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DADIE KULTURZEITSCHRIFT SCHAU AUS ÖSTERREICHS HER MITTE 3 | 2018 39. Jg. | Preis € 3 | 2018 Inhalt: Wolfgang Otte „Liebes Bertchen!“ Die Ansichtskarten Konrad 35 Jahre Verein folgte ihm Hubert Schwab, Abgeordne- Mautners an Berta Köberl 3 ter zum Steiermärkischen Landtag und vulgo Veit Schloss Trautenfels Präsident der Landwirtschaftskammer Von Eva Kunze Steiermark, nach. Die Generalsanierung Vor 35 Jahren, Ende des Jahres 1983, wurde nun bis zur Landesausstellung Wallfahrt und Pilgerfahrt, zwei erwarb die Gemeinde Pürgg-Trautenfels „Lust und Leid. Barocke Kunst, barocker Formen der „frommen Reise“ 7 mit Unterstützung des Landes Steier- Alltag“ im Jahr 1992 abgeschlossen. Von Harald Schwab mark das Schloss zum symbolischen Nach dem frühen Tod von Hubert Kaufpreis von einem Schilling. Bereits Schwab übernahm 1993 HR DI Karl Das Frühmittelalter im Palten- 1982 hatte sich auf Initiative des dama- Glawischnig, Leiter der Baubezirkslei- Liesingtal nach archäologischen ligen Museumsleiters Dr. Volker Hän- tung – er hatte bereits einige und historischen Quellen 12 sel ein „Kuratorium zur Rettung von Jahre im Bauausschuss des Vereins Von Florian Mauthner Schloss Trautenfels“ gebildet. Am 19. tatkräftig mitgewirkt - die Funktion des Dezember 1983 konstituierte sich der Obmannes. Nach dem erfolgreichen Keramik aus der „Verein Schloss Trautenfels“, der alle Abschluss der Renovierungsarbeiten Franz-Josephs-Grotte in materiellen und personellen Kräfte koor- liegt sein besonderes Anliegen in der Unterzeiring – die naturwissen- dinieren sollte. Die Gemeinde verpach- Durchführung von Kultur- und Baukul- schaftliche Bewertung eines 16 tete das Schloss an den Verein, dessen turveranstaltungen sowie der weiteren bronzezeitlichen Keramikwerk- Zweck die Renovierung und Erhaltung Positionierung von Schloss Trautenfels stoffes des Schlosses sowie die Förderung als lebendiges Kultur- und Kommunika- Von Hubert Preßlinger, Clemens und Unterstützung des Landschafts- tionszentrum im Bezirk Liezen in enger Eibner, Harald Harmuth & museums war. Als Obmann der ersten Zusammenarbeit mit dem Universalmu- Christina Atzenhofer Stunde fungierte HR Dr. Manfred Meier, seum Joanneum. Karl Glawischnig be- kleidet nun seit 25 Jahren das Amt des Kartoffelanbau am Fuße des Bezirkshauptmann des Bezirkes Liezen, Obmannes und feiert heuer seinen 75. Grimmings – Teil 2: Wie die 19 als Geschäftsführer Dr. Volker Hänsel. Geburtstag. Im Namen des Vorstands Kartoffel in die Region kam Im Frühjahr 1984 wurde mit der Sanie- und aller Mitglieder des Vereins darf Von Waltraud Hein rung des Gebäudes begonnen und die Renovierungsarbeiten - Dach, Fassade ich mich für die gute Zusammenarbeit Haselmäuse und Fledermäuse und Fenster - bis 1989 fortgesetzt. Als bedanken und die herzlichsten Glück- auf den Trautenfelser 23 im Jahr 1990 der Obmann Manfred Meier wünsche zu den Jubiläen aussprechen. Naturschutzflächen und ihre seine Funktion zur Verfügung stellte, „Ad multos annos!“ Bedeutung von Christine & Stefan Resch

Neuerscheinungen 27 Die Verfasserinnen und die Verfasser: von Wolfgang Otte Dr. Eva Kunze o. Univ.-Prof. DI Dr. mont. Harald 8043 Graz, Plattensteig 12 Impressum Harmuth und Dipl.-Ing. Christina Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Atzenhofer Verein Schloss Trautenfels 8951 Stainach-Pürgg, Trautenfels 1 OStR Mag. Harald Schwab Lehrstuhl für Gesteinshüttenkunde Obmann: HR DI Karl Glawischnig, 8911 , Oberhofsiedlung 530 Montanuniversität Leoben Rathausplatz 4, 8940 Liezen 8700 Leoben, Peter-Tunner-Straße 5 Schriftleitung: Wolfgang Otte, Schloss Trautenfels, Universalmuseum Joanneum Mag. Florian Mauthner 8951 Stainach-Pürgg, Trautenfels 1 Redaktionsteam: 8045 Graz/Weinitzen DI Waltraud Hein Mag. Katharina Krenn, Wolfgang Otte, Rinneggerstraße 54 HBLFA Raumberg-Gumpenstein Mag. Astrid Perner Lektorat: Mag. Jörg Eipper-Kaiser 8952 Irdning-Donnersbachtal Bestellung und Vertrieb: Univ.-Doz. Hon.-Prof. Univ.-Prof. Raumberg 38 [email protected] www.schloss-trautenfels.at DI Dr. mont. Hubert J. M. Preßlinger Tel: 03682 22233, Fax: 03682 2223344 8784 , St. Lorenzen 45 Dr. Christine Resch und Bankverbindung: Raiffeisenbank Gröbming, Bankstelle Irdning, Dr. Stefan Resch IBAN: AT963811300002101111 Univ.-Prof. Dr. Clemens Eibner apodemus – Privates Institut für Verlagsort: Trautenfels Hersteller: Medien Manufaktur Admont Institut für Ur- und Frühgeschichte Wildtierbiologie OG JOST Druck- und Medientechnik, Universität Heidelberg 8967 Döllacher Straße 17, 8940 Liezen Erscheinungstermin der 69117 Heidelberg, Deutschland Marktstraße 51 4. Ausgabe 2018: November 2018 Redaktionsschluss: 8. Oktober 2018 Foto Titelseite: Konrad Mautner. Farbdruck nach einem Gemälde von Gendergerechtes Schreiben erfordert Kompromisse: Alle in der Zeitschrift verwendeten Viktor Hammer, 1914. Sammlung Volkskunde, UMJ. Bezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form in gleicher Weise Foto: N. Lackner. Zu dem Beitrag auf den Seiten 3-6 auf Frauen und Männer.

2 Eva Kunze „Liebes Bertchen!“ Die Ansichtskarten Konrad Mautners an Bertha Köberl vulgo Veit

Ansichtskarte vom 24. November 1904 aus Ungarn I Alle Fotos: E. Kunze

Der Wiener Volkskundler Konrad Maut- bi gfohrn, do hon i s a Hradl valorn“ wo sein Vater im Ersten Weltkrieg eine ner (1880–1924) ist vielen ein Begriff und hab wieder umdrahn müssen, sonst noch heute existierende Papierfabrik als Mitbegründer des Steirischen Trach- wär ich schon bei Euch. Ich soll heute erworben hat. Als Besitzer des größten tenbuches1, das Viktor von Geramb nämlich den Hammer in der Sonne im Textilkonzernes am europäischen Kon- herausbrachte, oder als Verfasser des Markt treffen, und er will in Gössl ein tinent kann er durch die kriegsbedingte Steyerischen Rasplwerkes2, das bis paar Leutln in der alten Tracht malen. Seeblockade keine Baumwolle importie- heute als eine der umfangreichsten Hoffentlich sind wir doch morgen bei ren und lässt Garn aus Papier erzeugen, und schönsten Liedersammlungen aus Euch. Einstweilen herzliche Gruesse und das u. a. aus Pöls geliefert wird.5 In der dem Alpengebiet gilt. Manche kennen auf ein gesundes Wiedersehn. Fabrik übt Konrad vermutlich, wie in auch seine Alten Lieder und Weisen Der alte Hrad. anderen Fabriken seines Vaters, eine aus dem Steyermärkischen Salzkam- Kontrollfunktion aus. In scherzhaftem mergut3 oder wissen um seine große Stil schildert er Bertha den Verlust eines Trachtensammlung. Rades bei seinem Auto, weswegen er Hier soll aber von einem anderen, erst einen Tag später nach Gößl kom- einem privaten Konrad Mautner die men würde. Rede sein: Fast 25 Jahre lang – zwischen 1895 1 Konrad Mautner, Viktor von Geramb: und 1919 – schreibt er Bertha Köberl Steirisches Trachtenbuch. Graz. 1932–1939. vulgo Veit, einer Gastwirttochter aus 2 Konrad Mautner: Steyerisches Rasplwerk. Gößl am . Diese hebt die 96 Vierzeiler, Lieder und Gasslreime aus Goessl am Grundlsee. Wien. 1910. Karten ihr Leben lang auf und vererbt 3 Konrad Mautner: Alte Lieder und Weisen sie weiter. Daher existiert diese ganz aus dem Steyermärkischen Salzkammer- besondere Ansichtskartensammlung gut. Gesammelt und herausgegeben von heute noch am Grundlsee bei einer Konrad Mautner. Tutzing. 1977. Frau, die ungenannt bleiben möchte. Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1919. Dieser Artikel bringt Beispiele aus die- 4 Eva Kunze: „Liebes Bertchen!“ Konrad ser Korrespondenz, die Inhalt einer Mautners Ansichtskarten an Bertha Köberl Masterarbeit sind.4 vulgo Veit zwischen 1895 und 1918. Masterarbeit. Institut für Kulturanthro- Abb. 1 u. 2: Karte vom 7. Mai 1919 Pöls, 7. May 1919 pologie und Europäische Ethnologie. Universität Graz. 2017. Liebes Bertchen, So lautet der Text der letzten Ansichts- 5 Vgl. Wolfgang Hafer: Die anderen Gestern abend hab ich von hier auf die karte, die Konrad Mautner an Bertha Mautners. Das Schicksal einer jüdischen Bahn wollen „und wiar i üwa d Brücken Köberl schickt. Er schreibt aus Pöls, Unternehmerfamilie. Berlin. 2015. S. 44.

3 Seiner Karte lässt sich entnehmen, Der Siegeszug der Ansichtskarte hat erst Rast auf dem Wege dass zu dieser Zeit ein verlorenes Rad etwa zehn Jahre vor der ersten Karte Lovrana, 28. Dec. 1903 während der Fahrt keinen großen Un- Konrad Mautners von 1895 begonnen. Liebe Berscht, fall dargestellt hat. In will Zu dieser Zeit wird die Post erstaunlich So schaun die Keuschn hier aus. Da vorn Konrad Mautner den Maler Victor Ham- schnell zugestellt: in der Monarchie steht ein Kohlenwagen. Recht frohes Neu mer treffen. Dieser hat die bekannten meist am selben Tag, innerhalb von Wien Jahr wuenscht Dein alter Freund Porträts von Konrad und Anna Mautner in wenigen Stunden. Die Karten sind RAD in Ausseer Tracht angefertigt. Kopien daher einerseits ein vielgenutztes Kom- dieser Bilder hängen heute noch im munikationsmittel für Vereinbarungen Ähnliches lässt sich über die Unter- Gasthof Veit in Gößl. Victor Hammer und dienen andererseits als sichtbares schrift sagen, die sich von „Conrad“12, hat, wahrscheinlich auf Wunsch oder Zeichen des An-Jemanden–Denkens, vor „Rad“13, „Radl“14 Anregung von Konrad, auch einige allem von Reisen und aus der Sommer- Grundlseer gemalt. Der Schreiber ver- frische, aber auch als sichtbarer Beweis abschiedet sich am Ende der Karte, des „Ich war da“. wie immer wieder, mit „der alte Hrad“. Anfangs ist bei Ansichtskarten nur Zu Beginn der Korrespondenz sind Kon- auf der Bildseite Platz für kurze Mit- rad und Bertha 15 bzw. 8 Jahre alt. teilungen, erst ab 1905 wird die Rück- In den ersten Jahren schreibt er z. B.: seite für einen längeren Text zwischen Adresse und leerer Fläche geteilt. Am Graben 15. Mai 1900 Liebe Berscht. Wie geht’s alleweil? Die- Abb. 6: Karte von Weihnachten 1900 Mutter hat ein kleines Buch aus dem Jahr 1835 gefunden, da drin steht eine Liebe Berscht! Euch allen wuenscht Beschreibung vom Grundl- Toplitz und Gesundheit und Glueck im neuen Jahr Kammersee. Der Mautner Rad in Amerika. Servus Dein Rad.

Abb. 4: Rückseite Karte 15. Mai 1900 Auffällig bei allen Anschriften der Mautner’schen Karten ist das formelle „Wohlgeboren“, selbst anfänglich an das 8-jährige Kind. Die Anrede dokumentiert sehr deutlich den jeweiligen Beziehungsstatus von Konrad Mautner und Bertha Köberl: vom burschikosen „Liebe Berscht“9 über das neutrale „Liebe Bertha“10 und das liebevoll vertrauliche „Liebes Bertchen“11 zum eindeutigen „Liebes Mädchen“.

Abb. 7: Karte vom 14. September 1902

Semmering Kapelle Abb. 3: Karte vom 15. Mai 1900 14.September 1902 Liebes Berschtl, die Photographie vom Als die Korrespondenz abbricht, sind Moser haben wir schon kriegt. Wir sand beide erwachsen, Konrad hat noch fünf alle ganz krüppelhaft drauf. Jahre zu leben, bevor er 1924 44-jährig Servus Radl. stirbt und Bertha im Dorf mit ihren 37 Jahren bereits als „alte Broatin“ (die alte zu „Dein Conrad“ Braut) bezeichnet wird. Die Ansichtskarten zeigen aber lediglich Wien. Aufzug der Burgwache. einen Ausschnitt von Konrad Mautners Wien, 7. Dec. 1908 Persönlichkeit. Andere erschließen sich Liebes Bertchen. z. B. aus den Beschreibungen von Viktor Die Eltern sind ueber ein paar Tage auf Geramb6, den Erzählungen seiner beiden den Semmering. Ich bin Samstag Abend 7 8 Schwestern oder seiner Tochter . Abb. 5: Karte vom 28. Dezember 1903 hinauf gefahren, in der Frueh sind wir

