Normal X 4 Direkter Urbanismus Graz 2020 NORMAL X 4 Direkter Urbanismus Direct Urbanism Graz 2020
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normal x 4 direkter urbanismus graz 2020 NORMAL x 4 Direkter Urbanismus Direct Urbanism Graz 2020 normal Definitionen¹ Ein Projekt von / A project by transparadiso _der Norm entsprechend _so [beschaffen, geartet], wie es [barbara holub / paul rajakovics] sich die allgemeine Meinung als das Übliche, Richtige vorstellt Interventionen / Interventions _in [geistiger] Entwicklung und Wachstum keine ins Auge fallenden orizzontale Abweichungen aufweisend public works „Besonderer Hinweis: In der transparadiso veraltenden, wertenden Bedeutung georg winter sollte das Wort normal im öffent- lichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden. Das gilt Projektpartner / Project partner besonders dann, wenn es als michael petrowitsch Gegensatzwort zu (geistig) behin- dert oder im Sinne von hetero- sexuell gemeint ist.“ Synonyme¹ [allgemein] gebräuchlich/üblich, alltäglich, an der Tagesordnung, bewährt, durchschnittlich, eingebürgert, eingefahren, eingeführt, gangbar, gängig, gang und gäbe, gewöhnlich, herkömmlich, landläufig, ordinär, regulär, traditionell, üblich, usuell, vertraut, [weit]verbreitet; (besonders Technik, besonders Militär) konventionell 1 https://www.duden.de/ rechtschreibung/normal (Zugriff: 04.03.2020) Inhaltsverzeichnis Table of contents Normal ist das nicht / Anything but normal 4 Beate Engelhorn Die Normalität des Unspektakulären an den 7 Rändern der Stadt / The normality of the unspectacular at the edges of the city Barbara Holub / Paul Rajakovics 1 Andritz Andritz — Gestern / Yesterday 17 Andritz — Heute / Today 23 public works _School for Civic Action, Roskilde (DK) 34 _Statement 39 _Platzen — GRAZ 2020 (A) 42 2 Waltendorf Waltendorf — Gestern / Yesterday 45 Waltendorf — Heute / Today 51 transparadiso _Times of Dilemma, Valletta (Malta) 60 _Statement 65 _The Third World Congress of the Missing Things — GRAZ 2020 (A) 68 3 Liebenau Liebenau — Gestern / Yesterday 73 Liebenau — Heute / Today 82 orizzontale _Simul et Singulis, Köln (D) 92 _Statement 97 _FlussFluss — GRAZ 2020 (A) 100 4 Wetzelsdorf Wetzelsdorf — Gestern / Yesterday 105 Wetzelsdorf — Heute / Today 108 Georg Winter _Delmenhorster Modell, Delmenhorst / STR Essen, Essen (D) 118 _Statement 122 _TanzPflanzPlan — GRAZ 2020 (A) 125 Literaturhinweise / Literature 130 Impressum / Colophon 131 Vorwort Beate Engelhorn der Vereinten Nationen sagen für 2050 voraus, dass 70 Prozent der Menschen in Städten leben werden. Die Herausforderung besteht also darin, gerade am Stadtrand die richtigen Weichen zu stellen und zukunftsweisende Strukturen zu legen, um sie als Lebensraum für Normal ist das nicht die zunehmende Stadtgesellschaft zu qualifizieren. Es gilt soziale Ausgewogenheit zu fördern, Grünräume als Naherholungsgebiete zu sichern und die Charakteristik der bestehenden historischen Set- zungen, sei es baulicher oder naturräumlicher Art, zu bewahren und Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten. In diesem Moment (April fortzuschreiben. 2020) sitzen die meisten Menschen zu Hause – weltweit –, um die Verbreitung eines ca. 120 nm großen Virus zu vermindern. Und ge ra - Wie ein Neu-Denken dieser Stadtquartiere gelingen kann – de jetzt bekommt das Wort „normal“ eine völlig neue Bedeutung. Was jenseits von „normal“ – zeigen die Arbeiten in dieser Publikation bedeutet „normal“? Alles, was bisher mit diesem Begriff verbunden zum Kulturjahr 2020. transparadiso und die eingeladenen Künstler-/ war – im Sinne von „üblich“, „gewohnheitsmäßig“ und „wurde schon Architektenteams loten im Zusammenspiel und Austausch mit den immer so gemacht“ –, gilt nicht mehr. Das gesamte öffentliche und AnwohnerInnen der Quartiere die Möglichkeiten abseits des „Alltäg- private Leben steht still. #stayathome heißt die Devise. Welcher lichen“ aus. Sie suchen das, was über das „Gewöhnliche“ hinausgeht, Zeitpunkt könnte herausfordernder, aber auch inspirierender sein, um damit Ansätze für eine längerfristige Entwicklung und Transfor- um Stadtquartiere neu und „unnormal“ zu denken? mation zu initiieren – eine Vision für die Zukunft, die hoffentlich weitere Früchte tragen wird, gerade auch in diesen „nicht normalen“ Dabei fing das Jahr 2020 in Graz „ganz normal“ an. Das Kultur- Zeiten. jahr 2020 wurde gestartet und innerhalb dieses Rahmens das Projekt NORMAL von transparadiso – einer transdisziplinären Praxis für einen Beate Engelhorn ist Direktorin des Hauses der Architektur erweiterten, sozial und gesellschaftlich engagierten Urbanismus, - ge (HDA) in Graz. gründet von der Künstlerin Barbara Holub und dem Architekten Paul Rajakovics. NORMAL untersucht in Zusammenarbeit mit den Künstlerteams Beate Engelhorn public works/London, orizzontale/Rom und Georg Winter/Saarbrücken die vorhandenen Entwicklungspotentiale in