert der Leben auf Erden zur Hölle machen. des Schönen als Gegenpol zur ma- enttäuscht zu werden. Verzweifelt Westen Mensch und Natur; die Die Mode, nach gängigem Ver- nieristisch-dekadenten Mode. versucht jeder, sich zu entkommen, Mode bringt diesen Kannibalismus ständnis dazu bestimmt, Neues ver- Derartige Hoffnungen, deren um ständig ein anderer zu werden. auf den Punkt. Im ruinösen Run auf lockend vor Augen zu führen, trägt Nachwehen noch verbreitet sind, Aber die anderen, die man werden den Profit hat auch sie jeden Rhyth- das lächelnde Versprechen auf den sind für Elfriede Jelinek endgül- will, entpuppen sich als Trugbilder. mus, jedes Maß verloren. Immer ist Lippen, den unvollkommenen, ver- tig verloren. Ihr furioser Text be- Das rasende Modebegehren wird irgendein Sale, bei dem man alles sehrten Leib so gut es eben geht zu rührt alle Themen, die in der Luft angetrieben von einem Begehren für nichts, also nichts zu seiner und seinem Vorteil zu umhüllen in einen der Mode liegen: Fast Fashion, die nach Metamorphose, dem Wunsch, alles zur falschen Zeit bekommt. Al- Vorschein von Verklärung. In Gia- mit H&M, Mango, Primark und ins Bild zu fallen, endlich zu einem les ist dann allerdings schon, ewig como Leopardis Dialog zwischen Zara weltweit die Märkte regiert; wahren Selbst, sprich zu einer oder gestrig, nichts geworden. Das Bes- Mme Tod und Mme Mode tut die Selbstkannibalisierung der Mode einem anderen zu werden. So ent- te, was man noch vom Neuen sagen Mode das gerade Gegenteil: Gegen durch das Aufheben des saisona- puppt sich jedes Selbst als nichts kann, ist, dass es vielleicht so gut das klassische Prinzip »mens sana len Rhythmus; Globalisierung als weiter als ein immer schon verwor- werden könnte, wie das alte einmal in corpore sano« verformt sie ty- tödliche Ausbeutung wie in Rana fenes Fleisch, Fleisch zum Tode. hätte sein sollen. Schall und Rauch rannisch, barbarisch, rigoros die Plaza; Umweltvernutzung, siehe Das Neue ist das Alte, nur sind auch die Namen der Designer, Körper und umgibt sie mit einem Stonewashed Jeans; Monokultu- schlechter; der Wechsel ist dassel- die nicht mehr für Identität stehen. umfassenden Wahn. ren, Schutzzölle, Subventionen für be, nur hoffnungsloser; verdammt Die großen Namen der Mode – Dior, Die Metamorphosen, denen die Baumwolle; die ungelöste Bezie- sind wir zur unerlösten Leiblich- Chanel, Jil Sander – sind zu nichts- Mode absurderweise und gnadenlos hung zwischen Designern und Fir- keit. Kleider sind zum Tode, an sagenden Buchstaben verkommen. alles unterwirft, sind nicht zum Le- mennamen wie bei Jil Sander, Dior ihnen klebt der Tod. Der Tod der All das kann Elfriede Jelinek nur ben, sondern zum Tode. Kunstfer- und Raf Simons. Konsumenten, den die Kleider ver- sagen, indem sie die Sprache spre- tig macht die Mode die Menschen Jelinek gerät die Mode zu ba- geblich zu verstellen suchen. Der chen lässt. Als eine moderne Pene- nicht schön, sondern sie verstüm- rocker Vanitas, zur Allegorie des Tod der Kleider: Kaum erstanden, lope trennt sie das Sprachgewebe melt sie: Schuhe quetschen die Füße Jetzt einer brutal ausbeuterischen, so gut wie nie getragen, werden nach Strich und Faden auf. In diesen ein, Korsetts rauben den Atem und ekelhaft gleichgültigen, alles betrü- sie schon zu Müll zerfetzt. Ent- Sprachfetzen, in dieser zerfetzten treiben die Augen aus dem Kopf. genden und in allem täuschenden, täuschen Kleider nicht, eignen sie Sprache zeigt die Moderne ihr ver- Immer und grundsätzlich ist man selbstgetäuschten Epoche. Und sich am besten als Leichenhem- zweifelt furchtbares, ihr tragisch zu warm oder zu kalt angezogen. das alles für nichts, für Nichtiges, den. Betty möchte ihr himmel­ mänadenhaftes Gesicht. Die Mode treibt die Menschen scha- Nichtendes. Alle sind gefangen in blaues Volantkleid im Sarg tragen. renweise dem Tod in die Arme. Sie der blinden Idolatrie eines Selbst, Produziert werden sie, die Kleider Barbara Vinken ist Professorin für ist so maßlos wie unangemessen. das sie doch nie sein und nie werden – H&M, Zara und Mango genauso Allgemeine Literaturwissenschaft Als künstliche Verformung der können. Alle Menschlichkeit, alles wie die Luxusmarken –, von unse- und Romanische Philologie in Mün- chen und schreibt außerdem regelmä- Natur, als tödliches Prinzip ist sie Sein, selbst der Profit wird in einer ren Sklavenhaltergesellschaften, ßig für Die Zeit, NZZ und Cicero. Sie Verfall schon im Leben, dekadent abwärtsstrudelnden, alles mitrei- die in dieser Produktion die Natur forscht und publiziert u. a. über Flau- im wahrsten Sinne des Wortes. Als ßenden Spirale totaler Banalität zu vergewaltigen und versiffen, die ei- bert, über den Mythos der deutschen Mutter und über Mode, z. B. »Fashion ein Prozess der Verformung steht nichts. Die Ausbeuter werden Opfer genen Leute in die Arbeitslosigkeit Zeitgeist« und »Angezogen. Das Ge- die Mode gegen das Lebensprinzip. ihres Wahns. entlassen und diejenigen, die die heimnis der Mode«.

68 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays toGoethes »Faust« unterwegs, einmal quer durchg Düsseldorf — vono Beret Evensen

Faust (to go) — von Johann Wolfgang von Goethe — Eine mobile Inszenierung — Regie: Robert Lehniger — Premiere im Januar 2017 — Auf Ihre Einladung an vielen Ort der Stadt

»Vom Himmel durch die Welt zur Hölle« reicht bendigen Szenerie, in der Faust sich bewegt, und und sein Streben nach ultimativer Erkenntnis mit das epochale Werk Goethes, das seinen Anfang der Zuschauer geht mit auf die Reise, ohne selbst einer gewissen Skepsis. Faust stellt sich selbst über mit der Weltverzweiflung des Heinrich Faust seinen Sitzplatz zu verlassen. Vielleicht begegnet Gott, über die Moral, über alles. In seiner Hybris nimmt. Der Regisseur Robert Lehniger holt die Faust dem berühmten Pudel ja beim Hundefriseur geht er über Leichen, um sich ein letztes Mal selbst Geschichte um den alternden Gelehrten, der ei- in Oberkassel, oder die Walpurgisnacht findet auf zu spüren.« nen Pakt mit dem Teufel schließt, ganz nah an die der Baustelle des Schauspielhauses statt.« Seit Goethes Meisterwerk, das dieser nach fast Zuschauer heran – mehr noch, das Theaterstück Heinrich Faust hat sich sein ganzes Leben lang vierzig Jahren 1808 vollendete, wurde das fausti- kommt direkt zu Ihnen, denn es kann an vielen der Wissenschaft gewidmet, glücklicher hat ihn das sche Motiv über die Jahrhunderte vielfach in der Orten gezeigt werden. »Faust (to go)« kommt nicht gemacht. Er ist ein Gescheiterter, der in Knit- Literatur oder auch im Film aufgegriffen und neu auf Ihre Einladung in die Schulaula, ins Senioren- telversen seine Zweifel und sein Sehnen ausdrückt interpretiert, mittlerweile hat es auch einen festen heim, in den Sportklub, in den Partysaal oder in und bereitwillig den Pakt mit dem Teufel eingeht, Platz in den popkulturellen Formaten unserer Zeit. die Stadtteil-Begegnungsstätte. In der Tradition als der ihm einen Ausweg anbietet. Der Zauber des »Der genialische Taktiker Francis Underwood aus des Volkstheaters richtet sich die mobile Inszenie- Mephisto wird ihn verjüngen und endlich einen rei- dem Politthriller ›House of Cards‹ oder Walter rung an Zuschauer jeden Alters; an die, die viel- chen, attraktiven Mann aus ihm machen. White, der krebskranke Lehrer aus der erfolgrei- leicht noch nie im Theater waren, und auch an die, »Schon bei der ersten Begegnung mit ›Faust‹ chen US-Fernsehserie ›Breaking Bad‹ sind Nach- die das Theater kennen und schätzen, es aber ein- – meist im Deutschunterricht – beschäftigt den Le- fahren des Heinrich Faust«, beschreibt Robert Leh- mal in einem anderen Rahmen erleben möchten. ser in erster Linie die zentrale Frage, die auch Faust niger. Wie Faust ist auch Walter White, der biedere »Ich träume schon lange von einem theatralen umtreibt: Wie erreicht man diesen Augenblick im Chemielehrer, durch Geld und Macht verführbar. Roadmovie«, sagt Robert Lehniger. »Ein Road- Leben, der es wert ist zu sagen: ›Verweile doch, du Sein Teufelspakt besteht darin, dass er ein mobiles movie, bei dem sich das Theater durch die Stadt bist so schön‹?«, so der 42-jährige Robert Lehniger. Crystal-Meth-Labor betreibt, um seine Familie vor bewegt und direkt zu den Menschen kommt. Das »Wie sieht er aus, der Höhepunkt des Glücks, der dem Ruin zu retten. Robert Lehniger: »Man schaut ist in jedem Fall ein Spektakel. Für uns ist es eine Erfüllung, der Zufriedenheit, der gleichzeitig ein Walter White dabei zu, wie er immer skrupelloser schöne Herausforderung, so ein nomadisches Kon- Endpunkt ist … den man also besser nicht so bald agiert, und ist gebannt von der Kraft, die stets das zept zu entwickeln, das sich an unterschiedlichste erreicht? Was muss man tun, um glücklich zu wer- Gute will und stets das Böse schafft.« Orte und Räume anpassen kann. Normalerweise den, welche Opfer dafür zu bringen lohnt sich, und finden Gastspiele einfach in einem anderen The- welchen Preis hat dieses Glück?« Goethes Tragödie Das Theater soll direkt zu Ihnen kommen? atersaal statt, wo grundlegende Gegebenheiten ist nach wie vor Pflichtlektüre an deutschen Schu- Wie funktioniert das? — Sie melden sich bei wie Bestuhlung, Bühnensituation, Beleuchtung len, oft gefürchtet, weil sie zunächst von so weit uns und bekunden Ihr Interesse – und gemeinsam vorhanden und mit dem Originalraum vergleich- weg zu kommen scheint. sprechen wir dann über die Rahmenbedingungen. bar sind. Für ›Faust (to go)‹ wollen wir das Motiv Indem der Theoretiker und Wissenschaftler Wir würden die Vorstellung gerne vor etwa 100 bis der Reise, das Unterwegssein in der Stadt thema- Faust seine Seele dem Teufel verkauft, erbringt er 200 Zuschauern spielen, es sollte sich also schon tisieren. Jede Vorstellung wird anders verlaufen selbst den Beweis, dass die Magie eben doch stär- um einen größeren Raum handeln, der zur Verfü- und eben auch woanders sein, jedes Mal werden ker ist als die Vernunft. Faust hat mindestens zwei gung steht. Wir klären gemeinsam, ob alle techni- wir uns an den neuen räumlichen Gegebenhei- Gesichter und probiert sich, einmal von seinem schen Voraussetzungen herstellbar sind. Die Kos- ten orientieren und darauf eingehen. Diese sehr Alter Ego Mephisto auf die schiefe Bahn gebracht, ten für Sie werden zwischen 500 und 1000 Euro ursprünglichen Spielformen des Theaters im Jahr auf unterschiedlichste Art und Weise aus: Faust ist liegen. Gerne können Sie diese Ausgabe durch den 2017 wiederzuentdecken ist sehr reizvoll, weil sie so Lehrmeister, Verführer, Mörder und später – im Eintrittspreis decken, den Sie von Ihrem/unserem viele Spielmöglichkeiten bieten: Vom Leiterwagen, zweiten Teil – Feldherr, Unternehmer und Banker Publikum erheben. Ein Gewinn darf hierbei aber auf dessen Brettern gespielt wurde, bis hin zu Auf- (wie auch sein Schöpfer Goethe, der als Finanz- nicht erzielt werden. tritten in Wirtshäusern, Scheunen und ähnlichen minister den Kleinstaat Sachsen-Weimar vor dem Unsere Vorstellungskapazität umfasst zwi- Örtlichkeiten finden sich in der Theatergeschichte Bankrott bewahren musste). Goethe lässt Faust schen Februar und Anfang Juli 2017 insgesamt einige erprobte Konstruktionen. ›Die Pfosten sind, und Mephisto das Papiergeld erfinden und macht etwa 20 Vorstellungen. Bei Interesse melden Sie die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwar- Faust damit zu einem frühen Prototyp des »Homo sich bitte ab dem 1. September 2016 unter kbb@ tet sich ein Fest!‹, heißt es schon im Vorspiel auf oeconomicus«, der bereit ist, seiner Gewinnsucht duesseldorfer-schauspielhaus.de. Je langfristiger dem Theater, das Goethe seinem Drama vorange- alles zu opfern. Robert Lehniger: »Wann immer die Planung, desto größer Ihre Chance auf einen stellt hat. Unser ›Faust‹ wird also wohl eher nicht man sich mit dem ›Faust‹-Stoff beschäftigt, ob Besuch von „Faust (to go)“! in einer klassischen Guckkastenbühne spielen. als Jugendlicher oder als Erwachsener, wirft die Möglicherweise aber kommen wir mit einem mo- Figur des Mephisto ähnliche Fragen auf: Wo liegt bilen Container, der bespielbare Objekte enthält, die persönliche Sehnsucht, die heimliche Schwä- Beret Evensen ist Dramaturgin. Sie arbeitete am die überall aufgebaut werden können. Oder mit che, durch die man sich korrumpieren lässt? Und Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Schauspielhaus einem Wohnmobil, das die Straßen Düsseldorfs in welcher Gestalt wird sie uns begegnen? Ich be- Zürich, dem Schauspiel Hannover und zuletzt am zur Kulisse werden lässt. Die Stadt wird so zur le- obachte, je älter ich werde, Fausts Ruhelosigkeit Staatsschauspiel Dresden.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 69 Wir schaffen das! Notizen von Lutz Hübner zu seinem neuen Stück

— Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz — Regie: Sönke Wortmann — أهال وسهال Willkommen Uraufführung im Februar 2017 — Im Central, Kleine Bühne

1 — Eine Abiturientin geht mit ihrem schwulen Klassenkameraden Rich- thisch erscheinen. Das kann man mit Dackelwelpen machen, aber nicht tung Pausenhof, als ihnen auf dem Flur ein Zwölfjähriger aus der Willkom- mit Menschen. Und was bedeutet es, sich aufeinander einzulassen? Darf mensklasse für Geflüchtete entgegenkommt. Dieser spuckt den Abiturien- jetzt Ursel nicht mehr nackt auf dem Dach sonnenbaden, weil man das ten an und nennt ihn Hurensohn. Der Vorfall wird der Direktorin gemeldet, dem neuen Mitbewohner nicht zumuten kann? Kann man dann noch der arabische Junge entschuldigt sich bei der offenbar überforderten Schul- Schweinekoteletts grillen an Himmelfahrt oder liegt dann ausschließlich leiterin, sonst bei niemandem. Weitere Konsequenzen hat der Vorfall nicht. Hammelfleisch auf dem Rost? Ist die Wohnung dann ständig voller Leute, Wie soll man mit einem arabischen Teenager umgehen, für den Homo- die alle irgendwie verwandt sind und stundenlang die Sitzlandschaft in sexualität böse, verderbt und »haram«, also ein absolutes Tabu, ist? Wie Beschlag nehmen? Sind das alles nur dumme Vorurteile? Gelingt es tatsäch- vermittelt man die zentralen Grundwerte unseres freiheitlich-demokrati- lich, auch hinter der eigenen Haustür für eine neue Kultur des Miteinanders schen Gemeinwesens, die wir uns teuer genug erkauft haben? Müssen wir Platz zu schaffen und diese verdammte Bequemlichkeit zu überwinden? diese Werte plötzlich auf eigenem Terrain verteidigen? Soll man die Familie des Jungen einbestellen? Eine Strafe aussprechen? Und welche? Soll der 4 — Das Fremde macht Angst, weil man es nicht einschätzen kann. Bis Übeltäter den Hof kehren, weil er etwas offensiv benannt hat, das in seiner man es einschätzen kann, behilft man sich mit Stereotypen. Es gibt all- Welt seit jeher eine Todsünde ist? Würde sich dadurch etwas ändern? Und gemein verbreitete Stereotype (die Finnen saufen viel, ihre Kinder sind was geht im Kopf eines jungen Mannes vor, der durch die gesellschaftlichen aber trotzdem gut in der Schule) und andere, die man sich selbst kon­ Veränderungen im Land nun ständig damit rechnen muss, aufgrund seiner struiert. Wenn ich unabhängig voneinander zwei Albaner kennenlerne, sexuellen Orientierung beleidigt und angegriffen zu werden? Steht alles die gut Schach spielen, setzt sich in mir das Bild fest, dass Albaner gern Erreichte jetzt wieder infrage? Schach spielen. Stereotype strukturieren unbekanntes Gelände und werden sukzessive durch Erfahrungswerte ersetzt. Schwierig wird es, wenn sich 2 — Es ist nicht nur das Bild des ertrunkenen Alan am Strand. Die Bilder mehrere Stereotype überlagern. Dann werden neue Ordnungsprinzipien von der winterlichen Balkanroute genügen, die übermüdeten, ausgekühl- gefunden (die Marokkaner dealen, die Syrer haben Abitur und sind deswe- ten Kinder, die an der Hand ihrer Eltern immer weiterlaufen. Die Angst und gen arrogant, die Afghanen sind entweder Übersetzer oder Analphabeten, die Erschöpfung in ihrem Blick – sofort möchte man aufbrechen und Woll- und die Ägypter sprechen viele Sprachen, verachten aber Frauen, die kein decken verteilen, Hustensaft kaufen, das Sofa für sie freiräumen und alles Kopftuch tragen …), die sich aber auch meist im Graubereich des gepflegten tun, was nötig ist, damit diese Menschen in Sicherheit sind und die end- Ressentiments verlieren. Wenn sich Stereotype widersprechen, entschei- losen Diskussionen über eine zahlenmäßige Begrenzung ein für alle Mal den die persönliche Begegnung oder die aktuelle Nachrichtenlage, ob Angst aufhören. Einzelheiten später, erst einmal retten, retten, retten … Man ist oder Altruismus das eigene Handeln bestimmen. betroffen und nimmt es persönlich. Ebenso wie man es persönlich nimmt, wenn Männermeuten in der Silvesternacht Frauen sexuell belästigen und 5 — Welchen Plan verfolgen wir, wenn es darum geht, die Werte und Re- ausrauben. Man schäumt vor Wut und Empörung und möchte sofort los- geln unserer Gesellschaft zu vermitteln? Wie viel Anpassung können wir ziehen, um diesen Kerlen persönlich in den Arsch zu treten. von denjenigen verlangen, die als Schutzsuchende zu uns gekommen sind? Nachrichten zu sehen ist schon lange eine emotionale Achterbahnfahrt: Wie weit müssen wir auf sie zugehen, um ihnen das Ankommen zu er- Ärger, Mitgefühl, Angst und Ratlosigkeit wechseln in rasender Geschwin- leichtern? Bedeutet gelebte Integration, dass wir aufgrund des Heimvorteils digkeit, und wenn man erschöpft im Sportblock angekommen ist, fragt moralisch und praktisch am längeren Hebel sitzen? Oder müssen wir uns man sich zuweilen, wie die Redaktion früher ihre zwanzig Minuten voll- darüber klar werden, dass auch wir eines Tages unseren Wertekanon mo- gekriegt hat. difizieren müssen? Was ist das höchste Gut unserer Gemeinschaft? Ist es Ist es eigentlich schon rassistisch, laut auszusprechen, dass einem der sakrosankt? Das Primat des Säkularen, Frauenrechte, Minderheitenrechte, gesamte Nahe Osten auf die Nerven geht? Meinungsfreiheit, Menschenwürde … Und welche Werte muslimisch ge- prägter Gesellschaften wollen wir übernehmen, die über Shisha-Bars, mus- 3 — Folgende Hypothese: Ihre Hausgemeinschaft/Wohngemeinschaft limische Feiertage und erweiterte Speisekarten hinausgehen? Wie kann beschließt, eine Wohnung/ein Zimmer für Geflüchtete zur Verfügung man das alles sachlich diskutieren, ohne von den Stimmen derer übertönt zu stellen. Was wäre Ihre erste Reaktion, spontan? »Willkommen!« oder zu werden, die plötzlich für Werte kämpfen, die sie bis vor Kurzem selbst »Willkommen, aber nur, wenn ich mir sicher sein kann, dass …«? noch verabscheut haben (Frauenrechte, Minderheitenrechte, Meinungs- Bis Silvester 2015 haben viele gehofft, dass eine Million syrische und freiheit …), und die einen autoritären Staatsbürgerchauvinismus vertreten, irakische Rechtsanwälte oder Zahnärzte auf dem Weg nach Deutschland der dem arabischer Diktaturen ähnelt? sind. Nach dem Jahreswechsel wurde dieses Bild mit der Fratze des frau- Es wäre einfacher, über solche Dinge nachzudenken, wenn einem nicht enverachtenden Kriminellen übermalt, der die Kölner Domplatte oder die ständig jemand von rechts ins Ohr brüllen würde. Straßenzüge um den Düsseldorfer Hauptbahnhof als sein neues Terrain markiert hat. Diese radikalen Aufladungen verflüchtigen sich, wenn man 6 — Für die Analyse unübersichtlicher Situationen taugt die Komödie direkten Kontakt zu Flüchtlingen bekommt und feststellt, dass der quan- besser als die Tragödie. titative Anteil an Vollidioten und an wunderbaren Menschen etwa dem der deutschen Bevölkerung entspricht. Keine sehr originelle Erkenntnis. Aber zu welcher Gruppe zählen jetzt die Menschen, die demnächst bei Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Er ist einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker – inzwischen sind über dreißig Stücke von ihm Ihnen zu Hause einziehen werden? Man kann ja schlecht ins Heim mar- erschienen, die vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt schieren und sich diejenigen Geflüchteten raussuchen, die einem sympa- wurden.