4 alle auf den Sunnawendstoan gegangen, Auch von meinen Alten die besten Gruesse. haben oben gegessen. Dann sind die Aber er sorgt sich um das Wohlergehen Eltern zurueck und ich bin mit der Marie seiner Gößler Freunde. So schreibt er: hinunter zum Nothnagelhaus, wo uns der Einsiedler Lois einen Thee gekocht hat. Tulpenvelden bij Haarlem Dann sind wir bei doppeltem Vollmond Köln am Rhein, 1.Februar 1904 im Schnee hinunter nach Schottwien zum Liebe Bertha! Vielen Dank fuer Deine Gamsjager und von dort bei einfachem Karte. Es ist zu schrecklich, dass man Vollmond im Wagen nach Gloggnitz u. es gar nicht glauben kann. Ich bin noch von dort per Bahn nach Wien. ganz ausser mir. Dich umarmt in alter heisser Liebe Dein Conrad. Conrad. Sämtliche Hausgenossen eben- falls fuer mich zu umarmen, wenn du kein schmierigs Maul hast. und „Der alte Hrad“15 entwickelt. In den Schreiben an seine Freundin bleibt der Ton Konrads lange kindlich naiv. Man würde nicht annehmen, dass ein bis 35-jähriger Mann, verheiratet und Vater zweier Kinder, spricht, sondern der Jugendliche und junge Mann, der er zu Abb. 8: Karte vom 1. Februar 1904 Beginn der Korrespondenz ist. Abb. 9: Karte vom 3.Februar 1905 Erst um 1914 werden seine Karten Wien, 28. October 1909. ernster, er erzählt vom Alltag und sei- K. k. Kunsthistorisches Hofmuseum Wien Liebes Bertchen. Vielen Dank für Dein ner Familie. Er erkundigt sich auch bei (Stiegenhaus) 3.Februar 1905 freundliches Lebenszeichen. Ich hätte Bertha nach Leuten aus Gößl, lässt Liebes Bertchen, eine große Bitte, wenn Du soviel Zeit viele grüßen und schickt großzügige Auf der Stiegen bist du wohl auch ge- findest und nicht bei Tag und Nacht Geschenke an die Eingerückten vom wesen, wie du hier warst. Gelt. Da ist im Gruendl zu viel beschaeftigt bist Grundlsee. es schoen, aber noch tausendmal scho- sei so freundlich und schreib mir die Konrad Mautners Interesse gilt aber ener halt auf der Ziernitz Eben, oder folgenden faden Lieder. Ich bring sie nicht nur den Menschen, sondern auch meinetwegen nicht einmal so hoch, nimmer zsamm, weil ich schon zu viel der Volkskultur der Gegend. Er erforscht sondern gleich bei der Veit daustern ähnliche aufgeschrieben hab. Es kommt akribisch Bräuche, Lieder, Tänze der Kuchl angfangen. Bin neugierig, ob wir mir alles durcheinander. Region, sammelt Trachten, wird zum uns diesen Fasching noch sehn werden. 1. „Wia die Blümlein drausdn zidan.“ Experten dieser Bereiche und schreibt in Hoffentlich doch. Ich war jetzt ein paar 2. „Der traurige Bua (Zu dir ziagts mi hin)“ zahlreichen Publikationen darüber. Aber Tage marod. Geht mir aber schon wieder 3. „Wann i mei Diandl halsn thua.“ er vermittelt auch den Bewohnern den gut. He herzliche Gruesse 4. Von der Wanderschaft der Bua. und Wert ihrer Traditionen. Ohne ihn wäre Conrad das letzte Gsetzl von 5. der Kapleralm. wahrscheinlich, wie auch anderswo, Dafuer schreib ich Dir auch ein schoenes vieles unwiderruflich verloren gegangen. Die Kartentexte zeigen auch ein völ- Gsangl, was ich in einem Buch gefunden Dies alles zeigt aber auch seine stark liges Desinteresse an seiner Arbeit, hab. Hehe! I hob mi ban Diandlan so retrospektive Weltsicht. Die Welt, wie er schreibt nie, was er eigentlich zu dleim zuahadlegt, Dass d Floh i da Mittn sie ist und sich entwickelt, lehnt er ab tun hat, jammert nur über die not- hot s jammern anghebt. und wünscht sich, dass alles so bliebe wendigen Fabrikbesuche, die langen Herzliche Gruesse an die gesamte liebe wie in Gößl am Grundlsee. Wenn er Anfahrten, überhaupt das dauernde Familie Veit Sepp und Ihre Freundschaft. etwa in Wien unterwegs ist, vermisst Unterwegssein. Er glaubt auch nicht Hochachtungsvoll er die Echtheit und Ursprünglichkeit an die Sinnhaftigkeit der Vergröße- Konrad Mauskoth der Bewohner von Gößl. rung des väterlichen Textilkonzerns.

6 Victor von Geramb: Verewigte Gefährten. Ein Buch der Erinnerung. Konrad Mautner. Graz. 1952. S. 57–68. 7 Käthy Breuer: Jugenderinnerungen der Schwester Konrad Mautners. Kommentiert von Gerlinde Haid. In: Gunter Dimt (Hg.): Volkskunde. Erforscht – gelehrt – angewandt. Festschrift für C(arl) Lipp zum 85.Geburtstag. Linz. 1988. S. 25–35. 8 Anna Wolsey-Mautner: Erinnerungen an meine Eltern. In: Nora Schönfellinger (Hg.): „Conrad Mautner, großes Talent“. Ein Wiener Volkskundler aus dem Ausseer Land. Grundlseer Schriften. Band 3. Grundlsee. 1999. S. 11–25. 9 Siehe Abbildungen 3, 5, 6. 10 Siehe Abbildung 8. 11 Siehe Abbildung 1, 9, Briefe vom 7. Dec.1908 und vom 28. Oct.1909. 12 Siehe Abbildungen 8, 9. 13 Siehe Abbildungen 3, 5, 6. 14 Siehe Abbildung 7. 15 Siehe Abbildung 1.

5 So schreibt er Bertha: „Der Vater baut aber eine Fabrick um die andere, was thoan ma damit?“16 In Wien nimmt er an den mütterlichen „Salons“ teil und es ist verwunderlich, dass er dem Kontakt mit den vielen interessanten und bedeutenden Künst- lern seiner Zeit nicht mehr abgewinnen kann.17 Trotz seiner Ablehnung wehrt er sich nicht gegen die familiären Anforde- rungen und Wünsche: er arbeitet trotz mangelndem Interesse im väterlichen Betrieb, nimmt an den häuslichen Ver- anstaltungen teil und heiratet seine Cousine. Zu Hause und glücklich fühlt er sich nur in Gößl, seinem Flucht- und nicht Abb. 10: Trachtengruppe aus Tschechien ganz realen Sehnsuchtsort. Wie oft schreibt Konrad an Bertha, „wäre ich Als Bertha Köberl zum jungen Mäd- Zentrales Thema fast aller Schriften wie doch schon bei Euch ...“, freut sich chen reift, entspinnt sich eine Liebes- auch der Karten Konrad Mautners ist sei- immer auf sein Kommen. Hier ist er geschichte zwischen ihnen. Der Ton von ne Liebe und Nähe zu Gößl. Er versucht zu Scherzen aufgelegt, lustig, fröh- Konrads Karten ist ab etwa 1904 der intensiv und mit großem Engagement lich, seine Beziehung zu den Einhei- eines jungen Burschen an sein Mädchen. für die Menschen und ihre Umgebung mischen ist direkt und unkompliziert. Er neckt sie, schreibt leicht Anzügliches dazuzugehören und letztendlich sein Wenn er nicht am Grundlsee sein kann, und man geht wahrscheinlich nicht fehl, Zuhause zu finden.19 Er ist sich sehr lebt er in Gedanken mit, vor allem bei wenn man neben der erotischen auch bewusst, dass er bei aller Nähe aber Brauchtumsveranstaltungen und Fa- eine zumindest sexuell gefärbte Bezie- immer ein wenig „die Herrschaft aus schingsfesten. Dort liebt er die klare hung annimmt. Wien“ bleibt.20 gesellschaftliche Struktur und Ordnung Am Höhepunkt dieser Phase heiratet der Ortsgemeinschaft, wo jeder seinen Konrad Mautner seine Cousine Anna. Platz und seine Funktion hat. Er fühlt Möglicherweise hat seine Familie Ein- sich im Kleinräumigen und seiner Ein- fluss genommen, damit sich zwischen deutigkeit sicher und geborgen. den beiden nicht die Geschichte von „Im Rahmen einer Dissertation Die von ihm so empfundene wachsende Erzherzog Johann und Anna Plochl, die möchte ich eine Biografie über Entwurzelung durch die Industrialisie- ja aus Bad Aussee stammt, wiederholt. Konrad Mautner schreiben. Dafür rung erzeugt eine Sehnsucht nach heiler Bertha bleibt aber für Konrad die wich- benötige ich ausreichend Quellen, Welt, die sich bei ihm als „Rückzug ins tigste Bezugsperson in Gößl. Auf seine Fotos, Briefe, Karten, Informati- Überschaubare“18 manifestiert. Bitte hin sammelt sie für ihn Liedertexte onen u. ä. m. über ihn und seinen oder Faschingsbriefe. Vielleicht hat sie familiären Umkreis. Meine in zwei Die Beziehung Konrad Mautners zu durch ihr Singen und umfangreiches Jahren angesammelten Materialien Bertha Köberl verändert sich verständ- Gesangbuch überhaupt erst sein Inte- reichen dazu nicht aus. Da Konrad licherweise im Laufe von zweieinhalb resse an Liedern geweckt. Sie teilt mit Mautner sich häufig am Grundlsee Jahrzehnten. ihm auch das Interesse an Trachten und aufgehalten hat, vermute ich noch Zuerst ist sie für Konrad Mautner Kind- er schickt ihr immer wieder Karten mit einiges Unentdecktes, Unbekanntes heitsgespielin und er nimmt sie nicht diesbezüglichen Abbildungen. bei den Leserinnen und Lesern dieser sehr ernst – immerhin ist er 15 und sie Für Bertha Köberl ist Konrad Mautner Zeitschrift. erst 8 Jahre alt. Mit der Zeit entsteht mit Sicherheit eine große Liebe, sonst Kontakt: mehr Nähe, Konrad gibt ihr gegenüber hätte sie nicht seine Karten ihr ganzes Dr. Eva Kunze an und genießt wahrscheinlich ihre Be- Leben aufgehoben. Sie heiratet auch 0676/4965851 oder wunderung. erst zwei Jahre nach seinem Tod. [email protected].“

16 Karte vom 17. September 1904. 17 Vgl. Hannes Preßl: Zwischen Fotzhobel und Wiener Salon. Konrad Mautner als Volksmusikforscher. In: Nora Schönfellinger (Hg.): „Conrad Mautner, großes Talent.“ Ein Wiener Volkskundler aus dem Ausseer Land. Grundlseer Schriften. Band 3. Grundlsee. 1999. S. 91. 18 Zitat nach Univ.-Prof. Dr. Peter Kampits, Universität Wien. 19 Vgl. Gerhard Milchram: Konrad Mautner und Eugenie Goldstern: Identitätsstiftung in den Alpen oder universale Ethnologie? In: Hanno Loewy, Gerhard Milchram (Hg.): „Hast du meine Alpen gesehen?“ Eine jüdische Beziehungsgeschichte. Hohenems. 2009. S. 157 und 162. 20 Vgl. Johanna Palme: Da liabe Bruada Hrod und seine Goessler Komroden. In: Nora Schönfellinger (Hg.): „Conrad Mautner, großes Talent“. Ein Wiener Volkskundler aus dem Ausseer Land. Grundlseer Schriften. Band 3. Grundlsee. 1999. S. 61.

6 Harald Schwab

Wallfahrt und Pilgerfahrt, zwei Formen der „frommen Reise“

Gnadenstatue Frauenberg I Alle Fotos: H. Schwab Es ist schwierig, ja sogar unmöglich, Pilger- und Wallfahrt sind keine Erfindun- sollte einer der Anknüpfungspunkte für eine Pilgerfahrt klar von einer Wallfahrt gen des Christentums, sondern reichen die spätere christliche Pilgerfahrt nach zu unterscheiden, denn die Abgren- weit in die historische Frühzeit zurück. Jerusalem werden.3 zung entsteht, wie wir noch sehen In der heidnischen Antike gab es Rei- Denken wir aber auch an die Pilgerfahrt werden, letztlich durch innere Moti- sen zu berühmten Tempelheiligtümern der Muslime nach Mekka oder die Mil- vation und äußere Organisationsform. und Kultorten. So begaben sich Men- lionen von Teilnehmern beim rituellen Die Grenzen sind dabei oft fließend. schen unter anderem nach Epidauros Bad im Ganges in Uttar Pradesh. Zuletzt Pilgerfahrt und Wallfahrt sind aber in zum Heiligtum des griechischen Gottes ist zu bedenken, dass eine Pilgerfahrt jedem Fall zwei in der katholischen Asklepios, um in einer Wechselwirkung nicht zwangsläufig einen religiösen Hin- Kirche heute noch übliche Formen „be- von religiösem Zeremoniell und medizi- tergrund haben muss. Auf einer Art wegten Glaubenslebens“. Der aktuelle nischer Behandlung Linderung für ihre Pilgerfahrt kann auch jemand sein, der Pilger- und Wallfahrtsführer der Diö- Leiden zu finden. auf dem Weg zu sich selber ist, ohne da- zese benennt dazu für die Steiermark Ebenso entwickelte sich im Judentum mit eine religiöse Absicht zu verbinden. 44 Marienwallfahrtsorte mit aktiver eine Form der Wallfahrt, die in abgewan- Somit kann man auch „religionsfrei“ Wallfahrt sowie 6 Wallfahrtsziele zu delter Form bis heute gelebt wird. Ab pilgern. Was beim Pilgern möglich ist, ist anderen Heiligen.1 Für unsere Regi- 515 v. Chr., nach dem Wiederaufbau des aber bei einer Wallfahrt nicht denkbar, on werden die aktiven Wallfahrtsorte durch die Babylonier zerstörten Tempels, sie ist ohne einen religiösen Blickwinkel Maria Kumitz, Oppenberg, Frauenberg, wurde Jerusalem das zentrale Ziel. Dort- nicht zu verwirklichen. und Radmer genannt. Zählt hin kamen fortan Juden aus dem ganzen man die beinahe oder gänzlich erlo- jüdischen Reich möglichst einmal im Pilgerfahrt und Wallfahrt – Versuch schenen Wallfahrtsziele Gröbming, Jahr, solche aus der Diaspora zumindest einer Definition und Abgrenzung. Donnersbachwald, Gaishorn, Kalwang, einmal im Leben.2 Zum wichtigsten Fest Gemeinsam ist den beiden, dass man Hall bei Admont und Admont dazu, so wurde in der Folge Pessach, das Fest sie unter dem Begriff „fromme Reisen“ kommt man auf 11 Orte. Auf diese Orte der ungesäuerten Brote. Auch Jesus zusammenfassen kann. Für beide For- wird in einem Folgeartikel eingegangen pilgerte mit seinen Jüngern zu diesem men gibt es darüber hinaus eine geis- werden, vorerst geht es jedoch um Anlass nach Jerusalem. Somit steht eine tige Basis, die man als übergeordnete einen inhaltlichen und historischen Pilgerfahrt, vielleicht auch Wallfahrt, am Triebkraft sehen kann, die Frömmigkeit Überblick. Beginn der Leidensgeschichte. Diese sowie die Spiritualität.

1 Weber G. u. a; Wallfahrtsorte und Pilgerwege in der Steiermark, Graz ohne Jahreszahl; S. 6–67. 2 Ebenda S. 46. 3 Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 2, 1994; Sp. 262.

