Alltag Für Soldaten?
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Alltag für Soldaten? Kriegserinnerungen und soldatischer Alltag in der Varangerregion 1940-44 Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Vorgelegt von Ruth Weih, verh. Sindt Kiel 2005 Referent: Prof. Dr. Otto Ulbricht Correferent: Prof. Dr. Christoph Cornelißen Tag der mündlichen Prüfung: 25. 06. 2005 Dekan: Prof. Dr. Siegfried Oechsle Vorbemerkung Kriegsalltag und Kriegserinnerung mit Hilfe von Zeitzeugenbefragungen zu bearbeiten bedarf einiger besonderer Mühen. Die für die Gespräche notwendige innere Beteiligung am Schicksal der Gesprächspartner erforderte nach den Interviews eine bewusste Distanzierung und Auseinandersetzung mit dem Gehörten. Gleichzeitig wäre aber die Untersuchung nicht geglückt ohne die Offenheit und das Vertrauen der Interviewpartner, die oft unter schweren Belastungen bereit waren, aus ihrem Leben zu erzählen und dabei manchmal viel offener waren, als sie es zunächst geplant hatten. Dafür sei allen Interviewpartnern, deren Namen mit Rücksicht auf ihre Identität in der gesamten Arbeit durch zufällig vergebene Buchstaben verschlüsselt wurden, auf das herzlichste gedankt. Auch mich haben die Gespräche oft noch lange beschäftigt, bevor ein wissenschaftlicher Umgang mit dem daraus entstandenen Transkriptionen möglich wurde. Zu danken habe ich in besonderer Weise Prof. Otto Ulbricht, der mich von Anfang an mit Interesse begleitet hat und immer ein offenes Ohr für Fragen und Probleme der Arbeit hatte. Mein Dank gilt auch Prof. Christoph Cornelißen, der spontan bereit war, die Zweitbetreuung der Arbeit zu übernehmen. Prof. Josef Wiesehöfer und Prof. Heinrich Dormeier haben mir gerade in schweren Zeiten die notwendige Unterstützung gegeben und mir so über tiefgehende Zweifel hinweggeholfen; dafür sei auch ihnen herzlich gedankt. Die finanzielle Förderung durch das Cusanuswerk hat die notwendigen Reisen ermöglicht, genauso wie die geistig anregende Gemeinschaft der Cusaner mir immer wieder die Chance bot, mich ‚geistig auszutoben’. Dem historischen Seminar der Universität Tromsø/ Norwegen, insbesondere den Professoren Einar Niemi und Hallvard Tjelmeland sei sehr herzlich dafür gedankt, ‚mich auf die Spur gesetzt zu haben’ und den dann eingeschlagenen Weg mit großer Anteilnahme zu unterstützen. Die Finanzierung meiner ersten (studentischen) „Forschungsreise“ in die Varangerregion durch das historische Seminar liegt nun schon zehn Jahre zurück… Während der zahlreichen Archivbesuche habe ich immer wieder unersetzliche Unterstützung auf der Suche nach passenden und wichtigen Quellen erhalten. Mein besonderer Dank gilt dabei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Bundesarchive in Freiburg, Korneliemünster und Berlin. Für wertvolle Tipps danke ich ferner den Mitarbeitern am Riksarkiv in Oslo, namentlich Kåre Olsen sowie dem Statsarkiv in Tromsø, namentlich Tore Sørensen, durch deren Einsatz auch zunächst ‚nicht auffindbare Archivalien’ geortet werden konnten. Für die freundliche und hilfsbereite Aufnahme im Sør-Varanger Museum danke ich ebenso herzlich. Neben aller fachlichen Hilfe wäre die Arbeit ohne die nimmermüde Unterstützung meiner Familie und Freunde nicht möglich gewesen. Meinen Eltern, Gisela und Heinrich Weih sowie meinen Geschwistern Monika, Martin, Christiane und Andreas sowie deren Kindern sei dafür besonders gedankt. Es tat gut, immer zu wissen, wohin ich mich im Zweifelsfall zurückziehen konnte! Marion Hartwig, Bernd Nießner und Ute Kortschakowski haben mir ein zweites Zuhause geboten, dessen Tür mir immer offen stand, unabhängig von Höhen und Tiefen. Marion, Ute und Anja Stupp haben mit mühevollster Korrekturarbeit den Anstoß zur ‚letzten Runde’ gegeben und standen währende der gesamten Zeit für Diskussionen immer zur Verfügung. Chris Sindt, der unterwegs hinzugekommen ist, wurde eine unersetzliche Stütze für die Arbeit und sorgte für die bisweilen sehr nötige Ablenkung. Mein Leben mit der Arbeit war aufregend und schön, wie auch anstrengend und ermüdend, in jedem Fall aber nicht immer leicht zu teilen! Inhalt 1. Einleitung..............................................................................................3 1.1 Quellengrundlage ................................................................................................6 1.2 Forschungsüberblick .........................................................................................12 2. Alltags- und Erinnerungskonzept - Methodische Grundlagen ........20 2.1 Alltag im Krieg .................................................................................................20 2.2 Erinnerungskonzept...........................................................................................26 3. Historischer Kontext: Die Umgebung der Soldaten .........................34 3.1 Sør-Varanger vor und während des Krieges.......................................................34 3.1.1 Vorgeschichte.............................................................................................34 3.1.2 Kirkenes im Krieg - der Kriegsverlauf in Kirkenes .....................................36 3.2 Militärhistorischer Hintergrund ........................................................................42 3.2.1 Truppen des Feldheeres ..............................................................................50 3.2.2 Marine und Luftwaffe.................................................................................53 3.2.3 Reichsarbeitsdienst und Organisation Todt .................................................56 3.2.4 Reichskommissariat und Sicherheitspolizei.................................................60 4. Erinnerungsspuren aus der Nachkriegszeit - Die Soldaten..............66 4.1 Kommunikation über den Alltag - Erinnerungsmuster .......................................71 4.1.1. Klimatischer und geographischer Hintergrund - die Umgebung .................72 4.1.2 Fronteinsätze und Ruhestellung - das Arbeitsumfeld...................................78 4.1.3 Kameraden und Zivilbevölkerung - Die umgebende Gesellschaft ...............84 4.2 Ähnlich und doch so unterschiedlich – Bewertungsmuster.................................93 4.2.1 Allen gemeinsam - das ‘Überlebensproblem’..............................................95 4.2.2 Abgrenzung zu Deutschland - Die österreichischen Soldaten ....................102 4.2.3 „Wir haben daran geglaubt“ - Die deutschen Soldaten ..............................114 4.3 Resümee..........................................................................................................119 2 5. Handlungsräume des Einzelnen ......................................................123 5.1 Krieg und Angst ..............................................................................................124 5.2 Das tägliche Leben der Soldaten: Front- und Ruhestellung ..............................131 5.2.1 Dienstregelungen......................................................................................131 5.2.2 Freizeitgestaltung .....................................................................................133 5.2.3 Tagesablauf unter Kontrolle......................................................................138 5.3 Gesellschaft hinter der Front - Soldaten und Zivilbevölkerung........................146 5.3.1 Deutschenarbeit, Tauschhandel und andere Kontaktfelder ........................148 5.3.2 Paarbeziehungen, Kinder, Heirat - Kontakte zur Zivilbevölkerung............154 5.4 B - Handlungsräume eines einzelnen Soldaten................................................168 5.4.1 „Es war nix anderes als ein riesiges Kaufhaus“ - Handlungsräume............169 5.4.2 „Man brauchte eine gewisse Gleichgültigkeit“ - Emotionale Grenzen.......179 5.5 Handlungsräume und die Grenzen der Erinnerung..........................................187 5.5.1 Fröhlichkeit und Neugier – Ü, Marineangehöriger ...................................188 5.5.2 Schuldgefühl und Furcht - H, Funker in der Zweiten Gebirgsdivision ......199 5.5.3 Neugier und Interesse II – L, Angehöriger der Luftflotte 5........................206 5.5.4 Resümee...................................................................................................214 6 Alltag für Soldaten? ..........................................................................216 Literaturverzeichnis 3 1. Einleitung „Kirkenes ist eine Stadt aus Holz, armselig in ihrer Anlage, improvisiert im Aufbau, unschön im Aussehen – aber eine Stadt mit Stil. Und von Kirkenes aus kann es nur nach Süden gehen.“1 So der erste Eindruck eines deutschen Kriegsberichterstatters, der im Herbst 1943 die an der norwegisch-russischen Grenze gelegene Gemeinde Kirkenes besuchte. Ähnlich wie er mögen zahlreiche Soldaten die Atmosphäre der Stadt und der Region empfunden haben, nachdem sie entweder von anderen Frontabschnitten oder direkt aus Deutschland oder Österreich an die so genannte ’Eismeerfront’ im Norden Norwegens versetzt worden waren. Manch einem Soldaten mag es durchaus als Trost gedient haben, dass es von diesem abgelegenen und dennoch frontnahen Stationierungsort nur noch nach Süden gehen konnte. Die Frontregion rund um den Varangerfjord mit Kirkenes im Zentrum wurden in der öffentlichen Wahrnehmung und in der deutschen Forschung zum Zweiten Weltkrieg bisher wenig beachtet, obwohl sie die nördlichste Fortsetzung der deutschen Ostfront bildeten. Nördlich der finnisch-russischen Frontlinie schloss sich nämlich ein deutsch- russischer Frontabschnitt an, der vom finnischen Rovaniemi bis ans Eismeer reichte. Das erklärte deutsche Kriegsziel