70 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Yohanna Schwertfeger D’haus — Spielzeit 2016/17 71 Lieke Hoppe 72 D’haus — Spielzeit 2016/17 Entgrenzung Über die Gefährdung in der Kunst und die Stufen der Gewalt — von Matthias Hartmann

Michael Kohlhaas — von Heinrich von Kleist — Regie: Matthias Hartmann — Premiere im Februar 2017 — Im Central, Große Bühne

Ich inszeniere, weil mich Geschichten interessie- dass sie mich nicht interessiert. Aber sie ist von tene und erlaubte Gewalt. Erlaubte Gewalt wäre ren. In welcher Form die Geschichten mir begeg- mir nicht vorgedacht, sondern sie entwickelt sich z. B. beim Kampfsport gegeben, gebotene Gewalt nen, kümmert mich weniger. immer eigendynamisch. Sie kristallisiert sich he- könnte etwa eine Notwehrhandlung sein. Unsere Weil die Form, die eine Fabel dann auf dem raus, wenn das Kunstwerk es im Prozess der Ar- zivilisatorische Bemühung geht nun dahin, so der Theater annimmt, in der Hand des Regisseurs und beit fordert. Da muss man dann hellhörig sein und Autor, die Zone der verbotenen Gewalt auszuwei- der Schauspieler liegt, nicht in der des Geschich- gehorsam. ten. »Von diesem Fortschritt lebt und zehrt unse- tenerfinders. Ich erachte diese Arbeitsteilung für »An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte re gesamte Kultur.« Diese Überlegung gefällt mir, äußerst sinnvoll – diplomatisch gesagt. Das gilt des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, aber als Geschichten-Regisseur interessiert mich für originär dramatische Stoffe wie für Prosa- namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeis- natürlich genau der Punkt, an dem das Verhält- oder Filmbearbeitungen. Es kann kein Regelwerk ters, einer der rechtschaffensten zugleich und nis dieser drei Zonen gestört wird. Weil es dann geben, das definiert, was auf der Bühne zu sehen entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.« So hebt nämlich kracht. Wenn z. B. ein Machtgleichge- sein darf und was nicht. Das hätte dann mit Kunst Kleists Erzählung an und schreitet in einem Satz wicht gestört wird – nehmen wir das Verhältnis nichts mehr zu tun. den ganzen Charakter seiner Titelfigur ab – »einer zwischen Staat und Bürger, das nur auf freiwil- Ich bin gerne und jederzeit bereit, über gute der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichs- liger, vertrauensvoller Unterwerfung des einen oder schlechte Inszenierungen zu reden. Aber ten Menschen seiner Zeit«. Das finde ich faszi- unter die verliehene Macht das anderen funkti- nicht über erlaubte oder nicht erlaubte Zugriffe. nierend, und da liegt ein Funken Form verborgen: oniert. Jedoch, so steht es weiter bei Reemtsma: (Man soll Stoffe wie z. B. die von Dostojewskij Ich hänge sehr daran, auf der Bühne das Lesege- »Vertrauen braucht Praxen, die es stabil halten; oder Kleist’sche Erzählungen der Bühne vorent- fühl einzufangen, das ich bei »Kohlhaas« hatte. werden diese entschlossen destabilisiert, tritt – halten, weil sie nicht als Dramen geschrieben wur- Dass man da als Leser voll und ganz aufseiten ei- denn man kann nicht nicht vertrauen – an deren den? Also bitte.) ner – »rechtschaffenen« – Hauptfigur steht und Stelle das Vertrauen in die destabilisierenden Pra- Es kommt aber noch etwas hinzu zur Liebe zu sie in ihrer Empörung begleitet. Bis aber dann die xen: Eine neue Stabilität etabliert sich, hier ist es den Erzählungen, und das ist etwas ganz grauen- Figur zu bröckeln beginnt und ich als Leser oder das Vertrauen in die Gewalt.« voll Egoistisches: Ich langweile mich so wahnsin- Zuschauer gleich mit. Die Form der Entgrenzung, Das fasziniert mich: dass es möglich ist, die nig ungern beim Arbeiten, und ich mag das erzäh- die sich da abspielt, dieses Maßlose, das Kohlhaas’ Gewalt, die Kohlhaas’sche, nicht nur als Rebel- lerische Risiko. Und bei einem Kosmos wie dem Raserei bekommt – das beginnt einen abzustoßen. lion zu lesen, die klare Ziele verfolgt, auch nicht von Kleist ist das Risiko eben nicht gering. Das Eine Achterbahnfahrt, denn man fühlt sich ja von als geistesgestörte Reaktion. Sondern es geht dem ist es ja schon bei einem Theatertext nicht – wie Autor und Figur verraten! Dabei hat Kleist einen Kohlhaas um die Lust an der Vernichtung als so- viel höher bei einer Prosavorlage. Man bricht auf vorgewarnt – »zugleich einer der entsetzlichs- ziale Handlung, also als dem bewussten Bruch mit ins Unbekannte, man tastet sich durch einen Text ten«. Das sähe ich zu gerne auf der Bühne: den aller gesellschaftlichen Verabredung. »Man kann und lernt permanent dazu, öffnet neue Türen und Kohlhaas, den wir zunächst empathisch begleiten, das tun: aus der modernen Zivilisation ausstei- lässt sich in neue Richtungen treiben. Das ist ein- bis er uns wegrutscht und skandalös wird – bzw. gen.« Wer von uns wollte das nicht ab und an? fach etwas anderes als bei einem Drama. Ich finde wie er Stufen der Gewalt durchläuft. es sehr aufregend, wenn Kunst diesen Grad von Ein Text des Literaturwissenschaftlers Jan Gefährdung erreicht. Und ich glaube fest daran, Philipp Reemtsma beeinflusst mich momentan dass es Gefährdung notwendig braucht, um ein stark in meinem Nachdenken über Kohlhaas’ Ta- Matthias Hartmann war von 2009 bis 2014 Inten- dant des Wiener Burgtheaters. In Düsseldorf werden gültiges Kunstwerk entstehen zu lassen. ten. Reemtsma beschreibt darin drei Zonen der 2016/17 in seiner Regie Kleists »Michael Kohlhaas« Aber zurück zur Form. Denn es ist ja nicht so, Gewalt, die er unterscheidet: verbotene, gebo- und Dostojewskijs »Der Idiot« zu sehen sein.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 73 Michaela Steiger 74 D’haus — Spielzeit 2016/17 Andreas Grothgar D’haus — Spielzeit 2016/17 75 Versuchung Regisseur Evgeny Titov im Gespräch über Arthur Millers »Hexenjagd«

Hexenjagd — von Arthur Miller — Regie: Evgeny Titov — Premiere im März 2017 — Im Central, Kleine Bühne

Millers Drama basiert auf den Hexenprozes- die uns zu unkontrollierten Taten hinreißt und Ich würde mich keiner Tradition zuordnen. Ich sen von Salem im ausgehenden 17. Jahrhun- unhaltbare Zustände generiert. Aber ich stehe bin in Bewegung, und darin liegt der Gewinn. dert. Welche Rolle spielt der geschichtliche mit meinen Überlegungen noch ganz am Anfang. Nach insgesamt siebzehn Jahren an der Theater- Hintergrund für Sie? akademie in St. Petersburg und am Theater an der In einer Atmosphäre des Misstrauens kann mit Wie sehen Sie die verbotene Liebe zwischen Fontanka wechselte ich ins zweite Ausbildungs- einem kleinen Streichholz ein Feuer der Hysterie Abigail und dem verheirateten Bauer John jahr am Max Reinhardt Seminar Wien. Sehr ger- und des Hasses entfacht werden. Die historische Proctor? ne möchte ich die Erfahrungen und Kenntnisse, Hexenverfolgung ist für mich insofern interes- Abigail lebt als Magd im Haus Proctors und seiner die ich in Russland erworben habe, mit der Äs- sant, als sich die menschliche Natur seit Hunder- kranken Frau. In dieser Konstellation spielt für thetik des europäischen Theaters verbinden. ten von Jahren nicht verändert hat. Der Mensch ist mich weniger die Liebe die Hauptrolle als vielmehr Aber ich glaube auch, dass »Theatertradition« in heute wie damals leicht anzugreifen und zu ma- die Versuchung – und wie man ihr widersteht. Deutschland wie in Russland kein klar umrisse- nipulieren. Wir preisen den Fortschritt, der viel- ner Begriff ist, der eine bestimmte Spielweise oder leicht in Bezug auf die technischen Möglichkeiten, Miller schrieb »Hexenjagd« als Kommentar einen Stil bezeichnet. Meiner Beobachtung nach nicht aber in Bezug auf die Natur des Menschen auf die Kommunistenverfolgung der Mc- gibt es in Deutschland eine Vielfalt von theatra- stattgefunden hat. Die einfachste Sache nach wie Carthy-Ära. Was bedeutet es Ihnen in diesem len Ausdrucksmitteln, die in Russland noch nicht vor ist, jemanden zu beschuldigen, egal wen. Die Zusammenhang, im kommunistischen und selbstverständlich sind, weil dort alle Prozesse mit schwierigste Sache ist, sich dagegen zu wehren. postkommunistischen Russland aufgewach- großer Verspätung beginnen. Das Wichtigste für sen zu sein? mich ist, das Menschliche nicht zu verlieren, in Das Mädchen Abigail und ihre Freundinnen Ob im kommunistischen Russland oder im Ame- diese Tradition würde ich mich gern einordnen. bezichtigen fast ganz Salem der Hexerei. Wie rika der McCarthy-Ära, im Deutschland der beurteilen Sie die Hysterie der Mädchen und 1930er-Jahre oder im Mittelalter, das Prinzip ist Profitieren Sie als Regisseur von Ihren Erfah- die der Dorfbewohner, die den Beschuldigun- dasselbe. Es geht um totalitäre Mechanismen, die rungen als Schauspieler? gen Glauben schenken? auf die Unterdrückung des Individuums abzie- Natürlich hilft mir das sehr. Die Fähigkeit, Men- Ich interpretiere das als reine Angstreaktion – len. Wenn ein Mensch sich nicht gegen ein sol- schen zu verstehen, insbesondere die Spezifik Angst vor Strafe bei den Mädchen, die des Nachts ches System stellt, nicht rebelliert, was bedeutet eines Schauspielers, ist meiner Meinung nach ei- im Wald beim Tanzen erwischt worden sind, und sein Menschsein dann noch? Wie kann man sich ner der wichtigsten Aspekte des Regieberufs. Als Angst vor gesellschaftlichen Auflösungsprozessen überhaupt wehren? Ich bin mir sicher, dass man ehemaliger Schauspieler lege ich den Fokus auf bei den Erwachsenen. In der puritanischen Ge- mit »Hexenjagd« von mehr als der Vergangenheit die Rolle, auf den Menschen dahinter und seine meinschaft der Siedler, wie Miller sie schildert, erzählen kann. Vorstellungen und Wünsche. Ich bin überzeugt, ist der Zusammenhalt aller überlebensnotwendig. dass Theater durch Menschen und deren Leben Abweichendes Verhalten wird dementsprechend Als in Russland ausgebildeter Schauspieler, entsteht und erst an zweiter Stelle durch Konzepte hart bestraft. Angst ist ein irrationales Gefühl, sie der in Österreich Regie studiert hat, würden und Ideen. verbreitet sich rapide und nimmt den Menschen Sie sich eher der russischen oder eher der bisweilen völlig ein. Am Ende steht die Hysterie, deutschsprachigen Theatertradition zuordnen? Das Interview führte die Dramaturgin Janine Ortiz.

76 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Das Interview führte die Dramaturgin Janine Ortiz.

Rainer Philippi D’haus — Spielzeit 2016/17 77 Konstantin Lindhorst 78 D’haus — Spielzeit 2016/17 Nr. 76 und Nr. 78 Auf Spurensuche im Fall Otto-Erich Simon — von Alexandra Althoff

Die dritte Haut :: Der Fall Simon — Ein Projekt von Bernhard Mikeska, Lothar Kittstein und Alexandra Althoff — Uraufführung im März 2017 — Im Dreischeibenhaus

Die installativen Theaterentwür- Makel in der sich herausputzenden wehr angstvoll im Treppenhaus ge- Er scheint es zu verstehen, Fanta- fe von Bernhard Mikeska, Lothar Stadt: zwei faule Zähne inmitten lauert. War sein jahrelanges Spiel sie und Realität so zu arrangieren, Kittstein und Alexandra Althoff eines strahlenden Gebisses. Un- mit den Erwartungen anderer außer dass sich ein für ihn lukratives Bild – in denen man sich teils durch ablässig sind Immobilienhaie und Kontrolle geraten? ergibt. Die Anklage der ehrgeizi- den öffentlichen Raum, teils durch Baulöwen hinter dem Besitzer, Ot- Bald wird in den Häusern Nr. 76 gen Staatsanwaltschaft jedoch lau- fiktive Bühnenräume oder ­reale­ to-Erich Simon, her. Sie wollen ihm und Nr. 78 eifrig ausgeräumt, der tet nicht nur Urkundenfälschung, Wohnungen bewegt – justieren die beiden Grundstücke mit allen Abriss vorbereitet, schließlich sind sondern Mord. Aber es gibt keine Sehgewohnheiten, Haltungen und Mitteln abjagen. Simon spielt mit alle Tresore leer, die Kellerräume Leiche, es gibt keine Blutspur. Nicht Verhältnisse zwischen Zuschauern der Gier der Interessenten: Er lockt, kahl, alle Verstecke hat man durch- einmal dass der »Ermordete« noch und Schauspielern neu. Ihre aktu- nährt falsche Hoffnungen, nur um sucht. Dabei jedoch findet sich auch lebt, ist auszuschließen. Die Ankla- elle Arbeit, »Die dritte Haut :: Der sich dann wieder zurückzuziehen. der Reisepass Simons, dazu Scheck- ge weist bloß Indizien vor: gekaufte Fall Simon«, entwickeln sie für das Mit heiratswilligen Damen geht er karten und sein Testament, und so Müllsäcke, eine Säge, ein Spaten, die Düsseldorfer Skyline prägende angeblich genauso um. Einem Ver- stellt sich heraus: Er hat verfügt, eine Kreuzhacke und eine Beton- Dreischeibenhaus, ein architektoni- trauten gegenüber bekennt er: »Ich dass seine Häuser niemals verkauft gießkarre. »Die Anklage bewegt sches Symbol des Wirtschaftswun- verkaufe nie!« werden dürfen. Die Sache wird un- sich in diffundierender Vagheit«, ders. Die Zuschauer betreten dort Doch am 12. Juli 1991 wird Simon heimlich. Am 24. Dezember 1991 trägt der Anwalt des Beschuldigten jeweils einzeln eine Installation, in zum letzten Mal gesehen, und seit- erfolgt die Vermisstenanzeige. vor, wie soll sich ein Angeklagter der sie den Schauspielern sehr na- dem ist er wie vom Erdboden ver- Die Ermittlungen der Polizei verteidigen, wenn nicht feststeht, hekommen und Teil der Geschichte schluckt. In der Stadt verbreiten sich ergeben, dass die Unterschriften Si- wo, wann und wie er etwas getan vom Verschwinden eines Mannes die wildesten Gerüchte. Die Boule- mons unter den Verkaufspapieren – haben soll? An 135 Verhandlungs- werden. Schon bald verschieben vardpresse behauptet, der »komische beglaubigt wenige Tage nach seinem tagen werden über einhundert sich die Grenzen zwischen Fiktion Opa von der Kö« sei nach dem Verkauf Verschwinden von einem Notariat Zeugen vernommen – ein »Who is und Wirklichkeit, zwischen Ursa- seiner Häuser »mit dreißig Millio- in der Schweiz, in dem es offenbar Who« der Düsseldorfer Welt und che und Wirkung, zwischen dem nen in bar in die Berge« verschwun- zuging wie an einem Tresen in der Halbwelt. Dann kommt der Ange- Zuschauer und der beobachteten den: »So verrückt sind die Träume Düsseldorfer Altstadt – gefälscht klagte frei. Laut Arztberichten ist Figur. Ausgehend von recherchier- der Männer. Mit siebzig beginnt das worden waren. Doch es gibt keiner- er in der Haft psychisch erkrankt. tem Material entwirft das Trio ein Leben …« Andererseits sagt man, lei Spuren, die zu Simon führen. Es An einen erneuten Prozess ist nicht subjektives und widersprüchliches der Alte habe zum Schluss im leeren gibt nur noch die zwei Häuser – und zu denken. Anfang 2002 wird das Bild vom »Fall Otto-Erich Simon«. Haus auf einem Matratzenlager in- es gibt den neuen Besitzer, eine der Mordverfahren eingestellt, und fast Es ist ein Fall, ausschweifender mitten von Unrat gelebt. Und doch schillerndsten Gestalten der Düs- zeitgleich wird auch die Todeser- als jede Übertreibung und verblüf- soll ein Raum in seinem Keller aus- seldorfer Geldszene, Inhaber von klärung Simons rechtskräftig. 2006 fender als alle Fantasie. Schauplatz gesehen haben wie eine Schatzkam- 15 Bau- und Finanzierungsfirmen, kommt es, gegen seinen im Testa- ist Düsseldorf, mitten auf der Kö. mer: Teppiche, Gemälde, Meißner steinreich oder längst pleite, wer ment niedergelegten Willen, zum Auf der sonnigeren Seite der Stra- Porzellan, ein Tresor voll Bargeld kann das schon sicher sagen. Der Abriss der Häuser Nr. 76 und Nr. 78. ße liegen zwei Häuser, Nr. 76 und und Schmuck. Litt Simon unter Ver- undurchsichtige Fünfzigjährige, Nr. 78. Nach dem Krieg nur not- folgungswahn? Bisweilen sei er ver- dessen Karriere auf einer abgebro- Alexandra Althoff ist Dramaturgin. Nach Stationen in Köln, Bochum und dürftig wiederaufgebaut, wirken wirrt gewesen, heißt es, habe nachts chenen Kaufmannslehre fußt, liebt Frankfurt am Main arbeitet sie seit sie jetzt wie ein anstoß­erregender im Schlafanzug und mit einem Ge- schöne Frauen und schnelle Autos. 2013 freischaffend.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 79 GastMedea heute — von Heribert Prantl

Medea — Tragödie von Euripides — Regie: Roger Vontobel — Bühne: Muriel Gerstner — Premiere im März 2017 — Im Central, Große Bühne

Monolog einer AfD-Vorsitzenden über Medea Nehmen wir einmal an, diese Medea war tatsächlich Königstochter, Diese Medea war keine von uns; und es wäre gut gewesen, wenn sie nie Tochter irgendeines gewalttätigen Potentaten in einem Land, das sich zu uns gekommen wäre. Sie war ein Flüchtling, sie kam mit Mann und Kolchis nennt. Es ist ein primitives Land, ein Land mit anderen Sitten, Kindern von weit her. Eine Königstochter soll sie gewesen sein, angeblich, anderen Gebräuchen, einer anderen Religion, mit einer Kultur also, die das aber mein Gott, was zählt das schon. Wir brauchen keine merkwürdigen Wort Kultur nach unserer Definition wohl gar nicht verdient. Mord und Königstöchter, Adel, echten alten Adel haben wir selber. Königstochter! Totschlag sollen dort geherrscht haben. Wie man hört, war Medea selbst Wahrscheinlich stimmt das ja eh nicht, und wenn es stimmt, ist es egal. darin verwickelt. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man solche Menschen So was interessiert in einer modernen Demokratie zum Glück nicht mehr. aufnimmt – und diesen Leuten auch nicht. Diese Leute sind fremd, und Hier sind wir alle gleich, die sollte lernen, dass sie hier nicht gleicher ist als sie bleiben fremd. Sie fügen sich nicht ein, sie sind undankbar, sie fallen andere. Aber Flüchtlinge erzählen und lügen viel, wenn der Tag lang ist. auf. Wir sollten nicht Aggression und Hass importieren. Wir müssen uns Und wenn sie dann wirklich reden sollen, wenn sie befragt werden darüber, schützen vor der Gewalt dieser Fremden, sie transportieren ihre Abgründe warum sie eigentlich gekommen sind, dann erzählen sie nichts oder nur zu uns. wenig. Sie seien traumatisiert, sagt dann irgendein Rechtsanwalt. Traumatisiert? Wir hier in unserem Land sind traumatisiert von den Aus den Notizen des Leitenden Oberstaatsanwalts für die Presse- Untaten, die diese Medea bei uns begangen hat. Tagelang war dieses Ver- konferenz zum Fall Medea: brechen in allen Nachrichten. Sie, diese Medea, ist schuld daran, dass die Frau Medea war Opfer von Schikanen und Übergriffen des Hausmeisters Menschen hier keine Flüchtlinge mehr wollen; die Menschen hier haben des Heims, in dem sie untergebracht war. Sie hatte in den vergangenen Wo- Angst davor, dass wir uns hier Kriminalität importieren. Diese Medea hat chen öfter davon gesprochen, dass sie sich am liebsten umbringen wür- ein furchtbares Verbrechen begangen; sie hat ihre Kinder umgebracht – aus de, dies aber ihren Kindern nicht antun könne. Vor dem Heim kam es seit Verzweiflung über ihren Mann Jason, wie es heißt. Der habe sie, kaum dass vier Wochen zu Demonstrationen und Protesten gegen Flüchtlinge; der er hier aufgenommen war, mitsamt den Kindern sitzen lassen, um eine achtjährige Sohn der Medea war auf dem Heimweg von der Schule von Einheimische zu heiraten. Auf diese Weise wollte der sich ein dauerndes Demonstranten bespuckt worden. Zwei Monate vor den Mordtaten an den Bleiberecht sichern. Man sieht, zu welchen Mitteln diese Leute greifen; die eigenen Kindern fand eine Polizeiaktion im Heim statt, gesucht wurde nach eine bringt ihre Kinder um, der andere lässt seine Familie sitzen. Flüchtlingen mit mehreren Aufenthaltstiteln. Frau Medea fürchtete, die Diese Medea hat das Gastrecht missbraucht. Die Medea-Kinder hätten Beamten wollten sie und ihre Familie zur Abschiebung mitnehmen. Die wir hier ja vielleicht noch brauchen können. Der eine Junge war acht Jahre Situation eskalierte. Medea nahm den kleineren Sohn in den Arm. Augen- alt und Klassenbester in der zweiten Grundschulklasse. Der andere, der blicklich hatte sie nach einem Messer gegriffen und es gegen sich selbst ältere, hatte – das zeigt doch, wie großzügig wir sind – eine schöne Lehr- gerichtet. Das Messer konnte ihr entwunden werden. Bei der Aufnahme in stelle als Schreiner; sein Meister soll gesagt haben, er sei der beste Lehrling die Psychiatrie wirkte sie apathisch und verzweifelt. Sie wurde ruhiggestellt gewesen, den er je gehabt hat. Und jetzt? Beerdigt wurden sie auf Staatskos- und nach dreiwöchigem Aufenthalt entlassen. Die Familie hatte seit zwei ten. Wenn wir so weitermachen, schaffen wir uns ab und können uns selbst Wochen kein Geld mehr. Die Stadt hatte von Bargeldzahlung auf bargeldlo- beerdigen. Man muss es einmal laut sagen, das gebietet die Ehrlichkeit, die sen Zahlungsverkehr umgestellt. Dazu benötigte Medea ein Girokonto, zu wir uns schuldig sind: Flüchtlinge sind erstens eine Fehlinvestition und dessen Eröffnung sie ausdrücklich aufgefordert worden war; beigefügt war zweitens eine Gefahr. ein Schreiben der Städtischen Sparkasse an Medea. Darin stand, dass die Der Fall zeigt doch, dass es nicht stimmt, was unsere Bundesregierung Eröffnung des beantragten Girokontos leider nicht möglich sei. Die Recher- sagt: dass die Aufnahme von Flüchtlingen auch eine Investition in die Zu- chen des Geldinstituts hätten ergeben, dass Medea ausreisepflichtig sei. kunft sei. Eine solche Zukunft wollen wir nicht. Was hilft denn in so ei- Daher könne sie hier kein Girokonto eröffnen. Man bitte um Verständnis. nem Fall ein Integrationsgesetz? Wie kann man Leute integrieren, die zu Die Ausländerbehörde hatte per Aktenvermerk festgestellt: Medea und solcher Raserei fähig sind? Wir brauchen kein Integrations-, sondern ein ihre Kinder sind zwar ausreisepflichtig, können aber nicht abgeschoben Abweisungsgesetz. Medea soll bei den polizeilichen Vernehmungen gesagt werden, weil Medea akut suizidgefährdet ist und überdies ihr Land Kolchis haben, sie habe furchtbar gelitten bei uns: Von ihrem Mann sei sie behan- nicht bereit ist, die Familie aufzunehmen. delt worden wie sein Eigentum, er habe sie eingesperrt, sie verraten, sie gedemütigt; er habe alle seine Versprechen gebrochen, sie in der Fremde allein gelassen. Was können wir dafür? All das wäre nicht passiert, wenn Heribert Prantl ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und leitet dort das Ressort Innenpolitik. Der ehemalige Staatsanwalt sitzt im Ethik- wir die Flüchtlinge nicht aufgenommen hätten. Sie wären dann womöglich rat der Hamburger Akademie für Publizistik und gehört dem PEN-Zentrum im Mittelmeer ertrunken? Ich frage: Sind die jetzt besser dran? Deutschland an.