7 Demnach könnten beide als Reisen kann hier nicht eingegangen werden, In der Folge entwickelten sich nahezu gesehen werden, die Ausdruck eines stellvertretend sei nur auf die für den zeitgleich neben Jerusalem auch Rom persönlichen oder auch kollektiven Pilger typische Kleidung verwiesen, zu und Santiago de Compostela zu Zielen. Glaubenszeichens sind, getragen von sehen am Pilger J. Stammels in der Die Motivation, einen dieser drei Orte einem oder beiden dieser geistigen Ele- Stiftsbibliothek Admont (Abb. 1). aufzusuchen, war sehr unterschiedlich. mente. Dem Wortsinn nach handelt In Rom ging es vorerst um den Besuch es sich dabei allerdings um zwei sehr des Grabes des Apostels Petrus, ver- unterschiedliche Formen der „Reise“. bunden mit der Hoffnung auf Hilfe in der Pilgern lässt sich vom lateinischen eigenen Todesstunde. Bald rückte hier peregrinus ableiten und bedeutet „in der Reliquienkult rund um die Märtyrer der Fremde sein“. Im mittelalterlichen ins Zentrum. Über den direkten Kontakt Kirchenlatein wird daraus pelegrinus, mit diesen an deren Grabstätte hoffte „eine Person, die aus Glaubensgründen man auf die unmittelbare Hilfe Gottes.10 in die Fremde zieht.“4 Ebenso gut könn- Mit der zunehmenden Beliebtheit dieser te man sagen, der Pilger sei jemand, Reisen kam es, vorerst äußerlich, zum der sein Heil in der Fremde5 sucht. Wandel von der Pilgerfahrt zur Wallfahrt, Beides schließt zwar die Erreichung konkret zu sogenannten Fernwallfahrten. eines bestimmten Ortes nicht aus, be- Sie setzten schließlich Menschenmassen deutet aber nicht unbedingt, auch ein quer durch Europa in Bewegung. Ein klares geografisches Ziel vor Augen zu Höhepunkt wurde um 1545 erreicht, haben. Wallfahrt wiederum geht auf als alleine im Hospiz des hl. Phillippo das Wort wallen zurück, was in diesem Neri jährlich bis zu 50.000 mittellose Zusammenhang so viel bedeutet wie und teilweise auch kranke Pilger betreut „in eine bestimmte Richtung ziehen, wurden.11 unterwegs sein“. In beiden Fällen ist In Santiago de Compostela war das Grab man somit zwar unterwegs, aber nur in des Apostels Jakobus der Anziehungs- einem Fall zwingend mit einem realen punkt, aber auch das Bewusstsein, dort Ziel vor Augen. Dabei kannte das frühe an das Ende der damals bekannten Welt Christentum nur die Pilgerfahrt. Diese gelangt zu sein. Der Besuch aller drei nahm ihren Ausgang in der Spätantike Orte war mit der Hoffnung auf Ablass ver- und erfuhr im Verlauf des Mittelalters bunden. Dazu kam das Bedürfnis, durch große Abwandlungen. Prägend war Abb. 1: J. Stammel, "Pilger" (Ausschnitt), Stifts- Buße sein Seelenheil trotz begangener die Vorstellung, dass das Leben per bibliothek Admont Sünden zu sichern.12 Ihren Höhepunkt se eine Pilgerfahrt sei. Die Grundlage erreichte die Bewegung vom 13. bis zum bildeten innere Werte. Wallfahrten zu Der Gedanke, auf den Spuren Jesu zu 15. Jahrhundert, als unzählige Gläubige heiligen Orten waren hingegen aus dem wandern, war im frühen Christentum aus ganz Europa nicht nur nach Spanien frühchristlichen Glaubensverständnis keine spirituelle Realität. Lebensziel war strömten. Ab dem 16. Jahrhundert ist ein heraus undenkbar, denn es gab vorerst die innere religiöse Hingabe. Die reale Rückgang der Fernwallfahrten festzu- keinen besonderen Ort des Gebetes. Wanderung auf dem Weg Jesu wurde stellen. Die Ursachen sind vielfältig, eine Entscheidend war ausschließlich die nur als ein äußerer Ersatz gesehen. Erst davon ist aber eine Verinnerlichung der gelebte Gebetsgemeinschaft entspre- mit der Kreuzauffindung durch die hl. Frömmigkeit und damit verbunden die chend dem Wort Jesu: „Wo zwei oder Helena um 325 n. Chr. änderte sich das. „Pilgerfahrt im Geiste“. Das geht einher drei in meinem Namen zusammen sind, Auch die Errichtung der Grabes- und der mit einer zunehmenden Bedeutung lo- bin ich mitten unter ihnen“.6 Wallfahrt Geburtskirche führte in der Folge zu kaler Wallfahrtsziele und Orte.13 hat sich erst aus der Modifikation des einer deutlichen Belebung des Pilgerge- Pilgergedankens heraus entwickelt. dankens, der bald zur Wallfahrt wurde. Die Entwicklung der Nahwallfahrt Wesentlich wurde, dass Wallfahrten Am Höhepunkt dieser Idee entwickelte Ablässe in erreichbarer Entfernung im Gegensatz zu Pilgerfahrten auf Ge- sich schließlich der Wunsch, Christus waren für die gläubigen Menschen meinschaft beruhende, in der Regel möglichst an jenen Orten spirituell zu des Mittelalters immens wichtig, denn „fremdorganisierte Reisen“ waren, wäh- begegnen bzw. nachzufolgen, an denen Fernwallfahrten waren für die Masse rend man sich auf die Pilgerfahrt eher er selbst gewirkt hatte.9 kaum realisierbar. Dabei ging es nicht alleine oder höchstens in Kleingruppen begab.7 Abschluss und Höhepunkt soll- 4 https://de.wikipedia.org/wiki/Pilger te eine vorgegebene Zeremonie, eine 5 Herbers K.; Der Jakobsweg, Tübingen 2001 / 7; S. 32. kultisch-religiöse Handlung sein. Das 6 Matth.18, 20. aber setzte eine entsprechende Insti- 7 Lex. Th. u. Ki Bd. 10, 2001; Sp. 963. tution und auch Organisation voraus. 8 https://de.wiktionary.org/wiki/Wallfahrt 9 Dazu kamen schon bald persönliche Hengstler W., Stocker K. Wallfahrt, Wege zur Kraft, Graz 1994; S. 86 f. 10 Herbers K. Spiritualität des Pilgerns, Tübingen 1993; S. 17 f. Ziele wie die Erfüllung einer Bitte, per- 11 Herbers – Spiritualität; S. 90 ff. sönlicher Dank oder Abtragung von 12 Ebenda S. 13 f. Schuld.8 Auf weitere trennende Details 13 Hengstler S. 125.

8 nur um Gefahren oder die persönlichen Zeitspanne erreichbaren Gnadenort dar- Lebensumstände. Für die einfache Be- bringen zu können. Neben der dadurch völkerung stellten vor allem die damit neu entstandenen Vorstellung von einer verbundenen Kosten ein unüberwind- „Pilgerfahrt im Geiste“20 kam es zu stei- bares Hindernis dar. Für andere, etwa gender Beliebtheit, nun in Gruppen zu Klosterschwestern, war es wiederum pilgern. Damit verschwamm auch in der nicht erlaubt, ihr Kloster zu verlassen. Nahwallfahrt die klare Trennung zwischen Das führte vermutlich in Oberitalien zur Wallfahrt und Pilgerfahrt, auch wenn man „Erfindung“ der Kreuzwegbilder.14 vorerst noch vorwiegend Reliquienorte aufsuchte. In dieser Zeit mutierten Andachtsbilder zu Gnadenbildern. Ihnen wurden nun

Abb. 2: Pfarrkirche Tiffen, Kärnten Abb. 3: Kreuzreliquiar, Hall b. Admont Abb. 4: Wallfahrtskirche Maria Kumitz

Es gab aber durchaus auch andere kre- immer beliebter. Quellen zeigen, dass ebenfalls Wunder zugeschrieben, was ative Lösungen, so in Tiffen in Kärnten. Pfarren durchaus bis zu sechs lokale wiederum zu „frommen Reisen“ mit Dort wurde der aus dem Umland zur Wallfahrten pro Jahr, in der Regel zu einer geänderten „Zielsetzung“ führte. Kirche (Abb. 2) führende Pilgerweg unterschiedlichen Zielen, durchführten. Im Vordergrund stand nun die Erhörung in Schritten so bemessen, wie man Diese waren oft zumindest zweitägig.19 eines ganz persönlichen Anliegens, das diesen bis nach Jerusalem in Meilen man beim Gnadenbild vorbrachte, und einschätzte. Man „pilgerte“ also in Im 14. Jahrhundert wuchs jedoch die nicht mehr die beabsichtigte innere Schritten gleichsam als Ersatz für die Kritik an immer fragwürdiger werdenden Wandlung im Angesicht des Andachts- notwendigen Meilen.15 Pilgerfahrtspraktiken. So nützten Händler bildes. Motiv wurde somit letztlich die als „falsche“ Pilger die mit der Pilgerfahrt Hoffnung auf ein Wunder, direkt her- Spätestens ab dem 12. Jahrhundert verbundenen Privilegien. „Strafpilger“ – vorgerufen durch eine Bitte vor dem gab es vermutlich auch in unserer Ge- Straftäter, denen durch ein Gerichtsurteil Gnadenbild, nicht mehr die Fürspra- gend auf Ablässen beruhende lokale als Strafe eine Pilgerfahrt auferlegt wurde che der Heiligen bei Jesus Christus. Nahwallfahrten, bei denen vorerst der – verbreiteten entlang der Pilgerwege Zeitgleich rückte Maria immer mehr in Sühne- und Ablassgedanke im Vorder- Angst und Schrecken. Aber auch Kata- den Mittelpunkt der Verehrung. Dazu grund stand und nicht so sehr die Bitte strophen, ebenso wie gesellschaftliche kamen noch Fürsprecher für besondere um Erhörung in einem persönlichen Veränderungen, die in den Menschen ein Anliegen und für Berufsgruppen, Schutz- Anliegen. Bestätigt wurden die Ablässe Gefühl der nahenden Endzeit aufkommen heilige und Nothelfer. Diese Entwicklung 1415 für Hall mit seinen Kreuzreliquien ließen, führten zu einem neuen Zugang nahm ihren Ausgangspunkt vermutlich (Abb. 3)16 und 1453 für Gaishorn.17 Vor- zur Wallfahrt. Eine große Rolle spielte da- gegen Ende des 14. Jahrhunderts im erst handelte es sich somit wohl um bei das Gefühl des Einzelnen, Bedrohun- süddeutschen Raum. Damit wurde die gemeinsame Pilgerfahrten bzw. Prozes- gen des Alltags wie Krankheit, Hunger, Pilgerfahrt endgültig zur Wallfahrt,21 sionen, denn Ablässe waren in der Regel Viehseuchen oder Kindersterblichkeit auch wenn der Gedanke des Ablasses auf einen speziellen Tag oder zumindest machtlos gegenüberzustehen. All das damit nicht verschwand. Er war aber Zeitraum beschränkt, in der Folge aber führte vermutlich zu einem verstärkten nur mehr ein Aspekt, der erst in der Zeit sind Wallfahrten verbürgt.18 Ab der Mit- Wunsch, seine persönlichen Bitten und der Gegenreformation wieder stärker an te des 13. Jahrhunderts wurden diese Anliegen an einem in einer realistischen Bedeutung gewinnen sollte. Eine weitere Konsequenz war, dass neue 14 LxTK Bd. 8, 1999; Sp. 301. Orte zu Wallfahrtsorten aufstiegen, oft 15 Informationstext vor Ort. verbunden mit „Gründungslegenden“. 16 Walter H; Hall bei Admot – Steiermark. Ein Dorf erzählt seine Geschichte, ohne JZ S. 62. 17 Tomaschek Joh. u. a.; Die röm kath. Pfarrkirche Gaishorn, Gröbming 1998; S. 5 f. Diese berichten von wundersamen 18 U. a. im Stiftsarchiv Admont; n StiAA, ZZ-49; Aufzeichnungen über das kirchliche und Heilungen (Gröbming), besonderem seelsorgliche Verhalten in Weng; 1688. Tierverhalten in Maria Kumitz (Abb. 4) 19 Pfatschbacher H.; Pilger- und Wallfahrtswege in den Eisenwurzen, Steyr 1998; S. 26. oder auch von einer Anschwemmung 20 Herbers; Spiritualität; S. 63. oder einer wundersamen Übertragung 21 Ebenda; S. 29 ff. 22 Fischer R., Stoll A.; Kleines Handbuch österreichischer Marien – Wallfahrtskirchen, Band 3, eines Gnadenbildes an einen bestimm- Steiermark und Kärnten, Wien 1979; S. 20 ff. ten Ort wie in Frauenberg.22

9 Stiftungen, bei uns in Donnersbach- Wallfahrt in der Zeit der Gegen- Wallfahrt in der Zeit des wald, oder auch Erscheinungen bilde- reformation und der Barockzeit Josephinismus und der ten erst in späterer Zeit die Grundlage Das Konzil von Trient und in der Fol- beginnenden Moderne für die Entstehung von Wallfahrtsor- ge die Gegenreformation sahen die Der christliche Glaube war in der späten ten. Wallfahrt, und hier vor allem die Mari- Barockzeit vor allem in der ländlichen enwallfahrt, als ein für das Seelenheil Bevölkerung so stark verankert wie Die Zeit der großen Krise zwar nicht notwendiges, aber durchaus vielleicht nie zuvor, was auch an der der Wallfahrt nützliches Instrumentarium an. Auch Wallfahrtspraxis der damaligen Zeit Mit dem ausgehenden 14. Jahrhundert entwickelte sich nun jener Ablauf einer sichtbar wird. Im 18. Jahrhundert ver- und der aufkommenden Renaissance Wallfahrt, der bis ins 20. Jahrhundert lor jedoch der kirchlich interpretier- kam die Wallfahrtsbewegung stark in weitgehend beibehalten werden soll- te und organisierte Glaube durch die Bedrängnis. Neben der Kritik an den te.26 (Ausführlicheres dazu in einem Aufklärung innerhalb der herrschen- Missständen rund um die Durchführung Folgebeitrag). Ein gegenreformatori- den Schicht an Bedeutung und wich und den Ablauf gab es auch innerkirch- scher Aspekt zeigt sich von da an auch der Vernunft. Dementsprechend fiel liche Kritik an der nicht mehr erkenn- in einer Veränderung der Ikonografie die Gesetzgebung Josephs II. unter baren Trennung zwischen Verehrung der Mariendarstellungen. Waren bisher anderem auch gegen die Wallfahrt und Anbetung Marias oder anderer die oft auch gekrönte Madonna mit aus: Verbot der Wallfahrt außerhalb Heiliger sowie an der übertriebenen Kind auf dem Arm wie in Oppenberg des eigenen Landes, Stiftungsverbot Wundergläubigkeit.23 Viel entschei- (Abb. 5), die Schutzmantelmadonna auf Wallfahrten, Bekleidungsverbot dender war noch der Angriff vonseiten oder die Pieta, zu sehen in Wildalpen für Gnadenstatuen, seuchenpolizeili- des Protestantismus und hier vor al- (Abb. 6), typisch, so erfolgte nun die che Verbote im Interesse der Volks- lem der von Martin Luther. Er geißelte Entwicklung hin zur „Maria immacu- gesundheit, Verbot der inländischen den Ablassmissbrauch und stellte sich lata“ wie in der neuen Gnadenkapelle Wallfahrten über Nacht außer einmal mit ähnlichen Argumenten wie die ka- in Frauenberg (Abb. 7) oder zur „Maria im Jahr nach Mariazell zur moralischen tholischen Kritiker, nur viel radikaler, vom guten Rat“ in Donnersbachwald Stärkung des Volkes. Außerdem wur- gegen die Marienverehrung und somit (Abb. 8). Auch kam es zur Erhebung den zahlreiche Bruderschaften, die auch gegen die damit verbundene Wall- Marias zur „Mater Austriae“. Dieser bis dahin für den Wallfahrtsbetrieb fahrt.24 Unabhängig davon kam es zu Schritt war im Übrigen nicht nur ein organisatorisch und finanziell verant- einer gleichsam propagandistischen religiös-theologischer, sondern auch wortlich gewesen waren, aufgelöst, so „Antiwerbung“, indem man Männern, ein bewusst politisch motivierter.27 In auch die in Frauenberg. All das führte die auf Wallfahrt gingen, vorwarf, sie der Folge wurden auch zahlreiche Wall- zu einer dramatischen Abnahme der würden zu Hause Frau und Kinder im fahrtskirchen wie Frauenberg baulich Wallfahrt, wie Zahlen für Frauenberg Stich lassen. Frauen warnte man vor umgestaltet und erhielten weitgehend belegen. Kamen in der Blütezeit mehr der Gefahr einer Vergewaltigung und ihr heutiges Aussehen. Manche, wie die als 50.000 Wallfahrer pro Jahr, so gab bei Kindern vor der Möglichkeit, in die Kirche in der Radmer (Ab. 9), wurden es 1781, im ersten Regierungsjahr Jo- Sklaverei verschleppt zu werden.25 auch neu errichtet. sephs II., nur noch 24 Prozessionen,

Abb. 5: Gnadenbild Oppenberg Abb. 6: Gnadenbild Wildalpen

10 vorrangig aus dem Enns-, Palten- und Liesingtal. Aber auch aus dem ober- österreichischen Raum sind noch 11 Wallfahrten verbürgt. 1782 waren es insgesamt nur noch 16, 1783 noch 14 und 1785 gar nur mehr 5. Vor allem das Übernachtungsverbot wirkte sich hier dramatisch aus.28 Dieses bedeutete aber vor allem das Ende für kleine- re oder abgelegenere Wallfahrtsorte wie Gaishorn oder Radmer. An vielen dieser Orte entstand auch mit der er- neuten Belebung der Wallfahrt im 19. Jahrhundert, ausgelöst etwa durch die Bedrohung der Bevölkerung durch die Franzosenkriege, kein Wallfahrtsge- schehen mehr.29

Wallfahrt im 20. Jahrhundert Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab es erneut Phasen der Ablehnung der Abb. 9: Pfarrkirche Radmer Wallfahrt, so mit dem Ende der Habs- burgermonarchie und vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus. Erst ge- so 1980 das Mariazeller Wallfahrerwe- als Wallfahrer an einem Gnadenort gen Ende des 20. Jahrhunderts kam es genetz31 oder der „Gründerweg“ von vorbringen oder auch losgelöst von zu einer Neubelebung zum Teil auch St. Lamprecht nach Mariazell.32 Dazu jedem religiösen Ansatz als Pilger den in Verbindung mit einem auflebenden kamen neue Wege wie der überkonfes- Fragen nach dem eigenen „Wer bin Pilger- und Wallfahrtstourismus. In den sionelle Pilgerweg der Weltreligionen in ich, woher komme ich, wohin gehe letzten Jahren ist noch einmal eine .33 Mancherorts mag auch ich?“ im wahrsten Sinne des Wortes starke Zunahme feststellbar, wie Zah- das sich allgemein ausbreitende „Be- „nachgehen“.35 Die „spirituelle Reise“ len etwa aus Frauenberg zeigen. 2018 wegungsbewusstsein“ ein Grund sein, hat sich über die Zeit hinweg in ihrer sind hier bis Ende Juni schon über 50 sich einer solchen Idee anzuschließen, Form somit stark gewandelt. Durch das Wallfahrergruppen angekommen, dazu wie der Waldviertler Jakobsweg zeigt. 34 Wegfallen äußerlich sichtbarer Kenn- noch zahlreiche Einzelpilger.30 zeichen, das Entstehen neuer Riten Auch wurden zahlreiche ehemalige Pil- Somit kann heute jemand unterwegs sowie individueller Reisemöglichkeiten, ger- und Wallfahrtswege wiederbelebt, sein auf Gottsuche, kann seine Anliegen die zu geänderten Strukturen geführt haben, ist die Unterscheidung zwischen der Pilgerfahrt und der Wallfahrt zu einem ausschließlich inneren Unter- scheidungsmerkmal geworden. Zwar ist der Zugang heute oft ein anderer geworden, beide Formen haben aber nichts von ihrer Bedeutung verloren.