vier unterschiedlichen Grazer Randbezirken – Andritz, Waltendorf, Liebenau und Wetzels- dorf. Das Ziel ist es, Strategien zu erarbeiten und neue Impulse Anything but normal für die Stadtteile zu setzen, die die lokale Identität stärken und zu einer Verbesserung der sozialen und stadträumlichen Gestalt der einzelnen Orte beitragen können. These are peculiar times. As of right now, April 2020, most Die räumliche Undefiniertheit der Stadtränder ist in ihrer people all over the world are confined to their own four walls to Form ein Phänomen, das nicht nur in Graz, sondern vielerorts zu reduce the diffusion of a 120-nanometre virus. And right now the beobachten ist. Das zufällige Nebeneinander unterschiedlicher Bau- word “normal” is taking on a whole new meaning. What does “normal” typologien in Maßstab und Nutzung, die beliebige Anordnung in Aus- mean? Anything we have ever associated with this term in the sense richtung, Gestaltung und Höhenentwicklung, die Priorisierung des of “usual”, “habitual” “was always done like this” is nowobsolete. Individualverkehrs und die damit einhergehende Dominanz von Stra- Public and private life is shut down, “#stayathome” is the new motto. ßen und asphaltierten Flächen erzeugen eine wohlbekannte „typische What could be more challenging – or more inspiring – than to rethink Vorstadtatmosphäre“, die viele als „normal“ ansehen, eben weil es urban quarters in new, “abnormal” ways? „überall“ in solchen „Vor-“Orten so aussieht. Aber empfinden nicht die meisten Menschen ein gewisses Unbehagen beim schnellen Durchque- 2020 started out as a “pretty normal” year for Graz. The ren oder Durchfahren dieser Stadtgebiete? Und kann die dort vorhan- Culture Year 2020 kicked off as scheduled, and so did NORMAL, a dene angebliche „Normalität“ dann die Rechtfertigung dafür sein, dass project by transparadiso, which was founded by artist Barbara Holub es in diesen Gegenden oft an Lebensqualität fehlt, obwohl sie Wohn- and architect Paul Rajakovics as a transdisciplinary practice for an und Lebensraum für eine große Zahl an Menschen ist? expanded and socially engaged urbanism. In collaboration with the artist teams of public works/London, Die Peripherie ist ein wichtiger Teil der Stadt. Sie ist Wohn- orizzontale/Rome, and Georg Winter/Saarbrücken, NORMAL explores ort, Sitz unterschiedlich großer und kleiner Unternehmen, aber auch the development potential of the four peri-urban Graz districts Naherholungsraum zahlreicher Menschen, die durch den meist täglichen of Andritz, Waltendorf, Liebenau and Wetzelsdorf. The aim is to Pendelverkehr an das Stadtzentrum angebunden sind. Die hier ent- develop strategies and provide stimuli for the four districts that stehenden Bebauungen bilden schon heute die Grundlagen und schaf- would strengthen local identity and contribute to the social and fen die „Norm“ für die Qualität der Stadt von morgen. Die Prognosen urban character of the various sites. 4 5 Beate Engelhorn The spatial indefiniteness of urban fringes is a phenomenon transparadiso (Barbara Holub / Paul Rajakovics) that can be observed not only in Graz but in many cities: acci- dental coexistence of different architectural typologies in terms of scale and utilisation; random arrangement in terms of orienta- tion, design and height; prioritisation of private transport and Die Normalität des a resulting predominance of roads and paved surfaces. All of this creates a familiar, “typical suburban atmosphere” regarded by many Unspektakulären as “normal”, since this is how virtually every sub-urb looks. But do not most people feel a bit uneasy on a quick walk or drive through 1 these areas? Does the supposed “normality” of these outer districts an den Rändern der Stadt really justify their lack of quality of life, even though they are home and living space for a large number of people? The periphery is an important part of the city. It is a domi- Die Ausschreibung des Kulturjahrs Graz 2020 nimmt transparadiso cile for people and businesses of all sizes, but also a recreation wörtlich: „Das Kulturjahr 2020 bietet unter dem Motto ,Kultur schafft area for many citizens who commute to the city centre on a daily urbane Zukunft‘ die Chance zur Teilhabe am gesellschaftlichen Gestal- basis. Yet today’s development at the periphery is the foundation tungsprozess und zur kritischen (Selbst-)Befragung, wie wir in and “norm” of the city of tomorrow. The United Nations estimate Zukunft (gemeinsam) leben wollen. Im Hinblick auf die Komplexität that 70% of the global population will be living in cities by 2050. unserer Lebenswelt und der Dependenzen unserer Alltagsrealitäten The challenge is therefore to set the right course, particularly ermutigt das Grazer Kulturjahr 2020 zur Entwicklung visionärer on the outskirts of the city, and to create sustainable structures Ideen und Entwürfe.“² Barbara Holub und Paul Rajakovics