80 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Alessa Kordeck D’haus — Spielzeit 2016/17 81 Maëlle Giovanetti 82 D’haus — Spielzeit 2016/17 Florian Lange D’haus — Spielzeit 2016/17 83 Cennet Rüya Voß 84 D’haus — Spielzeit 2016/17 Normal, oder? Paul Jäger, Vorstandsmitglied von Fortuna Düsseldorf, über die Bedeutung öffentlicher Orte auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft

Mr. Handicap — von Thilo Reffert — ab 10 Jahren — Regie: Frank Panhans — Bühne und Kostüm: Jan A. Schroeder — JUNGES SCHAUSPIEL Uraufführung im März 2017 — In der Münsterstraße 446

»Inklusion« – ein Begriff, der in den vergangenen Jahren im gesellschaftli- derte Fußballfans ein, um mitzufiebern, anzufeuern und die besondere At- chen Miteinander immer wichtiger geworden ist. Im Vertrauen darauf, dass mosphäre mitzuerleben, eben Teil des Ganzen zu sein! Nun werden sich nicht Inklusion wichtig und gut ist, finden sich der Begriff und seine Umsetzung wenige Leser dieser Zeilen fragen: »Wie funktioniert das denn? Aufgrund ih- vornehmlich im Bildungs- und Erziehungsbereich. Und natürlich auch im rer Behinderung können diese Menschen dem Spielgeschehen auf dem Rasen Sport, der schon seit Jahrzehnten bei der »Integration« eine Vorreiterrolle doch gar nicht folgen.« Doch dies ist sehr wohl möglich, denn mithilfe einer einnimmt. Schon seit vielen Jahren wird Inklusion auch bei Fortuna Düs- vom Verein angeschafften Anlage bekommen die blinden und sehbehinder- seldorf großgeschrieben. Dabei ist es den haupt- und ehrenamtlichen Mit- ten Stadionbesucher von zwei Kommentatoren eine Livereportage auf das arbeitern und Helfern eine Herzensangelegenheit, Menschen mit Handicap Ohr übertragen, sie hören aber gleichzeitig auch Fangesänge und Torjubel ein besonderes Stadionerlebnis zu ermöglichen. und spüren vielleicht sogar Emotionen der Spieler an der Seitenauslinie. So Wenn heute der Begriff »Inklusion« allzu gern für hehres Miteinander lohnt es sich für sie, in die Arena zu kommen – es ist ein echtes Erlebnis, von in einer vorbehaltlos toleranten Gesellschaft angeführt wird, geht dies leider dem viele Menschen mit Handicap noch die gesamte Folgewoche zehren. viel zu häufig an der Realität vorbei. Diese Tatsache sollte nicht nur nach- Hinter dem besagten Block 1, von dem aus unsere blinden und sehbe- denklich stimmen, sondern auch – und gerade uns als eine der meistbesuch- hinderten Fans die Partien erleben, finden sich schon lang vor dem Anpfiff ten »Institutionen« der Stadt – zu Taten aufrufen, die Schritte in die richtige zahlreiche Fußballfreunde mit Behinderung ein. Sie haben nur ein einzi- Richtung zur Folge haben. Nicht zuletzt in der deutschen Verfassung, dem ges Ziel: Freunde treffen. Freunde, die sie in den letzten Jahren gewonnen Grundgesetz, werden bei Weitem nicht nur politische und rechtsstaatliche haben. Und dabei spielt die Behinderung keinerlei Rolle. Im Gegenteil: Die Aspekte berücksichtigt, sondern ebenso ethisch-moralische – Grundrechte Gesprächsgrüppchen, die sich über das letzte Auswärtsspiel und die bevor- – hervorgehoben. Man muss dieses Grundgesetz nicht in all seinen Ausfüh- stehende Begegnung austauschen, bestehen aus Blinden und Sehbehinderten rungen auswendig kennen, schon der erste Artikel postuliert das Wichtigste: wie aus Rollstuhlfahrern und Menschen ohne Handicap. Alle mit den beiden die Unantastbarkeit der Menschenwürde und die Garantie auf die eben ge- gleichen Leidenschaften, die verbinden und damit auch für Inklusion sorgen: nannten Grundrechte, die Diskriminierung und Rassismus entgegentreten Fußball und Fortuna. – diese sozusagen ausschließen, also exkludieren. Verbindende Leidenschaften erkennen ist das eine. Doch ein bekann- An dieser Stelle sei es erlaubt, etwas weiter auszuholen: Inklusion, ab- ter Aphorismus sagt: »Behindert ist man nicht, behindert wird man.« Wir geleitet vom lateinischen Wort »includere« – einschließen –, ist verkürzt brauchen auch Orte in der Gesellschaft, an denen sich alle Menschen be- ausgedrückt das Antonym von Exklusion. Das eine bedingt das andere, gegnen können, egal wie gleich oder wie unterschiedlich sie sind. An denen wobei sicherlich unbestritten ist, dass es eines der Grundbedürfnisse des ihre Themen eine Rolle spielen. Und eine Rolle (oder sogar gleich mehrere Menschen ist, an einer Sache teilzuhaben, sie mitzuerleben, sie mitzuge- Rollen) spielen wird die Thematik um Inklusion im Jungen Schauspiel im stalten und nicht (grundlos) ausgeschlossen zu werden. Betrachtet man das Familien­stück »Mr. Handicap« von Thilo Reffert, der übrigens nicht nur Thema von seiner soziologischen Seite, so soll Inklusion im besten Fall ein Autor, sondern auch passionierter Fußballfan ist. Prozess schrittweiser, mitunter langwieriger Einbeziehung all derjenigen Gesellschaftsmitglieder sein, die zuvor als ausgeschlossen gegolten haben. Kritiker wenden ein, dass dies faktisch kaum darstell- und umsetzbar ist. Paul Jäger, 56, arbeitet seit 1989 für die Fortuna. Bis 2010 war der in Düs- Ein sehr gutes Beispiel für das Gegenteil führt zu Fortuna Düsseldorf: seldorf geborene ehemalige Bundesliga-Hockeyspieler kaufmännischer Ge- schäftsführer des Vereins. Der Diplomkaufmann begleitete gemeinsam mit Peter Bei jedem unserer Heimspiele in der ESPRIT arena finden sich im Block 1 der Frymuth und Thomas Allofs 2012 den Weg zurück in die Bundesliga und wurde Haupttribüne – unweit der Fankurve – über zwanzig blinde und sehbehin- in den Vorstand der Fortuna berufen.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 85 ZufallDer Regisseur Tilmann Köhler über »Das Versprechen« von Friedrich Dürrenmatt

Das Versprechen — von Friedrich Dürrenmatt — Regie: Tilmann Köhler — Bühne: Karoly Risz — Premiere im April 2017 — Im Central, Kleine Bühne

Friedrich Dürrenmatt stellt eine dass gewissenhafte Aufklärung alle wieweit bleiben wir selbst in der sar, der die Aufklärung sein Leben Behauptung ins Zentrum seines dunklen Rätsel lösen kann, an der überwachten, komplett versicher- lang verfolgt hat, wird irr, während Romans »Das Versprechen«, Berechenbarkeit von Welt. Und es ten und durchleuchteten digitalen sich die Frau des Täters auf dem an der alles Geschehen gemes- macht die Abgründe in den Seelen Welt dem Zufall ausgeliefert, dem Totenbett ihrer Schuld entledigen sen wird. Was beinhaltet dieses der gezeigten Figuren sichtbar. dämonischen Grinsen eines bösen kann, ihrer Mitschuld. Auch das Versprechen, und wem wird es Gottes? Motiv des Fischens nach dem Täter gegeben? »Das Versprechen« ist die Ge- findet sich in beiden Werken. Ein In einem kleinen Dorf wird ein schichte eines manischen alten Die erste Version des Stoffs hat Netz wird ausgeworfen, um den Mädchen getötet. Nach dem Fund Kommissars, der von einem alten Dürrenmatt als Drehbuch ver- Fisch zu fangen. Bei »Jugend ohne der Leiche ihrer einzigen Tochter Fall nicht lassen kann. Was in- fasst, das dem Film »Es geschah Gott« gelingt es unter Verlust des gibt der Kommissar Matthäi den teressiert an diesem alten Kom- am helllichten Tag« zugrunde Berufs und der gesellschaftlichen Eltern ein Versprechen. In einer missar, an diesem alten Fall? liegt. Nach Abschluss des Films Anerkennung im Bekenntnis zur geradezu archaischen Szene trotzt Im Mittelpunkt der Erzählung steht hat er den Roman »Das Verspre- absoluten inneren Wahrheit. Kom- ihm die Mutter diese Worte ab, und Dürrenmatts These: »Je planmäßi- chen« geschrieben. Welche Ver- missar Matthäi handelt im »Ver- er schwört »bei seiner Seligkeit«, ger die Menschen vorgehen, desto sion gefällt Ihnen besser? sprechen« ebenfalls nach dieser den Mörder zu finden, nur um aus wirksamer vermag sie der Zufall zu In der Erzählung ist die Thematik Maxime und scheitert grotesk mit der unerträglichen Situation ent- treffen.« Wir erleben den Absturz des Films wesentlich weiter aus- seinem gesamten Leben. fliehen zu können. Es ist eine der eines anfangs noch sehr erfolgrei- gearbeitet. »Es geschah am hell- stärksten Szenen. Zugleich ist die- chen und extrem zielorientierten lichten Tag« ist ein großartiger Die metaphysische Ebene ses Versprechen aber auch ein Ver- Kommissars. Wir lernen ihn ken- Kriminalfilm mit Heinz Rühmann schwingt im Roman immer mit: sprechen an sich selbst und gegen- nen, als er für seine hervorragen- und Gert Fröbe. Hier wird der Täter Bleibt, da die Lösung des Falls über der Gesellschaft, in der er lebt. de Tätigkeit eine Beförderung ins publikumswirksam zur Strecke ge- ausbleibt, auch die Erlösung Einer Gesellschaft, die gar nicht an Ausland erhalten hat. Der Mord bracht, die Gefahr ist am Ende ge- aus? der Wahrheit interessiert ist, son- an dem Mädchen und mehr noch bannt. Der Film und die Erzählung Ein großes Thema des Romans ist dern nur an der Genugtuung, an das Versprechen, den Täter zu fas- sind wie zwei Seiten einer Medaille, der Umgang mit Recht und Ge- der Rache. sen, lassen den Kommissar am ein Januskopf: die Wunschvorstel- rechtigkeit. Zentral steht am An- Flughafen umkehren. Obwohl ein lung der Aufklärung und die Rea- fang die Lynchjustiz des Dorfs an Der Kommissar mietet sich in ei- Täter gefasst wurde und obwohl lität des barbarischen Zufalls. Die einem unschuldigen Hausierer. Der ner Tankstelle ein, in der er auf ihm auch die Eltern des Mädchens strahlende Aufklärung des tragi- Selbstmord des vermeintlichen Tä- den Mörder wartet. In welche für die scheinbare Erfüllung sei- schen Todes, die als Zweck alle Mit- ters befriedigt das ganze Dorf und moralischen Abgründe manöv- nes Versprechens danken, bleibt tel heiligt, gegenüber der böse grin- schafft Erlösung auch für die Eltern riert er sich dabei? Matthäi daran, die Tat wirklich senden Seite des völlig unlogischen des toten Mädchens. Die Erlösung Dürrenmatt hatte sichtlich Spaß aufzuklären. Und dann führt uns Zufalls, der über alle Aufklärungs- scheint hier wichtiger als die Wahr- daran, Abstieg und Zerfall eines Dürrenmatt das Scheitern dieses kraft des Menschen triumphiert. heit, und die Suche nach der Wahr- rational handelnden Menschen zu Rationalisten vor, er lässt ihn im heit bringt für die Figuren keine zeigen und auszukosten. So lässt er Dienste der Wahrheit zum Ver- Welches Ende interessiert Sie Erlösung, sondern Verzweiflung. den vom Dienst befreiten Vorzeige- brecher werden, zur gescheiterten mehr? kommissar zum Tankwart für seine Existenz. Am Ende bleibt ein zer- Der Roman lebt davon, dass der Dürrenmatt spricht von einem ehemals Verurteilten werden, lässt störter, nicht mehr zu rationalem Täter nicht gefasst wird. Trotzdem »Requiem auf den Kriminal- ihn sein neues Zuhause mit einer Handeln fähiger Mensch übrig. wird für den Leser der Mord aufge- roman«. Was interessiert Sie Prostituierten teilen und macht Welche Mittel erlaubt sich eine Ge- klärt. Es erinnert mich sehr stark an mehr, das Requiem oder der ihn durch seinen stur verfolgten sellschaft im Dienste der Wahrheit, »Jugend ohne Gott«, es scheint mir Krimi? Aufklärungswillen zum Täter. Er und wann geht es in einer Gesell- fast, als habe Dürrenmatt seinen Eigentlich ist »Das Versprechen« lässt ihn alle Moral verlieren, indem schaft wirklich um Wahrheit und Roman als Kommentar zu diesem für mich beides nicht. Es ist weder er ein Mädchen adoptiert, nur um nicht um symbolische Aufklärung, Werk Ödön von Horváths geschrie- ein Requiem noch ein wirklicher es als Köder für den Lustmörder zu um scheinbare Genugtuung und ben. Besonders am Ende fällt das Kriminalroman. Dieser Unterti- benutzen. Hinter dieser grotesken letztendlich dann doch um Rache auf. Bei Horváth ist der Roman eine tel erzählt mehr über den schönen Verzerrung steckt natürlich ein oder zumindest Vergeltung? Wel- große Abrechnung vor Gott, es geht Humor seines Autors. Es ist schlicht großes Maß an Kritik und Zwei- che Einschränkungen, Verbote, darum, »einen großen Strich durch eine extrem gute Geschichte. fel an unserem rationalen Aufklä- Kontrollen sind wir bereit in Kauf die Rechnung« zu machen. Bei rungsdrang, am Glauben an die zu nehmen, um uns scheinbar vor Dürrenmatt wird es zu einer Ab- Das Interview führte die Dramaturgin Logik, an der beruhigenden Lüge, dem Verbrechen zu schützen? In- rechnung mit Gott. Der Kommis- Felicitas Zürcher.

86 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays UnrechtEin Gespräch über die Situation von Geflüchteten in Deutschland mit der Berliner Rechtsanwältin Berenice Böhlo

Everybody Comes To Stay! — von andcompany & Co. — Text, Regie, Musik: Alexander Karschnia, Nicola Nord, Sascha Sulimma — Bühne und Kostüm: Janina Audick — Eine Produktion gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes — und JUNGES SCHAUSPIEL — Uraufführung im April 2017 — In der Münsterstraße 446

Vor siebzig Jahren gab es Deutsche, die sich Ein Traum, für den ein Mensch alles tun wird: um Zahlen, nicht um Menschen. Europa nimmt verzweifelt fragten, welches Land sie noch In »Casablanca« erleben wir, wie Pässe und den Tod unzähliger Menschen in Kauf, um das aufnehmen würde. Aleppo war einer der Transitvisa gehandelt und verschoben wer- Primat der Grenzsicherung um jeden Preis durch- letzten Zufluchtsorte für Verfolgte des Na- den, wie Menschen, um zu überleben, wäh- zusetzen. ziregimes. Die Bürgerbühne und das Junge rend ihrer Flucht zu Schleppern und Schmug- Schauspiel erarbeiten mit der Performance- glern, zu Opfern und Tätern werden. Würden Theater in Deutschland beschäftigen sich mit gruppe andcompany&Co. einen Abend zum wir anders handeln? Was geschieht mit den der »Flüchtlingsfrage«. Sie spenden, organi- Thema »Emigration«, der auch eine Liebes- Menschen, die überlebt haben und hier ange- sieren Treffpunkte, öffnen ihre Bühnen. Sie erklärung an den berühmten »Schlepperfilm« kommen sind? setzen sich in Berlin und überregional für die »Casablanca« ist: In »Rick’s Café«, dem le- Ein Teil von ihnen hat die Chance, ein neues Leben Rechte der Geflüchteten ein. Was erwarten, gendären Treffpunkt und Zentrum des Films, zu beginnen. Aber viele werden zu Menschen, die was erhoffen Sie sich von den Theatern? saßen Flüchtende aus Europa zusammen mit da sind, ohne da zu sein. Angekommen in Europa Wir brauchen das Theater, damit es uns die Ge- Schleppern, Schmugglern, Polizisten und und doch nicht angekommen. Nicht wissend, ob schichten des Unrechts immer und immer wieder Widerstandskämpfern – und warteten. Heu- und wann sie ihre Familienangehörigen wieder- erzählt, sodass wir intellektuell und emotional te gehen die Flüchtlingsströme in die andere sehen, ohne Aufenthaltserlaubnis, ohne Recht begreifen, dass wir alle genau wie Frau S. und Richtung: nach Europa, nach Deutschland. auf Arbeit, ohne ausreichende Gesundheitsver- Herr M. handeln würden. Nicht die Geschichte Was geschieht da gerade mit den Menschen? sorgung. von »denen«, »den Flüchtlingen«, ist primär zu Wie stellt sich die Situation aus der Sicht ei- erzählen, sondern die Geschichte von Recht und ner Rechtsanwältin dar, die sich seit Jahren Sie sind täglich im Gerichtssaal mit Flücht- Unrecht. Wir sind mittendrin in dem Problem. für die Rechte der Geflüchteten in Deutsch- lingsfällen befasst. Was erleben Sie dort? Die Theater können und sollen mehr tun, als sich land engagiert? Berenice Böhlo, können Sie In vielen Fällen geht es monatelang ausschließlich sozial zu engagieren. Sie können sich auf ihr Kern- uns aus Ihrer Praxis berichten? um Zuständigkeitsfragen, das kann sich auch über geschäft besinnen: das Geschichtenerzählen. Wie Ich kenne viele Fälle, die menschlich sehr bewe- Jahre ziehen. Kann der Flüchtling in Deutschland kann es sein, dass Vertreter des Bundesinnenmi- gend sind. Frau S. und Herr M. aus Afghanistan ha- bleiben oder muss er in ein anderes europäisches nisteriums, der Gerichte und der Behörden das ben mir neulich erzählt, wie ihre vierjährige Toch- Land? Diese Verwaltungsverfahren sind weitge- Handeln von Frau S. und Herrn M. »menschlich« ter Maryam geweint und sich geweigert hat, die hend inhaltsleer. Ich erlebe, wie die Verwaltun- verstehen, daran aber keine Rechtsfolgen knüp- Schwimmweste anzulegen. Sie wollte auch nicht in gen einen riesigen, sich um sich selbst drehenden fen, sondern stattdessen in ihrem Diskurs Legiti- das Schlauchboot steigen, das die Familie von der Apparat schaffen, der nach seiner eigenen Logik mität und Legalität dieser millionenfachen Flucht Türkei nach Griechenland bringen sollte. Heute ist agiert – und der zugleich eine eigene Logik gene- negieren? Was genau beinhaltet dieses »mensch- Maryam glücklich in ihrer Kita. Wer kann diesen riert. Aber die Grundlage der Verfahren – das euro- liche Verständnis«? Wie kann es sein, dass in den Eltern absprechen, in voller Verantwortung ihrer päische Asylsystem – funktioniert nicht. Man kann Asylschnellverfahren der Einzelfall keine Chance Elternschaft in der Türkei in das Boot gestiegen zu nicht die Zuständigkeiten an die Außengrenzen mehr hat? Warum haben wir dann überhaupt die- sein? Wer kann Geflüchteten das Recht abspre- verlagern, wenn die Staaten dort nicht über aus- se Verfahren? chen, nach einem Land zu suchen, in dem sie die reichende Strukturen verfügen. Herr M. und Frau Nach meiner Überzeugung kann Theater mit Chance haben, als Flüchtlinge anerkannt zu wer- S. mit Maryam können dort nicht bleiben. Und sie solchen Geschichten, selbst wenn es das Wort den und ein menschenwürdiges Leben zu führen? sind nicht verantwortlich zu machen für das Schei- »Flüchtling« nicht erwähnt, den Keim einer ver- tern des Asylsystems, nur weil sie flüchten. änderten, mitfühlenden und positiven Sichtwei- Millionen Menschen verlassen ihre Heimat se auf flüchtende Menschen wachsen lassen, auf auf der Suche nach einem besseren Leben Ursache und Wirkung werden in der öffentli- Menschen, die schon jetzt Teil unserer Gesell- für sich und ihre Kinder. Kann ein nationales chen Wahrnehmung verkehrt? schaft sind und es in Zukunft immer mehr sein »Asylpaket« – und sei es noch so restriktiv – Diese Verkehrung von Ursache und Wirkung werden. sie aufhalten? dominiert den gesellschaftlichen Diskurs. Das Keine Grenzsicherung wird sie aufhalten, denn sie Urteil der politisch verantwortlich Handelnden haben ohnehin keine Wahl. Sei es, weil der Krieg ist meistens: Die zu Beginn unseres Gesprächs Berenice Böhlo ist Rechtsanwältin in Berlin. Sie ihre Heimat zerstört, sei es, weil der Traum, sich erwähnten Eltern handeln falsch und unrecht- gehört zum Vorstand des Republikanischen Anwäl- tinnen- und Anwältevereins (RAV), ist Mitglied bei ein Leben in Abhängigkeit von der eigenen Arbeit mäßig, wenn sie nicht bleiben, wo sie sind, oder Europäische Demokratische Anwälte (EDA), beim aufzubauen, der Traum, für sich und seine Kinder nicht in das europäische Land gehen, in das sie Flüchtlingsrat Berlin und bei der Bundesarbeitsge- ein Dasein mit Perspektive auf Besserung zu füh- sollen. Ihr Handeln sei menschlich zwar nur zu meinschaft Asyl (pro asyl) sowie Mitbegründerin der Kampagne »My right is your right«. ren, überstark ist. Ein Traum, der Motor mensch- verständlich, aber im staatlichen Interesse müsse licher Entwicklung ist. dies verhindert und sanktioniert werden. Es geht Das Interview führte Stefan Fischer-Fels.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 87 start strong Ein Werkstattbericht aus Robert Wilsons Watermill Center — von Janine Ortiz