23 Wege S. 150 f. 24 Hengstler S. 153. 25 Herbers; Jakobsweg; S. 95. 26 Hengstler; S. 161. 27 Ebenda; S. 183. 28 Hütter K.; Barockes Wallfahrtsleben auf dem Frauenberg bei Admont, Graz 2004; S. 26 ff. 29 Ebenda; S. 81 ff. 30 Mitteilung der Pfarre. 31 https://www.bergfex.at/sommer steiermark/touren/pilgerweg/10322, mariazeller-weg-06 32 http://www.mariazeller-gruenderweg.at 33 Weber S. 96. 34 Steinbauer St.; Wallfahrt als zeitgeistige Tourismusschiene, Wien 2011; S. 41. 35 Schütz Ch.; Praktisches Lexikon der Abb. 7: Maria Immaculata, Frauenberg Abb. 8: Gnadenbild Donnersbachwald Spiritualität, Freiburg 1992; S. 72.

11 Florian Mauthner

Das Frühmittelalter im Palten-Liesingtal nach archäologischen und historischen Quellen

Viele heutige Ortschaften und deren Namen haben ihren Ursprung im Früh- mittelalter, wie dies auch bei Siedlungen im Palten-Liesingtal der Fall ist und wie der folgende Überblick1 zeigen wird. Zwar sind die archäologischen Hinterlas- senschaften dieses Zeitraums zwischen 600 und 1100 gering, jedoch ist es im Zusammenspiel mit den urkundlichen Erwähnungen und weiteren historischen Quellen möglich, einige Nachweise früh- mittelalterlicher Siedlungsstellen näher zu beleuchten.

Flussnamen Palten und Liesing Die ersten Nennungen des Flussna- mens Palten von 970 (silvam Paltam) und 1048 (in ualle pagoque Palta) deuten auf einen slawischen Ursprung hin. Das slawische/slowenische Wort „blato“, gleichbedeutend mit „Sumpf, Morast“, dürfte den Wortkern darstellen, welcher durch eine sog. Liquidenumstellung in der slawischen Sprache zu Palten verändert wurde.2 Der Name der Liesing ist auf das in den frühmittelalterlichen Quellen genannte Liestnicham zurückzuführen, welches ebenso slawischer Herkunft ist und Abb. 01: Urkundenfaksimile Silvam Paltam, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Allgemeine Urkun- aus dem urslawischen Wort „Lescniˇ - denreihe AUR 977 X 01x I Foto: Österreichisches Staatsarchiv ka“, gleichbedeutend mit „Wald, Holz“, stammen dürfte.3 nahe Lage im Umkreis von 50 bis 200 m Skelett hat eine Körpergröße von 1,59 m Liezen als Siedlungsanzeiger gelten.4 und die Frau ist zwischen dem 35. und In Liezen kann der Fund einer frühmit- Diese Bestattung wurde im Jahr 1999 45. Lebensjahr verstorben. Der Schädel telalterlichen Bestattung als Beweis im Rahmen von Sanierungsarbeiten in war zwar stark zerstört, jedoch kann für einen Siedlungsplatz während des einem Wohnhaus in Liezen unter dem anhand der restlichen Knochen von Mittelalters gewertet werden, da Gräber Bretterboden der Küche gefunden und einer zart gebauten Frau ausgegangen in dieser Zeitstufe durch ihre siedlungs- vom Bundesdenkmalamt geborgen. Das werden, die nach anthropologischer

12 Name Liezen ist erstmals 1130 in einem Admonter Güterverzeichnis genannt, in dem berichtet wird, dass das Admonter Stift „decimam ad Luecen et mansum unum“ (den Zehent zu Liezen und eine Hube) erhalten hat. Der Name Liezen/ Luecen dürfte slawischen Ursprungs sein und als Grundlage das slawische Wort „luza“ˇ (= Moor, feuchte Wiese) haben, da die Gegend um Liezen in früheren Zeiten ein sehr feuchtes Gebiet war7, auch wenn die frühmittelalterliche Namensforschung von einem bereits vorslawischen Ursprung des Ortsna- mens ausgeht.8

Rottenmann In Rottenmann fehlen archäologische Evidenzen für frühgeschichtliche Sied- Grabinventar einer frühmittelalterlichen Skelett aus dem Frühmittelalter aus Liezen lungstätigkeit gänzlich, jedoch gibt es Bestattung aus Liezen | Foto aus Steinklauber 2001, Abb. 3 zum Teil urkundliche Nennungen. In | Foto aus Steinklauber 2001, Tafel 1 einer Urkunde vom 23. Mai 927 er- folgte die erste Bezeichnung der Stadt Untersuchung an den altersüblichen von 800 bis in die erste Hälfte des 9. als ad Rotenmannum, die 1007 durch Krankheitsbildern wie Zahnfleischent- Jahrhunderts n. Chr. möglich. Durch Kaiser Heinrich II. in Bamberger Besitz zündung und Gelenksentzündungen die Aussagen der Grundbesitzer, dass übergegangen ist. Im Jahr 1048 wird litt.5 Beim Individuum wurden bei den bereits Anfang des 20. Jahrhunderts diese Schenkung bestätigt, wobei hier Schläfen je ein Ohrring, im Halsbereich in Nebenräumen weitere Skelette auf- ein zweisprachiger Ortsname – sowohl mehrere Perlen und ein Eisenmesser im gefunden, aber trotz Meldung an die Rotenmannun als auch die slawische unteren Rippenbogen gefunden sowie Gendarmerie nicht untersucht wurden, Bezeichnung Cirminah – angegeben an der rechten Körperseite mehrere kann von einem frühmittelalterlichen wird. Als geistliches Zentrum dieser Holzreste, die als Reste eines Sarges Gräberfeld ausgegangen werden.6 Schenkung kann die Georgskirche gel- interpretiert werden können. Die bron- Die im Zentrum der heutigen Stadt ge- ten.9 Diese doppelsprachige Nennung zenen Ohrringe besitzen am unteren legene Kirche St. Veit (Vitus) wird in könnte unter Umständen ein Anhalts- Ende eine Drahtumwicklung und sechs einer Notiz aus dem Stift Admont im punkt für ein frühes, eventuell territo- Gehänge aus Draht. Durch Vergleichs- Jahr 1160 erstmals im Zuge eines Streits riales Herrschaftsgebiet sein, welches objekte aus dem Ostalpenraum ist eine genannt, jedoch ist ihr genaues Aus- das Paltental umfasste.10 Der Name Datierung des Liezener Frauengrabes sehen in dieser nicht angegeben. Der Rottenmann/Cirminah dürfte sowohl slowenischen/slawischen Ursprungs, wie altslowenisch „cbrmbnb“ˇ (= rot), als auch bairischer Herkunft sein (= bei den roten Männern).11 In der Festschrift der Stadt Rottenmann wird auch die Theorie angedacht, der Name Cirminah stamme von der Zirbe oder von Zirbenwald.12

1 Dieser Artikel basiert auf dem Ergebnis einer an der Universität Graz bearbeiteten Seminararbeit, wofür ich Univ.-Prof. M. Lehner für Anregungen und Kritik dankbar bin. Ohrring aus Liezener Grab Hohlperlen aus Liezener Grab 2 Lochner 2004, 153. | Foto aus Steinklauber 2002, 24, Abb. 6 | Foto aus Steinklauber 2002, 24, Abb. 4 3 Lochner 2015, 458. 4 Lehner 2009, 207 f. 5 Steinklauber 2001, 341 (Beitrag Renhart). 6 Steinklauber 2001, 337–340 sowie Steinklauber 2002. 7 Vgl. Mezler-Andelberg 1997, 75–76; Weiler1997, 68. 8 Vgl. Lochner 2004, 148. 9 Amon – Liebmann, 1993, 43–44. 10 Baltl 2004, 50. 11 Lochner 2004, 157. Mehrfachperle aus Liezener Grab | Foto aus Steinklauber 2002, 24, Abb. 5 12 Pfau – Weiß 1995, 16.

13 Pfarrkirche St. Lorenzen im Paltental | Foto: by PatMic - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org

Beim Bundesstraßenbau bei der Kirche St. Walpurgis in Brunn bei St. Michael wurden zwei Lockenringe mit Verzierung gefunden, die zwei Vierfüßler mit zurück- gewandtem Kopf, umgeben von kleinen Kreisen zeigen und in das 9. Jahrhundert datiert werden. Diese Ringe wurden bei einem schlecht erhaltenen Skelett gefunden, weshalb W. Modrijan von Urkundenfaksimile parrochia Palten, Admont, Stiftsarchiv Cod. 475 - 82 I Foto: Benediktinerstift Admont, Archiv und Bibliothek einem frühmittelalterlichen Gräberfeld ausgegangen ist.19 Eben diese Walpur- gis-Kirche wird im 11. Jahrhundert als Trieben 860 Regelungen über das Eigenkirchen- Zentrum einer großen Landschenkung Die Siedlung Trieben dürfte ebenfalls und Pfarrwesen, da ebendieses Gebiet genannt.20 Ebenso wird bereits 860 frühmittelalterlichen Ursprungs sein, wie in der Urkunde von 860 nicht genannt eine Kirche in St. Michael erwähnt.21 sich aus dem Namen herauslesen lässt. wird. Bei dieser Urkunde handelt es Die ersten Urkunden der Stadt nennen sich um einen „Vertrag“ (Privileg) über Zusammenfassung die Ortschaft Trieben (1074), Triebin Gebietsübergaben an die Salzburger Das Frühmittelalter lässt sich im Pal- (1120) oder Triebein (1150), deren Name Kirche durch Ludwig den Deutschen. ten-Liesingtal nur schwer fassen, die dürfte auf das slawische Wort „trebiti“ Folgt man den Ortschroniken,17 so dürfte vorhandenen Hinweise zeugen aber den- (= roden, urbar machen) zurückgehen.13 bereits im 8. Jahrhundert ein Holzbau noch von Siedlungszentren, auch wenn Bestand gehabt haben, vielleicht eine bislang nur in Liezen und St. Michael der St. Lorenzen im Paltental Gründung des hl. Virgilus von Salzburg, archäologische Nachweis gelungen ist Anhand des alten, mittelalterlichen Na- welcher als Zentrum der sog. „paroch- und die drei anderen Orte nur mittels mens von St. Lorenzen, Walhesdorf, ia Palten“ durch einen karolingischen schriftlicher Überlieferung bekannt sind. zusammen mit den Hinweisen auf die Bogenbau ersetzt wurde. Ein weiteres Vor allem in der Umgebung der Orte römische Siedlung Surontio, könnte Indiz stellt der hl. Laurentius als Pfarr- St. Michael in der Obersteiermark ad im Falle von St. Lorenzen von einer patron dar. Liestnicham und Rottenmann/Cir- frühmittelalterlichen Besiedlung aus- menah könnte man bereits im 9./10. gegangen werden, auch wenn bis dato St. Michael in der Obersteiermark Jahrhundert von einer Territorialherr- archäologische Hinweise fehlen.14 Nach der urkundlichen Erwähnung aus schaft ausgehen, was einerseits mit der Die stärksten Indizien für eine früh- dem Jahr 860, welche oben bereits ge- Lagebezeichnung „an der Liesing“ als mittelalterliche Siedlung gibt uns die nannt wurde, ist im Raum St. Michael Orientierungshilfe sowie zum anderen Kirchengeschichte: Mit St. Lorenzen im in der Obersteiermark mit der curtis ad mit der doppelsprachigen Bezeichnung Paltental dürften wir die „Urkirche“ des Liestnicham zu rechnen.18 Durch den von Rottenmann/Cirmanah begründet Paltentales vor uns haben, wo zumin- Namen ad Liestnicham kann von einer werden kann.22 In der Gegend um St. dest im 10./11. Jahrhundert eine sog. Lage der curtis an der Liesing ausgegan- Lorenzen im Paltental kann anhand „Leutkirche“ gestanden haben dürfte, gen werden. Bei einer curtis handelt es kirchengeschichtlicher Aspekte wohl von welcher aus weitere Filialkirchen sich um einen befestigen Wirtschafts- eine (territoriale) Herrschaft vermutet wie etwa oder Liezen-St. Veit hof, zum Teil mit Eigenkirchen, welcher werden, die wohl noch vor der Mitte des gegründet wurden.15 Angaben der steiri- am ehesten wohl an der Mündung der 9. Jahrhunderts bestanden haben dürfte. schen Kirchengeschichte16 zufolge gab Liesing in die Mur, also im Raum St. Auffällig ist die Nähe der frühmittelal- es für das Enns- und Paltental bereits vor Michael gelegen haben müsste. terlichen Orte zu Siedlungen aus der

14 Lockenring St. Michael I Foto: aus Modrijan, Abb. 10

Römerzeit, wie die Beispiele Liezen mit der römischen Ortschaft Stiriarte, St. Lorenzen im Paltental mit Surontium oder von Trieben und St. Michael mit den aus dem Umkreis bekannten römi- schen Funden zeigen. Diese Beispiele verdeutlichen, dass frühmittelalterliche sowie römische Siedlungsstellen in einer gewissen Nahebeziehung stehen und im Nahbereich von römischen Siedlungen mit frühmittelalterlichen Orten zu rech- 23 nen ist und umgekehrt. Urkunde von 860, Faksimile, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 860 XI 20 I Foto: Österreichisches Staatsarchiv Literatur K. Amon – M. Liebmann (Hrsg.), Kirchen- geschichte der Steiermark, Graz 1993. H. Baltl, Die Steiermark im Frühmittel- alter, Graz 2004. M. Lehner, Binnennoricum – Karanta- nien zwischen Römerzeit und Hoch- mittelalter. Ein Beitrag zur Frage von Ortskontinuität und Ortsdiskontinuität aus archäologischer Sicht, unpublizierte Habilitationsschrift, Graz 2009. M. Lehner, Dreierlei Schreibtischpros- pektion: Beiträge zur Römerstraßenfor- schung in der Steiermark, in: G. Grab- herr (Hrsg.) conquiescamus! longum iter fecimus – Römische Raststationen und Straßeninfrastruktur im Ostalpenraum, Detail Ad Liestnicham, Urkunde von 860, Faksimile, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, IKARUS 6, Innsbruck 2010, S. 337–354. Erzstift (798-1806) AUR 860 XI 20 I Foto: Österreichisches Staatsarchiv F. Lochner v. Hüttenbach, Frühmittel- alterliche Namen in der Steiermark, in: strecke, Rottenmann 1995, S. 15–42. U. Steinklauber, Liezen: Das neu ent- H. Baltl 2004. L. Spiegl, Kult und Glaube unserer Hei- deckte Gräberfeld, Beweis für früh- F. Lochner v. Hüttenbach, Lexikon steiri- mat – Trieben und Umgebung im Wandel mittelalterliche Siedlung im heutigen scher Ortsnamen von A–Z, Band 1: A–L, der Zeit, Trieben 2007. Stadtgebiet, Da schau her 23/2, 2002, Grazer Vergleichende Arbeiten 29, 2015. U. Steinklauber, Ein frühmittelalterliches S. 22–24. H. J. Mezler-Andelberg, Von der Dorf- Frauengrab aus Liezen, Steiermark, F. Wohlgemuth, Trieben 900 – Heimat- kirche zur Stadtpfarre St. Veit in Liezen Fundberichte aus Österreich 40, 2001, buch der Marktgemeinde, Trieben 1974. – Geschichtliches Mosaik, in: M. Raffler S. 337–344. (Hrsg.), Liezen – Festschrift anlässlich 13 des Jubiläums „50 Jahre Stadt Liezen“, Wohlgemuth 1974, 46. 14 Lehner 2009, 180 f. Liezen 1997, S. 59–70. 15 Krawarik 2006, 182; Lehner 2009, 221, Anm. 1476. W. Modrijan, Vor- und frühgeschichtliche 16 Amon – Liebmann 1993, 42. Funde aus dem Bezirk Leoben (2.Teil), 17 Wohlgemuth 1974, 63–64; Spiegl 2007, 19–20. Schild von Steier 7, 1957, S. 5–28. 18 vgl. Amon – Liebmann 1993, 40–42; Lehner 2009, 206, Anm. 1353. 19 J. Pfau – K. Weiß, Rottenmann – Wer- Modrijan 1957, 24 f. 20 Baltl 2004, 96. degang zur Stadt, in: K. Weiß, Rotten- 21 Krawarik 2006, 139. mann: Von der ersten Besiedlung bis 22 Vgl. Baltl 2004, 49–50. zum zweigleisigen Ausbau der Bahn- 23 Lehner 2010, 350.