Der Sandmann — von E. T. A. Hoffmann — Regie: Robert Wilson — Musik: Anna Calvi — Koproduktion mit Unlimited Performing Arts — Premiere im Mai 2017 — Under construction: Noch vor der Wiedereröffnung im Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz

Zehn Sommertage im Watermill Center of Performing Arts auf Long Is- »Aah« vernehmen. »That’s not very exciting«, gebe ich zu und erzähle land zu verbringen, um die Produktion »Der Sandmann« vorzubereiten, von Nathanael, der den Wetterglashändler Coppelius die Stufen hinun- scheint mir eine riskante Unternehmung zu sein. Nicht weil ich Zweifel an terwirft. »The first scene is ›A Fall Down The Stairs‹. I think, the whole Robert Wilson, Grandseigneur der Theaterkunst, hegen würde. Sondern ensemble should be in it.« Wilson beginnt zu skizzieren. »Why the whole weil es mir höchst zweifelhaft erscheint, dass ich, Stadttheaterdramaturgin ensemble?«, frage ich, nachdem er seinen Entwurf fertiggestellt hat. »It’s aus Deutschland, der lebenden Legende etwas vermitteln könnte, das einen the Broadway formula«, erwidert er, »you start strong and end big.« Flug über den Atlantik rechtfertigen würde. Verbringen nicht die Reichen In den folgenden Tagen arbeiten wir uns durch Hoffmanns Erzählung. und Schönen aus New York auf Long Island ihre Sommerferien? Die Fragen sind immer dieselben: »Where are we? – What happens? – Who Dreieinhalb Hektar Wald und Garten werden von Künstlern aus aller is in the scene? – Is the scene fast or slow? – Light or dark?« Bald kristal- Welt bespielt und dienen als Ausstellungsfläche für ausgewählte Werke aus lisiert sich eine Struktur heraus, die Wilson liebevoll formt und mit ara- Wilsons eindrucksvoller Sammlung zeitgenössischer und indonesischer bischen Ziffern versieht, die von nun an als verbindlich zu gelten haben. Kunst. Im Zentrum des Geländes steht ein ehemaliges Gebäude von Wes- Ich gewöhne mich schnell daran, in höchstens drei Sätzen zu formulieren, tern Union, das Wilson Anfang der 1990er-Jahre nach seinen Vorstellungen was mir wichtig ist. Längere Beiträge werden höflich, aber bestimmt igno- zum Watermill Center of Performing Arts umgestalten ließ. Überhaupt: Die riert, da Wilson sich bewusst in den Zustand eines naiven, fast kindlichen Bepflanzung der Gärten, die Kuratierung der Kunstwerke, die Bücher in der Betrachters zu versetzen scheint. Seine Entwürfe wirken gerade deshalb Bibliothek sowie die Tatsache, dass es keine einzige bequeme Sitzgelegen- frei schwebend, weil er sich weigert, Hoffmanns komplexes Verweissystem heit gibt – alles lässt die Handschrift Robert Wilsons erkennen. Watermill von wiederkehrenden Motiven – Augen, Feuer, Automat – eins zu eins zu ist ein stetig wachsender Kunstkosmos, Übungs- und Lehrstätte zugleich. übernehmen. Im Gegenteil, es macht Wilson Freude, gegen die Ordnung Schon am ersten Abend erlebe ich, was Wilsons zahlreiche internatio­ des Autors anzugehen. »The sandman is a projection of Nathanael’s mind nale Gäste als »life at the center« bezeichnen: Nadeschda Tolokonnikova connected to the real life person of Coppelius«, sage ich. »I think we should von Pussy Riot hält eine Einführung in die zeitgenössische russische Per- have a figure called ›The Sandman‹ on stage«, sagt er. formancekunst und spricht über ihre politischen Aktionen. Das Abendes- Zwischen den Meetings führt Wilsons Co-Bühnenbildnerin Annick La- sen wird an langen Holztischen im Freien eingenommen. Künstler, Mäzene vallée-Benny Bildrecherchen durch. Jeden Tag hängen neue Inspirationen und rund achtzig Watermill-Stipendiaten aus aller Welt teilen sich die exo- in unserem »Work Space«. Wilson betrachtet sie mit hinter dem Rücken tischen Speisen, die der sulawesische Koch – versiert in höfischen Tänzen gekreuzten Händen. Sobald er stumm auf ein Bild zeigt, wird es markiert, und ein echter Prinz! – zubereitet hat. Ich komme mit einem chinesischen abgenommen und auf einen großen Tisch gelegt. Einige Minuten lang be- Estée-Lauder-Model, einer libanesischen Regisseurin, einem transsexu- trachtet er schweigend die Auswahl, beginnt auszusortieren und umzustel- ellen Performancekünstler aus Israel und einem australischen Surfer, der len. Wo vorher nichts war, entsteht eine Collage, die die Geschichte greifbar Schmuck aus Treibgut fertigt, ins Gespräch. Die Sehnsucht nach Schönheit macht und anhand derer Wilson seine ursprünglichen Skizzen überarbeitet. scheint hier das verbindende Element zu sein. Am Ende der zehn Tage stehen die szenischen Umrisse des Stücks fest, Auf dem weitläufigen Kiesplatz vor dem Center – der täglich von den Bühnenbildskizzen und Inspirationsbilder werden in einer Mappe gesam- Stipendiaten geharkt wird, um perfekte Form und Sauberkeit zu gewähr- melt, dem »Project Book«. Der nächste Schritt wird die Arbeit mit den leisten – steht ein strahlend weißer Pavillon. Zwei mit Tanzboden ausge- Schauspielern sein – eine zweiwöchige Improvisationsphase, genannt legte »Performance Spaces« werden durch verschiedene kleinere »Work »Stage A«, in der meist ohne Worte probiert wird. Erst danach entstehen Spaces« ergänzt, die mittels eingezogener Wände voneinander abgegrenzt die technischen Zeichnungen, werden Kostüme entworfen, wird Musik sind. Alle Räume sind luftig, weiß und von mehreren Seiten einsehbar. Hier komponiert und die Textfassung angelegt. In »Stage B«, der sechswöchigen soll offenbar Kunst entstehen, die keine verschlossenen Türen braucht. Probenzeit, die der Premiere vorausgeht, wird dann weitergearbeitet, ge- (Über die mit Seegrasteppich bezogenen Dielen hat man barfuß zu gehen, übt und viel Zeit auf das Lichtdesign verwendet. »Practice makes you free.« eine Pediküre vor Watermill lohnt sich also.) In den einzelnen »Work Spa- Die Prozesse erinnern durchaus an Andy Warhols Factory-Prinzip. ces« richten sich die künstlerischen Teams derjenigen Produktionen ein, Am Ende wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein unverkennbarer »Wil- die sich noch in der Planungsphase befinden: Neben »Team Sandmann« son« herauskommen. Aber das stetige Verfeinern des eigenen Stils und die tagt »Team Edda«, das eine Adaption des nordischen Mythos mit Texten Kollaboration mit immer neuen Künstlern – »Der Sandmann« ist Wilsons von Jon Fosse und Musik von CocoRosie für das Norske Teatret in Oslo vor- erste Zusammenarbeit mit der britischen Singer-Songwriterin Anna Cal- bereitet. Gegenüber werden Porzellantassen für illycaffè entworfen, die in vi – garantieren zugleich ein unvorhersehbares Ergebnis. Und das ist es Triest ausgestellt werden sollen. Eine Gruppe von Stipendiaten probt eine schließlich, was Kunst ausmacht, ihre Unvorhersehbarkeit. Choreografie, die auf Video aufgezeichnet wird, um als Vorstudie für eine Ich blättere durch das »Project Book« und decke dabei spaßeshalber »Turandot«-Inszenierung am Teatro Real Madrid zu dienen. Mit etwas die Bildunterschriften ab. Ob ein unvoreingenommener Betrachter wohl Glück bekommt man Wilson, der von Projekt zu Projekt wechselt, einmal erkennen würde, dass es sich um Designs für E. T. A. Hoffmanns »Der pro Tag für etwa eine Stunde zu sehen. Sandmann« handelt? Ist die Reihenfolge der Bilder zwingend? Wilson, den »What is the play about?«, fragt Wilson, als wir erstmals, umrahmt ich wohl niemals leichten Herzens »Bob« nennen werde, sagt: »It’s okay to von zwanzig Stipendiaten, am Besprechungstisch Platz nehmen. Minu- get lost! You don’t have to understand everything. I think that’s the problem. tenlange Stille. Schließlich antwortet Jacques Reynaud, Kostümbildner und Let the audience get lost. It’s okay.« langjähriger Weggefährte Wilsons: »It’s a story about a boy growing up to be a man going mad.« Wilson notiert sich den Satz auf weißem Papier. »What happens at the beginning of the play?« – »Nathanael writes a letter Janine Ortiz ist promovierte Musikwissenschaftlerin und ab der Spielzeit to his fiancee’s brother«, antworte ich. Wilson lässt ein unverbindliches 2016/17 Dramaturgin am Düsseldorfer Schauspielhaus.

88 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Andrei Viorel Tacu D’haus — Spielzeit 2016/17 89 Stefan Gorski 90 D’haus — Spielzeit 2016/17 Rimini Protokoll untersucht Phänomene der Postdemokratie. In Düsseldorf am Beispiel Staatder Baustelle

Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) — von Rimini Protokoll — Konzept, Text, Regie: Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) — Bühne: Dominic Huber — Kooperation von Berliner Haus der Kulturen der Welt, Münchner Kammerspielen, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatsschauspiel Dresden, Schauspielhaus Zürich und Rimini Protokoll im Rahmen von »100 Jahre Gegenwart«, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. — Uraufführung im Mai 2016 — Im Central, Große Bühne

Von seiner Startbahn heben noch keine Flugzeuge ten für das Planen und Bauen von Stadien. Selbst in bis hinunter zu Auftragnehmern, outgesourcten ab, doch die Unterhaltskosten für den unfertigen Deutschland reguliert sich das Baurecht nach den Zulieferfirmen und Schwarzarbeitern in ein gro- Berliner Flughafen übersteigen monatlich die- Bauordnungen der Länder. Hier gab es einmal die ßes begehbares Raummodell zu überführen. Vom jenigen des Flughafens Tegel. An der Staatsoper DIN EN 13200, die aber nie eingeführt wurde und im- Stadtplaner bis zum Polier kommen darin mit ihren Unter den Linden in Berlin und der Hamburger mer Entwurf geblieben ist. Uns bleibt nichts übrig, als Biografien und Positionen all diejenigen zu Wort, Elbphilharmonie wird seit Jahren, an der italieni- selber zur Feuerwehr zu gehen und zu fragen, welche die auf der Baustelle oft aneinander vorbeiarbeiten schen A3 schon seit Jahrzehnten gebaut. Jahr für Anforderungen sie haben. Wir Architekten definieren und dabei auf eine interessante Weise den globalen Jahr werden Eröffnungstermine verschoben, die zusammen mit den Ingenieuren bei Sonderbauvorha- Arbeitsmarkt abbilden. realen Baukosten überschreiten nicht selten die ben die Schutzziele und erstellen daraus die Anforde- »Die Baukosten in Katar können wir nicht berech- budgetierten Kosten um ein Mehrfaches. rungen, die wir dann planerisch umsetzen.« nen. Können wir nicht, wissen wir nicht, geht nicht. Ich »Hans Stimmann, früherer Senatsbaudirektor von Rimini Protokoll beschäftigt sich bis 2018 in der kann relativ genau in Deutschland kalkulieren, ich Berlin, prägte den Begriff der ›politischen Lyrik‹, was Tetralogie »Staat 1–4« mit gesellschaftlichen Zu- weiß, was hier Beton, was Glas, was Stein kostet. Es das Bauwesen angeht, und meinte damit, dass neunzig ständen und Phänomenen im postdemokratischen gibt Vergleichstabellen, die von internationalen Cost Prozent der Projekte nicht realisiert würden, würden Staat. Während es in »Top Secret International« Consultants aufgestellt werden, die weltweit Kosten die ehrlichen Kosten von Anfang an kommuniziert.« um das Netz der weltweiten Geheimdienste geht, ermitteln und darstellen, dass eine gewisse Leistung in Auch in Düsseldorf ist das Ende der Baustel- betrachtet dieses Projekt die Großbaustelle als Mo- Katar das x-Fache des indischen Preises kostet. Dann le rund um das Schauspielhaus schwer abzuse- dell für unsere Gegenwart. Bauen bedeutet dabei vergleiche ich den indischen Preis mit dem deutschen hen. Baustellenführungen über spektakuläre mehr als die Konstruktion eines Gebäudes. Klar ist, Preisfaktor. Die endgültigen Baukosten ermittelt dann hochtechnifizierte Schächte durch den Rohbau dass jedes Bauwerk eine Geste des Bauherrn reprä- die Baufirma, die Partner vor Ort hat, die genau sagen des Unvollkommenen erfreuen sich beträchtlicher sentiert. Aber was erzählt uns eine Baustelle über können, was das Bauen von einem Kubikmeter Beton Publikumsnachfrage. Doch nicht nur im sichtbaren den Hindernislauf ihrer Planung? Warum wird oder ein Quadratmeter Glasfassade oder Dach kostet. Bereich spielt hier großes Theater. An der Schnitt- überhaupt so viel gebaut? Und an welchen gesell- Natürlich gibt es da auch Konstruktionen, die auf dem stelle zwischen öffentlicher Vergabe, Bürgerver- schaftlich relevanten Stellen ist es noch möglich, ein Weltmarkt gekauft werden, in den USA, in Europa sammlung und Sicherheitsvorschrift auf der einen Bauwerk zu erstellen, das wirklich gesehen wird? oder wo auch immer, und dorthin transportiert wer- sowie tertiärisierten Firmen und globalisierten »In Deutschland wird es in den nächsten Jahren den. Die kann ich relativ genau kalkulieren …« Investoren auf der anderen Seite tobt auch hinter keinen Bedarf an neuen Profistadien für Großver- Die Inszenierung »Gesellschaftsmodell Groß- den Kulissen von Großbaustellen ein Machtkampf anstaltungen mehr geben. Aber es gibt eine Welle baustelle« lädt dazu ein, aus verschiedenen Pers- zwischen privaten und öffentlichen Interessen, der von kleinen Zweit- und Drittligastadien, Freiburg pektiven einen Blick in die Welt des Großbaus zu es mit Shakespeare aufnehmen kann. Wie sieht die baut, Darmstadt baut, Mainz hat gebaut, Karlsru- werfen, aus der heraus Zukunft versprochen wird. Dramaturgie eines Großprojekts aus, welcher Sze- he baut demnächst ein Stadion. Jena als vierte Liga Ein Prozess, der in Düsseldorf startet, wo das nenfolge bedarf die Planung, entwickelt sich das baut auch, Dresden hat schon was gemacht. Immer Schauspielhaus gerade hinter Baugerüsten und Vorhaben in eine Tragödie oder bleibt es ein bür- nach einem Großprojekt kommen die kleineren Wel- Kränen verschwindet. gerliches Trauerspiel? len, dann wird es wieder 10 bis 15 Jahre ruhiger. Wir »Stadien sind dafür ein hervorragendes Beispiel. schauen uns jetzt die südeuropäischen Stadien an, Da geht es u. a. auch um Schutz, Entfluchtung, da die sind ja alle aus dem 1980er- und 90er-Jahren und geht’s um Sicherheit. Das Stadion darf nicht zusam- sind stark renovierungs- und sanierungsbedürftig. Da Die Zitate stammen aus einem Gespräch mit Jochen menstürzen, das ist klar, und wie hart ein Beton ist, kommt eine Welle auf uns zu.« Köhn, Architekt und assoziierter Partner im Büro von das kriegen wir raus. Aber wie entfluchte ich z. B. Stefan Kaegi versucht, das vielfach ineinan- Gerkan, Marg und Partner. Jochen Köhn plant und leitet nationale und internationale Großprojekte. Das ein Stadion? Kein Land, nicht Brasilien, nicht Kat- der verschachtelte Geflecht aus internationalen Gespräch führten der Regisseur Stefan Kaegi und der ar, nicht Polen, nicht Russland, hat eigene Vorschrif- Investoren, Baukonsortien und Auftraggebern Dramaturg Imanuel Schipper.

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays 91 Was kostet das? Der Schönheitschirurg Afschin Fatemi über operative Wünsche und kulturelle Unterschiede in Sachen Schönheit

Schlachtfelder der Schönheit — Eine Untersuchung der Problemzone Körper — Regie: Suna Gürler — — Uraufführung im Mai 2017 — Im Central, Kleine Bühne

In den USA kräht kein Hahn mehr danach, ob man Was erlebt ein solcher Patient, der sich nach Können Sie ein Beispiel nennen? Sind be- eine hatte oder nicht. Dort ist sie längst salonfä- langen Selbstzweifeln neu, verändert im stimmte Operationen in manchen Ländern hig und kann niemanden mehr schockieren. Die Spiegel erblickt? Wie bereiten Sie ihn oder populärer? Deutschen halten sie lieber geheim. Und in Bra- sie darauf vor? Im Orient gehört es schon fast zum guten Ton, die silien ist sie ein Statussymbol: Wer sie hatte, sagt Die meisten wissen vorher genau, was sie erwar- Nase operieren zu lassen. Eine Besonderheit der es auch! Hat schließlich viel Geld gekostet. Die tet. Sie sind nicht wirklich verändert, sie bekom- asiatischen Patienten ist der häufige Wunsch nach Rede ist von der Schönheitsoperation. Der brasi- men z. B. ihr jugendlicheres, frischeres Ich zurück Europäisierung der Augen. Südamerikanische Pa- lianische Schönheitschirurg und selbst ernannte oder sind endlich den Makel los, der sie jahrelang tienten legen großen Wert auf die Veränderung »Nasenpapst« Nelson Heller meint: »Die einen gequält hat. Die Patienten sind überglücklich. des Pos. bekommen einen Computer, andere eine Reise – und immer mehr Eltern schenken ihrer Tochter Sind alle Menschen nach dem gewählten Ein- Finden die meisten Schönheits-OPs an sicht- zum 15. Geburtstag eine neue Nase.« In Brasilien griff glücklicher? baren oder eher an unsichtbaren Stellen des scheint dies schon lange zum Alltag zu gehören. Die meisten … Allerdings: Glück lässt sich nicht Körpers statt? Dort werden »Brüste in allen Formen, Tropf- anoperieren. An sichtbaren. steinbrüste, hängende Gärten, fließende Massen« operiert, denn »es ist wichtig, dass der Busen in Haben Sie aus auch schon einmal von einer Für was steht ein »offenes« Auge im Gegen- die richtige Richtung guckt«. Aber wo schaut er OP abgeraten? satz zu einem »Schlupflid«? denn hin? In eine bessere und schönere Zukunft? Oft. Ein Argument kann sein, dass es medizini- Ein offeneres Auge wirkt frischer, ausgeschlafener, Und was bedeutet Schönheit für den Fachmann? sche Gründe gibt, die gegen einen Eingriff spre- auch jugendlicher. Wobei ein leichtes »Schlupf­l id« Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: chen. Ein anderes kann eine falsche oder übertrie- durchaus auch etwas Jugendliches haben kann. Dr. Afschin Fatemi, Gründer und leitender Arzt bene Erwartungshaltung des Patienten sein – wir der S-thetic-Gruppe. können durch einen Eingriff zwar bestimmte Was bedeutet eine krumme Nase für Sie? körperliche und damit auch manchmal psychische Habe ich schon. Erinnern Sie sich an den ersten Moment, in Probleme behandeln, aber keine grundlegenden dem Sie »Schönheit« bei einem Menschen Lebensproblematiken. Wir können damit keine Stimmt mein Eindruck, dass die meisten bemerkten? Beziehung retten. Noch ein Argument könnte Schönheitschirurgen Männer sind – und ha- Ich denke, dass es niemanden gibt, der nicht seine sein, dass sich jemand etwa einen Prominenten ben Sie eine Vermutung, woran das liegen eigene Mutter für die schönste Frau der Welt hält. zum Vorbild genommen hat und entsprechend könnte? aussehen möchte, das geht natürlich gar nicht! Zufall? Wie alt sind die Menschen im Schnitt, die Sie Nicht zuletzt muss ich Eingriffe ablehnen, wenn aufsuchen? ich den Eindruck bekomme, dass ein Patient Was macht für Sie den Reiz Ihres Berufs Rekonstruktionen oder Narbenbehandlungen durch fehlende Reife gar nicht die Folgen einer OP aus? Sehen Sie sich mehr als Künstler oder nach Unfällen führen wir schon im jugendlichen verstehen kann, denn jeder Eingriff kann prinzi- als Mediziner? Alter durch. Und die älteste Patientin war über piell auch unschöne Folgen haben. Es ist beides, aber vorrangig bin ich Mediziner. achtzig Jahre alt. Welche kulturell unterschiedlichen Schön- Welche Fragen stellen Ihnen Interessierte am Haben Sie mehr männliche oder mehr weib- heitsideale finden Sie in ihrer Praxis in Düs- häufigsten? liche Patienten? seldorf wieder? Was kostet das? Männlich zu weiblich im Verhältnis 25 : 75. Asiatische Patienten haben oft andere Wünsche als orientalische, wieder andere die südamerika- Ist Jugendlichkeit ein Schönheitsideal, das nischen und wieder andere die russischen. Wir Dr. Afschin Fatemi ist Spezialist für Liftings, Lidkor- für Ihre Patienten besonders wichtig ist? behandeln viele Patienten, die aus dem Ausland rekturen, Liposuktionen und Schweißdrüsenküret- Nicht allen Patienten geht es um Jugendlichkeit, zu uns kommen. Es macht auch Spaß, sich mit den tage. Er ist Gründer und leitender Arzt der S-thetic- Gruppe, erfahrener Liveoperateur und Autor des Bu- oft geht es auch um Probleme, die sie seit der Ju- verschiedenen Herangehensweisen auseinander- ches »Die gefragtesten Schönheitsoperationen«. Das gend begleiten und nicht mehr loslassen. zusetzen. Interview führte die Dramaturgin Judith Weißenborn.

92 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Christian Friedel D’haus — Spielzeit 2016/17 93 Gleich und gleicher Ein Plädoyer für den Unterschied — von Azadeh Sharifi

Farm der Tiere — von George Orwell — Regie: Daniela Löffner — Bühne: Claudia Kalinski — Mit den Ensembles des Düsseldorfer Schauspielhauses und des Jungen Schauspiels — Premiere im Mai 2017 — Im Central, Große Bühne

Wer George Orwells »Animal Farm« Meine Eltern haben vieles für ihre grund. Es gab immer etwas, was sourcen und Privilegien ausstatten. aus dem Jahr 1945 mehr als siebzig politischen Vorstellungen auf sich mich von allen anderen unterschei- Und wenn Pferd, Huhn und Schaf Jahre nach Erscheinen wieder liest, genommen und vieles im Leben den sollte. Ich habe lange versucht, wagen, dies zu hinterfragen, dann findet erstaunliche Parallelen zur entbehren müssen. Die Flucht aus unter dem Radar zu laufen. Mir wird auf die Gebote hingewiesen: heutigen Gesellschaft. Orwells dysto- ihrem Heimatland nach Deutsch- jeden Morgen das Schweinskos- »Alle Tiere sind gleich – aber man- pische Parabel beschreibt ein Muster, land war ein Teil dieser Entbehrung. tüm übergeworfen. Nicht auffallen, che Tiere sind gleicher.« wie Machtmissbrauch und Ausgren- Als wir in den 1980er-Jahren nicht anecken, nicht herausfallen. Irgendwann habe ich das zung jedweden »Andersseins« immer politisches Asyl in Deutschland er- Aber nie hat das Kostüm gereicht. Schweinskostüm abgeworfen. Ich und überall gleich funktionieren. hielten, wähnten sich meine Eltern Das Haar zu schwarz, die Augen zu habe angefangen, von meinem ei- Die Kulturwissenschaftlerin Azadeh ihrem politischen Traum ein Stück dunkel, das Temperament zu »ori- genen Wesen und meinen eigenen Sharifi wagt dazu einen persönlichen näher: dem Leben in einer Demo- entalisch«, die Muttersprache zu Erfahrungen auszugehen. Alle Rück- und Ausblick. kratie, in der jedem Bürger und je- unwichtig, das eigene Wissen und Menschen sind gleich, und alle der Bürgerin durch das Grundgesetz die eigenen Erfahrungen nicht in das Menschen sind unterschiedlich! Als Kind lauschte ich immer den die gleichen Rechte zustehen sollten. deutsche Weltbild passend. Unsere Gesellschaft ist geprägt von politischen Diskussionen meiner Und mit der Anerkennung als poli- Erst viel später und durch mei- Diversität in Kultur (Ethnie), Alter, Eltern und ihrer Mitstreiter. In tische Asylsuchende standen sie aus nen Beruf habe ich gelernt, dass Geschlecht, sexueller Orientierung, diesen Gesprächen haben sie von ihrer politischen und intellektuellen viele Menschen ähnliche Erfahrun- physischer Fähigkeit und Religion ihren Träumen von einer besseren Sozialisierung heraus auf einer Stufe gen machen und diese Erfahrungen (Weltanschauung). Und wenn wir Zukunft gesprochen, in der alle mit anderen Gesellschafts- und Sys- systematisch sind. Grenz- und Poli- ehrlich sind, dann war die Diversi- Menschen die Gesellschaft mitbe- temkritikern wie Bertolt Brecht oder zeikontrollen basierend auf Ausse- tät schon immer da. Es gab Zeiten, in stimmen und mitgestalten könn- Theodor W. Adorno. Die Ernüchte- hen, Hautfarbe und vermeintlichem denen die Unterschiedlichkeit offen ten. Wie am Anfang der Geschich- rung aber sollte nicht lange auf sich Fremdsein, institutionelle Diskrimi- ausgelebt wurde, es gab noch mehr te der »Farm der Tiere« glaubten warten lassen. Zunächst in Form der nierung in Schule und Ausbildung, Zeiten, in denen sie unterdrückt und sie daran,­ ­dass es eine Gesellschaft gesellschaftlichen Abwertung ihrer regelmäßige Benachteiligung auf verfolgt wurde. Wir müssen uns im- ­geben könne, in der jede Person Person und ihrer Befähigung, später dem Arbeits- und Wohnungsmarkt mer wieder daran erinnern, dass je- nach ihrer Befähigung und ihren durch die Radikalisierung von Teilen und der alltägliche Rassismus in per- der Mensch und jedes Lebewesen ein eigenen Werten lebt. Sie glaubten der deutschen Gesellschaft, wenn sönlichen Begegnungen, die mich Individuum mit unterschiedlichen an Humanismus. Konkret und sehr Häuser und Geflüchtetenunter- (und andere) exotisieren, manch- Befähigungen und Bedürfnissen passend zu George Orwells Parabel künfte unter dem Beifall deutscher mal kriminalisieren und immer ist. Und Theater und die theatrale glaubten sie an den marxistischen Bürgerinnen und Bürger brannten. wieder exkludieren. »Wo kommst Auseinandersetzung ermöglichen, Humanismus, der auf Überwin- Und schließlich durch die Aushöh- du wirklich her?«, »Du sprichst aber Dystopien und Utopien zu kreieren, dung der Selbstentfremdung des lung des deutschen Asylgesetzes, gut Deutsch!«, »Die Polizei- und zu durchleben und die aus ihnen ge- Menschen durch kapitalistische das euphemistisch als Asylkom- Grenzkontrollen sollen uns doch wonnenen Erkenntnisse für unsere Arbeitsverhältnisse und Ausbeu- promiss bezeichnet werden sollte. nur vor kriminellen Ausländern Realität, unsere gelebte Wirklichkeit tung zielt. Meine Eltern waren po- Für meine Eltern – und viele andere schützen«, »Das ist nur eine Gene- zu nutzen. litisch aktiv in einem Land, in dem – wurde damit eines dieser Grund- rationenfrage, dass wir euch nicht zunächst jede Form von Selbstbe- rechte zerstört, das die (deutsche) als Deutsche ansehen«. Dr. Azadeh Sharifi ist Theater- und stimmung des Volks (hier: dekoloni- Demokratie besonders und einzig- Und auch wenn alles nicht böse Kultur­wissenschaftlerin und Auto- ales demokratisches Staatssystem) artig machte. und rassistisch gemeint ist, die In- rin. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit durch fremde (imperialistische) Auch ich habe erfahren müs- tention ist klar: Ich gehöre nicht zum beschäftigt sie sich mit postmigran- tischen Perspektiven im Theater, mit Staatsmächte im Keim erstickt wur- sen, dass in einer Demokratie nicht »Wir«, zum »Deutschsein« und zu Rassismus und Postkolonialismus. de. Später, als es eine Rebellion des alle Menschen gleich sind. Ich hieß Deutschland. Sie ist Kuratorin des Kinder- und Ju- Volks gab, unterdrückte die eigene nacheinander Flüchtlingskind, Die Herrschaft liegt bei den Or- gendtheaterfestivals Augenblick mal! 2017 und Teil von Forum Visual Exch- Staatsmacht dieses Aufbegehren Ausländerin, Migrantin und später well’schen Schweinen, die sich mit ange – einer Plattform für (geflüchte- auf brutale und repressive Weise. Deutsche mit Migrationshinter- mehr politischen und sozialen Res- te) Fotografen und Filmemacher.

94 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Essays Jan Maak D’haus — Spielzeit 2016/17 95 Sebastian Tessenow 96 D’haus — Spielzeit 2016/17 Julia Goldberg D’haus — Spielzeit 2016/17 97 Sonja Beißwenger 98 D’haus — Spielzeit 2016/17 selbst auf der Bühne zu stehen. Ein Infotreffen dagogen, Schauspielerinnen und Schauspielern des Die Inszenierungen findet am 18. August 2016 um 18 Uhr in der Halle 21 Ensembles oder auch dem Theater verbundenen Sie sind kein Schauspieler, würden auf dem Gelände der Alten Farbwerke (Ronsdor- Künstlern geleitet. Bei der »Großen Bürgerbüh- aber gern einmal selbst auf der Büh- fer Straße 74, Düsseldorf-Flingern) statt. Geprobt nen-Klubsause« im Mai 2017 zeigen dann alle Klubs wird von September bis Dezember 2016. Es sind in Werkstattaufführungen, was sie draufhaben. ne stehen? Sie leben in Düsseldorf keine Vorkenntnisse erforderlich! — Ausführliche oder in der Region und haben Lust, Informationen zum Stück finden Sie auf Seite 23. Auf Ein Auftakttreffen für alle Spielklubs findet am unter der Leitung professioneller Seite 61 erzählt der Autor und Musiker Danko Rab- Sonntag, dem 11. September 2016, um 15 Uhr im renović von einem seiner verlorenen Lieder. Jungen Schauspiel, Münsterstraße 446, statt. Dort Theatermacher in einer Inszenie- werden wir alle Leiterinnen und Leiter der Spiel- rung mitzuwirken? Dann sind Sie Schlachtfelder der Schönheit — klubs vorstellen und über die jeweiligen Termine bei uns richtig! Wir suchen Bürge- informieren. An diesem Tag besteht auch die Mög- Eine Untersuchung der Problemzone lichkeit, sich direkt für einen Klub anzumelden. rinnen und Bürger jeden Alters und Körper — Regie: Suna Gürler — — Weitere Informationen bei Matin Soofipour — jeder Herkunft, die wissen, dass Uraufführung im Mai 2017 — Im Tel: 0211. 85 23-714 — E-Mail: matin.soofipour@ duesseldorfer-schauspielhaus.de Leben und Spiel viel miteinander zu Central, Kleine Bühne tun haben. Wir laden Sie ein, ge- Gemeinsam mit Düsseldorferinnen und Düssel- meinsam mit uns Theater für unsere dorfern fragt Regisseurin Suna Gürler danach, Die Zauberer — 7 bis 11 Jahre Stadt zu machen. Vorkenntnisse was Schönheit eigentlich ist. sind nicht erforderlich! Gesucht werden spielfreudige Menschen je- Du wünschst dir mehr Magie in der Welt? Aber den Alters, die Lust haben, auf der Bühne von der wie soll das genau aussehen, und was willst du da- Schönheit zu erzählen. Wir freuen uns auf die- mit anstellen? Hier geht es darum, gemeinsam zu Ein Sommernachtstraum — jenigen, die aufgrund eines ausgeprägten Schön- träumen, zu spinnen und zu spielen. Und wenn heitssinns, oder aus anderen Gründen Verände- das nicht in diese Welt passt, dann schaffen wir nach William Shakespeare — Ein rungen an ihrem Körper vorgenommen haben uns eine eigene, in der andere Gesetze gelten – Verwirrspiel mit Düsseldorfer Jugend- oder planen, dies zu tun. Auch sind alle willkom- unsere Zauberwelt! — Leitung: Tanja Meurers lichen — Regie: Joanna Praml men, die dem Diktat körperlicher Perfektion kri- (Theaterpädagogin) — Premiere am 16. September 2016 tisch gegenüberstehen; sowie alle, die privat oder beruflich mit der Schönheitschirurgie, ähnlichen — Im Central, Kleine Bühne Geschäftsfeldern oder dem Modebusiness zu tun Ziemlich beste Freunde — Eine Gruppe Düsseldorfer Jugendlicher wagt sich haben. Ein Infotreffen findet am 27. Oktober 2016 Generationsübergreifend von gemeinsam mit der Regisseurin Joanna Praml an um 18 Uhr in der Halle 21 auf dem Gelände der einen der größten Stoffe der Weltliteratur. Die Alten Farbwerke (Ronsdorfer Straße 74, Düssel- 8 bis 99 Jahren Proben für Shakespeares Komödie haben bereits dorfer-Flingern) statt. Die Proben finden in zwei begonnen. — Ausführliche Informationen zum Abschnitten im Zeitraum Januar bis Mai 2017 Das Thema ist Freundschaft, und eingeladen sind Stück finden Sie auf Seite 21, ein Interview mit der statt.Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! — alle, die sich als beste Freunde bezeichnen. Was Regisseurin Joanna Praml auf Seite 32. Ausführliche Informationen zum Stück lesen Sie auf heißt es, befreundet zu sein? Was verbindet euch, Seite 22, ein Gespräch mit dem Schönheitschirurgen und worin unterscheidet ihr euch voneinander? Afschin Fatemi auf Seite 90. Wo fängt Freundschaft an, wo endet sie? Über- Verlorene Lieder — Ein musika- rede deinen besten Freund/deine beste Freundin, lischer Abend über das Verschwin- mit dir zusammen Theater zu spielen, um die den und Erinnern — Regie: Geschichte eurer Freundschaft auf die Bühne zu Christof Seeger-Zurmühlen — bringen. Oder – wenn es nicht möglich sein sollte, deinen besten Freund/deine beste Freundin mit- Musikalische Leitung: Bojan Vuletić Die Klubs zubringen – komm allein und lass uns an eurer — Uraufführung am 10. Dezember Freundschaft teilhaben. — Leitung: Alexander 2016 — Im Central, Kleine Bühne Willkommen im Klub! Wir laden Steindorf (Schauspieler) Düsseldorfer aller Altersstufen ein, »Verlorene Lieder« ist kein klassischer Lieder- in wöchentlichen Klubs gemeinsam abend, sondern eine Spurensuche in Erinnerun- Die Geschichtenerzähler — gen und Gesprächen. Geschichten zu erfinden, zu dis- Gesucht werden Düsseldorfer Bürgerinnen kutieren, sich auszuprobieren und Generationsübergreifend von und Bürger jeder Herkunft von 16 bis 99 Jahren, ganz viel Theater zu spielen! 9 bis 99 Jahren die von ihrer Liebe zur Musik und zum Gesang auf der Bühne erzählen wollen. Gibt es ein Lied, das Denn wie kann Theater die Wirklichkeit besser Du magst Geschichten und liebst es, welche zu er- in Ihrem Leben eine prägende Rolle gespielt oder widerspiegeln als mit den Menschen aus der Stadt zählen? Egal ob Märchen, Kurzgeschichten, Sagen eine entscheidende Wendung begleitet hat? Wür- und der Region, die die wahren »Experten des All- oder deine ganz persönlichen Geschichten, wir den Sie uns diese Geschichte schenken? Welche tags« sind? Die Themen der Klubs sind dabei so wollen sie hören und sie weitererzählen. Gemein- Melodien vermissen Sie, und warum singen wir verschieden wie die Gesichter unserer Stadt, ge- sam erforschen wir den Zauber des Erzählens, das eigentlich heutzutage kaum noch? Entstehen soll sucht wird hier nicht das große Bühnentalent und die Identität und die Erinnerung jedes Menschen ein musikalisches Archiv der verlorenen Lieder. die perfekte Darstellung, gerade das Einzigartige bestimmt, und werden eine Geschichte über das Wir freuen uns daher auch, wenn Sie uns Ihre Ge- ist interessant. Geprobt wird einmal pro Woche, Geschichtenerzählen auf die Bühne bringen. — schichte nur als Interviewpartner erzählen, ohne die Klubs der Bürgerbühne werden von Theaterpä- Leitung: Matin Soofipour (Theaterpädagogin)

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Bürgerbühne 99 Die Fern-Seher — 12 bis 15 Jahre Einmal im Monat zeigen die Theatersportler auf Bürgern, Neubürgern und Nichtbürgern, es gibt der Studiobühne in der Münsterstraße dem Pu- regelmäßig »Bürger Dinners«, Kinoabende mit Wenn ich könnte, würde ich am liebsten ganz weit blikum, was sie können. — Leitung: Sven Post dem »Cinema Paradiso«, Theaterworkshops, weg! In die Ferne! Wir reißen aus und gehen ge- (Schauspieler) Stadtrundgänge u. v. m. meinsam auf große Fahrt. Wohin sie uns führt und Zudem laden wir jede Woche auf die »Open was wir auf dieser Reise erleben, entscheidet ihr. Stage«: Hier kann und darf jede/r auftreten, der/ Wohin würdet ihr gern fahren, und wen oder was Die Grenzgänger — Generations- die etwas darbieten kann – ob Singer-Songwriter, würdet ihr mitnehmen? Was lasst ihr zurück? Was übergreifend von 16 bis 99 Jahren Bands, Improgruppen, Comedians, Geschichten- hofft ihr zu finden? Welcher Art soll eure Reise erzähler aus aller Welt, Experten für alltägliches, sein, und welches Verkehrsmittel braucht es da- Die »Festung Europa« macht die Grenzen dicht, unbekanntes und neues Wissen. für? Und warum ist die Sehnsucht nach der Ferne die europäische Idee offener Grenzübergänge Die feierliche Eröffnung des Café Eden fin- so unendlich groß? — Leitung: Matin Soofipour gerät zur utopischen Fantasie, und der Verlauf det am Montag, dem 19. September 2016, um (Theaterpädagogin) persönlicher und fremder Grenzen muss täglich 18 Uhr statt. Mit dabei: die Performancegruppe neu definiert werden. Welche Grenzen hast du andcompany&Co. mit einer künstlerischen In- überwunden, und welchen wirst du noch begeg- tervention. Die Animalischen — nen? Hier kommen Menschen zusammen, die sich Das Café Eden im Foyer des Jungen Schau- 16 bis 20 Jahre mit dem Thema Grenzen beschäftigen wollen, aus spiels in der Münsterstraße 446 ist anschließend allen Ländern, mit und ohne Fluchterfahrung. — jeden Montag ab 15 Uhr geöffnet. Parallel zur Spielplanproduktion »Farm der Tiere« Leitung: Anke Retzlaff (Schauspielerin) — Weitere Informationen zum Café Eden — von George Orwell wollen wir uns mit dem Stoff Tel: 0211. 85 23-777 — E-Mail: buergerbuehne@ auseinandersetzen. Wir erarbeiten eine ganz ei- duesseldorfer-schauspielhaus.de gene Version dieses Klassikers und stellen uns Der stille Chor — Generations- wichtige Fragen: Wogegen lehnen wir uns auf? übergreifend von 16 bis 99 Jahren Was wollen wir verändern? Wie lange kann man Godspeed! — Heldentraining für ein Unrechtssystem tolerieren? Und wie könn- Hier geht es um Protest, Meinung und Haltung. ein Leben in der Stadt te eigentlich eine bessere Politik aussehen? — Aktuelle politische und gesellschaftliche Phäno- Leitung: Thiemo Hackel (Theaterpädagoge) mene werden zunächst in einer Schreibwerkstatt Wie viele unbekannte Abenteuer geschehen zu Papier gebracht und diskutiert. Anschließend Tag für Tag in dieser Stadt? Welche Fähigkeiten formiert sich der stille Chor, um dem Drang nach braucht ein Held unserer Zeit, um im städtischen Die Café-Crew — Generations- Äußerung Ausdruck zu verleihen – ohne Worte Alltagsdschungel zu überleben? Wer sind über- übergreifend von 14 bis 99 Jahren zwar, dafür umso intensiver durch Körper und haupt diese Helden, und wo sind sie zu finden? Stimme. Schließlich tritt der stille Chor unerwar- Das Künstlerkollektiv projekt.il begibt sich ab Das Café Eden ist ein neuer Treffpunkt in Düs- tet dort in Erscheinung, wo es ihn braucht – auf September 2016 einmal im Monat mit einem seldorf. Es ist ein Ort für Geflüchtete und Düssel- öffentlichen Plätzen, in der Bahn, vor dem Rat- Bus auf eine Trainingsfahrt zu den Helden die- dorfer, Ureinwohner und Neuankömmlinge, der haus und an vielen anderen Orten in der Stadt. — ser Stadt. Die Zuschauer werden Menschen be- allen offen steht und der eine Reihe interessanter Leitung: Christof Seeger-Zurmühlen (Regisseur) gegnen, die kein Obdach haben, und solchen, kultureller Angebote macht. — In Kooperation mit zakk – Zentrum für Aktion, die wissen, wie man ohne Streichhölzer Feuer Du stehst selbst nicht gern auf der Bühne, Kultur und Kommunikation macht. Sie absolvieren ein Boxtraining, klettern sondern würdest lieber im Hintergrund die Fä- in U-Bahn-Schächte, befahren den Rhein u. v. m. den ziehen? Du kennst Bands oder Künstler aus Gesucht werden Experten, die wissen, wo die Düsseldorf und Umgebung? Du würdest gern ein verborgenen Pfade und magischen Orte unserer eigenes künstlerisches Format entwickeln, das Stadt liegen. Wenn Sie Ihr Wissen mit uns teilen im Café Eden gezeigt werden soll? Dann bewirb Bürgerbühne Spezial und das Publikum auf seiner Entdeckungstour dich bei der Café-Crew! Gemeinsam wollen wir als guter Geist und Weggefährte begleiten möch- das Café Eden gestalten und fortentwickeln als Café Eden – Refugees are ten, melden Sie sich bitte bis 1. August 2016 in der einen Ort, an dem vieles möglich ist – Konzerte, Bürgerbühne unter Tel: 0211. 85 23-777 — E-Mail: Lesungen, Open Stage, Poetry-Slams etc. Deine welcome here! — Ein Gemein- [email protected] Ideen sind gefragt! — Leitung: Thiemo Hackel schaftsprojekt von Düsseldorfer — Idee und Konzept: projekt.il (Bianca Künzel, (Theaterpädagoge) Schauspielhaus, zakk – Zentrum für Alexander Steindorf, Dorle Trachternach) Aktion, Kultur und Kommunika- Die Theatersportler — tion, Eine-Welt-Forum Düsseldorf Cinema Paradiso — Kino unter 13 bis 22 Jahre freiem Himmel Das Café Eden ist ein neuer Treffpunkt in Düs- Die Darstellung von Spaghetti al dente, Tod durch seldorf. Ein kleines »Paradies« zum Verweilen, Ein knallbunter Caravan, eine Leinwand, ein paar Wattestäbchen oder die Kreation eines neuen Hip- zum gemeinsamen Spielen oder einfach zum Bierbänke, ein Klavier und eine Popcornmaschi- Hop-Songs stellen das Improvisationstalent jedes Quatschen und Kaffeetrinken. Es ist ein Ort für ne: Sobald es dunkel wird, beginnt unter freiem Schauspielers auf die Probe – keine Absprachen, Geflüchtete und Düsseldorfer, Ureinwohner und Himmel die Magie des »Cinema Paradiso«. Ab keine Routine, alles ist Premiere. Was nicht ge- Neuankömmlinge. Ein Ort, der allen Bürgern der September 2016 präsentiert die Bürgerbühne fällt, fällt durch, denn die Zuschauer stimmen Stadt offen steht und der eine Reihe interessanter ausgewählte Arbeiten junger Filmemacher aus darüber ab, welches Team als Sieger aus dem kultureller Angebote macht. Das Café Eden ist nordafrikanischen und arabischen Ländern. Der Improvisationswettkampf hervorgeht. Der Aus- Treffpunkt und Diskussionsforum, Inszenierung Caravan fährt durch die Stadt, macht an verschie- tausch zwischen Publikum und Bühne garantiert und Tauschbörse. Jeden Montag ist es zudem ein denen Flüchtlingsunterkünften und vor dem Café ein Theatererlebnis der ganz besonderen Art. Ort für Informationsabende und Debatten mit Eden halt.