15 Hubert PreSSlinger, Clemens Eibner, Harald Harmuth und Christina Atzenhofer

Keramik aus der Franz-Josephs-Grotte in Unterzeiring – die naturwissenschaftliche Bewertung eines bronzezeitlichen Keramikwerkstoffes Herrn Ing. Wernfried Neuper für die wertvolle Zusammenarbeit auf dem Forschungsgebiet der Ur- und Frühgeschichte im Raum Zeiring in tiefer Verbundenheit zum 80. Geburtstag zugeeignet.

Abb. 1: Franz-Josephs-Höhe mit der Grotte in der KG Unterzeiring/OG Pölstal | Alle Fotos: H. Preßlinger

1. Einleitung auch der Wasserhaushalt durch die Glas, wurde von weither eingehandelt. Niederschläge optimal sein, wodurch So wird verständlich, dass man in jenen Die Franz-Josephs-Höhe in der KG Un- Gunstlandschaften bevorzugt wurden, Talschaften, wo durch Felsabbrüche terzeiring/OG Pölstal ist mit ihrer Grotte wie wir sie heute im Donautal vorfinden. der Untergrund studierbar war, nach ein wichtiger Standort für die urzeitliche Geschliffene Steingeräte sind zwar zur geeignetem Material für die Werkzeug- Besiedlung des oberen Pölstales.1 Über Holzbearbeitung ideal, nicht aber als herstellung suchte. Spätestens um 4000 Hohentauern geht die Verbindung ins Schneidewerkzeuge, weshalb (z. B. bei v. Chr. setzt sich aber die Suche nach Paltental und das Entwässerungssystem den Sicheln bis tief in die Bronzezeit) gediegen Kupfer und nach Kupfererzen der Enns zur Donau hin weiter. Dass in weiterhin nach kieselsäurehältigen Ma- durch und so können wir für das Palten- der letzten Eiszeit diese Talschaften am terialien gesucht werden musste. Da die und Liesingtal sowie für das Pöls- und Rand des großen Eisschildes lagen, ist Archäologen keine Mineralogen sind, Murtal ein Netzwerk von Fundstellen hinlänglich bekannt.2,3 wird dieses Material neutral als Silex erkennen, bei der die Bevölkerung auch Die ältesten in Europa über Kleinasien bezeichnet, es kann sich um Opale, diese Talschaften zur Besiedlung her- einwandernden Viehzüchter und Ge- Achate, echten kreidezeitlichen Feuer- anzog.5,6,7,8 treidebauern siedelten allerdings am stein, jurazeitlichen Radiolarit oder z. B. Um in solchen Landschaften überhaupt liebsten in den Lößlandschaften, deren auch um sog. Hornstein handeln. Selbst Informationen zu bekommen, ist es fruchtbare nacheiszeitlich gebildete Bergkristall wurde herangezogen, ist bitter notwendig, an Informanten her- Böden die Grundlage für die Bewirtschaf- aber zur Klingenerzeugung suboptimal. anzukommen, seien es nur Leute, die tung darstellten.4 Allerdings musste Ja selbst Obsidian, also vulkanisches im Forst arbeiten oder aber jene, de-

1 Preßlinger, H.; Eibner, C.; Casselmann, C.: Die Grotte „Franz-Josephs-Höhe“ in der Flur Burgstallofen in Unterzeiring, ein Höhlenfundplatz aus dem Paläolithikum – ein Vorbericht. Schild von Steier (2013/14), Heft 26; S. 310–315. 2 van Husen, D.: Die Ostalpen in den Eiszeiten, Aus der geologischen Geschichte Österreichs. Populärwissenschaftliche Veröffentlichungen der Geologischen Bundesanstalt, Wien 1987. 3 Eibner, C.; Preßlinger, H.; Neuper, W.: Ein bemerkenswerter altsteinzeitlicher Fund einer Breitklinge aus Möderbrugg. Schild von Steier (2008), Band 21; S. 95–97. 4 Pittioni, R.: Urgeschichte des Österreichischen Raumes, Wien 1954, Keramikum genannt. 5 Eibner, C.; Preßlinger, H.; Neuper, W.: Ein Steinaxtbruchstück aus Möderbrugg. Schild von Steier (2008), Band 21; S. 99–101. 6 Preßlinger, H.; Eibner, C.; Günther-Preßlinger, B.: 6000 Jahre Bergbau und Metallerzeugung im Enns- und Paltental – Zeugnisse der Metall- verarbeitung in der urzeitlichen Siedlung „Kaiserköpperl“ in Bärndorf. Da schau her 36 (2015), Heft 1; S. 12–16. 7 Eibner, C.; Preßlinger, H.: Eine befestigte Höhensiedlung im Bereich des urzeitlichen Kupfererzbergbaugebiets in der Obersteiermark. In: Vorgeschichtliche Fundkarten der Alpen. Hrsg:v. Uslar, R.; Römisch-Germanische Forschungen, Verlag v. Zabern, Mainz a. Rhein 1991, Band 48, S. 427–450. 8 Modrijan, W.: Das Aichfeld – vom Steinbeil bis zur römischen Poststation. Judenburger Museumsschriften III (1962), S. 3–63.

16 Abb. 2: Blick aus der Franz-Joseph-Grotte in Richtung Süden Abb. 3: Portal der Franz-Joseph-Grotte mit der Grabungsmannschaft (Pölstal/Aichfeld) am 1.9.2011 nen die Erforschung der Heimat und Grabungen Keramikbruchstücke, wie 2.2 Röntgendiffraktometrische der näheren Umgebung besonders am am Beispiel der Franz-Josephs-Grot- Untersuchung Herzen liegt. So dürfen wir uns hier für te in KG Unterzeiring/OG Pölstal im die Zusammenarbeit mit Herrn Gerd Folgenden gezeigt wird, aufgefunden Von dem kleineren Teilstück der Probe Hajek9 bedanken, der uns nicht nur werden und wichtige Indikatoren für E133/15 wurde ein Röntgendiffrakto- hügelgräberbronzezeitliche Keramik die zeitliche Zuordnung der Schichten gramm angefertigt. Die Phasenvergesell- von St. Oswald, sondern auch erstmals werden. Aus welchen Materialien – Ton schaftung ergibt als Hauptkomponente Funde aus der Franz-Josephs-Grotte, und Magerungsmittel – die Keramik Calcit. In größeren Mengen wurden bei denen neben dem Knochen- und hergestellt wurde und welches hand- auch Quarz und Muskovit detektiert. Steingerätematerial auch die Keramik werkliche Können die Töpfer besaßen, Die Probe enthält ebenfalls geringe eine gewisse Rolle spielte, zur Verfügung wird in der folgenden Abhandlung in Mengen Hämatit, Albit und Hornblende. stellte.10 einer Studie an einem Keramikscherben Geschützte, geräumige Höhlen mit der aus der Franz-Josephs-Grotte, der bei 2.3 Mikroskopische und röntgen- Möglichkeit, die Landschaft weithin archäologischen Untersuchungen 2011 mikroanalytische Untersuchung einzusehen, waren nicht nur in der geborgen werden konnte (siehe Abb. 3 Jungsteinzeit beliebte benutzte Jagd- bis 5), beschrieben. Eine Übersicht des Gefüges der Probe unterkünfte, sondern wurden auch in E133/15 ist in den Abbildungen 6 und den darauffolgenden Metallzeiten immer 2. Durchführung der Keramikunter- 7 dargestellt. Die Probe besteht aus wieder als längerfristige Wohnunterkünf- suchungen und Ergebnisse großen Calcitkörnern (Durchmesser te benutzt (Abb. 1 und 2). Wo Menschen ca. 1 mm) und kleineren Quarzkörnern längere Zeit lebten, d. h. einen Haushalt 2.1 Masse (Durchmesser max. 80 μm). Beide Be- mit der Möglichkeit zum Schlafen, Ko- standteile sind sehr kantig und nicht chen usw. führten, wurde auch Geschirr Die Masse beider Teile des Fundstückes gerundet, was auf keinen natürlichen aus gebranntem Ton benötigt. Keramik beträgt 22,53 g. Das ist im Vergleich zur Transportprozess (etwa in einem Bach) im metallzeitlichen Alltag ist des Öfteren Größe (siehe Abb. 4 und 5) eher wenig hindeutet. Die Probe weist an einem zu Bruch gegangen, sodass in den geräu- und deutet auf Bestandteile niedriger Rand eine hellere Färbung auf, dort migen Wohnhöhlen bei archäologischen Dichte hin. sind die Calcitkörner rissig und schei- nen durch Verwitterungsprozesse an- gegriffen. In der übrigen Probe sind diese intakt. Wahrscheinlich erfuhr diese Randzone als Außenseite eine höhere thermische Beanspruchung während des Brandes. Eine teilweise Entsäue- rung des Calcites konnte jedoch nicht festgestellt werden.

Abb. 4: Fotografische Darstellung der Außen- Abb. 5: Fotografische Darstellung der Innen- seite der bronzezeitlichen Keramikprobe aus seite der bronzezeitlichen Keramikprobe aus 9 Hajek, G.: Lobmingstraße 58, A-8570 der Franz-Josephs-Grotte in KG Unterzei- der Franz-Josephs-Grotte in KG Unterzei- Voitsberg. ring/OG Pölstal (Probennummer E 133/15) ring/OG Pölstal (Probennummer E 133/15) 10 Siehe Anmerkung 1.

17 Die Abbildungen 6 und 7 zeigen pold-Komplex, welcher an der Stelle fererze verwaschen hat? Noch fehlen Rückstreuelektronenbilder der Unter- des Fundortes eine Mächtigkeit von uns die Zwischenglieder, vor allem so suchung mit dem Rasterelektronenmi- 500–700 m aufweist.11 Das lässt darauf frühe Schmelzplätze. kroskop. Neben dem Calcit und Quarz schließen, dass das Material nicht weit Das Ergebnis der wissenschaftlichen wurden ebenfalls große Mengen Mus- transportiert wurde. Ein weiterer Hin- Keramikbewertung fügt sich sehr gut kovit und vereinzelt Feldspat detektiert. weis dafür sind die schlecht sortierten in die bisher erfolgten Beurteilungen Die in Abbildung 7 ersichtliche Auffä- und klassierten kantigen Calcitmar- der Keramikfunde aus dem Palten- und cherung des Muskovits lässt auf seine morkörner und Quarzkörner. Am Rand Johnsbachtal ein.12,13,14,15,16 Sie bestätigen thermische Beanspruchung und auf der Probe ist der Calcitmarmor stark einerseits, dass die Gebrauchskeramik seine daraus resultierende Entwässe- zerklüftet. Bemerkenswert ist eine sehr in den einzelnen Talschaften jeweils aus rung schließen. Hämatit und Hornblende geringe thermische Beanspruchung, auf den örtlich vorhandenen Rohstoffen konnte mithilfe der energiedispersiven die geschlossen werden kann, da der gefertigt wurde und anderseits, dass bei Röntgenanalyse nicht gefunden werden. Calcit nicht entsäuert ist. Laut einer der Keramikherstellung ein technologi- Diese liegen wahrscheinlich feinst ver- Berechnung mit der thermochemischen sches Know-how vor Ort vorhanden war.

teilt in der Matrix vor. Software FactSage entsäuert CaCO3 bei Für die Zeitstufen vor der Eisenzeit wird 893 °C. Das bedeutet, dass diese Pro- allgemein angenommen, dass die Kera- 3. Schlussfolgerungen be nicht über diese Temperatur erhitzt mikproduktion in der Hand der Frauen wurde. Die Muskovitkristalle hingegen im Zusammenhang mit ihrer Hoheit Die Matrix der vorliegenden Probe be- weisen starke Schrumpfrisse auf. Dies im Haushalt lag. Unsere Proben zei- steht aus einem sandigen Material mit bedeutet, dass die Temperatur hoch gen dies z. B. an den millimetergroßen nur sehr wenig Tonsubstanz. Die Matrix genug war, dass dieser entwässerte. Marmorkörnern, die im Kochgeschirr als wirkt im Durchlicht „rostig“ und besteht Dass hier in der Kupferzeit der örtliche Wärmespeicher dienten, die aber nicht zu einem großen Teil aus Eisenhydroxi- Lehm mit lokalem Gesteinsmaterial durch zu hohe Brenntemperatur zerstört den und kleinen Muskovit-, Quarz- und gemagert wurde, ist das Ergebnis dieser werden durften. Andererseits zeigt aber Calcitkristallen. Der Hauptbestandteil Studie. Das ist insofern bemerkenswert, die Entwässerung der Muskovitkörner, der Probe ist Calcitmarmor. da die Marmorpartikel Korngrößen von dass dieses Kochgeschirr irreversibel, Dieser ist stark mit Quarz und Muskovit etwa 1 mm aufweisen, während der das heißt hoch genug gebrannt wurde, verunreinigt. Dieses Gestein entspricht scharfkantige Quarzsand jene Korn- sodass es zum Kochen verwendet wer- der Geologie des Fundorts auf der größe besitzt, die in der Urzeit für die den konnte. Die Komponente der feinst Franz-Josephs-Höhe in KG Unterzeiring/ Nassaufbereitung von Erzen optimal gepochten („gemahlenen“) Quarzkörner OG Pölstal. Die Magerungsbestandteile war. Können wir aus diesem Ergebnis weist aber darauf hin, dass diese Haus- sind typisch für den sogenannten Rap- schließen, dass man schon damals Kup- halte engen Kontakt mit dem Berg-und Hüttenwesen hatten. Nur bei der Erzauf- bereitung konnte man solches Material erhalten, um es in Haushaltsgeschirr als Magerung einzusetzen. Man darf davon ausgehen, dass Familienmitglieder des gleichen Verbandes in den verschiede- nen Bereichen tätig waren und mitein- ander ein gedeihliches Familienleben führen konnten. Das lässt den Schluss zu, dass ab der Kupferzeit entlang der Erzlagerstätten eine Industriegesell- schaft mit strukturierter Arbeitsteilung Abb. 6: Rasterelektronenmikroskopisches Abb. 7: Rasterelektronenmikroskopisches in der Obersteiermark – Murtal, Pölstal, Rückstreuelektronenbild des Gefüges der Rückstreuelektronenbild des Gefüges der bronzezeitlichen Keramikprobe aus der bronzezeitlichen Keramikprobe aus der Paltental, Johnsbachtal usw. – über meh- Franz-Josephs-Grotte in KG Unterzeiring/OG Franz-Josephs-Grotte in KG Unterzeiring/OG rere Tausend Jahre vorwiegend aus dem Pölstal (Probennummer E 133/15); (1) Calcit, Pölstal (Probennummer E 133/15); (1) Calcit, Bergbau und der Verhüttung der Erze in (2) Quarz, (3) Muskovit, (4) Feldspat und (5) (2) Quarz, (3) Muskovit, (4) Feldspat und (5) einem gewissen Wohlstand gelebt hat. Limonit Limonit

11 Für die exakte geologische Zuordnung des Mineralbestandes ist Ass.-Prof. Dr. mont. Heinrich Mali zu danken, dessen genaue Kenntnisse diese Untersuchung sehr gefördert haben. 12 Preßlinger, H.; Eibner, C.: Der Beginn der Metallzeiten im Bezirk Liezen – eine montanarchäologische Dokumentation. Kleine Schriften Schloss Trautenfels Universalmuseum Joanneum, Trautenfels 2014, Heft 31. 13 Preßlinger, H.; Eibner, C.; Harmuth, H.: Das Kaiserköpperl als Mittler der Kulturen zwischen den Haupthimmelsrichtungen in der sogenannten Kupferzeit. Da schau her 37 (2016), Heft 2; S. 17–21. 14 Preßlinger, H.; Eibner, C.; Harmuth, H.: Naturwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse an Gebrauchskeramikproben vom Mittelbronze- zeitlichen Arbeits- und Siedlungsplatz Schlosser/KG Schwarzenbach/OG Trieben. BHM 156 (2011), Heft 1; S. 28–33. 15 Preßlinger, H.; Eibner, C.; Harmuth, H.; Leth, I.: Baustoffe, Feuerfestmaterialien und Keramik im bronzezeitlichen Hüttenbetrieb. BHM 145 (2000), Heft 5; S. 222–226. 16 Preßlinger, H.; Eibner, C.: Montanarchäologie Johnsbachtal – ein Überblick über archäogeophysikalische, montanarchäologische und archäometallurgische Untersuchungsergebnisse. res montanarum (2017), Heft 56; S. 33–49.