100 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Bürgerbühne In Kooperation mit TFF TheaterFilmFest gUG und gemeinsame Museums- und Theaterbesuche seldorf ins Flugzeug steigt, kann man Mumbai zakk – Zentrum für Aktion, Kultur und Kommuni- organisiert. — Kontakt Werkstatt: Lisa Till, in zwölf Stunden erreichen – unsere Welt wird kation — Künstlerische Leitung: projekt.il (Bianca Tel: 0211. 61 22 89 mehr und mehr zum globalen Dorf. Uns inte- Künzel, Alexander Steindorf, Dorle Trachternach) ressieren Begegnung, Austausch und Perspek- tivwechsel, und auch die vitale indische The- Die Wunderbar — Das gastro- aterszene sucht die Auseinandersetzung mit — Workshop universellen, zeitgenössischen Themen. Das Was guckst du? nomische Angebot im Foyer des zum interkulturellen Verständnis Goethe-Institut Mumbai und das Düsseldorfer Jungen Schauspiels Schauspielhaus planen im Rahmen des Projekts Wie gehen wir auf fremde Menschen zu? Schüch- »Future (t)here« das erste internationale künst- tern oder forsch? Lassen wir uns schnell auf neue Die Wunderbar ist zu Abend- und Wochenend- lerisch-theatrale Forschungslabor mit Jugendli- Situationen ein oder sind wir Gewohnheitstiere? vorstellungen sowie zu besonderen Anlässen ge- chen und jungen Erwachsenen. Es wird zunächst Welche Vorurteile haben wir gegenüber Men- öffnet. Die Seniorinnen und Senioren hinter dem im Herbst 2016 in Mumbai realisiert. Eine Fort- schen anderer Kultur und Sprache? Und wie wir- Tresen der Wunderbar sind buchstäblich wunder- setzung findet das Forschungslabor im Septem- ken wir Deutsche auf alle, die zu uns kommen? bare Gastgeber und geben jedem Theaterbesuch ber 2017 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Jedes Was ist typisch deutsch, was typisch Mensch, und einen stimmungsvollen Rahmen. Sie freuen sich Mal sind Jugendliche aus Mumbai und Düsseldorf was versteht man eigentlich unter interkulturel- übrigens auch über kleine Gäste, die zum Kinder- beteiligt, die in Workshops von Theatermachern lem Verständnis? geburtstag einladen möchten. Vor dem gemein- beider Länder begleitet werden und zudem Vor- Im Workshop stellen wir uns diesen Fragen, samen Vorstellungsbesuch kann die Geburtstags- tragsimpulse namhafter Experten aus Indien und unseren Vorurteilen oder Hirngespinsten mithilfe gesellschaft im Foyer feiern und wird dabei vom Deutschland erhalten. Edition 1 in Mumbai be- spielerisch-praktischer Übungen. Team der Wunderbar umsorgt. — schäftigt sich mit dem Thema »Nachhaltigkeit«, Der Workshop richtet sich an Interessierte je- Kontakt Wunderbar: Traudl Peters, Tel: 0211. 27 46 25 Edition 2 in Düsseldorf mit dem Thema »Radi- den Alters. Er findet jeden ersten Montag im Mo- kalisierung«. — Wir sind Partner des Projekts nat zwischen 17:00 und 19:00 Uhr in der Münster- FUTUREPERFECT von FUTURZWEI – Stiftung straße 446 statt. Im Anschluss laden wir die Teil- Zukunftsfähigkeit und Goethe-Institut. — Weitere nehmer herzlich ein, im Café Eden zu bleiben und Informationen zu »Future (T)here« Matin Soofipour gemeinsam den Montagabend ausklingen zu las- — Tel: 0211. 85 23-714 — E-Mail: matin.soofipour@ sen. — Weitere Informationen bei Matin Soofipour Festivals duesseldorfer-schauspielhaus.de — Tel: 0211. 85 23-714 — E-Mail: matin.soofipour@ duesseldorfer-schauspielhaus.de »Kinder zum Olymp!« — Netzwerk Odysseus und Sommer- 8. Kongress im Rahmen der Bildungs- theaterfestival Odyssee 2017 Bürger Dinner — initiative der Kulturstiftung der ein »Gesellschaftsspiel« für ernste Länder vom 26. bis 28. April 2017 Seit zehn Jahren arbeitet das »Netzwerk Odys- und unernste Begegnungen in Düsseldorf seus«, ein Team von Theatermachern mit päda- gogischer Erfahrung, unter dem Dach des Jungen Ob Punks und Banker oder Nonnen und Prosti- Die Akteure der kulturellen Bildung treffen sich Schauspiels in den Offenen Ganztagsschulen mit tuierte – ab dieser Spielzeit laden wir in regelmä- alle zwei Jahre zu einem kreativen Ideenaus- Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren. Zum Ab- ßigen Abständen Bürgerinnen und Bürger aus tausch, zu Vorträgen, Gesprächsrunden, Foren schluss jedes Schuljahrs findet das Sommerthea- Düsseldorf und Umgebung zu uns ins Café Eden und Präsentationen, zu Kunstevents und zum terfestival »Odyssee« statt, ein Spektakel, bei ein, die als Experten ihres Fachgebietes an einer geselligen Beisammensein. In diesem Jahr finden dem die Grundschulkinder die Ergebnisse ihrer langen Tafel gemeinsam essen und miteinander die zentralen Veranstaltungen des Kongresses im Arbeit in Aufführungen präsentieren. Zusätzlich ins Gespräch kommen. Das Publikum ist live da- Düsseldorfer Schauspielhaus statt. Teil des Pro- wird auf und um alle Bühnen des Jungen Schau- bei, isst mit und erfährt hautnah, was Hebammen gramms ist ein Premierenbesuch in der neu ge- spiels von früh bis spät zusammen gefeiert. — und Bestatter, Düsseldorfer und Kölner und viele gründeten Düsseldorfer Bürgerbühne. Speziell Weitere Informationen: Esther Reubold — E-Mail: andere mehr miteinander zu besprechen haben. für den Kongress wird die Inszenierung »Verlo- [email protected]­ Denn Essen ist lecker, macht Spaß und zwingt zu rene Lieder« erweitert und am 27. April 2017 zur ungezwungenen Gesprächen! — Leitung und Mo- Premiere gebracht. — In Kooperation mit der Bun- deration: Christof Seeger-Zurmühlen und Stefan deszentrale für politische Bildung, der Kulturstiftung Theatersport-Stadtmeister- Fischer-Fels — Die Termine entnehmen Sie bitte des Bundes, der Kunstsammlung NRW, der Landesre- schaft —­ Die Düsseldorfer Thea- dem Monatsleporello gierung Nordrhein-Westfalen und der Landeshaupt- tersportlegende lebt! stadt Düsseldorf Acht Teams aus acht Düsseldorfer Stadtteilen tre- Kulturzentrum der Generationen ten gegeneinander an, um die diesjährigen Könige e.V. — Angebote für Kinder und Future (t)here — International des Improvisationstheaters zu krönen. An insge- Jugendliche. Artistic Research Project — Edition samt sieben Abenden wird das Düsseldorfer Meis- 1 & 2: Mumbai – Düsseldorf 2016 terteam ermittelt. Das Publikum bestimmt, was Sämtliche Vereinsmitglieder engagieren sich und 2017 es sehen will und wer den Abend gewinnt. Nach ehrenamtlich. In der »Werkstatt Kunst und dramatischen Viertel- und Halbfinales findet zum Kultur« wird jeden Mittwoch in der Münster- Die Hafenstadt Mumbai ist mit 12,5 Millionen Ende der Spielzeit in der Münsterstraße das gro- straße mit Kindern im Alter zwischen 2 und 10 Einwohnern die größte Stadt Indiens und die ße Finale um den Titel statt. Damit euer Stadtteil Jahren gemalt und gebastelt. Unser Ziel ist, al- siebtgrößte Stadt der Welt. In Düsseldorf leben gewinnen kann, braucht euer Team natürlich eure len Kindern aus dem Stadtteil Zugang zu Kunst 620 000 Menschen, die Metropole Mumbai ist Unterstützung! — Weitere Informationen bei: Sven und Kultur zu ermöglichen. Regelmäßig werden damit zwanzigmal so groß. Wenn man in Düs- Post — E-Mail: [email protected]

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Bürgerbühne 101 THEATER, SCHULE & CO.

zu sprechen. Gemeinsam mit Beteiligten der Pro- Liebe Zuschauerinnen duktion wird über das Gesehene diskutiert. Ge- Angebote für Lehrer und und Zuschauer, spräche im Anschluss an die Vorstellung können Pädagogen für Schulklassen und andere Gruppen angefragt egal ob Sie mit Kindern, Jugendli- werden. Exklusiv für Lehrerinnen und Lehrer: Das neue chen oder einer Erwachsenengruppe Team des Düsseldorfer Schauspielhauses stellt Einführungen — vermitteln einen Vorge- den Spielplan der Theatersaison 2016/17 vor. zu uns ins Theater kommen: Wir schmack auf den Theaterbesuch. Sie schärfen den Schauspiel, Junges Schauspiel, Bürgerbühne: heißen Sie herzlich willkommen! Blick für die Besonderheiten der jeweiligen Insze- Vom Klassiker über Mythen und Märchen bis hin nierung, stimmen auf den Abend ein und bieten zu Gegenwartsstoffen bietet das Düsseldorfer Die Zusammenarbeit mit den Schulen und Bil- die Möglichkeit, einen Einblick in die Gedanken Schauspielhaus für das Schuljahr 2016/17 an meh- dungseinrichtungen ist eine wichtige Verbin- des Regieteams zu bekommen. Einführungen zu reren Spielorten in der ganzen Stadt eine Vielfalt dung zwischen dem Theater und der Stadt. Wir, ausgewiesenen Vorstellungen finden eine halbe von Theatererlebnissen von der ersten Klasse bis die Theaterpädagogen, verstehen uns als Vermitt- Stunde vor Vorstellungsbeginn statt oder können zur Oberstufe an. Zu Spielzeitbeginn stellt das lungskünstler, die mit einer Reihe interessanter individuell bei der Theaterpädagogik angefragt neue Team die Premieren der Saison in interessan- Veranstaltungen Ihren Theaterbesuch abrunden werden. ten Gesprächen, szenischen oder musikalischen und damit die Parallelen zwischen der Lebenswelt Ausschnitten vor und informiert zudem über das der Besucher und den vielfältigen Angeboten des umfangreiche theaterpädagogische Angebot. Wir Theaters aufzeigen können. Begeben Sie sich mit freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit! auf eine spannende Entdeckungsgreise durch den Besondere Angebote für Die Veranstaltung findet am 6. September Spielplan und nutzen Sie die zahlreichen theater- Schulklassen 2016 um 18 Uhr in der Münsterstraße 446 statt. pädagogischen Angebote! Der Eintritt ist frei. Das Theater ist eine Schule der Wahrnehmung Kreativ.Schulen — beschäftigen sich intensiv Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, und des Erlebens. Wir laden Sie ein zu Gespräch mit den Themen einer Inszenierung und entwer- E-Mail: [email protected] und Spiel, zum Forschen und Wünschen, zum fen eine Ausstellung, die dann im Rahmen der Deuten und Nachdenken, zum Weiterbilden und Premiere im Foyer des Theaters gezeigt wird. Un- Spotlight: ­Treffpunkt Kultur — Exklusive Vor- zum Genießen, kurz: zur Auseinandersetzung mit terstützt werden sie dabei von den Dramaturgen aufführung für Lehrerinnen und Lehrer — Wir Ihrem und unserem Theater. und den Theaterpädagogen, die in Gesprächen bieten Ihnen die Möglichkeit, sich vorab von un- oder Workshops auf die Inszenierung einstim- seren Premieren ein Bild zu machen. Unterstützt Thiemo Hackel und Matin Soofipour men. Ob gemeinsame Projekttage oder eine ganze vom Schulamt der Stadt Düsseldorf öffnen wir vor Leitung der Theaterpädagogik D’Haus Projektwoche, die Rahmenbedingungen bestim- jeder Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus men Sie. unsere Türen für einen ganz besonderen Proben- Bitte richten Sie Ihre Anfragen an Thiemo Hackel Sollte sich lediglich eine einzelne Klasse aus besuch. Nach einer kurzen Einführung im Foyer — Tel: 0211. 85 23-402 — E-Mail: thiemo.hackel@ einer Schule für das Angebot interessieren, ist es nehmen Sie an der Hauptprobe teil. Sie können duesseldorfer-schauspielhaus.de — oder Matin auch möglich, sich als Kreativ.Klasse anzumel- das Stück auf diese Weise einige Tage vor der Pre- Soofipour — Tel: 0211. 85 23-714 — E-Mail: matin. den. Die Klasse wird sich intensiv mit der Insze- miere sehen. Im Anschluss gibt es die Gelegenheit, [email protected] nierung auseinandersetzen, eine Probe besuchen sich in lockerer Runde über das Gesehene auszu- und die Produktion vom Probenstart an begleiten. tauschen. Wir sind gespannt auf Ihre Eindrücke, Als Abschluss der Projektarbeit wird ein Theater- Anregungen und Kommentare. — In Koopera- besuch bei der Inszenierung angeboten, zu der tion mit dem Schulamt der Stadt Düsseldorf. Für Gruppen jeden Alters die Klasse gearbeitet hat. — Wenn Sie »Kreativ. Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, Schule« oder »Kreativ.Klasse« werden möchten, E-Mail: [email protected] Workshops — bieten die Möglichkeit, einen schicken Sie uns eine kreative Bewerbung. Theaterbesuch spielerisch und mit theaterpäda- Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, Material zur Inszenierung — finden Sie auf gogischen Übungen vorzubereiten bzw. im An- E-Mail: [email protected] der Homepage zum Download, oder Sie können schluss die Eindrücke der jeweiligen Inszenierung es bei der Theaterpädagogik kostenlos in digitaler zu sortieren und zu vertiefen. Im Vordergrund Theater.Paten — bieten einer Klasse die Mög- oder gedruckter Version bestellen. Das Material stehen das Selbermachen, das Experimentieren lichkeit, mit einer Schauspielerin/einem Schau- bietet einen ausführlichen Einblick in die The- und das Spielen, um die zentralen Themen des spieler zweimal im Schuljahr ins Theater zu ge- matik des jeweiligen Stücks, nimmt Bezug auf die Stücks greifbar zu machen. Ein Workshop dauert hen. Gestartet wird mit einem Kennenlerntreffen Besonderheiten der Inszenierung und beinhaltet zwei Schulstunden und ist in Verbindung mit ei- in der Schule, gefolgt von einem gemeinsamen praktische Übungen zur Vor- und Nachbereitung nem Vorstellungsbesuch kostenfrei. Theaterbesuch mit anschließendem Gespräch im Unterricht. über das Gesehene. Zum Abschluss besucht man Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, Theaterführungen — ermöglichen den be- eine Vorstellung, in der die Patin/der Pate selbst E-Mail: [email protected] rühmten Blick hinter die Kulissen und zeigen, auf der Bühne steht. — Wenn Sie bei »Theater.Pa- was passieren muss, damit eine Vorstellung über- ten« mitmachen möchten, schicken Sie uns eine Poesiepause — eine künstlerische Interven- haupt stattfinden kann. Altersgerecht wird über kreative Bewerbung. tion im Schulunterricht — Düsseldorfer Schüler die Geschichte des Theaters, die technischen Mög- Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, im Alter von 12 bis 14 Jahren bekommen mitten lichkeiten der Bühne und die verschiedenen Thea- E-Mail: [email protected] im Unterricht überraschenden Besuch: Für zehn terberufe aufgeklärt. Im Rahmen von Führungen Minuten stören Schauspieler, Slam-Poeten oder durch unser Haus können Gruppen das Theater Singer-Songwriter den Schulalltag und überra- einmal nicht »nur« vom Zuschauerraum aus er- schen die Jugendlichen mit zeitgenössischer oder leben, sondern hinter die Türen schauen, die für klassischer Wortkunst. Im Anschluss an jede In- das Publikum normalerweise verschlossen sind. tervention haben die Schüler die Möglichkeit, ihre unmittelbaren Eindrücke in einem persönlichen Publikumsgespräche — bieten die Möglich- Poesiealbum festzuhalten – ohne Zwang und ohne keit, nachzufragen, zu beschreiben, zu kritisie- Benotung. In einem Workshop werden die Noti- ren, zu loben und mit den Theatermachern direkt zen aus dem Poesiealbum später in eigene Texte

102 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Theater und Schule THEATER, SCHULE & CO.

verwandelt. Gecoacht und begleitet werden die Die Theatermacher — Diese Fortbildung der Der direkte Draht zu uns Schüler von den Künstlern, die sie zuvor auf der besonderen Art richtet sich an diejenigen, die Klassenzimmerbühne erlebt haben. im Schultheater hinter den Kulissen die Fäden Thiemo Hackel — Ansprech- In Kooperation mit zakk – Zentrum für Aktion, ziehen, die Theater-AG oder den Literaturkurs partner Theater, Schule & Co. — Kultur und Kommunikation und Eine-Welt-Forum leiten, sowie an alle interessierten Pädagogen Tel: 0211. 85 23-402 — E-Mail: Düsseldorf. Gefördert vom Ministerium für Familie, und Lehrer. Gemeinsam analysieren wir, welche Kinder, Jugend, Kultur & Sport des Landes NRW. Arbeitsschritte auf dem Weg zu einer Schulthea- thiemo.hackel@duesseldorfer- teraufführung nötig sind, und erarbeiten im schauspielhaus.de Lauf der Spielzeit gemeinsam eine eigene Insze- Matin Soofipour — Ansprech- Fortbildungen nierung. Stehen Sie einmal selbst auf der Bühne! Die Fortbildung findet einmal wöchentlich statt partnerin Bürger­bühnen-Klubs — Die Schule des Wahrnehmens — Zweimal pro (außer in den Ferien). Zum Abschluss erhalten Sie Tel: 0211. 85 23-714 — E-Mail: Spielzeit bieten wir Lehrerinnen, Lehrern und ein Zertifikat, das nachweist, dass Sie eine Berufs- matin.soofipour@duesseldorfer- Interessierten die Möglichkeit, an unserer neuen fortbildung unter professioneller Leitung besucht schauspielhaus.de Fortbildungsreihe teilzunehmen. An jeweils fünf haben. Teilnahmegebühr: 200 Euro pro Person für Terminen (über ein Halbjahr verteilt) möch- eine Spielzeit. Kartenbuchungen für Schulen ten wir Sie einladen, Ihre Sinne zu schärfen. Ob Kontakt: Tanja Meurers — E-Mail: tanja.meurers@ — für alle Veranstaltungen in der Lichtdesign, Theatermusik oder Video – in fünf duesseldorfer-schauspielhaus.de Münsterstraße 446 — Tel: 0211. 85 Modulen zeigen wir Ihnen, wie die unterschied- lichen Sinne im Theater angesprochen werden, 23-710 — E-Mail: karten-junges@ welche Künstler an einer Inszenierung beteiligt Langfristige Kooperationen duesseldorfer-schauspielhaus.de sein können und wie unterschiedlich sie jeweils — für Inszenierungen im Central so- arbeiten. In der »Schule des Wahrnehmens« ist Theater.Fieber — nennt sich das erfolgreiche aber auch Ihre Kreativität gefragt: beim Selberma- Kooperationsprojekt zwischen dem Düsseldorfer wie an unseren Spielorten in der Stadt chen, Ausprobieren und Experimentieren. Wenn Schauspielhaus und Düsseldorfer Schulen. Unter — Tel: 0211. 36 99 11 — E-Mail: karten sie alle fünf Module besucht haben, erhalten Sie der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister @duesseldorfer-schauspielhaus.de ein Zertifikat, das nachweist, dass Sie eine Berufs- Thomas Geisel schließen Schule und Theater ei- fortbildung unter professioneller Leitung besucht nen Vertrag über drei Jahre. Die Schule verpflich- haben. tet sich, mindestens einmal im Jahr mit allen Die Fortbildung findet montags von 17.00 bis Schülerinnen und Schülern eine Vorstellung des 19.00 Uhr im Jungen Schauspielhaus in der Müns- Schauspielhauses zu besuchen. terstraße statt. Da wir zu einigen Terminen auch Dank der Unterstützung der »Freunde des Gastdozenten einladen möchten, liegt die Teil- Schauspielhauses e.V.« erhalten diejenigen Kin- nahmegebühr für die gesamte Fortbildung bei der und Jugendlichen, die einen Theaterbesuch 75 Euro pro Person (5 Module à 2 Stunden). nicht selbst finanzieren können, freien Eintritt. Des Weiteren erhalten »Theater.Fieber«-Schu- Termine len Unterstützung bei der Realisierung eigener 1. Halbjahr 2. Halbjahr Schultheateraufführungen; exklusiv vor allen Montag, 26.09. 2016 Montag, 13. 02. 2017 anderen Schulen alle relevanten Spieltermine; Montag, 07. 11. 2016 Montag, 06. 03. 2017 die Möglichkeit, eine »Wunschliste« zu Anfang Montag, 21. 11. 2016 Montag, 20. 03. 2017 jeder Spielzeit einzureichen, welche Inszenierung Montag, 05. 12. 2016 Montag, 03. 04. 2017 besucht werden soll. Montag, 16. 01. 2017 Montag, 08. 05. 2017 In der Spielzeit 2015/16 nahmen vierundzwan- zig Grundschulen und dreiundzwanzig weiter- Für die Fortbildung im ersten Halbjahr können Sie führende Schulen am »Theater.Fieber« teil. Wenn sich bis zum 19. September 2016, für die im zwei- Sie »Theater.Fieber«-Schule werden möchten, ten Halbjahr bis zum 6. Februar 2017 anmelden. kommen wir gern zu einem Planungsgespräch zu Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, Ihnen. E-Mail: [email protected] Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, E-Mail: [email protected]

Theater.Fieber.Plus — bietet die Möglichkeit, noch enger mit dem Schauspielhaus zu kooperie- ren. Über den normalen »Theater.Fieber«-Vertrag hinaus ist es möglich, die Kooperation individuell nach den Bedürfnissen der jeweiligen Schule zu definieren. Besonders eignen sich z. B. Schulen mit einem Theaterschwerpunkt, die in diesem Modell gesondert durch das Team des Düssel- dorfer Schauspielhauses unterstützt werden. Zurzeit arbeiten wir u. a. mit der Friedrich-Al- bert-Lange-Gesamtschule Solingen oder dem Goe- the-Gymnasium Düsseldorf auf diese Weise zu- sammen. Wenn Sie »Theater.Fieber.Plus«-Schule werden möchten, kommen wir gern zu einem Pla- nungsgespräch zu Ihnen. Kontakt: Thiemo Hackel — Tel: 0211. 85 23-402, E-Mail: [email protected]

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Theater und Schule 103 Ensemble und Mitarbeiter 2016/17

Schaupielerinnen und Intendanz Technische Leitung Schauspieler — Generalintendant: Wilfried Schulz — Technischer Direktor: Lothar Grabowsky — Ensemble: Cathleen Baumann, Tabea — Kaufmännische Geschäftsführerin: — Assistentin Technische Direktion: Dana Bettin, Judith Bohle, Markus Danzeisen, Claudia Schmitz — Künstlerischer Leiter Gronert — Produktionsleiter: Wendelin Christian Erdmann, Moritz Führmann, Junges Schauspiel: Stefan Fischer-Fels Hußmann — Mitarbeiter Technische Direktion / Stefan Gorski, Andreas Grothgar, Lieke — Künstlerischer Leiter Bürgerbühne: Brandschutzbeauftragter: Ronald Mengler Hoppe, Claudia Hübbecker, André Christof Seeger-Zurmühlen — — Mitarbeiter Technische Direktion: David Kaczmarczyk, Torben Kessler, Kilian Land, Stellvertretender Generalintendant: Robert Koall Maiwald — Technischer Einkäufer / Fachkraft Florian Lange, Jonas Friedrich Leonhardi, für Arbeitssicherheit: Kai Janitz Konstantin Lindhorst, Alexej Lochmann, Dramaturgie Jan Maak, Karin Pfammatter, Rainer Philippi, Bühne Thiemo Schwarz, Michaela Steiger, Lou — Chefdramaturg: Robert Koall — Drama- — Bühneninspektor: Oliver König — Strenger, Andrei Viorel Tacu, Sebastian turgie: Janine Ortiz, Frederik Tidén, Felicitas Bühnenmeister: Werner Piel, Leo Rütter, Axel Tessenow, Cennet Rüya Voß, Hanna Werth, Zürcher (Leitende Dramaturgin und Koope- Schaaf, Jürgen Teitge (Junges Schauspiel) Thomas Wittmann, Minna Wündrich — ration Mozarteum), Alexandra Althoff (Gast), — Seitenmeister: Wolfgang Cieborra, Uwe sowie als Gäste: Sonja Beißwenger, Heikko Beret Evensen (Gast), Armin Kerber (Gast) Dahlheimer, Klaus von Eichmann, Franz- Deutschmann, Rosa Enskat, Christian — Mitarbeit: Arina Nestieva Josef Franken, Hans-Joachim Groß, Marco Friedel, Burghart Klaußner, Jana Schulz, Pröpper, Nicolai Sokolow, Thomas Teichert Yohanna Schwertfeger Junges Schauspiel / Bürgerbühne / — Bühnentechniker: Stefan — Ensemble Junges Schauspiel: Maëlle Theaterpädagogik Borrmann, Jürgen Canters, Alexander Giovanetti, Julia Goldberg, Jonathan Gyles, Cröngen, Ralf Dräger, Uwe Drockenmüller, Paul Jumin Hoffmann, Alessa Kordeck, Maria — Künstlerischer Leiter Junges Schauspiel: Detlef Foth, Wolfgang Frank, Nico Franz, Perlick, Kilian Ponert, Bernhard Schmidt- Stefan Fischer-Fels — Künstlerischer Leiter Dirk Friedrichs, Michael Gillmeister, Jörg Hackenberg — sowie als Gäste: Julia Dillmann, Bürgerbühne: Christof Seeger-Zurmühlen Glaser, Jens Hummel, Arnd Jansen, Falk Anke Retzlaff, Alexander Steindorf — Dramaturgie: Kirstin Hess, Judith Kierdorf, Detlef Klenz, Andreas König, — Studierende Mozarteum Thomas Bernhard Weißenborn, Dorle Trachternach (Gast), Jasminko Kovac, Peter Lattek, Thomas Luge, Institut Salzburg: Sergej Czepurnyi, Martin Julia Dillmann (Gast) — Theaterpädagogen: Thorsten Methner, Miguel Oliveira da Silva, Esser, Wolf Danny Homann, Adrienne Lejko, Thiemo Hackel, Matin Soofipour, Tanja Köksal Öz, Alexander Pett, Manuel Pötsch, Niklas Maienschein, Dominik Puhl, Rebecca Meurers (Gast) — Kartenverkauf / Sekretariat: Peter Raven, Emir Redzic, Ralf Antonius Seidel, Nina Steils, Caner Sunar Marija Krcar — Assistenz Junges Schauspiel: Schlüter, Stephan Schumacher, Andreas Fabian Rosonsky — Assistenz Bürgerbühne: Steuer, Dieter Teegen-Raszeja, Thomas Regie Rosa Ingenhoven Wildhagen (Vorarbeiter Junges Schauspiel), Markus Schendera (Junges Schauspiel) andcompany&Co., Stefan Bachmann, Künstlerisches Betriebsbüro — Hausschreiner: Jörg Fanenbruck Gregory Caers, Liesbeth Coltof, Alexander Eisenach, Jan Friedrich, Jan Gehler, Jan Phillip — Künstlerischer Betriebsdirektor: Roland Beleuchtung Gloger, Suna Gürler, Matthias Hartmann, Spohr — Leitung Künstlerisches Betriebsbüro — Leiter Beleuchtung / Lichtgestaltung: Peter Jordan, Stefan Kaegi, Leonhard Koppel- und Disponentin: Helke Schramm — Mitar- Jean-Mario Bessière — Beleuchtungsmeister: mann, Tilmann Köhler, Malte C. Lachmann, beit: Natalie Kroll, Christina Lutgen — Regie- Christian Schmidt, Konstantin Sonneson, Robert Lehniger, Daniela Löffner, Bernhard assistenz: Felix Kracke, David Schnaegelberger, Wolfgang Wächter, Michael Röther (Beleuch- Mikeska, David Mouchtar-­Samorai, Hanna Celine Irony Staigies, Juliane Hendes (Gast) tungsinspektor und Technischer Leiter Junges Müller, Robert Neumann, Frank Panhans, — Soufflage: Pia Beine, Marion Bryx, Sven Schauspiel) — Vorarbeiter: Björn Bock, René Grete Pagan, Joanna Praml, projekt.il, Kurt Hofmann, Eva-Maria Voller — Inspizienz: Königs, Jörg Paschen, Andreas Thomé, Jens Josef Schildknecht, Christof Seeger-Zurmühlen, Paul Adler, Arne Sabelberg (Leiter Statiste- Wedde — Beleuchter : Abderrahim Simon Solberg, Bernadette Sonnenbichler rie), Andrea Seliger, Frank Sellentin Achahboun, Sinisa Arnautovic, Alessandra (Hausregisseurin), Evgeny Titov, Linus Blum, Peter Bothmann, Frank Casper, Nicole Tunström, Sascha Sulimma, Roger Vontobel Kommunikation Hoika-Pützer, Nicolai Komischke, Sarah (Hausregisseur), Robert Wilson, Sönke Moritz, Mehmet Özay, Michael Schröter, Wortmann — Leiterin: Martina Aschmies — Mitarbeit: Damjan Stojkowski, Heike Weinauer, Daniel Laura Jil Beyer, Marita Ingenhoven (Schwer- Rautenberg (Junges Schauspiel) Bühne und Kostüm punkt Junges Schauspiel) — Grafik und Konzept: Johannes Erler, Nils Thomsen, To n Iyen Agbonifo-Obaseki, Janina Audick, Maria Moritz Mortimer Müller (ErlerSkibbeTöns- — Leitender Tonmeister: Hans-Jürgen Becker Bahra, Inge Coleman, Alexandre Corazzola, mann) — Fotografen: Sebastian Hoppe, — Tontechniker: Torben Kärst, Christoph Jana Denhoven, Kirsten Dephoff, Muriel Matthias Horn, Thomas Rabsch — Illustration: Lewandowski — Sounddesigner: Peer Seuken, Gerstner, Heinz Hauser, Lena Hinz, Ellen Katharina Gschwendtner Marco Hugo Schretter (Junges Schauspiel) Hofmann, David Hohmann, Dominic Huber, Claudia Kalinski, Tina Kloempken, Alissa Video Kolbusch, Tanja Kramberger, Annick Lavallee-­ — Leiter Videotechnik: Tim Deckers — Benny, Mofu Onifade, Max Julian Otto, Jacques Videotechniker: Lucas Magnus Peter Reynaud, Karoly Risz, Claudia Rohner, Sabrina Rox, Franziska Sauer, Lena Schmid, Jan A. Requisite Schroeder, Johannes Schütz, Michael Sieberock- — Stellvertretende Leiterin: Annette Laube Serafimowitsch, Inga Timm, Karel Vanhooren, — Requisiteure: Karin Buchholz, Ramona Daniel Wollenzin — Light Design: Scott Bolman Erkelenz, Driton Kamberi, Stefanie Pürschler, — Video: Moritz Grewenig, Silke Pielsticker Julia Sandscheper, Dominika Sich, Alexandra Wudtke, Carsten Vogel (Junges Schauspiel) Musik andcompany&Co., Anna Calvi, Knut Jensen, Klaus Mages, Sven Michelson, Parviz Mir-Ali, Morena, Tanja Pannier, Klaus-Lothar Peters, Bojan Vuletić, Hajo Wiesemann — Choreographie: Clebio Oliveira, Nora Pfahl

104 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen Werkstätten — Maske — Leiterin Maske: Heike Wirtz Betriebsrat — Schreinerei — Leiter: Stefan Heinen — Stellvertretende Leiterin: Jutta Ross — — Stellvertretender Leiter: Wolfgang Deege 1. Maskenbildner: Alexander Bernhardt — — Vorsitzende: Bärbel Hain — 1. Stellvertre- — Tischler: Boris Beer, Roman Bujnowski, 1. Maskenbildnerin: Monika Fenjves — ter: Thorsten Methner — 2. Stellvertreterin: Joachim Derichs, Florian Kesseler, Andreas Maskenbildner: Natalie Aust, Matthias Butt, Dominika Sich — Mitglieder: Silvia Becker, Ludwig, Manuela Ringfort, Stefan Scholz, Catherine Franco Caamano, Gesa Gerwin, Matthias Butt, Joachim Derichs, Ralf Dräger, Lutz Wöltjen Uta Lindner, Isabel Oebel, Katarina Oeter, Nico Franz, Corinna Schumacher, Ingeborg Heike Piotrowski, Hildegard Maria Winter, Pförtner, Konstantin Sonneson — Vertrau- — Schlosserei — Leiter: Dirk Pietschmann Silke Adams (Junges Schauspiel) ensperson der Schwerbehinderten: Abderrahim (Metallbaumeister) — Stellvertretender Achahboun Leiter: Ralf Menge (Metallbaumeister) — Verwaltung Maschinenschlosser: Dirk Holste, Aidan Aufsichtsrat O’Leary, Adnan Özdemir, Torsten Wolff — Kaufmännische Geschäftsführerin: Claudia Schmitz — Mitarbeiterin: Wiebke Fischer — Vorsitz — Vorsitzender: Thomas Geisel — Malsaal / Plastik — Leiterin: Angela (Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf) Hecker — Bühnenmalerinnen: Yvonne Controlling — Stellvertretender Vorsitzender: Bernd Kriebitz, Livia Raisch, Annette Schwebs — Beatrice Rafelt Neuendorf (Staatssekretär, Ministerium für Leiterin Plastik: Katja Schümann-Forsen — Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Bühnenplastikerin: Silvia Riehm-Dombek Finanz- und Rechnungswesen Landes Nordrhein-Westfalen) — Mitglieder — Auszubildende Bühnenmaler und Plastiker: — Leiter: Thomas Sapia — Buchhalterinnen: der Stadt Düsseldorf: Friedrich G. Conzen Cornelia Heyer, Leja Bohne Marita Diedrichs, Elke Schneider — Sachbe- (Bürgermeister), Peter Knäpper (Ratsherr), arbeiterin: Petra Pritschkat Hans-Georg Lohe (Kulturdezernent), — Polsterei — Leiter: Ralf Fleßer — Manfred Neuenhaus (Ratsherr), Dr. Susanne Polsterer: Sandra Kahl, Manfred Mines Personal Schwabach-Albrecht (Vorsitzende des — Leiter: Norbert Frank — Personalsachbear- Fördervereins Junges Schauspielhaus e.V., — Magazin — Material- und Inventar- beiterinnen: Gundula Apel, Ursula Hirtschulz, Mitglied Kulturausschuss), Philipp Tacer verwalter: Heinz-Werner Schwerdtfeger Petra Isbanner, Elke Menge (Ratsherr), Karin Trepke (Mitglied Kultur- ausschuss) — Mitglieder Land Nord- Transport Allgemeine Verwaltung rhein-Westfalen: Martin Frede (Ministerialrat — Leiter Transport: Klaus Preußer — — Leiter: Thomas Oeltjendiers — Sekreta- Finanzministerium), Christina Halstenberg- Stellvertretender Leiter: Dieter Bansemer — riat Verwaltung: Christa Dach — Haus- Bornhofen (Ministerialdirigentin Staatskanz- Mitarbeiter Transportabteilung: Jürgen inspektion Leiter: Thomas Pinzler — Pforte: lei), Gerhard Heilgenberg (Ministerialdiri- Hackbarth, Thomas Mosbeux, Reiner Preuß Manfred Andrzejewski, Wolfgang Cebella, gent Finanzministerium), Dr. Hildegard Heiko Toht, Darko Vasic — Botendienst: Kaluza (Kulturabteilungsleiterin Ministerium Kostüm und Maske Michael Kleinod — Raumpflegerinnen: für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Adziajrija Abduloska, Ljubica Jeremic, Stojna Sport), Anne Lütkes (Regierungspräsidentin — Direktorin: Eva-Maria Gnatzy — Assistentin Krosse, Marija Petrovic, Marija Saemisch, der Bezirksregierung Düsseldorf), Bettina Kostümleitung: Elke Weidner — Assistentin für Leposava Vasic Milz (Referatsleiterin Theater und Tanz, Kostümgestaltung: Simone Willnecker Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Gebäudemanagement Kultur und Sport), Johannes Winkel (Minis- — Damenschneiderei — Damengewand- — Leiter: Christoph Krüssel — Mitarbeiter: terialdirigent Ministerium für Inneres und meisterin: Kerrin Kabbe — Vorhandwerkerin: Thomas Häger Kommunales) — Weiteres Mitglied: Dr. Sumitra Amft — Schneiderinnen: Marija Michael Strahl (Vorsitzender der Freunde des Benzia, Birgit Böhnisch, Inge Breuer, — Betriebstechnik — Leiter: Michael Auster, Düsseldorfer Schauspielhauses e.V.) Katharina Harenburg, Ingeborg Pförtner — Markus Wörle — Betriebstechniker: Aleksan- Ankleiderinnen: Astrid Bender-Peters, Maria der Celec, Sven Zimmermann — Heizungs- Ittermann, Annett Kafuta, Charlotte Michalak, und Klimatechniker: René Walter — Elektro- Antonia Schmitz, Corinna Schumacher, Anja technik / Verantwortliche Elektrofachkraft: Decher (Junges Schauspiel), Lea Schiffer- Bogdan Jasinski Schulte (Junges Schauspiel) — Modistin: Ruth Oellers Vertrieb und Besucherservice — Leiter Vertrieb: Roland Büdenbender — Herrenschneiderei — Herrengewandmeiste- — Theaterkasse: Melek Acikgöz, Silvia Becker, rinnen: Regina Maria Erl, Thea Ulbricht — Monika Brosge, Brigitte Deisenroth, Ilka De Vorhandwerkerin: Eva Schneider — Schneide- Donato-Jüngst, Petra Polte — Abonnement- rinnen: Susanne Dickopf, Irene Feldkeller, büro: Andrea Acikgöz — Leiterin Besucherser- Christiane Hübner, Meike Kurtscheidt, vice: Claudia Lindt — Besucherservice: Thomas Dagmar Laermann, Sophie Lebas — Anklei- Berschick, Andrea Boes, Stephanie Borst, derinnen: Jassin Göllmann, Heike Krebs, Julia Petra Breuer, Jan Dochan, Ingrid Eisenbach, Laniewicz, Verena Maier, Susanne Miersch, Pia Eisenbach, Fiorella Falero Ramirez, Anneliese Röhl, Marija Schander — Monika Georgiadis, Axel Grommann, Schuhmacherin: Lika Chkhutiashvili Friederike Heimbach, Nana Kalatozi, Iris Kreth, Katrin Lenz, Susanne Liebig, Caterina — Kostümfundus: Jana Andrzejewski, Mascia, Brigitte Müdder, Dona Naghash- Cornelia Metzl Sadraei, Sajba Öz, Cornelia Petersilie, Christiane Piel, Elena Pudenz, Roswitha Sprenger, Till Uhlenbrock, Anna Witulla

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen 105 Service Liebes Publikum, verehrte Gäste —­ seien Sie herz- Unsere Festplatz-Abonnements bieten Ihnen mit Beginn lich willkommen zur Spielzeit 2016/17! An dieser Stelle der neuen Spielzeit einen Preisvorteil zwischen 40 und möchten wir Ihnen Neuerungen vorstellen, die Sie er- 50 % zum jeweiligen Normalpreis. Wir zeigen Ihnen 7 warten, wenn Sie für unsere Veranstaltungen eine Ein- (im Premieren-Abonnement 8) neue Inszenierungen auf trittskarte oder ein Abonnement kaufen. der Großen Bühne. Sie erfahren jetzt schon das Datum Aufgrund von Bauarbeiten im Umfeld des Gustaf- Ihres Vorstellungsbesuchs, und wir nennen Ihnen die Gründgens-Platzes bleibt das Schauspielhaus in der Spiel- Produktionen, die Sie auf jeden Fall im Rahmen Ihres zeit 2016/17 geschlossen. Wir spielen weiter für Sie im Abonnements auf der Großen Bühne sehen. Dazu besu- Central unsere Repertoirevorstellungen auf der Großen chen Sie eine Auswahl von 3 (beim Premieren-Abonne- und der Kleinen Bühne. Die Spielstätte des Jungen Schau- ment 2) Neuproduktionen auf der Kleinen Bühne zum spiel bleibt unverändert die Münsterstraße 446. Theater feststehenden Datum. Und das natürlich, je nach Ver- erwartet Sie aber auch an anderen Orten in der Stadt: So fügbarkeit, auf Ihrem Lieblingsplatz. laden wir Sie von September bis Oktober 2016 in unser Neu ist unser Kleines Abonnement: Besuchen Sie 4 Theaterzelt am Corneliusplatz ein. Außerdem spielen wir Vorstellungen auf der Großen Bühne und 2 Vorstellungen für Sie im Capitol Theater und im Dreischeibenhaus – auf der Kleinen Bühne im Central. bitte verfolgen Sie hierzu die Vorankündigungen in un- Als Festplatz-Abonnent erhalten Sie neben den Ih- seren Monatsspielplänen. nen bekannten Vorteilen zusätzlich eine Freikarte für Die Mitarbeiter unserer Theaterkasse sind in den be- den Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und ein kannten Vorverkaufsstellen im Central und im Opernshop kostenloses Programmheft zu jeder Veranstaltung, die für Sie da und beraten Sie gerne. Zusätzlich wird vom Sie besuchen. Selbstverständlich bringt Sie Ihr Abonne- 8. August bis 30. Oktober 2016 eine Vorverkaufsstelle mentausweis als VRR-Fahrausweis sicher zu uns und am Corneliusplatz eingerichtet, wo Sie Karten für alle wieder nach Hause. Veranstaltungen erwerben können. Sie möchten Ihre Natürlich behalten wir das beliebte Wahl-Abonne- Karten lieber zu Hause kaufen? Dann nutzen Sie unseren ment weiter für Sie im Angebot. Bei voller Flexibilität Webshop – www.duesseldorfer-schauspielhaus.de –, na- bekommen Sie 7 Gutscheine für die Große Bühne und 3 türlich gebührenfrei. Gutscheine für die Kleine Bühne bei einer Ermäßigung Wir haben die Kartenpreise überarbeitet: Während von 40 % zum Normalpreis. Mit Ihrem Wahl-Gutschein wir die 1. Kategorie moderat erhöht haben, bieten wir für die Große Bühne können Sie alternativ auch eine Ihnen nun erstmals auch Karten im Preissegment zwi- Vorstellung im Theaterzelt besuchen. schen 20 Euro und 30 Euro an und haben unser Kontin- Nutzen Sie den Blauen Tag und den Familientag – gent für Karten unter 20 Euro ausgeweitet. jeder Platz kostet 10 Euro, ermäßigt 7 Euro. Am Fami- Für Premieren gilt eine eigene Preisgruppe. Zusätz- lientag zeigen wir die Veranstaltungen, die wir für die lich haben wir zwei Sonderpreisgruppen – F und G – für ganze Familie empfehlen. Hinweise auf Blaue Tage und ausgewählte Veranstaltungen eingerichtet. Unsere Mo- Familientage sowie auf weitere Sonderaktionen, z.B. Spe- natsspielpläne und unsere Internetseite informieren Sie cials zu Feiertagen, finden Sie in den Monatsspielplänen. ausführlich darüber, welcher Preis für die Veranstaltung Seien Sie gespannt auf eine abwechslungsreiche Ihrer Wahl gilt. Spielzeit in Ihrem Düsseldorfer Schauspielhaus. — Wussten Sie, dass Ihre Karte auch Ihr VRR-Fahrausweis ist? Wir freuen uns auf Sie!

106 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen Eintrittspreise und Ermäßigungen

Preise — Central, Große Bühne Preise — Theaterzelt auf dem Corneliusplatz

Preisgruppe Premieren Sonderpreise F+G Preisgruppe Premiere Preiskategorie 1 44,- 54,- 39,- 49,- Preiskategorie 1 39,- 49,- Preiskategorie 2 34,- 44,- 29,- 39,- Preiskategorie 2 29,- 39,- Preiskategorie 3 24,- 34,- 19,- 29,- Preiskategorie 3 19,- 29,- Preiskategorie 4 14,- 24,- 9,- 19,- Preiskategorie 4 9,- 19,-

Preise — Central, Kleine Bühne Preise — Das Kinder- und Familienstück im Capitol

Preisgruppe Premieren Sonderpreise F+G Preisgruppe Erwachsene Erw. Premiere Kinder/Jugendl. Schulgruppen Preiskategorie 1 29,- 39,- 19,- 34,- Preise 14,- 19,- 7,- 5,- Preiskategorie 2 14,- 24,- 9,- 19,-

Preise — Junges Schauspiel Freie Fahrt für Theaterbesucher — Die Ein- trittskarte gilt am Tag des Theaterbesuchs auch als Preisgruppe Erwachsene Kinder/Jugendl. Schulgruppen VRR-Ticket für den Hin- und Rückweg zu Ihrem Preise 10,- 6,- 4,- Aufführungsort.

Central — Große Bühne — Variante 1 Central — Große Bühne — Variante 2 Central — Kleine Bühne

Bühne Bühne Bühne

1 1 1 1 1 1

2 2 2 2 2 2

3 3 3 3 3 3

4 4 4 4 4 4

5 5 5 5 5 5

6 6 6 6 6 6

7 7 7 7 7 7

8 8 8 8 8 8

9 9 9 9 9 9

10 10 10 10 10 10

11 11 11 11 11 11

12 12 12 12

13 13 13 13

14 14 14 14

15 15 15 15

16 16 16 16

17 17

Studenten, Schüler und spiels 4 Euro und in allen anderen den Normalpreis. Ausgenommen Vorstellungen des Düsseldorfer Auszubildende (bis zum vollen- Vorstellungen 5 Euro pro Schüler. sind Premieren, Gastspiele und Schauspielhauses. deten 30. Lebensjahr) zahlen in Sonderveranstaltungen. allen Spielstätten und für alle Schwerbehinderte und ihre Hartz-IV-Empfänger erhalten Vorstellungen des Düsseldorfer Begleitpersonen erhalten 50 % An Blauen Tagen und Famili- gegen entsprechende Nachweise Schauspielhauses nur 7 Euro und Ermäßigung bei allen Vorstellun- entagen kostet der Eintritt auf Karten für 1 Euro an der Abend- nur 6 Euro für die Vorstellungen gen und in allen Spielstätten. allen Plätzen 10 Euro, ermäßigt kasse. Ausgenommen sind des Jungen Schauspiels. Neu: Für Ausgenommen sind Sonderveran- 7 Euro. Inhaber der Düsseldorfer Gastspiele und Sonderveranstal- Premieren ist ein Kontingent ein- staltungen. Im Central, im Jungen Familienkarte können an den tungen. gerichtet. Studentinnen und Stu- Schauspiel in der Münsterstraße Familientagen bis zu zwei Kinder denten im ersten Semester zahlen sowie im Theaterzelt stehen Roll- unter 16 Jahren kostenlos mit- Asylsuchende erhalten gegen nur 3,50 Euro. Bitte als Nachweis stuhlplätze zum Preis von 7 Euro nehmen. Die Termine der Blauen entsprechende Nachweise freien die Immatrikulationsbescheini- und im Jungen Schauspiel zum Tage und Familientage werden im Eintritt. Ausgenommen sind Gast- gung vorlegen. Preis von 6 Euro zur Verfügung. Monatsspielplan bekanntgegeben. spiele und Sonderveranstaltungen.