18 Waltraud Hein

Kartoffelanbau am Fuße des Grimmings Teil 1: Wie die Kartoffel in die Region kam

Kartoffelernte am Fastenberg, 1963 I Foto K. Haiding, Archiv Schloss Trautenfels, UMJ

Der Weg der Kartoffel nach Europa Bewirtschaftung darstellte, wurde Wechsel zur Fruchtwechselwirtschaft Die Kartoffel stammt nicht aus Europa, im Laufe der Zeit die Brache durch statt, die eine regelmäßige Abfolge sie ist in Südamerika heimisch, wo sie Hackfrüchte ersetzt, später wurde von Blatt- und Halmfrüchten vorsieht. im Gebiet des heutigen Peru und Bolivi- die verbesserte Dreifelderwirtschaft Insgesamt konnte dadurch die Landnut- en schon 7000 v. Chr. bekannt war und eingeführt, weil dadurch eine Intensi- zung intensiver erfolgen, was auch eine auch für die menschliche Ernährung vierung und Ausweitung der Betriebe stärkere Viehhaltung nach sich zog. verwendet wurde. auf Tierhaltung möglich wurde. So fand Infolgedessen fiel auch mehr Dünger Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte zu Beginn des 19. Jahrhunderts der an, was wiederum zu einer Steigerung die Kartoffel im Zuge der spanischen der Nahrungsmittelproduktion führte. Eroberungsfahrten von Südamerika Die Kartoffel fand von Spanien aus- nach Europa, wo sie aber zunächst gehend den Weg nach Italien und von für eine Zierpflanze gehalten wurde. dort aus erst nach Mitteleuropa. Hin- Trotzdem dauerte es noch Jahrzehnte, gegen gelangte die Kartoffel von den bis sie den Stellenwert als wichtiges Kanarischen Inseln aus, wo sie eine Volksnahrungsmittel einnehmen konn- Zwischenstation vom weiten Weg von te. Denn zu Beginn des Kartoffelanbaus Südamerika her machte, direkt nach wurden oft rohe oder unreife Kartof- England und Irland. Dort gelang die feln verspeist, die im Geschmack nicht Einführung dieser ausländischen Kul- überzeugen konnten und sogar manch- turpflanze schon im frühen 17. Jahr- mal unerwünschte Nebenwirkungen hundert, wobei sie sich bis zum Ende hervorriefen. Schließlich unterscheiden des besagten Jahrhunderts zu einem sich unsere heutigen Kartoffelsorten Grundnahrungsmittel entwickelt hat- durch züchterische Bearbeitung von te. In Mitteleuropa war die Kartoffel jenen Formen, die ursprünglich nach zunächst nur eine Pflanze für Bota- Europa gekommen waren, inzwischen niker und wurde für eine besondere wurden viele unerwünschte Inhalts- Rarität gehalten. Außerdem dürften stoffe bereits herausgezüchtet. Auch die Kartoffeln der damaligen Zeit noch im Fruchtfolgeverlauf gab es durch nicht an den Langtag im europäischen den Kartoffelanbau Veränderungen. Sommer angepasst gewesen sein, was Während im Mittelalter die Dreifeld- Kartoffelpflanze Solanum tuberosum zu erheblichen Problemen bei der Knol- erwirtschaft eine übliche Form der I Archiv Schloss Trautenfels, UMJ lenbildung führte.

19 Die Einführung der Kartoffel das Jahr „ohne Sommer“ genannt wur- und dass der Mensch durch den Genuss in Österreich de, welches zu massiven Missernten dieser Knollen keinen gesundheitlichen Die ersten Kartoffeln in Österreich dürf- führte und in weiterer Folge schwere Schaden nehmen werde. Auch wurde auf ten zwischen 1610 und 1627 im Klos- Hungersnöte hervorrief, versuchte Erz- die Möglichkeit hingewiesen, wie man tergarten von Seitenstetten angebaut herzog Johann durch die Errichtung einer aus Kartoffeln ein wohlschmeckendes worden sein, da der Abt aus Belgien „Kartoffelunterstützungsanstalt“ den Brot machen könne. Ein Problem dabei einige Kartoffeln erhalten hatte. Später Anbau der Kartoffel zu forcieren, auch war, dass die schwer arbeitenden Land- wurde der Kartoffelanbau unter Maria durch die Einfuhr von besseren Sorten arbeiter kaum Zeit zum Lesen solcher Theresia gefördert, aber erst während aus England, Schottland, Holland und Zeitschriften hatten, sofern sie über- der Napoleonischen Kriege erreichte die Brasilien. haupt lesen konnten. Kartoffel ihre Bedeutung als Nahrungs- In manchen Gebieten und bei verein- Nichtsdestotrotz ließ Erzherzog Johann mittel. Für Kärnten ist belegt, dass der zelten Bauern hatte die Kartoffel schon Kartoffeln an Bauern im steirischen aus Limburg stammende Johann von Eingang in die Fruchtfolge gefunden. Oberland verteilen, um besonders den Thys den Kartoffelanbau vorantrieb, Trotzdem gab es noch genug Bauern, Gebirgsbewohnern in ihrem Kampf ge- zumal er Kanzler der 1764 gegründeten die der neuen Kulturpflanze äußerst gen den Hunger zu helfen. Ab dem Jahr Kärntner Ackerbaugesellschaft war. skeptisch gegenüberstanden. Auf der 1817 nahm diese Verteilung größere Während der theresianisch-josephini- anderen Seite fiel die Getreideernte auf- Ausmaße an, allerdings führte nicht schen Zeit erfuhr der Kartoffelanbau grund widriger Witterungsverhältnisse jeder Kartoffelanbau sofort zum Ziel, staatliche Förderung. Im Jahr 1767 er- in vielen Jahren sehr bescheiden oder weil die Knollen manchmal zu dicht ging eine Instruktion über den Anbau ganz aus, was in jedem Fall zu einer gepflanzt wurden oder später kein An- und die Verwendungsmöglichkeiten der Verschlechterung der Versorgung mit häufeln stattfand. Kartoffeln. Schon in einem Hofdekret Nahrungsmitteln führte. Um beson- von 1788 wird eine Geldprämie in der ders bei den Bergbauern die Vorurteile Der Kartoffelanbau Höhe von 2 Gulden für den Anbau von gegenüber der neuen, unbekannten im Ennstal und im Salzkammergut Kartoffeln besonders in jenen Gegen- Frucht abzubauen und um den Anbau Ein sehr innovativer Landwirt, Paul Adler den, in denen dem Getreideanbau oft der Kartoffel insgesamt zu fördern, hatte vulgo Christoph, lebte zur damaligen eine Missernte droht, also im Bergland, Erzherzog Johann schon seit dem Jahr Zeit in Mühlreith, heute ein Ortsteil von in Aussicht gestellt (Baltl, Paul Adler 1815 begonnen, Saatkartoffeln an Bau- im steirischen Salzkam- 1984). ern in allen Regionen zu verteilen. Trotz mergut, damals Aussee. Schon im Jahr verschiedener aufklärender Schriften 1805 hatte Paul Adler die vom Kaiser für Die Einführung der Kartoffel gab es aber nur wenige fortschrittliche den Kartoffelanbau ausgesetzte Prämie in der Steiermark Landwirte, die sich trauten, Kartoffeln im von 50 Gulden erhalten. Paul Adler In der Steiermark war es Erzherzog Jo- größeren Ausmaß anzubauen. So berich- hatte aus eigenem Interesse Versuche hann, der Wesentliches zur Einführung tete der „Klagenfurter Schreibkalender in der Landwirtschaft durchgeführt, des Kartoffelanbaus beitrug. Nach den auf das Jahr 1807“, dass es günstig neben dem Anbau von Kartoffeln be- beiden Hungerjahren 1816 und 1817, sei, Kartoffeln in warmen Ställen oder schäftigte er sich mit dem Anbau von von denen im Besonderen das Letztere warmen Kellern vorkeimen zu lassen Klee und Wicke, aber auch mit Getreide

Johann Wachtl, Portrait von Paul Adler, 1836 Vorbereitung von Kartoffeln zur Aussaat | Foto: A. Steffen, Archiv Multimediale Sammlungen, UMJ | Foto: aus Hermann Baltl, Paul Adler. Graz 1984

20 wie Winterweizen, Gerste und Hafer. se Landwirtschaftsgesellschaft sollte Landwirtschaftsgesellschaft die Ver- Er notierte sehr genau alles, was er im einfache Bauern, adelige Grundbesitzer breitung der Kartoffeln in der Steier- Zusammenhang mit der Entwicklung der und Agrarwissenschaftler in einer ge- mark stark vorangetrieben. So konnte Kartoffeln beobachten konnte, vor allem meinsamen Vereinigung zusammenfas- die Filiale der „Kartoffelunterstützungs- was den Boden betraf, aber ebenso sen und damit langfristig der Förderung anstalt“ am Brandhof wegen des schon baute er damals schon verschiedene der steirischen Bauern dienen (Riegler, ausreichenden Bekanntheitsgrades der Sorten an. Er verwendete Pflanzgut aus Die Landwirtschaftsgesellschaft 1982). Kartoffel den Anbau in Veitsch, Aflenz Schottland, mit welchem er sehr gute Obwohl der Kartoffelanbau in den ver- und Turnau ab dem Jahr 1823 einstel- Erträge erzielen konnte, wovon er neben schiedenen steirischen Regionen zum len (Posch, Erzherzog Johanns Wirken dem Eigenverbrauch auch noch etliche Teil ganz gut funktionierte und gute Er- 1982). Schon im Jahr 1826 erklärte der kleinere Partien gewinnbringend ver- träge geerntet werden konnten, gab es Erzherzog, dass der Kartoffelanbau kaufen konnte. Jedenfalls erkannte er auch Misserfolge aus reiner Unkenntnis mittlerweile so verbreitet sei, dass die den großen Nutzen dieser Kulturpflanze über produktionstechnische Details Kartoffel kein Gegenstand von Verhand- und konnte so manche Missernte von (Barth, Agrarpolitik im Vormärz 1980). lungen mehr sein müsse. Getreide durch den Anbau von Kartof- So wurde teilweise zu früh geerntet, das Bereits im Jahr 1829 hatte die Kartoffel feln kompensieren und seine Familie noch unreife Kraut ausgerissen oder weitgehend Verbreitung in der gesam- damit gut durch den Winter bringen. die verwendeten Böden waren für den ten Steiermark gefunden, indem sie Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kartoffelanbau völlig ungeeignet. Daher auch in die heimischen Fruchtfolgen im Ausseerland wie auch im Ennstal gab es oft viel zu wenig Pflanzgut, das Eingang gefunden hatte. So wurde die Kartoffeln nur in den sogenannten Wurz- schon nach der Ernte im Herbst für das Kartoffel zum Nahrungsmittel für die gärten und nur ganz vereinzelt am Feld kommende Jahr zurückbehalten werden arme Bevölkerung. Auf diese Weise angebaut wurden, konnten im Jahr 1824 musste. Im Jahr 1819 ließ Erzherzog Jo- sicherte der Kartoffelanbau auch spä- im Werbbezirk Pflindsberg (das umfass- hann ungeachtet verschiedenster Pro- ter in wirtschaftlich schlechten Zeiten te die heutigen Katastralgemeinden bleme in der Filialsitzung am Brandhof der Bevölkerung das Überleben. Aller- , Bad Aussee, Bad Mitterndorf, wieder englische Saatkartoffeln an die dings wird berichtet, dass durch eine Krungl, Lupitsch, Pichl, Reitern, Stras- Bauern verteilen. Außerdem versuchte Kartoffelkrankheit im Jahr 1846 der sen) schon ein Zehnfaches der Menge er auch die Grundherrschaften für den Anbau auf 12.000 Joch zurückgegangen der Saatkartoffeln geerntet werden. Das Versuchs-Kartoffelanbau zu gewinnen, sei, das entspricht einer Fläche von zeigt, in welch kurzer Zeit die Bedeutung was nur in seltenen Fällen, wie beim Abt rund 7.000 ha (Hlubek, Ein treues Bild des Kartoffelanbaus in diesem kleinen von Rein, auf fruchtbaren Boden fiel. des Herzogthumes Steiermark 1860). Gebiet zugenommen hat. Das Jahr 1820 war gekennzeichnet von Außerdem lag der Bevölkerung des Im Jahr 1810 kam es zur ersten Begeg- schlechten Witterungsverhältnissen, Oberlandes nicht so viel an der Kar- nung zwischen Paul Adler und Erzherzog aber trotzdem konnte ein zufriedenstel- toffel, auch gab es zur damaligen Zeit Johann. Letzterer war sehr beeindruckt lender Knollenertrag geerntet werden keine Branntweinbrennereien mehr, vom umfangreichen Wissen und den im Vergleich zum Getreide, welches die Kartoffeln verarbeiteten. Trotzdem landwirtschaftlichen Versuchen des vielerorts dem Hagel zum Opfer fiel. trug der Kartoffelanbau in den beiden Bauern aus Mühlreith. Im Laufe der Durch die Errichtung der „Kartoffel- Weltkriegen wesentlich dazu bei, den Jahre entwickelte sich eine persönliche beitragsanstalt“ (Baltl 1984) wurde ab Hunger zu mindern. Gerade während Freundschaft zwischen den beiden Män- deren Gründung im Jahr 1817 verstärkt des Zweiten Weltkriegs wurde jede nern, von der das gesamte Ausseerland und dann später nochmals durch die noch so kleine Ackerfläche zum Anbau profitierte. von Kartoffeln genutzt, oftmals auch Paul Adler spielte dann später wiede- öffentliche Grünanlagen. rum eine entscheidende Rolle bei der Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Gründung der Landwirtschaftsgesell- Pro-Kopf-Verbrauch der Kartoffel vom schaft, wobei er „zur ersten Sitzung Jahr 1947/48 von 113,1 kg bis zum Jahr der Unterabteilung für das Enns- und 1960/61 auf 81,7 kg zurück und bis zum Paltenthal und des Salzkammerguts Jahr 2015/16 auf 48,7 kg. Allerdings Aussee“ am 20. August 1819 neben gab es zwischen 2006/07 und 2015/16 vielen anderen wichtigen Personen als nur relativ geringe Schwankungen. Bauer ausdrücklich eingeladen war. Die-

Owenscher Kartoffelroder, Modellsammlung der Erzherzog Johann lässt Kartoffeln an die Bauern Inserat aus „Der Bauernbündler“, April 1902 k.k. Landwirtschaftsgesellschaft in Steyermark, verteilen, Tragöß 1816 I Foto: aus Grete Klingen- | Archiv Schloss Trautenfels, UMJ Schloss Stainz I Foto: N. Lackner, UMJ stein (Hg.), Erzherzog Johann von Österreich. Graz 1982

21 … als die Wirdschafterin mir das Essen in das Zimmer gabe, so geselte sich dise zu mir, und fragte mich: ob ich auch ein freund von allen neuen Sachen bin. Ja sagte ich. Jetzt fieng diese an, mir mein mittag zu Würzen auf folgende Art. Sie: Ja, ja, alles gehet jezt nach der Neuen mody, und wird immer schlechter, und schreyen immer die Neuen Herrn: Die maschinna und alles Neue sey so herrlich gutt und dise Neuling sind immer in schlechteren umständen, als die alles beym Alten lassen, ich kenne Bauern die alles Neue verlachen, und sind sehr reich. Es ist auch kein wunder, daß die Neuen nicht Bauer bei der Kartoffelernte. Hof Peraller, Fastenberg 1963 I Foto: K. Haiding, Archiv Schloss Trautenfels, UMJ fortkomen, dann die maschinen kosten sehr viel Geld, und die Arbeit Damit beträgt der heutige Anteil nur zur Förderung der Landwirtschaft im auch; und dise Sachen, als Türken mehr 43 % jenes Wertes kurz nach dem Ausseerland und Ennstal beigetragen = Vasohlen, Bohn, Hirsch, Klee et Zweiten Weltkrieg, was natürlich sehr haben. Erdäpfel und dergleichen Kinderey- stark mit dem gestiegenen Fleischkon- en, dise Sachen werfen nichts ab, sum und insgesamt mit völlig geänder- Literatur als wie die Erdapfel brauchen das ten Ernährungsmustern im Zusammen- BALTL, H. (1984): Paul Adler. Ein Leben böste feld und bezahlen kaum die hang steht. für den bäuerlichen Fortschritt, Leykam Arbeit. Bis jetzt habe ich geduldig Vielleicht gelingt es in Zusammenarbeit Verlag Graz zugehört; aber wie sie den Erdäp- von Landwirten, Ernährungswissen- BARTH, A. (1980): Agrarpolitik im Vor- feln ein so schlechtes Lob sange, schaftlern, Köchen und Konsumenten, märz. Die Steirische Landwirtschaftsge- kunte ich es nichtmehr außhalden. der Kartoffel wieder einen besonderen sellschaft unter Erzherzog Johann. VIII. Ich sagte: meine Freundin, das kann Platz am täglichen Menüplan einzu- Die Tätigkeit der Landwirtschaftsgesell- ohnmöglich ihr von Herzen gehen, räumen. schaft , 72 – 77, Grazer Rechts- und absonderlich auf einer so wohl ein- Staatswissenschaftliche Studien, Baltl gerichten – aufgeklärten Wirdschaft. Nachsatz H. (Hrsg.), Band 37, Leykam Verlag Graz Sie: Ey ja, warum nicht? Ich: Aber Im Jubiläumsjahr 2009 (150. Todesjahr HLUBEK, F.X. (1860): Ein treues Bild des wegen den Erdäpfeln et Klee wohl von Erzherzog Johann) wurde am Hof von Herzogthumes Steiermark als Denkmal doch nicht? Sie: So nicht, warum Paul Adlers Erben in Mühlreith von der dankbarer Erinnerung an Weiland Ser nicht? Ich: ich habe eine zahlreiche Abteilung Ackerbau der HBLFA Raum- Kaiserlichen Hoheit den durchlauch- Famyly, und wir essen den ganzen berg-Gumpenstein ein Schaugarten mit tigsten Erzherzog Johann. Hrsg. KK Winder Erdäpfel und verkauf noch verschiedenen Kulturpflanzen angelegt. steiermärkische Landwirthschafts-Ge- obendrein bey 100 bis 200 Pfund Es wurden Führungen für Schüler, Land- sellschaft, Gratz 1860, Druck Kienreich. jährlich. Sie: Ja kann sein, wann sie wirte und interessierte Konsumenten POSCH, F. (1982): Erzherzog Johanns diese verkaufen könen; hier aber durchgeführt, an denen rund 700 Per- Wirken für den Bauernstand und die währe keine zu verkaufen, die Leite sonen teilnahmen. In einem Festakt Landwirtschaft in der Steiermark. In: wollen auch nicht viel essen, und wurde sowohl Erzherzog Johanns als Erzherzog Johann von Österreich. Sein ich wolde dise ihnen auch nicht auch des innovativen Landwirts Paul Wirken in seiner Zeit. Festschrift zur geben; weil es sicher erwisen ist, Adler gedacht, die beide wesentlich 200. Wiederkehr seines Geburtsta- das an Orten, wo viel et oft Erdäpfel ges. Pickl O. (Hrsg.), Selbstverlag der gegessen werden, die schädlichs- Historischen Landeskommission für ten Krankheiten ausbrechen. Ein Steiermark, Graz Schwein fueter kein nutzen sind RIEGLER, J. (1982): Die Landwirtschafts- diese. (Jezt wurde mir warm). Ich: gesellschaft. In: Erzherzog Johann von Freundin! Dieses ist ein erdichtetes Österreich. Beiträge zur Geschichte urteil eines sehr Schläffrigen, faulen seiner Zeit. Klingenstein, G. (Hrsg.), Bauers; den das bearbeiten der Band 2, 2. Auflage, Universitäts-Buch- Erdäpfel zuviel ist… druckerei , Graz, 125–138. Aus Paul Adlers Tagebuch 1811 Projekttage der HBLFA Raumberg-Gumpenstein am „Adler-Hof“ in Mühlreith, 2009 „Anmörkungen Über die Reiß nach I Foto: H. Waschl Klagenfurt wie auch zurück“

22 Christine und Stefan Resch

Haselmäuse und Fledermäuse auf den Trautenfelser Naturschutzflächen und ihre Bedeutung

Abb. 1: Trautenfelser Naturschutzfläche IAlle Fotos: apodemus OG

In einer zweijährigen Untersuchung innerhalb eines Aktivitätsraums von 1,5 die Haselmaus auf Flächen mit frühen (2016 und 2017) wurden im Auftrag des (Männchen) bzw. 0,75 ha (Weibchen) Sukzessionsstadien, in Gewässernähe Naturschutzbundes Steiermark im Rah- aktiv. Bestimmend für ihr Vorkommen oder in feuchten, sumpfigen Wäldern zu men des ELER-Artenschutzprojektes ist eine dichte Vegetation, die ihr das finden. In ihrem Habitat legt sie, meist auf den Trautenfelser Naturschutzflä- Klettern von Strauch zu Strauch ermög- in der Nähe von Nahrungsquellen, 3 chen des Naturschutzbundes Kartierun- licht, ohne dabei den Boden berühren bis 6 fein verwobene Kugelnester an. gen zum Vorkommen der Haselmaus zu müssen (Papillon et al. 2000). Wie Neben kurzen Ruhephasen (Tagestor- und Fledermausarten durchgeführt. allen Bilchen fehlt ihr ein Blinddarm, por) hält sie von Oktober bis März/ Die in der Gemeinde Stainach-Pürgg weswegen sie, neben tierischer Nah- April einen Winterschlaf in einem gut im Bezirk Liezen (Steiermark) liegen- rung im Sommer, auf zellulosearme isolierten Nest in Bodennähe (Juskaitisˇ de Untersuchungsfläche wird durch Kost wie Blüten, Früchte, Samen sowie & Büchner 2010). Feuchtwiesen, Streuwiesen, Schlank- junge Blätter und Knospen angewiesen Nach dem Winterschlaf beginnt im seggen-Sümpfe, Schilf-Röhrichte sowie ist. Aus diesem Grund bevorzugt sie Frühjahr bis zum Sommer die Paa- gut vernetzte Weidengebüsche und stufig aufgebaute Laubmischwälder rungszeit, in welcher die Haselmaus einen Auwaldrest geprägt (Abb.1). Die mit durchgehender Besonnung und in der Regel 3 bis 5 Jungtiere zur Welt Vorkommen der streng geschützten fruchtreichem Unterwuchs. Häufig ist bringt. Arten Haselmaus (Muscardinus avel- lanarius), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Abendsegler (Nyctalus noctula), Braunes Langohr (Plecotus auritus) und Mopsfledermaus (Barbas- tella barbastellus) unterstreichen die Bedeutung von natürlichen Lebensräu- men inmitten unserer zum Teil intensiv genutzten Kulturlandschaft.

Haselmaus (Muscardinus avellanarius) Als kleinster heimischer Bilch ist die mit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 65 und 90 mm mausgroße Haselmaus an ihrer charakteristischen gelbbraunen Fellfärbung leicht zu erkennen (Abb. 2). Als ortstreuer und nachtaktiver Einzel- gänger lebt sie versteckt im astreichen Gestrüpp niedriger Gebüsche. Dort hält sie sich bevorzugt in Höhen zwischen 2 und 10 m über dem Boden auf und ist Abb. 2: Haselmaus (Muscardinus avellanarius)

23 Die Populationsdichten der Haselmaus Ergebnisse 2010), sind die Trautenfelser Natur- liegen zwischen 1 und 10 Individuen pro schutzflächen alleine zu klein, um das Hektar (in optimalen Lebensräumen 4 Lebendfänge: Im August (24. 08. 2016) Vorkommen der Haselmaus zu sichern. bis 10 im Frühjahr mit ansteigender wurde auf den Trautenfelser Natur- Es ist anzunehmen, dass die Tiere den Dichte im Herbst, jedoch selten mehr als schutzflächen eine Haselmaus in einer beidseitigen Gehölzstreifen der Enns als 15) (Bright et al. 2006). Die Haselmaus Neströhre angetroffen. Es handelte sich Wanderkorridor nutzen. Finden sie ent- ist insbesondere durch Lebensraumver- um ein gesundes, adultes Weibchen lang dieses Streifens stufig aufgebaute lust (z. B. Bau von Siedlungs- und Ge- mit 14 Gramm Gewicht. Bei der zwei- Mischwälder oder strauchreiche Flächen werbegebieten) und Verschlechterung ten Kontrolle am 21.10.2016 wurden vor, werden diese von ihnen besiedelt. ihres Lebensraums (z. B. Fichtenforste 2 weitere Tiere in Neströhren beob- Von dem natürlichen Auwald der Enns ist anstelle von Mischwäldern, einheitliche achtet: Ein schlafendes Tier in Torpor durch die landwirtschaftliche Nutzung Altersklassenwälder) sowie den Rück- (Ruhephase) und ein adultes Männchen der letzten Jahrzehnte jedoch nur noch gang von natürlichen Gebüschreihen als mit einem Gewicht von 25,5 Gramm. wenig geblieben. Selbst Gebüschreihen Wanderkorridore bedroht. Sie ist daher In den untersuchten, rund 15.000 m2 sind selten und schlecht vernetzt. Da international durch die Berner Konven- großen Gebüschreihen konnte somit dies auch für das umliegende Vogel- tion (Anhang III) und die FFH-Richtlinie eine Mindestindividuendichte von 1,33 schutzgebiet „Ennstal zwischen Liezen (Anhang IV) geschützt. Im Bundesland I/ha festgestellt werden. und Niederstuttern“ (Nr. 41) gilt, haben Steiermark ist die Haselmaus durch das Naturschutzgebiet (NSG 54 c) und das Steiermärkische Naturschutzgesetz Nester: Von den insgesamt 30 zur Ver- Europa-Fauna-Flora Habitat Gebiet (Nr. (Artenschutzverordnung) vollkommen fügung gestellten Quartieren waren im 7) „Ennsaltarme bei Niederstuttern“ im geschützt. Herbst 12 besetzt. Dies entspricht einer Allgemeinen und die Trautenfelser Na- Besatzdichte von 40 %. turschutzflächen mit nachgewiesenem Untersuchungen auf den Trauten- Vorkommen im Speziellen eine sehr felser Naturschutzflächen Umweltfaktoren: An Standorten mit hohe Bedeutung für das Vorkommen Kobel und Neströhren: Auf Sträuchern Nachweisen betrug die Deckung der der Haselmaus in der Region. und Bäumen wurden in einer Höhe von Krautschicht im Mittel 51 %, wobei der 1,5 bis 2 m über dem Boden Kobel (Abb. niedrigste Wert bei 20 % und der Höchs- Nachweise in der Region: Die nächst- 3) und Neströhren (Abb. 4) montiert. te bei 80 % lag. Die Strauchschicht war gelegenen Haselmausnachweise aus Bei Kontrollen wurden die Tiere lebend mit 58 % etwas deckender (min. 30 %, den letzten Jahren liegen im National- gefangen und das Geschlecht, das Ge- max. 80 %) und die Baumschicht mit park Gesäuse (Blatt & Resch 2013), in wicht, das kategorische Alter sowie durchschnittlich 17 % (min. 10 %, max. Trieben (Resch et al. 2015) und in Haus der Gesundheitszustand bestimmt. An 30 %) lichtdurchlässig. im Ennstal (GeoMaus 2018). Weitere Standorten ohne Lebendfänge wurden Vorkommen in der Region sind anzuneh- im Herbst Haarproben aus dem Nest- Weitere Kleinsäuger: In der Neströhre men, aufgrund fehlender systematischer material entnommen und mikrosko- der Station 8 wurde in einem verlas- Kartierungen sind jedoch keine weiteren pisch ausgewertet. An Standorten mit senen Nest einer Haselmaus eine Rö- Standorte bekannt. Lebendfängen oder Nestnachweisen telmaus (Myodes glareolus) gefangen. wurden Umweltvariablen (Deckung der Ein toter Maulwurf (Talpa europaea) Fledermäuse (Chiroptera) Kraut- Strauch- und Baumschicht) im und eine tote Waldspitzmaus (Sorex Über die Verbreitung und aktuelle Umkreis von 3 m erhoben. araneus) wurden auf dem Besucherweg Vorkommen von Fledermäusen in der gefunden. Baue der Schermaus (Arvicola Obersteiermark ist nur wenig bekannt Umfang und zeitliche Umsetzung: In sp.) konnten auf der Mähwiese kartiert (vgl. Spitzenberger 2001). Mehrere alte den Gebüschreihen wurden 10 Stationen werden. Fundmeldungen aus Irdning (Rebel, gewählt. An jedem dieser Standorte 1933) und Untersuchungen zugängli- wurden 1 Nestbox und 2 Neströhren Bedeutung des Vorkommens cher Dachräume (Freitag 1994) sowie montiert. Die Montage der Nestboxen Da für den Erhalt einer stabilen Popu- Nachweise aus dem vergleichsweise und -röhren erfolgte im Juni, die Kon- lation eine Fläche von mindesten 20 gut untersuchten Nationalpark Gesäuse trollen im August und Oktober 2016. ha benötigt wird (Juskaitisˇ & Büchner (Spitzenberger 2004, Pysarczuk 2009, Pysarczuk et al. 2006 und Pysarczuk & Schmotzer 2010) lassen jedoch ge- schützte und seltene Arten in der Region vermuten.