Gruppen ab 20 Personen erhalten Freiwilligendienstleistende / Die Düsseldorfer Art:Card Achten Sie auch auf die extra eine Ermäßigung von 20%. Inhaber des Düsselpasses Plus gewährt ein Jahr lang einen gekennzeichneten Aktionstage erhalten gegen Vorlage des Rabatt von 20 % auf den Ein- in unseren Monatsprogrammen, Schulgruppen zahlen in allen entsprechenden Ausweises trittspreis an Düsseldorfer Büh- die Sie auf zusätzliche Angebote Vorstellungen des Jungen Schau- eine Ermäßigung von 50 % auf nen und Museen, so auch bei den z.B. zu den Festtagen hinweisen!

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen 107 Unsere Festplatz-Abonnements

Sie sind mit Sicherheit dabei

In unseren Festplatz-Abonnements sehen Sie auf nicht personengebunden. — Ein Abonnement können der Großen Bühne folgende neue Inszenierungen: Sie auch während der laufenden Spielzeit abschließen. — Der Revisor — Romeo und Julia — Der Idiot — Der Preis wird entsprechend angepasst. Sie genießen alle Das Käthchen von Heilbronn — Das Licht im Kasten Vorteile. — Ihr Abo-Ausweis ist Ihr VRR-Ticket für den — Michael Kohlhaas — Medea — Auf der Kleinen Hin- und Rückweg zu Ihrem Aufführungsort. — Sie Bühne sehen Sie eine Auswahl der Neuinszenierungen wollen eine bestimmte Vorstellung, die nicht Bestandteil der Spielzeit 2016/17. Ihres Abonnements ist, auf keinen Fall verpassen? Ihre Chancen stehen sehr gut! Als Abonnent können Sie drei Ihre Vorteile — Mit dem Festplatz-Abonnement sparen Tage vor allen anderen Besucherinnen und Besuchern Sie bis zu 50 % gegenüber dem Kauf von Einzelkarten. Karten im freien Verkauf erwerben. Die Karten werden Außerdem erhalten Sie als Bonus einen Gutschein für dann, wenn gewünscht, gegen Gebühr per Post zuge- den Besuch einer unserer Vorstellungen im Theaterzelt stellt. — Den festen, persönlichen Sitzplatz abonnieren und kostenlos ein Programmheft. — Auch Karten für Sie gleich mit. Lehnen Sie sich auf Ihrem Lieblingsplatz Veranstaltungen außerhalb Ihres Abonnements erhalten zurück, auch bei ausverkauftem Haus. — Druckfrisch Sie vergünstigt – und zwar um 25 % gegenüber dem Nor- erhalten Sie unsere Saisonvorschau und den Monats- malpreis. — Sie haben etwas anderes vor? Tauschen Sie spielplan zugesandt. Regelmäßig senden wir Ihnen au- Ihre Karte gegen eine geringe Gebühr ein oder verschen- ßerdem einen Abo-Brief zu. Melden Sie sich auch gerne ken Sie den Theaterbesuch weiter. Der Abo-Ausweis ist für unseren E-Mail-Newsletter an.

Das Premieren-Abonnement Das Wochentags-Abonnement Dienstag Große Bühne — 27. September 2016 — 8 x Große Bühne, 2 x Kleine Bühne — Dienstag bis Samstag — 7 x Große Büh- 25. Oktober — 20. Dezember — 21. Februar 2017 Vorhang auf – zum allerersten Mal! Fiebern Sie ne, 3 x Kleine Bühne — Ins Theater geht — 21. März — 25. April — 27. Juni mit, wenn wir die Stücke der Spielzeit 2016/17 man nur am Wochenende? Kann man, muss Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen erstmalig zur Aufführung bringen. Genießen Sie man aber nicht! Wir spielen unsere Stücke in 22. oder 29. November — 17. oder 24. Januar — den Zauber eines besonderen und einmaligen ihrer ganzen Vielfalt auch unter der Woche und 16. oder 30. Mai Abends und nutzen Sie die spannende Möglich- laden Sie ein, unser Programm zu genießen. keit, bei der anschließenden Premierenfeier mit Mittwoch den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch Preiskategorie 1 237,- Große Bühne — 21. September 2016 — zu kommen. Wir zeigen Ihnen 8 Premieren auf Preiskategorie 2 195,- 26. Oktober — 21. Dezember — 22. Februar 2017 der Großen Bühne und 2 Premieren auf der Preiskategorie 3 126,- — 29. März — 26. April — 28. Juni Kleinen Bühne. Preiskategorie 4 84,- Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen 23. oder 30. November 2016 — 18. oder 25. Januar Preiskategorie 1 510,- 40 % Ermäßigung auf den Kassenpreis! — 2017 — 17. oder 31. Mai Preiskategorie 2 430,- Sie erhalten zusätzlich einen Gutschein für den Preiskategorie 3 320,- Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und Donnerstag Preiskategorie 4 240,- zu jeder Vorstellung kostenlos ein Programm- Große Bühne — 29. September 2016 — heft. Weitere Theaterkarten erhalten Sie um 25 % 27. Oktober — 15. Dezember — 16. Februar 2017 Sie erhalten zusätzlich einen Gutschein für den vergünstigt. — 23. März — 27. April — 1. Juni Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen kostenlos ein Programmheft. Vorstellungen 17. oder 24. November 2016 — 19. oder 26. Januar außer­halb Ihres Abonnements erhalten Sie ver- 2017 — 29. oder 6. Juli günstigt – um 25 % gegenüber dem Normalpreis! Freitag Große Bühne Große Bühne — 30. September 2016 — Sa 17. 09.2016 Der Revisor 28. Oktober — 16. Dezember — 17. Februar 2017 Fr 23. 09. 2016 Romeo und Julia — 24. März — 28. April — 30. Juni Sa 08. 10. 2016 Der Idiot Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen Sa 19. 11. 2016 Das Käthchen von Heilbronn 18. oder 25. November 2016 — 13. oder 20. Januar Januar 2017 Das Licht im Kasten 2017 — 12. oder 19. Mai Februar 2017 Michael Kohlhaas März 2017 Medea Samstag Mai 2017 Farm der Tiere Große Bühne — 1. Oktober 2016 — 17. Dezember — 11. Februar 2017 — 29. April — 13. Mai — Kleine Bühne 1o. Juni — 1. Juli Fr 11. 11. 2016 Herr Puntila und Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen sein Knecht Matti 14. oder 28. Januar 2017 — 11. oder 25. März Februar 2017 Willkommen

108 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen Unsere Wahl-Abonnements

Das Montags-Abonnement Das Junge Abonnement

7 x Große Bühne, 3 x Kleine Bühne — 7 x Große Bühne, 3 x Kleine Bühne — Der Montag könnte Ihr bevorzugter Theatertag Das besondere Angebot für Studenten, Schüler Flexibel werden: Wir zeigen Ihnen 7 Vorstellungen auf und Auszubildende (bis zum 30. Lebensjahr): der Großen Bühne und 3 Vorstellungen auf der 7 Vorstellungen auf der Großen Bühne und Mit unseren Wahl-Abonnements kön- Kleinen Bühne zu einem sagenhaft günstigen Preis. 3 Vorstellungen auf der Kleinen Bühne mit allen nen Sie sich Ihr Programm auf der Vorteilen des Festplatz-Abonnements zum Preiskategorie 1 199,- Extrapreis. Großen und der Kleinen Bühne selber Preiskategorie 2 164,- zusammenstellen. Preiskategorie 3 105,- Einheitspreis 60,- Preiskategorie 4 70,- Alle Vorteile eines Festplatz-Abonnements Ihre Vorteile — Ein Wahl-Abon- 50 % Ermäßigung auf den Kassenpreis! — zum extra günstigen Preis! — Sie erhalten nement verbindet einen erheblichen Sie erhalten zusätzlich einen Gutschein für den zusätzlich einen Gutschein für den Besuch einer Preisvorteil mit größter persönlicher Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und Vorstellung im Theaterzelt und zu jeder Vorstel- zu jeder Vorstellung kostenlos ein Programm- lung kostenlos ein Programmheft. Flexibilität. — Im Wahl-Abonne- heft. Weitere Theaterkarten erhalten Sie um 25% ment erhalten Sie 7 Gutscheine für vergünstigt. Terminübersicht — Siehe Wochentags-Abo die Große Bühne und 3 Gutscheine für die Kleine Bühne, die an der Ta- Montag Große Bühne — 26. September 2016 — 24. Ok- geskasse einzulösen sind. — Sie ent- tober — 19. Dezember — 20. Februar 2017 — Neu: Das Kleine Abonnement scheiden, an welchem Wochentag Sie 20. März — 24. April — 29. Mai welche Vorstellung besuchen oder wie Kleine Bühne — Sie wählen aus drei Terminen 4 x Central Große Bühne, 2 x Central 14. oder 21. oder 28. November 2016 — 9. oder Kleine Bühne — Sie sind neugierig auf unser viele Freunde Sie mit ins Theater neh- 16. oder 23. Januar 2017 — 19. oder 26. Juni oder Programm und möchten uns besser kennenler- men. — Ihren Platz erhalten Sie nach 3. Juli nen? Dann ist dieses Angebot mit 4 Vorstellun- Verfügbarkeit. Für Premieren, Gast- gen auf der Großen Bühne (eine Auswahl der oben genannten Inszenierungen) und 2 Vorstel- spiele und Sonderveranstaltungen ist lungen auf der Kleinen Bühne für Sie genau das ein Kontingent für unsere Wahlabon- Das Sonntags-Abonnement Richtige. nenten eingerichtet.

7 x Große Bühne, 3 x Kleine Bühne — Preiskategorie 1 140,- Immer um 18.00 Uhr erleben Sie am Sonntag Preiskategorie 2 116,- 7 Vorstellungen auf der Großen Bühne und um Preiskategorie 3 74,- Das Wahl-Abonnement 18:30 Uhr 3 Vorstellungen auf der Kleinen Bühne. Preiskategorie 4 51,- 7 x Große Bühne, 3 x Kleine Bühne — Preiskategorie 1 199,- 40 % Ermäßigung auf den Kassenpreis! — Für Premieren, Gastspiele und Sonderveranstal­- Preiskategorie 2 164,- Sie erhalten zusätzlich einen Gutschein für den tungen ist ein Kontingent für Wahlabonnenten Preiskategorie 3 105,- Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und eingerichtet. Preiskategorie 4 70,- zu jeder Vorstellung kostenlos ein Programm- heft. Weitere Theaterkarten erhalten Sie um 25 % Preisgruppe 1 237,- 50 % Ermäßigung auf den Kassenpreis! — vergünstigt. Preisgruppe 2 195,- Sie erhalten zusätzlich einen Gutschein für den Preisgruppe 3 126,- Besuch einer Vorstellung im Theaterzelt und Dienstag Preisgruppe 4 84,- zu jeder Vorstellung kostenlos ein Programm- Große Bühne — 25. Oktober 2016 — 21. Februar heft. Weitere Theaterkarten erhalten Sie um 25 % 2017 — 25. April — 27. Juni 40 % Ermäßigung auf den Kassenpreis vergünstigt. Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen 22. oder 29. Nov. 2016 — 17. oder 24. Jan. 2017 Sonntag Große Bühne — 25. September 2016 — 18. De- Mittwoch Das Junge Wahl-Abonnement zember — 26. Februar 2017 — 30. April — Große Bühne — 26. Oktober 2016 — 21. Dezem- 21. Mai — 11. Juni — 2. Juli ber — 29. März 2017 — 28. Juni 7 x Große Bühne, 3 x Kleine Bühne — Das beson- Kleine Bühne — Sie wählen aus drei Terminen Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen dere Angebot für Studenten, Schüler und Auszu- 30. Oktober oder 13. oder 20. November 2016 — 18. oder 25. Januar 2017 — 17. oder 31. Mai bildende (bis zum 30. Lebensjahr): 10 Gutscheine, 15. oder 22. oder 29. Januar 2017 — 12. oder 19. die Sie an der Tageskasse einlösen können. oder 26. März Donnerstag Große Bühne — 27. Oktober 2016 — 15. Dezember Einheitspreis 60,- — 16. Februar 2017 — 27. April Kleine Bühne — Sie wählen aus zwei Terminen 17. oder 24. Nov. 2016 — 29. Juni oder 6. Juli 2017 Wahl-Abonnement für das Junge Schauspiel

6 x Junges Schauspiel — Für alle großen und klei- nen Fans des Jungen Schauspiels

Einheitspreis 24,-

D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen 109 Freunde und Förderer

Theater erleben und unterstützen

Freunde des Düsseldorfer Eine Mitgliedschaft bietet Ihnen Vorteile: Förderverein Schauspielhauses e.V. – exklusive Spielplanpräsentation durch Junges Schauspielhaus e.V. den Generalintendanten Ein Theaterbesuch kann in uns hin- – Vorkaufsrecht ab dem 7. Kalendertag Den Förderverein des Jungen Schauspielhauses einfahren wie ein Blitz. — Der eine des Vorvormonats gibt es mittlerweile seit über 30 Jahren. Wir un- – vierteljährliche Stammtische mit terstützen die Arbeit des Jungen Schauspielhauses ist verstört, weil er die Geschichte Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen ideell und materiell. Wir fördern das Interesse am selbst erlebt hat. — Der nächste em- – regelmäßige Theaterreisen zu sehenswerten Jungen Schauspielhaus mit Veranstaltungen und pört, weil er sie anders kennt. — Der Aufführungen oder anderen kulturellen die Produktionen im Jungen Schauspielhaus mit Dritte ist begeistert, weil er eine neue Ereignissen in der näheren Umgebung sowie Zuschüssen. Unsere Ziele sind: Informieren – Be- eine größere Reise über 2 bis 3 Tage (in den geistern – Fördern – Unterstützen – Realisieren. Interpretationsmöglichkeit entdeckt. letzten Jahren Hamburg, Weimar, Dresden) Als Förderverein möchten wir dazu beitra- — Und der Vierte ist fasziniert, weil – Einführung vor Premieren durch gen, dass Kinder und Jugendliche das Theater mit er sie zum ersten Mal erleben darf. den Intendanten Begeisterung entdecken als anregende und faszi- – Probenbesuche und regelmäßige nierende Möglichkeit, sich künstlerisch mit der sie Möglichkeiten, hinter die Kulissen des umgebenden Welt auseinanderzusetzen oder um Der Freundeskreis des Düsseldorfer Schauspiel- Theaters zu schauen (Fundus, Werkstätten etc.) sich einfach fantasievoll verzaubern zu lassen. Damit hauses hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thea- – kostenfreie Garderobenabgabe wir die wertvolle Arbeit des Jungen Schauspiel- ter ideell und materiell zu unterstützen. Er pflegt hauses noch besser unterstützen können, laden wir den persönlichen Kontakt zu den Künstlern so- Die jährliche Mitgliedschaft kostet 120 Euro für alle Theaterinteressierten für einen Jahresbeitrag von wie einen regelmäßigen Gedankenaustausch mit Einzelpersonen, 180 Euro für Ehepaare, 260 Eu- mindestens 15 Euro ein, Fördermitglied zu werden. Schauspielern, Regisseuren und Dramaturgen mit rofür Firmen. Schüler und Studenten aufgepasst: Genießen Sie als Fördermitglied den Blick hinter dem Ziel, das gegenseitige Verständnis zwischen Ein Jahr im fds gibt’s für nur 15 Euro! die Kulissen, erleben Sie die Entstehung von In- Künstlern und Zuschauern zu fördern. szenierungen durch Probenbesuche, sprechen Sie Finanziell unterstützt der fds mit seinem Mit- Freunde des Düsseldorfer Schauspielhauses e. V. mit den Akteuren, besuchen Sie mit uns Vorstel- telaufkommen darüber hinaus einzelne Inszenie- Vorstandsvorsitzender Dr. Hans Michael Strahl lungen von Jugendtheater-Festivals. Als Willkom- rungen, die er für förderungswürdig hält. Er er- mensgruß bekommt jedes neue Mitglied eine Kar- möglicht zum Beispiel eine besonders aufwändige Kontakt — Düsseldorfer Schauspielhaus, Cen- te für das Junge Schauspielhaus geschenkt! Ausstattung oder das Engagement besonderer tral — Worringer Str. 140 — 40210 Düsseldorf Künstler. — Tel: 0211. 85 23 588 — Fax: 0211. 85 23 589 — Kontakt — Dr. Susanne Schwabach-Albrecht — Der fds ist auch dazu da, Anregungen, Kritik [email protected] Vorsitzende des Fördervereins Junges Schauspiel- und Verbesserungsvorschläge zusammenzustel- haus Düsseldorf e. V. — c/o Junges Schauspiel- len und an die Theaterleitung weiterzugeben. haus — Münsterstraße 446 — 40470 Düsseldorf

Impressum — Herausgeber: Düsseldorfer Schauspielhaus — Generalintendant: Wilfried Schulz — Kaufmännische Geschäftsführerin: Claudia Schmitz — Redaktion: Dramaturgie / Kommunikation — Redaktionsschluss: April 2016 — Gestaltung: Johannes Erler, Nils Thomen, Moritz Mortimer Müller (ErlerSkibbeTönsmann) — Ensemblefotos: Thomas Rabsch — Illustration: Katharina Gschwendtner — Texte: Alle Autorentexte sind Originalbeiträge für dieses Spielzeitheft — Druck: Druck-Studio Kühler — Kontakt — Telefon Zentrale Düsseldorfer Schauspielhaus: 0211. 85 23-0 — Zentrale Münsterstraße 446: 0211. 85 23-711 — E-Mail: [email protected] — E-Mail Junges Schauspiel: [email protected] — E-Mail Bürgerbühne: buergerbuehne @duesseldorfer-schauspielhaus.de — Internet: www.duesseldorfer-schauspielhaus.de / www.dhaus.de — Facebook: www.facebook.com/DuesseldorferSchauspielhaus

Dreischeibenhaus, 40211 Düsseldorf www.phoenix-restaurant.de Reservierung unter +49 (0) 211 30 20 60 30 Montag Ruhetag

110 D’haus — Spielzeit 2016/17 — Informationen Kartenverkauf

Theaterkassen Telefonischer Kartenverkauf Online Kartenverkauf

Vorverkaufskasse im Central am Hbf — Kartentelefon — 0211. 36 99 11 — Montags bis www.duesseldorfer-schauspielhaus.de — Montags bis samstags 11.00 bis 18.30 Uhr, sonn- samstags 11.00 bis 18.30 Uhr, sonn- und feiertags Über unseren Webshop erhalten Sie Ihre Karte und feiertags 16.00 bis 18.00 Uhr. direkt an Ihre E-Mailadresse. 16.00 bis 18.00 Uhr Vorverkaufskasse im Opernshop — an der Heinrich-Heine-Allee 24 — Volle Beratung und keine zusätzliche Vorverkaufsgebühr — Montags Kassenöffnungszeiten Schriftliche Reservierungen bis freitags 10.00 bis 19.30 Uhr, samstags 10.00 bis in der Ferienzeit 18.00 Uhr. Fax — 0211. 85 23 439 Sie können im Sommer in der Vorverkaufskas- E-Mail — [email protected] Vorverkaufskasse im Theaterzelt — an der se im Opernshop, per Telefon oder im Webshop Königsallee 1 — Vom 8. August bis 30. Oktober durchgehend Karten für das Düsseldorfer Schau- 2016 — Montags bis samstags 11.00 bis 18.30 spielhaus kaufen. Gruppenbestellungen und Uhr, sonn- und feiertags 16.00 bis 18.00 Uhr. Hier können Sie Karten für die Vorstellungen im The- Die Vorverkaufskasse im Opernshop hat vom Schulklassen aterzelt sowie für alle anderen Vorstellungen des 11.7. bis 23.8. 2016 montags bis freitags von 10.00 Kartentelefon — 0211. 36 99 11 Düsseldorfer Schauspielhauses kaufen. bis 18.00 geöffnet. Der telefonische Vorverkauf E-Mail — [email protected] ist vom 1.7. bis 31.7. 2016 montags bis freitags von Abonnementverkauf — Die Abonnements des 10.00 bis 18.00 Uhr erreichbar. Online können Sie Düsseldorfer Schauspielhauses sind an den Vor- selbstverständlich zu jeder Zeit Karten kaufen. verkaufskassen im Central und im Opernshop Lediglich die Kasse im Central bleibt vom 1.7. bis Für Veranstaltungen des Jungen erhältlich. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitar- 31.7. geschlossen — An allen anderen Tagen gel- Schauspiels in der Münsterstraße beiter beraten Sie gerne! ten die regulären Öffnungszeiten. — Wir freuen uns auf Sie! Kartentelefon — 0211. 85 23-710 Die Abendkassen ­— öffnen jeweils eine Stun- Montags bis freitags 8.30 bis 16.00 Uhr — de vor Vorstellungsbeginn. Samstag 11.00 bis 13.00 Uhr — E-Mail — [email protected]

Adressen

Das Schauspielhaus am Central, Theaterzelt Gustaf-Gründgens-Platz bleibt Große und Kleine Bühne auf dem Corneliusplatz aufgrund der Bauarbeiten im Worringer Straße 140 an der Königsallee 1 Umfeld des Hauses in der Spiel- 40210 Düsseldorf 40212 Düsseldorf zeit 2016/17 geschlossen. In dieser Zeit präsentieren wir Ihnen unser Reper- Das Central liegt zwischen Worringer Platz und Parkhäuser in der Nähe: Trinkhaus Galerie Kö21, toire weiterhin im Central am Hauptbahnhof und Hauptbahnhof. Sie erreichen den Hauptbahnhof Parkhaus Kö-Bogen, Parkhaus Carsch-Haus im Jungen Schauspiel in der Münsterstraße 446. mit allen Düsseldorfer U- und S-Bahn-Linien. U-Bahn U70, U71, U72, U73, U74, U75, U76, U77, Außerdem bespielen wir das Theaterzelt am Cor- U78, U79, U83 (Heinrich-Heine-Allee) neliusplatz, das Capitol Theater und das Dreischei- Parkhaus — im Postgebäude zum Theatertarif — benhaus. Für unsere weiteren Inszenierungen in Vom 24 Stunden geöffneten Postparkhaus kom- der Stadt und bezüglich unserer Produktion »Der men Sie ganz einfach ins Central oder auch ins Ca- Sandmann« am Ende der Spielzeit achten Sie bit- pitol. Der Parkschein für Theaterbesucher kostet Capitol Theater te auf unsere Vorverkaufsankündigungen in den für vier Stunden 4,- Euro (jede Folgestunde 1,50 Erkrather Straße 30 Monatspublikationen und im Internet. Euro). Der Entwertungsautomat befindet sich im Foyer des Central. Die Adresse fürs Navigations- 40233 Düsseldorf system lautet Karlstraße 127 – 135, bitte wählen Sie die mittlere Einfahrt für Langzeitparker. Nutzen Sie für diese Spielstätte auch das Park- haus im Postgebäude zum Theatertarif. Behin- dertenparkplätze für Rollstuhlfahrer befinden sich direkt auf dem Gelände des Capitol Theaters. Junges Schauspiel Straßenbahn 708, 709 (Worringer Platz), oder 10 in der Münsterstraße 446 Minuten zu Fuß vom Düsseldorfer Hauptbahnhof. Münsterstraße 446 40470 Düsseldorf

Kostenfreie Parkplätze in der Nähe — Straßen- bahn 701 (Am Schein) — Bus 730, 776 (Rath Mitte) ­— S-Bahn S6 (Rath Mitte)

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