Durchgeführte Untersuchungen Rufaufzeichnung und -analyse am PC: Als akustische Erfassungsmethode zur Dokumentation vorkommender Fle- dermausarten wurden Bat-Detektoren eingesetzt. Diese wandeln die Ortungs- Abb. 3: Kobel aus Holz mit stammseitigen Abb. 4: Neströhre aus Kunststoff mit Holzbrett laute von Fledermäusen in für Menschen Eingangsloch hörbare Frequenzen um und ermögli-

24 chen eine Bestimmung vor Ort. Eine mittels Netzfang. Das Tier wurde am im Nationalpark Gesäuse (Pysarczuk zusätzliche direkte Aufzeichnung des Fangort freigelassen. Vorgefundene & Schmotzer 2010). Der Abendsegler vom Ultraschall-Mikrofon gelieferten Kotspuren unter einem Fledermaus- (Abb. 6) ist in Österreich vorwiegend Signals schafft die Vorrausetzung einer brett am Informations- und Beobach- eine durchziehende Art oder ein Win- Rufanalyse am PC. Mit der Auswertung tungshäuschen lassen auf eine Nutzung tergast. Da er sich in Österreich nicht der aufgezeichneten Sonagramme kön- schließen. fortpflanzt (Spitzenberger 2001), wird nen im Feld nicht sicher bestimmbare die Art in der Roten Liste Österreich Rufe determiniert werden (Skiba 2009; Bedeutung des Vorkommens auch nicht beurteilt (Zulka 2005). Ak- Collins 2016). An zwei Terminen im Juni der Arten tuelle Nachweise in der Region sind und August wurde das Gebiet begangen Besonders erfreulich ist das Vorkom- nur aus dem Gesäuse im Bereich der sowie eine artbezogene Auswertung men der nach Zulka (2005) in Öster- Enns bekannt (Pysarczuk & Schmotzer (mit dem für Echtzeit-Geräte erreich- reich gefährdeten Mopsfledermaus 2010). Ein alter Nachweis vor dem Jahr baren Differenzierungsniveau und nach (Abb. 5). Die nächstgelegenen bekann- 1933 stammt zudem aus Irdning (Rebel den Kriterien von Hammer et al. 2009 ten und aktuellen Vorkommen liegen im 1933, Spitzenberger 2001). Die Trau- für die Wertung von Artnachweisen) Randbereich des Wörschacher Mooses tenfelser Naturschutzflächen dürften durchgeführt. inkl. Golfplatz (Thurner et al. 2011) und dem Abendsegler vor allem als Jagdge- im Nationalpark Gesäuse (Pysarczuk biet dienen. Eine Nutzung der Enns als Netzfang: Um Fledermausarten nachzu- 2009). Weitere, überwiegend ältere Zugstrecke ist bisweilen nicht bekannt. weisen, welche mit Bat-Detektoren er- Funde aus der Region stammen aus fahrungsgemäß nicht oder nur schwer zu dem Ausseerland (Spitzenberger 2001). Die Trautenfelser Naturschutz- hören bzw. zu bestimmen sind, wurden Von der als potenziell gefährdet ein- flächen als Lebensraum für ergänzende Netzfänge von der Abend- gestuften Zwergfledermaus (Abb. 8) Fledermäuse dämmerung bis 01:00 Uhr durchgeführt. sind in der Obersteiermark nur alte Alle vier auf den Trautenfelser Na- Funde aus Eisenerz (Freitag 1994, turschutzflächen dokumentierten Ar- Fledermausbretter: Für spaltenbewoh- Kepka 1961) sowie aktuelle Vorkom- ten benötigen einen ausreichenden nende Arten wie die Mopsfledermaus men im Nationalpark Gesäuse und Altbaumbestand mit potenziellen oder die Zwergfledermaus eignen sich Umgebung bekannt (Pysarczuk et al. Quartieren. Als spaltenbewohnende Nistkästen besonders gut. Es wurden 2006; Pysarzcuk & Schmotzer 2010, Fledermäuse bewohnen sie natürlich daher im Mai Fledermausbretter (Bau- Kofler 2005). Aufgrund dieser geringen entstandene Höhlen von Fäulnisbäu- weise nach Deschka 2006) an das In- Anzahl an Nachweisen scheint das men oder verlassene Bruthöhlen von formations- und Beobachtungshäus- Vorkommen der Zwergfledermaus in Spechten. Eine besonders hohe An- chen sowie entlang der Gebüschreihen Trautenfels ebenfalls bedeutsam zu passung an Baumhöhlen als Sommer- angebracht. sein. Das Braune Langohr (Abb. 7) ist und Wochenstubenquartier besitzen eine in Österreich weit verbreitete Art wandernde Arten wie der Abendsegler. Ergebnisse und gilt als nicht gefährdet (Spitzenber- Anrisse im Stamm oder abstehende Mit den Rufdedektoren konnten fol- ger 2001, Zulka 2005). Der nächstge- Rinden werden von Fledermäusen gende Arten aufgezeichnet werden: legene Nachweis stammt vor dem Jahr ebenfalls als Sommerquartiere ge- Abendsegler (Nyctalus noctula), Mops- 1933 aus Irdning (Rebel 1933). Wei- nutzt. Besonders wichtig sind diese fledermaus (Barbastella barbastellus), tere, ältere Nachweise stammen aus für die Mopsfledermaus, welche sich Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrel- dem Ausseerland und dem steirischen auf diese engen Spalten spezialisiert lus) und Langohr (Plectus sp.). Am 27. Ennstal (Freitag 1994, Spitzenberger hat und überwiegend in Stammrissen, Juni 2017 gelang der Nachweis eines 2001). Ein aktuelles, wenn vermutlich unter abstehender Baumrinde und in Braunen Langohrs (Plecotus auritus) auch nur geringes Vorkommen liegt Gebäudespalten zu finden ist.

Abb. 5: Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) Abb. 6: Abendsegler (Nyctalus noctula)

25 Abb. 7: Braunes Langohr (Plecotus auritus) Abb. 8: Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Die Gebüschreihen und Waldränder Ein Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung GmbH, Admont. der Trautenfelser Naturschutzflächen (Mammalia, Chiroptera). Mitt. naturwiss. Pysarczuk, S. & Schmotzer, I. (2010): bieten nicht nur Quartiermöglichkei- Ver. Steiermark 124: 247–269. Monitoring der Fledermäuse im Natio- ten für Fledermäuse, sie sind auch als GeoMaus (2018): Datenbank und Fund- nalpark Gesäuse. Endbericht. Koordi- Leitstrukturen eine wesentliche Berei- meldungen von Kleinsäugern. Online am nationsstelle für Fledermausschutz und cherung ihres Jagdhabitats. Eine struk- 23.03.2018 http://kleinsaeuger.at/ -forschung in Österreich. Im Auftrag der turreiche und extensive Kulturlandschaft GeoMaus.html. apodemus OG, Haus Nationalpark Gesäuse GmbH, Admont. sowie ein hoher Anteil an Laub- und im Ennstal. Skiba, R. (2009): Europäische Fleder- Laubmischwaldbeständen im Umfeld Hammer, M. & Zahn, A. (2009): Kriteri- mäuse (2. Auflage). VerlagsKGWolf, sind ebenfalls bedeutsam. Diese finden en für die Wertung von Artnachweisen Magdeburg. sich vorwiegend im Schutzgebiet Enns- basierend auf Lautaufnahmen. Koordi- Resch, S.; Blatt, C. & Slotta-Bachmayr, altarme bei Niederstuttern. So ist die nationsstellen für Fledermausschutz in L. (2015): Populationsdichte und Habi- Enns entlang von Gebüschreihen gut Bayern, Erlangen. tatnutzung der Haselmaus Muscardinus als Jagdgebiet erreichbar. Insbesondere Juskaitis,ˇ R. & Büchner, S. (2010): Die avellanarius in einem Niedermoor. Joa- für die entlang von Gewässern jagende Haselmaus. Westarp Wissenschaften, nnea Zoologie 4: 5–23. Zwergfledermaus sowie für den Abend- Hohenwarsleben. Rebel, H. (1933): Die freilebenden Säu- segler handelt es sich dabei um wichtige Kepka, O. (1961): Über die Verbreitung getiere Österreichs. Österreichischer Lebensraumstrukturen. Der Straßen- einiger Fledermäuse in der Steiermark. Bundesverlag für Unterricht, Wissen- verkehr der Ennstaler Bundesstraße Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark 91: schaft und Kunst, Wien. stellt im Jagdgebiet eine besondere Ge- 58–76. Thurner, B.; Hofstädter, C.; Steiner, fährdung dar. Wie Richarz (2000) zeigt, Kofler, H. (2005): Natura 2000-Gebiet G. M.; Reiter, K.; Reiterer, F. & Poll- wird besonders die Zwergfledermaus „Pürgschachen Moos und ennsnahe heimer, M. (2011): Managementplan häufig Opfer von Kollisionen und auch Bereiche zwischen und dem Europaschutzgebiet 4: Wörschacher das Braune Langohr ist durch seinen Gesäuseeingang“ – Fachbericht Fleder- Moos und ennsnahe Bereiche. Endbe- langsamen und niedrigen Flug gefährdet. mäuse. Moorschutzverein Pürgschachen richt. Im Auftrag der Steiermärkischen im Auftrag des Amtes der Steiermärki- Landesregierung, Fachabteilung 13 C., Literatur schen Landesregierung, FA 13C. Krems. Blatt, C. & Resch, S. (2013): Haselmäuse Papillon, Y.; Butet, A.; Paillat, G. & Richarz, K. (2000): Auswirkungen von und Siebenschläfer im Nationalpark Ge- Milan-Pena, N. (2000): Insectivores Verkehrsstrassen auf Fledermäuse. säuse – Steiermark. Im Auftrag der Na- et Rongeurs de France: le Muscardin Laufener Seminarbeiträge 2: 71–84. tionalpark Gesäuse GmbH, Steiermark. Muscardinus avellanarius (Linné, 1758). Spitzenberger, F. (2001): Die Säuge- Bright, P. W.;Morris, P. A. & Mitchell-Jo- Arvicola 12: 39–51. tierfauna Österreichs. Medien nes, T. (2006): The dormouse conver- Pysarczuk, S.; Hüttmeir, U. & Reiter, G. Service, Graz. sation handbook. English Nature, Pe- (2006): Fledermäuse im Nationalpark Spitzenberger, F. (2004): Untersuchung terborough. Gesäuse. Endbericht. Koordinationsstel- der Gebäude bewohnenden Fledermäu- Collins, J. (2016): Bat surveys for profes- le für Fledermausschutz und -forschung. se im Bereich des NP Gesäuse Bericht. sional ecologists: good practice guide- Im Auftrag der Nationalpark Gesäuse Zulka, P. (2005): Rote Listen gefähr- lines. Bat Conservation Trust. GmbH, Alkoven. deter Tiere Österreichs: Checklisten, Deschka, C. (2006): Bau- und Montage- Pysarczuk, S. (2009): Bewertung des Gefährdungsanalysen, Handlungsbe- anleitung von Fledermausbrettern. önj Erhaltungszustandes für Kleine Hufei- darf – Teil 1: Säugetiere, Vögel, Heu- Haslach - Natur ohne Grenzen, Haslach. sennase, Großes Mausohr und Mops- schrecken, Wasserkäfer, Netzflügler, Freitag, B. (1994): Gebäudebewohnende fledermaus im Nationalpark Gesäuse. Schnabelfliegen, Tagfalter. Böhlau Fledermäuse in der Obersteiermark – Im Auftrag der Nationalpark Gesäuse Verlag, Wien.

26 Wolfgang Otte

Neuerscheinungen

DIETER VÖRÖS MONIKA KÜTTNER FRANZ JÄGER

Oppenberg. Eine Geschichte von Carl Haas und Karl Haas. Haus, Hof und Familie. Quellen Bergbau, Kunst und Menschen „Verschmelzung“ und „Entflechtung“ zur historischen Haus- und Familien- Eigenverlag. Oppenberg 2017. zweier gleichnamiger Künstlerper- forschung im Steiermärkischen 21 x 21 cm. 160 S. Mit 172 Farb- und sönlichkeiten des 19. Jahrhunderts Landesarchiv. 258 SW- Abbildungen. Steiermärkisches Landesarchiv und Ein Leitfaden für Archivbenützer € 49,50 ISBN 978-3-200-05096-9. Historischer Verein für Steiermark. Graz Steiermärkisches Landesarchiv. Graz Erhältlich im Buchhandel, im Muse- 2017. 24 x 30. 368 S. Mit 322 Abbildun- 2018. 21 x 29,5. 168 S. Mit 102 Abbildun- umsshop Schloss Trautenfels und im gen. € 59,-- ISBN 978-3-901938-27-6. gen. € 19,-- ISBN 978-3-901 938-28-3. Privatverkauf um € 45 bei Dieter Vörös, Erhältlich im Buchhandel, im Steiermär- Erhältlich im Buchhandel, im Steiermär- Oppenberg 45 (Mesnerhaus); kischen Landesarchiv und im kischen Landesarchiv und im [email protected] Museumsshop Schloss Trautenfels Museumsshop Schloss Trautenfels

Wer das Kleinod der Oppenberger Pfarr- kirche „Mariä Geburt“ kennt und schätzt, wird nun mit Interesse die neue Oppen- berger Chronik in die Hand nehmen. Nach vielen Jahren des Begleitens von Renovierungsarbeiten und persönlichen Monika Küttner ist es in verdienstvoller In dieser wertvollen Publikation werden Forschens legt Dieter Vörös eine Ge- Forschungsarbeit gelungen, die Werke die zahlreichen Quellen des Landesar- schichte des Gotteshauses vor, die mit des Landesarchäologen Carl Haas (1825- chivs vorgestellt, die zur Erforschung wahrlich überraschenden Details zur 1880) und des Landschaftsmalers Karl der Vergangenheit genutzt werden zeitlichen Einordnung des Gotteshau- Haas (1831-1895) zu entflechten und den können, wie historische Grundbücher, ses überzeugt. Darüber hinaus finden jeweiligen Urhebern zuzuordnen. Karl Urbare, Kataster uvm. Quellenbeispiele sich in dem reich bebilderten Buch viele Haas, der längere Zeit in Irdning lebte, hat mit gegenübergestellten Transkriptio- historische Details zum Leben im Op- zahlreiche detailgenaue Ansichten aus nen ermöglichen es, die Lesefertigkeit penberger Tal, der Almwirtschaft, der dem Bezirk Liezen geschaffen, darunter der Kurrentschrift zu schulen. Dieser Waldbewirtschaftung und dem Bergbau Panoramen vom Tamischbachturm und Leitfaden zur Archivnutzung ist allen in den umliegenden Karen. vom Mölbegg sowie mehrere Ansichten Geschichtsinteressierten wärmstens der Schlösser Pichlarn und Trautenfels. zu empfehlen.

KURT STÜWE und Nach ihrem erfolgreichen Buch „Die RUEDI HOMBERGER Geologie der Alpen aus der Luft“ wid- men sich die Autoren nun der Land- Steiermark aus der Luft schaftsvielfalt und dem Kulturreichtum Weishaupt Verlag. Gnas 2018. 30 x 24,5. der Steiermark. Vom Dachstein bis ins 208 S. Mit 182 Farbabbildungen. € 48,- Weinland erschließt sich ein überaus ISBN 978-3-7059-0509-2. informatives Bild über den geologischen Erhältlich im Buchhandel und im Aufbau sowie die historische, wirtschaftli- Museumsshop Schloss Trautenfels che und touristische Entwicklung unseres Bundeslandes.

27 Rückblick Einblick Ausblick

Veranstaltungsreihe „Gott und die Welt“ erfolgreich gestartet

Die Veranstaltungsreihe zur Sonderausstellung „Gott und die Welt. Woran glauben wir?“ findet im Rahmen eines LEADER Projektes statt. Mit dem Vortrag von Reinhold Esterbauer zum Thema „Schöpfung und Evolution – ein Widerspruch?„ und zwei weiteren Vorträgen mit Exkursion blicken wir auf einen erfolgreichen Start zurück. Johanna und Harald Schwab brachten den Teil- nehmerinnen und Teilnehmern das Wesen von Pilgerfahrt und Wallfahrt näher, in der Wallfahrtskirche am Frauenberg begleitetet von Pater Prior Maximilian Schiefermüller. Markus Ladstätter und Birgit Lesjak-Ladstätter gaben im Vortrag „Weltreligionen“ eine Orientierung und am "Pilgerweg der Religionen" oberhalb von Rottenmann Erklärungen aus verglei- chender und religionswissenschaftlicher Sicht.

Rundgang in der Sonderausstellung „Gott und die Welt“ | Fotos: K. Krenn Die Votivkammer in der Wallfahrtskirche Frauenberg

Wanderung am Pilgerweg zur Rottenmanner Hütte Am Pilgerweg: Skulptur mit Symbolen des Islam

Auf zwei Vorträge mit Exkursionen in dieser Veranstaltungsreihe möchten wir noch ganz besonders hinweisen:

„Fossilien in Mythologie und Aberglauben – der lange Weg zum Verständnis“ mit Mathias Harzhauser (Naturhistorisches Museum Wien) am Samstag, den 28. 7. 2018 von 9.00 –17.00 Uhr.

„Die Erde von oben – einmalig geschaffen oder ein Prozess ständiger Veränderung?“ mit Kurt Stüwe am Samstag, den 29. 9. 2018 von 9.00 –17.00 Uhr.

Die Veranstaltungen sind bei freiem Eintritt zugänglich, wir bitten um verbindliche Anmeldung unter 03682/22233 oder [email protected]

Wir freuen uns immer wieder über interessante Beiträge aus den Bereichen Kultur und Natur im Bezirk Liezen und angrenzenden Gebieten. Nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf oder senden Sie Ihren Bericht an den Verein Schloss Trautenfels, Email: [email protected] , oder direkt an Wolfgang Otte, Email: [email protected] . Die Berichte sollten einen Umfang von vier A4-Seiten Text inklusive Fotos nicht überschreiten.

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